Newsletter Ausgabe Juni 2013

Inhalt

Politik für den Mittelstand Tipps für Selbstständige

POLITIK FÜR DEN MITTELSTAND

1. Gespräch mit MdL, FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag NRW, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP

Christian Lindner gilt innerhalb seiner Partei als Favorit für die Nachfolge Philipp Röslers, wenn dieser – seiner Ankündigung folgend – sich in einigen Jahren aus dem politischen Geschehen zurückzieht. So war Lindner – inzwischen auch stellvertretender Vorsitzender der Bundes-FDP – maßgeblich daran beteiligt, dass auf dem letzten Sonderparteitag der Liberalen der Weg für Lohnuntergrenzen freigemacht wurde.

Gegen flächendeckende Mindestlöhne In einem ausführlichen Gedankenaustausch erläuterte Christian Lindner den BDS-Vertretern Rita Seiler, Hans-Peter Murmann und Joachim Schäfer seine Intentionen, warum er darauf gedrängt hatte, dass die FDP ihre bisherige ablehnende Haltung in dieser Frage modifiziert. Ihm gehe es darum, überall dort, wo es keinerlei Tarifverträge gibt, weiße Flecken zu beseitigen, wobei er Wert darauf lege, dass Lohnuntergrenzen ausschließlich durch Vertreter der Arbeitnehmer und Arbeitgeber festgelegt würden. Seine Partei sei gegen eine Zentralkommission, wie dies das Konzept der CDU vorsehe, weil diese dann auch bestehende Tarifverträge aushebeln könne. Unabhängig von den durch die Arbeitgeber und Arbeitnehmer festgelegten Lohnuntergrenzen müsse es nach Ansicht seiner Partei weiterhin Einstiegstarife für Auszubildende, gering qualifizierte Arbeitnehmer und langjährige Arbeitslose geben. „Flächendeckende gesetzlich festgelegte Mindestlöhne werden eine Hürde am Arbeitsmarkt darstellen, die durch den angesprochenen Personenkreis kaum zu überwinden ist“, setzte Christian Lindner ein deutliches Signal in Richtung .

Solidaritätsbeitrag zurückfahren Wie schon in der Vergangenheit stand auch das Thema Steuerpolitik ganz oben auf der Gesprächsagenda. Die BDS-Vertreter erinnerten Christian Lindner an die Versprechen seiner Partei im Wahljahr 2009, ein einfacheres und gerechteres Steuersystem durchzusetzen und vor allem die kalte Progression zu beseitigen. Dieses Wahlversprechen sei nicht eingelöst worden, kritisierte Joachim Schäfer und stellte die Frage, wie viel Glauben man daher künftigen Wahlversprechen schenken dürfe. Diese Vorhaltungen seien so nicht berechtigt, widersprach Christian Lindner und verwies auf Entlastungen der Steuerzahler in Höhe von insgesamt 22 Milliarden Euro seit dem Jahr 2009 durch die jetzige Bundesregierung. Zudem habe es bei der Eindämmung der Staatsverschuldung große Fortschritte gegeben. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland werde am Ende dieser Legislaturperiode der Bundeshaushalt kleiner sein als zu Beginn. Dass es nicht gelungen sei, die sogenannte kalte Progression zu dämpfen, sei der Blockadehaltung von SPD, Grünen und Linkspartei im Bundesrat geschuldet, hob Lindner hervor. Obwohl die Bundesregierung den Ländern angeboten habe, die Steuerausfälle in den Landeshaushalten zu kompensieren, hätten die Parteien links der politischen Mitte, allein aus wahltaktischen Gründen, das 2

Vorhaben blockiert. „Ein Skandal, dass durch diese Blockadehaltung der Staat stärker vom Aufschwung profitiert, als die Bürger, die den Aufschwung erarbeitet haben“, schrieb der FDP-Politiker den Oppositionsparteien ins Stammbuch.

Mit spitzer Feder rechnen Das BDS-Leib- und Magenthema „freiwillig in der GKV versicherte Selbstständige und deren fiktiv festgelegten Einkommen beziehungsweise Tarife“ wurde ebenfalls mit Christian Lindner und dem mittelstandspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Ralph Bombis, der dem Gespräch ebenfalls beiwohnte, beraten und diskutiert. Christian Lindner wurde gebeten, die Problematik mit Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zu erörtern. Er werde seinen Parteifreund Daniel Bahr bitten, sich dieses Themas anzunehmen und die BDS-Vorbehalte zu prüfen, sicherte der FDP- Fraktionsvorsitzende seinen Gesprächspartnern Murmann und Schäfer zu.

2. Gespräch mit Christian Freiherr von Stetten MdB und dem Parlamentskreis Mittelstand der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion

Der Parlamentskreis Mittelstand gehört zu den einflussreichsten Gruppierungen innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Mit Christian Freiherr von Stetten steht ein Unternehmer an der Spitze des PKM, für den die Probleme des selbstständigen Mittelstandes kein Buch mit sieben Siegeln sind. Der Parlamentskreis und der BDS pflegen seit Jahrzehnten einen engen Kontakt und einen regelmäßigen Gedankenaustausch. Mitte Mai trafen sich die Vorstände beider Organisationen in der Berliner Parlamentarischen Gesellschaft, um mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl aktuelle Probleme und offene Fragen zu diskutieren sowie gemeinsame Positionen zu verfestigen.

Reduzierung der Aufbewahrungsfristen BDS-Präsident Günther Hieber nahm in seinem Eingangsstatement Bezug auf die Pläne der schwarz- gelben Koalition, die Aufbewahrungsfristen für Steuer- und Sozialversicherungsunterlagen von zehn auf fünf Jahre zu verkürzen, was dann letztlich am Widerstand der Länder im Bundesrat gescheitert war. Hieber bat die Vertreter des PKM, „hier am Ball zu bleiben“, weil eine Reduzierung der Aufbewahrungsfristen eine spürbare Bürokratieentlastung mit sich bringe. Gleiches gelte für die Rückverlegung der Sozialversicherungsabgabetermine, fügte Hieber hinzu und unterbreitete den CDU-Bundestagsabgeordneten den BDS-Kompromissvorschlag, der sich an das Verfahren der Umsatzsteuervoranmeldung anlehnt. Der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentskreises, Ernst Hinsken (CSU), unterstrich in seiner Erwiderung, er mache keinen Hehl aus seiner Unterstützung für die BDS-Forderungen. Nur müsse man die Finanz- und Sozialpolitiker noch von der Richtigkeit derartiger Maßnahmen überzeugen. Gleichwohl wolle man bei einem demnächst anstehenden Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Rösler die vom BDS vorgetragenen Punkte auf die Tagesordnung setzen, versprach Hinsken.

Befristete Beschäftigungsverhältnisse BDS-Bundesschatzmeisterin Anke Nolte, Inhaberin eines Malerbetriebes, brachte das Thema „Befristete Arbeitsverhältnisse“ zur Sprache. Da insbesondere kleine und mittlere Unternehmen aufgrund wechselnder Auftragssituationen ihren Personalbedarf nicht langfristig planen könnten, sollten nach ihrer Ansicht befristete Beschäftigungsverhältnisse beliebig oft verlängert und wiederholt werden können, zudem Arbeitnehmer, die bereits befristete Beschäftigungsverhältnisse nachweisen könnten, mehr Chancen auf einen mittel- oder langfristig angelegten Arbeitsvertrag hätten. Weiterhin müsse es möglich sein, über betriebliche Bündnisse geringer qualifizierte Arbeitnehmer oder solche, die ihren Beruf schon seit Jahren nicht mehr ausgeübt hätten, für eine gewisse Zeit unter Tarif zu entlohnen, ohne dass deshalb sowohl der Betriebsinhaber als auch der Arbeitnehmer kriminalisiert würden. Auch könne es nicht angehen, dass bei einer Betriebsprüfung durch die Sozialversicherungsträger in solchen Fällen Nachforderungen erhoben würden, die sich am Tariflohn und nicht am tatsächlich gezahlten Lohn orientierten, kritisierte Nolte.

Realistische Beitragsbemessung Die Beitragsberechnung für die freiwillig in der GKV versicherten Selbstständigen wurde durch BDS- Vizepräsident Hans-Peter Murmann thematisiert. Seine Forderung: Die Beitragsbemessung muss sich an den tatsächlichen Einkünften orientieren und nicht an einem fiktiv festgelegten, vielfach höheren Verdienst. Andreas Lämmel verwies hierzu auf die einschlägigen Rechtssprechungen, die es noch schwieriger machten, Gesetze anzustoßen oder gar durchzusetzen. Zudem würde Bundesarbeitsmi- nisterin Ursula von der Leyen sich weigern, über Änderungen nachzudenken, geschweige denn, diese 3 vorzunehmen. Dennoch wolle der Parlamentskreis Mittelstand das Thema und damit die Problematik nicht zu den Akten legen, versprach Lämmel, sondern weiter dicke Bretter bohren.

Totale Übereinstimmung Für den Parlamentskreis Mittelstand sei das Treffen eine lohnende Stunde gewesen, hob Ernst Hinsken zum Abschluss der Unterredung hervor und betonte, dass er zu 98 Prozent Deckungsgleichheit zwischen den PKM- und den BDS-Positionen festgestellt habe. Eine solch hohe Übereinstimmung in den wichtigen Fragen der Mittelstandspolitik ermutige jetzt erst recht seinen Kreis, das für richtig Erachtete offensiv in die Parlamentsarbeit einzubringen, setzte Hinsken ein klares Signal Richtung weiterer Gespräche zwischen PKM und BDS.

Weitere Termine

25. Juni 2013 Sommerfest Parlamentskreis Mittelstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion 25. Juni 2013 MdB, CSU- Generalsekretär

TIPPS FÜR SELBSTSTÄNDIGE

1. Vorsicht bei Vereinbarungen zur Elternzeit

Das Bundesarbeitsgericht hat in einer Entscheidung vom 19.02.2013, Aktenzeichen: 9 AZR 461/11, entschieden, dass einvernehmliche Elternteilzeitregelungen nicht auf den Anspruch gemäß § 15 Abs. 6 BEEG anzurechnen sind! Geklagt hatte eine Arbeitnehmerin, die bei der Beklagten in Vollzeit als Personalreferentin beschäftigt war. Im Juni 2008 bekam die Klägerin ein Kind und beantragte Elternzeit für die Dauer von 2 Jahren. Der Beklagten teilte sie dann mit, dass sie nach einem halben Jahr zunächst 5 Monate lang für 15 Stunden pro Woche wieder arbeiten wolle und danach bis zum Ende der Elternzeit 20 Stunden pro Woche. Diesem Teilzeitwunsch stimmte die Beklagte ausdrücklich zu. 2 Monate vor Ablauf der 2-jährigen Elternzeit beantragte die Klägerin allerdings eine Verlängerung um ein weiteres Jahr unter Beibehaltung der Teilzeittätigkeit von 20 Stunden wöchentlich. Die Beklagte lehnte dies ab und schlug der Klägerin vor, entweder in Vollzeit oder gar nicht zu arbeiten. Aufgrund einer Umstellung des Personalbereichs kämen auf die Klägerin weitere Aufgaben zu, zudem stellten die Verhandlungen in den betrieblichen Gremien hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit der Klägerin. Eine gleichwertige juristisch qualifizierte Teilzeitkraft zur Abdeckung des entstehenden Bedarfs zu finden, sei nicht möglich. Die Klage der Arbeitnehmerin hatte vor dem Arbeitsgericht Erfolg, das Landesarbeitsgericht hob die Entscheidung auf, das Bundesarbeitsgericht gab der Klage wiederum statt. Danach muss die Beklagte die Klägerin ein weiteres Jahr mit 20 Stunden pro Woche in Elternteilzeit beschäftigen und zwar gemäß § 15 Abs. 6 und 7 BEEG. Arbeitnehmer können beim Arbeitgeber während der Elternzeit gemäß § 15 Abs. 5 S.1 BEEG eine Verringerung der Arbeitszeit und ihrer Ausgestaltung beantragen. Wenn eine einvernehmliche Regelung binnen vier Wochen nicht möglich ist, können Arbeitnehmer gemäß § 15 Abs. 6 BEEG unter der Voraussetzung des § 15 Abs. 7 BEEG während der Gesamtdauer der Elternzeit zwei Mal eine Verringerung der Arbeitszeit beanspruchen. Im hier entschiedenen Fall hatte die Klägerin zur Beginn der Elternzeit für 2 Zeiträume Elternzeit beantragt. Allerdings hat sie damit ihr Recht auf zweimalige Verringerung der Arbeitszeit nicht verwirkt, weil sich zur Beginn der Elternzeit die Arbeitsvertragsparteien einvernehmlich auf die Verringerung der Arbeitszeit auf zunächst 15, später 20 Stunden pro Woche geeinigt hatten. Solche einvernehmliche Regelungen sind allerdings nicht auf den Anspruch auf zweimalige Verringerung der Arbeitszeit anzurechnen!

Rückfragen: Stefan Engelhardt Alte Rabenstraße 32 20148 Telefon: +49 (0)40.76 99 99-21 Telefax: +49 (0)40.76 99 99-36 [email protected] www.roggelin.de

Verantwortlich für den Inhalt und Kontakt Hans-Peter Murmann, Geschäftsführender Vizepräsident, Bundesverband der Selbständigen e.V. Reinhardtstraße 35 10117 Berlin, E-Mail: [email protected] Bitte senden Sie den Newsletter an befreundete Selbstständige weiter. Anmelden und abbestellen unter [email protected]