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21 Mai — 20 Uhr

Der Mann, der vom kam Elbphilharmonie Kaistudio

20 Uhr Elbphilharmonie Kaistudio 21 — Mai

BMW 7er DER ANSPRUCH VON MORGEN DER MANN, DER VOM SIRIUS KAM Thomas von Steinaecker Autor David von Bassewitz Zeichner Paul Hübner Musikalische Konzeption, Klangregie

Präsentation der neuen Graphic Novel »Der Mann, der vom Sirius kam« von Thomas von Steinaecker und David von Bassewitz.

Musik: (1928–2007) Gesang der Jünglinge (1956)

Karlheinz Stockhausen (Auszüge) (1975)

BMW IST LANGJÄHRIGER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE

Abbildung zeigt Sonderausstattungen.

8331_BMW_Luxury_7er_Elbphilharmonie_Abendprogramm_148x210.indd 1 06.04.2018 08:48:43 MUSIK ALS UTOPIE Wie Karlheinz Stockhausen den der Zukunft schuf. Von Thomas von Steinaecker

Darmstadt, Sommer 1951. Bei den »Internationalen Ferienkursen für Neue Musik« herrscht Aufbruchsstimmung. Tagsüber besuchen die jungen Komponisten aus aller Welt Seminare mit Titeln wie »La musique concrète« oder eine Einführung in die Zwölftonmusik, die Theodor W. Adorno anstelle des erkrankten Arnold Schönberg hält. Abends diskutiert man auf den idyllischen Wiesen der Marien- höhe mit Blick über die Stadt, die noch in Trümmern liegt. Mich hat die Vorstel- lung immer berührt, wie hier eine Generation junger Komponisten buchstäblich im Schatten der Apokalypse, die zu diesem Zeitpunkt nur sechs Jahre zurück und ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt liegt, mit einem Eifer an der Neuerfindung der eigenen Mittel und Methoden arbeitet, der in der Musikgeschichte einzigartig ist. Ausgerechnet in den heute oft als hoffnungslos verstaubt geltenden und angeblich von »Adenauer-Mief« eingehüllten 1950er Jahre legten die Künstler eine Experimentierfreudigkeit an den Tag, die uns heute zuweilen ziemlich alt aussehen lässt.

Interessanterweise gab sich die Musik von allen Künsten am explizitesten utopisch. Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Diktatur und der Sinnlosigkeit des erfahrenen Leids gewinnt etwa das Konzept der seriellen Musik ideologische Dimensionen: Es geht um die vollkommene Gleichheit aller Parameter. Nicht nur – wie in der Zwölftonmusik – um die Tonhöhen, sondern um alle Elemente, um Erst kürzlich stellte sich heraus, dass sein Vater Simon, ein bekennender Nazi, die die vollkommene Sinnhaftigkeit selbst des kleinsten und scheinbar unwichtigsten Einweisung nicht zuletzt auch deshalb betrieb, um seine Haushälterin heiraten zu Details. Bei führt diese Vision in den 1950ern zu einer Verbindung können, mit der er dann zwei weitere Kinder hat. Stockhausen wird von seinem von Kommunismus und Serialität. Karlheinz Stockhausens Musik hingegen zielt Vater in die nationalsozialistische Lehrerbildungsanstalt abgeschoben, wo er ins unüberhörbar Religiöse (damals noch Katholische): Sehr schnell hat er nach körperlich misshandelt wird. In den letzten Kriegswochen wird er als Lazarett­ frühen elektronischen Studien das rein Abstrakte verlassen und schreibt mit helfer an der Front eingesetzt. Er erlebt Gefangenenerschießungen­ und muss »Gesang der Jünglinge« 1956 auf einen Text des Alten Testaments ein modernes durch Phosphorbomben Entstellte verarzten. Als er desertiert, sieht er auf seiner und ernst gemeintes Gotteslob. Flucht im Wald aufgehängte »Fahnenflüchtige«. Sein Vater, obwohl aus dem Ersten Weltkrieg kriegsversehrt, meldet sich freiwillig an die Front. »Mach’s gut«, Ich glaube, um Stockhausen, sein Werk und nicht zuletzt seinen geradezu manischen verabschiedet er sich trocken von seinem Sohn. Kurz darauf erhält der den Bescheid, Blick nach vorne zu verstehen, muss man sich seine Kindheit und Jugend vor Augen sein Vater sei gefallen. Stockhausen muss nun allein seine drei Geschwister und halten: Mit 16 Jahren ist Stockhausen Vollwaise. Was er bis dahin erlebt hat, über- Stiefmutter über Wasser halten, unter anderem als Knecht bei Bauern. Wer Stock- steigt eigentlich das, was ein Mensch verkraften kann. Er ist vier Jahre alt, da wird hausen privat erlebte, wusste, wie ungern er über seine Jugend sprach – und wenn, seine Mutter Gertrud in eine Nervenheilanstalt eingewiesen und 1942 vergast. brach er, auch noch als alter Mann, nicht selten in Tränen aus. Minol Connect orchestriert alle digitalen Ströme eines Gebäudes.

Durch seine Musik möchte Karlheinz Stockhausen fortan eine »bessere« – das heißt, ethisch hochstehende, vor allem aber geistig-religiöse – Welt herbeiführen. Der Blick geht bei ihm in das scheinbar Unerreichbare, in die Weite. Räumlich in die Sterne und zeitlich in die Zukunft, niemals zurück. »Furchtlos weiter« lautete Stockhausens Credo. Und es handelt sich bei »Gesang der Jünglinge« von Anfang an um ein in meinen Augen stark autobiografisches Projekt – was bei derart idealistischen, überpersönlichen Zielen auf den ersten Blick paradox anmutet. Doch ursprünglich wollte Stockhausen seinem »Gesang der Jünglinge« noch einen zweiten Teil anfügen, was nur Zeitnot verhinderte; darin wären nach Gott und seinen Werken auch Stockhausens Familie und Freunde gepriesen worden.

Stockhausen ist zugleich der konsequenteste unter den Darmstädter Komponisten jener Zeit. Aus der Idee heraus, neben sämtlichen Parametern auch die Klang- farbe perfekt bestimmen zu können, wendet er sich der elektronischen Musik zu. Die Diskrepanz zwischen dem in umfangreichen Schriften formulierten Anspruch und den tatsächlichen musikalischen Ergebnissen, die am Ende mit ihren Sinus- tönen sehr beschränkt klingen, ist heute zwar allerdings eher ernüchternd, fast grotesk. Auch kündigt sich hier ein merkwürdiger Widerspruch an, der bald zum Ende des seriellen Projekts führt: Die totale Bestimmung aller Parameter schafft bei strikter Befolgung genau das, wogegen sich ihre Idee eigentlich ursprünglich wandte – totale Kontrolle und eine Diktatur des Konzepts. Utopie wird Dystopie. Und dennoch beeindruckt auch hier wieder Stockhausens unbedingter Wille zum Neuen: Das Stück, das er parallel zum »Gesang der Jünglinge« schreibt, »«, soll zunächst Orchesterklänge mit elektronischer Musik und Tonbandaufnahmen kombinieren, bis er sich aus technischen Gründen dazu entschließt, drei ganze Orchester auf Podien im Raum zu verteilen. Ähnlich verhält es sich mit dem

Bild: powell83 »Tierkreis«, der die zwölf Sternzeichen und ihre Charaktere beschreibt: Ursprünglich für Glockenspiel konzipiert, fertigte er auch diverse Fassungen für Für aktuelle Anforderungen menschliche Interpreten an. an die Wohnungswirtschaft. So wenig Stockhausen mit den jeweils aktuellen Moden und Strömungen zu tun Machen Sie Ihre Immobilien zukunftsfähig – mit der haben möchte und stolz auf den Anspruch der eigenen Überzeitlichkeit war, so innovativen LoRaWAN™ basierten Lösung Minol Connect. offensichtlich ist doch, wie sehr er am Ende Kind seiner Zeit blieb. Ich glaube, kein Vernetzen Sie bereits heute intelligente Sensorik über das Internet. Mehr Transparenz, Effizienz und Flexibilität anderer seiner Kollegen machte einerseits so viele radikale Wandlungen durch sind keine Zukunftsmusik. Heute für Ihre Immobilien. und war Experimenten gegenüber derart offen wie er. Morgen für alles, was für Sie zählt.

minol.de/connect Auszug eines Originalbeitrags für das Musikmagazin VAN, www.van-magazin.de Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG Niederlassung | Spaldingstraße 64 | 20097 Hamburg | Tel.: +49 40 25 40 33-0 | [email protected]

Anzeigen_ElbPhilharmonie_17_18_final.indd 1 26.10.2017 12:32:42 THOMAS VON DAVID VON PAUL HÜBNER STEINAECKER BASSEWITZ Musikalische Konzeption, Autor Zeichnung Klangregie

David von Bassewitz wurde 1975 in Gie- ßen geboren, studierte Film in Erlangen- Nürnberg und Illustration in Würzburg und lebt heute in Hamburg. Er illustriert international vielfach ausgezeichnete Kampagnen für Werbeagenturen und Pu- blikationen. Für die Markenkampagne­ »Je spitzer die Feder …« des »Spiegel« wurde er 2010 vom Art Directors Club of Europe zum »Illustrator des Jahres« gewählt. In- ternationale Ausstellung seiner Arbeiten waren in der National Portrait Gallery London und auf dem New York Festival for Thomas von Steinaecker, geboren 1977 in International Advertising zu sehen. Seine Paul Hübner widmet sich als Interpret, Traunstein, ist ein vielfach preisgekrönter grafischen Short Stories »Peanut Butter« Komponist und Improvisator in besonde- Autor von Romanen und Hörspielen sowie und »City of God« über den Bürgerkrieg rem Maße neuer und experimenteller Dokumentarfilmer. Sein bislang letzter in Sierra Leone wurden in Singapur, Lagos Musik. DerTrompeter gastierte sowohl Roman, »Die Verteidigung des Paradie- und dem Museum für moderne Kunst in als Solist wie auch in Ensembles im In- ses« (2016, S. Fischer), war für den Deut- Frankfurt gezeigt. 2014 erschien die mit und Ausland; so beim Lucerne Festival, schen Buchpreis nominiert. Für seine dem Autor Peer Meter entwickelte grafi- der Münchner Biennale und Ultraschall­ Filme, vor allem über Komponisten des sche Erzählung »Vasmers Bruder«, die in Berlin. Erst kürzlich war er an der (Teil-) 20. Jahrhunderts wie Richard Strauss und die Graphic-Novel-Kollektion des Goethe- Aufführung von Stockhausens Oper , erhielt er unter anderem den Instituts aufgenommen wurde. »Donnerstag« aus dem Zyklus »« Echo Klassik. Zuletzt erschien von ihm im Rahmen des Internationalen Musik- die Graphic Novel »Der Sommer ihres fests Hamburg auf Kampnagel beteiligt. Lebens« (2017, Reprodukt, zusammen mit Er ist Preisträger etlicher Wettbewerbe der Zeichnerin Barbara Yelin). Als Zwölf- und stand bereits mit dem Symphonie- jähriger lernte Thomas von Steinaecker orchester des Bayerischen Rundfunks, den Komponisten Karlheinz Stockhausen der Lucerne Festival Academy und dem kennen. Aus der Begegnung entstand eine Modern auf der Bühne, außer- enge Beziehung, die bis zu dessen Tod dem in den eigenen Formationen 3® und 2007 anhielt. manufaktur für aktuelle musik. 2016 ver- öffentlichte er ein Handbuch über experi- mentelle Spieltechniken für Blechbläser. KONZERTVORSCHAU WIR D ANKEN

dem Hauptförderer

KARLHEINZ STOCKHAUSEN beim Internationalen Musikfest Hamburg

Das Internationale Musikfest Hamburg, in dessen dem Förderkreis Internationales Musikfest Hamburg Rahmen das heutige Konzert stattfindet, steht dieses Jahr unter dem Motto »Utopie«. Und so ist es kein Jürgen Abraham Birgitt und L eif Nilsson Zufall, dass Karlheinz Stockhausen darin ein großer Erica Ar enhold Zai und Edgar E. No rdmann Schwerpunkt gewidmet ist. Immerhin hat sich der Frank B reckwoldt Christiane und Dr. Lutz Peters berühmteste deutsche Komponist der Nachkriegszeit Ingeborg P rinzessin zu Schles wig-Holstein Änne und Har tmut Pleitz mit seinen visionären Klängen als einer der größten und Nik olaus Br oschek Martha Pulvermacher Stiftung Utopisten der Musikgeschichte erwiesen und zahl­ Annegret und Claus-G. B udelmann Gabriele und P eter Schwartzkopˆ reiche Künstler aller Genres beeinflusst. Zum Ab- Christa und Albert Büll Margaret und Joche n Sp ethmann schluss erklingt beim Musikfest sein spektakuläres Birgit G erlach Birgit St eenholdt-Schütt Werk »Gruppen« für drei Orchester im Mehr! Theater, Michael Haentjes und Hertigk Dief enbach das selbst orchestrale Brocken eines Gustav Mahler Barbara und Ian Kiru K aran Sarah Ann und Eg gert Voscherau oder Richard Strauss alt aussehen lässt. Ernst P eter K omrowski Anja und Dr . Fred W endt Sabine und Dr. Klaus Landry Hildegard und F ranz G ünter W olf 28.5. Mehr! Theater / »Gruppen« Marion Meyenburg Constanze und Christian Wriedt

sowie weiteren F örderern, die nicht genannt w erden möcht en.

den Förderern & Sponsoren Impressum Herausgeber: Internationales Musikfest Hamburg c/o HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jack F. Kurfess, Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Satz & Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: flyer-druck.de den Partnern Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 45069803, [email protected] Bildnachweis Der Mann, der vom Sirius kam (David von Bassewitz / Carlsen); Thomas von Steinaecker (Joachim Unseld); David von Bassewitz (unbezeichnet); Paul Hübner (unbezeichnet); Karlheinz Stockhausen, 1971 (unbezeichnet)

Musikfest-2018_Sponsorenseiten.inddMusikfest-2018_Sponsorenseiten 2 23.04.18 11:25 Anzeigen_ElbPhilharmonie_17_18_ nal.indd 1 www.musikfest-hamburg.de