Ultras, Über Den Fußball Hinaus! Masterarbeit
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Paul Preisig, BA Ultras, über den Fußball hinaus! Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Arts der Studienrichtung Global Studies an der Karl-Franzens- Universitä t Graz Betreuer: Univ. Prof. Leopold Neuhold Institut: Institut für Ethik und Gesellschaftslehre Graz, Februar 2018 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Eltern für jegliche Form der Unterstützung bedanken. Ein weiterer Dank gilt meinem Betreuer Univ. Prof. Leopold Neuhold, für die Möglichkeit, diese Arbeit verfassen zu können, sowie für die hilfreichen Anregungen und die konstruktive Kritik. Außerdem bedanke ich mich bei meinen Interviewpartnern aus der schwoaz-weißen Grazer Fanszene, ohne die diese Arbeit in dieser Form nicht entstehen hätte können. Dankeschön. 2 Ehrenwö rtliche Erklä rung Ich erklä re ehrenwö rtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbststä ndig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wö rtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ä hnlicher Form keiner anderen inlä ndischen oder auslä ndischen Prü fungsbehö rde vorgelegt und auch noch nicht verö ffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. Datum: Unterschrift: 3 Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG 6 2. FORSCHUNGSFRAGEN 7 3. DAS SPORTPUBLIKUM 8 3.1. DER FANBEGRIFF 9 3.1.1. MORRIS’ FANBEGRIFF 10 3.1.2. KATEGORISIERUNG VON FANSZENARIEN NACH HEITMEYER/PETER UND BEITZEL 11 3.2. DIE ZUSCHAUER BEIM FUßBALL 13 4. CHI SONO GLI ULTRÀ? 15 4.1. GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DER FANKULTUR 18 4.1.1. ENGLAND UND DIE ANFÄNGE 19 4.1.2. ITALIEN IM VORMARSCH 20 4.1.3. DEUTSCHLAND IM TREND 21 4.2 WAS MACHEN ULTRAS IM STADION? 23 4.2.1. CHOREOGRAPHIEN UND PYROTECHNIK 23 4.2.2. SYMBOLIK BEI CHOREOGRAPHIEN UND FANBEKLEIDUNG 26 4.2.3. FANGESÄNGE UND SPRECHCHÖRE 27 4.3. NORMEN UND WERTE VON ULTRAS 29 4.3.1. DAS ULTRA-MANIFEST 30 4.3.2. DER EINFLUSS VON FANS 33 4.3.3. SOZIALES ENGAGEMENT VON ULTRAS 35 5. UNTERSCHEIDUNG HOOLIGANS – ULTRAS 38 5.1. DER HOOLTRAS-BEGRIFF NACH PILZ 40 5.2. ULTRAS UND GEWALT 40 6. ULTRAS STURM GRAZ 42 6.1. INTERVIEWS MIT MITGLIEDERN DER STURM ULTRAS 45 6.1.2. HERANGEHENSWEISE UND VORBEREITUNG DER INTERVIEWS 45 6.1.3. THEMEN UND STRUKTUR DER INTERVIEWS 46 4 6.2. ERGEBNISSE DER INTERVIEWS 48 6.2.1. DIE BASICS – DIE DEFINITION 48 6.2.2. STRUKTUR DER FANGRUPPEN UND WIE WERDE ICH ULTRA? 50 6.2.3. DAS BESONDERE AN DER SZENE, DIE SOZIALE GRUPPE UND WAS WIRKLICH WICHTIG IST 52 6.2.4. DIVERSE THEMEN (POLITIK, IMAGE, FANFREUNDSCHAFTEN) 54 7. STADIONBEOBACHTUNG 57 7.1. TEILNEHMENDE BEOBACHTUNG 58 7.2. EINTAUCHEN IN DEN AUSWÄRTSSEKTOR 60 7.2.1. DIE ANREISE IM FANBUS 60 7.2.2. IM AUSWÄRTSSEKTOR 61 7.3. HEIMSPIEL 64 7.3.1. MAKRO-EBENE 65 7.3.2. MIKRO-EBENE 69 8. AUSBLICK 74 9. CONCLUSIO 74 10. LITERATUR 77 5 1. Einleitung „Fans werden oft die Seele des Vereins genannt – in Zeiten, in denen Spieler und Trainer kommen und gehen, sind sie allein diejenigen, die bleiben. Fans lassen sich bei all der Veränderung des Fußballs, hin zu einem aufgeblasenen Event, nicht komplett zum Kunden reduzieren.“1 Da ich selbst ein passionierter Fan des Fußballs bin und auch den Besuch live im Stadion noch immer einem im Fernsehen übertragenen Spiel vorziehe, interessiert mich dieses Thema schon seit meiner Kindheit enorm. Auch durch eine kurze Mitgliedschaft in einem Fanclub konnte ich erstmals Einblicke in einen solchen Verein gewinnen. Hier wurde mir klar, dass der Fußball zwar ein wichtiger Bestandteil des Fanseins ist, doch dass sich gleichzeitig viel mehr Prozesse und Themen im Inneren solcher Fanclubs abspielen. Das Netzwerk innerhalb eines Fanclubs und die Partnerschaften zu anderen verbündeten Fanclubs, die über Codes untereinander in den Stadien kommunizieren, sind hochgradig spannend und faszinierend. Durch meine Tätigkeit als Sportjournalist konnte ich dann vermehrt einen Einblick in das Fanwesen, in erster Linie der österreichischen Fanszene, gewinnen. Regelmäßige Stadionbesuche in Wien, Graz, Klagenfurt und Salzburg konnte ich mit meinem Beruf verbinden und lernte auch nach den Spielen vermehrt Fans und Ultras kennen. Dennoch war mein Wissen begrenzt. Ich konnte zwar in einigen Fachmagazinen (ballesterer, 11 Freunde, kicker, usw.) vieles nachlesen und mich langsam der Thematik der Ultras annähern, doch fehlte mir der persönliche Kontakt. Erst im Zuge meines Masterstudiums lernte ich vermehrt Kurvengeher der Merkur-Arena in Liebenau kennen, und es entwickelten sich Freundschaften. Gemeinsame Stadionbesuche an Wochenenden wurden allmählich zur Routine, und ich konnte stetig meinen Wissensstand erweitern. Angeregt durch die Lehrveranstaltung „Aspekte der Sportethik“ bei Univ. Prof. Leopold Neuhold wurde mir das Thema meiner Masterarbeit schnell klar. In dieser Masterarbeit möchte ich die Ultras genauer beleuchten. Eine Subkultur, die es geschafft hat, sich in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Wissenschaft sowohl in den Feldern der Soziologie, Sportethik, Wirtschaft, Ökologie als auch der Politikwissenschaften zu präsentieren. Für mich als Global Studies Student ist es damit 1 Dembowski, Gerd. Spieler kommen, Trainer gehen – Fans bleiben. In: BAFF (Hrsg.), Ballbesitz ist Diebstahl, S. 20 6 eine Verbindung dreier Kernthemen meines Studiums – Politik und Recht, Kultur und Soziologie sowie Ökologie. Aus allen drei Perspektiven könnte man Ultras beleuchten, doch möchte ich in meiner Arbeit besonders auch auf die sozialen Faktoren von Ultras und deren Motivation außerhalb ihrer eigentlichen Wirkungsstätte – des Stadions – näher eingehen. Als Werkzeuge dienen mir hier die Methodik von Interviews bzw. der Beobachtung, da ich es für eminent wichtig halte, sich einen groben Überblick vor Ort in der Kurve zu verschaffen, wenn man diese Gruppe näher verstehen möchte. Als bekennender Sturm-Graz-Fan und Student an der Uni Graz stellte sich für mich das Liebenauer Stadion als Ausgangspunkt und die Sturm-Ultras als geeigneter Vergleichspunkt zu europäischen Ultras dar. Da auch Stärke und Bekanntheit der Sturm- Graz-Fankulisse und der Geschichte international wie national sehr groß sind, lege ich den Fokus auf diese Gruppe. 2. Forschungsfragen Warum ist es für einen Grazer Fußballfan wichtig, Ultra zu sein? Die vorliegende Arbeit versucht die Forschungsfrage zu beantworten, was die Besonderheit am Wesen des Ultra-Seins ist, und damit einhergehend aufzuzeigen, welche Bedeutung die Ultras bereits in der Gesellschaft haben. Wer sind Ultras? Welche Normen und Werte definieren und fordern Ultras für und von sich selbst? Wie wird man zu einem Ultra? Wie schätzen Ultras ihre Außendarstellung ein, und wie stehen sie dazu? Können sie Einfluss nehmen aufgrund ihrer Reichweite und Bekanntheit? Weiters versucht diese Arbeit die Theorie einer der in den letzten 20 Jahren am stärksten wachsenden Subkulturen zu erklären und anhand von Beobachtungen und Interviews ihren Stellenwert in Graz aufzuzeigen. Im Zuge der Analysen widme ich mich dem Fanwesen in der Geschichte des Fußballs an sich und ziehe Vergleiche zu den Ursprüngen der Bewegung. Ziel der Arbeit soll es sein, eine Milieustudie der Ultras-Fanszene von Sturm Graz vorzulegen und kritisch zu betrachten. Um einen möglichst umfassenden Einblick zu erlangen, verknüpfe ich die Interviews mit teilnehmender Beobachtung bei Heim- und bei Auswärtsspielen, um auch die Mechanismen einer Ultra-Gruppe hautnah zu erleben. 7 Eine zweite Forschungsfrage bezog sich auf die Wechselwirkung zwischen Ultras und Verein bzw. der Stadtgesellschaft. Da ich im Zuge der Recherchen vermehrt auf die diversen Aktivitäten außerhalb des Stadions stieß, stellte ich mir die Frage, welchen Einfluss Ultras durch ihr soziales Engagement auf die Gesellschaft haben bzw. aus welchen Gründen sie ihn anstreben. In diesem Sinne stellte ich mir auch die Frage, ob man Ultras nicht auch als Ressource und Partner für Projekte sehen kann. 3. Das Sportpublikum Da es sich bei Ultras in erster Linie um eine Gruppe von Sportzuschauern handelt, möchte ich in diesem ersten Kapitel die Definition, oder besser gesagt, das Wesen des Sportpublikums erläutern. Weiters sollen der Fanbegriff nach verschiedenen Perspektiven erörtert und die Zuschauer des Fußballsportes kurz beschrieben werden, da es hier zu klaren Trennungen kommt, die für den weiteren Verlauf der Arbeit von Relevanz sind. Der Soziologe Markus R. Friederici versteht unter dem Begriff des „Zuschauers“ sowohl Personen, die passiv bzw. visuell eine Sportveranstaltung verfolgen als auch aktiv im Sinne von verbaler Unterstützung der Sportler sind2, was auf die Gruppe von Fans zutrifft. Die genauere Unterscheidung der diversen Fantypen folgt in einem späteren Kapitel, jedoch kann hier schon der Charakter eines Sportzusehers nach Weiß nähergebracht werden: „Sportzuschauer können sich über den Sieg einer Mannschaft freuen, über eine Niederlage ärgern und an spannenden Momenten teilhaben. Ohne Maßregelungen befürchten zu müssen, können sie Emotionen verbal und sogar körperlich ausdrücken. Sie dürfen sich umarmen, in die Luft springen, schreien, brüllen, aber auch schimpfen, fluchen usw., wobei sie in die besondere Situation zwischen Kameraderie und Anonymität einer Masse eingeschaltet sind.“3 Diese Beschreibung von Otmar Weiß veranschaulicht gut die Grundzüge der Sportzuschauer, die an den Wochenenden in die Stadien strömen. „Das Sportereignis per se erlaubt den Zuschauern, sich einander verbunden zu fühlen; (...) In 2 Vgl. Friederici Markus, Sportbegeisterung