Walther Vetter
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Walther Vetter DER KAPELLMEISTER BACH Versuch einer Deutung Bachs auf Grund seines Wirkens als Kapellmeister in Köthen Verlag Autonomie und Chaos Leipzig – Berlin www.autonomie-und-chaos.berlin 1 WALTHER VETTER DER KAPELLMEISTER BACH Erstveröffentlichung bei der Akademischen Verlagsgesellschaft Athenaion Potsdam (1950) Diese erste Neuausgabe versteht sich als Leseausgabe für an Johann Sebastian Bach interessierte Laien. Deshalb wurde auf den Anmerkungsapparat sowie Stichwort- und Personenregister verzichtet. Hinzugekommen sind mehrere Beiträge im Anhang, einige Abbildungen sowie ein Nachwort des Herausgebers (MvL). Das Titelbild zeigt mutmaßlich Johann Sebastian Bach in den Köthener Jahren; es wird Ernst Rentsch d.Ä. (etwa 1715) zugeschrieben. Standort: Angermuseum, Erfurt © 2020 für diese Neuausgabe Verlag Autonomie und Chaos Leipzig – Berlin © für die Texte bei den Rechteinhabern. ISBN 978-3-945980-48-4 Diese online–Veröffentlichung kann zum privaten Bedarf heruntergeladen werden. www.autonomie-und-chaos.berlin 2 WALTHER VETTER DER KAPELLMEISTER BACH INHALT Vorwort Walther Vetter 6 Einleitung 8 Erstes Hauptstück: Das Bachbild von Johann Gottfried Walther bis Goethe 16 I. Die älteste biographische Nachricht 17 II. Die Meinung des Sohnes und der Schüler 19 III. Die Briefe Philipp Emanuels 27 IV. Der Angriff Johann Adolf Scheibes 30 V. Friedrich Wilhelm Marpurg und Johann Adam Hiller 34 VI. Forkels Bachbuch 38 1. Bachs Vielseitigkeit 39 2. Der "heilige Stil" 40 3. Das Instrumentale und Vokale 42 4. Die Köthener Krise 45 VII. Gerber im Tonkünstlerlexikon 49 V1II. Reichardt und Goethe 53 Zweites Hauptstück: Der Weg nach Köthen I. Weimar und Köthen 60 II. Mühlhausen und die regulierte Kirchenmusik 65 III. Weimarer Persönlichkeiten 69 IV. Die Jagdkantate 71 1. Das lyrische Rezitativ 74 2. Jagdkantate und Pfingstkantate 78 3. Bach und der kirchliche Stil 89 Drittes Hauptstück: Köthen I. Das Orgelbüchlein 99 1. Bestimmung, Stil und Gliederung 99 2. Das Christ-ist-erstanden-Ethos 103 II. Die Situation in Köthen. Die Geburtstagsserenade 107 III. "Wer sich selbst erhöhet..." 114 IV. Das Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann 120 1. Klavierbüchlein und Wohltemperiertes Klavier 125 2. Klavierbüchlein und Inventionen 129 3. Die Mitarbeiter 135 www.autonomie-und-chaos.berlin 3 WALTHER VETTER DER KAPELLMEISTER BACH V. Das Notenbüchlein für Anna Magdalena von 1722 138 1. Anticalvinismus und Antimelancholicus 138 2. Das Nein zu Hamburg 141 3. Der Inhalt des Notenbuchs 143 VI. Anna Magdalenas Notenbuch von 1725 1. Der menschliche und sittliche Gehalt 144 2. Der instrumentale Anteil 149 3. Erbauliche Gedanken eines Tabakrauchers 152 VII. Das Wohltemperierte Klavier 156 1. Johann Kaspar Ferdinand Fischers Ariadne musica 162 2. Der psychologische Reiz der Tonart 165 3. Dynamik und Ausdruckswert 176 4. Planung und Größe 181 VIII. Repräsentative Kunst 186 1. Phantasie und Fuge g-moll 188 2. Die Brandenburgischen Konzerte a) Suite und Konzert 192 b) Dynamik, Rhythmik, motivische Arbeit 195 c) Die Fuge 212 d) Der Stil 220 e) "Ich liebe den Höchsten" 224 f) "Falsche Welt, dir trau' ich nicht" 227 3. Die Orchestersuiten 229 a) Die Sprache der Instrumente 231 b) Der Stimmungsgehalt 233 c) "Unser Mund sei voll Lachens" 236 Viertes Hauptstück: Der Weg seit Köthen 240 I. Der Brief an Georg Erdmann 245 II. Ringen ums Recht: der Fall Görner 248 III. Köthenscher Kapellmeister von Haus aus 253 IV. Geburtstags- und Adventskantate 255 V. Die Trauermusik 259 VI. Geburtstagsserenade und Pfingstkantate 265 VII. Erneutes Ringen ums Recht 1. Subdiakonus Gottlieb Gaudlitz 267 2. Hofrat Steger 269 3. Ernesti der Jüngere 273 4. Fürsten und Könige; Scheibe und Birnbaum 280 5. Zweimal sieben Jahre 282 www.autonomie-und-chaos.berlin 4 WALTHER VETTER DER KAPELLMEISTER BACH VIII. Stud. theol. Elias Bach 283 1. Anna Magdalena 284 2. "Überaus gut komponierte Klaviersachen" 286 a) "Du sollt gläuben und nit wanken" 287 b) Vom Tanz über die Fuge zum Volkslied 292 3. "Nu, Mieke, gib dein Guschel immer her" 296 IX. König und Künstler: Das Unzulängliche wird Ereignis 301 Fünftes Hauptstück: Das Bachbild von Goethe bis Nietzsche 309 I. Goethe und Zelter 310 II. Friedrich Rochlitz 315 III. Robert Franz 320 1. Bachästhetik des Praktikers 321 2. Das Magnificat 323 a) Die Schmerzenreiche 325 b) Das Herz der Hoffärtigen 328 IV. Theodor Mosewius 331 V. Karl von Winterfeld 333 VI. Friedrich Nietzsche 337 1. Der moderne Wesenszug 338 2. Die musikalische Dreifaltigkeit 340 Ausklang 343 Anhang zur Neuausgabe: 1 Friedrich Smend: Zum Verhältnis von "Weltlichem" und "Geistlichem" bei J.S.Bach 349 2 "Der Endzweck" – Das Entlassungsgesuch Bachs an den Rat der Stadt Mühlhausen 360 3 Johann Sebastian Bach: Zwei Briefe an Georg Erdmann, Danzig 362 4 Rosalyn Tureck: Bach in the Twentieth Century 372 5 Eta Harich-Schneider: Bach, das Cembalo und die Ästhetik der Vernunft 378 6 Hans Henny Jahnn: Frühe Begegnung mit Günther Ramin – Die Restauration der Arp Schnitger-Orgel in St. Jacobi Hamburg 385 Mondrian v. Lüttichau: Nachwort 2020 397 www.autonomie-und-chaos.berlin 5 WALTHER VETTER DER KAPELLMEISTER BACH Vorwort Walther Vetter Dieses Buch will etwas Vorläufiges sein. Man könnte es Präliminarien zu einer Bachbiographie nennen. Die Probleme um Bach sind zu einer solchen Fülle gediehen, daß nur derjenige Forscher sie in ihrer Gesamtheit meistern wird, der sich ihre Bewältigung zur Lebensaufgabe gemacht hat. Hier wird nur ein einziges dieser Probleme angeschnitten. Es heißt: Bach in Köthen, oder: Hofkapellmeister Bach, Bach und der Calvinismus, Bach und die Konfessionen, vielleicht auch: Bach und die Welt. Auch andere Fragen spielen hinein: Bach und das musikalische Parodieverfahren, Weltlich und Kirchlich bei Bach. Der Verlag wünschte ganz allgemein ein Bachbuch. Das Sonderthema ist mein Eigentum und geht allein auf meine Verantwortung. Kein Dritter regte es an. Gleichwohl stand ich unter einem Zwange: dem des Gewissens. Es diktierte mir, endlich das Problem, das ich seit meiner Bachvorlesung an der Hamburgischen Universität im Wintersemester 1930/31 mit mir herumtrug, öffentlich zu behandeln, obwohl dies nach Vernichtung meiner sämtlichen Vorarbeiten durch den Krieg mit besonderen Schwierigkeiten verbunden war. Die Eigenart des Themas machte eine verhältnismäßig weitgehende Auseinandersetzung mit dem Schrifttume notwendig. Polemischer Fürwitz kitzelte mich nicht. Polemik wäre höchstens gegenüber gewissen pseudowissenschaftlichen Schriftstellern, die im Hinblick auf das Bachjahr 1950 Morgenluft wittern, am Platze gewesen; es wurde für richtig befunden, diese Produkte zu ignorieren. Die Bachforschung ist so reich an tüchtigen Köpfen, daß ich es mir leisten konnte, nur solche Autoren zu zitieren, denen alle Welt Achtung, und mich mit einigen auseinanderzusetzen, denen sie Ehrerbietung entgegenbringt. In jedem Falle stand die Sache Bachs höher als das Forschungsergebnis des Gelehrten. Auf Lesbarkeit und auch aufs äußere Druckbild wurde einige Sorgfalt verwendet. Das Buch will nicht nur in die Tiefe, sondern zugleich in die Breite wirken. Auf einen umfangreichen Anmerkungsapparat konnte nicht verzichtet, der Text durfte jedoch nicht mit ihm belastet werden. Gewiß enthält der Anhang manches Wesentliche, aber mehr für den Fachmann als für den Liebhaber; dieser braucht sich mit ihm zunächst nicht abzuquälen. Anführungsstriche wurden nur www.autonomie-und-chaos.berlin 6 WALTHER VETTER DER KAPELLMEISTER BACH bei längeren wörtlichen Zitaten gesetzt. Anführungen mittels indirekter Rede und Zitate wortgetreuer Bruchstücke wurden nicht besonders gekennzeichnet. Aber auch in diesen Fällen wurde natürlich auf die dazugehörige Anmerkung verwiesen, so daß der geistige Eigentümer jedes fremden Gedankens ausnahmslos festgestellt ist. 1 Alle lebenden Autoren, denen ich mich auch dort, wo ich andere Wege gehe als sie, zu Dank für wertvolle Anregung verbunden fühle, kann ich an dieser Stelle nicht besonders namhaft machen; zu ihnen gehören Besseler, Blume, Gurlitt, Moser, Steglich. Wo aber auch immer ich nachgrub, stieß ich auf große Namen wie Spitta, Kretzschmar, Abert und Schering, dabei innewerdend, daß ich in die Fußstapfen jener Inhaber des Berliner musikwissenschaftlichen Lehrstuhls einlenkte, deren Erbe das Geschick als schwere Bürde auf meine Schultern legte. So entstand das Buch über den Kapellmeister Bach. Berlin, im Januar 1950 Walther Vetter 1 Auf die Anmerkungen wurde für die Neuausgabe – die sich nach 70 Jahren nicht mehr an die fachwissenschaftliche Leserschaft richtet – verzichtet. www.autonomie-und-chaos.berlin 7 WALTHER VETTER DER KAPELLMEISTER BACH EINLEITUNG Kein Bachbiograph ist um das Thema Bach in Köthen herumgekommen, aber keiner hat alle notwendigen Folgerungen daraus gezogen. Wenn nunmehr der Versuch, diese Folgerungen zu ziehen, gewagt wird, geschieht es nicht aus einem Gefühle der Überlegenheit heraus. Keiner, der die Verdienste der älteren Bachforschung kennt, wird sich in der Vorstellung sonnen, wie herrlich weit wir Heutige es gebracht hätten. Die moderne Einzelforschung hat zwar viele Teilergebnisse erzielt, aber Bachs Gesamterscheinung wird noch immer unter veralteter Perspektive betrachtet. Wenn der hervorragende englische Historiker Charles Sanford Terry nachholte, was die deutsche Bachforschung bis 1928 versäumt hatte, und im rein Biographischen einen großen Schritt über Philipp Spitta hinaustat, hat doch auch er jene Folgerungen, von denen hier die Rede ist, nicht gezogen, besonders auch nicht, was Bach in Köthen anlangt. Man hat zwar längst bemerkt, daß die Rechnung Köthen nicht in