Scheinorchideen () Heinz Haberl

Abstract Roscoeaspecies ()fascinate by theirorchidlike fowers. Hintsfor theircultivation andpropagation aregiven. Te speciesare shortlydescribed.

Zusammenfassung Roscoea-Arten (Zingiberaceae)begeisterndurch ihre orchideenähnlichen Blüten.EswerdenKulturtippsund Hinweise zu ihrerVermehrunggegeben unddie einzelnen Arten kurz beschrieben.

1. Einleitung DerGattungsname Roscoea (Zingiberaceae) ehrt William Roscoe (1753-1831), Gründer desBotanischen Gartensvon LiverpoolimJah- re 1802.Die ersteBeschreibungeiner Roscoea stammt vondem englischen Arzt undPfanzen- kenner JamesEduard Smith (1759-1828), der auchBegründer der LinneanSocietyinNor- wich warund Abhandlungen überdie Flora vonEngland undGriechenlandpublizierte. Roscoea-Arten kommen im Himalaya in Höhen bis über4000 mvor.Einige habenein weites Verbreitungsgebiet, dasvon Pakistan über Kaschmir,,Sikkimund bisnach (Yunnan undSichuan)reicht. Im Laufeder Zeit interessierten sich zahlrei- chePfanzensammler,Botaniker undGärtner fürdie attraktiven Scheinorchideen, darunter weitläufgenFlusslandschaften desHimalayas derWienerJosef F. CharlesRock (1884- gefunden. Im Laufeder Jahrewurden gärtne- 1962)oder derEngländer Frank Kingdon rischdiverse Farbvarianten ausgelesen und Ward (1885-1958). In jüngster Zeit,seitChina wahrscheinlichaucheinige Hybriden erzeugt, dieGrenzenfürwestliche Besuchergeöfnet diekommerziell genutztwerden. hat, wurden zahlreicheExpeditionendurchge- führt, aufdenen fürwissenschaftlicheUntersu- 2. Äußeres Escheinungsbild chungenauchScheinorchideen gesammelt Roscoea-Arten werden je nach Art5bis 100cm wurden. Eine moderne Bearbeitung der Gat- hoch.Das Farbspektrum ihrer Blüten reicht tung Roscoea liegtvon Cowley (2007) vor. vonweißübergelb, rosa,rot,purpurbis violett Hiernach umfasst Roscoea 20 Arten,6Varietä- undmauve.Ihreorchideenähnlichen Blüten ten,21Formenund eine Hybridezwischen verleihenden Pfanzeneinen besonderen exoti- und R. auriculata.Mögli- schenReiz. Leider sind dieBlütensehrkurzle- cherweise werden in Zukunftnocheinige neue big. Roscoeen habenein Rhizommit feischi- Scheinorchideeninden bisher unerforschten gen, verdickten Wurzeln, diesehrleicht brechen. DieStauden entwickelneinen aus Blätterngebildeten,steilaufragenden Schein- Abb. 1: Roscoeaalpina. stamm. Diemeist dunkelgrünenBlätter sind

85 lanzettförmig biseiförmig-lanzettlich und manchmal etwasbehaart.Ihr ährenförmiger Blütenstand umfassteineodermehrere Blüten, diemeist nacheinander aufblühen. Beieinigen Arten sind dieBlütendeutlichgestielt. DieBlü- ten werden bis6cm lang und5cm breit. Ihre Lippeist durchzweioft tief eingeschnittene Lappen charakterisiert.Eines der Blütenblätter stehtaufrechtund isthelm- biskapuzenförmig geformt. DieSamen reifenineiner Kapsel, wel- chezunächst vomPseudostammumschlossen wird undverborgenist. Erst zurReifezeit wird dieKapsel freigegeben. Im Laufeihrer Ent- wicklung bishin zurSamenreife verändern ScheinorchideenihreGrößeoft merklich und habendadurch einenganzunterschiedlichen Habitus.

3. Standorts-und Kulturbedingungen Scheinorchideensindankalte,trockeneWinter undheiße, nasseSommerangepasst. Siebevor- zugenlehmhaltige, humusreicheBöden über Kalkgestein. Je nach Artkommensie aufBerg- wiesen,anWaldrändern, in prallerSonne oder im Halbschatten vor. Manche scheinen in nur kleinenArealen alsEndemiten vorzukommen. Einige Arten erweisensichbei leichtem Winter- schutz (Vliesabdeckung) in Mitteleuropa als absolutwinterhart.SeitJahrengedeihen Roscoea auriculata und R.xbeesiana im Steingarten des Autors in einemetwas erhöhten Beet in Ge- meinschaftmit Cypripedium calceolus, Pleione limprichtii und Lilium martagon var. cattaniae. Roscoeen kommen am besten unter lichten BüschenoderimSteingarten zurGeltung.Al- lerdings istzumindest im pannonischen Klima, wieesinder Umgebung vonWienvorherrscht, aufSchutzvor strengerWinterkältesowie an- haltenden Regenfällen zu achten. In Gebieten mitWeinbauklima(z.B. Rhein- Main-Gebiet) sind diePfanzennicht ganz so

Abb. 2(oben): Roscoeaauriculata ’Floriade‘. Abb. 3(Mitte): Roscoeaaustralis. Abb. 4(unten): Roscoea x beesiana ’Monique‘. Abb. 5(Seite87): Roscoeabrandisii ’Purple King‘.

86 empfndlich.Die Jungpfanzenvon R. purpurea wurden teils mitAcrylvlies, teils mitLaub und Fichtenreiserngeschützt. Roscoea scillifolia ver- bliebjedochohneSchutzmaßnahme. Im Pal- mengarten wurde dieErfahrunggemacht,dass dierosablütige Form im Frankfurter Klimaab- soluthartist, diedunkle Auslesedagegen ging verloren. DierosaFormverbreitetsichstark durchSelbstaussaat.InHeidelbergbraucht R. cautleyoides sogargar keinen Schutz. Diefolgenden Kulturhinweise beziehen sich aufdie Erfahrungendes Autors in seinem Gar- ten in Wien. Ohne Schutzmaßnahmen gibt es beiungünstigenkalten oder nassen Witte- rungssituationen Verluste der Pfanzen. Andau- erndeBodenfeuchtigkeit führtunweigerlich zumVerfaulen der feischigenWurzeln.Die Pfanzensollten deshalbentweder miteiner tro- Boden gesetzten Pfanzen. Arten mitgroßen ckenen Torfschichtund einerGlasabdeckung Wurzelstöcken undlangen feischigenWurzeln frostfrei gehalten oder im Spätherbst ausdem verlangenrelativ hohe unddeshalb großeTöp- Boden genommen undinVermiculitfrostfrei fe. Wenn Nachtfröstenicht mehr zu erwarten undtrocken überwintertwerden. sind,werden dieTöpfeins Freiegestelltund An günstigenStandortenbildensichim angegossen. Am Standort sollte vorallem später Laufeder Zeit größere „Klumpen“ vonWur- im HochsommerpralleMittagssonnevermie- zelstöcken. Sind mehrere Arten oder Sorten in den werden. Am besten werden zudem dieTöp- Kultur,werdensie am besten in größeren Ton- fe in dieErdeeingegraben, um ein Überhitzen töpfen gehalten, damitsie sich nichtdurchmi- desWurzelstockes wirksamzuverhindern. schen. Ende Februarwerden dieWurzelstöcke Manche Arten brauchenbis zumAustrieb in neuesSubstratgesetzt,belässtsie aber weiter einige Zeit.Nachder Blüte wachsendie Pfan- in frostfreien hellen Räumen. DieTöpfemüs- zenweiterund entwickelnihrevolle Größe. sentiefgenug sein,umDrainagesteineund Deshalbist der Bewässerungweiterhin Augen- Wurzelnaufnehmen zu können. Überden merk zu schenken. Wenn dieBlätter der Pfan- Austriebsknospen sollte sich eine 5bis 10 cm ze vergilben,setzt mandie Wassergabenab dickeSubstratschicht befnden. Dieobersten undlässtsie einziehen. Vorden ersten Frösten 2cmdes Topfes werden mitMulch oder Grit werden dieWurzelstöckeaus dem Topf ge- aufgefüllt. Dies verhindertdas Austrocknen nommen undtrocken überwintert. Pfanzen wieauchden Austrieb vonBeikräutern. Nach können auchinden Tontöpfen in einemfrost- dem Einsetzenmüssen dieWurzelstöckestark geschützten Raum biszum Frühjahr überwin- angegossenwerden. Danach lässtman das tern. DieseMethode istzwarwenigerzeitauf- Substratbis zumneuerlichenGießen austrock- wendig, hataberden Nachteil, dass die nen. Biszum Austrieb werden diePfanzen Ausbildung der neuen Wurzelstöckenicht kon- mildfeuchtgehalten. trolliertwerden kann. Währendder Wachstumsperiode brauchen BeiPfanzungen im Garten ist ähnlich vor- diePfanzenvielFeuchtigkeit, aber keineStau- zugehen wiebei den Topfkulturen. Winter- nässe. Es istdaraufzuachten,dassdie Erde nie undNässeschutzinder Frostperiodemüssen ganz austrocknet. DieTopfkultur hatden Vor- unbedingtbeachtetwerden. Werden dieWur- teil, dass dieBewässerungkontrolliertund bes- zelstock-Kolonien im Laufeder Jahrezugroß, serdosiert werden kannals beidirektinden sollte geteilt werden. Dieganzjährige Pfegeim

87 Stelle verhindert. Einguter Wasserabzug wird miteiner zwei Finger hohenSchicht ausKalk- steinund/oder Bimskies erreicht, diemit einem passenden Stück Vlies überdecktwird. Wird dasSubstratnicht jährlich erneuert, sind wäh- rendder Wachstumsperiode 14-tägige Gaben vonFlüssigdüngernangebracht. Idealist es, zumGießen Regenwasserzuverwenden. Bei guter PfegebeginntinWienjenachWitterung dieBlütezeit Ende Aprilmit Roscoea cautleyoides undsetzt sich biszum Oktober mit R. purpurea fort,wobei dieHauptblütezeit in dieMonate Juni bisAugustfällt. Beifeuchtem Sommer kann R. cautleyoides sogarein zweitesMal im September zurBlüte kommen. Roscoeen sind sehrrobuste Pfanzen. Bisher sind keineSchäd- linge undKrankheiten bekannt geworden,die Glashaus istnur zu empfehlen, wenneinestän- zumVerlust vonPfanzenführen. Blattläuse dige Durchlüftunggegebenist. Roscoeen undRoteSpinnmilben werden mithandelsüb- wachsenpraktisch in jeder Gartenerde. Anzu- lichen Spritzmittelnbehandelt.Die größten streben isteinemöglichstpH-neutrale Zusam- Gefahren fürdie Pfanzengehen vonNackt- mensetzung. schneckenaus. BesondersguteErfahrungenmachteder Au- tormit folgender Mischung:35% Rhododen- 4. Vermehrung dronerde,(fertigesSubstrat),35% Cyclamen- DieVermehrungvon Roscoea istauf zweierlei erde,(fertigesSubstrat),10% Quarzsand, Artund Weisemöglich. DasTeilender (Rasenquarz),5%Edasil(Lehmgranulat), samt der feischigenWurzeln nach dem Heraus- 5% Vermiculit (mineralischer Zuschlagsstof), nehmen ausder Erde istdie sichersteMöglich- 5% Seramis(Ziegelsplitt), 5% Föhrenrinden keit.Nachdem Absterben der oberirdischen (5-mm-Schnitzel),vermischt mitetwas Holz- Triebe werden dieWurzelballensorgfältig aus kohlegrus. Dazu wird einwenig organischer demSubstratgenommenund dieumgebende Dünger (Blut-,Fisch-oderKnochenmehl), Erde vorsichtig ausgespült.Die alten Wurzeln oder Wurzel-Turbo untergehoben. werden herausgebrochen, ohne dabeidie neuge- Um dasRhizom herum hatsichetwas grob- bildeten helleren Wurzelnzubeschädigen. Vor- körnigerSandbewährt, der einFaulenandieser sichtist geboten,denndie neugebildeten Wur-

Nach Erfahrungvon Helmut Rau von Aussaaterde und50% Quarzsand. Ende der Gärtnerei Gingerworldaus München- Maiwerden dieTöpfchen ins Freiegestellt. Olchingist dieAussaat von R. australis BeiSonnenscheinwerden diePfänzchen und R. scillifolia in körnigemPerlite bei zwei Maltäglich10Minuten lang feinbe- Temperaturen zwischen 22 und28° Csehr regnet.AnfangJunierhaltendie jungen erfolgreich.NachEndeder Frostperiode Roscoea-Pfänzchenein paar Düngerkörner werden dieSämlinge in 9cmbreiteTöpfen alsAufzuchtnahrung. Bereits im August pikiertund kommen ins Kalthaus.Ideales können beiden Pfanzenvereinzelt Blüten Substratist hier einGemisch aus50% erscheinen.

88 zelverdickungen brechensehrleichtab. Diein strumpf). DiegetrocknetenSamen können so- sich verhakten Wurzelstöcke werden voneinan- fort in einemSaatkistchen, dasintorfhaltigen der getrennt.Mit einemWasserstrahlkanndas Boden eingesenkt wird,ausgesätwerden. Win- anhaftende Substratgelockert undmit einem terschutz istnicht zu vergessen,allerdingsgibt Borstenpinsel vorsichtig entfernt werden.Die es noch zu wenig Erfahrungdarüber, wiewin- gereinigten Wurzelstöcke werden zumTrock- terhartdie Samen der einzelnen Arten tatsäch- nenauf einensaugfähigenUntergrundgelegt. lich sind.ImAllgemeinenlaufendie Samen Miteinem Gebläse kannder Trocknungsvor- aber gutauf.Man kanndie Samen auch über gang beschleunigt werden. Danach werden die den Winter trockenaufheben. Im Frühjahr Wurzelstöcke in mitVermiculitgefüllten werden dieSamenkörner 24 Stunden in lau- Kunststofboxen frostfrei überwintert. warmem Wasser eingeweichtund dann ausge- DiezweiteVarianteist dieVermehrungaus sät(mündlicheMitt. F. Kummert). Es dauertje Samen. Hierbei istzubeachten,dassauchHyb- nach Artmeist zwei bisvierJahre,ehe dieJung- riden entstehenkönnen,wennmehrere Arten pfanzendas ersteMal blühen. oder Sorten gleichzeitig in unmittelbarer Nähe blühen. Am sichersten istdie Bestäubungmit 5. Verschiedene Roscoea-Arten einemweichen Pinsel unddie Fernhaltungvon Roscoea alpina wurde vonRowle 1839 be- Insektendurch feine Gaze (z.B.Damen- schrieben. Sieist eine im östlichen Himalaya- gebiet weit verbreiteteArt.Der schottische Reisende undBotaniker J. Drummond (1800- 1863)sammelteScheinorchideen mitden Be- Abb. 6(Seite88): Rhizomvon R. brandisii. zeichnungen R. xiilis,R.longifolia und R. inter- Abb. 7(oben): Stattliche Gruppevon Roscoeacautleyoides. media,die alle mittlerweile R. alpina

89 zugeordnet wurden. Diepurpurbis fiederfar- ben, weiß oder rosa gefärbten Blüten erschei- nenvon Ende Maibis MitteAugust. Roscoea auriculata wurde 1904 vonKarl Schumann nach Pfanzenbeschrieben,die in der Umgebung desMount Everest vonJosef D. Hooker gesammeltwurden. Dietiefpur- purfarbigenBlütenund dieweißen Stamino- den machen den Reiz dieser Artaus. R. auricu- lata istauchimGartensehrblühwillig.Sie ist in undimsüdlichenTibet sehr verbrei- tet. In ihrer Heimat stellt siekeine besonderen Ansprücheund wächst sogaranStraßenrän- dern. AuffelsigenBöden in Waldlichtungen scheintsie sich besonderswohlzufühlen. Sie wächst vorallem in Höhenlagen von2100bis 4900 m. DieBlütezeit fälltzwischenMai und September. Roscoea australis wurde vonKingdon Ward 1956 am Mount Victoria in Burma aufgesam- melt undinKew kultiviert.IhreLaubblätter zeigenein sattes glänzendes Smaragdgrün. Die Blütensindtiefpurpurn gefärbtund öfnen sich nacheinander.Esgibtauchmilchig-weiß blühendeAlbinoformen. Diesehrkräftig wir- kendenPfanzenwachsen aufsüdseitigengrasi- gen, steinigenHängen zwischen 2100und 3000 mHöhe.Ihr Fundortist der südlichste Ort, an dem Roscoea überhaupt nachgewiesen wurde,daher auchder Artbeiname. DieBlüte- zeit fälltindie Monate Maibis Juli. Roscoea bhutanica istneben R. alpina und R. purpurea eine der drei in Bhutan vorkom- menden Scheinorchideen. AufälligsteMerk- male sind dieunregelmäßige Anordnungder Laubblätter unddas lange, schmaleRückenblü- tenblatt. DieArt wächst in Lichtungen von Kiefernwäldernauf ofenen,besonnten grasigen Flächen in Höhenvon 2200bis 3600 Metern. Blütezeit istvon Maibis August.

Abb. 8(oben): Blütendetail von Roscoeacautleyoides. Abb. 9(Mitte): Roscoeacautleyoides ’JefreyTomas‘. Abb. 10 (unten): Cautleya purpurea im Botanischen Garten Frankfurt. Nach dieser ausdem Himalaya stammenden Zingiberacee wurdeaufgrundder Ähnlichkeit Roscoeacautleyoides benannt.

90 DieerstenExemplarevon Roscoea brandisii wurden 1850 vonJ.D.Hooker in den Khasia HillsinAssam gefunden. Siehaben schmale, sichelförmige Blätter undsehrschmale,kom- paktepurpurroteBlüten. Diegelegentlichim Handel als R. brandisii ’Purple Giant‘ angebo- tenen Pfanzensindhöchstwahrscheinlich R. tumjensis. Dieechte R. brandisii istvermut- lich nichtinKultur. JamesE.Smith hat Roscoea capitata bereits 1822 gefunden. Sieist dieeinzige nepalesische Artmit gestieltem Blütenstand.Die Pfanzen wachsen auf überhängenden Grasbänken an steilen, oftsenkrechten Wänden im Taldes Buri Gandaki.Die Blütensindsehrklein und öfnensichnacheinander.IhreBlütenfarbeva- riiert von purpurrot übermauve,blauviolett undrosabis weiß. FranÇoisGagnepain beschriebdie von Abbé Jean Marie Delavay gesammelte Roscoea cautleyoides im Jahr 1902.Auchvon ihrgibtes, wiesooft beidieserGattung,mehrere Farbfor- men. Forrest fand in den 1920er Jahren eine gelbe Farbvariante. DieFarbauslesen einer matt-schwefelgelbenFormder Gärtnerei Bulley erhielt den Sortennamen ’Beesy‘. Sieist vermutlichder Ursprungder heuteweitverbrei- teten Sorte ’JefreyTomas‘. Roscoea cautleyoides stammt ausden chinesischen ProvinzenSichu- an undYunnan. Zwischen 2000 und3400m istsie aufnahezuallen Standorten zu fnden. Siefühltsichinofenen,steinigenWieseneben- so wohl wieanschattigen, lichten Stellenzwi- schenBüschenund Bäumen oder auffelsigen Hängen. VonMitte Maibis in den August hin- einerfreutsie durchihreBlüten. Roscoea debilis wächst in geringeren Höhen alsandere Arten der Gattung. Sieist kaum mit anderen Arten zu verwechselnund wirktwegen ihrer schlankenBlätter etwaszerbrechlich.Sie

Abb. 11 (oben): Roscoeahumeana. Abb. 12 (Mitte): Roscoeapurpurea. Abb. 13 (unten): Roscoea scillifolia.

91 wächst in Grasland,trockenen Weiden an der Basisvon Klippenund in Gesteinsspalten und auchanRändernvon MischwälderninHöhen von1600bis 2500 MeterninYunnanund Süd- Sichuan. Roscoea forrestii wurde nach dem englischen BotanikerGeorge Forrest (1873-1932) be- nannt, der in ChinaeineregeSammeltätigkeit entwickelte.Die Art ähnelt R. humeana,ist aber wenigerblühwillig undhat kleinere Blü- ten. Siehat ihrVerbreitungsgebietinYunnan undimsüdlichenSichuan.Sie gedeiht in Ge- steinsspalten undauf überhängenden,mit Gras bewachsenen Klippen. Man fndet sieauchun- ter Zwerg-Bambus undkleinerenBüschenin Höhenvon 1800 bis3400Metern. Roscoea ganeshensis könnte alskümmernde R. purpurea angesehen werden. Siewächst im Buri Gandaki-Tal aufetwa1900mHöhe in loserfel- sigerErde, in der nebenverschiedenen Gräsern auchFarne,Selaginellenund Orchideen wach- sen. ZumUnterschied von R. purpurea sind die gelbgrünlichenBlätter mitdunkelgrünemNetz undgewellten Rändernvon R. ganeshensis fein behaart.Der Gartenwert von R. ganeshensis ist im Hinblick aufden Blickfangdurch R. purpu- rea f. rubra eher gering,fürSammler aber sicher vongroßer Bedeutung. bildet diebreitesten Blätter innerhalb der Gattung. Es gibt verschiedenfar- bige Formen. DieBlüte erscheintoft schon MitteApril,immer vorder Ausbildung der Blätter.Die Pfanzensindzur Blütezeit nur etwa 20 cm hoch undentwickelnsicherstnach dem Abblühenzur vollen Größe. Es istnicht sicher,ob Roscoea kunmingensis den WegnachEuropaschon gefunden hat. Die einzige Beschreibung der Pfanze stammt von TongShao-Quan (1997)inder FloraYunna- nica.Die voneinigenGärtnereien angebotenen Pfanzenkönnten auch R. praecox sein.Beide

Abb. 14 (oben): Dunkelblütige Form von Roscoea scillifolia. Abb. 15 (Mitte): Blütendetail von Roscoea scillifolia. Abb. 16 (unten): Roscoea tibetica.

92 kommen in der Nähe der StadtKunming vor, R. kunmingensis hataberwesentlichkleinere Blüten miteinem tief gelappten Labellumund kleinenTragblättern. Roscoea nepalensis wurde bisher nurineinem kleinenGebietsüdlichvon Tukucha im Taldes Kali Gandaki-Flusses im nördlichen Zentral- Nepalnachgewiesen. DiePfanzenwachsen in vermoostem Kiefernwaldanofenen mitGras bewachsenenfelsigen, schattigenStellen in Hö- henum3000 m. DieBlüten sind rein weiß. 2002 beschriebder englischePfanzenliebhaber Edward Needham dieArt alsleichtzukulti- vieren,sodassinden nächsten Jahren miteiner weiteren Verbreitung der ArtinEuropagerech- netwerden kann. DasVerbreitungsgebiet von Roscoea praecox beschränktsichauf kleine GebieteinYunnan, Roscoea scillifolia wurde 1887 vonM.Dela- südlichvon Lijiangund Kunming.Sie iststark vay (1838-1895)bei Dali in Yunnan aufgefun- gefährdetdurch dieAbholzungder Bergwälder den.Die Blüten sind rosa,mauve,weiß oder tief unddas Aufstauen vonFlüssen.Sie gedeiht zwi- purpurngefärbt. schen1500und 2500 mHöhe.Von Aprilbis Eine der in Chinaamweitesten verbreiteten August erscheinen diepurpurgefärbten Blüten. Arten ist R. tibetica.Das Verbreitungsgebieter- Roscoea purpurea istdie farbvariabelsteArt. strecktsichvon Südost- (Xizang) über VieleverschiedeneFarbvariationensindbei Myanmarund Yunnan bisSichuan.Sie wurde Spezialgärtnereien vorallem in EnglandimAn- 1895 vomrussischenBotaniker Alexander gebot. In feuchten Bereichenwerdendie Pfan- Theodorowitsch Batalin (1847-1896)ein- zenetwadoppeltsohochals in eher trockenen geführt. An ihren Standplatz stellt siekeine be- Substraten. Sieerreichen eine Höhe von60cm. sonderen Anforderungen. Siegedeiht sowohl in Dienatürliche Verbreitung reichtimWesten sonnigen, sumpfgenWiesenwie in schattigen, vomHimalayaimNepal biszur Region um die trockenenKiefernwälderninHöhenvon 1800 Grenze zwischen Assamund Bhutan im Osten. bis4300Metern. Blütenfarbe undBlattform Siekommt von1500bis 3100 mHöhe in feuch- sind sehr variabel.InKultur fühltsie sich an ten Wiesen ebenso wieantrockenen steilen halbschattigenStandortenbesonders wohl. Waldlichtungen unter Sträuchern vor. Sieblüht 1992 entdeckten dieTeilnehmereiner Ne- vonJunibis September. pal-Expedition Roscoea tumjensis. Es scheint istbei unsnochselten eine Vielfalt an Farbformen zu geben. DieBlü- in Kultur.Die biszu45cmhohe Pfanze hat tezeit reichtvon Aprilbis Juli,inKultur auch unregelmäßig bisrosettig angeordneteBlätter. bisSeptember.Diese noch sehr selten in Kultur DieBlütenfarbe istdunkel oder rötlichpurpurn befndlichen undsehrwiderstandsfähigen oder weiß.Das Rückenblütenblatt weist meist Pfanzenzählen zu den frühblühenden Arten. eingesprenkeltesrötlichesPurpurauf undkann dadurchgut vonanderen Arten unterschieden Abb. 17 (oben): Roscoeawardii. werden. Im Garten hatsich R. schneideriana als Abb. 18 (Seite 94 oben): Überwinterungskästen mit sehrheikelgegenüberhoherSonneneinstrah- Roscoeen. lung erwiesen. In Kultur erfolgtder Austrieb Abb. 19 (Seite 94 unten): Im Spätsommerbesonders erst Mittebis Ende Juli.Die Pfanzensäen sich üppig blühendes Exemplar von R. purpurea im neuen beipassenden Bedingungenselbstaus. Asienbeet desPalmengartens.

93 doch graugrünerscheinen. DieBlüten sind rela- tivgroß undvon dunklerpurpurner Färbung. DieLippe hateingekerbte gekräuselte Lappen. Roscoea wardii wächst in Wiesen ebenso wiean ofenen grasigenStellen in lichten Rhododend- ronwäldern, an Ränderndichter Buschland- schaften wieanfeuchten,schattigenStellen in lichten Nadelwäldern. Mehr zu den einzelnen Arten istCowley (2007) zu entnehmen.

Dank Besonderer Dank gilt Herrn Dipl.Ing.Fritz Kummert,Rollsdorf,fürseine botanischenIn- formationen zurGattung Roscoea.Gedankt sei auchdem ehemaligenGartenmeister des AlpengartensimWienerSchloss Belvedere, Beiihnen zusagenden Bedingungenkönnen sie Herrn Robert Klaus(3), fürviele wertvolle über1Meter hoch werden. DieArt hatgroße Hinweisezur Pfanzenpfege. Dank gilt zudem Ähnlichkeit mit R. auriculata und R. purpurea. Sven Nürnberger fürkritische Durchsicht Kingdon Ward hat Roscoea wardii zwischen desManuskriptesund Ergänzungenzur 1926 und1933imGrenzgebietvon Indien (As- Roscoea-Kultur im Rhein-Main-Gebiet. sam), undChina (Xizang, Sichuan) aufgesammelt.Diese Arthat nur2bis 3Blätter, Literatur derenOberseite dunkelgrün, dieUnterseiteje- Cowley,J.2007: Te genus Roscoea. – Kew.

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