Der Jahresbericht des Petitions­ ausschusses. Ausgabe 2015

1 4 Vorwort

11 Der Jahresbericht des Petitionsausschusses Ausgabe 2015 12 Exklusives für Millionen 21 Aktuelle Schwerpunkte 26 Beispiele aus der Arbeit 56 Perspektiven des Petitionsausschusses

63 Stellungnahmen der Fraktionen

75 Auswahl der Medienresonanz

91 Statistik über die Tätigkeit des Petitionsausschusses­ des Deutschen Bundestages im Jahr 2014

114 Die Mitglieder des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages 116 Organisationsplan des Ausschussdiensts 118 Petitionsausschüsse in der Bundesrepublik Deutschland 122 Ombudseinrichtungen und Petitionsausschüsse in der Europäischen Union und in den Nachbarstaaten Deutschlands

Inhaltsverzeichnis

2 2 3 Liebe Leserinnen und Leser,

nach der Bundestagswahl 2013 und Trotz dieser beeindruckenden Zahlen den da­rauf folgenden Sondierungs- und besteht der Kernbereich unserer Arbeit Koalitionsgesprächen konnte die Arbeit nach wie vor in der Suche nach Abhilfe des Petitionsausschusses ab Januar 2014 Das große Interesse der Bevölkerung war in höchstpersönlichen Notlagen, wie bei­ wieder ihren gewohnten Gang gehen. besonders auch online zu beobachten, spielsweise die Erteilung eines Visums Mit vielen neuen Gesichtern im Aus­ denn mit weit mehr als 1,8 Millionen re­ oder die Finanzierung eines Rollstuhls – schuss war der Einstieg besonders span­ gistrierten Nutzerinnen und Nutzern ist denn dies sind für den Einzelnen exis­ nend. Leider war es Ende 2013 nicht ge­ die Internet­s­eite des Petitionsausschus­ tenzielle Probleme, für deren Lösung lungen, die bearbeiteten, jedoch noch ses nach wie vor das mit Abstand erfolg­ sich der Petitionsausschuss mit ganzer nicht abgeschlossenen Petitionen aus der reichste Internetangebot des Deutschen Kraft einsetzt. 17. Wahlperiode über einen Hauptaus­ Bundestages. Die Möglichkeit, Petitionen Leider kommt es vor, dass Bürgerinnen schuss bereits am Beginn der 18. Wahl­ im Internet zu veröffentlichen, zu disku­ und Bürger beispielsweise aufgrund periode und vor der förmlichen Einrich­ tieren und zu unterstützen, erlaubt es von Behördenmissverständnissen in die tung des Petitionsausschusses durch den Bürgerinnen und Bürgern, sich ge­ Mühlsteine der Bürokratie geraten und Beschlussfassung im Plenum zu erledi­ meinsam für ein Anliegen starkzuma­ allein nicht mehr herauskommen. Auch gen. Aber auch diese Herausforderung chen. Das kommt an: Zu den 436 im hinter staatlichem Handeln stehen Men­ wurde gemeistert, und der Ausschuss Internet veröffentlichten Petitionen im schen, und ihnen können Fehler unter­ konnte sich nach seiner Einsetzung mit Jahr 2014 wurden fast 500.000 elektro­ laufen. So wandte sich etwa eine Bürge­ ganzer Kraft den Sorgen und Nöten der nische Mitzeichnungen registriert. rin mit einem dramatischen Schreiben Bürgerinnen und Bürger widmen, die Nimmt man noch die Unterstützer per an uns, da ihr das Jobcenter die Leistun­ sich 2014 mit 15.325 Petitionen und Ein­ Post und Fax hinzu, dann verdoppelt gen zur Sicherung des Lebensunterhalts gaben an das Parlament gewandt haben. sich diese Zahl sogar. gestrichen hatte und sie somit vor dem

Kersten Steinke (Die Linke), Vorwort ­Vorsitzende des Petitions­ausschusses.

5 Ausschussarbeit darstellen und in die­ Hunderte Eingaben ein, die direkt oder sem Jahr unter anderem zu folgenden indirekt auf offensichtliche Mängel hin­ Themen stattfanden: weisen. Hier fungiert der Petitionsaus­ z Sicherstellung der flächendeckenden, wirtschaftlichen Nichts stand. Die Prü­ schuss als eine Art Korrekturmechanis­ wohnortnahen Versorgung mit Hebam­ fung dieses Falles durch den Petitions­ mus, der die Bundesregierung und die men, ausschuss offenbarte, dass dem Jobcenter Fraktionen des Deutschen Bundestages z kein Transatlantisches Freihandels­- und Bürger nachvollziehbarer zu gestal­ ein Fehler unterlaufen war. Die Zahlun­ sensibilisiert und auf Missstände hin­ ­ab­kommen (TTIP), ten. Um ihnen die Arbeit des Petitions­ gen wurden wieder aufgenommen, und weist. So bildeten Petitionen in der Ver­ z Abschaffung der Massentierhaltung. ausschusses näherzubringen, beteiligte man entschul­digte sich ausdrücklich bei gangenheit schon oft einen Impuls für Die jeweiligen Petenten konnten dabei sich der Ausschuss an den Informa­tions­ der Petentin. Gesetzentwürfe. Zwar brauchte es fast ihr Anliegen den Parlamentarierinnen ständen des Bundestages auf Messen und Solche Fälle sind eine große Motivation immer sehr viel Geduld und ein zähes und Parlamentariern sowie einer breiten führte in Erfurt, Mannheim, Han­nover für uns Abgeordnete beim Petitionsaus­ Beharren, um im Sinne der Petentinnen Öffentlichkeit eingehend darstellen. und Essen Bürgersprechstunden durch, schuss – zeigen sie doch, dass wir den und Petenten für Abhilfe zu sorgen oder Die Sitzungen wurden durch das Parla­ auf denen direkt einige Peti­tionen entge­ Bürgerinnen und Bürgern helfen kön­ einen politischen Prozess in Gang zu mentsfernsehen und im Web-TV live gengenommen wurden. nen, zu ihrem Recht zu kommen. bringen – doch in den über 60 Jahren übertragen. Die Mitschnitte sind außer­ Ich wünsche mir für diesen Tätigkeits­ In diesem Zusammenhang wird uns oft­ seit Einführung des modernen Petitions­ dem jederzeit über den Internetauftritt bericht viele interessierte Leserinnen mals die Frage gestellt, wie viele Petitio­ rechts ist wohl kaum ein Bereich der des Bundestages abrufbar. und Leser, um den Bekanntheitsgrad nen „erfolgreich“ waren oder gar zu ei­ Gesetzgebung von den Initiativen des Das Petitionsrecht stellt eine ganz ent­ des Ausschusses weiter zu steigern und genen Gesetzesinitiativen geführt haben. Petitionsausschusses ausgenommen scheidende Möglichkeit für die Bürge­ noch mehr Menschen anzuregen, von Trotz vieler erfreulicher Beispiele ist die gewesen. rinnen und Bürger dar, sich aktiv in die ihrem guten Recht Gebrauch zu machen. Arbeit des Petitionsausschusses jedoch Sehr publikumswirksam und nah an Politik einzumischen. Es bleibt daher weitaus komplexer, als dass sie sich mit den Bürgerinnen und Bürgern sind die ständige Aufgabe, den Ausschuss noch (Die Linke) einer bloßen Zahl darstellen ließe. Beim öffentlichen Sitzungen des Ausschusses, bürgerfreundlicher und in seiner Ent­ Vorsitzende des Petitionsausschusses Petitionsausschuss gehen jeden Monat die immer wieder einen Höhepunkt der scheidungsfindung für die Bürgerinnen des Deutschen Bundestages

Öffentliche Sitzung des Petitions­ ausschusses im Europasaal des Paul-Löbe-Hauses.

Vorwort 6 7 Vorwort 8 9 Der Jahresbericht des Petitionsausschusses Ausgabe 2015

Vorwort 10 11 Nur hier gibt es eine dreifache Garantie: Jede Eingabe wird entgegengenommen, jede wird geprüft, und auf jede gibt es eine Antwort mit der Erläuterung, was zeitsparende Anwendung des neuen aus ihr geworden ist – und zwar unab­ Personal­ausweises gibt. Wer noch keine hängig davon, ob es sich gerade um ei­ eID-Funk­tion nutzt oder sie im Kontakt nen von Zehntausenden unterstützen mit dem Pe­titionsausschuss nicht ver­ Wenn sich der Erfolg einer Institution Proteststurm oder um eine individuelle wenden möchte, kommt nach der Anmel­ auch daran bemisst, wie viele sie nach­ Not­si­tuation handelt, ob sie eine schnell dung über Benutzername und Passwort zuahmen versuchen, dann steigt die An­ zu überschauende Schieflage anpran-­ auch schnell voran, um sein Grundrecht erkennung des Petitionsausschusses des gert oder eine auf den ersten Blick nur auf Petition wahrnehmen zu können. Deutschen Bundestages auch im Spiegel schwer verständ­liche Ungerechtigkeit 1,8 Millionen Menschen haben sich da­ seiner vorgeblichen „Mitbewerber“ von in einer höchst komplizierten Materie für schon registrieren lassen, und auch Jahr zu Jahr weiter an. Plattform für Platt­ kritisiert. im Berichtsjahr kommen noch einmal form bietet sich für An­regungen und Diesen besonderen „Service“ bieten ex­ 277.000 dazu. Auf diesem Weg erreichen Beschwerden im Internet an und erfüllt klusiv nur der und die weite­ inzwischen schon 37 Prozent aller Ein­ dabei auch ein offensichtliches Bedürf­ ren in Artikel 17 des Grundgesetzes ge­ gaben den Petitionsausschuss. nis, Protest- und Stimmungswellen eine nannten Stellen. Aber das für Millionen. Anlaufstelle und einen emotionalen Ver­ Denn das Petitionsrecht ist ein Recht stärker zu bieten. Ein schöneres Kom­ für jede Frau, für jeden Mann, für jedes 15.325 Einzelprüfungen pliment für das Instrument der Petition Kind. Wer etwas weiß, das ihn bedrückt kann es kaum geben. oder allen weiterhilft, braucht es nur Zu den 436 im Internet veröffentlichten Doch wer sich mit der Konkurrenzsitua­ dem Petitionsausschuss zu schreiben – Petitionen gehen im Berichtsjahr fast tion näher beschäftigt, der wird die Aus­ entweder wie früher per Post oder ent­ 500.000 elektronische Mitzeichnungen nahmestellung des parlamentarischen sprechend den Vorgaben im Internet. ein. Die Unterstützungsschreiben und Petitionsausschusses schnell erkennen. Im Berichtsjahr ist das noch einmal ein­ Unterschriften, die per Post oder Fax facher geworden, weil es nun auch eine eintreffen, sind noch einmal so viele.

Exklusives für Millionen

12 13 Es geht also um ein exklusives Angebot buchstäblich für Millionen. Diese Grö­ ßenordnung wird nun schon in einem Jahr erreicht. Und doch bleibt es dabei, dass jede der in diesem Jahr registrierten Eine Palette von Möglichkeiten 15.325 Petitionen absolut gleichberech­ tigt zu allen anderen aufgenommen und Dem Ausschuss steht eine ganze Palette behandelt wird. von Möglichkeiten zur Verfügung, die Sie bekommt eine Registriernummer, Anliegen der Petenten aufzugreifen, zu damit der Vorgang jederzeit leicht auf­ vertiefen und weiterzuverfolgen. So sind findbar ist. Dann wird analysiert, um die Bundesregierung und alle Behörden ­welchen Inhalt es geht und was dazu des Bundes verpflichtet, dem Petitions­ ­alles zu veranlassen ist: Reicht schon ein ausschuss auf Verlangen Akten vorzule­ Hinweis oder eine Erläuterung, um dem gen, Auskunft zu erteilten und Zutritt zu ­Petenten zu helfen? Müssen Stellung­ ihren Einrichtungen zu gestatten. Zudem nahmen eingeholt werden, um den Sach­ kann der Petitionsausschuss die Peten­ verhalt zu klären? Und wer zählt zu den ten selbst, Zeugen und auch Sachver­ Ansprechpartnern? Welcher Mitarbeiter ständige anhören. Gerichte und Verwal­ des Ausschussdiensts hat Fachkenntnis­ tungsbehörden müssen dem Ausschuss se auf dem angesprochenen Gebiet? und seinen Vertretern Amtshilfe leisten. Das aber ist erst der Anfang. Die Abge­ Um einem Anliegen Nachdruck zu ver­ ordneten beraten über den weiteren Um­ leihen, kann der Ausschuss auch hoch­ gang, und nicht selten wird daraus ein rangige Regierungsvertreter zu Gesprä­ hartnäckiges Bohren dicker Bretter, bis chen über den Sachverhalt auffordern. es Fortschritte in einem Einzelfall gibt Oft haben die Peti­tionen aber auch oder die schlechten Erfahrungen mit der schon Erfolg, wenn die Behörden selbst Anwendung eines Gesetzes zum Nach­ ihre eigenen Handlungen noch einmal schärfen der Rechtsvorschrift führen. überprüfen, um dem Ausschuss diese

Antje Lezius, Michael Vietz, und (v. l.) von der CDU/CSU-Fraktion.

Exklusives für Millionen 14 15 Lebensmut und den Lebenswillen der Betroffenen, ihr Selbstbewusstsein und die offizielle Bitte des Bundestages, das ihre Ausdauer, sich nicht unterkriegen Anliegen noch einmal zu überprüfen zu lassen. Auch diese Petitionen bleiben und nach Möglichkeit im Sinne des Pe­ nicht folgenlos: „Die Eingaben haben ge­ Ganz und gar nicht zufrieden ist auch stichhaltig erläutern zu können. Dabei tenten für Abhilfe zu sorgen. Die nach­ holfen, dass der Petitionsausschuss die der stellvertretende Ausschussvorsitzen­ können sie durchaus zu dem Ergebnis drücklichste Form ist die Überweisung Kommunikation zwischen Bundesregie­ de (CDU/CSU). Er setzt kommen, dass sie doch anders hätten einer Petition „zur Berücksichtigung“. rung, Bundesländern und Kirchen ange­ sich für eine Neuregelung des Fremd­ entscheiden sollen, nämlich im Sinne Dann ist der Bundestag der Überzeu­ stoßen hat, das Anliegen nochmals zu rentengesetzes für nach 1936 geborene des Petenten. Wenn nicht, hat der Aus­ gung: Das Anliegen ist begründet und prüfen und nach Möglichkeiten der Ab­ Übersiedler und Flüchtlinge aus der da­ schuss weitere Mittel zur Verfügung. Abhilfe unbedingt notwendig. hilfe, wie zum Beispiel einer gemeinsa­ maligen DDR ein. Dabei geht es um Ren­ Denn nun empfiehlt er dem Bundestag, men Entschädigungslösung, zu suchen“, tenminderungen, die sich seit 1992 aus über die Petition zu entscheiden. Kann berichtet die Vorsitzende. dem Rentenüberleitungsgesetz ergeben die Petition als Anregung für künftige Anliegen, die aufwühlen Die Parlamentarier werden hier jedoch haben. Der Petitionsausschuss nutzte für Gesetzgebung dienen, gibt es die Mög­ weiter am Ball bleiben müssen, wie die Betroffenen zwar ein sehr gewichti­ lichkeit, sie den Fraktionen zur Kenntnis Immer wieder gibt es auch die eine Peti­ die Obfrau von Bündnis 90 / Die Grünen ges Mittel, das nur selten zum Einsatz zu geben? Auch an die Bundesregierung­ tion, die den einzelnen Abgeordneten im Ausschuss, Corinna Rüffer, betont. kommt, und sagte in einem sogenannten kann sie überwiesen werden, um auf ­regelrecht „berührt“ und ihn trotz der Sie zeigt sich ebenfalls besonders beein­ Erwägungsbeschluss klipp und klar, was das Anliegen des Petenten besonders Fülle von Vor­gängen, Terminen und Ver­ druckt von dieser Petition der ehemali­ er von der Bundesregierung in diesem aufmerksam zu machen. pflichtungen in den Bann zieht. Für die gen Heimkinder. „Bis heute sind das Un­ Fall erwartet. Doch trotz dieses eindeutig Will der Petitionsausschuss erreichen, Ausschussvorsitzende Kersten Steinke recht und Leid, das sie erfahren haben, formulierten politischen Willens gibt es dass die Petition in die Vorbereitung (Die Linke) ist es das Leid der Heimkin­ nicht gesellschaftlich anerkannt“, erläu­ noch keine Bewegung. „Das macht mich von Gesetzentwürfen oder anderen Rege­ der, die in den Nachkriegsjahren in Ost tert die Abgeordnete. Das Verhalten der betroffen“, sagt Storjohann. lungen einbezogen wird, bietet sich die wie West Opfer von physischer und psy­ meisten Bundesländer mache sie regel­ Die Petition der sogenannten geraubten Überweisung an die Bundesregierung chischer Gewalt wurden. „Die Lebensbe­ recht wütend, und so beklagt sie, es sei Kinder macht , den Ob­ „als Material“ an. Eine Stufe schärfer ist richte der Betroffenen waren stark auf­ „jämmerlich“, wie die Einrichtung eines mann der SPD, betroffen. Diese Petition die Überweisung mit dem Zusatz „zur wühlend und gingen unter die Haut“, Hilfsfonds bislang torpediert worden sei, er­innert an das Schicksal von mehreren Erwägung“. Dann bedeutet das zugleich schildert Steinke. Sie bewundere den um Geld zu sparen. Zehntausend geraubten Kindern aus

Die Vorsitzende Kersten Steinke (Die Linke, M.) im Gespräch mit einer Petentin am Rand einer öffentlichen Sitzung des Petitions­ ausschusses.

Exklusives für Millionen 16 17 Europa, die von den deutschen Besat­ zungsbehörden während der NS-Zeit verschleppt und „eingedeutscht“ wur­ Günter Baumann, dem Vorsitzenden der den. Erst jetzt trauen sich die Betroffe­ Arbeitsgruppe Petitionen der CDU/CSU- nen, nach ihrer wahren Identität zu Fraktion, ging der Fall einer jungen Frau suchen. „Jeder Betroffene hat seine per­ besonders nahe, deren Lebensgefährte sönliche tra­gische Geschichte“, schildert in Afghanistan zu Tode gekommen war. Schwartze. Und er weiß: „Das geht je­ Damit für den Fall des Falles alles für sei­ dem unter die Haut.“ „Definitiv“, weiß ne Partnerin geregelt sei, hatte der Soldat , Obfrau der Fraktion vor dem Flug an den Hindukusch eigens Die Linke, welche Eingabe für sie zu den sein Testament zu ihren Gunsten verfasst. wichtigsten gehört: die For­derung, die Doch dann weigerte sich die Lebensver­ Sanktionspraxis im Bereich der Grund­ sicherung, den bestehenden Passus­ dem sicherung abzuschaffen. Es sei deut­- Testament entsprechend zu korrigieren. lich geworden, dass Sanktionen für die Und auch die Entschädigungszahlungen Betroffenen „eine Unterschreitung eines des Bundes gingen nicht an die Hinter­ menschenwürdigen Existenzminimums“ bliebenen. „Alles rechtmäßig“,­ ergab bedeuteten, eines Grundrechts. Für die Überprüfung. Doch Baumann wollte Kassner ist mit der Petition klar gewor­ die Petition damit nicht beenden. „Das den: „Sanktionen sind ungeeignet, Men­ geht doch nicht, die Frau nach diesem schen zu helfen, wieder Arbeit zu fin­ Schicksalsschlag allein zu lassen“, laute­ den. Stattdessen stürzen sie sie oftmals te seine ­Reaktion. Und so empfahl der in eine noch tiefere Verzweiflung.“ Die Peti­tions­ausschuss dem Verteidigungs­ öffentliche Anhörung habe zudem erge­ ministerium, in diesem Fall von einer ben, dass die Sanktionen zu einer Auf­ Härtefall­regelung Gebrauch zu machen, blähung des Bürokratie-Apparats führten für die Gelder einer Stiftung zur Verfü­ und letztlich fast jeder zweite Vorgang gung ­stehen. Die Ministerin persönlich durch Widerspruchsstellen oder Sozial­ teilte dem Ausschuss mit, dass es so gerichte kassiert werde. ­geschehen sei.

Exklusives für Millionen 18 15.325 eingegangene Petitionen ver­ zeichnet der Bundestag in diesem Be­ richtsjahr. Das sind 525 mehr als im Vor­ jahr, aber immer noch weniger als im langjährigen Mittel von 17.950 seit der Wiedervereinigung. Vielerorts haben sich die Verhältnisse verbessert, sodass manch früherer Anlass zu Beschwerde oder Anregung weggefallen ist. Weil aber auch immer mehr Petitionen im Internet öffentlich verfolgt werden können, findet möglicherweise der eine oder andere potenzielle Petent sein eigenes Anliegen bereits bei anderen vorformuliert und er­ spart sich die eigene Eingabe, indem er die andere Petition einfach unterstützt. Wie sieht die Rangfolge der Politikberei­ che mit den meisten Petitionen im Jah­ resvergleich aus? Die Liste auf Seite 22 ist unter Vorbehalt zu betrachten, da eine Reihe von Bundesministerien von Veränderungen im Ressortzuschnitt be­ troffen ist. So hat das Verkehrsministe­ rium die digitale Infrastruktur hinzube­ kommen, aber den Städtebau und das Bauen an das Umweltministerium abge­ geben, das dafür die Energiewende an das Wirtschaftsministerium abtrat. Der Verbraucherschutz wanderte in wesent­ lichen Teilen zum Justizministerium.

Aktuelle Schwerpunkte

21 Rang Rang Petitionen Petitionen Bundesministerium oder Verfassungsorgan 2014 2013 2014 2013 1 1 3.175 3.067 Arbeit und Soziales Anzahl der Petitionen insgesamt Petitionen je 1 Million Bewohner des Landes 2 2 1.730 1.879 Justiz und Verbraucherschutz 1 2.799 Nordrhein-Westfalen (2.640; Platz 1) 1 386 Berlin (436; Platz 1) 3 3 1.550 1.791 Inneres 2 2.515 Bayern (2.455; Platz 2) 2 216 Brandenburg (237; Platz 7) 4 5 1.531 1.192 Gesundheit 3 1.327 Baden-Württemberg (1.352; Platz 4) 3 202 Hessen (142; Platz 14) 5 4 1.449 1.646 Finanzen 4 1.320 Berlin (1.479; Platz 3) 4 200 Bayern (196; Platz 3) 6 7 1.167 698 Wirtschaft und Energie 5 1.231 Niedersachsen (1.248; Platz 5) 5 195 Sachsen (178; Platz 6) 7 6 837 739 Verkehr und digitale Infrastruktur 6 1.219 Hessen (857; Platz 6) 6 192 Thüringen (196; Platz 3) 8 9 507 457 Auswärtiges Amt 7 789 Sachsen (719; Platz 7) 7 183 Sachsen-Anhalt (152; Platz 11) 9 13 471 261 Ernährung und Landwirtschaft 8 528 Brandenburg (581; Platz 9) 8 174 Hamburg (164; Platz 8) 10 10 432 391 Umwelt, Naturschutz, Bau, Reaktorsicherheit 9 497 Rheinland-Pfalz (598; Platz 8) 9 173 Bremen (157; Platz 10) 11 8 392 546 Bundeskanzleramt 10 484 Schleswig-Holstein (510; Platz 10) 10 172 Schleswig-Holstein (182; Platz 5) 12 15 285 232 Bundestag 11 414 Thüringen (424; Platz 11) 11 170 Mecklenburg-Vorpommern (171; 13 12 257 358 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Platz 7) 12 411 Sachsen-Anhalt (341; Platz 12) 14 11 197 369 Verteidigung 12 159 Nordrhein-Westfalen (150; Platz 12) 13 303 Hamburg (286; Platz 13) 15 14 194 255 Bildung und Forschung 13 158 Niedersachsen (160; Platz 9) 14 272 Mecklenburg-Vorpommern (273; 16 17 19 9 wirtschaftliche Zusammenarbeit Platz 14) 14 141 Saarland (133; Platz 15) 17 16 18 48 Bundespräsidialamt 15 140 Saarland (132; Platz 15) 15 125 Baden-Württemberg (128; Platz 16) 18 18 1 1 Bundesrat 16 114 Bremen (103; Platz 16) 16 124 Rheinland-Pfalz (150; Platz 12)

Wo lagen die Hauptstoß­ Auf den ersten drei Plätzen Aus welchen Bundesländern Die Reihenfolge ist, von zwei stand den Spitzenplatz ein. richtungen der Petitionen gibt es keine Veränderung: kommen die meisten, aus Ausnahmen abgesehen, im Dahinter hat sich aber das im Berichtsjahr 2014? Die meisten Beschwerden welchen die wenigsten Wesentlichen gleich geblie­ Bild gegenüber den ersten Welche Politikbereiche und Anregungen betreffen Petitionen? ben. Sie ändert sich jedoch Jahren nach der Einheit stark ­waren besonders intensiv, die Ressorts für Arbeit und stark, wenn wir die Anzahl verändert. Unter den ersten welche weniger gefragt? Soziales, für Justiz und für Von der Anzahl her ergibt der Petitionen ins Verhältnis fünf Plätzen liegen nach Ein Vergleich der Zahlen Inneres. Die Gesundheit hat sich oben links stehende zur Bevölkerungszahl setzen. Berlin zwei West- und zwei der aktuellen Petitionen die Finanzen vom Rang vier Reihenfolge (in Klammern Dann ergibt sich mit Blick Ostländer. Der Anteil der Be­ mit denen des Vorjahrs. verdrängt, die Wirtschaft der Vorjahresvergleich). auf die Petitionen je eine schwerden und Anregungen ist vor den Verkehr gerückt, Million Bewohner oben unterscheidet sich nicht und im weiteren Verlauf rechts stehende Reihenfolge mehr wesentlich zwischen sind vor allem Auswärtiges, (in Klammern der Vorjahres­ den Menschen in den alten Landwirtschaft und Bundes­ vergleich). Berlin nimmt da­ und den neuen Bundeslän­ tag weiter nach vorn gerückt. nach weiter mit großem Ab­ dern.

Aktuelle Schwerpunkte 22 23 457.175 Keine Zusatzbelastung für ambulante Ärzte durch Kodierrichtlinien 212.292 Landwirtschaftliche Nutzflächen gesetzlich schützen 191.169 Die unzureichende Vergütung für Hebammen stoppen 148.987 Die Luftverkehrssteuer wieder abschaffen 110.472 Die GEMA reformieren 56.693 Sofort alle Atomkraftwerke in Deutschland abschalten 53.999 Die kurdische Identität als Migrantengruppe anerkennen 41.289 Flugrouten in Frankfurt für besseren Lärmschutz ändern 38.407 Kriegswaffenähnliche halb automatische Schusswaffen nicht verbieten 33.213 Den gewerblichen Handel mit Hundewelpen verbieten 32.236 Eine neue Honorarverteilung für Ärzte und Psychotherapeuten 32.204 Den Besitz, Erwerb und maßvollen Anbau von Cannabis erlauben 26.443 In der Polizeistatistik Beteiligung nach legalen und illegalen Waffen unterscheiden 176.523 Für eine Pflegereform die Bedürftigkeit neu definieren 25.076 Tierärzte sollen Medikamente weiter selbst herstellen und abgeben dürfen 98.942 Die Intensiv- und Massentierhaltung abschaffen 25.051 Keine Spekulation mit Lebensmitteln 88.512 Die Hebammenhilfe flächendeckend sicherstellen 21.369 Das Urheberrecht ohne Leistungsschutzrecht für Verlage reformieren 80.081 Ein einheitlicher Umsatzsteuersatz von sieben Prozent auf alle Speisen 20.321 Norwegischen Strom aus Wasserkraft ins deutsche Netz integrieren 68.609 Das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP stoppen 19.979 Auf „ambulante spezialärztliche Versorgung“ verzichten 66.607 Echtpelzprodukte kennzeichnen 17.246 Phosphatdünger und Klärschlamm durch Humusdüngung ersetzen 61.520 Pflegekräfte angemessen vergüten 15.349 Auch die erweiterte Mütterrente mit drei Jahren anrechnen 45.760 Medikamente auf Cannabisbasis nicht verfolgen, sondern erstatten 14.515 Sommerzeitumstellung abschaffen 28.644 Geburtsort und Geburtsbegleitung frei wählen 13.871 Politisches Asyl für Edward Snowden 25.360 Die Ausnahmen des Privilegierten Bauverfahrens ändern 13.465 Verdachtsunabhängige Kontrollen wegen Hautfarbe verbieten 20.697 Die Dokumentationspflicht für Pflegekräfte verringern 11.782 Statt der Bahnstrecke Löhne –Elze die Strecke Minden – Hannover ausbauen 15.471 Die Zugehörigkeit zur gesetzlichen Rentenversicherung neu regeln 11.253 Beratungs- und Prozesskostenhilfe bei Hartz IV nicht einschränken 14.515 Die Sommerzeit abschaffen 10.746 Den Atomstrom vollständig durch regenerative Energien ersetzen 13.313 Die Systemische und Humanistische Psychotherapie aufwerten 10.245 Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten besser vergüten

Öffentliche Petitionen Welche Themen finden den Sammel- und Daneben sind aber auch die Inhalten (Massenpetitionen) meisten Anklang? Welche Massenpetitionen „klassischen“ Sammel- und und Unterschriftensammlun­ strahlen für das Instrument Massenpetitionen weiterhin gen zu einem speziellen An­ des „Mitzeichnens“ die größ­ für viele Bürger ein gern ge­ liegen (Sammelpetitionen). te Attraktivität aus? Die oben nutztes Mittel, einem Anlie­ Mindestens 10.000 Unter­ aufgeführten Anliegen fin­ gen nachhaltigen Schwung stützer finden oben stehende den mehr als 10.000 Unter­ in der Meinungsbildung der Forderungen, die der Aus­ stützer. Bevölkerung zu geben. Dabei schuss im Berichtsjahr ab­ unterscheidet der Petitions­ schließend berät. ausschuss zwischen Einga­ ben in größerer Zahl mit im Wesentlichen identischen

Aktuelle Schwerpunkte 24 25 Sozialschutz für Strafgefangene Der komplette Sozialschutz stehe zwar schon seit fast vier Jahrzehnten auch für Strafgefangene im Gesetz, doch bislang würden Beiträge für die Arbeit im Ge­ rung eingliedern wollte, die Umsetzung Arbeitsministerium fängnis nur in die Unfall- und Arbeits­ jedoch wegen finanzieller Bedenken der losenversicherung eingezahlt, lautet die Länder aufgeschoben wurde. Inzwischen Das Arbeits- und Sozialministerium be­ Kritik einer Petition. Sie will erreichen, ist die Zuständigkeit für diese Regelung kommt mit Abstand das meiste Geld aus dass künftig auch Kranken-, Pflege- und auf die Länder übergegangen. Weil der dem Bundesetat, hat die Verantwortung Rentenversicherung einbezogen sind. Petitionsausschuss den Sozialschutz für für Arbeit und Auskommen von vielen Das könne zum Ziel der Resozialisierung Häftlinge ebenfalls als geeignetes Mittel Millionen Menschen – und ist damit tra­ beitragen, denn durch die jetzige Praxis zur Wiedereingliederung in die Gesell­ ditionell auch Ziel der meisten Petitio­ drohten nicht nur Nachteile bei der schaft ansieht, leitet er die Petition so­ nen. 3.175 sind es im Berichtsjahr, und Rentenhöhe, sondern Betroffene könn­- wohl an die Bundesregierung als auch das sind noch einmal über 100 mehr als ten auch nach ihrer Entlassung den An­ an die Landesparlamente weiter. im Jahr zuvor. Die Schwerpunkte liegen spruch auf Rente wegen verminderter bei der Arbeitsverwaltung und bei Pro­ Erwerbsfähigkeit verlieren. Der Petiti­ Missbrauch von Werkverträgen blemen mit Hartz IV; aber auch aktuelle onsausschuss klärt den nicht sehr einfa­ Mehrere Petitionen und Hunderte von Debatten wie etwa über die beste Reak­ chen Sachverhalt auf. Denn Strafgefan­ Mitzeichnern verlangen, dem Lohn­ tion auf den Lokführerstreik, die „Rente gene verrichten ihre Tätigkeit nicht nur dumping durch Werkverträge einen Rie­ mit 63“ oder die Mütterrente sorgen für außerhalb des Arbeitsmarkts unter be­ gel vorzuschieben. Dieses uralte Instru­ widerstreitende Anregungen und Einga­ sonderen Bedingungen, sondern in der ment geht eigentlich davon aus, dass es ben. Der Umgang mit Strafgefangenen, Regel auch nicht freiwillig. Damit fehlen für eine Fremdleistung eine Vergütung die Altersgrenze für Rettungspiloten und wichtige Voraussetzungen für die Ver­ gibt und dass der „Werktätige“ seine eine ganze Reihe von individuellen Be­ sicherungspflicht. Richtig ist aber auch, „Werke“ verschiedenen Firmen oder Per­ nachteiligungen gehören zu weiteren dass der Gesetzgeber 1976 die Strafge­ sonen anbietet. Die Petenten kritisieren interessanten Petitionen. fangenen auch in die Rentenversiche­ jedoch, dass viele Firmen Werkverträge

Beispiele aus der Arbeit

26 27 Tückische Altersgrenze für Rettungspiloten Eine folgenschwere Kollision von inter­ nationalen Vorgaben und nationalen Wenn die Mutter mit zur Reha fährt Gesetzen beklagen die Piloten von Ret­ Einen Neunjährigen vier Wochen lang tungshubschraubern. Einerseits dürfen ohne Begleitperson allein in die Reha sie ab dem 60. Lebensjahr nicht mehr schicken? Für die betroffene Mutter fliegen, weil das in der EU seit 2012 mit kommt das nicht infrage. Doch die Ren­ Blick auf Risikoanalysen als Altersgren­ tenversicherung will ihre Kosten dafür dazu nutzen, um Stundenlöhne niedrig ze verbindlich vorgeschrieben ist, ande­ nicht tragen. Also fragt die Frau beim seit mehr als zwölf Monaten keine Rente zu halten. Der Petitionsausschuss sieht rerseits wird ihnen zu diesem Zeitpunkt Petitionsausschuss nach, ob das denn mehr nach Deutschland überwiesen hat, zunächst einmal keinen Grund, den klas­ die Rente verweigert, weil sie die Alters­ richtig sei. Auf Nachfrage des Petitions­ obwohl ihr alle Unterlagen rechtzeitig sischen Werkvertrag einzuschränken oder grenze dafür noch nicht erreicht haben. ausschusses prüft das Bundesversiche­ vorgelegen haben. Die Deutsche Renten­ zu verbieten. Wenn allerdings nur „Werk­ Selbst wenn sie nun – entsprechend der rungsamt den Vorgang – und daraufhin versicherung kann die griechischen Kol­ vertrag“ draufsteht, tatsächlich aber eine Sonderregelungen für Bergleute – höhere beugt sich die Rentenversicherung auch legen nicht anweisen, wie der Ausschuss Arbeitnehmerüberlassung oder ein regu­ Beiträge in die Rentenversicherung ein­ noch einmal über den Vorgang. Das Er­ erfährt. Das ginge allenfalls über die läres Arbeitsverhältnis drinsteckt, dann zahlen und für sie ähnliche Bedingungen gebnis schlägt sich in einem neuen Be­ Europäische Kommission oder ein grie­ ist Vorsicht geboten. Wenn auf diese geschaffen würden, bliebe es bei einer scheid nieder, wonach die Versicherung chisches Gericht. Doch bittet der Petiti­ Weise arbeitsrechtliche Schutzvorschrif­ Versorgungslücke bei den Rettungsflie­ den finanziellen Aufwand trägt. Erfreut onsausschuss die Deutsche Rentenver­ ten ausgehebelt werden sollen, muss da­ gern, die sich dem 60. Lebensjahr nähern. wendet sich die Petentin mit einem sicherung, dem Anliegen Nachdruck gegen effektiv vorgegangen werden. Die Für den Petitionsausschuss ist schnell Dankesschreiben an den Ausschuss. zu verleihen. Tatsächlich ergibt sich die Bekämpfung eines solchen Missbrauchs klar: Hier besteht dringender Regelungs­ Gelegenheit dazu bei einem internatio­ läuft bereits, und die Kontrollrechte für bedarf. Mit großem Nachdruck fordert Der lange Arm nach Griechenland nalen Beratungstag in Athen. Dort ist die Bundesagentur für Arbeit sind ver­ der Bundestag deshalb die Bundesregie­ Eher ungewöhnlich ist die Zielrichtung dann auch zu erfahren, dass alle Unter­ stärkt worden. Aber weil die Koalition rung auf, dieses Problem aus der Welt eines anderen Anliegens. Denn es geht lagen der Petentin vorlägen und die Zah­ diesen Bereich schärfer ins Auge nehmen zu schaffen. Gleich­zeitig sollen auch in dieser Petition an den Deutschen Bun­ lung veranlasst sei. Kaum ist das Geld will, macht der Petitionsausschuss die die Bundestagsfraktionen und das Euro­ destag nicht um deutsche Behörden oder in Deutschland eingegangen, schickt die Bundesregierung und Fraktionen auf die päische Parlament einen Blick darauf Gesetze, sondern darum, dass die grie­ Petentin auch ein Dankesschreiben an Eingabe aufmerksam. werfen. chische Versicherung der Petentin schon den Petitionsausschuss.

Peter Meiwald und (v. l.) von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen.

Beispiele aus der Arbeit 28 29 Unterstützung nach Tod in Afghanistan Justizministerium Zum Entsetzen über den Tod ihres Le­ bensgefährten als Soldat in Afghanistan Wie kann man sich gegen unseriöse kommt für die Petentin die Enttäuschung fahren vor: Wenn ein Betroffener schrift­ Praktiken im Internet wehren? Reichen Bessere Übersicht über Haftung über jede ausbleibende Unterstützung. lich Einspruch gegen eine Darstellung die Strafen gegen Kinderpornografie aus? des Staates Als Konsequenz aus ihrem Fall fordert einlegt und diese daraufhin nicht ge­ Wie können Mieter besser geschützt wer­ Als schwer verständlich empfindet es sie den Petitionsausschuss auf, das Erb­ löscht wird, sollen Suchmaschinen oder den? Fragen wie diese berühren viele ein Petent, dass Gerichte vorgeben, wann recht so zu ändern, dass Einträge über Informationsdienste verpflichtet werden, Menschen, und deshalb ist auch die der Staat bei einem Versagen seiner Mit­ die Begünstigten von Lebensversiche­ an der entsprechenden Stelle einen But­ Zahl der Eingaben zu den Themenfel­ arbeiter geradestehen muss. Denn es ge­ rungen auch durch ein Testament geän­ ton einzusetzen, über den eine presse­ dern Justiz und Verbraucherschutz mit höre doch zur Kompetenz des Bundesta­ dert werden können, damit der letzte rechtliche Gegendarstellung Teil der In­ 1.730 wieder relativ hoch, wenn auch ges, die Staatshaftung zu regeln. Weil der Wille des Verstorbenen zum Tragen kom­ formation wird. Bei seinen Recherchen etwas niedriger als im Vorjahr (1.879). Bundestag die Detailregelungen bisher men kann. Das unterstützt der Petitions­ stellt der Petitionsausschuss fest, dass Eine Reihe von Eingaben kann bereits den Richtern überlassen habe, könne ausschuss zwar nicht, doch ist er sich bei Internetforen Richtigstellungen schon in laufenden Gesetzgebungsverfahren sich der Bürger kaum ein Bild über die einig, dass der Frau geholfen werden jetzt möglich sind. Zugleich stimmen berücksichtigt werden. Traditionell verschiedenen Entscheidungen machen. muss. Deshalb rät er dem Verteidigungs­ die Parlamentarier dem Petenten in der missverstanden wird jedoch die Rolle 145 Mitzeichner der Petition sehen das ministerium mit Nachdruck, dieses tragi­ Einschätzung zu, dass es immer wieder des Petitionsausschusses im Rechtsstaat: genauso. Aus Sicht des Bundestages hat sche Schicksal als Härtefall anzusehen Fälle gibt, in denen die bestehenden Die Gewaltenteilung ist ein hohes Gut, sich eine insgesamt kontinuierliche und und Mittel aus einer für solche Zwecke rechtlichen Schutzmöglichkeiten nicht und so kann sich das Parlament nicht einheitliche Rechtsprechung entwickelt, bestehenden Stiftung bereitzustellen. ausreichen – zum Beispiel, wenn Kinder einmischen, wenn sich Bürger über ein­ die für eine angemessene Entschädigung und Jugendliche im Netz gemobbt wer­ zelne Prozesse oder Urteile beschweren sorgt, wenn hoheitliches Handeln rechts­ Einfachere Gegendarstellung den. Auch die Entscheidungen des Eu­ – die Grenze liegt dort, wo es um die widrig geschieht. Da die Koalition ohne­ im Internet ropäischen Gerichtshofs laufen darauf allgemeine Rechtsgrundlage geht. Nur hin das Staatshaftungsrecht zusammen­ Auch prominente Persönlichkeiten tun hinaus, das „Recht auf Vergessen“ im die ist Sache des Bundestages. Zu den fassen will, leitet der Ausschuss das sich immer wieder schwer damit, un­ Internet zu stärken. Deshalb weist der interessanten Beispielen von Petitionen ­Anliegen sowohl an das Justizministeri­ wahre Behauptungen über sich aus dem Ausschuss die Bundesregierung und aus diesem Bereich gehören die Staats­ um als auch an die Bundestagsfraktionen Internet wieder herauszubekommen. Wie die Fraktionskollegen darauf hin, dass haftung, das Testament in Lebenspart­ weiter, damit die Petition bei der künfti­ schwer hat es da erst der normale Bür­ diese Petition Anregungen für künftige nerschaften und das Vergessen im Netz. gen Arbeit als Anregung dient. ger? Ein Petent schlägt ein einfaches Ver­ Initiativen enthält.

Besuch einer Delegation von Abge­ ordneten aus der Demokratischen Republik Kongo beim Petitionsaus­ schuss.

Beispiele aus der Arbeit 30 31 Engagement von Wahlhelfern besser anerkennen beliebig sein könne, heißt es in einer Ohne den ehrenamtlichen Einsatz von Petition, die keine Nebensächlichkeit rund 600.000 Wahlhelfern wären Bun­ zur Sprache bringt. Schließlich habe die die Gefahr, dass sich die Gewohnheiten destagswahlen nicht denkbar. Weil es unterschiedliche Darstellung bei Grenz- der Kunden davon erfassen lassen? Si­ schwieriger wird, Freiwillige für diesen und Zollkontrollen bereits zu Irritatio­ cherheitshalber verlangt eine von weit wichtigen Dienst an der Gemeinschaft zu nen geführt, weil die Beamten von einer über 2.000 Bürgern unterstützte Petition Innenministerium gewinnen, schlagen Petenten eine besse­ Fälschung ausgingen. Der Petitionsaus­ eine gesetzliche Auflage, die Verkäufer re finanzielle Anerkennung vor. Derzeit schuss schließt sich an, gibt die Initia­ dazu zwingt, die Chips nach dem Kauf Leicht rückläufig, aber mit 1.550 Einga­ 21 Euro für mitunter zwölf Stunden En­ tive an das Innenministerium weiter – gratis und unaufgefordert zu entfernen. ben auf hohem Niveau bleiben die Peti­ gagement im Wahllokal – dieser Betrag und bekommt von dort ebenfalls eine Sonst bestehe die Gefahr, dass die Daten tionen aus dem vielschichtigen Feld der unterstreicht unzweifelhaft, dass es sich Zustimmung: Bei einer möglichen Neu­ von Dritten weiter ausgelesen werden Innenpolitik. Beschäftigte des öffentli­ um ein Ehrenamt handelt und dieses gestaltung des Reisepasses­ wird auch können. Die immer leistungsfähigere chen Dienstes machen etwa auf Probleme Geld deshalb „Erfrischungsgeld“ genannt dieser Aspekt berücksichtigt werden. Technik vereinfacht und verbilligt die bei der Besoldung aufmerksam, Bürger wird. Der Ausschuss schließt sich dem Möglichkeiten der Überwachung. Die sorgen sich um islamistische Hasspredi­ Anliegen an und speist beim Innenmi­ Überwachungschips auf Produkten will sich keiner unerkannt ins Haus und ger, Schachspieler unterstreichen, wie nisterium die Anregung ein, zumindest wecken Misstrauen in seinen privaten Alltag holen. In die­ sinnvoll es ist, diesen anspruchsvollen die Inflationsrate auszugleichen. Vor Sie sind klein, unscheinbar und kleben sem Sinne nimmt sich der Petitionsaus­ Turnierwettkampf am Brett auch weiter­ allem geht es aber auch darum, diese auf immer mehr Produkten: RFID-Chips, schuss des Anliegens an und erfährt hin als Leistungssport zu fördern. Der Tätigkeit öffentlich mit mehr Wertschät­ die Firmen zur Überwachung ihrer Wa­ von der Regierung, dass die Europäische aktuelle Meinungsstreit schlägt sich im­ zung zu begleiten. ren per Radiofrequenz-Identifizierung Kommission auf eine freiwillige Selbst­ mer wieder auch in Petitionen nieder: dienen und deshalb einfach auch „Funk­ verpflichtung der Industrie setzt und So erhält der Bundestag während der Dem Bundesadler gleich viele etiketten“ genannt werden. Bewährt hat dass sie prüfen will, ob die automatische Beratungen über die doppelte Staatsbür­ Federn geben sich die Technik schon im Zweiten Welt­ Abschaltung und Entfernung in der gera­ gerschaft Petitionen für und gegen das Wem mag das schon einmal aufgefallen krieg, als die Briten mit einer solchen de verhandelten EU-Datenschutz-Grund­ Vor­haben, und auch im Internetforum sein? Auf der Vorderseite des Reisepas­ automatischen Kennung bei anfliegenden verordnung verankert werden kann. Der des Petitionsausschusses entwickelt sich ses hat der Bundesadler sechs Schwung­ Flugzeugen Freund von Feind unter­ Petitionsausschuss will das zudem wei­ dazu parallel eine lebhafte Diskussion. federn, im Innern des Ausweisdokuments scheiden konnten. Heute können Unter­ ter beobachten und verfolgen, wie in Erfri­schungs­­geld, Adlerfedern und sind es sieben. Wie das nur passieren nehmen mittels RFID-Chips ein perfek­ anderen Ländern die Selbstverpflichtung Funk­etiketten lauten die Stichworte konnte? Es handele sich doch um ein tes Bewegungsprofil der Bestandteile funktioniert und welche nationalen Rege­ weiterer interessanter Anliegen. Staatssymbol, das schließlich auch nicht ihres Lagerbestands gewinnen. Besteht lungen zu den RFID-Chips exis­tieren.

Antje Lezius, Paul Lehrieder, Christel Voßbeck-Kayser, Andreas Mattfeldt und Günter Baumann (v. l.) von der CDU/CSU-Fraktion.

Beispiele aus der Arbeit 32 33 sozialgericht das geltende Recht nicht beanstandet hat, dass es aber gleichwohl nötig sei, die Qualitätskontrolle ständig Fahrkosten zur an den medizinisch-pflegefachlichen medizinischen Behandlung Fortschritt anzupassen. Schon jetzt sol­ Wiederholt zielen Petitionen darauf ab, Versicherungsbeitrag auf Opferrenten Gesundheitsministerium len bei der Bewertung von Heimleistun­ dass die Gesetzliche Krankenversiche­ Eine Petentin findet es nicht in Ordnung, gen unterschiedliche Quellen herangezo­ rung ambulante Fahrkosten übernehmen dass ihre zusätzliche Pension als Opfer Im Gesundheits- und Pflegebereich gibt gen werden; zudem hat der Medizinische soll. Die parlamentarische Prüfung er­ von SED-Unrecht zur Berechnung ihres es einen starken Anstieg der Petitionen Dienst der Krankenversicherung bereits gibt, dass der behandelnde Arzt darüber Krankenversicherungsbeitrags herange­ um mehr als ein Viertel: von 1.192 auf kein Monopol mehr auf die Qualitäts­ entscheidet, ob zwingende medizinische zogen wird und sie deshalb wegen der 1.531 Eingaben. Schwerpunkte liegen prüfungen. Die in den Bundesländern Gründe für einen Transport vorliegen. 250 Euro Opferpension 40 Euro mehr auf den Debatten über aktuelle Gesetzes­ gebildeten Schiedsstellen kümmern sich Danach muss eine Beförderung nötig zahlen muss. Bei der Berechnung ande­ vorhaben, auf Beitragsberechnungen zwar nicht um Auseinandersetzungen sein, um Schaden an Leib und Leben rer Sozialleistungen bliebe dieser Betrag und auf Leistungen der Kassen. Weitere zwischen Pflegebedürftigen und Pflege­ zu vermeiden, also zum Beispiel bei schließlich auch unberücksichtigt. Der wichtige Petitionen handeln unter ande­ einrichtungen; doch existieren daneben der Dialyse, der Krebsbestrahlung oder Petitionsausschuss macht sich durch rem von der Qualitätskontrolle in Pflege­ verschiedene Möglichkeiten, dass sich der Chemotherapie. Wenn es nur darum angeforderte Stellungnahmen vom Ge­ heimen, von den Fahrkosten zur medi­ Betrof­fene Gehör verschaffen. Sie kön­ geht, Termine abzustimmen, Befunde zu sundheits-, Finanz-, Justiz- und Sozial­ zinischen Behandlung und von der nen sich an den Bewohnerbeirat oder er­fragen oder Rezepte abzuholen, wer­ ministerium umfassend kundig und Beitragsberechnung bei DDR-Opfern. direkt an die Heimleitung wenden und den die Transportkosten von der Kasse kommt zu dem Ergebnis, dass es für Verstöße auch der Heimaufsichtsbehörde nicht übernommen. Ähnliches gilt für eine unterschied­liche Handhabung keine Qualitätskontrolle in Pflegeheimen des jeweiligen Bundeslands melden. Rettungsfahrten, deren Kosten die Kasse überzeugende Recht­fer­tigung gibt. Des­ Mehr als 1.300 Unterstützer findet eine Werden die Vorgaben der Pflegeversiche­ trägt, wenn wegen des schlechten ge­ halb begrüßt er auch ausdrücklich die Petition, die sich dafür einsetzt, dass rung nicht erfüllt, ist die jeweilige Pfle­ sundheitlichen Zustands der Patient Entscheidung des Bundessozialgerichts, Pflegeheime künftig von unabhängigen gekasse der Ansprechpartner. Der Petiti­ schnell einen Rettungs- oder Notarztwa­ wonach diese besondere Zuwendung bei Einrichtungen überprüft und bewertet onsausschuss bleibt uneins in der Frage, gen oder Rettungshubschrauber braucht. freiwillig versicherten Mitgliedern der werden und dass für Streitigkeiten zwi­ wie die Petition weiter zu behandeln ist. Auch bei den Zuzahlungen sieht der gesetzlichen Kassen und ihnen gleichge­ schen Pflegebedürftigen und Pflegehei­ Die Mehrheit lehnt eine Weiterleitung Ausschuss keinen Grund für ein Ein­ stellten Versicherten ausdrücklich nicht men eine Schlichtungsstelle eingerichtet an die Bundesregierung ab. Es besteht je­ schreiten, da diese zwischen fünf und der Beitragspflicht unterliegt. Daher werden sollte. In der intensiven Beschäf­ doch Einigkeit in der Einschätzung, dass zehn Euro betragen und insgesamt ohne­ empfiehlt der Ausschuss der Petentin, tigung mit diesem Anliegen hält der Pe­ zusätzliche Änderungen im Lauf der hin von einer individuellen Belastungs­ sich mit ihrer Krankenkasse in Verbin­ titionsausschuss fest, dass das Bundes­ Wahlperiode nicht ausgeschlossen sind. grenze gedeckelt werden. dung zu setzen.

Übergabe des Jahresberichts des Petitionsausschusses 2013 an den Bundestagspräsidenten (v. l.): ­Kerstin Kassner (Die Linke), Günter Baumann (CDU/CSU), ­stellvertretender ­Vorsitzender Gero Storjohann (CDU / CSU), ­Bundestagspräsident Norbert ­Lammert (CDU / CSU), ­Vorsitzende Kersten Steinke (Die Linke), Stefan Schwartze (SPD) und ­Corinna ­Rüffer (Bündnis 90 / Die Grünen).

Beispiele aus der Arbeit 34 35 Die Nachforschungen des Petitionsaus­ klar: Er will an das Geld der Steuersün­ Finanzministerium schusses ergeben, dass es keinen ein­ der und es deshalb möglichst vielen mög­ klagbaren Rechtsanspruch auf ein Giro­ lichst einfach machen, in den Kreis der Es sind zwar rund 200 Petitionen weni­ konto gibt, weil dem der „Grundsatz der ehrlichen Steuerzahler zurückzukehren. ger als im Vorjahr, aber mit 1.449 Einga­ freien Vertragsbindung“ im Bürgerlichen Die von 442 Personen mitgezeichnete Pe­ ben ist die Zahl der Anliegen, die sich Gesetzbuch entgegensteht. Die schon tition sieht das anders. Und sie verweist mit Angelegenheiten aus dem Finanzbe­ 1995 ausgegebene Empfehlung des Kre­ darauf, dass es diese Möglichkeit in den Spekulieren mit Lebensmitteln reich befassen, immer noch beträchtlich. ditausschusses zugunsten eines Girokon­ anderen Bereichen des Strafrechts nicht Wer mit Lebensmitteln spekuliert, han­ Dazu gehören natürlich der Bankensek­ tos für jedermann hat sich nicht durch­ gibt. Mehr noch: Bei Betrugsdelikten ist delt ethisch verwerflich, lautet die Über­ tor, die Steuererhebung, der Zoll und setzen können und sollte deshalb nach schon der Versuch unter Strafe gestellt. zeugung von rund 25.000 Menschen, die das Kindergeld. Neben vielem anderen Einschätzung der Bundesregierung zu Und wer die Allgemeinheit in Sachen deshalb in einer Petition ein Verbot for­ befasst sich der Petitionsausschuss auch einer Selbstverpflichtung ausgebaut wer­ Steuern betrügt, der soll sich ungestraft dern. Finanzinvestoren trieben durch mit den interessanten Fragen, ob es Giro­ den. Eine gesetzliche Vorgabe ist nach ehrlich machen können? Der Petitions­ den Handel mit Lebensmitteln und Roh­ konten für jedermann geben, die Selbst­ dieser Auffassung verfassungsrechtlich ausschuss stößt bei seinen Recherchen stoffen für die Lebensmittelerzeugung anzeige Steuersünder nicht mehr vor zulässig, sollte jedoch zurückgestellt auf einen Gesetzentwurf des Bundesrats, die Preise in die Höhe und bewirkten da­ Strafe schützen und die Spekulation mit werden, bis eine entsprechende europä­ der zumindest die Verjährungsfrist für mit mehr Hunger in der Welt. Bei seiner Nahrungsmitteln untersagt werden soll. ische Regelung existiert. Dann müsse die Strafverfolgung von Steuerhinterzie­ Beschäftigung mit der Thematik gelangt eine nationale Umsetzung nicht umge­ hung auf zehn Jahre festlegen und damit der Petitionsausschuss zu drei grund­ Girokonto für jedermann hend wieder angepasst werden. Der Peti­ die steuerliche und strafrechtliche Ver­ sätzlichen Erkenntnissen. Auf der einen Eigentlich ist ein Leben ohne Girokonto tionsausschuss leitet die Eingabe an das jährung vereinfachen wollte. Doch dieser Seite nehmen Bundestag und Bundes­ im Alltag nicht vorstellbar. Der bargeld­ Justizministerium und das Europäische Vorstoß war nicht weiter verfolgt wor­ regierung den Kampf gegen den Hunger lose Zahlungsverkehr gehört zur moder­ Parlament weiter, damit sie bei den lau­ den. Und nun haben sich die Finanzmi­ sehr ernst. Auf der anderen Seite haben nen Volkswirtschaft wie die Steckdose fenden Verhandlungen und Beratungen nister von Bund und Ländern darauf ver­ viele andere Faktoren wie Bevölkerungs­ zum Strom. Umso problematischer ist mit herangezogen werden kann. ständigt, die steuerbefreiende Wirkung wachstum, Konsumwandel, Klimawan­ der von einem Petenten beklagte Um­ der Selbstanzeige beizubehalten, jedoch del oder Biokraftstoffe einen deutlich stand, dass Sparkassen einzelnen Bür­ Strafe für Steuerhinterziehung die Voraussetzungen dafür zu verschär­ stärkeren Einfluss auf die Preisentwick­ gern ein Konto verweigern, weil sie etwa Prominente Steuerhinterzieher, ange­ fen. Zudem will die Koalition bestimmte lung als der Handel an den Märkten. Ein arbeitslos sind. Wenn die Institute sich kaufte Steuer-CD und eine Welle von Verjährungsfristen überarbeiten. Deshalb Verbot könnte im Gegenteil die Verknap­ nicht an ihre Verpflichtungen und ein­ Selbstanzeigen führen zu einer lebhaften schickt der Petitionsausschuss die Ein­ pung noch prekärer machen, wenn Un­ schlägigen Empfehlungen des Zentralen öffentlichen Diskussion über das Instru­ gabe an das Finanzministerium, damit ternehmen ihre Preisrisiken nicht mehr Kreditausschusses hielten, solle der Ge­ ment der Strafbefreiung bei Selbstanzei­ sie bei den nötigen Überprüfungen mit absichern und Rohstoffproduzenten ihre setzgeber für die nötige Klarheit sorgen. gen. Die Absicht des Staates dahinter ist he­rangezogen werden kann. Investitionen zurückfahren. Der dritte

Anwesenheitsliste einer Sitzung des Petitionsausschusses.

Beispiele aus der Arbeit 36 37 te Unterstützung zeigt. 53.000 wollen, dass die Umlage nach dem Erneuerbare- wieder Proteste gegen das „Kammerun­ Energien-Gesetz fällt. 68.000 verlangen wesen“ und die „Zwangsmitgliedschaft“. einen Stopp der Verhandlungen über das Doch die parlamentarische Prüfung er­ Aspekt bezieht sich allerdings auch dar­ europäisch-amerikanische Freihandels­ gibt, dass das Bundesverfassungsgericht auf, dass verschiedene Vorhaben ange­ abkommen (TIPP). 95.000 setzen sich da­ in mehreren Entscheidungen keinen Ver­ laufen sind, den Handel mit Lebens­ für ein, den Waffenhandel zu beenden. solange damit keine Gefahren verbunden stoß gegen die Grundrechte feststellen mitteln intensiver zu überwachen und Wegen dieses großen Rückhalts berät der sind. Er weist andererseits aber auch konnte – weder gegen die freie Entfal­ mit dem Einziehen von Obergrenzen zu Ausschuss zusammen mit den Petenten darauf hin, dass die Auswirkungen des tung der Persönlichkeit in Artikel 2 noch regulieren. Das soll dazu führen, dass verschiedene Anliegen auch in öffentli­ Frackings auf Mensch, Natur und Um­ gegen die Vereinigungsfreiheit nach Arti­ Finanzinvestoren die realistische Preis­ chen Sitzungen. Fracking, IHK und Som­ welt noch nicht hinreichend geklärt sind. kel 9. Dem schließt sich der Petitions­ bildung nicht stören. Deshalb geht die merzeit lauten die Stichworte für weitere Und so nimmt er nicht nur zur Kenntnis, ausschuss an. Er weist zudem darauf Petition sowohl an das Finanzministe­ interes­sante Eingaben. dass die Pläne dahingehen, Fracking nur hin, dass es für die zu zahlenden Beiträ­ rium als auch an das Europäische Par­ in Tiefen ab drei Kilometern unter der ge auch eine Gegenleistung gibt: die Ver­ lament, die gerade an Möglichkeiten Gasgewinnung und Grundwasser Erdoberfläche zu erlauben. Er erwartet tretung der Interessen aller Gewerbebe­ arbeiten, wie das Spekulieren mit Le­ Fracking – diese Technik hat die Energie­ zudem von der Bundesregierung, dass treibenden durch die Kammer. Deshalb bensmitteln eingedämmt werden kann. märkte weltweit verändert und geht auf sie zusammen mit den Bundesländern kann der Ausschuss dem Anliegen nicht den englischen Begriff des „hydraulic und den Wissenschaftlern ausreichende entsprechen. fracturing“ zurück: Damit steht Fracking Grundlagen für eine sichere Bewertung Wirtschaftsministerium für das Aufbrechen von Gestein mit schafft. Uhrzeit und Lebensrhythmus Druck und einer Spezialflüssigkeit aus Es sollte den Menschen mehr Lebens­ Die Energiewende wird immer wichtiger, verschiedenen Chemikalien. Was ist das Die Freiheit und die IHK-Pflicht qualität und der Wirtschaft eine höhere beschäftigt intensiv die Bevölkerung, für eine Mischung? Kann sie das Trink­ Kann es mit dem Grundrecht auf persön­ Produktivität bereiten, wenn die Uhren und damit nimmt auch die Zahl der Peti­ wasser vergiften? Welche Schäden für liche Freiheit vereinbar sein, wenn jeder im Sommer so umgestellt werden, dass tionen zu den Aufgaben des Wirtschafts­ Mensch und Umwelt drohen? Das sind zu Mitgliedschaft und Beitragszahlung sich das Sonnenlicht besser nutzen lässt. ministeriums zu, das seinen Verantwor­ die Gründe für die Sorgen, die sich viele verpflichtet ist, sobald er ein Gewerbe Die positiven Wirkungen der Sommer­ tungsbereich und seinen Namen um die Menschen auch in Deutschland machen an­meldet? Selbst wenn er die Leistungen zeit hat die Europäische Union 2007 so­ „Energie“ erweitert hat. Fast ein Drittel und die sich deshalb zu Tausenden an der Industrie- und Handelskammer nicht gar ausdrücklich bestätigt, nachdem das mehr Petitionen (1.167) als im Vorjahr den Petitionsausschuss wenden. Der in Anspruch nimmt? Seit Jahren gehören Umstellen der Uhren seit 2002 für alle (698) werden zum Themenspektrum des sieht nach intensiver Prüfung einerseits die Beschwerden gegen diese Vorschrift Mitgliedsländer verbindlich geworden Ministeriums eingereicht. Und die haben keinen Grund dafür, neue technologi­ zu den Dauerbrennern unter den Peti­ ist. Doch viele Menschen erleben es es wirklich in sich, wie schon die lebhaf­ sche Entwicklungen nicht zu erproben, tionen. Und auch im Berichtsjahr gibt es anders, sie diskutieren es im Internet,

Die Vorsitzende des Petitions­ ausschusses Kersten Steinke (Die Linke, 4. v. l.) und der stellver­ tretende Vorsitzende Gero Storjo­ hann (CDU/CSU, 4. v. r.) begrüßen eine mongolische Delegation unter der Leitung des Vizepräsidenten des Großen Staatshurals, Log Tsog (3. v. r.).

Beispiele aus der Arbeit 38 39 Furcht auf älteren Autobahnraststätten 345 Unterstützer findet eine öffentliche Petition, in der darum gebeten wird, auf Autobahnraststätten Damentoiletten und sie wenden sich mit 238 Eingaben, nicht mehr im rückwärtigen Bereich von 2.501 Mitzeichnungen und 12.013 Un­ WC-Gebäuden unterzubringen. Es sei terschriften an den Petitionsausschuss für Frauen besonders im Dunkeln furcht­ mit der Forderung, die Sommerzeit end­ einflößend, solche Toiletten aufsuchen lich abzuschaffen. Die erhofften Energie- Verkehrsministerium zu müssen. Sie sollten so platziert wer­ einsparungen seien nicht eingetreten, den, dass das subjektive Sicherheitsge­ Test für eine Mini-Lärmschutzwand stattdessen litten die Menschen an bio­ Von einem Neuzuschnitt der Zuständig­ fühl steigt und potenzielle Straftäter ab­ Seit Jahren lässt eine Bürgerinitiative rhythmischen Störungen, Konzentrati­ keiten ist auch das Verkehrsministerium geschreckt werden. Die Recherche des aus dem Elbtal nicht locker, auf besseren onsschwächen, Schlafstörungen – mit betroffen. Bauangelegenheiten gehen ans Petitionsausschusses ergibt, dass die Lärmschutz an der Bahnstrecke Berlin– Unfällen als schlimme Folge. So einfach Umweltministerium, dafür kommt die aktuell einschlägigen Empfehlungen für Dresden zu dringen – mit stetiger Unter­ ist das aber gar nicht hinzukriegen, lau­ digitale Infrastruktur ins Haus. Die Zahl Rastanlagen an Straßen einen Standort stützung des Petitionsausschusses. Bei tet die Erkenntnis der parlamentarischen der Petitionen nimmt von 739 auf 837 in der Mitte zwischen den Pkw- und den einem Ortstermin der Parlamentarier Recherchen. Alle EU-Staaten müssten deutlich zu, und es geht darin vor allem Lkw-Parkflächen vorsehen. Aus einer festigt sich die Überzeugung, dass die dem zustimmen, und bislang hat kein um den Straßenverkehr. Zu den teils in­ Abfrage bei den Straßenbauverwaltun­ Lärmbelastung weiter gesenkt werden einziges Mitgliedsland eine Korrektur tensiv diskutierten Anliegen gehören gen der Bundesländer ergibt sich zudem, sollte. Und so empfiehlt der Ausschuss gefordert. Aber die mögliche Munitionie­ eine höhere Promillegrenze, ein besserer dass neue WC-Gebäude mit möglichste der Bundesregierung, es nicht bei den rung mit Fakten und Argumenten läuft: Schutz für Igel, der Lärm von Autokor­ vielen Eingängen auf die Parkfläche hin schon vorgenommenen Maßnahmen zu Die Bundestagsexperten für Technikfol­ sos bei Fußballweltmeisterschaften, eine ausgerichtet werden. Der Petitionsaus­ belassen. Insbesondere im Bereich des genabschätzung wollen mit einem über bessere Kennzeichnung von Fahrzeugen schuss begrüßt zudem, dass es immer Coswiger Kreiskrankenhauses müsse neun Monate laufenden Forschungspro­ ehrenamtlicher Rettungskräfte, die Zu­ mehr Unisex-Kabinen gibt, die von Frau­ noch mehr geschehen. Die Bahn kündigt jekt herausfinden, ob die Petition oder kunft von Nacht- und Autoreisezügen en und Männern genutzt werden können. an, auf die baulich schwierigen Gegeben­ die EU-Kommission schiefliegt. Deswe­ sowie ein Alkoholverbot in Eisenbahnen. Zudem bemühen sich die zuständigen heiten mit einer technischen Innovation gen macht der Ausschuss sowohl das Beispiele weiterer interessanter Eingaben Behörden, den Bewuchs im Umfeld zu reagieren und eine neu entwickelte Wirtschaftsmi­nisterium als auch das sind unter anderem die Platzierung von niedrig zu halten und für gute Beleuch­ Mini-Lärmschutzwand in diesem Stre­ Europäische Parlament auf die Petition Damentoiletten auf Autobahnraststätten, tung zu sorgen sowie nach und nach ckenabschnitt zu erproben. Der Petiti­ aufmerksam – und ist gespannt auf die der Test mit Mini-Lärmschutzwänden alte Gebäude durch solche nach neuem onsausschuss bleibt am Ball und erwar­ neue Sommerzeit-Bilanz der Forscher. und der doppelte Erste-Hilfe-Kurs. Standard zu ersetzen. tet eine Lösung noch im Jahr 2015.

Die Ausschussvorsitzende Kersten Steinke (Die Linke) im Gespräch mit ihren Fraktionskolleginnen Kerstin Kassner und Birgit Wöllert (v. l.).

Beispiele aus der Arbeit 40 41 Auswärtiges Amt Frau endet zunächst in einem Flücht­ Die gefährlichen Krisen und erschüttern­ lings­lager in Pakistan, wo sein Sohn den Kriege und Konflikte schlagen sich zur Welt kommt. Diesen lernt der Petent auch in besorgten Petitionen nieder. Ein­ jedoch nie kennen; das Kind erkrankt Landwirtschaftsministerium gaben zur Außenpolitik verdreifachen an Leukämie und stirbt mit acht Jahren. sich nahezu von 86 auf 244. Ihre Stich­ Als auch die inzwischen halbwüchsige Ein erheblicher Anstieg von 261 auf worte sind die Kämpfe in der Ostukraine, Tochter krank wird und die Situation für 471 Eingaben kann aus dem Bereich Er­ die Annexion der Krim, der Bürgerkrieg beide Frauen ohne männ­lichen Beschüt­ nährung und Landwirtschaft berichtet Der doppelte Erste-Hilfe-Kurs in Syrien und das Vorrücken des selbst zer immer prekärer wird, kehren die bei­ werden. Fragen der ethischen Tierhal­ Auf einen Haken in den einschlägigen ernannten „Islamischen Staates“. Diese den nach Kabul zurück. Doch auch nach tung beschäftigen die Menschen genauso Vorschriften weist ein Petent hin, der blutigen Konflikte tragen zur größten so vielen Jahren, in denen Deutschland intensiv wie die Lebensmittelsicherheit sich mit den Bestimmungen für Lok­ Flüchtlingskatastrophe seit dem Welt­ mitgeholfen hat, die Verhältnisse in dem und die Zukunft von gentechnisch ver­ führer auskennt. Diese bekommen ihren krieg bei. Insgesamt gehen mit 507 Ein­ Bürgerkriegsland zu ordnen, findet die änderten Pflanzen. Das Interesse ist so Eisenbahnfahrzeugführerschein nur, gaben gut zehn Prozent mehr ein, die Familie nicht zusammen. Denn letztlich groß, dass sich der Petitionsausschuss wenn sie einen Erste-Hilfe-Kurs absol­ sich mit der Arbeit des Auswärtigen scheitert sogar ein Härtefallantrag an den auch in öffentlichen Sitzungen mit der viert haben. Wollen sie nun aber auch Amtes beschäftigen. Besonders unter die fehlenden Deutschkenntnissen der Frau. Massentierhaltung und der Kennzeich­ einen normalen Führerschein, müssen Haut geht dabei ein Einzelschicksal in Unberücksichtigt bleibt bei dieser Ent­ nung von Pelzen befasst. Weitere wich­ sie erst noch einen weiteren Kurs be­ den deutsch-afghanischen Beziehungen. scheidung, dass sie Analphabetin ist. tige Anliegen beschäftigen sich unter legen. Der Petitionsausschuss hält das Dieser Fall löst im Petitionsausschuss anderem mit vegetarischen Produkten, Anliegen, hier für eine Vereinfachung Ein hartes Flucht-Schicksal heftiges Kopfschütteln aus: Wie realis­ tödlichen Mähmaschinen sowie den zu sorgen, für verständlich und bittet das zum guten Ende geführt tisch ist denn die Vorstellung, dass eine Ohrclips für Kühe und andere Nutztiere. Verkehrsministerium um eine Stellung­ Kann es einem Flüchtling noch schlim­ alleinstehende Frau mit einer kranken nahme. Die Anregung fällt auf frucht­ mer ergehen? Zutiefst berührt zeigt sich Tochter mal eben Deutsch am Goethe-­ Vegetarier vermissen das „V“ baren Boden, denn bei einer Fachaus­ der Petitionsausschuss von einem Mann, Institut lernt, wenn sie nicht einmal Warum lassen die Beschreibungen auf schusssitzung kommen Bund und Länder der 2001 aus Afghanistan geflohen ist ­lesen und schreiben kann? Diese Frage vielen Lebensmittelverpackungen nicht überein, die Fahrerlaubnisverordnung und inzwischen auch die deutsche ­besprechen die Abgeordneten mit den auf den ersten Blick erkennen, ob die In­ so zu ändern, dass ein ausgewiesener Staatsbürgerschaft erhalten hat. Immer Experten im Auswärtigen Amt – und halte vegan oder vegetarisch sind oder Lokführer künftig nicht mehr zu einer wieder aber hat er in all den Jahren ver­ ­haben sechs Wochen später Grund zur ob sie tierische Bestandteile enthalten? wei­teren Erste-Hilfe-Ausbildung ver­ geblich versucht, dass auch seine Fami­ Freude: Die Visa sind ausgestellt, die Fa­ Jedenfalls klagt ein Petent darüber, dass pflichtet werden soll. lie zu ihm kommt. Die Flucht seiner milie kommt endlich wieder zusammen. es die Verbraucher oft schwer hätten,

Markus Paschke und Heidtrud Henn von der SPD-Fraktion sowie Ausschusssekretariatsleiter ­Wolfgang Finger (v. r.).

Beispiele aus der Arbeit 42 43 für das Schneidwerkzeug, doch würden diese nicht angebracht, weil das zu lan- Chip statt Clip für Nutztiere die Zutatenliste daraufhin eindeutig ge dauere und zu teuer sei. Der Petitions­­ Gegen die Vorschrift, Nutztiere mit Ohr­ auszulegen. Wie der Petitionsausschuss ausschuss sieht die Eingabe auch im Licht marken kenntlich zu machen, wendet recherchiert, müssen die Inhaltsstoffe des Grundgesetzes, wonach der Schutz sich eine Petition, die auf die Behinde­ nach ihrem Gewichtsanteil einzeln auf­ der natürlichen Lebens­grund­lagen, ins­ rungen der Tiere durch unflexible Mate­ Umweltministerium geführt werden, sodass grundsätzlich besondere der Tiere, zu den Staatsauf­ rialien hinweist. Es sei doch alternativ auch Veganer und Vegetarier die Bestand­ gaben gehört. Doch nicht zuletzt wegen auch möglich, unterschiedliche Halsbän­ Auch das vormalige Ministerium für teile zuordnen können. Aber schneller der ersten Mähperiode in den ersten Le­ der anzubringen oder mittels Handscan­ Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher­ geht das natürlich, wenn die Packungen benswochen von Rehen werden Jahr für ner die Identifizierung auch über Chips heit ist von einem veränderten Ressort­ mit einem „V-Label“ vom Vegetarierbund Jahr mehr als 100.000 Rehkitze getötet. in Fußgelenkbändern vorzunehmen. Die zuschnitt betroffen und hat nun auch klar erkenn-bar sind. Mehr Klarheit hält Der Instinkt sagt den Jungtieren nämlich, parlamentarische Prüfung läuft darauf die Zuständigkeit für den Bau, während auch der Peti­tionsausschuss für sinnvoll. sich bei Gefahr regungslos auf den Boden hinaus, dass EU-Vorschriften die Ohr­ die Fragen der Energiewende im Wirt­ Und er weist mithilfe der Petition die zu drücken. Wie der Petitionsausschuss marken vorschreiben, um beim Ausbruch schaftsministerium betreut werden. Vor Kollegen im Europäischen Parlament­ weiter herausfindet, sind die schon exis­ von Seuchen schnell die Herkunft der diesem Hintergrund fällt der Anstieg der auf den Vorteil einer möglichen europä­ tierenden Schutz­vorkehrungen weder Tiere ermitteln und darauf reagieren zu Petitionen von 391 auf 432 relativ mode­ ischen Neuregelung hin. wirtschaftlich noch effizient genug. können. Allerdings sollen die Tiere un­ rat aus. Dabei geht es unter anderem Vielversprechend erscheint ihm deshalb ter den Ohrclips nicht leiden. Es stellt um einen besseren Strahlenschutz bei Der Kampf gegen den massenhaften ein mehrjähriges Forschungsvorhaben, sich zugleich heraus, dass die in der Pe­ Mobilfunk und Wireless LAN, um die „Mähtod“ dessen Ergebnisse nun auf ihre Praxis­ tition vorgeschlagenen Chips in Bändern Lärm- und Immissionsbelastung, um Auf das grausame Schicksal kleiner Reh­ tauglichkeit überprüft werden. Wie wich­ an den Fußgelenken bei Schafen und die Vorkehrungen von Atomkraftwerken kitze weist eine öffentliche Petition hin. tig Fortschritte auf diesem Gebiet sind, Ziegen bereits genutzt werden können. gegen Terrorangriffe und um besseren Sie verlangt eine gesetzliche Verpflich­ unterstreicht der Petitionsausschuss, in­ Deshalb schickt der Petitionsausschuss Klimaschutz. Beispielsweise befasst tung für Landwirte, ihre Mähdrescher dem er die Petition dem Agrar- und dem die Eingabe an das Europäische Parla­ sich der Petitionsausschuss mit umwelt­ so aufzurüsten, dass der weit verbreitete Forschungsministerium zuleitet und ment – verbunden mit der Frage, ob die freundlichen Kreuzfahrtschiffen, den „Mähtod“ vieler Wildtiere vermieden auch die Bundestagsfraktionen darüber Chip-Lösung auch auf weitere Tierarten Akkus von Tablet-Computern und der wird. Es gebe zwar schon Vorrichtungen informiert. ausgeweitet werden kann. Debatte um die neue Wertstofftonne.

Bürgersprechstunde des Petitions­ ausschusses auf der Messe Erfurt.

Beispiele aus der Arbeit 44 45 dem 1. Juli 2014 die Kunden vor dem Umweltfreundliche Kreuzfahrtschiffe Kauf darauf hingewiesen werden müs­ Kreuzfahrerromantik und die Begeiste­ sen, dass der Akku oder die Akkus des rung, mitten in der natürlichen Meeres­ schuss verweist auf mögliche Wettbe­ betreffenden Geräts vom Benutzer selbst in die Pflicht zur getrennten Sammlung umwelt zu sein, wird man kaum noch werbsverzerrungen, die sich aus unter­ nicht ausgetauscht werden können. Das von Bioabfällen sowie von Papier-, empfinden können, wenn man sieht, schiedlichen Vorgaben für Nord- und soll die Kaufentscheidung beeinflussen Metall-, Kunststoff- und Glasabfällen riecht und hört, was da bei manchen Ostsee und den übrigen Weltmeeren er­ können. Gleichwohl bleibt es die bessere ab dem Jahr 2015, sofern das technisch Ozeanriesen alles aus den Schornsteinen geben und zulasten der deutschen See­ Lösung, wenn es produktübergreifend möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. kommt. 859 Mitzeichner findet deshalb häfen führen können. Deshalb schickt die Möglichkeit zum Akkutausch gäbe. Zugleich pflichtet der Ausschuss der eine Petition, die sich dafür starkmacht, er die Petition an die Bundesregierung, Da eine solche Anforderung noch nicht Eingabe bei, dass bei Wertstoffen in da­ Kreuzfahrtschiffe künftig nicht mehr damit sie bei den Bemühungen um eine auf dem Arbeitsprogramm der Europäi­ von noch nicht erfassten Altprodukten mit Schweröl zu betreiben und mit einer Übertragung der strengeren heimischen schen Kommission steht, übersendet der die darin steckenden Potenziale noch umweltfreundlicheren Technik auszu­ Grenzwerte auf alle Weltmeere genutzt Ausschuss die Petition an die Bundes­ nicht optimal ausgenutzt werden. Schon statten. Denn die mit billigem, aber min­ werden kann. regierung und das Europäische Parla­ abgeschlossene Forschungen und Plan­ derwertigem Schweröl fahrenden Schiffe ment, damit das Anliegen in Überlegun­ spiele haben den Knackpunkt der bun­ verschmutzen die Meere und die Luft Akkus in Tablet-Computern gen einfließt, was als Teil des Ökodesign- desweiten Wertstofftonne offengelegt: mit Schwefel-, Stickstoffoxid- und weite­ Eine besonders ausgeprägte Form der Arbeitsprogramms für die nächsten Jahre Wer soll es organisieren und davon pro­ rem Partikelausstoß. Die parlamentari­ modernen Wegwerfgesellschaft kritisiert wichtig sein sollte. fitieren? Die private Entsorgungswirt­ sche Prüfung ergibt, dass Deutschland eine Petition, die Hunderte von Mitzeich­ schaft verweist auf ihre jahrzehntelange mit für eine stufenweise Verschärfung nern findet. Sie greift den Umstand auf, Eine Wertstofftonne für alle Erfahrung; die Kommunen befürchten, der Umweltvorschriften gesorgt hat. Da­ dass die Benutzer von weitverbreiteten Mehr als 2.200 Menschen verleihen mit dass ihnen der Zugriff auf werthaltige nach wird bis 2020 der Schwefelanteil Smartphones, Tablet-Computern und an­ einer Petition der Forderung Nachdruck, Stoffe in den Abfällen entzogen wird von 4,5 auf 0,5 Prozent gesenkt, in der deren Geräten der Telekommunikation möglichst bald die Wertstofftonne bun­ und dann die Erlöse allein Dritten, je­ Nord- und Ostsee sogar von 1,5 auf 0,5 aufgebrauchte Batterien oder defekte desweit einzuführen. Die stoffliche Ver­ doch nicht mehr den Gebührenzahlern bis 2015. In die richtige Richtung weisen Akkus selbst zumeist nicht mehr aus­ wertung solle zudem gesetzlich vorge­ zugutekommen. Somit bleibt es vorerst auch Bemühungen von Reedereien, wechseln können. Im Interesse der schrieben Vorrang vor dem Verbrennen bei dem Zwischenstand, dass mit der den Strom an Bord der Schiffe im Hafen Rohstoffverwertung müsse dem doch sortierter und unsortierter Abfälle be­ neuen Getrenntsammelpflicht ein Fort­ nicht mehr über Dieselmotoren, sondern entgegen­gewirkt werden. Der Petitions­ kommen. Das Anliegen hat einen langen schritt erreicht wird, die Frage der Trä­ über ein mit Flüssigerdgas betriebenes ausschuss schließt sich dem Anliegen Vorlauf und mündet nach den Erläu­ te­­ gerschaft für weitergehendes Recycling Kraftwerk zu erzeugen. Der Petitionsaus­ an. Er nimmt zur Kenntnis, dass seit rungen des Petitionsausschusses aktuell jedoch noch nicht entschieden ist.

Die Vorsitzende des Petitions­ ausschusses, Kersten Steinke (Die Linke, M.), begrüßt eine albanische Delegation.

Beispiele aus der Arbeit 46 47 Deutscher Bundestag der Rundfunkgebühren, die von vielen als „Zwangsabgabe“ bezeichnet werden. ne Aufgaben als gewählter Volksvertreter Die Zahl der Eingaben, die sich mit der Es geht aber auch um einen besonders wieder aufnehmen. Zugleich verkürzt Arbeit des Bundestages selbst befassen, Bundeskanzleramt eklatanten Fall von Menschenrechts­ das türkische Parlament bei einer Justiz­ nimmt deutlich zu: um fast 23 Prozent verletzung und um ein Ausstellungs­ reform die maximale Dauer der Untersu­ auf 285 Petitionen. Ein Schwerpunkt In der öffentlichen Wahrnehmung steht konzept. chungshaft von zehn auf fünf Jahre. liegt auf den neuen Diätengrundlagen, die Kanzlerin im Mittelpunkt der Regie­ über die in der Öffentlichkeit lebhaft dis­ rungspolitik – zumal die Verfassung der Aus türkischer Untersuchungshaft An alle Formen der Vertreibung kutiert wird. Soll das Parlament die Be­ Chefin ausdrücklich die Richtlinienkom­ befreit erinnert züge seiner Mitglieder an die Entwick­ petenz zuschreibt. Doch die alleinige Zu­ Für einen Kollegen im türkischen Ge­ Über 1.200 Unterschriften und über lung bei Löhnen und Gehältern koppeln, ständigkeit der Regierungszentrale, auf fängnis holt der Bundestag eines seiner 1.000 Mitzeichnungen im Netz zeugen wie es eine Expertenkommission emp­ die sich Petitionen direkt beziehen kön­ schärfsten Schwerter heraus: Auf Anra­ von einer beträchtlichen Unruhe im Hin­ fohlen hat? Sollte es stärkere Verände­ nen, ist übersichtlich. Auch wenn das ten des Petitionsausschusses erwartet blick auf die künftigen Ausstellungen rungen auch bei der Altersversorgung Kanzleramt in fast alle Angelegenheiten das Parlament unmissverständlich, dass der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöh­ für ausgeschiedene Abgeordnete geben? mehr oder weniger intensiv eingebunden sich die Bundes­regierung bei ihren Ge­ nung“. Die Sorge der Petenten bezieht Auch die Regeln für den Zugang zum ist, so bespricht der Petitionsausschuss sprächen mit den türkischen Kollegen sich auf die Vertreibungen von Menschen Reichstagsgebäude beschäftigen die Bür­ die Eingaben, die Missstände beklagen für einen türkischen Schriftsteller, Jour­ aus Kunst, Wissenschaft, Gewerkschaf­ ger und führen zu weiteren Eingaben, oder Verbesserungen vorschlagen, ziel­ nalisten und Abgeordneten einsetzt, der ten und Politik, die bereits 1933 im als sich die satirische Fernsehsendung führender mit den zuständigen Experten schon seit drei Jahren im Gefängnis sitzt. Nationalsozialismus begannen, in den „heute show“ in mehreren Sendungen in den Fachressorts selbst. Aber auch Nicht zuletzt bei einer Delegationsreise geplanten künftigen Ausstellungen aber damit befasst. Weil nach der Konstituie­ bei den im Kanzleramt angesiedelten in die Türkei kann sich der Petitionsaus­ zu kurz kommen könnten. Für Irritatio­ rung des Bundestages im Herbst 2013 Zuständigkeiten für Kultur und Medien schuss einen Eindruck davon verschaf­ nen sorgen auch Berichte über Kürzun­ erst noch um die Koalitionsbildung sind wegen der ausgeprägten Länderho­ fen, wie hier gegen elementare Regeln gen und Veränderungen im Konzept. Die gerungen wurde und so lange die heit auf diesem Feld sehr oft die Petiti­ des Rechtsstaats verstoßen wird. Ein zu­ Nachprüfungen des Petitionsausschusses par­lamentarische Beschäftigung mit onsausschüsse der Landesparlamente sätzliches Signal setzt ein Ausschussmit­ führen jedoch zur Entwarnung auf gan­ Peti­tionen brachlag, wird sogar der Peti­ die richtige Adresse. Nach einem starken glied, das im Rahmen der Aktion „Parla­ zer Linie: Das Geld steht bereit, das Kon­ tionsausschuss selbst Gegenstand von Anstieg im Vorjahr kehrt die Zahl der mentarier schützen Parlamentarier“ eine zept gilt, und wenn die baulichen Vor­ Peti­tionen, die seine Arbeit in dieser Petitionen im Berichtsjahr mit 392 auf Patenschaft für den Kollegen übernimmt. aussetzungen geschaffen sind, halten Phase vermissten. Dass hier etwas ver­ den Umfang früherer Jahre zurück. Eine Die Intervention hat doppelten Erfolg: Dauer- und Wechselausstellungen auch bessert werden sollte, liegt auf der Hand. ganze Reihe beschäftigt sich mit dem Der Inhaftierte kommt endlich aus der die Erinnerung an die frühen Vertreibun­ Wie es am besten gelöst wird, ist jedoch neuen, auf Haushalte bezogenen System Untersuchungs­haft heraus und kann sei­ gen wach. noch nicht ausdiskutiert und entschieden.

Martina Stamm-Fibich (SPD) sowie Beate Müller-Gemmeke, Corinna Rüffer, Peter Meiwald und Luise Amtsberg von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen (v. l.).

Beispiele aus der Arbeit 48 49 Elterngeld für Entwicklungshelfer Sie machen einen immens wichtigen Job, doch wenn Entwicklungshelferin­ Stillen in der Öffentlichkeit nen und Entwicklungshelfer dann nach Für Säuglinge gibt es keine gesündere Deutschland zurückkommen, ein Kind Nahrung als die Muttermilch. Stillende bekommen und dafür Elterngeld beantra­ Mütter gehören bereits viel mehr zum gen, bekommen sie oft nur den Mindest­ Alltag als noch in den früheren Jahr­ Familienministerium betrag und nicht das, was sie bekommen zehnten. Aber immer noch werden sie hätten, wenn sie in Deutschland geblie­ in manchen Lokalen, Parkanlagen, im Die Zahl der Petitionen zum Bereich des ben wären. Das hängt damit zusammen, Bus oder in der Bahn kritisiert und Ministeriums für Familien, Senioren, Gleiches Taschengeld für dass sich das Elterngeld nach dem vor­ manchmal sogar rausgeworfen. Deshalb Frauen und Jugend sinkt von 358 auf gleichen Dienst her im Inland versteuerten Einkommen verlangt eine öffentliche Petition, dass 257. Vor allem die zurückgehenden De­ Wie kann es sein, dass zwei Frauen, die richtet. Und das sollte so nicht bleiben, der Gesetzgeber das in Deutschland ein­ batten um das Betreuungsgeld bewirken im selben Seniorenheim ihren Bundes­ schlägt ein Helfer in einer Eingabe vor. deutig so regelt, wie andere europäische diesen Trend. Zu den typischen Anlie­ freiwilligendienst absolvieren, ein unter­ Der Petitionsausschuss klärt, dass es Länder das Stillen in der Öffentlichkeit gen gehören Eingaben von ehemaligen schiedliches Taschengeld für die gleiche jetzt schon einen Weg gibt, diese Folgen unter staatlichen Schutz gestellt hätten. Heimkindern, die viel Leid ertragen Arbeit erhalten? Auf die Kritik einer Pe­ des Auslandseinsatzes zu vermeiden: Auf Nachfrage unterstreicht die Bundes­ mussten, und von nicht minder betroffe­ tentin hin macht sich der Petitionsaus­ Die Helfer müssen mit ihren Organisa­ regierung, dass sie die Akzeptanz des nen Opfern von sexuellem Missbrauch. schuss kundig und findet heraus, dass tionen einen schriftlichen Vertrag schlie­ Stillens nach Kräften fördert. Schon vor Nicht helfen kann der Petitionsausschuss ihre Kollegin tatsächlich 36 Euro mehr ßen, in dem die Leistungen festgeschrie­ 20 Jahren hat es sich die Nationale Still­ immer dann, wenn örtliche Jugendämter bekommt, obwohl sie keine weitergehen­ ben werden, und sie als Einkommen in kommission zur Aufgabe gemacht, zur über Einzelfälle entscheiden. Das liegt den Aufgaben hat. Der Hintergrund ist, Deutschland versteuern. Dann zählen sie Entwicklung einer Stillkultur in Deutsch­ schlicht außerhalb der Zuständigkeiten dass in ihre Vereinbarung irrtümlich ein auch für die Berechnung des Elterngelds. land beizutragen, damit das Stillen zur des Bundestages. Weitere interessante­ anderer Einsatz eingetragen worden war. Gleichwohl nimmt der Ausschuss aktu­ üblichen Ernährungsform für Säuglinge Petitionen handeln vom Taschengeld Die Petentin kommt dennoch zu ihrem elle Pläne für ein flexibleres Elterngeld wird. Die Bundesregierung sagt zu, die für Freiwillige, vom Elterngeld für Ent­ Recht, weil die Trägerorganisation sich zum Anlass, in die Überlegungen auch Petition zum Anlass zu nehmen, Emp­ wicklungshelfer und vom Umgang mit bei der Überprüfung entschließt, ihr ge­ diese Petition mit einzuklinken und sie fehlungen zum Stillen in der Öffentlich­ stillenden Müttern. nauso viel zu zahlen wie ihrer Kollegin. deshalb an die Regierung weiterzuleiten. keit zu formulieren.

Birgit Wöllert und Kerstin Kassner (v. l.) von der Fraktion Die Linke.

Beispiele aus der Arbeit 50 51 Verteidigungsministerium langt, die Bundeswehr aufzulösen und Stark zurück geht die Anzahl der Einga­ die Mitgliedschaft Deutschlands in der ben zur Verteidigung und zur Bundes­ NATO zu beenden. Die Begründung: Bildungsministerium wehr: von 369 auf 197. Das hat auch Die hohen Ausgaben für die Streitkräfte damit zu tun, dass eine Reihe von Per­ könnten sinnvoller verwendet werden, Von 255 geht die Zahl der Eingaben zu sonal- und Grundstück­angelegenheiten es fehle an potenziellen feindlichen den Bereichen Bildung und Forschung nun in der Zuständigkeit des Finanz­ Die Zukunft der Bundeswehr Angreifern, und die Mehrheit der Deut­ auf 194 zurück. Viele handeln von ministeriums liegt. Härtefallregelungen, Wie stehe ich zum Militärischen? Diese schen habe nach dem Zweiten Weltkrieg BAföG-Angelegenheiten, drehen sich heimatnahe Versetzungen und Aspekte Frage gehört zu den politischen Streit­ ohnehin keine Wiederbewaffnung ge­ also um die Bedingungen für die Studi­ des Bundeswehr-Umbaus bleiben dem themen allerersten Ranges. Auch der wollt. Beiden Eingaben vermag sich der enfinanzierung nach dem Bundesausbil­ Verteidigungsministerium jedoch selbst­ Petitionsausschuss hat mit zwei gegen­ Petitionsausschuss nicht anzuschließen. dungsförderungsgesetz. Durch die Neu­ verständlich erhalten und bieten weiter­ läufigen Anliegen zu tun. Die eine Peti­ Die Krimkrise sehen die Parlamentarier verteilung zwischen Bund und Ländern hin Anlass für Eingaben, Anregungen tion verlangt, für die Bundeswehr mehr vorrangiger als Anlass, die politisch- und höhere Bedarfssätze wird einigen und Beschwerden. Daneben läuft die auszugeben, den Umfang der Truppe zu diplo­matischen Bemühungen zu verstär­ Anliegen bereits Rechnung getragen. politische Debatte um einzelne Rüstungs­ erhöhen und die Wehrpflicht wiederzu­ ken als die Wehrpflicht wieder einzu­ Zahlreiche Petitionen zu Schulproblemen vorhaben wie Drohnen, um die tarifliche beleben. Die Begründung: Spätestens seit führen, die nun einmal keine geeignete kann der Bundestagsausschuss nicht be­ Bezahlung des Wachpersonals, die Nach­ der Krimkrise sei klar, dass der Wegfall ­Antwort auf kurz- und mittelfristige handeln und übersendet sie deshalb an wuchswerbung und den Militärischen von militärischen Bedrohungen eine ­Sicherheitsherausforderungen darstelle. die dafür allein zuständigen Bundeslän­ Abschirmdienst weiter. Ernsthaft setzt Fehleinschätzung gewesen sei und dass Auf der anderen Seite kommen sie zu der. Zu weiteren interessanten Petitio­ sich der Petitionsausschuss mit Einga­ die Bundeswehr im Verbund mit der dem Ergebnis, dass angesichts der welt­ nen gehören das Eintreten für eine Bun­ ben zur Zukunft der Streitkräfte aus­ NATO eine starke Verteidigung sicher­ weiten Sicherheitslage die Beibehaltung desuniversität und neue Möglichkeiten einander. stellen müsse. Die andere Petition ver­ der Bundeswehr alternativlos ist. zum Studium im Ausland.

Gero Strohjohann (CDU), stellver­ tretender Vorsitzender des Petiti­ onsausschusses (r.), empfängt eine lateinamerikanische Delegation im Rahmen des Studien- und Dialog­ programms „Participación Politica Indigena“ der Konrad-Adenauer- Stiftung.

Beispiele aus der Arbeit 52 53 bei außer­universitären Forschungsein­ richtungen möglich ist. Denn die Verfas­ sung ermöglicht es bislang nur, thema­ Gründet der Bund eine Forschungsuni? tisch und zeitlich begrenzte Projekte zu scheiden hatten. „Europarechtswidrig“, Mit Verweis auf schon bestehende Uni­ unterstützen. Deshalb nimmt der Petiti­ lautete die Entscheidung des Europä­ versitäten, die Institutionen des Bundes onsausschuss die Petition zum Anlass, ischen Gerichtshofs. Und so drückt wie die Bundesagentur für Arbeit oder die Regierung und die Bundestagsfrak­ eine Petition aufs Tempo und will den die Bundeswehr zur Ausbildung des ei­ tionen darauf hinzuweisen, dass eine Bundestag dazu bringen, das BAföG genen Nachwuchses betreiben, schlägt Verfassungsänderung sinnvoll wäre, um schnellstmöglich an das Europarecht an­ eine Petition die Gründung einer for­ die Kooperationsmöglichkeiten bei Vor­ zupassen. Die vom Petitionsausschuss wird aber auch angeregt, die Hilfe für schungsorientierten Bundesuniversität haben der Wissenschaft und Forschung bei der Bundesregierung angeforderte Schwellenländer zu senken. Gewünschte vor. Ihre Argumentation: Zwar seien die an Hochschulen auszuweiten. Stellungnahme fällt ganz im Sinne des Förderschwerpunkte sind unter anderem Länder für die Bildung zuständig, aber Petenten aus. Denn inzwischen sind Sonnenkraftwerke, Meerwasserentsal­ die Spitzenforschung gehöre auch zu Neue Grundlagen fürs Auslandsstudium die BAföG-Behörden bereits angewiesen, zungsanlagen und Plastikmüllentsor­ den Aufgaben des Bundes. Kleinstaat­ Diese Entscheidung haben viele Studen­ den Wohnsitz nicht mehr zur Voraus­ gung. Die parlamentarische Prüfung liche Lösungen verhinderten global ten mit Auslandsplänen mit großem In­ setzung für die Förderung von Auslands­ führt zu der Erkenntnis, dass die Meer­ he­raus­ragende Einrichtungen. Die parla­ teresse verfolgt: Gibt es BAföG auch für studien zu machen. wasserentsalzung einerseits noch nicht men­tarische Prüfung des Petitionsaus­ ein längeres Auslandsstudium? In der wirtschaftlich ist und dass andererseits schusses kommt allerdings zu einem Vergangenheit wurden Studien in einem die Gefahr besteht, dass die bewässerten ­anderen Ergebnis. Selbst eine Konzen­ anderen Mitgliedsland der Europäischen Entwicklungsministerium Böden versalzen. Die bessere Abfall­ tration auf die Forschung eröffnet dem Union nur dann über ein Jahr hinaus ge­ sammlung und Müllentsorgung bildet Bund nach den Zuständigkeitsverteilun­ fördert, wenn der Antragsteller vorher Stetig steigend, aber auf weiterhin sehr bereits seit 30 Jahren ein besonderes gen des Grundgesetzes keine Möglich­ wenigstens drei Jahre in Deutschland niedrigem Niveau bewegt sich die nun­ Anliegen deutscher Entwicklungshilfe. keit zur Gründung einer eigenen Univer­ gelebt hatte. Dieses sogenannte Wohn­ mehr auf 19 angewachsene Zahl von Gerade mit Blick auf die wachsenden sität. Doch in diesem Zusammenhang sitzerfordernis hinterfragten die Verwal­ Petitionen zum Aufgabengebiet des Minis­ Plastikprobleme der Weltmeere verfolgt wird auch deutlich, dass derzeit der tungsgerichte in Hannover und Karlsruhe teriums für wirtschaftliche Zusammen­ die Bundesregierung eine Arbeitslinie Bund mit den Ländern die Wissenschaft beim Europäischen Gerichtshof, weil sie arbeit und Entwicklung. Die meisten mit Konzepten nachhaltiger Abfall- und und die Forschung an den Hochschulen über Klagen auf Förderung eines kom­ Eingaben unterstützen die derzeit schon Kreislaufwirtschaft für spezifische Pro­ nicht in dem Maße fördern kann, wie es pletten Studiums im Ausland zu ent­ geleistete Entwicklungshilfe, vereinzelt jekte in den Partnerländern.

Antje Lezius, Gero Storjohann, Günter Baumann und (v. l.) von der CDU/ CSU-Fraktion.

Beispiele aus der Arbeit 54 55 „Das war ein Anfang“, so empfindet es auch Corinna Rüffer, Obfrau von Bünd­ nis 90 / Die Grünen, und unterstreicht die Idee, dass besonders bedeutende ­Anliegen grundsätzlich den Weg ins ­Plenum finden sollten. Sie will zudem der gebildet, älter und politikinteressiert erreichen, dass sich die Herkunft der sei. „Das Petitionsrecht berücksichtigt ­Petitionen aus den einzelnen gesell­ schaft­­ noch nicht ausreichend Bedürfnisse lichen Gruppen ändert: „Der typische von Menschen mit Behinderungen, Im Berichtsjahr kann die Vorsitzende ­Petent ist männlich, gut gebildet und Menschen, die unsere Sprache erst er­ erstmals ein sehr starkes Votum zu einer nicht mehr der Jüngste. Er ist in der lernen, ,Bildungsfernen‘, Kindern und Petition im Plenum vor allen Abgeordne­ Regel in politischen oder gesellschaft­ Jugend­lichen.“ Deshalb müsse der Aus­ ten erläutern. „Sehr hohe einstimmige lichen Organisationen aktiv“, stellt die schuss prüfen, an welcher Stelle es Hür­ Beschlüsse des gesamten Petitionsaus­ Politi­kerin fest. Und sie bedauert, dass den gebe, und diese abbauen – etwa über schusses, die relativ selten sind und sich Frauen, gering qualifizierte Männer, eine verständlichere Sprache oder den die die Bundesregierung zur dringend ­Migranten und Jugendliche seltener an Abbau von technischen oder formellen nötigen Abhilfe aufrufen, sollten nach den Ausschuss wenden. Hindernissen. Dabei gehe es nicht zu­ meiner Ansicht immer im Plenum ein­ Ähnlich sieht es SPD-Obmann Stefan letzt auch um ein „inklusives Petitions­ zeln aufgerufen und ausgeführt werden“, Schwartze: „Das Petitionsrecht hat noch recht“, also eine bessere Einbindung von erklärt die Ausschussvorsitzende viel Potenzial“, stellt er fest. Es sei auf Menschen mit Behinderung in die Mög­ Kersten Steinke (Die Linke). den „klassischen Petenten“ ausgerichtet, lichkeiten, das Petitionsrecht zu nutzen.

Perspektiven des Petitionsausschusses

56 57 Für Kerstin Kassner, die Obfrau der Fraktion Die Linke, gehört die Zulas­ sungspraxis für öffentliche Petitionen genauso auf den Prüfstand wie das Quo­ rum für die Behandlung von Anliegen Bis zur nächsten Bundestagswahl muss Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Peti­ in öffentlichen Ausschusssitzungen. Für jedoch noch eine weitere Frage geklärt tionen der CDU/CSU-Fraktion, Günter einen guten Kompromiss hält es Kassner, sein: Wie lässt es sich verhindern, dass Baumann, weist darauf hin, dass 40 bis die Bedingung einer ausreichenden Zahl werde über einen Petitionsausschuss Petitionen über Monate hinweg nicht 45 Prozent der Peti­tionen für den Bürger von Unterstützern von 50.000 auf 25.000 nach deutschem Modell nachgedacht. weiterbearbeitet werden können und positiv entschieden werden können. Das zu senken. Durch öffentliche Ausschuss­ Mit Blick auf die weiter zunehmende wichtige Entscheidungen dazu ausblei­ zeige, dass die Arbeit des Ausschusses sitzungen, in denen die Möglichkeit be­ Nutzung des Internets für das Einrei­ ben, wenn sich nach einer Wahl der hervorragend klappe und es keinen aku­ stehe, Bundesminister zu laden, werde chen, Veröffent­lichen, Diskutieren und Start der parlamentarischen Arbeit we­ ten Handlungsbedarf für Veränderungen der Druck auf Gesetzgebungsverfahren Mitzeichnen von Petitionen verweist er gen schwieriger Koalitionsverhandlun­ gebe. Sorgen macht es ihm jedoch, dass erhöht. „Dies wäre ein erster Schritt, um darauf, dass der Ausschuss künftig auch gen lange verzögert? Wie die Ausschuss­ „immer mehr Bürgerinnen und Bürger der Politikverdrossenheit in der Bevölke­ mehr personelle Ressourcen benötige, vorsitzende Kersten Steinke erläutert, von privaten Petitionsplattformen zu rung entgegenzuwirken“, betont Kassner. die das Internetportal verwalten und wäre es eine Möglichkeit, dass die Mit­ einer falschen Annahme verleitet“ wür­ Insgesamt aber funktioniert das Petiti­ moderieren können. Schließlich trügen glieder des Petitionsausschusses ihre den. Diese könnten dort nur ihre „Mei­ onsrecht im Bundestag so gut, dass es durch das genutzte Petitionsrecht alle ­Tätigkeit nach dem Ende einer Wahlperi­­­ nung abgeben“ und hofften vergebens, auch Delegationen von anderen Volks­ Bürger mit ihren Beschwerden und An­ ode des Deutschen Bundestages so lange dass ihnen geholfen werde. „Wir müssen vertretungen überzeugt. So hat sich regungen zu Korrekturen in Gesetzen ausüben, bis der Ausschuss der neuen für eine klarere Trennung sorgen und das mongolische Parlament einen Peti­ und Gesetzentwürfen bei und sorgten Wahlperiode eingesetzt ist. deutlich machen, dass nur der Petitions­ tionsausschuss nach deutschem Vorbild mit dafür, dass das sogenannte struck­ „Wir diskutieren darüber“, sagt Steinke. ausschuss Einfluss darauf nehmen kann, geschaffen, wie der stellvertretende sche Gesetz seine Gültigkeit behalte, „Schließlich geht es darum, im Einzelfall dass sich die Dinge im Interesse der Ein­ Ausschussvorsitzende Gero Storjohann wonach „kein Gesetz den Bundestag so erhebliche Nachteile für die Petenten zu gaben verändern“, betont Baumann. (CDU/CSU) erläutert. Auch in Italien verlässt, wie es hineingekommen ist“. vermeiden.“

Corinna Rüffer, Peter Meiwald und Luise Amtsberg (v. l.) von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen.

Perspektiven des Petitionsausschusses 58 59 Perspektiven des Petitionsausschusses 60 61 Perspektiven des Petitionsausschusses 62 Stellungnahmen der Fraktionen

63 Der Tätigkeitsbericht des Petitionsaus- Was der CDU/CSU-Bundestagsfraktion schusses im Deutschen Bundestag für auch wichtig ist: Die Abgabe einer Peti­ das Jahr 2014 zeigt: Die Bürgerinnen die Eingabe einer Mutter, die ihren tion bei privaten Internetanbietern hat und Bürger trauen den Mitgliedern des Sohn während einer Reha-Maßnahme nicht dieselben Verfahrensschritte zur Petitionsausschusses die Lösung ihrer begleiten wollte. Die Anträge auf Kosten- Folge wie eine Eingabe beim Bundestag. individuellen Probleme zu. Die CDU/ übernahme wurden von der Deutschen Petenten, die sich an den Petitionsaus- CSU-Fraktion bedankt sich für das ent­ Rentenversicherung Bund abgelehnt. schuss wenden, haben eine Dreifach- gegengebrachte Vertrauen und freut Durch Unterstützung des Petitionsaus- Garantie: Ihre Petition wird angenom- sich darüber, dass die Bürger von ihrem schusses ist es gelungen, die Kostenüber- men, sachlich geprüft und mit einem Grundrecht rege Gebrauch machen. nahme zu bewirken, dem Anliegen der Beschluss des Deutschen Bundestages Im Jahr 2014 wurden 15.325 Petitionen Petentin konnte somit in vollem Umfang beschieden. Diese Garantie bieten private eingereicht, über 18.000 Vorgänge wur- entsprochen werden. Petitionsplattformen nicht. Der Jahresbe- den durch den Ausschuss abschließend Der CDU/CSU-Fraktion ist es ein beson- richt 2014 liefert viele Beispielen, warum bearbeitet; 730 Einzelberatungen wurden deres Anliegen, auf die Gleichwertigkeit es sich lohnt, mit einem Anliegen an durchgeführt, und die Anzahl der regis­ aller Petitionen im Petitionswesen hin- den Petitionsausschuss heranzutreten, trierten Nutzer auf der Internetseite des zuweisen. Hintergrund ist, dass die denn hier hat jeder Petent ein Anrecht Petitionsausschusses überschritt die Verfahrensgrundsätze des Petitionsaus- auf eine begründete Entscheidung über 1,8-Millionen-Marke. Diese Zahlen spre- schusses die Möglichkeit einer öffentli- seine Eingabe. chen für den Stellenwert des Petitions- chen Beratung vorsehen. Im Jahr 2014 Das Petitionswesen des Bundestages wesens in der Bevölkerung und für die wurden elf Eingaben in öffentlicher Sit- besticht durch seine Qualität und Leis- Arbeit des Ausschusses. zung beraten. In diesem Zusammenhang tungsstärke. Die CDU/CSU-Fraktion wird Die CDU/CSU-Fraktion arbeitet im Peti- wurde in Briefen und E-Mails öfter die auch in Zukunft alles daran setzen, Men- tionswesen jedoch nicht für die statis­ Frage gestellt, ob eine Petition in öffent- schen bei ihren Problemen zu helfen. tischen Werte des Ausschusses. Wir licher Beratung „mehr wert“ sei als die- Darüber hinaus sind wir bestrebt, die Pe- arbeiten für die Petenten und stellen jenige, die nicht öffentlich beraten wer- titionsverfahren zeitnah durchzuführen. die einzelnen Bitten und Beschwerden de. Die Antwort lautet: Nein. Ob eine Hier gilt für uns jedoch der Grundsatz: in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Das Petition aus Sicht des Petenten positiv Klasse statt Masse. Jeder Petent hat ein Petitum einer einzelnen Person besitzt beschieden wird, hängt weder von der Anrecht auf eine individuelle und de- für uns denselben Stellenwert wie ein Anzahl der Unterstützer noch von der taillierte Prüfung seines Anliegens. Das Petitum, das von mehreren Personen un- Beratung in öffentlicher oder nicht ist unser Auftrag, und diesen werden terstützt wird. Dazu zählt zum Beispiel öffentlicher Beratung ab. wir auch in Zukunft gern erfüllen.

Günter Baumann, Vorsitzender Wir machen keine Unterschiede der Arbeitsgruppe Petitionen der CDU/CSU-Fraktion. Beitrag der CDU/CSU-Fraktion

64 65 Die SPD-Bundestagsfraktion will die z Öffentliche Beratungen des Petitions- Beteiligungsrechte der Menschen mit ausschusses sollen in Gebärdensprache Behinderungen bei politischen Entschei- übersetzt werden. dungen stärken und die Arbeit des Par­ z Beschlüsse des Petitionsausschusses laments dem Ziel der Inklusion einen sollen sowohl in einer verständlichen entscheidenden Schritt näherbringen. und adressatengerechten als auch (bei Ein geeigneter Ansatzpunkt dafür ist das Die SPD-Fraktion will das Recht auf ge- Bedarf) in Leichter Sprache verfasst sein. Petitionsrecht. Der Gesetzgeber schuf sellschaftliche Teilhabe für Menschen z Beschlüsse des Petitionsausschusses mit Artikel 17 des Grundgesetzes eine mit Behinderungen durch ein inklusives sollen für blinde, sehbehinderte und mo- bedeutsame Möglichkeit für jedermann, Petitionsrecht stärken. Sie will Barrieren torisch behinderte Menschen als barrie- sich im Rahmen der politischen Willens- beseitigen, auf die Menschen mit Behin- refreie Dokumente (PDF) zur Verfügung bildung direkt und ungefiltert bei der derungen stoßen, wenn sie ihr Recht stehen. Volksvertretung Gehör zu verschaffen: auf Petition wahrnehmen wollen. z Petitionen sollen künftig per E-Mail bei persönlichen Einzelanliegen, zur Folgende Verbesserungsvorschläge er­ eingereicht werden können. Vorausset- Kontrolle der Verwaltung, aber auch als arbeitete die SPD-Fraktion im Jahr 2014: zung ist die Angabe des Namens und der Beteiligungsinstrument. z Der Petitionsausschuss muss mehr und vollständigen Postadresse. Mit der Umsetzung der UN-Behinderten- besser über seine Arbeit informieren. z Im Rahmen der anstehenden Novellie- rechtskonvention sollen die Vorausset- Informationen muss es sowohl in einfa- rung des Gesetzes zur Gleichstellung zungen für eine inklusive Gesellschaft cher und für jedermann verständlicher behinderter Menschen (BGG) soll die Er- geschaffen werden. Entscheidungen, als auch in Leichter Sprache geben. weiterung des Anwendungsbereichs des die die Belange behinderter Menschen z Auch blinde und sehbehinderte Men- BGG auf Bundesorgane, soweit sie Ver- berühren, dürfen nicht länger über sie schen müssen das Petitionswesen selbst- waltungstätigkeit ausüben, geprüft wer- hinweg getroffen werden. Um ihren ständig nutzen können. Deswegen soll den. Bedürfnissen und Anliegen gerecht zu das System der öffentlichen Petitionen Die Vorschläge der SPD-Bundestagsfrak- werden, müssen Menschen mit Behinde- des Bundestages auf Barrierefreiheit tion werden im Petitionsausschuss dis- rungen aktiv in die Debatte einbezogen überprüft und gegebenenfalls geändert kutiert und einige von ihnen bereits werden. werden. erprobt.

Stefan Schwartze, Obmann Petitionsrecht für Menschen der SPD-Fraktion. mit Behinderungen verbessern Beitrag der SPD-Fraktion

66 67 Befassung mit den Themen der vorange- gangenen Wahlperiode, mutig und ziel- Der Jahresbericht 2014 bestätigt auch für strebig an. Schließlich ist es nicht nur Kontrolle über die Gesetzesanwendung den Beginn der 18. Wahlperiode das Pe- eine verfassungsrechtlich verankerte der Behörden. So können Rechtssituatio- titionsgrundrecht als einen wichtigen, Aufgabe, sich damit auseinanderzuset- nen geprüft, Missverständnisse aufge- gelebten Teil bürgernaher Demokratie. zen, was die Menschen bewegt, sondern klärt, Konflikte bereinigt, Rechte ver- Die 15.325 eingereichten Petitionen und es ist vor allem ein Gewinn für das Par- wirklicht, Gesetzeslücken geschlossen, die beeindruckende Anzahl von insge- lament und für eine bürgernah ausge- Behördenfehler erkannt und Fehler­­­be­ samt 1,8 Millionen registrierten Nutze- richtete Demokratie. Denn Petitionen hebungen veranlasst werden. rinnen und Nutzern auf der Internetseite schärfen und erweitern den Blick für Bei all dem darf aber nicht verkannt wer- des Petitionsausschusses belegen das die gelebte Realität, wenn die Menschen den, dass der Petitionsausschuss trotz Engagement der Bevölkerung einerseits Bitten äußern, sich über Missstände be- seiner umfassenden Zuständigkeit für und die daraus erwachsene große Verant- schweren, um Hilfe gegenüber Behör- die Sorgen, Nöte und Vorschläge nur in wortung für die Abgeordneten anderer- denhandeln ersuchen und Anregungen den Grenzen der Gewaltenteilung, des seits. für die Gesetzgebung einbringen. Die Föderalismus und des demokratischen Mehr denn je rückte das Petitionsrecht Bürger regen so jenseits der Schwer- Mehrheitsprinzips agieren kann. In vie- durch individuelle Aufrufe in sozialen punktsetzung der Fraktionen und der len Petitionen, die sich gegen Entschei- Netzwerken in das kollektive Bewusst- parlamentarisch abgestimmten Tages­ dungen föderaler Gebietskörperschaften sein. Das führte für die 436 im Internet ordnung zu wichtigen Debatten an. oder etwa gegen Entscheidungen der un- veröffentlichten Petitionen des Jahres Bei einer Veränderung der Geschäftsord- abhängigen Justiz richten, müssen die 2014 zu fast 500.000 elektronischen Mit- nung des Bundestages sollte diese um Petenten über die verfassungsrechtlich zeichnungen. Auch die Fülle der ständig die Möglichkeit erweitert werden, wich- eingeschränkte Bearbeitungsmöglichkeit hinzukommenden Themen fordert den tige in öffentlichen Petitionen angespro- informiert werden. Trotz der stetigen Petitionsausschuss immer wieder aufs chene Themen auf die Tagesordnung zu Bemühungen um einen Konsens haben Neue heraus und sorgt zugleich für ei- setzen. Im Grunde zwingt aber jede ein- im Petitionsausschuss aber auch die par- nen ständigen Erkenntnisgewinn über zelne Befassung mit jedem individuellen lamentarischen Mehrheitsverhältnisse die Sorgen, Nöte und Interessen der Anliegen die Parlamentarier zur Prüfung, einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie Petenten. ob die bestehende Gesetzeslage befriedi- eine Petition letztlich beschieden wird. Vor allem die 2013 neu in den Bundes- gend ist oder ob es einer Verbesserung, Einen großen Dank möchte die Fraktion tag und den Petitionsausschuss gewähl- Nachjustierung oder wenigstens einer Die Linke an dieser Stelle dem Aus- ten Ausschussmitglieder nahmen die Evaluierung bedarf. Gleichzeitig eröffnen schussdienst für seine stets engagierte Herausforderungen, einschließlich der viele Petitionen eine parlamentarische und gute Arbeit aussprechen.

Kerstin Kassner, Obfrau der Steter Tropfen höhlt den Stein ­Fraktion Die Linke. Beitrag der Fraktion Die Linke

68 69 gehört zu unseren Kernaufgaben. Doch Einzelfälle helfen uns auch, grundsätzli- che Probleme zu erkennen. Denn wenn Der Petitionsausschuss hatte auch 2014 sich scheinbare Einzelfälle häufen, ist eine Mammutaufgabe zu erfüllen: Mehr das meist ein Hinweis darauf, dass etwas als 15.000 Petitionen wurden eingereicht, im Argen liegt. So sprechen beispiels- hinter denen fast immer wichtige Anlie- weise die vielen an uns herangetragenen gen und nicht selten existenzielle Sorgen Einzelfälle in den Bereichen Pflegepolitik, von Menschen stehen. In Zeiten der rie- Arbeitsverwaltung oder Visa-Erteilung hoffen, über ihn Politik beeinflussen sengroßen Koalition ist es für die Oppo­ eine deutliche Sprache: Hier besteht drin- und mitgestalten zu können. Dass an der sition eine besondere Herausforderung, gender gesetzgeberischer Handlungs­ letzten öffentlichen Sitzung auch zwei mithilfe von Petitionen die Regierung bedarf. Bundesminister teilgenommen haben, ist zu kontrollieren und falsche Regierungs- Der Petitionsausschuss ist auch ein Seis- ein gutes Zeichen dafür, dass Petitionen – politik zu korrigieren. mograf dafür, welche aktuellen politi- also die Anliegen und Bedenken der Petitionen sind aber nicht nur dafür ein sche Fragen und Herausforderungen die Bürger – ernst genommen werden. wichtiges Instrument. Der Petitionsaus- Menschen umtreiben. So beschäftigten Die Menschen möchten sich einbringen schuss ist auch besonders dicht an den uns immer wieder Petitionen zu Proble- und nehmen das Petitionswesen als ech- Bürgerinnen und Bürgern – und das ist in men beim Datenschutz, zur NSA-Affäre tes Instrument der Mitbestimmung wahr einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit und zum politischen Asyl für Edward – das zeigt sich auch daran, dass inzwi- „etablierten“ Parteien und Institutionen Snowden, zum Freihandelsabkommen schen Millionen auch sogenannte private zunimmt, von enormer Bedeutung. Viele TTIP, zur Massentierhaltung, zur Reform Petitionsplattformen nutzen, um ihren Menschen wenden sich an uns mit ihren der Pflegeversicherung und zur flächen- politischen Willen zu artikulieren. Bei persönlichen Problemen und Nöten: weil deckenden Versorgung mit Hebammen. aller Kritik, die man zu Recht an der Ar- der Antrag auf Erwerbsminderungsrente Diese Petitionen haben oft mehrere beitsweise vieler dieser Plattformen ha- oder Asyl abgelehnt wurde, weil der Zehntausend Mitzeichner und werden ben muss: Wir sollten den Erfolg privater ALG-II-Satz oder der Behinderungsgrad dann in öffentlichen Ausschusssitzun- Plattformen auch als Ansporn nehmen, falsch berechnet wurde oder weil der gen beraten. Das zeigt: Für die Bürger das im Grundgesetz verankerte Petitions- Verkehrslärm mit dem Ausbau der nahe ist der Petitionsausschuss ein wichtiges recht fortzuentwickeln und zu einem gelegenen Bundesstraße noch zunehmen Gremium – vermutlich sogar der wich- echten Beteiligungsinstrument auszu­ wird. Dieses Engagement im Einzelfall tigste Bundestagsausschuss, weil sie bauen.

Corinna Rüffer, Obfrau der Fraktion Draht zum Bürger stärken – Petitionsrecht Bündnis 90 / Die Grünen. zum echten Beteiligungsinstrument ausbauen Beitrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen

70 71 Was die Statistik verrät 72 73 Auswahl der Medienresonanz

Was die Statistik verrät 74 75 Der Tagesspiegel, 17. März 2014

Appell aus dem Jobcenter Die Hartz-IV-Kritikerin Inge Hanne- Heiße Luft, sonst nichts. Immer wieder mann fordert, Langzeitarbeitslose nicht kommt es vor, dass sich Menschen, die mehr zu sanktionieren. Von Zuschauern eine „Petition“ bei einem dieser Portale von allgemeinem Interesse, die auf dem im Petitionsausschuss wird sie gefeiert – eingereicht oder unterstützt haben, an Petitionsportal des Deutschen Bundes­ die Regierung hält dagegen. Der Tagesspiegel, 2. Februar 2014 den Petitionsausschuss wenden und tages veröffentlicht und online von an- nach dem Stand der Bearbeitung fragen. deren unterstützt und diskutiert werden BERLIN. Ihre Unterstützer oben auf der Petentinnen und Petenten Eine parlamentarische Befassung findet kann. Hier hat der Einsatz für ein ge- Besuchergalerie haben an sich gehalten. „Der Zuschauer sagt Muh“, jedoch nur statt, wenn eine Petition meinsames Anliegen im Gegensatz zu Zwei Zwischenrufe gerade mal, und als vom 24. Januar. beim Deutschen Bundestag eingereicht den privaten Plattformen Folgen – etwa die Staatssekretärin die Praxis in den wird. eine öffentliche Ausschusssitzung, in Jobcentern verteidigte, hat ein Lang­ Seit einigen Jahren sprießen im Online- In der Bundesrepublik Deutschland ist der eine Petentin oder ein Petent sein haariger wütend sein Unterhemd von Bereich private Petitionsplattformen aus das Petitionsrecht ein Grundrecht. Nach Anliegen vor den Abgeordneten darstel- der Brüstung geworfen. Doch als Inge dem Boden, die Bürgerinnen und Bür- Artikel 17 des Grundgesetzes hat „jeder- len kann. Dies erlaubt den Bürgerinnen Hannemann nach gut einer Stunde den gern die Möglichkeit bieten, ein Anlie- mann (…) das Recht, sich einzeln oder und Bürgern, sich über Wahlen hinaus Europasaal im Paul-Löbe-Haus verlässt, gen öffentlich zu machen. Es ist sicher in Gemeinschaft mit anderen schriftlich aktiv an der Politik unseres Landes zu gibt es kein Halten mehr. Mit Jubel und zu begrüßen, wenn Menschen sich ge- mit Bitten oder Beschwerden an die zu- beteiligen. Und die Abgeordneten be- lautem Applaus wird die „Hartz-IV- meinsam für ein Ziel einsetzen – oder ständigen Stellen und an die Volksver- kommen aufgezeigt, ob Gesetze ihr Ziel Rebellin“ für ihren Auftritt vor dem auch nur ein Zeichen mit ihrer Stimme tretung zu wenden“. Der Bundestag hat erreichen oder zu Problemen führen und Petitionsausschuss des Bundestages setzen wollen. Doch was ist der Effekt? einen Petitionsausschuss eingesetzt, dem daher noch einmal kritisch überprüft gefeiert. Wenn das Anliegen eine medientaug­ die Behandlung der nach Artikel 17 an werden sollten. In der Szene ist die einstige Jobcenter- liche Popularität erreicht, was selten den Bundestag gerichteten Bitten und Nicht überall, wo „Petition“ draufsteht, Mitarbeiterin längst eine Heldin. Vor genug vorkommt und im aktuellen Fall Beschwerden obliegt. Petentinnen und ist also Petition drin. Echte Petitionen ziemlich genau einem Jahr wurde sie nur der Prominenz des Adressaten zu Petenten können sich mit der Bitte um mit Befassungsgarantie gibt es nur beim von ihrer Dienststelle in Hamburg-Altona verdanken ist, wird darüber berichtet, Hilfe bei höchstpersönlichen Problemen Deutschen Bundestag und seinem Petiti- suspendiert – weil sie in einem Internet- durchaus auch breit. Sobald eine neue an den Petitionsausschuss wenden – onsausschuss. blog sowohl die Umgangsweise mit sensationstüchtige „Petition“ auftaucht, aber auch mit der Bitte um Veröffentli- Kersten Steinke, Vorsitzende des Hartz-IV-Empfängern als auch die ent- ist die alte vergessen. chung einer Petition zu einem Thema Petitionsausschusses im Bundestag sprechenden Vorgaben kritisiert hatte.

Julia Obermeier von der CDU/CSU- Fraktion im Gespräch mit dem Leiter des Ausschusssekretariats, Wolfgang Finger.

Auswahl der Medienresonanz 76 77 sondern das Gegenteil. Die Sanktionen Auch mit Blick auf den enormen Auf- wirkten demotivierend, die Betroffenen wand sei die Sanktionierungspraxis Und angeblich soll sie sich auch generell kapselten sich noch stärker ab. Und vor nicht zu rechtfertigen, sagte Hannemann. geweigert haben, Regelverstöße mit Sank­­­ allem: Sie würden „in existenzielle Not der Sachbearbeiter seien bereits erwei- Und sie rechnete vor: Bei einer Million tionen zu ahnden. Letzteres bestreitet bis hin zur Obdachlosigkeit“ getrieben. tert worden. Sie sehe nicht, dass irgend- Sanktionierungen pro Jahr seien gut Hannemann, der Rechtsstreit um ihre Sie habe in den acht Jahren ihrer Tätig- wo gegen Vorgaben des Verfassungsge- 270 Mitarbeiter ausschließlich mit Straf- Weiterbeschäftigung ist noch nicht ab­ keit schlimmste Situationen erlebt, be- richts verstoßen werde. Und wie denn maßnahmen beschäftigt. Kostenpunkt: geschlossen. Doch die 45-Jährige hat richtete Hannemann. Dabei habe das Hannemann bitteschön ganz ohne Sank- zehn Millionen Euro. Und das mit dem ihre Freistellung schon mal genutzt, Bundesverfassungsgericht klargestellt, tionsmöglichkeiten darauf hinwirken Ergebnis, dass die Hälfte der Verfügun- um mit einer Petition die Abschaffung dass das Existenzminimum nicht ange- wolle, dass Termine auch wahrgenom- gen von den Sozialgerichten wieder aller Sanktionsmöglichkeiten für Lang- rührt und niemandem vorenthalten wer- men, Unterlagen vorgelegt und auf Job- kassiert würden. zeitarbeitslose zu fordern. Mehr als den dürfe. Im Übrigen empfinde sie es oder Qualifizierungsangebote überhaupt Die Schilderungen der Petentin verfehl- 92.000 Menschen haben den Appell als „einen Skandal“, dass volljährige reagiert werde? ten nicht ihre Wirkung. Er habe den Ein- inzwischen unterzeichnet, in nicht Menschen in einem reichen Sozialstaat Die einstige Jobcenter-Mitarbeiterin hatte druck, dass in den vergangenen Jahren einmal fünf Monaten. Und am Montag von Behörden so behandelt werden dürf- darauf eine klare Antwort: mit mehr Zeit das „Fordern“ gegenüber dem „Fördern“ hatte die Initiatorin Gelegenheit, ihr ten, als benötigten sie Erziehungsmaß- und mehr Empathie. Das Problem begin- deutlich die Oberhand gewonnen habe, Anliegen vor Fachpolitikern öffentlich nahmen. ne schon mit der Ersteinladung, sagte bekannte der SPD-Abgeordnete Markus zu erläutern. Ohne eigene Anstrengung und Mitwir- sie. Verfasst in unverständlichem Behör- Paschke. Und auch Lösekrug-Möller ver- Sie tat dies unaufgeregt und im Tonfall kung gehe es aber nicht, hielt ihr Gabriele dendeutsch und von Anfang an versehen sprach, dass man sich „die Praxis der der Sachbearbeiterin, inhaltlich aber Lösekrug-Möller entgegen. Die SPD- mit Drohungen, lasse sich so kein Ver- Sanktionierung“, insbesondere mit Blick umso energischer. „Ersatzlos“, so beharr- Politikerin war früher selber Sozialarbei- trauen aufbauen. Zudem seien die Mit­ auf junge Menschen, „noch einmal ge- te sie, müssten alle Regelungen gestri- terin, inzwischen ist sie Staatssekretärin arbeiter nicht im Entferntesten pädago- nauer anschauen“ werde. An der Rechts- chen werden, die Kürzungen für nicht im Arbeitsministerium. Sozialleistun- gisch oder psychologisch geschult. Vom lage jedoch, so gab sie der „Rebellin“ mitwirkungswillige Arbeitslose vorse- gen, so sagte sie, würden nun mal weder nötigen Zusatzwissen über Jugendhilfe- zu verstehen, werde sich kaum etwas hen. Dadurch nämlich erreiche man kei- voraussetzungslos noch bedarfsunabhän- oder Schwerbehindertenrecht gar nicht ändern. ne Verhaltensänderung zum Positiven, gig gewährt. Die Ermessensspielräume zu reden. Rainer Woratschka

Christel Voßbeck-Kayser, Antje Lezius, und Hermann Färber (v. l.) von der CDU/CSU-Fraktion.

Auswahl der Medienresonanz 78 79 um eine Allianz gegen den Zuglärm zu gründen. Die will nicht nur gegen den Krach im Elbtal kämpfen – es geht um den Bahnlärm in ganz Sachsen. Denn nicht nur entlang der Elbe leiden die Sächsische Zeitung – SZ-online.de, Bürger unter den Zügen. „Auch in ande- 26. April 2014 ren Gegenden Sachsens sind Leute vom Bahnlärm betroffen“, sagt Michael Krebs. Ähnliches will auch die neue sächsische Bahnlärmgegner gründen Er ist Mitglied der Bürgerinitiative Bahn­ Anti-Bahnlärm-Allianz erreichen. Neben sächsische Allianz emission Elbtal (BI) aus Coswig und hat einer gesetzlichen Regelung zum Schutz Bürgerinitiativen aus Sachsen treffen mit seinen Mitstreitern die Aktion ge- vor Verkehrslärm fordert das Bündnis Unterstützer aus den politischen Reihen sich heute in Coswig. Sie wollen plant. Die BI erwartet Gleichgesinnte aus Nachtfahrverbote und Tempolimits für hat die Anti-Bahnlärm-Allianz schon vor ein Bündnis gegen den Zugkrach Großenhain, Weinböhla, Deutschenbora, Güterzüge, mehr Geld für die Lärmsanie- deren Gründung gefunden. Bürgermeis- schmieden. Leipzig und der Lausitz zur Gründungs- rung von Bahnstrecken, Schallobergren- ter aus Kommunen entlang der Elbtal- veranstaltung. zen von 50 Dezibel in der Nacht und die strecke stärken der Initiative den Rücken. Die Bahn ist laut. Zu laut. Allein zwi- Dass die anderen Bahnlärmgegner aus schnellere Umrüstung der Güterwaggons Den Bahnlärmgegnern ist jedoch bewusst, schen Weinböhla und Bad Schandau dem Freistaat dem Aufruf der Coswiger auf leisere Bremsen. „Außerdem wollen dass die Gleistrassen und Güterzüge können rund 250.000 Menschen kaum folgen, ist kein Wunder. Unter den wir zukünftig bei der Planung neuer nicht sofort leiser werden. Daher plant eine Nacht durchschlafen, weil der Krach Bürgerinitiativen genießt der Verein ein Verkehrsprojekte mitreden“, sagt Krebs. die Allianz gemeinsame Aktionen, um auf den Schienen so groß ist. Und in den hohes Ansehen. Denn die Nachricht, Mit ihren Forderungen spricht die Alli- immer wieder auf ihre Forderungen nächsten zehn Jahren könnte sich die dass der Petitionsausschuss des Bundes- anz Kommunal-, Landes- und Europa­ aufmerksam zu machen. Die erste findet Zugfolge im Elbtal verdoppeln, sagen tages der Lärmbeschwerde der Coswiger politiker an. „So kurz vor den Wahlen direkt nach der Gründung des Bündnis- Experten. Mehr Lärmschutz ist aus Sicht zu­gestimmt hat, hat unter den Bahnlärm- im Mai wollen wir ein Zeichen setzen“, ses auf dem Parkplatz des Coswiger der Deutschen Bahn jedoch nicht nötig. gegnern die Runde gemacht. Die Abge- sagt Krebs. So werde deutlich, wie viele Fachkrankenhauses statt. Ab 12 Uhr Dagegen wollen sich die betroffenen ordneten sprechen sich unter anderem Bürger vom Bahnlärm betroffen sind. laden die Bürgerinitiativen dort zu einem Bürger wehren. Nicht als einzelne für die geforderte Verringerung der Ge- Die Politiker sollen damit dazu gebracht Bürger-Picknick ein. „Dann haben alle Gruppen in vielen verschiedenen Orten. schwindigkeit in den Nachtstunden aus. werden, darüber nachzudenken, um wie Interessierten die Möglichkeit, sich Sondern als Bündnis. Heute kommen Damit ist die Bundesregierung aufgefor- viele Wählerstimmen es geht. „Die Poli- über die BIs und über unsere Ziele zu deshalb Anti-Bahnlärm-Initiativen im dert, für die vom Bahnlärm geplagten tik muss endlich zeigen, wozu sie in der informieren“, sagt Krebs. Coswiger Fachkrankenhaus zusammen, Elbtalbewohner etwas zu tun. Lage ist.“ Philipp Siebert

Sitzung des Petitionsausschusses.

Auswahl der Medienresonanz 80 81 Ausschussvorsitzende Kersten Steinke SPD-Obmann Stefan Schwartze warb (Linke) am Mittwoch, als sie die Bilanz eindringlich dafür, die Möglichkeiten ihres Gremiums für 2013 präsentierte. des Ausschusses zu nutzen. Petitionen „Seit Jahren betreffen die meisten Petitio- auf privaten Plattformen im Internet Frankfurter Rundschau, 22. Mai 2014 nen, die uns erreichen, den sozialen würden nicht automatisch an den Aus- Bereich.“ schuss herangetragen. Nur wenn eine Kerngeschäft private Sorgen Vor allem die Altersversorgung sei im- Petition beim Ausschuss lande, sei ga- liegen werden bearbeitet. So erreichte Der Petitionsausschuss des Bundestages mer wieder ein Thema. „Wenn es um rantiert, dass sie auch bearbeitet werde. den Ausschuss vergangenes Jahr eine freut sich über seine geleistete Arbeit. Beruf, Einkommen oder gerechte Rente Private Plattformen hätten zwar ihre Forderung nach Steuerfreiheit für Bier, 14.800 Anliegen vergangenes Jahr. geht, kommt es immer wieder zu Kon- Berechtigung, vor allem auf kommunaler das in Haushalten zum Eigenbedarf flikten zwischen Staat und Bürgern“, Ebene oder wenn man einen Appell an ­gebraut wird. Ein anderer Petent forder- Was tun, wenn die Rente falsch berechnet bilanzierte Steinke. Im Idealfall werde die betreffenden Institutionen richten te, Kleiderständer, die die Form eines wurde, jeder Einwand aber abgebügelt die Regierung mithilfe einer Petition ge- wolle. „Wann immer aber der Gesetzge- Hakenkreuzes haben, bundesweit aus wird? An wen sich wenden, wenn in der zwungen, kritische Themen zu behan- ber handeln soll“, so Schwartze, „müs- den Geschäften zu verbannen. Nachbarschaft neue Bahntrassen gebaut deln. „Wenn es den Petitionsausschuss sen sich die Bürger an den Ausschuss Sehr oft allerdings teilten viele Petenten werden sollen oder der Fluglärm in der nicht gäbe, würde sich der Bundestag des Bundestages wenden.“ die gleichen Sorgen, sagte Grünen-Obfrau Nacht unerträglich wird? wahrscheinlich gar nicht mehr mit dem Einzige Bedingung: Damit die Petition Corinna Rüffer: Zurzeit seien das bei- Bei solchen Beschwerden, ja bei Anlie- Thema Rente beschäftigen.“ im Ausschuss bearbeitet werden kann, spielsweise das geplante Freihandelsab- gen aller Art hat jeder Bundesbürger Steinke betonte, dass sich der Ausschuss muss das Anliegen die Bundesgesetzge- kommen mit den USA und die damit die Möglichkeit, sich an den Petitions- nicht nur um Anliegen von Gruppen bung betreffen; ist das nicht der Fall, verbundenen Ängste. Solche Tendenzen ausschuss des Parlaments zu wenden. kümmere oder um Themen, die tatsäch- wird die Petition an die entsprechenden verstehe sie als „Auftrag, dass man sich 14.800 Petitionen gingen dort allein im lich die Gesamtbevölkerung betreffen: Ausschüsse der Bundesländer oder auch in der Öffentlichkeit dieser Themen an- letzten Jahr ein, davon etwa die Hälfte „Das Kerngeschäft des Petitionsausschus- an den Petitionsausschuss des Europäi- nehmen sollte“. Der Petitionsausschuss auf elektronischem Wege. Mit mehr als ses sind die privaten Sorgen und Nöte schen Parlaments weitergeleitet. sei die Instanz des Bundestages mit der 1,6 Millionen Nutzern sei die Internet- des einzelnen Bürgers.“ 2013 habe man Dabei spielt es keine Rolle, ob sich eine größten Bürgernähe, so Rüffer. „Dort plattform des Petitionsausschusses das dabei mehr als ein Drittel der bearbei­ gut vernetzte Gruppe oder eine Einzel- trifft die Politik des Parlaments direkt erfolgreichste Internetangebot des Bun- teten Fälle zu einem positiven Ergebnis person an den Ausschuss wendet. Und auf die Bedürfnisse der Menschen.“ destages, freute sich denn auch die führen können. auch exotische oder eher spezielle An- Tanja Brandes

Öffentliche Sitzung des Petitions- ausschusses.

Auswahl der Medienresonanz 82 83 Nordbayerischer Kurier (online), 22. Mai 2014

Thema Petitionsausschuss: Anwalt der Bürger Hamburger Abendblatt, 24. Juni 2014 Nach der Vorstellung ihres Anliegens Einfacher geht es kaum: Ein paar Klicks beantwortete die Norderstedterin die genügen, und schon erreicht der Bürger 14.800 Petitionen sind 14.800 Einzel- Norderstedter Logopädin fordert in Fragen der Abgeordneten. Für die Bun- den Online-Auftritt des Petitionsaus- schicksale, immerhin konnte mehr als Berlin faire Bezahlung desregierung antwortete die Parlamen­ schusses. Die Themen belegen, wo die ein Drittel der Fälle positiv beschieden Sprachtherapeutin Christiane Schrick tarische Staatssekretärin beim Bun­ Menschen der Schuh drückt. Die Liste werden. Ganz oben auf der Liste stehen war am Montag zu Gast im Petitions­ desminister der Gesundheit, Annette reicht von der Einstellung der Entwick- Probleme, die den Bereich des Arbeits- ausschuss des Deutschen Bundestages. Widmann-Mauz von der CDU. lungshilfe für Uganda über die Freigabe und Sozialministeriums betreffen. Noch 23.000 Bürgerinnen und Bürger haben Fast 23.000 Bürgerinnen und Bürger hat- des Seitenstreifens von Autobahnen zur immer sorgen die Hartz-IV-Gesetze für ihre Petition unterschrieben. ten Schricks Petition mit dem Titel „Bes- Nutzung bei Stau bis zur Anhebung der Ärger, die Anrechnung eigenen Vermö- sere Vergütung der Logopäden“ auf der Hinzuverdienstgrenze für Kinder bei gens oder die Regelsätze bei der Grund- BERLIN/NORDERSTEDT. Die Norder­ Internetplattform des Deutschen Bundes- Hartz IV. sicherung sind ein Quell nicht versie- stedter Logopädin Christiane Schrick hat tages unterstützt. Die Petition war auf gender Empörung, auch die Renten, die am Montag den Mitgliedern des Petitions- Anregung von Gero Storjohann nach ei- Gäbe es den Petitionsausschuss nicht, Pflegeleistungen oder Probleme beim ausschusses des Bundestages und Ver­ nem Besuch der logopädischen Praxis er müsste erfunden werden. Jeder Bürger Sorgerecht führen zu Petitionen. tretern der Bundesregierung persönlich Schrick und Pietsch in Norderstedt im hat das Recht, sich an das Bundestags- Dass 25 Jahre nach dem Fall der Mauer eine Petition vorgetragen. In der Petition März 2013 entstanden. Storjohann setzte gremium zu wenden, die Abgeordneten und dem Untergang der DDR das leidige fordert die Logopädin den Bundestag sich im Bundestag auch erfolgreich für und ihre Mitarbeiter gehen den Eingaben Thema Fremdrenten noch immer nicht auf, die Voraussetzungen für eine faire die öffentliche Beratung der Petition ein, nach und suchen in Verhandlungen mit befriedigend gelöst ist, wie der Aus- Vergütung logopädischer Leistungen in obwohl diese das notwendige Quorum Behörden, Verwaltungen oder anderen schuss anmahnt, ist angesichts der Mil­ Deutschland zu schaffen und dem West- von 50.000 Mitzeichnungen nicht er- Einrichtungen nach Lösungen. Und oft liardenausgaben beim Rentenpaket ein Ost-Gefälle in Vergütungsfragen ein Ende reichte. kann den Betroffenen auf diesem Wege Armutszeugnis, hier besteht dringend zu bereiten. Der CDU-Bundestagsabge- Die Abgeordneten des Petitionsaus- direkt geholfen werden. Politik ist nicht Handlungsbedarf. Als Anwalt der Bürger ordnete und stellvertretende Vorsitzende schusses werden nun die vorliegenden mehr abstrakt und abgehoben, weit von geht dem Petitionsausschuss jedenfalls des Petitionsausschusses, Gero Storjohann Akten der Norderstedterin sowie die den Menschen entfernt, sondern konkret so schnell die Arbeit nicht aus. aus Seth, hatte die Petition von Beginn Stellungnahmen der Bundesregierung und fassbar. Martin Ferber an begleitet. sorgfältig prüfen.

Platz des Petenten in einer öffent­ lichen Sitzung des Petitionsaus- schusses.

Auswahl der Medienresonanz 84 85 Die Petentin, seit 25 Jahren als „außer­ klinische, traditionelle Hebamme“ tätig, habe daher einen Sicherstellungszu- machte dabei deutlich, dass der Beitrags- schlag beschlossen, der die Kosten anstieg schon viele freiberufliche Heb- abfedern solle. Zudem habe man dazu Das Parlament, 30. Juni 2014 ammen zur Aufgabe der Geburtshilfe beigetragen, dass sich die Versicherungs- gezwungen hätte. Mit Folgen für die branche zumindest vorerst nicht aus Suche nach Hilfe für Hebammen werdenden Mütter: „Die freie Wahl des dem Geschäftsbereich zurückzieht. „Wir Petition. Mit Skepsis sieht die Bundes­ Geburtsortes gibt es schon lange nur haben für eine Entwarnung bis 2016 ge- regierung den Vorschlag, den Anstieg noch auf dem Papier“, urteilte die Peten- sorgt“, sagte Fischbach. Skeptisch zeigte für die zweite Hebamme, die bei den der Haftpflichtprämien mit einem tin. Schmuck sprach sich daher für ei- sie sich in der Frage eines staatlichen meisten Geburten hinzugezogen werde Fonds aufzufangen. nen Haftungsfonds aus, „der nicht über Haftungsfonds. Es sei fraglich, ob man und ebenfalls voll haftbar sei. Fischbachs privatwirtschaftliche Versicherungskon- einen solchen Fonds nur für eine einzel- Einwand aufgreifend, nicht nur einer Neu ist die Problematik wahrlich nicht. zerne läuft“. Wenn man eine Haftpflicht- ne Gruppe aus den Heilberufen auflegen Gruppe innerhalb der Heilberufe einen Hebammen – allen voran freiberuflich tä- versicherung vorschreibe – was aus könne, argumentierte Fischbach. Ihr Haftungsfonds anbieten zu können, tige – leiden seit Jahren unter einem ra- Sicht Schmucks sinnvoll ist –, dürfe Ministerium denke stattdessen über eine machte die Hebammen-Vertreterin deut- santen Anstieg der Beiträge für ihre Haft- man diese nicht dem freien Markt über- Regressbegrenzung nach. So ließen sich lich, dass aus ihrer Sicht der Fonds für pflichtversicherung. Lag der Betrag 1992 lassen. die Schadensersatzsummen und damit alle Gesundheitsberufe gelten soll. So noch bei umgerechnet 179 Euro, muss- auch die Haftpflichtbeiträge eingrenzen. werde es in Österreich und auch den ten 2009 bereits 2.370 Euro gezahlt wer- „Entwarnung bis 2016“ Aus Sicht der Petentin sind die jüngsten Niederlanden praktiziert. „In Österreich den. Ab 1. Juli 2014 sollen es 5.091 Euro Ingrid Fischbach (CDU), Parlamentari- Aktivitäten des Gesundheitsministeri- zahlen die Hebammen einen jährlichen sein. Diesem Problem sollte mit einem sche Staatssekretärin im Bundesgesund- ums lediglich Lippenbekenntnisse, die Beitrag von 100 Euro“, sagte Schmuck Haftungsfonds entgegengetreten werden, heitsministerium, räumte ein, dass der Beruhigung der Bevölkerung und der und kam zu dem Fazit: „Ein gestaffelter lautet die Forderung der Petentin Sabine die Haftpflichtversicherung gerade für Hebammen dienen sollen. „Das ist nicht Haftpflichtfonds ist die einzig mögliche Schmuck, über deren Eingabe der Petiti- He­bammen, die relativ wenige Geburten zielführend“, kritisierte Schmuck. So Lösung.“ onsausschuss vergangene Woche beriet. betreuen, ein Problem sei. Die Regierung greife etwa der Sicherungszuschlag nicht Götz Hausding

Sitzungssaal für die öffentliche Sitzung des Petitionsausschusses.

Auswahl der Medienresonanz 86 87 Produzenten von industriell gefertigten Teiglingen, die tiefgefroren ausgeliefert pv magazine. Photovoltaik. später in Backshops aufgebacken wer- funktioniert“, sagte die Parlamentarische Märkte & Technologie, 14. Oktober 2014 den, von der EEG-Umlage befreit seien, Staatssekretärin im Bundesministerium hätten kleine Bäckerbetriebe durch die für Wirtschaft und Energie, Brigitte Bäcker beklagen sich vor Petitions­ EEG-Umlage Kostensteigerungen bis zu Zypries (SPD), während der Sitzung ausschuss über EEG-Umlage 1.422 Prozent zu verkraften. In der vor- des Petitionsausschusses. Die benötigten Das deutsche Bäckerhandwerk sieht gestellten Petition fordert das Bäcker- Summen wären nicht einzusammeln, bei der Zahlung der EEG-Umlage ein handwerk daher, die EEG-Umlage und was die Sorge mit sich brächte, „dass „hohes Maß an Ungerechtigkeit am somit die Energiewende schnellstmög- es am Ende doch der Haushalt zahlen Markt“. Nun wurde es vor dem Petiti- lich aus Bundesmitteln zu finanzieren, muss“. Eine Steuerförderung für erneu- Im Dezember 2013 hatte der Zentralver- onsausschuss des Deutschen Bundes­ um weitere Belastungen für die Unter- erbare Energien lehnte Zypries ebenfalls band des Deutschen Bäckerhandwerks tages dazu gehört. Die Bäcker fordern nehmen und Verbraucher zu verhindern. mit den Worten ab: „Das ist für uns kein eine Petition zur Abschaffung der EEG- nun, die EEG-Umlage aus Bundes­ Um im Wettbewerb mit großen Teig- Weg.“ Sie verteidigte zudem die unter- Umlage beim Deutschen Bundestag ein- mitteln zu finanzieren. Das Bundes­ ling-Produzenten bestehen zu können, schiedliche Behandlung zwischen größe- gereicht. Diese ist von bundesweiten wirtschaftsministerium lehnt dies ab. bräuchte man faire Rahmenbedingungen, ren Teigling-Produzenten und kleineren Unterschriftenaktionen in Bäckereien be- so Werner weiter. Bäckereien. Entscheidend sei, ob es ein gleitet worden. Der Zentralverband wies Der Petitionsausschuss des Deutschen Bereits vor einigen Monaten hatten Ver- stromkostenintensives Unternehmen ist, auf die wachsende Belastung durch die Bundestages hat sich mit der EEG-Um­ braucherschützer und die bayerische das im internationalen Wettbewerb steht. EEG-Umlage hin, die auch dem Bäcker- lage befasst. Es gebe für die deutschen Wirtschaftsministerin (CSU) „Das ist beim kleinen Bäcker um die Ecke handwerk zu schaffen mache. Insgesamt Bäcker ein „hohes Maß an Ungerechtig- Vorschläge für eine kreditfinanzierte in aller Regel nicht der Fall“, sagte sie. müsste das Bäckerhandwerk allein rund keit am Markt“, sagte der Hauptgeschäfts- Fondslösung zur Finanzierung der EEG- Werner forderte, dass es eine verläss­ 156 Millionen Euro an EEG-Umlage zah- führer des Zentralverbands des deut- Umlage gemacht. „Wir haben darüber liche Obergrenze bei der Zahlung der len; 2012 seien es noch knapp 110 Milli- schen Bäckerhandwerks, Armin Werner, nachgedacht, sind aber zu dem Ergebnis EEG-Umlage geben müsse, damit die onen Euro gewesen. vor dem Petitionsausschuss. Während gekommen, dass eine Fondlösung nicht Betriebe planen könnten. Sandra Enkhardt

Andreas Mattfeldt, Michael Vietz, Julia Obermeier und Hermann Färber (v. r.) von der CDU/CSU- Fraktion.

Auswahl der Medienresonanz 88 89 Was die Statistik verrät 90 Statistik über die Tätigkeit des Petitionsausschusses­ des Deutschen Bundestages im Jahr 2014

91 Posteingänge mit Vergleichszahlen ab 1980*

Nachträge andere Schreiben täglicher (weitere Schreiben Stellungnahmen / (Schreiben von Arbeits- Petitionen Durchschnitt der Petenten zu Berichte der Abgeordneten / Jahr tage (Neueingänge) (Neueingänge) ihren Petitionen) ­Bundesregierung Behörden u. a.) 1980 248 10.735 43,29 4.773 5.941 3.401

1981 249 11.386 45,73 4.277 7.084 2.401

1982 249 13.593 54,59 3.652 8.869 3.327 Nachträge andere Schreiben 1983 246 12.568 51,09 7.789 8.485 2.953 täglicher (weitere Schreiben Stellungnahmen / (Schreiben von Arbeits- Petitionen Durchschnitt der Petenten zu Berichte der Abgeordneten / 1984 248 13.878 55,96 8.986 9.270 3.570 Jahr tage (Neueingänge) (Neueingänge) ihren Petitionen) ­Bundesregierung Behörden u. a.) 1985 246 12.283 49,93 9.171 10.003 3.240 2000 249 20.666 83,00 12.204 7.087 2.267

1986 247 12.038 48,74 9.478 9.414 3.143 2001 250 15.765 63,06 12.533 9.085 2.488

1987 248 10.992 44,32 8.716 8.206 2.649 2002 250 13.832 55,33 13.023 8.636 2.231

1988 250 13.222 52,89 9.093 9.009 2.435 2003 250 15.534 62,14 12.799 9.088 2.330

1989 249 13.607 54,65 9.354 9.706 2.266 2004 255 17.999 70,58 13.247 9.244 2.171

1990 247 16.497 66,79 9.470 9.822 2.346 2005 254 22.144 87,18 12.989 8.870 2.067

1991 247 20.430 82,71 10.598 11.082 2.533 2006 252 16.766 66,53 15.026 9.133 1.561

1992 249 23.960 96,22 11.875 10.845 4.262 2007 250 16.260 65,04 15.365 8.893 1.646

1993 250 20.098 80,39 12.707 11.026 5.271 2008 252 18.096 71,81 14.540 8.851 1.378

1994 250 19.526 78,10 14.413 11.733 4.870 2009 252 18.861 74,85 14.480 10.456 1.167

1995 251 21.291 84,82 18.389 13.526 5.017 2010 254 16.849 66,33 13.983 9.572 1.031

1996 249 17.914 71,94 16.451 10.817 4.357 2011 254 15.191 59,81 14.204 9.374 835

1997 251 20.066 79,94 14.671 9.070 3.611 2012 251 15.724 62,65 13.397 8.471 1.088

1998 252 16.994 67,44 13.571 8.345 3.316 2013 250 14.800 59,20 13.345 8.025 927

1999 252 18.176 72,13 13.915 8.383 2.942 2014 250 15.325 61,30 15.748 8.645 938

*Nicht enthalten sind elektronische Posteingänge, soweit nicht das Online-Formular zur Petitionsein- gabe verwendet wurde.

Statistik 92 93 Postausgänge mit Vergleichszahlen ab 1980*

Schreiben gesamter Postausgang an Petenten, Akten zur Arbeits- (Summe der Spalten täglicher Durchschnitt Abgeordnete, Berichterstattung Jahr tage 5 und 6) (gesamter Postausgang) Ministerien u. a. an Abgeordnete 1980 248 45.936 185,23 41.999 3.937

1981 249 41.999 168,67 39.195 2.804

1982 249 46.505 186,77 43.053 3.452 Schreiben 1983 246 46.537 189,17 43.242 3.295 gesamter Postausgang an Petenten, Akten zur Arbeits- (Summe der Spalten täglicher Durchschnitt Abgeordnete, Berichterstattung 1984 248 51.221 206,54 49.298 1.923 Jahr tage 5 und 6) (gesamter Postausgang) Ministerien u. a. an Abgeordnete 1985 246 51.705 210,18 48.520 3.185 2000 249 57.577 231,23 54.156 3.421

1986 247 50.691 205,23 47.896 2.795 2001 250 64.129 256,52 60.689 3.440

1987 248 44.362 178,88 41.988 2.374 2002 250 64.447 257,79 61.023 3.424

1988 250 49.337 197,35 47.009 2.328 2003 250 57.000 228,00 53.620 3.380

1989 249 51.525 206,93 48.913 2.612 2004 255 63.421 248,71 58.646 4.775

1990 247 54.268 219,71 51.554 2.714 2005 254 66.183 260,56 62.877 3.306

1991 247 65.531 265,31 63.090 2.441 2006 252 68.607 272,25 62.855 5.752

1992 249 67.334 270,42 64.955 2.379 2007 250 68.486 273,94 62.274 6.212

1993 250 67.645 270,58 64.513 3.132 2008 252 64.698 256,74 59.836 4.862

1994 250 72.291 289,16 68.843 3.448 2009 252 95.092 377,35 89.155 5.937

1995 251 85.788 341,78 81.470 4.318 2010 254 79.301 312,21 72.647 6.654

1996 249 74.188 297,94 68.982 5.206 2011 254 72.823 286,70 67.202 5.621

1997 251 72.148 287,44 66.842 5.306 2012 251 72.767 289,91 66.557 6.210

1998 252 69.300 275,00 64.561 4.739 2013 250 69.775 279,10 65.648 4.127

1999 252 61.930 245,75 57.375 4.555 2014 250 70.945 283,78 64.280 6.665

*ohne elektronische Postausgänge

Statistik 94 95 Ressort Jahr 2014 in v. H. Jahr 2013 in v. H. Veränderungen Bundesministerium für Verkehr 837 5,46 0 0,00 837 Gliederung der Petitionen nach Zuständigkeiten und digitale Infrastruktur (ab 18. WP) Ressort Jahr 2014 in v. H. Jahr 2013 in v. H. Veränderungen Bundesministerium für Verkehr, 0 0,00 739 4,99 -739 Bundespräsidialamt 18 0,12 48 0,32 -30 Bau und Stadtentwicklung (bis 17. WP) Deutscher Bundestag 285 1,86 232 1,57 53 Bundesministerium der 197 1,29 369 2,49 -172 Bundesrat 1 0,01 1 0,01 0 Verteidigung

Bundeskanzleramt 392 2,56 546 3,69 -154 Bundesministerium für 1.531 9,99 1.192 8,05 339 Auswärtiges Amt 507 3,31 457 3,09 50 Gesundheit

Bundesministerium des Innern 1.550 10,11 1.791 12,10 -241 Bundesministerium für Familie, 257 1,68 358 2,42 -101 Senioren, Frauen und Jugend Bundesministerium der Justiz 1.730 11,29 0 0,00 1.730 und für Verbraucherschutz Bundesministerium für Umwelt, 432 2,82 0 0,00 432 (ab 18. WP) Naturschutz, Bau und Reaktor­ sicherheit (ab 18. WP) Bundesministerium der Justiz 0 0,00 1.879 12,70 -1.879 (bis 17. WP) Bundesministerium für 0 0,00 391 2,64 -391 Umwelt, Naturschutz und Bundesministerium der Finanzen 1.449 9,46 1.646 11,12 -197 Reaktorsicherheit (bis 17. WP)

Bundesministerium für Wirtschaft 1.167 7,62 0 0,00 1,167 Bundesministerium für 19 0,12 9 0,06 10 und Energie (ab 18. WP) wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Bundesministerium für Wirtschaft 0 0,00 698 4,72 -698 und Technologie (bis 17. WP) Bundesministerium für Bildung 194 1,27 255 1,72 -61 und Forschung Bundesministerium für 471 3,07 0 0,00 471 Ernährung und Landwirtschaft gesamt 14.212 92,74 13.939 94,18 273 (ab 18. WP) Eingaben, die nicht in die 1.113 7,26 861 5,82 252 Bundesministerium für 0 0,00 261 1,76 -261 Zuständigkeit des Bundes fallen, Ernährung, Landwirtschaft und und sonstige Vorgänge, die durch Verbraucherschutz (bis 17. WP) Rat, Auskunft usw. erledigt werden konnten Bundesministerium für Arbeit 3.175 20,72 3.067 20,72 108 und Soziales insgesamt 15.325 100,00 14.800 100,00 525

Statistik 96 97 Gliederung der Petitionen nach Herkunftsländern

Herkunftsländer Jahr 2014 * in v. H. Jahr 2013 * in v. H. Veränderungen Baden-Württemberg 2.515 200 16,41 2.455 196 16,59 60

Bayern 1.320 386 8,61 1.479 436 9,99 -159

Berlin 528 216 3,45 581 237 3,93 -53

Brandenburg 114 173 0,74 103 157 0,70 11

Bremen 1.327 125 8,66 1.352 128 9,14 -25

Hamburg 303 174 1,98 286 164 1,93 17

Hessen 1.219 202 7,95 857 142 5,79 362

Gliederung der Petitionen nach Personen Meckl.-Vorpommern 272 170 1,77 273 171 1,84 -1

Niedersachsen 1.231 158 8,03 1.248 160 8,43 -17 Jahr 2014 in v. H. Jahr 2013 in v. H. Veränderungen 1. natürliche Personen Nordrhein-Westfalen 2.799 159 18,26 2.640 150 17,84 159

a) männliche 9.943 64,88 10.042 67,85 -99 Rheinland-Pfalz 497 124 3,24 598 150 4,04 -101

b) weibliche 4.236 27,64 3.723 25,16 513 Saarland 411 183 2,68 341 152 2,30 70

2. juristische Personen, 159 1,04 171 1,16 -12 Sachsen 789 195 5,15 719 178 4,86 70 Organisationen und Verbände Sachsen-Anhalt 140 141 0,91 132 133 0,89 8

3. Sammelpetitionen* 904 5,90 805 5,44 99 Schleswig-Holstein 484 172 3,16 510 182 3,45 -26

4. ohne Personenangabe 83 0,54 59 0,40 24 Thüringen 414 192 2,70 424 196 2,86 -10

insgesamt ** 15.325 100,00 14.800 100,00 525 Ausland 374 2,44 349 2,36 25

*Mit insgesamt 1.237.724 Unterschriften enthalten; Sammelpetitionen sind Unterschriftensammlungen mit ohne Ortsangabe 588 3,84 453 3,06 135 dem­selben Anliegen. insgesamt 15.325 100,00 14.800 100,00 525 **Darin enthalten sind 6.819 Petitionen zur Bundesgesetzgebung, das entspricht 44,53 Prozent der Neueingänge.

0,5 % Gliederung der Petitionen *auf eine Million der Bevölkerung 6 % nach Personen 2014 des Landes Prozentwerte gerundet 1 %

männliche Personen

weibliche Personen

juristische Personen, Organisationen und Verbände

Sammelpetitionen 28 % ohne Personenangabe 65 %

Statistik 98 99 3.000 450 3.000

400 2.500 2.500 350

2.000 300 2.000

250 1.500 1.500 200

1.000 150 1.000

100 500 500 50

0 0 0 Berlin Berlin Bayern Bayern Hessen Hessen Bremen Bremen Sachsen Sachsen Ausland Saarland Saarland Hamburg Hamburg Thüringen Thüringen Brandenburg Brandenburg Niedersachsen Niedersachsen Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz ohne Ortsangabe Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Baden-Württemberg Baden-Württemberg Meckl.-Vorpommern Meckl.-Vorpommern Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen

Neueingänge 2014 auf eine Million der Bevölkerung des Landes Neueingänge 2014

Statistik 100 101 Art der Erledigung der Petitionen

Gesamtzahl der behandelten Petitionen 18.023 * in v. H. Schleswig-Holstein (einschließlich der Überhänge aus der Zeit vor dem Jahr 2014) 484 = 3,16 Prozent Meckl.-Vorpommern 272 = 1,77 Prozent I. parlamentarische Beratung Hamburg 303 = 1,98 Prozent 1. Dem Anliegen wurde entsprochen 1.743 9,67 Brandenburg Bremen 528 = 3,45 Prozent 2. Überweisungen an die Bundesregierung 114 = 0,74 Prozent a) Überweisung zur Berücksichtigung 1 0,01 Berlin b) Überweisung zur Erwägung 31 0,17 Niedersachsen 1.320 = 8,61 Prozent 1.231 = 8,03 Prozent c) Überweisung als Material 448 2,49 Sachsen-Anhalt d) schlichte Überweisung 502 1 2,79 411 = 2,68 Prozent Nordrhein-Westfalen 3. Kenntnisgabe an die Fraktionen des Deutschen Bundestages 42 586 0,23 2.799 = 18,26 Prozent Sachsen 4. Zuleitung an das Europäische Parlament 20 131 0,11 789 = 5,15 Prozent Hessen 5. Zuleitung an die Volksvertretung des zuständigen Bundeslands 93 125 0,52 1.219 = 7,95 Prozent Thüringen 6. Dem Anliegen wurde nicht entsprochen 6.618 36,72 414 = 2,70 Prozent insgesamt 9.498 843 Rheinland-Pfalz 497 = 3,24 Prozent Bayern 2.515 = 16,41 Prozent II. keine parlamentarische Beratung Saarland 140 = 0,91 Prozent 1. Erledigung durch Rat, Auskunft, Verweisung, Material- 5.130 28,46 übersendung usw. Baden-Württemberg 2. Meinungsäußerungen, ohne Anschrift, anonym, verworren, 2.102 11,66 1.327 = 8,66 Prozent beleidigend usw. 3. Abgabe an die Volksvertretung des zuständigen Bundeslands 1.293 7,17 insgesamt 8.525

nachrichtlich Ausland: *Im Allgemeinen wird bei der 374 = 2,44 Prozent abschließenden Erledigung einer Petition nur eine einzige Art der ohne Ortsangabe: Erledigung beschlossen. Es gibt 588 = 3,84 Prozent jedoch Fälle, in denen verschie- dene Arten der Erledigung in einem Beschluss verbunden werden. So kann eine Petition beispielsweise der Bundesregie- rung zur Erwägung überwiesen und zusätzlich den Fraktionen des Deutschen Bundestages zur Kenntnis gegeben werden. Derartige zusätzliche Beschlüsse sind in dieser Zahlenreihe aufgeführt.

Statistik 102 103 Übersicht der Neueingänge in Klammern: Anzahl der Unterstützer

1980 10.735 1981 11.386 1982 13.593 1983 12.568 1984 13.878 Abgabe der Petitionen an die zuständigen Landesvolksvertretungen 1985 12.283 1986 12.038 Bundesländer Jahr 2014 in v. H. v. H. der Neueingänge 1987 10.992 Baden-Württemberg 140 10,70 0,91 1988 13.222 Bayern 176 13,45 1,15 1989 13.607 Berlin 79 6,04 0,52 1990 16.467 Brandenburg 13 0,99 0,08 1991 20.430 Bremen 120 9,17 0,78

1992 23.960 Hamburg 30 2,29 0,20

1993 20.098 Hessen 73 5,58 0,48

1994 19.526 Mecklenburg-Vorpommern 39 2,98 0,25 1995 21.291 Niedersachsen 111 8,48 0,72 1996 17.914 Nordrhein-Westfalen 248 18,95 1,62 1997 20.066 Rheinland-Pfalz 41 3,13 0,27 1998 16.994 Saarland 47 3,59 0,31 1999 18.176 Sachsen 95 7,26 0,62 2000 20.666 Sachsen-Anhalt 9 0,69 0,06 2001 15.765 Schleswig-Holstein 50 3,82 0,33 2002 13.832 Thüringen 38 2,90 0,25 2003 15.534 insgesamt 1.309 100,00 8,54 2004 17.999 2005 22.144 2006 16.766 2007 16.260 2008 18.096 2009 18.861 2010 16.849 2011 15.191 2012 15.724 2013 14.800 (1.194.737) 2014 15.325 (1.237.724)

Die in früheren Jahresberichten hier veröffentlichten Angaben zu Massen- oder Sammelpetitionen sind mit der jetzt gewählten Zählung der Unterstützer nicht vergleichbar. Vom Abdruck der Zahlen bis 2012 wurde deshalb mit Einführung der neuen Kategorie „Unterstützer“ abgesehen.

Statistik 104 105 Massen-* und Sammelpetitionen** 2014 die im Berichtszeitraum abschließend beraten wurden und 5.000 oder mehr Unterstützer fanden lfd. Nr. Bezeichnung des Anliegens Anzahl der Unterstützer lfd. Nr. Bezeichnung des Anliegens Anzahl der 20 Mit der Petition werden gesetzliche Regelungen gefordert, um landwirtschaftliche 212.292 Unterstützer Nutzflächen für die Ernährungssicherung und nachwachsende Rohstoffe zu schützen. 1 Mit der Petition wird eine elementare Gesundheitsversorgung für Migranten ohne 5.803 Papiere sowie Rechtssicherheit für die behandelnden Ärzte gefordert. 21 Mit der Petition wird gefordert, ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage 21.369 grundsätzlich abzulehnen und stattdessen eine Reform des Urheberrechts mit 2 Mit der Eingabe wird gefordert, das Recht für Tierärzte beizubehalten, apotheken- 25.076 eindeutigen Rechtsgrundlagen für Urheber und Nutzer voranzutreiben. und verschreibungspflichtige Arzneimittel selbst herstellen und abgeben zu dürfen. 22 Mit der Petition wird eine Erhöhung der Alterssicherung aus der Altersversorgung 7.992 3 Mit der Petition soll die vollständige Ersetzung von Atomstrom durch regenerative 10.746 der Deutschen Reichsbahn für alle Anspruchsberechtigten gefordert. Energien erreicht werden. 23 Die Petenten wenden sich gegen die Ambulanten Kodierrichtlinien, da diese große 457.175 4 Die Petenten fordern für die Berechnung des geldwerten Vorteils bei der privaten 6.221 zeitliche Belastungen für ambulant tätige Ärzte bewirken. Nutzung von Geschäftswagen eine Änderung des Einkommensteuergesetzes, damit anstelle des Bruttolistenneupreises für Kraftfahrzeuge der ortsübliche Marktpreis 24 Die Petenten wenden sich gegen den Ausbau der Bahnstrecke Löhne – Hameln – Elze 11.782 gilt. und fordern stattdessen den Beginn des bereits beschlossenen Aus- und Neubaus der Strecke Minden – Hannover. 5 Mit der Petition wird ein Verbot von Handelsspekulationen mit Lebensmitteln 25.051 gefordert. 25 Mit der Eingabe wird politisches Asyl für Edward Snowden gefordert. 13.871

6 Durch eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes sollen mit dieser Petition 32.204 26 Die Petenten möchten ein Verbot der Wildtier- und Exoten-Haltung verhindern. 6.063 Besitz, Erwerb und maßvoller Anbau von Cannabis erlaubt werden. 27 Die Petenten möchten erreichen, dass die Ausbringung von mineralischem 17.246 7 Die Eingabe richtet sich gegen einen Gesetzentwurf, der ein Verbot von kriegswaf- 38.407 Phosphatdünger und Klärschlamm durch Humusdüngung ersetzt wird. fenähnlichen halb automatischen Schusswaffen vorsieht. 28 Mit der Petition wird gefordert, die Beratungs- und Prozesskostenhilfe für 11.253 8 Mit der Eingabe wird die Gründung eines „Tag des Pferdes“ als Gedenktag angeregt. 6.289 Hartz-IV-Empfänger nicht einzuschränken.

9 Mit der Petition wird gefordert, Kindererziehungszeiten bei der Rentenberechnung 15.349 29 Mit der Petition wird eine Reformierung der Gesellschaft für musikalische 110.472 von Frauen mit Geburten vor dem 1. Januar 1992 von ein auf drei Jahre zu erhöhen. Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) gefordert.

10 Die Petenten wenden sich gegen die sehr stark gestiegenen Haftpflichtprämien und 191.169 30 Die Petenten fordern messbare und versorgungsrelevante Kriterien für die 32.236 die unzureichende Vergütung von Hebammen. Honorarverteilung niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten.

11 Mit der Eingabe wird die sozialversicherungsrechtliche Situation von Strafgefange- 6.356 31 Die Petenten möchten erreichen, dass die medizinisch indizierte Abgabe von 8.366 nen kritisiert, da die soziale Wiedereingliederung nach der Haft erschwert werde. Betäubungsmitteln in dringend notwendigen Situationen durch einen Arzt erlaubt wird. 12 Die Petenten fordern, die Begriffe „Netz“ und „Kraftwerk“ gleichzustellen. Damit 20.321 soll das von Norwegen angebotene Seekabel, das Strom aus Wasserkraft liefert, als 32 Mit der Eingabe wird die Aufschlüsselung der polizeilichen Kriminalstatistik für 26.443 Bestandteil alternativer Stromversorgung gewertet werden. Delikte mit Schusswaffenbeteiligung nach legalen oder illegalen Schusswaffen gefordert. 13 Mit der Petition wird mit Verweis auf die Ereignisse in Tschernobyl und Fukushima 56.693 die sofortige Abschaltung aller Kernkraftwerke in Deutschland gefordert. 33 Mit der Petition werden die Flugrouten am Flughafen Frankfurt am Main beanstan- 41.289 det, und es wird ein besserer Schutz vor Fluglärm gefordert. 14 Mit der Eingabe wird gefordert, die Anwendung von Pfefferspray mit dem Einsatz 5.498 von Schusswaffen gleichzustellen. 34 Mit der Petition wird die Abschaffung der zum 1. Januar 2011 eingeführten 148.987 Luftverkehrsteuer gefordert. 15 Die Petenten fordern, dass die „ambulante spezialfachärztliche Versorgung“ im 19.979 Rahmen des neuen Versorgungsstrukturgesetzes nicht eingeführt wird. 35 Die Petenten fordern ein Verbot der Kastration von Ferkeln ohne Betäubung. 7.232

16 Mit der Petition wird um eine angemessene Vergütung für Ausbildungskandidaten 10.245 36 Mit der Petition wird ein Verbot des gewerblichen und gewinnorientierten Handels 33.213 zum psychologischen Psychotherapeuten gebeten. mit Hundewelpen gefordert.

17 Mit der Eingabe soll erreicht werden, Bewohner vor Fluglärm bei Änderung von 5.492 37 Mit der Eingabe wird die Einstellung von Staatsleistungen an die Kirchen gefordert. 5.269 Flugrouten nach Abschluss eines Planfeststellungsverfahrens zu schützen. 38 Mit der Petition wird die Abschaffung der Zeitumstellungen gefordert. 14.515 18 Mit der Petition werden die Anerkennung der kurdischen Identität in Deutschland 53.999 und die Gleichstellung mit anderen Migrantengruppen begehrt. *Massenpetitionen sind Eingaben in größerer Zahl mit demselben Anliegen, deren Text ganz oder 19 Mit der Petition wird ein Verbot von verdachtsunabhängigen Identitätskontrollen 13.465 im Wesentlichen übereinstimmt. aufgrund von Merkmalen wie der Hautfarbe („Racial Profiling“) gefordert. **Sammelpetitionen sind Unterschriftensammlungen mit demselben Anliegen oder öffentliche Petitionen, die auf der Internetseite des Petitionsausschusses des Bundestages mitgezeichnet wurden.

Statistik 106 107 Öffentliche Petitionen 2014 Aufstellung der veröffentlichten Petitionen mit über 5.000 Online-Mitzeichnungen a) elektronische Mitzeichnungen b) sonstige Mitzeichnungen lfd. Nr. Titel der Petition Mitzeichnungen Forenbeiträge

1 Reform der Pflegeversicherung auf der Grundlage eines neuen 176.523 21 Pflegebedürftigkeitsbegriffs a) 5.883 b) 170.640

2 Abschaffung der Intensiv- und Massentierhaltung bis 2020 98.942 198 a) 27.511 b) 71.431 lfd. Nr. Titel der Petition Mitzeichnungen Forenbeiträge

3 Sicherstellung der flächendeckenden, wohnortnahen 88.512 314 10 Änderung der Ausnahmeregelung des Privilegierten Bauver­ 25.360 70 Versorgung mit Hebammenhilfe a) 52.478 fahrens von Windenergieanlagen im Außenbereich gemäß a) 5.087 b) 36.034 § 35 BauGB b) 20.273

4 Einheitlicher ermäßigter Umsatzsteuersatz von sieben Prozent 80.081 32 11 Reduzierung der Dokumentationspflicht der Pflegekräfte 20.697 15 auf alle Speisen a) 441 a) 1.293 b) 79.640 b) 19.404

5 Kein Transatlantisches Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen 68.609 212 12 Regelungen über die Zugehörigkeit zur gesetzlichen Rentenver- 15.471 369 EU und USA a) 68.332 sicherung a) 15.466 b) 277 b) 5

6 Kennzeichnung von Echtpelzprodukten 66.607 141 13 Abschaffung der Sommer-/Winterzeitregelung 14.515 118 a) 59.747 a) 2.501 b) 6.860 b) 12.014

7 Angemessene Vergütung für Pflegekräfte 61.520 99 14 Aufnahme der Systemischen und Humanistischen Psychothera- 13.313 90 a) 14 pie in die Richtlinien a) 12.871 b) 61.506 b) 442

8 Kostenerstattung bei Medikamenten auf Cannabisbasis / keine 45.760 672 15 Abschaffung der Abschläge bei Erwerbsminderungsrenten 8.570 33 strafrechtliche Verfolgung a) 52 a) 915 b) 45.708 b) 7.655

9 Sicherstellung der freien Wahl des Geburtsorts sowie einer 28.644 23 16 Keine Entrichtung von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträ- 7.906 193 Geburtsbegleitung im Schlüssel von 1:1 a) 14.341 gen auf Kapitalauszahlungen von Direktversicherungen a) 7.896 b) 14.303 b) 10

Statistik 108 109 Erwägungsbeschlüsse und ihre Erledigung im Jahr 2014 (Auszug)

Betreff/Anliegen Beschluss im Jahr und Art der Erledigung Deutschen Bundestag am

Straftaten gegen das Leben 18.6.2009 2014 Anliegen: Der Petent kritisiert die Negativ nach dem tödlichen Unfall seiner Die getroffenen Entscheidungen des Gerichts Tochter ergangenen Gerichtsentschei- können wegen des verfassungsrechtlichen dungen und bittet um Überprüfung Grundprinzips der Gewaltenteilung nicht durch Berücksichtigungsbeschlüsse und ihre Erledigung im Jahr 2014 (Auszug) der Rechtslage. Organe der Gesetzgebung oder der Regierung/ Verwaltung korrigiert werden, sondern nur durch die Justiz selbst in den gesetzlich vorgesehenen Betreff/Anliegen Beschluss im Jahr und Art der Erledigung Instanzenzügen. Deutschen Das BMJV teilt mit, dass jemand, der untätig gewesen Bundestag am ist, nur unter bestimmten Voraussetzungen einem Menschenrechte 3.9.2013 2013 Täter juristisch gleichgestellt werden kann. Anliegen: Der Petent, ein türkischer Positiv Visa-Angelegenheiten 21.3.2013 2014 Schriftsteller, Journalist und Abge- Das AA berichtet in seiner Antwort, dass der Petent Anliegen: Mit der Petition wird Negativ ordneter, der sich seit drei Jahren in am 9. Dezember 2013 aufgrund seiner erfolgreichen für die in Mexiko lebende Mutter Das AA teilt mit, dass einer Erteilung des Visums Untersuchungshaft befindet, wendet Individualbeschwerde vor dem türkischen die Erteilung eines Visums zur zur Familienzusammenführung nicht zugestimmt sich an den Deutschen Bundestag Verfassungsgericht aus der Untersuchungshaft Familienzusammenführung begehrt. werden kann. Es sind keine Gründe einer außer­ und setzt sich mit seiner Petition entlassen wurde. Seit seiner Vereidigung am gewöhnlichen Härte im Sinne des § 36 Abs. 2 des für die Intensivierung der deutsch- 10. Dezember 2013 nimmt der Petent sein Abgeord- Aufenthaltsgesetzes belegt. türkischen Beziehungen ein, von netenmandat im türkischen Parlament wahr. Des denen er sich eine weitere Ent­ Weiteren führt das AA aus, dass die Themen Streckenführung im Bereich der 3.9.2013 2014 wicklung der Demokratie und der Justizreform und Menschenrechte regelmäßig­ Deutschen Bahnen Positiv Rechtsstaatlichkeit in der Türkei Gegenstand des politischen Dialogs mit Anliegen: Die Petenten wenden sich Mit der Erarbeitung des neuen Bundesverkehrs­ erwartet. Vor dem Hintergrund der der Türkei sind und von deutscher Seite kritisch gegen den Ausbau der Bahnstrecke wegeplans (BVWP), dessen Fertigstellung für 2015 eigenen Erfahrung spricht er sich angesprochen werden. Löhne – Hameln – Elze und fordern geplant ist, wurde begonnen. Die angesprochenen für die Wahrung der Menschenrechte stattdessen den umgehenden Vollzug Ausbaustrecken werden einbezogen. aus, insbesondere jedoch für rechts­­- des gesetzlich beschlossenen Aus- staatliche Prinzipien wie faire und Neubaus der Strecke Minden– Gerichtsverfahren. Hannover.

Statistik 110 111 Betreff/Anliegen Beschluss im Jahr und Art der Erledigung Deutschen Bundestag am

Anerkennung von Zeiten der 3.9.2013 2014 Kindererziehung in der gesetzlichen Positiv Rentenversicherung Das BMAS teilt mit, dass für alle Mütter oder Anliegen: Mit der Petition wird Väter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, die gefordert, Kindererziehungszeiten bei Erzie­hungs­leistungen ab 1. Juli 2014 mit einem der Rentenberechnung von Frauen zusätzlichen Entgeltpunkt berücksichtigt werden. mit Geburten vor dem 1. Januar 1992 Dadurch wird der Unterschied in der rentenrechtli- von ein auf drei Jahre zu erhöhen. chen Honorierung der Erziehung vor und nach 1992 (Leitakte mit 34 Mehrfachpetitionen) geborener Kinder deutlich minimiert. Es ist davon auszugehen, dass ein entsprechender Gesetzesent- wurf in Kürze in den Deutschen Bundestag eingebracht wird.

Arbeitslosengeld 20.2.2014 2014 Anliegen: Mit der Petition wird Negativ nach Auslaufen des Krankengeld­ Mit Urteil vom 17. Dezember 2013 hat das Bundes­ anspruchs die Zahlung von sozialgericht entschieden, dass die Teilnahme an Arbeitslosengeld im Rahmen einer stufenweisen Wiedereingliederung einem einer stufenweisen Wiederein­ Anspruch auf Arbeitslosengeld auch dann nicht gliederung („Hamburger Modell“) entgegensteht, wenn die Maßnahme mehr als nach § 74 des Fünften Buches 15 Stunden wöchentlich umfasst. Die Bundesagen­- Sozialgesetzbuch (SGB V) begehrt. tur für Arbeit hat ihre nachgeordneten Stellen am 28. März 2014 angewiesen, die Entscheidung des Bundessozialgerichts umzusetzen.

Gesetzliche Krankenversicherung 20.4.2014 2014 (GKV) Leistungen Negativ Anliegen: Mit der Petition werden Das BMG teilt mit, dass es nicht in Aussicht gestellt Änderungen bei der Kostenübernah- werden kann, die Kostenübernahme für Maßnahmen me für eine künstliche Befruchtung zur künstlichen Befruchtung wieder vollständig in und eine Anhebung der Altersgren- die Verantwortung der GKV zu legen. Es handele zen gefordert. sich bei Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung (Leitakte mit 15 Mehrfachpetitionen) um versicherungsfremde Leistungen. Auch eine > öffentliche Petition Gesetzesänderung im Hinblick auf eine Anhebung der Altersgrenzen ist derzeit nicht vorgesehen.

Statistik 112 113 Vorsitzende stellvertretender Vorsitzender Kersten Steinke, Die Linke Gero Storjohann, CDU/CSU

Fraktion ordentliche Mitglieder stellvertretende Mitglieder

CDU/CSU Günter Baumann (Vors. AG Petitionen) Hermann Färber Alexander Funk Kordula Kovac Ingo Gädechens Paul Lehrieder Mark Helfrich Antje Lezius Andreas Mattfeldt Dr. Julia Obermeier Rita Stockhofe Philipp Graf Lerchenfeld Gero Storjohann (stellv. Vorsitzender) Ronja Schmitt Michael Vietz Christina Schwarzer Christel Voßbeck-Kayser Sabine Weiss Gudrun Zollner SPD Heidtrud Henn Michael Groß Rita Hagl-Kehl Dr. Simone Raatz Annette Sawade Stefan Schwartze (Obmann) Dr. Martina Stamm-Fibich N.N. Die Linke Kerstin Kassner (Obfrau) Matthias W. Birkwald Kersten Steinke (Vorsitzende) Dr. Birgit Wöllert Bündnis 90 / Luise Amtsberg Stephan Kühn Die Grünen Peter Meiwald Corinna Rüffer (Obfrau) Beate Müller-Gemmeke

Die Mitglieder des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages Stand: Februar 2015

Statistik 114 115 Leiter MDg Dr. Schotten

Vertreter MR Finger

Sekretariat Referat Pet 1 Referat Pet 2 Referat Pet 3 Referat Pet 4 des Petitions- ausschusses BMI BMF AA BMAS (Arb.) BMVI BMG BKAmt BMJV BMVg BMUB BMAS (Soz.) BMZ BMWi BR BMBF BT BMEL BMFSFJ BPrA

MR MR MR MR’n MR’n Finger Zimmermann Dr. Waldmann Schäfer ­Krägenow

Organisationsplan des Ausschussdiensts Stand: Februar 2015

Statistik 116 117 Bayern Deutscher Bundestag Bayerischer Landtag Petitionsausschuss Ausschuss für Eingaben Brandenburg Hamburg Platz der Republik 1 und Beschwerden 11011 Berlin Maximilianeum Landtag Brandenburg Eingabenausschuss der T + 49 30 227-35257 81627 München Petitionsausschuss Hamburgischen Bürgerschaft www.bundestag.de T + 49 89 4126-2227 Postfach 601064 Schmiedestraße 2 Vorsitzende Vorsitzende 14410 Potsdam 20095 Hamburg Kersten Steinke (Die Linke) Sylvia Stierstorfer (CSU) T + 49 331 966-1135 T + 49 40 42831-1324 Vertreter Vertreterin Vorsitzender Vorsitzende Gero Storjohann (CDU) Johanna Werner- Henryk Wichmann (CDU) Silke Vogt-Deppe (SPD) Muggendorf (SPD) Vertreter Schriftführer Baden-Württemberg Elisabeth Alter (SPD) Dr. Kurt Duwe (FDP) Berlin Landtag von Baden- Bremen Hessen Württemberg Abgeordnetenhaus Petitionsausschuss von Berlin Bremische Bürgerschaft Hessischer Landtag Haus des Landtags Petitionsausschuss Petitionsausschuss Petitionsausschuss Konrad-Adenauer-Straße 3 Niederkirchner Straße 5 Haus der Bürgerschaft Schloßplatz 1–3 70173 Stuttgart 10111 Berlin Am Markt 20 65183 Wiesbaden T + 49 711 2063-525 T + 49 30 2325-1470 28195 Bremen T + 49 611 350-231 Vorsitzende Vorsitzender T + 49 421 361-12353 Vorsitzende Beate Böhlen Andreas Kugler (SPD) Vorsitzende Andrea Ypsilanti (SPD) (Bündnis 90 / Die Grünen) Vertreterin Gabriela Piontkowski (CDU) Vertreterin Vertreter Monika Hanna Thamm Vertreter Karin Müller Norbert Beck (CDU) (CDU) Manfred Oppermann (SPD) (Bündnis 90 / Die Grünen)

Petitionsausschüsse in der Bundesrepublik Deutschland Stand: Februar 2015

Statistik 118 119 Rheinland-Pfalz Landtag Rheinland-Pfalz Petitionsausschuss Platz der Mainzer Republik 1 Sachsen Niedersachsen 55116 Mainz Sächsischer Landtag T + 49 6131 208-2552 Niedersächsischer Landtag Petitionsausschuss Vorsitzender Petitionsausschuss Bernhard-von- Fredi Winter (SPD) Heinrich-Wilhelm-Kopf- Lindenau-Platz 1 Mecklenburg-Vorpommern Vertreter Schleswig-Holstein Platz 1 01067 Dresden Thomas Günther (CDU) Landtag 30159 Hannover T + 49 351 4935-215 Schleswig-Holsteinischer Thüringen Mecklenburg-Vorpommern T + 49 511 3030-2152 Bürgerbeauftragter des Vorsitzende Landtag Petitionsausschuss Vorsitzender Landes Rheinland-Pfalz Kerstin Lauterbach Petitionsausschuss Thüringer Landtag Schloss, Lennéstraße 1 Klaus Krumfuß (CDU) Dieter Burgard (SPD) (Die Linke) Düsternbrooker Weg 70 Petitionsausschuss 19053 Schwerin Vertreter Kaiserstraße 32 Vertreter 24105 Kiel Jürgen-Fuchs-Straße 1 T + 49 385/525-1510 Ulrich Watermann (SPD) 55116 Mainz Sven Liebhauser (CDU) T + 49 431 988-1011 99096 Erfurt Vorsitzender T + 49 6131 28999-0 Vorsitzender T + 49 361 377-2076 Manfred Dachner (SPD) Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt Uli König (Piraten) Vorsitzender Vertreterin Saarland Vertreter Michael Heym (CDU) Landtag Landtag Sachsen-Anhalt Barbara Borchardt Volker Dornquast (CDU) Vertreter Nordrhein-Westfalen Landtag des Saarlands Petitionsausschuss (Die Linke) Siegfried Gentele Petitionsausschuss Ausschuss für Eingaben Domplatz 6–9 Bürgerbeauftragte (AfD) Bürgerbeauftragter des Postfach 101143 Postfach 10 18 33 39104 Magdeburg für soziale Angelegenheiten Landes Mecklenburg- 40002 Düsseldorf 66018 Saarbrücken T + 49 391 560-1213 des Landes Schleswig- Bürgerbeauftragter Vorpommern T + 49 211 884-2143 T + 49 681 5002-317 Vorsitzender Holstein des Freistaats Thüringen Matthias Crone (CDU) Vorsitzende Vorsitzende Hans-Joachim Mewes Samiah El Samadoni (SPD) Dr. Kurt Herzberg (CDU) Schloßstraße 1 Rita Klöpper (CDU) Heike Kugler (Die Linke) (Die Linke) Karolinenweg 1 Jürgen-Fuchs-Straße 1 19053 Schwerin Vertreterin Vertreter Vertreter 24105 Kiel 99096 Erfurt T + 49 385 525-2709 Inge Howe (SPD) N. N. Herbert Hartung (CDU) T + 49 431 988-1240 T + 49 361 377-1871

Petent bei einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses.

Petitionsausschüsse 120 121 Belgien Guido Herman, Schottland Catherine De Bruecker Jim Martin (Federal Ombudsmen) (Scottish Public Rue de Louvain 48 Services Ombudsman) B-1000 Brüssel 4 Melville Street Großbritannien GB-Edinburgh EH3 7NS Dänemark Julie Mellor Jørgen Steen Sørensen Nordirland (UK Parliamentary (Folketingets Ombudsman) and Health Service Tom Frawley Gammeltorv 22 Ombudsman) (Northern Ireland DK-1457 Kopenhagen Millbank Tower Ombudsman) Millbank Freepost BEL 1478 Estland GB-London SW1P 4QP GB-Belfast BT1 6BR Ülle Madise (Chancellor of Justice) England Irland Europäisches Parlament Kohtu Street 8 Anne Seex (York), Peter Tyndall EE-15193 Tallinn Petitionsausschuss Jane Martin (Coventry) (National Ombudsman) Vorsitzende (Local Government 18 Lower Leeson Street Finnland Cecilia Wikström Ombudsmen) IRL-Dublin 2 Rue Wiertz Dr. Petri Jääskeläinen PO Box 4771 B-1047 Brüssel (Parliamentary Ombudsman) GB-Coventry CV4 0EH Italien www.europarl.europa.eu Arkadiankatu 3 Dr. Lucia Franchini FI-00102 Helsinki Wales Die Europäische (Difensore Civico ­Bürgerbeauftragte Nick Bennett della Toscana) Frankreich Emily O’Reilly (Public Services (Koordinatorin der 1, Avenue du Président Jacques Toubon Ombudsman) regionalen Bürger­be­ Robert Schuman, CS 30403 (le Défenseur des droits) 1 Ffordd yr Hen Gae auftragten Italiens) F-67001 Strasbourg Cedex 7, Rue Saint Florentin GB-Pencoed Via dei Pucci 4 www.ombudsman.europa.eu F-75008 Paris CF35 5LJ I-50122 Florenz

Ombudseinrichtungen und Petitionsausschüsse in der Europäischen Union und in den Nachbarstaaten Deutschlands Stand: März 2015

Statistik 122 123 Schweden Lettland Elisabet Fura Juris Jansons (Chief Parliamentary (Ombudsmann der Ombudsman) Spanien Republik Lettland) Västra Trädgårdsgatan 4A Soledad Becerril Bustamente 25 Baznīcas Street Box 16327 Zypern Ausschuss für Petitionen (Defensora del Pueblo) LV-1010 Riga S-10326 Stockholm und Bürgerinitiativen des Calle Zurbano 42 Eliza Savvidou Nationalrats E-28010 Madrid (Commissioner for Litauen Malta Schweiz Vorsitzender (Obmann) Administration) Dr. Augustinas Normantas Dr. Joseph Said Pullicino ­Michael Pock Dr. Viviane Sobotich Tschechische Republik Era House Raimondas Šukys (Parliamentary Ombuds- (Ombudsfrau der Stadt Diagorou Street 2 Ausschuss für BürgerInnen- Anna Šabatovà (Seimas Ombudsmen of the man) ­Winterthur, Präsidentin der CY-1097 Nicosia rechte und Petitionen des (Public Defender of Rights) Republic of Lithuania) 11, St Paul Street Vereinigung der Parlamen- Bundesrats Veřejná ochránce práv Gedimino pr. 56 MT-Valletta VLT 07 tarischen Ombudspersonen Europäisches Vorsitzender Údolni 39 PSČ LT-01110 Vilnius der Schweiz) Ombudsmann-Institut Werner Herbert CZ-60200 Brno Niederlande Marktgasse 43 Dr. Burgi Volgger Luxemburg Parlament CH-8402 Winterthur Frank van Dooren Ungarn (Präsidentin) Dr. Karl-Renner-Ring 3 Petitionsausschuss (Nationale Ombudsman – Meraner Str. 5 1017 Wien Slowakische Republik Dr. László Székely Marco Schank bis zur Neuwahl mit der A-6020 Innsbruck (­Commissioner for (Président de la Aufgabe betraut) Jana Dubovcová www.eoi.at Polen Fundamental Rights) Commission des Pétitions Bezuidenhoutseweg 151 (Public Defender of Rights) Dr. Erzsébet Sualayné- Chambre des Députés) NL-2594 AG Den Haag Prof. Dr. Irena Lipowicz Kancelária verejného Internationales Sándor 19, Rue du (Human Rights Defender) Nevädzová 5 Ombudsmann-Institut (Deputy Commissioner, Marché-aux-­Herbes Österreich Aleja Solidarności 77 PO Box 1 Ombudsman for the Rights Dr. Günther Kräuter L-1728 Luxemburg PL-00-090 Warschau SK-82004 Bratislava 24 Dr. Peter Fichtenbauer, of National Minorities) (Generalsekretär) Lydie Err Dr. Gertrude Brinek, Dr. Marcel Szabó Generalsekretariat Portugal Slowenien (Bürgerbeauftragte Dr. Günther Kräuter (Deputy Commissioner, c/o Österreichische von ­Luxemburg) (Volksanwälte) José Francisco de Faria Costa Vlasta Nussdorfer Ombudsman for Future Volksanwaltschaft 36, Rue du Volksanwaltschaft (Provedor de Justiça) (Human Rights Ombudsman) Generations) Singerstraße 17 Marché-aux-­Herbes Singerstraße 17 Rua Pau de Bandeira, 7–9 Dunajska 56 Nádor utca 22 A-1015 Wien L-1728 Luxemburg A-1015 Wien P-1249-088 Lissabon SI-1109 Ljubljana H-1051 Budapest www.volksanwaltschaft.gv.at

Die Ausschussvorsitzende Kersten Steinke (Die Linke), der stellver­tretende Vorsitzende Gero Storjohann (CDU/CSU), der Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte des italieni- schen Parlaments, Mario Marazziti, Kerstin Kassner (Die Linke), Günter Baumann (CDU/CSU), Udo Schiefner (SPD) und Corinna ­Rüffer (Bündnis 90 / Die Grünen) bei ­einem Empfang des Petitions­ ausschusses (v. l.).

Ombudseinrichtungen und Petitionsausschüsse 124 125 Statistik 126 127 Impressum Herausgeber: Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit Texte: Gregor Mayntz, Berlin redaktionelle Beratung: Georgia Rauer, Berlin Gestaltung: Regelindis Westphal Grafik-Design / Berno Buff, Berlin Bundestagsadler: Urheber Prof. Ludwig Gies, Bearbeitung 2008 büro uebele, Stuttgart Fotos: S. 2/3, S. 7, S. 15, S. 17, S. 33, S. 49, S. 59, S. 90, S. 121 DBT / Anke Jacob; S. 5 DBT / Arndt Oehmichen; S. 8/9, S. 39, S. 62, S. 83, S. 85, S. 89, S. 113 DBT / Marc-Steffen Unger; S. 10, S. 53, S. 126/127 DBT / photothek.net / Ute Grabowsky; S. 19, S. 20, S. 31, S. 87 DBT / Jörg F. Müller; S. 29, S. 37, S. 41, S. 43, S. 45, S. 51, S. 55, S. 72/73, S. 77, S. 79, S. 81 DBT / photothek.net / Thomas Trutschel; S. 35, S. 125 DBT /Achim Melde; S. 47 DBT / studio kohlmeier; S. 60/61 DBT / Werner Schüring; S. 65 DBT / H. J. Müller; S. 67 SPD Parteivor- stand / Susie Knoll; S. 69 Die Linke im Bundestag; S. 71 Bündnis 90 / Die Grünen Bundes- tagsfraktion / Stefan Kaminski; S. 74 Fotolia / mitrija; Druck: ProWachter GmbH, Bönnigheim Stand: Mai 2015 © Deutscher Bundestag, Berlin Alle Rechte vorbehalten. Die Publikation wird vom Deutschen Bundestag im Rahmen der parlamentarischen Öffentlich­keitsarbeit herausgegeben. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt. Eine Ver­wen- dung für die eigene Öffentlichkeitsarbeit von Parteien, Fraktionen, Mandatsträgern oder Wahl­bewerbern – insbesondere zum Zwecke der Wahl­werbung – ist grundsätzlich ­unzulässig.

129 „Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.“ Artikel 17 des Grundgesetzes