Robin Ticciati Grauschumacher Piano Duo – Klaviere Jens Hilse, Henrik M
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Ticciati Robin Ticciati GrauSchumacher Piano Duo – Klaviere Jens Hilse, Henrik M. Schmidt – Schlagzeug Bartók: Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester / Beethoven: Symphonie Nr. 4 Mo 21.9., 20 Uhr, Philharmonie Programm 2 3 Introduktion Mo 21.9./ 20 Uhr / Philharmonie Zeit der Kreativität Béla Bartók (1881ª1945) Es ist mir eine unbeschreibliche Freude, dass wir uns wieder in der Berliner Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester BB 121 (1937/1940) Philharmonie musikalisch begegnen können: Sie, unser engagiertes, kritisches I. Assai lento – Allegro molto Publikum, und wir, die Musikerinnen und Musiker des DSO unter meiner Leitung. II. Lento, ma non troppo Es ist zwar alles ganz anders als vor einem guten halben Jahr, als wir hier zuletzt III. Allegro non troppo spielen konnten: Wir müssen auf Abstand bleiben – Sie im Saal, wir auf der Für die Urau°ührung werden zwei verschiedene Daten angegeben: Bühne; wir müssen Kartenkontingente begrenzen und Programme verkürzen. 14. November 1942 in der Royal Albert Hall, London, durch das London Philharmonic Orchestra unter Aber wir können das Erlebnis Musik wieder direkt und ohne mediale Vermittlung der Leitung von Sir Adrian Boult; Solisten: Louis Kentner und Ilona Kabos (Klavier), Ernest Gillegin und mit Ihnen teilen. Darüber sind wir sehr froh. Frederick Bradshaw (Schlagzeug). 21. Januar 1943 in der New Yorker Carnegie Hall durch das New York Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Fritz Reiner; Klaviersolisten: Béla Bartók und seine Frau Ditta Pásztory. Am heutigen Abend präsentieren das DSO und ich erstmals eine Beethoven- Symphonie. Dabei setzen wir die Linie fort, die wir mit Händels ›Messias‹ begon- Ludwig van Beethoven (1770ª1827) nen und mit Mozarts letzten Symphonien weitergeführt haben: Die Streicher Symphonie Nr. 4 B-Dur op. 60 (1806) spielen auf Darmsaiten, die Blechbläser auf Naturhörnern und -trompeten. Die I. Adagio – Allegro vivace Vierte eignet sich für diesen Weg besonders gut, denn in ihr erprobte Beethoven II. Adagio sein neues Klangideal von der Seite der Di°erenzierung und Nuancierung, der III. Allegro vivace Dialoge und Hell-Dunkel-Kontraste – und im Finale auch von der konzertanten IV. Allegro ma non troppo Virtuosität her: Sie ist ein Werk des Klangexperiments. – Den ersten Teil mussten Erste Au°ührung im März 1807 im Palais des Fürsten Franz Joseph von Lobkowitz in Wien. wir den veränderten Bedingungen anpassen. Mit Andreas Grau und Götz Schu- Erste ö°entliche Au°ührung am 15. November 1807 im Wiener Burgtheater. macher haben wir ein exzellentes Klavierduo als Partner, das die notwendige Programmänderung mitträgt, und so können wir an einen großen Komponisten der Moderne erinnern: Béla Bartók starb vor 75 Jahren, am 26. September 1945, ROBIN TICCIATI GrauSchumacher Piano Duo – Klaviere im New Yorker Exil. Im Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester Jens Hilse – Schlagzeug sammeln sich verschiedene Aspekte seiner Modernität wie in einem Brennspiegel. Henrik M. Schmidt – Schlagzeug Wir ho°en natürlich, Ihnen die Programme möglichst so, wie wir sie mit unserer Saisonbroschüre in Aussicht gestellt haben, anbieten zu können. Doch selbst Konzert in Zusammenarbeit mit Mit freundlicher Unterstützung durch wenn wir sie den neuen Gegebenheiten anpassen müssen: Wir haben im vergan- genen halben Jahr gelernt, flexibel auf veränderte Situationen zu reagieren und Chancen, Neues zu scha°en, kreativ zu nutzen. Aufgrund dieser Erfahrung können Sie sicher sein: Auch mit geänderten Programmen werden wir Ihnen außergewöhnliche ästhetische Erfahrungen ermöglichen. Dauer der Werke Bartók ca. 27 min / Beethoven ca. 35 min Konzert im Rahmen des Jubiläumsjahres BTHVN2020 mit freundlicher Unterstützung Ihnen und uns allen wünsche ich einen guten Start in eine besondere Saison! durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Ihr Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und am 22. September Robin Ticciati ab 20.03 Uhr gesendet. UKW 89,6 / DAB+ / online / App Zu den Werken 4 5 Zu den Werken der IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik), ihr ein Jubiläumswerk zum zehnjährigen Bestehen zu schreiben, kam Béla Bartók ihm dazu wie gerufen. Bald erkannte er, dass ein Klavier allein kein Konzert für zwei Klaviere, angemessenes Gegengewicht zu einem di°erenzierten Schlag- Schlagzeug und Orchester Kontraste werk scha°en könne. So entstand im Sommer 1937 die Sonate für Besetzung zwei Klaviere und Schlagzeug. Die Urau°ührung am 16. Januar 2 Klaviere; von Habakuk Traber 1938, bei der Bartók und Ditta Pásztory, seine zweite Frau, erst- Schlagwerk, 2 Spieler: mals als Duo auftraten, fand ungeteilten Beifall. 3 Pauken, Xylophon, Kleine Trommel mit Schnarrsaiten, Kleine Trommel ohne Schnarr- 1940 entschlossen sich Bartók und seine Familie zum Exil in den saiten, Hängendes Becken, USA. Die Lage dort war schwierig, von Kompositionshonoraren Becken, Große Trommel, und -tantiemen konnten sie nicht leben. Das Ehepaar ho°te auf Triangel, Tamtam; Einkünfte aus gemeinsamen Konzerten. Um ihre Auftrittschan- 2 Flöten (2. auch Piccolo), cen mit Orchestern zu erhöhen, schlug Bartóks Verleger Hans 2 Oboen (2. auch Englisch- W. Heinsheimer vor, die Sonate von 1937 zu einem Konzert für horn), 2 Klarinetten, zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester auszubauen. Der Kom- 2 Fagotte (2. auch Kontra- ponist tat dies noch 1940. Der ursprünglichen Besetzung fügte er fagott), 4 Hörner, 2 Trom- ein Orchester klassischer Größe hinzu; er nutzte es zur weiteren peten, 3 Posaunen, Celesta, Di°erenzierung von Dynamik und Klangfarben, zur Verstärkung Streicher und Verfeinerung der Raumwirkung; die Schlagzeug- und Klavier- parts ließ er weitgehend unverändert. Die Erstau°ührung am 21. Januar 1943 in der New Yorker Carnegie Hall war sein letzter Auftritt als Pianist. Danach verhinderte seine Leukämie-Erkran- kung jedes weitere Konzertieren. Nannte der Künstler den ›Mikrokosmos‹ »eine Reihe verschiede- ner Stücke, die eine Welt ausmachen«, so kann man Sonate und Konzert als Makrokosmos verstehen, in dem sich die Welt seines ›Komposition VIII‹, Gemälde von Ein Programm der Gegensätze: hier Beethovens klassisches musikalischen Denkens zu einem Werk kondensiert. Bartók, der Die Schlagzeugstimmen nehmen Wassily Kandinsky, 1923 Orchester in betont knapper Besetzung, dort Bartóks Ensemble, von Debussy inspirierte Klangforscher, entwickelt mit dem Ver- eine den beiden Klavierstimmen bei dem Perkussion und Klavier dominieren, während die traditio- langen nach bisher ungehörten Farben und Nuancen auch ein ver- ebenbürtige Stellung ein. Die Rolle des Schlagzeugklangs ist nell tragenden Instrumente – Streicher und Bläser – als räumlich- ändertes Bewusstsein für die musikalische Harmonik: Diese be- verschiedenartig: in vielen Fällen suggestive Erweiterung fungieren. Bartók unterstreicht die Klang- zieht er nicht länger nur auf Akkorde und ihre Folgen, sondern auf ist er nur eine Farbnuance zum verhältnisse in seinem Konzert durch die Sitzordnung: Klaviere Ereignisfelder und ihr Verhältnis zueinander. Markante Zusam- Klavierklang, in anderen verstärkt vorn, Schlagzeug dahinter, dann das Orchester. In dieser Perspek- menklänge artikulieren einerseits den Formverlauf, färben ande- er wichtige Akzente; gelegentlich tive spiegelt sich auch die Geschichte des Werks wider. Von rerseits melodische Linien, wenn diese sich in Akkordparallelen bringt das Schlagzeug kontra- 1926 bis 1939 komponierte Bartók das Klavierkompendium bewegen; sie wirken im Kleinen wie im Großen. Das gewandelte punktische Motive gegen die Kla- ›Mikro kosmos‹. 153 Stücke ordnete er von Anfängerübungen Harmonieverständnis demonstriert vor allem die Klangkomposi- vierstimmen, und häufig spielen namentlich die Pauken und das bis zu anspruchsvollen Konzertwerken nach fortschreitendem tion des zentralen Satzes, eines naturmystischen Nachtstücks. Xylophon sogar Themen als Schwierigkeitsgrad an. Den Lernenden vermittelte er zugleich ein Von der rhythmisch unregelmäßigen Kulisse des Schlagwerks über Hauptstimme. Kompendium des klassischen und modernen Tonsatzes. Bei der weit auseinander gezogene Akkordbrechungen zu Vogelschlag- Béla Bartók, 1938 Arbeit kam ihm die Idee, das mehrbändige Opus mit einem Werk figuren von Klavieren, Streichern und Xylophon bis zum Rauschen für Klavier und Schlagzeug zu krönen; die perkussive Natur des rasender Skalen und Glissandi reicht das Harmoniespektrum; es Tasteninstruments wurde in vielen Kompositionen der 1920er- umfasst alles vom Geräusch bis zum gestochen scharfen Ton. Das und 1930er-Jahre betont. Noch vor Abschluss des ›Mikrokosmos‹ Klanggeschehen gruppiert sich nicht mehr allein um eine Haupt- verwirklichte er das Vorhaben; die Bitte der Baseler Ortsgruppe tonart, sondern gleicht dem Durchfahren landschaftsartiger Zu den Werken 6 7 Zu den Werken Zonen. Harmonik wird zur Methode, den Kosmos musikalischer Mit dem Finale deutet er die Sonatenform anders. Die Themen Möglichkeiten und die Kräfte, die in ihm wirken, auf ein Werk hin grenzt er nun weniger scharf voneinander ab. Die drei Formteile zu bündeln; sie bleibt nicht nur ein räumliches Phänomen, son- gleichen Rotationen, Ansichten der Themenfolge, bei denen die dern wird auch zum Medium der Zeiterfahrung. Hörer der Musik unterschiedlich nahe scheinen. Die Fuge, die im ersten Satz die Perspektive auf den Schluss hin weitet, liegt im Die Thematik der drei Sätze 1939 erklärte Bartók, sein Ideal bestehe in der Synthese von Finale am Ende der Durchführung und steigert diese Richtung scheint durch Folklore inspiriert Debussy, dem