Verlorener Prinz | Louis Bayard: Die Geheimnisse Des Schwarzen Turms
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Contents 1. Freiheit, Gleichheit, Monarchie ................................................................................................. 2 2. Die Anfänge der modernen Kriminalistik ................................................................................. 4 3. Vom Thronfolger zum Gefangenen der Revolution ................................................................ 5 4. Wem gehört Frankreichs Krone? ............................................................................................... 8 5. Verwahrlost und vergessen ..................................................................................................... 10 5.1. Ein Tod ohne Leiche? ...................................................................................................... 10 6. Der König ist tot, es lebe der König? ...................................................................................... 11 6.1. Ein Uhrmacher mit Ambitionen ..................................................................................... 12 7. Odyssee eines Herzens ............................................................................................................. 13 8. Der DNA-Beweis ......................................................................................................................... 15 9. Rezension .................................................................................................................................... 15 Geschichte in Geschichten http://geschichte-in-geschichten.de/bayard_turm/ Das mysteriöse Schicksal von Louis XVII. von Frankreich Inhaltsverzeichnis Das mysteriöse Schicksal von Louis XVII. von Frankreich 1. Freiheit, Gleichheit, Monarchie 2. Die Anfänge der modernen Kriminalistik 3. Vom Thronfolger zum Gefangenen der Revolution 4. Wem gehört Frankreichs Krone? 5. Verwahrlost und vergessen 5.1. Ein Tod ohne Leiche? 6. Der König ist tot, es lebe der König? 6.1. Ein Uhrmacher mit Ambitionen 7. Odyssee eines Herzens 8. Der DNA-Beweis 9. Rezension Wer sich schon einmal mit der Französischen Revolution befasst hat, kennt das tragische Ende des letzten Königspaares, Louis XVI. und Marie Antoinette. Sie verloren ihre Köpfe unter der Guillotine. Was aber wurde aus ihren Kindern? Besonders das umstrittene Schicksal ihres Sohnes Louis Charles bewegt noch heute die Gemüter. Kein Wunder, denn aus Stoffen wie diesem werden Verschwörungstheorien gewoben. Was kann man glauben, und was will man glauben? Louis Bayard beschäftigt sich genau damit in seinem Roman „Die Geheimnisse des schwarzen Turms“. Die Romanhandlung beginnt im Jahr 1818, in dem wir den Mediziner Hector Carpentier kennenlernen, der mit seiner verwitweten Mutter in ärmlichen Verhältnissen in Paris lebt. Um über die Runden zu kommen, müssen sie sogar Studenten als Logiergäste aufnehmen. Es ist kein besonders liebevolles Zuhause, sondern eines, das von Gewohnheit geprägt ist. Wenigstens auf den Alltag kann man sich in unruhigen Zeiten verlassen. 1. Freiheit, Gleichheit, Monarchie 1789 war es zur Französischen Revolution gekommen. Die Franzosen hatten sich entschlossen, Hunger und Ausbeutung nicht weiter zu ertragen, und ihren König mit seinem dekadenten Lebenswandel kurzerhand abgesetzt. Die Einführung von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mündete allerdings schnell in einem Terror-Regime, in dem alsbald mehr als nur adlige Köpfe rollten. Schließlich fielen die Anführer ihrer eigenen Brutalität zum Opfer, und ein kleiner korsischer General namens Napoleon Bonaparte ergriff nicht nur die Herrschaft, sondern 1806 gleich die Kaiserkrone. Nachdem er halb Europa erobert hatte, unterlag er jedoch 1815 endgültig den Truppen seiner Gegner und wurde auf eine einsame Insel im Atlantik verbannt (wo er sich buchstäblich zu Tode langweilte). Im Zuge der sogenannten Restauration saß unversehens Louis XVIII. auf dem Thron, der jüngere Bruder des guillotinierten Königs. http://geschichte-in-geschichten.de 2/17 Geschichte in Geschichten http://geschichte-in-geschichten.de/bayard_turm/ Der Sturm auf die Bastille, die Initialzündung der Französischen Revolution. (Bildquelle1) Im Hause Carpentier fügt man sich den wechselhaften Zeiten gleichmütig. Man hatte alle Hinweise auf die alte Monarchie getilgt, man hatte seinen Patriotismus zur Schau gestellt und schließlich auch die Vasen mit Napoleons kaiserlichem Wappen diskret in die Schränke befördert, ohne sich zu viele Gedanken darüber zu machen. Das geruhsame, aber ziemlich langweilige Leben von Hector wird auf den Kopf gestellt, als er unversehens Besuch von Vidocq erhält, dem gefürchteten und berüchtigten Chef der Pariser Geheimpolizei. – Vidocq. – Sie meinen … ach, ist das nicht irgend so ein Gendarm? – Irgend so ein Gendarm. Und Napoleon ist bloß irgend so ein Soldat.2 Ein Toter wurde gefunden, Chrétien Leblanc, und unglücklicherweise hatte er einen Zettel mit der Anschrift der Carpentiers in der Tasche. Da er sich keiner Schuld bewusst ist und den Ermordeten nicht einmal kannte, bleibt Hector nichts anderes übrig, als Vidocq bei seinen Ermittlungen zu helfen. Zumal der keiner ist, dem man einen Wunsch abschlägt … http://geschichte-in-geschichten.de 3/17 Geschichte in Geschichten http://geschichte-in-geschichten.de/bayard_turm/ 2. Die Anfänge der modernen Kriminalistik In der Tat war der 1775 geborene Eugène-François Vidocq eine schillernde Figur. Er hatte selbst wegen verschiedener krimineller Aktivitäten mehrfach im Gefängnis gesessen, bevor er 1809 bei der Polizei anheuerte und als Agent bei der Sûreté, der neuen Sicherheitsbehörde, arbeitete. Vidocq war höchst erfolgreich, schließlich kannte er das kriminelle Milieu nur zu gut. Seine eigenen zwielichtigen Erfahrungen zur Verbrechensbekämpfung einzusetzen, war definitiv eine gute Idee gewesen. 1811 wurde er Chefdetektiv der Sûreté und konnte einen Rekord von 772 Festnahmen bis 1817 für sich verbuchen. Mit seiner gerissenen Arbeitsweise machte er sich jedoch viele Feinde, sodass er den Dienst wenig später quittierte und 1828 seine Memoiren publizierte, denen großer Erfolg beschieden war. Vidocq war mit großen Schriftstellern der damaligen Zeit, etwa Honoré de Balzac und Victor Hugo, befreundet und soll als erster moderner Detektiv beispielsweise Charles Dickens und Arthur Conan Doyle zu ihren Figuren inspiriert haben.3 Vidocq war also eine lebende Legende, in der Realität wie auch im Roman. Der Vidocq im Roman macht einen deutlich weniger freundlichen Eindruck als dieser hier… (Bildquelle4) Der Detektiv nimmt Hector mit auf eine nervenaufreibende Reise durch die Abgründe von Paris. Die letzten Worte des toten Leblanc waren „Er ist hier“, und nun stellt sich die Frage, wer denn hier ist. Schon bald dämmert Hector, dass es um eine illustre Persönlichkeit geht. Möglicherweise nämlich ist Vidocq drauf und dran, eine Verwechslungsgeschichte um den nach offizieller Lesart verstorbenen Sohn von Marie Antoinette und Louis XVI. aufzudecken. Er soll ausgetauscht worden und noch am Leben sein, und Hectors Vater soll seine Hände im Spiel gehabt haben! http://geschichte-in-geschichten.de 4/17 Geschichte in Geschichten http://geschichte-in-geschichten.de/bayard_turm/ 3. Vom Thronfolger zum Gefangenen der Revolution Dieses berühmte Königskind wurde am 27.03.1785 in Versailles geboren und auf den Namen Louis Charles getauft. Er war der zweite Sohn des Königspaares, in den Fokus der Aufmerksamkeit rückte er erst 1789. Kurz vor dem Ausbruch der Revolution verstarb nämlich sein älterer Bruder, womit Louis Charles zum Thronfolger, zum Dauphin, wurde. Seine behütete Kindheit fand ein jähes Ende, als die königliche Familie unter dem Druck der Bevölkerung nach Paris ziehen musste, wo sie zunächst einigermaßen komfortabel im Tuilerienpalast lebte. Noch hatte der kleine Prinz viele Freiheiten und unterhielt sich beispielsweise mit Gärtnern. Es soll sich um ein aufgewecktes Kind gehandelt haben, jedoch war der Dauphin sensibel und hatte beispielsweise Angst vor bellenden Hunden.5 Der kleine Dauphin, vermutlich um 1789. (Bildquelle6) Mit der Radikalisierung der Revolution (und nach einer missglückten Flucht, die die Bevölkerung ihr sehr übel nahm) geriet die königliche Familie jedoch in immer strengere Gefangenschaft, bis sie http://geschichte-in-geschichten.de 5/17 Geschichte in Geschichten http://geschichte-in-geschichten.de/bayard_turm/ 1792 in den Temple gebracht wurde. In dieser mittelalterlichen Festung versuchten Marie Antoinette und Louis XVI., ein halbwegs normales Leben aufrechtzuerhalten. Am 21. Januar 1493 aber wurde der Vater des Prinzen, nach der Abschaffung des Königtums bekannt als „Bürger Louis Capet“, hingerichtet.7 Zusätzlich zu diesem vermutlich traumatisierenden Erlebnis ging es mit der Gesundheit des kleinen Louis Charles bergab, im Frühjahr 1793 wurde eine beginnende Tuberkulose diagnostiziert. Noch dazu trennten ihn die Revolutionäre von seiner Mutter und zwangen ihn, eine äußerst belastende Aussage gegen sie zu unterschreiben, die er wahrscheinlich nicht einmal verstand.8 Laut den Aufzeichnungen seiner älteren Schwester Marie Thérèse Charlotte erfuhr der Prinz nie von der Hinrichtung Marie Antoinettes im Oktober 1793. Er selbst hatte nur noch weniger als zwei Jahre zu leben.9 Der Temple existiert heute nicht mehr, dieses Bild gibt einen Eindruck davon, was für ein mächtiges Gefängnis die trutzige alte Festung gewesen sein muss. (Bildquelle10) Im Zuge ihrer Nachforschungen finden Vidocq und Hector einen Mann namens Charles Rapskeller, der gerne gärtnert und von dem sie denken, dass es sich wirklich um den Königssohn handeln könnte. Er hat körperliche