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Programmanalyse Christine Kukula The Adventurous Inner Child Programm (Denise Grocke)

Das Programm, die Programmgestalterin 1 Für wen ist das Programm geeignet 64 2 Analyse des Programms im Überblick 65 3 Aufbau des Programms 67 4 Schlussfolgerung 5 Die Stücke im Einzelnen 68 5.1 Tschaikovsky: Op. 71a, March 5.2 Brahms: Piano Concerto n° 2 in B Major, Op. 83 71 5.3 Tschaikovsky:The Nutcracker Op. 71a, Trepak-Russian Dance 76 5.4 Shostakovich: Ballet Suite Nr. 1, Pizzicato 78 5.5 Brahms: Waltz in A-Flat, Op. 39/15 81 6 Literatur/Referenzen 82

Das Programm (17 Min): (*11:33) Tschaikovsky: The Nutcracker, Op. 71, March 2:35 (*2:27) Brahms: Piano Concerto Nr. 2 B Flat, Op. 83 9:21 (*4:51) Tschaikovsky: The Nutcracker, Op. 71 - Trepak Russian Dance 1:11 (*1:06) Shostakovich: Ballet Suite Nr. 1, Pizzicato 1:56 (*1:39) Brahms: Waltz in A Flat, Op. 39/15 1:38 (*1:30) (* Zeitangaben der Programmgestalterin)

Die Programmgestalterin The Adventurous Inner Child Programm wurde von Prof. Dr. Denise Grocke gestaltet. Denise Grocke lebt in Australien und ist Professorin und Leiterin der Musiktherapieabteilung an der Musikfakultät der Universität Melbourne. 1978 gründete sie die Musiktherapieausbildung und koordiniert verschiedene musiktherapeutische Ausbildungsprogramme sowie die Ausbildung mit Abschluss Graduiertendiplom in GIM. Zweimal im Jahr veranstaltet sie Forschungstrainingskurse, zu denen sie Gastwissenschaftler einlädt, ihre Arbeiten vorzustellen und zu unterrichten. Sie war zwei Perioden lang Präsidentin der Australischen Musiktherapeutischen Gesellschaft. Sie ist Primary Trainerin und Fellow der AMI US und promovierte über Guided Imagery and Music. Drei Mal hatte sie den Vorsitz in der Kommission für Bildung und Akkreditierung der World Federation of Music Therapiy und war die Präsidentin der World Federation of Music Therapy von 1999 - 2002. Klinische Erfahrung als Musiktherapeutin erwarb sie in der Psychiatrie und Neurologie sowie in der privaten Praxis. (Quelle: www.mt-phd.aau.dk/organisation/phd board/denise grocke/) Zahlreiche Veröffentlichungen wurden von ihr verfasst. In dem von ihr zusammen mit Kenneth E. Bruscia herausgegebenen Buch „Guided Imagery and Music: The Bonny Method and Beyond“ sind 2 zwei Programme von ihr gelistet: „The Magical Inner Child Program“ und „The Adventurous Inner Child Program“. 3

The Adventurous Inner Child Program - Das Programm als Gesamtwerk 1 Für wen ist das Programm geeignet? Psychologische Themen: Das Konzept des „Inneren Kindes“ Das Thema „Inneres Kind“ hat in den letzten Jahren u.a. in der Arbeit mit traumatisierten Menschen an Bedeutung gewonnen. C.G. Jung verbindet das Konzept des Inneren Kindes mit dem Archetyp des „göttlichen Kindes“. Dieses steht am Anfang des Individuationsprozesses, vereint in sich gegensätzliche Aspekte und wird von Jung auch als „Heilbringer“ oder „Ganzmacher“ bezeichnet (C.G. Jung, 120). Mit dem Archetyp des „Kindes“ oder des „Kindgottes“ werden folgende Motive verbunden: die Geburt des Kindes findet unter besonderen, geheimnisvollen Umständen statt; dem steht eine frühe Gefährdung und Verlassenheit bzw. Aussetzung gegenüber. Als Gegensatz zu dieser existenziellen Bedrohung verfügt das Kind über besondere Fähigkeiten, es ist unüberwindlich und erlangt im weiteren Verlauf seiner Entwicklung heilbringende Kräfte. Die Gegensatzintegration von männlich-weiblich bzw. bewusst-unbewusst spiegelt sich, verkürzt gesagt, in der Vorstellung des Hermaphroditismus wider. Das Kind hat Zukunftscharakter. Es steht für Neubeginn, Neuorientierung, ursprüngliche Lebendigkeit, unschuldige Neugier und spontane Kontaktmöglichkeit im Zusammenhang mit vitaler Kreativität. Gleichzeitig führt es durch die existentielle Bedrohung der mit dem Prozess der Verselbständigung zusammenhängenden Verlassenheit an den Grund der Angst (Sachsse, 17ff). Im therapeutischen Rahmen bietet die „schöne Kindheit“ eine Projektionsfläche für „Sehnsüchte nach einem paradiesisch verklärten Urzustand bzw. für die Fantasie in Bezug auf diesen“ als Gegensatz zur realen Seite der „bedrohten Kindheit“ (Asper zit. in Sachsse, 17ff). Im Rahmen der Traumatherapie wird mit dem Symbol des Inneren Kindes ein innerer Ort der Selbstberuhigung verbunden. Innere Kind Arbeit soll dazu befähigen, ein instabiles Selbst mit positiven inneren Bildern zu stärken. Da es auch mit Angst verbundene innere Kindzustände gibt, gilt es das Innere Kind unter Kontrolle zu halten, indem ein bewusster Umgang mit diesen Umständen angestrebt wird. So wird Innere Kind Arbeit zu einer Erziehungsarbeit (Sachsse).

The Adventurous Inner Child Program ist ein Arbeitsprogramm. Es bietet die Möglichkeit sich dem Thema „Inneren Kind“ oder Themen aus der Kindheit im Rahmen einer eher leichten und verspielten Musik, die die o.g. Qualitäten wie ursprüngliche Lebendigkeit, unschuldige Neugier, vitale Kreativität widerspiegelt, zu nähern. Es erfordert vom Traveller die Bereitschaft sich auf ein lebendiges, dynamisches Geschehen einzulassen und setzt damit eine gewisse Schwingungsfähigkeit voraus. Depressive PatientInnen mit eingeschränkter Schwingungsfähigkeit könnten von dem Programm überfordert sein bzw. in Abwehrhaltung gehen. Da vier der Stücke eine Tanzform darstellen, wohnt ihnen der Charakter einer Programmmusik inne. Dies kann auch ungeübten Travellern helfen, innere Bilder zu entwickeln. 4

2 Analyse des Programms im Überblick

Tschaikovsky: Brahms: Tschaikovsky: Shostakovich: Brahms: The Piano The Ballet Suite Waltz in A Concerto Nr. 2 Nutcracker, Nr. 1, Flat, Op. 39/15 Nutcracker, B Flat, Op. 83 Op. 71 - Pizzicato Op. 71, March Trepak Russian Dance

Stil und Form Romantik, Romantik, Romantik, 20. Romantik, Walzer Ballettsuite in 8 Klavierkonzert Ballettsuite in 8 Jahrhundert, Sätzen in 4 Sätzen Sätzen Ballettsuite

Aufbau 2. Satz der 4. Satz des 4. Satz der 5. Stück einer 15. Walzer aus Ballettsuite; Klavierkonz- Ballettsuite; Ballettsuite einer Samm- thematisch 3 ertes thematisch: A- B- lung von 16 Teile: 1. Teil A Walzern für 4 Motive A und B Hände mehrmals wiederholt; 2. Teil Motiv C; 3. Teil ähnlich wie 1. Teil

Takt 4/4 2/4 2/4 2/4 3/4

Rhythmus Schwerpunkt vornehmlich vornehmlich vornehmlich ruhiger vornehmlich auf schwer - leicht; schnelle Achtel „gemütliche“ Dreiviertel mit der 1 und 3; Motive mit und Achtel; punktierter Hauptmotiv punktierten Sechzehntel Schwerpunkt Viertel auf der Achtel, Triole Noten; zunächst auf 1 --> schwer - und Viertel; 2. der 1, dann leicht --> Motiv Achtel mit gleichmäßige wiegend auftaktigen Viertel -> Sechzehnteln; Lauftempo und 3. Motiv haupt- Rückkehr zum sächlich aus Anfangs-tempo Sechzehnteln und Rhythmus bestehend

Tempo tempo di allegretto tempo di langsam ruhiger marcia grazioso trepak, molto Dreivierteltakt vivace

Tonart und G-Dur B-Dur, F-Dur, D- G-Dur F-Dur? As-Dur (A-Dur) Modulation Dur 5

Tschaikovsky: Brahms: Tschaikovsky: Shostakovich: Brahms: The Piano The Ballet Suite Waltz in A Concerto Nr. 2 Nutcracker, Nr. 1, Flat, Op. 39/15 Nutcracker, B Flat, Op. 83 Op. 71 - Pizzicato Op. 71, March Trepak Russian Dance

Melodie- Tonwiederho- eingängige, vorwiegend Hauptmotiv Motiv bewegt führung lungen im 1. und gesangliche abfallende beginnt mit sich im Terz 3. Motiv, Melodien; Linien Quintsprung und sequenzartig Läufe über nach unten; Quartbereich fallende mehrere Ok- gebrochene Melodielinien im taven auf- wärts, Akkorde; viele 2. Motiv; die zum Höhe- kurze Einwürfe aufsteigende punkt führen; Melodielinien in Pendelbewegu den Ne- ngen im Se- benstimmen im kundabstand; dritten Teil Arpeggioar-tige Bewe-gungen im Klavier; ge- brochene Akkorde; Tusch ähnli-che Akkorde in den Höhe- punktpassa-gen

Verzierungen wenig trillerartige keine wenig wenig und Artikulation Verzierungen Motive im Verzierungen; Verzierung; die Verzierung; (Vorschläge in Klavier; vorwiegend kurzen Artikulation dolce, den Begleit- portato, portato und Einwürfe vornehmlich stimmen); pizzicato und staccato ersetzen dies; legato vermehrt legato Linien vornehmlich pizzicato, pizzicato staccato

Harmonie homophon homophon homophon homophon homophon

Timbre und Bläser und Bläser, Bläser, Streicher, Klavier solo Besetzung Streicher Streicher, Streicher, Bläser, kleines Klavier Solo Pauke und Schlagwerk Tamburin

Lautstärke von piano bis von piano bis forte bis piano bis forte piano, fortissimo; fortissimo; fortissimo vereinzelt poco mehrmals mehrmals crescendo crescendi crescendi 6

Intensität Wechsel Wechsel Intensiv durch Spannung wird entspannt; zwischen zwischen Impulsivität; durch Harmonien Spannung und Leichtigkeit und Entladung auf ritardandi und bleiben im T S Entspannung Spannung, hohem Steigerungen D Bereich Bewegung und Spannungs- in Lautstärke Ruhe; starke niveau und Tempo Intensität durch auf- und starke Dynamik abgebaut 7

Tschaikovsky: Brahms: Tschaikovsky: Shostakovich: Brahms: The Piano The Ballet Suite Waltz in A Concerto Nr. 2 Nutcracker, Nr. 1, Flat, Op. 39/15 Nutcracker, B Flat, Op. 83 Op. 71 - Pizzicato Op. 71, March Trepak Russian Dance

Stimmung majestätisch leicht, munter, hochfliegend, lyrisch, lyrisch, tatkräftig spielerisch, triumphierend gemächlich, friedlich, munter, leicht, fröhlich, heiter, dramatisch, heiter, beruhigend, spielerisch, dramatisch leidenschaft- spielerisch, verträumt, ruhelos, leidenschaftlich lich, agitiert, leicht, munter, zärtlich triumphierend spannend, ungestüm freudig tatkräftig

Symbolgehalt einladend, in Kontakt gehen, triumphierend zurückneh- geborgen, in appellierend sich necken, in freudig mend, Ruhe Bewegung sein vorsichtig, sich ausklingen nochmal zeigen lassen

Profil herausfor- herausfor- herausfor- explorierend stützend dernd, öffnend dernd, dernd und explorierend stützend

3 Aufbau des Programmes Das Programm besteht aus 5 Stücken, von denen die letzten drei sehr kurz sind. Die Pausen zwischen den Stücken sind bis zu 7 Sekunden. Das erste Stück führt den Traveller in die Reise. Im zweiten Stück kann das Thema bearbeitet werden. Das dritte Stück bietet die Möglichkeit, das Erarbeitete freudig wahrzunehmen und sacken zulassen. Im vierten Stück öffnet sich der Raum für ein Zurückblicken bzw. nochmaliges Vergewissern, dessen was war. Das wiegenliedartige Schlussstück lässt den Traveller zur Ruhe kommen.

4 Schlussfolgerung Das Programm kann an verschiedenen Stellen im Verlauf einer Therapie eingesetzt werden. Durch seine heitere Grundstimmung ermöglicht es einem Traveller, dem Titel entsprechend, sich einer kindlichen Unbeschwertheit zu nähern. Die Dynamik des 2. Titels lässt aber auch die Bearbeitung schwierigerer Themen zu. Insgesamt erscheint es mir gefällig und ansprechend. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Dynamik der einzelnen Stücke auch im Rahmen des Gesamtwerkes wider- spiegelt: von der Leichtigkeit zur Intensität; von der Spannung in die Entspannung; von der Bewe- gung in die Ruhe. 8

5 Die Stücke im Einzelnen 5.1 Tschaikovsky: The Nutcracker, Op. 71a, March a) Zur Aufnahme: keine weitere Angaben

b) Besetzung: Bläser: Flöten, Oboen, Clarinetten, Fagotte, Hörner, Trompeten, Tuben; Streicher: Violinen 1. und 2., Violen, Celli, Bässe

c) Hintergrund zu Komponist und Stück Piotr Iljitsch Tschaikovski ist am 25.04.1840 in Wotkins, heute Udmurtische Republik geboren und starb am 25.10.1893 in St. Petersburg. Er lebte in einer Zeit, in der in Kunst und Musik verschiedene Strömungen im Widerstreit lagen: die europäisch-westlich orientierten, die konservativ-akademischen und die sogenannten Slavophilen, die eine national-russische Kunstauffassung vertraten und zur Besinnung auf das eigene Kulturgut aufriefen. Tschaikovski schloss sich keiner der Kunstrichtungen an und hielt sich auch in politischen Fragen neutral. Als Kind erhielt Tschaikovski Klavierunterricht, schlug beruflich jedoch zunächst eine Beamten- laufbahn ein. Mit 23 trat er in das Konservatorium von St. Petersburg unter der Leitung von Anton Rubinstein, der als Vertreter der sogenannten „Westlern“ zählte, ein. Als sein Bruder Nikolai Rubinstein, der wiederum dem Konservativem Lager zugehörte, das Konservatorium in Moskau eröffnete, wurde Tschaikovski von diesem als Lehrer für Musiktheorie nach Moskau berufen. Er unterrichtete dort 11 Jahre lang und konnte seine Kompositionen zur Aufführung bringen. Nach einer unglücklichen Ehe wurde er von einer entfernten, wohlhabenden Verwandten, Frau Meck, gefördert. Er hielt sich hauptsächlich in der Ukraine auf, erhielt vor allem in der westlichen Welt Dirigieraufträge und erlangte Weltbekanntheit. Dies und auch der damit verbundene materielle Wohlstand konnten seiner eher negativen Weltsicht nichts entgegensetzen. Kurz nach der Uraufführung seiner 6. Sinfonie soll er trotz einer in St. Petersburg grassierenden Choleraepidemie unabgekochtes Wasser getrunken haben, das zu seinem Tode führte.

Tschaikovski schrieb 8 Opern, 6 Sinfonien und mehrere sinfonische Dichtungen, Kammermusik- werke, einige Kantaten und Chorstücke, Lieder und Ballettmusiken. Seine Musik ist sowohl von der westlichen als auch von der russischen Kultur beeinflusst und weist oft programmatische Züge auf. Er arbeitet mit breit gefächerten Besetzungen, was auch in den beiden Stücken des vorliegenden GIM-Programmes zum Tragen kommt. (Baumgartner, Alfred, S. 599ff)

Die Nussknacker-Suite Op.71a 1892 schrieb Tschaikovski die Ballettmusik „Der Nussknacker, Feenballett in 2 Akten“, Opus 71. „Die Balletthandlung folgt der Novelle „Der Nussknacker und der Mäusekönig“ von E.T.A. Hoffmann in der Fassung von Alexandre Dumas (1801-1870): Im Salon des Präsidenten Silberhaus steht ein Weihnachtsbaum. Mache (eigentlich: Mascha, s. wikipedia.org/wiki/ Der_Nussknacker) und Franz werden beschenkt. Um Mitternacht kommt Drosselmayer in den Raum und bringt den Kindern mechanische Puppen. Silberhaus lässt aber die kostbaren Figuren in sein Büro bringen, er 9 befürchtet, dass sie von den Kindern beschädigt würden. Als Entschädigung gibt ihnen Drosselmayer einen Nussknacker. Dann werden die Kinder in das Bett 10 geschickt. Mache hört Geräusche aus dem Salon, schleicht sich zurück und wird Zeugin eines erbitterten Kampfes einer Mäusegruppe gegen alle Spielzeugfiguren. Sie entscheidet den Kampf, indem sie gegen den Mäusekönig einen Pantoffel wirft. Der Nussknacker verwandelt sich in einen jungen Prinzen, der Mache in den Weihnachtsbaum hineinführt. Das Paar kommt in der Süßigkeitenburg an. Alle Süßigkeiten beginnen einen Tanz, während der Nussknacker der entzückten Mache von den Wundern seines Reiches erzählt.“ (Baumgartner, Alfred, S. 607) Aus 8 Nummern des Ballettes hat Tschaikovski später die „Nussknacker-Suite“ geformt. Sie wird heute noch oft gespielt, ist in unterschiedlichen Einspielungen auf CD erhältlich und eine Version wurde für den Walt Disney Film „Fantasia“ gewählt. So sind manche Stücke aus der Suite z.B. die für das Programm genutzten Stücke vielen bekannt, ohne dass sie unbedingt dem Komponisten oder der Suite zugeordnet würden. Der Marsch ist das zweite Stück der Suite und stellt den Marsch von Zinnsoldaten dar. d) Analyse Tempo: Tempo di marcia viva Form: Marsch - 2. Satz aus einer Ballettsuite mit insgesamt 8 Sätzen Haupttonart: G-Dur

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

0:00 - 0:06 Bläser eröffnen mit einem gewichtigen Takt 1-4 Motiv mit Appellcharakter, Motiv wird wiederholt

0:07 - 0:13 Streicher stellen sich dem gegenüber, Eine zweite Gestalt taucht auf. Takt 5-8 in dem sie das Motiv mit einer fließenden, leichteren, in Sequenzen abwärtsbewegenden Melodie ergänzen; die Melodie steigert sich in der Dynamik und endet mit einem „Tusch“

0:14 - 0:21 Wiederholung des appellierenden Die erste Gestalt hat etwas Takt 9-12 (A) Anfangsmotives Majestätisches. Sie verkündet etwas.

0:21 - 0:27 Wiederholung des Streichermotives Spannung baut sich auf. Takt 13-16

0:27 - 0:30 Die Bläser antworten im Rhythmus des Takt 17-18 (B) Anfangsmotives jedoch mit abfallender Linie

0:30 - 0:33 Zu den Streichern, die ebenfalls in einer Die Gestalten tanzen umeinander Takt 18-20 abfallenden Linie spielen, gesellen sich herum. die Flöten mit kurzen vorschlagbehafte- ten Einwürfen

0:34 - 0:37 Wiederholung des Motives aus 0:27 - Die erste Gestalt wiederholt ihre Takt 20-21 0:30 Botschaft. 11

GIM Level III 2011 - 2013 Christine Kukula

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

0:37 - 0:40 Wiederholung des Motives aus 0:30 - Die zweite antwortet. Takt 21-24 0:33 mit einer Steigerung durch das Hinzukommen der Clarinetten und Hörner

0:40 - 1:07 Wiederholung des Anfangs bis 0:27 Takt 25-32 (C) Takt 33-40 (D)

1:07 - 1:10 Die Flöten übernehmen mit einer Die Gestalten necken einander. Takt 41-42 (E) hüpfenden, nach unten sequenzierenden Melodie

1:11 - 1:14 Die Streicher übernehmen die Melodie Takt 43-44 der Flöten

1:14 - 1:18 Flöten wiederholen ihre Passage Takt 45-46

1:18 - 1:21 Streicher wiederholen ihre Passage Takt 47-48

1:21 - 1:27 Anfangsmotiv in den Bläsern, verstärkt Takt 49-52 (F) durch aufsteigende Linien in den Streichern und abfallenden, gebrochenen Akkorden in den Flöten

1:27 - 1:34 Motiv der Streicher aus 0:07 - 0:13 Takt 53-56 verstärkt durch die Flöten

1:34 - 1:40 Wiederholung der Bläserpassage Takt 57-60

1:41 - 1:48 Wiederholung der Streicher-/ Takt 61-64 Flötenpassage

1:48 - 1:51 Wiederholung des Bläsermotives mit Die Bläser rufen zur Vernunft. Takt 65-66 (G) abfallender Linie aus 0:27

1:51 - 1:58 Wiederholung des Motives aus 0:30 Die anderen wollen es nicht Takt 66-68 wahrhaben.

2:01 - 2:27 Wiederholung des Teils von 1:21 bis Der Dialog setzt sich fort und endet Takt 69ff (H) 1:48 mit einem Tusch. e) Emotionale Beschreibung Bezüglich des Stimmungsgehaltes nach Hevner´s Moodwheel bewegt sich das Stück in den Kategorien 5-8. Durch die Bläser erhält es eine majestätische Note; die leichten, tänzerischen Motive vermitteln etwas Munteres, das in ein neckisches Spielen übergeht und doch setzen die „Tusche“ am Ende der Passagen immer wieder einen tatkräftigen Punkt. Die Wiederholungen 12 geben dem Stück Struktur. Der Zuhörenden vermitteln die Wiederholungen Vertrautheit und Sicherheit. 13

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f) Integration in den therapeutischen Prozess Das Stück stellt einen bewegten und einladenden Auftakt mit haltgebendem Charakter dar. Es erfordert von der Klientin die Bereitschaft dem Titel des Programms entsprechend, sich auf einen lebendigen Prozess, eine Reise mit oder zu einem abenteuerlustigen, experimentierfreu-digen Kind einzulassen. Die Leichtigkeit der Musik ermöglicht es, in die Atmosphäre einer gewissen Unbeschwertheit einzutauchen.

g)Body listening Die Musik lädt zu Bewegung ein: tänzerisch schreitend, kleine eckige Bewegungen, fließende Bewegungen, hüpfend, wuselnd, sich aufrichten, immer wieder innehaltend bewusst mit dem Fuß auftreten

h)Mandala

5.2 Johannes Brahms: Piano Concerto N° 2 in B Major, Op. 83 a)Zur Aufnahme: im vorliegenden Programm wird das Klavierkonzert in seiner gesamten Länge gespielt; Denise Grocke hat in ihrer Programmliste ein Exzerpt von 4:51 vorgesehen; eine Auf- nahme dieser Fassung lag mir leider nicht vor.

b)Besetzung: Großes Sinfonieorchester mit Klavier Solo

c)Hintergrund zu Komponist und Stück Johannes Brahms wurde am 7.05.1833 als Sohn eines Kontrabassisten und Gasthausmusikanten in Hamburg geboren. Er war das zweite von drei Kindern. Vom Vater erhielt er den ersten Klavierunterricht und unterstützte frühzeitig seine Familie finanziell, indem er sich als Klavierspieler in den Gasthäusern der Stadt verdingte. Mit 20 Jahren begleitete er den ungarischen Violinisten Eduard 14

Remenyi auf eine Konzertreise und lernte für ihn wichtige Personen kennen wie z.B. Joseph Joachim, einem Violinvirtuosen und einflussreichen Musiker seiner Zeit, Robert und

Clara Schumann, mit der ihn eine lebenslange Freundschaft verbunden haben soll, sowie dem Dirigenten und Kapellmeister Hans von Bülow, der seine Werke aufführte. Zunächst arbeitete Brahms als Hofmusikdirektor in Detmold. Später ging er nach Wien, wo er 1897 verstarb. Brahms Schaffen fand schon zu seinen Lebzeiten Anerkennung. Eine Familie gründete er nicht. Dafür hinterlässt er eine große Anzahl von musikalischen Werken. Er schrieb vier Sinfonien, Konzerte u.a. für Klavier und Violine, Kammermusik, geistliche Werke, Chorwerke und Liedbearbeitungen. Baumgartner beschreibt die Grundstimmung des Komponisten, die sich auch in seinen Werken ausdrückt, als elegischen Ernst, unterdrückte Schwermut und Humor. Nie wirke seine Trauer verzweifelt, nie seine Freude überschwenglich, alles sei verhalten und gebändigt. Das Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur, Opus 83 entstand 1881.

Das Klavierkonzert Nach Alfred Baumgartner handelt es sich bei Brahms zweitem Klavierkonzert um „ein sinfonisches Stück mit prävalierendem Klavier“. Er beschreibt die Grundstimmung als hell und fröhlich. So heißt es: „Den romatischen Charakter betont bereits das Horn, das den 1. Satz eröffnet. Das Klavier setzt zart ein und entwickelt eine pastorale Szene. Darauf folgen die Themenexposition des Orche-sters und ein drittes Thema mit ungarischer Färbung. Eine sehr bewegte Durchführung schließt sich an, das Hauptthema kehrt wieder, die Reprise endet den Satz, der an den Pianisten hohe Anforderungen stellt. Der 2. Satz ist ein Scherzo, bizarr und dämonisch zuerst, dann aber lyrisch und hell. Das Andante des 3. Satzes ist schlicht und innig, dem Klavier fällt hier eine begleitende Rolle zu. Der 4. Satz ist rondoähnlich und echt konzertant. Die Zwiesprache trägt aber keine Kon-flikte aus, sondern nur reizende Meinungsverschiedenheiten.“ (S.554) d) Analyse Tempo: Allegretto Grazioso

Folgende Themen und Motive werden verarbeitet Hauptmotiv

Variation 15

Motiv A

Motiv B

Motiv D im Klavier

Motiv D in den Bläsern

MotivE

Motiv C

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen 16

0:00 - 0:46 Vorstellung des Hauptthemas im Klavier; das Thema wird von den 1. Violinen wiederholt; Variation im Klavier, Pendelbewegung in der Begleitung; Lauf aufwärts im Klavier kündigt Steigerung an; 17

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

0:47 Hauptthema in den Violinen im forte; Es wird ganz leicht. Leicht und Bläser begleiten; Klavier setzt mit Motiv tänzerisch. Das Klavier lädt ein; die B ein; Streicher antworten; Hauptthema Gestalten von eben reihen sich mit in den Streichern; Klavier wiederholt ein. Motiv B; Steigerung ins fortissimo; Modulation nach F-Dur

1:13 Motiv A in den Bläsern; Dialog Eine mütterliche Gestalt taucht auf, zwischen Streichern und Bläsern; wiegend. Motiv C im Klavier im piano; Bläser wiederholen;

1:53 Motiv D im Klavier; Bläser Das Klavier geht auf Wanderschaft. wiederholen/antworten, Klavier spielt kleine Einwürfe

2:11 Motiv C in den Streichern; Motiv D im Alle sind gemeinsam unterwegs. Es Klavier; Motiv C in Bläsern; leichte ist eine fröhliche, unbeschwerte Steigerung; abfallenden Bewegung in Gesellschaft den Bläsern; Musik kommt zur Ruhe: Liegetöne in Flöten und Streichern

3:04 Orchester schwingt sich wieder auf; Spielende Kinder, es geht auf und Hauptthema in den Oboen; ab, wird weit und licht. Steigerung in der Lautstärke -> Höhepunkt mit Modulation nach D- Dur

3:41 Hauptthema in den Streichern; Da taucht eine resolute Stimme auf Spannung bleibt und wird durch Wiederholungen in den Streichern und Aufwärtsbewegungen im Klavier noch etwas gesteigert und kommt mit einem ritardando zur Ruhe

4:04 Variation im Klavier solo mit Auf und Die Kinder werden etwas ruhiger. Abwärtsbewegungen, Sechzehntel

4:30 Bläser und Streicher setzen im forte Zwei Parteien, die sich „kabbeln“. ein; Klavier antwortet im piano; Dialog und Modulation nach B-Dur; Aufwärtsbewegung im Klavier; Musik beruhigt sich über stehende Akkorde und ritardando

4:53 kurzer Ruhepunkt; Variation im Doch das Unbeschwerte kommt Klavier, Wechsel mit Streichern; Lauf wieder. aufwärts im Klavier führt zum Hauptthema 18

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

5:20 Hauptthema in den Violinen im „Komm lass und losziehen und nicht crescendo und forte, Violinen und aufhalten!“ Klavier im Wechsel mit Aufwärtsbewegung und Schlussakkorden

5:54 Klavier solo, decrescendo - piano; Die mütterliche Gestalt taucht Motiv A in den Streichern; Dialog wieder auf. zwischen Bläsern und Streichern; Klavier begleitet; Steigerung im Doch die Kinder lassen sich nicht Klavier aufhalten.

6:34 Motiv D in den Bläsern, Streicher Die Kinder necken sich wieder und übernehmen; Klavier spielt Einwürfe; spielen vergnügt. Da ist viel schwer - leichte Bewegung in den Bewegung. Streichern und Bläsern; Lautstärke und Besetzung gehen zurück - > Beruhigung

7:00 Motiv C in den Bläsern; Mal ist der eine im Vordergrund, mal Aufwärtsbewegung in Klavier mit die andere. Verzierungen; Dialog zwischen Klavier und Bläsern

7:32 Klavier solo, Steigerung durch wiederholte Abwärtsbewegungen

8:15 Motiv E im Dialog zwischen Bombastischer Schluss Streichern und Bläsern, Steigerung in Tempo und Lautstärke; Läufe in Klavier; Schlussbildung; Schluss im forte

e) Emotionale Beschreibung Das Stück zeichnet sich durch eine starke Dynamik aus. Schwer und leicht wechseln sich ab. Wiegendes und rhythmisch Aufforderndes fördern eine innere Bewegung. Hingabe und forsches Schreiten werden möglich. Die Instrumente, v.a. das Klavier, bewegen sich in einem breiten Tonumfang, was Weite und Größe vermittelt. Die Dynamik von laut und leise, die sich zum Teil in den einzelnen Tönen oder kleinen Motiven abspielt, gibt dem Ganzen einen pulsierenden Charakter. Immer wieder wird Spannung aufgebaut, die wieder zur Ruhe findet. Nach dem Hevnerschen Moodwheel bewegt sich das Stück in den Kategorien 5 - 8.

f) Integration in den therapeutischen Prozess Der leichte und tänzerische Anfang greift die Unbeschwertheit des 1. Programmstückes auf. In seinem Abwechslungsreichtum bietet der 4. Satz aus Brahms Klavierkonzert ein breites Potential für die Durcharbeitung eines Themas: Spannung kann auf und abgebaut werden; Dialoge finden statt. 19

Es fordert und fördert viel innere Bewegung, entbehrt nicht einer immer wieder kehrenden Dramatik, die durch den Wechsel ins Leichte und Spielerische aufgefangen wird und vermittelt ein gutes Ende. 20

g)Body listening Die Bewegungen werden wiegend, weitend. Die Musik lädt ein, voranzuschreiten, sich heiter und ausgelassen auf Zehenspitzen durch den Raum zu schweben; schwer - leicht dominiert. Aber auch resolut marschierend den Raum zu durchschreiten und triumphierend mit geöffneten Armen die Bewegung beenden.

h)Mandala

5.3 Tschaikovsky: The Nutcracker, Op. 71a, Trepak - Russian Dance a)Zur Aufnahme: keine weiteren Angaben

b)Besetzung: großes Sinfonieorchester (Streicher/Bläser) mit Pauke und Tamburin

c)Hintergrund zu Komponist und Stück Zum Komponist siehe 5.1

Zum Stück: „Trepak ist ein Volkstanz, der ursprünglich aus der Slobozhan-Region (heutiges Charkiw) der Ukraine (ukrainisch Tponak/) stammt und sehr früh große Popularität in Russland (russisch Tpenak) erfuhr. Es handelt sich dabei um einen Tanz im 2/4-Takt für Männer, welcher auf die Kosaken, die russisch-ukrainischen Wehrbauern, zurückgeführt wird. Er ist durch eine starke Rhythmisierung gekennzeichnet. Charakteristisch sind das Stampfen mit den Füßen, Hockschritte und Spagatsprünge. Der Tanz hat auch Eingang in die klassische Kunstmusik gefunden. Bekanntestes und beliebtestes Beispiel ist der sogenannte „Russische Tanz“ in der Ballettsuite Der Nussknacker von Peter Tschaikowski. Der Trepak in Modest Mussorgski „Lieder und Tänze des 21

Todes“ gilt als eine seiner besten Liedkompositionen. Hier tanzt, nach einem Text von Arseni Arkadjewitsch Golenischtschew-Kutusow, der Tod mit einem Bauern in einen 22 aufkommenden Schneesturm hinein.“ (Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Trepak) d) Analyse Tempo: Tempo di Trepak, molto vivace Form: A-B-A´ Haupttonart: G-Dur

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

0:00 - 0:25 Orchester setzt mit rhythmischem, Jetzt kommen lauter Kosaken und 16tel Motiv in G-Dur ein, das tanzen wild im Kreis. wiederholt wird und bei der zweiten Wiederholung durch Pauke und Tamburin verstärkt wird

0:26 - 0:42 Bläser bringen neues, etwas Sie stampfen mit den Füßen auf verkürztes Motiv auf D-Dur ein, das und wirbeln herum. sich wiederum durchs ganze Orchester zieht

0:42 - 1:03 Orchester wiederholt das Sie schlagen mit ihren Säbeln Anfangsmotiv und steigert es aufeinander und tanzen immer sowohl in der Dynamik wie auch im wilder. Tempo bis zu einem Fortissimo und Presto

e) Emotionale Beschreibung Das Stück beginnt mit einem deutlichen Akzent und einer rhythmischen Folge, die Stärke und Triumph wie auch Lebensfreude beinhaltet. Im Rahmen des Moodwheels bewegt es sich in Kategorie 7 (hochfliegend, triumphierend, dramatisch, leidenschaftlich, ungestüm). Es vermittelt Kraft und Energie, Ausgelassenheit.

f) Integration in den therapeutischen Prozess Mit seiner Kraft und Energie knüpft der russische Tanz an das triumphale Ende des 2. Pro- grammstückes an und gibt Raum, das im 2. Stück erarbeitete mit Freude zu feiern.

g) Body listening Voller Energie stampfen, steppen, hüpfen, sich zeigen, Brust raus, sich drehen und wirbeln. 23 h) Mandala

5.4 Shostakovich: Ballet Suite Nr. 1, Pizzicato a) Zur Aufnahme: keine näheren Angaben

b) Besetzung: Streicher, Bläser, kleines Schlagwerk (Xylophon, Triangel)

c) Hintergrund zu Komponist und Stück Dimitri Schostakowitsch wurde im September 1906 in St. Petersburg als Sohn eines Chemie- ingenieurs und der Pianistin Sofija Wassiljewna Schostakowitsch geboren. Seinen ersten Klavier- unterricht erhielt er von seiner Mutter. Mit 13 Jahren trat er in das Petersburger Konservatorium ein und mit 20 Jahren brachte er seine 1. Sinfonie heraus. Er wuchs in einer politisch und künstlerisch sehr bewegten Zeit auf. Er erlebte die Revolution von 1917 und die Entstehung der Sowjetunion. Unter Stalin lebt er wie viele seiner künstlerischen Zeitgenossen in der Bedrohung, als nicht regimekonform zu gelten und Repressalien erleiden zu müssen. Dies ändert sich nach Stalins Tod. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und war u.a. Mitglied im Internationalen Musikrat der UNESCO. Künstlerisch standen die 1920er Jahre im Zeichen des Dadaismus und neuer Entwicklungen in der Musik. Komponisten wie Stravinsky, Schönberg, Hindemith finden sein Interesse, er lernt Honegger, D. Milhaud, A. Berg kennen. Musikalisch sieht sich Schostakowitsch u.a. jedoch auch von Komponisten wie Bach und Beethoven beeinflusst. „Die Idee des Kampfes von Gut und Böse, Verstand und Dummheit, „Finsternis und Licht“ und die Bestätigung des Glaubens an den endgültigen Sieg der Menschlichkeit, die Übersättigung seiner philosophischen Konzeptionen, die maximale Aufdeckung von Konflikten und die Intensität ihrer emotionalen Durchdringung und letztlich - die außerordentliche Kraft der tragischen Erschütterungen - alles sind Züge, die Schostakowitsch mit Beethoven gemeinsam hat... (Jakubow, Manaschir, S. 31) Sein Interesse gilt jedoch den unterschiedlichsten Genres, was sich in seinem Werk deutlich zeigt. Er komponierte u.a. Sinfonien, Opern, Orchesterwerke u.a. für Jazzorchester, Kammermusiken, Klavierwerke, Ballettmusiken und 24

Filmmusiken. Das Theater zog ihn an. Seine Musiksprache ist geprägt von Dramatik, Polemik und Humor. Schostakowitsch versteht sich als russischer 25

Komponist, zeigt jedoch eine „Offenheit nach dem Westen und Osten“. (ebd. S. 30) Diese Haltung mag erklären, weshalb es ihm gelang, die eigene musikalische Sprache zu bewahren ohne sich - trotz immer wiederkehrender Kritik - den Unbill des sowjetischen Systems zuzuziehen.

Das Stück: Das im Programm „Adventurous Inner Child“ verwendete Stück stammt aus der Ballett-Suite „The limpid stream op 39a“, deutsch: „Der helle Bach“. Das Ballett in drei Akten wurde 1935 aufgeführt, fand zunächst Anerkennung, wurde jedoch 1936 unter Stalin stark kritisiert und vom Spielplan abgesetzt. Das Ballett spielt in einer Kolchose und erzählt weniger eine Geschichte sondern beinhaltet eine Reihe von Tänzen, die den Geist „das Leben war nie besser“ ausdrücken (übersetzt aus dem Booklet zur CD „Dimitri Shostakovich: Jazz & Ballet Suites. Film Music. Text von Dr. David Doughty). Die Ballett-Suite besteht aus 5 Tänzen: Waltz, Russian Lubok, Galop, Adagio und Pizzicato. d) Analyse Tempo: andante Form: A-B-C-A Haupttonart: F-Dur?

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

0:00 - 0:14 Flöte und Xylophon beginnen im Da lauern kleine Mäuschen und Wechsel, Violinen kommen mit pizzicatokommen ganz verschmitzt aus ihren Spiel hinzu; ritardando folgt Schlupflöchern. Sie schauen sich um, ob keine Gefahr lauert:

0:14 - 0:32 Hauptthema setzt a tempo ein; Flöten Nein, die Luft ist rein! Wir können spielen kleine Einwürfe; der rhyth- raus... Sie schauen sich um und mische Schwerpunkt liegt auf der 1 finden ein Feld mit vielen Früchten...

0:33 Flöten bauen durch Tonwieder- Sie sammeln alles, was sie holungen Spannung auf; die Streicher gebrauchen können.... spielen nach wie vor im pizzicato

0:40 Lautstärke und Tempo steigern sich

0:44 Bläser und Violinen spielen im Dialog; Die Ernte ist reichhaltig das Tempo ist gemütlich schlendernd

0:56 das Tempo zieht an; die Bässe begleiten im Viertelrhythmus, die Triangel setzt Akzente

1:10 Steigerung durch Hinzuziehen von Bläsern

1:16 Steigerung in Tempo und Lautstärke 26

GIM Level III 2011 - 2013 Christine Kukula

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

1:26 Ritardando Sie halten kurz inne und schauen nochmal, ob wirklich keine Gefahr lauert.

1:29 Hauptthema setzt ein; Stück klingt Nein, es ist alles in Ordnung! aus wie es begonnen hat mit einzelnen Tönen. Flöte setzt Schlussakzent.

e) Emotionale Beschreibung Das Stück lädt zum Schmunzeln ein. Es bewegt im Hevner´schen Moodwheel in den Kategorien 4-6. Mit dem munteren Pizzicato in den Streichern, das später von den Flöten wiederholt wird, bietet es die Möglichkeit, den Dialog der vorangegangenen Stücke fortzuspinnen bzw. verschiedenen Gestalten eine Stimme zu geben. Spannung wird aufgebaut und mündet in einen humorvollen Tanz, bei dem alle Instrumente mitmachen. Nach einem kurzen Innehalten wird das Anfangsthema wiederholt und lässt dem Traveller die Möglichkeit zur anfänglichen Leichtigkeit zurückzukehren.

f) Integration in den therapeutischen Prozess Nachdem der Traveller im 3. Stück etwas durchatmen konnte, gibt das 4. Stück die Möglichkeit noch einmal zurück zu schauen oder zu schauen, was es noch so gibt. Das bisher Erlebte kann so auf einem leichteren Niveau noch einmal bearbeitet und verankert werden.

g) Body listening Huschen, hüpfen, vorsichtig schauend, vorwitzig, zwischen sich zeigen und sich verstecken, im Kreis hüpfen, sich wieder davon schleichen.

h) Mandala 27

5.5 Brahms: Waltz in A Flat, Op. 39/15 a)zur Aufnahme: keine nähere Angabe

b)Besetzung: Klavier zu vier Händen

c)Hintergrund zu Komponist und Stück Zum Komponist siehe 5.2

Zum Stück: Der Walzer in As-Dur ist das vorletzte Stück einer Zusammenstellung von 16 Walzern zu vier Händen. Sie sind 1865 entstanden. Es gibt die Walzer in einer leichteren Fassung für zwei Klaviere und in einer schwereren Fassung für Klavier solo. (http://en.wikipedia.org/wiki/ Sixteen Waltzes, Op. 39 (Brahms))

d)Analyse Tempo: ruhiger Dreivierteltakt Form: Walzer (A-A-B-A-B-A) Haupttonart: As-Dur

Dauer Musikalische Beschreibung Assoziationen

0:00 Das Klavier setzt mit einer ruhigen, Es wird Abend. wiegenden Melodie ein.

0:16 Die Melodie wird wiederholt. Die Sonne geht unter. Alles ist müde.

0:32 Das Kopfmotiv der Melodie erklingt Es war ein bewegter Tag, der und wird im Quartabstand wiederholt - nachklingt. > leichte Steigerung

0:44 Die Anfangsmelodie wird wiederholt Es tut gut, zurückzuschauen und steigert sich wieder durch Wiederholungen

1:15 Die Anfangsmelodie erklingt im dolce und zu lauschen. eine Oktave höher.

e)Emotionale Beschreibung Mit seinem ruhigen Dreivierteltakt und den punktierten Vierteln erinnert das Stück an ein Wiegenlied. Das Gefühl der Geborgenheit kann aufkommen. Die Dynamik in Lautstärke und Tempo lassen auch das Gefühl noch einmal leicht aufwallen, bevor es in der an eine Spieluhr erinnernden Schlussphrase 28 zur Ruhe kommen kann. Im Hevner´schen Moodwheel findet dies seine Entsprechung in der Kategorie 3 und 4 (verträumt, zärtlich, lyrisch, zufrieden, beruhigend). 29

f) Integration in den therapeutischen Prozess Die Arbeit ist getan, es darf ausgeruht werden. Das letzte Stück führt den Traveller in die Ruhe, wohl erinnernd, dass er viel erlebt hat. Mit diesem Stück endet das Programm in Ruhe und ein Gefühl von Geborgenheit vermittelnd.

g) Body listening Zart wiegend, das Gefühl, mit jemandem zu tanzen, größer werdend, gewiegt werden, sich zum Schlaf hinlegen.

h) Mandala

6 Literatur/Referenzen www.mt-phd.aau.dk/organisation/phd board/denise grocke/ http://en.wikipedia.org/wiki/Sixteen Waltzes, Op. 39 (Brahms)

Baumgartner, Alfred: Musik der Romantik. Der große Musikführer. Musikgeschichte in Werkdarstellungen. Kiesel Verlag. 1983

Bruscia, K.E. / Grocke, D.: Guided Imagery and Music: The Bonny Method and

Beyond Doughty, David Dr. in Booklet zur CD „Dimitri Shostakovich: Jazz & Ballet

Suites. Film Music.

Herbold, Willi/Sachsse, Ulrich (Hg.): Das sogenannte Innere Kind. Vom Inneren Kind zum Selbst. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Schattauer 2012

Jakubow, Manaschir: „Die ganze Welt in sich allein...“ Notizen zum Thema Schostakowitsch und die Musikkultur der Welt“ in: Dimitri Schostakowitsch und seine Zeit. Mensch und Werk. Ausstellungskatalog. Niederrheinisches Museum der Stadt Duisburg. 1984. 30

Jung, C.G.: Archetypen. dtv 16. Auflage 2010