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I f R Institut für Regionalforschung e.V. Goßlerstr. 10 37073 Göttingen Tel.: 0551 / 48 53 63 Fax: 0551 / 48 75 12
Regionales Entwicklungskonzept
Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim
Stärken-Schwächen-Analyse
Leitbild, Handlungsfelder und Leitprojekte
mit Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ gefördertes Vorhaben
im Auftrag des
Regionalverband Südniedersachsen e.V.
Hannover, Göttingen, 2.Mai 2000 IfR II
Bearbeiter:
Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung, NIW Dipl.-Geogr. Matthias Ullrich, NIW Dipl.-Geogr. Kai Weber, NIW Prof. Dr. Wolfgang Krumbein, IfR IfR III REK Göttingen / Northeim
Inhaltsverzeichnis
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Teil I: ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE DER STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE 1
1. RAUM- UND SIEDLUNGSSTRUKTUR 1
1.1 Grundzüge der Raum- und Verwaltungsstrukturen 1 1.2 Bevölkerung und Wohnen 3
2. STRUKTUR UND ENTWICKLUNG DER WIRTSCHAFT 6
2.1 Wirtschaftsstruktur im Überblick 6 2.2 Land- und Forstwirtschaft 7 2.3 Produzierendes Gewerbe 8 2.4 Dienstleistungen 12 2.5 Beschäftigtenentwicklung insgesamt 18 2.6 Unternehmensgründungen 19
3. ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN 20
3.1 Arbeitslosigkeit 20 3.2 Löhne und Einkommen 22 3.3 Veränderung der regionalen Disparitäten in der Arbeitsmarktregion Göttin- gen/Northeim 23
4. STANDORTBEDINGUNGEN UND –POTENZIALE 27
4.1 Hochschul- und Forschungsstandort 27 4.2 Ausbildung und Qualifizierung 28 4.3 Verkehr und Verkehrsinfrastruktur 30 4.4 Gewerbeflächen 32 4.5 Medienstandort 39 4.6 Kulturszene 40 4.7 Standortbedingungen für den Tourismus 40 4.8 Naturraum und ökologische Potenziale 41
5. ÖFFENTLICHE FINANZEN UND REGIONALPOLITISCHE AKTIVITÄTEN 42
5.1 Einnahmen und Ausgaben der kommunalen Ebene 42 5.2 Einsatz öffentlicher Fördermittel 44 5.3 Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente 46 5.4 Regionale und kommunale Wirtschaftsförderung 47 5.5 Regionale und überregionale Kooperationen 48
6. ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG DER STÄRKEN UND SCHWÄCHEN IM ÜBERREGIONALEN VERGLEICH 51 IfR IV
Seite
Teil II: LEITBILD UND HANDLUNGSVORSCHLÄGE 55
1. LEITBILD UND GRUNDLEGENDE ZIELE DER REGIONALEN ENTWICKLUNG 55
1.1 Leitbild der regionalen Entwicklung 55 1.2 Übergreifende Leitziele 58
2. DIE HANDLUNGSFELDER UND PROJEKTE IM EINZELNEN 63
2.1 Handlungsfeld „Wirtschaftsförderung“ 65 2.2 Handlungsfeld „Existenzgründungsinitiativen“ 75 2.3 Handlungsfeld „Beschäftigungs- und Qualifizierungsförderung“ 79 2.4 Handlungsfeld „Verbesserung und Förderung der wirtschaftsnahen Infrastruktur“ 82 2.5 Handlungsfeld „Wissenschaft und Forschung“ 87 2.6 Handlungsfeld „Neue Medien“ 90 2.7 Handlungsfeld „Förderung des ländlichen Raums“ 93 2.8 Handlungsfeld „Kultur- und Tourismusentwicklung“ 102 IfR 1 REK Göttingen / Northeim
Teil I: ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE DER STÄRKEN- SCHWÄCHEN-ANALYSE
1. RAUM UND SIEDLUNGSSTRUKTUR
1.1 Grundzüge der Raum- und Verwaltungsstrukturen
Die Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim setzt sich aus den Landkreisen Arbeitsmarktregion mit Göttingen und Northeim zusammen und umfasst damit auch die Universitäts- 420.000 Einwohnern stadt Göttingen. Die Arbeitsmarktregion zählt mit insgesamt etwa 420.000 Ein- wohnern und einer Bevölkerungsdichte von knapp 180 Einwohnern je km2 zu den dünner besiedelten Regionen in Deutschland. Allerdings ist die Bevölke- rung innerhalb der Arbeitsmarktregion ungleich verteilt. Sie konzentriert sich im Oberzentrum Göttingen (127.000 Einwohner) und dessen Umlandgemeinden sowie auch die Mittelzentren Northeim (32.000) und Einbeck (29.000), Hann. Münden (26.000), Duderstadt (23.000), Uslar (17.000) und Bad Gandersheim (11.000). In den Randbereichen von Wesertal und Weserbergland sowie im Leinebergland ist die Besiedlungsdichte hingegen ausgesprochen gering.
Die Arbeitsmarktregion ist im Mittelgebirgsraum zwischen den Verdichtungs- Verkehrsregion mit der räumen Hannover und Braunschweig/Salzgitter im Norden und Kassel im Sü- zentralen Nord-Süd- Verkehrsachse den gelegen. Nach Westen schließt sich der ostwestfälische Wirtschaftsraum und nach Osten die Harzregion sowie das nordwestliche Thüringen an. Sie wird durch zentrale, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Verkehrsachsen von europäischer Bedeutung an die überregionalen Wirtschaftsräume angebunden. - Die Autobahn A 7 Skandinavien – Hamburg – Hannover – Göttingen – Kas- sel – Süddeutschland bzw. –Rhein-Main hat alleine in der Arbeitsmarktregi- on neun Anschlussstellen. - Die Nord-Süd-Bahnstrecken Hamburg - Hannover - Kassel - Würzburg - München bzw. Berlin - Fulda - Rhein-Main verlaufen durch die Arbeitsmarkt- region, und das Oberzentrum Göttingen ist als ICE-Halt in das Fernver- kehrsnetz der DB eingebunden. - Die Verkehrsverbindungen in West-Ost-Richtung sind auf Grund der natur- räumlichen Grundstrukturen und der deutschen Teilung bislang unterentwi- ckelt. - Einen wichtigen Impuls für die südliche Arbeitsmarktregion wird der Bau der A 38 Friedland - Nordhausen - Halle bringen. Weitere West-Ost-Verbindun- gen sollten entwickelt werden.
Nach einer Berechnung von KLEMMER zur Lagegunst in Deutschland im Besondere Lagegunst im Schienen- und Straßenverkehr erreicht Göttingen/Northeim unter den 206 Schienen- und Straßen- verkehr deutschen Arbeitsmarktregionen den 46. Rang, und liegt damit unter den nord- deutschen Regionen nach Hannover (Rang 16), Osnabrück (Rang 23), Schaumburg (Rang 39) und Braunschweig/Salzgitter (Rang 42) sowie der be- nachbarten Region Kassel (Rang 26) relativ weit vorne 1.
1 Klemmer, Paul: Entwicklungsrisiken ländlicher Räume. In: Helmut W. Jenkis: Raumordnung und Raumordnungspolitik. München, Wien, 1996, S. 450-480. IfR 2 Teil I: Grundlagenanalysen
Karte 1: Verwaltungsstrukturen in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim (Einheits- bzw. Samtgemeinden)
Herausragende natur- Die Siedlungsstruktur der Arbeitsmarktregion ist in besonderer Weise durch räumliche Potenziale ihre naturräumlichen Grundstrukturen geprägt. Das Leinetal bildet zumindest im Raum Göttingen-Northeim-Einbeck die zentrale Achse der Arbeitsmarktre- gion. Das sich in westlicher Richtung anschließende Weserbergland ist relativ dünn besiedelt, der Solling weist nur in seinen Randbereichen Siedlungen auf. Das Wesertal, das über weite Strecken die Grenze der Arbeitsmarktregion im Westen bildet, hat nur eine vergleichsweise geringe Bedeutung als durchge- hende Verkehrsachse. Das Leinebergland im Osten ist demgegenüber deutlich dichter besiedelt. Die herausragenden naturräumlichen Potenziale prägen die Wohn- und Lebensbedingungen der Arbeitsmarktregion (weiche Standortfakto- ren) und sind u.a. die Grundlage für den Tourismus. In einigen Teilräumen der Arbeitsmarktregion bestehen gerade in diesem Bereich weitere Entwicklungs- möglichkeiten. IfR 3 REK Göttingen / Northeim
Die Pendlerverflechtungen der Arbeitsmarktregion sind insgesamt weitgehend Insgesamt ausgeglichene ausgeglichen. Auf Grund des dominierenden Zentrums Stadt Göttingen hat der Pendlerverflechtungen, aber hohe Einpendler- Landkreis Göttingen einen Pendlerüberschuss gegenüber dem Landkreis Nort- zahlen aus den neuen heim von 5.400 Beschäftigten (1998). Die Arbeitsmarktregion Göttingen/Nort- Bundesländern heim insgesamt hat einen Einpendlerüberschuss von 2.900 Personen. Gegen- über dem Raum Hannover/Hildesheim besteht ein Auspendlerüberschuss von 1.700 Personen und gegenüber dem Raum Kassel von knapp 600 Personen. Dagegen pendeln aus den neuen Bundesländern 6.600 Personen mehr ein als dorthin auspendeln. Per Saldo werden damit etwa 7 % der Arbeitsplätze in der Region von Beschäftigten aus Ostdeutschland eingenommen. Von den insge- samt 7.700 Einpendlern aus den neuen Bundesländern stammen drei Viertel aus dem Landkreis Eichsfeld.
1.2 Bevölkerung und Wohnen
Die Bevölkerungsentwicklung der Arbeitsmarktregion lag in den 80er Jahren Schwächere Bevölke- und auch in der ersten Phase nach der Wiedervereinigung in etwa im Bundes- rungsentwicklung in den letzten Jahren trend. Erst in den letzten Jahren bleibt sie zunehmend zurück (Abb. 1.2 -1).
- Bereits in den 80er Jahren ergab sich in der Arbeitsmarktregion ein Gefälle mit überdurchschnittlicher Bevölkerungsdynamik in der Stadt Göttingen und ihren Umlandgemeinden sowie mehr oder weniger stark zurückbleibender Entwicklung in den übrigen Teilräumen. Besonders schwach war die Bevöl- kerungsentwicklung nicht nur in den ländlichen und peripheren Standorten an der Weser und im Solling, sondern auch in den Mittelzentren. Die Ursa- chen für das Zurückbleiben lagen zum einen in einer ausgesprochen schwachen natürlichen Entwicklung (mit Ausnahme des Eichsfeldes im öst- lichen Landkreis Göttingen) sowie in Wanderungsverlusten bzw. nur gerin- gen Zuwanderungen.
- Von dem Zuwanderungsschub nach der Wiedervereinigung hat die Ar- beitsmarktregion trotz ihrer exponierten Lage nicht überdurchschnittlich pro- fitiert. Deutlich zugenommen hat in dieser Phase allerdings die Bevölke- rungsentwicklung in Göttingen sowie den Mittelzentren und einigen bislang durch Bevölkerungsabnahme geprägten abgelegenen Standorten.
- Die sich abschwächende und deutlich hinter dem Bundestrend zurückblei- bende Bevölkerungsentwicklung in den letzten Jahren ist weitgehend auf die nur noch schwachen Zuwanderungen zurückzuführen. Der Rückgang der Studierendenzahlen in Göttingen hat an dieser Entwicklung einen gro- ßen Anteil. Im Landkreis Göttingen stagniert die Bevölkerung in den letzten Jahren, im Landkreis Northeim ist sie nunmehr wieder rückläufig. Nach wie vor Bevölkerungszuwächse verzeichnen allerdings die Umlandgemeinden von Göttingen und die meisten Standorte entlang der Achse der A 7. IfR 4 Teil I: Grundlagenanalysen
Abb. 1.2-1: Bevölkerungsentwicklung in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim, in den Landkreisen Göttingen und Northeim sowie in Niedersachsen und im Bundesgebiet seit Anfang der 80er Jahre
120 1980=100
115 Göttingen, Stadt LK Göttingen oh. Göttingen,St. 110 LK Northeim AMR Göttingen/Northeim Bundesgebiet West
105
100
95
90 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Jahr
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover
C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]Göttingen Northeim 99
Die Altersstruktur als eine Die Altersstruktur der Bevölkerung in der Arbeitsmarktregion weist einige Ursache der geringen markante Abweichungen von der für das Bundesgebiet typischen Grundstruk- Bevölkerungsdynamik tur auf, die auf eine langfristig eher schwächere Bevölkerungsentwicklung hin- deuten, wenn man von den auf die Hochschulen bezogenen Zuwanderungen absieht. In der Altersstruktur des Landkreises Göttingen stehen auf Grund der mehr als 27.000 Studierenden die Altersjahrgänge zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr stark im Vordergrund, während die Jahrgänge der Kinder und Ju- gendlichen eher schwächer vertreten sind. Der Landkreis Northeim ist hinge- gen durch schwächere Besetzung der mittleren Altersjahrgänge sowie eben- falls geringere Kinderzahlen geprägt, denen eine deutliche Überalterung etwa ab dem 50. Lebensjahr gege nübersteht.
Insgesamt eher schwä- Die Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung sind vor diesem Hinter- chere Bevölkerungsent- grund eher schwächer einzustufen. Der arbeitsmarktorientierte Zuzug dürfte wicklung zu erwarten auf mittlere Sicht in der Größenordnung der letzten Jahre bleiben. Darüber hin- aus ist langfristig mit weiter rückläufigen Studierendenzahlen zu rechnen. Stei- gerungsfähig wären allerdings angesichts der naturräumlichen Potenziale und der guten Infrastrukturausstattung der Arbeitsmarktregion die wohnstandortori- entierten Zuwanderungen von älteren Menschen. IfR 5 REK Göttingen / Northeim
Die Wohnungssituation ist auf Grund der überwiegend ländlichen Prägung Hoher Anteil von Woh- der Arbeitsmarktregion durch einen relativ hohen Bestand an Wohnungen in nungen in Ein- und Zwei- Familienhäusern Ein- und Zwei-Familien-Häusern gekennzeichnet. Lediglich in Göttingen stehen auch wegen der besonderen Haushaltsstrukturen und der hohen Zahl an Stu- dierenden die Wohnungen in Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen sehr stark im Vordergrund.
Die Wohnbautätigkeit liegt seit langem deutlich unter dem Bundesdurch- Schwächere Wohnbautä- schnitt und entspricht damit der eher schwächeren Bevölkerungsentwicklung. tigkeit entsprechend der Bevölkerungsentwicklung Die höchsten absoluten Wohnungszugänge entfallen zwar auf das Oberzent- rum und die Mittelzentren, die höchsten Zuwachsraten verzeichnen aber die Umlandgemeinden von Göttingen, wobei das Wachstum – abweichend von den Erwartungen - in den etwas entfernteren Standorten sogar größer ist als in den unmittelbaren Randgemeinden und damit offensichtlich in besonderer Weise von den Bodenpreisen gesteuert wird. Darüber hinaus spielen auch Handlungsmöglichkeiten bzw. Strategien der jeweiligen Kommunalpolitik eine Rolle.
Die Arbeitsmarktregion ist vor allem in ihrem nördlichen Teil durch vergleichs- Mit Ausnahme von Göt- weise niedrige Bodenpreise und damit auch attraktive Bedingungen für den tingen vergleichsweise niedrige Bodenpreise Wohnungsbau gekennzeichnet. In der Stadt Göttingen ist demgegenüber das Bodenpreisniveau auch auf Grund des weit überdurchschnittlichen Anteils von Ein-Personen-Haushalten bzw. Wohnungen mit ein und zwei Räumen (u.a. Studierende als Nachfragergruppe) ausgesprochen hoch und liegt auf dem Ni- veau von Hannover. IfR 6 Teil I: Grundlagenanalysen
2. STRUKTUR UND ENTWICKLUNG DER WIRTSCHAFT
2.1Wirtschaftsstruktur im Überblick
Von den insgesamt 165.000 Erwerbstätigen wird eine Wertschöpfung von 14,9 Mrd. DM (1996) erwirtschaftet. Die Wirtschaftskraft der Arbeitsmarktregion liegt damit um etwa ein Fünftel unter dem Bundesdurchschnitt.
Die Wirtschaftsstruktur der beiden Teilräume Landkreis Göttingen und Land- kreis Northeim unterscheidet sich auch auf den ersten Blick beträchtlich (Abb. 2.1-1).
Industrieregion Northeim - Der Landkreis Northeim ist sehr viel stärker durch das Produzierende Gewerbe, d.h. durch Industrie und Baugewerbe geprägt, während die Dienstleistungen deutlich zurücktreten. Dies bedeutet nicht, dass in einzel- nen Standorten nicht die Dienstleistungen stärker im Vordergrund stehen, z.B. in Bad Gandersheim (Kur- und Gesundheitswesen), Katlenburg-Lindau (Forschungseinrichtung). Bedeutende Industriestandorte sind Einbeck und Northeim.
Abb. 2.1-1: Grundzüge der Wirtschaftsstruktur in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Nort- heim, in den Landkreisen Göttingen und Northeim sowie in Niedersachsen und im Bundesgebiet – Bruttowertschöpfung und Erwerbstätige -
Anteil der Wirtschaftsbereiche an insgesamt 100%
90%
80%
70%
60%
50% Land- und Forstwirtschaft 40% Produzierendes Gewerbe private 30% Dienstleistungen staatliche Dienstleistungen 20%
10%
0% AMR LK LK Nieder- Bundes- AMR LK LK Nieder- Bundes- Göttingen/ Göt- Nort- sachsen gebiet Göttingen/ Göt- Nort- sachsen gebiet Northeim tingen heim West Northeim tingen heim West Bruttowertschöpfung 1996 Erwerbstätige 1997
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 21.12.99 C:\Daten\BILDER\[bws u et Bilder.xls]Tabelle IfR 7 REK Göttingen / Northeim
-Im Landkreis Göttingen stehen - vor allem wegen des großen Gewichts Dienstleistungs- und In- des Oberzentrums Göttingen - die Dienstleistungen stärker im Vordergrund. dustrieregion Göttingen Vor allem die öffentlichen Dienstleistungen sind wegen der Bedeutung von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Verwaltungen deutlich überrep- räsentiert. Die marktbestimmten (von Unternehmen und freien Berufen er- brachten) Dienstleistungen sind in der Wirtschaftsstruktur in etwa durch- schnittlich vertreten. Darüber hinaus ist der Landkreis Göttingen auch ein bedeutender Industriestandort.
-Die Stadt Göttingen ist mit 74 % der Beschäftigten in besonderer Weise Dienstleistungsstandort auf Dienstleistungen ausgerichtet. Mit mehr als 43.000 Arbeitsplätzen im Göttingen Dienstleistungssektor steht sie innerhalb des Landes auf dem 5. Rang der Dienstleistungsstandorte, nur knapp übertroffen von Oldenburg und Osna- brück. Als Standort des Produzierenden Gewerbes liegt Göttingen in Nie- dersachsen mit mehr als 15.000 Beschäftigten auf dem 8. Rang.
- Der Landkreis Göttingen (ohne die Stadt Göttingen) ist ähnlich wie der Übriger Landkreis Göttin- Landkreis Northeim stärker von Industrie und Baugewerbe geprägt. Be- gen eher vom Produzie- renden Gewerbe geprägt deutendere Industriestandorte sind hier Hann. Münden und Duderstadt.
Insgesamt hat die Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim damit eine relativ Insgesamt relativ ausge- ausgeglichene Wirtschaftsstruktur, wenngleich das Produzierende Gewerbe glichene Wirtschaftsstruk- tur und die marktbestimmten Dienstleistungen etwas unterrepräsentiert sind und die öffentlichen Dienstleistungen stärker im Vordergrund stehen.
2.2 Land- und Forstwirtschaft
Die Landwirtschaft tritt in der Wirtschaftsstruktur des Landkreises Göttingen Besonderer Schwerpunkt deutlich zurück, im Landkreis Northeim hat sie hingegen eine überdurchschnitt- in agrarwissenschaftli- cher Forschung sowie liche Bedeutung. Prägend für die Arbeitsmarktregion ist in diesem Bereich al- Saatzucht und Biotech- lerdings die bedeutende Agrarwissenschaftliche Fakultät der Universität. Ein nologie besonderer Schwerpunkt wird durch ein bundesweit führendes Unternehmen der Saatzucht bzw. Biotechnologie in Einbeck gesetzt.
Aufgrund der ausgedehnten Waldgebiete hat im gesamten Südniedersachsen Holzwirtschaftliche Kom- die Forstwirtschaft eine große Bedeutung. Zusammen mit der Holzverarbei- petenz tung und dem Schwerpunkt der Forstwirtschaft in Forschung und Lehre an der Universität Göttingen ergibt sich eine herausragende holzwirtschaftliche Kom- petenz.
Der bundesweite Strukturwandel in der Landwirtschaft mit einem starken Strukturwandel trifft auch Rückgang von Betriebs- und Beschäftigtenzahlen in der Landwirtschaft betrifft die Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim auch Südniedersachsen. Durch die beachtliche Zahl von Betrieben und die damit verbundenen Einkommensquellen (gerade auch für Nebenerwerbsland- wirte) stellt die Landwirtschaft allerdings einen stabilisierenden Faktor im länd- lichen Raum dar. - Flächenstarke Betriebe haben ihren Anteil und ihre absolute Zahl in den letzten Jahren erhöhen können. Die Grünlandbewirtschaftung ging zurück, die Ackerbewirtschaftung steigerte ihren Anteil. Innerhalb der Ackerbewirt- IfR 8 Teil I: Grundlagenanalysen
schaftung nahm der Getreide- und Rapsanbau zu, der Anbau von Futter- mitteln und Kartoffeln ging zurück. - Die durchschnittliche Ertragssituation der Betriebe liegt im Landkreis Northeim über dem Durchschnitt der Landwirtschaftskammer Hannover, im Landkreis Göttingen darunter.
Zukunftspotenziale für die Zukunftspotenziale für die Landwirtschaft liegen in den Bereichen des öko- Landwirtschaft logischen Landbaus, der Direktvermarktung, dem Anbau nachwachsender Rohstoffe sowie dem Vertragsnaturschutz.
2.3 Produzierendes Gewerbe
Breite Branchenmischung Das Verarbeitende Gewerbe in der Arbeitsmarktregion ist durch eine breite im Produzierenden Ge- Branchenmischung gekennzeichnet. Seit langem vollzieht sich ein kontinuierli- werbe cher struktureller Wandel von einer eher traditionellen „Mittelgebirgsindustrie“ hin zu einer internationalisierten innnovations- und qualifikationsorientierten In- dustriestruktur. Nach wie vor ist die Industrie durch sehr unterschiedliche Be- reiche und Branchen geprägt (Abb. 2.3-1):
Technologieintensive - Einerseits haben technologieorientierte Branchen wie die Feinmechanik und Branchen und Netzwerke Optik, der Maschinenbau oder die Elektrotechnik eine bedeutende Rolle. 30 Unternehmen, Dienstleister sowie Forschungs- und Ausbildungseinrichtun- gen des Hochtechnologiesektors Mess- und Feinprüftechnik haben sich zur Initiative „Measurement Valley“ zusammengeschlossen. Auch in der An- wendung und der Forschung im Bereich der Biotechnologie bildet die Ar- beitsmarktregion einen besonderen Schwerpunkt innerhalb von Nieder- sachsen (BioRegioN).
Traditionelle Industrie- - Auf der anderen Seite stehen nach wie vor eher traditionelle Bereiche wie strukturen z.B. die Holz-, Papier-, Glas- und Keramikindustrie sowie die Industrie der Steine und Erden und das Baugewerbe im Vordergrund. Insgesamt ist die direkte und indirekte Abhängigkeit von der Baunachfrage bzw. -konjunktur vergleichsweise hoch.
Zulieferindustrien zum - Darüber hinaus spielen auch die Zulieferindustrien zum Straßenfahrzeug- Fahrzeugbau bau mit ihren besonderen Wettbewerbsbedingungen eine überdurchschnitt- liche Rolle.
Nur vier Zentralen größe- Das Produzierende Gewerbe in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim hat rer Unternehmen im überregionalen Vergleich ausgesprochen wenige größere Unternehmens- zentralen. Von den 120 größten niedersächsischen Unternehmen (gemessen am Umsatz) haben 15 ihren Sitz in Südniedersachsen, aber nur sechs in der Arbeitsmarktregion, darunter vier Industrieunternehmen (Übersicht 2.3-1).
Hohe externe Kontrolle im Entsprechend unterliegen relativ viele der industriellen Aktivitäten und Arbeits- Produzierenden Gewerbe plätze der externen Kontrolle, d.h. der Steuerung durch Unternehmens- und Konzernzentralen außerhalb der Region. Von den Arbeitsplätzen in den 250 größten industriellen Betrieben der Arbeitsmarktregion entfallen nur etwa 54 % auf eigenständige Unternehmen mit Sitz in der Arbeitsmarktregion (Landes- IfR 9 REK Göttingen / Northeim
Übersicht 2.3-1: Die größten südniedersächsischen Unternehmen 1998
Rang 2 / Unternehmen Sitz Umsatz Beschäftigte Branche im Mio. DM
15 Alcan Deutschland GmbH Göttingen 2.741,1 3.802 NE-Metallindustrie 30 Haarmann & Reimer GmbH (K) Holzminden 1.626,0 3.720 Duft- und Aromastoffe zu 30: Haarmann & Reimer GmbH Holzminden 719,4 1.698 Duft- und Aromastoffe 54 KWS Kleinwanzlebener Saat- Einbeck 662,8 1.893 Saatgut, Biochemie zucht Gruppe (K) 59 Stiebel Eltron GmbH & Co KG (K) Holzminden 596,2 2.082 Elektrotechnik 62 Dragoco Geberding & Co AG (K) Holzminden 564,4 1.791 Duft- und Aromastoffe 63 Domäne Gruppe GmbH & Co. Hardegsen 559,0 1.809 Einzelhandel 70 Otto-Bock Firmengruppe Duderstadt 526,0 2.708 Orthopädie- und Medizin- technik/Kunststoffe 75 Kamax-Werke, Rudolf Keller- Osterode 502,2 2.495 Formteile, Anlagen mann GmbH & Co. KG (K) 78 Sartorius AG (K) Göttingen 479,6 2.299 Wäge- und Separationstech- nik 84 KodakPolychrome Graphics Osterode 445,8 600 Offsetdruckplattenherstellung GmbH zu 54: KWS Kleinwanzlebener Einbeck 420,1 790 Saatgut Saatzucht AG 106 Kappa Herzberger Papierfabrik Herzberg am 341,2 1.363 Papiergewerbe GmbH & Co. KG Harz 111 Sun Chemical Osterode Druck- Osterode 314,5 101 Druckfarbenherstellung farben GmbH 114 FUBA Printed Circuits GmbH Gittelde 285,7 1.280 Elektrotechnik 115 DETA Akkumulatorenwerke Bad Lauter- 280,0 900 Elektrotechnik GmbH berg 117 Raulf-Baugesellschaft mbH Göttingen 271,6 1.213 Hoch- und Tiefbau
Quelle: Nord/LB, Wirtschaft Niedersachsen, Dezember 1999
durchschnitt 65 %). 35 Betriebe mit 23 % der Arbeitsplätze sind Zweigbetriebe oder Tochterunternehmen von Unternehmen aus dem übrigen Bundesgebiet und 24 Betriebe mit weiteren 23 % der Arbeitsplätze gehören zu ausländischen Unternehmen oder Konzernen (Landesdurchschnitt 16 %). Damit ist der „In- ternationalisierungsgrad“ der Industrie ausgesprochen hoch. Dies bedeutet zum einen, dass der internationale Wettbewerbsdruck ausgesprochen hoch ist, zum anderen aber auch, dass der Standort für internationales Kapital interes- sant ist.
Die Betriebsgrößenstruktur der Industrie in der Arbeitsmarktregion ist ver- Überwiegend klein- und gleichsweise stark durch kleine und mittlere Betriebe geprägt. Im Landkreis mittelbetriebliche Struktu- ren Northeim wird die Entwicklung in besonderer Weise von mittelgroßen Betrieben bestimmt. In Göttingen haben demgegenüber auch Großbetriebe eine größere Bedeutung.
Die sog. Funktionalstruktur des Produzierenden Gewerbes, d.h. die Zusam- Starkes Gewicht der Fer- mensetzung der Beschäftigung nach Unternehmensfunktionen, legt die ü- tigungsfunktionen berdurchschnittliche Bedeutung von Fertigungsfunktionen in den meisten In-
2 Rangplatz unter den 120 größten niedersächsischen Unternehmen IfR 10 Teil I: Grundlagenanalysen
Abb. 2.3-1: Branchenspezialisierung des Produzierenden Gewerbes in der Arbeitsmarkt- region Göttingen/Northeim 1998
12,5 Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in % 12,0 11,5 11,0 10,5 10,0 9,5 9,0 in der AMR Göttingen/Northeim 8,5 Bundesgebiet West 8,0 7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Chemie Bergbau Stahlbau Schiffbau Gießereien Druckereien Feinkeramik Baugewerbe Holzindustrie Glasindustrie Elektrotechnik Maschinenbau Steine u. Erden Luftfahrzeugbau Stahlverformung Papiererzeugung NE-Metallindustrie Papierverarbeitung Gummiverarbeitung Ernährungsgewerbe Straßenfahrzeugbau Feinmechanik, Optik Herst. v. EBM-Waren Mineralölverarbeitung Land-, Forstwirtschaft Herst. v. ADV-Geräten Kunststoffverarbeitung Eisen- u. Stahlindustrie Herst. v. Musikinstr. u.a. Textil-, Bekleidungsindustrie Energie-, Wasserversorgung
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dustriezweigen offen. Dienstleistungsfunktionen wie Management und Verwal- tung, Ein- und Verkauf u.ä. sind dementsprechend unterrepräsentiert.
Handwerksbesatz leicht Das Handwerk ist nach der Handwerkszählung von 1995 mit 2.400 Unterneh- unterdurchschnittlich men und 28.200 Beschäftigten vertreten. Die durchschnittliche Betriebsgröße ist etwas größer als im Bundesgebiet, allerdings erreicht der Handwerksbesatz (Beschäftigte bezogen auf die Einwohner) nicht ganz den Bunde sdurchschnitt.
In der Wirtschaftsstruktur vor allem des Landkreises Northeim steht das Bau- gewerbe im Vordergrund, aber auch im Landkreis Göttingen ist es überdurch- schnittlich vertreten.
Intensiver industrieller Die Entwicklung des Produzierenden Gewerbes ist bereits seit den 80er Strukturwandel mit gro- Jahren durch einen intensiven industriellen Strukturwandel geprägt (Abb. ßen Verlusten in den tra- ditionellen Bereichen 2.3-2).
- In der Arbeitsmarktregion insgesamt und insbesondere im Landkreis Nort- heim war die Entwicklung des Produzierenden Gewerbes in den 80er Jah- IfR 11 REK Göttingen / Northeim
Abb. 2.3-2: Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes in der Arbeitsmarkt- region Göttingen/Northeim und im Bundesgebiet seit Anfang der 80er Jahre
145 1980=100 140 135 130 Göttingen, Stadt 125 LK Göttingen oh. Göttingen,St. 120 LK Northeim 115 AMR Göttingen/Northeim 110 Bundesgebiet West 105 100 95 90 85 80 75 70 65 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Jahr
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ren deutlich schwächer als im Bundestrend. Ein starker Strukturwandel war vor allem geprägt durch hohe Verluste in traditionellen Bereichen wie der Holzindustrie, der Textil- und Bekleidungsindustrie, der Industrie der Steine und Erden, Feinkeramik, Glas, der Ernährungsindustrie sowie der Gieße- reiindustrie.
- In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung hatte das Produzieren- de Gewerbe der Arbeitsmarktregion ein weit überdurchschnittliches Wachstum, wobei der Landkreis Northeim stärker profitierte als der Land- kreis Göttingen. Herausragende Arbeitsplatzgewinne entfielen auf das Bau- gewerbe, die konsum- und baubezogenen Industrien sowie den Maschinen- und Fahrzeugbau.
- Von der Rezession und der Strukturkrise seit 1992 wurde die Arbeits- marktregion zunächst deutlich schwächer getroffen. Der Beschäftigungsab- bau war zumindest bis 1995 wesentlich moderater als im Bundestrend, aber auch nach 1995 waren die Anpassungsprozesse zumindest nicht stärker als im Bundestrend. Allerdings verlor das Baugewerbe (wieder) erheblich an Beschäftigung. Seit 1998 steigt die Beschäftigung im Produzierenden Ge- werbe wieder leicht an. IfR 12 Teil I: Grundlagenanalysen
Perspektiven der indus- Insgesamt dürften die Perspektiven des Produzierenden Gewerbes auch auf triellen Entwicklung mittlere Sicht etwa im Bundestrend liegen. Auf Grund der vergleichsweise breiten Branchenstruktur sind die Risiken (wie in der Vergangenheit auch) rela- tiv breit gestreut. Positiv in die Waagschale zu werfen sind die technologisch anspruchsvollen bzw. wachstumsintensiven Felder eines Teils der Betriebe sowie der hohe Internationalisierungsgrad, der nicht nur für wettbewerbsfähige Produktionen, sondern auch für attraktive Investitionsbedingungen für auslän- dische Investoren steht. Andererseits sprechen die nach wie vor geringere Dienstleistungsprägung des Verarbeitenden Gewerbes und die in Teilberei- chen noch traditionelle Ausrichtung eher für noch zu bewältigende Anpas- sungsprozesse. Durch die hohe „Außensteuerung“ der Wirtschaft werden in vielen Fällen grundlegende unternehmerische Entscheidungen außerhalb der Arbeitsmarktregion getroffen und sind damit aus der Arbeitsmarktregion heraus nur schwer zu beeinflussen. Langfristig eher schwächer dürften sich die von der Baunachfrage abhängigen Bereiche entwickeln. Weitere Anpassungspro- zesse sind auch bei den Automobilzulieferern mit einer weiteren Welle der U m- strukturierung der Zulieferindustrien und Weiterentwicklung zu Systemzuliefe- rer-Netzwerken zu erwarten .
2.4 Dienstleistungen
Hohe Spezialisierung auf Die Arbeitsmarktregion ist in herausragender Weise auf Wissenschaft und Bil- Wissenschaft und Bil- dung sowie das Gesundheitswesen (insbesondere Universität Göttingen und dung, Sozial- und Ge- sundheitswesen Fachhochschulen) spezialisiert (Abb. 2.4-1). Überdurchschnittlich vertreten sind auch Heime, Körperpflege (u.a. Kurstandort Bad Gandersheim) sowie der Telekommunikationsbereich und Versicherungen (in Göttingen). Ein etwa durchschnittliches Gewicht in der Wirtschaftsstruktur haben der Einzelhandel und die Gebietskörperschaften (Verwaltungen). Deutlich unterrepräsentiert sind demgegenüber die unternehmensbezogenen Dienstleistungen, der Verkehrs- sektor und der Großhandel.
Einzelhandel: Entwick- Die Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim ist geprägt durch eine leicht über- lung nach dem Auslaufen durchschnittliche Kaufkraft mit einem leichten Gefälle von der Stadt Göttingen des Wiedervereinigungs- booms im Bundestrend zu den ländlichen Standorten. Der Einzelhandelsumsatz je Einwohner ist aber im Bundesvergleich höher, so dass in der Bilanz mit einem Kaufkraftzufluß in die Arbeitsmarktregion zu rechnen ist. Auf das Oberzentrum Göttingen entfal- len etwa 40 % des Einzelhandelsumsatzes der Arbeitsmarktregion, so dass hier die Einzelhandelszentralität um mehr als ein Drittel über dem Bundes- durchschnitt liegt. Andere wichtige Einkaufsorte sind die Städte Northeim, Ein- beck sowie Duderstadt und Hann. Münden. In der Wirtschaftsstruktur der Ar- beitsmarktregion Göttingen/Northeim hat der Einzelhandel mit etwas mehr als 11.000 Beschäftigten 3 ein etwa durchschnittliches Gewicht. Der weit über- durchschnittliche Zuwachs in der ersten Phase nach der Wiedervereinigung von 1989 bis 1992 in der Größenordnung von 1.700 Beschäftigten deutet auf eine beträchtliche Ausweitung des Einzugsgebietes (vor allem des Oberzent- rums Göttingen) in die neuen Bundesländer hin. Zwar ist die Beschäftigung des Einzelhandels in den letzten Jahren rückläufig, der Rückgang von knapp 400
3 1999 IfR 13 REK Göttingen / Northeim
Abb. 2.4-1: Branchenspezialisierung des Dienstleistungssektors in der Arbeitsmarktregi- on Göttingen/Northeim 1998
12,5 Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in % 12,0 11,5 11,0 10,5 10,0 9,5 9,0 8,5 8,0 7,5 7,0 6,5 in der AMR Göttingen/Northeim 6,0 Bundesgebiet West 5,5 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Schiffahrt Großhandel Einzelhandel Eisenbahnen Gastgewerbe Kreditinstitute
Verlagswesen Straßenverkehr Versicherungen Übriger Verkehr Übr. untern.bez.DL Gesundheitswesen Telekommunikation Techn. Beratung, Plan. Reinigung, Körperpflege Rechts-, Wirtsch.beratung Organis. oh. Erwerbszweck Geb.körpersch., Sozialvers. Wissenschaft,Bildung,Medien
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Beschäftigten im Zeitraum 1992 bis 1999 ist aber geringer als im Bundestrend. Diese relative Stabilität ist insofern bemerkenswert, als die Region in den letz- ten Jahren durch eine zunehmend schwächere Bevölkerungsentwicklung ge- kennzeichnet ist.
Auf die übrigen personenbezogenen Dienstleistungen der Arbeitsmarktre- Übrige personenbezogene gion Göttingen/Northeim wie Gastgewerbe, Heime, Reinigung und Körperpfle- Dienstleistungen: nach 4 Wiedervereinigungsboom ge sind mit ungefähr 7.800 Beschäftigten etwa durchschnittlich vertreten. Sie in den letzten Jahren e- haben auch in der ersten Phase nach der Wiedervereinigung ebenso wie der benfalls etwa durch- Einzelhandel mit einem Zuwachs von 1989 bis 1992 von 1.200 Beschäftigten schnittliche Entwicklung überdurchschnittlich profitiert. Möglicherweise wurden auch bis dahin beste- hende Arbeitskräfteknappheiten (z.B. in der Gastronomie) durch das zusätzli- che Angebot an Einpendlern und Zuwanderern aus den neuen Bundesländern entschärft. Nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms hat sich die Entwicklung dieser Bereiche wieder normalisiert. Von 1992 bis 1999 wurden
4 1999 IfR 14 Teil I: Grundlagenanalysen
Abb. 2.4-2: Entwicklung der Beschäftigten nach Dienstleistungsbereichen in der Ar- beitsmarktregion Göttingen/Northeim und im Bundesgebiet seit Anfang der 80er Jahre
230 1980=100
220
UDL 210
200
190
180 durchgezgene Linie : AMR Göttingen/Northeim gestrichelte Linie : Bundesgebiet West
170 UDL Unternehmensbez. Dienstleistungen HDL Haushaltsbez. Dienstleistungen 160 FDL Finanzdienstleistungen ÖDL Öffentliche Dienstleistungen DDL Distributionsdienstleistungen 150
HDL 140
130
FDL 120
110
100 ÖDL DDL
90 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 Jahr
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 16.12.99 C:\Daten\DATBANK\Verdichtungsraum\[Bilder AMR GÖNOM div DL 1980gl100.xls]Grafiken
hier knapp 900 Arbeitsplätze geschaffen, und die Entwicklung liegt damit leicht über dem Bundestrend. IfR 15 REK Göttingen / Northeim
Die übrigen Distributionsdienstleistungen wie Großhandel und Verkehrs- Distributionsdienstleis- dienstleistungen sind in der Wirtschaftsstruktur der Arbeitsmarktregion Göttin- tungen: Aufschwung 5 durch die Wiedervereini- gen/Northeim mit etwa 20.000 Beschäftigten leicht unterrepräsentiert. Sie gung und überdurch- konnten nach einer Schwächephase in den 80er Jahren zwar auf Grund der schnittliche Verluste in Öffnung der innerdeutschen Grenze zunächst deutlich zulegen. Vor allem der den letzten Jahren Großhandel expandierte dabei auf Grund der günstigen Lage überdurch- schnittlich. Mit dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms schwächte sich die Entwicklung der Distributionsdienstleistungen wieder ab, und seitdem ist die Beschäftigung vor allem bei Telekommunikation (Post) und Eisenbah- nen, aber auch im Großhandel rückläufig. Die Entwicklung des übrigen Ver- kehrssektors ist demgegenüber leicht positiv. Nach einem Zuwachs der Distri- butionsdienstleistungen von 1989 bis 1992 um fast 2.600 Personen, ist die Be- schäftigung von 1992 bis 1999 wieder um 800 Personen zurückgegangen. Die Beschäftigtenentwicklung der Distributionsdienstleistungen war damit in den letzten Jahren nur leicht ungünstiger als im Bundestrend.
Die so genannten gesellschaftsbezogenen Dienstleistungen stehen in der Gesellschaftsbezogene Wirtschaftsstruktur der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim mit mehr als Dienstleistungen: Ge- 6 sundheitswesen im Bun- 31.000 Beschäftigten stark im Vordergrund, darunter fallen vor allem Wis- destrend, keine weitere senschaft und Bildung sowie das Gesundheitswesen. Das Gesundheitswe- Expansion in Wissen- sen hat sich in den letzten Jahren ähnlich dynamisch entwickelt wie im übrigen schaft und Bildung Bundesgebiet, trotz der ungünstigen Entwicklung im Kurort Bad Gandersheim. Der Bereich Wissenschaft und Bildung hat wegen des hohen Niveaus die Be- schäftigung nur noch geringfügig ausgeweitet. Insgesamt sind in der Arbeits- marktregion Göttingen/Northeim in Bereich der gesellschaftsbezogenen Dienste von 1992 bis 1999 etwa 2.500 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden, die Entwicklung war damit deutlich schwächer als im Bundestrend.
Auf die Finanzdienstleistungen in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim Standort der Finanz- entfallen 5000 Beschäftigte 7, darunter etwa 1.800 auf das Versicherungsge- dienstleistungen: über- durchschnittliche Verluste werbe. Insgesamt sind die Finanzdienstleistungen damit leicht unterrepräsen- seit 1993 tiert. Mit der Wiedervereinigung erhielten sie einen beträchtlichen, allerdings nur vorübergehenden Wachstumsschub, denn von 1989 bis 1992 entstanden fast 800 zusätzliche Arbeitsplätze. Vor allem das Versicherungsgewerbe hat seinen Standortvorteil in den Nähe der innerdeutschen Grenze in diesen Jah- ren offensichtlich ausgespielt. Mit dem Aufbau neuer Strukturen in Ost- deutschland und der Einbindung in einen größeren Konzern gingen dann in den Folgejahren aber in erheblichem Maße Arbeitsplätze verloren. Von 1992 bis 1999 war mit einem Arbeitsplatzabbau von 700 Personen, der überwiegend im Versicherungsgewerbe stattfand, die Entwicklung des Finanzdienstleis- tungssektors erheblich ungünstiger als im Bundestrend.
5 1999 6 1999 7 1999 IfR 16 Teil I: Grundlagenanalysen
Standort der unterneh- Die unternehmensorientierten Dienstleistungen 8 zählen zu den am mensbezogenen Dienst- schnellsten wachsenden Bereichen der deutschen Wirtschaft. Sie sind in der leistungen: starkes Wachstum im Bundes- Wirtschaftsstruktur der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim mit 9.300 Be- trend schäftigten 9 zwar nach wie vor unterrepräsentiert, haben sich aber seit Anfang der 80er Jahre ausgesprochen dynamisch entwickelt. Seit der Wiedervereini- gung sind hier mehr als 4.500 Arbeitsplätze entstanden, und die Entwicklungs- dynamik ist auch in den letzten Jahren ungebrochen. Seit 1992 entfallen sogar von vier zusätzlichen Dienstleistungsarbeitsplätzen drei auf diesen Bereich.
Gebietskörperschaften: Die Gebietskörperschaften und die übrigen öffentlichen Dienstleistungen starke Einbußen seit der haben sich vor allem nach der Wiedervereinigung sehr viel schwächer entwi- Wiedervereinigung ckelt als im Bundestrend. Hierin spiegelt sich auch die Tatsachse, dass die Ar- beitsmarktregion in erheblichem Maße Standorte der Bundeswehr (u.a. Göttin- gen, Northeim, Hann. Münden) verloren hat und auch beim Bundesgrenz- schutz Einschnitte hinnehmen musste.
Öffentlicher Dienst insge- Nach der Personalstandserhebung sind im Öffentlichen Dienst 10 der Ar- samt: deutlicher Beschäf- beitsmarktregion sogar fast 32.000 Personen beschäftigt 11, darunter 1.900 bei tigungsabbau bei Bundes- und Landeseinrichtungen Bundeseinrichtungen, 20.500 beim Land und 8.100 bei der kommunalen Ebe- und Gemeinden ne. Herausragender Standort ist die Stadt Göttingen mit Hochschulen und an- deren Landes- und Bundeseinrichtungen. Insgesamt ist damit die Prägung durch den Öffentlichen Bereich weit überdurchschnittlich. Von 1994 bis 1998 sind fast 3.000 Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst weggefallen 12, darunter fast je zu einem Drittel bei Bundes- und Landeseinrichtungen und der kommu- nalen Ebene. Dieser Rückgang auf der Landes- und Gemeindeebene ent- sprach aber fast dem jeweiligen Beschäftigungsaufbau in den Jahren 1989 bis 1994.
Die Entwicklung des Dienstleistungssektors in der Arbeitsmarktregion ist seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre schwächer als im Bundestrend (Abb. 4.2-3). Nach der Wiedervereinigung konnte der Rückstand durch eine leicht ü- berdurchschnittliche Entwicklung vorübergehend sogar abgebaut werden, weil die Region von der Öffnung der Grenze profitierte. So stieg die Zahl der Dienstleistungsarbeitsplätze im Einzelhandel, in den sonstigen personenbezo- genen Dienstleistungen und im Versicherungsgewerbe überdurchschnittlich. Diese positiven Aspekte wurden aber bald von den abschwächenden Wirkun- gen in den übrigen Dienstleistungszweigen (Standortekonversion, Stagnation im Bereich Wissenschaft und Bildung, Konsolidierung im Versicherungsgewer- be) überlagert. Deshalb öffnete sich seit etwa 1992 die Schere zum Bundes- trend wieder leicht.
Insgesamt besteht innerhalb der Arbeitsmarktregion ein deutliches Gefälle vom Landkreis Göttingen zum Landkreis Northeim. Innerhalb des Landkreises Göt- tingen stagniert die Dienstleistungsbeschäftigung in der Stadt Göttingen mehr
8 Rechts- und Wirtschaftsberatung, Technische Beratung und Planung, Werbung, Vermietung beweglicher Sachen, Gebäudereinigung, Abfallbeseitigung, sonstige Dienstleistungen für Un- ternehmen 9 1999 10 Verwaltung, Schulen, Hochschulen u.ä., einschließlich Beamte 11 1998 12 ohne Berücksichtigung der privatisierten Bundespost IfR 17 REK Göttingen / Northeim
Abb. 2.4-3: Entwicklung der Beschäftigten des Dienstleistungssektors in der Arbeits- marktregion Göttingen/Northeim und im Bundesgebiet seit Anfang der 80er Jahre
170 1980=100 165 160
155 Göttingen, Stadt 150 LK Göttingen oh. Göttingen,St. 145 LK Northeim AMR Göttingen/Northeim 140 Bundesgebiet West 135 130 125 120 115 110 105 100 95 90 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Jahr
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]Göttingen Northeim 99
oder weniger seit Anfang der 90er Jahre, während sich der übrige Landkreis bis weit in die 90er Jahre hinein ausgesprochen dynamisch entwickelte.
Auch die weiteren Entwicklungsperspektiven der Dienstleistungsbereiche in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim sind durchaus unterschiedlich. Für den Einzelhandel und die sonstigen Distributionsdienstleistungen sind kei- ne besonderen Impulse zu erwarten. Die eher schwächere Bevölkerungsent- wicklung dürfte die Perspektiven etwas dämpfen. Ähnliches gilt auch für die sonstigen personenbezogenen Dienste. Der Bereich Wissenschaft und Bildung dürfte in Zukunft allenfalls moderat wachsen und in Teilbereichen sogar schrumpfen. Vor allem wird es darauf ankommen, wie die Universität auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck in der deutschen Hochschullandschaft rea- giert. Ähnliches gilt auch für die außeruniversitären Forschungsinstitute. Auch der öffentliche Bereich im engeren Sinne wird in Zukunft weiter schrumpfen. Weitere kräftige Wachstumsimpulse sind hingegen von den unternehmensori- entierten Dienstleistungen (Rechts- und Wirtschaftsberatung, Technische Be- ratung und Planung, Werbung., sonstige Dienstleistungen für Unternehmen) zu erwarten. Hier steht Göttingen im Wettbewerb mit den umliegenden Oberzent- ren, insbesondere Kassel und Hannover. IfR 18 Teil I: Grundlagenanalysen
2.5 Beschäftigtenentwicklung insgesamt
Insgesamt kaum vom Die Beschäftigtenentwicklung der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim ist Bundestrend abweichen- insgesamt seit den 80er Jahren nur unwesentlich vom Bundestrend abgewi- de Beschäftigtenent- wicklung chen. Dem leichten Zurückbleiben in den 80er Jahren folgte ein leichter Auf- holprozess nach der Wiedervereinigung und eine im Trend liegende Entwick- lung in den letzten Jahren. Dabei war allerdings die Entwicklung in den Teil- räumen sehr unterschiedlich (Abb. 2.5-1).
Landkreis Northeim: Ent- - Insgesamt gesehen war die Beschäftigtenentwicklung des Landkreises wicklungschwäche vor Northeim bereits in den 80er Jahren ausgesprochen schwach. Der Aufhol- allem in den Mittelzentren prozess nach der Wiedervereinigung konnte den Abstand zum Bundestrend nur wenig verringern, und seit 1995 blieb die Beschäftigtenentwicklung wie- der stärker zurück. Während nach der Wiedervereinigung fast alle Städte und Gemeinden eine überdurchschnittliche Entwicklung verzeichneten, konzentrierten sich die Verluste in den letzten Jahren vor allem auf die bei- den großen Mittelzentren Northeim und Einbeck und einige periphere länd- liche Standorte, während die Städte und Gemeinden im weiteren Umfeld von Göttingen und entlang der zentralen Achse eine vergleichsweise güns- tige Entwicklung vorweisen konnten.
Stadt Göttingen: Beschäf- - Die Beschäftigtenentwicklung in der Stadt Göttingen war in den 80er Jahren tigtenentwicklung in etwa etwas günstiger als im Bundesdurchschnitt, konnte von der Wiedervereini- im Bundestrend gung weniger stark profitieren und lag in den letzten Jahren im Trend.
Übriger Landkreis Göttin- - Deutlicher Gewinner innerhalb der Arbeitsmarktregion ist der übrige Land- gen: überdurchschnittli- kreis Göttingen (ohne Stadt). Bereits in den 80er Jahren war die Entwick- che Zuwächse der Um- landgemeinden von Göt- lung günstiger, der starke Entwicklungsschub kam aber dann nach der Öff- tingen nung der innerdeutschen Grenze, und auch in den letzten Jahren blieb die Entwicklung ausgesprochen günstig. Die Gewinner im Landkreis waren ü- berwiegend die Umlandgemeinden von Göttingen, nach der Wiedervereini- gung aber auch die unmittelbaren Grenzstandorte. Die Mittelzentren liegen in den letzten Jahren in etwa im Bundestrend.
Die zukünftige Beschäftigtenentwicklung wird davon abhängen, inwieweit es gelingt, im innovations- und qualifikationsorientierten Umstrukturierungspro- zess des Produzierenden Gewerbes zu bestehen, die Wettbewerbsposition in den traditionsreichen Dienstleistungsfeldern (u.a. auch in den Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Gesundheitswesen) zu verbessern, neue Wachs- tumsfelder im Dienstleistungssektor (z.B. in den unternehmensorientierten Dienstleistungen und im Bereich der neuen Medien) zu erschließen und nicht zuletzt durch Betriebs- und Unternehmensgründungen die Wirtschaftsstruktur zu erneuern. IfR 19 REK Göttingen / Northeim
Abb. 2.5-1: Beschäftigtenentwicklung in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim und im Bundesgebiet seit Anfang der 80er Jahre
145 1980=100 140 135 130 Göttingen, Stadt 125 LK Göttingen oh. Göttingen,St. 120 LK Northeim 115 AMR Göttingen/Northeim 110 Bundesgebiet West 105 100 95 90 85 80 75 70 65 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Jahr
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]Göttingen Northeim 99
2.6 Unternehmensgründungen
In den 90er Jahren war die Entwicklung der Unternehmensgründungen 13 Vergleichsweise schwa- in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim leicht überdurchschnittlich. Im che Entwicklung der Be- triebszahlen: offensichtli- Landkreis Göttingen war dabei die Gründungsintensität höher als im Landkreis che Gründungsschwäche Northeim 14. Besondere Schwerpunkte der Gründungstätigkeit waren im Dienstleistungssektor der Handel sowie haushaltsbezogenen Dienstleistungen. Im Landkreis Göttingen sind vor allem auch Gründungen bei den unterneh- mensbezogenen Dienstleistungen überdurchschnittlich, im Landkreis Northeim sind sie sehr viel schwächer. Im Landkreis Northeim lag der Schwerpunkt der Gründungen vor allem beim Handel und den sonstigen Dienstleistungen. Bei den technologieorientierten Bereichen der Wirtschaft liegt die Gründungs- intensität im Landkreis Göttingen über dem westdeutschen Durchschnitt, im Landkreis Northeim ist das Niveau demgegenüber unterdurchschnittlich.
13 Schätzungen des ZEW für den Unternehmenssektor, ohne Land- und Forstwirtschaft, Garten- bau sowie Organisationen ohne Erwerbszweck und Gebietskörperschaften 14 Möglicherweise sind die ausgewiesenen Gründungszahlen in den Kreisen Göttingen und Northeim in den Jahren 1994 bis 1997 überschätzt IfR 20 Teil I: Grundlagenanalysen
3. ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN
3.1Arbeitslosigkeit
Seit langem überdurch- Das Niveau der Arbeitslosigkeit liegt in der Arbeitsmarktregion Göttin- schnittliche Arbeitslosig- gen/Northeim um mehr als ein Drittel über dem Bundesdurchschnitt. Die Ar- keit beitsmarktungleichgewichte sind im Landkreis Göttingen noch etwas höher als im Landkreis Northeim. Dabei ist die Arbeitsmarktregion seit langem durch ü- berdurchschnittliche Arbeitsmarktprobleme geprägt, seit Mitte der 90er Jahre vergrößert sich der Abstand zum Bundesgebiet tendenziell sogar wieder. Aktu- ell ist zwar auch hier ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen zu beobachten, die- ser ist aber schwächer als im Bundes- und Landestrend.
Struktur der Arbeitslosen: Die Zusammensetzung der Arbeitslosen weicht in der Arbeitsmarktregion hoher Anteil an Langzeit- Göttingen/Northeim und ihren Teilräumen teilweise deutlich von den bundes- arbeitslosen durchschnittlichen Verhältnissen ab.
Abb. 3.1-1: Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Nort- heim und im Bundesgebiet seit Ende der 80er Jahre
Arbeitslosenquoten 16,0 Quartalswerte und Trendwerte in % 15,0
14,0
AMR Göttingen/Northeim 13,0
12,0 Bundesgebiet West 11,0
10,0
9,0
8,0
7,0
6,0
5,0 Differenz zum Bundeswert 4,0 in %-Punkten
3,0
2,0
1,0
0,0 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Ende des Quartals
N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung IfR 21 REK Göttingen / Northeim
Abb. 3.1-2: Arbeitslosigkeit in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) der Ar- beitsmarktregion Göttingen/Northeim 1992 und 1999
Arbeitslosenquote am 30.6. In %
Deutschland 1992
Bundesgebiet West 1999
Niedersachsen
AMR Göttingen/Northeim
LK Göttingen
LK Northeim
SG Dransfeld (GÖ)
Katlenburg-Lindau (NOM)
Friedland (GÖ)
Kalefeld (NOM)
SG Gieboldehausen (GÖ)
SG Radolfshausen (GÖ)
Gleichen (GÖ)
Staufenberg (GÖ)
Adelebsen, Flecken (GÖ)
Rosdorf (GÖ)
Nörten-Hardenberg, Fl. (NOM)
Bovenden, Flecken (GÖ)
Bad Gandersheim, Stadt (NOM)
Dassel, Stadt (NOM)
Moringen, Stadt (NOM)
Hardegsen, Stadt (NOM)
Duderstadt, Stadt (GÖ)
Uslar, Stadt (NOM)
Kreiensen (NOM)
Einbeck, Stadt (NOM)
Bodenfelde, Flecken (NOM)
Münden, Stadt (GÖ)
Northeim, Stadt (NOM)
Göttingen, Stadt (GÖ)
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
BG = 100
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 14.12.99 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]Göttingen Northeim
- Der Frauenanteil an den Arbeitslosen ist insgesamt leicht überdurch- schnittlich, er ist vergleichsweise niedrig in den Dienstleistungszentren und ausgesprochen hoch in den abgelegenen Standorten. - Im Landkreis Northeim ist erwartungsgemäß der Anteil der Arbeiter und im Landkreis Göttingen derjenige der Angestellten höher. - Der Ausländeranteil liegt mit Ausnahme der Stadt Göttingen weit unter dem Bundeswert. IfR 22 Teil I: Grundlagenanalysen
- Der Anteil der Jugendlichen an den Arbeitslosen entspricht ebenfalls etwa dem Bundesdurchschnitt, in einigen Standorten des Landkreises Northeim sowie in Friedland (Durchgangslager) ist er aber signifikant höher. - Ausgesprochen gering ist die Gruppe der älteren Arbeitnehmer (mit 55 und mehr Jahren) unter den Arbeitslosen vertreten. - Der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist in der Arbeitsmarktregion insge- samt mit 42 % ausgesprochen hoch. Besonders die Standorte im Weser- bergland sowie die Stadt Göttingen ragen hier hervor.
Vergleichsweise hohe Vor allem im Landkreis Göttingen werden insgesamt überdurchschnittlich viele Frauenbeschäftigung Frauen beschäftigt. Das Ausmaß der Frauenbeschäftigung ist in erster Linie eine Frage der Wirtschaftsstruktur und der Arbeitsmarktsituation. Eine ausge- sprochen hohe Frauenbeschäftigung weisen der Kurort Bad Gandersheim, das von Dienstleistungen geprägte Oberzentrum Göttingen sowie die Mittelzentren Northeim und Duderstadt auf. In den ländlichen Standorten ist die Frauenbe- schäftigung fast durchweg erheblich geringer. Die Frauenbeschäftigung hängt eng mit dem Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen zusammen. In den meisten Standorten ist der Anteil an Teilzeitarbeitsplätzen überdurchschnittlich.
3.2 Löhne und Einkommen
Vergleichsweise niedriges Das durchschnittliche Lohnniveau in der Arbeitsmarktregion liegt um fast 10 % Lohnniveau unter dem Bundesdurchschnitt. Die höchsten Löhne werden zwar im Verar- beitenden Gewerbe gezahlt, hier ist aber der Rückstand zum Bundesdurch- schnitt größer als bei Dienstleistungen. Innerhalb des Dienstleistungssektors sind die Entgelte in Handel und Verkehr deutlich niedriger als bei den übrigen Dienstleistungen. Das Entgeltniveau ist im Landkreis Göttingen höher als im Landkreis Northeim, wobei das innerregionale Gefälle beim Verarbeitenden Gewerbe weniger ausgeprägt ist als bei den Dienstleistungen.
Vergleichsweise niedriges Das Pro-Kopf-Einkommen der Arbeitsmarktregion liegt um etwa 10 % unter Pro-Kopf-Einkommen dem westdeutschen Durchschnitt und bleibt damit deutlich hinter den Räumen Hannover und Braunschweig zurück. Innerhalb der Arbeitsmarktregion haben die Wohnstandorte mit attraktiven Wohnlagen im Umfeld der Stadt Göttingen die höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Das Oberzentrum Göttingen und die übri- gen Mittelzentren liegen etwa im Mittelfeld. Das Pro-Kopf-Einkommen in der Stadt Göttingen ist wegen der Studierendenzahlen (ohne oder mit geringen Erwerbseinkommen) nicht mit anderen Großstädten zu vergleichen. Auf der anderen Seite erfährt die Arbeitsmarktregion durch die weit mehr als 20.000 Studierende einen quantitativ bedeutsamen Einkommens- und Kaufkraftzu- fluss. Zu den ländlichen und peripheren Teilräumen hin sinkt das Einkom- mensniveau erheblich ab. IfR 23 REK Göttingen / Northeim
Abb. 3.2-1: Pro-Kopf-Einkommen in den Städten und Gemeinden der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim 1989 und 1995
in DM je Einwohner
Deutschland 1989
Westdeutschland 1995
Niedersachsen
AMR Göttingen/Northeim
LK Göttingen
LK Northeim
Bovenden, Flecken (GÖ)
Nörten-Hardenberg, Fl. (NOM)
Gleichen (GÖ)
Rosdorf (GÖ)
SG Dransfeld (GÖ)
Staufenberg (GÖ)
Adelebsen, Flecken (GÖ)
Göttingen, Stadt (GÖ)
Münden, Stadt (GÖ)
Einbeck, Stadt (NOM)
SG Radolfshausen (GÖ)
Katlenburg-Lindau (NOM)
Northeim, Stadt (NOM)
Bad Gandersheim, Stadt (NOM)
Moringen, Stadt (NOM)
Duderstadt, Stadt (GÖ)
Hardegsen, Stadt (NOM)
SG Gieboldehausen (GÖ)
Kalefeld (NOM)
Dassel, Stadt (NOM)
Kreiensen (NOM)
Uslar, Stadt (NOM)
Bodenfelde, Flecken (NOM)
Friedland (GÖ)
0 102030405060708090100110
jeweils Westdeutschland = 100
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 14.12.99 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]Göttingen Northeim
3.3 Veränderung der regionalen Disparitäten in der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim
Die Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) in der Arbeitsmarktregion sind von ihrer Lage, ihrer Größe und ihren Funktionen als Zentraler Ort und als Ar- beitsplatzzentrum sowie nicht zuletzt als Wohnort ausgesprochen unterschied- IfR 24 Teil I: Grundlagenanalysen
lich (vgl. Übersicht 3.3-1 im Anhang bzw. die Übersichten 1.1-1, 1.2-1, 2.1-1 und 2.4-2 im Anhang).
Innerregionale Unter- Insgesamt ergeben sich beträchtliche innerregionalen Unterschiede in der schiede in der Arbeitslo- Arbeitslosigkeit (Abb. 3.1-2) mit sigkeit - Konzentration der Arbeitslosenzahlen und der Problemgruppen im Ober- zentrum Göttingen (wie in allen größeren Städten), - einer überdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit in den Mittelzentren sowie einzelnen peripheren ländlichen Gemeinden sowie - einer vergleichsweise niedrigen Arbeitslosigkeit im Umfeld von Göttingen.
Veränderung der Unter- Seit 1992 sind die innerregionalen Unterschiede in der Arbeitslosigkeit deutlich schiede geringer geworden. Verbessert hat sich vor allem die Position der Stadt Göttin- gen sowie der peripheren Standorte wie Bodenfelde sowie der Mittelzentren Uslar, Duderstadt und Bad Gandersheim. In anderen Mittelzentren haben sich die Probleme demgegenüber nicht oder nur geringfügig verringert, dazu zählen u.a. Northeim und Einbeck.
Gefälle im Pro-Kopf- Auch im Pro-Kopf-Einkommen ergibt sich innerhalb der Arbeitsmarktregion ein Einkommen Gefälle von den Städten und ihren Einzugsbereichen zu den ländlichen und peri- pheren Standorten hin (Abb. 3.2-1). - Die höchsten Pro-Kopf-Einkommen ergeben sich in den Standorten mit bevor- zugten Wohnlagen im Umfeld der Großstadt Göttingen und von Kassel. - Im Mittelfeld liegen neben der Stadt Göttingen die Städte Einbeck und Hann. Münden sowie Northeim, Bad Gandersheim und Duderstadt. - Die mit Abstand niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen haben (neben dem Sonder- fall Friedland) die peripheren Standorte Kreiensen, Uslar und Bodenfelde.
Verschiebung des Gefäl- Fast alle Gemeinden haben ihre Position hinsichtlich des Pro-Kopf- les Einkommens verbessern können. Vergleichsweise gering waren diese Verbes- serungen in der Stadt Göttingen sowie in den meisten Mittelzentren, während vor allem die Umlandgemeinden von Göttingen deutlich hinzugewinnen konn- ten.
Räumliche Verteilung von Der Indikator Beschäftigte je Einwohner zeigt die unterschiedliche räumliche Arbeitsplätzen und Bevöl- Verteilung von Arbeitsplätzen und Bevölkerung (Abb. 3.3-1). kerung - Die Arbeitsplätze konzentrieren sich in besonderer Weise im Oberzentrum Göttingen sowie in den Mittelzentren. - Sieht man einmal von dem Sonderfall Friedland ab, so ist vor allem im O- berzentrum Göttingen und in den Mittelzentren die Relation zwischen Be- schäftigten und Einwohnern ungünstiger geworden. - Im Umland von Göttingen, entlang der zentralen Verkehrsachsen und auch in den meisten ländlichen Gemeinden hat sich diese Relation deutlich ver- bessert.
Verringerung der inerre- Insgesamt kann somit festgestellt werden, dass sich die regionalen Disparitä- gionalen Disparitäten ten innerhalb der Arbeitsmarktregion seit Ende der 80er Jahre tendenzielle ver- ringert haben. - Das Oberzentrum Göttingen hat das Problem aller Städte dieser Größen- ordnung, dass es Bevölkerung und auch Arbeitsplätze an das Umland ver- IfR 25 REK Göttingen / Northeim
Abb. 3.3-1: Beschäftigten je Einwohner in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) der Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim 1989 und 1998
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je 1.000 Einwohner
Deutschland 1989
Bundesgebiet West 1998
Niedersachsen
AMR Göttingen/Northeim
LK Göttingen
LK Northeim
Göttingen, Stadt (GÖ)
Northeim, Stadt (NOM)
Einbeck, Stadt (NOM)
Moringen, Stadt (NOM)
Bad Gandersheim, Stadt (NOM)
Münden, Stadt (GÖ)
Duderstadt, Stadt (GÖ)
Uslar, Stadt (NOM)
Rosdorf (GÖ)
Dassel, Stadt (NOM)
Katlenburg-Lindau (NOM)
Nörten-Hardenberg, Fl. (NOM)
SG Gieboldehausen (GÖ)
Kalefeld (NOM)
SG Dransfeld (GÖ)
Bovenden, Flecken (GÖ)
Kreiensen (NOM)
Hardegsen, Stadt (NOM)
Staufenberg (GÖ)
Adelebsen, Flecken (GÖ)
Bodenfelde, Flecken (NOM)
SG Radolfshausen (GÖ)
Friedland (GÖ)
Gleichen (GÖ)
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500
in v.T.
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 14.12.99 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]Göttingen Northeim
liert. Dieser Suburbanisierungsprozess ist allerdings auch nicht stärker aus- geprägt als bei vergleichbaren Städten. - Besonders begünstigt sind die Gemeinden im Umfeld des Oberzentrums Göttingen sowie teilweise auch entlang der zentralen Verkehrsachse. - Die Mittelzentren haben z.T. eine etwas schwächere Dynamik und gehören damit zu den Verlierern der jüngeren Entwicklung. - Die ländlichen und peripheren Gemeinden haben sich z.T. vergleichsweise günstig entwickelt, Arbeitsplätze hinzugewinnen und Arbeitslosigkeit ab- IfR 26 Teil I: Grundlagenanalysen
bauen können. Abweichend von dieser Entwicklung stehen einige Standorte mit besonderen Strukturproblemen wie Kreiensen (Abbau im Bereich der Bahn), Dassel (Industrie) und Bad Gandersheim (Anpassung an die Ge- sundheitsreform). IfR 27 REK Göttingen / Northeim
4. STANDORTBEDINGUNGEN UND -POTENZIALE
4.1Hochschul- und Forschungsstandort
Die Universität ist mit knapp 12.000 Beschäftigten der wichtigste Arbeitgeber Universität mit knapp in der Arbeitsmarktregion. Die 1737 gegründete renommierte Georg-August- 12.000 Beschäftigten Universität Göttingen ist mit knapp 24.000 Studierenden (1999/2000) die zweitgrößte Universität des Landes. Das Studienangebot erstreckt sich auf insgesamt 13 Fachbereiche mit 74 Vollstudiengängen. Die Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen hat am Standort Göttingen etwa 900 Studie- rende in den Fachbereichen Forstwirtschaft und Umweltmanagement sowie Physik-, Mess- und Feinwerktechnik.
Der Rückgang der Studierendenzahlen an der Universität seit 1991 ist be- trächtlich und kann weder aus wirtschaftlicher noch regionaler Sicht begrüßt werden (Abb. 4.1-1). Positiv zu bewerten ist der Anstieg der Studierendenzah- len an der Fachhochschule, insbesondere dem Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik.
Die Breite und die Qualität der Forschung sind – langen Traditionen ent- sprechend – hoch und stellen eine wichtige Stärke dar. Für die Bedeutung und Qualität der Forschung an der Universität sprechen allein 10 Sonderfor- schungsbereiche (von insgesamt 26 in Niedersachsen). In den letzten Jahren sind etliche Einrichtungen in der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung neu entstanden bzw. betstehende ausgebaut worden. Dies bezieht sich auf ein breites Spektrum inhaltlicher Themen. So ist Göttingen z.B. in den vergangenen Jahren zu einem der Zentren der biomedizinischen Grundlagen- forschung geworden. Durch den Neubau des 1998 gegründeten „Göttinger Zentrums für Molekulare Biowissenschaften“ (GZMB) wird dieser Bereich aus- gebaut.
18 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, darunter fünf Max-Planck- Außeruniversitäre For- Institute, beschäftigten etwa 2.100 Personen, darunter etwa 900 Wissen- schungseinrichtungen mit mehr als 2.000 Beschäf- schaftler. Sie haben zum guten Ruf Südniedersachsens als Forschungsstand- tigten ort beigetragen. Hohe internationale Preise und Würdigungen dokumentieren diesen Ruf.
Die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Unternehmen sind durch den Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik der Fachhochschule weiter verbessert worden. Auch die Arbeit der Forschungs- und Technologie- kontaktstelle der Universität Göttingen hat zur verstärkten Einbindung der Uni- versität in der Arbeitsmarktregion beigetragen. Eine weitere Intensivierung der Ausstrahlung von Forschung und Lehre in die Arbeitsmarktregion scheint je- doch erstrebenswert und möglich. Wenn es gelingt, die noch immer existieren- de Kluft zwischen dem überragenden Potenzial im Wissenschaftsbereich und der vergleichsweise schwachen regionalen Nutzung zu schließen, hätte die Region Südniedersachsen einen wesentlichen Schritt zu einer innovativen Zu- kunftsbewältigung getan. IfR 28 Teil I: Grundlagenanalysen
Abb. 4.1-1: Entwicklung der Studierendenzahlen in der Arbeitsmarktregion Göttin- gen/Northeim
Uni Göttingen FH Göttingen
35000
30000
25000
20000
15000
10000
5000
0 1980/81 1981/82 1982/83 1983/84 1984/85 1985/86 1986/87 1987/88 1988/89 1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 12.10.99 \\Hiwi\public\Hilker\[Studentenentwicklung_Göttingen.xls]Tabelle1
Abzuwarten bleibt, ob es - wie in anderen Hochschulen - zur Gründung einer Innovationsgesellschaft kommt, in der u.a. die Technologiekontaktstelle der U- niversität Göttingen aufgehen würde.
4.2 Ausbildung und Qualifizierung
Bedeutsame Einrichtun- Die Arbeitsmarktregion Göttingern/Northeim ist ein bedeutsamer Ausbildungs- gen der beruflichen Aus- standort auch außerhalb der Fachhochschulen und der Universität. Die insge- bildung samt 49 Einrichtungen der beruflichen Ausbildung decken ein breites Spektrum ab und haben mehr als 13.000 Schüler (1998), darunter 8.600 Schüler in Teil- zeitberufsschulen. Herausragender Standort ist die Stadt Göttingen mit alleine 6.700 Schülern. IfR 29 REK Göttingen / Northeim
Abb. 4.2-1: Auszubildende und Auszubildendenquoten im Bundesgebiet und in der Ar- beitsmarktregion Göttingen/Northeim seit Anfang der 80er Jahre
10,0 12.000 Auszubildendenquoten in % und Auszubildende absolut 9,0 Bundesgebiet West AMR Göttingen/Northeim Quote 10.000 8,0 AMR Göttingen/Northeim abs.
7,0 8.000 6,0
5,0 6.000
4,0 4.000 3,0
2,0 2.000 1,0
0,0 0 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 15.9.99 C:\Daten\DATBANK\STANDORT\[SVB99 SVB Frau TZ Azubi.xls]Bilder
Die quantitativen Anstrengungen in der beruflichen Erstausbildung liegen Nur etwa durchschnittli- in etwa im Bundesdurchschnitt, unter den niedersächsischen Arbeitsmarktregi- che Anstrengungen der Betriebe in der berufli- onen erreicht Göttingen/Northeim damit aber nur einen der hinteren Ränge chen Erstausbildung (Abb. 4.2-1). Innerhalb der Arbeitsmarktregion beobachten wir tendenziell hö- here Auszubildendenzahlen in den ländlichen Standorten und eine geringere Ausbildungsleistung in den industriellen Schwerpunkten. Seit Ende der 80er Jahre war ein überdurchschnittlicher Rückgang der Auszubildendenzahlen um fast 30 % zu beobachten, der derzeit aber wieder einem leichten Anstieg Platz gemacht hat.
In der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten stehen in der Arbeitsmarkt- Mittlere Qualifikation stark region die mittleren Qualifikationen im Vordergrund (Abb. 4.2-2). Dies gilt auch im Vordergrund für alle Standorte der Arbeitsmarktregion. Wenig oder unqualifizierte Arbeits- kräfte werden (nur) noch in relativ geringem Umfang beschäftigt, wobei sich zwischen den Standorten eine relativ große Spannweite ergibt. Die Beschäfti- gung von hochqualifizierten Arbeitnehmern konzentriert sich in besonderem Maße auf die Universitäts- und Forschungsstadt Göttingen. Insgesamt ist der Einsatz von Fachhochschul- und Hochschulabsolventen in der Arbeitsmarktre- gion aber deutlich unterdurchschnittlich, dies gilt mit Ausnahme von Göttingen auch für die mittleren Zentren und in besonderer Weise für die ländlichen Standorte.
Seit den 80er Jahren haben sich zwar deutliche Fortschritte im qualifikatori- Fortschritte im qualifika- schen Strukturwandel ergeben, so ist der Anteil der wenig Qualifizierten stärker torischen Strukturwandel IfR 30 Teil I: Grundlagenanalysen
Abb. 4.2-2: Qualifikationsstruktur der Beschäftigten in der Arbeitsmarktregion Göttingen 1990 und 1998
180 jeweiliger Bundeswert = 100 160 1990 1998 140
120
100
80
60
40
20
0 LK Northeim LK Northeim LK Northeim Northeim Northeim Northeim Niedersachsen Niedersachsen Niedersachsen LK Göttingen LK Göttingen LK Göttingen AMR Göttingen/ AMR Göttingen/ AMR Göttingen/ Göttingen, Stadt Göttingen, Stadt Göttingen, Stadt oh. Göttingen, St. oh. Göttingen, St. oh. Göttingen, St. ohne abgeschl. Berufsausb. mit abgeschl. Berufsausb. mit FHS/HS-Abschluß
NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 14.3.00 C:\Daten\DATBANK\STANDORT\[SVBabsch SVB nach Berufsabschluß.XLS]GöNom
zurückgegangen und derjenige der mittleren Qualifikationen überdurchschnitt- lich gestiegen. Die relative Position hinsichtlich der Beschäftigung von Hoch- qualifizierten konnte aber nicht ganz gehalten werden, weil der Vorsprung von Göttingen im überregionalen Vergleich geschrumpft ist.
4.3 Verkehr und Verkehrsinfrastruktur
Im Straßenverkehr verlaufen die Hauptverkehrslinien der Arbeitsmarktregion in Nord–Süd–Richtung. Neben der A 7 als zentraler Verkehrsachse mit einer Reihe von Anschlussstellen in der Arbeitsmarktregion gibt es zudem eine gan- ze Reihe von Bundesstraßen mit z.T. überregionaler Bedeutung. Die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der überregionalen Anbindung im Straßenver- kehr konzentrieren sich einerseits auf Ausbauvorhaben der Hauptverkehrsach- se in Nord–Süd–Richtung sowie andererseits auf eine Verbesserung der An- bindung in Richtung neue Bundesländer und die Beseitigung innerregionaler Engpässe.
Ähnlich wie im Straßenverkehr verlaufen auch die Hauptschienenverbin- dungen in Nord-Süd–Richtung. Nicht zuletzt auf Grund der jüngeren Ausbau- maßnahmen nimmt die Arbeitsmarktregion mit dem ICE–Halt in Göttingen eine wichtige Rolle im überregionalen und sogar internationalen Schienenverkehr IfR 31 REK Göttingen / Northeim
Abb. 4.3-1: Die Arbeitsmarktregion Göttingen/Northeim im Hauptstreckennetz und Fern- verkehrsangebot der Eisenbahn in Nordwestdeutschland
Quelle: Wagner, Frank: Verkehrsinfrastruktur. In: Niedersachsen. Ein Portrait. Braunschweig, 1999.
ein. Eine deutliche Verbesserung der West–Ost–Verbindungen ist geplant bzw. bereits umgesetzt (Bau der Eichenberger Kurve) und ist angesichts einer zu erwartenden zunehmenden Verflechtung mit den östlich gelegenen Nachbar- räumen auch erforderlich. IfR 32 Teil I: Grundlagenanalysen
4.4 Gewerbeflächen
319 ha verfügbare Gewer- Laut Gewerbeflächenerhebung gibt es in der Arbeitsmarktregion Göttin- beflächen in 67 Gewerbe- gen / Northeim insgesamt 67 Gewerbegebiete mit z.Zt. noch verfügbaren Ge- gebieten werbeflächen. Diese Gewerbegebiete haben zusammengenommen eine Größe von rund 660 ha, darunter 319 ha verfügbare Flächen. Hiervon sind nach den Einschätzungen der Gemeinden 224 ha sofort und 96 ha bedingt verfügbar 15.
Abb. 4.4-1: Eigentumsverhältnisse der verfügbaren Gewerbeflächen in den Standorten der Arbeitsmarktregion Göttingen / Northeim
Flächen in ha
nicht sofort verfügbar 40 privates Eigentum öffentliches Eigentum 35
30
25
20
15
10
5
0
Uslar Dassel Rosdorf Einbeck Kalefeld Northeim Gleichen Moringen Friedland Göttingen KreiensenBovenden Duderstadt Hardegsen Adelebsen Staufenberg Hann. Münden Dransfeld, SG
Bad Gandersheim Katlenburg-Lindau Nörten-Hardenberg Radolfshausen, SG Gieboldehausen, SG
Quelle: Gewerbeflächenerhebung des NIW, Stand März 2000 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
keine Angaben für Bodenfelde
15 z.B. fehlende Erschließung oder eingeschränkte Verkaufsbereitschaft privater Eigentümer IfR 33 REK Göttingen / Northeim
Abb. 4.4-2: Gewerbeflächenplanungen in den Standorten der Arbeitsmarktregion Göttin- gen / Northeim
Flächen in ha noch offen 60 Sonstige GE-Flächen
GI-Flächen
50