Österreichische Volkskundliche Bibliographie
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BUCHREIHE DER ÖSTERREICHISCHEN ZEITSCHRIFT FÜR VOLKSKUNDE NEUE SERIE BAND 3; zugleich: österreichische volkskundliche Bibliographie, Supplementreihe: Personalbibliographien, Band 1 Herausgegeben von Klaus Beitl In der „Buchreihe der österreichischen Zeitschrift für Volkskunde, Neue Serie“ sind bisher erschienen: Band 1: Edmund Frieß und Gustav Gugitz, Die Wallfahrten nach Adlwang im Lichte der Mirakelbücher (1620— 1746). Eine volks kundlich-kulturhistorische Studie, 1951; Band 2: Leopold Schmidt, Geschichte der österreichischen Volks kunde, 1951. 2 LEOPOLD SCHMIDT BIBLIOGRAPHIE Verzeichnis der wissenschaftlichen Veröffentlichungen 1930 — 1977 Mit einem Geleitwort von Leopold Kretzenbacher Im Auftrag des Vereins für Volkskunde in Wien und unter Mit wirkung des Instituts für Gegenwartsvolkskunde der Österreichi schen Akademie der Wissenschaften Bearbeitet von KLAUS BEITL gemeinsam mit Margarete Bischoff, Helene Grünn, Maria Kundegraber, Elfriede Lies, Michael Martischnig und Felix Schneeweis Wien 1977 Selbstverlag des Vereins für Volkskunde in Wien; In Kommission: Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 3 Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. W ien 1977 Alle Rechte Vorbehalten. Selbstverlag des Vereins für Volkskunde in Wien, A-1080 Wien VIII, Laudongasse 19 Kommissionsverlag: Verband der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, A-1070 Wien VII, Lindengasse 37 Offsetdruck: Holzwarth & Berger Ges. m. b. H., A-1010 Wien I, Börseplatz 6. 4 GELEITWORT Mein Freund Leopold Schmidt Von Leopold Kretzenbacher Immer noch „opfere“ ich auf meinen weiten Wanderfahrten, besonders wenn es nach dem Südosten oder gar nach Trogir in Dalmatien geht, dem Kairos, dem altgriechischen „Gott des Rechten Augenblicks“. Der war mir nämlich dort erstmals im Klösterlein der Benediktinerinnen von Trogir als ihr Fund und Eigentum in der Steinreliefkopie der Antike nach Lysippos begegnet. Der Kairos als vergöttlichter Augenblick führt die Menschen gänzlich unver hofft zueinander. Er gibt ihnen, wenn sie ihn blitzschnell erkennen und „beim Schopf ergreifen“, die ganz besondere Gelegenheit, sich zu finden, eben diesen Augenblick im raschen Fluß der Zeit zu nützen, auf daß er von Dauer werde, Bestand habe als bleibendes Geschenk aus geistiger Begegnung, als Beginn einer Freundschaft wohl gar, die schattenlos ungetrübt über lange Jahrzehnte geht und als Gabe des Kairos Bestand haben wird bis zum Abschied für immer. So war es mir nämlich erschienen, als ich im sonnengoldenen Spätherbst nach so trüber Kriegs- und Nachkriegsnotzeit im Okto ber 1946 bei der 1. Österreichischen Volkskundetagung auf Schloß St. Martin bei Graz Leopold Schmidt begegnen durfte, von ihm freundlich auf einem Spaziergang durch den stillen Bergwald ins Gespräch gezogen, das für mich auf Jahre hinaus schlechthin ent scheidend geworden ist. Das sollte es auch bleiben, dankbar ange nommen wirklich als Geschenk des Kairos in einem Augenblick eigener Unsicherheit, quälender Rat- und Richtungslosigkeit nach bitteren Enttäuschungen vielerlei Art. Als Leopold Schmidt damals im steirischen Spätherbst von 1946 auf einhelligen Wunsch aller Tagungsteilnehmer die Redaktion der neu zu gründenden „Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde“, die Nachfolge der einstigen „Zeitschrift für österreichische Volks kunde“ (1896— 1918) und nachmals der „W iener Zeitschrift für Volkskunde“ (1919— 1944) werden sollte, übertragen wurde, war es für die dort vertretenen Fachkollegen mehrerer Wissenschaftsgene rationen wahrscheinlich im Stillen doch die Hoffnung der „Fort- 5 Setzung“. Für den jungen Gelehrten Leopold Schmidt aber, der nach mancherlei bösen Erfahrungen der letztvergangenen Jahre zwischen Front und Heimat Grund genug gehabt hätte, nicht nur sicher, sondern auch hart aufzutreten, für den war es ganz gewiß von Anfang an der Wille, bei der neuen Zeitschrift weniger auf „Nach folge“, die im Äußeren ja durch die Zählung als „Neue Serie“ zuge standen war, denn auf Neubeginn und klare Formulierung und immer deutlichere Profilierung seiner Erkenntnisse von Wesen und Geschichte, unmittelbarer Notwendigkeit für jetzt und hier und wohlüberlegte Zielsetzungen für die nunmehr geistige Verantwor tung tragende Generation der Volkskunde in Österreich zu dringen. Immerhin ist indessen mit 1977 der 31. Band der Gesamtserie dieser Zeitschriftleistung erschienen. Dreißig davon hat Leopold Schmidt redigiert, finanziell oft unter unglaublichen Schwierigkeiten abge sichert und ermöglicht, geistig entscheidend geprägt! Leopold Schmidt wußte, daß diese Neuprofilierung gegenüber einer vornehmlich auf das Bauerntum und auf dessen geistige und materielle Welt der Überlieferungen bis hin zur Heimattümelei und Bauernromantik nunmehr in Richtung auf eine kulturgeschicht lich fundierte „Wissenschaft vom Volke“ nicht leicht sein würde. Das war es auch wirklich nicht. Aber mit dieser Tagung in St. Mar tin bei Graz 1946 und schon dem ersten Hefte der „Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde“, das ein Jahr darnach vorlag, begann unbestreitbar der nach außen nicht nur im deutschen Sprachraum vorbildwirksame Wiederaufstieg der Volkskunde in Österreich, in dem doch das vorher Geleistete sinnvoll mit einbezogen, keineswegs in einer dem Fach in den nunmehr letztvergangenen Jahren nicht fremden tabula rasa-Mentalität negiert erschien. Besinnung und Umkehr aber tat bitter not. Persönlich und sachlich war es an den Museen, Universitäten und Einzelinstituten der Länder und jeweils in deren geistiger Wirksamkeit zu mancher lei Schwierigkeiten gekommen. Sie möglichst unberührt von den politischen wie den organisatorischen Gegenwartsverhältnissen so unmittelbar nach dem Kriege und all der Wirrnis seiner Hinter lassenschaften ins Lot zu bringen, war unter den immerhin noch bestehenden anderen Möglichkeiten letzten Endes doch nur Leo pold Schmidt gegeben, von seiner geistigen Haltung und seinem bereits allbekannten hohen Arbeitsethos her, unterbaut vom damals schon bestehenden wissenschaftlichen Ansehen des Wilhelm Hein rich Riehl-Preisträgers von 1937, vor allem von seiner Kraft und seinem so klar erkennbaren Willen zu neuen Wegen in der Erfor schung alter Kultur in einem zwar klein und wiederum arm gewor denen Österreich. Von diesem Lande hatte man ja 1945 ff. noch 6 nicht wissen können, es ja nicht glauben wollen, daß es sich selber und damit ein Eigenverhältnis zu seiner Geschichte, zu seinem „Geist“ wiederfinden werde, der viele Länder im weiten Rund der Alpen- und der Donauländer zwischen Bodensee und Karpaten, zwischen Riesengebirge und Adria im Kulturellen durch lange Jahr hunderte und heute noch ganz unverkennbar, wenn auch nicht immer dankbar anerkannt, entscheidend mitgeprägt hatte. Solche Persönlichkeitshaltung in schwerer Zeit, wie sie den we nigen Kennern schon aus Leopold Schmidts liebenswertem Büchlein „Geliebte Stadt. Briefe an W ien“ (1947) entgegenleuchtete, auch den nicht sonderlich „wienfreundlichen“ Angehörigen des „wilden Berg stammes hinter dem Semmering“ und wohl auch noch manche an dere Kollegen aus den Bundesländern zu besinnlichem Denken und Danken anregte, ist aber doch nicht selbstverständlich. Sie war Leopold Schmidt auch nicht in die Wiege gelegt, als er vor fünf undsechzig Jahren am 15. März 1912 als Großstadtkind kleinbürger licher Beamtentradition in Wien das Licht dieser damals noch heiter scheinenden, aber für die Einsichtigen dennoch schon von Erfülltheits- und Untergangsstimmung getragenen Welt der Herz mitte des Vielvölkerreiches am Vorabend der ersten großen Tragö die unseres Abendlandes in diesem von manchem Wahn geblende ten Jahrhundert erblickte. Aber liebevolle Elternfürsorge und das Gottesgeschenk hoher Begabung ließen ihn wie seinen Bruder durch die Wirrnis der er sten Nachkriegsjahre finden, den üblichen Schulweg über das Huma nistische Gymnasium mit seiner damals noch unglaublichen Kraft einer wirklichen Persönlichkeitsbildung. So konnte er ans Studium an der Universität Wien gehen, zu Germanistik, Volkskunde, Völ kerkunde und — was heute den jungen Menschen gerade von den „Reformern“ her so unsinnig schwer gemacht wird, ihnen wirklich vorenthalten wird! — zu so vielen „nicht anrechenbaren Neben fächern“ finden, die dem aufgeschlossenen jungen Menschen so un glaublich viel an Anregungen verschafften: die Klassische Philologie, als Kulturwissenschaft betrieben; so auch die Kunstwissenschaft, die Historie und das weite Feld der Vor- und Frühgeschichte in einer wirtschaftlich notvollen, politisch immer unruhiger werdenden, in ihren Profilen und Wesenskundgebungen schwer und nirgends ein heitlich bestimmbaren Zeit. Aber diese frühen dreißiger Jahre hatten dennoch eines vor den unseren voraus: daß sie nämlich den jungen Menschen eine Hohe Schule als Universitas litterarum zu bieten hatten, nicht bloß eine höhere Fachlehranstalt mit der trost losen Gejagtheit der Studierenden nach Scheinen, Zulassungen, Terminen . 7 Als Leopold Schmidt am 9. März 1935 sein Grundstudium mit der Promotion zum Doctor philosophiae abschloß, stand seine Disser tation über „Untersuchungen zur Formgeschichte der deutschen Weihnachtsspiele“ (1934) schon bezeichnend klar in der Mitte und über den Fachdisziplinen der Literaturgeschichte, der Kulturhistorie, der volkstümlichen Bild- und Wortgestaltungen im Bereich des geist lichen Volksschauspieles, dem er nachmals so entscheidend viele und erkenntnisreiche Bücher und Einzelstudien widmen sollte; immer in der oft bekundeten Einsicht, daß es wohl viele Disziplinen, aber nur