Schmidl Evokation Ao.Pdf
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Diese Publikation wurde gefördert durch das 978-3-95983-122-2 (Paperback) 978-3-95983-123-9 (Hardcover) © 2017 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz www.schott-campus.com Cover: Andreas Achenbach, Norsk fjordlandskap med regnbue (1839 [Auschnitt], © Nasjonalgalleriet, Oslo [Fotograf: Frode Larsen]) Veröffentlicht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0 Stefan Schmidl Evokationen der Nation Europäische Landschaften in symphonischer Musik Vorwort von Werner Telesko Inhalt Vorwort ................................................................................................................ 7 Einleitung ............................................................................................................ 9 Landschaft als Metapher des Nationalen ................................................. 10 Europäische Landschaften für das »Wollen« von Musik ....................... 10 Zum Gegenstand und zum Aufbau des Buches ..................................... 11 1 Metaphoriken nationaler Konstitution ............................................................ 13 1.1 Der Erweckungsruf Kataloniens ........................................................ 14 1.2 Der Ruf des bretonischen Prinzen ..................................................... 17 1.3 Estland in der Morgendämmerung .................................................... 21 1.4 Dalmatien als katholische Sonnenlandschaft .................................... 23 1.5 Das Erwachen Sloweniens .................................................................. 26 2 Pastoralen ........................................................................................................ 31 2.1 Rumänien als phantastische Hirtenlandschaft .................................. 32 2.2 Somerset als heilige Schäferidylle ........................................................ 35 2.3 Ungarn als tragische Ekloge ................................................................ 38 3 Flusslandschaften ........................................................................................... 44 3.1 Der Eisbruch des Oulujoki als Kristallisation Finnlands ................ 44 3.2 Der Isonzo als Fluss der »Heimat« ..................................................... 48 3.3 Der Wolga-Don-Kanal als Arbeit an Stalins Sowjetunion .............. 50 3.4 Dettifoss: Island zwischen Ökonomie und Mythos ......................... 53 4 Berglandschaften ............................................................................................ 57 4.1 Die Tatra: Die Erfahrung der slowakischen Nation als Gebirge ... 57 4.2 Die Schweiz als pazifizierende Alpenlandschaft ............................... 60 4.3 Lockrufe und Widerhall der Erhabenheit Norwegens .................... 67 5 Spektren .......................................................................................................... 72 5.1 Das Elsass als Kaleidoskop des Verlorenen ...................................... 72 5.2 Die Durchmessung Lettlands .............................................................. 74 5.3 Brandenburg: Facetten des Preussen-Mythos ................................... 77 5.4 Die symphonische Metaphorisierung der Paläste Sintras ................ 80 5 6 Couleur locale .................................................................................................. 86 6.1 Die Harfe als sinnliche Symbolisierung Irlands ................................ 86 6.2 Belgien als »Land of chimes« ............................................................... 91 6.3 Das Singen Siziliens, das Klagen Sardiniens ...................................... 94 6.4 Malta: Das Kolorit des Mediterranen als Gegenrealität ................... 98 7 Nationale Landschaft und Geschichte ......................................................... 100 7.1 Die Zuiderzee: Evokation der wehrhaften Niederlande ................ 100 7.2 Hjortholm: Die Ruinenromantik Dänemarks ................................. 105 7.3. Die Wachau als »Nibelungengau« .................................................... 108 8 Fantasien über die »Anderen« ....................................................................... 114 8.1 Serbien als panslawistische Imagination ........................................... 114 8.2 Eine russische Perspektive Griechenlands....................................... 121 8.3 Vardar-Mazedonien: Das Begehren Bulgariens .............................. 124 9 Geschlechter in nationaler Landschaft ......................................................... 127 9.1 Erinnerung in den Bergen der Ardèche ........................................... 127 9.2 Eine Sexualphantasie in den schwedischen Schären ...................... 132 9.3 Geschlechter an der Küste von Cornwall ........................................ 142 10 Transzendente Landschaften ...................................................................... 147 10.1 Das Atmen der litauischen Wälder ................................................. 147 10.2 Polen als Simulacrum ........................................................................ 150 10.3 Umbrien als spirituelle Landschaft Italiens .................................... 153 Literatur (Auswahl) .......................................................................................... 158 Werkverzeichnis nach Nationen und Regionen............................................... 161 Textnachweise ................................................................................................. 164 Abbildungsnachweise ...................................................................................... 165 Nachweise der Notenbeispiele ........................................................................ 167 Danksagung ..................................................................................................... 168 6 Vorwort Die variationsreichen Medialisierungen von Landschaft im 19. und 20. Jahr- hundert wurden in den letzten Jahren zu einem immer zentraleren Thema kulturwissenschaftlicher Forschungen. Dies dürfte auch dem signifikanten Umstand geschuldet sein, dass die Landschaftsmalerei als selbständige Gat- tung ab dem späten 18. Jahrhundert hinsichtlich ihrer Stellung im akademi- schen Fächerkanon sowie in Bezug auf ihre quantitative Präsenz im Kunst- markt spürbar an Eigenwert, Bedeutung und Marktwert gewonnen hatte. In diesem Sinne war man verstärkt daran interessiert, prominente - nun wieder in das allgemeine Bewusstsein gerückte - Regionen und Naturdenkmäler so- wie die eigene Nationalgeschichte in eine engere (zum Teil sogar im Sinne einer Abhängigkeit zu verstehende) Relation zu bringen, jedenfalls aber Landschaft in ihrer Funktion als Metapher des Nationalen stärker in Erinne- rung zu rufen. Essentielle Voraussetzung dafür war eine Aufwertung mythi- scher oder realer geschichtlicher Orte, denen aus der Perspektive der Ge- schichtsgläubigkeit des 19. Jahrhunderts eine grundlegende Rolle im Selbstverständnis einer Region, eines Landes oder - wie im Fall der Donau- monarchie - einer composite monarchy zugesprochen werden konnte. Eine der zentralen Kategorien musikalischer Repräsentationen von Land- schaften ist die Vorstellung der Landschaft als Metapher des Nationalen. Dieser Begriffs- und Anwendungskategorie wendet sich Stefan Schmidl in vorliegender Publikation in verdienstvoller Weise zu. In ähnlicher Weise wie in der bildenden Kunst steht in den verschiedensten Zeugnissen der »Pro- grammmusik« des 19. und 20. Jahrhunderts das Bemühen um Anschaulich- keit und Evokation im Zentrum - und dies weit über die einem breiteren Publikum bekannten einschlägigen Werke von Strauss, Sibelius oder Grieg. Und ähnlich wie bei den Werken der aufstrebenden Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts hält die Musikgeschichte mit der Gattung der »symphoni- schen Dichtungen« gleichsam eine ideale Referenzgattung bereit, welche die »imaginären Raumordnungen europäischer Nationalismen«, wie dies Schmidl bezeichnet, in kongenialer Weise umzusetzen vermochte. In diesem Sinn ist es nur allzu konsequent, wenn der Autor seinen Fokus über die gängige Mit- teleuropa-Zentriertheit der Forschung weitet und unter anderem mit Estland, Dalmatien, Rumänien sowie mit dem Isonzo und der Tatra Landschaften und Naturdenkmäler in seine Betrachtung einbezieht, die bisher vor allem Objekte staatlicher und kultureller Identitätsstiftung gewesen sind, nicht je- doch im Fokus der Musikforschung standen. Über diese Fruchtbarmachung wenig beachteter Kompositionen und der damit zusammenhängenden (häu- fig als peripher bezeichneten) Landschaften ist es ein wesentliches methodi- sches Verdienst des Autors, sich dem weiten (und territorial letztlich kaum eingrenzbaren) Problemfeld nicht nur aus einer genuin musikwissenschaftli- chen Perspektive gewidmet zu haben, sondern - und dieser Ansatz wird be- reits im Inhaltsverzeichnis deutlich - mit Hilfe von multivalenten und signifi- 7 kanten Begriffskategorien. Diese besitzen ihren Ursprung nicht nur im 19. Jahrhundert, sondern tragen explizit das Siegel hoher Anschlussfähigkeit an andere Disziplinen in sich: Dazu gehört unter anderem die Verwendung der couleur locale, der spezifischen Morphologie von Berg- und Flusslandschaften, die Konstruktion[en] des Anders-Seins (otherness), die Präsenz des Geschlech- terdiskurses und die Untersuchung »transzendentaler« Landschaften. Stefan Schmidl gelingt mit seinem Ansatz der musikalischen Durchmessung des aus verschiedenen »Kulturlandschaften« bestehenden Kontinents, bei der aber ebenso Werke der bildenden Kunst Eingang in die Argumentation finden, eine neue und höchst instruktive