STUDIEN zur Ostmitteleuropaforschung 24/I

Gerhard Seewann

Geschichte der Deutschen in Ungarn

Band 1: Vom Frühmittelalter bis 1860 Gerhard Seewann, Geschichte der Deutschen in Ungarn Band 1: Vom Frühmittelalter bis 1860 STUDIEN ZUR OSTMITTELEUROPAFORSCHUNG

Herausgegeben vom Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft

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Gerhard Seewann

Geschichte der Deutschen in Ungarn Band 1: Vom Frühmittelalter bis 1860

VERLAG HERDER-INSTITUT  MARBURG  2013

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

2. überarbeitete Auflage 2013 © 2012 by Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, 35037 Marburg, Gisonenweg 5-7 Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten Satz: Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft Druck und Bindung: KN Digital Printforce GmbH, Stuttgart Umschlagbilder: rechts: Denkmal zur Vertreibung der Deutschen aus Ungarn im Hof des Lenau-Hauses in Pécs, links: Kupferstich „Der Blocksberg“, 19. Jh. Fotos: Stiftung Donauschwäbisches Zentralmuseum, Ulm ISBN: 978-3-87969-373-3 Inhalt

Vorwort ...... IX

I Einleitung ...... 1

II Das Mittelalter ...... 9 1 Deutsch-ungarische Beziehungen im Früh- und Hochmittelalter ...... 9 2 Ungarn – Gastland des Mittelalters ...... 13 3 Die Siedlungspolitik der Arpaden vom 11. bis zum 14. Jahrhundert .... 18 3.1 Die Ansiedlung der Sachsen in Siebenbürgen ...... 21 3.2 Die deutsche Besiedlung der Zips und Oberungarns ...... 25 3.3 Die Siedlungstätigkeit der privaten Grundherren in Oberungarn... 30 4 Die Städte deutschen Rechts in Ungarn ...... 34 4.1 Stadtrecht und Stadtverwaltung ...... 40 4.2 Die Zünfte ...... 43 5 Deutsch-ungarische Wirtschaftsbeziehungen, Bergbau und Technolo- gietransfer...... 44

III Ungarn vom Ende des Mittelalters bis zum Ende der Türkenzeit, 1526-1699 54 1 Die deutschen Städte als Vorkämpfer der Reformation und der Glau- bensfreiheit ...... 59 1.1 Der Niedergang der deutschen Städte in der Zeit der Türken- kriege 1541-1699 ...... 64 2 Die Türkenabwehr: von der Defensive 1541 in die Offensive 1683 ...... 67 2.1 Der Krieg im Zeitalter des Absolutismus: Strategie, Taktik und Logistik ...... 69 2.2 Zur Geschichte der Türkenkriege bis 1718 ...... 72 3 Das Erbe der Türkenzeit ...... 79 3.1 Wanderung und Ansiedlung südslavischer Bevölkerung bis 1703 85 3.1.1 Die südslavische Süd-Nord-Migration ...... 89 3.1.2 Die Problematik raitzischer Ansiedlung in Transdanubien 95 4 Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Ansiedlung von 1688 bis 1711 ...... 100 4.1 Das Einrichtungswerk des Königreichs Ungarn ...... 104 4.2 Die Ansiedlung als Provisorium 1686-1704 ...... 107

V IV Das Jahrhundert der Ansiedlung, 1711-1790 ...... 114 1 Akteure der Ansiedlung ...... 117 1.1 Die Siedler ...... 117 1.1.1 Motive für die Auswanderung ...... 117 1.1.2 Herkunftsgebiete der Siedler ...... 120 1.1.3 Die Anwerbung ...... 123 1.1.4 Die Anreise nach Ungarn ...... 126 1.1.5 Was brachten die Siedler aus Deutschland mit? ...... 128 1.1.6 Ansiedlungsbedingungen ...... 132 1.1.7 Sozialstruktur, soziale Mobilität, Bevölkerungsbewegung . 138 1.1.8 Der Bauernaufstand von 1766 und seine Vorgeschichte ..... 142 1.1.8.1 Verlauf des Aufstandes von 1766 ...... 144 1.2 Private Grundherren als Akteure der Ansiedlung ...... 147 1.2.1 Wirtschaftliche Ziele und Motive ihrer Kolonisations- tätigkeit ...... 147 1.2.2 Wirtschaftliche Folgen der Ansiedlung deutscher Kolo- nisten ...... 150 1.2.3 Siedlungsgeographische Folgen ...... 152 1.2.4 Verlauf der privatwirtschaftlichen Ansiedlung in Ungarn .. 153 1.2.4.1 Beispiele der Ansiedlung: Károlyi in Sathmar und Batthyány in Baranya ...... 164 1.3 Der Staat als Akteur der Ansiedlung ...... 168 1.3.1 Die Bevölkerungspolitik des Wiener Hofes ...... 168 1.3.2 Die Reformpolitik der Habsburger als Rahmenbedingung der Kolonisation ...... 170 1.3.2.1 Die Agrarreform 1767: Bauer und Grundherr ...... 172 1.3.2.2 Schule und Bildungsreform ...... 175 1.3.2.3 Reform von oben und Wirkung von unten in Rich- tung Nationsbildung ...... 176 1.3.2.4 Religionspolitik ...... 181 1.3.2.5 Strukturwandel der Neo-Acquistica anhand zeit- genössischer Statistik ...... 182 1.3.3 Die Kameralansiedlung im Banat 1718-1740, 1744-1752 .. 185 1.3.4 Die Kameralansiedlung in der Batschka 1748-1761 ...... 191 1.3.4.1 Die mariatheresianische Bevölkerungspolitik ...... 194 1.3.4.2 Bedingungen der staatlichen Ansiedlung ...... 197 1.3.5 Die staatliche Kolonisation in Banat und Batschka 1761-1787 ...... 197 1.3.5.1 Typisierung der Ansiedlungsprozesse im Banat .... 200 1.3.5.2 Verlauf der Ansiedlung im Banat 1763-1772 ...... 202 1.3.6 Zwangsmigrationen als Instrument der Bevölkerungspoli- tik 1733-1774 ...... 204 1.3.7 Die josephinische Ansiedlungspolitik und ihre Ergebnisse 207

VI 1.3.8 Wie viele Deutsche kamen im 18. Jahrhundert nach Un- garn? ...... 213 1.3.9 Bilanz der Siedlungsmigration des 18. Jahrhunderts ...... 215 1.3.10 Das Schulwesen der Deutschen im 18. Jahrhundert ...... 216 1.3.10.1 Das Schulwesen im Banat ...... 217 1.3.10.2 Das Schulwesen im Komitat Baranya ...... 220 2 Kirche und Konfession ...... 221 2.1 Die deutschen protestantischen Gemeinden: Siedlungsblöcke und Diaspora ...... 226 2.2 Konfessionen als Integrationskomponente ...... 228 2.2.1 Interkonfessionelles Zusammenleben ...... 231 2.2.2 Fallbeispiel Kozár: eine Gemeinde ethnischer und konfes- sioneller Vielfalt ...... 234

V Ungarische Nationalbewegung im Vielvölkerstaat 1790-1848 ...... 238 1 Das deutsche Bürgertum und die ungarische Nationalbewegung ...... 249 1.1 Der deutschungarische Identitätsdiskurs 1799-1848 ...... 255 2 Die Politik der Magyarisierung 1790-1848 ...... 269 2.1 Rechtliche Grundlagen ...... 272 2.2 Die Magyarisierung: „Ungarn will auf eine lästige, unseriose Art alles ungarisch haben“ ...... 274 2.3 Die Kirchen im Dienst der Magyarisierung ...... 277

VI Die Revolution von 1848/49 ...... 279 1 Die Märzrevolution und ihre Folgen ...... 279 2 Die Haltung der Nationalitäten zur Revolution von 1848 ...... 285 2.1 Die Slowaken ...... 286 2.2 Die Serben ...... 287 2.3 Die Rumänen ...... 288 2.4 Die Siebenbürger Sachsen ...... 290 3 Ungarische Nationalitätenpolitik 1848/49 ...... 291 4 Das deutsche Bürgertum ...... 294 4.1 Deutsch-Ungarn in der Honvéd und in der Deutschen Legion ...... 301 4.2 Die Petitionen der Banater Schwaben an den Kaiser 1849 ...... 305

VII Die Nationalitätenpolitik des Neoabsolutismus ...... 309 1 Deutsche Auswanderung nach Ungarn? Die Debatte 1842-1848 (1859) 322 1.1 Einwanderung und Kolonisation im Neoabsolutismus ...... 325

VII VIII Gesellschaftliche Integration, Mobilität und Binnenkolonisation ...... 333 1 Mobilität und Binnenkolonisation ...... 335 1.1 Binnenkolonisation in Slawonien und Syrmien ...... 339

IX Quellen zur Geschichte der Deutschen in Ungarn, Band 1 ...... 342

X Quellen- und Literaturverzeichnis ...... 388 1 Quellen ...... 388 2 Literatur ...... 400

XI Register ...... 503 1 Toponymenregister ...... 503 2 Ortsnamenkonkordanz ...... 521 3 Personenregister ...... 530

XII Karten ...... 541

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Vorwort

Zielsetzungen, Abgrenzungen

Eine moderne Forschungsansätze aufgreifende Geschichte ethnischer, konfessioneller und nationaler Minderheiten ist seit langem ein Desiderat der Geschichtsschreibung zu Ungarn. Diese zweibändige Geschichte der Deutschen in Ungarn verfolgt vier Ziele: Erstens eine Epochen übergreifende Darstellung einer Minderheit, die an den neuesten Ergebnissen der Ethnizitäts- und Identitätsforschung sowie der Transfer- und Verflechtungsgeschichte orientiert ist; zweitens mehrere Zielgruppen anzu- sprechen, konkret die internationale Forschung und das deutschsprachige Fachpubli- kum, aber auch insbesondere die deutsche Minderheit in Ungarn; drittens in Form eines Handbuches den Stand des Wissens zu präsentieren und durch die Dar- stellungsweise die Vergleichbarkeit mit der Geschichte anderer europäischer Minder- heiten zu gewährleisten. Das vierte Ziel ist es schließlich, die Wissensgrundlage für den Geschichtsunterricht an ungarischen Schulen und Hochschulen zu liefern, wobei deren didaktische Aufbereitung den Fachleuten in Ungarn anvertraut wird. Die Monographie ist als Projekt des Herder-Instituts Marburg entstanden in Kooperation mit der vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gestifteten Professur für deutsche Geschichte und Kultur des südöstlichen Mitteleuropas an der Universität Pécs. Aufgrund dieser Verflechtung gehört auch das ungarische Fach- publikum zur Zielgruppe dieser Arbeit, die nicht zuletzt durch ihren mehrfachen Perspektivenwechsel (von der Mehrheit zur Minderheit, von der Nationalität zur Nation, von der primär sprachlich distinktiven Gruppe zur „Gastgesellschaft“ des Mittelalters und der frühen Neuzeit) einen innovativen Beitrag zur ungarischen Geschichtsschreibung zu leisten versucht. Die Synthese macht die unterschiedliche Dichte an Vorarbeiten durch reichhaltige Literatur- und Quellenangaben transparent. Sie sucht ein Narrativ der Gruppen- geschichte der Deutschen in Ungarn zu entwickeln, das sowohl die interethnischen Beziehungen mit den Magyaren als auch die Verflechtung mit anderen Minderheiten berücksichtigt und somit eine multiethnische Perspektive einnimmt. Hier wird insbesondere der Frage nachgegangen, welche Gruppendefinitionen (als rechtliche, sprachliche, demographisch-statistische Kategorien) sich im historischen Kontext herausgebildet haben, um Repräsentanten der Gruppe oder diese selbst als handelndes Subjekt, als Akteure im historischen Geschehen fassbar zu machen. Eine akteursbe- zogene Darstellung ist ein Grundelement dieser historischen Erzählung, die verschie- dene, häufig auch kontroverse Interpretationsansätze einbezieht.

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Räumlich ist Ungarn in seinen jeweiligen Grenzen Gegenstand der Darstellung, das heißt bis 1918 einschließlich der deutschen Siedlungsgebiete in der heutigen Slowakei und der heute in Rumänien, Serbien und Kroatien gelegenen Regionen Sathmar, Siebenbürgen, Banat und Batschka, Slawonien und Syrmien. Nach 1918 steht Ungarn in seinen heutigen Grenzen im Mittelpunkt der Darstellung. Zeitlich wird die von West nach Ost verlaufene Siedlungsmigration, an der nicht nur Ange- hörige deutscher, sondern auch anderer westeuropäischer Sprachgruppen beteiligt waren, von ihren Anfängen unter König Stephan I. bis zu ihrem Höhepunkt im 18. Jahrhundert behandelt und die Geschichte der in Ungarn ansässig gewordenen einzelnen deutschen Siedlergruppen bis zur Auflösung des historischen Ungarns 1918 näher untersucht. Von 1918 bis zur Gegenwart, das heißt bis zu den Parlaments- und Kommunalwahlen 2006, steht die Geschichte der Ungarndeutschen im Mittelpunkt. Das Einleitungskapitel zum ersten Band zieht einen Vergleich der mittelalterlichen mit der neuzeitlichen Siedlungsmigration, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.

Forschungsstand, Konzeption und Methode

Eine Jahrhunderte übergreifende und zusammenfassende Geschichte der Ungarndeut- schen kann bislang nur auf wenige, im Allgemeinen fragmentarische Synthesen zurückgreifen. Fragmentarisch auch deshalb, weil sie zumeist im Rahmen von Sam- melbänden die Beiträge vieler Autoren zu einzelnen Themen und Epochen vereini- gen, dadurch jedoch kein oder nur ein auf einzelne Perioden beschränktes Narrativ entwickeln.1 Einige Perioden sind außerdem unzulänglich erforscht und ihre Sicht wird bis heute von Mythen, Legenden, Klischees und Stereotypen (beispielsweise die „Schwabenzüge“ im 18. Jahrhundert) geprägt.2 Das gilt zum Teil auch für die Ge- schichte des 20. Jahrhunderts, die erst seit der politischen Wende von 1989/90, dem Fall der Einparteienherrschaft und der von ihr aufgezwungenen Selbstzensur unbe- hindert erforscht werden kann.3 Eine Herausforderung für eine Minderheitengeschichtsschreibung bleibt jedoch die Tatsache, dass Historiographie im östlichen Europa und so auch in Ungarn nach wie vor national zentriert ist. Im Narrativ der ungarischen Nationalgeschichte kom- men nichtungarische Minderheiten kaum vor, weil sie ihrer exklusiven Logik folgend Fremdgruppen von vornherein ausschließt. Wenn überhaupt auf solche eingegangen wird, dann häufig mit negativer Konnotation, was auf die Überbewertung der eigenen Wir-Gruppe zurückzuführen ist. Im Narrativ solcher Großgruppengeschichten werden außerdem die „kleineren“ Fremdgruppen marginalisiert oder ihnen überhaupt kein

1 Deutsche Geschichte; Die Deutschen. 2 Vgl. dazu den Forschungsbericht von SPANNENBERGER, Interpretationen. 3 Für die Zeit der Einparteienherrschaft sind beispielsweise die Studien von TILKOVSZKY zu nennen. Nach 1989 wies die auf Archivquellen basierende Monographie von Ágnes Tóth völlig neue Wege. TÓTH, Migrationen.

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Platz eingeräumt. Doch jede Gruppe, auch die Deutschen in Ungarn, benötigt ihre eigene Geschichtsschreibung, ihr eigenes historisches Narrativ. Ein solches Narrativ formuliert ein Identitätsangebot durch die Einordnung der Gruppe in Raum und Zeit, durch die reflektierte und selbstkritische Erinnerung an ihre Vergangenheit. Eine kritische Aufarbeitung auch umstrittener Geschichtsperioden wie beispielsweise der NS-Zeit oder der Vertreibung soll vor diesem Hintergrund zur Überwindung von Traumata und Tabuisierungen beitragen. Einem Wort von Michel Foucault zufolge ist „die Geschichte der einen nicht die Geschichte der anderen“.4 Die Frage ist zu stellen, wie sich diese „kleinen Geschich- ten“ zu einer größeren Geschichte, zu einem Ganzen vereinigen lassen. Das Zusam- menleben der sprachlich, ethnisch oder religiös distinkten Gruppen ist daher im histo- rischen Kontext zu verdeutlichen. Die Geschichte ihres Zusammenlebens ist ein besonderes Problem der Geschichtsschreibung, das sie nur lösen kann, wenn sie sich vom bislang dominanten nationalen Paradigma emanzipieren und bei einem solchen Versuch auf ein eigenständiges historisches Narrativ der jeweiligen Gruppe als Sub- jekt des Zusammenlebens zurückgreifen kann. Es geht hier also um eine transnationale, auf die Prozesse der gesamteuropäischen Geschichte hin geöffnete Geschichtsschreibung, die einerseits eine Einordnung der Gruppengeschichte in die größeren historischen Zusammenhänge gewährleistet, ande- rerseits die Besonderheiten der Gruppe im ständigen Vergleich mit anderen Gruppen gebührend herausstellt und so ein plastisches und differenziertes Bild ihrer Geschichte gewinnt. Anzuknüpfen ist hier gerade auch an die seit 1989 feststellbaren Versuche einer transnationalen, an Europa orientierten oder sogar globalen Geschichtsschrei- bung, wie sie beispielsweise von Jürgen Osterhammel konzeptionell vorgestellt wur- de.5 Historische Erinnerung ist nach Maurice Halbwachs stets die Leistung einer Gesellschaft. Erinnert wird, um sich seiner selbst als Wir-Gruppe zu versichern, und diese Erinnerung besitzt zugleich eine identitätsstiftende Funktion. Diese Funktion kann das Handbuch freilich nur dann übernehmen, wenn sein Narrativ von der un- garndeutschen Zielgruppe angenommen wird. Insoweit versteht es sich als Angebot, das aus der Nachfrage nach einem solchen Narrativ entstanden ist. Multiperspektivisch gesehen geht es daher darum, die Geschichte der deutschen bzw. deutschsprachigen „Ungarn-Wanderer“ nicht nur in die europäischen, sondern auch in die regionalen Zusammenhänge einzuordnen. Diese europäische und regiona- le, seit der frühen Neuzeit auf Ungarn und die Habsburgermonarchie bezogene Kontextualisierung verbindet sich mit einer Schwerpunktsetzung, die das Gewicht zunächst auf die sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Prozesse legt. Denn die deutschen Kolonisten des 18. und 19. Jahrhunderts sind vorwiegend als Subjekt wirt- schaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen in Erscheinung getreten. Erst im 20. Jahrhundert traten die Ungarndeutschen auch als Akteure ihrer politischen Mobili- sierung und Gruppenbildung auf, weshalb für dieses Zeitalter der Schwerpunkt auf

4 FOUCAULT, Vom Lichte, S. 34. 5 OSTERHAMMEL, Geschichtswissenschaft; DERS./PETERSSON, Geschichte.

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die politische Geschichte gelegt wird. Natürlich gilt es für alle Epochen die rechtlich- politischen wie sozioökonomischen Rahmenbedingungen der Siedlungsmigration dar- zustellen sowie die Akteure seitens des Staates und der jeweiligen politischen Elite mit ihrem Handeln im Umgang mit den Deutschen in Ungarn hervortreten zu lassen. Da die Mehrzahl der hier angesprochenen Prozesse in der ungarischen Historio- graphie bzw. der Historiographie der Nachbarländer bislang kaum thematisiert wurde, stellt sich hier die zusätzliche Aufgabe, auch auf die Gruppen übergreifenden Zusam- menhänge der Türkenkriege, des Erbes der Osmanenherrschaft, die Vielzahl der Siedlungsmigrationen in der frühen Neuzeit und die Vorgänge des doppelten, poli- tischen wie wirtschaftlichen, Systemwechsels im Verlauf des 18. Jahrhunderts näher einzugehen. Allerdings war es mangels Vorarbeiten nicht möglich, dies flächen- deckend, das heißt für alle in Frage kommenden Siedlungsgebiete, vorzunehmen. So ergibt sich bei der Darstellung der Migrationsgeschichte und ihrer Folgen fallweise – insbesondere bei kaum oder wenig erforschten Fragen – eine regionale Schwerpunkt- setzung auf den südlichen Teil des Königreichs, auf die Regionen Banat, Batschka und das südöstliche Transdanubien („Schwäbische Türkei“). Das lässt sich auch damit begründen, dass gerade diese Regionen bei der Neubesiedlung nach der Tür- kenzeit eine zentrale Rolle gespielt haben und ihnen gewissermaßen eine exempla- rische Bedeutung auch für andere, in diesem Buch weniger berücksichtigte Regionen zukommt. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ist als Folge der Vertreibung in den deutschsprachigen Ländern eine landsmannschaftliche Geschichtsschreibung entstan- den, die sich der verlorenen Heimat durch „Geschichte“ zu vergewissern sucht. Diese „Geschichte“ ist im Bemühen nach einem landsmannschaftlichen Narrativ auf die „erlebte“ Vergangenheit (die Periode des Heimatverlusts) konzentriert, auch wenn diese Vergangenheit häufig genealogisch und lokalgeschichtlich bis auf die Ansied- lungszeit zurückverfolgt wird. Die daraus hervorgegangenen Heimatbücher der Erleb- nisgeneration sind mit Vorsicht und nur als Quelle für das subjektive Geschichtsbild dieser Generation zu verwenden.6 Besonders nützlich und als qualifizierte Vorarbei- ten sind vor allem die – freilich nicht sehr zahlreichen – Studien zu bewerten, die von den Fachhistorikern der deutschsprachigen Länder in den letzten 60 Jahren vorgelegt wurden.7 Methodisch gesehen ist das Subjekt einer Geschichte der Deutschen in Ungarn im Mittelalter primär als Rechts- und Sprachgemeinschaft, ab der Reformation auch als Religionsgemeinschaft und vom 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur in Form sozialer Kategorisierungen der Zugehörigkeit wie der Abgrenzung zu fassen, wie sie in den Quellen seit dem 17. Jahrhundert in der Fremd- und Selbstwahrnehmung des

6 KESSLER, Heimatbücher. 7 Hervorzuheben sind hier die in der Bibliographie ausgewiesenen Autoren Mathias Beer, Marie-Janine Calic, Márta Fata, Holger Fischer, Friedrich Gottas, Konrad Gündisch, Peter Haslinger, Herbert Küpper, Karl-Peter Krauss, Ilpo Tapani Piirainen, Joachim von Putt- kamer, Annemarie Röder, Günter Schödl, Gerhard Seewann, Ingomar Senz, Kathrin Sitzler, Norbert Spannenberger, Josef Wolf, Harald Zimmermann.

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„Hungarus“, des „Deutschungarn“, auftraten.8 Dieses bis in die 1920er Jahre ge- brauchte Deutungsmuster der Zugehörigkeit zu Ungarn weist auf eine charakteristi- sche Form der Integration (und Akkulturation) sowohl der bürgerlichen wie der bäuerlichen Deutschen in die bis 1848 ständisch verfasste Gesellschaft Ungarns hin.9 In dieser entstanden erst durch das Aufgreifen und mit der rasch zunehmenden Be- tonung der nationalen Kategorie auf Seiten der ungarischen Nationalbewegung An- sätze zu ethnisch interpretierten Konflikten, in deren Mittelpunkt von Anfang an Sprache und Sprachvermittlung durch Schule und Öffentlichkeit standen.10 Solche im Verlauf des 19. Jahrhunderts sich zuspitzenden Konflikte bildeten den Gegenstand von Diskursen, die seitens der Deutschen von ihren bürgerlichen Repräsentanten, sei- tens der Titularnation von deren politischer Elite geführt wurden, wobei Letztere ihre Deutungshoheit über die Kategorisierung von Ethnizität und Nation(alität) bis zum Beginn der 1930er Jahre aufrechterhalten konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt blieb ein grundlegender Konsens über die Zugehörigkeit der Deutschungarn zum ungarischen Staat bestehen, der mit der Anerkennung des ungarisch-staatlichen Führungsan- spruchs einherging, andererseits die Deutschen in Ungarn als „ungarländische Schwa- ben“ klassifizierte, die bis 1918 – im Gegensatz zu den Siebenbürger Sachsen – nicht als Nationalität wahrgenommen wurden, da sie bis zu diesem Zeitpunkt erst über bescheidene Ansätze einer Gruppenorganisation verfügten. Denn alle vor 1918 unter- nommenen Versuche einer kulturell, wirtschaftlich oder gar politisch akzentuierten Gruppenbildung blieben regional oder lokal begrenzt und waren deshalb erfolglos geblieben. Die Gründe dafür sind für die Periode bis 1914 einerseits in der weitgehenden Verflechtung der deutschen Bürger und Bauern mit der ungarischen Wirtschaft bis hin zum Ausbau von arbeitsteiligen Beziehungen zu suchen, andererseits in ihren lokal, kommunal oder regional akzentuierten, partikularen Formen der Identität, der Selbstverortung in Dorfgemeinschaft, Stadt und Siedlungsregion, die sowohl den wirtschaftlichen als auch den sozialen Interessen zu entsprechen vermochte. Der Erste Weltkrieg, der Zusammenbruch des Königreichs Ungarn und der Habsburgermonar- chie und die damit einhergehende Grenzziehung zwischen den Nachfolgestaaten, die zahlreiche deutsche Siedlungsgebiete auf mehrere Staaten verteilte, dadurch zer- schnitt und damit die alte Ordnung mit ihrer traditionellen Selbstverortung der Deut- schen zerstörte, – diese sich auch in mehreren Revolutionen entladende tiefgreifende politische und gesellschaftliche Umwälzung führte zu einer gruppenbildenden Selbst- organisation der Deutschen innerhalb der neuen Grenzen der Nachfolgestaaten. Erst ab diesem Zeitpunkt ist eine politisch zentrierte Subjektrolle der Deutschen in Ungarn und in den Nachbarländern auszumachen. Eine Ausnahme bildeten hier nur die Siebenbürger Sachsen, die eine solche Rolle infolge ihrer erfolgreichen Gruppen-

8 BRUBAKER, Ethnizität, insbes. S. 96-128. 9 GYÁNI/KÖVÉR, hier das Kapitel „Kultúra és etnicitás“ [Kultur und Ethnizität], S. 138-162. 10 FREIFELD.

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bildung als ständisch zu interpretierende „Nationsuniversität“ bereits seit dem Spät- mittelalter wahrnehmen konnten.11 Neben den für Einzelepochen markanten Strukturen und Prozessen sind als Epochen übergreifende Phänomene von größerem Gewicht und langer Dauer vor allem die deutsch-ungarischen Beziehungen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Tech- nik hervorzuheben, ferner die Migrationsprozesse mit den beiden zeitlichen Schwer- punkten im Hochmittelalter und im 18. Jahrhundert, damit wiederum eng verbunden das positive Image Ungarns in Deutschland, das die Ungarnwanderung in beiden Epochen entscheidend stimuliert hat. Darüber hinaus war der Autor darum bemüht, gesamteuropäische Zusammenhänge und sich daraus ergebende Handlungsrahmen für die Interaktionen von Mehrheit und Minderheit herauszuarbeiten. Im Mittelalter spielte hier der gesamteuropäische Landesausbau eine zentrale Rolle, in den das Wanderungsgeschehen aus Deutschland nach Ungarn einzuordnen ist; im 18. Jahr- hundert wiederum die Konkurrenz der Migrationsregime von Preußen, Russland und der Habsburgermonarchie, die im Werben um deutsche Kolonisten erheblich zur Verbesserung der Ansiedlungsbedingungen und damit auch zur Stimulierung der Wanderung Richtung östliches Europa beitrug. Schließlich sind die Vorgänge der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre gleich- falls in länderübergreifende Zusammenhänge einzuordnen, die durch das Zusammen- wirken der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs mit den politischen Eliten der Länder, aus denen vertrieben wurde, gekennzeichnet sind. Die Ausbreitung der „deutschen Religion“, das heißt der Reformation Martin Luthers, im östlichen Europa und die diese eine Zeitlang begünstigende Expansion der osmanischen Großmacht in der frühen Neuzeit schufen einen gleichfalls gesamt- europäischen Handlungsrahmen, in dem die deutschen Städte in Ungarn als Zentren des neuen Glaubens eine herausragende Rolle spielten. Andererseits hat der über- konfessionelle Konsens innerhalb des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation in der vom Kaiser angeführten Türkenabwehr (und der Türkenhilfe des Reichstags) langfristig die Voraussetzungen für die Befreiung Ungarns von der osmanischen Herrschaft geschaffen, die dann im langen Türkenkrieg von 1683 bis 1699 mit einem europäisch zusammengesetzten Heer unter starker Beteiligung vor allem der Reichs- truppen aus Bayern, dem schwäbischen und fränkischen Reichskreis und des Kurfürs- ten von Brandenburg erkämpft werden konnte. Diese Eroberung schuf die machtpoli- tischen Voraussetzungen für die Migration deutscher Kolonisten nach Ungarn, für die wiederum die zeitgenössische Programmatik der europäischen Politik (Merkantilis- mus, Kameralismus, aufgeklärter Absolutismus mit der Einführung des stehenden Heeres und dem Aufbau einer starken Zentralverwaltung) die Maßstäbe und Hand- lungsrichtlinien setzte. Für das lange 19. Jahrhundert von 1789 bis 1914 bildete der sich immer stärker durchsetzende Nationalismus in Gestalt von Nationalbewegungen und Nationalstaats- bildungen den gesamteuropäischen Handlungsrahmen, der ethnischen Pluralismus in-

11 GÜNDISCH, Siebenbürgen.

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nerhalb der Grenzen des jeweiligen Nationalstaats zunehmend in Frage stellte und sich damit zu einer grundlegenden Bedrohung von Bevölkerungsgruppen auswuchs, die seitens der Titularnation als „Nationalität“ bzw. nach 1918 als „Minderheit“ klassifiziert wurden. Diese Gruppen wurden zum Objekt einer Nationalisierungspoli- tik, die eine ethnisch-kulturelle Homogenität anstrebte und bis 1914 eine solche durch primär auf Sprache und Schule bezogene Maßnahmen zu erreichen suchte. Diese bis zum Ersten Weltkrieg vom politischen Liberalismus getragene Politik wurde nach 1918 im Rahmen der autoritären Staatsverfassung der Zwischenkriegszeit von einem immer stärker auftretenden Rassismus geprägt, der zu einer politischen Radikalisie- rung sowohl der Mehrheits- wie der Minderheitsbevölkerung führte und sich mit seinen ausgrenzenden Maßnahmen auf immer mehr Lebensbereiche ausdehnte. Daran scheiterten schließlich auch die Bemühungen, im Rahmen der 1919/1920 eingerichte- ten Friedensordnung einen völkerrechtlich verankerten Minderheitenschutz zu etab- lieren, zu dem alle Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie verpflichtet wurden. Die ungarische Repressionspolitik gegenüber der deutschen Minderheit wird in diesen gesamteuropäischen Handlungsrahmen eingeordnet. Für die Zeit nach 1945/1949 werden die Gemeinsamkeiten kommunistischer Na- tionalitätenpolitik und die von Lenin und Stalin bestimmten ideologischen Grund- lagen im Rahmen des Sowjetisierungsprozesses Ungarns hervorgehoben. Die nach 1968 zunehmende Annäherung des Landes an den Westen durch die Liberalisierungs- politik und die „weiche Diktatur“ von János Kádár bestimmte schließlich auch die Nationalitätenpolitik, die sich in den 1980er Jahren auf der Grundlage eines im Prin- zip anerkannten Interessenpluralismus neu formierte, sich jedoch erst infolge der poli- tischen Wende von 1989 und auf der Basis des Nationalitätengesetzes von 1993 frei und für die ungarndeutsche Minderheit positiv entfalten konnte.

Inhaltliche Gestaltung

Ursprünglich war nur eine Geschichte der „ungarischen Schwaben“ von ihrer Ansied- lung ab Ende des 17. Jahrhunderts bis in die Gegenwart geplant. Doch stellte es sich bald heraus, dass eine lediglich einführende Behandlung der früheren Epochen diesen nicht gerecht zu werden vermag, zumal die Gemeinsamkeiten wie die Unterschiede zwischen mittelalterlicher und neuzeitlicher Siedlungsmigration einerseits, aber auch die Fragen von Kontinuität und Diskontinuität deutscher Siedlung in Ungarn unter Berücksichtigung der Zäsuren von 1526/1541 und 1683 andererseits eine ausführli- chere Darstellung erforderten. Daraus ist dann eine Geschichte der Deutschen in Ungarn von den Anfängen ihrer Siedlungsmigration im 11. Jahrhundert bis in die Zeit nach der politischen Wende entstanden, wobei diese letzte Periode aus verschiedenen Gründen (Mangel an Distanz und historiographischer Aufarbeitung, eingeschränkte Zugänglichkeit zu Archivquellen) nur kursorisch behandelt werden konnte. Die Fülle des zu behandelnden Materials erforderte die Anlage von zwei Bänden. Als Zäsur wurde das Jahr 1860 gewählt, als sich nach dem Zusammenbruch des Regimes des Neoabsolutismus die Politik darauf konzentrierte, für das Habsburger-

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reich und Ungarn eine neue Verfassungsgrundlage auszuhandeln. Das Ergebnis bilde- te die dualistische Neuordnung der Habsburgermonarchie, mit der in Ungarn das Zeit- alter des sich verbürgerlichenden Nationalstaats begann, der im Zusammenleben von Titularnation und Nationalitäten völlig neue Rahmenbedingungen setzte. Die eigent- liche Zäsur bildet zwar der Ausgleich von 1867, doch galt es dessen Vorgeschichte angemessen zu berücksichtigen, zumal die bereits 1861 einsetzenden Debatten um das 1868 verabschiedete Nationalitätengesetz untrennbar mit dieser Periode verbun- den sind. Infolge des jahrhundertelangen Zusammenlebens verschiedensprachiger Gruppen sind verschiedene Varianten von Ortsnamen entstanden, die zu berücksichtigen sind. In der Darstellung wird die jeweils in den Quellen genannte deutschsprachige oder auch anderssprachige Namensvariante an erster Stelle angegeben und bei der Erstnennung des Ortes die heute offizielle Namensform kursiv hinzugesetzt. Eine Ortsnamenskonkordanz am Ende der Bände listet die für die Orientierung wichtigen Namensvarianten auf. Im Text genannte Personen werden soweit wie möglich mit ihren Lebensdaten identifiziert (noch lebende Personen ausgenommen), Herrscher mit den Jahresdaten ihrer Regierungszeit. Historisch wichtige Dokumente werden im Volltext im Quellenanhang zu beiden Bänden vorgestellt. Migrationsvorgänge und Siedlungsgebiete werden durch Land- karten veranschaulicht. Das Literaturverzeichnis stellt möglichst umfassend die rele- vanten Forschungsarbeiten und gedruckten Quellen zusammen. Zum Zustandekommen der Monographie haben viele Kollegen beigetragen, denen ich an dieser Stelle von ganzem Herzen danken möchte. Besonders wertvolle Hilfe leisteten Prof. Dr. Peter Haslinger, Dr. Ralf Göllner, Dr. Karl-Peter Krauss, Dr. Norbert Spannenberger, Adrienn Vitári-Wéber, Dr. Zsolt Vitári, Krisztina Slachta und Norbert Csibi. Ein ganz besonderer Dank gilt dem Kulturstaatsministerium des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in Bonn-, das durch seine Projektförderung dieses Buch erst ermöglicht hat.

Pécs und München, im Juli 2011 Gerhard Seewann

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I Einleitung

Europäischer Landesausbau und deutsche Ostsiedlung im Mittelalter und in der frühen Neuzeit

Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters ist Teil eines gesamteuropäischen, sich im Hochmittelalter (12.-13. Jahrhundert) intensivierenden Landesausbaus, der nicht nur in Ost- und Ostmitteleuropa, sondern zunächst in Westeuropa, hier insbesondere in Holland, in Südwestfrankreich und in Spanien, stattgefunden hat.1 Denn an der Schwelle vom Früh- zum Hochmittelalter (im 11./12. Jahrhundert) gab es in West- und Mitteleuropa eine entscheidende Veränderung, die das bäuerliche Leben und die Landwirtschaft auf eine völlig neue Grundlage stellte: Das bis dahin gültige System des Fronhofs wurde zurückgedrängt und stufenweise aufgegeben. An seine Stelle trat der eigenständig bewirtschaftete Bauernhof in genossenschaftlich verfassten Dorfge- meinden. Immer mehr Land wurde von weltlichen und geistlichen Grundherren an Bauern ausgegeben, die in der Regel in dörflichen Verbänden siedelten und ihre Höfe auf vertraglicher Basis bei festgesetzten Zinsen, Abgaben und Diensten in Besitz nahmen. Die Grundherren förderten das neue System, nicht nur weil es ihnen Ein- nahmen sicherte, sondern diese durch Erschließung von bislang nicht bewirtschafte- tem Neuland auch beträchtlich steigerte. Die Bauern wiederum vermochten ihre rechtliche und wirtschaftliche Lage wesentlich zu verbessern, denn sie verfügten nunmehr über einen klar umrissenen und vertraglich festgelegten Besitz, den sie in Eigenregie bewirtschaften, unter bestimmten Auflagen auch verkaufen und vererben konnten. Der Mehrertrag ihrer Arbeit stand ihnen nach Abzug der Abgaben zur freien Verfügung. Das System der eigenständig bewirtschafteten Bauernhöfe, das in Form selbst- verwalteter, genossenschaftlich strukturierter Dörfer seinen organisatorischen Rah- men erhielt, löste einen überaus dynamischen Prozess des Landesausbaus aus: Neues Land wurde unter den Pflug genommen und zu diesem Zweck Wälder gerodet, Sümp- fe trocken gelegt, neue Wege gebaut und eine Vielzahl neuer Siedlungen angelegt. Teil dieses Prozesses der Binnenkolonisation oder Siedlungsmigration war eine bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts währende Agrarkonjunktur, welche die Kolonisation wesentlich förderte und daraus ihrerseits wiederum eine wirtschaftliche Dynamik be-

1 Bahnbrechend sind hier vor allem die von Walter Schlesinger angeregten und angeleiteten bzw. von ihm selbst verfassten Forschungsarbeiten; siehe dazu die Beiträge im Sammel- band Die deutsche Ostsiedlung, hier insbesondere die von Klaus Zernack verfasste Zu- sammenfassung.

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zog, die für die Neugründung von Dörfern ein günstiges Umfeld schuf. Die Binnen- kolonisation zielte darauf ab, zusammenhängende Kulturlandschaften zu schaffen, wo immer das aus Gründen der natürlichen Gegebenheiten möglich und wirtschaftlich sinnvoll war. Sie gab den Grundherren wiederum die Möglichkeit, ihren bis dahin verstreut liegenden Grundbesitz in einen einheitlichen und geschlossenen Güterkom- plex in Form großer Grundherrschaften zusammenzufassen. Es entstand damit das bis 1848 gültige, feudal verfasste System der großen Territorialgrundherrschaften, das ungefähr zur gleichen Zeit wie in Mitteleuropa auch in Ungarn eingeführt wurde. Ne- benbei bemerkt hat die Entstehung großer, einheitlich verwalteter Besitzkomplexe auch den Übergang vom lehensrechtlich verfassten Personenverbandsstaat des Mittel- alters zum zentralistisch verfassten Territorialstaat der Neuzeit entscheidend angeregt und begünstigt. Die wachsende Dynamik des europäischen Landesausbaus wurde vom agrar- technischen Fortschritt höchst wirksam unterstützt und die Ausbreitung der neuen Werkzeuge und Techniken über ganz Europa kann geradezu als Agrarrevolution be- zeichnet werden. Zu den wesentlichsten Innovationen zählten die Durchsetzung der Dreifelderwirtschaft, die damit verbundene Hufenvermessung, der schollenwendende Beetpflug, der den älteren und nur bodenlockernden Hakenpflug ablöste, neuartige langstielige Sicheln für die Gründlandwirtschaft und die Getreideernte, der zwei- geteilte Dreschflegel, die eiserne Egge, die Wasser- und Windmühlen, der Einsatz von Arbeitspferden mit Hufeisen, die Züchtung verbesserter Tierarten, ein ausge- wogeneres Verhältnis von Brot- und Futtergetreide auf dem Hintergrund einer sich ausbreitenden intensiven Stallhaltung. Die Folgen waren einerseits die Verdoppelung der Getreideerträge auf durchschnittlich 5-7 Doppelzentner pro Hektar, andererseits ein starker Bevölkerungszuwachs, der die Einwohnerzahlen in England, Frankreich und Deutschland binnen zwei Jahrhunderten, etwa im Zeitraum von 1150 bis 1350, mehr als verdoppelte. Als im westlichen Europa der Landesausbau seine damaligen technischen und räumlichen Grenzen allmählich erreichte, setzte die Wanderungsbewegung Land su- chender Freibauern, Kaufleute, Handwerker und Adeliger niederen Standes Richtung östliches Europa ein, um durch Rodung und Urbarmachung eine räumlich zusam- menhängende, auch die Waldgebiete und Mittelgebirgslandschaften erschließende Kulturlandschaft zu schaffen, den Ackerbau und durch Städtegründungen den Handel und das Handwerk zu intensivieren und schließlich durch den Bergbau die Boden- schätze in Böhmen und im Karpatenbogen zu erschließen. Man schätzt, dass jährlich rund zweitausend Siedler, das sind 0,02 Prozent der Gesamtbevölkerung der Regio- nen West- und Mitteleuropas, von dieser Wanderungsbewegung erfasst wurden. Die- se Siedler als „Deutsche“ zu bezeichnen ist irreführend, denn sie stammten aus Her- kunftsgebieten, in denen sich erst nach Abschluss dieser Wanderungsbewegung, näm- lich im Spätmittelalter, eine deutsche Identität entwickelt hat, wobei der Begriff „deutsch“ aus der älteren Sammelbezeichnung „Teuthonici“ hervorgegangen ist. Da im Mittelalter die Bevölkerung irgendwelcher Territorien nach Rechtsstand, Geburts- land (= mittelalterliche natio) und allenfalls noch nach Sprache unterschieden wurde, sind die Siedler entweder nach ihrem Rechtsstand (die Träger des Bergrechts bei-

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spielsweise als Sachsen), nach ihrer Herkunftsregion (z.B. als Flandrenses) oder nach ihrer Sprache (z.B. als Latini für Italiener und Franzosen oder Teutones) bezeichnet. [Als Deutsche werden hier deshalb Angehörige des Heiligen Römischen Reiches bezeich- net, eines Reiches, das in seinen damaligen Grenzen weit über das heutige Deutschland hinausreichte und auch Holländer, Wallonen, Luxemburger, Lothringer, Italiener etc. um- fasste, die sich alle an der Ostwanderung beteiligten. Im Frühmittelalter wurden die hospi- tes theutonici häufig auch als Sachsen bezeichnet, da unter dem Kaisergeschlecht der Ot- tonen die Sachsen zum bekanntesten Stamm geworden waren. Im Hochmittelalter unter dem Kaisergeschlecht der Staufer errangen dieses Image die Alemannen oder Schwaben. Béla IV. bezeichnet in seinem lateinisch verfassten Brief an Papst Innozenz IV. vom No- vember 1250 die Deutschen als „Alemanni“, womit die ab Anfang des 16. Jahrhunderts in der ungarischen Sprache nachweisbare Verwendung des Synonyms „Schwaben“ – sváb – für Deutsche ihren Anfang genommen haben kann.2] In diesen zwei Jahrhunderten von 1150 bis 1350 haben rund 200 000 Kolonisten im Zuge ihrer Wanderung und Ansiedlung über die Elbe und Saale, über die Oder und Weichsel bis Ostpreußen und ins Baltikum, entlang des Sudeten- und Karpatenbogens nach Böhmen, Ungarn und in die Gebiete südlich der Karawanken eine Siedlungs- bewegung, eine horizontale Mobilität ausgelöst, die auch die altansässige slavische und ungarische Bevölkerung erfasste und in den Intensivierungsprozess des Landes- ausbaus einbezog.3 Als die Neusiedler im Hoch- und Spätmittelalter die entscheidenden Innovationen im Agrarbereich, die planmäßig und arbeitsteilig organisierte Siedlungsweise, das Dorf als selbstverwaltete Dorfgenossenschaft und die Stadt als Rechtsinstitution und Wirtschaftseinheit gleichzeitig in die dünner besiedelten Gebiete Altdeutschlands und nach Ostmitteleuropa einbrachten, waren ihnen selbst diese Errungenschaften noch vergleichsweise neu, denn der phasenverschobene Intensivierungsprozess erfasste im Allgemeinen die westlichen Regionen eher als die östlichen und die nördlichen später als die südlichen. Neusiedler waren jedoch nicht nur die Zuwanderer aus dem Westen, sondern auch einheimische Gruppen, da die fürstlichen Landesherren und später auch die privaten Grundherren sehr bald die vielseitig attraktiven Möglichkeiten des neuen Siedlungsmodells erkannten und den Prozess des Landesausbaus von sich aus in Gang setzten. In diesen von der europäischen West-Ost-Siedlungsbewegung erfassten Regionen wurden auch diese einheimischen Siedler zu Bewohnern der neugegründe- ten oder nach deutschem Recht angelegten Dörfer und Städte mit ihren neuartigen und fortschrittlichen Rechts-, Sozial-, Wirtschafts- und Abgabestrukturen. Zu unter- scheiden ist daher die deutschstämmige von der deutschrechtlichen Siedlungs- bewegung. Zu differenzieren sind auch die endogenen und die exogenen Faktoren

2 Laut A magyar nyelv történeti-etimológiai szótára [Historisch-ethymologisches Wörter- buch der ungarischen Sprache], Bd. 3, Eintrag „sváb“, S. 637 f., ist dieser Begriff seit 1414 in der ungarischen Sprache nachzuweisen. 3 Eine grundlegende Zusammenfassung des Forschungsstandes über Landesausbau und Ost- siedlung von ERLEN; vgl. auch HIGOUNET; DRALLE; GOTTAS, Südosteuropa, S. 13-30. – Zum Forschungsstand der Ostsiedlung in Ostmitteleuropa siehe Struktur und Wandel; LÜBKE/HACKMANN.

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dieser von West nach Ost verlaufenen Siedlungsbewegung. Als endogene Faktoren sind die landesherrliche Herrschaftssicherung und -erweiterung, die Grenzsicherung durch Besiedlung der lange Zeit nur militärisch gesicherten Grenzsäume, schließlich die Erhöhung der Einkünfte des Landesherrn, später des Grundherrn, durch eine in- tensivere Nutzung des „Königsbodens“ und in einer zweiten, um 1250 einsetzenden Welle der adeligen Latifundien hervorzuheben. Diese wirtschaftliche Strukturver- besserung, ja Intensivierung der Marktverflechtungen und -beziehungen auch über Landesgrenzen hinweg kann als ein Hauptmotiv der hochmittelalterlichen West-Ost- Siedlungsmigration angesehen werden, die nicht nur im Interesse der Siedler, sondern vor allem ihrer Auftraggeber (Landesherr, Großgrundbesitzer) und Siedlungsunter- nehmer (Lokatoren) lag. Dabei haben die aus dem Westen gekommenen Siedler einen wesentlichen Faktor des Strukturwandels durch Kolonisation bisher unerschlossener Gebiete ausgemacht. Als exogener Faktor ist vor allem der demographische anzusehen, der allerdings in der älteren Forschungsliteratur als „Überbevölkerung“ West- und Mitteleuropas viel- fach überschätzt wurde. Gleichwohl ist hier von einem demographischen Dichte- ausgleich zu sprechen, den die relativ dünnere Besiedlung weiter Teile Ostmittel- und Osteuropas verursachte. Als exogener und zugleich endogen wirksam gewordener Faktor sind jedoch auch die Anreize zu sehen, die die Siedler überhaupt dazu gebracht haben, sich auf den oft sehr weiten Weg zu machen. Dies waren neben wirtschaftli- chen Motiven vor allem die Siedlerrechte, denn durch die Kolonisationsleistung wur- de besseres Recht, securam libertatem, erworben. Kernpunkte dieses Siedlerrechts sind die Immunität und die Freiheitsrechte (Freizügigkeit, Selbstverwaltung). Erst durch die funktionale Gewährung rechtlicher Freiräume war die rationelle, arbeits- teilig organisierte wirtschaftliche Erschließung nicht nur bisher ungenutzten Agrarbo- dens, sondern auch der Bodenschätze durch Bergbau und der Vermarktung der Agrar-, Gewerbe- und Bergbauprodukte durch den Handel gewährleistet. Dieser funktionale und keineswegs personale oder nationale Charakter des Siedlungsrechts galt für Dorf wie Stadt wie für alle ethnisch unterschiedlichen Bevölkerungen gleichermaßen. Diese wesentliche Modifikation des Bildes von der Ostsiedlung bricht mit der vor 1945 modisch gewordenen Kulturträgertheorie, weil die unterschiedlichen Verhältnis- se nicht mehr als Ergebnis einer prinzipiell andersartigen Entwicklung von Völkern aufgefasst werden, sondern als das Resultat einer gesamteuropäischen demographi- schen, technologischen und kulturellen Dynamik. Von ostdeutscher Kolonisation im Sinne des früheren Sprachgebrauchs kann schon deshalb nicht mehr die Rede sein, da nicht nur die Zuwanderer, sondern auch einheimische Gruppen den Ausbauprozess trugen. Die Kolonisation ist hier als Strukturbegriff, als „zivilisatorische Verwest- lichung in Ostmitteleuropa“ anzusehen.4 Die Ansiedlung aus dem Westen gekomme- ner Bauern, Handwerker, Bergleute und Kaufleute war eine friedliche, sie verfolgte keine politischen Absichten oder Motive und stand keineswegs im Dienst irgendeiner ausländischen Macht. Deshalb hebt Walter Schlesinger, der sich als Mediävist beson- ders um die Erforschung der „Ostsiedlung“ verdient gemacht hat, hervor: „Die Ost-

4 ZERNACK, S. 803.

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siedlung gehört in die Geschichte des mittelalterlichen Landesausbaus, der in erster Linie ein Vorgang der Bevölkerungsgeschichte und der Wirtschafts- und Sozialge- schichte, sodann aber auch der Verfassungs- und Rechtsgeschichte ist.“5 Das Resultat dieser von Westen nach Osten verlaufenden Siedlungsbewegung war also zunächst ein Dichteausgleich größeren Ausmaßes, der tiefgreifende Wandlungen der Landschafts- und Wirtschaftsstrukturen mit sich brachte und zu einer durch- schnittlichen Bevölkerungsdichte von 10 bis 20 Einwohnern pro Quadratkilometer führte. Darüber hinaus hat die weitgehend friedliche Wanderung ursprünglich weni- ger Menschen, die zusammen mit den einheimischen Bevölkerungsgruppen die Grundlage für die weitere Entwicklung der betroffenen Regionen schufen, die wirt- schaftliche und kulturelle Entwicklung Europas bis zum Einbruch der Pestepidemien Mitte des 14. Jahrhunderts wesentlich beschleunigt. Die in den Stadt- und Land- rechten kodifizierte Praxis der regionalen und lokalen Autonomie und Selbst- verwaltung hat viele punktuelle Freiheitsräume geschaffen und damit den Boden für eine spätere Modernisierung und Demokratisierung bereitet. Hervorzuheben sind hier als Rechtsquellen die Kulmer Handfeste für Preußen, die Zipser Willkür für die Städ- telandschaft der Zips/Spiš, der Freibrief des ungarischen Königs Andreas II. für die Siebenbürger Sachsen (Andreanum) und das daraus abgeleitete Eigenlandrecht der Siebenbürger Sachsen. Diese Siedlungsmigration hat damit Strukturen und Werte, Wirtschafts- und Lebensformen, Verhalten, Denkweisen und Traditionen ver- schiedenster Bevölkerungsgruppen aneinander angeglichen und europaweit zusam- mengeführt. Der keineswegs spektakuläre, sondern in kleinen Schüben verlaufende Ansied- lungsvorgang deutscher und anderer west- und südeuropäischer Kolonisten, die in den mittelalterlichen Urkunden im westlichen wie im östlichen Europa als coloni oder hospites bezeichnet werden, wurde zunächst von den Landesherren, später auch von geistlichen (Bischöfen und Klöstern) und weltlichen Grundherren in Gang gesetzt und hat sich in der jeweils nachfolgenden Phase durch Tochtersiedlungen demographisch weitgehend selbst getragen und fortgesetzt. Aufgrund der in den Kolonisten- und Stadtrechten zusammengefassten Privilegien und Steuervergünstigungen sowie der technischen Neuerungen, die von den Siedlern eingeführt wurden, ist ein zweiseitiger struktureller Angleichungsprozess in den vom Siedlungsprozess erfassten Ländern festzustellen. Zunächst im rechtlichen Bereich, da „deutsche“ Kolonistenrechte und Stadtrechte ebenso nichtdeutschen, in immer um- fangreicherem Maße auch einheimischen Kolonisten und Stadtbürgern gewährt wur- den, wodurch das deutsche Stadtrecht weit nach Osten in nach wie vor nichtdeut- schen Gebieten Verbreitung fand und die Schicht der Freibauern bedeutend zuge- nommen hat. Die agrartechnischen Innovationen wurden hier schon behandelt. Hinzu kommt noch die Mehrfachverwendung der Wassermühlen, die nicht nur zum Mahlen des Ge- treides, sondern von den Handwerkern zum Tuchwalken, zum Brettsägen, zum An-

5 Die deutsche Ostsiedlung, S. 30. Vgl. auch die Beiträge im Sammelband Deutsche unter- wegs, hier von PRINZ und SEIBT.

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trieb von Schleifrädern etc. genützt wurden. Am Endes dieses mittelalterlichen An- gleichungsprozesses stehen dann bereits technische Großanlagen, wie die Eisen- hämmer und die Glashütten. Die Pestepidemien in der Mitte des 14. Jahrhunderts, der von ihnen ausgelöste massive Bevölkerungsrückgang, eine lang anhaltende Wirtschaftsrezession (die erst durch die Entdeckung Amerikas ihr Ende fand), das Zeitalter der Religionskriege bis zum Westfälischen Friedensschluss von 1648, ferner die Expansion des Osmanischen Reiches, das vom Südosten her bereits im Verlauf des 15. Jahrhunderts bis an die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vorstieß, das alles waren Faktoren, die die West-Ost-Wanderungsbewegung für Jahrhunderte blockierten. Erst mit der Beseitigung der osmanischen Gefahr durch die siegreiche Beendigung der zweiten Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683, der Eroberung der Festung Ofen 1686 und den daran anschließenden erfolgreichen Kriegszügen, die die Grenzen der Habsburgermonarchie bis an die untere Donau vorschoben und mit dem Frieden von Karlowitz 1699 ihren Aufstieg zur europäischen Großmacht besiegelten, erst dieser Prozess hat die Ostsiedlungsbewegung der frühen Neuzeit im südöstlichen Mittel- europa eingeleitet und ermöglicht. [Mit dem am 26. Januar 1699 unterzeichneten Frieden von Karlowitz (Sremski Karlovci) beendete Kaiser Leopold I. den großen Türkenkrieg von 1683 bis 1699 und gewann alle von den Türken besetzten Gebiete des Königreichs Ungarn bis an die Unna-Save-Donau- Linie zurück. Außerdem konnte er seine Herrschaft über das Fürstentum Siebenbürgen endgültig sichern. Ausgenommen davon blieb zunächst das Temescher Banat, das nach der Eroberung Temeschwars und Belgrads (1716-1717) erst mit dem Frieden von Passarowitz vom 21. Juli 1718 erworben wurde. Damit war die Befreiung Ungarns von der Türkenherr- schaft endgültig abgeschlossen.] Die beiden Siedlungsbewegungen des Mittelalters und der Neuzeit haben vieles gemeinsam: Auch in der Neuzeit geht es um eine Vermehrung und Verdichtung der Bevölkerung, schließlich um eine Intensivierung des Ackerbaus im Zuge eines groß- zügigen Landesausbaus. Beide großen Perioden des Landesausbaus sowohl des Mit- telalters als auch der Neuzeit stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Anstieg der Getreidepreise in Mitteleuropa. Diese verhältnismäßig lang andauernden Agrar- konjunkturen des Hochmittelalters und des 18. Jahrhunderts haben ganz wesentlich zur Profitmaximierung der Kolonisation beigetragen, eine übereinstimmende Interes- senlage der Siedler und der Grundherren in Richtung Ertragssteigerung zur gegensei- tigen Nutzung der Getreidekonjunktur begründet und dadurch die Siedler angelockt. In beiden Perioden wirkten für die Kolonisten Anreize wie einige Jahre der Steuerbe- freiung, Erwerbung erblichen Grundbesitzes, verminderte Abgaben und größere Frei- heiten. Sowohl im Mittelalter als auch im 18. Jahrhundert haben viele ethnisch unter- schiedliche Gruppen und nicht nur Deutsche an der Siedlungsbewegung und damit am Landesausbau teilgenommen.6 Das 1689 von der kaiserlichen „Kommission zur Einrichtung Ungarns“ vorgelegte „Einrichtungswerk des Königreichs Ungarn“ vom 15. November 1689 sprach ausdrücklich von einer gleichberechtigten Ansiedlung al-

6 KOSÁRY, Újjáépítés, S. 57 ff.; WELLMANN, Epoche, S. 253 f.

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ler daran interessierten Kolonisten, unabhängig von ihrer Herkunft oder konfessionel- len Zugehörigkeit, ein Grundsatz, dem sich auch das Impopulationspatent Kaiser Leo- polds I. vom 11. August 1689 verpflichtet zeigte.7 Im Vergleich zur mittelalterlichen ging es in der neuzeitlichen Kolonisation je- doch nur in Ausnahmefällen um Urbarmachung und Rodung und damit um die Neu- anlage von Kulturlandschaften. Denn diese waren – wenn auch in sehr vernachlässig- tem, manchmal auch tatsächlich verwüstetem Zustand – erhalten geblieben, die Ge- markungen und Dörfer vielerorts noch erkennbar und die vorhandene Infrastruktur konnte als Ausgangspunkt für den Wiederaufbau dienen. Da eine Siedlungsbewegung unter der Beteiligung vor allem südslavischer Bevölkerung bereits im osmanischen Herrschaftsbereich in Gang gekommen war, welche die Ernährung der osmanischen, im Land stationierten Truppen zu sichern hatte, gab es auch ein erhebliches Ausmaß von Siedlungskontinuität8, wenngleich zweifellos von einer geringeren Bevölkerungs- dichte des osmanisch besetzten Ungarn als des habsburgischen Ungarn ausgegangen werden kann.9 Nur ausnahmsweise kam es im 18. Jahrhundert zu einer Ödland- besiedlung, vor allem im Banat, aber auch dort gab es Siedlungskontinuität, denn in vielen Dörfern wurde von der autochthonen Bevölkerung für die Kolonisten aus West-, Mittel- und Osteuropa Platz geschaffen, andere Kolonistendörfer entstanden wiederum durch Separation von bereits bestehenden einheimischen Dörfern.10 Es ging bei der Kolonisation des 18. Jahrhunderts daher einerseits um Bevölke- rungsverdichtung, andererseits um Erschließung bzw. Wiedererschließung von Wüs- tungen und um die Rekultivierung von Brachland, wodurch die neuzeitliche Koloni- sation wesentlich schneller als die mittelalterliche sehr nachhaltige Erfolge aufweisen konnte. Dazu trug jedoch auch das Engagement des absolutistisch regierten Staates

7 „Was gestalt höchstgedachte Käyserl. Und Königliche Majestät […] entschlossen, alle und jede, was Standts, Nation, und Religion, inn- oder außer Landts die seynd, welche sich in gedachten Königreich Hungarn und demselben angehörigen Landen Häußlich nider zulas- sen Lust und Sinn haben, sowohl in Städten, als auff dem Landt, für freye Burger und Un- terthanen […]“ – Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 53. Zum „Ein- richtungswerk“ siehe VARGA, Berendezési. 8 Diese Siedlungsmigration wird anhand der Auswertung der osmanischen Quellen zu den Garnisonen und deren Bevölkerung in dem dreibändigen Quellenwerk von Klára Hegyi dokumentiert; HEGYI, Hódoltság, hier Bd. 1, S. 233 ff. 9 Die Schätzung der Bevölkerung und der Bevölkerungsdichte in Ungarn am Ende der Tür- kenzeit war lange Zeit ein kontrovers diskutiertes Thema der ungarischen Geschichts- schreibung. Vor 1945 war die Ansicht dominierend, dass die Bevölkerung Ungarns um 1700 nicht viel mehr als zwei Millionen betragen habe, während sich am Ende des 20. Jahrhunderts doch allmählich die Ansicht durchgesetzt hat, dass es vier bis viereinhalb Mil- lionen gewesen sein müssen, da für den Zeitraum von 1700 bis 1784 maximal von einer Verdoppelung der Gesamtbevölkerung ausgegangen werden kann. Denn die erste genauere Volkszählung unter Josef II. 1784 ergab unzweifelhaft eine Bevölkerung von 9,3 Millio- nen. Siehe KOSÁRY, Újjáépítés, S. 53 ff. 10 ROTH, Siedlungen.

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bei.11 Denn im Unterschied zum Mittelalter, in dem im Auftrag des Königs private Unternehmer aus eigenem wirtschaftlichen Risiko die Kolonisation vorangetrieben haben, wird im 18. Jahrhundert erstmals der Staat mit seinem Verwaltungsapparat zu einem Hauptträger der Kolonisation, wobei die privaten Grundherren aus dem staatli- chen Engagement großen Nutzen gezogen haben. Unter der Zielsetzung der Erhöhung sowohl der staatlichen Steuerleistung als auch der Einnahmen des Grundherrn, der davon geleiteten Bevölkerungsvermehrung und der Verbesserung der landwirtschaft- lichen Anbaumethoden wurde die Agrarproduktion und davon profitierend auch die Produktion des Handwerks und Gewerbes noch einmal wesentlich intensiviert und gesteigert. In Ungarn wurde im Verlauf des 18. Jahrhunderts gleichfalls ein Lande- sausbau vorgenommen, der eine neue Infrastruktur schuf: An die Stelle der mittelal- terlichen Kleindörfer mit ein bis zwei Dutzend Familien traten wirtschaftsstarke, gro- ße Dörfer mit häufig über tausend Einwohnern. Die Dörfer wurden durch den Ausbau eines Wegenetzes und der Flussschifffahrt systematisch miteinander und den Städten vernetzt, so dass am Ende des Jahrhunderts eine Mehrzahl der Siedlungen mit Hilfe des inzwischen eingerichteten Postverkehrs erreichbar geworden war und diese auch miteinander kommunizieren konnten.12 Die Ansiedlung deutscher Kolonisten löste auch in der frühen Neuzeit eine Reihe von Angleichungsprozessen aus, nämlich in den Bereichen Recht (im Verhältnis Bau- ern–Grundherren), Agrartechnik, Wirtschaftsführung und – wie schon angedeutet – Siedlungsstruktur. So trug die West-Ostwanderung mit ihrer Kolonisationstätigkeit in dieser Periode wesentlich zum Neuaufbau des Königreichs Ungarn nach der Türken- zeit und zu seiner allmählichen Modernisierung bei.13

11 Vgl. SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik. 12 Einen eindrucksvollen Beleg dafür bietet das in diesen Jahren erschienene Post-Lexikon der gesamten Habsburgermonarchie, das alle Dörfer und deren postalische Erreichbarkeit auflistet; Topographisches Post-Lexikon. Vgl. dazu auch die Studie von HELMEDACH, Ver- kehrssystem. 13 KOSÁRY, Újjáépítés, S. 53-66.

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II Das Mittelalter

1 Deutsch-ungarische Beziehungen im Früh- und Hochmittelalter

Bereits seit der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts sind wechselseitige Begegnungen beider Völker nachweisbar. So berichtete Karlmann (876-880) als Markgraf der Ost- mark 862 seinem Vater, dem ostfränkischen König Ludwig II. (843-876), von ersten Streifzügen der Ungarn im Karpatenbecken. Die Begegnungen verdichteten sich so- dann im Verlauf des 10. Jahrhunderts, allerdings in Gestalt existentieller Konflikter- fahrungen mit den ungarischen Reiternomaden, als im ganzen Abendland die Men- schen auf deren Beutezüge mit dem Stoßgebet „De sagittis Hungarorum libera nos Domine“ (Befreie uns o Herr von den Pfeilen der Ungarn) reagierten. Die Anführer der abendländischen Christenheit wussten den Überfällen der ab 899 alljährlich aus Pannonien hervorbrechenden Stämme zunächst kaum etwas entgegenzusetzen. Die Ungarn wiederum drangen bis Spanien und Süditalien, Westfrankreich und Nord- deutschland vor und wurden oft genug von einheimischen und miteinander rivalisie- renden Fürsten zum Angriff auf ihre jeweiligen Gegner instrumentalisiert. Doch der zunächst von Misserfolgen gekennzeichnete Abwehrkampf – 926 plünderten die Un- garn das reiche Kloster St. Gallen, was ihrem üblen Ruf eine Jahrhunderte lange Dau- er verlieh – hat ganz wesentlich zum Aufbau von staatlich-militärischen Einrichtun- gen und damit zur Institutionalisierung des aus dem ostfränkischen Reich hervorge- gangenen deutschen Königtums beigetragen. Hinter dem Sieg König Heinrichs I. (919-936) 933 an der Unstrut in Thüringen gegen ein ungarisches Stammesaufgebot und die Niederlage eines solchen in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg 955 steckt mehr als nur jeweils eine Schlacht. Sieg und Niederlage haben ganz entscheidend zur frühdeutschen Staatsbil- dung auf der einen und der ungarischen Staatsbildung auf der anderen Seite beigetra- gen. Bereits 18 Jahre nach Augsburg, 973, erschien eine Gesandtschaft des ungari- schen Großfürsten Géza (972-997) am Quedlinburger Hof Kaiser Ottos I. (König ab 936, Kaiser 962-973), um ihm und damit auch dem neu entstandenen Heiligen Römi- schen Reich zu huldigen und freundschaftliche Beziehungen aufzunehmen. Die von Géza in die Wege geleitete Christianisierung seines Volkes durch Missionare aus Ost und West, aus dem Byzantinischen Reich und aus den deutschen Bistümern Regens- burg, Passau und Salzburg, unterstützt von weltlichen Adeligen und Kaufleuten, die nach Ungarn kamen, bewirkte eine erste Annäherung und Angleichung seines Landes an „westliche“ Werte, Lebensformen und Institutionen. Sein von schwäbischen Rit- tern und vom Heiligen Adalbert (956-997), Bischof von Prag/Praha (982-997), erzo-

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gener Sohn Waik (Vajk) (997-1038) erhielt mit seiner Taufe den Namen des Passauer Patrons Stephan. „Waik ist nicht nur der Begründer der ungarischen Monarchie geworden und der Organisa- tor der ungarischen Kirche, was man ihm schon 1083 durch die Heiligsprechung dankte, er war auch der eigentliche Initiator der deutschen Südostsiedlung. Dazu hat sicher seine Ver- heiratung mit der frommen, einst durch Bischof Wolfgang in Regensburg erzogenen Bay- ernprinzessin Gisela (um 985-1060) aus der ottonischen Kaiserdynastie beigetragen.“1 Ihrem Bruder, dem Bayernherzog und römisch-deutschen Kaiser Heinrich II. (1002-1024), Begründer des für die Missionierung konzipierten Bistums Bamberg, sprach man 1146 bei seiner Heiligsprechung das Verdienst zu, die Bekehrung König Stephans und die Missionierung Ungarns bewirkt zu haben.2 Diese übertriebene Be- hauptung ist auf ihren historischen Kern dahingehend zu reduzieren, dass beides of- fensichtlich in Anlehnung an das damalige Heilige Römische Reich und mit Unter- stützung aus diesem vollzogen wurde. Ein deutscher Chronist und Zeitgenosse Stephans, Bischof Thietmar von Merse- burg (1009-1018), schrieb die Übersendung und Schenkung der Krone an Stephan I., mit der dieser am Neujahrstag 1001 gekrönt wurde, dem damaligen deutschen König und Kaiser Otto III. (983-1002) zu3, was mit größerer Wahrscheinlichkeit zutrifft als die Legende, wonach Stephan die Krone vom damaligen Papst Silvester II. (999- 1003) geschenkt worden sei. Die Krone des Staatsgründers ging nach dem Tod Stephans in den beinahe über drei Jahrzehnte währenden Erbfolgekämpfen um den Königsthron verloren. Als der deutsche König Heinrich III. (1039-1056) siegreich in diese Kämpfe eingriff, schickte er sie zum Zeichen seines Triumphes nach Rom, zum Grab des Apostelfürsten, wie ein Papstbrief von 1074 bezeugt. Es ist dasselbe Schreiben, in dem erstmals die Schenkung Ungarns an das Papsttum durch Stephan behauptet wird.4 Die heute als Stephanskrone verehrte Krone entstand später, und ihr Nimbus als Krone des Staats- gründers begann erst unter den letzten Herrschern der einheimischen Dynastie der Arpaden und ihren Nachfolgern aus verschiedenen fremdländischen Dynastien eine Rolle zu spielen, als es darum ging, die Thronfolge des jeweiligen Prätendenten durch Berufung auf Stephan zu legitimieren.5 In der Zeit der ersten beiden Kreuzzüge (1096-1099 und 1147-1149), die viele Rit- ter mit ihrem Gefolge aus ganz Europa auf dem Festland durch Ungarn (1096 und 1147) über die Balkanhalbinsel und Kleinasien ins Heilige Land führten, wurde Un- garn im „Westen“ bekannt. Erstmals gab es authentische Ungarn-Erfahrungen in grö-

1 ZIMMERMANN, Südostsiedlung, S. 23. 2 ZIMMERMANN, Gründung. 3 Thietmar, Chronicon IV, 59, S. 198: „Imperatoris autem predicti gratia et hortatu gener Henrici, ducis Bawariorum, Waic in regno suimet episcopales cathedras faciens, coronam et benediccionem accepit“. 4 Diplomata Hungariae antiquissima, S. 194 f. 5 Zur Geschichte der Stephanskrone siehe HOLLER; Studien zur Machtsymbolik; DEÉR; SEEWANN, Die Sankt-Stephans-Krone.

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ßerer Zahl, die das aus der Zeit der Streifzüge negativ gestimmte Ungarnbild in ein positives verwandelten. Kein geringerer als der damals weithin bekannte deutsche Chronist Bischof Otto von Freising (1138-1158) pries das Land um die Mitte des 12. Jahrhunderts ob seiner Fruchtbarkeit als „Paradies Gottes“.6 Auch der maurische Rei- sende Abu Hamid aus Spanien und der arabische Geograph Idrisi haben unabhängig vom Freisinger Bischof, jedoch zur selben Zeit die Fruchtbarkeit des Landes und sei- nen Reichtum an Bodenschätzen gerühmt. Ungarn wurde damals auch als Ziel der gerade einsetzenden West-Ost-Wanderung adeliger und bäuerlicher Kolonisten entdeckt. Dieser Wandel in der Wahrnehmung des Landes von außen, die grundlegende Veränderung des Ungarnbildes ist für den Verlauf der Ostkolonisation, die Ungarn von nun an einbezog, von entscheidender Bedeutung. Es gibt freilich nur wenige erhalten gebliebene Urkunden, die eine Aus- wanderung aus dem Reich nach Ungarn belegen. Bald nach dem Ersten Kreuzzug, im Jahr 1103, gab ein Ritter Anselm sein Lehen in Braz in der Nähe von Lüttich/Liège der Abtei Stablo zurück, weil er beschlossen hatte, nach Ungarn zu ziehen.7 In den Annalen des Stiftes Klosterrath bei Aachen findet sich für das Jahr 1148 die Notiz, dass ein Hezelo von Ritzerfeld bei Merkstein seinen Besitz dem Stift verkauft hat, als er nach Ungarn aufbrach, wo er sein Leben beschloss.8 Auch die Ansiedlung der Sie- benbürger und etwas später der Zipser Sachsen fiel in diese Zeit.9 Die Beschreibung der „Ungarn“ lehnte sich im Frühmittelalter noch ganz an die antike Zweiteilung der Welt in kultivierte Völker und Barbaren an. So bezeichnete beispielsweise Abt Regino (um 840-915) von Prüm in seiner 907/908 verfassten „Weltchronik“ die Ungarn als „Skythen“, als brandschatzende und Beute machende „Barbaren“.10 Im Gegensatz zum Mönch Regino hatte rund 250 Jahre später Bischof Otto von Freising als Teilnehmer am Zweiten Kreuzzug Ungarn persönlich im Gefol- ge König Konrads III. (1138-1152) kennengelernt, doch auch er bediente sich bei der Zeichnung seines Ungarnbildes dieser Zweiteilung, ohne jedoch wie frühere Chronis- ten den ungarischen „Barbaren“ aggressive Züge zuzuschreiben. In seiner „Gesta Frederici“ (entstanden um 1250) beschrieb er auf zwei langen Seiten das Volk der Ungarn wie folgt: „Das Land ist anmutig wegen der ihm von Natur verliehenen Lieblichkeit und reich infolge der Fruchtbarkeit seiner Äcker, so dass es so schön erscheint wie das Paradies Gottes oder

6 RADEK, Ungarnbild; SEEWANN, Ungarnbild, S. 2 f. 7 ZIMMERMANN, Südostsiedlung, S. 32. 8 Ebenda. In der älteren Literatur wird dieser Hezelo als einer der ersten namentlich bekann- ten Siebenbürger Sachsen vorgestellt, der Hetzelsdorf bei Mediasch gegründet haben soll. Zimmermann weist allerdings darauf hin, dass Hetzelsdorf als „villa Eczelini“ jedoch 1283, also über hundert Jahre später, erstmals urkundlich erwähnt wird. 9 GÜNDISCH, Siebenbürgen, S. 33 f.; Gündisch geht davon aus, dass die Ansiedlung in einer Zeit „des Einvernehmens“ beider Länder erfolgt sein muss, und kennzeichnet um 1150 drei relativ kurze Zeiträume, die dafür in Frage kommen, nämlich 1141-1145, 1147-1152 und 1158-1159. 10 Regino, Chronicon.

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Ägypten. Es bietet, wie gesagt, von Natur einen herrlichen Anblick, aber es ist, wie bei ei- nem Barbarenvolk natürlich, nur dürftig mit Stadtmauern und Gebäuden ausgestattet. [...] Da das Land häufig Einfälle von Barbaren erlitten hat, ist es auch nicht verwunderlich, dass es in Sitten und Sprache bäurisch und ungeschliffen geblieben ist. Denn zuerst lag es der Ausplünderung durch die Hunnen offen, die nach Jordanes von bösen Geistern und Huren stammen, dann der Verwüstung durch die Awaren, die rohes, unreines Fleisch essen, und schließlich der Besitzergreifung durch die aus Skythien ausgewanderten Ungarn, die es noch heute bewohnen. Diese Ungarn haben ein hässliches Gesicht mit tief liegenden Au- gen, von Wuchs sind sie klein, in Sitten und Sprache wilde Barbaren, und man muss mit Recht das Schicksal tadeln oder sich vielmehr über die göttliche Duldsamkeit wundern, die dieses schöne Land menschlichen Scheusalen – denn Menschen kann man sie kaum nen- nen – ausgeliefert hat.“11 Das durch Otto von Freising in Umlauf gebrachte differenziertere Ungarnbild, ei- nerseits wunderschönes, fruchtbares Land, andererseits Barbaren, die es bewohnen, steht zwar noch immer in der Kontinuität der antiken stereotypen Zweiteilung der Welt, aufgrund seiner authentischen Erfahrung gelingt es ihm jedoch, das Land selbst davon auszunehmen und neu zu bewerten. Der Gegensatz von der Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes und seinen „barbarischen“ Bewohnern zog die Ungarnwan- derer aus Deutschland bis in das 18. Jahrhundert hinein in seinen Bann. Das karitative Wirken der 1235 heilig gesprochenen Elisabeth (1207-1231) als Gattin des Landgrafen Ludwig von Thüringen (1217-1227), einer Tochter des ungari- schen Königs Andreas II. (1205-1235) und der Königin Gertrud (1203-1213) aus dem bayerischen Haus Andechs-Meranien, hat zur Festigung des guten Rufs der Ungarn dauerhaft beigetragen. Denn Elisabeth gehört zu den populärsten Heiligengestalten des Mittelalters. Das belegt jedenfalls die Häufigkeit des Taufnamens Elisabeth so- wohl in Ungarn als auch in Deutschland. Friedrich Heer bezeichnete sie als „eine der zartesten, innigsten und liebenswertesten“ Heiligen des Mittelalters.12 Schließlich sind ihr auch zwei Kirchen geweiht worden, die beide als hervorragende gotische Kir- chenbauten einen bleibenden Platz in der europäischen Kunstgeschichte erhalten ha- ben: die Elisabethkirche in Marburg an der Lahn, dem Zentrum ihres Wirkens, und die Elisabethkathedrale in Kaschau/Košice. Die seit dem 12. Jahrhundert immer intensiveren West-Ost-Kontakte veränderten jedoch auch die Selbstwahrnehmung der „barbarischen“ Bewohner Ungarns. Bereits rund hundert Jahre später wurde es nämlich von vielen ungarischen Aristokraten als eine Ehre angesehen, von deutschen Gästen – am besten aus der Zeit Stephans I. – abzustammen. Der ungarische Chronist Simon Kézai hat in seiner 1282-1285 nieder- geschriebenen „Gesta Hungarorum“ deshalb eine ganze Liste solcher Genealogien zusammengestellt, mit der er die Herkunft vieler Adelsgeschlechter „de Alemannia“, also aus Deutschland, zu unterstreichen sucht.13 Von den rund 50 Sippen, die zwi- schen dem 13. und 15. Jahrhundert die Mehrzahl der politischen Führungspositionen besetzten, „waren manche blutsmäßige Abkommen der heidnischen Stammeshäupt-

11 Otto, Gesta Frederici, S. 193 f. 12 HEER, Mittelalter, S. 355; vgl. ATZBACH/ALBRECHT. 13 Simon, Gesta Hungarorum, S. 187 ff.

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linge, andere wiederum – ihre Zahl belief sich auf 15 – Abkommen eingewanderter Ritter“.14 Unter ihnen waren acht deutsche, und zwar die Sippen Balog, Gutkeled, Győr, Hahót, Héder, Hermány, Hont-Pázmány und Ják. Aus der Sippe der Brüder Hont (Kunz) und Pázmány, beide Anführer der Leibgarde Stephans I., stammen die Grafen von Bösing/Pezinok und Sankt Georgen/Svätý Jur, während der Urahne des Geschlechtes Ják laut der ungarischen Bilderchronik der Ritter Vencilinus war, der als Heerführer Stephans I. die aufständischen heidnischen Ungarn unter ihrem Anführer Koppány besiegt hat.15

2 Ungarn – Gastland des Mittelalters

König Stephan I., der Begründer des ungarischen Staates, ordnete sein Land in das mittelalterliche Europa und dessen politische, kulturelle und wirtschaftliche Entwick- lung ein.16 Für den König bedeutete die Gemeinschaft mit den christlichen Staaten Europas die Möglichkeit, Fachkräfte mit ihren Kenntnissen und fremden Sitten in sein Land zu rufen. Die bereits in seiner Regierungszeit ins Land gekommenen Ritter (mi- les = Krieger) und Geistlichen, Bauern und Bergleute, Kaufleute und Handwerker wirkten am Aufbau des Königreichs mit und trugen dazu bei, das Land zu besiedeln und fruchtbar zu machen. Denn die dünne Besiedlung des Landes mit den ungari- schen Stämmen der Landnahme und ihren Hilfsvölkern reichte nicht aus, die Vertei- digung und wirtschaftliche Erschließung des Königreichs zu gewährleisten. Die Maximen seiner Politik fasste Stephan in dem wahrscheinlich 1031 entstande- nen „Libellus de institutione morum“, einer Art Fürstenspiegel, zusammen. In diesem ermahnt er seinen Sohn Imre, dass einwandernde „Gäste verschiedene Sprachen und Sitten, verschiedene Kenntnisse und Waffen mit sich bringen, die alle Reiche und den königlichen Hof schmücken und erhöhen, […] denn schwach und vergänglich ist ein Reich, in dem nur eine Sprache gesprochen wird und einerlei Recht gilt“17.

14 FÜGEDI, Königreich, S. 495. 15 Ebenda, S. 496 f. – Die Vorfahren der beiden Geschlechter Hahót und Héder kamen aus der Steiermark. Letztere waren in der Regierungszeit Gézas II. eingewandert. Ein Heinrich aus dem Geschlecht der Héder stieg unter Béla IV. vom Landesrichter 1254-1260 zum Pa- latin 1267-70 auf und war 1273-1274 Banus von Slawonien. 16 GYÖRFFY, István király. 17 „So wie die Ansiedler aus verschiedenen Ländern und Provinzen kommen, ebenso bringen sie auch verschiedene Sprachen und Sitten, verschieden lehrreiche Dinge und Waffen mit sich, welche den königlichen Hof zieren und verherrlichen, die auswärtigen Mächte aber erschrecken. Ein Land, das nur einerlei Sprache und einerlei Sitten hat, ist schwach und gebrechlich. Darum, mein Sohn, trage ich Dir auf, begegne ihnen und behandle sie anstän- dig, damit sie bei Dir lieber weilen als anderswo […]“ – De institutione morum ad Emeri- cum ducem, ediert u.a. von GYÖRFFY, Wirtschaft, S. 259.

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Die Einwanderer waren bis zum 13. Jahrhundert Gäste (hospites)18 des Königs und verliehen gerade der zentralen Königsmacht militärische und wirtschaftliche Stärke, ohne die das umfassende Reformwerk eines im Aufbau befindlichen Ge- meinwesens nach abendländischem Muster samt der Christianisierung seiner Bevöl- kerung nicht durchzusetzen gewesen wäre. In den Ermahnungen (admonitiones) an seinen Sohn verband sich die christliche Auffassung von den Pflichten eines gerech- ten Königs mit Vorstellungen von der Heiligkeit des Gastrechtes, wie sie in reiterno- madischen Kulturen des Orients weit verbreitet und auch bei den Ungarn des 11. Jahrhunderts noch lebendig waren.19 Deshalb wird noch im Grundgesetz des ungari- schen Hochmittelalters, in der Goldenen Bulle Königs Andreas II., 1222 festgehalten, dass die „Gäste jedwelcher Herkunft in der ihnen von Anfang an [bei ihrer Ansied- lung] gewährten Freiheit zu erhalten sind“20. Missionare des christlichen Glaubens kamen aus verschiedenen Ländern wie der Heilige Gerhard (980-1046), Bischof von Csanád, aus Italien und der Heilige Adal- bert, Erzieher Stephans, aus Böhmen.21 Stephan selbst heiratete um 995 die bayeri- sche Prinzessin Gisela, die aus ihrer Heimat eine Gefolgschaft deutscher Ritter mit sich brachte und dadurch erheblich zur Stärkung der Königsmacht beitrug. So erfah- ren wir aus der ältesten, um 1050 entstandenen ungarischen Ur-Gesta, dass an der Spitze des königlichen Heeres der deutsche Ritter „Venzelin“ gestanden hat, der an- derswo auch als Wenzelin von Wasserburg erwähnt wird.22 Der viel später entstandenen ungarischen Bilderchronik, die allerdings ebenfalls die oben erwähnte „Gesta“ zur Grundlage hat, ist zu entnehmen, dass bereits der Va- ter Stephans, Fürst Géza, 300 Gefolgsleute unter Führung des Grafen Heinrich von Hainburg aufgenommen und mit Gütern in Westungarn belehnt hat. Letzterer ist als Stammvater der ungarischen Geschlechter von Güssing-Güns/Kőszeg und Heiden- reichsturn/Hédervár als Mittelpunkt der Sippe Héder aufgestiegen, die im österrei- chisch-ungarischen Grenzgebiet im Mittelalter eine wichtige Rolle spielte und auch die deutsche Besiedlung ihrer Güter förderte.23 Tatsächlich ist die schon früh begonnene und bis in die Karolingerzeit zurückrei- chende Besiedlung von Teilen Westungarns (zum Teil identisch mit dem heutigen Burgenland) mit Deutschen der einzige Fall, durch den zusammenhängendes deut-

18 Das älteste, heute noch erhaltene Hospites-Privileg eines ungarischen Königs stammt aus dem Jahre 1201 von König Imre (1196-1204) für die hospites von Sárospatak („de potok“) in Nordostungarn. In den Gesetzen von König Stephan I. und seinen Nachfolgern ist der Terminus hospites jedoch bereits seit dem 11. Jahrhundert belegt. 19 GÖCKENJAN, S. 1. 20 Az aranybulla, S. 31: „Hospites cuiuscumque nationis secundum libertatem ab inicio eis concessam teneantur“. 21 BOGYAY, S. 9. 22 Vgl. die deutsche Übersetzung der sogenannten „Ur-Gesta“ von Bogyay in: Die heiligen Könige, S. 128; die zweite Erwähnung von Wenzelin bei Simon, Gesta Hungarorum, S. 188. 23 Vgl. die von Dercsényi besorgte Faksimile-Ausgabe der Bilderchronik, hier fol. 14 ff.

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sches Sprachgebiet nach Osten vorgeschoben wurde.24 Damit in keinem direkten Zu- sammenhang steht die Besiedlung Nordwestungarns, als sich die ersten deutschen Siedler in und um Pressburg/Bratislava wahrscheinlich ab der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert niederließen. Die von Pressburg ausgehende Besiedlung der Großen Schüttinsel/Žitný ostrov durch deutsche Bauern ist urkundlich seit dem Jahre 1232 nachweisbar, als für dieses Gebiet ein „Archidiaconus de Chut“ genannt wird, wobei die Kolonisten die Insel durch Anlage von Dämmen, eben durch deren „Aufschütten“, erst bewohnbar machen mussten, also sicherlich bereits Jahrzehnte vor der Einrich- tung der kirchlichen Verwaltung tätig geworden sind.25 Wenig später, 1238, wurde der nördlich von Pressburg gelegenen Stadt Tyrnau/Trnava das deutsche Stadtrecht verliehen, während Pressburg erst durch ein Privileg König Andreas III. aus dem Jah- re 1291 erstmals Erwähnung findet, obgleich in dieser Urkunde entsprechende ältere Rechte bestätigt werden.26 Eine von der älteren Literatur behauptete deutsche Sied- lungskontinutität der karolingischen Epoche des 9. Jahrhunderts im Rahmen der da- mals gegründeten pannonischen Mark mit der Kolonisation des 11. und 12. Jahrhun- derts ist für die – heute in der Slowakei gelegenen – Regionen nördlich der Donau al- lerdings nicht nachzuweisen.27 Die Eingliederung Ungarns in das christliche Abendland bedeutete jedoch nicht nur einen institutionellen und kulturellen, sondern auch einen bislang eher übersehe- nen wirtschaftlichen Wandel. Neben dem Warenaustausch durch Fernhandel, in den Ungarn schon ab dem 10. Jahrhundert eingebunden war, gehörten dazu auch die Mo- bilität der Arbeitskräfte und die damit verbundenen Siedlungsbewegungen. Ein großer Teil der Grenzgebiete Ungarns war noch am Ende des 12. Jahrhunderts beinahe un- bewohnt. Selbst in den bereits vom Siedlungsprozess erfassten Gebieten des Ungari- schen Tieflandes und Transdanubiens war die Bevölkerungszahl gemessen an den Kulturlandschaften Alteuropas gering. Auch Bischof Otto von Freising zeigte sich in seinem Ungarnbericht verwundert über den geringen Grad der Kultivierung und Be- siedlung.28 So stand Kolonisationsland reichlich zur Verfügung und dem König und seinem Gefolge war klar: Politische Macht und wirtschaftlicher Reichtum hingen nicht vom Besitz schierer Bodenfläche ab, sondern von der Verfügung über Arbeitskräfte, um den Boden zu bewirtschaften. Die Konsequenz war nun nicht mehr wie in der Zeit der

24 HOMMA. 25 STEINACKER, Siedlungsbewegung, S. 10. 26 Ebenda, S. 11. 27 Ebenda, S. 8; MOÓR geht davon aus, dass die karolingisch-fränkische Besiedlung des heu- tigen Burgenlandes nur in Resten bis zur Neuansiedlung von Deutschen im Hochmittelalter erhalten geblieben ist. Einen entgegengesetzten Standpunkt nehmen Kranzmayer, Ratz und Zimmermann ein, die von einer direkten Siedlungskontinuität ausgehen, wobei Kranzma- yer darauf hinweist, dass ein Drittel der burgenländischen Ortsnamen deutschen, ein Sechs- tel slavischen und nur ein Zehntel ungarischen Ursprungs sind. Bei dem großen Rest han- delt es sich um Übersetzungspaare. – KRANZMAYER/BÜRGER; RATZ; ZIMMERMANN, Be- siedlung. 28 Otto, Gesta Friderici, S. 49-52; Catalogus fontium, S. 1762-1765.

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Nomadengesellschaft noch ein Jahrhundert zuvor, durch kriegerische Beutezüge in den Nachbarländern Arbeitskräfte gefangen zu nehmen und als Sklaven zu verschlep- pen, sondern jetzt ging es darum, Siedler anzuwerben und unter günstigen Bedingun- gen in das sich allmählich konsolidierende Königreich einzugliedern. Auch wenn die Quellen dürftig sind, weisen die im 11. Jahrhundert üblich gewor- denen Zusätze zu den Ortsnamen auf die höchst unterschiedliche Herkunft der Bauern vieler Dörfer hin, wodurch klar ist, dass bereits ab der Regierungszeit Stephans I. mit den ins Land gekommenen Geistlichen und Rittern Ackerbau treibende Siedler nach- gerückt sind, welche die Versorgung ihrer Herren sicherstellten.29 Den Siedlungen verlieh die Nachbarbevölkerung die zusätzlichen Namensbestandteile offenbar des- halb, weil ihre sprachlich und rechtlich begründete Sonderstellung zur Zeit ihrer An- siedlung auffällig war. So gibt es aus dieser frühen Epoche bereits 35 Orte mit dem Zusatz németi, also deutsch, die ziemlich gleichmäßig verstreut auf 23 Komitate in- nerhalb des unter Stephan angelegten Ringes von Grenzfestungen anzutreffen sind.30 Gleichfalls im 11. Jahrhundert entstanden die ruthenischen oroszi- und die slowaki- schen toti-Dörfer, die tschechischen csehi- und die polnischen lengyel-Siedlungen. Dör- fer der welschen olaszi finden sich in den Komitaten Baranya, Borsod, Liptó, Zips, Zemplin, Bereg und Bihar. Als latini werden französische und wallonische Siedler in den früh entstandenen Städten Gran/Esztergom, Stuhlweissenburg/Székesfehérvár, Fünfkirchen/Pécs, Großwardein/ und Erlau/Eger bezeichnet. Im 11. Jahrhun- dert gehörte die Mehrheit der Dörfer fremder Sprache zum System der königlichen Domänenwirtschaft, das mit der Ansiedlung fremder Siedler verdichtet wurde. Eine rechtliche Sonderstellung derselben ist aus dieser Zeit nicht überliefert, aber anzu- nehmen. Erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wurden größere Gruppen von Ein- wanderern geschlossen auf noch unkultiviertem Königsland, insbesondere in den Randzonen des Königreiches, angesiedelt und mit Privilegien ausgestattet, wodurch sie sich von den bisherigen rechtlichen Bindungen des frühfeudalen Wirtschaftssys- tems befreien konnten. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts haben die Könige der Arpaden-Dynastie ihre Ko- lonisationstätigkeit wesentlich intensiviert. So rief König Géza II. (1141-1162) Mitte des 12. Jahrhunderts „Saxones et Flandrenses“ nach Siebenbürgen/Transilvania und Saxones in die Zips/Spiš, die als Siebenbürger bzw. Zipser Sachsen ganz wesentlich zur Erschließung des ihnen zugewiesenen Gebietes beigetragen haben. Als Sachsen wurden auch die im 12.-14. Jahrhundert angesiedelten Bergleute und damit Träger des Bergrechts in Bosnien, Serbien und in den übrigen Balkanländern bezeichnet.31 Während Letztere zum Teil tatsächlich aus den sächsischen Bergbaugebieten stamm- ten, wurde im Königreich Ungarn der Name „Sachse“ als Sammelbezeichnung für die

29 Nach einer mündlichen, urkundlich allerdings unbestätigten Überlieferung geht beispiels- weise die Gründung des Ortes Szatmár-Németi auf die Prinzessin und Gemahlin Stephans I., Gisela, zurück. – ZIMMERMANN, Südostsiedlung, S. 31. 30 MÁLYUSZ; vgl. dazu SZEKFŰ, Ungarn; SZŰCS, Nemzet. Eine sprachgeschichtliche Untersu- chung der Ortsnamen mit Herkunftsbezeichnungen bei KNIEZSA; vgl. KLEIN, Németi-Orte. 31 BAUDISCH; FILIPOVIĆ.

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deutschen Kolonisten verwendet, die aus dem Rheinland, aus Moselfranken, aus Flandern und Luxemburg, aus Thüringen und aus Niedersachsen kamen, aber auch aus anderen Gebieten des Reiches angeworben wurden.32 Nach dem Tatarensturm 1241, der viele Siedlungsgebiete verwüstet hatte, kon- zentrierten sich die ungarischen Könige Béla IV. (1235-1270), Karl I. Robert (1307- 1342), Ludwig I. (1342-1382) und Sigismund (1387-1437) vor allem darauf, durch die Gründung von Handwerks-, Handels- und Bergwerksstädten einerseits die wirt- schaftliche Entwicklung, andererseits durch deren Befestigungsanlagen auch die Ver- teidigung des Landes zu stärken. Zu diesem Zweck wurden neue Siedler angeworben und strategisch wie handelspolitisch günstig gelegene Orte durch Privilegien geför- dert. Entlang des Karpatenbogens entstand, vorrangig in der Nähe der Pässe, eine Kette deutscher Handelsstädte, die von Pressburg über Tyrnau, Trentschin/Trenčin, Sillein/Žilina, Käsmark/Kežmarok, Leutschau/Levoča, Kaschau/Košice und Be- regsass/Berehove bis nach Siebenbürgen, nach Bistritz/Bistriţa, Kronstadt/Braşov und Hermannstadt/Sibiu reichte und stellenweise auch über die Karpaten ausgriff (Lem- berg/, Sereth/Siret, Suceava, Akkerman, Langenau/Câmpulung in der Walachei). In den erz- und salzreichen Gebieten Nordungarns entstanden die niederungarischen Bergstädte (Schemnitz/Banská Štiavnica, Karpfen/Krupina, Kremnitz/Kremnica und Neusohl/Banská Bystrica), die oberungarischen Bergstädte in der Unterzips (Göll- nitz/Gelnica und Schmöllnitz/Smolnik), Frauenbach/Baia Mare und Rodenau/Râşnov am Fuße der Marmaroscher Berge und Offenburg/Baia de Arieş und Schlatten/Abrud im Siebenbürgischen Erzgebirge. Im Inneren des Landes blühten, durch deutsches wie auch latinisches Patriziat getragen und angeführt, Gewerbe und Handel rund um ad- ministrative oder geistliche Zentren auf: Ofen/Buda und Pest, Güns, Raab/Győr, Stuhlweißenburg, Gran, Waitzen/Vác, Fünfkirchen, Großwardein, Klausenburg/Cluj. Im Süden des Landes entwickelten sich vor allem Agram/Zagreb, Warasdin/Varaždin und Esseg/Osijek zu wichtigen deutschen Städten Kroatiens und Slawoniens. Innerhalb Ungarns hatten damit am Ende des 12. Jahrhunderts vier deutsche Sied- lungsgebiete deutlich sichtbare Konturen angenommen: die vergleichsweise kompak- ten Siedlungsgebiete der Siebenbürger und der Zipser Sachsen sowie der deutschen Kolonisten in den Grenzgebieten Westungarns und viertens die Streusiedlung der Städte deutschen Rechts, in deren Umgebung gleichfalls häufig Dörfer mit solchen Kolonisten anzutreffen waren. Außerhalb des Königreichs Ungarn entstand im Mittel- alter nur im Krainischen Karst, auf dem Waldhochland der Gottschee/Kočevje (im heutigen Slowenien), eine bedeutende deutsche Rodungssiedlung. Gerufen von den

32 Zuordnungen zu einzelnen ethnischen Gruppen und damit ethnische Bezeichnungen, wie sie seit der frühen Neuzeit allmählich üblich geworden sind, kannte das Mittelalter nicht. In Gebrauch waren Herkunfts-, Sprach- und Stammesbezeichnungen. Die Deutschen des Hochmittelalters wurden vielfach nach dem sächsischen Kaiserhaus der Ottonen als Sach- sen, später unter dem Kaiserhaus der Staufer als Schwaben bezeichnet. Schwaben (svábok) als in der ungarischen Sprache verwendetes Synonym für Deutsche ist spätestens seit dem Spätmittelalter nachweisbar, taucht jedoch in der lateinischen Form als „Alemannen“ be- reits früher auf, so in einem Brief König Bélas IV. an Papst Innozenz IV. vom 11. Novem- ber 1250, ediert in: Der Mongolensturm, S. 306.

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damaligen Grundherren, den Grafen von Ortenburg, ließen sich hier um 1330 Bauern aus Kärnten, Tirol, Bayern und Franken nieder.33

3 Die Siedlungspolitik der Arpaden vom 11. bis zum 14. Jahrhundert

Für die Siedlungspolitik der ungarischen Könige waren die wirtschaftlichen und sozi- alen Rahmenbedingungen ausschlaggebend, die sich nach 1200 allerdings grundle- gend änderten. Während in den 200 Jahren davor der König aus seiner unumschränk- ten Machtstellung heraus Königsland mit Kolonisten besiedelte (beispielsweise den Königsboden mit den Sachsen in Siebenbürgen), begann er im Verlauf des 13. Jahr- hunderts immer mehr Königsland an weltliche Grundherren zu verleihen. Dadurch kam es in dieser Epoche zu tiefgreifenden Umstruktierungen der Eigentumsverhält- nisse. Durch die massiven Schenkungen von Königsland an den Adel, ja ganzer Ko- mitate an private Grundherren, verlor der König nicht nur sein Verfügungsrecht, son- dern auch die Abgaben der bis dahin freien Bauern. Mit den Privilegien an die neuen Grundherren verlor der König jedoch auch seine Einnahme aus den Regalien, die er an diese abgetreten hatte. Am Ende dieses Prozesses entstand der Großgrundbesitz der immer mächtiger werdenden Barone, welche die Zentralgewalt des Königs zu- rückdrängten, das Verfügungsrecht über die auf ihrem Grund ansässigen Arbeitskräfte erlangten und aufgrund ihrer neu erworbenen Immunitätsrechte jetzt selbst Siedler ins Land holen konnten. Den spürbaren Verlust an Einnahmen suchte der König durch die Steigerung von Handel und Gewerbe auszugleichen. Die Intensivierung dieser in den Städten gebündelten Erwerbszweige bot demnach die Möglichkeit, die wirtschaft- liche Basis des Königs auf nichtagrarischer Grundlage zu stärken und dadurch seine politische Macht erneut zu festigen. In diesem Zusammenhang ist die ab dem 13. Jahrhundert stark zunehmende Verleihung von Hospites-Rechten an Fremde und Ein- heimische, die vermehrte Gründung von Städten und Handelsplätzen und die Kulti- vierung bisher nicht erschlossenen Landes durch neu angeworbene Siedler zu sehen.34 In der Kolonisation des ungarischen Königreichs sind daher ganz deutlich zwei Perioden zu unterscheiden. In der ersten Periode, die bis zum Mongolensturm von 1241 währte, erfolgte die Ansiedlung von Deutschen „allem Anschein nach aus- schließlich auf den königlichen Gütern“35, zum Teil in großen, mehr oder weniger ge- schlossenen Einheiten: das Siedlungsgebiet der Siebenbürger und der Zipser Sachsen und die der Königin gehörende Gespanschaft von Vizsoly, zum Teil auch in verstreu- ten Siedlungen, wie die Németi-Orte bezeugen. Die Gründung der Gespanschaft Viz- soly ist auf die Königin Gertrud von Andechs-Meranien (1185-1213) zurückzuführen,

33 GROTHE; Kočevsko; Deutsche Geschichte, Bd. 8; eine positive Neubewertung der Koloni- sation im Ausstellungskatalog Kočevska. 34 Dieser und die nachfolgenden Abschnitte stützen sich auf die grundlegende – deutsche, polnische und ungarische Quellen auswertende – Studie von KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 19 ff. 35 FÜGEDI, Königreich, S. 482.

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die offenbar zu ihrer Hochzeit mit König Andreas II. 1203 oder wenig später eine größere Schar bayerischer Kolonisten in ihrem Gefolge mit nach Ungarn brachte und in dem fruchtbaren Hernád-Tal südlich von Kaschau ansiedelte. Ihre zehn Dörfer er- hielten in der erstmals 1215 urkundlich überlieferten Gespanschaft ihre Selbstverwal- tung. 1220 werden ausdrücklich die „Regine hospites […] Teutonici“ unter der Füh- rung eines Gespans hervorgehoben, die bis Ende des 14. Jahrhunderts ihre Sonderstel- lung behalten konnten. Die herausragende Bedeutung von Vizsoly kommt noch darin zum Ausdruck, dass es ab 1322 als Gerichtsort des Palatins für die sieben Komitate Nordostungarns im Umkreis dieses Herrschaftszentrums diente.36 In der zweiten Periode, die mit dem Wiederaufbau des Landes nach dem Mongo- lensturm von 124137 einsetzte und bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts andauerte, stie- gen in immer stärkerem Maße die weltlichen und geistlichen Barone des Landes zu Trägern der Kolonisation auf, die auf ihren vom König verliehenen Domänen ihre Herrschaft durch Anlage neuer Dörfer verdichteten. Die Bauern dieser zweiten Kolo- nisationswelle wurden im Rahmen der privaten Grundherrschaft angesiedelt; ihre Dörfer lagen verstreut zwischen Dörfern anderer Bevölkerungsgruppen. Dadurch war die Bildung geschlossener Siedlungsblöcke, wie sie für die erste Periode charakteris- tisch war, ausgeschlossen. Die Katastrophe des Mongolensturms 1241, der weite Teile des Landes in Schutt und Asche legte und in den mittleren Regionen etwa die Hälfte der dortigen Bevölke- rung vernichtete38, verdeutlichte die Reformbedürftigkeit der Landesverteidigung wie die gefährliche Schwäche der königlichen Zentralgewalt. Hatte König Béla IV. vor der Katastrophe noch vergeblich versucht, durch Rücknahme von königlichem Besitz und Reorganisation der Komitatsstruktur die steigende Macht der Großgrundbesitzer zurückzudrängen, so verfolgte er nach 1241 eine neue Strategie, nämlich den Wieder-

36 GYÖRFFY, Történeti földrajza, S. 157. Die 1590 an diesem Ort entstandene lutherische „Vi- zsolyi Biblia“ ist die erste vollständige Bibelübersetzung ins Ungarische. Ein Zusammen- hang mit der ursprünglich deutschen Besiedlung ist naheliegend, doch bislang nicht nach- gewiesen. 37 Die Mongolen, eine Gruppe zentralasiatischer Völker, die einer Sprachfamilie angehören, eroberten nach ihrer politischen Vereinigung unter Dschingis Khan 1211-1234 Nordchina und 1217-1222 das westliche Zentralasien. Im Verlauf ihres nach Westen gerichteten Feld- zugs unterwarfen sie 1237 die Wolgabulgaren und die Kumanen sowie alle russischen Fürstentümer mit Ausnahme von Novgorod. Die Weigerung König Bélas IV., nach Ungarn geflohene Kumanen an den Khan Batu auszuliefern, führte zum verheerenden Einfall der Mongolen in Ungarn 1241. Der Tod des Großkhans Ögödäi im Dezember 1241 veranlasste Batu zur Räumung des Landes. Ein weiterer mongolischer Invasionsversuch 1285 scheiter- te an der militärischen Befestigung des Landes, die die Arpadenkönige Béla IV., Stephan V. und Ladislaus IV. nach 1241 insbesondere durch den Aufbau von Städten vorangetrie- ben hatten. – Vgl. Mongolen. 38 Györffy berechnet einen Bevölkerungsverlust von 50 Prozent bei einer Gesamtbevölkerung von maximal zwei Millionen. – GYÖRFFY, Einwohnerzahl. Neuere Forschungen jedoch ge- hen von einem Bevölkerungsverlust von maximal 20 Prozent aus, so SZŰCS, Árpádok, S. 4- 6, und KRISTÓ, S. 49.

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aufbau des Landes mit einer differenzierteren und den Großgrundbesitz mit einschlie- ßenden Politik zu beschleunigen: einerseits durch Intensivierung des Handels, der Geldwirtschaft und des Bergbaus die Königsmacht zu stärken, andererseits auch die Prosperität der privaten Grundherren zu fördern, indem er sie in das große Projekt des Landesausbaus und der Siedlungsverdichtung mit einbezog. Dadurch band er die Ko- lonisationstätigkeit der Grundherren an seine Interessen. Die Ansiedlung wurde somit zum Projekt der neuen Landbesitzer, die das an sie verschenkte Königsland nunmehr in Eigenregie kolonisierten und besiedelten. Dabei wurden im Landesinnern vorwie- gend Einheimische zum Landesausbau herangezogen, während an den Rändern des Königreichs vor allem ausländische Kolonisten zum Einsatz kamen. Das Recht auf Ansiedlung war ursprünglich ein königliches Regal, das im Verlauf des 13. Jahrhunderts immer stärker an private Grundherren abgetreten wurde. Die ers- te Urkunde über einen derartigen Immunitätsverzicht seitens des Königs stammt aus dem Jahre 1269.39 Dadurch entstanden neue territoriale Einheiten mit genau umrisse- nen Grenzen. Diese rechtlich und wirtschaftlich autonomen Gebiete traten an die Stel- le der bis dahin geschlossenen Verwaltungs- und Gerichtsbarkeit des Königs. Die kö- niglichen Komitate wurden in Adelskomitate umgewandelt und den Besitzern solcher Gebiete die Möglichkeit eröffnet, durch Landesausbau und Ansiedlung das wirt- schaftliche Potential ihres Besitzes voll auszuschöpfen. In dieser Epoche sind die Siedlungen der West-Ost-Kolonisation – begründet von deutschen Kolonisten – immer deutlicher von den Siedlungen nach deutschem Recht zu unterscheiden, in der Hauptsache von Einheimischen getragen, die sich jedoch der neuen Rechts- und Wirtschaftsformen bedienten und dadurch zur Auflösung der früh- feudalen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen beigetragen haben. Die mit einem be- stimmten Rechts- und Sozialstatus verbundene Bezeichnung hospes verlor dadurch ihre ursprüngliche, an die Einwanderung gekoppelte Bedeutung: Ein hospes konnte jetzt nicht mehr nur ein Einwanderer sein, sondern auch ein einheimischer Privilegier- ter, der diesen Rechtsstand durch Ansiedlung erworben hatte. In diesem Sinne sprach der König bereits 1240 von „hospites nostri tam Hungari quam Teuthonici“40. Beide Siedlungsbewegungen der ersten wie der zweiten Periode beinhalteten so- wohl neue Kolonisationsverfahren als auch neue Vertragsformen in Gestalt neuer Freiheitsrechte. Dazu gehörten: die wirtschaftliche Freiheit (Zollfreiheit, Marktrecht), die Ausübung des eigenen Gewohnheitsrechtes durch eigene Richter, die Pflege der Religion in eigener Sprache, gesichert auch durch das Recht auf eigene Pfarrerwahl. Die Grundverpflichtung der Ansiedler, nämlich die Treue zur Person des Königs und zur Krone, schloss vertraglich geregelte Abgaben, Verteidigungsleistungen und die Anerkennung der königlichen Gerichtsbarkeit in oberster Instanz mit ein. Diese Neue- rungen können anhand der Siedlungsprozesse in Siebenbürgen und in der Zips beson- ders gut verdeutlicht werden. Im Verlauf der zweiten Einwanderungsperiode ging je- doch das Treueverhältnis der hospites vom König auf den Grundherrn über. Dieser konnte jedoch nicht mehr Freiheiten gewähren, als er selbst besaß, d.h. er konnte sei-

39 KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 31. 40 Codex diplomaticus Arpadianus, S. 103; hier zitiert nach FÜGEDI, Königreich, S. 485.

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ne Siedler zwar von den grundherrschaftlichen Abgaben teilweise befreien, nicht aber von den Leistungen gegenüber dem König. Die verstreuten deutschen Siedlungen der ersten Periode gingen durch Schenkung aus dem königlichen in Privatbesitz über, be- hielten jedoch ihren Sozialstatus als hospites und blieben weiterhin im Besitz der nie- deren Gerichtsbarkeit und der Pfarrerwahl und so in einer besseren Lage als die alten einheimischen Dörfer. Gegenüber den Siebenbürger und den Zipser Sachsen, die ei- ner solchen „Privatisierung“ entgingen, brachte dies vor allem wirtschaftliche Nach- teile, nämlich die Leistung von Abgaben sowohl an den König als auch an die Kirche (Zehent) und den Grundherrn.41 Das gilt allerdings nicht für die städtische Ansied- lung, die in der zweiten Periode ein besonderes Gewicht erhielt. Doch für alle deut- schen Einwanderer sowohl in den Städten als auch in ihren Dörfern und auch in ihren geschlossenen Siedlungsgebieten der Zips und Siebenbürgens gilt, dass „die Einwan- derer die Politik des Landes nicht beeinflussen konnten, der ungarische König dage- gen in den inneren Angelegenheiten der Einwanderer eine großzügige Autonomie gewährte. Die Deutschen wurden als autonome Einheiten in die politische Struktur des Landes eingefügt.“42

3.1 Die Ansiedlung der Sachsen in Siebenbürgen Dem Ruf König Gézas II. um die Mitte des 12. Jahrhunderts folgend, verlief die An- siedlung der Siebenbürger Sachsen in mehreren Etappen, die geographisch durch das Verschieben der Grenzhindernisse, der Verhausäume (ungarisch gyepű), nach Norden und Osten nachvollzogen werden kann und in einem Zeitraum von 1250 bis 1350 an- zusetzen ist.43 Das freigewordene Ödland, in den Urkunden als terra deserta ausge- wiesen, wurde an die Siedler verliehen. Zu den frühesten Siedlungen zählen die Orte, die nach dem Anführer der jeweiligen Kolonistengruppe benannt wurden: Hermanni – Hermannstadt/Sibiu, Humperti – Hammersdorf/Gusteriţa, Epponis – Neppendorf/Tur- nişor, Christiani – Großau/Cristian, Heldwini – Heltau/Cisnădie und Eczelini – Het- zelsdorf/Aţel. 1186 werden erstmals die „fremden Gastsiedler des Königs von jenseits der Wäl- der“ erwähnt44, 1191 ist von der „ecclesia Teuthonicorum Ultrasilvanorum“ die Re- de45 und 1206 taucht erstmals der Name „Saxones“ als Bezeichnung dieser Siedler

41 Ebenda, S. 490. 42 Ebenda, S. 493. 43 Die neueste Synthese der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte verfasste Konrad Gün- disch; GÜNDISCH, Siebenbürgen. 44 In einem Brief König Bélas III. (1173-1196), in dem er 1186 anlässlich seiner Brautwer- bung am französischen Hof seine Einkünfte offenlegt und unter anderem 15 000 Mark „de alienis hospitibus regis de Ultrasylvas“ angibt. – BARTA/BARTA, S. 434 f. 45 Es handelt sich hier um die Bestätigung der Freiheiten der Hermannstädter Propstei durch Papst Cölestin III., ediert in: Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen, S. 1 f.

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auf46, der sich schließlich in der ungarischen Kanzleisprache durchsetzt und bis heute in Geltung geblieben ist. Über die lange Zeit umstrittene Herkunft der Siebenbürger Sachsen kann aufgrund linguistischer und archäologischer Untersuchungen nur so viel gesagt werden, dass sie ihrer Herkunft nach sehr unterschiedliche Gruppen repräsentierten und aus einem weit gefassten Raum stammten: Saxones aus dem mittel- und norddeutschen Raum wie Theutonici aus Süddeutschland gehörten ebenso dazu wie Romanen aus den westlichen Gebieten des Alten Reiches. Auf Flandrenses weist schon eine der frühes- ten Quellen hin. Flamen haben bei dem europäischen Landesausbau ganz allgemein eine wichtige Rolle gespielt, denn sie kamen aus einer der wirtschaftlich am besten entwickelten Reichsgrafschaften, die auf eine lange Erfahrung der Binnenkolonisation und Landerschließung durch Eindeichung zurückblicken konnten. Außerdem haben zahlreiche flämische Ritter sich an den ersten Kreuzzügen beteiligt und dadurch Un- garn kennengelernt. Für die Einwanderer wurde 1188/91 die exemte Hermannstädter Propstei gegrün- det47, die dem fernen Erzbistum Gran unterstellt und in Kapitel (Pfarrbezirke) geglie- dert wurde. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts war die ungarische Inbesitznahme Sie- benbürgens weitgehend abgeschlossen und die Grenze des Königreichs erreichte nun den Hauptkamm der Karpaten. Um diese Zeit erfolgte auch die deutsche Besiedlung von Klausenburg und wenig später, 1202, wurde südlich des Flusses Alt/Oltul das Zisterzienserkloster Kerz/Cârţa gegründet. Laut dem Freibrief der Siebenbürger Sachsen von 1224, dem „Andreanum“, reichte das damalige Siedlungsgebiet der Sie- benbürger Sachsen in seiner west-östlichen Ausdehnung von Broos/Orăştie bis Draas/Drăuşeni und umfasste die sieben Stühle der Hermannstädter Provinz: Her- mannstadt, Broos, Mühlbach/Sebeş, Reußmarkt/Miercurea Sibiului, Leschkirch/ Nocrich, Schenk/Cincu, Reps/Rupea und Schässburg/Shigişoara. 1486 fasste König in seiner Bestätigung des „Andreanums“ alle freien Siedlungen der Siebenbürger Sachsen zusammen, wodurch deren Zusammenschluss zur Sächsischen Nationsuniversität als oberstes Organ ihrer Selbstverwaltung besiegelt wird. Diese umfasst nun auch die nordöstlich gelegene Gebietskörperschaft der Siebenbürger Sachsen, das Nösner Land, das auf die Tätigkeit des Sohnes Bélas IV, Stephan V. (1270-1272), zurückgeht, der 1245 als iunior rex die Entwicklung des Bergbaus mit der Silbergewinnung in Rodenau vorantrieb und diese Stadt zum Hauptort der Region erhob. Doch die Stadt hielt 1285 einem Mongoleneinfall nicht stand, so dass der Vor- ort nach Bistritz verlegt wurde, dessen Bürger sich gegen die Mongolen erfolgreicher zur Wehr gesetzt hatten. Auch der planmäßige Ausbau von Klausenburg zur Stadt ist auf Stephan V. zurückzuführen, so dass die Stadt 1316 mit einem städtischen Frei-

46 König Andreas II. verlieh den „Hospites et Saxones“ in drei siebenbürgischen Dörfern eine Reihe von Privilegien. – Urkunden zur deutschen Ostsiedlung, S. 258. 47 Durch die Ausgliederung (Exemtion) der Propstei von Hermannstadt aus der Administrati- on des territorial zuständigen Bistums Weissenburg/Gyulafehérvár und ihre Unterstellung unter den Erzbischof von Gran/Esztergom gewann der sächsische Königsboden auch eine kirchenrechtliche Eigenständigkeit.

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brief ausgestattet werden konnte. Kronstadt hat erst hundert Jahre später, durch die Auflösung der Burzenländer Grafschaft 1422, die Basis für seinen Aufstieg zur be- deutendsten und bevölkerungsreichsten Handelsmetropole Siebenbürgens erhalten. Der eigentliche Siedlungsvorgang in Siebenbürgen kann wie folgt rekonstruiert werden: Die Kolonisten, die entweder Donau abwärts oder über Schlesien und die West-Ost-Verbindungen in Oberungarn und dann über die Theiß und das Tiefland Siebenbürgen erreichten, wurden zunächst in Lagern gesammelt; mit dem jeweiligen Anführer der Siedlergruppe wurde die Gemarkung der künftigen Ortschaft abgesteckt, die Parzellierung der Gehöfte vorgenommen und den einzelnen Siedlerfamilien zu- gewiesen. Diese rodeten, das heißt sie schufen aus einem Waldboden einen Ackerbo- den, bauten Getreide an und züchteten Vieh, errichteten ihre Wohngebäude und schließlich die Dorfkirche. Deren romanischer Stil in der ersten Welle der Ansiedlung belegt gleichfalls die Ankunft der ersten Siedler im 12. Jahrhundert. Die neuere For- schung geht davon aus, dass in dieser Phase nicht mehr als 2 500 Personen nach Sie- benbürgen gekommen sind.48 Die Anführer der Siedlergruppen, die Lokatoren, auch Gräfen genannt, erhielten das erbliche Schulzenrecht und stellten dadurch die Füh- rungsschicht der Kolonisten.49 Einen neuen Höhepunkt der Ansiedlung stellt die Berufung des Deutschen Ordens in das Burzenland/Ţara Bârsei dar. 1211 siedelte König Andreas II. (1205-1235) den aus dem Heiligen Land vertriebenen Deutschen Ritterorden im südöstlichen Teil Sie- benbürgens, im sogenannten Burzenland, an. Ihr Anführer war Hermann von Salza aus Thüringen (1209-1239).50 Die Ritter bauten stark befestigte Grenzburgen, riefen deutsche Kolonisten ins Land, gründeten die Stadt Kronstadt und dehnten ihre Macht auch auf Gebiete der Walachei und Kumaniens jenseits der Karpaten aus. Da sie sich jedoch auch königlichen Besitz einverleibten und ihr Herrschaftsgebiet von Ungarn unabhängig machen wollten, noch dazu auf die Unterstützung des Papstes zählen konnten, vertrieb sie der König 1225.51 Die Ritter zogen daraufhin an die Ostsee und begründeten dort den Staat des Deutschen Ritterordens im Baltikum. In dieser unruhigen Zeit sicherte König Andreas II. 1224 in seinem „Goldenen Freibrief“ den Siebenbürger Sachsen weitgehende Rechte zu, um seine durch den Deutschen Orden in Frage gestellte Herrschaft über sie zu sichern. Das nach seinem Stifter benannte „Andreanum“ ist das weitestgehende und umfassendste Kolonisten- recht des europäischen Mittelalters: Die Siebenbürger Sachsen bekamen das Recht, eine territorial fixierte politische Einheit zu bilden und diese unter eigene Verwaltung

48 ZIMMERMANN, Südostsiedlung, S. 35. Grundlage dafür ist die geschätzte Zahl von 500 Hofstellen bzw. Familien in der ersten Siedlungsphase. Vgl. WAGNER, Siebenbürger Sach- sen, S. 127. 49 NÄGLER, Ansiedlung, S. 141-143. 50 Im gleichen Jahr wurde die vierjährige Tochter des Königs Andreas II., die 1235 heiligge- sprochene Elisabeth (1207-1231), mit Ludwig von Thüringen verlobt, der Thüringen von 1217 bis zu seinem Tod 1227 regierte. Diese dynastische Verbindung hat die Berufung des Deutschen Ritterordens nach Siebenbürgen sicherlich begünstigt. 51 Zur Geschichte des Ordens siehe ZIMMERMANN, Ritterorden; DERS., Orden.

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zu stellen, die Hermannstädter Provinz, mit selbstgewählten Richtern (unabhängig und selbstständig von der sonst im Lande geltenden Komitatsverwaltung), mit eigener Gerichtsbarkeit und eigenem Gewohnheitsrecht: Der König garantierte ihnen die Un- veräußerlichkeit des ihnen verliehenen Grund und Bodens und räumte ihnen sogar das Widerstandsrecht ein, sollte jemand sich eines Vergehens gegen diese Bestimmungen schuldig machen; auch ihre Pfarrer konnten sie selbst wählen und an diese den Zehn- ten abführen, demnach eine eigenkirchliche Gemeinschaft aufbauen; ihre Pflichten bezüglich Heeresaufgebot (die Stellung von 500 Bewaffneten) und ihre Abgaben an den König waren genau geregelt und konnten nicht willkürlich verändert werden. Rund zweieinhalb Jahrhunderte später, 1486, wurden diese Rechte auf alle von Sach- sen bewohnten Gebiete Siebenbürgens erweitert (u.a. auf das neu hinzugekommene Nösner Land mit Bistritz als Hauptort) und es entstand die Nationsuniversität als das oberste Gremium ihrer Selbstverwaltung. Das von Sachsen selbstverwaltete Gebiet wird als Königsboden bezeichnet, in dem auf lange Zeit keine anderen Bevölkerungs- gruppen Fuß fassen durften. Wirtschaftlich gesehen erhielten sie zudem auch Zoll- freiheit, das Marktrecht und das Schürfrecht für den von ihnen betriebenen Bergbau. Das „Andreanum“ blieb das Grundgesetz der Siebenbürger Sachsen auf dem Königs- boden und behielt rund 750 Jahre, bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, seine Gültigkeit. Die Siebenbürger Sachsen galten von diesem Zeitpunkt an als eine eigene Nation unter eigenen gewählten Richtern (den Königsrichtern) und einem vom König ernannten Grafen, dem sogenannten Sachsengrafen, der in Hermannstadt residierte. Ungarische Adelige konnten auf dem Königsboden keinen Grund erwerben, so dass die Möglichkeit einer Aushöhlung der Freiheiten von innen von vornherein unterbun- den blieb.52 Am Ende des Mittelalters, um 1510, können wir nach neuesten Schätzungen von einer Bevölkerung von rund 100 000 Menschen auf dem Territorium des Königsbo- dens ausgehen, die in rund 16 500 von Steuerregistern erfassten Haushalten in 227 Gemeinden lebten. Rund ein Viertel davon siedelte in den sieben größten Städten Hermannstadt, Schäßburg, Mühlbach, Broos, Mediasch/Mediaş, Bistritz und Kron- stadt, wobei Kronstadt mit über 10 000 Einwohnern die bevölkerungsreichste war. Weitere 45 Prozent lebten in 16 oppida (Marktflecken), von denen Tartlau/Prejmer, Birthälm/Biertan und Heltau die bedeutendsten waren. Als Hörige, die einem Grund- herrn unterstanden, wurden damals rund 10 Prozent der Bevölkerung eingestuft, die Zahl der Hintersassen (Personen ohne Hausbesitz) und Armen war wesentlich gerin- ger als im übrigen Königreich. Sie lebten mehrheitlich in den Städten und Marktfle- cken des Königsbodens und erreichten dort nur einen Anteil von 5 Prozent bis maxi- mal 10 Prozent, während in den Marktflecken des Königreichs durchschnittlich 30 Prozent, in einigen Städten wie Ödenburg/Sopron oder Kaschau 38 Prozent bis 43 Prozent festzustellen sind. Auch die Zahl der Wüstungen war auf dem Königsboden wesentlich geringer trotz der Türkeneinfälle des 15. Jahrhunderts, die einige Orte wie

52 Vgl. dazu GÜNDISCH, Siebenbürgen, S. 38-43, hier auch die deutsche Übersetzung des „Andreanums“ auf S. 40-42.

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Broos oder Mühlbach schwer beschädigt haben.53 Die seit dem ersten Türkeneinfall von 1395 immer dringlicher gewordene Türkenabwehr konzentrierte sich auf den Bau von groß angelegten Verteidigungsanlagen: den ummauerten Städten und den Wehr- kirchen (Kirchenburgen). Damit fügten sich die Siebenbürger Sachsen mit berechtig- tem Stolz in die antemurale christianitatis ein und bildeten an geographisch exponier- ter Stelle gleichsam eine Zitadelle, die selbst von den Osmanen respektiert wurde und ganz wesentlich zur Sonderstellung des nach 1526 entstandenen Fürstentums Sieben- bürgen zwischen den beiden Großmächten, dem Habsburger und dem Osmanischen Reich, beigetragen hat.

3.2 Die deutsche Besiedlung der Zips und Oberungarns Es gibt einige Gemeinsamkeiten im Ansiedlungswerk der Siebenbürger und der Zip- ser Sachsen. Auch für die Zips schreibt man die erste Siedlungsinitiative König Géza II. zu. Allerdings wird diese Überlieferung von den erhalten gebliebenen Quel- len nicht unterstützt. In Siebenbürgen ging es darum, durch Besiedlung von Ödland das Königreich gegen Einfälle aus dem Osten zu sichern, in der Zips den immer näher an die Karpaten heranrückenden Besiedlungsaktionen durch polnische Herzöge mit eigenen Besiedlungen entgegenzuwirken, um diese strategisch wichtige Region mit ihren nach Polen hin offenen, zum Teil bereits jenseits des Karpatenhauptkamms lie- genden Flusstälern zu sichern. Aufgrund der überlieferten Quellen ist ab Beginn des 13. Jahrhunderts eine rasch zunehmende Verteilung von Königsland, von unbewohnten Waldgebieten an weltli- che und geistliche Grundbesitzer zu beobachten. Im Mittelpunkt der damit verbunde- nen Schenkungsurkunden stand die Verleihung der Immunität und damit des Rechts an die neuen Grundbesitzer, nunmehr in Eigenregie Siedler anzuwerben und die vom König angeregte und durch Privilegien geförderte Besiedlung durchzuführen. Es ent- standen somit umfangreiche Güter adeliger oder in den Adelsstand erhobener Fami- lien nicht nur in der Zips, sondern auch in den benachbarten Komitaten Sáros und Liptó (einige wenige auch in Gömör und Abaúj), die sich in ihrer Siedlungstätigkeit vielfach an polnisch-schlesischen Erfahrungen und Methoden orientierten.54 Die erste überlieferte Urkunde solcher Art aus dem Jahre 1209 ist die Schenkung eines genau umgrenzten Gebiets am Fluss Popper in der Zips (in Chypus) – zugleich auch die Ersterwähnung der Zips überhaupt – an den Propst Adolf in Anerkennung seiner Verdienste als Gesandter König Andreas’ II. an den Papst, an den Kaiser und verschiedene deutsche Fürstenhöfe.55 Adolf stand der Propstei am Martinsberg in der Unterstadt (die später den Namen Kirchdrauf/Spišské Podhradie erhielt) der Zipser Burg vor, wobei diese Propstei König Béla III. (1172-1196) wahrscheinlich parallel zur Hermannstädter Propstei als Zentrum für das bereits eingeleitete Kolonisations-

53 DRASKÓCZY. 54 KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 26. 55 Ediert: Codex diplomaticus Slovaciae, S. 122 f., vgl. dazu ZIMMERMANN, Südostsiedlung, S. 42 ff., und KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 26 ff.

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werk gegründet hatte, ging ja im Früh- und Hochmittelalter die Einrichtung der kirch- lichen Verwaltung der weltlichen im Allgemeinen voraus. Adolf erhielt den Besitz je- doch nicht als Kleriker, sondern als Privatmann, den er somit weitervererben konnte. Bei dem Zustandekommen der Schenkung spielten verwandtschaftliche Beziehungen eine wichtige Rolle, denn die Schwester Adolfs war Hofdame der Königin Gertrud von Andechs-Meranien, und der Fürsprecher Adolfs und Vorbesitzer der Propstwür- de, Bischof Ekbert von Bamberg (1203-1237), war ein Bruder der Königin Gertrud und Erbauer des Doms von Bamberg, der mit dem vor dem Dom aufgestellten Bam- berger Reiter auch die Lokaltradition mit ihrer Deutung desselben als Stephan der Heilige begründet hat. Eine Schwester der Königin, Hedwig von Andechs-Meranien, heiratete 1234 den schlesischen Herzog Heinrich I. (1201-1238), der im Dohnst- Dunajetz-Gebiet und damit am nördlichen Grenzsaum der Zips deutsche Kolonisten ansiedelte.56 In Reaktion darauf hat dieser Schritt zur Intensivierung der Siedlungsak- tionen auf ungarischer Seite beigetragen. Denn zu diesem Zweck bekam 1256 der Zipser Graf Jordan von Gargau (†1257) von König Béla IV. eine Landschenkung mit dem Auftrag, die Hospites-Ansiedlung bis zum besagten Dohnst-Dunajetz-Gebiet vo- ranzutreiben.57 Aus der Urkunde geht auch hervor, dass er diese Schenkung in Aner- kennung seiner Verdienste um die Anwerbung von Siedlern für die Zips („de Ruthe- nia et Polonia“) erhalten hat. Dieser Comes Jordan ist das erste bekannte Mitglied der Familie Görgey und war Angehöriger der Zipser Sachsen. Nach ihrer Erhebung in den Adelsstand unterhielt die Familie Görgey noch längere Zeit enge Beziehungen zur Zipser universitas Saxonum und mehrere ihrer Mitglieder dienten im 13.-14. Jahr- hundert als comes Saxonum und später, im 15. Jahrhundert, – nunmehr ungarisches Adelsgeschlecht – als vicecomites Scepusienses.58 Aus diesem Vorgang wird ersicht- lich, dass schon zu dieser Zeit eine politische Rolle selbst im Rahmen eines Komitats ohne Eingliederung in den ungarischen Adel undenkbar war. Das beweist übrigens auch die Geschichte der Gräfen der Siebenbürger Sachsen, die im ungarischen Adel aufgingen und mit dem neuen Sozialstatus ihre ursprüngliche Nationalität aufgaben.59 Im Umkehrschluss bleibt festzuhalten, dass im ungarischen Mittelalter die sprachliche und ethnische Distinktion der deutschen hospites niemals in Frage gestellt wurde und sie diese deshalb auch ungeschmälert bewahren konnten. Unter Béla IV. hat die Einwanderung deutscher Kolonisten in die Zips erheblich zugenommen, wobei ohne Rücksicht auf Herkunft oder Stammeszugehörigkeit ihre deutschen Bewohner „Zipser Sachsen“ genannt wurden. Während in der Oberzips hauptsächlich Bauern und Handwerker eine neue Heimat fanden, die aus dem östli- chen Mitteldeutschland und Schlesien gekommen waren, ließen sich in der Unterzips, am Gründner Boden und im Göllnitztal, vor allem aus Bayern und Tirol stammende Bergleute nieder, die in ihren zahlreichen und anfänglich recht primitiven Gruben

56 ZIENTARA, S. 97; die Urkunde Heinrichs in: Urkunden zur deutschen Ostsiedlung, S. 316 ff. 57 Scriptores rerum Hungaricarum, Bd. 1, S. 342. 58 KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 47 ff. 59 FÜGEDI, Königreich, S. 497 f.

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Gold und Silber, später auch Blei und Kupfer, Schwefelkies, Antimon, Kobalt und Quecksilber förderten, wodurch die sieben oberungarischen Bergstädte unter Führung von Göllnitz/Gelnica, Schmöllnitz/Smolník und Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves zu Reichtum und Ansehen gelangten. Die Zips umfasste am Ende der großen, von Béla IV. betriebenen Ansiedlungswel- le um die Mitte des 14. Jahrhunderts 24 königliche Städte und 43 Dörfer, darunter die beiden Hauptorte Käsmark und Leutschau. In den verschiedenen Ansiedlungsphasen kamen neben Bauern, Handwerkern und Kaufleuten auch Bergleute ins Land. Denn sowohl die südliche Zips (mit ihren oberungarischen Bergstädten) als auch die Regio- nen der heutigen Mittelslowakei um Kremnitz und den insgesamt sieben, im 13. Jahr- hundert gegründeten niederungarischen Bergstädten waren reich an Vorkommen von Edelmetallen: Rasch entwickelte sich Kremnitz60 zum blühenden Zentrum des Gold- abbaus, die Stadt Schemnitz61 stand für Silbergewinnung und Neusohl62 für die Kup- ferförderung, die im Spätmittelalter bis ins 16. Jahrhundert einen besonderen Auf- schwung erlebte. Die Bergleute zogen zum Teil die Ansiedlung auch von bäuerlicher Bevölkerung nach sich, die sich in Dörfern rund um die Städte zerstreut niederließ. Nur um Kremnitz und Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno herum entstand bis zum Ende des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes deutsches Siedlungsgebiet aus 40 Wald- hufendörfern mit aus Schlesien stammender Bevölkerung, das aufgrund der nötigen schweren Rodungsarbeiten den Namen „Hauerland“ erhielt und mit der in den Wäl- dern hergestellten Holzkohle als Brennstoff für die Verarbeitung der geförderten Edelmetalle eine wichtige Rolle übernahm. Um 1500 sollen die Deutschen in Oberungarn 150 000 Personen und damit ein Viertel der Gesamtbevölkerung dieser Region ausgemacht haben.63 In dieser Zeit entstand offenbar auch die Erfahrung, dass es möglich war, auf einer Reise von Pressburg durch Oberungarn nach Kaschau jede Nacht in einer deutschen Herberge zu verbringen: „Es ist kein Stättlein noch kein Dorff, darin nicht Teutsche wohnen.“64 Mit der Bestätigung ihrer Freiheiten erhielten die Zipser Sachsen 1271 von König Stephan V. einen Freibrief, der sich inhaltlich in wesentlichen Teilen mit dem Frei- brief der Siebenbürger Sachsen deckte. Auch im Zipser Freibrief ging es um weltliche

60 Kremnitz ist erst 1328 als deutsche Hospites-Siedlung urkundlich belegt, als es zur Resi- denz des königlichen Kammergrafen aufstieg, der für das Berg- und Münzwesen zuständig war. In der Kremnitzer Münzstätte wurden zuerst Silbergroschen und später die in ganz Europa beliebten Kremnitzer Dukaten oder „ungarischen Floren“ geprägt. – LAMOŠ; MEL- ZER/KURBEL/RÜCKSCHLOSS; Banské mestá. 61 Schemnitz wird urkundlich erstmals 1156 erwähnt und hatte bereits 1240 einen deutschen Pfarrer; es erhielt 1255 das deutsche Stadtrecht, das sich stark an das Bergrecht von Iglau/ Jihlava anlehnt und im selben Jahr an Neusohl und von dort weiter an das von Göllnitz aus gegründete Schmöllnitz (Stadtrecht 1328) weitergegeben wurde. – PIIRAINEN, Stadt- und Bergrechte, S. 53. 62 Die Stadtverleihungsurkunde von Neusohl bei Codex diplomaticus Slovaciae, S. 340 f. 63 STEINACKER, Siedlungsbewegung, S. 25. 64 KRÜGER, S. 127; hier zit. nach ZIMMERMANN, Südostsiedlung, S. 82; siehe auch HOENSCH, Zipser, S. 156.

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und kirchliche Selbstverwaltungsrechte in Form der freien Richter- und Pfarrerwahl. Von Belang ist ferner die Gültigkeit des Ius proprium, also des eigenen, mitgebrach- ten Gewohnheitsrechtes. Ausdrücklich verzichtete der König auf die Vorladung vor seinen, den höchsten Richterstuhl mit der Begründung, dass die Kolonisten schlichte und einfache Leute seien, bei denen man kein Verständnis für ein fremdes Rechtssys- tem voraussetzen könne. Als Sitz des im Namen des Königs amtierenden Grafen wurde Leutschau bestimmt. Der Graf wurde durch aktives und passives Wahlrecht der Siedler gewählt und vom König nur noch bestätigt. Von Interesse ist auch die Her- vorhebung, dass die hiermit gewährten Rechte und Freiheiten sich als Erneuerung der seinerzeit bei der Ansiedlung gewährten verstanden. Mit der Festlegung der Abgaben und Pflichten (beispielsweise im Kriegsfall) gegenüber dem König als Schutzherrn sollte offenbar einer Rechtsverschlechterung durch überzogene Forderungen vorge- beugt werden. Dieser Freiheitsbrief wurde 1317 und 1328 erneuert und schließlich 1370 in den 95 Artikeln der „Zipser Willkür“, dem mittelalterlichen Grundgesetz der Zipser Sachsen, zusammengefasst, das rechtsgeschichtlich gesehen hauptsächlich die Bestimmungen des Sachsenspiegels und des Magdeburger Stadtrechts aufgreift und im Übrigen recht präzise Bestimmungen über Handel, Gewerbe, familiäre und soziale Verhältnisse enthält.65 Um diese Zeit erreichte die Universitas Saxonum de Scepus ihre höchste wirt- schaftliche und kulturelle Blüte. Wirtschaftlich gesehen fußte diese einerseits auf dem Abbau von Gold, Silber, Blei, Kupfer, Schwefelkies, Antimon, Kobalt und Quecksil- ber, andererseits war das auch der günstigen Verkehrslage zu verdanken, an der wich- tigen Handelsstraße von der Ostsee an die Adria, wo durch das Dunajec- und Popper- tal der Übergang von der Weichsel in das Einzugsgebiet der Donau keine Schwierig- keiten bereitete. Dazu kam noch die West-Ost-Transversale, die von Böhmen bzw. Krakau/Kraków über das Waagtal entlang der Karpaten durch die Zips verlief und Mitteleuropa mit dem Schwarzmeergebiet und dem Steppenland der Ukraine und Südrussland verband. Daher erlangte auch der Transit- und Exporthandel mit Erzen, Leinwand, Tuch, ungarischem Wein, Schmuck, Fellen, Lederwaren und Schafskäse zunehmende Bedeutung. Wirtschaftlich ins Gewicht fiel auch das Zipser Handwerk, das vor allem während der langen Wintermonate die vorhandenen Rohstoffe verwer- tete. Rohstoffbeschaffung, Produktion und Absatz wurden von straff organisierten Zünften kontrolliert, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden und sich bis in das 17. Jahrhundert vehement und erfolgreich gegen den Zuzug von Slowaken und Magyaren zur Wehr setzten und ihnen die Bürgerrechte verweigerten. Besonders das 1245 gegründete Leutschau stieg zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt der Zips auf, wurde 1321 königliche Freistadt und wegen seiner bis Kon- stantinopel/Istanbul, Danzig/Gdańsk und Brügge reichenden Handelskontakte das Nürnberg der Zips genannt. Noch heute zeugt die großzügige Stadtanlage mit dem weiten Ring, dem Rathaus, seinen gotischen Kirchen mit wunderbaren Flügelaltären und – in der Pfarrkirche – dem geschnitzten Holzaltar des Meisters Paul mit Figuren

65 Moderne und kommentierte Ausgabe dieses Rechtsbuches von PIIRAINEN/PAPSONOVÁ; der Freibrief von 1271 ist ediert im Codex diplomaticus Slovaciae, S. 55 f.

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in Lebensgröße, schließlich mit seinen Bürgerhäusern im Stil der Renaissance von der einstigen Größe und Bedeutung dieser Stadt. Am Ende des 15. Jahrhunderts dürften in der Zips allein über 50 000 deutschsprachige Bürger gelebt haben. Ein wertvolles Literaturdenkmal der wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit der Deutschen in der Zips ist die um 1437 entstandene Chronik von Georgenberg/Spišská Sobota, die selbstbewusst über die Ansiedlung der Deutschen und ihren Aufstieg als gute Patrioten und treue Untertanen des ungarischen Königs berichtet.66 Auf ihr fußt die schon im Spätmittelalter und in der Reformationszeit sich reich entfaltende Chro- nikliteratur, wodurch die Zips das einzige deutsche Siedlungsgebiet des Mittelalters geblieben ist, das solche Selbstzeugnisse sich historisch legitimierender Gruppeniden- tität hervorgebracht hat. Im Unterschied dazu entstand eine Chronikliteratur der Sie- benbürger Sachsen erst im 17. Jahrhundert. Der Aufstieg der Zips wurde jedoch noch im 15. Jahrhundert unterbrochen. König Sigismund verpfändete 1412 dreizehn der 24 Zipser Städte an seinen Schwager, den Polenkönig Władysław Jagiełło (1386-1434), für 88 kg Gold (in den Quellen ist von 37 000 Schock, das sind zwei Millionen Silbergroschen, die Rede), mit dem er seinen Krieg gegen Venedig finanzierte. Darunter waren die reichsten Städte wie Pud- lein/Podolínec und Lublau/Stara Lubovna an der Popper und auch Kirchdrauf, das kirchliche Zentrum der Zips. Erst im Zuge der Aufteilung Polens 1778/79 wurde die- se Anomalie wieder rückgängig gemacht. Sowohl das bei Ungarn verbliebene Drittel als auch das an Polen gefallene Gebiet der Zips wurden zwischen 1428 und 1462 mehrfach von Hussiten heimgesucht, die schwere materielle Schäden verursachten und zahlreiche Massaker verübten. Käsmark und Kremnitz wurden trotz ihrer Mauern ausgeplündert und niedergebrannt. Diese Schwächung bot erstmals der umliegenden slowakischen Bevölkerung Gelegenheit, in den Städten Fuß zu fassen, verwaiste Häu- ser und Höfe zu übernehmen und als Dienstboten und Arbeiter sich in den „win- dischen Gassen“ niederzulassen. Im Gegensatz zu Siebenbürgen verfügten die Zipser Sachsen über kein geschlos- senes Siedlungsgebiet, sondern lebten in einer Art administrativer Gemengelage mit königlicher und grundherrlicher Verwaltung auf engem Raum zusammen. Diese schwierigen und unübersichtlichen Gebiets- und Rechtsverhältnisse wurden an der Schwelle vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit ein Problem, als das Streben, territo- rial geschlossene Verwaltungseinheiten zu bilden, immer stärker wurde und die poli- tische Elite das Patchwork-Muster ineinander verflochtener Gebiete höchst verschie- dener Provenienz und Zugehörigkeit aufzulösen suchte. Während die Nachfolger der einstigen ungarischen „Lanzenträger“ (Grenzwächter) im sogenannten Kleinen Komi- tat um Donnersmark/Spišský Štvrtok eine symbolisch bis 1802 bestehende Selbstän- digkeit genossen, gehörten das Siedlungs- und Rechtsgebiet der Zipser Sachsen und die freien Bergstädte nicht zum eigentlichen Königsboden, der als „Großes Komitat“ von einem in Kirchdrauf amtierenden Burggrafen verwaltet wurde. Durch die Schen- kungen an Adelige und königliche Ministeriale bildete sich in dieser Gebietseinheit

66 Sie ist ein Teil des Georgenberger Codex, durch den auch die Zipser Willkür überliefert wurde; Scriptores rerum Hungaricarum, Bd. 2, S. 275-287.

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eine Zweiteilung heraus: einerseits die vom Burggrafen verwalteten, nunmehr aber beträchtlich reduzierten Königsgüter, andererseits das stark erweiterte Territorium der privaten Grundherren, für die der Burggraf als Obergespan die oberste Verwaltungs-, Gerichts- und Militärbehörde verkörperte. Rechtlich gesehen blieben die Zipser Sachsen zwar davon unabhängig, auch wenn ihre höhere Gerichtsbarkeit nur im Einvernehmen mit dem Burggrafen ausgeübt werden konnte. Doch in der Praxis ergaben sich bald Kompetenzüberschneidungen und -über- griffe, die angefangen mit den Verheerungen durch die Hussiteneinfälle und mit dem wirtschaftlichen Abstieg der Zipser Städte zu einer am Ende des 15. Jahrhunderts ein- setzenden Aushöhlung ihrer Kolonistenrechte führten. König Matthias Corvinus (1458- 1490) hatte diesen Prozess noch beschleunigt, als er 1464 seinem Feldherrn Imre Zápolya die Zipser Gespanschaft als erbliche Würde verlieh und die Zipser Burg mit- samt den Königsgründen zum Geschenk machte. Zu dieser Zeit war auch schon das Amt des Zipser Sachsengrafen erloschen und hatte damit auch die oberste Instanz der deutschen Selbstverwaltung der Zips zu bestehen aufgehört. Seit dem 16. Jahrhundert wurden die Beamten des Komitats vom magyarisierten bzw. magyarischen Adel ge- wählt, der die zuvor autonome Gerichtsbarkeit der Zipser an sich zog und durch seine von ihm ernannten adligen Stuhlrichter (iudices nobilium) versehen ließ.67 Zwischen 1531 und 1636 stellte die mit Hilfe des Handelshauses der Fugger aufgestiegene Fa- milie Thurzó den Obergespan, danach ging dieses Amt an die Familie der Grafen Csáky über, die es bis 1918 ausüben sollten.

3.3 Die Siedlungstätigkeit der privaten Grundherren in Oberungarn Der Ansiedlungsvorgang in Oberungarn unterschied sich beträchtlich von der aus Siebenbürgen bekannten Vorgehensweise. In der Regel war die Ansiedlung in Oberungarn einem scultetius (Schultheiß) anvertraut, einer über Kapital verfügenden Person, die ihre Siedlungstätigkeit als ein Gewinn bringendes Unternehmen betrachte- te und der auch Rechte und Einkünfte aus ihrem Siedlungswerk zugesprochen wur- den. Diese Person war in der Regel ein ansässiger reicher Bürger aus den bereits an- gelegten Städten, die im Auftrag der an Grundbesitz reichen Familien die Ansiedlung in den Waldgemarkungen bewerkstelligte. Das waren die Großgrundbesitzfamilien in der Zips und Nordostungarn, darunter die Familien Mariássy, Görgey, Semsey, Zsigrai, Jazurmegyi und Berzeviczy, sowie das Zipser Domkapitel u.a. Die Siedlungsunternehmer wurden durch ihr Ansiedlungswerk auch zu Grund- eigentümern, denn als Lohn für ihre Tätigkeit wurden ihnen in der Regel Freihufen zu eigener Bewirtschaftung verliehen. Außerdem übernahmen sie in den von ihnen ange- legten Siedlungen Führungspositionen, die ebenfalls Einnahmen garantierten (Schult- heißenamt, Richteramt). Denn die Rodung des Waldlandes, die Anwerbung von Men- schen und der Aufbau eines Dorfes erforderten vom Siedlungsunternehmer beträcht- liche Investitionen und erheblichen persönlichen Einsatz. Dabei musste der Unter- nehmer, der in den Quellen auch mit dem feudalen Titel eines comes (Grafen) auftritt,

67 HOENSCH, Zipser, S. 147.

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in der Regel alle im Verlauf des Ansiedlungsprozesses entstehenden Kosten selbst tragen: für die Errichtung von Hütten, für Werkzeuge, Lebensmittel, Futter, Saatgut, für den Arbeitseinsatz der Rodung und Urbarmachung usw. So hatte der Siedlungsun- ternehmer alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Produktion der neuen Siedlung selbst zu schaffen und vorzufinanzieren. Meist begann der Unternehmer seine Arbeit damit, dass er selbst ein Areal rodete, urbar machte und Wohnhäuser mit Wirtschafts- gebäuden errichtete, bevor er unter Einsatz der von ihm angeworbenen Siedler den von ihm errichteten Stützpunkt zu einem Dorf erweitern konnte.68 In Nordwestungarn betrachtete der Siedlungsunternehmer – der hier in den Ur- kunden als iudex, Richter oder advocatus auftritt – seine Tätigkeit als Sprungbrett für den von ihm angestrebten Aufstieg in den Adelsstand, während in Nordostungarn (Zips) die Siedlungsunternehmer Bürger ihrer Städte blieben und das erworbene Schultheißenamt nach der gelungenen Kolonisation rasch wieder verkauften, um ihr Kapital immer wieder erneut und mit Gewinn für die Anlage neuer Dörfer einzuset- zen. Planmäßig errichtete Dörfer entstanden nur dort in großer Zahl, wo kleinerer und mittlerer Grundbesitz fehlte. Denn in Gegenden, in denen der niedere Adel ansässig war, wurden kaum Siedlungen mit Unternehmerhilfe gegründet. Die Unterschiedlichkeit in der Terminologie wie auch in einzelnen voneinander abweichenden Methoden der Ansiedlung in Nordwest- und Nordostungarn ist auf di- vergierende Einflüsse zurückzuführen. Während die Siedlungsbewegung in Nordost- ungarn Elemente aufnahm, die sich einerseits in der Zips und jenseits der Landes- grenzen in Kleinpolen, insbesondere im Sandezer Gebiet, herausgebildet hatten, wur- de der Landesausbau in Nordwestungarn von der Siedlungsbewegung der Nachbar- regionen Oberschlesiens und Südmährens beeinflusst.69 Diese Interferenzen schlugen sich auch sprachlich nieder, indem sich in Nordwestungarn, vor allem um Kremnitz und Deutsch-Proben, ostmitteldeutsche mit süddeutschen Dialekten der Siedler aus Schlesien, Mähren und Innerösterreich (Steyr) mischten, während in Nordostungarn ostmitteldeutsche Dialekte vorherrschten.70 Die erste Urkunde, in der das Recht, Bauern anzusiedeln, ausdrücklich hervorge- hoben wurde, stammt aus dem Jahre 1269, als Béla IV. dem Comes Bogomerius den unbewohnten Wald zwischen dem Fluß Hybe und der Grenze des Zipser Komitats verlieh. Er gestattete jedem Freien, sich auf diesem Besitz niederzulassen, und bewil- ligte den Kolonisten 10 Jahre Steuerfreiheit. Im Jahre 1273 bestätigte König Ladislaus IV. (1272-1290) diese Schenkung mit dem Zusatz, dass die Siedler den Zehent nicht – wie in Ungarn allgemein üblich – dem König, sondern ihrem Pfarrer zu entrichten hatten. Mit dem Adelsbrief wurde der Comes Bogomerius mitsamt seinen Söhnen 1286 in den Stand der nobiles regni nostri erhoben. Daraus erfahren wir, dass Bogo- merius aus Böhmen stammte und zur Zeit der ersten Schenkung noch nicht über die Privilegien des Adels verfügte, sondern 1263 noch als fidelis noster bezeichnet wird,

68 KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 27-44. 69 Ebenda, S. 235. Zur Rolle der Schultheißen siehe auch FÜGEDI, Königreich, S. 503. 70 HANIKA; WEINELT; PIIRAINEN, Deutschsprachige Bergrechte; ferner DERS., Iglauer Berg- recht.

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1269 allerdings bereits mit dem Zusatz comes, woraus klar hervorgeht, dass Bogome- rius zu den Königsleuten freien Standes im Komitat Liptó gehörte. Der König gestand einer von ihm unmittelbar abhängigen Person freien, aber nicht adeligen Standes die Verfügung über „seine eigenen Ansiedler“ – die zweifellos aus Böhmen stammten – zu und unterstützte darüber hinaus die weitere Anwerbung von Kolonisten durch Steuerfreiheit und ähnliche Vergünstigungen.71 Doch es war nur eine Frage der Zeit und des Siedlungserfolgs, dass der Unter- nehmer oder Träger der Kolonisation in den Adelsstand aufgenommen wurde. Zwei andere Urkunden aus den Jahren 1282 und 1284 können dies gleichfalls belegen. Die erste Urkunde betraf die Schenkung von Land an einen Bürger der Stadt Göllnitz und war mit der Erhebung in den Adelsstand des Betreffenden, des Comes Jakul, verbun- den. In der zweiten Urkunde von 1284 wurde die Besiedlung des verliehenen Grund- besitzes geregelt.72 Aus den überlieferten Schenkungs- und Ansiedlungsurkunden lässt sich die Regel ableiten, dass bei einer Gebietsschenkung an Nichtadelige aus- drücklich die Ansiedlung von Kolonisten genehmigt werden musste. Betraf die Schenkung Adelige, so sprach der König stets nur von der Überlassung des Bodens und vom Verfügungsrecht, das der neue Eigentümer über die Bevölkerung dieses Ge- biets erhielt. Meist wurde jedoch indirekt darauf hingewiesen, dass das Gebiet für ei- ne zukünftige Ansiedlung bestimmt und eigentlich unter dieser Auflage verliehen worden war.73 Worin bestand nun die Abhängigkeit des Siedlers vom Grundherrn? Der Grund- herr bot den Siedlern in den Neugründungen nicht nur günstige materielle Bedingun- gen, sondern auch persönliche Freiheit, insbesondere das Recht auf Freizügigkeit. Da die Abgabenpflicht an die Hufe, also an den Grund und Boden, gebunden war und nicht an die Person, konnte der Siedler seinen Hof auch verkaufen und der neue Ei- gentümer war verpflichtet, die auf seinem Hof liegende Abgabe an den Grundherrn zu zahlen. Das heißt, die Grundlage der Beziehung zwischen Grundherrn und Siedler war die an den Siedler übergebene Hufe, das Abhängigkeitsverhältnis war also ding- lich gebunden und gewährleistete dadurch ein bedeutendes Maß an persönlicher Frei- heit. Der Siedler hatte somit das Recht, die Bindung zwischen sich und dem Grund- herrn auf eigene Initiative hin wieder zu lösen, seine Hufe zu verkaufen und wegzu- ziehen. Er besaß damit das Recht auf Freizügigkeit und auf Selbstverwaltung der Dorfgemeinde – zum Unterschied zu den einheimischen Bauern. Die Ansiedler bildeten innerhalb eines Dorfes eine wirtschaftliche, rechtliche und kirchliche Genossenschaft sowie einen Gerichtsverband, wobei die niedere Gerichts- barkeit in der Regel der Siedlungsunternehmer ausübte, der das Amt des Schultheißen mit dem des Richters vereinigte. Jedenfalls war die Abhängigkeit des Siedlers vom Siedlungsunternehmer, also vom Dorfgründer, größer als vom Grundherrn. Denn der Siedlungsunternehmer besaß auch das Schankrecht und das Mühlenrecht. Wenn ein Dorf wirtschaftlich Erfolg hatte, dann konnte es sich von den Vorrechten des Schult-

71 KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 31 f. 72 FEKETE NAGY, S. 128 f., 133. 73 KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 33.

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heiß befreien, indem es diese aufkaufte. Das gelang beispielsweise der Gemeinde Bartfeld/Bardejov, die sich auf diesem Wege um 1375 das Recht erkämpfte, ihren ei- genen Richter zu wählen, um damit von einer Dorf- zur Stadtgemeinde aufzustei- gen.74 Der Landesausbau führte im Ergebnis zu einem Aufstieg des privaten Großgrund- besitzes, der auf territorial zusammengefasste und arrondierte Einheiten konzentriert war und die Gutswirtschaft als Mittelpunkt aufbaute und damit den bis zum 12. Jahr- hundert vorherrschenden Typus des Streubesitzes ablöste. Als Zentren dieser neuen Besitzformen bauten diese Adelsfamilien Burgen, die als Verwaltungs- und Wirt- schaftszentrum dienten und erst in zweiter Linie der Landesverteidigung. Es entstand in Oberungarn, in der Zips und um die Bergstädte ein engmaschiges Netz von Städten und neu gegründeten Dörfern, das eine organische Stadt-Land-Entwicklung gewähr- leistete und zur gewinnbringenden Verdichtung und Intensivierung der wirtschaftli- chen Tätigkeiten erheblich beigetragen hat.75 Wie sehr die deutsche Ostkolonisation ein Teil der europäischen Siedlungsbewe- gung war, verdeutlicht vielleicht am besten das Affiliationssystem der kirchlichen Orden, deren Klöster im Mittelalter stets wichtige Zentren der Besiedlung waren. Die Benediktiner setzten sich anfangs überwiegend aus Deutschen und Böhmen zusam- men, doch schon am Ende des 11. Jahrhunderts erschienen in Transdanubien Bene- diktiner aus dem südfranzösischen St. Gilles. Die Zisterzienser gründeten ihre Klöster in Ungarn hauptsächlich von Frankreich aus, während die Prämonstratenser aus- schließlich aus Frankreich stammten. Die Franziskaner wiederum kamen aus Deutschland und ihre ungarischen Klöster gehörten anfangs zur deutschen Or- densprovinz. Das gleiche gilt auch für den weiteren Bettelorden der Karmeliten, deren Klöster in Ungarn lange deutsch geblieben waren. Beispielsweise wurde das Karmeli- tenkloster in Fünfkirchen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von den dort an- sässigen deutschen Bürgern gegründet. Die ungarische Dominikanerprovinz wurde 1221 mit Mönchen aus Italien eingerichtet.76 In den zwei Jahrhunderten nach dem Mongolensturm von 1241 haben sich im mittleren und nördlichen Teil des Landes in vielen Dörfern Deutsche angesiedelt, die als hospites das Ius Theutonicum als ihr Gewohnheitsrecht mitbrachten, an dem häu- fig auch ihre Mitbewohner Teil hatten. Die ältesten, noch aus dem 11. und 12. Jahr- hundert stammenden deutschen Siedlungen haben sich in diesem Zeitraum allmählich sprachlich assimiliert, obwohl in manchen Orten wie beispielsweise in Pásztó im

74 Dejiny Bardejova. 75 KÖRMENDY, Melioratio terrae, S. 237. 76 FÜGEDI, Königreich, S. 479. Dabei ist die internationale Verflechtung des Zisterzienser- ordens am beeindruckendsten: Von Clairvaux aus wurden die Klöster Zirc (1182), Pilis (1184), Sankt Gotthard/Szentgotthárd (1184) und Topuszkó/Topusko bei Agram (1205) gegründet, von Pontigny aus Egres/Igriş (1177-1179) und von dort aus Kerz in Südsieben- bürgen (1202). Von Trois-Fontaines aus Bélakút/Belin Studenac (1234) in Syrmien und von Morimond aus das Kloster Schavnik/Spišský Štiavnik (1223). Die deutsche Linie re- präsentierte Heiligenkreuz in Österreich, welches das Kloster Marienberg in Mannersdorf an der Rabnitz gründete, von wo aus 1224 Telki und 1303 Siklós errichtet wurden.

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Mátra-Gebirge – das 1228 urkundlich als deutsch besiedeltes Dorf erwähnt wird und von dem dort 1190 angesiedelten Zisterzienserorden begründet wurde – noch bis ins 16. Jahrhundert deutsche Familiennamen nachzuweisen sind.77 In den nach 1241 im Rahmen des Landesausbaus gegründeten Dörfern gab es selten solche, die nur deut- sche Kolonisten aufwiesen. Häufiger war der Typus des Dorfes, in dem eine ungari- sche Bevölkerung lebte und in das vom König oder vom Grundherrn herbeigerufene deutsche Bauern zusiedelten oder Ungarn und Deutsche ein Dorf gemeinsam aufbau- ten. Aus einem Rechtsstreit um den Bau einer Kirche in Szőgyén erfahren wir etwas vom deutsch-magyarischen Zusammenleben. Ursprünglich bestand nur ein Szőgyén, in dem magyarische hospites lebten. 1291 jedoch musste der Erzbischof von Gran eingreifen, denn die „hospites de Theutonica villa Sceuden“ bauten eine Holzkapelle, die das Recht des ungarischen Pfarrers und seiner Gemeinde, der Hungarica villa, tangierte. Der Erzbischof erlaubte den deutschen Bauern den Bau einer Steinkirche unter der Bedingung, dass sie der Pfarrkirche eine gewisse Summe zahlten. Hier wur- de also neben dem magyarischen Dorf ein deutsches angelegt und beide besaßen die- selbe Rechtsstellung.78 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bis zum Ende des Mittelalters in vie- len Dörfern Zentral- und Oberungarns Deutsche mit Magyaren zusammenlebten. Deutsche Kolonistenfamilien konnten sich am längsten in Dörfern an wichtigen Ver- kehrsstraßen, in Weinbauerndörfern und in der Umgebung von Städten, insbesondere in Bergbaugebieten, halten. Viele solcher Dörfer wurden zu Oppida-Marktflecken, in denen Deutsche die Oberschicht, bestehend aus Kaufleuten, Handwerkern und rei- chen Bauern, bildeten. Mit einigen Ausnahmen, vor allem in den Bergbaugebieten Oberungarns, hat sich diese Bevölkerung bis ins 16. Jahrhundert hinein wahrschein- lich assimiliert.79 Die damit verbundenen Vorgänge blieben bislang unerforscht; hy- pothetisch kann hier nur auf etwaige Auswirkungen der Reformation und ihre Unter- drückung mit der damit einhergehenden rechtlichen Nivellierung der bäuerlichen Be- völkerung nach 1514 als innere sowie auf die Türkenkriege und die türkische Beset- zung des mittleren Ungarns als äußere Faktoren von Assimilationsprozessen hinge- wiesen werden.

4 Die Städte deutschen Rechts in Ungarn

Vom 13. Jahrhundert an erhielten deutsche Hospites-Siedlungen in immer stärkerem Maß ein ausschließlich vom König gewährtes deutsches Stadtrecht. Es war neben dem Ius Theutonicum der Bauern die im Mittelalter erfolgreichste Rechts- und Sozial- ordnung für Kolonisten, die an einem Ort in mehreren Gruppen und sozialen Schich-

77 Pásztói apátság oklevéltára, Nr. 1. 78 KUBINYI, Frage, S. 555; bis in die Neuzeit haben sich die zwei Toponyme von „Magyar Szőgyén“ und „Német Szőgyén“ erhalten. 79 Ebenda, S. 556 f.

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ten zusammenlebten und ganz unterschiedlichen wirtschaftlichen Tätigkeiten neben- und miteinander nachgingen. Mit dem Bau und der stadtrechtlichen Organisation der Städte war als erster König Béla IV. aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Mongolensturm darum bestrebt, befes- tigte und wehrhafte sowie wirtschaftlich lebensfähige Orte zu schaffen. Ganz plan- mäßig entstanden diese Stadtfestungen entlang des Karpatenbogens von Pressburg über Trentschin und Sillein und die Zipser Städte bis Kaschau und weiter über Be- regszász80, Klausenburg und die siebenbürgischen Bergstädte bis ins südöstliche Sie- benbürgen mit Kronstadt als dem äußersten östlichen Pfeiler eines solchen Verteidi- gungsgürtels. In Siebenbürgen sind als bedeutende Städte noch Bistritz, Hermann- stadt, Mühlbach und die Bergstädte Rodenau, Offenburg, Thorenburg/Turda und Großschlatten hervorzuheben.81 Mit dieser Neuorientierung der königlichen Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik strebte der Landesherr danach, mit den freien Königsstädten eine neue Finanzquelle und ein Gegengewicht zu der Macht der entstehenden Magnatenschicht aufzubauen. So entstanden beispielsweise die beiden Städte Ofen/Buda und Pest 1243 und 1247 durch eine systematische Ansiedlung deutscher Bürger, die mit ihrem Stadtrecht auch das Stapelrecht und damit die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg erhielten. Pest war bereits 1241 als „magna et ditissima theutonica villa“ bezeichnet worden, als eine große und reiche deutsche Stadt.82 Einige Jahre später, 1247, übertrug man die Vor- rechte auf die neue deutsche Stadt Ofen, die auf dem geschützten Burgberg gegenüber von Pest entstanden war und in die viele deutsche Bürger aus Pest übersiedelten. Als Pfarrkirche ihrer deutschen Bürger wurde in den 1260er Jahren die Kirche der Jung- frau Maria erbaut, ein prachtvoller dreischiffiger gotischer Kirchenbau, der heute als Matthiaskirche eine der markanten Sehenswürdigkeiten der ungarischen Hauptstadt darstellt. Aus dem nördlich davon gelegenen Altofen wurde bald darauf die königli- che Pfalz mit mehreren Ämtern auf den Burgberg verlegt, so dass Ofen früh den Rang

80 Beregszász/Berehovo erscheint in einer Königsurkunde 1257 als Luprechtháza, später Lambertshausen und geht vielleicht auf eine Gründung des Arpadenprinzen Lambert (gest. 1095) zurück, eines jüngeren Bruders von König Ladislaus dem Heiligen, der in dessen Auftrag diese Grenzregion sicherte und Kolonisten „in silvis de Lompert“ berufen haben soll. Die Urkunde ist ediert in: Urkunden zur deutschen Ostsiedlung, S. 522. Die ungari- sche Namensform kennzeichnet jedenfalls den Ort als frühe „sächsische“ Hospites- Siedlung. 81 Siehe dazu STOOB; SCHÖDL, Ungarns Städtewesen. 82 Rogerius, Carmen miserabile, S. 562; deutsch in: Der Mongolensturm, S. 152. Am Beispiel von Pest ist jedoch auch ein anderer Vorgang zu verdeutlichen. Pest war ursprünglich ein seit dem 10. Jahrhundert von Muslimen bewohnter Handelsplatz, der seine Bedeutung durch den dortigen Übergang über die Donau in der Mitte des Landes erhalten hat. Zu ei- nem unbekannten Zeitpunkt, nach Fügedi sicherlich nach 1216 und wahrscheinlich um 1230, wurden die Muslime auf Druck katholischer Prälaten vertrieben und durch Deutsche ersetzt, die dann nach dem Tatareneinfall vom König auf den Ofner Berg übersiedelt wur- den und mit ihrem aus Pest übertragenen Privileg die spätere Hauptstadt des Landes be- gründeten. – FÜGEDI, Königreich, S. 488; KUBINYI, Anfänge; RADY.

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einer Residenzstadt der ungarischen Könige erhielt. Das Ofener Stadtrecht wurde ab 1263 auf viele andere Städte Ungarns übertragen. Bei den Städtegründungen sind wiederum zwei Varianten zu unterscheiden. Er- folgte die Gründung aus wilder Wurzel, so waren die Gründungseinwohner im All- gemeinen ausschließlich oder beinahe ausschließlich Deutsche, so dass die neue Sied- lung von Anfang an den Charakter einer deutschen Stadt erhielt, wie das beispiels- weise bei den Bergstädten der Fall war. Wurde dagegen ein Ort durch Einschalten deutscher Siedler zur Stadt erhoben oder durch Umgestaltung einer schon länger be- stehenden stadtähnlichen Siedlung, so umfasste diese neue Stadt auch die bisher an- sässigen, nichtdeutschen Siedler, wie beispielsweise Pest, Fünfkirchen oder Stuhlwei- ßenburg. Letztere erhielt auch das erste ungarische Stadtprivileg, das jedoch hier nicht für Deutsche, sondern für die Latini, die romanisch sprechenden Stadtbürger, ausge- stellt wurde. Herr der Städte blieb immer der ungarische König, dem – wie im Ofener Stadtrecht hervorgehoben – die „Bürger stets die Treue zu halten haben“.83 Der König konnte sich auf seine deutschen Bürger und Städte auch bei Angriffen aus dem Westen verlassen. Ab 1240 wurde die Handelsstadt Ödenburg mehrmals vom österreichischen Herzog Friedrich von Babenberg (Friedrich den Streitbaren) (1230-1246) und dem Böhmenkönig Ottokar II. Přemysl (1253-1278) belagert und besetzt. Die deutschen Bürger der Stadt hielten trotzdem der ungarischen Krone die Treue. Als 1276 die Stadt durch Verrat wieder in die Hände Ottokars fiel, nahm dieser die Kinder der vornehmsten Bürger in Geiselhaft. Doch als die Truppen des ungari- schen Königs Ladislaus IV. (1272-1290) im gleichen Jahr vor den Mauern von Öden- burg erschienen, öffneten die Ödenburger ihm unter der Führung des Richters Ste- phan die Stadttore, womit sie ihrem Patriotismus vor der Elternliebe den Vorzug ga- ben. Der König wusste die Treue der Bürger zu schätzen und belohnte sie mit mehre- ren Privilegien.84 Die Städtepolitik König Bélas IV. setzten die Könige aus dem Hause Anjou und Luxemburg im 14. und 15. Jahrhundert fort. So bekräftigte König Karl Robert (1308- 1342) 1328 den Freiheitsbrief der Zipser Sachsen aus dem Jahr 1271 „für ewige Zei- ten“. König Ludwig I. setzte das Gesetz durch, wonach auch Adlige und Klerus für ihren städtischen Besitz Steuern und Abgaben an die betreffende Stadt leisten muss- ten. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erhielten die ungarischen Städte auch eine Vertretung im Landtag. Die Stadtbürger waren praktisch ebenso frei wie die Adeli- gen, doch bildeten sie nie einen eigenen Stand. In Rechtsangelegenheiten waren die Städte nur als Korporationen den Adeligen gleichgesetzt und als solche auf den Land- tagen, dort jedoch nicht als besondere Einheit vertreten, sie vermehrten nur die Zahl der am Landtag teilnehmenden Adeligen.85 Da ihnen somit eine politische Partizipati- on verwehrt blieb, die nur den drei Ständen Prälaten, Barone und Adel zustand, zeig-

83 MOLLAY, Stadtrecht, S. 60 f. 84 BELLÉR, Geschichte, S. 15; vgl. MOLLAY, Scarbantia; http://www.sopron.co.hu/tartalom/ sopron_tortenete.html (eingesehen am 07.03.2009). 85 FÜGEDI, Königreich, S. 494.

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ten sie sich gegenüber politischen Fragen auch uninteressiert. „Das Fehlen eines star- ken Bürgerstandes erklärt auch die politische Schwäche des Landes.“86 Dies unterstreicht auch die relativ niedrige Zahl von ungefähr 40 Städten mit Stadtrecht am Ausgang des Mittelalters. Als Stadtherr konnte der König nämlich auch Städte veräußern. Davon machte beispielsweise König Sigismund häufig Gebrauch. Allein im Zeitraum von 1388 bis 1399 kamen auf diesem Weg 16 Städte unter Feu- dalherrschaft, sie wurden zu oppida (ungar. mezővárosok) und die Bürger rechtlich zu Hörigen des neuen Stadtherrn herabgestuft, der im Fall von Fünfkirchen, Raab oder Großwardein der jeweilige Bischof vor Ort war.87 Wirtschaftlich gesehen konnten sie dennoch weiterhin städtische Funktionen erfüllen, vor allem wenn sie über ein Markt- recht verfügten und dadurch sich häufig zu „Regionalzentren des internen Marktes des Landes“88 entwickelten. Das gilt beispielsweise für Fünfkirchen, das in der zwei- ten Hälfte des 15. Jahrhunderts aufgrund des Rinder- und Weinhandels mit seiner wohlhabenden deutschen Kaufmannsschicht zu einer der reichsten Städte des Landes geworden war, ohne freilich über städtische Freiheiten zu verfügen. Das gilt jedoch auch für Großwardein, vor dessen Mauern der für den West-Ost-Transithandel Un- garns wichtigste Jahresmarkt des Landes abgehalten wurde.89 In der Regierungszeit von König Matthias Corvinus wurde aufgrund des von ihm geschaffenen, sehr effektiven Steuersystems die Veräußerung von Städten zum Zweck der Geldbeschaffung nicht mehr praktiziert und „die Erhebung der zur Krone zurückgekommenen oppida zu königlichen Städten beginnt, was dann in der Habs- burgepoche noch allgemeiner wird“90, so z.B. wird das an den Erzbischof verpfändete Gran ausgelöst. Die aufgrund des Bauernaufstandes von 1514 angeordnete Beschrän- kung der Freizügigkeit der Bauern, die häufig auch als „zweite Leibeigenschaft“ be- zeichnet wird, hat die Städte demographisch von ihrem Umland abgeschnitten und führte zu einer fortgesetzten Verminderung der Stadtbevölkerung. Zugleich begann sich die Verlagerung des Fernhandels nach Westeuropa durch die Entdeckung Ameri- kas nachteilig auf Ungarn auszuwirken. Kubinyi weist auch darauf hin, dass ab 1515 die Zahl der an ausländischen Universitäten studierenden Bürgersöhne aus den unga- rischen Städten sich sprunghaft verminderte. Auch war kein Zuzug kapitalkräftiger Bürger mehr zu verzeichnen, so dass bereits vor der Eroberung des mittleren Landes-

86 Ebenda. 87 BÁCSKAI, Mezővárosok, S. 18. 88 KUBINYI, Entwicklung, S. 170. 89 Ebenda, S. 180. Der am 27. Juni in Großwardein abgehaltene Ladislaus-Jahresmarkt war der wichtigste Umschlagplatz im ungarischen Transithandel: Aus Mitteleuropa eingeführte Eisenprodukte (vor allem Messer aus Nürnberg und anderen süddeutschen Städten) und Tuchwaren wurden hier Richtung Osteuropa und Osmanisches Reich an siebenbürgische Händler verkauft, diese wiederum handelten mit Textilien (Seide, Kamelhaartuch, Teppi- che) aus dem Osmanischen Reich. Vgl. FÜGEDI, Außenhandel, hier S. 67, 75. 90 KUBINYI, Entwicklung, S. 181.

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teils durch die Türken ab 1541 ein allmählicher demographischer wie wirtschaftlicher Verfall des ungarischen Städtewesens festzustellen ist.91 Im mittelalterlichen Ungarn bestand die städtische Bürgerschaft zum größeren Teil aus Nichtmagyaren, nämlich aus Deutschen und zum Teil auch aus Latinern (Italie- ner, Franzosen, Wallonen aus Flandern). Sofern die Städte ein deutsches Umland hat- ten, gab es in der Regel bei der Besetzung der Ratssitze, also der Stadtregierung, kei- ne Probleme. Eine andere Situation treffen wir dort an, wo Städte wie beispielsweise Ofen und Pest in einer Umgebung lagen, in der eine von der Stadt unterschiedliche Bevölkerung dominierte, die häufig in die Städte einwanderte. In solchen Fällen musste bei der Ratswahlordnung die Anwesenheit gemischtsprachiger Bevölkerung berücksichtigt werden, was zu Konflikten führte. Aber wie noch zu zeigen ist, waren diese in den seltensten Fällen ethnisch bedingt, sondern in der Regel wirtschaftlich und sozial begründet. Solche Konflikte werden in der älteren Fachliteratur häufig als ethnische interpretiert. Welche Konflikte aus welchen Gründen entstanden, lässt sich sehr gut am Beispiel der Stadt Ofen verdeutlichen. Seit der Gründung der Stadt Ofen bestand die Mehrheit der Ratsmitglieder aus Deutschen, wir finden jedoch schon früh vereinzelt Magyaren und auch Slaven. Seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren die beiden letzten Ratssitze in der hierar- chischen Rangfolge Magyaren vorbehalten. Die im Rang höheren deutschen Ratsher- ren heirateten entweder untereinander oder in Patrizierhäuser süddeutscher Städte, oft jedoch auch in ungarische Adelsfamilien ein. So wurde beispielsweise die Patrizier- familie Ulving mit der Magnatenfamilie Dunajeci verwandt, wobei János Dunajeci 1372-1375 königlicher Tarnackmeister, also Oberrichter aller königlichen Freistädte und damit dritthöchster Würdenträger des Landes war. Ein Halbbruder dieses Tar- nackmeisters bekleidete in den 1370er und 1380er Jahren siebenmal das Amt des Stadtrichters von Ofen.92 Zum Ende des 14. Jahrhunderts strukturierte sich die städtische Oberschicht um. Sowohl die Handelsverbindungen und damit auch die Heiratsbeziehungen mit Patri- ziern süddeutscher Städte, allen voran Nürnberg, bekamen ein immer größeres Ge- wicht. Hingegen wurden Heiratsverbindungen mit dem ungarischen Adel immer sel- tener, was auch damit zusammenhing, dass die mit dem feudalen Titel comes ausge- zeichneten Bürger zu dieser Zeit aus unbekannten Gründen ausstarben. Die Führungs- schicht der Städte, die Bürger mit dem Titel comes, besaßen oft auch Meierhöfe in der Umgebung ihrer Stadt. Sie vermehrten ihr Vermögen auch als Pächter wichtiger und großer königlicher und städtischer Einnahmen, Stadtrichter oder Geschworene und waren in zunehmendem Maß mit den mächtigen Familien des Landes verschwägert. Die Töchter der letzten comes wurden oft an Aristokraten vermählt, die damit das bürgerliche Familienvermögen erbten.93 In dieser Situation entstand eine von den Handwerkerzünften getragene Bürger- rechtsbewegung, die die alt-neue städtische Oberschicht entmachten und selbst die

91 Ebenda, S. 182. 92 KUBINYI, Zusammensetzung. 93 FÜGEDI, Königreich, S. 499 f.

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Stadtregierung übernehmen wollte. Angeführt wurde diese Bewegung von den beiden Zünften der Fleischer und Kürschner, welche die mächtigsten und reichsten, mit dem Handel eng verbundenen Zünfte der Stadt bildeten. 1402 gelang es ihnen in der Richterwahl, diese Position zu übernehmen und damit die Stadtregierung zu stellen. Unterstützt wurde diese Bürgerrechtsbewegung von den ungarisch sprechenden Bür- gern der Stadt, die zu dieser Zeit bereits ein Drittel der Ratssitze besetzen konnten und damit eine soziale und wirtschaftliche Koalition mit der Emanzipationsbewegung der deutschen Zünfte im Kampf um die Macht innerhalb der Stadt eingingen. Diese magyarischen Bürger beschäftigten sich vor allem mit dem Vieh- und Weinhandel, es waren jedoch auch königliche Beamte und Gelehrte (deák) unter ihnen vertreten. Der Koalition der deutschen Zünfte mit den ungarischen Bürgern schloss sich auch die Gruppe der magyarischen Oberschicht an, die sich zum Teil aus den Heiratsverbin- dungen deutscher Ratsherren und ungarischer Adeliger aus dem 13. Jahrhundert her- leitete. 1437 holten die deutschen Tuchhändler, die das größte Kapital in der Stadt re- präsentierten, zum Gegenschlag aus und ließen einen Magyaren namens Farkas zum Stadtrichter wählen, der allerdings mit der führenden Tuchhändlerfamilie Vorchtel aus Nürnberg verschwägert war, infolge seiner Sprachzugehörigkeit jedoch mit der Unterstützung der magyarischen Bürger rechnen konnte.94 Die Ermordung des Gold- schmieds János Ötvös, durch die der Stadtrichter die gegen seine Regierung gerichtete Oppositionsbewegung einschüchtern wollte, löste jedoch einen Volksaufstand aus.95 Durch die daraufhin nötig gewordene Intervention des Königs Albrecht (1437-1439) wurde 1439 die Regel eingeführt, jeweils abwechselnd Jahr für Jahr einen deutschen und einen magyarischen Stadtbürger zum Stadtrichter zu wählen und zwar von einem Wahlgremium (und nicht mehr wie zuvor von allen Stadtbürgern), das aus 50 deut- schen und aus 50 magyarischen Stadtbürgern bestand und vom Stadtrat jährlich ein- gesetzt wurde. Dieser 1439 geschlossene Kompromiss ermöglichte allen wichtigen sozioökonomischen Gruppen verschiedener Sprachzugehörigkeit die Teilnahme an der Stadtregierung. Die Macht wurde jetzt unter den deutschen Tuchhändlern und der aus Vieh- und Weinhändlern bestehenden magyarischen Oberschicht geteilt, in Aus- nahmefällen konnte zeitweise auch ein Handwerker aus einer beliebigen Zunft die führende Position des Stadtrichters erlangen. Die reibungslose Zusammenarbeit dieser Gruppen in der Stadtregierung dauerte bis 1529 an. In diesem Jahr ließ der mit dem Habsburger Ferdinand um die Königskrone rivalisierende Johann Szapolyai (ungar. auch Zápolya János) (1526-1540) die deutschen Bürger aus Ofen vertreiben, weil er sie verdächtigte, Ferdinand im Kampf um den ungarischen Königsthron zu unter- stützen. Damit fand die mittelalterliche Geschichte der Deutschen in der ungarischen Hauptstadt ihr Ende.96 Die Regelung, in Städten mit sprachlich gemischter Bevölkerung die Stadtregie- rung paritätisch zu besetzen, wurde schon früher praktiziert: So war seit 1377 der städtische Rat von Agram paritätisch mit Slaven, Magyaren, Italienern und Deutschen

94 KUBINYI, Zusammensetzung, S. 37; DERS., Städte, S. 384 f. 95 Näheres über den Aufstand bei SZŰCS, Városok, S. 287-295. 96 KUBINYI, Zusammensetzung, S. 41.

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besetzt.97 1381 setzte sich der Stadtrat von Sillein aus Slowaken und Deutschen zu- sammen.98 In Klausenburg wurde 1491 die Wahlordnung von Ofen eingeführt und der Rat paritätisch von Deutschen und Magyaren besetzt.99 Zusammenfassend ist daher zu sagen, dass im Mittelalter in den Städten ein friedliches Zusammenleben unter- schiedlicher Sprachgruppen die Regel war. Wenn dennoch Gegensätze entstanden, hatten diese im Allgemeinen soziale und wirtschaftliche Ursachen. Wo eine Regelung der Sprachgruppenverhältnisse nötig wurde, ordnete sie der König im Sinne einer sprachlich paritätischen Besetzung der Stadtregierung an. Der in den letzten Regierungsjahren von König Matthias Corvinus in Ungarn le- bende italienische Humanist Pietro Ransano (1420?-1492) berichtete aufgrund eige- ner Erfahrungen vor Ort, dass in den Städten des Königsreichs Deutsche und Magya- ren zusammenlebten, größtenteils ähnliche Kleidung und Sitten hätten und jeder die Sprache des anderen spreche.100 Einen Beweis dafür lieferte der 1495 gestorbene Stadtschreiber von Ödenburg, Hans Gugelweit, der auf dem Deckel des Stadtbuchs von Ödenburg das erste in ungarischer Sprache verfasste und erhaltene Liebeslied aufgeschrieben hat101, so wie der Stadtschreiber von Kremnitz, Hans Kreusl, die Stadtabrechnung von 1505 dazu benützte, um darin einen ungarischen Vers niederzu- schreiben.102 Beide Städte hatten eine überwiegend deutschsprachige Bevölkerung, die – wie die beiden Beispiele zeigen – offenkundig zweisprachig oder gar mehrspra- chig kommunizieren konnte.

4.1 Stadtrecht und Stadtverwaltung Für die Städte Oberungarns war das Stadtrecht aus Magdeburg (Sachsenspiegel) und aus Nürnberg (Schwabenspiegel) maßgeblich. Die älteste Rechtsverleihung nach dem Magdeburger Recht kam durch die Vermittlung von Stuhlweißenburg nach Tyrnau 1238 zustande. Eine weitere Kodifizierung des Magdeburger Rechts ist das Stadtrecht von Karpfen aus dem Jahre 1244. Auch Sillein (1378) und die Zipser Städte über- nahmen das Magdeburger Recht. Die ältesten Stadtprivilegien für die Zipser Städte betrafen Käsmark 1269 und Leutschau 1271.103 Eine besondere Stellung nehmen die Stadt- und Bergrechte der nieder- und ober- ungarischen Bergstädte ein.104 Das Recht von Schemnitz wurde erstmals von Béla IV. bestätigt. Seine älteste erhaltene Kodifizierung stammt aus dem Jahre 1433 und weist

97 GROTHUSEN, S. 143-146. 98 MARSINA. 99 SZŰCS, Városok, S. 330 f. 100 Petrus Ransanus, Epithoma rerum Hungarorum, S. 60. 101 Magyar nyelvemlékek, S. 107. 102 GERÉZDI, S. 298-299. 103 PIIRAINEN, Stadt- und Bergrechte, S. 45; GÖNCZI; MOLDT. 104 Zu den sieben niederungarischen Bergstädten zählten Dilln, Neusohl, Schemnitz, Krem- nitz, Libethen, Königsberg und Pukantz. Vgl. PROBSZT, Bergstädte.

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Parallelen zum Bergrecht von Iglau/Jihlava in Mähren auf105, während das Recht der 1328 gegründeten Stadt Kremnitz auf das böhmische Bergrecht in der Fassung von Kuttenberg/Kutná Hora zurückgeht.106 Eine Besonderheit dieser Stadtrechte stellt das bis ins 18. Jahrhundert in Geltung gebliebene Vorrecht der deutschen „Ringbürger“ dar, die Stadtregierung zu stellen. Die am „Ring“, das heißt im Stadtkern (Marktplatz mit Hauptstraße, je nach Topographie oft nur eine platzähnliche Straße) wohnenden Bürger stellten die Unternehmerschicht der Stadt; in ihrer Hand befanden sich die Bergwerke, die Zuliefer- und Verwertungsbetriebe und die Landwirtschaft betreiben- den Meierhöfe in der Umgebung der Stadt. Außerdem besaßen ausschließlich sie das Recht, Wein auszuschenken. Die Spitzenvermögen gehörten in Kremnitz und Schem- nitz ausschließlich Ringbürgern, in Neusohl gab es acht Ringbürger und zwei auslän- dische Kaufleute, die ihre Waren in Ringhäusern eingelagert hielten. Das Vermögen der Ringbürger konnte bis in die Zeit Maria Theresias nur von Deutschen erworben werden.107 Der Ringbürger verfügte über die Rechte eines Grundherrn und im Umfeld der Stadt auch über Grund und Boden, insbesondere Wald, der für die Produktion der Holzkohle nötig war. Deshalb wurden sie als Bergbauunternehmer häufig auch als „Waldbürger“ bezeichnet. Der Grundbesitz der Stadt Neusohl umfasste beispielswei- se 37 000 Katastraljoch.108 „Mitten in der feudalen Umwelt ist der ganze Prozeß der Stadtwerdung im Grund genommen nichts anderes als die grundherrschaftliche Ver- selbständigung einer wirtschaftlich tätigen Gemeinschaft ‚zur gesamten Hand‘“109. Dazu gehörte auch ein bestimmter Grad der Arbeitsteilung mit fortschreitender Ab- sonderung der gewerblichen Produktion und der kaufmännischen Tätigkeit von der Landwirtschaft, verbunden mit einer örtlichen Konzentration der neuen, auf den Bergbau ausgerichteten Wirtschaftszweige. Einen weiteren Rechtskreis bildete das Nürnberger Recht. Ofen erhielt dieses Recht 1244.110 Die gleichfalls zu diesem Rechtskreis gehörende Stadt Kaschau wurde bereits 1230 gegründet, das Stadtprivilegium erhielt sie jedoch erst von Ludwig dem Großen 1347.111 Auch Pressburg ist dazu zu zählen, das um die schon früh bestehende Burg Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet wurde, aber erst von König Andreas III. 1291 sein Stadtrecht erhielt. Allerdings war damit nicht – wie bei Ofen – die Verlei- hung des Stapelrechts verbunden, so dass die Kaufleute aus dem In- und Ausland dort ihre Waren frei verkaufen konnten.112 Andererseits war den Schiffern der Stadt mit dem Privileg von 1297 die Schifffahrt auf der Donau innerhalb des Königreichs Ungarn vorbehalten, womit sie diesen bis in die Neuzeit so wichtigen Transportweg

105 PIIRAINEN, Stadt- und Bergrechte, S. 46. 106 PIIRAINEN, Stadtrecht. 107 PAULINYI, S. 531 f. 108 Ebenda, S. 547. 109 Ebenda, S. 539. 110 MOLLAY, Stadtrecht. 111 ROZMAN; vgl. dazu auch die Veröffentlichung des Stadtbuchs von Kaschau durch Halaga; Acta iudicaria civitatis Cassoviensis. 112 Vgl. dazu ORTVAY; Dejiny Bratislava.

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des Donauhandels dominierten.113 Schließlich gehörten auch die siebenbürgisch- sächsischen Städte zum Nürnberger Rechtskreis, wobei die siebenbürgischen Berg- städte sich am Iglauer Bergrecht orientierten.114 An der Spitze der ungarischen Städte stand meist ein Richter, der ebenfalls wie der aus 12 Personen bestehende Stadtrat jährlich gewählt wurde. Bürgermeister gab es nur in einigen Städten Westungarns (z.B. Ödenburg) und bei den Siebenbürger Sach- sen. Die in der Regel auf ein Jahr gewählten Richter wie Ratsherren rekrutierten sich aus der städtischen Oberschicht, oft auch als Patriziat bezeichnet, in den Urkunden werden sie auch comes, also Gräfen genannt. Es scheint, dass die Oberschicht der co- mites sozial auf derselben Stufe stand wie der Adel. Der comes-Titel verschwand in den ungarischen Städten in den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts. Wenn einem einfachen Bürger die Wahl in den Stadtrat gelang, rechnete man ihn von diesem Zeit- punkt an gleichfalls zur städtischen Oberschicht. Sofern magyarische Familien an- fänglich die Oberschicht gebildet hatten, weil sie sich im Hochmittelalter aus der mi- litärischen Oberschicht der königlichen Burgverfassung rekrutierten und dadurch in die neue Zeit bzw. in die neue städtische Struktur hinüberretteten, haben sie sich im Laufe der Zeit verdeutscht und auch deutsche Namen angenommen, wie das z.B. in der Stadt Ödenburg im 13. und 14. Jahrhundert geschehen ist. Dort wurde beispiels- weise aus Dági Agendorfer. Die meisten Familien dieser grundbesitzenden Ober- schicht starben im 14. Jahrhundert aus und ihr Besitz ging an die Stadt über. Auch viele der zur Grundherrschaft der Stadt Ödenburg gehörenden Dörfer waren früher im Besitz ehemaliger Ratsherren, deren Ahnen iobagiones castrensis waren.115 Sowohl im deutschen Ödenburg als auch in Pest, der zweitgrößten Stadt des Landes, deren Bevölkerung sich im Verlauf des 14. Jahrhunderts sprachlich gesehen magyarisiert hatte, kam es vor, dass Angehörige der jeweils kleineren Sprachgruppe, in Ödenburg Magyaren und in Pest Deutsche, zu Ratsherren oder gar zu Bürgermeistern bzw. Stadtrichtern gewählt wurden.116 Die vornehmsten Städte in Ungarn, die sieben königlichen Freistädte, schlossen sich in den 1430er Jahren zu einem Bund zusammen, dem als Vorort Ofen, weiters Kaschau, Preschau/Prešov, Bartfeld, Tyrnau, Pressburg und Ödenburg angehörten und die alle aus ehemaligen Hospites-Siedlungen entstanden sind. Für diesen Bund war das Ofener Stadtrecht verbindlich und damit eine gemeinsame Rechtssprechung gewährleistet. Etwas früher bereits war der Bund der sieben niederungarischen Berg- städte von König Sigismund 1405 mit seinen Statuten anerkannt und wegen seines Reichtums zum Witwengut der Königin bestimmt worden. Zu diesem Bund gehörten Dilln/Banská Bela, Neusohl, Schemnitz, Kremnitz, Libethen/L’ubietová, Königs- berg/Nová Baňa und Pukantz/Pukanec. Im Vorort Kremnitz befand sich auch der gemeinsame Gerichtshof des Bundes. Gleichfalls in der Regierungszeit Sigismunds entstand der Bund der sieben oberungarischen Bergstädte, doch sind seine Statuten

113 PICKL, Verkehrswege, S. 104. 114 Schwabenspiegel, S. 414 ff. 115 HÁZI, Bd. 1, 5, S. 300 f. und Bd. 1, 6, S. 167-168, 342-345. 116 KUBINYI, Zusammensetzung, S. 24 ff.

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erst aus dem Jahre 1487 und das führende Göllnitzer Bergrecht aus dem Jahre 1500 überliefert.117 Mit dem Vorort Göllnitz setzte sich der Bund aus den Städten Schmöll- nitz, Rosenau/Rožňava, Joos/Jasov, Rudabánya, Telken/Telkibánya und Zipser Neu- dorf zusammen.118 Rechtssprechung, Verwaltung und Wirtschaftstätigkeit der Städte artikulierten sich in einem frühneuhochdeutschen Schrifttum, das Dokumente einerseits in der Kanzleisprache in Form von Urkunden, andererseits in der Geschäftssprache der Brie- fe, Stadt- und Rechnungsbücher, Urbare, Amts- und Rechtsbücher, Grund- und Ge- schäftsbücher hervorbrachte. Nach Karl Mollay ist der erste deutschsprachige Schuldbrief 1346 in Pressburg, der älteste Zolltarif in deutscher Sprache 1352 in Ödenburg entstanden, die älteste in deutsch verfasste Urkunde ist ein Schenkungs- brief aus dem Jahre 1319 in Pressburg, während die erste deutschsprachige Urkunde der königlichen Kanzlei 1397 unter König Sigismund verfasst worden ist.119 Das erste Stadtrechtsbuch ist das der Stadt Sillein aus dem Jahre 1367120, während das Vorbild für viele ungarische Stadtrechtsbücher, das Ofner Stadtrecht, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist.121 Beide gehen übrigens auf das Magdeburger Stadt- recht als Quelle zurück.

4.2 Die Zünfte Untrennbar verbunden mit dem deutschen Stadtrecht ist die Organisation der Zünfte. Die genossenschaftlich organisierten Zünfte der Handwerker und Gewerbetreibenden bildeten die Grundlage für den Wohlstand der Stadt. In ihren Anfängen reichen sie bis in das 13. Jahrhundert zurück, als König Béla IV. einige Privilegien für das städtische Handwerk in Ofen erlassen hat. Da die betreffende Urkunde selbst nicht erhalten ge- blieben ist, jedoch mehrere spätere Urkunden darauf Bezug nehmen, so auch das Ofe- ner Stadtbuch vom Anfang des 15. Jahrhunderts, ist daraus zu folgern, dass es bereits

117 Göllnitz erhielt 1327 über Neusohl das Bergrecht von Schemnitz; PIIRAINEN, Stadt- und Bergrechte, S. 46. 118 Die spätmittelalterliche Unterscheidung in nieder- und oberungarische Bergstädte darf nicht mit dem Begriff „Oberungarn“, ungar. felvidék, verwechselt werden, der seit der Mit- te des 19. Jahrhunderts den nördlichen, gebirgigen Teil des Königreichs bezeichnet und zum Teil als mit dem heutigen Territorium der Slowakei identisch gebraucht wird. Niede- rungarn war aus Wiener oder Pressburger Sicht die nähere, westliche Hälfte des Landes nördlich der Donau, während die östliche, ferner liegende Hälfte als Oberungarn bezeich- net wurde. – HECKENAST, S. 112. 119 MOLLAY, Érintkezések; Első telekkönyv 1480-1553. Erstes Grundbuch; BASSOLA; MEIER, Textsorten; PUKÁNSZKY, Geschichte. 120 Stadtrechtsbuch von Sillein. 121 Buda város jogkönyve; siehe auch die Edition von MOLLAY, Stadtrecht.

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im 13. Jahrhundert als Vorform der Zünfte Berufsorganisationen in Form von Bruder- schaften gegeben haben muss, denen Béla IV. das Bürgerrecht gewährte.122 Die ältesten Zunftbriefe stammen aus dem 14. Jahrhundert – das Dokument, das als ältester Zunftbrief betrachtet wird, ist ein Privileg der Kürschner von Kaschau aus dem Jahre 1307123 – und wurden von König Ludwig I. bestätigt. Die Zünfte versahen wirtschaftliche, finanzielle (Kreditvergabe), arbeitsrechtliche, religiöse, rechtspflege- rische und soziale Funktionen und verfügten über eine autonome Selbstverwaltung. In ihnen schlossen sich Mitglieder gleicher Handwerkszweige zusammen und regelten auch die Qualitätskontrolle, die vor allem für das Lebensmittelhandwerk beispiels- weise der Fleischer besonders wichtig war. Das Ofener Stadtbuch gibt auch Hinweise über die wirtschaftlich wie sozial begründete Hierarchie der Zünfte: An erster Stelle stehen die Zünfte der Händler, die im Fernhandel als Tuchhändler, Weinhändler u.a. tätig waren. Danach folgen die Münzpräger, die Gold- und Silberschmiede, die Schmiede in den Bergstädten, die Fleischer und alle Gewerbe, die mit der Herstellung und dem Handel von Lebensmitteln zu tun hatten, ferner die Kürschner, die Weber u.a. In größeren Handelsstädten wie Ofen oder Pest gab es einige Dutzend Zünfte, die das Wirtschaftsleben der Städte bestimmten. Einzelnen Zünften gehörten auch zahl- reiche Meister an, wie z.B. der Fleischerzunft zu Ofen im Jahre 1501 33 Meister und acht Meisterfrauen, die das Meisteramt aufgrund ihres Witwenrechtes ausübten; zu- sammen mit den Gesellen und übrigen Bediensteten ergeben sich daraus Wirtschafts- organisationen, die mehrere hundert Personen zusammenfassten und im Rat der Stadt vertreten waren.124 In Ofen stammten die Mitglieder der Fleischerzunft größtenteils aus den deutschen Siedlungsgebieten und -orten innerhalb Ungarns.125 Die Blüte der deutschen Städte hing jedoch nicht nur mit ihrem erfolgreichen, das Zusammenleben, die Verwaltung und Wirtschaftstätigkeit regelnden Stadtrecht zu- sammen, sondern auch mit ihren intensiven Beziehungen zu den süddeutschen Reichsstädten, hervorzuheben sind hier vor allem Regensburg, Nürnberg und Augs- burg.

5 Deutsch-ungarische Wirtschaftsbeziehungen, Bergbau und Technologie- transfer

Beziehungen zwischen den süddeutschen Städten und Ungarn und besonders Sieben- bürgen gab es schon seit dem Ende des 12. Jahrhunderts. Sie wurden um die Mitte des 13. Jahrhunderts mit der Gründung zahlreicher Städte im Königreich intensiviert. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erlebte der Ungarn-Handel der süddeutschen

122 KUBINYI, Fleischerzunft. Das Zunftbuch der deutschen Fleischerzunft von Ofen mit Eintra- gungen aus den Jahren 1500 bis 1529 ist eines der wenigen erhalten gebliebenen Doku- mente zur Tätigkeit der Zünfte im Mittelalter. 123 Publiziert von SZÁDECZKY, Bd. 2, S. 5-7. 124 KUBINYI, Fleischerzunft, S. 106. 125 Ebenda, S. 138.

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Städte einen beträchtlichen Aufschwung, der wesentlich mit dem oberungarischen Edel- und Buntmetall-Bergbau und dem europäischen Geldmarkt zusammenhing. Das Geld, das in Mittel- und Westeuropa in Form von Münzen seit dem Frühmit- telalter im Umlauf war, bestand vor allem aus Silber. Schon Stephan I. begann das Münzregal des Königs auszuüben und Silbermünzen zu prägen, wobei ihm die Re- gensburger Silberdenare des bayerischen Herzogs Heinrich II. (955-976, 985-995) zum Vorbild dienten: „Der Beginn der Münzprägung [in Ungarn] stand, wie im All- gemeinen, auch hier in enger Beziehung zu der Annahme des Königstitels und der Ausübung der königlichen Macht.“126 Für den Fernhandel und insbesondere für den Levantehandel wurden im Verlauf des 13. Jahrhunderts jedoch Goldmünzen immer attraktiver, da sie zur Goldwährung der orientalischen Handelspartner konkurrenzfähiger waren. Deshalb gingen als Erste die italienischen Handelsstädte Genua, Florenz und Venedig um die Mitte des 13. Jahrhunderts zur Prägung von Goldmünzen über. Das hatte eine steigende Nachfrage nach Gold für die Belieferung der italienischen Münzstätten zur Folge, wobei schon zu dieser Zeit rund ein Drittel des europäischen Bedarfs mit dem aus den ungarischen Gruben geförderten Gold gedeckt wurde. König Karl Robert von Anjou, der ja aus Italien nach Ungarn gekommen war, erließ deshalb 1325 ein Ausfuhrverbot für un- gemünztes Silber und Gold. Dadurch wurden die ausländischen Händler zum Um- tausch mit in Ungarn geprägten Goldmünzen gezwungen. Für die Bergstädte war die Einführung des Goldguldens von großer Bedeutung und Kremnitz rückte bald zur ers- ten Münzstätte des Landes auf. Um die durch den Umlauf vieler Währungen und Münzen entstandene Unsicherheit zu beseitigen, befahl Karl Robert 1338 die Prägung von Silbergroschen ganz einzustellen und nur mehr den in Kremnitz, Ofen und Sie- benbürgen geprägten Goldgulden in Umlauf zu bringen. Der ungarische Goldgulden blieb bis zum 16. Jahrhundert eine der wichtigsten Währungen des Welthandels und hat die europäische Wirtschaft jährlich mit 420 000 bis 450 000 Münzen dieser Pro- venienz versorgt.127 Zunächst versuchte das italienische Großkapital, die Kontrolle über den ungari- schen Edelmetallbergbau zu erlangen. Um 1331 ist erstmals einer seiner Repräsentan- ten in Kremnitz, dem Zentrum der ungarischen Goldförderung, nachzuweisen. Vertre- ter der Florentiner Bank- und Handelshäuser stellten als Fachleute die Kammergrafen und Münzmeister der Könige aus dem Haus Anjou.128 Die Belieferung der Münzstät- ten Venedigs und Nordwesteuropas beherrschten jedoch von 1308 bis 1348 die Re- gensburger Kaufleute, die den Donauhandel noch bis ins 17. Jahrhundert dominier- ten.129 Das Bündnis Kaiser Karls IV. (1355-1378)130 mit König Ludwig dem Großen eröffnete jedoch ab 1348 den Nürnbergern die Chance, führende Positionen im Han- del mit den Bunt- und Edelmetallen aus den Karpaten zu erringen. Beim Friedens-

126 HUSZÁR; vgl. LÁSZLÓ, Pénzverés. 127 PROBSZT, Bergstädte, S. 292. 128 STROMER, Kammergrafen, S. 87 ff. 129 PICKL, Handel, S. 210 ff. 130 Karl IV. (1316-1378), 1346 deutscher König, 1347 böhmischer König, 1355 Kaiser.

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schluss von Venedig sicherten sich die Nürnberger 1358 Zollvergünstigungen für die Gold- und Silbereinfuhr und König Ludwig erteilte Wolfram Stromer zwei Handels- privilegien für die Nürnberger Kaufleute. Diesen folgten 1364, 1370 und 1383 weite- re Privilegien, und zwar vornehmlich an Kaufleute, die – wie die Großkaufleute und Mitglieder des Nürnberger Rates Berthold Holzschuher, Johann Eber, Leupold Stür- stab und Ulrich Eisvogel – bereits seit dem Ausgang des 13. Jahrhunderts im Ungarn- handel Erfahrungen gesammelt hatten und u.a. Rinderhäute, Wachs, Pelze, Silber, Kupfer und Wein aus Ungarn nach Süddeutschland importierten. Im Austausch dafür brachten sie nach Ungarn Tuche aus Frankreich, Flandern und Nordwestdeutschland sowie Messingwaren, vor allem Messer aus Nürnberg.131 Unter König Sigismund, der ja der Luxemburger Kaiserdynastie angehörte132, hat sich der Handel mit Nürnberg und auch mit kleineren deutschen Reichsstädten immer mehr verdichtet, und viele Patrizier dieser Städte gründeten Niederlassungen in unga- rischen Städten und erwarben vor allem in Pressburg und Ofen das Bürgerrecht. De- ren Repräsentanten gingen häufig Heiratsverbindungen mit den deutschen und manchmal auch ungarischen Patrizierfamilien dieser Städte ein. Die Stadt Ofen wurde zum Hauptstützpunkt solcher Niederlassungen von Patriziern reichsdeutscher Städte, beispielsweise der Nürnberger Patrizierfamilie Haller. Eine wichtige Rolle spielte da- bei auch die Verleihung des Stapelrechts in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an Ofen, wodurch die Stadt zum wichtigsten Umschlagsplatz des West-Ost-Handels von Mittel- nach Ost- und Südosteuropa aufgestiegen war.133 Ab 1394 waren die für die Produktion wie für den Export der Bunt- und Edelme- talle wichtigsten Schlüsselstellungen, nämlich das Amt des Dreißigers (der für den Außenhandelszoll zuständige oberste königliche Beamte) und des Kammergrafen von Kaschau und Kremnitz bereits in den Händen von Ulrich Kammerer und Markus von Nürnberg. Letzterer war der wichtigste Wirtschaftsberater König Sigismunds. Mit der Verfügungsgewalt über Produktion und Handel der oberungarischen Edelmetalle konnten die süddeutschen Städte die Italiener daraus ganz verdrängen. Deutlich sicht- bar ist das an den von ihnen geprägten Goldgulden selbst, auf denen die Symbole und Firmenmonogramme der Nürnberger Firmen aufgeprägt sind.134 Erik Fügedi hat da-

131 PICKL, Beziehungen, S. 6 f.; AMMANN. 132 Sigismund von Luxemburg (1368-1437), König von Ungarn 1387, deutscher König 1410, böhmischer König 1419, Kaiser 1433. 133 KUBINYI, Städte, S. 344; allerdings ging diese herausragende Rolle Ofens im ungarischen Außenhandel unter König Sigismund verloren, der Grenzstädten wie Pressburg, Ödenburg und Kaschau das Stapelrecht verlieh und dadurch die Stellung Ofens abwertete. Durch die militärischen Auseinandersetzungen König Matthias’ mit Kaiser Friedrich III. hat jedoch Pressburg seinen rund 50 Jahre währenden Vorrang in der Abwicklung des ungarischen Außenhandels mit Süddeutschland und auch sein Stapelrecht verloren, so dass Ofen seine hegemoniale Stellung im ungarischen Außenhandel mit Mitteleuropa und Italien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückerlangen konnte und drei Viertel des ungari- schen Imports und die Hälfte des ungarischen Exports wiederum in Ofen umgeschlagen wurden. – Ebenda, S. 373. 134 STROMER, Unternehmer, S. 358 f.

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rauf hingewiesen, dass in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Bergbauproduk- te knapp ein Fünftel des ungarischen Außenhandels ausmachten, wobei das Kupfer als industrielles Halbprodukt in die süddeutschen Zentren des Kupferschmiedhand- werks exportiert wurde.135 Unter der Schirmherrschaft König Sigismunds ließen sich immer mehr Bürger aus den Städten in Franken und Schwaben (auch aus Rothenburg und Dinkelsbühl) als Kaufleute in den Handels-, Gewerbe- und Montanzentren Mittel- und Oberungarns nieder und widmeten sich wirtschaftlich vor allem dem Tuchhandel, sofern sie nicht im Edel- und Buntmetallhandel engagiert waren. In Ofen errangen nach der Krönung Sigismunds Nürnberger und Bamberger Bürger auch das Amt des Stadtrichters.136 Doch unübertroffen blieben die Nürnberger Kaufleute, die in ganzen Gruppen und of- fenbar planmäßig in den wichtigsten ungarischen Städten ansässig wurden und mit diesem von ihnen aufgebauten, durch Heiratsverbindungen mit dem Patriziat der wichtigsten ungarndeutschen Städte abgestützten Netzwerk den Handel ihrer Heimat- stadt erfolgreich intensivierten.137 Ofen verdankte seinen deutschen Bürgern auch bedeutsame technische Errungen- schaften, so wurde z.B. die Wasserleitung zu der hochgelegenen Ofener Königsburg 1416 vom Nürnberger Hartmann Rotschmid errichtet. Die Mauern dieses Wasserhe- bewerks, ein technisches Wunderwerk der damaligen Zeit, sind heute noch auf dem Burgberg von Ofen zu erkennen.138 Eine weitere Erfolgsgeschichte ist die Kaschauer Baumwollindustrie, die von Kö- nig Sigismund auf Initiative der bereits erwähnten Ministerialen des Königs, Markus von Nürnberg und Ulrich Kammerer durch ein 1411 erlassenes Gesetz begründet wurde. Da das Gesetz hauptsächlich an deutsche Barchent-Unternehmer und Hand- werker adressiert war, wurde es in deutscher Sprache abgefasst.139 In dem darauf fol- genden Jahrzehnt entstanden Zentren der Barchentproduktion auch in anderen ungari- schen Städten, wie in Ofen, Pressburg, Stuhlweißenburg, Bartfeld und Hermann- stadt.140 Die Kaschauer Barchentindustrie bestand über 200 Jahre. Ausgangspunkt dieses Gewerbes war Bamberg, und der aus einer Bamberger Familie stammende Hans Cammermeister wurde 1440 Kammergraf von Kaschau. Ihm folgte Hans Lem- mel, der unter König Albrecht vom Hermannstädter Kammergrafen zum Sachsengra-

135 FÜGEDI, Der Außenhandel, S. 68. 136 STROMER, Unternehmer, S. 360. 137 Eine detaillierte Untersuchung der Heiratsverbindungen des städtischen Patriziats der Stadt Ofen mit ungarischen Städten wie Pressburg, Kaschau, Hermannstadt und den Bergstädten, ferner mit Wien und den süddeutschen Städten Nürnberg, Regensburg, Augsburg etc. bei KUBINYI, Städte, S. 387 ff. 138 STROMER, Wassernot, stellt die These auf, dass die Technik des berühmten maurischen Wasserwerks von Toledo, das wahrscheinlich um die Mitte des 11. Jahrhunderts entstanden ist, von jüdischen Montanexperten aus dem islamisch-mediterranen Kulturkreis den mittel- europäischen Bergbau-Technikern vermittelt wurde. 139 STROMER, Wirtschaftspolitik. 140 Ebenda.

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fen und Königsrichter der Siebenbürger Sachsen aufstieg. Mit Hermannstadt hatte der Handel der süddeutschen Reichsstädte auch den äußersten Südosten Ungarns und da- mit das Tor zur Schwarzmeerregion erreicht. In Hermannstadt erschienen Repräsen- tanten der süddeutschen Unternehmerschicht seit dem zweiten Viertel des 15. Jahr- hunderts. Der 1439 zum Königsrichter aufgestiegene Johannes Lemmel kam aus Bamberg. Der 1472-1482 als Ratsherr bezeugte Ludovicus Stromer (wahrscheinlich identisch mit dem 1466 als Ratsmitglied erwähnten Lodovicus Noremburga) war An- gehöriger dieses großen Nürnberger Kaufmannsgeschlechts und auch die Holzschuher waren Ende des 15. Jahrhunderts in Hermannstadt und ab 1505 im Rat der Stadt ver- treten.141 Wohl zu den aktivsten Kaufleuten im Nürnberger Ungarn-Handel zählte die be- reits erwähnte Familie Haller, später geadelt als Haller von Hallerstein. Wilhelm Hal- ler stand im Dienst des Königs Matthias, sein Bruder Ruprecht heiratete 1483 die Tochter Anna des Ofener Stadtrichters Johann Münzer (1481). 1490 tritt er erstmals als Ratsherr von Ofen in Erscheinung und wurde 1510 auch Stadtrichter. Von seinen fünf Söhnen übernahm der älteste, Hans, die Leitung des Haller’schen Handelshauses in Ofen. Hans Haller wurde 1518 von dem zum christlichen Glauben übergetretenen Juden Emmerich Szerencsés adoptiert, der nach Kubinyi einer „der einflussreichsten Finanzräte“ König Ludwigs war142, rückte dadurch zum Unterschatzmeister des Kö- nigs und 1524 zum Vorsteher der Münze in Plintenburg/Visegrád auf und ist bis 1529 als Münzmeister von Ofen nachweisbar.143 Mit der vorübergehenden Besetzung Ofens durch das osmanische Heer, die eine panikartige Flucht der ansässigen deut- schen Unternehmer auslöste, fand auch die Tätigkeit Hans Hallers in Ofen ein jähes Ende. Er zog sich mit der Münze nach Pressburg zurück. 1538 begegnen wir Hans Haller als Waldbürger von Schemnitz mit eigenen Bergwerken, später, 1545, in Wien als Geschäftspartner seines Bruders Peter Haller. Er dürfte 1548 verstorben sein.144 Der bedeutendste von den fünf Söhnen Ruprechts ist jedoch Peter Haller (1500- 1569), der als Hermannstädter Großunternehmer, Bürgermeister und Sachsengraf von 1529 bis zu seinem Tod 1569 eine hervorragende Rolle innehatte. 1535 als Mitglied des Stadtrats zum Stuhlrichter gewählt, übernahm er 1540 die Führung der sächsi- schen Nationsuniversität, 1543 das Amt des Bürgermeisters, das er 1547 an den Habsburggegner Martin Weiss abgeben musste, der es ihm jedoch 1550 wieder über- gab. 1557 wurde seine staatsmännische Karriere als kluger und ausgleichender Ver- mittler zwischen Habsburg, dem Hause Zápolya und den Osmanen, wodurch er ganz wesentlich in die Geschicke des Landes Siebenbürgen eingriff, mit der Wahl zum Königsrichter und Sachsengrafen gekrönt. Außerdem hat er sich als entschiedener Anhänger und Förderer der Reformation auch um diese bleibende Verdienste erwor- ben.145

141 JICKELI. 142 KUBINYI/HALLER, S. 104. 143 Ebenda, S. 99; siehe auch SZABÓ, Hallerek; LÜTGE. 144 GÜNDISCH, Peter Haller, S. 12. 145 Ebenda, S. 33 ff.

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Zu einem erheblichen Teil prägte die deutsch-ungarischen Beziehungen im Spät- mittelalter auch die Vermittlung von Technologien aus Mittel- und Westeuropa. Ein Beispiel dafür ist die Anwendung von Wasserkraft zur Bewegung des Blasebalgs und des Schmiedehammers, die einen bedeutenden technischen Fortschritt in der Metall- verarbeitung darstellte. Der genaue Ort dieser Erfindung ist unbekannt, doch ver- breitete sich die Technik in Europa von Südwesten (Katalonien, Südwestfrankreich) aus nach Norden und Osten. Sie erreichte die Steiermark zwischen 1227 und 1262, Böhmen, Schlesien und Oberungarn in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Wort „Hammer“ (ungar. hámor) kommt in Ungarn zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahre 1344 vor und erscheint gleichzeitig mit der technischen Neuerung, die nicht nur begrifflich wahrscheinlich auf das Siegerland als ein wichtiges Zentrum des mittelalterlichen deutschen Hüttenwesens zurückzuführen ist. Eisenhämmer werden ausdrücklich 1352 in Wagendrüssel/Nálepkovo (Komitat Zips), 1376 und 1383 in Metzenseifen/Medzev (Komitat Abaúj), 1393 in Dobschau/Dobšina (Komitat Gömör), 1391 in Hamor/Hámor (Komitat Bars) und 1402 in Podlavicz/Podlavice bei Neusohl im Komitat Sohl erwähnt.146 Die Eisenhämmer erzeugten Stangeneisen, das in den Quellen lateinisch lamina ferri, ungarisch sínvas genannt wird, Letzteres eine Über- setzung des deutschen „Schineisens“, wobei dieser Begriff nur in der Oberpfalz ge- läufig war, so dass bei der Einführung des Hammerbetriebs nach Ungarn die Bezie- hung auch mit dieser bayerischen Region eine Rolle gespielt haben muss.147 Die technische Innovation des Hochofens und damit die Stahlerzeugung kamen über deutsche Vermittlung gleichfalls nach Ungarn. Der im Mittelalter als Eisenluppe (lat. massa ferri) bezeichnete Hochofen kam im 14. Jahrhundert in Kärnten als „Maß“ und im Siegerland als „Maßhütte“ vor und die „Maß“ (ungar. massa, slowakisch maša) taucht erstmals 1551 in einer Urkunde auf, mit der ein gewisser Paul Anton Fladingk von den Grundherren der Stadt Dobschau die Erlaubnis erhielt, am Fluss Göllnitz eine Maß sowie Eisenhämmer und Mühlen zu bauen. Es handelte sich dabei wohl um einen 1592 noch einmal und im 17. Jahrhundert häufig erwähnten Eisen- gießofen, denn 1629 wurde in das Dobschauer Stadtbuch eingetragen, „vom gutten Maß-Eisen soll der Stool [=Stahl] sein“148. Der ungarische Montanhistoriker Gusztáv Heckenast stellt fest, dass die Innovati- onen des Eisenhammers, der Maß und des Hochofens entweder von deutschen An- siedlern oder von eigens zu diesem Zweck herbeigerufenen Hüttenleuten aus dem deutschen Sprachbereich eingebürgert wurden, worauf auch die ungarische wie die slowakische Fachsprache im Bergbau- und Eisengewinnungsbetrieb hinweist. „An der Vermittlung der Innovationen nach Oberungarn hatten verschiedene, auch vonei- nander fern liegende deutsche Landschaften ihren Anteil. Der Anziehungsbereich Oberun- garns reichte im Mittelalter bis zum Siegerland und zur Oberpfalz. In der frühen Neuzeit traten die Beziehungen zu den Nachbarländern dominant hervor. Die oberungarischen Hochöfen hatten schlesische, sächsische, mährische und steiermärkische Vorbilder. Das

146 HECKENAST, S. 114. 147 SIEBER, S. 254. 148 MIKULIK, hier zit. nach HECKENAST, S. 116.

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entspricht völlig der politischen Bindung des Königreichs Ungarn an die anderen habsbur- gischen Länder und den regen kulturellen Beziehungen zwischen den oberungarischen Lu- theranern und dem Kurfürstentum Sachsen. Die Hüttentechnik der oberungarischen Eisen- werke war also gleichzeitig von verschiedenen deutschen Landschaften beeinflusst.“149 Durch die Einführung von Pumpen und Schöpfrädern gelang es im Verlauf des 15. Jahrhunderts süddeutschen Unternehmern, unter Wasser stehende Bergwerke in Oberungarn wieder zu entwässern und dadurch neuerlich betriebsfähig zu machen, beispielsweise 1418 in Schmöllnitz und in Göllnitz (Kupferbergbau) durch die Berg- leute des Nürnberger Handelshauses Stromer. Dem Bergbauunternehmer Johann Thurzo (1437-1508), der aus Leutschau stammte und 1465 Bürger von Krakau und später dort sogar Bürgermeister geworden war, gelang es mit tatkräftiger Unterstüt- zung durch Nürnberger Experten, eine ganze Reihe solcher Silber- und Kupferberg- werke wieder betriebsfähig zu machen, die ihm König Matthias Corvinus 1475 ver- liehen hatte. Aus seiner Bergbautätigkeit im sächsischen Goslar brachte er auch die in Ungarn noch unbekannte Methode des „Seigerns“ mit, durch die unter Einsatz von Blei die Scheidung von Silber und Kupfer bewerkstelligt werden konnte.150 Da er je- doch an Kapitalmangel litt, beteiligte sich das Augsburger Handelshaus der Fugger ab 1491 immer stärker an seinem Unternehmen. Jakob Fugger (1459-1525) baute das oberungarische Kupferrevier aufgrund enor- mer Kapitalinvestitionen zu einem der führenden Kupferproduktionsstätten Europas aus, das schließlich ein Viertel, zeitweise sogar ein Drittel der gesamteuropäischen Kupferproduktion förderte. Durch die Vereinigung der Tiroler Kupferproduktion (in Schwaz) mit der ungarischen monopolisierte Jakob Fugger den Kupferhandel in allen Teilen Europas. Daneben beteiligten sich die Fugger auch am Krakauer Tuchhandel, der sich über Lemberg und Kiew bis an das Schwarze Meer ausdehnte, sowie an dem Goldbergbau in Frauenseiffen; dort hatten sie 1513 das wegen eines Wassereinbruchs stillgelegte Goldbergwerk neu in Betrieb genommen. Um 1490 errichteten die Fugger in Ofen eine Faktorei, die sich zwischen der königlichen Burg und der Matthiaskirche und damit in allerbester Lage befand und als ungarisches Zentrum für ihren Silber- und Kupferhandel diente.151 Hohe Kredite, die die Fugger dem ungarischen König gewährten, zwangen diesen, die oberungarischen Bergstädte an die Fugger zu ver- pfänden. Zweifellos stammte das Geld, mit dem Jakob Fugger 1521 die Wahl Karls V. zum deutschen König finanziert hatte, zusammen rund 554 000 Gulden, zu einem er- heblichen Teil aus dem Gewinn seines Ungarnhandels. Für die Jahre 1519 bis 1526 ist die Abrechnung des Fuggerschen Ungarnhandels erhalten geblieben, woraus auf Ge- samteinnahmen von 690 000 Gulden zu schließen ist, von denen ungefähr die Hälfte als Reingewinn zu verbuchen war.152 Ein gutes Beispiel für die politische Tragweite der deutsch-ungarischen Wirt- schaftsbeziehungen bildet der erste Versuch einer „Verstaatlichung“ in der Geschich-

149 HECKENAST, S. 121. 150 PROBSZT, Bergstädte, S. 64 f. 151 PÖLNITZ, Jakob Fugger, Bd. 2, S. 19 ff.; KALUS. 152 PÖLNITZ, Fugger, S. 151 ff.; PICKL, Beziehungen, S. 20.

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te Ungarns: Geblendet vom Reichtum der Fugger forderte der ungarische Adel von König Ludwig II. (1516-1526) die Enteignung des Fugger(-Thurzó)-Unternehmens, das den Abbau von Kupfer, Gold und Silber in den oberungarischen Bergstädten kon- trollierte. Der Adel fand mit seiner Forderung sogar bei der Königin Maria (1505- 1558, 1521 Königin von Ungarn), einer Schwester Kaiser Karls V. (1519-1556) und Ferdinands I. (König von Ungarn 1526-1564, Kaiser 1556-1564) Gehör, der nominell die Bergstädte gehörten und die sich in ihren Rechten von den Fuggern übergangen fühlte. 1525 brachen in den Bergstädten gegen die Fugger angezettelte Aufstände aus; König Ludwig, der den Fuggern bereits große Geldsummen schuldete, behauptete, durch Fugger Schaden in Höhe von einer Million Gulden erlitten zu haben, und ließ deshalb die Fugger-Unternehmen für die Krone konfiszieren. Doch aufgrund der rechtzeitigen Bergung der Geschäftsunterlagen aus Ofen und Neusohl nach Krakau, wohin sie in Sicherheit gebracht worden waren, konnten die Fugger beweisen, dass die Anschuldigungen des Königs nicht berechtigt waren. Da- mit war dieser ersten Verstaatlichungsaktion in der ungarischen Geschichte ihre recht- liche Legitimation entzogen. Die Fugger verhängten nun ihrerseits einen Finanzboykott über das Königreich Ungarn, gestützt auf ihre Beziehungen zu Kaiser Karl V. und König Ferdinand I., dem Papst, dem König von Polen und den Kurfürsten und Reichsständen des Hl. Rö- mischen Reiches. Jakob Fugger sprach prophetisch davon, dass sich Ungarn hiermit seinen eigenen Untergang bereiten werde. Wenige Wochen, nachdem sich König und Fugger auf einen Restitutionsvertrag geeinigt hatten, der die Fugger rehabilitierte, fiel König Ludwig auf dem Schlachtfeld von Mohács. Vom englischen Königshof von Westminster aus verbreitete sich – augenscheinlich von Fugger aus Augsburg lanciert – in ganz Europa die Nachricht: Hätte sich Ungarn nicht auf so leichtfertige Weise die Gunst des Hauses Fugger verscherzt und damit deren Kredit verloren, dann wäre Kö- nig Ludwig eine rechtzeitige und ausreichende Rüstung bzw. Anwerbung von Söld- nern gegen das anrückende osmanische Heer möglich gewesen.153 Aufgrund der erfolgreichen Expansion der Osmanen auf ungarischem Gebiet li- quidierte Anton Fugger (1493-1580), Neffe und Nachfolger Jakob Fuggers, 1547 endgültig seinen Ungarnhandel, der jedoch von anderen Augsburger Handelsfirmen übernommen und bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618) weitergeführt wurde; anzuführen sind hier die Firmen Manlich, Paller, Weiss, Castell und Croy, zu- letzt Rehlinger und Henckel.154 Intensive Handelsbeziehungen zwischen Ungarn und Augsburg gab es jedoch bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges auch im Bereich des Handels augsburgi- scher Kaufleute mit ungarischen Ochsen. Ihre Unternehmen (darunter auch solche aus Ulm, Regensburg und Nürnberg155) organisierten im 16. Jahrhundert die gesamte

153 PROBSZT, Augsburg, S. 68 f. 154 PICKL, Beziehungen, S. 20 f. 155 Nürnberg war noch Mitte des 15. Jahrhunderts führend am ungarischen Ochsenhandel be- teiligt. Zu dieser Zeit war der Nürnberger Jobst Furter der größte ausländische Ochsen-

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Fleischversorgung der habsburgischen Ostalpenländer (heutiges Österreich), Süd- deutschlands bis zum Main und Rhein und auch Oberitaliens (mit Venedig als Zent- rum) durch den Export von jährlich 200 000 Rindern vornehmlich aus den osmanisch besetzten Teilen Ungarns und aus Siebenbürgen. Die Ochsen wurden in Wien, Press- burg, Neusiedl (im heutigen Burgenland), Ungarisch-Altenburg/Magyaróvár und Raab eingekauft und dann in Herden von bis zu 200 Stück über eigene Ochsenstraßen nach Westen getrieben. Eine dieser Straßen führte über Südmähren und Pilsen/Plzeň nach Nürnberg, die andere südlich der Donau nach Augsburg.156 Diese intensiven, grenzübergreifenden Wirtschaftsbeziehungen der deutschen Städte des ungarischen Königreichs machen deutlich, dass es Ungarn gelungen war, sich seit dem Spätmittelalter gewinnbringend in den europäischen Fernhandel einzu- bringen, wovon das Land und seine Städte erklecklich profitierten. Die Ergebnisse der deutschen Ostsiedlung im mittelalterlichen Ungarn lassen sich wie folgt zusammenfassen: Zusammen mit anderen aus dem westlichen Europa stammenden Sprachgruppen haben die hospites Theutonici, die deutschen Gäste des ungarischen Königs, erheblich zum Landesausbau, zur Verdichtung des Siedlungsnetzes, zur Erhöhung der Steuer- einnahmen und dadurch auch zur Stärkung der königlichen Zentralgewalt beigetra- gen. Die Freiheitsrechte der hospites haben in Ungarn eine neue Rechtskultur begrün- det, die gekennzeichnet war von Autonomie, weltlicher wie kirchlicher Selbstverwal- tung sowie den genossenschaftlich organisierten Rechten der bäuerlichen hospites am Lande wie der Handel- und Gewerbetreibenden und Handwerker in den städtischen Zünften. Kubinyi weist hier auf die Wechselwirkung von Gastsiedlerfreiheiten und den sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen Ungarns insbesondere nach dem Mongolensturm im 13. Jahrhundert hin, die nur durch die „freiere Rechtsituati- on“ der Dorf- und Stadtbevölkerung zu bewältigen waren.157 An den nach deutschem Muster kodifizierten Stadtrechten hatten auch viele einheimische, magyarische und andersnationale Bürger erheblichen Anteil, wobei durch Übernahme von Lebensfor- men, Werten und Bräuchen auch deren durch Mehrsprachigkeit gekennzeichnete All- tagskultur vielfach verändert wurde. Insgesamt gesehen hat damit die West-Ost- Siedlungsbewegung ganz wesentlich zur Integration des ungarischen Königreichs in Europa und zur Angleichung des Landes an europäische Standards in Recht und Wirt- schaft, Kultur und Technik beigetragen. Das war vielen Zeitgenossen am Ende des Mittelalters durchaus bewusst, so dass der Sachsengraf Albrecht Huet (1577-1607) nicht nur in Verteidigung der Rechte der von ihm vertretenen Siebenbürger Sachsen, sondern gleichsam auch aller deutschen hospites des ungarischen Mittelalters dem Fürsten Siebenbürgens, Sigismund Báthori (1581-1602), und den in Weißenburg ver- sammelten siebenbürgischen Ständen am 10. Juni 1591 sagen konnte:

händler Ungarns, der allein 1542 2 842 Ochsen aus Ungarn exportierte und damit 10 Pro- zent des ungarischen Ochsenhandels abwickelte. – EMBER, S. 102. 156 PICKL, Beziehungen, S. 22 ff.; ferner MAKKAI, Viehhandel. 157 KUBINYI, Frage, S. 562.

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„Ihr seid nur Gäste, sagen sie, Zugewanderte und Fremde, nicht Einheimische und Bürger; nur Schuster, Schneider und Kürschner, nicht Kriegsleute und Verteidiger des Reiches. Da- rauf sage ich also: es ist wahr, wir sind Gäste gewesen, wie es geschrieben steht in König Andreä Brief. Gerade das aber rechnen wir uns zur Ehre an, denn wir sind eingeladen wor- den von König Geisa […] und mit Ehren im Land behalten worden. […] Darum sind wir nicht mehr Fremdlinge, sondern legitime Bürger des Landes.“158

158 Zit. nach Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, S. 137 ff.

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III Ungarn vom Ende des Mittelalters bis zum Ende der Türkenzeit, 1526-1699

Zwei große Mächte bestimmten die Geschichte Ungarns von der Niederlage in der Schlacht bei Mohács 1526 bis zur Beendigung der Türkenherrschaft durch den Frie- den von Karlowitz/Sremski Karlovci 1699: das scheinbar sich ungehemmt ausbreiten- de Osmanische Reich und die Monarchie der Habsburger, die das ab 1541 geteilte Land der Stephanskrone unter ihrer Herrschaft zu vereinigen suchten.1 In der europäi- schen Politik dieser Epoche waren sowohl Frankreich als auch die protestantischen Fürsten im Alten Reich sowie die Niederlande und Schweden darum bemüht, durch Unterstützung der Reformation und der Adelsopposition in Ungarn ein Gegengewicht zur Habsburgerdynastie aufzubauen. Ziel der französischen Politik war es, dadurch eine auf Spanien und das Reich gestützte Hegemonie der Habsburger in Europa zu verhindern, während die protestantischen Fürsten und Reichsstände den katholischen Konfessionalismus der Habsburger einzudämmen suchten.2 [Der 1654 entstandene Begriff der Gegenreformation bezeichnete ursprünglich die Reak- tion der katholischen Kirche auf die Reformationsbewegung mit der Zielsetzung einer eige- nen Kirchenreform. Historiker des 19. Jahrhunderts wie Leopold von Ranke haben diesen Begriff auf die Rekatholisierungsbestrebungen katholischer Monarchen wie z.B. der Habs- burger eingeschränkt. Das in den 1980er Jahren entwickelte Paradigma der Konfessiona- lisierung sucht die strukturelle Verzahnung von Religion und Politik, Staat und Kirche un- ter den spezifischen Bedingungen der frühneuzeitlichen Vergesellschaftung zu verdeutli- chen. Es geht hier um konfessionsübergreifende, vielfach gleichgerichtet und parallel ver- laufende Prozesse der katholischen, lutherischen und reformierten Konfessionalisierung, die zur Monopolisierung der Kirche und des religiösen Lebens durch den Konfessionsstaat geführt haben. Als konfessionsgeleitete Integrationsbewegung ist sie im Zeitalter des Abso- lutismus bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts ein wichtiger Wirkfaktor geblieben.3] Politik in Ungarn war die Angelegenheit des Königs in Kooperation oder Ausei- nandersetzung mit ungefähr 20 Familien des Hochadels4, die ihre Vorherrschaft im

1 Zur Geschichte Ungarns in dieser Epoche vgl. SZAKÁLY, Európában; Ottomans; ÁGOSTON, GÁBOR/OBORNI; TÓTH; PÁLFFY, Védelmi; DERS., Kingdom; grundlegend zur Reichspolitik der Habsburger ARETIN. 2 Vgl. FATA, Ungarn; MURDOCK. 3 Konfessionalisierung in Ostmitteleuropa; Die Territorien des Reichs; SCHILLING, Konfessi- onalisierung. 4 Diesen Aristokratenfamilien – Balassa, Batthyány, Czobor, Csáky, Draskovics, Erdődy, Esterházy, Forgách, Frangepán, Homonnai Drugeth, Illésházy, Nádasdy, Pálffy, Perényi,

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ungarischen Adel nicht nur behaupten, sondern auch mit Hilfe des Königs weiter aus- bauen, jedoch im Gegensatz zu den Reichsfürsten ihren Großgrundbesitz niemals zu Territorialherrschaften ausbilden und deshalb nicht den Aufstieg in den Rang einer einheimischen Fürstendynastie vollziehen konnten. Im Wahlfürstentum Siebenbürgen gelang es allerdings einer Reihe von Magnaten aus den Geschlechtern der Zápolya, Báthory, Bocskai, Bethlen und Rákóczi zeitweise in den Rang eines Fürsten aufzu- steigen. Obwohl sie nach außen sowohl vom Sultan als auch vom König abhängig waren, vermochten sie durch geschickte Politik ihren Spielraum zu erweitern und zeitweise die Führungsrolle zu übernehmen in der ständischen Opposition Ungarns gegen die absolutistischen bzw. gegenreformatorischen Bestrebungen der habsburgi- schen Könige, die sie manchmal auch durch kriegerische Auseinandersetzungen zu beschränken oder gar zu verhindern wussten. Dies geschah in der Regel im Einver- nehmen mit der Pforte, da eine solche Politik auch in deren Interesse lag.5 Andererseits bestand in der Abwehr der osmanischen Expansion, der „Türkenge- fahr“ und damit im Bereich des Kriegswesens und der Kriegsfinanzierung auch eine wichtige Übereinstimmung der Interessen der Magnaten mit denen des Königs. Die Magnaten hatten ihren Großgrundbesitz und der König seine Erbländer gegen die Türken abzusichern, die wiederum mit ihren Versuchen, 1529 und 1532 und zuletzt 1683 auch Wien zu belagern und einzunehmen, ihre Expansionsabsichten nachdrück- lich demonstrierten. In diesen beiden Bereichen ist den Habsburgern eine zentralisie- rende Herrschaftsintensivierung unter Einbeziehung der Magnaten in entsprechende Führungspositionen weitgehend gelungen, da Letztere von der Einsicht geleitet wur- den, dass die Ressourcen Ungarns nicht ausreichten, um sich selbst zu verteidigen. Türkenabwehr und die niemals aufgegebenen Bestrebungen, die infolge der osmani- schen Expansion entstandene Teilung des Königreichs zu überwinden, schufen eine gemeinsame Interessenlage der ungarischen Stände mit dem Wiener Hof und somit ein freilich recht labiles Machtgleichgewicht, dessen Bestand durch innere, aber auch äußere Faktoren und Ereignisse wie beispielsweise den Dreißigjährigen Krieg mehr- mals in Frage gestellt wurde. Doch die dadurch heraufbeschworenen Konflikte mit ihren jeweiligen Lösungen (dem Wiener Frieden 1606, der den von István Bocskai [1557-1606, Fürst von Siebenbürgen 1605] geführten Aufstand beendete, dem Linzer Frieden von 1645, den Landtagen von Pressburg 1608 und von Ödenburg 1681) machten deutlich, dass das Königtum der Habsburger und die in der Person des Königs/Kaisers zusammengeführte gemeinsame Herrschaft mit den übrigen Ländern der Dynastie vom ungarischen Adel nicht grundsätzlich in Frage gestellt wurden; dies mit der einzigen Ausnahme des Rákóczi-Aufstands von 1703-1711, der aufgrund verfehlter außenpolitischer Spekulationen betreffend Ludwig XIV. in der Thron- absetzung der Habsburger 1708 kulminierte, dann aber doch mit dem 1711 in Sathmar/Satu Mare ausgehandelten Kompromiss beendigt werden konnte. Durch die-

Rákóczi, Révay, Széchy, Wesselényi, Zichy und Zrínyi – begegnen wir später als Grund- herren, die auf ihrem Besitz Deutsche angesiedelt haben bzw. in der Epoche bis 1699 eine bedeutende Rolle spielten. 5 Zur Geschichte Siebenbürgens vgl. ROTH, Geschichte; Kurze Geschichte Siebenbürgens.

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sen wurden die Rechte des Königs wie der Stände und damit auch die Sonderstellung Ungarns in der Habsburgermonarchie erneut bestätigt. Die bereits von Ferdinand I. nach dem Muster der Wiener Hofkammer 1528 ein- gerichtete Ungarische Kammer mit ihrem ständigen Sitz ab 1531 in Pressburg und die 1567 von Maximilian II. (König ab 1562, römisch-deutscher Kaiser 1564-1576) ge- gründete Zipser Kammer mit Sitz in Kaschau organisierten und finanzierten in weit- gehender Unterordnung unter die Wiener Hofkammer die mit der Türkenabwehr be- auftragten Grenztruppen sowie die Feldarmee und kontrollierten dadurch auch das ungarische Finanzwesen. Mit der Gründung des Wiener Hofkriegsrats 1556 fand auch die parallel zur Finanzorganisation einsetzende Institutionalisierung des Militärwe- sens ihren Abschluss. Diese neue Zentralbehörde, die für die Kriegsführung, insbe- sondere die Türkenabwehr, und die außenpolitischen Beziehungen mit der Pforte zu- ständig war, beschränkte den Einfluss der Stände in der Landesverteidigung sowohl in den österreichischen Erbländern als auch im königlichen Ungarn, wobei der 1578 ge- gründete Grazer Hofkriegsrat von Innerösterreich für die Türkenabwehr in den an- grenzenden Gebiete, nämlich Kroatien, Slawonien und Westungarn von der Drau bis zum Plattensee, zuständig war. „Die Zentralisierungsreformen in Wien und in Ungarn erzielten vor allem im Ausbau der neuen Grenzverteidigung und in der Neueinrichtung des ungarischen Königreiches große Erfolge; Ungarn wurde dank seiner Wichtigkeit und infolge dieser Reformen ein bestim- mender Teil des neuen Finanzsystems und der Militäradministration der mitteleuropäischen Habsburgermonarchie.“6 Die im Tripartitum von 1514 postulierte „una eademque nobilitas“, die Einheit des Adels als politische Elite des Landes, wurde niemals Wirklichkeit. Die Magnaten hat- ten durch ihre kleinadeligen Gefolgsleute, die familiares, auch die Komitatsverwal- tung in der Hand. Die Einheit des Adels scheiterte zudem auch an seiner konfessio- nellen Fragmentierung, denn im westlichen, habsburgisch regierten Teil behielt der Katholizismus die Oberhand, während der Protestantismus in Oberungarn und noch stärker in Siebenbürgen eine hegemoniale Stellung einnehmen konnte. Im Gegensatz zu Polen gelang es dem niederen und mittleren Adel nicht, der Aristokratie ein aus- gleichendes Gegengewicht entgegenzustellen, und ebenso wenig, durch die Ausübung einer freien Königswahl die königliche Macht zu kontrollieren und in Abhängigkeit vom Adel zu bringen.7 Die Macht lag daher in den Händen des Königs und der Aris- tokratie, die in Konkurrenz miteinander häufig wechselnde Koalitionen bildeten, in die je nach Kräftekonstellation auch Teile des mittleren und niederen Adels einbezo- gen wurden. Im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts wurde Ungarn wiederholt zum Kriegs- schauplatz bei der Auseinandersetzung mit der vorrückenden osmanischen Militär- macht. Dabei stellte der Kompromiss der Dreiteilung des Landes, der sich 1541 her- auskristallisiert hatte, ein sehr labiles Mächtegleichgewicht dar, denn die Landesher- ren aller drei Teile stimmten darin überein, dass jeder von ihnen die damals entstan-

6 PÁLFFY, Zentralisierung, S. 287. 7 RHODE, S. 1063.

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denen Grenzen zu seinen Gunsten zu verändern suchte: das vom König aus dem Hau- se Habsburg beherrschte West- und Oberungarn mit der Hauptstadt Pressburg, das östlich daran anschließende, zeitweise um das sogenannte Partium (bestehend aus der heutigen Ostslowakei und der Karpatenukraine) und das Gebiet um Großwardein ver- größerte Fürstentum Siebenbürgen mit der Residenz der einheimischen Landesherren in Ungarisch Weißenburg/Alba Julia und die von den Türken besetzte Mitte des Lan- des, unterteilt in zwei Verwaltungseinheiten, nämlich das 1541 eingerichtete Budai Vilajet, das von Nógrád bis Nisch/Niš und Widin/Vidin reichte, und das 1552 errichte- te Temesvári Vilajet, das die Gebiete östlich der Theiß mit dem Banat als Kernregion umfasste. Im Mittelpunkt der ungarischen Politik in der Periode von 1541 bis 1699 stand das sowohl vom König als auch vom Adel und den Fürsten von Siebenbürgen verfolgte Ziel, diese Teilung zu überwinden, die Türkenherrschaft zu beenden und das Land wieder unter einer Herrschaft zu vereinen. Doch standen starke Kräfte der Verwirk- lichung dieses Zieles entgegen. Zunächst der Konfessionalismus als Projekt, die Herr- schaft des Landesherrn durch konfessionelle Homogenisierung durchzusetzen und zu stabilisieren. Unter katholischen Vorzeichen haben die Habsburger in ihrem Landes- teil diese Politik betrieben, die in der älteren Geschichtsschreibung als „Gegenrefor- mation“ bezeichnet wird, unter protestantischen Vorzeichen die Fürsten von Sieben- bürgen, die jedoch aus pragmatischen Gründen innerhalb ihres eigenen Herrschaftsbe- reichs ein größeres Maß an Toleranz verwirklichten. Türkenabwehr, Vereinigungsbe- strebungen, antihabsburgische Bewegung in Verteidigung der ständischen wie auch der konfessionell-religiösen Freiheiten gehen deshalb in den politischen und konfes- sionellen Kämpfen innerhalb Ungarns im 16., vor allem aber im 17. Jahrhundert eine feste Verbindung ein, deren einzelne Elemente sich oft nicht deutlich voneinander trennen lassen. Denn der Kampf gegen die absolutistischen Bestrebungen der Habs- burger bekommt im Verlauf des 17. Jahrhunderts zunehmend einen ständisch- nationalen und konfessionellen Charakter. Da diese Emanzipations- oder Freiheits- bewegungen sich mit der Revolution von 1848/49 und danach erneuert haben, werden im bis heute fortwirkenden traditionellen ungarischen Geschichtsbild die Anführer solcher Bewegungen wie István Bocskai, Gábor Bethlen (Fürst von Siebenbürgen 1613-1629), die beiden Rákóczi György I. (1630-1648) und Ferenc II. (1704-1711) und schließlich Imre Thököly (Fürst von Oberungarn 1682, Fürst von Siebenbürgen 1690-1699) zu nationalen Helden stilisiert, während die habsburgischen Könige eine tendenziell oder gar ausgesprochen negative Bewertung erhalten. Demgegenüber rückt im nationalen Gedächtnis der Kampf gegen die Türkenherr- schaft mehr in den Hintergrund, da sich der Mythos von Ungarn als antemurale chris- tianitatis häufig nicht mit den gegen Habsburg gerichteten Kooperationsbemühungen mit den Türken in Übereinstimmung bringen lässt und den gefeierten ungarischen Helden der Türkenabwehr, dem 1566 im Kampf um die Verteidigung der Festung Szigetvár gefallene ältere Miklós Zrínyi (1508-1566) und seinem Urenkel gleichen Namens (1620-1664), zwar die Defensive, jedoch nicht die Offensive, nämlich die endgültige Vertreibung der Türken aus dem Lande und die Vereinigung des König- reichs, geglückt ist. Dies blieb den überwiegend nichtungarischen Truppen des kaiser-

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lichen Heeres in den beiden letzten großen Türkenkriegen 1683-1699 und 1716-1718 vorbehalten. Damit sind jedoch schon die äußeren Faktoren angesprochen, welche die Bemü- hungen um die Wiedervereinigung des Landes wesentlich mitbestimmt, oft sogar ver- hindert haben und in der ungarischen Historiographie, weil nur aus der nationalen Perspektive wahrgenommen, häufig unterschätzt werden. Denn die Geschichte des Landes war im ganzen Zeitraum eng mit der Geschichte Mittel- und Westeuropas ver- flochten, so dass Wechselwirkungen, oft mit einer starken Eigendynamik, den ganzen Zeitraum hindurch wirksam geworden sind. Als einer der wichtigsten ist der Kampf Frankreichs mit Habsburg (mit seinen beiden dynastischen Machtzentren Wien und Madrid) um die Vormachtstellung in Europa zu nennen, der im 1703 ausgebrochenen spanischen Erbfolgekrieg seinen Höhepunkt erreichte, die große Politik der europäi- schen Mächte jedoch bereits seit der Regierungszeit Karls V. fortgesetzt beschäftigt hat.8 Dieser Kampf hat die Kräfte und Ressourcen der Habsburger als Könige von Un- garn oft genug gebunden, so dass diese nur bedingt, stark eingeschränkt oder über- haupt nicht in Ungarn gegen die Türken eingesetzt werden konnten, zumal die ständi- sche Adelsopposition sich häufig von Paris (oder wie im Dreißigjährigen Krieg von der protestantischen Mächtekoalition) gegen Wien instrumentalisieren ließ, ohne wahrzunehmen, dass ihr in Europa aufgrund ihrer eigenen geringen Machtbasis gar keine Subjektrolle zukam, sie vielmehr dadurch ihrer weiteren Instrumentalisierung im Kräftefeld europäischer Machtpolitik selbst Vorschub leistete. Eine Wechselwirkung besonderer Art zog die Ausbreitung der aus Mitteleuropa kommenden Reformation nach sich, die in Ungarn zeitlich mit der Dreiteilung des Landes und der Türkenabwehr zusammenfiel. Das Luthertum der deutschen Städte Oberungarns, der Zips und der Siebenbürger Sachsen, der Calvinismus des ungari- schen Adels und die Antitrinitarier als besondere Variante des Protestantismus im nördlichen Siebenbürgen, alle drei Varianten der Reformation wurden vom konfessi- onellen Absolutismus der Habsburger herausgefordert, dessen offensiv katholischer Charakter in deren Herrschaftsbereich die Glaubensfreiheit der Protestanten ständig in Frage stellte. Andererseits wurde deren Glaubensfreiheit durch die Türkenherrschaft kaum beeinträchtigt, so dass der „Türke“ sogar als indirekter Beschützer der Refor- mation angesehen wurde, was die Bereitschaft, mit ihm auch antihabsburgische Poli- tik zu betreiben, durchaus förderte und wiederum die Türkenabwehr in Frage stellte oder zumindest abschwächte. Beispielhaft kann dies an der Rolle der Deutschen in Ungarn aufgezeigt werden, die in dieser Epoche als einzige fremdethnische Gruppe vor allem in Siebenbürgen eine politische Rolle übernehmen konnten. Als überzeugte Lutheraner waren sie in ih- rer politischen Parteinahme für oder gegen das deutsche Herrscherhaus der Habsbur- ger aus konfessionellen Gründen stets gespalten und betrieben oft genug eine Schau-

8 SCHILLING, Konfessionalisierung und Staatsinteressen; Rahmenbedingungen und Hand- lungsspielräume; DUCHHARDT.

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kelpolitik, die ins Positive gewendet auch als Politik der Vermittlung und des Aus- gleichs interpretiert werden kann.9

1 Die deutschen Städte als Vorkämpfer der Reformation und der Glaubens- freiheit

Am Ausgang des Mittelalters wurde das deutsche Bürgertum des Landes zum begeis- terten Vorkämpfer und Träger der Reformation. Selbst der Adel griff bei seinen Be- mühungen, den neuen Glauben auch in den Dörfern seiner Grundherrschaft zu ver- breiten, vielfach auf deutsche Bürger als Predikanten und Lehrer zurück. Naturgemäß waren die ersten Anhänger der „deutschen Religion“, wie die Lehre Martin Luthers (1483-1546) in Ungarn vielfach bezeichnet wurde, deutschsprachige Bürger, die ge- rade an deutschen Universitäten ihre Studien beendet hatten und nach ihrer Rückkehr den neuen Glauben in der Heimat verkündeten und ihre Muttersprache zur Sprache der Religion und des Gottesdienstes erhoben. Ihre Botschaft fiel auf einen sehr frucht- baren und aufnahmebereiten Boden. „In den Jahrzehnten vor der Reformation kam es in den königlichen Freistädten Oberun- garns […] zu einer intensiven Symbiose von Gelehrsamkeit, bildungsbeflissener Frömmig- keit und Kunsttätigkeit. Geistige Aufgeschlossenheit und fromme Gesinnung der Bürger verbanden sich mit Wirtschaftskraft und politischer Autonomie, die den Städten Spielraum für selbständiges Handeln auch in religiösen Fragen boten.“10 Dafür lassen sich eindrucksvolle Beispiele anführen. Zahlreiche Stiftungen rei- cher Bürger waren freilich nicht nur Ausdruck tiefer Frömmigkeit, sondern sollten auch ihr Ansehen und das Prestige ihrer Kommune steigern. In Preschau ließ die Bür- gerschaft am Anfang des 16. Jahrhunderts eine neue, dreischiffige Pfarrkirche im spätgotischen Stil erbauen. Zur gleichen Zeit wurde in der Jakobskirche von Leut- schau ein Werk des Bildhauermeisters Paul, eines Schülers des Nürnberger Künstlers Veit Stoß (1447-1533), aufgestellt, ein 18 Meter hoher Flügelalter, dessen überle- bensgroße Figuren in Anlehnung an den Passionszyklus von Lukas Cranach dem Äl- teren (um 1475-1553) von 1509 die Leidensgeschichte Jesu veranschaulichen. Meis- ter Pauls Leutschauer Altar zählt zu den eindrucksvollsten Kunstdenkmälern dieser Epoche in Europa. In der Zips und ihren vier Nachbarkomitaten wurden zwischen 1450 und 1520 mehr als 500 Flügelaltäre dank bürgerlicher Stiftungen errichtet.11 Einen großen An- teil am Bau und an der Pflege von Kirchen hatten religiöse Bruderschaften, deren Tä- tigkeit über den kirchlichen Bereich hinausgehend sich auch auf das gesellschaftlich- kulturelle Leben ihrer Kommune erstreckte und sogar wirtschaftliche Akzente setzte. In Preschau gab es um 1500 16 solcher Bruderschaften, in Kaschau und Bartfeld je-

9 So beispielsweise GÜNDISCH, Siebenbürgen, S. 74 ff. 10 FATA, Ungarn, S. 141. 11 Ebenda, S. 142.

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weils vier. Die Bruderschaft der barmherzigen Jungfrau von Bartfeld beteiligte sich beispielsweise auch am Tuchhandel. Die Bürger dieser Stadt engagierten sogar einen venezianischen Meister, der zwischen 1501 und 1509 das spätgotische Rathaus der Stadt mit Renaissancefenstern und -erkern verschönerte.12 Doch besondere Akzente setzte die Errichtung von städtischen Schulen, die in der Regel von hochgebildeten Absolventen ausländischer Universitäten wie Krakau oder Wien geleitet wurden. So verpflichtete Leutschau 1520 den englischen Humanisten und Erasmus-Anhänger Leonard (1495-1549) als Lehrer, der 1521 an die Stadtschule von Kaschau überwechselte und dort bis 1524 blieb. In Bartfeld übernahm 1517 der aus Lindau am Bodensee stammende Professor für Poetik an der Krakauer Universi- tät, Valentin Eck (1494-1545), die Leitung der Stadtschule.13 Als Schüler Johann Ag- ricolas (1494-1566) führte er humanistische Unterrichtsmethoden und -inhalte ein, schrieb drei Lehrbücher und wurde 1525 Ratsherr, 1527 sogar Oberrichter der Stadt.14 Zu den ersten Reformatoren, die in den Städten Oberungarns die Lehre Luthers verbreiteten, gehörte beispielsweise der 1523 in Bartfeld zum Kaplan ernannte, in Kaschau geborene Wolfgang Schustel (um 1500 – nach 1545), der in Krakau studiert hatte. Von den Bürgern freundlich aufgenommen, stieß er auf den Widerstand der Kirchenhierarchie und musste deshalb die Stadt verlassen, eine für die Anfänge der Reformation kennzeichnende Konfliktkonstellation: neuer Glaube versus Amtsträger der in Frage gestellten alten Kirche. Wesentlich erfolgreicher war 20 Jahre später der ab 1539 als Bartfelder Schulrek- tor tätige Leonhard Stöckel (1510-1560), ein Schüler Luthers und Philipp Melanch- thons (1497-1560), der im Auftrag der lutherischen Pfarrer von fünf oberungarischen Städten (Bartfeld, Preschau, Kaschau, Leutschau und Zeben/Sabinov) 1549 eine Be- kenntnisschrift vorlegte, die als „Confessio Pentapolitana“ angenommen wurde und inhaltlich eine vermittelnde, die Gemeinsamkeiten mit der alten Kirche hervorkehren- de Glaubensgrundlage darstellte. Sie lehnte sich eng an die „Confessio Augustana Va- riata“ von Melanchthon aus dem Jahre 1540 an, die von Ferdinand I.15 im Reich wie in Ungarn toleriert wurde.16 Stöckel war nicht nur ein begeisterter Anhänger Luthers, sondern reformierte auch das Schulwesen. Er führte eine wohldurchdachte neue Schulordnung ein, verwendete Schuldramen und Disputationen und machte Bartfeld zu einem weithin berühmten Zentrum religiös ausgerichteter Bildung mit klassisch- humanistischem Lehrstoff, was ihm den Beinamen „Praeceptor Hungariae“ eintrug. Seine 1559 verfasste „Historia von Susanna in Tragoedien Weise gestellet“ legte den Grundstein für das deutschsprachige Schauspiel in Ungarn.

12 Magyarország építészetének története, S. 83. 13 Über Eck siehe KISS. 14 FATA, Ungarn, S. 143; siehe auch BUCSAY, Protestantismus, Bd. 1, S. 70 f. 15 Ferdinand I. (1503-1564), König von Ungarn und Böhmen 1526-1564, römisch-deutscher König 1531-1564, römisch-deutscher Kaiser 1556-1564, Bruder Kaiser Karls V. 16 SCHWARZ; SUDA – dieser Sammelband enthält eine Reihe wertvoller Beiträge zur Refor- mationsgeschichte Oberungarns.

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Nach dem Beispiel Stöckels arbeitete der Schemnitzer Pfarrer Ulrich Kammer- knecht für den Bund der sieben niederungarischen Bergstädte 1559 die „Confessio Heptapolitana“ aus, der 1568 die Zipser Städte mit der von zwei Melanchthonschü- lern, den Zipser Pfarrern Valentin Großmann von Neudorf und Martin Cyrika Koch von Kirchdrauf, ausgearbeiteten „Confessio Scepusiana“ folgten.17 Auch bei den Siebenbürger Sachsen wurden die Städte zu Zentren der Reformati- onsbewegung, die sich von dort rasch über das flache Land verbreitete. Wie bei kei- ner anderen deutschen Bevölkerungsgruppe Ungarns wurden der lutherische Glaube und seine Kirchenorganisation zum integrierenden Bestandteil, ja zum Bollwerk der sächsischen Identität, das sie immer schärfer von ihrer Umgebung, dem calvinisti- schen ungarischen Adel, den katholischen Szeklern, den antitrinitatischen magyari- schen Bürgern und den orthodoxen Rumänen, abgrenzte und durch die Jahrhunderte wesentlich zu ihrem Gemeinschaftsbewusstsein und ihrer Gruppensolidarität beige- tragen hat. Kaufleute, Handwerker und Studenten haben schon früh Martin Luthers Schriften in Siebenbürgen verbreitet. Der weitgereiste Kronstädter Ratsherr, Johannes Honterus (1498-1549), der in Wien studierte, in Krakau und Basel das Handwerk des Buch- drucks erlernt hatte und mit vielen Humanisten Europas einen regen Briefwechsel un- terhielt, wurde zum Anführer der Reformation und führte diese als erster in Kronstadt, der damals größten und wirtschaftlich bedeutendsten Stadt der Sachsen ein. Die von ihm verfasste und gedruckte „Reformatio ecclesia Coronensis ac totius Barcensis pro- vinciae“ nach Wittenberger Vorbild wurde 1543 die Grundlage zur Erneuerung der Kirche in seiner Stadt und dem Burzenland. Melanchthon veröffentlichte diese Be- kenntnisschrift mit einem von ihm verfassten Vorwort nochmals in Wittenberg und empfahl sie weiter. 1547 diente sie als Vorlage für die im selben Jahr veröffentlichte „Reformatio ecclesia Saxonicarum in Transylvania“, die Kirchenordnung aller Deut- schen Siebenbürgens, die von einem Ausschuss der Nationsuniversität unter der Füh- rung von Peter Haller sanktioniert wurde und bis in das 20. Jahrhundert gültig geblie- ben ist. Auch hier wurden die Schulen zum Brennpunkt des geistigen und religiösen Lebens. Das von Honterus in Kronstadt gegründete Gymnasium mit seiner Schüler- selbstverwaltung, dem Coetus, stieg zur führenden Bildungsanstalt der sächsischen Elite auf, deren ständige Verbindung mit dem lutherischen Kernland durch die Stu- dien ihrer Absolventen an den protestantischen Universitäten Deutschlands über Jahr- hunderte Bestand hatte.18 Die Kirchenordnung wurde am 20. April 1550 von der Nationsuniversität zur Grundlage des religiösen Lebens der Siebenbürger Sachsen gemacht und drei Jahre später in der Person des Hermannstädter Stadtpfarrers der erste evangelische Superin- tendent (Bischof), der aus Laibach stammende Paul Wiener (†1554), gewählt. 1572 nahm die in Mediasch zusammengetretene Synode das Augsburgische Bekenntnis als

17 GOTTAS, Protestantismus; KOVALSKÁ, S. 351-366. 18 ROTH, Reformation; BINDER, Kirche; TEUTSCH, Geschichte; REINERTH; ZACH, Geschichte; BINDER, Grundlagen; DAUGSCH; KLEIN, Johannes Honterus; ZIMMERMANN, Johannes Honterus; PHILIPPI; SCHULLER, Coetus.

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verpflichtende Glaubensnorm an, womit die Evanglische Kirche A.B. in Siebenbür- gen ihr dauerhaftes Fundament erhalten hat. Auf Initiative der sächsischen Na- tionsuniversität bekannte sich der siebenbürgische Landtag zu Thorenburg/Turda 1557 erstmals in Europa zum Grundsatz der religiösen Toleranz, wodurch ein friedli- ches Zusammenleben der verschiedenen Konfessionen innerhalb des Fürstentums Siebenbürgen, der Lutheraner, Calvinisten und Unitarier (Antitrinitarier), gewährleis- tet war. Auch die katholische und die orthodoxe Kirche wurden nun toleriert. Auf Honterus geht auch die bis 1853 gültig gebliebene Kodifizierung des sieben- bürgisch-sächsischen Gewohnheitsrechtes zurück. Sein von ihm 1544 gedrucktes „Compendium iuris civilis in usum civitatum ac sedium Saxonicarum in Transsilvania collectum“ diente als Grundlage für das von der Nationsuniversität erarbeitete „Der Sachssen inn Siebenbürgen Statuta oder Eygen Landtrecht“ (veröffentlicht 1580). Dieses wurde 1583 vom Landesherrn, dem Fürsten Stephan Báthory (Fürst von Sie- benbürgen 1571-1583, König von Polen 1575-1586), in seiner polnischen Residenz Krakau als Gesetzbuch der Siebenbürger Sachsen bestätigt. Diese beiden Verfas- sungsdokumente des 16. Jahrhunderts, die sowohl das kirchliche wie das weltliche Leben für die nachfolgenden drei Jahrhunderte regelten, haben maßgeblich zur inne- ren Stärkung der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft beigetragen.19 Als charakteristisches Beispiel für den Verlauf der Reformation im königlichen Ungarn kann das wechselhafte Schicksal der evangelischen Kirchengemeinde in der westungarischen Stadt Ödenburg angesehen werden, da hier – bedingt durch die Nähe zu Wien – die Konfessionalisierungsbemühungen der Habsburger zeitweilig zur Geltung gekommen sind. 1522 berichtete der Pfarrer der St. Michaels-Kirche, Chris- toph Peck, einem Raaber Archidiakon sehr beunruhigt über das große Interesse seiner Mitbürger an den Schriften Martin Luthers: „Es ist allgemein bekannt, dass die Bür- ger die lutherischen Bücher kaufen und lesen. Wenn sie in den Gasthäusern zusam- menkommen, liest einer aus den lutherischen Schriften vor und die anderen zehn, zwanzig und auch mehr hören zu. Dann schimpfen sie über den Papst, die Kardinäle und andere, dass es eine Schande ist.“20 Peck war es auch, der Anklage gegen den Franziskanerpater Christoph wegen Verbreitung der lutherischen Lehre erhoben hatte. Aufgrund einer 1524 durchgeführten Untersuchung fand daraufhin das erste Autodafé lutherischer Schriften auf dem Rathausplatz statt.21 Der Graner Erzbischof suchte die Verbreitung solcher Schriften durch deren wie- derholte Konfiskation und öffentliche Bußübungen der Stadtbürger zu verhindern. Dennoch nahm Ödenburg 1532 und 1547 in Österreich verfolgte Lutheraner und mährische Anabaptisten auf. Der Repräsentant des Königs, der aus dem Lungau (Erz- bistum Salzburg) stammende Stadtkommandant Johann von Weißpriach, unterstützte 1541 den Antrag der Stadt auf freie Religionsausübung. Stadtpfarrer Andreas Raidel erteilte die Kommunion ab 1543 in beiderlei Gestalt, doch der aus der Schweiz kom- mende Prediger Peter Kalbenmatter musste wegen einer Anzeige des Stadtnotars

19 GÜNDISCH, Siebenbürgen, S. 81-91. 20 PAYR, S. 42; ferner HEIMLER; REINGRABNER. 21 HORVÁTH, Vergangenheit, S. 36-37.

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beim Raaber Bischof die Stadt wieder verlassen. Auf dem 1553 in der Stadt abgehal- tenen ungarischen Reichstag, an dem auch König Ferdinand teilnahm, demonstrierten die protestantisch gewordenen ungarischen Stände ihre Trennung von der alten Kir- che und setzten die freie Drucklegung reformierter Schriften durch. Ein paar Jahre da- rauf berief der städtische Rat 1556 Wolfgang Fochter als ersten lutherischen Stadt- pfarrer. Der ab 1565 als Prediger tätige Simon Gerengel veröffentlichte 1569 ein evangelisches Gebet- und Liederbuch und einen Katechismus, der 1569 in Regens- burg gedruckt wurde.22 Ab den 1570er Jahren entstand eine friedliche Koexistenz der evangelischen mit der katholischen Kirchengemeinde, die beide die Pfarrkirche mit- einander teilten. Nach dem Tod des toleranten Raaber Bischofs János Liszti (Liszthy) 1577 begann sein Nachfolger, György Draskovich (1515-1587, ab 1567 Banus von Kroatien, 1585 Kardinal), die Ödenburger Protestanten hartnäckig zu verfolgen. Weil sich die protes- tantischen Geistlichen der Stadt weigerten, an einer 1579 einberufenen Diözesansy- node teilzunehmen sowie den gregorianischen Kalender einzuführen, forderte der Bi- schof den Stadtrat auf, alle evangelischen Priester und Lehrer zu entlassen. Er selbst ließ den aus Nürnberg stammenden Pfarrer Johann Peter Musaeus verhaften. Da der Stadtrat eine solche Maßnahme ablehnte, wurden der Bürgermeister, der Stadtrichter und vier Ratsmitglieder im April 1584 nach Wien geladen und dort so lange einge- kerkert, bis sie der bischöflichen Forderung nachkamen. Unter dem Schutz der Grundherren Ferenc Dersffy und Ferenc Nádasdy zogen die aus der Stadt vertriebe- nen Geistlichen in die benachbarten Dörfer Neckenmarkt und Deutschkreuz und hiel- ten fortan dort ihre Gottesdienste, an denen die Ödenburger Bürger bis 1606 teilnah- men. Der katholische Stadtpfarrer klagte seinem Bischof, dass die Eltern kein einzi- ges Kind taufen ließen oder in die rekatholisierte Schule schickten. Bis 1605 nahm das von Raab vor den Türken nach Ödenburg geflüchtete Domkapitel des Bistums die gegenreformatorischen Maßnahmen selbst in die Hand und König Rudolf I. (1576- 1608, als Kaiser Rudolf II. 1576-1612) verhängte über die Ödenburger Protestanten eine Geldstrafe von 6 000 Gulden. Erst durch den Wiener Frieden von 1606, der den Bocskai-Aufstand beendete, erlangten die Ödenburger ihre Glaubensfreiheit sowie ih- re Kirchen und Schulen zurück. Zur Sicherung des interkonfessionellen Friedens ließ die Stadtregierung die Hl. Geist-Kapelle restaurieren und der kleinen katholischen Gemeinde zur Verfügung stellen.23 Der Wiener Friede von 1606 ermöglichte zum ersten Mal die selbständige Kir- chenorganisation der evangelischen Kirche, allem voran die Einrichtung des Amtes des Superintendenten (Bischofs). Damit wurde praktisch auch eine selbständige Kir- chenorganisation anerkannt. Den sprachlichen Gegebenheiten folgend wurden in zehn Komitaten drei slowakische, zwei deutsche und ein ungarischer Superintendent er- nannt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verstärkt wirksam geworden, hat die Gegenreformation diese Kirchenorganisation beseitigt; sie konnte erst während des Rákóczi-Aufstandes zum Teil wiederhergestellt werden.

22 Siehe auch GEBHARDT, Simon Gerengel. 23 FATA, Ungarn, S. 157-160.

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Mit der Rekatholisierung zahlreicher Magnaten und mit ihnen auch ihrer Dörfer im königlichen Ungarn wurde im Verlauf des 17. Jahrhunderts der Protestantismus auf dem flachen Land zurückgedrängt. Jedoch behauptete er sich weiterhin in den deutschen Städten West- und Oberungarns, so in Ödenburg und Pressburg und in den nieder- und oberungarischen Bergstädten sowie den Städten der Zips. Man schätzt, dass um 1570 ungefähr zwei Drittel bis drei Viertel der Bevölkerung Ungarns dem re- formierten Glauben den Vorzug gaben, von denen sich wiederum ein Viertel bis ein Drittel zur lutherischen Konfession bekannte. Eine erste gewaltsame Konfessionali- sierungswelle ging von den Brüdern König Rudolfs aus, Ernst (1553-1595) und Matthias (1608-1619 König von Ungarn, ab 1612 röm. Kaiser), und seinem Vetter, dem Landesherrn Innerösterreichs, Ferdinand II. (ab 1590 Regent von Innerösterreich, 1618-1637 König von Ungarn, ab 1619 röm.-deutscher Kaiser). 1603 setzte die Reka- tholisierung der protestantischen Kirchen in den oberungarischen königlichen Frei- städten ein, scheiterte jedoch am Widerstand der Stände, die sich im Frieden von Wien 1606 und mit den Beschlüssen des Pressburger Landtags von 1608 durchsetzen konnten. Eine zweite Konfessionalisierungswelle betraf erneut die Städte Oberun- garns und führte unter Leopold I. zu noch härteren Verfolgungsmaßnahmen in den 1670er und 1680er Jahren, wobei die habsburgische Obrigkeit selbst vor Blutgerich- ten (so in Preschau 1688), Enteignung und nachhaltiger Diskriminierung nicht zu- rückschreckte. Erst der Kompromiss von Sathmar 1711, der den Rákóczi-Krieg been- dete und zum konfessionellen status quo ante zurückkehrte, brachte im interkonfessi- onellen Verhältnis eine Entspannung, auch wenn der Vorrang der katholischen Kirche weiterhin festgeschrieben blieb. Dennoch unterschied sich die Lage der Protestanten in Ungarn grundlegend von der ihrer Glaubensgenossen im Reich. Besaßen diese in ihren protestantischen Lan- desherren mächtige Beschützer, die auch eine feste Kirchenorganisation mit einer Reihe von Universitäten als Zentren der Priesterausbildung ermöglichten, so fehlte eine solche Organisation als „Landeskirche“ im Königreich Ungarn, mit Ausnahme der „Landeskirche“ der Siebenbürger Sachsen, die allerdings bei der Priesterausbil- dung ebenfalls darauf angewiesen war, den Theologennachwuchs zum Studium an die deutschen protestantischen Universitäten zu schicken. So blieben die einzelnen Kir- chengemeinden von der – gegenüber ihrem Landesherrn, dem König, nicht immer durchsetzbaren – Gruppensolidarität der protestantischen Stände abhängig (sowie von der grenzübergreifenden Solidarität des Protestantismus in Deutschland, Holland, der Schweiz etc.) und hatten wesentlich geringere Möglichkeit, sich in kommunal und re- gional übergreifenden Einrichtungen zu institutionalisieren.

1.1 Der Niedergang der deutschen Städte in der Zeit der Türkenkriege 1541-1699 Von der Verquickung konfessionell bedingter Auseinandersetzungen mit der Türken- abwehr und schweren wirtschaftlichen Krisen waren die deutschen Städte des König- reichs (aber nicht nur diese) in diesem Zeitraum besonders betroffen. Wirtschaftliche Krisen machten sich bereits seit Anfang des 16. Jahrhunderts bemerkbar, als durch die Verlagerung des Welthandels vom Mittelmeer auf den Atlantik nach der Entdeckung Amerikas der über Ungarn laufende Fernhandel abnahm bzw. durch die osmanische

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Expansion zum Teil ganz unterbrochen wurde. Außerdem verringerte die Konkurrenz der Massenproduktion aus westlichen Ländern im Bereich des Gewerbes die Eigen- produktion, so dass die Städte den damit verbundenen Produktionsausfall durch eine Ausweitung ihrer Agrarwirtschaft zu kompensieren suchten, da sie nicht flexibel ge- nug waren, ihr Zunftwesen den neuen Anforderungen gemäß zu reformieren.24 Die Städte rustikalisierten und feudalisierten sich und verloren dadurch einen Teil ihrer urbanen Funktionen und auch ihrer Freiheitsrechte. Große Handelsstädte wie Ödenburg, Pressburg, Kaschau, Bartfeld oder Preschau erwarben vermehrt Ackerland und Weingärten. Die Stadt Bartfeld kaufte sich beispielsweise in großem Stil in dem Tokajer Weingebiet ein und setzte ihre gesteigerte Weinproduktion in Polen ab. Im Durchschnitt nahmen die von Stadtbürgern bewirtschafteten Ackerflächen in den 100 Jahren von 1430 bis 1530 um das Drei- bis Vierfache zu. Seit dem Ende des 15. Jahr- hunderts unterlagen die Städte zudem einem fühlbaren Prozess der Rechtsverschlech- terung. Mit Gesetz von 1498 verloren die Stadtbürger die Steuerfreiheit auf die von ihnen gepachteten Felder, für die sie wie die Bauern nun ein Neuntel ihres Ernteer- trags zahlen mussten.25 1542 untersagte der ungarische Landtag den Städten, adeliges Grundeigentum zu erwerben, wodurch dem Agrarisierungsprozess der Städte enge Grenzen gesetzt waren. Verängstigt von den immer häufigeren Türkeneinfällen, drängte der Adel in die sichereren Städte und unterhöhlte in zahlreichen Kommunen die bis dahin führende Stellung des städtischen Patriziats, wenn nicht in jedem Fall rechtlich (was durch die Transformation der Wahlämter zu Erbämtern verhindert wurde), dann zumindest wirtschaftlich, da er mit Erfolg seine Steuerfreiheit auch in seiner nunmehr städti- schen Residenz behaupten konnte, was wiederum zu Einkommensverlusten der Städte führte. Der vom Landtag verabschiedete Gesetzesartikel IX vom Jahre 1545 besagte: „Adelige, die wegen Verlust ihres Grundeigentums und wegen größerer Sicherheit ih- re Zuflucht in Städten suchen oder dort sich ansässig machen, sind von allen Zahlun- gen, auch vom Zehent frei, und der städtischen Gerichtsbarkeit in keinem Fall unter- worfen.“26 Ein 1563 verabschiedeter Gesetzesartikel stärkte wiederum die Städte durch die Bestimmung, die den Adeligen zwar den Erwerb von Häusern erlaubte, sie aber zur Mitfinanzierung der städtischen Ausgaben, d.h. zur Zahlung von Steuern verpflichtete.27 Erhöhte Sensibilität gegenüber dem Zuzug nichtdeutscher Personen in die deutschen Städte verrät das Zunftstatut der Tuchweber von Leutschau aus dem Jahre 1598, das vorschreibt, dass ein jeder, der sich in dieser Stadt niederlassen und das Handwerk betreiben wolle, den schriftlichen Beweis vorlegen müsse, „daß er rechter deutscher Nation sei“28.

24 SZŰCS, Städtewesen. 25 BÁCSKAI, Városok, S. 62. 26 Hier zitiert nach SCHWICKER, S. 142. 27 Ebenda, S. 143. 28 Ebenda, S. 145.

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Die Verwüstungen durch die zahlreichen Kriege des 17. Jahrhunderts trugen eben- falls zur Verminderung der Stadtbevölkerung und der Schwächung ihrer Wirtschaft bei. Allerdings nahm die Bevölkerung einiger Städte, vor allem im türkisch besetzten Teil Ungarns, durch die massive Zuwanderung von Flüchtlingen aus dem flachen Land zu. Diese Zuwanderung stärkte jedoch die nichtdeutsche Bevölkerung wie bei- spielsweise die slowakische in den Bergstädten, so dass es stellenweise zu einer Slo- wakisierung oder in südlicheren Regionen zur Magyarisierung einer Reihe von Städ- ten gekommen ist. Die Bergstädte verloren auch wirtschaftlich an Boden, da sie mit den Dumping- preisen der aus Amerika eingeführten Edelmetalle nicht länger konkurrieren konnten. Der Abbau und Absatz von Kupfer erwies sich nur bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges als gewinnbringend. Zudem waren viele Erzlagerstätten erschöpft. Nur weni- ge Bergstädte konnten ihren zunehmenden Bedeutungsverlust ausgleichen, indem sie wichtige Regionalbehörden (wie z.B. Kaschau als Sitz der Zipser Kammer) oder be- deutende Schulen (wie z.B. Schemnitz als Sitz der Bergakademie oder Preschau und später Käsmark als Sitz eines bedeutenden Gymnasiums) aufnahmen.29 Nach 1584 wurden auch Oberungarn und die Zips von zahlreichen Türkeneinfäl- len heimgesucht. Der Fernhandel wurde immer mehr durch die politischen und militä- rischen Kämpfe zwischen den Türken, den Habsburgern und dem opponierenden un- garischen Adel behindert und schließlich unterbunden, und es setzte der wirtschaft- liche Niedergang der Zips ein. Die Zahl der protestantisch gewordenen Deutschen ging in dieser Region stetig zurück, wozu auch die Verfolgungswellen der katholi- schen Gegenreformation beitrugen. 1720 gab es in der Zips nur mehr 15 000 bis 20 000 Deutsche, denen ebenso viele Slowaken und einige hundert Magyaren, die je- doch die Führungspositionen besetzten, gegenüberstanden. Eine Gegenbewegung setzte erst im Verlauf der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein, als unter Maria Theresia (1740-1780) und Joseph II. (1765 Kaiser und Mitregent, 1780-1790 Allein- herrscher) der deutsche Schulunterricht wesentlich gefördert und mit dem Toleranz- edikt von 1781 den evangelischen Deutschen wieder die ungehinderte Ausübung ihrer Religion ermöglicht wurde. Im Zuge der unter nationalen Vorzeichen geführten Aus- einandersetzungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand eine Interessen- gemeinschaft der bürgerlichen Zipser Deutschen mit dem ungarischen Adel im Kampf um größere politische Freiheiten, Selbstverwaltungsrechte und die Werte des Liberalismus, die sich die ungarische Nationalbewegung auf ihre Fahne schrieb. So nimmt es nicht weiter wunder, dass die 1848 aufgestellte Nationalgarde der Zipser Deutschen auf der Seite der ungarischen Revolution kämpfte und das deutsche Bür- gertum der Zips sich freiwillig immer mehr magyarisierte, so dass sich vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs unter den 170 000 Einwohnern des Komitats nur noch 38 000 Personen als Deutsche bekannten. Der ungarische Patriotismus der Reformzeit hatte sich mittlerweile in ein ungarisches Nationalbewusstsein verwandelt, das Ungarische

29 LIPTAK/STEINACKER.

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zur Umgangs- und Bildungssprache gemacht und das Deutsche auf einen häuslichen Dialekt reduziert.30

2 Die Türkenabwehr: von der Defensive 1541 in die Offensive 1683

Als Grundzug ungarischer Politik dieses Zeitalters von 1541-1699 ist die Zerrissen- heit der politischen Kräfte und die damit einher gehende Widersprüchlichkeit politi- scher Zielsetzungen, Strategien und Methoden hervorzuheben, jedoch auch die Chan- cenlosigkeit, die Kräfte dieses Landes in einer gemeinsamen Anstrengung der Tür- kenabwehr zu bündeln, mit dem Ziel, das Königreich wieder zu vereinigen. So einig sich die politische Elite des Landes über dieses Ziel auch war, so uneinig war sie sich über die Wege, über die es erreicht werden könnte. Daraus ist der Schluss zu ziehen: Die Vereinigung und die Restitution des Königreichs konnten nur von außen militä- risch gegen die Osmanenherrschaft durchgesetzt und politisch von einem außerhalb des Landes liegenden Machtzentrum herbeigeführt werden, da das Fürstentum Sie- benbürgen allein zu schwach war, um als ein die inneren Kräfte vereinigendes Integ- rationszentrum (wie beispielsweise Preußen für Deutschland) wirksam zu werden – gleichwohl wird ihm in der ungarischen Nationalhistoriographie eine solche Rolle vielfach zugeschrieben.31 Es lag ganz im Interesse der Habsburger, diese Rolle zu übernehmen, und nur sie verfügten potentiell auch über die dazu nötigen Ressourcen. Der weithin anerkannte Reformator der katholischen Kirche Ungarns, Péter Pázmány (1570-1637, ab 1616 Erzbischof von Gran, 1629 Kardinal), hat dies anlässlich der Wahl Ferdinands II. 1617 zum ungarischen König ausdrücklich anerkannt: „Der ungarische König muss derjenige sein, der mit eigenen Mitteln unser Land verteidi- gen kann und aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen mit Hilfe rechnen kann, wenn die Türken uns angreifen. Wenn jemand Böhmen, Mähren, Schlesien und daneben Österreich mit Steiermark und Kärnten besitzt, müssen wir uns an ihm orientieren. Denn […] Ungarn ist in seiner Länge groß, doch klein in seiner Breite, und auf einer Seite ist es von deutschen Provinzen begrenzt, auf der anderen von den Türken. Deshalb ist es unmög- lich, dass Ungarn aus eigener Kraft zwischen zwei Großmächten erhalten bleibt. Es muss sich entweder den Türken anschließen oder dem benachbarten christlichen Herrscher.“32 Es bedurfte jedoch einer ganz bestimmten Mächtekonstellation auf europäischer Ebene, ja auch eines bestimmten Reifegrades in der eigenen Staatsbildung der Habs- burger, damit sich dieses Interesse in Politik umsetzen ließ. Die strukturellen Voraus- setzungen und politisch-militärischen Rahmenbedingungen entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und schufen die Ausgangsposition für die Ver- treibung der Osmanen aus Ungarn. Denn die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts kann als eine Zeit des Übergangs de- finiert werden, der sich in den 1680er Jahren auch in der Habsburgermonarchie im

30 HOENSCH, Zipser, S. 148 ff. 31 Vgl. ARENS; TÓTH; VÁRKONYI, Magyarország keresztútjain. 32 Zit. nach SCHLETT, Politikai, S. 12.

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Wechselspiel von äußeren und inneren Faktoren intensivierte und beschleunigte. Un- ter dem Aspekt der Staatsverfassung ist hier der Übergang zum absolutistischen Staat hervorzuheben, wie er in Frankreich unter Ludwig dem XIV. (1643-1715) seine für alle Herrscher dieser Epoche vorbildhafte Ausprägung gefunden hatte, unter dem As- pekt der Heeresverfassung der Übergang vom marodierenden Söldnerheer à la Wal- lenstein zum disziplinär fest gefügten, stehenden Heer unter der ausschließlichen Ver- fügung des Souveräns, der die Armee zum wirkungsvollsten Machtinstrument seiner absoluten Herrschaft ausbaute. Dieser den Militärbereich betreffende, 1649 in die Wege geleitete Übergang war bis zum Ende des Türkenkriegs von 1683 bis 1699 in der Habsburgermonarchie weitgehend abgeschlossen. Nicht zuletzt war diesem Transformationsprozess die deutliche Überlegenheit der kaiserlichen Armee über die osmanische zu verdanken. Auch die Kriegsfinanzierung und damit verbunden das Steuersystem und das Management des Staatshaushalts wurden in einem ersten Schritt um 1700 so weit reformiert, dass es gelang, ein stehendes Heer in der Größe von ca. 80 000 Mann auf Dauer zu unterhalten.33 Unter dem Gesichtspunkt der internationalen Politik wird der sie beherrschende Dualismus der beiden Dynastien Bourbon und Habsburg allmählich vom Pluralismus der Pentarchie, der fünf europäischen Großmächte, abgelöst. Auch dies ist als ein Übergang anzusehen, der von der bis 1711 währenden Hegemonialpolitik zweier um die Vorherrschaft rivalisierender Dynastien hin zur Gleichgewichtspolitik der Pentar- chie, d.h. jener fünf Großmächte führte, die das 18. Jahrhundert bis zum Ausbruch der französischen Revolution 1789 prägten. In den 1680er Jahren legten im deutschsprachigen Raum zwei Staaten das realpo- litische Fundament für ihren Aufstieg zur Großmacht: die Casa d’Austria, das Haus Österreich der Habsburger, und als Kurfürsten von Brandenburg das Haus Hohenzol- lern mit dem 1701 zum Königreich erhobenen Preußen. So wie Preußen für die Ho- henzollern die außerhalb des Heiligen Römischen Reiches liegende Machtbasis für ih- ren unaufhaltsamen Aufstieg abgab, so erhielten – in den 1680er Jahren erobert – Un- garn und Siebenbürgen eine analoge Funktion für die österreichischen Habsburger. Zwar war die am Wiener Hof starke spanische Partei, die beharrlich die Interessen der zweiten habsburgischen, der spanischen Linie zur Geltung brachte, noch immer ganz auf die Auseinandersetzung mit den Bourbonen Frankreichs um die dynastisch defi- nierte Vorherrschaft in Europa konzentriert. Doch wurde diese Verklammerung mit einer grundlegenden Traditionslinie dynastisch geprägter Hausmachtspolitik (deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen sind) allmählich durch die Herausfor- derung aus dem Südosten, d.h. die Expansion des Osmanischen Reiches, aufgebro- chen. Im Zuge dieser Expansion und der Notwendigkeit, der Herausforderung poli- tisch und militärisch zu begegnen, verlagerte sich das politische Schwergewicht der Casa d’Austria allmählich nach Osten und Südosten, was zu neuen Prioritäten für po- litische und militärische Entscheidungen des Wiener Hofes führte. Der infolge des allgemeinen Machtniederganges der Pforte ziemlich überraschende, von einem unge- heuren militärischen Aufwand getragene Angriff der Osmanen auf den „Goldenen

33 WINKELBAUER, Nervus; HOCHEDLINGER.

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Apfel der Giauren“, das Herz des habsburgischen Länderkomplexes, nämlich die Haupt- und Residenzstadt Wien, im Sommer 1683, hat jene politische Gewichts- und Prioritätenverlagerung erheblich beschleunigt und intensiviert.34

2.1 Der Krieg im Zeitalter des Absolutismus: Strategie, Taktik und Logistik Hier stellt sich nun die Frage nach den Grundsätzen und den Voraussetzungen der Kriegsführung im 17. Jahrhundert im Allgemeinen und auf dem Schauplatz der Tür- kenkriege im Besonderen. Die Kriegsführung der absoluten Monarchie unterscheidet sich von der der nachfolgenden Perioden im Wesentlichen dadurch, dass sie von vornherein mit einem begrenzten Kriegsziel operierte. Nicht die völlige Niederwer- fung oder gar Vernichtung des Gegners war ihr Anliegen, sondern vielmehr dessen Schwächung, um ihn zu politischen Zugeständnissen zu zwingen. Man schlug sich um Provinzen, Festungen und Städte, sicherte sich Handelsvorteile auf Kosten des Besiegten. Die barocke Kriegsführung operierte mit eingeschränkten Zielen, nach klar vorgegebenen Grundsätzen und Spielregeln in der Art eines Brettspiels, nur eben mit lebenden Figuren und dem Risiko des tödlichen Ausgangs. Deshalb war sie vor allem darauf angelegt, ihr wichtigstes Instrument, nämlich die Armee, möglichst zu scho- nen, in ihrer Kampfkraft zu erhalten und als Machtmittel für weitere Einsätze zu be- wahren.35 Diese Grundsätze galten umso mehr, je technisch hochentwickelter das parallel dazu stets komplizierter zu handhabende, auch immer kostspieliger gewordene Hauptinstrument jeder Kriegsführung, die Feldarmee, geworden war. Das Zusam- menspiel der Waffentechnik – gerade die 1680er Jahre wurden von der Einführung des modernen Bajonettgewehrs französischer Provenienz geprägt – und der drei sich in dieser Zeit herausbildenden Truppengattungen von Infanterie, Kavallerie und Artil- lerie unter Gefechtsbedingungen erforderte bereits einen hohen Schulungsgrad so- wohl der Offiziere als auch der Soldaten. Deshalb waren Ausfälle nicht mehr so schnell wie früher zu ersetzen. Technische Ausrüstung, Unterhalt und Verproviantie- rung der großen Heereskörper verschlangen gewaltige finanzielle Mittel, die nur durch eine nach den Grundsätzen des Absolutismus immer straffer organisierte und zentralisierte Verwaltung aufgebracht werden konnten. Die besonderen Gegebenheiten am ungarisch-osmanischen Kriegsschauplatz re- sultierten zum einen aus der von den europäischen Heeren abweichenden Zusammen- setzung und Kriegsführung des osmanischen Heeres, zum anderen aus den physika- lisch-geographischen Bedingungen des ungarischen Kriegsschauplatzes. Das stets in großer Anzahl auftretende osmanische Heer war von sehr heterogener Zusammensetzung: Zahlenmäßig überwogen regelmäßig die leichten, in offener Feld- schlacht bedeutungslosen Hilfstruppen, darunter die allgemein gefürchtete leichte ta- tarische Reiterei, die durch ihre verheerenden Streifzüge großen Schaden anrichtete und überall Schrecken verbreitete. Da diese Hilfstruppen selbst für ihren Unterhalt

34 Siehe BARKER, Doppeladler; BÉRENGER; EVANS, Habsburgermonarchie; KENNEDY. 35 Deutsche Militärgeschichte; REGLING; FIEDLER.

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aufkommen mussten, waren sie auf die natürlichen Ressourcen entlang ihrer Marsch- route angewiesen, so dass das Heer erst im Frühjahr von seinem Hauptsammelpunkt in Adrianopel/Edirne aufbrechen, mit Einbruch der kalten Jahreszeit aber bereits die Winterquartiere erreicht haben musste. Frühestens Ende Mai, Anfang Juni, oft genug auch später konnte daher das osmanische Heer auf dem eigentlichen Kriegsschauplatz erscheinen. Seine Kerntruppe bildeten die Janitscharen als Infanterie und die Sapihas als Reiterei, die eigentliche Hauptwaffe der Osmanen. Die osmanischen Reiter pfleg- ten überraschend anzugreifen und sich ebenso schnell zurückzuziehen. Damit wollten sie ihren Gegner zu einer Verfolgung verführen, um ihn dann in einen Hinterhalt zu locken und dort zu vernichten. Fürst Raimondo Montecuccoli (1608-1680, ab 1679 Reichsfürst und Herzog von Melfi) hat seine Erfahrungen aus dem Türkenkrieg in mehreren kriegswissenschaft- lich bedeutsamen Studien zusammengefasst und damit eine Schule begründet, aus der alle späteren siegreichen Feldherren des Kaisers hervorgingen. Montecuccoli freilich fürchtete mehr die zahlenmäßige Übermacht der Osmanen als ihre Taktik und ihren ungestümen Angriff. Seine Grundidee war es, diesen gegenüber eine geschlossene Schlachtlinie mit einer durchgehenden Feuerfront zu bilden. Deshalb empfahl er, den Janitscharen die Reiterei, den Sapihas aber Fußvolk und Geschütz entgegenzustellen, da die türkischen Reiter einem kräftigen Infanterie- und Geschützfeuer nicht lange standhalten konnten. Eine in rangierter Schlachtordnung stehende, kriegserfahrene eu- ropäische Infanterie vermochte sich sehr wohl auch überlegener osmanischer Angriffe zu erwehren, während die Türken den geschlossenen Attacken einer festgefügten, schweren kaiserlichen Reiterei wenig entgegenzusetzen wussten. Aufgrund dieser Er- kenntnisse und aus der Überlegung heraus, dass eine numerische Gleichheit mit den Osmanen ohnehin nicht zu erreichen sei, hat Montecuccoli in seinen Abhandlungen ein Heer in der Stärke von 50 000 Mann als angemessen betrachtet, wobei ihm eine Zusammensetzung von 28 000 Mann Infanterie, 2 000 Dragonern und 17 000 schwe- ren sowie 3 000 leichten Reitern vorschwebte. Tatsächlich sind nach 1683 mit kaiser- lichen Heeren in etwa dieser Größenordnung eine ganze Reihe von Siegen über we- sentlich stärkere osmanische Heere erfochten worden, so z.B. in der Schlacht bei Ofen 1686, am Berge Harsány 1687, bei Slankamen 1691 und bei Zenta 1697.36 Im Unterschied zu den westlichen Kriegsschauplätzen war die Schlacht im Tür- kenkrieg weniger leicht zu vermeiden, da sich den Osmanen gegenüber die barocke Stellungs- und Manövriertaktik als wirkungslos erwies, eine solche aber auch aus to- pographischen und logistischen Gründen nicht realisiert werden konnte. Als Alterna- tive zur offenen Feldschlacht bot sich nur der Kampf um Festungen an. Deshalb wa- ren die Festungen primäres Ziel der Kriegsoperationen auf beiden Seiten und ihr Be- sitz wurde für die Bewegungen des eigenen Heeres als ebenso wichtig erachtet, wie es von Bedeutung war, sie der Benützung des Gegners zu entziehen. Montecuccoli hat

36 MONTECUCCOLI; ferner MURPHY; PARVEV; BLACK; SETTON; CHRISTENSEN; Österreich und die Osmanen; Das Osmanische Reich; ALLMAYER-BECK; BARKER, Army; From Hunyadi; ROIDER; LOSSKY; VAUGHAN.

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diese Voraussetzungen der Kriegsführung gegen die Türken in der Formel mit den drei „F“ zusammengefasst: Festungen, Flüsse, Feldarmee. Als viertes „F“ sind mit gutem Grund auch die aus seiner Schule hervorgegange- nen Feldherren hinzuzufügen: nämlich Herzog Karl V. von Lothringen (1658-1690), Kurfürst Maximilian II. Emanuel von Bayern (1679-1726), Markgraf Ludwig Wil- helm von Baden (1677-1707) und Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736). Da in Ungarn für die bereits ziemlich schwerlastig gewordenen Nachschubgüter (wie Kanonen und Munition) kein leistungsfähiges Straßennetz zur Verfügung stand, war der Nachschub an Proviant und Kriegsmaterial beinahe ausschließlich auf die Flüsse angewiesen, die damit eine entscheidende strategisch-logistische Bedeutung erlangten. Als die verbündeten Truppen 1689 bereits an der südöstlichen Grenze Ungarns standen, zeitweise sogar weit hinter Belgrad in Richtung Nisch und Üsküb/Skopje operierend, wurde der Proviant für die kaiserliche Streitmacht, die da- mals einen verhältnismäßig geringen Verpflegsstand von nur 26 000 Mann aufwies, im wesentlichen über Save, Drau und Donau herangeführt. Von 158 000 Zentnern Mehl, die für den sechsmonatigen Feldzug vorgesehen waren, sollten 100 000 Zent- ner über die Donau, 38 000 über die Save und 20 000 über die Drau verschifft wer- den. Für die Reiterei benötigte man zudem an die 120 000 Metzen Hafer, von denen 70 000 über die Donau und 50 000 über die Save geliefert werden mussten. Othmar Pickl hat aufgrund der Grazer Hofkriegsrats- und Hofkammerakten für die Bewälti- gung des Heeresnachschubs im Jahre 1686 allein auf den beiden Flüssen Drau und Save den tatsächlichen Einsatz von 600 Plätten und Flößen mit einer im Durchschnitt zurückgelegten Entfernung von rund 600 km nachgewiesen.37 Zusammen mit den meist ebenfalls an den Flüssen, oft auf Schiffen stationierten Feldbäckereien, die das Brot, den Hauptproviant für die Soldaten, lieferten, bleibt festzuhalten, dass das kaiserliche Heer sich in der so zentralen Frage der Logistik den Osmanen gegenüber als zunehmend überlegen zeigte. Deshalb war es ihm auch ge- lungen, das Hauptkampfgebiet stufenweise in südöstlicher Richtung vorzuschieben und schließlich auf die Gegend um Belgrad zu konzentrieren und damit auf den End- punkt des alljährlichen osmanischen Aufmarsches. Das Grundmuster der militärischen Operationen in den Jahren 1683-1699 wie auch 1716-1718 bildete daher in beinahe jedem Jahr die Kombination von Festung, Fluss und Feldschlacht: ‒ Festungen, deren Eroberung wie die von Ofen am 2. September 1686 die Vo- raussetzung für den weiteren Kriegserfolg bildeten, oder wie Peterwardein/ Novi Sad, das ab 1688 als Aufmarschbasis diente, oder wie Esseg/Osijek, das mit dem von dort kontrollierten Drauübergang 1687 die Straße nach Belgrad öffnete, oder schließlich Belgrad/Beograd, der Schlüssel für die Heerstraße nach Istanbul, das wiederholt seinen Besitzer wechselte (1688 und 1690);

37 PICKL, Anteil; BROUCEK; HUMMELBERGER; KISS, Basis; KISS, Rolle.

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‒ Flüsse, von denen sich aus logistischen Gründen die Operationen selten mehr als 50 km entfernten; und schließlich ‒ offene Feldschlachten, die meist mit Festungen oder Flüssen oder nicht selten beiden Faktoren zusammenhingen wie die so folgenreiche Schlacht am Berge Harsány im August 1687 im Flussdreieck von Donau und Drau und in engem Zusammenhang mit dem Versuch, Esseg zu erobern, was kurz vor dieser Schlacht gescheitert war, am Ende des Feldzugs aber beinahe ohne zusätz- liche Anstrengungen gelang. Oder die Schlacht bei Slankamen zwischen den beiden Festungen Peterwardein und Belgrad direkt an der Donau – durch ihre kühne Anlage seitens des Türkenlouis, des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, eine der spannendsten Schlachten dieses Krieges überhaupt. Oder die letzte große Entscheidungsschlacht des Türkenkrieges von 1683-1699, die Schlacht bei Zenta/Senta an der Theiß, bei der Prinz Eugen wie Montecuccoli 1664 bei Sankt Gotthard/Szentgotthárd die Flussüberquerungsprobleme der türkischen Armee für einen unwiderstehlichen Angriff nutzte, wie überhaupt die Kaiserlichen und ihre Feldherren Flüsse sowohl als taktisches Hindernis wie auch als schnell überbrückbare Aufmarschbasis wesentlich besser als ihr Gegner zu nutzen verstanden. Dies gilt gerade auch für den letzten siegrei- chen Türkenkrieg von 1716-1718, der in der Eroberung der beiden Schlüssel- festungen Temesvár/Timişoara (1716) und Belgrad (1717) gipfelte. Mit dem Lied über Prinz Eugen und seinem Sieg von Belgrad, in dem ja nicht zufällig die gelungene Flussüberquerung eine herausragende Rolle spielt, wurde die- sem letzten großen Türkenkrieg ein bleibendes Denkmal in der Erinnerung der deutschsprachigen Bevölkerung nicht nur der Habsburgermonarchie, sondern auch ganz Deutschlands gesetzt. [Prinz Eugen, der edle Ritter, wollt dem Kaiser wied’rum kriegen Stadt und Festung Belge- rad. Er ließ schlagen einen Brucken, daß man kunnt hinüberrucken mit d’r Armee wohl für die Stadt. Als der Brucken nun war geschlagen, daß man kunnt mit Stuck und Wagen frei passier’n den Donaufluß, bei Semlin schlug man das Lager, alle Türken zu verjagen, ihn’n zum Spott und zum Verdruß.]

2.2 Zur Geschichte der Türkenkriege bis 1718 Die Macht des Osmanischen Reiches erreichte unter Sultan Süleyman I. (1520-1566) ihren Höhepunkt. Am Ende seiner Regierungszeit herrschte er über die Länder der Balkanhalbinsel, den mittleren Teil Ungarns, Slawonien und Teile Kroatiens. In offe- ner Feldschlacht erwiesen sich die Söldnerheere des 16. und 17. Jahrhunderts der hoch spezialisierten Armee des Sultans gegenüber unterlegen, wie der lange Türken- krieg von 1593 bis 1606 gezeigt hat. Erst der von Ferdinand I. begonnene Ausbau eines neuen Grenzsicherungssystems in Gestalt eines groß angelegten Festungsgürtels brachte die osmanische Expansion zum Stehen, auch wenn einige Festungen mehr- mals ihren Besitzer wechselten. Dieser um 1650 aus insgesamt 88 Grenzburgen be-

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stehende Festungsgürtel erstreckte sich entlang einer 1 000 km langen Grenze, die sich von der Adria über das kroatisch-dalmatinische Karsthochland und die Fluss- landschaften der Save, Drau und Mur querend in einer Linie bis zum Platten- see/Balaton hinzog, von dort weit nach Norden über den Fluss Ipoly über die Festung Fülek bis Erlau/Eger ausgriff, um sich dann nach Süden Richtung Großwardein, Gyu- la, Arad und Temesvár zu wenden und am Eisernen Tor wieder die Donaulinie zu er- reichen.38 Dieses Grenzsicherungssystem, das auch auf türkischer Seite seine Entsprechung hatte, verdeutlichte schon in seiner Organisation die Macht wie auch die Grenzen ab- solutistischen Herrschaftsstrebens. Während im südlichen Teil von der Adria bis zur Drau und Mur sich die beiden Generalate Karlstadt/Karlovac und Warasdin zum Sys- tem der Militärgrenze verfestigten, über deren Verwaltung und Truppen ausschließ- lich der Monarch verfügte, blieben die daran anschließenden Generalate von Ka- nischa/Nagykanizsa, Raab, der Bergstädte mit Neuhäusel/Nové Zámky sowie Oberun- garns mit Kaschau als Zentrum in ihrer Leitung und Verwaltung auf die ständische Mitwirkung angewiesen, zu der sich der Hochadel mit seinem „Blutzoll“, der seine Steuerbefreiung legitimierte, verpflichtet fühlte. Bau und Unterhalt dieses Festungsgürtels sowie seiner zum Teil deutschen, zum Teil ungarischen und auch südslavischen Besatzungstruppen wurden von den Ständen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in Form der „Türkenhilfe“ mitfi- nanziert, da die böhmisch-österreichischen Erbländer als Hausmacht der Habsburger oder gar Ungarn nicht in der Lage waren, die hohen Kosten der Türkenabwehr allein zu tragen. Die Türkenhilfe, die auch der Bezahlung und Versorgung der Truppen während der heißen Phasen der Türkenkriege diente, haben die deutschen Reichstage von 1522 bis 1606 und wiederum 1664, 1685, 1716 und zuletzt 1737 bewilligt. An der Errichtung dieser antemurale christianitatis, der Vormauer der Christenheit, hatte somit der damalige „deutsche Steuerzahler“ einen wesentlichen Anteil. Da in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sich auch bei den protestantischen Ständen des Reiches die Überzeugung durchgesetzt hatte, dass es sinnvoll war, das Reich außer- halb seiner Grenzen, nämlich bereits in Ungarn und Kroatien, gegen die Türken zu verteidigen und dadurch die Zahl der gefürchteten Türkeneinfälle möglichst zu ver- ringern, konnten die konfessionellen Differenzen in diesem Punkt weitgehend über- wunden werden und sich eine solidarische Haltung in der Frage der Türkenhilfe ent- wickeln, die eine einheitliche Türkenpolitik des Reiches ermöglichte. Im Zeitraum von 1576 bis 1608 wurden die Reichstage praktisch zur ausschließlichen Verhandlung der Türkenhilfe einberufen und die in diesen Jahren gewährten Mittel in Höhe von rund 30 Millionen Gulden übertrafen die Beträge der ersten Hälfte des 16. Jahrhun- derts um das Sechsfache. So bewilligten norddeutsche Reichskreise mit ihrem Sitz in Leipzig, Lüneburg oder die Stadt Hamburg sogar zusätzliche Türkenhilfe, obwohl sie im Gegensatz zu den süddeutschen Reichskreisen einer unmittelbaren Bedrohung niemals ausgesetzt waren. Man kann die Höhe der im Zeitraum von 1522 bis 1737

38 Zum Verteidigungssystem zusammenfassend PÁLFFY, Védelmi; VARGA, Szervitorok.

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gewährten Türkenhilfe auf den damals riesigen Betrag von ungefähr 50 Millionen Gulden schätzen.39 Der Türkenkrieg von 1663/64 mit dem ersten großen Sieg in der von Montecuc- coli geschlagenen Schlacht bei Sankt Gotthard am 1. August 1664 hat im ungarischen Adel große Erwartungen in Bezug auf die Befreiung Ungarns von den Osmanen ge- weckt. Durch den schnellen Friedensschluss von Eisenburg/Vasvár im August 1664 wurden diese Erwartungen allerdings schwer enttäuscht, denn mit dem Frieden wur- den nicht nur die alten, bisher gültigen Grenzen bestätigt, sondern es blieben auch die Festungen Großwardein und Neuhäusel in der Hand der Osmanen. Was den militäri- schen Sieg in eine politische Niederlage verwandelte, ist auf die Bedrohung seitens Ludwigs XIV. zurückzuführen, der 1667-1668 und 1674-1679 am Rhein gegen Kai- ser Leopold I. (1658-1705) und das Reich Krieg führte und in dieser Zeit den Höhe- punkt seiner europäischen Machtstellung erreicht hat. Denn durch die Einverleibung des Elsass und Straßburgs sowie des Festungsgürtels die Maas abwärts bis Brügge und Gent hat Frankreich seinen Machtbereich bis 1681 erfolgreich bis an die Rheinli- nie ausgedehnt. Die Unzufriedenheit über die kaiserliche Türkenpolitik erfasste auch die Magna- ten, die sich 1665 unter der Führung des Palatins, Ferenc Wesselényi (1605-1667, Pa- latin ab 1655) und des Landesrichters Ferenc Nádasdy (1625-1671) zu einer Ver- schwörung zusammenfanden. Auf die Aufdeckung dieser Verschwörung und den Ausbruch der von ihr inspirierten Aufstandsbewegung in Kroatien unter der Führung von Péter Zrínyi (1621-1671) und Ferenc Frangepán (1620-1671) und in Oberungarn unter dem jugendlichen Imre Thököly (1657-1705), Fürst von Siebenbürgen (1690- 1699), im Jahre 1670 reagierte Kaiser Leopold I. mit harten Gegenmaßnahmen. Zrínyi, Frangepán und Nádasdy wurden 1671 hingerichtet. Am 27. Februar 1673 setz- te der König die ungarische Verfassung außer Kraft und richtete in Ungarn als oberste Regierungsbehörde eine Statthalterei ein, die unter der Leitung des Hochmeisters des Deutschen Ordens, Johann Kaspar Ampringen (1619-1684, Hochmeister ab 1664), stand und eine vehemente Verfolgung der Protestanten betrieb, die als Hauptschuldi- ge an der Verschwörung angesehen wurden, obwohl die Verschwörer selbst überwie- gend katholisch waren. Die gewaltsame Katholisierung zahlreicher protestantischer Kirchen in den Städten Oberungarns sowie der 1674 in Pressburg abgehaltene Prozess gegen 538 evangelische Geistliche und Lehrer, von denen 1675 32 in Neapel als Ga- leerensklaven verkauft wurden (die wiederum der holländische Admiral de Ruyter [1607-1676] freikaufte), hat in ganz Europa Wellen von Empörung und in Ungarn darüber hinaus auch einen Strom von Flüchtlingen vorwiegend in Richtung Sieben- bürgen ausgelöst. Die nach Siebenbürgen geflüchteten Adeligen nannten sich Kuruzzen (ein lange Zeit irrtümlich vom lateinischen crux = Kreuz hergeleiteter Begriff, der jedoch aus dem Ungarischen stammend soviel wie heimatloser, herumirrender Exulant bedeu- tet40) und wählten 1678 den jungen Grafen Imre Thököly zu ihrem Anführer. Dieser

39 RAUSCHER; PÁLFFY, Preis; SCHULZE; STEGLICH; KISSLING. 40 A magyar nyelv történeti-etimológiai, Bd. 2, Eintrag „“, S. 681.

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brach im selben Jahr mit seinem Gefolge in Oberungarn ein, zettelte dort einen sehr erfolgreichen Aufstand an und erhielt 1682 die Anerkennung der Pforte als Fürst von Oberungarn. Der ehrgeizige Großwesir Kara Mustafa (1676-1683) aus der Familie Köprülü unterstützte die Operationen Thökölys, der aufgrund eines förmlichen Bünd- nisvertrags, abgeschlossen mit dem osmanischen Statthalter von Ofen, Ibrahim Pa- scha, im Juli 1682 die Stadt Kaschau, den Hauptort des östlichen Militärbezirks im königlichen Ungarn, eroberte. Alles lief nun auf einen großen Türkenkrieg hinaus. Ein vom kaiserlichen Gesandten dem Großwesir überbrachter Vorschlag, den 1664 abgeschlossenen Frieden um weitere 20 Jahre zu verlängern, wurde von Kara Mustafa brüsk zurückgewiesen. An der Spitze des osmanischen Heeres zog Kara Mustafa Ende März 1683 von Adrianopel/Edirne nach Stuhlweißenburg, das er Ende Juni erreichte. Erst dort, in ei- nem am 27. Juni abgehaltenen Kriegsrat, eröffnete der Großwesir den Heerführern seine Absicht, nach Wien zu marschieren und die Residenzstadt des Kaisers zu er- obern. Diese dann zur Hauptstadt eines osmanischen Vasallenstaats zu machen, den Thököly im Auftrag der Türken regieren sollte, war nach Auskunft eines osmanischen Chronisten der Gegenstand eines dreistündigen Gesprächs, das Kara Mustafa mit Thököly im Feldlager vor Esseg führte.41 Gegen diese fundamentale Bedrohung von Kaiser und Reich sammelte sich im niederösterreichischen Tulln auf Betreiben der kaiserlichen Diplomaten ein aus Öster- reichern, Polen, Sachsen, Bayern, Franken und Schwaben zusammengesetztes Ent- satzheer unter der Führung des Polenkönigs Jan III. Sobieski (1674-1696) und Herzog Karls V. von Lothringen (1643-1690), dem auch die Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen (1680-1691) und Max II. Emanuel von Bayern (1679-1726) angehörten. Am 12. September 1683 kam dieses Heer von den Höhen des Kahlenbergs, des Leo- poldbergs und des Hermannkogels herab, um den Angriff auf die 200 000 Mann star- ke osmanische Heeresmacht zu eröffnen, die in der am 14. Juli begonnenen Belage- rung der Stadt so weit fortgeschritten war, dass ihr der Sieg bereits sicher erschien. Wahrscheinlich auch aus diesem Grund zeigte sie sich auf den Angriff des Entsatz- heeres so wenig vorbereitet, dass bis zum Abend dieses denkwürdigen Tages der Be- lagerungsring um die Stadt gesprengt war, das osmanische Heer sich in voller Flucht auflöste und sein ganzes Kriegslager als begehrte Beute den Siegern anheimfiel.42 Nach dem Entsatz von Wien entfaltete sich die Eigendynamik eines Eroberungs- kriegs, der mit Siegen und Niederlagen im Wechsel bis 1697 andauerte. Die im März 1684 in der Heiligen Liga verbündeten Mächte: das Reich, Polen, Venedig und Papst Innozenz XI. (1676-1689), der außer seiner moralischen Autorität vor allem bedeu- tende Finanzmittel einbrachte, eröffneten drei Kriegsschauplätze: Im Mittelmeer und auf dem griechischen Festland operierte Venedig und eroberte 1685-1687 die Pelo- ponnes und Athen; Polen konzentrierte sich – allerdings wenig erfolgreich – auf die Rückgewinnung des 1672-78 verloren gegangenen Podolien und der Kaiser auf die

41 MEHMED, S. 23. – Der Autor, ein offizieller Reichsgeschichtsschreiber, verfügte über sehr gute Informationsquellen. 42 Zur erfolgreichen Eroberung von Ofen 1686 siehe auch VARGA, Teilnahme.

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Eroberung des osmanisch besetzten Ungarn. Wenn auch die Kriegsführung dieser drei Mächte unkoordiniert blieb, so hat sie doch entscheidend zur Aufteilung der osmani- schen Heeresmacht beigetragen und somit die Erfolgsaussichten der Liga wesentlich gefördert. Der Beitritt Russlands im Jahre 1686 zur Liga hatte auf den ungarischen Kriegsschauplatz keinerlei Auswirkungen und führte erst 1696 mit österreichischer und holländischer Hilfe zur Eroberung der Festung Azov, wodurch sich Russland erstmals an der Schwarzmeerküste festsetzen konnte. Nach der Eroberung von Gran bereits im Oktober 1683 und der starken Festung Neuhäusel im August 1685 fiel am 2. September 1686 mit Ofen die wichtigste Fes- tung und ungarische Residenz der Türken – ein Sieg, an dem die bayerischen Truppen als stärkstes Kontingent (20 000 Mann) unter Kurfürst Max Emanuel großen Anteil hatten. Daran schloss sich die Eroberung Transdanubiens und des ungarischen Tief- landes an, Fünfkirchen und Szeged wurden bereits im Herbst von der osmanischen Herrschaft befreit. Mit der Schlacht am Berge Harsány am 12. August 1687 und der Einnahme von Esseg war die Eroberung Ungarns bis zur Drau-Linie abgeschlossen. Der anschließende Herbstfeldzug Karls von Lothringen nach Siebenbürgen gliederte dieses Fürstentum endgültig in die Habsburgermonarchie ein. Im darauffolgenden Jahre eroberte das kaiserliche Heer unter der Führung Max Emanuels von Bayern am 6. September 1688 die Festung Belgrad, das Tor zum Balkan.43 Die Befreiung der christlichen Balkanvölker vom Türkenjoch hatte Kaiser Leopold bereits als Kriegsziel proklamiert, als seine Truppen über Serbien bis Bulgarien und Makedonien vorge- drungen waren, 1689 die Festung Vidin einnahmen, die damals bedeutendste Han- delsmetropole des Balkan, Üsküb/Skopje, zerstörten und das Amselfeld/Kosovo Polje besetzten. Doch diese Kette osmanischer Niederlagen rief wiederum König Ludwig XIV. auf den Plan. Als Bündnispartner des Sultans war er durch französische Berater in der osmanischen Armee präsent, die übrigens die Neuerung der Pontonbrücke als Mittel der Flussüberquerung – die beispielsweise in der Schlacht bei Zenta eine für die Os- manen verheerende Rolle spielte44 – in die osmanische Kriegsführung einbrachten. Ludwig, der sich vom Vorstoß der Osmanen vergeblich eine langfristige Schwächung des Kaisers erhofft hatte, erklärte vier Tage nach Erhalt der Nachricht von der Erobe- rung Belgrads am 24. September 1688 dem Kaiser den Krieg45, überfiel die Rhein- pfalz und verwüstete Heidelberg wie Speyer. Der Kaiser stand nun vor einer überaus schwierigen Entscheidung: Sollte er einen Zweifrontenkrieg riskieren, von dem ihm die Mehrheit seiner Ratgeber abriet, und sich auf die Verteidigung der Rheinlinie konzentrieren, wofür alle bisherigen Traditionen seines Hauses sprachen? Oder sollte er, der starken Eigendynamik des Eroberungskriegs gegen die Osmanen nachgebend, die Befreiung Ungarns von der osmanischen Herrschaft vollenden, um dieses König- reich endlich ganz für Habsburg zu gewinnen? Er entschloss sich für das Letztere und damit für den Zweifrontenkrieg, der sich allerdings durch die Verlagerung starker

43 SZITA, Budától. 44 SEEWANN, Török háború, S. XXII f. 45 ARETIN, Bd. 2, S. 28.

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Truppenteile nach dem Westen dahingehend auswirkte, dass gegen die Osmanen nur mehr mit halber Kraft gekämpft werden konnte, so dass die bisherige Offensive zeit- weise einer Defensive weichen musste. Dazu trug auch der Wechsel in der Führung des Osmanischen Reiches bei. Kara Mustafa wurde bereits am 25. Dezember 1683 mit der seidenen Schnur erdrosselt, Sultan Mehmed IV. (1648-1687) abgesetzt und durch seinen Bruder Süleyman II. (1687-1691) ersetzt. Neuer Großwesir wurde Ende 1689 nach einigen vergeblichen Anläufen Fazil Mustafa Pascha (1637-1691), der Sohn von Mehmed Köprülü. Im Frühjahr 1690 führte er das osmanische Heer zum Gegenangriff, der infolge der ge- ringen Truppenstärke auf kaiserlicher Seite rasch zum Erfolg führte. Gleichsam im Blitzkrieg wurden binnen weniger Monate die verloren gegangenen Stellungen in Südosteuropa und am 8. Oktober auch Belgrad erobert. Nachdem im April 1690 Fürst Apafi von Siebenbürgen (1661-1690) gestorben war, ernannte der Sultan Thököly zu dessen Nachfolger. Dieser drang an der Spitze seiner Scharen in Siebenbürgen ein, ließ sich im September in Hermannstadt zum Fürsten wählen, wurde jedoch durch die heraneilenden Truppen unter Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden – diesmal für immer – aus dem Land vertrieben. Im Feldzug des Jahres 1691 erlitten die Osmanen bei Slankamen eine folgenreiche Niederlage, die umso schwerer wog, als auch der Großwesir, der große Hoffnungsträ- ger der Osmanen, gefallen war. Mit dieser Schlacht war die Save-Donau-Linie als Grenze zweier Reiche endgültig durchgesetzt. In den darauffolgenden Jahren fehlte sowohl dem Kaiser als auch dem Sultan die Kraft zu größeren Kriegsoperationen. Erst im Jahre 1695 wurden die Türken unter ih- rem tatkräftigen jungen Sultan Mustafa II. (1695-1703) wieder aktiv. Sie besiegten mit ihrer Übermacht das Truppenkorps des erfahrenen Generals Friedrich Ambros Graf Veterani (Kommandant von Siebenbürgen 1688-1689, 1690-1695), was auch der militärischen Inkompetenz des kaiserlichen Oberbefehlshabers im Feld, des Kurfürs- ten Friedrich August I. von Sachsen (1694-1733), zuzuschreiben ist, dem ein opulen- tes Mittagsmahl in der Nähe von Temesvár wichtiger war, als dem nur 25 km entfern- ten Veterani zu Hilfe zu eilen. Die Wahl Augusts von Sachsen zum König von Polen gab dem Kaiser die Möglichkeit, 1697 einen neuen Oberbefehlshaber an die Spitze seiner gegen die Türken aufgestellten Heeresmacht zu stellen, nämlich den Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736), der sich bereits sowohl am Rhein als auch seit 1683/84 in Ungarn als Truppenkommandant bewährt hatte. Das osmanische Heer zeichnete sich in diesem Feldzug, bedingt durch die Präsenz des Sultans und die da- mit verbundenen Rivalitäten unter seinen Heerführern, durch eine weitgehende Un- schlüssigkeit über das Ziel seiner Kriegsoperationen aus. Zuerst zog das osmanische Heer Richtung Peterwardein, um diese Festung zu erobern. Da Prinz Eugen mit sei- nen Truppen schneller vor Ort war, änderte es seine Marschroute die Theiß flussauf- wärts Richtung Szeged. Bei Zenta begann der Sultan mit seiner Reiterei den Fluss zu überqueren in der Absicht, nunmehr in Siebenbürgen einzufallen und das Fürstentum zu erobern. Prinz Eugen, der in Eilmärschen die Osmanen verfolgt hatte, überraschte sie während ihres Flussübergangs und vernichtete die osmanische Kerntruppe der

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Janitscharen zur Gänze, von der Reiterei konnten sich nur wenige Tausend in die Fes- tung Temesvár flüchten. Damit war der Krieg endgültig entschieden.46 Betrachtet man die zeitgenössischen Quellen, insbesondere die Siegesrelationen über gewonnene Schlachten, dann schwang im Türkenkrieg der Jahre 1683-1697 und 1716-1718 zweifellos noch etwas von der alten Kreuzzugsidee des Kampfes gegen die Ungläubigen mit, eine Vorstellung, die bis ins Zeitalter der barocken Kabinetts- kriege propagandistisch zu nutzen war. Realpolitisch betrachtet war freilich der Tür- kenkrieg nach dem Entsatz von Wien für die Donaumonarchie, die in diesen Jahren ihre endgültige Gestalt angenommen hat, „ein Geschenk des Himmels“47, denn ihre Ausdehnung nach Osten kompensierte alle ihre Verluste im Westen. Im unter englischer und holländischer Vermittlung zustande gekommenen Frieden von Karlowitz vom 26. Januar 1699 hat das Osmanische Reich Ungarn (mit Ausnah- me des Temesvárer Banats), Siebenbürgen und Slawonien an den Kaiser abgetreten, an Polen Podolien, an Venedig die Peloponnes und an Russland Azov. Da die Auslie- ferung Thökölys nicht durchzusetzen war, erzwang der Kaiser seine Entfernung aus Istanbul. Außerdem hat die Pforte dem Kaiser erstmals Protektoratsrechte über die christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich zugestanden. Solche hat Russland für die orthodoxe Bevölkerung Südosteuropas erst im Frieden von Kütschük- Kainardschi 1774 erhalten.48 Aus der Verwicklung der Pforte in den 1700 ausgebrochenen Nordischen Krieg zwischen König Karl XII. von Schweden (1697-1718) und dem russischen Zaren Pe- ter dem Großen (1682-1725) als den beiden Hauptakteuren war das Osmanische Reich 1711 erfolgreich hervorgegangen: Es erhielt infolge der schweren Niederlage Zar Peters bei Huşi in der Moldau die Festung Azov zurück. Das war der Auftakt für die osmanischen Bestrebungen, den Frieden von Karlowitz durch Krieg zu revidieren. Die Pforte erklärte im Dezember 1714 Venedig den Krieg und eroberte 1715 die Pe- loponnes zurück. Auf Betreiben des venezianischen Gesandten in Wien verlangte Kaiser Karl VI.49 von der Pforte die Wiederherstellung des durch den Frieden von Karlowitz geschaffenen status quo, was diese mit einer Kriegserklärung beantwortete. Am 15. August 1716 brachte Prinz Eugen bei Peterwardein an der Spitze der kaiserli- chen Truppen den Osmanen eine vernichtende Niederlage bei, unter den Gefallenen war auf türkischer Seite auch der Großwesir. Bald danach, am 12. Oktober, kapitulier- te Temesvár, die letzte osmanische Festung nördlich der Donau. Im darauf folgenden Sommer 1717 belagerte Prinz Eugen die Festung Belgrad. Um der Umklammerung zwischen Festung und heranziehendem türkischen Entsatzheer zu entgehen, zog Prinz Eugen diesem entgegen und erfocht südlich von Belgrad am 16. August 1717 den glänzendsten Sieg seiner Feldherrnlaufbahn. Einige Tage später kapitulierten eine Reihe osmanischer Festungen: Belgrad, Vidin, Šabac, Semendria und Orsova am Ei-

46 SEEWANN, Grundzüge, S. 65-68; Feldzüge des Prinzen Eugen; BRAUBACH, Bd. 1 u. 2. 47 Deutsche Militärgeschichte, S. 23. 48 Über den Frieden von Karlowitz siehe die in Anm. 46 genannten Arbeiten. 49 Karl VI. (1685-1740), als Karl III. König von Spanien 1703-1725, 1711-1740 Kaiser und als Karl III. König von Ungarn.

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sernen Tor. Im Frieden von Passarowitz/Pozarevač vom 21. Juli 1718 erhielt der Kai- ser das Banat mit Temesvár, Nordserbien samt Belgrad bis kurz vor Nisch sowie die bis zum Fluss Alt reichende Kleine Walachei. Allerdings gingen mit Ausnahme des Banats Belgrad mit seiner Umgebung südlich der Donau und die Kleine Walachei im Türkenkrieg von 1737/39 wieder verloren. Doch das Königreich Ungarn blieb in sei- nen historischen Grenzen wiederhergestellt und endgültig unter der habsburgischen Herrschaft vereinigt. Schon den Zeitgenossen war klar, dass dieses Land nach seiner Eroberung neu „einzurichten“ war. Doch jeglicher Neuaufbau musste sich als Ausgangspunkt für alle bereits während des Türkenkriegs von 1683-1699 und danach in Gang gesetzten Re- formmaßnahmen zunächst einmal mit dem Erbe der Türkenzeit auseinandersetzen.

3 Das Erbe der Türkenzeit

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die ungarische Geschichtsfor- schung die Frage nach den Folgen der Türkenzeit zu stellen. In den Fokus der For- schung geriet rasch das Problem, wie hoch die Bevölkerungszahl in Ungarn um 1700 schätzungsweise anzusetzen sei. Allerdings stützte man sich damals im Wesentlichen auf die Steuerlisten dieser Zeit, die entsprechenden osmanischen Steuer- und Bevöl- kerungslisten wurden viel später ausgewertet und erst in jüngster Zeit in die Schät- zungen der historischen Demographie einbezogen. Der während der Türkenzeit eingetretene Bevölkerungsverlust wird von der älte- ren Forschungsliteratur sowohl deutschsprachiger als auch ungarischer Provenienz daher stark überschätzt. Bis heute hat sich im ungarischen wie im deutschen Ge- schichtsbild, in Schulbüchern und vielen anderen, auch wissenschaftlichen Studien das Klischee von den „entvölkerten“ und „menschenleeren“ Gebieten behauptet, die nach ihrer Rückeroberung von den Türken völlig neu zu besiedeln gewesen seien. Die bislang dominierende nationalromantische Bewertung dieser Epoche hat auf ungari- scher Seite vor allem den Verlust der magyarischen Bevölkerung hervorgehoben und das Bild einer demographischen Katastrophe verbreitet.50 Dass dieser Verlust demo- graphisch durch bedeutende Wellen der Zuwanderung nichtungarischer Bevölkerung in erheblichem Ausmaß ausgeglichen wurde, blieb lange Zeit unbeachtet. Hinzuwei- sen ist hier auf die Süd-Nord-Wanderungsbewegung von Südslaven und Walachen, aber auch auf die Nord-Süd-Wanderung von Slowaken und Ruthenen. Der ungarische Osmanist Géza Dávid charakterisiert den aktuellen Forschungs- stand wie folgt: „Bei der Entstehung des Katastrophenbildes könnten mehrere Faktoren zusammengewirkt haben. Einerseits führten die unkritische Benutzung oder irrtümliche Auslegungen der Quellen des fünfzehnjährigen Krieges bzw. der Register vom Ende des 17. Jahrhunderts und vom Beginn des 18. Jahrhunderts zu diesem Bild. […] Andererseits fand die im unga-

50 SPANNENBERGER, Interpretationen, S. 38.

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rischen Geistesleben präsente Habsburg-freundliche Geschichtsschreibung Freude daran, von Verwüstungen und Verarmungen sprechen zu können. Eigenartigerweise passte diese These auch in die Schemata des sonst scharf Habsburg feindlichen Vulgärmarxismus bes- ser hinein.“51 Dieser „Vulgärmarxismus“ verbreitete auch ein Bild von der „deutsche Armee“, die das Land 1683-1699 von den Osmanen befreit hatte, das schlicht als diffamierend bezeichnet werden kann und inhaltlich auf die Tradition der romantisierenden Kuruz- zen-Geschichtsschreibung zurückzuführen ist.52 Die Quellen des 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts, auf denen sämtliche demogra- phische Schätzungen basieren, sind sowohl auf ungarischer als auch auf türkischer und habsburgischer Seite ausschließlich Steuerregister, die keinesfalls Bevölkerungs- zahlen, sondern nur die Steuerzahler, in der Regel die Zahl der Familienoberhäupter oder auch summarisch die in Steuereinheiten zusammengefassten „Pforten“, angeben. Die ältere Historiographie bis 1945 hat diese Angaben häufig unkritisch interpretiert und oft genug daraus linear die Zahl der Bevölkerung erschlossen, erst die jüngere hat durch akribischen Vergleich der Steuerregister und die genaue Analyse ihres Quel- lenwertes, ihrer Funktion und ihrer Entstehungszeit eine wesentlich bessere Aus- gangsbasis für demographische Schätzungen geschaffen. Heute geht die ungarische Forschung davon aus, dass für das Ende des 15. Jahr- hunderts eine maximale Bevölkerungszahl für das Königreich Ungarn in der Höhe von 3,5 Millionen angenommen werden kann.53 Für Ende des 16. Jahrhunderts ist für das königliche Ungarn eine Bevölkerungszahl von 1,8 Millionen, für das Fürstentum Siebenbürgen von 800 000 und für das türkisch besetzte Ungarn von 900 000 Perso- nen anzunehmen, das ergibt eine Gesamtbevölkerung von 3,5 Millionen. Das heißt, dass sich zu diesem Zeitpunkt Bevölkerungsverlust und natürlicher Bevölkerungszu- wachs noch die Waage hielten. Das entsprach einer Bevölkerungsdichte von 12 Per- sonen auf einen Quadratkilometer. Dieser Parameter ist allerdings unterschiedlich an- zusetzen: für das nördliche Ungarn auf 15, für Siebenbürgen auf 13 und für den os- manischen Herrschaftsbereich auf 7 bis 7,5 Personen.54 Diese Unterschiede machen bereits deutlich, dass im Letzteren die Bevölkerung abgenommen, in den übrigen Ge- bieten jedoch zugenommen hat. Dávid geht davon aus, dass für den Beginn des 18.

51 DÁVID, Bevölkerung, S. 135 f. 52 „Die deutsche Armee behandelt die ungarischen Bauern so erbarmungslos, als wenn sie nicht für den Schutz des Landes, sondern zu dessen Entvölkerung gesandt worden wäre. Im Vergleich ist diese Behandlung härter und erbarmungsloser als die, welche das Volk von dem uralten Feind der Christenheit, von den erbarmungslosen barbarischen Türken erleiden musste.“ – WELLMANN, Magyarország népességének, S. 28. – Hier haben wir es mit einer extremen Variante habsburgfeindlicher Historiographie zu tun, die alles daran setzt, die Be- freiungstat durch ein weiteres Katastrophenbild zu verdecken, nämlich durch die angebli- che Katastrophe, dass die Habsburger in Ungarn schlimmer gehaust hätten als die Türken, ein auch aus konfessionellen, antikatholischen Ressentiments gespeistes Stereotyp, das bis heute verbreitet ist. 53 DÁVID, Bevölkerung, S. 143. 54 Ebenda, S. 148.

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Jahrhunderts (1711) mit einer Bevölkerung von knapp 4 Millionen gerechnet werden kann.55 Freilich war ihre Dichte regional sehr verschieden. Selbst im osmanischen Teil Ungarns ist von einer starken regionalen Differenzierung auf Komitatsebene aus- zugehen. So konzentrierte sich im südlichen Ungarn, in den Komitaten Tolna, Somo- gy und Baranya, die Bevölkerung im Überschwemmungsgebiet von Donau und Drau sowie in den unzugänglicheren bewaldeten Hügellandschaften; dort ist sogar auch für das 17. Jahrhundert von einem Bevölkerungszuwachs auszugehen.56 Bedingt durch die Kriegsoperationen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat die Bevölkerung in der Umgebung von Ofen einen sehr starken Rückgang erlitten, der zunächst durch slavische, später durch deutsche Siedler ausgeglichen wurde. Ähnliches gilt auch für die nähere Umgebung der Heerstraße, die von Ofen über Mohács nach Esseg führte. In der Tatsache, dass der Bevölkerungsverlust der Magyaren offensichtlich der größte war, hat im Zeitalter nationaler Fokussierung das eingangs erwähnte Katastro- phenbild von Entvölkerung und Menschenleere seine vermeintliche Bestätigung ge- funden, weil man die Zuwanderung nichtungarischer Bevölkerungsgruppen entweder gar nicht in Rechnung stellte oder von vornherein als negativ bewertete.57 In der Tat hat sich bereits seit Ende des 15. Jahrhunderts die ethnische Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung des Königreichs stark verändert. Wenn der magyarische Anteil an der Gesamtbevölkerung für 1495 auf 70-80 Prozent geschätzt wird, so ist dieser Anteil am Beginn des 18. Jahrhunderts auf 60 bis 66 Prozent und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, bedingt durch die starke Ansiedlung nichtungarischer Gruppen, noch einmal auf rund 40 Prozent zurückgegangen.58 Ins Gewicht fiel hier die Massen- flucht magyarischer Bevölkerung nach Oberungarn, wo sie zusammen mit den Slo- waken die deutsche Bevölkerung in den Städten wie in den Dörfern zurückdrängte. Im Bergland der West- und Nordkarpaten ließ sich walachisches Hirtenvolk nieder, während die Massenwanderung südslavischer Bevölkerung von Süden kommend die Donaulinie zwischen Komorn und Szentendre erreichte.

55 Ebenda, S. 172; siehe auch SZAKÁLY, Bilanz. 56 DÁVID, Bevölkerung, S. 173, schätzt die Bevölkerung des Besatzungsgebiets am Ende der Türkenzeit auf eine Million, des königlichen Ungarn auf 2,1 Millionen und Siebenbürgens auf 900 000. 57 Bezeichnend dafür ist die Feststellung des Historikers Gyula Szekfű in seiner bis heute an- erkannten Meistererzählung der „Ungarischen Geschichte“: „Der Sultan hat die alte mag- yarische Bevölkerung auf der Großen Ungarischen Tiefebene und in Transdanubien ausra- diert und schuf eine tabula rasa, die die magyarische Rasse nach der Vertreibung der Tür- ken nicht mehr auszufüllen vermochte. So war sie gezwungen, die kulturellen und politi- schen Möglichkeiten einer neuen Besiedlung fremden Nationen zu überlassen.“ – SZEKFŰ/HÓMAN, Bd. 5, S. 35. Die Metapher von der tabula rasa hat sich rasch – nicht nur bei Szekfű – in ein Stereotyp verwandelt, dem zufolge es Ende des 17. Jahrhunderts süd- lich der Linie Raab-Debrecen keine Bevölkerung mehr gegeben habe. So SZEKFŰ/HÓMAN, Bd. 6, S. 175. 58 DÁVID, Bevölkerung, S. 172 f. Der Bevölkerungsverlust der Magyaren im Zeitraum von 1495 bis 1699 wird von ihm in absoluten Zahlen auf 800 000 Menschen geschätzt.

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Aufgrund türkischer Quellen lässt sich feststellen, dass viele Landschaften im os- manisch besetzten Gebiet (Banat, Südtransdanubien) und auch Städte wie Siklós oder Fünfkirchen, Temeschwar oder Esseg dicht besiedelt waren und sowohl wirtschaftlich wie auch kulturell zeitweise eine Blütezeit erlebten, die den traditionellen Ansichten und Stereotypen über die „Türkenzeit“ völlig widerspricht. So berichtet der berühmte türkische Reisende Evliya Çelebi über Siklós in Südtransdanubien, dieser Ort sei eine Stadt voll blühender Gärten gewesen und damit als ein Paradies anzusehen, in dem al- lerdings der Besitz des fruchtbarsten Acker- und Gartenlandes den Muslimen vorbe- halten war.59 Solche Berichte vermitteln das Bild eines ethnisch wie religiös bunt ge- mischten Zusammenlebens vieler Bevölkerungsgruppen, und dieser auf Toleranz be- gründete Pluralismus der Kulturen, Wirtschaftsweisen und Lebenswelten hat sich auf zumindest kurzfristig feststellbare Konjunkturen und Blütezeiten positiv ausgewirkt.60 Dennoch ist nicht zu übersehen, dass die Türkenzeit alle Züge einer strengen, ja häufig auch brutal vorgehenden Militärdiktatur trug, deren schwer erträglichem Steu- erdruck sich die Landbevölkerung häufig durch Flucht entweder in größere Orte (die deshalb schnell den Umfang von Stadtsiedlungen angenommen haben wie z.B. Kecskemét) oder in schwer zugängliche Rückzugsgebiete wie Sümpfe und Waldregi- onen (Auwaldgebiete entlang der großen Flüsse) entzog.61 Solche die Ausdünnung des Siedlungsnetzes in bestimmten Kleinregionen nach sich ziehenden Rückzugs- und Fluchtbewegungen wurden durch den Verfall der mittelalterlichen Wasserwirtschaft unterstützt. Letztere war gekennzeichnet durch ein kunstvoll aufgebautes System von Kanälen und Stautoren, die den Wasserstand in den für das Hochwasser vorgesehenen natürlichen Rückhaltebecken regulierten.62 Aus Gründen solcher Art war die gesamte Türkenzeit von einem hohen Mobili- tätsgrad großer Bevölkerungsteile gekennzeichnet, sicherte doch die horizontale Mo- bilität oft genug das Überleben, sei es durch spontane Flucht vor Kriegsoperationen, sei es durch geplante und gezielte Wanderungen und den Wechsel des Wohnorts, um die eigenen Lebens- und Unterhaltschancen zu verbessern. Ein schlimmes Erbe der Türkenzeit war die Doppelbesteuerung und überhaupt die Erhöhung der Abgabenlast und Arbeitsleistungen (Robot) der Bauern, die als „zweite Leibeigenschaft“ jeglichen Aufschwung des wichtigsten Wirtschaftsbereichs, nämlich der Landwirtschaft, bis zur Urbarialregulierung Maria Theresias 1767 von vornherein behinderte und verzögerte. Die Doppelbesteuerung seitens der türkischen und könig- lichen Steuerbehörden und zusätzlich der ungarischen Grundherren in den türkisch besetzten Gebieten war im Friedensvertrag von Adrianopel/Edirne 1568 gegenseitig anerkannt und von den Steuereintreibern welcher Seite auch immer erfolgreich prak-

59 Evlia Cselebi, S. 234; KATONA, S. 34 f. 60 Vgl. HEGYI/ZIMÁNYI; ÁGOSTON. 61 Zur Mehrfachbesteuerung der Bevölkerung siehe SZAKÁLY, Adóztatás; zur Lage der Bau- ern siehe VARGA, Jobbágyrendszer; VÁRKONYI, Magyarország keresztútjain; zu Lebens- standard, Alltagsgeschichte und Alltagskultur siehe Óra, szablya, nyoszolya. 62 Näheres über den Verfall der Wasserwirtschaft seit dem Mittelalter und dessen Auswir- kungen siehe ANDRÁSFALVY, Duna.

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tiziert worden. Viele Bauern suchten durch eine Bevorzugung der Weidewirtschaft den Steuerdruck zumindest abzumildern, da der Tierbestand mobil war und daher vor dem Steuereintreiber teilweise oder ganz verborgen gehalten werden konnte. Steuern wurden nicht mit Bargeld, sondern durch die Ablieferung von Naturalien (Vieh, Wein und andere Agrarprodukte) beglichen. Der drastische Rückgang des Ackerbaus und die von ungarischen wie türkischen Grundherren bevorzugte Ansiedlung südslavi- scher und walachischer, mit Weidewirtschaft wohl vertrauter Bevölkerung auch in einstmals von Magyaren besiedelten Gebieten beispielsweise südlich des Plattensees sind dadurch gleichfalls eine für die spätere Kolonisation ganz entscheidende Erb- schaft des osmanischen Zeitalters geworden. Da Bargeld durch die nicht mehr regulierbaren Inflationsprozesse (ausgelöst u.a. durch die ungeheuren Kriegskosten) seinen Wert weitgehend verloren hatte, wurde der bereits im Mittelalter üblich gewordene Geldzins des Bauern an den Grundherrn abgelöst von Arbeitsleistungen (Robot), die – kontinuierlich erhöht – bald zur uner- träglichen Belastung der Bauernwirtschaft geworden waren. Es gibt Berechnungen, die zeigen, dass gerade arme Bauern oft bis zu zwei Drittel ihrer Ernte abliefern und gleichfalls zwei Drittel ihrer Arbeitszeit für den Grundherrn auf Kosten ihrer Hofwirt- schaft einsetzen mussten.63 Auf der Verliererseite dieser Wirtschaftsentwicklung standen deshalb einerseits die Bauern, anderseits der staatliche Fiskus, denn nur die Bauern zahlten Steuern und ihr Steueraufkommen sank aufgrund ihrer zu großen Belastung seitens der ungari- schen wie der osmanischen Grundherren rapide. Auf der Gewinnerseite blieb der aus knapp 100 Familien bestehende Hochadel, der seine Position erhalten und vielfach sowohl politisch als auch wirtschaftlich stärken konnte, denn er kompensierte die sin- kenden Pachteinnahmen durch erhöhte Arbeitsleistung der Bauern, konnte seine Steu- erfreiheit aufrechterhalten und in den nicht osmanisch besetzten Gebieten seine Gutswirtschaft auf Kosten der Bauernwirtschaft weiter ausbauen.64 Dies wiederum förderte indirekt die Agrarisierung der Städte. Die Folgen waren eine allgemeine Wirtschaftsstagnation und eine spürbare Ver- größerung des Entwicklungsabstands Ungarns zu Mittel- und Westeuropa.65 Dieser Entwicklungsrückstand erreichte allerdings nicht das Ausmaß, wie dies auf die Bal- kanländer zutrifft. Unter sozialgeschichtlichen Aspekten ist eine erhebliche Schlech- terstellung des Bauernstandes, des Bürgertums und der zahlenmäßig unverhältnismä- ßig großen Schicht des Kleinadels zu verbuchen, während der Hochadel (Magnaten) auf Kosten der vorgenannten Bevölkerungsschichten seine Position halten und weiter ausbauen konnte. Zudem entstand bereits in der Türkenzeit die räumlich eng verzahn- te ethnische Gemengelage der Siedlungen, die in der traditionellen ungarischen Histo- riographie irrtümlich auf die Ansiedlungsvorgänge im 18. Jahrhundert zurückgeführt wurde.66

63 SZAKÁLY, Változások, S. 15. 64 Siehe dazu die Mikrostudie von ZIMÁNYI, Rohonc-szalónaki uradalom; ferner PACH. 65 Siehe ZIMÁNYI, Magyarország; MAKKAI, Hauptzüge. 66 HEGYI, Berendezkedés.

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Für das wichtige spätere deutsche Siedlungsgebiet Südosttransdanubien – das be- reits im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts als „Schwäbische Türkei“ bezeichnet wur- de – sind hier als Erbe der Türkenzeit noch folgende Gegebenheiten hervorzuheben: Südosttransdanubien (die Komitate Baranya, Tolna und Somogy) ist durch eine Vielfalt der naturräumlichen Gliederung gekennzeichnet, gebildet 1. aus den Lösshügellandschaften mit den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Tälern (z.B. die Kleinregion Völgység), 2. aus den Mittelgebirgen bis 450-600 Metern Höhe mit ihren von Westen nach Osten verlaufenden Bruchlinien (Mecsek- und Villány-Gebirge) mit optima- len Boden- und Klimabedingungen für Wein- und Obstbau an den unteren Abdachungen desselben, wo das Gesteinsfundament in den Lössmantel ein- taucht, und 3. schließlich aus den Alluvialebenen von Donau und Drau als drittem Land- schaftstyp.67 Diese drei Landschaftstypen haben während der Türkenzeit eine wesentliche Rolle gespielt und auf die Siedlungsstruktur derselben eingewirkt. Denn die fruchtbaren, of- fenen, für den Ackerbau günstigen Lösshügel- und Tallandschaften (Typ 1) wurden gemieden und waren von Wüstungen und wenigen größeren Siedlungen (wie Pécs und Siklós) durchsetzt. Als Siedlungsgebiete bevorzugt wurden hingegen die von Altwasserarmen und pe- riodischen Überschwemmungen geprägten Flussauenlandschaften (Typ 3) sowie die unzugänglichen Wälder der Mittelgebirge (Typ 2). Diese beiden Landschaftstypen boten mehr Schutz und Rückzugsmöglichkeiten vor Übergriffen von Räuberbanden, marodierenden Soldaten und Steuereintreibern. Die mit solchen Strukturveränderun- gen verbundene Überlebensstrategie brachte neue Lebensformen mit sich. An die Stelle des Ackerbaus als Lebensgrundlage trat die Viehzucht, ergänzt durch Obstbau, Fischfang und Bienenzucht. In den Überschwemmungsgebieten führten verborgene Wasserstraßen zu kleinen Siedlungen, deren Wohnanlagen von Gräben und Teichen umgeben waren. Das Vieh, das den wertvollsten Teil des Wirtschaftsvermögens bil- dete, weidete – für Fremde schwer aufzufinden – weitab der Siedlungen in den Über- schwemmungsgebieten und überwinterte auf überschwemmungsfreien Terrassen.68 Über diese Rahmenbedingungen dörflichen Lebens zur Türkenzeit berichtet ein bischöflicher Visitationsbericht aus dem Jahre 1670: „Die Dörfer der Christen befin- den sich sozusagen überall in den Wäldern, von Bäumen und von einer befestigten Umfriedung umgeben, so dass auf dem schmalen Pfad kein Reiter sich an die Sied- lung heranmachen kann.“69 Nach Krauss „hatten sich während der Türkenzeit Überlebensstrategien herausge- bildet, die an die damaligen Bedingungen angepasst waren. Bei einer Transformation

67 KRAUSS, Auswanderer, S. 35 f.; siehe auch ANDRÁSFALVY, Modelle, S. 43 f. 68 Ebenda, S. 47 f. 69 Zit. nach ebenda, S. 46.

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einer solchen, vorwiegend auf Subsistenzwirtschaft beruhenden Gesellschaft“ zu ei- ner „auf Produktion ausgerichtete[n] Ackerbauwirtschaft waren indes Widerstände, Schwierigkeiten und langwierige Anpassungsprozesse zu erwarten“70. Deshalb bildete vor allem der erste Landschaftstypus, die Lösshügel- und Tallandschaften, das lo- ckende und für Acker- und Weinbau überaus ertragreiche Neuland, das nach langer Brache nur darauf wartete, von fleißigen Kolonisten wieder unter den Pflug genom- men zu werden.

3.1 Wanderung und Ansiedlung südslavischer Bevölkerung bis 1703 Die von Süden nach Norden verlaufende Wanderungsbewegung der Südslaven, die im Spätmittelalter einsetzte und in der frühen Neuzeit ihren Höhepunkt erreichte, schuf wichtige Voraussetzungen für die Einwanderung der Deutschen in Ungarn im 18. Jahrhundert. Das lange Zeit dominierende Klischee von der tabula rasa, die die 150-jährige Türkenherrschaft in den besetzten Gebieten des Königreichs Ungarn hin- terlassen habe, war ein Produkt der heroischen Selbstüberhöhung des Neuanfangs habsburgischer Herrschaft in Ungarn ab Ende des 17. Jahrhundert.71 Die Heroisierung der creatio ex nihilo hat sich auf dem Boden der nationalromantischen Geschichts- schreibung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts festgesetzt. Doch waren die Meinungen darüber von Anfang an sehr geteilt: Die deutschsprachige Historiographie hob die Kolonisationsleistung hervor, die ungarische bewertete die Ansiedlung der deutschen und anderer, nichtungarischer Kolonisten als Instrument absolutistischer Unterdrü- ckungspolitik des Wiener Hofes in Ungarn. Spätestens seit dem Friedensvertrag von Trianon 1920 wurde die massive Ansiedlung von nichtungarischen Nationalitäten im 18. Jahrhundert als eine der zentralen Ursachen für die ethnische Inhomogenität des ungarischen Nationalstaats und seines darauf zurückzuführenden Zerfalls nach dem Ersten Weltkrieg interpretiert.72 Die Prämisse der tabula rasa, die Entvölkerung, Menschenleere und Verwüstung, und der daraus abgeleiteten creatio ex nihilo verstellt allerdings den Blick nicht nur darauf, dass die neu angekommenen Siedler bereits eine einheimische, multiethnische und multikonfessionelle Bevölkerung vorgefunden haben, sondern auch darauf, dass nach der Eroberung der vormals türkisch besetzten Gebiete diese selbst Gegenstand einer tief greifenden Umgestaltung im politisch-administrativen und vor allem im wirtschaftlichen Bereich geworden sind. Diese Reformmaßnahmen, die wegen des Widerstands der ungarischen Stände oft genug nur fragmentarisch durchgesetzt wer- den konnten, haben in der Regierungszeit Kaiser Josephs II. ihren Abschluss gefun- den. Es handelt sich hier um eine Umgestaltung, die zu dem politischen Systemwech- sel und der Wirtschaftstransformation der Wende von 1989 (mit der Neuverteilung von Grund und Boden im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert) einige Parallelen

70 KRAUSS, Auswanderer, S. 42. 71 SPANNENBERGER, Interpretationen, S. 11 ff. 72 SZEKFŰ/HÓMAN, S. 470.

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aufweist und in der Historiographie als solche bislang kaum beachtet wurde. Viel- mehr hat die Historiographie die große, damals aus politischen Gründen zugespitzte und mit konfessionellen, der ständisch-politischen Mobilisierung dienenden Argu- menten unterlegte Auseinandersetzung der ständischen Partikularmächte mit der kö- niglichen Zentralgewalt mit einer allzu starken Ausschließlichkeit thematisiert und solche Konstellationen in nationalstaatliche Kategorien umgedeutet. Damit wird bis heute der Blick auf die sozioökonomischen Zusammenhänge verstellt, die deshalb bislang nur ungenügend untersucht werden konnten. Dazu gehört auch die Anwesen- heit einer zahlenmäßig großen südslavischen Bevölkerungsgruppe in den später von deutschen Bauern besiedelten Orten und Regionen Ungarns. Im Jahre 1720 baten die neuangesiedelten deutschen Bewohner des Dorfes Majos (Komitat Tolna) ihren Grundherrn Ferenc Kun um Erlaubnis, ihre Häuser umbauen zu dürfen, denn diese seien zu raitzisch und entsprächen nicht ihren Bedürfnissen.73 Dies war kein Einzelfall, denn auch an vielen anderen Orten hatten Raitzen – so werden in den zeitgenössischen Quellen die Südslaven und insbesondere die Serben bezeichnet – entweder bis zur Ankunft der Deutschen das jeweilige Dorf besiedelt, oder sie wur- den durch die Ansiedlung von Deutschen allmählich aus dem Dorf verdrängt. Ein Mittel dafür beispielsweise war die Aufteilung der Hutweide, wodurch die Raitzen ih- re Weideflächen verloren und zum Wegzug gezwungen wurden.74 Darüber steht in einer 1737 verfassten Kirchenchronik der Gemeinde Ráckozár (heute Egyházaskozár) Folgendes zu lesen: „Die Serben waren ein Volk der Diebe und deshalb strebte unser Grundherr, die Familie Esterházy, danach, sie mittels einer Ansiedlung von Deut- schen zu verdrängen.“75 Dieser Verdrängungsprozess, der innerhalb des Königreichs in der einen oder an- deren Form im Verlauf des 18. Jahrhunderts festzustellen ist, ist nur die Schlussphase eines weit umfangreicheren Prozesses, nämlich einer in ihren Ausmaßen gewaltigen Wanderungsbewegung südslavischer Bevölkerung von Süd nach Nord, von der Bal- kanhalbinsel in Richtung Donau, Save, Drau und Maros und über diese Flüsse hinweg in die Niederungen und Hügellandschaften Pannoniens, ferner in das Gebiet zwischen Donau und Theiß sowie Richtung ostungarisches Tiefland beispielsweise in den Raum von Gyula, noch mehr jedoch ins Temeser Banat. Diese Süd-Nord-Migration ist der deutschen West-Ost-Wanderung vorausgegangen, sie ist quantitativ gesehen wesentlich umfangreicher und sie hat eine Reihe von qualitativen Voraussetzungen für die deutsche Ansiedlung geschaffen. Darin liegt ihre besondere, von der For- schung bislang völlig vernachlässigte Bedeutung.

73 Zitat aus dem Ansiedlungskontrakt: SZITA, Lutheránus, S. 107. Das deutschsprachige Ori- ginal publizierte SCHUON, S. 75. 74 HOBEN, S. 206. 75 1737 verfasste Handschrift im Archiv der Evangelischen Kirche Ungarns, . Die zeitliche Nähe gerade dieser Quelle zum Prozess der Neuansiedlung von Deutschen nach 1711 erhärtet die Authentizität dieser Aussage. Hier zit. nach SZITA, Lutheránus, S. 20.

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Das romantische und in die Irre führende, von Adam Müller-Guttenbrunn (1852- 1923) geschaffene Bild der drei großen Schwabenzüge76 verdeckt die Tatsache, dass wir von den demographischen und sozioökonomischen Voraussetzungen für die deut- sche Ansiedlung in Ungarn selbst bislang nur sehr unzureichend informiert sind. Eine historische Rekonstruktion der deutschen West-Ost-Migration ist jedoch ohne Erfor- schung der ihr vorausgehenden südslavischen Süd-Nord-Migration nicht möglich. Deshalb soll diese hier näher untersucht werden. Was bedeutete Migration überhaupt in der frühen Neuzeit im südöstlichen Mittel- europa? Migration bzw. Mobilität hat sich im Verlauf dreier Jahrhunderte in ganz Südost- europa und insbesondere auf dem Gebiet des seit 1541 politisch dreigeteilten König- reichs Ungarn zu einer dominanten Lebensform entwickelt, der sich zeitweise die Be- völkerung ganzer Landstriche bediente, um der Bedrohung in Gestalt militärischer Operationen, materieller Not und Entzug der wirtschaftlichen Existenzbasis durch Verwüstung zu entkommen und ihr Leben dorthin zu retten, wo es besser gesichert schien. Migration und Mobilität als Überlebensstrategie praktizierten alle sozialen Schichten von hoch bis niedrig und alle ethnisch unterschiedlichen Bevölkerungs- gruppen. Diese aus Not und Bedrohung heraus entstandene Strategie trug in hohem Maße dazu bei, dass sich das Landschaftsbild, die überlieferten Formen der Bewirt- schaftung, die Kulturlandschaft, die Wasserwirtschaft, die Hydrographie, das Sied- lungsnetz, die Ethnostruktur vieler Siedlungsgebiete und schließlich die gesamte In- frastruktur im Zeitraum von 1541 bis 1711 grundlegend gewandelt haben. Betrachten wir konkret das Siedlungsnetz dieser Epoche. Es ist ein häufig began- gener Fehler, aus der Entvölkerung ganzer Landstriche (und davon waren insbesonde- re die an der Heerstraße von Buda nach Belgrad angrenzenden Gebiete betroffen) eine völlige Vernichtung ihrer Einwohnerschaft abzuleiten, denn überspitzt formuliert wa- ren zeitweise in Städten wie Kecskemét oder Kiskunhalas mehr Einwohner aus den Komitaten Tolna und Baranya anzutreffen als in manchen Teilen dieser Komitate selbst.77 Generell ist festzustellen, dass sich das Siedlungssystem in den 150 Jahren der Türkenherrschaft wesentlich verändert hat.78 Von der Vielzahl mittelalterlicher Kleindörfer mit einer Größe von durchschnittlich 10-20 Familien blieb nur ein Drittel als überlebensfähig erhalten. Die von vielen, gerade auch von Lokalhistorikern immer wieder erhobene Klage über die Zerstörung und Verwüstung der Mehrzahl der unga- rischen Dörfer in der Türkenzeit (wobei die zahlreichen Wüstungen des 15. Jahrhun- derts gar nicht mit berücksichtigt sind)79 verstellt daher den Blick auf die eigent- lichen, nämlich strukturell bedingten Ursachen einer solchen Diskontinuität. Dieser Konzentrationsprozess im Siedlungssystem schuf größere Dörfer mit über 50 und

76 MÜLLER-GUTTENBRUNN. 77 IVÁNYOSI-SZABÓ, Jobbágyok; DERS., Délkelet-Dunántúl; DERS., Migráció. 78 Vgl. dazu MAKSAY; HORVÁTH, Nyugat-Dunántúl. 79 So weist Kubinyi darauf hin, dass in einzelnen großen Grundherrschaften im Komitat Baranya in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts über 50 Prozent ihrer Hörigenhöfe wüst geworden waren. – KUBINYI, Bevölkerung, S. 87.

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mehr Familien und daher mit einer stärkeren Verdichtung von Produktivkräften und Wirtschaftskapazität, ausgestattet mit Formen der Arbeitsteilung zwischen Großbau- ern, Kleinbauern, Tagelöhnern und Handwerkern und mit Ansätzen zu einem Bin- nenmarkt, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bereits ausgereift waren.80 An die Stelle des mittelalterlichen trat nunmehr das für die gesamte spätere Neuzeit gültige, wirtschaftlich leistungsfähigere Siedlungssystem. Dieser Prozess der Ablösung bzw. Umstrukturierung setzte bereits in der osmanischen Periode ein und ist einerseits – wie noch zu zeigen sein wird – eng mit der Süd-Nord-Wanderung südslavischer Be- völkerung verknüpft. Andererseits waren in dieser Periode Sicherheitserwägungen noch maßgeblicher als wirtschaftliche. Ferner ist für den Zeitraum 1541 bis 1711 eine weitere wichtige Tatsache festzu- halten: Die vom Krieg, den Tatareneinfällen und den daraus resultierenden Notsitua- tionen ausgelösten Fluchtbewegungen haben wesentlich mehr zum Erhalt der Bevöl- kerung beigetragen als viele Chronisten und Historiker bis heute registrierten. Auch die zeitgenössischen Konskriptionen haben solche Prozesse höchst unzureichend wenn überhaupt erfasst. Aussagekräftiger sind hier erzählende Quellen wie z.B. der Bericht Nikolaus Zrínyis an Kaiser Leopold über seinen Winterfeldzug 1664 in der Baranya, in dessen Verlauf er – der Taktik der verbrannten Erde folgend – im Raum zwischen Esseg und Babócsa über 100 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht hatte.81 Deren Bevölkerung aber, mindestens 5 000 Personen, wurde nach Westungarn und auf die Murinsel umgesiedelt. Eines hatte der Winterfeldzug Zrínyis von 1664 ge- zeigt: Die Vernichtung von Dörfern ist nicht gleichzusetzen mit der ihrer Bewohner. Denn diese vermochten entweder zu flüchten, oder wurden sogar planmäßig evaku- iert, was im großen Türkenkrieg der Jahre 1683-1699 im größeren Maßstab vor allem bei den Belagerungen der osmanischen Festungen auf kaiserlicher Seite praktiziert wurde.82 In diesen Jahren erreichten Migration und Mobilität sicherlich ihren Höhe-

80 Ein Beispiel dafür liefert die Studie von TÍMÁR. Tímár stellt fest, dass im Zeitraum von 1711 bis 1752 die Bevölkerungszahl in diesem Gebiet um 292 Prozent gewachsen war, die Zahl der Siedlungen aber nur um 17 Prozent (nämlich von 25 auf 29 Dörfer) zugenommen hat. 81 MOLNÁR, Kanizsa vára, S. 125. Gleichlautend auch der Bericht in ESTERHÁZY, S. 147; fer- ner KRAUS (hier zit. nach KRAUS/VOGEL, S. 591). Kraus berichtet, dass Zrínyi 100 türki- sche – soll heißen von den Türken eingerichtete bzw. besiedelte – Dörfer niedergebrannt hat und, laut S. 594, 1 000 Dörfer in ganz Südosttransdanubien; ferner hat er rund 50 000 erbeutete Rinder und Pferde unter den Ungarn und Kroaten verteilt. 82 Für die Evakuierung der Bevölkerung ganzer Dörfer und Dorfgruppen waren vor allem mi- litärische und wirtschaftliche Überlegungen ausschlaggebend. Zum einen wurde für den Gegner die Versorgung mit Lebensmitteln vor Ort, d.h. aus der Umgebung der belagerten Festungen, unterbunden, zum anderen die Produktionskräfte der Bauern für die kaiserliche Seite und damit auch für die eigene Heeresversorgung gesichert. Anhand der Quellen aus den Wiener und Münchner Archiven sind Evakuierungen bei folgenden Festungsbelage- rungen nachweisbar: 1687 Eger (Evakuierung umliegender Dörfer in Richtung Pest) und 1692/94 Großwardein und Gyula (Evakuierung der umliegenden Dörfer in Richtung De- brecen). Siehe dazu SZITA, Kiűzése, S. 18.

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punkt und als die militärische Bedrohung nach den Friedensschlüssen von Karlowitz (1699), Passarowitz (1718) und Sathmar (1711) endgültig gebannt war, dauerte es noch Jahrzehnte, nämlich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, dass die noch immer sehr lebhafte Neigung zum vorübergehenden oder endgültigen Ortswechsel allmäh- lich von einer sich langsam durchsetzenden Sesshaftigkeit abgelöst wurde. Das ist das Umfeld, in das die Süd-Nord-Wanderungsbewegung der Südslaven einzuordnen ist.

3.1.1 Die südslavische Süd-Nord-Migration Die südslavische Süd-Nord-Migration verlief parallel zur Expansion des Osmani- schen Reiches und setzte zeitlich gesehen mit dieser bereits Ende des 14. Jahrhunderts nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 ein. Im Verlauf des 16. Jahrhunderts hat sie sich weiter intensiviert und erreichte gegen Ende des 17. Jahrhunderts zahlenmä- ßig ihren Höhepunkt. Der Pionier der serbischen Migrationsforschung, der serbische Geograph und Ethnologe Jovan Cvijić (1865-1927), unterscheidet in der Frage nach den Ursachen der Wanderungsbewegungen auf dem Balkan drei Hauptaspekte83: ‒ den historisch-politischen Aspekt als Fluchtbewegung vor der Ausdehnung des osmanischen Herrschaftsgebiets, vor der Verwüstung weiter Gebiete im Rahmen der begleitenden Militäroperationen und vor Unterdrückungsmaß- nahmen der Besatzungsmacht im Gefolge zahlreicher, meist fehlgeschlagener Aufstandsversuche; ‒ den sozioökonomischen und -psychologischen Aspekt als Reaktion lokaler Bevölkerung auf die Einrichtung und Intensivierung des osmanischen Feu- dalsystems mit immer drückenderer Abgabenlast und Enteignungsmaßnah- men landwirtschaftlich genutzten Grund und Boden betreffend; ‒ den geographischen oder natürlichen Aspekt, d.h. Migration als Resultat ei- nes durch wachsende Fertilität vermehrten Bevölkerungsdrucks, kombiniert mit einem Mangel an natürlichen Ressourcen der Ernährung. Der serbische Historiker Vasa Čubrilović (1897-1990) fügt als vierten Aspekt noch die patriarchalische Familienorganisation der Südslaven hinzu, die sich seiner Meinung nach in Reaktion auf die Osmanenherrschaft zwangsweise, d.h. als Mittel der Bewahrung und Verteidigung eines größeren Familienverbandes, verfestigt und weit verbreitet hat.84 Am Anfang der Wanderungsbewegungen stand zunächst eine umfangreiche Fluchtbewegung großer Bevölkerungsteile in gebirgige Gegenden, die zunächst als Zufluchtsgebiete genutzt wurden. Thomas Emmert schätzt, dass allein im Jahrzehnt 1453 bis 1463 300 000 Serben ihre angestammten Wohnstätten verlassen haben und in Gebirgsregionen Montenegros, der Herzegowina, Bosniens und des Sandschaks gezogen sind.85 In den nachfolgenden Jahrhunderten verließ in mehreren Wellen ein

83 CVIJIĆ, Balkansko poluostrvo, S. 128 ff. CVIJIĆ, Metanastaziška kretanja. 84 PROTIĆ, S. 92. 85 EMMERT, S. 82.

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Großteil der Bewohner des Morava-Vardar-Beckens, Kosovos, der Ibar-Region und Ostserbiens ihre angestammten Wohngebiete und zog nach Norden. Es lassen sich folgende Stationen des Wanderungsprozesses feststellen: 1437 be- richtet der Gespan von Požega (János Tamási), dass die Mehrheit der Einwohner- schaft Syrmiens raitzisch geworden sei.86 Um die Mitte des 16. Jahrhunderts lässt sich Ähnliches für das Temescher Banat feststellen87, am Ende dieses Jahrhunderts auch für Slawonien und die an Siebenbürgen angrenzenden Gebiete88 und am Beginn des 17. Jahrhunderts bereits für die transdanubischen Komitate Baranya, Somogy, Tolna und Fehér.89 Im letzten Drittel dieses Jahrhunderts erschienen sie in größerer Zahl schließlich auch in der Umgebung von Buda.90 Es handelt es sich hier teils um eine spontane Wanderungsbewegung, teils um eine von der osmanischen Besatzungsmacht aus militärischen und wirtschaftlichen Gründen planmäßig angesiedelte südslavische Bevölkerung.91

86 „[…] majorem partem praedictarum partium Sirmiae inter fluvios Zawam et Danubium constitutarum Rascianos inhabitare; licet tamen quaedam civitates et villae Christiano nomine fungantur; tamen in quam pluribus Rasciani et etiam Bosnenses cum Christianis mixtim commorantur. Quaedam civitates et villae sectis haereticorum Bosnensium et Hussitarum infectae, per plurimos annos extiterunt […]“ Hier zit. nach RUVARAC, S. 382. 87 POPOVIĆ, Srbi u Vojvodini, S. 103 f. 88 SZAKÁLY, Szerbek, S. 21. Zu den an Siebenbürgen angrenzenden Gebieten stellt Klára Hegyi fest: „Von der durch den Fluss Maros gebildeten Linie nach Norden finden sich auf dem Gebiet der Komitate Csanád, Csongrád, Arad, Békés und Bihar bei jedem größeren türkischen Machtzentrum serbische Gemeinden und im Umkreis davon wurden die Serben in einem Teil der Dörfer angesiedelt oder sie waren dort als Wanderhirten tätig.“ – HEGYI, Berendezkedés, S. 193. Hegyi nennt hier (S. 192 f.) namentlich die Zentren Szeged, Csanád, Hódmezővásárhely, Békés und Gyula. Bereits im Jahre 1439 wurden vom serbi- schen Fürsten Branković in 110 Dörfern der Komitate Arad und Zaránd Serben angesie- delt. – Ebenda, S. 191. 89 SZAKÁLY, Szerbek, S. 22. Türkischen Quellen zufolge haben bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts Serben in 84 Dörfern des Koppányer Sandschaks Fuß gefasst. – HEGYI, Ber- endezkedés, S. 195. Die Autorin verweist darauf, dass aufgrund türkischer Steuerlisten aus dem Jahre 1614 sich in den drei transdanubischen Sandschaks Koppány, und Szekszárd die ethnische Verteilung wie folgt berechnen lässt: 58,5 Prozent Ungarn und 41,5 Prozent Serben. 90 Zum weltlichen und kirchlichen Zentrum der serbischen Migrationswelle am Ende des 17. Jahrhunderts wurde das nördlich von Buda gelegene Szentendre. Allerdings geht die erste Besiedlung von Serben auf der Csepel-Insel südlich von Buda bereits auf das Jahr 1444 zu- rück, als König Wladislaw I. im heutigen Ráckeve Serben angesiedelt hatte. – SZAKÁLY, Szerbek, S. 14. Für Transdanubien erlangte als geistliches Zentrum vor allem das 1587 ge- gründete serbisch-orthodoxe Kloster in Grábóc (Komitat Tolna) regionale Bedeutung. 91 An dieser Stelle ist eine terminologische Anmerkung einzuschieben: Ganz bewusst wird hier der Begriff südslavisch und raitzisch synonym verwendet, denn der in den Quellen fortwährend benützte Begriff der „Raitzen“, ungarisch rácok, ist unter den heutigen Ge- sichtspunkten ethnischer Zuordnung nicht so eindeutig, als dass er sich einfach auf die Ser- ben beschränken ließe, wenn beispielsweise in den Quellen der Begriff „katholische Rait-

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Ihre klare ethnische Zuordnung nach heutigen Gesichtspunkten wird dadurch er- schwert, dass der in den zeitgenössischen Quellen verwendete Begriff „Raitze“ auch auf die aus Bosnien stammenden „katholischen Raitzen“ angewendet wurde, die heu- te als Bunjewatzen und Schokatzen bezeichnet werden. Aufgrund von Berichten eini- ger Jesuiten (Jakob Talini, Peter Masarek) aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wissen wir, dass diese Katholiken im nordwestlichen Teil der Batschka/Bačka, am linken Donauufer und in der südlichen Baranya eine neue Heimat gefunden haben; Peter Masarek ordnete in seinem Bericht aus dem Jahre 1632 30 der von ihm in der Batschka gezählten 400 Dörfer mit einer südslavischen Bevölkerung den katholischen Raitzen zu.92 Bei der planmäßigen Ansiedlung von Raitzen durch osmanische Behörden arbeite- ten auch diese mit der Verleihung von Privilegien, um den pull-Faktor der Süd-Nord- Migration zu verstärken. Privilegiert wurden die serbischen Bauern, deren Dörfer die osmanischen Spahis, die Kavallerie der Osmanen, versorgten. Ein Brief des Paschas von Nagykanizsa an seinen Vorgesetzten, den Pascha von Sarajevo, unterrichtet uns darüber, dass die Osmanen im Raum von Mohács und Szigetvár in der Zeitspanne von 1648 bis 1688 eine große Zahl solcher Spahi-Dörfer mit serbischen Hörigen ein- gerichtet hatten.93 Diese Bauern zahlten nach neuesten Forschungen weniger Steuern an die osmanischen Behörden als beispielsweise die ungarischen Bauern.94 Privile- giert wurden auch Serben, die als Soldaten in den osmanischen Grenzfestungen Dienst taten, sie erhielten gleichfalls wiederum meist mit Serben besiedelte Dörfer, die sie mit dem Lebensnotwendigen versahen. In beinahe allen osmanischen Grenz- festungen wie Nagykanizsa, Székésfehérvár, Szigetvár, Pécs, Simontornya, Erlau, Wardein, Gyula (um nur einige zu nennen) entstanden als rácváros bezeichnete Rait- zenviertel.95

zen“ als Bezeichnung für die südslavische Zuwanderung aus Bosnien auftaucht. Offenbar hatte man bereits damals Schwierigkeiten, die südslavische Bevölkerung Bosniens ethnisch einzuordnen. 92 SAROSÁCZ, S. 380. 93 SZITA, Dokumentumok, S. 85. Von einer ähnlichen Besiedlungsaktion seitens der Türken berichtet u.a. auch HEGYI, Berendezkedés, S. 193: „Die bekannteste und größte Ansied- lungsaktion im Gebiet jenseits der Theiß ist mit dem Namen des Alajbeg Ali von Csanád verbunden. In den verwüsteten Dörfern im Gebiet zwischen den Flüssen Maros und Körös siedelte er serbische Hirten an und als Ergebnis seiner Tätigkeit wurden in Komitat Csanád 24 Dörfer, in Csongrád 1 Dorf, in Arad 12 Dörfer, in Békés 6 Dörfer und in Zaránd 2 Dör- fer wiederbesiedelt.“ 94 HEGYI, Berendezkedés, S. 197 f. 95 Über das Aussehen solcher Raitzenstädte ist am Beispiel Nagykanizsas aus dem Bericht eines kaiserlichen Offiziers vom Jahr 1689 zu erfahren: Die dortige Raitzenstadt bestand aus einer 350 m langen Straße mit strohgedeckten Häusern, die mit nur einem Fenster in Kopfgröße auf der Hinterseite des Hauses versehen waren; auf jeder Seite der Gasse war auf die ganze Länge hinweg ein Seil gespannt, auf dem die Rupfensäcke hingen, die als Türen dienten; vor jedem Haus war ein großes Holzfass als Wasserbehälter aufgestellt, fer-

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Die ungarische Forschung zählt insgesamt acht südslavische Migrationswellen, und wir haben einigen Grund zur Annahme, dass die Süd-Nord-Wanderung am Ende des 17. Jahrhunderts quantitativ die größten Ausmaße erreicht hat.96 Das wiederum hing unmittelbar mit der militärisch dramatischen Zuspitzung im großen Türkenkrieg um das Jahr 1690 zusammen, als mit dem Vorstoß der kaiserlichen Truppen bis in das Zentrum der Balkanhalbinsel, nämlich bis zur damaligen Metropole Üsküb und bis ins Amselfeld, eine Proklamation Kaiser Leopolds I. die Befreiung der Balkanvölker vom Joch der Türkenherrschaft erstmals seit langer Zeit in Aussicht stellte.97 Doch die erfolgreiche osmanische Gegenoffensive und der dadurch erzwungene Rückzug des kaiserlichen Heeres bis an die Donaulinie machte diese kühne Hoffnung jäh zu- nichte.98 Diesem Rückzug schloss sich die berühmte „große Wanderung“ (velika seoba) der Serben unter ihrem Patriarchen Arsenije III. Crnojević (1633-1706, 1669 Metropolit von Peć, 1674 Patriarch) an, der sich und die Seinen unter den Schutz des Kaisers stellte. Für die Zusicherung, ihn tatkräftig in seinem Kampf gegen die Türken zu un- terstützen, erhielt er mehrmals bekräftigte Privilegien, die eine Sonderstellung der Serben im Königreich Ungarn begründeten und die serbische Ansiedlung in der Fol- gezeit sicherheitspolitisch und wirtschaftlich zu einem großen Problem machten. Historiker sprechen von 30 000 bis 40 000 Familien, die mit ihrem Patriarchen nach Ungarn gezogen waren.99 Der Patriarch selbst nennt in einem seiner Briefe an den kaiserlichen Hof die Zahl von 30 000 Seelen.100 Dass hier von keiner organisier- ten Einwanderung, sondern von einer Massenflucht gesprochen werden kann, belegen eindeutig die serbischen Quellen. Anzuführen ist hier zunächst ein weiterer Brief des serbischen Patriarchen vom 17. November 1690 an den Hofkanzler Graf Theodor Athlet Heinrich Strattmann (†1693), in dem er schrieb:

ner eine Strohhacke wegen der Feuergefahr; die Straße wurde die ganze Nacht mit großen Fackeln beleuchtet. – SZITA, Dokumentumok, S. 108. 96 HEGYI, Berendezkedés, S. 191. 97 Beispielsweise die kaiserliche Proklamation an das Volk von Makedonien vom 26. April 1690, publiziert von RADONIĆ, S. 52 f. 98 Dieser Rückzug wurde nicht nur durch den Tod des damaligen Oberbefehlshaber des kai- serlichen Heeres, General Graf Johann Norbert Piccolomini, sondern auch durch die Kriegserklärung Ludwigs XIV. von Frankreich an den Kaiser verursacht, die den Ab- marsch eines beträchtlichen Teiles der gegen die Osmanen eingesetzten Regimenter an den Rhein erforderlich machte. – Vgl. dazu ANGELI, S. 137 ff. 99 Die Schätzungen über die tatsächliche Zahl differieren beträchtlich. Auf die völlig unwahr- scheinliche Zahl von 300 000 Serben beziffert sie WEITHMANN, S. 179; SZAKÁLY, Szerbek, S. 26, geht wie übrigens auch Gyula Szekfű von 200 000 Personen aus. STANOJEVIĆ, spricht hingegen nur von 30 000 bis 40 000 Personen, während POPOVIĆ, Seoba, die Zahl von 37 000 serbischen Familien nennt. Noch immer grundlegend ist die Untersuchung von RUVARAC. 100 DJUKIĆ, S. 35-36.

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„Über uns habt Ihr auch früher gehört und erfahren, wie wir vor der unbarmherzigen Hand der Agarener [= Osmanen] in die Obhut des heiligen Kaisers nach Belgrad geflohen sind, nackt und barfuß, ohne jeglichen Besitz. […] Gott erlaubte dem unbarmherzigen Ge- schlecht der Agarener, uns Leid zuzufügen. Sie übergaben unser ganzes Land dem Feuer und dem Schwert. […] Wir aber, mit den übriggebliebenen Flüchtlingen und Christen, die Gott von der Plünderung verschonte, gelangten nach Buda und Komorn. Und wir flohen, wir hatten nicht einmal etwas, um uns zu ernähren.“101 Im Bericht des Augenzeugen Athanasios Daskal werden auch die Folgen des lan- gen zehnjährigen Krieges auf die damaligen serbischen Siedlungsgebiete und damit die Gründe für die Massenflucht hervorgehoben: „Und infolge des bösen, über zehn Jahre währenden Krieges wurde das ganze volkreiche serbische Land verlassen, alle seine Städte und Dörfer und Klöster. [...] Heute hat der Herr das serbische Land verlassen: Zuerst kam die Pest, und dann das Schwert und die Pest zu- sammen, Plünderung und schlimme Hungersnot, so dass das serbische Volk Hundefleisch aß und das Fleisch toter Menschen, die verhungert waren. Dies alles habe ich selbst gese- hen. Die Leichen der toten Serben lagen auf den Straßen des großen Belgrad und auf allen ihren Grundstücken und auf allen Wegen lagen Leichen. Und es gab niemanden, um sie zu begraben […] und ihre Gesichter waren schwarz wie die Gesichter der Äthiopier. Und es gab so viele Tote, dass nicht einmal der zehnte Teil der Menschen übrig blieb. Diejenigen, die überlebten, flohen aus ihrem Land und ließen es verlassen zurück.“102 Zeitlich parallel, das heißt ebenfalls im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, ist eine zahlenmäßig sehr große Fluchtbewegung aus Bosnien Richtung Slawonien und Transdanubien zu verzeichnen. Nach dem Bericht des bosnischen Franziskaners Andrija Čipračić, der im Archiv der Propaganda Fide in Rom aufbewahrt wird, haben innerhalb von zehn Jahren insgesamt 100 000 Menschen im Zuge dieser Fluchtbewe- gung Bosnien verlassen.103 Die Forschung geht davon aus, dass mindestens 150 000, wahrscheinlich aber noch mehr Personen im Verlauf des 17. Jahrhunderts aus Bosni- en Richtung Norden weggezogen sind.104 Aus den wenigen zur Verfügung stehenden Zahlenangaben und den übrigen, quan- titativ nicht sehr zuverlässigen Konskriptionen lässt sich hypothetisch eine Gesamt- zahl von mindestens einer halben Million Raitzen in Ungarn um 1700 errechnen, die damit ca. ein Achtel der damaligen Gesamtbevölkerung und auf dem osmanisch be- setzten Gebiet wahrscheinlich rund die Hälfte der dortigen Bevölkerung ausgemacht haben.105 Eine demographische Zäsur verursachte der Kuruzzenkrieg der Jahre 1704-1711, der die Ethnostruktur insbesondere Transdanubiens stark veränderte und die gebiets- weise Dominanz des raitzischen Elements in dieser Region endgültig beseitigte. Al-

101 Ebenda, S. 34. 102 Zit. nach der Quellenmitteilung von STANOJEVIĆ, S. 185. 103 Mitgeteilt von UNYI, S. 74 ff. Vgl. dazu VANYÓ, S. 94. 104 JELENIĆ, S. 203. 105 Diese Zahlenangabe soll hier nur als eine Orientierungsgröße verstanden werden. Die Problematik jeder quantitativen Angabe über die tatsächliche Bevölkerungsgröße der Rait- zen bzw. Serben im Königreich Ungarn diskutiert auch SZAKÁLY, Szerbek, S. 25.

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lerdings sind viele der nach Süden geflüchteten Südslaven nach dem Frieden von Sathmar 1711 in ihre Dörfer zurückgekommen und haben zur Neuauflage einer Viel- zahl von Konflikten beigetragen, die für das Zusammenleben von Raitzen mit ihrem Grundherrn, mit ihren sprachlich und konfessionell unterschiedlichen Nachbarn und schließlich mit den im Aufbau befindlichen Organen der Zivilverwaltung charakteris- tisch waren. Vergleichen wir die Bevölkerungsstruktur Südtransdanubiens am Ende des 17. Jahrhunderts mit der aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, dann sind die Ver- änderungen augenfällig, die durch die Ansiedlung von Deutschen einerseits, durch den Wegzug der Südslaven andererseits entstanden sind. In der Baranya zählte man um 1700 89 Raitzendörfer, 50 Jahre später 70 deutsche und 38 raitzische Orte sowie 6 Orte mit einer gemischten deutsch-südslavischen Bevölkerung. Im Komitat Fejér sind den 10 Raitzendörfern der Jahrhundertwende 70 Jahre später 14 deutsche und 5 noch bestehende Raitzendörfer gegenüberzustellen. Im Komitat Tolna, das bis zum Ende der Türkenzeit überwiegend von Serben besiedelt war, zählte man 1696 17 ungarische und 11 serbische Dörfer, von denen knapp 80 Jahre später nur zwei übrig geblieben waren. In der Mehrzahl der 46 mit Deutschen besiedelten Orte wurden die Serben entweder allmählich verdrängt oder waren schon vorher abgewandert. Im Komitat Somogy existierten im Jahre 1581 bereits über 80 Raitzendörfer, deren Zahl bis 1770 auf 14 geschrumpft war, während zum gleichen Zeitpunkt bereits 11 deutsche Dörfer eingerichtet waren.106 Das ist jedoch nur der Befund, den wir aufgrund der am Ende des 17. und im Ver- lauf des 18. Jahrhunderts durchgeführten Konskriptionen gewinnen können. Von den Raitzen aber wissen wir, dass viele von ihnen unter Berufung auf die von Kaiser Leo- pold I. gewährten Privilegien keine Steuern zahlten und auch keine Abgaben (bezo- gen auf ihren Tierbestand) entrichteten.107 Die in den Konskriptionen von Jahr zu Jahr zahlenmäßig stark variierenden und mangelhaften Angaben über die Raitzen vermit- teln daher kein zuverlässiges Bild über ihre tatsächliche Verbreitung und Bevölke- rungsgröße in den einzelnen Siedlungen. Denn durch ihre halbnomadische Lebens- weise bzw. ihre hohe Mobilität vermochten sie sich vielfach erfolgreich jeder behörd- lichen Erhebung zu entziehen. So berichtete beispielsweise der Beamte der Hofkam- mer, Slusky, am 17. März 1693 an seine Dienststelle, dass er die Konskription über den Ort Döbrököz nicht abschließen konnte, weil deren Einwohner (Serben) eine sol- che mit der Begründung verweigerten, sie seien Soldaten und keine hörigen Bau- ern.108 Ein Beamter, der im Jahre 1700 über den Ort Kövesd (heute Villánykövesd) eine Konskription vornahm, bemerkte, dass er 10 Sessionen registrierte, in der Tür- kenzeit aber 20 Sessionen vorhanden waren, jetzt müssten es daher ebenso viel sein, doch „die Raitzen wollten dies nicht zugeben“.109 Ein detaillierteres und zutreffende-

106 MUZSNAI. 107 „Die kleineren Raitzensiedlungen, die weder militärische noch Hörige-Leistungen erbrin- gen wollten, wurden nicht konskripiert“. – So ANDRÁSFALVY, Délkelet-Dunántul, S. 88. 108 TABA, S. 16. 109 Ebenda.

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res Bild von der tatsächlichen Bevölkerungs- und Siedlungslage ließe sich nur unter Auswertung der von den einzelnen Grundherrschaften angelegten Steuerlisten gewin- nen. Die wenigen, die bislang vorliegen, machen dies bereits deutlich.110 Aus den zwangsweise überaus detaillierten Protokollen (inquisitiones) der Kommissionen, die zum Zweck der endgültigen Feststellung der Dorf- und Flurgrenzen im Zeitraum von 1711 bis ca. 1740 zahlreiche Zeugen verhört hatten und diese in ihren Protokollen auch namentlich auflisten, geht gleichfalls hervor, dass die überwiegende Mehrheit dieser Zeugen ältere Raitzen waren, die aufgrund ihrer Ansiedlung vor 1704 bzw. noch vor 1687 als „Dorfälteste“ (so die Quellen) Angaben über die Dorf- und Flur- grenzen zu machen vermochten, die Grenzen also vielfach erst aufgrund von Reprä- sentanten der Raitzenansiedlung rekonstruiert werden konnten. Damit werden die Raitzen als Träger einer Siedlungskontinuität von der Türkenzeit bis in die Nachtür- kenzeit ausgewiesen. Aufgrund dieser Zusammenhänge kommt der ungarische Eth- nograph Bertalan Andrásfalvy zu dem Schluss: „Gerade diese in den Grenzuntersuchungen gemachten Zeugenaussagen bieten reiche und wichtige Angaben über die Verbreitung der Raitzen in den Komitaten Baranya und Tolna. Wir erhalten Nachricht von solchen Orten oder Pußten mit einer raitzischen Bevölkerung, über die aus dem 17. Jahrhundert sonst keine Angaben verfügbar sind, die jedoch nach der Kuruzzenepoche Ende der 1710er Jahre oder später von Deutschen, Kroaten oder Magya- ren besiedelt wurden oder bis heute unbesiedelt blieben. Beispielsweise über die Orte, die im nordwestlichen Teil der Baranya und im an dieses Komitat angrenzenden Gebiet des Komitats Tolna liegen: Pityóka, Nyerges, Dombóvár, Mágocs, Györgyi, , Köblény, Kozár, Maróc, Mekényes, Sásd etc.“111

3.1.2 Die Problematik raitzischer Ansiedlung in Transdanubien Das Diplom Kaiser Leopolds I. vom 21. August 1690112 (begleitet von den am 6. April und am 27. August ausgestellten kaiserlichen Handschreiben, in denen die Serben zur

110 So beispielsweise die Konskription der Esterházy-Grundherrschaften in Koppány, Ozora und Simontornya aus dem Jahre 1659, die insgesamt 55 Dörfer anführt, von denen 19 un- garisch und 36 serbisch besiedelt waren. – Fürst Esterházy-Archiv (im Ungarischen Staats- archiv Budapest), P. 108. Rep. 35. Fasc. V, Nr. 583. Zit. nach HORVÁTH, Szakcs, S. 56. 111 ANDRÁSFALVY, Délkelet-Dunántúl, S. 86. WEIDLEIN, Tolnamegyei, S. 13, spricht in Zu- sammenhang mit den Grenzuntersuchungsprotokollen aufgrund der von ihm vorgenomme- nen Auswertung der Archive der Grundherrschaften in diesem Komitat von „einem ganzen Heer serbischer Zeugen“. Am Beispiel der in diesem Komitat liegenden Dörfer weist Weidlein auch darauf hin, dass diese alle Flurnamen und Bezeichnungen wie Raitzenfried- hof, Raitzengasse, Raitzenfeld, Raitzenhügel aufweisen, die eindeutig ihrer früheren serbi- schen Besiedlung zuzuordnen sind. „Es gibt aber auch Flurnamen in solchen Dörfern, in denen wir eine Anwesenheit von Raitzen anhand der Urkunden nicht belegen können.“ – Ebenda, S. 14. 112 Edition des Diploms in Srpske privilegije, S. 28-29. Bekräftigt durch das sogenannte „zweite“ Diplom vom 20. August 1691, mit dem der serbische General in der kaiserlichen Armee, Jovan Monasterlija, zum „Unterwoiwoden“ der Serben im Königreich Ungarn er- nannt wurde.

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Unterstützung des Kaisers im Krieg gegen die Türken aufgefordert wurden) gewährte den neu angesiedelten Serben Glaubensfreiheit und kirchliche Selbstverwaltung (Wahl ihres Erzbischofs und ihrer Priester, Verwendung ihres julianischen Kalenders, Autonomie der orthodoxen Kirche gegenüber den weltlichen und militärischen Be- hörden, Garantie der Nichteinmischung seitens der katholischen Kirche). Weiterge- hend jedoch waren die Versprechungen, die das kaiserliche Handschreiben vom 6. April formulierte und die mehr noch als das spätere Diplom in das Gedächtnis der serbischen Flüchtlinge eingingen: nämlich die freie Wahl ihres weltlichen Anführers (Vojvoden), eine allgemeine Befreiung von allen Lasten und Steuern (während das Diplom ausdrücklich nur den orthodoxen Klerus vom kirchlichen Zehent befreite) und die direkte Unterstellung unter die Rechtsprechung und Verwaltung des Kö- nigs.113 Dies nährte bei den Serben die Hoffnung, innerhalb des Königreichs ein auto- nomes Gebiet zu erhalten mit einer ähnlich privilegierten Stellung, wie sie innerhalb des Königreichs Ungarn Kroatien innehatte.114 In zunehmendem Maße waren sie da- her nicht bereit, ihre materiellen Abgaben und Dienstleistungen für den Grundherrn zu leisten und verweigerten den neu eingerichteten Komitatsverwaltungen unter Beru- fung auf das Diplom jeden Gehorsam. Da die Serben im militärischen Dienst des Kai- sers eine Vielzahl von Befestigungen in ihrer Hand hatten, wurden sie damit auch zu einem sicherheitspolitischen Problem. Dies veranschaulicht der Brief des Grundherrn und Kommandanten von , István Daróczy, an die Hofkammer vom März 1692: „Sie [die Serben] wissen, dass der Türke nicht weit ist und sie sehen, dass auf beiden Sei- ten der Donau von Buda bis Esseg nur Serben wohnen und schließlich ist ihnen ebenfalls bewusst, dass es hier keine militärische Einheit gibt, die sie unter Kontrolle halten könnte. Deshalb benehmen sie sich so, dass – um es kurz zu sagen – die Straßen wegen ihrer Räu- bereien und ihrer Gewalttaten nicht sicher sind.“115 In einem Gutachten des Kardinal Leopold Karl Graf Kollonitsch116 zu der durch die serbische Ansiedlung geschaffenen Lage (Opinio domini Leopoldi cardinalis Ko- lonich in negotio Arsenii Csernovics Graeci Rutis Archiepiscopi) vom 6. Juli 1704 werden ebenfalls die von den Serben ausgehenden Gefahren für die allgemeine Si- cherheit hervorgehoben.117

113 Der Text dieses Briefes ebenda, S. 26-27. 114 SZAKÁLY, Szerbek, S. 26. 115 Zit. nach HOLUB, S. 25. 116 Kollonitsch, auch Kolonich (1631-1707), 1670 Bischof von Wiener Neustadt, 1672-1684 Präsident der ungarischen Hofkammer, 1685 Bischof von Raab, 1688 Präses der Commissio Neoacquistica, 1690 Kardinal, 1695 Erzbischof von Gran. 117 „qui cogitare volet, quam infida sit graeca fides, quam homines isti instabilies et ad omnem ventum mobiles sint, quid si sub unum caput (ut quidem Arsenius iste visitatione sua laborat) conspirent, eius ductu regantur, et per omnes fere Hungariae partes, maxime circa Budam copiose sparsi, unius vocem et classicum sequantur. Qui non hinc motus, quar turbae formidari possint, quis non videat, nisi mutuae haec correspondentia et unius super omnes reliquos potestas, visitatione, quam is praetendit, roboranda, continuandaque viribus omnibus praescindatur et impediatur [...] Quid hi talesque, maxime sit [...] Rascian eiusque armatae plebis multitudine ein eorum olunt, [...] conspirante adiuventur, Reipublicae

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Überdies trug die von den Serben gepflegte Mischform des Wehrbauern zusätzlich dazu bei, die allgemeine Unsicherheit über Rechte und Pflichten der serbischen Neu- ansiedler zu erhöhen. Es dauerte beinahe ein Jahrzehnt, bis der kaiserliche Hof einer- seits klarstellte, dass nur die zum Wehrdienst herangezogenen Serben Steuerfreiheit beanspruchen konnten, andererseits die vor Ort angestellten Untersuchungen klärten, wer tatsächlich Soldat und wer höriger Bauer war.118 Allerdings konnte dieser Klä- rungsprozess nur wenig daran ändern, dass sich die raitzische Bevölkerung mit weni- gen Ausnahmen dagegen wehrte, sich in das im Aufbau befindliche System der stän- dischen Feudalordnung zu integrieren. Vielmehr spitzten sich die Konflikte in dem Maße zu, in dem sich die neue Ordnung nach dem Sathmarer Frieden von 1711 end- gültig konsolidierte. Die kaiserliche Hofkammer wie die Magnaten strebten gemäß merkantilistischen Gesichtspunkten danach, ihren Großgrundbesitz wirtschaftlich ge- winnbringend einzurichten und zu verwalten, ihre serbischen Hörigen vermochten nach Ablauf der auch ihnen gewährten Steuerfreiheit jedoch weder nennenswert zur Produktion beizutragen, noch leisteten sie ihre Abgaben. Da sie ihr Vieh rücksichtslos auch auf den neu kultivierten Felder weideten, waren vor Ort zahlreiche Zusammen- stöße mit den übrigen alten und neuen Siedlern unvermeidlich. So meldete das Komi- tat Baranya am 20.12.1725 in einer für die Statthalterei bestimmten Zusammenstel- lung aller Beschwerden seitens der neu angesiedelten Deutschen unter Punkt VII Fol- gendes: „Während sie [die Deutschen] die auf diese Weise besorgten und durch andauernden Fleiß erworbenen Güter genießen wollten, wie es angemessen war, und sich nicht fürchteten, dass ihnen ein Unheil zustoßen könnte, waren sie von der Niederträchtigkeit der erbosten Raitzen umzingelt, wurden einer Unmenge ihres Viehes beraubt, einige von ihnen verloren sogar ihr Leben und viele wurden in die Vernichtung getrieben. Auch gegenwärtig werden sie von diesen Nachbarn angegriffen und müssen so viel Schaden erdulden, dass sie für sich keine Sicherheit zu erhoffen wagen.“119 Der Komitatsadel war seinerseits darum bemüht, die auf seinem Gebiet ansässigen Freibauern wieder unter seine Hörigkeit zu zwingen. Die Serben leisteten jedoch nach wie vor hinhaltenden Widerstand. Selbst die vom Komitatsadel und dem Palatin Pál Esterházy (1635-1713) gemeinsam durchgeführte Strafexpedition gegen die Ser- ben von Döbrököz im Jahre 1699 in der Gegend von Dombóvár hat die Lage militä-

nocere possint, clarius patet, quam et ulteriori demonstratione indigeat.“ – Veröffentlicht von RADONIĆ, Prilosci istoriji, Anhang 2, S. 208. 118 Im Komitat Tolna wurde dieser Klärungsprozess in den Jahren 1696-1698 abgeschlossen. Vgl. dazu HOLUB, S. 27 f. Doch völlig vergeblich. Im Januar 1698 beklagte der Unterge- span in einem Brief an den Hofkriegsrat, „dass das arme Ungartum abnimmt und vernichtet wird, weil die Serben keine Steuer zahlen wollen“. Die im April 1700 von der Komitats- versammlung beschlossene gewaltsame Steuereintreibung blieb ergebnislos, denn die De- linquenten hatten sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Aufgrund all dieser Erfahrungen richtete das Komitat an den Palatin Pál Esterházy im Jahre 1699 das Ansuchen, alle Serben aus dem Komitat zu entfernen, d.h. umzusiedeln. 119 Baranya Megyei Levéltár, Prot. Cong. 1726.05.15., S. 231-234. Unterzeichnet vom Ober- stuhlrichter des Komitats Mihály Petróczy und dem Geschworenen Johann Herschingh.

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risch-politisch nur vorläufig bereinigt; eine endgültige, freilich überaus gewaltsame Klärung brachten erst die Wirren des Rákóczi-Krieges 1704-1711, in dessen Verlauf die Serben zeitweise aus ganz Transdanubien verdrängt wurden.120 Spätestens jedoch mit dem Frieden von Passarowitz 1718, dem Zeitpunkt, ab dem ihre wichtige Rolle als militärische Hilfstruppe rasch an Bedeutung verlor (wobei die Einrichtung bzw. Ausdehnung der Militärgrenze beispielsweise an der Donau-Theiß- Grenze eine vorübergehende, den Systemwechsel abmildernde Wirkung ausübte), gab es für die ungarische Zivilverwaltung und die Wirtschaftsverwaltung der ständischen Grundherren keinen Grund mehr, die Serben als Gruppe gesondert zu behandeln, auch wenn sie für die vorangegangene Übergangszeit als an zahlreichen Orten einzige Siedlergruppe mit einer in ihrem Rahmen bescheidenen Landwirtschaft vielfach ge- schätzt wurden. Damit wurden die Serben vor die Alternative gestellt, entweder ihre traditionelle Lebens- und Wirtschaftsweise aufzugeben und sich an die neuen Rah- menbedingungen anzupassen, was nur einem kleineren Teil dieser Bevölkerungs- gruppe tatsächlich gelang, oder abzuwandern. Trotz dieser historischen Konflikterfah- rung wanderten dennoch viele von ihnen nach 1711 in ihre alten Dörfer zurück.121 In der Folgezeit wurden die Konflikte vor allem zwischen den Grundherren und ihren hörigen Serben ausgetragen, zu Gewalttaten ist es infolge der Konsolidierung der Feudalordnung in der Regel nicht mehr gekommen. Die überwiegend negativen Er- fahrungen der Grundherren mit den ansässigen Serben fasste gleichsam stellvertre- tend für sie der Hauptverwalter der Domäne Bóly des Grafen Adam II. Batthyány (1662-1703) im Komitat Baranya, Ferenc Somogyi, zusammen. Nach einem zweima- ligen Versuch vor 1704 und nach 1711, die Serben in den Dörfern seiner Grundherr- schaft gewinnbringend anzusiedeln, kam er zu der Erkenntnis: „Wir haben beschlos- sen, unseren Siklóser Bezirk mit deutschen Untertanen zu besiedeln, nachdem unsere Raitzen weder in der Feldwirtschaft noch im Weinbau vorangekommen sind.“122 Die in den zeitgenössischen Quellen als merkantilistische Zielsetzung vielfach artikulierte „Hebung der Produktivkräfte“ war offenbar mit den Raitzen nicht oder nur sehr be- schränkt zu erreichen.

120 SZITA, Szerbek, S. 90 ff. 121 Ebenda, S. 92. 122 NAGY, Batthyány, S. 376 f. Der Autor schildert anhand der Dokumente aus dem Archiv der Grundherrschaft sehr ausführlich, wie in den Jahrzehnten 1720-1750 die Serben einerseits freiwillig entweder einzeln (Familien) oder sogar gruppenweise aus den Dörfern der Grundherrschaft weggezogen sind und wie sie andererseits systematisch durch die Besied- lung ihrer Dörfer mit Deutschen seitens der Grundherrschaft aus deren Bereich verdrängt wurden.

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„Loco Slavorum sunt ex Germania Neo-Advenae“.123 Diese Bemerkung „an Stelle der Slaven gibt es neu angekommene Deutsche“, die wir in zahlreichen Steuerregis- tern der Grundherren im 18. Jahrhundert wiederfinden, trifft auf die Mehrzahl aller Orte zu, in denen im 18. Jahrhundert Deutsche angesiedelt wurden. Was bedeutet nun die Ablösung der Süd-Nord-Wanderung durch die West-Ost-Wanderung für die Letz- tere? Im Allgemeinen brachte die vorausgehende Anwesenheit der Raitzen für die spätere Ansiedlung der Deutschen eine Reihe von nicht zu übersehenden Vorteilen: ‒ Die Raitzen sicherten die Siedlungskontinuität, und im Einzelnen bedeutete dies: ‒ Die Deutschen siedelten sich in bereits vorhandenen Dörfern mit einer deut- lich noch erkennbaren Feld- und Hofeinteilung an, die in der Regel über- nommen wurde; diese Dörfer waren zwar gründlich wiederherzustellen, doch war Rodung in der Regel genauso wenig erforderlich wie ein kompletter Neuaufbau; ‒ die Infrastruktur, wie Straßen und Wege, Grenzlinien, der Verwaltungsappa- rat des Grundherrn, des Komitats und der katholischen Kirche, war ebenfalls bereits vorhanden bzw. rekonstruierbar; ‒ soweit serbische Familien noch im Dorf lebten, konnten die Neuankömmlin- ge vom großen Tierbestand der Serben mittels Kauf profitieren, denn vor al- lem das Zugvieh war für den Ackerbau unentbehrlich und im Allgemeinen herrschte gerade darin ein fühlbarer, den Neuanfang häufig erschwerender Mangel. In Einzelfällen, wie etwa im Falle der Gemeinde Torschau/Savino Selo in der Batschka, wird berichtet, dass die deutschen Neuansiedler von serbischen Bauern des Nachbardorfes das Pflügen und die Feldwirtschaft er- lernten, weil die Mehrheit der deutschen Kolonisten der josephinischen Zeit aus Handwerkern bestand, die geringe Kenntnisse für ihre bäuerliche Tätig- keit mitgebracht hatten.124 Der Verdrängungsprozess der Raitzen durch die Ansiedlung von Deutschen war vor allem für den Grundherrn von ausschlaggebender Bedeutung. Die maßgeblichen Gesichtspunkte dafür waren die höhere Arbeitsmoral, das gesicherte steuerliche Ein- kommen, die vertraglich garantierten Dienstleistungen (Robot) und schließlich – vermutlich der wichtigste Gesichtspunkt – die Ablösung der extensiven Weidewirt- schaft der Raitzen durch die intensive Ackerbauwirtschaft der Deutschen in Form der Dreifelderwirtschaft. Für das Jahr 1723 wird der Anteil der Dreifelderwirtschaft im Königreich Ungarn auf 22 Prozent geschätzt, hundert Jahre später war dieser Anteil bereits auf 66 Prozent gestiegen.125 Die intensive Ackerbauwirtschaft sicherte langfristig höhere Einkommen

123 Baranya Megyei Levéltár, Batthyány-Montenuovo uradalom levéltára, cs. 106/1709-1739 és 106b. 124 FELDTÄNZER, Joseph II., S. 164. Der Verf. beruft sich hier auch auf EIMANN. 125 SIMONNÉ TIGELMANN/SIMONFFY, S. 23.

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und den Aufschwung der allodialen Eigenwirtschaft, der Majoratswirtschaft der Großgrundbesitzer.126 Hierzu kann wiederum das Beispiel der Batthyány’schen Majo- ratswirtschaft im Komitat Baranya, in Bóly, herangezogen werden. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts versuchte man sie neu aufzubauen, 1701 war man damit aus Mangel an Arbeitskräften kläglich gescheitert, nach 1711 versuchte man es von Neuem mit serbischer Ansiedlung, um bald darauf den Schluss zu ziehen, dass nur durch die Ab- lösung der Serben durch Deutsche ein wirtschaftlicher Aufschwung herbeigeführt werden konnte. Was geschah nun mit den Serben? Bis Mitte des 18. Jahrhunderts ist ihre weitere, wenn auch bereits wesentlich abgeschwächte Zuwanderung zu verzeichnen, mit ei- ner letzten Welle nach dem Türkenkrieg von 1739/41. Wo sie sich tatsächlich inte- griert haben, dort behaupteten sie sich in ihren Dörfern, beispielsweise in , Kásád, Lipova, Ráctőttős, und dort gab es auch keine Steuerprobleme. Wo sie sich nicht zu integrieren vermochten, wanderten sie freiwillig oder gezwungenermaßen in Richtung Batschka ab, in das im Türkenkrieg 1716/18 zurückeroberte Banat, in die Ukraine und schließlich auch zurück in ihre traditionellen Siedlungsgebiete südlich der Donau.127 Zusammenfassend bleibt hervorzuheben: Die von der Geschichtsschreibung bis 1945 vertretene Auffassung, die deutsche Ansiedlung sei auf die Entvölkerung Un- garns in der Türkenzeit zurückzuführen, ist nicht haltbar. Vielmehr ist differenzierend festzustellen, dass die deutsche Ansiedlung in vielen Fällen, wenn auch regional un- terschiedlich, genau dort erfolgte, wo vorher Raitzen präsent gewesen waren. Ein solch beinahe gesetzmäßiges Verdrängungsmuster lässt sich für Südtransdanubien bis auf wenige Ausnahmen Dorf für Dorf nachweisen, ebenso für die Umgebung von Budapest (Törökbálint, Csobánka, Pomáz, Budaörs, Soroksár etc.). Damit ist auch die Vorstellung zu revidieren, die deutschen Ansiedler hätten in ihrer neuen Heimat eine tabula rasa vorgefunden, das heißt leere, entvölkerte und völlig verwüstete Gebiete, in denen sie ihre Dörfer gleichsam aus dem Nichts aufgebaut hätten. Die vorausge- hende Süd-Nord-Wanderung der Südslaven hat vielmehr eine Reihe wichtiger Vo- raussetzungen für die sie ablösende West-Ost-Wanderung aus Deutschland geschaf- fen, die wesentlich zum relativ raschen Erfolg der Ansiedlung der Deutschen und An- gehörigen anderer Völker beigetragen hat.

4 Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen der Ansiedlung von 1688 bis 1711

Die Anfänge der Ansiedlung in Ungarn unmittelbar nach der Vertreibung der Osma- nen aus dem Land fallen in eine Zeit des Übergangs, eine Wendezeit, die von tiefgrei- fenden Umbrüchen der Strukturen, aber auch neuen politischen Impulsen und Ideen gekennzeichnet ist. Dies gilt sowohl für die hier bereits skizzierte außenpolitische La-

126 Vgl. SZÁNTÓ; KÁLLAY, Kormányzata. 127 SZAKÁLY, Szerbek, S. 30.

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ge in Europa im Allgemeinen als auch für den Kriegsschauplatz gegen die Osmanen an der Donau im Besonderen und damit für die hier bereits behandelten militärischen Aspekte des Türkenkriegs. Es gilt jedoch auch für die politisch-administrativen und wirtschaftlich-sozialen Wandlungsprozesse in Ungarn in der Zeitspanne von 1686 bis 1723, von der Eroberung der Festung Ofen bis zur Anerkennung der Pragmatischen Sanktion durch den ungarischen Landtag 1722 und der Verabschiedung des Impopu- lationsgesetzes durch den ungarischen Landtag 1723. [Pragmatische Sanktion: Das erste und wichtigste, bis 1918 in Kraft gebliebene Staats- grundgesetz der Habsburgermonarchie. Das 1713 von Kaiser Karl VI. verkündete, von den einzelnen Landtagen 1720-1722 verabschiedete Gesetz regelte zunächst die Erbfolge, die erstmals auch die weiblichen Nachkommen der Dynastie antreten konnten. Damit verbun- den war die wichtigste Bestimmung die über die Unteilbarkeit und Untrennbarkeit aller Königreiche und Länder im Besitz der Habsburger-Dynastie. Dies kam einer sicherheits- politischen Bestandsgarantie der einzelnen Länder gleich, auf die der siebenbürgische Landtag und einige Monate später auch der ungarische Landtag großen Wert legten. Mit Gesetz II und III/1722 ist das Gesetz auch in Ungarn in Kraft getreten.] Es geht hier um den Übergang vom durch den Dualismus von Ständegewalt und (bzw. versus) Macht des Landesherrn gekennzeichneten Territorialstaat des Spätmit- telalters zur absolutistischen Monarchie der frühen Neuzeit nach dem von Frankreich unter den Kardinälen Jules Mazarin (1602-1661) und Armand-Jean Plessis de Riche- lieu (1585-1642) sowie König Ludwig XIV. geschaffenen Modell eines zentralisier- ten Einheitsstaats, in dem die Partikularinteressen der Stände und deren Selbstverwal- tungskörperschaften (beispielsweise der Landtage und Komitate) schrittweise zurück- gedrängt oder auch gänzlich abgelöst wurden von einem zentralistisch organisierten Machtmonopol, das alle Ressourcen von Belang in einer Hand zusammenfasste und verwaltete. Der Absolutismus ist eine Bezeichnung für eine zentralisierende Regierungsform des Territorialstaats der frühen Neuzeit, in der der Monarch alle Macht in seiner Per- son vereinigt und sich als erster Diener seines Staates (Kaiser Joseph II.) versteht. Al- lerdings hat sich die Entwicklung in Richtung eines einheitlichen Territorialstaats graduell auf den böhmisch-österreichischen Länderkomplex beschränkt, worin Un- garn – trotz der diesbezüglichen Reformtätigkeit Maria Theresias und noch stärker Josephs II. – aufgrund des Widerstands der Stände nicht einbezogen werden konnte. Der das 18. Jahrhundert prägende aufgeklärte Absolutismus setzte Ende des 17. Jahrhunderts mit dem Aufgreifen des überkonfessionellen Prinzips der Staatsräson unter Leopold I. und Joseph I. (1705-1711) ein128 und erreichte im 18. Jahrhundert unter der Alleinherrschaft Josephs II. den Höhepunkt seiner Entwicklung. Diese späte Variante des Absolutismus war im Rahmen einer allmählichen Erhöhung der Steuer- leistung auf eine mit dem stehenden Heer begründete Sicherheitspolitik, den Wohl- stand und die Modernisierung der Gesellschaft ausgerichtet und hat auch das Staats- kirchentum des Josephinismus geschaffen. Wirtschaftlich gesehen wurden die Prozes-

128 Vgl. dazu ARETIN, Bd. 1, S. 81 f.; ebenda, Bd. 2, S. 139.

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se der Zentralisierung und Herrschaftsverdichtung durch die Einführung des Merkan- tilismus, Kameralismus und Physiokratismus intensiviert. [Der Merkantilismus war die stark von Calvin beeinflusste Lehre einer staatlich gelenkten Wirtschaft in der Ära des Absolutismus, etwa vom 16.-18. Jahrhundert. Um dem Monar- chen die Finanzmittel für ein stehendes Heer und eine funktionstüchtige Verwaltung zu ge- währleisten, sollte der Staat die Rahmenbedingungen für eine einheitliche Wirtschaft bzw. einen einheitlichen Wirtschaftsraum schaffen. Deshalb sollten auch die Einwanderung und damit einhergehend der Landesausbau gefördert, der Erwerb von Kolonien angestrebt, Produktion und Handel gesteigert und hohe Schutzzölle erhoben werden. Dadurch schließ- lich sollte der Staat selbst bereichert und vergrößert werden. Der Kameralismus war eine spezifisch deutsche Variante dieser Lehre, deren wichtigste Vertreter, Johann Heinrich Gottlob von Justi (1717-1771) und Joseph von Sonnenfels (1732-1817), in Wien gewirkt haben.] Begleitet und unterstützt wird dieser Übergangsprozess in Ungarn nach dem Tür- kenkrieg von der Ablösung der osmanischen Militärverwaltung durch eine nach mer- kantilistisch-kameralistischen Gesichtspunkten organisierte Zivilverwaltung, der Neu- einrichtung der Komitatsverwaltung auf regionaler Ebene sowie Einrichtung bzw. Re- organisation zentraler Behörden auf Landesebene (1690 der Ungarischen Hofkanzlei in Wien, 1723 des Statthaltereirats mit Sitz in Pressburg). Noch wichtiger allerdings und bislang vielfach übersehen ist der wirtschaftliche Transformationsprozess, begleitet und unterstützt von der Privatisierung bzw. Repri- vatisierung der Eigentumsverhältnisse in den 1683-1718 neu erworbenen Gebieten, den Neo-Acquistica. Es geht hier um den Übergang von der – seitens der Osmanen geförderten und dem Bedarf ihrer Armee entsprechend ausgebauten – extensiven Weidewirtschaft zur intensiven Feldwirtschaft, insbesondere zur Ackerbauwirtschaft und – was die Tierhaltung betrifft – zur intensiven Stallwirtschaft. Denn die kaiserli- che Armee ernährte sich nicht wie die osmanische von Hammeln und Ochsen, son- dern in erster Linie von Brot und Getreide, was ihr zugleich auch eine größere Be- weglichkeit und Manövrierfähigkeit verschaffte und mit zur Getreidekonjunktur bei- trug. Auf den neu verteilten und mit Kolonisten besiedelten Bauernwirtschaften wur- de immer mehr Getreide angebaut und die neu eingesetzten Grundherren förderten daher die Kolonisation mit Ackerbauern. Sie erzielten dadurch große Gewinne, da je- der Krieg eine Getreidekonjunktur auslöste, die wiederum eine neue Ansiedlungswel- le nach sich zog. Daher bildeten nicht etwa die Regierungszeiten der habsburgischen Herrscher (wie im Bild der „drei Schwabenzüge“), sondern vielmehr die Kriege und die von ihnen generierten Höhepunkte der Agrarkonjunktur die Zäsuren der Ansied- lungswellen, die das gesamte 18. Jahrhundert hindurch andauerten.129 Diese Transformation der Landwirtschaft von einer auf Weidewirtschaft basieren- den Subsistenzwirtschaft zu einer auf marktorientierte Mehrproduktion ausgerichteten Ackerbauwirtschaft (Erwerbswirtschaft) war auf dem Gebiet des heutigen Ungarns mit Ausnahme der Tiefebene, des Alfölds, um die Mitte des 18. Jahrhunderts bereits im Gange, in den Randgebieten wie dem Banat und der Batschka zogen sich die Aus-

129 KRAUSS, Auswanderer, S. 51 ff.

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einandersetzungen der Befürworter des Weidewirtschaftssystems contra intensiver Feldwirtschaft bis in die Regierungszeit Kaiser Josephs II. hinein, der den Streit schließlich eindeutig zugunsten der Feldwirtschaft entschied.130 Vor dem Hintergrund dieser Transformationsprozesse in Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Lebenswelt des Grundherrn wie seiner Bauern ist der Kuruzzenkrieg von 1703 bis 1711 auch als Aufstand der Verlierer des doppelten Systemwechsels in Politik und Wirtschaft zu interpretieren. Die Anhänger der Kuruzzen, überwiegend Kleinadelige und erwerbslos gebliebene ehemalige Soldaten, sogenannte Haiducken, wollten diese Prozesse rückgängig machen, da sie aus den Veränderungen im Gegen- satz zum Hochadel keinen Profit ziehen konnten, sondern im Gegenteil durch Status- verlust und Verarmung deklassiert wurden. Für ihren gegen die Systemtransformation gerichteten Aufstand bedienten sie sich der in Ungarn schon lange, seit dem Spätmit- telalter und der Schlacht von Mohács, eingeübten Befreiungsrhetorik von der „Fremdherrschaft“ (obwohl Ungarn bereits ab 1305 von „fremden“ Dynastien regiert wurde), um mit dem Versprechen befristeter Steuerbefreiung größere Massen für ih- ren Aufstand zu mobilisieren. Die katastrophalen Verwüstungen durch den Kuruzzenkrieg von Ferenc II. Rákóczi in weiten Landesteilen haben die bereits erfolgreichen Schritte auf dem Weg der doppelten Transformation jedoch zum Teil zunichte gemacht und das ganze Land in seiner Entwicklung weit zurückgeworfen.131 Neben solchen strukturellen gab es eine Reihe politischer Gründe, die zum Auf- stand geführt haben. Die harte Linie in der Ungarn-Politik des Wiener Hofes seit 1670, insbesondere die hohe Steuerlast, die das Königreich zur Deckung der Kriegs- kosten in Höhe von 4 Millionen Gulden jährlich beizutragen hatte, und die damit ver- bundenen Pläne, die Steuerfreiheit des Adels aufzuheben, führte zu einer immer grö- ßeren Unzufriedenheit der ungarischen Stände, bis sich die Spannungen nach der Be- endigung des Türkenkriegs parallel zum Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs in einem Aufstand entluden. Ein Zeitgenosse, Graf Ferdinand Bonaventura Harrach (1637-1706), hat dies wie folgt ausgedrückt: „Die ursach oder ursprung dieses aufruhr sey hauptsachlich die große contribution von 4 millionen, die andere der Ragozi [= Rákóczi] der grossen Anhang fündet undt keine teutsche truppen in Hungarn“132. Zum Aufstand beigetragen hat auch der Beschluss des Wiener Hofes, die neu eroberten Gebiete Ungarns, die Neo-Acquistica, unter das Kriegsrecht, das ius armorum, zu stellen, wodurch sich der Kaiser seine absolute Handlungsfreiheit über diese Gebiete sicherte. Darin erblickten jedoch die Stände wiederum eine schwere Verletzung der ungarischen Verfassung.

130 Von den ungarischen Historikern hat vor allem Domokos Kosáry die Ablösung der Subsis- tenzwirtschaft durch die Erwerbswirtschaft als bleibende Leistung der deutschen Siedler hervorgehoben. – KOSÁRY, Újjáépítés, S. 63. 131 Beispiel dafür ist die zweimalige Plünderung und Verwüstung der Stadt Fünfkirchen 1704. – Siehe dazu die Angaben in Anm. 135. 132 Hier zitiert nach SLOTTMANN, Ferenc, S. 197.

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Die ungarische Verfassung wurde allerdings bereits durch den Ödenburger Land- tag von 1681 wiederhergestellt, doch die Beschlüsse des Landtags von 1688 und das Kriegsrecht über die Neo-Acquistica blieben weiterhin in Geltung. Der Rákóczi- Krieg, der politisch wie militärisch bereits 1704 durch die Schlacht bei Höchstädt ent- schieden war133, zog sich freilich noch Jahre hin. Das marodierende Söldnerheer der Kuruzzen war den kaiserlichen Truppen militärisch unterlegen, Letztere konnten je- doch wegen des Spanischen Erbfolgekriegs und ihrer dadurch bedingten geringen Stärke keine schnelle Entscheidung auf dem Schlachtfeld herbeiführen. Die Kuruzzen verwüsteten allerdings weite Teile Ungarns, insbesondere die Ge- biete, in denen der Neuaufbau nach der Beendigung der Türkenherrschaft und die An- siedlung von deutschen Bauern gerade begonnen hatten.134 So berichtete der Hofrich- ter Ferenc Somogyi der Herrschaft Bóly an seine Grundherrin Gräfin Eleonora von Batthyány-Strattman (1677-1741) 1710 über deren Untertanen, dass diese in armseli- gen Hütten wohnten und in unglaublichem Elend lebten, „sie machen schon ein Brot, das aus dem inneren Teil des Maisstrohs gemahlen wurde und die Leute besitzen nichts als den nackten Leib und die Seele“135. Die späte Einsicht, dass der Krieg für die Kuruzzen verloren war, führte 1711 im Friedensabkommen von Sathmar (30. April) zu einem Kompromiss: Gegen Amnestie für alle Beteiligten wurde der Friede wiederhergestellt, die inzwischen konfiszierten Güter der am Aufstand beteiligten Adeligen zurückgegeben, der politische wie ver- fassungsrechtliche status quo ante vor 1703 und damit auch die partizipatorische Macht der Stände als mitregierende Kraft des Landes wiederhergestellt. Erst mit die- sem Abkommen war eine dauerhafte politische Grundlage für das Ansiedlungswerk des 18. Jahrhunderts geschaffen und der bereits eingeleitete, aber beinahe ein Jahr- zehnt unterbrochene Aufbauprozess in den Neo-Acquistica gewährleistet.

4.1 Das Einrichtungswerk des Königreichs Ungarn Bereits während des großen Türkenkriegs begannen der Wiener Hof wie auch führen- de Repräsentanten der ungarischen Stände darüber nachzudenken, wie die politische,

133 Mit der Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704, in dem das Koalitionsheer unter Prinz Eugen und dem Herzog von Marlborough das vereinigte bayerisch-französische Heer vernichtete, war die französische Offensive endgültig beendet und damit auch jegliche Hoffnung auf einen militärischen Sieg Ludwigs XIV. im Spanischen Erbfolgekrieg, von dem die ungarischen Aufständischen in ihrer Auseinandersetzung mit Leopold I. eine mili- tärisch-politische Wende zu ihren Gunsten erwartet hatten. Vgl. ARETIN, Bd. 2, S. 124. 134 SZITA, Baranya; NAGY, Baranya. – Fünfkirchen wurde 1704 zuerst von den Kuruzzen, dann von den Raitzen geplündert und verwüstet. Von den 752 steuerzahlenden Einwohnern überlebten nur 196 die Kämpfe, von den 136 deutschen Steuerzahlern des Jahres 1701 blieben nur 42 in der Stadt zurück. Erst 1724 erreichten sie wieder 130 an der Zahl. In den Dörfern der Umgebung fielen die Deutschen entweder den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen oder den bis 1710 wütenden Pestepidemien zum Opfer, oder sie waren rechtzeitig geflüch- tet. – BÁNKÚTI. 135 Zit. nach KRAUSS, Auswanderer, S. 165.

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administrative, wirtschaftliche und militärische Neuordnung Ungarns nach der Be- freiung des Landes von den Osmanen aussehen sollte. Kaiser Leopold I. setzte am 10. Juni 1688 unter dem Vorsitz des Grafen Leopold Kollonitsch (1631-1707), Bischof von Raab, eine Kommission ein, die Vorschläge für die Neuordnung des wiederverei- nigten Königreichs ausarbeiten sollte. Am 15. November 1689 legte die Kommission ihr Ergebnis vor, das als „Einrichtungswerk des Königreichs Ungarn“ in die Ge- schichte einging. Dieses ca. 500 Seiten umfassende Dokument „wollte die Bedürfnis- se des frühneuzeitlichen merkantilistischen und militärischen Machtstaates befriedi- gen wie auch soziale Fortschritte bringen, erregte aber die Gemüter tief, weil es nati- onale und religiöse Imperondabilien des ungarischen Lebens missachtete“136. Die Re- de war vom Neuaufbau des Landes vor allem im wirtschaftlichen Bereich durch För- derung des Handels und Gewerbes und durch eine groß angelegte Kolonisation. Unter Berufung auf merkantilistische Gesichtspunkte sollten möglichst viele Siedler ins Land gebracht werden, nach Meinung von Kollonitsch auch aus den österreichischen Erbländern. Damit stieß er allerdings auf Widerspruch bei den österreichischen Mit- gliedern der Kommission unter der Führung des Obersthofmeisters Fürst Ferdinand Dietrichstein, die auch dafür sorgten, dass ein berühmter, von Kollonitsch verfasster Passus nicht in die dem Kaiser als „Compendium“ vorgelegte Endfassung des Doku- ments aufgenommen wurde. Dieser von ungarischen Historikern immer wieder her- vorgehobene Satz, der aus der Sicht des späteren ethnisch homogenen Nationalstaats sehr gut geeignet erschien, dem Wiener Hof Germanisierungstendenzen zu unterstel- len, lautete: „Es sollen vor allem deutsche Kolonisten ins Land geholt werden, damit das Königreich oder wenigst ein großer Theil dessen nach und nach germanisiret, das hungarische zu Revolutionen und Unruhen geneigte Geblüt mit dem teutschen temperiret und mithin zur beständigen Treu und Lieb ihres natürlichen Erbkönigs und Herrn aufgerichtet werden möchte.“137 Diese von Kollonitsch vorgeschlagene „Germanisierung“ ist keinesfalls als Ver- such einer ethnischen Homogenisierung, einer „Eindeutschung“ des Landes zu ver- stehen, sondern als die Stärkung einer in Ungarn bereits vorhandenen, seit der Refor- mation stark städtisch geprägten Bevölkerungsgruppe als ein mögliches Gegenge- wicht zur Macht der ungarischen Stände. Der ungarische Historiker Mihály Horváth (1809-1878) hat die Zielsetzung der deutschen Ansiedlung schon 1872 als dahinge- hend interpretiert, „die Einwohnerschaft des Landes unter deutschen Einfluss zu brin- gen und durch diese ergebenen, treuen und neuen Bürger den zu Aufständen, Unruhen und zur Verteidigung ihrer Freiheit allzu sehr tendierenden Ungarn entgegenzuwir- ken“138. Das über einen Zeitraum von 15 Monaten vorbereitete „Einrichtungswerk“ blieb freilich eine Absichtserklärung, eine inhaltlich stark von Naturrecht und Kamera-

136 OESTREICH, S. 398. 137 MAYER, S. 41. Eine vollständige Edition des Textes samt den Anlagen und den mit der Diskussion des Einrichtungswerkes verbundenen Akten vgl. Einrichtungswerk. 138 HORVÁTH, Magyarország története, Bd. 6, S. 157.

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lismus beeinflusste Zusammenfassung programmatischer Vorschläge in den Berei- chen Administration („Politicum“), Recht (hier wurde beispielsweise die Einstellung der Hexenprozesse vorgeschlagen), Wirtschaft, Kirche und Militär. Es erhielt niemals den Rang eines Gesetzes, diente aber jahrzehntelang noch als Anregung für Verord- nungen und Regierungsmaßnahmen.139 Darunter war auch der den Adel empörende Vorschlag, die gesamte Bevölkerung gleichmäßig und dadurch gerechter zu besteu- ern, um die hohen Kriegskosten, später die Kosten für das stehende Heer zu finanzie- ren, die bislang vor allem die ärmste Bevölkerungsgruppe, die Bauern, zu tragen hat- te. Denn wegen der Steuerfreiheit des ungarischen Adels reichte das tatsächliche Steueraufkommen Ungarns seitens der Untertanen und Städte nicht aus, um die Kos- ten für den Krieg zur Befreiung des Landes von den Türken zu begleichen. Das Kö- nigreich Böhmen oder das Herzogtum Steiermark hat im Vergleich dazu ein Vielfa- ches an Steuerleistung zur Deckung der Kriegsschulden beigetragen. Solche Vor- schläge liefen freilich auf die Aufhebung der Steuerfreiheit der reichsten Schicht des Landes, nämlich des Adels, hinaus, wogegen sich dieser noch anderthalb Jahrhunder- te lang erfolgreich zur Wehr zu setzen wusste. Die in der ungarischen Historiographie bis heute noch spürbare Dämonisierung von Kollonitsch geht bereits auf Rákóczi zurück, der in ihm einen persönlichen Feind gesehen hat. Außerdem wollte der Erzbischof die Rechtsstellung der Kolonisten si- chern, was den Hass eines Großteils des Adels auf ihn konzentrierte. Kollonitsch machte jedoch keinen ethnischen oder konfessionellen Unterschied unter den Kolo- nisten, zumal die Privilegien für alle Siedler ohne Unterschied gelten sollten. Wenn er vorschlug, die deutschen Kolonisten sollten fünf steuerfreie Jahre, die Ungarn aber nur drei erhalten, so hatte das nichts mit Bevorzugung zu tun, sondern ist auf die Kal- kulation zurückzuführen, dass die aus dem Ausland gekommenen Kolonisten für ihre Reisekosten selbst aufkommen und auch ein Barvermögen für nötige Investitionen in landwirtschaftliche Geräte, Zug- und Nutzvieh mitbringen sollten. Zudem betraf die- ser Unterschied nur die an das Komitat abzuliefernden staatlichen Steuern. Die grundherrlichen Abgaben blieben davon unberührt und wurden vertraglich geregelt. Insofern Kollonitsch auch mit der Zuwanderung von Protestanten rechnete, verhielt er sich unfair, weil er jeden Hinweis darauf unterließ, dass uneingeschränkte Religions- ausübung lediglich für die sog. „Artikularorte“ gelten sollte.140 Im Abschnitt „Politicum“ des Einrichtungswerkes heißt es u.a.: „Erstlich und fürnemblich in bevölkcherung des königreichs undt deren neuen acquisten […] dass der anderte modus der freyen, willkhierlichen einladt- undt einnembung fremdber völckher am thuelichsten seye undt hierzue erfordert werde: 1o. dass in denen neuen acquisten respectu deren zu besezenden heüßer undt gründt genera- liter etlihe freyjahr von allen gaaben undt robathen undt zwar denen Hungarn drey jahr, de- nen Teutschen aber zu mehrerer allicirung fünff jahr zu verleichen wären mit dieser

139 Näheres dazu bei KALMÁR. 140 Als „Artikularorte“ wurden die protestantischen Kirchengemeinden bezeichnet, die auf- grund eines Gesetzesartikels des Ödenburger Landtags von 1681 als solche aufgelistet und damit zugelassen waren.

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beyruckhender erclärung, dass diße unterthanen undt bauern nicht adscriptii glebae, noch weniger leibeigene, sondern freye unterthanen sein und bleiben sollen, […] 5o. in ganzen königreich die von denen unterthanen undt grundtholten zu laistenden robath auf eine gewisse zahl undt zwar wochentlich auf 3 tag zu determiniren […] 11o. undt letzlich erforderte die notturfft […] nicht allein in Hungarn, sondern auch in ubri- gen kays. erblanden […] kundt gemcht undt publiciret werde.“141 Schon das vor der Verabschiedung dieses Dokuments erlassene Impopulationspatent des Kaisers vom 11. August 1689 wies in eine etwas andere Richtung, nämlich dass die Regierung gewillt sei, „alle und jede, was Stand, Nation und Religion, in- oder außer Landes sind, welche sich in gedachten Königreich Hungarn und demselben angehörigen Landen häuslich nieder zu las- sen Lust und Sinn haben, sowohl in Städten, als auf dem Land, für freie Burger und Un- terthanen, jedoch respectu deren anderen Erbländer, die ohnehin der Zeit mehrere Un- terthanen zu stiften nötig haben, gegen Vorzeigung ordentlicher Loß-Brief gnädigst an- und einzunehmen.“142 Den Kolonisten wurden mit dieser wegweisenden Verordnung zahlreiche Ver- günstigungen in Aussicht gestellt, so dass sie als Grundlage für alle späteren Kolonis- tenprivilegien angesehen werden kann: niedrige Grundstückspreise, erblicher Haus- und Grundbesitz, das Recht auf freien Wegzug, Steuerfreiheit für inländische Kolo- nisten auf drei Jahre und für ausländische Kolonisten auf fünf Jahre. Der Plan der ungarischen Stände, ausgearbeitet von einer Kommission unter der Leitung des Palatins Fürst Pál Esterházy und des Erzbischofs von Gran, György Széchényi (1592-1695), spiegelte nur die konservativen Bestrebungen des Adels wi- der, seine Vorrechte zu sichern und die Integrität des Landes wiederherzustellen. Von einer Ansiedlung war in diesem Plan nicht die Rede.143 Gleichwohl stellte das Ein- richtungswerk die Vorrechte der ungarischen Stände keineswegs in Frage, auch wenn sich in ihm durchwegs zentralisierende Tendenzen beispielsweise beim Aufbau der obersten Verwaltungseinrichtungen des Landes bemerkbar machten. Andererseits blieb die Komitatsverfassung völlig unangetastet bestehen.

4.2 Die Ansiedlung als Provisorium 1686-1704 Für die Jahre von 1686 bis 1711 haben wir es mit einer Übergangsperiode zu tun, in der einige Ideen des Einrichtungswerkes ansatzweise verwirklicht wurden, ohne frei- lich den Charakter des Provisorischen zu verlieren. Da ist zunächst einmal der Wille

141 Einrichtungswerk, S. 130 f. 142 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 53. – Diese auf die Erbländer bezogene Aussage sollte sicherstellen, dass Auswanderer aus diesen nur mit schriftlicher Genehmigung (Wegzugsbrief) ihrer Grundherren als Kolonisten in Ungarn angenommen wurden. Gewohnheitsrechtlich unterlagen dieser Verpflichtung alle Kolonisten auch aus den deutschen Ländern, die aus ihrer Erbuntertänigkeit sich herauslösen und Richtung Un- garn auswandern wollten. 143 VARGA, Reformpläne.

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des Monarchen, die neu erworbenen Gebiete des Königreichs unter das Kriegsrecht, das ius armorum, und dadurch unter das ausschließliche Verfügungsrecht des Königs zu stellen. Damit in engem Zusammenhang wurde die Wiener Hofkammer beauftragt, die Verwaltung dieser Gebiete zu übernehmen und die Neuverteilung der Grundherr- schaften, deren Reprivatisierung, zu organisieren. Dies war eines der dringendsten Probleme, denn nur mit dieser Rechtssicherheit schaffenden Maßnahme war eine dauerhafte, ökonomisch sinnvolle und steuerlich ertragreiche Bewirtschaftung der Neo-Acquistica gewährleistet. Die zu diesem Zweck geschaffene „Commissio de Neoacquistica“ der Hofkammer übernahm die Neuverteilung von Grund und Boden. Das kaiserliche Patent vom 11. August 1690 setzte die Normen fest, nach denen die Güterverteilung bzw. Güterveräußerung geschehen sollte. Jede Adelsfamilie und jede geistliche Rechtsperson (Bischof, Domkapitel, Klöster), die ihre Besitzansprüche ur- kundlich nachweisen konnte, erhielt nach Zahlung einer Kriegssteuer (Ablösung in Höhe von 5-10 Prozent der Einnahmen) ihre Grundherrschaft(en) zurück.144 Darüber hinaus wurden verdiente Feldherren und königstreue Magnaten mit Domänen belohnt und in vielen Fällen damit auch hohe Kredite abgegolten, die für die Deckung der un- geheuren Kriegsschulden aufgenommen worden waren.145 Kirchliche Grundbesitzer wurden bei der Vergabe der Grundherrschaften gleichfalls bevorzugt. Familien des mittleren und des Kleinadels gingen häufig leer aus, da sie ihre Besitzrechte nicht nachweisen konnten. Die erst ab 1695 in Gang gekommene Reprivatisierung hat dadurch den Großgrundbesitz und dessen Repräsentanten, die Magnaten, wesentlich gefördert. So gelangten beispielsweise insbesondere in Südosttransdanubien namhafte Feld- herren und ihre Familien zu ansehnlichem Grundbesitz: Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736), Fürst Paul Esterházy (1635-1713), Graf Adam II. von Batthyány (1662- 1703), Graf Claudius Florimund Mercy (1666-1734), Graf Äneas Sylvius von Capra- ra (1631-1701), die Grafen Veterani und Limburg-Styrum, aber auch altungarische Familien wie Apponyi, Dőry und Széchenyi. Da viele der neuen Grundherren ihre Residenzen außerhalb Ungarns beibehielten, veräußerten sie ihren ungarischen Grundbesitz im Verlauf des 18. Jahrhunderts (wie beispielsweise die Grafen Mercy 1774 an Apponyi, die Grafen Veterani an Batthyány) und gaben damit den ungari- schen Magnaten die Möglichkeit, ihre Latifundien zu arrondieren und weiter auszu- bauen, so dass am Ende dieses Jahrhunderts kaum noch ausländische Grundherren aus dieser Übergangsphase in Ungarn anzutreffen waren, während andererseits die Kon- zentration des Großgrundbesitzes in der Hand einiger weniger Familien des Hoch- adels noch weiter zugenommen hatte. Parallel zur Vergabe der Grundherrschaften kam auch eine erste Welle der Ein- wanderung in Gang. Es lag im Interesse der Militärbehörden, die eroberten Festungen

144 Mayer, S. 75 f. 145 Ein Beispiel dafür ist die Verleihung der Grundherrschaft Csókakő im Schildgebirge von Kaiser Leopold I. an den Heereshauptlieferanten Baron Johann Hochburg und dessen Nachkommen vom 8. November 1691. – Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 2, S. 84 f.

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und Städte als Zentren der Heeresversorgung und des Gewerbes möglichst schnell zu besiedeln, allerdings „kein Unglaubige für Bürger und Bediente“ aufzunehmen.146 Diese Bestimmung richtete sich nicht nur gegen Juden und Muslime, sondern auch gegen die Protestanten. Allerdings waren aufgrund der Ständemacht gerade in Ungarn jeglichen Rekatholisierungsmaßnahmen enge Grenzen gesetzt.147 In dieser Zwischen- periode von 1686 bis 1703 ging es vor allem darum, die nähere Umgebung der Städte wie Ofen mit Bauern zu besiedeln, um die Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern. Als Verwaltungsbehörde der Neo-Acquistica errichtete die Wiener Hofkammer 1688 die Ofener Kameraladministration unter Johann Werlein, der bereits ab Oktober 1686 als Kameraladministrator tätig war. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Kameral- und den Militärbehörden, aber auch lokalen Machthabern wie z.B. dem Bischof von Fünfkirchen waren an der Tagesordnung, so dass 1689 200 ansiedlungswillige „Schwaben“, die die Absicht hatten, im Frühjahr 1690 nach Ungarn auszuwandern, erklärten, „dass sie unter diesen Umständen nicht kommen würden, da sie sich nicht unter eine Militärherrschaft begeben wollten“148. Dennoch zeigte das Beispiel der Städte Ofen und Fünfkirchen, dass die „Wieder- bevölkerung“ der Städte, die von großer militärisch-administrativer wie auch wirt- schaftlicher Bedeutung waren, rasch voranschritt. Bereits zwei Jahre nach der Erobe- rung von Ofen waren dort von 386 Häusern über 70 verkauft, d.h. gegen eine Taxe abgegeben worden, wobei sich die Käufer verpflichten mussten, binnen eines Jahres mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Dieser selbst stand im Mittelpunkt der Anstren- gungen: Befestigungen, Kasernen, Zeughäuser, öffentliche Bäder und die Wasserver- sorgung der „oberen Stadt“ auf dem Burgberg standen auf der Prioritätenliste der Bauobjekte. Deshalb war besonders die Ansiedlung der für die Bauarbeiten benötig- ten Handwerker vordringlich, die zu dieser Zeit vor allem aus den böhmischen und österreichischen Erbländern zuzogen. Neben Bierbrauerei und Wirtshäusern wurde von den herbeigerufenen kirchlichen Orden wie den Jesuiten und den Franziskanern eine Reihe von Kirchen und kirchlichen Gebäuden errichtet bzw. restauriert. Die Stadt, in die vorzugsweise deutsche Bürger aufgenommen wurden, erhielt rasch die Selbstverwaltung und eine Reihe wirtschaftlicher Privilegien wie Marktrecht, Zunft- recht und eine Steuerbefreiung auf fünf Jahre.149 Auf eine briefliche Anfrage des Matthias Hürlimann, Untertan der Herrschaft Hohenfels, vom 12. Februar 1689 ant- wortete der Magistrat der Stadt am 18. März, dass den Einwanderern „nicht allein die Grundstückh gratis gelassen, sondern auch wir Ihnen weiter zu helfen miglichst ge-

146 Beschluss des Wiener Hofkriegsrats über die Wiederbevölkerung der eroberten Festungen vom 25. September 1686, in: Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 43. 147 GŐZSY, Grenzen. 148 MAYER, S. 28. 149 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, hier eine stattliche Reihe von Urkunden über den Wiederaufbau der Stadt Ofen in Bd. 1, Nr. 20-31, Bd. 2, Nr. 221-226, 229, 231- 235, 246-247, 255-261, 264-282; Bd. 5, Nr. 804-815.

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denkhet werden“150. Hürlimann wurde 1696 als Bauer in Pilisvörösvár registriert, wo er 1704 starb. Die Ofner Behörden richteten auch ein Grundbuch ein, das später, 1723, in ganz Ungarn eingeführt wurde. Das galt auch für die Post und ihren Post- dienst von Wien über Gran und Ofen bis Esseg und später bis Belgrad, den der von der Hofkammer bestellte Ofner Postmeister Peter Salgar leitete.151 Die Herkunft der deutschen Neubürger der Stadt Fünfkirchen ist besonders gut er- forscht. Für den Zeitraum von 1686-1713 ist die Einwanderung von 211 steuerzah- lenden Familienoberhäuptern nachgewiesen. Für 171 von ihnen gibt es Angaben zu ihren Herkunftsorten: 28 Familien kamen aus Nieder- und Oberösterreich, 21 aus Bayern, 19 aus der Steiermark, 16 aus Ungarn, 15 aus Schwaben, elf aus Krain, zehn aus Böhmen, je acht aus Kärnten und Tirol, sechs aus der Oberpfalz, je fünf aus Fran- ken und Mähren, vier aus Schlesien und zwei aus Esseg (Kroatien). Die Mehrzahl siedelte sich in der Zeit von 1689 bis 1703 an. Es waren Beamte, Kaufleute, Hand- werker und Militärangehörige.152 Ungarische Bürger zogen vor allem im Zeitraum von 1686-1689 nach Fünfkirchen. Sie wanderten aus Westungarn, aus Kecskemét und aus Dernye in der Batschka zu, vereinzelt auch aus Babócsa, Gárdony und Nógrád. Die besonders starke Zuwanderung aus Kecskemét ist als Rückwanderung der aus Pécs stammenden Flüchtlinge des Jahres 1677 zu erklären.153 Pacht- und Ansiedlungsverträge aus dieser Übergangszeit für Ofen zeigen, dass die deutsche Ansiedlung in der Umgebung der Stadt parallel zum Wiederaufbau der Stadt einsetzte, auch wenn die Verträge selbst einige Jahre später abgeschlossen wur- den: so der Pachtvertrag mit dem Grafen Peter Zichy von Vásonkő (1674-1726) be- treffend die Gemeinde Budakeszi vom 29. März 1701154 oder der Ansiedlungsvertrag der Ofener Jesuiten mit deutschen Siedlern in Törökbálint vom 21. August 1701.155 Wesentlich früher, am 4. Juli 1689, erteilte die Kameraladministration einer Gruppe von vier Bauernfamilien aus Schwaben die Genehmigung, sich in Pilisvörösvár nie- derzulassen.156 In diesem Ort zählte man 1696 64 und 1700 bereits 90 deutsche Fami- lien, die aus Schwaben und Bayern stammten.157 Hervorzuheben ist hier auch die frü- he Kolonisationstätigkeit des Benediktinerabts Sebastian Faber vom Wiener „Schot- tenkloster“, die in den zur ungarischen Abtei Telki gehörenden Dörfern im Jahre 1700 ihren Ausgang nahm.158 1702 schenkte Kaiser Leopold die Abtei Telki im Ofner Bergland der Wiener Abtei.159

150 GÁRDONYI, S. 130. 151 MAYER, S. 24 f. 152 GATTERMANN, S. 165 f.; MÓRÓ, S. 55-60; BABICS. 153 GATTERMANN, S. 171 f.; IVÁNYOSI-SZABÓ, Jobbágyok, S. 111 f. 154 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 59 f. 155 Ebenda, S. 60 f. 156 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 4, S. 26. 157 FATA, Einwanderung, S. 112. 158 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 4, S. 113 f.; BONOMI, Abtei. 159 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 4, S. 122-125.

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Dass die kaiserlichen Schenkungen manchmal auch auf Widerstand der Bevölke- rung der betroffenen Grundherrschaft bzw. des früheren Grundherrn stießen, darüber berichtete die Ofner Kameraladministration an die Wiener Hofkammer am 16. Okto- ber 1702. Hier ist die Rede davon, dass bei der Einführung des Generals Siegbert Graf Heister (1646-1718) in den Besitz der Grundherrschaft Gesztes bei Stuhlweißenburg die „Bedienten“ des Grafen Anton Esterházy (1676-1722) Protest erhoben und keiner von der ansässigen Bevölkerung zur Konskription erscheinen wollte. Erst die Anwe- senheit von 10 Musketieren aus der Garnison Stuhlweißenburg konnte diesen Wider- stand brechen.160 In Mähren und Schlesien erlassene Auswanderungsverbote aus dem Jahr 1699 zeigen, dass eine starke Zuwanderung von Bauern aus diesen Ländern nach Ungarn stattgefunden haben muss, denn „die in Ungarn in Aussicht stehende Stellung war freier als jene, die die Auswanderer in Böhmen gehabt hatten“161. Diese Auswande- rungsverbote wurden am 12. April und am 1. August 1712 bei Androhung hoher Stra- fen wiederholt, ein Beleg dafür, dass nach dem Abkommen von Sathmar im Frühjahr 1711 erneut eine Auswanderungswelle Richtung Ungarn in Gang gekommen war. Die noch während des Türkenkriegs vorgenommenen Ansiedlungsaktionen bele- gen, wie stark der Wille zum Wiederaufbau des Landes schon in dieser Frühzeit zur Geltung gekommen ist, auch wenn diese Kolonisation nur in Ausnahmefällen den Rá- kóczi-Krieg überlebt hat. Der Pachtvertrag – einer der Ersten dieser Art –, den die Hofkammer mit dem Titularbischof von Syrmien, Franz Ferdinand Jany (Jani)162, und seinem Bruder Johann Jakob über die Verpachtung der Grundherrschaft der beiden Abteien Pécsvárad und Báta abgeschlossen hat, zählt 42 besiedelte und 37 wüste Dör- fer (mit insgesamt 660 bewohnten Häusern) auf, die für insgesamt 1 400 Gulden ver- pachtet wurden, mit einem kalkulierten Jahreseinkommen in Höhe von 4 560 Gul- den163, ein Hinweis darauf, dass es auf dem flachen Land schon kurz nach der Tür- kenbefreiung zumindest ansatzweise zu einer wirtschaftlichen Konsolidierung ge- kommen war. Jany war einer der ersten Grundherren Ungarns, der auf seinen Grund- herrschaften Deutsche ansiedelte.164 Bereits Anfang 1689 war in seinem Auftrag Dio- nysius von Rehlingen und Guggenberg in Augsburg als Werbeagent tätig, der in die- sem Jahr laut Registratur der Wiener Hofkammer 200 Familien „mit Vieh und ande- ren Mobilien“165 dazu bewegen konnte, sich in den Dörfern Janys in den Komitaten Tolna und Baranya anzusiedeln. Ungeklärt bleibt jedoch, wie viele Siedler tatsächlich dort angekommen sind. In zwei weiteren Briefen des Agenten vom 18. März und

160 Ebenda, S. 127. 161 MAYER, S. 76. 162 Jany kam aus Italien und wurde 1673 enger Mitarbeiter des Erzbischofs von Gran, György Szelepcsényi (Erzbischof 1666-1685), 1678 Bischof von Syrmien, 1699 Bischof von Csanád. Er starb 1703. 163 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 4, S. 39-46. 164 HERMANN, erste Spuren. 165 Brief des Werbeagenten von Rehlingen und Guggenberg an Bischof und Abt Jany vom 26. Januar 1689, Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 5, S. 30 f.

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14. April 1689 wird von der Anwerbung von weiteren 30 Familien mit „Vieh und an- deren zum Ackerbau nötigen Dingen“, darunter auch „Holz und Brettern“ berichtet, die bereits ein „Floß“ für ihre Fahrt nach Ungarn gebaut hätten. Im zweiten Brief wird auch der Schulmeister Abraham Schmidt erwähnt, der Jany das Schreiben des er- krankten Agenten überbringen sollte, ein Beleg dafür, dass die Siedler gleich auch den Lehrer ihrer Kinder mitgebracht hatten.166 In der 1703 anlässlich des Todes von Franz Jany durchgeführten Konskription der Grundherrschaft Pécsvárad sind 124 steuerzahlende deutsche Familien in acht Dör- fern (, Hercegszőlős, Lovászhetény, Pécsvárad, Szabar, , Várkony und Vörösmart) verzeichnet, die knapp die Hälfte der Gesamtzahl steuerzahlender Famili- enoberhäupter (49 Prozent) ausgemacht haben.167 Für den wichtigen Donauhafen Mohács ist zu dieser Zeit gleichfalls die Präsenz deutscher Einwohner anzunehmen. Im Heiratsbuch der Stadt Pécs wird nämlich für 1707 die Heirat von Christoph Fo- rekker, „Bürgermeister von Mohács“, verzeichnet, ein Hinweis darauf, dass es eine deutsche Bevölkerungsgruppe in diesem Ort gegeben haben muss, die einen Bürger- meister stellte.168 Inwieweit die von Jany angesiedelten Deutschen den Rákóczi-Krieg überlebt haben, bleibt offen. 1713 wurde ihre Anwesenheit nur für Pécsvárad und Nádasd vermerkt.169 Ansonsten sind im Komitat Baranya aufgrund verschiedener Quellen und Kon- skriptionen außer in der Stadt Fünfkirchen Deutsche in den Orten 1705, Szabolcs 1708, Ürög 1713-1713, Nádasd und Siklós 1713 nachzuweisen, die zum Teil dem Bischof oder dem Domkapitel von Fünfkirchen unterstanden, ferner in Lan- zenau/Darda, Baranyavár/Branjin Vrh, Bellye/Bilje, Kopács/Kopačevo, Jenőfalva/ Podravlje und Laskó/Lug170, Dörfern, die überwiegend zur großen Grundherrschaft des Prinzen Eugen (bzw. Veterani) im südlichen Teil der Baranya (heute Kroatien) gehörten. Im Gegensatz zu Abt Jány hat der Fünfkirchner Bischof Mátyás Ignác Radonay (1630-1703) sein Ansiedlungsprojekt mit deutschen Siedlern wahrscheinlich gar nicht oder nur ansatzweise ausgeführt. In einem undatierten Brief an die Wiener Hofkam- mer aus dem Jahre 1688 bat er diese, deutsche Einwanderer, die offenbar bereits kon- tinuierlich über den Wasserweg der Donau in sein Bistum gelangten, mit Proviantlie- ferungen zu unterstützen, da diese Kolonisten nur über wenig Geld verfügten. Als Begründung verwies er auf die Verwüstungen der französischen Truppen Ludwigs XIV. im Herkunftsgebiet dieser Siedler, die deshalb „aus dringender Hungersnoth ih- re Nahrung anderwerths zu suchen gezwungen werden“. Radonay war gewillt, „wohl bei 2000-3000 [...] dergleichen vertriebenen Landsleut“ auf den kirchlichen Grund- herrschaften bei Mohács und Tolna aufzunehmen.171 Der Bischof zeigte sich über die

166 Ebenda, S. 33-35. 167 Zit. nach GATTERMANN, S. 162. 168 Ebenda, S. 169. 169 Ebenda, S. 163. 170 Ebenda, S. 168. 171 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 5, S. 29.

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politisch-militärische Lage am Oberrhein durch diese Einwanderer gut informiert und sah darin eine Chance, eine größere Zahl von Kolonisten für die Ansiedlung in sei- nem Bistum zu gewinnen. Daraus ist zu ersehen, wie sehr erstens die Kolonisations- pläne des Wiener Hofes in den Neo-Acquistica bereits eine positive Aufnahme ge- funden hatten und zweitens diese Pläne nach Ansicht damaliger Würdenträger nur mit Hilfe der Wiener Behörden realisierbar erschienen. Zusammenfassend bleibt festzustellen: In der Übergangsperiode von 1686 bis 1711 wurden die Grundlagen gelegt und die Richtlinien ausgearbeitet sowie zum ers- ten Mal erprobt für das große Aufbauwerk des 18. Jahrhunderts, die politische und wirtschaftliche Konsolidierung des Königreichs, in der die erfolgreiche Kolonisation der Neo-Acquistica durch Ansiedlung nicht nur deutscher, sondern auch vieler ande- rer ethnischer Gruppen eine bedeutende Rolle spielte.

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IV Das Jahrhundert der Ansiedlung, 1711-1790

Die noch während des Türkenkriegs von 1683-1699 einsetzende Ansiedlung war ei- nerseits von militärischen Bedürfnissen (Aufbau der Städte als Nachschubbasis für die Feldzüge), andererseits von ersten Anstrengungen in Richtung Befriedung und Aufbau des Landes bestimmt, hatte jedoch einen durchaus experimentellen, ja provi- sorischen Charakter. In der kurzen Friedensperiode von 1699 bis zum Ausbruch des Rákóczi-Kriegs 1704 gab es zwar Ansiedlungsinitiativen vieler Grundherren vor al- lem um Ofen und in den Komitaten Baranya und Tolna, die jedoch nur in Einzelfällen die nachfolgenden Kriegswirren überdauerten. Erst nach 1711 entstanden die nötigen Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Ansiedlungsprozess, der in zahlreichen Schüben bis 1787 währte. Das Friedensabkommen von Sathmar 1711 steht am Anfang einer fast 100 Jahre währenden Friedenszeit, die bis zu den napoleonischen Kriegen andauerte und die Ansiedlung begünstigte. Die beiden letzten Türkenkriege von 1737 bis 1739 und von 1787 bis 1791 haben das Land nur am Rand, in den südlichen Grenzgebieten, berührt und die Kolonisation mit Ausnahme des Banats nicht in Mitleidenschaft gezogen. In- nenpolitisch bedeutete das Abkommen von Sathmar die Wiederherstellung der Macht der Stände in der Komitatsverwaltung und mit geringer Abschwächung auch in den Zentralbehörden des Königreichs. Die politische Partizipation der Stände wurde von den Habsburgern fortan de jure respektiert, auch wenn ihr im Zuge der mariatheresia- nischen und josephinischen Reformen de facto allmählich die Grundlagen entzogen wurden.1 Denn ab 1765 regierte der Wiener Hof das Königreich Ungarn, ohne den Landtag, das wichtigste politische Forum der Stände einzuberufen. Doch bis zu die- sem Zeitpunkt war der Wiener Hof darum bemüht, für Entscheidungen und Regie- rungsmaßnahmen von besonderer Bedeutung die Zustimmung der Stände einzuholen. Dies gilt nicht zuletzt auch für seine Kolonisationspolitik. Allein das Banat bildete hier eine Ausnahme: Als eine bis 1778 vom Wiener Hof direkt verwaltete Krondomäne war die Provinz 60 Jahre lang, von ihrer Inbesitznah- me im Frieden von Passarowitz 1718 bis zu ihrer Einverleibung in das Königreich, jeglicher Einflussnahme seitens der Stände entzogen. Die staatliche Kolonisationspolitik in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts be- schränkte sich mit Ausnahme des Banats auf eine Förderung der Ansiedlung in den privaten Grundherrschaften. Zahlenmäßig ins Gewicht fielen die von merkantilisti- schen Gesichtspunkten geleiteten Populationsmaßnahmen, die sich seitens der staatli-

1 BÉRENGER/KECSKEMÉTI; SZÍJARTÓ.

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chen Zentralbehörden (Wiener Hofkriegsrat und Hofkammer) nach 1718 auf das Ba- nat konzentrierten, seitens der Ungarischen Hofkammer nach 1748 auf die Batschka und seitens der adeligen Großgrundbesitzer ab 1712 über das ganze neu gewonnene Land verteilten.2 In den Jahrzehnten bis etwa 1760 war die Kolonisation primär eine Angelegenheit der privaten, weltlichen und geistlichen Grundherren, die darüber ent- schieden, ob, wann und wen sie in ihrem Einflussbereich ansiedelten. Allerdings ge- schah dies in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden. Denn diese übernahmen verschiedene Dienstleistungen wie die Anwerbung von Kolonisten im Reich, Organi- sation und teilweise Finanzierung der Anreise sowie Ausstellung von Pässen, insbe- sondere von Sammelpässen für ganze Einwanderergruppen. Damit förderte und regel- te der habsburgische Staat die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn, die ja über sein Territorium von statten ging und nur mit seiner Zustimmung möglich war. Da sich bei der Einwanderung staatlich-kamerale und private Kolonisation oft vermisch- ten, haben die privaten Grundherren auch indirekt, d.h. insofern von der kameralen Ansiedlung profitiert, als sie häufig Siedler, die auf dem langen Weg ins Banat un- terwegs waren, auf ihre Güter abwarben.3 Dazu kam es manchmal bereits in Wien, da die Einwanderer sich dort registrieren und zu diesem Zweck ihre Schiffe verlassen mussten, oder an Anlegestellen in Ungarn, an denen die Schiffe entlang der Donau Halt machten. Die privaten Kolonisationsbemühungen konnten sich auf Impopulationspatente und -gesetze stützen, welche die rechtliche Grundlage für Einwanderung und Ansied- lung bildeten. Eine allgemeingültige Rechtsgrundlage für Immigration schuf 1723 das Impopulationsgesetz des Pressburger Landtags, in dem die ungarischen Stände den Monarchen ersuchten, Bauern und Handwerker aus dem Alten Reich zur Auswande- rung nach Ungarn zu ermutigen und nach Kräften zu fördern. Der 1719 erlassene „Einrichtungsbefehl“ für das Banat, die Kolonisationspatente Maria Theresias von 1763 und 1772 und das Ansiedlungspatent Josephs II. (1765-1790) von 1782 waren wichtige Schritte im Kampf um Kolonisten, der in deren Herkunftsgebieten gegen die Konkurrenzwerbung vor allem Preußens unter Friedrich II. (1740-1786) und Russ- lands unter Katharina II. (1762-1796) zu führen war, die aus den gleichen Gründen wie die Habsburgermonarchie die Einwanderung förderten.4 Diese Patente und Gesetze artikulierten die merkantilistischen Zielsetzungen des Staates, durch die Vermehrung seiner Bevölkerung mit Hilfe der Ansiedlung auslän- discher Kolonisten die Steuerkraft und den Wohlstand der Untertanen zu verbessern.5 In der Begründung des von Maria Theresia 1763 erlassenen Verbots der Auswande-

2 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 12-16. 3 STANGLICA, S. 16, berechnet für die Jahre 1719-1736 an die 30 000 nach dem Banat abge- gangene Siedler, von denen jedoch nur etwas weniger als die Hälfte, nämlich 12 000 bis 15 000, an ihr Ziel kamen; die andere Hälfte wurde unterwegs von ungarischen Grundher- ren abgeworben; vgl. auch SCHÜNEMANN, Banat, S. 222. 4 PETRITSCH. 5 WANDRUSZKA.

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rung aus den habsburgischen Ländern werden diese Ziele und Motive prägnant zu- sammengefasst: „Die höchste und besondere Glückseligkeit der Länder und Provinzen liegt meistens darin: Für den Ackerbau, die Aufführung von Bauwerken und die Verrichtung der vielen und ver- schiedenen Staatspflichten nicht nur eine tüchtige, sondern außerdem auch zahlenmäßig gleich starke Bevölkerung zu haben.“6 Dass die Monarchin hier das Ungleichgewicht in der Besiedlung ihrer Länder und insbesondere Ungarns im Auge hatte, das durch Kolonisation zu beseitigen war, wird im übernächsten Satz deutlich: „Das Königreich Ungarn kann mit vollem Recht unter die Provinzen gezählt werden, die für die Fruchtbarkeit und den Überfluss ihres Bodens berühmt sind; aber auch die Tatsache steht ohne jeden Zweifel fest, dass große Teile dieses weit ausgedehnten Königreiches we- gen Mangel an Kolonisten nicht in der Art und Weise kultiviert werden können, wie man es aus Vorsorge für das Gemeinwohl scheinbar erwarten konnte.“7 Diesem Ungleichgewicht war dringend Abhilfe zu schaffen. So verstand es der Staat als seine Pflicht, für mehr Kolonisten und deren Wohl zu sorgen. Es sollten jedoch dem Auswanderungsverbot gemäß keinesfalls Kolonisten aus den eigenen Ländern sein, weil davon keine Vermehrung der Steuer zahlenden Bevölkerung zu erwarten war.8 „Der Siedler wurde im absoluten Staat zugleich zum Objekt der Fürsorge, wobei die Moti- ve keineswegs von modernen Vorstellungen bestimmt waren. Es galt, den zu schützen, der Steuern zahlte, Soldaten stellte, Nahrungsmittel und Gewerbeartikel produzierte. In der Fürsorge für den steuerzahlenden Untertanen lag schließlich auch das Konfliktpotential des absoluten Herrschers und seiner Organe mit den Grundherren.“9 Solche Konflikte wurden vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vi- rulent. Als äußerer Faktor kam hier der Kampf um Kolonisten auf europäischer Ebene zur Geltung, besonders als Preußen und Russland mit groß angelegten Kolonisations- projekten auftraten, die mit denen der Habsburgermonarchie konkurrierten. Dadurch waren die Staaten gezwungen, mit jeweils besseren, attraktiveren Ansiedlungsbedin- gungen zu werben, ihre Bevölkerungspolitik zu systematisieren und für diese in stei- gendem Ausmaß Finanzmittel zu investieren, sich zugleich aber auch für die Verbes- serung der Lage der bäuerlichen Untertanen einzusetzen. Das Bauernschutzprogramm Maria Theresias, wie es in den Verordnungen der Urbarialregulierung umgesetzt wurde, war die Antwort auf diese Herausforderung.10

6 Edikt vom 16. November 1763, ediert in: Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 3, S. 247. 7 Ebenda. 8 Im Übrigen hatte bereits der Vater Maria Theresias, Kaiser Karl VI., Auswanderungsver- bote für seine Erbländer Österreich und Böhmen erlassen, so beispielsweise am 3. Juni 1725. – Ebenda, Bd. 4, S. 173. 9 KRAUSS, Auswanderer, S. 30; die Arbeit von Krauss stellt für mehrere Abschnitte dieser Synthese die unentbehrliche Grundlage dar und ist als Standardwerk der Siedlungsmigrati- on des 18. Jahrhunderts anzusehen. 10 WELLMANN, Landwirtschaftspolitik.

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Für die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts war daher die Ansiedlungstätigkeit priva- ter Grundherren bestimmend, für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts die staatliche Bevölkerungspolitik mit ihren konkreten Kolonisationsmaßnahmen nicht nur im Kö- nigreich Ungarn, sondern auch und vor allem in Randgebieten des Habsburgerreichs wie im Banat, in der Batschka, Galizien und der Bukowina. Eine Übergangsphase stellte die karolinische und frühtheresianische Kameralan- siedlung im Banat und in der Batschka dar, wo der habsburgische Staatsapparat be- reits als Akteur auftrat, die Ansiedlung selbst jedoch von halbamtlichen Unterneh- mern zum Teil nach privatwirtschaftlichem Muster durchführen ließ.11 Da die Histo- riographie bislang auf die staatliche Siedlungstätigkeit fokussiert war, nehmen diese beiden Regionen in der Literatur eine dominierende Stellung ein, sichtbar geworden auch in der Periodisierung der „drei Schwabenzüge“ nach den zeitlichen Schwerpunk- ten der Ansiedlung im Banat unter Karl VI. (als König von Ungarn Karl III.) 1722- 1726, Maria Theresia 1763-1771 und Joseph II. 1782-1786.12

1 Akteure der Ansiedlung

1.1 Die Siedler 1.1.1 Motive für die Auswanderung Welche Motive haben Kolonisten insbesondere aus Südwestdeutschland im Verlauf des 18. Jahrhunderts dazu veranlasst, nach Ungarn auszuwandern? Das soll im nach- folgenden Abschnitt näher dargelegt werden. Eine der wichtigsten Ursachen dieser Emigration war die volkswirtschaftliche Lage in den von Auswanderung betroffenen Gebieten Südwest-, West- und Mittel- deutschlands.13 Eine mit der Wirtschaftskonjunktur in direktem Zusammenhang ste- hende weitere Voraussetzung ergab sich aus den Besitzverhältnissen am flachen Lan- de, die seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von einer starken Zunahme der bäuerlichen landarmen bis landlosen Unterschichten gekennzeichnet waren. Diese Schichten stellten das Gros aller Auswanderer, die nach nichts anderem strebten, als in der Fremde das zu erwerben, was ihnen in der Heimat aus konjunkturellen und strukturellen Gründen verwehrt blieb: Agrarland und eine eigene Hofwirtschaft, um dadurch den sozialen Aufstieg zu schaffen und aus den starren Sozialstrukturen ihrer Herkunftsgebiete auszubrechen. Denn nur wer in Deutschland einen eigenen Hof be- saß, war im Dorf vollberechtigtes Gemeindemitglied und konnte Rechte der Mitbe- stimmung, der wirtschaftlichen Nutzung von Allmende und Wald u.a. ausüben. In der Agrargesellschaft dieser Zeit war die soziale Mobilität ohnehin eingeschränkt, wozu das System der Erbteilung sowie das starke Bevölkerungswachstum im Verlauf des 18. Jahrhunderts noch das ihre beitrugen. Dort, wo das Anerbensystem Anwendung

11 O’REILLY. 12 So auch bei BELLÉR, Története, S. 68. 13 Siehe ABEL, Landwirtschaft; ZORN; HASSINGER.

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fand, waren die Besitzstrukturen so fest gefügt, dass die nachgeborenen Söhne zur Mobilität in Richtung Abwanderung in Handwerksberufe oder Auswanderung gera- dezu gezwungen waren. In den stark von Auswanderung betroffenen Gebieten lagen die Besitzgrößen der bäuerlichen Anwesen bis zwei Drittel, mancherorts sogar bis zu drei Viertel unter der Subsistenzgrenze von 6 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, so dass 60 bis 80 Prozent der ländlichen Haushalte nicht von der eigenen Landwirt- schaft leben konnten und daher auf zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten im Handwerk und in Tagelöhnerarbeit angewiesen blieben.14 Die Ansiedler brachten daher nach Ungarn Erfahrungen in der Erwerbswirtschaft mit, die sie in ihrer neuen Heimat er- folgreich anwandten, um ihren Besitz zu mehren, insbesondere durch eine hohe Mo- bilität in Gestalt von Tochtersiedlung und Einsiedlung in bislang von Deutschen nicht bewohnte Dörfer. Der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu beobachtende wirtschaftliche Niedergang am flachen Land, Kriege und Teuerungsprozesse in den an Frankreich angrenzenden Gebieten West- und Südwestdeutschlands, die von den hinterherhin- kenden Löhnen nicht kompensiert werden konnten, verschlechterten die Lage der bäuerlichen, zunehmend verschuldeten Unterschichten. Nur Auswanderung schien ei- nen Ausweg zu bieten aus dem Teufelskreis von Status- und Einkommensverlust. Die Angebote der Werber klangen vor diesem Hintergrund durchaus attraktiv, die Aus- sichten auf wirtschaftliche Konsolidierung schienen überzeugend. 1724 ließ das Kur- fürstentum Trier ermitteln, was die Ursache für den Abwanderungswillen nach Un- garn war. Im Bericht der Stadt Trier vom 12. Mai 1724 wird dazu angegeben: „[S]o dürfte die Ursach darin bestehen, dass denen Leuten die Fertilität [Fruchtbarkeit] des ungarischen Territoriums, der dortige leichte Ackerbau, wie dann auch die geringste Beschwernis und große Freuheiten angerühmt, als dass hierumben veranlasst worden, in selbe Landen sich zu begeben“.15 Schlechte Ernteergebnisse führten zu Getreidemangel, der wiederum starke Teue- rungswellen auslöste und in zahlreichen Herrschaften Südwestdeutschlands zur Ver- elendung beitrug. Jahre besonderer Teuerung stellten die Existenz vieler ländlicher Haushalte in Frage, so dass es Familien nicht mehr möglich war, die Aussaat für das nächste Jahr zu sichern. Die Entwicklung der Getreidepreise, die Zunahme der steuer- lichen und sonstigen Belastungen und die Verschlechterung der Lebensperspektive gerade der bäuerlichen Unterschichten sind daher in einen unmittelbaren Zusammen- hang mit der Auswanderung zu setzen, wobei die starken Preisschwankungen mit den Spitzen der Emigrationswellen korrespondierten.16 Solche Zusammenhänge unterstreichen auch erhalten gebliebene briefliche Äuße- rungen der in Ungarn angesiedelten Kolonisten. So schrieb beispielsweise der aus Hörschwag auf der Schwäbischen Alb nach Máriahalom17 in Ungarn ausgewanderte

14 KRAUSS, Auswanderer, S. 54 f. 15 Bericht der Stadt Trier über die Ursachen der Auswanderung vom 12. Mai 1724, in: Quel- lenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 71. 16 KRAUSS, Auswanderer, S. 47-59; ABEL, Agrarkrisen. 17 WAGENHOFFER.

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Johann Michal Baldauf am 18. Dezember 1785 an seine zurückgebliebene Braut ei- nen Brief, der mit dem bemerkenswerten Satz endet: „Johann Michael Baldauf, kein Schneider mehr von Herschwag, sondern ein Bauer von Kerbei“.18 Diese Aussage enthält eine emotionale und sicherlich sehr zutreffende Begründung seiner Auswan- derung: Baldauf hat sein Ziel erreicht, endlich ein Bauer zu werden, und das soll für seine Braut eine zusätzliche Motivation sein, ihm nach Ungarn zu folgen. Sein Ver- mögen betrug laut Protokoll der Hofkammer in Wien vom 24. August 1785 ganze 150 Gulden. Um in den deutschen Herkunftsgebieten eine ansehnlichere Bauernwirtschaft er- werben zu können, hätte es mehrerer tausend Gulden bedurft. In Ungarn jedoch lagen um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Preise für eine volle Session (im Durchschnitt ca. 30 Joch, 1 Joch = 4 316 m2) beispielsweise in der Grundherrschaft Bóly zwischen 30 bis 100 Gulden als Kaufpreis für den Hausplatz bzw. das Haus, das in das Eigen- tum des Siedlers überging, während das Agrarland als Lehen von ihm gepachtet wur- de. Kleinhäuslerstellen konnten schon ab etwa 15 Gulden übernommen werden.19 Bei der Kameralansiedlung wurde auch der Hausplatz frei zur Verfügung gestellt und der Siedler musste nur für den Hausbau aufkommen. Unter diesem Aspekt waren die enorme Kaufkraftdifferenz zwischen Südwestdeutschland und Ungarn sowie die un- geheuren Reserven an Land im Zielgebiet ein wesentliches sozioökonomisches Ar- gument für die Auswanderung nach Ungarn. Mit relativ geringen Mitteln konnte daher der Auswanderer den sozialen Aufstieg zum Bauern schaffen und seinen Lebensunterhalt dadurch sichern, dass er genügend Land erhielt. Selbst für das Drittel der Kolonisten, die über keine Mittel verfügten und sich daher mit dem Arbeitsangebot von Tagelöhnern und Hirten zufriedengeben mussten, bestand die nachweislich genutzte Möglichkeit des sozialen Aufstiegs, d.h. durch entsprechende Arbeitsleistung zu Land und Hof zu kommen. Zusammenfassend ist somit festzustellen, dass die Auswanderer überwogen, die als Kleinbauern, Hand- werker mit kleinem Grundbesitz und Häusler (Tagelöhner) über mehr oder weniger bescheidene Finanzmittel verfügten, mit denen sie jedoch am Zielort über ein beacht- liches Investitionskapital verfügten, das häufig noch durch später ausgezahlte Erbteile seitens der in der Heimat zurückgebliebenen Familienmitglieder vergrößert wurde.20 Die kollektive Erfahrung der Landarmut in den Auswanderungsgebieten bildete mit der Aussicht auf eine entscheidende Verbesserung und dauerhafte Sicherung der Lebensperspektive durch Land- und Hoferwerb in Ungarn das wohl wichtigste Motiv, das Herkunftsgebiet zu verlassen und sein Glück in der Fremde zu versuchen. Im Streben nach Landbesitz ist auch die Wurzel für die ökonomiezentrierte Mentalität der „ungarischen Schwaben“ auszumachen, die Imre Solymár als dominierendes Kennzeichen ungarndeutscher Identität festgehalten hat.21

18 Zit. nach KRAUSS, Auswanderer, S. 53 bzw. S. 252-255. 19 Ebenda, S. 110. 20 KRAUSS, Geldtransfer. 21 SOLYMÁR, Értékrend; DERS., Dél-Dunántúli.

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Damit in engem Zusammenhang trat die Aussicht auf einen besseren Sozialstatus als wichtiges Motiv der Auswanderung hinzu, den Status eines freien oder halbfreien Bauers nämlich, der das Recht der Freizügigkeit besaß und damit auch die Möglich- keit, sich das beste oder zumindest das bessere Angebot an Grund und Boden und die günstigsten Ansiedlungsbedingungen auszusuchen. Nach 1781 kam unter Kaiser Jo- seph II. noch die religiöse Toleranz hinzu, die auch Protestanten und Mitgliedern an- derer Religionsgemeinschaften (wie z.B. der Mennoniten) das Recht der freien Reli- gionsausübung gewährleistete.

1.1.2 Herkunftsgebiete der Siedler Für den Wiederaufbau Ungarns nach der Vertreibung der Türken war es keineswegs von vornherein selbstverständlich, dass deutsche Länder als Stände des Heiligen Rö- mischen Reiches Deutscher Nation große Kontingente an Bauern und Handwerkern beisteuern würden. Im Gegensatz zu der romantischen Auffassung der ungarischen Nationalhistoriographie spielten in diesem Prozess ethnische Gesichtspunkte keine vordringliche Rolle, und von nationalen kann schon deshalb nicht gesprochen werden, weil Nation im damaligen Sinne mit dem ungarischen Adel gleichgesetzt wurde und keineswegs mit der Bevölkerung des Landes. Für die Bewirtschaftung der brachliegenden Hofstellen und die Sicherung von Einnahmen sowohl für den ungarischen Großgrundbesitz als auch für die königliche Zentralmacht war die möglichst billig ausfallende Anwerbung von Kolonisten am günstigsten, die angesichts der schlechten Verkehrsverhältnisse ohne großen Auf- wand und möglichst rasch dorthin gebracht werden sollten, wo sie am dringendsten gebraucht wurden: in die dünn besiedelten, von den Osmanen zurückeroberten Gebie- te, in denen Grund und Boden neu verteilt wurden, um sie auch landwirtschaftlich in- tensiver und profitabler als bisher zu nutzen. Schon 1689 spielten in den von Kollonitsch vorgebrachten Vorschlägen für den Neuaufbau Ungarns die im Westen liegenden, das heißt zum Reich gehörigen Gebie- te, die seit dem Mittelalter von der Dynastie der Habsburger erworben worden waren und sich bis zum Rhein und stellenweise noch über diesen Fluss hinweg ausdehnten, als Anwerbeland für Kolonisten eine Rolle. Doch diese Gebiete waren wie in einem Flickenteppich von reichsunmittelbaren Gebieten umgeben, die wiederum kleineren oder größeren Landesherren im Rang von Baronen, Grafen, Herzögen und Bischöfen unterstanden. (Reichsstädte wie Ulm besaßen ebenfalls größere Territorien.) Diese Landesherren hatten im Allgemeinen auch wirtschaftlich gesehen eine sehr geringe Machtbasis und waren auf das Zusammenwirken mit der kaiserlichen Zentralgewalt angewiesen, um ihr politisches Überleben zu sichern. Hier wurde noch nach der Feu- dalordnung des späten Mittelalters regiert und nicht nach dem zentralstaatlichen Ab- solutismus, wie er bereits in die Habsburgermonarchie oder in Preußen Eingang ge- funden hatte. Diese Gebiete im Südwesten Deutschlands lagen mit wenigen Ausnahmen alle in der Nähe jenes Verkehrswegs, der die billigste, einfachste und am schnellsten zurück- zulegende Route zu den Ansiedlungsgebieten darstellte, nämlich in der Nähe zur Do- nau. Der Fluss war nicht nur im Türkenkrieg zum wichtigsten Verkehrsweg für die

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Versorgung der Armee geworden, auch in Friedenszeiten bewährte er sich als Trans- portweg, der die rasche Beförderung von größeren Personengruppen ermöglichte, die im Postkutschenzeitalter auf dem Landweg keinesfalls so billig vorangekommen wä- ren und schon gar nicht bis und innerhalb Ungarns, wo Durchgangsstraßen mit einem regelmäßigen Postverkehr erst in der Regierungszeit Maria Theresias eingerichtet wurden. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Anwerbung war die schwache Zentralgewalt, die in den deutschen Partikularstaaten gegeben war. Es gab im 18. Jahrhundert keine relevante Macht (England, Frankreich, Spanien, Holland, Russland, Preußen), die nicht in diesen Reichsgebieten versucht hätte, Kolonisten für sich selbst abzuwerben. In den betroffenen Ländern wiederum war der Geburtenüber- schuss so groß, dass die wirtschaftlichen Ressourcen knapp wurden und starke soziale Spannungen auftraten. Missernten, Hungersnöte oder einfach die allgemeine, mit Stagnation zu kennzeichnende Wirtschaftslage steigerten die Bereitschaft zur Aus- wanderung. So kamen vor allem aus dem Einzugsgebiet der oberen Donau, also aus Bayern, Franken, Württemberg und Schwaben, aber auch aus dem verarmten Schwarzwaldge- biet die ersten Siedler.22 Die katholischen Bistümer Augsburg und Rottenburg, die zerstreuten Besitztümer des Deutschen Ordens sowie die Reichsabteien wie z.B. Fulda, Zwiefalten, Ochsenhausen oder Kempten, waren die Herkunftsgebiete für die Regionen Sathmar, Ofner Bergland und Schwäbische Türkei sowie für die ungari- schen Kameralsiedlungen, nicht aber für das Banat.23 Aus dem Hessischen kamen vornehmlich protestantische Siedler, die sich im Komitat Tolna – manche gar über ei- nen Umweg über das Banat – niederließen.24 Weil sich diese Siedler bewährt hatten, baten die ungarischen Magnaten auch nach der Intensivierung der staatlichen Kolonisation unter Maria Theresia um weitere „schwäbische Siedler“. Auch entwickelten die positiven Rückmeldungen der Kolonis- ten an ihre Verwandten im Reich eine große Anziehungskraft auf alle, die bereit wa- ren auszuwandern. Solche Netzwerke bestanden weiter fort, so dass sich noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Bauern dieser Gebiete auf den Weg nach Ungarn machten. Ein frühes Beispiel ist das von der protestantischen Gemeinde Langenfeld/Cîmpia im Banat an die evangelischen Pfarrer Deutschlands gerichtete Sendschreiben vom 3. Januar 1724, das von Kolonisten aus dem Banat für Werbe- zwecke nach Deutschland gebracht und verbreitet wurde. In diesem wird das Banat als Siedlungsgebiet mit folgenden Worten gepriesen: „Es hats der Treue Gott also mit uns geschaffen, wunderlich, jedoch glücklich und guth, dass Er uns aus unserem Vaterland bis hiehero geführet hat, undt uns auch durch unsere

22 HIPPEL; EBNER, Auswanderer; DERS., Baden; BÜTTNER; HÄSSLER, Ungarnwanderer; DERS., Kolonistenwerbung; HIENERWADEL; SCHEUERBRANDT; ferner die auf S. 129 in Anm. 47 genannten Monographien von Werner Hacker. 23 HACK, Landesuntertanen; DERS., Auswanderung; HARTMANN, Schwäbische Türkei; SELIG; PFRENZINGER, Auswanderung. 24 AUERBACH, Einzelauswanderung; DIES., Auswanderung; REIMANN; SCHMIDT, Telepelesek.

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Hohe Obrigkeit gutes angeben, so gleich mit vielen und schönen güthern begabet, dass bey uns in allem ein großer Überfluß ist.“25 Dass diese Art von Werbung ihre Wirkung nicht verfehlte, verdeutlichten 300 Ko- lonisten aus Hessen-Darmstadt, die 1723 zusammen mit Johann Karl Reichard (1700- 1753), der seiner Berufung als Pfarrer folgte, in das Banat zogen. Weitere 18 Fami- lien aus Ober-Ramstadt folgten. Darüber berichtet ein Eintrag im Geburts-, Trau- und Sterberegister 1617-1712 des evangelischen Pfarramtes dieses Ortes: „Anno 1723. Nach deme das Wild im gantz Land dergestalt in der Menge angewachsen, das den Bauersmann kaum etwas im feld erhalten, auch die Beschwerung so stark worden, dass selbiger Landmann ohnmöglich fragen und abstatten können, der Römische Kayser Carolus aber die jenige wüste örter, so er in Ungarn gegen Siebenbürgen, ahm Türken ab- genommen gerne mit Teutschen Menschen wollte besetzen und wohnbar machen, zogen aus hiesiger Gemeinde Nachfolgende Seelen in Ungarn, […] summa 82 Seelen.“26 Aus Wien und Niederösterreich begaben sich nur einzelne Familien nach Ungarn, vor allem in die Städte. Aus der Steiermark und aus Kärnten kamen Familien schon zahlreicher wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation sowie aus Angst vor der Rekrutierung vieler Jungbauern. Aus Tirol und aus dem Werdenfelser Land bei Gar- misch zog es Scharen von Bergleuten in die Orte des Banater Montangebiets. Viele Siedler kamen aus den böhmischen Ländern, obwohl diese selbst relativ dünn besie- delt waren. Die häufigen Kriege, insbesondere in der Zeit Maria Theresias, förderten die Migration, wovon vornehmlich die privaten Grundherren in Ungarn profitierten. Wegen der hohen Abwanderung wurde in den böhmischen Ländern die Robot erhöht, woraus ein noch größerer Druck zur Auswanderung entstand. Beispielsweise ließen sich von dort kommend zwischen 1763 und 1768 200 deutsche und tschechische Fa- milien in der Batschka nieder.27 Eine besondere Stellung nahmen die habsburgisch regierten Länder westlich und nördlich von Tirol, in Vorderösterreich ein, in denen die Werbebriefe bis 1763 von der Kanzel herab verlesen wurden. Natürlich versuchte die Regierung eine Massen- abwanderung zu unterbinden, auch wenn diese Regionen besonders dicht besiedelt waren. Doch eine gewisse Eigendynamik entstand allein dadurch, dass bereits beste- hende verwandtschaftliche Beziehungen zu Ungarn genutzt wurden und die be- schwerliche Reise häufig auf eigene Kosten bewerkstelligt wurde. Aus dem damals wesentlich größeren Luxemburg gingen 1764 nachweislich 13 Familien ins Banat28, als Zielgebiet der dortigen Auswanderungsbewegung stand je- doch Russland an erster Stelle. Aus dem Zarenreich wanderten 1766 200-300 deut- sche Familien in das Banat aus, bis die russische Regierung ein Auswanderungsverbot bei Todesstrafe verhängte. Aus dem Elsass meldeten sich deutsche Kolonisten für die Ungarnwanderung, weil sie sich mit der neuen französischen Herrschaft nicht identi-

25 LOTZ, Reichard, S. 330. 26 Ebenda, S. 334 f. 27 SCHÜNEMANN, Batschka. 28 WALDNER.

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fizieren konnten (König Ludwig XIV. hat 1681 dieses ursprüngliche Reichsgebiet für Frankreich erobert und endgültig annektiert). In zwei der drei rheinischen Reichskreise, nämlich Westfalen und Kurrhein und weniger in Oberrhein, waren wegen der schwachen Machtbasis ihrer Landesherren überwiegend die geistlichen Territorien Rekrutierungsgebiete für Kolonisten, wobei Kurtrier an der Spitze stand. Vergeblich erließ der Kurfürst und Trierer Erzbischof in den 1720er Jahren mehrere Auswanderungsverbote, die kaum Wirkung zeigten.29 Auch innerhalb dieser Region war es ein recht begrenztes Gebiet, nämlich das Grenz- gebiet zwischen Trier und dem Herzogtum Zweibrücken im südwestlichen Hunsrück, das oft auch zu Lothringen gerechnet wurde. Aus dem Teil Westfalens, der zum Erz- bistum Mainz gehörte, ließen sich 2 000 Familien im Banat nieder. Die Pfalz, das klassische deutsche Auswanderungsland, war für Ungarn wenig relevant. Denn die Rekatholisierungsbestrebungen des dortigen Landesherrn Karl Theodor (Kurfürst von der Pfalz 1742-1799, Kurfürst von Bayern 1777-1799) veranlasste viele Menschen, von dort nach Brandenburg und Pommern und damit in Gebiete auszuwandern, die schon zu dieser Zeit mit dem Namen Preußen verbunden waren.30 Eine exakte Rekonstruktion der Herkunftsorte und -länder ist im Allgemeinen schwierig, denn oft umschrieben die in Ungarn angekommenen Siedler ihre Herkunft einfach als „ex Germania“, aus Deutschland kommend. Doch hat die Germanistik an- hand der Sprachbefunde in den Zielgebieten der Auswanderung Wesentliches zur Herkunftsforschung beigetragen.31

1.1.3 Die Anwerbung War einmal der Entschluss zur Auswanderung gefallen, stand als Nächstes noch die Frage offen: in welches Land? Eine Entscheidungshilfe lieferten die Werbeagenten und ihre Werbezettel, die das Zielland der Auswanderung und seine Ansiedlungsbe- dingungen möglichst attraktiv darzustellen suchten. Einige Magnaten konnten es sich leisten, eigene Werbeagenten in ihren Dienst zu stellen, wie z.B. der Abt Jany von Pécsvárad oder Graf Sándor Károlyi (1669-1743) für das Sathmarer Siedlungsgebiet. In der Regel war auch die Privatansiedlung auf staatliche Werbeagenten angewiesen, die die Wiener Regierung in die Gebiete des Alten Reiches entsandte. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts konzentrierte sich die Werbung für Un- garnwanderer auf die Gebiete, die bis 1805 zum habsburgischen Vorderösterreich ge- hörten oder benachbart waren: der Breisgau, die Grafschaften Hauenstein, Hohen- berg, Sigmaringen, Tettnang, die Landvogtei Schwaben, oder auf Gebiete, die mit Habsburg verbündet waren wie z.B. Hessen-Darmstadt. Dass gerade in diesem Zeit- raum sehr viele Kolonisten aus diesen Gebieten stammten, ist einerseits auf die Be- reitschaft zur Auswanderung aus den bereits geschilderten Gründen zurückzuführen,

29 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 134; Bd. 5, S. 92. 30 HÜTTIG. 31 Vgl. Bibliographie zur Geschichte der Ungarndeutschen; HUTTERER, Geschichte; DERS., Mittelgebirge; DERS., Flurnamen; MANHERZ, Sprachgeographie; MANHERZ/WILD; MÁR- KUS, Mundarten; WILD, Analyse; DIES., Mundarten.

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andererseits auf die Werbetätigkeit der Wiener Regierung, die auch die Möglichkeit nutzte, ihre Ansiedlungspatente vom Pfarrer von der Kanzel verlesen zu lassen. Mit der Werbung in nichtösterreichischen Gebieten wurde der Kameralbeamte Franz Al- bert Kraussen beauftragt, der zusammen mit Johann Falck ein Werbebüro in Worms und in Regensburg errichtete. Unter Maria Theresia verlagerte sich der Schwerpunkt der Werbung auf die west- lichen und nordwestlichen Gebiete des Reiches. Werbebüros in Frankfurt am Main, in Koblenz und in Rottenburg am Neckar waren mit der Anwerbung und der administra- tiven Organisation der Kolonisten beauftragt. „Frankfurt war hauptsächlich für die kurpfälzischen, hessischen, nassauischen und saarländi- schen Auswanderer, Koblenz für die rhein- und moselländischen Kolonisten und Rottenburg für die Auswanderer aus dem Elsaß, aus Lothringen, Baden und Württemberg zuständig.“32 Als Agenten wurden häufig auch Bauern eingesetzt, die bereits in einer Grund- herrschaft in Ungarn ansässig waren, jedoch aus verwandtschaftlichen Gründen kurz- fristig in ihren Heimatort im Reich zurückkehrten. Graf Antal Grassalkovich (1693- 1771) hat nach eigenen Angaben 4 000 Gulden für die mit solchen Methoden betrie- bene Anwerbung von Kolonisten für die Kameralansiedlung in der Batschka ausge- geben.33 Graf Karólyi sandte 1720 zwei Werbeagenten nach Schwaben, darunter ei- nen seiner Kolonisten, Anton Elmajer aus Schinal/Urziceni, die beide zwischen Ulm und Ravensburg in Wirtshäusern und vor Kirchen um Siedler warben. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die Netzwerke, die aufgrund verwandt- schaftlicher Beziehungen zwischen Ungarnwanderern und im Reich Verbliebenen entstanden und vor allem durch Korrespondenz positive Kolonistenerfahrungen in ih- re deutschen Heimatorte vermittelten. Das seit dem Mittelalter verbreitete Ungarnbild eines an Bodenschätzen und an Fruchtbarkeit reichen Landes wurde auch im 18. Jahrhundert weiter überliefert, bei- spielsweise in dem im 18. Jahrhundert entstandenen Lied schwäbischer Auswanderer: Das Ungarnland ist’s reichste Land, Dort wächst viel Wein und Treid, So hat’s in Günzburg man verkündt, Die Schiff’ stehn schon bereit, Dort geits viel Vieh und Fisch und G’flüg Und taglang ist die Weid’, Wer jetzo zieht ins Ungarland Dem blüht die gold’ne Zeit.34 Werber mussten ihr „Produkt“ natürlich anpreisen und das Zielland der Auswan- derer als Paradies darstellen. So versprach der kaiserliche Werbungskommissar Jo- seph Anton Vogel in einem in Südwestdeutschland verbreiteten Werbezettel, dass die Auswanderer im Banat „weder an frischem Wasser noch an Fruchtbarkeit der Erden im mündesten ermangeln werden“ und sie soviel Land erhalten, „als einer von den

32 FATA, Einwanderung, S. 189. 33 Ebenda, S. 190. 34 Eine eingehende Untersuchung des Liedes bei HAILER-SCHMIDT, S. 51-58.

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vermögendsten Bauern in Deutschland schwerlich wird zu geniessen haben“35. Der Grundherr Graf Lothar Franz von Schönborn (1655-1729, 1693 Bischof von Bam- berg, 1695 Erzbischof von Mainz) versprach in seinem Ansiedlungs- und Werbepa- tent für seine Domäne bei Munkatsch soviel Feld, „als ein Bauersmann nach fränki- schem Landesgebrauch mit zwei Pferden oder zwei Paar Ochsen anzubauen und mit nötiger Arbeit zu bestreiten sich getrauet“36. In einem der ersten überlieferten Werbe- zettel zur Auswanderung nach Ungarn (1718) stellte der in Biberach tätige Werbe- agent des Grafen László Dőry, Franz Felbinger, für dessen Grundherrschaft im Komi- tat Tolna (Jobaháza) den Auswanderern Folgendes in Aussicht: „an einem fruchtba- ren, mit Brunnen-Quell versehenen Ort 30 Joch Acker, 8 Tagwerk Wiesen, 16 Tag- werk öde Weinberg, ein Platz zu Haus und Garten von 18 Klafter breit und 45 Klafter lang, Holz zum Bauen umsonst, zum Brennen um leidendlichen Preis, 3 Freijahre, keine Leibeigenschaft, das Wein-Schenken von Michaelis bis Weihnachten, Weid ge- nug für 20 bis 25 Stück Vieh, darunter Schaf und Schwein nicht inbegriffen.“ Außer- dem versichert er den Interessenten, dass ihr Zielort von einem „schwäbischen Amt- mann“ („gar keine Ungarn“) verwaltet werde und ein „teutscher katholischer Geistli- cher“ sowie 20 schwäbische Familien („Ehen“) dort bereits anwesend seien.37 Positiv war das Ungarnbild noch dazu von den Konflikterfahrungen der Türkenpe- riode geprägt und mit Metaphern eines leidenden und heroisch kämpfenden Landes aufgeladen, was durch zahlreiche Flugschriften im Reich verbreitet wurde und Anteil- nahme, ja Sympathie für dieses Land an der Grenze geweckt hatte.38 Solche Akzente wirkten nach, als das Königreich wiedervereinigt, die Türkengefahr gebannt und Ein- wanderer dazu eingeladen waren, am Neuaufbau des Landes mitzuwirken. Das weck- te den Unternehmergeist, die Lust an einem Neuanfang unter vorteilhaften Bedingun- gen und mit der Langzeitperspektive eines sozialen wie wirtschaftlichen Aufstiegs und Erfolgs. Ungarn als Auswanderungsziel war seit Mitte der 1740er Jahre großem Konkur- renzdruck vor allem von Seiten Preußens und Russlands, später auch Nordamerikas ausgesetzt. Das russische Manifest vom 22. Juli 1763 – beinahe zeitgleich zum maria- theresianischen Kolonisationspatent für das Banat – versprach viel bessere Bedingun- gen, nämlich für Bauern 30 Freijahre, für Stadtbürger außerhalb der Städte Petersburg und Moskau 10 Freijahre mit einem zinslosen Darlehen für die Einrichtung eines Ge- werbebetriebs. Hinzu kamen noch Religionsfreiheit, die Gewährung einer lokalen Selbstverwaltung und die ewige Befreiung vom Militärdienst.39 Es überrascht daher nicht, dass zum Beispiel viele Untertanen aus Kurhessen Russland als Zielland ihrer Auswanderung wählten und zu diesem Zweck oft eine Auswanderungsabsicht nach

35 BARTH. 36 PFRENZINGER, Auswanderung, S. 29 f. 37 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 67 f. 38 TROSTLER. 39 FLEISCHHAUER, S. 310 f.

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Ungarn vortäuschten, da sie eine Entlassung nach Russland von ihrer Obrigkeit nicht erlangen konnten.40

1.1.4 Die Anreise nach Ungarn Entschloss sich ein Bauer zur Auswanderung nach Ungarn, so war noch vor Antritt der Reise eine Reihe von Modalitäten zu erledigen. Nehmen wir das Beispiel des Bauern Adam Baumann von Schlierstadt bei Mainz: Im Frühjahr 1724 verkaufte er Haus und Hof und erzielte damit 328 Gulden. 100 Gulden musste er für die Kirche in Zimmern abzahlen, 17 Gulden rückständige Steuern an die Herrschaft und seine sons- tigen Schulden begleichen. Von den Einnahmen waren noch die üblichen 10 Prozent Nachsteuer zu entrichten. Außerdem war noch die Wegzugsgebühr fällig. Diese be- stand entweder aus einer Kopfsteuer oder wurde nach der Zahl der Familienmitglieder und dem Vermögen des Auswanderers berechnet (häufig wiederum 10 Prozent der Schätzsumme). Schließlich kaufte er für die Reise Frucht und Proviant ein. Somit blieben ihm 43 Gulden Reisegeld.41 Auch galt es Verwaltungsangelegenheiten zu er- ledigen: Reisedokumente wie Geburtsurkunde, Taufschein, Heiratsurkunde und die Auswanderungsgenehmigung mussten beschafft werden. Wer kein freier Bauer war, benötigte auch den Nachweis seiner Entlassung aus der Grundherrschaft. Erst nach Aushändigung der Urkunde konnte die Reise angetreten werden. Diese führte zu- nächst über Land bis zum nächsten Donauhafen. Als solche dienten Ulm, Günzburg, Donauwörth, Marxheim, Neustadt an der Donau, Kelheim, Regensburg und Passau. Die erste Etappe der Anreise vom Herkunftsort bis Wien mussten die Siedler in der Regel selbst organisieren und bezahlen. An der Donau angekommen, zimmerten sie sich entweder selbst ein Floß oder bestiegen an den Anlegestellen ein Schiff. Es gab hier folgende Auswahl: die fahrplanmäßigen Passagierschiffe, die Ordinari, Ru- derschiffe, die bis zu 400 Personen beförderten und einmal in der Woche von Ulm Richtung Wien ablegten, oder die sogenannten Hohenauer, große Frachtschiffe, die auch Passagiere aufnahmen, aber wegen des mangelnden Tiefgangs der oberen Donau erst ab Marxheim oder Regensburg verkehrten. Schließlich standen noch die von den Ulmer Bürgern extra für den Auswanderertransport angefertigten und vergleichsweise billigen Schwabenzillen, Plätten oder „Ulmer Schachteln“ mit einer Kapazität von 20 bis 150 Passagieren zur Verfügung.42 Dies waren floßähnliche große Kähne, wegen ihrer Ruderanlage am Heck besonders in Strudeln nur schwer zu manövrieren, roh gezimmert und nicht geteert, so dass man sie an ihrem Bestimmungsort entweder in Wien oder in Ungarn auseinandernehmen und die Bretter und Stämme als Baumateri- al oder Brennholz verwenden konnte. Diese Zillen hatten meist eine Hütte als Aufbau, die als Aufenthaltsraum und Schlafstätte diente. Der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt (1769-1860) beschreibt seine Reise, die er 1799 mit einem solchen Schiff von Re- gensburg nach Wien unternahm, wie folgt:

40 AUERBACH, Auswanderung, S. 60 und 232 f. 41 PFRENZINGER, Reisevorbereitungen, S. 274 f. 42 PETERSHAGEN.

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„Die Menschen haben zwey Abtheilungen: die am hintern Ende, das eben so gut, als das vordere ist, sitzen, zahlen bis Wien zwey, die andern vier bis fünf Gulden. Da sitzt und liegt und steht alles über und unter einander […] zum Glück hat man das Verdeck, wenn es nicht regnet; sonst würden Hitze und Ausdünstungen es ganz unausstehlich machen.“43 Bei gutem Wetter dauerte die Fahrt bis Wien sechs bis neun, bei schlechtem bis 14 Tage. In Ulm war der ab 1712 anschwellende Auswanderertransport zu einem regel- rechten Wirtschaftszweig geworden, und die Stadtbürger unterstützten die Auswan- derer als Taufpaten oder Trauzeugen, wie aus den Ulmer Kirchenbüchern hervor- geht. Ulm fungierte bereits in den Türkenkriegen 1664, 1683 und 1684 als Einschif- fungsstation für die Truppen des Schwäbischen Reichskreises und stand in scharfer Konkurrenz zum Donauhafen von Regensburg, von dem Schiffe mit größerem Tief- gang und daher größerer Kapazität ablegen konnten. Wie sehr Süddeutschland im zweiten und dritten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts vom Auswanderungsfieber nach Ungarn gepackt wurde, schildert Karl Julius Reichhard, der 1724 ins Banat reiste und tagelang auf eine Transportmöglichkeit warten musste, da die große Menge an Un- garnwanderern die Transportkapazitäten offenbar überforderte: „Zu Marxheim haben wir acht ganze Tage warten müssen, wegen der unbeschreiblichen Menge Leute, die dort liegen. Wie eine kleine Armee, obgleich täglich davon abgegangen, so hat man es doch wenig gespürt, als wenn ein Tropfen Wasser aus dem Fluss genommen wird.“44 Die Obrigkeit trat bei der Einschiffung in Ulm, Wien, Pressburg und Ofen in Er- scheinung. Bei der Einschiffung erhielten die Kolonisten Pässe von kaiserlichen Kommissaren, die auch die Passagierlisten zusammenstellten und Reisekostenvor- schüsse verteilten. In Wien angekommen, hatten sich die Siedler mit dem Reiseziel Banat oder Batschka bei der Hofkammer zu melden, im Fall von Reisezielen bei Be- kannten oder Verwandten im übrigen Ungarn bei der Ungarischen Hofkammer in Pressburg. Sie erhielten dann einen neuen Reisepass mit dem Eintrag ihres Bestim- mungsortes und Reisegeld für die nächste Etappe bis Ofen (in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zwei Gulden pro Kopf). Dort wiederum trugen Beamte die Namen der Auswandererfamilien in ein Register ein.45 Erst unter Kaiser Joseph II. wurde das Transportsystem neu geordnet und die Rei- sekosten der Kolonisten von Wien bis zum Ort ihrer Ansiedlung grundsätzlich vom Staat übernommen. Bis 1780 mussten die Kolonisten die Kosten für den Transport von den Donauhäfen Pest, Dunaföldvár, Paks, Mohács, Apatin, Peterwardein/Petro- varadin, Belgrad, Pantschowa/Pančova bis zu ihrem endgültigen Bestimmungsort selbst übernehmen, im günstigen Fall bekamen sie von ihrem neuen Grundherrn einen

43 ARNDT, Bd. 4, S. 88. 44 LOTZ, Reichard, S. 344. 45 Einen Teil der erhalten gebliebenen Register veröffentlichten Franz Wilhelm und Josef Kallbrunner in der Sammlung Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte. Hier sind für die Zeit bis 1772 48 000 Namen von Siedlern verzeichnet, die sich beim Statthaltereirat als solche registrieren ließen, um ihr Reisegeld zu bekommen; vgl. KUHN, Siedlungswerk, S. 8.

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Vorschuss, den sie später jedoch zurückzuzahlen hatten. Die Grundherren organisier- ten im Allgemeinen auch den Transport von der Donau bis zu ihrer Grundherrschaft. Um die Gefahren der langen Reise zu verringern, bildeten die Auswanderer oft größe- re Gruppen, die sich entweder schon an ihrem Herkunftsort, an einem Verwaltungs- zentrum ihres Herkunftslandes oder am Ort ihrer Einschiffung zusammenfanden. Da die kaiserlichen Behörden Auswanderer in der Regel nur im Familienverband einreisen ließen, waren viele noch unverheiratete Angehörige der jüngeren Generation gezwungen, spätestens unterwegs Ehepartner auszuwählen und zu heiraten. Die Kir- chenbücher der Donauhäfen sind voll von Eintragungen solcher Eheschließungen. In der holländischen Gesandtschaftskirche in Wien wurden zahlreiche protestantische Brautpaare getraut, da sie für Protestanten eine der wenigen Möglichkeiten bot, in der Haupt- und Residenzstadt der katholischen Habsburgermonarchie den Heiratsakt ge- mäß ihrer Konfession zu vollziehen.

1.1.5 Was brachten die Siedler aus Deutschland mit? Die Kolonisten aus Deutschland brachten ein ansehnliches Vermögen mit ins Land, ein Startkapital, das sie zum Aufbau ihrer Existenz auch benötigten. Als solches wur- de laut Werbepatenten ein Durchschnittsbetrag von 200 Gulden angesehen, mit dem Zugvieh, Arbeitsgerät, der Hausbau und die Eigenverpflegung bis zur ersten Ernte zu finanzieren waren. Doch wurden auch Paare mit geringerem Vermögen aufgenom- men, die als landlose Häusler oder Söllner für die Arbeit im Weinberg und in der Ei- genwirtschaft der Grundherren als Handwerker und Tagelöhner benötigt wurden. Die 200 Gulden als Investitionsbetrag für den Neuanfang in Ungarn wurden laut Werbepatent eines kaiserlichen Kommissars für die Impopulation des Banats 1736 wie folgt berechnet46:

Kosten für die Errichtung eines Hauses 30 Wagen, Pflug und Eggen 14 4 starke Ochsen 44 2 Pferde 22 4 Kühe und 4 Kälber 40 2 Zuchtschweine 3 Nahrung bis zur ersten Ernte und Übriges 47 In Summa Gulden 200

Dieser „Kostenvoranschlag“ wurde noch bis in die mariatheresianische Ansied- lungsepoche hinein auch für die private Kolonisation als allgemein gültig angesehen. 1752 bekam Philipp Elsässer in Hintschingen (Landgrafschaft Baar) von seinem nach Ungarn ausgewanderten Bruder einen Brief, der außer der Aufforderung, mit dem Vater nachzukommen, das Versprechen enthielt:

46 HACKER, Auswanderer, S. 140.

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„Eich alle Tag ein Maß Wein so lang ihr das Leben haben dass will ich eich geben und das Haus ist mir geben worden um 2 huntert Gulden und samt den Ackern und 2 Weingarn huntert Gulden bar.“47 Dieser Bauer verfügte also über mindestens 300 Gulden Startkapital, den Aufwand für Anreise und den Ankauf von Tieren und Gerät nicht eingerechnet. Das Durchschnittsvermögen der Auswanderer betrug zwischen 100 und 150 Gul- den und kam im Allgemeinen durch Verkauf der Immobilien und des Hausstandes am Herkunftsort zustande. Werner Hacker hat in seinen peniblen Forschungen zur Aus- wanderung aus Südwestdeutschland in dieser Periode ein Durchschnittsvermögen der Auswanderer in Höhe von 103 Gulden errechnet. Ein Drittel der Auswanderer lag hier jedoch deutlich darunter, doch weniger als 5 Prozent der Ungarnwanderer waren arm und konnten kein nennenswertes Startkapitel aufweisen. Es gab jedoch auch Ko- lonisten, die mit einer Barschaft von 600, ja manchmal auch über 1 000 Gulden nach Ungarn eingewandert sind.48 Armut ist wanderungsunfähig, diese Regel trifft daher auch für das 18. Jahrhundert zu. Doch wer als arm im Auswanderungsland angesehen wurde, war keineswegs arm im Einwanderungsland. Hacker nennt hier u.a. den Fall des Augustin Holzer aus Bochingen, der 1732 mit seiner Familie und einem Kapital von 500 Gulden nach Ungarn auswanderte; oder den Fall des Mathias Pfeiffer aus Schwenningen, der mit Frau und vier Kindern 1783 nach Ungarn zog. Nach der Be- merkung der für sie zuständigen deutschen Behörde waren sie „arme Leute, die sich hier nicht mehr durchbringen könnten“, doch machte ihr mitgeführtes Vermögen im- merhin 400 Gulden aus.49 Der ungarische Historiker István N. Kiss hat aufgrund der zahlreichen einschlägigen Angaben von Hacker das von den Kolonisten ausgeführte Vermögen berechnet und kommt bei einer Berechnungsgrundlage von 1 319 Kolonis- tenfamilien, die alle aus Südwestdeutschland stammten, zu folgendem Ergebnis50:

Zeitabschnitt Zahl der Gesamtvermögen Durchschnittsvermögen Familien in Gulden in Gulden 1712-1749 370 48 315 130,6 1750-1770 563 68 057 120,9 1771-1800 386 79 708 206,5 1712-1800 1319 190 080 148,7

47 Ebenda, S. 57. 48 HACKER, Auswanderer; DERS., Schwarzwald; DERS., Bodenseeraum; DERS., Oberschwaben; DERS., Baden; zu ähnlichen Ergebnissen kommt KISS, Auswanderung. 49 HACKER, Auswanderer, Nr. 2860/1732 und Nr. 3078/1783. 50 KISS, Auswanderung, S. 11.

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„Den Geldsummen, die durch die deutschen Ansiedler nach Ungarn gebracht wurden, muß man eine hohe Bedeutung beimessen. Wird die obige Guldenzahl in Taler umgerechnet, bekommt man die Summe von 130.720 Talern.“51 Für diese Summe konnte man zu dieser Zeit auf dem ungarischen Markt 13 000 schwere Ochsen kaufen. Das Investitionskapital der deutschen Kolonisten war mit seiner Durchschnittssumme von knapp 150 Gulden „nach der Kaufkraft so groß wie der Wert des gesamten Viehbestands im Hof eines reichen Bauern in Ostungarn in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“52. Kiss weist ebenso wie Krauss auf die zahlrei- chen Erbschaften hin, die rund ein Fünftel der nach Ungarn ausgewanderten Kolonis- ten in Deutschland erlangten. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass von jeweils zehn angesiedelten Familien zwei ei- ne Erbschaft aus Schwaben erhielten, die durchschnittlich eine fast so große Summe aus- machte wie die des bei der Einwanderung mitgebrachten Vermögens. In den gar nicht so seltenen Fällen, in denen die beiden Summen für dieselbe Familie galten, verdoppelte sich das Investitionskapitel der Familien eben in der Ausbauperiode des landwirtschaftlichen Betriebes. Das importierte Familienkapitel war ebenso wichtig für die Festigung der Lage der neuen Ansiedler wie für die allgemeine Agrarentwicklung des Landes.“53 Aus zahlreichen Urkunden wissen wir, dass die Ungarnwanderer auch einen Teil ihres Hausrats, Kleider, Vieh, Pferde, Holz und Bretter mit sich nahmen. Die Familie Huber aus Schutterwald hatte 1712 für den Transport ihres 250 kg schweren Hausrats bis Ulm 3 Gulden pro Zentner mit dem Fuhrmann vereinbart, so dass ihre 230 km lange Reise über Land insgesamt 15 Gulden Fahrgeld kostete.54 Hans Adam Reuther aus Kirchart in der Kurpfalz wanderte mit seiner Familie 1723 mit folgendem Inven- tar nach Ungarn aus: drei Betten, zwei Truhen, eine Bettlade, ein Tisch, ein Backtrog, ein Lehnstuhl, fünf Tischtücher, vier Leintücher, 120 Ellen Tuch, zwei Kannen, ein Kessel, drei Pfannen, mehrere Fässer, Sensen, Sägen, Äxte und anderes Kleingerät.55 Laut Gesetz 103/1723 bzw. den kaiserlichen Impopulationspatenten und Werbezetteln konnten Hausrat und Agrargerät samt Vieh von den Siedlern zollfrei eingeführt wer- den. Und schließlich brachten die deutschen Siedler nach Ungarn wertvolle Kenntnisse und Erfahrungen über moderne Methoden der Agrarwirtschaft und der Erwerbswirt- schaft mit, über rationelle Wirtschaftsführung und Vermarktung der Agrarprodukte mit dem Ziel der Besitzakkumulation und -expansion. Es ist davon auszugehen, dass die in ihrem Herkunftsland gemachte Erfahrung des Mangels an Ressourcen, an Land und Kapital, sie besonders tief geprägt hatte. Denn in der neuen Heimat konzentrier- ten sie und die nachfolgenden Generationen sich nach Überwindung der Anfangs- schwierigkeiten bald ganz darauf, durch Anwendung ihrer Kenntnisse und durch An-

51 Ebenda. 52 Ebenda. 53 Ebenda, S. 14; KRAUSS, Geldtransfer. 54 HACKER, Durchwanderer, S. 122. 55 PFRENZINGER, Auswanderung, S. 273-274.

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passung an die neuen Rahmenbedingungen ihren Besitz zu vergrößern und neuen hin- zuzugewinnen. Die Grundlage dafür lieferten folgende Kenntnisse, die alle auf eine Produktions- steigerung abzielten: – das System der Dreifelderwirtschaft, das auch die Veränderung der Flurord- nung voraussetzte; – Kenntnis der Methoden für Vermessungen, welche die Siedler in ihrer neuen Heimat selbst vorgenommen haben; – die Fruchtwechselwirtschaft, die Felddüngung, der Anbau von Klee, um die Brache von einem Drittel der Felder aufzuheben und auch diese Felder fortge- setzt zu nutzen; – den damit verbundenen Verlust an Weideflächen durch Sommerstallfütterung und Stalldüngung der Felder wettzumachen; – die intensivere Nutzung des Bodens durch Bekämpfung des Unkrauts, durch tieferes Pflügen und die damit verbundene Verwendung schwererer Eisenpflü- ge, die mehr von Pferden als von Ochsen gezogen wurden; – der Anbau neuer Kulturpflanzen (Hackfrüchte, Kartoffeln, Futterrüben, Kraut, Gemüsesorten); die Pflege arbeitsintensiver Kulturen (Wein, Tabak). Nicht nur dem Agrarreformer Samuel Tessedik fiel in Ungarn ein abweichendes Verhalten als Kennzeichen der ihre Freiheit nutzenden Kolonistengeneration bereits im 18. Jahrhundert auf, das sie von der von ihm beklagten Apathie, ja Lethargie und dem weitgehenden Desinteresse der leibeigenen oder hörigen Bauern an einer Verän- derung ihrer Lage unterschied.56 Tessedik rühmte an den Kolonisten den Fleiß und die Sparsamkeit und das hohe Eigeninteresse an wirtschaftlichem Erfolg. Sie waren leistungsorientiert und ihr Arbeitsethos war eng verbunden mit einer tief empfunde- nen Religiosität. Was brachten die Kolonisten noch mit? Da sie oft in Gruppen aus ihrer Heimat aufbrachen, nahmen sie in vielen Fällen von dort auch Lehrer und Pfarrer mit. Vor al- lem die Protestanten legten hierauf großen Wert, denn ihnen war bekannt, dass es in Ungarn, von einem katholischen Landesherrn regiert, problematisch war, evangeli- sche Geistliche als Pfarrer in neu besiedelte Dörfer zu berufen. Ein gutes Beispiel da- für bietet die Ansiedlung von Kistormás im Komitat Tolna. 1723 entschlossen sich 69 Familien aus Hessen-Darmstadt und Hessen-Nassau zur Auswanderung nach Ungarn und machten sich im März 1724 auf den Weg. Ihrer Gruppe, die ungefähr 400 Perso- nen umfasste, gehörte der 1692 in Wallau bei Wiesbaden geborene Johann Marsilius Nicolaus Tonsor (1692-1739) an, der in Wertheim am Main zum Pfarrer ihrer zukünf- tigen Kirchengemeinde ordiniert wurde; ferner der Lehrer Johann Wolfgang Friedrich aus Idstein bei Wiesbaden mit Familie. In Marxheim bestieg die Gruppe das Schiff

56 TESSEDIK, S. 223-225; dieses Buch erschien auch in deutscher Ausgabe unter dem Titel: Der Landmann in Ungarn (1784). Vgl. FEIGL, Landwirtschaft, S. 92 f., der auf vergleichba- re Verhältnisse in den Ostalpenländern hinweist.

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mit der Absicht, in das Banat auszuwandern. In Wien wurde sie vom Werbeagenten des Grafen Claudius Florimund Mercy, Hauptmann Tobias Vátzy, nach Tolna, in das Dorf Kistormás „umgeleitet“, wo alle Familien nach den Worten ihrer Gemeinde- chronik am 9. Mai 1724 von den Karren, die sie vom Hafen des Marktortes Tolna ab- geholt hatten, „ins grüne Gras ausgeschüttet“ wurden.57 Obwohl Kaiser Joseph II. am Anfang seiner Alleinherrschaft im Jahr 1780 zu- nächst nicht an einer großangelegten Fortsetzung der Einwanderungs- und Koloni- sationspolitik interessiert war, entdeckte er rasch die strukturellen wie mentalen Zu- sammenhänge von Desinteresse und drückender Abhängigkeit der Bauern vom Grundherrn, die er im Rahmen seiner Reformpolitik zwar nicht zur Gänze, so doch in erstaunlichem Ausmaß zu beseitigen trachtete.58 Dazu gehörten vom Monarchen ver- ordnete Maßnahmen, durch Erweiterung der Rechte und Freiheiten der Bauern (ins- besondere des Rechts, ihren Besitz zu veräußern oder zu vererben, die Ernteerträge zu vermarkten) und durch die Geldablösung der Naturalabgaben wie der Robot das Ei- geninteresse an einer guten Bewirtschaftung zu steigern. Deshalb entschloss er sich im dritten Jahr seiner Regierung, noch mehr Kolonisten ins Land zu rufen, um die angestrebten mentalen wie strukturellen Veränderungen zu intensivieren und zu be- schleunigen. Seine Toleranzpolitik schuf hierfür sehr günstige Rahmenbedingungen, so dass der lutherische Bischof István Nagy in seiner Ansprache zur Einweihung der Kirche von Felsőnána im Komitat Tolna 1791 folgende Bilanz ziehen konnte: „Die Arbeit und der Glaube machten uns reich. Während wir in Sanftmut die Glaubens- heimsuchungen ertragen haben, haben wir jetzt alles erreicht. Wir haben eine Kirche, unsere Pastoren, unsere Schulen, und unser Dorf ist eine reiche friedliche Insel.“59 Dieses Zitat macht klar, dass in der Wertehierarchie der Kolonisten die Arbeit noch vor dem Glauben rangierte, der wiederum zur Arbeit motivierte. Die Kolonisten hat- ten zudem das Gefühl, eine Insel geschaffen zu haben, die sich aufgrund der mitge- brachten Kenntnisse, Erfahrungen und Werte deutlich von ihrer Umgebung unter- schied.

1.1.6 Ansiedlungsbedingungen Schon im Mittelalter waren die besonderen Leistungen der Kolonisation verbunden mit der Vergabe von Sonderrechten, von Privilegien als Ansporn und Lohn für die überdurchschnittlichen Anstrengungen, Land für die Bewirtschaftung zu erschließen und fruchtbar zu machen. War dann die Pionierarbeit geleistet, bestand immer wieder die Gefahr einer schleichenden Rechtsverschlechterung und der Nivellierung von Rechtsnormen. In der Neuzeit war das nicht anders. Schon in den kaiserlichen Impo- pulationspatenten ab 1689 und im ungarischen Impopulationsgesetz von 1723 wurde den Kolonisten grundsätzlich das Recht auf Freizügigkeit eingeräumt, was sie von

57 SZITA, Lutheránus, S. 96; SCHMIDT-TOMKA, S. 9; CSEPREGI. 58 FATA, Migration, S. 78: „Die deutschen Kolonisten sollten mit den ihnen zugesprochenen moderneren Wirtschaftsmethoden den entscheidenden Anstoß zu den ungarischen Refor- men geben.“ 59 Zitiert nach SZITA, Lutheránus, S. 59.

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den alteingesessenen, an die Scholle gebundenen Bauern wesentlich unterschied.60 Die Kolonisten trachteten danach, sich dieses Recht in einem Ansiedlungsvertrag mit der jeweiligen Herrschaft bestätigen zu lassen. Ein solcher Vertrag wurde immer kol- lektiv, das heißt von der Grundherrschaft nicht mit einzelnen Siedlern, sondern mit der Dorfgemeinschaft und in deren Sprache abgeschlossen und mit der Unterschrift des Grundherrn und einiger Bauern als Vertreter der Siedlergruppe besiegelt. Waren diese Deutsche, dann wurde der Vertrag in deutscher Sprache und in deutscher Schrift (Sütterlin) ausgestellt, waren diese Serben, dann in serbischer Sprache und in kyrilli- scher Schrift. Doch gab es auch lateinisch oder slowakisch ausgestellte Ansiedlungs- verträge. Das Recht auf Freizügigkeit wurde auch ungarischen und slowakischen Bauern eingeräumt, sofern sie unbewirtschaftetes Land der Neo-Acquistica besiedel- ten.61 Freizügigkeit wurde in diesen Verträgen jedoch häufig durch verschiedene Klau- seln eingeschränkt. Nur geringe Einschränkungen machte Claudius Florimund Graf Mercy62 als Grundherr seiner Güter im Komitat Tolna, da er lediglich auf die recht- zeitige Eingabe des Antrags auf Wegzug und auf die Entrichtung der fälligen Abga- ben bestand. Die diesbezügliche Bestimmung im Ansiedlungsvertrag für Apar vom 27. Juli 1722 lautet: „Wenn einer von den Bauern aus der Herrschaft nach Vinar oder anderswohin ziehen oder sich begeben möchte – ausgenommen die erblichen Fronbauern – allerdings aus rechtmä- ßigen Überlegungen oder Gründen, wird er nach Entrichtung der zu leistenden Abgaben mit all seiner beweglichen Habe, aber in ähnlicher Weise nicht in Bezug auf zwei Drittel des Preises seines Hauses, frei ziehen können. Gleichwohl muß er seine Absicht einen Mo- nat zuvor der Herrschaft anmelden.“63 Dagegen verfügt der auf 1. Januar 1722 datierte Ansiedlungsvertrag der deutschen Siedler von Himesháza mit ihrem Grundherrn, dem Fünfkirchner Bischof, „dass keiner von ihnen befugt sein solle, ohne Expression herrschaftlichen Consens, und Gegenstellung eines anderen tauglichen Unterhan, weder seine erbaute Behausung zu ver- kaufen, weniger von dem Dorf abzuweichen. In welchem Fall, so etwas gegen diesen Con- tract gehandelt oder unternommen werden sollte, eo facto all sein fahrend und liegendes Vermögen der gnädigsten Grundherrschaft anheim fallet.“64

60 Der seit dem Mittelalter gebräuchliche ungarische Begriff für Bauer, jobbágy, wird sowohl für Hörige als auch für Leibeigene verwendet. In der ungarischen Historiographie ist es leider üblich geworden, für die Zeit von 1514 bis 1848 diesen Begriff mit „Leibeigener“ gleichzusetzen, obwohl es auch ungarische Kontrakt-Bauern gab, die über mehr Rechte als die Leibeigenen verfügten. 61 So galt für die im Komitat Nógrád oder Békés angesiedelten Slowaken sowohl das Recht der Freizügigkeit als auch der Steuerfreiheit auf drei Jahre, beispielsweise im Vertrag von Aszód 1716 oder von Békéscsaba 1718 und Szarvas 1722. – GYIVICSÁN/KRUPA, S. 6 f. 62 Claudius Florimund Graf Mercy (1666-1734), kaiserlicher Feldmarschall, Gouverneur des Banats 1716-1734. Siehe SEEWANN, Familiengeschichte; TRIEBNIGG-PIRKHERT. 63 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 182. 64 Zit. nach KRAUSS, Auswanderer, S. 133 f.

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Die Bestimmung, bei Wegzug einen Ersatzbauern zu stellen, findet sich auch im Ansiedlungsvertrag von , in dem die ganze Dorfgemeinschaft für einen Wegzug haftbar gemacht wurde und deshalb die Abgaben für die verlassene Hofstelle über- nehmen musste.65 Andere Grundherren wiederum verlangten eine Ablösesumme in Höhe von 10 Prozent des für die betreffende Hof- oder Kleinhäuslerstelle erzielten Kaufpreises. Die in den Wirtschaftsbüchern der Grundherrschaften geführten Auflistungen des „Laudemiums“, des Abzugsgeldes, zeigen, dass die Mobilitätsbereitschaft der Siedler relativ hoch war. Diese hing auch vom Zufriedenheitsgrad der Siedler mit den An- siedlungsbedingungen der Grundherrschaft ab. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhun- derts kam es häufig vor, dass ganze Dorfgemeinschaften über Nacht wegzogen, weil sie sich beispielsweise als Protestanten diskriminiert oder steuerlich ungerecht behan- delt fühlten. Solange noch in den Neo-Acquistica freie Bauernstellen zu vergeben wa- ren, blieb die Bereitschaft groß, wegzuziehen und sich eine „bessere“ Grundherrschaft mit günstigeren Ansiedlungsbedingungen zu suchen. Als die Neuverteilung von Grund und Boden in der zweiten Jahrhunderthälfte allmählich zum Abschluss kam, ließ auch die Binnenwanderung spürbar nach. Denn die Konsolidierung der Eigen- tumsverhältnisse und das sinkende Angebot an freien Bauernstellen hob die Konkur- renz der Grundherrschaften untereinander nach und nach auf und gab den Grund- herren die Möglichkeit, ihre verbesserte Position als „Arbeitgeber“ in höhere Arbeits- normen umzusetzen, d.h. mehr Robot und Dienstleistungen zu verlangen. Damit setz- ten sie Prozesse einer Rechtsverschlechterung der Siedler in Gang, die zu den Bau- ernaufständen von 1765-1767 führten und die Einführung der Urbarialregulierung von 1767 beschleunigten, in der für die folgende Periode bis 1848 die Rechte und Pflichten sowohl der Bauern als auch der Grundherren endgültig festgelegt und ein Zustand von Rechtssicherheit geschaffen wurde, der eine dynamische Entwicklung der Agrarwirtschaft durch Förderung marktwirtschaftlicher Prozesse seitens der Bau- ern ermöglichte. Die Ansiedlungsverträge enthielten in der Regel genaue Bestimmungen über Be- steuerung, Naturalabgaben und Arbeitsleistungen der Siedler. Die Höhe solcher Leis- tungen war vom Status der Untertanen abhängig: Bauer, Kleinhäusler oder Hintersas- se (Insasse). Bei den Bauern hing der Umfang der Leistungen von der Größe ihrer Session (Hofwirtschaft mit durchschnittlich 30-40 Joch Feld) ab. Ein Bauer mit einer halben Session hatte nur halb so viele Abgaben und Arbeitsleistungen zu erbringen. Die für den Grundherrn wichtigste Abgabe in Geld war der Pachtzins, in den Quellen oft auch als Arenda, Census oder Grundzins bezeichnet. Die Abgabe war für jede Hausstelle zu bezahlen, unabhängig davon, ob diese tatsächlich mit einem Haus be- baut war oder nicht. Die Höhe dieser Pachtsumme war nach einzelnen Grundherr- schaften und auch nach Siedlergruppen unterschiedlich, in der Herrschaft Bóly betrug sie für eine ganze Session 5 Gulden und für einen Kleinhäusler 2,5 Gulden, die unga-

65 Ansiedlungsvertrag von Majs in der Herrschaft Bellye, 1750. – KRAUSS, Auswanderer, S. 272-274.

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rischen Bauern zahlten für eine ganze Session vier Gulden und die Kleinhäusler einen Gulden. Die Serben zahlten keinen Pachtzins, sondern nur eine Kopfsteuer.66 Allerdings wurde bei Besitzübernahme einer öden Hausstelle zumindest im ersten Jahr der Pachtzins erlassen. Bei Entlassung aus der Robotverpflichtung oder bei sehr guter Bodenqualität der Bauernwirtschaft konnte der Pachtzins auch höher angesetzt werden. Der Pachtzins wurde in der Regel bereits ab dem zweiten Jahr der Ansied- lung zur Hälfte, im dritten Jahr zur Gänze erhoben und war jeweils am St. Georgstag (23. April) und am St. Michaelstag (29. September) abzuliefern. Kolonisten, die zu- vor von Serben bewohnte Orte übernahmen, mussten bereits im ersten Jahr den hal- ben Pachtzins erlegen, da sie von der bereits vorhandenen (wenn auch anzupassen- den) Infrastruktur profitierten. Die bedeutendste Naturalabgabe war die Entrichtung des Neunten auf alle Ernte- erträge. Der Ansiedlungsvertrag für Bóly aus dem Jahre 1738 fasste diese Verpflich- tung wie folgt zusammen: „[…] das Neuntel von der Winter und Sommer Frucht, nicht minder auch das kleine Neun- tel, so bestehet von Lämmern, Geißen, Spanferkeln, Imben [= Bienen], Kukurutz [= Mais], Linsen, Arbes, Fisolen [= Bohnen], Hanf, Haar [= Wolle], Tobak, Knofel [= Knoblauch], Zwifel [= Zwiebeln] und dergleichen, sollen sie gleich den anderen Untertanen gebührend geben“67. Die Ernte beispielsweise des Getreides wurde der Herrschaft gemeldet und die Garbenkreuze auf dem Feld in Gegenwart eines herrschaftlichen Schreibers abge- zählt. Hingegen wurde das sogenannte kleine Neuntel von den deutschen Kolonisten meist von Anfang an in Geld abgelöst. 1765 betrug diese Ablösungssumme für die Herrschaft Bóly 652 Gulden.68 Zu den dinglichen Leistungen gehörte auch die Abgabe von Lebensmitteln, die sogenannten Datien. So verfügte der Ansiedlungsvertrag von Bóly 1738, dass ein Bauer „über dießes noch in Natura eine halbe [Kanne G.S.] Schmalz, 2 Henner, 8 Ayer, […] ein Söllner oder ein Inwohner desgleichen ein Seitl Schmalz, ein Henn, vier Ayer“ abzugeben habe. Bereits ab 1742 wurde im Fall von Bóly diese Abgabe in Geld abgelöst, was der Grundherrschaft eine Einnahme in Höhe von 34 Gulden er- brachte.69 Beruhten die dinglichen Leistungen rechtlich darauf, dass die Kolonisten die An- sässigkeit als Lehen erhalten hatten, so gab es Abgaben, die aufgrund herrschaftlicher Regalien (regalia iura) des Grundherrn zu leisten waren und auch als Regalbenefizien oder Bannrechte bezeichnet wurden: Dazu gehörten das Schankrecht auf alle alkoho- lischen Getränke, die Fleischbank, die Benutzung der Mühlen, die Waldweide, die Eichelmast, das Sammeln von Brennholz, das Weideland (oft in Gewährung einer Hutweide bzw. Allmende für die ganze Dorfgemeinde) und schließlich das Zollrecht. Das profitabelste Regalrecht war das Schankrecht, das im Auftrag des Grundherrn

66 Ebenda, S. 137. 67 Zit. nach ebenda, S. 138; siehe auch Dokument Nr. 15 im Quellenanhang, S. 361-362. 68 Ebenda, S. 139. 69 Zit. nach ebenda, S. 138, siehe auch Dokument Nr. 15 im Quellenanhang, S. 361-362.

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auch von Wirtsleuten ausgeübt werden konnte, die dann von ihm bezahlt wurden. Die Herrschaft verkaufte dank Schankrecht den aus der Eigenwirtschaft und dem Wein- neuntel stammenden Wein. Oft übertrafen die Einnahmen aus dem Schankrecht die aus dem Pachtzins. Hingegen wurde der Brandwein gegen Bezahlung gebrannt. Vom Bauern für den eigenen Gebrauch gebrannter Schnaps wurde pro Kessel besteuert, anfänglich mit jährlich 1-2, später auch 3 Gulden und mehr, eine Steuer, die bis in die Gegenwart be- stehen blieb. In Gemeinden, die auch Weinbau betrieben, durfte das Schankrecht an Wein vier- tel- bis halbjährlich von der Gemeinde genutzt werden, der daraus erzielte Gewinn sollte die Auslagen der Dorfgemeinde abdecken. Im Gegensatz zur Kameralansied- lung mussten Haus-, Kirchen- und Schulbau meist aus den Mitteln der Kolonisten bzw. durch gemeinsame Arbeitsleistung finanziert werden, der Grundherr stellte in der Regel das Bauholz oder auch den Bauplatz zur Verfügung. Ferner bestand das Heimfallrecht: Wenn ein Bauer starb und keine Erben bekannt waren, dann konnte die Herrschaft sein Vermögen einziehen und die Session neu ver- geben. Zu den umstrittensten Leistungen aller Bauern gehörte die Robot, der Frondienst für den Grundherrn und dessen Eigenwirtschaft. Die Fron in Ungarn, auch Robot ge- nannt, bestand aus der Zugrobot, der Handrobot und der Langen Fuhre. Die Zugrobot wurde mit zwei oder vier Stück Zugvieh für die Feldarbeit (Ackern, Eggen) ausge- führt, die Handrobot hatten auch Kleinhäusler und Insassen zu verrichten und wurde in der Feldarbeit, beim Holzschlag, beim Weinbau, beim Bau von Gebäuden (für die Eigenwirtschaft des Grundherrn) gebraucht. Die Lange Fuhre bezog sich auf das Holzfällen und den Transport des Neunten sowie auf die grundherrliche Jagd. In den Ansiedlungsverträgen versuchten die Kolonisten, die Zahl der Robottage zu fixieren. Durchschnittlich leistete ein Vollbauer 3 Tage in der Woche Robot. Doch ergeben sich bei dem Vergleich der Robottage in verschiedenen Grundherrschaften sehr von- einander abweichende Bestimmungen. Einige Grundherrschaften wie die von Mercy verzichteten im Fall der deutschen Kolonisten von vornherein auf die Robot, verlang- ten hingegen einen höheren Pachtzins, andere wiederum ließen einen Teil der Robot in Geld ablösen. So ist im Ansiedlungsvertrag des Grafen Mercy vom 27. Juli 1722 für die Kolonisten von Apar bereits die Robotablösung vorgesehen: „In Bezug auf Dienstleistungen mit dem Zugvieh werden sie der Herrschaft nicht mehr zu leisten haben als jeder einzelne von den Gästen, nämlich wer in einen Pflug sechs oder auch mehr Ochsen einspannen kann, wird 15 Rheinische Gulden zu zahlen haben, außer- dem einen großen Kübel Weizen und einen Kübel Futter verabreichen; […] wer nur einen halben Pflug hat, wird die Hälfte dieser Summe geben und ein Drittel davon wird derjenige entrichten, der nur zwei Ochsen hat.“70 Im Ansiedlungsvertrag des Grafen Pál Ráday mit den deutschen Siedlern von Har- ta vom 9. Juni 1724 wird den Siedlern freigestellt, entweder die Robot abzuleisten oder sie in Geld abzulösen: „Ein jeder mit seinem Pflug muß im Herbst drei Tag, im

70 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 2, S. 181.

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Frühling aber einen Tag ackern oder für einen jeden Tag einen halben Thaler bezah- len.“71 Die im Allgemeinen in der Sprache der Kolonisten verfassten Ansiedlungsverträge wurden von den Grundherren nur für die ersten Jahre der Kolonisation als bindend (ad interim) erachtet. Danach setzte ein Prozess zunehmender Rechtsverschlechterung der in den Ansiedlungsverträgen ausgehandelten Bedingungen ein. Hier waren es vor allem die grundherrlichen Auflagen zur Robot, die sukzessive erhöht wurden. Erst mit der Urbarialregulierung ist für die Bauern eine tatsächliche und für ihre Arbeitsmoral und -motivation sicherlich nicht gering zu schätzende Rechtssicherheit eingetreten. Die Urbarialregulierung der Königin Maria Theresia von 1767 setzte eine allgemein verbindliche Standardisierung der Abgaben und Arbeitsleistungen durch, gestützt auf eine detaillierte Bestandsaufnahme der Urbarialverhältnisse vor Ort, so dass jeder Grundherr und jeder Bauer über seine Rechte und Pflichten sowie die Aufteilung von Rustical- und Dominikalland hinreichend informiert war. Die mit der Urbarialregulierung 1767 erfolgte Regelung der Robot – 52 Tage Zug- robot oder 104 Tage Handrobot – entsprach eigentlich den bis dahin üblichen Nor- men, so dass der Gewinn nur in der Rechtssicherheit der Bauern bestand, die dadurch fortan von „außerordentlicher Robot“ (beispielsweise für den Bau der Herrschaftsge- bäude), wie sie auch im Ansiedlungsvertrag von Bóly vorgesehen, aber nicht quanti- tativ festgelegt war, befreit blieben. Der Zehent, bestimmt für die Kirche, war an den Grundherrn als Patronatsherrn abzuliefern. Gewöhnlich war der Kolonist im ersten (manchmal auch im zweiten) Jahr seiner Ansiedlung von der Abgabe des Neuntels und wohl auch von den anderen Abgaben und Arbeitsleistungen völlig befreit. Häufiger wurde auch die Möglichkeit gewährt, sowohl Robot als auch Naturalabgaben in Geld abzulösen, zumal dies wirt- schaftlich gesehen im Interesse der Herrschaft lag. Denn die Bauern schickten oft nur alte Menschen und Kinder zur Robotleistung, was den Wert der Arbeit schmälerte. Die Ansässigkeit (Session, Hufe) erhielt der Kolonist vom Grundherrn kostenlos als Lehen. Er erbaute sich auf dem inneren Grund ein Bauernhaus oder ein Kleinhäus- lerhaus auf dem dafür vorgesehenen Platz oder übernahm ein leer stehendes Haus und war nach Entrichtung des Kaufpreises von bis zu 100 Gulden Eigentümer dieses Hau- ses. Im Falle seines Wegzugs konnte er es an einen Interessenten verkaufen und hatte 10 Prozent des Erlöses als Abzugsgeld an den Grundherrn abführen. Der Käufer übernahm die Ansässigkeit (Session) wieder als Lehen, falls er vom Grundherrn an- genommen wurde. Auch die steuerlichen Verpflichtungen gingen auf ihn über, das heißt, er konnte keinerlei Steuerfreiheit beanspruchen. Eine solche wurde nur bei Übernahme einer öden Ansässigkeit gewährt. Brannte ein Kolonistenhaus ab, dann wurde der Pachtzins auf ein Jahr um die Hälfte reduziert oder ganz ausgesetzt und die Fronarbeit erlassen. Für die ersten Jahre der Ansiedlung gab es eine grundsätzlich befristete Befreiung von im Allgemeinen drei Jahren auf die grundherrlichen Abgaben sowie auf die staat- lichen Steuern, die der Bauer vermittels der Grundherrschaft an die Komitatsverwal-

71 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 112.

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tung zu zahlen hatte. Für die Anlage von Weingärten gab es eine fünf- bis zehnjährige Steuerfreiheit.72 Abschließend bleibt festzuhalten, dass die deutschen Kolonisten in Ungarn im Vergleich zur übrigen Agrarbevölkerung dieser Epoche keineswegs bevorzugt behan- delt wurden. Sie mussten die gleichen, teilweise sogar höhere Abgaben leisten, und ihre Lebensbedingungen unterschieden sich nur zeitweise, nämlich für die Anfangs- zeit ihrer Ansiedlung, von denen der Bevölkerung ihrer Umgebung. Außerdem waren diese Anfangsjahre mit dem hohen Risiko des Scheiterns unter Einsatz ihres Lebens verbunden, was die wesentlich höhere Sterberate in dieser Phase belegt. Der einzige wirklich ins Gewicht fallende Unterschied war das Recht auf Freizügigkeit, das in der Praxis jedoch nur eingeschränkt gewährt wurde. Die wirtschaftlich günstige Gelegen- heit, einen Bauernhof zu erwerben, stand allerdings jedem Neusiedler unabhängig von seiner Herkunft und ethnischen Zugehörigkeit offen. Ohne die Gewährung solcher Anreize und Chancen hätten deutsche Bauern und Handwerker den weiten und an Strapazen reichen Weg von Deutschland nach Ungarn nie auf sich genommen. Ohne ihre Einwanderung wäre wiederum die agrarwirtschaftliche Erschließung der Neo- Acquistica nur sehr schleppend vorangekommen und die Agrarkonjunktur dieser Epoche wahrscheinlich mehr oder weniger ungenutzt geblieben.

1.1.7 Sozialstruktur, soziale Mobilität, Bevölkerungsbewegung Die Siedler versuchten ihre soziale und wirtschaftliche Lage genauso gezielt wie ihre Grundherrschaft zu verbessern und in den Besitz vorteilhafter Ansässigkeiten zu ge- langen. Tagelöhner bemühten sich, eine Kleinhäuslerstelle zu bekommen, Kleinhäus- ler wiederum strebten nach einer Bauernstelle, sofern sie kein einträgliches Handwerk ausübten. Die Ansiedlungszeit war geprägt von einem noch reichhaltigen Angebot an Bauern- und Kleinhäuslerstellen. Dieses Angebot war die Grundlage für soziale Mo- bilität und hiervon induzierter Binnenwanderung, die einen raschen Aufstieg zum Bauern ermöglichte, bei ungünstigen Verhältnissen aber auch zu einem Abstieg bis hin zur Verarmung führen konnte. Da bei der privatwirtschaftlichen Ansiedlung – im Gegensatz zur staatlichen – keinerlei Starthilfen in Form von Subventionen wie Über- lassung von Saatgut, Vieh oder Getreide, Futtermittel etc. nachzuweisen sind, muss- ten die Siedler von der mitgebrachten Substanz leben und daraus auch die Kosten für die landwirtschaftliche Ausstattung, das Saatgut und den Lebensunterhalt bis zur ers- ten Ernte bestreiten. Das mitgebrachte Vermögen entschied somit über den sozialen Status, über die Zuteilung einer vollen, halben oder Viertel-Bauernstelle oder einer Kleinhäuslerstelle. Gewohnheitsrechtlich konnte die Zuteilung der Session auch in Form der Versteige- rung, der „Lizentierung“ geschehen. Allerdings war der Arbeitsmarkt aufgrund der hohen Nachfrage nach Kolonisten noch offen und begünstigte Möglichkeiten der Auswahl und des sozialen Aufstiegs aufgrund eigener Leistung und bestimmter Ver- haltensweisen (Heiratsverhalten, Erbrecht).

72 FELHŐ; GÁL; RUZSÁS, Parasztság; WELLMANN, Ansiedlung.

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Damit verbunden gab es auch einen Grundstücksmarkt für kaufwillige und kauf- fähige Siedler. Genauere Untersuchungen über den prozentualen Anteil von Klein- häuslern und Bauern in der Herrschaft Bóly im Zeitraum von 1751 bis 1791 zeigen, dass der Anteil von Kleinhäuslern mit 37 Prozent im Jahre 1751 und 36 Prozent im Jahre 1791 praktisch konstant geblieben ist, womit deutlich wird, wie sehr die soziale Struktur auch vierzig Jahre später noch als ein Ergebnis der unmittelbaren Ansiedlung anzusehen ist. Die Sozialstruktur der Ansiedlung hatte demnach initialen Charakter und sollte sich in den nachfolgenden Jahrzehnten verfestigen.73 Das noch längere Zeit anhaltende Angebot an Ansässigkeiten (Hofstellen mit Bauernwirtschaft) hat zwar die individuelle Zusammensetzung der sozialen Schichten im Zuge sozialer Mobilität noch bedeutend verändert, die Proportion der sozialen Schichtung blieb davon aber relativ unberührt. Landarme Schichten wie Kleinhäusler, Tagelöhner und Viehhirten konnten wohl aufgrund eigener Leistungen Sessionen übernehmen und damit ihren sozialen Status verbessern, zugleich sorgten jedoch die von der Grundherrschaft ge- setzten Rahmenbedingungen dafür, dass bäuerliche Unterschichten als billige Ar- beitskräfte für das Herrenland wie das Bauernland in genügender Anzahl vorhanden waren. Andererseits wirkten sich das Bevölkerungswachstum, das Anerbensystem und ein allmählich abnehmender Zuzug von Kolonisten dahingehend aus, dass die untere Schicht der Kleinhäusler und Tagelöhner zahlenmäßig konstant blieb. Je mehr freilich die Möglichkeit des Landerwerbs durch den Schwund noch unbesetzter Bauernstellen bzw. freien Landes eingeschränkt wurde, desto geringer war die soziale Mobilität und umso stärker entwickelte sich eine soziale Differenzierung in Großbauern, Bauern mit mittelgroßem Grundbesitz, Klein- und Zwergbauern und die landlose Bevölkerungs- schicht (bei den landarmen und landlosen Schichten mit quantitativ stark steigender Tendenz). Vollumfänglich kam diese Entwicklung allerdings erst im Laufe des 19. Jahrhunderts zum Tragen. Die Regulierung der Schichtung, d.h. die Verteilung von Bauern- und Kleinhäus- lerstellen erfolgte im wirtschaftlichen Interesse der Grundherrschaft. Dort, wo ge- nügend Land für den Ackerbau zur Verfügung stand, wurden Bauern bevorzugt. Kleinhäusler und Tagelöhner wurden verstärkt dort angesiedelt, wo man Handwerker brauchte, wo es Weinberge gab, und in Orten, in denen die Eigenwirtschaft (Ma- joratswirtschaft) des Grundherrn betrieben wurde. Hier bestand großer Bedarf an Tä- tigkeiten, die durch Handrobot zu erledigen waren. Allerdings waren von Anfang an die Bauerngüter unterschiedlich groß, es gab ganze, dreiviertel, halbe oder noch klei- nere Sessionen, so dass durch eine solche Verteilung bereits eine soziale Differen- zierung vorgenommen wurde, die sich durch das Anerbenrecht und die restriktive Haltung der Grundherren gegenüber Besitzteilungen für lange Zeit stabil erwiesen hat. Getrieben vom Hunger nach Land hatten sich die Auswanderer aus Deutschland Richtung Ungarn aufgemacht. Dieser Landhunger blieb für sie kennzeichnend, er be- herrschte die nachgeborenen Söhne und wurde zu einer der treibenden Kräfte der

73 KRAUSS, Auswanderer, S. 107-116.

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Binnenkolonisation, die auch dann ihre Dynamik beibehielt, als die Zuwanderung aus dem Reich bereits verebbt war. Der Notar der Gemeinde Hant im Komitat Tolna schrieb in den Fragebogen, den der Pfarrer Antal Egyed (1779-1862) für seine Befra- gung der deutschen Gemeinde 1826-1829 verteilt hatte: „Wo sich der unruhige Deut- sche einnistet, dort beißt er den trägen Ungarn aus.“74 Angesprochen wird mit dieser durchaus zutreffenden Bemerkung der Vorgang, der von den deutschen Dörfern ausging und immer mehr bis dahin nichtdeutsche Dör- fer erfasste: Deutsche Bauern und ihre nachgeborenen Söhne pachteten von den süd- slavischen oder ungarischen Bauern in den Nachbardörfern Felder, kultivierten sie und kauften sie schließlich bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Der Verwal- tungsbeamte der Herrschaft Bóly, Johann Nepomuk Strázsay, berichtete in seiner 1808 verfassten Abhandlung „Geographisch Oeconomische Beschreibung der Herr- schaft Bóly“, dass die Deutschen Felder der Serben pachteten, um sie nach einiger Zeit zu kaufen und in Besitz zu nehmen. Er empfahl seiner Herrschaft, dieses Besitz- streben der deutschen Kolonisten strategisch zu nutzen. Am Beispiel des ungarischen Dorfes stellte Strázsay die Überlegung an, dass es „zu wünschen wäre, das nach diesem Ort etliche gute, fleißige Teutsche Unterthanen über- siedelt werden möchten, die mit ihrem guten Beyspiel die trägen aneifern und den so fruchtbaren Boden gehörig cultivieren wussten, gewiß wäre dieser Ort, den man gegenwär- tig zu den ärmsten zählt, einer der ersten Ortschaften der Herrschaft.“75 Es ist davon auszugehen, dass viele Grundherren Vorgänge dieser Art sehr wohl wahrnahmen und als in ihrem Interesse liegend auch förderten. Angesichts der großen Ausdehnung binnenkolonisatorischer Prozesse und der Mobilität deutscher Kolonis- ten, ist zu vermuten, dass die Grundherrschaften diese tatsächlich als Strategie ein- setzten, doch ist dieses Phänomen mit seinen vielseitigen Aspekten noch zu wenig er- forscht, um es angemessen darstellen zu können. Ein Desiderat der Forschung ist auch die Frage der Bevölkerungsbewegung, Ge- burten- und Sterberaten, des Heiratsverhaltens und der Fertilität der deutschen Kolo- nisten nach ihrer Ansiedlung. Viele verweisen hier auf den aus dem Mittelalter stam- menden und in allen deutschen Siedlungsgebieten Ostmitteleuropas überlieferten Spruch, der untrennbar mit dem Gründungsmythos der deutschen „Ostwanderung“ verbunden ist: Den ersten der Tod, Den zweiten die Not, Den dritten das Brot.76 Diese stereotype, generationsbezogene Periodisierung der Ansiedlung hält einer kritischen Betrachtung zumindest für die Zeit des 18. Jahrhunderts nicht stand. Es ist

74 http://www.antikva.hu/onan/reszletek.jsp?konyv=cserna_anna_egyed_antal_osszeirasa_es_ korrajz_tolna_varmegyebol&katalogusid=147267. 75 Zit. nach KRAUSS, Auswanderer, S. 153 bzw. 395. 76 Wie bei anderen Mythen auch ist die Ursprungsvariante kaum nachzuweisen, findet jedoch als Narrativ schon bei den Auswanderern vielfach Verwendung.

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das Verdienst des Tübinger Historikers Karl-Peter Krauss, unser Wissen über die de- mographische Entwicklung der Deutschen in Ungarn anhand des Beispiels einiger Kolonistendörfer in der Herrschaft Bóly wesentlich bereichert zu haben.77 Krauss stellt für die ersten Jahre der Ansiedlung in den drei von ihm näher untersuchten Ge- meinden Újpetre, und Vokány zwar eine überdurchschnittliche Sterblichkeit fest, die aber schon innerhalb eines Jahrzehnts, manchmal sogar noch früher durch ei- ne deutlich ansteigende Geburtenrate kompensiert wurde. Im Verlauf des 18. Jahr- hunderts kam es jedoch infolge epidemischer Krankheiten (Seuchen) zu signifikanten Einbrüchen. Es gab somit auch Jahre, in denen die Sterberate die Geburtenrate deut- lich überstieg. Solche Krisenjahre waren für das ganze Land oder zumindest regional bestimmend und somit auch für die Kolonisten relevant. Sie sind jedoch nicht mit der Ansiedlung und den anfänglichen Integrationsschwierigkeiten in einen ursächlichen Zusammenhang zu bringen. Im Heiratsverhalten ist allerdings ein solcher Zusammenhang erkennbar. Auffal- lend ist die hohe Zahl der verwitweten Personen, die sich das Ja-Wort gaben. Krauss stellt fest, dass in den ersten Jahren der Ansiedlung in den von ihm näher untersuch- ten Dörfern Hochzeiten selten waren, bei denen beide Partner bei der Heirat ledig wa- ren.78 Sie stellten nur ein Drittel der Vermählungen. „Trotz einer Zunahme der Hoch- zeiten zwischen jeweils ledigen Partnern in den folgenden Dekaden, blieb das Niveau der Eheschließungen mit verwitweten Partnern außerordentlich hoch.“79 Erst 30 bis 40 Jahre nach dem Zeitpunkt der Ansiedlung begannen die Eheschließungen lediger Partner allmählich zu überwiegen. Abgesehen von der überdurchschnittlichen Sterblichkeit der Familienväter in den ersten Jahren unmittelbar nach der Ansiedlung sind die Ursachen in einer Überlebens- strategie der Kolonisten zu suchen: Verwitwete Personen, Frauen wie Männer, konn- ten den Bauernhof aus eigener Kraft nicht halten, Witwen noch weniger als Witwer. Sie waren daher gezwungen, sich möglichst schnell wieder zu verheiraten, um den Verlust ihrer Existenzgrundlage zu verhindern, wozu es oft nur wenige Wochen nach dem Tod des Ehepartners kam. Andererseits war für viele junge Männer die Heirat mit einer Witwe als Hoferbin die erfolgversprechendste Methode, an eine Ansässig- keit zu gelangen und dadurch Vollbauer zu werden. Zudem war auch für viele junge Frauen die Heirat mit einem älteren Witwer existenzsichernd. Daher kennzeichnet das Heiratsverhalten dieser Zeit häufig ein größerer Altersunterschied der Ehepartner. Auf diese Weise entstanden ungewöhnliche Familienstrukturen, da durch das Mit- bringen von Kindern aus mehreren Ehen Nachkommen aus verschiedensten Verbin- dungen zusammenlebten, was wiederum eine Unmenge von Erbschaftsstreitigkeiten heraufbeschwor, die die Patrimonialgerichtsbarkeit der Grundherren ganz erheblich in Anspruch nahmen. Schließlich ist noch zu beobachten, dass junge Leute häufig sehr jung heirateten, was wiederum merklich zur Erhöhung der Geburtenrate beitrug. Die

77 KRAUSS, Auswanderer, Kapitel: Allgemeine Lebensbedingungen der Einwanderer, S. 163- 199. 78 Ebenda, S. 177. 79 Ebenda, S. 180.

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Ansiedlung bzw. die ersten Jahre der Ansiedlungszeit sind daher als eine schwierige Ausnahme- und Krisensituation zu bewerten, die von spezifischen demographischen Prozessen begleitet war.

1.1.8 Der Bauernaufstand von 1766 und seine Vorgeschichte Die Ansiedlung der deutschen Kolonisten löste einen dynamisch verlaufenden demo- graphischen und wirtschaftlichen Wachstumsprozess aus. Je dynamischer er sich ge- staltete, desto schneller führte er zur weitgehenden Verteilung der verfügbaren Res- sourcen an Boden und Wirtschaftsgütern. Je weniger jedoch für eine Neuverteilung übrig blieb, desto stärker nahmen die Konflikte zu, in denen es um die Nutzung der noch verbliebenen Ressourcen ging. Im Mittelpunkt dieser Konflikte stand einerseits die Nutzung des Waldes und die Anlage neuer Weingärten und Felder, andererseits die Neuverteilung der Ressource Arbeit in Gestalt der Fronarbeit des Bauern für den Grundherrn. Die anfangs scheinbar unbegrenzt zur Verfügung stehenden Landres- sourcen waren allmählich aufgebraucht, und sowohl den Untertanen als auch ihrer Herrschaft wurden in den Bestrebungen nach Expansion immer engere Grenzen ge- zogen. Nachdem die Grundherrschaft auf einen großen Teil ihrer Allodialgründe zuguns- ten der Ansiedlung der deutschen Siedler verzichtet hatte, schränkte sie die Nutzung der Wälder (für Weide, Bau- und Brennholzgewinnung) zunehmend ein, verbot den Bauern die Anlage neuer Weingärten und Felder und erhöhte fortlaufend die Zahl der Frontage. Diese benötigte sie, um die eigene Gutswirtschaft zu vergrößern, auszubau- en und die Präsenz und Effizienz der Grundherrschaft durch die Errichtung neuer Bauten (Wirtshäuser, Stallungen, Presshäuser, Mühlen, Verwaltungsgebäude) zu er- höhen.80 Aus der Sicht der Bauern war diese Entwicklung mit einer spürbaren Rechtsver- schlechterung verbunden. So beklagten sich die in Himesháza ansässigen Untertanen des Bischofs von Pécs 1765 darüber, dass sie bei ihrer Ansiedlung laut Vertrag nur 12 Tage Fronarbeit zu leisten gehabt hätten, jetzt seien daraus jedoch 67 Tage Zugfron und 40 Tage Handfron geworden.81 Das entsprach einer Verzehnfachung der ur- sprünglich eingeforderten Arbeitsleistung. Die Mitte der 1760er Jahre auf den Patri- monialgerichten und der Komitatsversammlung vorgebrachten Klagen der Bauern aus zahlreichen Grundherrschaften bestätigen, dass dies kein Einzelfall war, sondern Symptom einer allgemeinen und für nahezu alle Grundherrschaften gültigen Entwick- lung, die auf eine zunehmende Verbitterung im Verhältnis des bäuerlichen Untertans zu seinem Grundherrn und dessen Repräsentanten (Beamten, Heiducken) hinauslief.82 Wer die Arbeitspflicht verweigerte, und das kam immer häufiger vor, wurde mit emp- findlichen körperlichen Strafen überzogen, die sogar auf Frauen angewandt wurden

80 Ebenda, S. 201 ff. 81 Ebenda, S. 231. 82 RUZSÁS, Parasztság, S. 60 ff.

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und zahlreichen Aussagen zufolge sich oft zu Prügelexzessen ausweiteten, aus denen manche Bauern verkrüppelt hervorgingen. Solche Vorfälle im dörflichen Alltag trugen wesentlich zur Konflikteskalation bei, denn den Kolonisten wurde damit handgreiflich verdeutlicht, dass sie in zunehmen- dem Maße wie alle übrigen Leibeigenen behandelt wurden und die anfänglich (laut Ansiedlungsvertrag) eingeräumten Freiräume eine immer stärkere Einschränkung er- fuhren. Die zeitgleich vom Wiener Hof ausgehenden Bestrebungen der Urbarialregu- lierung mit dem Ziel, die Robotpflicht der Untertanen einzugrenzen, haben den Kla- gen der Bauern neuen Schwung verliehen, da sie sich durch die oberste Autorität der Königin in ihren Anliegen bestätigt sehen mussten. Die damit geschürten Erwartun- gen haben gleichfalls zur Eskalation beigetragen. Die Bauernaufstände in der Habs- burgermonarchie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gingen im Allgemeinen der Einführung der mariatheresianischen Urbarialregulierung voraus (wie z.B. in Kroatien 1755) und provozierten bzw. beschleunigten die Durchsetzung des Bauern- schutzprogramms der Monarchin. Die Urbarialregulierung hat somit die Funktion ei- ner Konfliktregulierung im Verhältnis Bauern-Grundherr erhalten. Dies ist auch am Beispiel der Bauernaufstände von 1766 in Transdanubien zu beobachten. Mit dem Bauernaufstand von 1766 betrat der deutsche Kolonist erstmals als Ak- teur die politische Bühne, bestärkt durch ein neues Selbstbewusstsein, das auf seinem wirtschaftlichen Erfolg beruhte und ihn deshalb auch dazu motivierte, das Erreichte nicht durch neue Belastungen seitens des Grundherrn in Frage stellen zu lassen. Die- ser Aufstand war aus mehreren Gründen von großer Bedeutung. Erstens war das Kon- fliktpotential, das sich in der Erhebung manifestierte, ein wesentlicher Bestandteil des Konsolidierungsprozesses des durch die private Ansiedlung neu geschaffenen Sozial- und Wirtschaftssystems; zweitens verdeutlichte der Aufstand die erfolgreich vollzo- gene und vollständige Integration der aus dem Ausland eingewanderten Kolonisten in die feudale Untertanengesellschaft; und drittens artikulierte sich in diesem von den Dorfeliten getragenen Aufstand eine neue Identität: Aus dem Kolonisten, der eine neue Existenzgrundlage gesucht hatte, war ein selbstbewusster, bodenständiger Bauer geworden, der die ihm zur Verfügung gestellten Ressourcen nicht nur für seinen Grundherrn, sondern auch zum eigenen Wohl zu nutzen verstand, schließlich solida- risch mit dem Nachbarn für seine Rechte eintrat und für den gemeinsam ausgetrage- nen Kampf um eben diese Rechte sogar einen Gruppenbildungsprozess initiierte. Im Rahmen dieses Gruppenbildungsprozesses organisierten sich die deutschen Bauern dorfübergreifend zunächst entlang den Grenzlinien der jeweiligen Grundherrschaft, überschritten im Verlauf des Aufstandes jedoch auch diese Grenzen und schufen da- mit erstmals Ansätze zu einer regionalen Identität auf Komitatsebene. Diese können als Vorläufer der bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachweisbaren re- gionalen Identität eines stolzen Bewohners der „Schwäbischen Türkei“ bzw. analog dazu auch anderer deutscher Siedlungsgebiete in Ungarn angesehen werden.

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1.1.8.1 Verlauf des Aufstandes von 1766 Die Aufstandsbewegung nahm bereits 1765 im Komitat Vasvár ihren Ausgang und erfasste im darauffolgenden Jahr die Komitate Tolna, Baranya und Somogy.83 Im September 1765 befasste sich das Patrimonialgericht der Grundherrschaft der Batthy- ány mit Sitz in Siklós mit den eingereichten Beschwerden ihrer Untertanen. Diese wurden in dem wichtigsten Punkt, der Fronarbeit, zurückgewiesen, doch in einigen Punkten erreichten die Kläger einen Teilerfolg: Den Aufsehern wurde nämlich unter- sagt, bei der Entrichtung des Neuntels und des Zehnten für sich selbst Erntegeld zu beanspruchen und von den Untertanen, die heiraten wollten, Gebühren zu verlan- gen.84 Die Entscheidung des Herrenstuhls wurde im November vom Komitatsgericht ei- ner Revision unterzogen. Dieses bestätigte die 52 Tage Zugrobot bzw. 104 Tage Handrobot (was für die Mehrheit der Bauern mit einer halben Session die Hälfte der abzuleistenden Frontage bedeutete), doch das Dreschen des Neuntelgetreides sowie das Befördern der Frucht in die Kornspeicher und des Zehentweines in die Keller der Grundherrschaft sollten in dieser Robot mit enthalten sein und somit den Untertanen nicht zusätzlich aufgebürdet werden. Die Verwalter des Grundherrn Karl Joseph Fürst von Batthyány (1697-1772) legten gegen dieses Urteil Revision ein, so dass das Ver- fahren an den Statthaltereirat als nächste Instanz verwiesen wurde. Im Frühjahr 1766 erfasste der Aufstand die ganze Schwäbische Türkei. Michael Winkler (1729-1810), zu diesem Zeitpunkt Pfarrer von Szakadát, schrieb in seiner Pfarrchronik: „O weh! Unser Vaterland befindet sich jetzt in einer sehr gefahrvollen Lage. Die Unterta- nen sind in manchen Komitaten gegen ihre Grundherren aufgestanden und wollen Robot nur noch leisten, wenn diesbezüglich eine königliche Resolution herauskommt. […] Die Bewohner von Berény haben sich am 11. Mai (1766) als Rebellen erklärt und haben ihren Richter Franz Balasko und die Geschworenen Jakob Kisling und Martin Frech mit vielen Prügeln grausam traktiert, weil diese ihre Meinung nicht teilen wollten. Von diesem Tage an verweigerten sie jegliche Robot. Die Bewohner von Szárazd schlossen sich auch an. In Udvari setzten sie den Richter und mehrere Geschworene ab. Die Gyönker boten ihrem Herrn Trotz und verschworen sich, zu allem bereit zu sein. Gleichen Sinnes sind auch die Untertanen des Grafen Styrum in Simontornya, ebenso die Untertanen des Grafen Feste- tics, wie auch die Leute von Tolna und Kakasd, nebst den Bonyhádern und vielen anderen. Auch die Untertanen des Esterházy, die Szakályer, sind zu allem entschlossen. Sie teilten den Berényern mit, falls diesen etwas von seiten der Grundherrschaft zustoßen sollte, mö- gen sie schnellstens einen Boten schicken, und sie werden dann zur Hilfe kommen.“85 In dieser aufgewühlten Stimmung kamen am 5. Juli 1766 die Anführer der deut- schen Untertanen der Grundherrschaft Bóly in zu einer geheimen Sitzung zusammen und einigten sich darauf, die Abgabe des Neuntels an den Grundherrn zu verweigern. Tatsächlich häuften sich nach eingefahrener Ernte solche Fälle, begleitet

83 KOSÁRY, Tumultus; KROPF; VÖRÖS. 84 RUZSÁS, Parasztság, S. 60-70; KRAUSS, Auswanderer, S. 232-238. 85 WINKLER, S. 77.

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auch von der Weigerung, die Robot abzuleisten. Daraufhin ließ die Komitatsbehörde die Rädelsführer der Rebellion verhaften und in den Komitatskerker von Fünfkirchen werfen. Doch diese Maßnahme löste eine offene Empörung aus. Nach dem Zeugnis des Hofrichters der Herrschaft Bóly, Jakob Taucher, strömten 3 000 mit Stöcken be- waffnete Bauern vor das Haus des Vizegespans und den Kerker in Fünfkirchen und erreichten durch ihre Drohungen die Freilassung ihrer Anführer. Die vom Komitat auf den 1. September angesetzte Verkündung der mariatheresia- nischen Urbarialregulierung in Siklós machte deutlich, dass sich die Rebellion inzwi- schen weit über Grundherrschaft Bóly hinaus ausgebreitet und zu einem Flächenbrand entwickelt hatte. Denn schon am 31. August strömten nicht nur die Bauern der Herr- schaft Bóly, sondern auch die anderer Grundherrschaften wie , Üszög, Pécs- várad und Dárda nach Siklós. Insgesamt 600 Bauern rotteten sich bereits an diesem Tag vor der Burg in Siklós zusammen. Am nächsten Tag wuchs die Menge auf 9 000 Bauern an, gegen die der Präfekt der Batthyány’schen Herrschaft Siklós zwei Schwadronen des in der Baranya statio- nierten Anspach’schen Regiments aufbot, um vor allem dafür zu sorgen, dass die in der Burg gelagerten Waffen nicht in die Hände der Aufständischen fielen. Die Bauern wurden von den Offizieren und Herrschaftsbeamten dazu aufgefordert, ihren Auf- stand zu beenden, nach Hause zu gehen und sich der Obrigkeit unterzuordnen. Doch die Aufständischen bekundeten, dass sie lieber ihr Leben lassen wollten als Neuntel und Zehntel weiter zu zahlen. Um die Menge auseinanderzutreiben, ließ der Kom- mandant über ihre Köpfe hinweg schießen. In dem dadurch ausgelösten Tumult feuer- ten die Soldaten in die Menge und trieben sie auseinander. 12 Bauern blieben tot un- terhalb der Burgmauern von Siklós liegen.86 Auf der neuerlichen Sitzung des Patrimonialgerichts in Siklós am 22. September 1766 prallten die alten Argumente der klagenden Bauern, vertreten durch Richter und Geschworene der Orte Bóly, Devecser, Kiskassa, Palkonya, Ráczpetre, Kövesd und Vokány, und der beklagten Grundherrschaft abermals unversöhnlich aufeinander. Der kluge Schritt der Bauern, ihre Klageschrift als Eingabe auch an die Königin nach Wien zu schicken, brachte das Gericht unter erheblichen Zugzwang und setzte es un- ter Rechtfertigungsdruck. Auch gestanden die Kläger die Verweigerung der Robot- und Abgabenpflichten nicht ein, sondern gaben für ihr tatsächliches Ausbleiben orga- nisatorische Gründe an. Auf einer weiteren Sitzung des Patrimonialgerichts vom 10. Januar 1767 wurden Zeugen zum Bauernaufstand des vorhergegangenen Sommers verhört, deren Aussa- gen den Solidarisierungsprozess und die damit verbundene Gruppenbildung, die über die Grenzen einzelner Grundherrschaften hinausging, sehr gut verdeutlichen. So sagte beispielsweise Jakob Baumholzer aus Töttös aus, dass nach dem Eid von Kiskassa das ganze Volk der Grundherrschaft Bóly nicht mehr bereit war, die Fronarbeit und das Neuntel zu leisten. Er bekannte auch, dass in der Verschwörungssitzung festge- legt worden war, denjenigen, der diesen Beschluss und den darauf abgelegten Eid

86 RUZSÁS, Parasztság, S. 69. Nach BRÜSZTLE, Bd. 3, S. 28, wurden insgesamt 600 Bauern getötet oder verletzt.

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missachten würde, zu töten und seinen Besitz in Schutt und Asche zu legen. Weitere Aussagen wiesen darauf hin, dass sich u.a. auch Bauern aus Véménd und Bozsok, al- so aus der Herrschaft Pécsvárad mit Abgesandten aus der Herrschaft Bóly verbrüdert und am Aufruhr in Siklós teilgenommen hatten.87 Die Quellen belegen ferner eindeutig88, dass der Aufstand von deutschen wohlha- benden und angesehenen Bauern getragen wurde, die mit ihren Unterschriften auf den Klageschriften und Eingaben ihre Beschwerden besiegelten. Es waren damit gerade die Bauern, die es bereits in der zweiten oder dritten Generation der Ansiedlung zu etwas gebracht hatten – wie beispielsweise der Dorfrichter von Bóly – und die ihre Entschlossenheit bekundeten, den Rechtsstatus als freie Untertanen und ihren erwirt- schafteten Wohlstand gegen die von der Grundherrschaft ausgehenden Bestrebungen nach Profitsteigerung und Besitzarrondierung zu verteidigen. Die Antwort des Hof- richters der Herrschaft Bóly, Jakob Taucher, auf die vor den Herrenstuhl des Komitats gebrachten Klagen der Bauern vom 16. September 1766 macht diesen Zusammen- hang deutlich, wenn er argumentiert, dass es den Bólyern Untertanen trotz Robot in den vergangenen Jahren so schlecht nicht ergangen sein konnte: „Vor 16 Jahren waren alle diese Robaten, die jetzt gewöhnlich, schon damals in Usu, und ich hab ihnen nichts Neues aufgebracht. War ist es, dass die Boyler dazumahlen ziemliche Bettler waren, dieweilen sie unter meiner Ambtirrung rechtschaffen zu Kräften und Ver- mögen gekommen. Vielmehr kann ich beweisen, dass zwar einige als Bettler hingekom- men, jetzt aber vermögliche Leute sind, als Heinrich Folgert, welcher zu Monoster Schwei- ne Halter, und Adam Röder, welche zur Nyarad Schaf Halter gewesen, welche aber sich zu Bolly so weit Erhoben, dass der eine allein jährlich biß zu 150 Eimer Wein fechset, und beyde von recht guten Vermögen sind.“89 Mit der endgültigen Durchsetzung der Urbarialregulierung der Königin Maria Theresia in den darauffolgenden Jahren wurde den Bauernaufständen der Boden ent- zogen. Die genaue Festsetzung aller Dienstleistungen und Natural- wie Geldabgaben setzten dem Prozess der fortlaufenden Rechtsverschlechterung der Bauern ein Ende. Sie genossen nunmehr ausreichend Rechtssicherheit, auch wenn sie mit dem vor- geschriebenen Maximum von zwei bis drei Robottagen pro Woche (für die volle Ses- sion, das bedeutete für die große Mehrheit der Bauern mit weniger als einer Session einen bis eineinhalb Robottage pro Woche) anfänglich wenig einverstanden waren, weil sie eine größere Beschränkung ihrer Arbeitsleistung für die Grundherrschaft er- wartet hatten. Doch begünstigen die in den Jahrzehnten danach insbesondere unter Kaiser Joseph II. erlassenen Gesetze die Ablösung der Robot und die Umwandlung der Naturalabgaben in Geldleistungen. Außerdem verboten sie das Abstiften der Bau- ern (Einzug ihrer Höfe zum Zweck der Vergrößerung der Eigenwirtschaft des Grund- herrn) und hoben das Vorkaufsrecht der Grundherren auf die Produkte ihrer Unterta- nen auf.

87 In der Herrschaft Pécsvárad brach im November 1766 ein Bauernaufstand aus, der durch Willkürakte des Verwalters ausgelöst wurde. Siehe NAGY, . 88 Quellen in KRAUSS, Auswanderer, S. 362-371. 89 Zit. nach ebenda, S. 367.

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1.2 Private Grundherren als Akteure der Ansiedlung 1.2.1 Wirtschaftliche Ziele und Motive ihrer Kolonisationstätigkeit Die grundherrschaftliche Privatansiedlung verfolgte zwei Ziele: die schnelle Nutz- barmachung ihrer Ländereien durch Bauern, die aufgrund ihrer Kultivierungsarbeit die Geld- und Naturalabgaben leisten konnten und dadurch die Rentengrundherrschaft wieder profitabel machten; und zweitens den Aufbau einer zeitgemäßen Gutswirt- schaft mit einem starken landwirtschaftlichen Eigenbetrieb in Form des Meierhofes bzw. der Majoratswirtschaft (oder der „Schweizerei“, wie die Milchkuhzuchtbetriebe bezeichnet wurden), die im habsburgischen Ungarn während der Dreiteilung des Lan- des bereits entwickelt worden war und jetzt in die neu erworbenen Gebiete einge- bracht wurde. Wirtschaftliche Unterstützung beim Aufbau genossen die Siedler wenig oder nur auf Vorschuss. In einer zweiten Phase privatwirtschaftlicher Ansiedlung ab den 1750er Jahren wurde von den Großgrundbesitzern wie beispielsweise den Esterházys planmäßig der Anteil der bäuerlichen Unterschichten in den Dörfern ihrer Domänen vergrößert, um genügend Arbeitskräfte für ihre Eigenwirtschaft zu gewinnen. Nach der Urbarialregu- lierung von 1767 hat sich dieser Trend verstärkt, da die Sessionsbauern nicht mehr zu außerordentlichen Robotleistungen herangezogen werden konnten. Andererseits stand für eine Neuansiedlung von Sessionsbauern auch nicht mehr genügend Grund zur Verfügung, so dass sich nur mehr die Zahl der Häuslerstellen vermehren ließ, ein Vorgang, der am grundherrlichen Bedarf an Arbeitskräften ausgerichtet war. Für die privatwirtschaftliche Kolonisation war die allgemeine Wirtschaftsentwick- lung von ausschlaggebender Bedeutung. Die Wirtschaftstransformation von der Wei- dewirtschaft zum Getreideanbau als Mittel der Profitmaximierung wurde durch eine bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts einsetzende Getreidekonjunktur begünstigt, die wiederum auf das allgemeine, stark ansteigende Bevölkerungswachstum und die vielen Kriege des 18. Jahrhunderts zurückzuführen war. Nach Beendigung der Tür- kenkriege stiegen nach 1718 die Absatzchancen für ungarisches Getreide auf österrei- chischen Märkten, da mit den Wasserstraßen der Donau, Drau und Save auch günsti- ge Handelswege Richtung Westen erschlossen werden konnten.90 Die Umwandlung der extensiv genutzten Weideflächen in Ackerland wurde damit zum Postulat regiona- ler Entwicklung, insbesondere in den westlichen, an die österreichischen Erbländer angrenzenden Gebieten. Die schnelle Reaktion privater Grundherren, die im Verlauf des 18. Jahrhunderts gerade in Kriegszeiten oder gar direkt vor Ausbruch von Kriegen verstärkt deutsche Kolonisten als Ackerbauern in ihren Grundherrschaften ansiedel-

90 Über die Preisverhältnisse für den Absatz von Agrarprodukten, insbesondere von Weizen, in Wien siehe OTRUBA, S. 121-126; die Weizenpreiskonjunktur stand in ganz engem Zu- sammenhang mit den Kriegen, so gab es in den 1740er Jahren, 1758-1760, 1771 und 1788/89 einen sprunghaften Anstieg der Weizenpreise um das Zwei- bis Vierfache des Durchschnittspreises von zwei bis drei Gulden pro niederösterreichischem Metzen; abge- sehen davon stieg der Weizenpreis zwischen 1730 und 1790 um 59,4 Prozent, ebenda, S. 122.

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ten, verdeutlicht das erhebliche Gewinnpotential und den Zusammenhang zwischen Kriegsgeschehen, Militärversorgungsbedarf und Agrarkonjunktur.91 Diese Umwandlung der Agrarwirtschaftstruktur vollzog sich allmählich, doch we- gen der Nähe zum österreichischen Absatzmarkt im westlichen Teil Ungarns am schnellsten. Für das Jahr 1723 wird der Anteil der Dreifelderwirtschaft im Königreich Ungarn auf 22 Prozent geschätzt, hundert Jahre später war er bereits auf 66 Prozent gestiegen.92 Die intensive Feldwirtschaft sicherte langfristig höhere Einkommen und entsprach auch der Interessenlage der Magnaten. Denn sie ermöglichte die Blüte der allodialen Eigenwirtschaft, der Majoratswirtschaft der Großgrundbesitzer.93 Hierzu kann als Beispiel die gut erforschte Batthyány’sche Majoratswirtschaft in Bóly, Ko- mitat Baranya herangezogen werden. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts hatte man versucht diese neu aufzubauen, war damit 1701 aus Mangel an Arbeitskräften kläg- lich gescheitert und versuchte es nach 1711 erneut mit serbischer Ansiedlung, um bald darauf den Schluss zu ziehen, dass nur die Ablösung der Serben durch Deutsche aus der Krise herausführen und den wirtschaftlichen Aufschwung bewirken könne.94 Dies berichtete der Verwalter Ferenc Somogyi an seine Grundherrin Gräfin Eleonora Batthyány-Strattman (1677-1741), die wiederum in der einleitenden Feststellung zum Ansiedlungsvertrag vom 29. August 1738 mit den Siedlern in Bóly ihre Impopula- tions- und Wirtschaftsstrategie wie folgt darlegte: „Weillen wir entschlossen, unsere teutsche Unterthanen in dem zum Siklosser Schloß ge- hörigen Bollyer Distrikt und sonderlich die Bollyer Unterthanen zu vermehren“95. Karl-Peter Krauss gelangt nach einer systematischen Durchsicht der Korrespon- denz der Gräfin mit ihrem Gutsverwalter in Bóly zu dem Fazit: „Fast alle Briefe, die an die herrschaftlichen Beamten gerichtet wurden, befassten sich mit dem Verkauf und den Strategien zur Erzielung optimaler Preise für agrarische Produkte, wobei dem Weizen eine dominierende Rolle zukam.“96 Ihre auf Ertragsoptimierung und rationel- le Wirtschaftsführung ausgerichteten Bestrebungen verdeutlicht auch ihre ständig wiederholte Frage: „möchte wissen, was von Getrayd zu Geld gemacht?“ Ihr Trachten führte schließlich in den 1730er Jahren zu durchschlagendem Erfolg, als der ihren Gütern gleichsam benachbarte Schauplatz des Türkenkriegs 1737-1739 einen Anstieg der Getreidepreise auch vor Ort in zwei Jahren, d.h. von 1736 bis 1738, um rund 100 Prozent und damit eine Konjunktur bewirkte, die, wenn auch mit Schwankungen, lan- ge anhielt. Neben Getreide gehörten zu den wichtigsten Absatzprodukten Wein und „Borstenvieh“, deren Preisentwicklung allerdings wesentlich größere Schwankungen auch nach unten aufwies.97 Solche Konjunkturlagen zogen fortgesetzt Ansiedlungs-

91 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 107; KRAUSS, Auswanderer, S. 51 f. 92 SIMONNÉ TIGELMANN/SIMONFFY, S. 23. 93 KÁLLAY, Kormányzata. 94 NAGY, Batthyány, S. 376 f. 95 Zit. nach KRAUSS, Auswanderer, S. 83. 96 Ebenda, S. 85. 97 Ebenda, S. 88 f.

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aktionen nach sich, wie z.B. in Bóly, dem Zentrum der Grundherrschaft, in dem ab 1720 fast jedes Jahr die Zahl der deutschen Siedler zunahm. Aber die Gräfin verfolgte auch eine weitsichtige Arrondierungsstrategie, zu der die Donation der halben Herr- schaft Siklós im Jahr 1726 gehörte und der Kauf der zweiten Hälfte dieser Herrschaft für die stattliche Summe von 96 200 Gulden im Jahr 1736, gerade rechtzeitig vor der Getreidepreishausse in den darauffolgenden Jahren. 1741 erwarb sie außerdem noch die Herrschaft Üszög, und zwar mit dem Kapital, das sie u.a. aus der Herrschaft Bóly erwirtschaftete. Im ostungarischen Tiefland hingegen blieben die Weidewirtschaft und der damit verbundene Ochsenhandel noch immer gewinnbringend.98 Dieses System erforderte nur minimale Betriebskosten und war als Teil der Gutswirtschaft des Grundherrn auch steuerfrei, so dass es in diesem Teil Ungarns nur ausnahmsweise zu einer An- siedlung von Deutschen gekommen ist. Da die privaten Grundherren aus Kostengründen in der Regel keine großen Wer- beaktionen (durch Agenten oder Lokatoren) in den Herkunftsgebieten der deutschen Kolonisten veranstalten wollten, profitierten sie von der staatlich organisierten Kolo- nisation, von der sie viele Einwanderer auf der Durchreise, oft schon in Wien, abwar- ben.99 Dabei bevorzugten sie deutsche Kolonisten – häufig erst nach mehreren weni- ger erfolgreichen Kolonisationsversuchen beispielsweise mit südslavischer Bevölke- rung – aus drei Gründen: 1. waren sie Ausländer und entlasteten den durch die sprunghaft angestiegene Binnenwanderung gefährdeten einheimischen Arbeitsmarkt an hörigen Bauern, die durch strenge Wegzugsverbote − oft vergeblich − daran gehindert wurden, sich von ihrer Schollengebundenheit in den Grundherrschaften West- und Oberungarns durch Wegzug zu befreien und sich als freie Bauern in den Neo- Acquistica niederzulassen; 2. waren die deutschen Kolonisten (aber nicht nur diese) Träger einer intensiven Ackerbauwirtschaft, die auch Erfahrungen mit Erwerbswirtschaft und von da- her das Streben nach Mehrproduktion mitbrachten; 3. wurde durch Einführung und Verbreitung der intensiven Feldwirtschaft die aus der osmanischen Zeit überkommene, ethnisch gesehen von den Südslaven, vor allem den Serben getragene extensive Weidewirtschaft abgelöst und ver- drängt. Dadurch haben sich die Großgrundbesitzer einerseits wesentlich höhere Steuer- einkünfte gesichert, andererseits konnten sie mit Hilfe der Kolonisten ihre eigene Gutswirtschaft einrichten und ihren Großgrundbesitz weiter ausbauen. Ein herausra- gendes Beispiel dafür ist Graf Sándor Károlyi (1669-1743), der durch seine private, bereits ab 1711 einsetzende und von seinen Nachkommen bis in die Mitte des 19.

98 MAKKAI, Viehhandel, S. 504 f. 99 HOFFMANN, Niederlassung.

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Jahrhunderts fortgeführte Kolonisation ein ganzes ungarndeutsches Siedlungsgebiet, nämlich das der Sathmarer Schwaben begründete.

1.2.2 Wirtschaftliche Folgen der Ansiedlung deutscher Kolonisten In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat sich bereits ein sehr positives Bild über die Auswirkungen und den wirtschaftlichen Erfolg der Ansiedlung deutscher Kolonis- ten durchgesetzt. So schrieb der Agrar- und Bildungsreformer Samuel Tessedik (1742-1820), der evangelische Pfarrer von Szarvas in Ostungarn, über das Ergebnis der Siedlungstätigkeit des Grundherrn Graf Georg Harrucker: „Dieser Frieden liebende Herr konnte Weg und Methode finden, um Menschen aus allen ungarischen Provinzen und sogar aus dem Ausland wie dem schwäbischen, fränkischen und rheinischen Kreis hierher zu rufen. Die freie Ausübung der Religion wurde den neu- en Bewohnern gestattet. Allerlei Nationen, Ungarn, Deutsche, Slowaken, Raitzen und Wa- lachen wurden freundlich aufgenommen. […] Dort, wo vor 50 bis 60 Jahren eine rußige Hirtenhütte, ein türkisches Bad oder ein Lager der Armenier stand, dort gibt es heute Dör- fer mit 500, 600, 800 und 1 000 Häusern, welche 5 000, 6 000 und 8 000 Einwohner zäh- len.“100 Etwas später verzeichnete der ungarische Dichter und gleichfalls Agrarreformer Dániel Berzsenyi (1776-1836) einen ähnlichen Befund: „Die in den gebirgigen Gegenden der Tolna und der Baranya angesiedelten Schwaben wohnen in hübschen, mit Dachziegeln gedeckten Häusern und sind reich, obzwar sie nur solchen Boden kultivieren, den die Magyaren verschmäht hatten; doch da sie den Geist des Fleißes und der Sparsamkeit mit sich brachten, wurden sie reich und wetteifern bereits mit jenen auf dem besten Boden eingesessenen Alt-Einwohnern.“101 Die Folgen der deutschen Kolonisation sind an der von ihr ausgelösten wirtschaft- lichen Dynamik und einem überdurchschnittlichen Wachstum der Erträge nicht nur für die Gutsherren, sondern auch für die Kolonisten auszumachen. Die deutschen Ko- lonisten erarbeiteten für sich selbst einen bescheidenen Wohlstand, ihre Grundherren jedoch machten sie binnen einiger Jahrzehnte reich. Die herausragende Wirtschafts- leistung der deutschen Kolonisten machte die eigentliche Attraktivität ihrer Ansied- lung aus. Die Vergrößerung der Agrarkulturflächen ist gleichfalls in einen direkten Zusammenhang mit der Kolonisation zu stellen. So nahm im Zeitraum von 1711 bis 1767 im Komitat Baranya die für Ackerbau genutzte Fläche um 302 Prozent zu, hat sich also mit einem Wort vervierfacht.102 Am Beispiel der Bólyer Grundherrschaft der Familie Batthyány lassen sich die wirtschaftlichen Ergebnisse der Kolonisation in exakte Zahlen fassen. Mit ihren 27

100 TESSEDIK, S. 223-225. 101 Kazinczy Ferenc levelezése Berzsenyi Dániellel, S. 18: „Tolna és Baranya hegyes részein letelepedett svábok cserépfedélű czifra házokban laknak és gazdagok, holott pedig csak oly födet munkálnak, mely a magyaroknak nem kellett, de mivel az industriának és taka- rékosságnak lelkét magokkal hozták, meggazdagodtak, és a legjobb földön élő régi lakoso- kat elérték“, Mikla, 12. Martii, 1809. 102 RUZSÁS, Parasztság, S. 242.

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Dörfern wurde diese Herrschaft mit Datum vom 17. August 1700 auf einen Wert von 40 219 Gulden geschätzt, 72 Jahre später erfolgte wieder eine Schätzung, die bereits einen Wert von 450 750 Gulden ergab. Beide Schätzungen beruhten auf den Ergeb- nissen der Jahreseinnahmen. Der Wert der Domäne Bóly war innerhalb dieses Zeit- raums somit auf das Elffache gestiegen.103 Im Zeitraum von 1734 bis 1771 hatte sich der Anteil der deutschen Kolonisten als Steuerzahler kontinuierlich von 12 auf 49 Prozent erhöht, ihr Anteil an den Erträgen der Grundherrschaft jedoch überdurch- schnittlich von 11 auf 58 Prozent. Die Quellen dieser Steigerung bildeten die Zins- erträge, denn die Deutschen zahlten einen um 20 Prozent höheren Pachtzins als die übrigen Bewohner der Grundherrschaft; ferner die höheren Weizenerträge durch An- wendung des Systems der Dreifelderwirtschaft, kombiniert mit dem Anstieg der Wei- zenpreise, und schließlich der intensivierte Weinbau, kombiniert mit dem Bannrecht des Weinausschanks. „Der Herrschaft kam insbesondere die Nähe zur Donau und Drau zugute, da auf den Wasserstraßen der Überschuss insbesondere an Getreide und Mais, aber auch an Wein und Branntwein abtransportiert wurde.“104 Die Grafen Batthyány verfügten zu diesem Zweck über eigene Transportschiffe. Die Nähe zu Transportwegen und damit auch zu vorteilhaften Absatzmärkten begünstigte die An- siedlung deutscher Siedler, woraus nicht nur die Grundherrschaft, sondern auch die Siedler selbst durch die von ihnen betriebene Erwerbswirtschaft ihren Vorteil zu zie- hen wussten. Das an die herrschaftliche Hauptkasse nach Rechnitz (im heutigen Bur- genland) bzw. Siklós abgelieferte Jahreseinkommen der Herrschaft Bóly betrug im Jahr 1734 3 813 Gulden, stieg nach der ersten größeren deutschen Ansiedlung 1740 auf 14 683 Gulden an, erreichte im Jahr 1754 einen neuen Rekordwert in der Höhe von 19 696 Gulden und lag schließlich in den 1760er Jahren zwischen 10 000 und 18 000 Gulden. Diese Einkünfte ermöglichten es der Herrschaft, zwischen 1765 und 1771 jährlich durchschnittlich 2 000 Gulden für Investitionen auszugeben. Diese wie- derum flossen in eine rege Bautätigkeit (Kirchen, Wirtschaftsgebäude, Speicher, Kel- ler, Ställe, Wirtshäuser etc.), für die zahlreiche Handwerker herangezogen wurden.105 Die Berechnung der Steuereinkünfte aus der Domäne Dombóvár der Fürsten Es- terházy unterstreicht den Zusammenhang von Ertragssteigerung und Ansiedlung von Deutschen in den davon betroffenen Orten dieser Grundherrschaft. In den drei Dör- fern Tótfű, Mekényes und Ráckozár hatte die Herrschaft im Jahrzehnt 1756 bis 1765 (und auch später bis 1780) in großem Umfang vor allem lutheranische Deutsche an- gesiedelt, davor gab es dort laut der evangelischen Pfarrchronik von Ráckozár nur ein paar „Serben und Kroaten, umherziehende Familien, die in Zelten lebten“106. Zehn Jahre später war beispielsweise in Ráckozár die Zahl der deutschen Sessionsbauern von Null auf 41 bei insgesamt 92 Sessionsbauern angestiegen. Der Steuerertrag dieser

103 KRAUSS, Auswanderer, S. 116 f. 104 Ebenda, S. 121. 105 Ebenda, S. 123 ff. 106 Zit. nach PFEIFFER, S. 101.

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Gemeinden für den Grundherrn wuchs im selben Jahrzehnt in Tótfű um das 3,7- Fache, in Mekényes um das 6,5-Fache und in Ráckozár sogar um das 7,3-Fache.107 Anhand der wenigen bislang vorliegenden und hier bereits zitierten Mikrostudien bleibt als wirtschaftliche Folge für die Siedler Folgendes festzuhalten: Die erstaunlich rasche, oft bereits in der zweiten Generation eingetretene wirtschaftliche Konsolidie- rung auch der Kolonistenfamilien trug zu ihrer überdurchschnittlichen, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzenden horizontalen Mobilität bei: Die ab dem letz- ten Drittel des 18. Jahrhunderts sich ausbreitenden Tochtersiedlungen und Einsied- lungen in bislang nichtdeutsche Dörfer waren Teil der bis zum Ersten Weltkrieg an- dauernden Siedlungsmigration, die auch Peripheriegebiete wie beispielsweise Slawo- nien und das Gebiet der Militärgrenze nach deren Auflösung ab 1871 erfasste. Das Streben nach Landbesitz der infolge des Anerbenrechts vom Erbe des Familienbesit- zes ausgeschlossenen nachgeborenen Söhne konnte aufgrund der von den Eltern prak- tizierten Erwerbswirtschaft, die das nötige Kapital zum Landerwerb bereit stellte, ver- wirklicht werden. Anerbenrecht und Erwerbswirtschaft waren von der Zeit der An- siedlung bis zum Ersten Weltkrieg die zwei Säulen der Verdichtung und Verbreitung deutscher Siedlungen und damit das Schwungrad der horizontalen Mobilität. Im 19. Jahrhundert kam auch die vertikale Mobilität hinzu, die den sozialen Aufstieg durch Ausbildung ermöglichte: Die nachgeborenen Bauernsöhne gelangten als Lehrer, Pfar- rer oder Arzt in das Dorf zurück oder sie zogen im Zuge der Industrialisierung (als Arbeiter, die Töchter als Hausmädchen und Bedienstete) in die Stadt. Vielen gelang es, sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts in das Bürgertum der ungarischen Städte zu integrieren.

1.2.3 Siedlungsgeographische Folgen Die deutschen Ansiedler nahmen in der Regel eine Neuorganisation der Gemarkung innerhalb und außerhalb des Dorfes vor. „Damit entstand eine Umsetzungsform, die den vermuteten alten unregelmäßigen Kern [des Dorfes] sowie die unregelmäßigen Flurformen völlig auflöste und eine regelmäßige Gewannflur schuf, die sich an den Bedürfnissen der Kolonisten ausrichtete“108, d.h. sie war an der Dreifelderwirtschaft orientiert. So berichtet der Vermessungsingenieur Siebenkersch in seinem Protokoll zur Ausmessung des Dorfes Virágos 1771 an die Grundherrschaft: „Weil nun in denselben deutsche Leithe wohnen, so haben Sie ihre Hofstellen und Grund- stücker alle unter sich selbst gleich getheilet und von Äckern sowohl als auch von Wißen, einen so viel als den anderen zugemeßen, dahero ich dieselben nur gehörig nachgemeßen und Calculiret habe.“109 Aus dem Bericht geht auch hervor, dass die deutsche Dorfgemeinschaft diese grund- legenden Veränderungen mit den dazu erforderlichen Vermessungen selbst, in Eigen- initiative, vorgenommen hat. Virágos wurde 1746 von Deutschen besiedelt, nachdem

107 SPANNENBERGER, Agrarmodernisierungen, S. 77. 108 KRAUSS, Auswanderer, S. 126. 109 Zit. nach ebenda, S. 104 bzw. 278.

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die Serben das Dorf verlassen hatten. Deshalb konnte die Umsetzung der Gemarkung wie bei der Neugründung eines Dorfes radikal vollzogen werden. In anderen Dörfern, wie z.B. in Bóly, dem Hauptort der Grundherrschaft, zog sich der Prozess der räumli- chen Umorganisation und der Neuordnung der Flureinteilung etwas länger hin, da alte Dorfkerne mit dem ursprünglichen Charakter eines Haufendorfes erhalten blieben. „Dort, wo keine Rücksicht auf diese alten Strukturen genommen werden mussten wuchs das Dorf als mehrzeiliges Straßendorf weiter. Der kleine serbische Siedlungskern bestand dabei im Kataster aus der Mitte des 19. Jahrhunderts aus etwa zwanzig Hausparzellen, die sich noch hundert Jahre nach der Umsetzung des Dorfes deutlich von den großzügigen und neu strukturieren Hausparzellen abhoben.“110 Die deutsche Ansiedlung hat somit den Impuls für eine geplante Siedlungsland- schaft gegeben, so dass nach dem Vorbild der deutschen Dörfer auch die ungarischen und kroatischen Dörfer umorganisiert wurden in eine nach den Erfordernissen der Dreifelderwirtschaft ausgerichtete Gewannflur und eine Anordnung der Häuser ge- mäß dem an einer Achse ausgerichteten Straßendorf, das je nach Größe auch mehrere Parallelgassen und -zeilen aufweisen konnte. Während bei der staatlichen Ansiedlung die Vermessung der Grundstücke den Auftakt für den Ansiedlungsprozess bildete, um danach die somit festgelegten Hof- stellen und Gewannfluren auf die ankommenden Kolonisten aufzuteilen, wurde bei Privatherrschaften die Vermessung in der Regel nach der Ansiedlung vorgenommen.

1.2.4 Verlauf der privatwirtschaftlichen Ansiedlung in Ungarn Die ungarischen Grundherren standen bei ihren Siedlungsbemühungen vor der Alter- native, entweder auf die Kräfte zurückzugreifen, die infolge der hohen Mobilität nach dem Türkenkrieg und der ausgeprägten Binnenwanderung111 gleichsam vor Ort be- reits zur Verfügung standen, oder ausländische Kolonisten ins Land zu holen. Der ers- te Weg wurde eine Zeit lang nach 1686 bzw. 1711 vielfach bevorzugt, weil er einfa- cher und billiger war112, doch er zog mehrere Nachteile nach sich, die sich im Verlauf der Siedlungsprozesse immer stärker bemerkbar machten. Einerseits standen die Rait-

110 Ebenda, S. 130. 111 Diese Binnenwanderung ist bislang nur sehr unzulänglich erforscht. Einige nicht sehr be- friedigende Angaben macht WELLMANN, Epoche, S. 242 f. und 249 f. Ins Gewicht fallen hier: die Nord-Süd-Wanderung der Slowaken ab Ende des 17. Jahrhunderts, vornehmlich aber im Verlauf des 18. Jahrhunderts; die Slowaken besiedelten zahlreiche Dörfer in Trans- danubien wie im Gebiet jenseits der Theiß (Komitat Békés); die Süd-Nord-Wanderung der Kroaten (ins heutige Burgenland, Niederösterreich, Mähren und in die Kleinen Karpaten sowie entlang und jenseits der Drau, wobei die kroatische Migration zeitlich bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einsetzt) sowie schließlich der Slowenen nach der Tür- kenzeit vor allem in das Komitat Somogy. 112 Deutsche mussten erst angeworben und herangeschafft werden, wofür es bis 1723 sowohl einer Einwilligung seitens der ungarischen Hofkanzlei als auch des Wiener Hofkriegsrats sowie der Ausstellung eines kaiserlichen Sammelpasses bedurfte. Das erforderte einen grö- ßeren Aufwand an Organisation wie auch an finanziellen Mitteln.

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zen infolge ihres nach 1711 wieder stark vermehrten Zuzugs nach wie vor zur Verfü- gung, andererseits stellte sich bald heraus, dass sie den erwarteten wirtschaftlichen Aufschwung nicht gewährleisteten. Da wie bereits erwähnt die Binnenmigration auf einem sehr hohen Stand verblieb – im Komitat Somogy beispielsweise zählte man al- lein in einem Jahr, nämlich 1718, ganze 494 Familien, das heißt ca. 3 000 Perso- nen113, die in andere Komitate auswanderten –, konnten die Grundherren ohne großen Aufwand zunächst vielfach auf andere Inländer, d.h. Magyaren, Slowaken, Slowenen und Kroaten, im Osten des Landes auch auf Rumänen, zurückgreifen. Allerdings sorgte die hohe Mobilitätsrate dafür, dass der Preis der Arbeitskräfte relativ teuer blieb, was sich in günstigen Ansiedlungskontrakten niederschlug. Bei weniger vor- teilhaften Angeboten zogen die Siedler einfach weiter. Um die hohen Mobilitätsraten abzusenken, die in den von der Türkenzeit verschont gebliebenen Gebieten Ober- und Westungarns den Bestand an untertänigen Bauern auf den Domänen der Magnaten zunehmend in Frage stellten, versuchten die ungarischen Stände durch Wegzugsver- bote die Nachfrage nach einheimischen Arbeitskräften in den Neo-Acquistica zu ver- ringern, was sie dazu zwang, mit dem Landtagsbeschluss von 1723 den zweiten Weg einzuschlagen und sich die zur „Hebung der Produktivkräfte“ nötigen Kolonisten aus dem Ausland zu besorgen. Deshalb wurde dafür eine gesetzliche Grundlage geschaf- fen. Es handelt sich hier um einen der seltenen Fälle in der frühneuzeitlichen ungari- schen Geschichte, dass – im Unterschied zum Einrichtungswerk des Jahres 1689 – die Interessenlage der ungarischen Stände in der Frage der Wiederbevölkerung der Neo- Acquistica mit der des Wiener Hofes übereinstimmte, was den Prozess der Ansied- lung mit Deutschen ganz wesentlich begünstigte. Nach 1711 setzten konjunkturell bedingte Schübe der Einwanderung ein, die bis zu den Napoleonischen Kriegen andauerten. Die zeitlichen Zäsuren setzten wirtschaft- liche Impulse wie die kriegsbedingte gesteigerte Nachfrage nach Getreide (Türken- krieg 1737/39, Österreichischer Erbfolgekrieg 1740-1748, Siebenjähriger Krieg 1756- 1763) und staatliche Förderungsmaßnahmen, die unter Maria Theresia im Zuge ihrer Reformpolitik intensiviert wurden und schließlich unter der Alleinregentschaft Kaiser Josephs II. ihren Höhepunkt erreichten. Auch wenn die auf Einwanderung beruhende, staatlich geförderte Kolonisation im gesamten Habsburgerreich Ende 1786 auf Befehl Josephs II. eingestellt wurde, setzte sich die privat betriebene Siedlungsmigration das ganze 19. Jahrhundert hindurch weiter fort. Für das 18. Jahrhundert ist zu beobachten, dass die privatwirtschaftliche Ansiedlung auf Konjunkturimpulse viel schneller rea- gierte als die staatliche. Die private Ansiedlungstätigkeit erreichte ihre Höhepunkte vor und während eines Krieges, die staatliche jedoch meist gegen Ende oder über- haupt erst nach einem Krieg. So erreichte beispielsweise die staatlich organisierte An- siedlung im Banat in den Jahren nach dem Siebenjährigen Krieg 1763-1772 ihren quantitativen Höhepunkt. Im Ablauf des privaten Kolonisationsprozesses sind fünf Phasen auszumachen. In der unmittelbar der Vertreibung der Türken folgenden Epoche bis ca. 1720/30 wurden noch überwiegend Südslaven angesiedelt, die als „Raitzen“ bezeichnet wurden. Doch

113 SZITA, Somogy, S. 17.

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ihre extrem hohe Mobilität, ihre Vorliebe für extensive Viehzucht und der ihnen zum Vorwurf gemachte Hang zu Raub und Diebstahl, vor allem aber die Berufung auf ihr vom Kaiser erteiltes Steuerprivileg (das allerdings nur für Soldaten gültig war) behin- derten die Grundherren beim Bemühen, die Domänen zu modernisieren und deren Er- trag zu optimieren. Als der erhoffte Wirtschaftsaufschwung auch deshalb ausblieb, änderten die Grundherren ihre Kolonisationstrategie und intensivierten die Ansied- lung von Deutschen. Zunächst wurden Deutsche in Wüstungen angesiedelt (Phase 2), zeitlich etwas später oder parallel dazu in bereits bestehenden Siedlungen (Phase 3). Die damit verbundene Koexistenz zweier verschiedener Wirtschafts- und Rechts- systeme (Ackerbau versus Weidewirtschaft, Leibeigene versus Kolonisten mit dem Recht auf Freizügigkeit) führte jedoch zu erheblichen Spannungen und Übergriffen und erwies sich als eher unproduktiv. Deshalb griff man in der vierten Phase (nach 1740) zu einer planmäßigen Aussiedlung der Raitzen, um den angeworbenen Deut- schen Platz zu machen. Die fünfte Phase in der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist von wirtschaftlichen Verdrängungsprozessen in Form einer deutschen Einsiedelung in bereits vorhandene Dörfer gekennzeichnet. Diese Prozesse hatten ihre Ursache in der differierenden Arbeitsmentalität und der erfolg- reichen Besitzakkumulation der deutschen Kolonisten. So berichtet der Arzt Maximi- lian Hölbling in seiner 1845 erschienenen Baranya-Monographie, dass die „strebsa- men“ Deutschen – bedingt durch das Anerbenrecht waren dies vor allem die nachge- borenen Söhne – die Grundstücke der „Raitzen“ eines nach dem anderen aufkauften, so dass es immer weniger „Raitzen“ gab.114 Die Einrichtung rein deutscher Dörfer ist als Anreiz für die Kolonisten in vielen Fällen ihrer Ansiedlung zu beobachten, kam jedoch als Regel aufgrund regional- lokaler Gegebenheiten nicht immer zur Anwendung, z.B. dann nicht, wenn eine au- tochthone Bevölkerung vor Ort bereits ansässig war. Häufig ist daher auch von der Entstehung sprachlich gemischter Dörfer während der Ansiedlung auszugehen, auch wenn im Verlauf des 18. Jahrhunderts ein Entmischungsprozess und damit die Bil- dung sprachlich, konfessionell oder rechtlich homogener Dorfgemeinschaften zu be- obachten ist. Die Ackerbau oder Viehwirtschaft betreibende Bevölkerung konnte sich somit kontraselektiv verhalten und sortierte sich lokal-regional neu. Im Allgemeinen wurden Deutsche in bereits bestehenden Dörfern angesiedelt. Dorfneugründungen bildeten eine Ausnahme. Transferierung bzw. Separierung von einheimischer Bevölkerung zugunsten der Neuansiedlung der Deutschen ist vor allem aus wirtschaftlichen und rechtlichen Gründen zu beobachten und begünstigte die Ent- stehung rein deutscher Dörfer. Durch eine rechtliche Homogenität der Dorfbevölke- rung ließen sich Spannungen zwischen leibeigenen Bauern und Kolonisten mit ande- rem Rechtsstatus an einem Ort vermeiden. Deshalb wurden Kolonisten unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit bevorzugt separiert und exklusiv, d.h. in eigenen Dörfern angesiedelt.

114 HÖLBLING, S. 85 f.

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Im südlichen Transdanubien diente die Ansiedlung von Deutschen den Grundher- ren des Öfteren auch dazu, die ansässigen Serben aus wirtschaftlichen Gründen zu verdrängen. Denn es kam ständig zu schweren Konflikten zwischen den Serben, die ihr Vieh auch über die frisch angelegten Felder trieben, und den Ackerbau treibenden Kolonisten. Die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch stark ausgeprägte Mo- bilität förderte ethnisch-konfessionelle Entmischungsprozesse innerhalb der Bevölke- rung eines Dorfes. Aufgrund der bisherigen Forschungen ist davon auszugehen, dass die Grundherren und ihre Verwalter solche Prozesse nur aus ökonomischen Gründen beeinflusst oder gar gefördert haben. Freilich gab hier oft auch die Wahrnehmung den Ausschlag, dass sich das Zusammenleben in ethnisch gemischten, beispielsweise von Magyaren und Deutschen bewohnten Dörfern infolge der Unterschiede in Lebenswei- se, Mentalität und Bewirtschaftung, aber auch wegen des Statusunterschieds freie (deutsche) Bauern gegenüber einheimischen Leibeigenen als konfliktreich erwies, so dass beispielsweise der Grundherr Graf József Esterházy (1682-1748) auf seiner Do- mäne Tata115 im Komitat Komárom durch Kolonisierung sieben rein deutsche Dörfer begründete (Agostyán, Baj, Dunaszentmiklós, Alsó- und Felsőgalla, Vértestolna und Vértessomló), die wirtschaftlich deutlich besser florierten als seine ethnisch gemisch- ten Gemeinden Tarján116 und Szomód.117 In der privatwirtschaftlichen Ansiedlung spielten Initiativen einiger weniger Groß- grundbesitzer eine markante Rolle, da sie durch ihr Beispiel, aber auch durch die von ihnen begründeten Netzwerke in Anwerbung und Organisation eine Vorreiterrolle übernahmen für den Adel mit kleinerem Grundbesitz, der bei seiner bescheideneren Ansiedlungstätigkeit daraus seinen Nutzen zog. Denn viele deutsche Einwanderer hat- ten sich spontan und ohne festes Ziel auf den Weg nach Ungarn gemacht, sie wurden von den Werbeaktionen einiger großer Grundbesitzer und des Staates gleichsam „mitgerissen“ oder sie folgten den Spuren verwandtschaftlicher Beziehungen mit be- reits angesiedelten Bauern. Der 1724 ins Banat ziehende Pfarrer Johann Karl Reich- ard beobachtete: „Alle so hierherin woll ziehn, müssen aber an der Donau 200 oder 150 Gulden aufweisen, und ihren Fuhrlohn zahlen, weil zuvor die Leute, so auf kaiserliche Kosten gefahren, in Oberungarn ausgestiegen, und sich unter den Grafen und Edelleute ansässig gemacht. Deswegen so jetzt von Kopf 1 Gulden zahlen müssen, als dann mögen sie aussteigen, wo sie wollen.“118 Wer also den einen Gulden Fahrtgeld gezahlt hatte, erwarb sich damit das Recht, überall, wo er nur wollte, das Schiff zu verlassen und sich einen Grundherrn zu su- chen. Diese Regelung entstand aus der Erfahrung, die der kaiserliche Kolonisations- beamte des Banats, Johann Franz Albert Craussen, 1722 in seinem Bericht der Hof- kammer schilderte, wonach von den 300 angeworbenen Kolonisten nur einige wenige dieses Land erreicht haben:

115 ROHRBACHER-REDEY. 116 TRESZL. 117 FATUSKA; SZABAD, Tata. 118 LOTZ, Reichard, S. 343.

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„Die Mehreste aber unter Weegs und zwaren zu Waitzen, Ofen, Feldwar [Földvár] und Pax [Paks] ausgestiegen und dar verblieben alwo, sie unter ein und andere ungarische Edelleuth und sonstige Heerschaften kommen.“119 Allgemein lässt sich feststellen, dass die Umrisse der im 18. Jahrhundert entstan- denen deutschen Siedlungsgebiete sich bereits um 1750 deutlich abzuzeichnen be- gannen. Die Besiedlung ganzer Dörfer mit Deutschen war bis 1760 in der Schwäbi- schen Türkei, in Sathmar, im Ofner Bergland, aber auch in den Komitaten Somogy, Fejér und Veszprém im Großen und Ganzen abgeschlossen. Danach gab es einen bis 1787 intensiveren, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts spürbar abnehmenden Strom von Einwanderern (da in dieser Periode die Amerikawanderung bereits attraktiver er- schien), der die Zahl der Deutschen in vielen Dörfern, aber auch in den größeren Landstädten und den königlichen Freistädten weiter erhöhte. Die großen Initiatoren der privatwirtschaftlichen Ansiedlung waren die Grafen Károlyi in Sathmar ab 1712, Graf Mercy und sein Adoptivsohn Graf Anton Ignaz Karl von Mercy-Argenteau (1692-1767) ab 1723 im Komitat Tolna im Norden der Schwäbischen Türkei120, Prinz Eugen von Savoyen ab 1706 auf der Insel Csepel, in Promontor und auf seiner Domäne in Bellye im Süden des Komitats Baranya121, die Grafen Batthyány ab 1720 in Bóly und Siklós, Graf Johann Georg Harrucker (1664- 1772) im Komitat Békés und auch geistliche Grundherren, Bischöfe, Domkapitel und kirchliche Orden122 vor allem in Gran, der Schwäbischen Türkei und im Bakony- Gebirge.

Komitat Gran/Esztergom Der Übersicht von Rogerius Schilling123 folgend sind im Komitat Gran/Esztergom durch den Erzbischof und das Domkapitel von Gran nach 1711 die Gemeinden Mag- yar- und Németszőgyén/Svodín (bereits 1291 als deutsches Dorf nachgewiesen), Dág (1732), Piszke (1722-1732), Sattelneudorf/Nyergesújfalu (vor 1730) und Süttő (nach 1711, 1715 bereits als deutsch angegeben) entstanden; die Gemeinde Dorog wurde vom Erzbischof bereits 1692/93 besiedelt und 1715 neu aufgefüllt. Die Adelsfamilie Sándor hat die Dörfer Leányvár (1750) und Kistorbágy (1714) im Ofner Bergland be- siedelt.

Komitat Pest In diesem weitläufigen Komitat sind vor allem die Adelsfamilien Gellért, Paksy, Fáy, Majthényi, Ráday, Wattay und Zichy, ferner Prinz Eugen von Savoyen, Graf Gras- salkovich und der Erzbischof von Kalocsa als grundherrschaftliche Kolonisatoren aufgetreten.

119 Zit. nach HOFFMANN, Niederlassung, S. 50. 120 KÉRI; SEEWANN, Familiengeschichte. 121 GRESZL, Siedlungen. 122 FORGÓ. 123 SCHILLING, Ansiedlung.

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Gáspár Ráday (†1711) begann mit der Besiedlung von Dunaharaszti bereits 1690, doch hat dieser Ort die Rákóczi-Wirren kaum überstanden, so dass nach 1711 eine Neubesiedlung nötig war. Ähnliches gilt für Werischwar/Pilisvörösvár (Familie Maj- thényi)124, Weindorf/Pilisborosjenő (Palatin Josef), Budakeszi (Zichy), Großtur- wall/Törökbálint125 (Ofner Jesuiten), Budajenő, Perbál126 und Telki (die Benediktiner der Wiener Schottenabtei). Die Einwohner der drei letztgenannten Dörfer sind der Cholera-Epidemie von 1739 zum Opfer gefallen, so dass eine Neubesiedlung nötig wurde, die 1743-1744 vollendet war.127 Prinz Eugen von Savoyen begann mit der deutschen Besiedlung der ihm vom König verliehenen Donauinsel Csepel bereits 1706, als er aus Szigetbecse die Serben aussiedelte und diese durch Bauern aus der Steiermark, Niederösterreich und Schwaben ersetzte. 1712 entstanden hier die Dörfer Csepel, Tököl, Szigetcsép und Szigetújfalu. Einige deutsche Familien kamen auch in die Gemeinde Ráckeve. In Promontor auf dem der Insel gegenüber liegenden Donau- ufer siedelte er 1714 Familien aus dem Breisgau an. Die bereits genannte Familie Ráday siedelte 1723/24 in Harta128 evangelische Kolonisten an sowie 1757 in Iklad Familien aus der Steiermark und Württemberg. Von den Familien Majthényi und Karácsonyi wurde Schaumar/Solymár 1716-1720129, von Graf Péter Zichy (1674- 1726) Budaörs 1718130, Dunabogdány 1720/21, Rákoscsaba 1723 und Zsámbék 1716131 kolonisiert; von der Familie Grassalkovich Bag 1750, Csömör 1753/54, Gö- döllő 1753/54, Örkény 1750-1752, Soroksár 1742/43,132 Vecsés 1750-1752; von der Familie Orczy Soltvadkert um 1720; von der Familie Bujanovszky und Podmaniczky Rákoskeresztúr 1750-1756; von der Familie Wattay Budakalász nach 1769, Csobánka um 1745133, Nagykovácsi 1701/02134 und Pomáz135 1747-1769. Von mehreren Familien wurden die Orte Kistétény und Nagytétény (Pacassi, Hadik, Rudnyánszky, Paksy und Daróczy) und Pesthidegkút (ab 1711 und 1724-1728 von den Grundherren Nádassy, Tersztyánszky, Steinbach und Szunyogh) mit Deut- schen besiedelt. Von kirchlichen Grundherren kolonisiert wurden die Dörfer Püspökhatvan (um 1700 vom Bischof von Waitzen), Császártöltés (1763 vom Kalo- csaer Domkapitel), Hajós (1715 vom Erzbischof von Kalocsa mit der Ansiedlung von

124 BONOMI, Besiedlung. 125 DERS., Serben; WITTINGER. 126 Chronik der Gemeinde Perbal. 127 SCHILLING, Ansiedlung, S. 50. 128 FÉL, Siedlungswesen. 129 Solymár 1266-1986. 130 Budaörser Heimatbuch. 131 Zsámbék monografiája. 132 WEIDINGER/SCHÄFFER. 133 BONOMI, Csobánka. 134 GRESZL, Groß-Kowatscher Heimatbuch. 135 BELITZKY/SASHEGYI.

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Schwaben aus Südwürttemberg)136, Üllő (vom Waitzener Domkapitel) und 1714- 1720 die Gemeinde Taksony vom Orden der Ofener Klarissen.

Komitat Fejér Kolonisatoren waren hier die Familien Bajzáth für Balinka und Iszkaszentgyörgy 1735; Zichy für Isztimér 1720, Adony, Bakonykúti, Bodajk, Káloz vor 1749, Kisláng und Nagyláng vor 1772, Seregélyes; Fürst Esterházy für Csákvár um 1726, Vértes- kozma und Szár 1729-1735; Familie Lamberth für Gánt; Brunszwik für Martonvásár; Fleischmann für Nadap und Lovasberény (beide 1719-1730); Sigray für Vértesacsa 1724137; Luzsinszky für Ondód und Mór; Szapáry für Ercsi; Schmidegg für Ladány; Ürményi für Vál. Sárkány wurde 1777/78 vom Religionsfonds besiedelt.

Komitat Veszprém Hier waren vor allem die Familie Esterházy und geistliche Grundherren, d.h. Bischof und Domkapitel von Veszprém sowie die Zisterzienserabtei Zirc (die anfangs der nie- derösterreichischen Abtei Lilienfeld, ab 1702 der schlesischen Abtei Heinrichau ge- hörte) um die Ansiedlung deutscher Kolonisten bemüht.138 Mit dem Namen der Familie Esterházy ist die Gründung folgender deutscher Dör- fer verknüpft: Ácsteszér, Bakonygyirót, Bakonyhidegkút, Bakonyoszlop 1714, Bako- nyszentiván, Bakonyszombathely, Csót, Fenyőfő, Kisganna, Nagyganna, Kup, Ko- lontár, Pápanyőgér, Pápateszér, Súr, Szücs. Borzavár, Lókút und Halimba waren Kameralansiedlungen. Auf die Familie Zichy gehen die Gemeinden Barnag 1715, Herend, Jásd, Nagyvázsony und Vöröstó zurück; auf die Familie Batthyány die Orte Aka und Lajoskomárom in den 1720er Jahren; auf Somogyi de Medgyes die Gemeinden Döbrente, Bakonyjákó und Bánd; auf Ányos der Ort Esztergár; auf Tarján Veszprémfajsz; auf Zámori Lókút; auf Nádasdy Bakony und Bakonynána; auf Horváth de Szentgyörgy die Siedlung Tótvázsony. Die Abtei Zirc ließ das gleichnamige Dorf 1718 besiedeln, etwa um die gleiche Zeit auch die Orte Bakonykoppány 1715, Nagytevel 1719139, Tósokberénd 1718, O- laszfalu 1730, später noch Magyarpolány. Der Veszprémer Bischof besiedelte Városlőd 1723, Kislőd ab 1740 sowie Ajkarendek, das Veszprémer Domkapitel vor 1724 Márkó. Bakonypéterd140 wurde durch die Benediktinerabtei von Pannonhalma besiedelt, Románd durch den Bischof von Raab, Tés durch den Bischof von Stuhl- weißenburg.

136 SCHNEIDER, Landwirtschaft; Hajos; FLACH, Siedlungsgeschichte; WERNER. 137 Vértesacsa; STADER, Familienbuch Atschau-Vértesacsa. 138 PÉTERDI. 139 SCHWEIGHOFFER. 140 PÉTERDI-HAHN.

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Komitat Komárom Im Jahr 1727 erhielt der Iudex curiae Graf József Esterházy von König Karl III. die Domäne der Benediktinerabtei von Tata geschenkt, die er ab 1733 mit Deutschen in folgenden Orten besiedelte: Agostyán, Alsógalla, Felsőgalla, Dunaszentmiklós, Vér- tessomló, Vértestolna, 1744 noch in den Orten Berencsér und Kecskéd und natürlich auch in der Stadt Tata. 1745 wurden die Reformierten aus Baj und Környe vertrieben und durch deutsche Bauern aus dem Wieselburger Komitat ersetzt.

Komitat Raab/Győr Hier betraf die deutsche Ansiedlung nur wenige Dörfer. Csanák wurde von der Abtei Pannonhalma um 1729 besiedelt, Gyarmat von der Propstei Csorna und Győrsövény- háza 1715 von den Raaber Jesuiten.

Schwäbische Türkei141 – Komitat Baranya Prinz Eugen von Savoyen siedelte auf seiner Domäne Bellye nach 1711 Deutsche in folgenden Orten an: Bán, Baranyavár/Branjin Vrh, Bodolya, Dályok, Drávaszent- márton, Dravaszentistván, Izabellaföld, Karapancs, Majs, Monostor, Nagynyárád142, Sárok, Szabar und Villány. Seine Nachbarn, die Nachkommen des Generals Veterani, besiedelten auf der Domäne Dárda/Darda143 die Dörfer Lapáncsa und Németmárok um 1720. Siklós-Üszög und Kiskozár erhielten durch General Caprara und Szent- lőrinc durch Graf Preuner deutsche Ansiedler. Dárda und Szentlőrinc gingen noch im 18. Jahrhundert in den Besitz der Familie Esterházy über. Die Familie Batthány besiedelte in ihrer Domäne Bóly mit Deutschen die Orte Bóly, Devecser, Gyula, Magyar- und Német-Hidor, Jakabfalu, Kassa, Kisbudmér, Nyomja, , Palkonya, Rácpetre, Töttös, Kövesd, Virágos und Vokány. Der Bischof von Fünfkirchen war Kolonisator der Orte Szentlászló, Árpád, Ge- resd, Himesháza, Lak, Szárász, Óbánya, Újbánya, Püspökmárok, Püspöknádasd (1718)144, Szász und Györe, letzterer Ort gehörte zum Komitat Tolna. Das Fünfkirch- ner Domkapitel sorgte in den Orten , , Rákos, Szentkút, Német- ürög, Nagymányok (in der Tolna), Barátúr, Németszék, Orfű und Tekeres für deut- sche Kolonisten.

141 Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeführte Bezeichnung des deutschen Siedlungsgebietes in den Komitaten Baranya und Tolna. Vgl. den Sammelband Die Schwäbische Türkei und hierin vor allem die drei das 18. Jahrhundert betreffenden Aufsät- ze: FATA, Ansiedlung; ANDRÁSFALVY, Modelle, und LANTOS, Züge; WEIDLEIN, Schwäbi- sche Türkei; STEINSCH; LENDL; DERS., Forschung; SCHUON; HARTMANN, Schwäbische Türkei; HOLDER. 142 STADER, Familienbuch Nagynyárad. 143 LOTZ, Besiedlung; Abschrift der Kirchenbücher von Darda. 144 KNIPL; GEBHARDT, Mecseknádasd.

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Die Abtei Pécsvárad kolonisierte in den Jahren 1711 bis 1735 die Orte Pécsvárad, Áta, Babarc, Szederkény, Bozsok, , Lovászhetény, Mágocs145, Liptód, Maráza, Monyoród, Kisnyárád, Máriakéménd, Pusztafalu, Nagyhajmás, Szajk, , Szűr, , , Véménd, Rácpeterd, Lánycsók, Lak, Nyomja, Rácmecske, Szebény, Hird, , , und . Die Familie Esterházy besiedelte mit Deutschen die Orte Nagyág, Boda, Csikós- tőttős, Gerényes, Ráckozár, Vaszar, Tarrós, Tótfű, Kaposszekcső und Mekényes. Auf die Familie Jeszenszky geht die Kolonisation der Orte Megyefa, Csebény, Goric(z)a und zurück. Die Familie Sauska kolonisierte , Bár und ; Pet- rovszky die Orte Gyűrűfű und ; Baron Puchner die Orte Maróc, Bikal und Köblény; die Familie Majláth die Orte Kaán, Hertelend, Korpád und Szágy. Die Ko- lonisierung von Gyód ist mit dem Namen der Czindery verknüpft; diejenige von Ökörvölgy mit Melczer; von Szentgyörgy mit Baron Gervay und von Görcsöny mit dem Grafen Benyovszky. Die Gemarkung der Orte Doboka, Nagykozár, und Oroszló gehörte mehreren Grundherren, die aus Nachbargemeinden und aus Tolna Deutsche ansiedelten.

Schwäbische Türkei – Komitat Tolna Graf Florimund Claudius Mercy erwarb 1722/23 folgende Dörfer, die er schon in den Jahren danach mit Deutschen besiedelte: Apáti, Apar, Diósberény, Dúzs, Hant, Felsőnána, Hőgyész146, Izmény, Kalaznó, Kölesd, Kismányok, Kistormás, Kisvejke, Nagyvejke, Mucsi147, Mucsfa, Szakadát, Szentlőrincz, Varsád, Varasd und Závod. Diese Dörfer wurden von Kolonisten aus Hessen, Pfalz, Württemberg, Fulda und dem Saar- und Moselgebiet bevölkert. Graf László Dőry de Jobaháza warb bereits 1712 für sein Dorf Tevel148 Siedler in Pressburg an. Da diese Kolonisation aber schlecht organisiert war, sind viele wieder abgewandert. Erst als er 1717 Franz Felbinger als seinen Agenten in Biberach mit der Anwerbung weiterer Siedler beauftragte, kam diese Ansiedlung in geordnetere Bah- nen. Auf zwei Schiffen begleitete Felbinger über 100 Kolonistenfamilien aus Würt- temberg bis zum Donauhafen Tolna. Wahrscheinlich hat Dőry auch weitere Dörfer seiner Domäne mit Deutschen besiedelt, so Kovácsi, Kisdorog, Ladomány, Szárazd und Zomba. C(z)ikó, Majos, Mőcsény, Mórágy, Bonyhád (ab 1715)149 und Váralja sind Sied- lungen der Familie Perczel. Murga150 und Csibrák verdanken ihre deutschen Einwoh- ner der Familie Jeszenszky. Die Familie des Baron Amadé besiedelte ihren Stammsitz

145 TEUFEL. 146 VÁRNAGY; HOBEN. 147 HAMBUCH. 148 EPPEL, Tevel. 149 Tanulmányok Bonyhád történetéből; KNABEL. 150 WEIDLEIN, Urkunden.

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Lengyel mit Deutschen; Johann Meszlény, Vizegespan des Wieselburger Komitats, kolonisierte Györköny 1717 und 1734/35. Die Kolonisten dieses Dorfes kamen aus dem heutigen Burgenland und aus Hessen-Nassau und bildeten im Ort zwei sich von- einander abgrenzende Gruppen, die bis ins 20. Jahrhundert in der Kirche in getrennten Bankreihen saßen.151 Die Domänen Ozora und Dombóvár gehörten Fürst Pál Ester- házy, doch siedelte er nur in Pári und Kéty, später auch in Dalmand Deutsche an. Die Grafen Festetics kolonisierten Tolna (1718), Kakasd (1720)152, Belac und Fadd (1718). Der Grundherr der Domäne Simontornya, Graf Otto Leopold Ernst von Styrum-Limburg (1688-1754) rief 1720 deutsche Kolonisten nach Simontornya, Nagyszékely und Udvari aus Hessen-Kassel und Hanau. Bikács wurde von den Fami- lien Daróczy und Rudnyánszky mit Deutschen aus dem Komitat Wieselburg (Heide- boden und Neusiedler See) besiedelt, nach Paks kamen auf ihr Betreiben Kolonisten aus dem Elsass, Hessen-Darmstadt und Fulda. Gyönk wurde in den 1720er Jahren von verschiedenen Grundherren besiedelt.153 Von den kirchlichen Grundherren ist die Abtei Bátta hervorzuheben, die 1720 Bátaszék kolonisierte; ferner die Abtei Dunaföldvár, die diesen Ort um 1720 auch mit Deutschen besiedelte, so dass 1756 bereits 216 Familien namentlich bekannt wa- ren154. Diese Abtei besiedelte 1785 auch Dunakömlőd und Németkér mit Deut- schen155. Der Erzbischof von Wien, Graf Johann Joseph von Trautson zu Falkenstein (1707-1757), der als Abt 1718-1757 das Kloster Szekszárd leitete, ließ Grábóc, Mőzs und Szekszárd kolonisieren.

Komitat Somogy Hier waren es die Adelsfamilien, die als Kolonisatoren auftraten, so die Familie Fes- tetics in den Orten Bőszénfa, Gálosfa, Hajmás, Hárságy, Szentlászló und Tót-város; Széchen in Táb 1715, , , Gadány, Bize und Puszta-szemes; Niczky in Vámos und ; Zichy in Hács, Nágocs und ; Perczel in Ófalu und Zsibrik; Esterházy in Szomajom; Czindery in Németlad und Németúj-falu; Soms- sich in Babócsa und Mike; Batthyány in Sztára, Mozsgó und Szulimán; Csapody in , Miklósi und Mesztegnyő. Von einzelnen Familien wurden noch die Orte Köt- cse, Mocsolád, , Mogyoród, Döröcske und Kiskeresztúr mit Deutschen besie- delt. Der Veszprémer Bischof brachte Deutsche nach , das Domkapitel von Görz nach Homok.

151 SCHILLING, Ansiedlung, S. 62. 152 FRITZ. 153 SZILÁGYI; KERESZTES. 154 SCHILLING, Ansiedlung, S. 64. 155 SCHILLING, Dunakömlőd.

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Komitat Als Kolonisatoren wirkten hier bekannte Familien wie Esterházy in Hegyesd, Pula, Petend, Nagyhidegkút; Batthyány in Bajcsa, Freiviz, Homokkomárom, Szepetnek; Széchenyi in Égenfölde; Csáky in Rankócz; Zichy in Vállus; Nemesevich in Csicsó; Hertelendy in Fokdráva; Gaál in Hosztót; als geistliche Grundherren der Bischof von Veszprém in Csehi, Szepezd, Szentjakabfalva; die Abtei Tihany in Aszófő und Ör- vényes; die Abtei Zalavár in Esztergály und das Pester Priesterseminar in Óbudavár.

Komitat Hont und Nógrád Im Mittelalter waren in Hont bereits Nagymaros, Nagybörzsöny und Zebegény mit Deutschen besiedelt. Alle drei Gemeinden wurden in der Zeit von 1715 bis 1735 neu besiedelt. Die Orte Márianostra und Kóspallag wurden um 1755 kolonisiert, die zu Nógrád gehörenden Orte Kismaros, Berkenye und Szendehely unter König Karl III.

Komitat Heves Die zu den Domänen von Grassalkovich gehörenden Orte Aldebrő, Bodony, Fel- debrő, Hatvan und Kompolt wurden ab 1743 besiedelt. Für die Orte Bakta, Kápolna, Kerecsend, Maklár und Nagytálya war der Bischof von Erlau/Eger als Kolonisator tätig. Tiszalök hatte seine deutschen Kolonisten Baron Orczy zu verdanken.

Im Komitat Zemplén wurden die Orte Rátka, Károlyfalva und Trautsondorf/Trau- czonfalva (Hercegkút) von Graf Trautson 1754 besiedelt.156 Im Komitat Szabolcs er- hielten die Orte Napkor und Pócspetri durch die Familie Kállay de Nagykalló deut- sche Bauern; deutsche Kolonie wurde auch der 1728 besiedelte Ort Rakamaz, in dem die Flurbezeichnung „Wittemberg“ einen Hinweis auf die Herkunft der Siedler aus Württemberg gibt. Der Ort Újvencsellő wird in den josephinischen Konskriptionen als ehemals deutsches Dorf bezeichnet. Das Komitat Szatmár wurde von der Kolonisation des Grafen Károlyi ab 1712, das Komitat Békés von der des Grafen Johann Georg Harruckern ab 1720 geprägt. Harruckern kolonisierte die Orte Gyula157, Mezőberény und Gyoma sowie im benach- barten Komitat Arad Elek158 und Almáskamarás.

Nordostungarn: Ung, Bereg, Ugocsa, Maramáros Die bislang wenig untersuchte Ansiedlung in den nordostungarischen Komitaten Ung, Bereg, Ugocsa und Marmamáros (heute zur Karpatenukraine gehörig) ging von Graf Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst von Mainz und Fürstbischof von Bamberg aus, der 1728 die Domäne Munkács-Szent Miklós vom Kaiser zum Geschenk erhielt und

156 LENGYEL, Település. 157 KÓSA, Magyarok; ÁCS; SZABÓ, Ansiedlung; KISMARJAI-KONDRÁD; SCHERER, Gyula, Bd. 1, S. 278-308; DERS., Családi. 158 STÖCKL/BRANDT.

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den 1729 sein Neffe Friedrich Karl von Schönborn (1674-1746, Reichsvizekanzler und Bischof von Würzburg und Bamberg) beerbte. Auf diesem zirka 2 400 km großen Grundbesitz ließen sich im Zeitraum von 1730-1750 rund 700 mainfränkische Siedler in den Orten Munkatsch/Mukačeve, Beregsaß/Berehove, Ober- und Unter-Schönborn/ Verchnij Koropec und Šenborn, Deutsch Kutschowa/Nimecka Kučova, Pausching/ Pavšyn, Birkendorf/Berezynka, Mädchendorf/Lalove, Kendereske/Konoplivci, Kus- tánfalva/Kuštanovyca und Klucsárka/Kl’učarky nieder. Eine weitere Ansiedlungs- welle in den Jahren 1758 bis 1774 brachte 47 Familien und 100 Personen, Bauern und Handwerker aus Niederösterreich, in die Orte Pausching, Kroatendorf/Pudhorod, Plankendorf/Palanok, Birkendorf und Mädchendorf sowie in das ruthenische Dorf Bárdháza/Barbovo, das bald Bardhaus genannt wurde. Zum Zweck der Salz- und Holzgewinnung organisierte die Wiener und Ungarische Hofkammer die Ansiedlung von 220 Personen aus dem Salzkammergut, die 1775 das Dorf Deutsch Mokra/ Nimecka Mokra gründeten. Die Grafen Schönborn organisierten im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Ansiedlung deutscher Familien aus dem südwestlichen Böhmerwald sowie tschechischer und slowakischer Kolonisten im Zeitraum 1825-1872.159

Komitat Bács- Im Komitat Bács-Bodrog war Baron/Graf Grassalkovich die dominierende Kolonisa- tionsfigur. 1734/35 besiedelte er Gara, 1750 Baja und Vaskút160, 1770 Bácsbokod und später noch Felsőszentiván. Csávoly161 erhielt durch den Erzbischof von Kalocsa 1747/49 deutsche und dalmatinische Kolonisten, Katymár (1747/48), Madaras und Bácsborsód durch die Familie Latinovics, Kunbaja162 1718/19 durch die Familie Ra- dics. Die übrigen Dörfer der Batschka sind Kameralansiedlungen.

1.2.4.1 Beispiele der Ansiedlung: Károlyi in Sathmar und Batthyány in der Baranya Beispiel Károlyi Im Zeitraum von 1712 bis 1743 hat Graf Sándor Károlyi (1668-1743) acht Dörfer im Gebiet von Sathmar mit 600 Familien, katholischen Schwaben, besiedelt. Seine Erben haben diese Kolonisation fortgesetzt, so dass im Zeitraum von 1712-1838 insgesamt 2 072 Familien in das Sathmarer Komitat eingewandert sind, zu drei Vierteln aus dem Raum Biberach und Ravensburg. Seine Motive schilderte Károlyi in einem Brief an die Ungarische Hofkanzlei vom Frühjahr 1712, in dem er sehr geschickt die Interes- sen des Wiener Hofes mit seinen eigenen in Übereinstimmung zu bringen wusste: „Der Hohen Ungarischen Hofkanzlei wird es ohne Zweifel hinlänglich bekannt sein, dass die nördlichen Teile Ungarns durch Geißelungen der göttlichen Vorsehen, nämlich durch innere Unruhen, die unheilvolle Pest, die überaus schädlichen Überschwemmungen, durch

159 MELIKA, S. 24-53. 160 FLACH, Waschkut; REPPMANN. 161 PFEIL. 162 Kunbaja.

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wunderlich aussehende Fliegen und Unmenge von Mäusen heimgesucht und bedrängt worden seien und zwar dermaßen, dass jene Teile sowohl von Einwohnern als auch von Tieren jeder Art, mehr als es glaubhaft sein könnte, bis zum äußersten entblößt sind und dadurch unfähig wurden, die öffentlichen Lasten und Verpflichtungen zu tragen. Ich ergriff darum die günstige Gelegenheit und trachtete gewissenhaft danach, die öden Örter mit Schwaben zu bevölkern, die bei der gegenwärtigen politischen Lage gezwungen sind, ihre häuslichen Herde zu verlassen und ihr Stücklein Brot in anderen Regionen und speziell in diesem höchst verwüsteten Vaterland zu suchen: um auf diese Weise den vorhin aufgezeig- ten Mangel an Menschen wenigstens zum Teil zu beheben und dadurch das Tragen der öf- fentlichen Verpflichtungen und Lasten zu ermöglichen und vor allem: damit auch die ka- tholische Religion ein noch größeres Wachstum erfahren könne, nicht nur zu meinem per- sönlichen, sondern auch zum allgemeinen Wohl.“163 Es überrascht nicht, dass bei solchen Rahmenbedingungen der allererste An- siedlungsversuch im Jahre 1712 in vier Orten (Karol/Carei, Schinal/Urziceni, Kaplau/ Capleni und Schamagosch/Ciumeşti) scheiterte: am Mangel an Proviant, an Zugtie- ren, an der zu großen Anzahl der angekommenen Kolonisten (über tausend). Viele kehrten deshalb wieder zurück. Bereits am 20. Juli 1712 beauftragte der Schwäbische Reichskreis die Ulmer Schiffer, die schwerkranken Rückkehrer in Wien abzuholen. 423 Personen trafen im Oktober ein und wurden in den Spitälern von Leipheim ver- sorgt.164 In Sathmar konnten die Schwaben zunächst nur in einem Dorf, nämlich in Schinal, tatsächlich Fuß fassen. Die ab 1720 intensivierten Ansiedlungsbemühungen waren jedoch bereits wesentlich erfolgreicher. Einer der ausschlaggebenden Gründe dafür waren die vom Grundherrn in Oberschwaben eingesetzten Werber, welche die Lage vor Ort gut kannten, dadurch eine sinnvolle Auswahl unter den Bewerbern tref- fen konnten und die Angeworbenen persönlich bis an die Zielorte geleiteten und be- treuten. So konnten zeitraubende Umwege (auf dem langen Weg von der Donau durch das Alföld bis nach Karol) und andere organisatorische Mängel vermieden werden.165 In dem Ansiedlungsvertrag vom 25. Juni 1712, den Károlyi mit den von ihm an- geworbenen Siedlern in Pressburg geschlossen hatte, wurden Bedingungen genannt, die in dieser ersten Ansiedlungsphase offenbar so etwas wie eine gewohnheitsrechtli- che Norm darstellten: Befreiung von grundherrlichen Abgaben für drei Jahre, von den staatlichen Abgaben für sechs Jahre, die Anstellung deutscher Verwalter und deut- scher Pfarrer in deutschen Dörfern – „aus welcher Ursach sie auch eine eigene Ge- meinde ohne ungarische Inwohner haben sollen“; als wirtschaftliche Starthilfe wur- den zwei Ochsen und eine Melkkuh sowie das Saatgetreide (12 Kaschauer Viertel) zur Verfügung gestellt. Diese Hilfeleistungen waren als Vorschuss aufzufassen, der nach einigen Jahren zurückzuzahlen war.166 Für die Ansiedlungspolitik Károlyis gab die Siedlungsmigration der einheimi- schen leibeigenen Bauern den Ausschlag, weil diese, um selbst als Kolonisten in den

163 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 3, S. 107 f. 164 FATA, Einwanderung, S. 123. 165 VONHÁZ. 166 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 3, S. 115.

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Neo-Acquistica den Status eines freien Bauern zu erlangen, die Dörfer ihrer Grund- herrschaft schneller verließen, als ihr Grundherr die verlassenen Bauernhöfe mit neu- en Kolonisten besetzen konnte. Untersucht man die Proportion der besetzten, der verlassenen und der verwüsteten Hufen auf Graf Károlyis Sathmarer Domäne, ist für den Zeitraum von 1723 bis 1738 Folgendes festzustellen: Die Zahl der besetzten Hufen hat in diesem Zeitraum zwar von 1 087 auf 1 470, also um 35,2 Prozent, zugenommen, doch die Zahl der verlasse- nen Bauernhöfe ist ebenfalls angestiegen, nämlich von 547 auf 607, und die der Wüs- tungen nur ganz geringfügig zurückgegangen, so gab es 1723 488 und 1738 immer noch 479 verwüstete, also auf lange Zeit unbewirtschaftete Hufen.167 1723 lebten auf der Domäne 439 ungarische leibeigene Bauern und 648 deutsche Kolonistenfamilien (also 44 Prozent zu 59 Prozent), 15 Jahre später war die Zahl der leibeigenen Bauern auf 386 (= 26 Prozent) gesunken, die der deutschen Kolonisten jedoch auf 1 084 (= 73 Prozent) gestiegen. Die Fluchtbewegung seiner ungarischen calvinistischen Leib- eigenen vermochte der Grundherr also bis zu diesem Zeitpunkt nicht einzudämmen, weil sie offenbar überall in den Neo-Acquistica als Kolonisten angenommen und ge- schützt wurden. Ohne Ansiedlung deutscher Kolonisten aus dem Ausland hätte der Grundherr Graf Károlyi den Schaden, den er durch die Fluchtbewegung seiner ein- heimischen Bauern erlitten hatte, keinesfalls kompensieren können. Für ihn war die deutsche Ansiedlung deshalb eine Überlebensstrategie.

Beispiel Batthyány168 Die ersten deutschen Siedler ließen sich nach 1711 in der Baranya in mehreren Dör- fern nieder, z.B. in Nyomja (1720), Hidor (1727) und Olasz (1728), ab 1730 auch in Bóly und Pécsdevecser. Während die Kolonisten aus Olasz wieder völlig verschwan- den, war die Entwicklung in den übrigen Dörfern zunächst von Stagnation, wirt- schaftlichen Rückschlägen und zaghaften Neuansiedlungen gekennzeichnet. Auch der Abschluss eines Ansiedlungsvertrags 1725 für Nyomja und 1738 für Bóly konnte da- ran vorerst nichts ändern. Dass sich im Verlauf der 1730er Jahre die Lage in den bei- den Dörfern Nyomja und Devecser konsolidierte, war dem Umstand zuzuschreiben, dass diese beiden Neugründungen auf Wüstungen (genannt Prädien) erfolgten und of- fenbar mehr Entwicklungsmöglichkeiten zuließen als die anderen Orte mit serbischer bzw. kroatischer Vorbesiedlung. Gerade in Bóly mit an sich günstigen Vorbedingungen als Standort der Domänen- verwaltung zeigte sich, dass die sich gegenseitig ausschließenden Bewirtschaftungs- weisen serbische Weidewirtschaft contra deutschen Ackerbau zahlreiche deutsche Kolonisten wieder zur Abwanderung veranlasste. Daher entschloss sich die Grund- herrschaft zu einer radikalen Lösung: Die Serben wurden „entfernt“ (so wortwörtlich nach einer Aussage des Hofrichters der Herrschaft vor dem Patrimonialgericht in

167 KISS, Auswanderung, S. 18. 168 Die folgenden Abschnitte basieren auf der Studie von KRAUSS, Auswanderer, insbesondere S. 83-162 und 201-206.

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Fünfkirchen 1766)169 und die Arenda-Konskription aus dem Jahre 1744 zeigt eine völlig veränderte Situation: Zwar hatte sich die Anzahl der Steuerpflichtigen nicht er- heblich verändert, indem sie von 63 auf 83 gestiegen war, aber von den zuvor im Jah- re 1738 erfassten Raitzen befand sich niemand mehr in Bóly. Während sich dort die Anzahl der Steuerpflichtigen im Zeitraum von 1738 bis 1744 um 31 Prozent erhöht hat, nahmen die Einnahmen an Pachtzins um 49 Prozent zu. Diesem Befund entspre- chend gestaltete sich auch das Steueraufkommen in Devecser, das im gleichen Zeit- raum von 126 auf 145 Gulden angestiegen war. Beide Beispiele zeigen, dass die deutschen Ansiedler der Herrschaft enorme öko- nomische Vorteile brachten. Stimuliert von diesem Erfolg wurden Ende 1744 die ser- bischen Einwohner zwei weiterer Dörfer ausgesiedelt, um für deutsche Kolonisten Platz zu machen, nämlich in Palkonya und Rácpetre. Binnen zwei Jahren hat sich das Steueraufkommen aus beiden Dörfern vervierfacht. 1746 wurden in fünf weiteren Siedlungen nach teilweiser Verdrängung der Raitzen deutsche Kolonisten angesiedelt, nämlich in Gyula, Nagybudmér, Kisbudmér, Kiskassa, Virágos und Kövesd. Wäh- rend die Ansiedlung in Nagybudmér an der serbischen Majorität scheiterte, war bin- nen einem Jahr in den übrigen Dörfern eine ethnische Entmischung auf Kosten der Serben eingetreten mit Ausnahme von Kövesd, wo sich Serben und Deutsche zah- lenmäßig eine Zeit lang die Waage hielten; ab 1767 gab es jedoch nur mehr Deutsche in diesem Dorf. Anhand der verschiedenen Steuerlisten der Herrschaft lässt sich die zeitliche Ab- folge im Verdrängungsprozess genau rekonstruieren. Während die Raitzen in Kis- budmér und Virágos von der Pachtzinskonskription an Georgi (29. April) und der Abgabe des Neuntels zu Michaeli (29. September) 1745 noch erfasst wurden, haben die deutschen Siedler im folgenden Frühjahr bereits den Pachtzins entrichtet und im Herbst das Neuntel auf die Ernteerträge abgeliefert. Daraus ergibt sich, dass die Rait- zen nach Entrichtung ihrer Verbindlichkeiten im Herbst beide Dörfer so rechtzeitig verlassen haben, dass die ankommenden Deutschen noch die Winteraussaat bestellen und im Sommer 1746 bereits ihren Weizen ernten konnten. Ein späteres Beispiel da- für liefert die Neubesiedlung des Dorfes Vokány im Jahre 1755. Diese im Verlauf des 18. Jahrhunderts zu beobachtenden wirtschaftlichen Ver- drängungsprozesse hatten ihre Ursachen nicht nur in der unterschiedlichen Arbeits- mentalität, sondern auch in der wirtschaftlichen Erfolgsbilanz und der damit verbun- denen Kapitalakkumulation seitens der deutschen Kolonisten. So bemerkte der herr- schaftliche Beamte Johann Nepomuk Strázsay, die diesbezügliche Entwicklung in der Herrschaft Bóly bis 1808 zusammenfassend: „Die Raitzen und Croaten sind auch in manchen Gegenden arbeitsam und ausdauernd, in manchen hingegen sehr faul und saumselig, sie vernachlässigen sogar ihre eigenen Felder und Weingärten und verschplittern die Zeit mit Borstenvieh Handel, wobey sie gewöhnlich unglücklich sind. [...] Die Teutschen sind emsig, arbeitsam und cultivieren mit vieler Mühe und Anstrengung ihre Felder und Weingärten, daher sind sie auch wohlhabender.“170

169 Ebenda, S. 95. 170 Ebenda, S. 395.

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Solche Verdrängungsprozesse waren mit einer stark ausgeprägten Binnenmigrati- on verbunden, die ein dominierendes Kennzeichen während der gesamten ersten Hälf- te des 18. Jahrhunderts blieb. In den Jahrzehnten von 1710 bis ca. 1760 ist jegliche Ansiedlung von Kolonisten in den daran interessierten Grundherrschaften ungefähr zur Hälfte auf Wanderungsbewegungen der Siedler von einem Dorf zum anderen zu- rückzuführen, die bessere Ansiedlungsbedingungen, aber auch bessere Böden und an- dere günstige Gegebenheiten suchten. Dazu gehörte auch das Vorhandensein von Glaubensbrüdern, was bei den von vornherein in der Diaspora befindlichen Kolonis- ten protestantischen Glaubens einen wichtigen Anziehungspunkt ausmachte. Nicht nur das Beispiel der Grundherrschaft Bóly in der Baranya, sondern auch der Grund- herrschaft der Grafen Mercy im Komitat Tolna (mit dem Zentrum in Hőgyész) zeigt, dass für die katholischen Grundherren wirtschaftliche Interessen ausschlaggebender waren als irgendwelche konfessionellen Überlegungen. Diese Einstellung stand im Einklang mit dem Zeitgeist: Sowohl Preußen als auch Holland verkündeten demonst- rativ konfessionelle Toleranz, wenn es um die „Peuplisierung“ ging. Die Binnenmigration war bis zur Konsolidierungsphase der Kolonisation (die – zwar regional etwas unterschiedlich – ungefähr ab 1750 einsetzte) davon geprägt, dass die aus Deutschland kommenden Siedler immer wieder von Neuem aufbrachen, „um ihr Glück besser zu befördern“, wie häufig in den Leumundszeugnissen nach- zulesen ist, welche die Dorfgemeinschaft (Richter und Geschworene) für die Wegzie- henden ausstellen musste, damit diese beim Neuerwerb einer Hofstelle von einer Grundherrschaft akzeptiert werden konnten. Dahinter stand der Wunsch nach einer Konsolidierung der eigenen Verhältnisse sowie nach wirtschaftlichem und sozialem Aufstieg, der nur durch Landbesitz zu erreichen war. Charakteristisch dafür ist die Aussage in dem 1768 ausgestellten Leumundszeugnis für Joseph Wolf aus dem Dorf Babarc (Herrschaft Bellye), in dem Richter und Geschworene folgendes bescheini- gen: „Hiermit bekennen wir Richter und Geschworene samt der ganzen Gemeinde, dass Joseph Wolf allhier in Babarc als ein Halter unserer Ochsen nunmehro sein Glück wieder zu su- chen vorgenommen hat.“171

1.3 Der Staat als Akteur der Ansiedlung 1.3.1 Die Bevölkerungspolitik des Wiener Hofes Das habsburgische Impopulationspatent vom 11. August 1689 und das „Einrich- tungswerk des Königreichs Ungarn“ vom November desselben Jahres haben beide die merkantilistische Programmatik der Bevölkerungspolitik des Wiener Hofes hervorge- hoben: Die Vermehrung der Bevölkerungszahl im eigenen Land durch Einwanderung sollte zu einer Erhöhung des Steueraufkommens und dadurch indirekt auch zu einer Stärkung der Militärmacht beitragen. Die neu eroberten Provinzen sollten zu diesem Zweck so rasch wie möglich besiedelt und landwirtschaftlich genutzt werden. 1689

171 Ebenda, S. 148.

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fand dieses Programm bei den ungarischen Ständen noch keine positive Resonanz. Es musste noch einmal ein Krieg, der des Fürsten Rákóczi, 1704-1711 das Land verwüs- ten, wahrscheinlich noch stärker als der Türkenkrieg 1683-1699, bis diese Botschaft bei den Ständen angekommen war und schließlich 1723 positive Aufnahme fand. Nunmehr selbst von merkantilistischen Prinzipien überzeugt, verabschiedeten die Stände das Gesetz 103/1723, das jegliche Kolonisationsanstrengung legitimierte: „Über die Bevölkerungsvermehrung des Landes. Seine geheiligte Majestät wird gütig er- lauben, dass freie Personen jeder Art ins Land gerufen werden, welche von jeder öffentli- chen Steuer für 6 Jahre zu befreien sind, und dass diese Freiheit im ganzen Land verkündet werden kann. Dass aber Patente im Heiligen Römischen Reich und auch in anderen be- nachbarten Ländern und Provinzen seiner geheiligten Majestät in diesem Sinne bekannt gegeben werden können, das wird seine Majestät mit den Ständen besagten Heiligen Rei- ches und der benachbarten Länder und Provinzen zusammen zur Erwägung ziehen.“172 Hier traten der österreichische Staat und sein Beziehungsnetz mit den Ständen des Alten Reiches in Erscheinung, um auf Aufforderung der ungarischen Stände die Ko- lonisation der Neo-Acquistica zu fördern, die mit diesem Gesetz – gleichsam als ihrer Magna Charta – ihre rechtliche Grundlage bekam. Auch die ungarischen Stände hat- ten inzwischen erkannt, dass es in ihrem Interesse lag, durch Einwanderung ausländi- scher Arbeitskräfte die Gesamtzahl der Bevölkerung zu vergrößern, und es war für sie „umso bequemer, als man hier die Autorität des eigenen Königs für die Begünstigung der Auswanderung [aus Deutschland] in Anspruch nehmen konnte.“173 Ging es im Zeitraum von 1711 bis 1761 im Wesentlichen darum, den Staatsappa- rat als Instrument der Förderung grundherrschaftlicher Ansiedlungstätigkeit in Un- garn einzusetzen (mit Ausnahme der Kameralansiedlung des Banats und der Batsch- ka), so begann nach dem Siebenjährigen Krieg im Rahmen der mariatheresianischen Reformpolitik eine Systematisierung der Kolonisationstätigkeit, die neue Akzente setzte und mit der „Impopulation“174 bewusst die bis dahin wahrnehmbaren demogra- phischen Ungleichgewichte in den Neo-Acquistica zu beseitigen suchte. Diese Politik einer „Integration durch Kolonisation“175 – im Sinne der Angleichung der Rechts-, Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen innerhalb der Habsburger Monarchie – baute auf dem Erreichten auf, d.h. auf dem, was die Kameralansiedlung im Banat und in der Batschka bis 1761 geschaffen hatte.

172 SCHÜNEMANN, Bevölkerungspolitik. – Im lateinischen Original: „De impopulatione regni. Ut liberae quaevis personae, per sexennium a quavis contributione publica libertandae, in regnum vocari, ac eiusmodi libertas per totum regnum publicari possit, benigne admittet sua Maieastas Sacratissima. Ut autem patentes in Sacro Romanio Imperio et aliis etiam vi- cinis suae Maiestatis Sacratissimae regnis et provinciis eatenus publicari possint, id cum statibus praelibati Sacri Imperii et vicinorum regnorum et provinciarum deliberari debe- bit.“– Auch in Corpus Iuris Hungarici, Bd.: 1657-1740, S. 644. 173 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 15. 174 Zur Begriffs- und Ideengeschichte siehe WANDRUSZKA, Theorie. 175 MANER, S. 49.

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1.3.2 Die Reformpolitik der Habsburger als Rahmenbedingung der Kolonisation Das 1526 durch die Vereinigung der österreichischen Erbländer mit den zwei König- reichen Böhmen und Ungarn entstandene Habsburgerreich war lange Zeit ein Länder- konglomerat, das nur durch die gemeinsame Dynastie zusammengehalten wurde.176 Erst im 18. Jahrhundert machten der österreichische Erbfolgekrieg von 1740-1748, diese dramatische Zerreißprobe, und die damit heraufbeschworene Gefahr eines Zer- falls der Monarchie der jungen Königin Maria Theresia klar, dass nur durch grundle- gende Reformen ihr Reich zunächst verteidigt und langfristig bewahrt werden könne. Von den Ideen des aufgeklärten Absolutismus geleitet, brachte die innere Staatsbil- dung der Donaumonarchie ein an Haupt und Gliedern grundlegend reformiertes Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystem hervor, das zum ersten Mal in der Ge- schichte dieses Imperiums nicht nur den Adel, sondern auch die einfachen Untertanen und somit auch die Bauern einbezog und deren Lebenswelt wesentlich veränderte. Maria Theresia war übrigens die Erste unter den Habsburgern, die in ihren Briefen die Formulierung „meine Völker“ verwendete und damit den multiethnischen Charak- ter ihres Reiches und die Vielsprachigkeit ihrer Untertanen zur Kenntnis nahm. Dieser Pluralismus erschien ihr mit Ausnahme der Zigeuner keineswegs problematisch, im Gegensatz zur Präsenz nichtchristlicher Bevölkerungsgruppen wie die der Juden und der Muslime, deren Existenzberechtigung einzusehen, ihr einige Schwierigkeiten be- reitete, auch wenn sie im Fall der Juden anerkannte, dass deren Mitwirkung im Wirt- schaftsleben und im Finanzwesen unentbehrlich war.177 Die neuere Forschung betont die Rolle des Merkantilismus der Frühen Neuzeit für den Übergang zu einem kumulativen Wirtschaftswachstum und der Auflösung der feudalen Gesellschaftsordnung. Sie sieht sie vor allem darin, dass der Merkantilismus die staatliche Gemeinschaft auch zu einer volkwirtschaftlichen gemacht hat.178 Damit eng verbunden war der Vorgang der Fundamentaldisziplinierung in Staat und Kirche, in Wissenschaft und Kultur, die eine Voraussetzung für die spätere Fundamentaldis- ziplinierung des bürgerlich-demokratischen Gemeinwesens des 19. Jahrhunderts dar- stellt.179 Diese Sozialdisziplinierung war wiederum das Instrument, mit dem der Lan- desherr sein zentrales Politikmonopol nach innen wie nach außen durchzusetzen such- te, um alle konkurrierenden Kräfte, insbesondere die Stände und damit den Adel, aus- zuschalten. Die dadurch in Gang gesetzten Prozesse waren nicht auf den Bereich der politischen Institutionen beschränkt, sondern bewirkten eine grundlegende Verände- rung von Staat und Gesellschaft; sie zielten auf eine „Bändigung und Zügelung aller Betätigungen auf den Gebieten des öffentlichen, aber auch des privaten Lebens“ ab.180 Konkret ging es hier um eine „zunehmende Regulierung des Wirtschaftslebens

176 Siehe dazu den Sammelband Die Habsburgermonarchie 1620 bis 1740, hier insbesondere den Beitrag von MACHARDY. 177 NIEDERHAUSER, Mária Terézia, S. 118-124. 178 SCHMOLLER, S. 37. 179 OESTREICH, Strukturprobleme, S. 345. 180 DERS., Geist, S. 187.

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und die Erziehung des Menschen zur Arbeit“181 im Rahmen des neu aufgebauten und vom Staat kontrollierten Schulsystems, um durch Rationalisierung von Lebensgestal- tung und Lebenshaltung die mentalen Grundlagen für einen modernen Staatsverband zu legen. Dieser Prozess der Staatsbildung erfolgte in der Regel im Rahmen des monarchi- schen Absolutismus, denn nur dem absolutistisch regierenden Monarchen gelang es, durch seine paternalistische Herrschaft in seinen Untertanen das Bewusstsein staatli- cher Einheit zu wecken.182 Für die Habsburgermonarchie mit ihrer ethnisch, sprach- lich und kulturell heterogenen Bevölkerung, mit ihren nur durch das Band der Dynas- tie verknüpften Territorien und deren ständischen Partikularismen wurde die Schöp- fung eines Zusammengehörigkeitsbewusstseins der „Monarchia Austriaca“ zu einer Existenzfrage, an der sich ihr Überleben, das heißt ihre erfolgreiche Überführung in das neue Zeitalter des modernen, zentralistisch und einheitlich organisierten Staates entschied. Diese Herausforderung der Zeit hat Maria Theresia durch den Verlust Schlesiens an das Preußen Friedrichs II., das in seiner Organisationsstruktur dem habsburgischen Staat weit überlegen war, schnell begriffen. Deshalb setzte sie ab Mit- te der 1740er Jahre ein weitgespanntes, praktisch alle Lebensbereiche ergreifendes und deshalb sehr umfassendes Reformwerk in Gang, das als die eigentliche Staatsbil- dung der Donaumonarchie bezeichnet werden kann.183 Mit dem Einströmen der Gedanken der Aufklärung, der Staats- und Naturrechts- philosophie und des Rationalismus, verbunden mit einer immer weitere Bevölke- rungskreise erfassenden Alphabetisierung, brach sich auch die Idee der Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Menschen Bahn, wie sie Joseph II. in der Denkschrift an seine Mutter bereits Ende 1765 zum Ausdruck brachte. Der Wandel vom Landesvater zum „ersten Diener des Staates“, als den sich Joseph II. stets betrachtete, sein Leit- spruch „alles für das Volk, nichts durch das Volk“ machen deutlich, dass ein solcher aufgeklärter Absolutismus auch Züge einer „aufgeklärten Despotie“ annehmen konn- te. Historisch gesehen ist der aufgeklärte Absolutismus Josephs II. als ein Übergangs- regime vom traditionellen Absolutismus Ludwigs XIV. zur konstitutionellen Monar- chie anzusehen, die sich im Verlauf des nachfolgenden 19. Jahrhunderts in ganz Eu- ropa durchgesetzt hat.184 Der amerikanische Wirtschaftshistoriker ungarischer Abstammung John Komlos hat in der wirtschaftlichen Dynamik, die durch das Reformwerk der Habsburger aus- gelöst wurde, das heißt im Zusammenwirken von demographischen und wirtschaftli- chen Komponenten mit der entscheidenden Veränderung der institutionellen Rah- menbedingungen, die eine Markterweiterung zur Folge hatten und damit die drohende Ernährungskrise durch Überbevölkerung ein für allemal beseitigten, das „österreichi-

181 REINHARD, S. 41. 182 MATIS. 183 Aus der Reihe der neueren Fachliteratur ist hervorzuheben: MACARTNEY, Habsburg Em- pire; SCOTT; VOCELKA; BEALES; Politics and Culture. 184 KARNIEL, Toleranzpolitik, S. 37.

171

sche Modell“ der industriellen Revolution ausgemacht, das durchaus zeitgleich mit dem englischen die Geschichte Europas prägte.185 Für das in Ungarn angelaufene Kolonisationswerk waren vor allem die Bereiche Religionspolitik, Schulpolitik und Agrarpolitik, hier insbesondere die Neuordnung der Beziehung Bauer - Grundherr von wesentlicher Bedeutung.186 Dazuhin nahm Ungarn in der Politik Maria Theresias einen ganz besonderen Platz ein, welchen die von Dankbarkeit und Zuneigung erfüllte Beziehung der Königin zum ungarischen Adel kennzeichnete, dem sie in der außerordentlichen Notlage des Jahres 1741 (als durch den Angriff Friedrichs II. von Preußen der Zerfall der Monarchie drohte) nach eige- nen Worten „ihren Thron verdankte“. Als ihr jüngster Sohn Erzherzog Maximilian Franz (1756-1801) 1774 kurzfristig als ungarischer Statthalter in Pressburg vorgese- hen war, schrieb sie ihm im April dieses Jahres einen Brief, in dem sie die Bedeutung Ungarns nicht nur für die Habsburgermonarchie, sondern auch für ihre eigene Person hervorhob: „Der Posten [des Statthalters] in Ungarn ist einer der wichtigsten und zugleich der ange- nehmsten im ganzen Reich: vor den Toren von Wien und an der Spitze eines Volkes, das sich so viel Verdienst um mich erwarb, dem ich meine Existenz auf dem Thron meiner Vorfahren verdanke, das mir während dreiunddreißig Jahren meiner Regierung die größte Anhänglichkeit und die wirksamste Bereitwilligkeit zu meiner Unterstützung und zur Voll- ziehung meines Willens bewies. Wenn du die gleichen Bahnen verfolgst, ihnen Liebe und Vertrauen zeigst, wirst Du Dich überzeugen, daß es in diesem Volk sehr viele Hilfsquellen gibt. Ich danke diese Aufklärung gleich so vielen andern Deinem teuren verstorbenen Va- ter, der sie allein richtig erkannte. Und wenn man sie in Zukunft ebenso behandelt wie ich, so hoffe ich, daß Du selbst glücklich wirst, wenn Du sie glücklich machst.“187

1.3.2.1 Die Agrarreform 1767: Bauer und Grundherr Die Kriege des 18. Jahrhunderts und die Zunahme der Bevölkerung, die dadurch ge- steigerte Nachfrage nach Getreide und die wiederum damit einhergehende Getreide- konjunktur, befördert durch den intensivierten Ausbau der Infrastruktur, hatten eine Ausdehnung und verstärkte ackerbauliche Nutzung des Dominikallandes und der Gutsherrschaft zur Folge. Dadurch nahm der Frondienst, die Robotleistung, zu und es setzte eine Rechtsverschlechterung der Bauern ein bis hin zum Bauernlegen, der Überführung von Rustikalland in Dominikalland, die eigenbewirtschaftete Domäne des Grundherrn. Da in Ungarn der Grundherr und sein Dominikalland von sämtlichen

185 KOMLOS, insbes. S. 18-19, 140-160. 186 Vgl. dazu BALÁZS, ; EVANS, Maria Theresa; DERS., Joseph II. – In der ungarischen Fachliteratur wird vielfach bis heute der Absolutismus als „Willkürherrschaft“ interpretiert, was eine nüchterne Beurteilung dieses Zeitalters erschwert oder gar verhindert. Ab der Re- gierungszeit Maria Theresias wurden beispielsweise alle neu erlassenen Gesetze fortlau- fend veröffentlicht. 187 Briefe einer Kaiserin, S. 152, auch unter

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Steuern befreit waren, waren alle diese Vorgänge für den Staat mit einer Verminde- rung, ja grundsätzlichen Gefährdung der Steuerkraft der Bauern verbunden. Der Staat wiederum musste mit diesen Steuern ein immer größer gewordenes stehendes Heer mit entsprechenden Rüstungsausgaben finanzieren, um seine territoriale Integrität nach außen zu verteidigen. Die Bedeutung der Bauern als steuerliche Leistungsträger wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von den Kameralisten und der Re- gierung klar erkannt, da die Steuerprivilegien des Adels in den Erbländern nur zum Teil, in Ungarn jedoch überhaupt nicht beseitigt werden konnten. Die Bauern ihrer- seits widersetzten sich durch vermehrte Aufstände der steigenden Abgabenlast und Dienstverpflichtung. In diese kritische und klärungsbedürftige Situation griff Mitte der 1760er Jahre Maria Theresia ein. Ihr 1767 für Ungarn erlassenes Urbarialpatent war die erste und umfassendste Maßnahme der Staatsgewalt, die zum Schutz des Bauernlandes, zur Klärung der Besitzverhältnisse, zur Begrenzung und Festlegung der bäuerlichen Verpflichtungen gegenüber dem Grundherrn und damit schließlich zur Sicherung einer der wichtigsten Steuerquellen vorgenommen wurde. Ab diesem Zeitpunkt war das Bauernstiften und jegliche Veränderung oder gar Verkleinerung des Bauernlandes, des Urbariallandes, zugunsten des Grundherrn und seines Domini- kallandes nicht mehr möglich. Das mit dem Begriff der Urbarialregulierung bezeich- nete Verfahren bildete rund 80 Jahre später, für die Zeit nach 1848, die Grundlage für die damalige Bauernbefreiung und den Vorgang der Grundentlastung; so gesehen wurden im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts die Besitzverhältnisse festgelegt, die im Allgemeinen bis zum Jahr 1945 ihre Gültigkeit behalten haben.188 Die mit dem Urbarialpatent für die Bauern gewonnene Rechtssicherheit verringer- te die Binnenmigration (soweit diese mit der Suche nach besseren Rahmenbedingun- gen für die Bauernwirtschaft verbunden gewesen war), förderte das Streben nach Be- sitzvergrößerung und Bodenerwerb, erleichterte die Neuansiedlung und Siedlungs- migration der Kolonisten und bildete schließlich den Ausgangspunkt für eine dynami- sche wirtschaftliche Entwicklung nicht zuletzt auch der bäuerlichen Unterschichten, insbesondere der landlosen oder nur über wenig Land verfügenden Häusler, ungarisch zsellér genannt. Zu dieser Entwicklung trugen auch die späteren Bauernpatente insbe- sondere Josephs II. bei. Hier sind hervorzuheben: die Robotablösung durch die Geld- rente189, die Freiheit der Eheschließung und der Berufswahl, das Recht auf den Ver- kauf der selbst produzierten Produkte sowie auf den Erwerb gepachteter Felder und Bauernwirtschaften. Durch die Liberalisierung des Handels mit landwirtschaftlichen Produkten suchte die Regierung einerseits den Mangel an Lebensmitteln (als Auslöser von Hungersnö- ten) zu beheben, andererseits Anreize für eine den Bauern Gewinn bringende Mehr- produktion zu schaffen.190 Die wichtigste Maßnahme in diesem Zusammenhang war

188 GUNST, Europa, S. 17; vgl. dazu auch BALÁZS, Lage; in ihrem 30 Jahre später erschienenen Buch ist Balázs auf die Lage der Bauern und deren Beziehung zu ihren Grundherren nicht näher eingegangen, sondern verweist ausdrücklich auf ihren 1956 erschienenen Aufsatz. 189 Detailliert dazu SZÁNTAY. 190 FEIGL, Auswirkungen, S. 55.

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die Aufhebung des Vorkaufsrechts des Grundherrn, der dieses Recht zur Deckung des Eigenbedarfs zu billigen Preisen, aber auch zur Einschaltung in den Fernhandel mit hohem Gewinn genutzt hatte. Mit dieser bereits unter Maria Theresia gesetzten Maß- nahme, die Joseph II. 1783 noch einmal für alle Länder der Monarchie forcierte, wur- de das Tor für die Erwerbswirtschaft weit geöffnet und viele Bauern zögerten nicht, die ihnen damit gebotenen wirtschaftlichen Chancen zu nutzen. Gesteigert wurden diese auch durch das josephinische Dekret von 1785, das die persönliche Abhängig- keit des Bauern vom Grundherrn entscheidend verringerte und seine persönlichen Freiheitsrechte stärkte, einschließlich des Rechts, über sein Eigentum, seine selbster- worbenen Äcker, Wiesen, Weingärten und Mühlen frei zu verfügen, diese zu ver- erben, zu verpfänden oder zu verkaufen. „In der festen Überzeugung, dass der Hörige zur Mehrproduktion am ehesten durch freien Absatz seiner Erzeugnisse angespornt würde, ordnete der Herrscher zu Lasten des grund- herrlichen Weinausschanks an, dass der Bauer seinen Wein das ganz Jahr hindurch aus- schenken könne.“191 Das ist nur ein Beispiel aus einer reichen Produktpalette, die sich mit der Zeit bei- spielsweise durch Einbeziehung des arbeitsintensiven Tabakanbaus erheblich erwei- tert hat. Die verstärkte Aufteilung der Hut- und Gemeindeweiden und ihre Parzellie- rung für die Anlage von Bauernhöfen hatte vor allem dort größere Bedeutung, wo noch unter Maria Theresia große Weideflächen für die extensive Viehwirtschaft frei- gehalten worden waren, wie beispielsweise im Banat und in der Batschka. Auch diese Weideflächen wurden nunmehr unter Joseph II. verstärkt unter den Pflug genommen, womit die fast ein Jahrhundert währende Auseinandersetzung zwischen „Körndlbau- ern“ (Ackerbau) und „Hörndlbauern“ (extensive Viehwirtschaft) endgültig zugunsten der Ackerbauwirtschaft entschieden war. Diese Auseinandersetzung hatte auch eine ethnische Komponente, denn die Viehwirtschaft wurde von den „Nationalisten“ ge- nannten Einheimischen betrieben, den serbischen und rumänischen Hirten, die dadurch stärker zurückgedrängt wurden. Der österreichische Historiker Michael Mitterauer hebt für das ausgehende 18. Jahrhundert bezüglich der bäuerlichen Unterschichten hervor, dass die Kleinhäusler in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vielfach sesshaft gemacht werden konnten, was sich auf dem Land in einem verstärkten Neubau von Häusern bemerkbar mach- te.192 Die Zahl der Insassen, die weder über Haus oder Land verfügten, nahm daher ab, die Zahl der selbständig wirtschaftenden Häusler hingegen vergrößerte sich, wozu in Ungarn besonders eine breite Schicht von Weinbauern beitrug, deren Zahl für die josephinische Zeit bereits mit 200 000 angegeben wurde. Damit hat diese relativ gut situierte Gruppe der Winzer gut ein Fünftel aller zsellér im Königreich Ungarn aus- gemacht. Für die verstärkte Sesshaftmachung breiter Unterschichten sind vier Fak- toren hervorzuheben: erstens grundsätzlich verbesserte Erwerbsbedingungen (durch Ausbau des Misch- erwerbs: Handwerk plus saisonal bedingte Aushilfe in der Landwirtschaft) und Ab-

191 WELLMANN, Kontinuität, S. 117. 192 MITTERAUER, S. 323 ff.

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satzmöglichkeiten (durch Ausbau der Infrastruktur); zweitens die Robotablösung, durch die der Grundherr infolge des Verlusts kostenloser Arbeitskräfte gezwungen war, sich durch Ansiedlung landarmer Leute ortsansässige Landarbeiter für seine Domänenwirtschaft zu sichern. Insbesondere im Umkreis von Klöstern und Herr- schaftssitzen konnten dadurch größerer Kleinhäuslersiedlungen entstehen; drittens die unter Joseph II. veränderte Militärverfassung, nach der alle hausansässigen Unterta- nen einschließlich ihrer Erben (dem jeweils ältesten Sohn) von der Rekrutierung be- freit waren, was den Hausbau wesentlich förderte; und schließlich viertens der Über- gang von der Subsistenzwirtschaft zur Erwerbswirtschaft, der einen grundlegenden Wandel in der Mentalität nach sich zog. Dieser Übergang bildete die stärkste Triebfe- der der wirtschaftlichen Dynamik der Folgezeit nicht nur für die Bauern mit eigener Hofwirtschaft (Sessionisten), sondern auch für die bäuerlichen Unterschichten, die mit der Wahrnehmung der Erwerbschancen sich bietende Möglichkeiten eines sozia- len Aufstiegs nun besser nutzen konnten. Für die Subsistenzwirtschaft war die Hal- tung der Selbstgenügsamkeit und der Beschränkung auf den Überlebenskampf kenn- zeichnend, für die Erwerbswirtschaft hingegen das Streben nach Mehrproduktion, um durch Fleiß und Mehrarbeit den eigenen Wohlstand zu steigern und den bäuerlichen Besitz zu vermehren. Ein sehr gutes Beispiel dafür gab die Verbäuerlichung des Weinbaus ab, ein Prozess, der in Österreich bereits im 17. Jahrhundert begann und im Verlauf des 18. Jahrhunderts seinen ersten Höhepunkt erreichte, in Ungarn etwas spä- ter, sicherlich jedoch im Verlauf des 18. Jahrhunderts einsetzte. Die Konjunktur des kleinbäuerlichen Weinbaubetriebs hing unmittelbar mit der Verbreitung und Intensi- vierung der Erwerbswirtschaft zusammen, da der Weinbau als Zuerwerb sich zur Existenzgrundlage der landarmen bäuerlichen Unterschicht herausbildete.193 Die we- nigen für Ungarn zur Verfügung stehenden statistischen Daten verweisen ebenfalls darauf, dass sich der Anteil der kleinbäuerlichen Weinbauern an der landarmen Un- terschicht stark vergrößert und auch territorial ausgebreitet hat. Die systematische An- lage von Weinkellern in Form der Kellergassen in vielen, auch ungarndeutschen Sied- lungen ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts spricht hier eine deutliche und bis heute sichtbare Sprache.

1.3.2.2 Schule und Bildungsreform In der bis 1765 reichenden Periode des spätbarocken Feudalismus war Schule eine ausschließliche Angelegenheit der Religionsgemeinschaften. Für das historische Un- garn schätzt man die Zahl der Schulen auf ca. 4 000 im Jahre 1770. Statistisch gese- hen verfügte nur jedes zweite Dorf über eine Schule mit einem Lehrer und durch- schnittlich 20 Schülern. In Wirklichkeit jedoch besaß nur jedes fünfte Dorf eine Schu- le, denn die überwiegende Mehrheit der Schulen konzentrierte sich auf die größeren und kleineren Städte (Munizipien und Oppida). Der Unterricht war in der Regel auf die drei bis vier Wintermonate beschränkt und wurde von rund einem Drittel bis

193 SANDGRUBER, S. 111; zum Übergang von der Subsistenz- zur Erwerbswirtschaft ebenda, S. 143 ff.

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höchstens der Hälfte der Kinder besucht. Inhaltlich war er ganz auf die Vermittlung religiösen Wissens (Katechismus, biblische Geschichten, Kirchenlieder und Gebete) ausgerichtet. Die Kinder lernten ein wenig lesen, jedoch nur ausnahmsweise auch schreiben.194 Die Reformen des aufgeklärten Absolutismus, die nach dem Siebenjährigen Krieg ab 1765 vorbereitet und umgesetzt wurden, insbesondere die Schulreform mit dem Erlass der Ratio Educationis 1777 im Königreich Ungarn, verfolgten im Prinzip drei Zielsetzungen: Sie besaßen eine standardisierende, eine qualifizierende und eine dis- ziplinierende Funktion195, zu der – wie noch zu sehen sein wird – eine vierte, nämlich gruppenbildende Funktion – zunächst noch auf ständisch-konfessioneller, allmählich auch auf ethnischer Grundlage – hinzukam. Im Unterschied zu den ersten drei Funk- tionen war die vierte nicht intendiert, sollte sich jedoch ähnlich den übrigen drei lang- fristig als sehr folgenreich erweisen. Die Standardisierung übernahm der Staat. Das gesamte Bildungswesen wurde zu einem politicum, wie es die Monarchin Maria Theresia bezeichnete, d.h. seines bishe- rigen religiösen Charakters enthoben; der Staat bestimmte nunmehr die Bildungsziele, sorgte für eine einheitliche Organisation des Bildungswesens und beanspruchte eine umfassende, hierarchisch organisierte Kontrolle, ohne – mit Ausnahme der Anlage von Musterschulen, den „Normalschulen“ – die bisherigen Besitzverhältnisse (und damit die Vorherrschaft der Konfessionen als Schulträger) zu verändern. Bildung bekam zweitens eine qualifizierende Funktion. 1785 erklärte Kaiser Jo- seph II., er betrachte die Volksschulen als das Hauptinstrument für die Aufklärung seiner Untertanen, die er ausnahmslos alphabetisiert wissen wollte. Jeder Stand sollte über die Schule die Wissensqualifikation bekommen, die er in der Praxis für die Aus- übung seiner beruflichen Tätigkeit benötigte, d.h. jedem Untertan sollte „der seinem Stand angemessene Unterricht“ erteilt werden. Auf dieser Linie erfolgte der Aufbau eines differenzierten, ständisch-hierarchisch gegliederten Schulsystems: Trivialschu- le, Hauptschule, Normalschule, Höhere Schule bzw. Gymnasium, Universität. Die dritte, die disziplinierende Funktion bestand darin, die heranwachsende Gene- ration zu treuen Untertanen zu erziehen, die die Standesgrenzen respektieren und der Obrigkeit, d.h. auch ihrem Grundherrn, den nötigen Gehorsam erweisen sollten. Mit dieser disziplinierenden Funktion wurde auch die Ausgangsbasis für die Entwicklung von Staatspatriotismus und Regionalbewusstsein geschaffen. Merkantilistischen Ziel- setzungen folgend, forcierte man von staatlicher Seite die Erziehung arbeitsamer Un- tertanen, um über genügend qualifizierte Arbeitskräfte mit einer standardisierten Aus- bildung verfügen zu können.

1.3.2.3 Reform von oben und Wirkung von unten in Richtung Nationsbildung Obwohl die Reformen des aufgeklärten Absolutismus den Interessen sowohl des Re- gimes wie auch breiter Bevölkerungsschichten dienten, stießen sie als von oben

194 KOMLÓSI. 195 Vgl. dazu GRIMM.

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kommend auf großen gesellschaftlichen Widerstand, nicht zuletzt auch der Kirchen, die sich ihres Bildungsmonopols beraubt sahen.196 Da die Reformen ohne Mitwirkung der in den Landtagen vertretenen Stände zustande kamen (was vor allem für Ungarn von eminenter Bedeutung war), opponierten diese, auch wenn es innerhalb der poli- tischen Elite begeisterte Anhänger und Befürworter und damit auch Träger der Re- formen gegeben hat. Den Letzteren gingen die Reformen im Allgemeinen nicht weit genug, während für die Mehrheit ihrer Standesgenossen die Reformen zu weit aus- griffen und die Fundamente von Staat und Gesellschaft in Frage zu stellen schienen. Denn beinahe alle Reformen wurden gesellschaftlich nicht so vermittelt, dass sie den Kirchen und den politisch einflussreichen gesellschaftlichen Gruppen akzeptabel er- schienen. Dieser Widerstand steht historisch gesehen in scharfem Kontrast zu den langfristi- gen Wirkungen des gesamten Reformwerkes, in dem die Bildungsreform eine zentra- le Stellung eingenommen hat. Denn alle ursprünglich opponierenden Kräfte, mit Aus- nahme des Adels, zogen aus den Reformen großen Profit. Dies ist vor allem auf das Zusammenwirken der Einzelreformen zurückzuführen. Denn die Ratio Educationis machte den Unterricht in der Muttersprache zur Pflicht und das Toleranzpatent sicher- te endgültig die Chancengleichheit in der Schulbildung für alle religiösen, die Schul- reform auch für alle ethnisch unterschiedlichen Gruppen. Das bedeutet: Alle ethnisch, religiös oder national unterschiedlichen Gruppen innerhalb der Habsburgermonarchie gingen langfristig als große Gewinner aus den Reformen hervor, da diese ihnen nicht nur eine Identitätsbildung und aufgrund normierter Schulbildung ein Identitätsma- nagement ermöglichten, sondern auch mit den von ihnen eingeleiteten und zunächst staatlich vorgegebenen Prozessen der Sprachnormierung, Sprachstandardisierung und der Verschriftlichung von Sprache vermittels Schulbüchern und Grammatiken die Grundlage dafür legte. Damit wurden die bildungsmäßigen Voraussetzungen für den sich anbahnenden nationalen Diskurs und für die Prozesse der die gesamte Gesell- schaft erfassenden Identitätsbildung auch ihrer unterschiedlichsten Gruppierungen ge- schaffen. Historisch gesehen war nach der Reformation die Schulreform des 18. Jahr- hunderts der stärkste Impuls, sich mit der Sprache und in der Folge auch mit Ge- schichte und Identität der jeweils eigenen Gruppe zu befassen, d.h. eine Gruppe in Abgrenzung zu anderen als eigene zu erkennen, zu definieren und damit zu imaginie- ren.197 Die Philosophie der Aufklärung verlangte nach einer Universalbildung. Die Vari- ante des aufgeklärten Absolutismus, mit der wir es hier zu tun haben, erkannte den Bildungsanspruch der Gesellschaft mit seinen Reformmaßnahmen zwar an, verwirk- lichte jedoch nur eine ständisch orientierte Bildung. Die gesellschaftlichen Gruppen wurden noch nach der feudal-ständischen Rechts- und Gesellschaftsordnung bzw. −

196 Über den wachsenden Widerstand seitens der Hierarchie der katholischen Kirche siehe BAHLCKE. 197 Wie sehr die mariatheresianische Schulreform zur Standardisierung von Sprache und der Erziehung zur Sprachkultur beigetragen hat, erläutert am Beispiel der deutschen Sprache ROESSLER; vgl. HASLINGER, Sprachenpolitik; EDER.

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und das ist eine wichtige Zugabe – religiös definiert, und den verschiedenen Konfes- sionen, allen voran den Protestanten, wurde eine sowohl in ihrer organisatorischen Form als auch in ihrem Inhalt unterschiedliche Bildung zugebilligt. Von dort war es nur mehr ein relativ kleiner Schritt, solche Gruppen neu, z.B. ethnisch oder national, zu definieren und ihnen aufgrund ihrer sprachlichen Zuordnung eine spezifische Bil- dung zuzugestehen. Die nach dem Tod Kaiser Josephs II. in Ungarn ausbrechende Diskussion um eine „Nationalerziehung“ wies bereits in eine solche Richtung, auch wenn sich diese noch nicht durchsetzen konnte. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass man zu die- sem Zeitpunkt „national“ noch ganz unterschiedlich interpretierte. Der Landtag von 1790 machte zwar die Nationalerziehung zu seinem Wahlspruch, doch verstanden da- runter nicht alle dasselbe. Für die einen war damit ein national einheitliches staat- liches Erziehungswesen gemeint, für die anderen bestand die Hauptsache in der Ver- wendung der ungarischen Sprache und für manche Adelige hieß dies, zu den Tradi- tionen zurückzukehren statt sich irgendwelchen „ausländischen“ Neuerungen hinzu- geben.198 Was blieb und sich bis und nach 1848 als sehr wirkungsmächtig erweisen sollte, war die Anerkennung autonom verfasster schulischer Institutionen spezifischer Grup- pen, insbesondere der jüdischen Bevölkerung und der christlichen „Minderheitsreligi- onen“, d.h. der Protestanten, der Orthodoxen und der Unierten Kirchen. So kristalli- sierte sich als eine Hauptfunktion von Schule die Förderung und Bewahrung von Gruppenidentitäten heraus, und damit die vierte, gruppenbildende Funktion, auch wenn diese zunächst noch überwiegend ständisch oder religiös definiert und ausge- richtet war. Diese Funktion hielt für das heraufziehende Zeitalter des Nationalismus eine neue Qualität, ein neues Entwicklungspotential bereit. Es wurde mit den neuen Schulen gerade in der orthodoxen Bevölkerung eine weltliche Intelligenzschicht her- angebildet, die binnen ein bis zwei Generationen die Initiatoren und Träger der Nati- onalbewegungen der Serben und Rumänen stellte. Das stimmte auch mit dem politi- schen Ziel Josephs II. überein, die bis dahin ausschließlich klerikale Führung der or- thodoxen Bevölkerung durch eine weltliche und entsprechend gebildete politische Elite abzulösen.199 Im Banat war beispielsweise binnen einem Jahrzehnt, nämlich von 1768 bis 1778, die Zahl der orthodoxen Schulen von 77 auf 218 angewachsen, und 1781 wurde Kai- ser Joseph über die Tätigkeit von 293 neu ausgebildeten orthodoxen Lehrern in 452 Orten berichtet, die bereits vier Fünftel aller Kinder unterrichteten, und zwar mit

198 Siehe dazu KOMLÓSI, S. 280. 199 Joseph II. hat diese Grundlinien seiner Politik gegenüber der orthodoxen Bevölkerung im Osten seines Reiches bereits in einer Denkschrift aus dem Jahre 1768 skizziert, die auf sei- nen während einer Reise durch das Banat gewonnenen Erfahrungen basierte. – Siehe dazu KARNIEL, Toleranzpolitik, S. 135-139. Durch die Anhebung des Bildungsniveaus und die Schaffung einer weltlichen Elite wollte der Kaiser die orthodoxe Bevölkerung dem starken Einfluss des Zarenreichs entziehen, der in der Russland-Orientierung des serbischen ortho- doxen Klerus seine Basis hatte.

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Schulbüchern, Sprach- und Handbüchern, die ab 1778 jeweils in der Muttersprache in großer Zahl gedruckt wurden. Beeindruckt von diesem Fortschritt, wandte sich die Zarin Katharina 1782 an den Wiener Hof mit der Bitte nach einem orthodoxen Schul- fachmann. Kaiser Joseph schickte daraufhin den Leiter seines 1776 eingerichteten Ra- izischen Schul-Direktorats von Temesvár, Teodor Janković Mirijevski (1741-1814) nach Moskau, wo dieser bis 1786 das Statut für die russischen Volksschulen ausarbei- tete.200 In den 1780er Jahren setzte dann die Publikation der Schulbücher in serbischer und rumänischer Sprache (Sprachfibeln, Wörterbüchern, Grammatiken neben den ei- gentlichen Schulbüchern) ein, parallel zum Aufbau eines serbischen und rumänischen Schulwesens sowohl der orthodoxen wie auch der unierten Kirche in Siebenbürgen und in Innerungarn.201 Im Toleranzpatent Josephs II. von 1781 ordnete der Kaiser auch die Einrichtung von jüdischen Normalschulen neben den Hauptsynagogen an, erlaubte jedoch aus- drücklich die Aufnahme jüdischer Kinder auch in öffentlichen Schulen. Aufgrund der 1783 erlassenen Schulordnung für das jüdische Unterrichtswesen, der „Systematica gentis Judaicae regulatio“ entstanden in Ungarn noch in der Regierungszeit Jo- sephs II. 30 Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, die von rund 2 000 Schülern besucht wurden.202 Eine besondere Wirkung kam der Reform zu, mit der Kaiser Joseph II. 1784 Deutsch für die ganze Monarchie als Amtssprache verbindlich einführte, das in Un- garn das Lateinische in dieser Funktion für kurze Zeit, nämlich bis zum Tod des Kai- sers, abgelöst hat. Diese Reform hatte insbesondere für die Magyaren eine gruppen- bildende Funktion und rückwirkend gesehen bereitete der in der ungarischen Öffent- lichkeit ab diesem Datum geführte Diskurs um die Reform die ungarische National- bewegung vor, die auch aus diesem Grund von Anfang an stark auf Sprache kon- zentriert war. In der späteren Nationalhistoriographie der politischen Romantik wurde diese Reform als germanisierend fehlinterpretiert und verteufelt. Dagegen stellt der ungarische Historiker Domokos Kosáry ganz trocken fest, dass diese Reform nicht gegen das Ungarische gerichtet war, sondern nur die tote Sprache Latein durch das in allen Teilen der Monarchie gesprochene Deutsch ablösen wollte.203 Joseph II. setzte nur eine bereits begonnene Entwicklung fort, mit der in Ungarn das Deutsche als Sprache der Intelligenz, der Stadtbevölkerung, der Verwaltung der in Ungarn tätigen Zentralbehörden (wie der ungarischen Hofkammer, des Statthaltereirats etc.) sowie einer Mehrheit der Lehrer im Schulbereich bereits heimisch geworden war. Einer vom Statthaltereirat 1784 vorgenommenen Erhebung zufolge beherrschten von 338 in Mit- telschulen und Hochschulen tätigen Lehrern der fünf Schulbezirke Ungarns 304 und damit knapp 90 Prozent die deutsche Sprache. Bis heute wird übersehen, dass in den Volksschulen der Unterricht in der Muttersprache der Kinder und damit auch Unga- risch für ungarische Kinder von dieser Amtssprachenreform völlig unberührt blieben,

200 KOSÁRY, Művelődés, S. 477. 201 Zum Aufbau des serbischen Schulwesens siehe KOSTIĆ. 202 KARNIEL, Auswirkung, S. 216. 203 KOSÁRY, Művelődés, S. 434.

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da nur die höheren Schulen davon betroffen waren. Im Verlauf der 1780er Jahre stell- te sich bald heraus, dass die von Joseph II. angestrebte obligatorische Einführung des Deutschen als Unterrichtssprache in den Gymnasien und Hochschulen auf Hindernis- se stieß, die regional unterschiedlich groß waren, doch die Reform im Bereich dieser Schulen mehr oder weniger abgeblockt haben.204 Andererseits haben die ungarischen Anhänger des Josephinismus in dieser Sprach- reform große Vorteile für die nötige Modernisierung des Landes durch die in deut- scher Sprache intensivierte Verbreitung des aufklärerischen Gedankenguts gesehen und sie deshalb entschieden unterstützt. Miklós Révai (1750-1807), Lehrer an der Raaber Normal- und Musterschule, setzte in seinem in der ungarischen Zeitschrift Magyar Hírmondó erschienenen Artikel die Einführung des Deutschen in einen ur- sächlichen Zusammenhang mit der „Rückständigkeit“ der ungarischen Sprache. Die- ser Zusammenhang hat wiederum die Protagonisten der ungarischen Sprachreform auf den Plan gerufen und sie dazu bewegt, die Erneuerung und Standardisierung ihrer Muttersprache energisch voranzutreiben. Révai sah in der Förderung der ungarisch-deutschen Zweisprachigkeit das wirk- samste Instrument für die Verbreitung der Aufklärung. Er schlug deshalb 1788 in ei- ner Eingabe an die Schulbehörde vor, in seiner Raaber Schule am Vormittag deutsch, am Nachmittag ungarisch zu unterrichten, so dass die Deutschen Ungarisch und die Magyaren Deutsch lernen könnten.205 Am enthusiastischsten äußerte sich jedoch als Parteigänger der josephinischen Reform (1759-1831), der spätere Anführer der ungarischen Sprachreform, der als Schulinspektor des Bezirks Kaschau 1789 das Deutsche als „Vehikulum der Gelehrsamkeit“ und als den „leichtesten Weg der Aufklärung“ rühmte, den deutschsprachigen Unterricht daher als nützlich und notwendig ansah und ausdrücklich hervorhob, dass sich ein solcher nicht gegen das Ungarische richte.206 Im Konkurrenzpotential des Deutschen als führender Umgangs- sprache innerhalb des ungarischen Königreichs erkannte die um die „ungarische Nati- on“ sich allmählich sammelnde ungarische Elite die größte Gefahr für die angestrebte nationale Geltung der ungarischen Sprache, die sie in der Folgezeit aus diesem Grund möglichst rasch zu reformieren und damit zu modernisieren suchte. Somit ist der nachstehenden Schlussfolgerung zuzustimmen: „Der Versuch Joseph II., die deutsche Sprache in Ungarn als Verwaltungssprache anstelle des Lateinischen einzuführen, trug mittelbar zur Erhebung des Magyarischen zur National- sprache bei.“207

204 Ebenda, S. 437. 205 Ebenda, S. 438. 206 Ebenda, S. 439. Kazinczy hat übrigens sein Plädoyer für den deutschsprachigen Unterricht sowohl in Deutsch als auch in Ungarisch publiziert. 207 ADRIAENSSEN, S. 124.

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1.3.2.4 Religionspolitik Der Erlass des Toleranzpatents Josephs II. ist – wie Josef Karniel gezeigt hat – weni- ger auf die aufgeklärte Überzeugung des Monarchen und seiner Ratgeber als auf den militärischen, wirtschaftlichen und bevölkerungspolitischen Konkurrenzdruck Preu- ßens zurückzuführen. Ein vom Wiener Hof wahrgenommenes Beispiel dafür war die Aufnahme der aus Salzburg vertriebenen Protestanten in Preußen, wovon dieses Land erheblich profitierte, während Salzburg selbst großen wirtschaftlichen Schaden erlitt. Von seinem Kontrahenten Friedrich II. übernahm Joseph II. die Anschauung, dass die Förderung der Toleranz, auch der interkonfessionellen Toleranz, sowohl im Interesse des Staates als auch des Herrschers gelegen war, ohne jedoch die Fürsorge für die je- weilige Staatskirche zu vernachlässigen.208 In der von Staatskanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz209 verfolgten Außenpolitik mit ihrem obersten Ziel der Rückeroberung Schlesiens war das Konzept der religiösen Toleranz zur Wiedergewinnung der Protes- tanten sowohl in den Erbländern und Ungarn als auch im Alten Reich vor allem ein politisches Instrument, um die dortige Stellung Preußens und insbesondere im Reichs- tag zu schwächen und eine Reihe kleinerer protestantischer deutscher Staaten auf die Seite der Habsburger zu ziehen.210 Doch erst unter der Alleinherrschaft Josephs II. konnte sich der Toleranzgedanke auch innenpolitisch durchsetzen und wurde das Konzept der religiösen Toleranz zur Grundlage der von Joseph II. verfolgten Politik gegenüber den religiösen Minderheiten in seinem eigenen Herrschaftsbereich, den er dadurch nach innen festigen und nach außen konkurrenzfähiger machen wollte. Ihm ging es nicht zuletzt auch darum, eine Abwanderung größerer Gruppen von religiösen Minderheiten besonders in Richtung Preußen (Protestanten) und Russland (Ortho- doxe) zu verhindern. Deshalb gestattete er auch allen, die aus Religionsgründen noch unter der Herrschaft seiner Mutter Maria Theresia vertrieben worden oder freiwillig ins ausländische Exil gegangen waren, zurückzukehren. Die meisten dieser Rückkeh- rer erhielten auch ihr Eigentum zurück.211 Das Toleranzpatent hat die soziale Mobilität aller nichtkatholischen Bevölke- rungsgruppen sowohl horizontal im Sinne ihrer territorialen Ausbreitung und Ver- dichtung durch Migration und Gemeindebildung als auch vertikal im Sinne ihres so- zialen Aufstiegs wesentlich gefördert, zum Teil überhaupt erst ermöglicht. Über die Auswirkungen dieses Patents äußerte der deutsche Pastor Gottlieb Gamauf (1772- 1841) der lutherischen Gemeinde von Ödenburg in seiner zeitgenössischen Pfarr- chronik:

208 Ausschlaggebend hierfür war die Begegnung Josephs II. mit Friedrich II. 1769 in Neiße. – KARNIEL, Toleranzpolitik, S. 130 f. 209 Wenzel Anton Graf Kaunitz (ab 1764 Fürst von Kaunitz-Rietberg), 1711-1794, ab 1741 im diplomatischen Dienst der Monarchie, 1753-1794 Staatskanzler. – KLINGENSTEIN; SZABO, Kaunitz; Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg. 210 KARNIEL, Toleranzpolitik, S. 81. 211 Ebenda, S. 321.

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„Früher konnte der Rechtsgelehrte, der Arzt und der Krieger auf keine Beförderung hoffen, wenn er nicht Verräter seines Herrn werden wollte. [Das ist als Anspielung auf den Zwang zum Konfessionswechsel zu verstehen. – Anm. von G. S.] Mit dem Toleranzpatent änderte sich das alles. Da wurden hunderte Kirchen und Schulen geöffnet, welche Lehrer bedurf- ten. Da frug man nicht mehr den, der ein Amt haben wollte: Wes Glaubens bist du? son- dern nur: Welche Fähigkeiten besitzt du dafür? Und wie mußte da nicht allenthalben der Sinn für Wissenschaft und Geistesbildung mächtig angeregt werden! Selbst auf Seiten der Katholiken […]“212 Aus der Chronik Gamaufs geht auch hervor, dass die protestantische Bevölkerung zum ersten Mal seit 200 Jahren, seit den konfessionellen Auseinandersetzungen der Reformationszeit, wieder Vertrauen gefasst hatte in die habsburgische Obrigkeit, den Kaiser, weil dieser mit seinem Patent ein friedliches Zusammenleben aller Konfessio- nen begründete. Dass das Patent die Institutionalisierung konfessionell definierter Gruppen im öffentlichen Leben, auch in den Bereichen Wirtschaft und Kultur, ermög- lichte, war längerfristig gesehen allerdings noch stärker ausschlaggebend. Bei den or- thodoxen Serben und den unierten wie orthodoxen Rumänen, deren religiös definierte Abgrenzung mit ihrer ethnischen zusammenfiel, hat dies die Gruppenbildung ganz wesentlich befördert und deren nachhaltiges Identitätsmanagement gesichert. Das gilt auch für Diasporagemeinden deutscher oder slowakischer Zunge mit lutherischer Konfession, die in Abgrenzung von ihrer konfessionell bzw. ethnisch unterschiedli- chen Umgebung ein neues Selbstbewusstsein erwarben. Es gilt auch, und zwar in besonderem Maße, für die Juden, die sich nunmehr erst- mals wirtschaftlich differenzierten, Grund und Boden für landwirtschaftliche Zwecke pachten und somit auch Ackerbau betreiben durften, was vor allem in Galizien und der Bukowina, in geringerem Maße auch in Ungarn von Bedeutung war.

1.3.2.5 Strukturwandel der Neo-Acquistica anhand zeitgenössischer Statistik Die Ergebnisse habsburgischer Reformpolitik sind vor allem am Strukturwandel der neu eroberten Gebiete, der Neo-Acquistica, auszumachen. Mit den neuen Ideen über den Staat und seine merkantilistische Wirtschaftspolitik wurde das „Humankapital“, also die Frage, wieviel Menschen diesen Staat ausmachten, die ihm als Arbeitskräfte, Steuerzahler und Rekruten dienten, immer wichtiger. Das Bedürfnis, darüber genaue Daten zu erheben, wuchs und die Statistik wurde zum integralen Bestandteil der Herr- schaftsstrategien.213 Die erste genauere, die josephinische Statistik des Jahres 1787 gibt uns die Möglichkeit, für das Königreich Ungarn strukturelle Veränderungen zah- lenmäßig zu verdeutlichen, und zwar im Vergleich der Neo-Acquistica, also der nach der Türkenzeit neu besiedelten Gebiete mit Rest-Ungarn. Die Überlegung, dass sich Reformen und die damit eng verbundenen Kolonisationsstrategien Maria Theresias und Josephs II. in den Neo-Acquistica am wirksamsten entfalten konnten, findet in den markanten soziostrukturellen Unterschieden, die diese Gebiete im Vergleich zu den übrigen Regionen auszeichnen, ihre statistische Bestätigung. Gemäß der Verwal-

212 SPIEGEL-SCHMIDT, Gemeinde, S. 135. 213 Zu den Anfängen der Statistik im Habsburgerreich siehe DURDIK.

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tungseinteilung Josephs II. war Ungarn in 10 Bezirke eingeteilt worden. Darunter sind die zwei Bezirke, die zu den Neo-Acquistica gehören, deutlich von den Übrigen zu unterscheiden, nämlich der Bezirk Pécs (mit den Komitaten Tolna, Baranya, Szerém, Verőce und Somogy) und der Bezirk Temesvár (Banat und Batschka). Die von der Volkszählung zur Verfügung gestellten Parameter sind der jeweilige Anteil des Adels, der Bauern und der bäuerlichen Unterschichten an der Gesamtbevölkerung. Der Anteil des Adels im Landesdurchschnitt war im europäischen Vergleich sehr hoch, er belief sich auf 5 Prozent (hierin war Ungarn mit Spanien vergleichbar), mit komitatsweisen Spitzen bis zu 16 Prozent. Dieser Anteil lag in den beiden Bezirken Pécs und Temesvár wesentlich niedriger bei 1,3 bzw. 0,5 Prozent. Der Anteil der Bauern mit eigener Hofstelle betrug im Landesdurchschnitt 14,1 Prozent, lag in den beiden Bezirken mit 22,6 Prozent jedoch deutlich darüber. Hingegen machte im Lan- desdurchschnitt der Anteil der bäuerlichen Unterschichten (zsellér) 22,2 Prozent aus, während dieser in den beiden Bezirken 18 Prozent erreichte. Es waren die einzigen zwei Bezirke des Königreichs, in denen der Anteil der Bauern größer war als der An- teil der landarmen bzw. landlosen Agrarbevölkerung.214 Die Sozialstruktur der beiden Bezirke, d.h. eines großen Teils der Neo-Acquistica, fiel damit wesentlich ausgegli- chener und fortschrittlicher aus als im übrigen Ungarn. Dies lässt sich hypothetisch dahingehend zusammenfassen, dass hier die Tendenzen und die strukturellen Auswir- kungen des mariatheresianischen und josephinischen Reformwerks früher und deut- licher wirksam geworden sind als in den übrigen Regionen Ungarns. Es ist wohl auf die bis heute andauernde Dominanz der ungarischen nationalro- mantischen Geschichtsschreibung zurückzuführen, dass diese auffälligen Strukturun- terschiede bislang nicht thematisiert und näher untersucht wurden. Das Geschichtsbild dieser Epoche des 18. Jahrhunderts ist Domokos Kosáry zufolge von Chiffren wie „nationaler Niedergang“ und „Entnationalisierung“ (der Aristokratie als der politi- schen Elite) geprägt. Die Epoche selbst wurde bereits von der ungarischen National- historiographie des 19. Jahrhunderts und noch mehr von den Historikern nach Trianon weniger als „Neuaufbau“215, sondern vielmehr als der Anfang vom Ende interpretiert, nämlich als das Zeitalter, in dem sich durch Migration und Neubesiedlung die ethni- sche Struktur des Landes zu Ungunsten der Magyaren, die dadurch in eine Minderhei- tenposition geraten seien, entscheidend veränderte und damit die ethnisch-demo- graphischen Voraussetzungen für den späteren Zusammenbruch des Königreichs am Ende des Ersten Weltkriegs geschaffen worden seien. Kein Geringerer als Gyula Szekfű stellte zwischen den Wanderungs- und Siedlungsbewegungen des 18. Jahr-

214 Die Zahlen wurden veröffentlicht von THIRRING, S. 132-137. Die Parameter für die übri- gen, in der josephinischen Volkszählung berücksichtigten Erwerbs- und Gesellschaftsgrup- pen betrugen im Landesdurchschnitt für den Klerus 0,4 Prozent, für die Beamten und Ho- noratioren 0,1 Prozent, für die Stadtbevölkerung 2,2 Prozent, für die Erben der Stadt- und Landbevölkerung zusammen 14,5 Prozent und für die Armen 5,6 Prozent. 215 KOSÁRY, Újjáépítés, S. 30 f.; Kosáry verweist hier auf den „Dogmatismus“ der national- romantischen Geschichtsschreibung, der bis heute den Blick auf die tatsächliche Bedeutung des 18. Jahrhunderts als „Zeitalter des stufenweisen Aufstiegs, der Regenerierung“ Un- garns und des Neuanfangs – so Kosáry – verstellt hat.

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hunderts und dem Untergang des Königreichs mit dem Friedensvertrag von Trianon 1920 einen ursächlichen und deshalb überaus negativ bewerteten Zusammenhang her.216 Diese primär ethnisch-demographisch akzentuierte Geschichtsinterpretation ver- stellt bis heute die Sicht auf die wesentlichen Struktur- und Entwicklungsmerkmale des 18. Jahrhunderts, in dem nicht nur die Verwüstungen der Türkenkriege beseitigt, sondern auch der Grundstein zu einem modernen, sich allmählich verbürgerlichenden Ungarn gelegt wurde. Wie schwer es noch immer ungarischen Historikern bis in die Gegenwart fällt, sich vom Ballast dieser Nationalhistoriographie zu befreien, geht aus der Studie von János Barta zum Thema „Die Bauernpolitik Habsburgs und die Natio- nalitäten Ungarns“ hervor, in der die Auswirkungen der Reformpolitik des Wiener Hofes auf Ungarn untersucht werden.217 Auch Bartas Beitrag ist ethnisch-demo- graphisch akzentuiert und schon deshalb ist seine Hauptfragestellung, welche Vor- oder Nachteile die Wiener Reformpolitik für die einzelnen Volksgruppen, die Magya- ren und die Nationalitäten nach sich zog, im Grunde ungeeignet, den Kern dieser Re- formpolitik und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und deren verschiedenen- Gruppen und Schichten zu erfassen. Denn die Reformpolitik und deren Protagonisten haben zwar die ethnische Vielfalt gerade im Königreich Ungarn zur Kenntnis ge- nommen, diese aber in keiner Weise instrumentalisiert.218 Der Grund für die Abwe- senheit jeglicher divide-et-impera-Politik in Bezug auf einzelne Nationalitäten (wie sie im Laufe des 19. Jahrhunderts in Mode kommen sollte) ist vor allem darin zu se- hen, dass Staatskanzler Kaunitz und Kaiser Joseph II. niemals eine Nationalitätenpoli- tik, sondern ausschließlich eine konfessionelle Minderheitenpolitik betrieben haben, die sich um die Eingliederung vor allem der protestantischen, orthodoxen und jüdi- schen Bevölkerung in Staat und Gesellschaft bemühte. Deshalb waren alle „die Lage der Bauern unmittelbar betreffenden Verordnungen gleichen Inhalts, ungeachtet des- sen, dass sie unterschiedliche Auswirkungen auf die Nationalitäten hatten“219. Das traf auch auf die Deutschen zu, weshalb Barta darin zuzustimmen ist, „dass die Wie- ner Politik die Nationalitäten keineswegs absichtlich bevorzugte, wie anzunehmen, wir [bislang; G.S.] gewöhnt waren.“220.

216 SZEKFŰ/BÁLINT, Bd. 3 (der fünfbändigen Ausgabe), S. 470. 217 BARTA. 218 Beispielsweise weist BARTA, S. 105, darauf hin, dass für das Ausfüllen der Fragebögen zur Urbarialregulierung Maria Theresias bei der Befragung der Bauern ausdrücklich der Ge- brauch ihrer Muttersprache verlangt wurde. Im Übrigen ist hier auch festzuhalten, dass es eine gewohnheitsrechtliche Regel war, die Ansiedlungsverträge für die Kolonisten jeweils in deren Muttersprache abzufassen, bei serbischen oder ruthenischen Kolonisten auch in kyrillischer Schrift. 219 Ebenda, S. 106. 220 Ebenda, S. 107.

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1.3.3 Die Kameralansiedlung im Banat 1718-1740, 1744-1752 Im Türkenkrieg 1716-1718 erobert, war das Banat in den zwei Jahrzehnten bis zum Ausbruch des neuerlichen Türkenkriegs von 1737-1739 gleichsam ein erstes Ver- suchsgelände nicht nur der staatlichen Kolonisation, sondern auch des habsburgischen Absolutismus, der sich hier frei vom Widerstand irgendwelcher Stände voll entfalten konnte.221 Seine in diesem „merkantilistischen Laboratorium“222 gewonnenen Erfah- rungen setzte der Wiener Hof dann 1763 – nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges – in systematisierter Form im mariatheresianischen Kolonisationsprojekt um, das zwei Jahrzehnte später mit dem noch einmal stark veränderten josephinischen fortgesetzt wurde. Das Banat war so wenig entvölkert wie die übrigen Regionen der Neo-Acquistica. In einer ersten, von der Militärverwaltung 1717 vorgenommenen Konskription zählte man 85 000 Einwohner in 21 289 Häusern und 663 Dörfern in dem 28 523 km2 gro- ßen Gebiet223, demnach war von einer geringen Bevölkerungsdichte von 2 bis 3 Ein- wohnern pro km2 auszugehen. Allerdings war zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme ein großer Teil der Bevölkerung geflüchtet, der erst nach 1718 allmählich zurückkehr- te. Prinz Eugen hatte sich wenige Monate nach der Eroberung von Temesvár gegen eine „Inkorporierung“ dieses Landes in das Königreich Ungarn ausgesprochen und dafür militärische und fiskalische Gründe geltend gemacht. Aus dem Feldlager schrieb er am 1. Juni 1717 an den Hofkriegsrat: „Ich meines orths bin und beharre der bestendigen Meynungm dass Ihro K. Maj. [in den neoacquisticis] dem dominio supremo territoriale auch das secundum terrestre beysetzen, mithin der fiscus regius beede allein besitzen und nützen solle. Die Ursachen, welche mich dazu bewogen, bestehen in dem augenscheinlichen Vortheil des kayserlichen Aerarri und anderen vorhin bekandten, welche in die gemeine Sicherheit einfließen und erfordern, dass das gedachte Banat mit den hungarischen Komitaten nichts gemein, sondern sein separier- tes Wesen haben.“224 In seinem an den Hofkriegsrat gerichteten Memorandum vom 17. Juni 1717 be- kräftigte Prinz Eugen noch einmal seinen Standpunkt:

221 Zur Geschichte des Banats im 18. Jahrhundert siehe BATT; FENEŞAN, Administraţie; KRISCHAN, Beiträge; Quellen zur Wirtschafts-, Sozial- und Verwaltungsgeschichte des Ba- nats; CALINCOF; HEGEDIŠ/ČOBANOVIĆ; NEUMANN, Geschichte; THOMAS; WOLF, Sied- lungsgeschichte; ŢINTĂ; JORDAN; LOTZ, Kolonisation; JANKULOV; KALLBRUNNER, Banat; DERS., Planung; SCHIMSCHA; SCHÜNEMANN, Banat; MILLEKER, Geschichte der Deutschen; DERS., Kolonisation; HOFFMANN, Geschichte; SZENTKLÁRAY, Mercy; KRISCHAN, Literatur. 222 BORN. 223 Designation deren in dem Temesvárer Banat saemtlichen Dörffern und darin befündlichen Häussern, ediert von SZENTKLÁRAY, Száz év, S. 21-26. Die Zahl der Dörfer war nach einer Angabe in den Akten des Staatsrats bis 1762 nur auf 700 angestiegen und wurde von die- sem Gremium als viel zu niedrig eingestuft. – JORDAN, S. 93. 224 Zit. nach JORDAN, S. 18.

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„Indessen bin ich und bleibe in der unveränderlichen Meinung, dass weder die gegenwärti- gen, noch die künftigen Friedensumstände die Inkorporierung mit dem gedachen König- reich (Hungaria), wohl aber die Art einer abgesonderten Provinz wie Siebenbürgen, cum reservatione dominii supremi territorialis et secundi terrestris, zu Ihrer kaiserlichen Majes- tät Dienst einrathen könnnen.“225 Auch die Wiener Hofkammer plädierte dafür, dass der Kaiser im Banat nicht nur seine Hoheitsrechte als Landesherr, sondern auch das Recht des unumschränkten Grundherrn ausüben sollte. Karl VI. (III.) verfügte deshalb, das Land als Krondomäne einzurichten, die direkt den Wiener Zentralbehörden, dem Hofkriegsrat und der Hof- kammer unterstellt blieb. Der Kaiser war somit der oberste Grundherr aller Banater Landesbewohner. Der Gouverneur des Banats vereinigte in seiner Person bis 1751 Militär- und Zivilgewalt. Ihm unterstand die „Landesadministration des Temeser Ba- nats“ mit Sitz in Temesvár.226 Der erste, der von Prinz Eugen vorgeschlagene Claudi- us Florimund Graf Mercy (1666-1734), den wir bereits als in der Kolonisation erfolg- reichen privaten Grundherrn in der Schwäbischen Türkei kennengelernt haben, war bis zu seinem Tod 1734 (mit drei kurzen, militärisch bedingten Unterbrechungen) mit der Neuordnung des Landes beauftragt. Mercy legte 1719 der Hofkammer und dem Hofkriegsrat seine Vorschläge des „Unvorgreiflichen Einrichtungs-Project in dem Banat Temeswar“ vor. Sie bildeten die Grundlage für den kaiserlichen Einrichtungs- befehl, der Mercy zur Aufgabe machte, „dass land mehrers populiret und gebauet, die Insassen mit aller möglichen Leichtigkheit gehalten, der ackher-, und wein Bau besser emporgebracht, die Handtwerckhszunften Euer schon habenden Instruction gemäss nach und nach einzuführen getrachtet, aigenen manu- facturen angeleget, Handl und Wandl vermehret und von Gott besonders gesegnete Berg- werckh gebauet werden.“227 Die Bevölkerungsvermehrung ist in diesem merkantilistischen Programm nur Teil einer umfassenderen Wirtschaftspolitik, zu der die Förderung von Handel und Ge- werbe genauso gehörte wie das Berg- und Hüttenwesen, die Seidenraupenzucht mit- tels Maulbeerplantagen, der Anbau von Reis, schließlich der Ausbau der Infrastruktur durch die Anlage von Straßen, Brücken und Kanälen, wobei Letztere auch der Ent- wässerung der ausgedehnten Sümpfe dienten. Die erste bevölkerungspolitische Maßnahme Mercys galt zunächst der autochtho- nen Bevölkerung, die vor allem aus Serben228 und Walachen bestand und in der Spra- che der zeitgenössischen Quellen als „Nationalisten“ bezeichnet wurde, um ihre Alt- eingesessenheit hervorzuheben. Mit der Verordnung vom 9. Mai 1722 wurde sie zur Sesshaftigkeit angehalten und ihre nomadisierende Lebensweise verboten. Mercy un- terstützte auch die Rückwanderung der vor dem Krieg geflüchteten Serben, Walachen und Magyaren. Im gleichen Jahr begann er mit einer großangelegten Werbeaktion um deutsche Kolonisten im Reich, die von den Agenten Johann Franz Albert von

225 Feldzüge des Prinzen Eugen, Bd. 17, S. 70. 226 PETRI, Präsidenten. 227 Zit. nach JORDAN, S. 20. 228 PEJIN; MEZEI; POPOVIĆ, Srbi u Banatu; NIKOLIĆ.

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Craussen und (ab 1723) Johann Franz Falck mit Sitz in Worms und Regensburg be- trieben wurde.229 Der Wiener Hof legte auch aus militärischen Gründen auf die Ansiedlung deut- scher Kolonisten großen Wert. Nach den Vorstellungen Prinz Eugens sollten diese Siedler das Grenzland gegen die Türken sichern und als Keil zwischen Türken und Magyaren wirken, um bei möglichen Aufständen der Ungarn deren Zusammenwirken mit den Türken zu verhindern.230 Kaiser Karl VI. machte sich diesen Standpunkt zu eigen und schrieb 1722 in einem Brief an den lutherischen Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667-1739), dass es „höchst nöthig und verträglich seyn will, die vom Erbfeind mit letzteren wider denselben geführten großen Krieg eroberte[n] und von Inwohnern sehr entblößte[n] Lande als eine Vormauer der Christenheit mit teutschen Leuthen zu besetzen“231. Wie wichtig Prinz Eugen, dem zu dieser Zeit mächtigsten Berater des Kaisers, das deutsche Element für die Einrichtung des Banats war, kommt auch in seinem 1730 abgegebenen Votum für die Besetzung des Csanáder Bischofsstuhl mit dem Kempte- ner Domherr Adalbert Freiherr von Falkenstein (†1740) zum Ausdruck: Eugen schrieb dem Kaiser, dass es „Eurer kaiserlichen Dienst allzeit vorträglicher und not- wendig zu sein scheint, dass zu derlei Neoacquisticis zu ersetzen kommenden Bistü- mer viel eher Subjecta teutscher als anderer Nationalität angestellt werden“232. In den Jahren 1722 bis 1726 kamen ungefähr 3 000 bis 4 000 deutsche Kolonisten- familien (ca. 12 000 bis 15 000 Personen) ins Land, die in 54 meist bereits bestehen- den Orten angesiedelt wurden, entlang einer Nord-Süd-Achse, die sich von Arad über Temeschwar, Weißkirchen/Bela Crkva233 und Werschetz/Vršac bis Neu-Palanka/Ba- natska Palanka und Pantschowa/Pančova an der Donau ziehen lässt.234 Die Mehrheit von ihnen war katholisch, doch im südlichen Teil des Banats mit seinen Bergbaube- trieben und Bergleuten aus der Zips, Siebenbürgen, Böhmen, Tirol und der Steier- mark entstanden kurz nach der Eroberung ab 1718 sechs protestantische Dörfer. Der hier kurzfristig wirkende protestantische Pfarrer Johann Karl Reichard beschreibt die Ansiedlung bereits 1724 als Erfolgsgeschichte: „Unsere Deutschen haben sich schön eingewöhnt, dass es eine rechte Lust ist, wo man auf deutsche Art gebautes Feld sieht, welches auch wegen seiner Fruchtbarkeit zu bewundern, dann es alles hervorbringt. Die Erde hat eine Farbe etwas schwärzer als Asche. Und was bei uns mit Mühe gepflanzt wird, das hab ich auf der Donau in den Inseln gefunden, aber von wilder Art, als Weinreben in großer Menge mit den schönsten Trauben […] habe noch

229 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 4, S. 169. 230 BRAUBACH, Bd. 5, S. 215. 231 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 77 f. 232 Zit. nach BRAUBACH, Bd. 5, S. 216; JUHÁSZ, Bestrebungen. 233 BÖHM, Weißkirchen; MILLEKER, Geschichte der Stadt; KUHN, Weißkirchen; BEER, Weiß- kirchen. 234 Nach einem Bericht des Gouverneurs Graf Hamilton aus dem Jahre 1734 zählte die Admi- nistration damals 46 deutsche Dörfer. Zit. nach JORDAN, S. 23.

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keinen betteln gesehen, wie man spargirt, wer nur ein wenig Geld mit hereinbringt, kann sich sehr helfen.“235 Der Wiener Hof hatte Angst vor den Protestanten in Ungarn. Zu oft hatten sich diese mit den Türken oder mit den Franzosen gegen ihn verbündet. Der Staatsrat Heinrich Cajetan Blümegen hat diese Konflikterfahrung und die damit verbundene Essenz der karolinischen und später auch mariatheresianischen Religionspolitik 1768 anlässlich der Beratungen über eine Reorganisation der Banater Landesverwaltung sehr bündig zusammengefasst: Seiner Meinung nach durfte die Ansiedlung im Banat nur Katholiken genehmigt werden, denn „es ist ein äußeres Grenzland, die Anhänger Luthers und Calvins haben den Österreichi- schen Staat zu allen Gefahren des Staates selbst gebracht; die größte Sicherheit der inner- lichen Ruhe ist die mit dem Regenten einförmige Religion des Untertans“236. Deshalb war der Wiener Hof von der Nachricht über die Ankunft des ersten evan- gelischen Pfarrers Reichard aus Ober-Ramstadt 1724 in Langenfeld/Câmpia alar- miert. Langenfeld war ein Dorf in der Nähe von Orawitza/Oraviţa, das bereits 100 protestantische Familien zählte und dem Festungskommandanten von Neu-Palanka, Matthias Moritz Saalhausen, unterstand, der sich auch mit der Berufung des Pfarrers Reichard einverstanden zeigte. Reichard zufolge gab es zu diesem Zeitpunkt noch weitere fünf protestantische deutsche Dörfer im südlichen Banat mit insgesamt 600 protestantischen Familien. Die Wiener Regierung erließ daher am 21. Juli 1724 eine Verordnung, laut der unter ausdrücklicher Berufung auf die Anstellung des „lutheri- schen Predikanten“ Reichard im Banat „außer allein des Graeci Ritus daselbst befind- lichen Landesvolks keine andere Religionsgenossen als catholische angenohmen oder admittiert“ werden können.237 Mercy erhielt mit dieser Verordnung den klaren Befehl, alle lutherischen Kolonis- ten und insbesondere den Predikanten „aus dem Banat“ entweder „in Sibenbürgen oder anderwerts, wo solche Religion tolerirt ist“, unterzubringen. Den Predikanten Reichard, der als Soldat verkleidet nach Belgrad flüchten musste, machte Mercy zum Pfarrer in einem der Dörfer seiner Hőgyészer Domäne im Komitat Tolna, nämlich in Varsád. Dorthin zogen auch zahlreiche protestantische Familien aus dem südlichen Banat, die ihre Konfession bewahren wollten und dem Druck zum Katholizismus überzutreten widerstanden, den die im Banat wirkenden Jesuiten ausübten. 1727 gab es im Banat keine protestantischen Dörfer mehr.238 Die Ansiedlung selbst wurde nach privatwirtschaftlichem Muster von zwei halb- amtlichen Siedlungsunternehmern durchgeführt, die zu diesem Zweck aus der Admi- nistration ausgegliedert wurden: im Norden von Amtmann Wollenhaupt mit Sitz in

235 LOTZ, Reichard, S. 343-344, Brief des Pfarrers Reichard an Pfarrer Surdorff zu Adelsheim vom 3. Juni 1724. 236 Zit. nach KARNIEL, Toleranzpolitik, S. 140. 237 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 2, S. 196. 238 LOTZ, Reichard, S. 341.

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Neu-Arad/Arad 239 und im Süden von Amtmann Römerer mit Sitz in Weißkirchen. Die deutschen Kolonistendörfer verwalteten sich selbst mit Schultheißen und Ge- schworenen und nach dem von ihnen mitgebrachten Gewohnheitsrecht. Die Kolonis- ten erhielten nur Grund und Boden, das Saatgut wiederum lediglich als Vorschuss, den sie zurückzahlen mussten. Deshalb suchte Mercy im Alten Reich Kolonisten, die wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen konnten und in der Lage waren, sowohl ihre Anreise selbst zu finanzie- ren als auch ihre Häuser eigenhändig zu errichten. Baumaterial wurde vom Staat zur Verfügung gestellt. Für das meist 24 Joch große Grundstück hatten die Siedler nach den ersten drei Freijahren 12 Gulden, nach sechs Jahren 18 und nach 9 Jahren 24 Gulden an Steuern jährlich zu entrichten. Handwerker bekamen 15 steuerfreie Jah- re.240 Da Mercy rasch erkannte, dass diese Bedingungen unrealistisch, d.h. zu drü- ckend waren, erhöhte er die Zahl der Freijahre für die Bauern zunächst auf vier und schließlich auf fünf Jahre. Danach mussten neben den Steuern vor allem Arbeitsleis- tungen für den Bau von Kanälen, Straßen, Brücken, Dämmen und Festungsbauten er- bracht werden. Zudem wurden auch die Kosten für den langen Anreiseweg vom Staat übernommen und den Anreisenden ein Vorschuss darauf ausgezahlt.241 Ab 1726/27 wurde die Neuansiedlung zunächst eingestellt und die dafür vorgese- hene Jahressumme von 10 000 Gulden für den Bau des Bega-Kanals eingesetzt. Mer- cy ließ hier einen 92 km langen Kanal bauen, der die Stadt Temeschwar über die Theiß (Großbetschkerek/Zrenjanin) und die Donau direkt mit Wien verband, wodurch die damals wichtigste Verkehrsader des Banats nicht nur für die Abwicklung der Ko- lonistentransporte, sondern auch für die Ausfuhr von Agrar- und Bergbauprodukten entstand. Der Kanal war 1754 fertiggestellt.242 Die Bodenschätze kamen aus den Kup- fer-, Eisen-, Silber- und Bleibergwerken von Orawitza, Dognatschka/Dognecea243, Moldowa/Moldova Nouă und Bokschan/Bocşa, die bereits 1718 mit deutschen Berg- leuten in Betrieb genommen worden waren. Der besonders bedeutsame Kupferberg- bau mit den ihm angeschlossenen Schmelzhütten und Kupferschmieden steigerte sei- ne Produktion vom Anfang der 1720er Jahre von zunächst 3 000 auf 8 000 Zentner Anfang der 1730er Jahre.244 In der als „Fabrikstadt“ bezeichneten Vorstadt von Temesvár wurden zahlreiche Manufakturen für Tuch-, Leder- und Seidenverarbeitung errichtet, Mahl-, Säge- und

239 PETRI, Neuarad. 240 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 2, S. 185-187, Erlass der kaiserlichen Hofkammer vom 11. Januar 1723. 241 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 2, S. 189, „Anweisung der kaiserli- chen Reichshofkanzlei vom 11. Januar 1723 an die kaiserliche Universal-Bancalität, den aus dem Heiligen Römischen Reich in das Banat abziehenden Kolonisten 1,30 Gulden zu erabreichen.“ 242 TEMESI. 243 KONSTANTINY. 244 FENEŞAN, Mineritul; DERS., Eisenwerke; DERS., Kupferhandel; WOLLMANN; Germanii din Banatul Montan.

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Papiermühlen gebaut, eine Strick- und Schönfärberei, eine Seifensiederei, eine Pul- ver- und Salpeterfarbik sowie eine Gold- und Silberbortenmanufaktur gegründet. Der deutsche Bevölkerungsteil der Landeshauptstadt Temesvár bildete den Kern der Bür- gerschaft. Die 1718 eingerichtete Stadtverwaltung, der Temesvárer Magistrat, durfte sich nur aus Deutschen zusammensetzen, wurde aus dem Stadtrichter und vier Räten oder Geschworenen gebildet, von der Bürgerschaft gewählt und von der Hofkammer bestätigt. Allerdings gab es auch einen Magistrat für die orthodoxe Bevölkerung, be- stehend aus Serben und Rumänen. Beide Magistrate, der deutsche und der orthodoxe, wurden später, 1781, unter ungarischer Verwaltung zu einem einzigen zusammenge- legt und Temesvár zur königlichen Freistadt erhoben.245 Um möglichst viele Einwoh- ner in die Stadt zu ziehen, gewährte die Hofkammer den Neubürgern sechs Steuerfrei- jahre. Als nach dem Verlust Belgrads 1739 viele deutsche Bürger aus der dortigen Deutschenstadt nach Temesvár flüchteten, fanden sie sehr freundliche Aufnahme. Die Vorstädte waren von Serben, Juden und Griechen (Aromunen) bewohnt, die vor- nehmlich Handel betrieben, Magyaren zogen erst unter Maria Theresia zu.246 Nachdem Mercy in der Schlacht bei Parma 1734 gefallen war, wurde unter seinem Nachfolger, dem Grafen Johann Andreas Hamilton (1679-1738, Gouverneur 1734- 1738), die Ansiedlung wieder aufgenommen, darunter auch von Italienern, Spaniern und Bulgaren.247 Im Werbepatent des kaiserlichen Kommissars Josef Anton Vogel für die Kolonistenwerbung in Schwaben wurden folgende Bedingungen verlautbart: ein Mindestvermögen von 200 Gulden (womit Hausbau und Wirtschaftsinventar finan- ziert werden sollten), dafür erhielten die Kolonisten Ackerboden, Wiesen und Wein- gärten sowie Steuerfreiheit auf fünf Jahre. Danach waren fünf Gulden Grundzins, der Zehent auf die Ernteerträge und Abgaben auf das Vieh zu entrichten. Vom allgemei- nen Interesse ist die Kalkulation der Ausgaben, die aus dem 200-Gulden-Vermögen der Ansiedler bestritten werden sollten. Sie wurde auch für Ansiedlungsprozesse au- ßerhalb des Banats immer wieder herangezogen, bekam also gleichsam Modellcha- rakter.248 Am Ende der karolinischen Ansiedlungsperiode verzeichnete die Banater Landes- verwaltung 46 Orte mit deutschen Kolonisten.249

245 NÄGLER, Schwaben, S. 308. 246 JORDAN, S. 27 f. 247 NJAGULOV. 248 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 136 f. 249 Neu Arad/Aradul Nou (1722/23), Klein Betschkerek (1723-1725), Alt Beschenowa/ Dudeştii Vechi (1723-1725), Deutsch Bogschan/Bocşa (1718), Bosnik/Boşneag (1722), Bruckenau/Pişchia (1724, 1743), Karansebesch/Caransebeş (vor 1725), Tschakova/Cia- cova (1724), Denta (1724), Detta/Deta (1723), Divitz/Divici (1726), Dognatschka/Dog- necea (1722), Freidorf (1723, auch als „Neudorf“ 1728), Freudenthal (1723), Guttenbrunn/ Zăbrani (1724), Häuerdorf/Iertof (1724), Iarmatha/Giarmata (1722), Iosoffnik (1727), Langenfeld/Cîmpia (1724), Lippa/Lipova (1724), Lugosch/Lugoj (1718, 1724), Lupkova/ Liubcova (1724), Maidan/Brădişorul de Jos (1724), Makovicz/Macovişte (1726), Mar- kovetz/Milcoveni (1726), Mercydorf/Carani (1735 mit Kolonisten aus Italien und Spani- en), Neu Moldova/Moldova Nouă (1722), Mühlenbach (1723), Orawitza/Oraviţa (1718,

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Die Ansiedlung im Banat wurde durch den Türkenkrieg von 1737-1739 unterbro- chen. Türkeneinfälle und Pestepidemien250 vernichteten einen großen Teil der neuge- gründeten Siedlungen. Die Städte Temesvár, Werschetz, Weißkirchen, Pantschowa und 11 deutsche Dörfer, ferner zwei Dörfer mit rumänischer und deutscher und ein weiteres mit serbisch-deutscher Bevölkerung blieben laut einer Steuerliste aus dem Jahre 1743 erhalten.251 Viele Kolonisten, die nicht rechtzeitig flüchteten, fielen dem Krieg oder den Epidemien zum Opfer. Was sicherlich blieb, waren die kolonisatorischen Erfahrungen und nicht zuletzt die Erinnerung an eine wenn auch kurzfristige Erfolgsgeschichte, die zum raschen Neuanfang unter Maria Theresia ermutigten. Die Ansiedlung wurde 1744 in geringem Umfang wieder aufgenommen, vor allem mit Hilfe von Kolonisten, die ins Reich fuhren und dort als Werber auftraten. 1745 wurde die Banater Landesverwaltung der – im Zuge der Verwaltungsreform der Mo- narchin – neu gegründeten Hofdeputation in Banaticis, Transsylvanicis et Illyricis un- terstellt. Nach Beendigung des Österreichischen Erbfolgekriegs wurden im Zeitraum von 1748 bis 1752 ungefähr 5 000 Personen vor allem aus Vorderösterreich und Loth- ringen angesiedelt.252 Im nachfolgenden Jahrzehnt von 1754 bis 1763 beschränkte sich die Ansiedlung auf 299 deutsche Familien, da laut Bericht des Präsidenten Francesco de Paula Ramon Graf Vilana Perlas (1694-1773, Präsident 1753-1768) „bey so großen Zuwachs deren Inländischen, um auswärtige Unterthanen weiter sich zu bewerben, nicht mehr Ursach hat“.253.

1.3.4 Die Kameralansiedlung in der Batschka 1748-1761 Die ersten Deutschen, die sich in der Batschka niederließen, waren Handwerker in den wirtschaftlichen Zentren wie Neusatz/Novi Sad gegenüber der Festung Peter- wardein/Petrovaradin (1715 wurden hier 15 deutsche Handwerkerfamilien registriert) sowie im Donauhafen Baja (mit 13 Handwerkerfamilien im Jahre 1715). Dort begann auch Ende der 1720er Jahre die bäuerliche Ansiedlung, 1729 wurde südlich von Baja das erste deutsche Dorf Tschatalja/Csátalja gegründet.254 Die Ansiedlung fand auf- grund eines Lokatorenvertrags mit dem Unternehmer Samuel Tschischovsky statt.

1721), Orschowa/Orşova (1717), Neu Wien/Peciu Nou (1723), Perekucsa/Berecuţa (1724), Periamosch/Periam (1724), Petrilova (1725), Posseschena/Pojejena-de-Jos (1722), Potok/ Potoc (1726), Prostian/Broşteni (1722), Radimna (1722), Rekasch/Recaş (1726), Russova/ Rusova Nouă (1727), Saderlak/Zădăreni (1725), Sakalovicz (1723), Deutsch Sankt Peter/ Sînpetru german (1724), Suchenthal (1724), Temesvár/Timişoara, Vinga (1737 mit katho- lischen Bulgaren), Voitek/Voiteg (1727). Nach ŢINTĂ, S. 154-166, in Klammern das Jahr der Ansiedlung. In dieser Liste fehlen allerdings Orte wie Werschetz, Weißkirchen und Pantschowa, die heute zu Serbien gehören. 250 TELEGUŢ; NISTOR/TELEGUŢ. 251 NÄGLER, Schwaben, S. 312. 252 JORDAN, Wirtschaftspolitik, S. 84. 253 NÄDER, S. 75. 254 Heimatbuch Tschatali – Csátalja.

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Trotz seines unfruchtbaren, sandigen Bodens wurde der Ort innerhalb von zwei Jahr- zehnten zu einem Musterdorf, aus dem binnen kurzer Zeit eine starke Siedlungsmig- ration der jüngeren Generationen in die umliegenden Dörfer zu beobachten war. Die theresianische Ansiedlung setzte unter der Regie der Ungarischen Hofkammer – die 1744 das Gebiet von der Wiener Hofkammer übernommen hatte – mit dem Amtsantritt des Grafen Anton Grassalkovich255 als Leiter dieser Behörde im Jahre 1748 ein, der als Grundherr 1750 Baja neben anderen Dörfern (Gara256, Vaskút, Ku- la257, das er jedoch 1750 gegen Baja tauschte) in Besitz genommen hatte. Er betrieb die Ansiedlung vielfach nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten, da sich bei ihm die Motivation des Grundherrn und des Amtsleiters in einer Person verbanden. Be- siedlung und Aufbau ihm gehöriger Dörfer gingen mit der Kolonisation der Kameral- güter Hand in Hand. Gemeinsam mit dem Hofkammerrat Baron Anton von Kothmann und dem Hofkammersekretär Wolfgang von Kempelen verfolgte er die Zielsetzung, die Anbauflächen von Getreide zu vergrößern, da mit dem Getreidehandel bedingt durch die Kriege dieser Periode große Gewinne erzielt werden konnten. Deshalb la- gen die von ihm mit Deutschen und Magyaren besiedelten Dörfer an der Donau und Theiß und damit am wichtigsten Verkehrsweg für die Vermarktung der Getreidepro- duktion. Durch Verringerung des Weidelandes trieb er zugleich den Preis für die Pachtverträge der für die Viehzucht verbleibenden Kameralprädien in die Höhe, die periodisch im Rahmen einer Versteigerung neu vergeben wurden. Durch die zeitlich parallel, 1751, erfolgte Auflösung der Theiß-Maroscher Mili- tärgrenze, die eine starke Abwanderungsbewegung der dort ansässigen Serben nach Süden in die anderen Militärgrenzbezirke und in die Ukraine auslöste, entstand ein großer Bedarf an Kolonisten. Im Zeitraum von 1748 bis 1762 hat der Graf deshalb ca. 5 000 Familien angesiedelt, die Hälfte davon Magyaren, 1 070 deutsche Familien und die übrigen Serben, Slowaken, Ruthenen etc.258 Die Deutschen wurden verkehrsbe- dingt vor allem entlang der Donau in zum Teil neu angelegten Dörfern angesiedelt. So entstanden nacheinander die Dörfer Bukin/Mladenovo259, Apatin260, Neukollut/ Kolut, Hodschag/Odžaci261, Bajmok/Novo Selo262 und Waschkut/Vaskút263. Als Wer- ber im Reich dienten vor allem bereits angesiedelte deutsche Kolonisten, sogenannte

255 Grassalkovich, Antal, (1693-1771), 1736 Baron, 1743 Graf; durch seine Unterstützung Ma- ria Theresias und ihrer Politik auf dem Landtag von 1741 gewann er die Gunst der Köni- gin, die ihn 1741 zum Kronhüter, geheimen Rat und Oberstallmeister ernannte; 1748-1771 Präsident der Ungarischen Hofkammer. – HERZOG; ZÁVODSZKY; WELLMANN, Gödöllői. 256 GATTI/PELLER. 257 KÜHN; Kula und seine Deutschen. 258 SCHÜNEMANN, Batschka; WELLMANN, Ansiedlung; LOTZ, Kolonisten; SENZ, Deutsche; POPOVIĆ, Srbi u Vojvodini, Bd. 2. 259 Bukiner Heimatbuch; SCHUY. 260 BASSLER/BECKER; JURG; SENZ, Heimatbuch; BUKVIĆ; SENZ, Gymnasium. 261 LOTZ, Hodschag. 262 NEGELE. 263 REPPMANN.

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„Bauernwerber“, die von der Hofkammer in ihre alte Heimat nach Vorderösterreich (den habsburgischen Gebieten in Südwestdeutschland) und deren schwäbische Um- gebung entsandt wurden. Die Ansiedlungsbedingungen enthielten verhältnismäßig wenig Vergünstigungen: sechsjährige Freiheit von öffentlich rechtlichen Steuern, dreijährige Freiheit von grundherrschaftlichen Leistungen (Steuern und Abgaben, jedoch keine Robot), Frei- zügigkeit, kostenlose Bereitstellung von Bauholz für den Hausbau und Vorstrecken von Korn und Saatgut gegen Rückerstattung nach der ersten oder zweiten Ernte. Ne- ben einem Geldzins von jährlich 6 Gulden war die Naturalabgabe des Zehents und des Neuntels an das Ärar abzuliefern. Dieses besorgte den Kirchenbau auf seine Kos- ten. Zu den Ansiedlungsbedingungen gehörte ein Vermögen von 500 Gulden und bis 1780 auch ein katholischer Taufschein. Nach dem Siebenjährigen Krieg (1763) wurden die Mindestvermögensforderun- gen fallengelassen (der Grund war die starke Konkurrenz der Kolonistenwerbung Preußens und Russlands), von Wien ab Reisegeld bezahlt, bei der Ansiedlung selbst auf das Banater Antizipationssystem übergegangen und dieses auch auf die Beschaf- fung von Vieh, Wirtschaftsinventar und den Hausbau ausgedehnt. Dennoch war die Verschuldung der Kolonisten geringer als im Banat, da der hierfür zuständige Kame- ralbeamte Anton von Kothmann das Antizipationssystem nur eingeschränkt anwand- te. Im Kalenderjahr 1768 betrugen beispielsweise die Ansiedlungskosten 47 898 Gul- den, das bedeutet bei einer Kolonistenzahl von 2 108 Familien eine Verschuldung von nur 23 Gulden pro Familie. Die Rückzahlung erfolgte nur sehr zögerlich und 1774 wurden alle Schulden, die bis dahin nicht zurückgezahlt worden waren, gänzlich er- lassen.264 Da Kothmann auf die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe großen Wert leg- te, war der Anteil von entsprechenden Berufen bei den Kolonisten mit rund 50 Pro- zent relativ hoch. In Apatin wurde beispielsweise durch Ansiedlung schlesischer We- ber eine Textilmanufaktur aufgebaut. Weitere Produktionszweige waren hier Woll- weberei, Hanfverarbeitung, Seidenerzeugung, Baumwollspinnerei. 1768 bestand die Hälfte der Einwohner von Apatin aus „gewerblichen Elementen“.265 Ab 1762 wurden neue Dörfer nur für die Deutschen gegründet und zwar deshalb, weil die ungarischen Donaudörfer sich mehr auf den Fischfang verlegten als auf den Ackerbau. So entstanden in dieser Epoche, auch weiter landeinwärts gelegen, die Dörfer Filipovo/Bački Gračac266, Gakowa/Gakovo267 (mit einer kreuzförmigen Anla- ge nach friderizianischem Muster), Neupalanka/Bačka Palanka268, Gaidobra/Gajdo- bra, Neukaravukovo/Karavukovo269, Nádudvár270 u.a., so dass bis 1771 insgesamt 14

264 SCHÜNEMANN, Batschka, S. 118. 265 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 113. 266 LEH; ZOLLITSCH; Filipowa 1763-1945. 267 STEIN/NUBER. 268 HEPP; Palanka an der Donau 1764-1944. 269 Heimatbuch Karawukowo. 270 RICHTER, Geschichte; DERS., Familienbuch; Nemesnádudvar – Nadwar.

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deutsche oder überwiegend deutsche Orte angelegt waren, die sich gleichmäßig im Westen der Batschka entlang der Donau aufreihten. Die Kameralansiedlung der Batschka war nach Meinung von Konrad Schünemann „keine eigentliche Impopulati- on, sondern nur eine Kolonisation“271, denn über 80 Prozent der Kolonisten stammten aus Ungarn, die Deutschen waren Deutschungarn aus dichter bevölkerten ungarischen Komitaten (Tolna, Baranya, Pest), aus den österreichischen Erbländern und aus Böh- men. Im 1750 gegründeten Apatin beispielsweise stammten von 600 deutschen Fami- lien ca. 120 aus der Monarchie und davon wiederum die Hälfte aus Ungarn. Der ehe- malige Militärgrenzbezirk an Theiß und Maros, südlich von Szeged, wurde fast aus- schließlich mit Magyaren besiedelt, die die Zentren dieser Kolonisation, nämlich Csanád, Kanizsa/Kanjiža, Zenta/Senta und Betsche/Bečej aufbauten. Serbische Dörfer wurden vor allem im Landesinnern angelegt bzw. als solche belassen. Außer Magya- ren wurden noch Slowaken, Tschechen, Kroaten (Schokatzen und Bunjewatzen) und Ruthenen angesiedelt, Letztere vor allem in Keresztúr/Ruski Krstur, Kula und Kutzu- ra/Kucura. Neusatz profitierte vom Verlust Belgrads 1739, da viele – auch deutsche – Einwohner neben Temesvár hierher flüchteten und den Ort gegenüber der Festung Pe- terwardein allmählich zu einer Stadt ausbauten. Im überwiegenden Teil der genannten Orte wurden auch Serben, Slowaken und Rumänen angesiedelt. Planmäßige Dorfan- lagen wurden in der Batschka erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet, wie beispielsweise Apatin, Torscha(u) oder das Schachbrettdorf Hodschag, nach dem gleichen Muster später auch Tscherwenka/Crvenka oder Neuwerbas/Vrbas. Die fride- rizianische Kreuzform erhielten Gaidobra/Gajdobra272 und Bogojevo. Da die Kameralansiedlung in der Batschka in relativ langsamem Tempo erfolgte, mit verhältnismäßig kleinen Gruppen von Neuankömmlingen, die stufenweise die Dörfer vergrößerten und auffüllten, war sie frei von größeren Rückschlägen und er- wies sich von Bestand. Sie war auch ein wirtschaftlicher Erfolg, denn Grassalkovich konnte sich gegenüber der Königin rühmen, die Einkünfte des Kameralguts der Batschka von 24 000 Gulden jährlich im Jahr 1744 auf 150 000 Gulden im Jahr 1761 gebracht zu haben.273

1.3.4.1 Die mariatheresianische Bevölkerungsspolitik Die Bevölkerungspolitik der Monarchin Maria Theresia wurde ab dem Ende des Sie- benjährigen Krieges zum „Werk der österreichischen Bürokratie“274, die ab 1761 da- rum bemüht war, ihre merkantilistische Programmatik systematisch umzusetzen. Für den Wiener Hof war das zeitlich vorausgegangene Ansiedlungswerk ihres politi- schen Gegners Friedrich II. von Preußen das Vorbild, auf das Staatskanzler Kaunitz bereits in den Kriegsjahren immer wieder hingewiesen hatte, weil er gerade in der

271 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 114. 272 SCHÄFFER. 273 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 120. 274 Ebenda, S. 16.

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Einwanderung und Kolonisation eine der wichtigsten Kraftquellen Preußens zu er- kennen glaubte.275 An der Spitze der mit der Impopulation befassten Bürokratie stand der 1761 einge- richtete Staatsrat, „das eigentliche Organ des im Grunde erst durch Kaunitz geschaf- fenen zentralen Absolutismus der Monarchie“276. In diesem war der aus Vorderöster- reich (Stockach am Bodensee) stammende, kameralistisch geschulte Staatsrat Freiherr Egyd von Borié (1719-1793) derjenige, „der sich am energischsten für bevölkerungs- politische Maßnahmen eingesetzt hat. Unermüdlich, wohl über 100mal zitiert er in seinen Votis den Satz, dass in der Population und in deren Anwendung zur Kultur und Manufaktur die Macht und der Reichtum eines Staates beruhe.“277 Der Staatsrat war das oberste Leitungsgremium der Monarchie, das den Bestre- bungen nach Vereinheitlichung und Zentralisierung dieses heterogenen Länderkom- plexes dienen und zum Durchbruch verhelfen sollte. Die Bevölkerungs- und Koloni- sationspolitik und insbesondere die Beseitigung demographischer Ungleichgewichte wurden sozusagen zur „Chefsache“ erklärt.278 Die wichtigste Zentralbehörde für alle Länder des Habsburgerreichs war die Ge- heime Hof- und Staatskanzlei unter der Leitung des Fürsten Kaunitz, der als „Au- ßenminister“ und Staatskanzler auch dem Staatsrat angehörte. Sein Votum besaß das größte Gewicht. Die Leitung der Werbeaktionen von Kolonisten im Alten Reich ob- lag dem Reichshofrat, der kaiserlichen Behörde für die Beziehungen des Kaisers zu den Landesherren und Reichsfürsten, Städten und Ständen im Heiligen Römischen Reich. Die älteste Zentralbehörde in Wien überhaupt war der Hofkriegsrat, sozusagen das Kriegsministerium, das jedoch nicht nur für alle militärischen Angelegenheiten, sondern auch für die Verwaltung des ausgedehnten Territoriums der Militärgrenze zu- ständig war bzw. in der Verwaltung der übrigen Grenzregionen wie z.B. im Banat, aber auch in Siebenbürgen mitregierte, sichtbar in der zeitweisen Personalunion von Zivil- und Militärverwaltung wie beispielsweise im Banat bis 1751. Da die Armee- rekrutierung auch eine bevölkerungspolitische Seite hatte, war diese Behörde stets in die Entscheidungsfindung mit einbezogen. Dies gilt ebenso und in besonderem Maße für die zentralen Finanzbehörden, die kaiserliche Wiener Hofkammer in Wien („Camera aulica imperialis nec non caesareo-regia“) und die königliche ungarische Hofkammer in Pressburg, die beide an der Verwaltung der Kameralgüter und damit an deren Besiedlung wesentlichen Anteil hatten und bis 1751 für alle Neo-Aquistica, danach vor allem für das Banat und die Batschka zuständig waren. Die zweite Fi- nanzbehörde der Gesamtmonarchie, die Ministerialbancohofdeputation, war ab 1759 bevölkerungspolitisch relevant geworden, weil in diesem Jahr – der Finanznot infolge des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) wegen – das Banat für 10 Millionen Gulden der Wiener Staatsbank verpfändet und die Banater Landesadministration in Temesvár deshalb der Bancodeputation unterstellt wurde. Mithin kam es zu großen Reibungen

275 Ebenda, S. 128. 276 Ebenda, S. 16. 277 Ebenda, S. 23. 278 PETRITSCH, S. 54 f.

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zwischen dieser Behörde und vor allem der Hofkammer, die Maria Theresia 1765 dadurch behob, dass sie die Leitung beider Behörden in einer Hand, nämlich der des Grafen Karl Friedrich von Hatzfeldt zu Gleichen (1718-1793) vereinigte.279 Das Ba- nat wurde erst 1769 ausgelöst und blieb dann bis 1778 der Wiener Hofkammer unter- stellt. Weitere für die bevölkerungspolitischen Entscheidungen und Maßnahmen wichtige Behörden waren die Ungarische Hofkanzlei mit Sitz in Wien und der Statt- haltereirat für das Königreich Ungarn (Consilium Locumtenentiale), zunächst mit Sitz in Pressburg, ab 1783 in Ofen. Staatliche und private Kolonisation wiesen erhebliche Unterschiede auf. Während die private darauf ausgerichtet war, mit möglichst geringen Eigeninvestitionen seitens der Grundherren die Kolonisation in Anpassung an bereits vorhandene Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen vorzunehmen, schuf die staatliche Kolonisation in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Aufwendung beträchtlicher finanzieller Mittel völlig neue Strukturen. Sie schuf eine Vielzahl neuer Dörfer mit einer geometrisch planmä- ßigen, schachbrettförmigen Struktur, die die Dreifelderwirtschaft mit periodischem Fruchtwechsel ermöglichte, erbaute Kanäle, Dämme, Straßen und Brücken und legte in weiten Landstrichen des Banats und der Batschka die Sümpfe trocken, um Neuland für den Ackerbau zu gewinnen. Sie begnügte sich auch nicht mit grundlegenden Ver- änderungen der Agrarstruktur, sondern suchte auch andere Wirtschaftszweige wie Bergbau, Gewerbe und Handel zu fördern und entsprechende Unternehmen wie bei- spielsweise Manufakturen für die Textilproduktion in den Kameralgebieten von Banat und Batschka anzusiedeln. In Zusammenfassung der Bemühungen um Peuplierung und Aufbau staatlicher, zentral gelenkter Verwaltung ist das Banat seit der Regie- rungszeit Maria Theresias auch als Experimentierfeld für den modernen Territorial- staat anzusehen280, der systematisch nicht nur Siedlungsaufbau, sondern auch Wirt- schaft und Bildung zu fördern und die religiösen Minderheiten zu integrieren suchte. In der systematisierten Bevölkerungs- und Kolonisationspolitik des Wiener Hofes sind deutlich zwei Perioden zu unterscheiden, die mariatheresianische und die jo- sephinische, dabei ist die erste vor allem von quantitativen, die zweite von qualitati- ven Bestrebungen gekennzeichnet. Denn im Gegensatz zu der auf bloße Anhebung der Bevölkerungszahl ausgerichte- ten Kolonisationspolitik Maria Theresias (Populationistik) war Joseph II. bestrebt, deutsche Kolonisten nur dann zur Ansiedlung heranzuziehen, wenn von ihnen eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Methoden und die modellhafte Bewirtschaf- tung zur Schulung der einheimischen Bevölkerung zu erwarten war. Sein vom Phy- siokratismus geprägtes Leitmotiv war, durch die Verbesserung der Bodenkultur eine Intensivierung der Agrarwirtschaft zu erreichen. Seine Ansiedlungspolitik war daher stets Teil seiner großangelegten Reformpolitik, mit der er einerseits die Lage der Bauern zu verbessern, andererseits die Agrarwirtschaft und hier insbesondere das

279 MRAZ. 280 Vgl. dazu SCHARR.

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Verhältnis Bauern-Grundherr zu modernisieren suchte. Die deutschen Kolonisten sollten ihm zum Durchbruch seiner Agrarreformpolitik in Ungarn verhelfen.281

1.3.4.2 Bedingungen der staatlichen Ansiedlung Deutlich großzügiger als die private war die Steuer- und Abgabenregelung bei der staatlich organisierten Kolonisation bemessen, die im Umgang mit viel größeren Siedlergruppen allerdings mit größeren, meist organisatorisch bedingten Risiken ver- bunden war. Auch der Rechtsstatus der Siedler hat sich von dem der privaten Grund- herrschaft ganz wesentlich unterschieden, denn der Kolonist besaß nicht nur das Recht auf Freizügigkeit, sondern blieb einschließlich der Patrimonialgerichtsbarkeit von einigen Pflichten und Lasten eines dem Grundherrn hörigen Bauern befreit. Die Befreiung von den öffentlichen Abgaben differierte zwischen drei bis sechs Jahren, eine Befreiung von den an das Ärar (Hofkammer) zu entrichtenden Naturalabgaben des Neuntels (der Ernteerträge) und des Zehents (für die Kirche) wurde für gewöhn- lich auf drei Jahre gewährt. Robotleistungen waren in der Regel nicht vorgeschrieben, allerdings gab es begrenzte Arbeitsverpflichtungen für öffentliche Bauten wie Stra- ßen, Brücken, Dämme und Kanäle. Handwerker erhielten eine Befreiung von ihren öffentlichen Abgaben auf zehn bis 15 Jahre. Die josephinische Kolonisation erhöhte für die Bauern im Fall außergewöhlicher Leistungen wie der Urbarmachung des Ackerbodens (in der Batschka) die Zahl der Steuerfreijahre auf zehn Jahre.

1.3.5 Die staatliche Kolonisation in Banat und Batschka 1761-1787 Noch bevor der Siebenjährige Krieg mit dem Friedensschluss von Hubertusburg vom 15. Februar 1763 zu Ende gegangen war, setzte am Wiener Hof eine intensive Debat- te über die vom Staatsrat vehement vertretene Impopulationspolitik, über eine Wie- deraufnahme der Kolonisation im Banat ein.282 Einerseits ging es um die Ansiedlung von Kriegsveteranen und Invaliden, andererseits gab es auch ein Projekt, preußische Kriegsgefangene als Kolonisten heranzuziehen. Das am 25. Februar 1763 von Maria Theresia erlassene Ansiedlungspatent für „Hungarn, Siebenbürgen und dem Te- meswarer Banat“ war auf die Ansiedlung von entlassenen Militärangehörigen ausge- richtet.283 Aufgrund der wenig positiven Erfahrungen mit solchen Projekten entschied sich die Monarchin schließlich dazu, auch Kolonisten aus dem Reich anzuwerben. Doch vorher war noch ein Problem zu lösen, das die Gegner der Kolonisationspolitik immer wieder ins Feld führten, um die Ansiedlung von aus dem Reich kommenden Kolonisten zu verhindern: das Finanzierungsproblem. Die von preußischen Vorgaben beeinflusste, weil mit ihr im Wettbewerb um die Kolonisten stehende mariatheresianische Ansiedlung284 beruhte auf dem Antizipa-

281 FATA, Migration. 282 MRAZ, S. 139. 283 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 203-207. 284 Für die Konkurrenzsituation mit Preußen ist im Dekret Maria Theresias vom 22. Juli 1766 an den Grafen Hatzfeld über die Anwerbung „reichsständischer Untertanen“ ein bezeich-

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tionssystem, das heißt, Hausbau, Verpflegung bis zur ersten Ernte oder noch länger und Beschaffung der Zugtiere und Wirtschaftsgeräte wurden vom Staat übernommen und die Kosten als Hypothek auf die Hofstelle verbucht, die im Laufe der Jahre abge- tragen werden sollte. Doch solche Vorleistungen des Staates bedurften ihrer Finanzie- rung. Auf dem Höhepunkt des Siebenjährigen Krieges im Jahr 1760 waren die Staats- finanzen so angespannt, dass die Wiener Regierung bereits einen Staatsbankrott be- fürchtete. Am Ende des Krieges war ein riesiger Schuldenberg zu bewältigen. Des- halb ging es auch darum, die Einnahmen zu vermehren. Eine wichtige Einnahmequel- le war die Verpachtung der weitläufigen Weideflächen des Banats an Viehzüchter, die im Wege der alljährlichen Versteigerung der Weidegründe hohe Summen dafür zahl- ten.285 Die Banater Landesadministration unter ihrem Präsidenten Graf Perlas sah die- se Einnahmequelle durch die Kolonisationspläne der Wiener Regierung in Frage ge- stellt, denn mit ihrer Verwirklichung drohten Weidegründe an den Ackerbau der Ko- lonisten verloren zu gehen. Mit der Ministerialbancodeputation, an die ab 1759 alle Banater Einnahmen zur Deckung der Kriegskosten verpfändet waren, zog sie in dieser Frage an einem Strang. Als im Banater Budgetplan für das Jahr 1762 aus solchen Gründen nur 3 000 Gulden für die Ansiedlung deutscher Kolonisten vorgesehen wa- ren, erachtete Maria Theresia diese Summe angesichts der sich bereits abzeichnenden Umrisse ihrer neuen, großangelegten Bevölkerungspolitik als viel zu gering und er- höhte sie auf 20 000 Gulden. Eine genaue Abrechnung vom 9. März 1765 ermittelte allerdings einen Finanzaufwand für die in den Jahren 1763 und 1764 in das Banat eingewanderten 992 Familien von insgesamt 127 848 Gulden, pro Familie also von 129 Gulden.286 Deren Ansiedlung war auf Betreiben der Landesadministration zu- nächst einmal ohne Beeinträchtigung der Weideflächen vorgenommen worden. Doch suchte sie die weiter ausgreifenden Kolonisationspläne Wiens mit allen Mitteln zu hintertreiben. Deshalb verwendete die Temesvárer Administration das Finanzierungs-

nender Beleg betreffend die Prämie für die Werbeagenten zu finden: „Denen Zubringern ist für eine jede Familie 1 Gulden 30 Kreuzer zuzugestehen, wenn aber fremde Staaten ein größeres Zubringgeld abreichen sollten, so wäre solchen zu folgen.“ – Quellenbuch zur do- nauschwäbischen Geschichte, Bd. 5, S. 161. 285 Es ging hier tatsächlich um hohe Summen. 1750-1752 betrug die Pachtsumme 30 000 Gul- den. – JORDAN, S. 85, und FENEŞAN, Administraţie, S. 159, der hier aus dem „Gründlichen Bericht von dem Temeswarer-Bannat“ der Wiener Hofkammer an die Monarchin aus dem Jahre 1760 zitiert. Im Jahr 1761 erzielte die Viehausfuhr (Ochsen, Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen) aus dem Banat einen Gesamtwert von 470 768 Gulden. Die Pachtsumme für die Weidegründe betrug in diesem Jahr 33 360 Gulden. – JORDAN, S. 182; NÄDER, S. 44. Im Vergleich dazu erzielte die Ausfuhr von Kupfer im gleichen Jahr einen Wert von 398 280 Gulden, das war allerdings nur ein Teilertrag, weil in dieser Zahl nur die Ausfuhr nach Ungarn, Siebenbürgen und in das Osmanische Reich berücksichtigt ist. – JORDAN, S. 181. 286 Bis 1769 war die vom Staat aufzubringende Investitionssumme für einen Kolonistenbau- ernhof auf 350 Gulden gestiegen. – SCHIMSCHA, S. 153. Im Vergleich dazu belief sich die- se Summe in Preußen auf 700 Gulden. – NÄDER, S. 155.

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problem als Argument zur Verteidigung ihrer Politik der zahlenmäßig stark einge- schränkten Ansiedlung in schon bestehenden Dörfern.287 Der finanzielle Befreiungsschlag kam mit dem Tod des Kaisers Franz I. Stephan von Lothringen (1708-1765, 1740 Kaiser), da sein Erbe, sein Sohn und Nachfolger in der Kaiserwürde, Joseph II., das ansehnliche Vermögen seines Vaters dem Staat ver- machte und dadurch die Staatsfinanzen sanierte. Obwohl die Monarchin als Etatrah- men jährlich 30 000 Gulden für die Ansiedlung vorgesehen hatte, überschritten die betreffenden Kosten 1766 bereits die 100 000 Gulden und erreichten 1767 den Auf- wand von 238 068 Gulden. Diese Steigerung der Ausgaben ist einerseits auf die stark erhöhten Zahlen der eingewanderten Siedler zurückzuführen. Andererseits auch da- rauf, dass wegen der starken Konkurrenz mit der Kolonisationswerbung Preußens und Russlands die Forderung nach einem Mindestvermögen der Siedler fallen gelassen wurde und der Staat die Reisekosten ab Wien übernahm.288 Doch unabhängig davon opponierten die Interessenten der Weidewirtschaft, die Banater Viehzüchter, weiterhin gegen die Ansiedlung und die Landesadministration vertrat ganz offen deren Interessen.289 Um den Widerstand der Landesadministration zu brechen, ernannte Maria Theresia 1766 eine Impopulationskommission, die sie mit der Reorganisation der Ansiedlung im Banat beauftragte. Die Kommission stellte in ihrem Gutachten vom 1. Mai 1766 zahlreiche Mängel fest, sie befand, dass „bei die- sen Ansiedlungsgeschäften die größte Unordnung und Unrichtikeit, Vermisch- und Rechnungs Verwirrrung angetroffen wurde“290. Vor allem kritisierte sie die Abhän- gigkeit der bis dahin im Banat tätigen Ansiedlungsbehörden von den Interessenten der Weidewirtschaft und kam zu dem Schluss: „Es ist demnach dieses beträchtliche Geschäft bis anhero mit Zersplitterung vieler Felder und zur ungemeinen bedruckung derer nationalitäten, auch zur verhastmachung der teut- schen in aller Unordnung und Verwirrung so lau, und nur obenhin, dass es nur heißen mö- ge, etwas getan zu haben, zu nicht geringen Schaden des höchsten aerarii betrieben wor- den.“291 Als die Kommission 1766 als Neuanfang den Kammerrat Johann Wilhelm von Hildebrand zum Impopulationsdirektor im Banat ernannte, suchte Graf Perlas diesen

287 Über die darauf zurückzuführenden Konflikte siehe WOLF, Konflikte. 288 So weist die Wiener Hofkammer den Hofkammerrat Franz Anton Graf Lamberg „zur Be- förderung der Ansiedlung der Reichseinwanderer“ am 20. August 1766 an: „Zu veranstal- ten in Ulm, Cölln, Frankfurth, Schweinfurth und Regensburg Commissarien zu Anwerbung derlei Emigranten anzustellen: Denen Werbern für jede Familie 1 Gulden 30 Kreuzer, wenn aber fremde Staaten mehrer Zubringergeld geben, auch diesseits mehrers: Dann denn ohne Zubringer sich meldenden Familien dergleichen Betrag zu verabfolgen: Jedem Hauß- Vatter und Hauß-Mutter 6, jedem Kind 3 Kreuzer Reisegeld von Station zu Station zu be- zahlen; jede Station vier Tag-Reise entgegen zu halten; diesen Emigranten einen Führungs- Commissarium, um nicht für Sachsen und Brandenburg abzureden, beizugeben.“ – Quel- lenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 5, S. 162. 289 Siehe KAKUCS. 290 Zit.nach NÄDER, S. 128. 291 Ebenda, S. 128 f.

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zu stürzen, da Hildebrand durch die Neugründung deutscher Dörfer die Weideflächen stark verringerte. Der ins Banat beorderte Kammerrat (der Ungarischen Hofkammer in Pressburg) Wolfgang von Kempelen (1734-1804), der bei der Kolonisation der Batschka eine führende Rolle übernommen hatte, untersuchte die gegen Hildebrand erhobenen Vorwürfe und nahm gegen das von Hildebrand angewandte System der Ansiedlung Stellung. Auf die Angriffe und Winkelzüge seitens der Viehzüchter ging er jedoch nicht ein. Hildebrand wurde abgelöst und der Protegé seines Gutachters Kempelen, Neumann, sein Nachfolger. Graf Perlas, der in Hildebrands Sturz die Ge- legenheit erblickte, die Ansiedlung überhaupt einzustellen, wurde auf Betreiben Jo- sephs II., der auf seinem Besuch des Banats 1768 das Ausmaß der Korruption in der Landesverwaltung erkannt hatte, im gleichen Jahr von Maria Theresia seines Amtes als Gouverneur enthoben. Nachdem Wolfgang von Kempelens und Neumanns Miss- management 1770 in ein Desaster geführt hatte – beide kamen einfach nicht mit der überdurchschnittlichen Zahl von über 3 000 Einwandererfamilien in diesem Jahr zu- recht –, betraute Maria Theresia Anfang 1771 erneut Hildebrand mit der Impopulati- onsdirektion im Banat. Hildebrand starb jedoch bald darauf, 1772. Angesichts der im Banat aufgetretenen Schwierigkeiten mit der Aufnahme der Kolonisten und deren Ansiedlung reifte am Wiener Hof der Entschluss, die Kolonisa- tion einzustellen.292 Erfolg und Misserfolg der Ansiedlung hatten mit der Anwendung unterschiedlicher Methoden und Modelle der Ansiedlung durch Hildebrand und Kempelen/Neumann zu tun.293

1.3.5.1 Typisierung der Ansiedlungsprozesse im Banat Es sind drei Ansiedlungssysteme zur Anwendung gekommen: 1. das System der Mercy-Ära, das eine Ödlandbesiedlung mit neuer Dorfgrün- dung darstellte; Voraussetzung dafür war das Vorhandensein ausreichender Siedlungsgründe. Die Siedler wurden zur Finanzierung der Ansiedlung heran- gezogen und hatten einen großen Teil der Auslagen selbst zu bestreiten; 2. das von Impopulationsdirektor Neumann entwickelte Transferierungssystem, das deutsche Dörfer an die Stelle von bereits bestehenden einheimischen setzte, weshalb die einheimische Bevölkerung (Serben, Walachen) umgesiedelt wer- den musste (Beispiele: Tschanad/Cenad, Sackelhausen/Săcălaz, Schöndorf/ Frumuşeni, Engelsbrunn/Fântânele294), oder neben bereits bestehenden neue Dörfer bzw. Teildörfer gründete: Beispiel Guttenbrunn/Zăbrani. Das alte Hau- fendorf wurde aufgegeben und in seiner Gemarkung entweder das neue deut- sche Dorf oder häufig zwei neue Dörfer errichtet: eines für die deutschen Sied- ler und eines für die einheimische Bevölkerung, beide jedoch entsprechend den Planrichtlinien eines geometrischen Grundmusters. Neumann konnte bei der Ansiedlung schon auf staatliche Mittel zurückgreifen;

292 SCHÜNEMANN, Einstellung. 293 Vgl. dazu auch WOLF, Konflikte, S. 359-361. 294 PETRI, Herkunftsorte.

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3. das von Impopulationsdirektor Johann Wilhelm Hildebrand angewandte Sys- tem von Neugründungen von Dörfern auf der bloßen Heide, das an das System der Mercy-Ära anknüpfte, allerdings unter sehr veränderten Rahmenbedingun- gen, denn der Staat übernahm die Vorfinanzierung der von ihm organisierten Ansiedlung. Beispiele waren Billed/Biled295, Hatzfeld/Jimbolia296, Tschatad/ Lenauheim, Grabatz/Grabaţ, Bogarosch/Bulgăruş297, Ostern/Comloşu Mic298, Gottlob299, Triebswetter/Tomnatic300. Das Neumann’sche System lieferte sehr solide, aber entsprechend teure Blockhäu- ser und konnte nur in langsamem Tempo und in kleinen Dörfern durchgeführt wer- den. Die Häuser kosteten mit 180 Gulden viermal mehr als die Hütten von Hilde- brand. Es belastete die Siedler sofort mit einer hohen Schuldsumme. Das System war nur für die Ansiedlung kleiner Gruppen geeignet. Neumann schonte das Weideland der Tiefebene und bevorzugte das Hügelland und die waldreichen Gebiete des Teme- ser und Lippaer Distrikts. Das Hildebrand’sche System hingegen war für die schnelle Ansiedlung großer Gruppen entworfen. Die in seinem Rahmen entstandenen, billigen und schnell herge- stellten Häuser aus gestampfter Erde hatten mehr provisorischen Charakter, die Schulden waren freilich wesentlich niedriger. Um die Schuldenlast möglichst gering zu halten, wurde in den ersten Jahren eine Kollektivwirtschaft eingeführt: gemeinsa- me Feldbestellung, gemeinsame Verpflegung und gemeinsamer Häuserbau. Das führ- te allerdings zu großen Reibungsverlusten und organisatorisch bedingten Mängeln an Proviant, Zugtieren, Bauholz etc., die den Erfolg der Ansiedlung oft in Frage stellten oder tatsächlich gefährdeten.301 Die daraus resultierenden Widerstände führten 1768 zur Absetzung Hildebrands. 1771 wurde er jedoch wieder in sein Amt eingesetzt, da das Neumann’sche System zur Ansiedlung der großen Siedlerzahl von 3 276 Familien im Jahre 1770 völlig versagt hatte. In diesem Jahr war der Verlust von rund 1 000 Familien durch Krankheit, Hunger und Abwanderung zu beklagen gewesen.

295 KLEIN, Billed. 296 MARTIN; PETRI, Hatzfeld; Familienbuch Hatzfeld. 297 HUBERT; PETRI, Bogarosch. 298 PINK. 299 PETRI, Gottlob. 300 PETRI/WOLF. 301 Aufgrund solcher Erfahrungen hat die nachfolgende josephinische Kolonisation auf eine Rückzahlung völlig verzichtet und die Finanzierung aller Vorleistungen und Ansiedlungs- maßnahmen als einmalige staatliche Investition abgebucht.

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1.3.5.2 Verlauf der Ansiedlung im Banat 1763-1772 Die Einwanderungswelle von 1763 bis 1772 brachte nach Aufstellung der Wiener Behörden insgesamt 11 130 Familien mit 41 873 Personen ins Banat302, die in 31 Neusiedlungen und in 27 bereits bestehenden Dörfern angesiedelt wurden.303 In ihrem Kolonisationspatent vom 23. Februar 1763 sicherte Maria Theresia den Kolonisten (die ausdrücklich keine Protestanten sein durften) neben Grund und Hofstelle und drei Freijahren die Ausstattung mit Häusern, Vieh und Ackergeräten zu, für die Zeit bis zur ersten Ernte auch ein tägliches Verpflegungsgeld.304 Es kamen in den beiden Jah- ren 1763 und 1764 rund 1 000 Familien ins Land, 1765 fast ebenso viele und 1766 sogar 2 294. Die mit einem solchen Zustrom überforderten Behörden konnten vor al- lem die Verproviantierung nicht immer gewährleisten, so dass viele Kolonisten noch vor ihrer Ansiedlung starben. Durch einen raschen Wechsel der Ansiedlungmethoden suchte man den jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden, was freilich nicht im- mer gelang. Die am 11. Januar 1772 von Maria Theresia erlassene Impopulations- Hauptinstruktion für die Banater Landesadministration bediente sich der von Kem- pelen bereits 1768 vorgelegten Vorschläge und fasste in ihren 103 Punkten all die bis dahin gemachten Planungsgrundsätze und -erfahrungen systematisch zusammen. Sie beschäftigte sich detailliert mit der Ausmessung der Hof- und Ackergründe, der An- lage der Dörfer, dem Kirchenbau und der Seelsorge, den Pflichten und Rechten der Kolonisten, dem Rechnungswesen und der Selbstverwaltung der Gemeinden.305 Da alle Siedler eine Hofstelle gleicher Größe erhielten, war es sinnvoll, auch die Abmessungen der Grundstücke zu vereinheitlichen. So entstanden wie z.B. in Billed 1765 oder in Hatzfeld 1766 die berühmt gewordenen, rechtwinkligen Schachbrett- muster der Dörfer als weithin sichtbares Kennzeichen für diese und die nachfolgende josephinische Ansiedlungsperiode: in der Mitte des Dorfes ein großer Platz, an dem die Häuserzeilen und ihre Straßen als zentrales Achsenkreuz zusammenliefen und an dem die öffentlichen Gebäude errichtet wurden: Kirche, Pfarrhof, Schule, Gebäude der Militärverwaltung im Distrikt der Militärgrenze, Wirtshaus, später auch Gemein- de- und Postamt. Dieser Platz manifestierte das Zentrum der Sozialdisziplinierung, denn für die Herrschaft war von diesem Platz das ganze Dorf überschau- und kontrol- lierbar. Der rechteckige Block des Einzelhofs enthielt in seinem vorderen, der Straße zu- gewandten Teil das Wohnhaus mit dem Giebel zur Straße, daran schlossen sich Stall und Wirtschaftsgebäude an, im hinteren Teil der Obst- und Gemüsegarten. Das

302 SCHÜNEMANN, Einstellung, S. 170 f. 303 Laut „Aufsatz über die in dem Temeswarer Banat ab anno 1762 bis Ende Dezember 1772 teils ganz neu gebauten und teils zugebaut wordenen Kolonisten-Dorfschaften, dann wie- viel in solchen Kolonistenhäusern sowohl als Pfarr-, Schul- und Wirtshäuser gebaut und erstere mit Kolonistenfamilien besetzt worden sind“. – Quellenbuch zur donauschwäbi- schen Geschichte, Bd. 1, S. 266-268. Hier werden insgesamt 5 359 Kolonistenfamilien, 9 Pfarrhäuser, 26 Schulbauten und 17 neugebaute Wirtshäuser verzeichnet. 304 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 203. 305 Ebenda, S. 251-265.

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Wohnhaus bestand aus einem oder höchstens zwei Zimmern, einer Kammer und einer Küche. Der Eingang vom Hof in die Küche diente als Hauseingang, links und rechts von der Küche waren die beiden Zimmer angeordnet, die Kammer schloss sich an ei- nes der Zimmer an. In der Küche war ein offener Herd mit darunterliegendem Back- ofen vorgesehen, in den beiden Zimmern je ein Ofen, der von der Küche aus beheizt wurde. Die Einzelhof-Blöcke waren in der Regel doppelzeilig, so dass der Garten je- weils an den des Nachbarn angrenzte. Die Straßen waren aus Brandschutzgründen als Hauptstraßen 38 m breit, als Nebenstraße immer noch 14-20 m. Der Abstand zwi- schen den Häusern sollte gleichfalls wegen des Brandschutzes zwischen 16 und 32 m betragen. Denn die Feuergefahr war groß, viele Rauchfänge wurden noch immer aus Holzstangen und Rutengeflecht hergestellt, die mit Lehm ummantelt wurden. 1811 gebot eine Verordnung, alle Rauchfänge aus gebrannten Ziegeln herzustellen, nach 1830 begann man, die Häuser mit Dachziegeln zu decken.306 Eine vor allem militärische Rolle spielte die Ansiedlung von Veteranen und Inva- liden des Siebenjährigen Krieges in den Jahren 1765 und 1766 im Süden des Banats im Gebiet des Deutschbanater Grenzregiments, wodurch die Verteidigungskraft des Banats gestärkt werden sollte. Es wurden zwölf Dörfer im Westabschnitt der Donau- grenze zwischen der Theiß- und Morava-Mündung (Umgebung von Pančova) besie- delt: Sakul/Sacu, Königsdorf/Opovo, Sefkerin, Apfeldorf/Jabuka, Startschowa/Star- čevo, Homolitz/Omoljica307, Brestowatz/Banatski Brestovac308, Ploschitz/Pločica, Kubin/Kovin und Gaj309. Der durch den Ausgang des Siebenjährigen Krieges besiegelte Verlust der Provinz Schlesien brachte auch eine Veränderung der wirtschaftspolitischen Ziele der Koloni- sation: Nicht mehr die Autarkie des Banats, sondern seine Funktion als Rohstoffliefe- rant und Absatzmarkt für die österreichischen Erbländer wurde zum Primärziel der Ansiedlung. Damit wurde die Bedeutung der Ansiedlung von spezialisierten Fachleu- ten, Berg-, Hütten- und Waldarbeitern noch einmal unterstrichen. In einer vom Landesbeamten Johann Jakob Ehrler verfassten Bilanz der Banater Kolonisation werden folgende Bevölkerungszahlen mit Stand 1774 überliefert: 220 000 Vlachen, 100 000 Serben und „Griechen“ (gemeint sind damit die Aromu- nen, die von den Serben auch als Zinzaren bezeichnet wurden), 53 000 Deutsche, 2 400 Magyaren und 340 Juden.310 Der „Reyssrelation“ Kaiser Josephs II. aus dem Jahre 1768 ist zu entnehmen, dass die Zahl der Deutschen im Banat 1763, also vor der darauf folgenden Ansiedlungswelle, auf 24 000 geschätzt wurde.311 Die Beamten der Hofkammer geben für die Jahre 1763-1772 41 000 Personen an, die ins „Banat ge- bracht wurden“312, was für 1774 eine Bevölkerungszahl von 65 000 statt der dort ge-

306 ROTH, Siedlungen, S. 95 ff. und 319 ff. 307 HAAG; ADELHARDT. 308 Brestowatz in der Batschka. 309 Ebenda, S. 42-52. 310 EHRLER, S. 165 und 182. 311 JORDAN, S. 92. 312 SCHÜNEMANN, Einstellung, S. 170 f.

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zählten 53 000 ergeben würde. Die Differenz von 12 000 ist einerseits auf eine wahr- scheinlich hohe, jedoch nicht näher erfasste Zahl von Todesfällen während der An- siedlung zurückzuführen (allein für 1770 wird auf den Tod von ungefähr 1 000 Fami- lien hingewiesen, die Sanitätslisten der Landesverwaltung verzeichnen für die Jahre 1769-1711 2 187 Todesfälle), andererseits auf Abwerbungen während des Transports seitens ungarischer Grundherren. Michael Näder ist im europäischen Vergleich der Kolonisationsprojekte dieser Pe- riode zu dem Schluss gekommen: „Das theresianische Ansiedlungswerk im Temeswarer Banat war im Vergleich zu den mit Österreich konkurrierenden absolutistischen Staaten in Werbung und Ansiedlung erstaun- lich schlecht organisiert. […] [Letztere] wie Russland, Preußen, Frankreich, England und Spanien hatten ebenfalls mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen; in der Planung und Durchführung der Kolonisation aber waren sie zielstrebiger und in den Werbemethoden zeigten sie sich den österreichischen überlegen.“313 Andererseits räumt Näder ein, „dass die Ansiedlung deutscher Kolonisten in der theresianischen Zeit entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung des Banats war. Bauern, Handwerker und Bergleute sowie Pfarrer, Lehrer und Ärzte trugen ihren Teil zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwick- lung des Landes bei.“314 Die Wiener Hofkammer hob schließlich in ihrem 1760 für Maria Theresia verfass- ten „Gründlichen Bericht von dem Temeswarer-Bannat und desselben dermaligen Systemal-Verfassung“ mit Stolz hervor, dass die Krondomäne Banat jährlich über ei- ne Million an Einnahmen erziele und davon nach Abzug der Ausgaben 795 198 Gul- den an den Wiener Hof abführe.315

1.3.6 Zwangsmigrationen als Instrument der Bevölkerungspolitik 1733-1774 Karl VI. und Maria Theresia sahen in der Zwangsmigration ein probates Mittel, kon- fessionelle oder soziale Konflikte mit Gruppen von Untertanen, die zum Teil auf die Intoleranz der Habsburger zurückzuführen waren, durch deren Entfernung aus ihrer Heimatregion und ihre Ansiedlung in davon weit entfernte Gebieten zu lösen. Da mit der merkantilistischen Populationistik eine Ausweisung solcher Untertanen aus dem Staatsgebiet nicht vereinbar war, so schien eine „Transmigration“ derselben die Lö- sung zu sein. Der amtlich verwendete Begriff „Transmigration“ sollte offenbar durch seine Sterilität und scheinbare Harmlosigkeit die Brutalität der damit bezeichneten Maßnahmen verbergen. Doch schon den Zeitgenossen war klar, dass solche Maß- nahmen dem „Land mehr Schaden als Nutzen bringen würde[n]“, wie Kardinal Kollo- nitsch bereits im „Einrichtungswerk für das Königreich Ungarn“ 1689 hervorgehoben hat.316

313 NÄDER, S. 223 f. 314 Ebenda, S. 235. 315 Dieser Bericht wurde ediert von FENEŞAN, Administraţie, S. 131-196, hier S. 175. 316 Zit. nach SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 77.

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Der französische Philosoph Michel Foucault hat die Disziplinierung der Körper und die Vorstellung von der Verfügbarkeit derselben durch den Staat als ein wichtiges Kennzeichen des aufgeklärten Absolutismus als eines letztlich inhumanen Rationa- lismus hervorgehoben.317 In diesem Zeitalter waren Zwangsdeportationen und die damit verbundene Einrichtung von Strafkolonien Mode geworden, so Sibirien für Russland oder Australien für England. Eine vergleichbare Rolle innerhalb der Habs- burgermonarchie übernahmen die östlichen Randgebiete, nämlich Siebenbürgen und das Banat.318 Als Zielland für protestantische Deportierte wurde Siebenbürgen ausgewählt. So wurden in den Jahren 1734 bis 1737 insgesamt 700 protestantische Untertanen aus Oberösterreich und 250 aus Kärnten zwangsweise nach Siebenbürgen umgesiedelt.319 Da die Siebenbürger Sachsen sich ihnen gegenüber nach einigen Anfangsschwierig- keiten doch aufnahmebereit zeigten und die Zahl der Betroffenen gering war, ist die Integration dieser Lutheraner im Vergleich zur späteren Periode nach 1752 noch am besten gelungen. Maria Theresia setzte die Zwangsmigrationspolitik ihres Vaters, Karls VI., fort. Zwischen 1752 und 1757 wurden insgesamt 2 664 Personen (550 Fa- milien) aus Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark nach Siebenbürgen transpor- tiert. Ihrem Sohn, dem Kronprinzen Joseph, erklärte sie zur Begründung: „Wir wün- schen die Verfolgung nicht, aber auch die Toleranz nicht. In diesem Punkt beharren wir auf die Grundlagen unseres Hauses.“320 Der Königsboden der Siebenbürger Sach- sen schien ihr als Zielland dieser „Transmigrationen“ sehr geeignet: „Ihro kayserliche Mayestät haben zur Absonderung dieser Leute das Fürstenthum Sieben- bürgen aus der Ursach bestimmt, weil selbes zur Abschneidung der Korrespondenz am weitesten entlegen, an der Population Mangel leidet und von diesem transmigrierenden ar- beitssamen Volk mehr Kultur und Treu als von dem mit der sächsischen Nation unter- mischten Walachen zu erwarten.“321 Trotz des Widerstandes der Siebenbürger Sachsen wurde 1774 noch eine letzte Gruppe mit 152 Personen aus der Obersteiermark in Großpold/Apoldu de Sus ange- siedelt. Am 7. November desselben Jahres setzte sich der Mitregent Joseph II. mit seinem Widerstand gegen solche Vertreibungsmaßnahmen endgültig durch und been- dete die unrühmliche Periode der „Transmigrationen“. Denn die mariatheresianische „Transmigration“ mündete in ein Desaster. „Die Menschen waren in den Augen der Politiker zu leblosen Figuren geworden, die man nach Gutdünken verpflanzen und für die Ziele des Zweckmäßigkeitsstaates glaubte umge- stalten zu können. Die Weltfremdheit der rationalistischen Bürokratie […] hat auch die Hauptschuld am Scheitern der theresianischen Protestantentransferierung.“322

317 FOUCAULT, Überwachen; DERS., Wahnsinn; DERS., Archäologie. 318 HELMEDACH, Bevölkerungspolitik. 319 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 97. 320 Zit. nach BUCSAY, Protestantizmus, S. 147. 321 Zit. nach NOWOTNY, S. 47. 322 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 98.

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Viele der nach Siebenbürgen verfrachteten Lutheraner verelendeten, denn es brauchte Jahre, bis sie aus ihrem Massenquartier in Hermannstadt befreit und ansässig gemacht werden konnten. Die Auszahlung ihres unbeweglichen Vermögens wurde lange hinausgezögert oder fand überhaupt nicht statt. Schließlich war auch die Bereit- schaft gesunken, die als „Landler“ bezeichneten Zwangsdeportierten in die sieben- bürgisch-sächsische Gesellschaft aufzunehmen.323 Nicht nur die Siebenbürger Sach- sen, sondern auch der katholische Bischof von Siebenbürgen lehnten diese massen- hafte Deportation entschieden ab. Letzterer, weil er die Zunahme der protestantischen Bevölkerungsgruppe als gefährlich beurteilte, Erstere, weil sie „unter dem Druck der wachsenden inneren Wirtschafts- und Gesellschaftskrise“ erklärten, „dass die An- nahme der Wiener Regierung, es gäbe ausreichend unkultiviertes Land in Siebenbür- gen, falsch sei“324. Sie hielten deshalb eine Ansiedlung der Transmigranten nur dann für möglich, wenn die Walachen vom Königsboden vertrieben würden. Opfer weiterer Deportationsmaßnahmen waren rebellische Einwohner der Graf- schaft Hauenstein in Vorderösterreich. Diese im Schwarzwald gelegene Grafschaft war schon 1525 ein Zentrum der Bauernaufstände gewesen und hatte seitdem „sich den unruhigen Geist“ bewahrt.325 Dazu trugen auch die enge Verflechtung ihrer Haus- industrie mit der benachbarten Schweizer Textilindustrie und ihre gewohnheitsrecht- lich abgesicherte bäuerliche Selbstverwaltung nach Schweizer Art bei. Die Forderung nach erhöhten Abgaben löste schließlich eine Aufstandsbewegung aus, die 1728, 1738/39 und 1744/45 in offenen Aufruhr umschlug. Ein Teil der Rädelsführer wurde hingerichtet, ein anderer Teil samt Familie in das Banat verbannt. In den 1760er Jah- ren sind „12 Haushaltungen aus dem Hauensteinischen“ freiwillig den dorthin Ver- bannten nachgezogen. Über ihre Ansiedlung selbst ist wenig bekannt. Schünemann nennt außer dem Banat auch Kollut/Kolut in der Batschka und Zsámbék im Ofner Bergland als Zielort solcher Deportationen.326 Zu den Zwangsmigrationen gehörte auch der „Temeswarer Wasserschub“327, der in den Jahren 1752 bis 1768 vom Wiener Hof zweimal im Jahr praktiziert wurde, eine Präventivmaßnahme, um übel beleumundete Personen aus der Residenzstadt und de- ren Umgebung zu entfernen. In die entsprechenden Listen wurden insgesamt 3 130 Personen eingetragen. Da viele von ihnen mehrmals genannt werden, weil sie wieder- holt nach Wien zurückkehrten, ist von ca. 1 500 bis 1 600 tatsächlich betroffenen Per- sonen auszugehen. Diese selbst lehnten die Deportation genauso ab wie die Banater Bevölkerung und die Behörden des Landes, die sich weigerten, ihre Provinz als Straf- kolonie behandeln zu lassen. „Ein großer Teil der Schubleute kann nach unserem Rechtsgefühl nicht zu den verbrecherischen […] Elementen gerechnet werden.“328

323 BEER, Konfessionsmigration; DERS., Benehmen; SEDLER; Die siebenbürgischen Landler; KNALL; BUCHINGER; CAPESIUS. 324 FATA, Einwanderung, S. 177. 325 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 89. 326 Ebenda, S. 94. 327 STEINER; REITER, S. 166-169; SCHÜNEMANN, Wasserschub. 328 SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 82.

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Denunziationen und kleine Vergehen genügten bereits, um deportiert zu werden. Es traf nicht nur „liederliche Weibspersonen“, sondern auch viele niederösterreichische Bauern, die aus irgendwelchen Gründen mit ihrer Herrschaft in Streit geraten waren und wegen „Ungehorsam“ in den Banat „verschoben“ wurden. Schünemann nennt auch einen Wirtschaftsfachmann, Johann Franz Thill, der mit seinen Reformvorschlä- gen die Behörden traktiert hatte und deshalb wegen „öftermaliger Hofbehelligung“ in den Wasserschub einbezogen wurde, sowie einen Arzt namens Haan, der sich trotz Verbots in Wien niedergelassen hatte.329 Im Banat angelangt, blieben diese vom Was- serschub betroffenen Personen sich selbst überlassen. Die wenigsten von ihnen haben sich dort integriert. Die Mehrzahl verelendete oder versuchte zurückzukehren. Der Administrationsrat von Baussard, Referent für die Deportierten an der Banater Lan- desadministration, versicherte dem Kaiser 1768, dass von den bis zu diesem Zeit- punkt Deportierten „sehr wenige, ja in Ansehung der ausgeschickten Anzahl fast gar keine sind, die sich sowohl zu Temeswar als in den unterschiedlichen Verwalterämter angesiedelt hätten“330. Erst der vehemente Widerstand Josephs II., der auf seiner Ba- nater Reise 1768 die üblen Zustände vor Ort kennengelernt hatte, bewirkte die Ein- stellung des „Wasserschubs“, der noch Jahrhunderte später dazu benutzt wurde, die Banater Schwaben als Nachkommen von Sträflingen und Huren und damit auch die mariatheresianische Kolonisation zu verleumden.331

1.3.7 Die josephinische Ansiedlungspolitik und ihre Ergebnisse In den letzten Regierungsjahren Maria Theresias war der Einfluss ihres Sohnes und Mitregenten Joseph II. wesentlich gestiegen. Der Kaiser hielt wenig von einer Wirt- schaftsführung in staatlicher Regie und kritisierte sie scharf auch aufgrund seiner Er- fahrungen, die er auf seinen Reisen im Banat gesammelt hatte: „So kann es nicht bleiben, oder es gehet alles zugrund. Bessere Verwalter und räthe, denn erstere sind sehr ohnerfahren und mit Schreibereyen überhäuft, andere in zanck und unord- nung, dicke Köpf und ein kurtzes Gesicht. […] Einen tüchtigen chef oder alles Militär ma- chen, oder nur die vordere granitz, und das übrige in kleinen portionen verkaufen, ist meine Meinung.“332 Diese Schlussfolgerung bekräftigt er noch mit dem Argument: „Wenn man ernstlich will und notwendig findet, aus dem so gesegneten Grund des Banates einen wahren Nutzen zu ziehen, ich kein geschwindere, ja kein sichereres Mittel, als selbes an Particuliers zu verkaufen, sehe.“333 Joseph II. empfahl damit die Reprivatisierung des Banats, d.h. das Land und seine Güter aufzuteilen und an private Grundherren abzugeben. Für die letzte Ansiedlungs- welle hatte der Staat über zwei Millionen Gulden ausgegeben, „doppelt soviel wie

329 Ebenda. 330 Zit. nach SCHÜNEMANN, Österreichs Bevölkerungspolitik, S. 88. 331 Ebenda. 332 SZENTKLÁRAY, Száz év, S. 205-206 und 214. 333 Ebenda, S. 206; FENEŞAN, Reise.

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[für] die Kolonisation in der Batschka und auf den Kameralgütern in Ungarn zusam- men“334. Es ging vor allem darum, die stark angeschlagenen Staatsfinanzen zu sanie- ren, wozu die Reprivatisierung des Banats durch öffentliche Versteigerung der großen und mittelgroßen Grundherrschaften, in die das Land vorher aufgeteilt wurde, erheb- lich beitragen konnte. Tatsächlich erzielte Joseph II. allein durch den Verkauf von 40 schwäbischen Kolonistendörfern zwei Millionen Gulden an Einnahmen, mit denen er die Ausgaben für die von ihm betriebenen Ansiedlungen zu decken vermochte.335 Der Herrschaftswechsel von der Wiener Kameralverwaltung zur ungarischen Ko- mitatsverwaltung war mit einem für viele schockierenden Statusverlust der deutschen Kolonisten verbunden, die sich mit einem Schlag in Hörige von Grundherrschaften mit Robotverpflichtungen, in Untertanen der Patrimonialgerichtsbarkeit verwandelt sahen. Daraus erwuchsen große Widerstände und Proteste.336 Die Freiheitsrechte, die viele Siedler in das Banat gelockt hatten, waren plötzlich aufgehoben. Zahlreiche an den Kaiser gerichtete Bittschriften ganzer Dorfgemeinschaften suchten den Verkauf der schwäbischen Dörfer an ihnen vollkommen fremde Grundherren zu verhindern. Die Perjamoscher boten 1783 dem Kaiser an, das Dorf durch einen Pachtvertrag auf dreißig Jahre freizukaufen. Ihr Ansuchen wurde abgelehnt und Perjamosch/Periam kam in den Besitz des Bischofs von Agram/Zagreb.337 Städte sowie einige Distrikte und Siedlungen der Serben, Bulgaren und Rumänen blieben allerdings davon ausgenommen und wurden weiterhin von der Ungarischen Hofkammer verwaltet. Maria Theresia, die schon bei ihrer Krönung in Pressburg 1741 die Rückgliederung des Banats in das Königreich Ungarn hatte versprechen müssen, gab nun nach und verfügte sie 1778. Mit der eigentumsrechtlichen Privatisie- rung (und der Deklassierung der Bauern zu Hörigen) war die Übergabe des Banats an Ungarn und die Einführung der Komitatsverfassung (1779) verbunden. Das Banat wurde in drei Komitate eingeteilt: Temes, Torontal und Karas-Severin. Ausgenom- men blieb lediglich der 1764-1768 eingerichtete Militärgrenzbezirk im südlichen Teil des Banats, der an das Osmanische Reich angrenzte.338 Es setzte nun eine privatwirtschaftliche Ansiedlung zugunsten der intensiveren Nutzung des Bodens ein, die bis 1848 anhielt. Die von Maria Theresia noch kurz vor ihrem Tod erlassene Urbarialregulierung, das „Urbarium Banaticum“, diente der Rechtsangleichung an die ungarischen Verhältnisse und regelte einheitlich die Größe der Bauernhöfe.339 Als volle Session oder Vollhufe wurden 34 Joch Feld mit Wiesen, Weide und Hausgrund festgelegt. Die Bestimmungen über die Robot waren allerdings wesentlich günstiger als im übrigen Ungarn. Die Bauern mit einer Vollhufe hatten wöchentlich nur einen Tag Spanndienst (Zugrobot) oder zwei Tage Handdienste (Handrobot) abzuleisten.

334 FATA, Einwanderung, S. 168. 335 NÄGLER, Schwaben, S. 309. 336 Siehe NEGRESCU. 337 BARÓTI, S. 109; KRÄMER. 338 GROZA; MILLEKER, Geschichte. 339 GAVRILOVIĆ; PRODAN, Reglementarea.

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Die neuen Grundherren waren reiche Viehhändler und Pächter wie Izsák Kiss, Lázár Lukács, Paul und Karl Arizy oder Stadtbürger. Verhältnismäßig wenig Aristo- kraten haben Grundherrschaften im Banat erworben, die bereits im Königreich begü- tert waren: Alvinczy, Szapáry, Vécsey u.a. Sie holten von dort weniger deutsche als vielmehr magyarische und slowakische Bauern, wobei die magyarischen vor allem für den Tabakanbau angeworben wurden. Diese Privatansiedlung wurde noch dadurch gefördert, dass viele deutsche Bauern, die mit den neuen Verhältnissen nicht einver- standen waren, in den südlichen Banater Militärgrenzbezirk umsiedelten, in dem sie ihre gewohnte Rechtsstellung beibehalten konnten. So entstanden im Zivilbanat durch Zuzug und Wegzug, also vor allem durch Binnenkolonisation, zahlreiche Dörfer mit Bevölkerung ganz unterschiedlicher Herkunft und damit die ethnisch wie konfessio- nell stark gemischte Siedlungsstruktur, wie sie für das Banat bis 1945 kennzeichnend geblieben ist. Am Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Banat neben Temesvár fünf Bergstädte, einen deutschen und einen „nationalen“ Marktort, 12 Marktorte mit je- weils zwei ethnisch unterschiedlichen Selbstverwaltungen, 61 rein deutsche Dörfer, 24 Dörfer mit jeweils zwei ethnisch unterschiedlichen Dorfgemeinschaften und 562 Dörfer mit einheimischer „nationaler“ Bevölkerung, insgesamt 672 Gemeinden, wo- von in 104 die Deutschen eine separierte Gemeinschaft bildeten.340 Schon in seinem ersten Ansiedlungspatent vom 21. September 1782 machte der Monarch deutlich, dass seine Ansiedlungsmaßnahmen als integraler Bestandteil sei- ner Reformpolitik zu verstehen seien. Nach einer Einleitung, die im Rückgriff auf die Impopulationstradition seiner Mutter hervorhob, „dass Wir in Unsern Königreichen Ungarn, Galizien und Lodomerien viele unbesetzte, leere und öde Gründe besitzen, welche Wir gesonnen sind mit Teutschen Reichsgliedern, besonders aus dem Ober- rheinischen Kreise anzusiedeln“, wofür „viele Tausende an Ackersleuten und Profes- sionisten benöthiget sind“, setzte schon der erste Punkt einen völlig neuen Akzent, denn Joseph II. gewährte eine „gänzlich vollkommene Gewissens- und Religions- Freyheit, wie auch jede Religions-Parthey mit den benöthigten Geistlichen, Lehrern, und was dazu gehöret, auf das vollkommenste zu versorgen“. Auch der zweite Punkt brach mit den bisherigen Traditionen, denn jede Familie bekam ein neues, „nach Lan- des-Art geräumiges Haus nebst Garten“ auf Staatskosten, die „Ackersleute“ Äcker, Wiesen, „Zug- und Zucht-Vieh sowie Feld-und Haus-Geräthschaften“. Die „Professi- onisten“, gemeint sind hier die Handwerker, erhielten ein Haus und 50 Gulden als Startkapital bar ausbezahlt. Der älteste Sohn und Erbe der Bauernwirtschaft (laut An- erbenrecht) blieb vom Militärdienst befreit. Alle Transportkosten von Wien bis zum Ort der Ansiedlung wurden gleichfalls vom Staat übernommen. Spitäler wurden auch für während der Reise Erkrankte angelegt. Schließlich bekamen alle Siedler eine Be- freiung von sämtlichen Steuern und Abgaben auf zehn Jahre.341

340 NÄGLER, Schwaben, S. 312. 341 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 275-277, hier auch eine Stel- lungnahme zur Echtheit des Patents, das im Original nicht mehr aufzufinden ist. Laut EIMANN, S. 73 f., war es für die Werbung gedacht und hat seine Wirkung nicht verfehlt. Denn Eimann selbst zog aufgrund dieses Patents in die Batschka und hat das Patent als ers-

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Damit reagierte Joseph II. auf die gleichermaßen vorteilhaften Bestimmungen des preußischen Ansiedlungspatents vom 5. Januar 1770. Dem Kaiser ging es jedoch nicht nur um Vermehrung der Bevölkerung, sondern vor allem um qualitative Verbes- serungen der Bodenbearbeitung durch Anwendung modernerer Methoden, die auf ei- ne Produktionssteigerung abzielten. Eine solche war nötig, um den Lebensmittelbe- darf für die wachsende Bevölkerung zu sichern und Hungersnöte, die bis 1780 immer wieder periodisch ausgebrochen waren, endgültig zu vermeiden.342 Andererseits setz- ten sich die Reformen des Monarchen das Ziel, auch strukturelle Gegebenheiten, die eine Produktionssteigerung behinderten oder gar umöglich machten, zu beseitigen, nämlich Robot und Zwangsarbeit und die persönliche Abhängigkeit des Bauern vom Grundherrn, die mit dem Stichwort „Leibeigenschaft“ stets unscharf umschrieben wird.343 Schließlich hielt Joseph II. alle Naturalabgaben für unzweckmäßig und trat für deren generelle Ablösung in Geld ein, was er durch seine Urbarialregulierungen zu erreichen suchte. Es war ihm allerdings nicht möglich, sein oberstes Ziel, die Ein- führung eines gerechten, für Bauern und Grundherrn gleichermaßen geltenden Steuer- systems, durchzusetzen, das den Bauern 70 Prozent ihrer Erträge gewährleistet hät- te.344 Der Widerstand auch der führenden Beamtenschicht des Wiener Hofadels, der ja gleichfalls vom bisherigen System der Grundherrschaft profitierte, war zu stark. Der Kaiser scheute sich, die ihm durchaus klar gewordene Konsequenz daraus zu zie- hen, nämlich das Feudalsystem und damit auch die Vorrechte des Adels abzuschaf- fen. Das hätte seine Reformen in eine Revolution mit auch für ihn unsicherem Aus- gang verwandelt, mit der er allerdings der französischen Revolution von 1789 zuvor- gekommen wäre. Nachdem Galizien 1783 mit dem Ansturm von Kolonisten nicht mehr zurechtge- kommen war, ergoss sich der Strom der Einwanderer vermehrt nach Ungarn, denn die überaus günstigen Ansiedlungsbedingungen, insbesondere die Religionsfreiheit, wirk- ten wie ein Magnet auf die Auswanderungswilligen in Deutschland. Unter Joseph II. kamen in den Jahren 1782 bis 1787 insgesamt 9 812 Familien mit 44 699 Personen aus Deutschland nach Ungarn. Im Banat wurden 14 neue Dörfer angelegt. Die protes- tantischen Siedler wurden in dem Dorf Liebling konzentriert, in dem 1786 die ersten Bewohner aus Rothenburg an der Tauber mit ihrem Lehrer Johann Felmeth ein- trafen.345

ter veröffentlicht. 1857 veröffentlichte es auch Karl Freiherr von Czoernig in seiner Ethno- graphie der österreichischen Monarchie; CZOERNIG, Ethnographie, Bd. 3, S. 37 f. 342 FEIGL, Landwirtschaft. 343 Dazu bemerkt FEIGL, Landwirtschaft, S. 93: „Leibeigenschaft war ein schillernder Begriff, der im Verlauf der Jahrhunderts mehrmals Änderungen unterworfen war und in verschie- denen Gegenden Unterschiedliches bedeutete.“ 344 Ausführlich darüber die Quellenstudie von ROZDOLSKI, Steuerreform. 345 HETZEL, S. 5; GLAS; BLUM; Schun vun weidm hot mr die Kerich gsieh.

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Summa summarum wurden angesiedelt346: ‒ in der Batschka 3 049 Familien ‒ im Banat 2 330 Familien ‒ im Pester Bezirk 153 Familien (Alt-Ofen/Óbuda, Perczel und Taksony) ‒ im Raaber Bezirk 62 Familien (Kerva) ‒ im Neutraer Bezirk 109 Familien (Diószeg/Sládkovičovo, Mocsonok/Močenok (früher Sládečkovce), Kolos/Vel’ký Kliž, Bolersz/Boleráz) ‒ im Munkatscher Bezirk 56 Familien (Ungvár/Užhorod, Bocskó/Veliká- Bocsku/Bocicău, Huszt/Chust) ‒ im Kaschauer Bezirk 547 Familien (Soovár/Šváby, Alsomisle/Nižna Myšl’a, Boroszló/Brestov, Luzanka/Šarišské Lužianky, Lechnitz/Lechnica, Lublau/Stará Ľubovňa, Peklin/Peklina, Stadt Kaschau, Sárospatak, Tokaj, Regecz/Regéc) ‒ im Großwardeiner Bezirk 232 Familien (Palota, Arad) ‒ im Fünfkirchner Kameralbezirk 363 Familien (Pécsvárad) ‒ im Agramer Bezirk 71 Familien (Kutjevo) ‒ weitere 2 612 Familien wurden über das ganze Königreich Ungarn zerstreut angesiedelt. Hervorzuheben ist hier insbesondere die josephinische Ansiedlungswelle auf den Kameralgütern der Batschka, die quantitativ gesehen am umfangreichsten ausgefallen ist, weil die Regierung diese Region für besonders entwicklungsbedürftig hielt. Im Zeitraum von 1784 bis 1787 wurden hier insgesamt 3 300 Familien aus dem Reich und im gleichen Zeitraum ca. 1 200 inländische Familien übrigens mit den gleichen Vorrechten wie die Deutschen angesiedelt. Bevorzugt wurden evangelische und re- formierte Deutsche, Magyaren und Slowaken angesiedelt, weil der Kaiser (hierin ähn- lich dem Grafen Mercy in der Schwäbischen Türkei) ihnen größere wirtschaftliche Tüchtigkeit zutraute als den Katholiken. Methodisch gesehen wurden die Siedler sel- ten zur Auffüllung oder Vergrößerung bereits bestehender Dörfer verwendet, hinge- gen bevorzugte man die Methode, das bei den serbischen Dörfern mit Rücksicht auf die extensive Weidewirtschaft überreich zugemessene Gemeindeland entscheidend zu verkleinern und zur Ausstattung der deutschen und übrigen Kolonisten zu verwenden, wodurch das josephinische Hauptziel, die Intensivierung der Landwirtschaft, gewähr- leistet war. Jedoch erzwangen die Unterschiede in der Bewirtschaftung bald eine Se- parierung der Dorf- und Fluranlage und deren Aufteilung auf das slavische und das deutsche Element in Dörfern wie Bezdan, Deutschpalanka, Brestowatz, Milititsch/ Srpski Miletić347, Weprowatz/Kruščić348, Siwatz/Sivac (nach der Separierung Neu-

346 „Ausweis über den Fortgang der Ansiedlung im Königreich Ungarn“ der Hungarisch- Siebenbürgischen Hofkanzlei, Ungarisches Staatsarchiv MOL E125/1788, Fonds 49, Pos. 10; die Schreibung der Ortsnamen richtet sich nach dieser Quelle; zit. nach FELDTÄNZER, Geschichte, S. 455 f. 347 WÜSCHT; SCHNEIDER, Milititsch.

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Siwatz)349, Kula, Werbas/Vrbas (nach der Separierung Neu-Werbas). Neugründungen (mit vorwiegend lutherischen und reformierten Einwohnern) waren Torscha/Savino Selo350, Tscherwenka/Crvenka351, Kleinker/Bačko Dobro Polje, Bulkes/Maglić352, Jarek/Bački Jarak und Sekitsch/Lovćenac353. In dieser Epoche begann sich bereits eine starke Siedlungsmigration junger Ehe- paare aus deutschen Dörfern im Banat und in der Batschka bemerkbar zu machen. Dadurch sind nach 1787 in der Batschka noch folgende Dörfer entstanden: 1801 Tscheb/Čelarevo354, Deutschbaja/Baja und Kunbaja. In zahlreiche Dörfer begannen die Deutschen durch Ankauf von Häusern und Boden einzusiedeln, zum Teil auch in solche, von denen sie ein bis zwei Generationen vorher separiert wurden, wie z.B. in Alt-Siwatz oder Alt-Neuwerbas. Die Ansiedlung in den dünn bevölkerten Distrikten der Militärgrenze wurde noch unter Leopold II. (1790-1792) und Franz II. (1792- 1835) weitergeführt. So entstanden im westlichen Teil des Banats in der Nähe der Theiß und in der Batschka die Dörfer Franzfeld/Kačarevo (1792 und 1802)355, Ko- watschitza/Kovačica (1791), Neu Pasua/Nova Pazova (1792), Debeljača (1792/95), Karlsdorf/Banatski Karlovac (1803)356, Samoš (1806), Padina (1806), Peters- heim/Sečanj (1808), Ovča (1813), Ferdinandsdorf/Novi Kozjak (1817) und Mramorak (1817/18)357. Die staatlichen Investitionskosten pro Siedlerfamilie betrugen durchschnittlich 500 Gulden. Insgesamt kostete die josephinische Ansiedlung den Staat vier Millionen Gulden, für die Region der Batschka allein 1 283 321 Gulden. Am 3. Dezember 1786 erging u.a. aus Kostengründen an die Ansiedlungskommissäre der kaiserliche Befehl, keine Kolonisten mehr auf Kosten des Staates auf den ungarischen Kameralgütern anzunehmen.358 Doch die Ansiedlung auf Privatgütern setzte sich fort, ebenso die spontane Einwanderung. Die Bevölkerungspolitik Maria Theresias und Josephs II. stieß in Ungarn am Ende des 18. Jahrhunderts auf große Zustimmung und breite Anerkennung. Denn selbst die ungarischen Stände überlegten nach dem Tod Kaiser Josephs II. – dessen Reformen sie ja im Allgemeinen mit deutlich mehr Widerstand als Zustimmungsbereitschaft be- gegnet waren – eine gesetzlich zu regelnde Fortsetzung der Kolonisation des Landes

348 SCHMIDT, Weprowatz; SCHERER, Familien. 349 ENG; Siwatz 1786-1944; KUHN, Wörterbuch; Siwatz. 350 BARKMANN; WACK. 351 KECK; ALBRECHT, Tscherwenka; DERS., Tschwerwenkaer; Unser Tscherwenka. 352 ELICKER/BRUNNER; Bulkes. 353 LOTZ, Kolonistenfamilien; SANDLES. 354 RESCH/HAMAN; BURGER, Tscheb. 355 Geschichte der Gemeinde Franzfeld; Franzfeld 1792-1945. 356 SZMIDA; MILLEKER, Geschichte der Gemeinde; VOLK. 357 ROTH, Siedlungen, S. 181-268. 358 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 309, die Einstellung der staat- lich finanzierten Kolonisation wurde am 13. März 1787 in der „Reichs-Oberpost-Amtszei- tung“ in Frankfurt bekanntgegeben.

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durch Einwanderung. Einer der führenden Köpfe des ungarischen Adels, der mit der wirtschaftlichen Lage des Königreichs bestens vertraute Baron Miklós Skerlecz de Lomnicza (1731-1799)359, Geheimer Rat des Königs und Obergespan des Komitats Agram, brachte deshalb im Landtag 1790/91 einen Gesetzesentwurf ein, der in sei- nem ersten Artikel „Über die Wiederbevölkerung des Landes“ bestimmte: „In die noch menschenleeren Teile des Landes sollen ausländische Kolonisten herangeführt werden. Diese sollen nicht nur eine sechsjährige Steuerfreiheit genießen, sondern auch von der Leistung aller anderen öffentlichen Lasten, wie z.B. öffentlichen Arbeiten, Rekrutie- rung, Vorspanndiensten und Militärabgaben befreit werden.“360 Artikel 2 sah die Gewährleistung gleicher Rechte auch für inländische Kolonisten vor. In der Begründung wird die Frage, „ob das im Jahr 1723, wo ein großer Teil des Landes noch unbevölkert war, zugunsten einer Wiederbevölkerung erbrachte Gesetz auch weiterhin in Kraft bleiben soll?“, dahingehend beantwortet, „dass jenes Gesetz nicht nur auch weiterhin bekräftigt, sondern auch auf andere öffentliche Lasten aus- gedehnt werden müsste“. Das war ein klares Votum für eine staatlich geförderte und finanzierte Fortsetzung der Kolonisation, das jedoch wie die meisten Gesetzesvor- schläge dieses Landtags liegengeblieben ist und später auch nicht wieder aufgegrif- fen wurde. Allerdings ist der Vorschlag ein Beleg dafür, dass die politische Elite Un- garns den Nutzen der Ansiedlung für den Wiederaufbau des Landes und seiner Mo- dernisierung nach der Türkenzeit durchaus erkannt hat, auch wenn die Fortführung dieser Aufbauleistung privater Initiative überlassen blieb.

1.3.8 Wie viele Deutsche kamen im 18. Jahrhundert nach Ungarn? Über die Zahl der deutschen Einwanderer im 18. Jahrhundert, insbesondere für den Zeitraum von 1711 bis 1790, gibt es mehrere, voneinander stark abweichende Schät- zungen. Der deutsche Historiker Günter Schödl schätzt sie beispielsweise auf „100 000 bis 150 000 Zuwanderer aus dem Reich“361. Walter Kuhn nennt als „runde Summe der aus dem Ausland hereingeholten und vom Staate auf den Kameralgütern angesiedelten deutschen Bauern“ für die Zeit von 1740 bis 1815 „rund 100 000 Men- schen“, in der karolinischen Periode 15 000, in der frühtheresianischen 8 000, in der hochtheresianischen 40 000, in der josephinischen 45 000 und in der franziszeischen 7 000, zusammen also 115 000. Seit 1740 waren es rund 100 000, davon 17 500 in Galizien.362 Er stützt sich dabei auch auf die Angaben von Josef Kallbrunner, der für den Zeitraum von 1749 bis 1786 archivalisch belegte Daten von 46 258 deutschen

359 SZEKFÜ/BÁLINT, Magyar történet, Bd. 5, S. 85. 360 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 2, S. 362-364. 361 Deutsche Geschichte, Bd. 5, S. 360. Die Autorin, die in diesem Band die Ansiedlungsepo- che behandelte, Márta Fata, nennt keinerlei Gesamtzahl der Einwanderer. 362 KUHN, Siedlungswerk, S. 13. Diese Angaben wurden auch von Immo Eberl übernommen in: Die Donauschwaben, S. 138-146.

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Einwanderern nach Ungarn vorgelegt hat.363 Die von Kuhn und Kallbrunner/Wilhelm vorgelegten Zahlen beziehen sich jedoch ausschließlich auf die staatliche Ansiedlung (Kameralansiedlung) im Banat und in der Batschka. Die Zahl der von privaten Grundherren in Ungarn angesiedelten Kolonisten wurde von ihnen in keinerlei Weise erfasst oder geschätzt. Die diesbezüglich zuverlässigste und fachkundigste Schätzung hat der ungarische Demograph Zoltán Dávid bereits 1957 vorgelegt. Diese in ungarischer Sprache ver- fasste Studie blieb im deutschen Sprachraum bislang unberücksichtigt, obwohl sie die genauesten Berechnungen anstellt.364 In kritischer Auseinandersetzung mit der von Ignác Acsády 1896 vorgelegten Schätzung der Bevölkerung Ungarns nach den Tür- kenkriegen365 kommt Dávid zu folgenden Ergebnissen: Im Gegensatz zu Acsády be- rechnet Dávid die Zahl der Gesamtbevölkerung Ungarns nach der Türkenzeit um 1720 auf rund vier Millionen (Acsády hingegen nur auf 2,5 Millionen), eine Zahl, die auch von der neuesten Forschung bestätigt wird.366 Die erste unter Joseph II. durchge- führte genauere Volkszählung ergab 1787 eine Gesamtbevölkerung von 8,3 Millio- nen. Dávid weist nun nach, dass dieser erstaunliche Bevölkerungszuwachs um mehr als 100 Prozent zu einem beträchtlichen Anteil durch die Einwanderung zustande ge- kommen ist. Diese ist nach Dávid für die Zeit von 1720 bis 1787 mit mindestens einer Million (bis maximal 1,27 Millionen) zu veranschlagen, von denen rund 350 000 bis 400 000 Deutsche waren.367 Da der ungarische Statistiker Elek Fényes (1807-1876) für das Jahr 1840 insgesamt 1 273 677 Deutsche im Königreich Ungarn gezählt hat (das waren damals 9,9 Prozent der Gesamtbevölkerung)368, ergibt sich unter Abzug des natürlichen Bevölkerungszuwachses und der zwischenzeitlich erfolgten Einwan- derung eine Bevölkerungszahl der Deutschen im Königreich Ungarn für das Stichjahr 1720 von rund 400 000 (in erster Linie in den Komitaten Pressburg, Moson, Sopron, Vas, Pest, Zips und Siebenbürgen), während Acsády die Zahl der Deutschen für 1720 nur auf 338 741 geschätzt hat.369 Gleichsam als Zwischenbilanz ist festzuhalten, dass die unter Maria Theresia 1773 durchgeführte Bevölkerungszählung nach Sprachen und Konfessionen, die als Manuskript unter dem Titel „Lexicon universorum locorum Regni Hungariae populosorum“ 1920 veröffentlicht wurde, an den 8 920 erfassten Orten einen deutschen Bevölkerungsanteil von 7,14 Prozent ermittelt hat; allerdings blieben Siebenbürgen, das Partium, die Militärgrenze und Kroatien unberücksich- tigt. Noch mehr ins Gewicht fällt die Tatsache, dass Orte mit sprachlich gemischter

363 Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte. Maria Theresia selbst sprach von „mehr als 60 000 fleissigen Colonisten“, die unter ihrer Herrschaft in Ungarn angesiedelt worden wa- ren. 364 DÁVID, Az 1715-20. 365 ACSÁDY. 366 Siehe dazu DÁVID, Bevölkerung, S. 172 f. 367 Der ungarische Statistiker Alajos Kovács schätzte die Zahl der bis 1787 eingewanderten Deutschen auf 500 000. – KOVÁCS, Népességének fejlődése, S. 266. 368 FÉNYES, Bd. 1, S. 33. 369 DÁVID, Az 1715-20, S. 171-173.

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Bevölkerung als solche kaum berücksichtigt oder offenbar der lokalen Bevölke- rungsmehrheit folgend klassifiziert wurden.370 Als Ergebnis ist festzuhalten, dass sich die deutsche Bevölkerung Ungarns im Zeitraum von 1720 bis 1840 vor allem auf- grund der Einwanderung verdreifacht hat.

Jahr Gesamtbevölkerung Deutsche Anteil in Prozent 1720 4 000 000 400 000 10,0 1805 8 750 000 1 100 000 12,5 1840 12 880 406 1 273 677 9,9 1851 11 544 000 1 356 652 11,8 1880 13 729 000 1 953 911 12,5 1910 18 215 000 2 037 435 9,8 Tabelle: Die Zahl der Deutschen im Königreich Ungarn von 1720 bis 1910371

1.3.9 Bilanz der Siedlungsmigration des 18. Jahrhunderts Die Siedlungsmigration und Bevölkerungspolitik dieser Epoche und die von ihr aus- gelöste und bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts nachwirkende Binnenkoloni- sation hat wesentlich zum Wiederaufbau des Landes, zu seiner Bevölkerungsverdich- tung und zur Agrarmodernisierung, schließlich ganz entscheidend zum Strukturwan- del im Sinne der Überwindung wirtschaftlicher Rückständigkeit in bis dahin periphe- ren Gebieten des Habsburgerreichs und des Königreichs Ungarn beigetragen. In dem Jahrhundert der Ansiedlung wurde der Grundstein zu einem modernen, sich allmäh- lich verbürgerlichenden Ungarn gelegt. Die deutschen Kolonisten wurden im Ver- gleich zur übrigen Agrarbevölkerung dieser Epoche keineswegs bevorzugt behandelt. Der einzige wirklich ins Gewicht fallende Unterschied war das Recht auf Freizügig- keit, das in der Praxis jedoch nur eingeschränkt gewährt wurde. Die wirtschaftlich günstige Gelegenheit, einen Bauernhof zu erwerben, stand allerdings jedem Neusied- ler unabhängig von seiner Herkunft und ethnischen Zugehörigkeit offen. Ohne die Gewährung solcher Anreize und Chancen hätten deutsche Bauern und Handwerker niemals den weiten und an Strapazen reichen Weg von Deutschland nach Ungarn auf sich genommen. Ohne ihre Einwanderung wäre jedoch die agrarwirtschaftliche Er- schließung der Neo-Acquistica nur sehr schleppend vorangekommen und in diesen Gebieten die Agrarkonjunktur der Epoche mehr oder weniger ungenutzt geblieben. Mit der Agrarkonjunktur sind auch die wirtschaftlichen Motive als Hauptursache der

370 Lexicon universorum locorum Regni Hungariae populosorum. Als einsprachig ungarische wurden 39,32 Prozent der Orte, als slowakische 28,73 Prozent, rumänische 8,99 Prozent und ruthenische 7,84 Prozent registriert. Die allerdings sehr niedrigen Angaben bei zwei- und dreisprachigen Orten (so nur 0,22 Prozent als ungarisch-deutsche) weisen auf eine nicht gering zu schätzende Fehlerquelle hin. Die Tabelle über die ethnische Struktur der Orte bei KATUS, Multinational Hungary, S. 116, Kommentar auf S. 111. 371 Für 1720 DÁVID, Az 1715-20; für 1805 und 1840 KOVACSICS, S. 247; für die Jahre danach GOTTAS, Deutsche, S. 345.

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Siedlungsmigration untrennbar verknüpft. Denn diese bedingten eine Übereinstim- mung der Interessen auf Seiten der Siedler wie der adeligen Grundherren, nämlich im Rahmen einer allmählichen Transformation der Wirtschaft durch Zurückdrängung der Weidewirtschaft und Intensivierung des Ackerbaus den Eigenertrag und indirekt – für den Staat – auch die Steuerleistung zu steigern. Hervorgerufen durch die Siedlungs- migration und vom Staat durch zahlreiche Maßnahmen gefördert, war die Leistungs- und Ertragssteigerung einerseits auf agrartechnische Neuerungen, andererseits auf die erfolgreiche Anpassung und Integration der Siedler selbst und ihre Kenntnis der Er- werbswirtschaft zurückzuführen, die sie in ein Land verpflanzten, das bis dahin noch stark von der Subsistenzwirtschaft geprägt wurde. Die durch die Siedlungsmigration ausgelöste Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung Ungarns hat hierin ihre bis weit in das 19. Jahrhundert wirksam gebliebene Grundlage.

1.3.10 Das Schulwesen der Deutschen im 18. Jahrhundert Schon im ersten, spätestens im zweiten Jahrzehnt nach der Ansiedlung strebten die deutschen Dorfgemeinschaften im Allgemeinen danach, Kirche und Schule aufzubau- en und mit Pfarrer und Lehrer zu besetzen. Fallweise brachten einige größere, vor al- lem lutherische Migrantengruppen Lehrer und Pfarrer aus Deutschland nach Trans- danubien mit. Die Auswandererfamilien brachten auch Bibeln, Katechismen, Gebet- und Schulbücher nach Ungarn und diese Bücher bildeten dann die Basis für den Schulunterricht. Johann Eimann (1764-1847), der von 1789 bis 1792 Dorfschullehrer in Siwatz in der Batschka war, lehrte denselben Stoff nach den denselben Büchern wie in der Volksschule seiner deutschen Herkunftsgemeinde Duchroth in der Pfalz. Für den Unterricht benützte er seine mitgebrachten Bücher: „Der Katechismus oder Unterricht in der christlichen Lehre“, den „Gesundheitskatechismus“ von Faust und „Beckers Noth- und Hilfsbüchlein“.372 Wie bereits erwähnt wurde das Schulwesen mit der Ratio-Educationis-Verordnung der Königin 1777 systematisiert, standardisiert und unter staatliche Aufsicht gestellt. Doch im Dorf selbst behielt der Pfarrer noch lange Zeit die Aufsicht über die Schule und die Tätigkeit des Schulmeisters. Oft ent- schied er auch über die Einstellung eines Lehrers, wobei weniger die fachlichen oder didaktischen Kenntnisse als seine kirchenmusikalische Brauchbarkeit als Kantor für den Gottesdienst und die Liturgie ausschlaggebend war. Kammeralrat Anton von Kothmann hat diese Praxis 1763 am Beispiel der Batschka scharf kritisiert: „Einen großen Mangel an Lehrern bemerkte ich im Batscher Gebiet. Die Pfarrer nehmen sich das Recht, die Lehrer anzustellen und sie verlangen von ihnen nur, dass sie ein wenig Musik verstehen und ihren Befehlen Folgen leisten; und die anderen Mängel und Fehler, scheint es, nehmen sie nicht in Acht. Ist doch der, der selbst kaum leserlich schreiben kann und Rechnen nicht versteht, nicht in der Lage, seine Schüler zweckmäßig zu unterrich- ten.“373

372 EIMANN, S. 122. 373 PETRI, Neubeschenowa, S. 76; Deutsches Bauernleben im Banat.

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Diese Kritik setzte Maria Theresia in ihrem Impopulationspatent für das Banat 1772 in folgende Bestimmung um: „Ein jeder Ort ist mit einem mehr des Lesens und Schreibens, als der Musik wohlkundigen Schulmeister zu versehen.“374 Die Ratio Educationis ging von dem Grundsatz aus, dass der Schulunterricht in der jeweiligen Sprache des Dorfes, also in der Muttersprache der Dorfbevölkerung gehalten werden solle, was den Unterricht in der deutschen Sprache begünstigte, der unter Joseph II. auch auf die Gymnasien und damit das höhere Schulwesen ausge- dehnt wurde. Aus seiner Regierungszeit ist auch die Zahl überliefert, dass 1780 73 Prozent der schulfähigen Kinder aus den deutschen Bauernfamilien die Schule be- suchten − ein sehr hoher Anteil im Vergleich zu den 37 Prozent der Kinder, die in den nichtdeutschen Dörfer Ungarns die Schule besuchten.375 Freilich beschränkte sich das Schuljahr noch ganz auf die Wintermonate. Das Impopulationspatent Maria Theresias aus dem Jahre 1772 für das Banat setzte die Entlohnung des Dorfschulmeisters auf 60 Gulden fest.376 Dadurch war zumindest eine feste Grundlage geschaffen, die aller- dings nicht ausreichte. Vielmehr war der Schulmeister auf weitere Einnahmen in Form von Naturalabgaben seitens der Gemeinde und aus nebenberuflicher Tätigkeit als Messner oder Kantor oder als Schreiber der Gemeindeverwaltung angewiesen. In den Mittelpunktorten der Komitate eingerichtete Normalschulen übernahmen ab Ende der 1770er Jahre auch die Grundausbildung der Lehrer, die jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesetzlich geregelt wurde. Am Beispiel von Jo- hann Eimann ist zu sehen, dass viele der Beschäftigten in den josephinischen Koloni- sationsämtern nach deren Auflösung um 1787 als Lehrer (Eimann von 1789 bis 1792 in Siwatz) oder Dorfbürgermeister (ungarisch Notär) tätig waren. Da die Söhne häufig den Beruf ihrer Väter übernahmen, ist eine gewisse Erblichkeit des Schulmeisteram- tes in den deutschen Siedlungsgebieten ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu beobachten, die in vielen Fällen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts andauerte. Stellvertretend für andere Regionen sei hier das Schulwesen im Banat und in der Baranya untersucht, da beide Regionen gut erforscht sind.377

1.3.10.1 Das Schulwesen im Banat Ein Schulnetz hatte die Banater Landesverwaltung schon vor der theresianischen Schulreform aufgebaut. 1766 gab es in 30 deutschen Gemeinden Schulen mit 34 Leh- rern und 26 Schulgebäuden, 2 magyarische und 2 bulgarische; insgesamt also 34 Schulen mit 38 Lehrern und 28 Schulhäusern.378 Die von Jesuiten geführte Latein- schule in Temesvár wurde 1725 eröffnet und zählte zwei Jahre später 25 Schüler, die in zwei Klassen von einem Lehrer unterrichtet wurden. 1737 kam sie bereits auf

374 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 262. 375 Donauschwäbische Geschichte, Bd. 2, S. 66. 376 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 262. 377 Für das Banat WOLF, Schulwesen; für die Baranya SÁNDOR. 378 WOLF, Schulwesen, S. 34, nach IORGA, S. 83, wurde 1736 in Lugosch die erste rumänische Schule des Banats gegründet.

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62 Schüler in vier Klassen und zwei Lehrer. Die Landesverwaltung forderte Anfang der 1760er Jahre eine Vermehrung der Lehrerstellung und drohte den Jesuiten, den Piaristenorden nach Temesvár zu berufen. Diese Drohung verfehlte nicht ihre Wir- kung und 1763/64 war die Zahl der Lehrer auf drei gestiegen, doch die Zahl der Schü- ler sank von 70 Schülern im Jahr 1765 auf 10 im letzten Jahr ihres Bestehens, 1778. Die 1776 eingerichtete Temesvárer Normalschule hatte inzwischen der Lateinschule den Rang abgelaufen. Für die Bevölkerung der griechisch-orthodoxen Konfession, also Serben und Ru- mänen, gab es 1768 66 Schulen, die von 1 129 Schülern besucht wurden.379 Diese Schulen hatten jedoch ausschließlich kirchlichen Charakter. Die Schüler sollten nur befähigt werden, die Kirchenbücher, die zugleich die einzigen Lehrbücher waren, zu lesen. Schreiben lernten sie nur in Ausnahmefällen. Die Schulen waren als Ausbil- dungsstätten für die orthodoxen Geistlichen gedacht, von denen im Banat 935 in zwei Bistümern für eine Bevölkerung von über 200 000 Personen tätig waren. Im Rahmen der Ansiedlungswelle der Jahre 1763 bis 1773 ließ die Landesverwal- tung in jeder der 31 neu gegründeten deutschen Gemeinden auch Schulen errichten. Ab 1767 trug der Staat zeitweise zur Besoldung der Lehrer und Pfarrer bei.380 Auf Vorschlag des Staatsrats Borié erhöhte die Wiener Regierung die Zahl der fürs Banat vorgesehenen Katechismen auf 12 000, die der Hofbuchdrucker Kurzböck dann 1769 ins Banat lieferte. 1774 unterzog der Wiener Hof das Schulwesen der orthodoxen Bevölkerung des Banats als erster Provinz einer Schulreform, die aus den bis dahin kirchlichen nun- mehr staatliche Schulen zu machen suchte und deren Säkularisierung durch Ausbil- dung der Schulmeister, Festlegung des Lehrstoffs und der Lehrbücher sowie die Ein- richtung einer staatlichen Schulaufsicht gewährleistete. Letztere wurde in Form einer engen Zusammenarbeit mit den Pfarrern und Bischöfen geregelt. Der „Plan zur Ein- richtung der Trivialschulen im Banat“ aus demselben Jahr sah die Errichtung von 373 Schulen vor.381 Für die deutschen Dorfschulen wurde mit Hofdekret vom 12. Februar 1774 die mariatheresianische Schulreform der Erbländer verbindlich eingeführt. Die Landesverwaltung bestellte im Dezember 1774 eine für die ganze Provinz zuständige Schulkommission, in der die zuständigen Behörden wie auch die Konfessionen ver- treten waren. Im Dezember 1776 nahm die Temesvárer Normalschule ihre Tätigkeit als Ausbildungsstätte für die Banater Lehrer unter der Leitung des geistlichen Schul- direktors Albert Karlitzky auf, der sich auf ein Studium bei Johann Ignaz von Felbiger in Wien berufen konnte.382 Die Normalschule zählte bereits im zweiten Schuljahr 299 Schüler. 50 weltliche und − für den Religionsunterricht – 21 geistliche Lehrer wurden in den neuen Lehrmethoden und -inhalten unterwiesen.

379 WOLF, Schulwesen, S. 40; TIETZ. 380 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 238. 381 WOLF, Schulwesen, S. 72. 382 PETRI, Normalschule.

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Unterrichtssprache war in den Banater Schulen die Muttersprache der Schüler. Die Schulbücher „ABC-Büchel“, Katechismus, Lesebücher und Rechenbücher wurden deshalb in den Jahren 1772-1778 in deutscher, serbischer und rumänischer Sprache mit Auflagen von 5 000 bis 10 000 Exemplaren in Wien bei Kurzböck gedruckt. Es gab auch gemischtsprachige Ausgaben.383 Nicht einmal in dieser bis 1778 von Wien aus direkt verwalteten Provinz war es üblich, der deutschen Sprache im Schulunter- richt eine dominierende Rolle einzuräumen. Im Militärgrenzbezirk wiederum stießen die Bestrebungen, im Hinblick auf die deutsche Kommandosprache der Truppen Deutschkenntnisse in den serbischen und rumänischen Volksschulen zu fördern, in der Praxis auf große Schwierigkeiten, wie die Weißkirchner Schulkommission 1779 feststellte. „Die Erfahrung bestätigte, dass einem geschickten und der wallachischen Sprache voll- kommen kundigen Lehrer die Zeit von einem ganzen Schulkurse kaum hinreichend gewe- sen seye, eine noch so kurze Tabelle den Schülern in deutsch und wallachischer Sprache verständlich zu machen und ihnen solche Begriffe beyzubringen, die dieser Nation ganz unkennbar sind.“384 Zur Zeit der administrativen Integration des Banats in das Königreich Ungarn be- standen 1778/79 65 katholische, davon 60 deutsche Schulen, und 205 griechisch- orthodoxe Schulen (davon 147 mit rumänischer und 52 mit serbischer Unterrichts- sprache, 6 hatten Unterricht in beiden Sprachen), insgesamt also 270 Schulen.385 Dazu kamen noch die Schulen des Banater Militärgrenzbezirks, 1779 waren dies 11 deut- sche Schulen mit 15 Lehrern und 1 529 Schülern, 3 rumänische Schulen mit 7 Leh- rern und 222 Schülern. So gut wie jedes deutsche Dorf verfügte am Beginn der unga- rischen Verwaltungsperiode über eine eigene Schule.386 1799 zählte man im Banat 536 Gemeinden, darunter 514 Dörfer, 21 Märkte und eine Freistadt (Temesvár). Im Lehrjahr 1801/02 gaben 520 Schulen, die sich auf 478 Orte verteilten, Unterricht, den von 33 447 schulfähigen Kindern 14 008 und damit 41,9 Prozent besuchten. In Neuwerbas entstand 1809 ein evangelisches Gymnasium mit vier Klassen und deutscher Unterrichtssprache, in dem 1857 Ungarisch als Lehr- fach und 1871 als Unterrichtssprache eingeführt wurde. Im Banat stieg die Zahl der deutschen Schulen bis 1859 auf 155 konfessionell einheitliche und 7 konfessionell gemischte Schulen.387 Um den Mangel an deutschen Lehrern zu verringern, wurde 1852 in Werschetz eine katholische Lehrerbildungsanstalt errichtet. Sie wurde 1871 mit der in Szeged bestehenden Anstalt fusioniert mit Ungarisch als Unterrichtsspra- che. Gymnasien entstanden in der Epoche des Neoabsolutismus auch in Großbetsch- kerek und Arad, ein Untergymnasium in Lugosch.388

383 WOLF, Schulwesen, S. 101. 384 Ebenda, S. 126 f. 385 Ebenda, S. 116. 386 Ebenda. 387 Auf dem Gebiet der Militärgrenze bestanden 11 bzw. 7 solcher Schulen neben 12 staatli- chen Volksschulen. 388 EBERL, S. 200.

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Die im 18. Jahrhundert verfolgten Ziele der Schulbildung hat ein Absolvent der Normalschule von Pantschowa in seiner Ansprache am Ende des Schuljahres 1775/76 – wahrscheinlich unter Anleitung seines Lehrers – ganz im Sinne der Aufklärung wie folgt aufgelistet: „Ist die Urquelle die Ursach eines reissenden Stroms, so ist gewiss die Bildung des Men- schen die Ursache der Glückseligkeit aller Länder. Betrachten wir diese Bildung in dem vollkommensten Grade, so verschwinden alle Laster, als Grund alles Übels von sich selbs- ten. Die Verehrung und Erkenntnis des Allerhöchstens, der ungezwungene Gehorsam ge- gen Monarchen und Vorgesetzte, die unverfälschte Liebe des Nächsten zeiget sich in allen Handlungen. Der Verstand wird erleuchtet, das Gedächtnis geschärffet, der Wille biegsam gemacht und die wilden Leidenschaften unterdrücket. Bedarfen wir etwa noch Mehreres zu unserer Glückseligkeit?“389

1.3.10.2 Das Schulwesen im Komitat Baranya Nach einer Erhebung des Statthaltereirats aus dem Jahre 1770 gab es in 22 von da- mals 43 erfassten Gemeinden eine Schule. 14 der Schulorte und damit zwei Drittel waren mit deutschen Bauern besiedelt.390 Der überdurchschnittlich hohe Anteil von deutschen Schulen bestätigt auch die von Joseph II. 1782/83 angeordnete Erhebung der Sprachkenntnisse aller Lehrer im Komitat. Aufgrund dieser Daten sind 122 Leh- rer, die in 134 Gemeinden tätig waren, bekannt, von denen 72 Prozent, (nämlich 89) Deutsch-, 42 Prozent Ungarisch- und 22 Prozent Serbisch-Kenntnisse hatten, die Hälfte der Lehrer (63) nur Deutsch und 14 nur Ungarisch sprachen, der Rest war mehrsprachig (Deutsch-Ungarisch-Lateinisch-Serbisch-Kroatisch, je einer Tsche- chisch und Französisch).391 „Die deutschen Kolonisten bauten viel schneller ihr Schulnetz auf und waren in der Lage, ein den jeweiligen Konfessionen entsprechen- des Schul- und Unterrichtssystem zu organisieren.“392 Drei Viertel aller im Zeitraum von 1780 bis 1848 neu erbauten Schulgebäude waren mit einer Lehrerwohnung aus- gestattet. Bereits ein Jahr nach dem Erlass der Ratio Educationis kann 1778 für Pécs die Gründung einer für die Standardisierung der Lehrerausbildung zuständigen Nor- malschule nachgewiesen werden.393 Der im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts am- tierende Bischof József Király war in erster Linie bestrebt, den Unterricht in ungari- scher Sprache durchzusetzen. Sein Nachfolger jedoch, Ignác Szepesy (auch Szepessy, 1780-1838, Bischof von Pécs 1828-1838), konnte sehr gut Deutsch und lernte sogar Kroatisch, denn er legte großen Wert darauf, dass Seelsorge und Schulunterricht sei- nes multiethnischen Kirchenvolkes jeweils in der Muttersprache erteilt wurden. 1831 richtete er für sein Bistum eine Lehrerbildungsanstalt ein.394

389 WOLF, Schulwesen, S. 120. 390 SÁNDOR, S. 138; PETROVICH. 391 SÁNDOR, S. 138. 392 Ebenda, S. 139 f. 393 BORSY, S. 44. 394 Ebenda, S. 47-49.

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2 Kirche und Konfessionen395

Die Werbezettel für die Kameralansiedlung in der Batschka, die in den 1750er Jahren in Deutschland verteilt wurden, versprachen den Kolonisten den Kirchenbau auf Staatskosten396, allerdings mussten die Kolonisten wie in allen übrigen Dörfern auch selbst Hand anlegen und den Bau ausführen. War der Grundherr des Dorfes ein Bi- schof, ein Kloster oder ein Domkapitel, so nahm er den Kirchenbau in der Regel selbst in die Hand. Die Mehrheit der Dörfer bewirtschaftete die für Kirche und Schule vorgesehenen Felder so lange, bis aus den Erträgen eine Summe zusammenkam, die eine Finanzierung des Kirchenbaus ermöglichte. Jedenfalls war für jedes Dorf der Bau einer Kirche und einer Schule vorgesehen, auch wenn die Kolonisten über- gangsweise häufig provisorische Bet- und Schulhäuser errichteten, bis sie sich einen Kirchenbau leisten konnten. Der weltliche Grundherr als Patronatsherr steuerte in der Regel teilweise oder zur Gänze das Baumaterial bei. Die Baupläne waren den Behör- den vorzulegen, die für eine weitgehende Einheitlichkeit in der Ausführung sorgten. Überall entstanden fast ausnahmslos Barockkirchen mit einem Turm über dem Haupt- eingang in der Achse des Mittelschiffs. Das Modell bildete die in St. Gotthard errich- tete Zisterzienserkirche des Wiener Baumeisters Anton Pilgram (1699-1761), der als Begründer dieses Kirchentyps gelten kann. Es sind verhältnismäßig breitschiffige An- lagen mit einem Chor und einer runden oder vieleckigen Apsis, das Kirchenschiff auf jeder Seite ausgestattet mit jeweils vier Fenstern mit Rund- oder Stichbögen, Chor und Apsis jeweils mit zwei Fenstern.397 In der Schwäbischen Türkei verzeichnete die militärische statistische Erhebung von 1783 und 1788 nur noch zwei Holzkirchen, alle übrigen hatten bereits einem Kirchenbau aus Stein Platz gemacht. Kaiser Joseph II. legte aus militärischen Gründen Wert darauf, die Kirchen auf Hügeln oder höher lie- genden Plätzen zu errichten, um eine Signalfunktion zu bewirken, wie beispielsweise im Fall der 1783 errichteten Kirche von Nagynyárád in der Schwäbischen Türkei, die in einem Umkreis von über 40 km wahrzunehmen ist. Mit der Vertreibung der Türken und dem Ende des Rákóczi-Kriegs begann auch im konfessionellen Zusammenleben eine neue Ära: Die Zeit der harten Auseinander- setzungen war zwar vorbei, doch der modus vivendi, die Form des interkonfessionel- len Zusammenlebens, musste neu geregelt werden, zumal im Rahmen der massiven Migrationsbewegungen auch starke quantitative Veränderungen und damit eine ge- steigerte konfessionelle Vielfalt abzusehen waren.

395 Dieses Kapitel entstand im Rahmen eines früheren Projekts, an dem Herr Norbert Span- nenberger als Autor beteiligt war. Aus seiner Feder stammt der größere Teil des Textes, der später auch publiziert wurde. – SPANNENBERGER, Konfession; DERS., Immigrationspolitik. 396 So wird beispielsweise in der Werbeschrift der vorderösterreichischen Regierung „für rö- misch-katholische Kolonisten im Batscher Bezirk und in der Arader Herrschaft“, vom 21. Juni 1755 bereits in Artikel 2 der Bau des Pfarrhauses und des Gottes-Hauses auf Kosten der „Kayserlichen Königlichen Herrschaft“ zugesichert. – Quellenbuch zur donauschwä- bischen Geschichte, Bd. 1, S. 178. 397 WEIDLEIN, Kirchenbauer; VOLKMANN.

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Gewiss erwartete die katholische Kirche eine Stärkung ihrer Position mit Hilfe des Wiener Hofes, wobei nicht nur der Katholizismus der Habsburger, sondern auch die politisch übereinstimmenden Interessen von Klerus und Dynastie eine wichtige Rolle spielten. In diesem Sinne deutete Kardinal Kollonitsch 1691 die Religionsgesetze von 1681 dahingehend, dass protestantische Pfarrer lediglich an den vorher bestimmten sogenannten „Artikularorten“ (festgelegt in den Artikeln des Ödenburger Reichstags von 1681) ihren Gottesdienst abhalten durften, wobei die Stolgebühren weiterhin den katholischen Priestern zu entrichten waren. In den übrigen Gemeinden durfte zwar der Grundherr ein Oratorium (Bethaus) für die protestantischen Untertanen erbauen, aber keinen Prediger anstellen. 1691 bestätigte Kaiser Leopold I. in seiner „Explanatio“ (Erklärung), dass in den Neo-Acquistica keine freie Religionsausübung gestattet sei.398 Nominell wurden also Siedler unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit zur Ansiedlung eingeladen, was für einen Protestanten hieß, er könne seinen Glauben frei ausüben. Ungarn war aber zu dieser Zeit territorial nicht einheitlich. 1691 wurde die freie Religionsausübung nur jenen Gebieten gewährt, die schon 1681 unter königliche Herrschaft gefallen waren. Damit waren jedoch die Neo-Acquistica, die von den Tür- ken zurückeroberten und neu erworbenen Gebiete, von dieser Regelung ausgenom- men. Doch gerade in diese Gebiete strömten die meisten Siedler. Nach den Bestimmungen von 1681 galten im königlichen Ungarn die sogenannten „Ödenburger Artikel“, d.h. an den in diesem Vertrag bestätigten „Artikularorten“ war die protestantische Religion gestattet. In den Artikeln 25 und 26 des Reichstags von Ödenburg 1681 wurde den Grundherren das Recht eingeräumt, selbst über die Religi- onsausübung ihrer Untertanen zu bestimmen. Damit wurde das Prinzip des cuius re- gio eius religio (wem die Herrschaft gehört, der bestimmt den Glauben ihrer Unterta- nen) als rechtsverbindlich akzeptiert. Dieser Kompromiss hat sich auf die Kolonisa- tionsprozesse nachhaltig ausgewirkt, denn die konfessionellen Konflikte verlagerten sich auf die lokale bzw. regionale Ebene und wurden dort oft in einer manchmal an die Zeiten der Religionskriege erinnernden Schärfe ausgetragen. Während auf der Regierungsebene eine langsame, aber kontinuierliche Annäherung der konfessionel- len Parteien zu beobachten war, was ebenfalls als Zeichen einer zunehmenden Konso- lidierung auch der konfessionellen Verhältnisse zu werten ist, blieben auf der „unte- ren Ebene“ weiterhin heftige Auseinandersetzungen bestimmend, die auch den Alltag der Untertanen erheblich verunsicherten. Entscheidend wurden nunmehr die persönli- che Einstellung des Grundherrn, seine Toleranzbereitschaft, aber auch seine Stellung im Machtgefüge innerhalb des Komitats. So hat beispielweise der lutherische Grund- herr Graf Pál Ráday (1677-1733) bei der Neubesiedlung der Gemeinde Harta im Ko- mitat Pest demonstrativ das Privileg der protestantischen Kolonisten gleich als ersten Punkt seinem Ansiedlungsvertrag vorangestellt: „Wird denenselben erlaubt, ein Bet- hauß aufzubauen und nach ihrer Religion Prediger zu berufen und anzunehmen“399.

398 BUCSAY, Protestantismus, Bd. 1, S. 198. 399 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 112.

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Der Wechsel des Grundherrn konnte deshalb religiöse Intoleranz nach sich ziehen. László Dőry erwarb beispielsweise 1734/35 im Komitat Tolna einen Teil der Grund- herrschaft von Jovan Monasterlija (Johann Monasterly/Monaszterly János, †1706), weshalb sich sowohl dessen deutsche wie auch ungarische Protestanten eine neue Heimat suchen mussten. So entstand das deutsche Mekényes unter den Esterházys, die Magyaren gründeten Orosháza in der Tiefebene. Auch wenn die Zahl der Evangelischen bis Ende des 17. Jahrhunderts zurückging, so dass 1706 auf der Synode von Rózsahegy nur vier Diözesen wiedergegründet wur- den, sind in den Neo-Acquistica aufgrund der intensiven Kolonisation in der Folgezeit starke evangelische Gemeinschaften entstanden. In der Erinnerungskultur der evange- lischen Kirche war jedoch das 18. Jahrhundert bis zum Toleranzpatent 1781 die Zeit der captivitas Babylonica, der „babylonischen Gefangenschaft“. Es war die Zeit der Auseinandersetzungen um ihre Emanzipation innerhalb der neuen Ordnung der Nach- türkenzeit. König Karl III. lehnte noch 1715 jegliche öffentliche Religionsausübung der evangelischen Konfession ab. Damit war die Arbeit der Superinterdenten unmög- lich geworden und ihre Kirchenorganisation brach zusammen. Erst 1731 konnten auf- grund der ersten „Carolina Resolutio“ diese Diözesen reorganisiert werden, wobei sie in bestimmten Fragen, wie etwa im Eherecht, der Jurisdiction der katholischen Kirche unterstellt blieben. Verständlicherweise bemühte sich die evangelische Kirche um eine völlige Autonomie und so bat sie 1732 um die Zulassung von fünf Superinten- denten. In der sogenannten zweiten „Carolina Resolutio“ wurden vier genehmigt – obwohl es im Wiener Religionsfrieden von 1606 keinerlei Einschränkung gegeben hatte – und die Superintendenten übten lediglich die Oberaufsicht über ihre Pfarrer aus, konnten aber z.B. keine Kirchensteuer erheben. Obwohl der Emanzipations- prozess der evangelischen Kirche auf Landesebene viele Rückschläge erlitt, hatte sie in Transdanubien im Verlauf des 18. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Blüte ihrer Kirchengemeinden aufzuweisen. Protestanten in großer Anzahl wurden bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhun- derts angesiedelt. Da die gesetzlichen Bestimmungen vor Ort oft willkürlich ausgelegt wurden, musste der Wiener Hof immer wieder regulierend in das interkonfessionelle Zusammenleben eingreifen. 1715 wurde gesetzlich verankert, dass sich Einzelperso- nen mit konfessionellen Klagen nur mehr an den König und nicht an den Landtag wenden durften, wodurch die ständische Einflussnahme auf die Regelung des inter- konfessionellen Zusammenlebens minimalisiert wurde. 1731 bestätigte Kaiser Karl VI. in der „Carolina Resolutio“, dass an den Artikularorten die freie Religionsaus- übung gestattet sei. Die protestantischen Pfarrer mussten die katholische Taufformel benutzen, und die Eheschließung von konfessionell gemischten Partnern war nur vor dem katholischen Priester zulässig. Protestantische Eheprozesse waren vor einem ka- tholischen Priester, allerdings nach den Richtlinien des protestantischen Kirchen- rechts, auszutragen.400 Die explosive Vermischung ständisch-adeliger und ständisch-konfessioneller An- liegen bis hin zu den militanten Auseinandersetzungen im Rahmen der von Thököly

400 BUCSAY, Protestantismus, Bd. 2, S. 13 ff.

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und Rákóczi angeführten „Freiheitskämpfe“401 hatte allerdings bewirkt, dass der Wie- ner Hof seine Religionspolitik in zunehmendem Maß der Staatsräson unterordnete. Dazu hat der die Außenpolitik Wiens ab 1740 beherrschende preußisch-österreichi- sche Gegensatz entscheidend beigetragen. Denn das attraktive Modell der von König Friedrich II. praktizierten Religionsfreiheit – der zufolge allen Konfessionen Frei- heitsrechte eingeräumt wurden, ohne die dominierende Stellung der (im Falle Preu- ßens protestantischen) Staatskirche zu beschneiden – verfehlte durch den Konkur- renzdruck seine Wirkung nicht und wurde von Joseph II. ab 1781 weitgehend über- nommen. So musste 1750 Maria Theresia nach heftigen Protesten aus dem Reich und von Seiten der protestantischen Mächte die gegenreformatorische Schrift „Enchiridion“ des Veszprémer Bischofs Márton Padányi Biró (1693-1762) verbieten.402 In dieser hatte der Bischof zur Ausrottung der Häretiker, der Protestanten, in Ungarn aufgeru- fen. Allein in dem zu seinem Bistum gehörigen Komitat Somogy ließ dieser Bischof 46 protestantische Kirchen schließen.403 Seinem Beispiel folgten auch die Bischöfe von Fünfkirchen, Waitzen, Gran und Eger, und der Wiener Hof ließ sie im Allgemei- nen gewähren. Der protestantische Kirchenhistoriker Mihály Bucsay kennzeichnet diese von 1740 bis 1781 währende Periode daher als „stille Gegenreformation“404. Im Zuge des aufgeklärten Absolutismus unter Maria Theresia kam es nur zu ge- ringen Verbesserungen zugunsten der Protestanten, obwohl wichtige Berater der Kö- nigin wie z.B. Staatskanzler Kaunitz, unterstützt vom Mitregenten Joseph II. immer deutlicher für die Anwendung des Toleranzprinzips eintraten.405 Unter deren Druck verordnete die Königin in den 1770er Jahren mehrfach die Rückgabe enteigneter pro- testantischer Kirchengebäude. Im Fall der konfessionellen Mischehen trat allerdings keine Veränderung ein. Schließlich verfügte die Monarchin in ihren letzten Regie- rungsjahren, dass die Protestanten in den Neo-Acquistica, in denen sie bereits vor 1731 einen Prediger besaßen, ihre Religion frei ausüben durften. Doch die eigentliche Religionsfreiheit wurde erst mit dem „Edictum Tolerantiae“ Kaiser Josephs II. von 1781 gewährt. Dieses Toleranzpatent wurde überall dort wirksam, wo mindestens hundert Familien einer Konfession zusammenlebten. Sie durften Kirchen bauen, al- lerdings ohne Turm und ohne Eingang von der Straßenseite. Doch etwaige Ein-

401 Die nichtkatholische Geschichtsschreibung in Ungarn verwendet bis heute etwas unkritisch das Paradigma des Freiheitskriegs oder des Freiheitskampfes für die Bewegungen unter Thököly und Rákóczi, die in der katholischen und noch deutlicher in der österreichischen Geschichtsschreibung als „Aufstände“ und deren Träger als „Rebellen“ gebrandmarkt wer- den. Beide Paradigmen verstellen den Blick auf die entscheidende Frage, um welche Frei- heiten diese Kämpfe tatsächlich ausgetragen wurden: Ging es um Freiheiten, die das ganze Volk betrafen, wie es traditionell unterstellt wird, oder ging es nur um die Freiheitsrechte des Adels und damit einer Bevölkerungsgruppe, die kaum mehr als 5 Prozent der Gesamt- bevölkerung ausgemacht hat? 402 BAHLCKE, S. 224-242. 403 BUCSAY, Protestantismus, Bd. 2, S. 19 f. 404 Ebenda, S. 19. 405 KARNIEL, Toleranzpolitik, S. 127 ff.

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schränkungen betrafen auch die Katholiken, deren kultische Handlungen bis tief hin- ein in die Rituale der Volksfrömmigkeit von dem Monarchen geregelt wurden. Zu- gleich wurde das aus den Klösteraufhebungen gewonnene Vermögen für die Errich- tung neuer Pfarren und Schulen und für die Unterstützung schlecht bezahlter Priester auch der protestantischen Konfession verwendet. Alle diese Regelungen hatten sich nachhaltig auf den religiösen Bereich im Alltag der Kolonisten ausgewirkt. Nach einem in der ungarischen Historiographie sich hartnäckig behauptenden Kli- schee wurden ausschließlich katholische Siedler nach Ungarn geholt, um die Reka- tholizisierungsbestrebungen des Wiener Hofes zu fördern. Doch selbst dieser siedelte Protestanten an, wie z.B. die Wiener Hofkammer bis 1724 im Banat oder in der Schwäbischen Türkei 1722 in Gyönk, das sich bald zum Zentrum des Protestantismus in dieser Region entwickelte.406 Für die Kolonisation der privaten Grundherren waren wirtschaftliche Überlegungen ausschlaggebend, und es hing vom Grundherrn wie z.B. den Grafen Mercy oder Ráday ab, ob er protestantische Kolonisten ansiedelte oder nicht. Es ist nicht verwunderlich, dass kirchliche Würdenträger wie etwa der Bischof oder das Domkapitel von Fünfkirchen oder der Abt von Pécsvárad darauf Wert leg- ten, katholische Untertanen auf ihren Gütern aufzunehmen. Doch niemand erwartete im 18. Jahrhundert von solchen Maßnahmen eine beherr- schende Stellung katholischer Deutscher unter den Kolonisten. Dieses Stereotyp wur- de erst nach 1848 von ungarischen Historikern aufgegriffen und verbreitet.407 Im Kaiserlichen Impopulationspatent von 1689 hieß es jedenfalls ausdrücklich: „alle und jede, was Standts, Nation und Religion, inn- oder außer Landts die seynd“408 dürften sich in Ungarn niederlassen. Also wurde eine Auswahl der Kolonisten nach dem Kriterium ethnischer oder konfessioneller Zugehörigkeit ausdrücklich vermie- den. Bleibt die Frage, ob die Grundherren tatsächlich vor Ort darauf geachtet haben, in konfessioneller bzw. ethnischer Hinsicht möglichst homogene Siedlungen zu schaf- fen. Die Relevanz dieser Frage lässt sich auch daran ermessen, dass auf den Werbe- zetteln die konfessionelle bzw. ethnische Homogenität am Ort der Ansiedlung durch- aus als Attraktion herausgestellt wurde. So hieß es etwa 1718 auf einem Werbezettel im schwäbischen Biberach: „An diesem Orth [auf den Gütern des Grafen Dőry im Komitat Tolna] ist auch bereits ein Teutscher Catholischer Geistlicher und 29 Schwäbische Ehen, und braucht man noch da- selbst biß 2 000 Ehen, darunter von allerhand Handtirungen könne gerechnet werden; wel- che Herrschaft zumahl von einem Schwäbischen Ambtmann wird verwaltet und gar keine Ungar, auch lauter Catholische Leute angenommen werden“.409 Durch die Einrichtung und Bevorzugung konfessionell einheitlicher Gemeinden wollte der Grundherr vor allem Konflikte innerhalb des Dorfes vermeiden. Dieses

406 Zur Ansiedlungsgeschichte von Gyönk siehe SZITA, Lutheránus, S. 59-65. 407 SPANNENBERGER, Interpretationen, S. 31; der erste Historiker in einer langen Reihe war SZALAY, Bd. 6, Teil 1, S. 12. 408 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 53. 409 Ebenda, S. 67.

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Ziel verfolgten auch Interventionen katholischer Bischöfe, die dazu neigten, solche Konflikte für Maßnahmen auszunutzen, mit denen sie die „Spätphase der Gegenre- formation“410 noch einmal zu intensivieren suchten, wie auch das weiter unten ge- schilderte Schicksal der 14 protestantischen Dörfer des Grafen Mercy im Komitat Tolna zeigt. Weniger wichtig erschien eine sprachlich-ethnische Homogenität, da in diesbezüglicher Vielfalt ein geringeres Konfliktpotential gesehen wurde.

2.1 Die deutschen protestantischen Gemeinden: Siedlungsblöcke und Diaspora Protestantenverfolgung und daraus erwachsener Widerstand haben bei den deutschen Siedlern protestantischer Konfession viel früher als bei ihren katholischen Konnatio- nalen eine stärker profilierte, auf Solidarität und Subsidiarität basierende Grup- penidentität hervorgebracht. Dies bezeugen die zeitgenössischen Quellen, vor allem die im 18. Jahrhundert entstandenen Gemeindechroniken als beeindruckende Mani- festationen solcher Identitätsformen, die damit auch über die Geschichte ihrer Ge- meinden und ihrer frühzeitigen gemeindeübergreifenden konfessionellen Organisation Auskunft geben.411 Protestantische Siedlungsblöcke entstanden in größerer Zahl im Zuge der Refor- mation in Ober- und Ost-Ungarn, insbesondere in der Zips und in Siebenbürgen. In eine Diaspora-Situation gerieten hingegen im Zeitalter der Konfessionalisierung ab Ende des 16. Jahrhunderts Städte wie Ödenburg oder andere deutsche Gemeinden des heutigen Burgenlands (z.B. Oberschützen/Felsőlővő), also in Westungarn, d.h. Teilen des „königlichen Ungarn“. Zu nennen sind hier noch die Stadt Pápa oder die Domä- nen des Grundherrn Tamás Nádasdy mit dem Zentrum Sárvár. In den Neo-Acquistica kam im 18. Jahrhundert noch ein Siedlungsblock hinzu, dessen Kern durch die Ansiedlung protestantischer Kolonisten seitens des Grundherrn Mercy im Komitat Tolna entstanden ist. Dieser gründete ab 1722 13 deutsche protes- tantische Gemeinden: Kalaznó, Mucsi, Varsád, Felsőnána, Kistormás, Kölesd, Kismányok, Izmény, Mucsfa, Bátaapáti, (Sárszent-)Lőrinc, Pálfa und Keszőhidegkút. Hinzu kamen deutsche evangelische Gemeinden anderer Grundherren: Bikács (Grundherr war die Familie Rudnyánszky-Daróczy) 1736, Gyönk (Wiener Hofkam- mer) 1722, Györköny (Meszlényi) 1719 mit „Heidebauern“ aus der Umgebung von Ungarisch Altenburg und Ödenburg, Kéty (Baron Johann Michael Schilson) 1732/33, Majos (Ferenc Kun) 1720, Murga (Jeszenszky) 1745 mit Siedlern aus Württemberg (allerdings gab es schon davor katholische Siedler, da bereits ab 1732 eine katholi- sche Pfarre bestand), Szárazd (Jovan Monasterlija) 1735/37.412

410 BUCSAY, Protestantismus, Bd. 2, S. 13. 411 Näheres dazu neben BUCSAY, Protestantismus, bei SZITA, Lutheránus; SCHMIDT-TOMKA und HEIMLER/SPIEGEL-SCHMIDT. 412 Konfessionell gemischte Gemeinden entstanden in Bonyhád (Kersnerich, Teileigentümer ab 1702 Schilson, ab 1743 József Perczel) ab 1724 mit deutschen Lutheranern, magyari- schen Calvinisten und deutschen Katholiken, in Cikó (Schilson) ab 1720, Nagyszékely (Styrum-Limburg) 1720 aus Hessen-Kassel und Hessen-Hanau und Paks (Familien Daró- czy und Száraz) 1718-1721. Evangelische Diaspora-Gemeinden bestanden wegen der Ver-

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Mercy nutzte bewusst alle Möglichkeiten, vorzugsweise protestantische Siedler aufzunehmen. Ein solches Verhalten war für die damalige Zeit nicht überraschend: Im öffentlichen Bewusstsein galten der protestantische Fleiß, der Hang zu Ordnung, Dis- ziplin und Mäßigkeit als Schlüssel für die unbestreitbaren ökonomischen Erfolge zeitgenössischer protestantischer Länder. So schrieb der evangelische Pfarrer aus dem hohenlohischen Kupferzell, Johann Friedrich Mayer: „Der catholische Ackermann vermisset also den Gewinn aus 60 Tagen, den der protestanti- sche machet, und da der catholische an den Feyertagen von 60 Tägen in den Wirtshäusern schmauset, oder festlicher zu Hause isset, trinkt, und sich kleidet, Besuche annimmt oder gibt und dergleichen, so ist unterdessen der Protestante mit seinem Alltagsbrod zu frieden und arbeitet sich weniger schadhaft in seinem alltäglichen Kittel“413. Als führender Geistlicher der protestantischen Gemeinden in der Schwäbischen Türkei profilierte sich schon früh der Pietist György Bárány (1682-1757). Nach seiner Ausbildung in Raab, Pressburg und Preschau hatte Bárány 1708 in Jena und 1709- 1711 bei August Hermann Francke (1663-1727) in Halle studiert, wurde Pfarrer in Nagyvázsony und tauschte diese Stelle 1718 mit dem Pfarramt der Missionsgemein- den von Gyönk, Györköny und Sárszentlőrinc. Zusammen mit Johann Hermann, Sohn des oberungarischen Superindententen Daniel Hermann in der Zips und Peter Velits, welche die Gemeinden in Keszi und Tab übernommen hatten, und dem Pfarrer Karl Reichard, der aus dem Banat nach Varsád gekommen war, begründete er 1720 die Kirchenorganisation des Seniorats Tolnensis, die 1725 bereits zehn Gemeinden umfasste, sich offiziell jedoch erst später als solches konstituierte.414 Mit der Zwei- sprachigkeit dieses Kirchenbezirks schuf Bárány eine vorbildliche Lösung für sein ethnisch gemischtes Kirchenvolk, da ihm jeweils ein deutschsprachiger Konsenior zur Seite gestellt wurde. Der erste war der 1725 gewählte Pfarrer von Majos, Andreas Widder. Sein Nachfolger in dieser Funktion wurde der Pfarrer von Kismányok, Mi- chael Weiß, der nach Báránys Tod auch die Leitung des Seniorats übernahm, die dann bis in die 1930er Jahre hinein in deutschen Händen blieb. Bárány versorgte über sein Seniorat hinaus viele ungarische Lutheraner mit Büchern und Katechismen, Gebets- und Gesangbüchern für Kirche und Schule. Der Bischof von Fünfkirchen, Graf Wilhelm Franz Bertram Nesselrode (Bischof 1703-1732), und seine Nachfolger überzogen alle in ihrer Diözese liegenden evange- lischen Gemeinden mit – oft gewaltsamen – Verfolgungen: Seine Soldaten steckten Bethäuser in Brand, warfen die Geistlichen und Lehrer in den Kerker oder vertrieben sie. Auch Bárány und Tonsor traf dieses Los, beide konnten jedoch unter dem Schutz des Grafen Mercy zurückkehren, während Reichard 1731 nach Deutschland remi- grierte. Offene Aufstandsbewegungen seitens der betroffenen Gläubigen zwangen die

folgungsmaßnahmen nur zeitweise in Zomba (Monaszterly, 1726-1735), Nagyszokoly (Fürst Esterházy, 1719-1720), Tótkeszi (slowakische und deutsche Lutheraner in den 1720er Jahren), Medina (1720-1740) und (Vallis-)Csurgó. – Auflistung nach SZITA, Lu- theránus. 413 MAYER, Kupferzell, S. 35. 414 CSEPREGI, S. 174 ff.

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Vertreter des Bischofs häufig, ihre Maßnahmen zurückzunehmen. Doch die Behin- derungen des Glaubenslebens führten zu einigen, von den Gegenreformatoren nicht einkalkulierten Ergebnissen. Denn die Verfolgten gründeten eine Reihe von Tochter- siedlungen in den benachbarten Komitaten Somogy und Baranya, aber auch jenseits der Donau in Ostungarn, wodurch sich die protestantische Konfession stärker ausbrei- tete, als es den katholischen Würdenträgern recht sein konnte. Auf diese Weise ent- standen in der Baranya Kirchengemeinden z.B. 1730 in Tótfű durch Gläubige aus Kistormás, 1735/37 in Mekényes durch Gläubige aus Zomba, 1756 in Ráckozár und Nagyág aus verschiedenen Dörfern des Komitats Tolna, gleichfalls 1756/67 in Kaposszekcső durch Gläubige aus Györköny, Bikács und Gyönk und 1776 in Tékes. Alle diese Dörfer gehörten zur Domäne Dombóvár des Fürsten Esterházy. In das Komitat Somogy zogen 1723 nach Mocsolád Evangelische aus Cikó, nach Döröcske (Grundherr János Nepomuk Hunyadi) kamen 1757 oder 1758 Gläubige aus Bikács und anderen Orten der Tolna.415 Die evangelischen Gemeinden in Tab, Kötcse, Ecse- ny, Toponár, Edde, Nágocs, und waren ebenfalls Zielort der Wanderungen evangelischer Gläubiger aus der Tolna. Anfang des 19. Jahrhun- derts siedelten sich evangelische Gläubige aus der Tolna auch im südlichen Teil der Baranya an, so in Magyarbóly und Ivándárda.416 Alle diese Wanderungen waren von bleibender Wirkung, denn auf ihrer Grundlage entstanden Netzwerke verwandtschaftlicher und kirchlicher Beziehungen, die noch Jahrhunderte hindurch z.B. in Form von Heiratsverbindungen und Pastorenberufun- gen zum Zusammenhalt und damit zur Gruppenidentität der evangelischen Gläubigen beitrugen. Wie sehr Gebet und Gottesdienst die Integration der aus verschiedensten Herkunftsorten, aus Deutschland wie aus Ungarn stammenden Gläubigen beförderten, verdeutlicht Pastor Georg Lagler von Bátaapáti in seiner Gemeindechronik, wenn er die Fertigstellung des Bethauses 1789 wie folgt kommentiert: „Das Bethaus hat über seine religiöse Funktion hinausgehend eine große Bedeutung. Denn das Bethaus vervollständigt das Bild der Gemeinde, es mehrt das Ansehen des Dorfes und macht an jedem Feiertag die enge Zugehörigkeit zueinander zu einem Erlebnis. Die aus der Fremde hierher gekommenen, aus verschiedenen Gruppen zu einer Gemeinschaft ver- schmolzene Gemeinde hat darin ihre Heimat gefunden.“417

2.2 Konfessionen als Integrationskomponente Der Bedarf an religiösen Einrichtungen war unter den Neusiedlern sehr ausgeprägt, denn Religion gehörte zum Alltag, sie war identitätsstiftend und identitätswahrend. Deshalb gehörte zur Konsolidierung der Ansiedlung die Einrichtung religiös akzentu- ierter Netzwerke oder wie Pfarrer Michael Winkler über seine Gemeinde in Szakadát im Komitat Tolna schrieb: „Damit also dieses neu-ungarische Volk seiner christlichen Pflicht entsprechend Gott gebe, was Gott gebührt, und dieses Prädium nicht auch eine

415 Nach SCHMIDT-TOMKA, S. 20, gab es auch eine lutherische Einwanderung aus Hessen und Württemberg. 416 SZITA, Lutheránus, S. 19-23; DERS., Somogy, S. 65-74. 417 Zitiert nach SZITA, Einwanderung, S. 110 (Text deutsch und ungarisch).

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Einöde bleibe, wie es früher für Tiere war, hat sich der Graf um einen Priester umge- sehen“418. Die Gemeinde selbst war zwar schon 1723 neu gegründet worden, erhielt aber erst vier Jahre später einen eigenen Seelsorger. Dieser musste die Heilige Messe in der alten Kirchenruine oder einem Privathaus lesen. In Diósberény hielt die einheimische Bevölkerung Gebetsandachten mit Anspra- che oder Lesungen aus einem Predigtbuch in einem Privathaus ab und die Prozessio- nen zogen rund um die Reste der verwahrlosten raitzischen Kirche. Andernorts baute man – wenn es nicht anders ging – Kirchen aus Holz als Notlösung für eine „Über- gangszeit“. Der Bau von Kirchen aus Stein und Ziegeln war auch ein äußeres Zeichen der vollendeten Integration. In Szakadát konnte die neue Kirche erst im Juli 1765, al- so Jahrzehnte nach der Besiedlung eingeweiht werden. Die Kirchenobrigkeit achtete darauf, dass die Gemeinden in ihrer Muttersprache pastoral betreut wurden. Etwaige Nachlässigkeiten konnten schnell den Niedergang des religiösen Lebens herbeiführen. Mit der wirtschaftlichen Stabilisierung schien je- doch häufig auch die Opferbereitschaft gesunken zu sein, und zwar seitens aller Be- teiligten, der Bauern wie der Grundherren, die sich als Patronatsherren ebenfalls an den Kosten zu beteiligen hatten. So drängte Pfarrer Winkler in Szakadát auf die Er- bauung einer neuen und modernen Kirche. Der Widerstand war seinen Aufzeichnun- gen zufolge aber sehr groß: „Immer, wenn sie Fuhrwerke stellen sollten, waren sie voller Unwillen. Sie scheuten sich nicht, öffentlich zu sagen, dass sie es nicht notwendig hätten, dass ich ihnen eine Kirche baue, sie könnten bis zu ihrem Tod auch in der alten beten. Nur ganz wenige anerkannten die Wohltat“.419 Mit der Konsolidierung kristallisierte sich in den katholischen Gemeinden auch jene soziale Hierarchie heraus, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bestand und Gültigkeit haben sollte. Die Geistlichkeit in den Dörfern erhob bewusst den An- spruch, nicht nur moralische, sondern auch soziale Deutungsinstanz ersten Ranges zu sein. Missstände im religiösen Bereich nutzte sie durch sozialdisziplinarische Maß- nahmen zur Festigung ihrer führenden Rolle. Wenn z.B. Gläubige der Sonntagsmesse fern blieben oder die Kirmes (das Patroziniumsfest) nicht als religiöses, sondern als reines Vergnügungsfest gefeiert wurde, griff der Pfarrer als „Volkserzieher“ diszipli- narisch in den Alltag der Dorfgemeinschaft ein. Diese Rolle konnten die Priester um- so leichter übernehmen, als die Verwalter oder sonstige Beamten des Grundherrn ihre Funktion lediglich als Vollzugsorgan der weltlichen Herrschaft verstanden. Bei der Gestaltung des Alltags einer Gemeinschaft, in diesem Falle der religiös geprägten Kirchengemeinde, übernahm der Pfarrer daher eine Leitfunktion. Dass der Priester- stand „zur Förderung der Ehre Gottes, zur Übung der Tugenden und zur Verrichtung von guten Werken berufen“ sei, war auch die Ansicht des Ordinariats. Das Ideal des „embsigen, gottliebenden und eyfrigen Seelsorgers“ realisierte sich oft in einer cha- rismatischen Führungsfigur, die eine unumstrittene Autorität innerhalb der Gemeinde darstellte. Die Gläubigen sollten den Pfarrer gleichzeitig lieben und fürchten, wie

418 WINKLER, S. 25. 419 Ebenda, S. 58.

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Winkler seinem Nachfolger in Szakadát gemäß den Anforderungen der Zeit emp- fahl.420 Häufig vorkommende Handgreiflichkeiten gegenüber den Gläubigen führten allerdings 1766 dazu, dass im Auftrag des Generalvikariats in Fünfkirchen solchen Priestern die Suspension in Aussicht gestellt wurde. Frühneuzeitliches Leben spielte sich – im Gegensatz zu heute – in Gruppen und Verbänden, also kollektiv ab, weil eine ausschließlich auf sich selbst gestellte Exis- tenz praktisch nicht realisierbar war. Kirchlich-religiöse Gemeinschaften boten den geeigneten Rahmen für das Gruppenerlebnis, sie wirkten also nicht nur bei den Kolo- nisten integrativ.421 Fast alle Vorstellungen, Hoffnungen und Träume, die sich im 18. Jahrhundert mit dem menschlichen Leben und seinen wichtigsten Stationen wie Tau- fe, Ehe und Tod verbanden, waren religiös fundiert und integraler Bestandteil der Volksfrömmigkeit. Im Vergleich zu anderen Konfessionen hatten die Protestanten mehr Arbeits- als Feiertage, was im zeitgenössischen öffentlichen Bewusstsein als Erklärung für die größere ökonomische Produktivität protestantischer Staaten diente. Auch wenn sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts diese Unterschiede etwas verringerten, sah sich die katholische Obrigkeit gezwungen, regulativ eingreifen. Schon 1642 bestimmte Papst Urban VIII. (1623-1644) in seiner Bulle „Universa per orbem“, dass nur noch 34 katholische Festtage samt Messbesuch und Arbeitsruhe gültig seien, und verbot zugleich den Bischöfen, in den Diözesen gesonderte, regionale Feiertage einzuführen. Maria Theresia ließ 1754 weitere zwanzig Feste in ihrem Herrschaftsbereich ab- schaffen und nur 15 bestehen. Von den vielen Marienfesten, an denen die Bevölke- rung gern wallfahrtete, blieben fünf erhalten: Mariä Reinigung (2. Februar), Verkün- digung (25. März), Himmelfahrt (15. August), Geburt (8. September) und Empfäng- nis (8. Dezember). Eine besondere Form der Wallfahrt war die Prozession zu einer „heiligen Quelle“ oder „Brünnli“, wie es in Csicsó in Tolna oder im 20. Jahrhundert noch in Palotabozsok in der Baranya Brauch war.422 Ob diese Art von Volksfröm- migkeit vom Pfarrer verteufelt oder „sakralisiert“ wurde, hing von seiner Person ab. Beliebt waren auch die Bruderschaften, die einen vollkommenen Ablass der Sünden versprachen und eine Intensivierung des täglichen Gebets verlangten. Die christlichen Heiligen- und Feiertage sind daher als ein wesentliches Ord- nungselement anzusehen. Auch wenn sie ihre religiöse Funktion bei den Protestanten weitgehend verloren hatten, blieben sie doch wegweisend für den bäuerlichen Jahres- ablauf. So war der 23. April als „Georgitag“ der Frühjahrstermin. Oft traten Mägde, Knechte oder Hirten zu diesem Zeitpunkt ihren Dienst an. Ab diesem Tag ging die Fleischbank oder das Schankrecht – soweit vertraglich geregelt – vom Grundherrn an die Gemeinde über. Als Gegenstück dazu galt der „Martini“, der 11. November. An diesem Tag waren meist die Abgaben an den Grundherrn fällig oder durften die Un- tertanen ihre Herrschaft und damit ihren Wohnort wechseln.

420 Ebenda, S. 90. 421 SPANNENBERGER, Konfession. 422 Die interethnische Komponente der Wallfahrt betont BARNA, Búcsújáró körzetek; TÜSKES.

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2.2.1 Interkonfessionelles Zusammenleben Im folgenden Abschnitt soll das konfessionelle Zusammenleben in den Dörfern der deutschen Siedler untersucht werden. In der Sekundärliteratur wird häufig multikon- fessionelles wie auch multiethnisches Zusammenleben von vornherein als konflikt- trächtig dargestellt. In der Tat gab es – aufgrund der bereits geschilderten Rahmenbe- dingungen – zahlreiche Dissonanzen. Auseinandersetzungen waren vorprogrammiert, wenn es um die Aushandlung der Ordnungshierarchie innerhalb der Gemeinde ging. Die Gemeinde Szárazd im Komitat Tolna war konfessionell gemischt. Sie war eine 1735 gegründete Tochtersiedlung von Kéty, laut Konskription nur von Katholiken bewohnt. Bald siedelten sich jedoch auch Protestanten an, die zwar für die Kosten einer gemeinsamen Glocke aufkamen, die Oberhoheit des katholischen Priesters aber laut dessen Aussage nicht akzeptieren wollten. Dieser wirkte auch nicht integrativ, sondern war vielmehr „bemüht zu ver- hindern, dass sie [die Protestanten] einen eigenen Gottesdienstraum bekamen“423. Welchen Stellenwert konfessionelle Konflikte hatten, belegt auch der Fall Udvari, ei- ne Filiale von Szakadát. Zu den einheimischen katholischen Ungarn kamen deutsche Lutheraner hinzu. Der deutsche katholische Priester bekämpfte mit allen Mitteln die deutschen Lutheraner und förderte die katholischen Ungarn. Und dies bezog sich kei- neswegs nur auf kultische Handlungen, sondern betraf alle Lebensbereiche. Als die Lutheraner einen eigenen Schulmeister wünschten, da der einheimische des Deut- schen nicht mächtig war, konnten sie trotz des Widerstandes seitens des Priesters er- reichen, dass sie einen Schulmeister, der „einzig und allein lesen und schreiben lerne und nichts weiteres informiere“, wählen durften. Auch wenn man diese Konstellation nicht verabsolutieren sollte, spielte im Zweifelsfall zu dieser Zeit Religion doch eine wichtigere Rolle als jedwede ethnische Zugehörigkeit. Im Alltag offenbarte sich, dass Regelungen und Vorschriften unwirksam waren, wenn die Verwaltungsbeamten oder die Obrigkeit nicht deren Überwachung gewähr- leisteten. So wurde zwar festgelegt, dass in Mischehen die Kinder katholisch zu er- ziehen seien, doch wenn der Vizegespan nicht auf die Einhaltung dieser Bestimmung bestand, war der katholische Geistliche machtlos. Eine vielleicht unbeabsichtigte Fol- ge konfessioneller Reibereien war die Stärkung der Dorfgemeinschaft, die Stärkung des Zusammenhaltes innerhalb einer Gemeinde. Im protestantischen Gyönk im Komi- tat Tolna z.B. konvertierte ein gewisser Stephan S. zum Katholizismus. Er wurde da- raufhin von den Dorfbewohnern in Ketten gelegt und im Haus der Grundherrin, der calvinistischen Witwe des Peter Magyary-Kossa, eingesperrt und von der Bevölke- rung verprügelt. Danach wurde er gezwungen, sein Haus innerhalb von 15 Tagen zu verkaufen und aus der Gemeinde wegzuziehen. Umsonst wandte er sich an den Vi- zegespan um Hilfe, doch vergeblich. Nach zwei Wochen wurde ihm eine Pauschal- summe für sein Haus von der Gemeinde überreicht, sein Hab und Gut auf ein Pferde- fuhrwerk gepackt und an der Dorfgrenze abgeladen. Weder die Ermahnungen des Bi- schofs von Fünfkirchen an den Vizegespan noch die Interventionen bei der Statthalte-

423 WINKLER, S. 30.

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rei bewirkten eine Veränderung – der Mann blieb ein Ausgestoßener und musste seine Vertreibung hinnehmen.424 Es wäre jedoch verfehlt, interkonfessionelles Nebeneinander ausschließlich als Konfliktpotential zu sehen. Die Konstellation war differenzierter. Haus oder Familie, also die Mikroebene der Sozialgefüge, waren für sich keine lebensfähigen Gefüge in jener Zeit. Sie mussten durch weitere Formen der Sozialität, durch ein Netz außer- häuslicher Kontakte ergänzt werden. Solche waren die aktive Pflege enger Verwand- schafts- und Nachbarschaftsbeziehungen oder sämtliche Verbandsformen innerhalb der Gemeinde. Die Verwandtschaften ergänzten die Familie, wenn deren Mitglieder Schutz oder Hilfe für ihren Unterhalt oder ihr Fortkommen benötigten. Die fast eben- so wichtige Nachbarschaft vermochte durchaus auch religiöse Differenzen zu über- brücken. Auch der Besuch im Dorfkrug bot offensichtlich genutzte Möglichkeiten zur Annäherung, anderenfalls hätte die Geistlichkeit wohl kaum Anlass gehabt, darüber zu klagen, dass Katholiken im Wirtshaus mit Andersgläubigen verkehrten. Die dort gepflegte „Geselligkeit“ trug langfristig zur Herausbildung von gut funktionierenden Dorfgemeinschaften bei. Die Nachbarschaft beruhte auf Gegenseitigkeit und verlangte daher auch Respekt vor dem Anderen. Sie war in der Zeit der „Ökonomie des Überlebens“425, also der frühen Ansiedlungszeit, als es um die schiere Existenzsicherung ging, unabdingbar. Als Beleg soll hier das Matrikelbuch der Gemeinde Kozár, eines Dorfes der Ester- házys in der Baranya, dienen, wo interkonfessionelles und interethnisches Zusam- menleben in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts beispielhaft praktiziert wurde. Vo- raussetzung dafür war allerdings, dass von den Serben der Gemeinde, die vor den Rákóczi-Massakern nach Slawonien geflüchtet waren, nach 1711 nur die Ackerbau und Viehzucht treibenden zurückkehrten und keine Unruhe stiftenden Soldaten, die in der Militärgrenze geblieben waren.426 Diese Gegebenheiten bezeugten nicht nur ein friedliches Nebeneinander, sondern ein aktives Miteinander der Konfessionen und der Ethnien. Konflikte waren zwar häufig, doch nicht zwangsläufig. Auch der wirtschaftliche Zwang brachte die Men- schen zueinander, denn konfessionell einheitliche Höfe verloren durch die Einstellung konfessionell unterschiedlicher Knechte oder Mägde ihre Funktion konfessioneller Abgrenzung. Konfessionelle Schranken innerhalb einer Gemeinde aufrechtzuerhalten war schon deshalb unmöglich geworden, weil die demographischen Verhältnisse durch Zu- und Abwanderung einer fortgesetzten Änderung unterworfen waren. „Die Nichtkatholiken haben sich auf erstaunliche Weise vermehrt. Sie scheinen sich im Stillen vorgenommen zu haben, die Katholiken zu verdrängen“ – beklagte sich Pfarrer Winkler über die Verhältnisse in Szárazd.427 1735 wurden hier anlässlich der Visita- tion 89 Katholiken gezählt und Protestanten gar nicht erwähnt. Im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts gab es 16 katholische und 72 protestantische Paare, 1783 insgesamt

424 Ebenda, S. 44 f. 425 Herbst des alten Handwerks, S. 107. 426 PFEIFFER, S. 74. 427 WINKLER, S. 77.

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71 Katholiken und 380 Protestanten.428 Eine starke Expansion der Evangelischen ähn- lichen Ausmaßes war auch in den Herrschaften der Esterházys zu beobachten. Mit der sozialen und wirtschaftlichen Konsolidierung gegen Ende des 18. Jahr- hunderts war ein weiterer Prozess verbunden: Die interkonfessionellen Streitigkeiten wurden deutlich reduziert, denn die interkulturellen Spielregeln machten diese nicht mehr notwendig, oder anders gesagt: Die Bevölkerung war nicht mehr in einem sol- chen Maße aufeinander angewiesen. Beispielsweise waren im Matrikelbuch von Bikal zwischen 1756 und 1761 nur noch in zwei Fällen die Taufpaten anderer Konfession als die Eltern. Dasselbe gilt auch für Trauzeugen bei Eheschließungen. Zugleich för- derten demographische und ökonomische Entwicklungen eine größere Mobilität in- nerhalb einer Region. Diese Binnenwanderung führte gezwungenermaßen zur Entste- hung multikonfessioneller Siedlungen. Soziale Stabilisierung, Aufklärung und öko- nomischer Aufschwung nahmen den konfessionellen Konflikten aber die Spitze, und so galten diese Siedlungen kaum mehr als konfliktträchtig. Demgemäß schließt sich der Kreis: Was um die Wende des 17. zum 18. Jahrhunderts noch Gewohnheit war, galt im darauffolgenden Jahrhundert schon als überholt und multikonfessionelle Sied- lungen wurden immer zahlreicher. Zugleich verlief der Alltag der Bevölkerung jen- seits solcher Differenzen nach festen Formen: Man heiratete beispielsweise in der Regel nicht konfessionell übergreifend, das heißt, die konfessionelle Schranke blieb sozial weiterhin in Geltung, löste jedoch kaum mehr Konflikte aus. Für ein friedliches interkonfessionelles Zusammenleben konnte auch die Zusam- menarbeit des Grundherrn mit seinem Verwalter vor Ort ausschlaggebend sein. Auf den südtransdanubischen Gütern der Esterházys spielte eine solche Rolle Johann Heinrich Birkenstock, der aus Oberhessen stammte und sich 1721 in Felsőnána in Tolna niederließ. Zuerst arbeitete er in Hőgyész, ließ sich jedoch dazu überreden, in den Dienst der Esterházys zu treten und in deren Auftrag Raitzisch-Kozár zu besie- deln, was 1756 auch geschah. Doch die „Pionierphase“ der Ansiedlung der Deutschen war vorbei. Das mächtigste ungarische Magnatengeschlecht ließ vor 1750 lediglich Tótfű, Mekényes, Pula und Pári mit deutschen Kolonisten besiedeln – eine bemer- kenswerte Zurückhaltung im Vergleich zu anderen Grundherren. Es waren die Kon- flikte mit den Serben um die Weidegebiete bei Tótfű und Mekényes, die den Guts- verwalter dazu motivierten, Deutsche auch nach Kozár einzuladen. Birkenstock er- rang eine „Monopolstellung“ dadurch, dass seine Aktion von Erfolg gekrönt war und seine Konzeption aufging, Lutheranern die Religionsfreiheit zu gewähren und diese abzusichern. So konnte nicht nur in Kozár eine „Mutterkirche“ gegründet werden, sondern er bemühte sich auch um Pfarrer und Lehrer, übrigens auch für die Tochter- gemeinden. Auf seinen Rat hin wurden nämlich zur gleichen Zeit in Gerényes, Nagyág, Tékes, Kaposszekcső, Csikóstőttős und Tarrós evangelische Deutsche ange- siedelt. Birkenstock erhielt schon zu seinen Lebzeiten den Titel regulus rusticorum, also „Bauernkönig“, soll öfters Gast der Fürstenfamilie in Eisenstadt gewesen sein und ein ihm persönlich gewidmetes Porträt von Fürst Nikolaus „dem Prächtigen“ er- halten haben.

428 Ebenda.

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Im Gegensatz zu Mercy bestanden die Esterházys nicht auf konfessionell homo- gene Gemeinden. Ausgerechnet Kozár bestätigt, dass auch die Verdrängung der Rait- zen keine Notwendigkeit war, sofern sie nicht auf ihrer Weidewirtschaft beharrten. Deshalb behielten sie dort auch bis etwa 1760 ihre wirtschaftliche Vormachtstellung, da sie sich auf die moderne Dreifelderwirtschaft bzw. auf den Tabakanbau umzustel- len wussten. Eine florierende evangelische Gemeinschaft hätte ohne Schutz ihres Grundherrn keine Chance gehabt. So wurde die Toleranz des Grundherrn als ausschlaggebend für die Gründung des Dorfes Mekényes herausgestellt: „Dieses neue Mekényes hat seinen Anfang genommen Anno Christi 1735 durch die deut- schen evangelischen Emigranten aus Gyönk. Ursache ihrer daherigen Emigration war die Bedrückung von der Grundherrschaft, der hiesigen Niederlassung aber die Erlaubniss des Fürsten Esterházy de Galánta“429. In Gyönk beispielsweise demonstrierte der reformierte Grundherr Peter Magyary- Kossa sein Unverständnis gegenüber dem Wunsch der Evangelischen, ein Bethaus zu errichten. Der religiösen Toleranz des katholischen Grundherrn, Johann Nepomuk Hunyady, verdankte wiederum die evangelische Gemeinde Döröcske im Komitat So- mogy ihre Existenz.

2.2.2 Fallbeispiel Kozár: eine Gemeinde ethnischer und konfessioneller Vielfalt Die Gemeinde Kozár, ab 1751 Ráckozár und seit 1934 Egyházaskozár, liegt im nörd- lichsten Teil des Komitates Baranya. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts gehörte sie noch zum Komitat Tolna.430 Als Teil der Herrschaft Dombóvár war sie im Besitz der Fürstenfamilie Esterházy. In ihrer heutigen Form entstand sie aus insgesamt neun mit- telalterlichen Siedlungen, die noch in den Flurnamen überliefert blieben. In diesem Dorf lebten Serben, Magyaren und Deutsche zusammen. Doch während hier die Ser- ben im 18. Jahrhundert die Herausforderung der wirtschaftlichen Umwälzung gemeis- tert hatten, schafften sie dies im 19. Jahrhundert unter veränderten Bedingungen nicht mehr. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren sie freiwillig aus Kozár abgewandert. Deportationen und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg führten zum Verlust der deutschen Bevölkerung. Nach der Landeskonskription von 1695/96 lebten in Kozár und Umgebung nur Raitzen (Serben), so in Maróc, Köblény, Mágocs, Rác(z)hajmás, Oroszló, Györgyén, Tótfű, Bikal und Mocsolád. Lediglich in Izmény siedelten magyarische Calviner und Raitzen zusammen. Selbst die fünf registrierten raitzischen Familien waren nicht sesshaft, sondern zogen nach eigenem Gutdünken mit ihrem Vieh umher. Nach dem Abbau der Militärstützpunkte 1696 in Döbrököz und Simontornya ließen sich die be- waffneten Raitzen in Medina, Grábóc, Kozár und anderen Orten nieder. Sie erhielten vier Jahre Steuerfreiheit und durften weiterhin Viehzucht betreiben. Am 27. Januar 1717 wurden 12 serbische Familien in Kozár registriert, die dort teilweise schon frü-

429 Gedenkblatt auf das Jubiläumsjahr der evangelischen Gemeinde Mekenyes, S. 3. 430 Die nachstehenden Angaben sind dem Buch von PFEIFFER entnommen.

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her ansässig gewesen waren. Trotz verschiedener Schwierigkeiten bemühte sich die Herrschaft darum, diese Familien sesshaft zu machen, indem ihre Abgaben vertrag- lich geregelt wurden, so dass die Gemeinde eine Schule und eine Kirche, einen Geist- lichen und einen Lehrer bezahlen konnte. Das Steuersystem berücksichtigte auch die Familienstruktur (Zadruga) der Serben, deren Zahl 1721 schon auf insgesamt 17 Fa- milien angewachsen war, denn Pachtzins (Arenda) und Robot waren kollektiv zu leis- ten. Der Grund dafür ist in der gemeinsamen Bewirtschaftung der Felder durch die Großfamilien zu suchen. Doch im Verlauf des 18. Jahrhunderts änderten sich zunehmend Strukturen und Umfeld. 1720 und 1735 wurden in den Nachbarsiedlungen Tótfű und Mekényes deut- sche Kolonisten angesiedelt, die aufgrund ihres intensiven Ackerbaus (Dreifelderwirt- schaft) die Viehherden der Serben aus der Nachbargemeinde Kozár von den eigenen Fluren zurückdrängten. Die Serben in Kozár passten sich den neuen Verhältnissen in- sofern an, als sie sich ab den 1740er Jahren ausnahmslos dem äußerst profitablen Ta- bakanbau zuwandten. Zähes Durchhaltevermögen wurde sowohl von den Kozárern als auch von den deutschen Nachbargemeinden abverlangt, denn 1728 bis 1742 wurde die Region von Pestepidemien, 1731 von Trockenheit und Hagel, 1741-52 wiederholt von schlechten Ernten heimgesucht, 1748 von einer verheerenden Heuschreckenplage und 1754 von einer Rinderseuche. In dieser Zeit entwickelte sich ein Nebeneinander und ein Miteinander. Die Deut- schen erlernten von den Serben den Tabakanbau, der auch für sie zu einem lukrativen Nebenerwerb wurde. Diese wechselseitige Ergänzung und Arbeitsteilung in der Landwirtschaft bedeutete aber nicht, das Miteinander auch auf andere Bereiche aus- zudehnen. Denn ab 1732 versuchten evangelische wie katholische Deutsche, später auch Kroaten und Magyaren sich in Kozár niederzulassen, wurden aber von den Ein- heimischen teils wieder verdrängt, teils isoliert. Als sich dann 1735 17 kroatische, acht katholische, drei evangelische sowie drei magyarische Familien niederließen, er- folgte eine Abgrenzung innerhalb der Gemeinde, wobei die Führungsrolle unbestrit- ten bei den Serben verblieb. Auf dem Weg der Emanzipation der Zugewanderten war es ein wichtiger Meilenstein, dass sich die Lutheraner eine Kirche bauen konnten, was nicht nur vom serbischen Gemeinderichter, sondern auch von der orthodoxen Kirche unterstützt wurde. Die Situation änderte sich Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Grundherrschaft eine Verdichtung, insbesondere die Zusammenlegung kleinerer Siedlungen, betrieb, um dadurch die Voraussetzungen für eine intensivere Agrarwirtschaft zu schaffen. Mit Hilfe von Agenten, wie zur Zeit der frühen Ansiedlungen am Anfang des Jahrhun- derts, sollten neue Siedler angeworben werden. Kozár verdankt seine deutsche Mas- senansiedlung dem berühmten „Bauernkolonisator“ Johann Heinrich Birkenstock (1709-1792), der 1721 aus Rainrod nach Felsőnána im Komitat Tolna gekommen war. Er arbeitete zunächst als Tagelöhner in Hőgyész und lernte István Nagy kennen, der später Administrator der Herrschaft Dombóvár werden sollte. Nagy überredete Birkenstock, sich ebenfalls in den Dienst der Esterházys zu stellen. Dieser Unterneh- mensgeist zahlte sich für ihn aus: Er wurde nicht nur zum Vertrauten der Fürstenfami- lie, sondern bereicherte sich auch an der großen Siedlungsaktion. Korruptionsskanda-

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le machten allerdings dieser Karriere ein Ende – was kein Einzelschicksal unter den Herrschaftsbeamten jener Zeit darstellte. Birkenstock kam 1756 mit Johann Weiß aus Hant nach Kozár. Damit begann die erste Einwanderungswelle, die bis 1761 dauerte. In dieser Zeit ließen sich 35 evange- lische, 14 katholische, sechs kroatische und 12 magyarische Familien nieder. In dieser Epoche entwickelte sich im Alltagsleben der Gemeinde ein reges, konfessions- und gruppenübergreifendes Miteinander. Anhand der Taufmatrikel und Geburtsregister sind zahlreiche Patenschaften zu beobachten. Dies führte auch zu einer engen Zu- sammenarbeit im Alltag: Familienfeste wurden gemeinsam begangen, die bäuerliche Arbeitsteilung untereinander ausgeführt, was auch eine kulturelle Annäherung und die Ausweitung der Toleranz nach sich zog. Für eine Übergangszeit gab es also zwischen den Sprachgruppen und Konfessionen offenbar kaum Schranken, da die Arbeitsabläu- fe nicht innerhalb fester Familien- und Verwandtschaftsstrukturen organisiert werden konnten. Doch die Entscheidungsträger vor Ort, in diesem Fall Birkenstock, setzten bald andere Prioritäten. Ihm war es ganz bewusst um eine Stärkung der evangelischen Gemeinde zu tun. 1762-1767 kamen 93 Lutheraner, 57 deutsche katholische, 9 kroati- sche und 4 magyarische Familien hinzu, womit die Kräfteverhältnisse – zumindest in Bezug auf die konfessionelle Aufteilung – zunächst ausbalanciert waren. Jeweils ein Drittel der Bevölkerung stellten die Orthodoxen, die Evangelischen und die Katholi- ken. Zugleich behielten die Serben weiterhin ihre wirtschaftliche Vormachtstellung. Laut Urbarium von 1767 besaßen sie die Hälfte des bewirtschafteten Ackerbodens und alle von ihnen ein kleineres oder größeres Grundstück, keiner war ein Häusler. Sie stellten damit die soziale Elite, während die Deutschen – unabhängig von ihrer konfessionellen Zugehörigkeit – vorerst die Unterschicht ausmachten. Auch diese Konstellation erfuhr aufgrund der weiteren Entwicklung eine radikale Veränderung. Die Gemeinde Kozár verfügte über 4 000 Morgen Ackerland, von de- nen bis 1767 allerdings nur 1 158 bewirtschaftet wurden. Die Ressourcen waren also bei weitem nicht ausgeschöpft, was den Grundherrn zur Intensivierung seiner Wirt- schaftsaktivität veranlasste. Diese Strategie deckte sich weitgehend mit den Interessen des Wiener Hofes, als unter Maria Theresia die Besiedlung der Kameralgüter einen gehörigen Aufschwung erlebte. Insbesondere Kleinhäusler waren gefragt, um mit ihnen die Ressourcen der sich vergrößernden Majoratswirtschaft des Grundherrn aus- zuschöpfen. Birkenstock bewerkstelligte eine beträchtliche Zuwanderung, mit der in Kozár 269 Lutheraner, 34 Katholiken, 13 Kroaten und 6 Magyaren ein neues Zuhause fanden. Auch diesmal wurden bei der Ansiedlung offenbar Protestanten bevorzugt. Die Ergebnisse der josephinischen Volkszählung widerspiegeln einerseits den eth- nisch-konfessionellen Pluralismus in dieser Gemeinde, andererseits die große, auf Binnenmigration beruhende Bevölkerungszunahme bis 1784. Man zählte in diesem Jahr 157 Häuser, 209 christliche und eine jüdische Familie, insgesamt 1 156 Einwoh- ner, davon zwei Pfarrer, fünf Handwerksmeister, 116 Bauern und 120 Häusler und Hintersassen sowie 549 Frauen.431

431 Ebenda, S. 192.

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Die neuen Siedler stellten die zweite und dritte Generation der Einwanderer, oft in Form der Tochtersiedlung. Das heißt, die Zuwanderung erfolgte aus Orten, deren Siedlungsstruktur sich bereits ein, zwei Kolonistengenerationen davor konsolidiert hatte. Diese Überlagerung von Primär- und Sekundärsiedlung weist darauf hin, dass die Deutschen nach ihrer Ankunft in Ungarn sehr mobil waren, immer wieder ihren Wohnort wechselten, immer neue Gebiete fruchtbar machten, neue Dörfer gründeten oder vorhandene stärker besiedelten. Diese Binnen- oder Siedlungsmigration, die über das 18. Jahrhundert hinaus andauerte, führte letztlich dazu, dass die bekannten Sied- lungsgebiete der Ungarndeutschen entstanden. Diese sind in einem größeren Ausmaß nicht auf Primärsiedlungen zurückzuführen. Die Toleranzpolitik des Grundherrn, in diesem Fall der Esterházys, hat diese Ex- pansion begünstigt. Sie bevorzugten offenkundig Protestanten, die aus dem Komitat Tolna in großen Scharen in die Baranya zogen. Das bedeutete nicht, dass die Protes- tanten uneingeschränkt ihr religiöses Leben entfalten konnten, doch immerhin wurden sie gegen Übergriffe der katholischen Obrigkeit geschützt und konnten sich Schritt für Schritt Privilegien erkämpfen. Birkenstocks wirtschaftlich-kolonisatorische Erfol- ge und die vom Grundherrn gewährten Konzessionen zugunsten der protestantischen Siedler bedingten sich gegenseitig. Denn ohne religiöse Infrastruktur blieb eine Kon- solidierung der Kolonisationsaktion langfristig in Frage gestellt. Dies bestätigt auch die Geschichte der Gemeinde Szentborbás im Komitat Somogy, in der in Ermange- lung einer solchen die Kroaten die deutschen Siedler verdrängen konnten.

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V Ungarische Nationalbewegung im Vielvölkerstaat 1790-1848

Der Regierungswechsel von Joseph II. zu seinem jüngeren Bruder Leopold II. (1790- 1792) fiel in eine überaus spannungsreiche Zeit, gekennzeichnet von Widerständen und Aufstandsbewegungen, die sich gegen die josephinischen Reformen richteten.1 Damit nicht genug stand das Wetterleuchten der Französischen Revolution am Hori- zont, welche die althergebrachte politische Feudalordnung, das ancien régime, beisei- te fegte. Als Großherzog von Toskana hatte Leopold dieses Land zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus gemacht.2 Ende Februar 1790 in Wien angekommen, ge- lang es ihm rasch und mit großem Geschick, die Spannungen und Widerstände zu be- seitigen, die aufgewühlten Gemüter und vor allem die Stände zu beruhigen. Im Ge- gensatz zu seinem älteren Bruder ließ er sich zum ungarischen König krönen und be- stätigte dem 1790 einberufenen ungarischen Landtag, dass die Länder der Ste- phanskrone (also auch Siebenbürgen, Kroatien und die Militärgrenze) innerhalb des Habsburgerreichs einen selbständigen Staat bildeten, der nach seinen eigenen Geset- zen zu regieren war. Ihm gelang das Kunststück, es jedem recht zu machen und ent- sprechende Hoffnungen zu wecken: für die Josephinisten den Ausbau der aufgeklär- ten Reformen in Aussicht zu stellen, für die Stände die Wiederkehr der guten alten Zeit gegenüber der drohenden umstürzlerischen Volksbewegung, für die höheren Be- amten den Absolutismus mit der gewohnten zentralen Leitung und für die Bauern vollständige Freiheit. Gerade weil seine Schritte in großem Ausmaß im Bereich der symbolischen Politik verblieben und kaum mit wahrnehmbar harten Maßnahmen ver- bunden waren, gelang es Leopold II., sein Reich rasch zu befrieden. Während die ungarischen Stände auf ihrem Landtag 1790/91 damit zufrieden wa- ren, unter Wiedereinsetzung ihrer traditionellen Rechte die Stellung Ungarns inner- halb des Habsburgerreichs als ein freies und nach eigenen Gesetzen zu regierendes Land bestätigt zu bekommen, proklamierten die Repräsentanten der Serben und Ru- mänen ihre nationale Gleichberechtigung. Ihre 1790 bzw. 1791 abgehaltenen Kon- gresse markierten den Beginn ihrer jeweiligen Nationalbewegung. So verabschiedeten die Serben auf ihrem in Temesvár 1790 abgehaltenen „illyrischen Kongress“, an dem nicht nur Vertreter der hohen und niederen Geistlichkeit, sondern erstmals auch Ver- treter der weltlichen Grundbesitzer und des städtischen Bürgertums teilnahmen, eine

1 BENDA, Emberbarát; CSÁKY, Aufklärung; 19. századi magyar történelem; KATUS, Ma- gyarország; KECSKEMÉTI, Hongrie; JANOS. 2 WANDRUSZKA, Leopold II.; SILAGI.

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an den König gerichtete „Adresse“ (Eingabe) mit der Bitte, ihnen das Recht auf Selbstverwaltung auf einem eigens zu diesem Zweck einzurichtenden „serbischen Territorium“ in ihrer Sprache zu gewähren. Der ungarische Landtag hat in Reaktion darauf diese Forderung sogleich als unannehmbar, als „einen Staat im Staat“ zurück- gewiesen.3 Wenig später, im Jahr 1791, folgten die Rumänen Siebenbürgens mit einer ge- meinsamen, ihre weltlichen wie kirchlichen Repräsentanten vereinigenden Plattform, dem „Supplex Libellus Valachorum“. Diese Denkschrift forderte für die Rumänen als dem „zahlreichsten Volk“ Siebenbürgens das Recht auf Anerkennung als Nation, auf Gleichberechtigung ihrer adeligen und gemeinen Angehörigen und auf gemischten oder ausschließlich rumänischen Sprachgebrauch in Gemeinden mit gemischter oder mehrheitlich rumänischer Bevölkerung. Der „Supplex Libellus“ wollte den Platz der Rumänen noch im Rahmen der Ständegesellschaft als vierte Nation bestimmen, die zu den bisherigen drei Nationen (Magyaren, Szekler und Sachsen) hinzutreten sollte.4 Die Serben waren mit ihren Forderungen bereits weiter gegangen und zeigten sich nicht mehr bereit, sich in die ständische Ordnung des ungarischen Königreichs einzu- fügen. Diese Eingaben lagen noch unbeantwortet auf dem Tisch, als Leopold nach kurzer Regierungszeit starb und sein Sohn Franz II.5 ihm nachfolgte. Der junge Kaiser Franz, den Joseph II. als wenig tauglich für das Regierungsamt befunden hatte, wischte alle diese Eingaben beiseite und befleißigte sich eines Regierungsstils, der als bürokrati- scher Autokratismus allen Nationalismen gegenüber von einer skeptischen bis abwei- senden Haltung gekennzeichnet war. Im Übrigen stand er in den ersten beiden De- zennien seiner Herrschaft zwei großen Herausforderungen gegenüber: der von ihm unterdrückten Jakobinerverschwörung in Ungarn, deren Träger entgegen ihres Prädi- kats Anhänger einer gemäßigten bürgerlichen Umgestaltung waren, und den bis 1815 dauernden Kriegen mit Frankreich, denen ab 1797 Napoleon Bonaparte (1769-1821) seinen Stempel aufdrückte. Die einige hundert Personen ausmachenden „Jakobiner“ wollten die Gleichberech- tigung aller Nationalitäten auf der Grundlage der konstitutionell-bürgerlichen Freihei- ten verwirklichen und traten im Unterschied zu den ihnen nachfolgenden Bewegun- gen nicht für eine national definierte Freiheit ein, sondern wollten die Habsburgermo- narchie als Ganzes reformieren.6 Ein spätes Echo ihrer Ideen ist in der Überzeugung der ungarischen Ausgleichsgeneration von 1867 zu finden, dass nämlich der ungari- schen bürgerlichen Verfassung ein österreichisches Gegenstück entsprechen müsse, weil ohne eine gemeinsame Verfassungsgrundlage die Personalunion beider Länder- gruppen zu ungleichgewichtig und deshalb nur unzureichend gewährleistet schien.7

3 KATUS, Nemzetiségi politika, S. 181. 4 PRODAN; HITCHINS. 5 Franz (1768-1835), als Franz II. römisch-deutscher Kaiser 1792-1806, ab 1806 als österrei- chischer Kaiser Franz I., gleichfalls als Franz I. ungarischer König. 6 BENDA, Jakobiner. 7 SOMOGYI, Zentralismus, S. 84 ff.

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In der ab 1790 geführten Auseinandersetzung der ungarischen Stände mit der kö- niglichen Zentralgewalt in der nationalen Frage kristallisierten sich auf ungarischer Seite drei Standpunkte heraus: der in der Historiographie häufig als „radikal“ be- zeichnete Standpunkt der Repräsentanten der ungarischen Nationalbewegung, ein weiterer, dieser gleichfalls zuzuordnender, aber als „gemäßigt“ bezeichneter Stand- punkt, der vor allem von István Széchenyi (1791-1860) vertreten wurde sowie als dritter ein konservativ-höfischer, der eigentlich alles beim Alten belassen wollte. Von Interesse sind hier nur die ersten beiden, langfristig wirksamen Standpunkte, deren Entstehungsgeschichte näher untersucht werden soll. Die 1784 erlassene Sprachverordnung Kaiser Josephs II. richtete sich nicht gegen das Ungarische, sondern sollte Latein durch Deutsch als moderne und in allen Teilen der Habsburgermonarchie gesprochene Kommunikations- und Verwaltungssprache ablösen. Seine Sprachreform fiel jedoch in eine Umbruchsituation und löste in Un- garn eine starke Gegenbewegung aus. Denn bereits in der sieben Jahre zuvor begon- nenen Schulreform Maria Theresias, der „Ratio educationis“ von 1777, war mit der Zielsetzung „Bildung für Alle“ ein Postulat der sozialen, bürgerlichen Gleichheit auf- gestellt worden, das die ständischen Schranken der Gesellschaft zu überwinden such- te.8 Zweites Hauptziel der Reform war, die Bildung in der Volkssprache zu ermögli- chen, um den Bildungsinhalten eine weite Verbreitung zu sichern. Dadurch wurden alle Volkssprachen aufgewertet und die Pflege dieser Sprachen und die Bestrebung, sie zu modernisieren und zu standardisieren, zum Gebot der Stunde für alle im Bil- dungsbereich Tätigen, ja für die gesamte Intelligenz. Dies galt natürlich auch für die ungarische Sprache und die ungarische Intelligenz. In der Folge erwuchs hieraus die Bewegung der ungarischen Spracherneuerung, die sich schon recht früh, an der Wen- de vom 18. zum 19. Jahrhundert, untrennbar mit der fast gleichzeitig entstehenden ungarischen Nationalbewegung verband.9 In dieser Umbruchphase von Kultur und Gesellschaft löste die Sprachverordnung Josephs II. starke Reaktionen aus. Denn ein großer Teil der ungarischen Elite, vor al- lem der mittlere Adel und die bürgerliche Intelligenz, sah durch diesen Schritt die ge- rade aufgekommene Idee der Geltung der ungarischen Sprache als verbindliche Volkssprache in Frage gestellt. Der ungarisch sprechende mittlere Adel, der sich des Lateins nur mehr aus formalen Gründen bediente, sah noch dazu seine Existenz- und Machtbasis in den Ämtern der Komitatsverwaltung durch die Sprachverordnung be- droht. Sein Kampf um seine adeligen Freiheiten verschmolz daher mit dem Kampf um seine Sprache, die faktisch über Nacht den Rang einer Nationalsprache erhielt. Mithin war die ungarische Nationalbewegung in Reaktion auf die josephinische Sprachverordnung von Anfang an auf ihre Sprache bezogen. Die Sprache wurde zum Attribut, später sogar Symbol der ungarischen Nation, zu einem politisch eingesetzten

8 CSÁKY, Hungarus-Konzeption S. 75. 9 MACARTNEY, Habsburg Empire; BALLAGI; FENYŐ; GERGELY, Nemzetet; DERS., Széchenyi; SPIRA, Kérdés; DERS., Nationality; DERS., Kossuth; VARGA, Helyet; DERS., Quo Vadis; DERS., Pesti Hírlap; KOSÁRY, Kossuth Lajos; SZABAD, Kossuth; WILDE; TRÓCSÁNYI; CSORBA/VELKEY; OPLATKA; POÓR; BÁRÁNY, Stephen Széchenyi; SZEKFŰ, Állam.

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Instrument der Nationsbildung. Der ungarische Nationalismus war von Anfang an ein Sprachnationalismus, der die Politik Ungarns das gesamte 19. Jahrhundert und dar- über hinaus beherrschte und dessen Programmatik in der Frage des Umgangs mit eth- nischem Pluralismus und der im Lande lebenden, nicht Ungarisch sprechenden Be- völkerung prägte. Gesetze und Gesetzesvorschläge, die den ungarischen Landtag von 1790 an kontinuierlich beschäftigten, waren – sofern sie sich nicht auf die Moderni- sierung des Landes bezogen – im wesentlichen Sprachengesetze. In der Geschichte der ungarischen Nationalbewegung sind deutlich zwei Phasen auszumachen: Der Kampf um die Durchsetzung des Ungarischen als Amtssprache markiert die erste Phase. Dieser Kampf hat 1844 sein Ziel erreicht. In der zweiten, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs reichenden Phase ging es um die Durchsetzung der hegemonialen Stellung der ungarischen Sprache in allen Bereichen des öffentli- chen Lebens: in Verwaltung, Schule, Bildung und Presse sowie im Bereich der staat- lich geförderten Kultur (Literatur, Theater, Musik etc.). Die Folgewirkungen mitein- bezogen lief dies auf eine systematische Marginalisierung aller Minderheitensprachen hinaus, mit der die sprachliche Assimilierung der nichtungarischen Bevölkerung, ihr „Aufgehen ins Ungartum“, erreicht werden sollte. Doch assimilieren ließen sich nur Deutsche und Juden, nicht aber die Slaven und die Rumänen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts fühlte sich die in Ungarn lebende nichtungarische Bevölkerung, die zu dieser Zeit mehr als 60 Prozent der Gesamtbevölkerung des Lan- des, also die Mehrheit, ausmachte, einem anderen Nationsbegriff verpflichtet als der ungarische Adel, der sich mit der ungarischen Nation gleichsetzte und dadurch alle Nichtadeligen aus der Nation ausschloss. Die zweite Nationskonzeption, die sich von der rechtlich-ständischen Bestimmung von Nation bereits weitgehend emanzipiert hatte, war die des Hungarus. Beide Nationsvorstellungen reichen bis ins Mittelalter zurück. Die ständisch- adelige Nation besaß im 1517 in Wien veröffentlichten „Tripartitum“ Werbőczis ihr Verfassungsdokument.10 Die damit konkurrierende Vorstellung, was Nation sei, wur- de vor allem in den Städten entwickelt, die in der Hierarchie der ständischen Freihei- ten den untersten Rang einnahmen, also noch zur Adelsnation gehörten, jedoch in ih- ren Emanzipationsbestrebungen einen von dem des Adels divergierenden, die ständi- schen Schranken bewusst überschreitenden Nationsbegriff herausbildeten. Diesem zu- folge gehörten alle in Ungarn geborenen Einwohner des Landes der natio Hungarica an. Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts gewann die Vorstellung von einer ge- meinsamen „Patria“ immer mehr Raum. Das Hungarus-Bewusstsein war getragen von einem starken Gefühl der Zugehörigkeit zu einem als Heimat bzw. Vaterland begrif- fenen Territorium, das als Königreich Ungarn auch zum Gegenstand eines ausgepräg- ten Staatspatriotismus aufrückte. Die frühbürgerliche Nationsauffassung des Hunga- rus-Bewusstseins verband sich bei den Deutschen mit der Selbstbezeichnung des

10 WERBŐCZI – im Interesse des Adels verfasste und vom König sanktionierte Sammlung des ungarischen Gewohnheitsrechtes am Ausgang des Mittelalters. Ihr Autor István Werbőczi (1458-1541) war Rechtsgelehrter und führender Politiker, 1525-1526 Palatin, 1526-1540 Kanzler des Königs Johann Szapolyai.

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„Deutschungarn“, eines Begriffs, den der Zipser Bürger David Fröhlich 1641 in sei- ner Schrift „Der uralte Deutsch-Ungerische, Zipserische und siebenbürgische lands- mann“11 geprägt hatte und der über den Ersten Weltkrieg hinaus in Geltung bleiben sollte.12 Die Träger des Hungarus-Bewusstseins, wir wollen sie hier als Hungari (Einzahl: Hungarus) bezeichnen, besaßen eine klare Vorstellung von der Mehrsprachigkeit und dem ethnischen wie konfessionellen Pluralismus des Landes, in dem sie lebten. Der Hungarus Johann von Csaplovics (1780-1847), ein Slowake, notierte in seinem 1829 erschienenen „Gemälde von Ungern“ hierzu: „Es ist schon aus der vorangeschickten kurzgefaßten Uebersicht der Comitate, Bezirke und Militärgrenze ersichtlich, dass das Königreich Ungern […] in Hinsicht der Bewohner des- selben ein wahres Europa im Kleinen sey; denn fast alle europäischen Volksstämme und Sprachen und Religionen und Beschäftigungsarten und Kulturstufen, endlich auch Le- bensweise, Sitten und Gebräuche sind da zu Hause.“13 Dieser Heterogenität der Bevölkerung Ungarns konnte nach Überzeugung der Hungari nur eine inkludierende Auffassung der Patria, eine Konzeption des ungari- schen Staates gerecht werden, die alle seine Bewohner in ihrer sprachlichen, konfes- sionellen und ethnischen Unterschiedlichkeit als im Prinzip gleichberechtigt aner- kannte. Das war entschieden mehr als nur eine Toleranzhaltung, eine bloße Duldung der pluralistischen Struktur des Königreichs. Dieser Überzeugung hat Csaplovics 1821 in seiner Abhandlung „Das Königreich Ungern ist Europa im Kleinen“ wie folgt Ausdruck verliehen: „Unter dem Wort ‚Ungarn‘ begreift man aber alle in Ungern wohnenden Völker; Slowaken ebenso gut als Walachen, Teutsche ebenso gut als Vandalen etc., alle sind Ungarn, weil sie in Ungarn wohnen. Magyaren dagegen sind nur jene, die die Haupt-Nation bilden, welche sich selbst Magyarok nennen.“14 Wer waren nun die Hungari? Ihr Zentrum bildete das protestantische Bürgertum der Deutschen und Slowaken Ober- und Westungarns, aus dem auch alle ihre Wort- führer hervorgingen: der bereits erwähnte Csaplovics, der ungarische Polyhistor des 18. Jahrhunderts Mátyás Bél (1684-1749), Karl Georg Rumy (1780-1847), Tobias Gottfried Schröer (1791-1850), Jakob Glatz (1776-1831) und sein Sohn Eduard Glatz (1812-1889) oder Gottlieb August Wimmer (1791-1863), Pfarrer und Schulreformer von Oberschützen im heutigen Burgenland. Als eine Hochburg des Hungarus- Bewusstseins ist die Zips anzusehen, deren Bewohner um 1800 bereits auf eine über 500 Jahre zurückreichende Kontinuität ihrer Stadtkultur zurückblicken konnten. Doch die Position der Hungari vertraten auch Magyaren wie beispielsweise der Wirtschafts- reformer Gergely Berzeviczy (1763-1822) oder der Pädagoge Sámuel Bredeczky

11 FRÖLICH. 12 PUKÁNSZKY, Deutsch-Ungar, S. 141. 13 CSAPLOVICS, Gemälde, Teil 1, S. 201. 14 CSAPLOVICS, Königreich, S. 410; mit „Vandalen“ sind übrigens die Wenden, das heißt die in Südwestungarn lebenden Slowenen gemeint.

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(1772-1812), ein enger Freund von Jakob Glatz. In seiner Reisebeschreibung Ungarns aus dem Jahre 1809 hebt Bredeczky hervor, dass es in Ungarn um die Alternative ge- he, dem „Patriotismus“ den Vorzug einzuräumen, jenem „heiligen Feuer, welches den edlen guten Staatsbürger zu edlen Handlungen antreibt“, oder dem „Nationalismus“, einer „verderblich schleichenden Glut, welche ungesehen die Stütze der Gebäude verkohlt und zum Einsturz vorbereitet“. Denn „der Nationalist schreyt und lärmt mit einem Ungestüm, der allen in die Augen fällt“ und lässt jene „Großzügigkeit vermis- sen, die für eine tiefgreifende Reform des Landes nötig ist“.15 Bredeczky räumte sol- chen Reformen Priorität vor jeglichem Nationalismus ein, der seiner Meinung nach die Bemühungen, die Rückständigkeit Ungarns zu überwinden, eher gefährdete als förderte. Ähnlich dachte auch der Sárospataker Jurist und Lehrer von Lajos Kossuth (1802-1894), Sándor Kövy (1763-1829)16, oder schließlich Berzeviczy, der gegenüber Ferenc Kazinczy (1759-1831) argumentierte: „Sie heben die Idee des Nationalismus aus [= hervor]: ich bin nicht dieser Meinung, weil Nationalismus schon an sich etwas Einseitiges ist, und weil wir in Ungarn eigentlich keine Nazion sind. – Nach meinem Begriff steht der Staat oben an, mit seiner Unabhängigkeit, Selbständigkeit und möglichst erreichbaren Gleichheit seiner Einwohner, wozu Wohlstand, Kultur, Moralität der Mehrzahl nothwendig gehört. – Das Übrige, e.g. Nationalismus, Pri- vilegien, Verfassungen, Gewohnheiten etc. ist untergeordnet.“17 Während Kazinczy den nationalen Fortschritt von der Reform und Verbreitung der ungarischen Sprache erwartete, betonte Berzeviczy die Notwendigkeit grundlegender Reformen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich. „Berzeviczy und die Hungari sahen die Priorität gesellschaftlicher Veränderungen, Kazin- czy und die Sprachnationalisten hingegen erwarteten sich das Heil von einer Bildungsrevo- lution im Sinne einer intensiven Magyarisierung der Bevölkerung, eine Position, die wäh- rend der ganzen Zeit der nun einsetzenden Reform (reformkorszak) – im Gegensatz zur notwendigen Sozialreform – vorherrschend blieb.“18 Diese Position der Sprachnationalisten bedeutete einen Bruch mit einer 800 Jahre lang bewährten Grundlage des interethnischen Zusammenlebens in den Ländern der Stephanskrone. Denn bis zu dieser Periode hatten die ständisch-adelige und die Nati- onsvorstellung des frühbürgerlichen Hungarus eines gemeinsam: Bei beiden spielte das Kriterium der Sprache keinerlei Rolle. Die Sprachnationalisten schlossen nun- mehr unter Berufung auf die Sprache alle nicht Ungarisch Sprechenden aus dem von ihnen angestrebten Nationalstaat aus. Sie vertraten eine exklusive Staatsauffassung und stellten den Konsens des Zusammenlebens der Magyaren mit der Mehrheitsbe- völkerung ihres Landes in Frage. Um noch einmal die Metapher Bredeczkys aufzu-

15 BREDETZKY, S. 185 f. 16 Kövy hat 1820 dem damals 18-jährigen Kossuth die Karriere eines „Aufrührers“ prophe- zeit. – DÉAK, Revolution, S. 26. 17 Briefkonzept Berzeviczys an Kazinczy, Lomnitz 17. März 1809. Zit. nach CSÁKY, Hunga- rus-Konzeption, S. 85. 18 Ebenda, S. 86.

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greifen: Die Sprachnationalisten setzten mit ihrer Kompromisslosigkeit die Funda- mente ihres Gemeinwesens in Brand, ohne das Feuer überhaupt wahrzunehmen. Wie sind diese Standpunkte zu Nation und Nationalstaat entstanden? Ab den 1780er Jahren setzte eine Transformation der ständisch-adeligen Nationsvorstellung ein, in der das sprachliche Kriterium rasch eine Vorrangstellung erlangte, während es den Trägern der Hungarus-Identität nicht gelang, ihre Konzeption von Nation zu mo- difizieren. Dadurch gerieten sie von Anfang an in die Defensive gegenüber der unga- rischen Nationalbewegung. Die Rezeption der deutschen Spätaufklärung, vor allem des Volks- und Nations- begriffs von Johann Gottfried Herder (1744-1803)19, die damit verbundene Bewegung der von Ferenc Kazinczy angeführten Spracherneuerung und schließlich die liberalen Grundideen der amerikanischen und französischen Revolution waren die Grundlage eines neuen, verbürgerlichten, alle Gesellschaftsschichten umfassenden Nationsbe- griffs, der die ständisch-rechtliche Argumentation im Kampf des Adels um seine Freiheiten allmählich überlagerte. In diesem Prozess wandelte sich der Adel wiede- rum – vielleicht nicht immer ganz bewusst – zum Vorkämpfer einer modernen libera- len Verfassung. „Auf der anderen Seite freilich blieb das Argument der Verteidigung der ungarischen Spra- che voll aufrecht und wurde mit dem inneren Wandel des Verfassungsverständnisses gleichsam zum Garanten einer modernen, eben nicht mehr ständischen Verfassung. Das heißt, während die ständische Verfassung allmählich in eine moderne Repräsentativverfas- sung […] umgedeutet wurde, blieb die Nationalsprache bzw. das Postulat nach ihr eine we- sentliche Konstante und Grundlage der neuen Verfassungsidee.“20 Die Politisierung der Sprache mündete allerdings in die Forderung, Bürger des ungarischen Staates könne nur der sein, wer sich zur ungarischen Sprache bekenne. Dadurch wurde die Aneignung, Pflege und Verbreitung der ungarischen Sprache zur staatsbürgerlichen Pflicht, die alle nicht Ungarisch Sprechenden unter Zugzwang und erheblichen Druck setzte, der als Assimilationsdruck bereits ab Beginn des 19. Jahr- hunderts wirksam wurde. Die ungarische Nationalbewegung und mehr noch der damit verbundene Sprach- nationalismus stürzte die „Hungari“ in ein Dilemma, aus dem sie – so sehr sie sich auch darum bemühten – bis 1848 keinen Ausweg fanden: das Dilemma des Ungarn, der kein Magyare war, weiterhin Ungar zu bleiben, ohne sich der ungarischen Natio- nalbewegung anzuschließen, oder sogar in andere einzutreten, die sich aus den Reihen des eigenen Volksstammes formierten. Es waren vor allem Repräsentanten der bür- gerlichen Deutschungarn, die sich als Protagonisten des Hungarus-Bewusstseins über dieses Dilemma Gedanken machten und versuchten, in öffentlichen Stellungnahmen ihre Position zu verdeutlichen und einen möglichen Kompromiss zu finden. Denn die Vertreter der nichtungarischen Bevölkerung reagierten auf die ungarische National- bewegung mit dem Aufbau ebensolcher Bewegungen und stellten dem ungarischen Sprachnationalismus ihren eigenen serbischen, rumänischen oder slowakischen

19 SUNDHAUSSEN, Einfluß, S. 64-97. 20 CSÁKY, Hungarus-Konzeption, S. 78; neuerdings MISKOLCZY, Hungarus.

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Sprachnationalismus entgegen. Sie gaben damit die Hungarus-Idee allmählich auf, auch wenn bei ihnen ein ungarischer Staatspatriotismus, ein Gefühl der Zugehörigkeit zum Reich der Stephanskrone noch lange nachwirkte. Denn die Vorstellung, dieses Reich zu verlassen und der Logik ihrer Nationsidee folgend einen eigenen National- staat zu gründen bzw. sich als Konnationale einem solchen anzuschließen, diese Vor- stellung gewann erst sehr spät, nämlich dann an Raum und Zustimmung, als am Ende des Ersten Weltkriegs die alte Ordnung mit ihrer Tradition eines alle Völker verei- nenden Zusammenlebens in einem Staat zerbrach. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Tradition war das Prinzip der Inklusivität, das heißt, unabhängig von Sprache, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit waren alle in Ungarn Geborenen gleichberechtigte und gleichwertige Bürger „ihres“ Staates. Das war auch die tragende Komponente des Hungarus-Bewusstseins. Diesem stellte sich nun das Prinzip der Exklusivität der ungarischen Nationalbewegung entgegen, dem zufolge nur derjenige gleichberechtigter Bürger des Staates sein konnte, der die unga- rische Sprache zu seiner eigenen gemacht hatte. In den Augen der ungarischen Sprachideologen waren alle anderen Sprachen schädlich und die negative Bewertung solcher Sprachen erstreckte sich rasch auch auf deren Sprecher. Die nichtungarischen Bewohner wurden dadurch zu Bürgern zweiter Klasse und zum Objekt von Maßnah- men, die sie in Magyaren umzuwandeln suchten. György Bessenyei (1747-1811), der Begründer der ungarischen Hochliteratur, verkündete bereits 1781: „Wir müssen die unter uns lebenden Deutschen und Slowaken zu Magyaren machen“21, da er davon ausging: „Jede Nation wird in ihrer eigenen Sprache eine gelehrte, eine wissende Na- tion, in einer fremden Sprache jedoch niemals.“22 Der ungarische Landtag von 1807 unterstrich diesen Standpunkt mit der Feststellung, „eine Nation wird erst dann glück- lich sein, wenn sie in einer Sprache spricht.“23 In seiner 1808 vorgelegten Tübinger Preisschrift „Über die Erhebung der ungarischen Sprache zur Sprache des öffentli- chen Geschäftes und der Schulen in Ungarn“ forderte Kazinczy daher die Emanzipa- tion des Ungarischen, „sowohl seinen Ausbau als auch seinen Gebrauch betreffend“.24 Doch beherrschte die Vorkämpfer der ungarischen Nationalbewegung bis 1848 ei- ne gewisse, an Fortschrittsgläubigkeit gebundene mechanistische Vorstellung, gleich- sam eine Automatismuserwartung, dass die Gewährung der liberalen Freiheitsrechte zusammen mit der Förderung der ungarischen Sprache und der ungarischen Schulbil- dung zur Lösung der wichtigsten Probleme des Landes – so auch des Nationalitäten- problems – durch die Erziehung einer wachsenden Zahl von Magyaren entscheidend beitragen könne. Diese Haltung hat der Dichter und Publizist József Bajza (1804- 1858) in seiner Rede vor der Ungarischen Akademie 1845 am bündigsten zusammen- gefasst, als er erklärte, nur eine konsequente sprachliche Magyarisierung könne das Nationalitätenproblem aus der Welt schaffen.25

21 Zit. nach KATUS, Nemzetiségi politika, S. 185. 22 BESSENYEI, S. 20. 23 KATUS, Nemzetiségi politika, S. 185. 24 KAZINCZY; FÖLDES, Wissenschaftssprache. 25 BAJZA.

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In der von ihm begründeten und herausgegebenen Literaturzeitschrift Orpheus formulierte der Anführer der ungarischen Spracherneuerungsbewegung Ferenc Ka- zinczy diese Erwartung in aller Direktheit und unter voller Betonung des Prinzips der sprachlichen Exklusivität, das für nichtungarische Bewohner seines Landes keinen Ausweg mehr offenließ: „Erst wenn die ungarische Sprache eingeführt wird, wird unsere Nation zu einer eigenstän- digen Nation. Die Sprache wird zu einer ewigen Mauer, die zwischen dem Ungarn und dem Nichtungarn aufgerichtet ist, und der Fremde wird entweder Ungar werden oder des Hungers sterben.“26 Und sein Freund und Mitstreiter, der Dichter Sándor Kisfaludy (1772-1844) jubel- te 1842, als sich die Einführung des Ungarischen als Amtssprache bereits ankündigte: „Die Folge werden in einem Vierteljahrhundert 12 Millionen Ungarn sein. Von dieser gro- ßen und schönen Ernte ist, ich kann es mit Stolz feststellen, wenigstens eine Garbe mein Verdienst.“27 Auf das ungarische Konzept von Sprache und Schule als Schule und Sprache der Nation fiel von Anfang an der Schatten Herders, dessen auf Sprache und Volk zen- trierte Botschaft der Nationsbildung zugleich mit seiner Prognose rezipiert wurde, dass die ungarische Sprache und damit auch das ungarische Volk bald im slavischen Meer versinken werde.28 Die Angst hiervor wurde zum maßgeblichen Impetus des ungarischen Sprachnationalismus und seiner grundsätzlich intoleranten wie missiona- rischen Haltung gegenüber den in Ungarn lebenden Völkern und Volksschichten (wie das deutsche Bürgertum), die (noch) nicht ungarisch sprachen.29 Es stellt sich hier die Frage, warum „die weitaus gerechtere, humanere, eben mo- dernere“30 Konzeption der Hungari, die auch den realen Rahmenbedingungen Un- garns, dessen sprachlichem, ethnischem und konfessionellem Pluralismus wesentlich

26 „Ha a Magyar nyelv hozattatik-bé, […] Nemzetünkből különös Nemzet válik, örökös fal lesz a’ Magyar és nem-Magyar közt vonva, ’s az Idegen vagy Magyarrá lesz köztünk, *) vagy éhhel hal-el.“ – Orpheus, S. 154 f., unter . Das Zitat hat übrigens eine interessante Fortsetzung, in der auf das Beispiel Deutschlands verwiesen wird, und eine *Anmerkung zur Magyarisierung deutscher Namen und Negation „schwäbischer“ Identität. Nach Kazin- czy hatte in Großwardein ein „Fremder“ namens Brückner seine Kinder in Hidasi um- benannt, „wodurch sie zu Magyaren wurden“. Und wer es probieren sollte, die Einwohner des Dorfes Rakamaz bei Tokaj Schwaben zu nennen, werde mit Stockhieben eines Bes- seren belehrt. – Das im Komitat Szabolcs gelegene Dorf Rakamaz wurde 1728 von Deutschen aus Württemberg besiedelt. 27 Zitiert nach GOTTAS, Geschichte des Protestantismus in Oberungarn, S. 221. 28 „Das einzige Volk, das aus diesem Stamm [= dem finno-ugrischen] sich unter die Eroberer gedrängt hat, sind die Ungern oder Madscharen […] Da sind sie jetzt unter Slawen, Deut- schen, Wlachen und andern Völkern der geringere Theil der Landeseinwohner, und nach Jahrhunderten wird man vielleicht ihre Sprache kaum finden.“ – HERDER, Bd. XIV, S. 268 f.; vgl. PUKÁNSZKY, Herder. 29 DEÁK, Revolution, S. 49 f.; etwas zu psychologisierend STEINACKER, Wesen. 30 CSÁKY, Hungarus-Konzeption, S. 89.

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besser Rechnung trug, dem – nicht nur ungarischen – Sprachnationalismus unterlag. Ihre Niederlage manifestierte sich endgültig in der Revolution von 1848, in der das Forum der politischen Auseinandersetzungen den Anhängern der „nationalen“ Revo- lution auf der einen und deren konservativen Gegnern auf der anderen Seite überlas- sen blieb. Stimmen, die für eine gruppenübergreifende, inkludierende Staatsauffas- sung im Sinne des Hungarus oder auch des Bohemismus eines František Palacký (1798-1876) oder Josef Dobrovský (1753-1829) Partei nahmen, hatten keine Chance mehr, Gehör zu finden oder gar sich durchzusetzen. Den Sprachnationalisten gelang es am überzeugendsten, die politischen Forderun- gen des Liberalismus, seine Freiheitsideen und seinen Fortschrittglauben für sich zu vereinnahmen. Der siegreichen Verbindung von Liberalismus und Sprachnationalis- mus wussten die skrupulösen Hungari wenig entgegenzusetzen. Obwohl sie eine we- sentlich zutreffendere Diagnose der großen Probleme des Landes, seiner Rückstän- digkeit und der Heterogenität seiner Bevölkerung stellten, erschienen ihre Therapie- vorschläge wenig attraktiv, denn sie entbehrten der Gruppendynamik des entfesselten Wir-Gefühls, das in der Idee der Nation, der nationalen (Sprach-)Erneuerung und im Streben nach Befreiung von Fremdherrschaft und überkommenem Feudalismus die überzeugende Programmatik für die gemeinschaftliche Selbstverwirklichung gefun- den hat. Mit dieser schien gleichsam automatisch die Modernisierung des Landes ver- bunden zu sein. Davon waren die Anführer der Nationalbewegung wie Miklós Wesse- lényi (1796-1850), Ferenc Deák (1803-1876) und Lajos Kossuth (1802-1894) über- zeugt, während die Hungari vergeblich darauf verwiesen, dass derlei mechanistische Vorstellungen an den pluralen Strukturen des Landes, das heißt ohne politische und gesellschaftliche Einbindung der nichtungarischen Bevölkerung in die politischen Entscheidungsprozesse, scheitern mussten. Naturgemäß neigten die Hungari eher einem föderalistischen Staatsaufbau zu, während Kossuth in einem solchen bereits den Untergang des von ihm ersehnten Na- tionalstaats erblickte: „Ein Land nach Sprachen aufzuteilen, und jeden seiner Teile als besonderes Territorium einer besonderen politischen Nationalität zu übergeben, führt nur dazu, ein solches Land zu zerstückeln und aufzulösen.“31 Kossuth vertrat die Überzeugung, in einem Staat könne nur eine Nation leben.32 Nation war für ihn ein historisches Faktum, geprägt von einer gemeinsamen Verfas- sung, gemeinsamen Gefühlen, gemeinsamen Interessen, gemeinsamen Erinnerungen, ausgestattet mit einem gewissen Maß an Kultur und Selbstbewusstsein und der Fä- higkeit, ihre Unabhängigkeit von anderen Nationen zu erringen und zu bewahren. Es sind Merkmale, die er unter den im Karpatenbecken lebenden Völkern nur bei den Magyaren ausmachen konnte.33

31 Zitiert nach KATUS, Nemzetiségi politika, S. 181. 32 Pesti Hírlap 1842, Nr. 160. 33 Ebenda. – Vgl. KATUS, Kossuth.

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Demgegenüber nahm István Széchenyi einen wesentlich gemäßigteren Standpunkt ein. Széchenyi war mit seinen gesellschaftskritischen Schriften und Gesetzesentwür- fen 1830 zum anerkannten Führer der ungarischen Nationalbewegung geworden. Mit seiner Reformtätigkeit gab er dem Land nicht nur ein neues Selbstbewusstsein, son- dern vermittelte auch die Einsicht in die Notwendigkeit grundlegender gesellschaftli- cher Veränderungen. Ab Beginn der 1840er Jahre geriet er allerdings in einen immer größeren Gegensatz zu Kossuth, der zu dieser Zeit Széchenyi bereits an Popularität übertraf. Beide vertraten immer kontroversere Ansichten über die politische Strategie zur Verwirklichung der großen Ziele, obwohl sie in diesen grundsätzlich überein- stimmten. Széchenyi wollte einen offenen politischen Konflikt mit Wien vermeiden und trat im Gegensatz zu Kossuth für eine Politik der Zurückhaltung, der Mäßigung und des Kompromisses ein. In seiner Schrift „A Kelet népe“ (Volk des Ostens) vom Jahr 1841 verurteilte er Kossuths Politik als demagogisch und gefährlich, da sie in ei- nen Krieg zu münden drohe, den Ungarn aufgrund seiner strukturellen Schwächen nicht gewinnen könne. Széchenyi bejahte an sich die Magyarisierung, auch er hielt sie für nötig, lehnte jedoch jegliche Anwendung von Gewalt ab. In „A Kelet népe“ hob er die Gefahren einer gewaltsamen Magyarisierung hervor: Diese würde nur Hass säen, die Gegensät- ze vermehren und jegliche Überzeugungsarbeit, auf der allein Assimilation beruhe, verhindern. Die gewaltsame Magyarisierung verfehle damit ihr Ziel und das Ungar- tum stünde binnen kurzer Zeit vor einem Scherbenhaufen. In seiner berühmten Aka- demie-Rede vom 27. November 1842 kritisierte Széchenyi die intolerante Haltung der radikalen, um Kossuth gescharten Reformgeneration gegenüber den Nationalitäten scharf. Insbesondere wandte er sich gegen die mechanistische Auffassung, mit der rü- den Verbreitung der ungarischen Sprache und Schule könnte die Nationalitätenbevöl- kerung zu staatstreuen Magyaren umerzogen werden: „Es ist eine arge Täuschung, dass Einer schon zum Magyaren wird, wenn er ungarisch sprechen kann.“ Ein gewalt- sames Vorgehen „verfehlt den Zweck, schafft vielmehr Märtyrer und weckt den Fanatismus. Nicht durch Befehl und Zwang, sondern durch fortgesetzte Kultur, durch geistige Überlegenheit kann die ungarische Sprache und Nation erhalten und verbreitet werden. […] Das magyarische Wort ist aber noch kein ungarisches Gefühl, und der Mensch deshalb noch lange nicht tu- gendhaft, weil er gerade ein Ungar ist. Denn das Kleid und das Wort machen noch keinen Patrioten.“34 Deshalb könnten die Verbreitung und der Unterricht der ungarischen Sprache nicht als Instrument für die Verschmelzung der Nationalitäten mit der ungarischen Nation angewendet werden. Széchenyi wertete das Konzept der Sprachnationalisten als eine „Täuschung“ und hielt es für einen großen Fehler, „dass wohl in keinem Lan- de dieser Erde die hehre Idee der Vaterlandsliebe mit der Nationalsprache derart ver- wirrt worden ist wie eben in Ungarn“35.

34 SZÉCHENYI, S. 30. 35 Gróf Széchenyi István összes munkái, Bd. 6,1, S. 188.

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1 Das deutsche Bürgertum und die ungarische Nationalbewegung

In der Regierungszeit Josephs II. erlebte das deutsche Bürgertum in Ungarn einen kulturellen Aufschwung. Es entstand eine lebhafte, die Themen der Zeit aufgreifende deutschungarische Literatur mit zahlreichen Zeitschriften, welche wie die von Ludwig von Schedius (1768-1847) geleitete Zeitschrift von und für Ungarn36 auch weit über den Literaturbereich auf Sprache, Geschichte, Geographie und andere Disziplinen ausgriffen. Zum deutschen Kulturleben gehörte das deutsche Theater, das mit der 1812 in Pest erbauten Bühne bis zu seinem Brand 1847 seine führende Stellung im ungarischen Theaterwesen behauptete37 und zu dem neben den wandernden Schau- spielergruppen noch weitere feste Bühnen in Ofen, Pressburg, Temesvár und Kaschau hinzukamen38, der 1784 an der Pester Universität eingerichtete germanistische Lehr- stuhl und schließlich auch ein Teil der Presseorgane von Ofen und Pest. Nicht zu übersehen ist jedoch, dass in den 1820er bis 1840er Jahren gerade die Stadt Pest auch zum Zentrum der slowakischen und serbischen Nationalbewegung geworden war. Hier wirkten ab 1819 der Slowake Jan Kollár (1793-1852) und sein Kreis, dem auch der Historiker František Palacký angehörte. Hier wurde 1826 die Matica Srpska als nationales Kulturzentrum der Serben gegründet, das erst viele Jahre später, 1864, nach Neusatz/Novi Sad, seinen heutigen Standort, übersiedelte. Eben- falls in Pest entstanden die Zentren der ungarischen Nationalbewegung, die mit dem Namen Ferenc Széchényi (1754-1820) als ihrem Gründer verbundenen Institutionen Ungarisches Nationalmuseum (bereits 1802/07) und Ungarische Nationalbibliothek, 1825 – dank einer Stiftung István Széchenyis – die Ungarische Akademie der Wis- senschaften und als gesellschaftliches Zentrum das 1827 gleichfalls von István Széchenyi gegründete Pester Kasino. So war Pest in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur heimlichen Hauptstadt aufgestiegen, in der sich das Kulturleben der Eliten, der ungarischen wie der nicht- ungarischen, insbesondere der slowakischen, serbischen, rumänischen und deutschen Bevölkerung, bündelte und einen lebhaften Austausch pflegte. Dies bewirkte auch ei- ne starke Zunahme der Stadtbevölkerung, die im Zeitraum von 1809 bis 1847 von

36 Zeitschrift von und für Ungarn, zur Beförderung der vaterländischen Geschichte, Erdkunde und Literatur, hrsg. von LUDWIG VON SCHEDIUS, Bd. 1-6, Pesth 1802-1804. Diese Zeit- schrift war eine Fortsetzung von: Ungrisches Magazin oder Beyträge zur ungrischen Ge- schichte, Geographie, Naturwissenschaft und der darin einschlagenden Literatur, hrsg. von KARL GOTTLIEB VON WINDISCH, Bd. 1-4, Pressburg 1781-1787. Fortgesetzt unter dem Ti- tel: Neues ungrisches Magazin. Bd.1.2, Pressburg 1791-1798. 37 Das Theater hatte zwischen 3 000 und 3 600 Sitze, die doppelte Kapazität des Wiener „K.K. Hoftheaters nächst der Burg“, und war damit das größte deutsche Theater seiner Zeit. – FREIBERG, S. 29. 38 PUKÁNSZKY-KÁDÁR, Geschichte; PUKÁNSZKY-KÁDÁR, Pesti; BINAL. – Die Blütezeit des deutschen Theaters fiel in die Zeit von 1812-1847, als sowohl in Pest als auch in Ofen deutsche Bühnen existierten. Nach 1848 gab es das Stadttheater in Pest von 1857-1870. Nach dem Brand des Deutschen Theaters in der Wollgasse am 20. Dezember 1889 schei- terten alle Versuche, es in irgendeiner Form wiederzuerrichten.

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35 449 auf 100 617 Personen und damit beinahe auf das Dreifache angewachsen war.39 Eine führende Stellung nicht nur im deutschungarischen Diskurs kam der deutsch- sprachigen Presse in Pest und Ofen zu. Während das Pesther Tagblatt, Der Ungar und Der Spiegel eher der ungarischen Nationalbewegung nahestanden, sind die Ge- meinnützigen Blätter und die Pesther Zeitung eher als regierungsfreundliche Foren des deutschen Bürgertums einzustufen. Die beiden Letzten berichteten auch regelmä- ßig über das Kulturleben der nichtungarischen Nationalitäten, so dass die Berichter- stattung der deutschsprachigen Presse von Pest und Ofen eine zwischen den einzelnen Nationalbewegungen vermittelnde Funktion ausübte. Das deutschsprachige Bürgertum von Pest und Ofen vertrat in den zwei Jahrzehn- ten des Vormärz bzw. der Reformzeit40 „primär ungarische (kulturelle) Interessen in deutscher Sprache […], während die Vertre- tung deutscher und österreichischer Kultur in Ungarn von zweitrangiger Bedeutung war. So wurden im Pester Deutschen Theater nicht nur Stücke mit ungarischer Thematik ge- spielt, sondern in den einzelnen Vorstellungen wurde jede Gelegenheit genutzt, zum Bei- spiel durch Arien- und Lieder-Einlagen in ungarischer Sprache, die jeweilige Produktion bunter zu gestalten und die Sympathie des Publikums zu gewinnen.“41 Trotz aller Bemühungen der unternehmenslustigen deutschen Verleger von Pest, Gustav Heckenast (1811-1878) oder Konrad Adolf Hartleben (1778-1863), gelang es nur in Ausnahmefällen, Erstveröffentlichungen berühmter deutscher Autoren in Pest herauszubringen. Adalbert Stifter (1805-1868) bildete hier eine Ausnahme, und auch Franz Grillparzer (1791-1872) veröffentlichte im 1840-1848 erschienenen Almanach Iris. Verlegerisch gesehen wesentlich erfolgreicher erwies sich die systematische Übersetzung und Herausgabe ungarischer Romanschriftsteller. Die deutschsprachigen Periodika machten sich zum Vermittler der ungarischen Belletristik und der von ihr verbreiteten Ideen der ungarischen Nationalbewegung. Wie viele Anhänger diese be- reits gefunden hatte, beweist auch das musikalische Leben der Stadt. Aus dem deut- schen Bürgertum hervorgegangene Komponisten wie Karl Thern (1817-1886) oder die aus Lemberg zugezogenen Brüder Franz (1821-1883) und Karl Doppler (1825- 1900) vertonten ungarische Theaterstücke, insbesondere Lustspiele. Dass Károly Thern Ungarisch kaum beherrschte, hielt ihn nicht davon ab, das beliebteste ungari- sche Lied der 1840er Jahre, das „Fóti dal“ von Mihály Vörösmarty (1800-1855) zu

39 KÓSA, Pest 40 In der ungarischen Historiographie wird der Begriff „Reformzeit“ verwendet, der sich als Epochenbezeichnung mit dem „Vormärz“, der Zeit, die der Märzrevolution von 1848 vo- rausging, teilweise deckt. Der Begriff „Reformzeit“, erstmals von dem Historiker Mihály Horváth 1863 verwendet, setzte sich mit dem 1923 erschienenen Aufsatz von Elemér Mályusz „A reformkor nemzedéke“ [Die Generation der Reformzeit] endgültig durch. Mit dem Begriff wird der Reformdiskurs der Protagonisten der ungarischen Nationalbewegung als das Hauptmerkmal dieser Periode hervorgehoben, die zeitlich auf die Jahre 1830-1848 eingegrenzt wird. 41 FRIED, S. 29.

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vertonen. Seine „ungarisch“ klingende Melodie wurde schnell so populär, dass sie bald einen festen Platz im Kanon der ungarischen Kunstlieder erhielt.42 Josef Dubez (1828-1891) wiederum komponierte als Kapellmeister des Deutschmeister-Regiments den „Alkotmány-Csárdás“ (Verfassungs-Csárdás), was er nach 1848 mit einer „Hu- manitas-Polka“ wieder gutzumachen suchte.43 In welchem Ausmaß sich jedoch dieses Bürgertum, das sich an der Magyarisie- rung, insbesondere der Namensmagyarisierung bereits beteiligte, in seiner Identität verunsichert fühlte, offenbart eine kritische Stellungnahme, welche die Pesther Zei- tung zu den „Bemerkungen eines Theißungarn über die Vaterlandsliebe“ veröffent- lichte: „Es genügt ihm nicht, dass die Hauptstadt, wie es heißt, immer mehr sich magyarisire; die- se Umgestaltung ist ihm mehr ein äußeres, kein inneres Durchdringen; der Magyarismus verliere bei diesem Sieg an Originalität und wird durch fremde Culturelemente mit denen er in Berührung kommt, in seiner Wesenheit alterirt […] Wenn aber der Verfasser an der Donau lustwandelnd blutige Thränen darüber weint, dass die lange Türkenherrschaft, die Arpad’s Volk zehntete, Schuld daran sei, dass Ungarns alte Hauptstadt noch immer von Fremden bewohnt wird, so hätte er gründlicher sein sollen in seinem Schmerz, und darüber trauern, dass Fremde die Hauptstadt erbauten, wenn die deutschen Ansiedler noch immer als Fremdlinge gelten sollen in ihrer neuen blut- und schweißgedüngten Heimat. […] die Ofner Bürger vor der Türkenherrschaft waren um ein Gutes deutscher als sie es jetzt sind, anno 1846, wo der Halbmond im letzten Viertel steht und der Theißungar seine Broschüre über Pest in Leipzig hat drucken lassen.“44 Für die 1820er Jahre hat Jan (Johann) Csaplovics die weite Verbreitung der deut- schen Sprache in Ungarn hervorgehoben, als Geschäfts- und Handelssprache, als die Sprache der Postämter, des Bergbaus, der Honoratioren, der „Kaffeesieder“ und Wirtsleute; er wies jedoch zugleich auf Gegenbeispiele, das heißt auf Assimilations- vorgänge vor allem in Oberungarn hin: „So stark sich nun, nach dem bisher mit Wahrheit Gesagten, die deutsche Sprache bei dem Adel und bei Honoratioren ausbreitet, so sehr kommt sie dagegen bei dem weit zahlreiche- ren gemeinen Volk immer mehr und mehr in Abnahme und die Zahl der sogenannten ‚Stockdeutschen‘ wird täglich geringer, weil sie sich entweder magyarisiren oder slovakisi- ren oder ruthenisiren, je nachdem sie nämlich mit diesem oder jenem Volke benachbart oder vermischt sind.“45 In seinem Standardwerk zur Geschichte des deutschen Bürgertums hebt Béla Pukánszky46 den Typus hervor, der sich am Vorabend der Revolution immer mehr mit den ungarischen Liberalen und deren Idealen von Freiheit und Fortschritt identifi- zierte. Er verweist beispielsweise auf Josef August Bayer (1821-1864), Sohn einer

42 Ebenda, S. 34. 43 PUKÁNSZKY, Polgárság, S. 64. 44 Pesther Zeitung 1846, Nr. 208, Rubrik Literarische Nachrichten. Die Stellungnahme be- trifft die anonym erschienene Broschüre von GERANDO. 45 CSAPLOVICS, Gemälde, Bd. 1, S. 219. 46 PUKÁNSZKY, Polgárság, S. 52-107.

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Pester Kaufmannsfamilie, der als Offizier 1848 zum Generalstabschef der Honvéd- Armee unter Artúr Görgey (1818-1916) aufstieg. In Bayers 1847 publizierten − stilis- tisch stark an Nikolaus Lenau orientierten − Gedichten mischte sich Verbitterung über die Politik des Wiener Hofes mit Begeisterung für die liberalen Freiheitsideen im Dienst der ungarischen Nation. Er verkörperte den zahlreich vertretenen Typus des deutschen, aus der Armee der Monarchie hervorgegangenen Offiziers, der 1848 ohne zu zögern in das Lager der ungarischen Nation und ihrer Honvéd-Armee überwech- selte und bereit war, sich mit „Leib und Leben“ für Ungarns Freiheit einzusetzen. Denn bereits vor 1848 hatte bei einem bedeutenden Teil des deutschen Bürgertums die Gleichsetzung Gültigkeit: „Der Fortschritt, die Bildung und die Freiheit waren eins mit dem Ungartum, während die Rückständigkeit und die Nörgelei Zeichen für die österreichische Reaktion und mit dem Begriff des Deutschtums verbunden war.“47 Ferenc Pulszky (1814-1897) beschrieb in seinen Memoiren „Wie ich zum unga- rischen Schriftsteller wurde“ seinen Werdegang als begeisterter Leser der Dramen Friedrich Schillers (1759-1805), der Lustspiele August von Kotzebues (1811-1884) und der Gedichte Heinrich Heines (1797-1856). Diese Lektüren seiner Schulzeit am Kollegium von Preschau verbanden ihn mit dem Freiheitsideal der deutschen Natio- nalbewegung.48 Nachdem er 1834 den Pressburger Landtag erlebt hatte, begann er die Anliegen der ungarischen Nationalbewegung zu seinen eigenen zu machen. Die deut- sche Sprache benutzte er seitdem nur mehr als Mittel, deren Anliegen für die deutsche Öffentlichkeit verständlich zu machen, so beispielsweise in seiner anonym 1844 in Leipzig erschienenen Flugschrift „Die Sprachenfrage in Ungarn“. Zu seinem Freundeskreis gehörte der Schriftsteller und Kunsthistoriker Imre Henszlmann (1813-1888), Sohn deutscher Kaufleute aus Kaschau, der 1843 die Vier- teljahrschrift aus und für Ungarn herausgab und sie zum – allerdings nur kurzlebigen – deutschen Sprachrohr der ungarischen Liberalen machte. Kossuth, Ágoston Trefort (1817-1888), Antal Csengery (1822-1880) und Móric Lukács (1812-1881) zählten zu seinen ständigen Mitarbeitern. Auch er nutzte die deutsche Sprache als Instrument der Propaganda für die ungarische Nationalbewegung. Zunehmend auf Distanz zum Deutschtum ging auch der aus Westungarn stam- mende, in Ödenburg aufgewachsene Schriftsteller Adolf Frankenburg (1811-1884). Als Kind ein Spielkamerad von Franz Liszt (1811-1886)49, begegnete Frankenburg al- lem, was ihn mit seiner deutschen Herkunft verband, mit Hassliebe und immer bei- ßenderer Kritik. Nachdem er in Ödenburg und Pest mit seinen Lustspielen große Theatererfolge gefeiert hatte und als ein zweiter – ungarischer – Kotzebue gefeiert worden war, entwickelte er sich unter dem Einfluss seines Pester Freundeskreises zum ungarischen Liberalen und schrieb für den Rest seines Lebens keinen einzigen

47 Ebenda, S. 53. 48 PULSZKY, Zeit. 49 Als Adam Liszt 1823 in Pest seinen Sohn Franz dem Kreis der städtischen Künstler vor- stellte, begann er seine Ansprache mit zwei ungarischen Wörtern, welche die ansonsten deutschsprachige Veranstaltung einleiteten: „Magyar vagyok“ – Ich bin ein Ungar. – PUKÁNSZKY, Polgárság, S. 38.

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Satz mehr auf Deutsch. Er kritisierte den nach dem Muster des Wiener Musikvereins gebildeten „Pest-Ofener Tonkünstlerverein“ und seine Begründer Ludwig Schedius und Anton Trexler als eine „vom Teutoburger Geist“ gesteuerte Vereinigung von deutschen Musikern, obwohl diese nichts anderes taten als die ungarische Musik zu kultivieren. In den 1840er Jahren hatte die „Verbunkos“-Musik, die ungarische Kunstmusik jener Zeit, das Pest-Ofener Bürgertum erobert, zusammen mit den unga- rischen Tänzen, die den Wiener Tänzen – Walzer und Polka – demonstrativ vorgezo- gen wurden. Ähnlich verhielt es sich auch in der Mode, wo die neu eingeführte unga- rische Kleidung die zuvor dominante deutsche abgelöst hatte.50 Dementsprechend gab es in Pest die zwei Zünfte der „ungarischen“ und der „deutschen Schneider“, wobei das Prädikat keinesfalls auf eine nationale Zugehörigkeit verwies, sondern darauf, dass die einen nach der „ungarischen“, die anderen nach der „deutschen“ Mode schneiderten.51 Frankenburg war beinahe alles, was er in Pest an Vereinen und gesellschaftlich- kulturellen Institutionen vorfand, noch zu wenig ungarisch. Er sah sich bemüßigt, im Kasino von Ofen „Ordnung zu machen“, worunter er dessen Magyarisierung ver- stand, und scheute auch nicht vor Krawallen und Demonstrationen zurück, um die deutschen Aufschriften Ofener Geschäfte und Veranstaltungen anzuprangern und un- ter den dort wohnenden deutschen Beamten Anhänger der ungarischen Nationalbe- wegung zu gewinnen. Die Flugschrift von Eduard Glatz über „das deutsche Element in Ungarn“ bzw. das „Jahrbuch des deutschen Elementes in Ungarn“ versuchte er auf Ungarisch zu verhöhnen, indem er mit dem Wortspiel „Az element elment“ (Das Element ist weggegangen) seinem dringlichen Wunsch Ausdruck gab, dieses „Ele- ment“ möge doch schleunigst aus dem Land verschwinden.52 Im Allgemeinen war das bürgerliche Vereinswesen vor 1848 von einer – unter ethnisch-nationalen Aspekten betrachtet – eher indifferenten Haltung geprägt.53 Das „deutsche Element“ war zwar in den verschiedenen Bildungsvereinen präsent, über- nahm jedoch nirgends eine führende, das Vereinsleben prägende Rolle. Deutsche Bürger waren in der Pester Concordia, einem tonangebenden Verein von Literaten und Künstlern, zahlreich vertreten, selten jedoch als Leiter der verschiedenen Kom- missionen. Eine Ausnahme bildete hier Ludwig Schedius, der der literarischen Kom- mission vorstand, zusammen mit Graf János Nepomuk Mailáth (1786-1855), der un- garische Lyrik und Märchen ins Deutsche übersetzte, eine mehrbändige Geschichte Ungarns in deutscher Sprache verfasste54 und später als Lehrer der jungen Kaiserin Elisabeth (1837-1898) deren Ungarnbild wesentlich mitformte.55 Die Mehrzahl der Kommissionen der Concordia beispielsweise für Musik oder für bildende Künste wurde von ungarischen Aristokraten geleitet. Sekretär der Concordia war Anton

50 Ebenda, S. 61 f. 51 SPIRA, Pester Deutschen, S. 30. 52 Ebenda, S. 62. 53 MANNOVÁ, Vereinswesen Ungarn. 54 MAILÁTH, Geschichte; DERS., Sagen; DERS., Gedichte. 55 HAMANN, S. 43.

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Doležalek, der tschechischer Abstammung und Freund des Slowaken Jan Kollár war, in den deutschsprachigen Zeitungen seinen Namen jedoch Doleschalek schrieb.56 János Garay (1812-1853), Autor des von Zoltán Kodály (1882-1967) vertonten Háry János-Epos (1843), beschrieb in seinen damals populär gewordenen „Genre- bildern“ das Pest-Ofener Bürgertum, sein frühkapitalistisches Denken, seinen Ge- schäftssinn, seine Sparsamkeit, seine biedermeierliche Behäbigkeit und seine politi- sche Indifferenz. Dieser Bürger ist nach Garay „stolz darauf, in der Hauptstadt des Landes zu leben, aber ein Stolz auf die Burg von König Matthias käme ihm nicht in den Sinn. Seine Sprache ist nicht ungarisch, er liest die Ofner- Pesther-Vereinigte Zeitung und den Österreichischen Beobachter, und außerdem noch am ehesten den Spiegel, doch diesen nur am Sonntag.“57 So konnte ein solcher Bürger im Spiegel auch den in Verse gefassten Dialog lesen, in dem die kursiv gedruckten Zeilen jeweils ein Argument für die ungarische Sprache aufboten: „Du ziehest vor dem Römerwort Das heim’sche! Und warum?“ Weil Rom nicht meiner Väter Ort, Weil ich ein Ungar, drum. „Bedenk! es wahrte dir Latein Des Landes Recht so lang.“ Des Volkes Sprache schützt allein Das Volk vor Untergang. „Was sagst du dann der grossen Zahl Der Deutschen, Slaven gar?“ Dass Deutsche und die Slaven all Nicht Römer sind fürwahr! „Drum eben ziemt die Mittelbahn Die für Jedweden passt.“ Der Sprache seines Wirths fortan Bequeme sich der Gast.58 Sich in die hier benutzte mittelalterliche Kategorie des Gastes eingeordnet zu se- hen, war natürlich eine Provokation für alle, die zum neuen Ungarn gehören wollten bzw. sich diesem bereits zugehörig fühlten. Deshalb war ein gewichtiger Teil der deutschen Bürger „seinem Gemeinschaftsbewusstsein nach ein ‚halber Ungar‘ und schon kein richtiger Deutscher mehr, hatte jedoch nicht genug Mut, sich offen auf die Seite des Ungartums zu stellen“59. Diesen Mut fassten dann viele in der Euphorie des Völkerfrühlings von 1848.

56 FRIED, S. 48. 57 Zit. nach PUKÁNSZKY, Polgárság, S. 115. 58 Zit. nach ebenda, S. 41. 59 Ebenda, S. 115.

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Die andererseits von zahlreichen Bürgern vor 1848 noch geteilte Reserviertheit gegenüber dem Zeitgeist unterstrich auch der Verfasser einer anonymen Flugschrift mit der Beobachtung: „Der Bürger behält sein Deutsch für den häuslichen Kreis und frönt, wenn auch oft mit Widerwillen, dem herrschenden Tone.“60 Dieser Teil des Bürgertums traf sich unter anderem in Vereinen oder Klubs61 wie dem von Verleger Gustav Heckenast geführten „Pesther Roastbeefklub“, in dem häu- fig Besucher aus Deutschland oder Wien, 1869 beispielsweise Johannes Brahms (1833-1897), empfangen wurden, oder im „Orden der Ritter vom goldenen Zahnsto- cher“, bei dessen Abendveranstaltungen Gedichte rezitiert und Musikstücke aufge- führt wurden. Für Kreise dieser Art war auch ein überschwänglicher Goethe-Kult kennzeichnend, der von Persönlichkeiten wie Boldizsár Elischer (1818-1895), der die Goethe-Sammlung an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften eingerichtet hatte, dem Großkaufmann Rudolf Fuchs, einem der ersten Mitglieder der Weimarer Goethe-Gesellschaft, dem Arzt Julius Kollár sowie dem aus der Zips stammenden Wirtschaftspolitiker Emmerich Fest (1817-1883) im Rahmen vieler Zusammenkünfte zelebriert wurde.62 Solche Traditionen der betont unpolitischen Kulturpflege waren lange Zeit von Bestand und finden sich beispielsweise noch in dem von Johann Hein- rich Schwicker (1839-1902) geführten Kreis der 1880er Jahre, der sich „Zwangslose Vereinigung von Literatur- und Kunstfreunden“ nannte.63 Ein Verein, der das Prädikat deutsch in seinem Namen führte, wurde in Pest erst im April 1848 gegründet. Auch in der Stadt Pressburg gab es im 19. Jahrhundert nur einen einzigen solchen, den „Deutschen Verein“ von Gottfried Tobias Schröer, der damit 1817 den von Jakob Glatz 1793 gegründeten „Deutschen Verein“ wiederbeleb- te. Beide waren allerdings nur eine inoffizielle Vereinigung von Studenten des evan- gelischen Lyzeums. Glatz wollte mit seinem Verein die „Bildung der deutschen Spra- che fördern“, Schröer vor allem die deutsche Literatur.64

1.1 Der deutschungarische Identitätsdiskurs 1799-1848 Begnügen wir uns hier zunächst mit diesem vorläufigen Befund: Das deutsche Bür- gertum der Doppelstadt Pest und Ofen nahm gegenüber der ungarischen Nationalbe-

60 Sollen wir Magyaren werden? Fünf Briefe geschrieben aus Pesth an einen Freund an der Theiß von D.H. Karlstadt 1833, S. 35. 61 Zum Vereinswesen in Ungarn vor 1848 siehe PAJKOSSY; NEMES. 62 PUKÁNSZKY, Polgárság, S. 117 f. 63 Der aus dem Banat stammende Johann Heinrich Schwicker wurde von Unterrichtsminister József Eötvös 1869 zum Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Ofen ernannt und war einer der ersten Historiker, die sich der Geschichte der Deutschen in Ungarn widmeten. Er ver- fasste u.a. SCHWICKER, Geschichte; DERS., Politische Geschichte; DERS., Die Deutschen in Ungarn. Seine konservative, der Dynastie gegenüber sehr freundlich eingestellte Ge- schichtsinterpretation hat die nationalliberale ungarische Geschichtsschreibung häufig zu einer herben Kritik seiner Werke herausgefordert. 1887-1901 vertrat er als Abgeordneter der Siebenbürger Sachsen den Wahlkreis Schäßburg/Şighişoara im ungarischen Parlament. 64 MANNOVÁ, Identitätsbildung, S. 64; ferner HUDAK, S. 59, 95.

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wegung eine zwischen Anbiederung, Teilnahme und Distanz schwankende Stellung ein, wobei die Distanz eher einer abwartenden Haltung entsprach und kritische Stim- men von Eduard Glatz oder Stephan Ludwig Roth nur für eine an Zahl geringe Grup- pe standen. Die vorherrschende Indifferenz bildete den Hintergrund für den deutsch- ungarischen (Identitäts-)Diskurs über die Frage, welchen Platz die Deutschen in Un- garn im − häufig verkürzt als „Magyarisierung“ wahrgenommenen und beschriebenen − ungarischen Nationsbildungsprozess einnehmen sollten. An diesem Diskurs beteiligte sich nahezu ausschließlich das deutsche Bürgertum der Zips und einiger zentraler Städte; hervorzuheben sind hier Pressburg, Ofen-Pest und mit einigem Abstand noch Ödenburg. Als der in Deutschendorf/Poprad in der Zips geborene evangelische Pädagoge Ja- kob Glatz (1776-1831) 1799 anonym seine „Freymüthige[n] Bemerkungen eines Un- gars über sein Vaterland auf einer Reise durch einige Ungarische Provinzen“ veröf- fentlichte, eröffnete er von deutschungarischer Seite einen Diskurs, den einerseits ein neu gewonnenes deutsches Selbstbewusstsein und eine deutliche Abgrenzung vom „National-Ungar“ – so Glatz – kennzeichnete. Andererseits konzentrierte sich dieser Diskurs anfänglich auf das Problem der Überwindung der Rückständigkeit, der Mo- dernisierung Ungarns. Als Anhänger der Ideen Josephs II. plädierte Glatz für die Fort- führung gesamtgesellschaftlicher Reformen: „[…] einer Reformation bedarf es. Die Pfaffen und die Aristokratie müssen mehr in Zaum gehalten, und durch weise menschliche Gesetze eingeschränkt werden.“65 Noch ganz dem Geist der Aufklärung verhaftet, betrachtete er die Sprachenfrage unter dem Aspekt der Nützlichkeit und meinte vorauszusehen, künftige Generationen würden ihren deutschen Charakter aufgeben und sich die ungarische Sprache aneig- nen, da es ein Volk mit einer Sprache leichter vermöchte, sich gegen seine Unterdrü- ckung zu behaupten. Im Rahmen dieser Entwicklung sah er die Hauptaufgabe des deutschen Bürgertums in Ungarn darin, den Geist der Humanität und der deutschen Kultur in Ungarns Kultur- und Wissenschaftsleben einzubringen und es dadurch zu bereichern. Der gleichfalls aus der Zips stammende Historiker Johann Christian von Engel (1770-1814), Schüler von August Ludwig von Schlözer (1735-1809) an der Universi- tät Göttingen, der als einer der Ersten nach Ludwig Albrecht Gebhardi (1735-1802)66 und fast zeitgleich mit dem in Zurndorf geborenen Ignaz Aurelius Fessler (1756- 1839)67 eine wissenschaftliche Gesamtdarstellung der ungarischen Geschichte in deutscher Sprache vorlegte, schloss 1814 sein Werk mit der eindringlichen Mahnung an die Zeitgenossen: „Verbessert ernstlich Euren Civil-Codex, Euern noch sehr langsamen entwickelten Pro- cessgang, und nähert Euch mehr dem Grundssatze der Gleichheit Aller vor dem Gesetz.

65 GLATZ, Bemerkungen, S. 41. 66 GEBHARDI. 67 FESSLER.

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Schützet die Freiheit des Bürgers, schonet und vermehret den verarbeitenden Bürger- stand.“68 Engel griff damit ein bereits von Glatz angesprochenes Thema auf, das den deutschungarischen politischen Diskurs zunehmend beherrschte, nämlich die Frage nach der Rolle des deutschen Bürgertums in einem künftigen ungarischen National- staat. Nun war das Bürgertum gezwungen, aus seiner biedermeierlichen Zurückgezo- genheit herauszutreten und Stellung zu beziehen. Doch geschah dies nicht in der Rol- le eines handelnden Subjekts, denn dazu hätte es einer Gruppenbildung, einer organi- sierten Bewegung oder Parteibildung bedurft, die aus noch zu schildernden Gründen niemals zustande kam. Vielmehr finden wir hier nur Einzelstimmen von Repräsentan- ten dieses Bürgertums, die in Reaktion auf die ungarische Nationalbewegung sich an- schickten, über „das deutsche Element in Ungarn und seine Aufgaben“ – so der be- zeichnende Titel einer anonymen, von Eduard Glatz (1812-1889) stammenden Flug- schrift aus dem Jahre 184369 – nachzudenken, dessen Interessen näher zu bestimmen und den „Deutschungarn“ eine Orientierungshilfe anzubieten. Es waren recht vage Mobilisierungsversuche, die auch Reaktionen auf der ungarischen Seite hervorriefen, aber infolge ihrer prinzipiellen Unbestimmtheit in der entscheidenden Frage des Für oder Wider eines ungarischen Nationalstaats politisch erfolglos bleiben mussten. Die- se Frage wurde erst 1848, dann jedoch endgültig entschieden. In diesem Diskurs sind deutlich drei Standpunkte zu unterscheiden: Der erste, von Tobias Gottfried Schröer (1791-1850) vertretene Standpunkt erkannte die führende Rolle der ungarischen Sprache und Kultur und auch die politische Suprematie der Magyaren vorbehaltlos an, pflegte jedoch weiterhin die Zurückgezogenheit bieder- meierlicher Kulturpflege. Der zweite von Carl Maria Benkert (später Kertbeny Ká- roly) (1824-1882) eingenommene Standpunkt hob die Wichtigkeit der Kulturvermitt- lung zwischen Deutschtum und Ungartum hervor und befürwortete einen mehr intel- lektuellen deutschungarischen Typus, der in seiner Sprache deutsch und in seinen Ge- fühlen ungarisch sein sollte. Der dritte, von Eduard Glatz vertretene Standpunkt ver- teidigte die Rechte des „deutschen Elements“ in Ungarn, forderte dessen Anerken- nung als Nationalität und beharrte besonders auf das Recht der Bildung in der Mutter- sprache. Bei allen drei Standpunkten ist das Hungarus-Erbe noch deutlich zu erken- nen, nur werden aus diesem in Konfrontation mit einer völlig veränderten politischen Lage ziemlich unterschiedliche und politisch divergierende Konsequenzen gezogen. Der Vertreter des ersten Standpunkts, Tobias Gottfried Schröer, war Professor für deutsche Sprache, Literatur, Rhetorik und Geschichte am evangelischen Lyzeum sei- ner Vaterstadt Pressburg; sein Haus bildete ein kulturelles Zentrum des dortigen Deutschtums. In seiner 1833 unter einem Pseudonym erschienenen Schrift „Über Er- ziehung und Unterricht in Ungarn“ stimmte er mit der ungarischen Nationalbewegung darin überein, Latein als Unterrichtssprache durch Ungarisch zu ersetzen − auch in den Schulen der nichtmagyarischen Bevölkerung des Landes. Zur Begründung seiner radikalen Parteinahme führte er an, der nichtmagyarischen Bevölkerung des Landes

68 ENGEL, Bd. 5, S. 352 f. 69 GLATZ, Element.

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ermangle es „eines besonderen eigenen Volkscharakters“. Denn es handle sich hier um „teils eingewanderte, teils von größeren Völkerschaften zurückgebliebene Ansiedler, die keinen Sinn für Nationalität behalten haben, auch an den Interessen ihrer Nationen, von denen sie abstammen, außer Landes keinen Anteil nehmen. […] Weil sie sich ihrer Natio- nalität schämen und es gerne sehen, wenn man sie für echte Magyaren hält“, finde man schon bei der Jugend „eine auffallende Vorliebe für alles Magyarische“70. Später, in den 1840er Jahren, als sich die Konturen des angestrebten ungarischen Na- tionalstaats schon klarer abzeichneten, rückte Schröer wie sein Schüler Karl Georg Rumy (1780-1847) von diesem Standpunkt ab und ging in das Lager derer über, die das Recht auf muttersprachliche Bildung gegen die Forderungen der ungarischen Na- tionalbewegung verteidigten. Denn er war wie viele seiner deutschungarischen Zeit- genossen schockiert über die Intoleranz des magyarischen Liberalismus, der den Viel- völkerstaat Ungarn zum Land ausschließlich der Magyaren machen wollte.71 Rumy wies vergeblich darauf hin, dass bei Gewährleistung konstitutioneller Rechte, über die zu dieser Zeit schon heftig debattiert wurde, Mehrsprachigkeit kein Hindernis für die nationale Einheit sein könne, und versuchte dies in einem Vergleich mit dem deut- schen Elsass in Frankreich begreiflich zu machen: „Die Elsässer sprechen noch jetzt unter einander deutsch und haben eine fehlerhafte fran- zösische Aussprache […], in ihren katholischen und protestantischen Kirchen wird deutsch gepredigt, in ihren Schulen […] wird theils in deutscher, theils in französischer Sprache Unterricht ertheilt, und doch sind alle Elsässer gute Franzosen im politischen Sinn des Worts, weil sie an der französischen Constitution hängen, und sie würden sich gewiß wei- gern preußische Unterthanen zu werden, weil Preußen keine Constitution hat.“72 Eine andere Richtung schlug Carl Maria Benkert ein. Der Herausgeber des „Jahr- buchs des deutschen Elementes in Ungarn“ fühlte sich dazu berufen, einerseits die Werke der ungarischen Belletristik durch ihre Übersetzung ins Deutsche nicht nur im Kreis des deutschen Bürgertums, sondern darüber hinaus auch im Ausland bekannt zu machen, andererseits die deutschungarische Literatur dem ungarischen Publikum vor- zustellen. In der Ankündigung des Jahrbuchs trat Benkert für folgende Rollenvertei- lung ein: „Mögen die ungarischen Schriftsteller die innere Entwicklung unseres Vaterlandes segens- reich fort befördern, das deutsche Element soll Ungarn dem Auslande gegenüber represen- tiren, die geistige Wechselverbindung heben und den Austausch der Ideen, richtige Ansich- ten über Ungarn in allen Nuancen, und die Widerlegung inniger begründen. […] Zugleich sei mein Jahrbuch eine Concentrirung der deutschschreibenden Kräfte, und eine sorgfältige Revue aller Erscheinungen des literärischen Ungarns ohne Unterschiede der Zunge.“73

70 SCHRÖER. 71 RUMY, Erinnerungen; DERS., Franz von Kazinczy. 72 RUMY, Paradoxien. 73 BENKERT.

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Das Interesse an der Bewahrung der Sonderstellung der deutschen Sprache in ihrer Kultur vermittelnden Funktion artikulierte auch Gustav Steinacker (1809-1877)74 im Vorwort zu seinem Gedichtband „Herzensklänge“: „Ich bin Deutsch-Ungar, schreibe und dichte daher für das zur Zeit 1 273 000 Seelen zählende deutsche Publikum mei- nes Vaterlandes in unserer gemeinschaftlichen Muttersprache, der deutschen.“75 Der- lei Rezeptionsbemühungen wurden von einem breiten Kreis von Intellektuellen unter- stützt, die als Übersetzer und Autoren von Anthologien und Handbüchern erfolgreich zur Verbreitung der Kenntnisse über Ungarn und seine Literatur beitrugen.76 Der Dichter Sándor Kisfaludy hat diese kulturvermittelnde Tätigkeit der Deutschen in Ungarn aus einem offenkundig bei ihm noch vorhandenden Hungarus-Bewusstsein heraus zu würdigen gewusst: „Obwohl sie [die ungarndeutschen Dichter und Übersetzer] Ungarn sind, schrieben sie in deutscher Sprache und legten damit für unser Vaterland Ehre ein, ja sie erwarben dadurch einen noch größerem Ruhm und Gewinn für die deutsche Literatur. Feßler, Engel, Glatz, Schedius, Schwartner, Rösler, Halitzky, um nur einige zu nennen, sind Männer, auf die die ungarische Nation mit Stolz und Freude ihren Blick richtet […] und es ist ein Gewinn für uns, dass sie den Ungarn durch ihre deutschen Werke der Welt viel besser bekannt mach- ten, als wenn sie ungarisch geschrieben hätten.“77 Doch eine deutschungarische Diskurshoheit über das Bild Ungarns im Ausland, wie sie Benkert offenbar vorschwebte, musste bei den selbstbewusst gewordenen un- garischen Schriftstellern und Politikern auf entschiedene Ablehnung stoßen.78 Dass Benkerts Mission der wechselseitigen Kulturvermittlung scheiterte, war auch auf ein übersteigertes Selbstbewusstsein des deutschen Bürgertums zurückzuführen, dem Benkert stellvertretend für viele Ausdruck verliehen hat: „Kein ächter Patriot wird es wohl leugnen, dass er den Deutschen so manches verdankt; denn die Handels- und Gewerbechronik Ungarns enthält Vieles zu ihrem Lobe, aber hat der Ungar nicht auch dafür Land, Besitz und Erwerbsquellen gastfreundlichst geöffnet? – Und so ist man sich wohl gegenseitig quitt.“79

74 STEINACKER, Blumenlese. 75 TREUMUND. 76 Zu nennen sind hier u.a. Ignaz Aurelius Fessler, Johann Christian von Engel, János Mailáth, Ferenc Toldy, Alajos Mednyánszky und György Gaál. Mednyánszky (1784-1844) war ein fleißiger Mitarbeiter der von Joseph von Hormayr (1782-1848) herausgegebenen Zeitschrift Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, Jg. 1-10, Wien 1810- 1828, und neben Hormayr Mitherausgeber des „Taschenbuchs für die vaterländische Ge- schichte“, Wien, (ab 1830) München 1811-1857. Der Bibliothekar des Fürsten Esterházy György Gaál (1783-1855) publizierte „Ungarische Märchen“ (Wien 1822). 77 Zit. nach HUTTERER, Ungarn, S. 213. 78 Hierzu FRIED, S. 32: „Wir können nicht behaupten, dass Benkerts Zielsetzung nicht auf Zustimmung traf, nur eben gerade dort nicht, wo er dies gewünscht hätte – bei den ungari- schen Schriftstellern.“ 79 Jahrbuch.

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Doch diese historische Nabelschau führte zu keiner Standortbestimmung. Um eine solche bemühte sich an vorderster Stelle Eduard Glatz, den sein Biograph Ruprecht Steinacker etwas irreführend als „Sprecher des deutschen Bürgertums“ bezeichnet.80 Glatz hat allerdings am klarsten das Dilemma der in Ungarn lebenden Deutschen ge- genüber der ungarischen Nationalbewegung und ihren Zielsetzungen erkannt: Wel- cher Platz blieb den Nationalitäten in einem Land, das sich allmählich, doch unauf- haltsam vom Vielvölkerstaat in einen Staat der nationalen Einheit verwandelte, aus dem alle nichtungarischen Elemente von vornherein ausgeschlossen oder bestenfalls gerade noch als quantité négligeable geduldet wurden? Eduard Glatz stammte aus einer Zipser Bürgerfamilie. Sein Vater Jakob Glatz81 war protestantischer Pädagoge und Theologe und als solcher führend an der Grün- dung der Evangelischen Theologischen Fakultät an der Universität Wien beteiligt. Auch Sohn Eduard wählte das Studium der Theologie, das er in Wien und Leipzig ab- solvierte. Seine wichtigsten Lehrjahre verbrachte er am Lyzeum in Pressburg im Kreis von Tobias Gottfried Schröer. Glatz musste jedoch bald erkennen, dass seine Stimme weder für den von ihm angestrebten Prediger- noch für den Lehrerberuf aus- reichte, so dass er auf Vorschlag des Pester Verlegers Gustav Heckenast 1845 die Stelle eines Chefredakteurs der Pesther Zeitung übernahm. Dieses Blatt war gerade mit Unterstützung der Wiener Geheimpolizei in der Absicht gegründet worden, der erfolgreichen Presseagitation von Lajos Kossuth entgegenzuwirken − insbesondere in den Kreisen des deutschen Bürgertums von Ofen und Pest. Zu diesem Zeitpunkt hatte Eduard Glatz bereits seine drei wichtigsten Werke veröffentlicht, von denen die ersten beiden der Zensur wegen anonym erschienen waren, ein Umstand, auf den nach Steinacker der geringe Bekanntheitsgrad von Glatz in der Öffentlichkeit zurückzufüh- ren war.82 Es ist davon auszugehen, dass Heckenast aufgrund dieser Schriften83 Glatz für tauglich befand, als journalistischer Gegenspieler von Lajos Kossuth aufzutreten, ob- wohl der Sekretär der Ungarischen Hofkanzlei, Ludwig von Wirkner84, der Wiener Hofkammer den Pester Stadtrichter Georg Tretter (1804-1875) vorgeschlagen hatte, „weil er von bürgerlichen Eltern herstammt, seiner Muttersprache und Gefühlen nach

80 ERTL; STEINACKER, Eduard Glatz. 81 DERS., Jakob Glatz. 82 DERS., Eduard Glatz, S. 30; Steinacker verweist hier auch auf einen apologetisch ausge- richteten Bericht des Wiener Polizeiministers Graf Sedlnitzky (1778-1855), dass „das Pro- gramm der deutschen Zeitung bei der deutschen Bevölkerung Ungarns sich einer guten Aufnahme erfreut, – von der Opposition aber, namentlich von Kossuth, mit eifersüchtigen Blicken betrachtet werde.“ Zur Geschichte der Pesther [Pester] Zeitung vgl. auch SZEMZŐ, Pester Zeitung; DERS., Német írók. 83 GLATZ, Xenien; DERS., Element; DERS., Portfolio. 84 WIRKNER.

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ein echter Deutscher ist“85. Gefühle, die Tretter nicht davor zurückhielten, noch vor 1848 seinen Namen in György Járy zu magyarisieren.86 „Deutsche“ Merkmale waren auch Eduard Glatz zuzubilligen, der sicherlich mehr an publizistischer Kompetenz vorzuweisen hatte als der Stadtrichter, der ganz dem System Metternich verhaftet war – im Gegensatz zu Glatz, der zu diesem stets kriti- sche Distanz hielt. Von 1845 bis 1852 führte Glatz als „Hauptschriftleiter“ die Pesther Zeitung, mit mehrmaliger, politisch bedingter Unterbrechung 1848/49, dann die als Fortsetzung fungierende Pesth-Ofner Zeitung von 1852 bis 1861. Zwischen 1862 und 1865 war er als Journalist bei den Ungarischen Nachrichten tätig und fand 1865 als Feuilletonredakteur Aufnahme beim Pesther Lloyd unter der von Glatz ge- stellten Bedingung, keine politischen Artikel mehr schreiben zu müssen.87 Erst mit 70 Jahren ließ sich Glatz 1882 pensionieren. Eine seiner Töchter heiratete 1866 Edmund Steinacker (1839-1927), der das Gedankengut seines Schwiegervaters aufnahm und 40 Jahre später als Gründer der „Ungarländischen Deutschen Volkspartei“ versuchte, eine deutsche Bewegung in Ungarn ins Leben zu rufen. In seinen Flugschriften und später in der Pesther Zeitung bemühte sich Eduard Glatz darum, auf das Nationalitätenproblem im Allgemeinen und die Sprachenfrage und die Deutschen in Ungarn im Besonderen aufmerksam zu machen. Dies mit der Zielsetzung, dem „deutschen Element“ neues Selbstbewusstsein zu verleihen, es handlungsfähig zu machen, es schließlich gegen die ungarische Nationalbewegung in Stellung zu bringen und zu mobilisieren. Doch Glatz war damit alles andere als er- folgreich. Seine Argumentation ist einerseits von grundsätzlicher Bedeutung, da er als einer der Ersten auf die Problematik des Zusammenlebens von Minderheit und Mehr- heit im Zeitalter des Nationalstaats hingewiesen hat. Andererseits erreichte Glatz kei- nes seiner Ziele, denn der Popularität und dem Charisma Kossuths, der in seinen Werbefeldzügen für das ungarische Nationsprojekt die Massen und auch das deutsche Bürgertum mitriss, hatte er außer seinen Argumenten wenig entgegenzusetzen. Dem von Glatz ansatzweise vertretenen deutschen Nationalismus fehlte die gesellschaftli- che Basis. Wirtschaftlich gesehen waren die Interessen des von Glatz angesprochenen deutschen Bürgertums bereits zu sehr mit dem ungarischen Nationsprojekt verfloch- ten, das allein auch den deutschsprachigen Bürgern des Landes eine attraktive Lang- zeitperspektive als Mittelstand des zukünftigen Nationalstaats anzubieten vermochte. Kossuth selbst hat die zentrale Frage der Rolle des Mittelstandes für das ungari- sche Nationsprojekt in seiner von Gustav Steinacker übersetzten Schrift „Ungarns Anschluß an den deutschen Zollverband“ 1842 thematisiert. In dieser führt er aus, die Entwicklung Ungarns werde „nur durch die je frühere Begründung eines ehrenwerten Mittelstandes möglich“. Er stellt die Frage: „woher können wir am ehesten jenen Mit- telstand zu erhalten hoffen“ und gibt die Antwort: „Aus den Bürgern der königlichen Freistädte, dass aber dieser Mittelstand ein ungrischer sein müsse und kein anderer sein dürfe, dies brauchen wir hoffentlich nicht erst zu beweisen.“ Kossuth beklagt in

85 STEINACKER, Eduard Glatz, S. 30. 86 SPIRA, Pester Deutschen, S. 34. 87 STEINACKER, Eduard Glatz, S. 18; ERTL, S. 34.

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diesem Zusammenhang: „Unsere Städte sind aber dem größthen Teil nach noch deutsch, und zwar so deutsch, dass sie kaum noch irgend ein Merkmal der Magyari- sierung verrathen“, und zieht hieraus die Folgerung, ein Anschluss an den Zollver- band sei unbedingt zu vermeiden, „denn aus diesem Anschluß würde unausweichbar folgen, dass unsere deutschen Städte, unsre deutsche Industrie, unser deutscher Handel nie und nimmermehr ungarisch würden. Und darum wäre unsre Nationalität gefährdet, nicht weil der Ungar zum Deutschen würde, sondern weil die Magyarisierung der deutschen Bürgerschaft unsrer Städte und mit ihr die Begründung eines ungarischen Mittelstandes verhindert würde.“88 Gegen ein solches Magyarisierungsprogramm bezog Glatz entschieden Stellung: „Dass dieser Mittelstand ein magyarischer sein müsse, ist weder eine Natur- noch eine Staatsnothwendigkeit, es ist nichts mehr und nichts weniger als eine Idiosynkrasie der Magyaromanen.“89 Glatz stimmte Kossuth freilich in einem Punkt zu: Das deutschsprachige Bürger- tum sei dazu berufen, die Rolle des Mittelstandes zu übernehmen und sei sich über seine Aufgaben und seine Berufung völlig im Klaren. Schon allein deshalb wies Glatz jede Form der Magyarisierung zurück und begründete deren Ablehnung mit einer weiteren, für ihn zentralen Aufgabe dieses Bürgertums, nämlich der, kulturvermit- telnd zwischen Deutschland und Ungarn tätig zu sein. Damit machte er sich den von Benkert vertretenen Standpunkt zu eigen: „So glauben wir zu dem Resultate gelangt zu sein, dass weder die politische Macht und Größe, noch die constitutionelle Freiheit, noch endlich die materielle Wohlfahrt Ungarns durch Magyarisierung seiner Gesammtbevölkerung sich gefördert sehe; dass also auch den Deutschungarn aus ähnlichen Gründen nicht als moralische Verpflichtung zugemutet wer- den darf, ihr angestammtes Sein und Wesen, ihre Sprache und Nationalität für die magyari- sche mediatisiren zu lassen. Im Gegentheil, sie sind in ihrer Stellung und zur Lösung ihrer providentiellen Aufgabe nicht nur vollkommen berechtigt, sie sind auch verpflichtet, deutsch zu bleiben, ihre nationale Individualität auszubilden und sie als ein kostbares Fi- deikommiß auf ihre Nachkommen zu vererben. Sie sind nämlich durch ihre Stammver- wandtschaft mit dem deutschen Regentenhause und den deutschen Nachbarprovinzen recht eigentlich dazu berufen, eines jener Querbänder zu bilden, durch welche die aggregaten Bestandtheile der österreichischen Monarchie sympathetisch zusammenhalten; dann aber ist es von Alters her ihre Aufgabe, die Träger und Vermittler deutscher Cultur in Ungarn zu sein.“90

88 KOSSUTH, Bd. 1, S. 121 f. – Kossuth lehnte sich hier argumentativ an den Standpunkt von Széchenyi an, der sich ein Jahr vorher Gedanken über das fehlende Bürgertum machte und als Schreckensbild folgendes Szenarium heraufbeschwor: „Gießen wir unsere alte Verfas- sung endgültig in deutsche Sprache um, verbreiten wir die deutsche Intelligenz und das Volk wird gleich verbürgerlicht sein, und die Verfassung ruht auf breiter Grundlage, bloß liegt dann der Ungar darunter für ewig begraben.“ – Zit. nach OPLATKA, S. 315. 89 GLATZ, Element, S. 46. 90 Ebenda, S. 48.

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Einen weiteren Schwerpunkt der Publizistik von Eduard Glatz bildete das Schul- wesen. Weil er selbst längere Zeit unterrichtet hatte, beschäftigte er sich intensiv mit den zeitgenössischen Programmschriften zur geplanten Schulreform seitens der unga- rischen Nationalbewegung. Er vertrat klar die Überzeugung: „Der Muttersprache ge- hört die Volkserziehung, die Volksschule“91, und leitete daraus die Forderung nach deutschen Volksschulen für die deutschsprachigen Bewohner Ungarns ab. Für die hö- heren Schulen sollte gleichfalls die deutsche Unterrichtssprache in Geltung bleiben, doch müsse der Unterricht so beschaffen sein, dass der Schüler „mit einer genügen- den Kenntnis des Magyarischen die Schule verlasse“92. Unter Verweis auf die Schu- len mit ungarischer Unterrichtssprache ging Glatz von dem Ideal eines Bilingualismus aus. Direkt an die Führer der ungarischen Nationalbewegung gewandt, berief er sich auf die Bildungsverhältnisse seiner Zeit, deren Überwindung jedoch gerade eines der Hauptziele der ungarischen Reformer war: „Alle unsere ausgezeichneten Schriftsteller, Dichter, Redner, Politiker, Staatsmänner sind deutsch gebildet und haben uns zugleich den Beweis geliefert – was die Ängstlichen beru- higen möge −, dass man Deutsch lernen könne, ohne sich zu germanisiren, ohne eine Ein- buße an Patriotismus und Nationalität zu erleiden.“93 Im Umkehrschluss könne er deshalb auch den Optimismus derer nicht teilen, die behaupteten, die Magyarisierung der Schule sei der Schlüssel für die Magyarisierung der Gesamtbevölkerung: „Wir wissen zwar, dass die Übergabe des gesammten Unterrichtswesens an die ungarische Sprache in hohem Grade bei unseren Politikern populär ist, dass zahlreiche und nachdrück- liche Stimmen auf diesem Landtage sich dafür ausgesprochen. Allerdings würde durch die- se weit und tief greifende Maßregel die Verbreitung der ungarischen Sprache mächtig ge- fördert werden. Wer jedoch meint […] den Slaven und Deutschen ihre Sprache zu nehmen, wer also meint, auf diesem Wege, durch die Schule nämlich und indem man das Ungari- sche zur allgemeinen Unterrichtssprache erhebt, mit der Zeit die ganze Landesbevölkerung magyarisiren zu können, auf eine Weise, die allmählig wirkend, mindestens keine gewalt- same zu nennen wäre: der, fürchten wir, träumt einen schönen Traum; der kennt die Zähig- keit schlecht, mit welcher das Volk instinctmäßig und ohne zu reflectiren an seiner Sprache festhält und überschätzt den Einfluß, den die Schulbildung auf die großen Massen in dieser Beziehung auszuüben im Stande ist.“94 Glatz unterschätzte jedoch in seiner nüchternen, von pädagogischen Grundsätzen geleiteten Stellungnahme die emotionale Wirkung des Nationalismus, den er aller- dings in Bezug auf die eigene Sprache selbst teilte. Er stellte nämlich die deutsche Sprache über die magyarische und beanspruchte für sie den höheren Rang einer „Cul- tursprache“, denn eine solche „ist die ungarische Sprache derzeit noch nicht“.95 Eine

91 GLATZ, Portfolio, S. 202 f., und S. 200: „Das Volk bildet man nur durch die Mutterspra- che.“ 92 Ebenda, S. 195. 93 Ebenda, S. 210 f. 94 Ebenda, S. 192 f. 95 Ebenda, S. 197.

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Kultursprache als Träger der „fortgeschrittenen Wissenschaft und modernen Bildung“ sei für die erfolgreiche Modernisierung des Landes eine unumgängliche Notwendig- keit. Aus historischen Gründen könne dies nicht die englische oder französische Spra- che sein, sondern nur die deutsche, „da die deutsche Sprache seit Jahrhunderten im Lande eingebürgert ist, da sie von der un- geheueren Mehrzahl der Gebildeten gekannt und gesprochen wird, wir in ihr ein sociales und politisches Binde- und Tauschmittel mit den Nachbarländern besitzen“96. Glatz forderte daher, „dass neben der ungarischen, als der politisch bevorzugten, auch noch der deutschen, als Cultursprache, eine gebührende Stelle in dem Unterrichtswesen zuerkannt werde“97. Hier wird deutlich, dass Glatz das Hungarus-Konzept bereits weitgehend aufgege- ben hatte, auch wenn er sich weiterhin darauf berief, „Deutschungar“ zu sein. Die Schwäche seiner Position beruhte darauf, dass er dem ungarischen nur einen deut- schen Nationalismus entgegenzusetzen wusste, worin der ungarische wiederum nur eine indirekte Bestätigung, eine Legitimation seiner selbst erblickte. Glatz vertrat also eine mit dem ungarischen Nationalismus konkurrierende Position, die ihn wie ge- schaffen erscheinen ließ für die Rolle eines Sprechers der von ihm vertretenen Natio- nalität. Er fand jedoch keine Gefolgschaft, denn das angesprochene deutsche Bürger- tum ließ sich auf die von Glatz propagierte Linie eines ungarndeutschen Nationalis- mus nicht ein, es verfolgte offenbar andere, letztendlich mit der ungarischen Natio- nalbewegung gleichgerichtete Interessen. „Der Versuch von Glatz, das „deutsche Element“ um seine Pesther Zeitung zu gruppieren, blieb ebenso wie seine Flugschrif- ten ohne Echo.98 Eine nationale Gruppenbildung als Basis für eine deutsche „Erwe- ckungsbewegung“ oder als Ergebnis einer Konstruktion von Ethnizität als Abgren- zungs- und Mobilisierungskonzept setzte erst sein Schwiegersohn Edmund Steinacker rund 60 Jahre später in Gang. Eine ungleich größere Wirkung als Eduard Glatz erzielte der Diskursbeitrag des Siebenbürger Sachsen Stephan Ludwig Roth (1796-1849), und zwar sowohl bei sei- nen Landsleuten als auch bei seinen ungarischen Kontrahenten. Wie Glatz, mit dem er 1845 mindestens zweimal in Pest zusammentraf99, forderte auch den Pfarrer, Schul- und Wirtschaftsreformer Roth die Frage der Gleichberechtigung der Nationalitäten und ihrer Sprachen zur Stellungnahme heraus. In seiner im Mai 1842 verfassten Schrift „Der Sprachkampf in Siebenbürgen“100 ergriff er nicht nur für die dort leben- den Deutschen, sondern auch für die Rumänen Partei und trat entschieden für das Recht beider Gruppen auf ihre Muttersprache im Bereich der Schule und des öffentli- chen Lebens ein. Wie Glatz war er der Überzeugung, die Magyarisierung diene als Mittel zum Zweck, die Zahl der Magyaren, die sowohl in Siebenbürgen als auch im

96 Ebenda, S. 199. 97 Ebenda, S. 199 f. 98 FRIED, S. 41. 99 GOTTAS, Deutschen, S. 242. 100 ROTH, Sprachkampf.

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gesamten Königreich eine Minderheit ausmachten, zu erhöhen, und wie Glatz sprach er der Magyarisierung jegliche Notwendigkeit und Vorteilhaftigkeit ab. Im sprachli- chen Pluralismus des Großfürstentums Siebenbürgens konnte Roth keinen Nachteil, sondern nur eine „Begünstigung des Himmels“ erkennen, „einen Vorteil für das magyarische Volk und für uns alle. Man sollte diese Verschiedenheit herbeiwünschen, wäre sie nicht bereits auf dem Wege der Ereignisse faktisch vorhanden. Die Magyarisierung der Neben- und Mitvölker hat daher nicht Not, sie ist für den Charak- ter und Sprache der Magyaren, also für ihre Nationalität, kein unumgängliches Bedürfnis wie Feuer und Wasser.“101 Im Zusammenhang mit der Debatte des siebenbürgischen Landtags von 1842, La- tein durch Ungarisch als Amtssprache abzulösen102 – das betreffende Gesetz wurde vom Wiener Hof allerdings erst 1847 sanktioniert –, trat Roth entschieden für die Beibehaltung des Lateins ein, weil er bezweifelte, „ob die Sprache der Magyaren be- reits so ausgebildet sei, um für alle Bedürfnisse der damaligen Kultur auszureichen“. Seine Befürwortung des Lateins begründete er zudem damit, dass die rumänische Be- völkerung des Fürstentums bereits eine Mehrheitsposition erreicht hatte: „Die Herren auf dem Landtage in Klausenburg mögen eine Kanzleisprache gebäret haben und sich nun freuen, dass das Kind zur Welt gebracht ist – eine Sprache zur Landessprache zu erklären hat nicht Not. Denn eine Landessprache haben wir schon. Es ist nicht die deutsche, auch nicht die magyarische, sondern die walachische!“ Roth unterstrich dies mit seiner Wahrnehmung des alltäglichen Sprachgebrauchs: „Sobald zwei verschiedene Nationsgenossen zusammenkommen, die ihre Sprache nicht können, ist gleich das Walachische als dritter Mann zum Dolmetschen da. Man mache eine Reise, man begebe sich auf einen Jahrmarkt. Walachisch kann jedermann. Ehe man den Versuch macht, ob dieser deutsch oder jener magyarisch kann, beginnt die Unterredung in walachischer Sprache.“103 Am Schluss seiner Ausführungen zum Sprachkampf in Siebenbürgen schlug Roth folgenden Kompromiss vor: Die Gesetze sollten in den drei Sprachen Latein, Unga- risch und Deutsch publiziert werden, die Verhandlungen auf dem Landtag in Unga- risch erfolgen und die amtliche Korrespondenz in der jeweiligen Muttersprache des Adressaten, also auch in Rumänisch.104 Worauf Roth den größten Wert legte, war die politische Gleichberechtigung aller drei großen Bevölkerungsgruppen des Fürsten- tums und mit ihr auch diejenige ihrer Sprachen, denn − davon war Roth als Schüler Johann Heinrich Pestalozzis (1746-1827) überzeugt − die Erziehung der Kinder kön- ne nur in ihrer Muttersprache geschehen.

101 ROTH, Schriften, Bd. 4, S. 120. 102 MISKOLCZY, Nemzeti; im Gegensatz zum Königreich war Ungarisch schon seit der Entste- hung des Fürstentums Siebenbürgen im 16. Jahrhundert als Amts- und Kanzleisprache in Gebrauch. Siehe dazu PÁL. 103 ROTH, Schriften, Bd. 4, S. 132 f. 104 Ebenda, S. 157 f.

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Im Gegensatz zu Glatz stieß Roth mit seiner Schrift auf große Resonanz: auf Be- geisterung bei den Siebenbürger Sachsen105, auf vorsichtige Zustimmung bei István Széchenyi und auf vehemente Zurückweisung und Kritik in der zeitgenössischen un- garischen Publizistik. Roths Biograph Otto Folberth (1896-1991) weist darauf hin, dass der Inhalt der berühmten Akademierede Széchenyis vom 27. November 1842 in wesentlichen Punkten mit den im „Sprachkampf“ Roths veröffentlichten Gedanken zu Sprachnationalismus, Assimilation und nationaler Intoleranz übereinstimmt, so dass angenommen werden kann, dass Széchenyi die Schrift von Roth rezipiert hat.106 Auch der als Historiker und Romanschriftsteller bekannte Baron Zsigmond Kemény (1814-1875) hatte Roth gelesen und versuchte, dessen Standpunkt zu wider- legen. In einem mehrteiligen Artikel, erschienen im Dezember 1842 in der Zeitung Erdélyi Hiradó (Siebenbürgischer Kurier), machte er die Kaiser Joseph II. zugeschrie- benen Germanisierungsabsichten für die Erweckung des ungarischen Sprachbewusst- seins verantwortlich, aus dem sich dann die Entwicklung der ungarische Sprache und mit dieser auch der ungarischen Wissenschaft gespeist habe. Wesentlich umfassender und gründlicher fiel die Kritik aus, die Baron Miklós Wesselényi (1796-1850) 1843 in seinem Werk „Szózat“, einer der wichtigsten Pro- grammschriften der ungarischen Nationalbewegung, äußerte. Sie erschien auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Eine Stimme über die ungarische und slawi- sche Nationalität“.107 Wesselényi, der in Siebenbürgen aufgewachsen war, zusammen mit Széchenyi 1820/21 Frankreich und England bereist hatte und ab 1830 sich als ei- ner der Anführer der ungarischen Nationalbewegung profilierte, befasste sich vor al- lem mit der Stellung Ungarns in Europa, insbesondere mit der Bedrohung durch den Panslavismus. Er war der erste ungarische Politiker seiner Zeit, der die politische Ausgrenzung und Rechtlosigkeit der Nationalitäten als grundlegenden Fehler der un- garischen Elite erkannte und als Pulverfass für Ungarn und die Einheit der Nation einschätzte. Insbesondere wies er auf die Gefahren hin, die Ungarn aufgrund der ru- mänischen Bevölkerungsmehrheit in Siebenbürgen drohten. Die größte Gefahr jedoch gehe von den fünf Millionen slavischer Bevölkerung in Ungarn aus, da sich diese als Selbstregierung fordernde Nationalität gegen die Magyaren erheben und auf die Hilfe Russlands zählen könne. Auch die Rumänen orthodoxen Glaubens könnten − dank ih- rer Religion − mit der Solidarität Russlands rechnen. Wesselényis Einschätzung der politischen Lage innerhalb und außerhalb Ungarns ist als relativ weitsichtig zu beurteilen, doch die Konsequenzen, die er daraus zog, waren zu sehr an das ungarische Nationalprojekt gebunden, als dass sie tatsächlich etwas zur Lösung der Nationalitätenfrage hätten beitragen können. Denn Wesselényi forderte resolut die Bildung eines starken magyarischen Nationalstaats mit einheitli- cher ungarischer Staatssprache. Im Unterschied zu Roth zog er aus der Lagebeurtei- lung völlig andere Schlussfolgerungen. Die Sprachen der Nationalitäten wollte er nur im privaten Bereich gelten lassen. „Die Bildung muss die Basis unserer Nationalität

105 OBERT; FOLBERTH, Prozeß. 106 GOTTAS, Deutschen, S. 237; FOLBERTH, Prozeß, S. 237-246. 107 WESSELÉNYI, Szózat; DERS., Stimme.

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werden“108, weshalb die „Sprache des öffentlichen Unterrichts“ die ungarische sein müsse, so dass „in allen Volksschulen auf dem Lande und in den Städten die ungarische Sprache die Lehr-, in den Kleinkinderbewahranstalten aber die Umgangssprache sei.“109 „Die Kleinkinderbewahranstalten sind es, wodurch wir die Verbreitung unserer Nationalität und die nationale Einheit […] am leichtesten und erfolgreichsten erreichen“, da „das slawi- sche, raitzische, walachische oder deutsche Kind Ungarisch ohne Mühe und Anstrengung er- lernt“.110 Hier findet sich wieder die Automatismus-Erwartung seiner national bewegten Zeitgenossen, die mit Wesselényi davon überzeugt waren, dass ungarische Schule und ungarischer Kindergarten die wirksamsten Instrumente darstellten, um Kinder und Schüler verschiedener Muttersprachen zu loyalen Angehörigen der ungarischen Nati- on zu erziehen. Allerdings war sich Wesselényi im Gegensatz zu den nachfolgenden Generationen bewusst, dass es nicht sinnvoll sein konnte, „die sprachverschiedenen Einwohner […] in dem Gebrauch ihrer Muttersprache in Privat- und geselligen Krei- sen zu hindern, und sie gewaltsam zur Benutzung der ungarischen Sprache zu verhal- ten“111. Dass sich hieraus ein gewisses Spannungsverhältnis zur Forderung nach ei- nem Monopol der ungarischsprachigen Schule ergab, hat Wesselényi offenbar nicht wahrgenommen. Im Unterschied zur slavischen und rumänischen Bevölkerung stufte Wesselényi die Deutschen in Ungarn nicht als Bedrohung, sondern nur als Übel ein: „Die in unserem Vaterland bestehenden deutschen Nationalelemente, oder eigentlich die durch die deutsche Bevölkerung constituierte Nationalkaste kann man blos als einen nega- tiven Uebelstand betrachten. Auch sie ist eine der Ursachen unseres Mangels an nationaler Einheit. Doch diese Nationalität, wenn sie auch getrennt und abgesondert von uns steht, steht doch nicht uns feindlich gegenüber. […] Die walachische […] ist schon anderer Na- tur. Doch die slawische ist in jeder Hinsicht die gefahrdrohendste.“112 Dieser Bedrohung zu begegnen sei nur mit der Hilfe Deutschlands möglich, da „Deutschland unser ausschließlicher und natürlicher Bundesgenosse ist“. Dem stün- den allerdings einige historische Konflikterfahrungen entgegen, die Wesselényi in folgendem Geschichtsbild zusammenfasst: „Die ungarische Nation war auch in früheren Zeiten den deutschen Völkern nützlich. Sie war die Schutzmauer gegen die überfluthende Macht der Türken. Allein die Rettung von dieser Macht verdankt zum großen Theil der Ungar auch wieder dem Deutschen. Anderer- seits jedoch haben diese zwei Nationen sich einander viele Wunden geschlagen, und mit oder ohne Ursache, aber tief gewurzelt verbreitete sich und erstarkte der gegenseitige Haß. Seit Jahrhunderten saugte der Ungar mit der Muttermilch – auch wir saugten sie – eine missliebige und feindselige Empfindung gegen den Deutschen ein. Es ist nicht zu leugnen,

108 Ebenda, S. 215. 109 Ebenda, S. 232. 110 Ebenda, S. 218. 111 Ebenda, S. 224. 112 Ebenda, S. 180.

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eine große Veränderung und Umgestaltung ist erforderlich, damit der Ungar den Deutschen als seinen wirklichen Verwandten betrachtet. Aber die Zeiten und Umstände haben sich geändert, und auch wir müssen uns ändern.“113 Eine weitere intensive Auseinandersetzung mit der Programmschrift Stephan Ludwig Roths erschien Jahre später, 1847, in Leipzig anonym unter dem Titel „Der Sprachkampf und seine Bedeutung in Siebenbürgen“. Der ungarische Literaturhisto- riker Béla Pukánszky, ein hervorragender Kenner des deutschen Schrifttums, äußerte die Vermutung, dass als Autor dieser Erörterung Ferenc Pulszky (1814-1897) in Fra- ge komme, da sie inhaltlich weitgehend mit dessen 1844 − gleichfalls in Leipzig ver- legten − in ungarischer Sprache abgefassten Schrift „Die Sprachenfrage in Ungarn“ übereinstimmt.114 Zur Rolle der ungarischen Sprache bekennt der Anonymus: „Man hoffe mit der Zeit diese Sprache zur allgemeinen, des materiellen wie des geistigen Verkehrs erho- ben zu sehn“, wenn es gelte, das primäre politische Ziel zu verwirklichen: „Freiheit, Freiheit unter dem Gesetz, Theilnahme, wenn auch nur mittelbare, an der Ge- setzgebung, und Einfluß, öffentlicher Einfluß auf die Verwaltung der öffentlichen Angele- genheiten. Man zeige uns die Möglichkeit, dieß vor Gott und der Welt nicht nur erlaubte, sondern von der Natur vorgesteckte Ziel durch eine andere Sprache der Monarchie zu er- reichen, und wir stehn ab von der Idee und huldigen dem fremden, beglückenden Laut. Bis dahin aber verzeihe man uns, wenn wir darauf bestehn, dass nur in der Sprache des freisin- nigsten Volks die Freiheit fortgepflanzt werden mag!“115 Fassen wir zusammen: Am Vorabend der Revolution von 1848 lassen sich, was die Positionierung des deutschen Bürgertums zur ungarischen Nationalbewegung be- trifft, drei Gruppen voneinander unterscheiden: 1. eine noch ganz der Hungarus-Tradition verpflichtete Gruppe, die ihre deutsche Identität bewahren wollte, jedoch im Rahmen ihres Staatspatriotismus die magyarische Suprematie und damit die Forderungen der ungarischen National- bewegung rückhaltlos anerkannte. Politisch verhielt sich diese Gruppe weitge- hend indifferent; 2. eine auf biedermeierliche Kulturpflege und -vermittlung beharrende Gruppe, die davon überzeugt war, die Bewahrung von deutscher Sprache und Kultur mit den Zielen der ungarischen Nationalbewegung in Übereinstimmung brin- gen zu können, deren politisches Programm liberaler Prägung sie voll und ganz teilte. In dieser Gruppe ersetzten im Sinne ihres Bekenntnisses zum ungari- schen Liberalismus bereits viele ihren deutschen Namen durch einen ungari- schen. So wurde − um einige Beispiele zu nennen − aus Karl Benkert Kertbeny Károly, aus Franz Karl Joseph Schedel Toldy Ferenc (1805-1875), aus Paul Hundsdorfer Hunfalvy Pál. Diese vielleicht größte Gruppe kennzeichnete eine Zweisprachigkeit, die noch lange, bis ins 20. Jahrhundert erhalten blieb. Da sie das politische Programm des Liberalismus in der ungarischen Nationalbewe-

113 Ebenda, S. 258. 114 PULSZKY, Sprachenkampf; DERS., Nyelv-kérdés; GOTTAS, Deutschen, S. 241. 115 Zit. nach ebenda, S. 241.

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gung am überzeugendsten vertreten sah, akzeptierte sie auch die Verpflichtung zur Aneignung der ungarischen Sprache; 3. eine sich zwar auf das Hungarus-Erbe berufende, jedoch von diesem sich lö- sende kleine Gruppe, die im kritischen Widerspruch zur ungarischen National- bewegung eine eigene ins Leben zu rufen suchte, letztendlich aber an der be- reits zu intensiven Vernetzung der sozioökonomischen Interessen des deut- schen Bürgertums mit dem sich abzeichnenden ungarischen Nationalstaat scheiterte. Möglichen Alternativen wie beispielsweise einer Anlehnung an das deutsch-österreichische Bürgertum stellte sich – abgesehen von wirtschaftli- chen Hindernissen und fehlender Verflechtung – das reaktionäre Metternich- System in den Weg, das bei allen drei Gruppen gleichermaßen auf Ablehnung stieß und damit eine Orientierung an Wien von vornherein ausschloss. Eine Orientierung an Deutschland erschien nur im kulturellen (und für die Protes- tanten auch im religiös-kirchlichen) Bereich als wünschenswert und praktika- bel, denn Deutschland mit seiner Kleinstaaterei war amorph und politisch ge- sehen im noch nicht entschiedenen Widerstreit von Konservativismus und Li- beralismus zu janusköpfig, so dass eine grenzüberschreitende Vernetzung eines deutschungarischen mit einem deutschen Nationalismus jeglicher Grundlage entbehrte. Eine solche wurde viel später, um die Wende vom 19. zum 20. Jahr- hundert versucht, allerdings mit recht bescheidenem Erfolg.

2 Die Politik der Magyarisierung 1790-1848

Für diesen Zeitraum ist eigentlich noch nicht von einer „ungarischen Nationalitäten- politik“ zu sprechen, da die Regierungsgewalt auf den habsburgischen Wiener Hof und die ungarischen Stände, Letztere repräsentiert im Landtag und vertreten in den Regierungsbehörden, aufgeteilt war. Doch die Regierungsgewalt des Wiener Hofes erstreckte sich im Wesentlichen nur auf die Zentralbehörden. Ihr Wirkungskreis war dadurch beschränkt und erfasste nur mittelbar und damit sehr eingeschränkt die Re- gionalverwaltungen der Komitate. Fragen des Zusammenlebens der ungarischspra- chigen mit der nichtungarischsprachigen Bevölkerung regelten die Komitate mehr oder weniger selbständig. Sie nutzten zu diesem Zweck voll und ganz das Gesetz vom Jahre 1805, das ihnen das Recht gab, ihre Verwaltungssprache – Ungarisch oder La- tein – selbst zu bestimmen. Ausgestattet mit diesem Recht begannen sie bereits in die- sem Jahrzehnt einen recht wirksamen Assimilierungsdruck auszuüben. Bestärkt wur- den sie darin durch die nachfolgend aufgelisteten Landesgesetze betreffend die Stel- lung der ungarischen Sprache im öffentlichen Leben, deren praktische Anwendung den Komitaten mehr oder weniger überlassen blieb. Diese Landesgesetze traten erst mit der Zustimmung des Königs in Kraft und vielfach ging einer solchen Sanktionie- rung eine lange Verhandlungsphase voraus, die der Wiener Hof oft genug für die von ihm geübte Verzögerungstaktik gegenüber jeglichen Bestrebungen, hinter denen er Nationalismus vermutete, nutzte. Solange König Franz I. (als Kaiser Franz I. bzw. II.)

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regierte, war diese Taktik sehr erfolgreich. Erst nach seinem 1835 eingetretenen Tod vermochte die liberale Reformpartei im ungarischen Landtag verhältnismäßig rasch die Sprachgesetze durchzusetzen, um die seit 1825 gerungen wurde. Das ist auch auf die Schwächung der Zentralgewalt zurückzuführen, denn der Nachfolger von Franz I., Ferdinand116, war nicht regierungsfähig, und der an seiner Stelle amtierenden Gehei- men Staatskonferenz gehörten neben den Erzherzögen Franz Karl (1802-1878) und Ludwig (1784-1864) Fürst Klemens Lothar Wenzel Nepomuk Metternich-Winneburg (1773-1859) und Graf Franz Anton Kolowrat-Liebsteinsky (1778-1861) an. Diese vier Persönlichkeiten „waren sich nur in den Prinzipien, in der Anschauungsweise ei- nig, im übrigen stets unterschiedlicher Auffassung, oder genauer gesagt, sie standen immer in Opposition zu den Ansichten der anderen“117, was die Fortführung einer stringenten Politik blockierte und in eine Stagnation des nach Metternich benannten Systems mündete, welche die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 geradezu heraufbeschwor.118 Die Politik des Wiener Hofes vor 1848 gegenüber den nichtungarisch(sprachig)en Bevölkerungsgruppen im Königreich Ungarn wird nicht nur von der ungarischen His- toriographie traditionell als divide et impera-Politik charakterisiert.119 Solange die Na- tionalbewegungen der verschiedenen Völker nur kulturelle Ziele verfolgten, fanden sie Unterstützung. Sobald politische Zielsetzungen hinzutraten, suchte der Wiener Hof diese zu unterbinden, wenn nötig auch durch ein Verbot. Das galt im Prinzip auch für die ungarische Nationalbewegung, doch erwies sich diese zu stark, als dass sie allein durch Verbote aufzuhalten gewesen wäre. Deshalb versuchte Wien Gegen- kräfte zu mobilisieren wie die Konservativen unter den Grafen Aurél Dessewffy (1808-1842) und György Apponyi (1808-1899) sowie dem Baron Samuel Jósika (1805-1860) oder die Gemäßigten im Umkreis von Széchenyi. Staatskanzler Metter- nich hat seine Haltung zum Nationalismus in einer aus dem Jahre 1843 stammenden Denkschrift zusammengefasst. Er empfahl dem Wiener Hof, den aufkommenden na- tionalen Bewegungen und sich dadurch zuspitzenden Gegensätzen mit einer Politik der vorsichtigen Unterstützung der jeweils schwächeren Nationalität zu begegnen und dabei auf „das Zünglein an der Waage“ zu achten, damit das Gleichgewicht der Kräf- te im Gesamtreich erhalten bleibe. Maßnahmen für einen Ausgleich der widerstrei- tenden Interessen und die Minderung der Gegensätze könnten – so die Überzeugung des Staatskanzlers – eine solche Politik erfolgreich machen.120 Andererseits fanden slavische Bestrebungen beim böhmischen Mitglied der Staatskonferenz, dem Grafen Kolowrat-Liebsteinsky, stets ein offenes Ohr, auch wenn er sich bei den drei anderen Mitgliedern der Staatskonferenz häufig nicht durchsetzen konnte.

116 Ferdinand I., Kaiser von Österreich 1835-1848, als Ferdinand V. König von Ungarn. 117 GONDA/NIEDERHAUSER, S. 187. 118 SKED, Metternich; ANDICS; PALMER; MACARTNEY, Habsburg Empire; MISKOLCZY, Kama- rilla; HAAS. 119 So auch ARATÓ, Bd. 2, S. 66. 120 Ebenda, S. 66-72.

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Auf die Politik der Magyarisierung hatte oder nahm Wien wenig Einfluss. Diese vom mittleren Adel und der Intelligenz getragene Politik setzte im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ein und intensivierte sich ab den 1830er Jahren.121 Durch eine immer stärkere Kommunikation in Form regelmäßiger Zirkulare, die Lageberichte und Komitatsbeschlüsse sowie an den Landtag gerichtete Eingaben enthielten, übten die Komitatsgremien wechselseitig Druck aus. Komitate, die anfangs die Verbreitung der ungarischen Sprache, die Magyarisierung, nicht unterstützten, wie die Zips, Turóc und Liptau, schlossen sich nach einigem Zögern dem Beispiel anderer Komitate an, so dass hier ab 1806 von einem gruppendynamisch wirksamen Prozess gesprochen werden kann, der sich ab 1830 noch einmal intensivierte.122 Deutliches Zeichen dafür war der in dieser Periode zunehmende Widerstand seitens der betroffenen Nationalitä- ten, der Rumänen, Serben, Kroaten und Slowaken, die in Reaktion auf die Magyari- sierungspolitik ihre eigene Bevölkerung in Nationalbewegungen zu sammeln und zu mobilisieren suchten. Diese Bestrebungen waren schließlich erfolgreicher als die Ver- suche, die nichtungarischsprachige Bevölkerung zu magyarisieren − ein Ergebnis, das den Verlauf der Revolution von 1848/49 prägen und entscheidend zu ihrer Niederlage beitragen sollte. An dieser Stelle ist die Frage aufzuwerfen, was ist unter Magyarisierung in der Pe- riode bis 1848 zu verstehen? Zunächst einmal die untrennbar mit der Sprache verbun- dene Durchdringung des öffentlichen und kulturell-gesellschaftlichen Lebens ein- schließlich Schule und Kirche mit dem Diskurs der ungarischen Nationalbewegung, den Freiheitsforderungen und der Fortschritts-Programmatik des ungarischen Libera- lismus. Die Deutungshoheit dieses Diskurses blieb unangefochten und die wenigen diesbezüglich kritischen Stimmen vermochten zwar kleine, als Nationalität sich defi- nierende Gruppen in Stellung zu bringen, aber die Masse der „ungarischen Patrioten“ nicht zu beeinflussen. Es war ein schrittweise vollzogenes, keineswegs auf Politik be- schränktes und immer weniger ständisch definiertes Nationalisierungsprogramm, dem sich auf Dauer niemand entziehen konnte, der im öffentlichen Leben eine Rolle spie- len wollte. Der Gebrauch der ungarischen Sprache war die Eintrittskarte in diesen ex- klusiven „Fortschrittsklub“, der sich intentional immer mehr zur Nation ausweitete. Wer dieser nicht angehören wollte, stand vor der Alternative, sich entweder einer an- deren Nationalbewegung anzuschließen oder sich mit der Rolle eines Außenseiters zu begnügen, als Fremdling und Widersacher der propagierten und mit dem Instrument der Sprache imaginierten Einheit der ungarischen Nation eingestuft und damit gesell- schaftlich marginalisiert zu werden. Dieser von der Forschung bislang wenig beachtete frühe Magyarisierungsprozess verlief – regional stark von örtlichen Gegebenheiten abhängig – durchaus unter- schiedlich. Nach der Niederschlagung der Revolution von 1848/49 zeitweise unter-

121 Ebenda, S. 304 (dt. Zusammenfassung): „Die Verbreitung der ungarischen Sprache auf Kosten der Nationalitäten auf einem weiten Gebiet, das sowohl die kulturellen als auch die kirchlichen und politischen Belange umfasste, setzte bereits am Anfang des Jahrhunderts ein.“ 122 ARATÓ, Bd. 1, S. 171-202.

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brochen, wurde er jedoch ab 1860/67 zunehmend von staatlicher Seite gefördert, ins- besondere von der Regierung Kálmán Tisza (1830-1902, Ministerpräsident 1875- 1890), die ab 1875 konsequent den Kurs einer systematischen Umwandlung des mul- tinationalen Ungarn in einen ethnisch definierten „magyarischen“ Nationalstaat ver- folgte. Die deutsche bäuerliche Bevölkerung hat sich zwar kulturell und wirtschaftlich ih- rer ethnisch buntgemischten Umgebung und dem sie umrahmenden ungarischen Kul- turkreis weitgehend angeglichen, wurde jedoch vom Magyarisierungsprogramm in größerem Ausmaß erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfasst, nachdem im Zuge der Industrialisierung und des Ausbaus der Verkehrssysteme die Austauschprozesse zwischen Stadt und Land immer intensiver und die als Akteure wirksamen politisch- kulturellen Institutionen auch im ländlichen Bereich tätig geworden waren und daher immer weniger ignoriert werden konnten. Anders verhielt es sich beim städtischen deutschen und jüdischen Bürgertum, das schon aus Gründen der materiellen bzw. be- ruflichen Existenzsicherung eine Entscheidung treffen musste, die im Kontext des tief greifenden Umbruchs und der revolutionären Erschütterungen von 1848/49 im All- gemeinen zugunsten der ungarischen „Freiheitsrechte“ und Wirtschaftsinteressen aus- fiel.123

2.1 Rechtliche Grundlagen Im Zeitraum von 1790 bis 1848 wurde eine Reihe von Gesetzen vorgelegt und nach oftmaligem Zögern des Wiener Hofes auch vom König sanktioniert, welche die unga- rische Sprache und deren Stellung im öffentlichen Leben betrafen.124 − Das vom Landtag 1791 verabschiedete Gesetz Nr. XVI ist als Reaktion auf die josephinische Sprachverordnung zu bewerten. Es bestimmte: „Seine Majestät sichert den Ständen und deren Körperschaften zu, in welchen An- gelegenheiten auch immer keine fremde Sprache zu gebrauchen. Um dagegen die einheimische ungarische Sprache besser zu verbreiten und zu verbessern, sollen zu- sätzliche Lehrer für die ungarische Sprache und deren Grammatik an den Gymnasi- en, Akademien und an der Universität angestellt werden, damit jene, welche die ungarische Sprache nicht kennen, sie jedoch lernen wollen oder jene, die sie zwar schon kennen, aber ihre Kenntnisse vervollkommnen wollen, Gelegenheit bekom- men, ihre diesbezüglichen Bestrebungen zu verwirklichen.“125 − Gesetz Nr. VII des Jahres 1792 legte fest, künftig müssten alle Inländer, die sich um Anstellung in der öffentlichen Verwaltung bewerben wollten, der un- garischen Sprache kundig sein. Es suchte auch die ungarische Sprache als ver- pflichtenden Lehrgegenstand zu institutionalisieren, doch war die Regelung zu unbestimmt und erwies sich deshalb als nicht anwendbar.126 Einziges Ergebnis

123 Vgl. dazu HANÁK, Bedeutung. 124 SZEKFŰ, Iratok; MIKÓ. 125 KEMÉNY, Nemzetiségi kérdés, S. 10. 126 Ebenda, S. 11.

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war die Errichtung des Lehrstuhls für ungarische Sprache an der Pester Univer- sität 1792. − Gesetz Nr. IV/1805 ermöglichte den Komitatsbehörden, Ungarisch als Verwal- tungssprache einzuführen. Davon machten als erste die Komitate Pest, Békés und Csanád Gebrauch. Als letztes Komitat führte 1839 das oberungarische Zólyom (mit Neusohl als Komitatssitz) Ungarisch als seine Verwaltungsspra- che ein.127 Die an den König gerichteten Eingaben des Landtags wie der Komi- tate konnten zweisprachig abgefasst werden. Der Statthaltereirat sollte ungari- sche Eingaben ungarisch beantworten. Die Gerichte konnten ihre Urteile auch in Ungarisch abfassen. − Einer der mit der Vorbereitung von Reformen beauftragten Landtagsausschüs- se stellte 1807 ein 11 Punkte umfassendes Sprachprogramm auf, das den unga- rischen Sprachunterricht in den Schulen und den Gebrauch der ungarischen Sprache in der Verwaltung und an den Gerichten sowie die Zweisprachigkeit der Verhandlungen im ungarischen Landtag (Latein und Ungarisch) vorsah sowie die Errichtung eines ständigen ungarischen Theaters. Der Wiener Hof wies mit königlichem Handschreiben vom 10. Dezember 1808 diese Vorschlä- ge mit der Bemerkung zurück, dass die bisherigen Maßnahmen zur Pflege und Verbreitung der ungarischen Sprache ausreichten. − Auf dem Landtag von 1825/27 forderten die reformorientierten Kräfte die so- fortige Einführung des Ungarischen als Amtssprache. Der Wiener Hof wies diese Forderung zurück und bewilligte nur Gesetz Nr. 11/1827 zur Gründung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. − Gesetzesartikel Nr. VIII/1830 bestimmte, die Korrespondenz der Statthalterei mit den Komitaten in ungarischer Sprache zu führen. Bei den Gerichten konnte Ungarisch verwendet werden. Alle Bewerber für ein öffentliches Amt mussten die ungarische Sprache beherrschen. Dies galt auch für die Advokaten. − Mit Gesetz Nr. III/1836 wurde Ungarisch zur Sprache der Gerichtsbarkeit. Nur die ungarischsprachigen Gesetze waren in Zukunft authentisch. In Gemeinden, in denen ungarisch gepredigt wurde, waren die Matrikeln in Ungarisch zu füh- ren. − Mit Gesetz Nr. VI/1840 wurde Ungarisch verpflichtend für die amtliche Kor- respondenz der Statthalterei und der kirchlichen und weltlichen Behörden; dies betraf auch die Eingaben an den Landtag sowie die kirchliche Matrikelführung, Letztere mit einer dreijährigen Übergangsfrist. Bei allen Konfessionen waren in Zukunft nur solche Geistliche anzustellen, die das Ungarische beherrschten. − Mit Gesetz Nr. II/1844 wurde Ungarisch zur obligatorischen Amts- und Unter- richtsprache erklärt.

127 19. századi magyar történelem, S. 148.

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2.2 Die Magyarisierung: „Ungarn will auf eine lästige, unseriose Art alles ungarisch haben“ Am 4. August 1809 berichtete der in Pest eingesetzte Polizeiagent Anton Hoffmann seinem Vorgesetzten, dem aus Temesvár stammenden Polizeipräsidenten Freiherrn Johann Nepomuk Hager von Allensteig (1761-1822), von einem Besuch des ihm seit längerem bekannten Dechanten und Pfarrers Josef Puksch aus dem Marktflecken Tol- na. Puksch war dort von 1793 bis 1810 Pfarrer und Dechant.128 Unter Vermittlung des Agenten wurde Puksch von Hager empfangen, für den er daraufhin eine auf den 16. August 1809 datierte Denkschrift verfasste. Diese Denkschrift ist eine der ersten Quellen, die ausführlich über den Vorgang der Magyarisierung in den Komitaten Tol- na, Baranya und Batschka berichten: „Die deutsche Sprache wird in Ungarn täglich auffallender verfolgt. Vor etwelchen Jahren begnügte man sich dem sogenannten ungarischen Patriotismus in der ungarischen Kleidung und dem Schnurbart seine Gräntzen zu geben [...] Ungarn will auf eine lästige, unseriose Art alles ungarisch haben. [...] In dem Bezirk der Comitate, wo ich lebe, das ist: im Tol- nenser, Baranyenser, und Batser Comitat, in deren Mitte außerordentlich viele ganz deüt- sche Gemeinden, ja fast Bezirke sind, ist es ein Statut in allen öffentlichen Verhandlungen nichts mehr deütsch vor- und ausnehmen“129. Damit nicht genug, so Puksch weiter, werde der deutsche Untertan „in seinen An- suchen und Beschwerden nur in einer ihm fremden Sprache vernommen und beschie- den“, und auch alle öffentlichen Anordnungen seien ungarisch. Den deutschen Dör- fern werde „ein Notair, den sie bisher selbst das Recht hatten nach ihren Bedürfniß zu wählen und auf- zunehmen, sehr vielmahl von denen Bezirksstuhlrichtern aufgedrungen, der ein Ungar ist, vielmahl nur schlecht deütsch redet, und um seine Rolle gut zu spielen, den Deütschen nicht mögen darf.“ Danach kam Puksch auf die Schulen zu sprechen: „In diesen Dorfschulen muß, wenn auch kein ungarische Kind darin ist, gleich Ungarisch und deütsch, in denen Ungarischen aber nichts deütsch gelernt werden“. Ein ähnlicher Befund betraf den Gottesdienst: „Man gibt sich Mühe, so gar in dem Gottesdienst […] die ungarische Sprach der deütschen zu substituieren, die deütschen zu beinträchtigen, man macht keine Bedenken, in deütsche Gemeinden Individuen als Kapläne, manchmal sogar als Pfarrer anzustellen, die der Sprache kaum kundig sind“, obzwar − so Puksch − genü- gend sprachkundige Priester zur Verfügung stünden. Der Assimilationsdruck erstre- cke sich darüber hinaus auch auf nichtmagyarische Dörfer und bediene sich dabei der kirchlichen Repräsentanten als Autoritätspersonen:

128 PETRI, Novak, S. 60. 129 Die Quelle wurde publiziert von VALJAVEC, Zeugnis, S. 321-325, und ist hier im Quellen- anhang abgedruckt. Dort sind sämtliche folgenden Zitate zu finden. Valjavec las den Na- men fälschlicherweise als „Boksch“. Die Quelle stammt aus dem Staatsarchiv des Innern und der Justiz Wien, Polizeihofstelle 1809, ihr Original fiel dem Wiener Justizpalast-Brand am 15. Juli 1927 zum Opfer.

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„Man empfiehlet denen Pfarrern auch in der Kirche, den Ungarismus zu befördern, man rechnet diess an und ich habe den zwar nur mündlichen Befehl erlebet, in einer meiner Pfarrgemeinden, wo nur 45 ungarische Seelen und über 1 300 anderer Nationen sind, den Gottesdienst und Unterricht nur ungarisch zu halten.“ Auch die Namensmagyarisierung zum Schutz vor Diskriminierung greife bereits um sich, denn: „Sogar ein deutscher Nahme ist schon hinlänglich, um von Aemtern und Avancementes ausgeschlossen, oder doch nicht empfohlen zu werden.“ Als Vorkämpfer der Magyarisierung meinte Puksch „Protestanten, besonders Hel- vetischer Confession“ ausmachen zu können. Unter den Folgen der Magyarisierung hob er an erster Stelle hervor, dass die ungarische Nation „von denen anderen der Monarchie immer mehr isoli[e]rt wird“ und „sich in dem monadischen und unberech- neten Wahn, dass sie selbständig sein könnte, immer mehr befestiget“. Als missliche Folge für die Deutschen führte der Dechant an: „Der deütsche Unterthan muss in Un- garn durch die sichtbare Zurücksetzung niedergeschlagen werden, oder sein Patrio- tismus eine andere Richtung nehmen, wie es der Fall wirklich schon bei Vielen ist.“ Nach seiner Beobachtung erzielte die Magyarisierung also bei der deutschen Landes- bevölkerung langfristig die Wirkung einer Umorientierung in Richtung eines magya- risch akzentuierten Patriotismus, der das Hungarus-Bewusstsein allmählich verdrän- ge. Der Anfang hierzu werde − zudem bildungsschädlich − bereits in den Schulen gemacht: „Der deütsche Dorfknabe, der nur drey oder vier Winter die Schule besucht, muss seine Lehrstunden mit der Ungarischen und Deütschen Sprache teilen, lernet aus Mangel der Zeit weder ungarisch noch deütsch, verlieret die Zeit und kann nichts.“ Puksch nannte das Streben, die ungarische Sprache „so zahlreichen Mitbürgern […] gewaltthätig aufzudringen“ und „die deutsche […] zu verdrängen, zu verfolgen“, schlichtweg „unverzeihlich“ und warnte: „Wenn zudem diese patriotische Wuth selbst in das Haus Gottes eindringt, hier Vorzüge sucht, Mitbürger hindert in ihrer Muttersprache Gott anzubeten, dürften die Folgen trauri- ger sein, als man izt im Stande ist zu berechnen.“ Seine Erfahrungen resümierend, rief Puksch die Behörden auf, „die verschiedenen Nationen Ungarns öffentlich in Schutz“ zu nehmen und in der Tradition der Hungari klarzustellen, dass der Begriff „Ungar“ nicht nur für den Abkömmling von Magyaren stehe, sondern darunter „alle Mitglieder des Ungarischen Reiches verstanden sind“. Für die Schulen forderte er abschließend die Rückkehr zum muttersprachlichen Un- terricht in der Unterstufe mit dem Hinweis, die Komitate hätten in Anwendung des Landtagsgesetzes von 1805 dessen Bestimmungen zur Unterrichtssprache an den „Hauptschulen“ unzulässigerweise auch auf die „Trivialschulen“ ausgedehnt. In diesem frühen Lagebericht werden bereits so gut wie alle Punkte angesprochen, die anderthalb Jahrhunderte lang, bis 1945, den Gegenstand erbitterter Auseinander- setzungen über Sinn und Unsinn, Schaden und Nutzen der Magyarisierungspolitik ausmachten. Die Klageschrift bezeugt andererseits ein Bewusstsein erlittenen Un-

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rechts, das keinesfalls irgendwelche „völkischen“ Wurzeln130, sondern seine Grundla- gen im Josephinismus, im aufgeklärten Absolutismus und im Hungarus-Konzept hat- te. Die Schule betreffende Argumente wurden später auch von Eduard Glatz und Ste- phan Ludwig Roth in ihren Flugschriften vorgetragen. Letztlich unterscheiden sich selbst die von Jakob Bleyer über ein Jahrhundert später, 1933, im ungarischen Parla- ment vorgebrachten Klagen über die Folgen der Magyarisierung in der Sache nur ge- ringfügig von Pukschs Feststellungen. Diese Kontinuität unterstreicht die langfristig ungebrochene Wirkung des ungarischen Sprachnationalismus, der 1790 seinen An- fang nahm und über 1918 hinaus in der Ausgestaltung seiner Praxis immer wieder neue Höhepunkte erreichte. Das Gesetz von 1805, das den Wechsel in der Amtssprache der Komitate vom La- teinischen ins Ungarische ermöglichte, wurde schon kurz darauf in 10 oberungari- schen, von Slowaken und Deutschen bewohnten Komitaten angewandt, darunter Po- zsony und Sáros, ferner in den Komitaten Bihar und Szatmár, ab den 1830er Jahren in den oberungarischen Komitaten Árva, Szepes, Gömör und Nyitra und den von Deut- schen, Serben und Rumänen bewohnten Komitaten Arad, Temes und Torontál und schließlich auch in Ugocsa (in der heutigen Karpatenukraine) sowie in Verőce (Sla- wonien).131 Dieser Wechsel der Amtssprache auf regionaler Ebene wurde zum Einfallstor für Magyarisierungsbestrebungen, die sich in kürzester Zeit auf beinahe alle Lebensbe- reiche erstreckten.132 Dazu gehörten die Verwaltungssprache in den nichtmagyari- schen Dörfern und der Sprachgebrauch bei den Komitatsgerichten. Der Autor eines der wenigen Selbstzeugnisse deutscher Kolonisten, der jahrzehntelang als Notär von Neu-Siwatz tätige Johann Eimann, musste beispielsweise aufgrund mangelnder Unga- rischkenntnisse 1826 von seinem Amt zurücktreten.133 Die Angestellten und Beamten der Komitatsbehörden hatten nach einer kurzen Übergangszeit ungarische Sprach- kenntnisse nachzuweisen. Der Assimilationsdruck erstreckte sich auch auf Wirtschaft und Handel, hier war die Buchführung auf Ungarisch vorgeschrieben und die Gesel- len der Zünfte hatten einen sonntäglichen ungarischen Sprachunterricht zu absolvie- ren. In Schulen und Kindergärten wurden Kinder nichtungarischer Muttersprache ge- zwungen, den ungarischen Sprachgebrauch im Unterricht und innerhalb des Schulge- bäudes zu übernehmen. So verfügte beispielsweise das Komitat Békés bereits 1806, in Gemeinden mit Bevölkerung nichtungarischer Muttersprache ungarische Lehrer anzustellen, um die Kinder nicht nur die ungarische Sprache zu lehren, sondern sie auch auf Ungarisch zu unterrichten. Das Komitat Arad übernahm solche Regelungen 1831, das Komitat Bács-Bodrog 1834. Letzteres bestimmte, Lehrer ohne Ungarisch-

130 So Valjavec, der die Denkschrift von Puksch schon im Titel seines Beitrags als „das älteste Zeugnis für das völkische Erwachen des Donauschwabentums“ bezeichnet. – Ebenda, S. 206-214. 131 ARATÓ, Bd. 1, S. 186. 132 Für die nachfolgende Aufzählung ebenda, Bd. 1, S. 187 ff. 133 LOTZ, Johann Eimann, S. 134.

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kenntnisse binnen dreier Jahre zu entlassen, falls sie bis dahin solche nicht vorzuwei- sen vermochten. Das Komitat Torontál ging 1831 so weit, den Lehrern zusätzliche Entlohnung in Aussicht zu stellen, wenn sie „im Unterricht für die deutsche, serbische und rumänische Jugend“ die ungarische Sprache so erfolgreich verbreiteten, dass ihre Schüler „zweckentsprechend wachgerufen worden sind“134, das heißt, deren Umer- ziehung zu Magyaren sichtbare Fortschritte erzielte. Das Komitat Nógrád richtete für die Magyarisierung der dort lebenden Slowaken ein „Nógrádi Nemzeti Intézet“ (Nógráder Nationalinstitut) ein und das Komitat Pest erwog 1832 die Gründung einer ungarischen Lehrerbildungsanstalt für das ganze Land. Allen voraus war jedoch das Komitat Temes, das bereits 1790 versuchte, die deutsche Normalschule von Temesvár aufzulösen und durch eine ungarische zu ersetzen, wie aus dem von Albert Karlitzky (1750-1803), Leiter der deutschen Normalschule in Temesvár und Direktor der deut- schen Schulen des Banats, an den Kaiser gerichteten Brief vom 2. Mai 1790 zu erfah- ren ist.135 Nachdem Kaiser Leopold durch eine am 7. Januar 1791 erlassene Bestäti- gung der Schule solche Bestrebungen zu verhindern suchte, startete die Komitatsver- waltung im Herbst 1791 einen erneuten Versuch, über den ein weiteres Schreiben Karlitzkys an den Kaiser vom 1. Oktober 1791 berichtet (siehe Quellenanhang).

2.3 Die Kirchen im Dienst der Magyarisierung Die Magyarisierung machte auch nicht vor den Kirchentoren halt. Der Polizeiagent Hoffmann schilderte im oben erwähnten Bericht, in dem er um Audienz für den De- chanten Puksch ansuchte, auch kurz sein Gespräch mit dem Geistlichen aus Tolna und hob daraus hervor: „Hier klagte er mir, dass der Herr Bischof von Fünfkirchen namens Király seine zahlreiche Tolnauer und Möscher Gemeinde zur Erlernung der hungarischen Sprache, die sie nie kannten, zwingen will. Die Herren Dechante, Pfarrer und alle Seelsorger nämlich die Kap- pelane, sollen ihren Gottesdienst als z.B. die Normalsing-Messe, ihre Predigten und der- gleichen in hungarischer Sprache halten, wovon sie nichts verstehen.“136 Bischof József Király (1737-1826) kam aus Komorn und wurde 1808 Bischof von Fünfkirchen. „Er war es, der den ungeduldigen Nationalismus des Komitats Komárom in die Baranya verpflanzt hat. Es stimmt, er liebte das ungarische Volk und die ungarische Sprache sehr, aber im Komitat Baranya mit mehreren Nationalitäten erregte es doch Missfallen, dass er seine deutschen und kroatischen Gläubigen gewalttätig zum Erlernen der ungarischen Sprache drängte. Ja, er verordnete sogar, dass Schulmeister, die der ungarischen Sprache nicht mächtig waren, nicht in den Schuldienst aufgenommen werden sollten. Traf er solche an, sagte er ihnen ins Gesicht: ‚Wenn ihr ungarisches Brot kaut, lernt ungarisch‘.“137

134 Ebenda, S. 188. 135 PETRI, Novak, S. 13. 136 VALJAVEC, Zeugnis, S. 210. 137 KISS, Harc, S. 430.

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Wie weit die Magyarisierung ging, ist am Beispiel der erhalten gebliebenen Pfarrchroniken aus diesem Bistum belegbar. Die Sprache der Pfarrchroniken (historia domus) der deutschen Dörfer wechselt spätestens ab den 1830er Jahren vom Deut- schen ins Ungarische; in der Pfarrchronik von Nagynyárád beispielsweise wurde der Sprachwechsel 1836 vollzogen und der Pfarrer fühlte sich bemüßigt, diesen Schritt durch Berufung auf einen entsprechenden Beschluss der ungarischen Bischofskonfe- renz zu legitimieren. Auch in den protestantischen Kirchen gab es Magyarisierungstendenzen. Der in Ödenburg geborene Graf Károly Zay (1797-1871), 1840 zum Generalinspektor der ungarischen lutherischen Kirche gewählt, versuchte durch eine Union der reformier- ten und der evangelischen Kirche die Position „der widerspenstigen slowakischen Evangelischen durch die magyarische kalvinistische Mehrheit zu neutralisieren“ und war überzeugt: „Protestantismus und Magyarismus gehen Hand in Hand.“ Was seiner Meinung nach unbedingt an die erste Stelle zu setzen war, der Vorrang der Nation vor jeglicher Konfession, machte er mit folgendem Ausspruch klar: „Seien wir weder Lu- theraner noch Calviner, weder Orthodoxe noch Römisch-Katholische, seien wir aber Magyaren.“138 Der Unionsversuch scheiterte am national wie konfessionell motivierten heftigen Widerstand der slowakischen Lutheraner unter der Führung des streng evangelisch- pietistisch erzogenen L’udovit Štúr (1815-1856) und des evangelischen Pfarrers Jozef Miloslav Hurban (1807-1887), die zusammen mit Michal Miloslav Hodža (1811- 1870) 1843 die moderne slowakische Schriftsprache geschaffen haben. Der im Jahre 1841 in Pest abgehaltene Generalkonvent, die oberste Kirchenversammlung der evan- gelische Landeskirche, verfügte auf Betreiben Kossuths die Auflösung aller slowaki- schen Jugendvereine an den evangelischen Schulen von Pressburg, Leutschau, Pre- schau und Schemnitz. Ein Teilnehmer am Konvent, der Vertreter des Komitatsadels von Gömör, Ferenc Kubinyi (1796-1876), ging noch weiter und forderte, die slowaki- sche Sprache baldmöglichst auszumerzen, „weil im slowakischen Sprachgebrauch in Kirche und Schule die großrussische Gefahr beinhaltet sei“.139 Hierin wusste er sich wiederum mit Zay einig, der in jeglichem slowakischen Nationalismus den von Russ- land ausgehenden Panslavismus ausmachte, den er wie Wesselényi für die gefähr- lichste Bedrohung Ungarns hielt. Im Übrigen legte Zay gleich in seiner Antrittsrede als Generalinspektor vor dem Konvent ein flammendes Bekenntnis zur Magyarisie- rung ab: „Jede Idee, jede Bestrebung, die Magyarisirung zu verhindern und außer der ungarischen eine andere Sprache zu verbreiten, wäre soviel als die Lebensader der Intelligenz, der con- stitutionellen Prinzipien, ja des Protestantismus selbst zu unterbinden; die ungarische Spra- che ist der treueste Beschützer der Freiheit und des Protestantismus in unserm Vaterland; der Sieg des Ungarthums ist zugleich der Sieg der Freiheit und der Intelligenz.“140

138 GOGOLÁK, Beiträge, S. 187. 139 Ebenda, S. 190. 140 Zit. nach HORVÁTH, Jahre, Bd. 2, S. 90.

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VI Die Revolution von 1848/49

1 Die Märzrevolution und ihre Folgen

Am 1. März 1848 erreichte die in Pressburg tagende Deputiertentafel des ungarischen Landtags die Nachricht von der Februarrevolution, der Abdankung des Königs und der Ausrufung der Republik in Frankreich. In Reaktion darauf hielt Lajos Kossuth am 3. März vor den versammelten Deputierten eine Rede, in der er die zentralen Punkte des Reformprogramms der liberalen Opposition ansprach und empfahl, dem König die dringlichsten Forderungen – wie Besteuerung des Adels, Bauernbefreiung, bür- gerliche Rechtsgleichheit, Schaffung einer Volksvertretung und einer unabhängigen, dem Parlament verantwortlichen nationalen Regierung – in Form einer Adresse zu übermitteln. Kossuth sah den Zeitpunkt gekommen, wo die „Dynastie […] zwischen ihrem eigenen Wohl und der Erhaltung eines entarteten Regierungssystems wählen [muss]“. Er schloss seine Rede mit den Worten: „Und jetzt schlage ich vor, eine Repräsentation an Seine Majestät […], deren Inhalt sein soll: daß die Stände für die gesamte Monarchie eine den verschiedenen Nationalitäten an- gemessene Constitution und für Ungarn ein verantwortliches Ministerium verlangen.“1 Mit der Forderung „Constitution für ganz Österreich!“ hatte Kossuths Rede, von der eine gekürzte Fassung in deutscher Übersetzung als gedruckte Flugschrift in Wien kursierte, die politische Stimmung in der Reichshauptstadt „elektrisiert“.2 Die Rede wurde bei Ausbruch der Wiener Revolution am 13. März denn auch mehrfach an den Brennpunkten des Geschehens wie dem Ständehaus und der Aula der Universität öf- fentlich verlesen, um die Forderung nach grundlegenden konstitutionellen Reformen zu untermauern, und sie wurde am Abend erneut auf den Straßen vorgetragen, um den Sturz Metternichs als einen ersten Sieg über das „entartete Regierungssystem“ zu fei- ern. Im 60 km entfernten Pressburg wiederum sah sich der Palatin Ungarns, Erzherzog Stephan Franz Viktor (1817-1867), durch die Wiener Revolution genötigt, am 14. März eilends die Magnatentafel des Landtags einzuberufen, ohne deren Bestätigung der Adressenvorschlag, der am 3. März anhand von Kossuths Rede formuliert und

1 Zit. nach „Freiheits-Rede des dermaligen ungarischen Ministers Kossuth Layos, siegrei- chen Vorkämpfers für Volksrechte. Deutsch vorgetragen von dem Juristen Putz aus Tyrol, am 13. März 1848, am Brunnen, im Hofe des Ständehauses“, in: Flugblätter, S. 3. 2 „Die Studenten WIENS an die ungarische Nation“ vom 7. April 1848, in: Flugblätter, S. 7.

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von der Deputiertentafel angenommen worden war, dem König nicht vorgelegt wer- den konnte.3 Angeführt von Kossuth, brachte eine Deputation beider Tafeln die Ad- resse am folgenden Tag an den Hof. Sie wurde bei ihrer Ankunft im revolutionären Wien von einer jubelnden Menge begrüßt und sie erhielt indirekt Unterstützung für ihre Mission aus Pest. Denn dort gab seit den Morgenstunden des 15. März eine wachsende Volksmenge Antwort auf Sándor Petőfis Frage: „Wollt ihr frei sein oder Knechte?“

Die „Märzrevolution“ in Pest Um die Adressenvorlage der Landtagsopposition durch eine landesweite Unterschrif- tensammlung (Petitionskampagne) zu unterstützen, hatte der Pester Oppositionelle Zirkel, eine Gruppe junger Intellektueller aus dem Umfeld der Oppositionspartei, in Zusammenarbeit mit Sándor Petőfis (1823-1849) radikaldemokratischem Literaten- klub (Die Gesellschaft der Zehn) am 11. März das Programm der Opposition, die Forderungen Kossuths und die eigenen Vorstellungen einer radikalen bürgerlichen Umgestaltung in zwölf Punkten zusammengefasst: 1) Preßfreiheit mit Aufhebung der Censur. 2) Verantwortliches Ministerium in Ofen und Pesth. 3) Jährliche Reichsversammlung in Pesth. 4) Gleichheit vor dem Gesetze, sowohl in bürgerlicher, als auch in Glaubensbe- ziehung. 5) Nationalgarde. 6) Allgemeine Besteuerung. 7) Aufhebung der Urbarial-Verhältnisse. 8) Schwurgerichte (Jury), Volksvertretung nach dem Prinzip der Gleichheit. 9) Nationalbank. 10) Das Militär soll auf die Constitution schwören: unser Militär soll nicht ins Ausland, das ausländische Militär aus unserem Vaterlande geführt werden. 11) Die politischen Staatsgefangenen sollen freigelassen werden. 12) Union mit Siebenbürgen.4 Die Nachricht von der Wiener Revolution, die am Abend des 14. März in Pest ein- traf, bewog die Führer beider Gruppen, nicht länger die Modalitäten der Petitions-

3 Wegen ihrer Folgewirkungen hat der britische Historiker Macartney Kossuths Rede vom 3. März als „die Eröffnungsrede der Revolution“ im Habsburgerreich bezeichnet. – MACART- NEY, Habsburg Empire, S. 323. 4 Zit. nach „Beschlüsse, welche in der am 16. März 1848 abgehaltenen Volksversammlung gebracht worden sind“, in: Flugblätter, S. 69-76, hier S. 72-73; siehe auch Pester Zeitung, Nr. 616 vom 17. März 1848.

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kampagne zu diskutieren, sondern am nächsten Morgen direkt in Aktion zu treten, d.h. mit der Proklamation der „12 Punkte (Was wünscht die ungarische Nation)“ und Sándor Petőfis (1823-1849) „Nationallied“ auf die Straße zu gehen, eine Volksbewe- gung zu initiieren und – so Petőfi – in einem „ersten Schritt der Revolution die Presse [zu] befreien“. Wie der Dichter in seinen Tagebuchaufzeichnungen5 berichtet, mobili- sierte man als Erstes nacheinander die Studentenschaft des Polytechnikums, der me- dizinischen und der juristischen Universität und erntete an jeder dieser Stationen mit der Verlesung der „12 Punkte“ und der Rezitation des „Nationallieds“ „frenetischen Beifall“ und enormen Zulauf. Dann „zog die an Zahl und Begeisterung ständig wach- sende“ Menge unter geflissentlicher Umgehung der Zensurbehörde zur Pester Dru- ckerei Landerer (und Heckenast). Vier „Abgesandte“ beschlagnahmten „im Namen des Volkes“ die Druckpresse, die Setzer brachten ein Hoch aus auf das Volk und „machten sich unverzüglich an den Druck der Zwölf Punkte und des Nationalliedes. Gegen Mittag waren die Drucksachen [= Flugblätter] fertig und zu Tausenden unter das Volk verteilt […]. Für drei Uhr nachmittags“ wurde „eine Versammlung auf dem Museumsplatz angekündigt und die Menge löste sich auf“. „Trotz des strömenden Regens“ drängten sich „am Nachmittag etwa 10 000 Men- schen“ vor dem Nationalmuseum, zogen „nach allgemeinem Beschluss“ von dort zum Rathaus, „damit sich auch die Bürger die 12 Punkte zu Eigen machten“. Eine Abord- nung verlangte Zutritt zur gerade tagenden Generalversammlung des Magistrats, um den Forderungskatalog zu präsentieren. Petőfi beschreibt die Szene wie folgt: „Der Sitzungssaal wurde geöffnet. Volk strömte hinein.“ Nach kurzer Beratung wurden „dessen gesetzliche Wünsche“ einstimmig angenommen, „der Bürgermeister unter- schrieb im Namen der Bürgerschaft die 12 Punkte und zeigte das Dokument aus dem Fenster der unten versammelten Menge. Gewaltiger Ausbruch der Begeisterung.“ Wenig später machte sich der zwischenzeitlich gebildete Ausschuss für Öffentliche Sicherheit6 – „begleitet von mindest 20 000 Menschen“ – auf den Weg nach Ofen, um vom Statthaltereirat die „unverzügliche“ Abschaffung der Zensur zu erwirken, ferner die sofortige Freilassung von Mihály Táncsics (1799-1884), „der wegen freisinniger Schriftstellerei als Staatsgefangener in Ofen zurückgehalten wurde“7, sowie das Ver- bot jeglicher Einmischung des Militärs. Vom Anblick der riesigen Volksmenge er- schreckt, „willigte der hochlöbliche Statthaltereirat […] in alles ein. Das Militär be- kam den Befehl, untätig zu bleiben, die Zensur wurde abgeschafft, Táncsics’ Kerker- tür geöffnet“ und der Schriftsteller im Triumphzug nach Pest gebracht. Am Ende des Tages waren somit drei der zwölf Punkte verwirklicht; der Ausschuss für Öffentliche

5 Alle als Zitat kenntlich gemachten Textstellen dieses Abschnitts stammen – so nicht anders vermerkt – aus Petőfis Tagebucheintrag vom 17. März 1848, hier in deutscher Übersetzung zit. nach Rebell, S. 212-221, bes. S. 219-221. 6 In den Ausschuss wurden neben vier Führern der radikalen Jugend zwei Mitglieder der Landtagsopposition und sieben Vertreter der Pester Bürgerschaft gewählt, darunter als Ausschussvorsitzender der Vizebürgermeister Leopold (Lipót) Rottenbiller. 7 Zit. nach „Beschlüsse, welche in der am 16. März 1848 abgehaltenen Volksversammlung gebracht worden sind“, in: Flugblätter, S. 74.

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Sicherheit hatte als revolutionäres Exekutivorgan praktisch die Regierung der Haupt- stadt übernommen und – um das Erreichte abzusichern – die Aufstellung einer 1 500 Mann starken Nationalgarde angekündigt. Bemerkenswert ist, dass die Verlautbarung, die der Sicherheitsausschuss noch in derselben Nacht abgab, um „die ungarische Na- tion im Namen der Pesther Gemeinde ämtlich zu verständigen“, das Geschehen nicht als „Revolution“ bezeichnet, sondern als einen „auf gesetzlich und friedlichem Wege, ohne alle Ruhestörung und Blutvergießen erzwungenen großartigen Reformsieg“ fei- ert. Im Schlusspassus der Verlautbarung betont der Ausschuss: „Ofen und Pest hat die Schranken in der Gesetzlichkeit nicht verletzt und nachdem die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe den Händen der patriotisch gesinnten Patrioten anvertraut wurde, so hoffen wir, daß unser Gesamtvaterland auch in dieser Beziehung un- serem Beispiele folgen wird.“8

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Eine „Siegesmeldung“ kam auch aus Pressburg: Laut Erklärung der im Landtag versammelten Stände vom 19. März hatte sich die nach Wien gesandte Deputation „ihres Auftrags mit dem größten Erfolg entledigt“. Unter dem Eindruck der revolutio- nären Situation in Wien und der Dringlichkeit der vorgetragenen ungarischen Forde- rungen bestätigte König Ferdinand V. am 16. März den Palatin – seinen Großneffen Erzherzog Stephan – als „königlichen, im Sinne der Gesetze mit ganzer Vollmacht ausgerüsteten Statthalter“ Ungarns. Der Palatin wiederum setzte tags darauf die im königlichen Reskript nur generell bewilligte Bildung eines verantwortlichen ungari- schen Ministeriums sofort um, ernannte nach mündlicher Absprache mit dem König Graf Lajos Batthyány (1806-1849) zum Ministerpräsidenten und forderte ihn auf, „seine Minister […] behufs der allerhöchsten Bestätigung in Vorschlag zu bringen“9. Dem Kabinett Batthyány, vom König am 7. April ernannt, gehörten führende Li- berale als Minister an: Bertalan Szemere (1812-1869): Innere Angelegenheiten; Lajos Kossuth: Finanzen; István Széchenyi: Öffentliche Arbeiten, Verkehr; Gábor Klauzál (1804-1866): Ackerbau, Gewerbe und Handel; József Eötvös (1813-1871): Unterricht und Kultus; Ferenc Deák (1803-1867): Justiz; Lázár Mészáros (1796-1858): Landes- verteidigung. Am 11. April löste Ferdinand V. feierlich den letzten ständischen Land- tag Ungarns in Pressburg auf, nachdem er den 31 vom Landtag verabschiedeten „Ap- rilgesetzen“ die königliche Sanktion10 erteilt hatte. Gleichbedeutend mit einer neuen

8 Ebenda. 9 Zit. nach „Erklärung der reichstägig versammelten Stände“, in: Flugblätter, S. 5. – Zur Ge- schichte der Landtagsdeputation und Ernennung Batthyánys, vgl. KÁROLYI, S. 3-32, 203- 215. – Nachdem Batthyány seine Ministerliste am 23. März dem Landtag vorgelegt hatte, erfolgte deren „allerhöchste Bestätigung“ in Wien am 4. April 1848. 10 „[…] Wir genehmigen, bestätigen, bekräftigen sie und heißen sie gut, sowohl einzeln Wort für Wort, wie auch in Gemäßheit ihres Gesamtinhaltes. Wir […] sanktionieren dieselben kraft dieses unseres königlichen Briefes, indem wir unseren getreuen Ständen die Versiche- rung erteilen, daß wir die erwähnten aus freiem Entschlusse bestätigten Gesetze selbst

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Verfassung, schufen die Aprilgesetze die rechtlichen Rahmenbedingungen für „eine Umwandlung der Ständegesellschaft in eine Staatsbürgergesellschaft, mit der sozial vor allem die Bauernbefreiung und die Abschaffung der Adelsprivilegien und poli- tisch […] die Einführung des Konstitutionalismus mit einem Zensuswahlrecht und ei- ner Ausweitung der bürgerlichen Grundrechte verbunden waren“. Die Frage der nati- onalstaatlichen Selbstbestimmung war mit der – in den Aprilgesetzen unzureichend behandelten, um nicht zu sagen vernachlässigten – „Problematik der nicht magyari- schen Nationalitäten verknüpft“, und sollte zur zentralen Herausforderung für die „rechtmäßige Revolution“ werden.11 Im Juni gewählt, trat das Parlament am 5. Juli unter dem Vorsitz des Palatins Erz- herzog Stephan zu seiner Eröffnungssitzung zusammen. Knapp drei Viertel der 414 Abgeordneten stellte der grundbesitzende Adel, ein Viertel das städtische Bürgertum und die Intelligenz, nur vier Abgeordnete waren Bauern, hingegen 26 Angehörige des Hochadels. Die Nationalitäten waren nur mit wenigen Abgeordneten vertreten, darun- ter drei Rumänen aus Siebenbürgen und die siebenköpfige Delegation der Siebenbür- ger Sachsen, die jedoch die Abgeordnetenkammer am 19. September wieder verlie- ßen. Da in Kroatien und den Gebieten der Militärgrenze nicht gewählt wurde, blieben die 33 Parlamentssitze, die nach der Wahlkreiseinteilung diesen Gebieten zustanden, unbesetzt.12 Die dringlichste Angelegenheit, die das Parlament zunächst beschäftigte, war die Landesverteidigung und deren Finanzierung, denn die Errungenschaften der „recht- mäßigen Revolution“ wurden in zunehmendem Maß in Frage gestellt: einerseits durch die ab August offen auftretenden Zentralisierungsbestrebungen des Wiener Hofes, andererseits durch den bereits im Frühjahr entstandenen, staatsrechtlich begründeten Gegensatz zu Kroatien. Zudem demonstrierte der am 25. Mai ausgebrochene Auf- stand der Serben in Südungarn, welches Konfliktpotential die Frage der nichtmagya- rischen Nationalitäten barg. Durch die Siege von Feldmarschall Johann Joseph Wen- zel Graf Radetzky (1766-1858) in Italien und die Einführung der parlamentarischen Regierungsform in Österreich mit der Eröffnung des Reichstags am 10. Juli und der Ernennung der liberalen Regierung des Freiherrn Johann Philipp von Wessenberg (1773-1858) hatte sich die Lage in Österreich stabilisiert und der Kaiser kehrte am 12. August von Innsbruck nach Wien zurück. Am 14. August nahm Ferdinand die dem Palatin am 26. Juni erteilte Vollmacht, Gesetze des ungarischen Parlaments zu bestä- tigen, wieder zurück. Dies war ein erster Schritt auf dem von Wien nunmehr einge- schlagenen Weg, die staatliche Selbständigkeit Ungarns zu beseitigen. Der nächste Schritt war eine diesem Ziel entsprechende Instrumentalisierung des ungarisch- kroatischen Konflikts.

achten, als auch ihnen Achtung durch alle unsere Getreuen verschaffen werden.“ Zitiert nach „Wortlaut der königlichen Sanction der Gesetzesartikel vom Jahre 1847/48“, in: SCHÜTTE, Bd. 2, S. 26. 11 FISCHER, Vorwort, S. 8-9. 12 DEÁK, Revolution, S. 129 f.; 19. századi magyar történelem, S. 260 f.; PÁLMÁNY, S. 370.

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Auch bei den Kroaten hatte die Nachricht von der Revolution in Paris und Wien eine starke Reaktion ausgelöst. Die am 25. März 1848 nach Zagreb einberufene Nati- onalversammlung forderte die Aufhebung der Feudalverhältnisse, die Wahl eines Par- laments und Bildung einer verantwortlichen Regierung, die Einführung des Kroati- schen anstelle des Lateinischen als Amtssprache, die politische Selbständigkeit der kroatischen Länder (Kroatien, Slawonien, Dalmatien einschließlich Fiume/Rijeka) und die Ernennung des Grenzerobristen Josip Jelačić (1801-1859) zum Banus, die der König allerdings bereits am 23. März vorgenommen hatte. Jelačić verfügte am 19. April den Abbruch der amtlichen Beziehungen Kroatiens und Slawoniens zu Ungarn, weil er die Neuregelung der staatsrechtlichen Beziehungen mit Ungarn dem neuge- wählten Sabor überlassen wollte. Dieser trat am 5. Juni zusammen, bestätigte Jelačić als unumstrittenen Anführer der kroatischen Nationalbewegung und forderte die Selb- ständigkeit des „dreieinigen Königreiches“ Kroatien-Slawonien-Dalmatien mit Aus- nahme der drei Bereiche Finanzen, Handel und Militär, die in Zukunft von einem für die ganze Habsburgermonarchie verantwortlichen Ministerium verwaltet werden soll- ten. Außerdem unterstützte der Sabor die Forderung der Serben nach Selbstverwal- tung auf dem Territorium der Woiwodschaft (Vojvodina), mit der Kroatien einen „engen Bund“ eingehen wollte. Dieses Konzept der Selbständigkeit Kroatiens stieß auf Ablehnung bei der ungari- schen Regierung, die auf der territorialen Integrität der Länder der Stephanskrone be- harrte. Unter Berufung auf die bereits 750 Jahre bestehende, stets von Ungarn domi- nierte Union beider Länder zeigte sie sich nur bereit, die Autonomierechte Kroatiens auszuweiten. In dem grundsätzlichen Konflikt um die Neuregelung ihrer staatsrechtli- chen Beziehungen suchten beide Kontrahenten den Wiener Hof auf ihre Seite zu zie- hen. Dieser wiederum suchte sich die Treue sowohl der Ungarn als der Kroaten durch wechselseitige Zugeständnisse zu sichern.13 Für die Habsburger war die Loyalität der Kroaten von besonderer Bedeutung, da die Regimenter der Militärgrenze den harten Kern ihrer Armee ausmachten. Freiherr Franjo von Kulmer (1806-1853), bis 1847 der Vertreter Kroatiens im ungarischen Landtag in Pressburg, dann 1848-1852 am Hof in Wien, umriss in einem an Jelačić gerichteten Brief bereits am 30. März die Erwartung der „Hardliner“ am Hof: „Österreich wird Ungarn zurückerobern müssen, und aus diesem Grunde müssen Sie unter allen Umständen die Loyalität der Militärgrenze wahren.“14 Durch direkte Verhandlungen sowohl mit dem Wiener Hof als auch mit Jelačić suchte Batthyány Ende August 1848 eine Zuspitzung des Konflikts mit Kroatien und Wien zu verhindern.15 Jelačić wies das ungarische Angebot zurück, Kroatien in die

13 Dazu gehörte u.a. die auf Betreiben der ungarischen Regierung vom König angeordnete Enthebung Jelačićs von allen seinen Ämtern am 10. Juni 1848, die dieser jedoch im Ein- verständnis mit dem Wiener Hof ignorierte, der ihn am 4. September in aller Form wieder in seine Ämter als Banus und Oberbefehlshaber der Truppen in Kroatien einsetzte. 14 Brief des Obergespans des Komitats Zágráb, Baron Kulmer, aus Wien an Jelačić, zit. nach DEÁK, Revolution, S. 79. 15 KOSÁRY, Magyarország, S. 124-125.

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Selbständigkeit zu entlassen und nur durch ein Bündnis mit Ungarn zu verklammern, da er eine für Kroatien tragbare Lösung nur im Rahmen einer Neuordnung der Ge- samtmonarchie für möglich hielt. Der Wiener Hof wiederum forderte, die von den Aprilgesetzen bewirkte Aufteilung der Verfügungsgewalt in Auswärtigen, Militär- und Finanzangelegenheiten auf Wien und Buda-Pest durch eine Änderung der ungari- schen Verfassung rückgängig zu machen.16 Dazu war jedoch die ungarische Regie- rung nicht bereit und Batthyány trat am 11. September von seinem Amt als Minister- präsident zurück. Nach vergeblichen Versuchen einer neuen Regierungsbildung über- nahm der Verteidigungsausschuss des ungarischen Parlaments unter Vorsitz Kossuths die Exekutivgewalt – zunächst provisorisch, dann am 8. Oktober endgültig, nachdem das königliche Manifest vom 3. Oktober 1848 das ungarische Parlament für aufgelöst erklärt und über Ungarn das Kriegsrecht verhängt hatte. Am Tag des Rücktritts von Batthyány überquerte Jelačić mit Truppen in der Stär- ke von rund 48 000 Mann die Drau. Er tat dies, ohne einen solchen Befehl aus Wien erhalten zu haben, war jedoch vom Hof insgeheim dazu aufgefordert worden. So begann – nach einem zeitgenössischen, die paradoxe Konstellation kennzeich- nenden Diktum – der Krieg „des österreichischen Kaisers gegen den ungarischen Kö- nig“ als ein Krieg, in dem auf beiden Seiten Offiziere standen, die, auf ihren Monar- chen vereidigt, in einen für viele unerträglichen Loyalitätskonflikt gerieten.17 Der Feldzug von Jelačić scheiterte mit der Schlacht von Pákozd am 29. September 1848. Ebenso scheiterte aber auch der Versuch der ungarischen Hauptarmee, der am 6. Oktober erneut ausgebrochenen Revolution in Wien zu Hilfe zu kommen. Ihr An- griff wurde von Jelačić, der sich nach Pákozd fluchtartig in Richtung Österreich zu- rückgezogen hatte und nun mit seinen kroatischen und kaiserlichen Truppen vor Wien stand, am 30. Oktober bei Schwechat zurückgeschlagen. Diese Niederlage hat nicht nur das Schicksal der Wiener Revolution besiegelt, sondern langfristig auch das der ungarischen. Schwechat wurde für Ungarn das Fanal zu einem von Dezember 1848 bis August 1849 währenden nationalen Freiheitskampf, der – nach der Unabhängig- keitserklärung und der Entthronung des Hauses Habsburg am 14. April 1849, die eine Kompromisslösung endgültig ausschlossen – gegen die imperiale Übermacht Öster- reichs und Russlands und die auf Seiten des Kaisers stehenden Nationalitäten nicht mehr zu gewinnen war.

2 Die Haltung der Nationalitäten zur Revolution von 1848

Die „Mehrheit der Minderheiten“18, die zu dieser Zeit ungefähr 60 Prozent der Ge- samtbevölkerung Ungarns ausmachte, sympathisierte anfänglich mit den liberalen Re- formen und akzeptierte im Prinzip die neue Verfassung der Aprilgesetze, allerdings vorbehaltlich ihrer Vereinbarkeit mit den eigenen Wünschen nach Autonomie und

16 KLETEČKA. 17 HERMANN, König, S. 74-76; 19. századi magyar történelem, S. 265. 18 DEÁK, Revolution, S. 110.

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Selbstverwaltung. Von den Aprilgesetzen berührten nur zwei die Nationalitätenfrage. Das eine legte die ungarische Sprache als die Verwaltungssprache aller Komitate fest; damit wurde jedoch nur die seit Anfang der 1840er Jahre übliche Verwaltungspraxis festgeschrieben. Das andere machte die Kenntnis der ungarischen Sprache zur Vo- raussetzung für die Wählbarkeit der zukünftigen Parlamentsabgeordneten.19 Die rechtliche Regelung der Fragen des Zusammenlebens der Titularnation mit den Nati- onalitäten war somit unterblieben. Was sich zunächst als Vorteil erwies, da die April- gesetze keine mögliche Regelung ausschlossen, geriet alsbald zum Nachteil, weil sich nicht nur die Magyaren, sondern auch der größere Teil der Minderheiten als Nation formierten, entsprechende Forderungen nach Autonomie unter der ungarischen Krone immer lauter vortrugen, von den ungarischen Politikern jedoch immer unmissver- ständlicher zurückgewiesen wurden. In der Folge orientierten sich Kroaten, Serben, Slowaken und Siebenbürger Sachsen politisch zunehmend an Wien, wodurch sich ihr Gegensatz zu Pest vertiefte. In den Herbstmonaten des Jahres 1848 vermischten sich in Südungarn und Siebenbürgen bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen mit den Nationalitäten untrennbar mit dem Kampf der Ungarn um nationalstaatliche Selbstbe- hauptung. Die Haltung der Rumänen in ihren verschiedenen Siedlungsgebieten (Ba- nat, Siebenbürgen) war uneinheitlich. Die deutsche Bevölkerung in Ungarn ein- schließlich der Zipser Sachsen wiederum unterstützte weitgehend die Ziele der Revo- lution und zeigte sich überwiegend solidarisch mit der ungarischen politischen Nation in deren Kampf um „Recht und Freiheit“.

2.1 Die Slowaken Am 10. Mai trafen sich in Liptószentmiklós/Liptovský Mikuláš die Repräsentanten der slowakischen Nationalbewegung und forderten für die Slowaken die nationale Gleichberechtigung, eine staatsrechtliche Neugestaltung Ungarns mit einem aus den Vertretern aller Nationalitäten gebildeten Parlament, slowakische nationale Verwal- tung und slowakischen Unterricht einschließlich der Errichtung einer eigenen Univer- sität im slowakischen Autonomiegebiet und die Aufstellung einer Nationalgarde. Die- se Beschlüsse liefen auf eine weitgehende Föderalisierung des Königreichs hinaus. Da die ungarische Regierung hinter solchen Forderungen panslavistische, von Peters- burg ausgehende Bestrebungen vermutete, erließ sie gegen die Anführer der Slowa- ken, Štúr, Hurban und Hodža, Haftbefehle, worauf diese nach Prag/Praha flüchteten. Erst nach Niederschlagung des Prager Pfingstaufstandes im Juni 1848 folgten die drei dem tschechischen Beispiel und erklärten sich für Österreich bzw. für den Anschluss der slowakischen Komitate an Böhmen.20 In der Absicht, einen bewaffneten Volks- aufstand zu entfachen, fiel Hurban am 21. September mit der Slowakischen Legion, einer rund 500 Mann starken, in Wien organisierten Freiwilligentruppe, von Mähren aus in Oberungarn ein, wurde jedoch binnen einer Woche zurückgeschlagen und wie-

19 DEÁK, Nationalitätenfrage, S. 31; KOSÁRY, Magyarország, S. 114-172, und ebenda, S. 186- 219; SZÁSZ, Nemzetiségi; NIEDERHAUSER, Nemzetek. 20 RAPANT.

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der außer Landes gedrängt. Es zeigte sich, dass einerseits der slowakischen National- bewegung eine Massenbasis noch fehlte, andererseits die Zugehörigkeit der slowaki- schen Siedlungsgebiete zum Königreich Ungarn von der großen Mehrheit der Slowa- ken nicht in Frage gestellt wurde. Hiermit ist auch die erfolgreiche Rekrutierung slo- wakischer Soldaten und deren hoher Anteil in der Honvéd-Armee in Verbindung zu bringen.

2.2 Die Serben Am 13. Mai trat der serbische Nationalkongress in Karlowitz/Sremski Karlovci zu- sammen. Er forderte die Einrichtung einer autonomen serbischen Woiwodschaft21 und wählte den Oberst der Militärgrenze, Stevan Šupljikac (1786-1848), zum Woiwoden. Der serbische Metropolit von Karlowitz, Josip Rajačić (1785-1861), wurde „zum Pat- riarchen aller Slawen, Serben und Walachen“ ausgerufen. József Eötvös erklärte als Kultus- und Unterrichtsminister am 3. Juni die Beschlüsse des Kongresses für ungül- tig und auch König Ferdinand V. wies am 19. Juni die Forderungen der Serben zu- rück. Inzwischen hatten die Serben bereits in einem großen Teil Südungarns die Macht übernommen, außer dem provisorischen zentralen Verwaltungsorgan (Glavni odbor) der Woiwodschaft in Karlowitz lokale Ausschüsse eingesetzt, die ungarischen Beam- ten und ungarischen Grundherren vertrieben und drei befestigte Lager errichtet. Un- terstützt von 8 000-10 000 Freiwilligen aus dem Fürstentum Serbien nahmen die auf- ständischen Raitzen den Kampf mit den ungarischen Truppen unter dem Oberbefehl von Baron Fülöp Bechtold (1787-1862) auf, dem es allerdings nicht gelang, den Auf- stand einzudämmen, geschweige denn niederzuschlagen.22 Bei diesen kriegerischen Auseinandersetzungen fochten reguläre Truppen des Kaisers unter ungarischem Kommando gegen kaiserliche Regimenter der Militärgren- ze auf Seiten der Aufständischen, beteuerte jede Seite ihre Treue zum Monarchen und beschuldigte die andere der Revolte. Alle diese Kämpfe führten zu keinem politisch tragbaren Ergebnis, vielmehr zu Bürgerkriegszuständen mit schweren Ausschreitun- gen gegenüber der Zivilbevölkerung. Die Konfrontation erstmals national mobilisierter Bevölkerungsgruppen in Südun- garn sollte die „üppigen Ebenen des Banates in ein grauenvolles Schlachtfeld des Bürgerkrieges und des Brudermordes“ verwandeln, wie dies „die getreue deutsche und walachische Bevölkerung der Militär-Communität Weisskirchen“ in ihrer Einga- be an den Kaiser vom 11. Juni 1848 vorausgesehen hatte. In diesem Dokument wer-

21 Nach der Volkszählung von 1850 zählte man auf dem Gebiet „der Woiwodschaft Serbien und des Temeser Banates“ 404 909 Rumänen, 354 431 Deutsche, 295 922 Serben, 258 419 Magyaren, 95 853 Angehörige anderer slavischer Volksgruppen (Bunjewatzen, Schokat- zen, Kroaten, Ruthenen, Slowaken, Bulgaren), insgesamt 1 447 783 Einwohner. Der serbi- sche Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug daher nur 20,3 Prozent. – HEGEDIŠ/ ČOBANOVIĆ, S. 113. Somit war sowohl der rumänische als auch der deutsche Bevölke- rungsanteil größer als der serbische. 22 Srbi i Madjari; LEBL.

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den die anarchische Verhältnisse heraufbeschwörenden Widersprüche der politischen Situation in Südungarn eindringlich beklagt: „Infolge der neuesten Ereignisse […] ist die Communität Weisskirchen in einen ausserge- wöhnlichen bedenklichen Zustand versetzt. Während man einerseits von den vorgesetzten Behörden den Willen E. Majestät vernahm, dass das Militärgrenzgebiet fernerhin aller- höchst Ihrem ungarischen Ministerium unterstehen solle, […] sieht man zugleich im ge- sammten Grenzgebiete, […] namentlich an unseren Mitbrüdern Slavischer Abkunft, gegen dieselbe Anordnung E. Majestät einen Aufstand organisieren […]. Bis auf die neueste Zeit war man gewöhnt Allerhöchst Ihre durch die vorgesetzten Behörden verkündeten Befehle und Gesetze ohne Widerspruch vollziehen zu sehen; die Bevölkerung dieser Gegenden wetteiferte in Beweisen für ihre Treue und Anhänglichkeit an den Monarchen. […] All die- ses hat sich seit kurzem durchaus geändert. Und die alte Ordnung und Sicherheit der Dinge bestehet nicht mehr. Eine beispiellose Aufregung hat sich der Massen bemächtiget, und diese Aufregung wird ungehindert unter den Augen derselben Behörde, welche bis zu die- sem Augenblicke jede freie politische Bewegung gänzlich zu unterdrücken verstanden, ge- pflegt, hervorgerufen und ausgebildet. Was an diesem Orte recht und gesetzmäßig ist, er- scheint am Anderen als Verrath an der guten Sache, und was man immerhin thun mag, so widerstreitet man zu gleicher Zeit den Gesetzen E. Majestät, während man sie erfüllt.“23 Als Stabsort des illyrisch-banatischen Grenzregiments wurde das zu zwei Dritteln von Deutschen bewohnte Städtchen Weißkirchen/Bela Crkva zwischen Juni 1848 und Januar 1849 Ziel einer ganzen Reihe serbischer Angriffe. Bei einem der schwersten, am 19. August, fiel eine mehr als zweifache Übermacht aufständischer Raitzen in die Stadt ein, zu deren Verteidigung nur die örtliche Nationalgarde bereit stand. Die Ser- ben metzelten viele Einwohnen nieder, raubten und plünderten, steckten „über 150 Häuser am äußeren Umfange der Stadt“ in Brand, wurden aber schließlich vom erbit- terten Widerstand der im Zentrum positionierten Nationalgarde zum Abzug gezwun- gen.24 „Der Anblick der in den Häusern verbrannten Toten und Verwundeten“ brachte die deutschen und rumänischen Bürger jedoch so in Rage, „dass sie am nächsten Tag über ihre serbischen Mitbürger herfielen“, mit denen sie bislang friedlich zusammen- gelebt hatten, und mehr als hundert von ihnen ermordeten.25

2.3 Die Rumänen Am 15. Mai 1848 versammelte sich der erste rumänische Nationalkongress in Bla- sendorf/Blaj. Er forderte die Anerkennung der rumänischen Nationalität, eine demo- graphisch proportionale Vertretung rumänischer Abgeordneten im ungarischen Par- lament und die rasche Durchführung der Bauernbefreiung. In Reaktion auf die Ein-

23 THIM, Bd. 2, S. 391. Siehe den vollständigen Text der Eingabe im Quellenanhang. Über die Vorgänge in Weißkirchen siehe ebenda, Bd. 1, S. 121; über die Vorgänge in Werschetz, das ebenfalls angegriffen wurde, siehe BONOMI, Werschetz. 24 Vgl. „Die östreichisch-slavische und die östreichisch-ungarische Frage beleuchtet von Dr. Eisenmann“ im Quellenanhang. 25 Siehe den Bericht von Oberstleutnant Mayerhofer, österreichischer Konsul in Belgrad, über die Lage in Südungarn an das Wiener Ministerium des Äußeren vom 27.8.1848, in: THIM, Bd. 2, S. 643.

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richtung der serbischen Woiwodschaft beanspruchte eine am 27. Juni in Lugosch/ Lugoş abgehaltene Versammlung der Banater Rumänen eine von der serbischen Woi- wodschaft abgegrenzte Territorialautonomie. Mit den Schwabenpetitionen von Boga- rosch und Hatzfeld vom Oktober und November 1849 meldeten sich schließlich auch Repräsentanten der Deutschen in Südungarn – allerdings recht verspätet – zu Wort, um am Wiener Hof die Einrichtung einer deutschen Selbstverwaltung für die beiden Regionen Banat und Batschka zu beantragen. Im Übrigen war die Lage der Rumänen sehr verworren, denn sie führten eine Aus- einandersetzung mit mehreren Gegnern: mit den Serben, deren Anspruch auf kirchli- che Oberhoheit über die rumänische orthodoxe Kirche sie nicht anerkannten; mit den Magyaren Siebenbürgens und schließlich mit dem „ungarischen Ministerium“ in Pest. Im Gegensatz zu den Siebenbürger Sachsen begrüßten sie anfänglich die vom König am 10. Juni 1848 sanktionierte Union Siebenbürgens mit Ungarn und die Aprilgeset- ze, wählten ein Rumänisches Nationalkomitee unter der Führung ihres Bischofs Andrei Şaguna (1809-1873), Metropolit der rumänisch-orthodoxen Kirche Sieben- bürgens, und stellten eine Nationalgarde auf.26 „Obwohl sie sich zum magyarischen Liberalismus hingezogen fühlten, lehnten sie seine Garantien der individuellen Rechtsgleichheit in einem Groß-Ungarn“27 als unzureichend für ihre eigene nationale Selbstbestimmung ab. Da die ungarische Regierung unter Rücksichtnahme auf den erzkonservativen ungarischen Adel Siebenbürgens ihren politischen Autonomieforde- rungen eine Absage erteilte, orientierten sich führende Kreise der Rumänen zuneh- mend an Wien. „In dem Maße wie sich der Gegensatz zwischen der ungarischen Re- gierung und dem Hof verschärfte, nahmen auch die gesellschaftlich-nationalen Span- nungen in Siebenbürgen zu.“28 Der Militärkommandant Siebenbürgens, der aus Schemnitz stammende General Anton Puchner (1779-1852), kündigte Mitte Oktober dem ungarischen Landesverteidigungsausschuss offen den Gehorsam auf und machte die sächsischen Städte zur Basis seiner gegen die siebenbürgisch-ungarischen Natio- nalgarde- bzw. Honvédeinheiten gerichteten Militäraktion. Während Puchner zu sei- ner Unterstützung eine rumänische Aufstandsbewegung initiierte, rief die ungarische Regierung die Grenzsoldaten der Székler zur Verteidigung des Landes. Mitte Oktober waren die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in weiten Teilen Siebenbür- gens bereits in vollem Gang. Im Dezember 1848 eingeleitet, führte die Gegenoffensi- ve der ungarischen Armee unter dem Kommando des polnischen Generals Józef Bem (1794-1850) nach der raschen Einnahme Klausenburgs bis März 1849 zur Rückerobe- rung und vollständigen Besetzung Siebenbürgens (mit Ausnahme der Festung Karls- burg und des Erzgebirges). Der auf Initiative des Fürsten Adam Jerzy Czartoryski (1770-1861) von Kossuth mit Nicolae Bălcescu (1819-1852) im Sommer 1849 ausgehandelte Friedensplan sah zwar für die als eigenständige Nationalität anerkannten Rumänen keine Territorialau- tonomie vor, sicherte jedoch in den Komitaten mit rumänischer Bevölkerungsmehr-

26 MAIOR; PASCU/CHERESTEŞIU; DRAGOMIR. 27 HITCHINS, Rumänen, S. 589. 28 Kurze Geschichte Siebenbürgens, S. 496.

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heit den Gebrauch des Rumänischen in Schulen, Gerichten und den Verwaltungsgre- mien auf örtlicher wie auf Komitatsebene. Dieser Versuch einvernehmlicher Konflikt- lösung kam zu spät, um noch wirksam zu werden. Vier Wochen nach Unterzeichnung des „Projet de Pacification“ trat Kossuth zurück und floh außer Landes. Die ungari- sche Hauptarmee unter Artúr Görgey (1818-1916) kapitulierte am 13. August 1849 in Világos/Şiria bei Arad vor den russischen Interventionstruppen.

2.4 Die Siebenbürger Sachsen Am 30. Mai 1848 beschloss der siebenbürgische Landtag die Vereinigung Siebenbür- gens mit Ungarn. Selbst die sächsischen Abgeordneten stimmten mehrheitlich dafür, obwohl sie um den Bestand ihrer Privilegien, insbesondere ihrer Selbstverwaltung fürchteten.29 Die Unionsforderung entpuppte sich rasch als auch die Sachsen polari- sierende Streitfrage. Der ungarischen, für die Union eintretenden Demonstration vom 21. März 1848 in Klausenburg folgte die gegen die Union sich aussprechende Kund- gebung vom 30. März in Hermannstadt. In den sächsischen Siedlungsgebieten wurden als Selbstschutzeinheiten „Deutsche Freischaren“ aufgestellt. Das sächsische Bürger- tum in Städten wie Kronstadt und Schäßburg sympathisierte anfänglich mit dem un- garischen Liberalismus. Es forderte eine Reform der sächsischen Selbstverwaltung. Auf eine von 500 Kronstädter Bürgern unterzeichnete Bittschrift vom 30. März 1848 hin beschloss die sächsische Nationsuniversität am 4. April die Öffentlichkeit ihrer Beratungen, die Pressefreiheit und die bürgerliche Gleichberechtigung nicht nur der Sachsen, sondern auch der auf ihrem Gebiet ansässigen Rumänen. Bereits im Mai 1848 suchten die Sachsen auch Unterstützung aus Deutschland zu gewinnen und schickten mehrere Delegationen zur Nationalversammlung in der Frankfurter Pauls- kirche. In ihrem an diese gerichteten Sendschreiben vom August 1848, das der Pfarrer Stephan Ludwig Roth30 im Namen des „Siebenbürgisch-deutschen Jugendbundes“ formulierte, bezeichneten sie sich als ein „seit Jahrhunderten vorgeschobener deut- scher Posten im Osten“ und begrüßten die sich abzeichnende nationale Einigung der deutschen Länder, in der sie „auch eine Bürgschaft“ ihres eigenen „nationalen Fortbe- stands“ erblickten. Abschließend bekannten sie sich als „ein ehrlich deutsches Volk und auch ehrliche treue Bürger des Staates, dem wir angehören“31, wobei deutlich wurde, dass sie unter diesem Staat eher die Gesamtmonarchie der Habsburger ver- standen, in der sie sich sicherer fühlten als in einem magyarischen Nationalstaat. Im Bürgerkrieg stellten sich die Sachsen daher auf die Seite des Kaisers. In einer Eingabe an den Wiener Hof ersuchten sie, den Königsboden, das Gebiet der sächsischen Au- tonomie, als selbständiges Kronland direkt dem Kaiser zu unterstellen. Am 21. De- zember 1848 bestätigte Kaiser Franz Josef den Status des Königsbodens als Kronland

29 Zur Geschichte der Sachsen 1848/49 siehe SCHENK, Vorabend; KRONER, Siebenbürger Sachsen; DERS., Stephan Ludwig Roth; SÁRKÖZI; GÖLLNER; FOLBERTH, Prozeß; MARTIUS. 30 Stephan Ludwig Roth war im Herbst 1848 von Feldmarschallleutnant Anton Puchner zum kaiserlich bevollmächtigen Kommissär für die 13 sächsischen Dörfer im Bezirk Kokel- burg/Küküllővár ernannt worden. 31 Der Text des Sendschreibens im Auszug bei GÜNDISCH, Siebenbürgen, S. 135

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der Gesamtmonarchie. Der siebenbürgisch-sächsische Schriftsteller Josef Marlin (1824-1849), ursprünglich ein begeisterter Anhänger der ungarischen Revolution, kommentierte diese Entwicklung wie folgt: „[…] der Magyarismus in seiner Selbstüberschätzung hatte vergessen, wie weit inniger die Bande zwischen den österreichischen und siebenbürgischen Deutschen waren, als zwischen dem historischen ausschliesslichen Sachsenthum und den Nachfolgern Tökölys [sic!] und Rákóczis.“32 Unter dem Eindruck der Plünderungen und Brandschatzungen der ungarischen Truppen in den sächsischen Dörfern während ihrer Offensive im Winter 1848/49 be- zeichnete es Marlin als „ein Unglück der magyarischen Nationalität“, „dass sie den verschwisterten Nationalitäten gegenüber keine Mäßigung kennt“33. Der von Kossuth für Siebenbürgen eingesetzte Regierungskommissär László Csányi (1790-1849) be- nutzte die Abwesenheit des sehr auf Ausgleich und nationale Versöhnung der Kon- fliktparteien bedachten Armeebefehlshabers Bem dazu, durch von ihm eingerichtete Standgerichte 769 Personen hinrichten zu lassen. Eine von der österreichischen Mili- tärregierung vorgenommene Erhebung der „Opfer des ungarischen Terrorismus“ listet insgesamt 6 112 Zivil- und Militärpersonen auf, davon 5 405 Rumänen, 310 Sachsen, 304 Magyaren und 93 sonstige.34 Zu den Opfern gehörte auch Stefan Ludwig Roth, der am 11. Mai 1849 auf der Zitadelle von Klausenburg erschossen wurde. Im Ab- schiedsbrief an seine Familie beteuerte Roth: „Mit meiner Nation habe ich es wohl gemeinet, ohne es mit den andern Nationen übel ge- meinet zu haben. […] Ich bin weder im Leben noch im Tode ein Feind der Ungrischen Na- tion gewesen. Mögen sie dieses mir, als dem Sterbenden, auf mein Wort glauben, in dem Augenblicke, wo sonst alle Heuchelei abfällt.“35

3 Ungarische Nationalitätenpolitik 1848/49

Den Nationalitäten und ihren Forderungen wusste die ungarische politische Elite we- nig entgegenzusetzen, kein Konzept, keine theoretische Handlungsgrundlage, nur die Programmatik des liberalen und nationalen Einheitsstaats, die sie als völlig ausrei- chend betrachtete. Kossuth selbst beschrieb in seinem 1871 verfassten „Vissza- pillantás“ (Rückblick) die Mentalität der im Frühjahr 1848 führenden ungarischen Po- litiker:

32 Pester Zeitung, Nr. 898 vom 7. Februar 1849, zitiert nach SZEMZŐ, Pester Zeitung, S. 59. Marlin war bis April 1849 Mitarbeiter der Pester Zeitung. 33 Zit. nach GÖLLNER, S. 23. 34 Kurze Geschichte Siebenbürgens, S. 713. 35 FOLBERTH, Prozeß, S. 351 f.

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„Wir waren davon überzeugt, dass, wenn das Vaterland, wie es sein Recht mit sich bringt, unabhängig und im unabhängigen Land das Volk freier Herr seines eigenen Schicksals ge- worden sei, die weitere Entwicklung sich von selbst ergebe.“36 Doch die Gewährleistung der liberalen Bürgerrechte erwies sich gegenüber den wechselseitig konkurrierenden Ansprüchen der Magyaren, Kroaten, Serben und Ru- mänen, ihr eigenes, „nationales“ Gemeinwesen innerhalb der Habsburgermonarchie aufzubauen, als unzureichend. Attraktiver als die Aprilgesetze erschien in diesem Zu- sammenhang der vierte Paragraph der für Österreich am 25. April 1848 erlassenen Verfassung, der das Prinzip der Nationalität als staatsbildenden Faktor indirekt aner- kannte, auch wenn keinerlei Bestimmungen zur Regelung der Sprachenfrage enthal- ten waren: „Allen Volksstämmen ist die Unverletzbarkeit ihrer Nationalität und Spra- che gewährleistet.“ Für die in diesen Monaten von den Nationalitäten Ungarns erho- benen Forderungen nach Anerkennung als „Nation“ sowie nach kulturell-nationaler und territorialer Autonomie, indirekt nach einer föderalistischen Staatsstruktur, bot eine solche Proklamation sicher eine besser geeignete Grundlage als die Aprilgesetze, die vom Modell des liberalen Einheitsstaats bestimmt wurden. In einem solchen konnte es nach Überzeugung der ungarischen Revolutionäre nur eine, nämlich die „Staatseinheit konstituierende ungarische politische Nation“37 geben, ein Prinzip, das jedwede Anerkennung irgendeines „Volksstammes“ als eine von mehreren Nationen im gleichen Staat ausschloss. Dieses Prinzip war insbesondere dort zur Geltung zu bringen, wo regional oder lokal nichtungarische Bevölkerungsgruppen eine Mehr- heitsposition innehatten. Deshalb war sich Kossuth mit Széchenyi38 über die Gefahren der Demokratisierung in den Komitaten mit nichtungarischer Bevölkerungsmehrheit einig, das heißt darüber, dass ein Volksvertretungssystem auf Komitatsebene zu einer Nationalitätenherrschaft führen könnte. Eine Demokratisierung auf regionaler Ebene, wie sie die von József Eötvös angeführte Fraktion der „Zentralisten“ gefordert hatte39, ist daher unterblieben. Die politische Elite des neuen Ungarn hatte es im Frühjahr und Sommer 1848 ver- säumt, auf dem Verhandlungsweg Kompromisse mit den wichtigsten im Land leben- den Nationalitäten zu schließen, dadurch das Land im Innern zu befrieden und gegen die sich abzeichnende Bedrohung von außen zu stärken. Sie hatte die Bedrohung von außen, so z.B. Kossuth in seiner Parlamentsrede vom 11. Juli 1848, durchaus wahrge- nommen40, doch das Nationalitätenproblem von Anfang an völlig unterschätzt. Die

36 Zit. nach DEÁK, Revolution, S. 99. 37 DEÁK, Nationalitätenfrage, S. 34. 38 Széchenyi äußerte in der im Landtag am 2. und 3. April 1848 geführten Debatte über die demokratische Umwandlung der Komitate die Befürchtung, eine Demokratisierung des Komitatswahlrechtes könnte zum Untergang der „ungarischen Nationalität“ führen. – DEÁK, Revolution, S. 99. 39 Ebenda, S. 59. 40 Mit seinem berühmt gewordenen Ausspruch „Das Vaterland ist in Gefahr“ verband Kossuth seinen vom Parlament verabschiedeten Antrag, die Nationalarmee auf 200 000

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Chancen, welche die alle ethnischen und konfessionellen Grenzen überschreitende Aufbruchstimmung, die allseits spürbare Begeisterung für die neu gewonnenen Frei- heiten in den ersten Monaten der Revolution für eine Verhandlungslösung boten, blieben ungenützt. Denn die ungarischen Liberalen konnten sich nicht vorstellen, dass die Gewährung der Bürgerrechte für alle nicht ausreichte, das eigene nationale Projekt mit den im Widerstreit liegenden anderen nationalen Projekten politisch zu versöhnen oder zumindest eine Plattform für eine gemeinsame Verteidigung der ethnisch nicht aufteilbaren Freiheit zu finden. Allerdings gab es im Sommer 1848 doch auch Versu- che, eine Verschärfung der aufbrechenden Nationalitätenkonflikte zu verhindern. Da- zu gehörte der Anfang August von Eötvös vorgelegte Entwurf des Schulgesetzes, der auch eine Bestimmung zur Unterrichtssprache der Volksschulen enthielt. Die von Eötvös vorgeschlagene Formulierung, „die Unterrichtssprache wird durch die Sprache der Mehrheit der Lokalbevölkerung festgelegt“, wurde abgeändert in die Regelung, dass „solchen Schülern, die die ungarische Sprache nicht verstehen, der Unterricht in ihrer Muttersprache erteilt wird“41. Ende August legte Baron Miklós Wesselényi ei- nen Gesetzesentwurf über die Sprachrechte der Rumänen vor. Doch die Parlaments- mehrheit hielt eine solche Regelung für unnötig. Im Zusammenhang mit der Union Ungarns mit Siebenbürgen wurde noch im September ein ähnlicher Gesetzesentwurf über die sprachlichen Rechte der Rumänen Siebenbürgens vorbereitet, der jedoch wie auch das Schulgesetz nicht mehr verhandelt werden konnte.42 Erst als sich die militä- rische Niederlage der Revolution abzeichnete, kam am 28. Juli 1849 auf der letzten Sitzung des Parlaments in Szeged eine Resolution über die Rechte der Nationalitäten zustande, die in der Fachliteratur etwas irreführend als Nationalitätengesetz bezeich- net wird. Diese Resolution respektierte die Nationalitäten als sprachlich-kulturelle Einheiten und „garantierte die freie Entwicklung aller auf dem Gebiet des ungari- schen Reiches wohnenden Völker“. Auf Komitatsebene ermöglichte sie, neben der ungarischen Sprache auch die Sprache der Mehrheit der Gesamtbevölkerung des je- weiligen Komitats als Verwaltungssprache zu verwenden. Eine ähnliche Bestimmung betraf die Unterrichtssprache der Volksschulen. Die ungarische Historikerin Ágnes Deák hat diese Resolution „in letzter Stunde“ wie folgt gewürdigt: „Die ungarische politische Elite beharrte auf das Ideal der politischen und administrativen Einheit des Landes und verweigerte die Anerkennung des nationalen Prinzips als eines Faktors, der die innere Staatsstruktur bestimmt. Gleichzeitig verzichtete sie auf das politi- sche Modell eines reinen Nationalstaates als eine Zielsetzung, indem sie die Existenz der nationalen sprachlich-kulturellen Gemeinschaften in Ungarn anerkannte und die Verwen- dung der verschiedenen Sprachen als Verwaltungssprachen auf der unteren und mittleren Stufe der Staatsverwaltung und auf der unteren Stufe des Justizwesens gestattete.“43

Mann zu erhöhen und zu diesem Zweck 42 Millionen Gulden Steuern zu bewilligen. – Ebenda, S. 131. 41 DEÁK, Nationalitätenfrage, S. 34. 42 Ebenda, S. 35. 43 Ebenda, S. 36.

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4 Das deutsche Bürgertum

Ende April 1848 gründete der aus Preußen stammende Eisenbahningenieur Ignaz Beyse in Pest einen „Deutschen Verein“, den ersten im 19. Jahrhundert, der das Prä- dikat „deutsch“ in seinem Namen führte. An der Gründungsversammlung nahmen um die 50 Personen teil, in der Mehrzahl aus dem Ausland stammende Künstler des Pes- ter Deutschen Theaters und andere aus beruflichen Gründen von Deutschland Zuge- zogene, z.B. Handwerkermeister. Es gelang zwar, für den Vorsitz einen gebürtigen Pester Großhändler zu gewinnen, doch Eduard Glatz, der Chefredakteur der Pester Zeitung, nahm seine Wahl zum Vizevorsitzenden nicht an, vermutlich weil ihm die Zusammensetzung der Versammlung zu wenig bodenständig erschien. Eine wohl eher von wirtschaftlichen als „nationalen“ Interessen motivierte Zielsetzung des Vereins war es, die künftige – am 18. Mai in der Frankfurter Paulskirche zusammentretende – gesamtdeutsche Nationalversammlung dazu zu veranlassen, in Pest ein Konsulat zu eröffnen, das die dortigen Deutschen unterstützen sollte.44 Mit diesem „Deutschen Verein“ trat der Leipziger „Verein zur Wahrung der deut- schen Sache im Osten“ unter dem Vorsitz des jungdeutschen Literaten Ferdinand Gustav Kühne (1806-1888) in Verbindung.45 Dessen an die Magyaren gerichtetes Flugblatt „Stimme aus Deutschland“ beschwört die deutsch-ungarische Völkerfreund- schaft und Solidarität gegen die Gefahr der „slavischen Fluth“, die vom „nordischen Czarenreiche“ ausgehend, „Magyaren und Deutsche zu überschwemmen droht“. Im Sinne dieser Solidarität und im Interesse einer wirkungsvollen Abwehr der „gemein- samen Gefahr“ werden die Magyaren abschließend aufgefordert: „Behandelt die Deutschen unter Euch und in Siebenbürgen als Brüder! Seid ihrem uralten deutschen Wesen gerecht; sie wollen deutsch bleiben. Bedränget sie nicht […]!“46 Hinter dieser Mahnung standen Kühnes in seinem Tagebuch festgehaltene Beob- achtungen zum Nationalbewusstsein der Deutschen in Ungarn, das es seiner Meinung nach dringend zu stärken galt gegen den nationalen „Übermuth der magyarischen Adelsherrschaft“: „Auch in Ungarn […] bedarf die Sache der Deutschen unserer Hilfe. Deutsche Bildung, Gewerbfleiß, Handel sind in ihrer Hand, aber zerstreut und versprengt fehlt ihnen Muth und Bewusstsein nationalen Zusammenhangs. […] Es gilt dem treuen Fleiße des schüch- ternen deutschen Bürgerthums sein Recht zu geben, die übermüthige Adelsherrschaft der Ungarn zu stürzen. Wir sind noch von Alters her […] gewohnt von ‚edlen, hochherzigen‘

44 SPIRA, Die Pester Deutschen, S. 37; zur Wahl von Glatz siehe STEINACKER, Eduard Glatz, S. 32. Eine Anthologie zeitgenössischer Texte, die das Engagement des deutschen Bürger- tums für die Revolution dokumentieren, in: RÓZSA, Männer. 45 Aus dem Jahre später erschienenen Tagebuch Kühnes geht hervor, dass über die „etwa 17“ in Leipzig studierende „Sachsen aus Siebenbürgen“, die dem Verein als Mitglieder ange- hörten, bereits Verbindungen zu Siebenbürgen bestanden. – KÜHNE, S. 261. 46 „Stimme aus Deutschland“. An die Magyaren gerichtetes Flugblatt vom 25. Mai 1848. Veröffentlicht in: Archiv, Bd. 1, Nr. 198. Text im Quellenanhang.

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Ungarn zu sprechen. Diese Hochherzigkeit ist zugleich ein Hochmuth, der durch den Kleinmuth der Mitvölker verwöhnt und verzogen wurde.“47 Kühnes Aufruf wurde im Pester Verein diskutiert und auf den letzten Passus ein- gehend wie folgt beantwortet: „Als ein erfreuliches Ereignis, durch den Umschwung der Dinge herbeigeführt, können wir Euch mitteilen, dass jetzt zwischen Deutschen und Magyaren das herzlichste Einverneh- men besteht. In der Nationalgarde steht der Handwerker deutscher Zunge neben dem Mag- naten des Magyaren in Reih und Glied – das sinnigste Bild der nationalen und politischen Gleichheit. Das freisinnigste Ministerium hat kundgegeben, hinfüro sollen alle Kundma- chungen in Pest sowohl in magyarischer als auch in deutscher Sprache veröffentlicht wer- den, damit kein ungarischer Bürger durch Sprachverschiedenheit vom politischen Leben ausgeschlossen bleibe.“48 Abgesehen von der Tatsache der Gründung und deren Motivation ist der Pester „Deutsche Verein“ im Revolutionsjahr 1848/49 unbedeutend geblieben und stellte nach einigen Monaten seine Tätigkeit überhaupt ein. Doch seine Antwort auf das Flugblatt von Kühne ist deshalb von Interesse, weil in ihr zum einen die Begeisterung der ersten Monate für die Errungenschaften der Revolution, zum anderen ein gewis- sermaßen „naives“ Politik- und Demokratieverständnis zum Ausdruck kommt. Das Bürgertum begrüßte insbesondere die politische und nationale Gleichheit, die es in seiner Beteiligung an der Nationalgarde Seite an Seite mit dem ungarischen Adel (dem „Magnaten“) versinnbildlicht sah. Die Nationalgarde mochte zwar die Errun- genschaft „nationale“ Gleichheit symbolisieren, da als Kommandosprache das Deut- sche gleichberechtigt neben dem Ungarischen stand, nicht aber die politische Gleich- heit, da die Eigenverantwortung für Sicherheit und Ordnung nicht unterschiedslos allen Bürgern übertragen wurde, sondern an einen Zensus, d.h. die Voraussetzung von Besitz oder Einkommen, geknüpft war. Und das politische Leben, von dem kein Bür- ger wegen Sprachverschiedenheit ausgeschlossen bleiben sollte, bedeutete nicht die aktive politische Partizipation auf allen Ebenen, hatten doch die Aprilgesetze das pas- sive Wahlrecht zum Parlament von der Beherrschung der ungarischen Sprache ab- hängig gemacht. Dementsprechend stand als Kommandosprache der Nationalgarde – je nach örtli- chen Bevölkerungsverhältnissen – das Deutsche gleichberechtigt neben dem Ungari- schen.49 Dies führte zum Beispiel bei der Besetzung Ofens durch die kaiserlichen Truppen unter Windischgraetz im Januar 1849 zu der folgenden, von Spira geschil- derten Szene: „Auf dem Ofener Parade-Platz tritt eine Einheit der Nationalgarde an und begrüßt mit den Waffen salutierend die an der Spitze der Besatzer einmarschie- renden Jäger. Als der Kommandeur der Jäger sie in ungarischer Sprache auffordert, die Waffen niederzulegen, bleiben die heldenhaften Nationalgarden reglos an ihrem

47 KÜHNE, S. 442 f., zur „Sprachtyrannei“, S. 262. 48 Zit. nach STEINACKER, Eduard Glatz, S. 32. 49 Auch das erste, bereits Mitte April 1848 vorgelegte „Provisorische Exerzier- und Dienst- reglement der Nationalgarde der Stadt Pest“ war zweisprachig, Ungarisch und Deutsch, abgefasst. – URBÁN, S. 16, S. 38.

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Platz stehen“, denn kein einziger von ihnen versteht „diese exotische Sprache“. Erst als der Offizier der Kaiserlichen äußerst irritiert den Befehl in deutscher Sprache wie- derholt, wird dieser von den Nationalgardisten sofort und aufs bereitwilligste be- folgt.50 Die Publikation der Kundmachungen und Regierungsverordnungen in deutscher Sprache wurde von der Pester Zeitung übernommen, die damit die Funktion des offi- ziösen deutschsprachigen Regierungsorgans erhielt. Denn nach der Märzrevolution wechselte sie ihre frühere Einstellung und begrüßte die Pressefreiheit. Sie diente so- wohl der Batthyány- als auch der Kossuth-Regierung, dazwischen der österreichi- schen Militärregierung unter Windischgraetz und später Haynau.51 Nach der Einführung der Pressefreiheit stieg 1848/49 die Gesamtzahl der deutsch- sprachigen Zeitungen in Ungarn von 27 auf 86 an.52 Als die Pressburger Zeitung für April 1848 das Erscheinen eines neuen deutschsprachigen Blattes in Kaschau ankün- digte, meinte sie allerdings dieses Vorhaben halb entschuldigend erklären zu müssen: „Vielleicht werden uns die Patrioten den Vorwurf der Antinationalisirung machen, wenn wir eine deutsche Zeitung erscheinen lassen. Wir können ihnen nur erwidern, dass wir un- sern deutschen Mitbrüdern nur in deutscher Sprache sagen können, dass sie ungarisch ler- nen sollen.“53 Als Pressburg im September 1848 von den Truppen des kroatischen Banus Jelačić bedroht wurde, forderte der in Reaktion hierauf gegründete „Patriotische Verein zur Wahrung der staatsbürgerlichen Rechte des Volkes“ in seinem dreisprachig unga- risch-deutsch-slowakisch gedruckten Programm vom 9. September 1848 die Mitbür- ger auf, die „im April 1848 sanktionirten jungen Errungenschaften“ aufrechtzuerhal- ten, dabei jedoch das Ungarische als Sprache der Verwaltung und des Parlaments zu respektieren.54 Welche Sprache nun in der Verwaltung der bedeutenderen Städte als Verhand- lungssprache die Vorherrschaft erlangte, wurde durchaus unterschiedlich und nicht immer im Konsens geregelt. Pragmatisch gingen die Pressburger vor, als sie die erste Sitzung des neu gewählten Magistrats im Mai 1848 auf Ungarisch eröffneten, danach aber in deutscher Sprache fortsetzten.55 Im Pester Rathaus wiederum wurde nach den Munizipalwahlen vom Mai-Juni 1848 Deutsch als Verhandlungssprache bald rigoros durch Ungarisch ersetzt. Ab August waren auch Eingaben in deutscher Sprache ver- boten, obwohl gut die Hälfte der Einwohner von Pest deutschsprachig war. Auch im zu zwei Dritteln von Deutschen bewohnten Ofen versuchten die ungarischen Mitglie- der des Stadtrats, die bei den Wahlen in der Minderheit geblieben waren, ihre Sprache

50 SPIRA, Die Pester Deutschen, S. 34. 51 Eduard Glatz war bis zum 16. Januar 1849 und sodann wieder ab dem 22. Juli 1849 der lei- tende Redakteur der Pesther Zeitung. – SZEMZŐ, Pester Zeitung, S. 61. 52 Sie ging nach Ende des Unabhängigkeitskriegs bzw. im Jahr 1850 wieder auf 29 zurück. – MEIER, Untersuchungen, S. 107. 53 Pressburger Zeitung vom 29. März 1848, zitiert nach MANNOVÁ, Vereine, S. 61. 54 Ebenda, S. 63. 55 Ebenda, S. 62, Pressburger Zeitung vom 5. Mai 1848.

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durchsetzen, stießen damit jedoch bei den deutschen Stadtvätern auf erbitterten Pro- test, der bei einer Gelegenheit bis zu deren Auszug aus dem Sitzungssaal reichte. Man einigte sich schließlich auf den Kompromiss, den der neu gewählte Stadthauptmann mit den Worten vorgeschlagen hatte, es gehe wohl nicht an, die „ungarischen Reprä- sentanten zum Gebrauch der deutschen Sprache zu verpflichten, doch darum bitten könne man sie schon“56. Sprachlich tolerant zeigte sich mit einer eigens für Deutschsprechende eingerichte- ten Abteilung der Pester „Gleichheitsklub“ (Egyenlőségi Társaság), in dem sich links- bis radikalliberale Gruppen im Laufe des Sommers zu einer parteiähnlichen Organisation vereinigten. 57 Andererseits war die Assimilation in den Reihen des deutschen Bürgertums schon so weit fortgeschritten, dass sich viele von ihnen als „deutschsprachige Ungarn“ be- zeichneten. Eine der zahlreichen im Revolutionsjahr abgehaltenen Feierlichkeiten en- dete mit der Beschwörung dieser neuen Variante deutschbürgerlicher Identität. Am 17. Juni 1848 wurde in Zugliget, einem beliebten Ausflugsziel des Pest-Ofener Bür- gertums im Ofener Bergland, der erste Jahrestag jener Maßnahme der Stadt Ofen ge- feiert, im Zuge derer – auf Vorschlag des Schriftstellers Gábor Döbrentei58 – alle To- ponyme der Gemarkung magyarisiert wurden. So war auch „der Auwinkel“ zum „Zugliget“ geworden. Die Festansprache hielt der aus der Zips stammende Direktor des Pester evangelischen Gymnasiums, Lajos Tavasi (1814-1877).59 Laut Bericht im Pesti Divatlap (Pester Modeblatt) erklärte der Pädagoge am Ende seiner Rede voller Enthusiasmus, nachdem es unter den Bürgern Ungarns keine Deutschen gebe, son- dern nur Deutschsprachige, seien nun alle Ungarn. Die Versammelten – mehrheitlich deutsche Bürger – reagierten mit stürmischem Beifall und brachen in Hochrufe aus: „Éljenek a németajkú magyarok!“ – „Hoch sollen sie leben, die deutschsprachigen Magyaren!“60 Ein ähnliches Bekenntnis legte im September 1848, als sich Ungarns Konflikt mit Wien bedrohlich zuspitzte, auch die Pressburger Zeitung ab:

56 SPIRA, Die Pester Deutschen, S. 38. 57 Ebenda, S. 39. 58 Döbrentei (1785-1851) absolvierte das evangelische Lyzeum von Ödenburg, studierte an den Universitäten Wittenberg und Leipzig und war u.a. der Gründungssekretär der Ungari- schen Akademie der Wissenschaften 1831-1836 und Direktor des Pester Komitatstheaters. 59 Lajos Tavasi (bis 1846 Ludwig Teichengräber), geb. in Zipser Neudorf, vervollständigte sein 1831-1836 in Leutschau absolviertes Studium der Theologie und Philosophie in den Jahren 1839-1842 an den Universitäten Halle, Göttingen, Berlin und – mit Promotion zum Doktor der Philosophie – Jena. Er war der Begründer einer an Pestalozzi orientierten Re- formpädagogik in Ungarn, 1846-1848 Herausgeber der ersten ungarischen Fachzeitschrift für Pädagogik (Nevelési Emléklapok [Pädagogische Gedenkblätter]), Autor zahlreicher pä- dagogischer Schriften, 1855-1877 Lehrer am evangelischen Gymnasium in Zipser Neudorf. Zu seiner Teilnahme am Unabhängigkeitskrieg als Offizier der Honvéd siehe BONA, Kapi- tányai, S. 590. 60 PUKÁNSZKY, Polgárság, S. 64; SPIRA, Die Pester Deutschen, S. 34.

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„Wenn die jetzige österreichische Regierung von der unglückseligen Idee ausgeht, daß sie in einem Kampfe mit Ungarn auf die Sympathie der hier wohnenden Deutschen rechnen könne, so begeht sie einen gewaltigen Irrthum. Die Deutschen werden hier in Ungarn noch lange brauchen, bis sie ihre Sprache aufgeben; vielleicht wird dies auch nie geschehen; aber deswegen sind sie doch im Herzen vollkommen für Ungarn eingenommen […]. Unter diesen deutschsprechenden Ungarn stehen die Preßburger […] in den vordersten Reihen und sie werden dort muthig und entschlossen für Ungarn und gegen Oesterreich ausharren bis auf den letzten Mann.“61 Teile des deutschen Bürgertums bekannten sich mit der Formel des „deutschspre- chenden Ungarn“ sowohl zur ungarischen Nation als auch zur deutschen Sprachge- meinschaft und deutschen Kultur, der man sich weiterhin zugehörig fühlte. Am Ende dieser Übergangsvariante deutschbürgerlicher Identität stand die volle Assimilation, wie sie z.B. den linksliberalen Revolutionspolitiker und Parlamentsabgeordneten deutscher Abstammung Dániel Irányi (1822-1892) kennzeichnete.62 Andererseits warf der selbstbewusstere Teil des Bürgertums im Herbst 1848 die prinzipielle Frage auf, was unter „Nation“ und dem „Vaterland Ungarn“ verstanden werden sollte: „Ein Land, in welchem die Prädominanz des magyarischen Stammes zu gelten habe, oder ein Land, in welchem Magyaren, Slaven und Deutsche in gleicher Berechtigung auf natio- nales Dasein frei und glücklich leben können? Von der Beantwortung dieser Frage hängt wohl die Rettung oder der Untergang des unabhängigen und selbständigen Ungarns ab.“63 Sollte die geforderte Klarstellung im Sinne des Hungarus-Bewusstseins ausfallen, war man entschlossen, für dieses Land einzutreten und zu kämpfen. Für den Fall, dass sich eine exklusive Auffassung von Nation durchsetzen sollte, hielt man es jedoch für verloren:

61 „Pressburg – Wanke nicht!“, in: Pressburger Zeitung vom 15. September 1848, S. 421-422, zit. nach SCHRIEFER, S. 152. 62 Als Sohn der Zipsersachsen Familie Halbschuh in Toporc/Toporec geboren, hatte Irányi nach Jura- und Philosophiestudien am Evangelischen Lyzeum in Eperjes 1842 in Leut- schau seinen Namen amtlich magyarisieren lassen, war 1844 nach Pest übersiedelt, und hatte sich der Reformbewegung angeschlossen. Als Mitglied des Oppositionellen Zirkels und in dieser Eigenschaft maßgeblich an der Vorbereitung und den Aktionen der Pester Märzrevolution beteiligt, wurde Irányi sofort in den Ausschuss für Öffentliche Sicherheit gewählt. Bei den Parlamentswahlen erlangte er das Abgeordnetenmandat des Wahlbezirks Pest-Leopoldstadt. Im April 1849 ernannte ihn Kossuth zum Regierungskommissar von Pest, Ofen und Altofen. Nach der Niederschlagung der Revolution floh Irányi 1850 nach Frankreich, nahm Verbindung auf zur Kossuth-Emigration, war publizistisch tätig und ver- fasste gemeinsam mit dem französischen Historiker Charles-Louis Chassin die zweiteilige Monographie zur Geschichte der ungarischen Revolution: CHASSIN/ IRÁNYI. Nach dem Ausgleich kehrte Irányi 1868 nach Ungarn zurück. – Új magyar életrajzi lexikon, Bd. 3, S. 480-482. 63 „Ein freies und redliches Wort an das I. ungrische Ministerium“, in: Pressburger Zeitung vom 7. September 1848, hier zitiert nach SCHRIEFER, S. 154.

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„Gilt es das territoriale Ungarn, dann stehen wir alle wie Einer da; gilt es aber dem magya- rischen Begriffe des Vaterlandes allein, d.h. ist Ungarn aequal starres Magyarenthum, dann gibt es unter Slaven und Deutschen keinen straffen bewaffneten Arm für solch magern, despotischen Begriff […]. Wir sagen nicht, daß das Magyarische nicht die Sprache des Reichstags und des diplomatischen Verkehrs bleibe, wie es solche ist, aber wir verlangen darum doch, daß kein Stamm, der in diesem schönen Lande haust, genöthigt werde, sich selbst aufzugeben, zu verkümmern und zu sterben. – Wird er durch einen natürlichen Pro- zeß vergehen, dann mag es sein; Jedermann wird sich in das Unvermeidliche fügen.“64 Dieser in der Pressburger Zeitung veröffentlichte Artikel schloss mit einer deutli- chen Warnung davor, das „nationale Selbstgefühl“ durch eine erzwungene Magyari- sierung zu unterdrücken oder gar die Aufgabe eines solchen zu fordern: „Aber die Gewalt, das nationale Selbstgefühl, das heiligste Gut des Menschen, seine Spra- che zu unterdrücken, und ihm nichts, als eine schmachvolle Erinnerung an seinen Ursprung zurückzulassen, eine solche Gewalt wird und muß mindestens auf einen passiven Wider- stand stoßen und in dem Gemüthe den Entschluß hervorbringen, das eigene Nationalbe- wußtsein um keinen Preis einer fremden Nationalität zum Opfer zu bringen.[.....] Noch ist es Zeit, noch ist Rettung möglich, noch ist die Vereinigung der Magyaren, Slaven und Deutschen zur Einheit einer ungarischen Nation möglich: doch nur dann und in der Art, wenn ihr dem Volke sagt, was sein Vaterland ist.“65 Die hier zu Tage tretende Unsicherheit, welchem Nationskonzept der Bürger Lo- yalität erweisen sollte, mag dazu beigetragen haben, dass sich die deutschen Bürger von Pest-Ofen der Revolution gegenüber unterschiedlich verhielten. Die Mehrheit machte sich die Ziele der Revolution zu Eigen und blieb auch während des ganzen Krieges auf Seiten der Ungarn. Aber wie in Pressburg fanden sich auch in den Mau- ern von Ofen und Pest viele – Indifferente, Zögernde – die abseits standen, und eine Anzahl Konservativer, Kaisertreuer und „schwarzgelber Reaktionäre“, die sich nicht scheuten, öffentlich ihre Ablehnung der Revolution zur Schau zu stellen. So z.B. An- ton Alter, der Besitzer der vornehmsten Kurzwarenhandlung in der Pester Innenstadt, dessen Firmenschild noch in der dritten Septemberwoche des Jahres 1848, also nach dem Angriff von Jelačić auf Ungarn, das Porträt der Erzherzogin Sophie Friederike (1805-1872) zierte, der für ihre Ungarnfeindlichkeit bekannten Galionsfigur der Re- aktion. „Und in diesem Geschäft“ – so Spira – „kauften damals täglich noch zwanzig bis dreißig Kunden schwarz-gelbe Bänder.“66 Nachdem die Regierung in den letzten Dezembertagen des Jahres 1848 die Haupt- stadt geräumt und aus Sicherheitsgründen ihren Sitz nach Debrecen verlegt hatte, be- grüßte die deutsche Bürgerschaft, wenn auch verhalten, die Anfang Januar einmar- schierenden österreichischen Truppen unter Windischgrätz, vier Monate später wiede- rum die Honvéd-Truppen unter dem Kommando des einer Pressburger deutschen Fa- milie entstammenden Generals Lajos Aulich (1792-1849), der Pest am 24. April 1849 eingenommen hatte, diese allerdings nun mit begeisterten Ovationen. Seitens der ös-

64 Ebenda. 65 Ebenda. 66 SPIRA, Die Pester Deutschen, S. 40.

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terreichischen Befehlshaber wurde das Verhalten der deutschen Bürger von Ofen und Pest jedoch stets als einheitliche und eindeutige Parteinahme für Ungarn gewertet. Als der kaiserliche Oberbefehlshaber in Ungarn, Feldzeugmeister Julius Freiherr von Haynau (1786-1853), am 19. Juli 1849 als Sieger in Pest einmarschierte, erließ er eine Proklamation an die Einwohner der Stadt, in der er sie pauschal der Teilnahme an der Revolution beschuldigte: „Ihr, größtenteils Deutsche an Sprache und Sitte, habt Theil genommen an dem Bestreben, im Gefolge eines ruchlosen Worthelden an dem chimä- rischen Gebäude einer magyarischen Republik zu arbeiten“67. Eine lange Reihe deutscher Bürger wurde deshalb Opfer seiner Strafjustiz und zu langjähriger Festungshaft oder Zwangsarbeit verurteilt, weil sie im Besitz von Kossuth-Banknoten waren, oder – wie der aus Prag nach Pest gekommene Adolf Schritt – ein Schauspiel geschrieben hatten, das „die Revolution anregte“, nicht oder nicht alle ihre Waffen ablieferten oder solche gar hergestellt hatten wie der Glocken- gießer Andreas Schaudt (†1862), der ohne durchschlagenden Erfolg damit experimen- tiert hatte, Kanonen zu gießen. An der Revolution von 1848/49 schieden sich endgültig die Geister des in Ungarn lebenden deutschen Bürgertums: Ein Teil diente fortan der ungarischen Nation als ihr bürgerlicher Mittelstand und war davon überzeugt, diese Funktion nur mehr als Ma- gyaren ausüben zu können. Ein weiterer, zahlenmäßig von Generation zu Generation abnehmender Teil meinte, dieser Funktion auch unter Beibehaltung seiner deutschen Identität und Sprache gerecht werden zu können. Die blutige Niederschlagung der Revolution und die Erfahrungen mit der Herrschaftspraxis des neoabsolutistischen Regimes schlossen jedoch Wien als bis dahin traditionellen Brennpunkt kultureller Orientierung endgültig aus. Was blieb, war die unumkehrbare Hinwendung zum un- garischen Nationsprojekt und die grundsätzliche Bejahung des daraus hervorgegange- nen Nationalstaats. Die „Vaterlandsliebe“ der Ungarndeutschen anerkannte – aller- dings viel später – auch Kossuth, der am 17. August 1849 bei Orsova/Orşova die Grenze zum Osmanischen Reich überschritt und den Rest seines Lebens im Exil ver- brachte. In einem in Deutsch verfassten Brief vom 4. März 1880 schrieb er an den Verleger der deutschen Ausgabe seiner „Schriften aus der Emigration“ über die „deutschen Patrioten Ungarns“: „Sie haben es thatsächlich bewiesen, dass, obschon die Kenntniß der Sprache, die das typi- sche Merkmal der staatlichen Individualität und des historischen Charakters einer Nation bildet, ganz sehr wünschenswerth und sehr wichtig ist, dennoch die Einheit der Sprache weder das einzige noch das stärkste Band der politischen Einheit ist. […] Die Verschie- denheit der Sprache ist kein Hinderniß der Nationaleinheit; denn Nationalitäten sind bloß ein Zufall der Natur, Nationen hingegen eine Schöpfung der Geschichte, die durch Ge- meinschaft der Gesinnungen in der Werkstätte der historischen Entwicklung von gemein- schaftlichen Interessen ausgebildet, die Bürger eines Landes ohne Unterschied der Sprache mit heiligen Banden an den heiligen Begriff des Vaterlandes knüpft.“68

67 Zit. nach SPIRA, Die Pester Deutschen, S. 31. Mit dem Worthelden war natürlich Kossuth gemeint. 68 Zit. nach SCHWICKER, Die Deutschen in Ungarn, S. 191.

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4.1 Deutsch-Ungarn in der Honvéd und in der Deutschen Legion Mit 200 000 Soldaten, davon 170 000 gleichzeitig unter Waffen, erreichte die ungari- sche Honvédarmee im Frühsommer 1849 ihre höchste Truppenstärke. Was allerdings die ethnische Zusammensetzung ihrer Truppen betrifft, war diese „Nationalarmee“ nur zu 60 Prozent tatsächlich magyarisch, etwa 30 000 Mann waren Slowaken, etwa 25 000 Rumänen, etwa 20 000 Deutsche, etwa 5 000 Ruthenen, weitere rund 4 000 Polen und etwa 1 600 Italiener.69 Diese ethnische Heterogenität der Honvéd stellte zweifellos ein Konfliktpotential dar, da sich die Idee der Nation auch unter den Soldaten zu verbreiten begann. Unter diesem Aspekt war das Offizierskorps, insbesondere das höhere, von entscheidender Bedeutung. Dessen ethnische Zusammensetzung, vom ungarischen Militärhistoriker Gábor Bona eingehend untersucht70, glich eher jener der k.k. Armee als der ethni- schen Struktur Ungarns.

Tabelle: Ethnische Zusammensetzung des Korps der Generäle und Stabsoffiziere71

Nationalität Absolute Zahl In Prozent Ungarisch 571 68,8 Deutsch, Österreichisch 129 15,5 Polnisch 35 4,2 Serbisch, Kroatisch 31 3,6 Italienisch 6 0,7 Übrige 36 4,4 Unbekannt 22 2,8 Insgesamt 830 100

Von den in Ungarn beheimateten Nationalitäten waren demnach im höheren Offi- zierskorps nur die Deutschen und die Südslaven vertreten, keine Slowaken, Rumänen oder Ukrainer. Von den Generälen und Stabsoffizieren waren 77,4 Prozent adeliger und 23,6 Prozent bürgerlicher Herkunft. Nach Bonas für unseren Zusammenhang be- sonders relevanten Daten stellten nach den Magyaren die deutsch(sprachig)en Offi- ziere aus Ungarn sowie Siebenbürgen und Österreich mit 15,5 Prozent den höchsten Anteil. Davon waren mehr als die Hälfte, nämlich 70, Deutsch-Ungarn, die damit 8,3 Prozent des höheren Offizierskorps ausmachten. Diese höheren Offiziere stammten vor allem aus deutschen Städten, in erster Linie aus Ofen, Pest und Pressburg, ein be- deutender Teil von ihnen kam jedoch auch aus der Zips, aus Transdanubien und aus dem Banat. Im Gegensatz zu den magyarischen Offizieren waren sie zu zwei Dritteln

69 BONA, Honvédarmee. 70 BONA, Tábornokok. 71 BONA, Tábornokok és törzstisztek, S. 68.

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bürgerlicher Herkunft. Von den Hauptleuten der Honvéd-Armee waren 11,2 Prozent Deutsch-Ungarn und Österreicher.72 Unter den deutsch-ungarischen Stabsoffizieren zeichneten sich neben den Generä- len73 Ludwig Aulich (1793-1849, aus Pressburg), Josef Schweidel (1796-1849, aus Zombor/Sombor), Georg Lahner (1795-1849, aus Necpál/Necpaly), und Antal Vetter (1803-1882, aus Ofen) militärisch besonders aus: – Franz Assermann (1821-1893, aus Sepsiszentgyörgy/Sfântu Gheorghe, ab 1877 unter dem Namen Vendrei) als letzter Kommandant der Festung Komorn/Komárno, – Josef Bayer (1821-1864, aus Pest) als Stabschef der von Görgey kommandier- ten oberungarischen Armee, – Edmund Czillich (1813-1872, aus Ofen) als Divisionsbefehlshaber unter Damjanich, – Johann Danielisz (1800-1861, aus Poprád/Poprad) als der für die Heeresver- sorgung mit Waffen und Verpflegung verantwortliche Intendant, – Oskar Kleinheinz (1819-1849, aus Pest) als Stabschef des ersten Armeekorps, der bei der Belagerung der Festung Ofen im Frühjahr 1849 fiel, – Josef Makk (bis 1848 Mack, 1814-1868, aus Ofen) als einer der Organisatoren der Honvéd-Artillerie, – Franz Maderspach (1795-1849, aus Orawitza/Oraviţa) als Verteidiger von Weißkirchen im Banat, – Josef Stefan Müller (1815-1861, aus Gyönk) als Oberbefehlshaber der in Sie- benbürgen eingesetzten Artillerie, – Ferdinand Sodtfried (1818-1881, aus Raab) als Befehlshaber der Honvéd- Pioniere und – Karl Waldberg (1797-1881?, aus Eperjes/Prešov) als letzter Leiter der Stabs- offiziersabteilung im Honvédministerium.74 Wie diese Liste und die biographischen Angaben zu weiteren deutsch-ungarischen Stabsoffizieren bei Bona erkennen lassen, waren besonders viele von ihnen im „Gene- ralstab der Honvédarmee, bei der Artillerie, bei den technischen Einheiten und im Ärztekorps“ tätig, „auf allen jenen Gebieten, wo die“ – als frühere k.k. Regimenter –

72 BONA, Kapitányai, S. 53. 73 Artúr Görgei (1818-1916, bis 1848 Görgey) wird häufig als Deutscher bezeichnet, was ge- nealogisch zwar zutreffen mag, doch hat sich seine Familie bereits im 15. Jahrhundert magyarisiert – siehe dazu das Kapitel II „Mittelalter“, Abschnitt 3.2 „Die deutsche Besied- lung der Zips und Oberungarns“. Zu den Deutsch-Ungarn wird meist auch der aus Temes- vár stammende György Klapka (1820-1892), Sohn des dortigen Bürgermeisters und deut- scher Muttersprache, gezählt. Klapka selbst bekannte sich jedoch als Ungar. 74 BONA, Tábornokok és törzstisztek, S. 79; SIMON, Die Deutschen, S. 22 f.

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„nur aus Infanterie und Husaren bestehenden ungarischen Einheiten einen Kaderman- gel hatten.“75 An der Seite der Honvéd kämpften zudem auch ausländische Freiwilligenverbän- de, die im Spätherbst 1848 als Legionen aufgestellt wurden. Es gab die polnische, ita- lienische und deutsche Legion, die aus Studenten bestehende Wiener Legion und das Tiroler Scharfschützenkorps. Die Wiener Legion kam – eine Kompanie stark – nach der Niederschlagung der Wiener Revolution Ende September nach Ungarn, wurde als jugendliche Elitetruppe in der Armee General Bems in Siebenbürgen eingesetzt und dort bis Februar 1849 fast völlig aufgerieben. Die restlichen 31 Mann wurden als Auszeichnung für die Tap- ferkeit des Korps sämtliche zu Leutnants ernannt und verschiedenen Truppenkörpern der Honvéd zugewiesen. Im Gegensatz zur Wiener Legion wurde das Tiroler Scharfschützenkorps in Un- garn aufgestellt. Es trug seinen Namen, weil als Uniform die Tiroler Landestracht verwendet wurde. Seine anfänglich vier, später sechs Kompanien rekrutierten sich vor allem aus Deutsch-Ungarn aus den westungarischen Komitaten. Der Gründer und ers- te Kommandeur des Korps, Vitalis Szöll (1824-1849), Sohn einer aus der Steiermark nach Pest eingewanderten Familie, wurde nach der Besetzung von Ofen festgenom- men und am 30. Januar 1849 auf Befehl des Armeekommandanten Alfred Fürst Win- dischgraetz (1787-1862) in der Ofener Festung hingerichtet.76 Nicht wirklich den ausländischen Freiwilligenverbänden zuzurechnen, waren die Tiroler Scharfschützen eher den von Lajos Cornides (1812-1883, aus Zipser Neudorf) geführten Zipser Jägern vergleichbar. Dieses im März 1849 errichtete Freiwilligen- bataillon setzte sich hauptsächlich aus Zipser Sachsen zusammen, hatte großen Anteil an der Befreiung von Oberungarn und führte ab Juni 1849 einen Guerillakrieg im Rü- cken der russischen Interventionstruppen.77 Die Deutsche Legion wurde auf Veranlassung Kossuths ab November 1848 zu- nächst in Ödenburg, ab 1849 in Großwardein/Oradea aufgestellt. Mit der Organisati- on und Führung war bis Mai 1849 Peter Giron (1798-1849, aus Aachen) betraut, der nach seiner Flucht aus Wien – wo er an der Herbstrevolution teilgenommen hatte – Kossuth wahrscheinlich Anfang Oktober in Pressburg die Gründung einer deutschen Legion vorgeschlagen hatte. In seiner Ordre vom 21. November 1848 erklärte Kossuth die Legion quasi zur Auffangorganisation für Revolutionsflüchtlinge und deutschsprachige Ausländer im Rahmen der Honvéd, in der mit Parlamentsbeschluss vom 15. Oktober 1848 Ungarisch als Kommandosprache eingeführt worden war. Ursprünglich war die Aufnahme von Deutsch-Ungarn in die Legion unerwünscht, wurde aber bald geduldete Praxis.78 Nach verschiedenen Werbeaktionen erreichte die Legion bis Ende Mai 1849 eine Stärke von ca. 1 500 Mann (12-13 Kompanien in drei

75 Ebenda, S. 20. 76 BONA, Kapitányai, S. 310. 77 BONA, Tábornokok és törzstisztek, S. 79. 78 SITZLER, Solidarität, S. 6.

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Bataillonen).79 Bei ihrer letzten, Ende April in Pest durchgeführten und erfolgreichs- ten Werbung wurde – neben dem üblichen – auch der folgende „Aufruf zum Beitritt in die Deutsche Legion für Ungarns Recht und Freiheit!“ veröffentlicht: „Zum Schrecken der Tyrannen haben auch die in Ungarn lebenden deutschen Mitbürger das Schwert ergriffen! durch Unerschrockenheit und Treue für die Erhaltung und Freiheit PANNONIENS als echte Deutsche sich bewährt. Der Feind steht vor uns, um unsere schwer errungene Freiheit mit ewiger Knechtschaft zu fesseln. Darum Alle auf. Alle ohne Unterschied, Heimat und Standes, tretet bei für Recht und Freiheit. Unsere Losung sei: Siegen oder Sterben!“80 Über 400 Bürger von Pest-Ofen folgten dem Aufruf und traten in die Legion ein, zu deren Attraktivität allerdings auch beigetragen haben dürfte, dass sie mit 16 Kreu- zern Tageslöhnung einen doppelt so hohen Sold bot wie die reguläre Honvéd- Infanterie. Mit der von Görgey am 24. Mai 1849 befohlenen Übertragung des Legionskom- mandos an Major August von Thomstorff (1817-1896, aus Gollin in Mecklenburg- Schwerin) ging eine Reorganisation und endgültige Eingliederung der Legion in die Honvédarmee einher. Die beiden zu diesem Zeitpunkt in Pest stehenden Bataillone umfassten 812 Mann, davon 510 Inländer und 302 Ausländer. Im zweiten Bataillon waren 46 Prozent der Inländer deutscher, 45 Prozent magyarischer, 7 Prozent slavi- scher und 2 Prozent rumänischer Herkunft, im dritten, gerade in Pest frisch angewor- benen und aufgestellten Bataillon waren 71 Prozent deutscher, 20 Prozent magyari- scher und 9 Prozent slavischer Herkunft. 38 Prozent der Soldaten mit deutschen Fa- miliennamen waren in Pest, 11 Prozent in Ofen geboren. In sozialer Hinsicht zählten die meisten Legionäre zum Kleinbürgertum (Handwerker, Gesellen, Kleingewerbe- treibende), daneben kämpften in der Legion Angehörige der Intelligenz und Berufs- soldaten, jedoch nur wenige Bauern und Landarbeiter.81 Kurz vor Kriegsende geriet Giron, aus der ungarischen Armee entlassen, in russi- sche Gefangenschaft, wurde den Österreichern übergeben, in einem Hochverratspro- zess vor dem k.k. Militär-Kriegsgericht in Pest zum Tod verurteilt und am 20. Okto- ber 1849 hingerichtet. Der zweite Kommandeur der Legion, von Thomstorff, wurde gleichfalls zum Tod verurteilt, jedoch begnadigt und 1854 freigelassen. Die in Ungarn bis heute alljährlich an ihrem Todestag als Helden der Nation ge- feierten 13 Generäle der Honvéd-Armee, die auf Befehls Haynaus am 6. Oktober 1849 in Arad hingerichtet wurden – die „arádi vértanúk“, die Blutzeugen von Arad –, waren zu mehr als der Hälfte Nichtmagyaren: Zwei waren Deutsche (Graf Karl Lei- ningen-Westerburg, geb. 1819 in Ilbenstadt, Hessen) bzw. Österreicher (Ernst Poelt Ritter von Pöltenberg, geb. 1793 in Pressburg), drei von ihnen Deutsch-Ungarn

79 Ebenda, S. 19. 80 Zit. nach OBERMANN, S. 68, Anhang Nr. 13. 81 SITZLER, Solidarität, S. 105f.

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(Aulich, Lahner, Schweidel), einer Kroate (Károly Knezich, geb. 1808 in Veliki Grđevac), einer Serbe (János Damjanich, geb. 1804 in Staža), der aus Temesvár stammende Ernő Kiss (geb. 1799) ungarisch-armenischer Abstammung, die Übrigen Magyaren: Graf Arisztid Dessewffy (geb. 1802 in Csákány), Vilmos Lázár, (Oberst, geb. 1817 in Nagybecskerek/Zrenjanin)82, József Nagysándor (geb. 1804 in Großwa- rdein/Oradea), Ignác Török (geb. 1795 in Gödöllő) und Graf Károly Vécsey (geb. 1809 in Pest). Im Rückblick aus der Emigration sollte sich Bertalan Szemere (1812-1869, unga- rischer Ministerpräsident vom 2. Mai bis zum 11. August 1849) an die Haltung der Deutsch-Ungarn in den Jahren 1848/49 wie folgt erinnern: „Über das deutsche Element brauchen wir nichts zu sagen. Dieses Volk, […] die Sieben- bürger Sachsen ausgenommen, hat sich während des ganzen Kampfes als entschlossener Vorkämpfer der konstitutionellen Angelegenheit und unerschütterlicher Unterstützer der ungarischen politischen Nation erwiesen. [...] Für das Verhalten dieses Volkes war in der ganzen Zeit die lauterste Anständigkeit, die größte Nüchternheit, das festeste Durchhalte- vermögen charakteristisch, bei der Verteidigung der Militärgrenzen war allein dieses Volk der Verkünder der Freiheit, und an manchen Orten, wie z.B. in Fehértemplom [Weißkir- chen] löste sein Heldenmut im ganzen Land Bewunderung aus.“83

4.2 Die Petitionen der Banater Schwaben an den Kaiser 1849 Nach Beendigung des Unabhängigkeitskriegs meldeten sich etwas verspätet auch die Schwaben in Südungarn zu Wort. Aufgrund ihrer schwerwiegenden Konflikterfah- rungen mit der serbischen Herrschaft der „Woiwodschaft“ war ihre Furcht vor einer Fortsetzung dieser Macht- und Herrschaftsverhältnisse durchaus berechtigt. Vertreter ihrer Intelligenz ergriffen daher die Initiative: Der aus Pest stammende Dechant Josef Novak (1803-1880), Pfarrer von Bogarosch/Bulgăruș, verfasste zusammen mit dem Grundbesitzer Karl von Arizi (1804-1870) und Alexander Bonnaz84, dem Pfarrer der benachbarten Gemeinde Triebswetter/Tomnatic, zwei an den Kaiser gerichtete Petiti- onen, die sich gegen die Einrichtung einer von Serben regierten Woiwodschaft wand- ten und eine Selbstverwaltung der im Banat und in der Batschka ansässigen Deut- schen forderten.85

82 Nach DEÁK, Revolution, S. 279, war auch Lázár armenischer Abstammung. 83 Zit. nach SIMON, Die Deutschen, S. 20. 84 Bonnaz, Alexander (1812-1889), 1840-1853, Pfarrer von Triebswetter, 1869-1889 Bischof von Temesvár. 85 Die ausführlichste und quellenmäßig am besten fundierte Darstellung: PETRI, Josef Novak; ferner: VALJAVEC, Zeugnis, S. 316. – Der Wiener Historiker Heinrich Friedjung (1851- 1920) hat die Bogaroscher Schwabenpetition 1908 im Wiener Innenministerium gefunden und auszugsweise veröffentlicht. – FRIEDJUNG, S. 422. Das Originaldokument fiel wie vie- le andere Archivquellen dem Brand in diesem Ministerium vom 5. Juli 1927 zum Opfer. Eine erste vollständige Veröffentlichung der Quelle in MÜLLER-GUTTENBRUNN. Den voll- ständigen Text der Petition vom 2. Oktober 1849 siehe im Quellenanhang.

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Die erste Bittschrift, die Bogaroscher Schwabenpetition, unterzeichneten am 2. Oktober 1849 31 Repräsentanten von 13 im Dokument namentlich angeführten Ge- meinden der Banater Heide und des nördlichen Banats. Pfarrer Novak brachte die Pe- tition persönlich nach Wien und überreichte sie dem Hof am 29. Oktober 1849.86 Wahrscheinlich wurde er dort ermuntert, eine zweite Bittschrift abzufassen, die er am 8. November 1849 in Hatzfeld/Jimbolia niederschrieb, vom Bürgermeister von Groß- Jetscha/Iecea Mare Paul Michels und einem Geschworen unterzeichnen und mit dem Siegel dieser Gemeinde bestätigen ließ.87 Offenbar wollte man diese zweite Bittschrift im Banat und in der Batschka zum Zweck einer Unterschriftensammlung in allen deutschen Gemeinden dieser beiden Regionen zirkulieren lassen, um dem Dokument einen repräsentativen Status zu verleihen. Ging es doch um nichts Geringeres als den Anspruch auf eine Selbstverwaltung der Deutschen nach dem Vorbild der Siebenbür- ger Sachsen, auf die in der Petition ausdrücklich Bezug genommen wird. Die deut- schen Gemeinden des Banats und der Batschka sollten in einer Verwaltungseinheit zusammengefasst und einem „Schwabengrafen“ nach dem Muster des Sachsengrafen unterstellt werden. Die erste Petition geht auf 1848 ein und bezeichnet es als „das verhängnisvolle Jahr […], wo der laute Ruf nach Gleichberechtigung aller Nationali- täten auch uns aus dem Schlummer politischer Unthätigkeit erweckte, und uns nun erst wahrnehmen ließ, dass es für uns, als Stammverwandte der großen deutschen Nation, sehr drückend und betrübend sei, sehen zu müssen, wie der deutsche Volksstamm, welcher im ganzen Ungarlande zerstreut Millionen – hier aber in dieser Gegend an eng beisammen Wohnenden dritthalbhunderttausend Köpfe zählet, nicht mit den übrigen als gleichberech- tigte Nation sondern bloß als eine schutzlose Waise im Hause einer anderen Nationalitäts- Fraktion betrachtet werde.“88 Der Sieg der österreichischen Waffen wird begrüßt, weil er dem „Bürgerkrieg“ ein Ende setzte. Nicht so jedoch den Autonomieansprüchen der Serben: „Erst als die ruhmgekrönten Truppen Euer Majestät die lodernde Flamme des unheilvolls- ten Bürgerkriegs auslöschten, und wir unter den schützenden Fittichen des Friedensengels uns zu erholen […] begannen, da wurde uns bekannt, dass die in Ungarn, im Banate woh- nenden Serben noch immer die Errichtung einer eigenen Woiwodschaft […] eifrigst wün- schen, und alles aufbieten, um diesen ihren Wunsch verwirklicht zu sehen. Wenig würde uns solches Begehren kümmern, wenn nicht eben wir, die Torontaler, Bacser und ein Teil der im Temescher Komitat wohnenden Deutschen einen integrierenden Teil dieser Woi- wodschaft ausmachen sollten. […] dürfen, sollen wir, der zahlreichere, in Sprache und Ab-

86 GOTTAS, Schwaben, S. 176. 87 Schon der Banater Historiker Anton Peter PETRI (Josef Nowak, S. 45) äußerte die Vermu- tung, dass Dechant Novak in der Zeit zwischen 3. Oktober und 2. November die Bogaro- scher Petition dem Kaiser in Wien persönlich überreicht habe, da in diesen Tagen Kaplan Floris Lukesch die kirchlichen Funktionen allein versehen hat. Der Text der zweiten Petiti- on hat der Gemeindebeamte von Werschetz, Ingenieur Hans Pierre im Sommer 1933 zu Billed in einem in Privatbesitz befindlichen Aktenbündel aufgefunden. 88 Auch im Folgenden zitiert nach dem Text im Quellenanhang.

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stammung dem Erlauchten Kaiserhause verwandte Stamm, den minder zahlreicheren, als Anhängsel zugegeben werden?“ Die Banater und Batschkaer Schwaben ersuchen daher den Kaiser, ihnen das Recht auf Selbstverwaltung zu gewähren und „sollte es Euer Majestät gefallen, den Serben zur Wahrung ihrer Nationalität […] ein eige- nes Oberhaupt zu geben; […] auch uns ein unmittelbares Oberhaupt einzusetzen, […] unter dessen Schutz unsere Angelegenheiten, Gerichtspflege und öffentliche Verwaltung in deut- scher Sprache und nach deutscher Sitte behandelt, gepflogen und geleitet werde.“ In der zweiten, einen Monat später entstandenen Petition wird als Wunschkandidat für das Amt eines Schwabengrafen ausdrücklich Karl von Arizi genannt. Spross einer unter Maria Theresia aus Italien in das Banat eingewanderten Familie, hatte Arizi 1841-1849 als Anwalt der Komitatsverwaltung von Temeschwar angehört und 1849 für einige Monate als kaiserlicher Kommissär zu Großbetschkerek/Zrenjanin amtiert. Darüber hinaus wird auf die räumliche Gemengelage und Vermischung der ethni- schen Siedlungsgebiete in der Region hingewiesen und die Frage aufgeworfen, wie eine klare Abgrenzung eines deutschen Distrikts und eine Auswahl von Verwaltungs- beamten nach ethnischen und konfessionellen Gesichtspunkten vorzunehmen sei. Ei- ne Antwort hierauf ist nicht überliefert. Vielmehr hat die am 18. November 1849 vom Kaiser verkündete Proklamation zur Einrichtung eines Kronlandes unter dem Namen „Serbische Wojwodschaft und Temescher Banat“ – eine Maßnahme im Rahmen der Installation des neoabsolutistischen Regimes – die Frage einer regionalen Verwal- tungsautonomie der Deutschen im Banat und in der Batschka negativ entschieden. Al- lerdings sollte dieses Kronland später nicht von Serben regiert werden, sondern von kaiserlichen, den Wiener Zentralbehörden direkt unterstellten Beamten.89 Die beiden Petitionen sind als ein erstes Dokument deutscher Gruppenidentität in Ungarn anzusehen, das eine ganze Reihe sehr selbstbewusster Aussagen enthält, letzt- lich aber doch pränationalem Denken verhaftet bleibt. Als erstes bekunden die Auto- ren Dankbarkeit gegenüber der Dynastie, die die Ansiedler aus „verschiedenen Ge- genden des deutschen Reiches berufen und dieselben in ihren neuen Wohnorten mit wahrhaft kaiserlicher Freigebigkeit versorgt“ habe. Dann heben sie die mühsamen ag- rokulturellen Anstrengungen der Ansiedlergenerationen hervor, in deren Ergebnis das „Banat zur Kornkammer des Landes, zur Perle des ungarischen Reiches, und zu ei- nem der gesegnetsten Landstriche der österreichischen Monarchie geworden [ist]“. Dem materiellen Wohlstand stellen sie ihre im Vergleich zu den übrigen Nationen „besser eingerichteten und reichlicher dotirten Schulen“ an die Seite, nicht ohne da- rauf hinzuweisen, „dass die Steuern im Lande nirgends pünktlicher entrichtet, die öf- fentlichen Lasten nirgends williger getragen [werden] […] als in den deutschen Ge- meinden des Banats“. Daran schließt sich ein Rückblick auf die letzten hundert Jahre an, der nicht nur die Mentalität, insbesondere das Arbeitsethos, der Banater Deutschen beschreibt,

89 Vgl. CLEWING.

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sondern auch eine Begründung dafür anbietet, warum in ihrer Wertordnung Politik bis 1848 keine Rolle spielte: „In Frieden und bester Eintracht mit allen Völkerstämmen, durchlebten wir, unbekümmert um Weltereignisse und Regierungsformen, mit unserer Lage völlig zufrieden beinahe ein Seculum, – Arbeit nur war unser Element, das Stückchen Feld, das wir bebauten unsere Welt, das einzige Ziel nach welchem wir gemeinschaftlich strebten, war: Fleißige Bauern und treugehorsame Untertanen zu sein.“ Dementsprechend fällt schließlich auch die Beurteilung der aktuellen politischen Lage aus, in der nach Revolution und „Bürgerkrieg“ und in nostalgischer Erinnerung an das bis 1778 kaiserliche Banat ein übernationales Reich als einziger Ausweg aus den Aporien konkurrierender Nationalismen gesehen wird: „Wir wollen Unterthanen eines großen Staates sein, in dem es nicht Ungarn, nicht Böhmen, nicht Polen oder Serben, in dem es nur glückliche, auf ihre allgemeine Nationalität stolze Oesterreicher gäbe.“

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VII Die Nationalitätenpolitik des Neoabsolutismus

Im Revolutionsjahr 1848/49 sollte sich rasch herausstellen, dass die von allen Natio- nalitäten geforderte Gleichberechtigung als Staatsprinzip mehr war als nur eine sprachliche Gleichberechtigung, wie sie im ungarischen Nationalitätengesetz vom Juli 1849 ihre Regelung gefunden hat. Bereits im Reichstag von Kremsier/Kromĕříž wur- de es deutlich ausgesprochen: Es ging um territoriale Autonomie und politische Parti- zipation, und viele Abgeordneten, unter ihnen auch der tschechische Historiker Fran- tišek Palacký (1798-1876), brachten Vorschläge ein, wie und in welcher Form der ter- ritorialen wie der verfassungsrechtlichen Ausgestaltung solche Prinzipien im Habs- burgerreich verwirklicht werden könnten.1 Die größte Beachtung fand die 1849 publi- zierte Schrift von Palacký „Über Centralisation und nationale Gleichberechtigung in Österreich“, in der er die förderative Umgestaltung der Monarchie auf der Grundlage ethnischer Grenzen forderte, und zwar in Gestalt von acht nationalen Ländergruppen: 1. Deutsch-Österreich (die Alpenländer unter Abtrennung ihrer nichtdeutschen Regionen der Steiermark, Kärntens und Tirols, jedoch einschließlich der deut- schen Siedlungsgebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens) 2. Tschechisch-Österreich (mit der ungarischen Slowakei) 3. Polnisch-Österreich (Galizien, Bukowina und die ruthenischen Teile Ungarns) 4. Illyrien (Krain, die slowenischen Teile der Steiermark, Kärntens und des Küs- tenlandes) 5. Italienisch-Österreich (Lombardei-Venetien und Welschtirol) 6. Südslavien (Dalmatien, Kroatien-Slawonien, die serbische Vojvodina) 7. Ungarn (beschränkt auf die ungarischen Siedlungsgebiete des Königreich Un- garns und Siebenbürgens) 8. Rumänisch-Österreich (die rumänischen Siedlungsgebiete Ungarns, Sieben- bürgens und der Bukowina).2

1 GOTTSMANN. 2 PALACKÝ, S. 87 ff.; zuerst veröffentlicht in Národní Noviny vom 23.12.1849. Zur Ge- schichte des Neoabsolutismus und dessen Umgang mit Sprach- und Nationalitätenfragen: EVANS, Austria; BERGER-WALDENEGG, Verhältnis; RUMPLER, Neoabsolutismus; DEÁK,

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In Reaktion auf diesen Vorschlag kam noch im Reichstag von Kremsier ein Kom- promiss zustande: Die historischen Kronländer sollten erhalten bleiben und in natio- nal möglichst einheitliche Kreise unterteilt werden. Im Gegensatz zum Vorschlag Pa- lackýs blieb Ungarn jedoch ausgenommen und damit die Frage ungelöst, wie im Kö- nigreich nationale Gleichberechtigung verwirklicht werden sollte. Die im Dezember 1848 eingesetzte Regierung von Felix Ludwig Fürst zu Schwarzenberg (1800-1852) antwortete auf die am 4. März 1849 verabschiedete „Kremsierer Verfassung“ mit ih- rer am gleichen Tag proklamierten eigenen Verfassung, der sogenannten Oktroyierten Märzverfassung, die einen stark zentralisierten Regierungsapparat vorsah und für ei- nen Gesamtstaat konzipiert war, der Ungarn mit einschloss. In der Nationalitätenfrage erhob sie die „Gleichberechtigung aller Volksstämme“ zum beherrschenden Prinzip. Paragraph 5 besagte: „Alle Volksstämme sind gleichberechtigt und jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Spra- che.“ Dieses Prinzip, das bereits in die Pillersdorfsche Verfassung vom 24. April 1848 Eingang gefunden hatte3, erlangte nach der Niederschlagung der Revolution auch in Ungarn rechtliche Geltung. Der von Graf Franz Seraph Stadion (1806-1853) konzipierte, von Schwarzenberg in der Staatsführung praktizierte konservative Konstitutionalismus, der noch das Prin- zip der Ministerverantwortlichkeit gegenüber dem (allerdings schon am 7. März 1849 aufgelösten) Reichstag vorsah, wurde 1851 durch das von Carl Friedrich von Kübeck (1780-1855) inspirierte Silvesterpatent ersetzt, mit dem Kaiser Franz Joseph (1830- 1916) einen autoritär-bürokratischen Zentralismus erzwang und das Herrschaftssys- tem des Neoabsolutismus etablierte. Im neuen Regime setzte Innenminister Alexander Bach (1813-1893), die führende Figur, nicht nur „die Idee der zentralen Reichsver- waltung“ in die Praxis um, sondern auch die eines „modernen Wohlfahrtsstaates“. Letzere allerdings unter Einsatz noch ganz paternalistisch-josefinischer Methoden.4 Das Silvesterpatent hob ausdrücklich die Verfassung, die Grundrechte, die Ge- meindeautonomie und die Sonderstellung Ungarns auf. Ungarn wurde in die Reihe der Kronländer zurückgestuft, zu der das von Ungarn getrennte Siebenbürgen gehörte und zu der ein neues, nämlich die Woiwodschaft mit dem Zentrum Temesvár hinzu- kam, auch wenn es nicht ausdrücklich als Kronland geführt wurde, um die Möglich- keit einer Zuteilung dieses Gebiets an ein anderes offen zu halten. Als Errungenschaf- ten der Revolution beibehalten wurden die bäuerliche Grundentlastung, die Gleichbe- rechtigung aller Bürger vor dem Gesetz und die Gleichberechtigung aller Nationalitä- ten, denen jedoch keinerlei Mitbestimmungsrechte eingeräumt waren. Ihre Stellung

Nemzeti egyenjogúsítás; BRANDT; SZABAD, trends; REDLICH, Das österreichische Staats- und Reichsproblem. 3 Paragraph 4 dieser Verfassung lautete: „Allen Volksstämmen ist die Unverletzbarkeit ihrer Nationalität und Sprache gewährleistet.“ Die Verfassung ist benannt nach dem Freiherrn Franz von Pillersdorf (1786-1862), der – am 20. März 1848 zum Innenminister ernannt – am 25. April diese Verfassung vorgelegt hat und vom 4. Mai bis 8. Juli 1848 als Minister- präsident amtierte. 4 RUMPLER, Geschichte, S. 323.

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war auch insofern geschwächt, als der Nation keinerlei Rolle als staatsbildendes Prin- zip zukam. Formal war zwar von einer Gleichberechtigung aller Nationalitäten als Lösungsansatz für die damit verbundenen Probleme die Rede, doch sollte man zutref- fender von einer „Nichtbeeinträchtigung der Nationalitäten“ sprechen5, von ihrer gleichwertigen Distanz zum omnipotenten Zentrum des Regimes, von der die deut- sche Nationalität infolge ihrer beherrschenden Stellung in diesem Zentrum von vorn- herein ausgenommen war. Palacký hatte dies sofort erkannt und in seiner oben ge- nannten Schrift das Gleichberechtigungsprinzip dahingehend kritisiert, dass bei des- sen allgemeiner Anwendung „das deutsche Element in der Monarchie überall im Vor- teil wäre“6. Der führende Nationalitätenexperte Ungarns, József Eötvös, spitzte diese Kritik weiter zu, als er in seiner 1850 erschienenen Flugschrift „Über die Gleichberechti- gung der Nationalitäten in Österreich“ feststellte: „Die Grundlage aller nationellen Bestrebungen ist das Gefühl höherer Begabung, ihr Zweck ist Herrschaft.“7 Eötvös lehnte die nationale Gleichberechtigung und die Märzverfassung ab, weil dieses Prin- zip wie die davon bestimmte Verfassung zur Auflösung nicht nur Ungarns, sondern der ganzen Monarchie führen würde. Seiner Überzeugung nach stand „die Idee der Gleichberechtigung aller Nationalitäten, überhaupt die Idee jeder besonderen Berechtigung einer Nationalität, mit dem Begriff eines absoluten demokratischen Staates in direktem Widerspruch, und nur insofern man den Einfluß dieser Idee zerstören kann, ist die Verwirklichung dieser Staatsform möglich“8. Da jede Nationalität nach Suprematie, nach Herrschaft über andere Nationalitäten strebe, sei in einem vom Nationsprinzip bestimmten Staat die Verwirklichung des Prinzips der Gleichheit des Einzelnen und ethnisch definierter Gruppen unmöglich. Eötvös sprach sich daher für die Erhaltung der historischen Länder aus, wie sie „sich um den Kern des historischen Rechtes durch Jahrhunderte gebildet hatten“9.

5 Dies entsprach in etwa dem Minderheitenschutz der von der Paulskirche verabschiedeten Reichsverfassung, der durch Paragraph 188 gewährleistet war. Ihm ging ein bereits am 31. Mai 1848 verabschiedetes, im Wesentlichen gleichlautendes Gesetz voraus, das den nicht- deutschen Volksstämmen, die dem geplanten Deutschen Reich angehören sollten, die Gleichberechtigung ihrer Sprachen in ihren Siedlungsgebieten, in Kirche, Schule, Verwal- tung und Rechtspflege gewährleistete. Auch wenn die 1849 verabschiedete Reichsverfas- sung niemals in Kraft trat, „wurde diese Bestimmung in der Folgezeit inhaltlich weitge- hend zur unangefochtenen Norm in Mitteleuropa, etwa in Posen und Schleswig. So als wä- re die deutsche Reichsverfassung verwirklicht worden, wurde weniger eine Gleichberech- tigung als eine Nichtbeeinträchtigung der Minderheiten vorgesehen und praktiziert.“ – WOLLSTEIN, S. 24. 6 PALACKÝ, S. 87 f. 7 EÖTVÖS, Gleichberechtigung, S. 17. 8 EÖTVÖS, Einfluss, Bd. 2, S. 516. 9 EÖTVÖS, Gleichberechtigung, S. 72. Vgl. dazu STOURZH, Josef von Eötvös.

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Das Prinzip der Gleichberechtigung in der Verwaltung Der Stadion’schen oktroyierten Verfassung vom 4. März 1849 folgend wurden die Kronländer mit ethnisch gemischter Bevölkerung (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Tirol, Schlesien, Mähren, Böhmen, Galizien, Bukowina und die Militärgrenze) ange- wiesen, die Gleichberechtigung in ihren Landesverfassungen zu gewährleisten. Das neu eingeführte „Reichsgesetzblatt“ wurde in zehn Sprachen veröffentlicht (Deutsch, Italienisch, Ungarisch, Tschechisch, Polnisch, Ruthenisch, Slowenisch, Serbisch, Kroatisch und Rumänisch). Innenminister Bach forderte seine Beamten ausdrücklich zur Benutzung der „landesüblichen Sprachen“ neben dem offiziellen Deutsch auf. Zsolt Lengyel hat in seiner Studie zum Neoabsolutismus in Ungarn dargelegt, dass das Bild der „Bach-Husaren“ als einer von Innenminister Bach zur Unterjochung der Magyaren ausgesandten Beamtenschicht, der damit indirekt auch eine Bevorzugung der nichtungarischen Bevölkerungsgruppen unterstellt wird, nicht zutreffend ist. Vielmehr hat sich die Zusammensetzung der Beamtenschaft auf der mittleren (Komi- tats-) und unteren Verwaltungsebene im Vergleich zur Zeit vor 1848 wenig verän- dert.10 Die große Mehrheit der Beamten wurde aus der Bevölkerung des Landes re- krutiert und die Vorrangstellung des grundbesitzenden Adels in den Komitaten blieb von einigen Ausnahmen abgesehen ungebrochen.11 Die Einteilung Ungarns in fünf nach ihren Zentren benannten Verwaltungsgebiete (Pressburg, Pest, Kaschau, Öden- burg, Großwardein) war der größte administrative Einschnitt. Die Komitatsgrenzen blieben davon weitgehend unberührt, einige Komitate wurden jedoch geteilt, andere wiederum miteinander vereinigt. Nationalitätengesichtspunkte sollten vor allem auf der neu geschaffenen Verwaltungsebene der Kreise (járás) Berücksichtigung finden. Der Gouverneur der Woiwodschaft Temesvár, Graf Johann Baptist Alexius Coronini- Cronberg (1794-1880), legte großen Wert darauf, dass bei der neuen Verwaltungsein- teilung „jede Nationalität und Konfession“ zu den Beratungen hinzugezogen wurde.12 Die Vermischung einheimischer mit Beamten, die aus nichtungarischen Kronlän- dern herbeigerufen wurden, geschah aus verschiedenen Überlegungen heraus. Zum einen sollten diese den Zentralismus des neuen Regimes, das Konzept des Gesamt- staats und das damit verbundene Modernisierungsprogramm (für Ungarn bedeutete das u.a. die Übernahme des österreichischen Rechtssystems) voll zur Geltung brin- gen, zum anderen sollten nichtungarische Beamte vor allem dort eingesetzt werden, wo es – wie zum Beispiel in der Woiwodschaft – darum ging, die neue Ordnung zu konsolidieren und politisch unzuverlässige Amtsträger zu ersetzen. Anders als in der älteren Fachliteratur vielfach angenommen, fand jedoch innerhalb der Beamtenschaft

10 LENGYEL, Neoabsolutismus. 11 BENEDEK. Die den Kreisen vorstehenden Stuhlrichter stammten 1854 zu 72 Prozent aus den Ländern der ungarischen Krone. Ebenda, S. 61; 79 Prozent von ihnen waren bereits vor 1849 Beamte, von denen wiederum 53 Prozent adelig waren. Von den neu ernannten Stuhl- richtern gehörten nur 28 Prozent dem Adel an. – DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 170 und 184. 12 Ebenda, S. 109.

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kein Elitenwechsel statt.13 Oft waren „ausländische Beamte“ auch nur kurzfristig in den ersten Jahren nach Niederschlagung der Revolution in Ungarn tätig. Den Nationalitäten gegenüber waren die Beamten dazu angehalten, möglichst neu- tral aufzutreten und in deren Sprachen mit ihnen zu kommunizieren, was die Ein- satzmöglichkeiten für nichtungarische Beamte von vornherein beschränkte.14 Deshalb waren solche vor allem in ethnisch gemischten Komitaten im Einsatz, in denen sie – tschechische Beamte z.B. im slowakischen Siedlungsgebiet, deutsche Beamte in deut- schen Siedlungsgebieten – ihre Sprachkenntnisse verwerten konnten. Dennoch ver- mitteln viele amtliche Berichte wie private Erinnerungen und Briefe die allgemein verbreitete Wahrnehmung, dass alle Nationalitäten sich von der neuen Beamtenschaft benachteiligt fühlten. Des ungeachtet wurde es in ethnisch gemischten Komitaten zum Teil auch positiv aufgenommen, dass man nicht von Beamten der konkurrieren- den Nationalität regiert wurde. Repräsentanten der rumänischen Bevölkerung Sieben- bürgens beispielsweise klagten, sie unterstünden überwiegend der Verwaltung sieben- bürgisch-sächsischer Beamten.15 Zahlreiche Angaben über die Zusammensetzung der Beamtenschaft weisen darauf hin, dass sich der Anteil der in Ungarn tätigen, nicht aus Ungarn stammenden Beam- ten auf ein Viertel bis ein Drittel belief und diesen höchstens regional, nicht jedoch im Durchschnitt überschritt. Auf der für Nationalitätenbelange wichtigen Ebene der Stuhlrichter (Leiter der Kreisverwaltung) ist anhand einer Statistik aus dem Jahr 1861 festzustellen, dass von dem zu 85 Prozent erfassten Personalstand von insgesamt 2 295 Personen 72 Prozent aus den Ländern der ungarischen Krone stammten, bei 5 Prozent keine Angaben über ihren Geburtsort vorlagen und 23 Prozent nichtunga- rischer Herkunft waren, von denen die Mehrheit in den Jahren 1853 und 1854 nach Ungarn beordert wurde. Ihr Anteil erreichte in den magyarischen Siedlungsgebieten 11-12 Prozent, im magyarisch-deutsch gemischten Ödenburger Bezirk 22,8 Prozent, in der Woiwodschaft 19 Prozent, in den überwiegend von Slowaken besiedelten Pressburger und Kaschauer Verwaltungsbezirken 31 bzw. 34 Prozent und im Zipser Komitat 55 Prozent.16 Polizeiminister Johann Franz von Kempen (1793-1863) notier- te in seinem Tagebuch, dass Kaiser Franz Joseph 1857 den Einsatz so vieler fremder Beamten in Ungarn kritisierte und deren stufenweise Ablösung durch einheimische forderte.17

13 Eine österreichische Flugschrift behauptete beispielsweise, Ungarn werde derzeit von 10 000 einheimischen und 15 000 nicht einheimischen Beamten regiert. – Beamtenthum, S. 8. 14 Ágnes Deák schreibt hier etwas prononciert, die Beamten sollten sich gegenüber den Na- tionalitäten wie „Eunuchen“ betragen. – DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 173. 15 Ebenda, S. 173-184, mit zahlreichen Beispielen und Zitaten aus amtlichen wie privaten Quellen. 16 Ebenda, S. 184 f. 17 KEMPEN, Eintrag vom 7. September 1857.

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Das Schulwesen Das Sprachgesetz von 1844 bestimmte, dass in den Schulen innerhalb Ungarns die Unterrichtssprache Ungarisch sein sollte, was sich jedoch nicht auf die Elementar- schulen bezog. In Reaktion darauf erließ die Statthalterei am 16. Juli 1845 eine für die Elementarschulen gültige Verordnung, der zufolge der Unterricht in den Städten Un- garisch, in den nichtmagyarischen Siedlungsgebieten jedoch in der Muttersprache der Bevölkerung erfolgen sollte. Letzteres galt auch für die zweiklassigen Volksschulen auf dem flachen Land. Die Regel, dass in den zwei letzten Klassen der Volksschule Ungarisch als Lehrfach berücksichtigt werden sollte, wurde auf Intervention des Kö- nigs Ende 1846 wieder aufgehoben. Für die 17 Gymnasien des Landes wurde am 6. August 1846 angeordnet, zumindest ein Lehrfach in Ungarisch zu unterrichten. Ein Teil der Gymnasien blieb bei Latein als Unterrichtssprache (so in Bries/Brezno, Kremnitz, Sillein, Skalitz/Skalica, Zeben/Sabinov, Leutschau, Pudlein/Podolínec, Be- lényes/Beiuş), die Gymnasien in Neutra/Nitra, Pressburg, Priwitz/Prievidza, Rosen- berg/Ružomberok, Neusohl, Trentschin, Temesvár und Lugos führten jedoch die un- garische Unterrichtssprache ein. Die Gymnasien, die von den protestantischen Kir- chen in Oberungarn unterhalten wurden, gingen zu Deutsch oder Slowakisch als Un- terrichtssprache über, die in Siebenbürgen zu Deutsch, die reformierten Gymnasien Siebenbürgens hingegen entschieden sich für Ungarisch als Unterrichtssprache. Die Forschung ist sich in ihrem positiven Urteil darüber einig, dass die Schulre- formen des Neoabsolutismus eine Modernisierung des Schulwesens nach sich zogen, die Volks-, Mittel- und Hochschulen gleicherweise erfasste. Dass sich die Reformen als dringlich erwiesen, zeigte die 1851 durchgeführte Erhebung über den Anteil der Schüler, die im Bereich der Volksschule ihre Schulpflicht erfüllten, also tatsächlich zur Schule gingen. Die Resultate wiesen einen höchst unterschiedlichen Bildungs- stand für die einzelnen Sprachgruppen aus. Die deutschsprachige Bevölkerung er- reichte mit 62 Prozent im Pressburger und 91 Prozent im Kaschauer Verwaltungsbe- zirk sowie 85 Prozent in der Woiwodschaft den höchsten Anteil. Bei der magyari- schen Bevölkerung betrug die Schülerquote durchschnittlich 64-68 Prozent, in der Woiwodschaft jedoch nur 48 Prozent. Deutlich niedriger war der Anteil bei den „Sla- ven“, die im Kaschauer Bezirk 42 Prozent erreichten, in der Woiwodschaft jedoch nur 35 Prozent.18 1851 gab es in Ungarn (ohne Siebenbürgen, aber einschließlich der Woiwod- schaft, Kroatiens und Slawoniens) 153 560 deutschsprachige Schüler, denen 984 Volksschulen mit deutscher Unterrichtssprache und 405 Volksschulen mit gemischter Unterrichtssprache zur Verfügung standen. Errechnet man den Anteil der Schüler an einer Schule mit deutscher Unterrichtssprache, so betrug diese Zahl bei den Deut- schen 156 Schüler (die günstigste Quote verzeichnete mit 111 Schülern der Verwal- tungsbezirk Ödenburg, der ja auch fast ganz Transdanubien umfasste); unter Hinzu- ziehung der Schulen mit gemischter Unterrichtssprache reduzierte sich der Anteil auf Landesebene auf 110 Schüler. Bei den Magyaren betrug der Anteil (bei 325 277

18 DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 252.

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Schülern mit insgesamt 4 061 Volksschulen) 80 und bei den „Slaven“ 76 Schüler (bei 157 440 Schülern mit 2 064 Volksschulen).19 Es ist wohl vor allem auf die Streusied- lung, die bei den Deutschen meist verbreitete Siedlungsform, zurückzuführen, dass sich ihre Schulverhältnisse schon damals relativ ungünstig gestalteten. Allerdings er- reichte der Anteil der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache an der Gesamtzahl aller Schulen 12,5 Prozent und lag damit leicht über dem deutschen Anteil an der Ge- samtbevölkerung mit 11,8 Prozent. Zu gewichtigen Änderungen kam es bei den Lehrerbildungsanstalten, deren Be- such nunmehr für die zweijährige Ausbildung der Lehrer verpflichtend wurde. 1842 waren Lehrerbildungsanstalten in Pest, Szeged, Miskolc, Nagykanizsa und Neuhäusel entstanden und schon die Wahl der Standorte hatte ihren primären Zweck, die Ver- breitung der ungarischen Sprache, erkennen lassen.20 Unterrichtsminister Graf Leo Thun-Hohenstein (1811-1888) verfügte 1855 die von ethnisch-sprachlichen Gesichts- punkten bestimmte Neugründung zweier deutscher Lehrerbildungsanstalten in Öden- burg und Pest, dreier ungarischsprachiger in Großwardein, Sathmar und Raab und ebenfalls dreier gemischt ungarisch-deutschsprachiger in Kalocsa, Gran und Fünf- kirchen. In Werschetz war auf Betreiben Thuns bereits 1852 eine deutsche Lehrer- bildungsanstalt eingerichtet worden. Im November 1856 wurde die Zahl der Lehrer- bildungsanstalten auf 12 erhöht, neu hinzu kamen Tyrnau/Trnava, Kaschau, Neusohl/ Banska Bystrica und eine Lehrerinnenbildungsanstalt in Pest.21 Für die vierte Klasse der Volksschule wurde Deutsch als Unterrichtsfach einge- führt, doch nur 5,4 Prozent aller Volkschulen verfügten über vier Klassen, im Allge- meinen in den Städten. Im Übrigen blieb das Prinzip unangetastet, die Schüler in ihrer Muttersprache zu unterrichten. Die neu eingeführten Lehrbücher waren zwar vielfach Übersetzungen österreichischer Lehrbücher, doch Unterrichtsminister Graf Thun hatte in seinen diesbezüglichen Richtlinien vorsorglich festgelegt, „Themen der ungari- schen Moral und Sitten, der ungarischen und siebenbürgischen Geschichte sind zu be- rücksichtigen.“ Doch sollten auch „Hinweise auf den Kaiser als den gemeinsamen Herrscher sowie einen auf ihn [i.e. den Monarchen; G.S.] und die übrigen Teile des Reiches bezogenen Patriotismus nicht ausgelassen werden“22. Die außerordentliche Persönlichkeit des Grafen Leo Thun (1811-1888), der zu- sammen mit seinem Stellvertreter Joseph Alexander von Helfert (1820-1910) und dem Tschechen Josef Jireček (1825-1871) das Unterrichtswesen der 1850er Jahre aus konservativer Überzeugung, aber nach modernen, oft durchaus liberalen Grundsätzen gestaltete, wurde schon von seinen Zeitgenossen kritisiert, die ihn der Parteilichkeit beschuldigten, einmal für und dann wieder gegen die Deutschen, was als Indiz dafür gelten kann, dass er eine um Ausgleich der nationalen Gegensätze bemühte Linie ver- folgte. Gewiss waren er und seine Mitarbeiter Anhänger der Zentralisierungspolitik der Ära Bach, geleitet von der Überzeugung, dass nur der Zentralismus „der notwen-

19 Ebenda, Anhang, Tabelle 2. 20 Ebenda, S. 255. 21 Ebenda, S. 255 f. 22 Zit. nach ebenda, S. 253.

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dige Riegel für die rücksichtslosen Machtansprüche der historischen Nationen“ ge- genüber den jeweiligen Minderheiten sein konnte.23 Der – ihr Wirken negativierende – Vorwurf der „Germanisierung“ ist allzu sehr dem Zeitgeist verhaftet und verkennt, dass ihre Schulreformen einerseits der Gemengelage der ethnischen Siedlungsgebiete zu entsprechen suchten, andererseits vor allem auf der Ebene der Gymnasien die In- telligenz in der lingua franca des Reiches, in Deutsch, und aufgeschlossen für den Reichsgedanken erziehen wollten, auch um den Absolventen den Zugang zu den ös- terreichischen Universitäten zu ermöglichen. Thun war darüber hinaus der Überzeu- gung, dass in Ungarn nur Deutsch als Bildungssprache in Frage komme, da allein die- se Sprache über den nötigen Wortschatz verfüge und die für eine Allgemeinbildung erforderlichen Kenntnisse der modernen Wissenschaften vermitteln könne.24 Die Schlussfolgerung eines der Biographen Thuns, dass dem aus Böhmen stammenden Grafen „Germanisierung völlig fremd war“25, mag insoweit zutreffen, als Thun si- cherlich keiner Nationalbewegung zuzurechnen war. Bereits der im Herbst 1849 publizierte „Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Oesterreich“ hatte das achtklassige Gymnasium mit Abschluss- prüfung (Matura, Abitur) eingeführt. Diese Reform sollte über das Ende der Mo- narchie 1918 hinaus Bestand haben, was ihre grundlegende Bedeutung nur unter- streicht. Sie war vom liberalen Grundprinzip geleitet, dass in jeder Sprache unterrich- tet werden kann. In welcher, machte sie von der nationalen Zugehörigkeit der Bevöl- kerung im Einzugsgebiet der Mittelschule abhängig. In einer sprachlich gemischten Region sah der Entwurf die Zweisprachigkeit des Unterrichts vor, weil eine solche dem Sprachgebrauch der Bevölkerung am ehesten entsprach. Gegen diese als utra- quistisch bezeichneten Schulen wurde jedoch von den auf die Einsprachigkeit „ihrer“ Schulen fixierten nationalen Aktivisten schon damals der Vorwurf der Germani- sierung erhoben. Solche Kritik war von der weithin verbreiteten Überzeugung ge- tragen, „nationale Erziehung“ habe ausschließlich in der Muttersprache zu erfolgen, denn „das Zugleichlernen mehrerer Sprachen im Kindesalter“ führe zu einer über- mäßigen Belastung des Kindes, und letztlich entstünde – wie das damals führende Nachschlagewerk der Pädagogik hervorhob – aus einer solchen „Sprach- und Ge- fühlsmengerei“ „Charakterlosigkeit und Zwitterbildung“.26 Hannelore Burger hat da- rauf hingewiesen, dass unter dem übermächtigen Signum der „Sprachnation“ die zeit- genössische Pädagogik in der österreichischen Reichshälfte den „gemischtsprachigen Gebieten […] kaum Rechnung trug“27, vielmehr in der Mehrsprachigkeit „ein Zei- chen der Dekadenz und eine Bedrohung des filigranen Konstrukts der ‚nationalen Identität‘ erblickte“28. Es liegt nahe, diesen Befund auch auf Ungarn zu übertragen.

23 FROMMELT, S. 59; WOZNIAK. 24 DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 259. 25 WINTER, S. 188 f. 26 Encyklopädie, Stichwort Muttersprache (G. Veesenmayer). Vgl. dazu auch KREMNITZ, S. 21. 27 BURGER, Sprachenrecht, S. 26. 28 Ebenda, S. 25.

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Joachim von Puttkamer weist für die Periode nach 1867 nach, dass sich die ungari- sche „Regierung als Anwältin muttersprachlicher Bildung der Magyaren verstand, während sie sich gegenüber den übrigen Völkern in dieser Frage zumindest gleichgül- tig verhielt“29. Die für die Beamtenausbildung zuständigen Rechtsakademien Ungarns entspra- chen zur Hälfte dem zweisprachigen Typus. Drei Akademien waren einsprachig, nämlich die in Hermannstadt deutsch, die in Großwardein und Debrecen ungarisch, die übrigen drei gemischtsprachig: Kaschau deutsch-ungarisch, Pressburg deutsch- ungarisch-slowakisch und Agram/Zagreb serbisch-kroatisch-lateinisch. 1851 gab es 8 deutsche Gymnasien in Ungarn, 6 in Siebenbürgen und eines in der Woiwodschaft, ferner 8 gemischtsprachige deutsch-ungarisch, eines deutsch-slowa- kisch und eines deutsch-ungarisch-slowakisch in Tyrnau, zusammengenommen also 25 mit 2 015 Schülern deutscher Nationalität. Die Zugehörigkeit zur Nationalität wurde im Zweifelsfall vom Direktor festgestellt, auch weil große Unsicherheit dar- über herrschte, welcher Nationalität die Juden zuzurechnen seien, der deutschen oder der ungarischen. Die überwiegende Mehrheit dieses Schultyps stellten die ungari- schen Gymnasien: 61 in Ungarn, 12 in Siebenbürgen und 2 in der Woiwodschaft, zusammen 75 (mit 9 650 Schülern). Daneben existierten noch 8 slowakische und 2 rumänische Gymnasien, insgesamt also 111.30 Deák kommt zu dem Schluss, dass das Übergewicht der magyarischen Gymnasien in der Bach-Ära weiter zunahm, die Vor- teile, die den deutschen Gymnasien vom Regime eingeräumt wurden, jedoch kaum zum Tragen kamen, denn nur 13,4 Prozent aller Gymnasialschüler waren deutsch, hingegen 65 Prozent magyarisch. Diese Anteile veränderten sich bis 1860 nur gering- fügig.31 Allerdings nahm die Zahl der deutschen Gymnasialschüler in drei Verwal- tungsbezirken – Ödenburg, Pest-Ofen und Kaschau – auffallend zu, während sie im Pressburger Bezirk, vor allem in der Stadt Pressburg selbst, stark abnahm. Der Zu- wachs ist mit Maßnahmen der Regierung in Zusammenhang zu bringen, die darauf abzielten, in jedem der Verwaltungsbezirke ein deutsches katholisches Gymnasium einzurichten: 1851 in Pressburg, Ödenburg, Ofen und Temesvár, 1852 auch in Kaschau, nicht jedoch in Großwardein. Ab 1853 verstärkte die Regierung ihre Bemü- hungen, Deutsch in möglichst vielen Gymnasien als Unterrichtssprache durchzuset- zen. Viele Gymnasien gingen unter diesem Druck in der Praxis zur Zweisprachigkeit über; in den unteren vier Klassen wurden die Lehrfächer mehrheitlich ungarisch, in den oberen vier mehrheitlich deutsch unterrichtet. Nur drei Gymnasien ersuchten um eine Befreiung von der deutschen Unterrichtssprache: das katholische Gymnasium in Großwardein erhielt 1855 eine vorläufige Befreiung auf 3 Jahre; das reformierte Gymnasium in Debrecen verlor 1859 sein Öffentlichkeitsrecht, da die Kirchensynode nicht gewillt war auf ihr Bestimmungsrecht als Schulträger zu verzichten; dem mehr- heitlich von magyarischen Schülern besuchten evangelischen Gymnasium in Öden- burg hingegen wurde nach zähen Verhandlungen eine vierjährige Übergangsfrist ein-

29 PUTTKAMER, Schulalltag, S. 112. 30 DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, Anhang, Tabelle 3. 31 Ebenda, S. 261 f.

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geräumt. Noch im selben Jahr zog Thun jedoch seine Anordnung von 1854, die alle Gymnasien zur Einführung der deutschen Unterrichtssprache verpflichtet hatte, wieder zurück und beharrte nur mehr darauf, die Abschlussprüfung sowohl mündlich wie schriftlich in Deutsch abzuhalten.32 Vergleicht man die Schulpolitik des Neoabsolutismus mit der des ungarischen Nationalstaats nach 1867, so ist beiden Herrschaftssystemen der „strukturelle Ausbau der Schulen zu einem differenzierten leistungsfähigen Bildungswesen als zentrale Triebkraft regierungsamtlicher Schulpolitik“33 gemeinsam. Gemeinsam ist ihnen auch der Vorrang, den sie der Sprache zuerkannten, die als Verwaltungssprache des jewei- ligen Regimes in Geltung gesetzt wurde. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass im Jahrzehnt des Neoabsolutismus die deutsche Sprache, nach 1867 die ungari- sche Sprache diese Rolle einnahm und die Schüler und Studenten in den höheren bzw. den Hochschulen dementsprechendem Druck bei Studium und Sprachgebrauch aus- gesetzt waren. Es hing sicherlich vom Charakter des Regimes ab – und auch das ist ein Unterschied –, dass im Neoabsolutismus dieser Druck eher als Zwang wahr- genommen wurde, während im bürgerlich-liberalen ungarischen Nationalstaat die Schüler, die aus den Nationalitäten stammten und als Absolventen von Gymnasium und Hochschule der Elite dieses Nationalstaats angehören wollten, den Druck eher als Chance für ihren sozialen Aufstieg begriffen und die damit einhergehende Verpflich- tung zur Assimilation an die Sprache der Titularnation als „natürlich“ erachteten. Dem böhmischen, mit der ethnisch-sprachlichen Gemengelage und den daraus resultierenden Problemen vertrauten Grafen Thun war der Schutz der nationalen Min- derheiten vor den starken „historischen Nationen“, wie beispielsweise den Magyaren, ein tatsächliches Anliegen. Nach seiner Sicht war einzig der über den Nationen ste- hende, zentralistisch und absolutistisch regierte Einheitsstaat dazu berufen, neben der Verwirklichung von Modernisierungszielen auch dieses Anliegen in die Praxis umzu- setzen. Doch die Praxis lief auf eine Gleichbehandlung der einzelnen Nationalitäten seitens des Staates hinaus, da diese nur als Objekte staatlicher Verordnungen und Maßnahmen vorgesehen waren, niemals jedoch als Subjekte im Sinne irgendwelcher Partizipationsrechte bei Entscheidungen, die die Interessen der einzelnen Nationalitä- ten berührten. Gleichberechtigung gab es nicht und konnte es nicht geben, da Natio- nalitäten keine Kollektivrechte eingeräumt und solche auch nur indirekt anerkannt wurden. Autonome Institutionen, die als Foren für die Aushandlung eines Interessen- ausgleichs zwischen verschiedenen Gruppen hätten dienen können, waren nur im Wirtschaftsleben in Form der Handels- und Gewerbekammern erlaubt. Gleichbehand- lung gewährleistete allein der Staat durch seine Beamten, die ihrerseits dem Grund- satz der Neutralität verpflichtet blieben, was jeden Akt positiver Diskriminierung von vornherein ausschloss. Der Zipser Ferenc Pulszky brachte dieses Prinzip der Gleich- behandlung auf die geistreiche Formel, dass die Nationalitäten vom Neoabsolutismus für ihre (antiungarische) Rolle 1848/49 dasselbe als Lohn erhielten, was die Ungarn

32 Ebenda, S. 268-278. 33 PUTTKAMER, Schulalltag, S. 32.

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als Strafe bekamen. Ein gutes Beispiel dafür liefert auch die Verwaltung des 1849 von Ungarn abgetrennten Gebiets, das die drei Banater Komitate, das Komitat Bács- Bodrog sowie Syrmien umfasste.

Das Kronland „Woj(i)wodschaft Serbien und des Temescher Banats“ Das mit kaiserlichem Patent vom 18. November 1849 eingerichtete, in diesem als „vorläufig“ bezeichnete Verwaltungsgebiet, das in den fünfsprachigen Amtsschriften (deutsch, rumänisch, serbisch, croatisch-slavonisch und magyarisch) desselben vom Patent etwas abweichend stets als „Serbische Wojwodschaft und Temescher Banat“ geführt wurde, stand unter den damaligen Kronländern der Habsburgermonarchie gemessen an der Fläche an fünfter (25 012 km2, zum Vergleich: Ungarn als größtes Kronland umfasste 1850 164 153 km2), gemessen an der Einwohnerzahl an neunter Stelle (1,42 Millionen 1850) und war die „wichtigste Ausnahme ... in einer staatlichen Politik, die im Prinzip auf Kontinuität der vorrevolutionären Ordnung abzielte“34. Diesem Schöpfungsakt des neoabsolutistischen Regimes ging eine von den Serben der Region dominierte Gründungsphase voraus, die in Anknüpfung an Forderungen, die historisch bis 1690 zurückreichten, am 15. Mai 1848 im Rahmen der in Neusatz/ Novi Sad zusammengekommenen serbischen Nationalversammlung die „Serbische Wojwodschaft“ mit dem Anspruch ins Leben riefen, als freie Nation unter dem Hause Österreich und der Stephanskrone ein Gebiet autonom zu regieren, das Syrmien/Srem, die Baranya, die Batschka, das Territorium der daran angrenzenden Militärgrenze und die drei Banater Komitate umfassen sollte. Als Regierungsorgan wurde ein Glavni odbor, ein Hauptausschuss, unter der Führung von Djordje Stratimirović (1822-1908) gebildet, der sich dazu berufen fühlte, einen ausschließlich der serbischen Nation vor- behaltenen Teilstaat mit serbischer Verwaltung und Serbisch als Amtssprache durch- zusetzen. „Die Existenz von Nichtserben, erst recht die Existenz einer nichtserbischen Mehrheit, wird in den Dokumenten zur Untermauerung der eigenen Ansprüche meist mit keinem Wort erwähnt.“35 Dem stand jedoch die Ethnostruktur der Woiwodschaft entgegen, da der Volks- zählung von 1850 zufolge die Serben mit 295 922 Personen nur die dritte Stelle in der Bevölkerung einnahmen: Nach 404 909 Rumänen und 354 431 Deutschen wies die Statistik noch 258 419 Magyaren, 38 341 katholische Bunjewatzen, 28 048 Slo- waken, 18 117 Juden und zahlreiche andere Gruppen aus. Allerdings blieben in der Volkszählung von 1850 die 1848 gleichfalls von den Serben beanspruchten Sied- lungsgebiete der Militärgrenze mit 173 688 Personen (bei einer Gesamtbevölkerung der Militärgrenze von 356 155 Personen) und der Baranya mit nur 14 528 Serben un- berücksichtigt.36 Selbst wenn man die katholischen Südslaven (Kroaten, Bunjewat- zen) dazurechnet, ergibt sich bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 2,17 Millionen für das 1848 von den Serben beanspruchte Gebiet nur ein Bevölkerungsanteil der Titu-

34 CLEWING, S. 255. 35 Ebenda, S. 273. 36 HEGEDIŠ/ČOBANOVIĆ, S. 108 f. und S. 113.

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largruppe von 30,53 Prozent.37 In Ablehnung des ungarischen Nationalstaats setzten die Serben die Zustimmung der nichtserbischen Mehrheit zu ihrem eigenen Nations- projekt voraus. Das forderte den Widerstand sowohl der deutschen (Petition von Bo- garosch) als auch der rumänischen und ungarischen Bevölkerung voraus. Wichtiger jedoch war die entschiedene Zurückweisung dieses Autonomiean- spruchs und dessen Organisationsversuchs seitens der Wiener wie der Budapester Regierung, die in den zeitgenössischen serbischen Quellen als „Budapester Ministe- rium“ bezeichnet wird. Bereits im Frühjahr 1848 kam es zu einem bewaffneten Kon- flikt mit bürgerkriegsähnlichen Zügen, auf den an anderer Stelle bereits eingegangen wurde. Nach der Niederschlagung der ungarischen Revolution offenbarte sich das natio- nalitätenpolitische Konzept des Neoabsolutismus in der Verwaltungspraxis des neuen Kronlandes besonders deutlich: keine Selbstverwaltung, auch keine der nichtserbi- schen Bevölkerung, Aufhebung und Beseitigung aller seit 1848 geschaffenen serbi- schen Selbstverwaltungsorgane und strikte Gleichbehandlung der sprachlich unter- schiedlichen Bevölkerungsteile mit dem durch die kriegerischen Ereignisse vorgege- benen Ziel, die starken interethnischen Spannungen zu verringern. Bei der Besetzung der höchsten Verwaltungsämter wurde daher die von Innenminister Bach ausgegebe- ne Leitlinie angewendet: „Bei der Eifersucht der drei Volksstämme ist es nothwendig, dass die Wahl auf Männer fal- le, die der einheimischen Bevölkerung nicht angehören, wohl aber die eigenthümlichen Verhältnisse des Landes und seiner Bewohner entweder genau kennen, oder doch in der Lage sind, sich schnell zurecht zu finden.“38 So ernannte die Wiener Regierung den General Ferdinand Freiherr Mayerhofer von Grünbühel (1798-1869) im Dezember 1849 zum provisorischen Landeschef der Woiwodschaft39, der dann 1850 von Feldmarschallleutnant Graf Johann Coronini- Cronberg (1794-1880) abgelöst wurde. Bei der vorzunehmenden Kreiseinteilung des Landes sollte die ethnische Bevölkerungsstruktur berücksichtigt werden. Angesichts der vorherrschenden Gemengelage zog es die Landesverwaltung jedoch vor, die Ver- waltungsgrenzen eher nach wirtschaftlichen und verkehrsgeographischen Gesichts- punkten auszurichten. Die Sprache der Verwaltung war Deutsch, die der Justiz jedoch in Beibehaltung der bisherigen Praxis überwiegend Ungarisch. Erst aufgrund mannigfacher Beschwer- den wurde 1851 Deutsch als ausschließliche Gerichtssprache in den Gerichtsbezirken von Temesvár, Torontal und Großbetschkerek bestätigt und in den Bezirken Neusatz, Lugos und Zombor eingeführt. Die Möglichkeit des Gebrauchs der Sprachen, die

37 CLEWING, S. 277. 38 Österreichisches Staatsarchiv, HHStA, MR 4218/1849, Vortrag Bach vom 17.11.1849, fol. 847r., zit. nach CLEWING, S. 291. 39 Von 1844-1848 als österreichischer Konsul in Belgrad eingesetzt, kannte Mayerhofer die serbischen Verhältnissen sehr gut. 1848 hatte er als als Oberst eines aus Grenzern beste- henden Armeekorps die Eroberung von Pančevo durch ungarische Streitkräfte verhindert.

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auch das Amtsblatt der Woiwodschaft verwendete, wurde in Form jeweiliger Über- setzungen gewährleistet.40 Die Ablehnung des Wiener Regimes seitens der Serben, die sich um die Früchte ihres „Sieges“ gegen die ungarische Revolution gebracht sahen, fand auch darin eine Bestätigung, dass von den vier Gymnasien des Kronlandes zwei mit deutscher (Te- mesvár und Betschkerek) und zwei mit ungarischer Unterrichtssprache (Baja und Theresiopel/Subotica) tätig waren, aber keines mit serbischer. Die Erfahrung, dass ei- ne territoriale serbische Autonomie im Rahmen des habsburgischen – und nach 1867 ungarischen – Staatsverbandes nicht zu verwirklichen war, legte das Fundament für eine politische Neuorientierung am benachbarten serbischen Nationalstaat, die sich freilich erst allmählich und in einer völlig anderen, wiederum kriegerischen Situation am Ende des Ersten Weltkriegs durchsetzen konnte.41

Ergebnisse der neoabsolutistischen Nationalitätenpolitik Der neoabsolutistische Staat war nicht so omnipotent, wie er vorgab oder sein wollte. Auch wenn sich das System der Herrschaft durch den Aufbau eines modernen Macht- apparats und – nach der Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit der Grundherren – eines eng gespannten Netzes von neu eingeführten Kreisen, Ortsgemeinden sowie Po- lizeiorganen (Gendarmerie), das erstmals die gesamte Bevölkerung erfasste, deutlich verdichtete, blieb das kulturelle und gesellschaftliche Leben seiner „gleichberechtig- ten“ Bürger mehr oder weniger deren Eigeninitiativen überlassen. Die Entstehung ei- ner Fülle von Vereinen, Kulturorganisationen, Theater und dergleichen hat in den 1850er Jahren dem öffentliche Leben auch der Nationalitäten ein sehr buntes und le- bendiges Gepräge verliehen, das sich von der Zeit des Vormärz entschieden abhob. Es war trotz politischer Einschränkungen und ungünstiger Rahmenbedingungen für alle Nationen und Nationalitäten eine Zeit des Aufbruchs und des kulturellen Aufstiegs. So hat beispielsweise der serbische Historiker Vasilije Krestić für das Kronland „Serbische Wojwodschaft“ den Modernisierungseffekt für die serbische Bevölkerung hervorgehoben und darauf hingewiesen, dass in dieser Epoche durch neu geschaffene Ausbildungs- und Anstellungsmöglichkeit für Serben auf den unteren und mittleren Rängen der Beamtenschaft wichtige Voraussetzungen für die Entstehung einer breiten serbischen Bildungsschicht geschaffen wurden, die auch die Aneignung von Kunst und Kultur im nationalen Rahmen ermöglichten.42 Vor allem in der Mitte des Jahrhunderts einsetzenden Blütezeit der einzelnen Na- tionalkulturen in Literatur, Kunst und Wissenschaft waren sich deren Träger der

40 CLEWING, S. 294. 41 Kann bezeichnet die Vojvodina als „Enklave des serbischen literarischen Nationalismus“, die bis zur Unabhängigkeit Serbiens im Jahre 1878 als Zentrum der serbischen kulturellen Bestrebungen wirkte. – KANN, Geschichte, S. 361. Auch Bethke spricht davon, dass die ju- goslawischen Kommunisten nach 1945 mit dem Konzept ‚Vojvodina‘ „an die Tradition des serbischen Nationalismus im 19. Jahrhundert anknüpften“. – BETHKE, S. 66. 42 KRESTIĆ, Srbi, S. 115-116.

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Schranken und Hindernisse bewusst, doch als diese nach 1867 für viele gefallen wa- ren, stellte sich bald heraus, dass der neue, nunmehr ungarisch gewordene National- staat den Emanzipationsbestrebungen der Völker, die das Unglück hatten, nicht der Titularnation anzugehören, ebenfalls Schranken und Hindernisse in den Weg legte. Für die Deutschen in Ungarn bedeutete die Zeit des Neoabsolutismus insofern eine Atempause, als der Magyarisierungsdruck seitens des Staatsapparats für ein Jahrzehnt aufgehoben war. Andererseits solidarisierte sich ein bedeutender Teil der deutschen Stadtbürger mit der unterdrückten ungarischen Nation und deren Freiheitsidealen. Dieser Teil sah es als seine bürgerliche Pflicht an, sich freiwillig sowohl sprachlich als auch mental zu assimilieren, ungarisch zu werden, als ein Teil der ungarischen Gesellschaft deren politisches Schicksal zu teilen, die Traditionen des gemeinsamen Freiheitskampfes von 1848/49 zu bewahren und nach Möglichkeit in eine neue Ära zu überführen. Béla Pukánszky berichtet zum Beispiel von einem Bürger, der an der Pes- ter Universität Rechtswissenschaft unterrichtete und in seinen von 1849 bis 1867 ge- haltenen Vorlesungen kein einziges deutsches Wort gebrauchte.43 Solche Kreise feier- ten 1859 in aller Öffentlichkeit den 100-jährigen Geburtstag von Ferenc Kazinczy, boykottierten die deutsche Sprache und übernahmen demonstrativ die ungarische Kleidung, in Pest wie in Temesvár. Die ältere Bürgergeneration beklagte, „dass die junge vergessen hat, deutsch zu sprechen“44.

1 Deutsche Auswanderung nach Ungarn? Die Debatte 1842-1848 (1859)

1842 erschien die Schrift des Begründers der modernen Volkswirtschaftslehre, Fried- rich List (1789-1846): „Die Ackerverfassung, die Zwergwirtschaft und die Auswan- derung“. In dieser sprach er sich vehement für die Umlenkung der deutschen Aus- wanderung aus Süddeutschland von Nordamerika nach Ungarn aus. An den Beginn seiner Abhandlung stellte er eine der Ausgangssituation entsprechende wirtschaftliche Begründung von Auswanderungsbewegungen: „Es ist klar, dass eine übervölkerte Gemeinde durch Auswanderung aus dem Land, wo die Arbeit wenig, der Boden aber viel Werth, in das Land, wo die Arbeit viel, der Boden aber wenig Werth hat, schon in Kraft des bloßen Aktes der Verpflanzung aus dem Stand der Dürftigkeit in den des Überflusses übergehen würde.“45 Danach kam List auf Ungarn zu sprechen: „Die Uferländer der Donau links und rechts von Pressburg bis zur ihrer Mündung […] wä- ren für eine Kolonisierung sehr geeignet. […] Welche mächtigen Quellen des Reichthums lassen diese Aristokraten unbenützt! Welchen gewaltigen Strom von Macht lässt das süd- östliche Deutschland nach dem Ozean fließen! In den Canal der Donau geleitet, was könnte

43 PUKÁNSZKY, Polgárság, S. 70. 44 Ebenda, S. 73. 45 LIST, Ackerverfassung, S. 161. – In der Werkausgabe seiner Schriften, LIST, Schriften, Bd. 5, ist ein Teil der auf Ungarn bezogenen Ausführungen weggelassen worden.

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er bewirken? Geringeres wahrhaftig nicht, als die Begründung eines mächtigen germa- nisch-magyarischen östlichen Reiches, einerseits vom Schwarzen, andererseits vom adria- tischen Meer bespült und von deutschem und ungarischen Geist beseelt! Denn soll die hohe Pforte fallen, und das wird sie, wem wird alsdann die Natur diesen Theil der Erbschaft zu- erkennen? […] Wem sonst, als den Ungarn im Verein mit den Deutschen? Diese können es nicht nur, sie müssen es, genöthigt durch das Prinzip der Selbsterhaltung und in Folge des Überströmens ihrer inneren Kräfte.“46 Ein Jahr später erkannte List die Notwendigkeit, im Zusammenhang mit seiner Migrationsempfehlung das deutsch-ungarische Verhältnis zu klären: „Diejenigen Deutschen, deren Lieblingsgedanke bisher gewesen ist, Ungarn sey zu germa- nisiren, sind über die Interessen der deutschen Nation gewaltig im Irrthum. Wir unserer- Seits sind dagegen der Meinung, dass, wäre nicht die magyarische Nationalität von selbst erwacht, es im Vortheil Deutschlands gelegen wäre, sie zu wecken und dass jetzt Deutsch- lands theuerste Interessen von den Deutschen heischen, nicht nur mit Auswanderern und Kapital den Magyaren zu Hülfe zu kommen, sondern auch die schleunige Magyarisirung der nach Ungarn auswandernden Deutschen, was an ihnen liegt, zu fördern, so wie wir auch andererseits die Überzeugung hegen, dass Ungarn ohne die Deutsche keine oder doch eine sehr schwarze Zukunft hat.“47 Welche Bedrohungsperzeption hier List mit der „schwarzen Zukunft“ Ungarns verband, stellte er sogleich klar: „Deutsches Phlegma wird durch ungarisches Feuer belebt, wie diese durch jenes temperirt werden kann. Deutschland wird jährlich an Ungarn eine halbe Million abgeben können und gleichwohl seine eigene Bevölkerung vermehren. […] So wird auch das ungarische Sla- venthum sich zu magyarisiren genöthigt seyn und keine Gewalt der Erde wird dann hin- dern, dass Ungarn seine Macht bis an den Balkan, bis an die Ufer des schwarzen Meeres erstrecke und in die Reihe der ersten Nationen von Europa eintrete.“48 Dieses Programm einer groß-ungarischen Nationalstaatsbildung, gestützt auf deutsche Einwanderer, die so schnell wie möglich Ungarn werden sollten, erregte auch in Ungarn großes Aufsehen. Die Führer der ungarischen Nationalbewegung empfingen List ein Jahr später, 1844, im Rahmen seines Ungarn-Besuches zwar mit großem Respekt, wiesen jedoch seine kühnen Pläne einer intensiven deutsch- ungarischen Zusammenarbeit im Grundsatz zurück.49 Kossuth selbst schrieb in seiner Stellungnahme zum Deutschen Zollverein, dass ein Anschluss an diesen zwar im wirtschaftlichen Interesse Ungarns läge, jedoch politisch abzulehnen sei. Denn das Bürgertum seines Landes sei seiner Feststellung zufolge deutsch und würde bei einem solchen Anschluss auch deutsch bleiben. Ungarn benötige jedoch als National- staat ein magyarisiertes und damit ungarisch gewordenes Bürgertum, und dieses

46 Ebenda, S. 166. 47 LIST, Österreich; DERS., Zollvereinigung, S. 167. 48 Ebenda, S. 169. 49 Details über den Aufenthalt Lists in Ungarn teilt der Herausgeber Béla Földes in seinem Vorwort zu der von ihm herausgegebenen Denkschrift von List mit. – LIST, Emlékirat; Briefe Lists über seine ungarische und Wiener Reise in: LIST, Schriften, Bd. 8, S. 745-763.

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Projekt der ungarischen Nationalstaatsbildung sei wichtiger als der wirtschaftliche Vorteil, den es aus dem Anschluss ziehen könnte.50 Eduard Glatz hingegen begrüßte im dritten, der „Deutschen Einwanderung in Un- garn“ gewidmeten Teil seines umfangreichsten Werkes „Portfolio oder Beiträge zur Beleuchtung ungarischer Zeitfragen“ den Grundgedanken Lists, dass es „in dem wohlverstandenen Interesse Ungarns sowohl Deutschlands liege, wenn eine, wenn auch nur theilweise Ableitung des Stromes der deutschen Auswanderung nach Un- garn gelingen könnte“51. Im Gegensatz zu List vertrat Glatz die Meinung, dass sich der deutsche Einwande- rer „seiner Muttersprache nicht zu entäußern braucht, am allerwenigsten dann, wenn er einer höheren Stufe der Kultur hinankommen will“52. Gleichwohl kann er sich der resignierenden Feststellung nicht enthalten: „Auch die einwandernden Deutschen werden sich der Assimilierungskraft der herrschenden Nationalität nicht entziehen, sowenig wie die schon einheimischen. Die Einwanderung führt vielmehr dem Magya- rismus, der auf Werbung ausgezogen, neue Rekruten zu.“53 Doch die einheitlich negative Reaktion der ungarischen Öffentlichkeit auf eine re- lativ kleine Welle deutscher Einwanderer, die vom siebenbürgisch-sächsischen Pfar- rer Stephan Ludwig Roth 1846 ins Rollen gebracht worden war, zeigte, wie sensibel bereits die ungarische Nationalbewegung auf Veränderungen der ethnischen Struktur ihres Landes reagierte und deshalb solche Einwanderungspläne in Ungarn selbst so gut wie nicht durchsetzbar waren. Geleitet von der Zielsetzung, mit Hilfe neuer Ansiedler eine Verbesserung der sie- benbürgisch-sächsischen Landwirtschaft zu erreichen, war der Sachsenführer Stephan Ludwig Roth im Sommer 1845 nach Württemberg gereist, um Kolonisten für Sieben- bürgen zu werben. In drei Zeitungen, im Schwäbischen Merkur, dem Württembergi- schen Beobachter und der Augsburger Allgemeinen Zeitung ließ er mehrere Anzeigen über die Auswanderung nach Siebenbürgen drucken. Es meldeten sich einige hundert Familien aus Württemberg, aber auch aus Hessen-Nassau und Bayern.54 Doch sein Vorgehen in Deutschland stieß auf starken Widerstand in Hermannstadt, seiner Hei- mat. Hofrat Bedeus von Scharberg (1783-1858), 1837 vom siebenbürgischen Landtag zum Oberlandeskommissär des Großfürstentums Siebenbürgen gewählt, forderte ihn schriftlich auf, seine Einwanderungsinitiative abzubrechen.55 Doch die Anwerbung selbst war nicht mehr zurückzunehmen und so kamen im Frühjahr 1846 insgesamt 407 Familien mit 1 886 Angehörigen nach Siebenbürgen, doch viele von ihnen kehr- ten enttäuscht und verelendet in ihre Heimat zurück.56 Andere Einwandererfamilien,

50 KOSSUTH, Werke, Bd. 1, S. 121 f. 51 GLATZ, Portfolio, S. 231. 52 Ebenda, S. 238. 53 Ebenda, S. 236 f. 54 FATA, Steinlachtal. 55 Österreichisches Staatsarchiv, Ungarisch-Siebenbürgische Abteilung, Informations-Proto- koll 1845, 658/36, S. 38. Zit. nach KÓSA, Kolonisationsfrage, S. 5. 56 GOTTAS, Krone, S. 229; DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 134.

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deren Aufnahme die Behörden des Großfürstentums verweigerten, wurden auf den Kameralgütern in Altofen und Visegrád untergebracht.57 Der Wiener Hof ließ dann im Sommer 1847 in Württemberg und Bayern kundmachen, dass in Zukunft nach Siebenbürgen nur mehr Einwanderer zugelassen würden, die ein Mindestvermögen von 800 Gulden vorweisen könnten.58 Die ungarische Presse, allen voran die beiden Zeitungen Pesti Hírlap und Nemzeti Újság, erhoben im Frühjahr 1846 den Vorwurf, Roth habe nicht eine Hebung der sie- benbürgischen Landwirtschaft beabsichtigt, sondern vielmehr das protestantische deutsche Element stärken wollen. Sie berichteten von einem vollständigen Misslingen der ganzen Einwanderungsaktion und sahen es als eine Gewissenlosigkeit an, den „Württembergern“ ein neues Paradies zu versprechen und sie jetzt im größten Elend in ihr Vaterland zurückziehen zu lassen.59 Die Aktion von Roth löste jedoch auch eine politische Maßnahme aus. Das Komitat Vas gab Ende 1846 ein Rundschreiben gegen die Einwanderung von Deutschen heraus, dem sich in der Zeit vom 1. März bis 22. April 1847 (in zeitlicher Reihenfolge) die Komitate Borsod, Hont, Győr, Szatmár, Be- reg, Ugocsa, Árva, Trencsén, Békés und Torontál anschlossen. Das Zipser Komitat spitzte seine Stellungnahme vom 23. Januar 1847 dahingehend zu, dass es sich nicht direkt gegen die deutsche Einwanderung aussprach, sondern die Statthalterei dazu aufforderte, das „Hereinströmen von Gesindel“ zu verbieten.60 Am Vorabend der Revolution stießen daher deutsche Einwanderungsaktionen wie -pläne auf entschiedenen Widerstand seitens der ungarischen Nationalbewegung und der mit ihr verbundenen Öffentlichkeit. Darauf wies auch Baron József Eötvös hin, der die „angekommenen Deutschen“ als „ungeladene Gäste“ bezeichnete.61 Nach der Niederschlagung der Revolution wurden neuerlich Pläne über eine deutsche Einwan- derung nach Ungarn sowohl von der Wiener Regierung als auch von führenden Per- sönlichkeiten des öffentlichen Lebens geschmiedet.

1.1 Einwanderung und Kolonisation im Neoabsolutismus Zum führenden Kolonisationsexperten der Wiener Regierung profilierte sich binnen kurzer Zeit der Westfale Gustav Höfken (1811-1889), der als Nationalökonom und Publizist von Handelsminister Karl Ludwig von Bruck (1798-1860) 1849 nach Wien berufen worden und zunächst als Mitarbeiter in dessen Ministerium, ab 1850 als Sek- tionsrat im Finanzministerium tätig war. Als Mitglied der Regierungskommission für Kolonisationsfragen verfasste er eine halbamtliche Denkschrift über „Deutsche Aus- wanderung und Kolonisation mit Hinblick auf Ungarn“, die auch gedruckt erschien. Im Rahmen der von Bruck angestrebten Wirtschafts- und Finanzreformen trat er ent- schieden für eine Ansiedlung von Deutschen in Ungarn ein, da er durch eine solche

57 CZOERNIG, Colonialwesen, S. 89-92. 58 KÓSA, Kolonisationsfrage, S. 6. 59 Nemzeti Újság vom 28. April 1846. Zit. nach KÓSA, Kolonisationsfrage, S. 7. 60 Ebenda, S. 8. 61 Pesti Hírlap vom 10. April 1846.

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nicht nur die wirtschaftliche Erschließung dieses Landes, sondern auch die Mitteleu- ropapläne seines Auftragsgebers Bruck verwirklicht sehen wollte62: „Der aristokratische Traum von der magyarischen Unabhängigkeit und Herrschaft über die reichen Donauländer ist vorbei. […] Alle die Stämme der österreichischen Ostlande haben jedoch das gleiche große Interesse, sich eng aneinander und durch Österreich an Deutsch- land zu schließen, zur Verfolgung einer gemeinsamen Donaupolitik, zur Sicherung der Ostgrenzen, zur Kräftigung, zur Freiheit und Wohlfahrt Aller. Und welch eine Aussicht, wenn Ungarn, Slaven, Romanen, Deutsche, durch Vereinigung mächtig, im dauernden Bund auf Grund der vollen Gleichberechtigung der Völker über jenen empfänglichen Bo- den eine reiche Kultursaat ausstreuen.“63 Deshalb hatte nach Höfken die „Colonisationsfrage für die österreichische Monar- chie die höchste Bedeutung. Sie ist eine Frage der Cultur, der höheren Wohlfahrt und Macht des Kaiserstaates“64. Da der Deutsche der ideale Kolonist sei – „Der Deutsche trägt auf seinen weiten Wanderungen über die Erde gleichsam das Bewusstsein mit sich, dass er die herrliche Aufgabe der Menschheit erfülle, die Öden und Wüsten zu einem Garten Gottes umzuschaffen“65 –, sah Höfken jetzt den Zeitpunkt gekommen, den ungarischen Großgrundbesitz mit deutschen Kleinbauern zu besiedeln. „Menschen müssen nach Ungarn hin gepflanzt werden, wenn nicht noch mehr Land als bisher ungepflügt bleiben soll. Abgesehen von den Kameralgütern wissen hellsehende Grundbesitzer recht wohl, was ihnen der deutsche Ansiedler und Nachbar nützen kann.“66 Im Gegensatz zu List und in Übereinstimmung mit Eduard Glatz sprach sich Höf- ken gegen eine Magyarisierung der Siedler aus und befürwortete deren Selbstverwal- tung, da in der Geschichte Ungarns nur jene Einwanderer ihr Deutschtum hätten be- wahren können, die eine von den Komitaten unabhängige Autonomie genossen hät- ten. In diesem Zusammenhang verwies er auf das Beispiel der Siebenbürger Sachsen und deren Parteinahme auf der Seite Wiens „gegen den Magyarismus“ im Revolu- tionsjahr 1848/49.67 Die Ansiedlung der Deutschen sollte darüber hinaus jedoch auch dazu dienen, die drohende Vorherrschaft der slavischen Völker im östlichen Teil der Monarchie zu verhindern, darin war er sich wiederum mit List einig: „In dem merkwürdigen mosaikartigen Völkergemenge Ungarns hat bisher keine Nationali- tät dauernd den Sieg errungen. Um allein zu herrschen, dazu fehlt es dem Magyarenthum an innerer Stärke, die Schwächung deutschen Elements, worauf die dort herrschenden Ten- denzen so lange ausgingen, würde unausbleiblich das spätere Aufgehen des magyarischen Elements in dem numerisch stärksten, dem slavischen zur Folge haben. Wenn die Deut- schen der Zahl nach noch am schwächsten sind, so überbieten sie an Fleiß, Wohlstand,

62 BERGER-WALDENEGG, Lebensfrage. 63 HÖFKEN, S. 132 f. 64 Ebenda, S. 1. 65 Ebenda, S. 3. 66 Ebenda, S. 186 f. 67 Ebenda, S. 129.

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Betriebsamkeit und Gesittung die andern, und hinter ihnen steht eine Nation mit hoher Kul- tur.“68 Höfken kannte Herders Auffassung über den drohenden Untergang der Magyaren „im slawischen Meer“, den er durch die Stärkung des deutschen Elements durch Ein- wanderung und Ansiedlung zu verhindern suchte. Die von der Regierung proklamier- te, von Höfken als Gestaltungsprinzip übernommene Gleichberechtigung der Völker schloss jegliche Dominanz – auch der slavischen Völker – von vornherein aus. Es galt daher, eine solche zu verhindern, um die Äquidistanz unter den Völkern zu bewahren. Die Deutschen blieben jedoch unter Berufung auf ihre höher stehende Kultur davon ausgenommen. Ihr Führungsanspruch wurde von Höfken hier in erster Linie politisch, wirtschaftlich und kulturell interpretiert, bezogen auf Schwarzenbergs und Brucks Plan eines österreichisch-deutschen Staatenbundes als eines – wirtschaftlich gesehen – von allen Zollschranken und Handelshemmnissen befreiten Großraums von 70 Mil- lionen Einwohnern. Zumindest für Höfken wie Bruck lässt sich mit Bestimmtheit sa- gen, dass sie als Protagonisten des Plans diese Idee nicht durch das Instrument der Germanisierung nichtdeutscher Siedlungsgebiete verwirklicht sehen wollten. In die gleiche Richtung wiesen die vom Minister für Landeskultur und Bergwesen, Ferdi- nand Joseph Ivo Freiherr von Thinnfeld (1792-1868), 1849 und 1850 vorbereiteten Denkschriften und Beschlussvorlagen zur Kolonisation in Ungarn, die er als „Grund- voraussetzung für die landwirtschaftliche Entwicklung“ bezeichnete. Als Zielgebiet einer solchen Kolonisation schlug er das Banat und die Batschka vor. In den beiden Regionen sollten durch Parzellierung der Staatsdomänen neue lebensfähige Dörfer mit mittelgroßen Bauernwirtschaften entstehen, in denen jeweils „nur Angehörige ei- ner einzigen Nationalität“ anzusiedeln seien.69 Die Vermehrung und demographische Verdichtung bereits bestehender deutscher Siedlungsgebiete schwebte vor allem dem Präsidenten der Statistischen Verwaltungs- kommission, Karl Czoernig von Czernhausen (1804-1889), vor, der mit seinem um- fangreichen Werk „Ethnographie der österreichischen Monarchie“ gleichsam die his- torische Grundlage für die von ihm befürwortete Weiterführung der deutschen Kolo- nisation in Ungarn schaffen wollte. In seinem 1849 verfassten Überblick über „Deut- sches Colonialwesen in Ungern und Siebenbürgen im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert“, der als Vorstudie zu seinem dreibändigen Hauptwerk angesehen werden kann, bezeichnet er es als sein Motiv, „eine kurze Übersicht des Hauptganges des Ansiedlungs-Wesens in Ungern und Sieben- bürgen sowie der Hauptresultate derselben, mit Hinweisung auf die administrativen Verfü- gungen zu gewähren, damit, im Falle als bei der Einleitung neuer Ansiedlungen die Grundsätze der früheren Colonisations-Systeme zur Sprache kämen, die dabei gewonnenen praktischen Erfahrungen in ihren Licht- und Schattenseiten überblickt, und die specielleren Angaben in den verschiedenen Acten leicht nachgesehen werden können.“70

68 Ebenda, S. 132. 69 Ungarisches Staatsarchiv 2 Ad.11 936.IV.A.1. 1850, zit. nach DEÁK, Nemzeti egyenjogúsí- tás, S. 134. 70 CZOERNIG, Colonialwesen, Vorwort.

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Czoernig ging dabei von der Erkenntnis aus, „dass sich die deutsche Nationalität in Ungarn nur dort bleibend erhielt, wo sie in dichteren Massen angesiedelt war, wäh- rend sowohl die vereinzelten sächsischen, als die schwäbischen Colonien theils slavi- sirt, theils magyarisiert wurden“71. Dennoch hielt er den Anspruch der kulturellen Überlegenheit deutscher Kolonisten weiter aufrecht: „Obwohl indess – früher vom fruchtbaren Slaventhum, dann vom energischen Magyaren- thum in sich aufgenommen und entnationalisirt, blieb dennoch der deutsche Stamm in Un- gern der Träger der Boden-Cultur, der Gewerbe und Künste und zum Theile auch direct und indirect der Pfleger der Wissenschaft in diesem Reiche.“72 Eine solche Ansiedlungs-Programmatik wurde von der süddeutschen Publizistik mit großem Beifall aufgenommen, zumal sie auch Aspekte enthielt, deren nationa- listische Zuspitzung im Sinne einer planmäßigen „Germanisierung“ Ungarns den Wunschträumen vieler entsprochen haben mag. Von den zahlreichen Beispielen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, sei nur eines hervorgehoben. Die Buchnersche Buchhandlung zu Bamberg gab eine Serie „Gediegene Schriften für Auswanderer“ heraus, die sich bis dahin aus- schließlich auf Amerika bezogen hatten. Nun aber, unter dem Eindruck der auf Un- garn sich konzentrierenden Auswanderungsdebatte, beauftragte der Bamberger Ver- leger den Publizisten Julian Chownitz (1814-1860)73, ein „Handbuch zur Kenntniss Ungarns“ zu verfassen. Chownitz war bis 1848 als begeisterter Liberaler und Anhän- ger der ungarischen Revolution aufgefallen, der er auch mehrere Schriften gewidmet hatte. In der Emigration jedoch wandelte er sich zum scharfen Kritiker der Magyaren und schrieb: Sie „sind ursprünglich ein asiatisches Volk, nahmen aber im Laufe der Zeit europäische Sitten und Cultur an, ohne indeß ihren originellen Nationalcharakter ganz abzustreifen. Der mächtigste Fehler des Magyaren ist seine brennende Begierde, andere in Rücksicht ihrer Nationalität zu beherrschen. Nun haßt er und verachtet er die fremden Stämme im Lan- de.“74 Doch unter den neuen politischen Rahmenbedingungen, die sich nach Chownitz bereits abzeichneten, fielen solche Eigenschaften nicht mehr ins Gewicht, vielmehr wurde Ungarn nun von ihm als ideales Einwanderungsland gepriesen: „Die Verhältnisse für die Einwanderung nach Ungarn gestalten sich für alle Theile niemals so günstig, wie gegenwärtig. […] Der unmittelbare nahe Zusammenhang Ungarns mit Deutschland, zumal bei der zu gewärtigenden Verschmelzung aller Donauländer in die große deutsch-österreichische Föderation – ohne die die culturhistorische Mission Deutsch- lands im Osten ein leeres Wort bleibt – bildeten sehr bedeutende natürliche Vorzüge für die Siedlung an der Donau abwärts. […] Hier geht der Deutsche einem Leben entgegen, wel- ches von seinem heimatlichen bei weitem nicht so abweicht, als jenes in Amerika; und

71 Ebenda, S. 93. 72 CZOERNIG, Ethnographie, Bd. 3, S. 208. 73 Über Julian Chownitz, der sich zeitweise auch Johann Chowanetz nannte, siehe das Buch von LENGYEL, Habsburg-alattvaló. 74 CHOWNITZ, Handbuch, S. 134.

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dann ist er sich in Ungarn bewusst, eine sittliche, gewerblich dominirende Nationalität zu repräsentiren.“75 Da Chownitz von der Zolleinheit Ungarns mit Deutschland die vollständige Ger- manisierung dieses Landes erwartete, sollten in Zukunft überhaupt keine Unterschie- de zwischen beiden Ländern bestehen, und so „setzt sich der nach Ungarn Wandernde in Ulm mit Sack und Pack auf seinen vaterländischen Donaustrom und fährt bis in die Nähe jener Ländereien, wo er den neuen Herd sich gründen will“76. Hier treffen sich die Gedankengänge Chownitz’ mit den späteren Expansionsbe- strebungen beispielsweise Paul Anton de Lagardes (1827-1891), eines der Väter des politischen Antisemitismus und der völkischen Bewegung in Deutschland, der Deutschland als „die Gesamtheit aller deutsch empfindenden, deutsch denkenden, deutsch wollenden Deutschen“ definierte und durch planmäßige Kolonisationsarbeit die deutschen Grenzen bis an das Schwarze Meer vorrücken wollte.77 In der ungarischen Tageszeitung Pesti Napló bezog der Publizist Baron Zsigmond Kemény (1814-1875) eine klare Position gegen jegliche deutsche Einwanderung: „Die Kolonisierung wird entweder im Interesse derjenigen geplant, welche aus Deutsch- land auswandern wollen, damit sie bei uns leben können; oder in unserem Interesse, wobei die Bevölkerung, die Landeskultur und das Gewerbe auf einen höheren Stand kommen könnten. Wenn die Kolonisierung im Interesse der auswanderungslustigen deutschen Pro- leten, im Interesse der zahlenmäßigen und keineswegs nach dem inneren Wert bemessenen Vermehrung des deutschen Elementes beantragt wurde, so ist sie eine derart parteiische Maßnahme, dass sie bei der garantierten Gleichberechtigung der Nationalitäten und Spra- chen allzu sonderbar berühren muss; wenn sie aber in unserem Interesse erwogen wurde, um die Zahl unserer Bewohner zu vergrößern, damit es mehr Münder gebe, welche verzeh- ren, und mehr Hände, welche produzieren wollen, so müssen wir betonen, dass diese Maß- nahme nach unserer bescheidenen Meinung völlig überflüssig ist. Also: entweder ist sie parteiisch oder überflüssig.“78 Kemény reflektierte sowohl die nationalitätenpolitischen als auch die ökonomi- schen Aspekte der Einwanderung und kam zu dem Schluss, dass die ungarischen Grundbesitzer eine „fremde Kolonisierung“ kaum unterstützen würden: „Die fremden Unternehmer könnten auch nur wenige Ansiedler unterbringen. Und weil ihr Versuch im höchsten Grade unpopulär wäre, müsste sich bald herausstellen, dass der Ko- lonist allein und von Feinden umgeben da stehe, welche nur durch die Strenge der Macht, nicht aber durch andere Schranken gebändigt würden.“ Dies ist als deutlicher Hinweis darauf zu werten, dass das Regime wohl die Macht gehabt hätte, eine solche Kolonisation zu erzwingen, diese letztlich jedoch am einhel- ligen Widerstand der ungarischen Gesellschaft gescheitert wäre. Denn am Ende – so Kemény weiter – würde durch die deutschen Kolonisten das „Gleichgewicht der

75 Ebenda, S. 309. 76 Ebenda, S. 357. 77 LAGARDE, S. 186. Über Lagarde siehe SIEG. 78 Pesti Napló vom 11. Februar 1851.

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Nationalitäten in Ungarn“ gestört und dies müsse „zu erbitterter Unzufriedenheit füh- ren“.79 Die Regierung Schwarzenberg reichte nach wiederholter Beratung über die Ein- wanderung und Ansiedlung von Deutschen in Ungarn (Oktober 1849 – November 1850) dem Kaiser eine diesbezügliche Beschlussvorlage ein, die Franz Joseph am 18. November 1850 angenommen hat. In diesem Plan waren Grundsätze verankert, die zeigen, dass die Regierung die Idee einer ausschließlich deutschen Einwanderung be- reits verworfen hatte und nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung aller Nationali- täten vorgehen wollte: „Die Kolonisation bezweckt, den östlichen, von der Natur reich gesegneten Kronländern die fehlende Arbeitskraft, das mangelnde Kapital zuzuführen. Es handelt es sich also da- rum, wohlhabende, des Landbaues kundige Einwanderer in diese Kronländer zu bringen. Kein Volksstamm soll und wird von der Einwanderung ausgeschlossen werden. Gemein- den der verschiedenen Nationalitäten sollen, wenn sie die nöthigen Erfordernisse nachwei- sen, bei ihrer Ansiedlung die gleiche Unterstützung genießen.“80 All diesen wirtschaftlich gut begründeten Plänen stand jedoch ein Berg von Hin- dernissen entgegen: Da die April-Gesetze der ungarischen Regierung von 1848 außer Kraft gesetzt worden waren, war das Privateigentum an Grund und Boden genauso wenig wie die „Bauernbefreiung“, das heißt die Aufhebung der feudalen Bindungen, gesetzlich geregelt. Die geplante Einführung des Grundbuchs nach österreichischem Muster stand noch bevor. Zudem waren die Bodenpreise so gestiegen, dass Ansied- lungsaktionen auf privatwirtschaftlicher Grundlage, die von der Regierung von vorn- herein mangels eigener Finanzmittel favorisiert wurden, praktisch ausgeschlossen blieben, auch wenn ihr Anfang der 1850er Jahre bereits mehrere Anträge für die Gründung entsprechender Unternehmungen z.B. von Joseph Ritter von Hohenblum (Erster Österreichischer Ansiedlungsverein) oder von Johann Begontina von Ehren- berg (K.K. Erste oesterreichische Franz Joseph’s Kolonisirungs-Gesellschaft) vorla- gen. Letztere wollte 368 Dörfer mit 33 420 Häusern aufbauen und jedem Siedler 20 Joch Feld bereitstellen. Wegen deren allzu spekulativen Charakters hat die Regierung keinen der Anträge genehmigt.81 Die für die Einwanderung bzw. Kolonisation nötigen gesetzlichen Regelungen wurden erst 1858 getroffen. Mit der 1853 erfolgten Einfüh- rung des Zivilrechts waren jedoch gewisse normative Voraussetzungen für den Er- werb von Grund und Boden geschaffen worden. Doch die im Arader Komitat liegenden Staatsgüter, die für eine erste Ansied- lungswelle vorgesehen waren, blieben bis Ende Oktober 1855 verpachtet. Erst am 26. Juli 1855 fand die Pachtversteigerung der Arad-Modenaer Staatsgüter auf acht Jahre statt (Basarág, Szonta/Sonta, Dumiratos/Dombiratos, Földvár, Apáca/Csanádapáca, Bodzás/Medgyesbodzás, Meggyes/Medgyesegyháza, Kunágota, Bánhegyes). Insge- samt wurden 61 933 Joch versteigert, zum Teil an Großgrundbesitzer wie József

79 Pesti Napló vom 14. Februar 1851. Auch in KEMÉNY, Szó, S. 109-118. 80 Österreichisches Staatsarchiv, Ministerratsprotokolle 3708, 4397:1850; zit. nach KÓSA, Kolonisationsfrage, S. 54 f. 81 DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 136 f.; vgl. KÓSA, Kolonisationsfrage, S. 55-70.

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Lukács und Emanuel Markovits, zum Teil aber auch in Parzellen an Bauern. Jeden- falls nahm damit der Verkauf der Staatsdomänen ihren Anfang, eine in Verbindung damit vorgesehene Kolonisation bzw. Einwanderung und Ansiedlung fand jedoch nicht statt.82 Der Generalgouverneur Ungarns, Erzherzog Albrecht (1817-1895), zog 1858 in seinem diesbezüglichen Gutachten daher einen Schlussstrich unter alle bis- lang diskutierten Kolonisationspläne: „Es handelt sich nicht mehr um eine Einwanderung en masse, die ist nicht mehr nötig – es handelt sich nur um die Einwanderung von Kapitalien. […] Die vorhandenen Schienenwe- ge, welche vermehrten Populations-Andrang, vermehrte Industrien, erhöhte Bodencultur von West nach Osten tragen, machen die Colonisation Ungarns als eigentliche Regierungs- aufgabe überflüssig.“83 Andererseits blieb in den Staaten des Deutschen Bundes das Interesse an einer Auswanderung Richtung Ungarn ungebrochen stark, so dass auf Initiative König Ma- ximilians II. von Bayern (1811-1864) die Angelegenheit am 21. Februar 1856 zur Verhandlung auf der Bundesversammlung in Frankfurt am Main kam. Das daraufhin gestellte Ersuchen des österreichischen Gesandten in Frankfurt, Johann Bernhard Graf von Rechberg und Rothenlöwen (1806-1899), um Übermittlung der in Österreich gül- tigen Gesetze und Verordnungen beantwortete Innenminister Alexander Bach erst ein halbes Jahr später dahingehend, dass die Regierung zwar die Auswanderung erlaube, sie künstlich keineswegs unterbinden, aber auch nicht irgendwie unterstützen wolle. Dieser alte Grundsatz dürfe auch jetzt nicht geändert werden, umso weniger, „als die Neugestaltung des österr. Kaiserstaates vielmehr auf eine Begünstigung der Einwan- derung hinweiset“84. Ferner hob er hervor, dass das für Ungarn vorbereitete Kolonisa- tionsgesetz noch im Entstehen begriffen sei und daher die insbesondere von Bayern ausgehenden Initiativen betreffend eine Auswanderung nach Ungarn zunächst dilato- risch behandelt werden sollten. Als das von Bach in Aussicht gestellte Gesetz als kai- serliche Verordnung am 23. Dezember 1858 endlich erschien, hatte es seine bevölke- rungspolitische Relevanz inmitten veränderter innen- wie außenpolitischer Rahmen- bedingungen bereits weitgehend eingebüßt.85 Welches Potential für Kolonisationsaktionen tatsächlich vorhanden war, darüber vermittelt ein Ministerialbericht vom 17. April 1855 eine vorläufige Übersicht, der alle zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Bittgesuche um Bewilligung der Ansiedlung

82 Ebenda, S. 114 f. 83 Österreichisches Staatsarchiv, Nachlaß Bach, Ungarn, Kolonisierung. Zit. nach ebenda, S. 117. 84 Note des Ministers des Innern vom 23. Mai 1856; zit. nach ebenda, S. 91 f. 85 Die Verordnung sicherte den neu entstandenen Gemeinden Grundsteuerfreiheit auf sechs Jahre, persönliche Einkommens- und Erwerbssteuerfreiheit, Befreiung von der Beteiligung an öffentlichen Arbeiten außerhalb der Dorfgrenzen und Militärfreiheit auf 15 Jahre zu, wenn sie eine selbständige Kolonie von mindestens 1 000 Joch und 50 Familien gleichen Religionsbekenntnisses und gleicher Volkszugehörigkeit mit einem Mindestbesitz von je- weils acht Joch einrichteten. – Ebenda, S. 119; DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 140.

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auf einem Staatsgut zusammenfasste, wobei allerdings aus dem Ausland stammende Anträge unberücksichtigt blieben: – Gesuch der Gemeinde Tótkomlós betreffend 1 500 Familien auf Parzellierung der Arader Staatsgüter; – Gesuch der Gemeinde Magyarpécska/Rovine betreffend 3 000 Familien auf Fortsetzung der Verpachtung von Szonta und Parzellierung von Basarága; – Gesuch von 872 aus Oberungarn ausgewanderten Familien auf Ansiedlung auf Staatsgütern, die sich zu diesem Zeitpunkt in Battonya (174 Familien), Ópécs- ka/Pecica (143) und Pereg (66) befanden; – Gesuch der Gemeinden Csaba, Zsatkov und Rovnó/Rovné (beide im Bezirk Kaschau), zusammen 1 000 Familien auf Kameralgütern anzusiedeln; – Gesuch von 620 Familien aus Radvány, Kevermes, Varjas, Szentpál und Szent- györgy sowie von 75 Familien aus Bánhida-Dombegyháza und 10 Familien aus Bánkut, auf Ansiedlung auf einer Kameraltabakplantage.86 Die insgesamt rund 7 000 Familien betreffenden Ansiedlungsanträge zeigen, wie groß der Bedarf an Zuteilung von Grund und Boden an Neuansiedler allein im Rah- men der Binnenmigration gewesen ist. Zahlreiche Anfragen vor allem aus den süd- deutschen Ländern (Bayern, Württemberg) sind bedauerlicherweise in dieser Aufstel- lung nicht angeführt. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Bürokratie des neoabsolutistischen Regimes nicht in der Lage war, ein solches Potential ausschöpfende rechtliche, migra- torische und wirtschaftspolitische Maßnahmen dem tatsächlichen Bedarf entspre- chend in Gang zu setzen, obwohl sie über einen durchaus hinreichenden Informa- tionsstand verfügte. Die Bevölkerungsverhältnisse wurden von den Ansiedlungsplä- nen kaum tangiert und blieben unverändert. Allerdings nahmen die Spannungen in Gebieten mit ethnisch gemischter Bevölkerung aufgrund der kursierenden Informa- tionen und Gerüchte über die Kolonisation beträchtlich zu. Die auf eine Umwandlung der Bevölkerungsstruktur abzielenden Ansiedlungsprogramme waren somit keines- wegs erfolgreich, sie scheiterten einerseits an der Knappheit der finanziellen Mittel, andererseits an politischen Faktoren, die schließlich das ganze neoabsolutistische Re- gime zu Fall gebracht haben.87 Gleichwohl weist die Tatsache, dass die Pläne in den Schubladen verblieben, darauf hin, dass auch widersprüchliche Zielsetzungen des Re- gimes die Ausführung solcher Pläne verhinderten, insbesondere ihr nationalitätenpoli- tisches Programm der Gleichberechtigung aller Nationalitäten.

86 KÓSA, Kolonisationsfrage, S. 126 f. 87 DEÁK, Nemzeti egyenjogúsítás, S. 141.

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VIII Gesellschaftliche Integration, Mobilität und Binnenkolonisation

Die Integration der deutschen Siedler in die ständische Gesellschaft des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich schon sehr früh vollzogen. Ihre Integra- tionsbemühungen hat der ungarische Polyhistor Mátyás Bél in seiner Landesbeschrei- bung Ungarns1 als einer der Ersten gewürdigt. Mátyás Bél (1684-1749), der als Schüler von Hermann August Francke zuerst in Neusohl und ab 1714 in Pressburg als Historiker, Theologe und Pädagoge wirkte und – ethnisch schwer einzuordnen – sowohl von den Ungarn wie von den Slowaken als einer der Ihren beansprucht wird, verwendete in seinen Schriften den Begriff „Schwa- ben“ als Synonym für die im 18. Jahrhundert in den Dörfern angesiedelten Deutschen. Doch ist dieser Begriff in Ungarn als gebräuchliche Bezeichnung bis ins Hochmittel- alter zurückzuverfolgen.2 Bél griff hier also ganz bewusst auf eine ältere Tradition in der Bezeichnung von Deutschen zurück, die ihm die mentale Einordnung der neu an- gesiedelten deutschen Einwanderer als „Hungari“ in die Strukturen des spätfeudalen Ungarn erleichterte. In seiner in den 1730er Jahren verfassten Beschreibung des Ko- mitats Tolna führte er bei der Schilderung der deutschen Dörfer und ihrer Einwohner eine Reihe von Charakteristika an, die sich größtenteils in den späteren, positiv be- setzten Auto- wie Heterostereotypen über die Deutschen in Ungarn wiederfinden: „Die Deutschen machten sich mit großem Eifer an die Arbeit und erzielten nicht nur gute Fortschritte, sondern vermehrten auch ihren Besitz durch die Feldarbeit. Sie begründeten nach deutscher Gewohnheit reiche Gemeinden und verrichteten ihre Arbeit am eifrigsten von allen. […] Sie bauten Häuser, die sich von den einheimischen unterschieden, errichtet aus Lehmziegeln, die sie in der Sonne härteten und auch brannten. Doch es gab auch sol- che, die ungarischer Gewohnheit folgend lieber Hütten als ordentliche Gebäude bauten. [...] jetzt wohnen die Magyaren unter Nachahmung der Deutschen komfortabler, vor allem in den Dörfern, die den Deutschen benachbart sind oder eine gemischte Bevölkerung ha- ben.“3

1 BÉL, Notitia. 2 Etymologisches Wörterbuch, S. 1376, Eintrag sváb, 1294 Suap, 1414 Zoap, 1604 auch ad- jektivisch für schwäbisch, 1620 auch svábok = ungarisch Schwaben; nach MOLLAY, Érint- kezések, S. 513, Eintrag sváb, wird dieser Begriff bereits 1509 in der ungarischen Variante „Swapfalwa“ als Bezeichnung für ein deutsches Dorf in Ungarn verwendet. 3 BÉL, Notitia Hungariae, S. 339 f.

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Mit der Zuweisung derartiger Merkmale und dem Hinweis auf die beispielhafte Wirkung deutscher „Gewohnheiten“ wird von Bél bereits die erste und zweite Sied- lergeneration in ihr ethnisch wie konfessionell bunt gemischtes Umfeld der damaligen Agrarbevölkerung Ungarns eingereiht und damit deren Integrationsleistung gewür- digt. Das von Bél 1729 für eine deutsche Leserschaft herausgegebene, erste moderne Lehrbuch der ungarischen Sprache4 wendet sich in diesem Zusammenhang ausdrück- lich an die deutschsprachigen Einwanderer, um durch die Vermittlung ungarischer Sprachkenntnisse deren Eingliederung in die ständische Gesellschaft des Königreichs zu fördern. Die von ihm gewählte Parole „Wie glücklich ist der deutsche Mann, wenn er auch ungrisch sprechen kann“ ist keineswegs nationalistisch gedacht, sondern er- weist sich als dem Bildungsprogramm der Aufklärung verpflichtet, das dem Leser auf den ersten Seiten des Sprachlehrbuchs vorgestellt wird. Die schon bei Bél betonte Vorbildwirkung deutscher Siedler regte den Agrar- reformer und evangelischen Pfarrer Sámuel Tessedik (1742-1820) dazu an, in seiner 1784 erschienenen Reformschrift: „Der Landmann in Ungarn, was er ist und was er sein könnte“5 für eine Übernahme der von den Kolonisten ins Land gebrachten Inno- vationen, ihres Arbeitsethos und ihrer Erwerbswirtschaft einzutreten, um die vorherr- schende Apathie der ungarischen Bauern zu überwinden. Ein weiterer ungarischer Agrarreformer dieser Epoche, der Dichter Dániel Ber- zsenyi (1776-1836), beschrieb im Frühjahr 1809 seinem Freund Ferenc Kazincy die Wohnstätten „der in den gebirgigen Gegenden der Tolna und der Baranya angesiedel- ten Schwaben“ als schmucke Häuser mit Ziegeldächern und deren Eigentümer als reich, „obzwar sie nur solchen Boden kultivieren, den die Magyaren verschmäht hatten; doch da sie den Geist des Fleißes und der Sparsamkeit mit sich brachten, wurden sie reich und wetteifern bereits mit jenen auf dem besten Boden eingesessenen Alt-Einwohnern.“6 Die hier geschilderte Konkurrenzsituation der Siedler mit den „Alt-Einwohnern“ setzt ihre gelungene Integration in das ungarische Wirtschafts- und Gesellschaftssys- tem der spätfeudalen Epoche voraus. Die deutschen Kolonisten – das zeigen bereits die angeführten Quellenzeugnisse – entfalteten in Ungarn die Tugend der Anpassung und der Eingliederung in ihre Umgebung. Dies geschah in Kombination mit einem hohen, oftmals übersteigerten Arbeitsethos und der strebsamen Anhäufung von Land- besitz sowie der Ausformung all jener ländlichen Kulturgüter und Rituale (Tracht, Mobiliar, große Hochzeit, „schöne Leich“, d.h. ein aufwändiges Begräbnis), die Aus- drucksformen bäuerlichen Besitzdenkens sind. Primäres Lebensziel des deutschen

4 Das Lehrbuch „Meliboeis ungarischer Sprachmeister“, in der 7. Auflage 1793 in Pressburg erschienen, war ein großer Erfolg und erreichte insgesamt 17 Auflagen; 1829 erschien es zu seinem hundertjährigen Jubiläum gleichfalls in Pressburg in der 13. Auflage. Nur die Erstausgabe wurde unter dem Namen des Autors MÁTYÁS BÉL: Der ungarische Sprach- meister, Pressburg 1729 veröffentlicht. Vgl. dazu VASDINNYEY. 5 TESSEDIK, Landmann; die ungarische Übersetzung, finanziert von Graf Ferenc Széchényi, erschien 1786 in Pécs. 6 Kazinczy Ferenc levelezése, S. 18.

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Siedlers war es, als geachtetes Glied der Dorfgemeinschaft ein ökonomisch möglichst erfolgreicher Bauer zu werden. Er war sich dessen bewusst, dass er dieses Ziel nur durch die fraglose Akzeptanz der vorgegebenen politischen, sozialen und kulturellen Ordnungsstrukturen seines neuen Heimatlandes erreichen konnte. Sein zentrales Be- zugssystem war das Dorf, das die prägende Form der Vergemeinschaftung bildete. Mit der Dorfgemeinschaft wurden auch die Ansiedlungsverträge in der Sprache der Kolonisten geschlossen.7 Diese Dorfgemeinschaft entwickelte sich rasch zu einer Solidargemeinschaft, die die Regelung der Alters-, Kranken- und Waisenversorgung übernahm, in gemeinsa- mer Anstrengung Kirche und Schule aufbaute und damit auch für die Bildung der nachfolgenden Generation sorgte. Innerhalb des Dorfes dominierten bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein die Trennlinien sozialer und konfessioneller Schichtung, während die ethnische Abgrenzung eine deutlich geringere Rolle spielte. Die häusliche Lebenswelt der Siedler war eng mit ihrer ethnisch bunten Umgebung verzahnt, mit der sie im Übrigen Jahrhunderte hindurch friedlich zusammenlebten.

1 Mobilität und Binnenkolonisation

Ein weiteres Merkmal der bäuerlichen Siedler-Gesellschaft war ihre Bereitschaft zu Mobilität. Die horizontale, später auch vertikale Mobilität der deutschen Siedler ba- sierte auf ihrer vorausgegangenen Integration in die ständische Gesellschaft, die schon in der ersten und zweiten Siedlergeneration einsetzte. Die nach den Prinzipien der Erwerbsgesellschaft gestaltete Wirtschaftsführung mit der für die nachgeborenen Söhne erwirtschafteten Kapitalakkumulation und das Anerbenrecht waren – in Verein mit einer soliden Schulbildung und den nötigen Sprachkenntnissen – die wichtigsten Voraussetzungen und zugleich Antriebskräfte für die territoriale Ausbreitung und Verdichtung der deutschen Siedlungsgebiete und schließlich auch für den sozialen Aufstieg in der ständischen bzw. nach 1848 sich verbürgerlichenden Gesellschaft. Das Anerbenrecht als spezifisches Erbrecht der Deutschen, dem zufolge nur der älteste Sohn den elterlichen Bauernhof mitsamt allem Grund und Boden erben konnte, setzte einen historischen Prozess in Gang, der beginnend in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach der „Bauernbefreiung“ 1848 seinen Höhepunkt erreichte und in abgeschwächter Form bis Anfang des Zweiten Weltkriegs andauerte: Die nachgebo- renen Söhne strebten nämlich danach, mit dem ihnen ausgezahlten Erbteil in benach- barten Dörfern eine eigene Bauernwirtschaft aufzubauen (horizontale Mobilität) oder über den Mobilitätskanal Bildung sozial aufzusteigen zum Lehrer, Pfarrer, Landarzt oder Freiberufler (vertikale Mobilität). Daher ist die Siedlungsmigration in Form der Binnenwanderung und Binnenkolonisation durch Gründung von Tochtersiedlungen oder durch Einsiedlung in fremdethnische Dörfer ein die Geschichte der ungarischen Schwaben im 19. Jahrhundert bestimmender Vorgang. Die Zahl der Dörfer mit deut- scher Bevölkerung hat in dieser Epoche infolge von Binnenmigration ständig zu-

7 SZITA, Lutheránus. Hier werden zahlreiche Ansiedlungsverträge aufgelistet bzw. zitiert.

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genommen. Miksa Hölbling (1811-1901), Stadtarzt von Pécs, beschreibt in seiner 1845 erschienenen Monographie über das Komitat Baranya die Dynamik dieses Pro- zesses wie folgt: „Die deutsche Bevölkerung vermehrt sich hier am stärksten, obzwar viele von ihnen zur Verbesserung ihrer Lage Jahr für Jahr in andere Gemeinden wegziehen. Selten bleiben nämlich zwei Bewirtschafter, also zwei Geschwister, in dem gleichen Haus zurück. Man pflegt sich auch keinesfalls mit seinem Urbarialanteil zu begnügen; sowohl der Bauer wie der Kleinhäusler, selbst noch der Inwohner nehmen Felder in Pacht, auch noch um den Preis des halben Ernteertrages.“8 An dieser Binnenkolonisation waren demnach nicht nur die nachgeborenen Söhne als Kleinhäusler oder Inwohner (Knechte am elterlichen Bauernhof) beteiligt, um so eine eigene Bauernwirtschaft zu erwerben, sondern häufig auch die deutschen Bauern selbst. Hölbling listet eine Reihe von Dörfern auf, die bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen immer stärker deutsch geprägten Charakter angenommen hat- ten, darunter Rácpetre, „wo früher nur Raitzen wohnten, heute jedoch dort keine mehr bekannt sind“, oder das Dorf Ivánbattyán, „in dem 30 Jahre früher nur vier Deutsche mit je einer halben Session wohnten, heute jedoch ist die ganze Gemeinde mit Aus- nahme von fünf Raitzen deutsch geworden“.9 Aufgrund des Anerbenrechts – so Hölb- ling weiter – „[...] teilen die deutschen Sessionsbauern ihre Felder nicht unter ihren Kindern auf, sondern übergeben diese ihrem ältesten Sohn unter der Bedingung, dass er seine Geschwister aus- zahlt. So geht der ausgezahlte Deutsche fort in ein serbisches Dorf, um dort zunächst als Inwohner ohne Haus, dann als Häusler zu wohnen und nachdem er sein väterliches Erbe in Geld erhalten hat, kauft er die Felder oder Wiesen der Serben.“10 Hölbling beobachtet jedoch auch, dass viele der Söhne, die in die Stadt gingen, um dort ein Handwerk zu erlernen, ihren Beruf als Handwerksmeister nach einiger Zeit aufgaben, um wieder zu Bauern zu werden11, was in der Regel wiederum nur auf dem Weg der Binnenmigration und Einsiedlung in fremde Dörfer möglich war. Seine Be- schreibung dieser Wanderungsprozesse beendet Hölbling mit der Prognose: „Daraus folgt, dass in Zukunft der Serbe kein Brot mehr hat und deshalb gezwungener- weise einen Teil seiner Session dem Deutschen verpachtet und schließlich seine ganze Ses- sion in deutsche Hand gerät. Mit Recht können wir befürchten: wenn es keinen faulen Raitzen mehr zu verdrängen gibt, wird auch der Ungar an die Reihe kommen und nach 50 bis 100 Jahren wird an Stelle der schmuckvollen langen ungarischen Bauernhose nur mehr die enge schwäbische Hose sichtbar sein.“12 Hölbling konstruiert hier eine ethnische Hierarchie, denn seiner Überzeugung nach wird aus diesem durch die deutsche Binnenmigration ausgelösten Verdrän-

8 HÖLBLING, S. 53, 83, 85 f. 9 Ebenda, S. 85. 10 Ebenda, S. 86. 11 Ebenda, S. 83. 12 Ebenda, S. 86.

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gungswettbewerb der deutsche Bauer als Sieger hervorgehen, auch wenn er mit dem Bild der Hose den dramatischen Folgewirkungen dieses Vorgangs metaphorisch die Spitze zu nehmen sucht. Eine eindrucksvolle Bestätigung der Beobachtungen Hölblings findet sich in zwei Denkschriften des in der Batschka tätigen Kameralverwaltungsbeamten Emil André, die dieser 1850 an den damaligen Innenminister Alexander Bach richtete, als die von Friedrich List und Stefan Ludwig Roth Anfang der 1840er Jahre ausgelöste Debatte um ein neues Programm der Ansiedlung von Deutschen in Ungarn vom neoabsolutis- tischen Regime noch einmal aufgegriffen wurde. André wandte sich gegen ein sol- ches Programm mit dem Argument, dass sich die Binnenkolonisation durch bereits in Ungarn ansässige Deutsche viel besser dazu eigne, das deutsche Element zu stärken und zu vermehren. Denn „die in Ungarn lebenden Deutschen seien schon akklimatisiert, bedürften keiner beträchtli- chen Reisekosten und seien mit den örtlichen Verhältnissen vertraut. Man möge ihnen nur die geeigneten Kameralpußten parzellenweise unter günstigen Bedingungen übergeben und in kurzer Zeit werde Ungarn von Deutschen bewohnt sein.“13 Zur näheren Erläuterung führte André an: „Der deutsche Bauernsohn wolle so schnell wie nur möglich einen eigenen Hof gründen. Daraus erkläre sich die Tatsache, dass die Dörfer der urbewohnenden Raitzen zusehends verschwänden und an ihrer Stelle neue deutsche Siedlungen empor blühten. Der Deutsche kaufe das Haus des wegen seiner ‚Indolenz‘ zugrunde gegangenen Raitzen auf und schaffe sich dank seinem Fleiße bald sicheren Wohlstand. Diese Ausbreitung des deutschen Wohngebietes werde noch durch eine andere Erscheinung gefördert: während nämlich der Ungar, der Raitze, der Walach‚ ‚sich nur äußerst gering vermehrt‘, und zwei, höchstens drei Kinder zeuge, seien die deutschen Familien mit Kindern reich gesegnet.“14 Auch Eduard Glatz bestätigte in seiner anonym erschienenen Schrift die weitrei- chende Wirkung der Binnenkolonisation: „Auch die deutsche Colonisation hat bei uns noch nicht aufgehört, da in den letztverflosse- nen Jahren zahlreiche Ortschaften von deutschen Colonisten in den Militär-Grenz-Bezirken gegründet wurden, und endlich pflegen die Deutschen, wo sie in größerer Menge beisam- men wohnen, die an Zahl geringeren ungarischen, wallachischen und raitzischen Einwoh- ner bald zu verdrängen, wie wir dies aus einigen Beispiel im Tolner, Vesprimer und Teme- scher Comitat sehen können.“15 Der Historiker Johann Heinrich Schwicker hat diese horizontale Mobilität in sei- ner Geschichte der Deutschen in Ungarn nur mit dem Satz angesprochen: „Den Schwaben und anderen Süddeutschen ist es gelungen, das von ihnen ursprünglich be- setzte Terrain bedeutend zu erweitern, ja selbst neue Colonistenschwärme auszu-

13 Die Denkschriften vom 10. August und 26. Oktober 1850. – Österreichisches Staatsarchiv, Archiv des Innern und der Justiz, Nachlass Bach, Ungarn, Kolonisierung. Zit. nach KÓSA, Kolonisationsfrage, S. 61 f. 14 Ebenda, S. 61. 15 GLATZ, Element, S. 29 f.

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senden.“16 Es spricht einiges dafür, dass er die von Berzsenyi wie von Hölbling fest- gestellte Wettbewerbssituation einer friedlichen Expansion der deutschen Bauern eher verbergen als thematisieren wollte, um nicht die Aufmerksamkeit der national sensi- bilisierten Magyaren darauf zu lenken und zu verhindern, dass die Magyaren die hori- zontale Mobilität der Deutschen als Gegenbewegung zu ihren eigenen Nationalisie- rungsbestrebungen interpretierten und deshalb dämonisierten. Wie dies – allerdings erst rund 40 Jahre später, in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre – ja auch tatsächlich geschehen ist. Unter anderem aus solchen Gründen sind die horizontalen Mobilitätsprozesse bis heute nur unzureichend erforscht. Als einer der Ersten unter den ungarischen Histori- kern hat László Szita auf die edeutung der Binnenmigration im 19. Jahrhundert hin- gewiesen und diesen Vorgang am Beispiel Südosttransdanubiens detailliert belegt. Ausgehend von der Tatsache, dass die deutsche Bevölkerung des Komitats Baranya in den zwei Jahrzehnten von 1850 bis 1869 um 11,5 Prozent zunahm, während die unga- rische um 10 Prozent und die südslavische um 2 Prozent abnahm, machte er darauf aufmerksam, dass diese Veränderungen weder auf Einwanderung aus dem Ausland noch auf natürlichen Bevölkerungszuwachs oder Assimilation zurückzuführen waren, sondern auf eine Binnenwanderung deutscher, zum Teil protestantischer Bauern vor allem aus dem Komitat Tolna, für die bei beginnender Indusatrialisierung auch der Ausbau des Absatzmarktes für landwirtschaftliche Produkte und der Ausbau der Ver- kehrsnetze (Schifffahrt, Eisenbahn) um das Zentrum Fünfkirchen eine Rolle spiel- ten.17 Das Anerbenrecht blieb bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts in Geltung, im Banat und in der Batschka wurde es bereits im Zuge der Agrarkrise Mitte der 1870er Jahre aufgegeben18, in den im 18. Jahrhundert mit Deutschen besiedelten Gebieten Transdanubiens an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Damit entfiel eine we- sentliche Komponente der Mobilität, die danach nur mehr sehr eingeschränkt fort- wirkte. Welchen Stellenwert die Binnenkolonisation als Ressource für Siedlungsverdich- tung wie für Neuansiedlung besaß, kann eindrucksvoll am Beispiel der Besiedlung des Zwischenstromlandes zwischen Drau, Donau und Save, das heißt von Slawonien und Syrmien, belegt werden.

16 SCHWICKER, Die Deutschen in Ungarn, S. 194. 17 SZITA, Délkelet-Dunántúl, S. 253-255. 18 GOTTAS, Die Deutschen, S. 365.

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1.1 Binnenkolonisation in Slawonien und Syrmien Diese Gebiete waren seit 1745 aufgeteilt in die entlang der Save sich hinziehende Mi- litärgrenze, in der es keine adelige Grundherrschaften gab, und ein nördlich davon ge- legenes zivil verwaltetes Gebiet mit einer wiederhergestellten Komitatsverwaltung (Komitate Virovitica, Požega und Syrmien), das von der Wiener Hofkammer in Grundherrschaften eingeteilt und an einheimische oder fremde Aristokraten sowie hohe Offiziere und Kirchenführer verschenkt oder verkauft wurde. Dadurch entstand ein feudaler Großgrundbesitz, der sich aus den Oberhäuptern der christlichen Kirchen (dem katholischen Bischof von Djakowar/Djakovo, dem serbischen Patriarchen von Karlowitz) und einflussreichen Adelsfamilien zusammensetzte: die Pejačević in Mit- rowitz/Sremska Mitrovica und Naschitz/Našice, die Trenck in Poscheg/Požega, die Prandau in Walpach/Valpovo, die Eltz in Wukowar/Vukovar und die Schönborn in Semlin/Zemun. Mit der 1756 erfolgten Einführung des Slawonischen Urbariums Ma- ria Theresias wurde durch Festlegung der Abgaben und Robotleistungen für die Bau- ern erstmals eine gewisse Rechtssicherheit geschaffen, wodurch das Gebiet nun auch für Neuansiedler aus dem Reich an Attraktivität gewann. Zuvor schon hatte Franz von der Trenck (1711-1749) 1744 das als älteste deutsche Kolonistensiedlung geltende Dorf Deutsch-Mihaljevci angelegt. Ihm folgte Graf Markus Alexander Pejačević 1746 mit der Ansiedlung von Familien aus der Oberpfalz, Ober- und Unterfranken in Ru- ma. Dieser Siedlung verlieh Maria Theresia Marktrechte, so dass der immer wieder um neue Siedlerfamilien ergänzte Ort bald zu einem der wichtigsten Zentren Slawo- niens aufstieg. Wie ethnisch bunt sich diese Ansiedlung gestaltete, dokumentiert der 1749 von Pejačević ausgestellte Freiheitsbrief für Ruma, der in Latein, Deutsch, Un- garisch und „Illyrisch“ ausgestellt wurde und die neu angeworbenen Untertanen unter Androhung schwerer Strafen dazu ermahnte, Frieden untereinander zu halten.19 Am Ende des 18. Jahrhunderts, als sich der Strom der Einwanderer aus dem Reich nach dem Tod Josephs II. bereits abschwächte, gab es vier deutsche Siedlungszentren: 1. das Umland von Esseg/Osijek mit den Orten Hirschfeld/Sarvaš (1769), Ried- dorf/Retfala (1770), Deutsch-Bresnitz/Breznica (1779) und Josefsdorf/Josipo- vac (1786); 2. die Umgebung von Weretz/Virovitica mit den Orten Lukač (1750), Suhopolje- Terezovac (1770), Zabuna (1782) und Antonsdorf/Antunovac (1786); 3. das Becken von Požega mit den Orten Deutsch-Mihaljevci (1744), Raisavci (1769), Alaginci (1770), Poreč und Kula (1786); 4. Syrmien mit Ruma, Wukowar, Neu-Slankamen (1783), Betschmen (1784), Neu Pasua (1791), Semlin (Franztal 1816), Neudorf bei Vinkovci (1817), India/ Indija (1825), Beschka (1860), Surčin (1897), Putinci, Schidski-Banovci.20

19 Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 3, S. 218 ff. 20 Zur Siedlungsgeschichte des Zwischenstromlandes siehe OBERKERSCH, Die Deutschen; SUNDHAUSSEN, Die Deutschen.

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Seit Anfang des 19. Jahrhunderts kamen deutsche Siedler aus den benachbarten Siedlungsregionen jenseits von Drau und Donau, aus der Schwäbischen Türkei, der Batschka und dem Banat. „Ihre Ansiedlung vollzog sich entweder durch Gründung kompakter ‚Tochtersiedlungen‘ oder – seit Mitte des 19. Jahrhunderts – in Form von ‚Einsiedlungen‘.“21 Tochtersiedlungen entstanden in der Regel auf Initiative der Grundherren, die die- se mit Ansiedlungsverträgen begründeten. Sie wurden im Verlauf des gesamten 19. Jahrhunderts entweder als Rodungssiedlung oder als Zusiedlung zu bereits bestehen- den Dörfern angelegt. Die Einsiedlung wiederum vollzog sich durch „Einkaufen deutscher Familien oder Familiengruppen in schon bestehenden Ortschaften, wo sie, unabhängig vom Grundherrn, den Einheimischen Boden und häufig auch Hausplät- ze abkaufen und sich inmitten fremdvölkischer Dorfgenossen niederlassen. Im Unterschied zu den Zusiedlungen, die auf einen Ansiedlungsakt zurückgehen und die Ausbildung eines deutschen Ortsteiles zur Folge haben, ist die Einsiedlung weder zeitlich abzugrenzen, […] noch kann man sie im Dorf räumlich festlegen.“22 Solche Fälle von Einsiedlungen sind bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun- derts festzustellen, nahmen jedoch nach der Jahrhundertmitte erheblich zu, was wie- derum auf die Bauernbefreiung von 1848 und das Protestantenpatent von 1859 zu- rückzuführen ist, das die Religionsfreiheit in vollem Umfang auch auf Kroatien und Slawonien ausdehnte, „wodurch ein neues Siedlerpotential erschlossen werden konn- te“23. Nach dem Erlass der Grundentlastungspatente von 1853 und 1857, der Abschaf- fung der Feudalverhältnisse, der Einführung eines modernen Eigentumsrechts (Indi- vidual- statt Kollektivbesitz) und der individuellen Steuerveranlagung setzte eine Kommerzialisierung des bäuerlichen Bodens und der bäuerlichen Landwirtschaft ein, „die naturgemäß demjenigen Teil der Landbevölkerung zugute kam, der bereits mit mo- dernen Wirtschaftsweisen und Marktproduktion vertraut war, der sich nicht mehr am tradi- tionellen Bedarfsdeckungsprinzip und der Subsistenzwirtschaft, sondern am kapitalisti- schen Gewinnstreben orientierte. Das gilt insbesondere für einen Großteil der deutschen Kolonisten.“24 Slawonien und Syrmien waren für die „Einsiedler“ auch deshalb so attraktiv ge- worden, weil dort die Bodenpreise wesentlich niedriger blieben als in den deutschen Siedlungsgebieten nördlich der Drau und Donau. Sie betrugen noch am Ende des 19. Jahrhunderts pro Joch nur 50 bis 100 Gulden, während sie in Ungarn bis zum Zehnfa- chen dessen gestiegen waren. Wie attraktiv daher das Zwischenstromland gerade für Kleinbauern und Tagelöhner der Schwäbischen Türkei erschien, verdeutlicht ein Ar- tikel der in Fünfkirchen erschienenen Tageszeitung Pécsi Figyelő 1891, dem zufolge die Einwohner der Baranya Slawonien als „ihr Amerika“ bezeichneten, als der Preis für ein Joch schlechten Bodens im Oberland des Mecsek-Gebirges 300 Forint, für

21 SUNDHAUSSEN, Die Deutschen, S. 309. 22 SATTLER, S. 66. 23 SUNDHAUSSEN, Die Deutschen, S. 310. 24 Ebenda, S. 312.

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bessere Böden jedoch 500 Forint betrug.25 In einem weiteren Artikel dieser Zeitung wird auch hervorgehoben, dass die Mehrheit der Auswanderer nach Slawonien „nicht wegen ihres Elends das Komitat Baranya verließ, sondern weil sie dort bessere Felder kaufen kann, und es neben dem billigeren Preis noch andere Vorteile gibt und dieser Umstand auch reichere Landwirte dorthin lockt“.26 Nach der Auflösung der Militärgrenze 1871 standen auch deren nunmehr der Zi- vilverwaltung unterstellten Gebiete der Ansiedlung zur Verfügung. Im Zeitraum von 1880 bis 1910 nahm die Zahl der Deutschen in Kroatien-Slawonien von 83 000 auf 134 000 Personen zu (bei einer Gesamtbevölkerung von rund 2,6 Millionen entsprach das einem Anteil von 5 Prozent). Man schätzt, dass zwei Drittel aller Deutschen die- ses Gebiets durch Einsiedlung in das Land gekommen sind, was auf eine Binnenkolo- nisation von beinahe 90 000 Personen aus der Schwäbischen Türkei, dem Banat und der Batschka schließen lässt.27 Die Einsiedlung war in zahlreichen Fällen so stark, dass sie binnen weniger Jahre ursprünglich rein slavische Dörfer in deutsche verwan- delte. So hat sich der deutsche Bevölkerungsanteil zum Beispiel in den Orten Schid- ski Banovci auf 64 Prozent erhöht, in Gašinci auf 53 Prozent, Mrzovič auf 57 Prozent, Slatinik auf 60 Prozent, Tomašanci auf 65 Prozent, Pisak auf 75 Prozent, Vučevci auf 92 Prozent.28 Hier besteht eine deutliche Parallele zu Prozessen, wie sie wesentlich früher schon in den Ausgangsgebieten der slawonischen Binnenkolonisation nördlich von Donau und Drau zu beobachten waren. Die letzte Phase der Binnenkolonisation markierte der Ankauf von Meierhöfen, den ursprünglichen Wirtschaftsbetrieben der Grundherren, durch reiche Bauern aus der Batschka, dem Banat oder auch Syrmien, die sich oft zu kleinen Gruppen zusam- mentaten und solche Meierhöfe aufkauften oder pachteten. Nach den Kroaten und Serben bildeten die Deutschen in Kroatien-Slawonien die zweitstärkste Gruppe, gefolgt von den Magyaren, Tschechen, Slowaken und Ruthe- nen. Rund drei Viertel der Deutschen gehörten der römisch-katholischen, die Mehr- heit des verbleibenden Viertels der evangelisch-lutherischen Kirche an. In den kroati- schen Gespanschaften waren die Deutschen allenfalls als geringfügige Streuminder- heit vertreten, nur in Städten wie Agram oder Varašdin erreichten sie 1910 5,6 Pro- zent bzw. 4,4 Prozent. In den slawonischen Komitaten war ihr Anteil 1910 wesentlich höher: in Syrmien 15,5 Prozent der Gesamtbevölkerung mit 61 500, in Weretz 12,3 Prozent mit 19 500 und in Požega 5 Prozent mit 13 150 Deutschen. In den beiden Städten Esseg und Semlin stellten sie mit 11 300 Personen knapp 38 Prozent bzw. mit 6 500 Personen 41 Prozent der Einwohnerschaft. In ganz Slawonien lebten am Vor- abend des Ersten Weltkriegs 112 000 Deutsche, von denen mehr als die Hälfte in Gemeinden mit einer deutschen Bevölkerungsmehrheit beheimatet waren. 29

25 Pécsi Figyelő vom 18. November 1891. 26 Ebenda vom 23. Dezember 1892. Vgl. SZILI, S. 41-73; bedauerlicherweise wird in dieser Arbeit die Auswanderung nicht ethnisch differenziert dargestellt. 27 Donauschwaben, S. 33. 28 OBERKERSCH, Die Deutschen in Syrmien, S. 24. 29 Die Zahlen bei SUNDHAUSSEN, Die Deutschen, S. 313 f.

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IX Quellen zur Geschichte der Deutschen in Ungarn, Band 1

1. Compendium der haubtrelation über die einrichtung deß königreich Hungarn de anno 1689 ...... 344 2. Der Stadt Ofen vorgelegter Auswanderungsbrief vom 12. Februar 1689 ... 345 3. Das erste habsburgische Impopulationspatent vom 11. August 1689 ...... 346 4. Ansiedlungsvertrag von Großturwal mit den Ofner Jesuiten 1701 ...... 348 5. Ansiedlungsvertrag von Pesthidegkút 1711 ...... 349 6. Auszüge aus den Ratsprotokollen der Stadt Ulm 1712-1713 ...... 350 7. Werbezettel zwecks Auswanderung nach Ungarn in Biberach 1718 ...... 352 8. Ansiedlungsvertrag von Himesháza (Bistum Pécs) 1722 ...... 353 9. Gesetzentwurf zur Wiederbevölkerung des Landes 1722/23 ...... 355 10. Das Gesetz De impopulatione regni 103 ex 1723 ...... 356 11. Patent des Schwäbischen Reichskreises vom 28.8.1724 ...... 356 12. Bittbrief der Gemeinde Pári 1734 ...... 357 13. Kaiserlicher Werbezettel von 1736 für das Banat und die Batschka ...... 358 14. Schreiben des Fürsten Froben Ferdinand von Fürstenberg an das Ober- amt Hüfingen (Baar) vom 6. November 1736 ...... 360 15. Vorläufiger Ansiedlungsvertrag der Gräfin Eleonore Batthyány-Stratt- mann mit den deutschen Siedlern der Herrschaft Bóly, vornehmlich de- nen der Ortschaft Bóly von 1738. Beglaubigte Abschrift vom 24. Sep- tember 1765 ...... 361 16. Manumission von der schwäbischen Baar 1741 ...... 362 17. Beschwerdebrief der Györkönyer vom 25. Mai 1742 ...... 362 18. Ansiedlungsvertrag von Szulok in der Schomodei 1750 ...... 363 19. Werbeschrift für die Herrschaft Dunaszekcsö 1753 ...... 364 20. Brief der Maria Ulischin aus Neu-Gradišca vom 16. Juni 1760 an die Eltern in Jettkofen (Hohenzollern-Sigmaringen) ...... 364 21. Vermehrung der Bevölkerung im Banat und den Kameralgütern 1766 ...... 365 22. Weisung der Hofkanzlei an die Vorderösterreichische Regierung betref- fend der Auswanderung der Untertanen aus Waldkirch 1769 ...... 366 23. Auswanderungspatent Kaiser Josephs II. für Ungarn und Galizien 1782 ... 366 24. Ehevertrag zwischen dem Witwer Joachim Narr aus Ratzpeter und Katharina Fischer aus Pécsvárad 10. Januar 1785 ...... 368

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25. Herrschaftsnotiz über Johann Heinzelmann, der aus Deutschland seine Braut abholen will 1785 ...... 369 26. Schreiben des Auswanderers Johann Michael Baldauf an seine zurück- gebliebene Braut in Hörschwag, Schwäbische Alb, Herrschaft Hohen- berg vom 18. Dezember 1785 ...... 370 27. Eingabe der Kolonisten aus Kirva im Komitat Gran 1786 ...... 371 28. Bericht des Impopulations-Rechnungsführers der Cameraladministra- tion vom 31. August 1786 ...... 372 29. Zwei Schreiben des Albert Karlitzky, Leiter der deutschen Normalschu- len in Temesvar und Direktor der deutschen Schulen des Banats, an Kaiser Leopold vom 2. Mai 1790 (Auszug) und vom 1. Oktober 1791 ...... 373 30. Brief zweier Schwestern aus Vokány nach Deutschland vom 10. Juli 1795 ...... 376 31. Eingabe des Dechanten Puksch von Tolna (an den Statthaltereirat in Ofen?) vom 16. Oktober 1809 ...... 377 32. Stimme aus Deutschland. Flugblatt vom 25. Mai 1848 aus Leipzig ...... 380 33. Eingabe der deutschen und walachischen Einwohner der Stadt Weißkir- chen an Kaiser Ferdinand, Weisskirchen, 11. Juni 1848 ...... 381 34. Die östreichisch-slavische und die östreichisch-ungarische Frage be- leuchtet von Dr. Eisenmann. Ein Separatabdruck aus dem von Eisen- mann in Würzburg herausgegebenen Teutschen Volksblatt. Anhang: Brief des Bürgers Joh. Hoffmann aus Fünfkirchen an Dr. Eisenmann, 2. September 1848 ...... 383 35. „Ein freies und redliches Wort an das I. ungrische Ministerium“. Press- burger Zeitung vom 7. September 1848 [Auszug] ...... 384 36. Die Schwabenpetition des Pfarrers Josef Novak von Bogarosch an den Kaiser Franz Joseph I. vom 2. Oktober 1849 ...... 385

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1. Compendium der haubtrelation über die einrichtung deß königreich Hun- garn de anno 1689

Politicum

Das politicum bestehet generaliter in einführung gueter landt- und stattpoliceyenm in specie aber respectu dißes königreichs Hungarn undt gegenwärttiger zeith in folgen- den puncten. Erstlich undt fünemblich in bevölckherung des königreichs undt deren neuen ac- quisiten, wohin dieses präevie anzumerckhen, daß zwar in denen historien zweyerley arth befunden werden, nemblich per colonias mit gewaltsamber übersezung des uber- fluss oder schädlichen pöffels undt auswurffs aus anderen aigenthumblichen ländern undt stätten, auch feindtlicher unterthanen oder durch offentliche einlad- und will- khierliche einnembung frembder völckher und wäre die gehorsambste deputation der unvorgreifflichen Mainung, daß der anderte modus der freyen, willkhierlichen ein- ladt- undt einnembung frembder völckher am thuelichsten seye undt hierzu erfordert werde: 1o. daß in denen neuen acquisiten respectu deren zu besezenden heüßer undt gründt generaliter etliche freyjahr von allen gaaben undt robathen undt zwar denen Hungarn drey jahr, denen Teutschen aber zu mehrerer allicirung fünff jahr zu verlei- chen wären mit dieser beyruckhender erclärung, daß diße unterthanen undt bauren nicht adscriptii glebae1, noch weniger leibeigene, sondern freye unterthanen sein undt bleiben sollen, 2o. daß ad exemplum Romanorum2 kein discrimen nationum3 zwischen denen ein- zunembenden frembden völckhern ausser deren allzu remotiorum infidorum et barba- rorum populorum zu machen, jedoch alle zeith die teutschen aus denen erblanden vor andern zu beobachten wären, 3tio. daß gleichmässig diversitas quaedam religionis absque exercitio publico et mixtim4 unter denen catholischen zu toleriren, so jedoch allein auf daß landt, nicht aber die vöstungen zu erströckenhen wäre, 4to. daß denen unterthanen die annembende prandstät undt gründ nicht allein gra- tis, sondern auch cum jure perennali et alienandi5 zu lassen, auch 5to. in ganzen königreich die von denen unterthanen undt grundtholten zu laisten- den robath auf eine gewisse zahl undt zwar wochentlich auf 3 tag zu determiniren, 6to. aber respectu deren stätt undt vösstungen auch geschlossenen oppidorum6 zu schleiniger fortpflanzung der populirung vorderist alle bugerliche gwörb7 der burger-

1 Schollengebundene. 2 Anhand des Beispiels der Römer. 3 Keine Benachteiligung einer Nation. 4 Unterschiedliche Religionen ferner deren öffentliche Praxis und gemischt. 5 Rechtlich dauerhaft. 6 Städten. 7 Gewerbe.

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schafft allein einzurauben, hingegen denen camerlofficiren, kriegs- undt anderen commissarien, auch commendanten, die solche gewörb als monopolia maistens unbe- fugt üeben undt genüessen, dißen unfueg gänzlich einzustöllen. Ingleichen 7mo. die stätt undt märckht mit denen freyheusern oder anderen exemptionen auf keine weiß zu beschwären […] 11o. undt letzlich erforderte die notturfft, daß alles dises cum discreta moderatione, was ratione diversitatis religionum undt sonst ad cuiusvis scitum nothwendig ist, nicht allein in Hungarn, sondern auch in ubrigen kays. erblanden undt gränizen per edicta valvaliter auch auf dennen canzlen, sonderlich daß provisional remedium ohen an- standt kundt gemacht undt publiciret werde, 12o. daß sowohl an die in Hungarn sich befindende cameral- als commissariatsof- ficire durch die gehörige stöllen die unbilliche grundtverderbliche undt die populirung nit wenig hinderende executiones undt unverantworthliche proceduren mit nacht- druckh ungesaumbt einzustöllen undt die khünfftige verhaltung nach obeingerathenen puncten kräfftigist anzubefehlen wäre.

Aus: MAYER, S. 113-114.

2. Der Stadt Ofen vorgelegter Auswanderungsbrief vom 12. Februar 1689

Demnach des ritterlichen teutschen Ordens der Landt-Commenturischen Herrschaft Hochenfels laibeigene Unterthanen, als Mathias Hürlemann, Maria undt Gertraudt die Hürlemanninen aus dem Dorff Mahlspüren, Vorweisere dieses bey dermahlen überall in dieser gantzen Gegendt wegen so vill geforderten Contributionen, französische Brandtschatzungen und schwären Durchziehen der bayrischen Völkhern gantz be- khlumenen, theuren undt bedrankhten Zeiten sich bey Ihren lieben Eltern itzo nicht erhalten, nich auch sonsten, wie gern sye möchten, an dieser Nächendt anderwärtige Diensten zu Ihrer Underhaltung überkhommen können undt dahero zu andern Orthen undt entlegenen Ländern durch Ihre Dienste ein Stückh Brodt zu suchen, sich ge- zwungen sehen, mich anbenebens als Ihre vorgesetzte Obrigkheith alles Fleisses ersu- chende, ich möchte doch Ihres ehrlichen Herkommens, auch Handel und Wandels wegen Ihnen zu Behuff Zeugnuss undt Kundtschaft mittheilen. Als habe ich in Be- tracht oberrürten wichtigen Ursachen undt weillen Sye sich bis daher als getreue Un- terthanen wohl ohne Clag gehalten undt bis daher ein erhlichen Handel undt Wandel geführt, Ihrer Bitte nicht obsein, sondern in Crafft diese zu statten kommen wollen, alle hoche undt nidere Standts-Persohnen, oder wem dieses Attestatum vorkhommen möchte, respective gehorsamb auch dienstlich belangen sollen, um zu geruhen dieser meiner Vorbittschrift gueten Glauben beyzunemen undt denen imploranten zu Ihren getreuen Vorhaben allmögliche Hülff undt Beförderung zu laisten undt an Handt zu ge- ben, so ich Standtsgebühr nach in dergleichen undt anderen zu verdienen stets willig undt bereitte stehen werde. Gegeben in dem Schloss Hochenfels den 12. Februarii 1689.

Aus: GÁRDONYI, Siedlungsgeschichte, S. 130.

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3. Das erste habsburgische Impopulationspatent vom 11. August 1689

Von der Röm:Käyser: auch zu Hungarn und Böhaimb Königlichen Majestät unsers allergnädigsten Herrn in Sache deß Hungarischen Einrictungs-Werck8 verordneten Commission wegen wird hiermit Männiglichen, deme solches neu zu wissen von- nethen ist, aller Orthen Inn- und Ausser Lands zuvernehmen gegeben: Was gestalt höchstgedachte Käyserl. und Königliche Majestät zu besserer Auffhelffung, Wider Erhebung und Bevölckerung deroselben durch eine Zeiut wehrende inn- und äußerli- che Krieg und destwegen von allen Seithen vorgegangene hin-, her-, und Durchzüch und Lagerungen, so großer sowohl Feindlicher, als aigner Armaden und Auxiliar Völcker, fast gäntzlich zu Grund gerichteten und abgeödten Erb-Königreichs Hungarn allergnädigst entschlossen, alle und jede, was Standts, Nation, und Religion, inn- oder außer Landts die seynd, welche sich in gedachten Königreich Hungarn und demselben angehörigen Landen Häußlich nider zulassen Lust und Sinn haben, sowohl in Städten, als auff dem Landt, für freye Burger und Unterthanen, jedoch respectu9 deren anderen Erbländer, die ohne dem der Zeit mehrere Unterthanen zu stüfften10 nöthig haben, ge- gen Vorzaigung ordentlicher Loß=Brief11 gnädigist an- und ein-zunehmen; Und dass denenselben nicht allein die Häuser in Städten umb ein gantz geringen Preyß und Werth, auf dem Land aber gar umbsonst sambt das zue erforderenden genugsamben Hauß-Gründen aigenthumlich cum Jure perennali et alienandi facultate12 eingegeben werden; Sondern auch damit jeder desto besser sein Hauß und gRünde zuerheben und zum Genuß zubringen Zeit und Gelegenheit haben möge, anbey und zwar denen Inn- ländischen drey, und denen Außländischen, weil selbe größere Unkosten auffzuwen- den haben, Fünff Frey Jahr von allen Gaaben und Robathen verliehen; nicht weniger zu Behueff deren Bau-Unkosten die Bau-Materialien auff jedes aigenen Unkosten al- ler Orthen frey und ohne Bezahlung einiger Mauth oder anderen Gebührnussen auff- zubringen und zuerzeugen erlaubet; nach Außgang deren Frey Jahren aber jedwederer die allgemaine Anlagen und Onera, wie auch gewöhnliche Herren Gaaebn und Ro- bathen, die aber Ihro Käyserl. und Königliche Majestät fürohin in disen neu eroberten Landen auff ein gewisses, nemblich drey Täg in der Wochen gemässiget haben wol- len, zu raichen, zu tragen und zu laisten schuldig seyn; auch da ein oder andern in die- ser oder jener Gespanschafft, Stadt und Dorff oder in diesem Königreich zu bleiben nicht gelustete, jedem sein Domicilium in dem Königreich nach belieben zu transfer- iren oder gar zu emigriren denen Reichs Gesätzen gemäß frey stehen solle. Über dises haben mehr höchstgedachte Käyserl. und Königliche Majestät auch hierinfahls nöthig

8 Es handelt sich um das Einrichtungswerk des Raaber Bischofs und späteren Kardinals Le- opold Kollonich, dessen Inhalt mit diesem Patent bekannt gemacht werden sollte. 9 Hinsichtlich. 10 Stiften, begründen. 11 Entlassungsschein von der Grundherrschaft, genannt „Manumission“. 12 Zu immerwährendem Recht, d.h. auf Lebenszeit und mit dem Recht, diese Immobilien zu veräußern.

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zu seyn gnädigist befunden, dass denen Künstlern13 und Handwerckern obschon selbe in gewisse Zunfften oder Collegia ab- und einzutheilen, nichts destoweniger für diß- mahl und biß auff andere Zeiten die so kostbare Maisterstuck und Einhollung deren Geburts- und Lehr-Brieff, auch schwäre Observanz deren anderwertigen Hand- wercks-Ordnungen, wann selbe ihre Kunst und Handwerck nur wohl verstehen, aller- dings nachzusehen und außzustöllen; forderist aber zu Einführung deren Manufactu- ren und Commercien, auch Fortpflantzung deren in disem Königreich vilfältigen rei- chen Bergwercken, besondere und genugsambe Privilegien zu ertheilen und sonst gu- te Policey-Ordnungen zu Erhaltung und Vermehrung der Burger- und Baurschafften einzuführen. Zumahlen aber die angezühlte Würckung dieser genädigisten Intention, biß solche recht Kund und Wissend werde, auch die Beschaffenheit der Dache es selbst zulasset, wenigist a potiori14 noch eine geraume Zeit erfordert, hingegen biß dahin vil tausend deren fruchtbaresten Grundstucken, ja fast gantze Landtschafften ungebauet bleiben und je länger je mehr verwüsten: Solchemnach ist weiters Ihro Käyserl. und Königliche Majestät gnädigster Will und Mainung, inmittls pro remedio temporaneo15 zu verordnen, dass allen und jedem ohne außnamb, wer da wolte Grundstücker, als Aecker, Wissen, Wienberg und Gärten umb ein geringes Schreib- gelt und bloß gegen Raichung eines Pfenning Dienst in recognitionem Dominii16 au- ßer deß Zehends abzulesen und zu bauen erlaubet seyn solle; Dergestalt, dass wann bey künfftiger Ab- und Einthaillung deren Gründen solch abgelöste Grundstück ande- ren Grundholden oder der Gemain als Hauß- oder Gemain Gründ nicht zufahleten, dem jenigen, der solche gebauet, vor andern umb die gebührende Tax zu verkauffen, oder da es etwo dessen aigenen Hauß auff dem Land zugethailet wurde, obgedach- termaßen umbsonst aigenthumblich verbleiben; Im widrigen aber dem vorigen Bauman17, da die Fechsung noch in Feld oder Weinberg stehet, die Bau Unkosten respectu solcher Fechsung völlig zu refundieren und zum Genuß seiner Mühe noch darüber die halbe Fechsung pro tunc18 zu lassen; In denen Weinbergen jedoch, weil auß selbsen der Genuß deß angewendeten Erhebungs Bau erst in drey oder vier Jah- ren zu hoffen, die Mühe extra nach dem an jedem Orth gewöhnlichen Baulohn zu er- setzen seye. Geben in der Käyserl. Residentz Stadt Wienn, den 11ten Augusti deß Ain tausend Sechs hundert Neun und achtzigisten Jahrs. Leopoldus Cardinalis á Kollonich, Episcopus Jauriensis Petrus Korompay, Episcopus Nitriensis

Aus: Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 53-55.

13 Gemeint sind Steinmetzen, Baumeister, Bildhauer usw. 14 Vom Vorzüglicheren oder Tüchtigeren. 15 Als Heilmittel zur rechten Zeit. 16 Zur Anerkennung des Herrschafts- bzw. Eigentumsrechtes. 17 Bauer. 18 Im Verhältnis von damals, d.h. zur Zeit des vorigen Bebauers.

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4. Ansiedlungsvertrag von Großturwal mit den Ofner Jesuiten 1701

Anheünt zu Endtgesetzten dato ist zwischen Oihro Hochwürden dem H: P: Superiore Residentiae P: P: um Societatis JESU zu Ofen R: P: Paulo Terflinger an ainem, dan der gantzen Gemaine dero Dorfs Török Bálint andern Thails nachfolgender Contract ordentlich abgeredt vnd beschlossen worden als: Erstlichen versprechen Ihro Hochwürden H. P. Superior, Ihren Török Bálinter Vnterthanen auf Jedes dererselben Hauß, a proportione des gantzen Grundtes (:einzig vnd allein die drey Ihnen schon angezaiget : außgezaichnet : vnd benambste Flöckhen zum anbauen, vnd die bistanhero von seithen der Herrschaft genuzte Wisßmadten außgenohmen:) so uiel Grundt Stückhe außzuzaichnen, vnd zu überlassen, damit sie Vnter Thanen vor Jedes Hauß respective, daruon genuegsamb, sowohl zur Winter- vnd Somer-Saath, alß auch zum Brach liegen, vnd Heu machen, versehen seyn sollen. Andertens wirdt Ihnen Vnterthanen erlaubet, ein Gemain Würths-Hauß, nebst ei- ner Fleischbankh aufzurichten, iedoch solchergestalten, daß anbey der Herrschaft freystehe, des Jahrs wenigst zwey Monath lang, einen Bahn-Zaiger außzusteckhen, mithin allein in solcher zeith zu leüthgeben. Wie nun dieses denen Rechten gemäß, also thunt sich auch. Drittens die Herrschaft absolzute den Wildt bahn, vnd zwar mit diesen expressen verboth reserviren, das sie Vnterthanen so wenig den Jungen Waldt außzuhauen, als das geringste Wildtprädt zu hetzen, zu fangen, oder zu schiessen, sich keines wegs ge- lüsten lassen, sondern viel mehr verbunden syen sollen, auch die Frembden, so sich derley zu thuen vnterstehen, vnd in diesem Grundt erfunden würden, zu pfändten, vnd der Herrschaft alsogleich anzudeuten. Dahingegen Viertens verobligiren sich sie vnterthanen Jährlich vor Jedes gantzes Hauß Acht Gulden rein. : vor ein Halbes Hauß Vier Gulden r : vnd vor ein virtl hauß Zway Gul- den r : paar, vnd zwar die helfte zu St: Michaeli, vnd die helfte zu St. Geörgy vnfehl- bahr zu entrichten: Item Fünftens vor Jedes gantzes Hauß Jährlich zwey Täg mit Züegen oder Fuhren, vnd zwey Täg mit der Handt-Arbeith, deßgleichen vor Jedes halbes Hauß Ain Tag mit Züegen, vnd Ain Tag mit handt Arbeith, nicht weniger vor Jedes viertl Hauß Ain Tag mit Ahndt Arbeith zu diesen vnd zu Robatten. Wie nicht Sechtens das Neündtl von allen veldt Früchten getrulich zu entrichten, vnd es an den von der Herrschaft benenden orth, zusamben zu führen. Wie den auch Siebentens das aufrichtende Würths Hauß sambt der Fleischbankh, nach deme es Ihnen zu behalten nicht mehr gefällig zu seyn scheinen sollte, Ihre Herrschaft, nach der alßdan darüber nehmenden vnpartheyschen schätzung, vnwidersprechlich zu überlassen, vnd Schließlichen, fahls die Herrscahft zu verlegung Ihres Würthshaußes, vnd der Fleischbankh, Wein, Bier, Brandtwein, vnd Viech, herzugeben willens wehre, ohne alle widerredt derley Sortten von Ihre Herrschaft (: jedoch gegen billichen, vnd sol- chen preiß, wie sie dergleichen anderswertsher erhalten Khönen :) anzunehmen. Alles Getreülich und ohne Geferde : zu wahren vhrkhundt dessen seyndt dieses Contracts zwey gleichlautende Exemplaria aufgerichtet, vnd Jedem Theill eines vnter des an-

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dern ferttigung, zuegestellet worden. So beschehen in Török Bálint den 21.ten Au- gusti Ao 1701. L.S. Simon Mayrhofer L. S. Jacob Prändl Richter alda Geschworner X Caspar Schöberl Geschworner X Mathias Zäschen Geschworner L. S. Jacob Ernst Beinainer [?]

Aus: BONOMI, Ansiedlung, S. 468-469.

5. Ansiedlungsvertrag von Pesthidegkút 1711

Den Heünt zu Endt gesetzten dato ist zwischen mir auch denen mit Unterschriebenen nach folgender Contract beschloßen. Primo überlaße Ihnen ein gewißes Bezirckch wie aus gemeßen, undt ... [ein Wort unleserlich] ausgesetzt worden auf meinen Dorff Hidekut, welche grundt Stückch Sye nach ihren gefahlen geniessen, undt auf das Bäste wie Sye khönnen Ihren nuzen Schaffen, Drey Jahr Sollen sye ausser des Neüntls von allen kleinen, auch großen Sorten Gaaben frey Sein, nach ausgang deren soll ein iedes Haus jährl. 6.Fl. ein In- wohner soll zahlen 2.Fl. Holz Soll Ihnen zu ihrer Hausnottürft angewisen werden, Toch kheinen tauglichen aich Baumb umbhackchen, sondern so lang Sich mit anderen unnutzen behälffen. Wan ess aichlen giebt khan ein iedes Haus 2 auch 3 Schweine mit in die aichlen lauffen laßen, wan aber derer mehr Sollen Sye den Zechendt geben; Ein iedes Haus Soll zahlen 2 Paar Hienner undt 2 andten. Wan Sie einige Wingartten wollen außetzen, Sollen sieben frey Jahr haben, undt so dan den Zechendt dar von ge- ben. Kheiner khan sich ohne bewilligung der Herschafft anderenorths hin ziehen, au- ßer er stölle der Herschafft einen anstendigen würth, undt undt bezahle sein abfahrt geltt, das leithgeben [?] bleibt in So lang der Herschafft bis Sye ihren Wein gartten zu beguß bringen alß sann Sollen ein Viertl Jahr von Schanckch vor sich genießen. Auf meine Hotterung sollen Sie gleich der Ihrigen acht geben, undt keinen Fremdten Jäger Schießen lassen, sondern die Flinten weg nehmben, will ihnen vor iede ein gulden 30 Kr. Bezahlen, doch Soll mann Sye des erste mahlen wahrnen. Actum Ofen den 5ten July 1711 L.S. Johann Ignati frey Herr v. Kurz Jacob Schenfelner Martin Klostermayr Nicolaus Paur Andre Halb wachß

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Martin rohabicz Mathias Hilzinger Franz Kuhlenhafer Joseph Hueber gottfridt Hueber Andre Schenfelner Weil wir alle mit keinem Pettschafft versehen also Haben wür den Mathias Hinsmann gebetten das er in nahmen uns aller unterschreibe, undt aus ferttige. L.S. Carl Philipp Schwarz L.S. Mathias Hinsmann Bey diesen Contract ist auch die Ofner Statt verblieben, welche es vor 2. Jahren zu Michaeli übernohmen, undt in allen Zustenden wahre.

Aus: BONOMI, Vertrag, S. 630-631.

6. Auszüge aus den Ratsprotokollen der Stadt Ulm 1712-1713

1. Juni 1712: Den beiden Wirten zum Karpfen und der Hellenbarth B. G. Kramer und Ch. Krebs hat man die Verwilligung erteilt, daß sie an dem Schwahl wegen der so häufig nach Ungarn abschiffenden Leute eine Marketenderei anstellen und ein höl- zerndes Hüttlein aufrichten mögen. 10. Juni 1712: Lindau fragt an, ob den nach Ungarn wollenden Untertanen der freie Abzug konzediert werden. Den Rechtsgelehrten zur Begutachtung! Das Hospitalamt soll seinen Bauern auf dem Niklaushof bei Albeck, welcher vor einiger Zeit einen Vetter oder Bruder in Ungarn besucht hat, fragen, wie die Sache dort sei, wie weit er gewesen, ob die Leute ein gutes Unterkommen dort finden. 6. Juni 1712: Einige Untertanen aus Kuchen und Scharenstetten wollen aus Mangel an Nahrung nach Ungarn ziehen. Da nach eingegangenem Bericht die Leute ihr Un- terkommen dort nicht finden und sich in größte Leib- und Lebensgefahr stürzen, soll durch Oberämter und Geistliche vor der Auswanderung nach Ungarn gewarnt wer- den. Ob man diejenigen, die trotzdem auswandern wollen, zurückhalten könne oder nicht, sollen die ad publica Deputierten Rechtsgelehrten begutachten. 13. Juni 1712: Ein nach Ungarn gehender Floß ist am Ende des Spitalgartens an einen von der Schiffsbrücke stehen gebliebenen Pfahl aus Unvorsichtigkeit des Schiffsman- nes angefahren und entzwei gegangen. Dabei ist viel Mobilar der Auswanderer verlo- ren gegangen, auch 2 Kinder ertrunken. Die Referenten [Rechtsgelehrten] sollen die Leute vor sich fordern und die Sachen billig zu vergleichen suchen, damit die „armen Leute“ nicht unendlich aufgehalten werden. 13. Juni 1712: Nach abgehörtem Berichz des Löbl. Hospitalamtes über die von dem Daniel Eberhardt, Bauer in Albeck, St. Niklaushof, wegen seiner Reise nach Ungarn

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aufgehabte Aussage und des Gutachtens der Rechtsgelehrten wegen der Auswande- rung ulmischer Untertanen wurde decretiert, den Erfolg des Zuspruchs der Geistli- chen und Oberämter abzuwarten. Wenn derselbe nicht verfangen, sondern dieseleben bei ihrem desperaten vorhaben verharren sollten, und sich davon durch sotane Dehor- tation und Vorstellung ihrer Seelengefahr und bevorstehender barbarischer Sklaverei bei einem künftigen Einfall der Türken und Tartaren in Ungarn, wie auch der abge- neigten Ungarn selbst gewohntes grausames und barbarisches Verfahren gegen die Leute, nicht dimovieren lassen sollten, dem petito dieser miserablen Leute endlich willfahren und sie nach Bezahlung des Abzugs und der Loskaufung von der Leibei- genschaft dimittieren. Doch sollen sie noch so lange warten, bis die aus Wien einzu- holende Nachricht, ob die armen Leute auch das zu erhoffende Unterkommen in Un- garn finden können, eintrifftf. Lindau ist in diesem Sinne zu antworten. 27. Juni 1712: Friedrich Heylbronner teilt aus Wien mit, daß viele der nach Ungarn ausgewanderten Leute wieder nach Hause bettelnd ziehen. 6. Juli 1712: Der aus Ungarn zurückkehrende Bäcker und Pfeiffenmacher Leonhard Gerninger aus Überkingen wird wegen unerlaubten Auswanderns in Haft genommen. Dasslbe soll mit zwei in der Stille ausgewanderten langenauern (ein Bäcker und ein Rotgerber) geschehen. Die Aussagen Gerningers über den miserablen Zustand der Auswanderer in Ungarn soll unter der Hand bekannt gemacht werden. 18. Juli 1712: Bericht des Heylbronners aus Wien: daß die in Ungarn emigrierenden Leute aus Schwaben nicht nur daselbst mehrerteils übel aufgenommen und von den Hungarn mit scheelen Augen angesehen werden, ja die so häufige Hinabkunft so vie- ler Leute Ihreo Römsicher Kaiserlicher Majestät ganz unangenehm sei, so auch von diesen armen Leuten eine große Menge teils wirklich zu Grund gegangen, teils unter- halb Ofen von den sich allda Aufhaltenden an Bäumen zu 8, 9 bis 10 zusammen auf- gehängt worden und teils wirklich wieder in Ermangelung der Gelegenheit und Sub- stinenzmittel mit dem Bettelstab nach Hause kehren müssen. Dies wird auf dem Land publiziert, damit jedermann von dem schädlichen Vorhaben, nach Ungarn zu ziehen, demoviert werde. 18. Juli 1712: Der Verkahr der auf der Donau nach Ungarn fahrenden Leute läßt nach. Die Hütten am Schwahl, in denen sich liederliches Gesindel aufhält und nachts Mut- willen getrieben und geschossen wird, sollen die Schiffsleut wieder abbrechen, und das am Schwahl angelegte Lager soll abgebrochen werden. 20. Juli 1712: Die Schiffsleute, der Karpfenwirt und der Zuckerbacker Hocheisen bit- ten, die Hütten auf dem Schwahl noch einige Zeit zu dulden, da sonst die Ungarnfah- rer sich in Wiblingen ider Lauingen einschiffen, und den Ulmern der Nutzen verloren gehe. Genehmigt mit der Auflage, dafür zu sorgen, daß die Exzesse aufhören. 20. Juli 1712: Den Ulmer Schiffern wird anbefohlen, keine Ulmer Bürger, die keine obrigkeitliche Erlaubnis dazu haben, nach Ungarn einzuschiffen. 26. Oktober: Ein drittes Schiff mit kranken, armen Schwaben ist in Leipheim ange- kommen. An Geheimrat Fromann zu schreiben mit einem auf der Post abgehenden

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Einspännigen, daß der Herzog zu Württemberg nach Donauwörth die Ordre geben solle, keine weiteren Schiffe passieren zu lassen. 21. November: Wiederholte Mahnung an Dr. Mynsinger, die Gesunden mit Pässen fortzuschicken. 16. Dezember: Nach der letzten Spezifikation des Leipheimer Stadtschreibers sind nur noch 13 Mann, 14 Weiber und 20 Kinder krank im Lazarett. Diese ist noch so lange stehen zu lassen, bis die Leute, deren Fortschickung möglichst zu betreiben ist, reconvalescent ist. Vor dem Abbruch ist es durch die bestellten Wärter wohl zu säu- bern und zu verluften. 9. Januar 1712: Herzog Eberhardt Ludwig von Württemberg teilt mit, daß wieder et- wa 200 aus Ungarn zurückkehrende Schwaben (alt und jung) teils gesund, teils krank bei Rain am lech angekommen seien. Die Gesunden seien nach Visitierung und Exa- minierung weitergeschickt, die Kranken werden in Donauwörth auf Kreiskosten ver- pflegt. 11. Januar 1713: Venedig hat gegen Ulmer Leinwand und andere Waren aus Schwa- ben die Quarantäne verhängt. Venedig sowie dem venezianischen Residenten in Zrücih mitzuteilen, daß man kein commercium mit Ungarn habe. Augsburg, Lindau, Nürnberg, kempten sollten ebenfalls in Venedig zu Gunsten Ulms sekundieren. Am 23. September 1712 schreiben aus Mailand wegen contagioser Krankheiten zu Ofen, Pest und Siebenbürgen. Antwort: In Ulm sei nichts bekannt. 20. Januar 1713: Das Lazarett wird abgebrochen. 20 September 1713: Nach Bericht des Herrschaftspflegeamtes hat die Stadt insgesamt ausgelegt 7731 fl. 7 kr. 2 hl.

Aus: HOLDER, Schicksale, S. 136-143.

7. Werbezettel zwecks Auswanderung nach Ungarn in Biberach 1718

Es würdet jedermänigkeit wissend gemacht, daß, welceh mit Vorwissen und Bewilli- gung Ihrer etc. gnädigen Herrschaften, Lust haben, sich unter deß Ungarischen in Wien residirenden Agenten, Titl. Herrn Ladislai Döry von Jobahaza Gebieth und Herrschafft in dem Comitat Tolnau oberhalb Fünffkürch liegend haußhäblichen nie- derzulassen, sich bey Herrn Frantz Felbinger, des Innern Raths und Gröttmeistern in Biberach anzumelden haben, welcher dann mit Vollmacht versehen, denen dahin Kommenden für eigen eingeraumt wird: an einem Fruchtbahren, mit Brunnen-Quell und Waldungen versehenen Orth 30 Jauchert Aucjker, 8 Tagwerck Wisen, 16 Tag- werck Oede Weinberg, ein Platz zu Hauß und Garten von 18 Klaffter breit und 45 Klaffter lang, Holtz zum Bauen umsonst, zum Brennen um leidendlichen Preiß. 3

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Frey-Jahr, kein Leibeigenschafft, das Wein-Schenken von Michaelis biß Weynachten, Wayd19 genug vor 20 biß 25 Stuck Vieh, darunter Schaf und Schwein nicht begriffen. Für ein solches gibt jeder dahin Gehende 50 fl. halb beym Antritt, halb nach 2 Jah- ren; nach verflossenen 3 Frey-Jahren gibt jeder in 2 Terminen Jährlich Gelt 5 fl., 9 Frohndienst mit der Hand und 9 mit dem Zug und Pflug, dann Jährlich 1 Fuhr auf 6 Meil Wegs20, auch gibt jeder von 20 Schweinen in das Käß zu schlagen 1 Schwein. Es kann auch ein halbes, oder viertel Gut gegen proportionirlichen Beschwerden21 annehmen. An diesem Orth ist auch bereits 1 Teutscher Catholischer Geitslicher und 20 Schwäbische Ehen, und braucht man noch daselbst biß 2000 Ehen, darunter von allerhand Handtirungen22 können gerechnet werden; welche Herrschafft zumahl von einem Schwäbischen Ambtmann wird verwaltet und gar keine Ungar, auch lauter Ca- tholische Leute angenommen werden. Die dahin Wollende werden alle in Biberach nach deme eine Quantität vorhanden, mit einem Kayserl. Paß versehen und anderster nicht passirt.23 Aus: Deutscher Volkskalender, S. 58-60.

8. Ansiedlungsvertrag von Himesháza (Bistum Pécs) 1722

An Heünt zu Endtgesetzten Dato, ist zwischen Einem Löbl[ichen] Hochbischöflichen Praefecturatambt, und denen neü ankhomenden Teütschin Insassen zu Imesháza, mit gnädigstem Consens Ihrer Hochbischöfl[ichen] Excell.[enz], des Heyl[igen] Kö- nigl[ichen] Reichs Grafen v[on] Nesselrod, Bischofen zu Fünfkirchen, und Exempten Pröbsten zu Stuhlweissenburg, ihren Löbl[ichen] Comitaten Baranya, Tollna und Va- lpo Obergispann, Ihro Königl[ich] Kays[erlichen] und Cathol[ischen] Königl[ichen] May[estät] Würckl[ichen] Geheimbin Rath p[erge] p[erge] nachfolgend Contract auf- gericht und beschlossen worden. Und zwar Erstlichen überlasset erwehntes Praefecturatambt angesegten Insassen die Pusta Imesháza mit allin Zugehörungen und Appertinentien, sambt der kleinen Pusta Gye- nics, und Ein Theill von Klein Imesháza und Pupásd zubewohnen, und anzusetzen; also und der gestalten, daß Sie daselbsten guet erbaute Wohnungen und andr Zuge- hörde aufrichten, mithin das Dorf in guet- und Ehrbaren Standt stellin, anbey die Ihnen aufgezeügte Gränitzen gegen jedwedin unverletzter haltin und schützen sollen. Wohingegen Andertens. Sie schlecht- und untaugliche Leüth, welche der gn[ä]d[i]gsten Herr- schaft die jährliche gebühr zureichen unrichtig, einzunehmen od[er] ansetzen zu las-

19 Weide. 20 Die sog. „langen Fuhren“ bedeuteten Beförderung der Ware mit dem eigenen Gespann oft für eine längere Entfernung. 21 Gemeint sind alle grundherrschaftlichen Lasten und Abgaben. 22 Handwerk, Gewerbe. 23 Nicht durchgelassen.

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sen, Keines wegs erstatten sollen, sondern mit solchen zubesetzen, welche eines Ehr- baren Wandels, und sich gebührlich aufführen: auch der g[nä]d[i]gsten Herrschaft die gebührnus zu praestiren24 in Standt seyndt.25 Umb damit dan Dritens. Mehrgedachte Insassen, sowohl der gnädigsten Herrschaft, als auch dem Landesfürsten ihre Schuldigkeit abzureichen sich in Standt setzen; werden Selben von seithen der Grundtobrigkheit, Von Endtgesetzten dan anzurechnen; drey Freyjahr verwilliget und zugestandten, in welchen Sie der Grundherrschaft sowohl an Arenda, Neüntl, Zehend od[er] andern Gaben und Robathdienst, gäntzlichen frey gelassen werden; bey Ausfliessung aber Viertens. Deren drey Freyjahren, Verobligiren sich widholte26 Insassen zu Ime- sháza, der g[nä]d[i]gsten Herrschaft an Arenda (gestalten Sie von Selbsten Grundt und Boden als Ackher, Wissen und andr Nutzung, jedem gleich auszutheillen verlan- get, und solche Arendam zuzallen obligiret) Jeder 5 fl dan das von ihrer Fexung abfal- lendes Neüntl und Zehend, als auch andr in dem Königreich Ungarn gebräuchliche Gaben, jährlich richtig abzuführen. Nebst deme Fünftens. Versprechen und geloben Sie anbey auch jene so mit 4. Oxen od[er] Pferdt künftighin versehen seyn werden, zwölf Dag mit Wagen, jene aber so nur 2. Oxen od[er] Pferdt haben sollen, zwey zusamben spannen, und also einen Wagen mit vier Oxen od[er] Pferdt bespannen müsten, solle ebenfalls jeden vor einen Dag Ro- bath27 angenohmen werden. Im Fall aber gegen Verhoffen einige gefundten wurden, so kein S[alva] V[enia] Vieh Ihnen beyschaffen wolten, zwölf Dag Handt Robath, wo es die g[nä]d[i]gste Herrschaft vor nothwendig befindet, jährlichen zu verrichten.28 Im Fall aber Sechstens. Man von Seithen der Grundtherrschaft mehrer Handt Robath bedürftig wehre, und zu solcher auch jene so Oxen od[er] Pferdt haben, brauchen wurde, solle ein solche[r] anstatt einem Dag mit dem Wagen, zwey Handt Robath zuverrichten schuldig und verpflicht[et] seyn und gleichwie Sibentens. Im Gegenfall die g[nä]d[i]gste Herrschaft die völlige Robathdienst in Natura nicht vonnöthen hete, haben sie Insassen jede Dagrobath mit dem S[alva] V[enia] Vih à 5. grosch[en] von einer zu Fueß aber mit 3. grosch[en] in die Herr- schaftl[iche] Rendt Cassa zu bezahlen umb damit an Achtens. Mehrerwehnte Unterthanen ihr besser Aufnahm und Nutzen suchen mö- gen, wird Ihnen anbey auch von Fest Michaelis Archangeli29, bis S[ancti] Georgy Martyris30 das Educillium31, von Fleischbanckh zu ihren aigenen Nutzen zugestand-

24 Leisten. 25 Hier wird deutlich, dass nach Möglichkeit Kolonisten gesucht wurden, die über das not- wendige Grundkapital zur Ansiedlung verfügten. 26 Ofterwähnte. 27 Fronarbeit. 28 Begehrt waren insbesondere Bauern; Kleinhäusler konnten die wichtige Zugrobot nicht ve- richten; sie waren aber als verfügbare Arbeitskräfte wichtig. 29 29. September. 30 23. April.

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ten. Die übrige Zeith aber, sowohl Ein- alß andr die g[nä]d[i]gste Herrschaft zu ihrer aigenen Disposition und Nutzen Ihro vorbehaltet. Jedoch mit dieser Condition, daß der Fleischhackher ohne Vorwissen der g[nä]d[i]gsten Herrschaft Officianten nicht abgeschaft- sondern im Fall sich gegen Selben einige Aufstellung und Bedenckhen findten sollten vorläufig solche vorstellen, und hierüber den Consens dessen Cassati- on sowohl als eines andern aufzunehmen erwarthen sollen. Schließlichen, damit man dan auch von Seithen Einer g[nä]d[i]gsten Herrschaft, ihrer Insassen beständtiger Verbleibungs halber versichert; verobligiren sich Selbe, anbey auch verbundten seyn, daß keiner von Ihnen befugt seyn solle, ohne expression Herrschaftlichen Consens, und gegenstöllung eines andern tauglichen Unterthan, we- der seine erbaute Behausung zu verkhaufen, weniger von dem Dorf abzuweichen. In welchem Fall, so etwas gegen disen Contract gehandelt od[er] unternohmen werden sollte, eo facto all- sein fahrend und ligendes Vermögen, der g[nä]d[i]gsten Grundt- herrschaft anheimb fallet. Zu dem Endte und dessen Bekräftigung, seyndt zwey gleichlautende Exemplaria aufgericht, und Jeden Theil Eines unter des andern Ferti- gung zugestellt worden. Geben in der Hochbischöflichen Stadt Fünfkirchen den 1ten Jenner 1722. [L. S.] N. N. die gesambten Insassen der Deütschen zu Imeshasa.

Aus: KRAUSS, Auswanderer, S. 255-257.

9. Gesetzentwurf zur Wiederbevölkerung des Landes 1722/23

Weil dieses Königreich mit dem, was landtagsmäßig seiner Heiligen Krone unterwor- fen ist, in seiner weiten Ausdehnung des genügenden Volkes entbehrt, das in seinem Raume Aufnahme finden könnte und zu seiner Bebauung notwendig wäre und weil, wegen dieses Menschenmangels nur lauter weit ausgedehnte Wüsten zu sehen sind, die durch eine anzuordnende Wiederbevölkerung sowohl dem Königreich wie Eurer Hoch Geheiligten Majestät bedeutenden Nutzen bringen könnten, so möchten die ver- sammelten Landstände Eure Geheiligte Majestät demütig bitten: In Anbetracht dessen möge Eurer Hoch Geheiligten Majestät belieben, gnädige öffentliche Schreiben auch in ihren anderen äußeren Erbländern und im Römisch-Deutschen Reich zu erlassen, auf dass jeder, der freien Standes ist und in dieses Königreich übersiedeln möchte, si- cher kommen könne und, um seinen Besitzstand in rechter Weise ordnen zu können, auf wenigstens 6 Jahre von öffentlichen Lasten befreit sein solle, damit er nach und nach um so fähiger werde, solche öffentliche Lasten zu tragen; ferner sollen die Grundherren, die ein zahlreiches Volk besitzen und wenn sie überflüssige Untertanen haben, die nämlich nach der Fassung der 96. Landtagsforderung nicht auf ihren sons- tigen Grundbesitz innerhalb desselben Komitats verpflanzen dürfen, gleichfalls die Freiheit und Möglichkeit haben, solche Untertanen in der Form einer Kolonie zur Be-

31 Richtig: educillum, Weinschank, Schankrecht.

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völkerung von dergleichen wüsten Gegenden auch in andere Komitate zu verlegen. Weil aber sehr viele solcher wüsten Gegenden, die ohne Zweifel genauso sehr zahl- reiche Landeseinwohner aufnehmen könnten, sich in den Händen der Staatskasse Eu- rer Hoch Geheiligten Majestät befinden, so bitten die versammelten Landesstände Eu- re Hoch Geheiligte Majestät demütig auch darum, Sie möge gnädigst geruhen zu ver- fügen, dass jene nach Maßgabe der 28. Landtagsforderung ihren Grundherren auf Grund ihres Gesetzlichen Rechtsanspruches zurückgegeben werden, damit auch für ihre Wiederbevölkerung umso bequemer gesorgt werden könne; auch sonstige Güter – außer den Krongütern – möge Ew. Majestät anderen, wohlverdienten, eingeborenen Landeskindern, besonders solchen, die ein zahlreicheres Volk besitzen, kostenlos ver- leihen.

Aus: Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 92-93.

10. Das Gesetz De impopulatione regni 103 ex 1723

Seine Hoch Geheiligte Majestät wird gütig erlauben, daß freie Personen jeder Art ins Land gerufen werden, die von jeder öffentlichen Steuer für 6 Jahre zu befreien sind und daß diese Freiheit im ganzen Lande verkündet werden kann. § 1. Damit aber Patente im Heiligen Römische Reich und auch in anderen benach- barten Ländern und Provinzen Seiner Hoch Geheiligten Majestät in diesem Sinne be- kannt gegeben werden können, möge Seine Majestät mit den Ständen besagten Heili- gen Reiches, der benachbarten Länder und Provinzen zusammen in Erwägung ziehen. § 2. Auch die neuerworbenen Güter sollen gemäß Artikel 19 denjenigen Familien in der dort erklärten Weise zurückgegeben werden, denen sie erwiesenermaßen gehö- ren. § 3. Seine Hoch Geheiligte Majestät wird bei der Verleihung von fiskalischen Gü- tern denjenigen Personen, die sich große Verdienste erworben haben, seine besondere Aufmerksamkeit schenken.

Aus: Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 95.

11. Patent des Schwäbischen Reichskreises vom 28.8.1724

Von Gottes Gnaden Johann Frantz Bischoff zue Constantz, Herr der Reichenau und Oehningen, auch Coadjutor des Bistumbs Augsburg etc. Eberhard Ludwig, Herzog zue Württenberg und Teckh, Graff zue Mömpelgard, Herr zue Heidenheimb, der Röm. Kays. May. Des Heil. Röm. Reichs, wie auch des Löbl. Schwäbischen Crayses General-Feld-Marchall, auch Obrister sowohl über ein Kay. Dragoner – als Schwäb. Crayss-Regiment zue Fiess, etc. Nachdem sich eine Zeither eine Menge arme Leuthe aus dissem Schwäbischen wie auch aus anderen Reichs-Crayssen, ohne einzige Vorsicht, zue Wasser nach dem

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Königreich Hungarn begeben, umb sich daselbsten und in denen durch Göttliche Gnade und Ihre Kay. May. Siegreiche Waffen zue besserer Verstarkung der Vor- Mauer der Christenheit in letsterem Türckhen-Krieg eroberten angräntzenden Provin- zien niederzuelassen; Hieraus aber erfolget ist, dass solche Leuthe, wegen Abgang der Mittel, weder eine Würtschaft antretn oder besorgen können, sondern sich villmehr, anderen Inwohnern zur Last, auf das Betteln und Herumgarden begebenund legen müessen; Und nun Ihre Kay. May. Derentwegen an uns als ausschreibende Fürsten disses Löbl. Schwäb. Crayses dass allergnädigste Ansinnen getan, durch behörige Wege fürdersambst kund zue machen, dass ins Künftige keine andere Familien, als welche mit ihrer Herrschaften Wissen und Willen von denen darzue bestellten und hierzue mit denen aus Dero Kay. Hof-Canzley gefertigten Passporten versehenen und beglaubigten Commissarien an- und aufgenommen worden, weder würden passieret nich in Hungarn und denen anliegenden Landen eingelassen, sondern an denen Gräntzen angehalten und zuerückgewiesen werden; Als haben Wür von obhabenden Crayss-Ausschreib-Amts wegen gegebnwärtiges Patent zue dem End in den Crayss erlassen wollen, damit sämtlöiche hoch- und Löbl. Stände nicht allein solche Kay. Allergnädigste intention zue männiglicher Nachricht und Warnung, auf Art und Weise wie es sonst bei jedem Stand üblich, publiciren und zuemalen an denen an der Donau und Iller gelegenen Orten, wo die Einschiffung der gleichen Leuthe geschehen kann, die nötige Vorkehrung tun, sondern auch auf dieje- nige, so sich verdächtigerweise vor Commissarien angeben und öfters die arme Leuthe unter falschen Versicherungen verführen, um so mehrers genaue Obsicht tra- gen mögen, als bereits die Erfahrung gezeiget, was diesem Löbl. Schwäb. Crays durch dergleichen Leuthe, so ihr Heimwesen verlassen und nach Hungarn gezogen, nachhero aber, weil sie daselbsten nicht subsistiren können, sich widerumb zuerückh begeben, für grosse Beschwerlichkeiten zuegewachsen, welche also ins Künftige zue verhüten jeder Hoch- und Löbl. Stand von selbsten den sorgfältigen Bedacht nemmen wird. Signatum den 28. Aug. 1724 (LS) Johann Frantz B.z.C. (LS) Eberhard Ludwig H. zue W.

Aus: HACKER, Bodenseeraum, S. 139.

12. Bittbrief der Gemeinde Pári 1734

Gelob sey Jesus Christus Unser flehentliches Bitten weillen wir Arme Teutsche unser Vatterland verlassen und seind hier her in daß unger land gezogen und sonderlich auf diesen pfosten barra [Pári puszta] umb unser stücklein brott besser zu gewinen oder zu erwerben nun aber weillen unß gott durch die große und schwehre Kranckheiten heim gesucht hat und wir auf dießen Pfosten große noth leyten mußten dan er mit 36 man ist besetzt worden und von denen 36 man nicht mehr alß vier bey leben sein dan sie alle gestorben sein

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widerum ist es zum zweyten Mahl besetztworden welceh wiederum die helft gestor- ben. Jetzt aber haben wir unß widerum bearbeytet und befließen daß unßerer wider 40 man auf dem Dorf wohnhaft sein nun aber haben wir großen mangel ahn feldung Wiesen und Weytgang dan unß der Walt alle Herpst verbottenund eingesperrt wird daß wir schier nicht einmahl zum Dorf hinaß könen und wir sonstn keinen Weytgang haben als im Walt so bitten wir gantz Iniglich um den schacke [Ság] Pfosten welcher unß von anfang versprochen ist worden und uns auch am aller gelegenesten ist und wir in auch zu großer noth brauchen nach dieen bitten wir auch daß man unß den hortar weyßen [Flur zeigen] thut dan wo wir hin wollebn so treiben uns die ungern [Ungarn] zurück so wissen wir nicht wo wir hin sollen Weyters bitten wir noch ein- mahl flehentlich umb grund damit wir auch mit der Hilf Gottes Einen Geistlichen hal- ten können daß wir auch leben als wie Catholische Christen und unser seelen Heil gewinen könen dan wir leyter Gottes schon erfahren daß vielle von uns sein gestorben ohne Geistlichen und ohne beicht und Comunion welches unß sehr schwer vorkombt da eß kein teutsche geistlichen umb uns herumb nicht hatt Weyters bitten wir auch umb eine bey Hilf damit wir uns eine Capelle oder Kirche bauen könen und auch Gott dienen könen als wir Christen thun sollen Weillen wir keien frey Jahr gehobt haben und unsere arenden noch schultig sint Jahrlich bezahlet wie wohl wir verschrieben oder vermiht [bemüht] seind worden welches sich doch nicht also befinden wird dan wir uns wohl einrichten mit frucht bau und Weingahrten wan uns Gott sein Gnad weyters gibt Dar bey bitten wir auch wegen den Wein gärthen weilen wir mögten wissen wie long wir freyheit dar von haben von wegen daß neundel Weyters haben wir von denen Herrschafts schweinen wie auch von denen um lie- genten bauren schon viel schatten [Schaden] leyten müssen Letzlich von wegen den Jagern welche uns auch große unkosten gemacht haben Bit brief von Bärrä Praes. in Ozora 14:Xbr 1734 Incolae Parenses

Aus: KÉRI, Franken, S. 177-178.

13. Kaiserlicher Werbezettel von 1736 für das Banat und die Batschka

Verheissungen und Conditiones, unter welchen von Ihre Röm. Kayserl. Cathol. Maj. Die teutschen Familien anzuwerben mir Endsunterschriebenen allergnädigst com- mittirt worden. 1mo Werden alle und jede Familien, welche willens sind sich in Niederungarn oder sogenannten Bannat haushäblich niederzulassen, auf Flözen oder Schiffen auf kayserl Spesen (soviel nämlich die Fuhrkosten anbelangt) bis in die Festung und Bannatische Hauptsstadt Temesvar, auch das Ort ihrer künftigen Bewohnung, von Marxheim aus, 3 Stund unter Donauwörth, künftiges Frühjahr 1737 unter nachfolgenden Conditionen unentgeltlich abgeführt und überliefert werden. Allwo

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2do versprochen wird, diese Leut an lauter solchen Gegenden anzusetzen, wo es ihnen weder an frischem Wasser, noch an Fruchtbarkeit der Erden im mindesten er- mangeln soll; wird auch einem jeden an Äckeren, und Wiesen, als Waydung und Wald wie nicht weniger zu Weingärten so viel Grund unentgeltlich zuteilen, als einer von den vermögentlichsten Bauern in Teutschland schwerlich wird zu genießen ha- ben, ja so vill als nur immer einer zu bestreiten sich getraut. Gleichwie aber hierzu 3tio die nötige und allen Anfangs unentbehrliche Einrichtung höchstforderlich, und in nachfolgenden Stücken bestehet, auch um das hiernach angesetzte Geld leicht er- bauet und erkauft werden kann, als:

Ein Haus pro 30 fl 4 Kühe und 4 Kälber 40 fl Wagen, Pflug und Eggen 14 fl 2 Zuchtschwein 3 fl 4 große Ochsen 44 fl Sodann vor Nahrung bis zur ersten 2 Pferdt 22 fl Ernte u. andere Kleinigkeiten 47 fl In Summa 200 fl.

Als verheißet man allen und jeden oberangeregten Familien, die obige 200 fl oder auch noch was wenigers besitzen und sich bis an Ort und Stelle verköstigen, mithin aus eigenen Mitteln einzurichten umstand sein werdenm fünff ganzer Freijahre, wäh- rend welchen sie von dem Portiongeld, sowohl als Zehnd und allen Beschwerden, vollkommentlich befreiet sein sollen. Wohin gegen 4to nach verflossenen fünf Freijahren ein Hauswirt nebst dem gewöhnlichen Zehnd von Feldfrüchten, Wein, Bienen und Lamblen, vor seine Person mehrers nicht als jährlich 6 fl, ein verheirateter Sohn, Bruder oder Befreundeter ebensoviel, dann ein eldiger Sohn, Bruder oder Einwohner 3 fl zu bezahlen, respectu derer besitzenden Fa- kultäten hingegen ein jeder von einem Stück Pferd, Ochsen oder Kuh 17 x32, von ei- nem Schaf 7 x, von 1 Bienenstock 6 x, von einem großen oder kleinen Schwein respective 6 & 3 x zu entrichten hat; ansonsten aber von allen Geld-Präsentationen, sie haben Namen wie sie wollen, gänzlich exempt sein solle. Damit aber auch die Anzahl obengezogener, unter erstermeldeten Conditionen in ermeldtes Niederungarn oder Bannat zuziehen gewillter Familien, in in wieviel Köp- fen ein jede deren bestehe, eigentlich bekannt werde, will nötig sein, dass ein jeder Hauswirt sich zeitlich, und zwar gleich nach seiner gefassten Entschließung, zu Do- naueschingen bei Endsgefertigtem Kaiserl. Kommissario melde; es wäre denn Sach, dass ein jeder mit denen von ihm derentwegen ausschickenden Kayserlichen Bannati- schen Bürgern Heinrich Schwartz, Schultheissen von Uypetsch, oder Valentin Späth von Neu-Aradmündliche Unterredung gepflogen hätten, auf dass nach der von diesen einsendender nötiger Nachricht die Flötz oder Schiffe auch zeitlich bestellt und aller- forderliche Dispositionen vorgekehrt werden möchten, maßen in Mitten des Monats Martii 1737 mit Göttlicher Hülf der erste Transport, der zweite den 15. Junii, und der dritte den 15. Septembris 1737 zu obgemeldetem Marxheim unfehlbarlich abgehen

32 X war die Abkürzung für Kreuzer.

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wird; dahero diejenige, welche eingeschifft zu werden verlangen, jeweils allda 2 Tage zuvor, als den 13. gemeldeter Monaten um so gewisser auch einzutreffen haben, als sie sonsten die Ordninari-Transport versäumen,, und auf andere sich werden gedulden müssen. –

Signatum Ulm den 30. Septembris 1736 Kayserl. Populations-Commissarius (LS) Joseph Anthoni Vogl, mppr

Aus: HACKER, Bodenseeraum, S. 140-141.

14. Schreiben des Fürsten Froben Ferdinand von Fürstenberg an das Oberamt Hüfingen (Baar) vom 6. November 1736

„Es ist Uns nicht allein von Unserer Creyß-Gesandtschaft zu Ulm die Nachricht zu- gekommen, waßgestalten bey alldorten fürgewesten allgemeinem Creyß-Convent ein von Ihro Kayserl. Mayt. eylends abgeschickter Commissarius nehmlich der ältere Sohn des verstrobenen Obervogts Vegleren zu Haßlach, das Ansuchen gethan, damit denen jenigen Leithen, welche sich freywillig nachr Ungarn begeben und in dasigem Bannat Temeschwar haußhäblich niederlassen wollten, die Erlaubnis und alljeglicher Vorschub gegeben werdenmöchte etc., sondern es hat auch gedachter Kayserl. Com- missarius selbsten vorgesten einige gedruckte so genanndte Verheissungen und Con- ditiones, unter welchen die teütschen Familien nachr Ungarn anzuwerben seyen, mit dem Ansinnen anhero eingeschickt, damit selbige in unseren Land- und Herrschaften promulgirt und affigiret werden möchten. Gleichwie nun diese Sach bey gedachtem Creyß-Convent zu Ulm bereits so angesehen worden, dass zu Beförderung oberwehn- ten Kayserlichen Intents kein Bedenken zu machen, sondern vielmehr räthlich seye, dergleichen Leüthe, welche dem Land mehr beschwerlich als nützlich wären, ander- wertshin emigriren zu lassen, mit dem Verstand jedoch, dass solches it Einwilligung der Obrigkeit so wohl alß der austrettenden Leüthen, dann auch anderst nicht als nach vorheriger Redemption der Leibeygenschaft und Abstattung des Abszugs neben all übrigen Gebührnussen beschehen müsse. Also nemhen Wür zwar keinen Anstand, die bey Uns angesuchte Publication und Affixion obbesagter Bedingnussen und Conditionen (wovon Wür Euch eventualiter ein Exemplare zu Eüerer Nachricht hiebey accludiren) fürgehen zu lassen. Weilen wür aber gleichwohlen auch eben nicht gern zum ersten den Anfang darmit machen lassen mögen, so verlangen Wür allvorderist noch, dass Ihr Eüch ohnverzüglich er- kundigen und so fort Eüren gehorsambsten Bericht ohngesaumt erstatten sollet, ob dergleichen Publication und Affixion in der Fürtslichen Warttenbergischen Baahr und in specie zu Donauöschingen (woselbst sich mehrgedachter Commissarius annoch aufhalten solle) allschon geschehen seye, oder waß mann sonsten diesertwegen all-

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dorten zu observiren gesinnet seye? Wohernach unsere weitere gnädigste Entschlies- sung erfolgen solle, und Wür verbleiben Eüch anmit etc.

Aus: BARTH, Werbezettel, S. 150-152.

15. Vorläufiger Ansiedlungsvertrag der Gräfin Eleonore Batthyány-Stratt- mann mit den deutschen Siedlern der Herrschaft Bóly, vornehmlich de- nen der Ortschaft Bóly von 1738. Beglaubigte Abschrift vom 24. Septem- ber 1765

Weillen wir Entschlossen, Unsere Teutsche Unterthanen in dem zum Siklosser Schloß gehörigen Bollyer District, und Sonderlich die Bollyer Unterthanen zu vermehren; alß haben wir vor gut angesehen, folgenden Contract, ad interim mit Ihnen zu Schließen, vermög welchen sich unsere officir richten, und selbige Conserviren sollen alß Erstlichen Soll ein gantzes Hauß, so Äcker und Wißen hat, Jährlichen an baaren fünff Gulden Praestiren33. Über dießes noch in Natura, ein halbe Schmalz, 2 Henner, 8 Ayer, nicht weniger vor Unß auf unßern Wißen, ein Tag Mähen; selbiges auch zu- sammen machen, und 1 Tag schneiden, Ein Söllner oder Inwohner aber solle 2 fl 30 x geben, deßgleichen ein Seitl Schmaltz, ein Henn, vier Ayer, ein Tag mähen, und ein Tag Schneiden gehen. 2tens so lang der herrschaftliche Weinschanckh tauert, sein sie Schuldig aus denen herrschaftlichen Kellern, den Wein zuzuführen, dahingegen sie aber von der weiten Fuhr befreyet sein. 3tens Wann jährlichen das herrschaftliche Geldt, nach Rechnitz geführet wird, soll die ganze gemein zu der Fuhr einen Gulden, zu zahlen schuldig seyn.34 4tens daß Neündl von der Winter und Sommer Frucht, nicht minder auch das Kleine Neündl, so bestehet von Lämpeln, Gaisseln, Spanfercklen, Imben35, Kuku- ritza36, Linsen, Arbes, Fißollen37, Hanf, Haar, Toback, Knofel, Zwifel, und derglei- chen, sollen sie gleich andern Unterthanen, gebührend geben, Übrigens seynd sie von ackern und aller Weingarth arbeit befreyet. 5tens Weillen nun dießer Bollyer District, laut Kay[ser]l[icher] und Königl[icher]- Donátion, zu dem Sikloser Schloß, alß Caput Bonorum gehörig, alß sollen sie auch die extra ordinari Robath, vermög Proportion, mit denen übrigen, zu dem Schloß ge- hörigen Unterthannen, Bey unsern gebäu prastiren und auch andere extra ordinari Sa- chen administriren.

33 Leisten. Gemeint ist die Arenda oder der Pachtzins. 34 Hier ist die Rede von den langen Fuhren, von der die Gemeinde befreit ist, jedoch einen Gulden zu zahlen hat. 35 Bienen. 36 Kukurutz, Mais. 37 Bohnen.

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Leztlichen seynd sie auch, gleich andern Dörfern, wann die Zahl auf sie Kommet Lovaßen38 Schuldig zu geben, Actum Schloß Rechnitz d[en] 29. Aug[ustus] 1738. [L. S.] Eleonora verwittibte Gräfin von Batthyán, gebohrne Gräffin von Strattman.

Aus: KRAUSS, Auswanderer, S. 267-269.

16. Manumission von der schwäbischen Baar 1741

Von Gottes Gnaden, Wir Karl Friedrich pp. Urkhunden hiemit, daß Fürweiser dieses, Raphael Lang samt Weib Magdalene Rode- rin und 3 Kindern Lorenz, Joseph und Anna Maria von Möhringen aus der Landgraf- schaft Baar gebürtig, der Leibeigenschaft, mit welcher sie uns bis anhero beygethan gewesen, gegen gewöhnlichen Abtrag, wie hiemit geschiehet, entlassen, los und ledig gezellt haben, dergestallt und also, daß sie nunmehro aus gedacht unserer Herrschaft ziehen, andere Herren und Obrigkeit, jedoch catholisch alleinseligmachender Religi- on, welche hiermit asutrücklich vorbehalten wirdt, Schutz, Schirm und Burgerrecht annehmen, Ihre Gelegenheit suchen und anderwärts machen mögen, ohngehindert männiglich; Inmaßen wir uns deß zuvor an sie gehabten Rechts hiermit gänzlich be- geben und verzeihen, alles nach Landesbrauch und Rechten getreulich und ohngefär- dete: dessen zu wahren Urkhund haben Wir gegenwärtigen Manumissions Schein mit unserem fürstlichen Insiegel versehen und bestätigen lassen; So geschehen L. S. Mößkirch, den 10 ten July 1741.

Aus: HIENERWADEL 2 (1930), S. 153.

17. Beschwerdebrief der Györkönyer vom 25. Mai 1742

Geehrter Herr Grundbesitzer! Unser guter Herr! Wir haben die Mitteilung unseres Herrn demütig verstanden: Wir sollten erklären, ob wir nach dem Urbarium Eurer Herrschaft dienen wollten oder nicht? Diesbezüg- lich erklären wir demütig, wie wir auch vor dem läöblichen Komitat erklären werden, daß wir uns an Ihre Majestät wenden werden, und zur Stärkung unseres Vertrages weitere hundert Gulden, das heißt insgesamt fünfhundert Gulden Eurer Herrschaft anbieten. Wenn dieses Angebot von Geld Ihnen nicht genügt und Sie uns des Dorfes verweisen, so gehen wir lieber, als daß wir gegen Ihren Willen hier bleiben oder uns zum Frondienst verpflichten. Dabei wollen wir aber unsere Habe und unser Getreide

38 Eigentlich Pferdeknecht, hier geht es um eine Übernahme der Unkosten für das Hüten der (herrschaftlichen) Pferde.

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mitnehmen, unsere Häuser und Weingärten verkaufen; wenn die Herrschaft andere Untertanen bringt, so überlassen (verkaufen) wir ihnen unsere Häuser. Diese Unterta- nen können auch ackern, weil wir zu ackern nicht gewillt sind, bis Ihre Majestät in unserer Angelegenheit eine Entscheidung trifft. In Erwartung des Beschlusses der Herrschaft empfehlen wir uns in Ihre Gnade, erflehen Gottes Segen für Ihr seelisches und leibliches Wohl und verbleiben die dienstfertigen Arendarier Ihrer Herrschaft. Richter und Gemeinde von Györköny.

Aus: KÉRI, Franken, S. 205.

18. Ansiedlungsvertrag von Szulok in der Schomodei 1750

Wir zu Ends unterschriebener Graf Ladislaus von Szerseny haben folgenden Kontrakt darinnen die auf unserer Pusta namens Szulok sitzen wollen gegeben wie folgt: 1. Erstlich erlauben wie allen denjenigen, welche auf diese Pusta kommen, drei- jährige Freiheit, also zwar, dass wir weder zuhand, Neuntel geben, auch nicht Arenda zahlen, noch zu robothen schuldig seien Untertanen, werden alle welche eine ganze Hoftsallung annehmen wollen, vierzig Joch Acker bekommen, die Hoftselle aber sol- len breit sein fünfzig Klafter, in der Länge hundertfünfzig, die halbe Hoftselle soll bekommen zwnazig Klafter, die Länge hundertfünfzig, ein Viertel Hofstelle soll be- kommen zehn Joch Acker, dero Breite soll sein zwölf und ein halb Klafter, die Länge aber hundertfünfzig. 2. Derentgegen sind sie nach verflossenen drei Freijahren für eine ganze Hofstelle schuldig in barem Geld zu geben 70 fl, zwei hlabe Schmalz, 4 Kapaunen, 4 Pfund Spinnen und acht Tag zu Fuß roboten, wie auch von allen zehnt und Viertel zu geben, außer Gartengewächs und Tabak ausgenommen, jedoch weder nicht als auf Csokonyo zu fahren sollten schuldig sein die halbe und Viertelhofstellenhingegen werden von der oben gemeldeten Summe nach Proportion die Hälfte und Vietrel Teil bezahlen. 3. Wird auch allen und jeden Wälder zum Acker und Wiesen auszuroden erlaubet, wie auch drei Jahre frei zu genießen ohne Zehnt oder Neuntel zu geben, noch wollen wir Freiheit erben, sollen sie jährlich über den Zehnt und Neuntel und von einem erd- vorderen Pressburger Metzen Bau, die zwei Kreuzer zu bezahlen schuldig sein. Sollte aber einem oder dem anderen solche Acker zuvorkehren beliebeig sein, so ist ihm mit solchem nach Willen zu ahndeln erlaubet. 4. Sofern auch Eicheln graben täten so werden sie von ihrem Schwein um billigen Preis in selben eingenommen worden, dass Bau- und Brennholz bevorstand, ist ihnen solches erlaubet zu schlachten, jedoch Frucht tragende Bäume ausgenommen. Nebst diesem ist ihnen auch erlaubet die Häuser zu allem zu kaufen, auch von sol- cher hinweg zu gehen, doch aber mit diesem Beding, dass sie anstatt ihrer auf diesem haus gleich einen anderen Mann stellen, ist Beyerbau zu merken, dass ein Hauptpunkt ist, dass diesen allen die katholische Religion zu haben höchst notwendig ist, ohne welcher nicht möglich ist, eingelassen zu werden.

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5. Hinfahl, dass eine oder die andere Zahl so angestrebet worden, so sind solche auch verbunden es zu sagne und würde einem hochvorderen dero etwas sein, wir es ohnedem in unserem Dominio eingerichtet, dass Bußgelt bezahlt wird. 6. Letztlich ist zu wissen, dass der Weinschank durch ein halbes Jahr der Gemein- de erlaubt ist, das übrige halb Jahr aber durchaus von dem übrigen Wein wird ausge- schenkt werden, deises gehen bis noch weitere Disposition. Csokonya 7. Ami 1750.

Aus: Unser Hauskalender, S. 50.

19. Werbeschrift für die Herrschaft Dunaszekcsö 1753

Contract

Ich Endtunterschriebener ürkenne und bezeige jedermänniglich, dass ich in Gegen- wrat dieser zwey Männern Nahmens Georg Rottwaller und Franz Schmuz gebürtig om Reich von Donaueschingen der Herrschaft Ihro Durchlaucht Fürsten von Fürsten- berg, einen Contract beschlossen habe, und zwar also lautend: Daß die obbemelte Georg Rottwaller und Franz Schmuz mir auf meine Herrschaft herunter aus Teutschland vor fünfzig – sag ich 50 – lähre Hausstätte Leuth herunter mit ihnen bringen / welche sich sesshaft mit Feldern, Äckern, Wiesen und / die Wein- gärten anzusetzen und anpflanzen / machen und verbleiben können, und Ihre Wirt- schaft in obbenannten Punkten fleißig treiben. Diese aber zu vernehmen: Auf 3 Jahre von der königlichen Portion und 2 Jahre von der herrschaftlichen Arende frey zu seyn, in künftigen aber nach verflossenen Termin von einer Hausstelle 6 fl jährlich zu bezahlen verbunden sind. Daß dem also und nicht anderst was in die- sem Contract beschlossen ist worden /: sollte gehalten werden :/, so habe mich zue besserer Versicherung mit meiner eigenen Handschrift unterschrieben und mit mei- nem gewöhnlichen Petschaft bekräftiget. Sogeschehen in Marckfleck Steckcsö in Unter-Ungarn, den 11. Januarii Ao. 1753. (LS) Emericus Béhán oppidi Hehge Haereditarius Ferppl.

Aus: HACKER, Bodenseeraum, S. 141.

20. Brief der Maria Ulischin aus Neu-Gradišca vom 16. Juni 1760 an die El- tern in Jettkofen (Hohenzollern-Sigmaringen)

„Insbesonders Herzliebster Vatter und Muetter! Ich hoffe daß meine Zeilen sie beede werden in gueter gesundtheit antreffen, wie auch daß meine Brief, worauf ich keine antworth erhalten Rechts eingeloffen zu seye. Ich meines orths Lebe mit den Meini- gen auch noch in guter gesundheit, jedoch habe schon zwei Männer begraben lassen,

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auß welchen der erste 2 Brief an Vatter geschriben, der andere hat auch geschriben, und ebenfahls ich selbst habe schon geschrieben, aber Niemahls eine Anthworth er- halten, also wais ich nicht wie es zu Hauß zuegehet, aniezo aber habe schon den drit- ten Mann, so ein schreiner ist, also kann man Leicht denken, wie es mir gehet in sol- chem Land, alwo ich keinen freind hab, denn 2 Stund von hier schon alles türkisch ist, sobald man über den Saufluß kommet. Unser Land heißt Slavonien, nichts destowe- niger so können wir in der Woche 2 mahl die Brief erhalten. Meine Liebe freind anbe- langend, sonderbahr Johannis Restl, Mein Leiber Gött, hoffe Bey leben zu seyn, wie auch andere Meine freind von dennen ich ebenfahls Zeit von 18 Jahren nichts gehöret, Ich möchte auch gerne wissen, wie es der Annä Maria Giesserin, so mit mir abgereis- set ist, ergehet. Schließlichen bitte, sofehrn etwo wider verhoffen entweder die lieben Eltern oder andere Nachende Befreinte verstorben, mir eine Verläßliche Außkunfft zu überschreiben, wer von der freidnschaft Bey Leben, und Todt seye, damit ich vor sie Betten könte. Wormit ich sie meine Herzliebsten Eltern in schuz des allerhöchsten Empfehle, ich aber allstätts verbleibe Meines Besonders Leiben Vatter und Muetter Getreueste Tochter biß in Todt Annä Maria Ulischin, Schreinerin alda. Neu-Gradišca in Slavonien, den 16. Juni 1760. Die Attresse ist also zu machen, Disser Brief zukome Meinem Lieben Schwieger Sohn Herrn J. Ulisch, Tischlern in Neu-Gradišca in Slavonien.

Aus: STAIL, S. 132.

21. Vermehrung der Bevölkerung im Banat und den Kameralgütern 1766

Maria Theresia an den Grafen Hatzfeld, den 22. Juli 1766: Aus denen in abschrift beigebogenen beeden Schreiben ist mit mehreren zu ersehen, was für Anträge inbetreff der Ansiedlung einer beträchtlichen Anzahl Reichsständi- scher Untertanen in Hungarn gemacht worden. Da nun die Vermehrung des Volks als einer der unschätzbarsten Gegenständen anzusehen ist, und Meine ernstliche Wil- lensmeinung dahin gehet, daß auf die Erreichung dieses Meinen Staaten so heilsamen Endzwecks mit allem Ernst und Eifer gearbeitet werden solle, so hat sowohl die Kammer als Bankodeputation von nun an die Veranstaltung dahin zu treffen, daß in Ulm, wo dergleichen Leute auf die Donau zu Schiffe gehen, ingleichen in Cölln, Fan- kfurth, Schweinfurth und Regensburg Commissarien mit dem Auftrage angestellet werden, daß sie derlei Emigranten ansich ziehen und solche nach Hungarn einleiten sollen. Ingleichen sind die Begünstigungen, welche derlei Kolonisten in dem Bannat und auf den hungarischen Kameralherrschaften zugestanden werden, zum Druck zu befördern und durch befördern und durch erwähnte Kommissarien bekanntzumachen. Denen Zubringern ist für eine jede Familie 1 fl 30 x zuzugestehen; wenn aber fremde Staaten ein größeres Zubringgeld abreichen sollten, so wäre solchenfalls auch diesseits ein mehreres zu verwilligen, auch denen ohne Zubringer sich meldenden Familien der gleiche Betrag zu verabfolgen. Was das Reisegeld anbelanget, da sind für einen Hausvater 6 xr, für eine Haußmutter ebensoviel, und für ein Kind-groß und

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klein-3 xr täglich zu bestimmen, und ist dieses Reisgeld von Station zu Station abzu- reichen, wo dann eine jede dieser Stationen vier tagreisen voneinander entlegen sein könnten. Anbei ist nötig,. Daß diesen Leuten ein Führungskommissarius beigegeben werde, damit solche nicht etwa in den Brandeburg- und sächsischen Landen abgeredet werden mögen. Inzwischen hat die Kammer sowohl wie die Banco-deputation zu An- siedlung mehrerer Kolonisten sogleich die Veranstaltung zu treffen, und eine jede dieser beiden Stellen auf 1000 Famillen die Zurichtung zu machen. Damit nun diese Meine Anordnung in allen ihren Teilen in den gehörigen und ohngesäumten Vollzug gesetzet, auch das so wichtige Impopulations-Geschäft mit guter Ordnung eingeleitet und fortgeführet werden möge, so will Ich dazu eine eigene Commission unter dem Präsidio des Lamberg mit Beiziehung des Kampfen und Fes- teticz anmit benennet haben. Und wird sich übrigens Meine Hof- und Staats-Kanzlei wegen deren in den beiden Beilagen enthaltenen Anträgen in die erforderliche Kor- respondenz setzen, auch das dießfalls nötige zu berichtigen ohnermangeln. Schließli- chen wurde es in mannigfaltigem Betracht dem Staat zum grossen Nutzen gereichen, wenn die Croatische in und an dem schon regulierten Carlstädter Militari gelegene Herrschaften nach und nach angekauft und zur Vermehrung des Gräniz-Volks ange- wendet werden könnten. Dahero dann auf diesen Gegenstand ebenfalls das Augen- merk zu richten sein wird. Maria Theresia mpp

Aus: HACKER, Baden, S. 177-178.

22. Weisung der Hofkanzlei an die Vorderösterreichische Regierung betref- fend der Auswanderung der Untertanen aus Waldkirch 1769

2o. Extract[us] decreti ex Cancell[aria] aul[ica] dd 8.et pr[aesentati] 27. Septbr, kraft dessen man zwar die Emigration nach Hungarn nicht ungern, gleichwohl aber lieber sehe, daß die eigene in einem Erbland bereits etablierte Untertanen zur Übersiedlung nicht so leicht Ursach bekommen möchten, wornach das Amt Waldkirch in Ansehung dortiger Emigranten zu verständigen sei. 31. Oktober 1769

Aus: HACKER, Baden, S. 183.

23. Auswanderungspatent Kaiser Josephs II. für Ungarn und Galizien 1782

Wir Joseph der Andere, von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kayser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, König in Ungarn, Böhmen, Galizien und Lodomerien etc. thun hiermit Jedermänniglich kund, daß Wir in Unsern Königreichen Ungarn, Gali- zien und Lodomerien viele unbesetzte, leere und öde Gründe besitzen, welche Wir

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gesonnen, mit Teutchen Reichsgliedern, besonders aus dem Oberrheinischen Kreise, anzusiedeln. Zu dem Ende versprechen Wir bei Unserer angebohrnen kaiserl. Königl. Parole al- len zu Uns wandernden Reichsfamilien, deren Wir viele Tausende an Ackersleuten und Professionisten benöthiget sind: Erstens: Eine gänzlich vollkommene Gewissens- und Religions-Freyheit, wie auch jede Religions-Parthey mit denen benöthigten Geistlichen, lehrern, und was darzu ge- höret, auf das vollkommenste zu versorgen. Zweytens: Eien ejde Familie mit einem ordentlichen neuen, nach Landes-Art ge- räumigen Haus nebst Garten zu versehen. Drittens: Die Ackersleute mit dem zu jeder Familie erforderlichen Grund, in guten Äckern und Wiesen bestehend, wie auch mit dem benöthigten Zug- und Zucht-Vieh, dann Feld- und Haus-Geräthschaften zu beschenken. Viertens: Die Professionisten und Tagwerker hingegen haben sich bloß deren in der Hauswirtschaft nöthigen Geräthe zu erfreuen: wo nebstbei aber denen Professio- nisten für ihre Handwerks-Geräthe anzuschaffen 50 Gulden Rheinisch am Baaren ausgezahlet werden. Fünftens: Der älteste Sohn von jeder Familie ist und Bleibet von der Militär- Rekrutirung befreyet. Sechstens: Jede Familie erhält von Wien aus freye Transportirung bis auf Ort und Stelle der Ansiedlung, wozu die benöthigten Reisegelder ausgezahlet werden; darnach dauert die Verpflegung noch so lange fort, bis die Familie im Stande ist, sich selbsten zu ernähren. Sollte aber nach dieser Unterstützungs-Frist eine oder die andere Familie in ein unverschuldetes Unglück gerathen, so wird gegen dreyjährige Rückerstattung aller Vorschub geleistet. Siebentens: Um die neuen Ankömmlinge, welche auf der Reise, oder wegen Ver- änderung des Klimas, oder auch auf sonstige Weise erkranken möchten, so geschwind als möglich in ihren vorigen gesunden Zustand zu versetzen, werden Spitäler ange- legt, um deiselbe darinnen auf dass sorgfältigste unentgeltlich zu verpflegen. Achtens: Endlich wird diesen Reicsheinwanderern von dem Tag ihrer Ansiedlung an, durch ganze zehen Jahre die Freyheit zugesichert; binnen welcher Zeit solche von allen Landes- und Herrschafts-Steuern, Abgaben und Lasten, wie sie auch Anmen ha- ben möchten, gänzlich befreyet seyn und verbleiben sollen. Nach Verlauf dieser ze- hen Frey-Jahren aber sind sie verbunden, eine leidendliche, landesübliche Steuer- Abgabe, so wie andere Landes-Einwohner, zu entrichten. Welchen Entschluß und Willensmeinung Wir zur Steuer der Wahrheit mit Urkund de- ises, besiegelt mit Unserm K.K. aufgedruckten Sekret-Insiegel, bestätigen, so gegeben: Wien, am ein und zwnazigsten September, Anno siebenzehenhundert zwei und achtzig. Unserer Reiche, des Römischen im neunzehnten, des Ungarischen und Böh- mischen im zweyten.39

39 Gemeint sind die Herrscherjahre als deutscher König bzw. ab 1780 als ungarischer und böhmischer König.

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Joseph Vt. Rudolf von Colloredo m[anu] p[ro]pria (L.S.) Ad Mandatum Sacrae Caesareae Regiaque Majestatis proprium Ignaz von Hofmann

Aus: Quellenbuch zur donauschwäbischen Geschichte, Bd. 1, S. 276-277.

24. Ehevertrag zwischen dem Witwer Joachim Narr aus Ratzpeter und Katha- rina Fischer aus Pécsvárad 10. Januar 1785

Welcher anheut zu End gesetzten Dato und Jahr, nachdeme sich in Gegenwart Ehrer- bietigen Zeugen, insonders genanten Beyständen zwischen dem Ehrsamen Wittiber Joachim Narr, Müller v[on] Ratzpeter als Bräutigam, und Ehr- und Tugendsamen Jungfrau Katharina Fischerin von Petsvarad ein Ehegelobtnuß beschlossen, als nem- lich: Erstens: Gelobet, und verspricht Er Bräutigam Joachim Narr seiner vielgeliebten Jungfer Braut Kath[arina] Fischerin seine in Ratzpeter stehende Müll samt all Inhaben der Wirthschaft, nichts ausgenomen. Zweytens: Gelobet40, und verspricht Sie Jungfer Braut ihrem geliebten Bräutigam Joachim Narr also gleich 200 fl, schreibe zwey hundert Gulden Rheinische baares Geld beyzubringen. Dann: Drittens: Nachdeme annoch auf obberührter verschriebener Müll 400 fl Passio Schulden hafften, mithin verbindet sich die Jungfrau Braut, das Sie solche Schulden gänzlich befriedigen wolle, worauf demnach, nach Ableben ihres Bräutigams ihr die obberührte verschriebene Sach ohne alle Ausnahm verbleiben sollten. Ferners. Viertens: Alldieweilen sich annoch ein Erb mit Namen Barbara Bergmanin in Le- ben befindet, welche anvor berührten 400 fl Passio Schulden 200 fl Rheinisch daran zu fordern habe folgsam, wenn Er gedachter Bräutigam deroselben die 200 fl Capital geld auserstand wäre zu Erlegen, mithin Er sich verbindet von heut Dato nach ver- flossenen 2 Jahren 5 proCento zu verzinsen. Wie nicht minder: Fünftens: Wenn der Bräutigam eheder sollte mit Todt abgehn, es möge demnach schon in kürzer oder langer Zeit, mit Erben, oder ohne Leibs Erben geschehen, mithin solte ihr gedachter Braut die ganze verschriebene Wirthschaft eigentlich verbleiben. Dargegen: Sechstens: Wenn die Braut Eheder solte mit Todt abgehn als der Bräutigam, und zwar ohne deme, das Sie beyde Einen Erben erzeuget hätten, mithin überkommt der- selbe nicht mehr als die eingebrachte 200 fl In gegen:

40 Vor diesem Wort wurde „Dagegen“ eingefügt.

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Siebentens: Wenn sie aber beyde einen Erben Erzeuget solten haben, es möchte demnach die Braut samt den Erben vor dem Bräutigam mit Todt abgehen, mithin hat der Bräutigam mit der Braut ihren übrigen Geschwistern ohne berührten 200 fl an üb- riger Verlassenschaft dessen Braut ihren Vater Sebastian Fischer einen gleichen Theil zu hoffen und zu überkommen. Welches alles in Gegenwarth unser Erbettenen Zeu- gen, wie unten Bestättigtes zu sehen, geschehen, und beschlossen worden ist. In Privilegirten Markt Petsvarad den 10. Jänner 1785 Sebastian Fischer als Vater der Braut Joachim Narr als Bräutigam. Katharina Fischerin als Braut. Peter Hartung von seiten der Braut als Beystand v[on] Petsvarad. Johannes Kurz als Beystand von seiten des Bräutigams von Kassa. Johan Georg Weber, Richter, Peter Rubert, Geschworener, Joseph Weber, Geschworener L. S. [Beglaubigung durch Notar]

Aus: KRAUSS, Auswanderer, S. 302-303.

25. Herrschaftsnotiz über Johann Heinzelmann, der aus Deutschland seine Braut abholen will 1785

Nota. Johann Heinzelmann, welcher mit dem Johann Hemb untern 4-ten August die- ses Jahres in Kerva angesiedelt worden, hat sich heute mit dem Ansuchen gestellet, wormit ihm ein Paß zur Rückkehre nacher Hause, um für 4 in Kerva befindliche Mannespersonen die Bräute, dann für eine Weibspersonn den Bräutigam abzuholen und gleichfalls nach Kerva abzuführen, ertheilet werden möge, und stünde seine schon in Kerva befindliche Freundschaft wegen seiner gewissen Rückkunft gut. Die 4 schon in Kerva befindliche Mannesleute nennen sich: 1. Johann Heinzelmann, beym Johann Hemb (Hemm) als Knecht 2. Anton Sturm, bey seinem Vater Jakob Sturm. 3. Lorenz Bausch, als Knecht beym Sebastian Binger. 4. Johann Heinzelmann, dessen Vater Mathias Heinzelmann bereits in Kerva ohne Familie beym Michael Heinzelmann sich befindet, der Sohn aber, neulich erst benannter Johann Heinzelmann kommt mit seiner Braut. 5. Theresia Bauschin als Magd beym Joseph Bausch. Ofen, den 13.7bris 1785. Seyboth

Aus: SCHILLING, Johann Heinzelmanns, S. 145.

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26. Schreiben des Auswanderers Johann Michael Baldauf an seine zurückge- bliebene Braut in Hörschwag, Schwäbische Alb, Herrschaft Hohenberg vom 18. Dezember 1785

G[elobt] S[ei] J[esus] Ch[ristus] In ale Ewigkeit amen. In sonders vill und liebwerster Schatz. Ich hofe, diese kleinen Zeillen wertet Dich von Hertzen Erfreien. Was mich anbelangt bin ich got sei lob und Danck frisch und gesund und wär von der Welt ales recht, aber hier ist kein mensch der mier die zeit verdreib und meinem hertzen ein mut macht. Es geb schon gelegen heit aber mein hertz will dich nicht vergessen. Nun liebster Schatz wan Du noch lust hast, zu mier zu komen, so kanst Du komen, dan hier ist beser zu leben als in dem schwaben land. Glaubes gewies, der satler von Steinhilben kombt ietz nacher haus, er wird sein mensch41 ab hollen und gleich wie- der herein [kommen]. Er ist bei uns in unserem Ort. Du kanst selber auch mit im re- ten. Wan ers Dier abschlet, so glaub Du mier nur. Wan Du dein Manosione42 nicht bei der obrigkeit erhalten kanst, so nimbs Du nur dein Daufzetel mit dier.43 Wan Du schon nicht mer in das Dorf kommst, hat nichts zu sagen, ein stück von uns wird witer ein ort auf gebaut; die liebe kann dort so gros sein als wie in dem ort. Es ist so gut als bei uns wo wier ale ale seind, glaub glaub44. Liebster schatz, wan Du noch an mich gedenckest und hast mich in dem hertzen lieb so kombst Du gewis. Gedenckh Du an unseren abschiet, gedenckh Du an die scheltwort wo ich wegen deiner aus gestanden habe, gedencke Du an so vill Zehren so Mier bei einander geweind haben, gedenck Du an die Seifzer so ich bei Dier gela- sen habe, gedencke Dur nur an ales dieses und noch an vill meres. Wan Du an dieses gedenckhest so werde es Dein Hertz brechen. Suche nach wan Du komen wils, wan Du ja schon nicht in das ort komst hat nichts zu sagen. Wie oben stet bedenck Dich recht vor Du gehst und Du es recht überlegen Stille. Kurz so vill mahll bist Du gegriest als es da geschrieben stet. Ein grus an Dein muter und schwester von mier, [auch an] Ursula Holzhauerin von Steten unter Hol- stein45. Einen grus von Mama, mein Schwester an Dich und an alle. Einen Grus von Ursula und Anna an die Barbara Meierin unser gespill; ich wollte winschen sie wär bei uns. Lieber Bruder sei Du so gut und Du mier die gefeligkeit und richte meinem alten schatz Barbara einen grus aus oder lase sie in lesen. So vill mall ist sie von Mier gegriest als Sterne an dem Himmel stehen, als Waser in der Do- nau. In den Ibrigen wirst Du lieber schatz ales beser heren, ich wollte winschen, Du werest bei mier in aller Eill, Du weist es woll, woll, woll.

41 Gemeint ist: Braut. 42 Manumission. 43 Hier fordert der Auswanderer seine Braut auf, auch ohne obrigkeitliche Erlaubnis auszu- wandern. So wird offen angesprochen, was viele Auswanderer, die wenig zu verlieren hat- ten, praktizierten. Dies erschwert es heute allerdings, die zahlenmäßige Größenordnung der Auswanderung zu bestimmen. 44 Es folgt ein unleserliches Wort. 45 Stetten unter Holstein, heute zu Burladingen, Zollernalbkreis, gehörig.

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Datum den 18. Dezember 1785. Johann Michael Baldauf, kein Schneider Mer von Herschwag sondern ein Baur von Kerbei46. Lieber Schatz! Kanst Du auch noch auf der Zifer lesen? Hier will ich Dein und Mein namen hinschreiben: Johann Michael Baldauf. Barbara Du bist [und] bleibst mein. Schicke Mier auch ieder ein ander Wort. Wan der Satler kein Brief will, so tu in auf die bost und schreibst v[ia] Ulm, v[ia] Wien, v[ia] Kran47. Schreib an mich wie ich heis.

Aus: KRAUSS, Auswanderer, S. 253-255.

27. Eingabe der Kolonisten aus Kirva im Komitat Gran 1786 An eine Hochlöbliche Königliche Ungarische Statthalterey! Wir arme von dem Königlichen An-Siedlungsorth Kerva von Csaba und Csolnokh einquartierte Colonisten, unterthänigste Suplicanten, ersuchen mit Kindlichem Vetrauen mit einhelliger stim, und Bitten durch wahre gründe eine Königl. Statthal- terey um eier wohl [?] zu unserem Betrübten umstand Kindlichen rath. 1-mo. Weillen wir um unser armen Kinder willen unser Vatterlandt und alles Ver- lassen und Bey Ihro aller Höchsten Mayestäth Brodt zu suchen, wo wir auch in der That würcklich gefunden, wan wir auch mit Vorschub von einer Hochlöbl. K. Statt- halterey eine wenige Hilfe underthänigst erlangten, weillen wir schon über ein halbes Jahr in Quartier liegen müssen und noch die mindeste Anstalt zur Bauung der Häuser, als ein wenig stein, zu sehen ist, wo doch bei unserer Aufnahme von dem K.K. Comi- sario Herrn v. Blanck uns versprochen in unsser aigener Wohnung einzuziehen. 2-to. ist unser Vermögen, wo wir mit sauerm schweiß noch zu hauß erspahren, mit lauter Müssiggang, ohne einige Arbeit zu sitzen müssen das bey villen [= vielen], wo nit gar allen , ehe wir auf den Blatz kommen wird gar nicht mehr zu finden sein, die wenige, so noch etwas hatten, hat der vorige Rechnungsführer Höltzl mit List wollen darvon bringen. 3-to. Seien die Hofstelen den 23.ten Marty ausgemessen worden, so sie aber ver- losset wurden, war der dortige Forstner und Schaffner nit mit uns, wie wir glaubten, das sie sollen mit uns ins Los kommen, ausser dem Los geblieben und uns noch ge- rechtigkeiten aufbürden wollen, daß sie noch die Freiheit von Ihro Majestät selbsten erhalten, noch Jährlich 100 Stück Schaf auf selber Busta lauffen lassen dürfen wo doch das vorige jahr um Michaely der Befehl ergangen, alle abzuschaffen, so aber nichts darauf erfolget. 4-tens haben wir hier keine Klage, sondern eine kindliche Bitte und anfrag, das man uns versprochen, daß alle Felter sollen gemessen und ausgesteckt werden; da aber ... [Wort unleserlich] Herr Hofrichter in Scholnock seinen Bauern wiederum

46 Kirvall. 47 Gran.

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wiederum frische erlaubnis gegeben, selber wiederum anzubauen, wo wir wieder über zwei Jahr weiter hinauß verschoben, der von den ... [unleserlich] werden wir schlech- te Wirtschaft treiben, vil wenigere dar von essen können: 5-tens ist uns von H Höltzel längsten bis aufs Frühjahr alles benöthige Zug und Melck-Vieh versprochen worden, wo wir noch gar nichts darvon gehört, noch vil we- niger gesehen haben. 6-tens haben wir vom obigen Schaffner selbsten gehört, daß ihme bey einer Kö- nigl. Atministeration in Best schläge [?] anrecomantiert vor einer Hofstelle, er aber jetzt und gantz anderst redet und eine große Freiheit zeigen will, wo wir aber noch stark daran zweifeln ob er von Ihro May. Der Hohe Befehl seye. 7. Sollte uns aber unser unterthänigste Bitt und Ansuchen in gnadn abgeschlagen werden, so seind wir mit und in größter Not gezwungen underthänigst und fußfälligst zu Bitten und anzuhalten, um die uneingeschränkte erlaubnis bey unserem allergütigs- ten Vatter bey Ihre allerhöchster Mayestät Suplicanto einkommen zu dürfen. Wir bitten alle sammtliche Kolonisten mit einhelliger Stimm um Gottes Willen ei- ne Hochlöbl. Königl. Statthalt, um einen Miltätterlichen Vorschub, da wir alle mit un- aufhörlicher Stim und Bitte Gott den allmächtigen mit unserem unwirdigen Gebet flehentlich anrufen, um ihre Mayestäten noch lang beglückliche regierung und End- lich noch länger die himmlische Glory, dessen verharren wir in tiefster Ehrfurcht und Unterthänigkeit, hgehorsamst underthanen und verbleiben in dero Hulden und Gna- den so lang wir leben dieses beweist, die underschrift. Csaba den 26.ten Marty 1876 Johannes Hem Richter Johann Vogel Geschworener Johannes Huel Romanus Ederl Vitus Mayer

Aus: SCHILLING, Johann Heinzelmanns, S. 214-215.

28. Bericht des Impopulations-Rechnungsführers der Cameraladministration vom 31. August 1786

[...] 27 Familien sind wirklich untergebracht, die übrigen aber stecken noch immer in ihren Notquartieren. Die Kolonisten sind größten Teils nicht nur äusserlich mit einem gewissen Ausschlag, sondern auch innerlich mit großer Hitze, Herzdrückung affec- tiert, so zwar, daß einer dem anderen zu Hilfe zu kommen sich abscheue. Um die Kranken von den Gesunden doch einigermassen absondern zu können, ließ er in dem Schafflerhof ein Zimmer für die Kranken herrichten. Es tauchten aber auch solche Fragen auf, in welchen er auf eigene Verantwortung nicht zu verfügen wagte. Er verständigte nun die Administration von dem üblen und trostlosen Zustand der Kolonisten und fragte an, ob er den Kranken einige „Nährunsgspeisen“ und wel- che beibringen solle. Erschrocken wegen des Fortschrittes der Krankheit ersuchte nun die Administration sofort den Vizegespan des Graner Komitats, er möge den Komi- tatsarzt ohne Verzug ad faciem loci an Ort und Stelle schicken, damit dieser sowohl

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die Ursache der Krankheit untersuche, wie auch wirksame Mittel dagegen anwende. Dem Rechnungsführer Johannn Sordován aber wurde aufs nachdrücklichste und unter Verantwortung aufgetragen, „die erkrankten alsogleich in das für solche in dem Schafflerhof bereitete Spital zu unterbringen, selbe mit den erforderlichen Arzney- Mittel aus Gran nach Vorschrift des Komitatsarztes zu versehen, ja wenn der es für nötig findet, einen eigenen Chirurgus daselbst gegen monatlichen Gehalt accordmäs- sig anzunehmen und nichts zu unterlassen, damit dieser einreissenden Krankheit auf das schleunigste gesteuert werde. Für die Pflegung der kranken Colonisten sind die Kösten aus der Colonisten-Kasse gegen behörige Liquidierung und Berechnung zu bestreiten.

Aus: SCHILLING, Johann Heinzelmanns, S. 215.

29. Zwei Schreiben des Albert Karlitzky, Leiter der deutschen Normalschu- len in Temesvar und Direktor der deutschen Schulen des Banats, an Kai- ser Leopold vom 2. Mai 1790 (Auszug) und vom 1. Oktober 1791

Schreiben vom 2. Mai 1790 (Auszug) Das 1775te Jahr war der glückliche Zeitpunkt, als die unvergessliche Landesmutter durch eine zweckmäßige und ordentliche Einrichtung der Schulen den Grund zur künftigen Glückseligkeit der im Temeswarer Banate lebenden und künftigen Nazio- nen gelegt hat. Nach den dermal in Ungarn herrschenden Grundsätzen, nemlich alles, was mit ei- ner deutschen Verfassung eine Verwandtschaft hat, ohne zu untersuchen, ob es schlecht, oder gut seye, zu vernichten, wagte auch das hiesige Komitat, oder ohne Verblümung und Zurückhaltung zu reden, die Freundschaft des hiesigen General Vi- carius Namens Ladislaus Köszeghy die aus fünf bey dem hiesigen Komitate ange- stellten Schwägern bestehet, zur Vernichtung des hierländigen Normalschulinstituts unter dem 20. April den ersten Schritt, da nemlich ohne mir bis auf diese Stunde et- was mitzutheilen, oder zu wissen zu machen, ein Komitatsjurassor in meiner Woh- nung unter Bedrohung der Cassation erschien, wofern ich mich weigern sollte, den Anordnungen des Komitats und der Leitung des obbenannten General Vicarius, mich gänzlich zu unterwerffen. Die Hauptursache, dass das Komitat die schon in geheim beschlossene Aufhebung des Normalinstituts nicht gleich plötzlich vorgenommen ha- be, war: weil es demselben nicht unbekannt seyn konnte, dass an der Erhaltung der Schule sowohl dem Festungs Commando, als auch dieser Stadt viel gelegen seye, folglich die Ausführung dieses Vorhabens ohne Aufruhr nicht thunlich seye, so wurde der obenerwähnte bischöfl. Vicarius als ein Werkzeug dazu bestimmt. […] Dieses ei- genmächtige Unternehmen des Komitats ist für die Rechten Eur. Maj. Desto beleidi- gender, weil es demselben nicht unbekannt seyn konnte, dass das hierländige Norma- linstitut beinahe drei Jahre vor der Incorporation des Bannats auf Kameral oder domi- nal Unkösten von der seligen Monarchin gestiftet, vom seligen Kaiser bestättiget und

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eben aus diesem Dominalfonds bis auf diese Stunde erhalten worden, folglich von der Willkuhr Euer Maj. hängt es allein ab, ob dieses Institut für die Zukunft aufgehoben oder fehrer bestehen solle. Gnädigster Monarch, wir wünschen nichts sehnlicher als womit die gränzlose Herrschsucht und die Zügellosigkeit, die seit einiger Zeit von al- len Seiten eingerissen, in die gehörigen Schranken bald zurückgewiesen werden. […]

Schreiben vom 1. Oktober 1791: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Apostolischer König. Allergnädigster Herr Herr! Das betrübte Andenken jener Verfolgungen, durch sich besonders das Temeswarer Komitat im verflossenen Jahr wider das Schulinstitut u. dessen sammtliche Personale ausgezeichnet hat, geruhet Euer Majestät durch die neu ertheilte Bestätigung mittelst eines Hofdekrets vom 7-ten Jänner l. J. aus unseren niedergedrückten Gemüthern gänzlich auszulöschen. Ich, samt den mit untergeordneten Lehrern dankten der Vor- sicht und dem Vaterherzen Euer Majestät, hielten uns zugleich durch diese uns aller- höchst erwiesene Gnade für verpflichtet, mit Anwendung eines besonderen Eifers al- len den Schaden wieder gut zu machen, welchen jene unglückliche Epoche der Erzie- hung der Jugend zugefügt hat. Allein diese Glückseligkeitswonne war für uns von einer kurzen Dauer, da aber- mals mittelst der hier sub littera A beigebogenen Statthalterey Verordnung festgesetzt wurde, mich und zween Lehrer von der hiesigen Hauptschule zu entfernen, um die ungarische Sprache im Banate einführen zu können. Allergnädigster Landesvater! Es ist nicht meine Absicht über diese Verfügung ei- ne Kritik zu entwerfen, sondern blos die lokale Umstände, die mir bestens bekannt sind, anzuzeigen, welche dann bestimmen werden, ob diese Verfügung im Reiche der blosen Wünsche verbleiben oder aber ob sie wirklich realisirt werden könne. a) es ist allgemein bekannt, dass das sogenannte Temeswarer Bannat aus Illyriern, Wallachen und Deutschen fast in gleicher Zahl bestehe, und die wenigen Komitatsbeamten, die der ungarischen Sprache kundig sind, wenn sie mit diesen Nazionen ein gesellschaftliches Leben führen wollen, sind nothgedrungen, sich mit ihren Sprachen bekannt zu machen. Das Vorhaben die ungarische Sprache im Banate einzuführen b) wird durch die bei der Erziehung der Jugend unvermeidlichen Hindernissen nicht allein erschweret, sondern fast unmöglich gemacht. Hierzu gehören schlechte Witterung und Kleidung im Winter, die hier Landes unvermeidlichen Krankheiten, die Nachlässigkeit der Schülern und Aeltern, und endlich gleich mit Anbruch des Frühlings die Feldarbeit, wozu die Schüler wegen Mangel an Dienstleten schon in dem achten Jahr ihres Alters verwendet werden, so, dass ein Landlehrer, der bei seinem Amte keinen Miethling macht, und dem das Wohl der Jugend am Herzen liegt, allen möglichen Fleiß anwenden müsse um bei ähnlichen Umständen die vorgeschriebenen Lehrgegenstände seinen Schülern fasslich in der Muttersprache beizubringen.

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c) Endlich das größte Hindernis bestehet in dem: dass von den illyrischen und walachischen Lehrern nicht einer und von denen deutschen keine drei die ungarische Sprache mittelmäßig sprechen. Und wenn man auch annimmt, dass gleich andere sowohl der Landessprachen, als auch der ungarischen kündige Lehrer zu haben wären, was wird es wohl dem Schüler nütuen, wenn er außer den kurzen Umgang seines Lehrer weiter nichts, als die üblichen Landessprachen höret? Von welchen die Mundarten der ungarischen Sprache gänzlich zuwider sind. Um daher einen unsicheren Vortheil, dem schon wirklich wesentlichen Nutzen, den alle Stände und Nazionen dieser Provinz, besonders aber die seit anno 1775 je- derzeit hier in Garnison liegenden ungarischen Bataillonen aus dem schon bestellten Schulwesen durch die Ausbildung ihrer jüngeren Mannschaft, bereits un vollem Maße genießen, nicht vorzuziehen, als auch um nicht auf einmal so viele um die Erziehung der Jugend wohlverdiente Männer mit Weib und Kind brodlos und unglücklich zu machen, unterfange mich folgenden Vorschlag in Unterthenigkeit vorzulegen nem- lich: Da die Jugend von den ersten Anfangsgründen die ungarische Sprache erlernen müsste, glaubte ich wenigstens für das erste Jahr hinlänglich zu seyn, mit der Anstel- lung eines einzigen Lehrers bei der hiesigen Hauptschule den Anfang zu machen, um dann erst nach einem erwiesenen guten Fortgang weitere zweckmäßige Vorkehrungen auch für das Land treffen zu können. Sollte aber meine Entfernung so unabändlicher bestimmt seyn, dass es die Umstände nicht erlauben, mich bei meinem dermaligen Dienst wenigstens so lang zu belassen, bis sich eine Gelegenheit ereignen würde, mich nach Verdiensten, die ich in meinen Bittschriften den 2. März und den 24-tem Juny 1790 erwiesen zu haben glaube, und welche das sub Lit. B. beigeschlossene Zeugniß noch deutlicher darstellet, zubefördern. So gelanget an Euer Kaiserl. Königl. Apostol. Majestät meine allerunterthänigst gehorsamste Bitte, Allerhöchstdieselben geruhen mir aus dem ungarischen Studien- fonds meinen in das zwei und zwanzigste Jahr geleisteten Diensten eine angemessse- ne Pension solang zu bewilligen, bis ich eine Gelegenheit finde in den deutschen Erb- landen im Schul- oder Geistlichenfache um eine Anstellung anzuflehen. Euer Kaiserl. Königl. Apostol. Majestät Temeswar, den 1. Oktober 1791 Allerunterthänigst getreuester Unterthan Albert Karlitzky Weltpriester u. Schulen Direktor

Aus: PETRI, Novak, S. 13-17.

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30. Brief zweier Schwestern aus Vokány nach Deutschland vom 10. Juli 1795

Herzallerliebster Vater Bernhart Bauer, Mutter, Geschwister, und gute Freunde! Nebster Tausendfältiger Begrüssung berichten, das wir zwei Schwestern noch am Le- ben sind; von Herzen wird es uns erfreuen, wann wir beide ebenfalls dieses von euch schriftlich vernehmen könnten; denn es sind bereits schon 20 Jahr verflossen, das wir euch aus diesem weyden Lande geschrieben, samt Überschickung deren 3 Todten- scheinen – 1ter betraf Lorenz Danhauser, 2ter Gabriel Staiger, 3ter Peter Schärf, aber von des Schärf seinem Weib haben wir noch keinen Todtenschein überschicket, wel- che sich auch in der Ewigkeit befindet! Verrichtet für alle eure Schuldigkeit; und schreibt uns doch einmal, dann wir glauben, das ihr doch wenigstens Menschen seyd und die Liebe des Nächsten haben solltet, wenn Ihr nicht wollt aus Elterlicher, ge- schwisterlicher oder Freundschaftlicher Liebe ein Brieflein von euch sehen lassen, o Gott! Es wird vielleicht das Sprichwort bey euch gelten, Aus den Augen – aus dem Sinn; an uns fehlet es nicht, sondern bey euch, weil wir schon etlichemal geschrieben haben, und doch keine Antwort von euch bekommen. Ich, Waldburga, habe einen Sohn Franz Steiger, seines Handwerks ein Weber; dieser möchte bis jetzt kommenden Winder zu euch hinaus auf die Wanderjahre kommen; ob ihr dazu euren Willen gebt. Sollet ihr etwann uns 2 Schwestern aus Euren Herzen und Gemüthern ausschließen wegen dennen etlichen Blut xr Postgeld, so solle es euch mein Sohn, wann er zu euch kömmt, wieder zurückgeben; denn ich, Waldburga, habe 2 Söhn 1. Franz, 2. Peter Steiger, und ich Magdalena habe ein Kind 12 Jahr alt Namens AnnaMaria. Diese Kinder fragen: Habet Ihr Mütter auch noch Vater, Mutter, Geschwister oder Bluts- freunde? – Ja, wir haben. – Warum schreiben Sie dann nicht, O Himmel! Wie sind wir 2 Schwestern von euch um so weniges Postgeld verlassen. So geht es in der Welt, ach! Wo sind unsere El- tern, Geschwister und Blutsfreunde? Leben sie noch, – wie sollen wir für Sie bitten mit unseren Kindern! O Gott! Das Postgeld ist zu viel, welches wir für unsere 2 Schwestern sollen ausgeben. Mein erster Mann von mir – Waldburga – Gabriel Stei- ger ist schon 7ten Jahr todt und jetzt bin ich wieder in Wokann mit Johann Schärr verehlicht. Ich – Magdalena – habe auch schon den 4ten Mann in Wokann, Joseph Fogelstahler, und der erste Lorenz Dannhauser ist auch schon im 7ten Jahr in der Ewigkeit. Gott sei gedankt Wir 2 Schwestern haben insoweid gutes Auskommen, sind ver- sehen mit Weingärten, Arbeit genug, und unser Brod solang wir leben. Alle Früchten stehen bei uns durch die Bank schön und ist von allen eine reiche Aernde zu hoffen; welches wir euch alle von Herzen wünschen. Zum Schluß seyd ihr alle, Vater, Mutter, Schwäger, Geschwister und Blutsfreunde von uns und unseren Kindern zu Tausendmal gegrüsset, wie auch von unseren jetzi- gen 2 Ehemännern, und Wünschen euch all den Seegen Gottes zu Eurem und unserem zeitlichen Seelenheyl. Amen. Eure Waldburga Schärrin, geborene Bauerin Magdalena Fogelstahlerin, geborene Bauerin

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Wokann, den 10. Juli 1795 Die Adresse ist zu machen: An Seine Hochwürden Herr Pfarrer Johannes Monte zu Ratzpeter bei [Fünf]Kirchen. Wien – [Fünf]Kirchen auf Ratzpeter. Seine Hochwürden Herr Pfarrer von Stetten am Kalten Markt werden Höfligst von uns Ersucht, diesen Brief dem Bernhart oder in dessen Abgang seinen Kindern oder Blutfreunden zuzuste[lle]n, um damit wir eine Antwort bekommen. Unser Dorf Wo- kann gehört auf Ratzpeter in die Pfarrey.

Aus: KRAUSS, Auswanderer, S. 329-330.

31. Eingabe des Dechanten Puksch von Tolna (an den Statthaltereirat in Ofen?) vom 16. Oktober 1809

Die deutsche Sprache wird in Ungarn täglich auffallender verfolgt. Vor etwelchen Jahren begnügte man sich dem sogenannten ungarischen Patriotismus in der ungari- schen Kleidung und dem Schnurbart seine Gräntzen zu geben und man hatte etwan gelassen dem Bestreben einer Nation zusehen können, welche ihre Größe und Bedei- tenheit in Unbedeitenheiten suchte, obgleich schon eben dieß die Nation schlecht cha- racterisirte. Die Folge zeigt indessen d[as] Schlechte dieses Bestrebens. Ungarn will auf eine lästige, unseriose Art alles ungarisch haben. Dies fühlen besonders die ungarisch deütschen Unterthanen bis zum Unwillen. In dem Bezirk der Comitate, wo ich lebe, d[as] ist: im Tolnenser, Baranyenser, und Batser Comitat, in deren Mitte außeror- dentlich viele ganz deütsche Gemeinden, ja fast Bezirke sind, ist es ein Statut in allen öffentlichen Verhandlungen nichts mehr deütsch vor- und ausnehmen. Der deütsche Unterthan, wenn er auch nicht ein Wort ungarisch versteht, wird in seinen Ansuchen und Beschwerden, nur in einer ihm fremden Sprache vernommen und beschieden; alle öffentlichen Befehle, – und Anordnungen nur Ungarisch Curren- tirt: in den auch ganz deütschen Dörfern, wird denen Bewohnern ein Notair, den sie bisher selbst das Recht hatten nach ihren Bedürfniß zu wählen und aufzunehmen, sehr vielmahl von denen Bezirksstuhlrichtern aufgedrungen, der ein Ungar ist, vielmahl nur schlecht deütsch redet, und um seine Rolle gut zu spielen, den Deütschen nicht mögen darf. In diesen Dorfschulen muß, wenn auch kein Ungarisches Kind darin ist, gleich Ungarisch und deütsch, in denen Ungarischen aber nichts deütsch gelernt wer- den; und man würde kein Wort sagen, wenn die Pfarrers als Local Directores es zu ließen, das auch bei Deütschen gar nichts deütsch gelernet würde. Man giebt sich Mühe, so gar in dem Gottesdienst, wo es nur auf eine, nicht ganz zu auffallende Art geschehen kann, die ungarische Sprach der deütschen zu substituiren, die deütschen zu beeinträchtigen, mann macht keine Bedenken in deütsche Gemeinden Individuen als Kapellane, manchmal sogar als Pfarrers anzustellen, die der Sprache kaum kundig sind, obschon die Ursache hiervon nicht der Mangel an tauglichen Individuen ist. Man empfiehlet denen Pfarrern auch in der Kirche den Ungarismus zu befördern, man

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rechnet diess an und ich habe den zwar nur mündlichen Befehl erlebet, in einer mei- ner Pfarrgemeinden, wo nur 45 ungarische Seelen und über 1 300 anderer Nationen sind, den Gottesdienst und Unterricht nur ungarisch zu halten. Ich that es – nicht, und empfahl mich gewiss nicht. Der Deutsche, obschon er ein geborener Ungar ist findet überall schlechte Aufnahme, wird meistens zurückgesetzet, nicht geachtet, man lässt ihm allenthalben den grossen Abstand fühlen, der zwischen einem Ungar und einem Deutschen sein soll. Ein Phantom, welches als product eingeschränkter Einbildung eines Idioten zwar ruhig verachtet kann werden; wenn aber dieses Phantom von ei- nem grossen Theil der Nation zum Schooskind erhoben wird, dürfte es die ungesäum- te Aufmerksamkeit der Regierung erheischen. Sogar ein deutscher Nahme ist schon hinlänglich, um von Aemtern und Avancements ausgeschlossen, oder doch nicht empfohlen zu werden, wie die Creirung der Insurrections Officiers in der Pester Ge- neral Congregation unlängst ein auffalendes, aber ungeahndetes Beyspiel gegeben hat. Insbesondere bemerkt man, dass die protestanten, besonders Helvetischer Con- fession sich alle Mühe geben, alle Veranlassungen und besonders die Nachgiebigkeit der Regierung benutzen, um die Ungarische Sprache allein geltend zu machen. Es ist meistens ihr Werk, dass diese vor etlichen Jahren in dem Landtage für die Folge übel genug zur Curial Sprache sanctionirt wurde, wo man doch diesen aus der gegründeten Ursache hätte ausweichen können, weil die Lateinische Jahrhunderte hindurch die Geschäftssprache in Ungarn war, alle Acten und Documente in dieser abgefaßt sind, und dies die Stände selbst dem Kayser Joseph gegen Einführung der deutschen Sprach einwendeten. Folgen Die erste und übelste ist, dass sich die Nation durch dies Betragen und Bestreben von denen andern Nationen der Monarchie immehr entfernt, immer mehr isolirt wird, sich in dem monadischen und unberechneten Wahn, dass sie selbständig sein könnte, ummer mehr befestiget: das Zutrauen und Anhänglichkeit an dem Souverain, der aus einen deütschen Hauss ist, hiedurch nothwendig und sichtbar schwächet. Unter denen Einwohnern des Landes selbst Missmuth und Misstrauen verbreitet. Der deütsche Un- terthan muss in Ungarn durch die sichtbare Zurücksetzung niedergeschlagen werden, oder sein Patriotismus eine andere Richtung nehmen, wie es der Fall wirklich schon bei Vielen ist. Der deütsche Dorfknabe, der nur drey oder vier Winter die Schule besucht, muss seine Lehrstunden mit der Ungarischen und Deütschen Sprache theilen, lernet aus Mangel der Zeit weder ungarisch noch deütsch, verlieret die Zeit und kann nichts. Der Ungarische, der Deütsch anfängt zu hassen, bleibt aus Mangel der Sprachkenntnis ungeeignet in der Welt, besonders bei dem Militair, welches nach allen Klugheits Re- geln doch nicht in 10 Sprachen Commandirt kann werden, sein Glück zu machen. Damit er es aber doch irgendwo machen könne, will er alle Mitbürger ausgeschlossen wissen, damit desto mehr Plätze bei Beförderungen auch für Patriotische Idioten offen bleiben. Wenn wir Ungarn die alte Landessprache auf eine, andern Mitbürgern unschädli- che Art trachten auszubilden, so wird niemnd nichts darwieder haben, aber seinen so

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zahlreichen Mitbürgern diese Sprache gewaltthätig aufzudringen, die niemand sonst in der weiten Welt spricht, mit der man sich nur einen sehr kleinen Strich der Erde, ja nicht einmahl im eigenen Vaterlande überall, verständig machen kann, im Gegentheil die deütsche, die Sprache von halb Europa zu verdrängen, zu verfolgen, ist ein unver- zeihlich stattistisches Verbrechen. Wenn zudem diese patriotische Wuth selbst in das Haus Gottes eindringt, hier Vorzüge sucht, Mitbürger hindert in ihrer Muttersprache Gott anzubeten, dürften die Folgen trauriger sein, als man izt im Stande ist zu berech- nen. Ich habe die Aüsseerung schon gehört, ob es nicht besser wäre, zur protestanti- schen Religion zu übertretten, weil die protestanten bei allen ihren oben gezeigten Bestreben, doch klug genug sind, diese Sprachunruhe nicht in ihre Kirche zu bringen. Kleine Veranlassungen haben oft grosse Folgen! Um die Gemüther der Unterthanen anderer Nationen, besonders der deütschen zu beruhigen, die Eintracht zu befestigen, und den gesunkenen Muth neu zu beleben, dürfte es sehr nothwendig sein, wenn die höchste Regierung, die verschiedenen Nati- onen Ungarns öffentlich in Schutz nimmt, durch ein Circular Rescript alle für Staats- bürger erkläret, befiehlt, dass alle höchste und andere Befehle von den Behörden, de- nen Unterthanen in der Muttersprache currendirt, in dieser alle Klagen, Beschwerden und Bittschriften angenohmen und beschieden müssen werden. Durch diese werden zugleich die Beamten bemüssigt die deütsche Sprache, welche nach der ungarischen die stärkste ist, zu lernen, wodurch schon viel gewonnen und dem Unglück bringen- den National Hass viel abgenommen wird. Es müsste öffentlich erkläret werden, dass, wenn das ungarische Gesetz fordert, dass Ungarn in Aemtern angestellt werden, durch das Wort Ungar nicht nur Abkömmlinge von denen … [Wort unleserlich], son- dern alle Mitglieder des Ungarischen Reichs verstanden sind, sie mögen übrigens von welcher immer einer Nation sein, wenn sie nur die nöhtigen qualitäten haben. Denen Herren Bischöfen müsste gemessen aufgetragen werden, dass nachdeme der heiligste Stifter der christlichen Religion alle Völcker und alle Sprachen zur Be- kenntnis berufen hatte, Sie den Gottesdienst nach Verhältnis der Volksmenge einer, oder der andern Nation ohne Rücksicht eines Vorzugs zu orden bemüssigt sein. Im fall dies nicht geschieht, müssten die Klagenden aber auch die sichere Abhilfe zu ge- wärtigen haben. Um einen nützlichen Vorgang in denen Schulen zu gewinnen, muß befohlen wer- den, keine Trivial Schule zu einer Sprache anzuhalten, die der Gemeinde fremd ist. Es ist genug, wenn in denen Hauptschulen ungarisch und deütsch tractirt wird; denn nur in diesen Schulen werden die Zöglinge zum höhern Fortgang vorbereitet: Und mehr sagt auch wirklich das vor etlichen Jahren Sanctionirte Landtägliche Gesetz nicht. Man dehnet es ohne Grund auf die Trivial Schulen aus. Der Souveraine Herr wird diesen heilsamen Zweck der [Einigung] durch das Mit- tel am leichtesten erreichen, wenn Höchstdieselben [bei] allen Einfluß habenden Chargen, besonders bei Landesstellen, Bisthümern, Capiteln, Schuldirektionen etc. Männer von solchen [geprüf]ten Gesinnungen anstellen werden. Und diese Gesinnun- gen der Candidaten vor der Ernennung zur Kenntnis zu bringen, kann es doch der Re- gierung an geheimen Wegen nicht fehlen, denn es ist der Bemerkung nicht entgangen,

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dass man eben Männer, die nichts weniger als solche Gesinnungen hatten, zu Candi- daten in vielen Fällen wählte, und vermutlich geflissentlich wählte. Den 16. August 1809.

Aus: VALJAVEC, Zeugnis, S. 319-320.

32. Stimme aus Deutschland. Flugblatt vom 25. Mai 1848 aus Leipzig

Magyaren! Ein Volk, das vereint mit Euch manchen Kampf gegen Barbarenhorden des Ostens bestanden hat, reicht Euch die Hand. Ihr habt Bedrückungen erlitten, aber nicht vom deutschen Volke, das Eure edle Nationalität in ihrem Rechte und in ihrem hohen Werthe immer anerkannt hat, nein! Von arglistiger Diplomatie, von einer Regierung, die auch die Deutschen in Banden zu halten trachtete. Jetzo steht Volk mit Volk! Kei- ne Kluft des Hasses oder Argwohnes darf uns trennen. Fern ist uns die Anmaßung, Eure Angelegenheiten regeln zu wollen. Dieselbe Gewalt, die Euch bevormundete, schlug auch uns die Fesseln; sie ließ die böse Saat des Misstrauens zwischen uns wuchern, jetzt sind wir Beide frei. Nicht die Not drängt uns, Eure Hilfe zu suchen, wie jenes südliche Volk, das sich jüngst an Euch gewandt hat. Aber gemeinsame Gefahr fordert gemeinsamen Entschluß, gemeinsame That. Nicht wie in den vergangenen Jahrhunderten von dem Reiche des „Halbmondes“, von dem nordischen Czarenreiche steigt jetzt das Gewitter empor. Schon sammeln sich über Euren Häuptern die Wolken, sie sammeln sich in allen Ländern Eures Kö- nigs. Eine slavische Fluth droht Magyaren und Deutsche zu überschwemmen. Diese Fluth zu dämmen ist Eure Pflicht, es ist die unsere. Arglistig sind seit langen Jahren die Fäden des Netzes gesponnen. Weite Länder- gebiete bis in Europas Herz hinein will es bestricken. Zerreißet es! Freiheit und edle Sitte will es tyrannisch umschnüren, die Gewissen als Beute der Machtherrschaft ein- sargen. Zerreißet das Netz! Uns aber lässt Brüder sein! Behandelt die Deutschen unter Euch und in Siebenbürgen als Brüder! Seid ihrem uralten deutschen Wesen gerecht; sie wollen deutsch bleiben. Bedränget sie nicht, öffnet nicht ein Thor zum Nothbunde zwischen Deutschen und Slaven! Er ist ihnen, Euch und uns verderblich. Leipzig, den 25. Mai 1848. Im Namen und Auftrag des Vereines zur Wahrung der deutschen Sache im Osten. Dr. Gustav Kühne. Im Namen und Auftrag des des Deutschen Vereines zu Leipzig. Dr. Jul. Ludwig Klee.

Aus: Archiv, Nr. 198.

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33. Eingabe der deutschen und walachischen Einwohner der Stadt Weißkir- chen an Kaiser Ferdinand, Weisskirchen, 11. Juni 1848.

Eure k.k. Majestät! In grösster Noth und Bedrängnis wendet sich die getreue deutsche und wallachische Bevölkerung der Militär-Communität Weisskirchens im Banat unmittelbar an das vä- terliche Herz E. M. flehend, dass es allerhöchst Ihnen Huldereichst gefallen möge ih- ren ehrfurchtsvollen Bitten gnädiges Gehör zu schenken. Infolge der neuesten Ereignisse nämlich ist die Communität Weisskirchen in einen aussergewöhnlichen bedenklichen Zustand versetzt. Während man einerseits von den vorgesetzten Behörden den Willen E. Majestät vernahm, dass das Militär-Grenz- Gebiet, fernerhin allerhöchst Ihrem ungarischen Ministerium unterstehen solle, wäh- rend die Militär-Communität Weisskirchen dieser allerhöchsten Anordnung, infolge Ihres Pflichtgefühls und der ununterbrochenen Treue gegen ihren Monarchen sich un- terwarf, sieht man zugleich im gesammten Grenz-Gebiethe, dem illyr- und deutsch- banater Regimentsbezirke, namentlich an unseren Mitbrüdern Slavischer Abkunft, gegen dieselbe Anordnung E. Majestät einen Aufstand organisiren, in dessen offen ausgesprochenen Absicht es liegt, nicht allein die Authorität Höchst Ihres ungarischen Ministeriums nicht anzuerkennen und dieselbe mit Waffengewalt zu vertreiben, son- dern auch das gesammte Banat für eine sogenannte serbische Wojwodschaft in Besitz zu nehmen. Eure k.k. Majestät! Bis auf die neueste Zeit war man gewohnt Allerhöchst Ihre durch die vorgesetzten Behörden verkündeten Befehle und Gesetze ohne Widerspruch vollziehen zu sehen; die Bevölkerung dieser Gegenden wetteiferte in Beweisen für ih- re Treue und Anhänglichkeit an den Monarchen, und die Behörden selbst verkündeten und vollzogen einstimmig, einmüthig ad conforme die durch Sr. Majestät erlassenen Gesetze. Alles diese hat sich seit kurzem durchaus geändert, und die alte Ordnung und Sicherheit der Dinge besteht nicht mehr. Eine beispiellose Aufregung hat sich der Massen bemächtiget, und diese Aufregung wird ungehindert unter den Augen dersel- ben Behörde, welche bis zu diesem Augenblicke, jede freie politische Bewegung gänzlich zu unterdrücken verstanden, gepflegt, hervorgerufen und ausgebildet. Was an diesem Orte recht und gesetzmässig ist, erscheint am Anderen als Verrath an der guten Sache, und was immerhin thun mag, so widerstreitet man zu gleicher Zeit den Gesetzen E. Majestät, während man sie erfüllt. Dieser zweifelhafte Zustand der Dinge kann auf die Dauer, ohne in gänzliche Anarchie überzugehen, nicht mehr bestehen und dem faktisch ruchlosen Zustande muss ein schleuniges Ende gemacht werden. Euer k.k. Majestät! Es bedarf nur eines einzigen kaiserlichen Wortes, und die Un- gewissheit, welche der Quell aller Wirnisse ist, hat aufgehört. Diejenigen, welche den Aufstand leiten und organisiren, berufen sich dabei ebenso auf den Willen E. Majes- tät, wie diejenigen, welche die Autorität allerhöchst Ihres ungarischen Ministeriums anerkennen. Eurer Majestät heiliger Name muss also von einer Seite missbraucht werden, denn nur auf eine Art kann dem wahren Willen E. Majestät Genüge gesche- hen. Welches nun der wahre freie Wille E. Majestät sei: ob wir uns allerhöchst Ihrem

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ungarischen Ministerium unterwerfen, oder die Authorität desselben bestreiten sol- len? In der Beantwortung dieser Fragen liegt die Entscheidung für unser Verhalten, die gesetzmässige Basis unserer politischen Existenz. Aber in dem wir über diesen Gegenstand berathen, erthönt unsere Umgebung schon von Waffenschall, Messer und Sensen werden geschliffen und tausende unserer Brüder stehen bereit, ihre Hände im Bruderblut zu baden, und die Streitfrage mit Gewalt zu lösen. Die Entscheidung drängt, und schon die nächsten Tage können die üppigen Ebenen des Banates in ein grauenvolles Schlachtfeld des Bürgerkrieges und des Brudermordes verwandeln. Un- ter solchen Verhältnissen bleibt den getreuen deutschen und wallachischen Einwoh- nern von Weisskirchen nur die entsetzliche Alternative, entweder das Messer gegen einen Theil ihrer Mitbürger und gegen ihre Brüder auf dem Lande zu zücken, oder aber sich der Insurrektion unter der Gefahr, einen Landesverrath zu begehen, anzu- schliessen. E. k.k. Majestät, die getreuen Einwohner Weisskirchens beben vor einem Beschlusse zurück, dessen Resultat jedenfalls blutig und grauenvoll ist, und sie wol- len bis zu dem letzten Augenblicke den Weg des Gesetzes und der Ordnung nicht ver- lassen. Darum haben sie heute, in einer allgemeinen Versammlung den Entschluss ge- fasst, ungesäumt aus ihrer Mitte einige Männer des allgemeinen Vertrauens auszu- senden, welche unmittelbar zu E. k. k. Majestät eilen, und allerhöchst Ihnen und Ihren Räthen unser tiefstes Bedrängnis vorzutragen, und in so grosser Noth um den schleu- nigsten Schutz; um die Offenbarung des Landesväterlichen Willens unterthänigst fle- hen sollen. E. Majestät! haben erst ausgesprochen und durch die That bewiesen, dass Sie das Glück aller Ihrer Völker in ihrem Herzen tragen, dass unter Ihrer Hand die Palme des Friedens geblüht hat; und dass Ihre reine Seele vor vergossenem Bürgerbluthe zu- rückschaudert; darum möge E. Majestät mit allerhöchst Ihrem ganzen Ansehen, in so dringenden Zeiten der Noth, zu denjenigen Ihrer Kinder sprechen, welche allein aus Unkenntnis Ihres Willens und fanatisirt im Begriffe stehen, einander zu morden, und diesen Garten Ungarns in eine Einöde zu verwandeln, und in demselben Augenblicke, wo E. Majestät offen väterlich und unmittelbar zu derjenigen Ihrer Völker sprechen werden, welche obwohl mit den Waffen in der Hand, dennoch nie aufgehört haben, E. k. k. Majestät und Ihre Dynastie, mit ungetheiltem getreuen Herzen zu lieben, in demselben Augenblicke, wird auch mit dem geschwundenen Zweifel das Thor für die Rückkehr des Friedens und der Eintracht wieder geöffnet sein. Geruhen E. k. k. Majestät hiezu die Versicherung anzunehmen, dass die gesammte Einwohnerschaft Weisskirchens ihr höchstes Glück, in ihrer Treue und Liebe zu E. k. k. Majestät findet, und dass sie mit ungetheiltem Vertrauen an Ihrem Vaterherzen Schutz sucht und Hilfe hofft. Die E. k. k. Majestät ehrfurchtsvollen und getreuen Weisskirchner, deutscher und walachischer Gemeinde.

Aus: THIM, Bd. 2, S. 390-392.

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34. Die östreichisch-slavische und die östreichisch-ungarische Frage beleuchtet von Dr. Eisenmann. Ein Separatabdruck aus dem von Eisenmann in Würz- burg herausgegebenen Teutschen Volksblatt. Anhang: Brief des Bürgers Joh. Hoffmann aus Fünfkirchen an Dr. Eisenmann, 2. September 1848

An Dr. Eisenmann! Aus öffentlichen Blättern entnehmen alle Ungarn mit Freude die Sympathie, die Sie für Ungarn auf dem teutschen Reichstag äußerten. Die ganze hiesige Bürgerschaft vo- tiert Ihnen den tiefsten Dank für Ihre redliche Gesinnung, um so mehr, da bey dem Bürgerkrieg, der in den Comitaten Bács, Torental [sic!], Temes und Csongrad durch die Croaten, Slaven und Servianer gegen die Ungarn und Teutschen wüthet, meistens Teutsche es sind, die gemordet werden. Es wäre nie so weit gekommen, wenn nicht der Ban von Croatien von österreichischer Seite unterstützt worden wäre. Tausendfa- cher Fluch soll diejenigen treffen, die diesen Bürgerkrieg ohne Ursache heraufbe- schworen und tausende von Familien ins größte Elend gestürzt haben. Die Raizen in Unterungarn überfallen im Verein mit den Grenzern und Servianern die Ungarn und Teutschen, berauben sie und steken ihre Häuser und ganze Ortschaften in Brand; wer ihnen entgegentritt wird gemordet, selbst Weiber und Kinder werden von ihnen ge- mordet und verstümmelt. Ich selbst kämpfte als Freywilliger zwey Monate gegen die- se Kanibalenhorden; die Grausamkeiten, die ich mit eigenen Augen gesehen, grenzen an das Unglaubliche, und das Herz mögte mir zerspringen, wenn ich daran denke. Diese Rebellen besitzen circa 100 Kanonen; ich frage, von wem erhielten sie diesel- ben? Es läßt sich aber leicht errathen. Den 19. August wurde Weißkirchen von beyläufig 4 000 Raitzen, Servianern und Grenzern mit 6 Kanonen überfallen; die Stadt war nur von einem Bataillon National- garde mit 3 kleinen Kanonen besetzt; da es regnete und wir schon zwey Monate im- mer im strengsten Dienste waren, so schliefen unsere Vorposten (!) [im Original] und wurde früh 4 Uhr überfallen; die Stadt hat 8 000 Einwohner, zwey Drittel Teutsche und ein Drittheil Raitzen; wir hatten uns verbarrikadiert; die Stadt wurde von zwey Seiten beschossen und gestürmt. Die Raitzen wollten sich mit unseren raitzischen Einwohnern vereinigen, was ihnen auch gelang, da unsere Raitzen die Barrikaden öffneten, und sie sonach eindringen konnten. Es begann ein fürchterliches Gemetzel, aus den serbischen Häusern wurde auf die teutsche und ungarische Nationalgarde ge- schossen; die Häuser der Teutschen wurden in Brand gesteckt und geplündert, Kinder und Frauen gemordet, junge Männer an die Gassenthore mit den Händen angenagelt, auf Strohsäcke gebunden, die dann angezündet wurden; einem alten Weibe wurde das Bett unter dem Leibe angezündet. Die Verzweiflung ging auf’s höchste; bis Mittag waren 60 Häuser in Brand; die meisten Einwohner flüchteten sich in die katholische Kirche, aber da wir sahen, daß ungarisches Militär zum Schuz herbey eilte, machten wir in unserer Verzweiflung einen Ausfall und es gelang uns diese Kanibalenheerde, die vorgab, im Namen des Kaisers von Österreich zu kämpfen zurük zu schlagen. Aber welch gräßliche Szenen boten sich unseren Augen dar! Gemordete in den meis- ten Häusern, Jungfrauen lagen geschändet und gemordert auf dem Boden; Verbrannte

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und Verstümmelte fanden wir in sehr vielen Häusern; die meisten Häuser geplündert; hundert Familien sind an den Bettelstab gebracht! Wie lange wird Teutschland diesen an Teutschen verübten Gräueln zusehen und das ungarische Ministerium in allem durch das österreichische Ministerium zu lähmen suchen? Die Ungarn und die Teut- schen in Ungarn haben sich vereint und werden ihre Constitution nicht so leicht auf- geben. Die Bevölkerung Croatiens ist zu zwey Drittheil für Ungarn gestimmt, jedoch durch die österreichischen Massregeln des Ban Jellachich in Schach gehalten. Un- längst hatte ein Schustermeister sich in Gesellschaft für Ungarn geäußert; auf dies wurde er standrechtlich hingerichtet. Der Bauer und Bürger hat für Ungarn Sympa- thie, nur einige hundert Ultra-Illyrer fanatisieren und unterdrücken den ruhig gesinn- ten Bürger. – Ungarn nützt sich in dieser kritischen Lage sehr ab, indem das ungari- sche Militär fast alles in Ungarn ist; und laut Befehl des österreichischen Ministeri- ums wurde alles nicht zur ungarischen Krone gehörige Militär aus Ungarn gezogen, so daß Ungarn sich ganz selbst überlassen ist. Man will Ungarn durch einen Bürger- krieg zu Grunde richten, jedoch der teutsche Bund wird ja dieses nicht zulassen, da die Ungarn für die Teutschen die meiste Sympathie hegen. Mit aller Hochachtung Fünfkirchen 2. Septbr. 1848 Joh. Hoffmann im Namen vieler Bürger

Aus: Flugblättter, S. 122-123.

Anm: Eisenmann, Johann Gottfried (1795-1867) Arzt und Publizist; 1848 Mitglied des Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung (Zentrum, später linker Flügel). 1848 Mitglied des Vorparlaments und des Fünfzigerausschusses, vom 18. Mai 1848 bis zum 30. Mai 1849 Abgeordneter für Würzburg in der Frankfurter National- versammlung.

35. „Ein freies und redliches Wort an das I. ungrische Ministerium“. Press- burger Zeitung vom 7. September 1848 [Auszug]

Vor allem aber beschwören wir euch, setzet den Begriff des Vaterlandes fest, in scharfer und klarer Rede. Saget uns, was und woran wir denken dürfen, wenn von dem Lande: Ungarn die Rede ist. Was sollen wir unter diesem Namen verstehen? Ein Land, in welchem die Prädominanz des magyarischen Stammes zu gelten habe, oder ein Land, in welchem Magyaren, Slawen und Deutsche in gleicher Berechtigung auf nationales Dasein frei und glücklich leben können? Von der Beantwortung dieser Frage hängt wohl die Rettung oder der Untergang des unabhängigen und selbständi- gen Ungarns ab. Gilt es das territoriale Ungarn, dann stehen wir alle wie Einer da; gilt es aber dem magyarischen Begriff des Vaterlandes allein, d.h. ist Ungarn aequal star- res Magyarenthum, dann gibt es unter Slaven und Deutschen keinen straffen bewaff-

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neten Arm für solch magern, despotischen Begriff, sondern nur Thränen für diese monströse Verblendung. Wir sagen nicht, dass das Magyarische nicht die Sprache des Reichstags und des diplomatischen Verkehrs bleibe, wie es solche ist, aber wir ver- langen darum doch, dass kein Stamm, der in diesem schönen Land haust, genöthigt werde, sich selbst aufzugeben, zu verkümmern und zu sterben. – Wird er durch einen natürlichen Prozeß vergehen, dann mag es sein; Jedermann wird sich in das Unver- meidliche fügen. Aber die Gewalt, das nationale Selbstgefühl, das heiligste Gut des Menschen, seine Sprache zu unterdrücken, und ihm nichts, als eine schmachvolle Er- innerung an seinen Ursprung zurücklassen, eine solche Gewalt wird und muß mindes- tens auf passiven Widerstand stoßen und in dem Gemüthe den Entschluß hervorbrin- gen, das eigene Nationalbewusstsein um keinen Preis einer fremden Nationalität zum Opfer zu bringen. […] Noch ist es Zeit, noch ist Rettung möglich, noch ist die Verei- nigung der Magyaren, Slaven und Deutschen zur Einheit der ungarischen Nation möglich; doch nur dann und in der Art, wenn ihr dem Volke sagt, was sein Vaterland ist. Gott erfülle Euch mit Weisheit und Energie.“

Aus: SCHRIEFER, S. 154.

36. Die Schwabenpetition des Pfarrers Josef Novak von Bogarosch an den Kaiser Franz Joseph I. vom 2. Oktober 1849

„Euer Majestät! Allergnädigster Kaiser und Herr! Das höchst segenreiche und völkerbeglückende Wirken Ihro K.K. Majestät der un- sterblichen Kaisern Maria Theresia glorreichen Andenkens hat vor beinahe einem Jahrhunderte das Temesvarer Banat und die angrenzenden Bacser und Arader Ge- spanschaften aus verschiedenen Gegenden des deutschen Reiches Ansiedler berufen, und diesselben in ihren neuen Wohnorten mit wahrhaft kaiserlicher Freigebigkeit ver- sorgt, um deutschen Fleiß und Tätigkeit in das dazumalen verödete, größtenteils durch Sümpfe und Ueberschwemmungen höchst ungesunde und beinahe ganz entvöl- kerte Banat zu verpflanzen. Der herrlichste Erfolg krönte das zum Heile der Völker begonnene Unternehmen, deutsche Arbeitslust, mit Ausdauer gepaart, hatte bald selbst die unüberwindlich scheinende Schwierigkeit und Cultur-Hindernisse beseitigt, hier Kanäle gegraben, um den Sümpfen ihre Seuchen und Fieber erzeugenden faulen Gewässer zu entführen, dort Dämme aufgeworfen, um neuen Ueberschwemmungen vorzubeugen, öden Wüsten in lachende Landschaften, und trocken gelegte Sümpfe in üppige Fruchtfelder umgeschaffen. Zwar erlagen Tausende unserer Väter in dem Kampfe mit den verpestete Düfte aushauchenden Sümpfen, denen sie ihr zugemesse- nes Stückchen Land mit Aufopferung der Gesundheit, und oft selbst des Lebens ab- gewinnen mussten, doch war die einst empfangene kaiserliche Huld und Gnade jeder- zeit der Muth einflößende Stern, dessen Anblick zu neuer Thätigkeit entflammte, bis selbst der Einfluß des feindlich gesinnten Klimas überwunden, der Ackerbau zu einer nicht gewöhnlichen Vollkommenheit sich emporschwang – Banat zur Kornkammer

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des Landes, zur Perle des ungarischen Reiches, und zu einem der gesegnetesten Land- striche der österreichischen Monarchie geworden. Daß bei so bewirkten Fortschritten materiellen Wohlstandes, die deutschen Be- wohner des Banats auch in ihrer geistigen Bildung neben anderen Nationen nicht zu- rückblieben, beweisen ihre besser eingerichteten, und reichlicher dotirten Schulen, ferner, dass die Steuern im Lande nirgends pünktlicher entrichtet, die öffentlichen Lasten nirgends williger getragen, dagegen gröbere Verbrechen nirgends seltener vorkommen, als in den deutschen Gemeinden Banats. Diese in tiefster Unterthänig- keit erwähnte Thatsachen, welche kein Verdienst, sondern bloß das Ergebnis treuer Erfüllung aufhabender Unterthanspflichten sind, können uns nie verleiten vor anderen uns umwohnenden Völkerstämmen einen Vorzug beanspruchen zu dürfen, wohl aber verpflichten sie uns, jede andere Nationalität zu achten und zu ehren; nur den kleinen Ruhm, dass die auf die Ansiedlung unserer Väter von Seite des k.k. Aerars verwende- ten Kosten nicht nutzlos verausgabt waren, und dass wir wirklich nicht ganz unnütze Glieder in der großen Völkerkette der österreichischen Monarchie sind, wagen wir mit demuthsvoller Unterthänigkeit zu beanspruchen. In Frieden und bester Eintracht mit allen Völkerstämmen, durchlebten wir unbe- kümmert um Weltereignisse und Regierungsformen, mit unserer Lage völlig zufrie- den beinahe ein Seculum, – Arbeit war unser Element, das Stückchen Feld das wir bebauten unsere Welt, das einzige Ziel nach welchem wir gemeinschaftlich strebten, war: Fleißige Bauern und treugehorsame Unterthanen zu sein. – So kam das verhäng- nisvolle Jahr 1848, wo der laute Ruf nach Gleichberechtigung aller Nationalitäten auch uns aus dem Schlummer politischer Unthätigkeit erweckte, und uns nun erst wahrnehmen ließ, dass es für uns, als Stammverwandte der großen deutschen Nation sehr drückend und betrübend sei, sehen zu müssen, wie der deutsche Volksstamm, welcher im ganzen Ungarlande zerstreut Millionen – hier aber in dieser Gegen an eng beisammen Wohnenden dritthalbhunderttausend Köpfe zählet, nicht mit den übrigen als gleichberechtigte Nation sondern bloß als eine schutzlose Waise im Hause einer anderen Nationalitäts Fraktion betrachtet werde. Anfangs glaubten wir den Drang nach Gleichberechtigung mit den übrigen Nationen und Mitbewohnern unseres Vater- landes in unserer Brust verbergen zu müssen, denn wir konnten, nicht durften wir die unheilvollen Wirren jener Zeit noch vermehren – später aber gewährte uns die, von Euer Majestät aller getreuen Unterthanen, der einigen, großen und untheilbaren Oes- terreichischen Monarchie, allergnädigst verliehene Reichsverfassung weit mehr Rech- te, als wir bei dem kühnsten Fluge unserer Hoffnungen wünschen konnten – und erst als die ruhmgekrönten Truppen Euer Majestät die lodernde Fackel des unheilvollsten Bürgerkrieges auslöschten, und wir unter den schützenden Fittichen des Friedensen- gels uns zu erholen, der verlangten Gnaden und Rechte zu erfreuen begannen, als die heißesten Dankgefühle zum Throne Euer geheiligten Majestät als unseren allergnä- digsten Retter, und Beglücker aus der Tiefe aller Herzen emporstiegen, da wurde uns bekannt, dass die in Ungarn (Banate) wohnenden Serben, noch immer die Errichtung einer eigenen Woiwodschaft – worin Geschäftssprache, Religion und alle bürgerli- chen Einrichtungen den Typus ihrer Nationalität tragen sollen, eifrigst wünschen, und alles aufbieten, um diesen ihren Wunsch verwirklicht zu sehen. Wenig würde uns sol-

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ches Begehren kümmern, wenn nicht eben wir, die Torontaler, Bacser und ein Theil der im Temescher Comitat wohnenden Deutschen einen integrierenden Theil dieser Woiwodschaft ausmachen sollten. Kaum befreit von dem Drucke einer anderen Nati- onalität, kaum die Süßigkeit kostend, unsere Muttersprache auch in öffentlichen Ge- schäften gebrauchen zu dürfen, sollen wir, der zahlreichere, in Sprache und Abstam- mung dem Erlauchten Kaiserhause verwandte Stamm, den minder zahlreicheren, als Anhängsel zugegeben werden? – Dieses ist es, Euer Majestät! was uns betrübt, und was uns bewog dieses unterthänigstes Bittgesuch Euer geheiligten Majestät kniefällig zu unterbreiten. Wir wünschen nichts sehnlicher, als unter dem unmittelbaren Schutz Euer Majestät, Glieder der großen österreichischen Monarchie zu sein; doch sollte es Euer Majestät gefallen, den Serben zur Wahrung ihrer Nationalität einen Capitain, den Slovenen (Slowaken) Oberungarns ein eigenes Oberhaupt zu geben; so wagen auch wir demüthigst Gefertigte im Namen Aller deutschen Gemeinden kniefällig zu bitten: Allerhöchstdieselben möge auch uns, etwa unter dem Namen eines deutschen Grafen, nach dem Vorbilde des Sachsen-Grafes in Siebenbürgen, ein unmittelbares Oberhaupt einzusetzen geruhen. Nicht der Wunsch nach nationaler Selbständigkeit, nicht separatistische Tendenzen sind es, die uns diese unsere unterthänigste Bitte ab- drangen. Nochmals wiederholen wir es: wir wollen Unterthanen eines großen Staates sein, in dem es nicht Ungarn, nicht Böhmen, nicht Polen oder Serben, in dem es nur glückliche, auf ihre allgemeine Nationalität stolze Oesterreicher gäbe, und nur in dem Falle, als die Nationalität jedes einzelnen Volks-Stammes konsolidiert würdem bitten wir um Allergnädigste Berücksichtigung auch der Unsrigen. Auch wir mögen uns dann des Glückes erfreuen, ein unmittelbares Oberhaupt zu haben, unter dessen Schutz unsere Angelegenheiten, Gerichtspflege und öffentliche Verwaltung in deut- scher Sprache und nach deutscher Sitte behandelt, gepflogen und geleitet werde. Die wir in tiefster Demuth ersterben Euer geheiligten Majestät allerunterthänigst, treugehorsame Unterthanen Mathias Walter, Richter, Matthias Ballauer, Geschworener, Johann Resner, Geschwo- rener, aus Gyertyamos. Paul Michel, Richter, Johann Spiller, Geschworener aus Groß-Jecsa. Mathias Hauslatner, Markt-Richter, Karl Petri, Bürger-Meister, Peter Heintz, Geschworener, aus Hatzfeld. Nikolaus Neurohr, Richter, Anton Taugner, Ge- schworener, aus Grabacz. Martin Mayer, Richter, Johann Ring, Geschworener, aus Lovrin. Peter Laut, Richter, Adam Engrich, Geschworener, aus Billed. Johann Kluch, Richter, Nikolaus Eberhard, Geschworener, aus Nakofalva. Joseph Mayer, Richter, Johann Ehardt, Geschworener, Johann Burjan, Geschworener, aus Klein-Jecsa. Adam Anton, Markt-Richter, Georg Mehrle, Geschworener, Johann Mühlberger, Geschwo- rener, aus Csatad. Peter Schütz, Richter, Joseph Volk, Geschworener, Joseph Mangol, Geschworener, aus Bogaros. Johann Lago, Richter, Georg Weiß, Geschworener, aus Gottlob. Peter Thierjung, Richter, Johann Laub, Geschworener, aus Sandorhaza. Peter Schneider, Richter, Franz Herman, Geschworener, aus Ostern. Bogaros, am 2ten Oktober 1849.

Aus: PETRI, Novak, S. 36-41.

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X Quellen- und Literaturverzeichnis

1 Quellen

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502 XI Register

1 Toponymenregister (Mit * gekennzeichnete Toponyme sind in der Ortsnamenkonkordanz aufgelistet)

Aachen 11, 303 Arad 211, 219, 290, 304, 330 Abaliget 160 Arad, Komitat 90, 276 Abaúj, Komitat 25, 49 Árpád (heute Nagyárpád, Stadtteil von Ácsteszér 159 Pécs) 160 Adony 159 Árva, Komitat 276, 325 Adria 28, 73 Aszód 133 Adrianopel* 70, 75, 82 Aszófő 163 Agostyán (heute Ortsteil von Tata) 156, Áta 161 160 Athen 75 Agram* 17, 33, 39, 208, 317, 341 Augsburg 9, 44, 47, 51 f., 111, 121, Agram, Bezirk 211 352, 356 Agram, Komitat 213 Azov 76, 78 Ajkarendek (heute Ajka) 159 Aka 159 Baar, Landgrafschaft 128, 360, 362 Akkerman* 17 Babarc 112, 161, 168 Alaginci* (heute Stadtteil von Požega*) Babócsa 88, 110, 162 339 Bács-Bodrog, Komitat 164, 276, 319 Aldebrő 163 Bácsbokod 164 Alföld 102, 165 Bácsborsód 164 Almáskamarás 163 Baden 124 Alsógalla (heute Ortsteil von Tata- Bag 158 bánya) 156, 160 Baj 156, 160 Alsomisle (Alsómislye)* 211 Baja 164, 191 f., 212, 321 (siehe auch Alt, Fluss 22, 79 Deutschbaja) Alt-Ofen* 211 Bajcsa (heute Ortsteil von Nagykanizsa) Amselfeld 76, 89, 92 163 Antonsdorf* 339 Bajmok* 192 Apáca (seit 1908 Csanádapáca) 330 Bakony (heute Bakonyság) 159 Apar (heute ) 133, 136, 161 Bakony-Gebirge, Bakony-Wald 157 Apáti (heute Bátaapáti) 161 Bakonygyirót 159 Apatin 127, 192-194 Bakonyhidegkút (heute Hidegkút) 159 Apfeldorf* 203 Bakonyjákó 159

503 Bakonykoppány 159 Bát(t)a, ehemalige Benediktinerabtei Bakonykúti 159 111, 162 Bakonynána 159 Bátaapáti 226, 228 Bakonyoszlop 159 Bátaszék 162 Bakonypéterd 159 Batschka* X, XII, 91, 99 f., 102, 110, Bakonyszentiván 159 115, 117, 122, 124, 127, 164, 169, Bakonyszombathely 159 174, 183, 191, 194 f., 197, 203, 206, Bakta (heute Egerbakta) 163 208, 209, 211-213, 216, 221, 274, Balinka 159 289, 305-307, 319, 327, 337 f., Balkan 89, 92, 323 340 f., 358 Balkanhalbinsel 72 Battonya 332 Baltikum 3, 23 Bayern XIV, 18, 26, 75, 110, 121, Bamberg 10, 26, 47 f., 125, 163 f., 328 324 f., 331 f. Bán (ab 1904 Baranyabán)* 160 Békés 90 Banat X, XII, 6 f., 57, 79, 82, 86, 90, Békés, Komitat 90 f., 133, 153, 157, 100, 102, 114 f., 117, 121-125, 127, 163, 273, 276, 325 132, 154, 156, 169, 174, 178, 183, Békéscsaba 133, 332, 371 f. (siehe 185 f., 188, 189, 191, 193, 195-200, auch Csaba) 202-212, 214, 216-219, 225, 227, Belac (heute Ortsteil von Kakasd) 162 255, 286, 289, 301 f., 305-308, 319, Bélakút*, Zisterzienserabtei 33 327, 338, 340 f., 358, 365, 381, 385 Belényes* 314 Bánd 159 Belgrad* 71 f., 76-79, 87, 93, 110, 127, Bánhegyes (heute Magyarbánhegyes) 188, 288, 320 330 Bellye* 112, 134, 157, 160, 168 Bánhida-Dombegyház(a) (heute Bereg, Komitat 163 Kisdombegyház) 332 Beregsass, Beregsaß* 164 Bánkút (heute Ortsteil von Medgyes- Beremend 100 egyháza) 332 Berencsér (Berencze, Kővárberence) Bár 161 160 Baranya, Komitat 16, 81, 84, 87 f., Berény 144 (siehe auch Diósberény) 90 f., 94 f., 97 f., 98, 100, 111 f., Berkenye 163 114, 144 f., 148, 150, 155, 157, 160, Berkesd 161 164, 166, 168, 183, 194, 217, 220, Beschka* 339 228, 230, 232, 234, 237, 274, 277, Betsche* 194 319, 334, 336, 338, 340 f., 353 Betschkerek 321 (siehe auch Baranyavár* 112, 160 Großbetschkerek*) Barátúr (heute Ortsteil von Magyar- Betschmen* 339 hertelend) 160 Bezdan* 211 Bardhaus* 164 Bezedek 161 Barnag 159 Biberach 125, 161, 164, 225, 352 f. Bartfeld* 33, 42, 47, 60, 65 Bihar, Komitat 16, 90, 276 Basarág(a), Kameralgut 330, 332 Bikács 162, 226, 228 Basel 61 Bikal 95, 161, 233 f. Billed* 201 f., 206, 387

504 Birkendorf* 164 Budakeszi 110, 158 Birthälm* 24 Budaörs 100, 158 Bistritz* 17, 22, 24, 35 Budapest 86, 95, 100, 285, 320 Bize (heute Ortsteil von ) 162 Bukin* 192 Blasendorf* 288 Bukowina 117, 182, 309, 312 Bochingen (heute Stadtteil von Bulkes* 212 Oberndorf am Neckar) 129 Burgenland 14, 15, 52, 151, 153, 162, Bocskó* 211 226, 242 Boda 161 Burzenland* 23, 61 Bodajk 159 Bodolya (heute Bodolyabér) 160 Clairvaux, Zisterzienserabtei 33 Bodony 163 Csaba (heute Békéscsaba) 332, 371 f. Bodzás (heute Medgyesbodzás) 330 Csákvár 159 Böhmen 2 f., 14, 28, 31-33, 36, 49, 60, Csanád 14, 90, 194 67, 106, 110 f., 116, 170, 187, 194, Csanád, Bistum 14, 111, 187, 286, 308, 309, 312, 316, 366, 387 Csanád, Komitat 90 f., 273 Böhmerwald 164 Csanak (heute Rábacsanak) 160 Bösing* 13 Császártöltés 158 Bőszénfa 162 Csávoly 164 Bogarosch* 201, 289, 305 f., 320, 385 Csebény 161 Bogojevo* 194 Csepel 90 Bokschan* 189 Csehi 163 Boldogasszonyfa 162 Csibrák 161 Boleraz* 211 Csicsó (Balatoncsicsó) 163, Bóly 98, 100, 104, 119, 134 f., 137, Csicsó*, Wallfahrtsort, Komitat Tolna 139-141, 144-146, 148-151, 157, 230 160, 166-168, 361 Csikóstőttős 161, 233 Bonyhád 144, 161, 226 Csobánka 100, 158 Boroszló* 211 Csömör 158 Borsod, Komitat 16, 325 Csókakő 108 Borzavár 159 Csorna 160 Bosnien 16, 89, 91, 93 Csót 159 Bozsok 146, 161 C(z)ikó 161, 226 Brandenburg, Mark 123, 199 Csurgó 227 Braz 11 Breisgau 123, 158 Dág 157 Brestowatz* 203, 211 Dalmand 162 Bries* 314 Dalmatien 284, 309 Broos* 22, 24 f. Dályok* 160 Brügge 28, 74 Danzig* 28 Buda 17, 35, 87, 90, 93, 96 (siehe auch Darda* 112, 160 (siehe auch Dárda Ofen) und Lanzenau) Budajenő 158 Dárda* 145, 160 Budakalász 158 Debeljača* 212

505 Debrecen 81, 88, 299, 317 Drau, Fluss 56, 71-73, 76, 81, 84, 86, Dernye* 110 147, 151, 153, 285, 287, 338, 340 f. Deutschbaja* 212 (siehe auch Baja) Drávafok 163 Deutsch-Bresnitz* 339 Drávaszentistván* 160 Deutschendorf* 256 (siehe auch Drávaszentmárton (heute Poprád) Felsőszentmárton) 160 Deutschkreuz 63 Dumiratos (heute Dombiratos) 330 Deutsch Kutschowa* 164 Dunabogdány 158 Deutschland XIV, 2 f., 9, 12, 22, 26, Dunaföldvár 127, 162 33, 46, 52, 61, 64, 67, 72, 100, 117- Dunaharaszti 158 121, 123-125, 127-130, 138 f., Dunajec, Fluss 28 168 f., 193, 210, 215 f., 221, 227 f., Dunakömlőd (heute Ortsteil von Paks) 246, 255, 262, 267, 269, 290, 294, 162 322-324, 326, 328 f., 369, 376, 380 Dunaszentmiklós 156, 160 Deutsch-Mihaljevci* 339 Dúzs 161 Deutsch-Mokra* 168 Deutschpalanka* 211 Ecseny 162, 228 Deutsch-Proben* 27, 31 Edde 228 Devecser 145, 160, 166 f. Égenfölde (heute Sármellék) 163 Dilln* 40, 42 Eger*, Stadt und Bistum 16, 73, 88, Diósberény 161, 229 (siehe auch 163, 224 (siehe auch Erlau) Berény) Egres*, Zisterzienserabtei 33 Diószeg* 211 Egyházaskozár 86, 234 (siehe auch Djakowar* 339 Kozár, Ráckozár) Doboka (heute Görcsönydoboka) 161 Eisenburg* 74 Döbrente 159 Eisenstadt* 233 Döbrököz 94, 98, 234 Eisernes Tor 73, 78 f. Dobschau* 49 Elbe 3 Dognatschka* 189, 190 Elek 163 Dohnst 26 Ellend 161 Dombóvár 95, 98, 151, 162, 228, 234 f. Elsass 74, 122, 162, 258 Donau 6, 15, 23, 28, 35, 41 f., 43, 45, Engelsbrunn* 200 52, 71-73, 77-79, 81, 84, 86, 91 f., England 2, 121, 204 f., 266 96, 98, 100 f., 112, 115, 120 f., 126- Ercsi 159 128, 147, 151, 156, 158, 161, 165, Erlau* 16, 73, 91, 163 (siehe auch 187, 189, 191-194, 203, 228, 251, Eger) 322, 328 f., 338, 340 f., 351, 357, Esseg* 17, 71 f., 75 f., 81 f., 88, 96, 365, 370 110, 339, 341 Donauwörth 126, 352, 358 Esztergály (heute Esztergályhorváti) Donnersmark(t)* 29 163 Döröcske (heute Somogydöröcske) Esztergár (heute Nagyesztergár) 159 162, 228, 234 Esztergom* 16, 22 (siehe auch Gran) Dorog 157 Esztergom, Komitat 157 Draas* 22

506 Fadd 162 Gálosfa 162 Fehér, Komitat 90 Gánt 159 Fejér, Komitat 94, 157, 159 Gara 164, 192 Feked 161 Gárdony 110 Feldebrő 163 Garmisch 122 Felsőgalla (heute Ortsteil von Gašinci* 341 Tatabánya) 156, 160 Gent 74 Felsőnána 132, 161, 226, 233, 235 Genua 45 Felsőszentiván 164 Georgenberg* 29 Fenyőfő 159 Gerényes 161, 233 Ferdinandsdorf* 212 Geresd (heute ) 160 Filipovo* 193 Gesztes (seit 1917 Várgesztes) 111 Fiume* 284 Gödöllő 158 Flandern 17, 38, 46 Göllnitz* 17, 26 f., 32, 43, 49 f. Florenz 45 Gömör, Komitat 25, 49, 276, 278 Földvár (heute Dunaföldvár) 157, 330 Görcsöny 161 Fok(dráva) (heute Drávafok) 163 Göttingen 256, 297 Franken 18, 47, 75, 110, 121, 339 Gollin 304 Frankfurt am Main 124, 199, 212, 290, Gordisa 161 294, 331, 384 Goric(z)a (heute Bükkösd) 161 Frankreich 1 f., 9, 33, 46, 49, 54, 58, Gottlob* 201, 387 68, 74, 92, 101, 118, 121, 123, 204, Gottschee* 17 239, 258, 266, 279, 298 Gowisch 167 (siehe auch Kövesd und Franzfeld* 212 Villánykövesd) Frauenbach* (auch Frauenseiffen*) 17, Grabatz* 201 50 Grábóc 90, 162, 234 Freising 11 Gran* 16 f., 37, 76, 110, 315, 373 Freiviz (heute Fűzvölgy) 163 Gran, Erzbistum 22, 34, 62, 67, 96, Fülek, Festung 73 107, 111, 157, 224 Fünfkirchen* 36 f., 76, 82, 103 f., Gran, Komitat 157, 371 f. (siehe auch 109 f., 112, 144 f., 166, 315, 338, Esztergom) 340, 352, 355, 383 f. (siehe auch Großau* 21 Pécs) Großbetschkerek* 189, 219, 307, 320 Fünfkirchen, Bistum 37, 109, 112, 160, (siehe auch Betschkerek) 224 f., 227, 230 f., 277, 353 Große Schüttinsel* 15 Fünfkirchen, Kameralbezirk 211 Groß-Jetscha* 306 Fulda 121, 161 f. Großpold* 205 Groß-Schlatten* 35 (siehe auch Gadány 162 Schlatten) Gaidobra* 193 f. Großturwall* 158 (siehe auch Török- Gaj* 203 bálint) Gakowa* 193 Großwardein* 16 f., 37, 57, 73 f., 88, Galizien 117, 182, 209 f., 213, 309, 246, 303, 305, 312, 315, 317 312, 366 Großwardein, Bezirk 211

507 Güns* 14, 17 Heinrichau*, Zisterzienserabtei 159 Günzburg 124, 126 Heltau* 21, 24 Güssing* 14 Hercegszől(l)ős* 112 Guttenbrunn* 190, 200 Herend 159 Gyarmat 160 Hermannskogel 75 Gyód 161 Hermannstadt* 17, 21 f., 24 f., 35, Gyönk 144, 162, 225-228, 231, 234, 47 f., 61, 77, 206, 290, 317, 324 302 Hernád 19 Győr, Komitat 17, 160, 325 (siehe auch Hertelend (Barátúr, heute Ortsteil von Raab*) ) 161 Györe 160 Herzegowina 89 Györgyi 95 Hessen 161, 228, 233, 304 Györköny 162, 226-228, 262 f. Hessen-Darmstadt 122 f., 131, 162, Győrsövényház(a) 160 187 Gyoma (heute Ortsteil von Gyoma- Hessen-Hanau 226 endrőd) 163 Hessen-Kassel 162, 226 Gyűrűfű 161 Hessen-Nassau 131, 162, 324 Gyula 73, 86, 88, 90, 91, 160, 167 Hetvehely 160 Hetzelsdorf* 11, 21 Hács 162 Heves, Komitat 163 Hainburg 14 Hidas 161 Hajmás 162 Himesháza 133, 142, 160, 353 Hajós 158 Hintschingen (heute Ortsteil von Halimba 159 Immendingen) 128 Hamburg 73 Hird (heute Ortsteil von Pécs) 161 Hammersdorf* 21 Hirschfeld* 339 Hamor* 49 Hódmezővasárhely 90 Hanau 162, 226 Hodschag* 192, 194 Hant (heute Ortsteil von Aparhant) Hőgyész 161, 168, 188, 233, 235 140, 161, 236 Hörschwag (heute Stadtteil von Hárságy (heute Ortsteil von Hárskút) Burladingen) 118, 370 f. 162 Hohenberg, Grafschaft 123, 370 Harsány 70, 72, 76 Holland 1, 64, 121, 168 Harta 136, 158, 222 Homok (heute ) 162 Hatvan 163 Homokkomárom 163 Hatzfeld* 197, 201 f., 289, 306, 365, Homolitz* 203 387 Hont, Komitat 163, 325 Hauenstein, Grafschaft 123, 206 Hosztót 163 Hauerland 27 Hunsrück 123 Hegyesd 163 Huşi* 78 Heideboden 162 Huszt* 211 Heidelberg 76 Heidenreichsturn* 14 Ibafa 161 Heiligenkreuz*, Zisterzienserabtei 33 Ibar, Fluss 90

508 Idstein 131 Karapancs, Nationalpark Donau- Iglau* 27, 41 Drau) 160 Iklad 158 Karas-Severin*, Komitat 208 India* 339 Karawanken 3 Innerösterreich 31, 56, 64 Karlowitz* 6, 54, 78, 89, 287, 339 Ipoly, Fluss 73 Karlsdorf* 212 Istanbul* 28, 71, 78 (siehe auch Karlstadt* 73 Konstantinopel) Karol* (Groß-Karol) 165 Iszkaszentgyörgy 159 Károlyfalva (heute Ortsteil von Sátor- Isztimér 159 aljaújhely) 163 Italien 14, 33, 40, 45, 46, 52, 111, 190, Karpaten 17, 22 f., 25, 28, 45, 153 283, 307 Karpatenukraine* 57, 163, 276 Ivánbattyán 336 Karpfen* 17, 40, 350 Ivándárda 228 Kásád 100 Izabellaföld (-Erdőfű, Nationalpark Kaschau* 12, 17, 19, 24, 27, 35, 41 f., Donau-Drau) 160 44, 46 f., 56, 59 f., 65 f., 73, 75, 180, Izmény 161, 226, 234 249, 252, 296, 312 f., 315, 317, 332 Kaschau, Bezirk 211 Jakabfalu (heute ) 160 Kassa (heute Kiskassa) 160, 369 Jarek* 212 Katalonien 49 Jásd 159 Katymár 164 Jenőfalva* 112 Kecskéd 160 Jobaháza 125, 352 Kecskemét 82, 87, 110 Joos* 43 Kelheim 126 Josefsdorf* 339 Kempten 121, 352 Kendereske* 164 K(a)án 161 Kercseliget 162 Kärnten 18, 49, 67, 110, 122, 205, 309, Kerecsend 163 312 Kereki 162 Käsmark* 17, 27, 29, 40 Keresztúr* 194 Kahlenberg 75 Kerva*, Kirva (seit 1937 Máriahalom) Kakasd 144, 162 118 f., 211, 369, 371 Kalaznó 161, 226 Kerz*, Zisterzienserabtei 22, 33 Kalocsa, Stadt und Erzbistum 157 f., Keszőhidegkút 226 164, 315 Kéty 162, 226, 231 Káloz 159 Kevermes 332 Kanischa* 73 Kirchart 130 Kanizsa* (Magyar Kanizsa) 194 Kirchdrauf* 25, 29, 61 Kaplau* 165 Kisbudmér 160, 167 Kápolna 163 Kisdorog 161 Kaposszekcső 233 Kisganna (heute Ganna) 159 Karapancs(a), Hercegszánto- Kiskassa 144 f., 167 (siehe auch Kassa) Karapancsa (heute Meierhof und Kiskeresztúr (heute Ortsteil von Jagdschloss im Gebiet Béda- Gödre(keresztúr) 162

509 Kiskozár (heute Kozármisleny) 160 Kovácsi (heute Ortsteil von Tevel) 161 Kiskunhalas 87 Kowatschitza* 212 Kisláng 159 Kozár (heute Egyházaskozár) 95, 232- Kislőd 159 236 (siehe auch Egyházaskozár, Kismányok 161, 226 f. Ráckozár) Kismaros 163 Krain 17, 110, 309, 312 Kisnyárád 161 Krakau* 28, 50 f., 60-62 Kistétény (seit 1915 Budatétény, heute Kremnitz* 17, 27, 29, 31, 40-42, 45 f., Stadtteil von Budapest) 158 314 Kistorbágy (heute Ortsteil von Kremsier* 309 f. Biatorbágy) 157 Kroatendorf* 164 Kistormás 131 f., 161, 226, 228 Kroatien X, 17, 56, 63, 72-74, 96, 110, Kisvejke 161 112, 143, 214, 238, 283-285, 309, Klausenburg* 17, 22, 35, 40, 265, 289- 314, 340 f. 291 Kronstadt* 17, 23 f., 35, 61, 290 Kleine Walachei 79 Kubin* 203 Kleinker* 212 Kütschük-Kainardschi* 78 Klosterrath, Augustinerabtei 11 Kula* (Serbien) 194, 212 Klucsárka* 164 Kula* (Slawonien, Kroatien) 339 Koblenz 124 Kulm 5 Köblény 95, 161, 234 Kumanien 23 Kölesd 226 Kunágota 330 Königsberg* 40, 42 Kunbaja 164, 212 Königsdorf* 203 Kup 159 Környe 160 Kurhessen 125 Kötcse 162, 228 Kurrhein 123 Kövesd (heute Villánykövesd) 94, 145, Kurtrier 123 160, 167 (siehe auch Gowisch, Kustánfalva* 164 Villánykövesd) Kutjevo* 211 Kokelburg* 290 Kuttenberg* 41 Kollut* 206 Kutzura* 194 Kolontár 159 Kolos* 211 Ladány (heute Nádasdladány) 159 Komárom, Komitat 156, 160, 277 Ladomány (heute Stadtteil von Komorn 81, 93, 277, 302 Bonyhád) 161 Kompolt 163 Laibach* 61 Konstantinopel 28 (siehe auch Lajoskomárom 159 Istanbul) Lak (Püspöklak, heute Ortsteil von Kopács* 112 Geresdlak) 160 f. Koppány (heute Törökkoppány) 95 Langenau* 17 Koppány, Sandschak 90 Langenfeld* 121, 188, 190 Korpád (heute Ortsteil von Ibafa) 161 Lánycsók 161 Kosovo 76, 90 Lanzenau* 112 (siehe auch Darda) Kóspallag 163 Lapáncsa 160

510 Laskó* 112 Magyar-, Német-Hidor (Hidor, heute Leányvár 157 Olasz) 160 Lechfeld 9 Magyarpécska* 332 Lechnitz* 211 Magyarpolány 159 Leipheim 165, 351 Magyar-, Németszőgyén (Szőgyén*) Leipzig 73, 251 f., 260, 268, 294, 297, 157 380 Mainz 123, 125 f., 163 Lemberg* 17, 50, 250 Majos (heute Ortsteil von Bonyhád) Lengyel 16, 162, 312 86, 161, 226 f. Leopoldsberg 75 Majs 134, 160 Leschkirch* 22 Maklár 163 Leutschau* 17, 27 f., 40, 50, 59 f., 65, Mannersdorf an der Rabnitz* 33 278, 297 f., 314 Máramaros, Komitat 163 Libethen* 40, 42 Maráza 161 Liebling 210 Marburg an der Lahn IX, 12 Lilienfeld, Zisterzienserabtei 159 Máriahalom 118 (siehe auch Kerva, Lindau 60, 350-352 Kirva) Linz 55 Máriakéménd 161 Lipova (heute Lippó) 100 Márianosztra 163 Liptó, Komitat 16, 25, 32 Marienberg*, Zisterzienserabtei 33 Liptód 161 Márkó 159 Lókút 159 Maróc (heute Hegyhátmaróc) 95, 161, Lombardei-Venetien 309 234 Lothringen 123 f., 191 Maros, Fluss 86, 90 f., 95, 194 Lovasberény 159 Martonvásár 159 Lovászhetény 161 Marxheim 126 f., 131, 358 f. Lublau* (Alt-Lublau) 29, 211 Mátra 34 Lugosch* 190, 217, 219, 289, 314, 320 Mecsek 84, 340 Lukač 339 Mediasch* 11, 24, 61 Lüneburg 73 Medina 227, 234 Lungau 62 Megyefa (heute Ortsteil von Bükkösd) Lüttich* 11 161 Luxemburg 17, 36, 122 Meggyes (heute Medgyesegyháza) 330 Luzanka* (Luzsánka) 211 Mekényes 95, 151 f., 161, 223, 228, 233-235 Madaras 164 Merkstein 11 Madrid 58 Merseburg 10 Mädchendorf* 164 Mesztegnyő 162 Mähren 31, 41, 52, 67, 110 f., 153, 286, Metzenseifen* 49 309, 312 Mezőberény 163 Magdeburg 40 Mike 162 Mágocs 95, 234 Miklósi 162 Magyarbóly 228

511 Militärgrenze 73, 98, 152, 192, 195, Nagyganna (heute Ganna) 159 202, 212, 214, 219, 232, 238, 242, Nagyhajmás 161 283 f., 287, 312, 319, 339, 341 Nagyhidegkút (heute Hidegkút) 163 Milititsch* 211 Nagykanizsa 73, 91, 315 Miskolc 315 Nagykovácsi 158 Mitrowitz* 339 Nagykozár 161 Mőcsény 161 Nagyláng (seit 1936 Soponya) 159 Mocsolád (heute Felsőmocsolád) 162, Nagymányok 160 228, 234 Nagymaros 163 Mocsonok* 211 Nagynyárád 142, 221, 278 Mogyoród 162 Nagyszékely 162, 226 Mohács 51, 54, 81, 91, 103, 112, 127 Nagyszokoly 227 Moldau, Fürstentum 78 Nagytálya 163 Moldowa* 189 Nagytétény (heute Stadttteil von Monostor (heute Pélmonostor) 160 Budapest) 158 Montenegro 89 Nagytevel 159 Monyoród 161 Nagyvázsony 159, 227 Mór 159 Nagyvejke 161 Mórágy 161 Napkor 163 Morava, Fluss 90, 203 Naschitz* 339 Morimond, Zisterzienserabtei 33 Neckenmarkt 63 Moselfranken 17 Necpál* 302 Moselgebiet 161 Némethidor (heute Olasz) 160 Moskau 125, 179 Németkér 162 Mőzs (1989 eingemeindet nach Tolna) Németlad (heute Lad) 162 162 Németmárok (heute Márok) 160 Mozsgó 162 Németszék (seit 1939 Magyarszék) 160 Mramorak* 212 Németújfalu (heute Ortsteil von Mrzovič* 341 Kétújfalu) 162 Mucsfa 161, 226 Németürög (heute Ürög, Stadtteil von Mucsi 161, 226 Pécs) 160 Mühl(en)bach* 22, 24 f., 35, 191 Neppendorf* 21 Munkács-Szent Miklós* 163 Neu-Arad* 189, 359 Munkatsch* 125, 164, Bezirk 211 Neudorf bei Vinkovci* 339 Mur, Fluss 73 Neudorf 27, 43, 297, 303 (siehe Zipser Murga 226 Neudorf*) Murinsel* 88 Neuhäusel* 73 f., 76, 315 Neukaravukovo* 193 Nadap 159 Neukollut* 192 Nádasd 112 Neupalanka* 193 Nádudvar 193 Neu-Palanka* 187 f. Nágocs 162, 228 Neu Pasua* 212, 339 Nagyág (heute Ág) 161, 228, 233 Neusatz* 191, 194, 249, 319 f. Nagybörzsöny 163 Neusiedl 52

512 Neusiedler See 162 196, 203, 249 f., 253, 255 f., 260, Neu-Siwatz* 212, 276 280-282, 296-299, 301-304, 317, Neu-Slankamen* 339 345, 348 f., 351 f., 369, 377 (siehe Neusohl* 17, 27, 40, 41 f., 43, 49, 51, auch Buda) 273, 314 f., 333 Offenburg* 17, 35 Neustadt an der Donau 126 Ofner Bergland 110, 121, 157, 206 Neutra* 314, Bezirk 211 Olasz 160, 166 Neuwerbas* 194, 212, 219 Olaszfalu 159 Niederösterreich 75, 122, 147, 153, Ondód (heute Pusztavám) 159 158 f., 168, 207 Ópécska* 332 Niedersachsen 17 Orawitza* 188 f., 191, 302 Nisch* 57, 71, 79 Orfű 160 Nösner Land 22, 24 Orosháza 223 Nógrád 57, 110 Oroszló 161, 234 Nógrád, Komitat 133, 163, 277 Orsova* 78, 191, 300 Nordamerika 322 Ostern* 201, 387 Nürnberg 28, 37, 38-40, 44, 46 f., 51, Ostpreußen 3 52, 63, 352 Ovča* 212 Nyerges 95 Ozora 95, 162, 358 Nyergesújfalu 157 (siehe auch Sattelneudorf) Padina* 212 Nyitra, Komitat 276 Pákozd 285 Nyomja (heute Ortsteil von Paks 96, 127, 162, 226 Szederkény) 160 f., 166 Palkonya 141, 145, 160, 167 Palotabozsok 230 Óbánya 160 Palota* 211 Oberösterreich 110, 205 Pannonhalma, Benediktinerabtei 159 f. Oberpfalz 49, 110, 339 Pantschowa* 127, 187, 191, 220 Ober-Ramstadt 122, 188 Pálfa 226 Oberrhein 113, 123 Pápa 226 Oberschönborn* 164 Pápanyőgér (seit 1950 Vanyola) 159 Oberschützen* 226, 242 Pápateszér 159 Óbudavár 163 Pári 162, 233 Ochsenhausen 121 Paris 58, 284 Oder 3 Parma 190 Ödenburg* 24, 36, 40, 42 f., 46, 55, 62- Partium 57, 214 65, 181, 222, 226, 252, 256, 287, Passarowitz* 6, 79, 89, 98, 114 297, 303, 312, 314 f., 317 Passau 9, 126 Ökörvölgy (heute Okorvölgy) 161 Pásztó 33 Örkény 158 Pausching* 164 Örvényes 163 Pécs IX, 16, 84, 91, 110, 112, 220, 336 Ófalu 162 (siehe auch Fünfkirchen) Ofen* 6, 17, 35, 38-48, 50 f., 70 f., Pécs, Bistum 142, 353 75 f., 81, 101, 109 f., 114, 127, 157, Pécs, Bezirk 183

513 Pécsdevecser 166 Popper, Fluss 25, 29 Pécsvárad 111 f., 123, 145 f., 161, 211, Poprád* 256, 302 (siehe auch 225, 368 Deutschendorf) Peklin* 211 Poreč* 339 Peloponnes 75, 78 Poscheg(g)* 339 (siehe auch Požega) Perbál 158 Pontigny, Zistertienserabtei 33 Perczel 211 Požega 339, 341 Pereg (heute Kaszaper) 332 Požega, Komitat 90, 339 Pereked 161 Pozsony*, Komitat 276 Perjamosch* 208, 191 Prag* 9, 286, 300 Pest 17, 35 f., 38, 42, 44, 88, 127, 249, Preschau* 42, 59 f., 64-66, 228, 252 256, 260, 264, 274, 278, 280-282, Pressburg* 15, 17, 27, 35, 41-43, 46- 285 f., 289, 294-297, 298, 299-305, 48, 52, 55-57, 64 f., 74, 102, 127, 312, 315, 317, 322, 352 161, 165, 172, 195 f., 200, 208, 227, Pest, Bezirk 211 249, 255-257, 260, 278 f., 282, 284, Pest, Komitat 157, 194, 214, 222, 273, 296, 298, 299, 301-303, 312-314, 277 317, 322, 333, 334 Pesthidegkút (seit 1950 Stadtteil von Pressburg, Komitat 214 (siehe auch Budapest) 158, 349 Pozsony) Pet(t)end 163 Preußen XIV, 5, 67 f., 115 f., 120 f., Peterd 140 123, 168, 171 f., 181, 193 f., 197 f., Petersheim* 212 204, 258, 294 Peterwardein* 71 f., 77 f., 127, 191, Priwitz* 314 194 Promontor (ab 1886 Budafok, seit 1950 Pfalz 35, 123, 161, 216 Stadtteil von Budapest) 157 f. Pilis, Zisterzienserabtei 33 Prüm 11 Pilisborosjenő* 158 (siehe auch Pudlein* 29, 314 Weindorf) Pukantz* 40, 42 Pilisvörösvár 110, 158 Pula 163, 233 Pilsen* 52 Püspökhatvan 158 Pisak* 341 Püspökmárok (heute Erdősmárok) 160 Piszke (seit 1950 Lábatlan) 157 Püspöknádasd (heute Mecseknádasd) Pityóka 95 160 Plankendorf 164 Pusztafalu (Pusztakisfalú, heute Plattensee* 56, 73 Lovászhetény) 161 Plintenburg* 48 (siehe Visegrád) Pusztaszemes 162, 228 Ploschitz* 203 Putinci* 339 Pócspetri 163 Podlavicz* 49 Quedlinburg 9 Podolien 75, 78 Polen 25, 29, 51, 56, 62, 65, 75, 77 f., Raab* 17, 52, 63, 73, 81, 180, 227, 301, 308, 387 302, 315 Pomáz 100, 158 Raab, Bistum 37, 62 f., 63, 96, 105, Pommern 123 159, 346

514 Raab, Bezirk 211 Rottenburg, Bistum 121 Raab, Komitat 160, 325 (siehe auch Rovnó* 332 Győr) Rózsahegy* 223 (siehe auch Rosen- Rabnitz, Fluss 33 berg) Rác(z)hajmás 234 Rudabánya, Ruda 43 Ráckeve 90, 158 Ruma* 339 Ráckozár (seit 1934 Egyházaskozár) Russland XIV, 76, 78, 115 f., 151 f., 228, 233 f. (siehe auch 121 f.,125 f., 178, 181, 193, 204 f., Kozár) 278 Rácmecske (heute Erdősmecske) 161 Rácpeterd (heute Peterd) 161 Saale 3 Ráctőttős 100 Saargebiet 124, 161 Rác(z)petre (heute Újpetre) 145, 160, Šabac* 78 167, 336 (siehe auch Újpetre) Sachsen 17, 50, 199 Radvány* 332 Sackelhausen* 200 Raisavci* 339 Sakul* 203 Rakamaz 163, 246 Salzburg 9, 62, 181 Rákos (heute Mecsekrákos, Ortsteil von Salzkammergut 164 Orfű) 160 Samoš* 212 Rákoscsaba (heute Stadtteil von S(ain)t Gilles, Benediktinerabtei 33 Budapest) 158 Sankt Gallen 9 Rákoskeresztúr (heute Stadtteil von Sankt Georgen* 13 Budapest) 158 Sankt Gotthard* 72, 74 Rankócz* 163 Sankt Gotthard*, Zisterzienserabtei 33, Rátka 163 221 Ravensburg 124, 164 Sankt Petersburg 125, 286 Rechnitz 151 Sarajevo 91 Regecz* 211 Sárkány (heute Bakonysárkány) 159 Regensburg 9 f., 44, 47, 51, 63, 124, Sárok 160 126 f., 187, 199, 365 Sáros, Komitat 25, 276 Reps* 3 Sárospatak 14, 211, 243 Reußmarkt* 22 Sárszentlőrinc 226, 227 Rhein 52, 74, 77, 92, 120, 124 Sárvár 226 Rheinland 17 Sásd 95 Rheinpfalz 76 Sathmar* 97, 104, 111, 114, 315 Rieddorf* 339 Sathmar, dt. Siedlungsgebiet 121, 123, Rodenau* 17, 22, 35 150, 157, 164, 166 Rom 10, 64, 93, 254, 346, 356, 358 Sattelneudorf* 157 Románd 159 Save, Fluss 6, 71, 73, 77, 86, 147, Romonya 161 338 f. Rosenau* 43 Schäßburg* 24, 255, 290 Rosenberg* 314 Schamagosch* 165 Rothenburg ob der Tauber 47, 210 Schaumar* 158 (siehe auch Solymár) Rottenburg am Neckar 124 Schavnik*, Zisterzienserkloster 33

515 Schemnitz* 17, 27, 40-42, 43, 48, 61, Siklós 33, 82, 84, 98, 112, 144-146, 66, 278, 289 148 f., 151, 157, 361 Schenk* 22 Siklós-Üszög 160 (siehe auch Üszög) Schidski-Banovci* 339 Sillein* 17, 35, 40, 43, 314 Schinal* 124, 165 Simontornya 91, 95, 144, 162, 234 Schlatten* 17 (siehe auch Groß- Simontornya, Sandschak 90 Schlatten) Siwatz* (nach der Separierung Neu- Schlesien 23, 26 f., 31, 49, 67, 110 f., Siwatz) 211 f., 216 f., 276 203, 312 Skalitz* 314 Schlierstadt 126 Slankamen* 70, 72, 77, 339 Schmöllnitz* 17, 27, 43, 50 Slatinik* 341 Schönborn*, Ober-, Unter- 164 Slawonien* X, 13, 17, 56, 72, 78, 90, Schöndorf* 200 93, 152, 232, 276, 284, 309, 314, Schutterwald 130 338-341 Schwaben 47, 110, 121, 123 f. 130, Slowakei X, 15, 43, 309 158, 165, 190, 370 Soltvadkert 158 Schwäbische Alb 118, 370 Solymár* 158 Schwäbische Türkei XII, 84, 121, Somberek 161 143 f., 157, 186, 211, 221, 225, 227, Somogy, Komitat 81, 84, 90, 94, 144, 336, 340 f. 153, 154, 157, 162, 183, 224, 228, Schwechat 285 234, 237 Schweiz 62, 64 Somogyszil 228 Schwenningen 129 Soovár* 211 Sefkerin* 203 Sopron, Komitat 24, 214 Sekitsch* 212 Soroksár 100, 158 Sellye 145 Spanien 1, 9, 11, 54, 78, 121, 183, 190, Semendria* 78 204 Semlin* 72, 339, 341 Speyer 76 Sepsiszentgyörgy* 302 Startschowa* 203 Serbien X, 16, 76, 79, 90, 191, 287, Steiermark 13, 49, 67, 106, 110, 122, 319, 321 158, 187, 205, 303, 309, 312 Seregélyes 159 Steyr 31 Sereth* 17 Stockach am Bodensee 195 Siebenbürgen* X, 6, 16-18, 20-25, 29, Straßburg 74 30, 33, 35, 44 f., 48, 52, 55-58, 61 f., Stuhlweißenburg* 16, 17, 36, 40, 47, 67 f., 74, 76-78, 80, 81, 90, 122, 75, 111, 159 179, 186 f., 195, 197, 198, 205 f., Suceava* 17 214, 226, 238 f., 264-266, 268, 280, Suhopolje-Terezovac* 339 283, 286, 289-291, 293 f., 301-303, Súr 159 309 f., 313 f., 317, 324 f., 327, 352, Surčin* 339 380, 387 Süttő 157 Siegerland 49 Syrmien* X, 33, 111, 319, 338-341 Sigmaringen 123, 364 Szabar (Hercegszabar, seit 1950 Székelyszabar) 112, 160

516 Szabolcs 112, 163, 246 Szulimán 162 Szágy 161 Szulok 162, 363 Szajk 112, 161 Szűr 161 Szakadát 144, 161, 228-231 Szalatnak 161 Tab 162, 227 f. Szár 159 Taksony 159, 211 Szárazd 144, 161, 226, 231 f. Tarján 156 Szarvas 133, 150 Tarrós 161, 233 Szász (heute Szászvár) 160 Tartlau* 24 Szatmár, Komitat 163 Tata 160 Szebény 161 Tekeres 160 Szederkény 161 Tékes 161 Szeged 76 f., 90, 194, 219, 293, 315 Telken* 43 Székesfehérvár 16, 91 (siehe auch Telki, Abtei 33, 110, 158 Stuhlweißenburg) Telkibánya 43 Szekszárd 162 Temes, Komitat 208, 276 f., 283 Szekszárd, Sandschak 90 Temesvár* (auch Temeswar, Szemely 112 Temeschwar) 72 f., 77-79, 82, 179, Szendehely 163 185-187, 189-191, 194 f., 209, 217- Szentendre 81, 90 219, 238, 249, 274, 277, 302, 305, Szentgyörgy 159, 161, 332 310, 312, 314, 317, 321 f., 358, 360, Szentjakabfalva (heute Zalaszentjakab) 373 163 Temesvár, Bezirk 183, 320 Szentkatalin 161 Tés 159 Szentkút (heute Stadtteil von Pécs) 160 Tettnang 123 Szentlászló 160, 162 Tevel 161 Szentlőrinc 160 Theiß, Fluss 23, 57, 72, 77, 86, 91, 98, Szentpál 332 153, 189, 192, 194, 203 f., 251 Szepes*, Komitat, 276 (siehe auch Theresiopel* 321 Zips) Thorenburg* 35, 62 Szepetnek 163 Thüringen 9, 17, 23 Szepezd (heute Balatonszepezd) 163 Tirol 18, 26, 110, 122, 187, 312 Szerém*, Komitat 183 Tiszalök 163 Szigetbecse 158 Tököl 158 Szigetcsép 158 Törökbálint 100, 110, 158 Szigetújfalu 158 Töttös 145, 160 Szigetvár 57, 91 Tófű 151, 228, 233-235 Szőgyén* 34 Tokaj 211, 246 Szomajom (heute Kaposfő) 162 Tolna 98, 112, 132, 150, 162, 168, 230, Szomód 156 233, 274, 277, 334, 377 Szonta 330, 332 Tolna, Komitat 81, 84, 86 f., 90, 94 f., Szorosad 162 97, 111, 114, 121, 125, 131-133, Sztára (heute Drávasztára) 162 140, 144, 157, 160 f., 183, 188, 194, Szücs (heute Bakonyszücs) 159

517 223, 225 f., 228, 231, 234 f., 237, Újbánya (heute Kisújbánya) 160 274, 333, 338 Újpetre 141 (siehe auch Rác(z)petre) Tomašanci* 341 Újvencsellő (heute Gávavencsellő) 163 Toponár (heute Ortsteil von Kaposvár) Ukraine 28, 100, 192 228 Ulm 51, 120, 124, 126 f., 130, 199, Toporc* 298 329, 350, 352, 360, 365, 371 Topuszkó*, Zisterzienserabtei 33 Ungarisch Altenburg* 52, 226 Torontál, Komitat 208, 276 f., 320, 325 Ungarisch Weißenburg* 52, 57 Torschau* 212 Ung, Komitat 163 Toskana 238 Ungvár* 211 Tósokberénd (heute Ortsteil von Ajka) Unna 6 159 Unstrut 9 Tótkeszi (heute Magyarkeszi) 227 Unterschönborn* 164 Tótkomlós 332 Tótváros (heute Ortsteil von Gálosfa) Vác 17, 158 (siehe auch Waitzen) 162 Vál 159 Tótvázsony 159 Vállus 163 Transdanubien* XII, 33, 81, 90, 93, 95, Vámos (heute Somogyvámos) 162 98, 143, 153, 156, 216, 223, 301, Váralja 161 314 Varasd (heute Bonyhádvarasd) 161 Trautsondorf* 163 Vardar, Fluss 90 Trencsén, Komitat 325 Varjas* 332 Trentschin* 17, 35, 314 Várkony 112 Trianon 85, 183 f. Városlőd 159 Triebswetter* 201, 305 Varsád 161, 188, 226 f. Trier 118, 123 Vas, Komitat 214, 325 Trois-Fontaine, Zisterzienserabtei 33 Vaskút 192 Tschanad* 200 Vaszar (heute ) 161 Tschatad* 201 Vecsés 158 Tschatalja* 191 Veliki Grđevac 305 Tscheb* 212 Véménd 146, 161 Tscherwenka* 194, 212 Venedig 29, 45 f., 52, 75, 78, 352 Tübingen 245 Verőce*, Komitat 183, 276 Tulln 75 Versend 161 Tyrnau* 15, 17, 40, 42, 315, 317 Vértesacsa 159 Vérteskozma 159 Udvari 144, 162, 231 Vértessomló 156, 160 Üllő 159 Vértestolna 156, 160 Ürög (heute Stadttteil von Pécs) 112 Veszprém, Bistum 159, 162 f., 224 Üsküb* (heute Stadtteil von Skopje) Veszprém, Komitat 157, 159 71, 76, 92 Veszprémfajsz 159 Üszög 145, 149, 160 (siehe auch Vidin* 57, 76, 78 (siehe auch Widin) Siklós-Üszög) Világos* 290 Ugocsa, Komitat 163, 276, 325 Villány 160

518 Villánykövesd 94 (siehe auch Kövesd) Westminster 51 Vinár 133 Widin* 57 Virágos (heute Ortsteil von Villány) Wien 6, 43, 47, 48, 52, 55 f., 58, 60-64, 152, 160, 167 68 f., 75, 78, 85, 88, 96, 102-105, Virovitica*, Komitat 339 (siehe auch 108-115, 119, 122-124, 126-128, Verőcze) 132, 143, 145, 147, 149, 153, 154, Visegrád 48, 325 (siehe auch 158, 162, 164 f., 168, 172, 179, 181, Plintenburg) 184-189, 192-200, 202, 204, 206- Vizsoly, Komitat 18 f. 210, 218 f., 221-226, 236, 238, 241, Völgység (Region in Transdanubien) 248, 249, 252 f., 255, 259, 260, 265, 84 269-274, 279 f., 282-286, 288, Vörösmart* 112 289 f., 297, 300, 303, 305, 306 f., Vöröstó 159 320 f., 323, 325 f., 339, 347, 351 f., Vojvodina* 284, 309, 321 367, 371, 377 Vokány 141, 145, 160, 167, 376 Wiener Neustadt 96 Vorderösterreich 122 f., 191, 193, 195, Wiesbaden 131 206, 221, 366 Wieselburg (Moson), Komitat 160, 162 Vučevci* 341 Wittenberg 61, 297 Woiwodschaft* (Wojwodschaft) 284, Waag, Fluss 28 287, 289, 305 f., 310, 312-314, 317, Wagendrüssel* 49 319-321, 386 f. (siehe auch Waitzen*, Stadt und Bistum 17, 157- Vojvodina) 159, 224 (siehe auch Vác) Worms 124, 187 Walachei 17, 23, 79 Württemberg 121, 124, 158, 161, 163, Wallau 131 226, 228, 246, 324 f., 332, 352 Walpach* 339 Würzburg 164, 383 f. Warasdin* 17, 73 Wukowar* 339 Wasserburg 14 Weichsel, Fluss 3, 28 Zabuna* 339 Weindorf* 158 (siehe auch Pilisboros- Zala, Komitat 163 jenő) Zalavár, Benediktinerabtei 163 Weißkirchen* 187, 189, 191, 288, 302, Závod 161 381, 383 Zebegény 163 Weißpriach 62 Zeben* 60, 314 Weprowatz* 211 Zemplén, (Zemplin) Komitat 16, 163 Werbas* 212 Zenta* 70, 72, 76 f., 194 Werdenfelser Land 122 Zics 162 Weretz* 339, 341 Zips* 5, 20 f., 25-31, 33, 58, 64, 66, Werischwar* 158 (siehe auch 187, 226 f., 242, 255 f., 297, 301, Pilisvörösvár) 302 Werschetz* 187, 191, 219, 288, 306, Zips, Komitat 16, 49, 59, 214, 271 315 Zipser Neudorf* 27, 43, 297, 303 Wertheim am Main 131 Zirc, Zisterzienserabtei 33, 159 Westfalen 123 Zólyom, Komitat 273

519 Zomba 161, 227, 228 Zsámbék 158, 206 Zsatkov* 332 Zsibrik 162 Zurndorf* 256 Zweibrücken 123 Zwiefalten 121

520 2 Ortsnamenkonkordanz

(An erster Stelle steht die im Text verwendete Ortsnamensvariante; die heute amtliche ist kursiv gesetzt; dt. = deutsch, k. = kroatisch, p. = polnisch, r. = rumänisch, s. = serbisch, sl. = slowakisch, slow. = slowenisch, u. = ungarisch, ukr. = ukrainisch, tsch. = tschechisch, t. = türkisch)

Adrianopel – t. Edirne Agram – k. Zagreb – u. Zágráb Alaginci – dt. Alaginzi Akkerman – ukr. Bilhorod-Dnistrovskyj Alsomisle – sl. Nižná Myšl’a – u. Alsómislye Alt-Ofen – u. Óbuda Amselfeld – s. Kosovo Polje Antonsdorf – k. Antunovac Apfeldorf – s. Jabuka – u. Torontálalmás

Bajmok – k. Bajmak – u. Bajmok Bán (Baranyabán) – k. Popovac Baranyavár – k. Branjin Vrh Bardhaus – ukr. Barbovo – u. Bárdháza, Bártháza Bartfeld – sl. Bardejov – u. Bártfa Batschka – s. Bačka – u. Bácska Bélakút – s. Belin Studenac Belényes – r. Beiuş Belgrad – s. Beograd – u. Nándorfehérvár Bellye – k. Bilje Beregsaß – ukr. Berehove – u. Beregszász Berencsér (Berencze, Kővárberence) – r. Berinţa Beschka – s. Beška Betsche – s. Bečej – u. Óbecse Betschmen – s. Bečmen – u. Becsmen Bezdan – dt. Besdan – u. Bezdán Billed – r. Biled – u. Billéd Birkendorf – ukr. Berezynka – u. Nyírhalom Birthälm – r. Biertan – u. Berethalom Bistritz – r. Bistriţa – u. Beszterce Blasendorf – r. Blaj – u. Balázsfalva Bocskó – r. Bocicău Bösing – sl. Pezinok – u. Bazin Bogarosch – r. Bulgăruş – u. Bogáros Bogojevo – u. Gombos

521 Bokschan – r. Bocşa – u. Boksánbánya Boleraz – sl. Boleráz – dt. Frauendorf – u. Bélaház Boroszló – sl. Brestov Brestowatz – s. Banatski Brestovac – u. Beresztóc Bries – sl. Brezno – u. Breznóbánya Broos – r. Orăştie – u. Szászváros Bukin – s. Mladenovo – u. Dunabökény Bulkes – s. Maglić – u. Bulkeszi Burzenland – r. Ţara Bârsei – u. Barcsaság

Csicsó – dt. Bründl

Dályok – k. Duboševica Danzig – poln. Gdańsk Dárda – k. Darda – dt. Lanzenau Debeljača – u. Debeljácsa, Torontálvásárhely Dernye – s. Deronje – dt. Dornau Deutschbaja – u. Baja Deutsch-Bresnitz –k. Breznica Našička Deutschendorf – sl. Poprad – u. Poprád Deutsch Kutschowa – ukr. Kučava, – u. Németkucsova Deutsch-Mihaljevci – k. Mihaljevci, Novi Mihaljevci Deutsch Mokra – ukr. Komsomol’s’k, Nimecka Mokra – u. Németmokra Deutschpalanka – s. Bačka Palanka – u. (Német-)Palánka Deutsch-Proben – sl. Nitrianske Pravno – u. Németpróna Dilln – sl. Banská Belá – u. Bélabánya Diószeg – sl. Sládkovičovo Djakowar – k. Ðakovo – u. Diakovár, Diakó Dobschau – sl. Dobšina – u. Dobsina Dognatschka – r. Dognecea – u. Dognácska Donnersmark(t) – sl. Spišský Štvrtok – u. Csütörtökhely Draas – r. Drăuşeni – u. Homoróddaróc Drávaszentistván – k. Štefanec

Egres – r. Igriş – dt. Egresch Eisenburg – u. Vasvár Eisenstadt – u. Kismárton Engelsbrunn – r. Fântânele – u. Angyalkút Erlau – u. Eger Esseg – k. Osijek – u. Eszék

Ferdinandsdorf – s. Novi Kozjak – u. Ferdinándfalva Filipovo – s. Bački Gračac – u. Szentfülöp – dt. Filipowa, Philipsdorf Fiume – k. Rijeka

522 Franzfeld – s. Kačarevo – u. Ferenchalom Frauenbach, Frauenseiffen – r. Baia Mare – u. Nagybánya Fülek – sl. Fil’akovo Fünfkirchen – u. Pécs

Gaidobra – s. Gajdobra – u. Szépliget Gaj – u. Gálya Gakowa – s. Gakovo – u. Gádor Georgenberg – sl. Spišská Sobota – u. Szepesszombat Göllnitz – sl. Gelnica – u. Gölnicbánya Gottlob – r. Gottlob – u. Kisősz Gottschee – slow. Kočevje Grabatz – r. Grabaţ – u. Garabos Gran – u. Esztergom Großau – r. Cristian – u. Kereszténysziget Großbetschkerek – s. Zrenjanin – u. Nagybecskerek Große Schüttinsel – sl. Žitný ostrov – u. Csallóköz Groß-Jetscha – r. Iecea Mare – u. Nagyjécsa Großpold – r. Apoldu de Sus – u. Nagyapold Groß-Schlatten, Schlatten – r. Abrud – u. Abrudbánya Großturwall – u. Törökbálint Großwardein – r. Oradea – u. Nagyvárad Güns – u. Kőszeg Güssing – u. Németújvár Guttenbrunn – r. Zăbrani – u. (Temes-)Hidegkút

Hammersdorf – r. Gusteriţa – u. Szenterzsébet Hamor – sl. Hámor – u. Lujzahuta Hatzfeld – r. Jimbolia – u. Zsombolya Heidenreichsturn – u. Hédervár Heiligenkreuz – u. Rábakeresztúr Heinrichau – p. Henryków Heltau – r. Cisnădie – u. Nagydisznód Hercegszől(l)ős – k. Kneževi Vinograd Hermannstadt – r. Sibiu – u. Nagyszeben Hetzel(s)dorf – r. Aţel – u. Ecel Hirschfeld – k. Sarvaš – u. Szarvas Hodschag – s. Odžaci - u. Hódság Homolitz – s. Omoljica – u. Omlód Huși – dt. Husch(i) – u. Huszváros Huszt – ukr. Chust

Iglau – tsch. Jihlava India – s. Inđija – u. India

523

Jarek – s. Bački Jarak – u. Tiszaistvánfalva Jenőfalva – k. Podravlje – Eugendorf Joos – sl. Jasov – u. Jászó Josefsdorf – k. Josipovac

Käsmark – sl. Kežmarok – u. Késmárk Kanischa – u. Nagykanizsa Kanizsa (Magyar Kanizsa) – s. Kanjiža Kaplau – r. Căpleni – u. Kaplony Karas-Severin, Komitat – r. Caraş-Severin – u. Krassó-Szörény Karlowitz – s. Sremski Karlovci – u. Karlóca Karlsdorf – s. Banatski Karlovac – u. Nagykárolyfalva Karlstadt – k. Karlovac – u. Károlyváros Karol (Groß-Karol) – r. Carei – u. Nagykároly Karpatenukraine – ukr. Karpatska Ukraina, Sakarpatska Oblast – sl. Zakarpatska Ukraina – u. Kárpátalja Karpfen – sl. Krupina – u. Korpona Kaschau – sl. Košice – u. Kassa Kendereske – ukr. Konoplivci – dt. Kenderesch Keresztúr – s. Ruski Krstur – u. Bácskeresztúr (Kerbei), Kerwa, Kirwa(ll) – u. Kerva, Kirva, ab 1937 Máriahalom Kerz – r. Cârţa – u. Kerc Kirchdrauf – sl. Spišské Podhradie – u. Szepesváralja Klausenburg – r. Cluj Napoca – u. Kolozsvár Kleinker – s. Bačko Dobro Polje – u. Kiskér Klucsárka – ukr. Kl’učarky – dt. Klutscharka Königsberg – sl. Nová Baňa – u. Újbánya Königsdorf – s. Opovo – u. Ópáva Kokelburg – r. Cetatea de Baltă – u. Küküllővár Kollut – s. Kolut – u. Küllőd Kolos (Nagykolos) – sl. Vel’ký Kliž Konstantinopel – t. Istanbul Kopács – k. Kopačevo Kowatschitza – s. Kovačica – u. Antalfalva Krakau – p. Kraków – u. Krakkó Kremnitz – sl. Kremnica – u. Körmöcbánya Kremsier – tsch. Kromĕříž Kroatendorf – ukr. Pidhorod, Pudhorod – u. Munkácsváralja Kronstadt – r. Braşov – u. Brassó Kubin – s. Kovin – u. Kevevára Kütschük-Kainardschi – t. Küçük Kaynarca Kula (Serbien) – dt. Wolfsburg – u. Kúla Kula (Kroatien) – dt. Josefsfeld – u. Kula

524 Kustánfalva – ukr. Kuštanovyca – dt. Kuschtanowitz Kutjevo – dt. Kutjewo, Kuttiewo – u. Gotó, Kuttyevó Kuttenberg – tsch. Kutná Hora Kutzura – s. Kucura – u. Kuc(z)ora

Laibach – slow. Ljubljana Langenau – r. Câmpulung – u. Hosszúmező Langenfeld – r. Câmpia – u. Néramező Lanzenau – k. Darda – u. Dárda Laskó – k. Lug Lechnitz –sl. Lechnica – u. Lehnicz Lemberg – ukr. Lviv Leschkirch – r. Nocrich – u. Újegyház Leutschau – sl. Levoča – u. Lőcse Libethen – sl. L’ubietová – u. Libetbánya Lublau (Alt Lublau) – sl. Stara Lubovna – u. Ólubló Lüttich – Liège Lugosch – r. Lugoj – u. Lugos Luzanka (Luzsánka) – sl. Šarišské Lužianky – u. Luzsány

Mädchendorf – ukr. Lalove – u. Bereglányfalu Magyarpécska – r. Rovine – dt. Petschka Mannersdorf an der Rabnitz – u. Répcekethely Marienberg (Kloster) – u. Borsmonostor Mediasch – r. Mediaş – u. Medgyes Metzenseifen – sl. Medzev – u. Mecenzéf Milititsch – s. Srpski Miletić – u. Militics Mitrowitz (Syrmisch-Mitrovitz) – s. Sremska Mitrovica – u. Mitrovica, Szávaszentdemeter Mocsonok – sl. Močenok – dt. Motschenok Moldowa – r. Moldova Nouă – u. Újmoldova Mramorak – u. Homokos Mrzović – dt. Merschovitz, Mirschowitz Mühlbach, Mühlenbach – r. Sebeş – u. Szászszebes Munkatsch – ukr. Mukačeve – u. Munkács Munkács-Szentmiklós – ukr. Mukačeve-Čynadieve Murinsel – k. Međimurje – u. Muraköz

Naschitz – k. Našice – u. Nasicz, Nekcse Necpál – sl. Necpaly Neppendorf – r. Turnişor – u. Kistorony Neu-Arad – r. Aradul Nou , seit 1948 Stadtbezirk von Arad – u. Újarad Neudorf bei Vinkovci – k. Vinkovačko Novo Selo – u. Újfalu Neuhäusel – sl. Nové Zámky – u. Érsekújvár

525 Neukaravukovo – s. Karavukovo – u. Bácsordas Neukollut – s. Kolut – u. Küllőd Neupalanka – s. Bačka Palanka – u. Palánka Neu-Palanka – s. Banatska Palanka – u. Palánk Neu Pasua – s. Nova Pazova – u. Újpázova Neusatz – s. Novi Sad – u. Újvidék Neu-Siwatz – s. Novi Sivac – u. Német-Szivácz, Újszivác Neu-Slankamen – s. Novi Slankamen – u. Újzalánkemén Neusohl – sl. Banská Bystrica – u. Besztercebánya Neutra – sl. Nitra – u. Nyitra Neuwerbas – s. Novi Vrbas – u. Újverbász Nisch – s. Niš

Ober-Schönborn – ukr. Verchnij Koropec – u. Felsőkerepec Oberschützen – u. Felsőlővő Ödenburg – u. Sopron Ofen – u. Buda Offenburg – r. Baia de Arieş – u. Aranyosbánya Ópécska – r. Pecica – dt. Petschka Orawitza – r. Oraviţa – u. Oravicabánya Orsova – r. Orşova – dt. Orschowa Ostern – r. Comloşu Mic – u. Kiskomlós Ovča – u. Bárányos

Padina – u. Nagylajosfalva – Ludwigsdorf Palota – u. Újpalota, Csanádpalota Pantschowa – s. Pančevo – u. Pancsova Passarowitz – s. Požarevać Pausching – ukr. Pavšyn – u. Pósaháza Peklin – sl. Peklina – u. Szurkos Perjamosch – r. Periam – u. Perjámos Petersheim – s. Sečanj – u. Torontálszécsány Peterwardein – s. Petrovaradin – u. Pétervárad Pilsen – tsch. Plzeň Pisak – k. Đakovački Pisak Plankendorf – ukr. Palanok – u. Várpalánka Plattensee – u. Balaton Plintenburg – u. Visegrád Ploschitz – s. Pločica – u. Kevepallós Podlavicz – sl. Podlavice – u. Pallós Poprád – sl. Poprad – dt. Deutschendorf Poreč – dt. Josefsdorf, Poretsch Poscheg(g) – k. Požega – u. Pozsega Prag – tsch. Praha – u. Prága

526 Preschau – sl. Prešov – u. Eperjes Pressburg – sl. Bratislava – u. Pozsony Priwitz – sl. Prievidza – u. Privigye Pudlein – sl. Podolínec – u. Podolin Pukantz – sl. Pukanec – u. Bakabánya Putinci – dt. Putinzi – u. Petőc(z), Putincze

Raab – u. Győr Radvány – sl. Radvaň Raisavci – k. Rajsavac – dt. Raisawatz Rankócz (heute Lendvaerdő) – slow. Renkovci Regecz – sl. Regéc Reps – r. Rupea – u. Kőhalom Reußmarkt – r. Miercurea Sibiului – u. Szerdahely Rieddorf, Rietdorf – k. Retfala – u. Rétfalu Rodenau (Rosenau) –r. Râşnov – u. Barcsrozsnyó Rosenau – sl. Rožňava – u. Rozsnyó Rosenberg – sl. Ružomberok – u. Rózsahegy Rovnó, Róna – sl. Rovné Ruma – u. Árpatár(l)ó

Šabac – dt. Schabatz – u. Szabács Sackelhausen – r. Săcălaz – u. Szakálháza Sakul – r. Sacu – u. Szákul Samoš – u. Számos Sankt Georgen – sl. Svätý Jur – u. Szentgyörgy Sankt Gotthard – u. Szentgotthárd Sathmar – r. Satu Mare – u. Szatmár Sattelneudorf – u. Nyergesújfalu Schäßburg – r. Shigişoara – u. Segesvár Schamagosch – r. Ciumeşti – u. Csomaköz Schaumar – u. Solymár Schavnik – sl. Spišský Štiavnik – u. Savnik Schemnitz – sl. Banská Štiavnica – u. Selmecbánya Schenk – r. Cincu – u. Nagysink Schidski-Banovci – k. Banovci, Šidski Banovci Schinal – r. Urziceni – u. Csanálos Schlatten, Groß-Schlatten – r. Abrud – u. Abrudbánya Schmöllnitz – sl. Smolnik – u. Szomolnok Schöndorf – r. Frumuşeni – u. Szépfalu Sefkerin – u. Szekerény Sekitsch – s. Lovćenac – dt. Sekitsch, Sonnhag – u. Szeghegy Semendria – s. Smederevo – u. Szendrő – t. Semendriye (Festung) Semlin – s. Zemun – u. Zimony

527 Sepsiszentgyörgy – r. Sfântu Gheorghe Sereth – r. Siret – u. Szeretvásár Siebenbürgen – r. Ardeal – u. Erdély Sillein – sl. Žilina – u. Zsolna Siwatz –s. Sivac – u. Szivác Skalitz – sl. Skalica – u. Szakolca Slankamen – s. Stari Slankamen – u. Szalánkemén, Zalánkemén Slatinik – k. Slatinik Drenjski Slawonien – k. Slavonija – u. Szlavónia Soovár – sl. Šváby – u. Németsóvár Startschowa – s. Starčevo – u. Tárcsó Stuhlweißenburg – u. Székesfehérvár Suceava – dt. Sutschawa – u. Szucsáva Suhopolje-Terezovac – k. Suhopolje – dt. Theresowatz Surčin – dt. Surtschin – u. Surcsin Syrmien – s. Srem, Srjem – u. Szerém Szőgyén – sl. Svodin – dt. Seldin Szonta, Szond – k. Sonta

Tartlau – r. Prejmer – u. Prázsmár Telken – u. Telkibánya Temesvar, Temeschwar, Temeschburg – r. Timişoara – u. Temesvár Theresiopel – s. Subotica – u. Szabadka Thorenburg – r. Turda – u. Torda Tomašanci – dt. Tomaschanzi – u. Szent Tamás Toporc – sl. Toporec Topuszkó (Kloster) – kr. Topusko Torschau – s. Savino Selo – u. Torzsa Transdanubien – u. Dunántúl Trautsondorf – u. Trauczonfalva, (seit 1905) Herc(z)egkút Trentschin – sl. Trenčin – u. Trencsén Triebswetter – r. Tomnatic – u. Nagyősz Tschanad – r. Cenad – u. Csanád Tschatad – r. Lenauheim – u. Csatád Tschatalja – u. Csátalja Tscheb – s. Čelarevo – u. Dunacséb Tscherwenka – s. Crvenka – u. Cservenka Tyrnau – sl. Trnava – u. Nagyszombat

Üsküb – mak. Skopje (heute Stadtteil von Skopje) Ungarisch-Altenburg – u. Magyaróvár Ungarisch Weißenburg, Karlsburg – r. Alba Julia – u. Gyulafehérvár Ungvár – ukr. Užhorod Unter-Schönborn – ukr. Šenborn – u. Alsóschönborn

528

Varjas – r. Varjaş – dt. Warjasch (Nagy)varjas – r. Variaşu Mare Verőc(z)e, Komitat – k. Virovitička županija Világos – r. Şiria Vörösmart – k. Zmajevac Vojvodina – s. Vojvodina – u. Vajdaság Vučevci – dt. Wolfstal, Wutschewzi

Wagendrüssel – sl. Nálepkovo – u. Merény Waitzen – u. Vác Walpach – k. Valpovo – u. Valpó Warasdin – k. Varaždin – u. Varasd Waschkut – u. Vaskút Weindorf – u. Pilisborosjenő Weißenburg – r. Alba Iulia – u. Gyulafehérvár Weißkirchen – s. Bela Crkva – u. Fehértemplom Werbas – s. Vrbas – u. Verbász Weretz – k. Virovitica – u. Verőc(z)e Werischwar – u. Pilisvörösvár Weprowatz – s. Kruščić, Veprovac – u. Veprőd Werschetz – s. Vršac – u. Versec(z) Wieselburg – u. Moson Widin – bulg. Vidin Woiwodschaft, Wojwodschaft – s. Vojvodina Wukowar – k. Vukovar – u. Vukovár, Valkóvár

Zabuna – k. Cabuna Zeben – sl. Sabinov – u. Kisszeben Zenta – s. Senta Zips – sl. Spiš – u. Szepes Zipser Neudorf – sl. Spišská Nová Ves – u. Igló Zsatkov – sl. Žatkovce – u. Zsetek Zurndorf – u. Zurány

529

3 Personenregister

Abu Hamid 11 Bălcescu, Nicolae 289 Acsády, Ignác 214 Baldauf, Johann Michael 119, 370 f. Adalbert von Prag, Hl. 9, 14 Balog, ungar. Sippe 13 Adolf, Propst der Zips 25 f. Bárány, György 227 Agricola, Johann 60 Barta, János 184 Al Idrisi 11 Báthory, Sigismund (Zsigmond), Fürst Albrecht, Friedrich Rudolf Erzherzog von Siebenbürgen 52 331 Báthory, Stephan (István), Fürst von Albrecht, König von Ungarn, röm.-dt. Siebenbürgen 62 König 39, 47 Báthory, ungar. Adelsfamilie 55 Alvinczy, ungar. Adelsfamilie 209 Batthyány-Strattman, Gräfin Eleonora Amadé, ungar. Adelsfamilie 161 von 104, 148 Ampringen, Johann Kaspar 74 Batthyány Adam II. Graf 98, 108, 157 Andrásfalvy, Bertalan 95 Batthyány, Karl Joseph Fürst 144 André, Emil 337 Batthyány, Lajos Graf 157, 282, Andreas II., König von Ungarn 5, 12, 284 f. 14, 19, 22, 23, 25 Batthyány, ungar. Adelsfamilie 54, Andreas III., König von Ungarn 15, 144 f., 148, 150, 157, 159 f., 162- 41 164, 166, 296 Anselm von Braz 11 Batu, Khan 19 Ányos, ungar. Adelsfamilie 159 Baumann, Adam 126 Apafi, Mihály, Fürst von Baumholzer, Jakob 145 Siebenbürgen 77 Baussard von, Administrationsrat 207 Apponyi, ungar. Adelsfamilie 108 Bayer, Josef August 251 f., 302 Apponyi, György 270 Bechtold, Philipp Baron 287 Arizi, Karl von 305, 307 Begontina von Ehrenberg, Johann Arizy, Karl 209 330 Arizy, Paul 209 Bél, Mátyás (Bel, Matthias; Bel Arndt, Ernst Moritz 126 Matej) 242, 333 f. Arsenije III. Crnojević, serb. Patriarch Béla III., König von Ungarn 21, 25 92 Béla IV., König von Ungarn 3, 13, Assermann (Aschermann, ab 1877 17, 19, 22, 26 f., 31, 35, 40, 43 f. Vendrei), Ferenc (Franz) 302 Bem, Józef 289, 291, 303 Aulich, Lajos (Ludwig) 299, 302, 305 Benkert, Carl Maria (= Kertbeny, Károly) 257-259, 262, 268 Bach, Alexander (ab 1854 Freiherr Benyovszky, Sámuel Graf 161 von) 310, 312, 320, 331, 337 Berzeviczy, Gergely 242 f. Bajza, József 245 Berzeviczy, ungar. Adelsfamilie 30 Bajzáth, ungar. Adelsfamilie 159 Berzsenyi, Dániel 150, 334, 338 Balasko, Franz 144 Bessenyei, György 245 Balassa, ungar. Adelsfamilie 54

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Bethlen, Gábor, Fürst von Csaplovics, Johann (Jan) von 242, Siebenbürgen 57 251 Bethlen, ungar. Adelsfamilie 55 Csapody, ungar. Adelsfamilie 162 Beyse, Ignaz 294 Csengery, Antal 252 Birkenstock, Johann Heinrich 233, Čubrilović, Vasa 89 235-237 Cvijić, Jovan 89 Biró Padányi, Márton 224 Czartoryski, Adam Jerzy Fürst 289 Bleyer, Jakob 276 Czillich, Edmund 302 Blümegen, Heinrich Cajetan 188 Czindery, ungar. Adelsfamilie 161 f. Bocskai, István, Fürst von Czobor, ungar. Adelsfamilie 54 Siebenbürgen 55, 57 Czoernig von Czernhausen, Karl 210, Bocskai, ungar. Adelsfamilie 55, 63 327 f. Bogomerius, Comes 31 f. Bona, Gábor 301 f. Damjanich, János 302, 305 Bonnaz, Alexander 305 Danielisz (Danielis), János 302 Borié, Egyd Freiherr von 195, 218 Daróczy, István 96 Brahms, Johannes 255 Daróczy, ungar. Adelsfamilie 158, Branković, Djuradj, serb. Despot 90 162, 226 Bredeczky, Sámuel 242 f. Daskal, Athanasios 93 Bruck, Karl Ludwig von 325-327 Dávid, Géza 79 Brunszwik, ungar. Adelsfamilie 159 Dávid, Zoltán 214 Bucsay, Mihály 224 de Ruyter, Michiel, holländ. Admiral Bujanovszky, ungar. Adelsfamilie 74 158 Deák, Ágnes 317 Burger, Hannelore 316 Deák, Ferenc 247, 282 Dersffy, Ferenc 63 Calvin, Johannes 102, 188 Dessewffy, Arisztid Graf 305 Cammermeister, Hans 47 Dessewffy, Aurél Graf 270 Caprara, Äneas Sylvius Graf 108, 160 Dietrichstein, Ferdinand Fürst 105 Castell und Croy, Augsburger Döbrentei, Gábor 297 Handelshaus 51 Dobrovský, Josef 247 Chownitz, Julian (Chowanetz, Johann) Doležalek (Doleschalek), Anton 254 328 f. Doppler, Franz 250 Čipračić, Andrija 93 Doppler, Karl 250 Cornides, Lajos 303 Dőry, László Graf 125, 161, 223, 225 Coronini-Cronberg, Johann Baptist Dőry, ungar. Adelsfamilie 108 Alexius Graf 312, 320 Draskovich, György 63 Cranach, Lukas 59 Draskovich, ungar. Adelsfamilie 54 Craussen, Johann Franz Albert von Dubez, Josef 251 156, 187 Dunajeci, János 38 Csáky, ungar. Adelsfamilie 30, 54, Dunajeci, ungar. Adelsfamilie 38 163 Csányi, László 291 Eber, Johann 46 Eck, Valentin 60

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Egyed, Antal 140 Ferdinand I., König von Ungarn, Ehrler, Johann Jakob 203 röm.-dt. Kaiser 51, 56, 60, 63, 72 Eimann, Johann 209, 216 f., 276 Ferdinand I., Kaiser von Österreich, Eisenmann, Gottfried 288, 383 f. als Ferdinand V. König von Eisvogel, Ulrich 46 Ungarn 270, 282 f., 287, 381 Ekbert von Bamberg, Bischof 26 Fessler, Ignaz Aurelius 256, 259 Elisabeth von Thüringen, Hl. 12, 23 Fest, Emmerich 255 Elisabeth, Kaiserin von Österreich, Festetics, ungar. Adelsfamilie 144, Königin von Ungarn 253 162 Elischer, Boldizsár 255 Fladingk, Paul Anton 49 Elmajer, Anton 124 Fleischmann, ungar. Adelsfamilie 159 Elsässer, Philipp 128 Fochter, Wolfgang 63 Eltz, dt.-kroat. Adelsfamilie 339 Folberth, Otto 266 Emmert, Thomas 89 Földes, Béla 323 Engel, Johann Christian 256 f., 259 Folgert, Heinrich 146 Eötvös, József Baron 255, 282, 287, Forekker, Christoph 112 292 f., 311, 325 Forgách, ungar. Adelsfamilie 54 Erdődy, ungar. Adelsfamilie 54 Foucault, Michel XI, 205 Ernst Ludwig, Landgraf von Hessen- Francke, August Hermann 227, 333 Darmstadt 187 Frangepan (Frangepán), kroat. Ernst, Erzherzog von Österreich 64 Adelsfamilie 54 Esterházy, Anton (Antál) Graf 111 Frangepán, Ferenc Kristóf Esterházy, József Graf 156, 160 (Frangepan, Fran Krsto) 74 Esterházy, Miklós (Nikolaus I.) Fürst Frankenburg, Adolf 252 f. 233 Franz I. Stephan, röm.-dt. Kaiser 199 Esterházy, Pál, Graf/Fürst, Palatin von Franz II., röm.-dt. Kaiser, als Franz I. Ungarn 97, 98, 107 f., 159, 162 Kaiser von Österreich 212, 239, Esterházy, ungar. Adelsfamilie 54, 269 f. 86, 95, 144, 147, 151, 159-163, Franz Joseph, Kaiser von Österreich, 223, 227, 228, 232-235, 237, 259 König von Ungarn 310, 313, 330 Eugen, Prinz von Savoyen 71 f., 77 f., Franz Karl, Erzherzog 270 104, 108, 112, 157 f., 160, 185-187 Frech, Martin 144 Friedjung, Heinrich 305 Faber, Sebastian, Abt 110 Friedrich August I., Kurfürst von Falck, Johann Franz 124, 187 Sachsen 77 Falkenstein, Adalbert Freiherr von Friedrich II., König von Preußen 115, 187 171 f., 181, 194, 224 Farkas, Stadtrichter von Ofen 39 Friedrich III., röm.-dt. Kaiser 46 Fáy, ungar. Adelsfamilie 157 Friedrich von Babenberg 36 Fazil Mustafa Pascha 77 Friedrich, Johann Wolfgang 131 Felbiger, Ignaz von 218 Fröhlich, David 242 Felbinger, Franz 125, 161, 352 Fuchs, Rudolf 255 Felmeth, Johann 210 Fügedi, Erik 35, 46 Fényes, Elek 214 Fugger, Anton 51

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Fugger, Augsburger Handelshaus 30, Halbwachs, Mauice XI 50 f. Haliczky (Halitzky), Andreas Fugger, Jakob 50 f. Friedrich 259 Furter, Jobst, Nürnberger Haller, Anna 48 Ochsenhändler 51 Haller, Hans 48 Haller (Haller von Hallerstein), Gaál, György 259 Nürnberger Patrizierfamilie 46, 48 Gaál, ungar. Adelsfamilie 163 Haller, Peter 48, 61 Gamauf, Gottlieb 181 f. Haller, Ruprecht 48 Garay, János 254 Haller, Wilhelm 48 Gebhardi, Ludwig Albrecht 256 Hamilton, Johann Andreas Graf 187, Gellért, ungar. Adelsfamilie 157 190 Gerengel, Simon 63 Harrach, Ferdinand Bonaventura Graf Gerhard, Hl. (Gellért) 14 103 Gertrud von Andechs-Meranien, Harrucker(n), Johann Georg Graf ungar. Königin 12, 18, 26 150, 157, 163 Gervay, ungar. Adelsfamilie 161 Hartleben, Konrad Adolf 250 Géza II., König von Ungarn 13, 16, Hartmann Rotschmid 47 21, 25 Hatzfeldt zu Gleichen, Karl Friedrich Géza, ungar. Großfürst 9, 14 Graf von 196, 197, 365 Giron, Peter 303 f. Haynau, Julius Freiherr von 296, 300, Gisela von Bayern, ungar. Königin 304 10, 14, 16 Heckenast, Gustáv 49, 250, 255, 260, Glatz, Eduard 242, 253, 256 f., 259- 281 266, 276, 294, 296, 324, 326 f., Héder, ungar. Sippe 13 f. 337 Hedwig von Andechs-Meranien 26 Glatz, Jakob 242 f., 255 f., 260 Heer, Friedrich 12 Görgey (ab 1848 Görgei), Artúr 252, Heine, Heinrich 252 290, 302, 304 Heinrich I., Herzog von Schlesien 26 Görgey, ungar. Adelsfamilie 26, 30 Heinrich I., ostfränk. König 9 Grassalkovich, Antal Graf 124, Heinrich II., Herzog von Bayern 45 157 f., 164, 192, 194 Heinrich II., röm.-dt. Kaiser 10 Grillparzer, Franz 250 Heinrich III., röm.-dt. Kaiser 10 Großmann, Valentin 61 Heinrich von Hainburg 14 Gugelweit, Hans 40 Heister, Si(e)gbert Graf 111 Gutkeled, ungar. Sippe 13 Helfert, Joseph Alexander (ab 1854 Győr, ungar. Sippe 13 Freiherr von) 315 Henckel, Augsburger Handelshaus 51 Haan, Arzt 207 Henszlmann, Imre 252 Hacker, Werner 121, 129 Herder, Johann Gottfried 244, 246, Hadik, ungar. Adelsfamilie 158 327 Hager von Allensteig, Johann Hermann von Salza 23 Nepomuk Freiherr 274 Hermann, Daniel 227 Hahót, ungar. Sippe 13 Hermann, Johann 227

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Hermány, ungar. Sippe 13 Jany (Jani), Franz Ferdinand 111 f. Herschingh, Johann 97 Jany (Jani), Johann Jakob 111 f., 123 Hertelendy, ungar. Adelsfamilie 163 Jazurmegyi, ungar. Adelsfamilie 30 Hezelo von Ritzerfeld 11 Jelačić, Josip Baron 284 f., 296, 299, Hildebrand, Johann Wilhelm von 384 199-201 Jeszenszky, ungar. Adelsfamilie 161, Hochburg, Johann Baron 108 226 Hodža, Michal Miloslav 278, 286 Jireček, Josef 315 Höfken, Gustav 325-327 Johann Georg III., Kurfürst von Hoffmann, Anton, Polizeiagent 274, Sachsen 75 277 Johann von Weißpriach 62 Hohenblum, Joseph Ritter von 330 Jordan von Gargau 26 Hölbling, Maximilian (Miksa) 155, Joseph I., röm.-dt. Kaiser 101 336-338 Joseph II., röm.-dt. Kaiser 7, 66, 85, Holzer, Augustin 129 101, 103, 115, 117, 120, 127, 132, Holzschuher, Berthold 46 146, 154, 171, 173-176, 178-182, Holzschuher, Nürnberger 184, 196, 199 f., 203, 205, 207- Kaufmannsfamilie 48 210, 212, 214, 217, 220 f., 224, Homonnai Drugeth, ungar. 238-240, 249, 256, 266, 339, 366 Adelsfamilie 54 Jósika, Sámuel Baron 270 Honterus, Johannes 61 f. Justi, Johann Heinrich Gottlob von Hont-Pázmány, ungar. Sippe 13 102 Hormayr, Joseph von 259 Horváth de Szentgyörgy, ungar. Kádár, János XV Adelsfamilie 159 Kalbenmatter, Peter 62 Horváth, Mihály 105, 250 Kállay de Nagykalló, ungar. Huet, Albrecht, Sachsengraf 52 Adelsfamilie 163 Hunfalvy, Pál (= Paul Hundsdorfer) Kallbrunner, Josef 127, 213 f. 268 Kammerer, Ernő 98 Hunyadi, János Nepomuk 228, 234 Kammerer, Ulrich 46 f. Hurban, Jozef Miloslav 278, 286 Kammerknecht, Ulrich 61 Hürlimann, Matthias 109 f. Kara Mustafa, Großwesir 75, 77 Karácsonyi, ungar. Adelsfamilie 158 Ibrahim, Pascha von Ofen 75 Karl I. Robert, König von Ungarn 17, Illésházy, ungar. Adelsfamilie 54 36, 45 Imre, Sohn Stephans I. 13 Karl IV., röm.-dt. Kaiser 45 Imre, König von Ungarn 14 Karl Theodor, Kurfürst von der Pfalz Innozenz IV., Papst 3, 17 und von Bayern 123 Innozenz XI., Papst 75 Karl V., Herzog von Lothringen 71 Irányi, Dániel (bis 1842 Halbschuh, Karl V., röm.-dt. Kaiser 51 Daniel) 298 Karl VI., röm.-dt. Kaiser, als Karl III. König von Ungarn 78, 101, 116, Ják, ungar. Sippe 13 117, 122, 160, 163, 186 f., 204 f., Jakul, Comes 32 223

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Karl XII., König von Schweden 78 Kotzebue, August von 252 Karlitzky, Albert 218, 277, 373, 375 Kövy, Sándor 243 Karlmann, ostfränk. König 9 Krauss, Karl-Peter XII, 116, 130, 141, Karniel, Josef 181 148 Károlyi, Sándor Graf 123 f., 149, 157, Kraussen, Franz Albert 124 163-166 Krestić, Vasilije 321 Katharina II., Zarin 115, 178 Kreusl, Hans 40 Kaunitz, Wenzel Anton Graf 181, Kubinyi, András 37, 48, 52 184, 194 f., 224 Kubinyi, Ferenc 278 Kazinczy, Ferenc 180, 243-246, 322 Kübeck, Carl Friedrich Freiherr von Kemény, Baron Zsigmond 266, 329 Kübau 310 Kempelen, Wolfgang von 192, 200, Kuhn, Walter 213 f. 202 Kühne, Gustav 294 f., 380 Kempen, Johann Franz von 313 Kulmer, Franjo Freiherr von 284 Kézai, Simon 12 Kun, Ferenc 86, 226 Király, József 220, 277 Kurzböck, Anton 218 f. Kisfaludy, Sándor 246, 259 Kisling, Jakob 144 Ladislaus der Heilige, König von Kiss, Ernő 305 Ungarn 35 Kiss, István N. 129 f. Ladislaus IV., König von Ungarn 19, Kiss, Izsák 209 31, 36 Klapka, György 302 Lagarde, Paul Anton de 329 Klauzál Gábor 282 Lagler, Georg 228 Kleinheinz, Oszkár 302 Lahner, Georg (György) 302, 305 Knezich, Károly (Knezić, Karol) 305 Lamberg, Franz Anton Graf 199, 366 Koch, Martin Cyrika 61 Lamberth, ungar. Adelsfamilie 159 Kodály, Zoltán 254 Latinovics, ungar. Adelsfamilie 164 Kollár, Jan 249, 254 Lázár, Vilmos 305 Kollár, Julius 255 Leiningen-Westerburg, Karl Graf 304 Kollonitsch (Kolonich), Leopold Karl Lemmel, Hans (Johannes) 47 f. Graf, Kardinal 96, 105 f., 120, Lenau, Nikolaus 252 204, 222, 344, 346 Lengyel, Zsolt 312 Kolowrat-Liebsteinsky, Franz Anton Lenin (Vladimir Il’ič Ul’janov) XV Graf 270 Leopold I., röm.-dt. Kaiser 6 f., 64, Komlos, John 171 74, 76, 88, 92, 94 f., 101, 104, 105, Konrad III., röm.-dt. König 11 108, 110, 222 Koppány, ungar. Stammesführer 13 Leopold II., röm.-dt. Kaiser 212, Köprülü, Mehmed 75, 77 238 f., 277, 373 Kosáry, Domokos 103, 179, 183 Limburg-Styrum Grafen von 108 Kossuth, Lajos 243, 247 f., 252, 260- (siehe auch Styrum-Limburg) 262, 278-280, 282, 285, 289-292, List, Friedrich 322-324, 326, 337 296, 298, 300, 303, 323 Liszt, Franz (Ferenc) 252 Kothmann, Anton von Baron 192 f., Liszti (Liszthy), János 63 216 Ludwig Joseph, Erzherzog 270

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Ludwig I., (der Große), König von Matthias Corvinus, König von Ungarn Ungarn 17, 36, 41, 44-46 22, 30, 37, 40, 46, 48, 50 Ludwig II., König von Ungarn 48, 51 Matthias, röm.-dt. Kaiser 64 Ludwig II., ostfränk. König 9 Max(imilian) II. Emanuel, Kurfürst Ludwig von Thüringen, Landgraf 12, von Bayern 71, 75 23 Maximilian Franz, Erzherzog 172 Ludwig Wilhelm, Markgraf von Maximilian II., König von Bayern Baden 71 f., 77 331 Ludwig XIV., König von Frankreich Maximilian II., röm.-dt. Kaiser 56 55, 68, 74, 76, 92, 101, 104, 112, Mayer, Johann Friedrich 227 123, 171 Mayerhofer von Grünbühel, Ferdinand Lukács, József 330 Freiherr 288, 320 Lukács, Lázár 209 Mazarin, Jules, Kardinal 101 Lukács, Móric 252 Mednyánszky, Alajos Baron 259 Lukesch, Floris 306 Mehmed IV., Sultan 77 Luther, Martin XIV, 59-62 Melanchthon, Philipp 60 f. Luzsinszky, ungar. Adelsfamilie 159 Melczer, ungar. Adelsfamilie 161 Mercy, Claudius Florimund Graf 108, Maderspach, Ferenc 302 132, 133, 136, 157, 161, 168, 186, Magyary-Kossa, Péter 231, 234 188-190, 200 f., 211, 225-227, 234 Mailáth, János Nepomuk Graf 253, Mercy-Argenteau, Anton Ignaz Karl 259 Graf 157 Majláth (Mailáth), ungar. Mészáros, Lázár 282 Adelsfamilie 161 Meszlenyi, Johann (János) 162 Majthényi, ungar. Adelsfamilie 157 f. Meszleny(i) (Meszlényi), ungar. Makk (bis 1848 Mack), József 302 Adelsfamilie 226 Manlich, Augsburger Handelshaus 51 Metternich-Winneburg, Klemens Maria, Erzherzogin, Königin von Lothar Wenzel Nepomuk Fürst Ungarn 51 261, 270, 279 Maria Theresia, Königin von Ungarn Michels, Paul 306 41, 66, 82, 101, 115-117, 121 f., Mirijevski, Teodor Janković 179 124, 137, 143, 146, 154, 170-174, Mitterauer, Michael 174 176, 181 f., 184, 190 f., 192, 194, Mollay, Karl (Károly) 43 196-200, 202, 204 f., 207 f., 212, Monasterlija (Monasterly/Monasz- 214, 217, 224, 230, 236, 240, 307, terly), Jovan (János) 95, 223, 226, 339, 365 f., 385 227 Mariássy, ungar. Adelsfamilie 30 Montecuccoli, Raimondo Fürst 70, 72 Markovits, Emanuel 331 Müller, Josef Stefan 302 Markus von Nürnberg 46 f. Müller-Guttenbrunn, Adam 87 Marlborough Herzog von (Churchill, Münzer, Anna 48 John) 104 Münzer, Johann 48 Marlin, Josef 291 Musaeus, Johann Peter 63 Masarek, Peter 91 Mustafa II., Sultan 77

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Nádasdy, Ferenc 63, 74 Petőfi, Sándor 280 f. Nádasdy, Tamás 226 Petróczy, Mihály 97 Nádasdy, ungar. Adelsfamilie 54, 159 Petrovszky, ungar. Adelsfamilie 161 Näder, Michael 204 Pfeiffer, Mathias 129 Nagy, István, Administrator 235 Piccolomini, Johann Norbert Graf 92 Nagy, István, Bischof 132 Pickl, Othmar 71 Nagysándor, József 305 Pierre, Hans 306 Napoleon Bonaparte 239 Pilgram, Anton 221 Nemesevich, ungar. Adelsfamilie 163 Pillersdorf, Franz Freiherr von 310 Nesselrode, Wilhelm Franz Bertram Podmaniczky, ungar. Adelsfamilie Graf, Bischof 227 158 Neumann (von Bucholt, Karl Samuel), Poeltenberg, Ernst Ritter Poelt von Impopulationsdirektor 200 304 Niczky, ungar. Adelsfamilie 162 Prandau, dt.-kroat. Adelsfamilie 339 Novak, Josef 305 f., 385 Preuner, Graf 160 Puchner, Anton (Antal) Freiherr von 289, 290 Ögödäi, Großkhan 19 Puchner, ungar. Adelsfamilie 161 Orczy, ungar. Adelsfamilie 158, 163 Pukánszky, Béla 251, 268, 322 Osterhammel, Jürgen XI Puksch, Josef 274 f., 276, 277, 377 Otto I. röm.-dt. Kaiser 9 Pulszky, Ferenc 252, 268, 318 Otto III., röm.-dt. Kaiser 10 Puttkamer, Joachim von 317 Otto von Freising, Bischof 11 f., 15 Ottokar II. Přemysl, König von Ráday, Gáspár 158 Böhmen 36 Ráday, Pál Graf 136, 222, 225 Ötvös, János, Goldschmied 39 Ráday, ungar. Adelsfamilie 157 f. Radetzky, Johann Joseph Graf 283 Pacassi, ungar. Adelsfamilie 158 Radics, ungar. Adelsfamilie 164 Paksy, ungar. Adelsfamilie 157 f. Radonay, Mátyás Ignác, Bischof 112 Palacký, František 247, 249, 309-311 Raidel, Andreas, Stadtpfarrer von Pállfy, ungar. Adelsfamilie 54 Ödenburg 62 Paller, Augsburger Handelshaus 51 Rajačić, Josip 287 Paul von Leutschau, Bildhauermeister Rákóczi Ferenc II., Fürst von 28, 59 Siebenbürgen 55, 57, 98, 103 f., Pázmány, Péter, Kardinal 67 106, 111 f., 114, 158, 169, 221, Peck, Christoph 62 224, 232, 291 Pejačević, kroat. Adelsfamilie 339 Rákóczi György I., Fürst von Pejačević, Markus Alexander Graf Siebenbürgen 57, 63 f. 339 Rákóczi, ungar. Adelsfamilie 55 Perczel, ungar. Adelsfamilie 161 f., Ranke, Leopold von 54 211, 226 Ransano, Pietro 40 Perényi, ungar. Adelsfamilie 54 Rechberg und Rothenlöwen, Johann Pestalozzi, Johann Heinrich 265, 297 Bernhard Graf 331 Peter der Große, Zar 78 Regino von Prüm, Abt 11

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Rehlingen und Guggenberg, Schönborn, Lothar Franz Graf 125, Dionysius von 111 163 f. Rehlinger, Augsburger Handelshaus Schritt, Adolf 300 51 Schröer, Tobias Gottfried 242, 255, Reichard, Johann Karl 122, 156, 257 f., 260 187 f., 227 Schünemann, Konrad 194, 206 f. Reuther, Hans Adam 130 Schustel, Wolfgang 60 Révai, Miklós 180 Schwartner, Martin von 259 Révai, ungar. Adelsfamilie 55 Schwarzenberg, Felix Ludwig Fürst Richelieu, Armand-Jean Plessis du, zu 310, 327, 330 duc de, Kardinal 101 Schweidel, József 302, 305 Röder, Adam 146 Schwicker, Johann Heinrich 255, 337 Römerer, Amtmann 189 Sedlnitzky, Josef Graf 260 Rösler, Johann Christoph 259 Semsey, ungar. Adelsfamilie 30 Roth, Stephan Ludwig 256, 264-266, Siebenkersch, Ludwig, 268, 276, 290 f., 324 f., 337 Vermessungsingenieur 152 Rottenbiller, Leopold (Lipót) 281 Sigismund I., König von Ungarn 17, Rudnyánszky, ungar. Adelsfamilie 29, 37, 42 f., 46 f. 158, 162, 226 Sigray, ungar. Adelsfamilie 159 Rudolf I., König von Ungarn, als Silvester II., Papst 10 Rudolf II., röm.-dt. Kaiser 63 f. Skerlecz de Lomnicza, Baron Miklós Rumy, Karl Georg 242, 258 213 Slusky, Beamter der Hofkammer 94 Saalhausen, Matthias Moritz 188 Sobieski, Jan III., König von Polen 75 Şaguna, Andrei(u) 289 Sodtfried, Ferdinand 302 Salgar, Peter 110 Solymár, Imre 119 Sándor, ungar. Adelsfamilie 157 Somogyi de Medgyes, ungar. Sauska, ungar. Adelsfamilie 161 Adelsfamilie 159 Scharberg, Bedeus von 324 Somogyi, Ferenc 98, 104, 148 Schaudt, Andreas 300 Somssich, ungar. Adelsfamilie 162 Schedel, Franz Karl Joseph (= Toldy Sonnenfels, Joseph von 102 Ferenc) 259, 268 Sophie Friederike, Erzherzogin 299 Schedius, Ludwig von 249, 253, 259 Spira, György 295, 299 Schiller, Friedrich 252 Stadion, Franz Seraph Graf 310, 312 Schilling, Rogerius 157 Stalin (Iosif Vissarionovič Džugašvili) Schilson, Johann Michael Baron 226 XV Schlesinger, Walter 1, 4 Steinacker, Edmund 261, 264 Schlözer, August Ludwig von 256 Steinacker, Gustav 259, 261 Schmidegg, ungar. Adelsfamilie 159 Steinacker, Ruprecht 260 Schmidt, Abraham, Lehrer 112 Steinbach, ungar. Adelsfamilie 158 Schödl, Günter XII, 213 Stephan I. (Waik, Vajk), König von Schönborn, dt.-ungar.-böhmische Ungarn X, 10, 13 f., 16, 26, 45 Adelsfamilie 164, 339 Stephan V., König von Ungarn 19, Schönborn, Friedrich Karl Graf 164 22, 27

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Stephan Franz Viktor, Erzherzog 279, Taucher, Jakob 145 f. 282 f. Tavasi, Lajos (bis 1846 Teichengräber Stifter, Adalbert 250 Ludwig) 297 Stöckel, Leonhard 60 f. Tersztyánszky, ungar. Adelsfamilie Stoß, Veit 59 158 Stratimirović, Djordje 319 Tessedik, Sámuel 131, 150, 334 Strattmann, Theodor Athlet Heinrich Thern, Karl 250 Graf 92 Thietmar von Merseburg 10 Strázsay, Johann Nepomuk 140, 167 Thill, Johann Franz 207 Stromer, Ludovicus 48 Thinnfeld, Ferdinand Joseph Ivo Stromer, Wolfram 46 Freiherr von 327 Štúr, L’udovít 278, 286 Thököly, Imre, Fürst von Stürstab, Leupold 46 Siebenbürgen 57, 74 f., 77, 223, Styrum-Limburg, Otto Leopold Ernst 291 Graf 144, 162, 226 Thomstorff, August von 304 Süleyman I., Sultan 72 Thun-Hohenstein, Leo Graf 315 f., Süleyman II., Sultan 77 318 Šupljikac, Stevan 287 Thurzo, Johann 50 Szapáry, ungar. Adelsfamilie 159, Thurzó, ungar. Adelsfamilie 30, 51 209 Tisza, Kálmán 272 Szapolyai, Johann I. (Zápolya, János Toldy, Ferenc (= Schedel, Franz Karl I.), König von Ungarn 39, 241 Joseph) 259, 268 Széchen, ungar. Adelsfamilie 162 Tonsor, Johann Marsilius Nicolaus Széchényi, Ferenc Graf 249, 334 131, 227 Széchényi, György, Erzbischof von Török, Ignác 305 Esztergom 107 Trautson zu Falkenstein, Johann Széchenyi, István Graf 240, 248 f., Joseph Graf 162 f. 262, 266, 270, 282, 292, Trefort, Ágoston 252 Széchényi (Széchenyi), ungar. Trenck, Franz von der 339 Adelsfamilie 108, 163 Trenck, kroat. Adelsfamilie 339 Széchy, ungar. Adelsfamilie 55 Tretter, Georg (= Járy, György) 260 f. Szekfű, Gyula 81, 92, 183 Trexler, Anton 253 Szelepcsényi, György, Bischof 111 Tschischovsky, Samuel 192 Szemere, Bertalan 282, 305 Szepesy (Szepessy), Ignác 220 Ulving, ungar. Adelsfamilie 38 Szerencsés, Emmerich 48 Urban VIII., Papst 230 Szita, László 338 Ürményi, ungar. Adelsfamilie 159 Szöll, Vitalis 303 Szunyogh, ungar. Adelsfamilie 158 Vátzy, Tobias 132 Vécsey, Károly Graf 305 Talini, Jakob 91 Vécsey, ungar. Adelsfamilie 209 Tamási, János 90 Velits, Peter 227 Táncsics, Mihály 281 Veterani, Friedrich Ambros Graf 77, Tarján, ungar. Adelsfamilie 159 108, 112, 160

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Vetter von Doggenfeld, Anton (Antal) Zápolya, ungar. Adelsfamilie 48, 55 302 Zay, Károly Graf 278 Vilana Perlas, Francesco de Paula Zichy von Vásonkő, Peter Graf 110 Ramon Graf 191, 198-200 Zichy, ungar. Adelsfamilie 55, 157- Vogel, Joseph Anton 124, 190 159, 162 Vorchtel, Nürnberger Tuchhändler- Zrínyi, Miklós (Nikolaus) 57, 88 familie 39 Zrínyi, Miklós Graf 57 Vörösmarty, Mihály 250 Zrínyi, Péter Graf 74, 158 Zrínyi, kroat.-ungar. Adelsfamilie 55 Waldberg, Károly 302 Zsigrai, ungar. Adelsfamilie 30 Wallenstein, (i.e. Waldstein, Albrecht Wenzel Eusebius von) 68 Wattay, ungar. Adelsfamilie 157 f. Weiss, Augsburger Handelshaus 51 Weiß, Johann 236 Weiss, Martin 48 Weiß, Michael 227 Wenzelin von Wasserburg (Vencilinus) 13 f. Werbőczi (Verbőczy) István 241 Werlein, Johann 109 Wesselényi, Ferenc 74 Wesselényi, Miklós Baron 247, 266 f., 278, 293 Wesselényi, ungar. Adelsfamilie 55 Wessenberg, Johann Philipp Freiherr von 283 Widder, Andreas 227 Wiener, Paul 61 Wilhelm, Franz 127, 214 Wimmer, Gottlieb August 242 Windischgraetz, Alfred Fürst 295 f., 299, 303 Winkler, Michael 144, 228-230, 232 Wirkner, Ludwig von 260 Władisław Jagiello, König von Polen und Ungarn (Ulászló I.) 29, 90 Wolf, Joseph XII, 168 Wolfgang, Bischof von Regensburg 10 Wollenhaupt, Amtmann 188

Zámori, ungar. Adelsfamilie 159 Zápolya, Imre 30

540 XII Karten

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544 Verlag Herder-Institut Marburg 2013

ISBN 978-3-87969-373-3

9 783879 693733