orchester niederösterreich

TAUSENDUNDEINE NACHT

Samstag, 5. 11. 2005, 19.30 Uhr Wiener Musikverein, Großer Saal 2. Konzert im Abonnement «Take Five»

Sonntag, 6. 11. 2005, 16 Uhr Wiener Musikverein, Großer Saal 3. Konzert im Abonnement «Sonntag Nachmittag»

Montag, 7. 11. 2005, 19.30 Uhr Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal 3. Konzert im Abonnement «Tonkünstler-Orchester»

Dienstag, 8. 11. 2005, 19.30 Uhr Wiener Musikverein, Großer Saal Club für Kultur und Wirtschaft, ÖGB Carl Nielsen (1865 – 1931) Nikolai Rimski-Korsakow (1844 – 1908)

Aladdin. Suite aus der Schauspielmusik op. 34 (1918 – 19) Scheherazade Symphonische Suite op. 35 (1887/88) I Orientalischer Festmarsch II Aladdins Traum und Tanz der Morgennebel I Das Meer und Sindbads Schiff (Poco Adagio – Tempo di Valse) (Largo e maestoso – Allegro non troppo – Tranquillo) III Hindu-Tanz II Die Geschichte vom Prinzen Kalender (Andantino con moto) (Lento – Andantino – Allegro molto – Vivace scherzando – IV Chinesischer Tanz Moderato assai – Allegro molto ed animato) (Allegretto un poco) III Der junge Prinz und die junge Prinzessin V Der Marktplatz in Isfahan (Andantino quasi allegretto – Pochissimo pi`u mosso) (Orchester I: Andantino – Orchester II: Allegretto – IV Fest in Bagdad – Das Meer – Das Schiff zerschellt an dem Orchester III: Adagio – Orchester IV: Allegretto moderato) Felsen in Form eines ehernen Reiters – Epilog VI Tanz der Gefangenen (Allegro molto – Lento – Vivo – Pi`u stretto – Spiritoso – (Moderato non troppo) Allegro non troppo e maestoso – Pocho pi`u tranquillo – Lento – VII Tanz der Mohren Alla breve) (Allegro) Alexander Gheorghiu Violinsolo

Maurice Ravel (1875 – 1937)

Shéhérazade Trois Poèmes pour Chant et Orchestre sur des Vers de Tristan Klingsor (1904)

I Asie (Très lent – Allegro – Lent – Allegro – Très lent – Modéré – Lent) II La Flûte enchantée (Très lent – Allegro – Lent) III L’Indifférent (Lent)

Tonkünstler-Orchester Niederösterreich Rinat Shaham Mezzosopran Pause Kristjan Järvi Dirigent

2 3 WERKEINFÜHRUNGEN Hinzu kamen Streichquartette, die haupt- heran, die zwischen 1914 und 1916 sächlich zur Produktion der Jugendzeit entstandene Symphonie Nr. 4 mit dem Carl Nielsen dachte in Tönen zwie- gehören, Klavierwerke aus den frühen Beinamen «Das Unauslöschliche» (die vor spältig: «Wir müssten sehen, dass wir von Jahren sowie aus der Zeit nach dem zwei Saisonen auch von den Tonkünstlern den Tonarten wegkommen und dennoch Umschwung in Nielsens Kunst während aufgeführt wurde). Sie nimmt jedoch nicht diatonisch überzeugend wirken. Darum des Ersten Weltkriegs, sowie zuletzt Bezug auf seine persönliche Lage, denn er geht es, und da spüre ich in mir ein Stre- «Commotio», ein grandioses Orgelwerk. meinte, dass der Komponist nicht sein ben nach Freiheit», schrieb er 1913 in In einigen Werken näherte sich Nielsen eigenes Leben in der Musik direkt zum einem Brief. Er wollte von der traditionel- der Bitonalität oder der Atonalität, aber Ausdruck bringen solle. Nielsens Absicht len spätromantischen Dur-Moll-Musik gleichzeitig komponierte er weiterhin war eine andere: In einer chaotischen wegkommen, aber nicht hinaus in ein volkstümliche Lieder. Nichts deutet darauf Welt, in der jeder persönliche, künstleri- tonales Niemandsland, sondern hin zum hin, dass er jemals der Meinung gewesen sche und gesellschaftliche Halt verloren verstärkten Erlebnis der Melodie als der wäre, es bestünde zwischen der einfachen geht, gewährte er den unüberschaubaren eigentlichen musikalischen Energiequelle. Liedstrophe und den scharfen Ausdrucks- Kräften Einlass in seine Musik, nicht Um jeden Preis wollte er an der Verständ- mitteln der neuen Musik ein Widerspruch. jedoch, um sie einfach zu schildern, son- lichkeit und Klarheit des Themas, an der Im Mozart-Jahr 1906 äußerte sich dern um einen Sinn – musikalisch gese- Melodie, festhalten; und er gelangte in die Nielsen mit großer Begeisterung über Carl Nielsen. Reliefportrait von Carl Nielsens Frau, hen: eine Form – zu finden, der/die trotz Nähe der alten Kirchentonarten, ohne dass Mozart, später verband er sich ebenso der Malerin und Bildhauerin Anne Marie Nielsen. allem weiterführen kann. er sie jemals als einen neuen stilistischen stark mit Bach, und immer deutlicher Das Portrait ist heute im Nielsen-Museum in seiner Die nächste große Orchestermusik Ausgangspunkt in Betracht zog. wurde bei ihm die Auffassung, dass die Heimatstadt Odense ausgestellt. Nielsens nach der 4. Symphonie war Nielsen hat auf eigenem Wege seine ganz große und provozierende Musik jene 1918/19 die Schauspielmusik zu dem musikalische Sprache gefunden; der Zwie- des 18. Jahrhunderts sei. Seine heuer bei Theaterstück «Aladdin oder die Wunder- spalt führt in die Doppelspurigkeit seiner den Bregenzer Festspielen aufgeführte lampe» des romantischen dänischen Kunst hinein, Dank derer er zum däni- Oper nach der Holberg-Komödie Dichters Adam Oehlenschäger. Am schen Nationalkomponisten werden konn- «Maskerade» verwendet das Maskeraden- Königlichen Theater Kopenhagen, wo das te: Einerseits komponierte er eine Vielzahl fest als Symbol für das Jahrhundert des *** Stück aufgeführt wurde, hatte Nielsen dänischer Lieder und war somit an der Lichts, der Klarheit, der Aufklärung. In sei- selber einige Jahre als musikalischer Leiter Erschaffung einer ganz neuen, nicht- ner Einstellung mag Nielsen an Ferruccio Das Wunderbarste von all dem, gewirkt. Dabei machte er einerseits romantischen und volkstümlichen Lied- Busoni, den er früh persönlich kennen schlechte Erfahrungen mit den prakti- kultur maßgeblich beteiligt, zum anderen lernte, und an dessen Ideen von der «jun- was im Menschen ist, schen Möglichkeiten am Haus, anderer- führte er als erster die klassische dänische gen Klassizität» erinnern. Er wollte aber seits sammelte er in dieser Funktion Musik ins 20. Jahrhundert. unter keinen Umständen im alten Stil ist sein Herz; wichtige Erfahrungen in Hinblick auf Viele der einfachen strophischen Lied- schreiben, und seine Musik lässt sich dramatische Musik wie mit der Kompo- melodien schrieb Nielsen für die däni- schwer in einem einzigen Begriff zusam- denn es ordnet sitionen seiner beiden Opern. schen Heimvolkshochschulen, während er menfassen; es ist, als habe er eine kompo- Nielsen ging «Aladdin» zunächst eher sich gleichzeitig immer näher an die Er- sitorische Herausforderung darin empfun- sein ganzes Wesen. widerwillig an, weil er an die Umstände an neuerung der großen musikalischen Gat- den, höchst unterschiedliche Impulse und dem Theater dachte. (Und die Vorfälle tungen heranarbeitete: sechs Symphonien, Eingebungen in ein und demselben Werk rund um die Uraufführung, als seine deren Entstehung sich fast über sein zusammenzubringen. Aus «Tausendundeiner Nacht» Musik zerstückelt und in eine sinnwidrige ganzes Leben erstreckte und die quasi das In der schwierigsten Zeit seines Lebens, Reihenfolge gebracht wurde, sollten sei- Rückgrat seines Œuvres bilden; zwei während des Ersten Weltkriegs, als er auch *** nem Misstrauen dann leider Recht geben.) Opern, die zwischen 1900 und 1910 von persönlichen und beruflichen Krisen Aber nach einer bestimmten Anlaufzeit geschrieben wurden; drei Instrumental- heimgesucht wurde, reifte in Nielsen sein reizte Nielsen der Stoff doch und er konzerte für Violine, Flöte und Klarinette. bedeutendstes und überragendes Werk empfand es als Herausforderung, eine

4 5 in der «Morgenstimmung» des «Peer Maurice Ravel dirigierte während sei- Gynt» erzeugt. Der unmittelbar an den ner Studienzeit am Pariser Konservato- Traum anschließende «Tanz der Morgen- rium 1899 seine Ouvertüre «Shéhérazade» nebel» erinnert in seiner elegant-leichten und wurde gnadenlos ausgepfiffen. Der Walzerführung an Tschaikowski. Der junge, hochbegabte Musiker, Mitte 20, Hindu- und der chinesische Tanz sind kämpfte um seine Reputation als Kompo- Kleinodien aus biegsamen motivischen nist, bewarb sich Jahr für Jahr mit seinen Figurationen und reizvollen harmonischen Kompositionen am Wettbewerb um den Färbungen, delikat instrumentiert. Großen Rom-Preis, der ihm aber nie zu- Im fünften Satz, «Der Marktplatz in erkannt wurde. 1904, nach drei vergebli- Isfahan», wendet Nielsen zur Schilderung chen Anläufen, verzichtete er auf die des bunten Treibens eine schon von dem Teilnahme und wandte sich statt dessen Amerikaner Charles Ives erprobte Auf- wieder dem «Shéhérazade»-Thema zu. teilung des Orchesters in mehrere Grup- Ravel, der sich intensiv mit Literatur und pen an. Bei Nielsen spielen vier kleine zum Teil auch philosphischen Schriften Orchester vier verschiedene Stücke in befasste und bevorzugt Werke von Charles unterschiedlichem Rhythmus und deutlich Baudelaire, Edgar Allan Poes, Stéphane voneinander abgesetzter Thematik, einen Mallarmé, Etienne Bonnot de Condillac Eindruck erzeugend, als ob der Wind ein- und Stendhal las, ließ sich zu seiner zwei- mal diese, einmal jene Gruppe stärker her- ten Annäherung an «Shéhérazade» von anweht. Ein modernes Raumstück! Gedichten Arthur Leclères, der unter dem Auf diesem Klavier komponierte Carl Nielsen die Schauspielmusik zu «Aladdin». Heute ist das Im folgenden «Tanz der Gefangenen» Wagnerianischen Pseudonym Tristan Instrument im Carl Nielsen-Museum in Odense ausgestellt. scheint Nielsen, ähnlich seinem mähri- Klingsor publizierte, inspirieren. Sein schen Zeitgenossen Leosˇ Janácˇek, den kammermusikalisches Meisterstück hatte Sprachgestus – hier Schreie, Zurufe und Ravel mit dem Streichquartett F-Dur Auseinandersetzungen – in Musik zu bereits geliefert, nun widmete er sich 1904 Schauspielmusik zu schreiben, zumal es Durch bestimmte harmonische, rhyth- übertragen, ausgelöst durch wilde erstmals einer großen Orchesterpartitur, ein großes nordisches Vorbild gab: Edward mische und melodische Besonderheiten Figurationen der Streicher und Holzbläser. in Verbindung mit Gesang. Griegs «Peer Gynt»-Musik. Auch Nielsen erzeugt Nielsen zwar durchaus ein exoti- Am Höhepunkt des Satzes erreicht die Ravel, der die Musik von Emmanuel schuf eine farbenreiche, vielfältige, packen- sches «orientalisches» und in der Weiter- Musik eine Unabdingbarkeit und geballte Chabrier bewunderte und vom schöpferi- de, nicht nur illustrierende, sondern die reise Aladdins auch «fernöstliches» Flair, Dynamik wie in der Symphonie Nr. 4 – schen Witz und Freiheitsgeist von Erik dramatischen Vorgänge verbindende und aber dabei bleibt die Musik auch immer in unauslöschlich ist hier das Schicksal der Satie fasziniert war, fand darüber hinaus ergänzende Musik, die zum Teil durchaus den abendländischen Kanon der Form und Gefangenen. in der russischen Musik viel Anregendes symphonisches Format hat und in der Satztechnik eingebunden. Nielsen schuf Im virtuosen «Tanz der Mohren» für sein Komponieren, speziell in Hinblick grandiosen Instrumentierungstechnik an eindrucksvolle orientalische Klangbilder, sorgen Synkopen für unruhige Impulse in auf die Rhythmik und die Modalmusik die Symphonien Nielsens anknüpft. denen man aber immer anhört, dass sie der ritualisch-motorisch ablaufenden (also den Einsatz von Kirchentonarten). Der Komponist stellte selber aus der aus dem Geist der europäischen Kunst Musik, in der Nielsen phasenweise durch Die Musik von Borodin, Balakirew, 31 Nummern für fünf Akte umfassenden entstanden sind. die Mischung aus Holzbläser-, Streicher-, Mussorgski (dessen «Bilder einer Aus- Schauspielmusik eine Suite aus sieben Dem schwergewichtigen einleitenden Xylophon- und Trommelfiguren verblüf- stellung» Ravel später im Auftrag des Stücken her, die einen Marsch, vier Tänze, Festmarsch, einem das Plenum des fende klangliche Resultate erzielt. Die Dirigenten Serge Koussevitzky orchestrier- eine lyrische Stimmungsmusik und einen Orchesters ausfüllendes Präludium, folgt unbarmherzige Produktionsmaschinerie te), Glasunow (ein Konzertwalzer-Passus turbulenten Satz mit der musikalischen ein wunderschöner Streichersatz über der Industriegesellschaft scheint hier des Russen wurde von Ravel in «La Valse» Nachzeichnung eines orientalischen «Aladdins Traum», der in wenigen Takten urtümliche und spirituelle Kräfte zu zer- als Originalzitat verewigt) und auch Marktes konzentriert. eine ähnlich innige Atmosphäre wie Grieg malmen – Nielsen als Klangprophet. Rimski-Korsakow ging nicht spurlos an

6 7 den arabischen Märkten zu den Mandarins Nikolai Rimski-Korsakow hat der Parti- nicht enden zu wollen, in sich – eine und zarten chinesischen Prinzessinnen. tur der symphonischen Suite «Schehera- schier unendliche, in sich kreisende Die verschiedenen Landungsplätze des zade» ein Einleitungswort vorangestellt, Girlande aus Tönen, die den Hörer mit Schiffes geben Ravel Gelegenheit, in frem- mit dem er den inhaltlichen Ausgangs- sich zieht und fesselt. Das Scheherazade- de tonale und harmonische Regionen ein- punkt und Rahmen seiner musikalischen Thema ist meist der Solovioline zu zutauchen: Er versprüht Fontänen von Erzählung festhält, aber auch verschlüsselt Harfenbegleitung zugeteilt. großen Septimen, koppelt mehrere Quin- die musikalische Form preisgibt: In diese beiden Hauptthemen schob ten zu berauschenden Mischklängen und «Der Sultan Schahriar, überzeugt von Rimski-Korsakow auch anderes themati- skizziert pentatonisch kostbare Chinoise- der Falschheit und Untreue der Frauen, sches Material ein, das die Stimmung der rien. Nach einer aufschäumenden Steige- hatte geschworen, jede seiner Frauen nach Geschichten andeutet, die Scheherazade rung verhaucht dieser traumhafte Reise- der ersten Nacht töten zu lassen. Aber erzählt: «Das Meer und das Schiff des bericht eines Aladdin-Verwandten in Scheherazade, die Tochter des Großwesirs, Sindbad», «Die Erzählung des Prinzen variierten Klängen. rettete ihr Leben, indem sie sein Interesse Kalender», «Der junge Prinz und die junge In «La Flûte enchantée» lässt Ravel eine fesselte durch die Märchen, die sie ihm Prinzessin», «Fest in Bagdad; das Meer. im Harem eingesperrte Schöne ihre Ohren während Tauendundeiner Nächten er- Das Schiff zerschellt an dem Felsen in nach draußen zur Flötenserenade ihres zählte. Unter dem Eindruck der Spannung Form eines ehernen Reiters». Die Titel Geliebten schweifen – jeden Ton aus der schob der Sultan von Tag zu Tag Schehera- dieser Geschichten stellte Rimski- Ferne empfindet die Gefangene als sanften zades Tötung hinaus, und endlich ließ er Korsakow erst auf Anraten von seinem Kuss auf ihre Wangen. Ravel entspinnt den grausamen Beschluss völlig fallen. Kollegen Anatol Liadow über die vier hier einen jener wunderbaren Flöten- Sehr viele Wunder wurden dem Sultan Sätze, die eigentlich neutrale Bezeich- gesänge, wie er ihn später auch in Schahriar von Scheherazade erzählt. Für nungen tragen sollten: Prélude, Ballade, Maurice Ravel. Gemälde von Achille Ouvré «Daphnis et Chloé» anstimmen wird. ihre Erzählungen entlehnte sie den Dich- Adagio und Finale. Rimski-Korsakow In dem Lied «L’Indifferent» über die tern die Verse, den Volksliedern die Worte, wehrte sich gegen eine allzu deutliche einseitige Liebe einer Orientalin zu einem und sie schob dieselben ineinander.» programmatische Deutung seiner Musik: dem Franzosen vorüber. Spuren von schönen Fremden, dem sie gleichgültig ist, Mit dem letzten Satz deutete Rimski- «Die Überschriften waren nur dazu ge- Rimski-Korsakows «Scheherazade» finden reichert Ravel die Akkorde und harmoni- Korsakow ein Spezifikum seiner Kompo- dacht, die Fantasie des Hörers in die Rich- sich in Ravels «Prélude de la Nuit» und schen Flächen mit noch mehr Verzierun- sitionstechnik in «Scheherazade» an. Alle tung zu lenken, die meine eigene Fantasie «Rhapsodie espagnole» wieder. gen, Glissandi, leise vibrierenden Ton- vier Teile hindurch überlagerte er die bei- beim Komponieren gegangen war. Die Andererseits entfernte sich Ravel mit feldern und Arpeggien als zuvor an. Die den thematischen Ebenen und ihre Varia- Ausmalung der Details sollte dem Vorstel- seiner in einen harmonischen und klangli- angedeuteten Melodien werden ineinander tionen: das von fallenden Intervallsprün- lungsvermögen und der Stimmung jedes chen Schwebezustand versetzten Ton- verwoben, die bevorzugten Intervalle der gen und starker Gestik dominierte Sultan- einzelnen Hörers überlassen bleiben.» sprache schon in seinen «Shéhérazade»- Quint und Quart entführen die Kantilene Motiv und die verzierungsreiche, figurative Halten wir uns also an die Empfehlung Gesängen auch deutlich von der konkret in ein Traumreich der Sinnlichkeit. und betörende Melodie der Prinzessin. des Komponisten und verzichten auf eine fassbaren, konturierten Musik à la Rimski- Der Komponist verwandelte die beiden inhaltliche Deutung der vier Teile. Lenken Korsakow. Ravel lässt sich von der Poesie Leitthemen der jeweiligen Stimmung ent- wir die Aufmerksamkeit vielmehr auf die Klingsors in eine Welt der Ahnungen, *** sprechend. Der Sultan wird zum Beginn fabelhafte Klanggebung und die hohe Sehnsüchte und verbotenen Wünsche der Komposition mächtig, bedrohlich, ja Instrumentierungskunst Rimski-Korsa- entführen und beschwört Scheherazades Des Freundes Nähe brutal vorgestellt. Doch später ändert sich kows, die sich der ausgebildete Marine- Geist in drei schwül schimmernden und das Thema in sanfte Begierde, wenn es Soldat in jahrelangen Studien von Parti- exotisch flimmernden Tondichtungen. Auf ist der Freuden Krone. etwa die Celli als Kantilene spielen, oder es turen Franz Liszts und Hector Berlioz’ einem «trunkenen Schiff» gleitet die erklingt in pulsierender Erregung und angeeignet hatte. Damit wandte er sich Gesangsstimme in «Asie» durch fremde Aus «Tausendundeiner Nacht» schließlich in überzeugter Ergebenheit. auch allmählich vom Dogma des so Kulturen, gelangt vom Nahen in den Die Melodie der Prinzessin wiederum trägt genannten «Mächtigen Häufleins» ab, wie Fernen Osten, von den Minaretten und *** deren Vorhaben, mit den Geschichten ein Komponistenkreis um Mili Balakirew,

8 9 geschichte ein, der mit Werken wie «Mlada», «Sadko», «Mozart und Salieri», *** «Die Zarenbraut», «Die Legende von der Eine Seite aus «Tausendundeiner unsichtbaren Stadt Kitesch» und «Der Sie sagten: Die Liebe Nacht» in einer der ersten schriftli- goldene Hahn» einen beeindruckenden chen Aufzeichnungen der Märchen- slawischen Gegenentwurf zur dominanten hat dich verrückt gemacht; sammlung, die als «Galland-Hand- Opernwelt Richard Wagners schuf, so schrift» Berühmtheit erlangte. Sie komponierte er doch auch originelle und ich sagte: ist benannt nach dem französischen Orchesterwerke und entwickelte eine Philologen Antoine Galland (1646 – eigenständige Idee der Tondichtung. In Des Lebens Süße ist nur 1715), der als erster Geschichten aus Hinblick darauf waren die Jahre 1887/88, Tausendundeiner Nacht in Europa in denen «Scheherazade» entstand, beson- für die Verrückten. erforschte und bekannt machte. Die ders ergiebig. So komponierte Rimski- Geschichten wirken in dieser Korsakow auch die große Ouvertüre Aus «Tausendundeiner Nacht» Handschrift ursprünglich, lebendig «Russische Ostern» und das «Capriccio und natürlich. Die Handschrift Espagnol». Vergleicht man die drei Werke, *** bricht allerdings nach 282 Ge- so erkennt man Rimski-Korsakows große schichten ab, Fortsetzungen dieser Fähigkeit zur musikalischen Illustration Aufzeichnungen hat man nicht vorgegebener Bilder und Stimmungen. In bewegungen einstimmt. Im dritten Teil gefunden. Am Rand sind Bemer- «Russische Ostern» spiegelt er den gran- schlägt die Stunde der Klarinette, die mit kungen von Lesern, die sich für die diosen Prunk des Osterfestes in der rus- atemberaubenden Läufen und grazilen Lektüre bedanken, dazugeschrie- sisch-orthodoxen Kirche wider (auch hier Schritten betört und schließlich die ande- ben. Das Original der Handschrift lässt Rimski-Korsakow übrigens, wie in ren Holzbläser an den Händen nimmt und befindet sich heute in der Pariser «Scheherazade», einen wirkungsvollen zu einem schwungvollen Tänzchen ver- Bibliothèque Nationale. Kontrast zwischen einer wuchtigen Gestalt führt. Hier erzeugt Rimski-Korsakow eine des Hauptmotivs und einer Violinsolo- wahrhaft märchenhafte Stimmung. Im melodie entstehen). Im «Capriccio Finale stimmen, nach dem Beginn des Espagnol» gibt er spanischen Lied- und ganzen Orchesters mit dem ungeduldig Cesare Cui und Modest Mussorgski ge- ski-Korsakow ist es letztlich gelungen, die Tanzmelodien das passende, sprühend- wirkenden Sultan-Thema, die Flöten in nannt wurde, der jegliche akademische Idee von einer ursprünglichen, von der vibrierende Kolorit durch raffinierte tiefer Lage einen spannenden Tanz an, der musikalische Ausbildung nach westlichen Inspiration lebenden und auf volksnahe Orchestereffekte. In «Scheherazade» ver- sich zu einem echten Bacchanal steigert. Vorbildern ablehnte und allein auf die Themen zurückgehenden Musik mit den mittelt er mit klanglich einfühlsamer Das letzte Wort behält aber doch die Kraft der Inspiration und eine Nähe zur «akademischen», kunstmusikalischen Instrumentierung eine angespannt-hitzige «ewige» Melodie der Solovioline, also volkstümlichen sowie sakralen russischen Kriterien zu vereinen. Schließlich wurde er Situation im orientalischen Harem. Scheherazades sanfte Stimme. Musik setzte. Eine Zeit lang ging Rimski- als Kompositionslehrer am St. Peters- Neben der Violine teilte Rimski-Korsa- Auch wenn seine Tonsprache monu- Korsakow den Weg der «Mächtigen» mit, burger Konservatorium selbst eine kow in «Scheherazade» auch mehreren mental-symphonisch und seine Themen die Ausprägung einer «nationalen russi- Autorität in der kompositionstechnischen Holz- und Blechbläsern solistische Auf- konkret-fasslich sind, so hat Rimski- schen Musik» vor Ohren, doch irgend- Ausbildung und gab sein Wissen und gaben zu. Das Fagott und die Oboe eröff- Korsakow doch dem musikalischen wann, als er an satztechnische Grenzen seine Erfahrung an eine nachfolgende nen mit einer etwas burlesken und dem Impressionismus schon wesentliche und auf Probleme in der Strukturbildung Musikergeneration weiter. Zu seinen Prinzessinnenthema verwandten Melodie Anhaltspunkte gegeben. Er ist zweifellos stieß, beschäftigte er sich intensiv mit der Schülern zählten Alexander Glasunow, den zweiten Teil, später schlagen Trom- der Klangmaler unter den russischen Formen- und Harmonielehre und mit der Ottorino Respighi und Igor Strawinski. pete und Posaunen mannhafte Signale an, Komponisten gewesen. Kontrapunkttechnik und holte sich auch Ging Rimski-Korsakow vor allem als ehe das Fagott mit einer Kadenz die ande- Rat bei Peter Iljitsch Tschaikowski. Rim- Opernkomponist in die russische Musik- ren Holzbläser auf animierende Triolen- Rainer Lepuschitz

10 11 VOKALTEXTE

Shéhérazade

Asie Asien Asie, Asie, Asie. Asien, Asien, Asien. Vieux pays merveilleux des contes de nourrice Wunderbare alte Heimat der Märchen, Où dort la fantaisie comme une impératrice wo Fantasie einer Kaiserin gleich En sa forêt tout emplie de mystère. im verzauberten Wald schläft.

Asie, Asien, Je voudrais m’en aller avec la goëlette ich möchte mit dem Schiff lossegeln, Qui se berce ce soir dans le port mystérieuse et solitaire das gegen Abend im Hafen anlegt, geheimnisvoll und einzig; Et qui déploie enfin ses voiles violettes es wird seine violetten Segel Comme un immense oiseau de nuit dans le ciel d’or. schließlich losmachen wie ein großer Himmel.

Je voudrais m’en aller vers des îles de fleurs Ich möchte gern zu den Inseln der Blumen fahren En écoutant chanter la mer perverse und dem Getose der See lauschen, Sur un vieux rythme ensorceleur. diesem alten beschwörenden Rhythmus.

Je voudrais voir Damas et les villes de Perse Ich möchte Damaskus sehen und Persiens Städte Avec les minarets légers dans l’air. mit ihren schlank aufragenden Minaretten; Je voudrais voir de beaux turbans de soie ich möchte schöne Turbane aus Seide sur des visages noirs aux dents claires. auf schwarzen Gesichtern mit glänzenden Zähnen sehen.

Je voudrais voir des yeux sombres d’amour Ich möchte verliebte dunkle Augen erblicken Et des prunelles brillantes de joie, en des peaux jaunes comme des oranges. und Schüler, die vor Freude überschäumen von gelber Haut wie Orangen; Je voudrais voir des vêtements de velours et des habits à longues franges. ich möchte die samtenen Mäntel sehen und Gewänder mit langen Fransen.

Je voudrais voir des calumets entre des bouches tout entourées de barbe blanche. Ich möchte lange Pfeifen zwischen den Lippen sehen, von weißen Bärten umrandet; Je voudrais voir d'âpres marchands aux regards louches, ich möchte gerissene Kaufleute sehen mit misstrauischem Blick Et des cadis, et des vizirs qui du seul mouvement de leur doigt qui se penche und Kadis und Wesire, die mit einem Wink des Fingers, den sie beugen, Accordent vie ou mort au gré de leur désir. über Leben und Tod nach Belieben entscheiden.

Je voudrais voir la Perse, et l'Inde, et puis la Chine, Ich möchte Persien sehen und Indien und dann China Les mandarins ventrus sous les ombrelles, und dickbäuchige Mandarins unter ihren Schirmen, Et les princesses aux mains fines und die Prinzessinnen mit ihren zarten Händen Et les lettrés qui se querellent sur la poésie et sur la beauté. und ihrem gelehrten Gezänk über Dichtkunst und Schönheit.

Je voudrais m’attarder au palais enchanté Ich möchte in dem bezaubernden Palast bleiben Et comme un voyageur étranger contempler à loisir des paysages und wie ein Fremder auf Reisen mit Muße Landschaften betrachten, Peints sur des étoffes en des cadres de sapin gemalt auf Leinwand in Fichtenholzrahmen Avec un personnage au milieu d’un verger. (bitte umblättern) mit einer Gestalt inmitten eines Obstgartens. (bitte umblättern)

12 13 Je voudrais voir des assassins souriant Ich möchte Mörder lächeln sehen, Du bourreau qui coupe un cou d’innocent während der Henker ein unschuldiges Haupt Avec son grand sabre courbé d’Orient. mit dem großen, gebogenen Türkensäbel köpft. Je voudrais voir des pauvres et des reines; Ich möchte Bettler und Königinnen sehen; Je voudrais voir des roses et du sang; ich möchte sehen, die vor Liebe sterben, Je voudrais voir mourir d’amour ou bien de haine. und auch, die aus Hass sterben.

Et puis m’en revenir plus tard Und dann kehrte ich zurück, Narrer mon aventure aux curieux de rêves, meine Abenteuer zu berichten den Wissbegierigen über Träume, En élevant comme Sindbad ma vieille tasse arabe und dabei, wie Sindbad, meinen alten arabischen Becher an die Lippen ich hebe, De temps en temps jusqu’à mes lèvres pour interrompre le conte avec art ... um von Zeit zu Zeit meine Geschichte kunstvoll zu unterbrechen ...

La flûte enchantée Die Zauberflöte L’ ombre est douce et mon maître dort Der Schatten ist sanft und mein Herr schläft; Coiffé d'un bonnet conique de soie er trägt eine seidene Zipfelmütze, Et son long nez jaune en sa barbe blanche. die lange gelbe Nase im weißen Bart. Mais moi, je suis éveillée encor Ich hingegen, ich wache noch immer Et j’écoute au dehors une chanson de flûte où s'épanche und höre, wie draußen eine Flötenweise erklingt Tour à tour la tristesse ou la joie. traurig und dann wieder beschwingt. Un air tour à tour langoureux ou frivole Ein Lied – sehnsuchtsvoll und frivol, Que mon amoureux chéri joue, das mein Geliebter spielt, Et quand je m’approche de la croisée und wenn ich mich dem Fenster nähere, Il me semble que chaque note s’envole de la flûte kommt es mir vor, als ob jeder Ton der Flöte Vers ma joue comme un mystérieux baiser. zu meiner Wange schwebe wie ein geheimnisvoller Kuss.

L’Indifférent Gleichgültigkeit Tes yeux sont doux comme ceux d’une fille, jeune étranger, Deine Augen sind sanft wie die eines Mädchens, junger Fremder, Et la courbe fine de ton beau visage de duvet ombragé, und die feine Linie Deines hübschen Gesichts, von Flaum umschattet, Est plus séduisante encor de ligne. ist von der Seite noch verführerischer. Ta lèvre chante sur le pas de ma porte Deine Lippen singen vor meiner Haustür Une langue inconnue et charmante eine Sprache, unbekannt und anmutig Comme une musique fausse. wie verstimmte Musik ... Entre! Et que mon vin te réconforte ... Tritt ein! Lass’ mich ein Glas Wein mit Dir trinken. Mais non, tu passes Aber nein, Du gehst vorbei, Et de mon seuil je te vois t’éloigner, und ich seh’ Dich meine Haustür meiden Me faisant un dernier geste avec grâce mit einem letzten dankbaren Wink Deiner Hand, Et la hanche légèrement ployée Deine Hüften edel geschwungen Par ta démarche féminine et lasse ... mit weichem, lässigen Gang ...

Tristan Klingsor (1874 – 1966) Übersetzungen: Willie-Earl Oliver (Nr. 1 & 3), Bertram Kottmann (Nr. 2)

14 15 Rinat Shaham wurde in Israel geboren, ihr Musikstudium Kristjan Järvi, der Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters, schloss sie in den USA am Curtis Institute of Music ab. Noch wurde in Tallinn in Estland geboren, übersiedelte aber schon während ihrer Studienzeit hatte die mehrfache Gewinnerin als Kind mit seiner Familie nach New York, wo er musika- von Gesangswettbewerben die Gelegenheit, mit der großen lisch in der vielfältigen Szene Manhattans aufwuchs. Er studierte Sängerin Marilyn Horne an der Music Academy of the West in an der Manhattan School of Music Klavier (bei Nina Swetlanowa) Santa Barbara wichtige Mezzo-Partien zu studieren. und Dirigieren, sein Interesse erstreckte sich aber über den klas- Innerhalb kurzer Zeit konnte sich Shaham nach ihrer Ausbil- sischen musikalischen Bereich weit hinaus. 1993 gründete er in dung auf wichtigen Bühnen in Europa und den USA durchset- New York das seither von ihm geleitete Absolute Ensemble, mit zen. An der Berliner Staatsoper, der New York City Opera, der dem er Musik vom Barock bis zum Rock pflegt und das regelmä- Minnesota Opera, der Pittsburgh Opera, der Brooklyn Academy ßig zu den wichtigsten Festivals eingeladen wird. CD-Auf- of Music, dem Théâtre des Champs Elysées in Paris und dem nahmen Järvis mit dem Absolute Ensemble wurden für den Festival von Aix-en-Provence sang sie Hauptpartien wie die Grammy Award nominiert und mit dem Preis der Deutschen Mélisande in Debussys Oper, den Cherubino in Mozarts «Le Schallplattenkritik ausgezeichnet. Mit dem Ensemble verwirk- nozze di Figaro», die Blanche in Poulencs «Dialogues des lichte Järvi u. a. in großen Konzerthallen Europas und der USA Carmelites», die Rosina in Rossinis «Il barbiere di Siviglia», die ein Projekt mit Musik Frank Zappas, das in der laufenden Saison Charlotte in Massenets «Werther», die Dorabella in Mozarts auch im Festspielhaus St. Pölten und im Wiener Konzerthaus zu «Così fan tutte» und die Dido in Purcells «Dido and Aeneas». erleben sein wird. Beim Glyndebourne Festival feierte sie ein triumphales Debüt in Als Orchesterdirigent verfügt Kristjan Järvi über ein weit der Titelpartie von Bizets «Carmen ». Zu den Regisseuren, mit gespanntes Repertoire mit Musik vom 17. bis ins 21. Jahrhun- denen Rinat Shaham zusammenarbeitete, zählt Jonathan Miller. dert. Von 1998 bis 2000 war Järvi Assistenzdirigent des Los Als Konzertsängerin trat Rinat Shaham mit den Berliner Angeles Philharmonic Orchestra, mit dem er ein Aufsehen erre- Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra, New York gendes Debütkonzert in der Hollywood Bowl gab. Er konzertiert Philharmonic, dem Boston Symphony Orchestra und dem als Gastdirigent großer Symphonieorchester wie den Bamberger London Symphony Orchestra auf. Sie sang unter der Leitung von Symphonikern, dem NDR-Symphonieorchester Hamburg, dem renommierten Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Daniel Baren- Leipziger Gewandhausorchester, dem Royal Philharmonic boim, André Previn, Michael Gielen und Seiji Ozawa und arbei- Orchestra London, dem BBC Philharmonic Orchestra, dem tete eng mit Spezialisten für historische Aufführungspraxis wie Hallé-Orchestra, dem Schwedischen Radiosymphonieorchester, William Christie, dem Ensemble Les Art Florissants und dem dem Budapest Festival Orchestra, dem Philharmonischen Orchestra of the Age of Enlightenment zusammen. Orchester Japan und dem RAI-National-Symphonieorchester Im Konzertsaal spannt sich Shahams Repertoire von Purcell Italien. Er dirigiert dabei Werke der Klassik von Haydn und über Haydn (das Wiener Musikpublikum konnte sie bereits vor Beethoven ebenso wie große Symphonik von skandinavischen einigen Jahren in der «Harmoniemesse» unter Rattles Leitung und russischen Komponisten sowie Mahler, weiters Werke der erleben) bis zu Ravel, Bernstein und Gershwin. Ihre erste Solo- klassischen Moderne und Neue Musik (er leitete Uraufführun- CD zusammen mit dem Viola-Ensemble Fuoco e cenere enthält gen von Erkki-Sven Tüür, Peeter Vähi und Werke von Arvo Pärt). Werke von Purcell und Gershwin (Atma/Harmonia mundi). In Vier Jahre lang war Järvi Chefdirigent des Norrlands-Opern- Istvan Szabos Film «Jazz Singer» feierte sie ihr Filmdebüt in der hauses und -Symphonieorchesters im schwedischen Umeå. Sei- Titelrolle und ist auch auf der bei Deutsche Grammophon er- ne Einspielung von Hilding Rosenbergs «Lycksalighetens Ö» mit schienenen Aufnahme des Soundtracks zu hören. dem Norrlands-Opernhaus gewann den schwedischen Grammis.

16 17 Susanne Stockhammer, Ste- In der Vergangenheit standen bedeutende Musiker wie fan Sinko, Andreas Winkler, Clemens Krauss, Paul Hindemith, Arvid und Mariss Jansons, Leopold Schmetterer Zubin Mehta, Christoph von Dohnányi und HK Gruber als VIOLONCELLO: Mag. Orfeo Gastdirigenten am Pult der Tonkünstler. Prominente Das Tonkünstler-Orchester Nieder- Mandozzi, Georgy Goryunov, Solist/inn/en wie Arthur Grumiaux, Leonid Kogan, Wolfgang österreich geht in seinem Namen auf Mag. Martin Först, Wolfgang Schneiderhan, Mstislaw Rostropowitsch, Isabelle van Keulen, eine traditionsreiche musikalische In- Buxbaum, Ida Sallai, Toshiya Heinrich Schiff, Alfred Brendel, Rudolf Buchbinder, Grigorij stitution in Wien zurück: Die Tonkünst- Yanagida, Wolfgang Pass, Mi- Sokolow, Edita Gruberova, Agnes Baltsa, Christa Ludwig und ler-Sozietät war die älteste musikalische chael Rachlin, Mag. Ursula Wolfgang Holzmair konzertierten mit dem Orchester, aber auch Gesellschaft in Wien, die zur Zeit Mozarts Erhart, Cecilia Sipos «Rising Stars» wie Renaud Capuçon, Hélène Grimaud und und Haydns Konzerte veranstaltete. Der KONTRABASS: Prof. Brigitta Martin Grubinger. Name lebte in dem Anfang des 20. Jahr- Hampel-Proksch, Michael Tradition und Innovation sind die beiden Säulen der Ton- hunderts gegründeten Verein Wiener Seifried, Bernhard Binder, künstler. Einerseits wird die Musik von Haydn, Mozart, Beet- Tonkünstler-Orchester weiter. Das erste Reinhard Hranac, Franz Scha- hoven und Schubert bis Brahms und Bruckner gepflegt, anderer- Konzert fand am 10. Oktober 1907 im den, Mathias Kawka, Benedict seits das Repertoire ständig erweitert. Es werden neue Genres Musikverein unter den Dirigenten Oskar Ziervogel, Nikola Meyer einbezogen, neue Musizierformen gesucht und kreative Konzep- KONZERTMEISTER: Prof. Bijan Nedbal, Hans Pfitzner und Bernhard FLÖTE: Mag. Walter Schober, te verwirklicht. Als erstes Orchester in Österreich haben die Ton- Khadem-Missagh, Mag. Ale- Stevenhagen mit Werken von Goldmark, Grieg, Liszt und Beet- Mag. Heidrun Lanzendörfer, künstler eine Abteilung für Musikvermittlung eingerichtet. In xander Gheorghiu, Mag. Vahid hoven statt. Musikgeschichte schrieb das Wiener Tonkünstler- Elisabeth Schmidt, Prof. Mag. Workshops bereiten Musiker/innen des Orchesters Schulklassen Khadem-Missagh, Gyula Szép Orchester 1913 mit der Uraufführung von Schönbergs «Gurre- Franz Schmidl auf Konzerte und Musiktheater vor und fördern die musikalische 1. VIOLINE: Prof. Elisabeth liedern» unter Franz Schreker. Sehr beliebt wurden beim Wiener OBOE: Barbara Ritter, Mag. An- Sensibilität der Menschen. Fürnschuß, Alois Wilflinger, Publikum die Sonntagnachmittagskonzerte des Tonkünstler- dreas Gschmeidler, Johannes Das Tonkünstler-Orchester ist hauptsächlich ein Konzert- Susanne Masetti, Prof. Alfred Orchesters. Doch während des Ersten Weltkriegs mussten die Strassl, Mag. Gundula Dokalik orchester, es wirkt jede Saison aber auch in Musiktheaterauffüh- Falch, Andreas Baksa, Tsuyuko Tonkünstler und der Concertverein wegen materieller Nöte KLARINETTE: Kurt Franz rungen (u. a. der Wiener Festwochen, des Festspielhauses Ichinohe, Arkadij Gamarnik, fusionieren, es wurde daraus das Wiener Sinfonie-Orchester, die Schmid, Helmut Wiener, St. Pölten und des Mozart-Festivals Reinsberg) mit. Die Dzema Kegl, Sawa Popoff, nachmaligen Wiener Symphoniker. Der Verein des Tonkünstler- Ewald Wiedner, Stefan Vohla Heimstätte des Orchesters in Wien ist der Musikverein, wo im Gerhard Fechner, Martha Orchesters blieb bis 1933 als Konzertveranstalter bestehen. FAGOTT: Christian Karácsonyi, Großen Saal die Abonnementkonzerte stattfinden und mit dem Wagner, Ines Miklin, Libor An die Tonkünstler-Tradition anknüpfend, wurde 1946 dem Gottfried Pokorny, Andor Gläsernen Saal ein neuer, exzellenter Probenraum zur Meisl, Isabelle Reinisch Niederösterreichischen Landes-Symphonie-Orchester der Name Conka, Mag. Barbara Loewe Verfügung steht. Ihre niederösterreichische Residenz haben die 2. VIOLINE: Marie Suchy, Peter Niederösterreichisches Tonkünstler-Orchester gegeben und die HORN: Reinhard Wagner, Jan Tonkünstler im zukunftsweisenden Kulturbau des Festspiel- Erhart, Kora Lemberg, Dora Reihe der Sonntagnachmittagskonzerte wieder ins Leben geru- Jankovic´, Mag. Hermann hauses St. Pölten, als Sommerresidenz verfügen sie über das Huber, Rudolf Malina, Jelena fen. Das Landes-Symphonie-Orchester war aus dem 1939 ge- Ebner, Michel Gasciarino, romantische Schloss Grafenegg, darüber hinaus gastiert das Gamarnik, Junko Kanamaru, gründeten Gau-Symphonie-Orchester Niederdonau hervorgegan- Markus Hartner, Franz Pickl Orchester regelmäßig in Baden und Wiener Neustadt. Ein beson- Liselotte Murawatz, Mag. Ge- gen, das während der Herrschaft der Nationalsozialisten in Wien TROMPETE: Josef Bammer, deres Ereignis ist die jährlich stattfindende Serie von rald Hinterndorfer, Mag. Judith und Umgebung konzertierte. Als Dirigenten wirkten damals u. a. Thomas Lachtner, Helmut Neujahrskonzerten in Wien und im Land Niederösterreich, mit Steiner, Mag. Thomas Hajek, Musiker wie Rudolf Moralt, Franz Lehár und Nico Dostal. Demmer, Rudolf Korp der die herzliche Verbundenheit der Musiker/innen mit der Mario Gheorghiu, Mag. Chih-Yu Erster Chefdirigent des neuen Tonkünstler-Orchesters war Kurt POSAUNE: Karl Kautzky, gesamten Region dokumentiert wird. Eine internationale Tour- Ou, Clara Zmrzlik, Mariella Wöss (bis 1951), ihm folgten Gustav Koslik (bis 1964), Heinz Wall- Erik Hainzl, Prof. Mag. Werner neetätigkeit wurde in der Saison 2004/05 mit einer erfolgreichen Schorn, Mariam Margaryan berg (bis 1975), (bis 1978), (bis Hackl, Wolfgang Gastager Konzertreise nach Großbritannien, einem Gastspiel in Barcelona VIOLA: Gertrude Rossbacher, 1988), Isaac Karabtchevsky (bis 1994), (bis 2000) und TUBA: Michael Pircher und einer Reise in alle drei baltischen Staaten intensiviert. Herbert Suchy, Martin Fuchs, (bis 2003). Seit der Saison 2004/05 ist Kristjan HARFE: Silvia Radobersky Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich ist auf zahlrei- Prof. Detlev Schiel, Maria Luisa Järvi Chefdirigent. Michail Jurowski bekleidet die Position des SCHLAGWERK: Erwin Falk, chen CD-Aufnahmen u. a. mit Werken von Schubert, Pleyel, Haybäck, Christian Knava, Ersten Gastdirigenten und Andrés Orozco-Estrada jene des Mag. Gunter Benedikt, Prof. Man- Bruckner, Mahler, Richard Strauss und Johann Strauß zu hören. Robert Stiegler, Peter Ritter, Assistenzdirigenten. fred Kossich, Walter Schiefer

18 19 Die nächsten Tonkünstler-Termine:

GESCHWISTERTRIO Fr 25. Nov 2005 | 19.30 Uhr | Baden | Casino, Festsaal Sa 26. Nov 2005 | 18.30 Uhr | Schloss Grafenegg | Alte Reitschule So 27. Nov 2005 | 16 Uhr | Musikverein Wien | Großer Saal Mo 28. Nov 2005 | 19.30 Uhr | Festspielhaus St. Pölten | Großer Saal Di 29. Nov 2005 | 19.30 Uhr | Musikverein Wien | Großer Saal Christian Tetzlaff Violine | Tanja Tetzlaff Violoncello | Stephan Tetzlaff Dirigent ERICH WOLFGANG KORNGOLD: Vorspiel, Serenade und Walzerzwischenspiel aus dem Ballett «Der Schneemann» ALEXANDER ZEMLINSKY: Sinfonietta op. 23 JOHANNES BRAHMS: Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-moll op. 102

WEIHNACHTSORATORIUM Fr 9. Dez 2005 | 19.30 Uhr | Wiener Neustadt | Arena Nova Classic Sa 10. Dez 2005 | 19.30 Uhr | Festspielhaus St. Pölten | Großer Saal So 11. Dez 2005 | 18.30 Uhr | Schloss Grafenegg | Alte Reitschule Wiener Kammerchor | Sunhae Im Sopran | Barbara Hölzl Alt | Markus Schäfer Tenor | Wolfgang Bankl Bass | Martin Haselböck Dirigent JOSEPH EYBLER: «Die Hirten an der Krippe zu Bethlehem». Weihnachtsoratorium für Soli, Chor und Orchester

KARTEN (01) 586 83 83, www.tonkuenstler.at (02742) 90 80 80-222, www.festspielhaus.at (02622) 373 902, Kulturamt Wiener Neustadt (02252) 444 96 444, Casino Baden

Impressum: Herausgeber: Niederösterreichische Kulturszene BetriebsGes.m.b.H. und Tonkünstler Betriebsges.m.b.H.; Kultur- bezirk 2, 3109 St. Pölten; für den Inhalt verantwortlich: Prof. Michael Birkmeyer, Johannes Neubert; Redaktion: Rainer Lepuschitz; Astrid Bauer (Scans). Fotos: Öhner (Tonkünstler & Titel), Lackinger (Titel St. Pölten), Rainer Lepuschitz (Bilder zu Nielsen), Pavel Antonov (Järvi), die anderen unbenannt. Gestaltung: fuhrer, Wien; Produktion: Walla Druck, Wien. Preis: Euro 2,10

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