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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft in Emden

Jahr/Year: 1914

Band/Volume: 1814-1914

Autor(en)/Author(s): Leege Otto Karl Georg

Artikel/Article: Die Land- und Süßwassermollusken der Ostfriesischen Inseln. Seeregenpfeifer. . 1114-1193 download unter www.zobodat.at

Die Land- und Süß­ wassermollusken d e r Ostfriesischen Inseln.

Seeregenpfeifer.

Mellum. Otto Leege-Ostermarsch. download unter www.zobodat.at

Die Land- und Süßwassermollusken der Ostfriesischen Inseln. Otto Leege-Ostermarsch.

Literatur. 1. 1850. M enke: Synopsis molluscorum, editio 2 p. 151 2. 1869. R ein h ard t O.: Zur Fauna der Insel . Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 1. Jahrg. Nr. 14, p. 217. 5. 1875. Buchenau, F r.: Die Weichtierfauna der ostfriesisch. Inseln. Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. IV p. 551, 552. 4. 1879. K oh lm ann , R.: Molluskenfauna der Unterweser. Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. VI p. 4 9 -9 7 . 5. 1882. B o rch e rd in g , Fr.: Beiträge zur Molluskenfauna des nordwestlichen Deutschlands. Malakozoolog. Blätter. Neue Folge, Bd. V p. 85—109. Daraus VII: Sammelergebnisse aus Emden und Umgegend. 6. 1885, B o rch e rd in g , Fr.: Die Molluskenfauna der nord­ westdeutschen Tiefebene. Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. VIII p. 255-565. 7. 1884. B o rch e rd in g , Fr.: Nachtrag zur Molluskenfauna der nordwestdeutschen Tiefebene: Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. VIII p. 551-5 5 7 . 8. 1891. P o p p e , S. A .: Beiträge zur Fauna der Insel . Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. XII p. 60. 9. 1892. S ch n eid er, O : Vorläufige Mitteilung über die Molluskenfauna von . Nachrichtsblatt der deutschen Malakozool. Gesellschaft. Nr. 5 6. p. 114-117 10. 1892. L e e g e , O,: Briefliche Mitteilungen an Prof. Schneider über die Molluskenfauna von . Abgedruckt in Schneiders Tierwelt Borkums. Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. XVI p. 164. 11. 1896. B o rch e rd i n g, Fr.: Desgleichen. Liste vervollständigt. .12. 1898. Schneider, O.; Die Tierwelt der Nordseeinsel Borkum unter Berücksichtigung der von den übrigen ostfriesischen Inseln bekannten Arten. Abh. Nat. Ver. Brem. Bd. XVI p. 164-170.

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Schon von jeher erfreuten sich die formenreichen, buntschaligen Schnecken und Muscheln des Meeres der besonderen Beachtung aller Kreise, insbesondere der Strandwanderer, die in unzählbaren Scharen unsere Inselbäder und Küsten während des Sommers überfluten. Für diese Besucher sind in großer Zahl Reiseführer erschienen,diederenWunsch,dieauffälligsten und häufigsten Arten nach Namen und Leben kennen zu lernen, durch Bild und kurze Beschreibungen nach gleichem Schema nachzukommen suchen. Ein ein­ gehenderes Werk, das die marine Molluskenfauna unserer Küste lückenlos behandelt, gibt es leider nicht, wenngleich einzelne Gebiete, so vor allem dieUmgebung Helgolands durch den Direktor der Biologischen Anstalt, Geheimrat Professor Dr. Heincke, gründlich durch­ forscht wurde, der die Sammelobjekte in Vollzähligkeit im Nordseemuseum übersichtlich ausgestellt und die Ergebnisse in den „Wissenschaftlichen Meeresunter­ suchungen“ festgelegt hat. Ungleich geringere Beachtung fanden die Land- und Süßwassermollusken, und der Grund dafür ist z. T. in der Unscheinbarkeit der meisten Arten, z. T. in der Schwierigkeit, Arten und Formen genauer abzugrenzen, vor allem bei Anodonten, Unionen, Sphaerien und Pisidien, wodurch den meisten An­ fängern die Weiterarbeit in der Malakozoologie verleidet wird.

116 download unter www.zobodat.at Die Literatur über Schnecken und Muscheln Nord­ westdeutschlands zeigt, dal? in vielen Gebieten eifrig gearbeitet worden ist, und als bedeutendster Kenner Fr. Borcherding-Vegesack, der die Ergebnisse seiner Studien in zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen veröffentlichte, zu gelten hat. In seinen „Beiträgen zur Molluskenfauna des Nordwestlichen Deutschlands“ in den malakozoologischen Blättern, Neue Folge, Band V, 1882, gab er seine Sammelergebnisse aus Emden und weitere Umgebung, 15 Land-, 17 Süß­ wasserschnecken und 6 Muscheln bekannt, — bislang die einzige Quelle über das festländische Ostfriesland. Verfasser ist seit einigen Jahren bemüht, das Material aus ganz Ostfriesland nach und nach zusammen­ zutragen und bittet um weitere Unterstützung. Der am Eingänge gegebene Quellennachweis überzeugt uns, daß die Brünnlein über die Ostfriesischen Inseln etwas reichlicher fließen, wenn auch bislang von den Forschern nur die 5 westlichen Inseln be­ rücksichtigt wurden. Bei meinen oftmaligen Besuchen unserer Eilande habe ich, allerdings nur beiläufig, auch den Mollusken Aufmerksamkeit geschenkt, möchte aber zu meinen nachstehenden Ausführungen aus­ drücklich bemerken, daß es sich nicht um eine erschöpfende Arbeit handelt, vielmehr für Weiter­ forschung, besonders auf den stiefmütterlich be­ handelten östlichen Inseln, noch ein größeres Feld freiliegt. Die älteren Quellen sind teilweise wörtlich angeführt, weil sie für die Geschichte der Erforschung nicht gleichgültig und die betreffenden Werke manchem schwer zugänglich sind. Bislang sind für unsere Inseln festgestellt 45 Schnecken nebst 5 Formen und 9 Muscheln nebst 2 Formen, im Vergleich zur Fauna Nord westdeutschlands — Borcherdig gibt in seinen Arbeiten 109 Schnecken nebst 56 Formen und 31 Muscheln nebst 35 Formen, Hermann Löns in seiner Molluskenfauna Westfalens

117 download unter www.zobodat.at 117 Schnecken und 70 Var., 27 Muscheln und 13 Var. bekannt — allerdings eine geringe Zahl. In meinem Verzeichnisse sind als Bewohner des brackischen Geländes genannt: Ovatella bidentata Mont., Assiminea grayana Leach und die Hydrobien. Eine winzige Brackwasserschnecke, Alderia modesta, von Schütte zuerst für die oldenburgische Küste nachgewiesen, wo sie zuweilen in Gesellschaft der Assiminea an der Hochwassergrenze auf Algen­ schwaden anzutreffen ist, dürfte wohl wahrscheinlich auch noch bei uns gefunden werden. Ausgeschaltet sind diejenigen Land-, Süßwasserschnecken und Muscheln, deren Schalen man öfter am Strande findet. Beim Reinigen der Zugschlöte und Siele des Festlands werden Vertreter aus den Gattungen Limnaea, Planorbis, Vivipara, Bythinia, Valvafa, Anodonta, Unio und Sphaerium, außerdem auch Helix nicht selten durch Strömungen dem Meere zugeführt und stranden dann, natürlich tot, an den Inseln. Schwer zu entscheiden ist, bei den gewaltigen Umwälzungen, welche unsere Inseln im Laufe der Zeit erfahren haben, die Frage, welche Arten als endemisch, welche als eingewandert zu betrachten sind. Auf Borkum und der Westhälfte von Juist dürfte wegen der geringeren Veränderungen wohl der größte Teil, als ursprünglich vorhanden gewesen, anzu­ sehen sein. Als auffällige Tatsache möge noch darauf hin­ gewiesen werden, daß die meisten Land- und Süßwasserschnecken der Nordseeinseln — Muscheln kommen erklärlicher Weise nur für Borkum in befracht — geringere Größe als die des Festlandes aufweisen, ein Umstand, der vielleich mit dem Salz­ gehalt von Land, Luft und Wasser sowie auch mit veränderten Lebensverhälfnissen in Verbindung steht. Bezüglich Nomenclatur und Systematik bin ich dem, auch von Fachgelehrten als vozüglich anerkannten

118 download unter www.zobodat.at Werke von Geyer: Unsere Land- und Süßwasser­ mollusken (Lutz-Stuttgart) gefolgt, und von Synonymen sind nur diejenigen aufgeführt, welche in der Literatur über unsere Inseln genannt sind. Den Herren Fr. Borcherding und Professor Dr. C. Hennicke sage ich für liebenswürdige Unterstützung meinen herzlichsten Dank.

Borkum. Schon ein Blick auf die Karte überzeugt uns, daß Borkum, „die grüne Insel“, von allen ostfriesischen Eilanden die größte Breitenausdehnung, die weitesten Dünentäler und die wechselreichste Gliederung hat. Mit Recht können wir aus diesen Umständen schließen, daß hier Fauna und Flora reicher entwickelt sein müssen, als auf den übrigen Inseln. Nur auf Borkum befinden sich größere natürliche Süßwasseransamm­ lungen, und daher ist auch nur diese Insel verhältnis­ mäßig reich an Süßwasserschnecken und Muscheln. Neuererdings freilich gehen die prächtigsten Reize infolge des gewaltig zunehmenden Badeverkehrs mehr und mehr verloren, und auch die auf dem Ost- und Westlande nötig gewordenen militärischen Be­ festigungen tragen nicht dazu bei, die Poesie der weltfernen Dünenlandschaft zu erhöhen. Der einst­ malige Stolz der Insel, die vielgegliederte Kiebitzdelle, ist jetzt von der Eisenbahn durchzogen, größtenteils entwässert und entscdet, und flache Teiche zur Ge­ winnung von Süßwassereis, die alljährlich gereinigt werden, lassen kein Tier- und Pflanzenleben aufkom- men. Die einzige größere Süßwassergelegenheit bildet das „Lange Wasser“ nördlich vom Dorf, und zahlreiche Gräben durchziehen das schöne Wiesenland zwischen Dorf und Upholm sowie das Wiesen- und Ackerland auf dem Ostlande, dazu kommen einige Kolke und Tränken. Die ersten Nachrichten über Land- und Süßwasser­ schnecken der Insel veröffentlichte R. Kohlmann in

119 download unter www.zobodat.at seiner Molluskenfaua der Unterweser (Nr. 4 des Literaturnachweises). Mitte der 70 er Jahre besuchte er wiederholt Borkum, Norderney und Wangeroog, führt aber nur von Borkum eigene Beobachtungen auf, während er von Norderney das Reinhardtsche Verzeichnis zitiert. Für Borkum gibt er folgende Arten bekannt: 1. Limax cinereo-niger Wolf. 2. Limax agrestis L. 3. Arion empiricorum Fer. 4. Vallonia pulchella Müll. An einem Erdwall, welcher oben mit Ziegelsteinen bedeckt war. 5. Vollonia costata Müller. In Gemeinschaft von Pupa muscorum und Cionella lubrica. 6. Tachea nemoralis L. Auf den friesischen Inseln in Gebüschen, Gärten und Hecken. 7. Pupa muscorum L. In Gemeinschaft mit Helix costata, pulchella und Cionella lubrica. 8. Cochlicopa lubrica Müll. An der Kirchhofs­ mauer. 9. Succinea putris L. 10. Succinea oblonga Drap. Ander völlig trockenen und sonnigen Kirchhofsmauer habe ich mit Helix costata und Pupa muscorum einige Tiere aufgefunden, welche vielleicht mit S. arenaria Bouch. identisch sein mögen. Leider waren die Gehäuse noch nicht völlig ausgewachsen und sehr dünnschalig, sodaß ein Teil derselben zerbrach. 11. Limnaea ovata Drap. Auf Ost- und Westland findet man sie als die am meisten verbreitete Schnecke. 12. Planorbis rotundatus Poiret. Ich besi^e einige, Pfingsten 1876 daselbst gefangene Exemplare, welche sich der PI. spirorbis nähern und von mir anfangs dafür auch gehalten wurden. Dem Kohlmann’schen Verzeichnisse mögen noch nachstehende Bemerkungen hinzugefügt werden:

120 download unter www.zobodat.at Arion empiricorum erhielt Schneider trop außerge­ wöhnlich fleißiger langjähriger Sammeltätigkeit nur einmal, Limax cinereo-niger ist ihm nie vorgekommen, ebensowenig Helix nemoralis und Succinea putris, Arten, die allerdings auf andern Inseln z. T. häufig sind; bei Succinea oblonga liegt natürlich eine Verwechslung mit S. arenaria vor, und Planorbis rotundatus ist allem Anscheine nach mit der sehr verbreiteten PI. spiralis verwechselt. Auffallend ist der Umstand, daß außer letzterer und der sehr häufigen Limnaea ovata keine Süßwasserschnecke genannt ist, auch sind keine Süßwassermuscheln erwähnt. In seiner vortrefflichen Molluskenfauna der nord­ westdeutschen Tiefebene (Nr. 6), sind von Fr. B o r ch e r d i n g die Mollusken der Insel nur nebensächlich aufgeführt, weil Verfasser sich noch nicht eingehend mit letzteren befaßt hatte. Von Borkum werden nur die be­ reits veröffentlichten Arten genannt: Arion empiricorum, Limax cinero-niger, Helix costata, H. pulchella, H. nemoralis, Cionella lubrica und Limnaea ovata. Im 1. Nachtrage zu seiner Molluskenfauna (Nr. 7) gibt Borcherding noch drei neue Arien für Borkum bekannt, welche Professor Dr. W. Dunker dort sammelte und mit nachstehenden Notizen versah: I. Limnaea lagotis Schrank. Von Limnaea vulgaris Pfr. habe ich eine dünnschalige, kleine Varietät gefunden. 2. Limnaea palustris Müller. Von ihr fand ich im August 78 in Tümpeln und Wiesengräben eine kleine dünnschalige Varietät, zum Teil in etwas brackischem Wasser. 5. Planorbis crista L. Im Aug. 78 fand ich in Tümpeln und Wiesengräben Planorbis cristatus und nautileus, beide Varietäten zusammen. Der bekannte Molluskenforscher Professor Dr. O. Boettger meldet endlich Limax variegatus Drap., welche Art Clessin auf Borkum sammelte.

121 download unter www.zobodat.at Planmäßig durchforscht ist die Insel erst durch Professor Dr. Oskar Schneider von 1887 — 1898, und sein 1. Verzeichnis, 36 Arten umfassend, veröffent- lichte er 1892 (Nr. 9), seine Hauptarbeit 1898 (Nr. 12). ln legerer sind 31 Schneckenarten nebst 4 Formen und 14 Muscheln nebst 2 Formen aufgeführt, von welchen 2 Schnecken (Litorina rudis Maton, Chiton cinereus L.) und 6 Muscheln (Mya arenaria L., Mactra stultorum L., Syndosmia tenuis Mtg., Tellina baltica L., Cardium exiguum Gmel., Mytilus edulis L.) als rein marine Arten in Abzug zu bringen sind, sodaß sich die Land- und Süßwassermolluskenfauna Borkums mit Einschluß der wenigen Brackwasser­ formen aus 29 Schnecken mit 4 Formen und 8 Muscheln mit noch 2 Formen Zusammensein Die gründliche Arbeitsweise Schneiders berechtigt uns wohl zu dem Schluß, daß sein Verzeichnis als ziemlich lückenlos auzusehen ist, und es ist mir bisher auch bei meinen häufigen Besuchen der Insel nicht gelungen, noch eine neue Art aufzufmden. Schneider führt auf:

I. Gasfropoda-Schnecken. 1. Limax maximus L., var. cinereus Lister. Im Weinkeller eines Hotels ein Stück. Limax maximus L, var. cinereo-niger Wolf. Nach Borcherding. 2. Limax flavus L.=L . variegatus Drap. Nur2 am Rande von Dorfgärten gefunden. 3. Limax (Agriolimax) agrestis L. Gemein in Dorfgärten und auf der Binnenwiese. 4. Vitrina pellucida Müll. Hie und da häufig. Bewachsene Dünenabhänge. Unter Steingeröll. 5. Arion empiricorum Fer. var. maurus Held. Ein Stück. 6. Arion hortensis Fer. In sehr feuchten Winkeln im Dorfe unter Steinen häufig. 7. Helix pulchella Müll, und

122 download unter www.zobodat.at 8. Helix c o sta ta Müll, nicht selten. Unter Ziegel- Stücken usw. in den Dünen. 9. Helix h o rten sis Müll. Wenige lebende Stücke in Dorfgärten. 10. Pupa (Pupilla) m uscorum Müll. An sehr vielen Stellen der bewachsenen Dünen und oft in Menge. Eine kleine zahnlose Form, wohl gleich der von Borcherding aus Juist erwähnten Varietät edentula Slav. 11. Pupa (Vertigo) pygm aea Drap. Mehrere Jahre regelmäßig in geringer Zahl in den Dünen rechts vom Wege zur Abraumdelle an auf grasigem Boden liegenden Ziegeln und alten Schuhen. Einzeln an feuchtem Grase am Tümpel südlich der Kiebi^delle. 12. Pupa (Vertigo) antivertigo Drap. Nach der großen Dezemberflut 1895 am Gehänge der großen Außendelle der westlichen Woldedünen im Flutgenist in Menge tot, dann auch einzeln lebend in den Moospolstern derselben Delle. 13. Cionella lubrica Müll. var. exigua Mke. (minima Siem.) In Dünen und Gärten unter Steinen, Brettern, trockenen Kuhfladen u. a. häufig. 14. S u ccin e a pfeiferei Rssm . Am schlammigen Rande schwach brackiger Tümpel, in Menge besonders am Westufer des Tüschendöörs. 15. Succinea arenaria Bouch. Im hinteren südöst­ lichen Teile der großen Delle in den Vordünen hinter der südlichen Rettungsstation. In manchen Jahren häufig. 16. Carychium minimum Müll. Nur einmal im Frühjahr in einem Gesiebe. 17. Ovatella bidentata Mont. = Alexia myosotis Drap. = Auricula tenella Menke. Diese Brack­ wasserschnecke war früher nur aus den Küsten­ ländern des westlichen Mittelmeeres und dem

123 download unter www.zobodat.at südlichem England bekannt, wurde später auf Norderney und dann auf Borkum und Juist gefunden. Im Flutgenist der Außenweide und im Pflanzensaum der Uferwände am innersten Hoop zahlreich. 18. Lim naea sta g n a lis L. Häufig. 19. Limnaea auricularia L. var lagotis Schranck. In vielen Gräben, besonders Schanze und Langwasser. 20. Limnaea ovata Drap. Massenhaft. Meist kleine Stücke, der var. baltica L. nahe stehend. 21. Lim naea p a lu stris Müll. In den meisten Süßwassergräben und Tümpeln häufig. Limnaea palustrisforma minor. NachBoettger etwa zur var. fusca C. Pf. zu stellen. Häufig. 22. Lim naea truncatula Müll, in kleiner Varietät. Selbst in schwach brackigem Wasser am Rande der Aussenweide. 23. P lan o rb is leu costom a Mi 11. Massenhaft. Auch in schwach brackischen Tümpeln. 24. Planorbis glaber Jeffr. Nur Schanzengräben. Seltener. 25. Planorbis nautileus L. und f. cristatus Drap. Ueberall, auch in kleinen Süßwassergräben und Dünentümpeln; nicht in Menge. 26. A ssim in ea gray an a Leach. Von Borcherding zuerst für Deutschland am Deiche bei Emden usw. nachgewiesen. Am inneren Rande des Brackwassergebietes der Außenweiden, in flachen Tümpeln und zwischen Pflanzen. Liebt wie Ovatella weniger feuchtes Gebiet als die Hydrobien. 27. Bithynia tentaculata L. Nur ein totes Stück im Sande unter Holz; wohl eingeschleppt. Das Fehlen dieser überall sonst verbreiteten Art auf den Inseln ist bemerkenswert.

124 download unter www.zobodat.at 28. Hydrobia stagnalis Basier und var. ulvae Penn. (f. minor). Gräben und Tümpel der brackigen Außenweide sowie im Watt außer­ ordentlich häufig. 29. H ydrobia v en tro sa Mont. Gräben der Außen­ weide, viel seltener als vorige.

II. Acephala-Muscheln. 1. A nodonta anatina L. Im tiefen, 1825 ent­ standenen Brillenkolk an der Innenseite des Deiches der westländischen Binnenwiese Anfang der 90er Jahre etwa 1 Duzend bis 9 cm große gefangen. Ob noch ? 2. Sphaerium corneumL. Süßwasser innerhalbdes Deiches selten, häufiger in den schwach brackigen Tümpeln am Innenrande der Außenweide. 3. Calyculina lacustris Müll. typ. und „ „ var. steini A. Schm. Wie voriges, hauptsächlich an und in filzigen Algenmassen, doch auch Langwasser und andere Süßwasser nicht selten. 4. Pisidium fo n tin ale C. Pfr. Kiebitzdelle und Graben am Dorfwege. Pisidium fontinale var. ovatum Cless. Gräben der Binnenwiese im Ostlande. 5. P is id iu m p u s illu m G m el. Kiebitsdelle, Schanzengraben und Ostland häufig. 6. Pisidium pulchellum Jen. Wenige in einem kleinen Dünentümpel. 7. Pisidium obtusale C. Pf. In Menge im Graben am Südrande der Außenweide am Wege. 8. Pisidium milium Held. 15 Stück gefangen.

2. . Bis 1909 einschl. fehlten der Insel Mollusken überhaupt, und erst 1910 begannen sie sich mit wenigen Arten, aber dann zunehmend, zu besiedeln. Wichtig

125 download unter www.zobodat.at ist die Frage nach ihrer Herkunft. Durch Menschen sind sie weder absichtlich noch zufällig eingeführt; eine Beförderung durch Wasserströmungen ist wegen ihrer Empfindlichkeit gegen den Salzgehalt 'des Meer­ wassers ausgeschlossen, und so bleibt nur die eine Möglichkeit bestehen, das sie durch Vögel, entweder als Tier oder Ei, hierher verschleppt worden sind. Versuche, die ich auf den Inseln durch Anlegung voh Vogeltränken in trockenen Dünentälern machte, haben gezeigt, wie nach etlichen Jahren, sobald sich die Tümpel durch Pflanzen begrünen, viele niedere Tiere, darunter auch Schnecken und Muscheln, ein- stellen, die nur durch Schwimm- und Watvögel dahin gebracht sein können; und daß selbst Landschnecken durch Vögel befördert werden, bewies mir ein Fall im November 1887, als ich auf Juist im Bauchgefieder einer eben erlegten Lerche eine fast erbsengroße lebende Vitrina pellucida fand, die offenbar während des Rastens ihres „Wirtes“ auf einem Acker sich dieses Versteck erwählt hatte (Ornith. Monatsberichte 1898). Beachtenswert bleibt es, daß die unfreiwilligen Einwanderer ausschließlich Landschnecken sind; die jet?t auch massenhaft vorkommden Wasserschnecken sind dagegen durch den Verfasser zu Studienzwecken absichtlich hierher überführt worden. Für die Landschnecken liegen die Verhältnisse z. T. sehr günstig, indem sich ihnen gute Verstecke unter allem möglichen Strandgut bieten, das hohe Fluten in die inneren begrünten Dünen trugen, vor allem Holztrümmer und Lava, ferner finden sie Unterschlupf in der sich immer weiter verdichtenden Pflanzendecke, hauptsächlich in Moospolstern und unter dem abgefallenen Laube von Salix und Hippo- phaes. Von Wasserschnecken führte ich im Frühjahr 1911 in geringer Zahl 6 Arten ein, die sich bald stark vermehrten: Limnaea stagnalis L., L. ovata Drap.,

126 download unter www.zobodat.at L. palustris Müll., Planorbis planorbis L.,P. leucostoma Mill. und Bythinina tentaculata L. Die dichtbewachsenen Vogeltränken und nach herbstlichen Niederschlägen überschwemmte Tälchen sind ihre Aufenthaltsorte, wogegen sie sich im tier- und Pflanzenreichen Süß­ wasserteich weniger stark ausbreiteten, weil sie jedenfalls unter den Nachstellungen von Enten und anderen Molluskenfressern zu leiden haben. Nachstehende kurze Angaben aus meinen Tage­ büchern zeigen die Entwicklung der Molluskenfauna der jungen Insel. 1910. 28. März. Pupa m uscorum , öfters unter Holz und in den Zellen an der Unterseite der ange­ schwemmten Lava; nur am inneren Rande der Steerndünen zwischen Kaap und Lurdershörn. Vitrina pellucida und Cionella lubrica, je ein Stück mit voriger Art. Limax laevis, 5 Stück unter nassem Holz am Osttümpel im Kobbeglopp. 17. Mai Limax laevis auch Eier. 24. Sept. Pupa muscorum schon häufig, Vitr. pellucida öfters,zuerst S u cc in e a putris einzeln unter Holz am Spitt. 1911. 13. Apr. Limax laevis hat sich enorm vermehrt; fast unter jedem Holzstück an feuchten Stellen der alten Fundstätte, ist aber bereits, wenn auch nur erst wenige, auf den Ostrand der Steerndelle übergetreten. Vitrina pellucida, am Saume der Steerndelle zahlreich, je£t aber auch in den Kobbedünen. Pupa muscorum bedeutend zugenommen; viele unfertige. Nur im S und O der Steerndünen. Cionella lubrica vergebens gesucht. Succinea putris an vorjähriger Stelle ziemlich häufig. — 7. Okt. Limax laevis weniger häufig. Vitr. pell, außerordentlich vermehrt; unter jedem feuchten Holzstücke, Schlacke usw. Pupa musc. häufig. Cionella lubr. sehr selten. Succinea putris häufig und sehr schön ent-

127 download unter www.zobodat.at wickelt am Westfuße des Spittdeiches. Neu: Helix pulchella ein Stück beim Kaap. 1912. 3. April. Umax laevis sehr häufig, bis zum Kaap vorgedrungen. Vitr. pell, und Pupa musc. zahlreich. Succinea putris fürchtete ich, würde nach den außergewöhnlichen Hochfluten, bei welchen alles Holz an der alten Fundstätte fortgetrieben, verschwunden sein, fand sie aber hier doch wieder, ebenso an der Innenseite des Deiches. 25. Juli neu: H yalina cellaria, unter den alten Kaaptrümmern ein Stück, ebenfalls hier 2 P utala rotundata. 1. Okt. Umax laevis an feuchten Stellen überall häufig. Vitr. pelluc. fabelhaft häufig, besonders in der Kaapnähe. Unter einzelnen Holzstücken zählte ich bis 80 Stück, ebenso zahlreich Pupa muscorum. Hyalina cellaria 2 junge, eine tot, H. pulchella ein Stück. Succinea putris wenige, auch an Typha latifolia. 1913. 2. März. Umax laevis ziemlich häufig. Vitr. pelluc. sehr häufig, Eier massenhaft, auch junge Tiere. Pupa musc. weniger, meist unausgebildet. Helix pulchella ein Stück. 1. Okt. Umax laevis häufig. Vitr. pelluc. nicht viele, Pupa muc. sehr sparsam. Succ. putris ziemlich häufig. 1914. 22. März. Umax laevis häufig, Pupa musc. einzeln. 12. April. Umax laevis überall sehr häufig, Vitr. pelluc. massenhaft, besonders stecknadelgroße und Eier. Pupa muscorum wenige. Succ. putris ziemlich häufig, sogar unter Holz auf höheren Dünen. 5. Juni. Umax laevis ziemlich häufig. Vitr. pell, sehr häufig. Pupa musc. fast verschwunden. Cion. lubr. 1 Stück, Patula rotundata 2 Stück. Hyal. cell, und Helix pulchella nicht gesehen. Succ. putris ziemlich häufig. — Das Zurücktreten einiger Arten, besonders von Pupa muscorum, dürfte

128 download unter www.zobodat.at auf die plötzliche Zunahme von Staren, denen jet?t auf dem Memmert zahlreiche Brutgelegen- heit geboten ist, zurückzuführen sein, die Tag für Tag in großen Trupps Dünen und Täler sorgfältig absuchen. Auffallend ist das Fehlen des sonst nirgends fehlenden Limax agrestis. Die Molluskenfauna des Memmert umfaßt also folgende Arten: 1. Lim ax laev is Müll. (=brunneus). Seit 1910. Jetzt häufig; in der Randzone aller Süßwasser­ täler. 2. V itrina pellucida Müll. Seit 1910. Massen­ haft; im inneren begrünten Dünengebiet unter Brettern, Lava usw. 3. H y alin a c e lla r ia M üll. Seit 1912. Selten. Im Mulm des zusammengestürzten alten Kaaps. 4. Patula rotundata Müll. Seit 1912. Desgleichen. 5. H elix pulchella Müll. Seit 1911. Selten; unter altem Holz beim Kaap. 6. Pupa m uscorum Müll. Seit 1910. Schnell zunehmend bis 1912; in diesem Jahre außer­ ordentlich häufig, dann plötzlich abnehmend. Jetzt sparsam. Im Moos, unter Holz, Lava usw. 7. C io n ella lu brica Müll. Seit 1910. Selten. Mit voriger. 8. S u ccin e a putris L. Seit 1910. Ziemlich häufig am Rande des Süßwasserteiches und in seiner näheren Umgebung. Die im Frühjahr 1911 ausgesejzten 6 Süßwasser­ schnecken: Limnaea stagnalis L., L. ovata Drap., L. palustris Müll., Planorbis planorbis L .= P . marginatus Drap., P. Ieucostoma Mill. = P. rotundatus Poiret und Bythinia tentaculuta L. haben sich außer der vorletzten Art sehr stark vermehrt. Hydrobia stagnalis Basier kommt, wie überall an der Nordseeküste, auch hier massenhaft vor, so am Südergatt.

129 download unter www.zobodat.at Juist. Von allen Inseln haben Juist, Baitrum, und Wangeroog während der lebten Jahrhunderte infolge verheerender Sturmfluten die größten Ver­ änderungen erfahren, die sich natürlich auch in der Zusammensetzung von Flora u. Fauna wiederspiegeln. Auf Juist ist der westliche Teil, die Bill, größtenteits seit Jahrhunderten in ihrem ursprünglichem Zustande erhalten geblieben, weswegen sich auch hier das reichste Pflanzen- und Tierleben entfaltet; vom alten dünen- und weidenreichen Loog besteht nur noch ein geringer Bruchteil, während das übrige Stück der Insel mehr oder weniger Neuland ist. Qebüschliebende Landschnecken finden an den weiten, von Seedorn und Kriechweiden oft völlig ausgefüllten meist feuchten Dünentälern ein günstiges Unterkommen, wogegen kleine Dünengehölze, wie man sie auf Norderney und Spiekeroog findet, fehlen; neuerdings sind jedoch an einigen Stellen Erlen und Pappeln mit einigem Erfolge angepflanzt. Nur im großen Dünentale der Bill, der Allee, befindet sich ein natürliches Dickicht von 4 m hohen Zitterpappeln. Gärten, wie auf Borkum, Norderney und Spiekeroog, sind nicht vorhanden, doch sind bei den Ortschaften, wie auf allen Inseln, umwallte Gemüsefelder angelegt deren bewachsene Grenzen Zufluchtsörter niederer Tiere bilden, wie auch die alten bemoosten Dünen und Dellen. Ferner spielen als Fundorte von Land­ schnecken altes Strandholz bei den Häusern und in den Dünen, Ziegelstücke, Pappe, altes umherliegendes Schuhwerk usw. eine wichtige Polle. Wie alle ostwärts gelegenen Inseln ist Juist sehr arm an natürlichen Süßwasseransammlungen, doch befindet sich ein etwas größerer Sumpf, der auch im Sommer nicht versiegt, in der Billallee, dessen hoch­ aufstrebendes Binsengewirr (Scirpus Tabernaemon- tani) den sengenden Sonnenstrahlen den Weg versperrt,

130 download unter www.zobodat.at und dessen mächtige Hypnumpolster in der Randzone auch in der Trockenzeit noch wasserführend sind, weswegen Wasserschnecken hier eine willkommene Wohnstätte gefunden haben. Manche andere Täler sind außerhalb der Sommerszeit nach starken Nieder­ schlägen fußhoch mit Süßwasser bedeckt, können aber Wassertiere nicht dauernd fesseln. Durch den Bill­ polder zieht sich ferner ein alter natürlicher Wasserlauf, die Riede, die ebenfalls dauernd Wasser führt, und in welche sämtliche Abzugsgräben der Ländereien münden. Im Dünengebiet der Bill ließen wir eine Anzahl Vogeltränken anlegen, die bald von Wasser­ schnecken angenommen wurden, ferner sind an manchen Stellen im Vordünengebiet Viehtränken gegraben, und neuerdings sind in den Dünen östlich vom Dorf Eisteiche ausgehoben. Besonders reich an Limnaeen und Planorben war einst ein größeres, jettf zugeschüttetes Wasserloch innerhalb der Dünen südlich vom Loog, ebenfalls sind viele Arten in dem vorerwähnten Alleesumpf vertreten, ferner in der großen Viehtränke am süd­ lichen Dünenfuß der alten Bill, in welcher ich die einzige Muschel der Insel, die Borcherding als Calyculina ryckholti Normand var. danica feststellte, ent­ deckte; erwähnenswert ist ferner der Karauschengraben westlich vom Vogelwärterhäuschen, die morastige Riede und die Viehtränke im äußersten Westen des Billpolders, wo besonders Limnaea stagnalis mit rostartigem Ueberzuge massenhaft vertreten ist, wogegen die Eisteiche östlich vom Dorfe aus den früher angegebenen Gründen tierarm sind. 1892 sandte ich Professor Schneider auf dessen Wunsch eine Anzahl Juister Mollusken, nachdem ich früher schon Borcherding welche zugestellt hatte. Es handelt sich um 12 Arten und eine Form, die Schneider in seiner Tierwelt Borkums (Nr. 10,12) bekannt gab: Lim ax flavus L., L. laev is Müll. = L.

131 download unter www.zobodat.at brunneus Drap., L. a g re stis L., Vitrina pellucida Müll., Helix pulchella Müll., H. nemoralis L., H. hortensis Müll., Pupa muscorum Müll., Cionella Iubrica Müll., Succinea putris L., Planorbis planorbis L., Hydrobia stagnalis Basler et var. ulvae Penn. 1896 vervollständigte Borch erd ing diese Liste (Nr. 11,12) um folgende 11 Arten und 1 Form: H elix co sta ta Müll., Lim naea sta g n a lis L., L. auricularia L. var. lagotis Schrank, L. ovata Drap., L. palustris Müll., nebst f. fusca C. Pf., L.truncatula Müll. = L. minuta Drap., Planorbis corneus L. (die ich im Alleesumpf ausse^te), P. carin atu s Müll., P. v ortex L., Assiminea grayana Leach und Calyculina ryckholti Normand, var. danica. Außerdem bürgerte ich noch 2 Arten, 1896 Helix pomatia L. und 1898 Arion empiricorum ein und fand später noch Planorbis leucostoma Mill. Für Juist sind also folgende Arten bekannt:

I. Gastropoda-Scknecken. 1. Lim ax flavus L. Einige Male in einem Keller. 2. „ laev is Müll. Hauptsächlich in feuchten Tälern der Bill an der Unterseite faulender Holzstücke. 5. Lim ax a g re stis L. ln manchen Jahren auf Gemüsefeldern sehr zahlreich. 4. Vitrina pellu cida Müll. Unter alten Brettern, Pappe, Leder usw. in bewachsenen Dünen, bei den Häusern und an Rainen nicht häufig. (5. Arion em piricorum Fer. 1898 einige Stücke in der Allee ausgesebt, hat sich stark vermehrt und in vielen Billtälern ausgebreitet). 6. Helix pulchella Müll. Unter altem Holz und Ziegeln bei den Häusern und in den Dünen selten. 7. Helix costata Müll. Wie vorige Art. Noch weniger.

152 download unter www.zobodat.at 8. Helix nem oralis L. In buschigen Tälern der westlichen Bill, nur noch selten. 9. Helix hortensis Müll. Im Tälchen an der Nordseite des Billrettungsschuppens sehr selten. (10. Helix pom atia L. 1896 eine Anzahl ausgese^t im Eulenbusch auf der Bill und am Karauschen­ graben. Zuletzt gesehen 1911).*) 11. Pupa m uscorum Müll. Mit Helix pulchella, H. costata und Cionella lubrica. Früher zahlreich, neuerdings stark abnehmend. 12. Cionella lubrica Müll. Sehr sparsam. 15. S u ccin e a putris L. In feuchten, Pflanzenreichen Tälern wenig; früher besonders häufig auf der großen Sumpfwiese der Alten Bill, dort je£t anscheinend verschwunden. 14. Lim naea sta g n a lis L. Am häufigsten im west­ lichen Billpolder. 15. Limnaea auriculariaL. var. lagotis Schrank. Wenig, Bill. 16. Lim naea ov ata Drap. Ueberall gemein. 17. ,, palustris Müll. u. var. fusca C. Pf. Gemein. Am zahlreichsten im Alleesumpf. 18. Lim naea truncatula Müll. Zum Teil sehr kleine Stücke Bill häufig. Selbst in Gräben der hohen Außenweide am Fahrwege. (19. P la n o rb is c o rn e u s L. 1895 ausgese^t im Alleesumpf; hat sich sehr vermehrt). 20. P la n o rb is p lan orbis L. Lieberall häufig. 21. P lanorbis carin atu s Müll, und

*) Anmerkung: Ueberall, wo die Weinbergschnecke west­ lich der Elbe in unserer nördlichen Ebene vorkommt, dürfte sie für Küchenzwecke eingeführt sein. Aus Ostfriesland sind mir nur 2 Oertlichkeiten bekannt, wo sie seit langer Zeit an­ sässig ist; in der Umgebung der Burg Stickhausen und bei der Julianenburg in Aurich; hier nach Sundermann wahrschein­ lich durch die Fürstin Christine Charlotte (1662 — 1699) ein­ geführt. An anderen ostfriesischen Burg- und Klosterstätten habe ich vergeblich nach ihr gesucht.

155 download unter www.zobodat.at 22. P la n o rb is v ortcx L. sehr viel weniger. 23. P lan o rb is leucostoma Müll. Sellen, Bill. 24. A ssim inea g ray an a Leach. Dieselben Oert- lichkeiten, wie auf Borkum, oberhalb der Hoch­ wassergrenze. 25. Hydrobia sfagnalis Basier und var. ulvae Penn, sehr zahlreich unterhalb der vorigen in Tümpeln und Rinnen der Außenweide, vielleicht auch H. ventrosa Mont, und baltica Nils. II. Acephala-Muscheln. 1. Calyculina ryckholti Normand var. danica. Auf dem schlammigen Grunde der großen Tränke am Fuße der südlichen Dünenkette der Alten Bill. Norderney. Nach SW , S und SO wird der Ort durch Baum­ anlagen von geringer Höhe geschürt, im SW durch Nadelholz, im S und SO durch Laubholz, vor­ wiegend Ainus glutinosa, beim Seehospiz im NO befinden sich Tannenschonungen bis zur Meierei hin, westlich und südwestlich dieser kleine gemischte Be­ stände, ferner zwischen Meierei und Leuchtturm in einem prächtigen Heidetale eine aus den ver­ schiedensten Bestandteilen zusammengesetztegrößere Baumanlage. Mehrere Gärtnereien im Orte haben eine gewisse Berühmtheit erlangt, auch sind hübsche Privatgärten mit guten Obstbäumen vorhanden. Diese Gebiete sind z. T. reich an Nacktschnecken, und an Erlen ist Helix nemoralis besonders häufig. Die Strauchflora ist in den Dünentälern weniger als auf Juist und Borkum vertreten, da der Seedorn erst spät eingewandert ist, dann aber schnell größere Gebiete im Nordosten eroberte, Kriechweide hingegen ist wie auf den übrigen Inseln fast überall vorhanden, und in den alten unberührten Dünentälern finden wir eine ausgeprägte Heideflora.

134 download unter www.zobodat.at Natürliche dauernde Wasseransammlungen sind nicht vorhanden, doch hat die große Niederung nörd­ lich vom Leuchtturm mit Ausschluß einiger Sommer­ monate Süßwasser. Malerisch von Baum-, Blumen- und ßasenanlagen eingeschlossen liegt an der Franzosenschanze südlich vomDorfeder langgestreckte Schwanenteich mit reichem Kleintierleben. Im Dürre­ jahr 1911 trocknete er fast völlig aus und wurde dann um einen Fuß vertieft, wobei natürlich der größte Teil der Kleintiere, vor allem auch viele Süßwasserschnecken, zugrunde gingen; dazu helfen die ausgese^ten Karpfen, die hier vortrefflich gedeihen, den Bestand vermindern. Der auf dem Sportplal? angelegte große Teich dürfte sich auch bald mit kleinem Wassergetier besiedeln, und wollen Forscher ihr Augenmerk auf das allmähliche Werden richten. Vieh- und Wildtränken finden sich zerstreut beim Gemüselande, in den Dünen und bei Gehölzen; Eisteiche im südlichen Vordünengebiet östlich vom Dorf bis über die Meierei hinaus; die Wiesengräben sind jetzt durch Rieselwasser durchweg verjaucht, und so ist das Leben in ihnen z. T. vernichtet, und alle Niederungen östlich vom Leuchtturm liegen bei Sturm­ fluten im Ueberschwemmungsgebiet und enthalten daher brackisches Wasser. Die ältesten Nachrichten über einige Mollusken von Norderney finden wir in M enkes Synopsis moHuscorum, editio 2, 1850, p. 131 (Nr. 1), wo es heißt: „Auricula tenella. m. Testa ovato-elliptica, apice acuta, tenui, laevi, corneo-lutescente, nitida; spira exserta; aufractibus convexiusculis; apertura angustata; columella quadriplicata; labro simplici, acuto, interius dentato. Long 2 V2 lin., lat. 1'/* Hn. Hab. ad insulae Norderney litus maris septentrio- nalis, simul cum Bulla jeverensi et Paludina balthica sed rarissime, domina Am. Buch.

135 download unter www.zobodat.at Affinis proxime Auriculac myosotidis, sed triplo minor et notis indicatis disfinctissima. Aufractus habet 7, plicarum columellae suprema brevior est, dentem potius referens.“ Die von Amalie Buch gesammelte und von Menke beschriebene Brackwasserschnecke Auricula tenella ist gleichbedeutend mit Alexia denticulata Mont., A. myosotis Drap, und Ovatella bidentata Mont., bei Paludina balthica handelt es sich um Hydrobia stag- nalis Bast., während Bulla jeverensi = Cylichna obtusa = Utriculus obtusus als marine Art auszu­ schalten ist. 39 Jahre später gab uns Dr. O. Reinhard im „Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft“ (Nr. 2) ein Verzeichnis von Norderneyer Land- und Süßwassermollusken: 1. Limax brunneus Drap. = C. laevis Müll. Am Graben der Franzosenschanze. 2. V itrin a pellucida Müll. Im Erlenbusch auf der Südseite, beim Denkmal. 3. H elix pygm aea Drap. = Punctum pygmaeum Drap. Ebenda. 4. H elix p u lchella Müll. Ebenda, spärlich. 5. H elix n em oralis C (1. 2. 3. 4. 5 . ; ------3 ------; 1. 2. 3. 4. 5; L2. 3. A.h.\ 1. 273. 4. 5 ; ------— — ; rot und gelb). In Gärten und auch an Elymus arenarius (Lehrer Gerdes). Unter den mir von diesem Herrn mitgeteilten Ex. befindet sich auch eine 6. Helix hortensis Müll. 7. Pupa pygm aea Drap. (4 dentata) Erlenbusch am Denkmal, spärlich. 8. C io n ella lubrica Müll. Erlenbusch am Denkmal. 9. Succinea putris L. Am Graben der Franzosen­ schanze. 10. Limnaea ovata Drap. Gräben bei der Mühle.

136 download unter www.zobodat.at 11. Limnaea palustris Müll. Franzosenschanze. (Bei Hr. Gerdes sah ich ein Ex. Paludina vivipara L., doch war dieselbe vielleicht nur von der See an­ gespült. — Ja! Verf.) K obelt se£t als Anmerkung hinzu: A rion em- piricorum Fer. fand ich ein Ex. im Sommer 1868 an den Dünen und ein Pisidium sp ec.? in den Gräben der Franzosenschanze, das mir zerbrach. Professor Dr. F. Buchenau gab unter dem Titel „Die Weichtierfauna der Ostfriesischen Inseln“ in Band IV, S. 55/552 der Abh. Nat. Ver. Brem. 1875 (Nr. 5) einen wörtlichen Abdruck der beiden vorher genannten Quellen ohne Hinzufügung neuer Arten in der Absicht, durch Bekanntmachung der meist schwer zugänglichen Beiträge zu weiteren Forschungen auf den Inseln anzuregen. R. Kohlm ann, der auch wiederholt Norderney besuchte, verwendete 1879 (Nr. 4) in seiner Mollusken­ fauna der Unterweser die Reinhardschen Aufzeich­ nungen, ebenso Fr. B o rch erd in g 1883 in seiner „Molluskenfauna der Nordwestdeutschen Tiefebene“ (Nr. 6), doch fügte letzterer in seinem 1. Nachtrage 1884 (Nr. 7) einige ihm von Professor W. Dunker gemachten Mitteilungen hinzu: „H elix n em oralis L. besitze ich von Norderney aus niedrigem Gestrüpp in den Dünen zwischen Salix repens und Hippophaes in 2 großen, vollkommen ausgewachsenen Exemplaren von roter und gelblichroter Farbe, das eine mit allen 5 Binden, das andere mit einer breiten Mittelbinde. Von Limnaea vulgaris Rob. = L. la g o tis S ch ra n k habe ich auf Borkum und Norderney eine dünn­ schalige kleine Varietät gefunden.“ Den von Menke aufgeführten 2, von Reinhard genannten 11, von Kobelt hinzugefügten 2 Arten und der von Dunker erwähnten einen Art, kann ich noch weitere 10 Arten nebst einer Form bekannt geben: Limax maximusL. var. cinereusLister, L. flavus

137 download unter www.zobodat.at L., L. a g re s tis L., Helix pom atia L. (ausgesetzt), Pupa muscorum Müll., Limnaea truncatula Müll., Physa fontinalis L., Planorbis planorbis L., P. carin atu s Müll., P. v ortex L. und H ydrobia stagnalis Baster var. ulvae Penn. Nicht wieder aufgefunden habe ich Punctum pygmaeum Drap, und Ovatella bidentata Mont., auch nach dem von Kobelt erwähnten Pisidium habe ich mich vergeblich um­ gesehen. Die M.fauna Norderneys se£t sich also aus folgen­ den Bestandteilen zusammen:

I. Qastropoda: 1. Limax maximus L. var. cinereus Lister. Häufig in den Baumanlagen, besonders südlich vom Dorf, unter Rinde, Laub, Brettern und Steinen. 2. Lim ax flav u s L. Hie und da in Kellern. 5. Lim ax la ev is Müll. An feuchten Stellen in den Anlagen und Dünen öfters. 4. Lim ax a g re stis L. Bald zahlreich, bald selten, auf Gemüsefeldern, in Gärten, in Baum­ anlagen unter Laub, Brettern, Steinen und Schutt. 5. V itrina pellucida Müll. Nicht häufig, unter faulem Holz u. s. w. an schattigen Stellen. 6. Arion em piricorum Fer. Nicht häufig. An­ lagen, buschige, feuchte, grasige Stellen. 7. Punctum pygmaeum Drap. „Im Erlenbusch auf der Südseite beim Denkmal“. 8. H elix pulchella Müll. Nicht häufig, unter Steinen, Brettern, im Moose. 9. H elix n em oralis L. Hat sehr zugenommen. Besonders zahlreich an den Erlen zwischen dem Eingänge in den Ort und der Franzosen­ schanze.

158 download unter www.zobodat.at Hier sammelte ich an Bändervariationen: L 2, 5, 4, 5 Stückzahl 28 U 3, 4, 5 22

L 2, 5, 4, 5 r> 17

1, 2, 5, 4, 5 » 9

1, 4, 5 n 5

1, 2, 5, 4, 5 V 5

------5 — n 5 Grundfarbe rot. 2 ------5 — 1 * gelb. Helix hortensis Müll. In Gärten und im Gehölz südlich vom Dorfe einzeln. [11. Helix pom atia L. Im Gehölz zwischen Meierei und Leuchtturm von W. Müller 1915 gegen 50 Stück ausgesetzt.] 12. Pupa m uscorum M üll. Unter Abbruchsmaterial bei den Kiefernanpflanzungen östlich vom Hospiz häufig, außerdem wenig zahlreich in den Dünen unter Holz, Ziegeln u. s. w., auch beim Leuchtturm. 15. Pupa pygm aea Drap. Im Wäldchen bei der Meierei, wenig. 14. C io n ella Iubrica Müll. Ziemlich häufig unter Holz, Steinen, Pappe u. s. w. in bewachsenen Dünen. 15. Succinea putris L. In der Schanze und an den Gräben bei der Meierei, sparsam. 16. Ovatella bidentata Mont. Von A. Buch ge­ sammelt. (Menke.) 17. Limnaea auricularia L. var. lagotis Schrank. Schanze und Meiereigräben, nicht häufig. 18. Limnaea ovata Drap. Schanze, Gräben, ziemlich häufig. 19. Limnaea palustris Müll. Schanze. Ziemlich häufig. 20. Limnaea truncatula Müll. In Wiesengräben bei der Meierei. Nicht häufig.

159 download unter www.zobodat.at 21. P h ysa fo n tin alis L. Ziemlich häufig in der Schanze. 22. P la n o rb is p lan orb is L. Schanze. Oefters. 25. P la n o rb is carin atu s Müll. Schanze. Oefters. 24. P la n o rb is vortex L. Schanze. Oefters. 25. Hydrobia stagnalis Baster et var. ulvae Penn. Brackwasser der Außenweide, häufig.

II. Acephala-Muscheln. 1. Pisidium sp e c.? Nach Kobelt. Von mir ver­ gebens gesucht.

Baitrum. Während die Flora dieser kleinen Insel gut er­ forscht ist, hat sich bislang um die faunistischen Ver­ hältnisse so gut wie niemand gekümmert. Meine öfteren Besuche galten vorzugsweise den Brutvögeln, aber auch der Ergänzung meiner floristischen Listen; beiläufig machte ich auch Aufzeichnung über die Insektenwelt. Noch vor einer Reihe von Jahren galt Baitrum als die unwirtlichste aller Inseln, heißt es ja auch im Volksreim von ihm: Baitrum is ’n Sandfatt. In­ zwischen aber haben sich die Verhältnisse wesentlich geändert, und nachdem vor nunmehr fast 40 Jahren die Festlegung der Insel durch gewaltige ­ schutzwerke an der Westküste einset^te, begannen sich die fast kahlen Dünen zu begrünen und weiter ostwärts auszudehnen; auch gewann die Außenweide erheblich an Weite. Das Hauptdorf im Westen enthält neben alten, bocksdornbewachsenen Inselhäuschen auch modernere, für den Badeverkehr zugeschnittene Wohnungen, wo­ gegen das kleinere, 20 Minuten entfernte Ostdorf auf moosgrünen Vordünen mit seinen trauten, von altersgrauen Hollundersträuchern umgebenen Schiffer­ heimen, verwitterten Strandholzhaufen und tiefliegenden

140 download unter www.zobodat.at Gemüsefeldern ein liebliches Idyll aus vergangenen Zeiten bildet. Baumanpflanzungen fehlen, nur hier und dort an Rainen sieht man Erlenbusch, aber dafür hat der früher fehlende Seedorn — Buchenau erzählt 1874 von einem einzigen Strauch — sich das große Tal und mehrere sich anschließende kleinere nördlich vom Ostdorfe völlig erobert, und im Schule dieser Dickichte begann sich, besonders in den Rand­ gebieten, eine üppige Flora zu entwickeln, und fast alljährlich ist über Einwanderung neuer Arten unter den günstiger gewordenen Verhältnissen zu berichten. Für Landschnecken sind diese feuchten, Pflanzen­ reichen Täler von größerer Bedeutung, aber wichtiger sind die teilweise seit Jahrzehnten lagernden, z. T. schon vermulmten Brennholzbestände in der Umgebung der Häuser, ferner die umherliegenden Ziegelstücke und Abfälle. Dauernde Süßwasseransammlungen fehlen völlig, weswegen auch keine Süßwasserschnecken vorhanden sind. Die wenigen Viehtränken an der Grenze des Vordünengebiets enthielten bei meiner Untersuchung schwach brackisches Wasser, keine Vegetation und an Tieren nur wenige Käfer und winzige Süßwasser- krebschen; die nach SO offenen weilen Pflanzen­ reichen Dünentäler ebenfalls. Alles Süßwasserleben scheint sich dagegen in einem langen und tiefen Graben, der sich durch die Küperschen Binnenwiesen innerhalb der Vordünen westlich vom Ostdorf hinzieht, zu konzentrieren. Auch in dürren Sommern pflegt er nicht auszutrocknen und ist gegen Sturmfluten gesichert, mit Ausschluß derjenigen vom 12./15. März 1906, der höchsten in den letzten 100 Jahren, als die See auf wenige Stunden auch ihn überflutete, ohne dauernden Schaden anzurichten. Leider wird auch er von Zeit zu Zeit gereinigt, weil er zur Gewinnung von Eis dient.

141 download unter www.zobodat.at Am 19. und 20. September 1910 weilte ich auf Baitrum, um die Molluskenfauna eingehend zu unter­ suchen; nebenbei hatte ich vor, das Kleinleben der süßen Gewässer zu studieren.*) Zwar gelang es mir, nur 10 Arten zu entdecken, dafür diese aber in überraschender Menge, darunter 2 Arten, die bislang auf keiner Insel gefunden sind, Arion subfuscus Drap, und Helix hispida L. Meine Hoffnung, in dem Küper- sehen Graben eine Süßwasserschnecke oder Muschel aufzufmden, schlug trot? langen Bemühens fehl. Viele Stunden war ich beschäftigt, mit dem Käscher das Pflanzengewirr von Alisma plantago, Ranunculus flammula, Myosotis caespitosa, Galium palustre, Glyceria fluitans und die Algenschwaden abzustreifen, aber obwohl ich sehr viel Kleintiermaterial herauf­ beförderte, fand sich doch nicht eine einzige Schnecke darunter. Ich konnte für Baitrum folgende Arten feststellen: 1. Lim ax a g re stis L. Sehr häufig auf Gemüse­ feldern, ferner zahlreich unter Brettern, Steinen u. s. w. Weiß bis dunkelbraun. 2. V itrina pellucida Müll. Häufig unter feuchten Brettern, Steinen u. s. w. 3. Arion em piricorum Fer. Selten. Unter Erlen am Südrande der Küperschen Wiese im Ostdorf. 4. Arion subfuscus Drap. Ein erwachsenes Stück von dunkelgelblicher Farbe (orangegelber Schleim) unter faulendem Holz auf dem Kirchhof. 5. H elix p u lchella Müller. Sehr häufig im Ost- und Westdorf unter Pfosten. 6. Helix h o rten sis Müll. Insulaner erzählten mir von einer größeren, stets gelben Gehäuse­ schnecke, die früher sehr häufig bei dem Hause

*) Anmerkung. Vergl.: Leege-Die Entomostracen der Insel Memmert mit Berücksichtigung der übrigen aus Ostfriesland bekannten Arten. Jahresbericht der Naturforschenden Gesell­ schaft zu Emden für 1911/12. S - 60 ff.

142 download unter www.zobodat.at der Ww. Gronewold im Westdorf vorgekommen’ dort von jeher gelebt habe, in neuerer Zeit aber durch Knaben fortgefangen und in den lebten Jahren nicht mehr gesehen sei. Ich durchsuchte darauf die Holundersträucher, an denen sie namentlich bei Regenwetter gefunden sein soll, ferner die Unterseite von Brettern und flechten­ bewachsenen Zäunen, jedoch vergeblich, bis ich endlich unter einem moosüberwucherten Stein­ haufen an der Nordseite jenes Hauses gleich 15 Stück in verschiedenen Größen in Gesellschaft von vielen Pupa muscorum, Cionella lubrica, Helix pulchella, Vitrina pellucida und Umax agrestis fand. Es waren alles bänderlose, gelb­ gefärbte Exemplare. 7. Helix hispida L. Ich fand sie häufig am Ost­ dorf bei den Häusern unter alten faulenden Balken und Brettern. 8. Pupa muscorum Müll. Sehr häufig unter Brettern, Steinen u. s. w. 9. Cionella lubrica Müll. Im West-wie im Ost­ dorf häufig unter alten Balken, Brettern, Steinen, unter altem Schuhwerk und Pappe. 10. Hydrobia stagnalis Basier und var. ulvae Penn. In Rinnsalen, Lachen und Kolken der Außen weide sehr häufig. Im Küperschen Wassergraben se£te ich an Wasser­ schnecken aus: Limnaeastagnalis, L.ovata, L. palustris, Planorbis planorbis, P. leucostoma und Bythinia tentaculata.

Langeoog. Obwohl ich Langeoog früher häufig besuchte, fand ich doch keine Zeit, den Mollusken nachzugehen. Die Insel zeigt außerordentliche Aehnlichkeit mit Juist, hat keine Gehölze, im Dorfe einzelne Bäume, Hecken, in den Dünen viel Weidengestrüpp und neuerdings

145 download unter www.zobodat.at sich immer weiter ausbreitende Seedorndickichte. Ausdauernde natürliche Süßwasseransammlungen sind nicht vorhanden, jedoch wie auf allen Inseln Tränken und Gräben. Das schöne Blumental im SW des Dorfes ist stellenweise recht feucht und dürfte viel­ leicht noch neue Schneckenarten beherbergen, ln Zukunft soll der Molluskenfauna Langeoogs, wie auch Spiekeroogs und Wangeroogs mehr Beachtung geschenkt werden. Herr Lehrer Leiner auf Langeoog, dem ich auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank für seine Bemühungen ausspreche, schickte mir auf meine Bitte am 4. November 1911 an lebenden Schnecken folgende Arten: 1. Limax agrestis L. „Häufig“. 2. Vitrina pellucida Müll. „Im Moose, öfters.“ 3. Helix nemoralis L, „Im Dorfe an Sträuchern und Bäumen häufig“. Die gesandten Beleg­ exemplare zeigten citrongelbe Grundfärbung und dunkel- bis schwarzbraune Bänderung: 1, 2, 3, 4, 5 5 Stück, 1, 2, 5, 4, 5 2 Stück, 1, 2, 3, 4, 5 ein Stück. 4. Pupa muscorum Müll. „Unter Holz und im Moose öfters“. 5. Hydrobia stagnalis Basier nebst var ulvae Penn. Im Brackwasser der Außenweide zahlreich.

Spiekeroog. Bezüglich seiner Baumanpflanzungen ähnelt Spiekeroog am meisten Norderney. Oestlich vom Dorfe, das im Schmucke mächtiger Laubbäume in seiner Ursprünglichkeit einen besonders anheimelnden Eindruck macht und an Schönheit von keinem anderen ostfriesischen Inseldorfe übertroffen wird, befindet sich im Friedrikental ein älteres hübsches Gehölz aus ge­ mischten Beständen, ferner in nördlichen Dünentälern jüngere Erlengehölze und nahe dem Weststrande Kiefern­

144 download unter www.zobodat.at anpflanzungen. Im übrigen machen die Dünentäler wegen der geringen Strauchvegetation — Seedorn ist sehr wenig vertreten — einen weniger günstigen Eindruck. Obst­ gärten im und beim Dorfe zeitigen einvorzügliches Obst. Dauernde natürliche Süßwasseransammlungen fehlen, aber es sind Ausstiche, Gräben und Tränken vorhanden, in welchen ich jedoch keine Schnecken antraf außer Pisidium pusillum Gm. im Ausstich nördlich vom Friedrikental. An Mollusken erwähnt Poppe in seinen Beiträgen zur Fauna Spiekeroogs 1891 (Nr. 8) nur Umax agrestis L. und Arion empiricorum Fer.; auf meinen früheren Forschungsreisen nach der Insel fand ich leider nie Zeit für Mollusken, und als ich dieserhalb am 25. Juli 1911, dem DUrrejahre, anwesend war, konnte ich eigentlich wegen der sehr ungünstigen Zeit nicht viel erwarten. Mit Lehrer Weerts-Spiekeroog durchstreifte ich sämtliche geeignete Oertlichkeiten, ohne die sonst nirgends auf den Inseln fehlenden Arten, wie Vitrina pellucida, Helix pulchella, Pupa muscorum, Cionella lubrica oder leere Gehäuse, auf- zufmden, aber damit ist nicht der Beweis erbracht, daß sie fehlen, und daher ist eine Untersuchung zu günstigerer Zeit notwendig. Die gefundenen Arten sind: 1. Limax maximus L., cinereus Lister. Sehr häufig im Dorfe unter Brettern, Steinen, faulen­ dem Holz, ferner am Fuße der Wiesenwälle an feuchten, schattigen Stellen. Infolge der außer­ gewöhnlichen Dürre fand ich viele tote Stücke. Dringt nach Weerts auch in die Häuser. 2. Limax agrestis L. Häufig auf Gemüsefeldern, auf Wiesen und bei den Häusern. 3. Zonitoides nitida Müll. Am Nordrande des Friedrikentals an einer feuchten Stelle unter faulendem Holz 2 Stück. Bislang für keine andere Insel nachgewiesen.

145 download unter www.zobodat.at 4. Arion empiricorum Fer. In und beim Ort an allen feuchteren Stellen sehr häufig. [5. Helix nemoralis L. Im August 1912 sandte ich von Norderney an Weerts eine Anzahl dieser bislang fehlenden Schnecke, die er im Friedriken- tal ausse^te.] 6. Succinea putris L. An und im Tümpel in­ mitten des Friedrikentals sehr häufig. 7. Hydrobia stagnalis Baster. Wie überall auf den nassen Teilen der Außenweide massenhaft. 8. Pisidium pusillum Gm. Ziemlich häufig im Ausstich von Friedrikental. Bestimmt durch Professor Dr. Hennicke.

Wangeroog. Für Mollusken liegen die Verhältnisse auf Wangeroog recht ungünstig, da Gehölze fehlen und nur im Orte bei den Häusern einige Bäume und etwas Strauchwerk angepflanzt sind. Größere feuchte Dünentäler mit den Strauchdickichten der übrigen Inseln (Seedorn, Weide) sind ebenfalls nicht vor­ handen, und an künstlichen Süßwasseransammlungen kommen nur die Eisteiche westlich vom Dorfe und einige Viehtränken in Frage, die aber keine Schnecken enthalten. Den 25. Juni 1911 verwandte ich zur Untersuchung der Insel auf Mollusken, jedoch mit äußerst geringem Erfolge, der wohl zum Teil auf die ungünstige Zeit zurückzuführen ist. 1. Limax agrestis L. sah ich nicht, soll aber nach Angaben der Insulaner auf den Gemüsefeldern in einzelnen Jahren häufig sein. 2. Vitrina pellucida Müll. 2 leere Gehäuse fand ich unter einem Brett in moosigen Dünen. 5. Cionella Iubrica Müll. Desgleichen 1 Stück. 4. Hydrobia stagnalis Baster. Im Brackwasser der Außenweide häufig.

146 download unter www.zobodat.at Systematische Uebersicht der bislang auf den Ostfriesischen Inseln beobachteten Land- und Süßwassermollusken.*)

I. Oastropoda-Schnecken. 1. Limax maximus L. var. cinereus Lister. — Bo, N, S. 2. Limax maximus L. var. cinereo-niger Wolf. — Bo. 5. Limax flavus L. — Bo, J, N. 4. Limax laevis Müll. — M, J. N. 5. Limax agrestis L. — Bo, J, N, Ba, L, S , W. 6. Vitrina pellucida Müll. — Bo, M, J, N, Ba, L, S, W. 7. Hyalina cellaria Müll. — M. 8. Zonotoides nitida Müll. — S. 9. Arion empiricorum Fer. — Bo, [J], N, Ba, S. 10. Arion subfuscus Drap. — Ba. 11. Arion hortensis Fer. — Bo. 12. Punctum pygmaeum Drap. — N. 13. Patula rotundata Müll. — M. 14. Helix pulchella Müll. — Bo, M, J, N, Ba. 15. Helix costata Müil. — Bo, J. 16. Helix nemoralis L. — J, N, L, [S]. 17. Helix hortensis Müll. — Bo, J, N, Ba. 18. Helix hispida L. — Ba. [19. Helix pomatia L. — [J, N]. 20. Pupa muscorum Müll. — Bo, M, J, N, Ba, L. 21. Pupa pygmaea Drap. — Bo, N. 22. Pupa antivertigo Drap. — Bo. 23. Cionella lubrica Müll. — Bo, M, J, N, Ba, W. 24. Succinea putris L. — M, J, N, S. 25. Succinea pfeifferi Rssm. — Bo. 26. Succinea arenaria Bouch. — Bo. 27. Carychium minimum Müll. — Bo. 28. Ovatella bidentata Mont. — Bo, N.

*) Anmerkung: Bo = Borkum, M = Memmert, J = Juist,

N = Norderney, Ba = Baitrum, L = Langeoog, S = Spiekeroog, W = Wangeroog. Die eingeklammerten Arten sind auf den betreffenden Inseln nachweislich eingeführt.

147 download unter www.zobodat.at 29. Limnaea stagnalis L. — Bo, [M], J, [Ba], 50. Limnaea auricularia L. var. lagotis Schranck. — Bo, J, N. 31. Limnaea ovata Drap. — Bo, [M], J, N, [Ba]. 32. Limnaea palustris Müll. — Bo, [M], J, N, [Ba], Limnaea palustris Müll. var. fusca C. Pf. — Bo, J. 33. Limnaea truncatula Müll. — Bo, J, N. 34. Physa fontinalis L. — N. [35. Planorbis corneus L. — J. 36. Planorbis planorbis L. — [M], J, N, Ba. 37. Planorbis carinatus Müll. — J, N. 38. Planorbis vortex L. — J, N. 59. Planorbis leucostoma Müll. — Bo, [M], J, [Ba]. 40. Planorbis glaber Jefîr. — Bo. 41. Planorbis nautileus L. — Bo. Planorbis nautileus var. cristatus Drap. — Bo. 42. Assimenea grayana Leach. — Bo, J. 45. Bythinia tentaculata L. — Bo. 44. Hydrobia stagnalis Baster. — Bo, M, J, N, Ba, L, S, W. Hydrobia stagnalis var. ulvae Penn. — Bo, M, J, N, Ba, L, S, W. 45. Hydrobia ventrosa Mont. — Bo.

II. Acephala-Muscheln. 1. Anodonta anatina L. — Bo. 2. Sphaerium corneum L. — Bo. 3. Calyculina lacustris Müll. — Bo. Calyculina lacustris var. steini A. Schm. — Bo. 4. Calyculina ryckholti Normand. — J. 5. Pisidium fontinale C. Pf. — Bo. Pisidium fontinale var. ovatum Cless. — Bo. 6. Pisidium pusillum Gm. — Bo, S. 7. Pisidium pulchellum Jeu. — Bo. 8. Pisidium obtusale C. Pf. — Bo. 9. Pisidium milium Held. — Bo.

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Seeregenpfeifer. download unter www.zobodat.at

Seeregenpfeifer.*) Von O tto L e e g e Ostermarsch.

Von den Küsten Frankreichs hinauf bis nach der Spitze Skagens überall das gleiche Bild: seit ur- denklichen Zeiten die vernichtende Tätigkeit des „grimmen Vaters Ozean“. Wohin er seine Arme ausbreitet, hinterläßt er unverwischbare Spuren seiner Zerstörungsfreude: Verwüstung,Verderben, Untergang. Seine Grenzwälle hat er durchbrochen; grüne Wiesen, üppige Fruchtfelder, blühende Ortschaften für immer vernichtet. Aber er hat auch seine Launen; und wenn er will, kann er auch wieder aufbauen. So hat er in den lebten Jahrzehnten an der friesischen Küste zwischen den Inseln Juist und Borkum ein neues Eiland aufgerichtet, wo Jahrhunderte eine unwirtliche Sandbank manchem Schiffe zum Verderben wurde, den Memmert. Hin und her, auf und ab, nimmer rastend wogt das Meer im ewigen Wechsel der Gezeiten, im Drängen der Ströme und Stürme und rieb und rundete aus dem Gestein jene glitzernden Körnchen mit ihren

*) Nach Studien des Verfassers auf dem Memmert. Auf die Häufigkeit dieses Brutvogels auf den Inseln und auf manchen Hellern unserer Festlandsküste deuten schon die vielen Volksnamen, die z. T. das Klangbild ihres Lockrufes in den verschiedensten Auffassungen wiederspiegeln z.T. hervor­ stechende Eigenschaften andeuten. So heißt Charadrius alexan- drinus L. auf Borkum „Grindelken“, auf Juist „Jöd“, auf Norderney „Haiak“ oder „Tjöd“, auf Baitrum und Langeoog „Grinnelk“, auf Spiekeroog „Kriews“, an unserer Küste „Jöd“ oder „Strand­ looper“. D. O.

151 download unter www.zobodat.at gerundeten Flächen, die einander kaum berühren; Milliarden türmten sich aufeinander zu gefahrdrohen­ den Untiefen, Bänken und Riffen, bis die Wogen den fließenden Sand heraushoben und auf den Strand warfen. Die Sonne dörrte ihn aus, und auf den Fittichen des Windes jagte er in hüpfendem Fluge über die weite Sandbank dahin, sich als ein ge­ spenstischer Schleier über sie ausbreitend. Vergilbte Muschelschalen und braune Tange fingen die un­ gestümen Gesellen ein, einen nach dem andern, würfelten und schichteten sie hinter- und übereinander, bis die Düne geboren war, nackt, unscheinbar. Und wieder raste der Sturm übers Meer, wühlte es auf in seinen Grundtiefen, schleuderte seine schäumenden Wellenberge gegen die trollenden Dünenwälle der entfernten Inseln, riß sie in wildem Ungetüm ein und führte vielfaseriges Wurzelgewirr, das vordem der Düne Festigkeit verlieh, mit sich fort, um es hernach über das neue Eiland hinwegzuspülen. Die winzigen Dünen aber hielten es fest, und nachdem die Fluten in ihre alten Grenzen zurücktraten, erhoben sich Sand­ stürme, welche die Spuren ihres unheilvollen Ver­ bündeten zu verwischen suchten und ihres Begräbnis­ amtes walteten. Bald lag alles, was das Meer zurück­ ließ, tief eingebettet, aber der kommende Frühling zauberte junges, sprossendes Grün aus den Grab­ hügeln hervor, und als der Sommer ins Land zog, wogten auf weißem Sande meergrüne Aehren als erste Zeugen einer neuen Zeit. Höher und höher reckten sich die Hügel aus ihrer Unscheinbarkeit hervor, lachten weithin übers Meer, luden wandernde Vögel zum Rasten ein, und als diese Abschied nahmen, streuten sie als Lohn für genossene Gastfreundschaft junge Samen aus, die übers Jahr in das gleichmäßige Weiß und Grün neue, freudige Farben trugen. Auch der Totengräber, der flüchtige Wind freute sich der neuen Erde, wollte

152 download unter www.zobodat.at mithelfen, sie zu schmücken, und trug von fern her auf seinen Flügeln vielgestaltige, leichte Schirme bunter Korbblütler, nach denen die starren Halme der Dünengräser schon verlangend ihre Arme aus­ streckten und sie hinabzogen aus luftiger Höhe zur jungfräulichen Düne. Selbst das Meer wollte nicht zurückstehen, war beglückt von seiner Schöpferkraft und legte ihr als Freudenopfer mancherlei Gesäme zu Füßen, aus dem wunderbare, nie gesehene Blüten hervorquollen. Schillernde Schmetterlinge, buntröckige Käfer, tausenderlei merkwürdiges Kleingetier kam über das Meer dahergeflogen, schaute verwundert das neue Land an und nahm es in Besitz. Aber froher als sie alle waren die leichtbeschwingten Kinder des Meeres, die Möwen, Seeschwalben und Regenpfeifer, die nun endlich eine Heimstätte gefunden hatten, in der sie sorglos die glücklichsten Tage ihres Lebens aus­ kosten konnten, fern vom Getriebe ihrer schlimmsten Widersacher, der habsüchtigen, blutgierigen Menschen. lieber dem endlosen Sandmeer besteigen wir den Dünenringwall, der ein tiefgrünes Tal einschließt. Die trotzigen Dünengräser wiegen sich leicht im Morgen­ winde und zeichnen zierliche Kreise im flüchtigen Sande. Ringsum Todesstille, nur vom Meeressaume her ein leises Plätschern und Wallen, die gleich­ mäßigen Atemzüge der schlummernden See. Ein plötzlicher wilder Schrei unterbricht die feierliche Stille. Hoch oben auf dem Kaap melden sich die Wachen. Eiligen Fluges verlassen sie ihre Posten, und da drinnen im Tal wird’s lebendig; ein furchtbarer Lärm hebt an, ein Kiauen und heiseres Lachen, als wäre ein wildes Geisterheer losgelassen. Wie im auf­ gestörten Ameisenstaat jagt und hastet alles durch­ einander; hoch und niedrig, kreuz und quer schießen die Lichtgestalten der Seemöwen über den Brutstätten dahin. Aber nur einen Augenblick währt dieses

153 download unter www.zobodat.at Getöse, dann wirds stiller und stiller. Sie alle scheinen zu wissen, daß nur ihnen diese Scholle Landes gehört, und daß in ihrem Reiche das Gesel? geheiligter Unantastbarkeit gilt. Die Mütter wenden sich wieder ihren Nestern zu, aber ihre Gatten ziehen hinaus aufs Meer zum fröhlichen Beutezuge. Ein schmales Sandfeld im Hintergründe zieht den Möwen ihre Grenze. Hierüber hinaus hören ihre Hoheitsrechte auf. Dahinter ein zweiter Ringwall, der ein liebliches Tal einfaßt, schöner als das erste, das Brutgebiet der zierlichen Seeschwalben. Wohl versuchten die Starken von drüben her auch hier ihre Herrschaft aufzurichten, aber umsonst, sie mußten zurückweichen vor den todesmutigen Verteidigern ihres überlieferten Besitzes. Zu oft haben sie zu ihrem Schaden erfahren, wie gefährlich es ist, wenn der Kleine neben dem Großen haust. Aber doch dulden sie den quecksilbernen Austernfischer und den melancholischen Rotschenkel unter sich, diese allzeit wachsamen Warner, die jede Gefahr rechtzeitig wittern und durch lautes Geschrei verkünden. Damit aber auch die Poesie süßen Vogelliedes nicht völlig fehle, boten sie der frühlingsverkündenden Lerche und dem munteren Wiesenpieper Gastfreundschaft. Wo der nackte Dünenhang sich in das weite, ebene Sandmeer verliert, und vergilbte Muschelschalen den beweglichen Sand gleich einer Geröllschicht decken, huscht zwischen den brütenden Zwergseeschwalben mit Blitzesschnelle ein anmutiges Vögelchen von wenig mehr als Sperrlingsgröße, einer fliehenden silber­ weißen Maus nicht unähnlich, dahin. Nicht mit Un­ recht nannte daher der Ostfriese es Mäuschen, die Männer der Wissenschaft aber gaben ihm den Namen Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus L. = Ch. cantianus Naum.). Die schwarzen Füßchen trippeln so außerordentlich schnell davon, daß man ihren Bewegungen kaum zu folgen vermag. Da, ein Ruck,

154 download unter www.zobodat.at und der Federball hält inne. Die Farbentöne, welche ineinander verschmolzen schienen, lösen sich auf, und der uns halb zugekehrte Vogel zeigt uns seine blendend weiße Unterseite und die schneeweiße Stirn. Der fein grau schillernde Rücken tönt nach den Flügelspi^en hin dunkel ab, und das rostfarbene Braun des Oberkopfes trennt eine schwarze Binde von der blendenden Stirn. Wieder rollt der niedliche Gesell davon und läßt ein weiches, sanftes „Pui, fluit“ hören, so weich und schmelzend, wie kein anderer Vogel der Meeresküste. Und nun reckt er seine Schwingen, und pfeilschnell fliegt er davon, schneller als alle übrigen Regenpfeifer und ruft ein übers andere sein „Pui, pui, fluit, fluit,“ schließt daran sein schwirrendes „Tirrr“, und am Ende vernimmt man noch ein weiches „Rrraaje“. Deutlich sind seine Fährten im losen Sande ab­ gezeichnet, die nach dem Ausgangspunkte seines Davonrennens führen. Da liegen schon seine 3 Eier in der kleinen Nestmulde, die er mit wenig Muschel­ schalen auskleidete. Wie ähnlich sie denen der Zwergseeschwalbe zur Linken und Rechten sehen! Fast von gleicher Größe erscheinen sie aber glanz­ los und auf die gelblichweiße Grundfarbe sind dunkle Punkte, Striche und zierliche Schnörkel ge­ zeichnet. Im großen Bogen kehrt der lockende Vogel vorsichtig zum Nest zurück. Noch 15 Tage wirds dauern, bis die lieblichen kleinen Dünenjungen die Schale gesprengt haben, um dann gleich mit den Alten hinauszuwandern aufs weite Watt, auf die sperrigen Salicorniawiesen, wo sie bei drohender Gefahr von den ausgestreckten Armen der saft- stro(?enden Schmalzkräuter beschirmt sind. Die Mittagsglut läßt alle Strandbewohner er­ schlaffen. ln langen Reihen si^en die Möwen schlafend und träumend auf dem sonnengesättigten Sande, Austernfischer hocken auf einem Bein und starren

155 download unter www.zobodat.at ins Leere, daneben ruht eine Schar kleiner Regen­ pfeifer in leiser Unterhaltung, und die flüsternden Tierlaute greifen ineinander, wie ein weiches Gesurr. Ueber dem glühenden Sande zittert die Luft, und das endlose Sandfeld scheint sich in eine Wasser­ wüste zu verwandeln, über die sich gespensterhaft die zerrissenen Dünen der entfernten Insel erheben.

Nest vom Seeregenpfeifer auf dem Memmert zwischen Psaunna arenaria.

Am Horizont aber steigen graue Nebelwände auf, höher und höher, verschlingen alle jene herrlichen Bilder, die vorhin unsere Sinne völlig gefangen hielten, und eine eisige Kälte läßt den Leib erschauern. Die Körper der ruhenden Seevögel wachsen ins Riesenhafte, und brausend erheben sich ihre Scharen in die Luft. Doch nach wenigen Stunden hat sich der schwere Seenebel verzogen, die sinkende Sonne

156 download unter www.zobodat.at überschüttet das leise wallende Meer mit purpurnen Tinten, mit gleißendem Gold und Silber, und die sturmverwehten Dünenhäupter zeichnen blaue Schatten auf das weißgelbe Sandfeld. Aber dort, wo die Meereswelle den Strand umschmeichelt, jagen ungestüm unsere kleinen Regenpfeifer der fallenden Flut nach; und einer sucht dem andern zuvorzukommen. Im Genist, das die höchste Welle auf den Grenzwall warf, stochern sie zwischen den braunen Tangen und vielgestaltigen Algen und Muscheln umher nach den winzigen Krebschen und Würmchen, die nicht mehr rechtzeitig den Rückweg in ihr feuchtes Element fanden. Umsonst ist ihr Bemühen, unter dem Aus­ wurf ein schürendes Versteck zu finden; das scharfe Auge des Regenpfeifers weiß sie auch hier zu finden. Aber auch dort, wohin die Flut nicht mehr kam, und der weiße Sand völlig tot zu sein scheint, durch­ wühlen Milliarden winziger Käfer die borstene Schichten nach kaum erkennbaren Fadenalgen, und nur die Miniatur-Maulwurfshügel zeugen von tausend­ fachem Leben. Dahin wenden sich unsere Renner, wenn das Meer weniger freigebig ist, und Käfer und Larven sind hier jederzeit in Menge zu finden. Wenn all das andere Strandvolk sein Jagdgebiet längst verließ, sind die Seeregenpfeifer noch emsig am Pla^e, und lange nach Sonnenuntergang klingt vom Strand her ihr weiches Plü. Wohl versucht dann und wann eine Möwe sich des kleinen Renners zu bemächtigen, aber schneller wie jene weiß er durch geschickte Wendungen ihr auszuweichen. Wenn aber im September Merline und Lerchenfalken den großen Vogel-Wanderungen folgen, da heißt es für ihn, auf der Hut sein, und mancher wird die Reise übers weite Meer, nach Süd­ afrika, Indien und Australien, die nun bald beginnt, nicht mehr antreten können.

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Mellum. download unter www.zobodat.at

Mellum. Von O tto L e e g e .

I. Litteratur. 1. 1905. H.Schülte:„EinneuentstandenesDüneneilandzwischen Außenjade und Außenweser.“ Jahrbuch des Vereins für Naturkunde an der Unterweser für 1905/04. S. 51—42. (Inhalt: Besuch des Verfassers am 8.10.1905 und 24.5.1904. Topo — hydrographisches. Geschichtliches. Bohrungen. 17 Phanerogamen.) 2. 1905. G. v. d. O sie n : „Die Alte Mellum.“ Ebenda. S. 50—54. (Erörterung der Frage über eine frühere Besiedlung des Hohewegwattes.) 5. 1906. W. O. F o c k e , H. Schütte, K. Sartorius: „Zur Kenntnis des Mellum-Eilandes.“ Abh. Nat. Ver. Bremen, Bd. XVIII, S. 560-575. (Bes. d. 5 Verf. am 25. 7. 05. Focke berichtet eingehender über die geschichtl. u. topogr. Verh., Focke u. Schütte bringen ein Verzeichnis von 27 Phanero­ gamen, Satorius gibt ornithol. Beobachtungen und Schütte fügt noch Bemerkungen über sonstiges Tierleben hinzu.) 4 1907. W. O. Focke u. H. Schütte: „Zur Kenntnis des Mellum-Eilandes, 2. Mitteilung.“ Abh. Nat. Ver. Bremen, Bd. XIX, S. 121-125. (Bes. am 17. 6. 06. Focke gibt weitere Nachr. ü. topogr. Verh., Schütte über Flora und Fauna.) 5. 1914. H. W ei go 1 d : „Die neue Seevogelkolonie auf Mellum. Mit Originalaufnahmen des Verfassers u. v. R. Vogelsang.“ Ornith. Monatsschrift, S. 68—98. (Malerische Schilderung seines Aufenthalts vom 7 .- 9 . Juli 1915. 10 Brutvogelarten.) Außerdem als Sonderabdruck herausgegeben vom Pächter der Vogelfreistätte „Buch für Vogelschul?, E. V., Stuttgart.“ 6. 1914. C. Franzius: Geschichtliches über die heutige Vogel­ freistätte auf der Mellum. Als Anhang zu vorigem. S. 1—8. Mit 7 Kärtchen. 7. 1915. „Alte Mellum.“ Ornith. Monatsschrift, S. 89—92. (Jahresbericht über das Brutergebnis 1914.)

161 download unter www.zobodat.at II. Werden und Vergehen an Ostfrieslands Küste. Die Geschichte über die Veränderungen an unserer Nordseeküste singt uns seit undenklichen Zeiten das alte Lied vom Werden und Vergehen, vom Aufbauen und Untergehen, vom steten Wechsel alles Vor­ handenen, und wenn neuerdings auch der sinnende und schaffende Mensch unter Zurhilfenahme reicher Erfahrungen und gewaltiger technischer Hilfsmittel das Bestehende festzulegen und neue Gebiete zu er­ obern sucht, so machen doch die Elemente immer aufs neue von ihrem alten Rechte, Vorhandenes zu zerstückeln und Neues willkürlich zu bilden, Gebrauch, wie ganz besonders das Studium der heimischen Inseln und Küsten uns lehrt. Man vergleiche einmal die vielen Seekarten der lebten Jahrzehnte unterein­ ander, und ist sofort von diesen unausgesetzten Ver­ änderungen der Inselbilder, der vorgelagerten Sand­ bänke und Fahrwasser, ja sogar der Balgen und Prielen des stillen Wattes, überzeugt. Die vor­ herrschenden SW - bis NW-Winde in Verbindung mit den hart einsetzenden Flutströmungen üben fortgesetzt einen starken Druck auf das Ostufer der Seegatten aus, wogegen das Westufer allmählich zu versanden pflegt, und so erklärt sich der Abbruch der Inseln an ihrer Westküste und ihre fortschreitende Ver­ schiebung nach Osten und Südosten. Wirken gleich­ zeitig verschiedene ungünstige Umstände zusammen, so führen sie nicht selten den völligen Untergang der Inseln herbei, wie den von Bant und Buise oder von Arngast und den Oberahnschen Feldern im ruhigen Jadebusen, deren Schlußakt sich vor 10 Jahren abspielte. Ueber die gewaltigen Veränderungen von Wangeroog und Umgebung gibt uns Marinebaurat W. Krüger in seiner vorzüglichen Studie eingehenden Bericht.*) *) W. Krüger: Meer und Küste bei Wangeroog und die Kräfte, die auf ihre Gestaltung einwirkten. Mit 15 Abbildungen imText und 6Tafeln. Zeitschrift für Bauwesen1911. Berlin W. Ernst& Sohn.

162 download unter www.zobodat.at Den weitaus größten Raum über das Kapitel vom Werden und Vergehen nehmen katastrophale oder auch langsam wirkende Verheerungen ein, aber es fehlt auch nicht an Beispielen von Neubildungen, die sich dort einzustellen pflegen, wo verschiedene Meeres­ strömungen Zusammentreffen, in deren neutraler Zone sich infolge der Gezeitenströmung fließender Sand, der sich bald bis über den Hochwasserspiegel erhebt, ablagert, der, ein Spielball der Winde, hie und dort winzige Sandhügel zusammenfegt, die dann durch antreibendes Wurzelwerk der zählebigen, gegen die Einwirkung des Seewassers wenig empfindlichen Dünenquecke (Agropyrum junceum) und Gesäme von der Natur festgelegt werden und so den Grundstock des neuen Dünenlandes bilden. In welcher Weise sich die Weiterentwicklung vollzieht, habe ich in meiner Entwicklungsgeschichte des Memmert ausführ­ lich dargelegt. *) Aber nicht nur Düneninseln, sondern auch neue Marschbildungen entstehen vor unseren Augen, so das junge Eiland Hauener Hooge auf dem hohen Greetsieler Watt, das seine Bildung den von der Ems mitgeführten Schlickteilchen, die hier zur Ablagerung gelangen, verdankt. Der allmähliche Werdegang ent­ spricht demjenigen unserer Heller oder Groden.**)

III. Die Alte Mellum als Insel. Zwischen Außenjade und Außenweser, im un­ mittelbaren Anschluß an die fruchtbare Halbinsel Butjadingen, breitet sich in der Richtung nach NNW bis dahin, wo beide Ströme in einander übergehen,

*) O. Leege: Der Memmert. Eine entstehende Insel und ihre Besiedlung durch Pflanzenwuchs. Abh. Nat. Ver. Bremen, Bd. XXI, H. 2, p. 285-527. - 1915. **) O. Leege: Hauener Hooge, ein neues Eiland an Ost- frieslands Küste. lahresbericht der Naturforschenden Gesell­ schaften Emden für 1915/14.

165 download unter www.zobodat.at ein gewaltiges, spitzwinkliges Wattendreieck aus, das in seinem südlichen Teile als „Hoher Weg“, in seinem nördlichen als „Alte Mellum“ bezeichnet wird, während der Nordrand letzterer den Namen „Dünkirchen“ oder „Hochdünkirchen“ führt. Für die Annahme, daß in sagenhafter Vorzeit sich hier eine bewohnte Insel befand, sind bislang keinerlei Beweise gebracht, doch erscheint es nicht ausgeschlossen, daß ehemals Grün­ land vorhanden war und wieder verschwand. Auf einer rekonstruierten „Karte der Wesermündung ums Jahr 1511“ finden wir auf der Sandbank an Stelle des jetzigen Grünlandes und Dünkirchen zwei Flecke, die nicht vom normalen Hochwasser über­ spült wurden, ebensowenig wie die Sandbank Minseroldoog im NW und diejenige im Osten von Wangeroog an der Blauen Balge, die auch heute noch vorhanden sind. Die Seekarte von 1845 zeigt auf Alte Mellum über dem Hochwasser liegenden Sand, ebenso diejenigen von 1859 und 1868, nicht aber die von 1879, dann wieder die von 1889, während auf dem Meßtischblatt von 1895 das Dünenländchen die noch jetzt vorhandene nach Osten hin offene Hufeisenform aufweist. Nach dem ersten Beschreiber des Inselchens, Schütte, ist das Grünland nach An­ gabe von Schiffern vor etwa 50 Jahren entstanden (Mitte der 70 er Jahre), und diese Wahrnehmungen decken sich im Gegensatz zur Seekarte von 1879 mit Nachrichten, die ich von Juister Seehundsjägern, die Mellum regelmäßig in früheren Jahrzehnten be­ suchten. Sie berichteten mir, daß sie auf ihren Fahrten nach den Robbenbänken gegen Ende der 70 er Jahre dort das erste Grün, Krückfoot und Queller, gesehen, auch viele Seeschwalbeneier gefunden hätten. Die Anfänge der „Wiese“ waren vorhanden, und an ihrer Westgrenze befanden sich bereits schwache Auf­ stäubungen, in deren Schutz sich das erste Grün zu bilden begann.

164 download unter www.zobodat.at Auffallend ist die Tatsache, daß 5 Jahrzehnte ver­ gingen, bis die ersten ausführlicheren Nachrichten über das werdende Land durch Schütte bekannt ge­ geben wurden, obwohl die Jadeschiffahrt nur wenige Kilometer entfernt an ihm vorüberführt und es sich vom Schiffe aus ziemlich deutlich von der Umgebung abhebt. Die über Hochwasser liegende Mellumplate hat von S nach N gemessen einen Durchmesser von 4 km, eine durchschnittliche Breite von 2 km und liegt nach der neuesten Seekarte in ihrem südlichen Teile 4,1—4,5 m, Hochdünkirchen dagegen 5,4 m über mittlerem Springniedrigwasser, sodaß sie, da der mittlere Tidenhub fast 3 m erreicht, normales Hoch­ wasser 1,5—2,5 m überragt. Vielleicht überrascht der Umstand, daß sich das Dünenländchen gerade im niedrigeren südlichen Teile bildete; zieht man jedoch in Betracht, wie die Nordküste bei Sturmfluten den furchtbaren Anprall des offenen Meeres auszuhalten hat, das alle Hindernisse hinwegzuräumen sucht, dem südlichen Teile dagegen von der Wetterseite her am jenseitigen Jadeufer das ruhige Wangerooger Watt zugute kommt, so ist die Erklärung bald gefunden. Der hufeisenförmige nach Osten offene Dünenwall um das Grünland hat sich nur 300 m von der west­ lichen Hochwassergrenze aufgebaut und erhebt sich in der Mitte reichlich 2 m über die Plate. Auf Mellum ähneln die Bildungsverhältnisse genau denen des Memmert, wo nur die stärkere Stäubung höhere Dünen aufrichtete. Auch hier vermochte sich nach der Ostseite der Ping trol? des breiteren Sandvor- geländes nicht zu schließen, weil bei den im Winter vorherrschenden Ostwinden der mehr durchfeuchtete Sand weniger Neigung zum Stäuben zeigt und zeit­ weise gefroren ist. Durch Aufset?ungen von Busch- schlengen und Anpflanzen des reichlich vorhandenen Triticum würde es nicht schwer halten, den Sandwall zu erweitern und festzuhalten.

165 download unter www.zobodat.at 1904 schälte Schütte das Grünland auf 7 ha, welche Angaben Focke im folgenden Jahre bestätigte; nach diesjähriger Schälung soll es auf 12 ha ge­ wachsen sein. Der es zum Teil umsäumende Sand­ wall zeigt fast überall die gleiche Höhe und eine Breite bis zu 60 m. Der Schüttesche Bericht hatte den dringenden Wunsch bei mir wachgerufen, das werdende Eiland aus eigener Anschauung kennen zu lernen, zumal ich sämtliche deutsche und auch holländische Inseln, z. T. sogar oft, bereist habe und seit langen Jahren das allmähliche Wachstum in neuen Gebieten sorgfältig verfolge, aber leider konnte ich aus mancherlei Gründen meine Sehnsucht dahin nicht befriedigen. Mit Herrn Professor Dr. Hennicke, dem 2. Vor­ sitzenden des „Deutschen Vereins zum Schule der Vogelwelt“ nahm ich oft Rücksprache über Maßregeln, die zur Erhaltung der Vogelwelt an unseren Küsten zu treffen seien, und bei solcher Gelegenheit wies ich auch bezugnehmend auf die Schütteschen Berichte und eine persönliche Mitteilung des Verfassers über das Brüten der Sterna cantica, die seit langen Jahren der Ornis unserer Inseln nicht mehr als Brutvogel an­ gehört, auf die Wichtigkeit des Mellumeilandes als Brutkolonie hin. Darauf stellte der Vorstand am 25. Aug. 1909 an das Großherzogliche Oldenburgische Ministerium den Antrag, das Eiland als Vogelfreistätte zu erklären und das Betreten nur gegen von Fall zu Fall erteilenden Erlaubnisschein zu gestatten, den Besuch der Insel durch auf dem Festlande ansässige Sicherheitsorgane gelegentlich zu überwachen, von An­ stellung eines besonderen Wärters aber der Kosten wegen abzusehen. Nach einem Bescheide vom 9. Sept. hielt das Ministerium den Schuf? der Mellum, in Anlehnung an das Oldenburgische Vogelschut?gesef? vom 11. Jan. 1875 neben dem Reichsvogelschuf?gesel?, für genügend, ver-

166 download unter www.zobodat.at sprach jedoch, vor Beginn der nächsten Legezeit eine Bekanntmachung zu erlassen, die unter besonderem Hinweis auf Mellum an die betreffenden zum Schufte der Vögel bestehenden geseftlichen Vorschriften er­ innern und darauf aufmerksam machen sollte, daß die Behörde den Auftrag erhalten habe, auf Zuwider­ handlungen zu achten und zur Anzeige zu bringen. Auf Anfrage des Schiffsbauingenieurs Franzius in Kiel, als Vertreter des „Bundes für Vogelschuft“, teilte ich diesem mit, an welchen Punkten unserer Küste noch günstige Verhältnisse für Begründung von Vogel­ freistätten vorhanden seien und verwies dann auch auf Mellum. 1912 wurde darauf zwischen dem Ministerium und dem Bunde ein Pachtvertrag auf 12 Jahre ab­ geschlossen, in welchem auch das ganze angrenzende Wattengebiet von 525 qkm Größe eingeschlossen ist. Von welch’ großer Bedeutung für Naturschuft über­ haupt, insbesondere aber für Vogelschuft, diese Pach­ tung ist, soll im Nachstehenden weiter ausgeführt werden.

IV. Unser Besuch von Mellum am 31. 5. 14. Eine Einladung des Schiffsbauingenieurs Herrn E. Hespe-Kiel, als Stellvertreter des Bevollmächtigten des Bundes für Vogelschutz Herrn Franzius-Kiel, zum Besuch der Mellum kam mir sehr erwünscht, und am Abend des 50. Mai trafen sämtliche Fahrtteilnehmer in Wilhelmshaven zusammen, die Herren: E. Hespe-Kiel, O. Hespe-Wilhelmshaven, Leberecht-Stuttgart, Schütte, Oldenburg, Sartorius - Oldenburg, Duis - Osternburg, Mackens-Sengwarden, Heinen-Abbehausen, Niemeyer, Norddeich und der Berichterstatter als Vertreter der verschiedensten Interessen, die z.T. auf faunistischem, z. T. auf botanischem oder geologischem Gebiete sich bewegten. Kein Wunder, wenn der Abend im Aus­ tausch reicher Erfahrungen sehr anregend und schnell verlief. Herr Marinebaurat Krüger hatte die Liebens-

167 download unter www.zobodat.at Würdigkeit gehabt, uns für den folgenden Morgen zu der Fahrt nach Mellum einzuladen, und früh 6 Uhr verließen wir auf dem Regierungsdampfer „Minseroog“ unter seiner Führung bei prächtigem Pfingstwetter die Mole, mit der Ebbeströmung der tiefen Jade folgend, der 22 km entfernten Mellum entgegen. Bald ver­ schwand hinter uns zur Rechten die kurze Küste des Butjadinger Landes mit den Kirchtürmen von Eckwarden und Langwarden, und in weiter Ferne über die Wesermündung hinaus grüßten die Deiche des Landes Wursten, während wir nahe zur Linken die Kirchen und Türme von Fedderwarden, Seng­ warden und Pakens im Jeverlande hinter uns ließen. Dann tauchte vor uns an der äußersten Nordostecke des Jeverlandes der runde, dunkelrote, 23 m hohe Leuchtturm von Schillinghörn auf, der 8 km weit west­ lich von unserm Ziel entfernt liegt. 18 km entfernt im WNW hoben sich aus der Flut die Umrisse von Wangeroog, und genau in derselben Richtung auf halbem Wege blinkte der weiße Sand der Plate Minsener Oldoog, 15 km im N der berühmte und auch berüch­ tigte Rotesandturm. Nach zweistündiger Fahrt rasselte unweit der Wohnbake der Anker in die Tiefe, und nun begann die lustige Ausbooterei, und barfuß näherten wir uns darnach über stark geriefeltem Sande der nahen Insel. Einige der Herren konnten es sich nicht versagen, die vom Vogelwärter bewohnte, bei Hoch­ wasser umspülte 21,5 m hohe pyramidenförmige Bake zu besteigen, um von dort die Rundsicht zu genießen, allen voran der nie ermüdende Exkursionsleiter. Voll Erwartung näherten wir uns dem Sandwalle, und bald erhoben sich ungeheure Mengen von See­ schwalben im wirren Durcheinander unter vielstimmigem Gekreisch in die Lüfte, ein zwar mir von anderen Inseln her vertrautes Bild, den meisten Teilnehmern aber eine nie gesehene, sinnberauschende Erscheinung. Tausende Kentische wogten mit dem bezeichnenden harten und

168 download unter www.zobodat.at energischen Kierrriet auf und nieder, dazwischen ver­ nahm man das weichere aber auch vielstimmige Kier der Fluß- und Küstenschwalben und das frische Kwitt der Zwergschwalben. Am Fuße des Sandwalles eilten reizende Seeregenpfeifer geschäftig hin und her, vom Kamme des Sandwalles hielten einzelne Austernfischer neugierig Ausschau, aus dem Innern vernahm man das klagende Tüt des Rotschenkels,über dem Ländchen schmetterte eine Lerche ihrePfmgstweise in den wunder­ vollen Morgen hinaus, und balzende Wiesenpieper wiederholten in kurzen Pausen ihr anmutiges Minnespiel. Dieselben Eindrücke, die Weigold auf den ersten Blick vom Aussehen Mellums gewann, bewegten auch mich; sie zeigt in ihrem ganzen Charakter eine gerade­ zu frappante Aehnlichkeit mit den kleinen Vogelhalligen und an Schleswigs Westküste, die wir vor 4 Jahren in Gemeinschaft mit anderen Ornithologen besuchten. Hier wie dort üppige, tief­ grüne, rinnendurchfurchte Schlickwiese als Mittelpunkt, um diese ein Sandwall von gleicher Beschaffenheit, und überall die fast gleiche Vegetationsdecke und das ähnliche Vogelleben.*) Auf dem üppig bewachsenen Sandwalle ange­ kommen, trennten sich unsere Wege und jeder folgte seinen Neigungen, und während ein Teil sich der Betrachtung des eigenartigen Ländchens mit seinem gewaltigen Vogelgetriebe hingab und die vielen neuen Eindrücke durch die Kamera festzuhalten suchte, ver­ suchten Schütte, Heinen und ich den Pflanzenbestand festzulegen, wobei es uns gelang, die Zahl derer von 1905 zu verdoppeln. Aber auch den Insekten wurde Beachtung geschenkt, und so flohen im eifrigen Studium die Stunden im Nu dahin, bis der Magen und Ruhe­ bedürfnis ihre Rechte forderten und uns zu einer kurzen Siesta am Sandhang vereinigten. *) Leege: Zur Flora und Fauna einiger . Jahres­ bericht der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden für 1910.

169 download unter www.zobodat.at Am Nachmittage wanderten wir schweißtriefend über das weite Sandfeld nordwärts nach Dünkirchen, schleppten dort den in großer Menge angetriebenen Schiengenbusch zusammen, aus dem wir an der höchsten Stelle einen Sandfang herstellten, den wir beiderseits dünn mit Dünenquecke vom Sandwall be­ pflanzten, um auf diese Weise Veranlassung zur Bildung einer Düne zu geben. Von der zweiten Wohnbake, die 3 km von der ersten entfernt liegt und jener ähnlich sieht, hielten wir noch einmal Um­ schau über dies merkwürdige Inselreich, versorgten den für Schiffbrüchige bestimmten Wohnraum mit frischem Wasser, das von dem inzwischen am Ost­ ufer eingetroffenen Dampfer herbeigeschleppt wurde und nahmen, dankbar für die hier verlebten köstlichen Stunden, Abschied, um dann, diesmal gegen den Strom, nach vierstündiger Fahrt abends 8 Uhr wieder in dem Ausgangshafen einzulaufen. Alle Fahrt­ teilnehmer waren von den Genüssen aufs höchste befriedigt und schieden mit dem Wunsche: Auf Wieder­ sehen auf Mellum!

V. Die Flora Mellums. Nur wenige Botaniker haben sich bislang ein­ gehend mit der floristischen Besiedlungsgeschichte unserer Inseln befaßt, allen voran seit langen Jahr­ zehnten der bekannte Bremer Forscher Dr. W. O. Focke. Für nicht ansässige Beobachter hat der Besuch werden­ den Landes besondere Schwierigkeiten, und nur eine regelmäßig fortgesetzte Kontrolle führt zu wertvollen Resultaten. Das Auftreten der einzelnen Pflanzen­ arten zeigt auf allen diesen jungen Bildungen eine überraschende Aehnlichkeit, wie ich es nachwies für den seit 1888 unter alljährlicher sorgfältiger Beob­ achtung stehendem Memmert, das junge östliche Dünen­ gelände von Norderney und den Flinthörn von Lange­ oog. Bedauerlich ist es, daß auf Mellum von ihren

170 download unter www.zobodat.at ersten Anfängen an keine regelmäßigen Aufzeichnungen vorgenommen werden konnte und sie erst so spät von Schütte „entdeckt“ wurde. Wie schon vorhin vermerkt, vernahm ich zuerst von dem inselartigen Charakter der ehemaligen Plate durch Juister Robbenjäger, die dort Ende der 70er Jahre an Stelle des jetzigen Grünlandes einzelne mit Queller (Atropis maritima) bewachsene Humpel und dazwischen etwas Krückfoot (Salicornia herbacea) antrafen, welche Pflanzen sich bald weiter auszubreiten begannen, ebenso befanden sich am Westrande ein­ zelne pflanzenlose Sandwehen, jedoch kein Sandwall wie heute. Hier lagen also die Verhältnisse anders, wie etwa auf dem Memmert oder Flinthörn, wo sich zunächst die Dünenanwächse mit TriticumVegetation und hernach erst die Niederungen dazwischen mit anderen Gewächsen besiedelten. Ein Vierteljahrhundert verging, bis 1905 durch Schütte der erste authentische Bericht (Nr. 1) ver­ öffentlicht wurde, der eine Zusammenstellung der Ergebnisse seiner Besuche Mellums am 8.10.1905 und am 24.5.1904 bietet. Das Pflanzenverzeichnis umfaßt schon 17 Arten, von welchen 12 Bewohner der Weide, 5 des Sandwalles sind. Erstere, —Triglochin maritima, Agrostis alba, Atropis maritima, Salicornia herbacea, Obione portulacoides, Cochlearia anglica, Glaux maritima, Armeria ambifera, Statice Limonium, Plantago maritima, Aster Tripolium, Artemisia mari­ tima — bilden die gewöhnlichen Bestandteile unserer Heller, letztere— Festuca rubra, Agropyrum junceum, A. acutum, Elymus arenarius, Cakile maritima — sind Dünenpflanzen, welche überall die jungen Dünen zu­ erst zu besiedeln pflegen, und zwar macht Agropyrum (Triticum) junceum den Anfang als widerstandsfähigste Art, (A. acutum ist auf den Ostfr. Inseln keine eigent­ liche Dünenpflanze, sondern tritt mehr in den Ort­ schaften auf, wohl aber sah ich es auf den Nordfr.

171 download unter www.zobodat.at Inseln häufig als Sandstrandbewohner) Elymus are- narius ist gegen öftere Salzwasserduschen ziemlich empfindungslos, Festuca rubra eroberte sich früh die inneren Abhänge des Sandwalles, und Cakile maritima, deren korkartige Fruchthülle die Samen gegen die nachteiligen Einwirkungen des Seewassers auch bei längerem Umhertreiben schüft, ist eine der ersten Teekpflanzen, die sich dann schnell Uber die Dünen verbreitet, sobald der Wind die Schötchen über den Sand fortführt und einhüllt. Auffallend ist das Fehlen einiger Schlickpflanzen, die sich sonst zuerst heimisch machen, wie z. B. Suaeda maritima, aber auch die Abwesenheit mancher nirgends fehlender Dünengräser muß befremden. Am 25. Juli 1905 besuchten W. O. Focke, H. Schütte und K. Sartorius das junge Eiland und konnten schon gleich dem 1. Verzeichnis 10 neue Arten hinzufügen, von welchen 4, — Phragmites communis (hernach den Sandwall hinaufgestiegen oder an diesem verschüttet und ihn wieder durchbrochen, wie ich es auf Schier- monnikoog sah), Iuncus Gerardi, Suaeda maritima und Spergularia marginata — Bewohner der „Weide“, als allgemein verbreitete Hellerpflanzen anzusprechen sind, wogegen die übrigen 6 dem Sandgürtel an­ gehören. Beachtenswert ist das erste, wenn auch noch sehr zerstreute Auftreten von Ammophila are- naria,dann dasVorkommen der ersten Dünencomposite, Sonchus arvensis: Salsola Kali tritt gewöhnlich als eine der ersten Teekpflanzen auf, ebenso Atriplex hastatum, und auch Potentilla anserina ist keineswegs gegen gelegentliche Salzwasserüberflutungen empfind­ lich, während Festuca arundinacea als Binnenwiesen­ pflanze hier weniger Berechtigung hat. (Nr. 3.) Am 17. Juli 1906unternahmen Focke und Schütte aber­ mals eine Fahrt nach Mellum, konnten diesmal aber ihren Bericht nur um 2 Arten erweitern, beide Bewohner der Weide, Scirpus maritimus und Carex extensa. (Nr. 4.)

172 download unter www.zobodat.at Außerordentlich bedauerlich ist es, daß nun eine Pause von 8 Jahren entstand, in welcher kein Botaniker drüben war, und erst jetzt, am 31. Mai 1914 fanden Schütte, Heinen und ich Gelegenheit, die früheren Verzeichnisse zu prüfen und die Liste auf die doppelte Artenzahl zu erhöhen. Nachdem der „Bund für Vogelschutz“ 1912 die Pachtung des Eilandes übernommen und für die Brut­ zeit mit einem Wärter besetzte, wurden im folgenden Jahre mancherlei festländische Sämereien ausgestreut, um eine „Bereicherung der einheimischen Flora“ herbei­ zuführen. Mit Recht ist bereits darauf hingewiesen, daß derartige Korrekturen der Natur durchaus zu mißbilligen sind, insbesondere dann, wenn nicht vor­ her eine sorgfältige Inventur der bisherigen Bestände aufgenommen und ein lückenloses Verzeichnis der nur für wissenschaftliche oder bestimmte andere Zwecke auf scharf begrenzten Gebieten ausgesetzte Arten, die einer fortwährenden Kontrolle zu unterziehen sind, aufgestellt wurde. Nach meinen vielfachen Versuchen auf verschiedenen anderen Inseln werden zum Glück alle diese „Fremdkörper“ durchweg in kurzer Zeit abgestoßen, und die ursprüngliche Flora tritt wieder in ihre vollen Rechte. Dieser Vorgang scheint sich auf Mellum ganz besonders schnell vollzogen zu haben, und der Umstand, daß die letzten höchsten Sturmfluten den nur 2 m hohen Dünensaum völlig überfluteten, hat zweifelsohne das Schicksal der Fremd­ linge in kürzester Zeit besiegelt. Versuchen wir, die von uns neu aufgefundenen 27 Arten — eine im Verhältnis zur Entwicklung der Flora des Memmert sehr geringe Zahl in 8 Jahren — auf ihre Zugehörig­ keit zur Inselflora einer Kritik zu unterziehen. Auffallend ist es vor allem, daß sich in diesem langen Zeitraum auf der Wattwiese keine neue Art einbürgerte und sich der früher bereits vorhandene Bestand aus 18 Arten nur weiter verdichtet hat. Vor

173 download unter www.zobodat.at wie nach bilden Triglochin maritima, Aster Tripolium und Plantago maritima die eigentlichen Leitpflanzen, wenn auch schon Agrostis alba, Atropis maritima, Obione portulacoides, Spergularia marginata, Coch- learia anglica, Glaux maritima, Armeria ambifara, Statice Limonium und Artemisia maritima nicht un­ wesentlich zur Verdichtung der Pflanzendecke bei­ getragen haben. Beim Sandwalle lassen sich 3 Zonen unterscheiden, der äußere und innere Abhang, sowie der Kamm. Ersterer, der bald von Sturmfluten abgebröckelt, bald durch Sandwehen wieder verschüttet wird, enthält aus leicht erklärlichen Gründen ausschließlich Triticum- vegetation, sofern sich nicht im Teeksaume noch einige Begleiter dieser Zone vorübergehend ansässig gemacht haben. Pflanzenreicher ist der Kamm mit seinen Elymus- und Ammophilahorsten, in deren Schul? viele andere Arten gedeihen, die hauptsächlich am Innensaume, der weniger den Wirkungen der Stürme und Ueberstäubung ausgesetrt ist, in Menge gedeihen, ebenso wie viele Teekpflanzen, die ihr Dasein den Meeresauswürfen, die hier, wegen des nach Osten offenen Ringes, zur Ablagerung gelangten, verdanken. Von den neu festgestellten 27 Arten des Sand­ walles sind die Compositen am stärksten, und zwar mit 11 Arten vertreten (bislang nur eine), die sämtlich auf den Ostfriesischen Inseln Vorkommen und als Windblüter schnelle Verbreitung finden: Taraxacum vulgare, Hypochoeris radicata, Cirsium arvense, C. lanceolatum, Senecio vulgaris, Tussilago Farfara, Erigeron acer, Chrysanthemum inodorum (besonders Teekpflanze), Centaurea Cyanus, Artemisia vulgaris und Tanacetum vulgare, von welchen die 3 legieren als Ackerunkräuter oder Schuttpflanzen vielleicht ab­ sichtlich eingeführt sein mögen, doch ist es nach Beispielen auf entlegenen Teilen der übrigen Inseln

174 download unter www.zobodat.at nicht ausgeschlossen, daß auch sie durch Wind und Strömung hierher geführt sind. Aehnliches läßt sich von Polygonum aviculare, Sinapis arvensis und Carum Carvi (letztere eine Marschpflanze, die an den benach­ barten festländischen Deichen massenhaft vorkommt) sagen, aber auch hier ist die Möglichkeit einer natür­ lichen Verschleppung nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Im Gegensa£ zu den Erstlingspflanzen anderer junger Dünenbildungen sind hier Honckenya peploides, Sedum acre und Lotus corniculatus erst verhältnis­ mäßig spät aufgetreten, haben sich dann aber schnell ausgebreitet, ähnlich verhält es sich mit Anthyllis Vulneraria und Oenothera ammophila, die jel?t über alle Inseln verbreitet sind. Als Teekpflanzen sind unter den neuen Arten Rumex Acetoselia, R. crispus, Atriplex litorale und Plantago lauceolata nebst einigen der vorhin genannten Compositen anzusprechen, Epilobium angustifolium verdankt seine schnelle Ver­ breitung dem Winde, und Eryngium maritimum dürfte aus angeschwemmten Fruchtköpfen hervorgegangen sein, berichtet doch auch Schütte vom 8.10. 1903 „auf der Westfläche östlich vom Eilande angetrieben“, also wahrscheinlich von Spiekeroog, wo es außer­ ordentlich zahlreich vorkommt, oder von Dunen stammend. Jedenfalls berechtigt uns vorslehende kritische Betrachtung zu der Annahme, daß außer den wenigen genannten zweifelhaften Arten, die wahrscheinlich auch schon in nächster Zeit ausgemerzt sein werden, alle übrigen als „bodenständig“ anzusehen sind. Neueinführungen werden in Zukunft unterbleiben, und Heinen-Abbehausen, für den die Insel leicht erreichbar ist, wird von nun an die Verfolgung der Weiterentwicklung sich zur besonderen Aufgabe machen.

175 download unter www.zobodat.at Systematisches Verzeichnis der bislang auf Mellum beobachteten Pflanzen. *) A. Phanerogamae. 1. Triglochin maritima L. „Scheint mit Vor­ liebe von den Wildgänsen abgeweidet zu werden. S. 1905/04.“ — „Sehr häufig. F. und S. 1905.“ — Mit Plantago maritima L. den Hauptbestandteil der Weide ausmachend. 1914. 2. Agrostis alba L. — „S. 1905/04.“ — „F. u. S. 1905.“ — Ziemlich häufig an der Grenze des inneren Sandgürtels und Weide. 1914. 5. Ammophila arenaria Link. „Sehr zerstreut auf dem Sandwalle. F. u. S. 1905.“ Auf dem Sandwall größere Horste bildend; ziemlich häufig. 1914. 4. Phragmites communis Trinius. „An einer Stelle am Fuße des Sandwalles; wie überall am Salzwasser, klein und schwächlich, aber doch einige Blütenrispen entwickelnd. F. u. S. 1905.“ — Ein größerer Bestand im NO auf dem Sandwall, kräftig und bis über 2 m hoch, bedeutend zu­ genommen. Dazwischen Senecio vulgaris L. und Oenothera ammophila Focke. 1914. *5. Dactylus glomerata L. Einzelne kräftige Ex. im östlichen Teile des Sandwalls. 1914. 6. Atropis maritima Grisebach. „Wegen des geringen Schlickgehaltes im sandigen Boden des Vorlandes nicht sehr üppig. Blühende Halme nicht gefunden. S. 1905/04.“ — „P. u. S. 1905.“ — Häufig auf der Weide. 1914. 7. Festuca ruba L. „Auf höheren Stellen das herrschende Gras. S. 1905/04.“ - „F.u.S. 1905.“—

*) Die mit einem * versehenen Arien sind von uns neu aufgefunden. Die älteren Beobachtungen von Schütte (S.) und Focke (F.) sind in „ " gestellt.

176 download unter www.zobodat.at Hauptsächlich vom Fuße des inneren Dünen­ saumes den Sandwall hinaufkletternd; sehr häufig. 1914. 8. Festuca arundinacea L. „Am Sandwalle. F. u. S. 1905.“ — Von uns nicht gesehen. 1914. 9. Agropyrum junceum Palisot. „Auf dem Dünenkamm vorherrschend. S. 1905/04.“ — „Die Hauptmasse des Pflanzenwuchses auf dem Sand­ walle bildend. F. u. S. 1905.“ — Wie überall im Stäubungsgebiet am Außensaum des Dünen­ walles kräftig entwickelt, am Innensaum all­ mählich verkümmernd. 1914. 10. Agropyrum acutum Römer et Schultes. ,.Mehr auf der ebenen rasigen Fläche. S. 1903/04.“ — „An höheren Stellen des Sand­ walles. Eine kurz begrannte Form mit genäherten Aehrchen. F. u. S. 1905.“ — Besonders am Saume des Phragmitesgebiets. — 1914. 11. Elymus arenarius L. „Geringer Bestand auf dem nordwestlichen Teile des Dünenkammes, ohne Blüten. S. 1905/04.“ — „Sandwall. Mit Mutterkorn in den Aehrchen. F. u. S. 1905.“ — Zunehmend. An vielen Stellen des Sand­ walles größere Horste. Mit Ustilago hypodytes (Schlecht.) Fr. 1914. 12. Scirpus maritimus L. Von F. 1906 gefunden. Wir sahen ihn nicht. 15. Carex extensa Goodenough. „Zwischen den Wassertümpeln und auch in der Nähe des Sand­ walles in wenig ausgedehnten Beständen, schon blühend. S. 17. 6. 06.“ — Von uns nicht gesehen. 14. Juncus Gerardi Loiseleur. „Außer der ge­ wöhnlichen Form auch eine durch Tracht und Färbung dem J. compressus ähnliche, kräftige Abänderung, die jedoch unzweifelhaft in den Formenkreis des J. Gerardi gehört. (Buchenau). F. u. S. 1905.“ — Ist jedenfalls von uns übersehen.

177 download unter www.zobodat.at *15. Rumex Acetosella L. Viele Gruppen auf dem Dünenwall rote Flecke bildend. *16. Rumex crispus L. Vereinzelt an mehreren Stellen des Sandwalles. *17. Polygonum aviculare L. Einzelne junge Pflänzchen in der Teekzone des Sandwalls. 18. Suaeda maritima Du Mortier. „var. prostrata Focke, F. u. S. 1905.“ Recht sparsam an den Rinnsalen. 1914. 19. Salsola Kali L. „Zerstreut auf dem Sandwall. F. u. S. 1905. — Auch je^t kaum häufiger. 1914. 20. Salicornia herbacea L. „Wie überall an der Küste der Vorposten der Strandvegetation nach dem Watte zu. S. 1905/04.“ — „var. stricta. F. u. S. 1905.“ — Etwas häufiger als Suaeda in Rinnsalen und auf der niedrigsten Weide. 1914. *21. Atriplex litorale L. Im Teekgebiet häufig. 22. Atriplex hastatum L. „Vereinzelt. F. u. S. 1905.“ — Im Teekgebiet ziemlich häufig. 1914. 25. Obione portulacoides Moquin — Tandon. „Besonders zwischen den Wassertümpeln. S. 1905/04.“ — „Häufig. F. u. S. 1905.“ - Sowohl an vielen Stellen des Sandwalles wie auch auf der Weide, besonders an der Grenze der Rinn­ sale häufig. 1914. 24 Spergularia marginata Kittel. „Häufig, sehr kräftig und aufrecht wachsend. F. u. S. 1905.“ — Recht häufig auf der Weide. 1914. *25. Honckenya peploides Ehrh. Häufig, be­ sonders auf dem westlichen Sandwall. *26. Sinapis arvensis L. Zerstreut auf dem Sandwall. 27. Cochlearia anglica L. „Im Rasen. S. 1905/04.“ — „F. u. S. 1905.“ — Häufig auf der Weide. Außerordentlich kräftig und hoch, reich blühend und fruchtend. An der Wattgrenze der Ostfriesischen Inseln ist die Pflanze robust,

178 download unter www.zobodat.at weniger hoch, dem Boden angedrückt und meist großblütiger. 1914. 28. Cakile maritima Scopoli. „Besonders am Fuße der Dünen. S. 1905/04.“ — „Vielfach durch Kohlweißlingsraupen beschädigt. F.u. S.1905.“— Ueberall am Sandwall häufig. Stark von Kohl­ weißlingen beflogen, Blätter benagt von Hallica. 1914. *29. Sedum acre L. Weigold gibt 1915 die Pflanze als Bewohnerin des Dünenwalles an und bringt im Anhang zu seinem Aufsat? über Mellum die präch­ tige Photographie eines Nestes der Flußsee­ schwalbein einem reichblühenden Sedumpolster. — 1914 außerordentlich häufig auf dem Dünenwall, besonders im Westen; kurz vor dem Aufblühen. 50. Potentilla anserina L. „Auf dem Sandwalle, spärlich. F. u S. 1905.“ — Nur hier und da auf dem Sandwall. 1914. *51. Anthyllis Vulneraria L. Einzelne kleine Gruppen am inneren Sandwall. *52. Trifolium fragiferum L. Einzeln auf der Wiese. Beginnt eben zu blühen. *55. Lotus corniculatus L. Kleine Gruppen am inneren Sandwall. *54. Epilobium angustifolium L. Verschiedene Gruppen auf dem Dünenwall. *55. Oenothera ammophila Focke. Am inneren Dünenwall. Schnell sich weiter verbreitend. *56. Eryngium maritimum L. „Auf der Wattfläche östlich vom Eiland angetrieben. S. 1905.“ — Nach persönlicher Mitteilung von Mackens, Sengwarden von ihm 1915 blühend gefunden. *57. Carum carvi L. Einige junge, nicht blühende Exemplare am westlichen Dünenwall. 58. Glaux maritima L. „Im Rasen. S. 1905/04.“ — „F. u. S. 1905.“ — Häufig auf der Weide, be­ sonders hoch im Rasen. 1914.

179 download unter www.zobodat.at 39. Armcria ambifera Focke. „Liegt vor in den beiden Formen per-elongata [16—22 cm hoch, Stengel fast unbehaart, von kleinen Höckerchen etwas rauh, robust] und per-maritima [13—14 cm hoch, Stengel dicht behaart], erinnert stark an Ex. von A. maritima. Plettke. S. 1905/04.“ — „F. u. S. 1905.“ — Auf der Weide und am Rande häufig in verschiedenen Formen. Stark beflogen von Pieris. 1914. 40. Statice Limonium L. „Noch nicht zur Herr­ schaft gelangt wie auf den Groden an der Küste. S. 1903/04 .“ — „F. u. S. 1905.“ — Auf der Weide häufig. Blätter stark mit Uromyces Limonii (D. C ) Winter behaftet. 1914. *41. Plantago lanceolata L. An verschiedenen Stellen des Sandwalles. Eine sehr stark behaarte, niederliegende Form. 42. Plantago maritima L. „S. 1903/04.“ „Sowohl in der Wiese als auf dem Sandwalle ungemein üppig und kräftig; mehrfach fanden wir Blüten­ stände, an denen aus den Achseln der nicht verlaubten unteren Deckblätter gestielte seitliche Aehren (bis zu 15) entwickelt waren. F. u. S. 1905.“ — Hauptbestandteil des inneren Rasens mit Triglochin maritima ausmachend; weniger am Sandwall. Blütenstände öfters gegabelt. 1914. *45. Tussilago Farfara L. Ein Stück am Sandwall. 44. Aster Tripolium L. „Noch nicht wie auf den Groden. S. 1903/04. — „A. var. discoideus (die Unterart solstitialis fehlt). F. u. S. 1905.“ — Sehr häufig auf der Weide. Die ersten Blüten haben sich bereits geöffnet, Strahlenblüten. 1914. *45. Erigeron acer L. Einige kräftige, blühende Ex. auf dem westlichen Dünenwall. 46. Artemisia maritima L. „S. 1903/04.“ — „F. u. S- 1905.“ — Häufig auf der Weide, besonders am Innenrande des Dünenwalls. 1914.

180 download unter www.zobodat.at *47. Artemisia vulgaris L. An mehreren Stellen auf dem westlichen Dünenwall. *48. Tanacetum vulgare L. Am Dünenwall im NO an einer Stelle wenige Blätter aus der Erde kommend. *49. Chrysanthemum inodorum L. Am Dünen­ wall, zerstreut *50. Senecio vulgaris L. Häufig am Dünenwall. *51. Cirsium arvense Scopoli. Häufig am Dünenwall. Oft befallen von Puccinia suaveolens (Pers.) Rostr. *52. Cirsium lanceolatum Scopoli. Oefters am Dünenwall. Beim Phragmitesbestande mit 6 cm breiten Verbänderungen und hahnenkammartigen Blütenständen. *55. Centaurea Cyanus L. Oefters am Dünenwall. *54. Hypochoeris radicata L. Oefters am Dünenwall. *55. Taraxacum vulgare Schranck. Auf dem Dünenwall ziemlich häufig. Reich blühend und fruchtend, stark beflogen von Weißlingen. 56. Sonchus arvensis L. „Auf dem Sandwalle. F. u. S. 1905.“ — Ueberail auf dem Sandwall. 1914.

B. Musci frondosi. Auch Moose sind bereits eingewandert. Ich sammelte 2 Arten, die als erste die Dünen zu besiedeln pflegen: *1. Ceratodon purpureus Bridel. Oefters am Dünenwall. *2. Barbula ruralis Hedw. Einige Räschen am Dünenwall.

C. Lichenes. Flechten sind nicht beobachtet; vielleicht finden sich einige am Kaap.

181 download unter www.zobodat.at D. Fungi. 1. Claviceps purpurea (Fr.) Tul. sah Focke im Juli 1905 auf Elymus. *2. Ustilago hypodytes (Schlecht.) Fr. Auf Elymus arenarius L. häufig. *3. Uromyces Limonii (D. C.) Winter. Lieber- wuchert die Blätter von Statice Limonium. *4. Puccinia suaveolens (P ers.) Rostr. Auf Cirsium arvense häufig. VII. Die Fauna Mellums. Von höheren Tieren kommen für Mellum natürlich nur die beschwingten, also die Vögel, in Frage. Nach Erzählungen Juister Robbenjäger fanden diese schon um die 80er Jahre dort Eier von Seeschwalben, wahr­ scheinlich von Flußseeschwalben, welche die Insulaner allerdings wegen ihrer großen Aehnlichkeit mit Küsten­ schwalben nicht unterscheiden, ferner einzelne Eier vom Austernfischer. In seinem 1. Bericht berücksichtigt Schütte die Brutvögel nicht, Sartorius berichtet aber vom 25. 7. 1905 von der Flußseeschwalbenkolonie, in der sich noch so spät viele Eier (als Folge der vom Festlande aus betriebenen Räubereien) befanden und ebenso Junge in den verschiedensten Entwicklungstadien, wogegen er das Brüten anderer angetroffener Arten, die zweifellos damals auch schon brüteten, wie Austern­ fischer, Seeregenpfeifer und Rotschenkel, nicht durch Belege erhärten konnte. Schütte stellte in seinem 2. Bericht vom 17. Juni 1906 als Brutvögel fest: Sterna hirundo (macrura zweifelhaft), Haematopus ortralegus, Totanus totanus und Charadrius alexandrinus. Am 24. August 1907 fanden Schütte und Sartorius zum 1. Male eine Brut­ kolonie der Sterna cantiaca von etwa 50 Nestern. Die in den Berichten erwähnten Strich- und Wander­ vögel lasse ich außer Betracht, da sie zu lückenhaft

182 download unter www.zobodat.at sind, und zweifellos auch hier alles rastet oder vorüber- zieht, was auch auf den übrigen Inseln sich zeigt, wie ich in meiner Ornis der Inseln dargelegt habe. Eine prächtige Schilderung seines 3tägigen Auf­ enthalts vom 7. bis 9. Juli 1913 (Nr. 5) entwirft Dr. Hugo Weigold, ornithologischer Assistent der Biolo­ gischen Anstalt auf Helgoland in seiner lebensprudeln­ den Erzählweise. Der Leser durchlebt mit ihm die eigenartige Landung, den Aufenthalt in der Wohn- bake mit ihrer für längeren Aufenthalt reichlich primitiven Einrichtung, Enttäuschungen kleiner Art, wunderbare Ueberraschungen, ungeahnte Naturgenüsse an guten und bösen Tagen, mutterseelenallein in hehrster Ein­ samkeit, und nur der weiß diese Romantik voll ein­ zuschätzen, der wie ich unter ähnlichen Verhältnissen auf dem Memmert tage- ja wochenlang als einzigstes menschliches Wesen oft unter Mühen und Entbehrungen, aber reich entschädigt durch unvergleichliche Eindrücke, an diesen Gestaden der Vergessenheit weilte, „unter Larven die einzig fühlende Brust“. Seine sehr sorg­ fältigen und eingehenden Aufzeichnungen über die Ornis der Insel behalten dauernden Wert, und es ist recht schade, daß er auch für 1914 nicht den Jahres­ bericht schreiben konnte. Als Teilnehmer an der Szetschuan-Expedition fuhr er vor Jahresfrist mit dieser den Jangtsekiang hinauf und weilt jetzt an der Grenze Tibets, wo er reiche zoologische Schäle sammelt, über deren Ergebnisse er mir öfters aus­ führliche Mitteilungen zukommen läßt. Möge ihm eine glückliche Heimkehr beschieden sein! Sein Ver­ treter an der Biol. Anstalt, der Ornithologe Arno Marx, war Ende Juli einige Zeit auf Mellum, um Material für einen Jahresbericht zu sammeln, wurde dann aber, wie auch der Wärter, zum Kriegsdienst einberufen, und E. Hespe, als Stellvertreter des Vorsitzenden der Ortsgruppe „Kiel“ des „Bundes für Vogelschutz“ blieb jetzt die wenig dankbare Aufgabe, aus den geringen

183 download unter www.zobodat.at hinterlassenen Aufzeichnungen des Wärters eine Zu­ sammenstellung der Brutergebnisse anzufertigen (No.7).

Die Brutvögel. 1. Silbermöwe — Larus argentatus Brünn. Erst seit einigen Jahren hat sie hier Boden ge­ faßt, doch wird mit Recht durch Wegnahme der Gelege ihre weitere Verbreitung wegen ihrer Eier- und Jungenräubereien schwächeren Arten gegenüber zurückgehalten. Wie ich in meinen Jahresberichten über den Memmert nachwies, werden Seeschwalbensiedlungen durch benach­ barte Möwensi^e nicht nur stark beunruhigt, sondern oft völlig zugrunde gerichtet, besonders da, wo die Wohngebiete auf engem Raum in einander übergreifen. Weigold gibt für Mellum „etliche“ Brutpaare an; wir schälten 1914 ihre Zahl auf etwa 20, und nach Hespe sind während der Zeit vom 8. Mai bis 9. Juli allein 295 Eier weggenommen, aber tro^dem suchten sie hart­ näckig das Feld zu behaupten. Wegen der Enge des Brutgebiets ist eine völlige Vertreibung der Silbermöwen unbedingt erforderlich. 2. Sturmmöwe — Larus canus L. Die Silber­ möwe wird an der Ostsee durch die Sturmmöwe abgelöst. Auf brüteten vor 100 Jahren noch 200—500 Paare, nahmen dann aber immer mehr ab und sind neuerdings, dank der Schut?- bestrebungen, wieder im Zunehmen begriffen. Für Ostfrieslands Küste war sie überhaupt als Brutvogel unbekannt, ebenso für Holland, wenn­ gleich nach Schlegel sich vor sehr langer Zeit eine kleine Kolonie auf befunden haben soll. Zuerst stellte ich sie für den Memmert 1907 in einem Paar fest, sie vermehrte sich dann bis je£t auf 9 Paare, auf Langeoog brüteten 1912 10 Paare, die in diesem Jahre anscheinend

184 download unter www.zobodat.at wieder verschwunden sind, und ebenso nisten wenige Paare auf Rottum und der Insel Schouwen an Hollands Westküste. *) Weigold fand 1915 ein Paar brütend auf Mellum. Trot? sorgfältiger Beobachtung habe ich hier 1914 kein Paar entdecken können. 3. Brandseeschwalbe — Sterna cantiaca Gm. Den Glanzpunkt der Insel bildet die Kolonie der Brandseeschwalben, die gewaltigste an der ganzen Nordseeküste. Vor fast 30 Jahren sah ich die damals größte Kolonie auf Rottum, die der vom heutigen Mellum fast ebenbürtig war und erlebte dann ihren allmählichen Niedergang; auf dem Memmert gab es 1904 gegen 40 Paare, die sich bald auf die doppelte Zahl ergänzten, aber nach der Ausplünderung von 1906 völlig verschwanden, um 1914 aufs neue, und nun hoffentlich dauernd, in mehr als 200 Paaren zu erscheinen. Vor einem Jahrhundert fehlte die Kentische kaum einer Nordseeinsel, aber dann ging’s mit Riesen- schritten abwärts, und vor 80 Jahren waren wohl auch die lebten verschwunden. Anfang der 80er Jahre begründeten sie dann aufs neue Heim­ stätten in den Möwenkolonien von Borkum und Langeoog, bis auch diese wieder wenige Jahre später zugrunde gingen. Hernach machten sie nochmals mehrere Jahre hintereinander Versuche, sich auf Lütje Hörn, einer Plate im S vom Memmert seßhaft zu machen, aber auch diesmal infolge brutaler Nachstellungen mit negativem Erfolge. Auf Texel bürgerte sie sich 1906 wieder

*) Leege: Ein Besuch bei den Brutvögeln der niederländischen Inseln. Orn. Monatsschrift 1907. „ Sturmmöwe und Eidergans, neue Brutvögel der südlichen Nordseeinseln. Desgl. 1909. „ Die Vogelkolonie auf Langeoog. Desgl. 1909. „ Brutberichte vom Memmert von 1907 bis jet?t.

185 download unter www.zobodat.at ein, wo ich gegen 60 Nester zählte, häufiger an der holländischen Küste war sie auf dem Insel­ chen südlich von , ferner auf Schouwen, und ein großer Teil der Rottumer Kolonie hat sich neuerdings nach der Rottumer Plate westlich dieser Insel zurückgezogen, steht hier aber unter Schut*. Auf den nordfriesischen Inseln schaute ich vor 4 Jahren die berühmte Niederlassung auf der Hallig Norderoog, die 100 Jahre früher vielleicht die zehnfache Aus­ dehnung hatte. 1907 siedelten sich nach Sartorius und Schütte 50 Paare auf Mellum an, aber erst 1915 hören wir durch Weigold wieder von ihnen, doch be­ trug die Zahl der Brutpaare jet?t infolge des gewährten Schußes 1800 — 2000. Bei unserm Besuch am 51. Mai, also sehr früh, waren schon gewaltige Massen da, aber sie hatten erst eben zu legen begonnen. Nach Hespe bildeten sie hernach nahe zusammenliegende 8 Gruppen über das nördliche Grünland zerstreut, und es wurden durch Nummerstäbchen 5677 Gelege festgestellt. Ob diese gewaltige Zahl bei der geringen Aus­ dehnung des Brutgebiets in Zukunft noch einer Steigerung fähig ist, bleibt abzuwarten. 4. Flußseeschwalbe — Sterna hirundo L. Diese und die folgende Art nisteten einst in großer Zahl an unseren Küsten, bald herrschte die eine, bald die andere vor. Um 1860 wurde die nach Tausenden zählende Siedlung der Küstenseeschwalben auf Borkum durch die Fluß­ seeschwalbe verdrängt, und diese führte hernach in unseren Gebieten die Herrschaft, bis auch sie, als das sportmäßige Abschießen der reizenden Flieger begann, fast alle ihre Heimstätten auf­ gab und nur noch wenige kleine an entlegenen Stellen mit wechselndem Erfolge bestehen blieben.

186 download unter www.zobodat.at Auf Mellum scheint sie von jeher ansässig gewesen sein, und Weigold schält 1913 ihre Zahl auf etwa 1000 Paare. Genauere Angaben für 1914 fehlen, uns wollte es jedoch scheinen, als ob eine wesentliche Veränderung nicht ein­ getreten ist. 5. Küstenseeschwalbe — Sterna macrura Naum. In den lebten Jahren beginnt sie wieder an unserer Küste stark zurückzutreten, und Weigold konnte keine Beweise für ihr Brüten auf Mellum erbringen. Mit Sicherheit habe ich jedoch unter den niedrig über dem Sandwall kreisenden Seeschwalben auch einzelne dieser Art erkannt, und daher dürfte auch sie, aber wohl in sehr bescheidener Zahl, auch als Brutvogel Mellums gelten. Da die Gelege sich nicht von denen der vorigen unterscheiden, kann sie nur, sobald sie sich auf dem Neste befindet, als Brutvogel festgestellt werden. 6. Zwergseeschwalbe — Sterna minuta L. Die größte Kolonie dieser reizendsten aller See­ schwalben, etwa 300 Paare, beherbergt der Memmert, doch gibt es auf allen Inseln, besonders auf höher gelegenen Muschelfeldern, kleine Siedlungen. Weigold stellte sie im Vorjahre zuerst für Mellum fest und zwar etwa 25 Paare. Uns schienen es in diesem Jahre mehr zu sein, die sich am westlichen Abhange und Fuße des Sandwalls häuslich eingerichtet hatten. Unser Besuch fiel in eine für Seeschwalben zu frühe Zeit; der Höhepunkt ihres Brutlebens liegt drei Wochen später, wenn nicht ungünstige Witterungs­ verhältnisse oder Ueberschwemmungen ihn noch weiter hinaus verlegen. 7. Austernfischer — Haematopus ostra- legus L. Anspruchslos in seinen Anforderungen an die Beschaffenheit der Brutpläl^e fehlt er

187 download unter www.zobodat.at keiner Insel. Jede höher gelegene Muschelbank, wenn auch im Bereiche der Hochfluten liegend, die teekumsäumte Flutgrenze mit ihrem mancher­ lei Auftrieb, die Außenweide, aber auch die be­ wachsene, mehr noch die kahle Düne mit aus­ gewehtem Wurzelwerk wird von ihm als will­ kommene Wohnstätte angenommen. Wir fanden im ganzen 5 Nester am Ost- und Westrand mit je 3 Eiern, eins sogar in der Nähe der Wohn- bake. Weigold gibt die Zahl der Gelege auf 5 — 6 an, in diesem Jahre dürften es einige mehr sein. Vielleicht befanden sich noch welche im Schule des angetriebenen Busches auf Dünkirchen, welche Oertlichkeiten sonst sehr geschäht werden. 8 . Seeregenpfeifer — Charadrius alexan- drinus L. Nirgends fehlt dieser prächtige Schnelläufer mit seinen einschmeichelnden weichen Lockrufen, weder auf den Inseln, noch auf den festländischen Hellern. Er liebt die Wohnstätten der Zwergseeschwalben, die Teekzone, aber auch die dünnen Triticumbestände der Jungdüne. Nach Weigold mochten im Vorjahre 25 Familien auf Mellum wohnen, diesmal schienen es viel­ leicht 10 zu sein, doch waren möglicherweise manche draußen auf der Nahrungssuche am Niedrigwasserrande. Wenige Nester sahen wir im Sandgürtel, einige zwischen den silbergrauen Artemisiabüscheln. Oefters trafen wir tote Junge, auch bereits halb erwachsene lebende. 9. Rotschenkel — Totanus totanus (L.) Was wären die grasigen Niederungen an unseren Meeresküsten ohne die vertraulichen Gestalten der rotgeständerten, bald melancholisch klagen­ den, bald hell aufjubelnden graziösen Nick­ köpfchen! Sie gehören zur Wiesenlandschaft, wie die Gras- und Strandnelken zu unsern Hellern. Selbst auf dem winzigen Weidefleckchen

188 download unter www.zobodat.at der Mellum fühlen sie sich behaglich, und mitten zwischen dem gewaltigen Trubel der viel­ gestaltigen Strandvögel führen sie ihre an­ mutigen Balzspiele aus, als wären sie unter ihresgleichen und kümmere sie deren viel­ stimmiger, betäubender Lärm durchaus nicht. Weigold schälte im Vorjahre ihre Zahl auf etwa 10 Paare, wir zählten diesmal ihrer dreie und fanden im Qrünlande ein Nest mit einem Ei. 10. Feldlerche — Alauda arvensis L. Hoch oben über all dem Qewoge schmetterten sie un­ bekümmert ihr Liedchen, aber nur einige Paare konnten wir entdecken; nach Weigold mochten es im Vorjahre 10 Familien sein. 11. Wiesenpieper — Anthus pratensis L. Zwei Paare trieben ihre Balzspiele, und am Sandwall fanden wir einen toten Vogel; nach Weigold waren es im Vorjahre wenige Paare.

Insekten. Wegen Mangel an Zeit sammelte Schütte nur wenige Arten. Am 8 . 10. 1905 verzeichnete er folgende Funde: Coccinella 7 punctata L. Eurytoma sp., wahrscheinlich nigrita aus Fliegengallen an Agropyrum junceum. Eristalis tenax L. Am 24.5.1904 nannte er folgende Arten: Cantharis fusca L., sehr häufig. Chrysomela haemoptera L. Aphodius subterraneus L. Pieris brassicae L.,auch Raupen an Cakile mar. Corisa sp., 1 Stück in einer Salzwasserlache. Am 25. 7. 1905: Coccinella 11 punctata L. Lasius flavus F .? Nester in Grasbüscheln. Phromalus puparum L., aus einer Pieris-Puppe.

189 download unter www.zobodat.at Vanessa cardui L. 1 Stück. Pieris brassicae L. Zahlreich, auch Raupen und Puppen. Verschiedene Rhynchoten: Saida, Ptyelus, Dorthesia. Fliegen zahlreich. Am 31. 5. 1914 sammelten Schütte und ich eine Reihe von Arten, mußten aber leider wegen der knappen Zeit, die uns zu Gebote stand, unsere Tätigkeit bald einschränken. Einen Teil der Ausbeute sandte ich an Freund Alfken, der die Käfer durch Künnemann bestimmen ließ. Leider fanden die vielen Fliegenarten keinen Bestimmen Die Rinnsale und Lachen, die sonst brackiges Wasser enthalten, waren diesmal völlig ausgedörrt. Coleopterae: Broscus cephalotes L. häufig. 1 Pterostichus diligens Strm. 3 Amara spreta Dej. 1 Harpalus aeneus Fer. 1 Philonthus umbratilis Grav. 1 „ marginatus Stroem. 1 „ fuscipennis Mannh. (politus C.) 1 Tachinus rufipes Deg. 1 Tachyporus chrysomelinus L. 1 Hister neglectus Germ. 4 Saprinus semistriatus Scriba. 1 „ metallicus Hrbst. 1 Byrrhus pilula L. 1 Aphodius fossor L. 1 Cyphon variabilis Thunb. 8 Cantharis fusca L. 1 „ figurata Mannh. 4 Coccinella 7 punctata L. 14 Micraspis 16 punctata L. 3 Cneorrhinus geminatus F. (plagiatus Schall.) download unter www.zobodat.at Lepidopterae: Pieris brassicae L. und „ rapae L. zogen in Menge, saugend besonders an Armeria. Verschiedene Raupen von Noctuiden fanden wir unter Holz. Hymenopterae: Halictus leucozonius Schck. 9 und „ villosulus K. 9 auf Sonchus und Taraxacum. Myrmica laevinodis Nyl. (nicht Lasius flavus). Außerordentlich häufig auf der Wiese. Massenhaft in den jetzt trockenen Blänken, anscheinend beim voraufgegangenen Regen ertrunken. Darunter viele: Chry- somela staphylea L., Otiorrhynchus ovatius L. und Dyschirius globosus Hbst. Orthopterae: Libellula quadrimaculata L. einzeln ziehend. Agrion spec.? sahen wir öfters. Rhynchotae: Saida spec.? häufig auf der Weide. Fliegen und Spinnen in sehr vielen Arten, aber nicht bestimmt. Mollusken fehlen.

VIII. Schlußbetrachtungen. In den vorstehenden Ausführungen habe ich ver­ sucht, ein, wenn auch nicht lückenloses Bild vom Werdegang dieses merkwürdigen Eiländchens zu geben und knüpfe daran den dringenden Wunsch, daß Faunisten und Floristen zu Nutz und Frommen der Wissenschaft die Weiterentwicklung zum Gegen­ stand sorgfältigster Forschung machen. Dem „Bund für Vogelschutz“, der sich den Schutz des Inselchens, insbesondere den Vogelschutz, in sorg­ samster Weise zur Aufgabe gestellt hat, wünsche

191 download unter www.zobodat.at ich von Herzen eine möglichst verlängerte Pachtdauer, damit er sich bei den großen Aufwendungen an Geld und Mühe auch der Frucht freuen kann. Für landwirt­ schaftliche Ausnützung ist Mellum völlig bedeutungslos, sodaß die Oldenburgische Regierung, die bislang für die vogelschülzlerischen Bestrebungen stets Verständ­ nis zeigte, gewiß auch fernerhin dieses einzig da­ stehende Reservat an ihrer Küste zu erhalten bestrebt sein wird; und ferner dürfte Mellum auch wegen der benachbarten wichtigen Befestigungspunkte für Marine­ zwecke kaum in Frage kommen. Zur Erweiterung des Brutgebiets ist es notwendig, in Anlehnung an den vorhandenen Dünenwall Busch­ zäune zum Festhalten des Flugsandes aufzurichten und die Zwischenräume mit Triticum oder Ammo- phila und Elymus zu bepflanzen; dasselbe würde sich für Dünkirchen, wo die ersten Versuche gemacht sind, empfehlen. Einbürgerung neuer Pflanzenarten muß unter­ bleiben mit Ausschluß der auf allen Inseln heimischen Kriechweide und des Seedorns, welches Strauchwerk den Wandervögeln Schul? und Nahrung (Beeren des Seedorns) bietet. Nach den außerordentlich günstigen Erfahrungen auf dem Memmert ist der zahlreich an­ treibende Schiengenbusch in Gruppen anzupflanzen, damit Kleinvögel darin vor den Nachstellungen durch­ ziehender Raubvögel günstige Verstecke finden und zugleich dem Forscher Gelegenheit zur bequemen Beobachtung gegeben wird. Die von uns zuerst in den Vogelkolonien an­ gewendete Nummerstäbchen-Methode, die sich seit langen Jahren bei uns vorzüglich bewährt hat, kann nicht genug zur Einführung empfohlen werden, da nur auf diese Weise völlige Klarheit über Zu- oder Abnahme der Brutvögel herbeigeführt werden kann und Schälungen selbst bei gewisser Uebung unsicher bleiben. Geschieht das Bestecken der Nester mit der

192 download unter www.zobodat.at erforderlichen Geschicklichkeit in 1 0 tägigen Zwischen­ räumen, so ist jede Störung ausgeschlossen, und die Kontrolle des Wärters, der nicht immer ein Freund der damit verbundenen Unbequemlichkeit ist, kann leicht ausgeführt werden. Auszuschließen ist allein die Brandseeschwalbe in ihren dichten Brutverbänden bei großer Empfindlichkeit. Hier ist es zweckmäßig, bei jeder brütenden Gruppe nur ein Hölzchen mit Angabe der Gelegezahl zu verwenden. Da die Wohnbake täglich bei Hochwasser von der See umspült wird und so von der Insel isoliert ist, Forscher jedoch, die zwecks Studien längere Zeit in der Kolonie verweilen müssen, und dann Wind und Wetter schuldlos preisgegeben sind, ist es an der Zeit, nach anderen Mustern eine Schu1?hütte, etwa aus kleiner Küche nebst Schlafraum bestehend (auf einem Pfahlrost zu errichten), die auch von den höchsten Fluten, also mindestens 4 m über Normal­ hochwasser, nicht erreichbar ist. Das Dach wäre mit Regenrinnen zu versehen, und da es auf der Insel an Frischwasser fehlt, so läßt sich das Regen­ wasser gut verwenden, wie es auch auf dem Memmert geschieht. Um die Vögel nicht zu beunruhigen, findet das Häuschen etwa am Südrande der Kolonie, besser noch in einiger Entfernung, Aufstellung, und so wäre dem Uebelstande, zeitweise von der Insel abgeschnitten zu sein, abgeholfen. Wünschen wir der Insel weiterhin ein günstiges Wachstum und den beteiligten Forschern gedeihliche Weiterarbeit!

-loool-

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