Folge 44 Vom 29.10.1983

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Folge 44 Vom 29.10.1983 Heute auf Seite 3: Gleichgewicht contra Deutsche Einheit? ^tm jDTtptatHoiblatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 34 — Folge 44 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postvertrtebsstück.Gebühr bezahlt 29. Oktober 1983 Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13 C5524C Deutsche Einheit: Jugend und Nation Erziehung zur Ächtung vor unserer Geschichte Die Aussöhnung der Deutschen mit ihrer Im Gegensatz zu politischen Vorstellungen, großen Geschichte gehört zu der vielzitierten die die Wiedererrichtung eines deutschen Na• „Wende", denn eine solche werde nicht mög• tionalstaates und damit die Ordnung der lich sein, wenn es nicht gelinge, „die verloren• geographischen Mitte Europas als unabding• gegangene Basis für den Erhalt unserer Nation bare Voraussetzung für eine europäische Ge• wiederzugewinnen". Heute stehe die Jugend meinsamkeit ansehen, vertrat Dr. Müller-Mi• nicht selten der Idee der Nation mit Zynismus chaelis die Auffassung, daß „nur die europäi• gegenüber, nicht zuletzt eine Folge der Tatsa• sche Funktionalisierung des deutschen Wie• che, daß wir unser Nationalbewußtsein ver• dervereinigungsanspruchs der deutschen kümmern oder gar in Vergessenheit geraten Einheitsidee eine realistische Perspektive" ließen. Werde aber dieser große Fehler nicht gebe. Diese Betonung der europäischen Kom• behoben, so seien wir auf dem besten Wege, ponente in der Frage der deutschen Wieder• unsere Jugend zu verlieren und damit auch vereinigung bedeutet de facto eine Absage an unsere Zukunft zu verspielen. die Vorstellungen der Restaurierung eines Na• tionenbegriffs des 19. Jahrhunderts und dürfte Diese bemerkenswerte und eindeutige damit mit der in Bonn vertretenen Politik kon• Feststellung traf Dr. Wolf gang Müller-Michae• form gehen. lis, stellv. Sprecher der Pommerschen Lands• Zu dem Bemühen um die Einheit der Nation mannschaft und Vorsitzender des Pommer• gehöre letztlich auch die Frage, ob sich die schen Zentralverbandes, anläßlich eines Fest• evangelische Kirche noch der Lehre Luthers in aktes des 90jährigen Bestehens der Vereini• unserem Land wirklich verbunden wisse. Ge• gung Alter Burschenschaftler in Hamburg. Ostpreußen lebt! Zeugnis hierfür sind nicht zuletzt die kulturellen Einrichtungen, die, wie z. B. rade bei den jetzt laufenden Friedensdiskus• im Deutschordensschloß Ellingen, die Vielgestaltigkeit der alten deutschen Provinz wider• sionen werde mit dem Namen des Reformators Der Referent, von Beruf Generalbevoll• spiegeln. In diesen Tagen wurde nun in Lüneburg der Grundstein zum Ostpreußischen Lan• „Schindluder" getrieben. Dr. Müller-Michaelis mächtigter der BP, machte nicht zuletzt Zu• desmuseum gelegt. Aufgabe dieses Ostpreußischen Landesmuseums soll sein, aflleti Mitbür• wies auf Luthers „Zwei-Regimenter-Lehre" sammenbruch und Teilung für das geringe Na• gern, vor allem der jungen Generation die Geschichte dieses deutschen Landes zu vermitteln. hin. Hier habe der Reformator sehr eindring• tionalbewußtsein der Deutschen verantwort• Gerade auf kulturellem Gebiet hat der Osten Deutschlands, so betonte es der Sprecher der lich vor dem „Schwärmertum" derjenigen ge• lich. Ungeachtet dessen sei aber unbestreit• Landsmannschaft Ostpreußen, Staatssekretär Dr. Hennig MdB, anläßlich der Grundsteinle• warnt, „die emotional vermeintliche Lösungen bar, daß die deutsche Teilung nicht hinge• gung (siehe Foto) großartige Leistungen hervorgebracht, die weit über die Grenzen des Landes für die Probleme der Gesellschaft anbieten". nommen werde und daß hüben und drüben der hinaus wirkten. Siehe Bericht über die Grundsteinlegung auf Seite 13 dieser Folge unserer Diese Kreise sollten daran denken, daß nach Wunsch nach einem gemeinsamen Vaterland, Zeitung Foto Anke Mahrt Luther derjenige wilde Bestien befreie, der die der ungeteilten Nation, fortbesteht. Bergpredigt für die Anwendung auf weltliche Dinge heranziehe, der „nach innen Anarchie Nach Dr. Müller-Michaelis ist die Teilung Nach Genf: und nach außen Unterwerfung" predige. Mar• der Nation in den Nachkriegsjahren durch tin Luther sei in einem ganz anderen Sinne ak• eine starke Hinwendung zum wirtschaftlichen tuell als dies in manch verfälschenden Stel• Wiederaufbau „überkompensiert" worden. lungnahmen zum Ausdruck komme. So habe Leben im Schatten der Giganten Vor allem aber sei auf geistigem Gebiet, so in er z. B. bei allem Verständnis für die Mißstände der Literatur, dem Bildungswesen und in den H. W. — Die mit der atomaren Kriegsfüh• wie Pressebilder beweisen, in der vergange• seiner Zeit, auch den Aufständischen der rung in Zusammenhang stehenden Fragen nen Woche geschehen. Solches aber gehört Medien das „Dritte Reich" zum Maßstab der Bauernkriege entgegengehalten, daß das Bewertung der Deutschen gemacht und dabei sind eine zu ernste Sache, als daß man hierfür nach unserer Meinung in einen bewußt betrie• Evangelium nicht zur Legitimation von Mord selbst Kleinstkinder mit Anti-Nato-Luftbal• benen Prozeß der Irreführung, dem selbst die sei die tausendjährige Geschichte der Deut• und Terror dienen dürfe. H. O. schen mit unbestreitbaren Leistungen ver• lons demonstrieren lassen sollte. So aber ist es, Gutgläubigen unterliegen, die weniger an der dunkelt worden. Die schrecklichen Gescheh• Politik als daran interessiert sind, nicht Opfer nisse während des Krieges habe man als Be• eines Atomtodes zu werden. Wer aber wollte weis für die Verderbtheit der Deutschen ver• Nachklänge: das schon? absolutiert. Die Darstellung der deutschen Unzweifelhaft zielt die sowjetische propa• Geschichte nur aus dem Blickwinkel von 144 gandistische Strategie darauf ab, in Westeu• Monaten Nationalsozialismus habe dann ins• Hoffnung kann Geschichte bewegenropa , vor allem in der Bundesrepublik besondere in der jungen Generation zu dem Deutschland, eine „Massenbewegung" gegen bekannten Fatalismus und oft zum Haß ge• Friedenszustand durch Selbstbestimmungsrecht für die Deutschen die Stationierung von US-Waffen zustande zu genüber dem Staat geführt. bringen. Nicht nur, um die Politiker zu verun• Die Zeit, da selbst die führenden Politiker jedoch in der Vorstellung, daß Gewalt nicht sichern, sondern um auch von der Tatsache Wenn wir aber die junge Generation wieder der SPD den Heimatvertriebenen zu deren vor Recht gehen darf und daß es möglich sein abzulenken, daß der nicht zuletzt von dem in ein vernünftiges Verhältnis zur Nation brin• großen Treffen Worte der Verbundenheit muß, auch mit den Völkern im Osten, insbe• damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt gen wollen, werde es notwendig sein, ganz be• übermittelten, ist längst vorüber. Niemand sondere mit der Sowjetunion, zu einer Lösung geforderte Beschluß einer N a c hrüstung des sondere Ansprüche an die geistige und mora• dort erinnert sich wohl noch an Herbert Weh• zu gelangen, die allen Menschen die so ersehn• westlichen Lagers nur deshalb notwendig lische Qualität des Bildungswesens zu stellen. ners Wort, daß es ein Unterschied sei, ob man te Sicherheit und damit einen Frieden mit wurde, weil eine erhebliche Rüstungsüberle• Ganz offensichtlich sei, so Müller-Michaelis, ein Recht habe und ob man dieses Recht auch neuen Perspektiven bringt. genheit der Sowjets bestand. An dieser Tatsa• „unsere heutige Lehrergeneration in weiten durchsetzen könne. Könne man dieses Recht Das aber bedingt eine Anerkennung des che beißt keine Maus einen Faden ab, selbst Bereichen dieser anspruchsvollen Herausfor• nicht durchsetzen, sei es Pflicht, dieses Recht Selbstbestimmungsrechtes auch für die Deut• dann nicht, wenn Herr Bahr, wie er im Fern• derung nicht gewachsen". Eine auf geistige so lange offen zu halten, bis die Möglichkeit zur schen. Nach dem Grundgesetz sind wir alle, sehgespräch mit Staatsminister Mertes erklär• und moralische Inhalte fixierte Bildungsre• Realisierung gegeben sei. An das Recht auf vor allem aber die politischen Mandatsträger, te, sich bisher durch die SS-20 nicht bedroht form an Haupt und Gliedern sei eine Voraus• Heimat, an Ost- und Westpreußen, auf Pom• verpflichtet, auf eine Wiederherstellung der gefühlt hat. Die Möglichkeit zur Nutzung einer setzung dafür, daß man unsere Jugend aus den mern, Schlesien, an das Sudetenland, erinnert deutschen Einheit hinzuwirken. Freiheit und politischen Erpressung aber wird selbst Egon Verklemmungen jener Konfliktideologie, in der seit 30 Jahren begangene „Tag der Hei• Einheit gehören zusammen und sind, wie Bahr nicht bestreiten können. Gewiß, die der sie lebe und erzogen werde, wieder befreie. mat", den in Münster dessen aus Schlesien Staatssekretär Dr. Jahn (CDU) bei dieser Ver• Nachrüstung ist ein Bestandteil des Doppel• Die Jugend müsse wieder an das große Arsenal stammender Bürgermeister Dr. Werner Pier- anstaltung hervorhob, eine dauernde Ver• beschlusses und wird erst dann realisiert, des Erfahrungsschatzes herangeführt werden, challa (CDU) zum Anlaß nahm, festzustellen, pflichtung. In diesem Sinne bekennen wir uns wenn die Verhandlungen über den Abbau der das aus den Uberlieferungen der ein Jahrtau• es sei zu überlegen, diesem Gedenktag einen zu seiner Feststellung, daß auch Hoffnung Ge• auf Europa gerichteten Raketen zu keinem Er• folge führen. send umfassenden Geschichte der Deutschen neuen Inhalt zu geben. schichte zu machen vermag. fließt. In diesem Zusammenhang wies Dr. Mül• Nur „Utopisten oder Fanatiker", so der Bür• Wir dürfen davon ausgehen, daß wir hier Wenn wir die mageren Verlautbarungen ler-Michaelis betont auf die Geschichte des germeister, könnten behaupten, sie kehrten nicht allein stehen, sondern daß auch die USA über das kürzlich in Wien zwischen Genscher deutschen Ostens
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