Ophthalmotilapia Boops (BOULENGER, 1901)
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DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 106 Ophthalmotilapia boops (BOULENGER, 1901) Wolfgang Staeck Abb. 1. Männchen von Ophthalmotilapia boops über seiner Laichgrube auf einem Felsen bei Kampemba Point (Kleines Bild: Ophthalmotilapia boops und Tropheus bei Kampemba Point) Meine erste Begegnung mit diesem un- Beide sprachen kein Englisch, sondern geografische Farbvariante von Oph- gewöhnlichen Tanganjikasee-Bunt- unterhielten sich gewöhnlich auf Sua- thalmotilapia ventralis hielt, zu fangen, barsch liegt nun bereits fast vierzig heli, das ich nicht beherrschte. Da in weil wir nicht über die dazu benötigte Jahre zurück. Im Jahre 1977 bereiste Burundi aber neben der afrikanischen Ausrüstung verfügten, um sie heil bis ich zusammen mit zwei Fängern des Muttersprache auch Französisch ge- in das weit entfernte Kigoma zu trans- damals in Dar es Salaam lebenden Ex- sprochen wurde, war die Kommunika- portieren. porteurs Misha Fainzilber in einem der tion in unserer kleinen Reisegruppe dort üblichen motorisierten Fischer- kein unlösbares Problem. Systematik und Merkmale von Oph- boote von Kigoma aus die zu Tansania thalmotilapia gehörende Ostküste des Tanganjikasees Ich erinnere mich noch genau über in südlicher Richtung bis nach Kipili. meine Begeisterung, als ich in der Um- Ophthalmotilapia boops gehört zu den Ziel unserer fast drei Wochen dauern- gebung der Ortschaft Kipili schnor- ersten Arten, die aus dem Tanganjika- den Entdeckungsreise war es, für den chelte und dort im Uferbereich der see beschrieben wurden, denn die bei- Exporteur eine erste Bestandsaufnahme Insel Kerenge erstmals die auffallend den Typusexemplare sind von dem der in diesem Gebiet vorkommenden kontrastreich tief schwarz und leuch- englischen Forschungsreisenden MOORE Buntbarsche vorzunehmen. tend hellblau gezeichneten Männchen bereits gegen Ende des 19. Jahrhun- von Ophthalmotilapia boops entdeckte. derts für das Britische Museum gesam- Einer meiner beiden Begleiter stammte Wir machten damals keine Versuche, melt worden. In seiner bereits 1901 aus Tansania, der andere aus Burundi. die Fische, die ich irrtümlich für eine publizierten Erstbeschreibung wurde 106 DCG-Informationen 47 (5): 106-116 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 107 Abb. 2. Diese Karte zeigt die südlichen tansanischen Küstenabschnitte des Tanganjikasees. Ophthalmotilapia boops kommt in seinem nördlichen Ver- breitungsgebiet sympatrisch mit O. sp. „Whitecap“ vor und an der Grenze seiner südlichsten Verbreitung mit O. ventralis. dieser Cichlide von BOULENGER der kannt geworden sind (STAECK 1974), Diese Gebilde, die in Form, Größe und Gattung Tilapia zugeordnet. Drei Jahre weil die Bauchflossen dieser Buntbar- Färbung die Eier imitieren, haben eine später erklärte PELLEGRIN diesen Bunt- sche in ungewöhnlicher Weise verlän- wichtige Funktion bei der Fortpflan- barsch aber zur Typusart der von ihm gert und fadenartig ausgezogen sind. zung aller Fadenmaulbrüter, weil sie neu aufgestellte Gattung Ophthalmoti- Wahrscheinlich werden aber in nächs- die Befruchtung der abgegebenen Eier lapia. ter Zeit einzelne Fadenmaulbrüter als sicherstellen. Sie dienen der innerartli- neue Arten beschrieben (KOBLMÜLLER chen Verständigung und lösen bei den Weitere fünfzig Jahre später überführte et al. 2004, TAWIL 2014, STAECK 2015). Weibchen angeborene Verhaltenswei- POLL (1956) einen Teil der Ophthalmo- Wegen ihrer prächtigen Färbung und sen aus. Während der Balz spreizen die tilapia-Arten wegen ihrer ausschließ- ungewöhnlichen Flossenform zählen Männchen ihre Bauchflossen weit vom lich kegelförmigen äußeren Zähne in die Vertreter der Gattung Ophthalmoti- Körper ab und zeigen dadurch den die von ihm neu aufgestellte Gattung lapia zu den bemerkenswertesten Bunt- laichbereiten weiblichen Fischen in be- Ophthalmochromis, was jedoch LIEM barschen des Tanganjikasees. Ein beson- sonders auffälliger Weise die gelb ge- (1981) in einer Revision dieses Ver- ders auffälliges gattungstypisches Merk- färbten Läppchen, welche die Funktion wandtschaftskreises wieder rückgängig mal von O. boops und den anderen von Ei-Attrappen haben (SALZBURGER machte, weshalb Ophthalmochromis Ophthalmotilapia-Arten besteht darin, et al. 2007, HAESLER et al. 2009, HAES- ein jüngeres Synonym für Ophthalmo- dass sich bei den männlichen Fischen LER et al. 2011). tilapia ist. Ophthalmotilapia boops ihre überlangen Bauchflossen, die im zeigt im Habitus große Ähnlichkeit zu angelegten Zustand bis über den hinte- Verbreitung und natürlicher Lebens- den anderen Mitgliedern der Gattung, ren Bereich der Afterflossen hinausrei- raum hat im Unterschied zu diesen, die chen können, am Ende gabeln und dass Zähne mit nur einer einzigen Spitze be- jede der dadurch gebildeten beiden Der Lebensraum von Ophthalmotilapia sitzen, aber dreispitzige äußere Zähne. Spitzen zu einem kleinen orangegelben boops liegt in einer Wassertiefe von Die Gattung Ophthalmotilapia, die der Läppchen erweitert ist. Bei angelegten etwa zwei bis knapp zehn Meter im Gattungsgruppe Ectodini zugerechnet Bauchflossen liegen diese Läppchen im oberen Bereich der Felsenzone und des wird, enthält gegenwärtig nur vier Allgemeinen über genau demselben Übergangsbereichs zu sandigem Unter- Arten (POLL 1986, HANSSENS & SNO- Bereich der Afterflosse, auf dem sich grund, wo zwischen großen Steinblö- EKS 1999), die in der Aquaristik unter bei anderen Maulbrütern die so genann- cken und Geröllhalden verstreut, kleine der Bezeichnung Fadenmaulbrüter be- ten Ei-Flecken befinden. Sandflächen anzutreffen sind. Die Fi- DCG-Informationen 47 (5): 106-116 107 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 108 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 109 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 110 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 111 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 112 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 113 Abb. 43. Diese Karte zeigt die südlichen tansanischen Küstenabschnitte des Tanganjikasees mit dem Verbreitungsgebiet von Ophthalmotilapia boops unterteilt in vier Farbgruppen. sche sind Detritus- und Aufwuchsfres- Msamba und Nkove verwendet wer- erstmals veröffentlicht werden, sind im ser, deren wichtigste Nahrungsgrundlagen den. Weitere Fundorte wurden später an Jahre 2008 von den beiden Brüdern der Algenrasen und die Mikroorganis- demselben Küstenabschnitt etwas wei- Magnus und Mikael Karlsson auf einer men bilden, die auf der Oberfläche von ter nördlich bei Mtossi und Utinta do- zwölf Wochen dauernden Sammelreise Steinen und Felsen zu finden sind. POLL kumentiert (POLL 1956). Auch in der zusammengetragen und dokumentiert (1956) untersuchte den Mageninhalt einschlägigen aquaristischen Literatur worden, die von Kampemba nach eines Exemplars und fand darin einzel- finden sich Informationen über diesen Süden bis zum Kalambo River führte. lige und fädige Algen, Diatomeen und Buntbarsch vergleichsweise selten, Auf dieser und mehreren ähnlichen Er- Insektenlarven. In ihrem natürlichen weil er aus den oben genannten Grün- kundungsfahrten wurden von beiden Lebensraum sind die männlichen Fi- den nur ganz gelegentlich einmal im- zahlreiche bis dahin unbekannte geo- sche ausgesprochen territorial, da sie portiert wurde. grafische Farbvarianten und mehrere ihre Fortpflanzungsreviere gegen Art- neue Arten entdeckt (KULLANDER et al. genossen verteidigen. Ophthalmotilapia boops kann eine Ge- 2013, KULLANDER et al. 2014a, KUL- samtlänge von fünfzehn Zentimetern LANDER et al. 2014b, KARLSSON & Da Ophthalmotilapia boops ein nur erreichen. Weibliche Fische bleiben je- KARLSSON 2015, STAECK 2015). vergleichsweise begrenztes Vorkom- doch mehrere Zentimeter kleiner. Die men besitzt und in dem Verbreitungs- Geschlechter lassen sich bei adulten Fi- Zu den Ergebnissen der Reise zählt, gebiet auch nirgends wirklich häufig schen leicht unterscheiden, da es einen dass sich das Vorkommen von Ophthal- ist, waren für diese Art in der wissen- deutlich ausgeprägten farblichen Sexu- motilapia boops nur über den etwa 165 schaftlichen Literatur lange Zeit nur aldimorphismus gibt. Während weibli- Kilometer langen südöstlichen Küsten- wenige Fundorte belegt. In der Erstbe- che Fische unscheinbar silbrig bis abschnitt zwischen Kabwe im Norden schreibung heißt es, dass die beiden Ty- weißlich aussehen, sind balzaktive und den Kitango Rocks auf der Nord- pusexemplare aus der Umgebung von Männchen stets sehr dunkel gefärbt. seite der Kala Bay im Süden erstreckt. Msambu stammen. Wahrscheinlich Eine weitere bis dahin unbekannte Er- handelt es sich dabei um eine Ortschaft Die folgenden ausführlichen Informa- kenntnis der Sammelreise ist, dass an der zu Tansania gehörenden südöst- tionen zur Verbreitung und Biologie Ophthalmotilapia boops eine polytypi- lichen Küste, für die heute die Namen von Ophthalmotilapia boops, die hier sche Art ist, die innerhalb ihres Verbrei- Die Tafeln auf den Seiten 108 bis 112 (Abb. 3 - Abb. 42) zeigen verschiedene Farbvarianten von Ophthalmotilapia boops. DCG-Informationen 47 (5): 106-116 113 DCG_Info_05_2016_HR_20160420_Karlsson_ohne_Haustein_DCG_Info 20.04.2016 06:36 Seite 114 tungsgebietes in unterschiedlichen geo- an. Die in diesem Küstenabschnitt vor- Fundorten haben sie andeutungsweise grafischen Farbvarianten vorkommt, kommenden Populationen sehen einfar-