Unterrichtung Durch Die Deutsche Delegation in Der Nordatlantischen Versammlung
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Deutscher Bundestag Drucksache 12/65 12. Wahlperiode 01.02.91 Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Nordatlantischen Versammlung über die Plenarsitzung der Nordatlantischen Versammlung am 28. und 29. November 1990 in London. Die Nordatlantische Versammlung hielt ihre 36. Jah- Übersicht der Tagung restagung vom 25. bis 30. November in London ab. Der Deutsche Bundestag und der Bundesrat entsand- Die 36. Jahrestagung wurde am 28. November 1990 ten folgende Delegation: mit einer Ansprache des scheidenden Präsidenten der Nordatlantischen Versammlung, Abg. Patrick Duffy (Vereinigtes Königreich), in Westminster Hall eröff- net. Er betonte in seinen Begrüßungsworten den rapi- Bundestag den Wandel, der sich gegenwärtig in Europa und in der Welt vollziehe, und die entscheidende Rolle, die die Allianz dabei gespielt habe. Die Parlamentarier Abg. Prof. Dr. Manfred Abelein (CDU/CSU), Leiter der westlichen Demokratien hätten dazu ihren eige- der Delegation nen Beitrag geleistet, indem sie geholfen hätten, zu den neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa Abg. Roland Becker (CDU/CSU) Brücken zu bauen. Abg. Klaus Francke (CDU/CSU) Abg. Lothar Ibrügger (SPD) Auch der britische Verteidigungsminister Tom King, Abg. Karl-August Kamilli (SPD) der die Teilnehmer der Jahrestagung im Namen der Abg. Dieter Koch (CDU/CSU) britischen Regierung begrüßte, stellte die weitere Abg. Hans Koschnick (SPD) Notwendigkeit einer effektiven Allianz, die sich Abg. Dr. Max Kunz (CDU/CSU) neuen geopolitischen Herausforderungen stellen Abg. Herbert Lattmann (CDU/CSU) müsse, in den Vordergrund seiner Ausführungen. Das Abg. Alfred Mechtersheimer (Die Grünen) Ende der militärischen Blöcke in Europa und neue Abg. Lorenz Niegel (CDU/CSU) regionale Konfliktherde machten die Erarbeitung Abg. Peter Petersen (CDU/CSU) neuer Strategien, die Übernahme zusätzlicher Verant- Abg. Uwe Ronneburger (FDP) wortung und neue Formen der Kooperation erforder- Abg. Brigitte Schulte (SPD) lich. Abg. Ursula Seiler-Albring (FDP) Abg. Dr. Klaus-Dieter Uelhoff (CDU/CSU) Die Ausschüsse tagten am 26. und 27. November Abg. Karsten D. Voigt (SPD) 1990. Abg. Peter Würtz (SPD) Am 29. November 1990 fand die Plenarsitzung mit einer Debatte zu den Themen „Neue regionale Zu- ständigkeiten für ein Bündnis im Wandel" und „Schaffung einer Versammlung von Parlamentariern Bundesrat aus den Mitgliedstaaten der KSZE" statt. Abg. Duffy (Vereinigtes Königreich) brachte die Ple- Senator Volker Kröning (SPD) Bremen, stellvertreten- narresolution über „Neue regionale Zuständigkeiten der Leiter der Delegation für ein Bündnis im Wandel" ein. Er hob hervor, daß es Minister Prof. Dr. Hans-Peter Bull (SPD), Schleswig- für die Allianz nach der Überwindung der Teilung Holstein Europas nun darauf ankomme, einen aktiven Part für Staatsminister Rudi Geil (CDU), Rheinland-Pfalz die Schaffung eines neuen und stabilen Europas zu Senator Horst Gobrecht (SPD), Hamburg spielen. Es sei unabdingbar, die Kollegen in den Drucksache 12/65 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode osteuropäischen Staaten bei der Lösung ihrer Pro- ner deutschen Delegation könne es keinen glückli- bleme zu unterstützen. Sicherheit sei nur auf koope- cheren Moment geben, um sich von der Versammlung rativer Grundlage möglich. Zugleich erforderten aber zu verabschieden. Es sei ein großes P rivileg, so viele auch Entwicklungen außerhalb Europas, wie die Golf- Jahre an Konferenzen und Diskussionen teilgenom- krise, volle Aufmerksamkeit. Zusammenhalt und Soli- men zu haben, wofür er sich bei allen bedanken wolle. darität müsse Priorität zukommen. In Anbetracht Deutschland stehe im Zusammenhang mit der Verei- neuer Risiken und Verwundbarkeiten müsse die Alli- nigung vor schwierigen Aufgaben, deren Bewälti- anz eine aktivere Ro lle als bisher übernehmen. Duffy gung große Anstrengungen erforderten. Es werde betonte, daß durch die Golfkrise europäische Interes- sich aber weiter seiner Verantwortung gegenüber der sen direkt berührt seien; die größte Gefahr liege aber Allianz bewußt sein und in seinem Engagement für in der Bedrohung des Zusammenhalts der Allianz in das Bündnis nicht nachlassen. einem Moment, wo Einigkeit mehr denn je gefragt sei. Senator (Italien) hob hervor, daß der Pariser Dies müsse um jeden Preis verhindert werden, und Orlando KSZE-Gipfel einen historischen Wendepunkt dar- deshalb müsse die Allianz aktiv und positiv neue re- stelle. Helsinki I habe die Koexistenz ideologisch ent- gionale Zuständigkeiten übernehmen. gegengesetzter Systeme bedeutet. Helsinki II werde Abg. Fascell (Vereinigte Staaten) erläuterte sodann ein Forum für Systeme sein, die die gleichen Wertvor- den Entschließungsantrag betreffend die „Schaffung stellungen teilten. Die NATO sei ein Garant für die einer Versammlung von Parlamentariern aus den Mit- Helsinki-Ziele, unabhängig davon, daß ein potentiel- gliedstaaten der KSZE", dessen Einbringung der ler Gegner weggefallen sei. Angesichts neuer Instabi- Ständige Ausschuß beschlossen hatte. Er äußerte die litäten in Osteuropa und in der Nah-Ost-Region stehe Ansicht, daß es die gegenwärtige Phase des Übergan- der KSZE-Prozeß vor einer wichtigen Bewährungs- ges wert sei, neue Ideen zu entwickeln, wie z. B. die probe. Schaffung eines parlamentarischen Gremiums der Senator Orlando schlug vor, daß der Westen eine KSZE-Staaten. Dies werfe jedoch auch Fragen im Hin- Charta für nationale Minderheiten fördern solle, die blick auf das Verhältnis zu bereits existierenden Gre- den von Desintegration und ethnischen Konflikten mien auf, wie z. B. dem Europarat und der Nordatlan- bedrohten Ländern helfen könne. tischen Versammlung; hier stehe man erst am Anfang der Diskussion. Die Nordatlantische Versammlung, Abg. Hicks (Kanada) wies auf die bittere Ironie der die sich den Ruf einer wirksamen interparlamentari- Geschichte hin, daß gerade zu einer Zeit, die einen schen Organisation verschafft habe, solle jedoch wei- vielversprechenden Wandel erlebe, die Welt in der terhin die Funktion eines zentralen Fo rums für Nah-Ost-Region vor einem Konflikt nie dagewesenen Aspekte der Sicherheit und der Entwicklung demo- Ausmaßes stehe. Die Tatsache, daß auch die Sowjet- kratischer Gesellschaften ausüben. union hinter der multinationalen Streitmacht gegen die irakische Aggression stehe, sei ein weiterer Be- In der sich anschließenden gemeinsamen Debatte er- weis für die Beendigung des kalten Krieges. Auf dem griff zunächst der Leiter der deutschen Delegation, Spiel stehe jetzt mehr als nur Kuwait, es gehe um die Abg. Prof. Dr. (Bundesrepublik Deutschland) Abelein Fähigkeit der Allianz, Frieden und Sicherheit durch das Wort. Er äußerte seine Freude über das P rivileg, effektive und gemeinsame Maßnahmen zu gewährlei- auf seiner letzten NAV-Sitzung als erster Redner spre- sten. chen zu dürfen. Er führte aus, daß die NATO eine sehr erfolgreiche Allianz sei, die ihre Ziele erreicht habe, Der Abg. Yavuztürk (Türkei) betonte, daß nach einer ohne militärische Mittel eingesetzt zu haben. Vor ei- langen Phase der Konfrontation nun die Zeit der Zu- nem Jahr noch seien die Geschehnisse der letzten sammenarbeit angebrochen sei. Auch die Sowjet- Monate undenkbar gewesen. Die schmerzhafte Tei- union habe sich nicht mehr der Einsicht verschließen lung Europas und speziell Deutschlands seien nun- können, daß Sicherheitsinteressen nur kooperativ ge- mehr fast überwunden. Ohne die NATO wäre dies wahrt werden könnten. Da die UdSSR aber eine mili- nicht möglich gewesen. Dennoch sei die Allianz jetzt tärische Supermacht bleibe, sei ein intaktes Bündnis nicht überflüssig geworden; sie bleibe Garant der Si- nicht nur für ein Land, das direkt an die Sowjetunion cherheit und Ordnung in Europa. Die NATO stehe angrenze, weiterhin notwendig. nunmehr neuen Herausforderungen gegenüber. Ver- Abg. (Luxemburg) erinnerte an die Ergeb- schwunden sei die Gefahr im Zentrum Europas, neue Greisch nisse des Londoner NATO-Treffens und den Pariser Bedrohungen entstünden aber an den Flanken des KSZE-Gipfel in diesem Jahr, die in entscheidender Bündnisses, besonders an dessen südlicher Seite. Der Weise dazu beitrügen, das gemeinsame europäische Streit um Ressourcen und Waffenlieferungen sei ein Haus zu formen. Dies werde auch Auswirkungen auf Problem, mit dem sich die Allianz in Zukunft verstärkt die Strategie der NATO haben. Eine globale Rolle beschäftigen müsse. werde die Allianz künftig bei der Unterstützung von Eine nur militärische Allianz im klassischen Sinne sei Beschlüssen der UNO übernehmen können, wie dies die NATO nie gewesen. Sie sei immer auch eine Orga- gegenwärtig bei der Golfkrise sichtbar werde. nisation mit wirtschaftlichen und politischen Optionen Abg. Moya (Spanien) begrüßte Vorschläge, die auf gewesen, und genau als solche sei sie jetzt gefragt. eine stärkere Berücksichtigung der Mittelmeerstaaten Als Sprecher der deutschen Delegation könne er sa- im KSZE-Prozeß hinausliefen. Im Hinblick auf ein gen, daß dies eine sehr gute Konferenz gewesen sei. eventuelles Tätigwerden der Allianz außerhalb des Zum ersten Male gehörten der Delegation Abgeord- Vertragsgebietes äußerte Moya die Ansicht, daß dies nete aus beiden Teilen Deutschlands an, die ein ver- zu Spannungen und letztlich zur Schwächung des eintes Deutschland repräsentierten. Für den Leiter ei- Bündnisses führen würde. Die Golfkrise zeige, daß Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/65 Bedrohungen der internationalen Stabilität auch im garantieren. Dafür seien andere Organisationen wie UNO-Rahmen wirksam begegnet werden könnte. die UNO besser berufen. Abg. Frinking (Niederlande) hob hervor, daß nicht