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Gemeinde

Integriertes Energetisches Quartierskonzept (IEQK)

Ortskern Cadenberge

August 2018

Das Integrierte Energetische Quartierskonzept (IEQK) „Ortskern Cadenberge“ wurde im Rahmen des KfW-Programms "Energetische Stadtsanierung – Zuschuss (432)“ gefördert und erstellt. Es bildet die Grundlage für energetische Maß- nahmen und Investitionsplanungen im Quartier.

Gefördert durch:

Kreditanstalt für Wiederaufbau

Gemeinde Cadenberge

Impressum Herausgeber: Gemeinde Cadenberge Gesamtkoordinierung: DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG Bearbeitungsteam: Jonas Fahlbusch (DSK), Falco Richter (Cappel + Kranzhoff Stadtentwicklung und Planung GmbH), Matthias Wangelin (KEEA Klima und Energieeffizienz Agentur) Auftraggeber: Gemeinde Cadenberge, Herr Jungclaus Tel.: 04777 801 -127, Fax: 04777 201 -199, E-Mail: bb.cadenberge@.de Abbildungsnachweis: DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG (sofern nicht anders gekennzeichnet)

Hinweis: Werden Personenbezeichnungen aus Gründen der besseren Lesbarkeit lediglich in der männlichen oder weiblichen Form verwendet, so schließt dies das jeweils andere Geschlecht mit ein.

Inhaltsverzeichnis

1. Vorbetrachtungen ...... 6 1.1. Aufgabenstellung und Zielsetzung ...... 7 1.2. Quartiersauswahl ...... 8 1.3. Methodik ...... 10 1.4. Beteiligung der Öffentlichkeit ...... 12 1.5. Eigentümerbefragung ...... 13 2. Analyse der städtebaulichen und strukturellen Rahmenbedingungen ...... 16 2.1. Übergeordnete Rahmenbedingungen ...... 16 2.2. Sozialstruktur und Demografie ...... 17 2.3. Bebauungs- und Siedlungsstruktur ...... 22 2.4. Mobilität und Verkehr ...... 56 2.5. Zusammenfassung städtebaulicher und struktureller Rahmenbedingungen ...... 59 3. Analyse des energetischen Ist-Zustandes ...... 60 3.1. Nachfrage nach Wärme ...... 60 3.2. Nachfrage nach Elektrizität ...... 64 3.3. Energieproduktion im Quartier ...... 66 3.4. Energie- und CO2-Bilanz (Ausgangsbilanz) ...... 66 4. Potenzialermittlung ...... 71 4.1. Energieeinsparung durch städtebauliche und strukturelle Optimierung ...... 71 4.2. Potenziale im Gebäudebereich ...... 71 5. Handlungsempfehlungen ...... 79 5.1. Städtebauliches Leitbild ...... 79 5.2. Energetisches Leitbild des Quartiers ...... 82 6. Maßnahmenkatalog ...... 91 6.1. Methodik ...... 91 6.2. Maßnahmenliste ...... 93 6.3. Steckbriefe ...... 95 7. Die (möglichen) nächsten Schritte ...... 115 8. Controlling ...... 118 9. Ausblick...... 121 10. Anhang ...... 122 10.1. Abkürzungsverzeichnis ...... 122 10.2. Quellen- und Literaturverzeichnis ...... 124

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Förderprogramme der KfW-Bank zur energetischen Stadtsanierung ...... 7 Abbildung 2: Gebietsabgrenzung „Ortskern Cadenberge“...... 9 Abbildung 3: Themenfelder und Bausteine der Analyse ...... 12 Abbildung 4: Bisherige energetische Sanierungen nach Gebäudeteil (absolut) ...... 14 Abbildung 5: Zukünftige energetische Sanierungen nach Gebäudeteil (absolut) ...... 14 Abbildung 6: Lage von Cadenberge ...... 16 Abbildung 7: Bevölkerungsentwicklung Cadenberge (absolut) ...... 19 Abbildung 8: Bevölkerungsentwicklung Cadenberge im Zeitraum 2011-2017 (prozentual) ...... 19 Abbildung 9: Vergleich der Altersstruktur nach Altersklassen (prozentual) ...... 21 Abbildung 10: Eigentümerstruktur im Quartier (absolut) ...... 22 Abbildung 11: Luftbild Cadenberge mit Quartiersgrenzen ...... 23 Abbildung 12: vorhandene Gebäudetypologien (absolut) ...... 24 Abbildung 13: vorhandene Gebäudetypologien (räumlich) ...... 25 Abbildung 14: vorhandene Baujahre (absolut) ...... 27 Abbildung 15: vorhandene Baujahre (räumlich) ...... 28 Abbildung 16: vorhandene Geschosse (absolut) ...... 30 Abbildung 17: vorhandene Geschosse (räumlich) ...... 31 Abbildung 18: Verteilung des Fassadenmaterials (absolut) ...... 32 Abbildung 19: Material der Fassade (räumlich) ...... 33 Abbildung 20: Dämmung der Fassade (absolut) ...... 34 Abbildung 21: Dämmung der Fassade (räumlich) ...... 35 Abbildung 22: Zustand der Fassade (absolut) ...... 36 Abbildung 23: Zustand der Fassade (räumlich) ...... 37 Abbildung 24: Verteilung der Dachformen (absolut) ...... 38 Abbildung 25: Form der Dächer (räumlich) ...... 39 Abbildung 26: Verteilung des Dachmaterials (absolut) ...... 40 Abbildung 27: Materialien der Dächer (räumlich) ...... 41 Abbildung 28: Zustand des Daches (absolut) ...... 42 Abbildung 29: Zustand der Dächer (räumlich) ...... 43 Abbildung 30: Nutzungen im Quartier (räumlich) ...... 45 Abbildung 31: Freiräume im Quartier (räumlich) ...... 55 Abbildung 32: Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand ...... 61 Abbildung 33: Wärmenachfrage der einzelnen Gebäude (Angaben in kWh) ...... 63 Abbildung 34: Stromverbrauch der einzelnen Gebäude (Angaben in kWh)...... 65 Abbildung 35: Spezifische Primärenergiefaktoren ausgewählter Endenergieträger (Quelle: GEMIS) ...... 67 Abbildung 36: Ausgewählte Wirkfaktoren auf den Klimawandel ...... 69 Abbildung 37: Verschiedene Sanierungsvarianten nach TABULA ...... 73 Abbildung 38: Wärmepotenziale im Quartier ...... 75 Abbildung 39: Strompotenziale im Quartier...... 75 Abbildung 40: Potenziale zur Primärenergie-Einsparung bei der Energienachfrage ...... 76 Abbildung 41: Potenziale zur CO2-Einsparung im Quartier ...... 77 Abbildung 42: Einbettung des Maßnahmenkatalogs in die quartiersweite Zielstrategie bis 2050 ...... 83 Abbildung 43: Sektorales Bilanzmodell ...... 84 Abbildung 44: Studie zur Interaktion EE-Strom, Wärme: Szenario Privathaushalte (Quelle: Fraunhofer IWES und IBP)...... 84 Abbildung 45: Entwicklung der rechtlichen Anforderungen an den Energiestandard beim Neubau ...... 86 Abbildung 46: Energieströme eines Gebäudes ...... 87 Abbildung 47: Durchschnittlicher Eigenverbrauch in Abhängigkeit von Haushaltbewohnern und Leistung der Photovoltaikanlage ...... 90 Abbildung 48: Grundstruktur des Maßnahmenkatalogs ...... 92 Abbildung 49: technischen und soziokulturellen Potenziale zu nutzen...... 92 Abbildung 50: Zielentwicklung...... 93

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Rechtskräftige Bebauungspläne ...... 17 Tabelle 2: vorhandene Baudenkmale im Quartier ...... 49 Tabelle 3: Verwendete Gebäudetypologie (nach Bautyp, Altersklasse) ...... 60 Tabelle 4: Kennwerte der Nichtwohngebäude ...... 62 Tabelle 5: Primärenergieaufwand im Quartier ...... 68 Tabelle 6: Treibhausgaspotenziale einzelner Stoffeinträge in die Atmosphäre ...... 68 Tabelle 7: Beitrag der quartiersweiten Energieströme zum Klimawandel ...... 70 Tabelle 8: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 1 in kWh/m²a ...... 72 Tabelle 9: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 2 in kWh/m²a ...... 72 Tabelle 10: Potenziale der Nichtwohngebäude ...... 74 Tabelle 11: Ergebnisse der PV-Potenziale ...... 78 Tabelle 12: Ergebnisse der solarthermischen Potenziale ...... 78 1. Vorbetrachtungen

Der Klimaschutz stellt eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar und ist in den letzten Jahren mehr und mehr ins Bewusstsein der Politik gelangt. Auf internationaler Ebene und für die Europäische Union wurde das Ziel vereinbart, die Erderwärmung auf maximal 2°C gegenüber dem Stand vor der industriellen Revolution zu begrenzen. Zur Erreichung des Zieles ist eine Senkung der globalen Treibhausgasemission bis zum Jahr 2020 um 20% und bis 2050 um 50%, bezogen auf die Werte von 1990, vorgesehen. In Europa soll die Verringerung zum einen durch eine höhere Energieeffizienz und zum anderen durch eine Anhebung des Marktanteils der erneuerbaren Energien auf 20% und der nachhaltig produzierten Bio- und anderen erneuerbaren Kraftstoffe im Verkehrsbereich auf 10% erreicht werden. Die deutsche Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den bundesweiten Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen folgender Maßen zu senken: bis 2020 um 40%, 2030 um 55%, bis 2040 um 70% und bis 2050 um 80% bis 95%. Als Ausgangspunkt gelten ebenfalls die Werte von 1990. Die Ziele sind unter anderem im Energiekonzept der BRD von 2010 mit Leitlinien der langfristigen Strategie bis 2050 festgeschrieben. In der vergangenen 18. Legislaturperiode wurde der Schwerpunkt zur Energiewende auf das energieeffiziente Bauen und Sanieren gelegt, mit dem Hinweis, dass das „Wirtschaftlichkeitsgebot, die Technologieoffenheit und der Verzicht auf Zwangssanierung feste Eckpunkte des Energiekonzeptes bleiben“. Die Umsetzung und Erreichbarkeit der Zielsetzungen sollen durch Steigerung der Anteile der erneuerbaren Energien und Energieeinsparung gewährleistet werden. Großes Potenzial zur Senkung des Primärenergieverbrauches ist in der energetischen Gebäudesanierung vorhanden. So soll die Sanierungsrate für Gebäude von derzeit jährlich weniger als 1% auf 2% des gesamten Gebäudebestandes verdoppelt werden. Zusätzlich wird im Bereich Verkehr ein Rückgang des Endenergieverbrauchs bis 2020 um rund 10% und bis 2050 um rund 40% gegenüber 2005 angestrebt. Aus dieser Motivation heraus werden seit 2008 im Rahmen der Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Projekte im Klimaschutzbereich gefördert. Den Kommunen kommt hierbei eine zentrale Aufgabe zu. Unter anderem sind die Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) KfW-Programm 432 „Erstellung eines integrierten energetischen Quartierskonzept“ und „Energetische Stadtsanierung“ aus dem Energiekonzept Deutschlands entstanden. Die Abbildung 1 stellt einen Überblick der verschiedenen Förderprogramme zur Erreichung der Zielsetzungen in der kommunalen und privaten Ebene dar. Mit dem KfW-Programm "Energetische Stadtsanierung" sollen nun vertiefte integrierte Quartierskonzepte zur Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude und der Infrastruktur, insbesondere zur Wärmeversorgung entwickelt und umgesetzt werden (KfW Programm 432). Die Konzeption des Integrierten Energetischen Quartierskonzeptes wurde von der DSK (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft) aus Bremen in Kooperation mit den Büros KEEA (Klima und Energieeffizienz Agentur) aus Kassel und cappel + kranzhoff Stadtentwicklung und Planung GmbH aus Hamburg bearbeitet.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 6

Abbildung 1: Förderprogramme der KfW-Bank zur energetischen Stadtsanierung 1

Die Aufstellung eines energetischen Quartierskonzepts ist ein komplexer interdisziplinärer Vorgang. Einerseits ist der energetische Sanierungsansatz mit den bestehenden oder aufzustellenden städtebaulichen Entwicklungskonzepten sowohl im Quartier als auch in der Gesamtstadt zu verzahnen und andererseits ist die Beteiligung und die Integration möglichst vieler Akteure in den Planungsprozess zur Steigerung der Realisierungschancen auf die abgeleiteten Einzelmaßnahmen zu berücksichtigen.

1.1. Aufgabenstellung und Zielsetzung Die Stadtplanung umfasst alle Tätigkeiten zur vorrausschauenden Ordnung und Lenkung räumlicher Entwick- lung in den Städten und Gemeinden und ist damit von zentraler Bedeutung für eine energieeffiziente und klimagerechte Entwicklung der Städte und Gemeinden. Das Integrierte energetische Quartierskonzept (IEQK) „Ortskern Cadenberge“ dient der Gemeinde Cadenberge als informelle Stadt- und Gemeindeplanung zur Vorbereitung planerischer Entscheidungen im Prozess der politischen Willensbildung der kommunalpolitischen Entscheidungsträger. Die größten Effekte des kommunalen Klimaschutzes lassen sich im Bereich des Gebäude- bestandes erreichen. Im Bundesgebiet stehen den ca. 20 Millionen Bestandsgebäuden etwa 130.000 Neubau- ten pro Jahr gegenüber. Verschiedene Analysen zeigen auf, dass bis zu 85% Energieeinsparung im Gebäu- debestand möglich ist, verglichen mit den energetischen Standards, welche Neubauten durch die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) erreichen müssen. Mit der energetischen Sanierung des Siedlungsbe- standes geht eine Verbesserung des Wärmeschutzstandards und dadurch die Reduzierung des Wärmebe- darfs einher, gleichzeitig verbessert sich die Wohnqualität. Um die ehrgeizigen bundesweiten Klimaschutzziele zu unterstützen, möchte die Gemeinde Cadenberge das Portfolio seiner Aktivitäten in den Bereichen Energieeinsparung, Energieeffizienzsteigerung und erneuerbarer

1 Vgl.: Begleitforschung Energetische Stadtsanierung (2015).

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 7 Energien ausbauen. Daneben sollen die Themen Energie und Klimaschutz als Teil der Gemeindeentwicklung positiv besetzt und zu einem Identitätsbaustein entwickelt werden. Im Zentrum der Betrachtung steht dabei der Ortskern von Cadenberge, der durch einen älteren und an vielen Stellen sanierungsbedürftigen Gebäudebestand geprägt ist. Die Entwicklung eines starken Ortskerns und zent- ralen Versorgungsbereichs soll hier durch die modellhafte Entwicklung zu einem klimagerechten Quartier ge- stärkt werden. Insgesamt soll die vorhandene Siedlungsstruktur dauerhaft erhalten und in Bezug auf den de- mografischen und energetischen Wandel erneuert werden. Im Rahmen einer integrierten Planung sollen ver- schiedene Aspekte der Gemeindeentwicklung verknüpft und aufeinander abgestimmt werden. Im Entwicklungs- und Planungsprozess sollen alle betroffenen Akteure eingebunden und Anstoßwirkungen er- zeugt werden. Die Gemeinde Cadenberge wird dadurch dem Anspruch gerecht, übergeordnete Klimaschutz- ziele im Rahmen integrierter, quartiersbezogener Ansätze zu erreichen bzw. zur ihrer Erreichung beizutragen. Ziel des vorliegenden Quartierskonzeptes ist eine Strategieentwicklung zur Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude und der Infrastruktur, die in einer Umsetzungsstrategie die Erreichung der dazu notwendigen Einzelziele verankert und damit sicherstellt. In diesem Zusammenhang wird im vorliegenden Konzept die Sen- kung des Energieverbrauches und der CO2-Emmissionen analysiert sowie Potenziale zur Steigerung der rege- nerativen Energieerzeugung ermittelt. Es sollen Möglichkeiten der energetischen Modernisierung sowie für eine städtebauliche und funktionelle Aufwertung aufgezeigt werden. Dabei gilt es, Belange einer sicheren, bezahl- baren wie klima- und ressourcenschonenden Energieversorgung in eine Entwicklungsstrategie auf Quartiers- ebene zu integrieren, in der städtebauliche, denkmalpflegerische, baukulturelle, wohnungswirtschaftliche sowie soziale Belange Berücksichtigung finden. Wesentliches Ziel ist es daher, eine Orientierung über Potenziale und Hemmnisse für die Optimierung der energetischen Qualität des Baubestandes zu schaffen. Dies nicht in rein technischer Sicht, sondern mit Fokus auf die Bewohnerschaft und die Gewerbetreibenden als Gruppe der Schlüsselakteure. Hierfür eignet sich in be- sonderem Maß die Betrachtung auf Quartiersebene, die einen differenzierten Blick auf die individuellen Mög- lichkeiten und Befindlichkeiten dieser Zielgruppen ermöglicht.

1.2. Quartiersauswahl Das Quartier „Ortskern Cadenberge“ umfasst den erweiterten Ortskern des Hauptortes der Gemeinde Ca- denberge. Es wird begrenzt durch die Bebauungen entlang der . Claus-Meyn-Straße im Norden . Schützenstraße, Parkstraße, Schulstraße und Oberreihe im Osten, . Klotzen und Feldweg im Süden, . Langenstraße / Bahnhofstraße (K22) und Cuxhavener Straße (B73) im Westen. Im zentralen Bereich durchqueren die Bundesstraße B73 und die Bahnstrecke – Hamburg das Ge- biet. Das Quartier umfasst eine Größe von ca. 57,5 ha. Das Quartier ist mit seinen Grenzen in Abbildung 2 dargestellt.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 8

Abbildung 2: Gebietsabgrenzung „Ortskern Cadenberge“

Das Quartier lässt sich grob in folgende stadtstrukturelle Teilbereiche unterteilen, die zwar nicht scharf gegeneinander abgrenzbar sind, aber zur Orientierung und besseren Beschreibung dienen können: Teilbereich „Südlich der Bahnstrecke“: . Gemischte Bebauung entlang Langenstraße . Wohnstraßen Querweg, Oberreihe . Bahnhof . Grundschule, Schule

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 9 Teilbereich „Entlang der Bahnhofstraße“: . Gemischte Bebauung entlang östlich und westlich Bahnhofstraße . Polizeistation . Ecke Bahnhofstraße / B73 Teilbereich „Westlich der Bahnhofstraße / Cuxhavener Straße“: . Wohnstraßen / neue Wohngebiete Weidenkamp, Finkenhörne, Alter Burgwall, Alte Post, Am Stadt- gericht . Bebauung entlang Cuxhavener Straße Teilbereich „Zwischen Bahnhof und Zentrum“: . Bahnhof . Rückwärtiger Bereich östlich Bahnhofstraße . Kita . Friedhof . Bebauung entlang Stader Straße Teilbereich „Um den Marktplatz“: . Rathaus . Geschäftsgebäude westlich und östlich Marktplatz . Marktkauf . Angrenzender alter Ortskern am Sandberg . Ev. Kirchengemeinde Cadenberge- . Freiflächen/Brachen/Parkplätze Teilbereich „Östlich und nordöstlich des Zentrums“: . Wohnstraßen Schul-, Schützen-, Park-, Claus-Meyn-, Bergstraße und Mühlenlamp . Geschosswohnungsbau Schützenstraße . Berufsbildende Schulen . Tennis- und Schützenverein . Landwirtschaftliche Nutzungen . Gewerbliche Nutzungen Verkehrliche bedeutsame Teilbereiche: . Bahnstrecke . Stader Straße und Cuxhavener Straße (B73) . Rund um den Marktplatz

1.3. Methodik Die Grundlage des IEQK bildet die städtebauliche und energetische Analyse des Quartiers, die einen qualita- tiven und quantitativen Teil beinhaltet. Aufbauend auf der Bestandsaufnahme erfolgt die Potenzialermittlung des Quartiers zielgerichtet auf einzelne Handlungsfelder. Unter Betrachtung und Verknüpfung der städtebau- lichen und energetischen Analyse werden einzelne Szenarien aufgezeigt, die das energetische Leitbild des Konzeptes untermauern. Aufgrund der Szenarien werden die Handlungsempfehlungen entwickelt, die konkrete Maßnahmenbeschreibungen zur Zielerreichung beinhalten. Der Maßnahmenkatalog stellt die Umsetzbarkeit in kurz,- mittel- und langfristig dar sowie die Wirtschaftlichkeit jeder Maßnahme. Zur nachhaltigen Finanzierung

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 10 von Investitionen erfordert die Umsetzung eine langfristige Planung. Zur Sicherung der Maßnahmenumsetzung werden Controlling-Prozesse entwickelt und vorgestellt. Für die Gemeinde Cadenberge liegen mit Ausnahme des „Integrierten Einzelhandels- und Ortskernkonzeptes für die Gemeinde Cadenberge“ aus dem Jahr 2016 keine weiteren übergeordneten Konzepte (wie z.B. Ver- kehrskonzept, Parkflächenuntersuchung) vor. Das Einzelhandels- und Ortskernkonzept wird in der Untersuchung berücksichtigt, soweit dies zweckdienlich ist.

Methodik der Datenerhebung Die Datenerhebung dient zur Beschreibung der energetischen Ist-Situation vor Ort. Jedes Gebäude im Quar- tier wurde nach Gebäudetypologie (z.B. Ein- und Zweifamilienhaus, Mehrfamilienhaus) sowie der entspre- chenden Baualtersklasse eingeordnet. Zusätzlich wurde der Zustand einzelner Gebäudeelemente (Fassade, Fenster, Dach) bewertet und mit standardisierten Daten abgeglichen. Die Daten wurden in eine geoinformati- onsgestützte Datenbank (GIS) überführt. Des Weiteren wurden über die Quartiersbegehung folgende Ge- bäudeeigenschaften aufgenommen: . Geschossigkeit, . Fassade (Fassadenmaterial, Zustand), . Dach (Dachform, Dachmaterial, Zustand), Über die Bestandsaufnahme vor Ort sind die von der Straße aus sichtbaren Gebäudeelemente wie Fassade, Fenster und Dach auf ihren Zustand bewertet worden. Die Bewertungskategorien sind: . gut: Das Gebäudeelement ist intakt und in einem gepflegten oder neuwertigen Zustand, . eher gut: Das Gebäudeelement ist intakt mit leichten bis typischen Altersspuren (z.B. Moos auf dem Dach), . eher schlecht: Das Gebäudeelement hat leichte technische und daraus resultierende optische Mängel, und . schlecht: Das Gebäudeelement weist bautechnische Schäden auf und sollte erneuert werden. Die Bewertung bezieht sich allein auf die Funktion des Gebäudeelements, d.h., ob es intakt oder defekt ist. Bewertet wurde nicht, ob das Gebäudeelement dem aktuellen Stand der Technik entspricht, bzw. ob das Ge- bäudeelement bauartbedingte energetische Defizite aufweist. So kann theoretisch eine Ein-Scheiben- Verglasung auch mit gut bewertet sein, wenn sich das Fenster in einem gepflegten bzw. neuwertigen Zustand befindet. Des Weiteren lag der Fokus nicht auf optischen Mängeln, wie z.B., dass ein Anstrich notwendig wäre. Ziel ist es herauszufinden, wo Sanierungsanlässe vorhanden sind bzw. zukünftig bestehen werden. Diese Infor- mationen sollen eine Basis für ein späteres Sanierungsmanagement darstellen. So können (neue und alte) Ge- bäudeeigentümer gezielt über Möglichkeiten einer energetischen Sanierung informiert werden. Ein geeigneter Zeitpunkt für eine energetische Sanierung besteht bei einem Eigentümer- bzw. Bewohnerwechsel. Wenn das Gebäude nur „renoviert“ wird, ist die Möglichkeit für eine zukünftige energetische Sanierung häufig für Jahre hinweg vertan, da die Kosten für eine Renovierung und eine zusätzliche, spätere energetische Sanierung ins- gesamt sehr hoch werden. Eine zeitnahe energetische Sanierung ist somit sehr unwahrscheinlich.

Methodik der Analyse Die Analyse des Quartiers beinhaltet einen planerischen und einen energetischen Teil und wird auf den drei Ebenen Gemeinde, Quartier und Gebäude durchgeführt. Die Teile und Ebenen der Analyse sind jeweils eng miteinander verknüpft. In der Analyse werden die in der Abbildung 3 dargestellten Themenfelder und Bau- steine behandelt.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 11

Abbildung 3: Themenfelder und Bausteine der Analyse

1.4. Beteiligung der Öffentlichkeit Um die unterschiedlichen Interessen im Quartier wie auch die verschiedenen fachlichen Anforderungen in Ein- klang zu bringen, werden von Beginn an möglichst viele Akteure angesprochen und aktiviert.

Akteure Neben der Gemeindeverwaltung und den EigentümernInnen / BewohnerInnen des Quartiers sind weitere Ak- teure an dem Prozess einer klimagerechten Stadtentwicklung zu beteiligen. Mit dem Aufbau eines internen und externen Akteursnetzwerkes sollen außerdem alle städtischen und regional relevanten Akteure in den Prozess mit eingebunden werden. Eine aktive Einbindung aller betroffenen Akteure erfolgte auf mehreren Wegen. Insgesamt wurde die Öffentlichkeit durch eine Bürgerveranstaltung sowie durch den Internetauftritt www.cadenberge-klimaquartier.de/ beteiligt und informiert. Darüber hinaus gab es eine Informationsveran- staltung für Einwohner (Thermographiespaziergang). Des Weiteren standen Vertreter der Gemeinde und der Konzeptbearbeiter der Presse Rede und Antwort. Es fand eine schriftliche Befragung der Gebäude-Eigentümer / EigentümerInnen statt sowie eine Befragung über den Internetauftritt (www.cadenberge-klimaquartier.de). In der Rückschau konnten mit den durchgeführten Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise die Interessen und Anregungen vieler Anwohner und von Vertretern relevanter örtlicher Institutionen und Unter- nehmen sowie der Verwaltung rechtzeitig erkannt und im Konzept eingearbeitet werden. Dadurch wurde eine bessere Akzeptanz bei allen Beteiligten erreicht. Darüber hinaus entstanden so auch Kontakte zu Eigentümern, deren Immobilien zu Analysezwecken untersucht wurden.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 12 Termine und Themen der Bürgerveranstaltungen . Bürgerveranstaltung am 09.11.2017 mit allgemeine Information und Vorstellung der Konzeptbausteine . Thermographiespaziergang am 15.03.2018

Termine und Themen der Ausschusssitzungen und Fachgespräche . Teilnahme an der Sitzung des Bau-, Umwelt- und Wegeausschusses am 07.03.2018 . Treffen mit Immobilien-Eigentümer am 15.03.2018

Termine mit der Presse Darüber hinaus fanden regelmäßig Abstimmungen mit der Gemeinde statt. Ebenso wurden hinsichtlich der Konzepterstellung, deren Ergebnisse im Bauausschuss und im Rat der Gemeinde vorgestellt, diskutiert und schließlich beschlossen.

1.5. Eigentümerbefragung Im Folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse der schriftlichen Befragung der Gebäude-Eigentümer / EigentümerInnen wiedergegeben. Dazu wurden die 25 eingereichten Fragebögen (Rückläufe) ausgewertet: Die Mehrheit der 25 EigentümerInnen nutzt die Gebäude selbst, sieben werden vermietet und zwei stehen (zum Teil leer). Die meisten Immobilien sind 40 bis 60 Jahre alt oder älter als 80 Jahre. Unter den Gebäuden sind lediglich vier Gebäude vorhanden, die jünger als 40 Jahre sind. Auch bei den Bewohnern lassen sich klare Schwerpunkte finden, die Altersgruppen der 40- bis 59-Jährigen und der 60- bis 79-Jährigen stellen mit acht bzw. neun Nennungen die Mehrheit dar. Ein Großteil der EigentümerInnen gibt an, an ihren Gebäuden bereits energetische Sanierungen durchgeführt zu haben. Dabei lag der Fokus vor allem auf Heizungen und auf Fenstern, die ausgetauscht wurden. Aber auch die Dämmung der Dächer wird genannt, ebenso wie vereinzelte Sanierungen der Fassaden. Bei der Betrachtung der Jahreszahlen, in denen die Sanierungen stattfanden, wird deutlich, dass vor allem seit Beginn der 2010er Jahre verstärkt saniert wurde. Von den insgesamt 37 Sanierungen fanden 24 im Zeitraum von 2010 bis 2017 statt. Die Verbrauchskosten für Strom und Heizenergie werden mehrheitlich als „okay“ einge- stuft, es sind nur wenige Ausreißer nach oben und unten genannt worden.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 13 14 13 12 12

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Abbildung 4: Bisherige energetische Sanierungen nach Gebäudeteil (absolut)

Die Wünsche für zukünftige Veränderungen an den Immobilien sind breit gestreut. Neue Dachdämmungen, Heizungsanlagen und Fenster werden ebenso gewünscht wie Sanierungsmaßnahmen an der Fassade. Verein- zelt werden der Ausbau des Wohnraums oder zusätzliche Möglichkeiten zur erneuerbaren Energiegewinnung, wie eine Photovoltaikanlage, genannt. Der Zeithorizont wird dabei überwiegend als mittelfristig eingeschätzt, fünf Sanierungen werden als kurzfristig und sechs als langfristig möglich genannt.

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0 Dachdämmung Heizung Fenster Fassade Ausbau des Maßnahmen Wohnraums zur Gewinnung Erneuerbarer Energien

Abbildung 5: Zukünftige energetische Sanierungen nach Gebäudeteil (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 14 Für die Sanierungen benötigen die EigentümerInnen unterschiedliche Kräfte. Orientierungshilfen werden dabei vor allem zu technischen Möglichkeiten und vor allem zu Fördermitteln genannt, während für die Umsetzung Kontakte zu detaillierten Energieberatungen und zu Handwerkern gewünscht werden. Finanzielle Förderungen werden dabei überwiegend als wichtig bis unabdingbar eingestuft. Auch allgemeine Informationen werden größtenteils zu Fördermitteln erbeten. Darüber hinaus ist für einige auch die Informationsbereitstellung von Fassadensanierungen, Heizungstechnik und Elektromobilität von Interesse. Von 25 EigentümerInnen sind 20 im Besitz eines eigenen PKW, 17 besitzen ein Fahrrad. Nur wenige Nennun- gen entfielen auf Motorräder und Mopeds sowie Carsharing. Elektroautos werden nicht genutzt. Ein Umstieg auf Elektromobilität können sich zehn Befragte vorstellen. Gründe dagegen waren vor allem zu hohe Anschaf- fungskosten und zu geringe Reichweiten. Die Ladung eines Elektrofahrzeuges ist dennoch mehrheitlich möglich, ebenso wie eine Nachrüstung. Es zeigt sich anhand der ausgewerteten Fragebögen, dass die EigentümerInnen von sich aus am Thema der energetischen Sanierung interessiert sind. Ein Großteil von ihnen ist bereits tätig geworden und hat Sanie- rungsmaßnahmen – vor allem in den letzten 10 Jahren – durchgeführt. Dabei ist zu beobachten, dass vor al- lem Heizungen und Fenster erneuert wurden. Auch für zukünftige Sanierungen stehen Fenster im Fokus. Künfti- ge Maßnahmen der energetischen Sanierung sollen überwiegend mittelfristig umgesetzt werden, sodass es sinnvoll scheint, sich in naher Zukunft mit den EigentümerInnen in Verbindung zu setzen, vor allem im Hinblick auf die Informationsbereitstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 15 2. Analyse der städtebaulichen und strukturellen Rahmenbedingungen

2.1. Übergeordnete Rahmenbedingungen

2.1.1. Lage der Gemeinde Cadenberge Am Rande der im Landkreis Cuxhaven gelegen umfasst das Gemeindegebiet von Cadenberge ca. 936 ha, auf denen gut 4.250 EinwohnerInnen leben. Die Gemeinde ist Mitglied der Samtgemeinde Land Hadeln, zu der am 1. November 2016 insgesamt 14 Gemeinden fusioniert sind.2 Nachbargemeinden sind im Norden Balje und Oederquart (beide Landkreis ), im Osten Oberndorf (Os- te), im Süden Wingst und im Westen Bülkau und (). Cadenberge befindet sich ca. 10 km nordwestlich der Gemeinde und ca. 40 km von nordwestlich der Hansestadt Stade. In nordwestlicher Richtung der B73 folgend liegen die Gemeinde Otterndorf in ca. 15 km und die Stadt Cuxhaven in ca. 30 km Entfernung. Nördlich und südlich grenzen eher dünner besiedelte Landschaftsräume und kleinere Kommunen an. Im Norden bildet die eine natürliche Begrenzung für Ver- flechtungsbereiche. Zusammen mit der Wingst (Höhenzug) im Süden ist sie aber auch Ziel von Urlaubern und Tagesgästen.

Abbildung 6: Lage von Cadenberge3

2.1.2. Planerische Vorgaben Cadenberge ist im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) für den Landkreis Cuxhaven 2012 als Grund- zentrum mit den Schwerpunktaufgaben Sicherung und Entwicklung von Wohn- und Arbeitsstätten festgelegt.

2 Cadenberge war zuvor der Samtgemeinde Am Dobrock zugehörig. Verwaltungssitz der neu gegründeten Samtgemeinde Land Hadeln ist Otterndorf. 3 Quelle: OpenStreetMap, eigene Darstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 16 Die nächstgelegenen größeren Städte in Niedersachsen sind die Mittelzentren Hemmoor in ca. 10 km und Cuxhaven in ca. 34 km Entfernung. Das Oberzentrum Bremerhaven liegt ca. 54 km entfernt; das Grundzent- rum mit mittelzentralen Teilfunktionen Otterndorf befindet sich ca. 15 km westlich.4 In dem 2017 neu bekannt gemachten Landes-Raumordnungsprogramm (LROP) des Landes Niedersachsen sind für Cadenberge lediglich eine Haupteisenbahnstrecke (Cuxhaven – Hamburg) und eine Hauptverkehrsstraße (Bundesstraße B73) dargestellt. Für das Quartier liegen mehrere rechtskräftige Bebauungspläne vor, deren Ursprungspläne teilweise noch aus den 70er-Jahren stammen, die aber teilweise auch neueren Datums sind. Im Einzelnen sind folgende Bebau- ungspläne im Quartier vorhanden:

Nr. Anzahl d. Änderungen Bezeichnung 5 11 Marktplatz 6 3 Ortsmitte 7 2 Zwischen dem Kanal und der Bundesstraße 14 2 Schulgebiet 16 2 An der Finkenhörne 19 - Westlich der Bahnhofstraße Tabelle 1: Rechtskräftige Bebauungspläne

Hervorzuheben ist der Bebauungsplan Nr. 5 für den zentralen Bereich um den Marktplatz, der inzwischen bereits elfmal geändert wurde, um aktuellen Planungen und Erfordernissen planungsrechtlich gerecht zu wer- den. Daneben sind die „neueren“ Bebauungspläne im westlichen Bereich des Quartiers bedeutsam; hier ist in jüngerer Vergangenheit Planrecht geschaffen worden, um u.a. neue Wohnbebauungen westlich der Bahnhof- straße und an der Straße „Finkenhörne“ zu ermöglichen. Für ein neues Baugebiet bzw. Wohngebiet westlich der Bahnhofstraße befindet sich derzeit ein Bebauungs- plan (B-Plan Nr. 29) in Aufstellung.

2.2. Sozialstruktur und Demografie Die Gemeinde Cadenberge wird als Teil der Samtgemeinde Land Hadeln dem Demografietyp 5 „Städte und Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Räumen“ zugeordnet.5 Charakteristisch für diese Städte und Gemeinden sind eine schrumpfende und vergleichsweise stark alternde Bevölkerung sowie eine Abwanderung insbesondere junger Menschen zur Arbeits- und Ausbildungssuche. Auch eine stagnierende Einwohnerzahl, geringes Wirtschaftswachstum und unterdurchschnittliche Kaufkraft sowie eine angespannte finanzielle Situation der Kommunen sind kennzeichnend für diesen Demografietyp.

4 Einwohnerzahl der Samtgemeinde Hemmoor ca. 14.200 EW; Einwohnerzahl der Stadt Cuxhaven ca. 48.250 EW; Ein- wohnerzahl der Stadt Bremerhaven ca. 114.000 EW 5 Quelle: Wegweiser Kommune (www.wegweiser-kommune.de)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 17 Diese Charakteristika treffen auf die Gemeinde Cadenberge jedoch nur in Teilen zu. Die Bevölkerung hat in den Jahren 2011 – 2017 insgesamt um knapp 3 % zugenommen; im Zeitraum 2000 – 2017 um knapp 4 %. Damit erreicht Cadenberge statistisch nahezu erneut den Stand der Bevölkerung der 1980er-Jahre. Auf Ebene des Landkreises Cuxhaven hat in diesem Zeitraum eine Abnahme der Bevölkerung stattgefunden (von im Jahr 2000: 204.843 Einwohner auf 2016: 198.670 Einwohner). Cadenberge liegt damit nicht im Trend des Landkreises Cuxhaven; allerdings lässt die Lage im ländlichen Raum trotz der guten Verbindungen nach Cuxhaven und Stade nicht zwingend eine stabile demografische Entwicklung für die Zukunft erwarten. Die phasenweise hohe Bevölkerungszunahme - Cadenberge ist bis seit den 1990er-Jahren sehr schnell ge- wachsen - führt jedoch zu einer zunehmenden Überalterung. Die Wohngebiete aus dieser Zeit sind heute durch einen hohen Anteil älterer Bewohner geprägt, deren Kinder nicht mehr im elterlichen Haushalt wohnen. Dieser Alterungsprozess erfordert auch vor dem Hintergrund einer effizienten Energieversorgung technische, wirt- schaftliche und soziale Anpassungsmaßnahmen. Bezüglich der Sozialstruktur und Demografie liegen nur eingeschränkt Daten für das Quartier vor. Aus den Daten auf der Ebene der Gemeinde Cadenberge und Samtgemeinde Land Hadeln lassen sich jedoch Tenden- zen für das Quartier ableiten. Die nachstehend verwendeten Daten entstammen überwiegend der LSKN- Online Datenbank des Landesamts für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) mit Stand vom April 2018.6

2.2.1. Einwohnerzahl und -entwicklung Mit 4.259 Einwohnern (Stand: 30.06.2017) hat die Gemeinde Cadenberge gegenüber 4.145 Einwohnern im Jahr 2011 eine Bevölkerungszunahme von rund 3 % verzeichnet. Damit hat in der Gemeinde die Bevölkerung ähnlich stark zugenommen wie im Landkreis Cuxhaven im vergleichbaren Zeitraum (Zunahme um knapp 3 % in den Jahren 2011-2016). Das leichte Wachstum der vergangenen Jahre hängt vor allem mit dem positiven Wanderungssaldo und ins- besondere mit dem Zuzug junger Familien zusammen. Zudem hat sich seit dem Jahr 2000 eine Trendwende von einem Geburtenüberschuss hin zu einem Geburtendefizit sowie einem Wanderungsverlust hin zu einer Wanderungszunahme vollzogen.

6 Quelle: Landesamt für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) (www.lskn.niedersachsen.de).

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 18 4.300 4.259 4.228 4.218 4.200 4.145 4.122 4.105 4.105 4.100

4.000

3.900 3.881 3.837

3.800

3.700

3.600 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2011 2017

Abbildung 7: Bevölkerungsentwicklung Cadenberge (absolut)

Die Zusammensetzung der Altersstruktur hat sich in den vergangenen sieben Jahren nicht signifikant gewan- delt. Unterschiede zeigen sich in den Altersklassen der jüngeren und älteren Menschen. Bei den 0-15-jährigen und den 16-60-jährigen sind leichte Rückgänge zu verzeichnen, wohingegen der Anteil der älteren Menschen über 65 Jahren leicht zugenommen hat. Mit diesem Trend der letzten Jahre setzt sich der Trend der vergangenen über 10 Jahre seit dem Jahr 2000 fort, wobei der Anteil der jüngeren Menschen tendenziell sinkt und insbesondere der Anteil der besonders alten Menschen über 65 Jahren und älter stark gestiegen ist.

3 2,0 2

2

1

1 0,0 0 0-15 16-60 61-65 >65 -1

-1 -0,7

-2 -1,5 -2 Abbildung 8: Bevölkerungsentwicklung Cadenberge im Zeitraum 2011-2017 (prozentual)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 19 Ein zunehmend hoher Anteil der alten und besonders alten Menschen in der Gemeinde kann auch auf einen anstehenden oder sich vollziehenden Generationenwechsel im Bestand hindeuten. Für Gebäude aus den 50er-/60er-Jahren, die noch von den ursprünglichen Eigentümern und Erbauern bewohnt werden, steht ein Generationenwechsel in absehbarer Zeit bevor. Solche Gebäude können kurz- bis mittelfristig mit einer Leerstandsproblematik konfrontiert werden. Bezüglich der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung liegen lediglich Daten auf der Samtgemeindeebene vor. Aus der Betrachtung lassen sich jedoch Tendenzen für die Entwicklung im Quartier ableiten. Nach der Bevölkerungsvorausberechnung der Statistischen Ämter der Länder7 wird die Bevölkerung in der Samtgemeinde Land Hadeln in Zukunft abnehmen. Die prognostizierte Schrumpfung liegt bei -0,2 % bis 2020, -1,0 % bis 2025 und -2,0 % bis 2030. Die Entwicklung in den einzelnen Altersgruppen wird jedoch unterschiedlich verlaufen. Für alle Altersgruppen mit Ausnahme der über 65-jährigen wird bis zum Jahr 2030 ein Rückgang prognostiziert. Die Altersgruppe der unter 5-jährigen verliert bis zu 12 %, die der 16-45-jährigen bis zu 27 % und die der 46-65-jährigen bis zu 13 %. Demgegenüber nimmt der Anteil der 65-79-jährigen um rund 37 % zu und der Anteil der über 80- jährigen sogar um knapp 60 %. Die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung basieren auf einer Fortschreibung der demografischen Entwicklung der vergangenen Jahre. Insofern bestätigen die Ergebnisse diese Entwicklung.

2.2.2. Einwohnerstruktur Mit Stand vom 30.06.2017 hatte die Gemeinde Cadenberge 4.259 Einwohner. Im Jahr 2016 lag die durchschnittliche Haushaltsgröße (Belegungsdichte) bei etwa 2,0 Einwohnern pro Wohnung (in Wohn- und Nichtwohngebäuden)8 und damit entsprechend gleich dem niedersächsischen Durchschnitt von ebenfalls etwa 2,0 Einwohnern pro Wohnung. Die durchschnittliche Haushaltsgröße erreicht für den ländlichen Raum ein vergleichsweise hohes Niveau, spiegelt sich aber im städtischen Charakter von Cadenberge und der Nähe zu Cuxhaven und Stade wieder. Auch hinsichtlich der Bevölkerungsdichte von etwa 138 Einwohnern pro km² (Stand: 31.12.2016) weist die Gemeinde eine vergleichsweise hohe Dichte auf. Die Bevölkerungsdichte der Samtgemeinde Land Hadeln liegt im Vergleich bei nur 66,6 Einwohnern pro km². Der niedersächsische Durchschnitt hingegen liegt bei 166,5 Einwohnern pro km² und damit höher als in Cadenberge und der Samtgemeinde Land Hadeln (Stand: 31.12.2016). Demgegenüber liegt die Wohnfläche pro Kopf in Cadenberge mit etwa 47,1 m² unter dem Durchschnitt im Landkreis Cuxhaven von etwa 52,2 m² und auch deutlich unter dem Durchschnitt in der Samtgemeinde von 53,2 m² (Stand: 31.12.2016). Dies spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Wohnungsgröße wieder. Mit 102,1 m² pro Wohnung liegt die Größe in Cadenberge leicht unter dem Durchschnitt der Samtgemeinde mit 108,33 m² und leicht unter dem Durchschnitt des Landkreises von 104,3 m² (Stand: 31.12.2016).

7 Quelle: Wegweiser Kommune (www.wegweiser-kommune.de). 8 31.12.2016: 2.068 Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden bei 31.12.2016: 4.269 Einwohner.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 20 Das Durchschnittsalter der Bewohner von Cadenberge liegt gegenwärtig bei 43,2 Jahren bei den männlichen Einwohnern und 46,7 Jahren bei den weiblichen Einwohnern und damit leicht unter dem des Landkreises Cuxhaven (männlich: 44,8 Jahre; weiblich: 47,5 Jahre) (Stand: 31.12.2016). Der Anteil der unter 16-jährigen in Cadenberge liegt heute (Stand: 31.12.2016) mit gut 14 % leicht über dem Durchschnitt in der Samtgemeinde und im Landkreis. Der Anteil der 16-45-jährigen liegt mit rund 32 % ebenfalls leicht über dem Durchschnitt in der Samtgemeinde und im Landkreis. Demgegenüber bewegt sich der Anteil der 46-65-Jährigen mit rund 29 % leicht unter dem Durschnitt in der Samtgemeinde und im Landkreis. Bei dem Anteil der über 65-jährigen zeichnen sich in der Gemeinde Cadenberge bezüglich der Altersstruktur keine gravierenden Unterschiede zu den Vergleichsebenen ab.

35 32,2 32,331,6 30,530,7 29,3 30

24,6 25 24,224,1

20 Cadenberge

14,3 SG Land Hadeln 15 13,113,1 LK Cuxhaven 10

5

0 0-15 16-45 46-65 >65

Abbildung 9: Vergleich der Altersstruktur nach Altersklassen (prozentual)

2.2.3. Eigentümerstruktur Das Quartier weist eine hohe Vielfalt von privaten Einzeleigentümern und Erbengemeinschaften auf. Insbeson- dere betrifft dies die Wohngebäude, aber auch nahezu alle Nichtwohngebäude. Sie befinden sich nahezu vollständig in privatem Eigentum und werden zu einem überwiegenden Teil von den jeweiligen Eigentümern bewohnt oder gewerblich bzw. geschäftlich genutzt. Gemessen am gesamten Gebäudebestand liegt der An- teil an privaten Eigentümern bei rund 90 %. Insgesamt sind dabei nur wenige private Erben- oder Eigentü- mergemeinschaften vorhanden.9 Die gewerblichen sowie kommunalen und kirchlichen Immobilien werden nahezu vollständig durch die jeweili- gen Eigentümer genutzt. Rathaus und Schulen sind im Eigentum der Gemeinde und Samtgemeinde. Verkehrs- und Grünflächen (auch einige Parkplatzflächen) sowie die Grundstücke von Schulen und Rathaus befinden sich im öffentlichen und kirchlichem (Friedhof) Eigentum. Hinsichtlich der klassifizierten Straßen ist die Landesstraßenbehörde bzw. der Landkreis Cuxhaven zuständig.

9 Quelle: Gemeinde Cadenberge

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 21 22 6 30

Private Eigentümer Gemeinde Cadenberge SG Land Hadeln LK Cuxhaven Ev.-luth. Kirchengemeinde

285

Abbildung 10: Eigentümerstruktur im Quartier (absolut)

2.3. Bebauungs- und Siedlungsstruktur In der Bestandsaufnahme vor Ort wurde der vorhandene Gebäudebestand im Quartier detailliert untersucht. Neben der Gebäudetypologie und -nutzung wurden Baualtersklassen sowie die Geschossigkeiten der Ge- bäude aufgenommen. Darüber hinaus wurden zu jedem Hauptgebäude die Gebäudeelemente Fassade und Dach einzeln erfasst und bewertet. Im folgenden Kapitel werden zunächst Bautyp, Baujahr und die Geschosse der vorhandenen Gebäude aufge- zeigt. Beim Bautyp wurden Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihen-/Doppelhäuser und Mehrfamilienhäuser sowie Nichtwohngebäude im Quartier festgestellt. Bei der Bewertung der Baujahre wurden in Kategorien von vor dem Jahr 1900 bis nach 2005 die vorhandenen Gebäude entsprechend des äußeren Erscheinungsbildes ein- gestuft. Für die Geschossigkeiten der Gebäude wurden die Gebäude in Gruppen von mindestens einem bis maximal drei Vollgeschosse eingeteilt. Darauf folgend werden die Gebäudeelemente Fassade und Dach genauer betrachtet. Bei der Fassade wur- de zunächst das eingesetzte Fassadenmaterial erhoben. Anschließend wurde geprüft, ob eine Dämmschicht an der Gebäudeaußenhülle vorhanden ist. Danach wurde der Zustand der Fassade mit den Kategorien gut, eher gut, eher schlecht und schlecht bewertet. Beim Gebäudeelement Dach wurde, soweit ersichtlich, die Dachform und das Dachmaterial aufgenommen und anschließend der Dachzustand bewertet. Im zweiten Teil des Kapitels werden die Nutzungen der Gebäude kategorisiert und die Gebäude jeweils hinsichtlich ihrer Nutzung bewertet. Hierbei sind gewerbliche Nutzungen im Erdgeschoss und Wohnnutzungen in den Obergeschossen als gemischte Nutzungen verzeichnet. Es können vor allem Wohn- und Mischnutzungen sowie gewerbliche Nutzungen und öffentliche bzw. kirchliche Nutzungen festgestellt werden. Daneben sind im Quartier Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen sowie vereinzelt landwirtschaftliche Nutzungen festzu- stellen. Anschließend wird die Funktionsmischung allgemein beschrieben bevor näher auf die einzelnen Funkti- onen sowie abschließend die Grün- und Freiräume im Quartier und die vorhandenen technischen Infrastruktu- ren beschrieben werden.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 22

Abbildung 11: Luftbild Cadenberge mit Quartiersgrenzen

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 23 2.3.1. Bautyp Das Quartier umfasst insgesamt rund 330 Hauptgebäude. Darunter befinden sich im Bereich der Wohnge- bäude überwiegend ein- und zweigeschossige Ein- und Zweifamilienhäuser und vereinzelt einige kleinere Mehrfamilienhäuser. Im Bereich der Nichtwohngebäude (NWG) lassen sich mehrere Dienstleistungs- und Han- delsgebäude ebenso identifizieren wie einige kommunale und kirchliche Gebäude. Der überwiegende Anteil der Gebäude stellt sich mit ca. 61 % als Ein- und Zweifamilienhäuser dar. Insbeson- dere der Bereich nördlich und östlich des Versorgungszentrums wird von Straßenzügen mit Ein- und Zweifami- lienhausbebauung geprägt. Hier befinden sich zudem vereinzelte Mehrfamilienhäuser; dieser Bautyp macht jedoch insgesamt nur knapp 4 % des Gesamtgebäudebestands aus. In der Schützenstraße sind vier Mehrfa- milienhäuser in unmittelbarem Zusammenhang zueinander vorhanden. Weitere Mehrfamilienhäuser bzw. klei- ner Geschosswohnungsbau finden sich in der Bahnhofstraße und der nördlichen Cuxhavener Straße. Der zentrale Bereich rund um das Versorgungszentrum wird von Nichtwohngebäuden unterschiedlicher städte- baulicher Ausprägung und Nutzung dominiert. Der Anteil an Nichtwohngebäuden am Gesamtgebäudebestand liegt bei ca. 30 %. Dies zeigt auch deutlich den Zentrumscharakter des Quartiers. Im nordwestlichen Bereich des Quartiers sind neben dem hier ebenfalls prägenden Bestand an Ein- und Zwei- familienhäusern rückwärtig der Bahnhofstraße auch einige Reihendoppelhäuser vorhanden, die zusammen mit den Reihenhäusern in der Claus-Meyn-Straße jedoch insgesamt lediglich einen Anteil von ca. 5 % am Ge- samtgebäudebestand ausmachen. Insgesamt wird das Quartier von einer starken Durchmischung der unterschiedlichen Bautypen geprägt. Eine deutliche Durchmischung zeigt die Bebauung zum Beispiel entlang der Bahnhofstraße, in der sich sowohl Nichtwohngebäude als auch Wohngebäuden nebeneinander konzentrieren. Im Bereich rund um die Kirche „St. Nicolai“ im alten Ortskern sind auch einige kleinere Wohngebäude in unmit- telbarer Nachbarschaft zu großflächigen Nichtwohngebäuden anzutreffen. Südlich der Bahnstrecke überwiegen wiederum Ein- und Zweifamilienhäuser; hier sind neben der Schule am Dobrock nur wenige Nichtwohngebäude vorhanden.

250

203 200

150

99 100

50 18 12

0 EZFH RDH MFH NWG

Abbildung 12: vorhandene Gebäudetypologien (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 24

Abbildung 13: vorhandene Gebäudetypologien (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 25

Einfamilienhaus, Oberreihe Doppelhaus, Alter Burgwall

Reihenhaus, Claus-Meyn-Straße Mehrfamilienhaus, Bahnhofstraße

Geschosswohnungsbau, Schützenstraße Berufsbildende Schulen

„Marc 5“, Am Markt Rasenmäher-Fachhandel, Bahnhofstraße

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 26 2.3.2. Baujahr Der Gebäudebestand stellt sich hinsichtlich des Gebäudealters als sehr heterogen dar. Es sind Gebäude aus allen Zeitschichten von vor dem Jahr 1900 bis nach dem Jahr 2005 vorzufinden. Ältere Gebäude aus den Jahren vor 1900 bis 1945 sind verstärkt in den Teilbereichen südlich der Bahnstre- cke, zwischen Bahnhof und Zentrum, in den Siedlungs-Wohnstraßen östlich des Zentrums (Schulstraße, Schüt- zenstraße, Bergstraße, Claus-Meyn-Straße) und im Teilbereich des alten Ortskerns vorzufinden. Das älteste Gebäude im Quartier ist die Kirche „St. Nicolai“ Cadenberge, deren heutiger freistehender Bau aus Ziegeln in den Jahren 1742-1752 entstand. Der freistehende hölzerne Glockenturm wurde bereits 1723 errichtet. Zu dem Gebäudebestand aus der Zeitschicht 1946-1960 zählt ein Großteil der Gebäude entlang der Bahn- hofstraße, ebenso wie die Geschosswohnungsbauten in der Schützenstraße. Die Schulgebäude der berufsbildenden Schulen, der Grundschule und der Schule am Dobrock lassen sich grob der Zeitschicht 1961-1980 zuordnen. In den 60er- und 70er-Jahren ist in Cadenberge vergleichsweise nur eine geringe Anzahl an Gebäuden entstanden. Neben den Schulgebäuden stammen noch einige wenige Wohn- und Nichtwohngebäude und der Marktkauf-Gebäudekomplex am Marktplatz aus dieser Zeit. Der Zeitschicht 80er-Jahre lassen sich hingegen eine Vielzahl an Bauten zuordnen, insbesondere die Gebäude rund um den Marktplatz einschließlich des Rathauses, in der Bahnhofstraße bzw. deren rückwärtigen Berei- chen sowie nordöstlich des Zentrums im Wohngebiet an der Straße „Mühlenkamp“. Besonders einige der großflächigen Geschäftshäuser und Einzelhandels-Betriebe stammen aus dieser Zeit. Im Gebäudebestand des Quartiers sind verhältnismäßig wenige Gebäude seit den 2000er-Jahren entstanden. Lediglich vier Ein- /Zweifamilienhäuser, ein Geschäftshaus östlich des Marktplatzes sowie die aktuellen Wohngebiete nordwest- lich der Bahnhofstraße sind neueren Datums. Der Sanierungszustand der Gebäude stellt in Korrelation mit dem Alter der Gebäude einen maßgeblichen Indikator für den Wärmebedarf dar. Zur Einschätzung der spezifischen Heizwärme- und Brauchwarmwasser- bedarfswerte wird eine Klassifizierung der durchschnittlichen Werte nach dem Baualter vorgenommen. Mit der Durchführung unterschiedlicher Sanierungsmaßnahmen kann der Wärmebedarf älterer Gebäude um bis zu 80 % gesenkt und der Standard von Gebäuden jüngeren Baualters erreicht werden. Dabei zählen vor allem die Modernisierung der Heiztechnik und der Austausch von Fenstern und Türen zu den effektivsten Maß- nahmen. Mit der Dämmung von Dach, Außenwand und Kellerdecke bzw. Bodenplatte lassen sich weitere Ein- sparungen erreichen.

350 306 300

250

200 174

150 102 100 57 63 50 1 10 5 0 bis 1900 1901-1945 1946-1960 1961-1970 1971-1980 1981-2000 2001-2005 ab 2006 Abbildung 14: vorhandene Baujahre (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 27

Abbildung 15: vorhandene Baujahre (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 28

1901-1945, ehem. Waisenhaus, Bergstraße 1946-1960, Siedlerhaus, Sandberg

1961-1970, Marktkauf, Bergstraße 1971-1980, Schule am Dobrock, Oberreihe

1981-1985, Wohnhaus, Mühlenkamp 2001-2005, Wohnhaus, Mühlenkamp

ab 2005, Geschäftshaus Neubau, Schulstraße ab 2005, Wohnhaus Neubau, Baugebiet Alte Post

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 29 2.3.3. Geschosse Die Anzahl der Geschosse stellt sich im Quartier als überwiegend homogen dar. Es sind mehrheitlich Gebäude mit einem bis zu zwei Vollgeschossen vorzufinden. Auch sind besonders hohe Gebäude nicht vorhanden. Die Höhenentwicklung entlang der Straßen im Quartier stellt sich somit als weitestgehend gering dar, wodurch in vielen Straßen – insbesondere den Wohnstraßen – der Eindruck eines geschlossenen, einheitlichen Straßenbil- des entsteht. Insgesamt dominiert der Gebäudebestand mit 1 bis 1,5 Geschossen; dies hängt insbesondere mit dem hohen Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern zusammen. Auch die größere Anzahl an Hallengebäuden bei gewerb- lichen Nutzungen, Nebennutzungen sowie Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen trägt zu dem hohen Anteil an Gebäuden mit nur einem Vollgeschoss bei. Die Anzahl an Gebäuden mit zwei Vollgeschossen ist verhältnismäßig gering. Der Bestand in diesen Katego- rien beschränkt sich auf einige Gebäude entlang der Bahnhofstraße und um den Marktplatz (z.B. Marktkauf, Marc 5 u.a.). Daneben sind die Schulgebäude mit mehr als einem Vollgeschoss sowie vereinzelte Gebäude – zumeist mit gemischter Nutzung – entlang der Wohnstraßen vorhanden. Im Bereich der Wohngebäude sind die Mehrfamilienhäuser in der Schützenstraße hervorzuheben. Als Gebäude mit drei Vollgeschossen sind le- diglich das Rathaus (das auf zwei Ebenen ausgebaute Dach wird hierbei als ein drittes Vollgeschoss bewertet) und das „Marc 5“ am Marktplatz zu identifizieren.

250 231

200

150

100 84

50 43 30 30

0 1 1,5 2 2,5 3,5

Abbildung 16: vorhandene Geschosse (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 30

Abbildung 17: vorhandene Geschosse (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 31 2.3.4. Fassade Fassadenmaterial Bei der Erfassung des eingesetzten Fassadenmaterials wurde immer das Material aufgenommen, das von außen ersichtlich ist. Für Norddeutschland typisch sind die am häufigsten vorkommenden Fassadenmaterialien in Cadenberge Putz und Klinker. Eine Klinkerfassade zeichnet sich durch eine gute Witterungsbeständigkeit aus. Das zeigt sich unter anderem auch beim Zustand der untersuchten Fassaden, die überwiegend mit gut oder eher gut bewertet worden sind. Der mit ca. 72 % überwiegende Anteil der Gebäude besitzt Klinkerfassaden bzw. Fassaden aus Sichtmauer- werk. Den zweitgrößten Anteil haben die Putzfassaden (ca. 17 %), teilweise sind auch Kombinationen von Teilflächen aus Klinker und Putz vorhanden. Hierbei wurden die jeweiligen Gebäude stets dem Typ zugeord- net, der optisch prägend für das Gebäude ist. Fassaden mit Klinker- und Putzfassaden sind in allen Teilberei- chen des Quartiers vorzufinden. Gebäude mit Wärmedämmverbundsystem als Fassaden-Typ sind nur mit ca. 8 % vertreten und hauptsächlich im nordwestlichen Bereich des Quartiers anzutreffen, da hier in den letzten Jahren neue Wohngebäude in neu angelegten Baugebieten entstanden sind. Ebenso sind hier einige Wohn- gebäude (Holz: ca. 3 % des gesamten Gebäudebestands) mit Holzfassaden (Holzhäuser, teilweise im Block- haus-Stil) vorhanden. Insgesamt ca. 5 % der Gebäude besitzen Fassaden aus Kunststoff-Elementen; hierbei sind die großflächigen bzw. großvolumigen Bauten (Marktkauf, Schulgebäude) hervorzuheben.

250 229

200

150

100

50 39 31 19 8 0 Klinker Putz Holz WDVS Kunststoff

Abbildung 18: Verteilung des Fassadenmaterials (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 32

Abbildung 19: Material der Fassade (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 33 Fassadendämmung Die Bewertung der Dämmung erfolgte nach augenscheinlicher äußerer Einschätzung der Gebäude und stellt somit eine überschlägige Annahme der jeweils vorhandenen Dämmschicht dar. Auch konnten nur Außendäm- mungen beurteilt werden, Innendämmungen konnten aufgrund dieser Vorgehensweise nicht identifiziert wer- den. Im Quartier besitzen ca. 84 % der Hauptgebäude keine Dämmschicht an der Außenhülle der Fassade. Dies sind überwiegend Gebäude mit einer nicht gedämmten Klinkerfassade und in der Regel mit einem zweischali- gen Mauerwerk aus Ziegeln oder Backsteinen bzw. einem einfachen Verblendmauerwerk. Dieser Kategorie wurden auch ein Großteil der öffentlichen/kirchlichen Gebäude sowie ein Großteil der Geschäftshäuser im Bereich um den Marktplatz und entlang der Bahnhofstraße zugeordnet. Nur sehr wenige Gebäude (ca. 3 %) besitzen eine Dämmschicht zwischen 1–10 cm an der Außenhülle der Fassade. Dies sind auch häufig Gebäude mit Putzfassaden. Eine äußere Dämmschicht von mehr als 10 cm besitzen nach augenscheinlicher Betrachtung nur ca. 13 % der Gebäude im Quartier. Diese Gebäude sind neueren Baujahrs, es handelt sich also um Neubau- ten nach den aktuellen Energie-Standards. Diese Gebäude besitzen alle ein modernes Wärmedämmverbund- system oder eine moderne Holzfassade. Der überwiegende Teil der Neubauten befindet sich im nordwestli- chen Bereich des Quartiers in den dortigen, neu geschaffenen Wohngebieten.

300 273

250

200

150

100

50 37

11 6 0 keine Dämmung bis 10 cm bis 15 cm über 15 cm

Abbildung 20: Dämmung der Fassade (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 34

Abbildung 21: Dämmung der Fassade (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 35 Fassadenzustand Die Bewertung des Fassadenzustandes ist einmal in absoluten Zahlen (nachfolgende Abbildung) und einmal räumlich im Quartier verteilt (übernächste Abbildung) dargestellt. Wie beide Abbildungen verdeutlichen gibt es mit ca. 11 % der Gebäude nur wenige eher schlechte oder gar schlechte Fassaden, die kurzfristig bzw. mittelfristig erneuert werden sollten. Hervorzuheben ist in dieser Kategorie die zu erneuernde Fassade des Gebäudes an der Stader Straße mit der Hausnummer 23. Als „eher schlechte“ Fassaden wurden unter anderem das Bahnhofsgebäude und das Marktkauf-Gebäude bewertet. Mit insgesamt ca. 89 % überwiegt im Quartier deutlich der Anteil an Gebäuden mit einer Fassade in „gutem“ oder „eher gutem“ Zustand.

250

210 200

150

100 78

50 32

5 0 gut eher gut eher schlecht schlecht

Abbildung 22: Zustand der Fassade (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 36

Abbildung 23: Zustand der Fassade (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 37 2.3.5. Dach Dachform Bei den untersuchten Gebäuden wurde zunächst die Dachform erhoben. Dabei überwiegen im Quartier vor allem ein- und zweifamilienhaustypische Satteldächer mit ca. 70 % Neigung. Es wurde aber auch ein größerer Anteil an Walmdächern (ca. 12 %) und Krüppelwalmdächern bzw. Komplexdächern (ca. 9 %) erhoben. Zusätzlich gibt es noch einige Pult- und Flachdächer im Quartier (zusammen ebenfalls ca. 9 %). Bei den Gebäuden mit Flachdächern sind besonders die großflächigen, flachen Dächer der berufsbildenden Schulen und der Schule am Dobrock zu nennen.

250 233

200

150

100

50 39 30 29

2 0 Sattel Walm Krüppelwalm Flach Pult

Abbildung 24: Verteilung der Dachformen (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 38

Abbildung 25: Form der Dächer (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 39 Dachmaterial Bei den im Quartier eingesetzten Dachmaterialien der Hauptgebäude ist festzustellen, dass bei geneigten Dächern fast ausschließlich Dachpfannen Verwendung finden. Da ein überwiegender Anteil der Gebäude geneigte Dächer besitzt, machen Dachpfannen einen Anteil von ca. 84 % im Quartier aus. Da sich die Beurtei- lung ausschließlich nach der Inaugenscheinnahme vor Ort bemisst, ist nicht auszuschließen, dass in der Katego- rie „Dachpfannen“ auch einige Gebäude aufgenommen wurden, die Welldächer aus Kunststoff besitzen. Flachdächer, bei denen das Dachmaterial vom Boden aus nicht ersichtlich ist, wurden mit der Kategorie „Kunst- stoff“ versehen, da in der Regel davon ausgegangen werden kann, dass Flachdächer zumeist mit Bitumenbah- nen eingedeckt sind und diese zwar aus Erdölen gewonnen werden, übergeordnet aber als Kunststoff be- zeichnet werden können. Der Anteil der Gebäude im Quartier mit „Kunststoff“ als Dachmaterial beträgt daher ca. 13 %. Ein geringer Anteil von ca. 2 % der Gebäude besitzt entweder ein Blechdach oder ein traditionelles Reet- dach.

300 277

250

200

150

100

43 50

4 2 0 Dachpfannen Kunststoff Blech Reet

Abbildung 26: Verteilung des Dachmaterials (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 40

Abbildung 27: Materialien der Dächer (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 41 Dachzustand Die Bewertung des Dachzustandes ist einmal in absoluten Zahlen (nachfolgende Abbildung) und einmal räum- lich im Quartier verteilt (übernächste Abbildung) abgebildet. Dächer, die bei der Ortsbegehung vom Boden aus nicht einsehbar waren, wurden mit der Kategorie keine Angaben versehen. Wie beide Abbildungen zeigen, befindet sich der Großteil der Dächer im Quartier in einem guten (ca. 26 %) oder eher guten (ca. 61 %) Zustand. Bei diesen Kategorien weisen die Dächer entwe- der keine Fehlstellen oder technische Mängel auf oder sie besitzen kleine Fehlstellen, die aber nicht funktions- beeinträchtigend sind. Ein Anteil von ca. 11 % der Gebäude besitzt Dächer in „schlechtem“ oder „eher schlechtem“ Zustand, sodass bei diesen Dächer ein Erneuerungsbedarf zu erkennen ist. Hervorzuheben ist in dieser Kategorie das zu er- neuernde Dach des Gebäudes an der Stader Straße mit der Hausnummer 23 und die als „eher schlecht“ be- werteten Dächer des Bahnhofsgebäudes, des Marktkauf-Gebäudes und des Rathauses.

250

201 200

150

100 88

50 35

3 0 gut eher gut eher schlecht schlecht

Abbildung 28: Zustand des Daches (absolut)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 42

Abbildung 29: Zustand der Dächer (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 43 2.3.6. Gebäudenutzung Der Großteil des Gebäudebestands (circa 65) im Quartier entfällt auf die Wohnraumnutzung. Die Gebäu- destruktur der Wohnnutzung kann als überwiegend aufgelockerte aber flächenintensiv beschrieben werden. Das Maß an Nutzungsmischung ist in den unterschiedlichen Teilbereichen des Quartiers verschieden hoch. In den Bereichen westlich der Bahnhofstraße und westlich/nordwestlich des Versorgungszentrums findet fast ausschließlich Wohnen statt. In mehreren Gebäuden findet das Wohnen im Obergeschoss statt, wohingegen im Erdgeschoss eine Laden-Nutzung besteht. Entlang der Bahnhofstraße und Cuxhavener Straße sowie im Ver- sorgungszentrum rund um den Marktplatz sind hingegen gemischte Nutzungsstrukturen aus Wohnen, Einzel- handel und Dienstleistungen in teilweise auch städtebaulich konzentrierten Lagen vorhanden. Die Mischnutzun- gen nehmen insgesamt einen Anteil von ca. 20 % ein. Das Quartier dient auch der Nahversorgung und der Deckung der periodischen und aperiodischen Nachfrage. Dies zeigt sich an der im Quartier vorhandenen großen Bandbreite an Dienstleistungseinrichtungen sowie den großflächigen Einzelhandels-Betrieben. Dazu zählen insbesondere der Marktkauf am Marktplatz und der ALDI-Lebensmitteldiscounter in der Stader Straße. Auch Fachhandels-Betriebe sind zum Beispiel in der Bahn- hofstraße vorhanden. Der Anteil von reinen Einzelhandels-Einrichtungen liegt bei ca. 2 %. Die Nutzungen sind relativ vielseitig und geben dem Quartier den Charakter eines grundzentralen Versor- gungsbereichs. Gewerbliche Nutzungen spielen eine untergeordnete Rolle und sind an lediglich drei Stellen im Quartier zu identifizieren (in der Bahnhofstraße und in der Bergstraße). In der Bahnhofstraße sind allerdings mit ihrer Häufung an gemischten Nutzungen auch teils gewerbliche bzw. handwerkliche Betriebe eingestreut vorhanden. Der Anteil an rein gewerblicher Nutzung liegt insgesamt aber nur bei ca. 4 %. Im Quartier befinden sich mehrere, teils überörtlich bedeutsame öffentliche Einrichtungen; darunter das Rat- haus der Gemeinde Cadenberge und Samtgemeinde Land-Hadeln, der Bahnhof Cadenberge, die ev. Kir- chengemeinde Cadenberge-Wingst, die örtliche Polizeistation, Schützen- und Tennisverein sowie die Grund- schule, Schule am Dorbrock und die berufsbildenden Schulen. Insbesondere die schulischen Einrichtungen besit- zen überörtliche Bedeutung. Der Anteil an öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen am Gesamtbestand be- trägt 5 %. Dies ist ein zu den umliegenden Bereichen in der Gemeinde ein verhältnismäßig hoher Wert und zeigt den Zentrumscharakter des Quartiers auf. Am nördlichen Rand des Quartiers in der Claus-Meyn-Straße lassen sich zudem noch einige landwirtschaftliche Hofstrukturen (ca. 1 %. der Gesamtnutzung im Untersu- chungsgebiet) identifizieren. Für die spätere Bewertung und Ermittlung von Potenzialen spielt auch die Leerstands-Quote eine Rolle. Diese liegt nach eigener Erhebung bei ca. 3 %. Die Leerstands-Quote liegt demnach derzeit auf einem durchschnitt- lichen Niveau. Hierbei wurden nach Augenscheinnahme ausschließlich solche Gebäude als Leerstände ver- merkt, die vollständig aus der Nutzung gefallen sind. Teil-Leerstände sind vermutlich im Quartier in mehreren Gebäuden vorhanden, können aber im Rahmen der Erhebung nicht mit Sicherheit identifiziert werden, da nicht absehbar ist, ob eine Nutzung ggf. nur ausgesetzt und in Kürze wieder aufgenommen wird.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 44

Abbildung 30: Nutzungen im Quartier (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 45

Kirche „St. Nicolai“, Cuxhavener Straße Rathaus, Am Markt

Wohnhaus, Schützenstraße Leerstand, Stader Straße

Gewerbebetrieb, Bahnhofstraße Geschäftshaus, Am Markt

ehemaliges Hofgebäude, Claus-Meyn-Straße Bahnhofsgebäude Schulstraße

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 46 2.3.7. Funktionsmischung Der nördliche Bereich des Quartiers ist durch verschiedene Wohnnutzungen, gewerbliche Nutzungen und Ein- zelhandel sowie Gemeinbedarfs-Nutzungen geprägt. Im Zentrum befindet sich der zentrale Versorgungsbe- reich mit Marktplatz, Rathaus und mehreren Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen, die im Schwer- punkt der Nahversorgung der Bevölkerung dienen. Nordwestlich des Marktplatzes an der B73 liegt der ehemalige, alte Ortskern mit Kirche „St. Nicolai“ und teilweise besonders altem baulichen Bestand. Im nördlichen und nordöstlichen Teilbereich dominiert Wohnnutzung, vorwiegend in Einzelhäusern; es sind je- doch auch Reihen- und Mehrfamilienhäuser vorhanden. In der nordöstlichen Ecke des Quartiers befindet sich das Gelände der berufsbildenden Schulen. Der westliche Teilbereich wird durch Wohnnutzung geprägt; hier entstehen aktuell als Erweiterung und Arron- dierung des Siedlungsbereichs sukzessiv planungsrechtlich vorbereitet neue Wohngebiete westlich der Bahn- hofstraße. Die Bahnhofstraße stellt die traditionsreiche Geschäftsstraße von Cadenberge dar; hier bestehen Einzelhan- dels- und Dienstleistungsnutzungen sowie kleinflächiges Gewerbe. Im südlichen Teilbereich sind neben Wohnnutzungen unterschiedliche Nutzungen wie ein Verbrauchermarkt, eine Tankstelle, eine Kindertagesstätte, das Friedhofsgelände und der Bahnhof Cadenberge vorhanden. Südlich der Bahnstrecke finden sich neben kleinteiliger Wohnnutzung weitere vereinzelte Geschäfte entlang der Langenstraße (K22). In der südöstlichen Ecke des Quartiers befindet sich das Gelände der Haupt-, Real- und Grundschule einschließlich Turnhalle.

2.3.8. Wohnen und Wohnumfeld

Wohnnutzungen Das Quartier wird in weiten Teilen durch die verschiedenen vorhandenen Wohnnutzungen geprägt. Überwie- gend findet Wohnen in Ein- und Zweifamilienhäusern statt, aber es sind auch einige Mehrfamilienhäuser, klei- nere Geschosswohnungsbauten, Reihenhäuser und Doppelhäuser in einigen Bereichen vorhanden. Reine Wohnquartiere sind entlang der Straßen Schützenstraße, Mühlenkamp, Claus-Meyn-Straße, Finkenhörne, Alte Post und Oberreihe/Querweg vorhanden. Vor allem in den Straßen Schützenstraße und Schulstraße zeigt sich eine klassische Siedlerhaus-Bebauung mit einheitlichen Bautypen und einem durch Geschlossenheit und Einheit- lichkeit geprägtem Straßenraum. In der Bahnhofstraße findet ebenfalls Wohnen statt, jedoch in direkter Nachbarschaft zu gewerblichen Nutzungen; ebenso wie in der südlichen Schulstraße, westlichen Claus-Meyn- Straße und entlang der Stader Straße / Cuxhavener Straße sowie Langenstraße. In den Bereichen, die sich als mehr oder weniger reine Wohngebiete (bzw. allgemeine Wohngebiete) darstel- len, wird der Raum von den Wohngebäuden mit Garagen und Nebengebäuden, den privaten Gärten, Zu- fahrten und Stellplätzen geprägt. In den übrigen bewohnten Bereichen sind häufiger überformte und gemischt genutzte Wohngebäude vorhanden; hier entsteht auch mehr Verkehr durch die ansässigen, meist kleinen Ge- werbe- und Dienstleistungsunternehmen. Die Qualität des Wohnens lässt sich demnach nicht pauschal für das Quartier bestimmen, sondern stellt sich jeweils individuell je nach Lage im Quartier unterschiedlich dar. Attraktive Wohnlagen bestehen teilweise in

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 47 enger räumlicher Nähe zu weniger attraktiven Lagen, insbesondere entlang der stärker befahrenen Straßen und in der direkten Nachbarschaft zum zentralen Versorgungsbereich.

Straßenräume in den Wohnquartieren Die Gestaltung des öffentlichen Raumes abseits des Marktplatzes ist in die Jahre gekommen. Innerhalb der oben beschriebenen Wohnquartiere existieren die Anliegerstraßen als Wohnstraßen mit zumindest einer ru- dimentären Aufenthaltsqualität. Die Anliegerstraßen sind im Wesentlichen im Standard von Wohnstraßen ausgebaut und entsprechend als Mischverkehrsflächen mit meistens getrennten Fußwegen gestaltet. Gebäu- deeingänge und Grundstückszufahrten sind hier in der Regel dem Straßenraum zugewandt. Die Wohnstraßen haben ein verhältnismäßig geringes Verkehrsaufkommen und stellen sich als ruhige Wohnstraßen dar. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Schule werden nur die Straßen Oberreihe und Querweg zu den Schul- zeiten durch zusätzlichen Verkehr belastet.

Straßenraum, Schulstraße Straßenraum, Oberreihe

Spielplätze Derzeit sind zwei Spielplätze vorhanden. Ein gut ausgestatteter Spielplatz befindet sich neben dem Kinder- garten und ist diesem zugeordnet. An der Straße Alte Post im Wohngebiet südlich der Straße Finkenhörne ist laut Bebauungsplan ein weiterer Spielplatz vorgesehen und auch vorhanden.

Quartiersplatz und -achse Der Marktplatz bildet funktional und gestalterisch das Zentrum des Versorgungsbereichs in Cadenberge. Er stellt den wichtigsten Treffpunkt in der Gemeinde dar. Neben dem Wochenmarkt bieten der Bürgersaal, das „Marc5“ und das Hotel „Zum Weißen Roß“ Treffpunktfunktionen und sind Veranstaltungsort für unterschiedli- che Events. Der Marktplatz ist städtebaulich gut eingefasst und bietet einen positiven Gesamteindruck. Dieser wird jedoch durch den Leerstand und die ungenutzten Flächen östlich des Marktkauf-Gebäudes sowie die untergenutzten großflächigen Parkflächen getrübt. Das Marktkauf-Gebäude wird künftig durch einen Neubau ersetzt werden, was die Anziehungskraft und Aus- stattung des Marktplatzes positiv beeinflussen wird. Eine Quartiersachse ist nicht zu identifizieren; es sind aber Potenziale vorhanden, den Marktplatz mit der Sta- der Straße und der Bahnhofstraße strukturell zu verbinden und dadurch Quartiersachsen zu schaffen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 48 Ortseingänge/Quartierseingänge Die Orts- bzw. Quartierseingänge und -Ausgänge sind als solche nicht durch eine gesonderte Gestaltung des Straßenraums wahrnehmbar. Richtung Norden schließt an den Quartierseingang das Gewerbegebiet westlich der Cuxhavener Straße an; ein markanter Punkt im Straßenraum, der den Eingang bzw. Ausgang des Quar- tiers markiert, ist nicht vorhanden. Richtung Osten geht das Quartier entlang der Stader Straße in den weite- ren Siedlungsbereich von Cadenberge über. Die Stader Straße liefert keine angemessene Eingangssituation für den Ortskern. Da keine repräsentative Raumbildung vorhanden und keine zeitgemäße Beschilde- rung/Besucherlenkung installiert ist, nimmt der Ortsfremde die Hauptlage kaum wahr.10 Richtung Süden setzt sich die Bebauung entlang der Langenstraße außerhalb des Quartiers fort; einen markanten Punkt bildet hier der kleine, gestaltete Platz an der Gabelung zur Straße Alter Postweg. Richtung Norden verläuft die Schüt- zenstraße in den offenen Landschaftsraum.

Quartiersausgang Richtung Norden, Quartiersausgang Richtung Süden, Cuxhavener Straße Langenstraße

2.3.9. Ortsbildprägende Elemente Im Quartier sind insgesamt fünf Baudenkmale vorhanden, die in die Liste der Baudenkmale des Landkreises Cuxhaven eingetragen sind und als solche als Kulturdenkmale im Sinne des § 3 des Niedersächsischen Denk- malschutzgesetzes (NDSchG) geschützt sind. Die vorhandenen Baudenkmäler sind als Teile von Gruppendenk- mälern jeweils von besonderer geschichtlicher Bedeutung. Denkmaltyp Bezeichnung Adresse Kirche „St. Nicolai“ Cuxhavener Straße Kirchhof Kirchhof „St. Nicolai“ Cuxhavener Straße Einfriedung Einfriedung „St. Nicolai“ Cuxhavener Straße Waisenhaus ehem. Waisenhaus Bergstraße 18 Nebengebäude Nebengebäude Waisenhaus Bergstraße 18 Tabelle 2: vorhandene Baudenkmale im Quartier Sämtliche Baumaßnahmen, die das Innere oder Gebäudeäußere oder auch die unmittelbare Umgebung des Denkmales betreffen, sind genehmigungspflichtig.

10 Integriertes Einzelhandels- und Ortskernkonzept für die Gemeinde Cadenberge, CIMA GmbH, Lübeck, 2016.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 49 Der Landkreis Cuxhaven und das Land Niedersachsen stellen nach Maßgabe der im Haushalt bereitgestellten Mittel regelmäßig Zuschüsse zur Erhaltung und Instandsetzung von Baudenkmalen bereit. Darüber hinaus gibt es weitere Finanzierungsträger, die derartige Projekte fördern. Ferner sind vom Gesetzgeber Steuervorteile für Aufwendungen an denkmalgeschützten Objekten eingeräumt worden. Es empfiehlt sich daher für Eigentümer von Kulturdenkmalen, nähere Informationen zum Thema Zu- schüsse und steuerliche Abschreibung bei der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Cuxhaven vor Beginn der geplanten Arbeiten einzuholen.11 Ortsbildprägend sind vor allem die charakteristischen Klinkerfassaden und steilen Satteldächer. Eine hohe Anzahl der vorhandenen Gebäude zeichnet sich durch diese typisch norddeutschen Merkmale aus. Aufgrund des Baualters vieler Gebäude werden diese den gegenwärtigen Ansprüchen und Standards an Raumgrößen, Ausstattung und Energiekosten teilweise nicht gerecht. Die städtebauliche Struktur im zentralen Bereich hat trotz des zentrumsbildenden und zeitgemäß gestalteten Marktplatzes wenig Zusammenhalt. Insgesamt ist das Ortsbild von äußerst heterogenen Strukturen in den un- terschiedlichen Teilbereichen geprägt. Der Gutspark als bedeutendstes landschaftsbildprägendes Element ist trotz seiner unmittelbaren Nähe vom Zentrum aus nicht wahrnehmbar; ebenso der Eingang und Übergang in den Gutspark in der Schützenstraße.

2.3.10. Gewerbe Es befinden sich nur wenige reine Gewerbebetriebe im Quartier, sodass der Beschäftigungsanteil im produ- zierenden Gewerbe als gering anzusehen ist. (Klein-)Gewerbliche Betriebe befinden sich in der Bahnhofstra- ße (z.B. Schlosserei/Metallbau „Grantz“); als weitere gewerbliche Nutzung im weiteren Sinne wird der Fach- markt „Kiebitzmarkt“ in der Bergstraße eingestuft. Im Bereich des Gastgewerbes ist vor allem das Hotel am Marktplatz „Zum Weißen Roß“ von Bedeutung. Nördlich an das Quartier angrenzend befindet sich ein vollständig genutztes Gewerbegebiet westlich der B73. Für ein weiteres Gewerbegebiet östlich der B73 wird derzeit ein Bebauungsplans aufgestellt. Mittlerwei- le stehen in den bisher nutzbaren Flächen der Bebauungspläne Nr. 16 und Nr. 25 keine gewerblichen Bau- grundstücke mehr zur Verfügung. Das letzte Grundstück im bestehenden Gewerbegebiet wurde im Frühjahr 2017 veräußert. Im Rahmen des Integrierten Einzelhandels- und Ortskernkonzepts wurde eine Leerstandsquote bei den Be- triebsstätten von rd. 9 % festgestellt. Diese Quote wurde als erhöht eingestuft und als Resultat der relativ weitläufigen Ausdehnung des Ortskerns bei gleichzeitigem Vorhandensein mehrerer großformartiger Anbieter angesehen.12 Künftig kann die geplante Ortsumgehung als Chance begriffen werden, weiteres Gewerbe im direkten Um- feld von Cadenberge anzusiedeln.

11 Quelle: www.landkreis-cuxhaven.de 12 Integriertes Einzelhandels- und Ortskernkonzept für die Gemeinde Cadenberge, CIMA GmbH, Lübeck, 2016.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 50 2.3.11. Einzelhandel Der Dienstleistungs- und Einzelhandelssektor stellt sich als tragende Säule der Beschäftigungsstruktur im Quar- tier dar. Eine aktuelle, detaillierte Untersuchung der Einzelhandelssituation im Quartier liegt in Form des Inte- grierten Einzelhandels- und Ortskernkonzepts (aus dem Jahr 2016) vor.13 Daher wird an dieser Stelle auf weitere Ausführungen zum Einzelhandel verzichtet. Das IEQK soll grundsätzlich mit dem vorliegenden Integrier- ten Einzelhandels- und Ortskernkonzepts abgestimmt werden. Folgende grundsätzliche Ziele für die Einzelhandels- und Ortskernentwicklung werden darin sinngemäß konzi- piert: 1. Entwicklungspriorität des Ortskerns. 2. Nahversorgungsrelevanter Einzelhandel grundsätzlich nur im zentralen Versorgungsbereich. 3. Keine Weiterentwicklung von Einzelhandel mit nahversorgungs-/zentrenrelevanten Sortimenten au- ßerhalb des zentralen Versorgungsbereichs. 4. Großflächiger Einzelhandel nur im zentralen Versorgungsbereich. 5. Beschränkung der zentrenrelevanten Sortimente außerhalb des zentralen Versorgungsbereichs. 6. Keine Beeinträchtigung des ausgewiesenen zentralen Versorgungsbereichs. Das IEQK soll grundsätzlich – soweit erforderlich - mit dem vorliegenden Integrierten Einzelhandels- und Orts- kernkonzepts abgestimmt werden. Ziel im Rahmen dieses Konzeptes soll es sein, die vorhandenen und künfti- gen Gewerbetreibenden in die energetische Sanierung einzubeziehen.

2.3.12. Öffentliche und soziale Einrichtungen sowie Freizeitangebote Im Ortskern liegt der zentrale Versorgungsbereich mit Gemeinbedarfseinrichtungen, diversen Dienstleistern, Gastronomen, sozialen Einrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten. Auch das Rathaus befindet sich in diesem zentralen Bereich. Die Kirche liegt am Rande des zentralen Bereichs und stellt lediglich den Ankerpunkt des historischen Ortskerns dar. Die überwiegend großflächigen, ein- bis dreigeschossigen Gebäudekomplexe prägen die städtebauliche Struktur des Zentrums rund um den Marktplatz. Als städtebaulich verdichteter Be- reich stellen sie einen Kontrast zur kleinteiligen Bebauung entlang der Wohnstraßen dar. Die großflächigen Schulkomplexe befinden sich außerhalb des zentralen Bereichs. Obwohl das Zentrum räumlich kompakt im Ort liegt, wirken die Strukturen insbesondere durch die großen Park- und Stellplatzflächen zerrissen und ungeordnet. Öffentliche Einrichtungen: . Bahnhof: Das Bahnhofsgebäude mit Parkplätzen, überdachten Fahrradabstellplätzen, Haltepunkt auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnstrecke und technischen Einrichtungen liegt an der Bahnstrecke und bildet die städtebauliche Schnittstelle zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Quartiers. Das Bahnhofsgebäude steht derzeit überwiegend leer und wird nur für die erforderliche technische Bahnhofsleitung bzw. Betriebssteuerung in einem kleinen Teil des Gebäudes aktiv genutzt. . Rathaus: Das Rathaus liegt an der Südseite des Marktplatzes und orientiert sich mit seinem Eingang zum Marktplatz. Als Sitz der Gemeindeverwaltung stellt das Rathaus einen wichtigen Anker- und An- ziehungspunkt dar, was auch durch den eigenen, gestalteten Vorplatz deutlich wird.

13 Ebd.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 51 . Polizei: Die örtliche Polizeistation befindet sich in der Bahnhofstraße, wird regulär genutzt und betrie- ben und zeichnet sich durch die vorgelagerte, gestaltete Grünfläche aus. . Friedhof: Der kirchliche Friedhof mit den friedhofstypischen Einrichtungen befindet sich an der Ostseite der Schulstraße in direkter Nachbarschaft zum Kindergarten. Kirchliche Einrichtungen: . Kirche „St. Nicolai“: Das historische Kirchengebäude liegt zwischen Marktplatz und Cuxhavener Stra- ße in etwas erhöhter Lage über der Straßenebene. Als Zentrum der ev. Kirchengemeinde Cadenber- ge-Wingst werden in der Kirche die regelmäßigen und besonderen Gottesdienste abgehalten. Die Kirche stellt vor allem historisch und baukulturell einen wichtigen Anziehungspunkt in der Gemeinde dar. . Ev. Kirchengemeinde Cadenberge-Wingst: Die Gebäude der Kirchengemeinde mit Pfarramt liegen in der Claus-Meyn-Straße in unmittelbarer Nähe zur Kirche. Als Zentrum der kirchlichen Gemeindearbeit stellen sie einen wichtigen sozialen Anlaufpunkt innerhalb der Gemeinde dar. Soziale Einrichtungen: . Schule Am Dobrock: Der Schulkomplex befindet sich zwischen den Straßen Oberreihe und Heideweg und umfasst die Schule Am Dobrock und die Grundschule sowie eine Turnhalle, Parkplätze und Bushal- testelle, Freiflächen und weitere schultypische Einrichtungen. Die Schule Am Dobrock orientiert sich mit dem Parkplatz Richtung Oberreihe, während die Grundschule sich eher zum Heideweg orientiert, wo sich auch der Haupteingang befindet. Die Turnhalle besitzt einen eigenen Parkplatz mit Zufahrt vom Heideweg. Die Schule Am Dobrock wird als teilweise offene Ganztagsschule geführt, die Grundschule als reguläre Grundschule. . Berufsbildende Schulen: Der Komplex der Berufsschule liegt an der Parkstraße / Graf-Bremer-Straße in der nordöstlichen Ecke des Quartiers im Gutspark. Das 1967/68 errichtete Hauptgebäude liegt im ehemaligen Schlosspark des ehemaligen Grafen Bremer. Die Schule beherbergt Klassen- und Fach- räume, Küchen, Metallwerkstätten, eine Aula mit integrierter Schulbibliothek, Bauhallen sowie Holz- werkstätten. 1991 erstellte der Schulträger (Landkreis Cuxhaven) eine Zweifeld-Sporthalle mit Kraft- trainingsraum. Ein im Jahr 2000 angelegter Beachvolleyballplatz rundet das Bild ab. In unmittelbarer Nähe zur Schule liegt das ehemalige Schloss mit Nebengebäuden. Diese Gebäudegruppe wird heute für den Internatsbetrieb genutzt. Im Schuljahr 2014/2015 besuchen 1.509 Schülerinnen und Schüler die BBS Cadenberge. Sie werden derzeit von 68 Lehrkräften unterrichtet.14 . Ev.-luth. Kindergarten: Die St. Nicolai-Kindertagesstätte liegt an der Ecke Stader Straße / Schulstraße und verfügt über eine Krippengruppe, eine Hortgruppe und 5 Regelgruppen im Elementarbereich. Es werden Kinder von einem Jahr bis 6 Jahren und im Anschluss im Hort bis zum 10. Lebensjahr betreut. Den Kindergarten gibt es seit 1968 und die Kinderkrippe seit 2008. Der Träger ist die Kirchenge- meinde St. Nicolai.15 Freizeitangebote: . Schützenverein: Der örtliche Schützenverein Cadenberge von 1787 e.V. hat sein Vereinshaus mit Schießanlage in der Schützenstraße, gelegen im Gutspark. Der Schützenverein ist ein aktiver Verein

14 Quelle: www.bbs-cadenberge.de 15 Ebd.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 52 und besteht aus ca. 200 Mitgliedern. Am Schießbetrieb nehmen etwa 150 Schützen teil, davon sind rund 50 Sportschützen und ca. 100 Traditionsschützen.16 . Tennisverein: Der Tennisverein TSV Germania Cadenberge e.V. ist mit seinem Vereinshaus und den Tennisplätzen ebenfalls in der Schützenstraße im Gutspark gelegen. Die Tennisabteilung wurde 1959 gegründet. Die Anlage besteht aus vier Sandplätzen, von denen zwei mit Flutlicht ausgestattet sind, einer Tennisübungswand und dem 2003 renovierten Clubhaus. Der Tennisabteilung gehören rund 120 Mitglieder an. Die Altersspanne geht dabei von acht bis achtzig Jahre. Im Winter besteht die Mög- lichkeit, die nur vier Kilometer entfernte Tennishalle in der Wingst zu nutzen.17 . Gutspark: Der Graf Bremerische Gutspark stellt sich als wichtigstes Freizeitangebot zur Naherholung im Quartier dar. Die Parkanlage ist ein wichtiges Zeugnis der Gartenkunst des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen nach englischem Vorbild gestalteten Landschaftspark, der auch Relikte des Mit- telalters und der Barockzeit aufweist. Seit 2007 hat der Landkreis Cuxhaven an Maßnahmen gear- beitet, um die historische Substanz der Parkanlage zu rekonstruieren. Den Schwerpunkt bildete dabei die Pflege und Wiederherrichtung der historischen Substanz, da sie den Charakter des Parks be- stimmt und die früheren Gestaltungsabsichten. Das außerhalb angrenzend zum Quartier gelegene ehemalige Gut der von Bremer in Cadenberge zählt zu den herausragenden Baudenkmälern im Cuxland.

2.3.13. Grün-/Freiräume Der Ortskern von Cadenberge ist dicht bebaut, sodass sich innerhalb des Quartiers lediglich der Marktplatz, die Schulgelände im Norden und Süden sowie das Friedhofsgelände als größere öffentliche Grün- und Frei- flächen identifizieren lassen. Die übrigen kleinteiligen Freiflächen sind private Gartenbereiche oder brachlie- gende bzw. untergenutzte private Grundstücksflächen. Als öffentlich zugängliche, naturnahe Freiflächen im Quartier sind der Friedhof und der im Quartier gelegene Teil des Gutsparks zu nennen. Kleinere Grünflächen sind der Kirchhof, die Grünflächen um das ehemalige Waisenhaus in der Bergstraße, die gestaltete Grünfläche vor der Polizeistation sowie eine kleine Grünfläche an der Gabelung der Langenstraße und Alter Postweg im südlichen Bereich. Als sonstiger öffentlich bedeutsamer Freiraum ist der Marktplatz hervorzuheben. Der Marktplatz ist umgestal- tet worden und in seiner zugeschriebenen Funktion als Verkehrs- und Aufenthaltsraum zeitgemäß aber schlicht gestaltet. Der Marktplatz stellt den Mittelpunkt des alltäglichen Ortslebens dar hinsichtlich seiner besonderen Stellung als Zentrum des Versorgungsbereichs. Der regelmäßig stattfindende Wochenmarkt ist dabei beson- derer Anziehungspunkt. In Bebauungsplänen festgesetzte Freiflächen finden sich vor der Polizeistation in der Bahnhofstraße (Grünan- lage im B-Plan Nr. 19) sowie Spielplätze in den neueren Baugebieten südlich der Straße Finkenhörne (B-Plan Nr. 19). Darüber hinaus existiert eine größere Spielplatz-Fläche benachbart zum evangelisch-lutherischen Kindergarten an der Stader Straße. Die Spielplätze und Grünflächen sind jeweils den anliegenden Straßen- räumen zugewandt. In einigen Bereichen sind kleine Grün- und Parkplatzflächen in den Straßenraum inte- griert. Den größten Anteil haben die privaten Freiflächen um die Gebäude, die sich größtenteils als Rasenflä-

16 Quelle: www.schuetzenverein-cadenberge.de 17 Quelle: www.germania-cadenberge.de

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 53 chen und Gärten darstellen. Die Zufahrten vor allem der rückwärtigen Grundstücke sind überwiegend versie- gelt. Die Flächen sind zum Teil in einem städtebaulich unbefriedigenden Zustand (z.B. in der Bahnhofstraße). Die Freiflächen im Zentrum sind zum größten Teil öffentlich zugänglich und überwiegend in einem versiegelten, naturfernen Zustand. Auf den Parkplatzflächen im Zentrum mit Ausnahme des Marktplatzes stellen nur wenige Bäume vereinzelte Grünpunkte dar. Insgesamt existiert ein hoher Anteil an Park- und Stellplatzflächen, insbe- sondere, aber nicht nur im zentralen Versorgungsbereich. Infolge der zum Teil erheblichen gestalterischen Mängel weisen die vollversiegelten, großflächigen Park- und Stellplatzanlagen wenig Aufenthaltsqualität auf. Die Parkplatzflächen im Zentrum stellen Flächen dar, die ein hohes Aufwertungspotenzial im Sinne der Nach- verdichtung und Innenentwicklung besitzen. Es besteht somit Umgestaltungsbedarf bei diesen Flächen und z.B. bei untergenutzten Flächen östlich des Marktkauf-Komplexes. Einige Bereiche werden aber auch von altem Baumbestand geprägt (z.B. Rathaus-Vorplatz und Gutspark). Bei einigen Gebäudekomplexen fehlt eine Be- grünung oder ein Baumbestand komplett (z.B. Bergstraße Ecke Stade Straße). Weitere großflächige, versie- gelte Freiflächen sind das Schulhof-Gelände der Schule am Dobrock und die Stellplatz-Fläche des ALDI- Discounters. Die Bebauungen nördlich der Claus-Meyn-Straße und westlich der Bahnhofstraße schließen an den offenen Landschaftsraum an. Es existieren keine eindeutig identifizierbaren bzw. nennenswerten Brachflächen im Quartier. Jedoch sind verschiedene Flächen vorhanden, für die Planrecht besteht und die sich teilweise als baureife Grundstücke darstellen. Darunter fallen die freien Grundstücke im Baugebiet nördlich der Straße Finkenhörne und im Baugebiet Mühlenkamp. Verschiedene weitere Flächen sind aus rein planerischer Perspek- tive für eine städtebauliche Nachverdichtung geeignet.

Zentrale Parkfläche rückwärtig des Rathauses Friedhof, Schulstraße

Parkfläche, Bahnhofstraße Grünfläche Polizeistation, Bahnhofstraße

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 54

Abbildung 31: Freiräume im Quartier (räumlich)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 55 2.3.14. Technische Infrastruktur

Beleuchtung Im Quartier wird die nächtliche Straßen- und Wegebeleuchtung derzeit überwiegend noch durch den Betrieb von konventionellen Straßenlaternen mit Kugelleuchten gesichert. Die Gemeinde rüstet jedoch aktuell flächendeckend die Straßenbeleuchtung auf LED-Technik um. In dem Teil- bereich südlich der Bahnstrecke wurden die Straßenlaternen bereits ausgetauscht. Derzeit befindet sich der zweite Bauabschnitt (nördlich der Bahn) in der Umsetzung; hier sollen insgesamt - einschließlich in Straßen außerhalb des Quartiers – 227 Straßenleuchten inklusive der Masten ausgetauscht werden.

Ziele der Umrüstung sind Stromeinsparung und Einsparung von CO2. Es sollen rechnerisch in den kommenden ca. 20 Jahren ca. 509 Tonnen CO2 eingespart werden. Die jährliche Stromersparnis liegt für den Bereich des zweiten Bauabschnitts rechnerisch bei jährlich ca. 43132 kWh.18 Grundsätzlich kann der vollständige Ersatz von alten Straßenleuchten, ggf. in Verbindung mit Mastverlänge- rungen, in Kombination mit einer ausgiebigen Nachtabsenkung bis zu zwei Drittel des bisherigen Energiever- brauchs und damit auch einen Großteil der Betriebskosten einsparen. Kanalisation Für die Abwasserbeseitigung in Cadenberge ist der Wasserverband Wingst zuständig. Die Abwasserbeseiti- gung erfolgt gemäß Abwasserbeseitigungssatzung mittels zentraler Kanalisations- und Abwasserreinigungsan- lagen im Trennverfahren (zentrale Abwasseranlage) oder mittels Einrichtungen und Vorkehrungen zur Abfuhr und Behandlung von Abwasser einschließlich Fäkalschlamm (dezentrale Abwasseranlage). Die Art, Lage und Umfang der öffentlichen Abwasseranlagen sowie den Zeitpunkt ihrer Herstellung, Erweiterung und Sanierung bestimmt der Verband im Rahmen der ihm obliegenden Abwasserbeseitigungspflicht. Internetversorgung Eine leistungsfähige Telekommunikationsinfrastruktur ist im Quartier grundsätzlich durch die einschlägigen An- bieter vorhanden bzw. gesichert.

2.4. Mobilität und Verkehr Neben den energetischen Einsparpotenzialen im Gebäudebestand kann ein günstiges Verkehrsverhalten einen wichtigen Beitrag zur CO2-Einsparung und somit zum Klimaschutz leisten. Daher werden in den folgenden Ab- schnitten das überregionale Verkehrsangebot und die verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung des Quartiers be- trachtet.

2.4.1. Überregionales Verkehrsangebot Die Haupterschließung des Quartiers erfolgt für den motorisierten Verkehr über die Stader Straße / Cuxhavener Straße (Bundesstraße B73) und die Bahnhofstraße / Langenstraße (Kreisstraße K22). Diese überörtlichen Straßen binden den Ortskern an den Fernverkehr an: Die B73 führt nach Süden Richtung Hem- moor und nach Norden Richtung Otterndorf; die K22 bindet in Richtung Süden den Ortsteil Wingst an. Die

18 Quelle: Gemeinde Cadenberge.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 56 K22 wird derzeit in Abschnitten umgebaut und erneuert. Die abgenutzte Tragschicht der B73 wurde kürzlich saniert, auch in der Ortsdurchfahrt Cadenberge. Als zentrale Ortsstraßen lassen sich zudem die Bergstraße / Parkstraße, Schützenstraße und Schulstraße iden- tifizieren. Im südlichen Bereich durchquert die Bahnstrecke Hamburg – Cuxhaven in Ost-West-Richtung das Quartier. Die Bahnstrecke stellt eine räumliche und städtebauliche Barriere dar und teilt das Quartier in einen kleineren südlichen und einen größeren nördlichen Bereich. Cadenberge ist über die B73 Richtung Otterndorf / Cuxhaven bzw. Hemmoor / Stade an das regionale Straßennetz angebunden. Die nächsten Autobahnanschlussstellen befinden sich in ca. 30 km (A27) bzw. ca. 39 km Entfernung (A26). Über den Metronom (RE5) ist Cadenberge im Stundentakt an die Strecke Cuxhaven- Hamburg angebunden. Die Fahrzeit nach Cuxhaven beträgt ca. 20 Minuten, nach Stade ca. 30 Minuten. Der Bahnhof liegt fußläufig (ca. 430 m) erreichbar zum Ortskern, verfügt über eine gute Stellplatzausstattung für Pendler und trägt zur Attraktivität als Wohnstandort bei. Der Bahnhof ist weitgehend untergenutzt, befindet sich allerdings nicht im Eigentum der Gemeinde. Durch das Erscheinungsbild und die mangelnde Nutzung des Bahnhofs sowie eine fehlende Beschilderung werden Chancen vergeben, Bahnreisende auf die Attraktivität des Ortskerns aufmerksam zu machen. Verkehrstechnisch ist der Ortskern von Cadenberge somit gut erschlossen bzw. verfügt über gute Vorausset- zungen, um auch in Zukunft die regionale Anbindung der Gemeinde verkehrlich attraktiv zu gestalten.

B73 mit erneuerter Asphaltdecke K22 mit erneuertem Fußweg

Geplante Ortsumgehung Cadenberge Da die B73 eine wichtige Fernverbindung zwischen den Städten Cuxhaven, Stade und Hamburg darstellt, ist sie stark frequentiert. Der Durchgangsverkehr auf der B73 durch Cadenberge stellt entsprechend eine große Belastung für den Ort dar. Mit dem Bau der Ortsumgehung wird der Durchgangsverkehr aus dem Ort herausgenommen; die Verkehrsbe- lastung reduziert sich erheblich. Dies wird die weitere städtebauliche Entwicklung des Ortes nachhaltig positiv beeinflus- sen. Die Ortsumgehung Cadenberge (Landkreis Cuxhaven) im Zuge der B73 soll nordwestlich von Cadenberge an der B73 beginnen und südöstlich von Cadenberge an der B73 enden. Zwischen der bestehenden Ortsumgehung Otterndorf und der geplanten Ortsumgehung Cadenberge soll die B73 parallel zur vorhandenen Bahnstrecke Cuxhaven - Hamburg verlegt werden. Die Ortsumgehung Cadenberge soll die vorhandene Ortsdurchfahrt Cadenberge vom Durchgangsver- kehr entlasten.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 57 Die Baumaßnahme „OU Cadenberge“ ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 in der Stufe „Vordringlicher Bedarf" aus- gewiesen. Sie stellt den 3. und 4. Bauabschnitt einer Gesamtmaßnahme dar, die in Cuxhaven beginnt und östlich von Cadenberge endet.19

2.4.2. Verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung des Quartiers

Fahrradverkehr und Fußgänger Topografie und Größe des Quartiers bieten gute Voraussetzungen für das Fahrrad als Verkehrsmittel. Insgesamt verfügt das Quartier über ein weitgehend geschlossenes Radwegenetz. In den Wohnstraßen kann problemlos auf der Fahrbahn gefahren werden. Entlang der B73 besteht beidseitig ein begleitender Radweg. Das Wegenetz wird durch innerörtliche Wegeverbindungen ergänzt. Mehrere Wander- und Radwege (Wanderweg W6 Rund um Cadenberge, Oste-Wingst-Radweg, Cuxland Fahrradroute 4; Wald- und Wiesenmix (Route 5)) führen durch das Quartier bzw. haben hier ihren Start- oder Zielpunkt. Über die Schützenstraße mit begleitendem Radweg ist auch der Ortsteil gut zu erreichen. Die Führung des Oste- Wingst-Radweges vom Marktplatz über die Straße Hinter den Höfen, die eher Rückseitencharakter hat, sollte zu Gunsten der Bahnhofstraße überdacht werden. Es existieren mehrere Wegeverbindungen zwischen der Bahnhofstraße und der Straße Hinter den Höfen. Der Rückseitencharakter und die teilweise beengte Führung der Straße Hinter den Höfen, die Barrierewirkung der Stader Straße aber auch die räumliche Ausdehnung der Bahnhofstraße führen dazu, dass keine Rundwege zwischen Marktplatz und Bahnhofstraße entstehen. Ein Leitsystem für Ortsfremde existiert nicht. Wichtige Eingangssituationen bspw. Einmündung Sandberg/B73, Einmündung Schützenstraße/B73, Einmündung Marktplatz/B73 oder der nördliche und südliche Auftakt der Bahnhofstraße werden nicht beworben oder durch Baulichkeiten entsprechend hervorgehoben. Ziele wie der Marktkauf oder das Rathaus wer- den über Schilder nur selten und auch nur vereinzelt dargestellt. Eine Bewerbung des Ortskerns oder der Lagen erfolgt nicht. Auch am Bahnhof erfolgt keine zeitgemäße Besucherlenkung. Ein kleines Hinweisschild weist den Weg zum Markt- platz. Aufgrund der Position kann es als Aufforderung, die Rückseite Hinter den Höfen zu nutzen, interpretiert werden. An Zieldestinationen abseits des Zentrums, bspw. dem Taubenhof oder künftig auch im Ortsteil Geversdorf erfolgt keine Bewerbung des Ortskerns. 20

Fußwegeverbindung zwischen Schulstraße Fußweg Hinter den Höfen und Schützenstraße

19 Quelle: www.strassenbau.niedersachsen.de 20 Ebd.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 58 ÖPNV (Busverkehr, Sammeltaxi) Ergänzt wird das ÖPNV-Netz durch Regionalbuslinien sowie Anruf-Sammel-Taxis (AST). Das Busliniennetz und die Regionalbuslinien ergänzen das Angebot des ÖPNV. Netzdichte und Takt sind aber, wie für den ländli- chen Raum üblich, eher dünn. 21

Motorisierter Individualverkehr (MIV) Der PKW stellt sowohl für die Versorgung als auch für die Arbeitsmobilität ein wichtiges Verkehrsmittel in Cadenberge dar. Ein vergleichsweise hoher Anteil des Verkehrsaufkommens innerhalb des Quartiers entfällt auf den KFZ-Verkehr, wobei hier vor allem durch die B73 und die K22 ein hoher Durchgangsverkehr besteht, der zu Lärmimmissionen im Quartier führt. Die Ergebnisse der Straßenverkehrszählung 2015 auf der B73 auf Höhe Cadenberge besagen eine durch- schnittliche tägliche Verkehrsstärke (DTV) von 7.700 – 8.300 KFZ. Der Anteil des Schwerverkehrs liegt jeweils bei etwa 600 KFZ.22 Bezüglich des Modal Splits in Cadenberge liegen keine Daten vor. Daher werden die Ergebnisse der Studie „Mobilität in Deutschland 2008: Ergebnisbericht Hamburger Verkehrsverbund“ als Orientierungswerte heran- gezogen. Demnach liegt im Hamburger Umland der Anteil der Wege mit dem Motorisierten Individualverkehr (MIV) insgesamt bei 63 %, nichtmotorisierter Individualverkehr und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) erreichen 28 % bzw. 8 %. Eine Infrastruktur für E-Mobilität mit dem KFZ ist im Quartier bislang nicht vorhanden. Es besteht lediglich eine E-Ladestation auf dem Parkplatz der Berufsschule; Betreiber ist hier die EWE Netz GmbH.

2.5. Zusammenfassung städtebaulicher und struktureller Rahmenbedingungen Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass bis auf wenige Ausnahmen die Gebäude im Quartier in einem eher guten Zustand sind. Ausnahmen bilden einige Nichtwohngebäude - wie zum Beispiel das Gebäude Stader Straße 23 - wie auf den Karten ersichtlich. Eine erhöhte Sanierungsrate im Quartier begründet sich daher eher aus Sicht der Energieeinsparung oder aus der Qualitätssteigerung des eigenen Gebäudebesitzes. Das subjektive Empfinden zum Zustand des eigenen Gebäudes ist daher ein relevanter Faktor bei der Sanie- rung. Dies kann von „…wieso, die Fenster sind doch noch gut…“ bis „…die Fenster kann ich nicht mehr sehen, ich möchte neue…“ reichen. Wichtig ist daher, beim Sanierungsmanagement die Haltung der Gebäudeeigentümer in den Einzelgesprächen zu erkennen und darauf aufbauend konkrete objektspezifische Vorschläge zu unter- breiten, die bei der Energieeinsparung unterstützen.

21 Integriertes Einzelhandels- und Ortskernkonzept für die Gemeinde Cadenberge, CIMA GmbH, Lübeck, 2016. 22 Quelle: www.strassenbau.niedersachsen.de

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 59 3. Analyse des energetischen Ist-Zustandes

3.1. Nachfrage nach Wärme

Methodik Bei der Bestandsaufnahme wurden die Gebäudetypen nach Bautyp und Baualter aufgenommen. Die Wohn- gebäude im Untersuchungsgebiet sind über eine Gebäudetypologie klassifiziert, die sich aus Bautyp und Bau- alter zusammensetzt. Jedem Gebäudetyp ist ein spezifischer Kennwert in kWh/m²a zugeordnet.

Tabelle 3: Verwendete Gebäudetypologie (nach Bautyp, Altersklasse)23 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 bis TYP ------1900 1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020

EZFH 268 249 266 229 239 198 214 189 165 165 144

RDH 237 219 240 185 209 208 176 153 163 163 142

MFH 222 247 234 207 212 195 200 168 154 154 134

Wohnblock 205 222 221 209 195 195 200 168 154 154 134

Wohnhoch- 191 191 191 191 190 190 190 190 190 190 134 haus

Legende: Verwendete Gebäudetypologie, differenziert nach Bautyp und Altersklasse für Wohngebäude Angaben in kWh/m²a

Im EU-Projekt TABULA sind bundesweite Sanierungspotenziale ermittelt worden. Grundlage sind die in Deutschland vorherrschenden Gebäudetypologien. Das Beispiel eines Einfamilienhauses (aus den Jahren vor 1945) zeigt, welcher bauliche Grundzustand zugrunde liegt. In nachfolgender Abbildung ist die Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand zu erkennen. Die Wandaufbauten sind in Massivbauweise (Vollziegel- Mauerwerk) erstellt. Es wird von einem U-Wert von 1,7 ausgegangen. Bei den Fenstern wird von typischen Holzfenstern mit einer Zweischeiben-Isolierverglasung ausgegangen, die einen U-Wert von 2,8 besitzen. Die Wärmeerzeugung erfolgt über einen Erdgas-Niedertemperaturkessel mit eher geringer Effizienz und hohen Wärmeverlusten über die Verteilleitungen.

23 Quelle: Kennwerte nach TABULA, eigene Darstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 60

Abbildung 32: Bau- und Anlagentechnik im Originalzustand24

24 Quelle: www.building-typology.eu

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 61 Die Einordnung der energetischen Referenzwerte der Nichtwohngebäude erfolgte auf Grundlage der VDI- Richtlinie 3807 „Energieverbrauchskennwerte für Gebäude“. Über die sog. „AGES“-Studie werden die Ge- bäude klassifiziert.

Tabelle 4: Kennwerte der Nichtwohngebäude25

Wärme [kWh/m²a] Elektrizität [kWh/m²a]

Verwaltungsgebäude 103 28 Finanzämter 72 24 Alten- und Pflegeheime 154 33 Schulen allgemein 117 12 Grundschule 114 10 Kindergärten 143 13 Gaststätten 290 144 Verkaufsstätten 153 k.A. Werkstätten 138 20 Offene Lagergebäude 82 8 Geschlossene Lagergebäude 92 22 Sakralbauten 131 12 Stadthallen/Saalbauten 126 32

Für die Ermittlung des Energieverbrauchs wird dieser Kennwert mit der Bruttogebäudefläche (BGS) multipli- ziert. Die BGS ist über die Grundfläche der Gebäude aus dem geografischen Informationssystem multipliziert mit der Geschossanzahl ermittelt. Ausgebaute Dachgeschosse gelten als Halbgeschosse. Jedem Gebäude kann so über die gebäudetypologische Methodik ein spezifischer Kennwert und ein Endenergieverbrauch zugeord- net werden.

Ergebnisse Die Nachfrage von Wärmeenergie liegt bei rund 20.206 MWh im Quartier Ortskern Cadenberge. Wie sich die Nachfrage von Wärmeenergie auf die einzelnen Gebäude im Quartier verteilt, zeigt die nachfolgende Abbildung.

25 Quelle: AGES, 2005

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 62

Abbildung 33: Wärmenachfrage der einzelnen Gebäude (Angaben in kWh)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 63 3.2. Nachfrage nach Elektrizität

Methodik Für die Berechnung der Stromnachfrage sind die gebäudetypologischen Daten nach TABULA/AGES verwen- det worden.

Ergebnisse Die Gebäude benötigen insgesamt rund 5.073 MWh elektrische Energie. Die Aufteilung des Stromverbrauchs im Quartier in Cadenberge auf die einzelnen Gebäude ist in untenstehender Abbildung noch einmal detail- liert dargestellt. Insbesondere der Einzelhandel am Marktplatz und die Schulen sind Gebiete mit einer hohen Stromnachfrage.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 64

Abbildung 34: Stromverbrauch der einzelnen Gebäude (Angaben in kWh)

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 65 3.3. Energieproduktion im Quartier

4.3.1 Photovoltaik Zur Erhebung ist das Anlagenregister des EEG ausgewertet und deren Daten den lokalen Anlagen zugeordnet worden. Im Gemeindegebiet Cadenberge befinden sich 39 PV-Anlagen mit einer Leistung von 419 kWp. Der Ertrag betrug 356 MWh im Jahr 2013 (Quelle: energymap.info).

3.4. Energie- und CO2-Bilanz (Ausgangsbilanz) Grundlage der bundesweiten Energiewende ist das am 28. September 2010 beschlossene Energiekonzept der Bundesregierung. Als konkrete Ziele sind unter anderen folgenden nationalen Zielsetzungen formuliert: . Reduktion des Primärenergieverbrauchs (gegenüber 2008) um 20% bis zum Jahr 2020, und um 50% bis 2050. . Senkung der Treibhausgasemissionen im Bereich Klimaschutz (gegenüber 1990) um 40% bis zum Jahr 2020, und über die Zielformulierung der Industriestaaten um mindestens 80% bis 2050. . Ausbau der erneuerbaren Energien auf einen Anteil von 18% bis 2020 bezogen auf den Bruttoendener- gieverbrauch, und um 60% bis 2050. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch soll bis zum Jahr 2020 35% betragen. Im Rahmen der Fördermittelnachweise der KfW werden die Einsparpotenziale bei den Indikatoren Primär- energie (PEV) und Klimaschutz/CO2 (GWP) erwartet. In Bezug auf die Ziele der Bundesregierung werden diese Indikatoren als Wirkungsabschätzung für das Quartier verwendet.

3.4.1. Primärenergie

Methodik Für die Berechnung des Primärenergieeinsatzes werden alle erneuerbaren und nicht-erneuerbaren Energie- ströme für Gewinnung, Umwandlung, Transport und Lagerung erfasst. Diese werden zu einem spezifischen Primärenergiefaktor zusammengefasst, der sich auf den Endenergieverbrauch bezieht. Um den Begriff der Primärenergie gibt es eine große Begriffsverwirrung, weil unterschiedliche Berechnungs- methoden die gleiche Bezeichnung verwenden. Der deutlichste Unterschied ist die Berechnungsmethode nach der Energieeinsparverordnung (EnEV), die nur den nicht-regenerativen Anteil ausweist. So hat ein Holzpellets- Kessel nach EnEV einen Primärenergiefaktor von 0,2, nach dem weit verbreiteten GEMIS-Verfahren allerdings den Wert 1,08 (GEMIS 4.93). Würde bei einem fiktiven Gebäude der Holzkessel 100 MWh an Pellets benö- tigen, beträgt der Primärenergiebedarf nach EnEV 20 MWh, nach dem nahezu realem Primärenergiestrom- modell nach GEMIS inkl. dem regenerativen Anteil 108 MWh. Die beiden Werte unterscheiden sich um den Faktor 5! Da es bei der Wirkungsabschätzung in Quartierskonzepten nicht um einen normativen Nachweis nach EnEV geht, sondern um eine räumliche bezogene Berechnung der primärenergetischen Ströme, werden die Faktoren nach GEMIS (siehe nachfolgende Abbildung) verwendet. Dies geht methodisch auch genauer auf die Ziele der Landes- und Bundesregierung ein. Bei GEMIS wird zur Begriffsentwirrung der Indikator als kumu- lierter Energieverbrauch (KEV) bezeichnet. Für die Einheitlichkeit wird hier im Konzept aber weiter der Begriff Primärenergie (PEV) verwendet.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 66

Abbildung 35: Spezifische Primärenergiefaktoren ausgewählter Endenergieträger (Quelle: GEMIS)

Ergebnisse Im Wärmebereich werden rund 20.206 MWh an Endenergie benötigt. An Primärenergie werden rund 24.987 MWh benötigt. Bei einem Stromverbrauch von 5.073 MWh Endenergie beträgt der Primärenergieaufwand rund 15.007 MWh. Bei erneuerbaren Energietechnologien wird der primärenergetische Aufwand für die Herstellung und den Betrieb der Anlagen betrachtet. Photovoltaik-Anlagen haben einen primärenergetischen Faktor von 1,252 kWh Primärenergie/kWh Endenergie. Bei einer Produktion von 365 MWh an Solarstrom wird ein Primär- energieaufwand von etwas mehr als 457 MWh induziert. Die PV-Anlagen verdrängen andere Stromerzeuger im bundesweiten Stromnetz. Würden die 365 MWh über das bundesweite Stromnetz geliefert werden, wäre der Primärenergieaufwand bei etwa 1.081 MWh. Näherungsweise kann der primärenergetische Aufwand der bundesweiten Stromerzeugung von der quartiersweiten Produktion an PV-Strom abgezogen werden. Die PV-Anlagen reduzieren den primärenergetischen Aufwand gegenüber der bundesweiten Stromerzeugung um rund 624 MWh. Werden die vier untersuchten Bilanzsektoren summiert, ergibt sich für das Quartier ein Primärenergieaufwand von rund 39.372 MWh.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 67 Tabelle 5: Primärenergieaufwand im Quartier26 Endenergie (EEV) Primärenergie (PEV)

Wärme der Gebäude 20.207 MWh 24.987 MWh

Elektrizitätsverbrauch 5.073 MWh 15.008 MWh

PV-Anlagen -624 MWh

Summe gesamt 25.279 MWh 39.372 MWh

3.4.2. Treibhausgase

Methodik Der Wirkungsindikator für die Auswirkungen auf den Klimawandel wird als „Global Warming Potential“ (GWP) bezeichnet. Das GWP fasst die bisher als Verursacher des Treibhauseffektes identifizierten Spurenga- se als einen aussagekräftigen Indikator zusammen. Für die Zeiträume von 20, 100 und 500 Jahren wurde die treibhausverstärkende Wirkung von einem kg Spurengas im Vergleich zu einem kg CO2 bestimmt und der Umrechnungsfaktor ermittelt. So kann bei bekannter Masse die treibhausverstärkende Wirkung ebenfalls in kg

CO2aeq angegeben werden.

Tabelle 6: Treibhausgaspotenziale einzelner Stoffeinträge in die Atmosphäre27 GWP 20 Jahre GWP 100 Jahre GWP 500 Jahre

[kg CO2aeq] [kg CO2aeq] [kg CO2aeq]

CO2 Kohlendioxid 1 1 1

CH4 Methan 72 25 7,6

H1301 Halon 8.480 7.140 2.760

N2O Lachgas 289 298 153

SF6 Schutzgas 16.300 22.800 32.600

Dabei werden die emittierten Gase in Bezug zu ihrer Wirkung mit einem Faktor versehen. Methan hat beispielsweise eine höhere Wirkung auf den Treibhauseffekt als Kohlendioxid (siehe obige Tabelle). Das Schutzgas SF6 hat sogar den Faktor 22.800 über einen Wirkungszeitraum von 100 Jahren in der Atmosphäre. Die emittierten Gase werden als Massenstrom mit ihrem Wirkfaktor multipliziert und bilden

26 Quelle: GEMIS, eigene Erhebung, eigene Darstellung

27 Quelle: www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/wg1/en/ch2s2-10-2.html

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 68 zusammen den Wirkindikator der Kohlendioxid-Äquivalente, kurz CO2aeq oder THG (Treighausgase). Üblicherweise wird als Zeitraum der Wirksamkeit 100 Jahre genommen. Die Relation zwischen Endenergie und CO2aeq / THG wird wiederum als Faktor angegeben. Bei den Faktoren werden häufig die Emissionen der Energieträgeraufbereitung berücksichtigt. Bei einem Energieträger wie Heizöl wäre es die gesamte Aufbereitung von der Bohrstelle über den Transport, dem Raffinieren, der Lagerung bis hin zur Verbrennungstechnik des Heizkessels. Bei einer Photovoltaikanlage wären das bei einer lebenszyklusweiten Betrachtung die Emissionen bei der Herstellung, dem Betrieb und dem späteren Rückbau der Anlage. So kann jedem Energiestrom und deren Nutzung die Relevanz zum Klimawandel zugeordnet werden. Die Einheit des Faktors ist üblicherweise kg/kWh Endenergie (siehe nachfolgende Abbildung). Die Energieströme werden differenziert nach den Energieträgern mit CO2aeq-Faktoren versehen. Die Summe bildet den Beitrag zum Treibhauseffekt. Da der Wert als Wirkindikator nicht dem tatsächlichen Massenstrom der Emissionen entspricht, ist eine Aussagefähigkeit nur im Vergleich gegeben. Beispielsweise bei der Gebäudesanierung ist nur ein Vergleich vor und nach der Sanierung um den Faktor n oder die eingesparten kg/CO2aeq sinnvoll. Für die Berechnung der quartiersweiten Auswirkungen auf den Klimawandel sind die Wirkfaktoren nach

GEMIS verwendet worden. Diese beinhalten die Gase CO2, CH4 und N20. Die weiteren treibhausrelevanten Gase bleiben wegen ihrem geringen Anteil unberücksichtigt. In der folgenden Abbildung sind ausgewählte Wirkfaktoren dargestellt.

Abbildung 36: Ausgewählte Wirkfaktoren auf den Klimawandel28

28 Quelle: GEMIS, eigene Darstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 69 Ergebnisse Die Gebäudewärme benötigt im Quartier bei rund 20.207 MWh an Endenergie. Daraus ergibt sich eine

Auswirkung auf den Klimawandel von 5.867 Tonnen CO2aeq.

Der Stromverbrauch des Quartiers beträgt rund 5.073 MWh. Hierdurch werden 3.009 Tonnen CO2aeq indu- ziert. Bei den erneuerbaren Energien wird die lebenszyklusweite Auswirkung auf den Klimawandel, wie bei der Primärenergie auf eine andere Energieproduktion, gegen gerechnet. Die PV Anlagen produzieren rund 365

MWh Elektrizität. Diese Endenergie wirkt auf den Klimawandel mit 23 Tonnen CO2aeq. Würde die Elektrizität mit dem bundesweiten Strommix produziert werden, wäre der Effekt 217 Tonnen CO2aeq. Der Beitrag zum

Klimaschutz über die bereits installierten PV Anlagen beträgt folglich etwa 194 Tonnen CO2aeq.

Tabelle 7: Beitrag der quartiersweiten Energieströme zum Klimawandel29 Treibhauseffekt (GWP)

Wärme der Gebäude 5.867 to CO2/a

Elektrizitätsverbrauch 3.009 to CO2/a

PV-Anlangen -194 to CO2/a

Summe gesamt 8.682 to CO2/a

Über Strom, Wärme und die erneuerbare Energieproduktion induziert das Quartier einen Effekt auf den Kli- mawandel von 8.682 Tonnen CO2aeq.

29 Quelle: GEMIS, eigene Erhebung, eigene Darstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 70 4. Potenzialermittlung

4.1. Energieeinsparung durch städtebauliche und strukturelle Optimierung Nicht-gebäudebezogene städtebauliche und strukturelle Maßnahmen können nur begrenzt zur Energieeinspa- rung beitragen. Siedlungsstrukturell ist es in der Gemeinde Cadenberge sehr gut gelungen, den Siedlungsbereich kompakt zu halten. Allgemein stellt die Bebauungsdichte einen wichtigen Parameter hinsichtlich einer effizienten Wärme- versorgung dar. Gebiete mit einer höheren Bebauungsdichte weisen einen geringeren Heizwärmebedarf pro Wohneinheit auf. Zudem ermöglicht die höhere Abnahmedichte einen effizienten Betrieb von Wärmenetzen. Insofern bietet grundsätzlich die räumliche Konzentration der verdichteten gemischten Bebauungsstrukturen im Quartier z.B. entlang der Bahnhofstraße und im Zentrum Potenziale zur Energieeinsparung. Zudem steigern Maßnahmen der Innenentwicklung, wie die städtebauliche Neuordnung und Verdichtung, die Erhöhung der Nutzungsmischung sowie die Neugestaltung von Freiräumen die Attraktivität für Bewohner und Gewerbetrei- bende. In diesem Zusammenhang bestehen Potenziale zur Stärkung der Nahversorgung, der Aufenthaltsquali- tät sowie der Erreichbarkeit für den nichtmotorisierten Verkehr. Auf der anderen Seite bieten Freiflächen Potenziale zur Integration von Anlagen zur Energiegewinnung und zur Verbesserung des Erscheinungsbildes und der Aufenthaltsqualität z.B. im Zentrum des Quartiers. Weitere Potenziale liegen in der Stärkung des Umweltverbundes. Handlungsoptionen, um die Attraktivität des Zufußgehens, Radfahrens und der ÖPNV-Nutzung zu erhöhen, bestehen vor allem in der Verbesserung der infrastrukturellen Ausstattung des Quartiers für diese Verkehrsmittel, im Abbau von Barrieren, der Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Verbesserung von Anbindungen an wichtige Anlaufpunkte. Wichtig ist dabei eine Bewusstseinsbildung der Bewohner, durch die Sichtbarmachung der energetischen Maßnahmen. Die Potenziale zur Energieeinsparung bei der Nutzung der technischen Infrastruktur werden bereits durch die laufenden Maßnahmen (Umrüstung auf LED-Straßenbeleuchtung) ausgeschöpft, weitere Potenziale sind der- zeit nicht erkennbar.

4.2. Potenziale im Gebäudebereich

4.2.1. Wärmenachfrage Die hier ermittelten Potenziale sind eine Ermittlung aus heutiger Sicht, mit heutigen Technologien und sozioöko- nomischen Bedingungen. Die Annahmen, die für die Potenziale getroffen worden sind, basieren auf aktuellen Erkenntnissen. Damit unterscheiden sich Potenzialbetrachtungen von szenariohaften Modellrechnungen, mit denen die Bedingungen in der Zukunft näherungsweise abgebildet werden. Als Grundlage für die im Bericht dargestellten Potenziale werden der aktuelle Stand der Technik und die aktuellen Rahmenbedingungen der Sach- und Wirkungsanalyse angenommen. Beispielsweise wird bei den Gebäuden angenommen, dass sie zum Zeitpunkt der Konzepterstellung saniert werden. Eine entscheidende Frage ist, wie sich dann der Endenergieverbrauch, die Wirkungen auf den Treibhauseffekt, die Primärener- gienachfrage und die Energiekosten einstellen würden. Die Potenziale im Quartier können also als die Summe der Einzelmaßnahmen beschrieben werden.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 71 Methodik Für die Gestaltung eines Entwicklungskorridors werden zwei Potenzialvarianten der Gebäudesanierung dar- gestellt: . Potenzial 1: Moderate Sanierung der Bestandsgebäude. . Potenzial 2: Effektive Sanierung der Bestandsgebäude. Als Datenquelle für die Wohnbauten werden die spezifischen Kennwerte nach TABULA verwendet. Das Poten- zial 1 entspricht etwa den Vorgaben der EnEV. Das Potenzial 2 entspricht den bau- und anlagentechnischen Möglichkeiten für den jeweiligen Gebäudetyp und orientiert sich dabei an dem für Passivhäuser üblichen Standards.

Tabelle 8: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 1 in kWh/m²a30 Wohnbauten bis 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 1900 ------1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020

EZFH 140 129 160 131 137 115 141 153 143 143 143

RDH 139 109 127 97 114 132 111 112 135 135 135

MFH 123 126 122 107 115 109 114 122 116 116 116

Wohnblock 113 112 111 105 100 109 114 122 116 116 116

Wohnhochhaus 94 94 94 94 96 96 96 96 96 96 96

Tabelle 9: Endenergiekennwerte der Gebäude nach Potenzial 2 in kWh/m²a31 Wohnbauten bis 1901 1946 1961 1971 1981 1986 1996 2001 2006 2014 1900 ------1945 1960 1970 1980 1985 1995 2000 2005 2013 2020

EZFH 37 40 55 42 52 32 50 57 50 50 50

RDH 41 31 44 24 35 42 29 28 44 44 44

MFH 38 47 47 38 44 39 43 45 41 41 41

Wohnblock 32 40 40 36 33 39 43 45 41 41 41

Wohnhochhaus 30 30 30 30 31 31 31 31 31 31 31

30 Quelle: Wohngebäude nach TABULA (www.building-typology.eu), eigene Darstellung.

31 Ebd.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 72 Bei den Wohngebäuden werden nach TABULA zwei Sanierungsvarianten für die jeweiligen Gebäudetypen betrachtet. Die Endenergiekennwerte für Potenzial 1 und Potenzial 2 sind in den obigen beiden Tabellen dargestellt. Das Maßnahmenpaket 1 (konventionell) wird für das Potenzial 1 verwendet. Elemente des Modernisierungs- pakets 1 sind beispielsweise: . eine Dämmung des Sparrenzwischenraums (12 cm), . die Dämmung der Außenwände mit einem 12 cm starken Wärmedämmverbundsystem (WDVS), . der Einbau einer 2-Scheiben-Wärmeschutzverglasung, . eine Dämmung der Kellerdecke (8 cm). Das Maßnahmenpaket 2 (zukunftsweisend) wird für das Potenzial 2 verwendet. Die Maßnahmen sind deutlich umfangreicher als bei Potenzial 1. Es orientiert sich an dem heute technisch bzw. baupraktisch realisierbaren Techniken. Elemente des Modernisierungspakets 2 sind unter anderem: . eine Dämmung des Sparrenzwischenraums (30 cm), . die Dämmung der Außenwände mit einem 24 cm starken Wärmedämmverbundsystem (WDVS), . der Einbau einer 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung inkl. gedämmten Rahmen (Passivhaus-Fenster) . eine Dämmung der Kellerdecke (12 cm). In nachstehender Abbildung sind noch einmal verschiedene Maßnahmen von Modernisierungspaket 1 und Mo- dernisierungspaket 2 grafisch gegenübergestellt.

Abbildung 37: Verschiedene Sanierungsvarianten nach TABULA

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 73 Die Einordnung der energetischen Referenzwerte der Nichtwohngebäude erfolgt auf der Grundlage der VDI- Richtlinie 3807 „Energieverbrauchskennwerte für Gebäude“. Die Energieverbrauchskennwerte sind in Form von Mittel- und Richtwerten für verschiedene Gebäudearten bzw. Nutzungen ausgewiesen. Für die Potenzi- alermittlung werden zwei Kennwerte genutzt. Vergleichswert - Als orientierendes Ziel wird der Modalwert der bundesweit untersuchten Gebäude verwen- det. Der Modalwert kann als mittlerer Vergleichswert herangezogen werden. Der Vergleichswert wird im Bericht als Potenzial 1 verwendet. Zielwert - Als Richtwert für das Definieren von Zielen wird der untere Quartilsmittelwert der bundesweit unter- suchten Gebäude genommen. Dieser Kennwert ist als Richtwert geeignet, da es tatsächlich Gebäude mit die- sen Werten gibt. Der Zielwert wird im Bericht als Potenzial 2 verwendet.

Tabelle 10: Potenziale der Nichtwohngebäude32 Nichtwohngebäude Wärme Strom [kWh/m²a BGF]

Vergleichswert Zielwert Vergleichswert Zielwert (Potenzial 1) (Potenzial 2) (Potenzial 1) (Potenzial 2)

Verwaltungsgebäude 95 59 18 10

Schulen 102 65 8 5

Verkaufsstätten 153 87 k.A. k.A.

Sakralbauten 60 37 4 3

Offene Lagergebäude 50 47 5 3

Die spezifischen Kennwerte der Gebäude werden mit der Bruttogebäudefläche (BGF) multipliziert. Das Er- gebnis ist der Endenergieverbrauch der Gebäude. Die Summe der Endenergieverbräuche aller Gebäude im Untersuchungsgebiet ergeben letztendlich die Potenziale.

Ergebnisse Die nächste Abbildung zeigt in welcher Höhe sich die Maßnahmen der Modernisierungspakete (Potenzial 1 und Potenzial 2) auswirken. Wird das gesamte Quartier nach Potential 1 saniert, führt dies zu einer Minde- rung der Wärmenachfrage um rund 23% im Vergleich zum Ausgangszustand. Die geeigneten Maßnahmen nach Potential 2 bewirken einer Minderung der Wärmenachfrage um 51% bezogen auf das Basisjahr 2016. Den größten Anteil am Einsparpotential bietet dabei immer die Dämmung der Gebäudehülle.

32 Quelle: AGES 2005, eigene Darstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 74

Abbildung 38: Wärmepotenziale im Quartier33

4.2.2. Elektrizität

Methodik Im Wohngebäudebereich besteht durch die hohe Elektrifizierung mit Haushalts- und Konsumgegenständen ein geringes Einsparpotenzial bei Elektrizität. Für das Potenzial 1 ist daher ein spezifischer Wert von 18 kWh/m² pro Jahr BGF, für das Potenzial 2 ein Wert von 16 kWh/m² pro Jahr angenommen.

Ergebnisse Elektrizität bietet über die Ausstattung der Gebäude mit zahlreichen elektrischen Geräten ein weiteres Ein- sparpotenzial. Es wird davon ausgegangen, dass die Haushalte weitgehend mit elektrischen Geräten ausge- stattet sind, die über ihre Produktlebenszyklen energieeffizienter werden. Dadurch ergibt sich ein Einsparpo- tenzial. Werden die Möglichkeiten über Anzahl und Effizienz nach Potenzial 2 vollständig ausgeschöpft, so reduziert sich die Stromnachfrage um rund 28% des Ausgangszustandes (siehe folgende Abbildung).

Abbildung 39: Strompotenziale im Quartier34

33 Quelle: TABULA, eigene Erhebung, eigene Darstellung.

34 Quelle: TABULA, eigene Erhebung, eigene Darstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 75 4.2.3. Wirkungen der Potenziale bei der Energienachfrage

Primärenergie Im Vergleich zur Endenergie werden beim Indikator Primärenergie (PEV) bzw. kumulierter Energieverbrauch (KEV) die Vorketten für Erstellung, Transport und Lagerung in die Berechnungen mit einbezogen. Diese Tatsa- che führt in der Summe zu etwas höheren Werten als vergleichsweise bei der Endenergie. Die Primärener- gienachfrage im Quartier nimmt bei Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen nach Potenzial 1 bzw. Potenzial 2 deutlich ab (Abbildung 40). Insbesondere bei Potenzial 2 beträgt die Primärenergie letztendlich nur rund die Hälfte des heutigen Verbrauchs.

Abbildung 40: Potenziale zur Primärenergie-Einsparung bei der Energienachfrage

CO2-Einsparung Die Einsparpotenziale bei Strom und Wärme reduzieren die Wirkungen der Emissionen treibhausrelevanter Gase deutlich. Bei Potenzial 1 wird die Wirkung auf rund 77 % gemindert. Bei Potenzial 2 reduziert sich die Wirkung auf den Treibhauseffekt sogar auf 49 % bezüglich des Ausgangszustandes im Basisjahr. Der Zielkor- ridor der Bundesregierung ist eine Reduktion der CO2-Emmissionen auf 20 % bis 2050. Die rückschließende Erkenntnis dieser Zielsetzung ist, dass die Gebäudesanierung auf dem Niveau von Potenzial 2 (zukunftswei- send) innerhalb der nächsten 34 Jahre durchgeführt bzw. noch stärker vorangetrieben werden muss, um die Notwendigkeiten des Klimaschutzes einhalten zu können.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 76

Abbildung 41: Potenziale zur CO2-Einsparung im Quartier35

4.2.4. Energieerzeugung Die Reduktion der Energienachfrage, die im vorherigen Kapitel vorgestellt wurde, ist das primäre Handlungs- feld für die nachhaltige Gestaltung des Quartiers. Sekundäres Handlungsfeld ist die erneuerbare Energieer- zeugung. Im Kern ist für dieses Konzept das Potenzial der Dachflächen für die Installation von Photovoltaik und Solarthermie erhoben worden.

Methodik Wenn ein Dachpotenzial vorhanden ist, wird je nach Bautyp ein Teil der Dachfläche als potenzielle Fläche für aktive Solarenergie angenommen. Bei Wohngebäuden wird davon für solarthermische Anlagen pauschal eine Anlagengröße von 5 m² angenommen. Diese Fläche kann im Sommer den überwiegenden Anteil an Energie für die Warmwasseraufbereitung liefern. Eine größere Thermiefläche ist bei einer Unterstützung der Heizung im Winter möglich. Dies stellt aber immer eine individuelle Einzelfallentscheidung dar, die bei der Potenzial- berechnung unberücksichtigt bleibt. Über eine lebenszyklusweite Betrachtung verringern die lokalen erneuerbaren Energiequellen CO2aeq- Emissionen, den Primärenergieverbrauch und die spezifischen Entstehungskosten pro Energieeinheit. Gleichzei- tig reduziert die lokale Produktion den Energieimport in das Quartier als lokale solare Energiequelle.

Ergebnisse Werden alle potenziellen Dächer mit PV-Anlagen belegt, wird eine Fläche von rund 11.900 m² belegt. Die installierte Leistung beträgt 1,5 MW. Damit können rund 1.300 MWh pro Jahr produziert werden. Die Anla- gen haben eine Wirkung auf den Treibhauseffekt über die lebenszyklusweite Emission treibhausrelevanter Gase von 82 Tonnen CO2aeq. Würde die Elektrizität mit dem aktuellen bundesweiten Strommix erzeugt, wäre die Wirkung 863 Tonnen CO2aeq. Das Reduktionspotenzial beträgt also 782 Tonnen CO2aeq. Der Primärenergieeinsatz der PV-Anlagen beträgt rund 1.627 MWh. Die gleiche Stromproduktion im bundeswei- ten Stromnetz hätte einen Primärenergieeinsatz von rund 3.586 MWh. Die Einsparung an Primärenergie über PV wäre zum aktuellen Zeitpunkt also etwa 1.958 MWh.

35 Quelle: eigene Erhebung, eigene Darstellung.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 77 Tabelle 11: Ergebnisse der PV-Potenziale36 Energie GWP-Faktor Ergebnis KEV-Faktor Ergebnis Stromnetz 0,664 kg/kwh 863 to CO2/a 2,758 kWh/kWh 3.586 MWh PV-Produktion 1.300 MWh 0,063 kg/kwh 82 to CO2/a 1,252 kWh/kWh 1.627 MWh Summe 782 to CO2/a 1.958 MWh

Werden alle geeigneten Dächer mit solarthermischen Anlagen von 5 m² pro Gebäude belegt, können rund 1.465 m² installiert werden. Diese produzieren rund 615 MWh Wärme für die Trinkwarmwassererwärmung. Die Anlagen haben eine Wirkung auf den Treibhauseffekt über die lebenszyklusweite Emission treibhausrele- vanter Gase von 15 Tonnen CO2aeq. Würde die Wärme mit Erdgaskesseln erzeugt, hätte dies die Wirkung von 178 Tonnen CO2aeq. Das Reduktionspotenzial beträgt also 163 Tonnen CO2aeq. Der Primärenergieeinsatz der solarthermischen Anlagen beträgt rund 672 MWh. Die gleiche Wärmeproduk- tion mit Gaskesseln hätte einen Primärenergieeinsatz von rund 714 MWh. Die Einsparung an Primärenergie über Solarthermie wäre zum aktuellen Zeitpunkt also 42 MWh.

Tabelle 12: Ergebnisse der solarthermischen Potenziale37 Energie GWP-Faktor Ergebnis KEV-Faktor Ergebnis

Erdgas-Kessel 0,290 kg/kwh 178 to CO2/a 1,160 kWh/kWh 714 MWh 615 MWh Thermie 0,025 kg/kwh 15 to CO2/a 1,092 kWh/kWh 672 MWh

Summe 163 to CO2/a 42 MWh

36 Quelle: GEMIS-Faktoren für GWP und KEV, eigene Erhebung, eigene Darstellung.

37 Ebd.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 78 5. Handlungsempfehlungen

5.1. Städtebauliches Leitbild Für das Quartier Ortskern Cadenberge steht durch Umsetzung dieses Konzeptes das Erreichen langfristiger energetischer Zielsetzungen im Vordergrund. Ein wesentlicher Beitrag zu dem angestrebten energetischen Wandel des Quartiers kann aber auch durch eine nachhaltige Weiterentwicklung des Siedlungsgefüges und der städtebaulichen Strukturen geleistet werden sowie durch Maßnahmen im Bereich Mobilität und Verkehrs- angebot. Aus der Analyse des Quartiers lassen sich zusammenfassend folgende städtebauliche, verkehrliche, strukturelle, soziale, ökonomische und demografische Zielstellungen für das Energiequartier ableiten: . Stärkung der Ortsmitte und der Innenentwicklung, Wachstum vorrangig innerhalb der Siedlungsränder . Wohnquartiere und zentraler Versorgungsbereich als Entwicklungspole, die sich gegenseitig stärken . Gestalterische Aufwertung des Zentrums, Stärkung des Nahversorgungsstandorts . Funktionale Aufwertung des Wohnumfelds, Stärkung des Wohnstandorts . Anpassung an den demografischen und energetischen Wandel, Ort der kurzen Wege Durch die im folgenden Kapitel 6 formulierten Maßnahmen werden einige dieser Aspekte einer nachhaltigen Quartiersentwicklung in Form von konkreten Vorschlägen an konkreten Orten im Quartier verankert.

5.1.1. Siedlungsstruktur und Bebauung

Nachverdichtung und Innenentwicklung Die städtebauliche Struktur des Quartiers eröffnet trotz der bereits vorhandenen hohen Dichte Potenziale einer weiteren Verdichtung im Bestand. Ziel sollte eine weitere Nachverdichtung im Bestand durch energieeffi- zienten Neubau mit einem möglichst hohen Effizienzstandard sein. Neben dem Einsatz effizienter Dämmungs- und Heiztechnik ist eine optimierte Gebäudestellung zu beachten, um eine möglichst maximale Nutzung der solaren Energie zu ermöglichen. Dies betrifft sowohl die aktive Nutzung der Sonnenenergie durch solarthermi- sche Kollektoren zur Warmwasseraufbereitung oder Heizung der Gebäude, als auch die passive Nutzung der Sonnenenergie durch bspw. unverschattete Südfenster. Das Ziel der Nachverdichtung auf bebauten und unbebauten Flächen im Quartier erstreckt sich nicht nur auf den Wohnungsbau. Ein Umbau und eine Nachverdichtung im Bestand sollten insbesondere aufgrund des hohen Anteils an Nichtwohngebäuden, vor allem in der Bahnhofstraße, auch auf Einzelhandels-, Dienstleistungs- und gewerbliche Nutzungen abzielen. Mit dem Neubau des Marktkaufs wird hier bereits ein wichtiger Schritt ge- tan. Die Möglichkeiten, weitere Neubauten oder Umbauten solcher Gebäude zu unterstützen, sollen geprüft werden und die Akteure im Rahmen des Sanierungsmanagements beraten werden. Im Fall des Abrisses von Gebäuden (wie dem „alten“ Marktkauf) sollten planungsrechtliche Festsetzungen ge- prüft werden, die eine Neubebauung mit dichteren Bautypologien in einem städtebaulich verträglichen Maß

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 79 sowie einer optimalen Gebäudeexposition hinsichtlich der Nutzung von Solarenergie und der bestehenden städtebaulichen Struktur vorsehen. Die Nachverdichtung hat eine sehr hohe Priorität, aufgrund der Eigentumsstruktur obliegt der Gemeinde je- doch nur ein marginaler gestalterischer Spielraum. Die hohe Grundstücksnachfrage und die Bodenpreisent- wicklung lässt in den kommenden Jahren jedoch eine weitere Teilung der privaten Grundstücke erwarten. Im Zuge der Nachverdichtung besteht neben der Zuwanderung neuer Bürger und damit einer besseren Infra- strukturauslastung und einem höheren Steueraufkommen ein Mitnahmeeffekt in der Stärkung der Innenentwick- lung gegenüber der weiteren Siedlungsentwicklung in den Außenbereichen. Die Verdichtung ist vor allem in Bereichen mit einer guten Erreichbarkeit für den nichtmotorisierten Verkehr zum zentralen Versorgungsbereich anzustreben. Fahrten können damit vermieden und der Nahversorgungsbereich als solcher gestärkt werden.

Freiflächen im Zentrum In diesem Zusammenhang bestehen Synergieeffekte mit der Neugestaltung und möglichen Überdachung der Parkflächen im Zentrum. Eine Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen wird vor allem wegen der ver- gleichsweise günstigen Umsetzbarkeit (bei Einbindung eines Fremdinvestors), der positiven ökologischen Effek- te und der hohen öffentlichen Wirkung als Vorzeigeprojekt für eine effiziente Nutzung von Flächen empfohlen.

Nutzungskonzepte für öffentliche und ortsbildprägende Gebäude Im Quartier sind einige öffentliche und gleichzeitig ortsbildprägende Gebäude vorhanden (z.B. Bahnhof, Rat- haus, Schulgebäude), die ebenso als Nichtwohngebäude im Hinblick auf eine energetische Ertüchtigung unter- sucht werden sollten und für die im Bedarfsfall Konzepte erarbeitet werden sollten, um die Gebäude auch in ihrer Nutzung und Auslastung zu optimieren.

Demografischer Wandel Zusätzlicher Handlungsbedarf besteht im Zusammenhang mit den Auswirkungen des demografischen Wandels. Die gegenwärtige Altersstruktur und die prognostizierte Altersentwicklung sind zwar für das Quartier aktuell nicht als zentrale Herausforderungen zu forcieren, jedoch sollte der allgemein anstehende bzw. sich stetig vollziehende Generationenwechsel in vielen Gebäuden beobachtet und im Sinne des „Jung kauft Alt“-Mottos gefördert werden. Denn viele Gebäude im Quartier unterliegen einem teilweise dringenden Sanierungsbe- darf (Erhalt der Bausubstanz, Werterhaltung). Im Hinblick auf den anstehenden bzw. laufenden Generatio- nenwechsel ist es wichtig, den neuen und jüngeren Bewohnern eine zeitgemäße Infrastruktur in ihrem Wohnum- feld anzubieten. Die Schaffung neuen Planrechts und die Entwicklung neuer Wohngebiete am Ortsrand sollten demnach nicht die alleinige Lösung sein, in Zukunft neue und jüngere Bewohner ins Quartier zu holen. In diesem Zusammenhang spielt auch die bedarfsgerechte Ausstattung des Quartiers mit Spielangeboten eine wichtige Rolle.

5.1.2. Mobilität und Verkehrsangebot Im Kontext der energetischen Stadtsanierung sind die Verkehrsvermeidung und die Beeinflussung der Ver- kehrsmittelwahl zu Gunsten von klimaschonenden Verkehrsträgern (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV), aber auch die Förderung von Elektromobilität von Bedeutung. Potenziale liegen in der Energieeinsparung und Reduzierung der CO2-Emissionen durch eine besondere För- derung des nichtmotorisierten Verkehrs, einer Verbesserung der Erreichbarkeit des Zentrums für den nichtmo- torisierten Verkehr durch Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes, einer Etablierung von Elektroautos und -räder

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 80 als energieeffiziente und ökologische Alternative sowie einer Unterstützung weiterer alternativen Mobilitäts- formen. Die folgenden Aspekte besitzen vor diesem Hintergrund eine besondere Bedeutung für das Quartier Ortskern Cadenberge:

Optimierung des Straßenverkehrs und der Parkflächen Die Verkehrssituation im Quartier Ortskern Cadenberge wird bestimmt durch die Barrierewirkungen der Sta- der Straße / Cuxhavener Straße (B73) sowie der Bahnstrecke. Für den Straßenverkehr ist die B73 eine wich- tige inner- und überörtliche Verkehrsachse; hier entsteht ein hohes Verkehrsaufkommen, insbesondere auch durch Durchgangs- und LKW-Verkehre. Eine weitere wichtige straßenverkehrliche Achse stellt die Bahnhof- straße / Langenstraße (K22) dar. Hier sorgt die mindestens stündliche Schrankenschließung am Bahnübergang für einen Engpass für alle Verkehrsteilnehmer, besonders für Radfahrer und Fußgänger, die den zentralen Versorgungsbereich erreichen wollen. Neben diesen Verkehrsachsen erzeugen die Schulstandorte (Schule am Dobrock und berufsbildende Schulen) morgens zu Schulbeginn und am Nachmittag zu Schulschluss ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in den umliegenden Wohnstraßen. Hieraus ergibt sich ein Bedarf an der Optimierung von Verkehrsflüssen im Quartier: Für die B73 sollten ein barrierearmer Umbau an neuralgischen Punkten (z.B. an der Kreuzung zur Bahnhofstraße) und die Schaffung von Querungshilfen (z.B. im Bereich vor ALDI) im Mittelpunkt der Bemühungen um eine verkehrs- infrastrukturelle Verbesserung stehen. Einen weiteren straßenverkehrlichen Ansatzpunkt zur Verbesserung der verkehrs-infrastrukturellen Situation stellen die Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten zum zentralen Versorgungsbe- reich (Marktplatz) sowie die Steuerung des Park-Such-Verkehrs und die Nutzung der Parkflächen dar. Hierbei sollte ein Schwerpunkt auf der Neugestaltung von Parkflächen und der Untersuchung zur Auslastung der Flä- chen liegen. Es lässt sich jedoch auch festhalten, dass das Quartier Ortsmitte Cadenberge als Wohn- und Schulstandort sowie als zentraler Nahversorgungsstandort sowohl Quelle als auch Ziel von Verkehren ist und bleiben wird, ebenso wird es weiterhin (auf absehbare Zeit, solange die Ortsumgehung der B73 noch nicht realisiert wird) vom Durchgangsverkehr berührt sein. Es geht neben der Vermeidung vor allem und die umweltfreundliche Gestaltung des Verkehrs.

Stärkung des Fuß- und Radverkehrs Ist eine Erhöhung des Radverkehrsanteils am Modal Split und damit eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung angestrebt, muss besonders den Rad fahrenden Bürgern kommuniziert werden, dass sie als gleichwertige Verkehrsteilnehmer angesehen werden. Ein grundsätzliches Symbol hierfür ist der Ausbau von durchgängigen Radwegen und Fahrradampeln. Das Gefühl von Sicherheit und Barrierefreiheit stärkt allgemein die Attraktivität des Radfahrens. Ebenso wichtig sind ebenerdige Abstellmöglichkeiten an Wohngebäuden sowie an wichtigen Plätzen des Ortes, wenn möglich überdacht. Dies gilt auch für stark frequentierte Haltestellen des ÖPNV, um somit eine intermodale Wegekette zu erleichtern. Damit die Nutzer die Fuß- und Radwege als attraktiv und sicher empfinden, ist es wichtig, auch in der Winterzeit für eine ausreichende Beleuchtung und Befahrbarkeit (auch bei Schnee- und Eisglätte) zu sorgen. Um den Anteil der Fußgänger im Quartier zu erhöhen, sind barrierefreie, direkte und sichere (sowohl am Tag als auch in der Nacht) Fußwege innerhalb des Quartiers notwendig. Von Bedeutung sind insbesondere Wege von den Wohnungen Richtung zentraler Versorgungsbereich sowie zum Bahnhof und zu den Schulen. An Fahrradständern sollte möglichst genug Raum zum Abstellen von Rollatoren und Kinderwagen gegeben sein,

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 81 ebenso sollte die Möglichkeit bestehen diese an Abstellanlagen anzuschließen. Ebenso sollten für bewegungsbeeinträchtige Passanten genügend Sitzmöglichkeiten in Form von Bänken gegeben sein. Um die Verkehrsmittelwahl zu beeinflussen, sollten also bei Maßnahmen im Energiequartier Ortskern Cadenberge die Belange der Fußgänger, Radfahrer und Nutzer des ÖPNVs vorrangig berücksichtigt werden. Der Schwerpunkt der Bemühungen sollte dabei räumlich zunächst auf dem Bereich des Bahnhofs, des Bahnhofsumfelds sowie in der Bahnhofstraße und dem parallel zu dieser verlaufenden Fuß- und Radweg Richtung Zentrum gelegt werden. Maßnahmen in diesen Bereichen zur Verbesserung der Nutzbarkeit durch Fußgänger und Radfahrer würden das Bahnhofsumfeld und den südlichen Teil des Quartiers besser an den zentralen Versorgungsbereich anknüpfen. Einen großen Beitrag könnte hierzu die Planung und Realisierung einer Brücke über die Bahngleise leisten.

Alternative Mobilitätsformen Umweltfreundliche Mobilitätsformen können durch Elektroautos, Elektrofahrräder (und ggf. andere Elektro- Minimobile) verbessert werden. Gerade Elektro-Fahrräder bieten eine leicht zu bedienende Alternative gegenüber herkömmlichen motorisierten Zweirädern und sind attraktiv für Personen, die ihre eigenen Kräfte sparend einsetzen möchten. Hierfür können im Bereich des Marktplatzes Parkplätze vorgesehen werden. Wichtig ist, dass eine entsprechende Ladeinfrastruktur vorgehalten wird. Zu prüfen ist, inwiefern anfallender überschüssiger Strom, der in den am Marktplatz vorhandenen Einzelhandelseinrichtungen erzeugt wird, zum Laden von Elektrofahrzeugen genutzt werden kann. Der überschüssige Strom müsste somit nicht in das Netz eingespeist werden, sondern kann vor Ort genutzt werden. Gleiches gilt für die Nutzung von Strom, der auf überdachten Parkflächen erzeugt werden könnte. Über diese Kombinationsmöglichkeit wäre auch im Bereich der Schulstandorte nachzudenken, sofern bspw. die Schulen des Landkreises zukünftig durch ein BHKW versorgt werden würden. Kostenloser bzw. günstiger Strom könnte ein Anreiz sein, dass Schüler oder Lehrer zukünftig statt mit einem Verbrennungsmotor betriebenen PKW mit einem Elektrofahrzeug zur Schule fahren. Eine alternative Form des „Carsharing“ wird nicht nur, aber auch in Cadenberge durch die Mitfahrbänke versucht zu etablieren. Im Quartier befinden sich bereits zwei solche Bänke, auf denen man sitzen und auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen kann. Ob sich dieses Konzept etabliert, hängt davon ab, ob es durch weitere Maßnahmen zum Ausbau gefördert wird. Denn das Konzept scheint insgesamt noch ausbaufähig zu sein. Für alle umweltfreundlichen Mobilitätsformen gilt, dass eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit unabdingbar ist, um bereits existierende Routinen der Bewohner aufzubrechen. Besonders ältere Menschen werden durch alternative Mobilitätsformen häufig nicht erreicht. Interorganisationale Netzwerkarbeit zwischen öffentlichen Einrichtungen, gemeinnützigen Institutionen sowie Privatunternehmen kann zu Synergieeffekten führen, die einzeln nicht erreicht werden können.

5.2. Energetisches Leitbild des Quartiers

Das Ziel der Bundesregierung ist die Reduktion der THG-Emissionen um 80% bis 2050. Darauf basiert auch das Förderprogramm 432 der KfW. Um dieses Ziel zu erreichen wird davon ausgegangen, dass der bundes- weite Energieverbrauch halbiert werden muss. Werden diese Ziele auf das Quartier übertragen, bedeutet dies:

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 82 . Ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050 über die energetische Sanierung und das Nutzer- verhalten. . Nutzung der Gebäude für erneuerbare Energietechnik, Installation von Photovoltaik, Solarthermie, Wär- mepumpen (Umweltenergie) und biogene Heizquellen für die Energieversorgung. Aktuell für die Wärme- produktion, in Zukunft auch für die Elektromobilität. . Stärkung der Nahmobilität im Quartier zu den täglichen Wohnfolgeeinrichtungen (Einkaufen, Bildungsstät- ten usw.) . Nutzung der Gärten und öffentlichen Grünflächen für die Biomasseproduktion zum Essen und Verbrennen. . Reduktion der „grauen Energien“ und der „ökologischen Rucksäcke“ über die Verringerung der Anzahl der Objekte/Dinge/Produkte (private und öffentliche Räume) und die Transformation zu Produkten mit einem geringeren ökologischen Rucksack.

Abbildung 42: Einbettung des Maßnahmenkatalogs in die quartiersweite Zielstrategie bis 2050

Angebots- und Nachfragesektoren Der Bilanzraum Quartier Cadenberge verfügt über eine innere Logik, bestehend aus Energienachfrage und - angebot. Die Energienachfrage ist nochmals nach den Verbrauchssektoren Haushalte, Unternehmen und öf- fentliche Infrastruktur gegliedert. Innerhalb der Verbrauchssektoren – Beispiel Haushalte – wird die Energie- nachfrage nach Elektrizität, Wärme / Kälte und Mobilität differenziert. Die Haushalte benötigen Energie für das Wohnen und für ihren Verkehrsaufwand. Ist ein Elektrofahrzeug vorhanden, bspw. ein Elektroroller, und erfolgt dessen Aufladung über die Wohnung, dann wird Elektrizität für Mobilität, Licht, Elektrogeräte und evtl. Kochen und Wohnraumkühlung benötigt.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 83

Abbildung 43: Sektorales Bilanzmodell

Der Angebotssektor differenziert sich nach quartiersweiten Erzeugungsanlagen wie Solarthermie, Photovoltaik, Biomasse und Umweltenergie über Wärmepumpen. Koppelprozesse für bspw. Elektrizität / Wärme wandeln einen Energieträger in mehrere nachgeschaltete Energieträger um. Bspw. wird durch ein BHKW Erdgas in Strom und Wärme transformiert. Über die Verteilung über die Netze entstehen Verluste, die zum Beispiel bei einem Wärmenetz mit in die Bilanz hineinfließen. Streng genommen wäre der Holzstapel im Garten und der Öltank schon ein Energiespeicher. In Zukunft werden mit sinkenden Speicherkosten elektrische Speicher an Bedeutung zunehmen. Sie nehmen Energie auf und geben sie mit zeitlicher Verzögerung wieder ab, das ist wichtig für den Lastausgleich von Stromproduktion und -nachfrage. Zur kontinuierlichen Absenkung der THG-Emissionen ist es notwendig, den Energieverbrauch in allen Bereichen deutlich zu reduzieren. Nur wenn dies gelingt, kann die Versorgung aus erneuerbaren Energien erreicht wer- den. Aktuelle Studien der Fraunhofer-Gesellschaft und des Instituts ifeu zeigen den Weg auf, wie ein Umbau des Energiesystems zu einer Versorgung aus erneuerbaren Energien ohne fossile Energien erfolgen kann.

Abbildung 44: Studie zur Interaktion EE-Strom, Wärme: Szenario Privathaushalte (Quelle: Fraunhofer IWES und IBP).

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 84 Die Grafik beschreibt ein Szenario, wie sich die Wärmeversorgung bis zum Jahr 2050 entwickeln kann, so dass diese vollständig auf der Basis von erneuerbaren Energien basiert. Dabei sehen die Forscher neben einer kontinuierlichen Reduktion des Energieverbrauchs folgende 5 Phasen der Entwicklung: 1. Reduzierung Systemtemperaturen 2. Ausbau der Wärmepumpenanwendungen 3. Flexibilisierung des Wärmemarktes 4. Ausbau der Nutzung von Umweltwärme (Erdreich, Luft, Sonne) 5. Nutzung von Power to Heat (PtH) in Wärmenetzen Mit „Power to Heat (PtH)“ wird der Einsatz von Strom zur Wärmeerzeugung bezeichnet. Die Forscher gehen davon aus, dass es durch den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik in den nächsten Jahren zu einem so großen Stromangebot kommt, dass Strom zunehmend auch zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden kann. Die Studie zeigt, dass es bei konsequenter Reduktion des Energieverbrauchs (Reduktion um ca. 50% im Zeit- raum 2012 bis 2050) und einem kontinuierlichen Ausbau der Nutzung von Umweltwärme über Wärmepumpen gelingen kann, bis zum Jahr 2050 eine Wärmeversorgung der privaten Haushalte zu realisieren, bei der fos- sile Brennstoffe nicht mehr benötigt werden. Ob dieses Szenario tatsächlich realisiert werden kann, ist selbst- verständlich von vielen Faktoren abhängig. Es zeigt aber die strategische Richtung auf, der die Gemeinde Cadenberge bei der zukünftigen Entwicklung des Quartiers unter energetischen Gesichtspunkten folgen sollte. Auf Cadenberge bezogen bedeutet dies ebenfalls, dass der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden muss. Die notwendigen Ersparnisse bewegen sich dabei insgesamt auf dem Niveau des im Kapitel 4.2.1 dargestell- ten Potenzials 2. Dieses müsste jedoch fast komplett erschlossen werden, um eine Energieeinsparung von etwa 50% herbeizuführen. Daher gilt, dass praktisch alle Gebäude des Quartiers auf Potenzial 2 saniert werden müssten. Anzustreben sind daher umfassende und zukunftsweisende energetische Sanierungen nach Potenzial 2, um eine möglichst hohe Energieeinsparung im Quartier zu erreichen, auch wenn nicht alle Gebäude des Quartiers saniert werden würden. Sinnvolle Möglichkeiten, um die verbleibende Wärmenachfrage zu bedie- nen, sind in den folgenden Kapiteln dargestellt.

5.2.1. Wärmenachfrage der Gebäude Am Energieverbrauch der Bundesrepublik Deutschland hat der Gebäudesektor (ca. 18 Millionen Wohnge- bäude und 1,5 Millionen sogenannte Nichtwohngebäude (z.B. Büros, Geschäfte und Verwaltungsgebäude)) einen Anteil von fast 40% (Quelle: BMWi 2011). Dementsprechend besteht hier ein hohes Potenzial zur Ener- gieeinsparung. Wie im Kapitel Potenziale dargestellt, sind auch im Quartier Ortskern Cadenberge erhebliche

Potenziale zur Energie und CO2-Reduktion bei den Gebäuden vorhanden. Eine Reduktion des Wärmever- brauchs kann grundsätzlich nur durch eine Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäudehülle er- reicht werden. Es gilt Wärmeverluste durch Bauteile (Transmission) und durch Lüftung (Lüftungsverluste) deutlich zu reduzieren. Durch die Entwicklung der Bautechnik in den vergangenen 50 Jahren bestehen sehr große Un- terschiede im Energieverbrauch bei Gebäuden aus den 1950er Jahren und solchen, die nach aktueller Ener- gieeinsparverordnung (ENEV 2014) errichtet werden. Die folgende Grafik skizziert die Entwicklung der ener- getischen Baustandards.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 85

Abbildung 45: Entwicklung der rechtlichen Anforderungen an den Energiestandard beim Neubau38

Bei einer Reduktion des Wärmeverbrauchs der Gebäude im Quartier Ortskern Cadenberge ist es das we- sentliche Ziel, mit aktuellen Bautechnologien bestehende Gebäude energetisch zu ertüchtigen. Nur wenn es gelingt, bei Gebäuden den Wärmeverbrauch drastisch zu reduzieren, ist es auch möglich, mit erneuerbaren

Energien einen merklichen Anteil der Versorgung abzudecken und so weitere CO2-Einsparungen zu realisieren. Bei dem Verbrauch eines Gebäudes spielt aber nicht nur die Hülle eine wesentliche Rolle, sondern die Nutzung und auch das Nutzerverhalten sind für den Wärmeverbrauch eines Gebäudes von Bedeutung. Daher werden im Maßnahmenkatalog für das Quartier Ortskern Cadenberge auch einige Maßnahmen benannt, die das Nutzerverhalten adressieren und die Nutzer in Bezug auf Fragen der Energieverwendung im Gebäude sensi- bilisieren.

5.2.2. Versorgungstechnik/Anlagentechnik

Grundlagen Die Energieströme eines Gebäudes sind grundsätzlich durch zwei Elementgruppen definiert, die verlustorien- tierten Elemente und die gewinnbringenden Elemente. . Die verlustorientierten Elemente bestehen aus den Transmissions- und Lüftungswärmeverlusten über die Gebäudehülle und den Verlusten der Anlagentechnik über Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Wär- meübergabe an die Räume. . Die gewinnbringenden Elemente bestehen aus den internen Wärmequellen (Stromnutzung, Personen, Tiere, unkontrollierte Verluste der Anlagentechnik usw.) und der passiven Solarenergienutzung über die Fenster. Der restliche Wärmebedarf muss über weitere Wärmequellen wie Heizkessel, Wärmepumpen oder solar- thermische Anlagen zugeführt werden. Insgesamt ergibt sich über das Jahr eine Energiebilanz, bei der die Verluste durch die Gewinne / Erzeuger ausgeglichen werden (siehe folgende Abbildung). Die im Gebäude verbaute Anlagentechnik hat die Aufga-

38 Quelle: KEEA.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 86 be, die zugeführte Endenergie mit möglichst geringen unkontrollierten Verlusten den Räumen zuzuführen bzw. hygienisch einwandfreies Warmwasser an die Zapfstellen zu befördern.

Abbildung 46: Energieströme eines Gebäudes39

Die Anlagentechniken können dabei eine sehr unterschiedliche Qualität aufweisen, ein Beispiel: Der Jahresnut- zungsgrad eines Ölkessels aus den 1970er Jahren beträgt rund 70%. Die Wärmeverteilung aus den 1970er Jahren mit z.T. noch ungedämmten Rohrleitungen kann bewirken, dass rund die Hälfte der Endenergie nicht in den Räumen ankommt, also über die Anlagentechnik verloren geht. Moderne Anlagentechniken haben deutlich geringere Verluste. Erdgasbrennwertkessel arbeiten mit Wirkungsgraden weit über 90%, gut gedämmte Speicher und Leitungswege sowie moderne Heizkörper verringern deutlich die unkontrollierten Verluste. Eine moderne Anlagentechnik kann also wie das Dämmen und Dichten der Gebäudehülle die Nachfrage nach End- energie deutlich reduzieren.

5.2.3. Handlungsfeld Nutzung erneuerbarer Energien Über Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen/Umweltenergie bestehen im Quartier eine Reihe von Möglichkeiten, erneuerbare Energien zu produzieren. Bei der Ist- und Potenzialanalyse sind die Möglichkeiten für Photovoltaik (PV) und Solarthermie bereits ge- nannt. Insbesondere der intensive Ausbau des PV-Potenzials kann einen wesentlichen Beitrag leisten, die Stromnachfrage im Quartier zu decken. Eine offene Frage ist das Lastmanagement. Der PV-Strom wird nicht zu den Zeiten produziert, in dem Strom im Quartier benötigt wird. Es gibt also entweder einen Stromüber- schuss, der exportiert wird, beispielsweise in der sommerlichen Mittagszeit, oder ein Stromdefizit, insbesonde- re nachts, wenn die Sonne nicht scheint. Um die Stromlast mit der Stromproduktion zu synchronisieren, sind mehrere Optionen möglich: . Über ein Lastmanagement können die Verbraucher gesteuert werden. So kann z.B. die Waschmaschine tagsüber laufen, wenn die Sonne scheint.

39 Quelle: Eigene Darstellung

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 87 . Über die Ausrichtung der PV-Anlagen kann die sogenannte Mittagsspitze abgeflacht werden. Werden die Ost- und Westdächer mit belegt, kann der Strom über den Tagesgang gleichmäßiger produziert werden. Dies ist in der Potenzialanalyse berücksichtigt. . Lokale Stromspeicher überbrücken stundenweise das Defizit zwischen Last und Erzeugung. Alle drei Optionen lassen sich für die Gebäude und das Quartier denken. Priorität sollte dabei zuerst auf dem Gebäude liegen. Über die optimierte Eigenstromnutzung aus Lastmanagement, Ausrichtung der PV- Anlagen und Speichertechnik sind die Gebäude zu optimieren. Hier kann auch sektorenübergreifend mit Kop- pelprozessen gedacht werden. So kann zum Beispiel die thermische Speicherfähigkeit des Gebäudes den Wärmepumpenstrom speichern. An kalten und sonnigen Tagen kann über den PV-Strom die Wärmepumpe das Gebäude temperieren. Über Nacht kühlt das Gebäude wieder aus. Dies funktioniert umso besser, wenn das Gebäude gut gedämmt ist und wenig Wärme verliert. Auch mit der Mobilität gibt es eine Kopplungsmöglichkeit. Das E-Bike oder das E-KFZ könnte bei entsprechen- den technischen Nahtstellen in das Lastmanagement des Gebäudes aufgenommen werden. Je nach Mobilitäts- verhalten werden die Batterien bei Sonnenschein geladen, bzw. die Batterien als Energiequelle genutzt, wenn es dunkel ist. Eine weitere erneuerbare Energiequelle ist die Solarthermie. Aktuell wird diese Technologie überwiegend in die Anlagentechnologie zur Trinkwarmwasserbereitung eingebunden. Größere Anlagen können auch die Hei- zung unterstützen. Physikalisch haben solarthermische Anlagen einen umso größeren Wirkungsgrad, je gerin- ger die Temperaturdifferenz ist. Im Grunde benötigen die Räume Temperaturen von rund 20°C, das Trink- warmwasser rund 45°C oder weniger. Die Richtlinien zur Trinkwarmwasserhygienisierung schreiben aber Tem- peraturen zwischen 55°C und 60°C vor. Wenn es also möglich ist die Hygiene von Trinkwarmwasser bei rund 45°C sicher zu stellen, dann ergeben sich für die Wirtschaftlichkeit von solarthermischen Anlagen neue Mög- lichkeiten. Dies Prinzip der Niedertemperaturversorgung von Gebäuden hat auch weitere Vorteile. Auch Wärmepumpen arbeiten mit einem höheren Wirkungsgrad, wenn die Umweltwärme auf 45°C statt auf 60°C aufgewärmt werden muss. Insgesamt ergänzen sich Niedertemperatursysteme im Gebäude gut mit erneuerbaren Energien. Die unkontrollierten Verluste bei Verteilung, Speicherung und Übergabe sind geringer, erneuerbare Energie- technologien können die Solar- und Umweltenergie effektiver in nutzbare Wärme konvertieren. Auch gemeinsame Versorgungslösungen wie Wärmenetze funktionieren effektiver. Fließt Wasser mit nur 50°C durch das Wärmenetz sind die Leitungsverluste geringer als bei 90°C oder sogar 120°C. Es kommt auf die bau- und anlagentechnische Gestaltung der Gebäude an, damit 50°C für die Wärmeversorgung ausreichen. Bei Niedertemperaturwärmenetzen ist es auch viel einfacher, erneuerbare Energien einzubinden. Große zent- rale solarthermische Anlagen als Einspeiser haben den Vorteil deutlich kostengünstiger die Wärme bereitzu- stellen als kleine dezentrale Dachanlagen. Auch mit Wärmepumpen sind effektive Anlagenkombinationen möglich, entweder über eine zentrale Wärme- pumpe mit niedrigen Netztemperaturen oder über dezentrale Wärmepumpen, die auf die Umweltwärme eines kalten ungedämmten Nahwärmenetzes zurückgreifen. Diese kalten Netze können mit einer oberflächen- nahen Regenwasserentwässerung kombiniert werden. Über Mulden-Rigolen-Systeme wird das Regenwasser versickert. Unter den Mulden-Rigolen liegt das kühle Wärmenetz und nimmt über die Temperatur und Feuchte des Regenwassers besser die Umweltwärme auf. In den Gebäuden wird die Wärme des Netzes über Wär- mepumpen dann auf die notwendige Temperatur erhöht. Im Gebäude lassen sich Wärmepumpen dann mit verschiedenen Wärmequellen koppeln: Umweltwärme au- ßerhalb des Gebäudes, über die Abluft des Gebäudes oder über die Flächenheizungen. Insbesondere der

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 88 Sommer 2018 zeigt, dass eine Kühlung der Räume im Sommer nicht nur Luxus, sondern insbesondere im sog. Dritten Lebensabschnitt auch gesundheitlich förderlich oder notwendig ist. Kühlung über das Übergabesystem im Boden, Wand oder Decke bedeutet, die Wärme den Räumen zu entziehen und weiter zu verwenden, im Sommer beispielsweise für die Trinkwarmwassererwärmung. Im Sommer der Wärmeentzug aus den Räumen, ganzjährig aus der Abluft, die Außenluft und das Erdreich sind also Wärmequellen für die Wärmepumpe. Steht eine Wärmequelle zur Verfügung, aber keine Abnahme über eine Wärmeanforderung, kann die Wärme gespeichert werden. Hier bieten sich Wassertanks oder ge- genwärtig Eisspeicher an, in denen überschüssige Wärme zwischen gespeichert wird. Hierbei ist es nicht unbe- dingt notwendig, einen saisonalen Speicher zu bauen, also die sommerliche Wärme über Monate für den Winter zu speichern. Mit zunehmenden energetischen Standards von Sanierung und Neubau wird im Woh- nungsbau rund die Hälfte der benötigten Wärmemenge für die Trinkwarmwasseraufbereitung benötigt. Die Dimensionierung des Speichers kann also deutlich kleiner ausfallen. Als Faustformel reichen 10 bis 20% des jährlichen Wärmebedarfs aus, weil über Umweltwärme und Abluft kontinuierlich Wärmequellen zur Verfü- gung stehen. Wird die Wärmepumpe dann noch mit erneuerbaren Energien betrieben, beispielsweise aus der PV-Anlage auf dem Dach, wird der Energieimport minimiert und der Klimaschutz optimiert. Ziel ist es, in Zukunft einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand herzustellen. Ein geringer Transmissions- und Lüftungswärmeverlust über das Dämmen und Dichten der Gebäudehülle ist die Grundvoraussetzung. Die Absenkung der Versorgungstemperaturen eine sinnvolle Herangehensweise, um die Integration von erneuer- baren Energien effektiv umsetzen zu können.

5.2.4. Eigennutzung von PV-Strom Aufgrund der Netzparität, also den gleichen oder niedrigeren Kosten einer erzeugten Kilowattstunde Solar- strom im Vergleich zu den Netzbezugskosten, entscheidet der Anteil des Eigenverbrauchs einer PV-Anlage über deren Wirtschaftlichkeit. Eigenverbrauch liegt vor, wenn der Anlagenbetreiber und der Verbraucher personenidentisch sind. Daneben muss der Strom in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Erzeugungsstelle genutzt werden. Dies kann am einfachs- ten realisiert werden, wenn ein Hausbesitzer auf dem Dach eine eigene Photovoltaikanlage betreibt und einen Teil des Stromes selbst nutzt. Eigenverbrauch ist aber auch dann gegeben, wenn der Strom vom Erzeugungs- grundstück über ein eigenes privates Netz an das angrenzende Grundstück geliefert wird, wo dieser wiede- rum vom Anlagenbetreiber genutzt wird. Hierbei fallen jedoch Netzentgelte für die Nutzung des öffentlichen Netzes an.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 89 Abbildung 47: Durchschnittlicher Eigenverbrauch in Abhängigkeit von Haushaltbewohnern und Leistung der Photovoltaikanlage

Der eigentliche Eigenverbrauchsanteil hängt von vielen Faktoren ab. Die auf Verbrauchsseite wichtigsten sind Anzahl der Elektrogeräte, Personenzahl im Haushalt und individuelle Gewohnheiten der Nutzer. Auf Erzeuger- seite spielen die Faktoren Peak-Leistung der Anlage, Anlagenstandort (Ausrichtung und Neigung) und örtliches Wettergeschehen eine wichtige Rolle. Welcher durchschnittliche Eigenverbrauch für Haushaltsgrößen von ein bis fünf Personen in Abhängigkeit von der Anlagenleistung erreicht wird, ist in obiger Abbildung dargestellt. Ein Vierpersonenhaushalt erreicht ohne technische Maßnahmen, wie beispielsweise die Nutzung von Speichern, bei einer Anlage mit bis zu 10 kWp einen Eigenverbrauchsanteil von 20 bis 40 %. Dieser Anteil kann um wei- tere 10 Prozentpunkte gesteigert werden, wenn die Nutzer ihr Verhalten an die Stromerzeugung anpassen. Durch technische Unterstützung, beispielsweise einem Leistungsmonitoring mit integriertem elektrischem Schal- ter, können bei Energieüberschuss weitere Verbraucher im Gebäude zugeschaltet werden, was den Eigenver- brauch weiter erhöht. Des Weiteren ist auch die zeitliche Verschiebung der Überschussenergie mit Hilfe eines Batteriespeichers geeignet, den Verbrauch im eigenen Gebäude zu erhöhen. Neben dem örtlichen Eigenverbrauch im Privathaushalt bietet auch die Solarstromnutzung im Gewerbe wirt- schaftliche Vorteile. Die entscheidende Einflussgröße ist hierbei wie im privaten Bereich auch, der Eigenver- brauch. Einfluss auf den Eigenverbrauch nehmen die Energieerzeugung der Anlage, der Energiebedarf und die zeitliche Variation von beidem. Die zeitliche Darstellung des Energiebedarfes ist in Lastkurven abgebildet. Je größer die Übereinstimmung des Lastganges mit der Energieerzeugung der Anlage, desto höher ist der Eigenverbrauch. Um die Übereinstimmung zu maximieren, kann bei der Anlagenplanung unter Berücksichtigung des vorhandenen Lastprofils eine standortbedingte Anpassung getroffen werden.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 90 6. Maßnahmenkatalog

Dieses Kapitel behandelt die auf die Ergebnisse der vorhergehenden Kapitel aufbauendenden Maßnahmen- vorschläge zur Senkung des CO2-Ausstoßes und zur Verbesserung der Energiebilanz des Quartiers „Ortskern Cadenberge“. Darüber hinaus wird die Umsetzung der aufgelisteten Maßnahmen beschrieben. Die aufgeführ- ten Maßnahmen sind in Form eines Steckbriefes dargestellt. Entsprechend des beschriebenen Leitbildes und der Handlungsfelder enthält der Maßnahmenkatalog Maßnahmen zu 8 Handlungsfeldern. Aufgelistet werden dabei neben rein energetischen auch städtebauliche Maßnahmen sowie solche, die die Umsetzung des Maß- nahmenkataloges unterstützen sollen. Insgesamt werden folgende, oft miteinander zusammenhängende, Hand- lungsfelder abgedeckt: 1. Siedlungsstruktur und Bebauung 2. Mobilität und Verkehrsangebot 3. Wärmeverbrauch der Gebäude 4. Versorgungstechnik/Anlagentechnik 5. Nutzung erneuerbarer Energien 6. Zusammenarbeit 7. Förderprogramme

6.1. Methodik Im Katalog werden die Maßnahmen zusammengefasst, die über den Zeitraum von mehreren Jahren durchge- führt werden. Schon in der Konzepterstellung ist es sinnvoll, die Maßnahmen möglichst konkret zu formulieren. Der Maßnahmenkatalog leitet sich methodisch ab über:

. Das Klimaschutzleitbild für das Quartier,

. die Nachfrage- und Angebotssektoren nach Energie,

. die daraus abgeleiteten Möglichkeiten vom physikalisch-technischen Rahmen bis zu den soziokulturellen Möglichkeiten

. und den Maßnahmen des Sanierungsmanagements. Ausgehend von dem bundesweiten Leitbild (Kapitel 5.2), in dem Ziele wie 50% Endenergieeinsparung und 80% Reduktion der Treibhausgase formuliert sind, sind insbesondere bei den Nachfragesektoren die Ziele formuliert. Für die Einzelziele werden die Möglichkeiten gestaltet, die Ziele zu erreichen. Diese reichen von reinen technologischen Möglichkeiten bis zu Möglichkeiten im Bereich Suffizienz und Nutzerverhalten. Aus den Möglichkeiten leiten sich die abgestimmten Maßnahmen ab, die durch das Sanierungsmanagement in den nächsten Jahren zu bearbeiten sind. Über das Controlling werden die Maßnahmen auf ihre Wirkung über- prüft.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 91

Abbildung 48: Grundstruktur des Maßnahmenkatalogs

Möglichkeiten Die Spanne der Möglichkeiten bewegt sich zwischen rein technischen wie „Gebäudedämmung“ bis hin zu Mög- lichkeiten im soziokulturellen Bereich über die Suffizienz. Die technisch-physikalischste Form des Klimaschutzes ist die energetische Sanierung des Gebäudes. Über eine Dachdämmung wird der Transmissionswärmeverlust durch das Bauteil Dach verringert. Ein suffizientes Verhalten bedeutet die Dachräume sehr sparsam und ge- zielt zu beheizen. Durch die im Mittel der Heizperiode deutlich geringeren Raumtemperaturen wird der Transmissionswärmeverlust ebenfalls reduziert. Technische Potenziale Soziokulturelle Potenziale

Bewusst heizen Nah- mobilität Soziokultur des Quartiers Garten Wenig nutzen Gegen- stände haben

Abbildung 49: technischen und soziokulturellen Potenziale zu nutzen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 92 Sinnvoll ist es in allen Handlungsfeldern eine gute Kombination aus technischen und soziokulturellen Aktivitäten zu finden und über das Sanierungsmanagement zu aktivieren. Beim Beispiel PKW wäre es beim nächsten Kauf die kraftstoffsparende Variante, die tägliche Mobilität wird mit gut machbaren Wegen zu Fuß oder mit dem Rad kombiniert. Die Gewohnheit der PKW-Fahrt „zum Briefkasten“ wird über einen persönlichen soziokulturel- len Wandel transformiert.

Beispiel Wärme bei Wohngebäuden Im Nachfragesektor Wärme der Wohngebäude ist das bundesweite Ziel ein nahezu klimaneutraler Gebäu- debestand. Dies wird im Wesentlichen durch die Reduktion der Energienachfrage erreicht, die restliche benö- tigte Energie würde durch erneuerbare Energie bereitgestellt werden. Jetzt erschließen sich viele Möglichkeiten dieses Teilziel zu erreichen. Eine technische Möglichkeit ist die Däm- mung der Gebäudehülle, um die Transmissionswärmeverluste zu reduzieren. Eine weitere Möglichkeit im Be- reich Suffizienz ist die Reduktion der Wohnfläche pro Einwohner oder ein bewusst reduzierten Heizverhalten. Mehrere vom Konzept geplante Maßnahmen unterstützen die Möglichkeit. Die technische Umsetzung erfolgt durch Dachdämmung, Fensteraustausch usw. Der Maßnahmenkatalog kann im Rahmen eines Sanierungsmana- gements auf diese Weise bis zu Umsetzung durchdekliniert werden.

Abbildung 50: Zielentwicklung.

6.2. Maßnahmenliste

Anzahl Nr. Titel der Maßnahme

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 93 Siedlungsstruktur und Bebauung

1 S1 Nachverdichtung auf untergenutzten Flächen

2 S2 Überdachung von Parkflächen

3 S3 Nutzungskonzepte für öffentliche Gebäude

4 S4 Bedarfsgerechte Ausstattung mit Spielangeboten

5 S5 Installation energiesparender Beleuchtung

Mobilität und Verkehrsangebot

6 M1 Umbau von Straßen und Querungshilfen

7 M2 Barrierearmer Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes

8 M3 Neugestaltung von Parkflächen

9 M4 Elektromobilität

10 M5 Ausbau der Mitfahrerbank-Initiative

Wärmeverbrauch der Gebäude

13 W1 Energie sparen in kleinen Schritten

14 W2 Aufsuchende Energieberatung zur Gebäudesanierung

15 W3 Initialberatung Gebäudewechsel

Versorgungstechnik/Anlagentechnik

16 V1 Prüfen einer gemeinsamen Versorgungslösung im Kernbereich

17 V2 Energiemonitoring der Unternehmer

Nutzung erneuerbarer Energien

18 E1 Initialberatung Solarenergie

Zusammenarbeit

18 Z1 Energiestammtisch

18 Z2 Quartiersspaziergänge

20 Z3 Öffentlichkeitsarbeit & Printmaterialien

21 Z4 Stromspardetektive - Energie in Kindergärten und Schulen -

Förderprogramme

23 F1 Sanierungsmanagement nach KfW432

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 94 24 F2 Sanierungsgebiet nach §142 BauGB

6.3. Steckbriefe Ein Maßnahmensteckbrief untergliedert sich wie folgt:

 Nummerierung / Bezeichnung: ordnet die Maßnahme einem Handlungsfeld zu  Ziel / Zielgruppe: beschreibt die mit der Maßnahme angestrebten Ziele und benennt Akteure und Partner an die sich die Maßnahme richtet  Priorität: schreibt der Maßnahme die Priorität gering, mittel oder hoch zu  Kurzbeschreibung: beschreibt die Maßnahme zusammenfassend  Mögliche Effekte / CO2-Einsparpotenzial: gibt mögliche Effekte und ggf. auch die damit verbundene Höhe des Einsparpotenzials für den CO2-Ausstoß wieder  Kosten: beziffert die mit der Maßnahme verbundenen Kosten bzw. Aufwendungen  Finanzierung / Förderung: benennt mögliche Finanzierungs- und Förderquellen der Maßnahme  Umsetzungszeitraum: gibt einen möglichen oder notwendigen Zeitraum für die Umsetzung der Maßnahme an  Akteure: nennt die für die Umsetzung notwendigen Akteure  Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse: benennt und bewertet mögliche Risiken oder Hemmnisse bei der Maßnahmenumsetzung  Status / Nächste Schritte: enthält den aktuellen Stand der Vorbereitung oder Umsetzung der Maßnahme sowie die notwendigen Schritte für die Umsetzung der Maßnahme

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 95 6.3.1. Siedlungsstruktur und Bebauung

S1 - Nachverdichtung auf untergenutzten Flächen Nachverdichtung auf untergenutzten Flächen Westlich der Bahnhofstraße und östlich des Marktkaufs

Verortung

Ziel Innenentwicklungspotenzial nutzen; Nachverdichtung durch energieeffizienten Neubau Zielgruppe Grundstücksbesitzer, Private Bauherren Priorität hoch Kurzbeschreibung Im Quartier soll durch Ausschöpfung vorhandener bau- und planungsrechtlicher Potenziale und die Schaffung bzw. Anpas- sung von Planrecht Nachverdichtung im Sinne der Innenentwicklung betrieben werden. Neubauten mit energetisch optimier- ten Standards sollen auf baureifen Flächen und auf bebauten Grundstücken, die sich für eine Nachverdichtung eignen, entstehen. Kurz- bis mittelfristig sollten die Flächen westlich der Bahnhofstraße, unmittelbar nördlich und südlich der Bahn- strecke sowie die Flächen östlich des Marktkauf-Gebäudes betrachtet werden.

 Nachverdichtung im Sinne der Innenentwicklung betreiben, Bedarfsgerechten Wohnraum schaffen  Ausschöpfung vorhandener bau- und planungsrechtlicher Potenziale, Schaffung bzw. Anpassung von Planrecht  Neubauten mit energetisch optimierten Standards auf baureifen Flächen und auf bebauten Grundstücken, die sich für eine Nachverdichtung eignen  Ergebnis: Erhöhung der Wärmeabnahme führt zu einer Senkung des Energiebedarfs pro Kopf

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Die zusätzliche Bebauung und die damit einhergehende Erhöhung der Wärmeabnahme können im Zusammenspiel mit der Installation von Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen zu einer Senkung des Energiebedarfs pro Kopf im Quartier führen. Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung z.B. KfW-Programm Nr. 153: Energieeffizient Bauen – Kredit Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Gemeinde, Grundstücksbesitzer, Private Bauherren Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Möglichkeiten der Nachverdichtung sind planungsrechtlich teilweise bereits gegeben (z.B. B-Plan Nr. 16); Ermöglicht den Bau von Passiv- und Plusenergiehäusern; Bessere Infrastrukturauslastung; Hohe Grundstücksnachfrage; Nachteil: zunehmen- de Flächenversiegelung. Status / Nächste Schritte Möglichkeiten der Innenentwicklung detailliert prüfen und ggf. neues Planrecht schaffen. U.a. in Zusammenhang mit Maßnahmen S2 und S4 zu sehen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 96 S2 – Überdachung von Parkflächen Überdachung von Parkflächen Parkflächen östlich des Marktplatzes und Parkplatz Schule Am Dobrock

Verortung

Ziel Reduzierung des Versiegelungsgrads, Gewinnung alternativer Energien Zielgruppe Gemeinde, Gewerbetreibende, ggf. Fremdinvestor Priorität mittel Kurzbeschreibung Das Quartier verfügt über eine hohe Anzahl teilweise untergenutzter Parkflächen, insbesondere im Zentrum. Ziel ist es, diese versiegelten Flächen einer zusätzlichen Nutzung zur Energiegewinnung zuzuführen und dadurch eine effizientere Flächennut- zung zu erreichen. Dazu sollten Parkflächen beispielsweise überdacht werden mit einem (Grün-)dach mit Photovoltaik- /Solarthermie-Elementen. Kurz- bis mittelfristig sollten die Parkflächen der Schule Am Dobrock und die Parkflächen im Zentrum betrachtet werden.

 Effizientere Flächennutzung auf den zeitweise untergenutzten Parkflächen  Zusätzliche Nutzung zur Energiegewinnung auf Parkflächen, z.B. durch Überdachung  Ergebnis: Zusätzliche alternative Energiegewinnung

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Reduzierung der Oberflächenentwässerung bzw. –versiegelung, Attraktivitätssteigerung der Flächen Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung z.B. KfW-Programm Nr. 270, 274: Erneuerbare Energien - Standard Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Gemeinde, Gewerbetreibende Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Erfordert hohen politischen Willen und erzeugt Kostenaufwand, der ggf. nur durch Investoren zu tragen ist. Status / Nächste Schritte Rahmenbedingungen schaffen und Umsetzbarkeit genauer prüfen. U.a. in Zusammenhang mit Maßnahmen S1, M3 und M5 zu sehen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 97 S3 - Nutzungskonzepte für öffentliche Gebäude Nutzungskonzepte für öffentliche Gebäude Bahnhofsgebäude und -umfeld mit Bahnhofstraße, ggf. Rathaus-Gebäude

Verortung

Um- oder Wiedernutzung des Bahnhofs, Aufwertung des unmittelbaren Bahnhofsumfelds Ziel und der Bahnhofstraße; ggf. Umnutzungen im Rathaus und energetische Ertüchtigung Zielgruppe Eigentümer Bahnhofsgebäude, Gewerbetreibende, EVB Priorität niedrig Kurzbeschreibung Für die öffentlichen, ortbildprägenden Gebäude im Quartier sollte neben einer energetischen Sanierung auch die vorhan- dene Nutzung und Auslastung überprüft werden. Maßnahmen für eine grundlegende Renovierung, Um- und Wiedernutzun- gen von Gebäudeteilen oder auch ein Abbruch können das Ergebnis sein. Die Bahnhofstraße soll attraktiver gestaltet wer- den. Zunächst sollten hierbei das Bahnhofsgebäude und das Bahnhofsumfeld mit Bahnhofstraße betrachtet werden.

 Überprüfung der Nutzung und Auslastung  Erstellung von Nutzungskonzepten  Ergebnis: Um-/Wiedernutzung oder Abbruch von Gebäuden oder Gebäudeteilen

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Keine unmittelbaren Einsparpotenziale, aber Erhöhung der Attraktivität des Bahnhofs(-umfelds) führt ggf. zu einer verstärk- ten Nutzung der Bahnverbindung und damit zu weniger KfZ-Verkehr. Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung n.a. Umsetzungszeitraum Mittel- bis langfristig Akteure Gemeinde, Eigentümer Bahnhofsgebäude, Gewerbetreibende, EVB Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Das Bahnhofsgebäude befindet sich derzeit in privatem Eigentum; jegliche Maßnahmen im Bereich des Bahnhofs schließen eine Beteiligung der EVB mit ein; in der Bahnhofstraße findet sich ein sehr heterogener Nutzungs- und Akteursmix vor. Status / Nächste Schritte Detailliert prüfen, welche konkreten Maßnahmen – ggf. auch ohne erheblichen Aufwand - realisierbar sind. U.a. in Zusammenhang mit energetischen Maßnahme sowie Maßnahmen M1 und M2 zu sehen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 98 S4 - Bedarfsgerechte Ausstattung mit Spielangeboten Bedarfsgerechte Ausstattung mit Spielangeboten Vorhandene und ausgewiesene Spielplätze; ggf. Schaffung neuer Spielplätze/-flächen

Verortung

Spielangebote bedarfsgerecht ausstatten; Anpassung an demografischen Wandel ge- Ziel stalten Zielgruppe Anwohner Priorität niedrig Kurzbeschreibung Im Quartier sind nur wenige Spielangebote vorhanden. Durch den anstehenden Generationenwechsel kann sich der Bedarf an wohnortnahen Spielangeboten erhöhen, wenn junge Familien mit kleinen Kindern zuziehen. Vor diesem Hintergrund sollte der Bedarf an Spielangeboten untersucht, vorhandene Spielangebote auf Nutzungsintensität hin überprüft und die Lage, Größe und Ausstattung ggf. bedarfsgerecht angepasst werden. Alternativ könnten auch andere vorhandene Naherholungs- flächen wie z.B. der Gutspark attraktiver gestaltet werden.

 Bedarf an zusätzlichen Spielangeboten untersuchen  Vorhandene Spielangebote ggf. bedarfsgerecht anpassen  Ergebnis: gelungene Anpassung an den demografischen Wandel, Aufwertung des Wohnumfelds

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Keine unmittelbaren Einsparpotenziale, aber potenziell Sicherung bzw. Schaffung von wertvollen Grün- bzw. Freiflächen. Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung Finanzierung voraussichtlich durch gemeindeeigene Mittel Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Gemeinde, Anwohner Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Kosten-Nutzen-Verhältnis wenig greifbar; Nachfrage nach Spielplätzen unsicher. Status / Nächste Schritte Zunächst Überprüfung der vorhandenen Spielangebote und ggf. bedarfsgerechte Anpassung der Ausstattung. U.a. in Zusammenhang mit Maßnahme S1 zu sehen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 99 S5 - Installation energiesparender Beleuchtung Installation energiesparender Beleuchtung Bislang nicht mit energiesparender Beleuchtung ausgestattete Flächen und Wege, z.B. Fuß-/Radweg östlich Bahnhofstraße

Verortung

Ziel Kosteneinsparung durch geringeren Energieverbrauch öffentlicher Beleuchtungen Zielgruppe Anwohner Priorität Mittel Kurzbeschreibung Im Quartier läuft bereits eine Maßnahme zur Umrüstung auf energiesparende Straßenbeleuchtung; diese sollte flächende- ckend im Quartier umgesetzt werden. Daneben sind weitere Erfordernisse einer modernen Beleuchtung auf bisher nicht erfassten Flächen, z.B. Fuß- und Radwegen zu prüfen.

 Bereits laufende Maßnahme zur Umrüstung auf LED-Technik  Prüfung zusätzlicher tangierender Maßnahmen zur Beleuchtung auf weiteren Flächen  Ergebnis: Aufwertung des Wohnumfelds

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Kosteneinsparung und Energieeffizienz; höheres Sicherheitsempfinden bei nächtlicher Beleuchtung Kosten Abzuleiten aus Kosten der bereits laufenden Maßnahmen Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung Finanzierung durch gemeindeeigene Mittel Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Gemeinde, Anwohner Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse In Zusammenhang mit Maßnahme M2 zu sehen. Status / Nächste Schritte Rahmenbedingungen, Umsetzbarkeit und Finanzierung prüfen. U.a. in Zusammenhang mit energetischen Maßnahmen und Maßnahme M2 zu sehen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 100 6.3.2. Mobilität und Verkehrsangebot

M1 - Umbau von Straßen und Querungshilfen Umbau von Straßen und Querungshilfen Kreuzungsbereichs Stader Straße / Cuxhavener Straße / Bahnhofstraße und Übergänge Stader Straße

Verortung

Ziel Erhöhung der Verkehrssicherheit und eine attraktivere Gestaltung von Verkehrsräumen Zielgruppe Anwohner, Gemeinde Priorität mittel Kurzbeschreibung Im Quartier sollen an verkehrlich neuralgischen Punkten Umbaumöglichkeiten von Straßenräumen und Verkehrsführungen geprüft werden. Ziel ist, die Verkehrssicherheit und Gestaltung von Straßenräumen im Quartier zu verbessern. Dabei sind auch barrierearme Querungshilfen zu schaffen. Speziell sollte hierbei zunächst ein möglicher Umbau des Kreuzungsbereichs Stader Straße/Cuxhavener Straße / Bahnhofstraße sowie Querungshilfen entlang der Stader Straße betrachtet werden.

 Umbaumöglichkeiten von Straßenräumen prüfen  Erhöhung der Verkehrssicherheit und Gestaltung  Ergebnis: Effizientere und sicherere Verkehrsinfrastruktur

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Keine unmittelbaren Einsparpotenziale, aber Förderung des Fuß- und Radverkehrs. Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung --- Umsetzungszeitraum Mittel- bis langfristig Akteure Gemeinde, Straßenbauverwaltung Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Stader Straße wird zur Kreisstraße, wenn Ortsumgehung B73 realisiert wird; Straßenbauverwaltung des Landkreises ist federführender Akteur. Status / Nächste Schritte Rahmenbedingungen, Umsetzbarkeit und Finanzierung prüfen. U.a. in Zusammenhang mit Maßnahme S3 zu sehen (bezüglich Bahnhofstraße).

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 101 M2 - Barrierearmer Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes Barrierearmer Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes Fußweg östlich der Bahnhofstraße und Bahnhofsbereich

Verortung

Ziel Verlagerung lokaler Pkw-Verkehre auf die Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad Zielgruppe Anwohner Priorität mittel Kurzbeschreibung

Im Bereich Mobilität liegen Potenziale zur CO2-Einsparung insbesondere in der Verlagerung lokaler Pkw-Verkehre auf die Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Im gesamten Quartier sollten die Fuß- und Radwege so barrierearm wie möglich, idealerweise barrierefrei gestaltet werden. Es sind – insbesondere in den Kreuzungsbereichen – barrierefreie Querungsmöglichkeiten zu schaffen, entweder durch Absenkung der Bordsteine oder durch Aufpflasterung der Straßenflä- chen. Die Breiten der Bürgersteige sollten überprüft und ggf. angepasst werden, wenn dies aus verkehrstechnischer Sicht möglich ist. Der Barrierewirkung der Bahnstrecke soll durch eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer im Bereich des Bahn- hofs entgegengewirkt werden. Hierzu sollen zunächst bauliche Möglichkeiten durch ein Gutachten geprüft werden. Eine Anbindung des gesamten südlichen Ortsteils an den Ortskern mittels Brücke könnte einen wichtigen Impuls geben und zur Attraktivität dieser Fortbewegungsarten beitragen. Eine Brücke würde auch zu einer Entlastung der Verkehrssituation in der Langenstraße/Bahnhofstraße führen, wo u.a. aufgrund des Bahnübergangs erhöhte Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilneh- mer – insbesondere während den Stoßzeiten des Schulverkehrs – gefragt ist. Bei der Planung einer Brücke von der Ober- reihe zur Schulstraße sollte auch ein Umbau der Schulstraße bedacht werden.

 Barrierearme bzw. –freie Gestaltung von Flächen für Fußgänger und Radfahrer  Bau einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Bahngleise  Ergebnis: Anpassung an den demografischen Wandel, bessere Anbindung des südlichen Ortsteils an das Zentrum

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial

CO2-Einsparung durch weniger lokale Pkw-Verkehre Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung NKI Umsetzungszeitraum Mittel- bis langfristig Akteure Gemeinde, Straßenbauverwaltung, EVB Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Gemeinde hat keine eigenen Radwege; Straßenbauverwaltung des Landkreises ist federführender Akteur für die Radwege an den klassifizierten Straßen; jegliche Maßnahmen im Bereich des Bahnhofs schließen eine Beteiligung der EVB mit ein. Status / Nächste Schritte Fuß- und Radwegenetz untersuchen, Finanzierung prüfen; Machbarkeitsstudie / Gutachten für Brücke über die Gleise. U.a. in Zusammenhang mit Maßnahmen M1, S3 und S5 zu sehen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 102 M3 – Neugestaltung von Parkflächen Neugestaltung von Stellplatzflächen Parkflächen im Zentrum und östlich des Marktplatzes

Verortung

Ziel Effizientere Flächennutzung und Aufwertung von Freiflächen im Zentrum Zielgruppe Anwohner, Kunden, Gewerbetreibende Priorität mittel Kurzbeschreibung Im Zentrum des Quartiers stehen Park- und Stellplätze in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Vor dem Hintergrund der künftigen Entwicklung des Ortes soll der Stellplatzbedarf aktuell ermittelt werden, um zu prüfen, ob die Anzahl der Stell- plätze zugunsten anderer baulicher oder freiräumlicher Nutzungen reduziert werden kann. Einige Stellplatzflächen sind zudem gestalterisch aufzuwerten. Kurz- bis mittelfristig sollten die Flächen im Zentrum, insbesondere östlich des Marktplat- zes betrachtet werden.

 Prüfung, ob die Anzahl der Stellplätze zugunsten anderer baulicher / freiräumlicher Nutzungen reduziert werden kann  Neue Angebote schaffen für Fußgänger und Radfahrer, z.B. Fahrradabstellplätze  Ergebnis: Effizientere Flächennutzung auf den untergenutzten Parkflächen; Aufwertung der Flächen

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial

CO2-Einsparung durch weniger lokale Pkw-Verkehre; Stärkung der Nahversorgung; Verknüpfung der Funktionen Einkaufen, Mobilität und Aufenthalt; Anstoßwirkung für private Investitionen Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung Finanzierung voraussichtlich durch gemeindeeigene Mittel Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Gemeinde, Gewerbetreibende Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Kosten-Nutzen-Verhältnis wenig greifbar; fehlende Sicherheit privater Investitionen Status / Nächste Schritte Stellplatzbedarf im Zentrum prüfen, wenn der neue Marktkauf ca. 1 Jahr in Betrieb ist; freiräumliche Attraktivität des neuen Vorplatzes vor Marktkauf sichern. U.a. in Zusammenhang mit Maßnahme S2 zu sehen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 103 M4 - Elektromobilität Elektromobilität Parkflächen im Zentrum und auf dem Marktplatz

Verortung

Ziel Beitrag zur Veränderung des Verkehrsverhaltens leisten Zielgruppe Anwohner, Gewerbetreibende Priorität mittel Kurzbeschreibung Neben der Ladestation für Elektroautos am Parkplatz der Berufsschule sollen weitere Ladestationen im Quartier, vorzugs- weise im Zentrum (am Marktplatz) bereitgestellt werden. Dazu wird zunächst eine Standortsuche mit potenziellen Betreibern durchgeführt. Ebenso sollte eine Ladestation für Elektrofahrräder und ggf. ausleihbare Elektrofahrräder bereitgestellt werden.

 Ladestation für Elektroautos auf dem Marktplatz bereitstellen  Elektrofahrräder auf dem Marktplatz bereitstellen  Ergebnis: Veränderung des Verkehrsverhaltens

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial

CO2-Einsparung durch E-Fahrzeuge; Attraktivitätssteigerung und Image-Verbesserung des Zentrums hinsichtlich Mobilität Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung NKI Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Privater Betreiber (EWE), Gemeinde, Anwohner, Gewerbetreibende Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Nachfrage allgemein unsicher; Fahrzeuge nicht für jedermann jederzeit verfügbar; private Investition notwendig Status / Nächste Schritte Ansprache Betreiber und Standortsuche U.a. in Zusammenhang mit Maßnahmen M3 und S2 zu sehen

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 104 M5 - Ausbau der Mitfahrbank-Initiative Elektromobilität Standorte Mitfahrbänke

Verortung

Beitrag zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens und zur Veränderung des Verkehrs- Ziel verhaltens leisten Zielgruppe Anwohner, Pkw-Fahrer Priorität niedrig Kurzbeschreibung Die Mitfahrbänke sollen ausgebaut, stärker beworben und z.B. durch eine internetgestützte Applikation besser nutzbar gemacht werden.

 Mitfahrbänke ausbauen, stärker bewerben und besser nutzbar machen  Ergebnis: Reduzierung der Verkehre; Veränderung des Verkehrsverhaltens

Mögliche Effekte / Einsparpotenzial

CO2-Einsparung durch weniger Pkw-Fahrten; Attraktivitätssteigerung und Image-Verbesserung des Zentrums hinsichtlich Mobilität Kosten n.a. Finanzierung / Sanierungsmanagement (anteilig) Förderung NKI (prüfen) Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Initiatoren Mitfahrbänke, Gemeinde, Anwohner, Pkw-Fahrer Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Nachfrage und Finanzierung unsicher Status / Nächste Schritte Ansprache Initiatoren Mitfahrbänke

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 105 6.3.3. Wärmeverbrauch der Gebäude

W1 - Energiesparen in kleinen Schritten Energiesparen in kleinen Schritten Ziel Möglichkeiten zur Reduktion des Energieverbrauchs ohne aufwändige Investitionen ermitteln und umsetzen Zielgruppe Gebäudeeigentümer, Mieter Priorität hoch Kurzbeschreibung Über eine zugehende Beratung vor Ort wir das Gebäude bzw. die Wohnung mit der „Methodik des scharfen Blicks“ begangen. Der Sanierungsmanager gibt Tipps im gering- und nichtinvestiven Bericht Energie einzusparen. In der qualifizierten Fortführung kann eine über das Bafa geförderte Beratung erfolgen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass sich durch ein angepasstes Nutzerverhalten Einsparungen von bis zu 10% erge- ben. Durch die Umsetzung von geringinvestiven Maßnahmen (z.B. Optimierung der Heizungsregelung, Erneuern der Dichtungen an Fenstern, etc.) werde Einsparungen in der gleichen Größenordnung erwartet. Kosten zugehende Erstberatung: ca. 300 EUR pro Beratung zzgl. Fahrtkosten, Jahreskosten: 10.000 EUR/Jahr Sanierungsmanagement Finanzierung / bei ausführlichen Vor-Ort-Beratungen BAFA-Förderung möglich; Koordination über Sanierungsmanage- Förderung ment Umsetzungszeitraum Ab Beginn des Sanierungsmanagements Akteure Sanierungsmanagement Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Gute Chance zur Umsetzung. Wesentliches Hemmnis ist die Organisation und Abstimmung der Beratung, was aber von einem Sanie- rungsmanagement übernommen werden kann. Status / Nächste Schritte Koordination über das Sanierungsmanagement

W2 – Aufsuchende Energieberatung zur Gebäudesanierung Aufsuchende Energieberatung zur Gebäudesanierung Ziel Anregung zur Gebäudesanierung Zielgruppe Gebäudeeigentümer Priorität hoch Kurzbeschreibung Viele Entscheidungen zur Umgestaltung und Modernisierung eines Gebäudes auf der Basis von Informationen aus dem Bekannten- kreis und allgemeinen Informationen getroffen. Mit dieser Maßnahme werden durch einen Vor-Ort-Check mit Ortsbegehung (Um- fang ca. 2 bis 3 Stunden) grundsätzliche Informationen über die Möglichkeiten zur Reduktion von Energiekosten und der Steigerung der Behaglichkeit dem interessierten Eigentümer vermittelt. Es braucht in vielen Fällen nicht eine ausführliche Beratung, sondern oft ist eine orientierende Einschätzung von Möglichkeiten und Chancen bei der energetischen Sanierung eines Gebäudes ausreichend. Damit ist es möglich, grundlegende Entscheidungen bei der energetischen Sanierung eines Gebäudes zu treffen. Durch den Kurz- check werden dem Kunden auch weitere Angebote zur Unterstützung angeboten (z.B.: PV-Beratung). Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Wird eine umfangreiche Sanierung des Gebäudes mit initiiert, sind für das Einzelgebäude hohe Einsparpotenziale zu erwarten Kosten zugehende Erstberatung: ca. 300 EUR pro Beratung zzgl. Fahrtkosten, Jahreskosten: 10.000 EUR/Jahr Finanzierung / Sanierungsmanagement

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 106 Förderung bei ausführlichen Vor-Ort-Beratungen BAFA-Förderung möglich; Koordination über Sanierungsmanage- ment Umsetzungszeitraum Ab Beginn des Sanierungsmanagements Akteure Sanierungsmanagement Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Gute Chance zur Umsetzung. Wesentliches Hemmnis ist die Organisation und Abstimmung der Beratung, was aber von einem Sanie- rungsmanagement übernommen werden kann. Status / Nächste Schritte Koordination über das Sanierungsmanagement

W3 - Initialberatung Gebäudewechsel Initialberatung Gebäudewechsel Ziel Bei Besitzerwechsel intensive Beratung zum Gebäude Zielgruppe Käufer von Gebäuden in der Nordstadt Priorität hoch Kurzbeschreibung

Beim Kauf eines Gebäudes werden oft Umbauten vorgenommen und in das Gebäude investiert. Zu diesem Zeitpunkt sollen Käufer von Gebäuden eine Initialberatung angeboten werden, die nicht nur hinsichtlich energetischer Fragen berät, sondern auch die Berei- che Sicherheit (Einbruchschutz), Barrierefreiheit und Wohngesundheit abdeckt. Auch Fördermittel zur Gebäudesanierung werden vorgestellt. So wird der Neubesitzer in die Lage versetzt, vor dem Einzug auf der Basis einer guten Beratung gute Entscheidungen zu treffen. Im Rahmen der Initialberatung erhält der Kunde weiterführende Kontaktdaten, falls noch weiterer Informations- und Bera- tungsbedarf besteht (Liste von Energieberatern, Kontakt zur Wohnberatung, Beratung der Polizei, etc.)

Evtl. kann die Initialberatung schon erfolgen, wenn die Kaufinteressierten noch suchen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Durch bessere Vorinformationen werden die Kaufinteressierten besser in die Lage versetzt ihr neues Gebäude energetisch zu ertüch- tigen Kosten Pro Beratung ca. 500 EUR, 15 Beratungen pro Jahr: 7.500 EUR Finanzierung / Sanierungsmanagement Förderung Umsetzungszeitraum Mit Beginn des Sanierungsmanagements Akteure Sanierungsmanagement Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Hemmnisse: Koordination, Bereitschaft der Käufer, das Beratungsangebot anzunehmen Status / Nächste Schritte Ermittlung des Bedarfs und der Chancen eines solchen Beratungsangebots durch Umfrage bei aktuellen Hauskäufern

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 107 6.3.4. Versorgungstechnik/Anlagentechnik

V1 Prüfen der gemeinsamen Versorgungslösung im Kernbereich Prüfen der gemeinsamen Versorgungslösung im Kernbereich Ziel Über ein Wärmenetz die Kraft-Wärme-Kopplung und den Einsatz von Biomasse als Energieträger günsti- ger gestalten. Zielgruppe Gebäudeeigentümer im Kernbereich, Anbieter zum Betrieb von Wärmenetzen Priorität mittel Kurzbeschreibung Ein Wärmenetz im Kernbereich von Cadenberge schafft günstige Voraussetzungen für die Wärmeerzeugung auf der Basis von Kraft-Wärme-Kopplung und mit Biomasse. Für die Projektierung sind viele Fragen zu beantworten: . Welche Gebäude sind für einen Anschluss geeignet, welche Gebäudeeigentümer haben Interesse sich anzuschließen? . Welches Wärmenetz ist geeignet (Niedertemperatur/Low-Ex, normal mit 90°C, kalte Nahwärme mit Wärmepumpe) . Wie wird die Wärme erzeugt, welche Energiequellen stehen lokal zur Verfügung (holzige Biomasse, tiefere Geothermie, Fläche für Solarthermiefeld, Biogasanlage) Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Über die höhere Kesselleistung können holzige Biomassepotenziale als Grünschnitt besser verarbeitet werden. Auch größere Tech- nologien (Geothermie ab 500 m, Solarthermiegroßfeld) wären evtl. über eine gemeinsame Versorgungslösung wirtschaftlich er- schließbar. Kosten Eine kontinuierliche Begleitung über das Sanierungsmanagement würde rund 3 Tage im Monat in An- spruch nehmen Finanzierung / Die Initiierung würde über das Sanierungsmanagement erfolgen. Die konkrete Projektierung und Umset- Förderung zung über einen potenziellen Netzbetreiber Umsetzungszeitraum 5 Jahre Akteure Gebäudeeigentümer im Kernbereich, potenzieller Netzbetreiber, Sanierungsmanagement Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Die Umsetzbarkeit ist Abhängig von der Motivation der Gebäudeeigentümer und einem potentiellem Netzbetreiber Status / Nächste Schritte Über das Sanierungsmanagement könnte der Entwicklungsprozess für die Entscheidungsfindung initiiert und koordiniert werden

V2 Energiemonitoring der Unternehmer V2 Energiemonitoring der Unternehmer Ziel ist es über ein Energiemonitoring der Unternehmer in Quartier insbesondere den Stromverbrauch zu Ziel optimieren. Zielgruppe Unternehmen im Quartier Priorität mittel Kurzbeschreibung Unternehmen mit einer registrierten Leistungsmessung verfügen heute schon generell über einen fernauslesbaren Zähler. Über diesen kann Monitoring erfolgen. Durch die Auswertung können Anomalien beim Stromverbrauch erkannt werden. Über einen branchenbe- zogenen Benchmark können die Unternehmen verglichen und Energieeffizienzpotenziale aufgezeigt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Durch die Optimierung von Last und Abnahme wird elektrische Energie eingespart. Kosten Initiierung und Organisation über das Sanierungsmanagement. Benchmark in Zusammenarbeit mit dem

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 108 Energieversorger. Finanzierung / Initiierung und Management über das Sanierungsmanagement, Monitoring durch die Unternehmen. Ska- Förderung leneffekt durch die Teilnahme möglichst vieler Unternehmen. Umsetzungszeitraum Ab 1 Jahr des Sanierungsmanagements Akteure Sanierungsmanagement und die im Quartier ansässigen Unternehmen Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Interesse der Unternehmen mit RLM wecken über Informationsmaterial und Veranstaltungen Status / Nächste Schritte Veranstaltung mit Unternehmer, aufsuchende Beratung des Sanierungsmanagements

6.3.5. Nutzung erneuerbarer Energien

E2 - Initialberatung Solarenergie Nutzung von Solarenergie in Form von Strom und Wärme verbreiten Initialberatung Solarenergie Ziel Ausbau von PV und Solarthermie Zielgruppe Gebäudeeigentümer Priorität mittel Kurzbeschreibung Gebäudeeigentümern, Unternehmern und der Verwaltung soll eine Initialberatung angeboten werden, die hinsichtlich der Nutzung von Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen berät. So wird der Eigentümer in die Lage versetzt, auf der Basis einer guten Beratung gute Entscheidungen zu treffen. Im Rahmen der Initialberatung werden dem Kunden Best-Practice-Beispiele aufgezeigt und er erhält weiterführende Informationen zu Fördermitteln und Kontaktdaten, falls noch weiterer Informations- und Beratungsbedarf besteht. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Keine direkten Effekte, sondern Instrument zur Bewusstseinsbildung Kosten Finanzierung / KfW, Eigenmittel der Gebäudeeigentümer Förderung Umsetzungszeitraum kurzfristig Akteure Sanierungsmanagement, Gebäudeeigentümer, lokales Handwerk Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Die Umsetzbarkeit nimmt 2018 wieder stark zu, da die Investitionskosten für eine PV-Anlage kontinuierlich fallen. Status / Nächste Schritte Zusammenstellung von Informationen und Handlungsmöglichkeiten zur Eigenstromnutzung aus PV-Anlagen

6.3.6. Zusammenarbeit

Z1 - Energiestammtisch Energiestammtisch Ziel Regelmäßiger Austausch zwischen interessierten Bürgern zum Thema Energie Zielgruppe Interessierte Personen, Bauherren, Handwerker, Kommunalvertreter

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 109 Priorität mittel Kurzbeschreibung Um das Interesse an Energieeffizienz und damit verbundenen Aspekten zu wecken und energiesparende Maßnahmen anzustoßen kann die Möglichkeit der Diskussion und des Erfahrungsaustauschs in einem ungezwungenen Rahmen mit interessierten und engagier- ten Personen, Bauherren, Kommunalvertretern, Handwerkern und anderen Akteuren wichtige Beiträge leisten. Bei den Energiestamm- tischen stehen der Erfahrungsaustausch und die Diskussion der Teilnehmer im Vordergrund. Durch eine offene Gestaltung ohne fest- gelegte Themen oder externe Redner können weitere Akteure erreicht, Multiplikatoren gebildet und so eine Dynamik ausgelöst werden, die in einem „positiven Schneeballsystem“ auf Basis von nachbarschaftlichen Vertrauensverhältnissen weitere Personen anspricht und ggf. die Gründung von Energiegemeinschaften befördert. Die Energiestammtische können als Informations- und Diskus- sions-Plattform für Interessierte also eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen darstellen. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Keine direkten Effekte, sondern Instrument zur Bewusstseinsbildung Für (externe) Referenten: ca. 300 EUR pro Veranstaltung zzgl. Fahrtkosten, Kosten Für (externe) Organisation: ca. 400 - 500 EUR pro Veranstaltung zzgl. Fahrtkosten, Finanzierung / ggf. über das Sanierungsmanagement Förderung Umsetzungszeitraum Kurz- bis mittelfristig Akteure Sanierungsmanagement, lokale Referenten, KMUs Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Umsetzbarkeit: leicht; Hemmnisse: Organisation der Veranstaltung, Bewerbung, etc. Status / Nächste Schritte Koordination der Termine durch das Sanierungsmanagement

Z2 - Quartiersspaziergänge (Städtebau, Wärmenetze, Thermographie) . Energieverluste sichtbar machen und zur Kommunikation nutzen . Baustellenbesuche . Bewusstseinsbildung, Hemmnisse für Hauseigentümer in Bezug auf eine energetische Sanierung nehmen Thermographie-Spaziergänge Ziel Sanierungsbedarf erkennen und die energetische Sanierungsrate erhöhen Zielgruppe Private Hauseigentümer Priorität mittel Kurzbeschreibung Mit Spaziergängen wird ein visueller Ansatz genutzt, um den Sanierungsbedarf und energetische Schwachstellen bei Be- standsgebäuden aufzudecken und gleichzeitig Motivation für die energetische Modernisierung zu schaffen, sowie auf Maß- nahmen mit einem geringen Investitionsvolumen und Auswirkungen des Verbraucherverhaltens hinzuweisen. Der Spaziergang führt beispielsweise eine Gruppe interessierter Gebäudeeigentümer durch das Quartier in Cadenberge. Mittels vor Ort aufgenommener Thermographie-Bilder können dabei Schwachstellen (z.B. Wärmebrücken) direkt am eigenen Gebäude aufgezeigt werden. Durch Kooperationen mit Energieberatern oder Architekten können, darauf aufbauend, konkrete Maß- nahmen zur Verbesserung der energetischen Effizienz des eigenen Gebäudes entwickelt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Keine direkten Einsparungen abschätzbar, der Thermographie-Spaziergang soll eher als Instrument zur Vorbereitung von Entscheidungen dienen. drei Termine; Honorar pro Spaziergang 1.230 € netto inklusive Verpflegungs- und Kosten Fahrtkostenpauschale

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 110 Finanzierung / KfW (ggf. über das Sanierungsmanagement) Förderung Umsetzungszeitraum Ab Winter 2017/2018 Akteure Sanierungsmanagement, externe Berater, private Hauseigentümer Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Einschätzung der Umsetzbarkeit: einfach, allerdings nur im Winter (niedrige Temperaturen notwendig) möglich Hemmnisse: bestehen eventuell in der Bereitschaft die Schwachstellen des eigenen Gebäudes offenzulegen Status / Nächste Schritte Koordination der Termine durch das Sanierungsmanagement

Z3 - Öffentlichkeitsarbeit & Printmaterialien Pressemitteilungen, Energiestand bei Veranstaltungen, Flyer usw. Printmaterialien Ziel Öffentliche Aufmerksamkeit und Interesse für Sanierungsaktivitäten und klimafreundliches Handeln Zielgruppe Alle Akteure in Cadenberge Priorität Hoch Kurzbeschreibung Öffentlichkeitsarbeit braucht Anlässe: alle laufenden Planungen und Aktivitäten in der Gemeinde für begleitende Öffentlichkeitsar- beit nutzen: Aktionen zielgruppengerecht bündeln, gute Ansprache und ausreichende Angebote vorhalten, Pressearbeit, Evaluation – handelnde Akteure frühzeitig einbinden und gemeinsam in enger Kooperation planen. Beratungs- und Informationsoffensive zu folgenden Themenbereichen:  Optimierung der Gebäudeheizungen (hydraulischen Abgleich inkl. Wechsel der Thermostatregelventile mit dem Ziel der Rücklauftemperaturabsenkung im Gebiet und im Gebäude, Dämmung der Heizungsverteilung und der Hausübergabesta- tion nach EnEV zur Reduzierung der Verteilverluste usw.)  Ausbau PV-Anlagen im Quartier  Stromsparen (Aufklärung und Umsetzungsunter-stützung für Stromeffizienz im Haushalt)  Pilotprojekt: Musterhaus (Gemeinde erwirbt und saniert musterhaft ein EFH oder begleitet einen Sanierungswilligen – Op- tional: Modernisierung nach kybernetischen Aspekten) Weiteres:  Kommunikationsstrategie (Änderung des Mobilitätsverhaltens) zum Ausbau der Mitfahrerbank gemeinsam mit der Ge- meinde anstoßen  Sensibilisierung der Gemeindemitarbeiter für Themen des Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen (insbesondere Hochwasserschutz) Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Aktivierung und Sensibilisierung für energetische Modernisierungen, klimagerechtes Verhalten. Kosten Teil des Sanierungsmanagements Finanzierung / Über das Sanierungsmanagement Förderung Umsetzungszeitraum Kurz- bis langfristig Akteure Sanierungsmanagement, Gemeinde und Anwohner Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Keine Risiken und Hemmnisse Status / Nächste Schritte Programmanmeldung KfW 432

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 111 Z4 - Stromspardetektive - Energie in Kindergärten und Schulen – Vermittlung von Wissen und Bewusstsein in Kindergärten und Schulen Stromspardetektive Ziel Vermittlung von Wissen und Bewusstsein in Kindergärten und Schulen Zielgruppe Kinder und Schüler Priorität mittel Kurzbeschreibung Das Thema Energie geht nicht nur die Erwachsenen an, sondern auch junge Menschen können ihren Beitrag leisten, mit Ressourcen schonender umzugehen. Dazu können an den Kindergärten und Schulen Aktionstage zum Beispiel zum Thema Solarenergie oder Energiesparen durchgeführt werden. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Keine direkten Einsparmöglichkeiten, aber Erhöhung des Energiebewusstseins in den Familien Kosten des Sanierungsmanagers für die Vorbereitung und Durchführung, oder externe Durchführung ca. Kosten 800 €/Tag Finanzierung / ggf. über das Sanierungsmanagement Förderung Umsetzungszeitraum Nach Absprache mit der Gemeinde und der Schulen/Kindergarten im Quartier Akteure Kindergärten, Schulen, Sanierungsmanagement Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Umsetzbarkeit: wenn es engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, wird es gelingen, Hemmnisse: Finanzierung, desinteressierte Erzieher und Lehrkräfte Status / Nächste Schritte Abfrage bei den Schulen, ob und wann ein Aktionstag durchgeführt werden kann. Abstimmung mit der Klimaschutzagentur, ob das Angebot genutzt werden kann.

6.3.7. Z6 Förderprogramme

Z1 - Sanierungsmanagement nach KfW 432 Sanierungsmanagement nach KfW 432 Motivation und fachliche Begleitung interessierter Bürger und Hausbesitzer ihr Gebäude energetisch zu Ziel sanieren durch einen Ansprechpartner vor Ort. Zielgruppe Private Hauseigentümer, Mieter, Stadtverwaltung, Interessensverbände Priorität hoch Kurzbeschreibung Das Sanierungsmanagement soll auf der Basis des energetischen Quartierskonzepts den Prozess der Umsetzung fachlich begleiten, einzelne Prozessschritte für die übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger Akteure initiieren, Maßnahme der Akteure koordinieren, bewerben und kontrollieren. Zusätzlich dient das Sanierungsmanagement als zentrale Anlaufstelle für Fragen der Finanzierung und Förderung für private Hauseigentümer. Das Sanierungsmanagement kann flexibel organisiert werden. Es ist sowohl die Anstellung einer Person bei der Verwaltung möglich als auch die Vergabe an externe Dienstleister. Ebenfalls denkbar sind Mischformen. Bestehende Initiativen (wie z.B. die Mitfahrerbank) können durch das Sanierungsmanagement weiter ausgebaut wer- den. Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Durch das Sanierungsmanagement werden die im Konzept entwickelten Maßnahmen begleitet und neue Maßnahmen initiiert. Es gibt im Quartier vor Ort einen Ansprechpartner, der zeitnah Beratungen und Unterstützung bei Projekten anbieten kann.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 112 Maximal förderfähige Kosten für das Sanierungsmanagement: ca. 230.000 € für einen Zeitraum von drei Kosten Jahren (ca. 77.000 € pro Jahr), optional verlängerbar um zwei weitere Jahre Finanzierung / 65% Zuschuss der förderfähigen Gesamtkosten aus dem KfW-Programm 432 Förderung 35% Kofinanzierung (Eigenmittel Kommune, andere Zuschüsse, Kooperationspartner) Umsetzungszeitraum kurzfristig Akteure Stadtverwaltung, private Hauseigentümer, Energieberater Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Einschätzung der Umsetzbarkeit: mittelschwer Hemmnisse: Finanzierung Status / Nächste Schritte Sicherstellung der Finanzierung, Antragstellung für ein Sanierungsmanagement bei der KfW

Z2 - Sanierungsgebiet nach §142 BauGB Sanierungsgebiet nach §142 BauGB Förmliche Festlegung eines Sanierungsgebiets im vereinfachten Verfahren und damit verbundener finanzi- Ziel eller Anreiz Private Hauseigentümer, Gewerbetreibende, Stadtverwaltung, Interessensverbände, Bildungseinrichtun- Zielgruppe gen Priorität hoch Kurzbeschreibung Die Gemeinde kann ein Gebiet, in dem eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme durchgeführt werden soll, durch Beschluss förmlich als Sanierungsgebiet festlegen (förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet nach §142 BauGB). In diesem Gebiet können Finanz- und Förderungsmittel (Städtebauförderungsmittel) zur Behebung von städtebaulichen Missständen bzw. Bewältigung städtebaulicher Funktionsverluste zum Einsatz kommen. Missstände liegen u.a. vor, wenn das Gebiet nach seiner vorhandenen Bebauung oder nach seiner sonstigen Beschaffenheit den allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeits- verhältnisse oder an die Sicherheit der in ihm wohnenden oder arbeitenden Menschen nicht entspricht. U.a. ist die energetische Beschaffenheit, die Gesamtenergieeffizienz der vorhandenen Bebauung und der Versorgungseinrichtungen des Gebiets unter Be- rücksichtigung der allgemeinen Anforderungen an den Klimaschutz und die Klimaanpassung zu berücksichtigen Mögliche Effekte / Einsparpotenzial Steuerliche Vergünstigungen und ggfs. Zuwendungen bei Sanierungsmaßnahmen Kosten n.a. Zuwendungen in einem Sanierungsgebiet sind Anteilfinanzierungen der Teilfinanzierung der Gesamtmaß- nahme und betragen maximal zwei Drittel der durch Einnahmen nicht gedeckten zuwendungsfähigen Ausgaben. Die Zuwendung besteht somit aus Finanzierungs- sowie aus Förderungsmitteln. Als Finanzierungsmittel sind die Einnahmen der Kommunen aus Bundes- und Landeshaushalten zu bezeich- nen, während es sich bei den Mitteln aus dem Haushalt der Gemeinde, die von ihr selbst aufgebracht werden müssen um die externen Finanzierungsmittel zu vervollständigen (Eigenanteil der Kommunen), um Förderungsmittel handelt. Der Bund fördert Maßnahmen grundsätzlich zu 33 1/3 Prozent. Die Länder Finanzierung / verpflichten sich zur Förderung in gleicher Höhe (Verteilungsschlüssel für Länder; Länder entscheiden Förderung Verteilung auf Kommunen selbst). Der durch zweckgebundene Einnahmen und durch Städtebauförderungsmittel des Landes nicht gedeckte Teil der zuwendungsfähigen Ausgaben der Gesamtmaßnahme ist durch Eigenmittel der Gemeinde zu tragen. Der Anteil beträgt mindestens ein Drittel der durch Einnahmen nicht gedeckten zuwendungsfähi- gen Ausgaben (Eigenanteil weicht je nach Städtebauförderprogramm ab). Eine Förderung ist nur möglich, wenn die Ausgaben der Gesamtmaßnahme weder von der Gemeinde selbst noch von anderen öffentlichen Aufgabenträgern getragen oder anderweitig gedeckt werden

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 113 können. Die Gesamtmaßnahme muss in das Städtebauförderungsprogramm aufgenommen werden. Umsetzungszeitraum Frist soll 15 Jahre nicht überschreiten Akteure Land, Kommunen, private Hauseigentümer Einschätzung der Umsetzbarkeit / Risiken und Hemmnisse Einschätzung der Umsetzbarkeit: mittelschwer Hemmnisse: Hoher bürokratischer Aufwand Status / Nächste Schritte Interne Abstimmung über weiteres Vorgehen in der Gemeinde, Erarbeitung einer Finanzierungsgrundlage, Vorbereitende Untersu- chung (VU), Programmanmeldung Städtebauförderung

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 114 7. Die (möglichen) nächsten Schritte

7.1.1. Sanierungsmanagement Grundlage für die energetische Ertüchtigung des Quartiers ist die Programmanmeldung für das energetische – umsetzungsbezogene – Sanierungsmanagement – bei allen drei Optionen bzw. weiteren Schritten (1. Option bezieht sich „nur“ auf das Sanierungsmanagement / 2. Option beinhaltet zudem noch die förmliche Festlegung eines Sanierungsgebiets / 3. Option geht noch ein Schritt weiter und bietet zudem noch die Einholung von Städtebaufördermittel). Im Anschluss an das vorliegende Konzept (Phase 1) sollen nach erfolgreicher Pro- grammanmeldung die Handlungsempfehlungen im Rahmen des energetischen Sanierungsmanagements (Phase 2) bearbeitet und umgesetzt werden. Die Einrichtung eines Sanierungsmanagements zur Umsetzung der Maß- nahmen im vorliegenden Konzept wird, wie das Konzept selbst, ebenfalls über die KfW im Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“ bezuschusst.

Aufgaben Das Sanierungsmanagement plant, steuert und überwacht den Prozess der Umsetzung der Maßnahmen im Maßnahmenkatalog. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie der damit verbundenen Vernetzung wich- tiger Akteure ist eine wichtige Voraussetzung für die Maßnahmenumsetzung. So müssen die Akteure für die Maßnahmenumsetzung vor Ort von entsprechenden Maßnahmen überzeugt und deren oft sehr verschiedenen Interessen wahrgenommen und zusammengeführt werden. Im Ortskern Cadenberge sind die Zielgruppen für Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit z.B. Privateigentümer wie Einfamilienhausbesitzer und Wohnungseigen- tümergemeinschaften (WEG) sowie Wohnungsgesellschaften und alle Bewohner. Des Weiteren muss das Sa- nierungsmanagement Beratungsleistungen zur Maßnahmenumsetzung für die einzelnen Akteure anbieten. Dies sind beispielsweise Beratungen für Eigentümer zu den Themen Energieberatung, sowie zur Förderung, Finan- zierung, einkommenssteuerrechtlichen Behandlung und Wirtschaftlichkeit einzelner Maßnahmen.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 115 Die Umsetzung des Maßnahmenkataloges bedarf des Weiteren einer genauen Planung und Initiierung einzel- ner Maßnahmen. Eine gute Vernetzung vor Ort sowie ein regelmäßiger Austausch mit allen beteiligten Akteu- ren und Maßnahmenträgern und die damit verbundenen Aufgaben sind ebenfalls ein wichtiges Betätigungs- feld des Sanierungsmanagements. Schließlich ist eine regelmäßige ordentliche Erfolgskontrolle und damit das Controlling und Monitoring der Maßnahmenumsetzung im Untersuchungsgebiet eine Notwendigkeit. Jede Gemeinde bringt eigene Voraussetzungen für die energetische Sanierung eines Quartiers mit sich. Daher sind die Strukturen, in denen ein Sanierungsmanagement verwirklicht wird sowie die spezifischen Aufgaben- schwerpunkte des Sanierungsmanagements, an die Verhältnisse vor Ort anzupassen. Endsprechend den ge- schilderten Aufgabenbereichen muss das Sanierungsmanagement über Fähigkeiten und Fachwissen in den Bereichen Kommunikation, Prozesssteuerung, Bautechnik, Immobilienwirtschaft und Besteuerung verfügen. Da in komplexen Sachverhalten wie der städtebaulichen Sanierung eine Kombination mehrerer Kompetenzen not- wendig ist, kann das Sanierungsmanagement auf mehrere Schultern verteilt werden.

7.1.2. Förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet Als weitere Komponente kann ein förmlich festgelegtes Sanierungsgebiet eine optimale Anreizkulisse schaffen für energetische Modernisierungsmaßnahmen im Quartier. Im Rahmen eines Sanierungsgebiets sollen städte- bauliche Missstände behoben werden. Missstände liegen nach § 136 BauGB in einem Gebiet in der Regel dann vor, wenn einerseits die Bebauung in einem Gebiet die allgemeinen Anforderungen hinsichtlich gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnissen oder der Sicherheit der Bewohner beziehungsweise der darin arbeiteten Menschen. Andererseits liegen Missstände vor, wenn ein Gebiet Funktionsschwächen aufweist, in der Verkehrs- und öffentlichen Infrastruktur, sowie hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation und der Versorgungsfunktion vor Ort. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass insbesondere auch veraltete energetische Standards des Gebäudebestandes und der Infrastruktur oder deren Gesamtenergieeffizienz als Mangel betrachtet werden. Durch die förmliche Festlegung eines städtebaulichen Sanierungsgebietes wird es den Eigentümern von Grund- stücken im Sanierungsgebiet möglich gemacht, die Kosten von Sanierungsmaßnahmen zur Umsetzung der im Konzept beschriebenen Handlungsempfehlungen/Maßnahmen einkommenssteuerrechtlich geltend zu machen. Auf Grundlage der förmlichen Festlegung können 90% - 100% der Kosten für energetische Modernisierungs- maßnahmen an Privatgebäuden über einen Zeitraum von 10 bzw. 12 Jahre einkommenssteuerlich geltend gemacht werden. Auf diese Weise werden insbesondere energetische Maßnahmen für Eigentümer interessant. Für die förmliche Festlegung eines städtebaulichen Sanierungsgebietes sind nach § 141 BauGB Beurteilungsun- terlagen über die Notwendigkeit der Sanierung zu gewinnen. Hierzu dient die Konzepterstellung. Alle Grundstücke, die im Sanierungsgebiet liegen, werden im Grundbuch mit einem Sanierungsvermerk verse- hen. Durch die Eintragung dieses Vermerks werden alle Grundstückseigentümer und jeder andere, der Interes- se an einem Grundstück im Sanierungsgebiet hat, über das zeitlich begrenzte Sonderrecht der Sanierung in- formiert. Der Sanierungsvermerk hat lediglich informativen Charakter. Er stellt keine Grundstücksbelastung im Sinne des Grundbuchrechts dar und hat somit keine Rangstelle im Grundbuch. Finanzierungen, für die Sicher- heiten im Grundbuch gestellt werden müssen, oder andere Belastungen, die im Grundbuch eingetragen wer- den müssen, sind weiterhin möglich. Nach Abschluss der Stadtsanierung (dies geschieht durch Aufhebung der Sanierungssatzung) wird der Sanierungsvermerk wieder gelöscht. Durch die Eintragung und Löschung entstehen dem Grundstückseigentümer keine Kosten. Sollte das Untersuchungsgebiet „Ortskern Cadenberge“ als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt werden, wird die Festlegung nach dem sogenannten vereinfachten Verfahren beschlossen werden, gemäß § 142 (4) BauGB. Dies schließt ausdrücklich die Anwendung der besonderen sanierungsrechtlichen Vorschriften (§§ 152

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 116 bis 156 a BauGB) aus. Sogenannte Ausgleichsbeträge des Eigentümers (§ 154 BauGB) sind somit heute und in Zukunft ausgeschlossen. Ausgleichsbeträge sind Geldzahlungen des Grundstückseigentümers für durchgeführte Sanierungsmaßnahmen. Ausgeglichen werden damit sanierungsbedingte Erhöhungen des Bodenwertes (Wert- steigerung) eines Grundstücks. Für die förmliche Festlegung muss nach § 141 BauGB eine Vorbereitende Untersuchung (VU) durchgeführt werden. Wichtige Grundlagen der VU wurden in dem vorliegenden Konzept bereits gesammelt. Aufgabe und Inhalt der Vorbereitenden Untersuchungen sind nach Nr. 210.2.1 VV BauGB:

. Vorschlag zur Abgrenzung eines förmlich festzulegenden Sanierungsgebiets . Nachweis der städtebaulichen Missstände im Untersuchungsgebiet . Begründung der Durchführbarkeit und Erforderlichkeit von Sanierungsmaßnahmen . Nachweis des öffentlichen Interesses an der Sanierung . Abstimmung mit den Zielen der Raumordnung und Landesplanung

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 117 8. Controlling

Unter dem Begriff „Controlling“ versteht man ein umfassendes Steuerungs- und Koordinationskonzept zur ziel- gerichteten Umsetzung von z.B. energetischen Sanierungsmaßnahmen. Ein Controlling ist das Instrument zur Überprüfung der Effiktivität der durchgeführten Maßnahmen (siehe Abbildung 48) Ein solches Maßnahmen- controlling dient dabei der Dokumentation, Evaluation sowie der Darstellung und Kontrolle der erzielten Erfol- ge. Ein wesentlicher Bestandteil des Controllings ist das „Monitoring“, in dem eine systematische und regelmä- ßige Erfassung bzw. Erfolgsbilanzierungen von energetischen Sanierungsmaßnahmen erfolgt. Für eine regel- mäßige Erfolgsbilanzierung müssen einzelne Sanierungsmaßnahmen registriert und einer Erfolgskontrolle zu- geführt werden. Darüber hinaus sind aktuelle Entwicklungen auf Gebieten wie Politik und Technik zu erkennen und die sich daraus ergebenen möglichen neuen Handlungsoptionen abzuschätzen sowie in den fortzuschrei- benden Handlungsrahmen einzufügen. Solche regelmäßigen Positionsbeschreibungen sind als langfristige Auf- gabe bei der energetischen Stadtsanierung einzuordnen. So kann auch der Einsatz von bereitgestellten perso- nellen und finanziellen Mitteln hinsichtlich Effektivität und Effizienz für das übergeordnete Ziel „Klimaschutz“ geprüft werden. Mit dem sogenannten top-down und bottom-up Controlling lassen sich zwei unterschiedliche Herangehenswei- sen im Controlling identifizieren. Das top-down Controlling prüft, ausgehend von den übergeordneten Vorga- ben, ob Ziele wie z.B. angestrebte Pro-Kopf-Emission von CO2 im Untersuchungsgebiet erreicht wurden oder ob man sich einer Zielmarke nähert oder von dieser entfernt. Ein bottom-up Controlling überprüft die Umset- zung der in Kapitel 6 vorgeschlagenen Maßnahmen. Es wird geprüft, welche und wie viele Maßnahmen (mit denen die Ziele erreicht werden sollen) umgesetzt oder sich in der Umsetzung befinden. Für das Controlling der energetischen Stadtsanierung ist es angebracht beide Herangehensweisen des Controllings zu verbinden. Dies lässt sich wie folgt begründen: Die energetische Quartiersanierung wird durch eine Vielzahl privater und öffentlicher Eigentümer umgesetzt. Bei einer derzeit nicht vorhandenen konkreten, quartiersbezogenen investi- ven Förderung können Controllingmaßnahmen insbesondere bei der Vielzahl privater Gebäudeeigentümer nur auf dem Prinzip der Freiwilligkeit basieren. Freiwillig und ohne staatliche Förderung durchgeführte Maßnah- men wie z.B. eine Wärmedämmung an einem privaten Wohngebäude sind i.d.R. kaum erfassbar und die Effi- zienz dieser jeweiligen Einzelmaßnahme ist nur im Rahmen einer aufsuchenden Kontaktierung durch einen energetischen Sanierungsmanager nach Einwilligung des einzelnen Eigentümers bewertbar. Daher wird sich ein direktes Controllingsystem (bottom-up) im Untersuchungsgebiet „Ortskern Cadenberge“ i. d. R. auf Maßnah- men an öffentlichen Einrichtungen, an den Versorgungssystemen und an einzelnen privaten Gebäudesanierun- gen beschränken müssen. Grundsätzlich wird deutlich, dass ohne eine intensive aufsuchende Beratungsleistung für private Gebäudeei- gentümer durch die Gemeinde Cadenberge bzw. einen energetischen Sanierungsmanager eine umfassende Erfolgskontrolle nicht oder nur in Grenzen realisierbar ist. Parallel wird ein allgemeiner Controllingprozess („Top-down“) auf Quartiersebene in Cadenberge angestrebt. Zur Überprüfung der klimapolitischen Ziele für das Quartier muss die Anfangsbilanz bezüglich des Endenergiebedarfs und der CO2-Emissionen nach einem noch festzulegenden Rhythmus fortgeschrieben werden. Zu Beginn der Umsetzungsphase des Integrierten Energetischen Quartierskonzeptes ist die Zuteilung der Ver- antwortlichkeiten ein wichtiger erster Schritt. Die Ergebnisse sind von einer zentralen Erfassungsstelle (z.B. energetischer Sanierungsmanager im Maßnahmenblatt Sanierungsmanagement) zu sammeln und auszuwerten und möglichst öffentlichkeitswirksam und regelmäßig in Form eines kurzen Berichts – z.B. im Rahmen eines halbjährigen Evaluationsberichtes – zu präsentieren.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 118 Die im Maßnahmenkatalog im Kapitel 6 aufgeführten Maßnahmen sind thematisch verschieden wie z.B. ener- getische Maßnahmen an einzelnen Wohngebäuden und städtebauliche Maßnahmen oder auch Öffentlich- keitswirksame Informationsveranstaltungen zur Unterstützung der Umsetzung des Maßnahmenkataloges. Schließlich richten sich diese Maßnahmen in der Umsetzung an unterschiedliche Akteure wie z.B. Eigentümer, Verwaltung des Fleckens oder einen Sanierungsmanager. Der Maßnahmenkatalog zielt auf eine Reduktion des Primär- und Endenergiebedarfs sowie des CO2-Ausstoßes im Untersuchungsgebiet. Für ein sinnvolles und praktikables Controlling müssen daher die angestrebten energetischen Ziele aber auch die umzusetzenden

Maßnahmen sowie deren Auswirkung auf die angestrebte Reduktion von Endenergiebedarfen und CO2- Ausstoß im Untersuchungsgebiet klar und verständlich beschrieben und einfach zu messen sein. Aufgrund der Verschiedenheit der Maßnahmen im Maßnahmenkatalog erweist sich die Erfassung der Wirkung der einzelnen Maßnahmen auf die genannten Ziele jedoch oft als schwierig. Um die Entwicklung des Sanierungs- und Modernisierungsprozesses zu steuern, ist ein Controlling der Aktivitä- ten und Maßnahmen notwendig. Aufgrund der Komplexität eines Quartiers ist das allerdings nicht immer so einfach zu realisieren und nur möglich, wenn es einen sogenannten Kümmerer gibt, der im Quartier die Infor- mationen sammelt. Dies wird nur möglich sein, wenn zukünftig ein Sanierungsmanagement eingesetzt wird, das die Datenerfassung und -pflege übernimmt.

Controlling technischer Maßnahmen Unter technischen Maßnahmen werden hier solche Maßnahmen verstanden, deren Zielsetzung, Inhalt und Aus- wirkung sich klar in Zahlen und Maßeinheiten beschreiben lassen. So lassen sich z.B. bei der Sanierung eines öffentlichen oder privaten Gebäudes oder bei der Umstellung der Wärmeversorgung im Quartier anhand von Kennwerten wie dem Energieverbrauch in kWh/m² die Ergebnisse dieser Maßnahmen darstellen. Auch technisch orientierte Förderprogramme lassen sich gut beurteilen, da die angestoßenen technischen Maßnah- men konkret berechenbar sind. Das Controlling wird von einer zentralen Stelle wie dem Sanierungsmanager durchgeführt. Um einen Überblick zur Umsetzung der Maßnahmen zu erhalten, wird der energetische Sanierungsmanager gemeinsam mit den Maßnahmenträgern i.d.R. nach dem Freiwilligkeitsprinzip beispielsweise mit Hilfe eines standardisierten Fra- gebogens folgende Daten erfassen: . Eingesetzte Finanzmittel: Fördermittel, Eigenmittel und -leistungen, Drittmittel . Umgesetzte Maßnahmenbausteine, ggf. Abweichungen von der ursprünglichen Planung sowie daraus re- sultierende Auswirkungen auf die Erfüllung der Kriterien

. Spezifische Wirkungen, z.B. CO2-Reduktion, Wertschöpfungs- und Kommunikationseffekte Zusätzlich wird der energetische Sanierungsmanager kontinuierlich die Verbrauchsdaten der öffentlichen Lie- genschaften sowie Daten zur energetischen Sanierungen der öffentlichen Gebäude und über genehmigte und installierte Anlagenzahl und -leistung zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sammeln und in gemein- deweit einheitlicher Form für die übergreifende Auswertung bereitstellen. Zur quantitativen Bewertung der Zielerreichung durch technische Maßnahmen im Hinblick auf die Ziele zur

Reduzierung der CO2-Emissionen sollte in einem noch festzulegenden Rhythmus die Energie- und CO2-Bilanz auf Grundlage derselben Methodik aktualisiert werden. Mit der Einrichtung eines Sanierungsmanagements im Quartier besteht die Möglichkeit, die durchgeführten Maßnahmen im Quartier zu dokumentieren und ihre Wirkung abzuschätzen. Dies erfolgt in Form eines jährli- chen Berichts. Die Bewohner des Quartiers werden regelmäßig aufgefordert, Maßnahmen auch zu melden (Maßnahmen, Investition), um eine gute Gesamtbilanz des Quartiers zu ermöglichen. Dieser Prozess kann durch

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 119 die Auslobung eines kleinen Preises (Verlosung unter allen „Datenlieferanten“) noch verstärkt werden. So ist eine bestmögliche Erfassung der umgesetzten Maßnahmen möglich.

Controlling „weicher“ Maßnahmen Zu den „weichen“ Maßnahmen werden hier solche Maßnahmen gezählt, deren Einfluss auf die angestrebten energetischen Ziele zur Minderung von Primärenergiebedarf, Endenergiebedarf und CO2-Ausstoß im Untersu- chungsgebiet nicht direkt messbar sind. Weiche Maßnahmen sind beispielsweise Informationsveranstaltungen oder Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit. Für die Umsetzungsphase des integrierten energetischen Quar- tierskonzeptes Ortskern Cadenberge wird empfohlen, mittels stichprobenartiger Kurzinterviews der Bera- tungsempfänger oder über Fragebögen zu erheben, ob und inwieweit Beratungen zu Investitionen bzw. Ver- haltensänderungen geführt haben.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 120 9. Ausblick

Die nächsten Schritte Die Umsetzung kann durch die Einrichtung eines Sanierungsmanagements unterstützt werden. Das Sanierungs- management wird durch die KfW, ebenfalls wie das vorliegende Konzept, im Programm „432 Energetische Stadtsanierung für integrierte Quartierskonzepte und Sanierungsmanager“ durch einen Zuschuss gefördert. Die Gutachter empfehlen, das Untersuchungsgebiet als städtebauliches Sanierungsgebiet förmlich festzulegen. Dadurch werden bei der energetischen Gebäudemodernisierung gemäß §§ 7 h und 10 f Einkommensteuerge- setz erhebliche einkommensteuerliche für Grundstückseigentümer ermöglicht. In der Regel kommt bei der Umsetzung von Gebäudemodernisierungen als wesentliche Sanierungsziele das vereinfachte Sanierungsverfahren in Frage. Hierbei werden erforderliche Erschließungsmaßnahmen auf Basis von Straßenausbaubeitragssatzungen finanziert und nicht über eine evtl. sanierungsbedingte Wertsteigerung. Über ein Sanierungsmanagement (siehe Abschnitt 7.1.1) werden dann insbesondere die einkommenssteuerli- chen Vorteile mit den Grundstückseigentümern erörtert und hierfür Modernisierungsverträge mit diesen ver- handelt werden. Das Genehmigungsverfahren entsprechend §§ 144/145 BauGB im Sanierungsgebiet könnte der Gemeinde Cadenberge auch ermöglichen, den städtebaulichen Erneuerungsprozess zu steuern.

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 121 10. Anhang

10.1. Abkürzungsverzeichnis AGES Gesellschaft für Energieplanung und Systemanalyse AST Anrufsammeltaxi BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BHKW Blockheizkraftwerk BGF Bruttogrundfläche BGS Bruttogeschossfläche B-Plan Bebauungsplan

CO2 Kohlenstoffdioxid

CO2aeq Kohlendioxid-Äquivalente DH Doppelhaus DHH Doppelhaushälfte DRK Deutsches Rotes Kreuz EEG Erneuerbare Energien Gesetz EnEV Energieeinsparverordnung EZFH Ein- und Zweifamilienhaus FNP Flächennutzungsplan GEMIS Globales Emissionsmodell integrierter Systeme GRZ Grundflächenzahl

GWP Global Warming Potential JUBS Jugendbegegnungsstätte KEV Kumulierter Energieverbrauch KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau LGNL Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen MFH Mehrfamilienhaus MIV Motorisierter Individualverkehr ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr PEV Primärenergieverbrauch Pkw Personenkraftwagen PtH Power to Heat PV Photovoltaik RDH Reihen- und Doppelhaus RROP Regionales Raumordnungsprogramm SPNV Schienenpersonennahverkehr TuS Turn- und Sportverein

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 122 U-Wert: Wärmedurchgangskoeffizient VDI Verein Deutscher Ingenieure WDVS Wärmedämmverbundsystem WEGs Wohnungseigentümergemeinschaften WLAN drahtloses lokales Netzwerk – Wireless LAN

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 123 10.2. Quellen- und Literaturverzeichnis

Loga, T., Diefenbach, N. and Born, R. (2011): Deutsche Gebäudetypologie. Beispielhafte Maßnah-men zur Verbesserung der Energieeffizienz von typischen Wohngebäuden

Landesamt für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN), www.lskn.niedersachsen.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Landkreis Cuxhaven, www.landkreis-cuxhaven.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Internet-Geoportal des Landkreises Cuxhaven, www.landkreis-cuxhaven.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

OpenStreetMap, www.openstreetmap.org, zuletzt besucht am 30.07.2018

Wegweiser Kommune, www.wegweiser-kommune.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Landes-Raumordnungsprogramm 2017 des Landes Niedersachsen (LROP), neugefasst am 26.09.2017, Nds. GVBI. 2017, 378

Regionales Raumordnungsprogramm 2012 des Landkreises Cuxhaven (RROP), bekannt gemacht am 28.06.2012, Nds. GVBI. 2012, 358

Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, www.strassenbau.niedersachsen.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Integriertes Einzelhandels- und Ortskernkonzept für die Gemeinde Cadenberge, CIMA GmbH, Lübeck, 2016 TSV Germania Cadenberge e.V., www.germania-cadenberge.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Schützenverein Cadenberge von 1787 e. V., www.schuetzenverein-cadenberge.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Ev.-luth. St. Nicolai-Kindergarten Cadenberge, www.kita-cadenberge.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Berufsbildende Schulen Cadenberge, www.bbs-cadenberge.de, zuletzt besucht am 30.07.2018

Integriertes Energetisches Quartierskonzept „Ortskern Cadenberge“ | Abschlussbericht Seite 124