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Bodo Bost „Der katholische Luther“

Prof . Joseph Lortz (1887-1975) aus Grevenmacher hat das Lutherbild der katholischen Kirche entscheidend geändert .

Die war zwar das Ergebnis halb der katholischen Kirche wagte und mals erschienen 1939, wurde sowohl von vieler zeitgeschichtlicher Entwicklun- damit den Weg bereitete für einen öku- katholischer als auch evangelischer Seite gen, dazu gehörte sicherlich an erster menischen Dialog zwischen den beiden überaus gelobt. Lortz war der erste katho- Stelle der Humanismus, aber sie wird größten christlichen Konfessionen, der lische Autor, der Luther in seiner gesam- mit einem Namen verbunden, der ihr immer mehr die Zukunft und die Glaub- ten Persönlichkeit darstellte, ohne ihn mehr als andere auch seine Prägung würdigkeit der Christen in der Vielfalt als Mensch herabzuwürdigen. Vor Lortz geben sollte, Martin Luther. Auch wenn der Weltreligionen ausmachen wird. Dies stand die gesamte katholische Lutherfor- Luther selbst niemals wollte, dass eine allein hätte wohl ausgereicht, Joseph schung immer noch unter dem Einfluss Kirche nach ihm benannt werde, haben Lortz einen vorderen Platz in der „hall des katholischen Reformationsgegners sich an seiner Person die Geister und und Zeitgenossen von Luther, Cochlaeus auch die Kirchen gerieben und schließ- (1479-1552), welcher in seinen Commen- lich geschieden. Kein Wunder, dass taria de actis et scriptis M.Lutheri zu einer diese Persönlichkeit mehr als andere in Es war ein Luxemburger Priester, Dämonisierung Luthers in katholischen den letzten 500 Jahren im Kreuzfeuer Joseph Lortz, der als erster Kreisen beigetragen hatte. Cochlaeus der Beziehungen zwischen evangelisch- Theologe von Format, eine hatte 1549, nach dem Tode Luthers, in lutherischer und römisch-katholischer positive Wertung der Persönlich- Legendenform eine Lebensbeschreibung Kirche stand und diese im wahrsten des großen Reformators geschrieben, die Sinne polarisiert hat. Dabei kam es, wie keit Martin Luthers innerhalb der 350 Jahre lang die Grundlage des katho- beim Prinzip der These und Antithese, katholischen Kirche wagte. lischen Lutherbildes bildete. Erst nach- zu einer gegenseitigen Überbietung dem Lortz mit seinem Reformationsepos der Positionen. So war das anfängliche 1939 den Weg bereitet hatte, zerstörte katholische Lutherbild der Verteufelung Adolf Herte, in seinem Buch Das katholi- of fame“ der großen Luxemburger Per- und völligen Verwerfung eine Reaktion sche Lutherbild im Bann der Lutherkommen- sönlichkeiten zu sichern, wenn da nicht auf eine sich geradezu überschlagende tare des Cochlaeus (3 Bde, 1943), das von politisch-ideologische Abwege gewesen Aufwertung Luthers in der Lutherischen Cochlaeus geprägte Luther-Bild. wären, auf die dieser Historiker in Hitler- Orthodoxie – wie umgekehrt die katholi- Deutschland geraten ist, die ihn dazu schen Maßlosigkeiten die beinahe natür- Vor Lortz hatte der österreichische verleitet haben, dem Zeitgeist seine Hul- liche Konsequenz einer Quasi-Kanonisie- Dominikaner Joseph Denifle (1844- digung zu erweisen und von der Rolle rung im evangelischen Bereich Luthers 1905), der als der beste Kenner des eines distanzierten Geschichtsanalyti- herausforderten. Es dauerte lange bis Mittelalters und Spezialist des „Jungen kers in die Rolle des selbst agierenden sich auf evangelischer Seite auch Kritik Luthers“ seiner Zeit galt, gegen Luther Geschichtsgestalters zu schlüpfen. an dem Reformator und vielen seiner in einer polemischen Schmähschrift den Schriften (z.Bsp. gegen die Juden, Bauern Vorwurf der Unmoral und Unwissenheit usw.) äußerte und bis sich auf katholi- Die Bedeutung von Joseph Lortz erhoben. Denifle und später auch der scher Seite Anerkennung für den Men- Jesuit Hartmann Grisar hatten sich sogar schen Luther und sein Werk einstellten. für die katholische Lutherforschung der gerade aufgekommenen Freudiani- Es war ein Luxemburger Priester, Joseph Joseph Lortz ist vielleicht der maßgeb- schen Psychologie bedient, um Luther Lortz (1887-1975), der als erster Theo- lichste katholische Luther-Forscher des eine „manisch-depressive“ Persönlich- loge von Format, eine positive Wertung 20. Jahrhunderts. Sein zweibändiges keit zu bescheinigen. Denifle und mehr der Persönlichkeit Martin Luthers inner- Werk Die Reformation in Deutschland, erst- noch Hartmann Grisar reagierten auf März 2006 Protestantismus 45

die Genieglorifizierung Luthers in evan- ist immer schwierig, noch schwieriger gelischen Historikerkreisen, indem sie wird es, wenn es sich dabei um Luther seine Abhängigkeiten von der vorausge- handelt. Die unterschiedlichen Bewer- henden nominalistischen Theologie und tungen der Persönlichkeit des Reforma- seine psychologischen Traumatisierun- tors schrieb Lortz nicht einfach konfes- gen scharf ins Bild rückten. Es war die sionellen Vorurteilen zu. Er sah auch in Leistung von Lortz, dass er das bisherige, der Person Luthers die Ursache dafür, ideologisch gefärbte, katholische Luther- denn die Persönlichkeit Luthers sei ein bild über Bord warf und sich um eine „Komplex von Widersprüchlichkeiten“, historisch-objektive und wissenschaft- je schwieriger eine Persönlichkeit zu ver- lich redliche Darstellung der Vorgänge stehen sei, je größer sei die Versuchung während der Reformation bemühte. Als zur Vereinfachung und Verallgemeine- erster katholischer Theologe stellte Lortz rung von Charakterzügen. In diese Falle Luther als einen gläubigen Priester und seien viele katholische Lutherbiographen Lehrer dar, der allerdings Opfer seines gegangen und hätten deshalb die Para- Joseph Lortz (1887-1975) Subjektivismus geworden war. Lortz doxe, Übertreibungen und Vulgaritäten schrieb: „Luther war nicht durch niedere in der Person und der Sprache Luthers Instinkte oder Wünsche motiviert als er nicht verstanden. Für Lortz war Luther zur Reformation nicht richtig gesehen. mit der Kirche brach [...] das sollte jeder ein intellektueller Gigant, einem Ozean Nach Lortz bedurfte die Kirche im 16. verstehen. Die Reformation war unver- vergleichbar, in dem man allzu leicht ver- Jahrhundert einer Generalüberholung, meidlich, weil die katholische Kirche sinken konnte. zu weit verbreitet waren in dieser Zeit seiner Zeit sich in Leben und Denken in Amtsmissbrauch in der kirchlichen Hier- einer Dekadenzphase befunden hatte.“ archie und Ambiguität der Theologie. In Als erster katholischer Theologe diesem Sinne trägt nach Lortz die katholi- stellte Lortz Luther als einen sche Kirche auch eine Mitschuld und eine Lortz’ Einschätzung von Luther gläubigen Priester und Lehrer Mitverantwortung am Zustandekom- Lortz sah Luther als einen zutiefst religi- dar, der allerdings Opfer seines men der Reformation. Nur der Zustand ösen Menschen, der nur in theologischen Subjektivismus geworden war. der katholischen Kirche zu Beginn des Kategorien verstanden werden konnte. 16. Jahrhunderts habe die Reformation Als solcher hatte er sich ohne Zögern möglich und in einem gewissen Sinne und mit besten Absichten ins Ordens- auch historisch notwendig gemacht. leben gestürzt und sich kompromisslos Mehr als jeder katholische Autor vor ihm Theologische Unklarheit und Ambigu­ dem Studium der Heiligen Schriften erkannte Lortz das Genie und die Origi- ität innerhalb des katholischen Lehr­ gewidmet, wo er einen gnädigen Gott nalität Martin Luthers. Er erkannte, dass amtes war eine der besonders wichtigen zu finden hoffte. Ganz gleich wie man Luther nicht so sehr eine neue Theologie Voraussetzungen, die eine Reformation gewisse Seiten seines Charakters beur- betrieb, sondern eher die alten Theolo- in der Kirche herbeiführte. Darin liegt in teilte, ganz gleich wie man zu seiner gien des Wilhelm Ockham, Duns Scotus, gewissem Sinne der „Schlüssel zum Ver- zuweilen ungezügelten Polemik stand, oder sogar Thomas von Aquins neu ständnis des Rätsels der kolossalen Apos­ für Lortz bestand kein Zweifel daran, interpretierte und vortrug. Auch ver- tasie“1. Die Dunkelheit, in der sich die dass Luther ein überzeugter Christ war, stand man Luther im Sinne Lortz nicht Kirche zur Zeit der Reformation befand, der einen tiefen Glauben an „Jesus Chris­ richtig, wenn man ihn nur als Theolo- sei umso unheilvoller gewesen, weil die tus, Sohn Gottes, geboren aus der Jung- gen sah. Die großen Schriften Luthers, Katholiken der Illusion anhingen, dass frau Maria, gekreuzigt und auferstanden, seien es seine Vorlesungen der jüngeren die katholische Doktrin in Bezug auf die um die Menschheit zu erlösen“, hatte. Jahre aber auch seine Streitschriften der von Luther aufgeworfenen Fragen nicht Luthers größte Sorge sei das Seelen- späteren Jahre, wirkten nicht nur durch einer Meinung gewesen sei. Die Jahr- heil gewesen, er habe ein vorbildliches ihre theologischen Inhalte, sondern in zehnte andauernden Verhandlungen auf Gebetsleben gepflegt, was die von ihm erster Linie beeindruckten sie durch eine dem „Reform“Konzil von Trient (1545- komponierten Hymnen und Choräle von bis dato nicht gekannte sprachliche Aus- 1563) sollten dies beweisen. Luther habe großer theologischer Tiefe beweisen. druckskraft und ihre persönliche Strenge. auf seiner Suche nach einem gnädigen Durch die Anerkennung Luthers als homo Luther war eben nicht nur Theologe, er Gott ungewollt das Dogmen-Terrain der religiosus vollzog Lortz innerhalb der war eben auch so etwas wie ein Prophet katholischen Kirche verlassen. Er habe katholischen Theologie, wo Luther bis und Kämpfer. Wer seine Schriften richtig weder ein vorgeplantes Revolutionspro- dahin fast nur als Papstgegner gesehen verstehen und analysieren wollte, musste, gramm, noch sei er getrieben gewesen worden war, fast eine Revolution, denn wie Lortz es ausdrückte, selbst in die von unlauteren Absichten und Wün- nur durch diese neue Sichtweise konnten Rolle des Propheten schlüpfen. schen, die ihn zum Bruch mit der Kirche die durch Cochlaeus, Denifle und Grisar verleitet hätten. Dank der Vorarbeiten verursachten Verdrehungen und Ver- Lortz’ Beurteilung der Gründe der von Lortz, argumentieren katholische leumdungen in der Sichtweise Luthers Theologen heute, seien sie in einer gün- überwunden werden. Neben dem homo Reformation stigeren Lage als ihre protestantischen religiosus erkannte Lortz, dass Luther ein Die katholischen Kirchengeschichtler vor Kollegen, Luther historisch objektiv zu genialer und überaus kreativer Mensch Lortz hatten nicht nur den Menschen verstehen. Nachdem die katholischen war, mit einer starken Portion Selbst- Luther falsch eingeschätzt, sie hatten Historiker die bewertenden Kategorien bewusstsein. Ein Genie zu definieren auch den Beitrag der katholischen Kirche eines Cochlaeus und sogar eines Denifle 46 Dossier forum 254

verlassen hätten, seien sie in der Lage, er die Schrift oft vereinfacht interpretiert wollte Lortz keine Rolle mehr spielen. Im den „katholischen Reichtum“ Luthers zu und ihre Botschaft reduziert, nur weil er Gegenteil, neben der Dialogbereitschaft erkennen, von dem viele beeindruckt den Anspruch der katholischen Kirche schwingt bei Lortz schon seit seinen frü- sind. Erst jetzt können viele katholische auf die letztendliche Lehrhoheit in Frage hen Schriften immer auch eine apologeti- Theologen erkennen, wie falsch es war, stellte. Lortz glaubte, dass Luther sich sche Intention mit, die zu einer „Konver- Luther aus der Kirche hinaus zu treiben selbst als „Prophet in Isolierung“ verstan- sion der getrennten Brüder“ führen soll. und damit die Spaltung auszulösen, den habe, deshalb habe er sich angemaßt, Unter diesem Aspekt kann man auch die die die Kirche und auch die Theologie wie die Propheten, biblische Offenbarun- ideologischen Verirrungen von Joseph bis heute belastet. Es muss jetzt darum gen nach seinen persönlichen Bedürfnis- Lortz in NS-Deutschland verstehen. Im gehen, die „Reichtümer Luthers“ wieder sen zu interpretieren. Dies habe dazu Grunde sah Lortz nämlich in dem Katho- in die Kirche zurück zu tragen2. Nicht geführt, dass er die Fülle der biblischen liken Hitler eine Chance, die Reforma- nur aus diesem Grunde galt Lortz als der Botschaften nicht immer gesehen habe. tion geschichtlich abzuschließen, wenn Begründer des „katholischen Luther“. es unter Hitler zu einer deutsch-germa- Lortz hatte auch entdeckt, dass eine der nischen Kirche unter katholischer Domi- zentralen Forderungen Luthers, die „Sola Nach Lortz trägt die katholische nanz gekommen wäre. Fide“, die Rechtfertigung allein aus dem Glauben, bereits einer alten katholischen Kirche eine Mitschuld und eine Doktrin entsprach, welche besagt, dass Mitverantwortung am Zustande- Leben und Werk von Joseph Lortz der Christ an die Vergebung der Sünden kommen der Reformation. Joseph Lortz begann seine wissenschaft- wie an die Heilszusage allgemein glauben liche Laufbahn 1913-1923 in , wo muss. Luther muss diese Doktrin unbe- die Kirchen- und Reformationshistoriker wusst gekannt haben, als er begann, sich Allerdings findet sich bei Lortz keine Bit- Heinrich Schrörs, Joseph Greving und mit dem Römerbrief 1,17ff. zu beschäfti- terkeit gegenüber Luther. Er glaubt in der Albert Ehrhard seinen weiteren Werde- gen und er zu der Schlussfolgerung kam, nominalistischen Erziehung, den Grund gang beeinflussten. Seit 1917 arbeitete dass allein die Gerechtigkeit Gottes für diesen übertriebenen Individualis- er zusammen mit Prof. Greving als (Gnade) die Grundlage unserer Errettung mus Luthers zu finden. Für Lortz blieb Sekretär an der Herausgabe des Corpus sein kann. Luther der Gefangene seiner eigenen sub- Catholicorum. Entsprechend dem Corpus jektivistischen Interpretationen, deshalb Reformatorum, das bereits Anfang des sei es ihm nicht gelungen, die Kirche zu 19. Jahrhunderts von dem evangelischen Lortz’ Kritik an Luther reformieren, wie er es ursprünglich vor- Theologen Karl Gottlieb Brettschnei- Lortz sah im Thomismus die einzige hatte, sondern er habe sie gespalten. In der gesammelt worden war, umfasste richtige Theologie. Da Luther in der dieser Sichtweise kann man Lortz jedoch das Corpus Catholicorum die Sichtung Theologie Wilhelm Ockhams ausgebil- auch vorwerfen, dass er schlussend- und Veröffentlichung von Schriften det worden war, sei er nicht in der Lage lich, auch wenn er viele neue, positive und Briefen katholischer Kontrovers- gewesen, die Schriften voll zu verstehen. Aspekte zur Geschichte der Reforma- theologen der Reformationszeit. Man Die Irrtümer, die Luther der katholi- tion beigetragen hat, ein Gefangener der kann annehmen, dass diese Quellen- schen Kirche vorwerfe, seien seiner von römischen Sichtweise der Reformation tätigkeit zur katholischen Reformati- Wilhelm Ockham geprägten Theologie geblieben ist. Obschon Lortz so zu einem onsgeschichte entscheidend war für die zuzuschreiben. „Deshalb habe Luther der Wegbereiter der Ökumene und auch spätere Entwicklung von Joseph Lortz einen Katholizismus abgelehnt, der im des Vaticanum II geworden ist, blieb er zum führenden katholischen Reformati- Grunde gar kein Katholizismus gewe- bis zu seinem Lebensende 1975 ein eher onshistoriker. Am 2.7.1920 promovierte sen sei, sondern eine von Wilhelm von skeptischer Begleiter des ökumenischen Lortz in Bonn, die Habilitation folgte Ockham geprägte Scholastik, in der Prozesses. Lortz hat sich nicht mit dem am 11.7.1923 in Würzburg, wo Lortz bis Luther seine theologische Ausbildung 2. Vatikanischen Konzil und auch nicht 1929 unter Sebastian Merkle als Privat- bekommen hatte“3. Luther hat also in mit der in ihm beschlossenen ökumeni- dozent und Studentenseelsorger wirkte. der Sicht von Joseph Lortz einen Katholi- schen Öffnung zurechtgefunden. Seine In seinen frühen Jahren als Kirchen­ zismus bekämpft, der als dekadent ange- Hoffnung, als Berater zum Konzil beru- historiker hatte sich Lortz vor allem mit sehen werden muss, wie sich allerdings fen zu werden, erfüllte sich nicht. Er der christlichen Apologetik der ersten erst später herausstellte. Im Grunde sei warnte immer vor dem Substanzverlust Jahrhunderte beschäftigt. Seine Disser- also die Reformation die Folge eines rie- und der „Preisgabe eines Ökumenismus tation sowie die in zwei Bänden 1927/28 sigen Missverständnisses gewesen. ohne Wahrheit“. Obwohl Lortz Zeit sei- erschienene Habilitationsschrift über nes Lebens von dem Bemühen zum wirk- als Apologet wurden seinerzeit Der zweite und zentrale Vorwurf von lichen Verstehen der getrennten Kirchen zwar überwiegend positiv aufgenom- Lortz gegen Luther ist der seines Subjek- getrieben war, war er aus Angst vor einer men, fanden aber keinen wesentlichen tivismus. In seinem Bemühen, zu ver- Nivellierung der Glaubensinhalte gegen Niederschlag in der späteren Tertullian- stehen was Erlösung bedeutet, interpre- die Ökumene. Seine letzten Schriften Forschung. Würzburg hatte Lortz vor tierte Luther die Heilige Schrift gemäß gehen allesamt in diese Richtung. Durch allem auch deshalb gewählt, weil er sich seinen eigenen persönlichen, individu- seine Revision des Lutherbildes hatte dort ein besseres Sprungbrett für seine ellen Bedürfnissen. Lortz warf Luther Lortz zwar eine der Voraussetzungen des Theologenkarriere erhoffte. Bayern, vor, dass er, obwohl er seine Theologie ökumenischen Prozesses geschaffen, aber zu dem Würzburg gehört, war in den ganz klar auf die Heilige Schrift basieren bei der Überwindung der theologischen Anfangsjahren der Weimarer Republik wollte, in der Auswahl der Schrifttexte Differenzen, dort wo es um die Funda- bekanntlich das zentrale Experimentier- sehr selektiv vorgegangen sei. Auch habe mente des Glaubens geht, konnte und feld nationalistisch-monarchistischer März 2006 Protestantismus 47

Umtriebe, dem auch der junge Adolf dete. Alle anderen theologischen Fakul- tarismus und Führerschaft, an der sich Hitler seinen kometenhaften Aufstieg täten waren zumindest abwartend oder Lortz eifrig beteiligte, indem er in seinem verdankte. Der Würzburger Bischof gar ablehnend. In Braunsberg vollendete Buch zur ideengeschichtlichen Betrach- Matthias Ehrenfried war ein Anhänger Lortz sein seit 1929 zunächst in Teilbän- tung der Kirche feststellte: „Dass sich in der monarchistischen Partei, die den Wit- den für den Aschendorff Verlag geschrie- Deutschland eine Umschichtung voll- telsbacher Kronprinz Rupprecht, der mit benes Werk über Die Geschichte der Kirche ziehe, die sich im politischen Bereich einer Luxemburger Prinzessin verheiratet in ideengeschichtlicher Betrachtung (völlig durch die Beschneidung der liberal- war, wieder an die Macht bringen wollte. überarbeitete und ergänzte 23. Auflage demokratischen Idee und des Parlamen- Offenbar scheint Lortz in dieser Zeit 1965), das zunächst als Schulbuch für tarismus verwirkliche. Dies ist eine dem ebenfalls Sympathien für die Monarchie den Gebrauch in den Oberstufen an Aufbau dienende geistige Umschichtung, in Deutschland gehegt zu haben, denn im höheren Schulen erschien. Ausgehend um dem Gedanken der Führerschaft, Jahre 1926 warnten seine Studenten in der Diktatur, des überparteilichen Parla- einem offenem Brief ihren Seelsorger vor ments mehr Gewicht zukommen zu las- 7 der „monarchistischen Reaktion und feu- Für Lortz blieb Luther der sen“ . In diesem Sinne feierte Lortz den daler Überhebung“4. In Würzburg gelang Sieg Hitlers als „providentiell, als Nieder­ es Lortz, Kontakte zu zwei großen deut- Gefangene seiner eigenen ringung der alten Parteien kraft eines schen Verlagen zu knüpfen, dem Her- subjektivistischen Interpretationen, Totalitätsanspruches, wie er unbedingt der-Verlag in Freiburg im Breisgau und deshalb sei es ihm nicht gelungen, zum Wesen des Nationalsozialismus dem Aschendorff-Verlag in Münster, von die Kirche zu reformieren, wie er dazugehöre“8. Seit der Machtergreifung denen er zwei monumentale Auftragsar- es ursprünglich vorhatte, sondern Hitlers fügte Lortz seinem Monumen- beiten erhielt: von Herder den Auftrag talwerk zur Geschichte der Kirche in zur Anfertigung einer ­ er habe sie gespalten. Deutschland in seiner 3. und 4. Auflage geschichte und von Aschendorff den ein besonderes Kapitel „Nationalsozialis- Auftrag zu einer Kirchengeschichte5. mus und Kirche“ bei. Aus Christentum, von dem theologischen Axiom „Gnade Germanentum und Antike sah er das 1929 erhielt Lortz einen Ruf als ordent- setzt Natur voraus“, war Lortz an einer christliche Europa hervorgegangen: Es licher Professor für Kirchengeschichte geschichtlichen Sinndeutung der christ- war „eine ideale Zugangsmöglichkeit, als an die Staatliche Akademie Braunsberg. lichen Vergangenheit auf der Grundlage der Samen des Christentums auf einen Braunsberg, eine Kleinstadt von damals ihrer natürlichen Voraussetzungen und mit allen Möglichkeiten reichster Veranla- 15 000 Einwohnern, in der Diözese mitwirkenden Faktoren gelegen. Er ver- gung ausgestatteten, noch unverbrauch- Ermland, war eine katholische Insel im stand die Kirchengeschichte also als ein ten und unausgeformten Mutterboden mehrheitlich protestantischen Ostpreu- Teilgebiet der Theologie. In Braunsberg stieß: das junge, ... und unverbrauchte ßen. Lortz war von den Ermländern und erlebte Lortz auch die Machtergreifung germanische Volkstum“; die mittelalter- ihrem tiefen Glauben sehr beeindruckt. Hitlers am 30. Januar 1933. Die Macht­ liche Kirchengeschichte verstand er als Schnell wurde er ein Freund des hoch ergreifung Hitlers war vorbereitet wor- eine „germanische Zeit“. Wegen seines angesehenen Bischofs Maximilian Kaller den durch eine breite, in Intellektuel- Engagements als politischer Theologe (1880-1947) und seines Sekretärs Gert lenkreisen sehr kontrovers diskutierte und seiner Bemühungen um eine Syn- Fittkau, beides überzeugte Hitler-Gegner, Umdeutung des Sinnes von Parlamen- these von Katholizismus und National- die nach dem Krieg versuchten, Lortz von dem Vorwurf der Mitläuferschaft im NS-Sytem zu rehabilitieren. Die Heim ins Reich, Foto: CNA Braunsbergerin Getrude Lehmann, eine ehemalige Studentin von Lortz, wurde nach dem Kriege auch seine Chefsekre- tärin und verwaltete noch nach seinem Tode das „Lortz-Archiv“6. Das Ermland war die einzige Diözese Deutschlands, die vom Kulturkampf unter Bismarck 1872-1888, die die katholische Kirche in Deutschland in eine tiefe Identitätskrise gestürzt hatte, verschont geblieben war. Das Verhältnis der Ermländer Katholiken zur Staatsmacht war also ungebrochen. Ostpreußen, mit Ausnahme des Ermlan- des, war damals schon eine der Hochbur- gen der NSDAP bei den immer häufiger stattfindenden Wahlen zum deutschen Reichstag. Die Braunsberger theologische Fakultät war damals zwar die kleinste derartige Fakultät in Deutschland, aber auch die einzige deutsche theologische Fakultät, die offen Sympathie gegenüber dem neuen Führerstaatsmodell bekun- 48 Dossier forum 254

Lortz 1933/1934 wegen ihrer Zustim- die schonungslose Kritik der kirchlichen mung zum nationalsozialistischen Steri- Missstände als „katholische Mitschuld“ lisationsgesetz vom 14.07.1933 von der an der Reformation prägen den Inhalt Glaubenkongregation in Rom abgesetzt des Werkes, das sowohl in katholischen worden waren und sich das Klima sehr als auch evangelischen Fachkreisen auf verschlechtert hatte, suchte Lortz nach reges Interesse stieß. Die darin einge- einem neuen Aktionsradius. schlagene Richtung wurde als ökumeni- scher Grundkonsens in der Folgezeit offi- Ab Januar 1935 gelang es den Nazis durch ziell bestätigt. Nur durch einen Trick des ein neues Hochschulgesetz, auch auf die Herder-Verlages in Freiburg war es 1940 Besetzung der katholischen Fakultäten gelungen das Werk, das von Papst Pius XII. Einfluss zu gewinnen. Als infolge die- bereits indiziert worden war, vor einem ses neuen Gesetzes der Nazigegner Prof. Verbot zu retten11. Lortz selbst hatte von seine Professur für Kir- dieser Absicht des Papstes bis zu seinem chengeschichte in Münster in Westfalen Tod nichts erfahren. 1940 galt Lortz an verlor, erhielt Lortz diese Stelle. Ab 1935 der Münsteraner Fakultät als der für die war er als ordentlicher Professor für allge- Partei am wenigsten tragbare Mann und meine Kirchengeschichte mit Berücksich- wurde vom Dekan des Öfteren wegen tigung der Missionsgeschichte in Müns­ politisch kritischen Äußerungen zur Vor- ter tätig. Den Lehrstuhl für Missions­ sicht gemahnt12. Der von Deutschland wissenschaft, den Lortz übernahm, ausgelöste Krieg und vielleicht auch die hatte 1910 der Elsässer Joseph Schmidlin Besatzung seines Heimatlandes hatten Joseph Lortz: Reformation in Deutschland. 2 Bde, aufgebaut. Sein Lehrstuhl war weltweit bei Lortz zu einem Umdenken geführt, Freiburg i. Breisgau 1939. der erste derartige katholische Lehrstuhl. welches er auch in seinen Vorlesungen Schmidlin hatte nie einen Hehl aus sei- zum Ausdruck brachte. Deshalb haben sozialismus drohte Lortz 1935 eine Ver- ner Meinung über Hitler und die Partei nach dem Krieg 60 Studenten, mehrere urteilung durch das Sacrum Officium in gemacht. Deshalb wurde er nach seiner Bischöfe, darunter Kardinal von Galen, Rom. Lortz erfuhr davon durch seinen Emeritierung ins Staatsgefängnis einge- und Professoren ihm eine christlich- engsten Luxemburger Freund und Lehrer liefert, dann ins Irrenhaus, am 10.1.1944 kirchlich korrekte Haltung in den so Jean Pierre Kirsch. starb er im Konzentrationslager Schir- genannten Entnazifizierungsverfahren meck in seiner Heimat Elsass. Dank bescheinigt. Auch einer seiner wichtig- Im Mai 1933 war Lortz auch der NSDAP Schreiber und Schmidlin herrschte in sten Schüler und Mitarbeiter Prof. Peter beigetreten und blieb deren zahlendes Münster ein ganz anders geistiges Klima Manns bescheinigte Lortz, dass er dem Mitglied bis 1944. Lortz war wohl zu als in Braunsberg. Die Studentenschaft Nationalsozialismus in keiner Weise erle- diesem Zeitpunkt noch der naiven Mei- war zunächst gegen Lortz eingestellt. gen sei13. nung, dass sich durch den „Katholiken“ Infolge von Vorwarnungen aus Rom Hitler, der ein „Deutsches Christentum“ und auch dank des Einflusses des Orts- Aus diesem Grunde wurde Lortz, trotz einem konfessionellen Christentum vor- bischofs Clemens August Graf von Galen seiner völkischen Schriften, von den zog, auch die Spaltung der Kirche zuguns­ (1878-1946), dem „Löwen von Münster“, britischen Entnazifizierungsbehörden ten einer durch Hitler angeführten der ein entschiedener Nazi-Gegner war, in Münster nur in die Kategorie 4 und katholischen Union überwinden ließe. mäßigte Lortz seine politischen Stel- später 5 als „Mitläufer“ und „Entlaste- 1934 veröffentlichte Lortz eine Bro- lungnahmen zugunsten des NS-Regimes ter“ eingestuft. Ein weiteres Verbleiben schüre mit dem Titel Katholischer Zugang und wurde sogar zu einem Gegner der an der Universität Münster war jedoch, zum Nationalsozialismus, die im ersten Nazis. In der 5. Auflage seines Kirchen- zumal auch Kardinal von Galen im März Jahr bereits drei Auflagen erhielt, und die geschichtswerkes 1937 fehlte dann auch 1946 gestorben war, unter den gegebe- allen Studenten in Braunsberg kosten- der Abschnitt über „Kirche und Natio- nen Umständen nicht mehr möglich. In los ausgehändigt wurde. Nicht nur, dass nalsozialismus“10. Nicht nur Geschichte dieser relativ schwierigen Situation zog Lortz im Nationalsozialismus die recht- schreiben, sondern Geschichte machen es Lortz wieder gen Heimat. Zumin- mäßige Gewalt in Deutschland sah, er sollte Lortz durch sein 1939/40 in erster dest im Priesterseminar in Trier konnte kam in diesem Buch auch zur Erkennt- Auflage erschienenes Hauptwerk über er vertretungsweise Vorlesungen in Kir- nis grundlegender Verwandtschaft zwi- Die Reformation in Deutschland (unver- chengeschichte halten. Seine ersten, in schen dem Nationalsozialismus und änderte 6. Auflage 1982). Dieses Epoche Trier verfassten Vier Vorträge im Dienste dem Katholizismus9. Die neuheidnischen machende Buch über die Reformation in der Una Sancta14, widmete er 1947/48 Tendenzen des Nationalsozialismus und Deutschland, erschien, als beide Konfes- seiner Heimat dem Luxemburger Land15, die antikirchlichen Manöver der Nazis, sionen gleichermaßen und in derselben vielleicht auch in der Hoffnung, in seiner die bereits 1934 im Zusammenhang mit Defensive um einen christlichen Stand- Heimat wieder eine Anstellung zu fin- dem Röhm-Putsch, dem ein prominen- punkt zum Dritten Reich kämpften. den. Mit Hilfe der französischen Besat- ter Vertreter der kirchlichen Jugend- Zu diesem Zeitpunkt musste Lortz die zungsbehörden, die ihn protegierten, arbeit (Klausener) bereits zum Opfer wahre Absicht der NSDAP, nämlich die erhielt Lortz 1949 eine Berufung an die gefallen waren, schon sichtbar waren, Vernichtung der Kirchen, klar gewesen Universität Mainz, allerdings nicht an erkannte oder wollte Lortz nicht erken- sein. Allerdings blieb er mit der Thematik die theologische Fakultät, die Lortz für nen. Nachdem einige der Braunsberger dieses Buches ganz in der Vergangenheit. vorbelastet hielt, sondern an die philoso- Professorenkollegen und Freunde von Sein Ansatz vom „katholischen Luther“, phische Fakultät. März 2006 Protestantismus 49

Von 1950 an, immerhin war Lortz schon Schweiz Philosophie und Theologie, wo zwischen den Völkern Europas war, 63 Jahre alt, bis zu seinem Tod 1975, lei- der Dominikaner Felix Pierre Mandonnet gab sich Lortz auch bewusst wieder als tete er als Direktor die religionsgeschicht- und der Luxemburger Patrist Jean Pierre Luxemburger zu erkennen. Über seine liche Abteilung des Instituts für Europä- Kirsch seine Lehrer waren. Am 25.7.1913 Vergangenheit schwieg er, sie wurde ische Geschichte in Mainz. Mit der Über- empfing er die Priesterweihe in der Kathe- mehr oder weniger auf beiden Seiten nahme der Leitung der Abteilung für drale von Luxemburg durch Bischof Jean der Mosel ausgeklammert. Insbesondere Abendländische Religionsgeschichte am Joseph Koppes. Entgegen der Absicht unter der Amtszeit von Bischof Leon Institut für Europäische Geschichte in seines Bischofs übernahm Lortz jedoch Lommel (1956-1971), der ein Studien- Mainz erhielt Lortz noch einmal für die nicht das Amt eines Seminarprofessors freund von Joseph Lortz war, wurden Dauer eines Vierteljahrhunderts die Mög- am Luxemburger Priesterseminar, son- auch in Kirchenkreisen in Luxemburg nur lichkeit, seine Ideen von einst, gründlich dern zog eine wissenschaftliche Lauf- noch die unbestreitbaren Verdienste von zu überarbeiten und einen Neuanfang zu bahn in Deutschland einer Rückkehr Joseph Lortz zum Ausdruck gebracht und wagen. Ziel dieses Instituts war es näm- in sein Heimatland vor. Auf den Statio- seine Vergangenheit ausgeklammert19. lich „Brücken über den Abgrund nationa- nen dieser Laufbahn, Bonn, Würzburg, Zu seinem 80. Geburtstag 1967 wurde ler und nationalistischer Vorurteile und Joseph Lortz in Mainz von Papst Paul eine echte europäische Gemeinschaft zu VI. in Anerkennung seines Lebenswerkes bauen16“. Weitere Aufgaben des Instituts für die Annäherung der beiden größten waren Grundlagen der Verständigung Wegen seines Engagements christlichen Konfessionen zum päpstli- zwischen Völkern zu erarbeiten und als politischer Theologe und chen Ehrenprälaten ernannt. Erst zum eine „Entgiftung der Schulbücher“ vor- seiner Bemühungen um eine Sterben, im Februar 1975, das ein uner- zunehmen, keine leichte Aufgabe, wenn Synthese von Katholizismus und müdliches Schaffen bis zum Lebensende man bedenkt, dass Lortz vor dem Kriege abschloss, kam Joseph Lortz, ein Luxem- selbst an der Erarbeitung solcher vergif- Nationalsozialismus drohte Lortz burger, der sein gesamtes Arbeitsleben teter Schulbücher beteiligt war. Joseph 1935 eine Verurteilung durch in Deutschland verbracht hatte, wieder Lortz fand in diesem Institut den idealen das Sacrum Officium in Rom. in seine Heimat zurück und fand in Gre- Arbeitsplatz, unabhängig von kirchlicher venmacher seine letzte Ruhestätte. Bevormundung und eingebunden in das 1 große Werk der Zukunft, Europa, dem er Braunsberg, Münster, war seine Luxem- Joseph Lortz, Die Reformation in Deutschland, sich von nun an ganz verschrieben hatte. Freiburg 1940, Band I, S. 156. (Interessanterweise burger Herkunft kaum bekannt. Lortz sah auch Lortz Luther noch als einen „Häretiker“. Er Von den über 70 Stipendiaten, die Lortz galt als deutscher Professor, vor allem versuchte dies psychologisch zu erklären: Trotz Luthers als Direktor erlebten, wurden in späte- nachdem er sich schon vor 1933 mit vieler guter Seiten sei er „zu leicht emotional erreg- ren Jahren rund zwei Dutzend als akade­ bar“ gewesen. Luther habe seine Theologie allein auf völkischen Themen wie „Germanisches seine eigene Erfahrung aufgebaut und betrieben und mische Lehrer in Italien, Frankreich, Christentum“ beschäftigte. Der Luxem- sei deshalb nicht in der Lage gewesen andere theo- Spanien, Holland, USA, Argentinien burger Patrist Jean Pierre Kirsch war logische Aspekte, die seinem inneren Leben zuwider gewesen seien, zu verstehen und zu integrieren.) und Deutschland tätig. Joseph Lortz hat lange Zeit der einzige Luxemburger Kon- der Abteilung für Religionsgeschichte 2 Catholic Scholars Dialogue with Luther, (Jared Wicks takt des Professors auf Abwegen. Erst S.J, Editor, Loyola University Press), 1970, S. 6/7 am Institut für europäische Geschichte nach Ende des Krieges und nach Verlust 3 Richard Stauffer, Luther As Seen By Catholics, ihre Prägung verliehen und sie zu einem seiner Professur in Münster entdeckte (Virginia: John Knox Press, 1967), S. 42 Zentrum historisch-ökumenischer For- Lortz wieder seine Luxemburger Heimat, 4 Sabine Lautenschläger, „Neue Forschungsergeb- nisse zum Thema Joseph Lortz“. In: Zum Gedenken an schung gemacht. Er hat die Grundlagen wo er natürlich nicht sehr willkommen dazu gelegt, dass dieses Institut heute zu Joseph Lortz, Wiesbaden 1989, S. 295/296 war. Er widmete sogar dem „Luxembur- 5 Emil Krier, „Joseph Lortz, ein Kirchenhistoriker von den besten seiner Art in Europa gehört ger Land“ seine erste publizierte Schrift internationaler Reputation“. In: Nos cahiers, Lëtze- und dass der Gesichtskreis des Instituts nach dem Kriege. Auf ein Wort oder eine buerger Zäitschrëft fir Kultur, Kanton Gréiwemaacher, selbst europäisch geworden ist. Lortz Nr. 1999, S. 143 Publikation, in denen Lortz sich für seine 6 hatte in seinen langen Professorenjahren Peter Manns, „Joseph Lortz zum 100. Geburtstag.“ völkischen Schriften in NS-Deutschland In: Zum Gedenken an Joseph Lortz, S. 40 in Braunsberg, Münster und Mainz viele entschuldigte, warteten seine Landsleute 7 Joseph Lortz, Geschichte der Kirche in ideenge- berühmte Schüler, zu den berühmtesten jedoch vergeblich. Lortz, dem von vielen schichtlicher Betrachtung . Eine Sinndeutung der gehörten zweifellos der Kirchengeschich­ Zeitgenossen ein stolzer, hochmütiger christlichen Vergangenheit in Grundzügen, Münster 1932, S. 386 tler Erwin Iserloh (1915-1996), der von 17 Charakter bescheinigt wurde, wehrte 8 Joseph Lortz, Katholischer Zugang zum National­ 1954 bis 1964 in Trier lehrte. Auch der sich heftig dagegen, als Nazi bezeich- sozialismus, Münster 1934, S. 5/6 jetzige Erzbischof des heute polnischen net zu werden. Im Gegensatz zu seinen 9 Krier, Joseph Lortz, S. 144 Ermlandes, Edmund Piszcz, gehört dazu. Landsleuten, die unter den Nazis gelit- 10 Lautenschläger, Neue Forschungsergebnisse, S. 306 ten hatten, hatte Lortz jedoch von den 11 Manns, Joseph Lortz, S. 41 12 Nazis profitiert und unter ihnen Karriere Lautenschläger, Neue Forschungsergebnisse, S. 307 Lortz und sein Verhältnis zu 13 Manns, Joseph Lortz, S. 51 gemacht. Ein entfernter Verwandter, 14 Luxemburg 18 Joseph Lortz, Die Reformation als religiöses Anliegen Henri Koch-Kent , hat ihm, wie viele heute . Vier Vorträge im Dienste der Una Sancta, Nach der Gymnasialzeit in Echternach, andere auch, deshalb auch sein unein- Trier 1948 wo Joseph Lortz ein Mitschüler des späte- sichtiges Verhalten und sein Schweigen 15 Manns, Joseph Lortz, S. 49 ren Luxemburger Bischofs Leon Lommel nach 1945 eher zum Vorwurf gemacht 16 Krier, Joseph Lortz, S. 146 (1893-1978) war, studierte Lortz von als sein Verhalten während der NS-Zeit. 17 Lautenschläger, Neue Forschungsergebnisse, S. 308 18 1907-1911 in Rom am Germanicum und Henri Koch-Kent, Vu et entendu : souvenir d’une Nach seiner Berufung zum Direktor des époque controversée 1912-1940, 1983 von 1911-1913 an der neu gegründeten Instituts für europäische Geschichte in 19 Professor Joseph Lortz 80 Jahre alt. In: zweisprachigen Universität Fribourg i.d. Mainz, dessen Ziel die Verständigung Luxemburger Wort vom 16.12.1967