Fabian Peters Vom Maler Zum Architekten
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Fabian Peters Vom Maler zum Architekten Das Darmstädter Haus Peter Behrens’ im Kontext seiner Arbeiten als Maler, Graphiker, Buchkünstler und Gestalter von Kunstgewerbe 1891-1901 2014 Teil I: Textteil Kunstgeschichte Vom Maler zum Architekten Das Darmstädter Haus Peter Behrens’ im Kontext seiner Arbeiten als Maler, Graphiker, Buchkünstler und Gestalter von Kunstgewerbe 1891-1901 Inaugural-Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades „Dr. phil.“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster (Westf.) vorgelegt von Fabian Peters aus Bochum 2014 Teil I: Textteil ___________________________________________________________________________ Erstgutachter: Prof. Dr. Werner Jacobsen Zweitgutachter: Prof. Dr. Jörg Martin Merz Tag der mündlichen Prüfung: 15. April 2015 Inhaltverzeichnis Seite Einleitung 1 I. Arbeiten als Maler, Graphiker, Buchkünstler und Gestalter 12 von Kunsthandwerk in München und Darmstadt 1891-1901 1. Malerei 12 2. Holzschnitte 36 3. Buchkunst 64 4. Kunsthandwerk 127 5. Drei Zeichnungen zu einem Kunstsalon 168 II. Das architektonische Erstlingswerk: Peter Behrens’ 179 Darmstädter Haus 1900-1901 1. Bauchronologie 179 2. Lage und Bebauungsplan 195 3. Baubeschreibung und -analyse 205 4. Wiederaufbau und restauratorische Maßnahmen 232 III. Einordnung des Darmstädter Hauses Behrens in den 239 Familien- und Atelierwohnhausbau der Zeit 1. Typologie des Familienwohnhauses um 1900 und das 239 Darmstädter Haus Behrens in deren Spiegel 2. Das Haus Behrens als Atelierwohnhaus im Kontext der 277 zeitgenössischen Bauliteratur 3. Das Haus Behrens im Kontext ausgewählter 284 Atelierwohnhäuser an der Wende zum 20. Jahrhundert Exkurs: Peter Behrens versucht, sein Haus zu verkaufen 306 IV. Das Haus Behrens im Kontext des malerischen, graphischen 312 und kunsthandwerklichen Frühwerkes 1. Die Anlage des Hauses Behrens im Kontext der frühen 312 Arbeiten 2. Das Ornament des Außenbaus und Behrens’ 321 Formensprache als Maler, Graphiker, Buchkünstler und Kunsthandwerker 3. Die Innenausstattung und ihr Zusammenhang mit Behrens’ 335 Arbeiten als Maler, Graphiker, Buchkünstler und Kunstgewerbler Seite V. Literarische Rezeption des Hauses Behrens in Darmstadt 357 1. Der Künstler über sein Haus: Die „Einleitenden 357 Bemerkungen“ im Katalog zum Haus Behrens von 1901 2. Kunstjournalistische und kunsthistorische Rezeption 372 Ein kurzer Ausblick auf eine zukünftige Forschung: 425 Peter Behrens’ Frühwerk als bildender Künstler und seine ersten kunsttheoretischen Aufsätze 1900-1901 Quellenverzeichnis 440 Literaturverzeichnis 447 Einleitung Als Peter Behrens im Mai 1901 sein auf der Darmstädter Mathildenhöhe nach eigenen Plänen neu errichtetes Haus – welches zugleich sein Erstlingswerk als Architekt war – im Rahmen der Ausstellung „Ein Dokument deutscher Kunst“ der Öffentlichkeit präsentierte, hielt er es für angebracht, seine alleinige Urheberschaft an diesem Entwurf ausdrücklich zu betonen. Unmissverständlich stellte er im Ausstellungskatalog klar: „Sämtliche Pläne und Entwürfe sowohl der Gesamt-Architektur als der Innen-Räume und aller Einzelheiten der Ausstattung sind von mir persönlich gezeichnet worden. Die Detail- und Werkzeichnungen wurden sämtlich in meinem Atelier unter meiner Leitung ausgeführt.“1 Damit unterstrich er, dass sein Haus im Gegensatz zu allen anderen Bauten, die für diese erste Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie errichtet worden waren, ohne die Mitwirkung Joseph Maria Olbrichs entstanden war. Olbrich, der Schöpfer des Gebäudes der Wiener Sezession, war vom Großherzog von Hessen-Darmstadt im Juni 1899 als einziger Architekt an die von ihm ins Leben gerufene und finanzierte Künstlerkolonie berufen worden. Deshalb besaß es eine gewisse Selbstverständlichkeit, dass er eine führende Rolle übernahm, nachdem die sieben Koloniekünstler beschlossen hatten, eine Ausstellung zu veranstalten, für welche sie als wichtigste Ausstellungsstücke Wohnhäuser erbauen und ausstatten wollten. Für alle errichteten Bauten dieser „Ein Dokument deutscher Kunst“ betitelten Schau im Frühjahr und Sommer 1901 zeichnete Olbrich als Architekt verantwortlich – mit Ausnahme eben jenes Wohnhauses von Peter Behrens. Wir haben keinerlei Hinweis, dass Behrens’ Behauptung der alleinigen Urheberschaft nicht der Wahrheit entspräche. An seinen Freund, den Schriftsteller Otto Julius Bierbaum, schrieb er am 24. Juli 1900: „Du glaubst nicht, wie sehr ich zu arbeiten habe. Ein ganzes Haus, wenn man alles vom First bis zum Fundament außen und innen nach eigenen Zeichnungen macht, kostet eine große Arbeit.“2 Als völliger Autodidakt im Architektenberuf übernahm er zudem die Bauleitung offenbar ohne nennenswerte Unterstützung.3 1 Haus Behrens (prov. Ausg.), S. 10. Im Gesamtkatalog zur Ausstellung „Ein Dokument deutscher Kunst“, dem sogenannten Hauptkatalog, und in der zweiten, endgültigen Ausgabe des parallel erschienenen Einzelkataloges zum Haus Behrens ist die Formulierung leicht verändert: „Sämtliche Pläne und Entwürfe sowohl der Gesamt- Architektur als der Innen-Räume und aller Einzelheiten der Ausstattung sind von Professor Behrens persönlich gezeichnet worden. Die Detail- und Werkzeichnungen wurden sämtlich in seinem Atelier unter seiner Leitung ausgeführt.“ Hauptkatalog, S. 80; Kat. Haus Behrens, S. 13. 2 Brief Peter Behrens an Otto Julius Bierbaum (Darmstadt, 24.7.1900). 1 Mit dem Bau seines Hauses erweiterte Behrens sein künstlerisches Tätigkeitsfeld innerhalb weniger Jahre für ein weiteres Mal. In den vorangegangenen etwa fünf Jahren hatte der zum Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung gerade 33-jährige Behrens sich bereits der Holzschnittdruckgraphik, Entwürfen für Buchkunst und dem Entwurf für Kunstgewerbe zugewandt. Vermögend durch ein hohes väterliches Erbe, hatte der am 14. April 1868 in Hamburg geborene Peter Behrens zwischen 1896 und etwa 1891 zunächst einige Ausbildungsstationen zum Kunstmaler durchlaufen, die jedoch jeweils nicht von langer Dauer waren.4 Ob überhaupt von einer richtigen Ausbildung gesprochen werden kann, ist fraglich, und so zeigen die bekannten malerischen Arbeiten des Künstlers doch erhebliche Schwächen (vgl. das Kapitel „Malerei“).5 In seinen ersten Schaffensjahren fanden seine Bilder offenbar nur sehr begrenzt Beachtung. Im Frühjahr 1897 konnte er seine Arbeiten in einer Einzelausstellung im Züricher Künstlerhaus zeigen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits begonnen, erste kunstgewerbliche Entwürfe zu fertigen – der Ausstellungskatalog führt drei Teppiche auf.6 Dass Behrens das neue künstlerische Tätigkeitsfeld des kunsthandwerklichen Entwurfs zunächst mit textilen Entwürfen betrat, hatte gewiss zur Ursache, dass seine Frau Lilli auf diesem Gebiet eine versierte Handwerkerin war und die frühen Werkstücke ausführte (vgl. das Kapitel „Kunsthandwerk“).7 Behrens’ zunehmender Erfolg war, ebenso wie sein Schaffen in neuen Arbeitsbereichen, eng verknüpft mit verschiedenen Freundschaften, die ihm in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre zu Aufträgen, vor allem aber auch zu publizistischer Aufmerksamkeit verhalfen. So lernte er den Schriftsteller Otto Erich Hartleben 1896 auf einer Italienreise kennen, der ihm den Auftrag zur Gestaltung des Buchumschlagtitels für seine Komödie „Die Erziehung zur 3 Der Katalog zum Haus Behrens, der anlässlich der Ausstellung 1901 erschien, gibt keinerlei Hinweis, dass neben Behrens eine zweite übergewerkliche Bauleitung vorhanden war. Als Gegenbeispiel sei etwa auf den Maler Franz von Stuck verwiesen, der seine 1897-1898 errichtete Villa an der Prinzregentenstraße in München ebenfalls selbst entwarf, dem aber bei dem Bau seines Hauses die Münchner Baufirma Heilmann & Littmann zur Seite stand, deren Teilhaber der Architekt des Prinzregententheaters, Max Littmann, war (vgl. das Kapitel „Das Haus Behrens im Kontext ausgewählter Atelierwohnhäuser an der Wende zum 20. Jahrhundert“). 4 Hinsichtlich der bekannten biographischen Daten zu Peter Behrens’ Jugend und Ausbildung ist insbesondere auf die Arbeiten von Hoeber, Windsor und Buddensieg zu verweisen. Hoeber 1913, S. 1; Windsor 1981, S. 4; Buddensieg 1987, S. 341. Zuletzt legte Udo Schröder 2013 seine Studie zu Behrens’ Herkunft und Jugend vor. Darin konnte er nachweisen, dass Behrens mit dem Erreichen der Volljährigkeit 1889 ein Erbe von 287.702 Mark antrat. Schröder 2013, S. 112. 5 Behrens absolvierte an der Großherzoglich-Badischen Kunstschule in Karlsruhe wohl lediglich das Sommersemester 1886. Schröder 2013, S. 99. Nach dem Ableisten seines Militärdienstes in München vom Oktober 1887 bis zum Oktober 1888 nahm er privaten Unterricht bei dem Maler Ferdinand Brütt in Düsseldorf, kehrte aber schon 1889 nach München zurück, wo er wohl weiteren Unterricht von dem Maler Hugo Kotschenreiter erhielt. Hoeber 1913, S. 1; Windsor 1981, S. 4; Buddensieg 1987, S. 341; Schröder 2013, S. 112. 6 Ausst.-Kat. Zürich 1897. 7 Lilli Behrens wird im Künstlerlexikon von Thieme/Becker unter einem eigenen Eintrag von Josef August Beringer als Textilkünstlerin und Kunsthandwerkerin geführt. Beringer 1909/1910. 2 Ehe“ (Abb. 25 u. 26) verschaffte – Behrens’ erstem bekannten Entwurf als Buchkünstler (vgl. das Kapitel „Buchkunst“). Gleichzeitig vermittelte er offenbar Behrens den Kontakt zu Cäsar Flaischlen, dem Redakteur der Zeitschrift „Pan“, die ihm den Auftrag für einen Farbholzschnitt als Heftbeilage erteilte. Der „Kuß“ (Abb. 17), den Behrens für diesen Zweck schuf, ist fraglos sein bekanntester Holzschnitt (vgl. das Kapitel „Holzschnitte“). Gleichzeitig mit dem Holzschnitt erschien in der Zeitschrift auch ein erster monographischer Aufsatz zu Behrens’ Werk.8 Der