Zentrum Für Kunst Und Medien Jahresbericht 2016 Titelseite: New Sensorium ZKM | Zentrum Für Kunst Und Medien Jahresbericht 2016
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ZKM | Zentrum für Kunst und Medien JAHRESBERICHT 2016 Titelseite: New Sensorium ZKM | Zentrum für Kunst und Medien JAHRESBERICHT 2016 Inhaltsverzeichnis Jahresbericht 2016 Editorial 7–11 Resümee 11–15 Kennzahlen 2016 17 Ausstellungen (Übersicht) 20–39 Forschung und Produktion 41 Institut für Musik und Akustik 41–46 Institut für Bildmedien 47–50 Videostudio 51–53 Wissen – Sammlungen und Archive, Bibliothek, AV-Sammlung, LAVS 54 Sammlungen und Archive 54–59 Bibliothek 61–62 AV-Sammlung 63–65 Labor für antiqutierte Videosysteme (LAVS) 66–68 Publikationen (Übersicht) 69–74 Veranstaltungen (Übersicht) 75–107 Vermittlung 110 Presse-, Öffentlichkeitsarbeit & Marketing 110–113 Museumskommunikation 114–130 Veranstaltungsabteilung / Vermietungen 133 EU-Koordinationsstelle 134–137 Shop 138–140 Vorträge, Lehre, Jury- und Gremientätigkeiten 141–145 EDITORIAL von Peter Weibel EDITORIAL Das ZKM-Projekt GLOBALE DIGITALE, das neue Neustart der Moderne als notwendig begründet. Kunstereignis im digitalen Zeitalter, war anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Stadt Karlsruhe auf Die Ausstellungen „Infosphäre“ und „Global Control 300 Tage angelegt. Vereinfacht gesagt, bestimmte and Censorship“ haben das Thema des digitalen die GLOBALE die zweite Jahreshälfte von 2015 und Wandels, des Internet und die kritische Analyse die erste Jahreshälfte von 2016. Spezielle Ausstel- der sozialen Medien in die erste Jahreshälfte 2016 lungen wie „New Sensorium. Exiting from Failures of weitertransportiert. Mit den Ausstellungen „Wiener Modernization“, kuratiert von Yuko Hasegawa, Chef- Kreis. Digitale Logik und wissenschaftliche Philo- kuratorin des Museums für zeitgenössische Kunst sophie“ und „Allahs Automaten. Artefakte der ara- Tokio, neu ernannte Kommissarin der 7. Moskau Bi- bisch-islamischen Renaissance 800–1200“ wurden ennale 2017, sowie „Der Modernisierungsweg der die logisch-mathematischen, formalistischen und chinesischen Kunst“, im Rahmen der Europäischen mechanischen Voraussetzungen der Infosphäre in Kulturtage, kuratiert von Pan Gongkai, bis 2014 Prä- zwei ausgewählten entscheidenden historischen sident der Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Etappen präsentiert. „Allahs Automaten“ verwies Peking, betonten den multikulturellen globalen Cha- medienarchäologisch auf die arabische Renaissance rakter dieses Kunstereignisses. Die Probleme und zwischen 800 und 1200 und versinnbildlichte damit die Zukunft der Moderne sollten keineswegs nur aus deren Funktion als „Transmissionsriemen“ zwischen europäischer Perspektive betrachtet werden. Viel- Antike und der europäischen Renaissance, zwischen mehr war das Ziel, den Zustand der globalisierten islamischer und christlicher Kultur. Hier wurde erst- und digitalisierten Welt im Sinne von Universalismus mals nachgewiesen, dass diejenigen Aspekte der und Globalismus auch gerade durch außereuropä- humanen, mentalen Aktivitäten, die formalisierbar ische Perspektiven künstlerisch zu analysieren. sind, ebenfalls mechanisierbar sind. So wurden Au- tomaten gebaut, von Musikinstrumenten über Uhren Eine kritische Sicht auf die Moderne von Innen, bis Rechenmaschinen, die heute noch unglaubliches gewissermaßen aus dem Maschinenraum der eu- Erstaunen hervorrufen. Im 20. Jahrhundert wurde ropäischen Moderne, bot die Ausstellung „Reset diese technische Philosophie besonders durch den Modernity!“, kuratiert von Bruno Latour, dem gegen- Wiener Kreis – einer Gruppe von Philosophen, Ma- wärtig weltweit meistzitierten und meistübersetzten thematikern, Physikern und Logikern aus Deutsch- französischen Intellektuellen. Diese Ausstellung – land und der ehemaligen k.u.k.-Monarchie – be- bereichert um die beiden Module „Museum of Oil“, sonders im amerikanischen Exil seit 1938 weltweit kuratiert von Territorial Agency, und Armin Linkes bekannt gemacht. Wahrheit wurde formalisiert als „The Appearance of That Which Cannot Be Seen“, Beweisbarkeit und Beweisbarkeit wurde mechani- ein beeindruckendes Panorama der meist unsicht- siert als Berechenbarkeit. Publikationen des Philo- baren Big-Data-Infrastruktur, auf der die „Infosphäre“ sophen Rudolf Carnap wie „Logische Syntax der beruht – hat die Krise der Moderne besonders am Sprache“ (1934) verweisen darauf, dass sich mit Einschnitt des Anthropozän, des vom Menschen be- Hilfe von Logizismus und Formalismus auch der lo- einflussten Erdzeitalters, verdeutlicht und ein neues gische Aufbau der Welt (1928) bewerkstelligen lässt. Tripel entworfen, nämlich das Zusammenspiel von Globus, Erde und Gaia. Am Kampf um Gaia, der Die Ausstellung „Exo-Evolution“ hat die technischen Erde als Lebensgrundlage des Menschen, wird sich Revolutionen der Moderne, die in einer summa tech- gemäß Latour die Zukunft der Moderne entschei- nologiae aus künstlichen menschengemachten Or- den. Unter den Motti „das Globale neu zu verorten“, ganen und Werkzeugen besteht, als künftiges Sze- „Außerhalb oder Innerhalb der Welt“, „Verantwor- nario dargeboten und die Thematik im Dialog mit tung teilen: Abschied vom Erhabenen“, „Von Ländern den Ausstellungen „Allahs Automaten“ und „Wiener zu umstrittenen Territorien“, „Endlich weltlich!“ und Kreis“ in das Jahr 2016 verlängert. „Innovation statt Hype“ wurde anhand von sechs Stationen in dieser Gedankenausstellung der Weg in Als Abschluss der GLOBALE und gleichzeitig als die Krise der Moderne erfahrbar gemacht und ein Überleitung zu einer Allianz mit der Wirtschaft 7 und Wissenschaft kann das Innovationsfestival spiele von digitalen Wasserspielen sowohl auf dem „CodE_n new. New Festival“ betrachtet werden, Marktplatz der Stadt Karlsruhe wie auch im ZKM das zwischen 20. und 22. September 2016 in fünf flankiert. „RainDance“ und die „3D Water Matrix“ Lichthöfen der HfG und des ZKM stattfand. In den erfreuten sich eines ungewöhnlich hohen populären vergangenen Jahren Highlight der CeBit in Han- Zuspruchs. nover, eine der weltgrößten Technologiemessen, wurde „CodE_n“ in Karlsruhe zu einem Festival er- Abschließend kann resümiert werden, dass die GLO- weitert, das im Zeichen einer Renaissance 4.0, ei- BALE die Erwartungen übertroffen und eine nach- ner Industrie 4.0 und eines Museums 4.0 die neuen haltige Wirkung sowohl für die Stadt Karlsruhe als Allianzen befördert. Nicht nur traf Wissenschaft auf auch für das ZKM erzielt hat – dies sowohl aufgrund Kunst und Kunst auf Technologie, sondern auch die der hohen Besucherzahlen als auch durch die Re- Wirtschaft traf Wissenschaft, Kunst und Technolo- sonanz der großen nationalen und internationalen gie, worüber sich Oberbürgermeister Dr. Mentrup Medien. Die Sonderausgabe des bedeutendsten sehr erfreut zeigte, da Innovation in Karlsruhe seit deutschsprachigen Kunstmagazins KUNSTFORUM jeher beheimatet ist. Den aus einem internationa- (237, Dez. 2015 / Jan. 2016) wurde der ZKM-GLOBALE len Wettbewerb hervorgegangenen relevantesten gewidmet. Start-Up-Unternehmen bot das Festival eine Platt- form für den Dialog mit der Industrie. Durchgehende Ab Herbst, zum Auftakt der zweiten Kultursaison Vorträge während des Festivals haben „CodE_n“ 2016, hat das ZKM neue Schwerpunkte gesetzt. Das als cutting edge des digitalen Wandels erwiesen. ZKM fungierte seit jeher seismografisch und antizi- Ministerpräsident Kretschmann präsentierte in pativ. Angesichts der Krise der EU initiierte das ZKM seiner Eröffnungsrede aus der Sicht des Landes ein umfassendes Projekt zur europäischen Kunst. Baden-Württemberg eine begeistert aufgenommene Gemeinsam mit dem A.S. Puschkin Museum in Rede, ein Bekenntnis zum digitalen Wandel. Mit der Moskau, dem bedeutendsten Museum für moderne eigens für das Festival konzipierten Ausstellung „da- und zeitgenössische Kunst in Russland, und dem taspheres“ und Ergebnissen aus dem ZKM „Scien- Palais des Beaux-Artes de Bruxelles (BOZAR) orga- tists in Residence-Programm“ öffnete das ZKM den nisierte das ZKM die Ausstellung „Kunst in Europa interdisziplinären Dialog. 1945–1968“. Die von Eckhart Gillen und Peter Weibel kuratierte Ausstellung, welche die Kunstentwicklung Mit den Schlosslichtspielen, die 2015 anlässlich des Europas zwischen 1945 und 1969 als neues Narrativ Stadtjubiläums vom ZKM initiiert, konzipiert und darstellte, betont die Bindungskräfte der Kunst – mit kuratiert sowie von der Karlsruher Event GmbH or- einem Fokus auf das Kontinuum der Kultur in West- ganisiert wurden, war der nachhaltigste Erfolg des und Osteuropa einschließlich Russland – in dem Stadtjubiläums geschaffen worden. Deswegen fan- historischen Augenblick, in dem die EU zu implodie- den sie 2016 erneut statt. Mit 331.000 Schlosslicht- ren scheint. Nach dem erfolgreichen Start in Brüssel spiele-BesucherInnen in sieben Wochen steuerte hat die in Karlsruhe um wesentliche Aspekte erwei- das ZKM zum Ausklang der GLOBALE erneut einem terte Ausstellung große Resonanz in den internati- Höhepunkt im Karlsruher Sommer zu. Im Zeichen onalen Medien erhalten. In einer Einzelausstellung des digitalen Wandels wurden die Schlosslicht- über den tschechischen Künstler „Milan Grygar. Schlosslichtspiele 2016 Schlosslichtspiele 2016 8 EDITORIAL Eröffnung „Kunst in Europa“ Eröffnung „Kunst in Europa“ Eröffnung „Kunst in Europa“ Eröffnung „Kunst in Europa“ Eröffnung „Frei Otto“ Eröffnung „Frei Otto“ Sound on Paper“ wurde in Erweiterung hierzu auf Wüstenrot großzügig gesponsorten Ausstellung eine wichtige, aber vergessene Position Osteuropas „Frei Otto. Denken in Modellen“ und einem Sympo- hingewiesen. sium „Architektur als vermutete Zukunft“ würdigte Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Kunst auf das ZKM die Relevanz von Frei Ottos operativer beiden Seiten des Eisernen Vorhangs