Tarnbezeichnungen Der NS-Zeit
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365 Tarnbezeichnungen der NS-Zeit Bearbeitet von Rolf Thommes und Hermann Weiß 367 Vorbemerkung Von den Decknamen, die in der Zeit des Dritten Reiches und vor allem während des Zweiten Weltkriegs zur Tarnung verdeckter und geheimer A ktionen verwendet wurden, liegen mit den Büchern von Werner Uhlich (Deutsche Decknamen des Zweiten Welt- krieges, Berg am See 1987) und Christopher Chant (The Encyclopedia of Codenames of World War II, London 1986) Zusammenstellungen von Tarnbezeichnungen vor, die fast ausschließlich dem militärischen Bereich entnommen sind, sieht man von dem keine lexikalischen Absichten verfolgenden Beitrag Anette Wagners ab (Decknamen der Wirtschaft während des Zweiten Weltkrieges, in: Aus der Arbeit der Archive. Bei- träge zum Archivwesen, zur Quellenkunde und zur Geschichte. Festschrift für Hans Booms, hrsg. von Friedrich P. Kahlenberg, Boppard a. R. 1989, S. 595-602). Uhlichs Buch enthält eine umfangreiche Zusammenstellung geheimer militärischer Pla- nungen, Operationen und Objekte, darunter Maßnahmen der psychologischen Krieg- führung und Polizeiaktionen im Frontbereich, ferner die Decknamen der zahlreichen Führerhauptquartiere. Chant beschreibt außer den wichtigsten deutschen auch die bedeutenderen alliierten Militäroperationen mit ihren Decknamen, ausnahmsweise auch einige wenige nichtmilitärischen Inhalts. Das vorliegende Verzeichnis will hier eine Lücke schließen. Es verzeichnet und beschreibt erstmals die verschlüsselten Bezeichnungen, die von nichtmilitärischen Ein- richtungen wie den staatlichen Behörden des Dritten Reiches einschließlich der Polizei und des Reichsarbeitsdienstes und von der NSDAP und ihren zahlreichen Unter- und Nebenorganisationen, vor allem der SA und SS, verwendet wurden. Decknamen aus dem Bereich des deutschen militärischen Nachrichtendienstes, der Abwehr, wurden dann aufgenommen, wenn durch die so bezeichneten nachrichtendienstlichen Opera- tionen auch Bereiche der Außen- und Innenpolitik des betroffenen Staates tangiert waren. Im allgemeinen wurden die Tarnbezeichnungen dem zeitgenössischen Schrift- und Druckgut entnommen; einiges fand sich in der umfangreichen Literatur über den Nationalsozialismus, die auch für die Begriffserklärungen benützt wurde. Für Deckna- men aus dem Bereich der Haftstätten und Lager des Dritten Reiches wurde das Werk: Das nationalsozialistische Lagersystem, herausgegeben von Martin Weinmann, mit Bei- trägen von Anne Kaiser und Ursula Krause-Schmitt, Frankfurt/M. 1990, herangezogen. In Fällen, in denen Ort, Region oder Land des Geschehens nicht dem Text der Beschreibung zu entnehmen ist oder die geographischen Bezeichnungen so unbekannt sind, daß die Feststellung des Landes allein aus den anderen geographischen Angaben im Text nicht vorausgesetzt werden darf, wurde der Name des Landes, wenn er eindeu- tig zuweisbar war, in der Schreibweise der zeitgenössischen staatlichen Verhältnisse und Bezeichnungen (z.B. „Sowjetunion") am Ende des Textes in Klammer hinzugefügt. Die an gleicher Stelle notierten Zeitangaben enthalten den Zeitpunkt, an dem eine Aktion ablief bzw. den Zeitraum, wobei die Zeiträume, etwa bei größeren Operationen, bereits mit dem Beginn der Planungsphase und dem so exakt wie möglich angegebenen Ende einer Aktion bezeichnet sind. Gleichlautende Tarnbezeichnungen erscheinen in chrono- logischer Abfolge; zur Erleichterung des Zitierens und der Identifizierung im Register wurde ihnen, in eckiger Klammer, eine laufende Nummer angefügt. Autor und Herausgeber sind für alle Ergänzungen des vorliegenden Verzeichnisses dankbar. 369 A A -> ANSTALT A A5 Arbeitskommando Hollenstein des Konzentrationslagers Mauthausen (Reichsgau Nie- derdonau) A 6 Arbeitskommando Wansleben des Konzentrationslagers Buchenwald (Provinz Sachsen) -> WILHELM A-ORG Eine in der Nähe Ostpreußens auf polnischem Territorium operierende Gruppe von Abwehr II (Polen, August 1939) A-PROGRAMM Rüstungsprogramm für das Heer (Deutschland, Juli 1940) —> B-Programm AB-AKTION (Außerordentliche Befriedungsaktion) Tarnbezeichnung für die auf Befehl Hitlers erfolgte Erschießung von rd. 3500 Angehö- rigen der polnischen politischen Führungsschicht, die vorbeugend als Widerstands- kämpfer in Haft genommen waren, und von rd. 3000 Kriminellen durch die Sicherheits- polizei. (Generalgouvernement, Mitte Mai - Mitte Juni 1940) -> INTELLIGENZ-AKTION, -»TANNENBERG ACKERBERG Stollenbau Ackerberg = Adresse für das Arbeitskommando Gmünd, Kreis Miesbach, des Konzentrationslagers Dachau (Bayern, Mai 1944 - April 1945) ADLER Ausweichstelle des Reichskriminalamtes (RSHA/V) in Düppel (Thüringen, 1943) ADLERHORST Im Winter 1939/40 als Führerhauptquartier erbaute Hochbunkeranlage 11 km westlich von Bad Nauheim, für den Westfeldzug jedoch nur vom OB West genutzt. Hitler selbst bezog es nur ab 10.12.1944 für die Dauer der Ardennenoffensive bis 15.Januar 1945 (Deutschland, 1939-1945) ADORF Arbeitskommando Artern des Konzentrationslagers Nordhausen-Mittelbau (Prov.Sach- sen) ÄGÄIS Übernahme der in der Adria befindlichen spanischen Schiffe durch die deutsche Marine (Mittelmeer) AKTION 3 Einziehung, Verwaltung und Veräußerung des Vermögens deportierter Juden (Deutsch- land, ab November 1941) 370 AKTION Ε Tarnbezeichnungen der NS-Zeit AKTION Ε ERNTEFEST AKTION KUGEL -> KUGEL AKTION LIEBEN BÜCKER-AKTION AKTION REINHARDT Planung und Durchführung der Massentötung von Juden aus dem Generalgouverne- ment in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka einschließlich des Baus dieser Lager und des Ausbildungslagers Urawniki sowie von Lagerungskapazitäten für die Habe der Opfer auf dem alten Flughafen von Lublin und die Abgabe von Gold, Geld, Edelsteinen und Devisen an Reichsbank bzw. Reichsfinanzministerium; verant- wortlicher Leiter der SS- und Polizeiführer Lublin, Odilo Globocnik (Generalgouver- nement, Oktober 1941 - 19.0ktober 1943) AKTION STAB KOCH —»KOCH AKTION T4 Tarnbezeichnung für die Massentötung von Insassen von Heil- und Pflegeanstalten, die an Schizophrenie, Epilepsie, Senilität, Paralyse, Schwachsinn u.a. Geisteskrankheiten litten oder mindestens 5 Jahre Insassen von Heil- und Pflegeanstalten waren oder als kriminelle, jüdische und ausländische Geisteskranke verwahrt wurden. Tötungsart war bei Kindern Vergiftung mit Tabletten, sonst Vergasung mit Kohlenmonoxyd in den 6 dafür ausgebauten Tötungsanstalten Schloß Grafeneck, Brandenburg/Havel (dafür spä- ter Bernburg), Schloß Hartheim (später nach Hadamar verlegt), Sonnenstein. Die Lei- tung der AKTION T4 lag bei der in Berlin, Tiergartenstr. 4, residierenden Organisation T4, die der „Kanzlei des Führers" zugeordnet war, deren Leiter, Reichsleiter Bouhler, zusammen mit Hitlers Leibarzt Dr. Karl Brand von Hitler in einem geheimen Ermächti- gungsschreiben mit der Durchführung der Euthanasie beauftragt worden war. Trotz der „offiziellen" Einstellung der Aktion im August 1941 ging die Kinder-Euthanasie und die INVALIDEN-AKTION neben unorganisierten Tötungen in den einzelnen Anstalten weiter (Deutschland, ab Ende 1939) ANSTALT A, -> ANSTALT B, ANSTALT Be, -> ANSTALT C, -> ANSTALT D, -> ANSTALTE, INVALIDEN-AKTION ALBERT-KOMMISSION Kommissionen in den östlichen Reichsgauen zur Überprüfung, Erfassung und Versor- gung der Flüchtlinge an der Weichsel und der Ostgrenze (Deutschland, Juli 1944) ALPEN-ROSEN Arbeitserziehungslager in Peres-Böhlen (Prov. Sachsen) AMANULLAH Geplanter Sturz der englandfreundlichen Regierung in Afghanistan (1939) ArbeitskommandAMBOSS o Altenhammer des Konzentrationslagers Flossenbürg (Bayern) Tarnbezeichnungen der NS-Zeit ANSTALT Ε 371 AMINA Sabotagetrupps der Abwehr mit dem Auftrag britische Einrichtungen im Iran zu zerstö- ren (Sommer 1941) ANDREAS Plan zur Herstellung gefälschter englischer Pfundnoten mit dem Ziel, diese zur Störung der britischen Wirtschaft über England abzuwerfen (Deutschland, Dezember 1941) BERNHARD ANNA Aktion zur Erfassung aller vom ehemaligen französischen Luftfahrtministerium gela- gerten Ausrüstungsgegenstände durch die Deutsche Waffenstillstandskommission (Frankreich, 1943) ANNEMASSE Sabotageunternehmen des Amtes Ausland/Abwehr zur Sprengung eines Eisenbahnvia- dukts bei Annemasse im unbesetzten Frankreich (Frankreich, 1940) ANSTALT A Schloß Grafeneck, Kreis Münsingen, ein ehem. Krüppelheim, wurde im Oktober 1939 von T4 zur Tötungsanstalt für die Zwecke der Euthanasie umgebaut, aber bereits im Dezember 1940 nach Hadamar verlegt (Deutschland, Oktober 1939 - Dezember 1940) -»AKTION T4, -» ANSTALT Ε ANSTALT Β Tötungsanstalt des ns Euthanasieprogramms, eingerichtet in dem alten Zuchthaus in Brandenburg/Havel, bereits im November 1940 nach Bernburg verlegt; Einzugsgebiet: Anhalt, Prov.Sachsen, Brandenburg, Braunschweig, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Berlin und Hamburg (Deutschland, Ende 1939 - November 1940) AKTION T4, ANSTALT Be ANSTALT Be Tötungsanstalt Bernburg des ns Euthanasieprogramms; sie trat an die Stelle der im November 1940 aufgelösten Euthanasieanstalt Brandenburg/Havel (Deutschland, Ende 1940 - Frühjahr 1943) AKTION T4, ANSTALT Β ANSTALT C Tötungsanstalt Schloß Hartheim bei Linz des ns Euthanasieprogramms mit dem Ein- zugsgebiet Donau-Reichsgaue, Süddeutschland, Sachsen, Protektorat Böhmen und Mähren (Deutschland, ab Mai 1940) -> AKTION T4 ANSTALT D Tötungsanstalt Sonnenstein bei Pirna des ns Euthanasieprogramms; Einzugsgebiet war Thüringen, Sachsen, Schlesien, Teile von Süddeutschland (Deutschland, April 1940 - Frühjahr 1943) -» AKTION T4, INVALIDEN-AKTION ANSTALT Ε Euthanasie-Tötungsanstalt in Hadamar bei Limburg a.d.Lahn, im Januar 1941 von Schloß Grafeneck (ANSTALTA) nach H. verlegt; Einzugsgebiet