Stadionwelten

Foto: Matthias Ney / Montage: Stadionwelt Zweite Heimat für die Nachbarn Vielen Klubs der Region passte das Südweststadion in wie angegossen. Nur den eigenen Vereinen war es stets eine Nummer zu groß.

om Berliner Olympiastadion ist im Fußball jedoch konnten trotz dieses Zeitpunkt noch gar nicht komplett fer- hinlänglich bekannt, dass dort Wettbewerbsvorteils nie errungen wer- tig gestellt war, störte kaum. Nachdem Vschon viele verschiedene Vereine den. Weder der SC Phoenix, beim Bau Ludwigshafen mit seinem Großstadion ihre Heimspiele ausgetragen haben: Die des Stadions maßgeblich beteiligt, noch Fakten geschaffen hatte, war klar, dass ansässigen Clubs Hertha BSC, Blau-Weiß TuRa Ludwigshafen konnten das Stadi- sich ein ähnliches Projekt für Mannheim 90, Tennis Borussia und Tasmania, aber on mit erfolgreichem Fußball füllen. Und nicht rechnen würde. Es sollte über 40 auch Hansa Rostock spielten hier schon auch der SV Südwest, aus diesen beiden Jahre dauern, bis die größere und eigent- Bundesligafußball. Und sogar die Ost- Clubs 1964 durch Fusion hervorgegan- lich reichere Schwesterstadt 1994 mit berliner von Union Berlin trugen End- gen, dümpelte jahrzehntelang durch die dem Carl-Benz-Stadion endlich aus dem rundenspiele um die deutsche oder die Niederungen des deutschen Fußballs. Ludwigshafener Stadionschatten treten Berliner Meisterschaft in den 50er Jahren So fanden die beiden wohl größten konnte. gelegentlich im „Ausland“ des britischen Triumphe Ludwigshafens nicht im Sta- Das hohe Bautempo, angefacht durch Sektors aus. dion statt, sondern stehen im Zusam- die Konkurrenz mit Mannheim, sorgte Das Ludwigshafener Südweststadion menhang mit dessen Errichtung. Erstens auch für einen weiteren „Sieg“ Ludwigs- hingegen ist inzwischen in Vergessen- gelang es, beim Wiederaufbau nach dem hafens: Obwohl der Bau des Rosenausta- heit geraten, dabei fanden auch hier bei Zweiten Weltkrieg den Nachbarn und dions in Augsburg deutlich früher be- wechselnden Gastgebern zahlreiche gro- Konkurrenten Mannheim im Wettrennen gonnen hatte, wurde das Südweststadion ße Spiele statt. Doch während man mit um ein Großstadion abzuhängen. Wäh- eher fertig gestellt und war somit der ers- Hertha BCS Berlin oder Blau-Weiß 90 im- rend die badische Schwesterstadt ihr te große Stadionneubau der Nachkriegs- mer auch sofort das Olympiastadion ver- Stadion weder ausbauen noch uneinge- zeit. Zudem war das neue Rund größer bindet, käme niemand auf die Idee, bei- schränkt nutzen konnte, weil es von den als sein Augsburger Pendant und damit spielsweise mit dem 1. FC Kaiserslautern US-Truppen für Baseball genutzt wurde, attraktiver. Belohnt wurde Ludwigsha- das Südweststadion zu assoziieren. Auch konnte Anfang 1949 auf der Pfälzer Seite fen hierfür in den kommenden zwei Jahr- beim SV Waldhof Mannheim und dem des Rheins mit dem Bau begonnen wer- zehnten mit der Ausrichtung zahlreicher FK Pirmasens denkt man eher an deren den. Ironischerweise stammte ein Teil großer Spiele. Heimstadien, und an den SV Alsenborn des Kriegsschutts, aus dem die Wälle Zum Finale um die deutsche Meister- erinnern sich vermutlich ohnehin nur des Südweststadions aufgetürmt wur- schaft 1952 waren 80.000 Zuschauer Zeu- noch die Wenigsten. den, aus der ebenfalls schwer zerstörten ge eines 3:2-Sieges des VfB Stuttgart über Und die Ludwigshafener Vereine? Nachbarstadt. Als dann aus Mannheim den 1. FC Saarbrücken. Sogar noch 3.000 Nun, genau hier liegt das Problem: Lud- doch noch Neubaupläne durchsickerten, Fans mehr kamen 1956 zu einem „Heim- wigshafen gelang es zwar, schon kurz legte man sich in Ludwigshafen erst recht spiel“ des 1. FC Kaiserslautern gegen den nach dem Zweiten Weltkrieg eines der ins Zeug. So konnte bereits im November Karlsruher SC in der Endrunde um die größten und wichtigsten Stadien Süd- 1950 die Eröffnung des Südweststadi- deutsche Meisterschaft. In den 50er Jahren deutschlands zu errichten, große Erfolge ons gefeiert werden. Dass es zu diesem war es keine Besonderheit, dass der 1. FCK

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Foto: Matthias Ney / Montage: Stadionwelt in Ermangelung eines ausreichend gro- das bedeutete auf Anhieb Platz vier in der ein. So beschloss der Verein 1989, noch als ßen Heimstadions (der Betzenberg fasste Zuschauertabelle. Doch trotz erfolgrei- Bundesligist, ins heimische Waldhof-Sta- damals nur etwa 26.000 Zuschauer) seine chen Fußballs kamen schon in der näch- dion mit seinen 15.000 Plätzen zurückzu- Zweite Heimat für die Nachbarn Endrundenspiele am Rhein austrug, im sten Saison nur noch gut 19.000, in der kehren. Vielen Klubs der Region passte das Südweststadion in Ludwigshafen wie angegossen. Schnitt konnten die Pfälzer hier nämlich Folgezeit brach die Zuschauerzahl weiter Hierdurch verschwand das Südwest- weit über 50.000 Zuschauer begrüßen. stadion schlagartig aus dem Fokus der Nur den eigenen Vereinen war es stets eine Nummer zu groß. Doch der FCK war nicht der einzige Fußballwelt. Es reichte noch für einige Verein, der bei Spielen mit hohem Zu- Südweststadion Spiele des Ligapokals, zuletzt standen om Berliner Olympiastadion ist im Fußball jedoch konnten trotz dieses Zeitpunkt noch gar nicht komplett fer- schauerandrang das Südweststadion der Ludwigshafen sich hier im Sommer 2000 Kaiserslautern hinlänglich bekannt, dass dort Wettbewerbsvorteils nie errungen wer- tig gestellt war, störte kaum. Nachdem heimischen Spielstätte vorzog: Auch der und 1860 München gegenüber. Doch im Vschon viele verschiedene Vereine den. Weder der SC Phoenix, beim Bau Ludwigshafen mit seinem Großstadion FK Pirmasens, der um 1960 mehrfach um Offi zielle Eröffnung: 11.11.1950 Gegensatz zu früheren Zeiten kam der ihre Heimspiele ausgetragen haben: Die des Stadions maßgeblich beteiligt, noch Fakten geschaffen hatte, war klar, dass die deutsche Meisterschaft mitspielte, Zuschauerrekord: 83.000 (31.5.1956, FCK diesmal nicht, um von einem moder- ansässigen Clubs Hertha BSC, Blau-Weiß TuRa Ludwigshafen konnten das Stadi- sich ein ähnliches Projekt für Mannheim trug seine wichtigen Spiele regelmäßig 1. FC K’lautern – Karlsruher SC 0:1 nen Großstadion zu pro tieren, sondern 90, Tennis Borussia und Tasmania, aber on mit erfolgreichem Fußball füllen. Und nicht rechnen würde. Es sollte über 40 in Ludwigshafen aus. Nicht ohne Grund, Heutige Kapazität: 41.383 Plätze um – der Idee des Ligapokals folgend auch Hansa Rostock spielten hier schon auch der SV Südwest, aus diesen beiden Jahre dauern, bis die größere und eigent- denn drei Endrundenspiele im großen davon 2.100 überdachte und 9.283 – großen Sport in die Fußballprovinz zu Bundesligafußball. Und sogar die Ost- Clubs 1964 durch Fusion hervorgegan- lich reichere Schwesterstadt 1994 mit Südweststadion sicherten nach eigenen unüberdachte Sitzplätze bringen. berliner von Union Berlin trugen End- gen, dümpelte jahrzehntelang durch die dem Carl-Benz-Stadion endlich aus dem Angaben den Etat für ein ganzes Jahr. Wichtige Spiele: Obwohl der Fußball inzwischen kom- rundenspiele um die deutsche oder die Niederungen des deutschen Fußballs. Ludwigshafener Stadionschatten treten Und auch ein dritter Pfälzer Verein ��Finale Deutsche Meisterschaft 1952 plett ausgezogen ist und das Stadion nur Berliner Meisterschaft in den 50er Jahren So fanden die beiden wohl größten konnte. versuchte aus der Kapazität des Südwest- VfB Stuttgart – 1. FC Saarbrücken 3:2 noch als Trainingsstätte und für gelegent- gelegentlich im „Ausland“ des britischen Triumphe Ludwigshafens nicht im Sta- Das hohe Bautempo, angefacht durch stadions Kapital zu schlagen: Der SV Al- (80.000 Zuschauer) liche Rockkonzerte genutzt wird, wirkt die Sektors aus. dion statt, sondern stehen im Zusam- die Konkurrenz mit Mannheim, sorgte senborn, ein Dorfverein aus der Nähe von ��DFB-Pokal-Finale 1954: VfB Stuttgart Anlage angenehm gep egt. Zwar rosten Das Ludwigshafener Südweststadion menhang mit dessen Errichtung. Erstens auch für einen weiteren „Sieg“ Ludwigs- Kaiserslautern, stand dank eines spendab- – 1. FC Köln 1:0 n.V. (60.000 Zusch.) Schilder und Zäune still vor sich hin, und hingegen ist inzwischen in Vergessen- gelang es, beim Wiederaufbau nach dem hafens: Obwohl der Bau des Rosenausta- len ortsansässigen Unternehmers und der ��DFB-Pokal-Finale 1968: auf der Haupttribüne blättert langsam die heit geraten, dabei fanden auch hier bei Zweiten Weltkrieg den Nachbarn und dions in Augsburg deutlich früher be- guten Beziehungen des Förderers Fritz 1. FC Köln – VfL Bochum 4:1 Block-Beschriftung ab, doch die Ränge wechselnden Gastgebern zahlreiche gro- Konkurrenten Mannheim im Wettrennen gonnen hatte, wurde das Südweststadion Walter dreimal in Folge (1968-1970) in der (60.000 Zuschauer) aus Naturstein sind nicht wie in manch ße Spiele statt. Doch während man mit um ein Großstadion abzuhängen. Wäh- eher fertig gestellt und war somit der ers- Aufstiegsrunde zur . Dreimal Länderspiele: anderem alten Stadion zerfallen oder von Hertha BCS Berlin oder Blau-Weiß 90 im- rend die badische Schwesterstadt ihr te große Stadionneubau der Nachkriegs- zog man sich gegen die großen Vereine 1952: D – Jugoslawien 3:2 (75.000) Unkraut übersät. Und auch die funktio- mer auch sofort das Olympiastadion ver- Stadion weder ausbauen noch uneinge- zeit. Zudem war das neue Rund größer achtbar aus der Affäre, und zu den insge- 1960: D – Portugal 2:1 (45.000) nalen Plastikbänke, die auf Haupt- und bindet, käme niemand auf die Idee, bei- schränkt nutzen konnte, weil es von den als sein Augsburger Pendant und damit samt 12 Heimspielen kamen durchschnitt- 1966: D – CSSR 3:4 (60.000) Gegentribüne als Sitzgelegenheit dienen, spielsweise mit dem 1. FC Kaiserslautern US-Truppen für Baseball genutzt wurde, attraktiver. Belohnt wurde Ludwigsha- lich 20.300 Zuschauer ins Südweststadion. 1968: D – Rumänien 1:0 (60.000) sind in gutem Zustand. Die Holzdecke, das Südweststadion zu assoziieren. Auch konnte Anfang 1949 auf der Pfälzer Seite fen hierfür in den kommenden zwei Jahr- Nachdem schon so viele Klubs aus die zwischen die mächtigen Stahlträger beim SV Waldhof Mannheim und dem des Rheins mit dem Bau begonnen wer- zehnten mit der Ausrichtung zahlreicher der Pfalz für wichtige Anlässe nach Lud- des Daches gespannt wurde, ist zwar weit FK Pirmasens denkt man eher an deren den. Ironischerweise stammte ein Teil großer Spiele. wigshafen umgezogen waren, war es fast davon entfernt, heutigen Brandschutzbe- Heimstadien, und an den SV Alsenborn des Kriegsschutts, aus dem die Wälle Zum Finale um die deutsche Meister- logisch, dass auch der badische Nachbar stimmungen zu genügen, doch auch sie erinnern sich vermutlich ohnehin nur des Südweststadions aufgetürmt wur- schaft 1952 waren 80.000 Zuschauer Zeu- von der anderen Rheinseite irgendwann ist gut in Schuss und wird so schnell nicht noch die Wenigsten. den, aus der ebenfalls schwer zerstörten ge eines 3:2-Sieges des VfB Stuttgart über auf den Geschmack kommen würde. Mit zusammenfallen. Es besteht also keinerlei Und die Ludwigshafener Vereine? Nachbarstadt. Als dann aus Mannheim den 1. FC Saarbrücken. Sogar noch 3.000 dem Bundesligaaufstieg 1983 wechselte Handlungsbedarf, vermutlich wird das Nun, genau hier liegt das Problem: Lud- doch noch Neubaupläne durchsickerten, Fans mehr kamen 1956 zu einem „Heim- auch Waldhof Mannheim ins Südweststa- Stadion auch in 20 Jahren noch im Südwes- wigshafen gelang es zwar, schon kurz legte man sich in Ludwigshafen erst recht spiel“ des 1. FC Kaiserslautern gegen den dion und wurde zunächst mit stolzen Zu- ten der Stadt stehen und von der guten nach dem Zweiten Weltkrieg eines der ins Zeug. So konnte bereits im November Karlsruher SC in der Endrunde um die schauereinnahmen belohnt. Durchschnitt- alten Zeit träumen. An den SV Alsenborn größten und wichtigsten Stadien Süd- 1950 die Eröffnung des Südweststadi- deutsche Meisterschaft. In den 50er Jahren lich 26.782 Fans begleiteten das Team von wird sich dann allerdings garantiert nie- deutschlands zu errichten, große Erfolge ons gefeiert werden. Dass es zu diesem war es keine Besonderheit, dass der 1. FCK Trainer Klaus Schlappner über den Rhein, Foto: Matthias Ney mand mehr erinnern. ��Matthias Ney

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