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38 FEB/MAR 13 ZKZ 76542 FOR FREE

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02Fuze38.indd11125_adv_fuze_LiveLoud13.indd 2 1 10.01.1309.01.13 14:1314:22 VÖ 22.03.13 UPRISING · Join the Uprising! „Eine der am heißesten gehandelten UK Metalbands, die 2013 den Durchbruch scha en sollten...“ ( UK) II: Black Armoured Death · VÖ: 15.02.2013 Böser und pechschwarzer Black Rock mit Punk/Crust Erhältlich als Jewelcase, Schlagseite in der Schnittmenge von DANZIG/MISFITS, und schnellem rash der Marke . Ltd. Digipak, Digital Download. Mit Musikern von MARDUK.

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03Fuze38.indd 3 12.01.13 15:18 04Fuze38.indd 4 11.01.13 21:57 index 07 HER BRIGHT SKIES IMPRESSUM Punk goes Pop? Fuze Magazine 08 YOUR DEMISE Thomas Renz, P.O.Box 11 04 20 Dinge für Gewinner. 42664 Solingen, Germany (Pakete an: Fuze Magazine, 09 MARATHONMANN 20 NEAERA Hochstraße 15, 42697 Solingen) My studio diary. Der alte Mann und die Szene. Fon 0212 383 18 29, Fax 0212 383 18 30 fuze-magazine.de, facebook.com/fuzemag 10 ANTIDOTE 22 CULT OF LUNA Journalistenschule. Konfrontation statt Kapitulation.

Redaktion: Thomas Renz, offi[email protected] Anzeigen, Verlag: Joachim Hiller, [email protected]

11 ROTTEN SOUND 24 CONVERGE Die Musik der anderen. Verlag & Herausgeber: Quotes-Interview. Ox-Verlag, Joachim Hiller 12 YUPPICIDE 25 THE SECRET Hochstraße 15, 42697 Solingen, Germany My artwork. My producer – . V.i.S.d.P.: Thomas Renz (Für den Inhalt von namentlich gekennzeichneten Artikeln ist der/ 12 SONS OF AEON die VerfasserIn verantwortlich. Sie geben nicht Wikipedia-Interview. unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.) 13 BLITZ KIDS Tracklist-Interview.

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: 26 SHAI HULUD Florian Auer, Michael Bertoldini, Georg Büchner, Bauch schlägt Kopf. Kristoffer Cornils, Matthew Davies-Kreye, Vincent Grundke, Frank Engelhardt, Benedikt Ernst, Ste- 27 CALLEJON ve Karp, Aiko Kempen, Svenja Klemp, Anton Kostu- Mit K wie kritisch nachgefragt. dis, Arne Kupetz, Hendrik Lukas, Dennis Meyer, Ro- ger Miret, Ingo Rieser, Martin Schmidt, Kevin Schulz, 14 FUNERAL FOR A FRIEND 28 SILVERSTEIN Pia Schwarzkopf, Alessandro Weiroster, Birte Wie- My tracklist. Ereignisreiche Tage. mann, Nils Wittrock 15 SCREAM YOUR NAME 29 FOR ALL THOSE SLEEPING My biography. Drinking around the world.

Layout: André Bohnensack 16 MAN THE MACHETES / BLODIG ALVOR 31 REVIEWS Lektorat: Ute Borchardt Labelmates. Coverfoto: Tim Tronckoe Coverdesign: Alex Gräbeldinger

Vertrieb: Eigenvertrieb, Cargo, Green Hell, Core Tex, Impericon 42 RETROSPECT Abonnement: 6 Ausgaben 12 Euro inkl. P+V ALEXISONFIRE Druck: WAZ Druck, Duisburg 18 44 LIVEDATES Die Formel des Erfolgs. REBELLION TOUR

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05Fuze38.indd 5 13.01.13 11:39 06Fuze38.indd 6 11.01.13 21:45 HER BRIGHT SKIES PUNK GOES POP? Wie viel Pop steckt mittlerweile in Punkrock? Und warum sind überproduzierte -Coverversionen von Charthits meist erfolgreicher als die Eigenkompositionen einer Band? Johan „Jaybee“ Brolin, Sänger der schwedischen Pop-Punk-Band HER BRIGHT SKIES, versucht sich an einer Erklärung.

„Popmusik“ – was ist das eigentlich? Wenn wir vom Wortursprung ausge- Diese „Punk Goes Pop“-Geschichten sind in den USA ja schon seit vielen hen, dann sind Popsongs erst einmal nichts anderes als bekannte, viel- Jahren sehr erfolgreich, glaube ich. Wir sind zwar definitiv keine Metalcore- leicht sogar berühmte Lieder. Songs, die eigentlich jeder kennt, ohne dass Band, haben aber trotzdem erst kürzlich einen Popsong gecovert, näm- man sich genauer mit der Musik beschäftigt hat. Wenn mich jemand fra- lich „DJ got us falling in love“ von Usher. Jedes Mal, wenn wir diesen Song gen würde, was Usher für Musik macht, dann müsste ich mit „Pop“ ant- gehört haben, waren wir uns sicher, dass wir das wesentlich besser hin- worten. Ein richtiger Usher-Fan würde mir jetzt wahrscheinlich widerspre- bekommen. Wir haben es einfach versucht, ein wenig herumprobiert, und chen und behaupten, er mache Soul, sei ein erfolgreicher „R&B-Artist“ und kurze Zeit später haben wir den Song aufgenommen. Man lässt einfach den HER BRIGHT SKIES würden doch sowieso „viel mehr nach Pop klingen“. Kitsch außen vor und schon kann man ganz leicht einen genialen Rocksong Heutzutage wird der Begriff „Popmusik“ ja leider schon fast als Schimpf- daraus machen. Außerdem wollten wir schon immer einmal die Zeile „I’m a wort gebraucht. Doch mein Motto lautet immer noch: „Respect the pop, hustler, baby“ in einem unserer Songs unterbringen, und das war die ele- but play the rock!“ Unsere neue Platte „Rivals“ ist also definitiv von Pop- ganteste und einfachste Lösung. musik geprägt. Das heißt aber nicht, dass Britney Spears den größten Ein- fluss auf uns hatte. Ich bin der Meinung, dass ein guter Popsong lediglich Wir fragen uns übrigens immer wieder, ob ein TOKIO HOTEL-Cover in eine schöne, eingängig Melodie haben muss, die sich direkt in deinem Kopf Deutschland gut ankäme. Eher nicht, oder? [CALLEJON sollten die Ant- festsetzt. Er muss aus Akkorden bestehen, die perfekt harmonieren, und wort auf diese Frage bald kennen, Anm. d. Red.] Aber „Automatic“ ist wirk- der Text muss dir aus der Seele sprechen. Dasselbe gilt für unsere Songs lich kein schlechter Song. Das ist eben mein heimliches Laster. Zum Glück und sicherlich auch für Rockmusik im Allgemeinen. hat unser neues Album so gar nichts mit TOKIO HOTEL zu tun. Mit „Rivals“ sind wir als Band gewachsen. Wir haben uns darauf konzentriert, große Müsste ich uns in eine dieser Schubladen packen, dann würde die Wahl auf Rocknummern zu schreiben und gleichzeitig die spannenden Elemente die mit dem „Pop-Punk“-Schild fallen. Wir sind mit Pop- und Skate-Punk von Popmusik einfließen zu lassen. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf der aufgewachsen und das hört man unseren Songs selbstverständlich an. Zur Gesangsmelodie, sondern auch auf den Gitarren. Man könnte fast sagen, Zeit sind wir alle große YOUNG GUNS-Fans. Wir lieben diese Band einfach. wir sind gitarrenlastiger geworden, so dass die Songs mehr Drive haben. Sie Aber auch oder GALLOWS haben uns die ganzen Jahre sind punkiger und rockiger als je zuvor und gleichzeitig genauso eingängig über sehr beeinflusst und in unserem Van durch die halbe Weltgeschichte und poppig wie die Lieder auf den Vorgängeralben. Die richtige Mischung begleitet. Die britische Musikszene bringt momentan so viele gute Bands macht’s. Dazu kommt, dass ich schon immer ein Konzeptalbum schreiben hervor, dass man schon fast gar nicht mehr hinterherkommt, in alles rein- wollte, und mit diesem Album sind wir definitiv auf dem richtigen Weg. Es zuhören. Ganz anders ist es bei unseren amerikanischen Kollegen. Die blei- gibt eine Aussage, die sich durch die ganze Platte zieht: Mach dein eigenes ben irgendwie auf der Strecke. In den USA gibt es zur Zeit unglaublich viele Ding. Mach, was dir Spaß macht und worin du besonders gut bist. Gib nicht gleichklingende Metalcore-Bands, die mit ihren Coverversionen bekannter auf und lass dich nicht von anderen unterkriegen. Sei du selbst. Dann ist es Popsongs mehr Klicks bei YouTube haben als die Originale und ihre eige- auch völlig egal, wie viel Pop in Punkrock steckt. nen Kompositionen zusammen. Das Ganze hat wahrscheinlich auch einen Johan Brolin, HER BRIGHT SKIES humoristischen Hintergrund und ist letztendlich eine sehr gute Werbung. [aufgezeichnet von Kevin Schulz] Foto: Lucas Englund

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07Fuze38.indd 7 13.01.13 11:38 light the fuze FUZE.38 YOUR DEMISE „RAUM-ZEIT OHNE MASSE-ENERGIE DINGE FÜR GEWINNER. Normalerweise verlosen wir an dieser Stelle immer allen möglichen GIBT ES NICHT“, so der britische Astronom und Kram, dieses Mal gibt es allerdings nur Zeug von einer Band – mit der wir dafür aber auch ein kurzes Astrophysiker Donald Lynden-Bell. Ich habe lei- Interview gemacht haben. Letztendlich gewinnen also alle. Hurra! der keine Ahnung, was das heißen soll – beim Fuze bedeuten diese Begriffe nämlich etwas ganz ande- „Cold Chillin’“, die neue EP von YOUR DEMISE, erscheint nicht bei einem Label, sondern in Zusammenarbeit res. Raum ist der Platz, von dem ich im Heft immer mit Impericon, dem Merchandising-Hersteller der britischen Band. Für eine Verlosung ergeben sich daraus zu wenig habe. Zeit steht für den Jahresrückblick, diverse Vorteile – so haben wir nicht nur die CD, sondern auch ein T-Shirt sowie einen Zipper am Start (beide der deshalb rausgefl ogen ist. Masse entspricht der in Größe M) und legen außerdem noch zwei Tickets für die Rebellion Tour drauf, bei der YOUR DEMISE dabei Menge an Leuten, die darüber enttäuscht sind. Und sind. Siehe dazu auch das Feature hinten im Heft. Zum Mitmachen einfach eine Mail mit dem Betreff „Ich Energie bezieht sich auf die Anstrengung, auf fuze- mach auch am liebsten nix!“ an offi [email protected] schicken. Jetzt aber zu den drei Fragen an Gitar- magazine.de zu gehen, um sich die Charts anzu- rist Stuart Paice. schauen. Als kleines Trostpfl aster hier immerhin schon einmal eine kleine Übersicht über die am häu- fi gsten genannten Alben. Jeweils drei Autoren wähl- ten eine der folgenden Platten: „Koi No Yokan“ von , „Failed States“ von PROPAGANDHI sowie „Gallows“ von GALLOWS. Auf vier Nennun- gen brachten es ARCHITECTS mit „Daybreaker“. Je eine Stimme mehr entfi el auf gleich zwei Platten, die damit sozusagen unsere Alben des Jahres 2012 sind: „Exister“ von HOT WATER MUSIC und „All We Love We Leave Behind“ von CONVERGE. HOT WATER MUSIC schafften es damit bekanntlich auf die Titel- seite einer der Ausgaben des letzten Jahres, CON- Laut urbandictionary.com beschreibt der Ausdruck „cold chillin’“ den „Zustand, absolut nichts zu tun VERGE blieb diese Ehre dagegen verwehrt – auch und Spaß dabei zu haben“. Ist das der größte Wunsch einer Band, die so beschäftigt ist wie ihr? YD weil sie ihnen bereits mit den vorangegangenen bei- ist die absolute Essenz von „cold chillin’“ – es ist das Einzige, das wir können. Wir sind sehr glücklich, in die- den Alben zuteil wurde. Mit dieser Ausgabe erhält ser Situation zu sein: ein paar Freunde, die zusammen um die Welt touren und genau die Musik machen, die der exklusive Kreis der Bands, die bisher zwei Mal auf sie lieben, während sie von ihren Fans und Familien unterstützt werden. Wir sind also ein sehr entspannter dem Cover des Fuze waren, übrigens Zuwachs. Herz- Haufen. Zu viele Bands und deren Umfeld sind sehr stressig und haben vergessen, warum sie sich ursprüng- lichen Glückwunsch deshalb auch an HATEBREED. lich gegründet haben und weshalb sie dort stehen, wo sie heute sind. Wir haben viel, für das wir dankbar sind. Thomas Renz (offi [email protected]) Letztendlich läuft es aber darauf hinaus, dass wir machen, was wir wollen. Das Artwork der Platte sieht ziemlich cool aus, aber ich habe keine Ahnung, was es bedeuten soll. Klär mich doch mal auf. Dahinter stecken verschiedene Ideen. Wir haben uns vom „Best Wishes“-Album DAS FUZE IST EIN KOSTENLOSES MUSIKMA- der CRO-MAGS inspirieren lassen, außerdem sollte es an das Poster unserer UK-Tour anknüpfen. Das ganze GAZIN, das alle zwei Monate erscheint und sich auf Hard- Konzept basiert auf dem Gedanken, dass wir die Kontrolle über alles haben – egal, was unsere Fans oder core, Metal und spezialisiert hat. • Unter fuze-magazine.de gibt es eine Liste mit allen Loca- andere Leute von uns wollen ... eben wie ein böser Affenpriester, haha. tions, in denen das Fuze ausliegt. Wann habt ihr die vier Songs denn geschrieben? Würdest du sie musikalisch näher am letzten oder • Mailorder wie Green Hell, Impericon, Core Tex, Merch am kommenden Album verorten? Die Songs wurden hauptsächlich auf Tour geschrieben, also auf der gan- Attack, Rage Wear, Punkdistro, Doomrock, Streetready oder zen Welt, von Japan bis Kanada, und zwar von mir, Oz und Tailbee. Wir jammen dauernd und nehmen Riffs mit Flight13 legen das Heft ihren Bestellungen bei. unseren Telefonen auf. Die Songs mögen zwar so wirken, als wären sie anders als die, die wir vor einem Jahr • Bei vielen Touren, die von M.A.D., Avocado oder Kingstar veröffentlicht haben, aber für uns sind sie direkte Nachfolger der härteren Tracks auf „The Golden Age“. Vie- organisiert werden, liegt das Magazin am Merch-Stand aus. les an unserem letzten Album wurde von der Kontroverse um das „These lights“-Video überschattet, aber • Man fi ndet das Heft in vielen Carhartt Stores sowie in wir sind der Meinung, dass viele der Zweifl er, die „The Golden Age“ verlacht haben, einiges daran mögen wür- Läden, in denen es die Klamotten von Atticus Clothing gibt. • Ein Abonnement über sechs Ausgaben kostet zwölf Euro den, wenn sie nur offen genug wären, um hinter die melodischen Momente zu schauen. Von den Texten her ist und kann unter ox-fanzine.de/fuze-abo bestellt werden. es unsere bislang wütendste Veröffentlichung. Ed hat dieses Mal wirklich etwas zu sagen, aber wir lassen die • Für 2,50 Euro kann man das Fuze auch im Bahnhofsbuch- Songs lieber für sich selbst sprechen. handel kaufen. Thomas Renz

FUZE-SHOP Fuze-Spezial-Abo: Fuze-Backissues. www.ox-fanzine.de/fuze-shop 20 für 20. Das Fuze- Ältere Fuze-Ausagben für Abo über ein Jahr (sechs je 2,50 Euro (inkl. P&V, „Alle guten Dinge sind billig, alle schlechten sind Ausgaben) für insgesamt auch ins Ausland). teuer“, schrieb Henry David Thoreau. Das Fuze ist 20 Euro, wobei von jedem sogar so gut, dass es kostenlos ist. Die Herstellung Heft zwanzig Exemplare ist natürlich trotzdem teuer, weshalb uns jedes ver- geliefert werden. kaufte Heft hilft, das Magazin zu fi nanzieren. Tue Welche Fuze-Ausgaben noch deshalb Gutes und schließe noch heute ein Abo ab. lieferbar sind, steht ständig Es ist – wie alle guten Dinge – billig. Das Abo verlängert sich nicht aktualisert hier: automatisch! www.ox-fanzine.de/fuzeshop.

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Schlagzeugaufnahmen ziehen sich bis in den nächsten Tag. Dann ist alles drin, und alle sind zufrieden. Der Drummer raucht fast eine ganze Schachtel. Der Bassist denkt, er sei jetzt dran. Ist er aber nicht. Die Gitarristen sind gefragt. Es werden Türme von Amps aufgebaut und wieder abgebaut. Kabel reingesteckt und rausgezogen. Knöpfe hin und her gedreht. Kippen, Energydrinks und Klo- gänge vergehen und dann plötzlich: perfekter Sound! Immer angetrieben vom großen Robin geben die Gitarristen alles. Die Finger bluten. Der rote Saft tropft auf die Saiten und auf den Studioboden. Doch alles, was Robin dazu sagt, ist: „Weiter! Weiter! Weiter! Das geht noch besser!“ Drummer und Bassist erkunden währenddessen die Umgebung. Oldenburg scheint recht gemütlich zu sein. Die Leute schauen die beiden nicht an. Hier herrschen Baggyhosen, Air-Max-Snea- ker, Gangsterfrisuren und eine „Hey, Oida, hascht du mich angeschaut“-Spra- che. Aber so etwas schreckt die jungen Musiker nicht ab. Ein Kaffee hier, ein Bier dort. Die Sonne scheint. Nach ein paar Tagen ist die Arbeit an den Gitarren getan. Das Studio riecht nach Schweiß und totem Fleisch – die verschwundene Death- Metal-Band? Der Boden ist blutrot. Finden alle aber irgendwie lustig. Jetzt kommt der Bass dran. Stundenlang hört man nur „bum, bum, bum“. Bass ist so ein schönes Instrument. Nach zwei Tagen sind auch diese Aufnahmen im MARATHONMANN Kasten. Am Abend erst einmal ein Glas Whiskey und ein paar Gruselgeschichten. MY STUDIO DIARY. Es ist gegen achtzehn Uhr, als eine Gruppe von Grimmwald und die vier jungen Männer sind sehr stark zusammengewachsen. Sie vier Leuten im verschlafenen Oldenburg ankommt. Alle sind angespannt. bilden eine Einheit. Nur das Thema mit der Death-Metal-Band bleibt unange- Die Luft riecht nach Teer. Die jungen Männer sehen etwas verbraucht aus. sprochen. Augenringe, kaputte Vans Era – und schon ungefähr zehn Energydrinks Letzter Tag! Die Instrumente sind alle drin. Für den Sänger geht es jetzt nach intus. Es handelt sich um die Musikgruppe MARATHONMANN, die gerade Münster. Die Aufnahmen spielen sich in einem großen Haus am Rande der Stadt von ihrer Tour mit COMEBACK KID zurück ist und sich gleich wieder auf den ab. Neben einer Sauna steht das Mikro, das die nächsten Tage sehr stark bean- Weg gemacht hat, um ihre erste Langspielplatte aufzunehmen. sprucht wird. Robin knechtet den Sänger bis an seine Grenzen. Zwei Wochen nachdem die vier jungen Männer in Oldenburg eingefahren sind und 235 Energy- Nur noch wenige Meter bis zum Tonstudio namens „Tonmeisterei“, wo bald alles drinks später, ist die Langspielplatte im Kasten. Jetzt entscheidet das Schicksal, beginnen soll. Das Studio erinnert an eine große alte Scheune, was es wahr- was passieren wird. Die jungen Männer sind um viele Erfahrungen reicher und scheinlich auch mal war. Die Legende besagt, dass hier eine Death-Metal-Band freuen sich auf das, was passieren wird. Ob sie Robin je wieder sehen werden, spurlos verschwunden ist. Die Aufnahmen wurden nie gefunden. Perfekte Vor- wissen sie noch nicht. Doch sie wissen jetzt genau, wer sie sind und wer sie sein aussetzungen. Eine kaputte Holztür trennt die vier Musiker noch vom Beginn möchten: MARATHONMANN der Aufnahmen, die ihr Leben verändern sollen. Versammelt stehen sie vor dem Studio und rauchen eine nach der anderen, dann plötzlich, wie aus dem Nichts, fährt ein kleiner grüner Opel Corsa vor. In den Gesichtern ist die pure Angst zu erkennen. Der Wagen hält an. Heraus steigt ein fast schon hünenhafter Mann. Er trägt eine Brille, ein relativ kurzes Shirt, Shorts und knallgelbe Schuhe. Die vier zucken zusammen. Der Hüne begrüßt sie äußerst freundlich und stellt sich mit dem Namen Robin vor. Sie wissen, dass das nicht sein echter Name ist und dieser eher in Richtung „Grimmwald“ geht. Robin sperrt mit einem fast schon übertrie- ben großen Schlüssel die Holztür auf. Dahinter befindet sich eine große Treppe, die in den oberen Stock führt. Langsam gehen die vier ihrem Schicksal entgegen. Am nächsten Tag wird um acht Uhr aufgestanden. Ein kurzes Frühstück und schon geht es ans Aufbauen des Schlagzeugs. Das dauert, da es circa tausend verschiedene Trommeln, Becken und Spielereien gibt, die alle sorgfältig aus- getestet werden. Stunden verstreichen. Dann steht alles. Perfekter Sound! Der Drummer der Gruppe gibt alles. Immer angetrieben von Robin, der sehr freund- lich bleibt, aber auch sehr viel fordert. Die anderen Männer haben schon wie- der zwanzig Energydrinks im Gesicht. Es wird geraucht, geredet, geschlafen. Die

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für mich unglaublich. Ich kann mich nicht daran erin- nern, es jemals so genossen zu haben, Musik zu machen. Drew Stone: Es ist ein Segen. Ich hätte nie gedacht, dass ANTIDOTE in der heutigen Zeit eine neue Platte veröffentlicht haben und so viele Kids zu unseren Shows kommen würden. Wir wissen das echt zu schätzen. Ich muss dich das einfach fragen, Drew. Wie zur Hölle kannst du so herausgeputzt spielen, mit solchen Wahnsinnshüten, haha? Drew Stone: Verarsch mich nicht, Roger. Ich sag dir was: Ich leihe dir einen meiner Anzüge für die nächste -Show. Um ehrlich zu sein, ist das alles von Mick Jones und Paul Simonon von THE CLASH ins- piriert. Sie sind immer noch ein großer Einfluss für Nunzio und mich.

„Ich kenne AGNOSTIC FRONT ziemlich genau seit dem Tag, an dem ich in die Lower East Side kam. Das war Ende 1981, Anfang 1982. Als wir versuchten, unsere ersten Shows zu kriegen, spielten wir entweder im A7 oder im 2+2, dem Club im Nebengebäude des A7 an der Ecke 2nd Street und 2nd Avenue. Wir hatten kein Fahrzeug, mit dem wir unser Equip- ANTIDOTE ment dorthin bringen konnten, aber ein paar von AGNOSTIC FRONT, die in der Gegend wohnten, liehen uns eine kleine JOURNALISTENSCHULE. Nichts gegen die Autoren, die für dieses Magazin schreiben, aber es Holzpalette mit Rädern. Damit zogen wir am helllichten Tag gibt wohl niemanden auf der Welt, der besser dafür geeignet wäre, eine Hardcore-Band zu intervie- unser Equipment durch die Straßen, AGNOSTIC FRONT im wen, die Anfang der Achtziger in gegründet wurde, als von AGNOSTIC FRONT. Schlepptau. Ich bezweifle, dass sie sich noch daran erinnern. Also haben wir ihn einfach darum gebeten. Aber sie halfen uns – einer Band, die sie nicht wirklich kann- ten –, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Das habe ich Zunächst einmal: Willkommen zurück, Brüder. Chance ist, aus dem Schatten herauszutreten, unter ihnen nie vergessen.“ ANTIDOTE-Gitarrist ROBB NUNZIO ÜBER AGNOSTIC FRONT. Was für eine coole neue Platte! Ich hatte ja nicht dem er so lange stand, und ich glaube, dass er und nur die Ehre, sie vor allen anderen zu hören, son- die Band der Qualität, dem Sound und der Intensi- dern auch bei einem Track als Gast dabei zu sein. tät von „Thou Shalt Not Kill“ gerecht geworden sind, Okay, erzählt mir eine klassische Stigma-Story. Nunzio, ich weiß, dass du diese Retro-Riffs die aber dem Ganzen auch ihren eigenen Stempel auf- Ich weiß, dass ihr ein paar auf Lager habt! Drew ganze Zeit gebunkert hast – Wie fühlt es sich an, gedrückt haben. Drew Stone: Ja, ich wurde defini- Stone: Ich erinnere mich an eine Sunday Hardcore sie nach fast drei Jahrzehnten endlich rauszulas- tiv sofort als Sänger der Band akzeptiert, aber nicht Matinee im CBGB’s, wo ihr gespielt habt und Stigma sen? Robb Nunzio: Hey, Rog! Danke für das tolle auf „Thou Shalt Not Kill“ gesungen zu haben, war ein bei einer der Vorbands im Pit abging. Irgendwer hob Kompliment. Diese Platte so hinzukriegen, wie wir es ganz schönes Päckchen, das ich zu tragen hatte. ihn auf die Bühne und dabei schlug er sich den Kopf uns vorgestellt hatten, ist wie ein Traum, der in Erfül- Es ist eben eine Kultplatte. Obwohl ich mir im spä- an einem der Lautsprecher an, die von der Decke lung geht. Wir hatten seit Jahren das Gefühl, dass teren Leben einen Namen als Regisseur gemacht hingen, und zog sich eine Platzwunde zu. Es war unser damaliger Abschied aus der New-York-Hard- habe, war das etwas, das immer über der Band hing schlimm, überall war Blut. Sein Kopf sah aus, als wäre core-Szene etwas holprig war. Die Platte, die wir uns und wahrscheinlich immer hängen wird. Abgesehen er vom einen zum anderen Ohr gespalten. Er wurde immer erhofft hatten, tatsächlich fertigzustellen, hat davon, haben wir eine knallharte Old-School-Platte ins Krankenhaus gebracht, sie nähten ihn wieder sich zumindest für mich so angefühlt, als wäre ein gemacht, auf die wir sehr stolz sind. zusammen, dann kam er direkt zurück ins CBGB’s, großes Unrecht endlich korrigiert worden. um die Show zu spielen, weil er „niemanden hängen- Drew, du bist durch Höhen und Tiefen gegan- lassen wollte“. Robb Nunzio: Vor der Show, die wir gen, und es freut mich zu sehen, dass du heute letzten April mit euch gespielt haben, hing ich mit stärker bist als jemals zuvor. Wie denkst du über Stigma und unseren Freundinnen rum. Wir nahmen diese Veröffentlichung? Drew Stone: Es ist die den „Godfather of “ mit in eine Hardcore-Platte, die wir machen wollten, seit ich in Bar in Long Island, wo ein paar meiner alten Freunde den frühen Achtzigern in die Band eingestiegen bin. von der Highschool einen kleinen Empfang für mich Obwohl ANTIDOTE 1984 immer noch eine Hardcore- gaben, weil ich sie seit Jahrzehnten nicht gesehen Band war, schlichen sich langsam andere Einflüsse hatte. Vinnie Stigma war also mit mir bei meiner ein. Als wir ein paar Jahre später „Return To Burn“ Highschool-Reunion. Ein toller Tag. aufnahmen, hatten wir uns in eine Rockgruppe ver- Ich will euch einfach noch mal sagen: Willkom- wandelt. Jetzt schließt sich der Kreis, und das ist wirk- men zurück, Jungs. Leute sind gekommen und lich toll. ANTIDOTE ist schließlich eine New-York- gegangen, manche hat das Leben in andere Hardcore-Band der ersten Stunde. Richtungen verschlagen. Es muss schwer sein zu Man erinnerte sich an ANTIDOTE vor allem wegen „Ich traf Roger 1983 in New York, als ich noch bei THE HIGH sehen, wie sich Hardcore über die Jahre verän- „Thou Shalt Not Kill“ mit Louie Bloodclot als Sän- & THE MIGHTY war, meiner Band vor ANTIDOTE. Wir wur- dert hat. Ich ertappe mich oft dabei, in Erinne- ger, und ich weiß noch, wie heikel es damals war, den Freunde und später führte ich beim „Gotta go“-Video rungen zu schwelgen und an die gute alte Zeit zu als er durch das /New-York-Urgestein von AGNOSTIC FRONT sowie bei den beiden - denken, doch das gibt mir die Kraft, weiterzuma- Drew Stone abgelöst wurde. Aber es ist natür- Clips „Pride“ und „Down by law“ Regie. Rogers Engagement chen, weil es einfach meine Leidenschaft ist. Es lich für jede Band hart, ihren Sänger zu erset- und Hingabe für diese Sache namens ,American Hardcore‘ ist schön zu sehen, dass ihr am Leben seid und es ist beispiellos. Er ist der ,hardest working man in hardcore‘.“ zen – auch wenn er von Anfang an so akzep- euch gut geht. Now kick some serious old school ANTIDOTE-Sänger DREW STONE ÜBER ROGER MIRET. tiert war wie Drew. Mit eurem neuen Album „No ass. Irgendwelche letzten Worte an die heutigen Peace In Our Time“ habt ihr diese Bürde endlich Hardcore-Kids? Robb Nunzio: Ich glaube, ältere abgeschüttelt, finde ich. Wie seht ihr das? Robb Ich weiß, dass ihr einiges durchgemacht habt, Bands wie ANTIDOTE, AGNOSTIC FRONT, MURPHY’S Nunzio: Wir hielten „Thou Shalt Not Kill“ natürlich um bis hierher zu kommen und das zu tun, was LAW, URBAN WASTE, CRO-MAGS und so weiter immer für eine großartige Platte, sie war sogar Drews euer Herz euch sagt. Wie fühlt es sich an, in der haben den heutigen Kids etwas Großartiges zu bie- NYHC-Favorit, bevor er in die Band einstieg. Aber es Szene zurück zu sein? Robb Nunzio: Wir genießen ten: einen Eindruck davon, wie es früher war. Und war echt hart für ihn, dass es nichts wirklich Neues den Moment. Shows mit so vielen alten Freunden wie solange wir auf diesem Level weitermachen können, gab, bei dem seine Stimme zu hören war und das an AGNOSTIC FRONT, THE MOB oder URBAN WASTE werde ich jede Minute davon für den Rest meines den Legendenstatus von „Thou Shalt Not Kill“ her- spielen zu können, kommt einem fast unwirklich vor. Lebens zu schätzen wissen. ankam. Ich wollte, dass „No Peace In Our Time“ Drews In unserem Alter das zu tun, was wir tun, ist vor allem Roger Miret, AGNOSTIC FRONT

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08-17Fuze38.indd 10 13.01.13 11:40 Foto: Tim Tronckoe ROTTEN SOUND QUOTES-INTERVIEW. „Auch nachdem ein Krieg ,beendet‘ wurde, ist er nicht vorbei. Es gibt viele Wunden und Groll zwischen den Beteiligten, woraus neue Konflikte oder soziale Probleme entstehen können. Auch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg sehe ich seine Folgen. Das sollte man nie ver- gessen, selbst wenn die Zeit Wunden heilt.“ Ein Zitat von Sänger Keijo Niinimaa, der mit seiner Band ROTTEN SOUND gerade eine EP zum Thema Krieg veröffentlicht hat. Da wollten wir uns natürlich nicht lumpen lassen.

Von Carl Sandburg stammt das berühmte Zitat: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Wel- ches war die am schlechtesten besuchte Show, die ihr jemals gespielt habt? Das war 2002 im niederlän- dischen Leiden, in einer kleinen Bar in einem besetzten Haus. Es war nicht viel Werbung gemacht worden, und es kamen ungefähr fünfzehn bis zwanzig Leute. Wir beschlossen, den Raum zu verkleinern, indem wir unser Backdrop fünf Meter vor der Bühne aufhängten, und machten so lange Krach, bis alle auf unserer Seite des Vorhangs waren. Es wurde eine coole Show – ein bisschen so, als würde man uns beim Proben zuschauen. Garri Kasparow sagte einmal in einem Interview: „Eine anstrengende Debatte ist immer noch bes- ser als ein leichter Krieg.“ Was war der bislang mühsamste Streit in eurer Band? Ein gutes Zitat. Ich bin genau derselben Meinung. Wir sind eigentlich ziemlich entspannt, aber unsere Diskussion darüber, das erste „Cursed“-Master einzukassieren, war aus vielen Gründen sehr anstrengend. Dadurch verschob sich der Ver- öffentlichungstermin des nämlich auf einen Zeitpunkt nach der bereits gebuchten US-Tour, und wir haben damit wahrscheinlich jeden bei Relapse angepisst, weil sich die erste Version bereits im Produktions- prozess befand. Auch ein paar Tourangebote haben uns in der Vergangenheit Kopfzerbrechen bereitet, aber das war gar nichts im Vergleich zu der „Cursed“-Sache. Bei „Das Imperium schlägt zurück“ sagt Yoda zu Luke: „Ein großer Krieger? Groß machen Kriege nie- manden!“ Was macht eine Band in deinen Augen richtig groß? Zunächst einmal muss die Musik stimmen, und die Band muss hinter jeder Note stehen, die sie geschrieben hat. Dann braucht es eine gute Einstellung – sowohl untereinander als auch gegenüber den Fans. Teamwork ist ebenfalls wichtig, um sich bei langen Tou- ren ertragen zu können. Man muss als Band viel live spielen, um eine funktionierende Einheit zu werden. Also kurz gesagt: Gute Songs, die richte Einstellung, Teamwork und nicht zuletzt Leidenschaft. „Die Berichterstattung ist der Krieg. Ohne Berichterstattung gäbe es keinen Krieg. Ja, die Journalisten und Medienmacher der Welt sind genau genommen die Kämpfer, nicht mehr die Soldaten“, so Mar- shall McLuhan. Was hasst du an Musikjournalisten? „Hassen“ ist zu viel gesagt, aber der Mangel an Fan- tasie und Copy/Paste-Interviews nerven manchmal schon: Fragen zu unserer Bandgeschichte oder zu ande- ren Dingen, die im Info einer Platte stehen ... Recherche ist alles. Ich freue mich deshalb immer sehr über ein- fallsreiche und kreative Fragen. Herrn McLuhan stimme ich allerdings nicht wirklich zu. Armeen und Nationen kämpfen, Soldaten sind Opfer wie alle anderen Beteiligten auch, die Medien überbringen nur die Nachrichten. Klar, die können verzerrt und korrumpiert sein, aber die Nationen sind immer noch die „bösesten“ Akteure. Ernest Hemingway schrieb: „Denke niemals, dass Krieg, egal, wie erforderlich oder wie begründet er sein mag, kein Verbrechen ist.“ Hast du jemals gegen das Gesetz verstoßen? Ich habe in Amerika in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken. Gefährlich, oder? Ich schätze, ich bin ziemlich vorsichtig, wenn es darum geht. Auch wenn ich nicht allen Gesetzen auf der Welt zustimme, versuche ich, mich daran zu halten, um mir das Reisen zu vereinfachen. Aber wenn du mich mit einem großen Plastikkanister vor einem amerikanischen Venue stehen siehst, ist darin wahrscheinlich kein Wasser, haha. Bei „Der Fänger im Roggen“ heißt es: „Jedenfalls bin ich nur froh, dass sie jetzt die Atombombe erfun- den haben. Wenn es wieder Krieg gibt, setze ich mich gleich oben auf die Bombe. Ich melde mich als Freiwilliger dafür, das schwöre ich.“ Was ist das Verrückteste, das du jemals gemacht hast? Scheiße, in dieser Hinsicht bin ich verdammt langweilig. Ich habe nie einen Bungee-Sprung oder etwas ähnlich Gefährli- ches gemacht. Klar, ich habe unzählige Male versucht, mir eine Alkoholvergiftung zuzuziehen, aber meine fin- nische Herkunft hat mich bis heute überleben lassen. Thomas Renz

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YUPPICIDE MY ARTWORK. YUPPICIDE ist eine Punkband – wir denken nicht so weit voraus, um ein Artwork zu konzipieren, das in direkter Relation zu Album und Texten steht. Die Coverillustration von „Ameri- can Oblivion“ hatten wir für einen Showflyer verwen- SONS OF AEON det und fanden sie dann so gut, dass wir sie erneut WIKIPEDIA-INTERVIEW. „Wir haben wohl alle unsere eigene Interpretation unseres Bandna- nehmen wollten. Sie fasst YUPPICIDE gut zusammen: mens. Für mich bedeutet er: Obwohl es viel ,death‘ in unserer Musik gibt, stehen wir auf der Seite von schnell, angepisst, dazu ein Sinn für Humor. ,aeon‘, also des Lebens. Durch Musik fühlen wir uns lebendig, und ich finde, unser Name repräsentiert Eine erste Version des Skateboarddesigns habe ich das ziemlich gut“, so SONS OF AEON-Gitarrist Tapio Vartiainen. Trotzdem haben wir ihm und Bas- während eines langweiligen Arbeitsmeetings in ein sist Tommi Kiviniemi aufgezählt, was bei Wikipedia sonst noch so alles unter dem Stichwort „Aeon“ Notizbuch gekritzelt. Vor ein paar Jahren hatte ich zu finden ist. schon mal eine geflügelte Hand mit ausgestreck- tem Mittelfinger gezeichnet – ein Mittelfinger ist Gleich eine ganze Reihe von Metalbands hat einen Song namens „Aeon“: LACUNA COIL, KILLING immer ein sehr ausdrucksstarkes Bild. Ich dachte JOKE, ETERNAL TEARS OF SORROW, SYBREED, NEUROSIS ... Welche davon mögt ihr am liebsten? dabei auch an die bekannte „Screaming Hand“ von Tommi: KILLING JOKE und NEUROSIS. Die anderen habe ich nie wirklich gehört. Die wichtigste Band für SONS Jim Phillips, da lag die Verbindung zu Skateboards OF AEON ist aber SONS OF AEON. nahe. In der Szene der frühen Achtziger, in der wir Es gibt auch eine Death-Metal-Band aus Schweden, die sich AEON nennt. Seid ihr von denen irgend- aufwuchsen, gehörten Skateboards und schnelle, wie beeinflusst? Und wodurch unterscheiden sich Bands aus Finnland und Schweden im Allgemei- rotzige Songs zusammen, und dafür stehen YUPPI- nen? Tapio: Ich glaube, keiner von uns hat je besonders viel AEON gehört. Tommi: Wir sind von ihnen über- CIDE noch immer. Wie ich das Bandlogo zeichne, hat haupt nicht beeinflusst. Über generelle Unterschiede zwischen Finnland und Schweden weiß ich nichts. Eine sich mit der Zeit verändert. Im Moment sieht es eher Gemeinsamkeit ist aber, dass einige Bands ziemlich gut sind – und andere nicht. Tapio: Was nach oder Crust Metal aus. Ich zeichne, betrifft, gibt es, historisch gesehen, natürlich einen gewissen Unterschied. Aber im Jahr 2012 kann man nicht wie ich Songs schreibe: ein direkter Tritt in die Nüsse, mehr sagen, woher eine Band kommt. nichts besonders Abgehobenes. Ich verfüge nicht Æon ist außerdem ein japanisches Einzelhandelsunternehmen. Kauft ihr Musik noch im Laden oder über das größte Talent, also arbeite ich mit dem, was ladet ihr sie aus dem Internet herunter? Wie haben sich eure Hörgewohnheiten in den letzten Jahren ich habe. Mein Ziel sind direkte und eindeutige Reak- verändert? Tommi: Musik zu filtern, ist einfacher geworden, vielleicht bin ich deshalb inzwischen etwas kriti- tionen beim Hörer oder Betrachter – so wie damals, scher. Angesichts des ganzen Plastiksounds ist es ein schmaler Grat zwischen Aufgeschlossenheit und Vor- als ich zum ersten Mal mit AGENT ORANGE oder eingenommenheit. Ich kaufe Musik aber auf jeden Fall bevorzugt in einem richtigen Plattenladen. Manchmal BLACK FLAG konfrontiert war. Kein Album hat so viel streame ich etwas zuerst, aber wenn es gut ist, gehe ich in den Laden und hole es mir. Tapio: Ich habe vor Eindruck auf mich gemacht wie BLACK FLAGs „Eve- einigen Jahren aufgehört, CDs zu kaufen. Für mich gibt es nur noch Vinyl. Kürzlich habe ich mir auch ein paar rything Went Black“. Ich war ein Highschool-Head- Alben bei iTunes gekauft, weil leider nicht alle guten Platten auf Vinyl veröffentlicht werden. Ich gehe aber lie- banger, liebte PRIEST und MAIDEN und hielt mich ber in einen Plattenladen und bestelle kaum etwas im Internet. Lokale Händler zu unterstützen, ist mir wichtig. schon für ganz schön böse. Ich war vielleicht sech- Aeon bezeichnet ferner eine Gottheit aus der griechischen Mythologie. Glaubt ihr an Gott? Und was zehn, als mir ein Freund das Album mit der Hecken- haltet ihr von Bands, die auf der Bühne predigen? Tapio: Glaube ich an ein Wesen, das gute Menschen schere darauf zeigte. Das war echt, das war primi- in die Hölle schickt, nur weil sie nicht an es glauben? Nein. Das ist das dümmste Märchen unserer Zeit. Nicht tiv, das war gefährlich – kein Wunder, dass ich aus- alle müssen dieser Meinung sein, und ich versuche, tolerant zu sein, aber ich muss zugeben, dass ich ein paar flippte. Vorurteile gegenüber Bands mit religiösen Texten habe. Andererseits gibt es religiös motivierte Bands, die ich Wir haben es recht einfach mit unserem visuellen mir trotzdem anhöre, weil sie ganz einfach tolle Musik machen, zum Beispiel oder SHELTER. Tommi: Stil, unsere Illustrationen lassen sich meist unver- Nein, ich glaube nicht an Gott. Jede Art zu predigen ist einfach nur egozentrische Scheiße und unterschätzt ändert für die verschiedensten Dinge nutzen: Albu- den gesunden Menschenverstand martwork, Flyer, Shirts und so weiter. Ich bin mit „Æon Flux“ ist ein Science-Fiction-Film aus dem Jahr 2005 mit Charlize Theron. Für welchen Film wäre Comics aufgewachsen, habe mal kurze Zeit für Mar- eure Musik ein guter Soundtrack? Tommi: Keine Ahnung. Darüber habe ich nie nachgedacht. Frag das am vel gearbeitet, und unterbewusst zeichne ich wohl besten jemanden aus der Filmindustrie. Mein Lieblingsfilm ist jedenfalls „Einer flog über das Kuckucksnest“. immer so, dass sich das Ergebnis für ein Tattoo eig- Tapio: Ginge es nach mir, wäre unsere Musik im nächsten Bruce-Willis-Film, in dem er einmal mehr mit einem nen würde. Ich war zehn Jahre lang Tätowierer. Meine schlimmen Kater aufwacht. Dann explodieren irgendwelche Sachen, er muss sich darum kümmern, und seine Hand zeichnet einfach automatisch Sachen, die Tochter sagt ihm andauernd, was für ein schlechter Vater er sei. Der beste Film, den ich in letzter Zeit gesehen aussehen wie das Zeug, das mich als Kind begeistert habe, ist übrigens „Ziemlich beste Freunde“. Ein toller Film mit toller Musik. hat. Am Ende wählen wir das Artwork für YUPPICIDE In einigen Videospielen findet man Wesen namens „Aeons“, zum Beispiel bei „Fable“ oder „Final Fan- danach aus, ob es einen gewissen Punch hat und tasy“. Zockt ihr manchmal gemeinsam? Was treibt ihr so, wenn ihr zusammen seid und keine Musik Reaktionen provoziert. Ob das nun Lachen, Nach- macht? Tommi: Außerhalb des Proberaums findet man uns in Bars oder beim Essen. In jedem Fall ist aber denken oder Wut ist. Das Visuelle war für uns immer Alkohol im Spiel. Ich glaube, manche in der Band zocken tatsächlich ab und zu gemeinsam, ich weiß aber so wichtig wie Musik und Texte, wir haben uns damals nicht nicht, welche Games. Tapio: Mein Ding ist das auch nicht. Aber ich mag es, mit den anderen abzuhän- auf der Kunsthochschule kennen gelernt. Genau wie gen. Ich wohne dreihundert Kilometer entfernt, deshalb proben wir normalerweise am Wochenende, und da THE CLASH! gibt es immer irgendeine Party. Steve Karp, YUPPICIDE Thomas Renz

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Foto: Andrew Benge (andybenge.com) BLITZ KIDS TRACKLIST-INTERVIEW. BLITZ KIDS aus dem englischen Nant- wich wollen etwas hinterlassen, das ewig in Erinnerung bleibt. Mit ihrer EP „Never Die“, deren Songtitel uns zu ein paar Fragen an die Band inspirier- ten, haben sie das vielleicht noch nicht ganz geschafft, aber Sänger Joey James, Gitarrist Jono Yates und Co. arbeiten daran.

Was war der bisher größte Streit zwischen den Mitgliedern eurer Band? („You’re dead to me“) Joe: Jeden Tag vor April 2012 gab es irgendein Drama, ausgelöst durch ein Mitglied, das – wenig überraschend – inzwischen nicht mehr in der Band ist. Jono: Ja, am Ende dieser Ära wurde es echt ziemlich düster. Ich bin jeden Tag aufgewacht und habe mich gefragt, ob wir abends noch eine Band sein würden. Wie würdet ihr eure Rollen innerhalb der Band beschreiben? („Warrior“) Joe: Ich bin der Vater, unser Gitarrist Jono ist der Säufer, unser Basser Nic der Verrückte und Matt, unser Schlagzeuger, ist der Ice Man. Jono: Ich stimme dieser Einschätzung zu, obwohl Matt auch ziemlich säuft. Wir sind immer die Ersten, die ein Bier aufmachen, wenn wir irgendwo ankommen. Wie gut lernt man sich kennen, wenn man zusammen in einer Band ist? Erzählt etwas über die anderen, das die meisten nicht wissen! („Strangers with memories“) Joe: Jono hat noch nie eine Orange gegessen. Nic hat Angst vorm Fliegen. Matts größter Traum ist es, Fußballkommentator zu werden. Wir kennen uns sehr gut, zu gut. Jono: Matts Kommentare, wenn wir „FIFA“ spielen, sind legendär. Eines Tages tritt er in die Fußstapfen von John Motson [ein engli- scher Fußballkommentator, Anm. d. Red.], da bin ich mir sicher. Außerdem mag ich nicht, wie Orangen aussehen. Sie sind so holzig. Wieso etwas schälen, wenn man einfach Orangensaft kaufen kann? Man muss nicht einmal kauen. Was ist das Dümmste, das ihr in jungen Jahren gemacht habt? („Wild hearts“) Joe: Jono und ich wurden aus einem Stripclub geworfen und bekamen Hausverbot. Dann wurden wir festgenommen. Da waren wir ungefähr neunzehn. Jono: Der Polizist hatte eine hübsche goldene Uhr und fuhr uns morgens nach Hause. Er war ein echter Gentleman. Unnötig zu erwähnen, dass das auf uns nicht zutraf. Ich hatte kein Geld mehr, und meine Bierlogik ließ mich glauben, dass, wenn Stripper dafür bezahlt werden, nackt zu sein, ich auch dafür bezahlt werden würde. Leider waren die Türsteher nicht dieser Meinung, und ehe ich mich versah, saß ich nackt in einem Polizeiwagen. Was sind eure Lieblingsbeschäftigungen – außer in einer Band zu spielen natürlich? („Memento vivere“) Joe: Wir lieben Fußball, Bier und „FIFA“. Typi- sche Jungs eben. Jono: Stimmt. Unser Leben dreht sich im Grunde nur um Fuß- ball. Schon immer. Nur nicht bei Nic, der über Fußball wahrscheinlich so viel weiß wie ich über Atomphysik. Wie sollen sich die Leute einmal an euch erinnern? Und was hat es mit dem Titel eurer EP wirklich auf sich? („Never die“) Joe: Ich will einfach nur, dass sich die Leute überhaupt an mich erinnern. Und genau das ist die Bedeutung des Titels. Jono: Er ist nicht wörtlich gemeint. Eines Tages hört unser Herz auf zu schlagen, und alles, was wir hätten werden können, wird ausgelöscht. Das Kon- zept des Titels und die Botschaft der Texte ist, etwas zu hinterlassen, während man auf dieser Erde weilt. Keiner ist unsterblich, aber Ideen, Musik und eine rich- tige Message können ewig in Erinnerung bleiben. Obwohl ... Christopher Walken könnte unsterblich sein. Der Mann ist ein Gott. ONLINESTORE, VIDEOS, BANDINFOS & MEHR: Thomas Renz www.NUCLEARBLAST.de www.FACEBOOK.com/NUCLEARBLASTEUROPE

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tioniert. Außerdem gefällt mir die Tatsache, dass Kris [Coombs-Roberts, Gitarre] und ich die Lyrics gemeinsam geschrieben haben. Er war schon für den Text von „10:45 Amsterdam conversations“ auf unserer ersten EP verantwortlich, und es fühlte sich toll an, ihn dazu zu bringen, etwas für die neue Platte zu schreiben. Death comes to us all. Kris hat auch diesen Text geschrieben, ich habe die Worte lediglich meiner Melodie angepasst. Es ist ein sehr persönlicher Song für ihn. Er handelt von zwanghaftem Verhalten und dem Gefühl, keine Kontrolle zu haben. Wahrschein- lich mein Lieblingslied auf der Platte. Ich habe mich echt bemüht, einen -Vibe hinzukrie- gen, weil mich der Song etwas an sie erinnerte und sie meine Lieblingsband sind. Travelled. Der kürzeste Song des Album, und trotz- dem geht darin mehr ab als in den anderen. Die Gitarre in der Strophe erinnert mich ein bisschen an SNAPCASE und CAST IRON HIKE. Grey. Ich war ziemlich angepisst, als ich den Text für diesen Song schrieb, also benutzte ich viele Worte wie „betrayal“ oder „regret“. Ich liebe den Groove dieses Tracks. Er fühlt sich an, als könnte er dich zer- Foto: Robert Lawrence quetschen, wenn wir ihn live spielen. Sun-less. Es war schwierig, diesem Song irgendeine FUNERAL FOR A FRIEND Art von Struktur zu geben, aber schließlich führten MY TRACKLIST. Audiokommentare, die Schauspieler oder Regisseure für das Bonusmaterial einer uns die einzelnen Teile zu diesem Lied. Der Text han- DVD einsprechen, sind meist stinklangweilig. Wenn Musiker die Songs ihrer neuen Platte kommen- delt davon, nachts durch die Straßen meiner Hei- tieren, ist das dagegen oft sehr aufschlussreich – zumindest wenn der Verfasser FUNERAL FOR A matstadt zu spazieren – was ich oft gemacht habe, FRIEND-Sänger Matthew Davies-Kreye ist. wenn ich mit einem Jetlag vom Touren heimkam. Elements. Wer gehört hat, wie dieser Song Spine. Ein Lied über Schmerz, Verlust, Zweifel und abartig heißen Sommer in einem Van ohne Klima- ursprünglich klang, bevor wir ihn auseinanderge- darüber, sich nicht selbstsicher zu fühlen. Ein Lied anlage herumzureisen, der nur ein winziges Fenster nommen und wieder zusammengebaut haben, hätte mit vielen Fragen und keinen Antworten. Ich mag, wie zum Lüften hat. Wir haben Stunden darin verbracht, wohl nie gedacht, dass er es auf die Platte schaffen schnell der Song anfängt und wieder aufhört, das ist schwitzend, in unserer Unterwäsche. Man lernt sich würde. Rich [Boucher, Bass] schrieb die Musik, und es perfekt für einen Opener. wirklich gut kennen, wenn man den ganzen Tag gab diese schreckliche Funk-Basslinie, die niemand Conduit. Dieser Song fasst zusammen, wie es sich zusammen in Boxershorts herumsitzt, labert, Musik außer Rich mochte. Wir wollten den Song schon anfühlt, in dieser Band – oder ganz allgemein in hört und dabei zuschaut, wie die Welt am Fenster wegwerfen, haben es dann aber doch noch mal ver- einer Band – zu sein. Es ist kein „Schaut her, wie cool vorbeizieht. sucht. Letztendlich machte die unkonventionelle unser Leben ist“-Song und auch kein „Wow, in einer Best friends and hospital beds. Ein Song über das Struktur den Unterschied: zwei Strophen zusam- Band zu sein, ist hart, deswegen werde ich rumheulen Leben, den Tod und darüber, was es bedeutet, sein mengeklatscht, zwei Refrains, dann das Ende. Es hat und mich beschweren“-Song. Er handelt davon, wie Leben in vollen Zügen zu genießen. Die Idee dazu einfach funktioniert. unsere Musik über das hinausgeht, was fünf Typen in kam mir, kurz nachdem mein Großvater vor ein paar High castles. Dieser Song gab die Richtung für einem kleinen Proberaum machen, wie sie vollkom- Jahren starb. Es ist sozusagen eine kleine Ode an „Conduit“ vor. Es ist das Ergebnis davon, dass wir uns men Unbekannten etwas bedeutet, wie sie den Text sein Leben. die Platten anhörten, wegen denen wir damals eine genauso inbrünstig singen wie wir, weil sich der Song Nails. Was meiner Meinung nach bei diesem Song Band gründen wollten. Wir lieben STRIFE, SNAP- mit etwas in ihnen verbindet – mit ihrem Leben, am meisten heraussticht, ist der Teil genau vor dem CASE, BOYSETSFIRE, , OUTSPOKEN, ihrem Schmerz, ihrer Hoffnung, ihrer Liebe oder was Ende. Es ist mein „Neunziger-Roll-auf-dem-Boden- SHAI HULUD und so weiter und haben es irgendwie auch immer. Das ist etwas sehr Besonderes. herum-Emo“-Part, wie ich ihn gerne nenne. Er kocht geschafft, diese Einflüsse erneut in unseren Sound The distance. Vor ein paar Jahren wurden wir von über mit dem Gefühl, mit dem Plädoyer, jemand zu integrieren. So wurde die Band für uns wieder auf- darum gebeten, als Vorband bei ihrer möge zuhören und einem Beachtung schenken. regender als damals, als wir „Welcome Home Arma- Europatour mitzufahren, das war eine unwirkliche Wir waren alle ziemlich aus dem Häuschen, als wir geddon!“ aufnahmen. Das leitete ein neues Kapitel Erfahrung. Es ist der einzige Song, den ich jemals damit im Proberaum herumspielten. Es dauerte eine für FUNERAL FOR A FRIEND ein. darüber geschrieben habe, wie es ist, mitten in einem Weile, den Song in Form zu bringen, aber er funk- Matthew Davies-Kreye, FUNERAL FOR A FRIEND

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08-17Fuze38.indd 14 13.01.13 11:40 SCREAM YOUR NAME MY BIOGRAPHY. In der Biografie auf der Facebook-Seite von SCREAM YOUR NAME heißt es, die Schweizer hätten sich bei Elementen von Bands wie AS I LAY DYING, PAPA ROACH, und bedient – was uns prompt auf ein paar Fragen gebracht hat.

AS I LAY DYING sind zweifelsohne eine der wichtigsten Metalcore-Bands, aufgrund ihres christlichen Hintergrunds allerdings nicht ganz unumstrit- ten. Ist es euch wichtig, wofür eine Band steht, oder geht es in erster Linie um die Musik? Ganz klar um die Musik. Uns ist egal, ob eine Band christlich ist oder nicht. Jeder muss schließlich selbst wissen, woran er glauben will. Solange uns die Mucke anspricht und nicht der ganze Song nach einem Gebet klingt, ist doch alles super. PAPA ROACH als One-Hit-Wonder zu bezeichnen, wäre sicher nicht ganz fair, an den Erfolg von „Last resort“ konnte die Band allerdings nicht mehr wirklich anknüpfen. Was sind eure Ziele mit SCREAM YOUR NAME? Zunächst einmal: PAPA ROACH sind unserer Meinung nach eine geniale Band, die immer wieder extrem gute Alben abliefert – aktuell „The Connection“. Vielleicht sind sie nicht mehr in den Charts, trotzdem sind die meisten ihrer „neuen“ Songs besser als „Last resort“ und hätten es genauso verdient, ein Hit zu sein. Zu unseren Zie- len: Wir stecken diese immer sehr hoch, was heißt, dass das, was wir uns da wieder einreden, anfangs immer etwas unrealistisch scheint. Beispielsweise haben wir uns schon vor langer Zeit einen Plattenvertrag als Ziel vorgenommen, was uns nun gelungen ist. Sei es wegen der harten Arbeit oder auch bloß, weil man einmal den richtigen Typen angequatscht hat. Schlussendlich kommt wohl alles zusam- men, und im richtigen Moment braucht man die nötige Portion Glück. Im Moment setzen wir alles daran, aus der kleinen Schweiz rauszukommen. Das größte unse- rer Ziele ist es aber, die Musik und somit unsere Band zum Beruf zu machen. RISE AGAINST werden auch deshalb so gemocht, weil sie etwas zu sagen haben. Um welche Themen geht es in den Songs eures Debütalbums? Die Songs drehen sich um unseren Alltag, unsere Band, um Spiel und Spaß, um Liebe und somit um die Themen, die uns am meisten beschäftigen, belasten und faszi- nieren. Der Titeltrack „24/7“ handelt beispielsweise von unserer Band, der Musik und der Freundin, die nur schwer nachvollziehen kann, warum jemand so viel Zeit in etwas investiert, das aussieht wie ein kleiner Bubitraum. Also, liebe Freundin- nen und Freunde, hört euch den Song gut an, wenn euer Herzblatt dauernd nur im Proberaum rumsifft. IN FLAMES waren maßgeblich an der Entwicklung des melodischen Death Metal beteiligt, haben sich dann allerdings immer weiter von ihren Wurzeln entfernt. Wohin geht eure musikalische Reise und ist euch die Zughörig- keit zu einer bestimmten Szene wichtig? Gute Frage, schwer zu beantworten. Wohin uns diese Reise führt, wissen wir natürlich nicht, schließlich sind wir nicht die BACKSTREET BOYS. Klar, zu einer Szene zu gehören, ist wahrscheinlich nicht unwichtig. Wir sehen unsere Stärke allerdings darin, dass wir szenenübergreifend agieren können. Am meisten wird uns das immer wieder bei unseren Konzerten bewusst, wenn wir anschließend von Leuten hören, dass es ihnen gefallen habe, 24h obwohl sie normalerweise überhaupt nicht „solche“ Musik hören. Das stimmt uns jedenfalls optimistisch, aber vielleicht sind wir auch nur naiv, haha. Thomas Renz

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08-17Fuze38.indd 15 13.01.13 11:40 LIGHT THE FUZE NEAERA - live on tour 28/02 Bochum @ Matrix 01/03 Leipzig @ : 03/03 Berlin @ Magnet 07/03 Wiesbaden @ Schlachthof LABELMATES. Bands erleben oft die seltsamsten Dinge, wie die Antworten von BLODIG ALVOR und MAN THE MACHETES auf dieser Seite belegen. Auch 08/03 München @ Kranhalle dass sich die beiden norwegischen Bands auf Indie Recordings für diese Erkenntnis gegenseitig interviewen mussten, ist ja nicht gerade alltäglich.

„NEAERA sind mit „Ours Is The Storm“ endgültig ange- kommen. Und wie könnte man das besser feiern als Foto: Eirik Indergaard Foto: Frøydis Asp Ormåsen (froydisormasen.com) mit dem bisher besten BLODIG ALVOR interviewen MAN THE MACHETES interviewen Album der Karriere?“ MAN THE MACHETES BLODIG ALVOR OURS IS THE STORM Wie würdet ihr eure Musik jemandem beschreiben, der noch nie etwas von Wie würdet ihr sterben wollen – bei einem Flugzeugabsturz oder bei einem Das neue Album von Deutschlands Dampframme Nummer 1! euch gehört hat? Nun, wir mögen es irgendwie, verschiedene Dinge miteinander Fallschirmunfall? Das ist einfach. Bei einem Fallschirmunfall, weil wir dann noch Erh. ab 1. März als ltd. Digi-CD mit Bonus-DVD + 2 exkl. Bonustracks, zu vermischen – zum Beispiel eine poppige Melodie mit verzerrten Gitarren, hef- Fallschirmspringen könnten, bevor wir sterben. Das wollten wir schon immer mal reguläre CD und digitaler Download (itunes mit Bonustrack)! tigem Schlagzeug und geschrienen Vocals. machen. Exklusive EMP-Edition mit zusätzlichem Bonustrack! Jede Band hat eine innige Beziehung zu ihrem Bus beziehungsweise Auto. Würdet ihr euren Namen eher in BLOODY SERIOUSNESS oder BLODPIKK Shirtbundles erhältlich @ www.emp.de Hat euer Bus einen Namen? Und wie sieht er aus? Wir haben noch keinen [norwegisch für „Blutschwanz“, Anm. d. Red.] ändern? BLODPIKK! Dann www.facebook.com/neaeraoffi cial I http://metalblade.com/neaera eigenen Van, aber schon alle möglichen geliehen, unter anderem ein echtes könnten wir ein riesiges Backdrop aufhängen, mit einem gigantischen blutigen Wrack von Rent-A-Wreck – natürlich! –, bei dem die Windschutzscheibe kurz Schwanz darauf. vor dem Auseinanderbrechen war und der Motor sehr seltsame Geräusche Wer ist Mr. Molotow? In unseren Texten ist das ein Mann, der wütend auf die machte. Ein Wunder, dass wir überlebt haben. Welt ist und alles in seiner Macht stehende zu tun bereit ist, um der Gesellschaft Auf Tour passieren die komischsten Sachen. Was habt ihr schon so erlebt? Gerechtigkeit zu bringen – auch wenn seine Art, dies zu erreichen, brutal sein NIGHTFALL SHAI HULUD Wir fuhren auf der Autobahn, und derjenige von uns, der hinten in der Mitte saß, mag. Es ist außerdem der Spitzname unseres Sängers. musste pissen. Wir konnten aber nicht wirklich anhalten, und alles, was wir hat- Pyros oder Lasershow? Pyros, weil schon vor mehr als zwanzig REACH BEYOND ten, waren diese winzigen Kaffeebecher, die man an der Tankstelle bekommt. Die Jahren Laser hatten. CASSIOPEIA Unglücksraben, die neben ihm auf der Rückbank saßen, mussten also die vollge- Eine Frage an euren Gitarristen: Würdest du lieber Gitarre für Alexander THE SUN pissten Becher durch das Fenster ausschütten und sie ihm danach schnell wie- Rybak [ein weißrussisch-norwegischer Sänger, der 2009 den Eurovision Eingängige Düstermetal- der zur Verfügung stellen. Rückblickend betrachtet, hätte er auch direkt aus dem Song Contest gewann, Anm. d. Red.] spielen oder die Backing-Vocals bei “Das neue Album Hymnen voller Drive und Die US-Hardcorelegende ist im Vergleich Fenster pissen können, weil, ja, es ging etwas daneben. machen? Die Backing-Vocals bei BLACK SABBATH, weil sich Eleganz! Die griechischen zum Vorgänger um Gibt es irgendein Ritual, das ihr durchführt, bevor ihr auf die Bühne geht? mein Husten eh schon so anhört wie das Intro zu „Sweet leaf“. mit ihrem neuesten einiges zielstrebiger und direkter!“ Wir schreien so laut wie möglich „Hadouken!“ und umarmen uns. Echt macho- Was treibt euch an, in einer Band zu spielen? Wir lieben es echt, Konzerte Metalgötter mit einem Hammeralbum! mäßig. zu spielen, das ist also der Hauptgrund. Die Möglichkeit zu haben, die Musik, die spektakulären neuen Erh. als CD und digitaler Download! Was ist euer Lieblingsalbum des Jahres 2012? Viele tolle Bands haben letztes man liebt, vor Publikum aufzuführen, ist ein echtes Privileg, für das wir wirklich Album! Jahr Platten herausgebracht. Wir lieben die neuen Alben von DEFTONES, EVERY hart gearbeitet haben. www.facebook.com/shaihuludoffi cial www.facebook.com/nightfallgr Erh. als Digi-CD und www.metalblade.com/shaihulud TIME I DIE, und MESHUGGAH, aber auch das von BLOOD COM- Wir mögen euren Song „Vår resignasjon“ sehr, er reißt einem echt die Haut www.metalblade.com/nightfall digitaler Download! erhältlich ab 15. Februar! MAND. Es ist sehr melodisch und hat eine schön poppige Atmosphäre. von der Bratwurst. Wie seid ihr auf das Riff und die Melodie gekommen? „Faszinierender, vor Kreativität nur so strotzender SHAI HULUD - live with PROPAGANDHI: Was war euer schlechtester Auftritt? Wahrscheinlich der im Rockheim- Unser Sänger hat mit ein paar Akkorden herumgespielt, so entstand die Struktur Mix aus Doom-, Death- und Heavy Metal!“ Museum vor zwei Leuten, wobei einer der Tonmann war. Wir hatten den besten des Songs. Am Tag danach probten wir, nach einer Stunde war alles erledigt. Wie- 12/04 Berlin @ SO35 I 13/04 Hamburg @ Grünspan I 21/04 Köln @ Essigfabrik I 23/04 München @ Backstage I 24/04 Zürich @ Komplex I 25/04 Wien @ Arena I 27/04 Stuttgart @ LKA Sound aller Zeiten, eine riesige Bühne, kamen uns aber echt dämlich vor. der einen Tag später schrieben wir den Text – in der Mittagspause. Das war’s. Es Und was war eure beste Show? Vielleicht die beim Pstereo Festival 2011. Es war der letzte Song, den wir für die Platte geschrieben haben, er fiel uns von allen kamen viele Leute, und die Stimmung war toll. Christopher, unser Sänger, surfte am leichtesten und ist der, mit dem wir am zufriedensten sind. buchstäblich über das Publikum. Was ist euer bester SPINAL TAP-Moment? Wir spielten in diesem Laden, und Jeder mag ein paar Bands, für die man sich eigentlich schämt. Welche hört vom Backstage-Bereich hatte man über eine kleine Luke Zugang zum Dach. ihr, wenn ihr zu Shows fahrt? Tom Jones und Rihanna. Dreißig Minuten vor unserem Auftritt gingen wir rauf, um ein bisschen frische Viele Bands haben einen seltsamen Sinn für Humor. Über welche komi- Luft zu schnappen, ohne zu wissen, dass die Luke nur von innen geöffnet wer- schen Themen oder Witze wird bei euch oft diskutiert? Über Mortens unkon- den konnte, nachdem sie einmal geschlossen wurde. Wir saßen lange dort oben ventionelle Rezepte. Sein Lieblingsweihnachtsessen ist „Truthahn im Schokola- fest und wurden erst zwei Minuten, bevor wir spielen sollten, von einem zufäl- denmantel, gefüllt mit Käse“. Ich zitiere: „Es geht darum, aus Zutaten, die man nie lig vorbeikommenden Typen reingelassen. Als wir endlich auf der Bühne stan- vermischen wurde, etwas Neues und Aufregendes zu machen.“ Letztendlich geht den, fiel der Strom aus. aber nichts über kranke Pornovideos. Irgendwelche anderen grotesken Backstage-Storys? Während eines Solos Habt ihr Tattoos? Wie sehen sie aus und wofür stehen sie? Erlend hat ein begann unser Gitarrist so stark zu bluten, dass wir seine Hand mit Panzerband AEON TBDM BOLT HAIL paar, Chris auch. Erlend findet einfach, dass sie cool aussehen, es stecken also verbinden mussten, um das Konzert zu Ende spielen zu können. Nach dem Auf- keine tränenreichen Geschichten dahinter. tritt wrang er seine Hand in ein Glas Wasser aus, um die Wunde zu reinigen. Ein AEONS BLACK NOCTURNAL THROWER OF BULLETS Wessen Fürze stinken am meisten? Das hängt von der Tagesform ab. Manch- paar Dutzend Biere später trank er es aus Versehen. Vinyl - limitiert auf 500 Ex.! Vinyl - limitiert auf 500 Ex.! erhältlich ab 18. Januar! erhältlich ab 18. Januar! THOSE ONCE LOYAL OF FROST AND WAR mal ist es aber schlimmer als Atommüll. Habt ihr Jesus aufgegeben? Die einzige Möglichkeit, wie wir jemals religiös wer- Picture Disc - limitiert auf 500 Ex.! limitiert auf 500 Ex.! Wenn ihr vor einer der folgenden Bands auftreten müsstet, welche würdet den könnten, wäre, wenn Justin Hawkins [der Sänger von THE DARKNESS, Anm. d. erhältlich ab 01. Februar! erhältlich ab 01. Februar! ihr wählen: JONAS BROTHERS, NICKELBACK oder LIMP BIZKIT? LIMP BIZKIT! Red.] Gott werden würde und das einzige erlaubte Kirchenlied „I believe in a thing Wir lieben es, wie Fred Durst rappt, mit seiner supercoolen Falsettstimme. called love“ wäre. www.metalblade.de www.metalblade.tv http://twitter.com/mbeurope -|- www.facebook.com/metalbladeeurope

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08-17Fuze38.indd 17 13.01.13 11:41 HATEBREED Foto: Elena Cabitza DIE FORMEL DES ERFOLGS. Die Millionengrenze an verkauften Platten haben HATEBREED mit ihren ersten fünf Alben längst geknackt. Ihr neues Werk „The Divinity Of Purpose“ wird den Erfolgsrausch zweifellos fortsetzen. Denn niemand stagniert so bravourös wie die Hardcore-Band um Shouter .

Es ist Interviewtag. Jamey Jasta ist in Deutsch- geblieben, dass die Leute die Platte einlegen und der ganzen Welt. ,Supremacy‘ ist unser meist- land und stellt sich den Fragen der Musikpresse. denken: ,Ja, das sind HATEBREED.‘ Und ich halte verkauftes Album in Deutschland, Kanada und Ein Interview nach dem anderen, von mor- das für eine gute Sache.“ Japan; ,The Rise Of Brutality‘ in Großbritannien gens bis in den späten Abend, dazwischen nur und ,Perseverance‘ in den USA.“ knapp bemessene Pausen. Unser Termin ist der Es war Noel Gallagher, der vor einigen Jahren den letzte des Tages. Wird er müde sein? Vorformu- versammelten Medienvertretern erklärte, dass Da ist sie wieder, die Formel. Sie ist der Grund, lierte Antworten abspulen? Das Gespräch vor- er ihnen eine riesige Story über die Bedeutung warum Jamey Jasta im Zweifelsfall lieber andere zeitig abwürgen? Selbstverständlich nicht, denn und Tiefe des neuen OASIS-Albums auftischen Bands gründet, statt untypische Songideen Jasta ist nicht nur ein ausgesprochen freund- könnte – dabei sei es einfach nur dieselbe Platte bei HATEBREED auszuleben. Neben KINGDOM licher und enthusiastischer Gesprächspartner, wie ihre letzte. Jamey Jasta formuliert es weni- OF SORROW und ICEPICK veröffentlichte er sondern auch ein Profi . Er kennt das Geschäft ger offensiv – dass HATEBREED jedoch einen seine wohl melodischsten Songs im letzten Jahr lange genug und weiß, wie man eine neue Platte genauen Fahrplan haben, versucht er gar nicht mit dem Soloprojekt JASTA. Doch was bedeu- anpreist: „Wir wollten einfach nur ein besse- erst, wegzureden: „,The Divinity Of Purpose‘ tet der feste Plan für seine Hauptband? Profi - res Album machen als unser letztes. Viele Songs klingt moderner. Wir haben Dinge ausprobiert, tieren HATEBREED von der Routine? „Auf jeden sind sehr positiv und folgen dem PMA-Gedan- an die wir vorher noch nie gedacht haben, zum Fall. Die Band war für uns gerade in den letzten ken, aber natürlich gibt es auch wieder Stü- Beispiel bei den Basslinien. Kleine Dinge, die den zehn Jahren eine Konstante. Jede der großarti- cke, die voller Frust, Wut und Brutalität sind. Ich Songs eine gewisse Dynamik verleihen. Letzt- gen Möglichkeiten, die wir in dieser Zeit wahr- glaube, dass wir eine gute Balance gefunden endlich haben wir uns aber vor allem auf unsere nehmen konnten, haben wir nur bekommen, weil haben. Unsere Band wächst immer noch, aber Stärken konzentriert. Wir können harte, eingän- wir immer wir selbst geblieben sind. Ich glaube es ist auch bei ,The Divinity Of Purpose‘ dabei gige Songs schreiben, die das Publikum völlig daran, dass Menschen dich immer wahrneh- zum Ausrasten bringen. Um ein paar neue Ideen men werden, wenn du etwas von Herzen gerne PMA steht für den Lebensstil der Positive Mental Attitude einfl ießen zu lassen, müssen wir nicht unbedingt machst. Wenn es echt ist, wird die Welt das spü- und ist nach wie vor für viele Hardcore-Bands eine wich- raus aus unserer Komfortzone, es muss ein- ren. Wir mussten uns zu nichts zwingen.“ tige Inspiration beim Schreiben der Texte. Häufi g wird fach nur passen.“ Und wenn sich die Band in die- PMA in einem Atemzug mit der Straight-Edge-Bewe- ser Komfortzone wohl fühlt, sind auch die Fans Doch bis dahin war es ein langer Weg. Das Debüt- gung genannt, Bands wie HATEBREED beweisen, dass zufrieden: „Die Formel funktioniert einfach auf album „Satisfaction Is The Death Of Desire“ hat diese Begriffl ichkeiten nicht immer untrennbar miteinan- der verbunden sind.

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18-19Fuze38.indd 18 13.01.13 11:38 Als Band von der Größe HATEBREEDs ergibt sich dann und wann die Möglichkeit, Orte zu bespielen, die für nor- Viele Angebote haben Jamey Jasta und seine Band über malsterbliche Hardcore-Bands nur schwer erreichbar die Jahre bekommen, mal mehr, mal weniger unmorali- sind. Zum Beispiel JAKARTA, INDONESIEN. Jamey Jasta: sche. Um ihre Entscheidungen zu untermauern, stellten Jamey Jasta spricht häufi g von Verkaufszah- „Es war unglaublich. Es ist ein muslimisches Land, und die sie sich immer die Frage: WAS WÜRDEN SLAYER TUN? len und dem Gewinnen und Verlieren von Geld amerikanischen Medien stilisieren es zu einer Art Kriegs- „,Wollt ihr nicht auf diesen Soundtrack? Wollt ihr nicht – eigentlich ein Unding in der DIY-Romantik der zone. Doch an diesen Orten kann man fühlen, dass Musik auf dieses Cover? Wollt ihr nicht irgendwas mit ausge- Hardcore-Szene. Doch es erfordert nicht viel Menschen zusammenbringt, egal, welche Farbe ihre Haut stopften Tieren machen?‘ Unsere Antwort war immer die- Vorstellungskraft, sich auszumalen, wie schwer hat, welchen Gott sie anbeten oder wie ihre Grenzen ver- selbe: ,SLAYER machen das nicht. Warum sollten wir?‘ Wir es einem selbst fi ele, die Männer mit den gro- laufen. Die Reaktion auf die Musik ist doch im Prinzip wollen uns auf nichts Albernes einlassen, weil wir unsere ßen Geldkoffern einfach wieder wegzuschicken. überall gleich, egal, ob in New York, Moskau oder Jakarta: Musik nun einmal sehr ernst nehmen.“ Es wird gemosht, gebangt und mitgesungen.“ HATEBREED sind jedenfalls froh, dass sie zu der Zeit eher einen Deal zu viel als zu wenig ausge- bereits gute fünfzehn Jahre auf dem Buckel. So schlagen haben: „Manchmal frage ich mich, wie mäßigeren Touren auch noch in anderen Bands abgeklärt HATEBREED heute wirken mögen, alles gelaufen wäre, wenn wir uns bei der ersten zu spielen. Kann das nur funktionieren, wenn auch sie haben die Ochsentour über die kleins- Gelegenheit für das Geld entschieden hätten. Es man einfach gerne im Bus lebt? „Natürlich ist ten Kaschemmen hinter sich gebracht, haben war klar, dass wir unseren Sound hätten ändern es auch zu Hause schön. Meine Tochter ist jetzt von Handschlagdeals gelebt und auf kalten Fuß- müssen. Bands wie SLIPKNOT oder AVENGED im Teenageralter. Es ist für uns alle ein Segen, böden geschlafen. Jasta blickt nicht ohne Stolz SEVENFOLD hatten eine Menge cleanen Gesang, unsere Familien öfter sehen zu können. Ein gro- auf die Anfänge zurück. „Damals gab es einfach und uns wurde klar gesagt, dass wir das auch ßer Fortschritt ist, dass wir nicht mehr so hart noch weniger Bands, die in irgendeiner Weise machen sollten. Aber darum geht es uns nun mal touren wie früher, dafür geschickter“, sagt Jasta vergleichbar waren. Wir wussten nicht, was auf nicht, unsere Musik lebt nicht von dieser Art von und spezifi ziert diese Aussage umgehend: „Frü- uns zukommt. Klar gab es große Rockbands, Emotionalität. Gerade zu ,Supremacy‘-Zeiten her spielten wir alle Shows, die wir kriegen konn- aber wir waren uns sicher, dass wir niemals so ging das los – als wir mit unseren Zwei-Minuten- ten, auch wenn wir am Ende draufzahlen muss- erfolgreich werden würden, also haben wir gar Hardcore-Songs Mainstage-Konzerte mit Ozzy ten. Es gab zum Beispiel eine UK-Tour, die vor nicht erst angefangen, uns mit anderen zu ver- Osbourne und SYSTEM OF A DOWN spielten. Es allem dadurch entstand, dass wir immer wie- gleichen. Heute haben wir teilweise das Zehnfa- ist ein tolles Gefühl, ohne Kompromisse so viel der Nachrichten von den dortigen Fans beka- che an Platten verkauft als die Bands, zu denen erreicht zu haben.“ men. Also haben wir Konzerte in kleinen Städten wir aufgeschaut haben. Irgendwann wurden die gespielt, in , in Colchester, es lief super. Anfragen mehr, es kamen Majorlabels und große Es ließe sich hervorragend darüber streiten, was Aber die Tour hat uns eine Menge Geld gekos- Musikmagazine, die uns auf den Titel nehmen in diesem Fall unter einem Kompromiss zu ver- tet. Heute versuchen wir zum Beispiel, die Fes- wollten. Wir sagten in der Regel ab. Wir woll- stehen ist. Allein ein Plattenvertrag könnte ja tivals großfl ächig abzudecken. Zwischen den ten weder auf Soundtracks zu hören sein noch schon als ein solcher gesehen werden, ein enorm Wochenenden fl iegen wir dann nach Hause. Das in bescheuerten Klamotten für irgendwelche wichtiger noch dazu. Laut Jamey Jasta waren ist natürlich anstrengend, aber die Zeit mit unse- Coverfotos posieren.“ HATEBREED in manchen Situationen ein wenig ren Familien ist es auf jeden Fall wert.“ zu schnell mit ihren Urteilen, doch eine klare Welcher Hardcore-Musiker rechnet auch damit, Grenzlinie war jederzeit vorhanden: „Wir haben Würde man mit Jamey Jasta über das Touren jemals mit solchen Fragen konfrontiert zu wer- uns ein paar Optionen verbaut, weil wir zu stur reden, ohne seine Musik zu kennen, käme man den? Kommt es dann doch soweit, ist Integri- waren. Heute würden wir manche Dinge anders vermutlich nie auf den Gedanken, dass man tät gefragt. „Es gab ein paar Jahre, in denen wir angehen, schließlich sind wir älter und rei- es mit einer Hardcore-Band zu tun hat. HATE- ständig aufpassen mussten, dass wir uns selbst fer geworden“, fl oskelt er, „aber es ist schön zu BREED haben alle Möglichkeiten und Probleme, treu bleiben. Ich glaube, einige Menschen hätten sehen, dass wir dann und wann noch die Gele- die Superstars nun einmal haben. Das Schöne mehr Respekt vor uns, wenn sie wüssten, welche genheit bekommen, Dinge nachzuholen. Denn daran ist: Selbst wenn sie sich inzwischen enorm Angebote wir hinter den Kulissen ausgeschlagen jede Medaille hat zwei Seiten. Natürlich können gut zu vermarkten wissen, treten sie Abend für haben. Wir haben eine Menge durchgemacht und wir alle Angebote ablehnen, aber irgendwann Abend auf der Bühne den Beweis an, dass sie standen stark unter Druck, auch wenn wir damit kommt die Frage auf, ob wir Angst vor Verände- noch immer für diese Band leben und ihre helle nie hausieren gegangen sind“, erklärt Jasta und rung haben oder nur aus Prinzip dagegen sind. Freude daran haben, dem sorgsam erspielten gibt gleich ein Beispiel: „Während der Arbeit an Wenn ich allerdings gefragt werde, ob ich nicht Fanblock genau das zu geben, was er will. Zum ,The Rise Of Brutality‘ wurde mehr oder weniger mit halbnackten Frauen und einem Haufen Geld- Beispiel Songs wie jeder einzelne auf „The Divi- unser ganzes Label gefeuert, und wir haben das scheinen im Whirlpool posieren will, muss ich nity Of Purpose“. HATEBREED laufen wie eine Ding in Eigenregie durchgezogen. Nach Situa- nicht groß nachdenken. Ich glaube, das Maga- gut geölte Maschine, zuverlässig und mit hoher tionen wie diesen haben sich andere Bands zin, das diese Idee hatte, existiert inzwischen Drehzahl. Denn sie sind Profi s. Und ihre Formel schon aufgelöst. Mit der Hilfe von einigen Freun- nicht mehr“, brummt Jasta durch das Telefon, geht auf. den aus unserem Umfeld haben wir es irgend- und man kann förmlich hören, wie er dabei den Benedikt Ernst wie geschafft, dieses schnelle, rohe Hardcore- Kopf schüttelt. Album zu Ende zu bringen. Dass davon 300.000 HATEBREED Kopien verkauft wurden, war eine große Genug- Im Grunde stellt sich am Ende nur noch die Frage, The Divinity Of Purpose tuung, gerade weil ,Perseverance‘ damals noch wie zum Henker HATEBREED es fertigbekommen, (/Warner) keine zwölf Monate zurücklag.“ neben regelmäßigen Releases und noch regel- hatebreed.com

First album - 15 songs authentic - honest - DIY

OUT FEBRUARY 1ST

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18-19Fuze38.indd 19 13.01.13 11:38 NEAERA Foto: Lena Stahl DER ALTE MANN UND DIE SZENE. Benny Hilleke ist natürlich alles, nur nicht alt. Mit Anfang dreißig befindet er sich sozu- sagen in der Blüte seines Lebens. Trotzdem mussten sowohl der Sänger von NEAERA als auch der Verfasser dieses Artikels im Laufe des Inter- views immer wieder feststellen, dass sie ziemlich alt geworden sind. Eine Rekapitulation eines sehr unterhaltsamen Gesprächs mit dem nettes- ten Kerl der Welt – soweit es dem greisen Autor im Gedächtnis geblieben ist.

Ihr habt eure Alben immer in relativ kurzen eine geile Sache, wenn man von der Musik leben mich fühle, wenn ich mich als fast 31-Jähriger mit Abständen veröffentlicht. Vor „Ours Is The kann, aber man lebt ja nicht in Saus und Braus. einem Fünfzehnjährigen unterhalte? Ich mache Storm“ war es jedoch ziemlich ruhig um euch. Ich erinnere mich an ein Interview, in dem mich das gerne, aber da merkt man erst, wie alt man Habt ihr euch bewusst eine Auszeit gegönnt? jemand gefragt hat, wie ich denn jetzt das Geld geworden ist. Das war keine bewusste Entscheidung. „Forging von unserem Plattenvertrag investieren würde – Findest du überhaupt noch Gesprächsthe- The Eclipse“ kam 2010 raus, danach haben wir Immobilien oder so etwas? Das ist eine Vorstel- men, über die du dich mit so jungen Hüpfern viel getourt und waren unter anderem mit CALI- lung, die ist in manchen Köpfen noch drin, aber unterhalten kannst? BAN unterwegs. Aber wie das immer so ist: Wenn sie trifft einfach nicht zu. Man kann die Rechnun- Früher hatte ich den totalen Überblick darü- du zu viel spielst, gehst du den Leuten irgend- gen, die so anfallen, bezahlen, hat etwas auf dem ber, was neu und angesagt ist. Wenn ich heute wann auf den Sack. Dieses Wochenende da, das Teller, aber nicht viel darüber hinaus. mal bei Impericon schaue, kenne ich so gut wie nächste zwanzig Kilometer weiter. Die Bands in Gibt es für dich eine Grenze, wo du sagst: keine Band mehr, obwohl sich deren Kollektio- Amiland starten dagegen an der Westküste und Jetzt ist Schluss, ich werde zum Spießbürger? nen wahrscheinlich achtmal so gut verkaufen sind ein halbes Jahr später immer noch nicht fer- Man denkt mittlerweile schon anders darü- wie unsere. Dass wir so lange überlebt haben, ist tig. Darüber hinaus hatte sich die Möglichkeit ber als vor zehn Jahren. Ich mache das jetzt ja auf der einen Seite ein bisschen erschreckend, ergeben, dass ich an einer Schule in Berlin arbei- schon ziemlich lange. Das bekommt man selbst auf der anderen ist es ganz cool, dass man noch ten konnte. Wir haben zu der Zeit auf dem Nova- aber gar nicht so mit. Und dann schaut man den Nerv der Kids trifft. Ich habe früher immer Rock-Festival gespielt, und ich wollte unbedingt auf ein altes Poster von der ersten oder zwei- gedacht, ich wäre aufgeschlossen, aber wenn noch sehen. Ich habe es bis zum ten Tour und denkt sich: „Scheiße, bist du alt!“ ich heute eine neue Band sehe, denke ich mir Letzten hinausgezögert, zwei Songs gesehen Ich habe im Februar die Dreißig überschritten. manchmal: „Wer hört sich den Kack an?“ Und und bin dann abgehauen und mit dem Privatauto Das ist ja so die Grenze, die einem immer einge- dann erfährst du, dass die ganze Hallen vollma- nach Berlin gedüst, habe mich fünfzehn Minuten trichtert wird. Wo sind die Kinder, wo ist der Ehe- chen. hingelegt und bin zur Arbeit. Ein Mal ging das, ring? In meinem Umfeld, das nichts mit Musik zu Seien wir ehrlich, Benny, du bist ein alter aber man merkt schnell, dass sich das extrem tun hat, sind jetzt schon die ersten fertigen Leh- Mann geworden. Wie konnte die Zeit nur so schlecht kombinieren lässt. Ich arbeite da inzwi- rer, es werden Familien gegründet. Noch finde schnell vergehen? schen auch nicht mehr, habe den Vertrag aus- ich es cool, kein Schema-F-Leben zu führen, Es ist erschreckend. Links und rechts zieht alles laufen lassen und konzentriere mich erst einmal aber ganz ehrlich: In zehn Jahren sehe ich mich an dir vorbei, und du denkst dir: „Ich bin doch voll auf das neue Album und die Band. nicht mehr auf der Bühne. Ich freue mich natür- immer noch achtzehn.“ Man sieht auf einmal Wie lange willst du dein Geld noch mit Krach lich, wenn fünfzehnjährige Kids zu uns kommen. nicht mehr so frisch aus morgens. Ich habe mich verdienen? Die Leute, die jetzt dreißig oder vierzig und mit letztens sogar dabei erwischt, wie ich im Dro- Es ist schon ein Risiko. Aber es ist nicht so, dass uns aufgewachsen sind, gehen eben nicht mehr geriemarkt zur Antifaltencreme gegriffen habe. wir uns alle darauf verlassen würden. Jeder hat so häufig auf Konzerte. Ich bin schon froh, dass Was ist nur mit uns passiert? So weit ist es schon, eine Ausbildung oder ein Studium gemacht noch niemand sagt: „Schau mal, die Opis auf der haha. Die Bands, mit denen ich aufgewachsen – oder ist wie ich noch an der Uni. Deswe- Bühne.“ Dazu möchte ich es auch gar nicht kom- bin, gibt es zum Glück aber alle noch, man wird gen glaube ich, dass niemand zugrunde gehen men lassen. Man muss echt schauen, dass man also zusammen älter. Dann merkt man das nicht würde, wenn das hier nicht klappt. Es ist natürlich den Absprung schafft. Was meinst du, wie ich so, man ist in dieser Kapsel drin.

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20-21Fuze38.indd 20 13.01.13 11:38 „Ich war schon immer ein großer Fan von BOYSETSFIRE und froh, wenn wir auf einem Festival mit ihnen gespielt haben. Dadurch habe ich dann auch Nathan kennen Sind auf „Ours Is The Storm“ immer noch die Basis. Zum Beispiel habe ich ein paar Songs bei gelernt. Er ist ein super sympathischer Kerl mit einem gleichen NEAERA zu hören oder seid ihr einen Ali eingespielt und auf einmal gar nichts mehr unfassbaren Charisma. Irgendwann habe ich ihn gefragt, neuen Weg gegangen? gebacken bekommen. Ali meinte: „Kein Problem, ob er nicht Bock hätte, bei einen Song von uns zu singen, Ja, pass auf, aus promotechnischer Sicht muss mach’ dir keinen Stress.“ Er hat mich dann mit und er hat ultraschnell geantwortet. Das ist natürlich ein ich natürlich Folgendes ablassen: Das ist das einem Mikro ausgestattet, und ich konnte von zu Lebenstraum. Immer wenn ich mit ihm quatsche, verfalle Beste, was wir bisher gemacht haben. Alles Vor- Hause aus arbeiten. Es ist alles entspannter mit ich in die Fanrolle. Das ist wirklich eine Band, mit der ich hergehende kannst du in die Tonne kloppen. Wir ihm. Außerdem hat Ali einfach Ahnung von sei- immer noch sehr viel verbinde, und jetzt ist ihr Sänger auf unserem Album zu hören. Verrückt.“ Benny Hilleke zum haben uns tierisch weiterentwickelt, bla, bla, bla, nem Job. GASTAUFTRITT VON NATHAN GRAY. haha. Bereut ihr manchmal die Entscheidung, euch Gekauft, das drucken wir so. Danke für das spätestens mit „Armamentarium“ weiter- Interview! entwickelt zu haben? Ein Breakdown hier, core-Ecke. Es waren immer kleine Clubs, die Nein, im Ernst, leider kann ich dir noch nicht Engelsgesang dort, und schon klappt es mit immer voll waren und in denen es drunter und mehr dazu sagen. Ich habe das Album nämlich den Kids. Warum sich das Leben also selbst drüber ging. Jedem wurde aufgeholfen, wenn es noch gar nicht gehört, haha. Also die fi nale Ver- schwer machen? ihn hingehauen hat. Das war immer eine riesige sion. Ich weiß schon, was wir die letzten Mona- Ich bin schon froh, dass wir eine gewisse Ent- Party, und man ist verschwitzt und heiser raus ten gemacht haben. Aber vielleicht haben sie ja wicklung geschafft haben. Bei unseren Konzer- und war froh, ein paar Songtexte mitgebrüllt zu heimlich den Sänger ersetzt oder so, haha. Als ten fi nde ich die Mischung der Leute ziemlich haben. Es wurde uns ja schon immer vorgehal- die Songs geschrieben wurden, habe ich mich cool. Diese Karate-Kids, gibt es die eigentlich ten, dass wir mit „Armamentarium“ einen ande- wirklich mal wieder auf das Studio gefreut. Ich noch? Also die kommen auf jeden Fall nicht zu ren Weg eingeschlagen hätten. Ich habe das nie bin ja kein Fan vom Studio. Du kommst rein und uns, die fi nden uns komplett scheiße, haha. Dar- so empfunden. Bei „Omnicide“ konnte ich das musst funktionieren, egal, wie cool die Atmo, über bin ich aber auch froh. Die Diskussion gibt eher nachvollziehen. Im Nachhinein bin ich aber egal, wie cool der Produzent ist. Das ist schon es ja schon seit Jahren, aber ich fi nde es einfach froh, so ein Album gemacht zu haben, weil wir mal immer scheiße. Wenn eine Gitarre ver- affi g, meinem Nachbarn auf die Fresse zu hauen, damit Aufmerksamkeit von Leuten bekommen stimmt ist – egal, stimmt man sie halt nach. Aber obwohl der einfach nur zuhören will. Wenn da haben, die uns in der Metalcore/Breakdown- Einsingen ist immer so eine Sache ... Eine Text- zehn Jungs untereinander ihre Moves machen, Schublade abgelegt hatten. Ich bin ein Freund zeile musst du dann zwanzig Mal einbrüllen, bis ist das in Ordnung, aber bitte nicht andere rein- davon, dass die Melodie im Kopf bleibt. Mit „Ours es passt. Aber diesmal habe ich mich echt darauf ziehen. Wir haben weniger von den Hardcore- Is The Storm“ haben wir diese Richtung noch gefreut, irgendwie. Ali [Alexander Dietz, Gitarrist Fans, die wir früher hatten, da war es noch deutlicher eingeschlagen. bei HEAVEN SHALL BURN] hat größtenteils die halbe-halbe. Wir sprechen jetzt auch keine Old- Frank Engelhardt Produktion gemacht, Tue Madsen das Mastering School-Metalkutten-Leute an, aber so das Zwi- und Mixing übernommen. Das ist ja bestimmt schending. Anhand der Leute, die uns anschei- NEAERA schon das dritte oder vierte Album, das wir mit nend gut fi nden, kann ich sagen, dass das genau Ours Is The Storm ihm machen. Natürlich bekommt er sein Geld die Leute sind, die ich immer schon ansprechen (Metal Blade/Sony) von uns, aber es läuft schon auf einer anderen wollte. Ich komme ja selbst mehr aus der Hard- neaera.com

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20-21Fuze38.indd 21 13.01.13 11:38 CULT OF LUNA Foto: Victor Olausson KONFRONTATION STATT KAPITULATION. Fritz Langs „Metropolis“ gilt über achtzig Jahre nach seinem Erscheinen als eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte. Die dystopische Zukunftsvision erzählt in kargen Schwarz/Weiß-Bildern die Geschichte einer dekadenten Gesellschaft, die auf der Ausbeutung der unteren Klasse fußt. Die beeindruckende Ästhetik des Stummfilms inspirierte Gitar- rist und Sänger Johannes Persson und seine Band CULT OF LUNA zu ihrem neuen Album „Vertikal“. Neben dessen Veröffentlichung und einer ausgedehnten Europatour steht dem schwedischen Septett aber noch ein weiteres Großereignis ins Haus: der fünfzehnte Geburtstag.

So ein Jubiläum bietet Anlass zum Resümee. einflussreiche Institution. Ihr werdet oft als sind, wird es schon gut sein. Andererseits ist es Was waren die besten Momente mit CULT OF Referenz genannt. aber auch unser sechstes Studioalbum, nicht LUNA? Das ist wirklich verrückt. Ich weiß noch, wie viele Bands bringen so viele Platten heraus. Ent- Ein herausstechendes Ereignis gab es nicht wirk- es war, als ich selbst das erste Mal die Men- weder eine Band erfindet sich neu oder sie wird lich, es war eine einzige große Reise. Etwas schen traf, zu denen ich damals aufschaute. Und öde und wiederholt sich. Auch wenn es nicht an zum ersten Mal zu tun, ist immer das Beste. Wie eigentlich bin ich immer noch irgendein Kid, das mir liegt, das zu beurteilen: Ich denke, dass wir unsere erste Europatour 2002 und die in den Bands wie UNBROKEN bewundert. Aber nun ist bisher in keine dieser Kategorien fallen. Wir ent- USA mit MASTODON. Worauf ich sehr stolz bin, es umgekehrt und – ohne dumm klingen zu wol- wickeln uns mit jeder Platte weiter. ist sicherlich, dass wir uns die ganze Zeit über len – man gewöhnt sich daran. Alles im Leben Das scheint dir sehr wichtig zu sein und klingt verbessert haben. Nach dem letzten iTunes- einer Band ist ein fortlaufender Prozess, und fast ein wenig perfektionistisch. Update bin ich mal unseren Backkatalog durch- irgendwann kommt der Punkt, an dem einem Ich bin kein Perfektionist in der Hinsicht, dass gegangen. Unsere erste Show haben wir 1998 klar wird, dass man in dieser Position ist, selbst alles perfekt zu klingen hat. Es geht nicht darum, aufgenommen, das war ... interessant, haha. wenn es mir bis heute nicht wirklich angenehm dass jeder Gitarrenanschlag formvollendet Aber daran wird deutlich, wo wir herkommen und ist. Das mag sich widersprüchlich anhören, denn gelingt. Wenn es aber darum geht, meine Idee was wir in der Zwischenzeit alles erreicht haben. schließlich musst du schon exhibitionistisch ver- von einem Song zu verwirklichen, dann ja, dann Mit vielen Leuten von damals habt ihr noch anlagt sein, wenn du mit deiner Band ständig bin ich ein Perfektionist. Das endet dann natür- zu tun. Aber wie ist es, die Unterstützer und auf der Bühne stehst. Obwohl ich wirklich sozial lich auch mal in Streit und Diskussionen. Ich Helden von damals zu überleben? Aaron Tur- veranlagt bin, sind mir Situationen, in denen ich glaube aber nicht an Totalitarismus, wenn es um ner, der auf Hydra Head eine eurer ersten EPs das Gefühl habe, dass jemand zu mir aufschaut, das Songwriting geht. Ich komme zwar meistens veröffentlicht hat, gab vor Kurzem das Ende unangenehm. mit den grundlegenden Ideen an, aber ich kann seines Labels bekannt. Wie ist das, wenn ihr euch an ein neues Album mich darauf verlassen, dass die anderen in der Das ist natürlich jammerschade. Damals, als ich macht? Je höher die Begeisterung, desto grö- Band ihren Teil zum fertigen Stück beitragen – in fünfzehn, sechzehn Jahre alt war, entdeckte ich ßer die Erwartungen. Setzt euch das nicht einer Art und Weise, wie ich es nie könnte. all diese Bands aus den USA, BOTCH oder COA- unter Druck? Trotzdem habt ihr für die Fertigstellung von LESCE. Sie klangen wie nichts, was ich je zuvor Eigentlich nicht. Als Songwriter stelle ich hohe „Vertikal“ fünf Jahre gebraucht. gehört hatte, und hatten einen ungeheuren Ein- Ansprüche an mich selbst. Solange ich glücklich Das ist nicht ganz richtig. Vor fünf Jahren kam fluss auf mich und mein Songwriting. All diese mit dem bin, was wir machen, reicht mir das. Wir unser letztes Album heraus. Drei Jahre Arbeit Bands veröffentlichten damals auf Hydra Head. haben erst kürzlich in der Band darüber gespro- stecken aber schon in „Vertikal“, das ist ebenfalls Deshalb ist es natürlich wahnsinnig traurig, wenn chen. Wir sind schon so lange dabei, haben viele eine lange Zeit. Es begann mit der Überlegung, in es die Leute dahinter nicht mehr schaffen. Vor Alben veröffentlicht, und es kam immer gut an. welche Richtung wir gehen wollten. Also schrie- allem für jemanden wie mich, der aus nostalgi- Wir müssen lernen, unseren Urteilen zu ver- ben wir ein Manifest: Wo waren wir bereits, wo schen Gründen so sehr an dem Label hängt. trauen. Wenn wir etwas für gelungen halten und stehen wir im Moment, wo wollen wir mit unse- Mittlerweile ist deine Band ebenfalls eine die Leute für gewöhnlich derselben Meinung rer Musik noch hin? Um abstrakte Diskussionen

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22-23Fuze38.indd 22 13.01.13 11:35 Die Story des Films ist schnell erzählt: Joh herrscht über METROPOLIS, unter deren Oberfl äche sich die untere zu vermeiden, wurden wir sehr konkret: Wir woll- lenz ein wichtiges Thema des Films ist. Hältst Klasse abschuftet. Johs Sohn Freder verliebt sich in ten nach all dieser Zeit auf dem Land in die Stadt du es für ebenso wichtig, diesem zu miss- Maria, die Anführerin des (friedlichen) Widerstands, und gehen. Wir wollten Industrialismus und Fabriken trauen und ihn zu hinterfragen? beginnt, das System anzuzweifeln. Der Wissenschaft- vermitteln, von Menschen geschaffene, gerade Nein. Technologie ist nur ein Werkzeug. Das ler Rotwang hat eine „Mensch-Maschine“ entwickelt und Linien, vertikale Konstruktionen, die unorganisch eigentliche Problem sind unsere Werte. Wir verpasst dieser mit der Absicht, Joh und Freder gegenei- und düster sind, schwarz und weiß. Wir schickten müssen uns darüber im Klaren sein, welche nander auszuspielen, das Aussehen Marias. Joh befi ehlt uns Fotos hin und her, und irgendwann kamen wir Werte wir haben möchten und wie sie in die Tat ihr prompt, die Revolution aufzuhalten. Sie aber führt die auf Fritz Langs „Metropolis“. Es war perfekt und umzusetzen sind. Wir wollen kein Leid mehr, aber Gesellschaft ins Chaos. Wie es weitergeht? Das lohnt es sich, selbst herauszufi nden. machte die Dinge viel einfacher, alle Diskussio- wie können wir das erreichen? Darum geht es, nen wurden überfl üssig. Wir hatten ja den Film nicht um Technologie. Es verhält sich ähnlich wie und das Manifest. Dass es so lange gedauert hat, mit einem Messer: Auch das kann ein nützliches Skeptizismus aus einer anderen Perspektive. Ich liegt wohl daran, dass wir mittlerweile weit aus- Werkzeug sein. Es kommt nur drauf an, wer es in glaube an Konfrontation, nicht in Kapitulation. einander wohnen. Zudem hatten wir zu der Zeit den Händen hält. Die guten Ideen sollten immer über die schlech- kein Label, das Druck auf uns ausgeübt hätte. Ich bin darauf gekommen, weil ich den Ein- ten triumphieren. Aber dazu braucht es Diskussi- Wir ließen uns viel Zeit. druck hatte, dass ihr diesen Aspekt des Films onen, keine Gewalt. Welche Relevanz hat ein Film wie „Metropo- mit eurer Musik einfangen wolltet. „Verti- Auch wenn „Vertikal“ kein Konzeptalbum im lis“ denn noch im 21. Jahrhundert? kal“ weist mehr elektronische Elemente auf, klassischen Sinne sein mag: Wie auch auf Zuerst möchte ich klarstellen, dass „Vertikal“ klingt industrieller und sehr düster. euren letzten Platten gibt es eine grundle- kein Konzeptalbum über „Metropolis“ ist, son- Das hängt nicht unbedingt miteinander zusam- gende Idee. Warum wählt ihr diese Herange- dern dass der Film nur die Inspiration geliefert men. Wir wollten es repetitiver, monotoner hal- hensweise? hat. Das Thema des Albums ist Skeptizismus und ten. Hinzu kommt, dass unser Keyboarder Weil Grenzen und Limitierungen das Beste sind, kritisches Denken. Darum geht es natürlich auch Anders Teglund mehr ins Songwriting einge- was einem als Künstler passieren kann! Natürlich in dem Film: um die Rebellion gegen die höhere bunden war als noch auf den vorigen Platten, lieben wir unsere unbegrenzten Ausdrucksmög- Klasse, die die Stadt regiert, das blinde Ver- bei denen er seine Parts nachträglich einspielte. lichkeiten. Aber wenn du absolut frei bist, bist du trauen in Anführer, die ihre Macht missbrauchen. Diesmal war er von Anfang an dabei und ist des- gleichzeitig absolut unfrei. Wenn alles möglich Die Lektion, die sich aus dem Film lernen lässt, halb präsenter. Vor allem aber wollten wir wie ist, stellt nichts mehr eine Herausforderung dar. ist: Hinterfrage alles und jeden! Von deinen Geg- eine Fabrik klingen. Das hatten wir auch in unse- Wenn man sich selbst beschränkt, fi ndet man nern bis zu denen, die dich anführen. Wie kannst rem Manifest so festgelegt. einiges darüber heraus, wie man Musik schreibt. du dir sicher sein, dass das, was du dein Leben Leider liegen mir die Texte noch nicht vor, Kristoffer Cornils lang gelernt hast, der Wahrheit entspricht? Alles deshalb die Frage: Wie sieht es damit aus, ist wert, hinterfragt zu werden. Das ist es, was wir inwiefern greifen sie das Thema des Albums CULT OF LUNA auszudrücken versuchen. auf? Vertikal Sehr wichtig in dieser Hinsicht ist auch der Das dürfte ziemlich eindeutig werden, wenn man (Indie/Edel) technologische Fortschritt, dessen Ambiva- sie liest. In ihnen geht es natürlich ebenfalls um cultofl una.com

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22-23Fuze38.indd 23 13.01.13 11:35 CONVERGE Foto: Dina de DIE MUSIK DER ANDEREN. Die Liste der Bands, die schon im Studio von Kurt Ballou waren, liest sich wie das Who is Who her- ausragender Hardcore- und Metalbands der letzten Jahre: SINCE BY MAN, MODERN LIFE IS WAR, , BLACKLISTED, HAVE HEART, , , GAZA ... Und da der Gitarrist von CONVERGE bevorzugt mit Bands arbeitet, mit denen er sich freundschaftlich verbunden fühlt, kommen dazu noch viele weitere, die nicht ganz so hohe Wellen geschlagen haben. Kaum jemand weiß also besser, wie Bands funktionieren, wie sie sich verändert haben – und warum manche erfolgreicher sind als andere.

Wieso klingen bestimmte Bands besser als andere? es genügend Spannung zwischen ihnen geben, damit eine gewisse Unbe- Einfach gesagt: Gute Bands machen gute Platten, schlechte Bands machen ständigkeit entsteht, was die Musik aufregend macht. Es braucht aber auch schlechte Platten. Man kann als Produzent zwar aus etwas Schlechtem Konzentration, damit sich die Songs nicht anhören, als würden sie ausei- etwas Mittelmäßiges machen, aber es ist schwierig, aus etwas Mittelmä- nanderbrechen wollen. Dazu kommt natürlich pures musikalisches Talent. ßigem etwas Großartiges zu machen. Eine Snaredrum, die hart ange- Und ein selbstloses Songwriting – es braucht Songwriter, die das tun, was schlagen wird, klingt einfach anders als eine, die man nur halb trifft. Nimm im Interesse des Songs liegt und nicht in ihrem eigenen. Und dann ist da zum Beispiel Tommy von THE SECRET, mit denen wir gerade auf Tour sind: noch der richtige Zeitpunkt – nicht nur im Leben der einzelnen Musiker, Der Typ spielt sein Schlagzeug immer so fest er kann, die Lautstärke ist sondern auch innerhalb der Szene, in der sich eine Band bewegt. Unglaub- immer gleich, egal, ob er schnell oder langsam spielt. Je besser also jemand lich viele verschiedene Dinge müssen zusammenkommen. als Musiker ist, desto besser klingt seine Platte. Aber auch: Je besser sich Man kann Erfolg also nicht wirklich steuern? die Bandmitglieder kennen, je genauer sie ihren Platz innerhalb der Band Den Weg zum Erfolg kontrollieren zu wollen, ist eine Anleitung zum Schei- kennen, desto besser ist der Sound. Vor allem bei metallischem Hardcore tern. Mach Musik, weil du es liebst. Dass du Spaß hast, ist das Einzige, was nimmt die Gitarre oft zu viel des gesamten Frequenzspektrums ein. Sie hat zählt. so viele Höhen, dass sie den Becken im Weg steht, und so viele Tiefen, dass Inwiefern ist CONVERGE eine typische beziehungsweise untypische sie dem Bass in die Quere kommt. Wenn du also eine Band hast, bei der Band, verglichen mit anderen? die Musiker nicht nur auf ihr eigenes Spiel hören, sondern versuchen, einen Schwer zu sagen. Da es meine eigene Band ist, stecke ich viel tiefer drin. Sound zu finden, der zu ihren Songs und ihrem gesamten Ensemble passt, Wir sind aber definitiv länger dabei als die meisten Bands, die bei mir auf- dann wird diese Band letztendlich besser klingen. nehmen. Die meisten sind jünger als ich und in einem anderen musikali- Wie gut lernt man eine Band kennen, die man aufnimmt? schen Klima aufgewachsen. Wir waren die letzten der einen und die ersten Einen Aspekt der Persönlichkeit der Leute lernt man richtig gut kennen. Ich der anderen Generation, wodurch wir zwar zwischen den Stühlen saßen, weiß vielleicht nicht, wie jemand außerhalb der Band ist, ich weiß vielleicht aber auch als etwas Besonderes wahrgenommen wurden, als wir bekann- nicht viel über sein Privatleben, aber ich erfahre etwas über die Dynamik ter wurden. innerhalb der Band. Man muss lernen, wie man die Leute am besten moti- Was ist dir bezüglich der Rollenverteilung in Bands aufgefallen? viert, um gute Takes zu bekommen. Es ist wichtig zu wissen, in welcher Situ- Gibt es irgendwelche Klischees, die sich im Laufe der Jahre bestätigt ation Humor hilfreich ist und wann man am besten die Klappe hält und den haben? Dingen einfach ihren Lauf lässt. Wenn zum Beispiel der Gesang nicht so Definitiv. Der Schlagzeuger ist normalerweise der Spasti, der Gitarrist der rüberkommt, wie es sich der Sänger vorstellt, und er empfindlich reagiert intelligente Typ, der sich nicht ausreichend gewürdigt fühlt, der Sänger ist ... in solchen Momenten braucht man wirklich keinen Humor im Studio. Man der, auf den sich alle konzentrieren, und Bassisten sind unberechenbar. Sie muss stattdessen dafür sorgen, dass er sich konzentrieren kann, und es wollen entweder der Sänger sein, sind dafür aber nicht gut genug, oder sie schaffen, alle anderen höflich zum Gehen aufzufordern, ohne ihnen das waren der Roadie, der irgendwann selbst eine Band wollte und dachte, dass Gefühl zu geben, sie hätten etwas falsch gemacht. Im Studio ist viel Psy- Bass einfacher sei als Gitarre, weil er weniger Saiten hat. Man kann sich chologie im Spiel. leicht verstecken, nur an der E-Saite herumzupfen und trotzdem in einer Was unterscheidet deiner Erfahrung nach eine durchschnittliche Band Band sein. Ich nehme nicht viele Bands auf, die eine hundertprozentige von einer wirklich guten? Gemeinschaftsproduktion sind. Normalerweise geben ein oder zwei Leute Das ist schwer zu greifen. Es ist eine Mischung aus allem. Es müssen sich die Richtung vor. In den besten Bands findet man allerdings ein starkes die richtigen Leute finden, die sich gegenseitig ergänzen. Gleichzeitig muss Element der Zusammenarbeit. Ganz alleine in einem Vakuum zu arbeiten,

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24-25Fuze38.indd 24 13.01.13 11:34 führt einfach nicht zum besten Ergebnis. Man braucht zumindest jeman- den, dem man ein paar Bälle zuspielen kann. Jemanden wie Nate [Newton, Bass] in der Band zu haben, der seit Jahren selbst Lieder schreibt, hilft mir beim Feinschliff unserer Songs – auch wenn wir oft streiten. Eine Diktatur kann in bestimmten Fällen zwar auch funktionieren, aber in der Regel führt eine Zusammenarbeit zum besseren Ergebnis. Bei den meisten Bands dürfte der erste Impuls für einen neuen Song aber vom Gitarristen ausgehen – in Form eines Riffs, oder? Dabei verlieren allerdings viele aus den Augen, dass das menschliche Gehirn bei Hardcore und Punk zunächst vom Gesang angezogen wird – ob einem das als Gitarrist passt oder nicht. Wenn du also ein Riff oder einen Song schreibst, musst du dir schon früh Gedanken darüber machen, wie und an welcher Stelle später einmal gesungen werden soll. Wenn wir mit CONVERGE Lieder schreiben, reden wir von Anfang an über die Vocals und versuchen, eine geordnete musikalische Struktur zu schaffen, über die Jake [Bannon] singen kann. Ich habe Mitleid mit vielen Sängern in metallischen Hardcore-Bands, weil deren Lieder 25 Riffs haben, von denen sich kei- nes wiederholt. Das erste ist das, das Jimmy am Montag geschrieben hat, das zweite das, das Bobby dienstags eingefallen ist ... So einem Song als Sänger eine thematische Struktur zu geben, ist unmöglich. Obwohl wir mit CONVERGE so schräge und schroffe Musik machen, ist es uns wichtig, dass jeder Song einprägsam ist. Etwas, das auch euch nicht von Anfang an gelungen ist. Du hast in vie- len Interviews gesagt, dass du die Alben vor „Jane Doe“ nicht beson- ders magst. Wenn ich mir unser frühes Material anhöre, höre ich eine Band, die sich THE SECRET entwickelt. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte zurückgehen, nur die MY PRODUCER – KURT BALLOU. Viele Leute verwechseln Toninge- guten Ideen herauspicken und neue Songs daraus machen. nieur und Produzent. Ein Toningenieur ist derjenige, der sich um alles kümmert, Wie haben sich die Bands, die bei dir aufnehmen, im Laufe der Jahre was das Aufnehmen einer Band betrifft. Ein Produzent ist mehr. Produzenten verändert? arbeiten mit der Band am Songwriting und haben mehr Einfl uss darauf, wie eine Junge Bands sind heute viel besser als junge Bands zu der Zeit, als wir jung Platte – aus künstlerischer Sicht – klingt. Man denke an Bob Rock und METAL- waren. Ich denke, das liegt daran, dass Kids heutzutage viel mehr Musik LICA in „Some Kind of Monster“. Wir haben nie wirklich mit einem Produzenten ausgesetzt sind. Als wir zum Beispiel zum ersten Mal mit TOUCHÉ AMORÉ gearbeitet, weil wir eine sehr genaue Vorstellung davon haben, wie unsere Musik tourten, waren sie ungefähr neunzehn, zwanzig und dem, was wir in diesem klingen soll. Es könnte zwar interessant sein, würde im Grunde aber bedeuten, Alter machten, um Lichtjahre voraus. so etwas wie ein weiteres Bandmitglied zu haben. Trotzdem hat Kurt eine wich- Woran liegt das? tige Rolle bei unseren Alben gespielt, weil er das Wissen und die Fähigkeit besitzt, An vielen verschiedenen Dingen. Die Leute können sich einfacher fi nden. um die Verbindung zwischen unseren Ideen und dem zu sein, was letztendlich auf Als wir CONVERGE gründeten, war das ein großes Problem. Vor dem Inter- unseren Platten zu hören ist. net waren die Szenen viel kleiner. Das hatte auch sein Gutes, aber Gleich- Seine Rolle bei unseren beiden Alben war also überwiegend technischer Natur. gesinnte mit denselben Interessen zu fi nden, war schwieriger, weil sich alles Wir haben von den meisten Songs Demos gemacht, bevor wir ins Studio gingen, auf einer lokalen Ebene abspielte. um dort nicht zu viel Zeit zu verschwenden. Beim zweiten Mal haben wir nicht ein- Fühlst du dich jungen Hardcore-Bands noch verbunden oder hat sich mal darüber gesprochen, wie das Album klingen soll. Ich glaube, Kurt wusste ein- die Szene auch sonst spürbar verändert? fach, was wir wollten und wie dies zu erreichen war. Das Equipment auszusuchen, Hardcore und Punk sind in ihrem Kern Jugendbewegungen. Der Ursprung ging entsprechend schnell. Er ließ uns ein anderes Schlagzeug benutzen und bat lag bei Kids, die ein verzweifeltes Verlangen danach hatten, sich auszudrü- Tommy, die Drums in doppelter Geschwindigkeit einzuspielen. Dann spielte er sie cken, die ein Ventil brauchten. Und das ist immer noch so. Es manifestiert über ein Bandgerät halb so schnell ab, um einen großen und räumlichen Sound sich auf andere Arten, die Community funktioniert heute anders, und bis zu zu bekommen. einem gewissen Grad ziehen viele Subgenres von Hardcore auch andere Wir lieben an Kurt, dass bei ihm harte Musik nach echten Bands klingt, die ihre Typen an. Ich sehe aber immer noch Bands, die das gemacht hätten, was Instrumente spielen, anstatt daraus eine Computerinterpretation von Heavy ich gemacht habe, wenn sie im selben Jahr wie ich geboren worden wären. Metal zu machen. Auch wenn mir da manche anscheinend widersprechen, fi nde Ich habe kürzlich wieder mit TRENCHFOOT aufgenommen. Die sehen nicht ich, dass er versucht, jeder Platte eine eigene Persönlichkeit zu geben. Kurt ist cool aus, haben keine coolen Frisuren oder die richtigen Tattoos. Das sind ein kluger Kerl und ein erfahrener Musiker, was einem wirklich hilft, sich im Stu- wahrscheinlich Kids, die – wie ich damals – an der Highschool verprügelt dio wohl zu fühlen. Er ist gebildet, sehr ambitioniert, gut organisiert, visionär, isst wurden. Aber wenn sie zu spielen anfangen, entfesseln sie diese ungeheure kein Fleisch, liebt Hunde und wahrscheinlich fl ießt germanisches Blut durch seine Wut. Es ist nicht die technisch beste Band, mit der ich jemals gearbeitet Adern. habe, aber ihre Musik hat etwas Ehrliches an sich, das mich daran erinnert, Mit Kurt zu arbeiten, ist recht normal. Man fängt morgens mit den Aufnahmen wie sich Hardcore angefühlt hat, als ich jung war. an, macht Mittagspause, nimmt weiter auf, trinkt Kaffee, nimmt weiter auf, geht Thomas Renz mit dem Hund raus, nimmt weiter auf, und das war’s. Da passiert nichts Verrück- tes oder Seltsames. Alles lief sehr glatt – bis auf die Festplatte, die sich zu Beginn CONVERGE der Aufnahmen verabschiedete. Ich glaube nicht, dass Kurt irgendein Geheim- All We Love We Leave Behind nis hat, aber anders als andere Produzenten will er, dass die Bands, mit denen er (Epitaph/Indigo) arbeitet, glücklich mit dem Ergebnis sind. Klingt wie ein Klischee, ist es aber nicht. convergecult.com Viele Studiotypen haben eine bestimmte Methode, die sie durchziehen, unab- hängig davon, was die Band davon hält. Kurt ist außerdem in der Position, sich „Ich habe die Arbeit mit ihnen echt genossen. Das sind super Typen mit einer guten aussuchen zu können, mit wem er arbeitet. Er vermeidet es, Musik aufzunehmen, Arbeitseinstellung und einem tollen Sinn für Humor, die man einfach gerne um sich hat. die ihn nicht interessiert, was in meinen Augen die Chance erhöht, dass dabei ein Jeder Mensch hat ein gewisses Ego, aber bei ihnen ... Sie lassen einfach nicht zu, dass Album herauskommt, das gut klingt. es ihnen in die Quere kommt. Als wir die Gitarren aufnahmen, hat jeder Gitarrist jedes Kurt Ballou hat mir zwei Dinge gezeigt. Erstens: Je präziser du spielst, umso besser Riff gespielt, und wer es am besten konnte, nahm es auf. Keiner war sauer deswegen. klingt dein Album. Eigentlich sehr simpel, vielen Leuten aber trotzdem nicht klar. Manche waren sogar ganz scharf darauf, die Gitarre an jemand anderen weiterzuge- Wenn eine Band nicht gut in dem ist, was sie tut, dann gibt es nichts, was ein Pro- ben. Auch ich habe ein paar Parts gespielt, der eine Gitarrist ein bisschen Schlagzeug, der andere hat etwas gesungen. Diese Band ist irgendwie ein echtes Kollektiv. Es beein- duzent tun könnte, um es geil klingen zu lassen. Außer natürlich man mag syn- druckt mich, dass sie sich mehr Gedanken um eine gute Platte als um ihren persönlichen thetisch klingende Metalalben. Zweitens hat er mich auf unserer letzten Tour auf Ruhm machen.“ Aber wie klingt es denn nun, das NEUE ALBUM VON KVELERTAK? „Die Erdnussbutter-Marmelade-Sandwiches gebracht, und dafür bin ich sehr dank- poppigen Stellen sind wahrscheinlich ein bisschen poppiger, die harten etwas härter. bar. Die ganze Platte ist insgesamt schneller, knüpft aber an den Vorgänger an. Wenn du das Michael Bertoldini, THE SECRET erste Album mochtest, wirst du auch das neue mögen.“

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24-25Fuze38.indd 25 13.01.13 11:34 breathing“, welcher für den verstorbenen Freund Danny Bobis geschrieben wurde, der vor seinem Tod bei CIPHER Schlagzeug spielte.

Welch große Rolle Freundschaft bei SHAI HULUD spielt, merkt man auch an Matts aufgebrach- ter Reaktion auf die Frage, ob SHAI HULUD nur eine „One-Man-Band“ mit ständig wechselndem Line-up sei: „Ich kenne diesen Vorwurf. Aber das entspricht nicht der Wahrheit. Natürlich habe ich überall meine Hände drin, aber nicht nur jeder, der in der Band ist, auch jeder, der mit der Band in Kontakt kommt, beeinfl usst das Endergebnis. Innerhalb der Band gibt es einen sehr regen Ide- enaustausch. Jeder bringt sich ein und verbes- sert den anderen oder probiert, einen Gedanken weiterzuspinnen. Unser Bassist Matt [Fletcher], der, nebenbei gesagt, schon fast fünfzehn Jahre in der Band ist, hat für das neue Album einen Song komplett im Alleingang geschrieben.“

Und das ist dann auch der Song, der unter alten SHAI HULUD-Fans die meiste Aufmerksamkeit erregen dürfte: „Medicine to the dead“. Schließ- lich hört man bei diesem gleich drei ehemalige Shouter: Damien Moyal, Geert van der Velde und Matt Mazzali. Den vierten im Bunde konnte die Band für die restlichen Songs gewinnen: , der schon dem Debütalbum „Hearts Once Nourished With Hope And Compassion“ die Stimme gab. Zu „Medicine to the dead“ hat Fox übrigens eine interessante Anekdote parat: „Es war der letzte Song, der fertiggestellt wurde. Als wird die Vocals aufnehmen mussten, war Chad mit gerade auf der . Er meinte: ,Keine Angst, ich bekomme das schon rechtzeitig hin.‘ Doch er schaffte es nicht. Also entstand die Idee, Geert, Matt und Damien in einem Song zusammenzubringen. Es war ver- rückt! Der ursprüngliche Plan war nämlich, ihnen verschiedene Songs zu geben.“ Doch so richtig SHAI HULUD will das mit den Plänen bei SHAI HULUD ohne- Foto: Mathieu Ezan (mathieuezan.com) hin nicht klappen. Denn auch bei den restlichen BAUCH SCHLÄGT KOPF. Für viele ist SHAI HULUD eine Kultband. Eine dieser Songs war Chad so etwas wie der „Plan B“. „Wir Bands, die im Herzen einen ganz besonderen Platz, die einen wahrhaftig verändert haben, mit hatten einen Frontmann gefunden, doch aus denen man unzählige Erinnerungen verbindet ... Eine „unsterbliche“ Band, der man alles ver- fi nanziellen Gründen war es ihm zu unsicher. Also zeiht. Alles! Auch die musikalische Entwicklung? kamen wir zu dem Entschluss, dass es besser wäre, eine bekannte Stimme auf dem Album zu „Natürlich kann sich nicht jeder Hörer der ers- siver Musik. Wir sind im Studio durchgedreht und haben. Selbst wenn Chad nicht die Zeit hat, um ten Stunde mit dem identifi zieren, was wir in den wollten eine perfekte, im Hardcore beziehungs- mit uns zu touren.“ letzten Jahren gemacht haben“, gesteht SHAI weise Punk noch nie dagewesene Platte machen. HULUD-Mastermind . „Es gibt Leute, die Doch im Nachhinein betrachtet, haben wir dem Trotzdem: Äußerlich hat „Reach Beyond The der Meinung sind, dass unser erstes Demo mit Album mit unserer Liebe zum Detail und den Sun“ jedes Potenzial, um das „ultimative“ SHAI Damien [Moyal] das einzig Gute sei, was wir je ständigen Veränderungen und Überarbeitun- HULUD-Album zu sein. Zumindest Matt Fox fabriziert haben. Aber du kannst es nicht jedem gen mehr weggenommen, als es damit irgendwie bezeichnet es so. Bleibt nur mehr die Frage: Was recht machen. Mir geht es ja ähnlich. Es gibt aufzuwerten.“ kommt nach dem „ultimativen“ Album? Matt Fox: Bands, mit denen ich mitwachse, etwa PROPA- „Das nächste ,ultimative‘ Album!“ Doch selbst GANDHI, und Bands, die ich mit einer bestimm- Das hat bei SHAI HULUD wohl so viel Eindruck wenn dem nicht so sein sollte, wird das wohl ten Ära verbinde. SLAYER waren für mich zum hinterlassen, dass sich die Band am Anfang des wenig am Kultstatus der Band ändern. Die Leute, Beispiel Mitte bis Ende der Achtziger am besten.“ Schreibprozesses zum neuen Album zusam- die von ihrer Musik beeinfl usst wurden, werden mensetzte und lange nachdachte. „Wir sag- sie wohl ewig im Herzen tragen. Dabei meinten So sehr SHAI HULUD in vielen Herzen eine „Kult- ten uns: ,Kümmern wir uns nicht mehr darum, SHAI HULUD das alles vor über siebzehn Jahren band“ ist, so konsequent beschreiten sie seit ob ein Song möglichst anspruchsvoll und cle- gar nicht so: „Ich hätte damals nie gedacht, dass jeher ihren Weg – unabhängig von irgendwel- ver klingt ... lass uns einfach so sein, wie wir sind. unsere Band einmal jemandem so viel bedeuten chen Trends. Beim letzten Album gipfelte diese SHAI HULUD ist keine Tech-Metal-Band. SHAI könnte wie mir ... doch anscheinend Entwicklung dann in einer progressiven Fron- HULUD ist eine emotionale Band!“, untermau- ist es wirklich so.“ Sogar ganz genau so. talattacke. „Ich liebe ,Misanthropy Pure‘ immer ert Matt Fox mit voller Inbrunst diese Einschät- Alessandro Weiroster noch für das, was es ist. Aber wenn du zu viel Zeit zung. Und das hört man dem neuen Werk „Reach in Musik oder Kunst steckst, verliert sie ihr natür- Beyond The Sun“ auch an. Trotz Parallelen zum SHAI HULUD liches Gefühl. Ich war damals tief drin in progres- fünf Jahre alten Vorgänger klingen die elf neuen Reach Beyond The Sun Songs um einiges direkter, um einiges persön- (Metal Blade/Sony) Das Hauptriff des Songs „A human failing“ schrieben licher. Das nimmt man dem Gitarristen spätes- hulud.com SHAI HULUD BEREITS 2003, kurz nachdem ihr zweites tens dann ab, wenn er über die einzelnen Songs Album „That Within Blood Ill-Tempered“ veröffentlicht und ihre Bedeutung „referiert“. Richtig am Her- [Das vollständige Interview mit Matt Fox gibt es auf wurde. „Wir haben damit sehr lange herumgespielt. Es zen liegt ihm dabei der Opener „The mean spirits, fuze-magazine.de.] hatte den Namen ,Candlemass-Riff‘, in Anlehnung an die gleichnamige Metalband“, so Matt Fox.

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26Fuze38.indd 26 13.01.13 11:39 CALLEJON Foto: Lena Stahl MIT K WIE KRITISCH NACHGEFRAGT. Dass die Coverplatte „Man spricht deutsch“ einen „größeren Spaßfaktor hat als ein normales CALLEJON-Album“, wie Gitarrist Bernhard Horn sagt, macht nicht nur die Songauswahl klar (die großen Hits von FETTES BROT, TIC TAC TOE, TOKIO HOTEL, Blümchen ...), sondern auch der Umstand, dass sich die Mitglieder dafür andere Identitäten zugelegt haben und ihre Band mit K schreiben. Trotzdem haben wir ein paar ernste Fragen gestellt.

Ihr covert auf „Man spricht deutsch“ unter Ich glaube, man kann keine allgemeine Aus- sem und jenem Festival solche Ansagen gab, was anderem „Mein Block“ von Sido, dem ja oft sage über die Punk- und Hardcore-Szene tref- ist da denn eigentlich los?“ Da haben wir erklärt: Frauenfeindlichkeit und Sexismus vorgewor- fen, weil ihr viele Menschen angehören, die viele Ja, diese Ansagen gab es, das ist richtig, es war fen wurde. Wohl zu Recht, wenn man sich den verschiedene Meinungen haben. Ich weiß schon, aber eher eine Parodie auf das Klischee des Text von „Arschfi cksong“ anschaut. Habt ihr dass es in gewissen Kreisen eine sehr viel höhere Rockstartums, weil uns das ja öfter vorgeworfen diskutiert, ob ihr überhaupt ein Lied von Sido Aufmerksamkeit für so etwas gibt und dass es wird. Wir haben das natürlich zusätzlich fokus- nehmen solltet, oder war das kein Thema? von da dann auch schärfere Reaktionen gibt. Es siert und ironisch umgesetzt. Das Conne Island Ehrlich gesagt, war das kein Thema. Weil „Mein kommt immer darauf an. Bei „Porn from Spain“ hat uns eine Art Interview geschickt, ich habe Block“ ja auch ein Song ist, bei dem solche Aus- gibt es ja auch die Textzeile: „Du bist die wahre darauf geantwortet, sie haben das veröffent- sagen weniger eine Rolle spielen. Sido ist natür- Schlampe.“ Und wenn dann jemand sagt, das sei licht, und dann war alles cool. Wenn die Jungs lich ein kontroverser Künstler, keine Frage. Wenn sexistisch gemeint und CALLEJON eine sexisti- von CAPTAIN PLANET einfach zu uns gekommen man den „Arschfi cksong“ als Beispiel nimmt ... sche Band, zeigt das schon, dass nicht genügend wären und mit uns darüber gesprochen hätten, Ich glaube, dass da relativ viel Ironie drinsteckt. refl ektiert wurde, weil der Kontext eine ganz wäre das relativ schnell geklärt gewesen, glaube Wir können guten Gewissens sagen, dass wir andere Bedeutung eigentlich sehr klar macht. ich. So ist es jetzt halt so, dass sie uns für Idio- „Mein Block“ cool fi nden und dazu stehen. Ich Andererseits fi nde ich es schon sehr wichtig, ten halten. Das bereitet mir aber keine schlafl o- kenne Sido aber nicht persönlich und kann zu dass für gewisse Dinge ein Bewusstsein da ist sen Nächte. seiner tatsächlichen Haltung zu Sexismus und beziehungsweise geschaffen wird. Dass darauf Andererseits habt ihr offensichtlich auch Frauenfeindlichkeit nicht viel sagen. hingewiesen wird, dass bestimmte Strukturen Spaß daran, die Leute zu provozieren. Siehe Ich hatte allerdings das Gefühl, dass ihr euch innerhalb der Gesellschaft nach wie vor diskrimi- das Artwork von „Man spricht deutsch“, das vielleicht doch nicht ganz so wohl mit dem nierend sind und es auch Musik und Künstler gibt, ja nicht zufällig Assoziationen zur Symbolik Song fühlt, immerhin sind Zeilen à la „Aber die – ob sie es nun ernst meinen oder nicht – sol- des Dritten Reiches weckt. die Braut fi ck ich nur zwischen die Titten“ wie che Strukturen irgendwie fördern oder legitimie- Wir haben jedenfalls keinen Schiss davor und bei der offi ziellen Version von Sido undeutlich ren. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es kri- gehen Kontroversen auch nicht aus dem Weg. gemacht. tische Stimmen gibt, die so etwas hinterfragen. Uns ist schon klar, dass das Artwork, auch in Ver- Das haben wir aber nicht aus diesem Grund Aber man muss es auch so hinterfragen, dass es bindung mit dem Titel, bestimmte Reaktionen gemacht. Wir hatten erst einmal nur die offi zi- der ganzen Sache gerecht wird. auslösen kann. Der Adler ist in der Darstellung elle Version zur Verfügung und wollten uns eben Auch ohne „Mein Block“ zu covern, wurde schon ein bisschen martialisch. Das Artwork par- genau ans Original halten. Ich kannte die Text- euch schon Sexismus vorgeworfen. Kritik odiert dieses ganzes Deutschtum ja sehr stark, zeile gar nicht. Man muss sich natürlich ein kam zum Beispiel von CAPTAIN PLANET, die es ist deshalb wichtig, sich mit dem Kontext der bisschen davon freimachen, an „Man spricht sich an Ansagen eures Sängers Basti störten. Band auseinanderzusetzen. Aber weil wir natür- deutsch“ denselben künstlerischen Maßstab Es ging um Sätze wie: „Alle Bräute mit dicken lich wissen, dass es Leute gibt, die so etwas anzulegen wie an ein CALLEJON-Album mit C. Es Brüsten, ob schön oder hässlich, wollen wir falsch verstehen können oder wollen, ist ja auch ist relativ klar, dass das Ganze einen Partyaspekt hier vor der Bühne sehen.“ Ist das Sido-Cover das „Nazis raus!“-Logo vorne drauf und „Schrei hat, der bei uns zwar immer vorhanden ist, bei nicht Wasser auf die Mühlen solcher Leute? nach Liebe“ als erster Song auf der Platte. Ich den Songs aber oft nicht so durchkommt. Wir haben bei der letzten Tour auch in Leipzig glaube, das Statement der Band ist schon sehr Findest du, dass manche Leute, speziell aus gespielt, im Conne Island, ein autonomer Laden, klar. Jeder, der sich mit rechtem Gedankengut der Punk- und Hardcore-Szene, solche Dinge der von Leuten mit Punk-Background geführt identifi zieren kann, hat bei uns nichts verloren. manchmal ein bisschen zu ernst nehmen? wird, die also eher aus einem linken Spektrum Thomas Renz kommen. Die wollten zum Beispiel, dass ESKIMO „Irgendwann haben wir gemerkt: Wenn wir mit norma- CALLBOY, die wir als Support dabei hatten, nicht KALLEJON ler Stimme darüber singen, ist es Schlager mit verzerrten bei ihnen spielen. Und sie haben uns auch auf Man spricht deutsch Gitarren, DAS IST SCHEISSE. Wenn man es aber irgend- genau diese Geschichte angesprochen: „Passt (Four Music/Sony) wie hart macht, kommt es hooligan- oder proletenmäßig auf, uns ist zugetragen worden, dass es bei die- callejon.de daher.“ Bernhard Horn erklärt, warum es „Verdammt, ich lieb’ dich“ nicht auf die Platte geschafft hat.

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27Fuze38.indd 27 13.01.13 11:23 Musiker, die kaum noch Steigerungspotenzial haben. Bei uns sehe ich hingegen eine konstante Verbesserung im Laufe der Zeit“, so Koehler.

Mit „This Is How The Wind Shifts“ haben SILVER- STEIN ein Konzeptalbum geschaffen, das keine durchgehende Geschichte erzählt, sondern diverse Ereignisse in jeweils zwei parallelen Stü- cken aus verschiedenen Perspektiven beleuch- tet. Dabei geht es um einmalige Vorfälle, die so gravierend sind, dass sie das weitere Leben einer Person verändern. Bei der Frage nach einem einschneidenden Ereignis innerhalb seiner Band möchte sich Koehler jedoch nicht festlegen. Allerdings betont er, dass SILVERSTEIN „ziemlich verrückte Fans hat und man nie weiß, was einen erwartet“ – für den Schlagzeuger etwas sehr Positives. Außerdem gebe es „noch eine Menge zu erleben“. Einen Tipp zur Herangehensweise an das neue Album hat er auch parat: „Der Fokus liegt auf der Sichtweise. Teile das Album in zwei Hälften und beschäftige dich mit dem Begriff des Gegenteils“, rät Koehler, der den Reiz die- ses Konzeptes darin sieht, dass jedes Stück für sich alleine stehen kann, aber im Gesamtkon- text sowohl textlich als auch musikalisch mit dem Rest des Albums interagiert.

Stilistisch hält Koehler nicht viel von den Schub- laden, in die man SILVERSTEIN gerne steckt. „Viele Bands in der gegenwärtigen Szene versu- chen, mit besonders tief gestimmten Instrumen- ten und besonderer Härte aufzufallen. Die Musik ist aggressiver als früher. Von dieser Entwicklung wollen wir uns bewusst ausklammern. Unsere Einfl üsse sind vielfältig, und wir orientieren uns daran, was uns am meisten liegt. Zudem haben wir kritische Fans, die uns immer ehrliches Feed- back geben, was uns enorm hilft“, so der Schlag- zeuger, der auch erklärt, weshalb er Genrezuord- nungen nicht besonders schätzt: „Innerhalb die- ser Grenzen gibt es so viel Spielraum. Nimm Punk als Beispiel. Du kannst eine Band wie THE RAMO- NES sein, wie THE CLASH oder wie AGAINST ME!. Es gibt einfach eine enorme Bandbreite inner- SILVERSTEIN halb einer musikalischen Spielart. Insofern sollte Foto: Dario Dumancic (allschools.de) man eine Gruppe unvoreingenommen durch die EREIGNISREICHE TAGE. Zum Jahreswechsel ist es unvermeidlich: Man blickt Musik für sich sprechen lassen.“ zurück auf die vergangenen zwölf Monate, zieht Resümees, fasst zusammen und geht mit dem einen oder anderen guten Vorsatz in die Zukunft. Doch anders als selbst gefasste Vorsätze gibt In der Bundesrepublik hat SILVERSTEIN laut es auch Ereignisse, die nicht zu planen sind, deren Folgen uns aber umso nachhaltiger beein- Koehler eine besonders große Anzahl an Für- fl ussen – das reicht von ganz kleinen Dingen bis hin zum vorhergesagten Weltuntergang, den sprechern. „In Europa und vor allem in Deutsch- inzwischen aber bekanntlich auch der hartnäckigste Esoteriker unbeschadet überstanden hat. land sind wir sehr gerne unterwegs. Es ist immer eine tolle Möglichkeit, in die lokale Kultur einzu- Schlagzeuger Paul Koehler verbrachte den 21. Verfügung hat. Schließlich weiß niemand, was tauchen und dadurch auch mehr über sich selbst Dezember 2012, den Tag des angeblichen Welt- am nächsten Tag passiert.“ zu erfahren. Wir sehen die Band als eine Mög- untergangs, zu Hause in Kanada. Allerdings lichkeit, Neues wahrzunehmen und zu lernen, hatte er erst kürzlich zusammen mit seiner Frau Aus dieser Einstellung heraus resultiert auch die und man kann auch hier den Begriff des Gegen- die Maya-Tempel in Mexiko besucht und wurde optimistische Haltung Koehlers, der zwar kein teils in vielerlei Hinsicht einfl ießen lassen.“ Wer dort darüber aufgeklärt, dass nach deren Kalen- Patriot ist, aber seine kanadische Heimat als in mittlerweile 34 verschiedenen Ländern aufge- dersystem lediglich ein neues Zeitalter bevor- „ein Land voller Möglichkeiten und Chancen“ treten ist, der hat eben oft genug selbst gesehen, stehe. Doch auch ganz prinzipiell ist das Grün- sieht, die das Leben einfacher machen. Dabei dass ein Ereignis immer aus verschiedenen Pers- dungsmitglied von SILVERSTEIN wenig beein- spannt er gleich den Bogen zum neuen Album pektiven betrachtet werden kann. druckt vom Endzeithype dieser Tage. „Meiner seiner Band, von dessen Erfolg er fest überzeugt Florian Auer Meinung nach geht es darum, den Moment zu ist. „Rückblickend kann ich keines unserer sieben genießen. Man sollte sich nicht zu viele Gedan- Alben zu meinem persönlichen Favoriten erklä- SILVERSTEIN ken darüber machen, was man unbedingt getan ren. Bei der Arbeit an unserem Debüt waren wir This Is How The Wind Shifts haben sollte, wenn man davon ausgeht, dass alle noch sehr jung und unerfahren. Als wir das (Hopeless/Soulfood) man nur noch eine begrenzte Lebenszeit zur zweite Album aufnahmen, sind wir dafür erstmals silversteinmusic.com verreist und verbrachten zwei Monate in Kalifor- SILVERSTEIN haben sich nach dem Autor und Musiker nien. In meinen Augen ist die aktuellste Platte Neben einer ausgiebigen Tour durch die Vereinigten Shel Silverstein benannt, der 1999, kurz vor der Grün- zumindest technisch immer die beste, weil wir Staaten und Kanada kommen SILVERSTEIN im April 2013 dung der Band, verstarb. Der NAMENSGEBER begann eine Band sind, die mit der Zeit und den damit auch für vier Konzerte nach Deutschland. Dabei werden seine Karriere als Autor und Fotograf für den Playboy und verbundenen Erfahrungen wächst. In manchen sie von FUNERAL FOR A FRIEND und der deutschen Band schrieb im Laufe seines Lebens zahlreiche Musikstücke – Gruppen spielen von Beginn an hervorragende THE TIDAL SLEEP begleitet. Auf Letztgenannte freut unter anderem für Johnny Cash. sich Paul Koehler übrigens ganz besonders, weshalb er es sich nicht nehmen lässt, im Interview ausdrücklich dar- auf hinzuweisen. 28 FUZE

28Fuze38.indd 28 13.01.13 11:39 FOR ALL THOSE SLEEPING Foto: Brandon Hambright DRINKING AROUND THE WORLD. Der erste Gedanke ist oft der beste. So auch beim Interview mit Sänger Mike Champa und Bassist Snetsinger von FOR ALL THOSE SLEEPING. Auf die Frage, welche Überschrift sie am liebsten über ihrem Artikel lesen wür- den, antworten sie wie aus der Pistole geschossen: „Drinking around the world.“ Der kurz vor dem Auftritt in München erfolgte Besuch der Band auf dem Oktoberfest hatte sicherlich einen gewissen Anteil an dieser Antwort, man sollte aber nicht den Fehler machen, die Band aus Minne- sota nicht ernst zu nehmen. Denn nachdem FOR ALL THOSE SLEEPING nach ihrem Debüt „Cross Your Fingers“ irgendwie in der Versenkung ver- schwanden, wollen sie mit „Outspoken“ unbedingt wieder nach oben.

Ein Weg dahin ist die Zusammenarbeit mit bilder sind meist klar, jeder will so klingen wie A FOR ALL THOSE SLEEPING von der Konkurrenz , der sich erneut um die Produk- DAY TO REMEMBER. „Wenn es darum geht, wel- unterscheidet, gehen die beiden trotzdem nicht tion kümmerte. „Cameron ist ein guter Freund che Bands uns beeinfl ussen, sind wir sehr ver- auf die Musik, sondern auf ihre Persönlichkei- von uns, es war also keine ,Der Typ arbeitet mit schieden. Wir haben mit Mike den Metalty- ten ein: „Ich wollte als Jugendlicher immer meine geilen Bands, wir wollen den auch‘-Entschei- pen, David mag Country, Ethan und Jared sind Lieblingsbands kennenlernen, hatte aber nie dung. Er hat schon unsere ersten Demos pro- die Punks, ich mag Pop“, so London Snetsinger. die Chance dazu. Das will ich mit unserer Band duziert.“ Natürlich freut sich die Band, dass es „Aus diesem Grund bauen wir auch so oft cleane anders machen. Ich will immer nahbar für unsere für ihren Produzenten momentan so gut läuft Vocals in unsere Songs ein. Wir mögen schlicht Fans bleiben, mich mit ihnen unterhalten, einfach und er sich unter anderem um die kommenden und ergreifend Melodien und hören privat keinen zusammen rumhängen“, so der Bassist. Und Mike Alben von und SLEEPING WITH Death Metal. Wenn ein cleaner Refrain passt, Champa ergänzt: „Manche Bands habe so eine SIRENS kümmert, sie machten ihm vor den Auf- passt er einfach, er ist aber kein Muss.“ gewisse Attitüde, sagen Sachen wie ‚Maximal ein nahmen von „Outspoken“ aber eines deutlich: Foto‘ oder ‚Nur die ersten zwanzig bekommen „Wehe, wir klingen wie deine anderen Scheiß- Musikalisch sollte „Outspoken“ insgesamt eine Autogramme‘. Wir haben doch nur wegen unse- bands!“ Mike Champa lacht natürlich, als er das etwas härtere Richtung als der Vorgänger ein- rer Fans überhaupt die Chance, hier zu sein, also sagt. „Cameron hat selbst großen Wert darauf schlagen, und auch textlich wollte Mike Champa mach gefälligst nicht auf Arschloch.“ gelegt, uns einen ganz eigenen Sound zu verpas- einen neuen Weg gehen: „Bei ,Cross Your Fin- sen.“ Auf das Songwriting hatte Mizell dagegen gers‘ hatten wir ein Konzept – so eine Art Fünf- Der Sänger ist dennoch der Meinung, dass man wenig Einfl uss, da alle Songs bereits vor Beginn ziger-Jahre-Abschlussball, bei dem auf ein- den Wettbewerb unter den Bands nicht zu ernst der Aufnahmen fertig waren. Ein bisschen Fein- mal alle Kids zu Zombies werden. Diesmal woll- nehmen darf: „Wenn du die anderen Bands aus tuning war allerdings noch möglich: „Er hat ein ten wir etwas Persönlicheres, das die Leute mehr deinem Genre als Konkurrenz betrachtest, bist unglaublich gutes Gespür für Melodien. Natür- anspricht. Bei dem Thema des Debüts war es du verloren. Es geht bei unserer Art von Musik lich war das bei manchen Harmonien eine große aber keine große Kunst, ernster und emotiona- einzig und allein um die Beziehungen unterei- Hilfe. Ich habe Gesangslinien ausprobiert, auf die ler zu werden, haha. Für das neue Album woll- nander. Wir sind alle aufeinander angewiesen. ich so vielleicht niemals gekommen wäre.“ ten wir etwas schreiben, bei dem die Leute sagen Wenn wir auf Tour scheiße zu einer Band wären, können: ,Ich habe mich schon einmal genauso würde sich das sofort herumsprechen, was letzt- In einem überladenen Genre wie Metalcore, in gefühlt, ich weiß, was du meinst, lass mich endlich dazu führt, dass dich keiner mehr mit auf dem die Kombination von Pop und Breakdowns mit dir zusammen schreien.‘ Diesmal ist unser Tour nimmt. Für mich geht es einfach darum, bis zum Äußersten ausgereizt scheint, gibt es für Haupteinfl uss also das Leben, so platt das auch mich mit anderen Bands zu freuen, die erfolg- junge Bands trotzdem nur wenige Möglichkeiten, klingen mag.“ reich sind – aber noch mehr über unseren eige- sich einen eigenen Namen zu machen. Die Vor- nen Erfolg. Dieses ganze Konkurrenzdenken ist Über die Limitierungen im Bereich Metal/Pop ist doch Quatsch, wir sitzen schließlich alle im sel- FOR ALL THOSE SLEEPING heben sich nicht nur mit einem sich die Band im Klaren. Mit der Kritik, dass heut- ben Boot.“ Mit einem Album wie „Outspoken“ im großartigen Album von der Konkurrenz ab, sondern auch zutage alles gleich klinge, kann London Snetsin- Gepäck müssen FOR ALL THOSE SLEEPING den mit der Wahl ihrer Coverversion für die beliebte „Punk ger aber nur wenig anfangen: „Das sind genau die Vergleich mit anderen trotzdem nicht scheuen. Goes Pop“-Samplerreihe: Die Band nahm sich Tay- Leute, die auch sagen, Country höre sich immer Frank Engelhardt lor Swift mit ihrem Song „You belong to me“ vor. „Unser gleich an. Wenn du dich aber mal hinsetzen und Gitarrist David machte diesen Vorschlag, weil einfach genau zuhören würdest, könntest du erkennen, FOR ALL THOSE SLEEPING niemand auf die Idee kommt, COUNTRY ZU COVERN. Niemand hatte bisher so einen Song auf diesem Samp- wie viele Unterschiede es gibt. Das gilt für jede Outspoken ler, deswegen wollten wir es probieren, und es hat gut für Art von Musik. Außer für NICKELBACK. Da hört (Fearless/ADA Global) uns funktioniert.“ sich wirklich alles gleich an.“ Bei der Frage, was forallthosesleeping.com

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29Fuze38.indd 29 13.01.13 11:37 30Fuze38.indd 30 11.01.13 22:00 reviews CODE ORANGE KIDS Love Is Love // Return To Dust „Cycles“, eine Seven Inch mit fünf Songs einer bis dahin ziemlich unbekannten Band, riss Ende 2011 der Hardcore-Community die Kinnlade runter. Die Musik des Quartetts aus Pennsylvania glich purer Hochspannung: Jeder Midtempo-Part, ja, selbst die ruhigsten Momente schienen nur auf den nächs- ten, unvermeidlichen Ausbruch vorzubereiten. Wenn diese Band sich dazu entschied zu explodieren, klebten die Songstrukturen anschließend in Fetzen an der Wand. „Cycles“ versammelte fünf gewaltige, alarmbereite Tracks einer Band, die keinen passenderen Namen für sich hätte finden können. CODE ORANGE KIDS blieben danach mit derselben Verbissenheit, die auch ihre Musik zu einer solch mitreißenden Angelegenheit macht, unaufhörlich bei der Sache. Kein Wunder, dass schon bald seine Fühler ausstreckte. Der CONVERGE-Frontmann hat in letzter Zeit häufig den richti- gen Riecher für (berechtigte) Hypes bewiesen und zum Beispiel PUNCH und BIRDS IN ROW unter die Fittiche seines Labels genommen. Die verbitterten CODE ORANGE KIDS müssen sich mit ihrem Debüt „Love Is Love // Return To Dust“ nun einer hohen Erwartungshaltung stellen: Können die zehn Tracks das einhalten, was der bisherige Output versprach? Die Antwort fällt leicht: Ja. Aber so was von. Der Sound ist merklich differenzierter, cleverer und experi- mentierfreudiger geworden, hat aber keine Spur an Aggressivität verloren. Nach einem fulminant-furi- osen Auftakt, in dem sich sogar Powerviolence-Einflüsse ausmachen lassen, leitet das alptraumhafte „Liars // Trudge“ mit entrücktem Gesang und sich dumpf windenden Melodien auf das überraschend hymnenhafte, fast poppige „Colors (Into nothing)“ über. Eine kurze Gelegenheit zum Luftholen, denn im Anschluss schlagen CODE ORANGE KIDS natürlich wieder hart auf dem Boden der Tatsachen auf und setzen die ruckelige, insgesamt 27-minütige Berg- und Talfahrt mit voller Geschwindigkeit fort. Gut festhalten, Kinnlade festbinden und bloß nicht stolpern, solltet ihr versuchen, mit dieser Band Schritt zu halten. (Deathwish/Indigo) Kristoffer Cornils

THE BRONX FUNERAL The Bronx FOR A FRIEND Eines vorweg: Die Vierte von THE Conduit BRONX ist ein Grower. Was sich „Uns wurde klar, dass wir noch nie eine anfangs als Schwäche darstellt, ent- so enge Verbindung untereinander puppt sich nach mehrmaligem Hören hatten wie jetzt“, behauptet FUNERAL als die große Stärke der Platte: Auch FOR A FRIEND-Frontmann Matthew wenn sich die Band nicht mehr ganz so Davies-Kreye. Stellt sich die Frage: aggressiv und angepisst anhört, hat Kann das bei dem ständigen Wech- sich die Hitdichte doch weiter erhöht. sel der Bandmitglieder in den letzten THE BRONX gehen mehr denn je in Jahren überhaupt möglich sein? Wenn Richtung Rock’n’Roll, und wer sich man sich „Conduit“ jedoch einmal darauf einlassen kann, wird mit einem richtig anhört, versteht man, von wel- verdammt guten Album belohnt. Der cher Verbindung der Sänger spricht. Fokus liegt zwar deutlich stärker auf den Melodien, aber natürlich sind THE Das mittlerweile sechste Studioalbum der Band aus Wales klingt wesentlich aus- BRONX immer noch THE BRONX. Jeder Ton klingt immer noch nach einer Band, gefeilter und in sich stimmiger als seine Vorgänger. Es ist das erste FUNERAL die vor Kraft kaum laufen kann und sich mit ihrem Album ein Ventil geschaf- FOR A FRIEND-Album, das mich wirklich begeistert. Konnte ich jahrelang nie fen hat. Einzig „Life less ordinary“, eine Art Akustikballade, hat es auch nach wirklich etwas mit der Band anfangen, setzen sich plötzlich Songs wie „Nails“, zwei Wochen Dauerschleife nicht geschafft zu überzeugen. Die Stärken von THE „Elements“ und „The distance“ schon nach dem ersten Hören in meinem Kopf BRONX liegen eben eindeutig woanders. Zum Beispiel bei Songs wie „The unholy fest. Dass die Scream-Parts von Ryan Richards fehlen, der die Band im Mai 2012 hand“ und „Pilot light“, die ziemlich unmissverständlich klarmachen, dass sich verlassen hat, schadet dem Ganzen auch nicht wirklich. Davies-Kreye gibt ein- ein guter Song nicht unbedingt durch Geschwindigkeit auszeichnet, sondern sich fach mehr Gas und entwickelt seinen eigenen Gesangstil weiter. Und wer sich einfach nur einer alten Weisheit bedienen muss, die schon seit dem Blues gilt: jetzt noch fragt, was Gründungsmitglied Matthew Evans plötzlich mit „Conduit“ Es steckt alles im Rhythmus. Ein großartiges Album. (White Drugs/PIAS/ATO/ zu tun hat: Aus seiner Feder stammt das Artwork der Platte. Wie gesagt: Die Ver- Rough Trade) Dennis Meyer bindung war noch nie so eng. (Distiller/Rough Trade) Kevin Schulz

NEAERA CULT OF LUNA Ours Is The Storm Vertikal Über eine Band zu schreiben, mit der Auf den ersten Blick scheint es wider- man aufgewachsen ist, ist immer ein sprüchlich: Einerseits preist Johan- heikel. Meistens lebt man sich über nes Persson die Grenzen und Limi- so lange Zeit auseinander. NEAERA tierungen, die sich seine Band bei waren schon immer eine Band, die ihrem mittlerweile sechsten regulä- niemals stillstehen wollte, die immer ren Album auferlegt hat. Andererseits den Drang hatte, sich weiterzuent- handelt es sich dabei um ein gut sieb- wickeln. Nach dem Befreiungsschlag zigminütiges, fett produziertes Mons- durch „Omnicide“ und der Rückbe- ter. Es geht dem Sänger und (Haupt-) sinnung mit „Forging The Ecplise“ Songwriter des schwedischen Post- gehen sie ihren Weg konsequent wei- Metal-Kollektivs jedoch nicht um ter. Melodien stehen im Vordergrund, Länge oder Klangfülle, sondern um die man war schließlich schon immer mehr als . Konzeption und Ästhetik der Platte, für die sich das Septett strikte Vorgaben Endlich vorbei auch die Zeiten, in denen die Band in der Metalcore-Schublade gemacht hat. Wie die strengen Bilder von Fritz Langs großem Film „Metropo- gefangen war. Spätestens mit „Ours Is The Storm“ ist klar: Das hier ist melodi- lis“, der die Inspiration zu „Vertikal“ lieferte, zieht sie ihre überwältigende Erha- scher Death Metal, nichts anderes. Hardcore spielt sich nur noch in den Köpfen benheit aus einem kargen Minimalismus. CULT OF LUNA wollten wie eine Fabrik der Mitglieder ab, lieber bedienen sie sich bei Thrash oder . Heraus- aus den Visionen Langs klingen und haben es geschafft. Wiederkehrende Figu- gekommen ist ein durch und durch rundes Hörerlebnis, dessen Melodien einem ren werden in monotone Riffs übersetzt, mächtige architektonische Strukturen im Gedächtnis bleiben. Ein absolutes Highlight, ein Song, bei dem einfach alles finden ihre Entsprechung in einem gewaltigen Sound. Allein schon das neun- stimmt, ist „Slaying the wolf within“ mit Nathan Gray von BOYSETSFIRE. Ein Lied, zehnminütige Kernstück „Vicarious redemption“, das alle musikalischen Ele- das ebenso ungewöhnlich wie gelungen ist und zeigt, wie überraschend und auf- mente des Albums – kräftige Drones, fiebrige Elektronik, flirrende Gitarrenme- regend diese Band noch immer sein kann. NEAERA sind mit „Ours Is The Storm“ lodien und sich gigantisch auftürmende Riffs – in sich vereint, fordert Ehrfurcht endgültig angekommen. Und wie könnte man das besser feiern als mit dem bis- ein. Ehrfurcht vor einer großen Band, die aus der kreativen Selbstkasteiung ihr her besten Album der Karriere? (Metal Blade/Sony) Frank Engelhardt bisher bestes Album gewonnen hat. (Indie/Edel) Kristoffer Cornils

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31Fuze38.indd 31 13.01.13 11:43 REVIEWS

ABYSSE sie auch mal eine Split aufgenommen haben), SSD in ihrer Spätphase verbrochen haben, der tig hackt der Drummer eine punktgenaue Phra- En(d)grave bevor diese ihre Eier irgendwo zwischen Prog- Erfolg auf GUNS N’ ROSES-Niveau blieb aller- sierung in das Gemetzel, die Orientierung schafft Eigentlich haben zahllose Bands melancho- Oper, Zeitreisen und gesungenen Vocals verlo- dings aus. Sonst wäre „Nunz“ heute bestenfalls und die Halbwertzeit deutlich erhöht. Das einzige lisch dreinblickender Bartträger im instrumen- ren haben. Passenderweise spielt bei ein Rockstar wie Slash oder sähe schlimmsten- Problem der Scheibe ist, dass man sich im Vor- talen Metal bereits alles gesagt. Doch die vier einem Song Bass. „Sedentary“ ist durchweg sehr falls aus wie Axl Rose. Mit diesem Hintergrund feld etwas zurechtlegen sollte, das den Adre- Franzosen von ABYSSE beweisen auf ihrem dicht arrangiert, einige Songs sind aber einfach könnte man vermuten, der Erfolg von Keith Mor- nalinspiegel hinterher wieder runterbringt. Sonst sehr dicht und abwechslungsreich komponier- zu lang und schaffen es nicht, über ihre gesamte ris’ OFF!, die ja immerhin – beispielsweise als wird es gefährlich für Einrichtungsgegenstände ten Debüt, dass sie zu einem komplett eigen- Dauer zu begeistern. Dennoch gewinnt man Support der RED HOT CHILI PEPPERS – auch die oder Nervensägen, die sich unvorsichtigerweise ständigen Blick auf das Genre fähig sind. Da kann „Sedentary“ lieb. Bei mir läuft das Album seit fast ganz großen Bühnen spielen, sei Grund für die in der Nähe aufhalten. (Relapse/Rough Trade) man auch mal den bemüht cleveren Albumtitel zwei Jahren in schöner Regelmäßigkeit. (Solar Besinnung auf den alten Sound. „No Peace In Our Hendrik Lukas und die etwas dünne Produktion ignorieren. Die Flare/Prototype) Martin Schmidt Time“ lässt aber keine Zweifel aufkommen, klingt Songs inszenieren Welten, kreieren Stimmungen nicht mehr ganz so verbissen wie „Thou Shalt Not BLITZ KIDS und begeistern durch ihre Vielseitigkeit. Zudem Kill“, aber ehrlich und wütend. Es wird erfrischend Never Die füllen ABYSSE die Lücke des fehlenden Sängers triple review viel gefl ucht, offen gesagt. „Got so much leftover Wer sich nicht im Vorfeld informiert, erliegt hier durch konstante Abwechslung im Songwriting aggression, I don’t know who to hate.“ Wie auch schnell einem Etikettenschwindel. Denn der und wechselnde Lead-Instrumente elegant auf. immer, die Songs sind jedenfalls allesamt Hits. Name der Band und das Cover der EP lassen (Blue Wave) Martin Schmidt Dreimal Melo-Death-Ursuppe als Re-Release. (Bridge Nine/Soulfood) Ingo Rieser einen MISFITS-Einfl uss doch zumindest vermu- Hat man dabei heutige Veröffentlichungen im ten. Stattdessen gibt es britische Einheitsware, AKELA Hinterkopf, lässt das Böses ahnen. Weichgespül- AUSSITÔT MORT / THE CATALYST belangloser Pop/Rock der Marke KIDS IN GLASS The Void tes Gedudel und dann auch noch schrottig auf- Split HOUSES oder YOU ME AT SIX. Dies bedeutet: Mal ganz ehrlich: Den Weltuntergang habe genommen und schlecht gespielt? Nicht zwangs- AUSSITÔT MORT machen auf dieser Seven Inch ziemlich lahme und vor 08/15-Phrasen nur so ich mir ganz anders vorgestellt. Eher so wie in läufi g. so weiter, wie man sie kennt. Von einer von Emo/ strotzende Texte, gesäuselter Gesang und lang- Roland Emmerichs Blockbuster „2012“. Wäre es Hardcore beeinfl ussten Postrock-Band entwi- weilige Songs, die gerne große Stadionhymnen nicht viel spannender gewesen, in einem Jeep CEREMONIAL OATH ckelten sich die Franzosen über die Jahre hinweg wären, aber leider allesamt Rohrkrepierer sind, über die Landstraßen von Langenfeld nach Gre- The Book Of Truth zur reinen Postrock-Kapelle – und zwar einer da sie einfach zu erzwungen klingen. Die BLITZ venbroich zu fahren, während hinter einem die Die – vor allem aufgrund ihres Personals – der spannendsten. THE CATALYST haben ebenso KIDS mögen vielleicht nie sterben, aber Zombies ganze Welt in sich zusammenfällt und in hei- bekannteste Band dürfte CEREMONIAL OATH eine Verbundenheit zur -Szene, spielen sterben auch (erstmal) nicht, und die haben ähn- ßer Lava ertrinkt? Ich würde das Radio aufdre- sein, tummelten sich hier doch Leute von IN FLA- aber experimentellen, schwer von Rock beein- lich viel Substanz. (Hassle/Soulfood) hen, denn es läuft gerade die neue EP der Lüden- MES, HAMMERFALL, CRYSTAL AGE und diver- fl ussten Hardcore. Ein bisschen wie EVERY TIME Dennis Meyer scheider Jungs AKELA. Hinter der dunklen Fas- sen weiteren mehr oder weniger maßgeblichen I DIE oder COALESCE, mal schleppend, dann auf- sade, den tiefen Shouts und den fi nsteren Gitar- schwedischen Bands. Hier wird schnell augenfäl- brausend oder chaotisch, nur um anschließend BLODIG ALVOR rensounds der vier Songs auf „The Void“ schim- lig, dass Mitte der Neunziger sogar melodischer direkt nach vorne zu rocken. Klingt nicht unbe- Mørkets Frembrudd mert aber auch immer ein Fünkchen Hoffnung Death Metal noch cool sein konnte, denn die dingt so, als ob es von 2012 stammt, ist aber Jetzt mal ernsthaft, was hervor. (Midsummer/Cargo) Kevin Schulz Band schaffte es nicht nur, Songs mit Identität schön unberechenbar und kurzweilig. (Moment geht eigentlich mit die- und Melodien mit einer erkennbaren Stoßrich- of Collapse) Alessandro Weiroster sen verrückten Nor- ALL ABOARD! tung zu schreiben, sie klang auch deutlich anders wegern ab? Gerade Opportunities als ihre Genrekollegen und war sogar produziert in den letzten Mona- Mit ihrer „Opportunities“-EP haben ALL wie eine Rockband. Für heutigen Mainstream- True North ten tummeln sich dort ABOARD! aus Mönchengladbach einen kleinen Metal unvorstellbar. Aus diesem Grund ist die Wenn das alte Eisen des Bands wie OSLO ESS Folk-Punk-Leckerbissen veröffentlicht. Schönes Relevanz von „The Book Of Truth“ aktuell größer Punkrock neue Alben oder BLOOD COMMAND Artwork, Vinyl, Mitsing-Kracher. Die vier Songs denn je. Ob man als Besitzer des Originals für die veröffentlicht, ist das in den Charts, die beide Musik spielen, bei der (und ein fünfter zum Downloaden) brauchen sich auf CD zwei vertretenen Demos der Vorläufer- nicht immer ein Grund dem deutschen Hitparaden-Hörer doch glatt nicht hinter ihren Vorbildern aus Übersee zu ver- band DESECRATOR das Säckel noch einmal auf- zur Freude. Manche die Fielmann-Brille ins Sauerkraut fallen würde. stecken. Keine Zeit für stille Füße, Uptempo bis macht, sollte ein Probehören klären. Bands sind schlicht satt Mit BLODIG ALVOR kommt nun die nächste Band in die frühen Morgenstunden: „Heading west I’m und uninspiriert, andere aus der Versenkung, die mit der mächtigen Kraft almost home / Already breathe familiar air / It’s SACRAMENTUM biedern sich auf gera- des Schweinerock schnell auf die großen Büh- getting dark, I’m getting calm / I know it’s just a Far Away From The Sun dezu obszöne Weise am Mainstream an. Ein nen will. Sie haben alles, was man dazu braucht: tiny cot / But grandpa offers all he’s got / He left Wo CEREMONIAL OATH mit Tempovariation, neues BAD RELIGION-Album löst dagegen aus einen Viervierteltakt, ein paar alte HELLACOP- the light on only for me.“ Genauso sympathisch Spoken-Word-Einschüben und Dreck unter den mehreren Gründen bedingungslose Freude aus. TERS-Riffs, jugendliche Unbekümmertheit und und bodenständig wie der Text von „0804“ klingt Fingernägeln ihrer Musik ein Gesicht verliehen, Zum einen verbieten sich Vergleiche zu frühe- eingängiges Songwriting. Dummerweise krankt der Sound von ALL ABOARD!. (Bakraufarfi ta/ mengten SACRAMENTUM ihrem Gebräu Black ren Platten, da die Band sowieso immer das Glei- es, genau wie bei den oben genannten Bands, New Music) Pia Schwarzkopf Metal bei und stießen damit in ein ähnliches Horn che macht. Deswegen hat auch so gut wie jeder ein wenig an der Umsetzung im Studio. „Mørkets wie NAGLFAR oder DISSECTION. Ebenso wie bei Fan ein anderes Lieblingsalbum. Und das Wich- Frembrudd“ ist so übertrieben glattpoliert, dass AMENRA ihren Landsleuten hat die Scheibe den Test der tigste: absolut keines davon hat enttäuscht. es am Ende arg an Seele mangelt. Paradoxer- Mass V Zeit souverän bestanden und funktioniert heute „True North“ ist das sechzehnte, was Greg Graf- weise fällt nämlich gerade dadurch auf, dass die Im November 2011 fuh- genauso wie 1996. Die hymnischen Tracks zün- fi n irgendwie zum Lemmy Kilmister des Punk Stimme des Sängers recht farblos ist. Das ein- ren die Belgier AMENRA den sofort, der Sound knallt, Fußwippen ist quasi macht, nur mit weniger Schnaps und mehr Poli- zige echte Ärgernis am Debüt von BLODIG ALVOR ins französische Wis- unausweichlich. Bonusmaterial gibt es hier kei- tik. Dass sich an ihrer Art des Songwritings wie- bleibt jedoch, dass einem wieder mal vor Augen sant, einer am Ärmel- nes, so dass sich Besitzer der Erstveröffentli- der nichts geändert hat, zeigt alleine die Spiel- geführt wird, wie gruselig der deutsche Massen- kanal gelegenen chung die Anschaffung getrost sparen können. zeit von 35 Minuten für sechzehn Songs. Graf- geschmack im internationalen Vergleich wirken Gemeinde mit gerade Alle Spätgeboren schlagen zu. fi ns einmaliger Klagegesang hat nichts an muss. (Indie/Edel) Benedikt Ernst einmal tausend Ein- Durchschlagskraft verloren, sein Zusammen- wohnern, um sich für THE MOANING spiel mit Gitarrist und Epitaph-Boss Brett Gure- ihr neues Album inspirieren zu lassen. Befesti- Blood From Stone witz klingt genauso frisch wie vor zwanzig Jahren Temper Temper gungsanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg, Über- Schon damals eine Band aus der zweiten Reihe, und Brooks Wackerman gewinnt am Schlagzeug Mit ihrem vierten Stu- reste des Atlantikwalls, verfallene Bunker ... bestätigt sich – wie bei den beiden anderen noch immer jeden Geschwindigkeitswettbewerb. dioalbum gehen die das ist der Stoff, aus dem Post-Metal-Träume Alben – auch bei „Blood From Stone“ der Sta- Nach einem halsbrecherischen Ritt durch die Waliser den mit dem sind. „Mass V“ klingt sogar ein bisschen wie eine tus. Die Platte schafft genau das nicht, was „The Abgründe der Menschheit, der Geschichte und letzten Output „Fever“ Geschichtsstunde: schon ganz interessant, wenn Book Of Truth“ und „Far Away From The Sun“ der Weltpolitik wird klar: So lange die Welt ein eingeschlagenen Weg man sich darauf einlässt, aber viel Neues erfährt können. Man erkennt die Band nicht wieder, man schlechter Ort ist, werden BAD RELIGION ihr Maul weiter. Die rauen, man natürlich nicht. Das alles wurde von den vie- hält die Songs nicht auseinander, man fragt sich, aufreißen. (Epitaph/Indigo) Benedikt Ernst aggressiven Vocals fi n- len Guido Knopps des Genres einfach schon zu warum zielloses Gefi edel so oft mit dem Attri- den nur noch wenig oft durchgekaut. Und der Gastauftritt von Scott but „melodisch“ versehen wird. Das ist natür- BLOCKHEADS Raum, die Songs wirken insgesamt sehr kom- Kelly beim letzten Song ist auch nicht viel spek- lich immer auch ein wenig Geschmackssache, so This World Is Dead pakt und poppig. Interessanterweise fanden die takulärer als eine Folge „Terra X“, die von Maxi- dass Komplettisten oder musikhistorisch Inter- Grindcore auf Relapse, Aufnahmen sowohl in Wales als auch in Thai- milian Schell moderiert wird: Die Schwere und essierte ruhig in diese kompetent gespielte und da weiß man im Gro- land statt, in ungewohnter Umgebung wollte Bedeutung, die dem Ganzen dadurch verliehen sauber produzierte Scheibe reinhören sollten. ben, was auf einen man sich neu inspirieren lassen. Wirkliche Über- werden soll, ist nur oberfl ächlich, und letztend- Aber in die anderen beiden bitte zuerst. (Century zukommt und dass ein raschungen bietet „Temper Temper“ aber kaum. lich schadet der direkte Vergleich mit NEURO- Media/EMI) Hendrik Lukas Mindestmaß an Qua- Klar, es gibt jede Menge Hooklines, die Refrains SIS, der sich dadurch noch mehr aufdrängt als lität nicht unterschrit- sitzen und der Sound ist gut. Insgesamt klingen durch das Label, auf dem die Platte erscheint, ten wird. Zwar sind auf die Songs allerdings einen Tick zu glattgebügelt der Band mehr, als dass er nützt. Aber egal. Auch ANTIDOTE „This World Is Dead“ von und konform. Zwar lassen die Gitarristen ihr Kön- wenn „Mass V“ nicht die Qualität und Tiefe einer No Peace In Our Time BLOCKHEADS nicht allzu viele Eigenheiten oder nen gelegentlich aufblitzen, ansonsten greifen mehrteiligen Dokumentation auf Arte hat – bes- ANTIDOTE sind zurück. gar Neuerungen zu hören, dafür setzen die Fran- die Briten aber zu oft auf dieselben Strickmuster ser als der Dreck, der sonst so läuft, sind AMENRA Also diesmal wirklich. zosen ihr Geschmetter sogar nach Genremaß- zurück: kurzes Intro, Strophe mit abgestoppten locker. (Neurot/Church Of Ra/Cargo) Gitarrist und Songwri- stäben wahrhaft funkensprühend um. Die 25 Gitarren, eingängiger Refrain, Mittelteil, fertig. Thomas Renz ter Robb Nunzio wollte Songs in vierzig Minuten platzen geradezu vor Natürlich hat „Temper Temper“ auch seine stär- nach der „Thou Shalt Energie und dürften jeden ansprechen, der auf keren Phasen – so besitzt beispielsweise die Vor- AMERICAN HERITAGE Not Kill“-EP, einem BENÜMB, oder die unvermeidli- absingle „Riot“ ordentlich Zug –, es befi ndet sich Sedentary essenziellen Stück chen steht. Die Verweise deuten es an, es aber zu viel Füllmaterial auf der Platte, so dass Translation Loss veröffentlichten „Sedentary“ Hard- gibt hier eine gewisse Beimischung von Metal, die man ihr am Ende nur das Prädikat „mittelmäßig“ bereits im März 2011 auf CD. Nun kommt end- core von 1983, zwischenzeitlich mal Slash sein. sich vor allem in den Riffs niederschlägt. Doch ist verleihen kann. Fans, die dem letzten Album viel lich der lange überfällige Vinyl-Release. Die seit 1990 erschien ein ANTIDOTE-Album namens es besonders das akzentuierte Schlagzeugspiel, abgewinnen konnten, werden auch an „Temper 1997 aktiven AMERICAN HERITAGE klingen mit „Return 2 Burn“, die Metamorphose zum Haar- das BLOCKHEADS über den Durchschnitt hebt. Temper“ ihre Freude haben. Trotzdem gilt: BUL- ihrer Mischung aus Noise, Metal, Rock und Punk spray-Sleaze-Hardrock war verblüffend per- Zwar herrscht das totale Blastmassaker – so LET FOR MY VALENTINE kommen 2013 nicht so immer noch ein wenig wie MASTODON (mit denen fekt. Das war immer noch besser als das, was muss es schließlich sein –, doch immer rechtzei- richtig vom Fleck. (Sony) Anton Kostudis

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32-41Fuze38.indd 32 13.01.13 12:59 LASTING TRACES CALLEJON von einem geliebten Man spricht deutsch Menschen, egal, ob für E l e m e n t s Die Sprache der Mutter, unbestimmte Zeit oder die Stärke des Vaters, für immer, reißt Mauern die Hits der Kindheit ein. Dein Alltag wird zur – ein hochexplosives Farce, alles steckt voller Gemisch, mit dem CAL- Erinnerungen. Irgend- LEJON sicher ein paar wann kannst du nicht Kritiker aus dem Kel- einmal mehr schreien, wenn dir mal wieder alles lerloch locken. Punk zu viel wird. THE COLD HARBOUR wissen genau, trifft Pop, Metal trifft Mainstream, so die Devise worum es geht. Ihr düsterer, melodischer Hard- ihres Coveralbums „Man spricht deutsch“. Wie core hat kein Happy End. Da sind nur Schmerz das klappt, zeigte schon die erste Auskopp- und Wut. Nach dem instrumentalen Opener lung „Schrei nach Liebe“ – wobei man damit geht es direkt zur Sache. „On the crisp morning the new 7“ - out in february ja nichts falsch machen kann. Mit der zwei- you spoke those words / ,See you soon‘ / But Instant Download with every Order - www.lasting-traces.bandcamp.com ten Single „Schwule Mädchen“ auch nicht – die with regret I knew it wasn’t true“, klagt Sänger 3 different vinyl colors & preorder bundles available - preorder now!!! gewöhnungsbedürftige Geistesgestörtheit im Dan Edgnton. Am verzweifeltsten und bitters- Video ändert ebenfalls nichts am ewig geheg- ten klingen THE COLD HARBOUR in ihren ruhi- ten Wunsch, das Stück einmal genauso zu genie- geren Momenten – wie am Anfang von „1931“: ßen. Bei anderen Neuaufl agen fl iegt der Funke „Dear life, I’ve been working for way too long / My aber nicht so. Das langatmige „Alles neu“ von childhood haunts me, as does growing old / Bare Peter Fox eignet sich nur bedingt zum fröhli- foot walking the streets / A glimmer of hope and chen Metallisieren, da ein Beat auf Dauer noch now I’m back down on my knees.“ Und wenn dann keine Gitarre rettet. Die Legierung aus CALLE- kurze Zeit später die Instrumente über dir her- JON und FANTA 4 bei „MfG“ hält auch kein Haus einbrechen, zwingt es dich selbst auf den kalten zusammen. Dagegen sind K.I.Z. als TIC TAC TOE Boden. Als schützender Schirm hilft da nur „Cel- mit Riffwumms ein ganz dickes Ding. Am größten lar door“. Kurz bevor alles den Bach runtergeht, sind die Überraschungen bei „Durch den Mon- fängt dich das kurze Instrumentalstück ab. Wie sun“ und „Hier kommt Alex“; zwei sonst nervige das Lächeln eines Fremden im geschäftigen Trei- Radiorotationen bekommen durch Sänger Basti ben da draußen. (Blackheart) Pia Schwarzkopf einen ganz anderen, ungewohnt guten Glanz. Auf Partycompilations schaffen es CALLEJONs Versi- COMPLETE FAILURE onen also bestimmt, und die Ehrerweisung lässt The Art Gospel Of Aggravated Assault auch nicht ihre Bombe „Blitzkreuz“ vergessen. COMPLETE FAILURE Kein Grund also, ihnen den Spaß an der Sache zu mussten seit ihrer Grün- verübeln. (Four Music/Sony) Vincent Grundke dung immer ein wenig mit dem Status des ewi- CANDY HEARTS gen Talents im Grind- the new album - out feb. 3rd The Best Ways To Disappear core kämpfen. Ihr Debüt Purchase the new album - www.demonsrunamok.de - EXCLUSIVE WHITE „You are a song in my head, my voice is sore from „Perversions Of Guilt“ vinyl (limited to 100) only available in the demonsrunamok shop!!! singing it“ – damit ist die erste Veröffentlichung erschien 2008 auf von Violently Happy, dem neuen Label von Chad Supernova Records, dem Label von Steve Aus- Gilbert (NEW FOUND GLORY), schon charakteri- tin (), und wurde auch vom siert. Mariel Loveland schreibt und singt fröhliche Meister höchstselbst produziert. Die Platten- WWW.DEMONSRUNAMOK.DE Lieder, zwischen GET UP KIDS-Pop und LEMON- fi rma ging jedoch schnell den Bach runter und HEADS-Alternative-Rock. Der Name CANDY COMPLETE FAILURE zum Ausgleich auf ein paar HEARTS ist sinnvoll gewählt, da kann sich eigent- unspektakuläre Touren. Ihr zweites Album „Heal lich niemand über zuckrige Melodien, eine mäd- No Evil“ brachte die Band zunächst ohne Unter- chenhafte Stimme und textliche Informatio- stützung eines Labels heraus. Später wurde nen zum Boyfriend (er ist zum Beispiel kitzlig) es von Relapse wiederveröffentlicht. Dennoch beschweren. Auf großen Tiefgang sind die sechs dümpelten COMPLETE FAILURE weiter im Teich Songs nicht angelegt, dafür gut arrangiert und der semi-unbekannten Bands herum. Nun sind unverschämte Ohrwürmer. Selbst wenn Love- sie bei , und dieses Mal könnte es land bei „Sick of it“ die Faust reckt, wirkt das doch passen. „The Art Gospel Of Aggravated Assault“ mit voller Absicht nur niedlich. (Violently Happy/ ist eindeutig die Krone ihres bisherigen Schaf- Bridge Nine/Soulfood) Ingo Rieser fens. Der Sound ist fantastisch, die Stimmung unbarmherzig nihilistisch, und das reife Song- CHRIS WOLLARD & writing ist alles – nur kein stereotyper Grind- THE SHIP THIEVES core, sondern extreme Musik der Spitzenklasse. Canyons (Season of Mist/Soulfood) Martin Schmidt DEBUT ALBUM RELEASERELEASE TOUR Es kommt nicht so oft + *WE SET THE SUN (DE) vor, dass man sich nach DARK TIMES einem Interview mit Girl Hate einer Band noch „pri- Vier Tracks lang gefällt dieser schrammelige vat“ unterhält. So gut Hardcore-Punk (BLACK FLAG, SONIC YOUTH) man sich oftmals auch ausgesprochen gut und entwickelt durch die for- versteht, letzten Endes dernde Stimme der Sängerin einen ganz eige- machen beide Seiten nen Charme. Es fehlt allerdings fast jegliche Vari- eben einfach ihren Job, und das war’s. Nach mei- ation, sie bleibt ständig auf demselben anstren- nem letzten Gespräch mit HOT WATER MUSIC genden und angestrengten Level. Die über- stand ich allerdings noch ein bisschen mit Chris simplen, kurzen Songs sind auch kaum geeig- Wollard vor dem Tourbus. Wir sprachen über net, auf Albumlänge nicht irgendwann zu ner- Amerika, über die Größe des Landes, über Unter- ven. Das bleibt aber Prognose, bislang brachten schiede zu Europa, über seine Familie, über Col- die NorwegerInnen nur Kleinformate heraus. Und lege-Football. CHRIS WOLLARD & THE SHIP überhaupt muss Punkrock ja nicht immer ganz THIEVES ist irgendwie die musikalische Entspre- bequem sein. (Fysisk Format/Cargo) Ingo Rieser SWISS chung dazu. Nicht so groß und wichtig wie die Hauptband des Sängers und Gitarristen, lange DEAFNESS BY NOISE POST nicht so professionell, mehr Hobby als Beruf. Noize Deaf Forever / Roots Baby Roots HARD Alles ist etwas persönlicher und vor allem: viel Wer sich zwanzig Jahre CORE amerikanischer. Frauen werden mit „Darlin’“ mit Hardcore-Punk angesprochen, im Booklet Urlaubsfotos abge- beschäftigt, beherrscht 11. JAN. ZÜRICH, MOODS ** 31. JAN. BERN,, ISC ** bildet, Gitarren mit Bottleneck gespielt. Ist das die Materie. Das Name- noch Punk oder schon ganz normaler Südstaa- dropping bezüglich der 23. JAN. FRANKFURT, 3 - KÖNIGSKELLER * 09. FEB. MÜNSTER, SPUTNIKCAFÉNIKCAFÉ * ten-Rock? Vielleicht werde ich das Chris Wol- Einfl üsse übernimmt 24. JAN. BERLIN, SAGE CLUB * 15. FEB. LUZERN, SCHÜÜR lard beim nächsten Interview einfach fragen – die Band in der zwei- nachdem ich ihm für eine weitere Platte mit ein- ten Hälfte selbst. „Roots 25. JAN. WÄCHTERSBACH, KOMMA * 16. FEB. CHUR, PALAZZO fach nur guter Musik gedankt habe. (No Idea) Baby Roots“ nennt sich der Teil mit zwölf Cover- 26. JAN. KÖLN, UNDERGROUND * 02. MÄR. BERLIN, MAGNET CLUB Thomas Renz songs. CRO-MAGS, FEAR, SNFU, TOXIC REA- SONS, eine Liste von Klassikern, die über die ganz 30. JAN. WIEN, B72 * 30. MÄR. LUZERN, SEDEL THE COLD HARBOUR offensichtlichen Optionen hinausgeht. Wichtiger **+ BREAKDOWN OF SANITY (CH) FACEBOOK.COM/SCREAMYOURNAMEMUSIC Homebound ist, was man mit den Einfl üssen anstellt. Wer sich ALBUM RELEASE TOUR PRESENTED BY: SCREAMYOURNAME.COM Weißt du noch, wie es sich angefühlt hat, als es seit zwanzig Jahren mit Hardcore-Punk beschäf- vorbei war? Ein letztes zaghaftes Nicken, dein tigt, wird sich den Eigenkompositionen der Kro- Hals zugeschnürt, der Kopf im Schraubstock und aten nicht entziehen können. Das Rad wird hier der Magen kurz vor dem Kollaps. Der Abschied nicht neu erfunden, runder als rund geht ja nicht,

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und klischeehafte Metaphern müssen erlaubt rats“ oder „Conceived in sewage“ angeht, so las- ter sind aus. Die Dekoration hängt schief und mit den Genannten vergleichbar, wohl aber bei sein. Die Songs sind voll davon, selbst der „Früher sen sie, wie üblich in diesem Genre, jede ironische verbreitet eher Wehmut als Partystimmung. Und der Intensität ihrer ausgekotzten Texte. In jedem war Hardcore besser“-Song fehlt nicht. Musi- Brechung vermissen (SKINLESS einmal ausge- du sitzt einfach nur da. An deiner Seite der beste Song auf „Demontage“ türmen sich gewaltige, kalisch werden aber alle verfügbaren Regis- nommen). Es ist okay, dass man sie nicht ver- Mensch und die letzten fl üssigen Überreste. THE vielschichtige Gitarrenarrangements auf und ter gezogen. ANTHRAX-Metal, BIOHAZARD- steht. Wer seinen Plattenschrank schon mit den DRIFTWOOD FAIRYTALES sind gewachsen, haben hinterlassen am Ende nichts als verbrannte Erde. Groove, etwas Melancholie von SOCIAL DIS- üblichen Verdächtigen vollgestellt hat, braucht sich mehr auf ihren eigenen Sound und ihr eige- Nenn es Screamo, nenn es Crust oder erfi nde TORTION und viel BLOOD FOR BLOOD-Geprolle. diese Scheibe im Grunde nicht, sondern kann nes Gefühl verlassen. Im Nacken sitzen Altbe- einfach einen neuen Namen dafür, aber hör es Jeder der zehn Tracks zeigt die Band aus einem ebenso gut die letzte PATHOLOGY hören und sich kannte wie Frank Turner und Dave Hause. THE dir auf jeden Fall an. Auch wenn es dir den Boden etwas anderen Blickwinkel, öde wird das nicht. vorstellen, es wären DEVOURMENT. Aber es soll DRIFTWOOD FAIRYTALES sind immer noch im unter den Füßen wegzieht. (Truelove/Broken Zwölf Tracks Old-School-Wunschkonzert sind ja Leute geben, die können nicht genug Gekröse Punkrock verwurzelt, haben sich aber nach fol- Silence) Benedikt Ernst danach nur eine nette Zugabe. Wer sich zwanzig um den Hals hängen haben – auch wenn es kigeren Tönen umgeschaut. Da wundert man Jahre mit Hardcore-Punk alter Schule beschäf- immer gleich müffelt. (Relapse/Rough Trade) sich nicht, dass jetzt auch Klavier, Trompete und FIGHTS AND FIRES tigt, sollte allerdings wissen, dass man an den Hendrik Lukas Banjo den Weg aufs Album geschafft haben. Und We Could All Be Dead Tomorrow BAD BRAINS eigentlich nur scheitern kann. vielleicht fi ndet sich sogar der eine oder andere Danke, lieber Pro- (Strength) Ingo Rieser DISPERSE Leser auf „Phantoms“ wieder: Bei den Shows in motext, dass du mir Living Mirrors Braunschweig, Münster, Neumünster und Berlin abnimmst, was ich DISPERSE haben mit wurde nämlich fl eißig der Publikumsgesang mit- beschämenderweise unsigned review „Living Mirrors“ ein raf- geschnitten und verarbeitet. (Fond Of Life/New dachte, als ich das erste fi niertes Prog-Metal- Music) Pia Schwarzkopf Mal Bilder von FIGHTS Album gemacht, das AND FIRES sah: Das ist DARK THARR sich sehr wohl mit Grö- FALL CITY FALL doch ein Haufen Geeks, Demo 2012 ßen wie PORCUP- Victus die gerade von einem Tabletop-Treffen kommen. DARK THARR ist eine junge und zu drei Vier- INE TREE messen kann. Das Quietschen eines Und dann möchte ich mir auf die Finger hauen teln weibliche Doom/Sludge-Band aus Freiburg, Dabei stammen die Feedbacks. Schlag- und mich selbst daran erinnern, wie ich beim die noch Großes vorhat. Ich habe sie live und Jungs nicht etwa aus Großbritannien oder den zeugsticks, die einzäh- Musikhören und dem Ausmalen, wie die dazuge- auf diesem Demo erlebt und dabei ein ähnlich USA, sondern aus Polen. Auf dem Koordinaten- len, bevor es losbricht. hörigen Musiker aussehen könnten, bisher immer gutes Gefühl wie bei den Anfängen von TEPHRA system des Prog-Metal befi nden sich DISPERSE Zwei Sänger, die sich komplett daneben lag. Wenn dann auch noch oder PLANKS. Bei DARK THARR passt einfach mit ihrem zweiten Album aber eindeutig näher mit überschlagenden, Songtitel wie „If I’m Forrest then you’re Jenny“ schon sehr viel sehr gut zusammen: Die EYEHA- bei Jazz als bei Math. „Butoh“ zum Beispiel ist fast weinerlichen Stim- und „Small town boy“ auf der Trackliste auftau- TEIRONMONKEY-Verehrung, der authentisch- eine reine Fusion-Nummer. Die Songs sind sehr men im Auge eines ins- chen, haben die Jungs einen weiteren Stein zum fi nstere Sound mit bösartigen Vocals und vor geprägt von Gitarrist Jakub Ðytecki, der neben trumentalen Wirbelsturms befi nden, der unbe- Fundament des ersten Eindrucks gelegt – der allem die überzeugende Präsentation des Gan- Sänger und Keyboarder Rafał Biernacki das ein- rechenbar seine Kreise zieht. Das strukturierte aber keineswegs schlecht ist, im Gegenteil. Aber zen. Wenn die Band konsequent am Ball bleibt zige übrige Gründungsmitglied ist. Und so ver- Chaos von FALL CITY FALL überzeugt schon beim Oberfl ächlichkeiten beiseite: Hier sind vier Eng- und ihr Potenzial mutig ausschöpft, hat der deut- wundert es auch nicht, dass sich auf „Living Mir- ersten Reinhören. Nach einem Blick auf die Bio- länder mit großem und sympathischem Nerdfak- sche Underground bald eine neue Perle. (darkt- rors“ fünf Instrumentalstücke befi nden. Diese grafi e, in der die Musik als Hardcore und Pro- tor, der in diesem Fall tatsächlich darin besteht, harr.bandcamp.com) Martin Schmidt Interludes sind ein hervorragender Schachzug gressive bezeichnet wird, stellt sich schnell her- ihre Einfl üsse aus klassischem Arschrock nicht der Band. DISPERSE wissen offensichtlich, wann aus, dass diese Beschreibung nicht ausreicht. nur nicht zu verneinen, sondern ihn mit schnel- sie ihrer Musik Luft zum Atmen geben müssen. Zwar ist nicht jeder Titel so -lastig wie lem, punkigem Hardcore zu einer agilen und DEFTONES So besteht auch keine Gefahr, dass die vielen etwa „Lovebirds“ oder „Dead saints“, doch die kräftigen Mischung zu vermengen. „We Could All Koi No Yokan mit Sweepings gespickten Gitarrensoli anfan- Tendenz geht klar in diese Richtung. Die Kana- Be Dead Tomorrow“ erinnert streckenweise an Die DEFTONES sind wie gen, einem auf die Nerven zu fallen. Besonders dier fi nden ihren Platz irgendwo zwischen dem JOHN COFFEY, THE BRONX oder THE GHOST OF ein geliebtes Ferien- lobenswert ist übrigens auch der für das Genre verschrobenen Noise von THE CHARIOT und der A THOUSAND, ist dabei aber noch spröder und haus, in das man immer eher untypisch drahtige Gitarrensound. „I can’t Präzision von THE DILLINGER ESCAPE PLAN. macht große Lust darauf, FIGHTS AND FIRES in wieder gerne zurück- have it all“, singt Biernacki in „Choices over me“. Dabei gibt es jedoch nicht so viele Taktwechsel, diesem Frühjahr live zu sehen. (Blackstar Found- kehrt, um sich an einem Dennoch lässt diese Platte eigentlich keine Wün- dass man Gefahr läuft, sich überfordert zu füh- ation/Cargo) Svenja Klemp anderen Ort ganz zu sche offen. (Season of Mist/Soulfood) len oder den roten Faden zu verlieren. Das wird Hause zu fühlen. „Adre- Nils Wittrock durch einen konstant treibenden, groovigen Ein- FOR ALL THOSE SLEEPING naline“ und „Around The schlag verhindert. Die Dosis stimmt hier ein- Outspoken Fur“ waren die Alben, die den Rohbau errichte- DREAMSHADE fach. FALL CITY FALL sind noch ein Geheimtipp, Eine „Punk Goes Pop“- ten; „White Pony“ machte das ganze Gebäude The Gift Of Life was sich allerdings bald ändern könnte. (Victory/ Band. Das übliche schlüsselfertig, räumte Möbel ein, hängte Gardi- Mit ihrem Anfang 2011 Soulfood) Florian Auer Metal/Pop-Schema. nen auf, bezog die Betten und platzierte essenzi- veröffentlichten Debüt- Das Urteil ist bei die- elle persönliche Dekorationsgegenstände, Fami- album „What Silence FIDLAR sen Schlagworten meist lienfotos und zerknautschte Kuschelkissen. Und Hides“ haben sich Fidlar schon gefällt, bevor ein so, wie man jeden Urlaub aufs Neue das Ferien- DREAMSHADE viele Nach wenigen Sekun- einziger Song gespielt domizil aufschließt und entdeckt, dass vielleicht Sympathien erspielt. den schreit ein rasen- wurde. FOR ALL THOSE eine neue Mikrowelle oder fl auschige Strand- Das Zweitwerk gehen der Sänger: „I drink SLEEPING sind eine Ausnahme. Schon beim handtücher zum Inventar dazugekommen sind, die Eidgenossen nun cheap beer! So what! Intro, das an die amerikanische TV-Premiere waren „Deftones“ und „Saturday Night Wrist“ mit neuem Frontmann und einem verdichte- Fuck you!“ Nach einer der BEATLES in der „Ed Sullivan Show“ angelehnt sehr willkommen, machten das DEFTONES-Haus ten Sound an. Kevin Cali ist seit knapp einem halben Stunde wird man ist, merkt man, dass hier etwas Besonderes auf praktischer und gemütlicher, aber veränderten Jahr Sänger der Band, die sich einem eingängi- das Gefühl nicht los, einen zukommt. Die erste Textzeile des Albums nichts am fundamentalen Status quo. „Diamond gen Melo-Death verschrieben hat. Dem Göte- dass die Band dahinter, lautet: „Step up or shut the fuck up.“ Passender Eyes“ von 2010 war dann die lang ersehnte, vom borg-Stil kann eben auch frönen, wer aus Lugano FIDLAR, zum neuen heißen Szenescheiß werden kann man auf den Rest des Albums nicht einstim- Profi angemischte Wandfarbe, die die Lebens- stammt. Im Vergleich zu den Hymnen von IN FLA- könnte. Ähnlich wie vor einem Jahr die großar- men. FOR ALL THOSE SLEEPING beleben den Ein- qualität in jedem Raum erhöhte. Das neueste MES, CHILDREN OF BODOM oder RAUNCHY ste- tigen CEREBRAL BALLZY machen sie im Grunde heitsbrei der Masse mit perfekten Songs, die zu Home Improvement, „Koi No Yokan“, ist ein hen die zehn Stücke auf „The Gift Of Life“ nicht auch nichts anderes, als ihren alten Helden zu jeder Zeit in der Lage sind, die Balance zwischen fantastischer neuer Teppich. Schön, dass er da hinten an. DREAMSHADE sind angriffslustig, huldigen. Im Gegensatz zu den Genannten füh- Pop und Hardcore zu halten. Mit ihrem Debüt ist, schön, dass er so gut ins Haus passt und für poppig und – wichtig – wiedererkennbar. Ihr len sie sich aber in der Garage wohler als im Ska- „Cross Your Fingers“ lief die Band noch Gefahr, Wohnlichkeit sorgt, aber die rohen Holzbohlen Death Metal ist genauso verspielt wie fokussiert, tepark und legen weniger Wert auf den authenti- unterzugehen, weil es schlicht und ergreifend von vorher waren eigentlich auch nicht schlecht. und die Musiker gönnen sich genügend Freiheit, schen Style. Vom gesparten Klamottengeld kau- Standard war. Beim zweiten Album zeigt sich eine Kann man sehr gut machen, aber nächstes Jahr um den Hörer zu überraschen. Füllende Klavier- fen sie lieber Rauschmittel aller Art, konsumieren Weiterentwicklung. Die Texte offenbaren eine sollten wir den Wintergarten in Angriff nehmen. und Keyboardklänge schaffen zusätzliche Tiefe, sie, bekommen Ärger und schreiben ein paar Lie- persönliche Seite, die Musik ist insgesamt härter, (Reprise/Warner) Birte Wiemann so dass DREAMSHADE bisweilen einen epischem der darüber. Das Ergebnis ist in jedem Fall zu aso- was der Band gut zu Gesicht steht. Die eingängi- Touch haben. Kitschig wird es glücklicherweise zial für den Mainstream, aber ein Fest für jeden, gen Melodien wurden natürlich nicht vernachläs- DEVOURMENT nie, obwohl „The Gift Of Life“ sehr poppig insze- der den Unterschied zwischen Surf, Garage und sigt. Sie sind immer noch der wichtigste Bestand- Conceived In Sewage niert ist. Mit dieser Platte wird die Band ihren Power Pop kennt. Oder auch nicht, schließlich teil, auf „Outspoken“ aber besser verpackt. Alles Die Amerikaner Status festigen und ausbauen. (Spinefarm/Soul- spielen FIDLAR sowieso alles, und zwar mit der wirkt mehr wie aus einem Guss. Das vielleicht DEVOURMENT gehören food) Arne Kupetz Energie und Rotzigkeit der ganz Großen, aus der beste Pop-Hardcore-Album seit „Homesick“ von in eine Schublade mit Kategorie BLACK FLAG und GERMS. Theoretisch . (Fearless/ADA Global) brutalen Rülpsbands wie THE DRIFTWOOD FAIRYTALES könnte das alles auch ein ganz großer Schwindel Frank Engelhardt SKINLESS oder PATHO- Phantoms sein, eine besonders perfi de Art, sich mit gespiel- LOGY. Das bedeutet, ihr Vor nicht ganz zwei Jah- tem Abfuck-Gebaren an die Kennerkreise anzu- GO FOR IT! Death Metal ist extrem ren erschien das Debüt biedern. Falls nicht, stehen uns enorm unterhalt- Misanthropy tief gestimmt und rödelt von THE DRIFTWOOD same Konzertabende bevor. Falls doch, haben GO FOR IT! spielen zwar Hardcore-Punk, aller- durch alle Geschwindigkeitsregionen von Doub- FAIRYTALES. Nach der sie immerhin ein richtig cooles Debütalbum auf- dings mit zu wenig Hardcore und zu wenig Punk. lebass-Walzgrooves bis zur radikalen Blastatta- heiteren Jahrmarkt- genommen. FIDLAR bedeutet übrigens „Fuck Was bleibt, sind verzerrte Gitarren und lauter cke. Technisch ist das Ganze anspruchsvoll, aber stimmung und zu viel it dog, life’s a risk“. Angeblich. (Wichita/PIAS/ Gesang, der so klingt, als mute sich der Sänger nicht so kompliziert, dass man sich lange einhö- Zuckerwatte schei- Rough Trade) Benedikt Ernst mehr zu, als er kann. Stärken erkenne ich da eher ren müsste. Wer mit Eiter-und-Gedärm-Death nen sich die Berliner auf bei den ruhigen, melodischen Passagen. Es heißt vertraut ist, kapiert sofort. Auf derselben Ebene „Phantoms“ vom Zuckerschock erholen zu wol- FJØRT allerdings: Nach der Ruhe kommt der Sturm. Und wie die Platten der zuvor genannten Bands funk- len. „Phantoms“ ist der tiefe Atemzug nach der Demontage nicht: Nach der Ruhe kommt eine seichte Brise. tioniert auch „Conceived In Sewage“: Die Riffs, Sause. Der Schwindel ist noch nicht ganz aus 2012 war ein gutes Jahr für deutschsprachigen Wer davon singt, das System zu zerstören, so Vokalphrasierungen und Drumpatterns sind zu dem Kopf verschwunden, die Welt dreht sich Hardcore mit Melancholiekante, angefangen bei infl ationär das Wort „fuck“ benutzt und gegen keiner Zeit besonders markant oder ohrwurmig, ein bisschen weiter, so wie das Mädchen, das du den abgespaceten THE HIRSCH EFFEKT, aufge- den unrefl ektierten Konsum und Intoleranz aber dennoch effektiv. Was die kindisch-debi- eben noch in deinen Armen gehalten und über hört bei den brachialen JUNGBLUTH. Rein musi- ansingt, zu dem würde mehr Wut im Bauch pas- len Texte à la „Legalize homicide“, „Fucked with die Tanzfl äche gewirbelt hast. Die bunten Lich- kalisch sind FJØRT aus Aachen nicht unbedingt sen. (District 763/New Music) Georg Büchner

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THE GOOD, THE BAD einer zusammenhängenden Geschichte auf dem zocken sich so unbekümmert, wie zwei obligatorischen Schmachtfetzen. Denn das AND THE ZUGLY Album. „So if these are my best years why didn’t eben nur Multimillionäre sein können, durch abschließende „The forgotten“ drückt noch ein- Anti World Music you tell me before. Maybe I would have enjoyed ein gutes Dutzend sonniger Garagensongs, die mal richtig auf die Tränendrüse, ohne wirklich zu „Du bist der Sohn von them more.“ Gelungene Texte und ein perfekter nicht nur ein Mal stark an ein paar andere Über- fesseln. Am Ende muss konstatiert werden, dass vielen Vätern, jeder Punkrocksong machen neugierig auf den Rest rockstars erinnern – an OASIS nämlich. Die Soli ein Destillat der besten Songs der Trilogie ein weiß das“, sagt Tuco der Story. Wenn Qualität wie „The fisher king“ als werden unperfekt in den Äther gepfeffert, ein- großartiges GREEN DAY-Album ergeben hätte. in Sergio Leones „The B-Seite übrig bleibt, kann kaum etwas schiefge- gestreutes Krachen und Fiepen bildet einen (Reprise/Warner) Benedikt Ernst Good, the Bad and the hen. (Concrete Jungle/Edel) Ingo Rieser angenehmen Kontrapunkt zur gewohnt polier- Ugly“. Ob einer der ten Produktion. Erinnert sich noch jemand an GRABASS CHARLESTONS Väter der Band GG Allin GOT NUTHIN’ die FOXBORO HOT TUBS? Das einmalige Pro- Dale & The Careeners heißt, wie oft berich- Back On The Streets jekt, in dem GREEN DAY ihre Liebe zum Sechzi- Die nett gemeinte Rezension ist wohl einfach der tet wird, ist noch fraglich. Geballert wird auf Diese Debüt-Seven-Inch könnte vielen gefal- ger-Rock’n’Roll auslebten? Nie standen sie ihren Verweis auf No Idea als veröffentlichendes Label, „Anti World Music“ jedenfalls wie im Italo-Wes- len, die schon in den Neunzigern Hardcore damals verwendeten Pseudonymen näher als mit dem musikalisch eigentlich alles gesagt ist. tern, also viel und oft aus reiner Mordlust. Ganz gehört haben. Brachiale Verzerrung, Gesang, auf „¡Dos!“. Spätestens, wenn Billie Joe Armst- Wenn aber unbedingt noch etwas Kritisches hin- so selbstzerstörerisch und rückhaltlos wie Allin der ordentlich Druck auf die Halsschlagader rong das nächste Mal „21 guns“ aus dem Radio zugefügt werden muss, kann diese Ideenlosigkeit wirken THE GOOD, THE BAD AND THE ZUGLY auf bringt, und zum richtigen Zeitpunkt flatternde knödelt, erkennt man, dass dieser Ausflug durch- auch als entsprechendes Siegel für GRABASS ihrem ersten Album nach mehreren EPs nicht, Basssaiten als Vorboten für eine Dampfwalze aus ein Grund zur Freude ist. Ein augenzwinkern- CHARLESTONS herhalten. Wenn HOT WATER obwohl dieser Vergleich nur anhand der Live- an Old-School-Sound und Sing-Alongs in feins- des „Baby, I was born to kill“ wie im neuen Hit MUSIC keine markanten Sänger hätten, auf Performance Sinn ergibt. Da muss die Band eini- ter Streetpunk-Manier. Wer RYKER’S mag, wird „Baby eyes“ ist nämlich wesentlich unterhaltsa- ihre Hymnen verzichten und den Rest dann ein- ges abliefern, auch um nicht im Schatten der sicher auch an GOT NUTHIN’ Gefallen finden. Die mer. (Reprise/Warner) Benedikt Ernst fach eine Stufe langsamer spielen würden, käme anderen Osloer „Apocalypse Dudes“ zu stehen. vier Songs vereinen Thrash, Groove, Mosh und wohl so etwas wie „Dale & The Careeners“ heraus. TURBONEGROs White-Trash-Punkrock (und Mobchoräle. Abschließend möchte ich in einer GREEN DAY Vielleicht ist Innovation aber auch einfach über- dessen Wurzeln – BLACK FLAG, POISON IDEA, romantischen Verklärung der neunziger Jahre ¡Tré! bewertet. Zwischen Belanglosigkeit und Mei- MOTÖRHEAD) kann „Anti World Music“ vom ers- behaupten, dass diese Musik einfach gut ist – Nach durchwachsenem lenstein gibt es immerhin einen relativ großen ten Riff und Drumbeat an nicht leugnen. Wie bei ebenso wie He-Man, Kellog’s Frosties und Kau- Beginn und dem gefäl- Bereich, der dem einen oder anderen bestimmt „Ass Cobra“ und vor allem „Apocalypse Dudes“ gummiautomaten ankokeln. (District 763/New ligen Nachfolger nun Spaß macht. Und sei es nur der Band selbst. (No haben THE GOOD, THE BAD AND THE ZUGLY nicht Music) Georg Büchner also das kaum für mög- Idea) Aiko Kempen nur den erhobenen Mittelfinger, sondern auch lich gehaltene Hital- eingängige, rohe Hits. „Smoke ’em“, „Nowhere GREEN DAY bum? Der Auftakt „Bru- HANGING GARDEN to go“, „Oslo, Jonestown pt. II“ ... die Songs tre- ¡Dos! tal love“ macht sofort At Every Door ten das Erbe fast zu nahtlos an, treffen aber noch Bereits in der letzten deutlich, dass „¡Tré!“ Auf ihrem mittlerweile beim zweiten und dritten Hören. Anders als das Ausgabe unseres lie- den Rotz von „¡Dos!“ nicht übernommen hat. dritten Studioalbum lahme Bandnamen-Wortspiel – Zugly wird der benswürdigen Familien- Vielmehr plustert sich der Song mit Hilfe von bieten die Finnen eine Bassist genannt. Na ja. (Fysisk Format/Cargo) magazins musste sich Streichern und Bläsern immer weiter auf, nimmt interessante Mischung Ingo Rieser „¡Uno!“, der erste Teil Wendungen und mausert sich mit jedem Takt aus Doom und Post- von GREEN DAYs monu- zu einer der besten Balladen, die GREEN DAY je Metal. Dabei klingt der GOODBYE FAIRGROUND mentaler Albentrilo- geschrieben haben. Warum sie dem in den letz- Sechser in etwa so, als Western Gold gie, den Vorwurf gefal- ten Jahren so erfolgreichen Bombast an die- hätten sich CULT OF „Western Gold“ ist die Vorabsingle des kom- len lassen, ein auf Quantität ausgelegtes Gitar- ser Stelle nicht freien Lauf lassen und der Tri- LUNA, und MY DYING BRIDE für ein menden Albums, GOODBYE FAIRGROUND wur- renpop-Album zu sein, solide Superstarkost mit logie einen markerschütternden Epilog verlei- gemeinsames Album zusammengetan. Zähe den nämlich gerade von Concrete Jungle gesignt. feinen Melodien, aber wenig Leidenschaft. Sie hen, bleibt ein Rätsel. Stattdessen servieren Doomriffs, dezent-progressive Melodien, welt- Das Label ist begeistert, nennt Vergleichsgrößen haben anständig abgeliefert, aber nicht gerade sie eine Belanglosigkeit nach der anderen. Bei verneinende Growls und sphärische Cleange- wie AGAINST ME! – und liegt damit verblüffend Appetit auf eine baldige Fortsetzung gemacht. „Drama queen“ klauen sie wie auf „¡Dos!“ bei sänge – das Repertoire der Herrschaften ist richtig. Salopp gesagt, handelt der Song vom „¡Dos!“ gelingt es überraschenderweise, den OASIS, diesmal leider schlechter. Die Tracks klin- groß. So walzt der Opener „Ten thousand cranes“ Frustsaufen, laut Sänger Benjamin der Beginn ungünstigen Voraussetzungen zu trotzen. gen nach blutleeren B-Seiten, eingerahmt von zu Beginn bedrohlich und düster aus den Boxen,

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bevor es in der Strophe wesentlich zurückhal- für unkomplizierte Songs zwischen Hardcore IDLE CLASS Song wie „Das mag alles stimmen, ich glaube es tender und verspielter zu Werke geht. Die Ver- und Metal, mit schlichten Gitarrenläufen, har- Stumbling Home nicht“ auf unwiderstehliche Weise klar, warum bindung von brachialen und fragilen Elementen ten Breaks und durchweg gebrüllten Vocals. Die „Stumbling Home“ ist die Debüt-EP von IDLE es immer noch wichtig ist, für die gute Sache zu gelingt mit beeindruckender Souveränität, wirkt neuen Ideen müssen mit der Lupe gesucht wer- CLASS, einer jungen Truppe aus Münster. Für kämpfen – indem sie in nüchternem Ton so lange dabei jedoch nie konstruiert, sondern ergibt ein den: Da ist der helle Schrei bei „Time to murder Punkrock, (Gang-)Shouts, fl inke Riffs und hin neokonservative Worthülsen aneinanderreihen, stimmiges Klangbild. Der Titeltrack wiederum it“, da ist der Basslauf zu Beginn des Titeltracks. und wieder eine schöne Melodie konnte ich mich bis ihnen jeder Tropfen an Bedeutung geraubt hat deutliche Postrock-Schlagseite, hier zeigen Kleine Dinge. Ansonsten gibt es wieder exakt ja schon immer begeistern. IDLE CLASS geben ist. „Straße Kreuzung Hochhaus Antenne“ ist sich HANGING GARDEN von ihrer atmosphäri- die Band zu hören, die für ihre rasende Brachi- Gas und halten bei dem Tempo mit NO TRIGGER weiß Gott kein Fun-Punk-Album, es ist nicht ein- schen und introvertierten Seite. Dabei werden alität verehrt und für ihre Schlichtheit belächelt oder THE FLATLINERS mit – und das, obwohl es mal besonders heiter. Aber es schlägt Haken und vor allem Erinnerungen an ANATHEMA oder die wird, beides zu Recht. Auch textlich fährt Jasta die Band erst seit Ende 2011 gibt. Sie sind sogar verwirrt auf diese Weise jeden, dessen Musik- ebenfalls aus Finnland kommenden Durchstarter die altbekannte Schiene: Wir gegen die, bleib so schnell, dass deutsche Labels gar nicht mit- verständnis in allzu engen Grenzen verläuft. THE CHANT wach. Weiteres Highlight der Platte immer du selbst, kämpfe, glaub an dich und deine gekommen sind, denn eingenistet haben sie sich Ein wenig wie bei ANTITAINMENT, nur weni- ist der zehnminütige Schlusstrack „To end all Crew. Unkreativ? Vielleicht. Doch wer HATE- beim schwedischen Label Blackstar Founda- ger abgespacet. Sie kommen durch die Hinter- ages“, der von Ambient bis Urgewalt so ziemlich BREED die Leidenschaft abspricht, hat sie noch tion. Bei so viel Tempo muss man ab und an einen tür und schustern wackelige Fragmente zu einem alles bietet, was das Herz begehrt. (Lifeforce/ nie live gesehen. Und auch wenn sie mit ihrem Gang herunterschalten: zum Beispiel auf 33,3 unperfekten, doch umso reizenderen Punkal- Soulfood) Anton Kostudis sechsten Album endgültig zu Superstars werden, Umdrehungen. Und auf Vinyl sieht das Ganze bum zusammen. Und wenn man nicht aufpasst, bringt „The Divinity Of Purpose“ die Nachbarn auch noch todschick aus. (Blackstar Foundation/ hat man es unvermittelt fünf Mal hintereinan- noch immer dazu, sich lieber ein Kissen auf die Cargo) Kevin Schulz der gehört. (Twisted Chords/Broken Silence) book review Ohren zu drücken, als die Polizei zu rufen. Denn Benedikt Ernst mit jemandem, der gerne solche Musik hört, legt INTEGRITY man sich besser nicht an. (Nuclear Blast/War- Black Heksen Rise LESS THAN JAKE KOCHEN OHNE KNOCHEN ner) Benedikt Ernst Indie Recordings veröffentlichen die beiden Borders & Boundaries Das Ox-Kochbuch 5 INTEGRITY-Songs der ebenfalls „Black Heksen Vielleicht war es das Weihnachtsgeschäft, viel- Als ich in meine erste HER BRIGHT SKIES Rise“ betitelten Split mit ROT IN HELL. Der Titel- leicht ein beispielloser Akt von Eigenlob, aber WG zog, war das erste Rivals track beginnt mit einem kurzen Gitarren-Tap- LESS THAN JAKE haben ihr 2000er-Album „Bor- Ox-Kochbuch das wich- Dass die Songs der bri- ping-Part, schleppt sich dann fast drei Minu- ders & Boundaries“ wiederveröffentlicht, mit tigste Küchenuten- tischen Pop-Rock- ten mit okkult-düsterer Melodie und einem einer Live-DVD und drei Demoversionen von sil. Dass die Rezepte Band YOUNG GUNS fast schon singenden Dwid dahin, wechselt mit bereits veröffentlichten Songs. Und weil in die- von Punkern (nicht bei den schwedischen durchdrehenden Metalgitarren das Tempo und ser Rubrik nicht allzu viel Platz für Reissues vor- nur) für Punker zusam- Pop-Punkern von HER fällt zuletzt wieder in die Melodie zurück. „Wai- gesehen ist, kommt sofort der Klartext: Wer das mengetragen wur- BRIGHT SKIES zur Zeit ting for the sun to burn out my eyes“ schließt mit Album bereits besitzt, darf getrost die Finger den, machte es für mich rauf und runter lau- akustischer Gitarre und Störgeräuschen perfekt davon lassen. Alle anderen können einen abso- damals wesentlich coo- fen, hört man ihrem an, gefolgt von etwas klassischem INTEGRITY- luten Meilenstein des Ska-Punk für sich entde- ler als andere Rezept- neuen Album an. Sänger Jaybee könnte mittler- Metalcore, dann wieder ein beeindruckendes Riff cken, der wie nur wenige andere Alben den Geist sammlungen, denn auf Wohlfühl-Hippie-Kram weile sogar von der Optik her als Gustav-Wood- und ein Thrash-Metal-Part, bevor das Anfangs- der kalifornischen Punkszene um die Jahrtau- hatte ich keine Lust. Mittlerweile hat sich der Double durchgehen. Passt man sich hier etwa motiv des Titeltracks wieder aufgenommen sendwende einfängt. Gainesville Rock City! (Fat Kochbuchmarkt geändert, er bietet haufen- einem hochmodernen britischen Erfolgsrezept wird. Wirklich verfl ucht gut, was Dwid momentan Wreck/Edel) Benedikt Ernst weise vegetarische und vegane Kochbücher von an? Nein, HER BRIGHT SKIES werfen nicht etwa macht. (Indie/Edel) Ingo Rieser durchaus bekannten Namen. Auch das Ox-Koch- ihren Sänger raus, sondern verabschieden sich MASCHINENFEST buch hat sich verändert, mittlerweile gibt es aus- nun endgültig von den auf den Vorgängeral- ISIS I Need A Rest schließlich Veganes und sogar Bilder der zube- ben noch präsenten harten Shouts und kon- Temporal MASCHINENFEST rufen Erinnerungen an die alte reiteten Speisen. Aber immer noch fi ndet man zentrieren sich mehr auf eingängige Gesangs- Auf den beiden CDs und der DVD fi nden sich Hannover-Psycho-Hardcore-Posse mit gran- Musikempfehlungen zu jedem Rezept (schon melodien und packende Gitarrenriffs. „In den Demos, Coverversionen, Remixe, Videoclips diosen Kaputtniks wie HYPOCRITICAL SOCI- mal Kartoffelsalat zu KVELERTAK gemacht?) und Anfangstagen fühlte es sich noch sehr natürlich und so weiter. Braucht man natürlich alles nicht ETY oder INFAUST wach. Als etwas bekanntere, jede Menge kulinarischer Beiträge von Musikern an zu schreien, doch mittlerweile glaube ich, dass – selbst wenn manches davon bisher unveröf- aber auch etwas weniger passende Orientie- (zum Beispiel CONVERGE) und Menschen aus Geschrei mehr was für Metalbands ist“, so Jay- fentlicht war. Andererseits ist das Ganze schön rungshilfe seien außerdem HIS HERO IS GONE der Szene. Dieses Buch sei also allen ans Herz bee. Und mit Metal haben HER BRIGHT SKIES aufgemacht, weswegen man als Fan natürlich genannt. Eingängige Strukturen oder Easy Liste- gelegt, bei denen Punkrock nicht nur auf dem wirklich überhaupt nichts zu tun. „Sei du selbst schwer widerstehen kann. Näher kommt man ning passieren hier mal so gar nicht, dafür geht Plattenteller, sondern auch auf dem Suppen-, und mach, was dir Spaß macht“, lautet das Motto dem Geheimnis von ISIS durch „Temporal“ aber es tief hinab in die Abgründe der menschlichen Pasta- oder Was-auch-immer-Teller stattfi n- der Platte. Anscheinend halten sich die Jungs nicht. Im Gegenteil: Dass in einem Genre, in dem Seele, wo eine unheimliche Mixtur aus Verzweif- det. Der Ausdruck „food for thought“ funktioniert daran. „Rivals“ klingt hörbar lockerer und freier ein mächtiger Sound so wichtig ist, selbst die im lung, Wut und mühsam kontrollierter Aggres- hier eben auch andersherum. Mit dem fünften als seine Vorgänger und ist ein Album für alle, die Proberaum aufgenommenen Demos ihre Wir- sion herrscht. Ob schnell oder langsam, wuchtig Kochbuch machen die Menschen vom Ox-Fan- bereits zu alt oder noch zu jung für Metal sind. kung entfalten, macht einem die Unersetzbarkeit oder dissonant, das Ergebnis klingt in jedem Fall zine alles richtig, und auch wenn ich mittlerweile (Panic&Action/Soulfood) Kevin Schulz der 2010 aufgelösten Band nur noch schmerzli- krank, atmosphärisch dicht, furchteinfl ößend. nicht mehr in einer WG lebe, stehen die Ox-Koch- cher bewusst. (Ipecac/Soulfood) Thomas Renz Geiles Zeug. (Mehrspottwenigerzorn) bücher immer noch direkt neben dem Herd. Bon THE INSÜRGENCE Hendrik Lukas appétit. (Ventil Verlag) Dennis Meyer Elimi-Nation KAPUT KRAUTS Kompromisslos in : Nach dem in jeder Straße Kreuzung Hochhaus Antenne MAN THE MACHETES Hinsicht unsäglichen US-Wahltheater kann man Ja, KAPUT KRAUTS Idiokrati HATEBREED ein bisschen generelle Antihaltung gut gebrau- machen Punk, singen Debütalben sind immer The Divinity Of Purpose chen. Neben „Resistance“ von den CASUAL- auf deutsch und haben besonders reizvoll. Man Nicht viele Bands geben TIES empfi ehlt sich „Elimi-Nation“. Ein Har- kluge Texte. Danach weiß nicht, was einen zu, ihre Songs im Grunde dore-Punk/Thrash-Metal-Crossover (Drum- wird es mit der Gen- erwartet, es gibt keine am Reißbrett zu sch- mer Josh Snider spielte mal bei THE ACCÜSED – rezugehörigkeit auch Referenzen, und bei reiben. Um zu erken- und hat mutmaßlich das Ü für den Namen mit- schon dünn. Nicht nur Gefallen fühlt man sich nen, dass HATEBREED gebracht) mit simplen Strukturen und simp- haben sie einen wesent- als Entdecker. Die Nor- nicht mit jedem Lied ler Botschaft. Die ständigen, leicht angeberi- lich besseren Namen als die meisten der Bands, weger schreiben wie das Rad neu erfi nden, schen Hochgeschwindigkeitsgitarrenläufe wären die einem sofort in den Kopf schießen, sie haben viele andere skandinavische Bands in ihrer Mut- braucht man dieses Ein- nicht alle nötig gewesen, stören aber nicht wei- augenscheinlich auch mehr Humor. Zumindest tersprache, was für das deutsche Ohr eine erfri- geständnis auch nicht wirklich. Trotzdem ist es ter. Allerdings hat auf den Promofotos nicht einer tauchen sie nicht jeden ihrer Songs in Melancho- schende Konnotation bietet. MAN THE MACHE- bemerkenswert, wenn Jamey Jasta im Interview der Musiker Stachelhaare, so geht es eigentlich lie, bevor er aufs Album gepackt wird. So machen TES waren bereits als Vorband für GALLOWS von der „HATEBREED-Formel“ redet. Sie steht nicht. (Inner Strength) Ingo Rieser sie etwa in einem nervös vor sich hin holpernden und KVELERTAK unterwegs. Besonders Letztge-

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32-41Fuze38.indd 36 13.01.13 12:59 nannte kann man unschwer als stilistisches Vor- tig ist weiterhin die Klangqualität, was die grund- bild ausmachen. „Idiokrati“ wartet mit einem Mix sätzliche Frage nach dem Sinn von Extrem- auf, der rotzigen Hardcore mit Rock(’n’Roll) ver- Metal-Live-Scheiben aufwirft. Ein riesiges Bud- edelt, und dem Ganzen damit einen treibenden get hat eine solche Band nicht, und das hört man. Vorwärtsdrang verleiht. Produziert und abge- Es ist durchaus alles sortiert und hörbar, jedoch mischt wurde das Album vom Kanadier , kommen die pappigen Drumtrigger extrem kom- der bereits durch seine Arbeit mit CANCER BATS primiert und flach rüber, zudem ist das Schlag- oder COMEBACK KID überzeugen konnte. Mit zeug für diese Penetranz zu laut. Variationen zu diesen Namen kann die Band noch nicht mithal- den Studioversionen finden bei derartiger Musik ten, doch bei weiterer Entwicklung und vor allem live nicht statt, so dass auch aus diesem Blick- der konsequenten Beibehaltung des Stils kann winkel kein Interesse geweckt wird. Wer unbe- man sich noch einiges erhoffen. Die junge nor- dingt alles von seiner Lieblingsband braucht, wegische Bandszene kann also mit einem weite- muss sich über den Kauf dieser energischen hal- ren ungeschliffenen Diamanten aufwarten. Dau- ben Stunde auf keinen Fall ärgern, alle anderen men nach oben! (Indie/Edel) Florian Auer werden stattdessen eher die halben Stunden aus dem Studio auflegen. Als Fußnote bleibt schließ- MASSDISTRACTION lich die Erkenntnis, dass Matt Bayles der geilere Follow The Rats Schlagzeuger für MISERY INDEX war, denn „The MASSDISTRACTION great depression“ verliert viel dadurch, dass bringen den echten Adam Jarvis nicht die spielerische Dichte und Metal zurück und schaf- gnadenlose Wucht seines Vorgängers erreicht. fen mit Attitüde und Ori- (Season of Mist/Soulfood) Hendrik Lukas ginalität ihre eigene Version von Thrash, NECROWRETCH ohne sich dem aktuel- Putrid Death Sorcery len Trend anzuschlie- NECROWRETCH kann man einerseits der aktu- ßen. Marketingsprech aus dem Info, in etwa so ellen Old-School-Death-Metal-Renaissance belastbar wie das Versprechen, das neue Persil zuordnen, und doch wieder nicht. „Putrid Death Warp 10 mit Nanoimplantaten würde noch wei- Sorcery“ klingt ebenso wenig nach DEATH ßer waschen als alles andere vorher. In Wahr- BREATH wie nach dem im Info genannten Impuls- heit ist in der Waschmittelszene, ebenso wie im geber, dem DEATH-Debüt „Scream Bloody Thrash, längst alles gesagt, und es kommt in der Gore“, obwohl eine gewisse Seelenverwandt- Musik nur noch darauf an, die bekannten Ele- schaft nicht zu leugnen ist. Hier wird das roh pro- mente spannend zu rekombinieren. Doch wie duzierte Gerumpel durch viel blackmetallisches Weiß durch die Überlagerung der Spektren des Melodiespiel, Highspeed und Gegeifer ergänzt. Lichts entsteht und die Summe aller Farben somit Das Ganze klingt wie eine etwas simplere, dafür völlig farblos ist, ergeht es auch MASSDISTRAC- weiter eingeschwärzte Version von UNANIMA- TION. Es wird die gesamte Thrash-Historie adap- TED, bei der Schönheit und Erhabenheit durch tiert, und wieder dienen viele Inspirationsquel- Hässlichkeit und Schwärze ersetzt wurde. (Cen- len als Ersatz für Inspiration; MASSDISTRACTION tury Media/EMI) Hendrik Lukas scheitern an ihrer sprichwörtlichen Farblosigkeit. Hätte man einfach ein paar allzu abgelatschte NIGHTFALL Allgemeinplätze, etwa das THE HAUNTED- Cassiopeia Geklimper oder die Mike-Sifringer-Gedächtnis- Als Nachfolger von riffs, weggelassen und durch eigene Ideen und „Astron Black And The kompositorisches Geschick ersetzt, hätte dies Thirty Tyrants“ von das Spektrum durchaus ins Bunte verschie- 2010 erscheint mit ben können. Was bleibt, ist ein weiteres Produkt, „Cassiopeia“ das zweite das zwar mehr oder weniger tut, was es soll, aber Album nach dem Come- ebenso wie Persil Warp 10 seinen Werbesuper- back der griechischen lativen nicht gerecht wird. (Mighty Music/Soul- Band, die einst 1991 food) Hendrik Lukas gestartet ist. NIGHTFALL um Mastermind und Sänger Efthimis Karadimas sind wieder voll da MEGACHURCH und zelebrieren ihren episch-symphonischen Megachurch 2: Judgment Day Death Metal. Weshalb das Sextett neben ROT- Erst YOU SLUT!, dann TING CHRIST und SEPTIC FLESH als wichtigs- WHORES und nun ter Genre-Exportschlager des Landes gehan- MEGACHURCH: Das delt wird, ist schnell klar. Die Musiker gehen in feine Boutique-Label ihrer neuen Platte, die natürlich wieder ein Kon- Stressed Sumo Records zept hat, voll und ganz auf. Zwischen komposi- (unter anderem geführt torischer Komplexität, markanten Riffs und fes- von THERAPY?-Schlag- selnder Dramaturgie thematisieren NIGHTFALL zeuger Neil Cooper) die menschliche Arroganz in unterschiedlichen entwickelt sich immer mehr zur ersten Adresse Ausprägungen und ihre Folgen für die Menschen in Europa, wenn es um exquisiten, vorwärts den- und den Planeten. Kompromisslose Wut, tief sit- kenden und leicht neben der Norm beheimate- zende Resignation, aber auch ein Funken Hoff- ten Noise-Rock geht. MEGACHURCH sind ein nung bestimmen „Cassiopeia“, das schön kom- Trio aus zwei Bassisten und einem Drummer und pakt daherkommt und mit zunehmender Spiel- scheinen drei Missionen zu haben: Erstens den zeit wächst. Nach mehr als zwanzig Jahren ver- Sound der glorreichen Amphetamine-Reptile- stehen es die Griechen, gleichsam aggressive wie Tage durch eine Stonerwüste in das 21. Jahr- epische Stücke umzusetzen, die den Hörer in den hundert zu treiben. Zweitens die Kombination Bann ziehen. (Metal Blade/Sony) Arne Kupetz aus Doppelbass und Drums tatsächlich sinnvoll, satt und souverän klingen zu lassen. Und drittens NO OMEGA durch geschickt eingestreute Samples von TV- Metropolis Predigern, Politikern und Tea-Party-Repräsen- „As long as the music tanten auch noch einen relevanten Kommen- is loud we won’t hear tar zur gesellschaftlichen Situation in den USA the sound of the world abzugeben. „Megachurch 2: Judgment Day“ ist falling apart“, heißt somit eine echte Rarität: ein Album, das Neuland es beim Titelsong des betritt, nonstop unterhält und auch noch etwas Debütalbums von zu sagen hat. Unbedingte Empfehlung. (Stressed NO OMEGA, das zwar Sumo/New Music) Martin Schmidt bereits im letzten Früh- jahr erschienen ist, uns aber erst jetzt erreichte MISERY INDEX – anlässlich einer im April 2013 stattfindenden Live In Munich Europatour der Band mit ihren Landsleuten von Live-Alben hängen THIS GIFT IS A CURSE und PALM READER aus an mehreren seide- Großbritannien. Laut ist die Musik auf „Metro- nen Fäden. Sie legen polis“ tatsächlich. Und sehr düster. Das kommt zum Beispiel offen, wie eben dabei heraus, wenn man chaotischen Hard- gut eine Band wirklich core und melodischen Screamo zwischen schwe- spielt. Unterstellt man, ren Post-Metal-Wänden zerquetscht. Doch so dass hier nicht allzu sehr laut, aufsehenerregend und letztlich angesagt nachgebessert wurde, dieser Sound auch sein mag – im Gegensatz zur kann man MISERY INDEX in diesem Punkt schon eingangs zitierten Textzeile hören die Stockhol- einmal eine Top-Leistung bescheinigen. Wich- mer trotzdem noch ganz genau, an was unsere

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Welt zerbricht, und engagieren sich unter ande- sechs Minuten, zeitgleich haben PURITY CON- dann nicht, allerdings auch nicht wirklich bes- game reviews rem für Vegetarismus und Veganismus. „Weep TROL noch die EP „Adjusting“ mit sechs weiteren ser. Geboten bekommt man eine Band, die gerne for the murdering done on the plates“, heißt es Songs ohne Label veröffentlicht. (High Anxiety) wäre. Oder PANIC! AT THE DISCO. So beispielsweise gleich beim ersten Song. In die- Ingo Rieser genau weiß das Quintett das selbst nicht. Immer- FAR CRY 3 sem Sinne: Guten Appetit! Und am besten schnell hin können die Bandmitglieder so schöne Inst- Xbox 360 / Playstation 3 / PC essen, schließlich soll schon bald das zweite QUAKE THE EARTH rumente wie Klarinette oder Trompete spielen, Das Beste an „Far Cry Album der Band folgen. (Monument/Get This We Choose To Walk This Path somit bleiben einem wenigstens Synthiesounds 3“ ist nicht die Story, Right/Thirty Days Of Night) Thomas Renz Hier kommt eine echte Gelegenheit für Leute, erspart. Freddy Cricien wäre trotzdem nicht mal obwohl diese schillernde denen ihre LAMB OF GOD-, HATEBREED- und über den zweiten Song hinausgekommen, wage Charaktere, abwechs- NORA YEUX -Platten ab und an zu den Ohren raus- ich mal zu behaupten. Denn gerade die quä- lungsreiche Missio- Nora Yeux kommen. QUAKE THE EARTH verbinden Aggres- lende „Ich wäre gerne Bert McCracken“-Stimme nen und sogar eine Das nächste Kapitel kommt manchmal recht sion, Präzision und Wucht ihrer eindeutig her- gibt den auch sonst nicht besonders spannenden gute deutsche Syn- unverhofft. Für David, Daniel, Julian und Flo- auszuhörenden Vorbilder zu einem Hybrid aus Songs den Rest, da hilft auch die extrem polierte chro bietet. Am meis- rian heißt es NORA YEUX. Das schleppende, und Hardcore, der gelegentlich Produktion nicht. Passend dazu sind die Texte ten Spaß macht es, grau getünchte Pop/Punk/Indie-Gemisch ist Melodiefragmente aufweist, aber gänzlich unkit- mit dem Emo-Baukasten zusammengesetzt. Wie die offene Inselwelt zu erkunden, auf die es den die Platte für die Sachen, aus denen man raus- schig und sehr ernst daherkommt, wozu auch die hat ein User „Set it off“ von MADBALL bei You- Protagonisten Jason Brody und seine hohlen gewachsen ist: vielleicht die Bandshirts, viel- engagierten Texte beitragen. Die Finnen illustrie- Tube kommentiert? „This is the angriest music to Freunde verschlagen hat. In ein noch nicht kar- leicht aber auch die Stadt. Schon die GET UP ren sehr schön den Unterschied zwischen Metal- wipe your ass to.“ Bis dahin ist es für SET IT OFF tografi ertes Gebiet vorstoßen, ständig in der KIDS wussten: „All good things have endings.“ core und dem Crossover von Metal und Hard- noch ein sehr weiter Weg. (Equal Vision/Cargo) Angst, von einem wilden Tier angefallen zu wer- Und genau da setzen NORA YEUX an. Ein kleiner core. Wo Ersterer hauptsächlich durch inhalt- Dennis Meyer den. Einen Funkturm erklimmen, um sich einen Rückblick auf Vergangenes, ein letzter Versuch, liche Beliebigkeit und musikalische Klischees Überblick über das Gelände zu verschaffen. Ein das Ruder rumzureißen und dann mit erhobe- auffällt, ist es beim Letzteren der Anspruch, die SCREAM YOUR NAME feindliches Piratencamp erspähen, dann mit nem Kopf durch den eiskalten Regen gehen. Und musikalische Intelligenz des Metal mit der ideel- Scream Your Name einem heruntergekommenen Jeep dorthin bret- bevor sich jemand wundert: Ja, dieselbe Beset- len Bedeutsamkeit des Hardcore zu verbinden. Voll mütterlicher Sorge tern. Die Gegner mithilfe einer Kamera markie- zung gibt es auch schon unter anderem Namen: Und das machen QUAKE THE EARTH ziemlich gut. kann man bei SCREAM ren – und einen nach dem anderen lautlos aus- KOSSLOWSKI. Aber das ist auch das Einzige, was (Inverse) Hendrik Lukas YOUR NAME nicht sicher schalten, ohne bemerkt zu werden. Dann alle diese beiden Bands miteinander verbindet. (Mid- sein, ob sie in der Metal- Schätze einsammeln, die neuen Waffen auspro- summer/Cargo) Pia Schwarzkopf ROTTEN SOUND core-Welt Fuß fas- bieren und ein bisschen auf die Jagd gehen. Diese Species At War sen werden können. Freiheit macht den Reiz des Spiels aus und sorgt OMNIUM GATHERUM Braucht man eine Veröffentlichung einer Grind- Noch leiden die Schwei- oft für völlig unvorhersehbare Situationen. Man Beyond core-Band mit sechs Songs, wenn diese eine zer an blutjunger Nai- übersieht einen Gegner, dieser schlägt Alarm, Die Finnen haben sich Spielzeit von acht Minuten ergeben? Man könnte vität, aber wer will’s ihnen verdenken? Seit 2010 und einer der Piraten steckt im daraus resultie- mittlerweile ihren Platz das auch als Geldschneiderei bezeichnen und der besteht die Band erst, hat aber schon ein knacki- renden Chaos versehentlich das halbe Camp in im melodischen Death Truppe raten, die Stücke das nächste Mal ein- ges Debütalbum im Gepäck und einen Labelver- Brand? Im Lager, das man gerade überfallen will, Metal erkämpft. Aus fach mit aufs kommende Album zu packen. Darü- trag in der Tasche. Auch haben sie einen Sinn fürs taucht plötzlich ein Tiger aus dem Dschungel auf dem Schatten der Refe- ber hinaus bleibt im Hause ROTTEN SOUND alles Songwriting und durchdachte Breakdowns. Der und nimmt dem Spieler die ganze Arbeit ab? Alles renzbands konnte der so, wie man es schon seit einer Weile kennt: per- Bandname „ist simpel und vermittelt den Leuten, schon vorgekommen. Die bewährte Spielstruk- Sechser bislang aller- fekt inszenierter Metal-Grind trifft auf eine Over- selbstsicher durchs Leben zu gehen“, so Schlag- tur von „Assassin’s Creed“, ein Stealth-Game- dings noch nicht tre- the-top-Produktion, aus der vor allem der über- zeuger Miguel Müller etwas schwammig. Besser play, das trotz First-Person-Perspektive so gut ten – was sich auch mit dem sechsten Studio- rissene Sunlight-Gedächtnis-Gitarrensound erklärt da der in bester Mitgrölmanier geschrie- funktioniert wie bei „Batman“, die großen Set- album wohl nicht ändern wird. Denn selbst wenn heraussticht, der zwar schon geil klingt, aber das, bene Opener „24/7“ SCREAM YOUR NAME. Die pieces von „Call of Duty“, Sonnenuntergänge, die Konkurrenz zuletzt teilweise schwächelte was auf dem Griffbrett passiert, doch sehr ver- Berner brechen nicht erwähnenswert aus ihren so magisch wie bei „Red Dead Redemption“, (DARK TRANQUILLITY, SCAR SYMMETRY), feh- schwimmen lässt. Irgendwie war die Band mal gesetzten Strukturen aus, drei- bis vierstim- die inzwischen allgegenwärtigen Rollenspiel- len dann doch noch ein paar Meter zu Bands wie spannender. (Season of Mist/Soulfood) mige Songs wie „The Cinderella story“ sind aber elemente ... „Far Cry 3“ kombiniert all das und SOILWORK oder ARCH ENEMY. Objektiv betrach- Hendrik Lukas sehr schön. Deswegen begründen sie nicht gleich noch viel mehr zu einem der wahrscheinlich bes- tet, ist „Beyond“ zunächst kein schlechtes RUINS ein neues Genre, was aber auch nicht sein muss. ten Spiele des letzten Jahres. Ganz gewiss ist es Album: Die zehn Songs sind handwerklich mehr Place Of No Pity Warum also die etwas vorsichtigen Worte zu aber der beste Shooter – obwohl man statt auf als solide in Szene gesetzt und mit einem zeitge- Tasmanien und Black Metal kamen zusammen Beginn dieser Besprechung? Weil die Metalcore- ein Maschinengewehr lieber auf ein Messer setzt. mäßen, transparenten Sound ausgestattet. Aber bislang nur in der Doku „One Man Metal“ vor. In Welt eben extrem überlaufen ist. Und ob SCREAM (Ubisoft) Thomas Renz die ganz großen Höhepunkte fi nden sich nicht. dieser Vice-Produktion wurde unter anderem YOUR NAME in der Wildnis des Szenedschun- Songs wie das treibende „New dynamic“ oder der STRIBORG porträtiert, und der Mann dahinter gels überleben, ist im Moment noch fraglich. Bis ROCKSMITH gewaltige, fast elfminütige Schlusstrack „White schaffte es, das stereotype Bild des Black Metal- hierhin bleibt aber zu sagen: Gut gebrüllt, kleiner Xbox 360 / Playstation 3 / PC palace“ bieten zwar alles, was Liebhaber des lers als sozial inkompetent und latent bemitlei- Löwe. (Deepdive/Intergroove) Vincent Grundke Jetzt mal Hände hoch, Genres schätzen: doppelläufi ge Gitarrenleads, denswert zu untermauern. Eine Suche bei You- wer eine Gitarre zu eingängige Melodien und atmosphärische Key- Tube lohnt sich. RUINS dagegen sind deutlich THE SECRET Hause hat und darauf boards – wirklich neu ist das aber nicht. Und das sympathischer. Ihr Sound ist satt, brutal, top pro- Agnus Dei nicht mehr als die ers- Drumming sowie insbesondere der Gesang sind duziert und hat mit IMMORTAL auch die richti- „Ich habe keine Angst ten Töne von „Nothing über weite Strecken so eindimensional, dass man gen Vorbilder. Leider mangelt es dem Album ein vor der Stille. Die Oper else matters“ hinkriegt. letztlich auch nicht wirklich von einem „heraus- wenig an Emotionalität, und die Songs sind zu hat Momente, in denen Genau an euch wen- ragenden Genre-Album“ sprechen kann. In die- lang. Wer sich davon nicht abschrecken lässt – Stille die schönste det sich „Rocksmith“. Im ser Form werden OMNIUM GATHERUM auch wei- es gab schon deutlich schlechtere Black-Metal- Musik ist“, so der Sän- Gegensatz zu den gan- terhin nur im Fahrwasser mitschwimmen. (Life- Alben. (Listenable/Soulfood) Martin Schmidt ger Rolando Villazón zen „Guitar Hero“-Spie- force/Soulfood) Anton Kostudis vor ein paar Jahren in len kann man hier näm- SARDONIS / ETERNAL ELYSIUM einem Interview. Anders lich eine echte Gitarre an die Konsole oder den POSTMORTEM Ascending Circulation THE SECRET: Die haben Angst vor der Stille. Das PC seiner Wahl anschließen. In kleinen Videose- Bloodground Messiah Zur Feier ihrer Japantour im letzten Herbst haben jedenfalls ist der erste Eindruck, den man beim quenzen bekommt man erklärt, wo bei dem Gerät Ich warte darauf, dass POSTMORTEM endlich SARDONIS diese feine Split mit den japanischen Hören ihres neuen Albums – oder noch schnel- jetzt oben und unten ist, und wird dann direkt in nachlassen. Nicht weil ich es ihnen oder mir wün- Traditions-Doomstern ETERNAL ELYSIUM auf- ler: bei einem ihrer Konzerte – bekommt. Auf das Geschehen geworfen. Eines vorweg: Wäh- sche, sondern weil es nicht zu fassen ist, wie diese genommen. SARDONIS ziehen ihr instrumenta- „Agnus Dei“ ist im Grunde dasselbe Geballer, rend man bei klassischen Videospielen relativ Band mit ihrem übersichtlichen musikalischen les Ding solide durch. Leider sind die beiden Stü- das man von den Italienern kennt. Das Kompli- schnell raus hat, wie alles funktioniert, muss man Vokabular eine brutal geile Platte nach der ande- cke nicht ganz so gut wie die des letzten Albums. ment, das Kurt Ballou, der Produzent der Platte, sich bei „Rocksmith“ durchaus ein wenig mehr ren abliefert, ohne je zu langweilen, zu schwä- ETERNAL ELYSIUM dagegen sind eine echte Ent- dem Schlagzeuger von THE SECRET gemacht reinhängen, um die Songs halbwegs zustande zu cheln oder den Eindruck zu erwecken, sich zu deckung. Die Band ist seit 22 Jahren dabei und hat („Die Lautstärke ist immer gleich, egal, ob er bringen. Grundkenntnisse von Gitarre und Bass wiederholen. Das schaffen sonst nur BOLT THRO- kann unter anderem auf fünf Alben verweisen. schnell oder langsam spielt“), wird so plötzlich sind also durchaus hilfreich, allerdings werden WER, und selbst die haben erkannt, dass es ihnen Wenn die nur annähernd so gut sind wie diese zur Drohung. Irgendwann entwickelt aber genau auch Profi s sich erstmal zurechtfi nden müssen, derzeit eben nicht gelingt. Die Berliner Brachi- drei Songs, haben alle Fans von CATHEDRAL, diese Unerbittlichkeit einen Sog, dem man sich da man schnell dazu verleitet wird, einen Song algroover allerdings dürfen in der Form gerne PALLBEARER und natürlich BLACK SABBATH nur schwer entziehen kann. Wirklich erstaunlich, „richtig“ zu spielen und nicht so, wie es das Pro- jeden Monat eine Platte reinreichen. Klatscht die ein Highlight verpasst. (Hammerheart/Rough dass man mit den Mitteln von Crust und Grind, gramm vorschreibt. Ist „Rocksmith“ nun ein Spiel letzten SIX FEET UNDER-, BENEDICTION- und Trade) Martin Schmidt Hardcore und Metal (sowie einigen langsame- oder eine Lernsoftware? Nun, es versucht, bei- OBITUARY-Scheiben aus dem Handgelenk weg. ren Passagen in der zweiten Hälfte des Albums) des zu sein. Auf der einen Seite gibt es Tutori- (War Anthem/Soulfood) Hendrik Lukas SET IT OFF fast dieselbe transzendentale Wirkung erzielen als, in denen verschiedene Techniken erklärt Cinematics kann wie mit denen von beispielsweise Postrock. werden, auf der anderen werden diese teilweise PURITY CONTROL Ob die Band sich nach Irgendwann schaltet das Bewusstsein ab, tritt in Minispielen eingeübt. Also eigentlich perfekt Coping dem gleichnami- der Lärm in den Hintergrund und man wird ganz für alle, die zum Üben Motivation durch Highs- High Anxiety ist das Label von Chris Colo- gen MADBALL-Album auf sich selbst zurückgeworfen. Und dann kann cores brauchen. Man wird durch „Rocksmith“ han (CURSED, THE SWARM), dessen erste zehn benannt hat, ist nicht man leider nur noch Henning Mankell zitieren: nicht innerhalb von ein paar Tagen zum Gitar- Releases (zum Beispiel DNF, BURNING LOVE, bekannt. Allerdings ist „Die Stille nach dem Ausbruch war ohrenbetäu- rengott, gerade Neueinsteiger am Instrument CHEAP TRAGEDIES) Freunden des extremen es kaum vorstellbar, bend.“ (Southern Lord/Soulfood) Thomas Renz werden einige Frustmomente erleben, aber tat- Hardcore allesamt empfohlen werden müssen. dass sich MADBALL- sächlich kann man mit ein wenig Geduld ein biss- PURITY CONTROL aus spielen halsbre- Sänger Freddy Cricien SPERMBIRDS / WALTER ELF chen Gitarre lernen. Wer also immer schon mal cherischen Grind/Powerviolence mit scheppern- auch nur ansatzweise für SET IT OFF erwärmen Don’t Forget The Fun ein paar Akkorde draufhaben wollte oder Spaß der Hi-Hat und thrashiger Stimme. Bemerkens- kann – falls er die CD überhaupt in den Player Das ist die neunte Pressung dieser im Original an „Guitar Hero“ hatte, sich aber immer darüber wert sind die kurzen, fragmentarischen Texte, legen würde, denn mal ehrlich: ein Traumfän- von X-Mist veröffentlichten und eher historisch geärgert hat, dass er in derselben Zeit ein echtes die sich auf ausgesprochen verstörende Weise ger auf dem Cover? Das sieht doch eher nach als klanglich wertvollen Aufnahmen von 1985. Instrument hätte lernen können, ist mit „Rocks- an zwischenmenschlichen Beziehungen abar- einer Meditations-CD für homöopathische Eso- Das Meilensteinalbum „Something To Prove“ mith“ gut bedient. (Ubisoft) Dennis Meyer beiten. Die sechs Tracks dauern ziemlich genau terikfreaks aus. Ganz so klingt „Cinematics“ kündigen die SPERMBIRDS mit einer frühen Ver-

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sion von „My god rides a skateboard” an, WALTER lig warm, es fehlt einfach die Hymnenhaftigkeit reme wie Geschwin- Pause, dann folgte „Angermeans“, ein Metalal- ELF besingen ihre Kernthemen: „Bier“ und „Kai- von früher. Für den einen oder anderen dürfte digkeit, Komplexität, bum, auf dem sich die Band ausprobierte – und serslautern“. Aus WALTER ELF entstanden später „Reach Beyond The Sun“ trotzdem das „ultima- Brutalität oder Melo- dabei viel von ihrem Charakter über Bord gehen KICK JONESES, ohne die Pfälzer FC-Fußballfan- tive“ Album der Band sein. (Metal Blade/EMI) die weiter auszuloten. ließ. Rückblickend muss die Enttäuschung zwar brille hatten SPERMBIRDS in der Folge aber den Alessandro Weiroster Das geht ohnehin meis- relativiert werden, auf den Fan der ersten Stunde größeren Einfl uss auf die Szene. Beide Bands tens schief. Stattdes- wirkte „Angermeans“ trotzdem ziellos, unfokus- teilten sich damals, abgesehen vom Gesang, das SILVERSTEIN sen verfl echten die Fin- siert und gewollt modern. Elf weitere Jahre später gesamte Personal, und kürzlich auch wieder die This Is How The Wind Shifts nen diverse Ausfor- ließ die Ankündigung, Igor Cavalera von SEPUL- Bühne. Anlass dafür war das dreißigjährige Jubi- Für SILVERSTEIN weht mungen des Death Metal miteinander und kom- TURA würde für das Comeback die Drums ein- läum von WALTER ELF. Im Fußball nennt man so der Wind seit der Grün- men mit einem Hybriden um die Ecke. Nun geht spielen, eine Fortsetzung dieses Wegs erwarten. was einen Traditionsverein. (Rookie/Cargo) dung im Jahr 2000 kon- das ebenso häufi g in die Hose, hier jedoch nicht. Aber weit gefehlt. Cavalera nimmt sich zurück, Ingo Rieser stant in die Richtung, die Und wieder zeigt sich, dass es oftmals Nuancen Andrew Kline spielt beeindruckende Riffs, Rick das Bandschiff voran- sind, die über den Unterhaltungswert einer Platte Rodney wütet wild entschlossen. STRIFE ver- SHAI HULUD treibt. Einer der Gründe entscheiden. Modernismen wie Breakdowns oder suchen offenbar, den Geist des Hardcore im Reach Beyond The Sun dafür mag wohl die Fle- Harmonien gibt es zwar, doch sind sie integrale Alleingang zu reanimieren, egal, ob das aktu- „Wir sind keine Tech- xibilität der Kanadier Bestandteile der Songs und nicht nur abgehakte ell besonders notwendig ist. Die zwölf simp- Metal-Band, wir sind sein. Ob sie auf einer ihrer unzähligen Touren nun Pfl ichtübungen vom Songwriting-Reißbrett. len Songs liefern keine Überraschungen neben eine emotionale Band. mit Bands aus dem Bereich Metal, Emo, Hard- Die zum Großteil spannenden Riffs, das Dampf- der einen, dass eine Band an diesem Punkt ihrer Das neue Album ist mehr core oder Punk unterwegs sind – nie wirken sie hammerschlagzeug und der extrem angepisste Karriere wieder so frisch und hungrig wirken Bauch als Kopf“, sagt deplatziert. Dennoch lässt sich ihr Stil schon ein Gesang sind dabei gar nicht mal so einfach zu kann, mit denselben alten Breakdowns, Mosh- Matt Fox zu „Reach Bey- wenig konkreter beschreiben: SILVERSTEIN ste- verorten, ergeben aber ein höchst eingängiges parts und Gangshouts, denselben alten Texten ond The Sun“. Natürlich hen für modernen Emo und verkörpern diesen und mitreißendes Gebräu. Manchmal meint man über Selbstbestimmung und Aufl ehnung. Super. weist das vierte SHAI Stil als eine der prägendsten Bands überhaupt. kurz, BOLT THROWER zu erkennen, doch bevor (6131/Holy Roar) Ingo Rieser HULUD-Full-Length viele Parallelen zum Vor- Das war früher schon so und gilt auch für das man sich darauf einschießen kann, lugen ganz gänger „Misantrophy Pure“ auf – der fette Klang aktuelle, mittlerweile siebte Studioalbum. Der frühe SENTENCED um die Ecke und drücken im SUNDOWNING und die doch sehr vielschichtige Instrumen- Wechsel aus Geschrei und klarem, melodischem nächsten Moment DESULTORY die Klinke in die Seizures Of The World tierung. Alleine die Rhythmusabteilung wurde Gesang mit häufi g langgezogenen Vokalen ist Hand. Aber auch das ist nur eine grobe Orientie- Die Nacht ist über der im Vergleich zu den Anfängen immer komple- das bewährte Erfolgsrezept, für das SILVER- rungshilfe. „Sons Of Aeon“ ist einer der wenigen deutschen Hardcore- xer. Und doch ist die Aussage von Fox kein Bla- STEIN stehen und das von ihnen auch erwartet Stilkompromisse innerhalb des Death Metal, die Szene hereingebro- bla. Denn stellt man das vertrackte „Misantrophy wird. Wer etablierte Größen wie FUNERAL FOR wirklich ganz prächtig funktionieren. (Lifeforce/ chen, es wird immer Pure“ gegenüber, ist das neue Album um eini- A FRIEND oder schätzt, Soulfood) Hendrik Lukas düsterer. Neo-Crust- ges zielstrebiger und direkter. SHAI HULUD ver- wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch SIL- Bands wie DOWNFALL zetteln sich nicht mehr allzu oft in überdrehten VERSTEIN mögen, die in einem Atemzug zu nen- STRIFE OF GAIA und PLANKS Frickeleien und streuen auch nicht ganz so viele nen sind. Nur wenige Bands aus diesem Bereich Witness A Rebirth impfen sich morbi- Breaks ein. Die Songs folgen öfter einer Linie und haben sich über diese lange Zeit und über alle Seit 2010 spielen den Black Metal ein, DEATHRITE zelebrieren das bleiben dabei schön kompakt. Diese Zielstrebig- Trends hinweg so konstant halten können, ohne STRIFE wieder regel- Okkulte, und GOLDUST reichern dreckigen Hard- keit ist es, die „Reach Beyond The Sun“ unter- sich in irgendeiner Form zu verbiegen. Das muss mäßig Shows, ganz core mit Schwermetall an. SUNDOWNING sind haltsamer macht als seinen fünf Jahre alten Vor- man honorieren. „This Is How The Wind Shifts“ überraschend kommt mit ihrem Debüt „Seizures Of The World“ folg- gänger. Dazu kommt die Rückkehr von Chad Gil- bietet die perfekte Gelegenheit dazu. (Hopeless/ ein neues Album also lich zur richtigen Zeit am richtigen Ort und prä- bert. Auch wenn seine Stimme nicht ganz so mar- Soulfood) Florian Auer nicht. Trotzdem war sentieren durchdachtes, mitreißendes Songwri- kant ist wie die von Damien Moyal, der auf dem mit einem so überzeu- ting an der Schnittstelle von Hardcore und Post- ersten Demo zu hören war, ist er doch die bessere SONS OF AEON genden Ergebnis nicht Metal. Schon die Texte der Ruhrgebietler lesen Wahl als zuletzt Matt Mazzali. Wer allerdings den Sons Of Aeon unbedingt zu rechnen. „One Truth“ und „In This sich wie komprimierte Gothic Novels, apokalyp- frühen Stoff der Band abgöttisch liebt, wird wohl Mit SONS OF AEON steht eine Band ins Haus, die Defi ance“ waren Wegweiser des Mittneunzi- tische Schauermärchen. In der Tracklist schlän- auch mit „Reach Beyond The Sun“ nicht völ- dankenswerterweise einmal nicht versucht, Ext- ger-Hardcore, danach war schon mal fünf Jahre geln sich die „Serpents of god“ um den griechi- Das Ox im Abo Das Magazin für Menschen, die kein Fleisch essen

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schen Todesgott „Thanatos“, jede Zeile ist blut- legter. Ehrlich und ein mit Refrains, die nicht direkt wieder vergessen sicht tatsächlich etwas hinzuzufügen hat. (Eara- getränkt, und was zwischen diesen zu lesen steht, bisschen verquer-kom- sind, und eine souveräne Stimme, die angesichts che/Soulfood) Hendrik Lukas würde selbst H.P. Lovecraft ein Schaudern ent- pliziert erzählt Sänger des düsteren Gesamteindrucks oft eine überra- locken. Musikalisch stehen SUNDOWNING die- Yann von großen und schend positive Botschaft transportiert. Do It VOIVOD sen Visionen in nichts nach und sorgen für einen kleinen Stationen. Von Yourself ist hier nicht nur Verweigerungshaltung. Target Earth halbstündigen Schauer aus Angstschweiß, Para- den Nächten und Bet- Ein Label braucht man heute ohnehin kaum noch, Ich besitze nicht nur alle noia und erdrückender Wucht. Letztere gewinnt ten auf der Reise zu sich alle virtuellen Kanäle von Twitter bis YouTube Platten dieser über- die Band aus einer Ruhe, die bemerkenswert ist. selbst. Dieser Trip voller werden bedient. Da sind TINTA LEAL wieder aus- lebensgroßen Band Ihre Songs schaffen, einer guten Horrorstory Zweifeln und Zögern, die Exzesse und Ermüdung gesprochen modern. (Flight 13) Ingo Rieser mindestens ein Mal, gleich, mit fetten Klangfl ächen nervenaufrei- nach dem durchzechten Wochenende. Am meis- ich trage auch zwei benden Suspense und entfesseln – kurz bevor ten muss man sich wohl auf den nasalen, manch- TOMAHAWK VOIVOD-Motive auf die Spannung nicht mehr auszuhalten ist – die mal kieksigen Gesang einlassen. Vielleicht spal- Oddfellows meiner Haut. Ich bin Fan. Hölle. Ein buchstäblich durch und durch nieder- ten sich daran die Indie-Kids, vielleicht fahren sie Dem Namen nach verspricht Vor dem Hintergrund schmetterndes Debüt. Im besten Sinne natürlich. aber auch voll drauf ab. Und dann werden sie sich ein Gegenangebot zum testosterongelade- war ich schon bei der Reunion mit Snake vor- (Moment of Collapse) Kristoffer Cornils die kleinen Kehlen wund singen und Blasenpfl as- nen Rock-Mainstream. Als Aushängeschild und sichtig. Nicht nur weil ich die Alben mit Eric For- ter für ihre Tanzschuhe kaufen. Denn auch wenn Enfant terrible der Strömung brach Mike Pat- rest für die mit Abstand großartigsten der Kana- sich SUPERMUTANT allem verweigern wollen – ton eine Konvention nach der anderen. So auch dier halte, sondern auch weil sich Projekte wie double review aus der Tanznummer kommen sie einfach nicht mit der sich aus ehemaligen HELMET-, JESUS Reunions, Original-Line-ups oder Jubiläums- raus. Treibende Gitarren und Refrains, die man LIZARD- und MR. BUNGLE-Mitgliedern zusam- touren oftmals als erschütternd uninspirierte nur zu gut dem Tanzpartner ins Ohr brüllen kann. mensetzenden Supergroup TOMAHAWK. „Odd- Cash-ins entpuppen. So schlimm kam es nicht, ODESSA und CONTINENTS – zwei Bands mit Wem das alles nicht reicht, der vertraut am bes- fellows“ verspricht dem Titel nach, an die Tra- doch stellten – vielleicht auch bedingt durch Pig- demselben Ziel, den gleichen Mitteln und trotz- ten einfach blind dem Label. (Zeitstrafe) ditionslinie anzuknüpfen, die von der Band so gys Krankheit und tragischen Tod – die Alben dem komplett unterschiedlichen Ergebnissen. Pia Schwarzkopf entschieden geprägt wurde, herausgekommen „Voivod“, „“ und „Infi ni“ erstmals weder ist aber das Gegenteil: ideenloser Rock, dem kreative Parallelwelten noch übermäßige Hit- ODESSA TACKLEBERRY (Selbst-)Ironie ebenso abgeht wie Einfallsreich- fabriken dar. Dann kam auch noch Daniel Mon- Carry The Weight Additional Time tum. Keine smarte Alternative, sondern stinknor- grain (dessen Band MARTYR ich sehr schätze), Ein Hardcore-Album Trifft man Ex-Freundin oder -Freund auf der mal und langweilig. (Ipecac/Soulfood) und der erste Gedanke war: Das ist wie MOTÖR- zu machen, das voll auf Straße, haben die meist nicht den Anstand, total Kristoffer Cornils HEAD ohne Lemmy. Geht halt nicht. Doch siehe die Zwölf geht, ist the- abgewirtschaftet zu wirken. Blendend wird aus- da, Mongrain gelingt das scheinbar Unmögliche, oretisch ganz einfach: gesehen und schlimmstenfalls noch leicht weh- TREATED nämlich Piggys Stil – ohne den VOIVOD undenk- Die Gitarren so tief wie mütig gekuckt. Genau dieses Verhalten legen Where Life Takes Us bar wäre – zu adaptieren, ohne ihn zu kopieren. möglich stimmen und TACKLEBERRY an den Tag. Die machten im Mit Liebe auf den ersten Blick ist es immer so Und nach dem Unmöglichen geschieht das Wun- los geht’s. Dass in der Dezember 2012 Schluss und legten noch eine eine Sache. Spätestens wenn der Alltag ein- derbare: „Target Earth“ klingt immer eindeutig Praxis nicht immer alles EP vor, auf der sie sich, dem Anlass angemessen, kehrt, fragt man sich oft, wie einem die Hor- nach VOIVOD, aber auch, wie früher üblich, end- hart ist, was so klingen soll, beweisen unzäh- melodiöser und emotionaler zeigen. Musikalisch mone da so einen Streich spielen konnten. Das lich wieder völlig anders als alle Vorgänger. Und lige Platten. Eine davon ist „Carry The Weight“. emotionaler, heißt das, textlich sind die Kieler Intro von „Where Life Takes Us“ ist so ein Fall: das Allerbeste daran: Man weiß gar nicht, welche Die Briten ODESSA wären gerne oder wieder böse und clever. Mit TACKLEBERRY geht wunderschön, stimmig und atmosphärisch. Dar- Songtitel man hier als Anspieltipp nennen soll – DEMORALISER, haben aber leider zu keiner Zeit eine der hörenswerten Stimmen der hiesigen auf folgt aber der Alltag aus Melodic-Irgendwas, die Scheibe ist vollgepackt mit absoluten Knal- die Wucht oder Klasse, die diese Bands ausma- Szene – mit ein paar neuen Hits zum Abschied. eine Mischung aus HUNDREDTH und THE AMITY lern. Das entkräftet nicht nur alle Befürchtungen, chen. Die Schublade zwingt Fans zum Warmma- (Twisted Chords/Broken Silence) Ingo Rieser AFFLICTION. Das bedeutet: cleane Vocals, melo- es übertrifft die kühnsten Erwartungen auch des chen, gleich können wieder die vielen Moves aus- dische Leadgitarren und Interludes. TREATED optimistischsten Fans. Man sagt es wohl am tref- gepackt werden, denn „Carry The Weight“ bie- TEXAS IN JULY klingen unheimlich professionell, wirken aber auf fendsten in Snakes eigenen Worten: VOIVOOOO- tet eigentlich alles: Chugga Chugga, viele Break- Texas In July Dauer zu unselbständig. Das Album lässt sich gut OOOD!!! (Century Media/EMI) Hendrik Lukas downs, sogar an cleane Parts wurde gedacht. Die Christenband aus hören, am Ende bleibt jedoch wenig hängen. Das Das Problem: Es zündet einfach nicht. Nicht zün- Pennsylvania geht Intro hört man sich aber gerne wieder und wieder WHEN ICARUS FALLS den bedeutet: kein Ausrasten. Kein Ausrasten zurück auf Los und ver- an. (District 763/New Music) Frank Engelhardt Aegan bedeutet: kein Spaß. Kein Spaß ist schlecht. Das sucht sich mit dem „Aegan“ orientiert bricht einer Mosh-lastigen Band wie ODESSA das Nachfolger von „One TURBOWOLF sich an den fünf Pha- Genick. Zwar giert die Trainingshosen-Commu- Reality“ an etwas Eige- Covers EP Vol. 1 sen des Sterbens der nity immer nach Neuem, das bekommt sie aber nem. Aber irgendwoher Wer sehen will, wie sich ein in bunten Gewändern in der Schweiz gebo- von anderen viel besser. Für Durchschnitt ist ein- kennt man das Ganze gekleideter Schamane die Lunge zu einer irr- renen Psychiaterin Eli- fach kein Platz mehr in diesem Genre. (Ghost doch? Ist das vielleicht die Neue von AUGUST sinnigen Melange aus Metal, Schweinerock und sabeth Kübler-Ross – Music/Plastic Head) BURNS RED? Irgendwie hat das mit der Eigen- Psychedelia aus dem Leib schreit, muss zu einem mit deren Hilfe sich die ständigkeit nicht geklappt. Gastauftritte von Konzert von TURBOWOLF gehen. Und wer schon Platte auch besprechen CONTINENTS Leuten aus Bands wie HUNDREDTH, WE CAME AS immer das Gefühl hatte, dass den HIVES, MGMT, lässt. Die wenigsten werden bisher etwas von Idle Hands ROMANS und natürlich AUGUST BURNS RED hel- LIGHTNING BOLT und JEFFERSON AIRPLANE eine der Band aus Lausanne gehört haben, dabei ist Ganz anders sieht es bei fen auch nicht dabei, sich von den üblichen Kon- große Portion Fuzz und eine noch größere Por- „Aegan“ bereits ihr zweites Album. Und viele, die CONTINENTS aus Wales ventionen zu lösen. Es verstärkt sogar den Ein- tion Wahnsinn fehlen, der sollte sich die erste etwas von ihr hören, werden sie erst einmal nicht aus. Hier zündet es druck, dass hier auf Nummer sicher gegangen Cover-EP der Terrorhippies aus Bristol kaufen. wahrhaben wollen – im Grunde sind WHEN ICA- gewaltig, man will sofort wurde. TEXAS IN JULY sind unfassbar talentiert, Wenn dann noch ein bisschen Geld für Magic RUS FALLS ja auch nur eine weitere Post-Metal- ausrasten und hat eine keine Frage. Konnte man auf den ersten Alben Mushrooms übrig ist, steht einem bizarren Ritt Band unter vielen (Leugnen). Dass einen das Menge Spaß mit „Idle vor lauter jugendlichem Ungestüm noch keine durch die Rock’n’Roll-Geschichte nichts mehr im als Musiker wütend macht, ist nachvollziehbar Hands“. Auf dem Papier Richtung erkennen, ist „Texas In July“ deutlich Weg. (Hassle/Soulfood) Benedikt Ernst (Zorn). Trotzdem neigen die Schweizer nicht zu bietet die Platte zwar aufgeräumter, klarer und nachvollziehbarer. Will unkontrollierbaren Ausbrüchen, sie steigern sich ebenfalls nur das Übliche: Mosh, Mosh und noch Putney (CHIODOS, FOR TODAY) hat auch für den VEKTOR – ähnlich wie beispielsweise ISIS – eher lang- mal Mosh. Vorgetragen wird das Ganze aber mit nötigen Wumms gesorgt, der stellenweise sogar Outer Isolation sam in ihre Wut hinein und bieten zum Ausgleich einer Leidenschaft und in einem Tempo, dass an, ups, AUGUST BURNS RED erinnert. Zufall? Das VOIVOD-Element immer auch wieder ruhige Passagen an (Verhan- man jetzt schon heiß auf die Liveshows ist. „Idle Absicht? Hier liefert eine Band eine Hommage ist bei VEKTOR schon im deln). Das schafft eine bedrückende Atmosphäre Hands“ erinnert an eine nicht ganz so Beatdown- an ihre großen Vorbilder ab. Dabei hört man den Namen und noch deut- (Depression), die man aus dem Genre zwar lastige, dafür umso mehr Abwechslung bietende Jungs gerne zu, mehr aber leider nicht. Immerhin licher im Logo ange- kennt, einen aber trotzdem in den Bann ziehen Version der frühen YOUR DEMISE. Mit „Trials“ die beste AUGUST BURNS RED-Coverband der legt. Von den Kana- kann. Und so bleibt einem am Ende nichts ande- hat man auch gleich einen kleinen Hit am Start, Welt. (Nuclear Blast/Warner) Frank Engelhardt diern borgt man sich res übrig, als einzusehen, dass WHEN ICARUS von dessen Qualität man sich auch in Video- die Science-Fiction- FALLS einfach eine gute Band sind (Akzeptanz). form überzeugen kann. Das Album ist über die TINTA LEAL Atmosphäre und einige Sterben wollen würde man für „Aegan“ vielleicht volle Länge unterhaltsam, weil roh und mit die- Take Control! Piggy-Chords, geht ansonsten aber sehr eigene nicht, trotzdem macht diese Platte das Leben ein ser gewissen Attitüde vorgetragen, die einem TINTA LEAL betonen Wege. Wie schon auf „Black Future“ und dem kleines bisschen lebenswerter. (Headstrong) ein Lächeln ins Gesicht zaubert und zum Ban- ihre Do-It-Yourself- inoffi ziellen Debüt „Demolition“ erwartet einen Thomas Renz gen zwingt. CONTINENTS verstehen es zudem Attitüde, die herkömm- ein komplexer Prog-Thrash-Cocktail, der trotz besser, cleane Parts in ihre Songs zu integrie- lichen Marktmecha- seiner Hysterie niemals zerfahren oder unüber- YOUR DEMISE ren, ohne dass diese wie Fremdkörper wirken. nismen wollen sie ver- sichtlich erscheint, sondern bei entsprechen- Cold Chillin’ Musikalisch darf man auch hier keine Offenba- meiden. „Take Con- der Aufmerksamkeit von der ersten bis zur letz- Nach drei Alben bei Visible Noise lösen YOUR rung erwarten, aber „Idle Hands“ ist ein fantas- trol!“ kommt also nicht ten Sekunde abliefert. Die bis zu zehnminütigen DEMISE die Geschäftsbeziehung. Nehmen wir tischer Einstand, der der teilweise überforderten auf einem namhaften Stücke klingen wie vertonte Space Operas und an, das verlief einvernehmlich. Dem Merchan- Konkurrenz zeigt, wo es langgeht. (Victory/Soul- Label, obwohl das Album konkurrenzfähig wäre. spannen gigantische, postapokalyptische Tab- dise-Partner Impericon jedenfalls attestiert food) Frank Engelhardt Modern sind Sound und Songs kein Stück, aber leaus auf galaktischem Niveau auf. Insbeson- Gitarrist Stuart Paice eine gesunde Distanz zum zeitgemäß beziehungsweise zeitlos. Die musi- dere das enorm variantenreiche, an WATCH- „Bullshit der Musikindustrie“. Für die anstehende kalische Verortung ist einfach, im Grunde lässt TOWER-Wahnsinn erinnernde Gitarrenspiel Rebellion Tour mit MADBALL und TERROR ver- SUPERMUTANT sich alles mit AGNOSTIC FRONT und MADBALL dürfte Proggern und Thrashern gleicherma- öffentlichen YOUR DEMISE in Kooperation mit FRVR erklären. Dass Englisch und Spanisch sich hier ßen das Wasser in die Augen treiben. Der Sän- ihrem Shirt-Dealer eine Vier-Song-EP, die nicht Indiepop-Geschrammel mit Punkwurzeln. Und abwechseln – Heimatstädte sind Konstanz und ger keift, kreischt und giftet wie SADUS’ Darren so sonnig klingt wie das letzte Album „The Gol- diese Wurzeln sorgen dafür, dass SUPERMUTANT San Vicente del Raspeig –, unterstützt diesen Travis in alten Zeiten, und auch im Ganzen bie- den Age“. Treibender Hardcore mit biestigem manchmal alles egal ist. Nach der jugendlichen Eindruck noch. Es geht eher um Ehrlichkeit und tet die Achse VOIVOD-SADUS-WATCHTOWER Midtempo-Mosh, die melodischen Refrains Rebellion hat es die jungen Männer nicht direkt Bodenständigkeit als um Sensation, Genrefans einen einigermaßen haltbaren Fixpunkt. Diese kommen grimmig statt grinsend. Der Leiden- in das wohlige Eigenheim zurückgetrieben. Das werden das zwar ihren Freunden empfehlen, sie Band muss dringend größer werden, nicht nur schaft, mit der letztens noch das goldene Zeital- Feuer brennt noch immer. Nur diesmal anders. deswegen aber nicht mitten in der Nacht aus dem weil sie gnadenlos geil ist, sondern auch weil sie ter angekündigt wurde, steht das aber in nichts Pointierter, mehr um die Ecke gedacht, über- Bett klingeln. „Take Control!“ liefert solide Songs als eine der wenigen dem Thrash in kreativer Hin- nach. (Impericon) Ingo Rieser

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Foto: Amy Muir (amymuir.com) ALEXISONFIRE *2001 – †2011 THE ONLY BAND EVER. „Wir haben damals in dem kleinen Keller des Hauses meiner Mutter angefangen, Songs zu schreiben, und ungefähr zehn Jahre später stehen wir nun hier auf einer Bühne, in dieser wunderschönen Halle in London, vor 5000 Leuten, und dürfen tatsächlich einen dieser Songs für euch spielen. Ich bin mir ganz sicher, dass damals keiner von uns das alles für möglich gehalten hätte. Eine Punkband in der ausverkauften Brixton Academy und ihr alle seid der Grund dafür. Vielen Dank!“ Wade MacNeil tritt vom Mikrofon zurück, greift an den Lautstärkeregler seiner Gitarre, schließt die Augen und spielt das Anfangsriff des Songs „Pulmonary archery“. Es ist die letzte von zwei aufeinanderfolgenden Shows in London, die Jordan, Chris, George, Dallas und Wade zum Auftakt ihrer Abschiedstour spielen – das letzte Konzert in Europa, auf ihrer letzten gemeinsamen Tour.

„THIS IS WHERE THE FIGHT BEGINS.“ Offiziell getrennt haben sich ALEXISON- den Lautsprechertürmen befindet. Nach zehn Songs ist Schluss. Mit „Bored of FIRE bereits am fünften August 2011. Schon vorher stand fest, dass Dallas nicht math“ verabschieden sich für diesen Abend. Es ist mehr länger ein Teil der Band sein würde, doch die anderen baten ihn zunächst einundzwanzig Uhr, als die Lichter ein weiteres Mal an diesem Abend erlöschen. darum, seinen Ausstieg vorerst geheim zu halten. Ein ganzes Jahr später wur- den dann die Termine der Abschiedstour, mit zwei Auftritten in London, bekannt „I FEAR THAT THIS COULD BE THE END.“ Wieder ein Klavierintro und wieder gegeben. Die einzigen beiden Shows in Europa und somit meine letzte Chance, betreten fünf Männer die Bühne. Wieder eine Band, die es eigentlich nicht mehr ALEXISONFIRE noch einmal live zusehen. gibt, und wieder eine Band, die es danach auch nicht mehr geben wird. Diesmal jedoch nicht in Frauenkleidung wie vor gut zwei Jahren in Dortmund, als ich ALE- Im Zehn-Bett-Zimmer des Hostels angekommen, stelle ich schnell fest, dass XISONFIRE das letzte Mal gesehen habe. Nun stehen sie auf der Bühne und las- neun der zehn Betten mit ALEXISONFIRE-Fans belegt sind. Gefühlt spricht übri- sen sich vom Publikum feiern, warten darauf, dass das Intro endet und sie end- gens jeder Zehnte in der Schlange vor der Halle deutsch, und wie es der Zufall will, lich beginnen können. Man merkt ihnen an, wie nervös sie sind. Nach all der Zeit trifft man sogar den einen oder anderen Bekannten aus der Heimat, der es sich und einigen wenigen Proben stehen sie endlich wieder zusammen auf der Bühne. auch nicht nehmen lässt und keine Kosten und Mühen scheut, ALEXISONFIRE ein „Crisis“, der Song aus dem „Farewell Tour Teaser“, eröffnet das 23 Songs und zwei allerletztes Mal zu sehen. Pünktlich um zwanzig Uhr gehen die Lichter aus. THE Stunden lange Set. Es gibt kein Halten mehr. Die Leute drücken mich bis in die GHOST OF A THOUSAND werden beide Shows in London eröffnen. Das gab die dritte Reihe, wo ich aber nur einen kurzen Teil der Show verbringe. Ich habe sel- Bands bereits einige Wochen zuvor auf Facebook bekannt: „Ladies and Gentle- ten so viele Leute mitsingen gehört wie hier in England. Bereits der zweite Song, men, we are proud to announce that we will be supporting ALEXISONFIRE at Lon- „Get fighted“, ist einer meiner absoluten Favoriten. Mit Textzeilen wie „This shit is don Brixton Academy Dec 2nd and 3rd. We feel that we owe them a great deal having a good fucking time“ sprechen ALEXISONFIRE allen Besuchen aus dem of gratitude and wouldn’t want to turn them down and give them a proper fare- Herzen. Absolutes Highlight ist der Song „Charlie Sheen vs. Henry Rollins“, den well.“ Zum Abschied der einen Band kommt eine andere wieder zusammen. Lei- ich vorher noch nie live gesehen habe. Lediglich „.44 caliber love letter“ kommt der nicht für immer, sondern auch nur für diesen Anlass. Bühne frei für die Jungs noch besser beim Publikum an. Es ist wahrlich ein besonderer Moment, wenn aus Brighton. 5000 Leute ihre Arme in die Luft recken und „This is a .44 caliber love letter straight from my heart“ schreien. Auch zum ersten Mal gesehen: George Pet- „FUCKING NEW ROMANTICS, IT’S ONLY ROCK’N’ROLL ...“ Zum instrumenta- tit oben ohne und schreiend am Keyboard, als er die Orgelstimme in „The nort- len Klaviersong „Small mercies“ betreten THE GHOST OF A THOUSAND die Bühne hern“ spielt. Im Laufe des Sets wird immer wieder deutlich, wie nervös oder ein- und beginnen lautstark mit „Left for dead“ vom ersten Album. Sofort springt der fach nur aus der Übung ALEXISONFIRE sind. So verpasst Dallas hin und wieder Funke auf das Publikum über. Von nun an schaltet man den Kopf und das Smart- einfach seine Einsätze und George sogar ganze Textpassagen. Es folgt meist ein phone für die nächsten drei Stunden aus. Seit Anfang 2011 sind THE GHOST OF Blick in die Gesichter der anderen, die sich das Lachen nicht verkneifen können. A THOUSAND bereits Geschichte, doch das merkt man der Band aus Brighton Nach zwanzig Songs, allen Hits und einer guten Mischung aus allen vier Alben ist während des gesamten Sets überhaupt nicht an. Frontmann Tom Lacey befin- dann vorerst Schluss. Mit „Rough hands“, „“ und dem Klassiker det sich die meisten Zeit im Publikum. In alter Frank-Carter-Manier bahnt er sich „Happiness by the kilowatt“ (inklusive „True believers“-Cover) beenden ALEXI- seinen Weg durch die Menge, während sich Andy Blyth samt seiner Gitarre auf SONFIRE den ersten Abend.

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42-43Fuze38.indd 42 13.01.13 11:42 „BUT THIS TIME THERE’S NO TOMORROW.“ THE GHOST OF A THOUSAND beginnen wieder um Punkt zwanzig Uhr und spielen dasselbe Set genauso fan- tastisch wie im am Abend zuvor. Doch der Gedanke, heute zum letzten Mal ALE- XISONFIRE zu sehen, macht die Show nicht wirklich spannender. Irgendwie zieht sie sich heute in die Länge. Nach einer halben Stunde verabschieden sich THE GHOST OF A THOUSAND – und zwar für immer. Ich hatte zwar fest damit gerech- net, schon nächstes Jahr wieder etwas von den Briten zu hören, doch sie machen zum Ende hin mehrfach deutlich, dass es wirklich ihre allerletzte Show sei.

Dann wird es richtig spannend. In dreißig Minuten betreten ALEXISONFIRE ein letztes Mal gemeinsam diese Bühne und werden wieder ein zwei Stunden langes Set spielen, um sich anschließend von Europa zu verabschieden. Wie am Vortag beginnt Dallas. Sichtlich nervöser als gestern stimmt er den Song „Young car- dinals“ an. Schnell stellt sich heraus, dass die Band zum Abschied das Set noch einmal geändert hat und einige Überraschungen bereit hält. Nach dem dritten Song, „Boiled frogs“, hält Wade eine kurze Rede: „Wir hatten immer eine wun- dervolle Zeit in England. Irgendetwas Besonderes hat uns immer mit den Leuten hier verbunden, und das ist der Grund, warum wir uns dafür entschieden haben, noch ein letztes Mal hier zu spielen.“ Auch George und Dallas bedanken sich im Laufe der Show bei allen Fans für die jahrelange Unterstützung. Die Ansage zu „Accept crime“ widmet Wade einem Freund aus England, der vor Kurzem eine gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft eingegangen ist und die Inspiration für den Song war. Das Highlight des Abends ist defi nitiv „Hey, it’s your funeral mama“, das die Band nach eigener Aussage schon seit einigen Jahren nicht mehr gespielt hat. Dass ALEXISONFIRE am Ende des Sets dann noch mein Lieblings- lied „To a friend“ spielen, macht den ganzen Abend perfekt. Auch diesen Song habe ich zuvor noch nicht live gesehen. Mit „Happiness by the kilowatt“ endet dann auch leider diese Show. Nun stehen sie da, Arm in Arm, zusammen auf der Bühne. Die Crew und das Publikum jubeln ihnen zu. Insgeheim hoffen alle, dass die Band noch einmal die Bühne betreten wird. Doch das war’s. ALEXISONFIRE haben soeben ihre letzte gemeinsame Show in Europa gespielt und werden in Kürze nach Brasilien fl iegen, um ihre Abschiedstour fortzusetzen.

Als ich die Band nach der Show noch treffe, sehen alle ein wenig müde und mitgenommen aus. Sie sind zufrieden und freuen sich auf die weiteren Shows. Gleichzeitig sind sie aber doch irgendwie traurig und können gar nicht fassen, dass das gerade ihre letzte Show in Europa war. Wade und Dallas arbeiten wei- terhin an ihren bekannten Projekten. Auch Jordan spielt bereits in einer neuen Band. Eine EP ist aufgenommen, aber wann und wo die Songs veröffentlicht wer- den, steht noch nicht fest. George ist weiterhin in „Babypause“, kann sich aber vorstellen, in einigen Jahren wieder Musik zu machen. Chris hat sich nicht nur äußerlich unglaublich verändert (Haare ab, Bart ab und einige Kilos weniger auf den Rippen), sondern auch was seine Leidenschaft angeht: Er ist auf dem bes- ten Weg, Profi golfer zu werden. Übrigens: Zum Abschied bekommen Wades briti- scher Freund und sein Lebensgefährte eine Marzipantorte mit „Heart Skull“-Ver- zierung geschenkt. ALEXISONFIRE konnten sich an zwei Tagen noch einmal voll und ganz auf einer europäischen Bühne austoben und sich richtig von ihren Fans verabschieden. Zwei Tage, die die Band nie vergessen wird – und ich auch nicht. Auf dass die Jungs irgendwann wieder zusammenfi nden. Kevin Schulz

12.12.2012 MELBOURNE, FESTIVAL HALL. Es gab schon einmal so ein magi- sches Datum, als am 07.07.2007 nach einer Guerilla-Marketingkam- pagne mit ganzseitigen Anzeigen, die nur den Zahlencode 7/7/7 und ein winziges Bandlogo enthielten, in der Brixton Academy in London spielten. Was bei GLASS- JAW damals wenn auch kein Comeback, dann doch zumindest ein Lebenszeichen war, wird bei ALEXISONFIRE am 12.12.2012 im australischen Sommer bei 31 Grad zu einem Abschied. In Melbourne zeigte man sich im Vorfeld erstaunt, dass eine Band wie ALEXISONFIRE die Festival Hall ausverkauft. Tatsächlich muss man sich glücklich schätzen, noch ein Ticket für einen Sitzplatz zu ergattern. Eben dieser Sitzplatz ist dann so gelegen, dass man von der Seite auf die Bühne schaut, so dass ich mir, als die Band Punkt einundzwanzig Uhr die Bühne betritt, nicht sicher bin, ob ich heulen muss, weil a) ich nicht richtig sehen kann, b) es das letzte Mal ist, dass ich diese Band jemals sehen werde, oder c) mir klar wird, dass ich keine Chance habe, den mannshohen Zaun und die Securitys zu überwinden, um vor die Bühne zu stürmen. Unbestritten bleibt, dass ALEXISONFIRE ihr Handwerk verste- hen. Brillante Songs auf den Punkt performt und trotz genauem Hinsehen kein Anzeichen dafür, dass ein gewisser Gitarrist mit kristallklarer Stimme (die ein wenig Anlauf braucht, um sich in ihre gewohnt luftigen Höhen zu schwingen) irgendwie aus dem Bandgefüge fällt. Vielleicht ist es genau der richtige Move, wenn sich eine Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens verabschiedet. Vielleicht ist es Zeit, erwachsen zu werden und die Tränen abzuwischen. Wir sind nicht mehr die Kids von einst. Fare thee well, AOF! Birte Wiemann

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MADBALL Foto: Lena Stahl REBELLION TOUR TOURING IS NEVER BORING. Klar, die Bands der Rebellion Tour gibt es alle schon ein paar Jahre länger als das Fuze, aber gerade deshalb hätte man doch wissen müssen, dass eine halbe Seite nicht ausreicht, wenn man sie alle zu ihren bisherigen Tourerfahrungen befragt.

Was war der denkwürdigste Tag, den ihr auf Tour jemals erlebt habt? Wer ist die interessanteste Person, die ihr jemals auf Tour getroffen habt? Freddy MADBALL: Eines der bisherigen Highlights war, zusammen mit AGNOSTIC Freddy MADBALL: Darauf kann ich unmöglich nur eine Antwort geben. In die- FRONT auf dem With Full Force zu spielen. Das muss vor drei Jahren gewesen sem Metier trifft man coole Leute jeglicher Couleur. Ich bin zum Beispiel mit dem sein. Das Besondere war, dass mein Bruder Rudy da war. Er ist jünger als Roger, Bürgermeister von Viveiro in Spanien befreundet. Ja, mit dem Bürgermeister! Mr. aber älter als ich. Er war gleichzeitig eine Vaterfigur und mein Bro und hatte noch Melchor. Er ist nicht der übliche Politiker und hat mir schon viele interessante nie eine Show dieser Größe gesehen. Er war so stolz und wir auch. Und meine Frau Geschichten aus seinem Leben erzählt. Er liebt Musik und rebellische Leute, den war auch da, was alles noch besser machte. Rest kannst du dir denken. Andererseits bin ich mit Typen wie Dave Courtney Scott TERROR: Es war ein freier Tag in Denver, auf Tour mit DEATH BEFORE DIS- befreundet – kein Bürgermeister, aber interessant auf seine eigene Art. Wir ver- HONOR und TRAPPED UNDER ICE. Ein paar von uns gingen nachmittags zu stehen uns auf einer anderen Ebenen als Melchor und ich, aber es gibt einen einem Baseballspiel, dann gaben Freunde ein Barbecue. Wir aßen, tranken und genauso coolen und respektvollen Vibe zwischen uns. Free Dave Courtney! quatschten, Frankie von DBD spielte auf einer Gitarre rum. Er fragte mich, wel- Scott TERROR: Patrick Kitzel [unter anderem der Mann hinter Reaper Records, chen Song er spielen sollte. Ich sagte: „HOT WATER MUSIC.“ Irgendein Typ fragte: Anm. d. Red.]. Bester Freund. Echter Hardcore. Er hält mich ethisch auf Linie und „Du magst die?“ Ich sagte: „Ja, das ist meine Lieblingsband.“ Und er: „Die spielen erinnert mich täglich daran, wie lebendig Hardcore ist. Außerdem ist er verrückt. heute hier.“ Ich bin fast ausgeflippt und schrieb Jason, ihrem Bassisten, eine SMS. Geisteskrank. Bizarr und lustig wie Sau. Gemein ohne Ende und rücksichtslos Er antwortete: „Ja, wir legen gleich los.“ Ein paar von uns sprangen in den Van, gegenüber Idioten. Eine irre Mischung. rasten zur Show und schafften es gerade noch rechtzeitig. Jeremy COMEBACK KID: Maris the Great. Was für ein Spinner. Jeremy COMEBACK KID: Da fällt mir spontan der Tag ein, als wir mithilfe von Stu YOUR DEMISE: Ein Obdachloser, der „Papa Smurf“ genannt wird und vor Bestechung nach Indonesien einreisten. Einer in der Band hatte ein Problem mit einem Venue in namens „The Shelter“ rumhängt. Das ist dort, wo Eminem seinem Ausweis, also gaben wir dem Veranstalter im Voraus Bescheid, dass es seine Rap-Battles machte. Dieser Typ passt auf all die Vans und Tourbusse auf schwierig werden könnte. Sobald wir aus dem Flugzeug gestiegen waren, sahen und stellt sicher, dass sie nicht ausgeraubt werden. Alles, was er will, ist etwas Geld wir jemanden, der ein Schild hochhielt, auf dem „COMEBACK KID“ stand, und der und ein Shirt. Er hat sie alle getroffen! Als ich ihn kennen lernte, trug er eine Base- uns half, alles mit den Zollbeamten zu regeln. Eine stressige, aber interessante ballkappe, die ihm die 1986 gaben. Erfahrung. Raf THE SETUP: Rob Lind von BLOOD FOR BLOOD, er hat die besten Geschich- Stu YOUR DEMISE: Der unwirklichste Moment war wohl beim Hellfest 2009. Wir ten auf Lager. Auch das, was Alex von LAST HOPE über den Fall des kommunis- waren mit COMEBACK KID und SHAI HULUD auf Tour, was für sich genommen tischen Regimes in Bulgarien erzählt hat ... Das interessiert mich einfach: Leute schon krass war. Aber an diesem Wochenende trafen wir sie alle – von SLAYER zu treffen, die etwas über die Orte wissen, die man aus den Nachrichten kennt. und OBITUARY bis NOFX und MADBALL. Ein unglaublicher Tag. Schommer AYS: Definitiv Niclas Henßen. Eine Legende. Raf THE SETUP: Die Balkantour mit BORN FROM PAIN war ziemlich denkwür- dig. In Orten zu spielen, die eine solche Geschichte haben wie Sarajevo oder Bel- Was war eure bisher verrückteste Autofahrt? grad, war krass. Freddy MADBALL: Wir sind mitten im Winter von Saskatoon in Kanada nach Schommer AYS: Für mich persönlich war es unsere Russlandtour. Nach unse- New York City gefahren und direkt nach der Show los – was wir normalerweise rer Show in Sankt Petersburg haben wir in einer Kleinstadt gespielt, die mitten nicht mehr machen, vor allem wenn wir selbst fahren. Egal, ich musste auf jeden in der Pampa lag. Wir tuckerten also einen halben Tag in einem Schlafzug voller Fall heim, und alle anderen waren einverstanden. Also setzte ich mich ans Steuer betrunkener Russen zu unserem nächsten Auftritt. Als wir ankamen, war erstmal und fuhr bis weit in den nächsten Tag, wahrscheinlich fünfzehn Stunden oder so. alles in Ordnung. Viele Leute waren da, und die Stimmung war seltsam, aber gut. Scott TERROR: Als wir anfingen, starteten die meisten unserer Touren an der Nach unserem Set sind alle recht schnell abgehauen, und als wir unsere Back- Ostküste. Wir fuhren zwei Tage durch, und damit meine ich: keine Pause, kein line eingeladen haben, wurden wir von einem Haufen Nazis überfallen. Die Typen Schlaf, nur tanken. Eine Tour mit Tausenden von Dollar an Benzinschulden und hatten Messer und haben auf unseren Drummer und Roadie mit einer Leucht- hundemüde zu beginnen, während du pro Abend 150 Dollar kriegst – das ist die pistole geschossen. Wir haben uns dann in dem Laden eingeschlossen, da wir Scheiße, die dich dazu antreibt, jeden Abend so abzugehen, dass du bei den Kids zahlenmäßig komplett unterlegen waren und die Typen auch einen recht „skru- einen bleibenden Eindruck hinterlässt. pellosen“ Eindruck machten, haha. Auf jeden Fall hat das Pack dann versucht, in Jeremy COMEBACK KID: Ich bin alleine von Sacramento nach New Jersey den Laden reinzukommen, aber wir konnten uns doch irgendwie aus dem Staub gefahren und habe nur zweimal für ein jeweils zweistündiges Nickerchen ange- machen. Ich glaube, ich werde diese Situation nie in meinem Leben vergessen. halten. Insgesamt habe ich 45 Stunden gebraucht. Man hört ja immer wieder solche Storys aus Russland und der Ukraine, aber wenn Stu YOUR DEMISE: Eine 55-stündige Fahrt durch Amerika, von Orange County man dann einmal selbst davon betroffen ist, schockt das schon ziemlich krass. nach Ohio. Und am Ende der Tour machten wir dasselbe noch einmal, haha.

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Raf THE SETUP: Von Sarajevo nach Belgien in 24 Stunden. In Holland wurden wir etwas Ähnliches im Mund hatte und auf diese Art von Konsistenz einfach nicht dann von den Cops rausgezogen. So wurde die Fahrt noch länger. vorbereitet war. Schommer AYS: Einmal sind wir nachts von London nach Hause gefahren. Nach Stu YOUR DEMISE: Das ist nicht so lange her. Irgendein Kack-Veranstalter in den ersten drei, vier Kilometern gab unsere Gangschaltung den Geist auf und Paris machte uns Erbsen und Karotten aus der Dose und dazu frittierte Schin- klemmte im vierten Gang fest. Die größte Hürde war die Fähre. Da wir im vier- kenstückchen – auch aus der Dose. Klingt jetzt vielleicht nicht so schlecht, war ten Gang nicht die Rampe hochfahren konnten, mussten wir bei den LKWs in der aber echt scheiße. untersten Etage parken. In Belgien hatten wir dann Stau und sind auf den Seiten- Raf THE SETUP: Irgendwo in Frankreich schmeckte das Essen, als hätte jemand streifen gefahren, um zu pennen. Als wir drei Stunden später wach wurden, zisch- Zigarettenasche daruntergemischt. Aber die Pizza danach war super. ten die Autos nur so an uns vorbei, dann ging es direkt weiter, und alle kamen Schommer AYS: Eigentlich kann man sagen, dass wir immer dankbar sind, wenn rechtzeitig zu Hause an, um zur Arbeit zu gehen. es überhaupt etwas zu essen gibt. Das ist auch etwas, das wir an der europä- ischen Szene sehr schätzen: Promoter kümmern sich um die Bands, man Wie vertreibt ihr euch die vielen Stunden des Wartens während einer Tour? bekommt eigentlich fast immer Getränke, Schlafplätze und etwas zu essen. Freddy MADBALL: Ich spreche vor allem mit meiner Frau und meinem Sohn. Dann erledige ich meine geschäftlichen Dinge. Ich manage nicht nur unsere Band, sondern noch ein paar andere, es gibt also immer etwas zu tun. Außerdem versuche ich, Sport zu machen, was schwerer ist, als die meisten glauben, wenn man auf Tour ist. Aber ein paar Sit-ups und so weiter sind immer drin. Scott TERROR: Nachts: Spazieren gehen. Viele und Filme. Spätnachts: Trinken oder gute Gespräche. Tagsüber: Die Stadt erkunden. Joggen. Ins Kino gehen. Sich bescheuert aufführen. Einkaufen. Jeremy COMEBACK KID: Wenn es WiFi gibt, ist es leicht, auf diversen sozialen Netzwerken Zeit zu vergeuden, ich bin aber auch ein großer Fan von langen Spa- ziergängen. Stu YOUR DEMISE: Filme, Musik, Schlaf. Alle in unserer Band lieben Kochsen- dungen, davon schauen wir eine Menge. Raf THE SETUP: Wenn wir Glück haben, kommen wir früh in einer großen Stadt an und gehen auf Besichtigungstour. Wenn wir mitten in Nirgendwo sind, beten wir, dass es WiFi gibt, schauen Filme oder langweilen uns zu Tode, haha. Schommer AYS: Wir sind immer sehr froh, wenn wir Zeit haben, uns die Städte, in denen wir spielen, auch ein wenig anzuschauen. Es gibt nichts Schlimmeres, als COMEBACK KID in einer coolen Stadt zu spielen und dann letztendlich nur den Club gesehen zu Foto: Tim Tronckoe haben. Ein sehr guter Zeitvertreib sind auch Würfelspiele, bei denen wir unsere Was hat dich das Touren gelehrt? Freunde von BORN FROM PAIN schon um einige Euros erleichtert haben. Freddy MADBALL: Eine Menge. Vieles hat mein Leben verändert. Und ich lerne immer noch. Wo habt ihr eure bisher unbequemste Nacht verbracht? Scott TERROR: Eine Karte zu lesen. Überall zu schlafen. Ständig von Leuten Freddy MADBALL: Auf dem Boden eines Gefängnisses. umgeben zu sein. Fürze und Nasebohren zu ignorieren. Seine Klamotten in einem Scott TERROR: Im Van, ohne Heizung, mitten im Winter, auf dem Boden liegend, Waschbecken zu waschen. Wie man vermeidet, Schmarotzern Merch zu schen- zwischen den Füßen der anderen. ken. Mit wenig auszukommen. Das Gute in einer beschissenen Situation zu sehen. Jeremy COMEBACK KID: Am unangenehmsten ist immer, wenn irgendein Kid dir Jeremy COMEBACK KID: Ein bisschen Geduld kann einen weit bringen. sagt, du könntest bei ihm übernachten, und dann findest du raus, dass die Eltern Stu YOUR DEMISE: Nimm nichts als gegeben hin und jeden Tag, so wie er ist. Sei davon gar nichts wussten und sie dich nicht wirklich in ihrem Haus haben wollen. deinen Fans dankbar, die dir die Möglichkeit geben, um die Welt zu touren. Stu YOUR DEMISE: Während unserer ersten richtigen Tour 2007 übernachte- Raf THE SETUP: Mit wenig Gepäck auszukommen. ten wir in einem besetzten Haus in Nordengland. Ich schlief auf einer verschim- Schommer AYS: Was mich wirklich beeindruckt, ist die Gastfreundschaft, die melten Matratze mit Blutflecken. Und nebenan rauchten Crack. uns in all den Jahren entgegengebracht wurde – vor allem in Ländern wie Russ- Raf THE SETUP: Im Van nach der dritten Nachtfahrt. land oder Malaysia, wo die Leute, die Shows machen, eigentlich nicht viel besit- Schommer AYS: Auf einer unserer Wintertouren mussten wir eine Nacht- zen, aber doch alles mit einem teilen. Man fühlt sich wie zu Hause und nicht wie fahrt von Polen nach München machen. Es war arschkalt und verschneit. Einer ein Tourist in einem fremden Land. Dieses Erfahrung machen wahrscheinlich nur nach dem anderen ist eingeschlafen. Irgendwann hat auch der Fahrer schlapp wenige Menschen. gemacht und ist auf einen Parkplatz gefahren. Schlafen im Bus ist ja schon sehr unbequem, aber mit sechs Leuten und dann auch noch im Winter, das ist der Tod. Wie hat dich das Touren verändert? Als wir nach einigen Stunden aufwachten und die beschlagenen Seitenfenster Freddy MADBALL: Ich bin „kultivierter“, als ich es mir je vorgestellt hätte. Das freimachten, haben wir bemerkt, dass der Parkplatz zu einer 24-Stunden-Rast- Touren gab mir außerdem die Möglichkeit, vielen negativen Dingen in mei- stätte gehört ... und unser Gitarrist im Schlaf mit seinen Haaren an der Scheibe nem Leben zu entkommen. Trotzdem habe ich es geschafft, von Zeit zu Zeit festgefroren ist. in Schwierigkeiten zu geraten. Aber hätte ich nicht die Musiksache gehabt, wer weiß, wo ich heute wäre ... Was war das Ekligste, das ihr auf Tour jemals gegessen habt? Scott TERROR: Ich bin inzwischen ungefähr fünf Mal um die Welt gereist. Das Freddy MADBALL: Da gab es so vieles! Ich wünschte, ich hätte eine Liste, die Touren hat mich zu der Person gemacht, die ich bin. Ich bin echt gesegnet. ich an andere Bands weitergeben könnte, um sie zu warnen. Ich werde keine Jeremy COMEBACK KID: Wenn ich heute viel Freizeit habe, werde ich unruhig. bestimmten Clubs anschwärzen, weil das nicht meine Art ist, aber die betreffen- Ich kann nicht lange stillsitzen. Wenn ich länger als sechs Wochen zu Hause bin, den wissen schon, wer gemeint ist. Meine Frage an euch lautet: Esst ihr selbst, was flippe ich ein bisschen aus. ihr den Bands vorsetzt? Würdet ihr das euren Familien servieren? Seid doch stolz Stu YOUR DEMISE: Ich glaube nicht, dass es mich verändert hat, es lässt dich auf euer Essen, verdammt noch mal! Manche Bands sollten uns wirklich dank- einfach deine Familie, deine Freundin und dein Leben zu Hause mehr schätzen, bar sein. Ob sie es wissen oder nicht, wir kämpfen an vorderster Front für bessere weil man immer weg ist. Es zeigt dir aber auch, dass Träume wahr werden können. Standards für Hardcore-Bands. Einmal weigerten wir uns aufgrund des Essens, Raf THE SETUP: Es hat meinen Horizont erweitert. bei einem „Festival“ zu spielen ... einfach nur, um ein Zeichen zu setzen. Wir tra- Schommer AYS: Durch das Touren und die Dinge, die man dabei erlebt, wer- ten erst auf, nachdem wir ein paar Dinge verhandelt hatten. Es war nicht so, dass den auf jeden Fall die gutbürgerlichen deutschen Werte auf den Kopf gestellt, wir für unsere Fans nicht spielen wollten, natürlich nicht, es war eben das ein- die einem als Kind beigebracht werden, und man richtet sein Leben neu aus. Ein zige Druckmittel, das wir hatten. Ein guter Rat: MADBALL fressen euch bei leben- schönes Haus und ein Job mit dickem Gehalt sind natürlich schön, aber nicht digem Leib, wenn ihr uns an der Essensfront blöd kommt ... oder so ziemlich an wichtig im Vergleich zu den Dingen, die man auf solchen Reisen erlebt. jeder Front. Ha! Thomas Renz Scott TERROR: Ich bin nicht allzu wählerisch, aber ich esse kein Fleisch, das ist also immer ein Faktor. Manchmal ist das Essen halt scheiße, aber ich bin 39, also MAZINE REBELLION TOUR mit MADBALL, TERROR, COMEBACK KID, YOUR DE- gehe ich in solchen Fällen einfach in ein Restaurant. MISE, AYS, THE SETUP. 15.03. Berlin, Astra | 16.03. Hamburg, Markthalle | 17.03. Jeremy COMEBACK KID: Bevor ich Veganer wurde, war ich 2002 in Brasilien auf Essen, Weststadthalle | 18.03. Saarbrücken, Garage | 19.03. CH-Solothurn, Kofmehl | Tour und habe in ein Schweineohr gebissen. Ich bin ausgeflippt, weil ich nie zuvor 20.03. München, Backstage | 21.03. A-Wien, Arena | 23.03. Leipzig, Werk2

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NO OMEGA, THIS GIFT IS A CURSE, PALM REA- FUZE PRÄSENTIERT DER. 13.04. Hamburg, | 14.04. Jena, Kas- sablanca | 16.04. A-Wien, EKH | 18.04. Stuttgart, A TRAITOR LIKE JUDAS. 02.02. Marl, JuKuZ JuHa West | 19.04. Wermelskirchen, AJZ | 20.04. Hagenbusch | 09.02. Suhl, Bullet | 01.04. Bochum, Rostock, Alte Zuckerfabrik | 21.04. Berlin, K19 | Bahnhof Langendreer 22.04. Mühlheim, AZ

AKELA. 08.03 Illingen, Juze | 09.03 Wiesbaden, OFF THE HOOK. 22.03. Saalfeld, Klubhaus | 23.03. | 10.03 Erlangen, Juz | 11.03 Chemnitz, Zwiesel, Jugendcafe | 24.03. Bad Aibling, Berg- AC17 | 12.03 Berlin, Tiefgrund | 13.03 Braunschweig, werk | 25.03. CH-Zürich, Dynamo Werk 21 | 27.03. Nexus | 14.03 Hamburg, Rote Flora | 15.03 Hameln, Köln, Sonic Ballroom | 28.03. Recklinghausen, AKZ | Freiraum | 16.03 Lüdenscheid, Alte Druckerei 30.03. Kassel, Secret Show | 31.03. Potsdam, Black

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BONECRUSHER FEST mit JOB FOR A COWBOY, PIRATE SATELLITE FESTIVAL mit COMEBACK BENEATH THE MASSACRE, WAR FROM A HAR- KID, H2O, BAD RELIGION, PROPAGANDHI, SHAI LOTS MOUTH, GOROD, AS THEY BURN, MAKE HULUD, , TRAIL OF DEAD ... 27.- THEM SUFFER. 01.03. Köln, Underground | 13.03. 29.04. Stuttgart, LKA Longhorn L-Esch-Alzette, Kulturfabrik | 14.03. CH-Yverdon- les-Bains, L’Amalgame | 15.03. CH-Aarau, Kiff | PRO-PAIN, SIX REASONS TO KILL, UNDIVIDED, 16.03. München, Backstage | 17.03. A-Graz, Explo- DON GATTO. 14.02. Berlin, SO36 | 15.02. Bischofs- siv | 18.03. Würzburg, Posthalle | 19.03. Berlin, Lido werda, East-Club | 16.02. Essen, Turock | 18.02. | 22.03. Chemnitz, Talschock | 23.03. Rostock, Alte Köln, MTC | 23.02. CH-Düdingen, Bad Bonn | 24.02. Zuckerfabrik | 30.03. Bochum, Matrix Freiburg, Cafe Atlantik | 25.02. Nürnberg, Kulturf- actory | 07.03. Schwäbisch Hall, Kantine 26 BROADWAY CALLS, GNARWOLVES, GREAT CYNICS. 08.03. Stuttgart, Zwölfzehn | 09.03. PROGRESSION TOUR mit CALLEJON, AUGUST A-Obdach, VAZ | 10.03. A-Salzburg, Rockhouse Bar BURNS RED, ARCHITECTS, ADEPT, BREAK- | 11.03. A-Wien, Arena | 14.03. CH-Zürich, Dynamo DOWN OF SANITY. 19.04. Herford, X | 20.04. Leip- 21 | 17.03. Saarbrücken, Kleiner Club Garage | 18.03. zig, Impericon Festival | 21.04. Würzburg, Post- Hannover, Béi Chéz Heinz | 19.03. Hamburg, Hafen- halle | 23.04. Bochum, Matrix | 24.04. München, klang | 20.03. Berlin, Cassiopeia | 21.03. Düssel- Backstage Werk | 25.04. Stuttgart, LKA Longhorn | dorf, Tube 26.04. A-Wien, Impericon Festival

CORNERED. 25.01. Dresden, Chemiefabrik | 06.04. PROPAGANDHI, SHAI HULUD, WAR ON WOMEN. CH-Genf, La Gravière | 30.04. Köln, MTC 12.04. Berlin, SO36 | 13.04. Hamburg, Grünspan | 21.04. Köln, Essigfabrik | 23.04. München, Back- CRUSHING CASPARS. 01.02. Cham, L.A. | 02.02. stage | 24.04. CH-Zürich, Komplex | 25.04. A-Wien, Ludwigsfelde, NVA Club | 08.02. Ingolstadt, Take Arena | 27.04. Stuttgart, Pirate Satellite Off | 09.02. Halberstadt, Zora | 23.02. Möncheng- ladbach, Ju Komm | 08.03. Düsseldorf, Tube | 16.03. RISK IT! 02.02. Braunschweig, Heart&Passion | Gera, Trash | 23.03. A-Kufstein, KuFa | 20.04. Qued- 03.02. Hamburg, Gängeviertel | 09.02. Weimar, Hell linburg, Reichenstraße | 24.05. Audigast, Open Air Is Here | 14.02. Hannover, Béi Chéz Heinz | 23.02. Essen, Weststadthalle | 03.03. Lichtenstein, Riot | EMMURE, , OBEY THE BRAVE, 09.03. Gera, Tattoo Convention ATTILA, BURIED IN VERONA. 05.04. Köln, Essig- fabrik | 16.04. CH-Solothurn, Kofmehl | 19.04. Mün- RISK IT!, STRENGTH APPROACH. 01.05. Dresden, chen, Backstage | 20.04. Leipzig, Impericon Fest | Chemiefabrik | 02.05. Berlin, BiNuu | 04.05. Saal- 21.04. A-Wien, Arena | 23.04. Nürnberg, Hirsch | feld, Klubhaus | 06.05. A-Salzburg, Rockhouse Bar 26.04. Berlin, C-Club | 28.04. Hamburg, Grünspan | 07.05. CH-Romont, Le 15ème | 08.05. Nürtingen, | 03.05. Hannover, Musikzentrum | 04.05. Stuttgart, JaB | 09.05. München, Sunny Red | 10.05. Schwein- Wagenhallen furt, Alter Stattbahnhof

FAR FROM FINISHED. 25.04. Düsseldorf, Pitcher SCREAM YOUR NAME, WE SET THE SUN. 23.01. | 28.04. Berlin, Monster Bash | 29.04. Hannover, Frankfurt, Dreikönigskeller | 24.01. Berlin, Sage Béi Chéz Heinz | 03.05. CH-Solothurn, Kofmehl | Club | 25.01. Wächtersbach, Komma | 26.01. Köln, 04.05. Trier, Exhaus | 17.05. A-Attnang-Puchheim, Underground 2 | 30.01. A-Wien, B72 | 31.01. CH- Pfingstspektakel | 18.05. Lindau, Vaudeville | 19.05. Bern, ISC | 09.02. Münster, Sputnik Café A-Wien, Arena | 22.05. Kiel, Schaubude | 23.05. Hamburg, Hafenklang | 25.05. Düsseldorf, Pitcher SMOKE OR FIRE, ASTPAI. 06.04. Münster, Baracke | 07.04. Bielefeld, Heimathaus | 08.04. FIGHTS AND FIRES. 19.03. Gießen, AK44 | 20.03. Hannover, Béi Chéz Heinz | 11.04. Berlin, Ramones Würzburg, Kellerperle | 21.03. Stuttgart, JuHa West Museum | 12.04. Erfurt, Engelsburg | 13.04. Offin- | 22.03. Ulm, Die Tanke | 23.03. Regensburg, Lede- gen, JuHa | 14.04. Regensburg, Lederer | 15.04. rer | 26.03.2 Zittau, Emil | 28.03. Kiel, Schaubude Mainz, Kulturcafe | 16.04. Nürnberg, Zentralcafe | 17.04. CH-St. Gallen, Wagenhallen | 18.04. CH- THE GHOST INSIDE, DEEZ NUTS, STRAY FROM Solothurn, Kofmehl | 23.04. Braunschweig, B58 | THE PATH, DEVIL IN ME. 25.01. Köln, Essigfabrik 24.04. Kiel, Schaubude | 25.04. Wermelskirchen, | 26.01. Leipzig, Conne Island | 27.01. Münster, Ska- AJZ Bahndamm | 09.05. CH-Genf, Le Contretemps ters Palace Cafe | 28.01. Hamburg, Logo | 05.02. | 13.05. A-Innsbruck, PMK | 14.05. A-Graz, Music Berlin, C-Club | 07.02. A-Wien, Arena | 08.02. Mün- House | 16.05. München, Backstage | 17.05. A-Att- chen Feierwerk | 10.02. CH-Zürich, Moods | 13.02. nang-Puchheim, Pfingstspektakel Trier, Ex-Haus | 14.02. Schweinfurt, Alter Statt- bahnhof | 15.02. Karlsruhe, Substage STICK TO YOUR GUNS, FIRST BLOOD, HUNDREDTH, THE HAVERBROOK DISASTER. IMPERICON FESTIVAL mit HEAVEN SHALL BURN, 19.04. Oberhausen, Kulttempel | 20.04. Leipzig, CALLEJON, AUGUST BURNS RED, EMMURE, Impericon Festival | 26.04. Trier, Exhaus | 27.04. ARCHITECTS, ADEPT, OBEY THE BRAVE, FIRST Hamburg, Hafenklang | 29.04. Berlin, BiNuu | BLOOD, THE SORROW ... 20.04. Leipzig, Agra 30.04. A-Wien, Arena | 01.05. München, Backstage | 02.05. CH-Zürich, Dynamo | 03.05. Karlsruhe, IMPERICON FESTIVAL WIEN mit HEAVEN SHALL Stadtmitte | 04.05. Schweinfurt, Alter Stattbahnhof BURN, CALLEJON, AUGUST BURNS RED, ARCHI- TECTS, ADEPT ... 26.04. Wien, Gasometer THE STORY SO FAR. 17.05. Trier, Exhaus | 18.05. Köln, MTC | 19.05. Stuttgart, Kellerklub | 20.05. . 19.02. Hamburg, Hafen- Dessau, Beatclub | 21.05. Hannover, Béi Chéz Heinz klang | 20.02. Berlin, Magnet | 21.02. München, | 22.05. Hamburg, Hafenklang Orange House | 22.02. Köln, MTC STRIFE. 19.04. CH-Zürich, Werk 21 | 23.04. A-Salz- MAKE DO AND MEND, APOLOGIES, I HAVE NONE, burg, Rockhouse Bar | 30.04. Köln, MTC DAYLIGHT. 02.03. Hamburg, Hafenklang | 03.03. Berlin, Cassiopeia | 09.03. München, Orangehouse | THY ART IS MURDER, HERE COMES THE KRA- 10.03. Stuttgart, JuHa West | 11.03. Köln, MTC KEN, MARTYR DEFILED. 09.02. Dessau, Beatclub | 10.02. A-Wien, Arena | 11.02. A-Gleisdorf, Kultur- MONSTER BASH mit RISE AGAINST, PENNY- keller | 12.02. München, Backstage | 13.02. A-Luste- WISE, LESS THAN JAKE, GRADE, POLAR BEAR nau, Culture FactorY | 14.02. CH-Zürich, Dynamo 21 CLUB, TITLE FIGHT, AC4 ... 26.04. München, | 15.02. Köln, MTC | 27.02. Berlin, Comet | 03.03. & Kesselhaus Frankfurt, Elfer

MONSTER BASH mit RISE AGAINST, SKA-P, TASTE OF ANARCHY TOUR mit NASTY, A TRAI- PENNYWISE, LESS THAN JAKE, GRADE, POLAR TOR LIKE JUDAS, CDC, WARHOUND, THE GREEN BEAR CLUB, TITLE FIGHT, AC4, NOTHING- RIVER BURIAL. 15.03. Schweinfurt, Alter Statt- TON, APOLOGIES, I HAVE NONE, KMPFSPRT ... bahnhof | 16.03. Annaberg-Buchholz, Alte Braue- 27./28.04. Berlin, Maifeld rei | 21.03. Berlin, K17 | 22.03. Niesky, Holz | 23.03. Aachen, Musikbunker | 25.03. Frankfurt, Das Bett | . 22.01. Trier, Exhaus | 23.01. Köln, 26.03. München, Backstage | 28.03. Saarbrücken, MTC | 24.01. CH-Basel, Sommercasino | 25.01. Lin- Garage | 30.03. Ilsenburg, Heizhaus | 31.03. Bre- dau, Vaudeville men, Tower | 01.04. Bochum, Bahnhof Langendreer

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44-46Fuze38.indd 46 13.01.13 11:42 Veggie-Vorurteil Nr. 115

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Wusstest Du, dass der typische Vegetarier weiblich, jung, überdurchschnittlich gebildet ist und in der Großstadt lebt. Dies ergab die Vegetarierstudie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter 4.000 vegetarisch und vegan lebenden Menschen. – Für ca. 63 % der Vegetarier spielen moralische Gründe die größte Rolle, für ca. 20 % gesundheitliche und für 11 % emotionale Gründe. www.vegetarierstudie.uni-jena.de

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