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ANTONIO JANIGRO SOLOISTS , 1957-1966 Works for String recording location: Siemensvilla, Berlin-Lankwitz (studio recordings, mono) recording producer: Hartung: 11.11.1958 / 16.3.1966 Praetzel: 17.-19.4.1964 Reuschel: 14.1.1957 / 12.3.1958 / 19.3.1961 recording engineer: Siegbert Bienert: 17.-19.4.1964 Klaus Kiehn: 11.11.1958 Heinz Opitz: 14.1.1957 Steinke: 19.3.1961 / 16.3.1966

Eine Aufnahme von RIAS Berlin (lizenziert durch Deutschlandradio) recording: P 1957-1966 Deutschlandradio research: Rüdiger Albrecht remastering: P Ludger Böckenhoff, 2016 rights: claims all rights arising from copyright law and competition law in relation to research, compilation and re-mastering of the original audio tapes, as well as the publication of this CD. Violations will be prosecuted. The historical publications at audite are based, without exception, on the original tapes from broadcasting archives. In general these are the original analogue tapes, MASTERst RELEASE which attain an astonishingly high quality, even measured by today‘s standards, with their tape speed of up to 76 cm/sec. The remastering – professionally competent and sensitively applied – also uncovers previously hidden details of the interpreta- tions. Thus, a sound of superior quality results. CD publications based on private 1 recordings from broadcasts cannot be compared with these. photo: Zagreb Soloists art direction and design: AB•Design

e-mail: [email protected] • http: //www.audite.de © 2016 Ludger Böckenhoff ARCANGELO CORELLI (1653-1713) DMITRI SHOSTAKOVICH (1906-1975) Concerto grosso in D major, Op. 6/4 8:23 Octet for Strings, Op. 11

① I. Adagio – Allegro 2:32 ⑬ II. Scherzo 4:04 ② II. Adagio 2:03 recording: 17-04-1964 ③ III. Vivace 1:09 ④ IV. Allegro – 1:58 SAMUEL BARBER (1910-1981) ⑤ V. Allegro 0:41 ⑭ Adagio for Strings 5:50 Gunhild Stappenbeck, Cembalo Continuo recording: 19-04-1964 recording: 14-01-1957

MILKO KELEMEN (*1924) GIOACHINO ROSSINI (1792-1868) Concertante Improvisations for Strings 7:45 for Strings No. 6 in D major 14:23 ⑮ I. Allegretto 2:20 ⑥ I. Allegro spiritoso 6:32 ⑯ II. Andante sostenuto – Allegro giusto 2:05 ⑦ II. Andante assai 2:39 ⑰ III. Allegro scherzando 1:15 ⑧ III. Tempesta. Allegro 5:12 ⑱ IV. Molto vivace quasi presto 2:05 recording: 19-04-1964 recording: 12-03-1958

PAUL HINDEMITH (1895-1963) MAX REGER (1873-1916) Trauermusik (Funeral ) 9:49 ⑲ Lyric Andante for String Orchestra 5:18 for Solo Viola and Strings recording: 16-03-1966 ⑨ I. Langsam 4:28 ⑩ II. Ruhig bewegt 1:25 ⑪ III. Lebhaft 1:32 ⑫ IV. Choral „Für deinen Thron“ 2:24 Stefano Passaggio, solo viola recording: 12-03-1958

4 5 (1756-1791) Ein Kammerorchester als Kulturbotschafter – Divertimento in B-flat major, K. 137 9:11 Die frühen Jahre der Zagreber Solisten

⑳ I. Andante 4:10 ㉑ II. Allegro di molto 2:44 Die Zagreber Solisten (Zagrebački solisti) Basis sichern und erhielt seinerseits mit ㉒ III. Allegro assai 2:17 zählten in den 1960er und 1970er Jahren den Zagreber Solisten ein attraktives recording: 19-03-1961 zu den weltweit erfolgreichsten Kam- Aushängeschild. Zwei Namen, Vaclav merorchestern. Als Botschafter ihres Huml und Antonio Janigro, waren der Heimatlandes Kroatien, Teil des früheren entscheidende Auslöser für die Bildung ROMAN HOFFSTETTER (1742-1815), former attrib. to (1732-1809) Jugoslawien, tourten sie unablässig um des neuen Streicherensembles: Vaclav die Welt. Dank ihrer kleinen Besetzung Huml, Primarius des Zagreber Streich- ㉓ Serenade in C major (from Op. 3/5) 3:34 von 12 Musikern waren sie den Anforde- quartettes, galt – in seiner Funktion als recording: 11-11-1958 rungen an den Tourneealltag gewachsen; Professor an der Zagreber Musikaka- durch ihren Streicherklang – je drei erste demie – als Gründer der Zagreber Gei- (1678-1741) und drei zweite Violinen, drei Bratschen, gerschule. Nach seinem Tod zu Beginn Concerto in D major, RV 230 ( Version) 10:36 zwei Violoncelli und Kontrabass – unter- des Jahres 1953 wurde ein Preis für die ㉔ I. Allegro 2:57 schieden sie sich deutlich von anderen Absolventen der Streicherklassen ins ㉕ II. Larghetto 5:03 Kammerorchestern. Leben gerufen. Die erste Generation der ㉖ III. Allegro 2:36 Gegründet wurden die Zagreber Solis- Zagreber Solisten bestand ausschließlich Antonio Janigro, solo cello ten Ende 1953. Der 20. Dezember des aus Schülern Vaclav Humls. Nicht minder recording: 16-03-1966 Jahres gilt als Geburtsstunde des Ensem- wichtig war die Tatsache, dass Antonio bles, denn an jenem Tag beschloss eine Janigro, einer der seinerzeit renommier- total time: 79:06 Gruppe von Zagreber Musikern unter testen Cellisten, schon seit einigen Jahren der Obhut des Musikabteilungsleiters in Zagreb lebte. des Zagreber Rundfunks Ivo Vuljević ein Das erste Konzert fand schon wenige ANTONIO JANIGRO (cello / director) Ensemble aus Streichervirtuosen zusam- Tage nach der Gründung statt: am ZAGREB SOLOISTS menzustellen. Der Rundfunk sollte dem 5. Januar 1954 in Bjelovar. Hinter der Ent- neuen Kammerorchester die finanzielle scheidung, das Gründungskonzert in der 6 7 Provinz, abseits der großen Musikzentren bekannt geworden. Das Ensemble hat bis zu veranstalten, stand fraglos die Idee, heute mehr als siebzig Schallplatten und sich zunächst einmal quasi unbeobachtet CDs veröffentlicht. auszuprobieren. Das Repertoire der Zagreber Solisten Bis heute dauert die Erfolgsgeschichte ist weit gefächert. An erster Stelle ste- des Ensembles an, dessen Mitglieder nach hen zahlreiche Instrumentalkonzerte des wie vor Absolventen der Zagreber Musik- Spätbarock. Allein von Antonio Vivaldi akademie sind. Sie traten in den großen erarbeiteten sie sich mehr als zwanzig Konzertsälen der Welt auf, von der Car- Werke, hinzu kommen Konzerte und negie Hall in New York über den Tschai- Streichersonaten von Tomaso Albinoni, kowsky-Saal in Moskau bis zum Teatro , Arcangelo Corelli, Colon in Buenos Aires. Auch auf bedeu- Georg Friedrich Händel, Henry Purcell, tenden Musikfestivals waren sie stets gern und anderen. gesehene Gäste, von den Salzburger Fest- Die älteste Musik, die die Zagreber Solis- spielen über das Musikfest Prades bis zum ten aufführten, datiert aus der Zeit der Festival Edinburgh. Zahlreiche Solisten späten Renaissance bis zum Frühbarock, wählten sie als musikalische Begleiter und von den venezianischen Meistern Andrea machten mit ihnen Schallplattenaufnah- Gabrieli und . Die men, darunter Henryk Szeryng, Christian musikalische Klassik ist vertreten durch Ferras, Pierre Fournier, Leonard Rose, Divertimenti und Serenaden der Kom- James Galway, Jean-Pierre Rampal, Aldo ponisten Joseph Haydn und Wolfgang Ciccolini, Stephen Kovacevich, Maureen Amadeus Mozart sowie des italienischen Forrester und Katia Ricciarelli. Zeitgenossen und des Zusätzlich zu den vielen Tourneen, die frühen Gioachino Rossini. Der Tonfall das Orchester um die ganze Welt geführt romantischer Musik stand den Zagreber haben, sind die Zagreber Solisten durch Solisten eher fern und fehlt daher fast viele Schallplatten- und CD-Produktionen gänzlich in ihrem Repertoire, abgesehen 8 9 von Einzelfällen wie Sibelius’ Valse triste gründete 1959 die Zagreber Biennale, auf demokratischen Modell eines Ensembles Antonio Janigro, Cellist, Dirigent und Päda­ (zumal es kaum romantische Literatur für der die Zagreber Solisten seit 1961 regel- aus eigenständigen Solisten, eine Ent- goge, wurde am 21. Januar 1918 als Jugos- die spezifische Besetzung der Zagreber mäßig auftraten. Weitere zeitgenössische wicklung, die auch als Hinwendung von lawe italienischer Herkunft in Mailand gebo- Solisten gibt). Ein durchaus ebenbürtiges kroatische, bzw. slowenische Kompo- der hierarchischen Idee des Orchesters ren, in der Stadt, in der er am 1. Mai 1989 Gegengewicht zur Barockmusik bildet nisten im Repertoire der Solisten waren zur egalitären Form der Kammermusik starb. Er erhielt schon als Sechsjähriger dagegen die Musik des 20. Jahrhunderts. Fran Lhotka (1883-1962), Lucijan Marija gedeutet werden mag. Der große Erfolg ersten Klavierunterricht. Am Mailänder Hier sind es vorwiegend Komponisten, Škerjanc (1900‑1973), Stjepan Šulek (1914- des Ensembles basierte zu einem Großteil Konservatorium unterrichtete ihn Gil- die in ihren Streicherwerken einem eher 1986) und Ivo Malec (* 1925). nicht nur auf dem publikumsfreundlichen, berto Crepax. Im Jahre 1929 wechselte leichten, spielerischen Tonfall huldigen, Der weitaus überwiegende Teil des zugänglichen Repertoire, sondern auch – er auf Empfehlung von an die wie mit der Simple Sym- Konzertrepertoires der Zagreber Solis- als Summe aus den Leistungen aller Mit- École Normale de Musique nach und phony oder Ottorino Respighi mit seinen ten umfasst klangsinnliche Werke spiele- glieder resultierend – auf der Homoge- studierte Violoncello bei . Antiche Danze ed Arie. Eine markante Aus- risch-virtuosen Zuschnitts, weniger ver- nität des Klanges. In einer Rezension Das Studium schloss er 1937 ab. Bereits nahme stellen Anton Weberns Fünf Sätze treten ist autonome Musik des klassisch- des Berliner Tagesspiegels vom 24. März 1934 begann er seine internationale Solis- für Streichquartett op. 5 dar, die auch in romantischen Zeitalters. Den Namen 1961 ist zu lesen: „Aus der großen Zahl tenkarriere; er wurde mit zahlreichen nati- einer Fassung für Streichorchester vorlie- Beethoven etwa sucht man vergeblich. der herumreisenden Kammerorchester onalen und internationalen Preisen ausge- gen, ein ambitioniertes Werk der Wiener Seit den Anfängen des Ensembles 1954 haben sich die „Zagreber Solisten” schnell zeichnet. Als Cellist wurde Janigro vor Schule. bis 1968 spielten die Zagreber Solisten zu internationalem Rang emporgespielt. allem wegen seiner Klangkultur gerühmt. Ein zentraler Bestandteil der Konzert- unter ihrem Dirigenten Antonio Janigro, Bestechend ist die schwingende, pastose Man stellte ihn schon früh in eine Reihe programme der Zagreber Solisten ergab seither treten sie ohne Dirigent auf. Die Tongebung dieses in flachem Halbrund bedeutender Cellisten des 20. Jahrhun- sich aus ihrer Gründungsidee: als Bot- künstlerische Leitung hatte der jeweilige auf dem Podium postierten Ensembles, derts neben Emanuel Feuermann, Janos schafter Jugoslawiens, später Kroatiens, Konzertmeister inne, anfangs Dragutin ungewohnt die durchsichtige, den Ein- Starker und Pierre Fournier. Neben seiner die Welt zu bereisen. Die meisten Kon- Hrdjok, heute der französische Cellist zelton präzisierende Vortragsweise, die Solokarriere machte sich Antonio Janigro zerte enthielten mindestens ein Werk Marc Coppey. Konzertmeister ist seit wie ein Spielen „ohne Pedal” wirkt und in bald auch einen Namen auf dem Gebiet eines kroatischen Komponisten. An erster 2012 Sreten Krstić. der Akustik des Hochschulsaals fast ohne der Kammermusik. Er konzertierte mit Stelle ist hier zu nennen, Dies zeigt eine Wendung vom Nachhall bleibt. Sinn für das Melodische , Carlo Zecchi und Jörg Demus der dem Ensemble lange Zeit eng verbun- (ursprüng­lich) autokratischen Modell kennzeichnet die Musikauffassung dieser ebenso wie mit , Paul den blieb. Der 1924 geborene Komponist des Symphonieorchesters hin zum mehr zwölf Mitglieder starken Vereinigung.” Badura-Skoda und Pierre Fournier. 10 11 Nach dem Ende des Zweiten Welt- Musikhochschule. Ästhetisch in der Tra- Suiten, Beethovens fünf Sonaten, zwei triert hat (ein originales Oboenkonzert kriegs reifte in Antonio Janigro der dition der Casals-Ära stehend, gelang ihm Brahms-Sonaten, ein paar Konzerte mit ist von Cimarosa nicht überliefert). Das Wunsch, zugleich als Solist und als Diri- die Ausbildung und Förderung etlicher, Orchester – das ist mehr oder weni- einst Johann Christian Bach zugeschrie- gent aufzutreten. Seit 1947 dirigierte er später erfolgreicher Nachwuchscellis- ger alles. Selbst Mozart, der allein mehr bene Violakonzert hingegen erwies sich mehrere Ensembles; 1953 übernahm er ten. Sein großes Verdienst als Pädagoge geschrieben hat als eine ganze Generation als eine Neukomposition von Henri- die Leitung des neugegründeten Kammer- bestand vor allem darin, klare Prinzipien von Komponisten zusammengenommen, Gustave Casadesus, der später zugab, das orchesters von Radio Zagreb. Im selben zu vermitteln, zugleich aber auch die hat uns komplett übergangen.” Heute Werk im Stile Bachs verfasst zu haben Jahr war er an der Gründung der Zagre- Individualität der Musiker zu fördern. So mag uns diese Klage ein wenig überzo- (nach diesem Muster und aus demsel- ber Solisten beteiligt und blieb bis 1968 entstand ein breites Spektrum von höchst gen erscheinen, doch vor fünfzig Jahren ben Grund schrieb sich Fritz Kreisler um ihr ständiger Dirigent (und gelegentlicher unterschiedlichen Künstlerpersönlich­ kannte man weder die Fülle seither ent- 1900 die meisten seiner Zugaben selber Solist). Von 1965 bis 1967 leitete Janigro keiten. Zu seinen prominentesten Schü- deckter Barockmusik noch das bis heute und veröffentlichte sie unter den Namen überdies das Orchester Angelicum Mai- lern zählen Antonio Meneses, der 1982 entstandene Repertoire an bedeutenden barocker Kleinmeister). land. Im Jahre 1968 übernahm er als Nach- den Tschaikowsky-Wettbewerb gewann, neuen Cellowerken. Janigro machte aus Die transkribierte Fassung eines folger von (1900-1967) Mario Brunello, Thomas Demenga und der Not eine Tugend und transkribierte ursprüng­lich als Violinkonzert kom- den Dirigentenposten des Kammeror- Giovanni Sollima. beispielsweise Violinkonzerte von Anto- ponierten Cellokonzertes von Vivaldi chesters des Saarländischen Rundfunks, Antonio Janigro gab gerne seiner Über- nio Vivaldi für Violoncello und Streicher. beschließt das Programm der vorlie- welches er bis 1971 leitete. In den folgen- zeugung Ausdruck, dass die Cellisten von Im Repertoire der Zagreber Solisten genden CD. Die hier zusammengestell- den Jahren, 1971 bis 1974, dirigierte er den Komponisten zu wenig bedacht wur- finden sich etliche Werke, die aus ein- ten Werke spannen einen Bogen, der die Camerata Academica des Salzburger den, wie er in einem Interview erläuterte: zelnen Sätzen zusammengestellt und für vom Barock ausgeht und in ihn mündet. Mozarteums. „Komponisten beharren gewöhnlich dar- ein Soloinstrument und Streicherensem- Dazwischen geht die Reise über Streif- Sehr erfolgreich hat sich Antonio Janigro auf, dass das Violoncello ein herrliches ble eingerichtet wurden. Eine Praxis, die lichter aus Klassik und Romantik bis um die Förderung des Nachwuchses Instrument ist, aber sie schreiben nicht in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Das bemüht. Zwischen 1965 und 1974 unter- für es. Im Alter von 20 Jahren hatte durchaus nicht unüblich war, man denke eröffnende Werk, Arcangelo Corellis richtete er an der Musikhochschule in ich in Konzerten alles gespielt, was für nur an das Oboenkonzert von Dome- Concerto grosso D-Dur op. 6 Nr. 4 Düsseldorf die Meisterklasse für Violon- Violoncello­ geschrieben worden ist. Seit nico Cimarosa, das Arthur Benjamin aus prä­sentiert uns den typischen Klang der cello, seit 1971 auch am Mozarteum in damals habe ich immer die gleiche Musik Einzelsätzen unterschiedlicher Klavierso- Zagre­ber Solisten, hier angereichert und ab 1975 an der Stuttgarter gespielt – es ist immer dasselbe. Bachs naten Cimarosas kompiliert und orches­ durch das Continuo-Cembalo von Gun- 12 13 hild Stappen­beck: ein gut durchgehör- tete. In denkbar großem Kontrast steht deten Ehepaar Gemünd zum Hochzeits- den Zagreber Solisten zurück. Dank der ter, schlanker und wendiger Klang, der zwischen beiden Adagios das bruitisti- tag 1898 widmete. Wolfgang Amadeus vermutlich von Janigro selbst eingerich- trotz der kleinen Besetzung zu barocker sche Scherzo, der zweite Satz aus Dmitri Mozarts Divertimento B-Dur KV 137 ist teten Fassung für Violoncello ist Antonio Klangfülle aufzublühen vermag. Auch Schostakowitschs Oktett für Streicher eines der wenigen Werke Mozarts, die Janigro hier nun auch als Solist zu hören. Gioachino Rossinis Streichersonaten, aus den Jahren 1924/1925. Die Motorik die Zagreber Solisten regelmäßig in ihre Alle Aufnahmen dieser Zusammenstel- hier die Nummer 6 in D-Dur, gehörten und wilde Klangfantasie, die dieses kleine Programme aufnahmen. Wie so oft bei lung entstammen Rundfunkproduktionen, seit Anbeginn zum Kernrepertoire der Werk in den westlichen Konzertsälen so Mozart täuscht der Werktitel. Anstelle die zwischen 1957 und 1966 für den Ber- Zagreber Solisten: charmante und wir- attraktiv werden ließ, verhinderte hinter einer unterhaltsamen Streicherserenade liner RIAS (dem heutigen Deutschland- kungsvolle Frühwerke des italienischen dem Eisernen Vorhang, im Zusammen- erklingt ein dicht gearbeiteter vierstimmi- radio Kultur) entstanden sind. Anlässlich Opernkomponisten, in denen die solisti- hang mit der Formalismusdebatte, eine ger Satz, der in seiner Faktur an die frü- ihrer zahlreichen Tourneen besuchten die schen Leistungen der einzelnen Musiker größere Verbreitung. Milko Kelemens hen Streichquartette Mozarts anknüpft Zagreber Solisten häufig Berlin (vor 1990 ein brillantes und virtuoses Gesamtbild Konzertante Improvisationen von 1955, (zu denen die Divertimenti KV 136-138 zumeist West-Berlin, gelegentlich auch ergeben. Paul Hindemiths Trauermusik auf eine gemäßigt moderne Komposition mit gezählt werden), andererseits mit einem Ost-Berlin) und fanden sich für Studio- den Tod des englischen Königs Georg V., folkloristischen Zügen, gehörte zu den symphonischen Ton aufwartet. Die Sere- produktionen in der Siemensvilla in Ber- die der Komponist am Tag vor der Urauf- Werken einheimischer Komponisten, nade C-Dur, die heute Roman Hoffstetter lin-Lankwitz ein. Die dabei entstandenen führung anlässlich der Trauerfeierlichkei- von denen die Zagreber Solisten in fast und nicht mehr Joseph Haydn zugeschrie- Rundfunkbänder wurden außergewöhn- ten schrieb, wahrt den barocken Gestus jedem Konzertprogramm mindestens ben wird, gelangte in den 1950er und lich häufig in Sendungen mit unterhalt- der Trauermusik nicht allein durch die ein Werk aufführten. Die Konzertanten 1960er Jahren neben Luigi Boccherinis samer Klassik eingesetzt. Die bis heute Einbeziehung des Bachschen Chorals Improvisationen schrieb Kelemen als Auf- sogenanntem Menuett in den Rang eines fortdauernde Geschichte der Zagreber „Vor deinen Thron tret ich hiermit“, son- tragswerk für die Zagreber Solisten, die Klassikschlagers, der von den Zagreber Solisten kann als erfolgreiches Kapitel dern auch in der klanglichen Gestaltung. dieses Werk in die ganze Welt trugen Solisten gerne als Zugabe gespielt wurde; eines Kulturexports über den Eisernen Von einem ähnlich wehmütigen Tonfall und es damit zu einem der erfolgreichs- beide Menuette wurden aus einem Vorhang hinweg gelesen werden. durchdrungen ist das im selben Jahr 1936 ten Werke Kelemens werden ließen. Streichquartett bzw. einem Streichquin- komponierte Adagio for Strings des Ame- Zurück in das ausgehende 19. Jahrhundert tett extrahiert und für Streichorchester Johannes Rabisch / Rüdiger Albrecht rikaners Samuel Barber, das dieser 1938 führt das Lyrische Andante von Max Reger, eingerichtet. Mit Vivaldis Violinkon- aus seinem ersten Streichquartett her- einem posthum veröffentlichten Gele- zert D-Dur RV 230 kehrt die Aufnahme auslöste und für Streichorchester einrich- genheitswerk, das Reger dem befreun- zum Ausgangspunkt der Klangreise mit 14 15 A Chamber Orchestra as Cultural Ambassadors – The success story of the ensemble has ity is the numerous instrumental con- The Early Years of the Zagreb Soloists continued to the present day; its mem- certos of the late Baroque period. They bers are still graduates of the Zagreb have presented over twenty works by The Zagreb Soloists (Zagrebački solisti) Soloists. Two names, Vaclav Huml and Music Academy. They have performed Antonio Vivaldi alone, as well as concer- were amongst the world’s most successful Antonio Janigro, were the decisive cata­ in the world’s great halls, from tos and string by Tomaso Albinoni, chamber during the 1960s and lysts for the formation of the new string Carnegie Hall in New York and Tchai­ Johann Sebastian Bach, Arcangelo Corelli, 1970. As ambassadors of their homeland, ensemble: Vaclav Huml, first violinist of the kovsky Hall in Moscow to the Teatro George Friedrich Handel, Henry Purcell, , part of the former Yugos ­lavia, they Zagreb , was considered – Colon in Buenos Aires. They have also Georg Philipp Telemann and others. The ceaselessly toured the world. Thanks to in his function as Professor at the Zagreb been welcome guests at important music earliest music performed by the Zagreb their small forces of 12 , they were Music Academy – the founder of the festivals, ranging from the Salzburg Festi- soloists dates from the time of the late able to meet the demands of the everyday Zagreb school of -playing. After his val and Prades Music Festival to the Edin- Renaissance to the early Baroque, by the life of touring; through their string sound – death in early 1953, a prize for the gradu- burgh Festival. Numerous soloists have Venetian masters Andrea Gabrieli and three first and three second , three ates of the string classes was brought into chosen them as musical accompanists Claudio Monteverdi. Musical classicism violas, two violoncellos and double bass – being. The first generation of the Zagreb and made recordings with them, including is represented by divertimenti and ser- they clearly distinguished themselves from Soloists was composed entirely of pupils Henryk Szeryng, Christian Ferras, Pierre enades by Joseph Haydn and Wolfgang other chamber orchestras. of Vaclav Huml. No less important was the Fournier, Leonard Rose, James Galway, Amadeus Mozart as well as their Italian The Zagreb Soloists were founded in fact that Antonio Janigro, one of the most Jean-Pierre Rampal, Aldo Ciccolini, contemporaries Luigi Boccherini and late 1953. The 20th of December of that renowned cellists of his day, had already Stephen Kovacevich, Maureen Forrester the early Gioachino Rossini. The tone of year is considered the hour of the ensem- been living in Zagreb for several years. and Katia Ricciarelli. romantic music is rather foreign to the ble’s birth, for it was on that day that a The first concert took place just a few In addition to the many tours that have Zagreb Soloists and is therefore almost group of Zagreb musicians under the aegis days after the founding of the ensemble, taken the orchestra all over the world, entirely missing from their repertoire, of Radio Zagreb’s music department direc- on 5 January 1954 in Bjelovar. The deci- the Zagreb Soloists have become famous with the exception of individual works tor, Ivo Vuljević, formed an ensemble of sion to hold the inaugural concert in through many recordings and CD produc- such as Sibelius’s Valse triste (especially virtuoso string players. The radio intended the country, away from major musical tions. The ensemble has so far released since there is hardly any romantic litera- to ensure the financial basis of the new centres, was certainly made so that the over seventy recordings and CDs. ture for the specific scoring of the Zagreb chamber orchestra and itself obtained ensemble could first try things out, more The repertoire of the Zagreb Soloists Soloists). The music of the twentieth cen- an attractive flagship with the Zagreb or less without being observed. is very wide-ranging. Their first prior- tury, however, forms a thoroughly equal 16 17 balance to that of the Baroque period. were Fran Lhotka (1883-1962), Lucijan of independent soloists; this development Antonio Janigro, cellist, conductor This part of their repertoire primar- Marija Škerjanc (1900-1973), Stjepan may also be interpreted as a turning away and pedagogue, was born in on ily includes who espouse a Šulek (1914-1986) and Ivo Malec (born from the hierarchical idea of the orches- 21 January 1918 as a Yugoslavian of Italian rather light, playful tone in their works in 1925). tra to the egalitarian form of chamber origins; this was also the city where he for strings, as do Benjamin Britten in his The overwhelming majority of the music. The great success of the ensemble died, on 1 May 1989. He received his first Simple Symphony and Ottorino Respighi works in the Zagreb Soloists’ repertoire is largely due not only to their attractive, instruction at the age of six, taught in his Antiche Danze ed Arie. A notable embrace sensual sounds and virtuoso accessible repertoire, but also – result- by Gilberto Crepax at the Milan Con- exception is ’s Five Move- playing; autonomous music of the Clas- ing from the sum of the achievements servatory. In 1929 he went to Paris to ments for String Quartet, Op. 5, also avail- sical-Romantic period is less frequently of all its members – to the homogeneity study at the École Normale de Musique able in a version for string orchestra – an represented. For example, one looks in of its sound. In a review in the Berliner by recommendation of Pablo Casals ambitious work of the Second Viennese vain for the name Beethoven. Tagesspiegel of 24 March 1961, one could and studied the violoncello with Diran School. During the first stage of the ensem- read: “Of the large number of travelling Alexanian. He completed his studies A central component of the concert ble’s existence, between 1954 and 1968, chamber orchestras, the Zagreb Soloists there in 1937. Already in 1934 he began programmes of the Zagreb Soloists the Zagreb Soloists performed under have rapidly achieved international stat- his international career as a soloist, and resulted from their founding principle: their conductor Antonio Janigro; since ure. The vibrant, well-defined colour of won numerous national and international to travel the world as ambassadors of then, they have performed without a this ensemble, posed on the podium in a prizes. As a cellist, Janigro was especially Yugoslavia, later of Croatia. Most of the conductor. The artistic direction was semicircle, is convincing; the transparent renowned for his individual sound. Early contained at least one work by assumed by the concertmaster at the manner of performance precisely pre- on, he was placed in a series of important a Croatian . At the forefront of given time – this was Dragutin Hrdjok in senting each individual tone is extraor- cellists of the twentieth century along- these is Milko Kelemen, who remained the beginning; today the artistic director dinary. It has the effect playing ‘without side Emanuel Feuermann, Janos Starker closely associated with the ensemble for is the French cellist Marc Coppey. Since pedal’ and makes hardly any echo in the and Pierre Fournier. Alongside his solo a long time. This composer, born in 1924, 2012, Sreten Krstić has served as con- acoustics of the academy hall. The strong career, Antonio Janigro soon made a founded the Zagreb Biennale in 1959, at certmaster. unity of the musical conception of these name for himself in the area of cham- which the Zagreb Soloists performed This transformation shows a turning twelve ensemble members reveals a ber music, performing with Dinu Lipatti, regularly from 1961 onwards. Other away from the (original) autocratic model special sense for the melodic aspects of Carlo Zecchi and Jörg Demus, as well as contemporary Croatian and Slovenian of the symphony orchestra to the more the music.” with George Enescu, Paul Badura-Skoda composer in the Soloists’ repertoire democratic ideal of an ensemble made up and Pierre Fournier. 18 19 After the end of the Second World 1975 on. Firmly anchored in the tradi- Brahms sonatas, a few concertos with the other hand, proved to be a new com- War, Antonio Janigro increasingly desired tion of the Casals era as far as aesthetics orchestra – that’s more or less all. Even position by Henri-Gustave Casadesus, to combine performance as a soloist were concerned, he succeeded in train- Mozart, who alone wrote more than an who later admitted having written the with . He conducted several ing and fostering a large number of cel- entire generation of composers together, work in the style of Bach (around 1900, ensembles beginning in 1947; in 1953 he lists who themselves became successful completely ignored us.” This may sound Fritz Kreisler wrote most of his encores took over the leadership of the newly- later on. His great achievement as a peda- a bit exaggerated today, but fifty years himself in accordance with this pattern founded chamber orchestra of Radio gogue was especially due to his ability to ago one knew neither the plethora of and for the same reason, also publishing Zagreb. In the same year he participated impart clear principles whilst encourag- rediscovered nor the rep- them under the names of minor baroque in the founding of the Zagreb Soloists and ing the musicians’ individuality at the ertoire of important new cello works masters). remained their permanent conductor same time. The result was a spectrum of being written right up to the present day. The transcribed version of a violoncello (and occasional soloist) until 1968. Janigro widely varied artistic personalities. His Janigro made a virtue of necessity and concerto by Vivaldi originally composed also conducted the Angelicum Orchestra most prominent pupils included Anto- transcribed, for example, violin concer- as a concludes the pro- in Milan from 1965 to 1967. In 1968, as nio Meneses, who won the Tchaikovsky tos of Antonio Vivaldi for violoncello and gramme of the present CD. The works successor to Karl Ristenpart (1900-1967), Competition in 1982, Mario Brunello, strings. In the repertoire of the Zagreb compiled here form an arc beginning and he took over the post of conductor of Thomas Demenga and Giovanni Sollima. Soloists, there are a number of works ending in the Baroque period. In between, the Radio Chamber Orchestra, Antonio Janigro liked to emphasise his that have been assembled from individual the journey takes the listener to high- which he held until 1971. During the ensu- conviction that composers have given movements and adapted for a solo instru- lights of the Classical and Romantic peri- ing years, 1971 to 1974, he conducted the the cello too little consideration, as he ment and string ensemble. This practice ods and all the way to the mid-twentieth Camerata Academica of the Salzburg explained in an interview: “Composers was not unusual in the middle of the past century. The opening work, Arcangelo Mozarteum. generally insist that the violoncello is a century; one need only think of the Corelli’s Concerto grosso in D major, Antonio Janigro was very success- magnificent instrument, but they don’t Concerto by Domenico Cimarosa that Op. 6 No. 4, presents the typical sound ful in his efforts to promote new talent. write for it. By the age of 20 I had per- Arthur Benjamin compiled and orches- of the Zagreb Soloists, enriched here by Between 1965 and 1974 he taught the formed in concert everything that had trated from single movements from vari- the basso-continuo harpsichord playing master class in violoncello at the Music been written for the violoncello. Since ous Cimarosa piano sonatas (no original of Gunhild Stappenbeck. It is a transpar- Academy in Düsseldorf, also at the those days I have always played the same oboe concerto by Cimarosa has been ent, slender and flexible sound, capable Mozarteum in Salzburg beginning in 1971 music – it is always the same. Bach’s handed down). The viola concerto once of blossoming out into Baroque fullness and at the Stuttgart Music Academy from suites, Beethoven’s five sonatas, two attributed to Johann Christian Bach, on despite the small number of instruments. 20 21 Gioachino Rossini’s string sonatas, of this small work so attractive in Western serenade, we hear densely worked-out, quently visited Berlin (mostly West Berlin which No. 6 in D major is included here, concert halls prevented it from becoming four-part writing that forms a link to before 1990, occasionally East Berlin as belonged to the core repertoire of the widely known behind the Iron Curtain; Mozart’s early string quintets (includ- well) and made studio productions at the Zagreb Soloists from the very beginning. this was due to the debate over so-called ing the Divertimenti, K. 136-138) and Siemensvilla in Berlin-Lankwitz. The radio These are charming and effective early “formalism”. Milko Kelemen’s Concer- also makes a symphonic impression. The tapes made there were used extremely works by the Italian opera composer in tante Improvisations of 1955, a moderately Serenade in C major, attributed today often in programmes with entertaining which the soloistic achievements of the modern composition with folkloristic to Roman Hoffstetter and no longer to . The history of the Zagreb individual musicians result in a brilliant, traits, belongs to the works by native Joseph Haydn, attained the status of a Soloists, continuing to the present day, virtuoso overall impression. Paul Hin- composers of which the Zagreb Soloists classical hit during the 1950s and 1960s can thus be regarded as the successful demith’s Funeral Music, written on the performed at least one in almost every alongside Luigi Boccherini’s so-called capital of a cultural export beyond the occasion of the death of King George V programme. Kelemen wrote the Con- Minuet when the Zagreb Soloists enjoyed Iron Curtain. of England on the day before its premiere certante Improvisations to a commission playing it as an encore. Both minuets at the obsequies, preserves the baroque from the Zagreb Soloists; they took the were extracted from a string quartet or Johannes Rabisch / Rüdiger Albrecht gestures of funeral music by incorporat- piece all over the world and thus made it quintet and adapted for string orches- Translation: David Babcock ing Bach’s Chorale “Vor deinen Thron one of Kelemen’s most successful works. tra. With Vivaldi’s Violin Concerto in tret ich hiermit” and in its sound design. The Lyric Andante by Max Reger leads us D major, RV 230 the recording returns to The Adagio for Strings by the American back to the end of the nineteenth cen- the starting point of the musical journey composer Samuel Barber, also composed tury; the composer dedicated this occa- with the Zagreb Soloists. Thanks to the in 1936, is permeated by a similarly mel- sional work, published posthumously, to version for violoncello, probably made by ancholy tone. It was taken from his First his friends the couple Gemünd on their Janigro himself, Antonio Janigro can now String Quartet in 1938 and adapted for wedding day in 1898. Wolfgang Ama- also be heard here as the soloist. string orchestra. The clamorous Scherzo deus Mozart’s Divertimento in B-flat All of the performances on this com- by Dmitri Shostakovich, from his Octet major, K. 137 is one of the few works pilation are taken from radio produc- for Strings composed in 1924/1925, could of this composer regularly performed tions made between 1957 and 1966 for not form a greater contrast between the by the Zagreb Soloists. As so often with the Berlin RIAS (today Deutschland­ two Adagios. The motor rhythms and Mozart, the title of the work is decep- radio Kultur). During the course of their wild sonic imagination that has made tive. Instead of an entertaining string numerous tours, the Zagreb Soloists fre- 22 23 audite 95.639