Diplomarbeit
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View metadata, citation and similar papers at core.ac.uk brought to you by CORE provided by OTHES DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Fernando León de Aranoa und „die Rückkehr des Sozialen“ im spanischen Gegenwartskino Verfasserin Amal-Teresa Al-Shaban angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2010 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater-, Film- und Medienwissenschaft Betreuer: Univ.-Prof. Mag. Dr. habil. Ramón Reichert DANK Hiermit möchte ich mich zunächst ganz herzlich bei meinem Betreuer Prof. Ramón Reichert bedanken, der mir neben seiner wissenschaftlichen Unterstützung durch positive Anmerkungen immer wieder Mut und Motivation für das Verfassen dieser Arbeit mitgegeben hat und mir durch seine Flexibilität stets entgegengekommen ist. Des Weiteren möchte ich mich bei Javier Herrera, dem Bibliotheksdirektor der Filmoteca Española für die anregenden Gespräche und Diskussionen über das spanische Kino während meines Forschungsaufenthalts in Madrid bedanken. Ein großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle auch an Elisabeth Jelesitz für die sorgfältige Korrektur meiner Arbeit aussprechen. Ganz besonders bedanke ich mich bei meinen Freunden, die mich vor allem bei der Fertigstellung der Arbeit mit unglaublichem Engagement unterstützt haben. Ich möchte an dieser Stelle im Besonderen Barbara, Alexander, Valentina, Kristina und Antonio von ganzem Herzen danken. Sie alle haben einen großen Beitrag zur rechtzeitigen Fertigstellung dieser Arbeit geleistet. Zum Schluss möchte ich ein spezielles Dankeschön an meine Eltern richten, die mich im Laufe meines Studiums in jeder erdenklichen Form unterstützt haben. Ein Dank, der alle Worte übersteigt, gebührt meiner Mutter. Ihr soll diese Arbeit gewidmet sein. Inhalt 1 EINLEITUNG 1 2 KINO UND NATIONALE IDENTITÄT IN SPANIEN 5 3 DARSTELLUNG VON MARGINALISIERUNG UND SOZIALE KRITIK IM SPANISCHEN KINO 10 3.1 LAS CONVERSACIONES DE SALAMANCA UND DER EINZUG DES NEOREALISMUS INS FRANQUISTISCHE SPANIEN 11 3.1.1 ¡BIENVENIDO MÍSTER MARSHALL! 13 3.1.2 MUERTE DE UN CICLISTA 15 3.1.3 SURCOS 18 3.2 DIE DARSTELLUNG VON MARGINALISIERUNG IM POSTFRANQUISTISCHEN FILM 22 3.2.1 CINE QUINQUI 25 3.3 DIE 1990ER JAHRE UND DAS KINO DER GEGENWART: AUFKOMMEN EINER NEUEN AUTOREN-GENERATION UND ENTSTEHUNG DES CINE SOCIAL 27 3.3.1 DIE DARSTELLUNG VON HÄUSLICHER GEWALT IM SPANISCHEN KINO 29 3.3.2 MIGRATIONSKINO 29 3.3.3 CINE SOCIAL 33 4 DAS SOZIALKRITISCHE KINO FERNANDO LEÓN DE ARANOAS 44 4.1 THEMATIK DER FILME – ANALYSE UND INTERPRETATION 46 4.1.1 JUGEND UND MARGINALISIERUNG 46 4.1.1.1 Die Darstellung von Jugendlichen im Film 46 4.1.1.2 Die Darstellung von Jugend in BARRIO 50 4.1.2 ARBEIT UND ARBEITSLOSIGKEIT 56 4.1.2.1 Zur Darstellung von Arbeit im Film 56 4.1.2.2 Die Thematisierung von Arbeit in LOS LUNES AL SOL 59 4.1.3 PROSTITUTION 65 4.1.3.1 Prostitution im Spielfilm 65 4.1.3.2 Die Darstellung von Prostitution in PRINCESAS 68 4.1.4 IMMIGRATION 82 4.2 FIGURENKONSTELLATIONEN UND DRAMATURGIE 93 4.2.1 FIGURENANALYSE 93 4.2.1.1 Einführung der Figuren in den Plot 94 4.2.1.2 Fiktionale Charaktersierung der Figuren 95 4.2.1.3 Fokalisierung bzw. Wissensverteilung in der Dramaturgie von PRINCESAS 100 4.2.2 MARGRIT TRÖHLERS KONZEPT DES FIGURENENSEMBLES 103 4.2.2.1 Ensembletypen 105 4.2.2.2 Zentrale Handlungsorte des Ensembles 109 4.2.2.3 Verbindung von Haupt- und Nebenschauplätzen 110 4.2.2.4 Alibihauptfigur 113 4.2.2.5 Schicksalsschläge und der dramaturgische Tod 114 4.3 DOKUMENTARISCHE ELEMENTE IN DEN SPIELFILMEN BARRIO, LOS LUNES AL SOL UND PRINCESAS 116 FAZIT 122 RESUMEN 125 LITERATURVERZEICHNIS 135 FILMOGRAPHIE 142 ABSTRACT 145 1 EINLEITUNG Uno se va a morir, mañana, un año, un mes sin pétalos dormidos; disperso va a quedar bajo la tierra y vendrán nuevos hombres pidiendo panoramas. Preguntarán qué fuimos, quiénes con llamas puras les antecedieron, a quiénes maldecir con el recuerdo. Bien. Eso hacemos: custodiamos para ellos el tiempo que nos toca. ROQUE DALTON, Por qué escribimos, 1961 Seit Beginn der 1990er Jahre lässt sich im europäischen Kino eine verstärkte Tendenz zur Behandlung zeitgenössischer gesellschaftlicher Themen und Problematiken erkennen. Diese „Rückkehr des Sozialen im Film“ (Seeßlen 2000) kann jedoch nicht als Genre oder einheitlicher filmischer Stil verstanden werden. Die sozialkritischen Filme der 1990er Jahre und der Gegenwart zeichnen sich vielmehr durch ihre heterogenen ästhetischen Ansätze aus. Im Aufsatzband der Arnoldshainer Filmgespräche aus dem Jahr 2000 beschäftigen sich verschiedene Autoren mit dem „Verhältnis von sozialen Gegenwartserfahrungen und filmischer Imagination“ (Seeßlen 2000: 7) im europäischen Kino der 1990er Jahre. Georg Seeßlen vertritt in der Einleitung des Bandes die These, dass die filmische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen in den einzelnen europäischen Ländern sehr unterschiedlich ausfällt, da „das Soziale“ in jedem Land einen „anderen visuellen und dramatischen Schlüssel“ findet (ebd.: 18). Ausgehend von dieser These kommt es in den Aufsätzen des Sammelbandes zu einer Reflexion über einen sozialkritischen Filmkorpus in verschiedenen europäischen Ländern. 1 Das spanische Kino, das in den letzten zwanzig Jahren zahlreiche Filme über gesellschaftliche Phänomene wie z.B. Migration, häusliche Gewalt, Arbeitslosigkeit und Prostitution hervorbrachte, wird in diesem sehr aufschlussreichen Band über Gesellschaftkritik im europäischen Kino jedoch nicht erwähnt. In der vorliegenden Arbeit möchte ich daher das sozialkritische spanische Kino der 1990er Jahre und der Gegenwart, das in der spanischen Literatur häufig als cine social bezeichnet wird, genauer untersuchen. Die Wahl dieses Themas begründet sich zum einen durch mein Interesse am sozialkritischen Kino und zum anderen durch seine besondere Eignung meine beiden Studienfächer Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Romanistik in einer interdisziplinären Arbeit zu verbinden. Außerdem handelt es sich beim spanischen cine social um einen Filmkorpus, der in der deutschsprachigen Literatur bisher kaum Beachtung gefunden hat. Innerhalb der englisch-, spanisch- und französischsprachigen Literatur beschäftigten sich vor allem Ángel Quintana, Isolina Ballesteros, Verena Berger, Gérald Collas, Román Gubern, Isabel Santaolalla, Pietsie Feenstra, Pascale Thibaudeau, Núria Triana und Pablo Echart mit verschiedenen Tendenzen und Thematiken des spanischen cine social. Ich gehe in meiner Arbeit von der Annahme aus, dass Spanien in Bezug auf die filmische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen innerhalb Europas eine besondere Stellung einnimmt. Schließlich kam es im Zuge der fast vierzig Jahre andauernden Diktator unter Francisco Franco zu einer starken Einschränkung der Meinungsfreiheit spanischer Filmemacher. Dennoch entstanden bereits während des Franquismus trotz des Zensursystems einige spanische Filme, in denen soziale Missstände aufgezeigt wurden und durch die eine indirekte Kritik am franquistischen System erfolgte. Im Zuge eines filmhistorischen Überblicks beschreibe ich im ersten Teil meiner Arbeit drei wesentliche Epochen der spanischen Filmgeschichte, in denen es auf unterschiedliche Art zu einer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen kam. Es handelt sich dabei um die gesellschaftskritischen Filme der 1950er Jahre, das spanische Kino der Transition und um das Kino der 1990er Jahre, welches letztendlich 2 das cine social hervorbrachte. Das Ziel dieser Überlegungen ist, das cine social der 1990er Jahre und der Gegenwart in einen filmhistorischen Kontext zu setzen, in dessen Zusammenhang sich folgende Frage stellt: Wie hat sich die filmische Auseinandersetzung mit sozialen und gesellschaftlichen Themen im Laufe der spanischen Filmgeschichte von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart verändert und entwickelt? Das Hauptaugenmerk meiner Arbeit richtet sich schließlich auf jene Filme, die ab den 1990er Jahren eine „Rückkehr des Sozialen“ im spanischen Kino ausgelöst haben. Es handelt sich dabei um eine Tendenz, die sich bis in das spanische Gegenwartskino fortsetzt. Der zweite Teil der Arbeit besteht infolge aus der Filmanalyse der Spielfilme BARRIO (1998), LOS LUNES AL SOL (2002) und PRINCESAS (2005) des spanischen Regisseurs und Drehbuchautos Fernando León de Aranoa, der als bedeutendster Vertreter des cine socials gilt. Die Grundlage meiner Analyse bildet folgende Forschungsfrage: Durch welche inhaltlichen und formalen filmischen Gestaltungsmittel wird in León de Aranoas Spielfilmen eine Verbindung zwischen der Diegese und Phänomenen der Gegenwartsgesellschaft hergestellt? Hypothesen: In Leon de Aranoas Spielfilmen kommt es einerseits zu einem Bruch mit dem klassischen dramaturgischen Schema, indem es in seinen Filmen keine einzelnen Hauptpersonen oder Helden gibt und andererseits bringen die Filme keine geschlossene Handlungsform hervor, sondern stellen episodenhaft den Alltag der Filmfiguren dar. Beides hat zur Folge, dass die Diegese der Filme sich stärker an den Erfahrungshorizont des zeitgenössischen Zusehers anlehnt. Der Einsatz dokumentarischer Elemente, wie Archivbilder, Originalschauplätze sowie Einsatz von Handkamera verstärkt zusätzlich den Authentizitätsanspruch der in den Filmen dargestellten sozialen Phänomene. 3 Im Gegensatz zu den sozialkritischen Filmen anderer europäischer Länder, die in der Regel keine großen kommerziellen Erfolge verzeichnen konnten, erreichten León de Aranoas Spielfilme vor allem in Spanien ein breites Publikum. Aus dieser Tatsache leitet sich eine weitere Forschungsfrage