<<

1933 bis 1944 Die „

Viele Deutsche machten 1929 Vorstands 1949 bis 1973. Die dikta- Für die wahre Idee der Feuerbe- die bittere Erfahrung, auf einem torische Macht gab den National- stattung, im Sinne ihrer Pioniere, überfüllten Arbeitsmarkt nicht Fuß sozialisten die Möglichkeit, das bis hatten die Nazis nicht viel übrig. fassen zu können. Arbeitslosigkeit dahin organisch gewachsene Ge- Wie in vielen Bereichen miss- und Massenverelendung kenn- füge des Vereins durch diktatori- brauchten sie auch diese Idee für zeichneten in der Wirtschaftskrise sche Eingriffe, Verfügungen und ihre Gräueltaten. Das heute noch die Alltagssituation breiter Bevöl- Maßnahmen zu lenken, wie es gültige „Reichsgesetz” über die kerungsschichten. Resignation und ihnen beliebte. Der Verein wurde Feuerbestattung" vom 15. Mai Verzweiflung waren Begleiterschei- gleichgeschaltet. Die 625000 Mit- 1934 brachte gegenüber den frü- nungen der Krise, in der Tausende glieder und Rücklagen von rund heren Landesgesetzen zunächst ihr als nutzlos empfundenes Leben 15 Millionen Reichsmark (RM) wur- einige Erleichterungen. In recht- freiwillig beendeten. Andere sahen den von den Nationalsozialisten licher Beziehung wurde die Feuer- in „die letzte Hoff- übernommen. Der Verein wurde in bestattung der Erdbestattung nung” auf Arbeit und Auskommen. „Großdeutsche Feuerbestattung gleichgestellt. Es wurde ferner be- Mit der Machtergreifung der Natio- V.V.a.G. zu Berlin” umbenannt. stimmt, dass sich die Bestattungs- nalsozialisten 1933 begann das art grundsätzlich nach dem Willen dunkelste Kapitel deutscher Ge- Im Zuge der Gleichsetzung von der Verstorbenen zu richten habe. schichte – auch für den Volksfeuer- Partei und Staat wurde der bis da- Nur wenn eine solche Willenskund- Bestattungsverein. hin eigenständige Verband zum gebung nicht vorliegt, können die „Großdeutschen Verband der Es ist wohl keine Überraschung, Feuerbestattungsvereine” mit zen- dass ein so bedeutender Verein wie tralistischer, autokratischer Spitze der Volksfeuer-Bestattungsverein umgestaltet. Dass durch diese Will- mit einem für damalige Verhältnis- kürakte Vereinigungen mit jahr- se beträchtlichen Vermögen auch zehntelanger Tradition aufgelöst die Aufmerksamkeit der an die wurden, deren Namen aus der Ge- Macht gelangten NSDAP auf sich schichte der deutschen Feuerbe- zog, meint Heinz Naumann, Zeit- stattungsbewegung nicht wegzu- zeuge und Mitglied des IDEAL- denken sind, war den Nationalsozi- alisten natürlich egal.

Versicherungsurkunde des umgestal- teten „Großdeutschen Verbandes der Feuerbestattungsvereine” 14 1933 bis 1944 Die „Gleichschaltung” geschäftsfähigen Angehörigen also den Staat. An zweiter Stelle und die Musik wurde ersatzlos entscheiden. Die Bestattung darf setzen wir den Rassengedanke, gestrichen. Die Vereinszeitschrift selbstverständlich nur in polizeilich den rassischen Aufbau der Führer- „Die Volks-Feuerbestattung”,die im genehmigten Krematorien vorge- schaft unserer Feuerbestattungs- Jahre 1933 immerhin eine Auflage nommen werden. bewegung. Wir wollen unsere von 250 000 Exemplaren hatte, Führer rassisch und völkisch erzie- wurde vom Regime eingestellt. Der wahre Sinngehalt der Feuer- hen. Der Führergedanke ist mit bestattung wurde jedoch durch dem Rassengedanken untrennbar Mit dem 26. Januar 1934 hatte die Nationalsozialisten in übelster verknüpft. Und zum Dritten die der Reichsminister des Innern den Weise missbraucht. Die humanitäre Durchsetzung der deutschen „Großdeutschen Verband” als die Arbeit der Feuerbestattungspionie- Feuerbestattung mit dem Gedan- alleinige Organisation der Feuerbe- re für die Anerkennung der Feu- ken des Urgermanentums, des stattungsbewegung in Deutsch- erbestattung, wurde nun von den Hakenkreuzes . . . Die Feuerbestat- land bestimmt. Auf der außeror- Nazis instrumentalisiert, indem tungsvereine müssen die SA der dentlichen Verbandstagung in man die Einäscherung im Sinne deutschen Feuerbestattung sein.” Karlsruhe 1935 wurde eine neue des Rassenwahns zu einer spezi- Satzung erlassen, nach der der fisch altgermanischen Sitte erklär- Die Nazis übernahmen eine jeweilige Leiter des Verbandes vom te. Jegliche demokratische Regung stake Organisation, die große Leis- „Beauftragten des Führers zur wurde rücksichtslos ausgerottet. tungen anbot. Die Feuerbestat- Überwachung der geistigen und Die Rede des Bevollmächtigten für tungsbewegung sollte die Grund- weltanschaulichen Erziehung der das Feuerbestattungswesen Prof. lage für eine neue Monopoleinrich- NSDAP”,, bestä- Dr. Heinz Zeiß auf der Tagung des tung im Versicherungswesen bil- tigt werden musste. „Der Wille des „Großdeutschen Verbandes” am den. Doch die Pläne der National- Führers ist oberstes Gesetz”,so hieß 5. September 1933 in Hannover ist sozialisten gingen nicht ganz auf: es in allen Partei- und SS-Dienstan- Zeugnis dieser Gleichschaltung: Trotz einer jährlichen Beitragsein- weisungen. Das System der gewalt- „In vorderster Linie steht der Führ- nahme von rund 13 Millionen RM mäßigen Seelenunterwerfung mo- ergedanke obenan. Wer gegen die konnten nicht einmal die beste- nopolisierte alle Handlungen der Anordnungen der obersten Führ- henden Leistungen aufrechterhal- Bewegung und zwang sie in ein ung „querschießt” oder „meckert”, ten werden. Die Übernahme der starres Organisationsschema. trifft damit gleichzeitig die Partei, Kosten für das Gesangsquartett

Vertreter-Versammlung der Großdeutschen Feuerbestattung in 15 am 13. und 14. Juni 1936