Benno Elkan 1 Benno Elkan
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Benno Elkan 1 Benno Elkan Benno Elkan OBE (* 2. Dezember 1877 in Dortmund; † 10. Januar 1960 in London) war ein deutscher Bildhauer, der die Große Menora vor der Knesset in Jerusalem und zahlreiche Denkmale, Büsten und Medaillen in Deutschland und England geschaffen hat. Elkan begann sein Schaffen als Bildhauer in seiner Heimatstadt Dortmund mit Grabdenkmalen. Später porträtierte er Militärs, Staatsmänner, Wissenschaftler und Künstler, vor allem aus Deutschland, Frankreich und England in Büsten und Medaillen. Elkan erhielt als jüdischer Künstler 1935 Berufsverbot und emigrierte nach London. In Deutschland war er zunächst vergessen, bis seine Werke in den 1950er-Jahren erneut in Ausstellungen gezeigt wurden. Elkans Schaffen ist keiner festen Stilrichtung zuzuordnen. Leben Kindheit und Jugend in Dortmund Benno Elkan in seinem Atelier in London Elkan war das einzige Kind des Schneidermeisters Salomon Elkan, während der Arbeit an der Menora für die Mitinhaber eines Herrentextilgeschäftes in der Dortmunder Knesset Innenstadt[1] und seiner jungen Frau Rosalie (* 1861 in Heidelberg). Hier besuchte er auch das Städtische Gymnasium (damals „Schola Tremoniae“) bis zum „Einjährigen“.[2] Dortmund war zur Jugendzeit Elkans eine Stadt, in der sich die kleine jüdische Gemeinde (1.306 von 90.000 Einwohnern im Jahre 1890[3] ) erfolgreich etablieren konnte, wofür der Bau einer großen Synagoge und die Integration eines jüdischen Bereichs auf dem Ostenfriedhof Indizien waren. Soweit bekannt nahm Benno Elkan am Leben der jüdischen Gemeinde teil, feierte seine Bar Mitzwa und besuchte am Gymnasium den jüdischen Religionsunterricht. Wanderjahre Um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, besuchte Elkan das seit 1880 bestehende private Knabenpensionat Château du Rosey in Rolle am Genfersee. In Antwerpen übte er kurz eine kaufmännische Tätigkeit aus, brach sie aber mit Einverständnis seiner Eltern ab, um sich zunächst ab Dezember 1897 in München auf der privaten Kunstschule des Malers Walter Thor auf die Aufnahmeprüfung der Kunstakademie vorzubereiten. Nach bestandener Prüfung Ostern 1898 studierte er an der Kunstakademie bei dem Maler Johann Caspar Herterich.[4] 1900 leistete er seinen einjährigen Militärdienst ab und setzte danach 1901 Die Wandelnde, 1904, Ostenfriedhof Dortmund, Wk-Nr. 108, Detail in Karlsruhe bei dem Maler Friedrich Fehr sein Kunststudium fort. Dort fasste er 1903 den Entschluss, sich fortan ausschließlich der Bildhauerei zu widmen.[5] Der erste Auftrag als Bildhauer erreichte Benno Elkan aus seiner Heimatstadt Dortmund. Der damalige Chefredakteur des Dortmunder General-Anzeigers Karl Richter ließ den jungen Bildhauer eine lebensgroße Frauenfigur für das Grab der Familie Richter-Seippel erstellen. Die so entstandene Figur „Wandelnde“, die das Leben als tastende Suche nach dem richtigen Weg symbolisiert,[6] ist auf dem Ostfriedhof Dortmund erhalten. Obwohl Elkan als Bildhauer Autodidakt war,[7] zeigte sich das Dortmunder Publikum beeindruckt. Benno Elkan 2 In Karlsruhe begegnete Elkan auch seiner zukünftigen Frau, der Pianistin Hedwig Einstein, der Schwester des Kunsthistorikers Carl Einstein, die er 1907 heiratete. Paris Anfang des Jahres 1905 ging Elkan nach Paris, wo er in einem Atelierhaus mit dem Bildhauer Julius Steiner und dem amerikanischen Maler Patrick Henry Bruce wohnte. Schon 1905 konnte Elkan in einer Ausstellung der Société nationale des Beaux-Arts einige Werke zeigen.[8] In der französischen Hauptstadt begegnete er Auguste Rodin, der den jungen Bildhauer tief beeindruckte. Benno Elkan schreibt über eine Begegnung mit Rodin: „Ich war […] tief bewegt, ich, der ich um meinen eigenen Weg kämpfte, stand hier der letzten Vollendung gegenüber, dem Inbegriff der Stärke, dem Künstler, der in sich selbst den lebendigen Arm vieler Jahrhunderte verkörperte.“[9] Elkans Pariser Werke zeigen jedoch zunächst kaum etwas von Rodins Einfluss. Die Wirkung Rodins zeigt sich eher im Spätwerk Elkans, etwa in den erzählenden Werken wie den großen Kirchenleuchtern mit Bildern aus der Bibel, die auch von Lorenzo Ghibertis Paradiespforte am Baptisterium des Florentiner Doms beeinflusst sind. In Elkans Auguste Rodin, gezeichnet von Alphonse Legros letztem Werk, dem Mahnmal für die Opfer des Bombenkrieges, findet sich das Vorbild von Rodins Höllentor wieder. In den Pariser Werken wie der Skulptur „Flötenspieler“ (1906) zeigen sich eher zeitgenössische Einflüsse des Jugendstils.[10] Obwohl Elkan intensiv Eindrücke aus der Pariser Umgebung aufnahm, schloss er sich keiner der modernen Strömungen oder Gruppen an. Eine Freundschaft entwickelte sich zu dem expressionistischen Maler Jules Pascin (eigentlich Julius Mordecai Pinkas), der bereits für den Simplicissimus gezeichnet hatte. Gleichzeitig hielt Elkan aber die Kontakte nach Karlsruhe, wo seine Verlobte wohnte, und nach Dortmund aufrecht und schuf weitere Grabmäler für den Dortmunder Ostfriedhof. Bei einem Besuch baute er auch erste Kontakte zu seinem Förderer Karl Ernst Osthaus auf, den er auf seine Denkmale auf dem Ostenfriedhof Dortmund hinwies. Menzel-Severing nimmt in seiner Dissertation über Elkan an, dass dessen Teilnahme an der Deutschen Kunstausstellung 1906 in Köln auf die Unterstützung von Osthaus zurückgehe.[11] 1906 gestaltete Elkan dann seine erste Einzelausstellung. Im alten Dortmunder Rathaus zeigte er Büsten und Skulpturen. Es blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg die einzige Ausstellung Elkans in seiner Vaterstadt,[12] obwohl Elkan durchaus an Ausstellungen teilnahm, etwa 1908, 1910 und 1912 in der Kunsthalle Bremen[13] oder 1915 in Wiesbaden zur Museumseröffnung.[14] Benno Elkan 3 Rom 1908 bis 1911 lebte Elkan mit seiner Frau in Rom, nachdem er den Rompreis der Michael-Beer-Stiftung gewonnen hatte.[15] Sie lebten dort in einem Palazzo, der zu dem Palast Papst Julius III. gehörte, das Atelier lag in der Via Quattro Fontane. In Italien unternahm Elkan verschiedene Reisen, u.a. nach Neapel und Florenz. Er studierte intensiv die Bildhauerei der Renaissance.[16] 1910 wurde die älteste Tochter Ursula geboren (die spätere Frau des Pianisten der Comedian Harmonists Erwin Bootz),[17] drei Jahre später der Sohn Wolf. Auch in Rom bearbeitet Elkan Aufträge aus Dortmund, so die Grabplastik „Todesgang“ und die Persephone-Skulpturen. Besonders deutlich werden die Einflüsse der italienischen Umgebung in der Ghiberti, Paradiestür: Salomon trifft die Königin von Saaba. Baptisterium, Florenz großen Grabplastik „Bergpredigt“ (1909), einem dreiteiligen Relief für das Grab von Pfarrer Karl Evertsbusch in Bad Godesberg.[18] Das Relief stellt in der mittleren Tafel den predigenden Jesus, rechts die Anhänger, links die Gegner dar. Die Übergänge zwischen den Tafeln realisiert Elkan nach dem Vorbild von Donatellos Relief im Altar von Dom S. Antonio in Padua durch große Figuren. Die malerische Gestaltung des Reliefgrundes ist angeregt durch Ghibertis Paradiestüren.[19] In Rom arbeitete Elkan in bewusster Auseinandersetzung mit der Antike zum ersten Mal mit Stein. Bei der Abreise aus Rom nahm er Material aus antiken Ruinen mit.[20] Alsbach an der Bergstraße Nach seiner Rückkehr aus Rom lebte Elkan von 1911 bis 1919 zunächst in Alsbach bei Darmstadt in einem eigenen Haus, wo ihn 1912 von Heidelberg aus Friedrich Burschell und Ernst Blass besuchten. In Alsbach erstellte Elkan verschiedene Auftragsarbeiten, etwa die Medaillen zum Tode Gustav Mahlers oder mit dem Porträt Frank Wedekinds. Er fertigte auch neue Porträtbüsten, zum Beispiel 1912 das Bildnis Alfred Flechtheims. Für den jüdischen Friedhof an der Roßweide in Wickrath, heute einem Ortsteil von Mönchengladbach, gestaltete Elkan 1912 das erste seiner großen Steindenkmale, den „Stein der Klage“, der bildlich an das Dortmunder Denkmal „Todesgang“ in Dortmund anknüpfte. In der Alsbacher Zeit hielt Elkan auch enge Verbindung zu dem Schriftsteller René Schickele, der den Namen Elkans, leicht verfremdet, für ein unvollendetes Romanprojekt verwendete: „Benkal, der Frauentröster“ (Leipzig 1914). 1914 wurde Elkan zum Militärdienst eingezogen. Bis zu einer Choleraerkrankung diente er als Versorgungsoffizier in Polen, später bei der Postüberwachung in Frankfurt am Main.[21] Elkan hielt seine polnischen Kriegseindrücke in dem Buch „Polnische Nachtstücke“ fest, das er mit düsteren Federzeichnungen illustrierte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang vielleicht Elkans Medaille zum Gedenken an Generalfeldmarschall August von Mackensen. Frankfurter Jahre Seit Oktober 1919 wohnte die Familie in Frankfurt am Main, wo sich Elkan im Kulturleben etablieren konnte. Das Haus in Alsbach behielt die Familie als Sommerresidenz. Bereits 1919 war er Vorsitzender des Künstlerrats in Frankfurt, der die Interessen der Künstler beim Magistrat der Stadt vertreten sollte. Elkan schreibt, dass der Künstlerrat erreichte, „daß viele Aufträge für städtische Rechnung gegeben wurden.“[22] Menzel-Severing legt nahe, dass Elkan in der unmittelbaren Nachkriegszeit Anhänger des Spartakusbundes gewesen sei.[23] Benno Elkan führte ein großes Haus im bürgerlichen Frankfurt-Westend, in dem er zahlreiche Gäste aus dem Kulturleben empfing. Sein Benno Elkan 4 Atelier lag in der Karmelitergasse im Kreuzgang des Karmeliterklosters.[24] Im Jahre 1919 erhielt Elkan von der Stadt Frankfurt den Auftrag, ein Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs zu schaffen. Elkan entwarf zunächst eine monumentale, 40 Meter hohe Stele mit dem Relief eines Jünglings. Daten und Fakten aus den Jahren 1913 und 1919 sollten im Vergleich die verheerenden Folgen des Weltkriegs deutlich machen. Dieser pazifistische Entwurf