Preprint Heft 3
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PREPRINT 3 Ulf Hashagen, Hans Dieter Hellige (Hg.) Rechnende Maschinen im Wandel: Mathematik, Technik, Gesellschaft Festschrift für Hartmut Petzold zum 65. Geburtstag Preprint 3 Ulf Hashagen, Hans Dieter Hellige: Rechnende Maschinen im Wandel: Mathematik, Technik, Gesellschaft. Festschrift für Hartmut Petzold zum 65. Geburtstag. 2011 Inhalt Vorwort 5 Erhard Anthes Zur Einführung des logarithmischen Rechenstabes im deutschen Bildungs- system 9 Joachim Fischer Zur Rolle von Heinz Adler zwischen Ludwig Albert Ott und Alwin Oswald Walther 33 Ulf Hashagen Rechner für die Wissenschaft: »Scientific Computing« und Informatik im deutschen Wissenschaftssystem 1870–1970 111 Rudolf Seising Vom harten Rechnen zum Soft Computing. Oder: Rechenkünstler sind nie modern gewesen! 153 Hans Dieter Hellige Die Aktualität von Hartmut Petzolds Sozialgeschichte des Computing 199 Schriftenverzeichnis Hartmut Petzold 215 Abbildungsnachweise 221 Vorwort Als im Winter 2008/09 auf einer Tagung europäischer Informatikhistoriker die Idee aufkam, zum 65. Geburtstag von Hartmut Petzold ein wissenschaftliches Kolloquium zu organisieren, fand diese Idee sowohl im Forschungsinstitut für Technik- und Wissen- schaftsgeschichte des Deutschen Museums als auch innerhalb der GI-Fachgruppe 8.2 »Informatik- und Computergeschichte« der Gesellschaft für Informatik sofort große Zustimmung. Auch die für einen Vortrag angefragten Kollegen Gerard Alberts (Universität Amsterdam), Erhard Anthes (PH Ludwigsburg), Joachim Fischer (Ernst von Siemens Kunststiftung), Menso Folkerts (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Rudolf Seising (European Centre for Soft Computing) sagten alle spontan zu. Die am 10. Juli 2009 im Deutschen Museum organisierte Veranstaltung »Rechnende Maschinen«: Ein Kolloquium zum 65. Geburtstag von Hartmut Petzold stieß auf ungewöhnlich große Resonanz. Aus München waren neben zahlreichen Mitarbeitern des Forschungs- instituts, des Archivs, der Bibliothek und einigen Kuratoren des Deutschen Museums auch Mitglieder der verschiedenen Forschungsinstitute des »Münchner Zentrums für Wissenschafts- und Technikgeschichte« sowie eine Reihe von Informatikern der drei Münchner Universitäten zum Kolloquium gekommen. Darüber hinaus war eine größere Zahl von Kuratoren und Direktoren aus den führenden Technikmuseen Deutschlands und von Kollegen von deutschen und europäischen Universitäten anwesend, mit denen Hartmut Petzold in seiner über zwanzigjährigen Tätigkeit als Kurator am Deutschen Museum intensive kollegiale Beziehungen gepflegt und im engen fachlichen Austausch gestanden hatte. Erscheint eine solche Veranstaltung in der heutigen Museumswelt mehr als ungewöhnlich, so erklärt sich dies aus der fast außergewöhnlichen Rolle, die Hartmut Petzold in einer Museumskultur gefunden und gespielt hat, die der Forschungstätigkeit des Kurators immer weniger Raum lässt. Als Hartmut Petzold am 1. Oktober 1988 die Stelle des Kurators für die Abteilungen »Informatik und Automatik« sowie »Zeitmessung« im Deutschen Museum übernahm, war dies ein Glücksfall für das Museum und für die deutsche Computergeschichte. Mit Hartmut Petzold konnte ein ausgewiesener Experte gewonnen werden, der nach einem Ingenieurstudium gerade in seiner herausragenden technikhistorischen Dissertation einen Großteil seines neuen Arbeitsgebietes durch umfangreiche Archivrecherchen, Interviews mit Pionieren und gründliche Literaturauswertung aufgearbeitet hatte. Nicht zuletzt durch seinen Lehrer Reinhard Rürup und eine mehrjährige Redaktion der Zeitschrift Technik- geschichte hatte er sich darüber hinaus umfassende Kenntnisse auf dem gesamten Gebiet der Technikgeschichte erworben. Wer öfter und näher mit dem Kurator und Technikhistoriker Hartmut Petzold zu tun hatte, konnte dabei manchmal bemerken, dass ihn seine Stellung als Kurator am Deut- schen Museum mit einem gewissen (und berechtigten) Stolz erfüllte. Sein Selbstver- ständnis als Kurator war dabei durchaus kongruent zu dem in der Satzung des Deutschen 5 Vorwort Museums von den Gründungsvätern Oskar von Miller und Walther von Dyck fest- geschriebenen Forschungs- und Bildungsauftrag, der als herausgehobene Ziele die Erforschung der »historische[n] Entwicklung der Naturwissenschaft, der Technik und der Industrie« sowie die »Förderung der Bildung und der Wissenschaft und Forschung« nennt. So hat Hartmut Petzold seine Tätigkeit als Kurator in einem international führenden For- schungsmuseum, das durch die Integration von Forschung, Sammlung, Ausstellung und Bildung ganz wesentlich geprägt ist, stets so interpretiert, dass die Forschung eine zentrale Voraussetzung für die Sammlungs- und Ausstellungsarbeit bildet. Das Sammeln fasste er dabei nie als eine auf seine eigene Abteilung isolierte Aktivität auf, sondern es zeichnete ihn aus, dass er dabei immer gleich das »Gesamthaus« Deutsches Museum mit seinem Archiv und seiner Bibliothek im Blick hatte. So erwarb er eine sehr große und sehr bedeutende Sammlung an Rechenschiebern nur als Konvolut von Firmenschriften- und Objektsammlung, und er initiierte zusammen mit dem Leiter des Archivs des Deutschen Museums, Wilhelm Füßl, einen Sammelschwerpunkt zur Geschichte der Informatik und warb mit ihm Nachlässe bedeutender deutscher Informatikpioniere ein. Hartmut Petzold gehörte zu einer Generation von Kuratoren im Deutschen Museum, die dem Idealbild des forschenden Kurators als weltweit anerkannter Spezialist für die von ihm betreuten Sammlungsgebiete sehr nahe kamen: Er gilt in der internationalen community der Computerhistoriker wie in der deutschen Technikgeschichte als einer der führenden Vertreter seiner Zunft und war über zwei Jahrzehnte eine zentrale Bezugs- person in der deutschen Rechengeräte-, Rechenmaschinen- und Computergeschichte sowie Ansprechpartner für die deutsche Informatik. Dies belegen eine Reihe von Work- shops und internationale Konferenzen, die er unter anderem zusammen mit seinem Kuratorenkollegen Oskar Blumtritt organisierte, wie auch seine führende Rolle bei der Gründung der Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte der Gesellschaft für Informatik. Den Technikhistoriker Hartmut Petzold zeichnet aus, dass seine wissenschaftliche Arbeit im Wesentlichen erkenntnisgetrieben war. Die schöne neue Welt des modernen Wissenschaftsbetriebs in Deutschland mit seinen Modethemen, Projektanträgen und Exzellenzinitiativen war nie seine Sache. Er blieb auch nach 1988 als Kurator für Informatik und Zeitmessung am Deutschen Museum dem technikhistorischen For- schungsprogramm seines Lehrers Reinhard Rürup verpflichtet, und mit der Zähigkeit und dem Eigensinn eines Oberschwaben verfolgte er seine eigenen Forschungsfragen, die vielfach schon in seiner für die deutsche Computergeschichte grundlegenden Dissertation Rechnende Maschinen: Eine historische Untersuchung ihrer Herstellung und Anwendung vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik anklingen. Hat er sich mit dieser Haltung im Forschungs- dialog mit seinen Computerhistorikerkollegen manchmal als ein in seinen eigenen Themen gefangener Diskussionspartner gezeigt, so zeichnen sich seine wissenschaftlichen Arbeiten durch eine bemerkenswerte Qualität und Zeitlosigkeit aus. Diesem historischen Befund über den Historiker Hartmut Petzold hat schon der Titel des Kolloquiums Rechnung getragen, der auf seine 1985 erschienene Dissertation verweist 6 Vorwort und dem Kolloquium den thematischen wie auch historiographischen Rahmen gab. Dies war für die Organisatoren naheliegend, denn dieses Werk begründete die moderne Technikgeschichtsschreibung der Informatik in Deutschland, und es ist bis heute ein Standardwerk geblieben, das jeder Informatiker oder Historiker in die Hand nehmen muss, der sich mit der deutschen Computergeschichte befasst. Die Vorträge des Kollo- quiums fügten sich thematisch in den von Hartmut Petzolds Dissertation und seinen späteren Arbeiten aufgespannten Rahmen ein. Da die Organisatoren ursprünglich nur ein kleines, fast »internes« wissenschaftliches Kolloquium geplant hatten, war nicht an eine Publikation der Vorträge gedacht worden. Die Resonanz auf das Kolloquium war jedoch so groß und die Nachfragen nach schriftlichen Ausarbeitungen der Vorträge so nachhaltig, dass wir schließlich die Referen- ten, die ihre Vorträge nicht schon andernorts publiziert hatten, um eine Publikation ihrer Vorträge in dieser Festschrift gebeten haben. Die Leser, die aufmerksame Zuhörer des Kolloquiums waren, werden bald bemerken, dass die Ausarbeitungen der Vorträge teilweise weit über den Rahmen des mündlich Vorgetragenen hinausgehen. Die Autoren wie die Herausgeber wollen mit diesem Band ihren Dank für die langjährigen wissen- schaftlichen und persönlichen Kontakte zu Hartmut Petzold zum Ausdruck bringen, ihm mit ihren Beiträgen aber auch signalisieren, dass sie davon ausgehen, dass er sich mit seinem breiten Wissen und reichen Erfahrungen auch in Zukunft in die wissen- schaftlichen und musealen Aktivitäten der community einmischt. Unser Dank gilt zunächst Helmuth Trischler, der als Bereichsleiter Forschung des Deutschen Museums sowohl die Organisation und Durchführung des Kolloquiums als auch die Drucklegung der ausgewählten Vorträge in der neuen Preprint-Reihe des Deutschen Museums unterstützt hat. Realisierbar war dieses Projekt nur, weil Frau Andrea Lucas in überaus engagierter wie kompetenter Weise die Aufgabe der Redaktion und der Drucklegung übernommen hat – ihr gilt unser besonderer Dank. München und Bremen, im April 2011 Ulf Hashagen und Hans Dieter Hellige 7 Erhard Anthes Zur Einführung des logarithmischen Rechenstabes im deutschen Bildungssystem Während