Vor 400 Jahren Der Dreißigjährige Krieg
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Innsbrucker Historische Studien 32 Robert Rebitsch, Lothar Höbelt, Erwin A. Schmidl (Hg.) Vor 400 Jahren Der Dreißigjährige Krieg innsbruck university press Innsbrucker Historische Studien 32 herausgegeben von Friedrich Edelmayer, Rolf Graber, Helmut Gritsch, Julia Hörmann-Thurn und Taxis, Harm Klueting, Brigitte Mazohl, Heinz Noflatscher, Robert Rebitsch (Koordination), Helmut Reinalter, Harriet Rudolph, Elena Taddei (Koordination). innsbruck university press Robert Rebitsch, Lothar Höbelt, Erwin A. Schmidl (Hg.) Vor 400 Jahren Der Dreißigjährige Krieg Lothar Höbelt Institut für Geschichte, Universität Wien Robert Rebitsch Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck Erwin A. Schmidl Landesverteidigungsakademie Wien und Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck Anschrift: Innsbrucker Historische Studien, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck, Innrain 52, A-6020 Innsbruck. Zuschriften und Manuskripte sind nach vorheriger Anfrage und in vollständig druckfertigem Zustand an die Schriftleitung (Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Innrain 52, A-6020 Innsbruck) zu senden. Von Sendungen an einzelne MitarbeiterInnen wird gebeten abzusehen. Für den Inhalt der Bei- träge, der sich nicht mit der Meinung der Schriftleitung decken muss, tragen allein die VerfasserInnen die Verantwortung. Es werden keine „Entgegnungen“ aufgenommen. Besprechungsexemplare werden aus- schließlich an die Adresse der Schriftleitung erbeten. Eine Gewähr für die Berücksichtigung unverlangt eingesandter Manuskripte, Bücher und Separata kann nicht gegeben werden. Anzeigen und Beilagen werden aufgenommen. Die Drucklegung dieses Werkes wurde freundlicherweise unterstützt durch das Institut für Geschichtswis- senschaften und Europäische Ethnologie, das Vizerektorat für Forschung der Universität Innsbruck sowie die Kulturabteilung des Amtes der Tiroler Landesregierung. Articles appearing in this journal are indexed in „International Medieval Bibliography“. Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. © innsbruck university press, 2019 Universität Innsbruck 1. Auflage Umschlagbild: Pieter Snayers – Die Affäre bei München Layout: Romana Fiechtner www.uibk.ac.at/iup ISSN 1011-2316 ISBN 978-3-903187-32-0 Inhaltsverzeichnis Einleitung: Vor 400 Jahren – Der Dreißigjährige Krieg .................................................... 7 Georg Schmidt: Die Reiter der Apokalypse. War der Dreißigjährige Krieg Gottes Wille? .................................................................................................................. 15 Robert Rebitsch: Die Typologie der Kriegführung im Dreißigjährigen Krieg .................... 27 Lothar Höbelt: „Der Krieg geht weiter, weil niemand ihn sich leisten konnte.“ Der Dreißigjährige Krieg als permanente Demobilisierungskrise? ................................... 55 Anuschka Tischer: Vom Dreißigjährigen Krieg zum dauerhaften Frieden: Friedenssicherung als Problem der Reichspolitik in den 1640er und 1650er Jahren ................................................................................................................. 69 Franz Felberbauer: Waffentechnik und Waffenentwicklung im Dreißigjährigen Krieg anhand der Bestände der Burg Forchtenstein .................................................................. 85 Michael Weise: Die kaiserlichen Kroaten im Dreißigjährigen Krieg ............................... 107 Detlev Pleiss: Bodenständige Bevölkerung und fremdes Kriegsvolk. Finnen in deutschen Quartieren 1630–1650 ................................................................ 117 Jenny Öhman: Die Bedeutung der Kriegsbeute für Schweden im Dreißigjährigen Krieg ................................................................................................... 129 Anna Ziemlewska: Polen-Litauen und der Dreißigjährige Krieg ..................................... 141 Claudia Reichl-Ham: Der Krieg, der nicht stattfand? Das Osmanische Reich und der Dreißigjährige Krieg ............................................................................................... 149 Hans Rudolf Fuhrer: Der „Rathschlag von Wyl“. Zur Problematik der bewaffneten Neutralität der Eidgenossenschaft im Dreißigjährigen Krieg ......................................... 165 Jan Kilián: Der Dreißigjährige Krieg im böhmischen Erzgebirge aus der Sicht Michel Stüelers ............................................................................................................. 189 Walter Kalina: Die Piccolominiserie des Pieter Snayers – Zwölf Schlachtengemälde im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum .................................................................. 199 Literaturbericht Robert Rebitsch: Zum Gedenkjahr – Der Dreißigjährige Krieg in neuen Darstellungen ............................................................................................................... 223 Autorinnen und Autoren dieses Bandes ........................................................................ 241 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 243 Einleitung: Vor 400 Jahren – Der Dreißigjährige Krieg Mit einem Aufstand in Böhmen, genauer gesagt mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 2018, begann jener Krieg, der 30 Jahre dauern sollte. Die sogenannte „Defenes- tration“ war ein bewusster Akt des Widerstandes in böhmischer Tradition.1 Denn es war bereits der dritte Fenstersturz. Der erste Fenstersturz 1419 gab den Auftakt zu den Hussitenkriegen in Böhmen: Ratsherren wurden aus dem Fenster des Neustäd- ter Rathauses geworfen und von der unten wartenden Menge ermordet. Der zweite Fenstersturz im Jahre 1483 passierte während hussitischer Unruhen gegen die katho- lischen Ratsherren in Prag: Die Herren wurden in der Ratsstube niedergestochen und dann aus dem Fenster geworfen.2 An diese ebenso gewalttätigen wie symbolischen Akte schlossen die radikalen protestantischen Ständevertreter Böhmens 1618 an. Sie waren erbost über die in Böhmen immer restriktiver werdende Konfessionspolitik des habsburgischen Kaisers Matthias und sie beriefen sich auf den Majestätsbrief aus dem Jahre 1609, in dem ihnen der Vorgänger von Matthias, Kaiser Rudolf II., Re- ligionsfreiheit eingeräumt hatte. Obgleich die drei Defenestrierten von 1618 über- lebten, war es ohne Zweifel ein Mordanschlag und ein Akt der Rebellion gegenüber der habsburgischen Staatsmacht. Nur zwei Tage später konstituierte sich ein Landtag in Prag, der eine Direktorenregierung aus den Vertretern der drei Stände einsetzte. Böhmen war auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Eine eigene Verfassung sollte ein Jahr später folgen. Diese erste Phase des Krieges wird der böhmische Krieg (1618– 1620) genannt, der wenig später in den pfälzischen Krieg (1620–1623) überging, da Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz 1619 zum König von Böhmen gewählt wurde und somit den Krieg gegen Habsburg und gegen die Katholische Liga aufnahm. Die Ständevertreter Böhmens riefen zwar ein ständisch-föderatives Staatsmodell, die sogenannte Confoederatio Bohemica, ins Leben, auf einen Monarchen jedoch wollten sie nicht verzichten – und eben dieser Monarch wurde der junge Pfalzgraf, der mit Elisabeth Stuart, einer englischen Prinzessin, verheiratet war. Der Höhepunkt des böhmischen Aufstandes war die Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620, in der die kaiserlichen Truppen und die Katholische Liga die böhmisch-pfälzische Armee besiegten. Maximilian I. von Bayern, das Oberhaupt der Katholischen Liga, bekam für seine Bündnistreue in einem reichsrechtlich mehr als problematischen Akt von Kaiser Ferdinand II. die Kurwürde zugesprochen. Mit der – ersten großen – Entscheidungsschlacht hätte der Krieg bereits nach etwas über zwei Jahren sein Ende finden können. Dem war aber nicht so. Die Kriegs- furie hatte schon längst eine fatale Eigendynamik angenommen. Der Bayernherzog ließ 1621 die Oberpfalz und die rechtsrheinische Pfalz besetzen; die linksrheinischen 1 Zum Auftakt und zu den Ursachen des Krieges vgl. die Beiträge in Robert Rebitsch (Hg.), 1618 – der Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, Wien – Köln – Weimar 2018. 2 Zu diesen beiden Fensterstürzen vgl. Berthold Bretholz, Geschichte Böhmens und Mährens. 1 Band: Das Vor- walten des Deutschtums bis 1419, Reichenberg 1921, 216, und ders., Geschichte Böhmens und Mährens. 2 Band: Hussitenum und Adelsherrschaft bis 1620, Reichenberg 1923, 137f. 7 Lothar Höbelt, Robert Rebitsch, Erwin A. Schmidl Gebiete des ehemaligen Kurfürsten, über den im Januar 1621 die Reichsacht ver- hängt wurde, waren schon durch spanische Truppen besetzt. 1621 lief auch der Waf- fenstillstand zwischen Spanien und den aufständischen Niederlanden, die sich seit 1566 im Krieg befanden, 1609 aber einen Waffenstillstand geschlossen hatten, aus. Damit entflammte dieser Konflikt der Weltmacht gegen die Republik, die um ihre Unabhängigkeit kämpfte (und um sein Handelsimperium in Übersee), erneut. Das Kriegstheater in den Niederlanden verquickte sich auf mannigfaltige Weise mit dem Dreißigjährigen Krieg. Madrid, der Subsidiengeber für die österreichischen Habs- burger, befand sich nun offiziell selbst im Krieg und musste seine Truppendispositio- nen in Abstimmung mit den Vettern in Wien wohl überlegen, wobei es immer wie- der zu Truppenabstellungen und „Gastspielen“ kaiserlicher Feldherren