<<

Gekrönt: Schmidt-Holtz im Gegenverkehr auf dem Times Square

ie Rückkehr an die Stätte sei- nes Triumphes wurde Ende DNovember um wenige Tage verzögert. Umfangreiche kieferortho- pädische Maßnahmen, namentlich Alles die Behandlung einer Zahnwurzel so- wie jene 13 Kronen, die mittlerweile 13 Zähne, nun denn: krönen, führten zu einem mehrtägigen Flugverbot. Rolf Schmidt-Holtz musste bleiben, umsonst? wo auch der Zahnarzt seines Vertrau- ens praktiziert, in Hamburg. Vielleicht bekam ihm diese Pause gar nicht mal schlecht. Das nun drei BMG: Immer weniger Menschen wollen für Musik Jahre währende Hin- und Hergefliege zwischen Hamburg, wo die Familie bezahlen – die Music Group plant daher wohnt und sein zweiter Schreibtisch eine milliardenschwere Rettungsfusion mit Sony steht, und New York, seinem offiziel- len Amtssitz – dieses Rauschen durch Music. Der Deal, in Rekordzeit ausgehandelt, ist riskant.

FOTO: HARALD T. SCHREIBER T. HARALD FOTO: Zeitzonen zehrt doch beträchtlich. Doch die deutschen Strategen sehen keine Alternative.

68 managermagazin 1/04 Unternehmen BMG

Einigkeit macht stärker ... Und es ist ja auch ganz nett, die Fei- mentleistungen, die ein Bertels- ... aber nicht stark: erlichkeiten um die eigene Person mann-Anführer seit längerer Zeit Weltmarktanteile 2002 in Prozent aus einiger Nähe mitzuerleben: Bei vollbracht hat. Und mit Sicherheit Bertelsmann sind sie ganz hinge- war sie das Meisterstück von Maest- 25,9 rissen von „RSH“, wie sie ihn intern ro Schmidt-Holtz. Universal abkürzen. Auch die Presse, ja sogar Erwähnt werden muss allerdings der Kanzler, ist zu hören, betrachtet auch: Der Ausgang seiner Bemühun- Schmidt-Holtz’ jüngst offenbarte gen bleibt völlig ungewiss. In der Mu- strate- Schaffenswut mit Wohlgefallen. sikwelt zieht der Menschheit ganzer gen in letzter Was geschehen ist? Nun, Rolf Jammer seine Kreise. Minute geplatzt. Schmidt-Holtz hat Anfang 2001 im Auf vier verkaufte CDs kommen Auch Schmidt- 14,1 Sony 44. Stock des Bertelsmann Buildings inzwischen sechs illegale Internet- Holtz gibt sich keinen Music am Times Square Stellung bezogen kopien. Die Einzelhandelsumsätze Vorfreudeexzessen hin. und von seinem Führungsstand aus brachen zwischen 1999 und 2002 „Als jemand, der langjäh- die (BMG, weltweit um knapp 20 Prozent auf rige Joint-Venture-Erfahrung Nettoumsatz 2002: zwei Milliarden 31 Milliarden Euro ein. Und das Elend hat, weiß ich, dass statistisch 11,1 Euro, Ebita 125 Millionen Euro) wie setzt sich fort, in Deutschland dieses gesehen 70 Prozent aller Fu- BMG ein Gefahrensucher überblickt und Jahr um weitere 20 bis 25 Prozent. sionen scheitern. Bei Sony dann in Ordnung gebracht. Die Philharmoniker bekommen den BMG bin ich aber absolut opti- Anfang November beendete der Online-Vertrieb so wenig unter Kont- mistisch.“ Aufräumer dann abrupt die Firmen- rolle wie Kinder ihre Nase. Das Ge- Der Manager, 55 Jahre alt, 12,0 geschichte und kündigte den Zusam- schäft machen andere: Apple I-Tunes sieht so hochgradig typisch EMI menschluss von BMG, dem kleinsten will bis April 100 Millionen Songs à aus, dass ein Kind ihn zeich- unter den fünf großen Musikkonzer- 99 Cent übers Internet verkaufen. nen könnte. Der Regisseur nen, und an. Jetzt: Trara! Buy Music, Napster und der Handels- Géza von Cziffra – die 11,9 Mit einem Nettoumsatz von vier riese Wal-Mart drängen in den Digi- verehrten Rentner un- Warner Music Milliarden Euro kontrolliert Sony talverkauf. BMG selbst setzt 2003 in- ter unseren treuen Group BMG ein Viertel der Weltmusikge- ternen Berechnungen zufolge gerade Lesern erin- schäfte, rangiert knapp hinter Markt- mal fünf Millionen Euro im Netz um. nern sich – führer Universal. Schmidt-Holtz gibt Die Branche steht unter Konsoli- den Chairman, Sony-Kollege Andrew dierungszwang. Allerdings zeigen 25,0 Lack den Vorstandsvorsitzenden. die Kartellbehörden wenig Verständ- Sonstige Die RSH-Show war eine der kühns- nis für Merger. Viel zu häufig sind ten und temporeichsten Manage- deshalb die tollsten Pläne der Musik- Unternehmen BMG Bronfman wettet mit Thielen würde ihn als reichen Onkel aus der Warner Music: Mit wem macht der Neue gemeinsame Sache? Großstadt besetzt haben. Schmidt-Holtz, studierter Jurist, ertelsmann-Hauptstratege Gunter mehr abhängig davon, ob Madonna oder ist in Wahrheit Journalist (WDR, BThielen vertritt die These: „Allein R.E.M. gerade kreativ sein können. Nach- „Stern“), der Einzige übrigens in der kann in der Musikbranche heute nie- teil: Ohne Partner fehlen viele Einspar-, Beletage des Medienhauses. Dass er mand mehr überleben.“ Edgar Bronf- aber auch Wachstumsmöglichkeiten. sowohl an der Spitze der CLT-Ufa man jr. (48), Seagram-Milliardenerbe und Musikkenner rechnen damit, dass sich (heute: RTL-Gruppe) reüssierte, sei- einst Chef des Entertainmentmultis Bronfman in Kürze mit einem Konkurren- ner vorherigen Station, als auch bei MCA-Universal, versucht derzeit, das ten zusammenschließt. Ein Kandidat ist BMG, liegt nach Auskunft von Sach- Gegenteil zu beweisen: Im Verein mit Be- EMI: Die Londoner hatten den Kampf um verständigen am seligen Cziffra-Ef- teiligungsfirmen hat er Warner Music Warner Music gegen Bronfman verloren. fekt, der RSH weit onkeliger erschei- und den Musikverlag Warner Chappell nen lässt, als er ist, und daran, dass er von Time Warner übernommen. Kauf- Auf Solo- es mit den Kreativen im Bild- und preis: 2,6 Milliarden Dollar in bar. tournee: Der Tongewerbe stets ehrlich meine, Warner Music (Umsatz: 4,2 Milliarden Milliardär auch wenn er’s nicht immer sei. Dollar) ist kein Kraftpaket: Zuletzt Edgar Die Guten vertrauen ihm, die Bö- rutschte die Firma bei sinkendem Um- Bronfman jr. sen tun nur so. Der RSH-Riecher er- satz in die Verlustzone. Rund 150 Millio- will kennt den Unterschied. So viel dazu. nen Dollar muss Bronfman einsparen. beweisen, Schmidt-Holtz glaubt jedenfalls, Vorteil des Deals: Die Kartellbehörden dass er dass es aufwärts geht. BMG weist für winken die Übernahme einfach durch. keine 2003 einen operativen Gewinn von Außerdem ist Warner Music nicht mehr fremde Hilfe rund 140 Millionen Euro aus – wenn- börsennotiert, der Aktienkurs also nicht braucht gleich der Musikmulti nach Sonder- aufwand wohl mit Verlust abschließt. Internen Prognosen zufolge hält Umsatz sieht BMG im Jahr 2004 bei vorlage heißt, die „Entscheidung über der weltweite Umsatzkollaps noch 240 Millionen und im Jahr 2007 bei Verbleib im Geschäft oder Ausstieg zwei, allenfalls vier Jahre an. In der 2,4 Milliarden Euro. „Wenn sich der später“ zu treffen. Man kauft Zeit. Folge rechnet man mit einem Markt- Musikmarkt nicht erholte, müsste Was umso erstaunlicher ist, als der wachstum von 2 bis 3 Prozent im Jahr. man BMG verkaufen“, sagt Schmidt- Deal unter widrigen Umständen von- Sony BMG könnte daran teilhaben Holtz. „Doch wenn die Nachfrage statten ging: Mehr noch als mit der – vorausgesetzt, man entwickelt ein nach Musik steigt, sollten wir Teil Werbekrise ringt Bertelsmann zur- tragfähiges Vertriebskonzept für das dieser Industrie bleiben.“ Die Fusion zeit mit sich selbst. Das Hauptquar- Internet. Den weltweiten Online- erlaube es, wie es in einer Vorstands- tier in Gütersloh ist zum Tabernakel Unternehmen BMG

eines Mysteriums geworden. Euro- te-Hillen (63), ein Pragmatiker vom Manager, während Time Warner da- pas größter Medienkonzern (Umsatz alten Schlag der Extraklasse, nach vor Reißaus nimmt? 2002: 18,3 Milliarden Euro), stets ein einer konzertierten Aktion von Thie- Von Bertelsmanns Verwirrtheit Abgrund an Partnerschaftlichkeit, len und Liz Mohn das Unternehmen: künden Aufsichtsratsprotokolle: scheint die Horkheimer-These zu be- Schulte-Hillen hatte sich vehement „5.11.2002: Diskussion über die Per- legen, wonach eine endende Kultur spektiven des Musikmarkts mit fol- sozusagen ständig um sich zickt. genden Kernaussagen: sinkendes Proportional zur schwindenden Marktvolumen durch Offline- und Kraft des Patriarchen Reinhard Online-Piraterie; keine klare Aussage Mohn (82), einer Eiche an Gesinnung, möglich, ob Markterholung nach wächst der Einfluss seiner Ehefrau zwei oder fünf Jahren einsetzt. Fu- Liz (62), einer Dame von ausgesuch- sion mit EMI oder tem Machtwillen. Wer etwas anderes Bertelsmann Warner ist die emp- will als sie, Liz, muss die Stadt verlas- darf ihn nach fehlenswerte strategi- sen oder wird mit plötzlichem Testa- zwei Jahren sche Option.“ mentsvollstreckungsentzug bestraft. feuern: Der Am 18. März heißt In der Retrospektive zweier Jahre Amerikaner es: „Strategieklausur wandelte sich Bertelsmann von über- Andrew Lack mit ausführlicher Dis- bordender Angriffslust zu geduckter übernimmt kussion der Markt- Abwehrbereitschaft. die Führung perspektiven. Vom VS Die verdienten Vorstandschefs des neuen (Vorstand, die Red.) Mark Wössner und Thomas Middel- Musikriesen empfohlene Option: JV hoff etwa wurden auf beschämende Sony BMG (Joint Venture, die Red.) Weise hinausbefördert; jüngst entzog mit Warner. Samyn der Clan dem Konzernvize und Käm- gegen jenes Geschäft ausgesprochen, und Breuer plädieren für Ausstieg.“ merer Siegfried Luther (59), einer ak- das zum Ruhme des BMG-Dirigenten Neben den Aufsichtsräten Gilles kuraten Person, in einem Akt der Schmidt-Holtz wesentlich beiträgt. Samyn, Direktor des Gesellschafters Demütigung die Testamentsvollstre- Dies sollte man wissen, um würdi- Groupe Bruxelles Lambert (GBL), ckung Reinhard Mohns. Der Grund gen zu können, dass der Merger von und Ex-Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. sei eine wachsende Entfremdung BMG und Sony dem Versuch ähnelt, Breuer hatte auch Oberkontrolleur zwischen Luther und Vorstandschef bei einer Achterbahnfahrt ein Hemd Gerd Schulte-Hillen für einen Ver- Gunter Thielen (61) gewesen. zu bügeln. Unter Zahnschmerzen. kauf der unsicheren Musiksparte plä- Mitte November dann verließ der Fragen indes bleiben: Warum hal- diert. Preisvorstellung: 2 bis 2,5 Mil-

FOTOS: JACQUES BRINON/AP, REX FEATURES/ACTION PRESS REX FEATURES/ACTION BRINON/AP, JACQUES FOTOS: Aufsichtsratsvorsitzende Gerd Schul- ten wir im Musikgeschäft aus, rätseln liarden Euro. Unternehmen BMG

Auf dem Markt war viel los. Edgar von Warner Mu- Sony-Sängerin Shakira Bronfman, US-Milliardär, und EMI, sic durch Bronf- (u.), BMG-Stars britische Plattenfirma, suchten, Sony man bewiesen hat, Britney Spears und wollte BMG kaufen – aber nicht das dass es auch an- Carlos Santana: Auf vier Kartellrisiko tragen. Seit dem Frühjahr ders geht? verkaufte CDs kommen verhandelte Chefkämmerer Siegfried Ganz zu schwei- inzwischen sechs Luther parallel mit Warner Music. gen davon, dass illegale Internetkopien Am 23. Juli tagen die Räte erneut: eine 50-Prozent- „VS präsentiert angestrebtes JV mit Partnerschaft eine Warner. Der Strategie- und Investi- wackelige Konst- tionsausschuss diskutiert wie folgt: ruktion ist. Herr Schulte-Hillen merkte an, dass „Wir hätten nie seiner Meinung nach in Anbetracht einen Fifty-fifty- des weltweiten Marktrückgangs ein Deal angestrebt“, Merger zwingend notwendig sei.“ sagt David Munns, Nachdem die Verhandlungen mit US-Chef von EMI. Warner Music geplatzt waren und als In drei Kernge- Ende September im New Yorker schäften haben die Hotel „Peninsula“ die Herbstgesprä- Gütersloher künf- che mit Sony begannen, zweifelte tig nicht mehr das Schulte-Hillen an einer Markterho- alleinige Sagen: lung. Es sei denn, schrieb er an Thie- Außer bei Sony len und die Aufsichtsratskollegen, BMG auch bei man mache ihm eine „Erholung des Gruner + Jahr, wo Musikmarktes“ ebenso plausibel wie die Familie Jahr „zukünftige Geschäftsmodelle und eine Sperrmino- Wertschöpfungsketten“. rität hält, und bei „Bei einem Merger“, depeschierte der RTL-Gruppe, Schulte-Hillen, drohe „Bertelsmann/ die zu 10 Prozent Sony in eine Zeitfalle“ zu geraten und in Streubesitz ist. Synergien zu erzielen, „wenn das tra- Mehr noch: Bertelsmann gibt erst- Weltmarktanteil von 8,5 auf 11,1 Pro- ditionelle Geschäftsmodell bereits mals die Mehrheit in einem Stamm- zent zu erhöhen. Mehr ging nicht. kippt“. Doch da war der Letter of geschäft preis. „Die Mehrheit an ei- „Bei weiterhin sinkendem Markt Intent (vom 6.11.) schon verkündet. nem sterbenden Geschäft zu haben“, hätten wir irgendwann die kritische Aus verständlichen Gründen sagt Schmidt-Holtz, „kann nicht un- Kraft verloren“, sagt Schmidt-Holtz. mochte Thielen nicht als Hanswurst ser Ziel sein.“ „Wir hätten uns nicht gesund ge- in prekäre Erscheinung treten: Er Die Gesellschafter-Gemengelage schrumpft, sondern einfach die warf Schulte-Hillen vor, sein Verhal- ist dem Kapitalmarkt suspekt. Die Schwindsucht bekommen.“ Der Kauf ten habe „mit guter Corporate Gover- GBL will ihren 25,1-Prozent-Anteil eines Konkurrenten kam nicht in- nance“ nichts zu tun und beschädige 2007 an die Börse bringen. Doch Ak- frage: Das Haus will höhere Schulden „die Reputation des Vorstands“. Auf tien eines Unternehmens, das sich zu vermeiden, um wenigstens das mit- Druck der Familie Mohn quittierte drei Vierteln in Familienbesitz befin- telmäßige Rating BBB+ zu halten. der Aufsichtsratschef den Dienst. det und wesentliche Beteiligungen Über die Verhandlungen selbst mit Tatsächlich sprechen außer der nicht zu 100 Prozent kontrolliert, sind Sony-Music-Chef Andrew Lack sagt unsicheren Marktentwicklung ge- Kassengift. Schmidt-Holtz: „Andrew und ich ha- wichtige Gründe gegen den Merger, Aber hatte Schmidt-Holtz eine Al- ben sehr schnell ein Grundvertrauen so optimal er auch sein mag: Das ternative? Die „Stand alone“-Option, zueinander gefunden.“ Nach vier Japan-Geschäft, das 28 Prozent des heißt es in einem vertraulichen Vor- Wochen stand der Vorvertrag. Sony-Umsatzes umfasst, gehört nicht standspapier, gefährde die „Überle- Eile schien geboten: Schmidt-Holtz zum Gemeinschaftswerk. Überdies bensfähigkeit des Geschäfts“. und Lack wollten einem Bündnis von darf Sony die neue Firma mit einem Der BMG-Impresario hat die Kos- Warner Music und EMI zuvorkom- 90-Millionen-Euro-Kredit belasten. ten bereits um 185 Millionen Euro, die men, da sie davon ausgingen, dass nur Auch das Kartellrisiko ist gewach- Zahl der Stellen um 20 Prozent ge- ein einziger Zusammenschluss von sen: Wie will man den Fusionswäch- senkt; er hat Musiklabel zusammen- den Kartellbehörden genehmigt wer- FOTOS: PR tern erklären, dass ein Merger zwin- gelegt oder verkauft und gleichzeitig den würde – der erste. „Thielen“, sagt gend sei, nachdem die Übernahme das Kunststück fertig gebracht, den Schmidt-Holtz, „hat mir den Rücken

72 managermagazin 1/04 Unternehmen BMG

freigehalten, und – das Wichtigste – er hat schnell entschieden.“ Die Integrationskosten von Sony BMG bis Ende 2005 werden mit 392, die Einsparungen mit jährlich 280 bis 310 Millionen Euro beziffert. Das Ebita soll laut internem Finanzplan 2006 bereits 269, in den Folgejahren 283 und 294 Millionen Euro betragen. Damit der Plan aufgeht, müssen indes 2000 Jobs gestrichen werden. Die Führungsfrage ist trickreich geregelt: Sony darf innerhalb der ers- ten fünf Jahre den CEO vorschlagen, Bertelsmann den Chairman. Die Deutschen haben wiederum das Recht, den ersten CEO, also Lack, nach zwei Jahren zu entlassen. In den folgenden drei Jahren beträgt die Rauswurffrist nur sechs Monate. „Niemand kann eine Garantie ge- ben, dass es klappt“, räumt Schmidt- Holtz ein. „Der häufigste Grund für ein Scheitern sind Synergien, die es nicht gibt, und falsche Business- modelle.“ Falls das junge Paar dies feststellt, kann es sich nach drei Jahren trennen – über einen Börsen- gang oder gegenseitiges Heraus- kaufen. Der Musikkonzern EMI träumt un- terdes weiterhin von BMG: Den Lon- donern schwebt ein Modell vor, wo- nach BMG 300 Millionen Euro sowie eine zarte Minderheit an der neuen Firma bekäme. Und Sony hat derweil Banken gebeten, vorsichtshalber ei- nen Käufer für die Musiksparte be- reitzuhalten. Die Beteiligungsfirma Blackstone, heißt es, sei interessiert. Was Gewissheit als solche angeht, so genügt Schmidt-Holtz an diesem grauen Wintertag ein Blick über die Dächer Hamburgs, um ihn daran zu erinnern, dass nur Gerede und Ge- danken auf gerader Bahn sich fortbe- wegen – und dass die Welt am Ende doch nur aus Einzelteilen besteht, die man sich als Ganzes denkt. Übermorgen ist RSH abflugbereit. In New York wird er weitere Zusam- menhänge herstellen: „Ich tue immer, was ich kann. Aber: ultra posse nemo obligatur. Ich kette mich nie an ir- gendwas.“ Was sowieso das Beste ist, was man tun kann. Klaus Boldt managermagazin 1/04 73