TIRED PONY/PETER PONY/PETER BUCK BUCK © PPVMEDIEN 2010 Tired Pony Von R.E.M
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INTERVIEW:INTERVIEW: TIRED TIRED PONY/PETER PONY/PETER BUCK BUCK © PPVMEDIEN 2010 Tired Pony Von R.E.M. zu Tired Pony: Peter Buck im Interview Peter Buck ist ein umtriebiger Musiker. Der Gitarrist ist nicht nur Gründungsmitglied der Alternative-Rocker R.E.M. – er unterhält auch noch diverse Nebenprojekte. Sein neuestes heißt Tired Pony, das er zusammen mit Gary Lightbody von Snow Patrol unterhält. Wir sprachen mit ihm über dieses und andere Sideprojekte, seine Verbindung zur Country-Musik und das kommende R.E.M-Album. on einer fixen Idee zur Supergroup: SOUNDCHECK: Peter, erzähle mir drei Dinge cken und mir Handschellen angelegt. Dann Was einst als Lightbodys Soloprojekt über dich, die ich nicht auf Wikipedia finde! zeigte sich, dass sie eigentlich nur Schmier geld V gestartet war, entwickelte sich bei den Peter Buck: Jedes Mal, wenn ich ein viersilbiges wollten. Ich kann euch versichern: Um sich in Recordingsessions zu einer richtigen Band. Mit Wort höre, fange ich an das Lied von Oklahoma zu Tansania freizukaufen, reicht schon ein Sech- dabei sind Tom Smith von den Editors, die singen: „Ooook-lahoma, Where The Wind Co- serpack Bier! Schauspielerin und Sängerin Zooey Deschanel mes...“ Das ist echt furchtbar! Was auch kaum mit ihrem Partner M. Ward (als She & Him), einer weiß: Ich haben meinen zweiten Vornamen SC: Neben R.E.M. pflegst du noch diverse Richard Colburn (Belle & Sebastian), Top-Pro- im Alter von 16 Jahren ändern lassen, denn ich Seitenprojekte. Bist du ein Workaholic? duzent Garret „Jacknife“ Lee (u. a. U2, R.E.M., hasste ihn. Mein Mittelname ist nun Luther. Und PB: Es fühlt sich gar nicht so an, als würde ich so Snow Patrol), Troy Stewart und Iain Archer in Tansania hätten sie mich fast ins Gefängnis ge- viel arbeiten. Wenn du mich stichprobenartig (Snow Patrol), sowie R.E.M.s langjähriger Live- steckt, weil man mich für einen Spion hielt. anrufen und fragen würdest, was ich gerade und Studiomusiker Scott McCaughey. Gemein- mache, wäre die Antwort in 90 Prozent aller Fäl- sam veröffentlichen sie nun das country esk SC: Peter Buck als Spion? le: Ich sitze auf der Couch und lese ein Buch. anmutende Debüt von Tired Pony – „The Places PB: Genau! Ich hatte ein Foto von einer Ziege Oder ich gehe spazieren. Aber wenn ich arbeite, We Ran From“. Im SOUNDCHECK-Interview gemacht, die vor einem Flugzeug stand. Eigent- versuche ich immer, alles rauszuholen. Ich glau- verrät R.E.M.-Mastermind Peter Buck, warum lich keine große Sache. Aber das Flugzeug be es ist effizient, sehr intensiv in einer kurzen er dafür zum Cowboy wurde und wieso R.E.M. stand auf einem Militärstützpunkt. Ich wäre Zeitspanne zu arbeiten. Mit Tired Pony waren es ihr im März erscheinendes Album in Berlin beinahe 15 Jahre hinter Gitter gekommen! Sie gerade mal acht Tage am Stück, zehn Stunden aufnahmen. hatten meine Arme schon hinter meinem Rü- am Tag, drei Songs mit Overdubs täglich. Und als FOTO: GETTY IMAGES, COOPERATIVE MUSIC 32 SOUNDCHECK 09|10 WWW.SOUNDCHECK.DE © PPVMEDIEN 2010 PB: Nein, überhaupt nicht. Snow Der Mythos Berlin Patrol sind eine großartige Band. Sie sind kommerziell erfolgreich, aber ihre Platten können trotz- dem besonders sein. Und nach- dem ich mit Gary darüber gespro- chen hatte, welche Dinge er mag, hatte ich das Gefühl, wir hätten viel gemeinsam. SC: Warst du überrascht, mit was für Songs er ankam? Die sind ja ziemlich düster und countrymäßig. PB: Absolut. Es war nicht das, was ich erwartet hatte! Gleichzeitig wusste ich, dass er mal etwas anderes aus- Ob David Bowie, Iggy Pop, Depeche Mode oder probieren wollte. Er wollte spontaner U2 – sie alle besuchten die deutsche aupt- arbeiten. Scott und ich sind bekannt dafür, dass stadt, um sich von ihr zu legendären Werken wir ein komplettes Album an einem Tag machen inspirieren zu lassen. Den Hansa-Tonstudios können. Das hat auch Gary interessiert. kam dabei besondere Bedeutung zu. Bowie, der von 1976 bis 1978 in einer Altbauwohnung im West-Teil der Stadt lebte, nahm hier seine SC: Hättest du jemals erwartet, Mitglied in Berlin-Trilogie bestehend aus „Low“ (1977), einer Country-Supergroup zu sein? „Heroes“ (1977) und „Lodger“ (1979) auf. PB: Ich erwarte ja nicht mal mehr, morgens auf- Später offenbarte Bowie, dass der zuwachen! Ich wusste anfangs gar nicht, was auf Kontrollraum, der einen direkten Blick auf die mich zukommen würde. Ich dachte, vielleicht ma- Berliner Mauer ermöglichte, ihn erst zu dem chen wir zwei Tracks für Garys Soloplatte. Aber es Hit „Heroes“ veranlasst habe. Für Iggy Pop, der ins selbe Haus einzog, produzierte er 1977 die fühlte sich sofort wie eine Band an. Alben „The Idiot“ und „Lust For Life“. Damit war das Studio für nachfolgende Generationen SC: Hattest du vorher schon eine Verbindung popkulturell geadelt. Depeche Mode kamen zu Country-Musik? 1983, um in dem modernen, nun mit PB: Ich bin im Süden der USA aufgewachsen – da 64-Kanal-Mischpult ausgestatteten Studio ih- re Platte „Construction Time Again“ aufzuneh- hörst du den ganzen Tag Country and Western. men. U2 kreier ten hier 1991 ihr siebtes Ganz früher hielt ich das für Musik für alte Leute. Studiowerk „Ach tung Baby“, auf dem sie mit Aber als Mittzwanziger realisierte ich plötzlich, dem vermehrten Einsatz von Synthesizern ih- dass einige der Künstler großartig sind. Ich lan- ren Sound revolutionierten. Jetzt kam dete bei alten Platten von Buck Owens und Patsy mit R.E.M., die ihr kommendes Album hier aufnahmen, ein wei- Cline. Aber das war nie die Musik, die ich selbst terer großer Name des Pop- machen wollte. Die Tired-Pony-Platte ist auch business dazu. nicht wirklich Country. Sie flirtet eher mit Coun- wir fertig waren, regnete es, und ich blieb ein- try, mit Folk und auch ein bisschen mit Krautrock. ckeln. Aber Amerika ist viele verschiedene Dinge. fach für ein paar Tage im Bett. Das Amerika, das ich vor mir sehe, ist Country und SC: Das Album zeigt in erster Linie Garys Blick Western, Rhythm And Blues, Barbecues in der SC: Während dessen habt ihr mit R.E.M. schon auf Amerika – hat dich sein Bild überrascht? Sonne, guter Rock ’n’ Roll, aber auch fundamen- die Demos für die nächste Platte aufgenommen. PB: Ich war sechs, als die Beatles rauskamen. Und talistische Prediger und Monsterfilme. PB: Wir waren sogar schon bei den richtigen ich war 24, als ich das erste Mal in England war. Aufnahmen für R.E.M.! Aber dadurch kam ich ja Aber ich hatte das Gefühl, ich wüsste alles, weil SC: Haben Garys dunkle Texte dein Gitarren- überhaupt zu Tired Pony. Denn Jacknife Lee, der ich Bücher gelesen hatte. Du baust dir ein Bild in spiel beeinflusst? R.E.M. und Snow Patrol produziert, fragte mich deinem Kopf auf. Und du romantisierst es. Wenn PB: Er schrieb manche der Texte erst während und Scott McCaughey, ob wir bei Garys Projekt du dann da bist, ist es doch anders. So ähnlich wir spielten. Als ich sie zum ersten Mal hörte, mitmachen wollen. Wir beide stimmten spontan war das wohl auch bei Gary. Als wir die Songs versuchte ich herauszufinden, wer die Charaktere zu. Meine Freundin suchte allen Musikern ein spielten, musste ich an die Erfahrungen meiner in den Stücken sind und welche Stimmung zu Appartement. Und ich organisierte noch einen Großeltern denken, die Aufbruchstimmung und ihnen passt. Es geht mir ja nicht darum, fehlerfrei Pedal-Steel-Gitarristen und einen Trompeter. ihren Wunsch, nach Westen zu ziehen. Ich sah von einem Akkord zum nächsten zu kommen. Ich eine große Staubwolke vor meinem inneren Auge! versuche, mich mit der Musik treiben zu lassen. SC: Gary Lightbody ist der Initiator von Tired Pony. Er ist auch Sänger bei Snow Patrol, die SC: Wie sieht denn dein Amerika aus? SC: Siehst du eine Parallele zu deinem Side fast schon ein Pop-Image haben. Hat dir das PB: Verglichen mit den Kriminellen, die uns zuvor Project Slow Music, bei dem du unter ande- anfangs Kopfschmerzen bereitet? regiert haben, denke ich, dass wir uns gut entwi- rem mit Robert Fripp improvisierst? WWW.SOUNDCHECK.DE/ SOUNDCHECK 09|10 33 INTERVIEW: TIRED PONY/PETER BUCK © PPVMEDIEN 2010 PB: Ich spiele Bass, Mandoline bei mehreren PB: Das war wirklich lustig, denn sowohl Pearl Lässt sich gerne mit der Musik treiben: An der Gitarre Songs, dann noch Keyboards, Percussion und ei- Jam als auch Patti Smith spielten in New Or- ist Peter Buck voll und ganz in seinem Element. nige Gitarren. Wir haben ja alles live aufgenom- leans, als wir dort im Studio waren. Mit Patti men, zusammen mit den Vocals. Nur kleine De- spiele ich ja seit Jahren immer mal wieder. Wir tails wurden hinterher dazugefügt. Manch mal haben einfach das gleiche Umfeld. In Berlin trat tauschten wir auch die Instrumente untereinan- die gesamte R.E.M.-Mannschaft bei ihrer Show der aus und spielten den Song dann noch einmal. auf, es war großartig! Denn wir hatten ja kein Konzert für Berlin angesetzt während wir dort SC: Ist deine berühmte Rickenbacker auch zu waren. Also war es nett, gleich zwei Mal mit hören? Oder liegt die in einem Safe, seit sie Freunden auf der Bühne zu stehen. Mit Pearl Jam dir vor zwei Jahren mal entwendet wurde? sind wir schon befreundet, seitdem es R.E.M. PB: Ich habe zwar auch zwölf- und sechssaitige gibt. Aber ich hatte nie zuvor mit ihnen zusam- Rickenbacker gespielt, aber meine wichtigste Gi- men Musik gemacht. Ich spare mir meine Energie " für den nächsten Studiotag." tarre ist nicht zu hören. Keine Sorge, ich bewache SC: Und jetzt sind die Aufnahmen in den Ber- sie heutzutage wie meinen Augapfel! Ich war da- liner Hansa-Studios für R.E.M. beendet? mals stinksauer. Denn mit der Gitarre verbinde ich PB: Mit Berlin sind wir durch.