Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Auch wenn der Schwerpunkt unserer Reise auf das rein urlaubsmäßige Genuss-Segeln gerichtet ist, will ich doch beim Vorbeifahren etwas an Information bereithalten über Land und Leute. Also Leinen los!

1. Tag: Mittwoch, 06.08.08 Aigina  Hydra Strecke 27 NM Hydra: Länge 20 km, Breite 3,5 km, im Winter 2500 Einwohner, höchster Berg Eros Höhe 652 m

Hydra, ein langgestreckter, kahler Felsklotz vor der peloponnesischen Küste. Nur das farbenfrohe Städtchen unterbricht das öde Grau der schroffen Felsen. Die Inselhauptstadt gibt sich wie ein einziges großes Theater. Auf Hydra gibt es keine Betonburgen, keine lärmenden Autos (nur die Müllabfuhr ist motorisiert) und Mofas aber viele steil ansteigende Gässchen mit zahllosen Stufen und schöne Patrizierhäuser (1770 – 1821 gebaut). In Griechenland ist Hydra so etwas wie ein Nationalheiligtum, denn die mächtige hydriotische Flotte spielte im Freiheitskampf gegen die Türken eine wichtige Rolle. Der ökologische Preis für die mächtige Flotte war die Umwandlung einer grünen Pinieninsel in eine waldarme, wasserlose Felsenlandschaft. Aufforstungen wurden immer wieder Opfer von Bränden. Auf den Spuren der Geschichte kann man im Marinemuseum wandern (gleich beim Schiffsanleger, 9 – 16.30 Uhr, 3€, das einbalsamierte und in Silber gefasste Herz des Freiheitskämpfers Miaoulis). Die Insel wurde von vielen Reichen und Schönen besucht (Loren, Mercouri, Bardot, Kennedy, Callas, …) aber auch von Politikern, Intellektuellen und Künstlern. Hydra ist die einzige bewohnte Insel der Ägäis ohne Motori- sierung und Bausünden. Eine Fotopirsch durch die engen Gassen ist immer lohnend. Man sagt, auf Hydra gäbe es so viele Kirchen und Kapellen wie das Jahr Tage hat. Nachprüfen? Cafes und Restaurants gibt es genügend.

1 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

2. Tag: Donnerstag, 07.08.08 Hydra  Liménas Géraka Strecke 40 NM Winter 15 Einwohner, Sommer ca. 70

Kleines Fischernest, ein hübsches Fleckchen. Die wenigen Häuser drängen sich mit Blick auf eine langgezogene Lagune auf einem Hügel. Dahinter ver- steckt sich der kleine Fischerhafen mit seinen Taver- nen. Auf der Landzunge, die gegenüber vom Fischerhafen in die Naturbucht hineinragt, sind noch deutlich die Spuren früherer Besiedlung erkennbar. Um 350 v. Chr. wohnten hier mehrere tausend Men- schen im damaligen Kardena, gut beschützt von einer Burg, von der heute nur noch spärliche Reste über der heutigen Ansiedlung erhalten sind. Kardena bedeutet so viel wie „Kette―, und eine solche wurde in der Tat über die Hafeneinfahrt gespannt, um Piratenschiffen die Einfahrt zu verwehren. Aufgegeben wurde die hist. Siedlung nach dem Erdbeben von 350 v. Chr. Der klei- ne Ort mit seiner betonierten Hafenmole wurde bis vor wenigen Jahren noch mit den Flying Dolphins angefah- ren. Für Segelboote bietet der Naturhafen einen idealen Ankerplatz. Leider gibt es weder Strom noch Wasseranschluss. Auf der Zufahrt tiefes Wasser, an der Mole 3 – 4 m, am Ende der Bucht knietiefe Lagune. Die Taverne Remetzo, benannt nach dem Ankerstein, der die Fi- scherboote absichert. Die Einrichtung erinnert noch an den ersten Besitzer (1901 – 1985), der als Kolonialwarenhändler und Apothe- ker in diesem Haus lebte. Der junge Wirt Tasso und seine norwegi- sche Frau sich heute ganz auf Fisch spezialisiert, das Boot liegt direkt vor der Taverne vor Anker (www.remetzo.gr). Auf dem Weg zur Hafenmole noch weitere drei Fischtavernen.

3. Tag: Freitag, 08.08.08 Liménas Géraka  Pórto Kágio (Halbinsel Máni) Strecke 58 NM Keine Daten gefunden So viele Intimdaten kann man aber nicht über jeden Ankerplatz herausfinden! Daher geht es ab hier wieder „normal― zu! Der ehemalige Piratenhafen besteht heute wie vor 25 Jahren aus gerade mal einer Hand voll Häusern, drei Fischtavernen und einem kleinen Fischerhafen „am Ende der Welt―. Porto Kagio erfreut sich mittlerweile auch bei griechischen Touristen zunehmender Beliebtheit. Besonders an den Sommerwochenenden kann es schon mal voll werden. Hotel Akrotiri mit gemütlicher Taverne (mobil 694-683947). Man kann das Essen in der Küche aussuchen. Der Besitzer des Minimarktes im Ort verlangt gesalzene Preise.

4. Tag: Samstag, 09.08.08 Porto Kagio  Pylos (Navarino) Strecke 58 NM Ca. 6000 Einwohner

Wir haben ja schon das Kap Maleas an Steuerbord gelassen und das Kap Spathi an Backbord, als wir nach Porto Kagio segelten. Kap Matapan oder Tenaro, wie es die Manioten noch heute nennen, ist dann das nächste Kap. Schenkt man der Mythologie Glauben, so soll sich hier, in einer Höhle, einer der Eingänge zum Hades befinden. Auch wenn mit dem Begriff in der Regel die Unterwelt selbst assoziiert wird, ist Hades eigentlich die Bezeichnung für den 2 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Gott der Unterwelt. Nur wenige Sterbliche haben das düstere Reich des Hades gesehen – und konnten ihm wieder entkommen. Einer von ihnen war Herakles, der später zum Gott avancierte und Aufnahme in den Olymp fand. Hades fungierte als eine Art Gefängniswärter, sein Handlanger Kerberos, der grauenvolle Höllenhund, passte auf, dass niemand die Unterwelt ungestraft verlassen konnte. Selbst der Einlass in die Unterwelt war mit einer Gebühr belegt: Den Toten, die vom uralten Fährmann Charon über den Styx gefahren wurden, musste als Obulus eine Goldmünze auf der Zunge hinterlegt werden; sie waren in der Unterwelt zu ewigem, apathischem Nichtstun verdammt. Der südlichste Ort von Mani ist Kokinogia. Hier lebt Kap Akritas noch eine Familie das ganze Jahr über. Am Kap erkennt man die Ruine einer Kirche, auf einem Hügel dahinter die Luxusvilla eines reichen Atheners. Am verlassenen Leuchtturm befindet man sich am schönsten südlichsten Zipfel Europas (eigentlich ja Tarifa). Wir überqueren den messenischen Golf und sind schon wieder an einem Kap, dem Kap Akritas an Steuerbord, an Backbord die Inseln Venetika (auch Thiganoussa genannt, mit einer win- zigen Kapelle in der Nähe des Leuchtturms und einer alten Steinruine sonst nur Felsen, spärlicher Be- wuchs, drei Felsnasen genannt Eier „Avgo― oder Steinboote „Petrokaravo―), Schiza ( als Kabrera oder Kavera, schon in der Antike bekannt und gefürchtet als Gefängnisinsel zum „Steine klopfen―. Die gesamte Insel dient der Luftwaffe als Übungsareal. Zwischen Mariani und der Insel Schiza be- steht eine ausgesprochen starke Strömung ins offene Meer!) und Sapiendsa ( seit mehr als 10.000 Jahren soll es hier schon einen Wald von Erdbeerbäumen geben. Einzelne Bäume sind 10 – 12m hoch. 24 ha dieses Waldes wurden 1984 als zu „schützendes Naturmonument― ausge- zeichnet. Der kleine versprengte Felsen Boba am Eingang der Bucht Porto Longo soll der Legende nach dem Apostel Paulus als Schutz gedient haben, als er auf dem Weg nach Rom Schiffbruch erlitt. Exotisch schimmert das Wasser in Grün- und Blautönen, und bequem kann man jeden Fischschwanz bis auf 12m Tiefe erkennen. Am äußersten Nordkap Karsi ein highlight für Schnorchler: In 8m Tiefe liegen die antiken Ladungen mehrerer Schiffe auf Grund. Zwischen wogendem Seegras verstreut einige Granittempelsäulen aus Transporten von Palästina und Ägypten. Tiefer liegen sogar mehrere römische Sarkophage. Insgesamt zieren zehn antike Schiffswracks hier den Meeresboden. Wer Glück hat, sieht auf der Insel eine der berühmten wilden griechi- schen Bergziegen (kri-kri). Vergleichsweise unspektakulär die Insel Agia Mariani. Dicht wachsendes Krüppelgewächs, wilde Oliven- bäume, eine winzige Sandbucht, eine einzige Landestelle und eine neu erbaute Kapelle zu Ehren der Heiligen Mariani am 17. Juli jedes Jahr von Pilgermassen besucht. An Finikounda vorbei, das mittlerweile ziemlich überlaufen ist, kann man eine grüne Küsten- landschaft bewundern.

Methoni

Finikoudada

3 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Das Gebiet um Finikounda ist sehr fruchtbar. Hier reifen vor allem Zitronen, Orangen, Pfirsiche, Auberginen, Tomaten, Paprika und Wein. Der Ort ist schon seit mykenischer Zeit besiedelt. Das belegen Tontafeln aus dem Nestorpalast. Ob es wirklich Phönizier waren, die die Bucht als Ankerplatz nutzten, ist noch nicht endgültig geklärt.

Weiter geht es an Methoni vorbei. Heute spielt das 1300 Einwohner-Städtchen weder wirtschaftlich noch politisch eine Rolle, der Hafen ist ver- sandet und Methoni mittlerweile ein abgeschiedenes Dorf. Doch noch immer steht die eindrucksvolle, mäch- tige venezianische Festung da. Heute ein ruhiger Urlaubsort. Unter den Römern befestigt und von Kaiser Trajan als unabhängige Stadt anerkannt. 1125 räumten die Vene- zianer mit den Piraten hier auf, zerstörten ihre Schlupfwinkel an der messenischen Halbinsel. Der Ort wurde nun ein Versorgungshafen für die Pilger, die ins Heilige Land zogen.

9. August 1500. Sultan Bajezid II. belagert nun schon einen Monat vergeblich die wichtige Festung der Ve- nezianer. Etwa 100.000 türkische Soldaten marschieren auf. Nach wochenlangen Gefechten ist die 7.000 Mann starke Truppe der Markusrepublik erschöpft. Venedig verliert einen bedeutenden Stützpunkt an das Osmanische Reich. Mit einer kurzen Unterbrechung sollte er 300 Jahre in ihrer Hand bleiben. Auch ein Skla- venmarkt für Ägypten wurde hier errichtet, die Seidenindustrie, Wein und Schinken waren berühmt. 1828 fiel die Festung an die Franzosen. Die Festung kann man besuchen. Di – So von 9 – 19 Uhr. Eintritt frei.

Pylos (Navarino) Die geschützte Bucht wird durch die 4,5 km lange Insel Sphaktiria vom offenen Meer abgeschottet. Die liebevoll gepflegten Häuschen der Altstadt und die engen, amphitheatralisch ansteigenden Gassen verleihen dem Fi- scherstädtchen einen besonderen Charme. Das Herz der Stadt ist der große Platz am Hafen. Ein Denkmal erinnert an die Schlacht von Navarino im Jahr 1827, die den endgültigen Rückzug der Türken aus Griechenland einleitete. Die nahen, idyllischen Städtchen Methoni und Koroni, die Insel Sphaktiria, die Sandstrände in der Bucht von Gialova und Voidokoilia (Bilder weiter unten), der Palast des Nestor bei Chora und die riesigen Befestigungs- anlagen der Türken am Stadtrand machen Pylos zu einem interessanten Aufenthaltsort. Der Name Pylos hat mit der antiken Stadt nichts zu tun, die liegt weiter nördlich. Früher hieß das Städtchen Navarino – ein Hinweis auf die Präsenz der Awaren. Aus ―Avarinon― wurde Navarino. Wer waren die Awa- ren? Die Awaren waren ur- sprünglich ein Volk aus Dagestan und Aser- baidshan, das die kau- kasische Sprache Awa- risch sprach. Die Awaren waren ein anthropologisch stark gemischtes Volk, in dem sowohl mongolide als 4 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida auch europide Typen vertreten waren. Sie lebten ursprünglich als Reiter-Nomaden, wurden später jedoch sesshafte Viehzüchter und Ackerbauern. Die von den Türken bedrängten Awaren wanderten ab 552 n. Chr. nach Westen aus. 558 wurden sie Föderaten von Byzanz. An der Seite der Langobarden kämpften die Awaren 566 gegen die ungarischen Gepiden und besiedelten anschließen das Karpatenbecken. Nachdem die Langobarden 558 nach Italien ausgewandert waren, übernahmen die Awaren die Alleinherrschaft Pannoniens. Ende des 6. Jahrhunderts erstreckte sich das Territorium der Awaren von der Wolga bis hin zur Ostsee. Sie forderten enorme Tributzahlungen vom Byzantinischen Reich. Während dieser Periode waren die Awaren unter ihrem Herrscher Baian Khan wahrscheinlich die stärkste Macht in Europa. Sie beeinflussten die Entwicklung weiter Teile des Kontinents, da sie einen Großteil der Westslawen in die Gebiete drängten, die sie seither besiedeln. Nach dem Tod Baians schwand die Macht der Westawaren durch Angriffe der Slawen und Bulgaren. 791 und 803 wurden sie von Karl dem Großen endgültig geschlagen. Ethnisch gingen die Awaren in den Slawen und den später zugewanderten Magyaren auf. Über die Awarenstämme, die im Osten Europas geblieben waren, ist wenig bekannt. Es gibt Hinweise darauf, dass sie die Vorfahren der heutigen Kaukasus-Awaren sind. Einer ihrer größten Krieger und Patriot ist Imam Schamil, der die Völker der Kaukasusregion im 19. Jahrhundert in ihrem Freiheitskampf gegen Russland an- führte. Weiter geht es mit der Stadtgeschichte: Bis 1827 war die Stadt bis auf ein venezianisches Intermezzo fest in türkischer Hand. 1825 verlegt der legen- däre Ibrahim Pascha sogar sein Hauptquartier hierher. Von Pylos aus wurde ganz Messenien zerstört.

In der Bucht von Navarino fand am 20. Oktober 1827 eine blutige See- schlacht von weltgeschichtlicher Be- deutung statt: Die Unabhängigkeit Griechenlands wurde hier eingeleitet. Die Alliierte Flotte der Engländer, Franzosen und Russen siegte über die zahlenmäßig weitaus stärkere ägyptische und türkische Armada. An diesen Triumph erinnern eine Siegessäule auf der Platiatrion Navarchon und die verschiedenen Denkmäler auf der gegenüberliegenden Insel Sphaktiria. Auf dem Meeresgrund liegen immer noch die Wracks der türkisch-ägyptischen Flotte, Tau- chen ist deshalb mit Geräten strikt verboten und wird hart bestraft.

Reizvoll gelegen sind die Tavernen am Hafen. Dort isst man immer noch gut und preiswert. Die Fischer von Pylos liefern ihren Fisch hier fangfrisch ab. „Mezedopoleio-Ouzeri O Aetos―, eine urige Taverne direkt an der Hafenmole, unter Sonnendächern, we- nige Schritte von der Platia entfernt. Probieren soll man den leckeren Oktopusteller oder frische Kalma- re. O Platanos, traditionelles Kafenion an der Platia, das vor allem von Einheimischen besucht wird. Unter einer uralten, riesigen Platane kann man sich bei einem Tässchen „Greek Coffee― oder Nescafe Frappe entspannen. Preiswert.

5 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Neo Kastro: Welche Bedeutung Pylos einst für die türkischen Militär- strategen hatte, verrät die riesige Festung mit den sechs Basti- onen und ihrer weitläufigen Burgmauer. Sie liegt am südwestli- chen Stadtrand, an der Straße nach Methoni und ist über- raschend gut erhalten. Einen Spaziergang durch das Gelände sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Festung liegt auf dem höchsten Punkt eines Hügels. Von hier kann man die Bucht von Navarino wunderbar überblicken. Im Innenhof liegen demonstrativ zwei Kanonen, riesige Anker und etliche Ka- nonenkugeln. Die sehenswerte Kirche Metamorphosi tou Sotiriou mit zierlichem Glockenturm wird zurzeit renoviert (das war 2006!). Die Türken errichteten die Anlage im 16. Jh. nach ihrer Nieder- lage bei der Seeschlacht von Lepanto, um den südlichen Zu- gang zur Bucht kontrollieren zu können. Heute ist sie ein Ge- fängnis. Man kann aber auf den dicken Wehrmauern herumlau- fen und durch die Bastionen schlendern. In jahrelanger Arbeit mit hohem finanziellen Aufwand wurde das gesamt Kastell res- tauriert. Originell: die blau getünchte Kuppel mit einem Kron- leuchter der ehemaligen Moschee. Wer nach Methoni fährt, sollte auf das Aquädukt achten, das noch heute an der Straße zu sehen ist. Im Kastro befindet sich eine Ausstellung zum grie- chischen Freiheitskampf gegen die Türken. Portraits der wich- tigsten Freiheitskämpfer: Theodor Kolokotronis, von der Insel Spetses, die beiden Hydrioten Andre- as Miaoulis und . Landschaftsbilder, Musketen, Möbel, Porzellan aus der Zeit 1821 – 1830. Eintritt 8.30 – 15 Uhr, Kastro bis 18 Uhr, Eintritt 3 €, Rentner 2€, Beschriftung nur auf Griechisch. Archäologisches Museum: In dem Häuschen an der Odos Philellinion sind Exponate vom Neolithikum bis zur römischen Zeit ausgestellt. Das kleine Museum liegt an der Straße Richtung Methoni von der Platia kommend auf der rechten Seite. Ein- tritt 8.30 – 15 Uhr, Di – So, 2€, Rentner 1€. 5. Tag: Sonntag, 10.08.08 Pylos (Navarino) 0 NM Hafentag

Insel Sphaktiria: Im Süden der Insel ragen bis zu 90 m hohe Klippen aus dem Meer empor. S. bietet auch historische Sehens- würdigkeiten. An der Südspitze das Denkmal für den französischen Hauptmann Mallet, die im Unabhängig- keitskampf für die griechische Seite gefallen war. Auf einem ziemlich steilen Pfad erreicht man vom Mallet- Denkmal das Grab des Prinzen Paul-Marie Bonaparte, eines Neffen I., der 1827 in Spetses umge- kommen war. Weitere Mahnmale für den Philhellenen Santore die Santa Rosa und gefallenen Russen. Mitten in der Bucht liegt die winzige Insel Chelonaki, die „Schildkröte―, einst Mittelpunkt der Seeschlacht von Navarino. Hier steht ein Denkmal für englische Seeleute. Paleo Kastro (Koryphasion): Im Norden der Bucht. Die Festung stammt überwiegend aus venezianischer Zeit. Der Gipfel des Vorgebirges hat eine wechselvolle Geschichte: Vom 6. – 9. Jh. waren hier die slawischen Awaren zu Hause. 1278 bauten die Franken die Festung aus, in den folgenden Jahrhunderten herrschten Venezianer, Genuesen und Türken. Die Fundamente stammen noch teilweise aus dem 4. Jh. n. Chr. Kyklopische Mauerreste sind zu erkennen. Lagune von Gialova: Das Feuchtgebiet ist für Zugvögel der südlichste Zwischenstopp auf dem Balkan. Man konnte bereits 225 Vogelarten zählen, darunter Fischadler, Flamingos, Reiher, 34 Reptilienarten, 28 Säugetiere und 16 Fischar-

6 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida ten. Das afrikanische Chamäleon ist die markanteste Registrierung von Pylos. Die Lagune ist in das europäi- sche Programm Life Nature aufgenommen. Nestor-Grotte: Die unübersehbare Höhle (Länge 20m, Höhe 12m) liegt unterhalb vom Paleo Kastro. Hier waren der Mytholo- gie nach die Rinder des Nestor und früher die des Neleus untergebracht sein. Auch soll Herms das dem Apollon gestohlene Vieh in dieser Grotte geschlachtet haben. Die aufgehängten Tierhäute verwandelten sich dann wunderbarer Weise in Stalaktiten. Heute ist außer ein paar Fledermäusen und Ziegenkot wenig zu se- hen.

Voidokiliabucht Zum Baden lädt die sog. Ochsenbauchbucht, die sichelförmige Sandbucht von Voidokilia in der Senke zwischen dem Berg mit dem Paleo Kastro und dem nördli- cher gelegenen Hügel (hier sind sehenswerte Reste des Kuppelgrabes von Thrasimedes zu finden, dem Sohn des Nestor). An dieser traumhaften Bucht findet jeder sein Plätzchen. Ein wunderschönes, seichtes Badeparadies in ruhiger Umgebung. Palast des Nestor: Nach Mykene und Tiryns zählt der sog. Palast des Nestor zu den sehenswerten Anlagen der mykenischen Zeit. Obwohl die sonst üblichen Zyklopenmauern fehlen, bietet sich hier ein klarer und anschaulicher Grundriss der Gebäude. Leider ist noch immer nur das Hauptgebäude zugänglich. 1939 begannen Archäologen der Universität Cincinnati mit ihrer Suchaktion nach dem sagenhaften Palast des Nestor. Sie fanden sofort Freskenfragmente, Steinmauern, Töpferwa- ren, über 600 Tonscherben mit Linear-B-Schrift. Erst 1952 konnten sie die Arbeit fortsetzen. 1961/62 wurde ein schüt- zendes Dach über den zentralen Gebäuden errichtet. Öffnung täglich 8.30 – 15 Uhr, Eintritt 3€, Senioren 2€.

Wenn man der Legende Glauben schenkt, herrschte im Südwesten des Peloponnes im 13. Jh. v. Chr. Das Geschlecht der Neleiden. Unter Nestor entwickelte sich Pylos zu einer blühenden Stadt. Ihr Reichtum erlaubte es, mit 90 Schiffen auf Seiten Agamemnons am Trojanischen Krieg teilzunehmen. Nach 10 Jahren kehrt Nes- tor in sein Reich und seinen Palast zurück, wo er noch einige Jahre geherrscht und Telemach, den Sohn des Odysseus, bewirtet haben soll. Doch auch Nestor konnte ihm die Fragen nach dem Verbleib seines Vaters nicht beantworten und so reiste Telemach weiter nach Sparta zu König Menelaos. Nicht lange nach Nestors Tod muss auch das Ende seines Palas- tes gekommen sein. Zwischen 1200 und 1190 v. Chr. Wurde die Anlage von den Dorern niedergebrannt. Das Bild zeigt die Badewanne im Palast des Nestor. Chora:

7 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Das 1966 entstandene Museum widmet sich vor allem der mykenischen Kultur. In den drei schlichten Sälen des Hauses werden

Funde aus Kuppel- und Kammergräbern ausgestellt. Die prächtigsten Stücke wurden allerdings ins Athener Nationalmuseum geschafft.

Wie man sieht, ist Pylos auch für einen längeren Aufenthalt gut oder für wenigstens einen Hafentag. Von hier aber soll es „straight West― nach gehen. Daher sind wir sicher mehr mit Proviantieren beschäftigt als mit dem Besuch von Natur- und Kulturstätten. Aber man wird sehen. Die Hinweise über Ereignisse und Dinge am Weg haben lediglich Angebotscharakter und wir machen das, wozu wir gerade Lust haben! Gell!

6. Tag: Montag, 11.08.08 Pylos (Navarino)  La Valletta (Malta) Strecke NM Wir starten um 9 Uhr Richtung Insel Malta

7. Tag: Dienstag, 12.08.08 Pylos (Navarino)  La Valletta (Malta) Strecke NM Auf See

8. Tag: Mittwoch, 13.08.08 Pylos (Navarino)  La Valletta (Malta) Strecke NM Auf See

9. Tag: Donnerstag, 14.08.08 La Valletta (Malta) Strecke insgesamt 350 NM Ankunft im Hafen von Valletta 7100 Einwohner

Das ist die Flagge von La Valletta!

Rechts aus der Luft mit dem Fort St. Elmo.

Viel Zeit bleibt nicht, aber einen ersten Erkundungsgang kann man ja schon machen. Einige von uns waren ja schon hier und wissen sicher, wo’s längs geht. Aus Reiseführern, dazu ergänzende Hinweise auf den nächsten Seiten. Im Tourismusoffice können wir uns ja Informationen holen, einen Stadtplan dazu, dann sind wir gerüstet. La Valletta – wir kommen! Zur Not kann man es auch mit dem umseitigen Altstadt- plan versuchen. Der kleine Merianführer führt vom City Gate aus systematisch durch die Altstadt. Damit dürften wir die wesentlichen Valletta-Höhepunkte gesehen und erlebt haben. Ob wir allerdings nach Mdina kommen werden ist nicht sicher.

8 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida 10. Tag: Freitag, 15.08.08 La Valletta (Malta) Hafentag mit Besichtigungen

9 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Mit Lupe müsste man den roten Wegweiser erkennen können. Also los, Sherlock Holmes!

10 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Jeder Besuch Vallettas ist unvollständig ohne einen Blick von den Mauern und Bastionen auf die beiden Häfen – und ohne eine Hafenrundfahrt. Man kann sie von Sliema aus mit Ausflugsschiffen unternehmen oder von der Valletta Waterfront aus mit tra- ditionellen Boots-Taxis. Tickets für Hafenrundfahrten und andere Bootsausflüge werden in Sliema von vielen Reisebüros und ambulanten Händlern in Nähe der Anleger angeboten. Wer handelt, erzielt hier oft einen günstigeren Preis als den offiziellen. Hier ein Tipp eines Reisenden: Bei der Hafenrundfahrt haben wir uns des kleineren Anbieters Luzzu Cruises bedient. Vorteil dessen ge- genüber dem weitaus bekannteren Captain Morgan Cruises (oft Gutscheine vom Veranstalter) ist, dass er wegen des kleineren Bootes viel tiefer in die Seitenarme hineinfahren kann. Damit dauert dann die Besich- tigungstour auch eine halbe Stunde länger (1:50 Stunde) und ist zudem mit 5,50 Lm auch noch günstiger. Die Ablegezeiten sind 10.30, 13.00 und 15.30 Uhr.

Wer insbesondere Zeit für den Weg von Sliema nach Valetta sparen möchte, sollte die Fähre zwischen den beiden Orten nutzen. Sie ist mit 0,35 Lm pro Person nur unwesentlich teurer als der Bus, braucht aber nur einen Bruchteil der Zeit. Und die Überfahrt gewährt noch einen wunderschönen Blick auf Valetta vom Wasser aus. Jetzt gehen wir mit der Karte aus dem Neraida-Führer oder vom Tourist Office systematisch durch die Stadt: Argotti Botanical Gardens: Der schon 1754 auf einer Bastion der Stadtmauer angelegte Botanische Garten besitzt eine umfangreiche Kakteensammlung. Frei zugänglich. Auberge de Baviere / Palazzo Carniero: Die Ordensritter aus Bayern, Großbritannien und Polen teilten sich eine Herberge. Sie nutzten einen monu- mentalen, aber schmucklosen Bau von 1696 in dem heute ein Regierungsgebäude untergebracht ist. Auberge de Castille, Leon e Portugal: Der Palast der Ritter von der Iberischen Halbinsel. Er wurde Mitte des 18. Jhs. Stark barockisiert und ist heute Amtssitz des maltesischen Premierministers. Keine Besichtigung möglich. Auberge D’Italie: Herberge der italienischen Ordensritter. Seit 2002 Sitz der Malta Tourism Authority. Keine Innenbesichtigung. Casa Rocca Piccola: Der kleine Stadtpalast aus dem späten 16. Jh. zeigt echte maltesische Wohnkultur. Er wird zwar noch von einer einheimischen Adelsfamilie bewohnt, kann aber im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Dabei sieht man auch die unterirdischen Bunker, in denen sich die Familie bei deutschen Bombenangriffen in Si- cherheit brachte. Mo – Sa 10 – 16 Uhr, stündlich, Eintritt 6 €, Republic Street 74. City Gate: Das Stadttor am oberen Anfang der Republic Street ist ein umstrittenes Werk von 1968. Das ursprüngliche Tor aus dem 16. Jh. wurde abgerissen, da es dem Autoverkehr im Wege war. Fort St. Elmo: Die strategisch hervorragend gelegene Festung an der Spitze der Sciberras-Halbinsel überwacht die Einfahrt zu beiden Häfen Vallettas, dem Grand Harbour und dem Marsamxett Harbour. Hier stand schon eine kleine Festung, als die Ordensritter nach Malta kamen. Sie war das erste Angriffsziel der türkischen Belagerer im Jahre 1565. Danach wurde das Fort vollständig neu erbaut. Im II. Weltkrieg wehrte man von hier aus alle U-Boot- und Schnellbootangriffe der deutschen und italienischen Marine auf im Hafen liegende Schiffe erfolgreich ab. Heute ist im Fort die maltesische Freiwilligenmiliz unter- gebracht. Vor den Mauern des Forts verschließen steinerne Deckel tief in den Felsen gehauene Kornspeicher aus dem 17. Jh. Im Fort findet 29 Mal im Jahr die sehr fotogene, 40-minütige Parade In Guardia mit etwa 90 Teilnehmern in historischen Kostümen statt. Grand Masters Palace: Mitten in Valletta steht der größte Profanbau der Hauptstadt, der Palast des Großmeisters des Ordens. Seine zweigeschossige Fassade repräsentiert mit ihrer Strenge den Stil des 16. Jhs. Die hölzernen Erker an den 11 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Ecken sind jünger, die Barockportale wurden erst im 18. Jh. angefügt. Überraschend lieblich wirken die beiden großen Innenhöfe. Palastteile sind: Neptuns-Hof, Prinz-Alfred-Hof, Waffenkammer mit 5700 erhaltenen Waf- fen, Prunkgemächer des Obergeschosses, Yellow Room, Ambassador’s Room, Hall of Supreme Council, Gobelinsaal (Tapestry Chamber) mit einzigartigen Gobelins. Eintritt 5 €, täglich 10 – 16 Uhr. Eingang in der Merchants Street. Hastings Gardens: Der kleine Garten auf der St. John’s Bastion und bietet einen guten Blick über Floriana. Frei zugänglich. Pope Pius VI. Street. Lascaris War Room: Zu sehen ist u. a. der Lageraum, in dem Dwight D. Eisenhower die alliierte Invasion Siziliens befehligte. Walkman. Eintritt 4 €. Mo – Fr 9.30 – 16.30 Uhr. Lower Barraca Gardens: Im kleinen Garten auf der gleichnamigen Bastion der Stadtmauer erinnert ein dorischer Tempel an den ersten britischen Hochkommissar Maltas, Sir Alexander Ball. Schöner Blick über den Grand Harbour. Frei zugänglich. Triq Mediterran. Malta Experience: Maltas Geschichte in einer 45-minütigen Audiovisionsschau, bei der zu eindrucksvollen Toneffekten in Quad- rophonie 39 Projektoren über 3000 hervorragende Fotos auf eine Großleinwand werden. Erläuterungen über Kopfhörer. Mo – Fr 11 – 16 Uhr, stündlich, Sa – So 11, 12 und 13 Uhr. Eintritt ca. 7 €. St. Lazarus Bastion. www.themaltaexperience.com Ein Erfahrungsbericht: Die Multivisions-Show "The Malta Experience" in Valetta eignet sich hervorragend, um in 45 Minuten ei- nen ersten Einblick in die 7000 Jahre wechselhafte Geschichte Maltas zu bekommen. Man kann unter 13 Sprachen wählen und sitzt in einem klimatisierten Auditorium, im Hochsommer sicherlich sehr angenehm. Wenn man auf den Mauern gegangen ist und sie vom Wasser aus gesehen hat, kann man die Wehrhaftigkeit und die damals unglaubliche Bauleistung richtig würdigen.

National Museum of Archeology / Auberge de Provence: Im Erdgeschoss sind die Funde aus dem Neolithikum ausgestellt. Tempelmodelle, Altar von Hagar Quim, Schlafende Venus, Magna-Mater-Statue. Im Obergeschoss Exponate aus der phönizischen Zeit, Cippus-Grabstein: er ermöglichte es erstmals das phönizische Alphabet zu verstehen. Eintritt 3 €, Englisch geführte Touren, Di und Do 10 und 14 Uhr (2,5 €). National Museum of Fine Arts: Maltas Gemälde- und Kunstgalerie. Eintritt 2,50€. National War Museum: In einem Vorwerk des Forts St. Elmo. Militärgeschichte des 19. und 20. Jhs. Eintritt 2,50 €. Our Lady of Mount Carmel: Die 42 m hohe Kuppel prägt die Silhouette der Stadt vom Hafen von Marsamxett. Täglich 9 – 19 Uhr. St. John’s Co-Cathedral: Hauptkirche des Johanniterordens, eindrucksvollste Kirche Vallettas. Am außergewöhnlichsten ist der Boden der Kirche. Er ist mit 375 Grabplatten bedeckt unter denen Ordensritter beigesetzt sind. Der St. John’s Ca- thedral ist ein Museum angeschlossen. Es besitzt 28 Gobelins. Sie entstanden zwischen 1697 und 1700 in der Hofweberei Ludwigs XIV. nach Vorlagen von Peter Paul Rubens und Nicolas Poussin. Mo – Fr, 9.30 – 12.30; 13.30 – 16.30, Eintritt 2,50 €. Upper Barracca Gardens: Vallettas schönste Parkanlage, liegt auf dem höchsten Punkt der Stadtmauer und gewährt einen grandiosen Blick über den Grand Harbour und die tiefer gelegenen Teile der Stadt. Frei zugänglich, Castille Square.

Essen und Trinken: Die traditionelle maltesische Küche ist nicht immer leicht zu finden. In den Hotels dominiert die internationale Küche mit starken britischen Einflüssen.

12 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Neben Pizza, Pasta, Fish & Chips kann man in einigen Restaurants auch die maltesische Küche probieren, die stark von Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei beeinflusst ist.

Die Spezialität der Inselrepublik ist Kaninchen mit Knoblauch und Rotwein - haben wir leider nicht probiert, da es uns zu teuer war. Zum Mittag haben wir uns oft kleine maltesische Snacks und Leckereien gegönnt, wie z.B. Pastizzi (kleine Blätterteigtaschen, wahlweise gefüllt mit gepfeffertem Ricotta-Käse oder zerdrückten Erbsen) oder Qassatat (kleine Teigtörtchen wahlweise gefüllt mit Ricotta-Käse, Fleisch, zerdrückten Erbsen oder Spinat mit Thun- fisch). Beides sollte man nach Möglichkeit warm genießen. Für uns unbekannt und gewöhnungsbedürftig ist das alkoholfreie Kinnie - das heimliche Nationalgetränk der Malteser. Sein Aroma ist bittersüß und überzeugt nicht unbedingt jeden. Malteser sind echte Schleckermäuler, die es ordentlich süß mögen. Desserts, Kuchen und andere Leckereien gibt es in Hülle und Fülle. Avenue: Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, 300 Plätze, Mo – Sa 12 – 14.30 und 18 – 23.30 Uhr. Gort Street, Pace- ville. Cordina: Das traditionsreichste Cafe der Inselhauptstadt.Täglich 8.30 – 20 Uhr. Republic Street, Valletta. Luciano: Einfaches Restaurant mit guter Küche. Täglich 11.30 – 14.30 Uhr. Fr / Sa auch 18.30 – 22 Uhr. Merchants Street / Ecke St. John Street, Valletta. Sa Paolo: Modernes Familienrestaurant im Marktviertel der Stadt. Mo – Sa 9 – 16 Uhr. St. Paul’s Street 249, Valletta. Tourist Info Office: City Gates Arcades, direkt neben dem City Gate.

Unterwegs auf den Inseln (Erfahrungsbericht) Eine Alternative zum Bus ist der Mietwagen. Für die Erkundung von Maltas Süden kann ein Mietwagen sinnvoll sein. Man kann damit an einem Tag mehr besichtigen und der Verkehr ist auch etwas ruhiger. Wir haben eine Fahrt nach Hagar Qim / MnaJdra geplant.

Was man sonst noch wissen sollte (Erfahrungsbericht)

Wie in anderen Mittelmeerländern auch, gibt es auf Malta die Siesta (ca. 13-16 Uhr), die für uns Mitteleuro- päer gewöhnungsbedürftig ist. Museen und andere Sehenswürdigkeiten sind in der Regel durchgängig geöffnet, wo bei in der Sommersaison die Öffnungszeiten stärker eingeschränkt sind. Zu empfehlen ist die Mitnahme eines 3-poligen Adaptersteckers wie in Großbritannien, sonst kann es mit der Stromversor- gung schwierig werden. In unserem Hotel gab es ausnahmsweise auch eine zweipolige Steckdose mit 240 V, so dass wir unseren Adapter gar nicht benötigten.

Ziele in der Umgebung

Das Hypogäum ist das erstaunlichste Bauwerk Maltas. Es ist die einzige vollständig erhaltene Kultstätte aus der Jungsteinzeit (vor 5000 Jahren). Es ist in die Erde hineingebaut. Wir werden es nicht besuchen, weil der Zugang sehr schwierig ist: Nur 70 Besucher pro Tag

Der Tempel Hagar Qim befindet sich auf einer Anhöhe über dem Meer. Die hochaufragenden Megalithen sind vom Mnajdra Tempel aus sichtbar, der unterhalb von Hagar Qim 13 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida näher an der Küste liegt. Hagar Qim wurde bereits 1647 von G.F. Abela erwähnt. 1839 veranlasste der Gou- verneur von Malta, H. Bouverie, die Freilegung der Stätte. A.A. Caruana führte 1885 die Ausgrabungen weiter. Sir Themistocles Zammit und T.E. Peet nahmen 1909 die Ausgrabungsarbeiten wieder auf. Zwischen 1947 und 1950 wurde vom Direktor des Museums, J.G. Baldacchino, ein Restaurierungs- und Konservierungspro- gramm durchgeführt. Im Zuge dieses Programmes wurden einige Mega- lithen mit Zement überkappt und ausgebessert. Die Fassade wurde zum Teil rekonstruiert. Diese Arbei- ten brachten vier Statuetten zum Vorschein, bei denen die Köpfe fehlten. Die Tempelanlage von Hagar Qim besteht aus vier separaten Gebäuden (bei einem läßt sich der Grundriß nicht feststellen). Der Plan des Hauptgebäudes entspricht nicht den anderen maltesischen Tempeln. Die zentrale Apsis wurde nach Südwesten hin ausgedehnt und bildet weitere "Räume" und Flächen. Die Stätte war wäh- rend der gesamten Tempelperiode in Benutzung, wobei zwischen 3600 und 2500 v. Chr. viele Verän- derungen and Anbauten durchgeführt wurden. Gegenüber den Tempelbauten liegt inmitten eines kleinen, von Inhaberin Jane liebevoll gestalteten Gartens das bei Einheimischen sehr beliebte Restaurant Hagar Qim. Die Tempelanlage der Mnajdra liegt am Fuße der Anhöhe, auf der sich der Tempel von Hagar Qim befindet. Die Mnajdra wurde erstmalig 1840 von C. Lenormant frei- gelegt. 1910 führte T. Ashby Ausgrabungsarbeiten an noch intakten Stellen durch. Die Restaurierungs- und Konservie- rungsarbeiten, die das Archäologische Museum zwischen 1952 und 1954 durchführen ließ, brachten weitere Gebäu- destrukturen zu Tage. Der kleine Tempel steht am Anfang der Baugeschichte. Der mittlere Temple wurde als letzter errichtet. Die Tempelanlage wird auf 3600 bis 2500 v. Chr. datiert.

14 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

11. Tag: Samstag, 16.08.08 La Valletta (Malta)  Porto Empedocle (Sizilien) Strecke 95 NM 17.000 Einwohner. Der Hafen wird durch eine Mole aus Trümmern antiker Tempel geschützt.

Wir nehmen Kurs auf Sizilien, unser gro- ßes Ziel dieser Reise! Historische Karte Siziliens von Willem Janszoon Blaeu (1571-1638)

Hier dank Lackis ein Google-Blick von oben auf unsere geplante Reiseroute! Vorweg aber auch ein Blick in die Geschichte der Insel von den Anfängen bis zur Jetztzeit.

15 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Geschichte Siziliens

Die zentrale Lage Siziliens im Mittelmeer hat die wechselhafte Geschichte dieser Insel geprägt.

Als Stützpunkte für Seefahrt und Handel hatten die Städte Siziliens stets eine große Bedeutung. Immer wieder haben sich deshalb neue Eroberer der Insel bemächtigt, sind geblieben und haben sich mit der bereits ansäs- sigen Bevölkerung vermischt und ihre Spuren in der Kultur Siziliens hinter- lassen. Nur selten war die Insel politisch selbständig, zumeist wurde sie von Reichen oder Staaten beherrscht, die ihr politisches Zentrum anderswo hat- ten.

Vor- und Frühgeschichte

Imitation der Ritzzeichnungen der Grotte von Addaura

Verglichen mit Kontinentaleuropa wurde Sizilien relativ spät besiedelt, die ältesten Funde stammen aus dem frühen Jungpaläolithikum um etwa 35.000 v. Chr. Die Menschen dieser Zeit lebten als Jäger und Sammler und hinter- ließen Spuren in natürlichen Grotten und Felsnischen. Zu ihren bedeutends- ten Hinterlassenschaften gehören die Höhlenmalereien und Ritzzeichnungen in der Grotta del Genovese auf der Insel Levanzo und in der Grotta d’Addaura im Monte Pellegrino bei . Die Funde aus der Altsteinzeit konzentrieren sich im Nordwesten Siziliens zwischen Palermo und Trapani sowie auf den Südosten um Syrakus.

Zu Beginn der Jungsteinzeit erfolgte der Zuzug einer Bevölkerung mit sesshafter Lebensweise, Ackerbau und Viehhaltung. Durch die Nutzung der Keramik lassen sich nun die verschiedenen Kulturen voneinander ab- grenzen.

Die ältesten jungsteinzeitlichen Funde auf Sizilien (5. – 4. Jahrtausend v. Chr.) stammen aus der Nähe von Stentinello nordöstlich von Syrakus. Daher hat die auf Sizilien verbreitete Untergruppe der Cardial- oder Impressokultur den Namen „Stentinello-Kultur―. Ihre Keramiken sind mit Ritzmustern dekoriert. Die Steingeräte waren meist aus dem schwer zu bearbeitenden Obsidian gefertigt. Ihre Siedlungen waren von Wällen und Gräben umgeben.

Eine Gruppe von Angehörigen der Stentinello-Kultur wanderte etwa im 6. Jahrtausend v. Chr. nach Malta aus und begründete die maltesische Kultur.

Etwa zeitgleich mit der Stentinello-Kultur entstand auf den Liparischen Inseln die Serra-d’Alto-Kultur. Ihre Keramikgefäße waren mit farbigen Spiral-, Mäander- und Zickzackmustern bemalt.

Weitere Einwanderungswellen brachten die Metallverarbeitung (zunächst in Form von Kupfer) nach Sizilien. Zunehmende Spezialisierung machte eine Arbeitsteilung notwendig, so dass sich bestimmte Berufszweige bildeten und neue wirtschaftliche Tätigkeiten und Zentren entstanden.

Die älteste bekannte Kultur der sizilianischen Kupferzeit ist die Conca-d’Oro-Kultur aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., die im Nordwesten der Insel ansässig war. Ihre Keramiken waren mit einfachen Linien und Punktreihen verziert. Zu dieser Zeit gelangten auch Glockenbecher nach Westsizilien.

Es folgte die bronzezeitliche Kultur von Castellucio im Südosten der Insel und von Capo Graziano auf den Liparischen Inseln, etwas später die Thapsos-Kultur. Diese bronzezeitlichen Kulturen Siziliens aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. sind überwiegend durch Gräberfunde bekannt. Sie bildeten erstmals eigenständig „sizilia- nische― Kulturen heraus, die sich von den umgebenden unterschieden. 16 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Die ältesten geschichtlichen Bewohner Siziliens waren die Sikaner. Sie waren vermutlich nordafrikanischen oder iberischen Ursprungs und siedelten in befestigten Dörfern. Ihr Siedlungszentrum war Sant’Angelo Mu- xaro in der Nähe von Agrigent.

Der Sage nach soll Daidalos dort nach seiner Flucht von Kreta für den Sikanerkönig Kokalos die Burganlage von Kamikos und andere prächtige Bauwerke errichtet haben.

Gegen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. wurden sie von den vermutlich vom italienischen Festland aus einge- wanderten Sikelern, von denen der Name „Sizilien― hergeleitet ist, nach Westen verdrängt. Gleichzeitig siedel- ten sich im Nordwesten die Elymer an, die vermutlich aus Kleinasien stammten. Ihre wichtigsten Städte waren Eryx, Segesta und Entella.

Besiedlung durch Phöniker, Griechen und Karthager

Gründungen auf Sizilien und ihre Mutterstädte

Im 9. Jahrhundert v. Chr. begannen die Phöniker, Handelsniederlassungen an der Westküste Siziliens zu er- richten. Die bekanntesten unter ihnen waren Motya (Mozia) und Panormos (Palermo). Da die Phöniker ledig- lich Handelsinteressen verfolgten und kein neues Land zu besiedeln suchten, war der Kontakt zu den benach- barten Sikanern und Elymern überwiegend friedlich. Allerdings lockte der Wohlstand der Handelsniederlas- sungen auch Räuber und Piraten an. Gegen deren Überfälle sicherten sich die Phöniker durch Wahl gut zu verteidigender Orte (z.B. Motye auf einer Halbinsel) und durch Befestigung ihrer Siedlungen.

Mit der Gründung von Naxos durch ionische Siedler aus Chalkis auf Euböa begann 735 v. Chr. die Griechi- sche Kolonisation auf Sizilien. Ein Jahr später wurde Syrakusai (Syrakus) von dorischen Siedlern aus Korinth gegründet. Es folgten mit Zankle (Messina) (730 v. Chr.), Katane (Catania) und Leontinoi (Lentini) (beide 729 v. Chr.) weitere Gründungen durch Ionier aus Chalkis, mit Megara Hyblaia (729 v. Chr.) durch Dorier aus Megara und mit Gela (688 v. Chr.) durch Dorier von Rhodos und Kreta.

17 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Diese griechischen Siedlungen waren nicht in dem Sinne Kolonien, dass sie von der Mutterstadt abhängige Gebiete waren. Jede Siedlung bildete eine eigenständige, von der Mutterstadt unabhängige Polis mit einem wirtschaftlich genutzten Umland (Chora), aus dem sie sich selbst versorgte. Vielleicht gerade daher waren die Beziehungen zwischen den sizilianischen Gründungen und ihren Mutterstädten in der Regel gut, und man half sich gegenseitig.

Im Gegensatz zu den Phönikern kamen die Griechen nach Sizilien, um hier Land zu erwerben und einen neu- en Lebensraum zu finden. Diese Landnahme ging natürlich nur auf Kosten der vorherigen Bewohner, der Sikeler. Allerdings war das Verhältnis zwischen den ursprünglichen Bewohnern und den Zuwanderern an- scheinend sehr unterschiedlich. In den ionischen Siedlungen lebten den archäologischen Funden nach Grie- chen und Sikeler zunächst gemeinsam und hatten gute Handelsbeziehungen zueinander. Dabei nahmen die Sikeler auch griechische Bräuche und Lebensweisen an und wurden zu einem gewissen Maß hellenisiert. Erst allmählich wurden die Sikeler immer mehr zurückgedrängt.

In den dorischen Siedlungen war das anders. In Syrakus unterwarfen die griechischen Siedler die in jener Gegend ansässigen Sikeler gleich zu Beginn. In Gela wurden die Siedler von den die Gründung umgebenden Bergen vertrieben. Dort wurden stattdessen Festungen zur Verteidigung Gelas gegründet.

In einer zweiten Siedlungswelle gründeten Auswanderer aus sizilischen Städten ihrerseits weitere Tochter- städte. So wurde Himera 648 v. Chr. gemeinsam durch Einwohner von Zankle und Syrakusai gegründet, Selinus (Selinunt) 628 v. Chr. durch Einwohner von Megara Hyblaia, Kamarina 589 v. Chr. durch Einwohner von Syrakusai, und Akragas (Agrigent) 582 v. Chr. durch Einwohner von Gela. Während die Griechen bisher nur Kontakt zu den Sikelern hatten, kamen sie nun auch in das Gebiet der Sikaner und Elymer und in die Nä- he der phönizischen Siedlungen.

Als das phönizische Mutterland im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Persern erobert wurde, gewannen die Phö- niker Nordafrikas, die Punier, an Bedeutung. Zur führenden Stadt der Punier entwickelte sich Karthago. An- ders als die frühen Phöniker verfolgten die Karthager oder Punier auf Sizilien auch das Interesse, Land zu gewinnen, was zu Konflikten mit den ursprünglichen Bewohnern und zunehmend auch mit den zugewanderten Griechen führte.

Archaische Zeit Metopen des Tempels C von Selinunt (570-560 v. Chr.)

Die griechischen Siedlungen auf Sizilien bildeten keine poli- tische Einheit, sondern waren wie ihre Mutterstädte in Grie- chenland unabhängige Stadtstaaten (Poleis). Ein solcher Stadtstaat bestand aus der eigentlichen Stadt und dem Umland, das landwirtschaftlich genutzt wurde und zur Ver- sorgung der Stadtbewohner diente. Wie die ursprüngliche Landverteilung unter den Siedlern erfolgte, ist nicht bekannt. Jedenfalls hatte sich bis Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. der Landbesitz größtenteils in der Hand weniger Familien konzentriert, die als Aristokratie auch die größte politische Macht besaßen. Die sozialen Unterschiede inner- halb einer Polis führte immer wieder zu Unruhen, was einzelne Personen nutzen konnten, um an die Macht zu gelangen und sich zum Alleinherrscher (Tyrann) zu machen.

Eingeführt wurde die Institution der Tyrannis auf Sizilien durch Panaitios, der ca. 600 v. Chr. in Leontinoi mit Unterstützung der ärmeren Bürger an die Macht gelangte. Tyrannis bedeutete zunächst lediglich sachlich- neutral eine uneingeschränkter Macht des Herrschers, bekam aber bald den negativen Beiklang skrupelloser Machtausübung. Ein Repräsentant dieser Art von Tyrann war Phalaris von Akragas, dessen Grausamkeit

18 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida sprichwörtlich war. Durch Unterschlagung von Geld, das für einen Tempelbau bestimmt war, warb er Söldner an und riss ca. 570 v. Chr. in einem Staatsstreich die Macht an sich.

Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten bekannten Tempel Siziliens. 575 v. Chr. wurde der Apollotempel von Syrakus errichtet, ca. 570–560 v. Chr. der Tempel C auf der Akropolis von Selinunt.

Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. begannen einzelne Tyrannen, ihren Machtbereich zu erweitern. Hippokrates von Gela zog mit seinen berittenen Truppen über die Berge in chalkidisches Siedlungsgebiet und eroberte Naxos, Zankle und Leontinoi, wo er ihm ergebene Tyrannen einsetzte. Die geplante Eroberung von Syrakus gelang ihm jedoch nicht, da er über keine Flotte verfügte. Durch Verhandlungen unter der Vermittlung von Korinth erhielt er stattdessen Kamarina zugesprochen.

Nach dem Tod des Hippokrates 491 v. Chr. wurde Gelon, der Kommandeur der Reiterei des Hippokrates, Tyrann von Gela. Bei einer Revolution in Syrakus wurde er zu Hilfe gerufen und nutzte die Gelegenheit, auch dort zum Alleinherrscher zu werden. Gelon konzentrierte sich nun auf Syrakus und vertraute Gela seinem Bruder Hieron an. Um Syrakus zu stärken und seine Macht dort zu sichern, ließ er die Hälfte der Einwohner Gelas dorthin umsiedeln. Er verstärkte die Flotte und das Heer und wurde somit bald zum mächtigsten Herr- scher der griechischen Welt. Gelons Schwiegervater Theron, Tyrann von Akragas, vertrieb 483 den Herrscher Terillos aus Himera und übernahm dort die Macht. Terillos tat nun, was nach ihm noch mehrmals Herrscher Siziliens taten: Wenn sie sich gegen ihre Konkurrenten auf der Insel nicht durchsetzen konnten, riefen sie ausländische Mächte zu Hilfe, was immer wieder zu Invasionen Siziliens führte. Terillos bat die Karthager um Hilfe, die daraufhin eine große Streitmacht ausrüsteten und 480 v. Chr. in Panormos landeten und gegen Hi- mera marschierten. Gelon kam Theron zu Hilfe und schlug die Karthager in der Schlacht bei Himera vernich- tend. Hamilkar, der Sufet von Karthago, wurde getötet, und Tausende Karthager wurden als Sklaven gefan- gengenommen.

Klassische Zeit

Concordiatempel, Agrigent (430 v. Chr.)

Durch die in der Schlacht bei Himera gewonnene Kriegsbeute, die als Sklaven arbeitenden Kriegsgefangenen und die Reparationen, die Karthago zu zahlen hatte, stieg der Reichtum der griechischen Städte Siziliens beträchtlich. Es entstanden auch neue, repräsen- tative Tempel. So ließ Gelon in Syrakus den Tempel der Athene auf der Insel Ortygia und die Tempel der Demeter und der Persephone im neuen Stadtviertel Neapolis auf dem Festland errichten, Theron in Akragas den Tempel des olympischen Zeus und beide gemeinsam in Hi- mera einen dorischen Tempel als Siegestempel.

Als Gelon (478 v. Chr.) starb, wurde sein Bruder Hieron als Hieron I. Tyrann von Syrakus. Hieron war ein För- derer der Künste und zog Dichter wie Aischylos und Pindar an seinen Hof. Nach seinem Tod 467 v. Chr. wur- de sein Bruder Thrasybulos sein Nachfolger. Er wurde jedoch bald durch das Volk vertrieben, und so wurde Syrakus zur Demokratie. Dieser Entwicklung folgten bald alle Städte Siziliens nach. So endete die Zeit der sogenannten „Älteren Tyrannis―, die einerseits durch Zerstörung von Städten, Massenverbannungen und - umsiedlungen und ungezählte Tote viel Leid angerichtet, andererseits den Städten Siziliens auch einen wirt- schaftlichen Aufschwung und Wohlstand beschert hatte.

Das politische System in Syrakus ähnelte dem in Athen. Die höchste Institution war die Volksversammlung (Ekklesia), die über Gesetze, Außenpolitik und Militärfragen entschied und die Staatsbeamten und einen Rat (Bulé) bestimmte, der die Volksversammlungen vorzubereiten hatte. Anders als in Athen wurden die Beamten und der Rat aber nicht durch das Los bestimmt, sondern gewählt. Zur Volksversammlung gehörten jedoch nur die Vollbürger einer Stadt, die in der Regel eine Minderheit waren. Sklaven, Frauen und fremde Stadtbewoh- 19 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida ner ohne Bürgerrecht waren ausgeschlossen. So kam es z. B. in Syrakus zu einem offenen Konflikt mit den von Gelon angesiedelten Söldnern, die aber schließlich vertrieben wurden.

Auch in der Demokratie waren die Standesunterschiede nicht aufgehoben. Die maßgebenden Führer ent- stammten in der Regel weiterhin einer wohlhabenden Elite. Außerdem war die griechische Gesellschaft stark patriarchalisch geprägt. Die Frau hatte im Haus eine führende Rolle, in der Öffentlichkeit trat sie nicht als ei- genständige Persönlichkeit auf, sondern als Begleiterin ihres Mannes.

In den Anfang der demokratischen Zeit fällt der Aufstand der Sikeler gegen die griechische Vormachtstellung. Duketios, ein Führer der Sikeler, griff griechische Städte im Landesinneren an, z. B. Morgantina, und zerstörte sie. 450 v. Chr. griff er von Agrigent beherrschtes Gebiet an, konnte aber bald darauf besiegt werden. Syrakus unterwarf sich nun das Landesinnere Siziliens, wodurch es seine Vormachtstellung unter den Städten Siziliens weiter ausbaute.

Die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. war wieder eine Zeit des Wohlstands und der kulturellen Blüte, in der auch wieder viele Tempel errichtet wurden wie z. B. einige der gut erhaltenen Tempel von Akragas. Da die sizilianischen Tempel nicht auf die lange Tradition der Götterverehrung zurückblicken konnten, wie das bei den griechischen Heiligtümern der Fall war, versuchten sie dies durch Größe und Prachtentfaltung auszuglei- chen. Der aus dieser Zeit stammende „Concordiatempel― im Tal der Tempel von Akragas zählt zu den am besten erhaltenen griechischen Tempeln überhaupt.

Latomien von Syrakus

Der Wohlstand war nur dadurch möglich, dass ein Großteil der Arbeit von Sklaven verrichtet wurde. Nicht nur Kriegsgefange- ne wurden zu Sklaven gemacht, oft wurden auch Griechen als Sklaven verkauft. Am schlechtesten ging es dabei den Staats- sklaven, die unter menschenunwürdigen Bedingungen in Bergwerken und Steinbrüchen (Latomien) arbeiten mussten. Privatsklaven waren zwar auch unfrei und von der Politik aus- geschlossen, hatten jedoch ein besseres Leben und eine leich- tere Arbeit und waren so oft besser gestellt als freie Tagelöhner. Sie arbeiteten in der Regel in der Landwirt- schaft ihrer Herren.

Gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. brachen zunehmend Streitigkeiten zwischen den griechischen Städ- ten Siziliens aus, in die auch Athen hineingezogen wurde, das mit einer Reihe von Städten Freundschaftsver- träge geschlossen hatte. Als Leontinoi 427 v. Chr. von Syrakus angegriffen wurde, kam Athen ihm mit einer Streitmacht zu Hilfe, bis 424 v. Chr. Frieden geschlossen wurde.

Kurz darauf kam es zu einem Krieg zwischen Selinunt und Segesta. Selinunt wurde von Syrakus unterstützt, und Segesta wandte sich an Karthago um Hilfe. Als es von dort keine Antwort erhielt, bat es Athen um Hilfe. Da Syrakus mit seiner Mutterstadt Korinth im Peloponnesischen Krieg auf der Seite Spartas stand, sah Athen darin eine Möglichkeit, seinem Gegner in den Rücken zu fallen. Das führte 415 v. Chr. zu der Sizilischen Ex- pedition, die 413 v. Chr. mit einer vernichtenden Niederlage der Athener endete. 7000 Athener wurden gefan- gen genommen und mussten in den Steinbrüchen von Syrakus arbeiten.

Wenig später flammte der Krieg zwischen Selinunt und Segesta wieder auf. Diesmal folgte Karthago dem Ruf Segestas. 409 v. Chr. wurde Selinunt zerstört. Die Karthager drangen weiter auf der Insel vor und eroberten und zerstörten noch im selben Jahr Himera, danach 406 v. Chr. Agrigent und 405 v. Chr. Gela.

In Syrakus ließen die Unruhen im Gefolge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Athen und Karthago die Staatsform der Tyrannis wiederaufleben, die als Abgrenzung zu der 100 Jahre früheren Epoche als „Jün- 20 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida gere Tyrannis― bezeichnet wird. Dionysios I. gelang es mit seinen demagogischen Fähigkeiten, die ärmeren Schichten für sich zu gewinnen und so 405 v. Chr. die Alleinherrschaft zu erringen. Dionysius schloss einen Vertrag mit Karthago, in dem er die Oberherrschaft Karthagos über die phönizischen, elymischen und sikani- schen Gebiete anerkannte. Die Griechen durften in ihre zerstörten Städte zurückkehren, allerdings unter der Bedingung, sie nicht mehr zu befestigen und Karthago Tribut zu zahlen.

Dionysios suchte seine Macht nach innen und außen zu festigen. Jede Art der Teilhabe des Volks an der Poli- tik wurde abgeschafft, die Bürger waren künftig nur noch Untertanen. Im Heer setzte er verstärkt Söldner ein und änderte die Kommandostruktur, wobei er die oberen Stellen mit Verwandten und persönlichen Vertrauten besetzte. Etwa 404 v. Chr. bis 402 v. Chr. begann er, sikelische Städte anzugreifen. Danach eroberte er Ka- tane und Naxos und siedelte die Bewohner Leontinois nach Syrakus um. Den Ausbruch einer Seuche unter den Karthagern nutzte er 396 v. Chr., um ihnen eine vernichtende Niederlage beizubringen. Dadurch wurde er Herr über fast ganz Sizilien und einer der mächtigsten Männer der griechischen Welt. Als die Karthager Teile ihrer ursprünglichen Herrschaft auf Sizilien zurückerobert hatten, schloss Dionysios mit ihnen Friedensver- träge, die ihm einen großen Teil seiner Herrschaft sicherten.

Zwischen seinem Nachfolger Dionysios II. und seinem Schwiegersohn Dion kam es zum Streit, und Dion floh nach Athen, wo er von Platon in der Tugendlehre unterwiesen wurde. Als Dionysios die Güter Dions beschlag- nahmte, kehrte dieser 357 v. Chr. mit angeworbenen Soldaten nach Sizilien zurück und wurde von der Stadt Syrakus freundlich empfangen. Nach der Ermordung Dions 354 v. Chr. und einer Zeit der Anarchie erlangte Dionysios II. im Jahre 346 v. Chr. wieder die Macht in Syrakus, wurde aber 344 v. Chr. endgültig gestürzt, als die zu Hilfe gerufenen Korinther den General Timoleon nach Sizilien entsandten.

Timoleon entmachtete auch einige kleinere Tyrannen und setzte wieder demokratische Ordnungen ein. 340 v. Chr. besiegte er die Karthager in der Schlacht am Krimisos und schränkte ihren Herrschaftsbereich auf West- sizilien ein. Daraufhin holte er Einwanderer aus Italien und Griechenland nach Sizilien und machte die alten Städte wie Gela und Agrigent, die nur noch unbedeutende Dörfer waren, wieder zu wohlhabenden Stadt- staaten. Nach der Abdankung Timoleons 337 oder 336 v. Chr. brachen jedoch wieder soziale Unruhen aus, und Sizilien versank in Anarchie.

Hellenistische Zeit Belagerung von Syrakus durch die Römer (frühneuzeitliche Darstellung)

317 v. r. konnte Agathokles, der als Verteidiger der einfachen Leute gegen die Aristokraten auftrat, bei einem blutigen Aufstand, der mehrere Tausend Men- schenleben forderte, die Macht ergreifen.

Während die Karthager mit dem Status quo des Kräftegleichgewichts auf Sizilien zufrieden waren, versuchte Agathokles, sich ein Großreich aufzubauen. Diese Expansionspolitik führte zu einem Krieg mit Karthago. In der Schlacht am Himeras wurde Agathokles besiegt und nach Syrakus zurückgedrängt. Daraufhin entschloss er sich, Karthago in Afrika anzugreifen, schloss aber 306 v. Chr. Frieden mit den Karthagern. Da- nach konnte er schnell den nicht von Karthago beanspruchten Teil Siziliens unter seine Kontrolle bringen.

In Griechenland hatten das makedonische Königreich und seine Nachfolgerstaaten, die Diadochenreiche, das System der Stadtstaaten (Poleis) abgelöst. Um mit den neuen Monarchen mithalten zu können, nahm Aga- thokles den Titel „König von Sizilien― an. Sizilien war jedoch alles andere als ein geeintes Königreich und ver- fiel nach dem Tod des Agathokles 289 v. Chr. wieder in Unruhen und Anarchie.

Von Syrakus gegen Karthago zu Hilfe gerufen, nutzte König Pyrrhos die Situation, setzte 278 v. Chr. nach Sizilien über und unterwarf fast die gesamte Insel. 276 v. Chr. musste er jedoch nach Italien zurückkehren, wo er bald darauf von den Römern besiegt wurde. 21 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida In Syrakus ergriff daraufhin Hieron, ein Gefolgsmann des Pyrrhos, die Macht. Er verständigte sich mit Kar- thago und wurde als Hieron II. König eines ostsizilischen Reichs, dessen Hauptstadt Syrakus war. Hieron ver- zichtete darauf, seinen Herrschaftsbereich gewaltsam zu vergrößern, und konzentrierte sich stattdessen auf die innere Verwaltung seines Reichs und auf die Förderung des Handels, besonders den Export von Getreide.

Nachdem Hieron im ersten Punischen Krieg zunächst auf der Seite Karthagos gekämpft hatte, schloss er 263 v. Chr. Frieden mit den Römern. Den Römern gelang es im Verlauf dieses Krieges, die Karthager von Sizilien zu vertreiben. Die eroberten Ortschaften (z. B. 261 v. Chr. Akragas, 250 v. Chr. Panormos und Selinunt) wur- den zerstört und ihre Einwohner als Sklaven verkauft. So war am Ende des ersten Punischen Kriegs ganz Sizilien außer dem Herrschaftsbereich Hierons römisches Gebiet.

Im zweiten Punischen Krieg unterstützte Hieron die Römer durch Versorgungslieferungen. Als Syrakus nach dem Tod Hierons 215 v. Chr. eine antirömische Haltung einnahm, wurde die Stadt durch die Römer belagert. Von Archimedes entwickelte Wurfmaschinen und Katapulte halfen, die Stadt zu verteidigen. Archimedes soll auch mit Brennspiegeln die Segel angreifender Schiffe in Brand gesteckt haben. 212 v. Chr. wurde Syrakus von den Römern eingenommen, dabei fand auch Archimedes den Tod.

Sizilien als römische Provinz Frigidarium der Villa Romana del Casale

Sizilien stand nunmehr unter römischer Herrschaft. Anders als bei den frühe- ren Eroberungen Roms, bei denen mit den besiegten Stämmen Bündnisse geschlossen oder ihnen eine Art Halbbürgerrecht gewährt worden waren, war Sizilien kein verbündetes Gebiet, sondern eroberter Besitz, und musste dem- entsprechend anders verwaltet werden. So wurde Sizilien die erste römische Provinz. An der Spitze der Verwaltung stand ein Statthalter (Praetor). Als oberste Finanzbeamte waren zwei Quästoren eingesetzt, denen die Steuereintreiber unterstanden. Die lokale Verwaltung überließen die Römer in der Regel den Sizilianern.

Der wichtigste Teil der Abgaben, die Sizilien an Rom zu leisten hatte, bestand aus dem Zehnten der Getreide- ernte. Dadurch wurde Sizilien zum wichtigsten Getreidelieferanten des römischen Reiches. Weitere Abgaben wurden auf andere Produkte erhoben wie z. B. Obst, Gemüse, Oliven und Wein und eine Bargeldsteuer auf Weideflächen. Da diese Abgaben in das ferne Rom transportiert wurden, also nicht der lokalen Bevölkerung zugute kamen, mussten zur Finanzierung lokaler Aufgaben zusätzlich lokale Steuern erhoben werden.

Ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen war von einer kleinen Gruppe wohlhabender Grundbesitzer ge- pachtet. Diese ließen in der Regel durch Sklaven das Land bewirtschaften und das Vieh hüten. Daneben gab es aber auch zahlreiche Kleinbauern, die kleine Flächen selber bewirtschafteten. Auch wenn die Abgaben wesentlich höher waren als früher, bot das Leben durch den Wegfall der ständigen Kriege zwischen den un- abhängigen Städten oder zwischen Griechen und anderen Völkern insgesamt eine größere Sicherheit. Auch wurde die Infrastruktur (z. B. Straßen) verbessert, was dem Handel zugute kam.

Im 2. Jahrhundert v. Chr. erlebte der Sklavenhandel einen regen Aufschwung. So kamen auch viele neue Sklaven nach Sizilien. Das Elend dieser Sklaven führte zu den beiden sizilischen Sklavenkriegen. Im ersten Sklavenkrieg (ca. 136–132 v. Chr.) gelang es den Sklaven unter ihrem Führer Eunus, einem syrischen Skla- ven, der sich nach dem Vorbild seleukidischer Herrscher „König Antiochus― nannte, mehrere Städte wie Mor- gantina und Taormina und einen großen Teil Innersiziliens unter ihre Kontrolle zu bringen, bevor sie von römi- schen Truppen besiegt wurden. Tausende Aufständische wurden hingerichtet. Der zweite Sklavenkrieg (104– 101 v. Chr.) brach aus, als der Statthalter eine vom Senat verfügte Freilassung bestimmter Sklaven abbrach. Diesmal konnten die Sklaven unter ihren Führern Salvius, der sich König Tryphon nannte, und Athenion weni- ger Erfolge erzielen, da die Römer besser vorbereitet waren, und wurden schließlich besiegt.

22 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Nach der Ermordung Gaius Iulius Caesars geriet Sizilien in den Bürgerkrieg zwischen den Verschwörern und dem zweiten Triumvirat. Sextus Pompeius, ein Sohn des Gnaeus Pompeius Magnus, hatte die Insel unter seine Kontrolle gebracht und die Getreidelieferungen nach Rom eingestellt. Er bedrohte auch die Nachschub- wege der Armeen der Triumvirn. Nachdem die Flotte Octavians 36 v. Chr. Sextus Pompeius in den zwei See- schlachten von Mylae und Naulochoi besiegt hatte, legte er Sizilien hohe Reparationszahlungen auf und be- strafte die Städte, die ihm Widerstand geleistet hatten. So wurde beispielsweise die gesamte Bevölkerung Taorminas deportiert. Augustus reformierte auch das Verwaltungssystem. Sizilien wurde eine senatorische Provinz und einem Proconsul unterstellt. Einige Städte wie z. B. Syrakus und Palermo erhielten den Rang einer Colonia, andere wurden Municipia. Der Zehnte wurde abgeschafft und durch eine Geldabgabe ersetzt.

Während der Kaiserzeit wurde Sizilien immer mehr zu einem Teil Italiens, was auch eine weitere Verbreitung der lateinischen Sprache mit sich brachte, auch wenn der Großteil der Bevölkerung weiter griechisch sprach. Sizilische Städte wurden zu beliebten Reisezielen wohlhabender Römer, und viele ließen sich hier nieder. Im Rahmen der allgemeinen Ausweitung des römischen Bürgerrechts 212 wurden auch die Bewohner Siziliens römische Bürger (Constitutio Antoniniana). Ab dem 3. Jahrhundert breitete sich das Christentum in Sizilien immer weiter aus. Nach Aufhebung des Verbots des Christentums im Jahre 313 durch Konstantin und der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion durch Theodosius I. wurden heidnische Tempel wie der Athenatempel in Syrakus und der Concordiatempel in Agrigent in christliche Kirchen umgewandelt.

Byzantinische Vorherrschaft Justinian I. mit Gefolge, Mosaik aus San Vitale, Ravenna

Nachdem die Vandalen 439 Karthago erobert und die dort stationierte Flotte erbeutet hatten, wurde Sizilien ein Ziel ihrer Raubzüge und gelangte bis 468 vollständig unter ihre Kontrolle, womit auch die wei- tere Versorgung des Westreichs mit Getreide gefährdet wurde. Odoaker, der 476 den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus abgesetzt hatte und sich als Rex Italiae bezeichnete, kaufte die Insel 477 von den Vandalen zurück. Nach der Ermordung Odoakers durch Theoderich wurde Sizilien Teil des Herrschaftsgebiets der Ostgoten.

Als nach dem Tods Theoderichs 526 dessen Neffe Theodahad eine stärkere Loslösung von Ostrom anstrebte, begann Kaiser Justinian I., Teile des ehemaligen Weströmischen Reich zurückzuerobern. Sizilien wurde dabei 535 von General Belisar erobert.

Unter der byzantinischen Herrschaft wurde Sizilien zu einem zentralen Handelsplatz, auf dem besonders die Küstenstädte florierten.

Im Jahre 660 verlegte Kaiser Konstans II. seine Residenz nach Syrakus. Nach seiner Ermordung 668 kam es zu einem Aufstand, der jedoch von Konstans Sohn Konstantin IV. niedergeschlagen wurde. Dieser kehrte wieder nach Konstantinopel zurück.

In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts kam es immer wie- der zu Raubzügen der Araber, die Nordafrika und gegen 700 die Insel Pantelleria erobert hatten, nach Sizilien. Als die nordafrikanischen Araber jedoch zunehmend untereinander uneins wurden und mit inneren Auseinandersetzungen be- schäftigt waren, hatte Sizilien etwa ein halbes Jahrhundert Ruhe vor ihnen.

San Cataldo, Palermo, normannischer Kirchbau mit arabischen Stilele- menten

23 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Arabische Vorherrschaft

Als Kaiser Michael II. 827 befahl, den Admiral Euphemios zu verhaften, stiftete dieser einen Volksaufstand an, besiegte den byzantinischen Statthalter Siziliens und erklärte sich selbst zum Kaiser. Er rief den aghlabidischen Emir von Tunis zu Hilfe und versprach ihm Sizilien als tributpflichtige Provinz, sofern er Statt- halter würde. Unter der Führung von Asad ibn al-Furat landeten die Araber bei Lilybaeum, dem sie den Na- men Marsa allah (Hafen Gottes, daraus wurde Marsala) gaben. Von dort begannen sie die Eroberung der Insel. Palermo fiel 831, Syrakus 878. In einigen Festungen in Nordostsizilien konnten sich die Byzantiner je- doch noch bis 965 halten.

Der muslimische Historiker Ibn al-Athir berichtet:

"Ein weiterer Beutezug in die Gegend am Ätna und gegen die Festungen in seiner Nähe führte zu verbrannten Ernten, Ermordung zahlreicher Menschen und Plünderungen. Einen weiteren Überfall un- ternahm Abu l-Aghlab im Jahre 221 (islamische Zeitrechnung) (25. Dezember 835 n. Chr.), die Beute, die man zurückbrachte, war so groß, dass Sklaven zu niedrigen Preisen verkauft wurden. Was die Teilnehmer an diesem Unternehmen angeht, so kamen sie wohlbehalten zurück. Im selben Jahr wur- de eine Flotte zu den (benachbarten) Inseln ausgesandt. Nachdem man dort reiche Beute gemacht und mehrere Städte und Festungen erobert hatte, kehrte die Flotte wohlbehalten zurück." "Im Jahr 234 (5. August 848) schlossen die Einwohner von Ragusa Frieden mit den Muslimen, indem sie ihnen die Stadt und alles, was sich darin befand, überließen. Die Sieger zerstörten die Stadt, nachdem sie alles mitgenommen hatten, was sie tragen konnten." "Im Jahr 235 (25. Juli 849) zog eine muslimische Truppe gegen Castro Giovanni und kehrte sicher zu- rück, nachdem sie in dieser Stadt geplündert, gemordet und gebrandschatzt hatte." "Im Radschab des Jahres 236 (Januar 851 starb der muslimische Emir von Sizilien, Muhammad b. Abdallah b. Aghlab, der 19 Jahre geherrscht hatte. Er residierte in Palermo, das er nie verließ; er begnüngte sich damit, Truppen und Kolonnen auszusenden, die ihm als Werkzeug der Eroberung und der Plünderung dienten." "Auch im Jahr 271 (884) wurde eine starke muslimische Kolonne gegen Rametta ausgesandt; sie plünderte und kehrte mit großer Beute und zahlreichen Gefangenen zurück. Der Emir von Sizilien, al- Husain b. Ahmad, der damals gerade gestorben war, wurde durch Sawada b. Muhammad b. Chafad- scha at Tamimi ersetzt. Nachdem dieser auf der Insel angekommen war, führte er eine starke Armee gegen Catania und vernichtete alles, was sich (in der Nachbarschaft) befand. Danach führte er Krieg gegen die Einwohner von Taormina und verwüstete dort das bebaute Land. Er rückte weiter vor, als ein Bote des christlichen Patricius kam und einen Waffenstillstand und den Austausch der Gefange- nen forderte. Sawada stimmte einer dreimonatigen Waffenruhe zu, kaufte dreihundert muslimische Gefangene frei und kehrte dann nach Palermo zurück."[1]

Unter der arabischen Vorherrschaft wurden viele Kirchen in Moscheen umgewandelt. Die Christen mussten als Dhimmi zwar Tribute zahlen, konnten jedoch im Allgemeinen nach ihren eigenen Gesetzen leben. Die Steuer auf Zugvieh, die die Landwirtschaft behindert hatte, wurde abgeschafft, stattdessen wurde eine Grund- besitzabgabe eingeführt, die eine Vernachlässigung der Ackerflächen verhinderte.

Die Araber brachten neue Bewässerungstechniken nach Sizilien, wodurch die Landwirtschaft einen Auf- schwung erlebte. Reste von Reservoirs und Wassertürmen aus dieser Zeit sind heute noch erhalten. Es wur- den neue Kulturpflanzen angebaut, z.B. Zitronen- und Orangenbäume, Dattelpalmen, Baumwolle, Pistazien und Melonen sowie Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht. Aufgrund der zentralen Lage Siziliens in der islamischen Welt, die damals bereits bis nach Spanien reichte, blühte unter den Arabern auch der Handel auf.

Palermo entwickelte sich im 9. Jahrhundert zu einer Großstadt und löste Syrakus als wichtigste Stadt der Insel ab. Nach dem Sturz der Dynastie der Aghlabiden in Tunis bekam Sizilien mehr Eigenständigkeit. Die Fatimi- den setzten 948 Hassan al-Kalbi als Emir in Sizilien ein, der in Palermo residierte und die Dynasteie der 24 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Kalbiten begründete. Nach der Verlegung des Sitzes der fatimidischen Kalifen nach Kairo 972 erhöhte sich die Selbständigkeit der Insel weiter. Als es gegen 1030 zu Streitigkeiten innerhalb der Kalbitendynastie kam, wandte sich ein Teil nach Byzanz um Hilfe. Dadurch konnte General Georg Maniakes 1038 in Messina landen und einen Teil Ostsiziliens für Byzanz erobern, verlor es aber bald darauf wieder an die Araber.

Bauwerke sind aus der arabischen Zeit keine erhalten geblieben. Arabische Künstler und Handwerker waren aber auch später unter den Normannen noch maßgebend an Bauprojekten beteiligt, so dass zahlreiche aus dieser Zeit erhaltene Bauten starke arabische Züge tragen. Die weitgehende Arabisierung der Insel ist auch heute noch an Ortsnamen ersichtlich. Beispiele hierfür sind: Marsala (arab. mars-alah, dt. Hafen Allahs), Caltabellotta (arab. qallat-al-ballut, dt. Eichenburg) oder die Bezeichnung Mongibello (lat. mons + arab. al- dschebel, beides dt. Berg) der Einheimischen für den Ätna.

Das normannische Königreich Sizilien

Roger II. wird von Christus gekrönt, Mosaik in La Martorana

In der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts war es einer Gruppe von Normannen ge- lungen, Süditalien von den Langobarden und den Byzantinern zu erobern. Ro- bert Guiskard, der Führer der Normannen, war 1059 von Papst Nikolaus II. ge- gen Tributzahlungen und die Verpflichtung, keine Oberhoheit von Byzanz anzu- erkennen, mit soviel von Apulien, Kalabrien und Sizilien belehnt worden, wie er erobern konnte.

Sizilien war nach dem Aussterben der Kalbiten 1053 in mehrere kleine Fürsten- tümer zerfallen, die unter sich zerstritten waren. Einer der Fürsten rief nun die Normannen zu Hilfe. Auf diesen Hilferuf hin setzte Robert Guiskards jüngerer Bruder Roger 1061 nach Sizilien über und eroberte Messina. Bis 1064 konnte er den Nordosten Siziliens unter seine Kontrolle bringen. Nach Rogers Rückkehr nach Kalabrien zum Ausheben weitere Soldaten und zum Ausbau einer Flotte unternahmen die Brüder weitere Eroberungszüge nach Sizilien. 1072 wurde Palermo er- obert. Robert Guiskard kehrte nach Apulien zurück, ernannte seinen Bruder als Roger I. zum Graf von Sizilien und Kalabrien und überließ ihm die restliche Eroberung der Insel und den Aufbau einer Regierung. Die weitere Eroberung Siziliens erwies sich als schwierig und langwierig. Erst im Jahre 1088 fiel das für die Eroberung des Binnenlands wichtige Enna und 1091 der letzte muslimische Stützpunkt auf Sizilien, die Stadt Noto. Ein Teil der arabischen Bevölkerung floh ins Ausland, viele aber blieben und arbeiteten mit den Eroberern zusammen.

Da der normannischen Eroberung nicht (wie beispielsweise der arabischen) eine Siedlerwelle folgte, blieben die Normannen nur eine dünne Oberschicht in Sizilien. Roger war also darauf angewiesen, die bestehenden Verwaltungsstrukturen zu übernehmen. Juden und Muslime mussten zwar (wie vorher Juden und Christen unter arabischer Vorherrschaft) eine eigene Steuer entrichten, durften aber jeweils nach eigenen Gesetzen Recht sprechen und Richter einsetzen. Roger selbst be- trieb eine Hofhaltung nach byzantinischem Vorbild, bei der der Herr- scher den Untergebenen unnahbar entrückt war und absolutistisch regierte.

Roger unterstützte die byzantinischen Christen, vor allem griechi- sche Klöster, setzte jedoch bereits 1083 in Palermo einen lateini- schen Erzbischof ein und gründete lateinische Bistümer neu. Somit leitete er die Latinisierung Siziliens ein, die ca. 1200 fast vollständig abgeschlossen war. 1098 erhielt Roger von Papst Urban II. den Titel „Apostolischer Legat― und damit die Vollmacht, selber Bischöfe ein-

25 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida zusetzen.

Karte des Königreichs Sizilien 1154

Rogers I. Sohn Roger war beim Tod seines Vaters (1101) noch minderjährig. Spätestens 1113 übernahm er jedoch als Roger II. die Herrschaft von seiner Mutter, der Regentin Adelheid von Savona. Zu seiner Grafschaft Sizilien und Kalabrien hinzu erbte er 1127 auch noch das Herzogtum Apulien und 1128 das Fürstentum Ta- rent. Sein Herrschaftsbereich umfasste nun außer Sizilien auch ganz Unteritalien bis zum Kirchenstaat. Diese Machtstellung und die Schwäche eines gespaltenen Papsttums nutzte Roger II., um sich 1130 vom Gegen- papst Anaklet II. zum König von Sizilien erheben zu lassen. Seinen ältesten Sohn Roger setzte er als Herzog von Apulien ein. 1139 bestätigte Papst Innozenz II. gegen Anerkennung der Lehenshoheit des Papstes die Königswürde Rogers II.

Es folgte eine Reihe normannischer Könige, die mit König Wilhelm II. endete. Er war der letzte der normanni- schen Könige auf Sizilien und verstarb ohne leiblichen Erben. Damit endete seine Dynastie, und die Herr- schaft über Sizilien ging an die Staufer über.

Die Dynastie der Staufer Stauferburg Castello Ursino in Catania

Ab 1194: Da Wilhelm II. keinen leiblichen Erben besaß, hatte er vor seinem Tod Vorkehrungen zur Sicherung der Nachfol- ge getroffen. Er hatte Konstanze, Tochter König Rogers II. mit Heinrich VI., dem Sohn und Erben Friedrich Barbarossas aus dem Geschlecht der Staufer, verheiratet.

Die Regelung der sizilianischen Thronfolge erregte das Miss- fallen des Papstes, der den Kaiser aus Süditalien fernhalten wollte, um selbst Ansprüche geltend zu machen. Und auch ein Teil des sizilianischen Adels bekämpfte diese Vorgehensweise. Es kam zu einem Krieg um Sizilien, der von Kaiser Heinrich VI. gewonnen wurde. Nach dem Tod Heinrichs VI. und Konstanzes, seiner Frau, war ihr gemeinsamer Sohn Friedrich II. noch minderjährig und Papst Innozenz III. übernahm die Regentschaft Siziliens, was in eine Periode der Anarchie mündete. Sie en- dete, als Friedrich II. die Herrschaft übernahm. Unter seiner Regierung spielte Sizilien eine wichtige Rolle in der Politik der 1. Hälfte des 13. Jh. Friedrich verlagerte den Schwerpunkt des Königreichs Sizilien auf das Festland und ließ das Liber augustalis genannte Gesetzbuch erarbeiten, das für Süditalien und Sizilien bis ins 19. Jahrhundert Gültigkeit behielten. Zeitweilig unterstellte er die verwaltungstechnisch in einen westlichen und einen östlichen Teil geteilte Insel einem Justiziar. Friedrich II. starb im Jahre 1250 und hinterließ seinem Sohn Konrad das Königreich. Sein legitimierter Sohn Manfred (Sizilien) war zunächst als sein Stellvertreter und seit 1258 selbst König von Sizilien.

Die Herrschaft der Staufer auf Sizilien fand ihr Ende, als der Papst mit dem Grafen der Provence, Karl I. von Anjou, ein Abkommen schloß. In dem darauf folgenden Krieg im Jahre 1266 nahm Graf Anjou das Königreich Sizilien in Besitz.

Die Herrschaft von Anjou und Aragon Sizilien auf einer historischen Karte von Ignazio Danti

Mit Unterstützung des Papstes übernahm Karl I., Graf von Anjou und Bruder des französischen Königs Ludwig IX., ab 1266 die Kontrolle über das Königreich beider Sizilien. Im Jah- re 1282 kam es zur Revolte: Die Bürger Palermos erhoben 26 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida sich gegen die Unterdrückerherrschaft. Der Aufstand ging unter dem Namen Sizilianische Vesper in die Ge- schichte ein. Durch diese Revolte wurde das Geschlecht der Anjou aus Sizilien vertrieben, ihm verblieb jedoch das Königreich Neapel. Peter III., König von Aragon, der durch eine Heirat mit dem Hause Hohenstaufen ver- wandt war und an dessen Hof der sizilianische Adel, nach der Machtübernahme durch den Grafen von Anjou, Zuflucht gesucht hatte, wurde zum König von Sizilien gekrönt. In den Auseinandersetzungen mit den Anjou setzen sich die Aragonier auf Dauer durch.

Sizilien als Vizekönigreich Aragoniens und Spaniens

Im Jahre 1504 ernennt sich der König von Sizilien auch zum König von Neapel, Spanien übt darauf für Jahr- hunderte die Oberherrschaft über Sizilien aus. Es kommt in den Jahre 1647 und 1674 zu antispanischen Er- hebungen. (1647 in Palermo und 1674 in Messina).

Herrschaft Savoyens und Österreichs

1713 gerät Sizilien aufgrund des Spanischen Erbfolgekrieges an Savoyen, welches nach nur sieben Jahren das Gebiet im Tausch gegen Sardinien an Österreich abtritt. 1735 geht nach einem Eroberungsfeldzug Sizilien erneut an Spanien zurück.

Vereinigung mit Italien

Nachdem die Freischaren Giuseppe Garibaldis Sizilien eingenommen hatten (Zug der Tausend), wurde die Insel 1861 mit dem neuen Königreich Italien vereinigt. Allerdings hatte die Regierung im Norden nur wenig Verständnis für den Süden. Die politische Macht lag bei den bürgerlichen Eliten des Nordens, die die Grün- dung Italiens gewünscht und durchgesetzt hatten. Dementsprechend gestaltete sich auch die italienische Steuerpolitik: Begünstigung von Handel, Gewerbe und Industrie und gleichzeitig hohe Lasten für landwirt- schaftliche Betriebe. Das agrarische Sizilien war daher strukturell benachteiligt. Es kam wiedererholt zu Span- nungen, die sich 1866 sogar zu einem Aufstand in Palermo ausweiteten. Der Aufstand wurde niedergeschla- gen. Die Beziehungen zwischen Nord und Süd blieben aber dauerhaft von tiefem Misstrauen geprägt. Wäh- rend sich in Norditalien Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts prosperierende Industrien entwickelten, fiel der Süden und mit ihm Sizilien wirtschaftlich immer weiter zurück. Ende des 19. Jahrhunderts beginnt die italienische Auswanderungsbewegung in die USA, an der die Sizilianer einen bedeutenden Anteil haben.

Sizilien unter Mussolini und im Zweiten Weltkrieg

Auch das seit 1922 in Italien herrschende Mussolini-Regime, das sich die Schaffung eines italienischen Impe- riums auf die Fahnen geschrieben hatte, fand keine Mittel, der Unterentwicklung des Südens zu begegnen. Trotzdem trat das wirtschaftlich schwache Italien auf Seiten Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg ein. Im Sommer 1943 bewirkte die alliierte Eroberung Siziliens (Operation Husky) von Nordafrika aus den Sturz Mus- solinis und der Kapitulation der italienischen Regierung.

Sizilien als autonome Region der Republik Italien

1946 wird Sizilien zu einer autonomen Region innerhalb der Republik Italien und erhält umfassende Selbstver- waltungsrechte. Die Nachkriegsjahrzehnte sind gleichwohl von weiterem wirtschaftlichen Niedergang und ho- her Arbeitslosigkeit geprägt. Viele Sizilianer wandern in den italienischen Norden und in die USA aus. Seit Ende der fünfziger Jahre ist auch die BRD Zielland der sizilianischen Emigration.

Seit Italien im Jahr 1957 die EWG mitbegründete, ist Sizilien eine der europäischen Regionen, die stets hohe Zuweisungen aus den verschiedenen Fördertöpfen (Agrarsubventionen und Mittel des Europäischen Struk- turfonds) bekommt.

27 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida 1982: Die Ermordung des Präfekten von Palermo, C. A. Dalla Chiesa, offenbart die Schwäche der Regierung gegenüber der Mafia, welche die ganze Insel mit Terror gegen die Staatsgewalt überzieht.

1986: Mammutprozess gegen das Verbrechersyndikat Cosa Nostra in Palermo.

1992 und folgende Jahre: Die Mafia setzt ihre Attentate auf Politiker, Richter und andere Träger der Staatsge- walt fort.

Flora und Fauna Nebrodi-Tanne

Sizilien war ursprünglich von Wald bedeckt, der im Lauf der Jahrhunderte gerodet wurde, um Holz für den Schiffsbau bzw. neues Nutzland zu gewinnen. Dabei wurde auch die Macchia zurückgedrängt, die heute vor allem an der West- und Südküste zu finden ist. Größere, zusammenhängende Waldgebiete gibt es noch in den Monti Madonie und den Monti Nebrodi. Hier wachsen u. a. Korkeichen, Buchen, Kiefern und eine für Sizilien typische Tannenart, die Nebrodi-Tanne. In den Monti Iblei gedeihen Johannisbrotbäume. Trotz schonungsloser Rodungen ist Sizilien mit 3000 unterschiedlichen Pflanzenarten die vegetationsreichste Insel des Mittelmeers. Neben einer Vielzahl an Wildblumen wie Bougainvillea, Jasmin, Mimosen oder Orchideen, an Wildkräutern und Kapern gedeihen in einigen Regi- onen subtropische und tropische Pflanzen wie Gummibäume, Bananenstauden oder Papyruspflanzen.

Zu den wichtigsten Kulturpflanzen zählen seit griechischer Zeit Weinreben und Olivenbäume, seit römischer Zeit Hartweizen. Durch den Einfluss der Araber kamen Zitrusfrüchte und Mandelbäume nach Sizilien, mit den Spaniern Tomaten, Paprika und Auberginen. Besonders ertragreiche Anbaugebiete für Gemüse und Obst sind die fruchtbaren Hänge des Ätna und das ebene Tiefland südlich von Catania.

Durch die Rodung der Wälder und intensiv betriebene Jagd wurde der ursprüngliche Bestand an Wildtieren wie Rotwild, Wölfe, Füchse und Wildkatzen nahezu ausgerottet. Vielfältig ist die Meeresfauna mit einem rei- chen Bestand an Fischen, vor allem Thun- und Schwertfisch, und an Krustentieren. An den Küsten der Pelagi- schen Inseln leben Meeresschildkröten. Außerdem ist Sizilien wichtiger Rastplatz, bzw. Winterquartier für Zugvögel aus Nordeuropa.

Geologie Der Vulkan Ätna im Winter

Die Monti Peloritani als Fortsetzung des Aspromonte bestehen aus Gneis und Glimmer- schiefer. Die Monti Nebrodi setzen sich aus Ton- schiefer und Sandstein zusammen, die Monti

28 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Madonie aus Sand- und Kalkstein. Das Inselinnere und der Süden bestehen vorwiegend aus Tonen und Mer- geln.

Sizilien gehört zur afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatte. Die Kontaktzone beider Platten verläuft quer durch die Insel. An den Nahtstellen kommt es immer wieder zu Reibungen, die heftige Erdbeben auslö- sen, unter denen vor allem der südliche Teil der Insel zu leiden hat. Der östliche Teil gehört zu einer vulkani- schen Zone, die von den Liparischen Inseln über den Ätna und die Monti Iblei weiter Richtung Malta verläuft. Auch die Inseln Pantelleria und Ustica sind vulkanischen Ursprungs.

Bildung Diplom der Universität Messina von 1672

Das Schulsystem in Italien ist den Pflichtschulbereich betreffend für alle Regionen ein- heitlich. Nach drei Jahren Vorschule, fünf Jahren Grundschule und drei Jahren Mittel- schule besteht die Möglichkeit, ein Gymnasium oder eine Berufsfachschule zu besu- chen. Die berufliche Ausbildung fällt in den Kompetenzbereich der einzelnen Regionen. Sizilien verfügt über vier Universitäten. Die Universität Catania ist die älteste und größte. Sie wurde im Jahr 1434 gegründet und aktuell (2006) sind über 66.000 Studenten eingeschrieben. Weitere Universitäten sind die Universität Messina, die Universität Palermo und die Universität Enna, die erst 2004 offiziell errichtet wurde und eine der wenigen „freien―, d. h. nicht staatlichen Universitäten Italiens ist.

Zu den größten archäologischen Museen zählen das Museo Archeologico Regionale Antonino Salinas in Pa- lermo mit Fundstücken aus dem Westteil Siziliens und das Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi in Syra- kus, das die Geschichte des Ostteils dokumentiert. Das umfangreichste Kunstmuseum ist die Galleria Regio- nale della Sicilia in Palermo. Weitere Werke sizilianischer Maler und Bildhauer befinden sich im Museo Regio- nale di Palazzo Bellomo in Syrakus und im Museo Regionale di Messina.

Kultur Badia Di Sant Agata in Catania

Architektur

Siziliens bedeutendste Bauwerke stammen aus der Antike, der Zeit der Norman- nen und Staufer und des Barocks.

Da Sizilien in der Antike Bestandteil der Magna Graecia war, finden sich hier zahl- reiche griechische Tempel. Beeindruckende Beispiele hierfür sind die Tempel in Selinunt, Syrakus und Segesta und vor allem die Archäologischen Stätten von Agrigent. Der Concordiatempel dort gehört zu den am besten erhaltenen griechischen Tempeln überhaupt. Größere Theater aus griechischer und römischer Zeit befinden sich in Syrakus, Taormina und Tindari, Amphi- theater in Syrakus und Catania. Glanzstück der Spätantike ist die Villa Romana del Casale mit ihren römi- schen Mosaiken nahe der Stadt Piazza Armerina.

Die unter arabischer Herrschaft errichteten Bauten wurden größtenteils von den Normannen umgebaut und es entwickelte sich der für Sizilien typische arabisch- byzantinisch-normannische Baustil mit Kuppelbauten wie den Kirchen San Gio- vanni dei Lebbrosi, San Giovanni degli Eremiti und San Cataldo in Palermo und mit dekorativen Mosaiken wie zum Beispiel bei den Kathedralen von Monreale und Cefalu. Friedrich II. hinterließ zahlreiche Festungsbauten wie das Castello

29 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Ursino in Catania oder die Kastelle von Syrakus und Enna.

Durch ein verheerendes Erdbeben 1693 wurden die südöstlichen Teile Siziliens weitgehend zerstört und gan- ze Städte wie Noto, Modica, Ragusa oder Catania im Stil des typisch sizilianischen Barocks wiederaufgebaut. Acht dieser Städte zählen zu den spätbarocken Städten des Val di Noto, die in die Liste des UNESCO- Welterbes aufgenommen wurden. Architekten, die wesentlich zum Wiederaufbau beitrugen, waren Rosario Gagliardi und Giovanni Battista Vaccarini.

Bildende Kunst

Einer der wichtigsten sizilianischen Bildhauer war Antonello Gagini. Er schuf religiöse Figuren im Stil der Re- naissance, unter anderem für die Kathedrale von Palermo und die Kathedrale von Messina. Hier sind auch Skulpturen des Renaissancebildhauers Rinaldo Bonanno zu sehen.

Weit über die Grenzen Siziliens hinaus bekannt wurde im 15. Jahrhundert der Maler Antonello da Messina. Er trug entscheidend zur Verbreitung der Ölmalerei in Italien bei und seine Werke werden heute in Museen in ganz Europa ausgestellt. Zu seinen Nachfolgern zählen die Renaissancemaler Antonello de Saliba, Pietro de Saliba und Antonio Giuffrè, deren Gemälde heute vorwiegend in Kirchen und im Museo Regionale di Messina ausgestellt werden. Hier befinden sich auch die Hauptwerke von Colijn de Coter und Girolamo Alibrandi, dem Raffaello da Messina.

Ein bedeutender Maler des 17. Jahrhunderts war Pietro Novelli, der sich vorwiegend religiösen Motiven widmete. Ihm folgten Nicola van Houbraken und Giovanni Tuccari, der wichtigste Vertreter der sizilianischen Barockmalerei. Im 20. Jahrhundert erlang- ten der Bildhauer Pietro Consagra und Renato Guttuso, ein Maler des Realismus, internationalen Ruhm.

Giovanni Verga

Literatur

Im Bereich der Literatur hat Sizilien angefangen bei Stesichoros, einem Dichter um 600 v. Chr. über die Sizili- anische Dichterschule und Giacomo da Lentini im 13. Jahrhundert n. Chr. auch in neuerer Zeit namhafte Schriftsteller hervorgebracht.

Ende des 19. Jahrhunderts schuf Giovanni Verga mit seiner Cavalleria rusticana die Vorlage für die gleichna- mige Oper. Weitere Werke wurden verfilmt. Luigi Pirandello, der bekannteste sizilianische Dramatiker, erhielt für sein Werk im Jahr 1934 den Nobelpreis für Literatur. Auch der Roman Il Gattopardo von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, der den Untergang des sizilianischen Adels schildert, wurde unter dem gleichen Titel erfolg- reich verfilmt. Einen weiteren Nobelpreis erhielt der Lyriker Salvatore Quasimodo im Jahr 1959. Leonardo Sciascias Romane beschreiben auf unterhaltsame, aber auch kritische Weise das Leben auf Sizilien und An- drea Camilleri gibt gegenwärtig durch seine Kriminalromane auch im Ausland Einblick in die Sprache und in die Küche Siziliens. In jüngster Vergangenheit erreichte Lara Cardellas Roman Volevo i pantaloni (deutscher Titel: Ich wollte Hosen) die Bestsellerlisten.

Musik

Im Bereich der klassischen Musik sind zwei für die Musikgeschichte bedeutsa- me Komponisten aus Sizilien zu nennen. Der Palermitaner Alessandro Scarlatti schuf für seine zahlreichen Opern eine neue Form der Einleitung, die Sinfonia. Diese Form wurde bald von anderen Opernkomponisten übernommen und führ- te schließlich zur Entwicklung der klassischen Sinfonie. Der Catanese Vincenzo 30 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Bellini erreichte mit seinen Opern Weltruhm. Zu seinen herausragenden Werken gehören La Sonnambula, Norma und I Puritani. Ihm zu Ehren heißt Catanias größtes Opernhaus Teatro Massimo Bellini. Nicht nur Sizi- liens, sondern ganz Italiens größtes Opernhaus ist das Teatro Massimo in Palermo.

Auch die Volksmusik spielt bis heute eine wichtige Rolle. Es sind über 5000 Volkslieder in sizilianischer Spra- che bekannt. Begleitet werden sie von einfachen Instrumenten wie der marranzanu, der Maultrommel, dem tambureddu, einem Tamburin, der friscalettu, einer kleinen aus Bambus oder Schilf gefertigten Flöte und der ciaramedda, einer Art Dudelsack. Weitere Begleitinstrumente sind Gitarre, Mandoline oder Akkordeon. Eine bekannte Interpretin alter Volkslieder war Rosa Balistreri. Traditioneller Volkstanz auf Sizilien ist die Tarantella.

Sizilianische Marionette

Brauchtum

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der Tradition der Stra- ßensänger das Sizilianische Marionettentheater. Das Puppenspiel mit aufwendig gestalteten Marionetten wird vor allem in den größeren Städten bis heute aufgeführt. 2001 wurde es von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Sizilianischen Karren, kunstvoll bemalte und mit Schnitzereien verzierte Holzkarren, übliches Transportmittel auf der Insel. Heute werden mit diesen Karren jährlich im April große Umzüge veranstaltet.

Eine wichtige Rolle spielen auf Sizilien religiöse Ereignisse. Zu den Höhepunkten im Kirchenjahr zählen bei der überwiegend römisch-katholischen Bevölkerung die Karfreitagsprozessionen. Vor allem Marsala, Enna und Trapani sind bekannt für ihre beeindruckenden Prozessionen. Ähnliche Umzüge finden zu Ehren der zahl- reichen Schutzheiligen statt, die auf Sizilien verehrt werden. Die wichtigsten Feierlichkeiten dieser Art sind das Fest der Heiligen Rosalia in Palermo, der Heiligen Agata in Catania und der Heiligen Lucia in Syrakus.

Cassata alla siciliana

Küche

Die sizilianische Küche zählt zu den ältesten und vielseitigsten Regionalkü- chen Italiens. Typische Vorspeise, bzw. Zwischenmahlzeit sind Arancini, kleine gefüllte Reisbällchen, oder Sfincione, eine Art Pizza aus Brotteig. Ty- pisches Nudelgericht aus Palermo ist Pasta con le sarde mit Sardinen, aus Catania Pasta alla Norma mit Auberginen, benannt nach der Oper Vincenzo Bellinis. Eine Spezialität aus den ländlichen Gegenden ist der Farsu magru, ein reichhaltig gefüllter Rollbraten. In den Küstenregionen werden auch Fische oft gefüllt serviert wie z. B. die Sarde a beccafico. Sizilianische Käsesorten sind der Ragusano und der Pecorino Siciliano.

Eine besondere Rolle spielen auf Sizilien Süßwaren, deren Rezepte oft aus arabischer Zeit stammen. Be- rühmt sind die Cassata, eine farbenfroh dekorierte Torte, die Frutta martorana, Früchte aus Marzipan, und Cannoli, mit Ricottacreme gefüllte Teigrollen.

31 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Energie und Wasser

Seit 1957 wird Sizilien vom italienischen Festland aus mit Strom versorgt. Die Hochspannungsleitung nach Messina wurde Ende der 1990er Jahre durch ein Seekabel ersetzt. Die zahlreichen Stauseen auf Sizilien die- nen einerseits zur Bewässerung, andererseits zur Betreibung von Wasserkraftwerken. 1981 wurde in Adrano das erste Solarturmkraftwerk Eurelios in Betrieb genommen. 2006 begann der Bau zweier Windkraftanlagen bei Ramacca und Marineo. Sie sollen ab 2008 Strom erzeugen.

Obwohl es von Natur aus ausreichend Wasser gibt, kommt es immer wieder zu Wassermangel, da das Was- ser nicht richtig gespeichert und verteilt wird. Die Staubecken werden auf Grund baulicher Mängel meist nur bis zu einem Drittel gefüllt und 35% des Wassers versickern auf Grund defekter Rohrleitungen, bevor es die Verbraucher erreicht. Aus diesem Grund übernehmen oft private Unternehmen die Wasserlieferung per Tank- lastwagen, nicht selten zu überhöhten Preisen.

Umwelt Riserva Naturale dello Zingaro

Umweltschäden sind auf Sizilien nicht zu übersehen. Durch die jahr- hundertelange Rodung der Wälder verloren die ursprüngliche Fauna und Flora Siziliens an Lebensraum. Veraltete Industrieanlagen vor allem um Gela und Syrakus führen zu Luft-, Wasser und Bodenver- schmutzung. Illegal errichtete, oft unfertige Betonbauten und wilde Müllhalden stören das Landschaftsbild.

Seit den 1980er Jahren wächst langsam das Bewusstsein für die Umwelt. Mit der Anpflanzung rasch wach- sender Arten wie Eukalyptus versucht man, der Abholzung und den Folgen für Boden und Wasserhaushalt entgegenzuwirken. Es gibt inzwischen drei große Regionalparks und mehr als 40 kleinere Naturreservate.

Das erste Naturschutzgebiet Riserva Naturale dello Zingaro wurde 1981 eingerichtet. Als erster Regionalpark wurde 1987 auf dem Ätna der Parco dell'Etna mit einer Größe von knapp 60.000 ha geschaffen. Hier leben jetzt unter anderem wieder Wölfe, Füchse, Rotwild, Stachelschweine und an die 70 Vogelarten. Dem Parco dell'Etna folgten 1989 der Parco delle Madonie und 1993 der Parco dei Nebrodi. Dieser ist mit 86.000 ha einer der größten Naturschutzparks Europas. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts stehen 227.000 ha, das sind knapp 9 % der Fläche Siziliens, unter Naturschutz. Um auch die Meeresfauna zu erhalten, wurde eine Reihe von Unterwassernaturschutzgebieten wie z. B. Area Marina Protetta Isola di Ustica eingerichtet und einige Strände sind mit der Blauen Flagge, dem Gütesiegel für hohe Wasserqualität, ausgezeichnet .

Während wir die abwechslungsreiche Geschichte Siziliens in der Freiwache lesen, nähern wir uns ganz sacht dem nächsten Hafen Porto Empedocle. Hier die Daten dazu:

Geschichte

Im 15. Jahrhundert lag hier ein Kornverlade- platz. Kaiser Karl V. befahl den Bau eines Turms, um die Getreideernte der Felder zu schützen. Der Turm wurde später in ein Ge- fängnis umgewandelt und ist heute ein so- ziales und kulturelles Zentrum. Nach der Fertigstellung der Hafenmauer im Jahr 1763 wuchs der Handel. Die heutige Gemeinde Porto Empedocle entstand 1853. Damals hieß die Gemeinde 32 Scala die Turchi Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Molo di Girgenti. Zehn Jahre später erhielt die Gemeinde den heutigen Namen. Der Name erinnert an den Philosophen Empedokles, der in Agrigent geboren wurde.

Sehenswürdigkeiten Pfarrkirche Maria SS del Buon Consiglio. Geburtshaus des Schriftstellers und Nobelpreisträgers Luigi Pirandello im Ortsteil Contrada Caos in Richtung Agrigento.

Besondere Ereignisse

In die internationalen Schlagzeilen geriet Porto Empedocle im Juli 2004, als das deutsche Rettungsschiff Cap Anamur mit 37 afrikanischen Flüchtlingen an Bord in den Hafen einlief. Das Schiff wurde beschlagnahmt und Teile der Crew vier Tage lang in polizeilichen Gewahrsam genommen.

Warum nach Porto Empedocle?

Von Porto Empedocle sind es nur wenige km bis nach Agrigento. Die Stadt liegt auf 213 m s.l.m. über dem Meeresspiegel auf einer nach Osten und Norden steil sowie nach Westen langsam abfallenden Felshöhe und wird von zwei Flüssen umschlossen, dem S. Anna oder Fiume Drago und dem S. Biagio. Diese vereinen sich unterhalb der Stadt auf halber Strecke zum Meer.

Das Stadtgebiet wird durch ein tiefes Tal in zwei Hälften geteilt, von denen sich der nordwestliche Teil bis zu 328 m, der südöstliche bis zu 351 m über den Meeresspiegel erhebt. Die Akropolis liegt im nordwestlichen Teil. Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von etwa 450 ha in Form eines irregulären Rechtecks.

12. Tag: Sonntag, 17.08.08 Porto Empedocle Strecke 0 NM Hafentag Agrigent (italienisch: Agrigento, bis 1927 Girgenti) ist eine Stadt mit 59.158 Einwohnern[1] an der Südküste Siziliens, 4 km vom Meer entfernt gelegen. Agrigent ist die Hauptstadt der Provinz Agrigent.

Geographie

Die Stadt liegt auf 213 m s.l.m. über dem Meeresspiegel auf einer nach Osten und Norden steil sowie nach Westen langsam abfallenden Felshöhe und wird von zwei Flüssen umschlossen, dem S. Anna oder Fiume Drago und dem S. Biagio. Diese vereinen sich unterhalb der Stadt auf halber Strecke zum Meer.

Das Stadtgebiet wird durch ein tiefes Tal in zwei Hälften geteilt. Die Akropolis liegt im nordwestlichen Teil.

Geschichte

Dorischer Tempel in Agrigent

Es wird vermutet, dass der Platz schon früh von einer Ansiedelung der Sikaner eingenommen war, denn ihnen wird das weit in den Fels geschlagene Gängesystem zugeschrieben. Außerdem wurde eine vorgriechische Nekropole westlich der Stadt gefunden. Um das Jahr 582 v. Chr. errichteten Auswanderer aus Gela und Rhodos hier die Stadt Akragas, die später in der Römerzeit Agrigentum genannt wurde. Als die Araber im Jahre 829 n. Chr. 33 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Agrigentum eroberten, stand an der Stelle der antiken Stadt nur noch ein unbedeutendes Dorf auf dem nördli- chen Hügel der antiken Siedlung, der ehemaligen Akropolis. Unter dem Namen Kerkent oder Gergent ent- stand dort eine bedeutende berberische Siedlung, die sich zu einem Zentrum der muslimischen Besiedlung Siziliens entwickelte und mit dem arabischen Palermo um die Vorherrschaft konkurrierte.

1087 wurde Gergent von den Normannen erobert. Roger II. errichtete hier ein Bistum. Unter anderem durch den Handel mit Nordafrika und durch die Landwirtschaft wurde Gergent zu einer wohlhabenden Stadt. Der Ort konzentrierte sich zunächst auf den Westteil des Girgenti-Hügels. Dort stehen auch die ältesten Kirchen Agri- gents, der Dom San Gerlando und S. Maria dei Greci. Östlich des ursprünglichen Orts (etwa östlich der Via Bac-Bac) entstand im 13. Jahrhundert ein Neubauviertel, das vor allem durch die Familie Chiaramonte errich- tet wurde, die eine der bedeutendsten Adelsfamilien Siziliens im späten Mittelalter war. Die Familie Chiara- monte ließ auch das spätgotische Kloster S. Spirito errichten.

Mit der Ausweisung der Araber durch Friedrich II. verlor die Stadt wirtschaftlich an Bedeutung. Daher fand in den folgenden Jahrhunderten auch keine größere Bautätigkeit statt. Unter spanischer und bourbonischer Herrschaft sank Girgenti, wie die Stadt inzwischen genannt wurde, wieder zu einer unbedeutenden Provinz- stadt ab. Lediglich die Sakralbaukunst nahm ab dem 16. Jahrhundert noch einen Aufschwung, was durch Kir- chen wie San Lorenzo und San Domenico bezeugt ist. Im Jahr 1927 nahm die Stadt den latinisierten Namen Agrigent an.

Altstadt 1

Dom San Gerlando

Der Kathedrale San Gerlando wurde im 11. Jahrhundert auf der höchs- ten Stelle des Girgenti-Hügels errichtet. Vermutungen, dass der archai- sche Zeustempel mit dem Dom überbaut wurde, konnten bisher nicht durch archäologische Funde bewiesen werden. Der Dom wurde mehr- mals umgebaut, unter anderem im 16./17. Jahrhundert, und durch eine 1980 abgeschlossene Restaurierung wieder weitgehend in den mittelalterlichen Zustand zurückversetzt.

Zu der Fassade führt eine breite Freitreppe empor. Rechts (südlich) von der Fassade steht ein wuchtiger Glo- ckenturm im Chiaramontestil. Der Innenraum ist dreischiffig mit dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes. Der vordere Teil des Mittelschiffs ist mit einer Freibalkendecke aus dem Jahre 1518 gedeckt, der etwas höher liegende Mittelteil mit einer Kassettendecke von 1682. In einer Kapelle im rechten Seitenflügel, die ein goti- sches Portal hat, wird eine Silberurne mit Reliquien des heiligen Gerlando aufbewahrt.

Die Kirche S. Maria dei Greci wurde etwa 1200 auf den Resten eines dori- schen Tempels, vermutlich des Athenetempels errichtet. Sie war die Hauptkirche der griechisch-orthodoxen Christen Agrigents im Mittelalter. Dem spitzbogigen Portal ist ein kleiner bewachsener Hof vorgelagert. Der Grundriss der Kirche hat die Form eines griechischen Kreuzes. Das Innere ist dreischiffig mit 3 flach gerundeten Apsiden. An der Balkendecke sind noch Reste von Farbspuren aus dem 14. Jahrhundert zu finden, und an der rechten Seitenwand befinden sich Reste mittelalterlicher Fresken. An der Nordseite der Kirche sind unterhalb des Niveaus der Kirche Teile der ausgegrabenen Krepis und sechs dorische Säulenstümpfe des Athenetempels zu sehen.

Chiesa San Lorenzo

34 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Aus einem anderen Reiseführer: Agrigent Altstadt 2 Urbanes Zentrum ist der palmenbestandene Piazzale Aldo Moro, der den mittelalterlichen Stadtkern mit der modernen Stadt verbindet. Von hier und, noch entspannender, von den Parkanlagen des Viale della Vittoria aus haben Sie ein großartiges Panorama über das Tal der Tempel und das Meer. An der Via Atenea beginnen Sie einen Spaziergang und steigen gleich auf dem ersten, für Girgenti so typi- schen Treppenweg aufwärts zur Kirche Santo Spirito. Hinter deren gotischer Fassade verbergen sich eine barocke Stuckatur von Giacomo Serpotta und ein Kloster in romantischem Verfall (Kustode im Haus gegen- über). In der Chiesa del Purgatorio an der Via Atenea befindet sich ein großartiger Figurenzyklus der Tugen- den von Serpotta (Kustodin im Hof). An der höchsten Stelle der Altstadt steht der Dom. Er beeindruckt durch seinen großen, lichten Innenraum mit den achteckigen Pfeilern und einer reich geschnitzten Kassettendecke. Valle dei Templi Die antike Stadt und besonders ihre Tempelbezirke verstecken sich in Mandel- und Ölbaumhainen, die wohl bestellt sind. Am gewöhnlichen Zugang über die Staatsstraße 118, auf der auch die Stadtbusse verkehren, beginnen Sie Ihren Spaziergang in der Mitte des Plateaus. Nach links steigt der Weg zu den zusammengebrochenen Steinmassen des Herakles-Tempels hinauf, von dem noch acht Säulen stehen. In der Villa Aurea ist ein kleines Museum untergebracht. Anschließend haben Sie einen freien Blick auf den Concordia-Tempel aus dem 5. Jh. v. Chr., der durch seine ausgewogenen For- men gefangen nimmt. Seinen hervorragenden Erhaltungszustand verdankt er der Umwandlung in eine christli- che Kirche im 6. Jh. Den folgenden Weg zum Tempel der Juno mit seinen zur Hälfte noch stehenden Säulen am höchsten Punkt des alten Akragas können Sie direkt am Steilabfall entlang spazieren. Unterhalb sehen Sie das Grabdenkmal des Theron und können die Bedrohung des Tempelbezirks durch Erdrutsche an seinen Rändern notieren. Zum Parkplatz zurückgekehrt, treten Sie nach rechts in die tiefer gelegene archäologische Zone ein. Der Tempel des Olympischen Zeus ist ein Haufen riesiger Steinblöcke und Säulentrommeln. Der durch ein Erdbe- ben zerstörte Tempel wurde nach dem Sieg über die Karthager bei Himera 480 v. Chr. begonnen und war mit 112 m Länge und 58 m Breite einer der größten antiken Tempel überhaupt. Die geschlossenen Außenwände wurden von Halbsäulen und gigantischen Trägerfiguren gegliedert. Am äußersten Rand der tiefer liegenden Ebene mit Resten eines heiligen Bezirks befinden sich das Heiligtum der Erdgottheiten (Tempio delle divinità chtonie) mit Opfergruben und der Tempel von Castor und Pollux. 8.30-19 Uhr, Eintritt 4,50 Euro, mit Museum 6 Euro

Weitere Sehenswürdigkeiten

S. Spirito (13. Jahrhundert), Zisterzienserkirche und -kloster im Chiaramontestil (Spätgotik), im Inne- ren Stuckarbeiten von Giacomo Serpotta S. Lorenzo (17. Jahrhundert), auch Chiesa del Purgatorio (Kirche des Fegefeuers) genannt, bedeu- tendste Barockkirche Agrigents S. Domenico Porta Atenea, Stadttor aus dem 19. Jahrhundert Via Atenea, die Hauptstraße Agrigents Museo Diocesano, Museum mit Freskenmalereien und Reliquienschreinen aus der byzantinischen Zeit

Söhne und Töchter der Stadt

Empedokles (etwa 490 v. Chr. bis etwa 430 v. Chr.), Philosoph, Arzt, Politiker, Sühnepriester und Dichter Philinos von Akragas, Historiker im 3. Jahrhundert v. Chr. Luigi Pirandello (1867–1936), Schriftsteller, Nobelpreisträger für Literatur 35 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Tommaso Buscetta (1928–2000), sizilianischer Mafioso, der das Gebot des Schweigens (Omertà) nicht mehr befolgte und mit der Justiz zusammenarbeitete

Sonstiges

1994 war Agrigent Austragungsort der Radsportweltmeisterschaft, bei der Jan Ullrich die Goldmedaille im Einzelzeitfahren erringen konnte. Damals schon gedopt mit Eigenblut?

Orte in der Umgebung Selinunt Auf einem Plateau über dem Meer, das zwei Talmulden gliedern, stehen die griechischen Tempel weithin sichtbar, zwei mit wieder aufgerichteten Säulen, die anderen als riesige Trümmerhaufen. Der größte Teil der antiken Stadt, 52 km südöstlich von Marsala, liegt bis zum heutigen Tag unsichtbar unter Feldern. Die Distan- zen in der Ausgrabungszone und die Größe der Akropolis, die auf einem flachen Hügel zwischen den beiden versandeten Häfen an den Flussmündungen liegt, vermitteln die Größe dieser Stadt, deren Blüte aus dem Weizenhandel gerade 300 Jahre dauerte. Tgl. 9-17 Uhr, Eintritt 4,50 Euro. Marinella heißt der nahe gelegene moderne Küstenort mit weiten Sandstränden besonders im Bereich der Belice-Mündung. Sehr gute und interessante regionale Küche bekommen Sie im Restaurant Africa (Do geschl., Via Alceste 24, Tel. 092 44 64 56, €€) an der Uferpromenade.

Gela Die 75 000 Ew. zählende Industriestadt 78 km östlich von Agrigent ist wegen der griechischen Stadtmauern am Capo Soprano einen Abstecher wert. Entsprechend der großen Bedeutung der Stadt in der Antike birgt das Museo Regionale Archeologico am Parco Rimembranza (Di-So 9-13 u. 14-19 Uhr, Eintritt 3 Euro) wert- volle Funde und eine bemerkenswerte Münzsammlung. Schön ist der Strand am Küstenkastell von Falconara, 20 km in Richtung Agrigent. Palma di Montechiaro Die Familie des Romanautors Giuseppe Tomasi di Lampedusa besaß hier, 24 km östlich von Agrigent, ihren Stammsitz, der Palast ist aber nicht Schauplatz des »Leoparden«. 4 km sind es zur Marina di Palma. Dort ist auch eine Steilküste, die von einer Burgruine überragt wird. In der 18 km entfernten Hafenstadt Licata bietet das La Madia (Di geschl., Via Filippo Re 22, Tel. 09 22 77 14 43, €€) eine der kreativsten Küchen Siziliens. Der junge Chef und seine Mitarbeiter haben einen Senkrecht- start hinter sich. Realmonte und Siculiana Zwischen Porto Empedocle und Sciacca verläuft die Hauptstraße 3-8 km von der Küste entfernt, zu deren einsamen Naturstränden Stichstraßen führen. Bei Realmonte stürzen die schneeweißen Sandsteinfelsen von Capo Rosello bis zu 90 m tief ins Meer. Siculiana Marina hat neben Felsküste gute, meist flache Sandstrände, die sich nach Westen bis Torre Salsa fortsetzen. Gute Meeresküche serviert das La Scogliera an der Uferpromenade, (Mo geschl., Tel. 09 22 81 75 32, €€).

Museo Archeologico Regionale Hier sind Fundstücke aus dem alten Akragas und der frühgeschichtlichen Kultur der Völker Innersiziliens aus- gestellt. In einer der Hallen ist ein Modell des 7,75 m hohen Telamon vom Zeus-Tempel zu sehen. Zum Mu- seum gehört die romanische Klosterkirche San Nicola, wo der spätantike Phädra-Sarkophag steht, der die tragische Liebesgeschichte von Phädra und ihrem Stiefsohn Hyppolitos erzählt. Tgl. 9-13, Di-Sa auch 14- 19.30 Uhr, Eintritt 4,50 Euro, mit Ausgrabungen 6 Euro.

13. Tag: Montag, 18.08.08 Porto Empedocle  Trapani Strecke 81 NM

36 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Mitten in der Nacht legen wir in Porto Empedocle ab, um Richtung Trapani zu segeln. Hoffentlich kriegen wir den Anker frei!

Trapani

Wie ein langer Finger ragt die Stadt (62 000 Ew.) ins Meer, in ihrem Rücken erhebt sich senkrecht der Berg von Erice mit 750 m, im Süden breiten sich endlos und flach die Salinen aus mit den leuchtend weißen Salz- bergen und Windmühlen, auf dem Meer liegen die Inseln, Bergschollen im Wasser. Hinter der langen Hafen- front verbirgt sich die weit gehend vom Barock geprägte Altstadt. Palastfronten und der Reichtum der Kirchen zeigen, dass Trapani für Jahrhunderte nach Palermo und Messina Siziliens Haupthandelshafen war. Einen schönen Innenhof mit Arkaden und Loggien besitzt der Palazzo Riccio aus der Renaissance, während die mit dem sizilianischen Adler und den beiden Uhren gekrönte Fassade des Palazzo Cavarretto die Hauptstraße, den Corso Vittorio Emanuele, optisch abschließt. Die Jesuitenkirche Chiesa del Collegio ist prunkvoll im Ge- schmack des Ordens gehalten.

Die Salinen vor der Stadt werden teils noch heute zur Salzgewinnung genutzt. Die Salzgärten mit einst über 60 Windmühlen sind Kulturdenkmäler einer nicht weit zurückliegenden Periode, als noch Hunderte von Men- schen die Arbeit machten, die heute wenige Arbeiter mit Maschinen schaffen.

14. Tag: Dienstag, 19.08.08 Trapani Strecke 0 NM Hafentag

Erice sollte man sich nicht entgehen lassen, meint Lackis!

Fast über dem Meer, aber in über 700 m Höhe schwebt 14 km nordöstlich von Trapani das mittelalterliche Erice mit seinen grauen Steinhäusern. Oft steckt es in den Wolken, auch wenn sonst über ganz Westsizilien die Sonne brennt. Hier verehrten die aus Kleinasien eingewanderten Elymer und Punier die Liebesgöttin As- tarte, die Römer bauten ein großes Venusheiligtum an die Stelle, wo heute das Normannenkastell steht, und danach trat Maria die Nachfolge an. Man merkt, dass die Stadt zu einem großen Teil verlassen ist, aber die sonst so augenfälligen Zeichen des Verfalls fehlen. Denn sie ist Ziel vieler Sizilianer, die hier am Wochenende 37 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida die kühlere Luft genießen. Und der Blick über die Ebene mit den Salinen, den Inseln des Flachmeers von Marsala, den Ägaden und der felsigen Küste von San Vito ist einmalig.

Sehr gut essen kann man im Monte San Giuliano (Mo geschl., Tel. 09 23 86 95 95, €€), wo es den berühmten cuscus alla trapanese gibt, und einfa- cher, mit Gerichten aus der Landküche, im Ulisse (Tgl., Tel. 09 23 86 93 33, € - €€), wo man in einem schattigen Garten sitzen kann. Auskunft: AAST, Viale Conte Pepoli 11, Tel. 09 23 86 93 88, Fax 09 23 86 95 44 Noch einmal Erice Es gibt Orte auf Sizilien, wo sich Mythos und Ge- schichte verflechten and wo die Archäologie das Leben antiker Völker und Kulturen bezeugt.

Auf dem Gipfel des Berges Monte San Giuliano, in wunderschöner Panoramalage über Trapani, in der Stille der Wolken, liegt das Städtchen Erice. Der Ort wurde von den Elymern bewohnt, die dort einen Tempel, der dern Kult der Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin geweiht war, erbauten. Die nachfolgenden Invasoren widmeten das Heilig- tum ihren Gottheiten. So beteten die Phönizier dort Tanit-Astarte an, die Griechen Aphrodite und die Römer die Venus Ericina. Auf den Grundlagen des Tempels erhebt sich heute das von den Normannen erbaute Venusschloss. Innen befindet sich, be- herrscht von mittelalterlichen Türmen, der Garten- park Balio. Die Stadt ist von der sogenannten Zyklo- penmauer, die aus der Zeit der Elymer (8. Jh. v. Chr.) stammt, umgeben. An ihren Eckpunkten befinden sich das Normannen- oder Venusschloss, das Quar- tiere Spagnolo - die spanische Garnison und der Dom aus dem Jahre 1314.

Trapanis Geschichte ist so alt wie die griechischen Mythologie. Anchises, Vater des Aeneas, soll nach dem Fall Trojas hier gestorben sein.

Als erste siedelten hier Sikanen, bevor unter den Elymern und Ioniern aus dem Dorf eine kleine befestigte Stadt wurde. Im 9. Jhd. v. Chr. wurde Trapani von den Phöniziern ausgebaut und entwickelte sich in den fol- genden Jahrhunderten zu einer der wichtigsten und reichsten Häfenstädte Siziliens.

Während des ersten punischen Krieges war Trapani ab 260 v. Chr. ein karthagischer Stützpunkt. Die Küste vor der Stadt wurde zum Schauplatz zweier großer Seeschlachten: 249 v. Chr. fand hier die Schlacht von Drepana statt, in der die Karthager die Römer besiegten. Acht Jahre später, am Ende des punischen Krieges (241 v. Chr.) wurde Trapani von den Römern erobert. Diese nahmen der Stadt ihre politische Autonomie und führten neue Steuern ein, so dass Trapani schnell an Bedeutung verlor.

Erst nach 827 n. Chr. kam mit der Besatzung durch die Araber ein neuer Aufschwung. Der Hafen wurde ver- größert, der Mauerring um die Stadt verstärkt, die Handelsbeziehungen ausgebaut. Salz aus Trapani wurde im Mittelalter nach ganz Italien, Frankreich und England verkauft. Zur neuen Blüte trugen auch die Gold- 38 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida schmiedekunst und die Verarbeitung von Korallen bei. Bis heute prägen die arabische Architektur, Kunst und Sprache Trapanis Stadtbild und kulturelles Leben.

1097 eroberten die Normannen unter Roger I. Trapani und eine weitere Blütezeit begann. Der Hafen genoss Zollfreiheit und die Stadt richtete Konsulate ein für die größten Handelshäuser Norditaliens und Kataloniens. Die Römisch-Katholische Religion wurde unter den Normannen zur offiziellen Religion.

Unter Karl I. von Anjou hatte die Stadtbevölkerung unter hohen Zöllen zu leiden. Mit dem Volksaufstand von 1282 (Sizilianische Vesper), an dem auch zahlreiche prominente Trapanesen teilnahmen, wurde Karl I. vertrie- ben. Sizilien fiel an das Haus Aragon und Trapani trat in eine neue Phase der Urbanisierung.

Trapani war im 14. Jahrhundert unter Karl V. wichtigste Hafenstadt im Westen Siziliens. Im 19. Jahrhundert breitete sie sich von der sichelförmigen Halbinsel auf das Festland aus. 1817 wurde sie zur Provinzhauptstadt.

Im 2. Weltkrieg trafen Trapani schwere Bombardements. 28 Luftangriffe zerstörten das Viertel von San Pietro, den ältesten Teil der Stadt, sowie das Teatro Garibaldi. Mit dem Wiederaufbau von 1950-1965 gelang es, wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen.[2] In der jüngeren Vergangenheit hatte Trapani Probleme mit illegalem Drogenhandel.

Wirtschaft

Die Salzgewinnung in den Salinen südlich der Stadt war über Jahrhunderte einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Noch heu- te werden in Trapani 200.000 Tonnen jährlich produziert. Das Salz ist relativ mineralhaltig und genießt einen guten Ruf. Schon Voltaire lobte die alten Salinen.[3] Vermarktet wir das Salz heute von der Firma SoSalt.

Wein aus Trapani ist international bekannt. Die renommiertesten Winzer und Oenologen sind Centonze, Firriato und die Cantina Sociale di Trapani. Zu den meist angebauten Rebsorten der Re- gion gehören Grillo und Nero d'Avola.

Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind die Fischerei und Fischverarbeitung, die Landwirtschaft mit dem An- bau von Oliven, Zitrusfrüchten, Gemüse, Getreide und Mandeln, die Nahrungsmittelindustrie sowie der Tou- rismus.

Mafia

Die trapanesische Mafia gilt nach der palermitanischen als die einflussreichste Siziliens. Seit der Verhaftung Vincenzo Virgas 2001 ist Matteo Messina Denaro angeblich Anführer der Mafia Trapanis und vielleicht ganz Siziliens. Er soll Geld vorrangig mit Schutzgelderpressung und Drogenhandel machen. In den vergangenen Jahren wurden in Trapani mehrere mutmaßliche Mafiosi festgenommen, die hohe politische Ämter bekleideten und die sich bezüglich Stadtplanung und lokalen Bauvorhaben offenbar haben korrumpieren lassen.

Verkehr

Der Hafen Trapanis ist der wichtigste der Westküste Siziliens. Er verbindet die Stadt mit den Ägadischen In- seln, Pantelleria und Cagliari. Das Übersetzen zu den Ägadischen Inseln mit schnellen Tragflügelbooten (alis- cafi) dauert 15 - 20 Minuten. Pantelleria wird mit der Fähre in etwa sechs, Cagliari in elfeinhalb Stunden er- reicht.

39 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Auf den Monte Erice fährt seit 2005 wieder eine Seilbahn. Sie überwindet knapp 700 Höhenmeter in zehn Minuten.

Der Flughafen Trapani ist ein für den zivilen Verkehr geöffneter Militärflugplatz. Ryanair bietet von hier aus mehrere Direktverbindungen nach Deutschland, Spanien, Großbritannien und Schweden an. Air One fliegt nach Mailand, Rom und Bari. Die Fluggesellschaft Meridiana verbindet Trapani mit Palermo und der Insel Pantelleria. Der nächst gelegene internationale Flughafen ist der Flughafen Palermo.

Kultur Misteri di Trapani

Trapani ist bekannt für die Mattanza, die traditionelle, aber mittlerweile eingestellte Thunfischjagd vor der Küste nahe der Insel Favignana, und für die Osterprozessionen. Die größte und feierlichste ist die Prozession am Karfreitag, die sogenannte Processione dei Misteri di Trapani.

Die Misteri di Trapani gibt es seit knapp 400 Jahren. Alljährlich werden am Karfreitag von der Chiesa del Purgatorio aus zwanzig Mysteriengruppen, die den Leidensweg Jesu Christi darstellen, durch die Stadt getragen. Die Figuren aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind aus Holz gefertigt und wiegen jeweils mehrere Hundert Kilogramm. Im Wiegeschritt werden sie durch die blumengeschmückten Straßen der Altstadt getragen. Begleitet werden sie von Blaskapellen aus der Provinz, die Trauermärsche spielen. Die Prozession dauert vom frühen Nachmittag des Karfreitags die ganze Nacht hindurch bis zum Mit- tag des Karsamstags und zählt zu den beeindruckendsten Festumzügen auf Sizilien.

Schutzpatron der Stadt ist Albertus Siculus, der 1212 in Trapani geboren und 1474 heiliggesprochen wurde. Sein Gedenktag wird am 7. August gefeiert.

Sehenswürdigkeiten

Jesuitenkloster Palazzo Cavarretta

Kirchen

Kathedrale San Lorenzo, Barockbau aus dem 17. Jahrhundert Santa Maria del Gesù, Franziskanerkirche aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Chiesa del Purgatorio, Kirche aus dem 17. Jahrhundert mit den Mysteriengruppen Chiesa di Sant'Agostino, mit erhaltener Rosette Chiesa di San Francesco d'Assisi, geweiht 1672 Dominikanerkirche mit Resten des Originalbaus aus dem 14. Jahrhundert Santuario dell' Annunziata, Kloster aus dem 14. Jahrhundert mit Kampanile aus dem 16. Jahrhundert, enthält die Marmorstatue der Madonna von Trapani

40 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Museen

Museo Regionale Agostino Pepoli, Museum für traditionelle Korallenverarbeitung, Skulpturen und Ge- mälde, zeigt ein Bild des heiligen Franziskus aus dem Jahr 1530 von Tizian Torre di Ligny, Turm auf der äußersten Spitze der Landzunge, erbaut 1617, beherbergt das Prähistori- sche Museum Museo del sale, Salzmuseum neben den Salinen von Nùbia Biblioteca Fardelliana, eine der wichtigsten Bibliotheken Siziliens, gegründet 1830, beherbergt etwa 150.000 Bände und besitzt einige Originalkupferstiche von Giovanni Battista Piranesi sowie eine be- deutende Zeitschriftensammlung

Bauwerke

Palazzo D’Ali, Rathaus Palazzo Chiambra, spätgotischer Palast Palazzo delle Poste e Telecomunicazioni, Postamt mit Jugendstil-Schalterraum Palazzo Cavarretta, Sitz des Senats Grand Hotel an der Piazza Garibaldi, erbaut 1890 Denkmal Giuseppe Garibaldis, Piazza Garibaldi, erbaut 1890. Denkmal Vittorio Emanueles II. Fontana di Saturno, Brunnen, erbaut 1342 Fontana di Tritone, Triton Brunnen Castello della Colombaia

Parks Villa Margherita, Park

Veranstaltungen

Ente Luglio Musicale Trapanese - Teatro di tradizione, Aufführungen von Opern, Konzerten und Theaterstü- cken in der Sommer- und Wintersaison

Trivia

Ende des 16. Jahrhunderts lebte der spanische Dichter Cervantes für längere Zeit in Trapani. Die Windmühlen der Salinen soll er in seinem "Don Quichotte" verewigt haben. (Da machen aber die spanischen Windmühlen in der Mancha scharfe Konkurrenz, liebe Italiener!)

„Trapano― ist das italienische Wort für „Bohrmaschine―. „Trapani― ist der Plural. Hoffentlich laufen die nicht während der Nacht!

Interessantes in der Umgebung: Ägädische Inseln

Die Natur der Ägadischen Inseln ist ganz besonders, da sie noch unberührt und wild ist. Solche Eigenschaften sind im Mittelmeer längst fast überall unauffindbar geworden. Die Ägadischen Inseln gehören zu einem Archi- pel, der noch gänzlich zu entdecken ist. Die "Riserva Marina delle Egadi" (Meeresschutzgebiet der Ägadi- schen Inseln) ist das größte Italiens. Seine Gründe, seine Transparenz und die magischen Grotten machen ein einzigartiges Juwel aus ihm. Das Land-Ambiente der Ägadischen Inseln ist eines der reichsten überhaupt an Tier- und Pflanzenarten, und die sich erhaltende Unterwasserflora und -fauna hält das gesamte Gebiet sauber. Die Vegetation ist ziemlich üppig und mit über 500 Pflanzenarten vertreten, die Fauna resultiert noch als wild. Die herrlichen Ägadischen Inseln werden bereits von Homer in den Abenteuern des mythischen Odysseus zitiert. Es heißt, dass Äeneas hier nach dem Tode des Vaters Anchises landete. In den Tiefen die- ser Gewässer verstecken sich Relikte punischer Boote, römischer Trieren und spanischer Galeonen… 41 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Levanzo, die kleinste der Ägadischen Inseln, ist unversehrt und wunderschön, voll üppiger grüner Natur und umgeben von einem kristallklaren Meer. Sie ist berühmt für die Grotte del Genovese mit eingeritzten Graffiti – Zeugnis der prähistorischen Kunst des älteren Paläolithikums – und in die Jungsteinzeit zurückreichenden Malereien. Die abschüssigen und nur an der Nordwest- und Südostseite zugänglichen Küsten der Insel fallen steil von einer Hochebene ab, die im Pizzo del Monaco (278 Meter) gipfelt. Das einzige bewohnte Zentrum, in dem sich der größte Teil der Bevölkerung konzentriert, liegt an der Südküste der Insel, in einer Bucht mit dem Namen Cala Dogana, die auch den kleinen Hafen bildet, der guten Schutz vor den Nord- und Westwinden bietet. Es empfiehlt sich, Levanzo, wie die anderen Inseln auch, mit dem Boot besichtigen; so kann man die Schön- heiten des Meers noch besser bewundern und das überaus klare Wasser besonders schätzen. Der östliche Teil der Insel besteht aus einem ständigen Aufeinanderfolgen von Buchten, die häufig von steil abfallenden Felswänden überragt werden.

Favignana ist fast schon ein Relikt. Eine der grössten Thunfischfallen ernährte die Bevölkerung über Jahr- hunderte hinweg. Die "Mattanza" (das Gemetzel) fand alljährlich in der Zeit der vorüberziehenden Thunfisch- schwärme statt. Die wunderschöne alte Tonnara (Thunfischfabrik) steht direkt am Eingang zum Hafen. Heute werden nur noch kleine Fänge gemacht - sie ernähren ein paar wenige starke und stolze Thunfischer. Die Insel besteht grösstenteils aus Tuffstein; dieser wird seit Jahrhunderten aus dem Boden gefördert und aus den Quadern baute man die Häuser. Alles, was in Favignana baulich über den Boden ragt, findet sich also auch als Negativform in der Tiefe.

Marettimos höchste Erhebung ist mit 686 m der Monte Falcone. Ein unberührter Berg, mitten im Meer. Ein beträchtlicher Teil der Insel liegt aber verborgen im Meer. Im Winter kann die Abgeschie- denheit Tage dauern; aber auch im Sommer reicht ein wenig Wind aus, dass die Tragflächenboote und Fährschiffe die Insel nicht mehr anfahren können. Wenn der Wind Bootsfahrten und Baden nicht mehr erlaubt, ist der richtige Zeitpunkt für einen ungestörten Spaziergang gekommen. Da es keine Autos gibt, ist man gezwungen zu Fuß zu gehen. Oft sind die Gäste vom täglichen Leben während dem größten Teil des Jahres im Stress, so dass sie hier eine erfreuliche Überraschung erleben. Die Ruhe wird nur durch die Schreie der Seemöwen, dem Rauschen des Windes und dem Plätschern der Wellen unterbrochen. Der beste Weg, um Marettimo kennen zulernen ist eine Fahrt rund um die Insel. So kann man die Küste betrachten, die wunderschönen Grotten erforschen und die klaren Meersgründe genießen. Nach- dem man vom alten Hafen des Dorfes abgelegt hat, fährt man nach Norden, wo man auf den Scoglio del Cammello trifft, nicht weit entfernt von der gleichnamigen Grotte: hier gibt es glasklares 42 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Wasser von himmlisch grüner Farbe und einen kleinen weißen Kieselstrand, an dem bis zum vorigen Jahr- hundert noch Bachstelzen lebten. Etwas weiter nördlich kommt man zu Cala Manione und gleich danach zu Punta Troia, auf dessen ca. 100 m hohen Kap das gleichnamige Schloss thront. Dann erreichen wir die eindrucksvolle Grotte von "Pipa", welche am Eingang ganz eng ist und sich dann zu einer großen quadratischen Halle öffnet. Ein weiterer Höhepunkt ist Punta Due Frati, wo man eine grüne Marmorgrube sehen kann. Es folgt Punta Mugnone, wo viele Thunfische durchkommen.

Bald kommt man an der schönen Cala Bianca an. Hier kann man sich an einem ruhigen Sandstrand erfreuen, nicht weit von der Grotta delle Sirene entfernt. Folgt man weiter dem Weg um die Insel, werden nun die Felsen steiler und die See tiefer.Hier gibt es viele Fischarten oder man hat sogar Glück und kann Delfine beobachten, welche das Boot ein Stück weit begleiten. Nach der Grotta Perciata mit vielen Stalaktiten erreichen wir die Grotta del Presepio und die Grotta della Bom- barda, welche ihren Namen von den Wellen hat, welche sich dort bei Gewittern brechen. Im Innern findet man einen Kalkstein, welcher wie die Mitra des Papstes aussieht. Nach dem Leuchtturm von Punta Libeccio er- reicht man Secca Cretazzo, wo das Meer bis etwa 100 m vor der Küste nur einen Meter tief ist. Immer noch der Küste folgend kommen wir nach Punta Bassana, wo der Meeresgrund bis auf 50 m abfällt. Hier gibt es viele Fische, Schwämme und Korallen. Nach Punta Bassana erreicht man Cala Marino, von wo aus sich die Küste wieder senkt und man das Dorf erreicht.

15. Tag: Mittwoch, 20.08.08 Trapani  Palermo Strecke 52 NM

Normal absegeln um 7 Uhr mit der Morgenbrise nach Palermo.

Palermo ist die Hauptstadt der italienischen Region Sizilien und die Hauptstadt der Provinz Palermo.

43 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Im 8. Jahrhundert v. Chr. gegründet, erlebte die Stadt vor allem unter der Vorherrschaft der Araber sowie der Normannen und der Staufer eine Blütezeit. Heute ist Palermo Italiens fünftgrößte Stadt und das politische und kulturelle Zentrum Siziliens.

44 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

45 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Geografie

Die Stadt liegt an einer Bucht an der Nordküste Siziliens. Begrenzt wird die Bucht im Norden vom Monte Pel- legrino, im Osten vom Monte Catalfano. Die Ebene zwischen den Bergen wird italienisch Conca d'oro (Gol- dene Muschel) genannt, vermutlich wegen der Orangenhaine, die Palermo zur Zeit der arabischen Herrschaft umgaben. Heute dehnt sich das Stadtgebiet über fast die ganze Conca d'oro aus. Palermo bildet eine Agglo- meration (Ballungsraum). Mit rund 670.206 Einwohnern in der Kernstadt und 1.064.000 Einwohnern in der Metropolregion ist es die größte Stadt Siziliens. Die Nachbargemeinden Palermos sind Altofonte, Belmonte Mezzagno, Ficarazzi, Isola delle Femmine, Misilmeri, Monreale, Torretta und Villabate.

Geschichte

Die Phönizier gründeten die Stadt als Handelsstützpunkt im 8. Jahrhundert v. Chr. Der ursprüngliche Name der Stadt kam aus dem Punischen und lautete Ziz (die Blume). Er bezog sich auf die Fruchtbarkeit der Land- schaft. Den heutigen Namen gaben die Griechen, die den natürlichen Hafen Palermos begehrten: Panhormos = Ganzhafen, großer Hafen. 408,406 und 391 v. Chr. verteidigten die Karthager ihren Musterhafen gegen Syrakus und Flotten anderer Griechenstädte und entzogen ihr starkes Bollwerk der Hellenisierung.

Im Gegensatz zu anderen großen Städten Siziliens gelangte Palermo nie unter griechische Herrschaft, lag aber nahe der Grenze zum griechischsprachigen Ostteil der Insel.275 v. Chr. gelang es König Pyrrhus von Epirus, die Hafenstadt für kurze Zeit zu besetzen.

Während des Ersten Punischen Krieges von 264 bis 241 v. Chr. war Palermo ein wichtiges Bollwerk der Kar- thager, bis es 254 v. Chr. von den Römern durch eine Meerblockade erobert wurde und den Namen Panor- mus erhielt. Unter Augustus siedelten sich ehemalige römische Legionäre an und Panormus entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Städte auf Sizilien.

Nachdem die Vandalen im Jahr 429 ihr Reich in Nordafrika mit dem heutigen Tunesien als Zentrum gegründet hatten, fielen sie mehrfach in Sizilien ein und eroberten die Stadt. Palermo verlor an Bedeutung und fiel schließlich 535 an Ostrom.

Ein Aufschwung setzte erst wieder unter islamischer Herrschaft ein. Arabisch Balerm genannt, wurde Palermo 831 zur Hauptstadt der Emire von Sizilien und entwickelte sich durch den Anbau von Orangen- und Zitrusbäu- men zu einem blühenden Wirtschaftszentrum. Der Hafen wurde ausgebaut und es entstanden neue Stadt- viertel. Die damalige Einwohnerzahl wird auf etwa 100.000 bis 120.000 geschätzt. Unter den europäischen Städten hatten damals nur Byzanz und Córdoba mehr Einwohner. Es glich in der Größe den damaligen islami- schen Metropolen, wie Kairo oder Bagdad. Laut Ibn al-Athir benutzte der muslimische Emir Muhammad b. Abdallah b. Aghlab, der von 832 bis 851 von Palermo aus Sizilien beherrschte, die Stadt als Ausgangspunkt für unablässige Plünderungen. Seit der Antike war Sizilien die Kornkammer der damaligen Welt und das be- gehrteste Agrarland des Mittelalters. Dies machte es zu einem Zankapfel unter den politischen Mächten.

Normannenschloss La Zisa

1072 eroberten die Normannen unter Roger I. Palermo. Anfang des 12. Jahrhunderts wurde es Hauptstadt der Grafschaft, ab 1130 des Königreichs Sizilien. Unter den normannischen Herrschern entstan- den zahlreiche Kirchen und Paläste mit deutlich arabischen Stilein- flüssen. Diese Bauten sind Zeugnis einer arabisch-byzantinisch- normannischen Symbiose in der Kunst. Beispiele dafür sind die Sommerresidenz La Zisa im Stil eines arabischen Wüstenschlosses

46 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida oder die Kirchen San Giovanni degli Eremiti und San Cataldo mit ihren rot getönten Kuppeln. Am Normannen- palast und an der Kathedrale von Palermo sind die arabischen Stilelemente ebenfalls zu erkennen, aber der Gesamteindruck ging durch spätere An- und Umbauten verloren.

Sarkophag von Friedrich II., im Hintergrund der von Roger II.

Die kulturelle Blütezeit unter den Normannen dauerte an, als 1194 die Staufer die Macht übernahmen. Friedrich II. baute die Stadt zur glanz- vollen Residenz aus und gründete die Sizilianische Dichterschule.

Nach der Hinrichtung des letzten Staufers Konradin geriet Sizilien un- ter die Herrschaft von Karl von Anjou, der die Hauptstadt seines Reichs nach Neapel verlegte.

Palermo verfiel immer mehr und die Armut der Bevölkerung führte 1282 zur Sizilianischen Vesper. Mit diesem Aufstand endete die Herrschaft Anjous auf Sizilien. Tausende Franzosen wurden dabei von der einheimischen Bevölkerung getötet. Allein in Palermo starben 2000 Men- schen.

In der Folgezeit nahmen die Aragonier, Österreicher und Bourbonen die Stadt in Besitz und sie verlor weiter an Bedeutung. 1860 zog Giuseppe Garibaldi in Palermo ein und ein Jahr später kam Sizilien zum neuen Kö- nigreich Italien.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Palermo schwer beschädigt. Viele Bewohner der Altstadt zogen um in neugebaute Siedlungen am Stadtrand und die Wiederaufbauarbeiten gingen nur sehr schleppend voran. Zu- dem war Palermo von Kriegsende bis Ende des 20. Jahrhunderts fest in der Hand der Mafia. Es war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gefährlichsten Städten Europas- 1981 bis 1983 ereignete sich in Palermo durchschnittlich alle drei Tage ein Mafiamord. In den 1980er Jahren kämpften vor allem die Staats- anwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht. Erst unter dem "Antimafia"-Bürgermeister Leoluca Orlando (Amtszeit 1985-2000) blüh- te das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Unterstützt von anderen Politikern, von Künstlern und von der Bevölkerung setzte er den Kampf gegen die Mafia fort. Die Kriminalität sank und heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den fünfzehn ersten Städten Italiens.

Orlando veranlasste auch, durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen die verfallenen Gebäude der Altstadt wieder instand zu setzen. So wurde z.B. dank seiner Bemühungen 1997 das Teatro Massimo, eines der größ- ten Opernhäuser Europas, wiedereröffnet und seither mit Opernaufführungen sowie Konzerten kontinuierlich bespielt.

16. Tag: Donnerstag, 21.08.08 Palermo Strecke 0 NM Hafentag

Sehenswürdigkeiten

Dom von Palermo

Das bedeutendste Kirchengebäude von Palermo ist die Kathed- rale. Der jetzige Bau wurde 1184/1185 errichtet und erfuhr im Lauf der Jahrhunderte mehrere Umbauten. Besonders gravie- rend war dabei der Umbau am Ende des 18. Jahrhunderts, bei dem die Kathedrale eine Barockkuppel erhielt und ihr Inneres

47 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

klassizistisch umgestaltet wurde.

Für Deutschland ist die Kathedrale insofern von besonderer Bedeutung, da sich in ihr die Gräber der Staufer Heinrich VI. und Friedrich II. befinden. Sehenswert sind auch die Krypta und der Domschatz.

San Giovanni dei Lebbrosi

In Palermo gibt es mehrere Kirchengebäude im arabisch- normannischen Stil. Für Kirchengebäude ungewöhnlich sind deren meist außen rot gefärbte Kuppeln, die eher an Islamische Kunst erin- nern. Das älteste dieser Kirchengebäude, San Giovanni dei Lebbrosi, wurde bereits von Roger I. im Jahre 1071 noch vor der Eroberung Palermos außerhalb der damaligen Mauern errichtet. San Giovanni degli Eremiti wurde von Roger II. kurz nach seiner Ernennung zum König von Sizilien 1130 als Teil des ersten römisch-katholischen Klosters auf Sizilien errichtet, neben der heute leerstehenden Kirche ist vor allem der Kreuzgang gut erhalten. La Martorana (Santa Maria dell'Ammiraglio), errichtet ab 1143, ist Konkathedrale der Italo-griechischen Kirche auf Sizilien. San Cataldo, errichtet von 1154 bis 1160 neben der Martorana, und La Magione (SS Trinità) gehören zu den letzten Kirchen auf Sizilien im arabisch-normannischen Stil.

Portal von San Francesco d’Assisi

Zu den gotischen Kirchen zählen Santo Spirito, erbaut im 12. Jahrhundert, Sant’Agostino und San Francesco d’Assisi, beide erbaut im 13. Jahrhundert. Das Kirchengebäude Santa Maria dello Spasimo, errichtet ab 1506 , beherbergt heute ein Kultur- zentrum, in dem Theater- und Musikveranstaltungen stattfinden. Santa Maria della Catena, erbaut von 1500 bis 1540, ist ein Bei- spiel für den Baustil der katalanischen Spätgotik.

Inneres der Chiesa del Gesù

Die älteste sizilianische Jesuitenkirche Chiesa del Gesù wurde ab 1564 er- richtet. In dem zur Kirche gehörenden Jesuitenhaus befindet sich heute die Stadtbibliothek. Weitere sehenswerte Kirchengebäude aus dem 16. Jahrhundert sind die Kirche Santa Caterina mit einer Fassade im Stil der Spätrenaissance sowie das Oratorio di San Lorenzo und das Oratorio del Rosario mit wertvollen Stuckdekorationen. Die Kirche San Giuseppe dei Teatini, erbaut von 1612 bis 1645, erhielt eine prachtvolle Palastfassade im Stil des Barock.

Unter einem Kapuzinerkloster entstand ab 1599 die Kapuzinergruft, eine weitläufige Grabanlage, in der 8000 Mumien entsprechend ihrem Stand gekleidet aufbewahrt werden.

Normannenpalast

48 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Der Normannenpalast (Palazzo Reale oder Palazzo dei Normanni) war früher Sitz der Könige und Vizekönige Siziliens und ist heute Sitz des Sizilianischen Parlaments. Besonders sehenswert sind die Cappella Palatina und das Zimmer des Roger, beide mit Mosaiken aus normanni- scher Zeit. An den Normannenpalast angebaut ist die Porta Nuova an der Stelle eines früheren Stadttors. Weitere Schlösser aus normanni- scher Zeit, die von arabischen Baumeistern errichtet wurden, sind La Zisa und La Cuba.

Palazzo Chiaramonte

Die Adelspaläste aus dem Mittelalter haben meist ein festungsartiges Erdgeschoss ohne Fenster. erst im Obergeschoss gibt es dann größere Fenster, die meist mit Säulenarkaden unterteilt und deren Ränder ornamental geschmückt sind. Parade- beispiel ist der Palazzo Chiaramonte aus dem 14. Jahrhundert. Er diente in den folgenden Jahrhunderten als Residenz der Vizekönige, als Sitz der Inquisition und als Gericht. Der Palazzo Sclafani wurde 1330 im gotischen Stil mit arabischen und normannischen Elementen errichtet und 1435 in ein Spital umgebaut. Der Palazzo Abatellis ist ein quadratischer Block mit reich geschmücktem Portal. Er diente lange Zeit als Dominikanerkloster. Heute befindet sich darin die Regionalgalerie.

Der Palazzo Pretorio (oder Palazzo Senatorio) an der Piazza Pretoria ist das Rathaus Palermos. Das Ge- bäude stammt ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert, wurde aber mehrmals baulich verändert und vergrößert. Seine jetzige Form erhielt es im 19. Jahrhundert. Der Palazzo Aiutamicristo nahe der Kirche La Magione wur- de 1490 im Auftrag einer aus Pisa stammenden Handelsfamilie erbaut. In der Nähe des Doms steht der Erzbi- schöfliche Palast mit dem Diözesanmuseum. Der zentrale Platz der Altstadt ist Quattro Canti an der Kreuzung der Hauptstraßen Corso Vittorio Emanuele und Via Maqueda.

Die Barockpaläste an den vier Ecken haben konkav geschwungene Fassaden. Sie sind geschmückt mit Brunnen und Statuen, die die vier Jahreszeiten, die spanischen Könige von Palermo und die Schutzheili- gen der alten Stadtviertel darstellen.

Die Piazza Pretoria wurde im 16. Jahrhundert in der Nähe der Quattro Canti angelegt, um Platz für einen großen, manieristischen Brunnen zu schaffen, die Fontana Pretoria. Die Piazza della Rivoluzione erinnert daran, dass an dieser Stelle 1848 der Aufstand gegen die Bourbonen begann und zwölf Jahre später Giuseppe Garibaldi erstmals in Palermo auftrat. Der Brunnen Fontana del Genio in der Mitte des Platzes ist eines der Wahrzeichen der Stadt.

Die Piazza Ruggero Settimo liegt vor dem Teatro Politeama und ist einer der Mittelpunkte des städtischen Lebens. Benannt ist der Platz nach dem Präsidenten der kurzlebigen Republik Sizilien im Jahr 1848. Weitere Hauptanziehungspunkte sind die Piazza Bellini vor der Kirche La Mar- torana, die Piazza Verdi vor dem Teatro Massimo und die Piazza Indipendenza südlich des Normannenpalas- 49 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida tes.

Museen Archäologisches Regionalmuseum

Das Archäologische Regionalmuseum (Museo Archeologico Regionale "Antonio Salinas") zeigt eine Sammlung einzigartiger Exponate von der Vorgeschichte Sizili- ens bis zur spätrömischen Zeit.

Die Regionalgalerie (Galleria Regionale della Sicilia) im Palazzo Abatellis ist Siziliens umfangreichste Galerie. Die Sammlung beinhaltet Bilder und Skulpturen vom Mittel- alter bis zum 18. Jahrhundert. Eines der bekanntesten Exponate ist die „Annunziata― von Antonello da Messina.

Das Diözesanmuseum (Museo Diocesano) im Erzbischöflichen Palais zeigt religiöse Kunst und Sakralgegenstände vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Im Untergeschoss befinden sich Ausgra- bungsexponate und Darstellungen der Stadtentwicklung.

Das Museo Etnografico Siciliano Giuseppe Pitrè dokumentiert mit über 4000 Exponaten sizilianische Volks- kunst und Traditionen. Ausgestellt werden u.a. sizilianische Karren und handgefertigte Puppen des siziliani- schen Marionettentheaters. Auch das Museo Internazionale delle marionette Antonio Pasqualino zeigt rund 3000 Marionetten aus ganz Sizilien. Theater

Teatro Massimo

Teatro Politeama

Das neoklassizistische Teatro Massimo, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts, ist Italiens größtes und Europas drittgrößtes Opernhaus. Der kunstvoll gestaltete Theaterraum bietet Platz für 3200 Gäste.

Als das Teatro Massimo Ende des 20. Jahrhunderts wegen baulicher Mängel und umfangreicher Sanierungs- arbeiten über zwei Jahrzehnte geschlossen war, diente das Teatro Politeama als Ersatzbühne. Heute befindet sich hier die Galleria d’Arte Moderna, eine Galerie mit den Werken süditalienischer Künstler aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Im Botanischen Garten

Ficus macrophylla im Giardino Garibaldi

Palermos größte Parkanlage ist der Parco della Favorita am Fuß des Monte Pel- legrino, der 1798 von König Ferdinand III. angelegt wurde. Heute ist der Park ein öffentlicher Volkspark mit Tennis- und Fußballplätzen und einer Pferderennbahn.

50 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Ende des 18. Jahrhunderts wurde auch der Botanische Garten angelegt, in dem Goethe nach der „Urpflanze― suchte. Er beherbergt heute über 12.000 Pflanzenarten. Neben dem Botanischen Garten befindet sich die Villa Giulia, ein geometrisch angelegter Park mit Brunnen und Sonnenuhr.

Im Giardino Garibaldi, einem kleinen Park vor dem Palazzo Chiaramonte, wachsen die größten Feigenbäume Europas. Vom Normannenpalast aus liegt Richtung Universität der Parco d'Orleans, Richtung Dom die pal- menreiche Parkanlage Villa Bonanno mit den Resten römischer Häuser.

Straßenmarkt in Palermo

Die Giudecca ist das jüdische Stadtviertel in Palermo, zu dem man vom Corso Vittorio Emanuele aus über die Porta di Ferro oder die Porta Judaica gelangt.

Palermo verfügt über einige große Märkte, die sich über die Straßen und Gassen der Altstadt erstrecken. Der bekannteste und größte Lebensmittelmarkt ist der Mercato della Vucciria (kurz La Vucciria). Er war ursprüng- lich der Markt der Metzger, später kamen die Stände der Fischer, dann der Bauern hinzu.

Der Mercato Ballaro ist vorwiegend Obst und Gemüsemarkt, auf dem Mercato del Capo wird neben frischen Lebensmitteln auch Kleidung angeboten. Außerdem gibt es den Nachtmarkt Il Borgo, der jedoch eher als Straßenfest denn als Markt zu sehen ist und der für seine Lebendigkeit berühmt ist.

Der Ponte dell'Ammiraglio ist eine mittelalterliche Brücke, die ursprünglich den Oreto überspannte, heute aber ca. 100 m abseits des Flusses liegt.

Yachthafen mit Monte Pellegrino

Etwa 8 km südwestlich des Stadtzentrums befindet sich der Dom von Monreale. Seine Wände stellten mit über 6000 m² Gold-Mosaiken die Geschichten des Alten und Neuen Testaments dar. Sehenswert ist auch der quadratische Kreuzgang mit über 200 Doppelsäulen.

Nördlich des Stadtzentrums liegen der Monte Pellegrino mit dem Heiligtum der heiligen Rosalia und steinzeitli- chen Felsenzeichnungen sowie der ehemalige Fischerort Mondello, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts zur Sommerfrische reicher Palermitaner entwickelte.

Östlich der Stadt befinden sich die Barockvillen von Bagheria und die Ausgrabungsstätten von Solunto, einer ursprünglich phönizischen Sied- lung im Vorgebirge von Palermo. Personen

Borsellino und Falcone, Bronzeplakette am Flughafen von Palermo

Bekannte Palermitaner sind u.a der Alchemist Alessandro Cagliostro, der Schriftsteller Giuseppe Tomasi di Lampedusa, der Bildhauer Ettore Xime- nes, die Mafiagegner und -opfer Giovanni Falcone und Paolo Borsellino

51 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida und der langjährige Bürgermeister Palermos, Leoluca Orlando.

17. Tag: Freitag, 22.08.08 Palermo  Cefalu Strecke 31 NM

Die Stadt liegt an der Nordküste Siziliens am Fuß der Rocca di Cefalù, eines 270 Meter hohen Kalk- felsens. Die Entfernung nach Paler- mo Richtung Westen be- trägt 70 km, nach Messina Richtung Osten 162 km. Im Hinterland südlich der Stadt erstrecken sich die Ausläufer der Monti Madonie.

Die Einwohner leben in der Haupt- sache vom Tourismus und von Dienstleistungen. Weitere Er- werbsquellen sind Landwirtschaft und Fischerei.

Geschichte

In der Gegend von Cefalù siedelten schon in prähistorischer Zeit Men- schen. Unter griechischer Herr- schaft ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. hieß die Stadt Kephaloidion, unter römischer Herrschaft ab 254 v. Chr. Cephaloedium. Beides be- deutet Haupt oder Kopf und bezieht sich auf die Form der Rocca di Cefalù, auf dem die Siedlung ursprünglich lag.

858 wurde die Stadt von den Arabern, 1063 von den Normannen erobert. Unter Roger II. von Sizilien wurde der Stadtkern an den Fuß des Kalkfelsens verlegt und im 12. Jahrhundert erlebte Cefalù seine Blütezeit. In

52 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida dieser Periode entstand unter anderem der berühmte Dom, der die Stadt heute zu einem bedeutenden Tou- ristenziel auf Sizilien macht.

18. Tag: Samstag, 23.08.08 Cefalù Strecke 0 NM Hafentag

Sehenswürdigkeiten: Der Grundriss der Altstadt wurde im 12. Jahrhundert angelegt. Die Mehrzahl der Häu- ser stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Der Dom San Salvatore, an der Piazza Duomo, gilt als eines der schönsten Bauwerke aus normannischer Zeit. Er wurde unter dem Patronat von Roger II. ab dem Jahr 1131 erbaut. Die Weihe der Kirche erfolgte erst 1267. Die dreischiffige Säulenbasilika zeigt Stilmerkmale der arabisch-byzantinisch-normannischen Kunst. Im Inneren ist der Dom mit aufwändigen Goldmosaiken ausgestattet.

In der vom Vorplatz des Doms aus nach Westen laufenden Via Mandralisca befindet sich das Museo Mandra- lisca benannt nach einem privaten Kunstsammler. Zu den Exponaten zählen das berühmte Porträt eines un- bekannten Matrosen von Antonello da Messina, griechische, römische und arabische Vasen sowie Münzen und eine Muschelsammlung.

In der Nähe des Fischerhafens liegt das Lavatoio medievale, ein öffentlicher Waschplatz aus dem Mittelalter (vielleicht sogar schon aus der Araberzeit), der bis Mitte des 20. Jahrhunderts von der Stadtbevölkerung be- nutzt wurde. Ein natürlicher Wasserlauf wird durch mehrere in den Felsen gehauene Becken mit steinernen Waschbrettern geleitet.

Felsen

Auf der Rocca di Cefalù befinden sich Spuren aus prähistorischer und antiker Zeit. Dazu zählen die Reste eines Dianatempels aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., die Chiesa di Sant'Anna, eine byzantinische Kapelle aus dem 7. Jahrhundert, eine Zisterne aus arabischer Zeit und eine Kastellruine aus normannischer und staufi- scher Zeit.

Dom

von

Cefalù

Fischerhafen und Panorama von Blick vom Rocca di Cefalù auf Dom und Altstadt

Cefalù Unter der mächtigen Steinmasse des Berges Rupe wirken die Türme und das hohe Schiff des Normannen- doms wie ein Spielzeug. Die Dächer der Häuser scharen sich um dieses weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt (12 500 Ew.), die zu Beginn der Normannenzeit als Grabstätte und wichtiger Hafen eine kurze Blüte hatte und dann bis in das 20. Jh. in einen Dornröschenschlaf verfiel, sodass sie in ihrer mittelalterlichen Ges- talt fast unangetastet blieb. Der Corso Ruggero, die schmale, von strengen Palästen in Quadermauerwerk und mit Spitzbogenfenstern gesäumte Hauptstraße, öffnet sich zum Domplatz. Im Inneren ist die Altstadt eng und dunkel, zum Meer schützt sie eine Gigantenmauer, deren unteren Teil metergroße Blöcke aus frühgeschichtli- 53 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida cher Zeit bilden, die aus den Felsen an der Wasserlinie wachsen. Westlich an die Altstadt schließt sich eine weite, feinsandige Bucht an, dahinter die Uferpromenade und neue Häuser und Hotels. Dom Wer auf dem Vorplatz steht, ist durch das strenge Bogenportal der Vorhalle und die beiden wuchtigen Türme beeindruckt. Bei diesem ältesten Normannendom Siziliens (1140 begonnen), der allerdings erst nach Jahr hunderten Bauzeit vollendet wurde, spricht der Stein: In dem archaischen Kreuzgang und mit seinem gewalti- gen Chor und dem schmalen, hohen Querschiff drückt er Kraft und Macht aus. (Tgl. 8-12 u. 15.30-19 Uhr)

Palazzo dei Normanni und Cappella Palatina Der ehemalige Königspalast, dessen Ursprünge bis ins 9. Jh. zurückreichen, ist seit 1947 der Sitz der sizilia- nischen Regionalregierung und des Regionalparlaments. Die Cappella war die Hofkapelle und wurde von byzantinischen, normannischen und arabischen Künstlern gebaut. Das Innere ist vollständig mit Goldmosaiken und Steinintarsien bedeckt. Die Mosaiken sind Werke von Künstlern aus Konstantinopel. Das Mittelschiff wird durch eine von arabischen Meistern geschaffene Stalakti- tendecke aus bemaltem Holz geschlossen. Im Altarraum stehen reich intarsiert der Königsthron Rogers II. (ital. Ruggero), der Osterleuchter, der als Kanzel dienende Ambo und der Hochaltar. Im oberen Stockwerk besitzt die Sala di Ruggero Mosaiken mit märchenhaften Tier- und Blumendarstellungen. Der Zugang erfolgt von außerhalb der Stadtmauer. (Piazza Indipendenza, Mo-Sa 8.30-12 u. 14-17, So 8.30-12 Uhr, Eintritt Sa-Mo 5 Euro, Di-Fr 4 Euro) Märkte Lebensmittelmärkte gibt es durchaus einige in der Altstadt. Doch keiner ist so vital, bunt und sinnenfreudig wie der Vucciria-Markt zwischen der Via Roma und dem Hafen. Abgesehen von einer langen Mittagspause sind die Händler bis weit in den Abend aktiv. Palermos größter Markt im Capo-Viertel erstreckt sich um die Kirche Sant' Agostino und reicht in mehreren Straßen bis zum Teatro Massimo; der Ballaró-Markt umfasst das ganze Viertel um Porta Sant'Antonio, Chiesa del Carmine und Chiesa del Gesù. Der große Non-Food-Markt, auf dem überwiegend Kleidung und Haushaltswaren angeboten werden, erstreckt sich durch die Altstadt von der Pi- azza San Domenico bis zur Piazza Papireto. Monreale Der Dom von Monreale (8 km westlich von Palermo) wurde als Benediktinerkloster 1174 von den Normannen- herrschern gestiftet und mit riesigem Landbesitz in ganz Westsizilien ausgestattet. Er ist der größte und ge- schlossenste Sakralbau der Epoche. Zwei romanische Bronzetüren führen ins Innere, dessen Wände (6340 m2) vollständig mit Goldmosaiken bedeckt sind: Christus als Pantokrator und eine Bilderbibel, die Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament erzählt (Mai-Sept. tgl. 8-18 Uhr, Okt.-April tgl. 8-12.30 u. 15.30-18 Uhr). Der Kreuzgang (Mo-Sa 9-19, So 9-13.30 Uhr, Eintritt 4,50 Euro) holt mit den Tierund Pflanzenornamenten seiner Kapitelle, mit seinem Garten und seinen Brunnen die Natur in die Weltabgeschiedenheit des Klosters. Etwas außerhalb, in Panoramalage, steht das Hotel Carubella Park (30 Zi., Tel. 09 16 40 21 88, Fax 09 16 40 21 89, €€). Nahe dem Domplatz gibt es in der Taverna del Pavone (Mo geschl., Vicolo Pensato 18, Tel. 09 16 40 62 09, €€) sizilianische Landküche. Museo Mandralisca Privatsammlung mit antiken Funden und dem berühmten Bildnis eines Unbekannten von Antonello da Mes- sina. (Tgl. 9.30-12.30 u. 15.30-18 Uhr, Via Mandralisca 13, Eintritt 4,15 Euro, www.museomandralisca.it)

Arabisches Waschhaus Mitten in der Enge der Altstadt öffnet sich ein kleiner Platz, der unter flache Bögen mit Steinbecken führt, wo starke Quellen entspringen. Errichtet wurde das Waschhaus von arabischen Baumeistern, und noch vor weni- gen Jahrzehnten wuschen hier die Frauen ihre Wäsche.

Von der großen Schwesterinsel Sizilien verabschieden wir uns jetzt für ein paar Tage und besuchen nördlich davon die innerlich unruhigen, manchmal rauchenden und geheimnisvollen Bruderinseln. Dazu erst einmal eine Generalinformation aus dem Reiseführer:

54 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

19. Tag: Sonntag, 24.08.08 Cefalu  Insel Salina (Santa Marina) Strecke 52 NM

Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und wurden 1997 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

55 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Geografie Die Liparischen Inseln liegen zwischen 30 km und 80 km vor der Nordküste Siziliens im Tyrrhenischen Meer. Der sizilianischen Küste am nächsten ist Vulcano. Nördlich folgen Lipari und Salina, westlich davon Filicudi und Alicudi, nordöstlich Panarea und Stromboli. Zu den sieben bewohnten Inseln zählen eine Reihe kleinerer, unbewohnter Inseln und Felsklippen wie z.B. der Strombolicchio (siehe Bild).

Die größte Insel mit 37,5 km² ist Lipari, gefolgt von Salina (26,8 km²), Vulcano (21,2 km²), Stromboli (12,6 km²), Filicudi (9,5 km²)und Alicudi (5,2 km²). Die kleinste Insel mit 3,4 km² ist Panarea. Die höchste Erhebung der Liparischen Inseln ist der Monte Fossa delle Felci auf Salina, der eine Höhe von 962 m erreicht.

Geografische Lage der sieben Hauptinseln: Alicudi 38° 33' N, 14° 21'" O Filicudi 38° 34' N, 14° 35'" O

Lipari 38° 30' N, 14° 56'" O Panarea 38° 38' N, 15° 04'" O Salina 38° 33' N, 14° 50'" O Stromboli 38° 48' N, 15° 13'" O Vulcano 38° 24' N, 14° 58'" O Stròmboli Der 924 m hohe Vulkan gab auch der entlegensten der Liparischen Inseln ihren Namen. Etwa 650 Einwohner leben auf der 12,6 km² großen Isola di Fuoco, der Feuerinsel. Immer wieder speit der Vulkan glühende Lava, die über den Nordwesthang ins Meer stürzt. Der Osthang hingegen ist üppig bewachsen, Palmen, Obstbäume und Bougainvilleas gedeihen hier. Hauptattraktion auf der Insel ist natürlich eine Besteigung des Stròmboli, die man jedoch keinesfalls ohne Führung unternehmen sollte. Wegen des großen Touristenandrangs auf die Insel ist eine rechtzeitige Reservierung unbedingt zu empfehlen. Auch bei Bootsausflügen kann man bei Dunkelheit den Sturz der glühenden Lava ins Meer eindrucksvoll beobachten.

20. Tag: Montag, 25.08.08 Insel Salina  Stromboli (San Vincenzo) Strecke 23 NM

Geologie Stromboli

Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Sie tauchten in drei Pha- sen aus dem Meer auf und gehören zu einer Vulkankette, die sich vom Vesuv bis zum Ätna erstreckt. Zunächst entstanden die In- seln Panarea, Filicudi und Alicudi sowie Teile von Lipari und Salina. In einer zweiten Phase wurden weitere Teile dieser Inseln 56 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida gebildet. In einer dritten Phase folgten Vulcano und Stromboli.

Heute ist der Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel der einzig ständig tätige Vulkan Europas. Auch der Vulkan Grande Fossa auf der Insel Vulcano ist noch aktiv. Auf der Insel Lipari findet man ebenfalls Fumarolen und Solfataren sowie einen ruhenden Vulkan, dessen bisher letzter Ausbruch vor ca. 1300 Jahren war.

Flora und Fauna

Zu den vorherrschenden Pflanzen zählen Ginster, Wermut und Erikagewächse, dazu Küchenkräuter, knapp 70 verschiedene Heilpflanzen und vor allem Kapernsträucher. Die Baumvegetation setzt sich vorwiegend aus Johannisbrot-, Feigen-, Mandel- und Olivenbäumen zusammen. Auf den vulkanischen Böden der Inseln wird die Rebsorte Malvasia di Lipari angebaut. Vegetationsreichste Insel ist auf Grund einer Süßwasserquelle Sa- lina. Zu den nennenswerten Tierarten zählen vor allem Zugvögel und Meerestiere.

Geschichte

Die Liparischen Inseln sind seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. bewohnt. Sie wurden vermutlich von Sizilien aus besiedelt. Die Bewohner stellten scharfe Pfeilspitzen und Klingen aus Obsidian her und betrieben damit Han- del. Um 1800 v. Chr. entstanden auch auf den kleineren Inseln Dörfer mit ovalen Hütten. Keramikfunde aus dieser Zeit bezeugen Handelsbeziehungen mit dem östlichen Mittelmeerraum. Um 1200 v. Chr. ließen sich die Ausonier aus Mittelitalien auf den Inseln nieder. Deren Anführer, König Liparos, wurde namengebend für die Inselgruppe.

Im 5. Jahrhundert v. Chr. kamen dorische Siedler aus Knidos und Rhodos. Die Liparischen Inseln waren zu dieser Zeit mit Syrakus verbündet und wurden deshalb von Streitmächten aus Athen angegriffen und geplün- dert. In den folgenden Jahrhunderten kämpften Griechen und Karthager um die Vorherrschaft. 252 v. Chr. nahmen die Römer die Inseln ein. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde auf Lipari die erste christliche Kirche errich- tet.

Kirche San Bartolomeo

Nach dem Zusammenbruch des römischen Reichs dienten die Liparischen Inseln als Unterschlupf für Piraten und die Bevölkerung verarmte. Unter der Herrschaft der Araber auf Sizilien ab dem 9. Jahrhundert waren sie militäri- scher Vorposten der neuen Eroberer. Unter der Herrschaft der Normannen im 11. Jahrhundert blühte der Wohlstand wieder auf. Im Auftrag von Roger I. wurden auf Lipari ein Benediktinerkloster und die Kirche San Bartolomeo errichtet. Auf Salina entstanden kleine Städte.

1544 eroberte der osmanische Seefahrer Khair ad-Din Barbarossa die Lipari- schen Inseln. Im 17. Jahrhundert wurden die Inseln unter der Obhut der katholischen Kirche erneut besiedelt. Im 19. Jahrhundert sorgte der Handel mit Sizilien und dem italienischen Festland (Fisch, Wein, Keramik und Bimsstein) erneut für wirtschaftlichen Aufschwung, bis 1888 der Ausbruch des Vulcano vielen Inselbewohnern ihre Existenzgrundlage zerstörte. Über ein Drittel der Bevölkerung wanderte zwischen 1900 und 1950 nach Amerika und Australien aus.

1949 bewirkte der Film Stromboli erneut Interesse an den Liparischen Inseln und der seit Mitte des 20. Jahr- hunderts einsetzende Tourismus verbesserte den Wohlstand der Inselbewohner. Seit den 90er Jahren leben sie in erster Linie vom Tourismus.

57 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Mythologie

Die griechische und die römische Mythologie sahen die Inseln als Sitz des Windgottes Äolus (griechisch Aio- los, lateinisch Aeolus) an, woher sich der Name Äolische Inseln ableitet.

Äolus wurde von Zeus als Verwalter der Winde eingesetzt und lebte auf der Insel Aiolia. Er beherbergte Odys- seus auf seinen Irrfahrten und überreichte ihm vor der Weiterfahrt einen Sack, in welchem die ungünstigen Winde gebannt waren. Da Odysseus und seine Gefährten den Sack verbotenerweise öffneten, wurden sie durch schwere Stürme nach Aiolia zurückgetrieben.

Verkehr

Auf den Inseln Lipari, Vulcano und Salina gibt es regelmäßigen Busverkehr. Auf den kleineren Inseln dienen Lieferwagen und nach wie vor Lasttiere als Transportmittel.

Energie und Trinkwasser

Auf Vulcano wurde vom italienischen Energieversorger Enel eine Solaranlage errichtet, die mittels der Photovoltaiktechnik 150 000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Im Winter nutzt man die Fumarolen zum Behei- zen der Haushalte. Auf Salina befindet sich eine Windkraftanlage. Natürliche Quellen sind nur auf Salina und Vulcano vorhanden. Auf Lipari befindet sich eine Meerwasserentsalzungsanlage. Trinkwasser wird in Tank- schiffen von Messina und Neapel aus geliefert.

Wirtschaft Bimssteingewinnung auf Lipari

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Landwirtschaft, Fischfang und Bimssteingewinnung bescheidene Haupterwerbsquellen auf den Lipari- schen Inseln.

Die Bimssteingewinnung wird heute nur noch auf Lipari betrieben. Eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen nach wie vor der Fischfang (Schwertfisch, Sardinen, Langusten, Muscheln), die Produktion des Des- sertweins Malvasia delle Lipari sowie der Export von Kapern vorwiegend nach Australien und Japan.

Von 1950 an begann sich langsam der Tourismus zu entwickeln, der inzwischen wichtigste Erwerbsquelle der Insulaner ist. In den Monaten Juli und August übersteigt die Zahl der Touristen deutlich die Zahl der Inselbe- wohner.

Bildung: Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts betrug der Anteil der Analphabeten bis zu 90 % der Bevölkerung. Inzwischen gibt es auf allen Inseln Grundschulen und auf Lipari ein Gymnasium mit verschiedenen Zweigen. Für Studenten an der Universität Messina wurde eine eigene Schnellbootverbindung eingerichtet.

Kultur Amphoren im Archäologischen Museum in Lipari

Auf Lipari befindet sich ein archäologisches Museum, das Museo Archeologico Eoliano, das in einer prähistorischen und in einer klassi- schen Abteilung die Geschichte der Inseln dokumentiert. Zusätzlich gibt es eine vulkanologische Abteilung, die den geologischen Aufbau der Inseln veranschaulicht. Auf Salina informiert das Museo dell’Emigrazione Eoliana über das Schicksal der Auswanderer zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. 58 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Ludwig Salvator von Österreich-Toskana (1847-1915) verfasste eine umfangreiche Dokumentation über die Liparischen Inseln, die zwischen 1893 und 1896 veröffentlicht wurde. Der erste Band be- schreibt die Inseln im Allgemeinen, die weiteren sieben Bände sind den einzelnen Inseln gewidmet. In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Bände in italienischer Übersetzung herausgebracht. Ein Kulturzentrum auf Lipari trägt den Namen Luigi Salvatore d’Austria.

Gedenktafel an die Dreharbeiten zum Film Stromboli

Und noch einmal das Ganze aus einem Segelreise-Angebot!

Wir haben uns als Starthafen die mittelalterliche Stadt Cefalù ausgesucht. Der Ort Cefalù ist berühmt wegen des weithin sichtbaren ‖Rocca‖, einem mächtigen den Ort überragen- den Fels, aber auch wegen seiner normannischen Kathed- rale, der riesigen, in den Fels gehauenen Zisterne, sowie der einzigartigen Häuserfront an der Küste. Der Ort bietet uns das richtige Ambiente, um in See zu stechen. Die Gelateria an der Piazza del Duomo ist ein „must―...

Vom Starthafen aus bläst uns der Wind zu den Liparischen Inseln, die von Cefalú aus 40 Seemeilen entfernt liegen. Sie haben die wunder- schöne Küstenlandschaft Siziliens und den überragenden Ätna immer im Blick, während wir uns einer der sieben bewohnten Inseln Lipari, Salina, Vulcano, Stromboli, Filicudi und Alicudi nähern.

In der griechischen Mythologie entstanden sie rein zufällig, als der wütende Gott des Feuers mit Felsbrocken um sich warf. Die nüchterne wissenschaftliche Version ordnet die Inseln in ein vulkanisches System zwischen dem Neapel überragendem Vesuv und dem Ätna auf Sizilien ein. Die Verwaltungshauptstadt Lipari verfügt über den sichersten Hafen der Inseln, eine nur nach Südost offene Bucht, die von einem Castello beherrscht wird. Die Straßen von Lipari laden zum Bummeln ein – mein Tipp: das Lebensmittelgeschäft gleich links, ers- tes Haus des Corso V. Emanuele. Dort gibt es sizilianisch- liparische Dolci, eine wahre Gaumenfreude. An der Nordküste von Lipari befindet sich ein großer Bimssteinabbau, das Wasser ist kristallklar und türkis, ein idealer Badeplatz.

Auf der Nachbarinsel Vulcano locken schwefelhaltige Fumarolen und der „Vulcano―. Ein morgendlicher Auf- stieg auf den Vulkan belohnt mit wundervoller Fernsicht. Bei ruhigem Wetter lohnt das Ankern im Bagno del Vergine und ein Tauchausflug in die Grotte. Das nordwestlich von Lipari gelegene Salina ist eine landwirtschaftlich geprägte Insel, hier wird der berühmte Malvasia angebaut.. Zudem werden hier die besten Kapern geerntet. Der Ort Santa Marina Salina lockt zudem mit einer hervorragenden Gelateria und zwei außergewöhnlichen Restaurants: „Mamma Santina― mit Blick auf den Stromboli und „Ninni Lausto―, wo der junge Besitzer jeden Abend typisch regionale Gerichte zubereitet. Es gibt dort keine Pizza. 59 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Von diesen Genüssen verwöhnt, sollte man auch einen Abstecher zum Leuchtturm der Antike machen, dem Stromboli. Die Rauchfahne dieses aktiven Vulkanes rührt von den Eruptionen her, die insbesondere nachts ein Naturschauspiel sind. Leider ist die Besteigung ganz nach oben nach dem Ausbruch von 2002 nicht mehr möglich, es geht mit Führer jedoch recht nah ´ran. Auf Filicudi lädt die nach den Mönchsrobben benannte Grotte ‖del Blue Marino‖ zum Schnorcheln ein. Die Entfernungen zwischen den Buchten und Häfen lassen sich gut in kleineren und größeren Etappen zurückle- gen, so dass genügend Zeit zum Baden und Relaxen bleibt. Und natürlich zum Genießen der sizilianischen Weine und der verführerischen Küche.

Klima Das Segelgebiet gehört zur wettermäßig stabilen Region des Tyrrhenischen Meeres. Sizilien ist be- kannt für seine warmen und trockenen Sommermonate. Ab Juni hat das Wasser ca. 25 - 28°, die Luft 30 - 35°. Es herrschen regionale und thermische Winde vor, die im Bereich der Liparischen Inseln noch etwas zulegen können. Windstärken meist etwa 2 bis 5 Bft., oft aus westlichen Richtungen.

Noch’n Bericht! Tag 3: Salina - Das "Kamel" der Äolen Auf nach Salina heißt es heute. Salina ist die zweitgrößte der Liparischen Inseln und zählt etwa 2350 Einwoh- ner. Das Erscheinungsbild der Insel ist durch die beiden Zwillingsvulkane Monte Fossa della Felci und den Monte dei Porri geprägt, das durch die beiden erloschenen Vulkangipfel eher einem Kamel gleicht. Im Gegen- satz zu seinen Nachbarinseln ist Salina weniger touristisch geprägt und gilt als grün und fruchtbar.Nicht nur aus diesem Grund ist heute fast die gesamte Insel ein Nationalpark. Tag 4: Verbannt auf Filicudi Einst ein berüchtigter Verbannungsort ist Filicudi heute ein kaum entdeckter Fluchtpunkt für ruhesuchende Urlauber, die hier vor der Südwestküste Italiens Spuren der fast viertausendjährigen Geschichte der Insel fin- den können. Das Riff von Filicudi lädt erneut zum Baden und Schnorcheln ein. Hier und da kann man tiefe natürliche Grotten bewundern. Die bekannteste ist die "Grotta del Bue Marino", die Sie besuchen werden. Auch die "Felsnadel Canna", die sich in der Nähe der westlichen Küste der Insel abzeichnet, ist allemal einen Besuch wert. Die Ankunft auf Lipari findet am Abend statt. Hier können Sie sich ein köstliches Abendessen an Bord schmecken lassen. Tag 5: Lipari - Zentrum des Archipels Lipari ist die größte der Liparischen Inseln und genau wie die anderen Inseln vulkanischen Ursprungs, aller- dings ist kein aktiver Vulkanismus mehr vorhanden. Neben der abwechslungsreichen Landschaft sind auf der Insel folgende Dinge besonders sehenswert: - Das Archäologisches Regionalmuseum welches in großen Teilen in der Burg liegt. Zu sehen sind - Fundstücke aus der Vorzeit und Frühzeit von Lipari, Inschriften von Nekropolen (Totenstädte). - Die archäologische Zone außerhalb der Stadt Tag 6: Schwefelbäder Nach dem Frühstück an Bord führt Sie Ihre Reise nach Vulcano. Die Insel besteht aus fünf Vulkanen, von denen drei inaktiv sind. Auch heute beherbergt Vulcano noch zahl- reiche heiße Quellen und Schwefelbäder. In diesen suchen zahlreiche Touristen Linderung und Heilung verschiedener Schmerzen. Dieser kleine Vulkanfels lädt zu einer bemer- kenswerten Wanderung durch die Macchia oder einen ent- spannenden Bad im heißen, heilsamen Schwefelschlamm ein. Am Mittag besichtigen Sie die "Grotta del Cavallo" und nehmen das Mittagessen an Bord zu sich.

Tag 7: Panarea - Treffpunkt der Upperclass

Panarea beheimatet etwa 350 Einwohner 3,4 km² und ist somit das kleinste Eiland dieses Archipels. Die Insel gilt als Sommmertreff der italienischen Upperclass und ist 60 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida die teuerste der Liparischen Inseln. Neben luxuriösen Villen schmiegen sich hier beeindruckende Yachten Mast an Mast. So geht es also auf anderen Yachten zu! Zurück zur Neraida!

21. Tag: Dienstag, 26.08.08 Stromboli  Insel Lipari (Pignataro) Strecke 26 NM

Die Landschaft der Liparischen Inseln diente mehrmals als Kulisse international bekannter Filme. 1949 drehte Roberto Rossellini auf der Insel Stromboli den gleichnamigen Film Stromboli. Eine Gedenktafel erinnert an die Dreharbeiten. 1984 entstand auf Salina unter der Regie der Brüder Taviani die Literaturverfilmung Kaos. 1993 drehte Nanni Moretti mehrere Episo- den seines Films Liebes Tagebuch auf den In- seln. 1994 wurde auf Salina Michael Radfords Literaturverfilmung Der Postmann gedreht.

Am 16. November werden Prozessionen zum Dank dafür veranstaltet, dass die Inseln bei ei- nem schweren Erdbeben 1693, das große Teile Siziliens zerstörte, weitgehend verschont blie- ben. Daneben hat jede der sieben Inseln ihre eigenen Veranstaltungen.

So findet z.B. auf Salina am ersten Juniwochenende die Sagra del cappero (Kapernfest) statt, auf Lipari im November die Sagra del vino e del pane (Wein- und Brotfest). Ebenfalls auf Lipari wird von Juli bis September das Festival Estate Eoliana mit Musik-, Theater- und Tanzaufführungen veranstpari - die Hauptinsel Hier in der Marina Corta kommen die Fähren aus Milazzo an - ziemlich oft, auch gegen Ende der Saison. Im vorderen Teil des Hafens liegen die Ausflugsboote, die Tagestouren zu den anderen Inseln anbieten - wenn die Saison nicht schon vorbei ist. Die Stadt von etwas außerhalb gesehen: Der Burg- berg war ein frühes Siedlungszentrum der Insel, hier begann vor mindestens 5000 Jahren die Besiedelung der Insel. Damals wurde hier Obsidian abgebaut, Vul- kanglas, das in früher Zeit so wichtig war wie heute Erdöl. Seitdem war das Leben auf der Insel nicht im- mer angenehm, wurde aber nie aufgegeben. Ein Strauch, der überall auf Lipari wild vorkommt und auf Salina eine wichtige Einnahmequelle bildet - der Kapernstrauch, der hier als Unkraut am Burgberg wächst.

Auch wer nur kurz auf den Inseln ist, sollte keinesfalls versäumen, im Ristorante ein liparesisches Gericht zu bestellen - man wird erstaunt sein, was man mit Kapern alles machen kann. Bei uns gehört Pasta Liparese jetzt zum regulären Küchenplan. Der Vulkanismus der Insel Lipari ist Vergangenheit, aber noch vielfach sichtbar. Besonders auffällig sind die an manchen Strandabschnitten unglaublich bunten Steine, von denen wir dann auch viel mehr mitgenommen haben, als gut und richtig ist. Aber die Vielfalt der Farben, von Marmor, Lavaglas und Steinschaum ist schon manchmal geeignet überzeugte Biologen zur Geologie zu bekehren. Die weißen Felsen am Campo Bianco bestehen aus Bimsstein, dem Steinschaum, der bei einem Vulkanaus- bruch auf dem noch dünnflüssigen Lavaglas, dem Obsidian, schwimmt. Dieser Schaum behält beim Erkalten seine Gasbläschen für immer, und an den nahe gelegenen Küsten tanzen Bimssteine auf den Wellen. Lipari

61 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Die Stadt (4500 Ew.) mit ihren Mauern, barocken Fassaden und Turmhauben der Kirchen wird von dem mas- sigen Felsklotz der Akropolis überragt. Die Häuser schmiegen sich in die beiden Hafen- buchten der Marina Lunga, wo die Fährschiffe an- legen, und der Marina Corta, dem lebendigen Aliscafi-Hafen. Hinter der Marina Corta, mit dem vorgelagerten Kapelleninselchen, den Bars und Restaurants auf der Piazza, öffnen sich die schmalen Gassen, die hinauf auf die Akropolis und in die Altstadt führen. Dann folgen die neuen Straßenzüge mit geradlini- gen Straßen, Gärten, den meisten Hotels und der Hauptstraße, der Via Vittorio Emanuele.

Umringt wird die Stadt von Hügeln mit Gärten und mühevoll terrassierten Feldern, die allerdings hier, wie noch stärker auf den anderen Inseln, mehr und mehr aufgegeben werden. Die Bauernhäuser sind weiße Kuben mit einem flachen Kuppeldach, in dem sich Regenwasser für die Zisternen sammelt und das im Sommer zum Trocknen von Getreide, Feigen und Nüssen dient. Vor dem Hauseingang befindet sich die Veranda, deren Schilfdach oder Pergola von runden Säulen aus Lavastein, heute oft auch aus Beton, getragen wird. Essen und Trinken E'Pulera Äolisches Inselhaus in einem wunderschönen Garten mit Jasmin und Steintischen. Inselküche und kreative Variationen der traditionellen sizilianischen Meeresküche werden hier zubereitet. (Täglich, Via Diana 51, Tel. 09 09 81 11 58, €€) Filippino Hervorragende Inselküche, auf dem Platz unterhalb der Akropolis gelegen. (Mo geschlossen, Piazza Municipio, Tel. 09 09 81 10 02, €€€) Le Macine Inselhaus im Garten auf der Hochebene im Dorf Pianoconte mit phantastischem Blick und Meeresküche. (Täglich, Tel. 09 09 82 23 87, € - €€)

Nationalmuseum Die Liparischen Inseln waren in der Antike und Vorgeschichte eine Drehscheibe des Mittelmeerhandels. Die reichen Funde aus dieser Zeit, wie Steinwerkzeuge, Keramiken und Grabbeigaben, sind in den Palästen der Akropolis ausgestellt. Angeschlossen ist eine Abteilung über Vulkanologie. (Täglich, 9-13.30 u. 15-19 Uhr, Eintritt 4,50 €) Akropolis Die heutige Gestalt der Akropolis, der Oberstadt mit Kirchen und Palästen, stammt aus barocker Zeit. Zuvor diente sie dank ihrer Lage auf dem schroffen Felsenberg vor allem dem Schutz der Bewohner. Die solide mit- telalterliche Stadtmauer hatte nur ein Tor zur Oberstadt. Heute ist die autofreie Akropolis Museum. Zwischen den Kirchen sind rekonstruierte frühgeschichtliche Grabmale und Befestigungsmauern zu sehen.

Inselrundfahrt Die Insel lässt sich auf einer 33 km langen Rundfahrt erkunden. Die Ostküste bietet die einzigen vom Land aus erreichbaren Strände, die Westseite der Insel ist schroffer. Canneto ist ein lang gestrecktes Fischerdorf mit Schotterstrand. Das gemächliche Leben spielt sich längs des Strandes und in den zwei flachen Häuserreihen längs der beiden parallel verlaufenden Straßen ab. Dahinter steigt gleich steil der alte Lavafluss der Forgia Vecchia auf, wo in der Vorzeit Obsidian abgebaut wurde. Vor den verlassenen Bimssteinwerken führt ein Fußweg zur Spiaggia Bianca, Liparis begehrtestem Strand. Hinter Acquacalda steigt die Straße auf die Hochfläche zu den kleinen, sehenswerten Ackerbauerndörfern Quattropani und Pianoconte, von wo aus bequem der Monte Sant'Angelo (594 m) erreichbar ist. Am Belvedere haben Sie einen viel fotografierten Blick auf die Nachbarinsel Vulcano, mit den Bergketten Nordsiziliens im Hintergrund, die bei klarem Wetter vom rauchenden Ätna überragt werden. Der Abstieg zu 62 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Fuß nach Lipari führt auf Feldstraßen und Wegen über das Dorf San Bartolo al Monte, dessen hübsche Kirche am Beginn des Wegs nach Lipari steht. Von der Straße zweigt ein steiler Fußweg ins Valle Muria ab und führt zum schmalen Geröllstrand Spiaggia Muria mit in den Fels gemauerten Fischerhütten. An der Kirche von San Bartolo beginnt ein markierter Hö- henweg, der zum Observatorium und zur Südspitze der Insel führt und dann hoch über Ostküste wieder zu- rück nach Lipari. Stromboli Abseits von den übrigen Inseln im Norden liegt diese Insel (350 Ew.) mit ihrem aktiven Vulkan, über dessen Gipfel immer eine dünne Rauchfahne schwebt. Die wenigen Häuserwürfel von Ginostra im Süden sind Italiens abgeschiedenste Siedlung. Im Norden ziehen sich die Häuser längs der einzigen Straße hin; auf jeder Anhöhe steht eine Kirche mit weithin sichtbarer Fassade, Mittelpunkte für die drei Inseldörfer San Vincenzo, Fi- cogrande und Piscità. Am Leuchtturm beginnt ein gepflasterter Weg durch hohes Schilf, der in einen unbefestigten Pfad übergeht mit einigen gefährlichen Stellen; er führt zum Gipfel. Die Gruppen brechen meist nachmittags auf, um vor Son- nenuntergang oben zu sein und das nächtliche Schauspiel der Glutgarben zu genießen, die in dichten Ab- ständen aus dem Krater geschleudert werden. Die Begleitung durch Bergführer, die auch Helme stellen, ist vorgeschrieben, Taschenlampe und Ersatzbatterien, warme und winddichte Kleidung mitnehmen! Virtuelle Wanderungen im Internet: www.educeth.ch/stromboli Vulcano Die Bade- und Urlaubsinsel (450 Ew.) verdankt ihre Beliebtheit den beiden Strandbuchten Porto Levante und Porto Ponente, wo es neben Klippen sogar Sand gibt und heiße Fumarolen, die nicht nur an einigen Stellen das Meerwasser aufheizen, sondern mit dem Heißwasser- und Fangobecken des Acqua del Bagno einen frei zugänglichen Thermalbetrieb möglich machen. Zum Hauptkrater, dem Gran Cratere, führt ein gekennzeich- neter Wanderweg. Fahnen beißenden Schwefelrauchs zeigen an, dass er zwar ruht, aber im Inneren ein noch aktiver Vulkan ist, der wieder ausbrechen kann, wie es zuletzt 1888 geschah. Ins Innere der Insel, nach Piano, führt eine Straße in Panoramalage auf der Hochebene; weiter geht es über ein Serpentinensträßchen zum Leuchtturm von Gelso ganz im Süden mit großartigem Blick auf die Nordküste Siziliens.

Salina – die bekannte, geruhsame Schwester von Lipari

Bescheidenheit zeichnet den Charakter der Einwoh- ner von Salina aus. Während auf der betriebsamen Schwesterinsel Lipari die Gassen rings um die Marina voll sind mit Besuchern, die die Restaurants, Souve- nirläden und anderen Geschäften erforschen, ist das bäuerlich geprägte Salina ohne große Worte stolz auf seine kleinen, feinen Erzeugnisse, insbesondere Ka- pern und Malvasier-Wein.

Der Name Salina stammt von den Salinenbetrieben in der Bucht von Lingua, deren Aktivitäten zurückgehen bis in die Zeit der Römer.

Doch ihren Auftritt auf der Weltbühne schuldet Salina einem anrührenden Oscar-prämierten Film, der auf der Insel 1994 gedreht wurde. Der Film trägt in Deutsch den Namen "Il Postino – Der Postmann". Es ist die Ge- schichte eines schlichten Briefträgers, der mit dem berühmten Dichter Pablo Neruda Freundschaft schließt und später selbst zur Poesie findet, mit der er die Gunst der Nichte der Wirtin der Dorf-Trattoria gewinnt.

Auf Salina hat sich dessen ungeachtet nicht viel geändert. Das Hafendorf Santa Marina Salina (38° 33,40’ N 14° 52,6’ E) ist immer noch ein kleines Nest, das allerdings einen perfekten Startpunkt innerhalb des Archipels bietet, um die Liparischen Inseln zu entdecken.

63 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Die Dörfer tragen die Namen Santa Marina, Malfa und Leni. In Malfa findet jedes Jahr im Juni ein Fest zu Eh- ren der Kapern statt. In der Villa Marchetti finden kleine Konzerte und Theateraufführungen statt. Salina wird noch lange die Insel der Bauern bleiben.

A’ Cannata, am Strand von Lingua, dessen Leuchtturm die Südostspitze der Insel markiert, wird Meeresküche an langen Tischen in der Pineta serviert.(Täglich, www.acannata.it, €€)

Die anderen Inseln des Archipels, Lipari, Panarea, sowie Vulcano, Stromboli, Alicudi und Filicudi, sind schnell erreicht. In Santa Marina Salina ist auch die Anlegestelle der Fährboote. Das Hafendorf liegt im Tal des Bergs Fossa delle Felci, einem erloschenen Vulkan.

Die Inseln Panarea (links) und Stromboli mit der Rauchfahne des aktiven Vulkans

Lipari

Die größte der Isole Eolie ist Lipari mit 37,6 km². Etwa 10.000 Einwohner hat die am dichtesten besiedelte Insel. Die Hauptstadt Lipari, an der Ostküste gelegen , hat etwa 5.000 Einwohner. Im Zentrum der Stadt steht der Burgberg mit einem von hohen Mauern umgebenen spanischen Kastell aus dem 16. Jahrhundert. Ur- sprünglich stand hier die antike Akropolis. Die im 13. Jh. errichtete mittelalterliche Burg wurde, nach Plünde- rungen durch die Osmanen, im 16. Jh. durch eine Festung ersetzt. Ebenfalls auf dem Burgberg steht die baro- cke Cattedrale San Bartolomeo aus dem 12. Jh., errichtet von Roger II., dem Normannenkönig. Auch das Museo Archeologico Regionale Eoliano findet man auf dem Burgberg, im ehemaligen Bischofspalast aus dem 10. Jahrhundert.

Sehr sehenswerte Exponate zeigen die prähistorische und die klassische Abteilung. In der vulkanologischen Abteilung werden Geologie und Vulkanaktivität der Inseln erläutert. Rechts und links des Burgberges erstre- cken ken sich die Häfen Marina Lunga und Marina Corta, nach Westen dehnt sich die Neustadt aus. Hier fin- det man die Haupteinkaufsstraßen, Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. Die Bewohner der Insel leben heute vorwiegend von den Touristen. Der Platz vor dem Aliscafi-Hafen ist so etwas wie eine riesige Freiluftbar. Vor allem hier treffen sich auch die Einheimischen.

Wandern

Auf der Insel bieten sich zahlreiche Wandermöglichkeiten. Die höchste Erhebung ist der Monte Chirica mit 602 m, daneben findet man südlich davon den Monte Sant’Angelo mit 594 m, den Monte Pelato im Nordosten mit 476 m und im Süden den Monte Guardia.

Baden /Tauchen

Sehr schöne Strände findet man bei Cannelo, Acquacalda und Valle Muria. Das bis zu 3000 m tiefe, fisch- reiche Meer ist auch bei Tauchern gefragt. 64 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Vulcano

Besonders beliebt ist die Insel Vulcano wegen der schwefelhaltigen Schlammtümpel und der heißen Quellen im Meer. Daneben gibt es wunderschöne Meeresgrotten und der Vulkan Gran Cratere in 391 m Höhe zum Besteigen. Der letzte große Ausbruch des Vulkans ereignete sich Ende des 19. Jahrhunderts. Obwohl die Vulkanologen vor einem erneuten Ausbruch warnen, wird die touristische Infrastruktur der beliebten Kurinsel immer mehr ausgebaut.

Salina

Die Insel Salina, die nicht zu Lipari gehört, besteht aus mehreren Gemeinden. Die zweitgrößte Insel des Ar- chipels hat eine Fläche von 27 km², hier befinden sich sechs erloschene Vulkane. Die beiden höchsten Gipfel, auch Zwillinge genannt, sind der Monte dei Porsi mit 860 m Höhe und der 962 m Hohe Monte Fossa delle Felci. Die Insel hat steil abfallende Ufer und nur wenige Strände. Im Gegensatz zu den anderen Inseln ist sie mit ihren Wasservorkommen außerordentlich fruchtbar und die üppige ,unberührte Natur ein Paradies für Wanderer. Schönen Sandstrandfindet man bei Rinella, in Lingua und Santa Marina Salina gibt es nur Kies- strand. Ebenfalls in Rinella und bei Pollara gibt es Tauchsportmöglichkeiten. Auf Salina wachsen besonders aromatische Kapern. In Pollarca findet jedes Jahr am 1. Juniwochenende die „Sagra del Cappero“ , das größte Kapernfest statt. Berühmt ist Salina auch wegen seines Malvasia- Weins, den schon die Römer schätzten.

Auch wenn wir einige Inseln nicht anlaufen, auch wenn einige Inseln mehrfach benannt wurden, war die Beschreibung vielleicht nicht uninteressant!

22. Tag: Mittwoch, 27.08.08 Insel Lipari  Messina Strecke 42 NM

Messina (antike Namen: Zankle, Messana) ist die drittgrößte Stadt in der italienischen Region Sizilien und zugleich Verwaltungssitz der Provinz Messina. Im Lauf seiner Geschichte erlebte Messina nicht nur unter den wechselnden Herrschern Blütezeiten und Zerstörungen.

Schwere Erdbeben in den Jahren 1783 und 1908 sowie die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörten immer wieder große Teile der Stadt. Heute ist Messina eine moderne Stadt und eines der wirtschaftlichen und kulturellen Zentren Siziliens.

Lage und Daten Straße von Messina

Messina liegt an der nordöstlichen Spitze Siziliens an der Straße von Messina. Die Entfernung zum italienischen Festland beträgt an der schmalsten Stelle nur 3 Kilometer. Etwa 90 Kilometer südlich liegt Catania und etwa 230 Kilometer westlich die Haupt- stadt Siziliens, Palermo. Der Ät- na, der mit über 3300 Metern höchste Vulkan Europas, liegt etwa 70 Kilometer südwestlich der Stadt. Da durch die Straße von Messina eine tektonische Störungszone, die Messina-Verwerfung, verläuft, kommt es immer wieder zu Erdbeben. Im Vergleich zu anderen großen Städten Sizi- liens ist Messina die Stadt mit der höchsten Niederschlagsmenge, da es nicht im Regenschatten von Gebirgen liegt.

Messina zählt rund 250 000 Einwohner die auf einer Fläche von 211,7 65 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida km² leben. Die Wirtschaft ist industriell geprägt, die Einwohner arbeiten in Werften, in der Metallverarbeitung und in der chemischen Industrie. Da die Gewässer um Messina sehr fischreich sind, spielen auch der Fisch- fang und die Nahrungsmittelindustrie eine wirtschaftliche Rolle.

Messina liegt verkehrsgünstig an der schmalsten Stelle der nach der Stadt benannten Meerenge und ist das Handelszentrum Siziliens. Die kürzeste Fährverbindung zum italienischen Festland braucht bis Villa San Gio- vanni etwa 20 Minuten. Auch zu der am kalabresischen Ufer liegenden Großstadt Reggio und zum rund 300 Kilometer nördlich gelegenen Salerno und zu den Liparischen Inseln verkehren Fähren.

Altertum

Münze des Sextus Pompejus

Messina wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. wegen seiner günstigen Lage von jonischen Seeräubern aus Kyme besiedelt, wenig später folgten weitere Siedler aus Kyme, Chalkis und dem übrigen Euböa. Der ursprüngliche Na- me der Siedlung war Zankle (griechisch Ζάγκλη) in An- lehnung an die sikelische Bezeichnung Zanklon (grie- chisch ζάγκλον) für Sichel. Die Bezeichnung bezog sich auf die sichelförmige Landzunge, die das natürliche Hafenbecken umgibt. [2] Die Treppe dorthin wird noch immer Scaletta Zanclea genannt.

Im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. benannte Anaxilas, der Tyrann von Rhegion, die Stadt in Messene (grie- chisch Μεσσήνην) um zu Ehren seiner Heimatstadt Messene auf der Peloponnes. Messina wurde 396 v. Chr. durch die Karthager geplündert und gebrandschatzt, dann von Dionysios I. von Syrakus wiedererobert. Am Ende des ersten Punischen Krieges war Messina eine freie Stadt, die mit Rom alliiert war. Zur Zeit der Römer erhielt Messina einen wichtigen Leuchtturm. Messana, wie die Römer die Stadt nannten, war der Stützpunkt von Sextus Pompeius während seines Krieges gegen Octavian. Die Mün- ze des Sextus Pompeius zeigt den Leuchtturm von Messina und Scylla.

Mittelalter

Synagogenstein

Bis ins 9. Jahrhundert erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blüte als wich- tiger Handelsplatz. Im Jahr 843 wurde die Stadt von den Arabern, 1061 durch die Normannen erobert. Nach der Herrschaft der Staufer und Anjous wurde Messina unter der Herrschaft Aragons zur Hauptstadt des Regno di Sicilia. Erst im 16. Jahrhundert wurde Palermo wieder bevorzug- ter Sitz der Könige und Vizekönige.

Augustale von Friedrich II. geprägt in Messina nach 1231, Werk des jüdischen Goldschmieds Gaudio

Um 1450 gab es eine Giudecca (jüdische Gemeinde) im Quartie- re Paraporto in Messina, wovon ein verloren gegangener Synagogenstein erzählt. Die Münze von Messina prägte im Mittelalter Goldmünzen mit dem Titel M.N.S.C für Messana nobile siciliae caput. Die Münze blieb bis 1678, dem Ende der Rebellion Messinas gegen die spani- sche Herrschaft, erhalten. Die Stadt war auch Sitz zweier bedeutender Konsulate. Das Consolato del Mare, das Konsulat des Meeres, regelte die Rechtsstreitigkeiten der Handelsschifffahrt im Welthandel. Das Consolato della Seta war das Konsulat der Seidenhändler. 66 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Am 5. Februar 1783 zerstörten ein Erdbeben mit der Stärke 7,2 auf der Richterskala und eine folgende Flut- welle die Stadt. 80.000 Einwohner starben; ein Großteil der Gebäude, darunter auch der Dom und die Paläste der Palazzata wurden zerstört. Beim Wiederaufbau legte man einen regelmäßigen Stadtplan mit breiten Stra- ßen und großzügigen Plätzen zugrunde. Die Palazzata wurde ab 1808 unter der Leitung von Giacomo Minutoli im klassizistischen Stil wiederaufgebaut.

In seinem Werk „Spaziergang nach Syrakus― beschreibt der Schriftsteller Johann Gottfried Seume die Palazzata, eine Palastzeile an der Hafenpromenade von Messina, die durch das Erdbeben schwer beschädigt wurde: „Die Hafenseite ist noch in Trümmern und doch der einzige nahe Spaziergang für die Stadt. Noch der jetzige Anblick zeigt, was das Ganze muß gewesen sein; und ich glaube wirklich, die Messinesen haben Recht gehabt, wenn sie sagten: es sei in der Welt nicht so etwas prächtiges mehr gewesen, als ihre Façade an dem Hafen, die sie deswegen nur vorzugsweise den Palast nannten, und ihn noch jetzt in den Trümmern so nennen“

Auch über ein anderes verlorengegangenes Bauwerk schreibt Seume: „Die Kirche des heiligen Gregorius (San Gregorio) auf einer ziemlichen Anhöhe ist reich an Freskogemälden und Marmorarbeit: aber was mir wichtiger ist als dieses, sie gibt von ihrer Façade links und rechts die schönste Aussicht über die Stadt und den Meerbusen; und mit einem guten Glase muß man hier sehen können, was gegenüber am Ufer in Italien und in Rhegio auf den Gassen geschieht. “

Die Palazzata von Messina

Die Palazzata wurde 1808 von Giacomo Minutoli im klassizistischen Stil wiederaufgebaut, doch hundert Jahre später wurden durch das Erdbeben von Messina 1908 die Palazzata, manieristische Kirchen wie San Gregorio und San Annunziata und andere Gebäude der Stadt (insgesamt 90 % des Gebäudebestands) erneut durch ein schweres Erdbeben und einen darauf folgenden Tsunami zerstört. Mehr als 60.000 Menschen fanden den Tod. Die Stadt war sozusagen gerade wieder aufgebaut, als 1943 durch die Luftangriffe der Alliierten vor der Invasion über die Hälfte der Gebäude zerstört wurden.

Im Juni 1955 wurde auf der Konferenz von Messina die Gründung der Euro- päischen Wirtschaftsgemeinschaft beschlossen.

Teatro Munizione

In Messina befindet sich eine der vier Universitäten Sizili- ens, die Universität Messina. Sie wurde 1548 gegründet und hat elf Fakultäten. Zur Universität gehört ein botani- scher Garten.

Eines der bedeutendsten Museen ist das Museo Regi- onale di Messina. Es zeigt Gemälde und Statuen aus Kirchen und Palästen, die bei dem Erdbeben 1908 zerstört wurden. Hier befinden sich zahlreiche Werke der Maler Antonello da Messina und Girolamo Alibrandi, des Bildhauers Rinaldo Bonanno und weiterer Künstler Messinas.

Das Museum der Kultur und Volksmusik der Peloritaner, eröff- net 1996, widmet sich der Pflege des mündlichen kulturellen Erbes wie z.B. der Volksmusik. Das Militärische Museum der Befestigungsanlagen der Straße von Messina,

67 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida eröffnet am 11. Mai 2003, befindet sich in dem ehemaligen Fort Cavalli, das zwischen 1883 und 1902 erbaut wurde. Zu den Exponaten zählen Kanonen und Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg.

Das Teatro Vittorio Emanuele II, ein städtisches Theater, wurde 1852 eröffnet. Es gehört zu den wenigen Ge- bäuden Messinas, die nicht vom Erdbeben zerstört wurden wie z.B. das Teatro Munizione.

Dom von Messina

Der Dom von Messina wurde im 12. Jahrhundert errichtet und nach dem schweren Erdbeben von 1908 in den Jahren 1919/1920 wiederaufge- baut. Im Jahr 1943 wurde er nach einem Brand erneut wiederaufgebaut. Im Dom ruhen die sterblichen Überreste von König Konrad IV. Im frei- stehenden Glockenturm befindet sich die größte mechanische Uhr der Welt (Bernd aufgepasst!).

Die Kirche Madonna delle Grazie ist ein Werk von Simone Gullì, dem Architekten der Palazzata. Die Kirche Santissima Annunziata dei Catalani stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist eines der wenigen Gebäude der Stadt, die nicht durch Erdbeben zerstört wurden.

Santa Maria Alemanna oder Santa Maria degli Alemanni ist die einzige Kirche Siziliens, die im 12. Jahrhundert in rein gotischem Stil durch Baumeister des Deutschen Ritterordens erbaut wurde. In ursprünglicher Form ist nur noch das Seitenportal erhalten. In der Kirche San Filippo Neri soll sich nach der La judaica di Messina des Professors Giuseppe Martino die Synagoge von Messina befunden haben.

Palazzi Palazzo Zanca – Rathaus von Messina

Palazzo Monte di Pietà, erbaut von Natale Masuccio (1616) Palazzo dell´Ina, entworfen Viola und Samonà (1935) Palazzo der Provinz, bekannt als Palazzo dei Lioni (Löwenpa- last), erbaut 1914 von Alessandro Giunta Palazzo Zanca, das Rathaus der Stadt, entworfen von Antonio Zanca. . Justizpalast, von Marcello Piacentini (1927) . Palazzo Pensa, in der Giudecca mit zwei goldfarbe- nen Davidsternen

Söhne und Töchter Messinas Francesco Maurolico

Antonio Giuffrè (1493–1543), Maler Francesco Maurolico (1494–1575), Abt, Mathematiker und Astronom Pietro de Saliba, (1497-1530), Maler Giacomo Minutoli (1765–1827), Architekt der Palazzata Antonio Martino (geb. 1942), Jurist, Professor für Ökonomie, Politiker Giuseppe Cicala (1944-2005), Maler und Bildhauer Luigi Brogna (1961-2008), deutschsprachiger Schriftsteller

Nach 1957 überquerte eine Hochspannungsfreileitung für 220 kV die Straße von Messina. Sie ist ein Teil der Hochspannungsleitung 68 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida von Sorgente nach Rizziconi. Diese Freileitung war an zwei 232 Meter (inkl. 8 m Fundament) hohen Masten aufgehängt, von denen einer bei Messina und der andere auf den kalabrischen Festland steht. Im Unterschied zu normalen Freileitungsmasten sind bei diesen Konstruktionen die Eckstiele diagonal zum Verlauf der Leiter- seile angeordnet. Die Hochspannungsmasten der Freileitung über die Straße von Messina waren ein Vorbild für die Konstruktion der Masten der Elbekreuzung 1 und bis zur Fertigstellung der ohne Fundament 227 Meter hohen Elbekreuzung 2 die höchsten Freileitungsmasten der Erde.

Nach Fertigstellung der Masten wurde die Eigenschwingdauer und die Auslenkung der Konstruktionen ver- messen, indem drei Raketen mit 9.800 Kilonewton Schub an den Spitzen befestigt und gezündet wurden[1].

Da die Freileitung über die Straße von Messina eine sehr große Spannweite von über drei Kilometern hat und wegen des Schiffsverkehrs eine große minimale Leitungshöhe nötig ist, mussten die Leiterseile sehr straff gespannt sein. Aus diesem Grund konnten, wegen der erforderlichen Festigkeit, nur Stahlseile für die Leitung verwendet werden, welche über eine geringere elektrische Belastbarkeit verfügen, als herkömmliche Freilei- tungsleiterseile, die zumeist aus einer Aluminiumlegierung bestehen und einen deutlich höheren elektrischen Leitwert aufweisen. Wegen der Gefahr windbedingter Schwingungen konnten auch keine Bündelleiter verwen- det werden. Hierdurch genügte die Freileitung über die Straße von Messina bald nicht mehr den gestiegenen technischen Anforderungen und wurde Ende der 1990er Jahre durch ein 6,5 Kilometer langes Drehstrom- Seekabel ersetzt. Die Masten wurden als „Teil des Landschaftsbildes‖ erhalten (der sizilianische Mast wird sogar abends angestrahlt), sie haben aber keine technische Funktion mehr.

Brückenprojekte

Schon Archimedes hat sich Gedanken über den Bau einer Brücke über die Straße von Messina gemacht. In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder Pläne für eine Brücke, etwa von Fritz Leonhardt, die aber stets an der Finanzierbarkeit und ungelösten Problemen für den Fall eines Erdbebens in dem stark gefährdeten Gebiet scheiterten.

Vogelzug-Konzentrationspunkt In den Monaten April und Mai überfliegen bis zu 30.000 Greifvögel (überwiegend Wespenbussard, Rohrweihe, Schwarzmilan,( insgesamt ca. 25 Arten) und Störche die Straße von Messina auf dem Weg in die Brutlebens- räume im Norden Europas. Bis in die 1990er Jahre hinein gab es beiderseits der Wasserstraße starke, illegale Bejagung der Zugvögel. Dank des Engagements ehrenamtlicher Naturschützer und der italienischen Forstpo- lizei findet heute kaum noch Wilderei statt.

23. Tag: Donnerstag, 28.08.08 Messina  Riposto Strecke 34 NM

69 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

(Erlebnisbericht) In der Marina Riposto bekommen wir einen guten Liegeplatz mit Muringleine und Heck an der Pier zugewiesen. Die Marina macht einen gepflegten Eindruck. Die Versorgungsmöglichkeiten in der Marina sind sehr beschränkt. In der Stadt Riposto schon viel besser. Der Fisch- und Gemüsemarkt eine Augenweide! Das Angebot sehr reichhaltig und qualitativ sehr gut.

Für Interessenten noch einige Daten der Marina "Porto dell` Etna" in Riposto! Position. Lat: 37°44´N Long: 15° 12,7´E

Der Hafen besteht aus einem kommer- ziellen Teil, der vornehmlich von größeren Fischer- booten genutzt wird, und dem Yachtha- fen. Die Marina ist im Sommer 2003 in Betrieb genommen und verfügt über ca. 350 Liegeplätze. Die Sanitäranlagen sind neu und ausreichend und waren 2003/04 noch in einem sehr guten Zustand. Dass die Putzfrau die Sanitäranlagen von 09.00 bis 10.00 h und von 17.00 bis 18.00h absperrt wegen Reinigung muss man in Kauf nehmen. Auch hier kann man sich durchsetzen. Ich bin gespannt, wie es damit weiter geht, wenn Chartercrews die Marina besuchen. Die Marineros sind Tag und Nacht im Dienst, es verfügen nur wenige über Fachwissen und Englischkenntnis- se. Sie sind dafür alle sehr freundlich und hilfsbereit. Ein Restaurant innerhalb der Marina befand sich im Bau, deshalb sind noch keine Aussagen dazu möglich. Im Ort gibt es wenige Möglichkeiten, auswärts essen zu gehen, keine Restaurants! Pizzerien und Tavola Calda gibt es dagegen viele. Die Einkaufsmöglichkeiten sind dagegen in der Nähe und sehr gut in Discount- und Supermärkten, wie auch für Fisch, Obst und Gemüse auf den Märkten. 70 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Der Hafen bietet in der Regel guten Schutz gegen fast alle Winde. Nur bei östlichen Winden steht viel Schwell im Marinabereich. An den Kais ist der Schwell deutlicher zu spüren, als an den Schwimmstegen! Lange Lei- nen lassen die Bewegungen erträglich werden. Die Bewachung rund um die Uhr wird durch eine Wachorgani- sation geleistet, von einer Videoanlage unterstützt. Schwimmstege sind durch Tore abgesperrt. Wir haben keine Vorkommnisse bemerkt und fühlten uns sehr sicher! Preise für 44 feet: In der Hochsaison: € 58,00 / Tag.

Ätna

33 km von Catania entfernt liegt Europas größter Vulkan. Der Ätna (3369 m) ist der Herrscher Siziliens, bei klarem Wetter ist er auch von Westsizilien aus zu sehen. Von seiner Innersizilien zugekehrten Seite zeigt er sich als kahler Riese, gelb verbrannt. Nur im Frühjahr wird er hellgrün vom frischen Gras; seine Schneekappe taut aber auch im Sommer nicht immer ab.

Für die Ätna-Südseite sind Nicolosi, Trecastagni und Zafferana Etnea die besten Ausgangsorte. Von dort sind es noch 20 km bis Rifugio Sapienza (1881 m), wo die Asphaltstraßen und auch die Buslinie von Catania und Nicolosi enden (Abfahrt Catania/Bahnhofsplatz tgl. 8 Uhr, Nicolosi 9 Uhr, Rückfahrt ab Rifugio Sapienza 16 Uhr). Das Rifugio Sapienza (25 Zi., Tel./Fax 095 91 10 62, €) wurde 2002 von der Lava stark beschädigt und ist nun renoviert. Hier beginnt die Seilbahn, deren Bergstation auf 2500 m liegt. Auf den Pisten verkehren ge- ländegängige Kleinbusse bis Torre del Filosofo (2919 m), Hin- und Rückfahrt mit Führung kosten 42,50 Euro.

Führer in die Gipfelregion finden Sie an der Talstation der Seilbahn, Wegmarkierungen gibt es nicht. Touren auf eigene Faust sind nur bis Torre del Filosofo erlaubt und gefährlich, besonders bei Ausbrüchen und plötz- lich aufziehendem Nebel. Flüssige Lava hat Temperaturen von 800 bis 1500 Grad! Vulkanbomben fliegen mit Überschallgeschwindigkeit und wiegen von 5 kg bis über 1000 kg. Ihre Nahaufnahmen machen Sie besser mit dem Tele. Die Absperrungen sollen Sie nicht von Urlaubserlebnissen mit Nervenkitzel abhalten, sondern Sie und Ihre Retter vor lebensgefährlichen Situationen bewahren.

Die Ausbrüche seit 2001 waren die schwersten seit Jahrzehnten. Sie haben nicht nur die weit oben liegende Landschaft völlig verändert. Die Lava floss bis weit hinunter in dicht besiedelte Gebiete und kam erst wenige Kilometer vor Nicolosi, Pedara, Zafferana und Milo zum Stehen, zerstörte Häuser, Straßen, Wälder und Fel- der. Piano Provenzana und Rifugio Sapienza sind die beiden Hauptausgangspunkte für Touren auf den Vul- kangipfel. Informieren Sie sich vorher beim Büro der Bergführer in Nicolosi (Tel. 09 57 97 14 55) oder Linguaglossa (Tel. 095 64 30 94) und bei der Ätnaseilbahn (Tel. 095 91 41 41). Aktuelle Informationen über die Ätnaregion finden Sie im Internet unter www.ct.ingv.it, www.educeth.ch/stromboli/etna/index-de.html und www.siciltrek.ch. Unbedingt Winterkleidung und Bergschuhe anziehen! Wandersaison ist von Mitte Mai bis Ende Oktober.

Auf dem Weg zu den Gipfelkratern sehen Sie breite, frische Lavafelder, die sich über den Wald, die Felder und Gärten ergossen haben. Nach wenigen Jahren der Verwitterung verändert sich die Oberfläche der Lava von Tiefschwarz zu mattem Grau, die ersten Pionierpflanzen wurzeln. Nach 20 Jahren breitet sich der Ginster aus, dessen gelbe Blütenmeere im Frühsommer zusammen mit der schwarzen Erde die Hauptfarben des Vulkanbereichs sind. Wälder, meist aus Bergkiefern und Edelkastanien, herrschen vor, und oberhalb von 1800 m beginnt die Zone, in der sich inmitten der vulkanischen Wüste nur noch flache Polster von Sträuchern oder Kräutern behaupten können.

Der letzte große Ausbruch war am Sonntag, den 11. Mai 2008 (mit imposanten Bildern im Deutschen Fernsehen).

24. Tag: Freitag,, 29.08.08 Riposto  Siracusa Strecke 44 NM

71 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Die Stadt Syrakus (italienisch: Siracusa, sizilia- nisch:Saraùsa) liegt an der Ostküste der italieni- schen Region Sizilien und ist Hauptstadt der Provinz Syrakus. In der Antike war Syrakus über mehrere Jahrhunderte die mächtigste Stadt der damals bekannten Welt und Cicero beschrieb sie als „die größte und schönste aller griechi- schen Städte―.

2005 erklärte die UNESCO Syrakus zusammen mit der Nekropolis von Pantalica zum Weltkul- turerbe.

Blick auf Ortigia

Geographie

Syrakus liegt an der südöstlichen Küste Siziliens im Mündungsgebiet der Flüsse Anapo und Ciane. .

Der Kern der Altstadt befindet sich auf der 40 ha großen Insel Ortygia. Diese liegt zwischen zwei Naturhäfen und ist nur durch eine enge Durchfahrt vom Festland getrennt. Die Insel ist mit einer ergiebigen Süßwasser- quelle versehen.

Vom Festland und der Neustadt aus ist Ortygia über die Brücke Ponte Nuovo zu erreichen. Richtung Norden liegt der Porto piccolo (kleiner Hafen), Richtung Süden der Porto grande (großer Hafen). Hier fand 413 v. Chr. die für Syrakus erfolgreiche Seeschlacht gegen Athen statt. Heute dient der Hafen als Anlegeplatz für große Mittelmeerfähren und Frachtschiffe.

Geschichte Kupferstich auf dem Titelblatt der lateinischen Ausgabe des Thesaurus opticus, einem Werk des arabischen Gelehrten Alhazen. Die Darstellung zeigt, wie Archimedes römische Schiffe mit Hilfe von Parabolspiegeln in Brand gesetzt haben soll.

Die Gegend von Syrakus war schon um 1400 v. Chr. von Sikelern besiedelt und wurde wegen der nahegelegenen Sumpfgebiete an den Ufern des Ciane und des Anapo „Syrakka― (Sumpf) genannt.

734 v. Chr. gründeten griechische Siedler aus Korinth auf der Insel Ortygia die Stadt Syrakusai (griechisch: Σσράκοσσαι), die sich rasch auf das Fest- land ausdehnte und zur größten und mächtigsten Stadt des antiken Siziliens entwickelte.

Unter der Herrschaft von Tyrannen gelang es mehrere Jahrhunderte, sich den Angriffen fremder Eroberer zu widersetzen und die eigene Vormachtstellung auszubauen. Auch wissenschaftlich und kulturell spielte Syra- kus eine bedeutende Rolle. Dichter wie Aischylos, Pindar, Bakchylides und Simonides versammelten sich am Hof der Stadt. Platon lehrte hier Philosophie und Archimedes entwickelte Kriegsmaschinen zur Verteidigung der Stadt.

72 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Erst 212 v. Chr. gelang es den Römern, Syrakus einzunehmen, das nun Provinzhauptstadt der ersten römi- schen Provinz wurde. Nach dem Untergang Roms eroberten um 450 die Vandalen die Stadt und 535 fiel sie für über drei Jahrhunderte an das Oströmische Reich. Unter Kaiser Konstans II. wurde Syrakus an Stelle Kon- stantinopels von 660 bis 668 sogar dessen Regierungssitz.

Als im 9. Jahrhundert die Araber Sizilien eroberten und 831 Palermo zur neuen Hauptstadt ausbauten, verlor Syrakus nach und nach seine Vormachtstellung. 878 wurde es von arabischen Truppen eingenommen und blieb bis ins 11. Jahrhundert ein Zentrum des Islam in Italien.

1038 fiel Syrakus unter die Herrschaft des byzantinischen Generals Georg Maniakes, ab 1086 unter die Herr- schaft der Normannen, ab 1221 unter die Herrschaft von Kaiser Friederich II. aus dem Haus der Staufer. In den folgenden Jahrhunderten bestimmten Anjou, Aragon, Savoyen, die Habsburger und die spanischen Bour- bonen die Geschichte der Stadt.

1693 zog ein verheerendes Erdbeben im Val di Noto auch Syrakus in Mitleidenschaft. Viele der zerstörten Bauwerke wurden im Stil des Barocks wieder aufgebaut. Nach der Vereinigung mit Italien im Jahr 1861 wurde Syrakus 1865 zur regionalen Hauptstadt erklärt. Heute ist Syrakus Siziliens viertgrößte Stadt und wichtiger Industriestandort, Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte und bedeutendes Touristenzentrum.

25. Tag: Samstag, 30.08.08 Siracusa Strecke 0 NM Hafentag Besichtigungen

Altstadt

Die Altstadt auf der Insel Ortygia drohte nach dem Zweiten Weltkrieg zu verfallen. Viele Bewohner zogen um in die modernen Wohnviertel auf dem Festland. Durch umfangreiche Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten von 1990 an wurde die Altstadt wieder aufgewertet und belebt. Hier befindet sich auch ein Großteil der histori- schen Bauten und Sehenswürdigkeiten.

Fonte Aretusa Griechische Münzen mit dem Haupt der Arethusa

Die Süßwasserquelle bzw. der Brunnen Fonte Aretusa liegt nur wenige Meter vom Meer entfernt. Das Wasserbecken ist mit Steinen eingefasst und von Papyrusstauden umrahmt. Nördlich des Brunnens befindet sich die Strand- promenade Foro Vittorio Emanuele II.

Der Sage nach verwandelte sich die griechische Nymphe Arethusa mit Hilfe der Göttin Artemis in eine Quelle, um sich den Nachstellungen eines Jägers zu entziehen, und entsprang auf Ortigia. Der Jäger Alpheios ver- wandelte sich daraufhin in einen Fluss und erreichte, ohne sich mit dem Meer zu vermischen, die Insel Ortigia, um sich mit Arethusa zu vereinen.

In der Antike genoss die Nymphe große Verehrung, denn die Quelle ermög- lichte die Stadtgründung und den Widerstand gegen feindliche Belagerun- gen. Als Wahrzeichen der Stadt schmückte Arethusas Kopf die Münzen von Syrakus, die einige Jahrhunderte lang zu den wichtigsten Währungen der griechischen Welt zählten.

Palazzi und Museen Innenhof des Palazzo Beneventano Del Bosco

73 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Die Piazza Archimedes ist der Mittelpunkt der Altstadt. Der Platz ist umgeben von alten Palästen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Dazu zählen im Westen der Uhrenpalast, heute Sitz der Banca d'Italia, nordöstlich des Platzes der Palazzo Montalto und der Palazzo Lanza. Der Artemisbrunnen in der Mitte des Platzes stellt dar, wie sich Arethusa mit Hilfe der Göttin Artemis in eine Quelle verwandelt.

Zu einem ehemaligen Benediktinerkloster aus dem 13. Jahrhundert gehören der Palazzo Parisio und der Pa- lazzo Bellomo. Dieser beherbergt das größte Museum der Altstadt, das Museo Regionale di Palazzo Bellomo. Zu den Exponaten zählen ein Gemälde von Caravaggio: „Die Grablege der Hl. Lucia―, der Schutzpatronin von Syrakus, und ein Gemälde von Antonello da Messina: „L'Annunciazione―, die Verkündigung.

Auf der Piazza Duomo stehen der Palazzo Vermexio aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich das Rathaus der Stadt befindet, und der Palazzo Beneventano del Bosco. Der ursprünglich mittelalterliche Bau ging 1778 in den Besitz der Familie Beneventano über und wurde von Luciano Ali im Stil des Barock umgebaut. Der Palaz- zo, noch heute im Familienbesitz, beherbergte auch Admiral Nelson und König Ferdinand IV von Bourbon.

Im erzbischöflichen Palast gegenüber dem Dom befindet sich die Alagoniana-Bibliothek, die griechische, latei- nische und arabische Handschriften sowie eine umfangreiche Sammlung antiker Münzen aufbewahrt.

Tempel und Kirchen Der Dom von Syrakus

Der Apollontempel wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. erbaut und ist der älteste größere griechische Tempel Siziliens, der bisher gefunden wurde. In byzanti- nischer Zeit diente der Tempel als Kirche, in arabischer Zeit als Moschee, dann wieder als christliche Kirche. Von 1930 bis 1940 wurden die Überreste ausgegraben. Erhalten sind das Fundament, Teile der Cellawand und Reste einiger dorischer Säulen.

Der Dom Santa Maria delle Colonne (Heilige Maria der Säulen) wurde im 7. Jahrhundert n. Chr. durch einen Umbau des Tempels der Athene errichtet. Dieser Tempel stammt aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., seine Säulen sind heute an der Hauptfassade und im Innenraum zwischen den Schiffen zu sehen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Dom von Andrea Palma vergrößert und erhielt seine heutige Fasssade im Stil des sizilianischen Barocks. In einer der Seitenkapellen des Doms wird die Statue der Heiligen Lucia aufbewahrt. Anlässlich des Gedenktags der Schutzheiligen am 13. Dezember und jeweils am ersten Maisonntag wird die fast 4 m hohe Silberstatue aus dem 16. Jahrhundert auf feierlichen Prozessionen durch die Straßen der Stadt getra- gen.Ebenfalls auf dem Domplatz steht die Barockkirche Lucia alla Badia. Sie wurde zwischen 1695 und 1707 erbaut.

Castello Maniace

Das Castello Maniace liegt an der Südspitze von Ortygia. Die rechteckige Festungsanlage mit vier runden Türmen wurde im Jahr 1038 von dem Feldherrn Georg Maniakes, der die Stadt von den Arabern befreite, aufgebaut und im 13. Jahrhundert von Friedrich II. erweitert. Es demonstriert noch heute die damalige, militä- rische Bedeutung der Stadt.

Neustadt Im 5. Jahrhundert v. Chr. unter Gelon weitete sich Syrakus von Ortigia auf das Festland aus und hatte fünf große Stadtteile. Auf dem Gebiet des antiken Stadtteils Neapolis (Neu- stadt) wurde im vorigen Jahrhundert 74 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida ein archäologischer Park eingerichtet.

Im Parco Archeologico della Neapoli befinden sich Bauwerke der antiken Stadt. So steht hier das Teatro Gre- co, welches im 6. Jahrhundert v. Chr. erbaut und 300 Jahre später erweitert wurde. Mit einem Durchmesser von 138 m und Platz für 15.000 Zuschauer ist es eines der größten griechischen Theater. Von den 60 in den Fels geschlagenen Sitzreihen sind noch 42 erhalten. Heute finden hier im Sommer regelmäßig Theaterauffüh- rungen und Konzerte statt.

Westlich des Theaters liegt der Opferaltar Hierons II. Der Altar war 198 m lang, 22 m breit und über 10 m hoch. Über zwei Rampen wurden an den Festtagen bis zu 450 Opfertiere auf den Altar getrieben und getötet.

Das römische Amphitheater aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. ist 140 m lang und 119 m breit. Der Bühnenraum ließ sich mit Wasser füllen, so dass hier auch Seeschlachten nachgestellt werden konnten.

In über zehn großen Latomien, den Steinbrüchen, wurden Kalksteine zum Aufbau der antiken Stadt gewon- nen. Zu den größten Steinbrüchen zählen Latomia dei Cappuccini und Latomia del Paradiso. Das „Ohr des Dionysios― ist eine künstliche, in den Fels gehauene Höhle. Sie ist etwa 64 m lang, über 20 m hoch und bis zu 11 m breit.

Museo Archeologico Regionale

Das Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi im Park der Villa Landolina wurde nach dem Archäologen Paolo Orsi benannt, der es von 1895 bis 1934 leitete. Es ist eines der bedeutendsten archäologischen Muse- en Italiens und zeigt über 18.000 Exponate von Syrakus und anderen Fundorten Ostsiziliens, die von der Vor- geschichte bis zur römischen Antike reichen. Durch eine Erweiterung des Museums bis 2009 sollen der Öf- fentlichkeit weitere Ausstellungsstücke zugänglich gemacht werden.

Kirchen

Die Kirche San Giovanni Evangelista (Johannes Evangelist) wurde in byzantinischer Zeit erbaut. Seit dem Erdbeben 1693 sind nur Teile des Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Unter den Resten der Kirche liegt die Krypta San Marziano. Marcian war ein Schüler des Apostel Petrus und gründete im Jahr 44 die erste christliche Gemeinde in Syracus. In der Krypta befinden sich seine Grabstätte und ein Altar, an dem Apostel Paulus auf seinem Weg nach Rom predigte. Von der Krypta aus gelangt man zu den Katakomben von Syra- kus, die zu den größen Katakomben nach denen von Rom gehören.

Die Santuario della Madonna delle Lacrime mit der Statue der weinenden Madonna ist die größte Wallfahrts- kirche Siziliens. Sie wurde 1994 eingeweiht und bietet Platz für 11.000 Gläubige. Erbaut wurde die Kirche zu Ehren einer eher unscheinbaren Madonnenstatue aus Gips. Angesichts des Leids einer todkranken Frau floss im August 1953 einige Tage lang Flüssigkeit aus den Augen der Madonna und eine chemische Analyse ergab die Übereinstimmung mit menschlicher Tränenflüssigkeit. Nach der Genesung der Kranken und weiteren Hei- lungen wurde die weinende Madonna Ziel für Gläubige und Pilger aus aller Welt.

Demeter- und Koreheiligtum

Südlich der Kirche Madonna delle Lacrime wurde ein antikes Wohngebiet gefunden, das vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis in byzantinische Zeit bewohnt war. Auch ein Brunnen und die Reste eines Demeter- und Koreheiligtums wurden hier entdeckt. Im Felsboden befinden sich Einschnitte für die Fundamente eines Tem- pels mit den Maßen 10 m x 18 m.

75 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Castello Eurialo

Das Castello Eurialo befand sich auf dem höchsten Punkt der antiken Stadt. Heute liegt es etwa sieben Kilo- meter außerhalb von Syrakus. Die Festungsanlage wurde von Dionysios I. in der Zeit von 402 bis 397 v. Chr. als Eckpunkt der nördlichen und südlichen Stadtmauer errichtet. Bis zu 3.000 Soldaten und 400 Reiter fanden innerhalb der Festung Platz, die durch Geheimgänge mit den verschiedenen Stadtteilen verbunden war. Hier sollen auch die Brennspiegel gestanden haben, mit denen Archimedes die Segel feindlicher Schiffe in Brand setzte. Erst durch einen Verrat konnte die Festung 212 v. Chr. von den Römern eingenommen werden. Das Kastell ist eine der stärksten Festungsanlagen aus griechischer Zeit und wurde mehrmals umgebaut. Die heu- tige Anlage entspricht der nach den letzten byzantinischen Umbauten.

Weitere Informationen

An der Arethusaquelle auf Ortygia und an den Ufern der Flüsse Anapo und Ciane, die bei Syrakus ins Meer münden, befinden sich die einzigen Stellen Europas, an denen noch wilde Papyrusstauden wachsen. Die Ge- biete wurden unter Naturschutz gestellt. Im Park der Villa Landolina befindet sich auch die Grabstätte des Dichters August Graf von Platen.

Friedrich Schiller erwähnte in seinem Gedicht Die Bürgschaft die Stadt Syrakus und einen ihrer Tyrannen: „Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande: Ihn schlugen die Häscher in Bande,... Da schimmern in Abendrot Strahlen, von Ferne die Zinnen von Syrakus.―

In den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es sieben Städte, die nach Syrakus benannt wurden. Die größte und bekannteste ist Syracuse im Staat New York.

Söhne und Töchter der Stadt Archimedes

Philistos (432-356 v. Chr.), griechischer Historiker Theokritos (um 324-270 v. Chr.), griechischer Dichter Hieron II. von Syrakus (306-215 v. Chr.), griechischer Herrscher Archimedes (287-212 v. Chr.), griech. Mathematiker, Physiker u. Ing. Lucia von Syrakus (um 283-303), Märtyrerin u. Schutzheilige v. Syrakus Simeon von Trier (um 980-1035), Mönch und Pilgerführer Rosario Gagliardi (1698-1762), Architekt des sizilianischen Barocks

26. Tag: Sonntag, 31.08.08 Siracusa (Sizilien)  Insel Zakynthos Strecke NM

27. Tag: Montag, 01.09.08 Siracusa (Sizilien)  Insel Zakynthos Strecke NM

28. Tag: Dienstag, 02.09.08 Siracusa (Sizilien)  Insel Zakynthos Strecke NM

76 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida 29. Tag: Mittwoch, 03.09.08 Siracusa (Sizilien)  Insel Zakynthos Strecke 280 NM 13.000 Einwohner de Stadt, ca. 39.000 die ganze Insel

Neben Korfu das populärste Ziel der gro- ßen Ionischen Inseln. ―Magische Anzie- hungskraft― üben die vielen, weitläufigen Sandbuchten aus. Südöstlich der Insel liegt der Brunnen der Inusses, die mit 4404 m tiefste Stelle des gesamten Ionischen Mee- res. Zu Zakynthos gehören die zwei Fel- seneilande Strofades, die nur ein altes Kloster beherbergen und sich einige See- meilen entfernt südwestlich der Inseln im offenen Meer befinden.

Geschichte

Zakynthos hieß im Altertum ursprünglich Hyria und hatte aus der Peloponnes ein- gewanderte Achäer zu Bewohnern, die auf der Ostseite die einzige gleichnamige Stadt gründeten, politisch aber nie eine bedeutende Rolle spielten. Im 2. Jahrhundert v. Chr. fiel Zakynthos in die Hände der Römer, welche die Insel zur Provinz Epirus schlugen. Darauf kam sie an das oströmische Reich, im 13. Jahrhundert in den Besitz des Königs von Neapel und im 14. Jahrhundert in den der Venezianer. 1797 kam Zakynthos, wie die übrigen Ionischen Inseln, in die Gewalt der Franzosen, denen es 1799 von den Rus-

77 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida sen wieder entrissen wurde. Seit 1800 bildete die Insel einen Teil der Ionischen Republik und fiel mit dieser 1863 an das Königreich Griechenland.

Fior die Levante – Blume des Ostens, mit diesem Namen prie- sen bereits die Venezianer, die drei Jahrhunderte die Herren auf Zakynthos waren, die Schönheit dieser Insel. Knapp 13 km trennen Z. von der nördlichen Insel Kefalonia, 20 km vom grie- chischen Festlandort Kyllini.

Über Z. berichteten schon Homer und Vergil. Unter der Füh- rung von Odysseus beteiligte sich Z. am Trojanischen Krieg. Nach einer Blüte im Römischen Reich eroberten danach Goten, Vandalen, Piraten, Sarazenen, schließlich Normannen und 1185 Byzanz, dann Brindisi und der Papst die fruchtbare und strategisch günstig gelegene Insel.

Wirtschaft

Hauptprodukte sind Korinthen, Südfrüchte, Wein, Öl, Seide, Salz und Seife. Nordöstlich vom Kap Chieri finden sich Quellen flüssigen Erdpechs (die größte ein Brunnen von 2 1/2 m Durchmesser und 1 m Tiefe), während auf der Nordostküste der Insel in einer nur von der See her zugänglichen, zum Teil von Wasser erfüllten Grotte ein mineralisches Öl empor quillt. Auch sollen Schwefel- und Anthrazitlager vorhanden sein. Getreide wird nur in geringer Menge angebaut. Die Waldungen bestehen aus Oliven-, Lorbeer-, Myrtenbäumen etc., machen aber mehr und mehr dem Korinthenanbau Platz. Haustiere werden wenig gehalten. Die Industrie umfasst Baumwollspinnerei, Fabrikation von Teppichen, Seidenzeugen, Leinwand und Likören.

Meeresschildkröten (Caretta caretta)

Die vom Aussterben bedrohte Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) nutzt die Strände im Süden der Insel als Nistgebiet. Ab Anfang Juni kommen die weiblichen Tiere an die südlichen Strände, um in der Nacht ihre Eier im Sand zu vergraben. Die Brutzeit beträgt ca. 55 Tage. Die geschlüpften Jun- gen machen sich sofort auf den Weg ins offene Meer. Es ist sehr wichtig, die Gelege zu schützen, da die Überlebensrate der Jungen sehr gering ist. Ein bis zwei Schildkröten schaffen es aus ca. 1000 Eiern. Wird ein Nest in einem gefährdeten Bereich gefunden (z.B. Strandeingang), wird es mit einem Gitter geschützt. Um diese Schildkröten zu schützen, sind motorisierte Wassersportarten an manchen Stränden nicht erlaubt. Ebenso gibt es an einigen Stränden Abgrenzungen, sodass keine Sonnenschirme und dergleichen die Eier zerstören. Um die Tiere bei der Eiablage in der Nacht nicht zu stören, wird ein Teil des Strandes ab 19.00 Uhr komplett gesperrt. Delfine leben in den umliegenden Küstengewässern der Insel.

Sehenswürdigkeiten

Die Hauptstadt Zakynthos liegt an der Ostküste in der Form eines antiken Theaters, an einem Hügel, dessen Gipfel die von den Venezianern erbaute Zitadelle krönt. Sie hat viele Kirchen (darunter die Kirche der Phaneromeni, die schönste Kirche der Ionischen Inseln, und die des St. Dionysius).

Die Westküste ist felsig und zumeist schlecht begehbar. Dennoch bietet dieser Teil der Insel einen sehr guten Ausblick auf Berge, Felsen, Wälder und das Meer. Die Bucht mit dem Schiffswrack befindet sich im nördlichen

78 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Abschnitt, diese ist nur mit dem Schiff erreichbar. Weiter in Richtung Süden liegen Porto Vromi, Kampi und Limnionas.

Auf dem Bergrücken kommt von Norden nach Süden zuerst Anafonitria mit der Aussichtsterrasse auf das Schiffswrack und mit dem Kloster, Maries, Kilimeno und einige kleinere Dörfern, die von Olivenhainen, Wald, alten Steinhäusern und bäuerlichem Leben geprägt sind.

Ganz im Süden der Insel liegt das kleine Bergdorf Keri, weiter höher kommt man zu dem Leuchtturm, der einen guten Ausblick bietet: Schmugglerbucht - Shipwreck Bay

Ein besonders beliebtes Ziel ist das Schiffswrack von Zakynthos. Es ist nur vom Meer zugänglich. Das Wrack liegt in einer Bucht, umge- ben von bis zu 200 Meter hohen senkrecht hinaufragenden Felswän- den, über denen sich eine kleine Plattform befindet. Das ist der einzi- ge Aussichtspunkt, von welchem man das Wrack von der Landseite sehen kann. Das Schmugglerschiff stran- dete, als es bei stürmischer See mit Tabak und Alkohol voll beladen unterwegs war, während die Küstenwa- che patrouillierte, um Schiffe in Seenot zu retten. Die Schmuggler sahen die Küstenwache und setzten in ihrer Panik das Schiff in Brand.

Blaue Grotten bei Kap Skinari: Die blauen Grotten kann man mit kleinen Booten besichtigen. Das Wasser dort reflektiert in den verschiedensten Blautönen. Marathoisi Gegenüber der Küste von Keri liegt die kleine Insel Marathonisi (oder Marathias) in der Bucht von Laganas. Die Insel hat zwei Riffe, Pontikonisia genannt, die früher mit dem Kap Marathias verbunden waren. Die Insel hat einen Durchmesser von ca. 1,5 km. Sie ist nicht bewohnt. Sie hat eine üppige Vegetation von Olivenbäumen, Eichen und Pinien und einen makellosen Sand- strand. Im Nordwesten der Insel ragen hohen Klippen empor. Auf dem langen Sandstrand, der sich wie eine Zunge ins Meer streckt, legen Meeresschildkröten ihre Eier ab.

30. Tag: Donnerstag, 04.09.08 Insel Zakynthos  Messolonghi Strecke 42 NM 13.500 Einwohner Messolonghi wurde vermutlich im frühen 16. Jahrhundert gegründet und erlangte vor allem Berühmtheit wäh- rend der griechischen Revolution in den 1820er Jahren. Messolonghi gilt bis heute als Symbol des griechi- schen Widerstands gegen das Osmanische Reich. Seit 1937 darf die Stadt laut einer Verfügung des griechi- schen Königs Georgios II. aufgrund ihrer historischen Bedeutung den Ehrentitel Iera Poli (griechisch Ιερα Πόλη, Heilige Stadt) führen.

Entstehung der Siedlung

Messolonghi liegt am Golf von Patras in der Ebene, die im Lauf der Jahrhunderte im Mündungsgebiet der Flüsse Acheloos und Evinos durch natürliche Anschwemmungen aufgeschüttet wurde. Ursprünglich entstand das Städtchen auf drei Laguneninseln, die heute allerdings durch Verlandung Teil des zentralgriechischen Festlands geworden sind. Knapp 20 km nordwestlich liegt auf einer Insel am anderen Ende der 33,5 km² gro- ßen Lagune von Messolonghi (des antiken Kynia-Sees) der kleine Ort Etoliko. Dessen Altstadt vermittelt noch heute ein recht anschauliches Bild davon, wie auch das frühneuzeitliche Messolonghi ausgesehen haben mag. 79 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Vorgeschichte: Byzantinische Epoche Eine der traditionellen Pfahlbauten (pilades), wie sie seit Jahrhunder- ten in der Lagune errichtet werden

Obwohl das Byzantinische Reich durch Sprache und Kul- tur ein griechisch geprägtes Staatswesen war, geriet das eigentliche griechische Kernland innerhalb des Reiches mehr und mehr in den Status einer abgelegenen Provinz. Die Entvölkerung und Verödung selbst einst bedeutender Städte wie Athen und Korinth hatte bereits in der Antike eingesetzt. Räuberische Invasionen germanischer und slawischer Stämme hatten in der Spätantike und im Mittel- alter zum Niedergang der Region beigetragen. In der Folge des Vierten Kreuzzuges fielen Zentralgriechenland und der Peloponnes an Kleinfürsten aus dem westlichen Europa, die so genannten Lateiner. Die faktische Macht lag hauptsächlich in der Hand der Republik Venedig, die in diesem Randgebiet der Adria massiv die eigenen strategischen und Handelsinteressen durchsetzte. Das Alltagsleben der Menschen blieb durch die Zwistigkeiten der Feudalherren untereinander sowie mit den Byzantinern und, seit etwa 1300, den Osmanen von beständiger Unsicherheit gekennzeichnet. Nach dem Vorbild der Venezianer zogen sich viele Bewohner der Küstenregion des Golfes von Patras auf die vorgelagerten Laguneninseln zurück, weil diese relativen Schutz boten und leicht zu verteidigen waren. Auf diese Lage inmitten der Seen (d. h. der Lagune) – auf italie- nisch mezzo laghi – soll nach Ansicht der meisten Historiker der Name der späteren Stadt Messolonghi zu- rückgehen.

Am Rande des Osmanischen Reichs: In der Zeit vor Lepanto Die Seeschlacht von Lepanto 1571

Seit Mitte des 14. Jahrhunderts brachten die Osmanen fast die gesamte Balkanhalbinsel und damit auch Griechenland unter ihren Einfluss. Die türkischen Er- oberungen waren aber hauptsächlich auf die Stärke der Landstreitkräfte zurückzuführen, über eine schlag- kräftige und zuverlässige Kriegsmarine verfügten die Osmanen nur selten. Es gelang den Venezianern als ausgesprochener Seemacht daher, große Teile der für sie relevanten ehemals byzantinischen Gebiete unter Kontrolle zu behalten, dies betraf vor allem griechische Inseln und die der Adria zugewandten Küstengebiete. Die Seeschlacht von Lepanto (der griechische Name des unweit von Messolonghi gelegenen Orts lautet Nafpaktos) 1571 sicherte den Venezianern ihre Vorherr- schaft in der Adria auf Dauer. In der Beschreibung, die der venezianische Historiker und Staatsmann Paolo Paruta (1540-1598) in seiner Guerra di Cipro vom Verlauf der Lepanto-Schlacht gibt, findet sich auch die erste Erwähnung von Messolonghi. Es scheint sich um eine zu diesem Zeitpunkt noch sehr junge Siedlung gehan- delt zu haben, die aber mit mehreren Tausend Einwohnern über eine bemerkenswert große Bevölkerung ver- fügte, zahlenmäßig soll sie sogar diejenige übertroffen haben.

In den folgenden Jahrhunderten blieb Messolonghi de facto eine Besitzung oder zumindest ein Protektorat Venedigs, wobei der Streit um die Herrschaft über Stadt und Umland immer wieder – je nach dem Kräftever- hältnis zwischen der Serenissima und der Hohen Pforte – Gegenstand auch kriegerischer Auseinanderset- zungen war.

Vorherrschaft Venedigs

Die Einwohner der Stadt lebten in den frühen Jahrhunderten vielfach in Pfahlbauten, so genannten pilades, wie sie auch heute noch typisch für die Gegend sind. Mit zunehmender Verlandung der die Stadt umgebenden 80 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Lagune errichtete man dann mehr und mehr Häuser in herkömmlicher Bauweise. Wirtschaftliche Grundlage des städtischen Lebens waren zunächst Fischerei, Salzgewinnung und Tabakanbau, in nicht unwesentlichem Ausmaß jedoch auch die Piraterie. Mit dem Wachstum der Stadt und der engen Bindung an Venedig erwarb sich Messolonghi einige Bedeutung als Handelsplatz. In der Blütezeit der venezianischen Epoche zwischen 1740 und 1770 verfügte die Stadt über 75 Schiffe verschiedener Bauart und galt als einer der wichtigsten Handels- und Kriegshäfen Westgriechenlands. Viele europäische Staaten unterhielten im 18. Jahrhundert hier diplomatische Vertretungen.

Messolonghi und die Επτάνησος Πολιτεία („Republik der Sieben Inseln―)

Die Jahre vor der griechischen Revolution

Das Ende der Schutzmacht Venedig kam 1797 während der Napoleonischen Kriege, und die unerwartete Situation stellte die Einwohner Messolonghis vor neue Probleme. Während die Stadt gezwungen war, die Oberhoheit von Sultan Selim III. zumindest formal anzuerkennen, blieb sie gleichzeitig eine Keimzelle des aufkommenden griechischen Nationalismus. Darüber hinaus hatte der Untergang der Republik Venedig aber auch eine für die griechische Unabhängigkeit psycholo- gisch wichtige Folge: Die vordem ebenfalls venezianischen, in der unmittelbaren Nachbarschaft Messolonghis gelegenen Ionischen Inseln erhielten von 1800 bis 1807 als Republik der Ionischen Inseln (italienisch Repubblica Settinsolare, grie- chisch Επτάνησος Πολιτεία, Eptánisos politía) eine beschränkte Autonomie unter türkischer und russischer Oberhoheit. Auf diese Weise war erstmals seit dem 15. Jahrhundert ein zumindest teilweise selbständiger griechischer Staat entstanden.

Die Ereignisse der 1820er Jahre

Dass die griechischen Freiheitskämpfer mit dem Namen Klephten, das heißt Räuber, belegt wurden, war nicht nur die polemische Sprachregelung der türkischen Obrigkeit. Tatsächlich waren die Widerstandsgruppen bunt zusammengewürfelt, in ihren Reihen fanden sich keineswegs ausschließlich freiheitsliebende Idealisten. Viel- mehr waren durch zunehmende Unterdrückung und Misswirtschaft der osmanischen Verwaltung im 18. Jahr- hundert viele griechische Kleinbauern verarmt und hatten sich, an den Rand der Gesellschaft gedrängt, in die Berge und auf Inseln zurückgezogen, wo sie auch mit kriminellen Mitteln zu überleben versuchten. Die bildhaf- te, bedrohlich klingende Bezeichnung übernahmen aber binnen kurzer Zeit auch politisch engagierte Gruppen von Gesetzlosen.

Die erste Belagerung

Aléxandros Mavrokordátos (1791-1865) war beim Ausbruch der Kampfhandlungen 1821 Kommandant der Aufständischen in Westgriechenland. Er wählte Messolonghi als sein Hauptquartier, weil die Stadt bereits unter venezianischer Herrschaft mit Befestigungsanlagen versehen worden war: Zusammen mit der bereits erwähnten günstigen natürlichen Lage verschaffte die mit einem guten Dutzend Kanonen bewehrte Festung den zunächst an Zahl und Ausrüstung weit unterlegenen Griechen also eine gut geschützte Operationsbasis.

Jedoch erkannten auch die Türken die strategische Bedeutung der Stadt, gerade im Hinblick auf die ange- spannte Lage auf dem Peloponnes, der bereits an die Aufständischen verloren zu gehen drohte. Am 20. Julijul./1. August 1822greg. erreichte ein türkisch-ägyptischer Flottenverband von etwa 80 Schiffen unter dem Kommando von Hasan Pascha die Lagune. Am 21. Oktober begannen die Belagerer mit mehreren Tausend Marinesoldaten einen Sturmangriff auf die mit etwa 850 Verteidigern besetzten Wälle Messolonghis, der je- 81 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida doch erfolglos verlief. Die anschließenden Übergabeverhandlungen nutzten die Griechen, um Zeit zu gewin- nen. Tatsächlich gelang es am 8. November einem kleinen Entsatzheer, auf sieben Schiffen die türkische Blockade zu durchbrechen.

Die Befehlshaber des Belagerungsheers beraumten einen weiteren Angriff für den 24. Dezember an, weil sie hofften, die Griechen während der Weihnachtsfeierlichkeiten überraschen zu können. Die Verteidiger erhielten jedoch durch Verrat Kenntnis von diesem Vorhaben, und der Plan scheiterte. Die für beide Seiten äußerst verlustreichen Kampfhandlungen zogen sich noch fast ein ganzes Jahr hin. Da es den Türken jedoch nicht gelang, den geschickt organisierten Widerstand der griechischen Besatzung Messolonghis entscheidend zu brechen, beendeten die mittlerweile demoralisierten osmanischen Truppen die Belagerung im November 1823.

Die zweite Belagerung

Theodoros P. Vryzakis: Ausfall der Belagerten von Messolonghi, 1855 (Athen, Nationalgalerie)

Die Schlappe, die die Türken während der ersten Belagerung hatten hinnehmen müssen, verlieh dem Kampf um Messolonghi auf beiden Seiten einen hohen symbolischen Wert. Die Griechen beauftragten den italienischen Ingenieur Pietro Coccini (gräzisiert Petros Kokkinis, andere Quellen geben den Vornamen Michele/Michalis an) mit der Verstärkung und dem Ausbau der Festungsanlagen, die darüber hinaus nun mit 48 weiteren Kanonen bestückt wurden.

Im April 1825 begannen die Türken auf Befehl Sultan Mahmuts II. unter Resit Pascha (von den Griechen meist Kioutahis genannt) die erneute Belagerung, zunächst nur von der Landseite her. Abermals gelang es nicht, den Widerstand der von Admiral befehligten Griechen zu brechen. Einige Wochen später erreichte eine türkisch-ägyptische Flotte unter Ibrahim Pascha den Golf von Patras. Trotz der erdrückenden Überlegenheit der osmanischen Einheiten wiesen die Verteidiger Messolonghis alle Kapitulationsangebote zurück. Miaoulis' Schiffe waren nunmehr aber nur noch selten in der Lage, die feindliche Blockade zu durchbrechen, um für Nachschub zu sorgen; in der hungernden Stadt breite- ten sich Seuchen aus. Der Hochkommissar der inzwischen unter britischer Oberhoheit stehenden Republik der Ionischen Inseln, Sir Frederick Adam, bemühte sich vergebens, einen Waffenstillstand zu vermitteln.

Im Frühjahr 1826 war die Situation der Belagerten aussichtslos geworden, so dass für die Nacht des 10. April (dem Vorabend des Palmsonntag) ein Ausbruch aus der feindlichen Umzingelung beschlossen wurde. Mittels dreier mobiler Brücken versuchten die Einwohner, den die Stadt umgebenden Graben und später die türki- schen Linien zu überwinden. Diejenigen Bürger, die zu alt, krank oder geschwächt für eine schnelle Flucht waren, verschanzten sich mit den verbliebenen Munitionsvorräten im Zeughaus und der Windmühle der Stadt. Der Ausbruchsplan wurde jedoch an die Türken verraten, die somit auf die Situation vorbereitet waren und ein Massaker unter den Flüchtenden anrichteten. Nur einigen Hundert Griechen gelang die Flucht aus dem Bela- gerungsring, die in der Stadt verbliebenen Bürger sprengten sich nach blutigen Straßenkämpfen gegen die eindringenden Eroberer in den Morgenstunden des 12. April selbst in die Luft.

Mit dem Exodus der Verteidiger Messolonghis wurde die Basis für einen nationalen Mythos gelegt, der im griechischen Selbstverständnis bis heute präsent ist. Die enorme symbolische Bedeutung, die den Ereignis- sen um die Belagerungen zuerkannt wurde, hat dazu geführt, dass viele Fakten und Zahlen von pro- griechischer Seite entstellt oder massiv übertrieben wurden, während Angaben von türkischer Seite kaum überliefert und von der historischen Forschung so gut wie nicht aufgearbeitet sind.[ Es ist davon auszugehen, 82 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida dass sich im April 1826 etwa 10.000 Menschen in den Mauern von Messolonghi aufhielten, von denen wohl nur ungefähr 1.000 die Kämpfe überlebten.

Drei Philhellenen und der „Mythos Messolonghi“

Der Freiheitskampf der Griechen bewegte die öffentliche Meinung in den Ländern West- und Mitteleuropas sowie den USA außerordentlich. Bevor es weiter geht, hier erst einmal eine Begriffserklärung!

Philhellenismus? Was verbirgt sich unter diesem Begriff?

Der Philhellenismus (griechisch "Freundschaft zum Griechentum") war eine neuhumanistische geistige Strömung, die in den 1820er Jahren ihre Anhängerschaft in Europa und sogar in Nordamerika fand. In seiner Ideologie bildet der Philhellenismus eine Gegenbewegung zur Restauration. Das Zentrum der Bewegung war die Stadt Genf.

Bei den Philhellenen handelte es sich meist um junge Männer von aristokratischer Herkunft und klassischer Bildung, die sich als Vertreter und Bewahrer einer großen antiken Zivilisation betrachteten und sich entspre- chend dazu berufen fühlten, den Nachkommen der Hellenen im Kampf um die Unabhängigkeit gegen das Osmanische Reich zu helfen. Viele von ihnen schlossen sich im Zuge der griechischen Revolution sogar den Truppen an und zogen in die Schlacht.

Im August 1821, die Revolution dauerte bereits vier Monate, wurde in Bern die erste philhellenische Organisa- tion gegründet. Im deutschen Raum war München zu einer Metropole des Philhellenismus geworden. Hier leitete Professor Franz Xaver von Baader eine bedeutende philhellenische Gesellschaft. Sein Kollege, der bayerische Philologe und Prinzessinnenerzieher Friedrich Wilhelm von Thiersch, befürwortete die Gründung einer "Deutschen Legion", die Hellas unterstützen sollte. Die Bewegung fand sogar in den höchsten Regie- rungskreisen Anhänger. So unterstützte sie beispielsweise der bayerische König Ludwig I. durch beträchtliche Geldspenden, was sich zumindest indirekt später auch zugunsten der Wahl seines Sohnes Otto zum König von Griechenland auswirkte. Als mächtigster Widersacher der Bewegung galt der österreichische Staatskanz- ler, Fürst von Metternich. Die Philhellenen wiederum bekämpften erbittert die Thesen über die Griechen als gräzisierte Slawen des Historikers Jakob Philipp Fallmerayer.

Philhellenische Gesellschaften: Philiki Etaireia und Philomusengesellschaft Ankunft Lord Byrons in Griechenland und Empfang durch die Revolutionäre, 1823

Berühmte Philhellenen

Nero, Hadrian, , Sir Richard Church, , Jean Gabriel Eynard, Charles Fabvier, Franz Baader, Vorsitzender der Philomusen in München, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin, Samuel Gridley Howe, Victor Hu- go, Johann Jakob Meyer, Herausgeber der ersten griechischen Zeitung, Wilhelm Müller, Alfred de Musset, Alexander Puschkin, August Ludwig Reyscher, Friedrich Schiller, Wilhelm von Humboldt, Albert Schott, Percy Bysshe Shelley, Friedrich Wilhelm von Thiersch, Ludwig I.

So, jetzt geht es weiter!

Die Philhellenen waren jedoch in keiner Weise eine homogene gesellschaftliche Kraft, vielmehr waren die Beweggründe, sich als „Griechenfreund― zu bekennen, äußerst vielfältig. Sie reichten von einer dem Zeitgeist der Romantik geschuldeten, oft ganz realitätsfernen Verklärung alles Griechischen bis zum zupackenden poli- tischen Engagement, das Hunderte von meist jungen Männern dazu brachte, sich in Griechenland auf die Seite der Aufständischen zu schlagen. In Deutschland waren Johann Wolfgang von Goethe und König Ludwig I. von Bayern prominente Philhellenen, der zweite Sohn des Wittelsbachers wurde 1832 als Otto I. König von 83 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Griechenland. Der Komponist Louis Spohr schrieb die Musik zu einer beliebten Tragödie in drei Akten, die unter dem Titel Der Sturm von Missolunghi von einem anonymen „Freunde der heldenmüthigen Griechen― verfasst worden war.

Johann Jakob Meyer

Titelblatt der

Denkmal Meyers im Heldenfriedhof von Messolonghi

Der Schweizer Johann Jakob Meyer ist bis heute in Griechenland einer der populärsten Philhellenen. Am 30. De- zember 1798 in Zürich als Sohn eines Arztes geboren, verlebte er eine unstete Jugend, während der er mehr als einmal in Konflikt mit den bürgerli- chen Moralvorstellungen seiner Umwelt kam. Nach dem Ende einer Ausbildung zum Apotheker nahm er ein Studium der Medizin in Freiburg im Breisgau auf, das er nach kurzer Zeit wieder aufgeben musste, weil er sich zum wiederholten Male hoch verschuldet hatte. Das hielt den jungen Mann nicht davon ab, sich beim Berner Hilfs-Verein für Griechenland als „Dr. Johann Jakob Meyer aus Zürich, Arzt und Chirurg― vorzustellen, wo ihm ohne weiteres die Kosten für die Reise nach Griechenland bezahlt wurden. Dort angekommen, nahm Meyer am 5. und 6. März 1822 unter dem Kommando von Miaoulis an der Seeschlacht von Patras teil. In der Folge ließ er sich in Messolonghi nieder, wo er eine Griechin heiratete und innerhalb kurzer Zeit zu einem geachte- ten Bürger avancierte. Seit 1824 publizierte er in seiner Wahlheimat mit der Ellinika Chronika die erste Zeitung in griechischer Sprache. Viele Berichte über die Ereignisse während der zweiten Belagerung gehen direkt auf Meyer und seine Zeitung zurück. Das macht ihre Bewertung schwierig, da der Schweizer trotz seines aufrech- ten Eintretens für die griechische Sache immer wieder eine Neigung zur Hochstapelei erkennen ließ. Die ge- nauen Umstände von Meyers Tod sind nicht bekannt, es heißt, er habe zu den Ersten gehört, die den Aus- bruch am 10. April 1826 versuchten. Wenige Stunden vor seinem Ende schrieb er an einen Freund:

Mich macht der Gedanke stolz, dass das Blut eines Schweizers, eines Enkels von Wilhelm Tell, sich mit dem Blute der Helden Griechenlands mischen soll.[3]

Im Heldenpark von Messolonghi erinnern zwei Denkmale an Meyer, in seiner Schweizer Heimat ist er dage- gen bis heute weitgehend unbekannt geblieben.

Lord Byron Joseph-Denis Odevaere: Lord Byron auf dem Totenbett, 1826

George Gordon Byron, einer der bedeutendsten Dichter der englischen Romantik – vor allem der schwarzen Romantik –, hatte Messolonghi bereits im Jahre 1811 erstmals besucht. Als einem der berühmtesten Philhellenen wurde ihm 1823 in Pisa, wo er seit einiger Zeit lebte, der Oberbefehl über die griechischen Streitkräfte angetragen. Obwohl ohne jegliche militärischen Kenntnisse, akzeptierte Byron und finanzierte umgehend die Ausrüstung neuer griechi- scher Flotteneinheiten. Die geplante Einnahme der von den Türken gehaltenen Festung Nafpaktos misslang, und so wendete sich Byron mit seiner Truppe nach Messolonghi, wo er am 5. Januar 1824 von einer begeis- terten Menschenmenge willkommen geheißen wurde. Byrons Gesundheit verschlechterte sich in den kom- menden Wochen rapide – vermutet wird unter anderem, er habe sich im ungesunden Klima der Lagune mit Malaria infiziert. Die von den Ärzten verordneten Aderlässe schwächten den Körper des Dichters weiter, und er starb schließlich am 19. April 1824, ohne jemals in großem Umfang an Kämpfen teilgenommen zu haben. Eines seiner letzten Gedichte verfasste Byron an seinem 36. Geburtstag, es endet mit den Worten:

84 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida [...] Seek out—less often sought than found— A soldier’s grave, for thee the best; Then look around, and choose thy ground, And take thy rest. (At Missolonghi, January 22, 1824)

Johann Jakob Meyer behauptete später, sein Freund Byron sei in seinen Armen verstorben, eine Geschichte, die zumindest von zwei Zeitgenossen bestätigt wird. Dennoch lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Aus- sage des Schweizers der historischen Wahrheit entspricht, oder nur eine Anekdote ist, die dem Wunschdenken entspringt.

So hoch der Symbolwert von Byrons Ankunft in Griechenland für die Bevöl- kerung gewesen war, so schockiert reagierten die Aufständischen, als sie vom überraschenden Tod eines ihrer berühmtesten und wortgewaltigsten Sympathisanten erfuhren. Während Byrons Leichnam nach England über- führt wurde, hatte der Dichter verfügt, dass sein Herz in Messolonghi bestat- tet werde.

Eugène Delacroix La Grèce expirant sur les ruines de Missolonghi, 1827 (Bordeaux, Musée des Beaux-Arts)

Der Maler Eugène Delacroix repräsentiert einen anderen Typus des Philhellenen. Während der dramatischen Ereignisse um den Aufstand in Griechenland verließ er seine französische Heimat nicht. Delacroix war ein begeisterter Leser der Werke Byrons, und auf diese Lektüre ist die Hinwendung des jungen Künstlers zum Philhellenismus wohl maßgeblich zurückzuführen. Obwohl Delacroix zeitlebens nicht nach Griechenland kam, schuf er mit dem Massaker von Chios (1824) und dem abgebildeten Werk Das sterbende Griechenland auf den Ruinen von Messolonghi zwei Gemälde, die bereits zu ihrer Entstehungszeit sinnbildhaft für den „Frei- heitskampf der Hellenen― standen.

Die junge Frau in griechischer Tracht steht als zentrale Figur des Gemäldes mit ihren hilflos ausgebreiteten Armen für das geschlagene griechische Volk. Zu ihren Füßen ragt aus den Ruinen die Hand eines von um- stürzenden Mauerresten zerschmetterten Freiheitskämpfers, eine Anspielung auf die Umstände, unter denen die in der Stadt verbliebenen Bewohner in den Tod gingen. Im Hintergrund sehen wir die triumphierende Ge- stalt eines „maurischen― Söldners, der die siegreichen osmanischen Truppen verkörpert.

Das sterbende Griechenland vereinigt in sich mehrere Merkmale, die für Delacroix' Werk charakteristisch sind. Das Eintreten für die Sache der Unter- legenen, wie es auch im Massaker von Chios thematisiert wird, findet hier ihren malerischen Ausdruck in der allegorischen Figur der jungen Frau, die ikonographisch als wichtigste „Vorläuferin― des überhaupt berühmtesten Bil- des aus der Hand des Malers gilt, nämlich Die Freiheit führt das Volk („La Liberté guidant le peuple―, 1830, Louvre, Paris). Auch die Begeisterung für alles „Orientalische― sollte den Franzosen sein Leben lang begleiten. Eher ungewöhnlich im Oeuvre des jungen Delacroix ist dagegen die vergleichs- weise ruhige, verhaltene Darstellung der Szene, die in merklichem Gegen- satz zu der bewegten Dramatik vieler anderer seiner Bilder aus der Zeit um 1830 steht. Lord Byron in albanischer Tracht, 1813. Nach dem Vorbild dieses Gemäldes von Thomas Phillips wurde das Byron-Denkmal in Messolonghi gestaltet

85 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Nach der griechischen Unabhängigkeit

Das Eingreifen der europäischen Großmächte, beispielsweise in der Schlacht von Navarino 1827, führte schließlich mit dem Londoner Protokoll von 1830 zur Gründung eines souveränen griechischen Staates. In Messolonghi konnten sich die Türken noch bis 1829 halten. Mit der Proklamation (1833) der autokephalen Kirche von Griechenland beziehungsweise deren Anerkennung durch den Patriarchen von Konstantinopel (1850) wurde die Stadt Sitz eines orthodoxen Metropoliten.

Innerhalb des neuen Staates spielte Messolonghi keine bedeutende Rolle mehr. Allerdings wurde die Stadt wiederaufgebaut und modernisiert. Das moderne Messolonghi ist noch immer tief geprägt von der Erinnerung an die Ereignisse aus den Jahren des Aufstandes. Mehrere Museen und Gedenkstätten thematisieren ver- schiedenste Aspekte des Mythos, mit dem die Stadt in Griechenland umgeben ist. Der Palmsonntag ist, in Erinnerung der Tragödie von 1826, in Messolonghi weit mehr ein nationaler denn ein religiöser Feiertag. 1996, zum 100. Jubiläum der ersten Olympischen Spiele von 1896, wurde mit Unterstützung des Nationalen Olympi- schen Komitees Griechenlands der Heldenpark ausgebaut, in dem zahlreiche Denkmäler an die Freiheits- kämpfer aufgestellt sind, darunter unter anderem für Byron, Meyer und die US-amerikanischen Philhellenen.

Messolonghi ist eine sportbegeisterte Stadt, die seit 1896 regelmäßig Athleten zu Olympischen Spielen und anderen internationalen Wettbewerben entsendet und über ein eigenes Stadion verfügt. Außerdem beherbergt die Stadt neben allgemeinbildenden Schulen auch einige Fachschulen (zum Beispiel für Landwirtschaft, Agrar- technik und Management sowie drei Musikschulen). In Messolonghi erscheinen drei Tages- und zwei Wo- chenzeitungen, die Elliniki Chronika ist jedoch nicht mehr darunter. Besonders reich ist das kulturelle Angebot in den Sparten Musik und Tanz, vor allem deren traditionellen griechischen Ausprägungen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Griechenlands spielt der Tourismus als Wirtschaftsfaktor noch eine untergeordnete Rolle. Die Lagune von Messolonghi ist ein Naturschutzgebiet gemäß der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie der Europäischen Union.

31. Tag: Freitag, 05.09.08 Messolonghi  Trizonia Strecke 38 NM

Nach Trizonia erschuf Gott das Paradies! Das wird dort behauptet. (Werbung für Trizonia der folgende Text)

86 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Die Insel Triziona - ein kleines romantisches Fischer- dorf (im Winter 50 und im Sommer 250 Einwohner) auf einer kleinen Insel nur 1 Kilometer vom nördlichen Fest- land mitten im Golf von Korinth.

Schnell zu erreichen 250 Kilometer von Athen und 37 Kilometer von Patras über die neue Rio-Nord- Süd-Brü- cke. Drei rustikale Tavernas, ein Mini Supermarkt, ein kleines Hotel mit Restaurant und der berühmte Lizzies Yachtclub sorgen für das liebliche Wohl. Beim Fischer, fast jeden Morgen im Hafen, kann man für wenig Geld am Fang des Tages teilnehmen. Kleine auch im Sommer einsame Buchten laden zum Schwimmen ein. Sie sehen im klaren Wasser noch in 20m Tiefe den Meeresboden. Lange Spaziergänge sind über der hügligen Insel möglich. Eine natürliche 360° Bucht mit kleiner Einfahrt bildet einen sicheren Hafen, der mit neu errichteten Betonmolen für 150 Schiffe aus- gelegt wurde. Zurzeit werden keine Liegegebühren erhoben. Christos übernimmt gerne auch die ganzjährige Bewachung Ihres Bootes. Er arrangiert auch ein Picknick auf den benachbarten kleinen Inseln. Es gibt keine Autos auf Trizonia nur Nutzfahrzeu- ge und ein paar Esel. Stress kennen die Einhei- mischen nicht. Wer ursprüngliches griechisches Leben liebt, der wird dem Charme der Insel rasch verfallen. Auf modisches Outfit legt hier niemand Wert, und eine Kreditkarte ist hier nutzlos, denn einen Geld- automaten sucht man vergebens. Viel Bares braucht man ohnehin nicht. Was gibt es in der Umgebung? Zahlreiche re- gelmäßige Wassertaxis verbinden die Trizonia mit dem Festland. In der näheren Umgebung sind viele interessante Ausflüge möglich: Delphi mit seinem komplett neu eröffneten Museum liegt mit Taxi in einer Stunde Entfernung. Die größere sehenswerte Ortschaft mit Hafen und Luxusrestaurants Galaxidi ist in 30 Min. erreichbar. Die nächstgelegene Einkaufsstadt mit venezianischem Hafen und Festung Navpaktos liegt in 25 km Entfer- nung. Patras eine 250.000 Einwohnerstadt mit berühmten Universitätskrankenhaus liegt in 37 km Entfernung. Weiter im Süden kann Olympia besichtigt werden. Ein Muss ist die berühmte Stadt Alt Korinth mit tollen römischen Mosaiken. In der Nähe von Egio kann man von Diakofto mit Zahnradbahn das Kloster Mega Spilion und weiter oben Kalvrita besuchen.(Etwas Zurückhaltung ist hier zu empfehlen, die Wehrmacht hat im Zusammenhang mit Partisanen hier ein Unheil angerichtet). Aber planen Sie nicht zuviel: Sie werden feststellen, dass Sie das Paradies Trizonia kaum verlassen wollen. Eine aus Archaischer Zeit bestehende Ruhe ( calma) überkommt Sie und Sie sitzen lieber schon morgens im Kafenion und betrachten und beobachten die alten Griechen beim Uzo. Draußen in der Bucht beobachten Sie nicht selten ein Rudel Delphine.

Viel hatten wir vom Charme dieses Inselchens gehört - und nichts war gelogen. Hier wird das Thema "Griechi- sche Trauminsel, wie sich das Klein-Lieschen vorstellt" exemplarisch mit allen Details durchgespielt. Minidorf mit hübschen gepflegten Häuschen, Auto- und Moped-frei, lauschige Plätzchen und freundlich grüßende Men-

87 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida schen allenthalben und eine kostenlose, allseitig sichere Marina gleich dabei. Sehr schön - wir entschlossen uns spontan, einen Tag länger zu bleiben. (Erfahrungsbericht)

32. Tag: Samstag, 06.09.08 Trizonia  Korinth Strecke 46 NM

Der Kanal von Korinth ist 6,3 km lang, 25 Meter breit, der maximal erlaubte Tiefgang eines Schiffes beträgt sieben Meter. Je nach Windrichtung kann ein Strom von ein bis drei Knoten im Kanal stehen. Immer gegen die Strömung anlegen. An beiden Enden befinden sich hydraulische Straßenbrücken, die sich für Yachten oder Schiffe öffnen. Folgende Signale werden gezeigt: Tagsignal Nachtsignal Bedeutung Blaue Flagge 1 weißes Feuer Einfahrt frei Rote Flagge 2 weiße Feuer Einfahrt gesperrt

Der Korinthkanal ist, auf die Länge der Seemeilen berechnet, der teuerste Kanal der Welt. Die Durchfahrtsge- bühr in einer Richtung für Sportboote (in DRS) richtet sich ausschließlich nach der LÜA und ermittelt sich wie folgt: Boote 6 - 9m 60 EUR Beispiel Boot 12m LÜA: LüA minus 9 = 3 Boote 9 - 15m 60 EUR (+ LüA minus 9 - mal 18.- EUR) 3 x 18 EUR = 54 EUR Boote 15 -25m 60 EUR (+ LüA minus 9 - mal 19.- EUR) plus 60 EUR ======Ob das auch jetzt noch gilt? 114 EUR

Es empfiehlt sich ein möglichst amtliches Dokument vorlegen zu können, aus dem die LÜA zweifelsfrei her- vorgeht. Im Falle von nichtamtlichen Dokumenten können die Angaben von der Kanalbehörde geschätzt wer- den. Ob dies für den Eigner günstig ist, wagt man zu bezweifeln. Entgegen den Ausführungen in vielen Ha- fenhandbüchern wird kein Zuschlag für Sonn- und Feiertage erhoben. Der Kanal ist jeden Dienstag wegen Wartungs- und Reparaturarbeiten gesperrt. Allerdings dauern die nicht immer den ganzen Tag. Manchmal wird der Kanal schon ab 13.00 Uhr freigegeben. Die Kanalbehörde kann auf UKW auf Kanal 11 "Canal Autho- rity" gerufen werden. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, werden Schiffe und Yachten aufgefor- dert, die voraussichtliche Ankunftszeit anzukündigen zusammen mit der Angabe folgender Informationen:

88 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida Die Geschichte des Kanals von Korinth

Überreste von Neros Kanalprojekt 1881

Inzwischen kann die Idee eines Kanals von Korinth auf eine rund 2600-jährige Geschichte zurückblicken. Am – überlieferten – Anfang steht wohl der Tyrann Periander von Korinth. Allerdings hat er niemals einen Versuch gewagt. Stattdessen bot im sechsten und fünften Jahr- Einfahrt von Westen hundert v. Chr. ein Schiffskarrenweg, der so genannte Diolkos, die Möglichkeit, eine Umschiffung der Halbinsel zu vermeiden.

In römischer Zeit griff man den Gedanken eines Kanals zur Verbindung des Saronischen mit dem Korinthi- schen Golf erneut auf. Pläne wurden unter Caesar, Caligula (37–41 n. Chr.), Nero (54–68 n. Chr.) und Hadrian (76–138 n. Chr.) ausgearbeitet. Während es bei Caesar und Hadrian nur bei ersten Entwürfen blieb, gingen die Aktionen der beiden anderen römischen Kaiser weiter:

40 n. Chr. entsandte Caligula einige seiner Ingenieure zum Isthmos von Korinth, um konkrete Messungen durchzuführen. Allerdings war das Ergebnis niederschmetternd: Man kam zu der Überzeugung, dass der Wasserspiegel des Korinthischen Golfes um einiges höher sei als der des Saronischen Golfes, sodass bei einem Durchbruch ganz sicherlich die Insel Ägina und vielleicht sogar noch Teile von Attika überschwemmt würden. – Das Projekt wurde vorsichtshalber fallen gelassen.

67 n. Chr. beorderte Nero mehrere Tausend Arbeiter – es ist die Rede von ca. 6000 jüdischen Sklaven – zum Isthmos. Angeblich soll er mit einer vergoldeten Schaufel den ersten Stich gemacht haben. Der Plan sah vor, dass die Arbeiter von zwei Seiten herkommend sich zur Mitte der Landenge vorarbeiten sollten, um sich hier dann zu treffen und den endgültigen Durchbruch zu schaffen. Nach drei Monaten wurde jedoch die Arbeit eingestellt, da Nero inzwischen verstorben war und seinen Nachfolgern Galba (68 n. Chr.) und Otho (69 n. Chr.) das Projekt zu riskant und zu teuer erschien.

Der griechische Schriftsteller Pausanias (ca. 110–180 n. Chr.) er- zählt in seinem Reisebericht Perégesis tes Hellados deutlich scha- denfroh über die Versuche der vorangegangenen Kanalprojekte Folgendes: „Die Landenge bei Korinth erstreckt sich auf der einen Seite bis zum großen Meer bei [der antiken Hafenstadt] Kenchreai und auf der anderen Seite bis zu dem [Korinthischen] Golf bei [der antiken Hafenstadt] Lechaion. Dadurch wird das darinnen liegende Land zum Festland. Diejenigen, die jedoch versuchten, die Pelo- ponnes zur Insel zu machen, haben den Versuch des Durchgrabens des Isthmos immer wieder vorher eingestellt. Und an den Stellen, an denen sie es versuchten, sind ihre Versuche noch heute sichtbar. Bis zum eigentlichen Fels sind sie jedoch nie gekommen, und so ist das Land nach wie vor noch Festland, wie es eben von Natur aus ist.― (Buch II, 1,5 – freie Übertragung aus dem griechischen Original)

89 Kleiner Reiseführer für die Besatzung der Segelyacht Neraida

Nach den gescheiterten Bemühungen der Antike erwogen erst die Venezianer wieder, den Isthmus zu durch- stechen, um ihre Interessen als Händler im griechischen Gebiet zu verbessern. Allerdings gaben auch sie diese Pläne angesichts der zu bewältigenden Felsmassen bald auf. Letztendlich schaffte es das 19. Jahr- hundert mit seinen Errungenschaften der Industrialisierung, den alten Traum des Durchstichs des Isthmos in die Realität umzusetzen.

Iim Bild die "Hauptstra- ße" von Korinth, die zum antiken Hafen Lechaion führte. Im Hintergrund der gewal- tige Burgberg Akrokorinth, der es den Feinden so schwer machte, Korinth zu be- siegen, denn dort hin zogen sich die Einwoh- ner beim Anrücken feindlicher Truppen zurück. Und was Perser, Athener, Türken und andere Feinde nicht geschafft haben, erledigten zwei schlimme Erdbeben 1858 und 1928. Die Stadt wurde total zerstört und endgültig aufgegeben. Ihre Bewohner siedelten auf dem tiefer gelegenen Schwemmland, das mehr Schutz vor Beben bot.

Das Museum von Korinth bietet eine ganze Reihe kostbarer Schätze. Keine riesigen Säulen und Skulpturen, sondern viele Tongefäße, Kleinplastiken, Mosaiken und besonders schöne Glasgefäße.

Berühmt ist das Mosaik links mit einer Hirtenszene.

33. Tag: Sonntag, 07.09.08 Korinth  Aigina Strecke 26 NM

Der letzte Tag auf See! Vorbei an einigen kleineren Inseln kommt das Ziel, die Insel Aigina in Sicht. „Penelo- pe― wartet schon auf ihren tapferen Odysseus, der die stolze Neraida sicher in den Hafen steuert. Hier schließt sich der Kreis unserer amphibischen Reise. Zum Abschluss noch ein herrliches Abendessen am Hafen, dann ein letztes Mal in die Koje.

34. Tag: Montag, 08.09.08 Aigina  Piäus  Athen  München  Bodensee

Ein allerletztes leckeres Frühstück und schon bringt uns die Fähre nach Piräus und von dort mit dem Ex- pressbus Nr. 96 zum Flughafen Athen. Der Alltag hat uns wieder!

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