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Die in Flusslandschaft für Mensch und Natur

Edgar Reisinger

Umwelt und Naturschutz Die Saale in Jena – eine Flusslandschaft für Mensch und Natur

1 Mensch und Tier begegnen sich in Weidelandschaften in den Niederlanden ohne Probleme mbd

Wenn über die Bedeutung der Saale im Form von großartigen Bauwerken im Umfeld Blickfeld einer Bürgerinitiative fielen, die die Stadtraum von Jena diskutiert wird, spie- einer parkartigen Auenlandschaft harmonisch Erlebbarkeit des Flusses zum einen und seine len Aspekte der Landschaftsästhetik eine zu vereinen. Noch heute faszinieren uns die naturschutzfachliche Aufwertung zum andern entscheidende Rolle. ersten Landschaftsgärten Kontinentaleuro- zum Ziel hat. Außerordentlich erfreulich ist pas nach englischem Vorbild, zu denen das dabei die Reaktion der Stadtverwaltung auf Dies deckt sich mit Zielstellungen des Na- Dessau-Wörlitzer Gartenreich an der und diesen Anstoß, die in der Folge mit großem turschutzes, der nach § 1 des Bundesna- der Schlosspark von Fürst Pückler an der Nei- Engagement und Tatkraft die Saale und ihre turschutzgesetzes Absatz 1 Satz 4 sich ver- ße gehören. Diese Parkanlagen, die als Orte Aue zu einem Entwicklungsschwerpunkt für pflichtet, Aspekte der Landschaftsästhetik zu der Kontemplation der idyllischen Weideland- die kommenden Jahre erkor. Ausdruck dieser berücksichtigen. schaft Arkadiens im klassischen Griechenland Entschlossenheit und vorläufiger Höhepunkt Es ist in diesem Zusammenhang erwähnens- nachempfunden sind, lösen beim Menschen ist dabei die Teilnahme der Stadt am Wett- wert, dass die hinsichtlich der harmonischen nicht von ungefähr noch heute angenehme bewerb um die Ausrichtung der Landesgar- Verbindung von Natur und Kunst am höchs- Gefühle aus. Dies ist mit nur schwer zu be- tenschau 2013. Es liegt nahe, dass bei einer ten bewerteten Kulturlandschaften Europas in schreibenden Assoziationen verbunden und Lauflänge der Saale im Stadtgebiet von ca. Auen angelegt wurden. Als Kulisse wählten beruht womöglich auf Suchbildern, die tief in 15 km die zentralen Bereiche mit Paradies die Medici bei Florenz den Arno, die franzö- unsere evolutionsbiologische Vergangenheit und Oberaue am stärksten gestalterisch be- sischen Könige die Loire und die Könige von zurückreichen1. Es ist deshalb nicht verwun- einflusst werden. Aber auch in den weniger Preußen die Fluss- und Seenlandschaft der derlich, dass die für eine Großstadt zum Teil von Stadtbebauung geprägten Abschnitten Havel. Hier gelang es, Natur und Kultur in recht naturnahen Abschnitte der Saale in das im Süden und Norden der Stadt sind Erschlie-

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ßungsarbeiten geplant, die dem Bürger z. B. am Obermain in Bayern und am holländi- zählen nicht nur die Kieslaicher unter den Fi- durch flussnahe Radwege und (Wieder-) schen Rhein3, die konsequent das Entwick- schen, sondern auch sehr seltene Libellenar- Herstellung von Sichtachsen eine motorisch lungsziel „Hineintragen von Dynamik in das ten der großen Flüsse. und visuell neue Qualität der Erfahrung von Gewässer und seine Aue“ verfolgen, auf ein Landschaft ermöglichen werden. Die dazu großes Regenerationspotential für den Erhalt geplanten Eingriffe, z. B. in Form von Gehölz- auch hochbedrohter Arten hindeuten. Bachmündungen renaturieren beseitigung und neuer Wegeführung, werden und Altarme anbinden andererseits von ebenfalls sehr engagierten Eine weitere erfolgversprechende Maßnah- Mitbürgern als zusätzliche Belastung für den Ufer- und Seitenerosion fördern me ist die Renaturierung kleinerer Bäche, die Umwelt und Naturschutz Naturhaushalt und Gefahr für letzte Rück- Selbstverständlich wurde auch die Saale in in die Saale münden. Sicher wird die Wie- zugsräume von hochbedrohten Organismen Jena, wie alle großen Flüsse in Deutschland, derherstellung von naturnahen Gewässern im Stadtgebiet eingeschätzt. In letzter Kon- in den letzten 150 Jahren durch den Men- – gerade im Stadtgebiet – aufgrund der Be- sequenz wird befürchtet, dass sie zu einer schen stark überformt. Deichbauten, wie auf bauung und technischer Schwierigkeiten sehr Verarmung der Tier- und Pflanzenwelt der Höhe der Ortschaft Kunitz, schneiden den schnell an ihre Grenzen stoßen, aber gerade Stadt führen, die zu Recht auch als Minde- Fluss von seinen Auengebieten ab, das Fluss- die Mündungsbereiche und flussferne Ab- rung der Lebensqualität der dort lebenden bett wurde vielfach tiefer gelegt, die Ufer schnitte spielen im Lebenszyklus von Fischen Menschen empfunden wird. Im Folgenden wurden begradigt und mit Steinpackungen zur Reproduktion, als Nahrungshabitat und soll versucht werden, Möglichkeiten aufzu- versehen, um Seitenerosion und Laufverla- während der Winterruhe eine wichtige Rolle. zeigen, wie durch geeignete und konsequent gerungen zu unterbinden. Trotzdem gibt es Als lohnenswertes Ziel für eine Renaturierung durchgeführte Maßnahmen eine naturschutz- noch heute selbst im Stadtgebiet Abschnitte ließe sich das mit einem Trapezprofil aus Be- fachliche Verbesserung in der Flusslandschaft der Saale, in denen der Fluss eine gewisse tonplatten stark überformte Fließgewässer an erreicht werden kann, um diesen Zielkonflikt Ursprünglichkeit vermittelt und Eigendynamik der Mittelwiese nennen. Eine vergleichbare zu lösen. entwickeln kann. Im Bereich des Stadtteils ökologische Funktion können auch sogenann- Wenigenjena am Camsdorfer Ufer verteilt der te Altarme der Saale erfüllen, wenn sie noch Fluss Gesteine von Kieselsteingröße über die im Kontakt zum Hauptgewässer stehen. Hier Renaturieren heißt gesamte Flussbreite, die eine standortgerech- sollte geprüft werden, ob die Stillgewässer im Fließgewässerdynamik anstoßen te Verbreiterung und Abflachung des Gewäs- Norden der Stadt in diesem Sinne aufgewer- Naturnahe Fließgewässer bilden aufgrund serbettes bewirken. Große Kieslager bieten tet werden bzw. altarmähnliche Flussstruk- ihres Strömungsmosaiks, der Sohlenstruktur hier Laichplatz für auf solche Strukturen ange- turen etwa bei Kunitz neu angelegt werden und der Übergangsbereiche der Uferstruk- wiesene Fische wie Forellen, und von hier bis können. turen das Ökosystem mit der größten Bio- in die Nähe der Saalebrücke am Jenzigweg topvielfalt bzw. besitzen die höchste Anzahl kann man seit Jahren die Entwicklung kleiner ökologischer Nischen bei minimaler Breiten- Inseln mitten im Fluss verfolgen. Diese Insel- Totholz einbringen – ausdehnung. Aus Sicht der Gewässerökologie bildung benötigt Gesteinsmaterial, das meist zur Nachahmung empfohlen und des Naturschutzes ist die naturschutz- durch Ufererosion in das Gewässer gelangt. In Vor etwa 30 Jahren begann im Naturschutz fachliche Wertigkeit eines Fließgewässers wie der Vergangenheit wurden die Ufer mit Stein- eine Diskussion, die letztlich zu bahnbrechen- der Saale davon abhängig, inwieweit eine packungen festgelegt. So ist der natürliche den Erkenntnissen über die Rolle von Totholz hydrodynamische Wechselwirkung zwischen Prozess der Anlandung von Kiesbänken und im Naturhaushalt führte. Wir wissen heute, Fließgewässer und Aue wiederhergestellt der Inselbildung selten bei unseren größeren dass mit Totholz eine fast unüberschaubare werden kann. Hierzu gehören zum einen Flüssen zu beobachten, darüber hinaus wür- Vielfalt von Organismen verbunden ist, von die eigendynamische Laufverlagerung des den sie bei einer nach Lehrbuch agierenden denen z. B. seltene Pilze, Hirschkäfer und Fließgewässers selbst und zum anderen die Wasserbehörde umgehend als potentielles Spechte unter Naturschutz stehen. Totholz Ausbildung eines naturnahen Überschwem- Abflusshindernis abgeräumt. Die vom Stadt- ist ein integraler Bestandteil jedes naturbe- mungsregimes. Diese beiden Charakteristika architekten Dr. Lerm am 9. September 2009 lassenen Gewässers. Es gelangt in beachtli- können als typisch für naturnahe Fließge- der Öffentlichkeit unterbreitete Konzeption chen Mengen in Bach und Flüsse, sei es durch wässer betrachtet werden. Man kann dies als zur Saale, die in diesem Heft publiziert wird, Ufererosion, Alterstod von Bäumen oder auch Wiederherstellung der Einheit von Fließge- enthielt Vorschläge zur Abflachung und Ent- durch die Fraßtätigkeit von Bibern. Diese Bio- wässer und Aue bezeichnen. fesselung von Uferbereichen. Genau dies sind masse fehlt aber als Nahrung und als Struktur geeignete Vorhaben, um die für den Geschie- Man geht wohl recht in der Annahme, dass in den Flüssen unserer Kulturlandschaft fast behaushalt wichtige Seitenerosion zu fördern. Flüsse und Bäche mit ihren Auen wie kaum vollständig, da die Gewässerunterhaltung aus Selbstverständlich können diese Eingriffe nur andere Ökosystemkomplexe verändert, ge- Gründen der Verkehrssicherheit insbesondere nach eingehender hydrodynamischer Prüfung schädigt, degeneriert und auch irreversibel der Brücken größere Äste und Bäume entfer- erfolgen, aber selbst eine kleinräumige Ent- zerstört worden sind und dass deshalb die nen muss. Von großem Interesse ist deshalb fernung von Uferverbauungen an geeigneten Notwendigkeit zu großzügiger Renaturierung der durch die Thüringer Landesanstalt für Stellen erhöht den Strukturreichtum, von dem oder Revitalisierung besonders groß ist2. Er- Umwelt und Geologie angeregte Modellver- eine Vielzahl der an Fließgewässerdynamik mutigend ist dabei, dass erste Ergebnisse der such, gezielt Totholz in die Saale einzubrin- gebundenen Organismen profitiert. Zu ihnen Revitalisierungen von Fließgewässern, z. B. gen. Hierbei werden Stämme im Uferbereich

61 Die Saale in Jena – eine Flusslandschaft für Mensch und Natur Umwelt und Naturschutz

2 Ganzjahresweide in der Lippeaue bei Bad Sassendorf jd

sicher verankert, um Abtrieb zu vermeiden, praktiziert wird, ist ein Erfolgskonzept des landschaft gemäß der „Lüneburger Erklärung und können dann ihre Funktion im Natur- Naturschutzes. Es wird deshalb vorgeschla- zu Weidelandschaften und Wildnisgebieten“5 haushalt entfalten. Auf Totholz im Wasser sind gen, in Bereichen der Saaleaue, in denen sind (in Auszügen): nicht nur über 80 Insektenarten angewiesen, es durchschnittlich alle 10 bis 20 Jahre zu • ganzjährige Weidesysteme mit einer sondern man verspricht sich auch eine Ver- Überschwemmungen kommt, auf größeren regionalspezifischen Mindest-Beweidungs- besserung der Lebensraumbedingungen für Flächen Auwald anzulegen und die Wegefüh- dichte die Fischfauna (insbesondere für Bachforelle, rung für Wanderer und Radfahrer in diesem • maximale Beweidungsdichte von etwa Schneider, Elritze, Groppe, Döbel und Barbe). Abschnitt gezielt von der Saale fernzuhalten. 0,6–0,8 GVE/ha Weiterhin können die Stämme durch Verän- Ein erster derartiger Vorschlag betrifft eine • Mindest- bzw. Startflächengröße 10 ha derung der Strömungsverhältnisse zur Neuan- Fläche in Göschwitz. Diese beruhigten Ab- landung von Sand- und Kiesbänken führen. schnitte einer Gehölzsukzession wären für Weitere Kriterien sollen sein: eine Vielzahl von Vogelarten, darunter die • Einbeziehung möglichst unterschiedlicher Nachtigall, ein attraktiver Lebensraum. Lebensräume der jeweiligen Landschaft Sukzession zulassen, Auwald anlegen inklusive Gewässern und Gehölzen, um Die bisherigen Vorschläge zielten darauf ab, eine maximale Biodiversität zu erreichen Einsatz großer Pflanzenfresser physikalisch-mechanische Prozesse, die Le- und den Huftieren eine saisonal angepass- bensräume prägen – z. B. die Formung eines „Fließgewässer-Renaturierung und Bewei- te Habitatnutzung zu ermöglichen Flussbetts durch die gestaltende Kraft des dung – Brüder im Geiste und in der Tat“ so • Mischbeweidung mit unterschiedlichen Wassers und die Überschwemmungen der benannte Krüger4 treffend die wechselsei- Ernährungstypen von Pflanzenfressern Auen – wieder wirksam werden zu lassen, tige Abhängigkeit. Dies gilt insbesondere, (vorzugsweise Rind und Pferd) soweit dies in unserer Kulturlandschaft mög- wenn nicht Sukzession zu Auwald das Ziel • artgerechte Sozialstrukturen mit der Mög- lich ist. der Renaturierung von Wasserwirtschaft und lichkeit zur Ausbildung von Traditionen Naturschutz darstellt. Mittlerweile liegen mit Die folgenden Maßnahmen wie Sukzession einem extensiven Beweidungskonzept mit Die Ganzjahresbeweidung ist ein Natur- der Vegetation und der Wälder in den Auen robusten Haustierrassen Erfahrungen gerade schutzkonzept mit eigenen Zielen, bei dem ohne Nutzung können dagegen als biologisch in Auengebieten in ganz Deutschland vor, die der weitgehend vom Menschen ungesteuerte verstandene Prozesse betrachtet werden. eine Übertragung auch auf definierte Saale- Prozess der Beweidung im Vordergrund steht. Das Zulassen solcher Prozesse, wie es in Thü- abschnitte nahelegen. Die Eckpunkte des Kon- Er erhöht die kleinräumige Vielfalt von Le- ringen großräumig im Nationalpark Hainich zeptes der sogenannten halboffenen Weide- bensräumen und Biotopstrukturen, allerdings

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in einer nicht genau voraussagbaren Form. – nicht der einfachste Weg, aber einer, der Der Strukturreichtum in Weidegebieten ent- bewältigt werden kann. 1 Edgar Reisinger, Großräumige Beweidung mit gro- steht aus zwei Ursachen: Zum einen schaffen ßen Pflanzenfressern – eine Chance für den Na- turschutz, in: Natur- und Kulturlandschaft Band 3, ihn die Weidetiere selbst, z. B. in Form von 1999, S. 244–254, hrsg. von Bernd Gerken und Mar- Weiderasen, Totholz, Trittspuren und Pfaden, Fazit – Arkadien in Jena tin Görner Suhlen, Sandbadestellen, Kot (auch außer- 2 Werner Konold, Fließgewässer in der Landschaft – Das Konzept für die Flusslandschaft in der Ökologie und Funktion, Schriftenreihe des Fachbe- halb der landwirtschaftlichen Weidesaison). Stadt Jena versucht eine der ästhetisch at- reichs Landschaftsarchitektur, Heft 14 (1996), S. 13 Zum anderen können auf Ganzjahresweiden traktivsten Landschaften wieder als Erlebnis- 3 Herbert Rebhan, Chancen und Möglichkeiten der Strukturen belassen werden, die durch ande- Redynamisierung am Oberrhein, in: Schriften für raum für den Menschen zurückzugewinnen Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 56 (1998), Umwelt und Naturschutz re Prozesse entstehen und die eine ander- (Abb. 2) . S. 173–186, hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz, weitige landwirtschaftliche Nutzung stören Bonn-Bad Godesberg; Fred Baerselman, Franz Vera, Die beschriebenen Ausführungen versuchen Nature development. An exploratory study for the würden, z. B. Gehölz-Jungwuchs oder umge- construction of ecological networks, Den Haag stürzte Bäume sowie in Auen Kleingewässer, zu belegen, dass die Flusslandschaft an der 1995, S. 64 ff, hrsg. v. Ministry of agriculture, nature Treibholz, Genist oder Sandablagerungen. Saale in Jena erhebliche Potentiale zur natur- management and fisheries schutzfachlichen Aufwertung besitzt. Diese 4 Uwe Krüger, Extensive Beweidungskonzepte in Der Verzicht auf landwirtschaftliche Pflege- Auen unter Einbezug von Gewässern (Großkoppel- maßnahmen wie Mähen, Schleppen und liegen insbesondere entlang der nur wenig beweidung), in: Jahrbuch Naturschutz in Hessen 8 Walzen vergrößert die Strukturvielfalt zusätz- städtisch geprägten Bereiche im Süden und (2003), S. 97–103 Norden des Saaleverlaufes. Aber auch in 5 Uwe Riecken, Margret Bunzel-Drüke, Uwe Dierking, lich dadurch, dass Erdbaue von Kleinsäugern, Peter Finck, Werner Härdtle, Gerd Kämmer, Edgar Ameisennester oder Hochstaudenfluren nicht Kernbereichen wie im untersuchten inner- Reisinger und Jutta Sandkühler: Perspektiven groß- städtischen Gebiet der Landesgartenschau flächiger Beweidungssysteme für den Naturschutz: mehr zerstört werden. Mittelfristig kommt es „Lüneburger Erklärung zu Weidelandschaften und außerdem zur Aufhebung der unnatürlichen können bereichernde Arbeiten durchgeführt Wildnisgebieten“ (2003). www.bfn.de und auch in der Kulturlandschaft historisch werden. Das Projekt bietet für eine Groß- 6 Margret Bunzel-Drüke, Carsten Böhm, Peter Finck, stadt in Deutschland die einmalige Chance, Gerd Kämmer, Rainer Luick, Edgar Reisinger, Uwe recht jungen Trennung von Wald und Offen- Riecken, Johannes Riedl, Matthias Scharf und Olaf land6. Profitieren könnten von solchen Wei- eine Parklandschaft im 21. Jahrhundert zu Zimball: Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in delandschaften in den Auen von Jena fast schaffen, die in einem großzügigen Umgriff Naturschutz und Landschaftsentwicklung – „Wilde Freiraumplanung der beiden vorangegange- Weiden“. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Um- verschwundene Wiesenbrüter wie Schafstel- weltschutz im Kreis Soest e. V., Bad Sassendorf- ze, Braunkehlchen und Grauammer. Auch die nen Jahrhunderte behutsam saniert und er- Lohne 2008, 215 S. Dohlenkolonie an der Autobahnbrücke würde gänzt und in den durch Bauwerke weniger die Weidelandschaft als neues Nahrungsrefu- verdichteten Bereichen der Flusslandschaft gium sicher schätzen. bewusst an Traditionen aus der Frühzeit der Landschaftsgestaltung anknüpft. Geplant und Dieses Konzept wird bei unseren Nachbarn in gestaltet aber nicht im Auftrag von Potenta- den Niederlanden in Auen mittlerweile seit ten, sondern von einer modernen Bürgerge- fast zwei Jahrzehnten erfolgreich umgesetzt. sellschaft. Die Umsetzung dieser Vision hängt Die Niederländer scheuen sich dabei nicht, nunmehr an der Bereitschaft der Verantwor- Begegnungen von Mensch und Tier einzupla- tungsträger der Stadt. Dann kann es gelingen, nen (Abb. 1) – eine Attraktion für den Nah- den berechtigten Wunsch nach stadtnahen, erholungssuchenden, die auf abgegrenzte attraktiven Naherholungsgebieten mit der Bereiche an der Saale übertragen werden Erhaltung und Schaffung naturschutzfachlich könnte. Die Etablierung von größeren Weide- hochwertiger Biotopkomplexe zu verbinden. landschaften, gerade in Auen, knüpft dabei an historische Wurzeln der parkartigen Erho- lungsräume in unseren Städten an – waren doch die eingangs angeführten Landschafts- gärten nach englischem Vorbild halboffene, künstlerisch sublimierte Weidelandschaften, die teils im Ursprungsland so genutzt werden. Die bisher vorgeschlagenen Maßnahmen im Fließgewässer ließen sich mittels der oben definierten Weidekonzepte mit der von gro- ßen Pflanzenfressern angestoßenen Dynamik in der Aue verbinden. Gleichzeitig bleiben die Auen als landwirtschaftliche Nutzfläche zur Einkommenserzielung erhalten. Für offene oder halboffene Auenlandschaften müssen Landwirte als Partner gewonnen werden. Ihre berechtigten ökonomischen Interessen sollten von Anfang an berücksichtigt werden

63 Natur an der Saale

Dr. Siegfried Klaus

Umwelt und Naturschutz Natur an der Saale

1 Galerieartige Säume der Weichholzaue an der Saale, die vielen Arten Schutz und Nahrung bieten

Selbst in der Großstadt Jena ist die Saale, Pflanzen und Tiere, die andernorts wohl in durch Jena hindurch überlebensnotwendig. der Hauptfluss Thüringens, naturnah ge- kaum einer Großstadt anzutreffen sind. Selbst Diese Vielfalt an Arten und Lebensräumen blieben. Man kann den schwärmerisch auf selten gewordene Fledermausarten wie die trägt deutlich zur hohen Lebensqualität der Burg Giebichenstein in gemünzten Kleine Hufeisennase siedeln in Jena und nut- Saalestadt bei – dem gern zitierten „weichen Spruch Joseph von Eichendorffs „Da steht zen die Saaleumgebung als Nahrungsraum. Standortfaktor“, der für die positive Entwick- eine Burg überm Tale und schaut in den Als grüne Verbundachse leistet der Fluss mit lung Jenas mitverantwortlich ist. Dem Biber, Strom hinein. Das ist die fröhliche Saale …“ seinen Uferbereichen für die Lebewelt in und der bereits unser Stadtgebiet erreicht hat, leicht auf das um Jena übertra- am Gewässer das, was heute gern mit dem ist ein eigener Beitrag gewidmet (ab S. 67) . gen. Fachwort „Biotopverbund“ umschrieben wird Die hohe Bedeutung der Saale als Rastraum – Bewahrung der Artenvielfalt auch im sonst Der Fluss mäandriert in weiten Kurven dahin, für ziehende und überwinternde Vogelarten eher lebensfeindlichen städtischen Umfeld. er wird weder durch kanalartige Ausbauten sei nur am Rande erwähnt: Selbst mitten im Dass dieser Verbund noch funktioniert, bewei- noch durch Gebäude im Nahbereich der Ufer Stadtgebiet können im Winter prächtig ge- sen selbst störungsempfindliche große Säuge- eingezwängt. Grüne Galerien aus Silberwei- färbte Gänsesäger, Zwergtaucher, Schellenten tiere wie Biber und Fischotter, die wir wieder den, Erlen, Eschen und selten gewordene und andere Wasservögel erlebt werden, und nachweisen können, nachdem sie vor langer Schwarzpappeln überwölben die Ufer noch im Herbst hört man Trompetenrufe ziehender Zeit aus Thüringen verschwunden waren. Für immer. Als geschützte Biotope beherbergen Kraniche hoch über der Stadt, denen die Saale diese „Rückkehrer“ und natürlich auch für vie- diese ufernahen Säume streng geschützte als Leitlinie dient. le Fischarten ist der Wanderweg saaleaufwärts

64 Natur an der Saale Umwelt und Naturschutz

2 Schellerpel – seltener Wintergast auf der Saale

Wir wenden uns nun der Vogelwelt an der unverändert. Vor 40 Jahren war der Steinkauz ten Eule, und am Tage jagt der Wanderfalke, Saale zu, die – neben der winterlichen Vogel- hier noch ein ganz normaler Brutvogel. Heu- ebenfalls von den meisten Stadtbewohnern zählung – seit einem Jahrzehnt durch ein Vo- te singen Nachtigallen, Mönchsgrasmücken, unbemerkt. gelmonitoring von März bis Juni innerhalb der Gelbspötter und Vertreter vieler anderer Arten. 3. Am nächsten Punkt gelang mitten im Mai Stadtgrenzen entlang der Saale beobachtet Klein-, Mittel-, Grau- und Grünspecht zimmern die bisher einzige Brutzeitbeobachtung eines wird. ihre Höhlen und viele Nachnutzer geben sich Gänsesägers, von dem in Thüringen bisher ein Stelldichein. Eine Brutkolonie der Wachol- Seit März 2000 läuft die jährliche Vogel-Be- nur eine einzige Brut nachgewiesen wurde. derdrossel ist schon vor Jahren neu entstanden. standsaufnahme des Dachverbands Deutscher Eine einst herrliche meterdicke Schwarzpap- Negative Veränderungen des Lebensraumes Avifaunisten (DDA), die deutschlandweit nach pel wurde vor Jahren gestutzt, weil sie zu viel gibt es hier bisher nicht – ein Zeichen dafür, einheitlicher Methodik durchgeführt wird. An Schatten warf. In ihren Höhlen brüten Stare, dass geschützte Teile unserer Stadtlandschaft sechs Terminen im Jahr werden an festen warum nicht auch mal ein Gänsesäger? Auen ihren Namen verdienen. Punkten einer Route fünf Minuten lang Art und sind leider die vom Menschen am stärksten Anzahl beobachteten Vögel notiert. Eine 2. Ein weiterer Beobachtungspunkt liegt direkt belasteten Lebensräume. Der ausgewiesene Route verläuft parallel zum Fluss in der Saa- am Saaleufer neben einer Kleingartenanlage. Überschwemmungsraum der Saale schließt leaue. Hier werden flussauentypische Arten Auch dieser Lebensraum ist relativ stabil ge- zwar offizielle Bautätigkeit weitgehend aus, erfasst und an mehreren Punkten wird auch blieben – bis auf Grünabfall aus den Gärten, der Einfallsreichtum der Kleingärtner bleibt da- die Saale selbst mit einbezogen. Die Ergebnis- der unerlaubterweise direkt am Flussufer ab- von aber unberührt. Immer wieder muss man se an einigen ausgewählten Fixpunkten sollen gekippt wird, sind keine Veränderungen zu be- feststellen, dass sich Gärten illegal ausdehnen, hier beispielhaft beschrieben werden – wie obachten. Die Vogelwelt zeigt sich hier eben- Baumverschnitte und Mähgut nicht im eige- auch Veränderungen, welche die Konstanz der falls unverändert – Nachtigall, hin und wieder nen Gelände kompostiert, sondern außerhalb Beobachtungsstrecke beeinträchtigten: ein Bunt- oder Grünspecht, gelegentlich ein am Flussufer deponiert werden. Störungen Rotmilan darüber hinsegelnd, auf der Saale und Beeinträchtigungen der Vogelwelt und 1. Einer der Beobachtungspunkte liegt im Stockenten, oft ein einzelner Graureiher und der natürlichen Ufervegetation sind die Folge. geschützten Landschaftsbestandteil „In der Bachstelzen auf der Suche nach Nahrung am Grunzke“ in der parkartigen Oberaue der Saa- 4. Auch der nächste Beobachtungspunkt liegt Ufer. Was man am Tage aber nicht wahrnimmt: le. Der kleine Auenwaldrest mit alten Erlen direkt am Saaleufer. Hier mündet ein sauberer, Nachts nutzt auch eines der beiden im Stadt- und Kopfweiden, Eschenbeständen, Schwarz- stark strömender Bach ein, in dessen Steilufer gebiet heimischen Uhupaare die Saaleaue zur und Hybridpappeln und einer üppig entwi- der Eisvogel seine Röhre gegraben hat. Es ist Jagd. Kaninchen, Stockenten und Bisam erwei- ckelten Strauchschicht blieb über die Jahre einer von zwei bekannten Brutplätzen dieser tern so das Nahrungspektrum unserer größ-

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3 Der Eisvogel besitzt zwei Brutplätze an den Steilufern der in die Saale mündenden Bäche

im Anhang I der Europäischen Vogelrichtlinie Vielleicht würde er auch hier brüten, doch spä- siedlung. Natürliche Entwicklungen werden aufgeführten Vogelart. Der Eisvogel nutzt al- testens, wenn die Zeit der wasserwandernden im Siedlungsbereich dadurch so stark überla- lerdings den gesamten Verlauf der Saale im Bootsfahrer heranrückt, die ihre Boote über gert, dass die Ursachen für Änderungen der Stadtgebiet zur Nahrungssuche. Bei trübem die Kiesbänke schleifen, verschwindet er auf Bestandstrends nicht leicht zu ergründen sind. Wasser nach Starkregen hat er es besonders Nimmerwiedersehen. Die Wasseramsel brü- Trotz alledem: Noch immer haben wir Natur- schwer, seine fünf bis acht nimmersatten Jun- tete vor der Restaurierung sicher vor Marder schönheiten und viele Arten an der Saale und gen zu ernähren. Dann sind gerade die Bach- und Wiesel in einem Loch unter einem der in Jena zu schützen. Der Einsatz lohnt sich! einläufe mit klarem Wasser für ihn wichtig. Brückenbögen, jetzt konnte sie in einen Nist- Der prächtig und auffällig gefärbte „Edelstein kasten ausweichen, den der NABU an anderer unserer Gewässer“ ist scheu. Tauchen Boote Stelle angebracht hat. Der Eisvogel fischt im auf dem Fluss oder Menschen am Ufer auf, so Schutz der Gebüsche regelmäßig, Nachtigal- verlässt er seine Ansitzwarte, flüchtet in dichte len singen, Mauersegler jagen und gelegent- Ufergebüsche und verliert so wertvolle Zeit, lich sucht ein Graureiher nach Nahrung. Die im die er zum Fischfang benötigt. Der Schutz der Bau befindliche Fischtreppe, von Gewässerbio- Ufervegetation ist für ihn überlebenswichtig. logen und Anglern sicher begrüßt, hat sich auf ufernahe Biotope, Gehölzsaum und Vogelwelt Als fünfter Beobachtungsort sei die alte go- sehr nachteilig ausgewirkt. 2009 war bei allen tische Burgauer Bogenbrücke über die Saale sonst beobachteten Vogelarten die größte Ein- genannt – es ist der spannendste und ar- buße zu registrieren. tenreichste der ganzen Strecke. Im Zweiten Weltkrieg waren einige der Bögen gesprengt Für den Ornithologen bleibt die ernüchtern- worden und erst 2004 gelang es, sie fer- de Bilanz: Im Siedlungsbereich ist es fast un- tig zu restaurieren und wieder begehbar zu möglich, die Konstanz einer Monitoringstrecke machen. Dies erhöhte den Besucherverkehr mittelfristig zu gewährleisten, schon gar nicht an diesem Flussabschnitt gewaltig. Ein Wehr über einen längeren Zeitraum. Zwar blieb der sperrt die Saale ab, flussabwärts finden sich Gehölzgürtel entlang der Saale relativ unver- die einzigen Kiesbänke entlang der Strecke, ändert, und dank des Hochwasserschutzes die Flussregenpfeifern gelegentlich als Brut- der Aue kamen keine Bauwerke hinzu. Doch platz dienen. Manchmal hält sich hier auch ein die zahlreichen Kleineingriffe bleiben in der Flussuferläufer auf dem Zug längere Zeit auf. Summe nicht ohne Einfluss auf die Vogelbe-

66 Rückkehr des Bibers an die Thüringer Saale

Cornelia Genßler Rückkehr des Bibers an die Thüringer Saale Umwelt und Naturschutz

1 Das markanteste Merkmal des Bibers ist die Kelle. Sie dient u. a. der Wärmeregulation, als Stütze beim Fällen von Bäumen und als Höhenruder beim Tauchen sk

Lange Zeit wurde der Biber in Thüringen reitende Studien an Saale, und in untersucht, das auch der Bevölkerung vor- nicht mehr gesichtet. Selbst in älteren Quel- Auftrag gegeben wurden.3 Bis 2006 konnten gestellt wurde. Inzwischen liegen konkrete len wird nichts über seine Anwesenheit er- jedoch keine Nachweise für seine Anwesen- Angaben zu potentiellen Konflikten sowie wähnt 1. Ganze Generationen erlebten die heit erbracht werden. Maßnahmenvorschläge zum Biberschutz vor.6 Saale in Thüringen somit ohne diese Tierart, Untersucht wurde die Saale von Jena-Zentrum Umso größer war das Erstaunen im Sommer ohne die Vielfalt, die der Biber an den Fluss (Paradieswehr) bis zur Landesgrenze bei Groß- 2007, als Otto Rauschelbach bei im bringt. heringen. Saale-Holzland-Kreis einen Biber sichtete. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ihm so rück- Kartierungen, Beobachtungen und Nachfor- Hier wurden vier Biberansiedlungen belegt; sichtslos nachgestellt, dass in Mitteleuropa schungen wurden angestellt, um alles über in zwei Revieren konnten nunmehr schon in nur eine Restpopulation an der mittleren Elbe den „Neubürger“ und sein Revier zu erfahren.4 mehreren Jahren Jungtiere nachgewiesen wer- überlebte2. Man erlegte ihn, um Pelz, Fleisch Am Saaleufer verrieten angenagte und kegel- den. An der Saale innerhalb Jenas wurden Bi- und medizinische Wirkstoffe zu gewinnen. förmig geschnittene Gehölze, Ausstiege und berspuren ab Löbstedt gesichtet, die sich wei- „Burgen“, dass der Biber zurück ist. Unzählige ter stromabwärts bis Porstendorf fortsetzen. Heute ist der Biber gesetzlich streng geschützt Beobachtungen ergaben wertvolle Einblicke in und erobert sich Schritt für Schritt seine eins- Die das Projekt begleitende Öffentlichkeitsar- seine Lebenswelt.5 tigen Lebensräume zurück. Experten hatten beit bewirkte, dass der Biber von den Anwoh- seine natürliche Wiedereinwanderung an die Die Thüringer Biberpopulation wurde in einem nern der Saale überwiegend mit Wohlwollen Thüringer Saale vorausgesagt, weshalb vorbe- Projekt des NABU Thüringen wissenschaftlich aufgenommen wurde. Informationsveranstal-

67 Rückkehr des Bibers an die Thüringer Saale

tungen und Vorträge stießen auf großes In- es zudem, gewässernahe Verkehrstrassen be- desanst. f. Umwelt u. Geologie, Jena 2004; Corne- lia Genßler, Erfassung und Bewertung der Ilm von teresse, ehrenamtliche Helfer nahmen in der reits heute mittels „grüner dorniger Barrieren“ Großheringen bis als potenzielles Habitat

Umwelt und Naturschutz NABU-Arbeitsgruppe Biber ihre Arbeit auf und abzuriegeln, welche die Tiere an einer Querung des Bibers (Castor fiber L.), Unveröff. Dipl.-Arb. FH unterstützten die Freilandkartierungen, die hindern. Das geplante ufernahe Radwegenetz Eberswalde, Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz, Eberswalde 2006. 7 Medien berichteten ausführlich. darf Rückzugsgebiete und Lebensraum der stö- 4 Cornelia Genßler, Der Elbebiber ist zurück!, in: Land- rungssensiblen Tiere am Fluss nicht beeinträch- schaftspflege u. Naturschutz in Thür. 44 (2), Jena Die Chancen, dass sich der Biber in Jena dauer- tigen. Keinesfalls darf die bestehende Verbund- 2007, S. 84–85; Cornelia Genßler, Dokumentation haft etabliert, stehen nicht schlecht. Innerhalb der Wiedereinwanderung des Bibers (Castor fiber achse der Saale Schaden nehmen. L.) nach Thüringen, Unveröff. Studie im Auftr. d. der Stadtgrenzen gibt es viele naturnahe Berei- Thür. Landesanst. f. Umwelt u. Geologie (TLUG), Jena che, in denen er Rückzugsmöglichkeiten findet. Der Biber wird einen wesentlichen Beitrag 2007. Eine wichtige Basis für seinen Schutz ist der dazu leisten, den im Rahmenplan angestreb- 5 Siegfried Klaus, Cornelia Genßler, Franz Robiller, El- bebiber (Castor fiber albicus M.) in Thüringen – erste Erhalt des relativ naturnahen Verlaufs der Saa- ten Erlebniswert der Saalelandschaft sowie spontane Ansiedlung an der Saale, Artenschutzre- le mit ihren Ufergehölzen, die dem Biber als den Arten- und Biotopreichtum9 zu erhöhen. port 21, Jena 2007, S. 80–83. Winternahrung dienen. Weichholzbestände aus Damit dies jedoch im Einklang mit den geplan- 6 Cornelia Genßler, Erfassung und Schutz des Bibers (Castor fiber L.) in Thüringen, Endbericht im Auftr. d. Weiden und Pappeln sind besonders wertvoll, ten Nutzungen steht, sollten die vorgeschlage- Thür. Landesanst. f. Umwelt u. Geologie (TLUG), Jena da sie energetisch sehr günstig verwertet wer- nen Maßnahmen im Rahmenplan umgesetzt 2008. den8 und zudem aufgrund von Stockausschlag werden. 7 ebd. dauerhaft nutzbar sind. Es empfiehlt sich, un- 8 Dietrich Heidecke, Erfahrungen bei der Wiederan- siedlung des Elbebibers, in: Der Biber in der Kultur- bewirtschaftete Uferrandstreifen zu erhalten landschaft – eine Illusion?, Ministerium f. Umwelt, 1 Adam Schwappach, Handbuch der Forst- und Jagd- Energie u. Verkehr (Hg.), Saarbrücken 1997, S. und auszubauen sowie Auenwaldgründungen geschichte Deutschlands, 1888; H. Friedrich, 69–78. zu etablieren. Landschaftsbildprägende Soli- Beitrag zur Kenntnis der Verbreitung des Bibers, in: 9 Volker Zahner, Markus Schmidbauer, Gerhard tärgehölze sollten als Schutz vor Biberverbiss Mitt. d. Vereins f. Erdkunde, Halle 1891, S. 91–101; Fritz Regel, Thüringen – ein geographisches Hand- Schwab, Der Biber – Die Rückkehr der Burgherren, fachgerecht gezäunt werden. buch. 2. Teil Biogeographie 1. Buch Tier- und Pflan- Amberg 2005. zenverbreitung, Jena 1894. Aufgrund der reproduzierenden Biberfamilien 2 Dietrich Heidecke, Peter Ibe, Der Elbebiber – Biolo- im Saale-Holzland-Kreis ist in naher Zukunft mit gie und Lebensweise, Dessau 1997. weiteren Ansiedlungen innerhalb der Stadt- 3 Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen (AAT), Erfas- sung und Bewertung der Saale (von der Landes- grenzen zu rechnen. Um eine weitere Aus- grenze Thüringen bei Großheringen bis zur Talsperre breitung saaleaufwärts durch das Stadtgebiet Eichicht) als Lebensraum des Bibers (Castor fiber), Unveröff. Studie im Auftr. d. Thür. Landesanst. f. zu ermöglichen, müssen Wehre bibergerechte Umwelt u. Geologie, Jena 2003; AAT, Erfassung und Umgehungswege erhalten. Eine mittelfristig Bewertung der Unstrut (von der Landesgrenze Thü- wirksame, aber sehr wichtige Maßnahme wäre ringen bis zur Quelle) als Lebensraum des Bibers (Castor fiber), Unveröff. Studie im Auftr. d. Thür. Lan-

2 Biberjungtier beim Fressen. Meist werden im Mai drei Jungtiere geboren, die nach zwei Jahren das elterliche Revier verlassen und sich im Mittel 25 km davon entfernt neu ansiedeln. sk

68 Ausgleichsmaßnahmen in der Saaleaue in Jena

Nicole Kubatta Ausgleichsmaßnahmen in der Saaleaue in Jena Umwelt und Naturschutz

1 Öffnung des Wöllnitzer Baches in der Oberaue ek

Ausgleichsmaßnahmen sorgen dafür, dass lich der Saale gelegenen Bereich von ca. jedoch auch für den Gewässerschutz eine Beeinträchtigungen von Natur und Land- 3 ha mit der ehemaligen GST-Schießanlage 1 große Bedeutung, weil es Retentionsraum im schaft kompensiert werden. Die Beein- in Jena-Löbstedt. Ziel ist die Rekultivierung Überschwemmungsgebiet schafft. trächtigung des Naturhaushaltes gilt als und naturnahe Entwicklung der Saaleaue zu Ein Teilbereich der geplanten Ausgleichsflä- ausgeglichen, wenn und sobald die beein- wechselfeuchten Auwiesen mit Kopfweiden- che ist bereits für zwei unterschiedliche Bau- trächtigten Funktionen wiederhergestellt bestand in Ergänzung zum nördlich angren- vorhaben festgesetzt. Eine Umsetzung steht sind. zenden hochwertigen Lebensraum. Vor allem jedoch noch aus. der Rückbau der vorhandenen Aufschüttun- Die derzeit in Planung befindlichen Aus- gen und der Abriss des Schießstandes sind für Eine weitere geplante Maßnahme betrifft gleichsmaßnahmen in der Saaleaue bei Jena dieses Gebiet maßgebend. In diesem Zusam- den Abriss und die Entsiegelung von Garagen sollen vor allem dem Rückbau von Gebäu- menhang sollen standortspezialisierte Arten, im Überschwemmungsgebiet in Jena-Lobeda. den, der Entsiegelung von Flächen im Über- wie zum Beispiel der Große Wiesenknopf- Auf dem Areal zwischen der Gärtnerei Boock schwemmungsgebiet, der naturnahen Ent- Ameisenbläuling oder die Wolfsmilch-Rinden- und der historischen Brücke finden sich ver- wicklung der Saaleaue und der Schaffung von eule, gefördert werden. Ebenfalls dient diese schiedene Nutzungen: ehemalige Siedlungs- Retentionsraum dienen. Aufwertung dem örtlich wichtigen Biotopver- flächen, aufgelassene Garagenanlagen sowie Eine potentielle Maßnahme im Landschafts- bund von Steinbach- und Rautal zum regional Lagerflächen mit urbaner Ruderalflur wechsel- und Flächennutzungsplan betrifft einen nörd- bedeutsamen Saaletal. Das Vorhaben besitzt feuchter Standorte und diverse minderstruk-

69 Ausgleichsmaßnahmen in der Saaleaue in Jena

turierte Grabenläufe. Hier sind der Rückbau der alten Garagenanlagen und eine Entwick-

Umwelt und Naturschutz lung zu naturnaher Auenlandschaft mit reich strukturierten wechselfeuchten Auwiesen und auwaldähnlichen Beständen vorgesehen. Verankert ist diese Maßnahme in den fol- genden Plänen und Konzeptionen der Stadt Jena: Landschafts- und Flächennutzungsplan, Entwicklungskonzeption „Kulturlandschaft Mittleres Saaletal – eine bedeutende Kultur- landschaft in Europa“, Rahmenplan Saale, Be- wertung städtischer Garagenstandorte durch das Stadtplanungsamt vom September 2004. Die Garagenkomplexe befinden sich im Au- ßenbereich und im Überschwemmungsgebiet der Saale. Ein Rückbau der Anlagen in diesem Bereich städtebauliches und naturschutzfach- liches Ziel, welches mittelfristig mit dem Flä- chenverpächter KIJ umgesetzt werden soll.

Andere Ausgleichsmaßnahmen wurden be- reits realisiert. Schon 1994 gab es umfang- reiche Gehölzpflanzungen in der Saaleaue bei Göschwitz als Ausgleichsmaßnahme für den Gewerbepark Göschwitz. Ziel waren die Re- naturierung und der dauerhafte Erhalt der Au- enlandschaft auf einer Fläche von ca. 8 ha.

In den vergangenen Jahren wurden weiter- hin vielfältige Ausgleichsmaßnahmen für Bauvorhaben zur Renaturierung der Aue in Jena-Göschwitz flächendeckend umgesetzt. So wurden der Abriss einer Baracke durch die Stadt Jena im Jahr 2007 und die dazugehörige Flächenentsiegelung mit Bodenaustausch und Anlage von Extensivgrünland durch die Stadt- werke Jena-Pößneck im Jahr 2009 veranlasst. Für die südliche Anbindung des Gewerbege- bietes Göschwitz konnten versiegelte Flächen

zurückgebaut und somit umfangreiche stand- Zu erwähnen ist schließlich auch die Öffnung 1 Blick von der vorhandenen Aufschüttungsfläche in ortgerechte Strauch- und Baumpflanzungen des Wöllnitzer Baches im Landschaftsschutz- Löbstedt zur Saale 2 Blick auf Gebäude und ehemaligen Schießstand zur Erweiterung des Uferrandstreifens, die gebiet Oberaue. Der Wöllnitzer Bach, der 3 Garagenkomplex im Bereich des Überschwemmungs- Anlage von Grünland und kleinen Feuchtbe- oberhalb des Paradieswehres in die Saale gebietes der Saale in Lobeda reichen (Flutmulden) als Ausgleichsmaßnah- mündet, wurde 2001 auf einem Abschnitt 4 Blick auf den bepflanzten Uferrandstreifen nahe dem men realisiert werden. von ca. 600 m renaturiert. Die Ausgleichs- Wasserturm in Göschwitz 5 Flutmulden in Löbstedt Auch an den Flutmulden in Löbstedt wurden maßnahme für den Ausbau des Jenzigweges Ausgleichsmaßnahmen realisiert. Im Land- beinhaltete die Beseitigung der naturfernen schaftsschutzgebiet „Unteraue“ wurden be- Gewässerverrohrung und die Offenlegung reits 1998 Flutmulden und extensiv genutzte des Bachquerschnittes. Die geschwungene Li- Wiesenflächen für das Bauvorhaben „Wiesen- nienführung, die sich am Gehölzbestand und straße“ geschaffen. Die Wiesenflächen, wel- dem Wegenetz orientiert, bindet sich gut in che die Flutmulden umgeben, werden land- die Landschaft ein. wirtschaftlich genutzt und besitzen eine hohe Künftige Ausgleichsvorhaben in der Saaleaue artenschutzrechtliche Bedeutung als Lebens- sollen einem stärker integrierten Ansatz fol- raum für zwei nach FFH-Richtlinie, Anhang II gend Aspekte des Naturschutzes mit denen geschützte Schmetterlingsarten. des Landschaftsbildes und der Erlebbarkeit 1 Gesellschaft für Sport und Technik verbinden.

70 Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung

Matthias Neff, Martin Dittrich Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung Umwelt und Naturschutz

Die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) ist Unterhaltungs- pflichtiger der Saale als Gewässer erster Ordnung. In der dicht besiedelten Stadt Jena ist es das wesentliche Ziel, das Ab- flussvermögen des Gewässerbetts der Saale zu erhalten, um bei regelmäßig wie- derkehrenden erhöhten Abflüssen bzw. kleineren Hochwasserereignissen Schäden an der Infrastruktur zu vermeiden.

In Abstimmung zwischen der Stadt Jena und der TLUG werden hierzu die regelmäßig erfor- derlichen Maßnahmen, wie z. B. die Gehölz- pflege und die Beseitigung von Anlandungen insbesondere an Brücken, einvernehmlich festgelegt. Aber auch die Instandsetzung von Uferböschungen der Saale in unmittelbarer Nähe von Infrastruktureinrichtungen ist erfor- 1 Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena, Hochwasser im April 1994 (Homepage des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, derlich, um die Bebauung vor Hochwasser zu Naturschutz und Umwelt) tmlnu schützen. Der Rahmenplan Saale der Stadt Jena sieht wiederzugewinnen. Eine intelligente Trassen- Die Wasserstände der Saale werden auch die Weiterentwicklung der Saaleaue zum führung ermöglicht nicht nur ein facettenrei- in Jena wesentlich durch die Steuerung der städtischen Erholungsraum u. a. durch das ches Naturerlebnis, sondern trägt auch zur Talsperren der Saalekaskade beeinflusst. Bei Anlegen von Radwegen und – wo möglich – Kostenersparnis bei der Erfüllung gesetzlicher größeren Hochwasserereignissen im Einzugs- eine naturnähere Gestaltung der Aue durch Pflichten bei. Zudem sind derartige Uferstruk- gebiet der Saale reicht, wie das Hochwasser Bepflanzung vor. Diese Maßnahmen eröffnen turen fischökologisch wertvoll und somit auch vom April 1994 zeigt (s. Abbildung), das Ge- darüber hinaus die Möglichkeit, in bestimm- aus Sicht des Anglers interessant. wässerbett der Saale in Jena nicht aus. Das ten Abschnitten der Saale den Aspekten ei- Hochwasser fließt dann auch über die Saa- ner modernen Gewässerunterhaltung und leaue ab. -entwicklung Genüge zu tun. Dies ist aber nur Dem Erhalt der vorhandenen unbebauten umsetzbar, wenn Radwege und Medientras- Saaleaue, wie z. B. im Bereich der Bundes- sen möglichst mehr als 10 m, besser 20 m autobahn A 4, des Paradieses und nördlich und mehr von der derzeitigen Böschungs- von Zwätzen, kommt daher für den Hoch- oberkante entfernt verlaufen. Es verbleibt wasserschutz der Stadt Jena eine besondere dann ausreichend Raum, damit sich kleinere Bedeutung zu. Mit Verzicht auf eine weitere Uferabbrüche infolge der wechselnden Ab- Bebauung dieser Aueabschnitte bleiben diese flussverhältnisse bilden. Diese können dann nicht nur für den Hochwasserabfluss erhalten. durch ingenieurbiologische Maßnahmen Eine Verkleinerung der Aue durch eine wei- gegebenenfalls auch in ihrer Ausdehnung tere Bebauung hätte dagegen eine Erhöhung beschränkt werden. Auch die Entwicklung der Wasserstände zur Folge, was wiederum wertvoller ökologischer Uferstrukturen mit zu Schäden an bisher ausreichend gesicher- der Ausbildung eines vielgestaltigen Uferver- ten Siedlungsbereichen und an Einrichtungen laufes wäre dann denkbar. Das sind die bes- der Infrastruktur zur Folge hätte. ten Voraussetzungen, um den Anforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu genügen und möglichst naturnahe Gewässerstrukturen

71 Die Saaleaue im Klimawandel – Bedeutungswandel einer Flusslandschaft

Dr. Martin Gude

Umwelt und Naturschutz Die Saaleaue im Klimawandel – Bedeutungswandel einer Flusslandschaft

1 Nebel im Talgrund als Hinweis auf eine austauscharme Wetterlage bei Hochdruck

Die Flussauen in Mitteleuropa haben Bei austauscharmen Hochdruckwetterlagen teils durch das Saaletal in die Stadt streicht, durch den Einfluss des Menschen einen bilden sich in Sommernächten, im Winter spielt auch hier die Saaleaue eine wichtige immensen Wandel erfahren, so auch im auch ganztägig, Inversionswetterlagen aus, Rolle für die Luftqualität. Mittleren Saaletal. Ihre naturräumliche die kaum eine Erneuerung der Luftmassen Auch für den Wasserhaushalt ist die Saa- Funktion als Überschwemmungsgebiet im Talgrund zulassen. In solchen Situatio- leaue von großem Belang. Im Wechselspiel mit Feuchtwaldcharakter verschwand nen spielt die Nutzung der Talaue eine ent- des Grundwasserzuflusses aus den Hängen nahezu. Heute herrschen mehr oder scheidende Rolle: Vegetationsreiche und mit dem Wasserstand der Saale puffern und weniger intensive Nutzungen vor, die emissionsarme Areale wie das Paradies rei- filtern die einst von der Saale in der Talaue den Wasserhaushalt, aber auch das nigen die Luft, während Flächen mit vielen abgelagerten Gerölle und Lehme das Was- Lokalklima stark modifizieren. Diese Emissionen und wenig Vegetation, wie Ge- ser und seine Inhaltsstoffe. Bei Hochwasser Balance zwischen Nutzungsdruck und werbe-, Verkehrs- und auch Wohnflächen, nimmt die Talaue beträchtliche Wassermas- Naturschutz muss im Kontext des Klima- die Luft belasten. sen der Saale auf und bewahrt somit Anlie- wandels neu arrangiert werden. Bei den ebenfalls häufig auftretenden ger vor noch größeren Überflutungen. Die Flusslandschaft entlang der Saale wirkt Wetterlagen mit überregionalen Südwest- sich in vielfacher Hinsicht auf das lokale Kli- Winden erfährt der Talgrund zwar eine ma aus. intensive Luftzufuhr, weil diese Luft aber

72 Die Saaleaue im Klimawandel – Bedeutungswandel einer Flusslandschaft

Dieses System wird durch den Klimawandel minderten Zustrom von den Hängen und vor neue Herausforderungen gestellt – und durch geringere Wasserstände in der Saale. zwar auf vielfältige Weise. Aber gleichzeitig steigt mit den Tempera- turen auch der Wasserbedarf aufgrund der Einen wichtigen Einfluss auf das Lokalkli- stärkeren Verdunstung von Vegetation und ma wird die Zunahme der sommerlichen Boden. Zudem wächst die Unsicherheit bei Hitzebelastung haben. Hier gewinnt nicht Hochwasser, weil die höheren Tempera- nur die Erholungsfunktion der Saaleaue turen kräftigere Starkniederschläge wahr- an Bedeutung, sondern auch die Abküh- scheinlich machen. lung durch Verdunstung in den Bereichen, Umwelt und Naturschutz die nahe der Innenstadt liegen. In den Die Saaleaue hat für das Lokalklima wie Nächten werden die Inversionen zukünftig für den Wasserhaushalt eine bedeutende wahrscheinlich stärker. Damit wächst auch puffernde und reinigende Funktion. Insbe- die Luftbelastung durch Emissionen im Tal- sondere die zunehmenden sommerlichen grund. Eine noch größere Sorgfalt hinsicht- Hitzewellen stellen diese Pufferwirkung lich dieser Schadstoffausstöße wird also in auf die Probe. Vor diesem Hintergrund ge- Zukunft geboten sein. winnt der Schutz der Vegetation ebenso an Bedeutung wie die konsequentere Freihal- Im Winter entspannt sich dagegen die Si- tung der Talaue von flächenversiegelnden tuation hinsichtlich der Luftbelastung, weil oder schadstoffemittiernden Nutzungen. durch den Klimawandel die austauschar- men Wetterlagen seltener werden.

Eine große Herausforderung stellen die Änderungen im Wasserhaushalt durch den Klimawandel dar. Die im Sommer zuneh- mend intensiven Trockenperioden lassen den Grundwasserstand sinken – durch ver-

2 Die Parklandschaft Oberaue mit ihren klimatisch und wasserhaushaltlich puffernden Wirkungen in unmittelbarer Nähe zur dicht bebauten Innenstadt (Blick vom JenTower)

73 „Doch der Kürze halber möchte ich die Definition geben, daß die Schönheit eine bestimmte gesetzmäßige Übereinstimmung aller Teile, was immer für einer Sache, sei, die darin besteht, daß man weder etwas hinzufügen oder verändern könnte, ohne es weniger gefällig zu machen.“

Leon Battista Alberti

Historische Landschaftsparks als Vorbilder für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue

Andreas Eichstaedt Historische Landschaftsparks als Vorbilder Gestaltung für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue

1 Das neugestaltete und gepflegte Wenigenjenaer Ufer lädt zum Baden und Erholen ein, 2009

Werden heute neue Gestaltungen von sein. Für die Nutzer hingegen dominiert nach schaulichen Denkens, eines Gefühls für Parks und anderen Freiräumen beurteilt, wie vor die „Sehnsucht nach dem verlorenen Rhythmus, Proportion, Maßstab, erlebbar u. a. sind sich Fachleute und Laien hinsichtlich Paradies“. bei der Bewegung des Betrachters im Raum. einer Bewertung der Wirtschaftlichkeit, Allgemein bekannt ist der Leitspruch „Ohne Interessenkonflikte von Nutzern und Fachleu- der Funktion oder der Angemessenheit Vergangenheit keine Zukunft.“ Inwieweit ten scheinen deshalb bei der Bewertung der der Bepflanzung für den Standort schnell dies bei der gegenwärtigen Planung von räumlichen Qualitäten und der Nutzung un- einig. Schwieriger wird es, hinsichtlich der Freiraumanlagen bis hin zur Neugestaltung bedeutend. Das mag nicht nur an einer allge- räumlichen und farbigen Qualitäten ge- von Naturlandschaften Gültigkeit hat, soll im meinen Ehrfurcht vor der Geschichte, der Ver- meinsame Wertmaßstäbe zu finden. Folgenden näher untersucht werden. trautheit von Bekanntem oder an der für viele In der Fachwelt dominiert seit ca. 20 Jahren Nutzer wichtigen Zuordenbarkeit von Details ein minimalistisch-spartanischer, oftmals an liegen, sondern vor allem an der räumlichen Orthogonalen, weiträumigen Flächen oder Die Schlüsselstellung von und farbigen Stimmigkeit historischer, meist klaren Kuben der Architektur orientierter Stil. historischen Gestaltungsprinzipien denkmalgeschützter Freiraumanlagen. Derartig karge Freiräume scheinen in der Historische Parks sind bildhafter Ausdruck Hier stellt sich die Frage nach dem Vorhan- Fachwelt derzeit Garant für Modernität zu eines über Jahrhunderte gewachsenen an- densein von zeitlosen, sinnlich erfahrbaren

76 Historische Landschaftsparks als Vorbilder für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue Gestaltung

und nachweisbaren Ordnungsprinzipien im Die natürliche ideale Landschaft ist das Vor- 2 Hecken im architektonischen Garten, Villa Charlotta, historischen Landschaftspark. Die in histori- bild für den Landschaftspark. Naturkräfte ha- 18. Jahrhundert ff., Comer See 3 Anlage der Talayot-Kultur, Menorca, 1. Jt. v. Chr. schen Parks angewandten Gestaltungsprinzi- ben das Landschaftsbild geprägt. Das heißt, 4 Bei der Neugestaltung des Wenigenjenaer Ufers 2008 pien lassen sich dem architektonischen Gar- im Landschaftspark werden meist die vor- wurden sowohl Ordnungsprinzipien des architektonischen ten oder dem Landschaftsgarten zuordnen. handenen Qualitäten einer Landschaft her- Gartens, aber vor allem die des Landschaftsgartens angewendet ausgearbeitet und verstärkt. Die Gestaltungsprinzipien des architekto- 5 Wegeführung mit Merkzeichen, welche den Weg optisch nischen Gartens sind gestaltpsychologisch Das Wasser ist hier ein wesentliches formen- führen. Landschaftspark der Villa Melzi (1808–1815), Aquarell A. Eichstaedt, 2005 gesehen tief im Bewusstsein des Menschen des Element. Am Beispiel der Kräfte eines 6 Zielstellung zur Wegeführung im Jenaer „Paradies“, verankert. (vgl. Abb. 2 und 3) Derartige Ord- fließenden Gewässers wird dies besonders Zeichnung A. Eichstaedt, 2008 nungsprinzipien der Raumgestaltung lassen deutlich. In Form und Raum werden die Kräf- 7 Neu ausgeführte Wegeführung an der Saale, Wenigenje- naer Ufer, 2009 sich bis in archaische Epochen der Mensch- te der Wasserbewegung nachempfunden heit zurückverfolgen und wurden auch bei (vgl. Abb. 1,7). Parks z. B. im alten Ägypten oder im alten Die Schöpfer historischer Landschaftsparks Rom bis hin zum Barock aufgegriffen. Geometrische Gestaltungs prinzipien im verbildlichten Naturkräfte. So wird die Bie- Landschaftspark Die der Natur näheren Landschaftsparks da- gung eines Wasserlaufs im Park glaubhaft gegen wecken nach wie vor eher „paradiesi- gemacht, indem ein Hindernis künstlich hi- Die Gestaltungsprinzipien des Landschafts- sche“ Assoziationen. neingestellt wird, wie beispielsweise eine parks sind nicht losgelöst von denen des ar- Baumgruppe auf einem Landvorsprung. chitektonischen Gartens zu betrachten. Nach Die Diskussion über die Gestaltungsprinzipi- der klar landschaftlich orientierten Anfangs- en könnte eine Schlüsselstellung beim Aus- Ähnlich räumlich geordnet wird im Land- phase im 18. Jahrhundert wurden ab Mitte räumen von Bewertungskonflikten zwischen schaftspark das Verhältnis von organischer des 19. Jahrhunderts wieder Elemente des Nutzern und Fachleuten einnehmen, insbe- Wegeführung, raumbildenden Gehölzen und architektonischen Gartens integriert – bei- sondere bei der Neuplanung von Freiräumen. Blickpunkten. Das heißt, Wege weichen zum spielsweise im räumlichen Übergang der Wesentliche historisch determinierte Grund- Beispiel Gehölzgruppen schwungvoll aus und Parkarchitektur zur landschaftlichen Gestal- gesetzmäßigkeiten erklären sich nur im Kon- bilden mit diesen ein kompositionelles Ge- tung des gesamten Parks. Dieses Grundprin- text von Zeit und Raum und sollen deshalb füge, ganz im Sinne der Landschaftsmalerei zip wurde bis heute immer wieder aufgegrif- im Folgenden näher untersucht werden. (vgl. Abb. 5). fen. Eine weitere wichtige Grundgesetzmäßigkeit Auch die geometrischen, barocken Anlagen ist die Charakterisierung unterschiedlicher .Der Landschaftspark als am Schloss blieben bei einer Überformung Räume durch spezifische Pflanzenzusam- „verstärkte Natur“ eines barocken Parks als Landschaftspark menstellungen, wie beispielsweise bei We- meist bestehen. Alleen waren und sind ein Die Gartenschöpfer der Landschaftsparks gekreuzungen (Abb. 6 –7). nutzten die Gegebenheiten, die Qualitäten wichtiges aus dem Barock übernommenes, Diese und ähnliche Gestaltungsregeln wurden einer örtlichen Situation bzw. einer Land- geometrisch orientiertes räumliches Gestal- bis zu den entsprechend geprägten Volksparks schaft als Grundlage für ihre Gartenkunst. tungselement im Landschaftspark. Friedrich des 20. Jahrhunderts unverändert angewendet. Ludwig Sckell beispielsweise (1750–1823,

77 Historische Landschaftsparks als Vorbilder für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue

8 2004 wiederhergestellte Blumenterrasse im Volkspark Oberaue; durch Freischnitt wiederherzustellen sind noch die Sichtachsen zum Beispiel in Richtung Paradiescafé 9 hervorragend gepflegte Wasserachse, Gärten der Villa Taranto (1931 ff.), Lago Maggiore

Gestaltung 10 Wieder ansatzweise weithin sichtbare Blumen- terrasse, Volkspark Oberaue 11 Denkmalpflegerische Zielstellung des FB Stadtent- wicklung/Stadtplanung zur Blumenterrasse bei Anwendung der Petzoldschen Grundsätze, 2004, Farbstudie A. Eichstaedt

Schöpfer der Klassiker Englischer Garten und Abstimmung der Oberflächenmaterialien auf der Neuanlage von Bepflanzungen gekenn- Landschaftsparkanlage am Schloss Nym- das reflektierende Erscheinungsbild der Was- zeichnet. Architektur wird nun inhaltlich als phenburg in München) ließ bei seinen Gar- seroberflächen (Abb. 8 und 10). erzählerisches Moment im Bild behandelt. tenschöpfungen um 1800 Alleen nicht fällen, Formal gesehen tritt sie als ausdrucksstarker sondern bezog sie in seine Planungen ein, in- geometrischer Kontrast zur landschaftlichen dem er durch landschaftlich-räumliche Kunst- Farbe im Landschaftspark am Gestaltung hinzu. griffe ihre streng axiale Wirkung milderte. Beispiel der Jenaer „Blumenterrasse“ Die räumliche Unterschiedlichkeit innerhalb Im Jenaer Landschaftsbild spielten und spie- Eduard Petzold (1815–1891), der in Thürin- der Gattung Landschaftspark wird vielleicht len Baumalleen als die Saale begleitendes gen an der Entstehung von zahlreichen Land- am deutlichsten, wenn man die romanti- und deren räumliche Wirkung steigerndes schaftsgärten beteiligt war, legte die Grund- sierenden Bestrebungen der Parks des aus- Gestaltungsmittel eine wichtige Rolle. Das prinzipien der Farbenlehre in umfangreichen gehenden 18. Jahrhunderts mit den Garten- „Lustwandeln am Fluss“ ist bis heute beliebt Schriften dar. schöpfungen von Peter Joseph Lenné (nach (Abb.12). Bei den Anlagen Weichelts im Jenaer Volks- 1800) kontrastiert. Während den romanti- sierenden Landschaftsgärten zunächst raum- Im denkmalgeschützten Volkspark Oberaue park Oberaue sind diese Grundregeln erkenn- konzeptionell unterschiedliche Gartenräume in Jena (1953 ff.) wurden durch den Garten- bar, welche nicht zuletzt auf der Goethe`schen (zur Erzeugung „romantischer Stimmungen“) schöpfer Georg Weichelt gartenkünstlerisch Farbenlehre basieren (Abb. 11). zugrunde liegen, verzahnt sich der Raum in gestaltete geometrische Anlagen integriert. Am Beispiel der Weicheltschen Planungen in den späteren Schöpfungen Lennés auf viel- Ein Beispiel dafür ist die „Blumenterrasse“ der Jenaer Oberaue wird deutlich: Die farbi- fältige Weise mit der Umgebung. (Abb. 8). gen und formal-ästhetischen Grundgesetz- Als Inspirationsquelle für die Gestaltung lichkeiten der Vergangenheit dienten bis in dieser Anlage kann die Wasserachse in den die 70er Jahre hinein auch in Jena als Leitbild. Historischer Landschaftspark und Einflüs- Gärten der Villa Taranto (1931 ff.) am Lago Das betrifft neben abstrahierten Naturvorgän- se auf das Landschaftsbild Maggiore gelten (Abb. 9). gen im Landschaftspark auch die sinnliche Betrachtet man durch historische Stiche Erfahrbarkeit der Farb- und Formenrhythmen Es ist aus zeitgenössischer Quelle belegt, überlieferte Jenaer Ansichten, wird deutlich, des historischen architektonischen Gartens, dass Weichelt sich derartige Anlagen zum dass die Entwicklung des Landschaftsbildes eingebettet in den Landschaftspark. Vorbild nahm und die italienischen Parks um mit der formal-ästhetischen Herausbildung 1945 direkt vor Ort studierte. und Entwicklung des Landschaftsparks eng verknüpft ist. Den besonderen eigenständigen Wert der Raumcharakteristik des gartenkünstlerischen Anlagen im Volkspark Landschaftsparks im Zeitenwandel Während die Stadt Jena im 17. und 18. Jahr- Oberaue macht u. a. die behutsame Einbin- Immer wieder veränderte sich die Art der hundert von einem breiteren Areal von geo- dung der Anlagen in das Raumgefüge an der Ausformung des Landschaftsparks selbst. metrisierenden Gärten umgeben war, wird Saale aus. Bemerkenswert sind bei der Blu- Beispielsweise wird der frühe Landschafts- in den Stadtansichten des 19. Jahrhunderts menterrasse die direkten Sichtbeziehungen park des 18. Jahrhunderts durch eine rigoro- eine aufgelockerte Begrünung deutlich, ganz zum Fluss oder zum Paradiescafé bis hin zur se Ablehnung geometrischer Elemente bei im Sinne der Entwicklung des Barockgar-

78 Historische Landschaftsparks als Vorbilder für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue

tens zum Landschaftsgarten. Beispielsweise werden nun häufig Pyramidenpappeln als Merkzeichen im Landschaftsraum dargestellt (Abb. 12).

Nicht zuletzt durch Italienreisende wie J. W. Goethe wurde die Pyramidenpappel als „Er-

satz“ für die Zypressen der italienischen Parks Gestaltung verwendet, beispielsweise im Drackendorfer Goethepark und seinem Umfeld zur Verknüp- fung von Park und Landschaft. Auch auf das „freie“ Landschaftsbild an der Saale wirkten sich derartige Gestaltungsgrundsätze aus.

Die Rolle der sinnlichen Erfahrung bei der Entstehung der frühen Landschaftsparks: Zur Methodik der Realisierung histori- scher Landschaftsparks

Nennenswerte Gartenschöpfungen einer je- weiligen Zeitepoche sind undenkbar ohne 12 Jena von Osten, Friedrich Wilhelm Geiling, um 1865; aus: Die Jenaer Stadtansichten bis 1880 smj ihre Vorläufer. Landschaftsparks sind seit An- beginn Ergebnisse eines besonderen räum- lich-sinnlichen Erfahrungs- und Aneignungs- Landschaftsmalerei profitierten. Idealbilder, Korrektur vor Ort, oft über einen Zeitraum von prozesses. Verfolgt man dies zeitgeschichtlich welche bereits im gemalten Bild vorhanden vielen Jahren. Diese Methodik der einfühlsa- zurück, ist festzustellen, dass das Studium der waren, bildeten den Gradmesser für die im men Raumgestaltung erklärt u. a. die Voll- sinnlich erfahrbaren Natur (und auch der je- Park zu realisierenden Ideal-Landschaften. So kommenheit historischer Landschaftsparks, weiligen Garten-Vorbilder) unabdingbarer Ge- wurde ein Landschaftsbild durch zielgerichte- die heute so schwer zu erreichen scheint. genstand der formal-ästhetischen Schulung te Veränderungen in seinem Charakter in der der Gartenschöpfer waren. Friedrich Ludwig Realität herausgearbeitet. Architekturen und Sckell (1750–1823) etwa studierte jahrelang Staffagen wurden ganz im Sinne der klassi- Sinnliche Erfahrung der Vergangenheit in Frankreich vor Ort die klassischen franzö- schen romantischen Landschaftsmalerei in als Schlüssel zur Gegenwart sischen Gärten und ebenfalls direkt die eng- Szene gesetzt, Sichtachsen freigeschnitten, Lassen sich gartengestalterische Schöpfun- lischen Vorläufer (u. a. William Kent [1685– kulissenartig wirkende Seitenwände durch gen der Gegenwart aus historisch vergange- 1748] und Capability Brown [1715–1783]). neue Bepflanzungen (ganz im Sinne eines nen Epochen des Landschaftsparks ableiten, Ähnliches ist von Fürst von Pückler-Muskau „gewachsenen“ Bildes) geschaffen. ohne in den Verruf des Rückschrittlichen oder (1785–1871) bekannt, bei dem wiederum Perspektivische Darstellungen wurden un- gar des Plagiates zu gelangen? der oben erwähnte Eduard Petzold lernte. erlässliche Hilfsmittel, um etwa das Frei- Immer waren also Vorgänger-Gärten in der Unbestritten ist, dass sich die gewünschten schneiden von Sichtachsen zu erproben oder direkten Anschauung vor Ort prägend. Funktionen, die zur Verfügung stehenden einen Auftraggeber von einer Umgestaltung Technologien, die Gartentechnik oder bei- Aber was ist beispielsweise mit William Kent, seines barocken Anwesens im Sinne des spielsweise das Pflanzenangebot im Laufe dem Urvater des englischen Landschaftsgar- Landschaftsparkes zu überzeugen. Besonders der Jahrhunderte gravierend verändert ha- tens? Selbiger bezog seine Ideen natürlich deutlich wird dies bei der Arbeitsmetho- ben. einerseits aus den sozialreformerischen Strö- dik Humphry Reptons (1752–1818). Repton mungen seiner Zeit, blieb auch nicht unbeein- stellte in seinen sogenannten „Roten Bü- Historische Parks können heute aufgrund flusst von den Schilderungen zeitgenössischer chern“ jeweils die perspektivische Ansicht vielfältiger Verkehrsmöglichkeiten in einer Chinareisender über landschaftliche Miniatur- des Gartenbestandes seiner bildhaften Vision großen Variationsbreite erfahren werden. Sie gärten. Aber woher speiste sich Kents schier gegenüber. Dies war wichtiger Bestandteil können in ihren visuellen Qualitäten, ihren unerschöpflicher Formenvorrat bei der „Ver- seiner künstlerischen Arbeit und wurde vom gestaltprägenden Merkmalen, in farbigen stärkung der Natur“? - Kent war ursprünglich Auftraggeber entsprechend dem hohen Stel- Raumfolgen vor Ort viel einfacher als in ver- Maler und wurde wesentlich beeinflusst durch lenwert besonders honoriert. gangenen Epochen sinnlich studiert werden. die zeitgenössische Landschaftsmalerei. Und Bei der methodischen Entstehung der his- Es ist möglich, den so geschulten Geist auf die er gewann seinen Formenvorrat immer wie- torischen Landschaftsparks waren Planun- jeweiligen Aufgaben einzustimmen. Dabei der direkt zeichnend vor der Natur. terlagen nur ein sehr grobes Hilfsmittel. Die geht es nicht um das Kopieren von Formen- Wesentlich ist insgesamt, dass die Ent- eigentliche Feinarbeit, das Arrangement der elementen historischer Epochen, sondern wicklungen des Landschaftsparks von den Bodenmodellierung, der Gehölze usw., er- darum, die Maßstäbe – die historische Gärten Errungenschaften der zeitgenössischen folgte in einer aufwändigen Überprüfung und hinsichtlich ihrer großzügigen Ordnungsprin-

79 Historische Landschaftsparks als Vorbilder für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue Gestaltung

zipien und ihrer gültigen abstrakten Gestalt- gebnis waren landschaftsbezogene Leitbilder, 13 Architektonische Gartenanlage: Rondell mit Zypressen, qualitäten – zum Vergleich heranzuziehen die unmittelbar aus der Örtlichkeit entwickelt Villa Balbianello, Comer See, 1787 ff. 14 Blick vom Rondell von Osten, Wenigenjenaer Ufer, Leitbild (vgl. Abb. 13 und 14). wurden und dem Planungsbüro RoosGrün als für die Vorstellung im Stadtentwicklungsausschuss, Bearbeitungsleitlinie dienten. Im kooperati- Zeichnung A. Eichstaedt, 2006 Letztlich entscheidend bleibt aber immer die ven Prozess aller Beteiligten wurden diese 15 Wenigenjenaer Ufer, realisierter Sitzplatz: „Drei Pappeln“, zu lösende Bauaufgabe, die zu realisierende unterhalb des Rondells, von Süden aus gesehen Leitbilder den Planungserfordernissen ange- Funktion in einer klar definierten (naturräum- 16 Charakteristische Betonung einer schwungvollen Wege- passt. kreuzung, Villa Melzi (um 1810), Comer See lich bzw. durch das Wirken der Menschen ge- 17 Bewegungsvorstellungen vom Wasser sind in der entwurf- prägten) Umgebung. Die Planung des Wenigenjenaer Ufers muss- lichen Aufgabenstellung der Stadt Jena ablesbar. te örtlich-räumlich und vor allem funktionell Entwurf/Zeichnung A. Eichstaedt, 2006 neu entwickelt werden. Naturräumliche Zu den Planungen am Wenigenjenaer Grundlage dabei war selbstverständlich das Ufer in Jena, 2006/2007 Jenaer Landschaftsbild, wie es in zahlreichen (Abb. 1, 4, 7, 15, 17) Stichen im Stadtmuseum überliefert wird. Die Neuplanung des Wenigenjenaer Ufers Die Pyramidenpappeln sind beispielsweise (Abb. 17) geht ebenso wie das italienische Bei der Leitbildentwicklung für das „Weni- ebenso wenig aus dem Jenaer Landschafts- Beispiel von einer räumlichen Gliederung genjenaer Ufer“ im Jahre 2006 wurden die bild wegzudenken wie die Zypressen aus der in Erlebnisräume aus, die durch Sichtbezie- Ordnungsprinzipien des Landschaftsgartens italienischen Parklandschaft hungen miteinander verzahnt werden (wie bewusst angewendet. Das betrifft beispiels- (Abb. 13–15). das z. B. seit J. P. Lenné üblich ist). Die Art weise die Entwicklung konzeptioneller Leitbil- Eine weitere Grundlage waren die vom Autor der Raumgliederungselemente und die der zum Raum, zu Blühaspekten der Stauden vor Ort studierten Landschaftsparkanlagen Raumproportionen sind jedoch unterschied- und Gehölze und auch die Pflanzkonzeption. aus dem 18. und 19. Jahrhundert am Comer lich. Gleichzeitig wurde auch die im Land- See. Der Landschaftsraum an der Saale be- Ausgangspunkt für die Planungen waren schaftspark gültige Farbenlehre angewendet sitzt andere naturräumliche Qualitäten als aber zunächst intensive Diskussionen mit (Abb. 17, 19). die dortige Landschaft, aber hinsichtlich der Ortschaftsrat und Bürgern. Dabei stellte sich grundsätzlichen räumlichen Gestaltungsauf- In der „räumlichen und zeitlichen Methodik“ heraus, dass die Bürger eine gestaltete Na- gabe „Garten am Hang, am Wasser“ gibt es unterschied sich die Herangehensweise bei turlandschaft wünschen, mit möglichst be- Parallelen. Unbedeutend ist dabei, ob Details Planung und Ausführung am Wenigenjenaer hutsamen Eingriffen, die die Saalelandschaft (wie z. B. Pyramidenpappeln) als historisch Ufer erheblich von der der Altvorderen. Wäh- wieder erlebbar und nutzbar machen. Pla- oder zeitlos identifiziert werden können. Eine rend historische Parks um 1800 eine Entste- nungsüberlegungen getreu den in Deutsch- zentrale Frage bei der Leitbildentwicklung hungszeit von oft mehreren Jahrzehnten in land derzeit oft zugrunde gelegten orthogo- war vielmehr die Art der Raumgestaltung Anspruch nahmen, wurde das Wenigenjena- nalen Rastersystemen schieden deshalb aus. er Ufer wie die meisten aktuellen Freiraum- Über einen längeren Zeitraum hinweg wurde (Abb. 5, 13–17). anlagen innerhalb einer wesentlich kürzeren durch den Fachdienst Stadtentwicklung der Raumfolgen als Ausdruck von Naturkräften Zeit umgestaltet. Stadt Jena, gemeinsam mit den Bürgern und konnten beim historischen Landschaftspark unter Beteiligung aller städtischen Gremien, der Villa Melzi sinnlich erfahren werden eine entwurfliche Zielstellung entwickelt. Er- (Abb. 5, 16).

80 Historische Landschaftsparks als Vorbilder für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue Gestaltung

18 Wenigenjenaer Ufer; neue horizontale Staudenpflanzun- Gartenneuschöpfung kann dabei von „land- und städtischen Gremien im intensiven Mei- gen betonen die Fließrichtung der Saale schaftsparkorientiert“ (naturnah, Abb. 18, 19 ) nungsaustausch erreicht werden. Die Be- 19 Charakteristische Uferstauden gliedern beim Wenigen- jenaer Ufer den Raum bis „am architektonischen Garten“ ( v. a. bei liebtheit des Areals nach Feierabend oder an 20 „Inspirationsquelle“: landschaftlich-organisch integrier- stadtnahen Freiräumen, Abb. 22 ) ausgerich- den Wochenenden spricht für sich. Hier zeigt ter Platz zum Verweilen, Villa Melzi, Comer See tet sein. Historische Landschaftsparks können sich, dass ein großes Bedürfnis der Bürger 21 Wenigenjenaer Ufer, Leitbild zur Sitzstufenanlage, Diskussionsgrundlage für die Vorstellung im Stadtent- dabei eine wichtige Orientierung sein, noch nach mehr nutzbaren wassernahen Grünräu- wicklungsausschuss, Blick von Osten, wichtiger erscheint aber die Einfühlung in die men besteht. Auch die große Resonanz bei Zeichnung A. Eichstaedt, 2006 örtlichen naturräumlichen bzw. städtischen den Führungen zum „Tag der Architektouren 22 Wenigenjenaer Ufer: axiale Stufenanlage am Wasser Qualitäten des Standortes. Auf jeden Fall sind 2009“ hat gezeigt, dass sich die Neugestal- als Fortsetzung städtischer Strukturen, Blick von Westen landschaftsparkorientierte Schöpfungen „aus tung des Wenigenjenaer Ufers zumindest in der Natur heraus“ zu entwickeln. Wichtig ist Thüringen herumgesprochen hat. eine lebendige Naturerfahrung der wesens- Ausblick eigenen Formenkräfte der Natur. Angeknüpft werden kann an die „Methodik der Altvor- Der unschätzbare Vorteil war und ist bei al- deren“, wo Freiraumanlagen im Raum selbst len Gartenschöpfungen der Gegenwart (auch entstanden. Ein Mittel können räumliche, beim Erlebbarmachen der Saaleaue) das viel- skizzenhafte Leitbilder bereits am Anfang des fältige Anschauungsmaterial an historischen Entwurfsprozesses sein (Abb. 21). Gärten von Oberitalien über Deutschland bis nach England. Brauchen wir die uns zur Einerseits lässt sich damit für den Planer Verfügung stehenden historischen „Raums- überprüfen, ob plangrafisch gewollte Großzü- infonien“ also nur zu studieren und die Er- gigkeiten auch im Raum tatsächlich annehm- kenntnisse dann ortsbezogen, neuzeitlich bare visuelle Qualitäten vermitteln können. transformiert, also frei von historisierenden Andererseits haben damit alle am Entwurfs- Details anzuwenden? prozess Beteiligten (einschließlich der Nut- zer) die Möglichkeit, die Gratwanderung zwi- Wichtig ist, dass die Aneignung historischer schen notwendiger moderner Großzügigkeit Gärten nicht zum Plagiat von Formenele- eines Entwurfes und der sinnlichen Erfahr- menten ohne gestalterischen Zusammen- barkeit einer Planung erfolgreich gemeinsam klang mutiert. auf den Weg zu bringen. Bei der Bewertung der örtlichen, insbeson- Beim gepflegten Erlebnisraum Saale am We- dere der räumlichen Dimensionen kommt nigenjenaer Ufer kann eine positive Bilanz es immer auf eine sinnliche Bewertung der gezogen werden. Das gemeinsam erzielte Situation an, ebenso auf die Anpassung der Ergebnis bei der Neugestaltung konnte durch Formenelemente im Zusammenklang (im ein kooperatives Miteinander von Auftragge- gesamtheitlichen Ordnungsprinzip) mit dem ber, Planern, bildenden Künstlern, Bürgern jeweiligen Standort. Die Spannbreite der

81 Grundsätze für die Gestaltung der Flusslandschaft der Saale

Dr. Matthias Lerm Grundsätze für die Gestaltung der Gestaltung Flusslandschaft der Saale

1 Großzügige Führung des Elberadweges entlang der Dresdner Waldschlösschenwiesen, historische Aufnahme

An der Gestaltung einer ganzen Flussland- Träger dieser sich aus der Bewegung in gemes- Die Wege sollen in den innerstädtischen Berei- schaft wirken heute viele Ideengeber, Bau- sener Geschwindigkeit beim Gehen, Laufen, chen mit größerer Frequentierung 4, peripher herren, Gestalter, Einrichtungen, Planer, Radfahren und Skaten erschließenden Idee wer- bis zu 3 Meter breit sein. Dadurch werden sie ausführende und pflegende Firmen mit, so den die Saalewege sein. Ihre Linienführung und selbsterklärend als Saalewege erkennbar. dass es legitim und notwendig erscheint, Anordnung bedarf besonderer Sorgfalt. Sie sol- Die Befestigung ist grundsätzlich in Bitumen gestalterische Grundsätze zu formulieren. len dominieren. Nicht durch ihre Größe oder ge- vorgesehen, eingefasst durch Läufer aus Groß- Sie sollen es später erleichtern, trotz gestal- suchte Effekte wie etwa eine Axialität, sondern steinpflaster. Die „gebauten“ Einfassungen er- terisch eigenständiger Handschriften und durch eine elegante, hoheitsvolle Linienführung (Abb. 1) . Diese soll frei von Brüchen sein, sich möglichen eine anspruchsvolle Gestaltung in der Besonderheiten der jeweiligen Situation also – anders als Straßen und Wege innerhalb Höhe und Gradiente. ein komponiertes Gesamtbild zu erzeugen. der Bebauung – frei und elegant durch die Land- Beim Vorhandensein paralleler Wege entlang Wichtigstes Ziel ist es, die einzigartige, teils be- schaft schwingen. Auch eigentlich gerade Stre- der Saale soll die flussnächste Führung vorrangig wahrte, teils neugestaltete Flusslandschaft in cken sollen, sofern sie unvermeidbar sind, fast als Promenade dienen und mit wassergebunde- gestimmter Beobachtung, über Wege geführt unmerklich gekrümmt sein (S-Kurve) und sich ner Decke ausgestattet werden, die flussfernere oder auch vom Boot von der Saale aus erleb- allmählich in die Biegungen hinein- und auch Trasse den Radweg aufnehmen. Die Saalewe- bar werden zu lassen. So können Entspannung wieder herausentwickeln. Im Bogenhalbmesser ge sind jedoch Wege für alle. Ihre Nutzung soll und Freizeitsport, Lebensfreude und Kreativität, wird der geringste Kurvenradius erreicht. Diese möglichst wenig reglementiert werden. Der Naturstudium und -erlebnis, Geselligkeit und Linienführung unterstützt die dynamische Wir- Gebrauch wird sich nach den jeweiligen Bedürf- Genuss gefördert werden. kung der Wege. Zu den Knoten hin verbreitern sich die Promenaden ebenfalls unter Nutzung nissen richten. der genannten Krümmungsregel.

82 Grundsätze für die Gestaltung der Flusslandschaft der Saale

Die Saalebahn ermöglicht es mit ihren Unterfüh- besonders schutzwürdige Biotope vor dem Be- rungen, als Auftakt des Aueerlebnisses jeweils gängnis zu schützen. eigenständig gestaltete „Tore“ vorzusehen. So- Landseitig schließen sich landwirtschaftlich mit wird aus der zerschneidenden Trasse eine genutzte und durch einzelne Großgehölze mit Chance, den Wert der Landschaft durch erlebba- ungestört belassener Unterpflanzung (Sträucher, re Begrenzung hervortreten zu lassen. Wildstauden) angereicherte Flächen, Wiesen,

Die Uferbereiche der Saale sollen Vorrangge- Gärten, Verkehrswege oder die Bebauung an. Gestaltung biet für eine ungestörte Naturentwicklung blei- Grundsätzlich werden die Saalewege von Bäu- ben. Wenige Stellen ermöglichen eine direkte men und Sträuchern gesäumt sein. Sie sorgen Erreichbarkeit des Strandes und des Wassers dafür, dass man wettergeschützt verweilen und über Abflachungen oder Treppen. Ein uferpar- flanieren kann (Abb. 2) . Gleichzeitig bieten sie alleler Streifen entsprechend der gesetzlichen reizvolle Ausblicke. Die Wege sollen durch grü- Bestimmungen, abhängig von den örtlichen Ge- ne Räume führen, eine Abfolge schöner Ansich- gebenheiten, von mindestens 10 Meter Breite ten bieten, Kunstwerke bergen und inszenieren bleibt der natürlichen Entwicklung vorbehalten. und auch manch Unschönes, das (noch) nicht Ausnahmen bestehen v. a. in den denkmalge- beseitigt oder verändert werden kann, verde- schützten Parkanlagen der Innenstadt. cken. Blicke über die Saale sollen wegen der Hieran schließt sich jeweils der innerhalb ei- besonderen Eigenart und Schönheit bevorzugt 2 Ilmradweg mit Baumpflanzungen bei nes bis zu 10 Meter breiten weiteren Streifens, längs über Mäander, ausgehend von der Stirn- 3 Betonung eines Wegeknotens mit Rastplatz vorzugsweise in kommunaler Zuständigkeit, seite der jeweiligen Flussbiegung, durch Auf- 4 Kulturlandschaft an der Saale nördlich von Camburg geführte Saaleweg an. Der Weg wird zunächst astung oder kleinflächige Bewuchsbeseitigung von einem kurzzuhaltenden schmalen Pfle- freigelegt werden. gestreifen begleitet, dann von Böschungen, Rastplätze und Aufenthaltsbereiche werden Gräben, Wiesenstreifen, Bäumen, Hecken oder Ruhe und Kontemplation sowie reizvolle Aus- Büschen. So können die Wege großzügig ge- sichten bieten und damit die Schaulust beför- führt und Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dern. Angestrebt wird eine unmittelbare Erleb- in direkter Nachbarschaft vorgenommen wer- barkeit der Saale. Die Gestaltung der Sitze und den. Böschungen, (wassergefüllte) Gräben und Schutzbauten sollte stilistisch eher an die Tradi- ggf. auch dornige Bepflanzungen sollen helfen,

83 Grundsätze für die Gestaltung der Flusslandschaft der Saale Gestaltung

Ausnahme sein. Akzente sind möglich durch .Schließlich soll die Neugestaltung der Saa- Vertikalität, Blattfärbung und Pflanzenauswahl. leaue die zahlreichen reizvollen Ansichten der Eine mediterrane Stimmung wird empfohlen, Gegend, ihre Baudenkmale und die schönen gerade angesichts der sich in den vergan- Gebäude in der Flussaue wie Mühlen, Brücken, genen Jahren verstärkenden sommerlichen Restaurants, Cafés und Freizeiteinrichtungen in Aufheizung und der Lage der Stadt in einem Szene setzen. Jenas eindrucksvolle natürliche verkarsteten Engtal. Dies soll aber nicht durch Bergkulisse aus mächtigen Kalkschichtungen exotische Pflanzen, vielmehr durch Nutzung der bildet eine architektonisch wirkende Landschaft, Eigenschaften der heimischen Arten erfolgen: die man gar nicht großartiger schaffen könnte 5 Ideenskizze zur Eröffnung des Sportparks zur Landschaft Statt frostempfindlicher Zypressen gedeihen in (Abb. 5) . Über dem Fluss entfaltet sie eine po- der Kernberge Jena Pyramidenpappeln oder -eichen, die Wir- tenzierte Wirkung, wenn es gelingt, viele der 6 LandArt zur Bundesgartenschau in Schwerin 2009 kung von Olivenbäumen wird durch Silber- und mittlerweile zugewachsenen Blickbeziehungen Kriechweiden erreicht, Wein und Obstbäume freizulegen und zu ergänzen. Neu einzuordnen- tion des neuen Bauens in Jena als an allgegen- sind ohnehin längst angekommen. de Werke der zeitgenössischen bildenden und angewandten Kunst werden die große Drama- wärtige Schwartenbrettkleinbauten anknüpfen. Fruchtende Obstbäume sollten an möglichst turgie der Fernsichtbeziehungen um nahwirksa- vielen Stellen die Saalewege säumen, um Schwerpunkte der Gestaltung, zu denen gerade men Genuss (Abb. 6) ergänzen. die Verknüpfungspunkte mit dem umgebenden durch Blüten, Früchte und Herbstlaub zu er- städtischen Gewebe Anlass bieten, sollen ak- freuen. Schwerpunkt der Anpflanzungen bil- Auch bei weitgehender Berücksichtigung dieser zentuiert werden (Abb. 3) . Hierzu bieten sich den jedoch die autochthonen Gräser, Stauden, Gestaltungsregeln und -ansätze ist und bleibt pyramidale Baumformen als Vertikalakzente, Sträucher und Bäume der Flussauen. Angesichts der Saaleraum ein lebendiges Ganzes. Immer große, ausladende Baumgruppen, panaschier- der Gefährdung des Fortbestandes der bäuerlich wird es nötig bleiben, durch Reagieren, An- tes oder gefiedertes Laub, Kunstwerke, Informa- geprägten Kulturlandschaft ist es auch legitim, passen, Sicheinfügen am Fortbestehen dieser tionselemente und ggf. auch eine Lichtgestal- deren typische Elemente wie Holunderbüsche, großartigen Stadtlandschaft mitzuwirken. Das tung in verträglichem Maße an. Schlehen, Wildrosen und die schon genannten soll Ansporn für alle Planenden, Bauenden und Obstgehölze bei der Ausgestaltung der Saaleaue Nutzenden sein, maßvoll und inspiriert zugleich Die Pflanzenanordnung sollte immer der Raum- aufleben zu lassen (Abb. 4) . Generell sollen vorzugehen, gemäß dem Motto TUETUR ET AU- bildung dienen. Der natürliche Habitus der Bäu- pflegearme Anlagen angestrebt werden, um sie GET – Schützet und mehret. me bestimmt die Schönheit. Kappungsschnitte naturnäher sowie langlebig zu machen. sollten ausgeschlossen, Formschnitt eher die

84 Historische Ansichten von der Saaleaue

Katrin Fügener Historische Ansichten von der Saaleaue Gestaltung

Der Fundus der Fotosammlungen der städti- eine herausragende Bedeutung einnahmen. Spaziergängen und in den Sommermonaten zum schen Archive und Museen macht es möglich, Auch die zahlreichen Mühlen an Saale, Baden ein. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts war hier eine kleine Auswahl historischer Ansich- und Lache bestimmten vom Mittelalter bis ins das Flussbaden weit verbreitet, die Stadt reagier- ten von der Saaleaue zu präsentieren, die frühe 20. Jahrhundert das Bild der Stadt. Auf- te darauf mit dem Ausweisen sicherer Badeplät- bis heute markante Erscheinungsbilder, aber nahmen von der Rasenmühle und der Schnei- ze. Später entstanden Flussbadeanstalten, unter auch aus dem Stadtbild verschwundene An- demühle, beide von der Saale angetrieben, ihnen das zentral gelegene Eisrechenbad (auch sichten vereint. dürften heute weniger bekannt sein. Paradiesbad genannt), im Norden das Griesbad und die südlich in Höhe der heutigen Mühlenstra- Die vielen Gesichter des Saaletals mit seinen Immer wieder dokumentieren historische Foto- ße eröffnete Militärschwimmanstalt als Vorläufe- landschaftlichen Reizen werden durch zahlrei- grafien die Schönheit der Saaleaue und unter- rin des Lichtenhainer Bades. Die Verunreinigung che historische Bauwerke geprägt, wobei die streichen ihren Wert als Erholungsraum für Be- der Saale führte zur sukzessiven Schließung der Brücken über die Saale für die wirtschaftliche völkerung und Gäste. Seit Generationen lädt die Flussbäder, die somit heute zu den „verlorenen” und infrastrukturelle Entwicklung der Stadt Flussaue zu Bootsfahrten, sportlicher Betätigung, Bildern zählen müssen.

Camsdorfer Brücke

1 Die Aufnahme der alten Camsdorfer Brücke, eines der sieben Wunder Jenas, stammt aus der Zeit um 1900. Die 5,60 m breite Stein- brücke mit neun großen Bögen aus dem 15. Jahrhundert war für den mittelalterlichen Ost-West-Handelsverkehr von immenser Bedeutung. Im Jahr 1912 wurde die Brücke gesprengt und musste einer größeren Konst- ruktion weichen. sjb

Camsdorfer Brücke

2 Die 1912/1913 nach Plänen des Architek- ten Theodor Fischer errichtete Brücke, hier in einer Aufnahme um 1940, trug sowohl dem gestiegenen Verkehrsaufkommen als auch dem Hochwasserschutz Rechnung. Von den Nazis am 12. April 1945 gesprengt, wurde sie in kürzester Zeit wieder aufgebaut und bereits am 13. Juli 1946 neu eingeweiht. sjb

85 Historische Ansichten von der Saaleaue

Burgauer Brücke

3 Das um 1940 gefertigte Foto zeigt die Alte Burgauer Brücke. Die aus dem 15. Jahrhun- dert stammende Steinbrücke zur Verbindung Gestaltung der Orte Lobeda und Burgau wurde mehrfach zerstört und beschädigt. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut und zur Neunbogenbrücke erweitert, wurden im April 1945 drei Bögen durch die Wehrmacht gesprengt. Erst in den 1990er Jahren begann die grundlegende Sanierung. Am 3. Oktober 2004 wurde die Burgauer Brücke für den Fahrrad- und Fußgängerverkehr wieder eröff- net. h

Burgauer Brücke

4 Zustand der Burgauer Brücke um 1988 sjb

Paradiesbrücke

5 An Stelle der ehemaligen Schützenbrücke entstand 1927/28 die alte Paradiesbrücke. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Brü- cke wurde im Dezember 1948 wieder ein- geweiht. Die Aufnahme um 1948 zeigt die Nutzung einer Behelfsbrücke während der Instandsetzungsarbeiten. Nach der Freigabe der neuen Paradiesbrücke im Jahr 1981 wur- de die Brücke nur noch als Fußgängerbrücke genutzt; seit der Straßenbahnanbindung Lo- bedas Ende 1997 führt nun auch der Straßen- bahnverkehr über die alte Brücke. fwr

86 Historische Ansichten von der Saaleaue

Autobahnbrücke Göschwitz

6 Das imposante, fast 800 m lange Brücken- bauwerk der Saaletalbrücke bei Göschwitz entstand zwischen 1937 und 1939 in Verbin- dung mit dem Bau der . Die Entwürfe für das landschaftsbestimmende

Bauwerk stammen vom Architekten Friedrich Gestaltung Tamms in Zusammenarbeit mit den Ingenieu- ren Karl Schaechtele und Oskar Jüngling. sjb

Rasenmühle

7 Die von der Saale angetriebene Rasenmüh- le zählt zu den ältesten Mühlen der Stadt. Im Lageplan von 1875 sind eine Mahl- und eine Ölmühle erkennbar. Ebenfalls ist der Betrieb einer Walk-, Schleif- und Schneidmühle an dieser Stelle überliefert. sjb

Rasenmühle

8 Aufnahme der Rasenmühle aus dem Jahr 1931 smj

87 Historische Ansichten von der Saaleaue

Rasenmühle

9 Betrieb der ehemaligen Kahnfähre ober- halb der Rasenmühle in einer Aufnahme von 1937 smj Gestaltung

Schneidemühle/Schietrumpf

10 Die Wasserkraft der Saale wurde auch für das Betreiben der Schneidemühle zwischen dem ehemaligen Eisrechenwehr und der Camsdorfer Brücke genutzt. Später errichtete hier der Fabrikant Schietrumpf seine renom- mierte Firma zur Herstellung von Zollstöcken und anderen Messwerkzeugen. sjb

Schneidemühle/Schietrumpf

11 Blick von der Paradiesbrücke in Richtung Jenzig mit dem im Jahr 2000 abgebrochenen Fabrikgelände der Fa. Schietrumpf

An der gegenüberliegenden Flussseite befand sich das Eisrechenbad oder Paradiesbad. g

88 Historische Ansichten von der Saaleaue

Erholungsraum Saaleaue

12 Paddelboote an der alten Burgauer Brücke im Jahr 1904 smj Gestaltung

Erholungsraum Saaleaue

13 Beliebtes Ausflugsziel der Jenaer – das Paradiescafé mit Wasserfontäne Anfang der 1960er Jahre sjb

Flussbäder/Lichtenhainer Bad

14 Im Juni 1929 wurde das Lichtenhainer Bad als modernes Flussbad mit Übungsbahn für Sportschwimmer, separatem Kinderplansch- sowie Nichtschwimmerbecken, Umkleide- kabinen, Sprungturm und Liegewiese mit Sonnenbrettern neu eröffnet. Das Bad war für 3.000 Besucher konzipiert. sjb

89 Die Jenaer Saaleaue in der bildenden Kunst

Manuela Dix Die Jenaer Saaleaue in der bildenden Kunst Gestaltung

1 Erich Kuithan, Frühling im Saaletal; um 1908/10; Öl auf Leinwand, 84 × 97 cm smj

Die Universitätsstadt Jena bietet vor allem dass viele Künstler – inspiriert von der Land- sammenhang war Botho Graef, der 1904 zum durch ihr mildes Klima und ihre charakte- schaft rund um Jena – Werke schufen, von Professor für Archäologie an die Universität ristische Topografie, welche sie durch die denen hier einige näher vorgestellt werden berufen wurde und sich von Anfang an für in den oberen Teilen schroff zur Flussaue sollen. die moderne Kunst einsetzte. Aufgrund seiner abfallenden Talhänge erhält, eine einzig- Beziehungen malte beispielsweise Ferdinand Zu Anfang des 20. Jahrhundert begann Jena, artige Landschaftskulisse. Hodler im Jahre 1908 für die Universität sei- sich als Kunststadt einen Namen zu machen. nen berühmten „Auszug der Jenenser Studen- Schon Kaiser Karl V. rief beim Anblick der Die Universität lockte nicht nur Wissenschaft- ten in die Freiheitskriege 1813“. Als Mentor Stadt aus: „Ecco la mia bella Firenze!“ 1 (Hier ler an, sondern auch viele Kunstinteressierte. des 1903 gegründeten Jenaer Kunstvereins ist mein schönes Florenz!). Kein Wunder also, Eine wichtige Persönlichkeit in diesem Zu-

90 Die Jenaer Saaleaue in der bildenden Kunst

prägte Graef dessen Programm über mehre- genden Leutenburg schweifen zu lassen. Die men.4 Wahrscheinlich durch eine Italienreise re Jahre. Ausgestellt wurden unter anderem Werke Erich Kuithans – trotz ihrer arkadischen inspiriert, begann Herbig ab etwa 1929 mit Werke von August Macke, Cuno Amiet, Ernst Züge stets topographisch zu verorten – sind Landschaftsdarstellungen. Auffällig an den mit Ludwig Kirchner und vielen anderen.2 charakterisiert durch eine Natürlichkeit, die Pastellkreide angefertigten Landschaften ist sich vor allem der zarten und hellen Farbig- die Zunahme an Farbintensität von Jahrzehnt Auch die Carl-Zeiss-Stiftung förderte das keit verdankt. Zwar sind die Bilder mit ihren zu Jahrzehnt. Wegen seines Italienaufenthal- Kunstleben in Jena, indem sie 1903 eine „Zei- fließenden Linien vom Jugendstil beeinflusst, tes entwickelte er zunächst eine Vorliebe für chenschule“ für deren Angehörige gründete Gestaltung sie verlieren sich aber nie im rein Ornamenta- südliche Landschaften, später hielt aber auch und den Maler Erich Kuithan als deren Leiter len. Vielmehr ist ihnen eine Nachdenklichkeit die Thüringer Heimat Einzug in sein Œuvre. berief. Kuithan, 1875 in Bielefeld geboren, eigen, die auch inhaltliche Substanz verleiht – Ein Beispiel dafür ist auch das Pastell „Lob- kam wegen dieser Aufgabe nach Jena und was sicher der Stadt Jena und den damaligen deburg“ aus dem Jahr 1939 (Abb. 2) . Hierbei verbrachte hier einige in Hinsicht auf sein intellektuellen Kreisen zu schulden ist. Jena handelt es sich nicht um einen nüchternen Bildschaffen fruchtbare Jahre. Neben zahl- war zu diesem Zeitpunkt eine aufstrebende Natureindruck, sondern um eine Explosion an reichen Aufträgen, zum Beispiel mehreren Stadt. Dieser Geist inspirierte auch Erich Kuit- Farben, die jedoch durch ihre geschlossene Fresken für die Universität, widmete er sich han, und er versuchte, ihn in seine Bilder zu Form gebändigt wird. Die Vielzahl an Farben, in den ersten Jahren seines Jena-Aufenthaltes übertragen.3 mit denen Otto Herbig vor allem Bäume und vor allem der Landschaft des Saaletales und Wiesen gestaltete, erweckt den Eindruck ei- großen Figurengruppen am Burgauer Wehr Ein weiterer Künstler, der die Landschaft rund nes strahlenden Sommertages. Einen Kontrast und am Strand. Das Gemälde „Frühling im um Jena und die Saale in seinen Werken the- dazu bilden der Berghügel im Hintergrund Saaletal“ (Abb. 1) das um 1908/10 entstand, matisierte, ist Otto Herbig. Er war Schüler von und die dunklen Schatten unterhalb der Bäu- zeigt zwei Frauen, die anmutig in einer blü- Erich Kuithan an dessen Zeichenschule. Für me. Sie schaffen ein Gegengewicht zu den henden Landschaft lagern. Hinter ihnen er- seine weitere Ausbildung besuchte Herbig, hellen Flächen und tragen dazu bei, dass sich streckt sich die von Bäumen gesäumte Saale wohl auf Kuithans Rat hin, nach dem Abitur Hell und Dunkel in Balance befinden. Darüber am Wöllnitzer Felsen, über die sich im Hinter- die Münchner Akademie für bildende Kunst. hinaus wird eine Steigerung der Farbintensität grund die Burgauer Brücke spannt. Der Fluss Doch erst mit der Geburt seines ersten Kindes erreicht. Mit ihrem Farbenreichtum und dem schlängelt sich von links nach rechts durch die fand er zur Malerei. Die psychologisch vertief- bewegten Pinselschwung lehnen sich seine Landschaft und lädt den Betrachter ein, seinen ten Bildnisse von Mutter und Kind entwickel- Werke an den Expressionismus an. Blick über die Lobedaer Kirche bis zur fernlie- ten sich zu einem seiner bevorzugten The-

2 Otto Herbig, Lobdeburg; 1939, Pastell 46,5 × 65,8 cm; Kunstsammlung Jena (Inv.Nr. I/1386) smj

91 Die Jenaer Saaleaue in der bildenden Kunst

Umgebung, das alltägliche Leben, aber auch verschiedene Tierdarstellungen beinhaltet. Auch die Nähe zu Jena hat Marcks thema- tisiert, so zum Beispiel in der Arbeit „Land-

Gestaltung schaft mit Straßenschild“ (Abb. 3) , in der ein Straßenschild von Jena vor einer Hügel- landschaft erkennbar wird. Ein anderes Blatt zeigt den Jenzig, ausgeführt als Bleistiftskizze (Abb. 4) . Kennzeichnend für diese Arbeiten ist ihr experimenteller Charakter. Marcks spielt hier mit verschiedenen Techniken und lässt sich von der idyllischen Landschaftskulisse schwärmerisch leiten. Was ihn zu diesen Dar- stellungen inspirierte, war aber nicht nur die Landschaft, sondern es waren im Besonderen seine persönlichen Beziehungen zur Universi- tätsstadt; so stellte er zum Beispiel mehrere Male im Jenaer Kunstverein aus. Darüber hin- aus entwickelte sich eine enge Freundschaft zu dessen Leiter Herbert Koch, der auch das Archäologische Museum der Universität Jena leitete.

Die Saaleaue bietet mit ihrer einzigartigen Landschaft die ideale Kulisse für viele Künst- ler. Dennoch kann man Jenas Bedeutung als Kunststadt nicht allein mit der idyllischen Lage und den fast mediterranen klimatischen Bedingungen begründen. Vielmehr sind es die Menschen und ihre Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Kunstströmungen, die die- se Stadt in der Vergangenheit für Künstler at- traktiv machten und immer noch machen. Es ist zu hoffen und anzunehmen, dass die dem Rahmenplan Saale folgende Ausgestaltung der Saale künftig verstärkt auch zur künstle- rischen inspirierten Auseinandersetzung mit dem Raum einladen wird.

3 Gerhard Marcks, Dornburger Skizzenbuch: Landschaft mit Straßenschild; 1921, Tuschezeichnung Gerhard-Marcks-Stiftung Bremen 4 Gerhard Marcks, Dornburger Skizzenbuch: Der Jenzig; 1924, Bleistiftskizze, Gerhard-Marcks-Stiftung Bremen

Doch nicht nur dem Expressionismus oder dem In künstlerischer Hinsicht waren die Bau- Jugendstil nahestehende Künstler lassen sich hausjahre für Marcks eine besonders frucht- mit der Stadt Jena in Verbindung bringen. Auch bare Zeit. Besonders die Landschaft rund um einige der Künstler, die ab 1919 nach Weimar die Saale war für ihn eine Quelle vielfältiger 1 zitiert nach: Herbert Koch, Jena. Bilder einer Stadt, kamen, um dort am Staatlichen Bauhaus als Bildfindungen. Auf seinen Wanderungen zwi- Frankfurt a. M. 1966, S. 7. 2 Meister zu unterrichten, knüpften Kontakte in schen , Jena und Weimar skizzierte Ebd., S. 38 f. 3 die Universitätsstadt. Einer von ihnen war der Marcks in einer Art Tagebuch seine Eindrücke Städtische Museen Jena (Hg.), Erich Kuithan. 1875– 1917, 1993, S. 29. Bildhauer Gerhard Marcks, der im Jahr 1919 von von Land und Leuten. Daraus resultierte das 4 Heinz Lüdecke (Hg.), Otto Herbig. Künstler der Ge- Walter Gropius als Formmeister der in Dornburg für seine Frau Maria angefertigte „Dornbur- genwart 14. Einleitung von Walter Scheidig, Dres- gelegenen Keramikwerkstatt berufen wurde. ger Skizzenbuch“, das vor allem die ländliche den 1959, S. 8 f.

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Rahmenplan Saale

Rahmenplan Saale in der vom Stadtrat am 25. Mai 2009 beschlossenen Fassung Rahmenplan

Der Rahmenplan Saale greift den Wunsch vie- War der Fluss früher in erster Linie wichtig für Erholungsraum für den Menschen, als Rück- ler nach stärkerer Einbeziehung der Saaleaue die Funktionsfähigkeit der anliegenden Städ- zugsraum für Tiere und Pflanzen und sollen in das städtische Angebot an Erholungsräu- te und Dörfer, so wird er heute verstärkt als das Kleinklima des Wohnumfeldes verbes- men auf. Er definiert grundsätzliche Ziele und Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt sern. Konzepte für eine mittel- bis langfristige Ent- und als Erholungsraum für die Bevölkerung In dieser Situation will der Rahmenplan Saa- wicklung der Saaleaue und zeigt Handlungs- wahrgenommen. Der bandartige grüne Le- le der Flussaue innerhalb Jenas Stadtgrenzen möglichkeiten auf, aus denen Einzelvorhaben bensraum an der Saale bildet einen erleb- eine neue Perspektive geben. In den kom- abzuleiten sind. Der Rahmenplan Saale be- baren Biotopverbund. Er beherbergt letzte menden 10 Jahren sollen dann die vom Rah- zieht die Kernaussagen des Landschaftplanes Auwaldreste und naturnahe Bereiche neben menplan abgeleiteten Projekte Zug um Zug Jena von 1993/Fortschreibung 2003 ein und innerstädtischen Grünflächen. Die Aue stellt umgesetzt werden. wurde aus der Studie zur Erlebbarkeit der den Lebensraum für eine vielfältige Flora und Saale von 2004 entwickelt. Um zunächst we- Fauna dar und gibt diesem Fluss innerhalb sentliche Inhalte der Studie prioritär angehen der Großstadt sein besonderes Gepräge, sei- Leitlinien und Grundsätze zu können, wurden entsprechende Aussagen nen hohen Erlebniswert und seine große Be- im Rahmenplan verdichtet wiedergegeben. deutung für den Biotop- und Artenschutz. Das Saaleprojekt vereinigt in sich die folgen- Schließlich stellt er einen Zusammenhang her den Bausteine einer nachhaltigen Stadtent- Der Erhalt und die Entwicklung der besonde- zwischen Einzelplänen und Vorhaben, wie wicklung: ren Eigenart und Schönheit der Kulturland- z. B. den Rahmenplänen Volkspark Oberaue schaft in ihrer ganzen Vielfalt ist insoweit eine und Sport und Freizeit an der Saale (in Auf- Grundvoraussetzung für die Entwicklung der stellung), der Sportentwicklungsplanung, städtischen Erholungsfunktionen. dem Wasserwandern auf der Saale, den Vor- haben der Stadterneuerung sowie den Kon- Die saalebegleitenden Grün- und Freiflächen zepten und Plänen zu Sport-, Fuß-, Rad- und in Verbindung mit der hohen Aufenthaltsqua- Wanderwegen. lität am Wasser steigern die Lebensqualität der Bevölkerung und sind ein nicht zu unter- Stadt–Land–Fluss, der Titel dieses belieb- schätzender weicher Standortfaktor für die ten Kinderspiels macht es deutlich: Flüsse Ansiedlung von Betrieben und Forschungs- gehören einfach dazu. Seit jeher leben die einrichtungen. Menschen an, von und mit den Flüssen. Auf vielfältige Weise greifen diese in die Natur- Hochqualifizierte Arbeitskräfte haben meist landschaft ein und formen sie zur Kulturland- hohe Erwartungen und Ansprüche – sowohl schaft. Durch landwirtschaftliche Tätigkeiten, an den Arbeitsplatz als auch an das Freizeit-, Siedlungsbau, gewerbliche und verkehrliche Erholungs- und Kulturangebot des gewählten Entwicklungen entstand ein komplexes Ge- oder noch zu wählenden Wohn- und Arbeits- flecht von Nutzungen. ortes.

Infolge der Industrialisierung auch des Saa- In den letzten Jahren werden diese innerstäd- letals und der damit verbundenen zuneh- tischen Naturrräume verstärkt aufgesucht und menden Wasserbelastung entfernte sich der für aktive Formen der Erholung, wie z. B. Rad- Mensch vom Fluss. Mit dem wirtschaftlichen fahren, Skaten, Jogging oder Nordic-Walking, und demografischen Strukturwandel, neuen genutzt. Ansätzen der Gewässerunterhaltung, verbun- Der Grund liegt in dem veränderten Angebot, den mit der Verbesserung der Wasserqualität einem stark gewachsenen Gesundheitsbe- und steigendem Umweltbewusstsein, ent- wusstsein und dem veränderten Freizeitver- deckte man die Flüsse neu. halten der Menschen. Die innerstädtischen Grünflächen müssen somit vielfältige Ansprü- che befriedigen: Sie dienen als Sport- und

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1. Städtebauliche Gesichtspunkte 2. Wirtschaftsfördernder Ansatz 3. Förderung von Sport und Gesundheit

These: Die Offenlandschaft der Saaleaue bil- These: Das Saaleprojekt stärkt die wirtschaft- These: Die Saaleaue gibt Raum für gesund- det einen unverzichtbaren Zwischen- liche Dynamik Jenas durch Betonung heitsfördernde breitensportliche Betä- und Bewegungsraum für das umge- des kreativitätsfördernden Fluidums tigung mit einem hohen bisher nicht bende städtische Gewebe. und Verbesserung der Lebensqualität. erschlossenen Potential. Rahmenplan

Die breite, offene Saaleaue bildet einen tran- Eine überregional wahrgenommene erleb- Die lineare Auenlandschaft, künftig innerhalb sitorischen Raum, der das dichte, intensiv nisreiche Flussaue soll es ermöglichen, dass der Stadtgrenzen durchgängig durch Saale- genutzte städtische Gewebe auf der gesam- Beschäftigten auch der profilbestimmenden wege erschlossen, bildet einen ausgedehn- ten Länge des Stadtgebietes teilt. Somit ist Wirtschafts- und Wissenschaftszweige Jenas ten Raum für sportliche Betätigung. Die sinn- die städtebauliche Grundstruktur Jenas von neben dem bereits jetzt bestehenden Frei- lich erfahrbaren Werte des Naturerlebnisses der Begrenzung der bebauten Flächen durch zeitwert der umgebenden Naturlandschaft – mit ihren Komponenten (belebte) Stille, fri- die umgebenden grünen Höhen einerseits ein weiteres kreativitäts- und rekreationsför- sche, duftende Luft, Wärme- oder Kältereize, und das langgestreckte Element der Flussaue derndes Naturerlebnis offensteht. Vor allem schöne Anblicke gestalteter und „wilder“ Na- andererseits geprägt. Um Klarheit und Ables- die Lebensqualität wird verstärkt und damit tur von den funktional ausgebildeten Wegen barkeit zu stärken, sind größere, zusammen- der eigene Wert im Wettbewerb der Städte und Rastplätzen aus – schaffen einen Anreiz, hängende Baulichkeiten und Flächenversie- und Regionen erhöht. Weitere Effekte des sportliche Betätigung mit ganzheitlichem Na- gelungen aus dem Auebereich fernzuhalten Saaleprojektes bilden der strukturell beschäf- turerlebnis zu verbinden. Das fördert die see- oder auf ein vertretbares Minimum zu be- tigungswirksame Ansatz der Investitions- und lische und körperliche Gesunderhaltung, Ge- schränken. Die städtebauliche Zielstellung für Unterhaltungstätigkeit und die Schaffung wirt- sundung und Wiederherstellung. Kinder und die Saaleaue besteht in der durchgängigen schaftlicher Anreize aus Flächennutzung und Jugendliche werden an sportliche Betätigung Ausbildung eines erlebbaren offenen Grün- Begleitinfrastruktur (kommerzielle Sport- und herangeführt, Ältere bleiben länger bei guter und Bewegungsraumes. Die Gestaltungsidee Freizeitangebote, Gastronomie und Kultur). Gesundheit. Die Effizienz des städtischen Mit- kann durch das Bild eines Netzes mit Seilen teleinsatzes für die Sportförderung wird ge- (lineare Bewegungs-, Aktivitäts- und Wahr- steigert, da ein gegenüber Sportaktivitäten in nehmungsräume), Knoten (Nutzungs-, Er- Gebäuden bescheidener Mitteleinsatz einer lebnis- und Verknüpfungsschwerpunkte) und hohen Anzahl Sporttreibender zugutekommt. Zwischenräumen (Naturvorrangbereiche und Vorraussetzung ist allerdings auch hier eine Ruhezonen) beschrieben werden. gute Qualität der angebotenen Wegenetze und die Bereitstellung von Servicepunkten.

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4. Beitrag zu einer zukunftsfähigen 5. Vertiefung des Wertes der 6. Künstlerisches Konzept Mobilität Auenlandschaft These: Die durchgängige künstlerische Ge- These: Der Verkehrskorridor der Saaleaue bil- These: Die großzügige Inwertsetzung der Au- staltung der Saaleaue transportiert die enlandschaft kann es ermöglichen, die Rahmenplan det künftig das Rückgrat auch der um- dem Projekt innewohnende Idee in weltverträglichen Mobilitätsnetze der längst überfällige Anpassung an den die überregionale Öffentlichkeit. Stadt Jena. Klimawandel mit vernetzten Biotop- strukturen zu verbinden und damit zur biologischen Vielfalt beizutragen.

In der Saaleaue werden bereits heute die Die Saaleaue bildet einen bandartigen grünen Die Saaleaue ist auch in baukünstlerischer Haupttrassen sämtlicher städtischer Verkehrs- Lebensraum, der als Biotopverbund wirkt und Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt, sondern arten geführt. Mit vergleichsweise beschei- für zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzen- vereint Gestaltungsabsichten, Baudenkmale dener zusätzlicher Flächeninanspruchnahme arten lebensnotwendig ist. Eine integrierte und Zeugnisse der Ingenieurbaukunst, Bei- kann ein wesentlicher Beitrag zur Entkoppe- Gesamtbetrachtung der Flussaue, die bemüht spiele der Siedlungsentwicklung und Land- lung der Mobilität von der Nutzung fossiler ist, sektorale Nutzungsansprüche mit einer nutzung mit teilweise denkmalgeschützten Ressourcen geleistet werden. Insbesondere übergreifenden Idee zu verbinden, birgt ein Parkanlagen und gestalteten Partien aus meh- die neu zu errichtenden Saalewege sind ein hohes Potential für innerhalb des Gesamt- reren Jahrhunderten. Die weitere Entwicklung Beitrag zur umweltverträglicheren Mobilität. flusssystems wirksame vernetzte Biotopstruk- dieser Kulturlandschaft mit Ausstrahlung weit Dabei ergänzen durchgängige und beidsei- turen. Das sich ändernde Klima macht es er- über die Stadt hinaus unter Nutzung nicht tige Saale(rad)wege die Straßenbahntrasse forderlich, die städtischen Nutzungen sicherer nur einzelner künstlerischer Beiträge, son- zwischen der Innenstadt und den Arbeits- gegenüber Gefahrenereignissen zu machen, dern einer generell künstlerisch begründeten und Wohnschwerpunkten im Süden der Stadt. aber auch einen Ausgleich für längere Peri- Herangehensweise birgt das Potential, eine Wichtige Voraussetzung für eine ganzjährige oden ungünstiger Witterungsbedingungen zu wahrnehmbare, ihrerseits wiederum wert- Nutzung für Berufs-, Ausbildungs-, Einkaufs- bieten. Der durchgängige lineare Auenraum volle Idee zu entwickeln und umzusetzen. In und Freizeitwege ist dabei ein durchgängiger wird stärker als bisher Wassermassen auf- dieser Hinsicht ist der künstlerische Anspruch Qualitätsstandard, der eine feste Oberfläche nehmen und durchleiten sowie sommerliche ein wesentlicher Ansatz des Saaleprojektes. umfasst, weiterhin Beleuchtung, eine Min- Hitzeperioden durch Luftaustausch und (Ver- In eine Gestaltung der Interieurs des Stadt- destbreite von 3,00 m, niveaufreie Führung dunstungs-)Kühlung erträglicher gestalten. und Landschaftsraumes sollen auch die natür- – konfliktarm und fern der frequentierten Diese Aspekte mit einer Vernetzung von Bio- lichen, topographischen nah- und fernwirksa- Trassen des motorisierten Verkehrs –, eine topen zu verbinden, ist gesetzlicher Auftrag, men Elemente einfließen. gute Anbindung an das Stadtgewebe sowie dient der Anreicherung der biologischen Viel- eine landschaftlich reizvolle Trassierung. Vom falt und bildet zugleich eine der spannends- Standard kann abgewichen werden, wenn ten Herausforderungen des Saaleprojektes. natur- bzw. artenschutzrechtliche Belange entgegenstehen.

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7. Partizipation Aufgaben des Rahmenplans Saale • Ganzheitlicher Ansatz mit dem Ziel einer gestalteten Kulturlandschaft mit Wirkung These: Eine möglichst umfassende Beteiligung Das Erscheinungsbild der Stadt Jena wird in über die Stadtgrenzen hinaus schafft Vielfalt der Ideen und Beiträge, hohem Maße von der umgebenden Land- Förderung, Annahme, Verbundenheit schaft geprägt. Der Rahmenplan Saale soll Der Landschaftsplan der Stadt Jena von und schließlich Identifikation mit der dazu beitragen, dass die Schönheit und Ei- 1993/Fortschreibung 2003, die Studie zur (neuen) Saaleaue. genart der Kulturlandschaft Mittleres Saaletal Erlebbarkeit der Saale von 2003, die Große wieder in ihrer Gesamtheit wahrgenommen Anfrage „Von Brücke zu Brücke – Jena an Rahmenplan werden kann und der Saaleauenbereich mit die Saale“ von 2007 und nicht zuletzt die dem naturnahen Flusslauf besser erlebbar Entwicklungskonzeption „Mittleres Saaletal gestaltet wird. um Jena – eine bedeutende Kulturland- schaft in Europa“ thematisieren den Erhalt Es soll dabei den unterschiedlichen Bedürf- der natürlichen Schönheit der Saaleaue nissen der Bürgerinnen und Bürger nach und die Aufwertung im Sinne einer bes- Ruhe- und Erholungsbereichen in Verbindung seren Erlebbarkeit sowie die Ausformung mit aktiven Bewegungsbereichen sowie dem zu einem „naturverträglich gestalteten Anspruch auf Schutz der Natur Rechnung ge- Saaleauenpark“. tragen werden. Der Rahmenplan Saale stellt eine Weiterführung der bereits vorliegen- Die Entwicklungskonzeption hat den den Untersuchungen dar. Ergänzend zu den Schutz, den Erhalt und die nachhaltige Grundaussagen der umfangreichen Bestands- Entwicklung des einzigartigen mitteldeut- erfassung aus dem Jahr 2003 im Rahmen der schen Kulturraumes zum Ziel. Studie „Erlebbarkeit der Saale“ beinhaltet der In der am 21. Juli 2008 unterzeichneten Rahmenplan Saale u. a. Angaben über festge- „Charta von Camburg“ heißt es dazu: setzte und potentielle Ausgleichsflächen, die „Maßgeblich für die Attraktivität des Mitt- Eigentumsverhältnisse, neue und vorhandene leren Saaletals als Lebens-, Arbeits- und Wegebeziehungen, zu schaffende Uferabfla- Erholungsraum ist die Erlebnisqualität der chungen und Blickbeziehungen sowie eine Kulturlandschaft als Einheit vielfältiger na- erholungsbezogene Infrastruktur. türlicher und kultureller Eigenheiten. Eine Eine so langfristige und umfassende Auf- Es sind Bereiche definiert, die zur Vorberei- wesentliche Voraussetzung dafür ist eine gabe wie die Rückgewinnung einer ganzen tung der Planung und Realisierung einer nä- gute Infrastruktur entlang der Straßen, Flusslandschaft kann nur Wirklichkeit werden, heren Untersuchung bedürfen. Die Planung Schienen, Rad-, Wasser- und Wander- wenn eine breite Mitwirkung der gesell- soll mittel- und langfristige Ziele wie z. B. die wege. Dazu wollen wir gemeinsam an schaftlichen Kräfte der Stadt Jena und darüber Verlagerung störender Nutzungen aus dem der Entwicklung eines naturverträglich hinaus erreicht werden kann. Nur so kann Ufer- und Überschwemmungsbereich und die gestalteten Saaleauenparkes zwischen sichergestellt werden, dass sich die Planung Offenhaltung (oder Öffnung) vorhandener und Camburg, der Entwicklung einer an den Interessen der Nutzer und Anlieger Bahndurchlässe unterstützen. Sie beinhaltet innovativen Baukultur und dem schonen- orientiert und das nötige Maß an Vision, Idee einerseits die Aufwertung von Erlebnis- und den Umgang mit der Ressource Boden und Kreativität, aber auch an Niveau, Gestal- Erholungsbereichen, andererseits die Siche- durch konsequente Innenentwicklung tungskraft erzielt wird, dass Bezahlbarkeit und rung naturnaher Flächen. arbeiten.“ Langlebigkeit gewährleistet sind. Schließlich wird die Bereitstellung der notwendigen fi- Der Rahmenplan Saale betrachtet den Saa- Zur besseren Erlebbarkeit des gesamten nanziellen Mittel angesichts des zunehmend leauenbereich von der südlichen Stadtgrenze Mittleren Saaletales als einzigartigem härteren Ringens um die Mittelverteilung zur in Maua bis zur nördlichen Stadtgrenze in Ku- mitteldeutschem Kulturraum wird von den Erfüllung städtischer Aufgaben auch davon nitz. Er ist in der Endversion, die dem Stadtrat Unterzeichnern der Charta die länderüber- abhängen, wie es gelingt, das Saaleprojekt am 25. Mai 2009 zur Beschlussfassung vorge- greifende Kooperation mit dem Bundes- vom politischen Raum ausgehend zur Sache legt wurde in drei Einzelpläne im Maßstab M land Sachsen-Anhalt angestrebt. aller zu machen. 1:7.500 gegliedert und stellt die grundsätzli- chen Ziele im Planungsraum dar. • Rückgewinnung und durchgängige Erleb- Die Aufstellung des Rahmenplanes Saale, barkeit der Flusslandschaft für Erholung, basierend auf der Beantwortung der Großen Sport und Freizeit Anfrage zur Erlebbarkeit der Saale vom De- zember 2007 in einer ersten Behandlung im Sport in der Natur bietet den Menschen Juli 2008 und mit einer Vielzahl von Partnern intensive Erlebnisse und Erfahrungen, erarbeitet, beinhaltet die folgenden Aspekte: belastet aber gleichzeitig auch die Natur. Eine uneingeschränkte Nutzung von Natur und Landschaft ist deshalb nicht überall erwünscht. In Jena sind die Sportanla-

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gen topografiebedingt in der Saaleaue erlebbar zu machen. Die Stadtbürgerschaft von Events und Veranstaltungen auf den eingeordnet. Nicht nur die Leistungs- und soll die Möglichkeit haben, auch die Flora Grünflächen oder auch nur die Nutzung als Vereinssportler, sondern zunehmend auch und Fauna des Auenbereiches kennenzu- Liegewiese eher eine Intensivierung der die Freizeitsportler nutzen diese Anlagen. lernen. Pflege erfordern. Rahmenplan Die Umgestaltung eines Bereiches der Im öffentlichen Interesse ist langfristig Um aber diese Gartenkultur im öffentli- Sportanlagen Oberaue zu einem Sportpark gesehen auch die Zurücknahme von chen Raum zu erhalten, muss die Grünflä- und die Ergänzungsangebote, wie z. B. Gartennutzungen aus ufernahen Berei- chenpflege als kreativer Prozess die nötige ausgeschilderte Laufstrecken, entsprechen chen und eine durchgängige, saalenahe Beachtung finden. Die entsprechenden diesem Trend. Wegeführung. Der Rückbau würde zur Ver- Mittel dafür sind bereitzustellen. Mit dem Projekt „Wasserwandern auf der besserung des auetypischen Landschafts- Bei weniger intensiv genutzten Flächen Saale“ ist bereits ein länderübergreifendes bildes und zur Stärkung der Biotop- und außerhalb des Kernbereiches erleichtern Vorhaben umgesetzt worden, dessen Ziel Artenschutzfunktion beitragen; durch die größere, zusammenhängende Wiesenflä- es ist, die Schönheit der Flusslandschaft geplante Wegeführung wird diese Aufwer- chen die Mahd und/oder Beweidung. Die erlebbar zu machen. Auch die geplanten tung des Landschaftsraumes erlebbar. Landwirtschaft, vor allem, wenn sie durch Saalewege sollen den Fluss wieder mehr Angesichts des Klimawandels und der Extensivierung der Bewirtschaftung den in das öffentliche Bewusstsein rücken. Ob Notwendigkeit, sich an veränderte besonderen Bedingungen der überflu- Radfahrer, Jogger, Skater oder Spaziergän- Klimabedingungen anzupassen, muss die tungsgefährdeten Aue gerecht wird, erfüllt ger – sie alle sollen reizvolle Ausblicke Landschaft auch als Retentionsraum der unverzichtbare Aufgaben der Pflege, Erhal- nicht nur auf die umgebenden Berge, son- Saale offengehalten werden. tung und Entwicklung der Kulturlandschaft. dern auch auf den Fluss erleben können. Besonderes Augenmerk wird auf den Durch Pflegeverträge kann die Offenhal- Zum Ausgleich für die intensiver genutzten Aspekt des historisch gewachsenen tung der Kulturlandschaft kostengünstig Flächen nahe der Innenstadt sind entle- Landschaftsraumes mit seinen Kultur- gestaltet werden. genere Saaleauenbereiche im Stadtgebiet denkmalen gelegt. Bewahrenswerte von Jena ausschließlich dem Schutz der Nicht zuletzt können bei der Planung und landschaftsräumliche Qualitäten sollen Natur vorbehalten. Ausführung der Saalewege Folgekosten herausgearbeitet und weiter entwickelt reduziert werden, indem langlebige Mate- werden. rialien verwendet werden. • Verbesserung der naturräumlichen Aus- stattung, der Biodiversität und Regene- • Schaffung von Anreizen zur wirtschaft- rationsfähigkeit der Aue • Förderung begleitender Service- und lichen Nutzung mit dem Ziel einer Infrastrukturaktivitäten Eine vielfältige Natur bedeutet ein Mehr Verrringerung ausschließlich pflegenden an Stabilität, Anpassungsfähigkeit und Aufwandes Maßgebend für die Attraktivität der Leistungsfähigkeit des Naturhaushal- Kulturlandschaft Saaleaue ist die Er- Ziel ist es, den Erhalt und die Pflege der tes. Je größer der Artenreichtum, desto lebnisqualität. Dazu gehört neben den gestalteten Auenlandschaft nicht zu einem besser können sich Flora und Fauna an vielfältigen, jahreszeitlich wechselnden unvertretbaren Kostenfaktor für die Stadt die Umwelt anpassen und ihren eige- Naturerlebnissen entlang der Saalewege werden zu lassen. Da die Mittel begrenzt nen Fortbestand sichern. Diese Tatsache auch eine angemessene, erholungsbezo- sind, muss bereits bei der Planung neuer findet bei den Planungen in der Saaleaue gene Infrastruktur. Wie die Berggaststätten Anlagen der spätere Pflegeaufwand be- Berücksichtigung, indem u. a. geschützte rings um Jena sollen Ausflugsziele auch im dacht werden. Bereiche ausgewiesen werden, in denen Saaleauenbereich die Besucher einladen. Optimal wäre die bewusste Kopplung von die Natur Vorrang hat. Durch Bündelung Übernachtungsmöglichkeiten, speziell für Pflege und Gestaltung, bei der der Vegeta- der Ausgleichsmaßnahmen sollen zusam- Radtouristen, gut ausgestattete Camping- tion einerseits Raum zur freien Entfaltung menhängende Biotopverbünde entstehen. plätze und eine Jugendherberge in Nähe gegeben wird, andererseits gestaltend Erwünscht wäre, wo möglich, die Integra- der Fernradwege sind wünschenswerte und lenkend in die natürlichen Prozesse tion von Ganzjahresweiden in das Projekt. Einrichtungen für die touristische Nut- eingegriffen wird. Alle Aktivitäten zielen auf den Erhalt einer zung. Öffentliche Sanitäranlagen in stark naturnahen Kulturlandschaft, die für die Diese kontinuierlichen, oft subtilen frequentierten Bereichen tragen zu einer Menschen erlebbar gestaltet ist. Eingriffe im kleinen Maßstab, aber zur sauberen Umgebung bei. Überdachte richtigen Zeit erfordern zwar gärtnerischen Bereiche als Witterungsschutz entlang der Sachverstand, sind aber eine behutsame Saale können sowohl von Rad- als auch • Erhaltung und Verbesserung der natür- und kostengünstige Pflegevariante. von Bootstouristen genutzt werden. lichen und gestalteten Schönheit der Die Extensivierung der Pflege wird in den Kulturlandschaft Parkanlagen der Stadt nicht das richtige Der Rahmenplan Saale zielt u. a. darauf Mittel sein, da die veränderten Nut- ab, die Kulturlandschaft Mittleres Saaletal zungsansprüche wie z. B. die Zunahme

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• Beitrag zur zukunftsfähigen Mobilität wird vermieden, Wege parallel zu stark Durch Einordnung von einzelnen Gehölzgrup- durch Förderung des Umweltverbundes befahrenen Straßen zu führen. Kreuzungs- pen werden diese Flächen landschaftlich frei und damit sicher soll die zukünftige gestaltet. Gleichzeitig entsteht ein wichtiger Die Saaleaue in ihrer landschaftlichen Routenführung sein. Rückzugsraum für zahlreiche Tierarten. Schönheit für die Bewohner und Gäste der Stadt durchgängig erlebbar zu machen, ist Ziel ist es, durch die Verknüpfung von Der naturnahe Ufersaum der Saale im Bereich ein Hauptanliegen der Planung. öffentlichen Verkehrsmitteln eine umwelt-, Maua bleibt durchgängig erhalten – die vom sozialverträgliche und nachhaltige Mobili- Menschen wenig frequentierte Landschaft In den vergangenen Jahren wurde viel Rahmenplan tät zu ermöglichen. dort ist Lebensraum für eine vielfältige Flora getan, um die Fernradwege auszubauen und Fauna. und der immer größeren Zahl von Radtou- risten im guten Zustand zu präsentieren. Aus dem Gewerbegebiet JenA4 führt ein Beschreibung der Vorhaben Der Rahmenplan greift die vorhandenen Weg unter der Bahnanlage der Bahnstrecke Wegebeziehungen auf und ergänzt sie. Es Stadtgrenze bis Burgau Weimar– hindurch in nördlicher Richtung wird vorgeschlagen, den Fernradweg Thü- zwischen dem Fluss Roda und dem Bahn- ringer Städtekette künftig auf der Ostseite Dieser Planungsabschnitt umfasst im Süden damm bis zum Durchlass der Roda unter der der Saale, den Saaleradweg von Maua große zusammenhängende Flächen, die bis zur Innenstadt auf dem Westufer, größtenteils landwirtschaftlich genutzt wer- dann östlich bis zur Kunitzer Hausbrücke, den. Sie sind ein wichtiger Retentionsraum 1 Saaleaue bei Göschwitz mit Autobahnbrücke ml dann wieder westlich bis zur Stadtgrenze der Saale und sollen als offene Aue erhalten 2 Rodaweg ml 3 Eisenbahnbrücke an der Rodamündung ml saalenah zu führen. Für eine Steige- bleiben (Abb. 1). 4 Mögliche Radwegführung Göschwitz–Maua bahnparallel rung der Attraktivität der Wegeführung in der Höhe der Unterquerung der BAB 4 ml

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Bahn. Dieser landschaftlich schöne Rundweg, Naturverträglich sollen Saale-Radwanderweg, 5 Geplante Waldfläche in der Aue bei Göschwitz ml der besonders für die Bewohner von Lobeda Blickbeziehungen und Aufenthaltsflächen in 6 Blick von der Rohrbrücke Lobeda ui 7 Straßenbahnbau und Freiflächengestaltung „Am Fels- -West ein Angebot zum Erleben der Natur diesem landschaftlich reizvollen und ökolo- bach“ in Burgau mit ehemaliger Wassermühle ml darstellt, soll erhalten und naturverträglich gisch wertvollen Bereich eingeordnet werden ausgebaut werden (Abb. 2). (Abb. 6).

Die Engstelle im Bereich des Rodadurchlasses Im Entwicklungskonzept „Mittleres Saaletal Unter den Brücken der Straßenbahn und der wird gesondert untersucht, um eine sichere um Jena – eine bedeutende Kulturlandschaft Lobedaer Straße sind die Fortführung des We- Wegeführung im Bereich des südlichen Wider- in Europa“ ist der Bereich des Saalebogens Teil ges Richtung Norden entlang der Hangkante lagers der Bahnbrücke zu finden (Abb. 3). des Pilotprojektes „Gewerbepark Göschwitz“. östlich vom Burgaupark und ein Anschluss an Der von Rothenstein kommende Saale-Rad- Unmittelbar daran schließt sich das im Zu- die Wöllnitzer Fußgängerbrücke geplant. In wanderweg soll mittelfristig von Maua aus sammenhang mit dem Planfeststellungs- diesem Bereich wird der dichtbewachsene neben der Saalebahn bis Göschwitz ausgebaut verfahren Straßenbahnneubau umgestalte- Ufersaum der Saale weiträumig umfahren. werden (Abb. 4) . Die vorhandenen Durchlässe te Areal am Felsbach an (Abb. 7) . Hier, am Auetypische Tier- und Pflanzenarten können unter der Saalebahn ermöglichen an mehre- westlichen Brückenkopf der Alten Burgauer sich hier ungestört ansiedeln. ren Punkten die Verknüpfung des Fuß-/Wan- Brücke, kann man sich künftig für die schnel- Die optimale Wegeführung von den Brücken derweges mit dem neuen bahnparallelen le Trasse entlang der Stadtrodaer Straße oder über die Mittelwiesen (Abb. 8) bis zum bereits Saale-Radweg. die landschaftlich reizvollere Radwegverbin- in guter Qualität hergestellten Weg entlang dung zur Innenstadt über die Mittelwiesen Linksseitig der Saale, zwischen der neuen der Fernwärmeleitung soll mit einer geson- entscheiden. Anbindung des Gewerbegebietes Göschwitz derten Untersuchung gefunden werden, die an die B88 und dem Saaleufer, werden die Die vorhandene Gastronomie lädt zum Ver- die speziellen Anforderungen dieses Areals festgesetzten Ausgleichsflächen durch weite- weilen ein und bietet interessante Ausblicke, an Natur und Landschaft berücksichtigt. re naturschutzfachliche Aufwertungen wie die z. B. auf die Kernberge und die Burgauer Fel- Das Ernst-Abbe-Sportfeld und die umgeben- Anlage von ungestörten, großflächigen Ge- sen mit der Binderburg. den Sportanlagen sind Gegenstand eigener hölzbereichen/Auwald gestaltet (Abb. 5) . Der Die Verlagerung von Gebäuden aus dem Untersuchungen durch den Rahmenplan geplante Rad-/Gehweg soll vorzugsweise auf Überschwemmungsbereich und die Entsiege- Sport und Freizeit an der Saale. Ein wesent- der vorhandenen Gastrasse und nicht durch lung der Flächen ist ein mittel- bis langfristi- liches Ziel dieser Planung besteht darin, die geschlossene Gehölzbereiche geführt werden. ges Ziel der Planung. Möglichkeiten für den Breitensport in die- Von dort verläuft er, landschaftlich schön ge- sem Areal zu verbessern. Dadurch soll zwi- legen, entlang des westlichen Saaleufers bis Burgau bis Griesbrücke schen den einzelnen Sportgeländen mehr Raum für Grün und naturbezogene Erholung nach Burgau. Diese wassernahe Trassenfüh- Der (neue) Saale-Radwanderweg bleibt linkssei- geschaffen werden (Abb. 5, S. 84) . Dies ist rung abseits größerer Straßen macht den Fahr- tig der Saale. Von der Burgauer Brücke soll eine identisch mit den Zielen des Saaleprojektes radweg deutlich attraktiver. Verbindung neben dem Mühlgraben über das für diesen Bereich. So werden die wesentli- Kraftwerksgelände die Engstelle zwischen Stra- Große Bedeutung für die Erlebbarkeit der chen Veränderungen aus Sicht einer verbes- ßenbahngleisen und Mühlengebäude umgehen. Saale hat auch der Grüngürtel zwischen dem serten Erlebbarkeit der Saale darin bestehen, Diese Wegeführung kommt in Betracht, wenn denkmalgeschützten Wasserturm und der Al- dass durchgängig auf beiden Seiten ufernahe es der Vermarktung und damit dem Erhalt des ten Burgauer Brücke. Wege geführt werden, die zum Teil an die be- Gebäudeensembles nicht entgegensteht.

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reits in guter Qualität vorhandenen Parkwege Raumes ausgebaut und genutzt werden. Die 8 Wegansatz in den Mittelwiesen mit Blick zum der Oberaue und Rasenmühleninsel anschlie- Abdeckung des Stellplatzbedarfes über eine Johannisberg ml 9 Tierbrunnen in der Oberaue ml ßen. Die Verbindung der bestehenden Reste zentrale Stellplatzanlage direkt an der Stadt- 10 Wassersport auf der Saale ml der ursprünglichen naturräumlichen Ausstat- rodaer Straße ist Gegenstand weiterer Unter- 11 Sommerliches Treiben auf der Rasenmühleninsel ml tung der Aue soll über Alleen, Hecken- und suchungen. 12 Wenigenjenaer Ufer ml 13 Wegeführung auf der Landfeste ml Gehölzstrukturen verbessert werden. Eine Eine geplante Wegeführung zwischen Schlei- Herausforderung für diesen Bereich stellen chersee und Saale erschließt neue reizvolle dungen verkürzen, eine verbesserte Erreich- die Anlagen für den ruhenden Verkehr dar. Blicke auf den Fluss. barkeit des Schleicherseebades realisieren und Hier wird im Rahmen der verkehrlichen Un- reizvolle Ausblicke auf die Saale ermöglichen. tersuchungen des Rahmenplans Sport und Der Saaleabschnitt zwischen dem Rasen- Im Bereich der Rasenmühleninsel soll die Freizeit an der Saale nach Möglichkeiten ge- mühlenwehr und dem Schleichersee ist von Brandruine durch ein Freizeitangebot, mögli- sucht, einen noch höheren Anteil als bisher Bootshäusern und Wassersportmöglichkeiten cherweise auch eine gastronomische Nutzung, über öffentliche Verkehrsmittel, Rad- und gesäumt. Er soll künftig durch eine reizvolle ersetzt werden. Gegenstand näherer Untersu- Fußgängerverkehr in das Gebiet zu bringen. ufernahe Promenade verstärkt ins öffentliche chungen könnte die Wiedereröffnung des Ra- Grundsätzlich soll der motorisierte Verkehr im Bewusstsein gerückt werden (Abb. 10) . Hier senmühlengrabens in modifizierter Lage zum Gebiet auf das unbedingt erforderliche Maß soll die enge Verbindung zwischen Universi- historischen Verlauf sein. Voraussetzung für (Anlieferungen, Betreiber) reduziert werden. tät, Stadt und Wassersport erlebbar werden. diese Wiederöffnung wäre die Verlegung der Vorrangig sollen alternative Verkehrsangebo- Der Bau einer Fußgängerbrücke zwischen dem Fernwärmeleitung in eine bahnparallele Lage. te (ÖPNV, Radfahrer, Fußgänger) in Verbin- Wassersportgelände am westlichen Saaleufer Diese Möglichkeit würde sich bei anstehenden dung mit einem Mobilitätsmanagement des und den Sportbereichen soll die Wegeverbin- Sanierungen der Fernwärmeleitung bieten.

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14 Unter der Camsdorfer Brücke ml ob stunden- oder tageweise eine Fährverbin- Der Petersenplatz soll durch eine Neugestal- 15 Blick von der Camsdorfer Brücke nach Süden ml dung zwischen der Leutramündung und dem tung den Übergang vom Volkspark Oberaue 16 Park- und Volksfestplatz Gries in Märchenbrunnen eingerichtet werden kann zur Wohnbebauung des Kernbergareals er- 17 Park- und Volksfestplatz Gries mit Fußgänger- (Abb. 9, S. 88). möglichen und gleichzeitig den Nutzern der brücke und Rastplatz ml Stadtrodaer Straße signalisieren, dass sie den Der Bahnhof Jena-Paradies als ICE-Haltepunkt Bereich der Saalequerung erreicht haben. Es bildet gleichzeitig einen reizvollen Zugang soll geprüft werden, ob die Auftaktsituation zu den das Saaleufer begleitenden Anlagen. Petersenplatz/Volkspark Oberaue durch Ein- Das Umfeld des Bahnhofes soll aufgewertet richtung einer Straßenbahnhaltestelle noch Zum Volkspark Oberaue greift der Rahmen- werden. Die Rad- und Fußwegeverbindung gestärkt werden kann. plan Saale auf den Rahmenplan Volkspark entlang der Saale muss ungestört vom moto- Oberaue zurück und verstärkt die darin veran- risierten Individualverkehr geführt werden Der Bereich der Landfeste (Abb. 13) bildet das kerten Intentionen. Dies betrifft insbesondere zentrale Bindeglied zwischen Innenstadt und Durch Schaffung einer behindertenfreundli- die Öffnung des Parkes zur Saale, die Erleb- Saale, die hier als freifließender Fluss auf der chen, möglichst einladenden offenen Unter- barkeit der Parkattraktionen (Abb. 9) , den Er- Kalksteinunterlage aufliegt. Dieses besondere querungsmöglichkeit unter der Stadtrodaer halt der Nutzung der Liegewiesen (Abb. 11) hydrogeologische Erlebnis soll durch Schaf- Straße soll die Fortsetzung des saalebeglei- sowie die qualitative Verbesserung der fung einzelner Sichtfenster erlebbar gemacht tenden Grünbereiches zur Landfeste geschaf- gastronomischen Möglichkeiten. Am Stand- werden. Die Landfeste, als Arboretum durch fen werden. Attraktivität und Komfort für ort des ehemaligen Bootsverleihs wird die die Pflanzungen des „Baumes des Jahres“ Fahrradfahrer werden gesteigert, indem sie Wiederbelebung einer solchen Einrichtung besonders hervorgehoben, soll einen Aufent- barrierefrei und ohne Fahrtunterbrechung angestrebt. Untersucht werden könnte auch, halts- und Spielbereich bilden, der überleitet den Tunnel passieren können.

102 Rahmenplan Saale Rahmenplan

zu den sich anschließenden Erlebnisbereichen für das Projekt Wasserwandern auf der Saale 18 Neugestaltete Bootsanlegestelle am Ostbad ml der Hinteren Insel und des Areals der Wiesen- (Abb. 17). 19 Blickbeziehung nach Kunitz ml 20 Wiesenweg von Kunitz nach Jena ml straße. Um eine störungsarme hochattraktive Zusätzlich wird ein Spielplatz für Kinder bis 6 Fußgänger- und Radverbindung saaleparallel Jahre eingeordnet. Zwischen Gries und Wie- zu ermöglichen, wird nach einer Möglichkeit senbrücke ist ein uferbegleitender Rad-/Geh- gesucht, die Camsdorfer Brücke zu unterque- der Kunitzburg hat man von Süden kom- weg geplant. Die Freiflächen sollen auch im ren (Abb. 14) . Der Überschwemmungsbereich mend ca. 800 m vor der Hausbrücke. Hinblick auf die benachbarten Schulen neu der Saale bildet hier einen urwüchsig wirken- gestaltet werden. Diese Wegeführung bietet eine reizvolle Al- den Bruchwald (Abb. 15) . Der folgende We- ternative zum vorhandenen Weg über den geabschnitt zwischen der Hinteren Insel und Griesbrücke bis nördliche Stadtgrenze Erlkönig und das Schloss Talstein. der Saale ist durch seine reizvolle Aussicht Die Grün- und Erholungsflächen westlich der zum Hausberg und zum Jenzig geprägt. Das Der Sport- und Erholungsbereich zwischen Saale werden durch die Aufwertung der vor- gegenüberliegende Saaleufer, das bereits Jenzigweg und Saale bis zur Gembdenbach- handenen und die Schaffung neuer Saalewege neu gestaltet wurde, tritt reizvoll in Erschei- mündung soll künftig noch stärker für die besser erschlossen. Im Bereich der Kleingar- nung (Abb. 12) . Im Zusammenhang mit dem erholungsuchende Bevölkerung erschlossen tenanlage in Löbstedt soll eine saaleufernahe planfestgestellten Ausbau der Wiesenstraße werden. Zum Jenzigweg hin sind Baufelder Wegebeziehung untersucht werden, die den wird die saalenahe Wegverbindung erstellt für Sport und Freizeit sowie Parkmöglichkei- vorhandenen, auch für Radfahrer geeigneten werden und schließt an den bereits vorhan- ten vorgesehen. Wegebeziehungen sollen Weg durch die Anlage ergänzen könnte. denen Radweg zur Wiesenbrücke an. es ermöglichen, das Ostbad und die Sport- anlagen besser zu erreichen und insbeson- Die Steinbachmündung bildet ein landschaft- Zwischen dem Arbeitsamt und der Camsdor- dere noch stärker mit den Erholungswegen lich sehr ansprechendes, saalenahes Ziel, das fer Brücke bildet das Ostufer der Saale einen zum Erlkönig und entlang des Saaleufers unter Mitwirkung und Betreuung der Jugend- naturnahen Uferabschnitt. Das hochgelegene zu verbinden. Dazu sollen die Anlage von werkstatt als Rastplatz, evtl. mit Feuerstelle Camsdorfer Ufer ermöglicht es hier, einen Rastplätzen und einer Überbrückungsmög- aufgewertet werden könnte. Mit Fortführung Uferbereich ungestört zu belassen. lichkeit über den Gembdenbach untersucht des Saaleweges nach Norden wird ein für Im Bereich des Wenigenjenaer Ufers tritt die werden. Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen in- Stadt sehr dicht an die Saale heran. Die bereits Unter der Wiesenbrücke, entlang des östli- teressanter Rundweg angeboten. 2007 realisierte anspruchsvolle Gestaltung chen Saaleufers soll zukünftig der Saalerad- Der Bereich unterhalb der Versuchsgärten bil- trägt dieser Thematik Rechnung. Die Verbin- wanderweg in nördlicher Richtung geführt det heute den Auftakt zu großflächig genutz- dung zum Gries als Veranstaltungsfläche für werden. Er tangiert das Ostbad und Gar- ten Ackerflächen in der Saaleaue. Ein erster Zirkus, Großveranstaltungen usw. (Abb. 16) tenanlagen (Abb. 18, 20) , wechselt an der Abschnitt zwischen Ritschkenbach und Klär- erfolgt über den neugestalteten linear ge- Kunitzer Hausbrücke auf die westliche Seite anlage sollte daraufhin untersucht werden, führten Saaleweg. Auf dem Gries soll künftig des Flusses, bleibt aber bis zur nördlichen ob eine extensiv bewirtschaftete Glatthafer- eine noch vielfältigere Nutzung ermöglicht Stadtgrenze saalenah und ist durch Sicht- wiese angelegt werden könnte. werden. Am östlichen Brückenkopf der Gries- schneisen und Uferabflachungen dem Fluss brücke soll ein attraktiver Aufenthaltsbereich aufs Engste verbunden (Abb. 19) . Einen be- Die Erlebbarkeit des naturnahen Fließgewäs- entstehen. Bereits errichtet werden konnten sonders schönen Blick auf die Ortschaft Ku- sers wird durch Sichtachsen an besonders die Bootsanlandestelle und der Informations- nitz und den künftigen Weinberg am Fuße reizvollen Uferabschnitten gewährleistet. pavillon als zentraler Ein- und Ausstiegsort

103 Rahmenplan Saale

Oberstes Ziel ist es, die Saaleaue als Teil un- güte und des Artenreichtums, Gestaltung re den Zielen der Biotopvernetzung und der serer Kulturlandschaft und wichtigem Lebens- des öffentlichen Raumes, Förderung der Erhöhung der Biodiversität näherzukommen. raum für Tiere und Pflanzen zu schützen, aber Künste u. a. Auch Förderwege von Landwirtschaft und Na- auch den Menschen an diesem Naturerlebnis • Wettbewerbe und Planungsaufträge zur turschutz sind denkbar, etwa wenn es um die Rahmenplan teilhaben zu lassen. Realisierung in Etappen Schaffung von Ganzjahresweideflächen in der • Umsetzung Aue geht.

Unter Nutzung dieser Instrumente wird das Der Rahmenplan bildet die Grundlage für Planungsinstrumente, weitere Vorgehen jeweils wie folgt struktu- die weiteren Planungen und Realisierungen Steuerung und Finanzierung riert: mit einem Betrachtungshorizont von 10 Jah- Das Saaleprojekt wird eine Laufzeit von ren. Zur Steuerung des Prozesses wird die • Ableitung der kurz- und mittelfristigen mindestens zehn Jahren aufweisen, bis die Stadtverwaltung, Dezernat Stadtentwicklung, Teilvorhaben wesentlichen Bestandteile gebaute Realität Fachbereich Stadtentwicklung/Stadtplanung • Sicherung der Finanzierung für diese geworden sind. Um ein so umfangreiches beauftragt, dies zu koordinieren. Wesentliche Einzelprojekte Projekt steuern zu können, bedarf es des jetzt Vorhaben werden mit den Beiräten und Gre- • Entscheidung des jeweiligen Vorgehens vorgelegten Standes des Rahmenplanes. mien abgestimmt, notwendige Beschlüsse zu zur Erlangung der Pläne (etwa Bürger- Vorhaben und Finanzansätzen gefasst. Ein solcher Rahmen wird selbst immer wie- werkstatt, Mehrfachbeauftragung, Wettbe- der angepasst und fortgeschrieben werden werb, Direktvergabe) müssen. Als Teil informeller Planung ist die- • Begleitung der Umsetzung Jena, im März 2009 ses Instrument dazu auch besonders gut ge- • Öffentlichkeitsarbeit eignet. Nach der Beschlussfassung dient es Im städtischen Haushalt besteht ein Haus- der Stadtverwaltung und allen weiteren be- haltsansatz für Planung, Bau und Unterhaltung Anlage Planteil teiligten Akteuren als Darstellung der grund- der Anlagen des Saaleprojektes. Das Projekt sätzlichen Ziele und der Instrumente, diese zu ist Teil der generellen Stadtentwicklung mit erreichen. all den bestehenden Zuständigkeiten. Die Planungsinstrumente im Saalegebiet un- Eine Vielzahl von Aktivitäten der vergangenen terliegen der folgenden Systematik: Jahre wurde bereits im Sinne der Ziele des • Formelle Planung wie Regionalplanung, Saaleprojektes angegangen und realisiert. Flächennutzungs- und Bebauungsplanung Das betrifft etwa das Projekt Wasserwandern • Planungen und Konzepte wie Landschafts- auf der Saale, die Neugestaltung des Weni- plan, Plan Hochwasservorsorge, Verkehrs- genjenaer Ufers oder die laufenden Arbeiten entwicklungsplan, Sportentwicklungsplan, zur Aufwertung und Neugestaltung des Pa- Kulturentwicklungskonzept radiesparkes, der Rasenmühleninsel und der • Planungskonzepte wie Planung zur Erleb- Oberaue. barkeit der Saale, Rahmenplan Oberaue, Dementsprechend wird bei der Umsetzung Rahmenplan Sport und Freizeit in der der Ziele des Rahmenplanes Saale auf das Oberaue und andere ganze Spektrum städtischer Möglichkeiten • der Rahmenplan Saale selbst gesetzt – einschließlich der Eigenbetriebe, • kurz- und mittelfristige Finanzplanung erweitert um Aktivitäten der jeweiligen Ei- • abgeleitete Untersuchungen, Planungen, gentümer, Vereine und Unternehmen. Die Variantenvergleiche, Machbarkeitsstudien sich entwickelnde Partnerschaft zwischen der wie der zur Thüringer Landesgartenschau Stadt, der IG Göschwitz und den Stadtwerken 2013 in Jena, zum Felsbachareal, zum zur Realisierung des Saalebogens Göschwitz Saalebogen Göschwitz, zur Führung des bildet dafür ein anschauliches Beispiel. Ähn- Saaleradweges und des Fernradweges liches kann für die Kunitzer Hausbrücke fest- Thüringer Städtekette, zur niveaufreien gestellt werden. Führung der Saalewege an Hauptver- kehrsstraßen, zur Landfeste, zum Gries, In den aufgrund des hohen Nutzungsdruckes zur Steinbachmündung, zur Integration und Gestaltungsanspruches besonders auf- Hausbrücke Kunitz u. a. wändigen innerstädtischen Bereichen ist die • Einbeziehung von Synergien/Schnittmen- Ausweitung des Sanierungsgebietes bis an gen zu/mit weiteren städtischen Projek- die Ufer der Saale, separat zu beschließen, ten wie Wohn- und Gewerbeflächenent- um eine verbesserte Finanzausstattung durch wicklung, Klimaschutz und Anpassung an Nutzung von Fördermitteln zu erreichen. die Folgen des Klimawandels, umweltver- An Förderungen ist auch für den Bau der trägliche Mobilität, Sport, Gesundheit und Saale(rad)wege gedacht. Ausgleichsmaß- Lebensqualität, Verbesserung der Umwelt- nahmen sollen es ermöglichen, insbesonde-

104 Bürgerbeteiligung zum Rahmenplan Saale

Ingrid Nielsen Bürgerbeteiligung zum Rahmenplan Saale Rahmenplan

Um den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt mer sei es daher nötig, mehr innenstadtnahe könne die Fischtreppe dafür nicht genutzt wer- Jena die Gelegenheit zu geben, am Pro- und intensiv gestaltete Freiräume zu schaffen. den. Auch hätten die neu angelegten Bootsan- zess der Ausgestaltung und Erneuerung des Dafür solle in den ländlichen Gebieten der Na- legestellen noch technische Mängel. Saale auenbereiches mitzuarbeiten, wurde tur mehr Raum gelassen werden. Die Saale sei ein Biotopverbund und solle als am 9. September 2009 ein Bürgerforum Zu den Wünschen für die nächsten Jahre ge- solcher erhalten bleiben, betonte ein anderer veranstaltet. Über die örtliche Presse wur- hören auch, wenngleich hier hohe Kosten Gast des Forums. In der Stadt solle das Betreten de mehrfach auf diesen Termin aufmerksam vermutet werden, die Wiedereröffnung des jedoch erlaubt sein. gemacht, weil möglichst viele interessierte Mühlgrabens an der Rasenmühleninsel sowie Bürgerinnen und Bürger von der Möglichkeit Bei der Gestaltung der Flächen sei immer auch die Auflockerung des Uferbewuchses im innen- einer aktiven Mitwirkung an der Planung der anschließende Pflegeaufwand zu bedenken, stadtnahen Bereich. Gebrauch machen sollten. da der Kommunalservice bereits jetzt Probleme Gern erinnerte man sich an die Feste im Para- habe, alle Flächen angemessen zu unterhalten, Im Geltungsbereich des Rahmenplanes Saale dies und regte an, eine Bühne mit Freitreppe gab ein weiterer Teilnehmer zu bedenken. gilt es in besonderem Maße, unterschiedlichs- im Süden der Rasenmühleninsel zu errichten. te Interessen und Belange zu berücksichtigen. Ein letzter Redebeitrag beleuchtete die Inte- Die Stadtverwaltung war dabei bestrebt, eine Weitere Hinweise betrafen die Eigentumsver- ressen der Landwirtschaft. Beim Anlegen von ausgewogene Planungsgrundlage zu erstellen, hältnisse an der Saale. Der Fluss und viele Ufer- Saalewegen solle bedacht werden, dass die in der alle Beteiligten sich mit ihren Interes- bereiche gehörten dem Freistaat Thüringen. Ackerrandstreifen oft die einzige Zuwegung zu sen wiederfinden. Berechtigte Einzelinteressen Daran schlössen sich größtenteils Privatgrund- den landwirtschaftlichen Flächen darstellen. sollten dabei jedoch nicht den Blick für das Ge- stücke an. In Zusammenarbeit mit der Stadt Um diese Wege auch mit landwirtschaftlichen samtanliegen versperren. soll nach geeigneten Wegeführungen gesucht Geräten befahren zu können, wäre eine Wege- werden. breite von mindestens 3,50 m nötig. Vor Be- Nach Vorstellung der allgemeinen Ziele der ginn der Planungen sollte es daher unbedingt Planung bestand für die Anwesenden die Mög- Eine andere Anregung betraf die für die Fisch- Absprachen mit den Agrargenossenschaften lichkeit, ihre Anregungen und Bedenken vorzu- reproduktion wichtigen Einmündungsbereiche geben. tragen. der kleinen Bäche. Als Ausgleichsmaßnahme sollten die Altarme mit der Saale verbunden Im Ergebnis des Bürgerforums lässt sich fest- Im Rahmen des Forums wurden Wünsche ge- werden und Wald angelegt werden. Es stünde stellen, dass die Rahmenplanung überwiegend äußert, eine Reihe von Jenaer Traditionen wie- jedoch zu befürchten, dass bei dem Versuch, positiv aufgenommen wurde. Es gibt sicher deraufleben zu lassen. Genannt wurden u. a.: eine Synthese zwischen Natur und Mensch noch viele Hinweise und Anregungen, die die- • die Flussfischerei, herzustellen, die Natur immer zweiter Sieger sen Planungsprozess beeinflussen und auch • Bademöglichkeiten in der Saale oder bliebe. korrigieren werden. Die vorliegende Planung • Möglichkeiten zum Bootfahren. gibt die allgemeine Zielstellung vor. Vorgeschlagen wurde, den derzeit bereits viel Auch die Schaffung direkter Zugänge zur Saale genutzten Weg am Eisenbahndamm zwischen Wie im Textteil des Rahmenplanes bereits be- wurde mehrfach angesprochen. Diese könnten Maua und Göschwitz auszubauen. Bei der Pla- schrieben, werden in unterschiedlichsten De- beispielsweise durch Abflachung des Uferberei- nung sollten aber die Auswirkungen bei Hoch- tailplanungen die Hauptziele der Planung um- ches familienfreundlich gestaltet werden. wasser der Saale berücksichtigt werden. gesetzt werden. In diesen Prozess werden die Betroffenen noch einmal einbezogen. Auf die parkähnliche Situation am neugestal- Andere Bürger stellten beim Wasserwandern teten Wenigenjenaer Ufer gab es sehr positive fest, dass es zu wenige Stellen gibt, von de- Auf dem Weg zu dem übergeordneten Ziel, die Reaktionen. Insbesondere die ästhetischen As- nen man die schöne Umgebung des Saaletals Kulturlandschaft des Saaleauengebietes in Jena pekte wie die Einbindung der Kunstobjekte in betrachten kann. Diese Sichtschneisen seien für die Bürgerinnen und Bürger erlebbarer zu den Rastplatz am Radweg Dammstraße fanden wichtig für den Blick vom Ufer auf den Fluss – gestalten, dabei die Natur in ihrer vielfältigen breite Zustimmung. Allerdings würde das We- und umgekehrt. Form zu bewahren, aber auch sichtbar zu ma- nigenjenaer Ufer von den Jenaern so gut ange- chen, bildete das Bürgerforum eine weitere Kritisch wurde angemerkt, dass die Umtrage- nommen, dass es bei gutem Wetter bereits zu wichtige Etappe. situation für Bootsfahrer an den drei Stadtweh- stark frequentiert sei. Nach Ansicht der Teilneh- ren unbefriedigend sei. Am Burgauer Wehr

115 Autoren

Autoren Anhang

Textbeiträge Autoren Grußwort Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter Zum Geleit Dezernentin für Stadtentwicklung Katrin Schwarz Projekte zur Rückgewinnung von Flussauen Fachbereichsleiter Stadtentwicklung/ Dr. Matthias Lerm als Beitrag zur städtischen Lebensqualität Stadtplanung, Stadtarchitekt SaaleVision e. V. – ein Verein für die Saale SaaleVision – von Brücke zu Brücke e. V. Elmar Kalmanfi Entstehung der Planungen zur Saale Fachdienst Stadtentwicklung Yvonne Sittig, Bettina Kynast Saaleparadies – Landesgartenschau in Jena Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten Till Rehwaldt Entwicklungskonzeption „Mittleres Saaletal Stock+Partner Wolfram Stock um Jena – eine bedeutende Kulturlandschaft Freie Landschaftsarchitekten in Europa“

Wirtschaft und Arbeit Erholungslandschaft Saaleaue – ein wichti- Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena mbH Wilfried Röpke, Marina Flämig ger weicher Standortfaktor für die Technolo- gieregion Jena Rückgewinnung des Saaleufers als Kreativ- Interessengemeinschaft Gewerbegebiet Mihajlo Kolakovic raum für Gewerbegebiete Jena-Süd Saalewege als eine Chance für den Radver- AG Radverkehr Dr. Reinhard Guthke kehr Die Bedeutung der Saaleaue für die land- Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Dr. Armin Vetter wirtschaftliche Nutzung Wasserkraftnutzung in Jena Werner Mautsch Bedeutung des Saaleprojektes für den Überbetriebliche Ausbildungsgesellschaft Thomas Hänisch Zweiten Arbeitsmarkt gGmbH Jena Pflege und Entwicklung der neugestalteten Kommunalservice Jena Karola Liebeskind, Joachim Weinsheimer Flächen

116 Autoren

Kultur / Gesellschaft / Sport Denk mal die Saale entlang Untere Denkmalschutzbehörde Dr. Petra Zippel [Innen]Stadt und Fluss einander näher brin- Kommunalentwicklung Mitteldeutschland Jörg Casper, Anke Doering gen – Wege ins Paradies GmbH Der Pavillon auf der Rasenmühleninsel Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege Dr. Heribert Sutter und Archäologie Anhang Zum Wiederaufbau der Kunitzer Hausbrücke Brücken- und Denkmalverein Kunitz e. V. Werner Mautsch Spielräume und Freizeitangebote in der Fachdienst Stadtplanung Silvia Streibich Saaleaue Kinderspielplatz Paradies Fachdienst Stadtplanung Susanne Sobotta, Andreas Eichstaedt Bedeutung des Saaleprojektes für die Kommunale Immobilien Jena Christian Böhm Förderung des Breitensportes in Jena Kleingartenvereine in der Saaleaue Kleingartenverein „Am Ostbad Jena e. V.“ Artur Koch Angeln an der Saale Anglerunion-Jena e. V. Hans-Jürgen Kopf Das Saaleprojekt als Teil der touristischen JenaKultur Barbara Mendra Vermarktung Wasserwandern auf der Saale JenaKultur Barbara Mendra Wassersport auf der Saale Thüringer Kanu-Verband e. V. Volker Reichel Punting auf der Saale Friederike Enke Geschichte und Gegenwart der Bäder an Jenaer Bäder & Freizeit GmbH Silvana Döbling der Saale

Umwelt Die Saale in Jena – eine Flusslandschaft für Edgar Reisinger Mensch und Natur Natur an der Saale Naturschutzbeirat Dr. Siegfried Klaus Rückkehr des Bibers an die Thüringer Saale Naturschutzbund Thüringen e. V. Cornelia Genßler Ausgleichsmaßnahmen in der Fachdienst Umweltschutz Nicole Kubatta Saaleaue in Jena Hochwasserschutz und Gewässerentwick- Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Matthias Neff, Martin Dittrich lung Geologie Die Saaleaue im Klimawandel – Institut für Geographie, Friedrich-Schiller- Dr. Martin Gude Bedeutungswandel einer Flusslandschaft Universität Jena

Gestaltung Historische Landschaftsparks als Vorbil- Fachdienst Stadtplanung Andreas Eichstaedt der für die Neuinterpretation der Jenaer Saaleaue Grundsätze für die Gestaltung der Flussland- Fachbereichsleiter Stadtentwicklung/ Dr. Matthias Lerm schaft der Saale Stadtplanung, Stadtarchitekt Historische Ansichten von der Saaleaue Bauaktenarchiv Katrin Fügener Die Jenaer Saaleaue in der bildenden Kunst Stadtmuseum Jena Manuela Dix

Rahmenplan Rahmenplan Saale Fachdienst Stadtentwicklung Bürgerbeteiligung zum Rahmenplan Saale Fachdienst Stadtentwicklung Ingrid Nielsen

117 Bildnachweis

Bildnachweis Anhang

Bildautoren Wo nicht anders gekennzeichnet, sind die Bildautoren mit den Verfassern der Beiträge identisch.

ae Andreas Eichstaedt jd Joachim Drüke ah Annemarie Haschke kl Karola Liebeskind ahu Andreas Hub mbd Margret Bunzel-Drüke asch Axel Schönau ml Matthias Lerm ast Astrid Strutz ms Michael Strosche bj Birgit Jentsch mw Monika Wohlfarth bk Bettina Kynast pb Paddy Briggs wmc William M. Connolley sej Stadtentwicklung Jena ek Erhard Körbs sjb Stadt Jena, Bauaktenarchiv enpgc en Plan Gmbh Crimmitschau sjv Stadt Jena, Verkehrsmanagement fwr F.-W. Richter sk Siegfried Klaus g Gruner smj Stadtmuseum Jena h Hohmuth sso Susanne Sobotta hb Herbert Baar tb Toma Babovic hjb Heinz-Jürgen Böhme tmlnu Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz u. Umwelt hr Heike Roos ub Ulrich Boock in Ingrid Nielsen ui Ulrich Ihle

Titelbild Foto: Martin Heinrich, www.filmeghost.eu Montage: www.timespin.de

Skizzen zum Rahmenplan Dr. Matthias Lerm Katrin Aust

Kartographie Team Geoinformation des Fachbereichs Stadtentwicklung/Stadtplanung

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Impressum Anhang

Herausgeber Stadt Jena

Kontakt Dezernat Stadtentwicklung Fachbereich Stadtentwicklung/Stadtplanung Am Anger 26 PF 100 338 07703 Jena [email protected] www.jena.de

Redaktionsschluss 30. November 2009

Projektkoordinierung Ingrid Nielsen

Redaktion Dr. Matthias Lerm Ingrid Nielsen Regina Geib

Gestaltung timespin – Digital Communication GmbH; www.timespin.de

Druck COLOR-DRUCK ZWICKAU GmbH & Co. KG; www.colordruckzwickau.de

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