Z 6796 C BONN • 10. AUGUST 1961 UNION N R. 32 • 15. JAHRGANG INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union

In freiheitlicher Ordnung Erhard auf dem Frankfurter Wirtschaftstag der CDU - Gegen Vermassung

„Wenn es uns heute aufgegeben ist, gemeinsam mit unseren Freunden in kann es im Grunde genommen überhaupt der ganzen freien Welt unsere Freiheit zu verteidigen, dann wollen wir nicht mehr geben. Die Opposition hat es glücklich sein, daß durch unsere Wirtschaftspolitik — und das Gleiche gilt für natürlich schwer, ich gebe es gerne zu: gegen eine Partei und gegen eine Regie- alle sozialen Leistungen, die wir bisher getätigt haben und tätigen können — rung anzugehen, die doch so sichtbar die Grundlage geschaffen worden ist, um dem gerecht zu werden, »was in durch die letzten Jahre und aus dem sozialer und politischer Hinsicht uns abverlangt wird." trübsten Unheil heraus das deutsche Volk wieder zu Wohlfahrt und zu Sicher- heit und zum Bewußtsein seiner selbst Dieses Zitat aus der großen Rede von schaftspolitischen Ausschusses des Deut- geführt hat. Bundeswirtschaftsminister Prof. Erhard schen Bundestages, Schmücker, und der vor dem Wirtschaftstag der CDU darf als Vorsitzende der Landesgruppe der CSU Leitsatz für die ganze Frankfurter Ta- Höcherl. In ihren Referaten gaben sie der „Erlauben Sie mir an dieser gung angesprochen werden. Die Referate Öffentlichkeit ein klares Bild konseguen- Stelle ein Wort zur Kritik der SPD des Wirtschaftstages legten ein Bekennt- ter und erfolgreicher Wirtschaftspolitik, und der FDP an unserer Wirt- nis zum sozialen Rechtsstaat ab; sie wa- die sich in drei Legislaturperioden be- schafts- und Finanzpolitik. Sind in ren ebenso eine Absage an den diri- währt hat und die auch in der Zukunft unserer nationalen Situation For- gistischen Versorgungsstaat mit seinen in- Vertrauen verdient. derungen nach staatlicher Finan- flationären Gefahren, an zweifelhafte so- zierung von Fernsehgeräten, nach zialistische Wirtschaftsexperimente - wie Ist die Opposition glaubwürdig? vermehrtem Urlaub oder von mas- an einen überholten Patentliberalismus Bundeswirtschaftsminister Prof. Erhard siven Steuersenkungen die wirk- vergangener Zeiten. sagte in seiner Rede u. a.: lich richtige Lösung der Probleme „Eine Regierung, die so lange in der dieser Zeit? Die FDP ihrerseits hat Verantwortung steht, ist in einer schwie- nichts Besseres zu bieten, als Wahl- „Der demokratische Parteienstaat rigen Situation, wenn sie vorausschauend geschenke in Form von Verspre- r ist unser Staat. Daher fühlen wir programmatische Erklärungen abgeben chungen auf allgemeine Steuersen- uns ihm verpflichtet. Er ist aber soll. Denn sie hat ja gezeigt und demon- kungen. Was soll man zu solchen keine Institution zur Neuvertei- striert, was sie geleistet hat und was im Forderungen sagen, wenn man lung der Einkommen. Er ist ande- letzten Grunde ihre Absicht ist, von wel- feststellen muß, daß dieselbe Par- res und mehr als das. Er ist Obrig- chem Geist sie getragen ist. Eine Oppo- tei allein für das Rechnungsjahr keit, die nicht einer Partei, sondern sition hat es in gewisser Hinsicht leich- 1961 im Anträge ge- nur dem allgemeinen Wohl zu ter, aber auch in anderer Hinsicht ent- stellt hat, die ungedeckte Mehr- dienen hat. Daß die Führung der sprechend schwerer. Sie hat es leichter ausgaben von mehr als 6 Milliar- CDU von dieser Staatsgesinnung insofern, als sie natürlich alles zu Papier den DM verursacht hätten. Es ist beseelt ist, gibt ihr die legitime bringen kann. Es ist nur die Frage, ob geradezu komisch, wenn uns, die Berechtigung, die Geschicke unse- das deutsche Volk diese Versprechungen wir diese Mehrforderungen abge- res Landes für eine weitere Legis- abnimmt, ob sie ihm überhaupt glaub- lehnt haben, jetzt der Vorwurf ge- laturperiode in die Hände zu neh- würdig erscheinen. Ich habe mir die macht wird, wir hätten Wahlge- men." Opposition der SPD nicht bestellt, aber schenke gemacht." Staatssekretär a. D. Dr. Binder am ich habe mit ihr zu kämpfen gehabt und Bundesfinanzminister Dr. Etzel 4. 8. vor dem Wirtschaftstag der das kann und darf heute nicht verschwie- am 4. 8. 61 vor dem Wirtschafts- CDU. gen werden. Sich nun einzunebeln und tag der CDU. sich womöglich noch frommer darzubie- ten als die CDU es vermag, so geht es Der Wirtschaftstag der CDU, der in nun wirklich nicht. Ich sage hier dasselbe wie mein Freund Frankfurt am Main am 4. August 1961 Ich sagte es ja schon in Dortmund, es Höcherl, es ist müßig, etwa zu ver- stattfand, war der zweite seiner Art. Auf ist merkwürdig, was die Opposition auf suchen, Politik und Wirtschaft ausein- ihm sprachen heben Bundeswirtschafts- der Linken sich leistet: Sie ziehen durch anderzuklauben und zu sagen, das ist minister Prof. Dr. Erhard, Bundesfinanz- die Lande, in sehr bürgerlichem Ge- Politik und das ist Wirtschaft. Wenn es minister Etzel, Staatssekretär Prof. Dr. wände, und das Wort Sozialismus oder uns heute aufgegeben ist, gemeinsam mit Müller-Armack, Staatssekretär a. D. Dr. Sozialdemokratie fällt überhaupt nicht. unseren Freunden in der ganzen freien Binder, der Vorsitzende des Bundesaus- Das trauen sie sich buchstäblich nicht Welt unsere Freiheit zu verteidigen, dann schusses für Sozialpolitik der CDU, Lü- mehr in den Mund zu nehmen. Eine stär- wollen wir glücklich sein, daß durch nendonk, der Vorsitzende des Wirt- kere Bejahung der CDU/CSU-Politik Fortsetzung Seite 2 In freiheitlicher Ordnung Die Arbeit des Bundestages Fortsetzung von Seite 1 wir diese Schwelle überschreiten und unsere Wirtschaftspolitik — und das wenn wir dann sichtbar in eine Entwick- Die SPD-Propaganda versucht, auf Gleiche gilt für alle sozialen Leistungen, lung hineintreiben, in der wir unsere dem Höhepunkt des Wahlkampfes die die wir bisher getätigt haben und tätigen Volkswirtschaft noch mehr überfordern, großen Leistungen der CDU/CSU und können — die Grundlage geschaffen wor- dann kann sich das, was sich bisher als der Bundesregierung während der 3. den ist, um dem gerecht zu werden, was deutscher Wohlstand ausgeprägt hat und Legislaturperiode des Bundestages in einer aktiven Handels- und in einer herabzusetzen. Unter dem Motto, in sozialer und politischer Hinsicht uns aktiven Zahlungsbilanz niedergeschlagen abverlangt wird. die CDU/CSU sei in ihrer Politik zu hat, auch umkehren. Nirgends steht ge- wenig sozial gewesen, soll dem Wäh- Wir wollen sehr glücklich sein dar- schrieben, daß wir einen Erbanspruch auf ler klargemacht werden, daß die über, daß es uns gelungen ist, einen so- diese Gunst hätten, sondern die haben Unionsparteien im Bundestag nicht zialen Rechtsstaat aufzubauen, d. h. unse- wir uns durch rechtschaffenes Verhalten das Allgemeinwohl im Auge gehabt ren Staat mit so viel sozialem Geist zu erkämpft und erarbeitet. Ich kann das hätten, sondern lediglich die Interes- erfüllen und auch mit materiellem sozia- hier mit aller Deutlichkeit sagen, und es sen bestimmter Gruppen. Genau das lem Gehalt. Aber seien wir uns auch dar- ist auch gar nichts Neues, denn ich habe Gegenteil ist der Fall. Wenn man den über klar, daß jede Überbeanspruchung es den maßgebenden Vertretern der Ge- Katalog der vom Bundestag verab- der Volkswirtschaft, sei es im Konsum, werkschaften schon wiederholt erklärt, schiedeten Gesetze durchliest, so stößt sei es in der Investition, sei es in Bezug daß es heutzutage ihre Verantwortung man auf die beachtliche Zahl von et- auf soziale Leistungen, natürlich nur be- ist, nicht nur nach höheren Löhnen zu wa 60 großen Vorlagen, die allen Be- zahlt werden kann mit der Erschütterung verlangen, die sie haben sollen nach völkerungsschichten zugutegekommen mindestens der Grundlagen unserer Wirt- Maßgabe der steigenden Produktivität, sind, sei es in der Familienpolitik, schaft. Wenn Sie die deutsche Geschichte sondern daß es heute, im Zeichen der beim Jugendschutzgesetz, bei der einmal ansehen, es ist fast eine Tragik, Vollbeschäftigung, die ja nicht immer Vermögensbildung, der Gesundheits- das Unheil kam im letzten Grunde nicht bloß günstige Wirkungen auslöst, auch sicherung, der Förderung der Ver- zu ihrer Verantwortung gehört, eben die kehrssicherheit, um nur einige Bei- Arbeitsleistung und den Arbeitseifer nicht spiele zu nennen. /'ji J „Ich will feststellen, daß die erlahmen zu lassen. Eigentumspolitik der CDU nicht Die Steuergesetzgebung der CDtf/ nur den materiellen Aufstieg der Unsere Verantwortung CSU hat dazu geführt, daß Arbeitneh- Arbeitnehmerschaft fördert, son- mer mit zwei Kindern heute bei Das ist die eigentliche menschliche einem Monatseinkommen von 500 DM dern die Stellung der Verantwor- Verantwortung, die wir vor dem Näch- tung des Einzelnen in der Massen- völlig steuerfrei sind. Das Kindergeld sten und vor Gott haben, daß wir gerade selbst wurde beim dritten Kind auf 30 gesellschaft stärkt und damit ein im Glück um die Maße wissen, inner- entscheidendes Mittel gegen Ver- auf 40 DM erhöht, und für die Zweit- halb deren wir uns bewegen und die kinder bei einkommensschwachen Fa- massung darstellt. Auf diesem Aufgabe erkennen, die uns für uns und Wege wollen wir fortfahren in der milien wurde ein Kindergeld von 25 für andere zu erfüllen aufgegeben ist. DM eingeführt. Erkenntnis, daß Gesellschafts- und Natürlich weiß das die Opposition. Aber Wirtschafts- und Sozialpolitik zwar sie scheut sich, diese Dinge auszuspre- Im Jugendschutz sicherte das Ju- jede für sich originell, aber nur chen. Dazu gehört z. B. die Frage, wie gendarbeitsschutzgesetz den Jugend- dann mit gutem Erfolg wirksam stehts denn eigentlich um unsere Sta- lichen unter 16 Jahren zu, daß sie nur werden, wenn wir sie im Mitein- bilität? Können wir auf die Dauer tun noch 40 Stunden in der Woche arbei- ander und als Ganzes sehen." und lassen, was wir wollen? Ist es denn ten müssen und den Jugendlichen Heinrich Lünendonk, Vorsitzen- wirklich so, daß es bei dem Aushandeln über 16 Jahren, daß ihre Wochenar- der des Bundesausschusses für So- von Verträgen usw. zwischen den So- beitszeit nur noch 44 Stunden beträgt. fzialpartnern überhaupt keine Grenzen zialpolitik der CDU am 4. 8. 61 vor Auf dem Sektor der sozialen Lei- dem Wirtschaftstag der CDU. mehr gibt? Ist es fast dem Belieben an- heim gestellt, wie fleißig oder wie wenig stungen stehen die Rentenanpassun- fleißig ein Volk sein darf, um noch der gen an der Spitze. Hinzukommen die von außen her über uns, sondern ist Früchte des Fortschritts teilhaftig zu wer- Vorteile aus dem Fremd- und Aus- immer nur das Ergebnis unserer eigenen den? Ich glaube, darauf gibt es sehr kon- landsrentengesetz, die Verbesserung Hybris gewesen, weil wir es nicht ver- krete Antworten. Das deutsche Volk ist in der Kriiegsopferversorgung sowie standen haben, mit dem hauszuhalten in seiner Gesamtheit auf diese Probleme die Bestimmungen aus dem sog. Loruv: und mit dem richtig zu wirtschaften, was und auf diese Fragen ansprechbar, auch fortzahlungsgesetz. uns an die Hand gegeben war. der deutsche Arbeiter. Ich jedenfalls habe Die grundlegenden Gesetze auf dem nicht die Absicht, die Dinge zu verschwei- Gebiet des Wohnungsbaus (Lücke- Mißbrauch getrieben gen, die morgen unser Schicksal ausma- Plan und Bundesbaugesetz) seien er- Wenn ich z. B. jetzt gelesen habe, daß chen können. wähnt, auf dem Gebiet der Vermö- eine Gewerkschaft ganz bewußt gesagt Wo ich auftrete im Wahlkampf weiß gensbildung die Privatisierungsge- hat, wir sind davon überzeugt, daß jeder genau, wer da vor ihm steht. Ich setze über Preussag und das Volks- unsere Forderungen alle Maße sprengt, habe es doch nicht notwendig, vom Him- wagenwerk sowie die kleine Aktien- die normalerweise bei Tarifverträgen als mel die Sterne herunter zu holen und da rechtsreform und das Gesetz über die Richtschnur gelten, und wörtlich erklärt, unter die Menschen zu bringen. Ergebnisbeteiligung. es geht um die Frage, ob der Sinngehalt Ich melde mich auch nicht bei den Der Verkehnssicherung auf den unseres Grundgesetzes, ob die Forderung Oberbürgermeistern an, um als Regie- Straßen dient u. a. das Straßenbau- nach Schaffung eines sozialen Rechts- rungsmitglied empfangen zu werden, finanzierungsgesetz. staates verwirklicht wird, dann wird hier nein, ich komme als der, der ich bin, als die Autonomie der Sozialpartner aller- der deutsche Wirtschaftsminister, als der dings zum Mißbrauch getrieben. Denn Repräsentant und Sprecher der CDU und aus richtig und verständlich, und ich bin über die Frage zu entscheiden, ob der CSU, die die Bewährung abgelegt hat dafür, wie auch Kollege Wilhelmi schon Sinngehalt des sozialen Rechtsstaates er- und die nicht Worte notwendig hat, um gesagt hat, diesen Weg beharrlich weiter- füllt ist, ist nicht die Aufgabe der Sozial- glaubhaft zu erscheinen vor dem deut- zugehen. Aber ich bin nicht der Mei- partner, sondern die Aufgabe des Par- schen Volk. Es gibt natürlich kein Füll- nung, daß sich etwa die private Eigen- laments und der vom Parlament frei ge- horn, aus dem sich Eigentum ausstreuen tumsbildung nur vollziehen kann durch wählten Regierung. ließe über die Menschen. Eigentum kann die Veräußerung von bundeseigenem Sie wissen, daß ich von Haus aus opti- nach allem gesunden Menschenverstand Produktivvermögen. Denn das würde da- mistisch bin, und ich bin es auch jetzt und nach aller volkswirtschaftlichen Re- hin führen, daß wir einmal dastehen und noch im Vertrauen auf die innere Wahr- gel nur gebildet werden durch Konsum- sagen, jetzt sind wir fertig mit unserm haftigkeit und Redlichkeit des deutschen verzicht und durch Spartätigkeit. Daß wir Latein. Erstmal gibt es verschiedene For- Volkes. Trotzdem glaube ich, daß wir an Impulse gesetzt haben für die private men der Eigentumsbildung und dann muß einer kritischen Schwelle stehen. Wenn Eigentumsbildung, das ist politisch durch- Fortsetzung Seite 6 „Dienstag bis Freitag nie" | yluf ein £0 Ott Berliner Stimmen: Brandt vernachlässigt sein Amt Liebe Freunde, In der Berliner Öffentlichkeit wächst die Erbitterung über den abwesenden „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß!" Vor diese schwierige Regierenden Bürgermeister Brandt. Jetzt, da es darauf ankommt, der kommu- Aufgabe sind die SPD-Propagandisten nistischen Bedrohung schnell und entschlossen entgegenzutreten, befindet sich durch die Wahltaktik ihrer Parteifüh- nur selten auf seinem Posten in Berlin. Die Berliner fragen sich, rung gestellt. Sie sollen durch Über- ist Willy Brandt der Wahlkampf wichtiger als seine Aufgaben in der geteilten nahme erfolgreicher CDU/CSU-Paro- Stadt? len das sozialdemokratische Lager von dem Ruf fruchtlosen und sturen Nein- sagens befreien, aber gleichzeitig nur Erbost schreibt die „BZ" über Brandt Regierender Bürgermeister und nicht als ja nicht den „Pelz naß machen", d. h., am 7. August: aber so ist das, wenn Wahlkampfkandidat verbringt. Daß er je- die alten Kader der Partei durch einen der wichtigste Mann nicht da ist. So ist doch nun auch noch selbst beiträgt, den zu deutlichen Widerspruch gegen die das, wenn es in Berlin .brennt' und der Bundestagswahlkampf nach Berlin zu im vergangenen Jahrzehnt vertretenen Wahlkampf wichtiger ist. Nur einmal in tragen, geht vielen Berlinern wie man so der Woche ist Willy Brandt in Berlin. schön sagt, über die Hutschnur." Forderungen kränken. Das Bild, das Dienstag bis Freitag nie. Montags nur. dabei entsteht, ist reichlich verwir- Und das soll bis zum 17. September, bis rend. Ich möchte Ihnen das anhand zur Wahl, so gehen. Na denn: viel Ver- CDU Berlin protestiert eines Beispiels aus den letzten Tagen gnügen. Wie warnten wir am 20. Juli in Der Landesverband der Berliner verdeutlichen. der .Berliner Zeitung'? Wenn es hart auf CDU protestierte am 8. August 1961 Agentur-Meldung Nr. 1 vom 6. Au- hart geht, wenn es darauf ankommt, gegen das Vorhaben der SPD, in allen kommunistischen Angriffen ge- Berlin eine Wahlkundgebung zu gust aus Kiel besagte: Der stellver- schlossen entgegenzutreten, — dann 'ist veranstalten. Die Erklärung der tretende SPD-Vorsitzende von Knoe- /$ese Stadt womöglich ohne Regierenden! Berliner CDU hat folgenden Wort- ringen erklärte, die SPD befürworte ^s sagten wir damals. Und wir haben laut: eine Verstärkung der Bundeswehr, uem heute nichts hinzuzufügen." wenn es die NATO-Verpflichtungen „Die Berliner SPD hat für die kom- erforderten und würde „eine mit der Die „Berliner Morgenpost" vom mende Woche zu einer .Wahlkund- Verstärkung verbundene Verlänge- 5. August fragt: „Wahlkampf ist wichtig, gebung Berlin 1961' eingeladen. Sie igno- und es ist höchst ehrenwert, sich um das rung der Wehrpflicht akzeptieren." riert damit die Tatsache, daß die Bevöl- Knoeringen nannte die Ausführungen Amt des Bundeskanzlers zu bewerben. kerung unserer Stadt die Auseinander- Aber wäre der Platz des Regierenden setzung des Bundeswahlkampfes nicht von Verteidigungsminister Strauß zu Bürgermeisters jetzt nicht in Berlin? nach Berlin getragen sehen will. Mit ihrer dieser Frage „zurückhaltend und ver- Auch wenn er sich ständig über die Lage Veranstaltung fügt die SPD den Belastun- nünftig. Offenbar folge Strauß damit berichten läßt? Wir erinnern uns an den gen, die ohnehin durch die Kandidatur dem Kurs Kennedys." Aufstand des 17. Juni 1953, der damalige des Regierenden Bürgermeisters entstan- Agentur-Meldung Nr. 2 ebenfalls Regierende Bürgermeister Ernst Reuter den sind, eine weitere hinzu. Obwohl das vom 6. August aus Babenhausen: Der war an diesem Tage zufällig nicht in Ber- von Brandt verkündete SPD-Programm lin, sondern in München. Wir erinnern genug Anlaß und Stoff zur Kritik auch in SPD-Bundestagsabgeordnete Merten uns, daß Reuter so schnell wie möglich Berlin bietet, hat es die CDU strikt abge- „bezeichnete eine Einberufung von Re- zurückkam." lehnt, irgendwelche Wahlveranstaltungen servisten der Bundeswehr als unge- Der „Tagesspiegel" kritisierte am in Berlin abzuhalten. Trotzdem hat ihr eignetes Mittel für eine Politik der 5. August die Abwesenheit Willy Brandts der Regierende Bürgermeister noch vor Verständigung. Er sei beunruhigt, daß und die Absicht der Sozialdemokraten wenigen Wochen vorgeworfen, sie gebe Verteidigungsminister Strauß so laut gegen den Wunsch der Bevölkerung Ber- mit ihren Einwänden gegen seine Kandi- nach Waffen rufe. Der gleiche Tief- lin in den Wahlkampf miteinzubeziehen. datur .jenen Kräften in Bonn nach, die stand im politischen Denken sei auch Der „Tagesspiegel" schreibt: „Die Ber- Berlin in den Wahlkampf hineinziehen bei den drohenden Reden und Noten liner Sozialdemokraten haben die Absicht wollen'. Nunmehr will er selbst mit an- Chruschtschows festzustellen." angekündigt, eine .Wahlkundgebung Ber- deren SPD-Bundestagsabgeordneten auf lin 1961' abzuhalten. Sie fordern damit einer Wahlkundgebung der Berliner SPD Agentur-Meldung Nr. 3 vom 7. Au- -(nige entschiedene und unzweideutige auftreten. Angesichts der außenpolitischen gust aus Hemer. MdB Merten, SPD, jststellungen geradezu heraus. Als der Lage kann die Berliner CDU dazu nicht sagte nach Besichtigung der Blücher- Bundeskanzler im Juli Berlin besuchte, schweigen. kaserne: „Eine schnelle Verstärkung wurde hier der Wunsch ausgesprochen, Bundeskanzler Dr. Adenauer hat kürz- der Bundeswehr ist am leichtesten diesen Besuch freizuhalten von allen lich bei seinem Berlin-Besuch darauf ver- durch die Einberufung von Reservisten Implikationen des Bundestagswahlkam- zichtet, irgendeine Wahlkampfäußerung zu erreichen." pfes. Wenn der Bundeskanzler gewollt zu tun, geschweige denn auf einer Wahl- hätte, so hätte er gewiß dreimal die kundgebung aufzutreten. Der Regierende Agentur-Meldung Nr. 4 vom 7. Au- Deutschlandhalle füllen können. Aber er Bürgermeister sollte diesem Beispiel gust aus Bonn. Ein Sprecher des SPD- hat einem schlichten Tatbestand Rech- überlegener politischer Reife nacheifern, Vorstandes zur Meldung Nr. 1: „Knoe- nung getragen: der Wahlkampf findet in zumal er seit Monaten Gelegenheit genug ringen ist falsch interpretiert worden". Berlin nicht statt. Um so instinktloser ist nimmt, den Wahlkampf in Westdeutsch- es von der SPD, den Wahlkampf auf die land zu betreiben. Der Wirrwarr von Meldungen aus zwei Tagen spiegelt nur den Wirrwarr von ihr beabsichtigte Weise nach Berlin Die CDU fordert daher die SPD und zu tragen. Der Regierende Bürgermeister einer Situation wider, in die die SPD ihren Landesvorsitzenden Brandt auf, ihre durch die mit Blick auf die Wahlen so Brandt hat sich seiner Partei als Gegen- Wahlkundgebung in Berlin abzusagen." kandidat Adenauers zur Verfügung ge- jäh vorgenommene Kehrtwendung stellt. Von Kundgebungen, in denen ihrer politischen Taktik geraten ist. Es Brandt vor Beginn des Wahlkampfes und Wahlreisender Brandt ist im Grunde genommen dasselbe wie vor seiner endgültigen Entscheidung den bei den unglücklichen Ausflügen in Berlinern seinen Entschluß erklärt hätte, Die bürgerlichen Parteien im Stadtrat die Außenpolitik, die Willy Brandt in haben wir nichts vernommen. Wohl aber von Lohr (Unterfranken) lehnten unter jüngster Zeit unternommen hat und hat sich natürlich gezeigt, daß dieser Ent- Führung der CSU einen SPD-Antrag ab, unternimmt. Glaubwürdiger ist die schluß recht erhebliche Anforderungen an Willy Brandt auf seiner Wahlreise durch SPD keineswegs damit geworden, im Zeit und Leistungskraft des Regierenden Unterfranken offiziell im Rathaus als Re- Gegenteil, und dabei wurde — aus der Bürgermeisters stellt, für die in diesen präsentanten Berlins zu empfangen. Be- Sicht der jahrelang auf Nein gedrill- Tagen Verwendung auch in Berlin wäre. gründung: Wahlreisender Brandt komme ten Kernmannschaft — der „Pelz" der Es ist aber von Brandt wohl nicht zu viel nicht als Regierender Bürgermeister Ber- SPD zu alledem doch erheblich naß. verlangt, wenn man fordert, daß er die lins, sondern als Vertreter einer Wähler- Tage, die er sich in Berlin aufhält, als gruppe. Ihr Konrad Kraske Dr. Hanns Seidel f Unfairer SPD-Wahlkampf Am letzten Wochenende starb nach lan- ger Krankheit der ehemalige bayerische Falsche Zahlen sollen Wirtschaftspolitik herabwürdigen Ministerpräsident Dr. Hanns Seidel; vom 21. Februar 1953 an war er Vorsitzender Die Vorstände der Parteien in der Bundesrepublik erhielten in diesen Tagen der Christlich Sozialen Union Bayerns einen seltsamen Brief. Er warnte davor, „das Prinzip der freien Wahlen zu gewesen. Dr. Seidel, der am 12. Oktober verletzen". Der prominenteste Briefunterzeichner ist Prof. Abendroth (SPD). 1906 in Schweinheim bei Aschaffenburg geboren wurde, war von 1945 bis 1947 Landrat des Kreises Aschaffenburg ge- Wie bekannt, fordert die SPD durch Brief handeln, als des Schutzes demokra- wesen. Seit 1946 hatte er dem Bayerischen ihre Sprecher immer wieder das Verbot tischer Freiheit für würdig erklärt. Zu Landtag angehört. Von 1947 bis 1954 war der DFU. Wir hatten schon darauf hin- den Mitunterzeichnern Abendroths gehö- Dr. Seidel als Wirtschaftsminister in ver- gewiesen, daß diese Forderung gegen die ren Dr. Paul Götzmann, der sich 1953 schiedenen Kabinetten tätig gewesen. Im Riemeck-Partei im Gegensatz zu den aktiv an dem von den Kommunisten ver- Oktober 1957 war er bayerischer Mini- früheren Äußerungen des Parteiorgans anstalteten Deutschen Kulturtag in Hei- sterpräsident geworden. Die Landtags- „Vorwärts" und des ehemaligen Mini- delberg beteiligte; Paul Haag, der als wahl im Jahre 1958 bestätigte ihn ' in sterpräsidenten Steinhoff steht, die, als Mitunterzeichner des Aufrufes zur Bil- seinem Amt. Nach einem schweren Auto- vor Jahresfrist von der CDU auf das dung der DFU bekannt geworden ist; unfall hatte Dr. Seidel im Januar 1960 politische Charakterbild von Frau Rie- Prof. Hupfeld, der dem wegen seines sein Amt als Regierungschef zur Verfü- meck an Hand dokumentarischer Belege Neutralismus bekannten „Fränkischen gung gestellt; auch seinen Parteivorsitz hingewiesen wurde, sich eifrig und schüt- Kreis" angehörte; Pfarrer Heintzeler, legte er kurz darauf nieder. Dr. Seidels zend hinter Frau Riemeck stellten. Mitunterzeichner des Aufrufes zur Grün- Tod hat weit über Bayern hinaus Anteil- dung der Deutschen Friedensunion und nahme gefunden. Der Fraktionsvorsit- Damals wurde die selbstverständ- eifriger Befürworter der kommunistisch zende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion liche Maßnahme des nordrhein-westfäli- gelenkten Weltjugendfestspiele. Dr. Krone schrieb in einem Beileidstele- schen Kultusministers Schütz, der Flücht- gramm: „Die deutsche Politik verliert mit lingslehrer davor bewahrte, weiterhin Es wird interessant sein zu beobach- ihm einen ihrer hervorragendsten Reprä- von Frau Riemeck in politischen Fächern ten, wie sich die SPD gegenüber der Be- sentanten." geprüft zu werden, als Aktion gegen die tätigung ihres prominenten Mitgliedes Meinungsfreiheit bezeichnet und Schütz Abendroth verhalten wird. Das Verbot in übler Weise angegriffen. Heute for- einer Partei ist letztlich Sache des Bun- dert dieselbe SPD sogar das Verbot der desverfassungsgerichtes. Die Auseinander- DFU. Um so befremdender ist es, daß setzung mit Prof. Abendroth und seinen ben jedoch, daß eine derartige Statistik ein prominentes Mitglied der SPD, Prof. nach links gerichteten Streifzügen, über unbekannt ist. Für die einzelnen An- Abendroth, der dem Ausschuß für Wie- die die Leser von UiD aus manchen Arti- gaben dieser Statistik und die daraus ge- dervereinigung und Sowjetzonenpolitik keln Bescheid wissen, liegt dagegen ganz zogenen Schlußfolgerungen ließ sich auch und dem Rechtspolitischen Ausschuß im in der Hand der SPD. Bisher freilich hat keine Bestätigung finden. sie sich von ihm ebenso wenig deutlich Parteivorstand der SPD angehört, einen Eine Zusammenstellung der Lebensmit- Brief unterzeichnet, der die DFU, denn distanziert wie sie es früher gegenüber Frau Prof. Riemeck unterlassen hat. telpreise ergibt, daß für die in der SPD- nur um diese Partei kann es sich in dem Zeitung aufgeführten Lebensmittel erster Qualität rund 31 DM aufzuwenden sind. Bei einem Durchschnittsnettolohn von 2,70 DM pro Stunde, die ein Industriearbeiter Mit falschen Zahlen heute in der Bundesrepublik verdient, müssen knapp 11 Stunden und 35 Minu- SPD versucht Soziale Marktwirtschaft herabzuwürdigen ten aufgewandt werden, um die angege- benen Lebensmittel kaufen zu können. Mit zweifelhaften Methoden versuchen die Sozialdemokraten, die unbe- Wenn ein Arbeiter in Dänemark oder Schweden, die als lobenswerte Beispiele streitbaren Erfolge der sozialen Marktwirtschaft zu leugnen. Sie bedienen sich hingestellt werden, für die gleiche Menge falscher Angaben, mit denen bewiesen werden soll, daß es dem Durchschnitts- den Lohn von rd. 10 Arbeitsstunden auf- arbeiter in der Bundesrepublik, verglichen mit anderen westlichen Industrie- wenden muß, so ist dies weniger auf die sozialdemokratischen Regierungen als ländern, am schlechtesten gehe. vielmehr darauf zurückzuführen, daß nen Stundenlohn am wenigsten kaufen Schweden und Dänemark landwirtscha Schon Anfang des Jahres mußte sich liehe Überschußgebiete sind. Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Er- könne, wenn man die Löhne in anderen hard im Bundestag mit dem SPD-Wirt- westlichen Industrieländern vergleiche. Auch dieses Beispiel sozialdemokrati- schaftsexperten Dr. Deist auseinander- Als Beweis wurde eine angebliche Sta- scher Wahltaktik verdient die Charakte- setzen, der behauptete, die Bundesregie- tistik des Internationalen Arbeitsamtes in risierung der Bundeswirtschaftsministers: rung habe aus wahltaktischen Gründen Genf herangezogen. Danach soll ein Ar- Niedriger hängen. mit der Wirtschaft vereinbart, Preis- beiter in der Bundesrepublik 18 Stunden erhöhungen erst nach den Wahlen durch- und 30 Minuten arbeiten müssen, um sich zuführen. Prof. Erhard erwiderte darauf, folgende Lebensmittel kaufen zu können: An der Spitze daß solche Äußerungen im Grunde die ein kg Brot, Kartoffeln, Butter, Käse, offensichtliche Enttäuschung der Sozial- Milch, Ochsenfleisch, Schweinefleisch, Mit 10,5 fertiggestellten Wohnungen demokratie erkennen ließen, daß es ge- Speck, Zucker und 10 Eier. Mit dieser auf je tausend Einwohner lag die Bun- rade die soziale Marktwirtschaft der Zeit steht die Bundesrepublik nach der desrepublik im vergangenen Jahr im CDU/CSU war, die eine ständige Meh- „SPD-Rundschau" im Vergleich mit den Wohnungsbau an der Spitze der west- rung des Wohlstandes für alle mit sich USA, Kanada, Australien, Schweden, europäischen Länder. Wie das Bundes- brachte. „Wenn derartige Diffamierungen Dänemark, Großbritannien, der Schweiz wohnungsbauministerium mitteilt, wird den von der SPD angekündigten Wunsch und Belgien an letzter Stelle. Aus dieser noch in diesem Jahr die sechsmillionste nach einem fairen Wahlkampf illustrie- wohl selbst gestrickten Aufstellung zieht Wohnung seit der Gründung der Bundes- ren sollen, dann verdient das Deistsche die SPD-Zeitung die Schlußfolgerung: republik fertiggestellt werden. Mit ins- Pamphlet niedriger gehängt zu werden", „Von der Kaufkraft her steht also der gesamt 575 000 Wohnungen wurden im westdeutsche Arbeiter fast an letzter Vorjahr in der Bundesrepublik 15 000 kommentierte Prof. Erhard den unwahren Wohnungen mehr gebaut als im Gebiet Vorwurf der Sozialdemokraten. Stelle unter den europäischen Industrie- ländern. Die sozialdemokratisch regier- der sowjetischen Besatzungszone in den Inspiriert von dem Deistschen Vorbild ten skandinavischen Länder schneiden Jahren 1945 bis 1960 zusammen. Von griff die Hannoversche SPD-Wochenzei- außerordentlich günstig ab." den über 30 Milliarden DM an öffent- tung „SPD-Rundschau" unlängst zu grö- lichen Mitteln für den sozialen Woh- beren Mitteln. In einem Artikel der Zei- Nachfragen beim Bundesarbeitsministe- nungsbau wurden über 20 Milliarden DM tung wird nachzuweisen versucht, daß rium und bei der deutschen Zweigstelle (einschließlich Lastenausgleichsmittel) sich ein westdeutscher Arbeiter für sei- des Internationalen Arbeitsamtes erga- vom Bund aufgebracht. Dr. Göke Frerichs, Geschäftsführer, Bad Godesberg Die Landeslisten der CDU Dr. Kurt Schober, Verleger, Herford Hermann-Josef Russe, Bildungsreferent, Hans Katzer, MdB, Geschäftsführer, Köln Köln Caspar Krüger, MdB, Geschäftsführer, Landeslisten der CDU Albrecht Gehring, MdB, Dipl.-Landwirt, Büllinghausen Neheim-Hüsten Union in Deutschland setzt in der Dr. Josef Stockhausen, Arzt, Köln heutigen Nummer die Veröffent- Dr. , MdB, Dipl.-Landwirt, Heinsberg Dr. Bernh. G. Bergmeyer, MdB, Abtei- lichung der Kandidatenlisten fort, lungsleiter, Rheine die von den CDU-Landesverbänden Heinrich Scheppmann, MdB, Gewerk- für den Bundestag aufgestellt wor- schaftssekretär, Essen Rainer C. Honstmann, Landwirt, Allner den sind. Dr. Helene Weber, MdB, Ministerialdir. ü. Hennef/Sieg a. D., Essen Friedrich Vogel, Landgerichtsrat, Waren- Richard Oetzel, MdB, Zimmermeister, dorf Witten Käthe Ehlers, Angestellte, Esisen Nordrhein-Westfalen Josef Mick, MdB, Buchdrucker, Köln Dr. Albrecht Beckel, Akademieleiter, Dr. Josef Höchst, Landwirt, Freckenhorst Münster Dr. , MdB, Bundeskanz- Heinz Budde, Bildungssekretär, Köln ler, Rhöndorf/Rhein Dr. Bert Even, MdB, Reg.-Assessor, Bonn Christa Schröder, Angestellte, Detmold Cäcilia Kaiser, Angestellte, Lüding- Dr. Luise Rehling, MdB, Hausfrau, Hagen hausen , MdB, Bundesarbeitsmini- Gustav Stein, Rechtsanwalt, Honrath Theodor Teriete, MdB, Gewerkschafts- Gerhard Kisters, MdB, Stadtinspektor, ster, Dortmund Rheydt Dr. Gerhard Schröder, MdB, Bundesinnen- sekretär, Rhede Adolf Müller, Gewerkschaftssekretär, Paul Scholz, Justizinspektor, Bottrop minister, Düsseldorf Dr. Rudolf Wlaschek, Abteilungsleiter, Johannes Even, MdB, Schriftleiter, Thorr/ Remscheid Mönchengladbach Reinbert van Delden, Fabrikant, Ammeln/ Bergheim/Erft Paul Löher, Angestellter, Dortmund Hans Krüger, MdB, Rechtsanwalt, Olpe Ahaus Emmi Welter, MdB, Hausfrau, Aachen Wilhelm Wachtendonk, Gewerkschafts- Dr. Otto Schmidt, MdB, Rechtsanwalt, sekretär, Mönchengladbach Wuppertal Heinrich Wullenhaupt, MdB, Arbeiter- sekretär, Gelsenkirchen Dr. Marie-Charlotte Wasmuht, Ärztin, •^ternhard Winkelheide, MdB, Arbeiter- Dortmund Dr. Philipp Gerhard, MdB, Rechtsanwalt, 'sckretär, Recklinghausen Peter van Vlodrop, Angestellter, Süchteln Franz Etzel, MdB, Bundesfinanzminister, Aachen Heinrich Wehking, MdB, Landwirt, Frie- Gerh. Schultewolter, Landwirt, Epe/Ahaus Bonn Dr. Martha Heep, Oberstudienrätin a.D., Karl Hahn, MdB, Kaufmann, Bielefeld dewalde b/Minden Dr. , MdB, Direktor, Düs- Mönchengladbach Dr. Robert Pferdmenges, MdB, Bankier, Else Funke, Fürsorgerin, Hagen Köln seldorf Dr. Maria Pannhoff, MdB, Ärztin, Ahlen/ Bernd Hahner, Angestellter, Wuppertal Maria Jacobi, Hausfrau, Marl/Reckling- Willi Rawe, Bundesbahnassistent, hausen Westf. Ernst Eichelbaum, MdB, Oberstudien- Havixbeck/Münster Erika Kroger, Sekretärin, Homberg/ direktor, Bad Godesberg Ndrrh. Karl Beverunge, Landwirt, Heedfeld/ Lüdenscheid Egon Lampersbach, Kaufmann, Lünen- Dr. , Geschäftsführer, Brambauer -3C URZ - ABER WICHTIG Düsseldorf Anton Masuch, Stadtinspektor, Ober- hausen Hans Meis, MdB, Steueramtmann, Rund die Hälfte aller Inhaber von Dortmund Dr. Dietrich Hahne, Arzt, Schwefe Krs. Soest Sparkonten hat gegenwärtig ein Mindest- Josef Porten, Bäckermeister, Krefeld guthaben von 1000 DM. Auf den zur Wilhelm Plug, Braunkohlenarbeiter, Ernst von Bodelschwingh, MdB, Landwirt, Hermülheim Mittelgruppe zählenden Sparkonten, die Weddinghoven/Unna 56 Prozent aller Sparkonten ausmachen, Theodor Pohlmeier, Bäckermeister, befinden sich zur Zeit durchschnittlich je Dr. Arnold Poepke, Geschäftsführer, Münster 3000 DM. Essen Dr. Dietrich Bürkel, Geschäftsführer, Franzjosief Müser, MdB, Bergwerksdirek- Mönchengladbach Kredite in Höhe von 30 Millionen DM tor, Dr. Winfried Happ, Gymnasialdirektor, stellt das Bundesschatzministerium im Valentin Brück, MdB, Bundesbahnober- Werne/Lippe Rahmen des ERP-Mittelstandsprogramms amtmann, Köln 1961 für die Modernisierung von Alt- Josef Distel, Oberpostrat, Bad Godesberg Dr. Manfred Luda, Rechtsanwalt, Meinerz- Friedrich Hilke, Kaufmann, Castrop- \ohngebauden zur Verfügung, die vor hagen Rauxel em 21. Juni 1948 bezugsfertig waren. Margarete Engländer, MdB, Hausfrau, Heinrich Schlösser, Angestellter, Ober- Mit 219 452 sind gegenwärtig rund 8,5 Krefeld hausen Prozent mehr Studenten als am letzten Hermann Ehren, MdB, Schriftleiter, Otto Müller, Geschäftsführer, Laibach/ Wintersemester an den Universitäten und Bottrop Berleburg Hochschulen der Bundesrepublik und Dr. Curt Becker, MdB, Fabrikant, Georg Linden, Landrat, Urft/Eifel Westberlins immatrikuliert. Kulturwis- Mönchengladbach Dr. Gustav Nitz, Arzt, Borken senschaften sind mit 26 Prozent vor tech- Karl-Heinz Exner, Arbeitersekretär, Ferdinand Stöckmann, Diözesansekretär, nischen Wissenschaften mit 16,7 Prozent Heessen/Beckum Aachen am meisten gefragt. Maria Stommel, Hausfrau, Leverkusen Dr. Fried, von Weistphalen, Geschäfts- Ulrich Berger, MdB, Stadtoberinsp., Herne führer, Meschede 21 Millionen DM Zinszuschüsse hat das Wilhelm Johnen, MdL, Notar, Jülich Bundeswohnungsbauministerium bisher Josef Rösing, MdB, Geschäftsführer, Beuel/Rhein Josef Hermann Dufhues, MdL, Minister, für seine beiden Programme „Junge Fa- Bochum milie" und „Besser und schöner wohnen" Maria Bierschenk, Geschäftsführerin, gezahlt. Münster Dr. Wilhelm Daniels, Notar, Bonn Bremen Mit der Erledigung von rund 2,1 Mil- Dr. Wolfgang Bartels, MdB, Rechtsanwalt, Ernst Müller-Hermann, MdB, Journalist, lionen Anträgen hat das größte Bundes- Bochum land Nordrhein-Westfalen die Hausrats- Bremen Hans Schlömer, Bundesbahnsekretär, Karl Krammig, MdB, Beamter, Bremen entschädigung im wesentlichen abge- Kapellen/Erft schlossen. Seit 1949 sind dort an Lasten- Friedet Oellerich, Hausfrau, Bremerhaven Johann Harnischfeger, MdB, Bergmann, Dr. Erich Zander, Senator a. D. Land- ausgleichsberechtigte 9,3 Milliarden DM Maurer, Gladbeck gezahlt worden. gerichtsdirektor, Bremen Waldemar Kraft, MdB, Bundesminister Joseph Trentmann, Schulrektor, über 21 Millionen DM wendete das a. D., Bonn Bremen-Blumenthal Bundesverteidigungsministerium bisher Helmut von Bockelberg, Steuerberater, Lothar Sagner, MdBü., Gewerbeoberlehrer, für die berufliche Förderung der Soldaten Bielefeld Bremerhaven auf. über 36 000 Soldaten nahmen be- Dr. Konrad Adenauer jr., Direktor, Köln Wilhelm Filzen, Exportkaufmann, Bremen reits an zweimonatigen Förderungslehr- Dr. Alfred Steiger, Landesbankdirektor, Arthur Domscheit, Polizeibeamter, gängen an 45 Bundeswehrfachschulen teil. Münster Bremen-Aumund der Rolle des Nachtwächters, auch eine unmittelbare Verantwortung trägt. Nicht In freiheitlicher Ordnung eine unmittelbare Verantwortung in dem Sinn, daß er das Individium am Gängel- Fortsetzung von Seite 2 deutsche Volk ist doch nicht mit Blindheit bande leitet, sondern in dem er durch die Dosierung und Zusammenfügung von ich sagen, daß natürlich die Notwendig- geschlagen, sondern es möchte wissen, wohin die Reise geht und welcher Weg wirtschaftspolitischen Maßnahmen ein keit der volkswirtschaftlich produktiven Klima, eine Atmosphäre, eine natürliche Investitionen über allen Zweifel erhaben eigentlich eingeschlagen wird. Wir wis- sen das ganz genau, und das deutsche Herrschaft und natürliche Reaktionen der ist. Auf der anderen Seite wollen wir Volk weiß es auch. Wirtschaft und der Menschen auslöst, die aber auch nicht Mittel des Zwangssparens zu dem gewollten Effekt hinführen. Des- einführen. Es wird also auch sehr von Auch hier möchte ich ein Wort sagen halb ist es so wichtig, bei einer Entschei- der Einsicht jedes einzelnen abhängen, zur Opposition von der anderen Seite, zu dung, wie sie am 17. September ansteht, wieviel er, um dem Ganzen gerecht zu der FDP. Kein Mensch wird sagen, daß dem deutschen Volke klarzumachen, was werden, von seinem Einkommen unmit- ich nicht liberal und tolerant bin. Trotz- auf dem Spiele steht: Es vor die Alter- telbar konsumtiv verwenden kann, ver- dem habe ich die größte Angst vor den native zu stellen, ob wir diesen Weg wenden darf, und wieviel er für die Patentliberalen, die die Prinzipien des weitergehen wollen, der sicher auch nicht Volkswirtschaft zur Verfügung stellen vergangenen Jahrhunderts in die Gegen- nur linear nach oben führt, aber im soll oder stellen muß. Wenn wir hier wart hereintragen wollen. Wer glaubt, Trend und in gewissen Wellen zweifel- schon einige Stationen weiter wären, d.h., daß diese Form des Liberalismus sozial los den Fortschritt beibehält, oder ob wir wenn wir darauf vertrauen könnten, daß wohltätig sei oder überhaupt politisch ein Experiment wagen wollen. Wollen jede Einkommensmehrung, ganz gleich in verkraftet werden könnte, der ist nicht wir Leute zur Macht verhelfen, die jetzt welcher Hand sie getätigt wird, auch von mehr von dieser Welt, der ist ein Träu- aus parteipolitischer Taktik gar nicht an- dieser Überlegung getragen ist, dann mer, der wird mit diesen Problemen nicht ders können, als mehr oder minder würde auch das Problem der Ausein- fertig. Ihre Politik, in Reinheit durchge- fromm das nachzubeten, was eben wir zu andersetzung zwischen den Sozialpart- führt, wird wieder zu einer Zerstörung praktizieren versucht haben? Die tun das nern zweifellos in einem etwas anderen der freiheitlichen Ordnung führen aus doch nicht aus der Tugend heraus, son- Lichte erscheinen. Aber zu glauben, es einer ganz anderen Richtung, aus ganz dern weil das deutsche Volk einfach wäre der Sinn der sozialen Marktwirt- anderen Gründen. Aber die freiheitliche nichts anderes mehr will. Das sollten wir schaft, nur unmittelbar in der menschlich Politik, die wir eingeleitet haben und die nicht für uns ausnützen? Sollten wir nicbt_ persönlichen Sphäre zu konsumieren, wir vertreten, ist nicht etwa ein Misch- das Recht und den Mut haben, den and^ wäre doch eine arge Täuschung. Dabei Masch aus diesem Prinzip oder jenem, ren zu sagen, das seid ihr und das sine brauche ich nicht zu befürchten, mißver- ist nicht halb Sozialismus und halb Libe- wir, das ist schwarz und das ist weiß, standen zu werden, denn ich selber habe ralismus, sondern stellt eine ganz neue und das ist gut und das ist böse? Ich ja den Satz vom Mut zum Konsum ge- Ordnungsform der wirtschaftlichen Zu- werde jedenfalls in den kommenden 92 prägt. Der Mut zum Konsum bricht sich sammenarbeit und der gesellschaftlichen Veranstaltungen, die ich vor mir habe, natürlich dort, wo eben ein Überkonsum Zusammenarbeit der Menschen in einem nicht müde werden, immer wieder deut- die produktive Leistung der Volkswirt- Staatsverbande dar: Eine freiheitliche lich zu machen, um was es geht: es geht schaft schmälert und für morgen das Er- Wirtschaft von sozialem Geist erfüllt und um unsere Zukunft, es geht um unser gebnis unserer aller gemeinsamen Arbeit von sozialer Verantwortung getragen. politisches Schicksal, um unsere Sicher- eben dann schlechter werden läßt. Darum Eine Wirtschaftspolitik, die die Dinge heit, es geht um unseren Wohlstand, es komme ich immer wieder zu dem Ergeb- nicht treiben läßt, sondern die sehr wohl geht um die Freiheit jedes einzelnen nis und zu dem Schluß, daß uns nur die weiß, daß der Staat, weit entfernt von Menschen." ruhige Besinnung und die Nüchternheit über alle Fährnisse hinweghelfen kann. Die private Eigentumsbildung wird ja auch, wenn sie einmal begriffen ist, eine Leistung und Verantwortung andere Einstellung des Staatsbürgers zur Gesellschaft und zur Wirtschaft mit sich Der Vorsitzende des Wirtschaftspoliti- bringen. lichkeit: wir haben genau kapiert, was schen Ausschusses des Deutschen Bun- in Wirklichkeit dahintersteckt, hinter dem destages, Schmücker, beschäftigte sich in Faule Versprechungen Godesberger Programm mit dem Deist- seinem Referat auch mit den Versuchen Topf: das ist und bleibt Sozialismus! Mit diesen scheinbar nur materiellen der Opposition, die Erfolge der sozialen Fragen sind letzte Fragen der Gesell- Marktwirtschaft herabzuwürdigen. Wir wollen diese soziale Marktwirt- schaftsordnung angeschnitten. Von unse- Er sagte u. a.: schaft als Bürger dieses Staates, weil wir rem eigenen Verhalten hängt es ab, ob nicht nur frei sein wollen im Reden un „Die Zahl derjenigen, die Erhards im Schreiben, sondern auch im Arbeite wir uns eine freiheitliche Ordnung be- Wirtschaftspolitik mit Worten preisen, wahren, ob wir eine Gesellschaft freier im Kaufen, im Verkaufen und im Woh"-h- aber in ihren eigenen Bereichen — sei nen, kurzum, in allen Bereichen unseres Menschen sein werden, oder ob wir über es als Liberalisten oder Sozialisten — den äußeren Zwang, über die Not und Lebens. Wir wollen den Leistungswett- alles tun, um den Erfolg dieser Wirt- bewerb, um die höchsten Leistungen zu über die Beengung der materiellen Ver- schaftspolitik zu verhindern oder zu er- erzielen und damit den Wohlstand zu hältnisse hinweg Wege gehen müssen, schweren, ist leider viel größer, als die die so oder so uns in den Kollektivismus fördern, oder aber die Kräfte zu entwik- Öffentlichkeit annimmt. Mir scheint, die- keln, die wir in Notzeiten brauchen. Wir hineinschliddern lassen. Alle faulen Ver- ser Bundestagswahlkampf ist der richtige wollen diese Höchstleistungen, damit wir sprechungen helfen da gar nichts. Soll für Zeitpunkt, eine offene freie Aussprache die Zukunft das kollektivistische, totali- auch in den Stand gesetzt werden, unsere auch über die soziale Marktwirtschaft zu kulturellen Aufgaben zu erfüllen. täre Prinzip die Menschen beherrschen, führen. Ich meine, wir sollten diese De- versklaven, oder aber sind wir noch be- batte in aller Offenheit und aller Aus- reit, durch unsere eigene Tätigkeit, durch Die soziale Marktwirtschaft mit ihren führlichkeit im' Wahlkampf führen. Und Erfolgen für unser ganzes deutsches unsere geistigen, seelischen Kräfte uns dabei ist eine der wichtigsten Feststel- die Freiheit zu bewahren? Wir wollen Volk, die soziale Marktwirtschaft mit lungen diese, daß die soziale Marktwirt- unseren Freunden und uns nicht verführen lassen durch billige schaft eine Wirtschaftspolitik mit klaren Versprechungen. Franz Etzel, die soziale Marktwirtschaft ordnungspolitischen Grundsätzen dar- der Christlich Demokratischen und Wir wissen genau, wofür wir kämpfen, stellt. Christlich Sozialen Union, sie ist ein wir wissen genau, wofür wir stehen. Ich überlasse es der FDP gerne, über Beweis für die Lebenskraft unseres Vol- Wenn die SPD sich tatsächlich innerlich Ladenschluß und Kindergeld zu reden, kes. Denn nur gesunde und lebensbeja- so gewandelt haben sollte, wie sie es jetzt das sollten sie tun, zu den anderen Din- hende Völker haben den Mut zu einer da und dort zum Besten gibt, dann soll gen haben sie ja kaum einen Beitrag ge- solchen freiheitlichen sozialen Markt- sie es in den nächsten vier Jahren bewei- geben. Herr Brandt soll sein Mittel- wirtschaft. Setzen wir diese Politik fort, sen. Aber heute auf ein gedrucktes oder standsprogramm, das ja prächtig bei uns und zwar so, daß sie für alle gilt, für geschriebenes Wort zu vertrauen: sie abgeschrieben ist, in seiner eigenen Par- alle ohne Ausnahme in ihren Rechten machten im Grunde genommen alles ge- tei durchzusetzen versuchen. Wenn es und Pflichten. Denn soziale Marktwirt- nau so wie wir, nur natürlich sehr viel ihm gelingt, gratulieren wir ihm. Aber schaft ist Freiheit und die Freiheit ist besser, wer fällt denn darauf herein? Das wir sagen in aller Offenheit und Öffent- unteilbar." VERTRIEBENE „Wir klagen Ulbricht an" Flüchtlingsstrom erschüttert Macht des SED-Systems

Mit allen Mitteln versuchen die SED-Machthaber im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, den Flüchtlingsstrom in die Bundesrepublik zu stoppen. Fadenscheinige Argumente, verleumderische Behauptungen und brutale Ge- FLÜCHTLINGE walt sollen Ulbrichts Macht erhalten. Trotz allem geben Tag für Tag viele Hunderte mit ihrer Flucht der SED die Antwort.

Ferien für Flüchtlingskinder In einer Sendung des Berliner RIAS Ulbricht selbst hat mit nicht zu über- gab der Staatssekretär im Bundesministe- bietendem Zynismus in diesen Tagen die In Beantwortung eines Appells des rium für gesamtdeutsche Fragen, menschliche Tragödie der Massenflucht Arbeits- und Sozialministers von Nord- Thedieck, am 5. August einen Überblick aus der Zone politisch zu verleumden rhein-Westfalen, Grundmann, haben sich über die Situation der Flüchtlinge und versucht. Was bisher selbst der härtest- die freien Wohlfahrtsverbände in Nord- über die Gründe, die sie zur Flucht ver- gesottene SED-Propagandist nicht zu be- rhein-Westfalen bereit erklärt, 2000 Kin- anlassen. Er sagte u. a.: haupten wagte, das brachte Ulbricht dern von Zonenflüchtlingen im August schamlos über seine Lippen. In einem einen Ferienaufenthalt zu verschaffen. „Am 1. August 1961 teilte das Ministe- rium für Gesundheitswesen in Ost-Berlin Interview mit einem britischen Journa- mit, man habe das Ministerium des In- listen behauptete er, es handele sich bei nern ersucht, im Reiseverkehr zwischen vielen, die ihre mitteldeutsche Heimat in Verteilung auf die Länder der Bundesrepublik und der Zone Maß- diesen Wochen verlassen müssen, um nahmen zu treffen, die den besten Schutz alte Nazis, um politisch Belastete. Es ist Nordrhein-Westfalen mußte mit .31,7 dies eine der ungeheuerlichsten Ver- Prozent nach dem Verteilungsschlüssel der Bürger gewährleisten. In der Bundes- leumdungen, die Walter Ulbricht, der -den größten Teil der Sowjetzonen-Flücht- republik grassiere eine Polio-Epidemie, ^nge aufnehmen. An zweiter und dritter so lautete die Begründung, und die Be- selbst im Wesen ein eingefleischter Fa- völkerung wurde aufgefordert, von Rei- schist ist, je ausgesprochen hat. Er ver- Stelle der Aufnahmeländer stehen Baden- treibt Millionen Menschen von Haus und Württemberg mit 16,9 und Bayern mit sen in die Bundesrepublik im eigenen Hof, aus Heimat und Familie und schämt 13,2 v. H. Von den übrigen Ländern müs- Interesse Abstand zu nehmen. Das Innen- ministerium erklärte einen Tag später, sich nicht, die von ihm zur Flucht getrie- sen Berlin 8 v. H., Bremen 1,2, Hamburg benen Menschen als Nazis zu verleum- 3,1, Hessen 8,5, Niedersachsen 8,2, Rhein- über die eventuelle Durchführung solcher den. Es ist die panische Angst, daß die land-Pfalz 4,9, das Saarland 2,5 und Maßnahmen sei noch nichts bekannt. Daß Massenflucht auch den letzten Ignoran- Schleswig-Holstein 1,8 v. H. der Flücht- diese Polio-Legende nur ein propagan- ten von der totalen Unglaubwürdigkeit linge aufnehmen. distischer Vorwand ist, um den Reise- verkehr in Deutschland und die mensch- seines Regimes überzeugen könnte, die lichen Beziehungen noch stärker zu unter- ihn zu derart wahnwitzigen Behauptun- Es fehlt die Freiheit binden als bisher, läßt sich leicht bewei- gen treibt. sen, denn was das Gesundheitsministe- Mit Entsetzen müssen er und die we- Obwohl die Angehörigen der soge- rium am 1. August scheinheilig zum an- nigen SED-Funktionäre, die ihm bedin- nannten Intelligenzberufe im Gebiet der geblichen Schütze der Bevölkerung for- gungslos ergeben sind, mit ansehen, wie sowjetisch besetzten Zone Deutschlands derte, das hatte das Ministerium des In- die Partei in den Dörfern und Städten vom Ulbricht-Regime in der Versorgung nern bereits eine Woche vorher, nämlich der Zone in diesen Wochen eine Nieder- besser eingestuft werden als Normalver- am 25. Juli, eingeleitet. An jenem Tage lage nach der anderen hinnehmen muß. braucher, steigt ihr Anteil an dem Flücht- erging von der Hauptverwaltung der Die Zahl der Bauern, die aus den LPG lingsstrom ständig. Die Freiheit von For- Deutschen Volkspolizei an alle Bezirks- austreten, weil sie die dort betriebene schung und Lehre kann nicht durch mate- verwaltungen ein Erlaß, wonach Reisen Mißwirtschaft satt haben, steigt von rielle Anreize ersetzt werden. der Zonenbevölkerung in den Westen nur Woche zu Woche, trotz aller beschwören- den und drohenden Appelle der Funktio- 630 Hochschullehrer, Dozenten und noch in besonderen Fällen genehmigt werden dürfen. Das Schreiben trägt das näre. Die Bauern haben Haus und Hof Assistenten flohen von 1958 bis Oktober verloren, aber sich selbst haben sie noch 1960, 6131 Ingenieure und Techniker, Aktenzeichen 0843 al. In dem Schreiben heißt es: Die Abteilungen Inneres bei den nicht aufgegeben. Ulbricht erntet in die- 2054 Ärzte, 683 Zahnärzte, 158 Veterinär- Räten sind angewiesen, daß eine Reise- sen Monaten, was er mit jahrelangem \ediziner und 6001 Lehrer. genehmigung nach dem Westen nur noch Terror gesät hat. Er hat die einst gesunde In den letzten Tagen stieg die Zahl in besonders dringenden Fällen zu er- Landwirtschaft Mitteldeutschlands in Ar- der Studenten unter den Flüchtlingen teilen ist. Personen, von denen in den mut gestürzt, die freien Bauern zu aus- wieder sprunghaft auf etwa 36 täglich. Jahren 1949 bis zur Gegenwart Ange- gebeuteten Proletariern gemacht. Müßte hörige in den Westen verzogen oder er nicht gerade als Marxist, der er sein republikflüchtig geworden sind, sind prin- will, wissen, daß Ausgebeutete den Aus- Versorgungskrise bestätigt zipiell keine Reisegenehmigungen zu er- beutern unversöhnlich gegenüberstehen. teilen. Sterbefälle sind nur zu berücksich- Die Sowjetzonenflüchtlinge, vor allem Aber es sind nicht nur die Bauern, die tigen, wenn es sich um Verwandte 1. Gra- ihn zur Zeit in Schrecken versetzen. Die Hausfrauen und Beschäftigte der Lebens- des handelt und mit Sicherheit zu erwar- mittelbranche, haben in den letzten Tagen Arbeiterschaft, der man jahrelang die an- ten ist, daß der Sterbefall nicht als Vor- geblichen Errungenschaften vorgaukelte, die schlechte Ernährungslage in der So- wand zur Republikflucht genommen wird. wjetzone bestätigt. 98 v. H. der Befragten sie sieht sich um die Früchte ihres Fleis- gaben der Zwangskollektivierung der Wie aus dem Schreiben weiter hervor- ses betrogen. Haben die arbeitenden Landwirtschaft die Schuld für die Ernäh- geht, sind Reisen von Delegierten, die in Menschen in der Zone mehr als ein Jahr- rungskrise. 96 v. H. sagten aus, sie hät- der Bundesrepublik unter Mißbrauch der zehnt dafür unter Entbehrungen gearbei- ten immer oder häufig nach Lebensmit- hier gewährten Freiheit kommunistische tet, damit es nun wieder bergab geht und teln Schlange stehen müssen. Die Hälfte Propaganda treiben sollen, weiter in vol- die Frauen vor den Lebensmittelgeschäf- der Befragten erhielt weniger als 250 gr lem Umfange gestattet. Aber es steht da ten Schlange stehen? Butter in der Woche, über ein Drittel nichts von einer Polio-Gefahr. Sie besteht weniger als 200 Gramm in der Woche. ja auch gar nicht. Den wahren Grund für diese eindeutige Terrormaßnahme braucht Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDU 91 v. H. erklärten, die Butter sei außer- Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion: dem noch schlecht. Zwei Drittel sagten man nicht zu erraten: Jede Verbindung Dr. Heinz Pettenberg, Bonn, Nassestraße 2, Tele- aus, daß sie trotz Kundenlisten und Ratio- mit den Angehörigen in der Bundesrepu- fon 5 29 31 — Verlag: Presse- und Informations- blik sieht Ulbricht als Gefahr für seine dienste der CDU Deutschlands Verlagsgesellschaft nierung nur unregelmäßig Butter erhal- mbH. Bonn, Argelanderstraße 173, Telefon 2 31 40 ten hätten. Die gleichen Klagen wurden Diktatur an. Seine Macht ist in diesen — Bezugspreis: monatlich 1,— DM — Banken: über die Belieferung mit Fleisch und Ge- Monaten moralisch so sehr erschüttert Presse- und Informationsdienste der CDU Deutsch- müse sowie Obst laut. Nur 5 v. H. der worden, daß er auch den ohnehin stark lands Verlagsgesellschaft mbH. Bonn, Argelander- straße 173, Postscheck-Konto Köln 1937 95, Com- Befragten hatten bisher Frühkartoffeln gedrosselten Reiseverkehr nicht mehr merzbank-Bankverein, Bonn Nr. 12 493. — Druck: kaufen können. glaubt vertragen zu können. Bonner Universitäts-Buchdruckerei. Mitgehort - mitgelesen

Wenn sie die Macht haben Die „Neue Zürcher Zeitung" hatte vor den Bundestagswahlen des Jahres 1957 In Bremen benachteiligen DGB und SPD den Einzelhandel einen Kommentar von Salvador de Mada- In ihrem sogenannten „Regierungsprogramm" vom 28. April 1961 versprach riaga veröffentlicht, in dem u. a. gesagt worden war: „Alle wirklich liberal Ge- die SPD u. a.r „die Leistungsfähigkeit der Selbständigen zu steigern und ihnen sinnten auf der ganzen Welt müssen hof- gleiche Wettbewerbsbedingungen zu sichern". Daß es sich dabei augenschein- fen, daß es seinen (Adenauers) Lands- lich, wie bei anderen Versprechungen auch, nur um einen wahltaktischen leuten möglich sein werde, ihm sein Füh- reramt zum Nutzen der Freiheit in der Schachzug handelt, zeigt ein Beispiel aus dem von der SPD regierten Bremen. Welt und des wahren Friedens zu er- In der von der DGB-Wohnungsbauge- doch überhaupt nicht verkaufen. Den Dro- halten". Diese Betrachtung griff am 22. sellschaft Gewoba erbauten Wohnstadt gisten wurde der Handel mit Spirituosen Juli 1961 die Schweizer Zeitung „Vater- Neue Vahr, die bezeichnenderweise Ende untersagt. land" auf, als sie u. a. schrieb: August unter dem SPD-Bundestagswahl- „Müssen alle freiheitlich Gesinnten motto „Wir sind eine Familie" einge- Solche, unter Umständen existenzbe- weiht werden soll, hat der verantwort- drohenden Beschränkungen gelten für die diese Hoffnung auch für die vierte Bun- liche Aufsichtsratsvorsitzende Boljahn, Filialen des gewerkschaftseigenen Kon- destagswahl vom 17. September 1961 der auch Vorsitzender der SPD-Bürger- sumvereins „Vorwärts" und ein anderes hegen? Ja. Wobei es hier und heute viel- schaftsfraktion und des DGB-Ortsaus- Bremer Filialunternehmen in der Neuen leicht nicht mehr in dem Maße um die schusses ist, dem mittelständischen Han- Vahr nicht. Sie führen das volle im Le- Politik Adenauers selbst geht, als um del ungerechtfertigte Sortimentsbeschrän- bensmittelhandel übliche Sortiment. deren Bewahrung und Sicherung und end- gültige Konsolidierung. kungen auferlegt. Die Lebensmitteleinzelhändler haben Die Lebensmittelgeschäfte dürfen bei- gegen die Begünstigung dieser beiden Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn spielsweise, wozu sie sich vertraglich ver- Unternehmen am 30. Mai 1961 in einem man den Verlust der absoluten CDU- pflichten mußten, bei Obst und Gemüse Schreiben an den Bremer Senator für Mehrheit als eine der schwersten politi- nur ausgesuchte Spezialitäten handeln, Wirtschaft und Außenhandel, Eggers schen Katastrophen bezeichnet, die jetzt Schokolade, Pralinen, Wasch- und Reini- (SPD), protestiert, jedoch bis heute noch der freien Welt zustoßen könnte. <'f; gungsmittel sowie Brötchen und Brot je- keine Antwort erhalten. Sie würde die CDU den dann unver- meidlichen Erpressung«- und Spaltungs- versuchen der auf jeden Fall viel kleine- „Bewußte Irreführung" ren FDP oder gar der Gesamtdeutschen Partei aussetzen. Auch zu befürchten wä- CDU korrigiert Hessens Innenministerium ren dann wiederum jene den Ohren der Welt nun einmal immer noch unerträg- Die Leistungen im Wohnungsbau nimmt die SPD in den von ihr geführten lichen nationalistischen Töne, die das Bundesländern gern als persönliche Erfolge in Beschlag. Daß diese Aufbau- jetzt unter de Gaulle und Adenauer be- arbeit allerdings ohne die vom Bund in großzügiger Weise bereitgestellten hutsam, aber fest weiterschreitende Ver- isöhnungs- und Einigungswerk erneut ge- Gelder nicht hätte geleistet werden können, verschweigt die SPD. fährden müßten. Ein neues Beispiel aus dem SPD- fürsorgemittel, 199 Millionen DM auf Die von jedem vernünftig und zeitge- „Musterland" Hessen macht das anschau- Mittel für ländliche Siedlungen und 24 mäß Denkenden als endgültig begraben lich klar. Millionen DM auf Instandsetzungsmaß- gehaltenen kulturkämpferiischen und an- nahmen. Das hessische Innenministerium hatte tikirchlichen Töne, die die vom Abgeord- eine Statistik veröffentlicht, wonach der Fay nannte die Veröffentlichung der neten Mende geführte FDP jetzt' allen- Bund Hessen von 1950 bis 1960 nur ins- falschen Zahlen durch das Innenministe- orts anschlägt, lassen erschaudernd er- gesamt 703 Millionen DM für den Woh- rium eine „bewußte Irreführung der ahnen, was auf Deutschland, Europa und nungsbau gegeben habe. Der CDU-Lan- Öffentlichkeit". Vermutlich sollte der die freie Welt zukäme, wenn — durch desverbandsvorsitzende Dr. Fay hat Eindruck erweckt werden, der Bund habe Verlust der absoluten CDU-Mehrheit - jetzt diese Angaben als „groteske Un- den Wohnungsbau in Hessen stiefmüt- Herr Mende die Wende brächte. Es gäbe wahrheiten" entlarvt und anhand stich- terlich behandelt. dann — nicht erst nach zwölf Jahren •— haltiger Zahlen nachgewiesen, daß der bald wieder einige großindustrielle Bund mindestens den dreifachen Betrag, Drahtzieher, die beteuerten, das, ne nämlich 2,1 Milliarden DM, zur Verfü- also das hätten sie nicht gewollt. Wie g gung gestellt hat. Solidarisch mit uns! habt. Davon entfallen 459 Millionen DM auf Die 3. Christlich Demokratische Welt- Es hat drei sich folgende, von Mal zu den allgemeinen sozialen Wohnungsbau Mal größere Niederlagen gebraucht, um einschließlich Umsiedlung, 231 Millionen konferenz, die Ende Juli 1961 in Santfago de Chile getagt hat, sandte an Bundes- anderthalb Jahre vor der erneuten Bun- DM auf den Bau von Wohnungen für kanzler Adenauer als Vorsitzenden der destagswahl die Sozialdemokratie zur Be- Zonenflüchtlinge, 117 Millionen DM auf Christlich Demokratischen Union ein herz- jahung der Adenauerschen CDU-Politik sonstige Sonderprogramme, 109 Millio- liches Grußtelegramm, das den Dank für — Soziale Marktwirtschaft, NATO-Mili- nen DM auf Mittel der Bundespost und die durch den Bundestagsabgeordneten tärbündnis, europäische Integration — zu -bahn, 768 Millionen DM auf LAG-Mittel Professor Dr. Hermann Görgen im Auf- bringen. Die starke innere Opposition, (darunter allein 437 Millionen DM Auf- trag Dr. Adenauers übermittelte Botschaft insbesondere des Funktionärskorps, kann baudarlehen), 18 Millionen DM auf ERP- der Verbundenheit ausspricht. Das Tele- unter bedingungsloser Anspannung der Mittel, 44 Millionen DM auf Aufbaudar- gramm der Weltkonferenz schließt mit Parteidisziplin nur durch den taktischen lehen, 101 Millionen DM auf Wohnungs- einer Solidaritätserklärung für das Recht Hinweis auf das befristete Ziel des Wahl- des deutschen Volkes auf Freiheit und tages gebändigt werden. Der Künder, das Selbstbestimmung: „Angesichts der Symbol, die Gallionsfigur des .Neuen Kur- 10419 in einer Woche! schweren Entscheidungen, vor die sich das ses', Willy Brandt, hat selbst unübertreff- deutsche Volk und seine Hauptstadt Ber- lich dargetan, daß es ihm dabei nur um In der Woche vom 29. Juli lin gestellt sehen, hat die 3. Konferenz ein auf den 17. September begrenztes bis 4. August sind 10 419 Men- unter begeisterter Zustimmung ihrer Teil- Experiment geht: Im Falle seiner Wahl- nehmer beschlossen, davon Zeugnis abzu- niederlage will er nicht Bundestagsabge- schen aus der Sowjetzone (in legen, daß sich die Christlichen Demo- ordneter werden und in vierjähriger Ar- der Vorwoche 7974) in die Bun- kraten der ganzen Welt mit der Vertei- beit als Oppositionsführer den neuen desrepublik geflohen. Davon digung des Rechts auf Freiheit und Selbst- Kurs gegen die innerparteilichen Wider- waren 1141 (843) Alleinstehende bestimmung Ihres Volkes, das Eure Ex- stände durchsetzen und verankern und zellenz mit so viel Energie behauptet endgültig glaubhaft machen! Wird er bis zu 24 Jahren. haben, voll und ganz solidarisch erklä- nicht Bundeskanzler, so will er Bürger- ren." meister in Berlin bleiben."