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Samtgemeinde

Siedenburg

Lärmaktionsplan der Samtgemeinde gemäß § 47d Bundes-Immissionsschutzgesetz

- Stufe III -

- ENTWURF -

Projektnummer: 220393 Datum: 2019-09-22

Samtgemeinde Siedenburg, Lärmaktionsplan 3. Stufe - ENTWURF - 1 / 22

Lärmaktionsplan der Samtgemeinde Siedenburg gemäß § 47d Bundes-Immissionsschutzgesetz

INHALTSVERZEICHNIS

Abkürzungsverzeichnis; Literaturverzeichnis

1 Allgemeines ...... 4 1.1 Für die Aktionsplanung zuständige Behörde ...... 4 1.2 Beschreibung der Gemeinde, Hauptverkehrsstraßen, Haupteisenbahnstrecken oder Großflughäfen und anderer Lärmquellen, die zu berücksichtigen sind ...... 4 1.3 Rechtlicher Hintergrund ...... 6 1.4 Geltende Grenzwerte ...... 6 2 Bewertung der Ist-Situation ...... 7 2.1 Zusammenfassung der Daten der Lärmkarten ...... 7 2.2 Bewertung der geschätzten Anzahl von Personen, die Lärm ausgesetzt sind ...... 10 2.3 Lärmprobleme und verbesserungsbedürftige Situationen ...... 13 3 Maßnahmenplanung ...... 14 3.1 Bereits vorhandene Maßnahmen zur Lärmminderung ...... 14 3.2 Geplante Maßnahmen zur Lärmminderung für die nächsten fünf Jahre ...... 14 3.3 Langfristige Strategien zum Schutz vor Umgebungslärm ...... 16 3.4 Schutz ruhiger Gebiete - Festlegung und geplante Maßnahmen, zu deren Schutz für die nächsten fünf Jahre ...... 16 3.5 Schätzwerte für die Reduzierung der Zahl der lärmbelasteten Personen ...... 17 4 Mitwirkung der Öffentlichkeit bei der Erarbeitung oder Überprüfung des LAP ...... 21 4.1 Bekanntmachung der Erarbeitung oder Überprüfung des LAP und der Mitwirkung der Öffentlichkeit ...... 21 4.2 Berücksichtigung der Ergebnisse der Mitwirkung der Öffentlichkeit ...... 21 5 Kosten für die Aufstellung und Umsetzung des Aktionsplans ...... 21 6 Evaluierung des LAP...... 21 7 Inkrafttreten des LAP ...... 22 7.1 Beschluss des LAP ...... 22 7.2 Bekanntmachung des LAP ...... 22 7.3 Link zum Aktionsplan im Internet ...... 22

Anhang

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Abbildungen Abbildung 1: Verkehrsmengenkarte 2015 Niedersachen; NLStBV - 2018-03-19 ...... 4

Abbildung 2: Lärmkarte Straßenlärm Borstel LDEN (24 h) ...... 7

Abbildung 3: Lärmkarte Straßenlärm Borstel LNight (22-6 Uhr) ...... 8

Abbildung 4: Lärmkarte Straßenlärm Maasen LDEN (24 h) ...... 9

Abbildung 5: Lärmkarte Straßenlärm Maasen LNight (22-6 Uhr) ...... 9

Abbildung 6: Gebäude mit Betroffenen Maasen (Pegel > 60 dB(A) (LNight (22-6 Uhr)) ...... 12

Abbildung 7: Geb. mit Betroffenen Borstel (West) (Pegel > 60 dB(A) (LNight (22-6 Uhr)) ...... 12

Abbildung 8: Geb. mit Betroffenen Borstel (Ost) (Pegel > 60 dB(A) (LNight (22-6 Uhr)) ...... 13

Tabellen Tabelle 1: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Menschen auf dem Gebiet der Gemeinde Borstel (jeweils gerundet) ...... 7 Tabelle 2: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Flächen und Wohnungen (gerundet) ...... 7 Tabelle 3: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Menschen auf dem Gebiet der Gemeinde Maasen (jeweils gerundet) ...... 8 Tabelle 4: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Flächen und Wohnungen (gerundet) ...... 8 Tabelle 5: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm Betroffenen auf dem Gebiet der Samtgemeinde Siedenburg (Auslösewerte Lärmsanierung) ...... 11 Tabelle 6: Pegelminderungen infolge Geschwindigkeitsreduzierungen ...... 18 Tabelle 7: Änderung der Belastetenzahlen (Tag/Nacht) ...... 19

Abkürzungsverzeichnis BEB "Berechnungsmethode zur Ermittlung der Belastetenzahlen durch Umgebungs- lärm (BEB)" DTV Durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke

LDEN Mittelungspegel (Day / Evening / Night) / Tag-Abend-Nacht-Lärmindex

LNight Mittelungspegel für die Nacht von 22.00 - 06.00 Uhr

Lm,E Emissionspegel des Verkehrsweges, in dB(A) LAI Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz LAP Lärmaktionsplan VBEB Vorläufige Berechnungsmethode zur Ermittlung der Belastetenzahlen durch Umgebungslärm VBUS Vorläufige Berechnungsmethode für den Umgebungslärm an Straßen

Bearbeitung:

Dipl.-Ing. (TU) Ralf von Wittich Dipl.-Ing. (TU) Manfred Ramm IPW INGENIEURPLANUNG GmbH & Co. KG Ingenieure  Landschaftsarchitekten  Stadtplaner Telefon (0 54 07) 8 80-0  Telefax (0 54 07) 8 80-88 Marie-Curie-Straße 4a  49134 Wallenhorst h t t p : / / w w w . i n g e n i e u r p l a n u n g . d e Beratende Ingenieure – Ingenieurkammer Niedersachsen Qualitätsmanagementsystem TÜV-CERT DIN EN ISO 9001-2008

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Literaturverzeichnis [ 1 ] Richtlinie 2002/49/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 25. Juni 2002 über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm, Abl. L 189/12 vom 18.07.2002 [ 2 ] Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) neugefasst durch Bekanntmachung vom 17.05.2013, BGBl. I S. 1274, zuletzt geändert durch Artikel 3 Gesetz vom 18.07.2017 BGBl. I S. 2771 [ 3 ] Vierunddreißigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutz- Gesetzes (Verordnung über die Lärmkartierung - 34. BImSchV) vom 6. März 2006, BGBl. I S. 516, zuletzt geändert durch Artikel 84, Verfügung vom 31.08.2015 BGBl. I S. 1474 [ 4 ] Vorläufige Berechnungsmethode zur Ermittlung der Belastungszahlen durch Umgebungslärm (VBEB), bekannt gemacht im Bundesanzeiger Nr. 75 vom 20 April 2007 [ 5 ] Vorläufige Berechnungsmethode für den Umgebungslärm an Straßen (VBUS), bekannt gemacht im Bundesanzeiger Nr. 154 vom 17. August 2006 [ 6 ] Sanierungsgrenzwerte gem. der Richtlinien für den Verkehrslärmschutz an Bundesfernstraßen in der Baulast des Bundes (VLärmSchR 97) in Verbindung mit den im Rundschreiben des BMVBS (Az StB 25/722.4/3-2/1204896) vom 25. Juni 2010 gegenüber der VLärmSchR 97 um 3 dB(A) abgesenkten Grenzwerten [ 7 ] Hinweise der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI) zur Lärmkartierung; Zweite Aktualisierung, Fassung 09.03.2017 [ 8 ] Richtlinien für den Verkehrslärmschutz an Bundesfernstraßen in der Baulast des Bundes - VLärmSchR 97, VkBl 1997 S. 434; 04.08.2006 S. 665, in Verbindung mit dem Schreiben des BMVBS vom 25.06.2010 (Basis: Verabschiedung des Bundeshaushalts im März 2010 mit Absenkung der Auslösegrenzwerte gegenüber früheren Festlegungen um 3 dB(A)). Mit Wirkung vom 1. August 2020 erfolgte eine erneute Absenkung für Gebiete mit ausgeprägter schutzwürdiger Bebauung um jeweils 3 dB (A). [ 9 ] Richtlinien für straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm (Lärmschutz-Richtlinien-StV) vom 23.11. 2007 [ 10 ] Die Immissionsgrenzwerte der VLärmSchR 97 werden auch bei der Lärmsanierung beim Schienenverkehr herangezogen. [ 11 ] Verkehrslärmschutzverordnung - 16. BImSchV) vom 12.06.1990 (BGBl. I S. 1036); zuletzt geändert durch Artikel 1 Verordnung vom 18.12.2014 BGBl. I S. 2269 [ 12 ] Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - (TA Lärm) vom 26.08.1998 (GMBl Nr. 26/1998 S. 503) [ 13 ] DIN 18005, Schallschutz im Städtebau, Beiblatt 1 [ 14 ] Berechnungsmethode zur Ermittlung der Belastetenzahlen durch Umgebungslärm (BEB); bekannt gemacht im Bundesanzeiger, Amtlicher Teil 28.12.2018, B7 [ 15 ] Wirkungen von Tempo 30 an Hauptverkehrsstraßen; Umweltbundesamt, Dessau- Roßlau, November 2016

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1 Allgemeines

1.1 Für die Aktionsplanung zuständige Behörde

Samtgemeinde Siedenburg Regionalschlüssel/Gemeindeschlüssel: 032515407 Ansprechpartner: Herr Schubert Adresse: Allee 4, 27254 Siedenburg Telefon: (04272) 79-12 E-Mail: [email protected] Internet: http:// www.Siedenburg-online.de

1.2 Beschreibung der Gemeinde, Hauptverkehrsstraßen, Haupteisenbahn- strecken oder Großflughäfen und anderer Lärmquellen, die zu berücksich- tigen sind

Die Samtgemeinde Siedenburg liegt im Osten des Landkreises und besteht aus den Mitgliedsgemeinden Borstel, Maasen, , Flecken Siedenburg und . Sie grenzt im Norden an die Gemeinde (Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen), im Osten und Süden an den Flecken Steyerberg sowie die Ge- meinden Pennigsehl und Wietzen im Landkreis Nienburg und im Westen an die Ge- meinden Schwaförden und die Stadt . Die Gesamteinwohnerzahl beträgt 4.459 (Stand 12/2019; Borstel: 1.220 EW, Maasen: 435 EW, Mellinghausen: 1.040 EW, Flecken Siedenburg: 1.265 EW und Staffhorst: 499 EW) auf einer Fläche von 103,1 km².

Legende: DTV: 7.100 Kfz/24h SV: 1.500 Kfz/24h

Abbildung 1: Verkehrsmengenkarte 2015 Niedersachen; NLStBV - 2018-03-19 Quelle: Niedersachsen, SVZ 2015

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Nach den vom Niedersächsischen Umweltministerium (MU) zur Verfügung gestellten Lärmkarten der Hauptverkehrsstraßen, ist die Hauptlärmquelle des Straßenverkehrs in der Samtgemeinde Siedenburg die B 214 mit einem maximalen DTV von 10.100 Kfz/24h westlich der L 352 bei einem Schwerverkehrsanteil von 18,8 %. Auch östlich der L 352 wurde die B 214 im Rahmen der Lärmkartierung weiter berücksichtigt, da sie als Hauptverkehrsstraße in einem Abschnitt innerhalb der Gemeinde ein Verkehrsaufkommen von über drei Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr aufweist. DTV [Kfz/24h] SV [Kfz/24h] SV-Anteil [%] B 214 - westlich L 352 10.100 1.900 18,8 B 214 - östlich L 352 7.100 1.500 21,1 L 352 - westlich Siedenburg 2.200 100 4,5 L 352 - östlich Siedenburg 1.300 100 7,7 Zur Berechnung der nachfolgend in Kapitel 2 dargestellten Lärmkarten wurden nur die Emissionen von Hauptverkehrsstraßen berücksichtigt. Gemäß Definition des BImSchG (§47b) umfassen die Hauptverkehrsstraßen Autobahnen, Bundesstraßen sowie Lan- desstraßen. Deren Verkehrsbelastung muss außerdem jeweils bei mindestens 3 Milli- onen Kfz pro Jahr liegen, damit die Voraussetzungen zur Berücksichtigung im Rahmen der Lärmkartierung gegeben sind. Dieser Wert wird ab einer täglichen Belastung von 8.300 Kfz/24h erreicht. Aus diesem Grund wurde in der Samtgemeinde Siedenburg die B 214 berücksichtigt, weil westlich der L 352 (in der Gemeinde Maasen) dieser Wert überschritten wird (in der obigen Tabelle in fett gesetzt). Es ist bzgl. der Ermittlung der Anzahl der Betroffenen darauf hinzuweisen, dass:  die B 214 mit einer aktuellen Belastung (SVZ 2015) von 7.104 Kfz/24h berück- sichtigt wurde, obwohl eine Verkehrsbelastung von weniger als 8.300 Kfz/24h vorliegt. Dies ist darin begründet, dass zum Zeitpunkt der Netzdefinition (2015) die Zahlen der SVZ 2015 noch nicht vorlagen und daher hilfsweise die Daten des Jahres 2010 (8.015 Kfz/24h) verwendet wurden. Diese Belastung über- schritt die vom Land bestimmte Grenze von 7.400 Kfz/24h, so dass die B 214 auch östlich der L 352 berücksichtigt wurde. Ab der 4. Stufe der Lärmaktionsplanung (2022) sollen ausschließlich Straßen (-abschnitte) betrachtet werden, die eine Belastung von 8.300 Kfz/24h über- schreiten.  Betroffene hier eine theoretische Berechnungsgröße (gem. VBEB [ 4 ]) sind. Ob tatsächlich Einwohner in den Gebäuden erhöhten Pegeln ausgesetzt sind, ist vom jeweiligen passiven Lärmschutz der Gebäude abhängig. Dieser wird aller- dings im Rahmen der Lärmkartierung aber nicht beachtet. Nähere Erläuterungen zu den Ergebnissen finden sich im nachfolgenden Abschnitt. Weitere Straßen werden im Rahmen der Lärmkartierung nicht betrachtet.

Haupteisenbahnstrecken Die Samtgemeinde Siedenburg liegt nicht an einer Haupteisenbahnstrecke.

Flughäfen Die Samtgemeinde Siedenburg ist nicht von Fluglärm betroffen.

Die Verkehrsbelastungen der Straßen im Gebiet der Samtgemeinde die für die Lärm- kartierung verwendet wurden, werden auch auf der folgenden Internetseite angezeigt, wenn die betreffenden Straßenabschnitte markiert werden: https://www.umweltkarten-niedersachsen.de/Umweltkarten/?topic=Luft_Laerm&lang=de&bgLayer=Topo- graphieGrau&X=5836680.00&Y=495820.00&zoom=7&layers=Strassen

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1.3 Rechtlicher Hintergrund

Zur Umsetzung der Umgebungslärmrichtlinie 2002/49/EG [ 1 ] sind gemäß §§ 47a-f Bundes-Immissionsschutzgesetz [ 2 ] Lärmaktionspläne aufzustellen, mit denen Lärm- probleme und Lärmauswirkungen geregelt werden für „...Orte in der Nähe der Hauptverkehrsstraßen mit einem Verkehrsaufkommen von über drei Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr, Haupteisenbahnstrecken mit einem Verkehrsaufkommen von über 30.000 Zügen pro Jahr und Großflughäfen...“.

1.4 Geltende Grenzwerte

Vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass Belastungen durch Lärm im Wohnumfeld zu Störungen der Kommunikation bzw. der Nachtruhe und so auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, ist es das Ziel der EU u.a. die Lärmbelastung der Bevölke- rung mit einheitlichen Verfahren zu bewerten und zu bekämpfen. Mit der Umsetzung der Richtlinie 2002/49/EG (Umgebungslärmrichtlinie) über die Bewertung und Bekämp- fung von Umgebungslärm durch das Gesetz vom 24. Juni 2005 (BGBl. I S. 1794) hat der Bund in das Bundes-Immissionsschutzgesetz Vorschriften über die strategische Lärmkartierung und Aktionsplanung eingeführt (§§ 47a bis 47f).

Dementsprechend sind grundsätzlich Lärmkarten [ 3 ] für Hauptverkehrsstraßen, Haupteisenbahnstrecken und Großflughäfen sowie Ballungsräume auszuarbeiten. Wie oben bereits ausgeführt, liegen innerhalb der Samtgemeinde Siedenburg Betroffenhei- ten infolge der Bundesstraße B 214 vor. Die entsprechenden Lärmkarten - unter Ver- wendung eines standardisierten Berechnungsverfahren für Straßen (VBUS, [ 5 ]) - mit

Darstellung der Belastungen LDEN und LNight wurden in Niedersachsen vom Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim (ZUS LLGS) erstellt.

Zur Auslösung der Lärmaktionsplanung (Maßnahmenplanung) fehlt es an verbindli- chen Grenzwerten. Für den Lärmaktionsplan werden in Niedersachsen vom Ministe- rium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU) Auslösewerte von 70/60 dB(A)

(LDEN und LNight) für eine Lärmaktionsplanung vorgegeben. Diese werden von der Samt- gemeinde Siedenburg übernommen

Die geltenden nationalen Grenzwerte sind in der Anlage 1 zusammengefasst.

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2 Bewertung der Ist-Situation 2.1 Zusammenfassung der Daten der Lärmkarten Neben der kartografischen Darstellung der Betroffenheiten wurde vom Gewerbeauf- sichtsamt auch die Zahl der vom Lärm belasteten Einwohner in den genannten Pegel- klassen gem. VBUS ermittelt. Das Ergebnis für den Straßenverkehrslärm in den lärm- kartierten Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde ist nach einzelnen Mitgliedsge- meinde getrennt in nachfolgenden Tabellen und Abbildungen zusammengefasst. Die VBUS gilt nicht für Schallberechnungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (Verkehrslärmschutzverordnung - 16. BImSchV) Gemeinde Borstel Tabelle 1: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Menschen auf dem Ge- biet der Gemeinde Borstel (jeweils gerundet) Stand: 06.04.2018 Pegelklassen [dB(A)] Zeitraum Pegelklassen [dB(A)] Zeitraum 24 Std. 22 - 6 Uhr von Bis von Bis (LDEN) (LNight) > 50 55 0 > 55 60 100 > 55 60 0 > 60 65 0 > 60 65 100 > 65 70 100 > 65 70 0 > 70 75 100 > 70 0 > 75 0 Summe 300 Summe 100

Tabelle 2: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Flächen und Wohnun- gen (gerundet) Stand: 06.04.2018 LDEN durch Hauptverkehrsstraßen belastete Flächen Kranken [dB(A)] Wohnungen Schulen [km²] häuser > 55 2,9 100 0 0 > 65 0,6 100 0 0 > 75 0,2 0 0 0

Abbildung 2: Lärmkarte Straßenlärm Borstel LDEN (24 h) Quelle: http://www.umweltkarten-niedersachsen.de – Stand: April 2018

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Abbildung 3: Lärmkarte Straßenlärm Borstel LNight (22-6 Uhr) Quelle: http://www.umweltkarten-niedersachsen.de – Stand: April 2018

Gemeinde Maasen Tabelle 3: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Menschen auf dem Ge- biet der Gemeinde Maasen (jeweils gerundet) Stand: 06.04.2018 Pegelklassen [dB(A)] Zeitraum Pegelklassen [dB(A)] Zeitraum 24 Std. 22 - 6 Uhr von bis von Bis (LDEN) (LNight) > 50 55 0 > 55 60 0 > 55 60 0 > 60 65 0 > 60 65 0 > 65 70 0 > 65 70 0 > 70 75 0 > 70 0 > 75 0 Summe 0 Summe 0

Tabelle 4: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm belasteten Flächen und Wohnun- gen (gerundet) Stand: 06.04.2018 LDEN durch Hauptverkehrsstraßen belastete Flächen Kranken [dB(A)] Wohnungen Schulen [km²] häuser > 55 1,6 0 0 0 > 65 0,4 0 0 0 > 75 0,1 0 0 0

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Abbildung 4: Lärmkarte Straßenlärm Maasen LDEN (24 h) Quelle: http://www.umweltkarten-niedersachsen.de – Stand: April 2018

Abbildung 5: Lärmkarte Straßenlärm Maasen LNight (22-6 Uhr) Quelle: http://www.umweltkarten-niedersachsen.de – Stand: April 2018

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2.2 Bewertung der geschätzten Anzahl von Personen, die Lärm ausgesetzt sind

Wie oben bereits ausgeführt sind für die Maßnahmenplanung keine Grenzwerte oder Auslöseschwellen vorgegeben. Im Rahmen der Lärmaktionsplanung erscheint es zweckmäßig, zunächst die von Umgebungslärm am stärksten belasteten Bereiche zu ermitteln und zu betrachten, um dann ggf. gezielt die Belastungen für die Bürger die hohem und sehr hohem Umgebungslärm ausgesetzt sind, zu senken.

Ein gesetzlicher Anspruch für die belasteten Einwohner auf Lärmminderung allein aus der strategischen Lärmkartierung besteht dabei nicht. Lärmaktionspläne und Maßnah- men können nach einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes vom 26.10.2017 Az.: 9 C 873/15.T, von Dritten nicht eingeklagt werden, da sich aus den §§ 47d und 47 Abs. 6 BlmSchG in Verbindung mit der Umgebungslärm-RL eine dritt- schützende Wirkung, die eine nach § 42 Abs. 2 VwGO analog notwendige Klagebe- fugnis begründen könnte, nicht herleiten lässt.

Bei der Bewertung der Ergebnisse sind auch die jeweiligen Gebietseinstufungen der Gebäude relevant. Im Zuge der B 214 gibt es in den Gemeinden Borstel und Maasen jedoch ausweislich der Bauleitplanung der Samtgemeinde Siedenburg keine Nutzung als „Allgemeines Wohngebiet“ oder „Reines Wohngebiet“. Alle Gebäude mit Betroffe- nen liegen damit entweder im Mischgebiet (MI, MD oder MK) oder sind als im Misch- gebiet liegend einzustufen.

Gem. den Ergebnissen der Strategischen Lärmkartierung der 3. Stufe sind insgesamt ca. 100 Betroffene in der Samtgemeinde Siedenburg (in Borstel) Umgebungslärm zwi-

schen 55 dB(A) (LDEN) (hier Straßenverkehrslärm durch Hauptverkehrsstraßen) und

weniger als 65 dB(A) (LDEN) und damit dauerhaften Belästigungen ausgesetzt. Dies entspricht in einem Anteil der Bevölkerung von 8,2 %. Davon ist niemand ganztägig

sogenannten höheren Belastungen, mit LDEN über 60 dB(A) ausgesetzt.

Hohen und sehr hohen Belastungen mit LDEN über 65 (bzw. 70) dB(A) sind in der Samt- gemeinde Siedenburg gem. den vorliegenden Berechnungen 200 Bewohner ausge- setzt.

Gem. den Ergebnissen der Strategischen Lärmkartierung der 3. Stufe sind keine Be-

troffenen der Samtgemeinde Umgebungslärm zwischen 50 und 55 dB(A) (LNight) (hier Straßenverkehrslärm durch Hauptverkehrsstraßen) und damit dauerhaften Belästigun- gen ausgesetzt.

Hohen Belastung (LNight über 55 dB(A)) sind in der Samtgemeinde Siedenburg eben-

falls keine Betroffenen ausgesetzt. Sehr hohen Belastungen mit LNight über 60 dB(A) sind gem. den vorliegenden Berechnungen in der Gemeinde Borstel 100 Betroffene ausgesetzt.

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Zur Orientierung bei der Bewertung der Lärmsituation können die Angaben in vorhan- denen Regelwerken (siehe Anlage 1) herangezogen werden. Dazu werden die vorlie- genden objektbezogenen Ergebnisse entsprechend der jeweiligen Grenz-/Auslöse- /Richtwerte ausgewertet. Ein gesetzlicher Anspruch auf Lärmminderung allein aus dem Ergebnis der strategischen Lärmkartierung entsteht für die belasteten Einwohner nicht.

Nach der Berechnungsmethode der Umgebungslärmrichtlinie VBUS liegen in der Ge-

meinde Borstel die maximalen Lärmwerte im Bestand bei 77 dB(A) LDEN und 69 dB(A)

LNight. Straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen erfordern aber die Berechnung der Be- urteilungspegel unter Verwendung der RLS-90. Eine überschlägige Umrechnung des

LDEN-Wertes (VBUS) zur Ermittlung des Tagwertes nach RLS-90 ist für Bundesstraßen

mit einem Abschlag von -2 dB(A) vorzunehmen. Der LNight-Wert (VBUS) ist identisch zu dem Nachtwert nach RLS-90 und bleibt demnach unverändert bei 69 dB(A). Da sich aufgrund des hohen SV-Anteil auf der B214 insbesondere im Nachtzeitraum auch nachts eine größere Zahl von Betroffenen ergibt als am Tag, braucht aber bei der Be- gründung der Notwendigkeit möglicher Maßnahmen nicht auf den Tagwert abgestellt zu werden. Die entsprechenden Ergebnisse wurden nicht auf den Tageswert nach RLS-90 umgerechnet und sind daher nachfolgend jeweils kursiv gesetzt.

Vergleich mit der Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) Zum Schutz der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen gelten beim Neu- bau oder der wesentlichen Änderung von Straßen die Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV. Für Mischgebiete werden 64/54 dB(A) (Tag/Nacht) definiert, wobei aller- dings der Tagespegel der 16. BImSchV einen 16-Stunden-Wert (06.00 - 22.00 Uhr)

abbildet; während der Nachtpegel mit dem LNIGHT annährend vergleichbar.

Der Wert von 64 dB(A) (LDEN) (im Bereich gemischter Nutzungen) wird in Borstel (132)

und Maasen (35) insgesamt für 167 Betroffene und der von 54 dB(A) (LNIGHT) in Borstel (150) bzw. in Maasen (44) insgesamt für 194 Betroffene überschritten.

Vergleich mit Auslösewerten der Lärmsanierung (seit 01.08.2020)

Der Vergleich des (LDEN) an den Fassadenpunkten mit dem Auslösewert der Lärmsa- nierung (Tag, MI: 66 dB(A) zeigt, dass auch bei diesem Vergleich in Borstel (118) und Maasen (30) insgesamt 148 Betroffene Schallpegeln ausgesetzt sind, die am gesam- ten Tag über den Auslösewerte der Lärmsanierung liegen.

Im Nachtzeitraum (LNight) sind in Borstel (133) und Maasen (35) insgesamt für 168 Be- troffene Schallpegeln ausgesetzt, die über dem Nacht-Auslösewert der Lärmsanierung (MI: 56 dB(A)) liegen. Tabelle 5: Geschätzte Zahl der von Straßenlärm Betroffenen auf dem Gebiet der Samtgemeinde Siedenburg (Auslösewerte Lärmsanierung) Quelle: eigene Berechnungen, Stand: April 2018 Tag Nacht Gemeinde Borstel (66/56 dB(A) (T/N)) 118 133 Gemeinde Maasen (66/56 dB(A) (T/N)) 30 35

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Vergleich mit den Richtwerten der Lärmschutz-Richtlinie-StV Auch die Richtwerte, bei deren Überschreitung straßenverkehrsrechtliche Lärmschutz- maßnahmen in Betracht kommen (WA: 70/60 dB(A); MI: 72/62 dB(A)), werden noch an einzelnen Gebäuden überschritten. Da bei Schallpegeln oberhalb von 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts gem. entsprechender Urteile des Bundesgerichtshofs und des Bundesverwaltungsgerichtes die verfassungsrechtliche Zumutbarkeitsgrenze erreicht wird, liegen ab diesen Werten (unabhängig von Art der Gebietsausweisung) hier grund- sätzlich Ansprüche auf Lärmminderungsmaßnahmen vor.

In der Samtgemeinde Siedenburg gibt es 66 Betroffene in Borstel und 17 in Maasen

die Pegeln (LDEN) von mehr als 70 dB(A) und 96 Betroffene in Borstel und 25 in Maasen

die Pegeln (LNight) von mehr als 60 dB(A) ausgesetzt sind. Diese Betroffenen verteilen sich auf insgesamt 49 Gebäude in Borstel und 12 Gebäude in Maasen. Diese sind in den nachfolgenden Abbildungen dargestellt. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Summe der Einwohner in diesen Gebäuden bei 230/273 (Tag/Nacht; Maasen: 43/60; Borstel: 1887/213)) liegt.

Abbildung 6: Gebäude mit Betroffenen Maasen (Pegel > 60 dB(A) (LNight (22-6 Uhr)) Quelle: OSM und eigene Berechnungen

Abbildung 7: Geb. mit Betroffenen Borstel (West) (Pegel > 60 dB(A) (LNight (22-6 Uhr)) Quelle: OSM und eigene Berechnungen

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Abbildung 8: Geb. mit Betroffenen Borstel (Ost) (Pegel > 60 dB(A) (LNight (22-6 Uhr)) Quelle: OSM und eigene Berechnungen Da bei Schallpegeln oberhalb von 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts gem. entspre- chender Urteile des Bundesgerichtshofs und des Bundesverwaltungsgerichtes die ver- fassungsrechtliche Zumutbarkeitsgrenze erreicht wird, liegen ab diesen Werten (unab- hängig von Art der Gebietsausweisung) hier grundsätzlich Ansprüche auf Lärmminde- rungsmaßnahmen (z.B. Lärmsanierung) vor. Außerdem kommen entsprechend der Lärmschutz-Richtlinie-StV straßenverkehrsrechtliche Lärmschutzmaßnahmen in Be- tracht, wenn die Richtwerte der Lärmschutz-Richtlinie überschritten sind.

Über die bestehende Kartierungspflicht aller Hauptverkehrsstraßen mit einem Ver- kehrsaufkommen von mehr als 3 Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr (Lärmaktionspla- nung Stufe Ill) hinaus sind in der Samtgemeinde Siedenburg keine weitergehenden Kartierungen für ein verdichtetes Straßennetz beschlossen worden.

2.3 Lärmprobleme und verbesserungsbedürftige Situationen

Grundsätzlich lassen sich Lärmprobleme als örtlich abgrenzbare Bereiche unter Be- rücksichtigung der Schutzwürdigkeit des Gebietes, der Lärmpegel (Höhe der Belas- tung) und der Zahl der Belasteten identifizieren.

Diese Beschreibung verdeutlicht, dass eine ausschließliche Betrachtung der Lärmkar- ten allein noch keine Rückschlüsse auf die Lärmbetroffenheiten und damit Lärmprob- leme in bestimmten Bereichen erlaubt. Diese liegen erst vor, wenn es dort auch be- troffene Bewohner gibt.

Wie bereits im Rahmen der Bewertung der geschätzten Anzahl von Personen im Kap. 2.2 ausgeführt, gibt es in der Samtgemeinde Siedenburg gem. den Ergebnissen der Lärmkartierung der 3. Stufe aber keine Lärmprobleme, denen mit Maßnahmen begeg- net werden müsste.

Ergänzend zu den unter 2.1 genannten Lärmkarten wurden der Samtgemeinde vom Niedersächsischen Gewerbeaufsichtsamt weitere Daten zur Verfügung gestellt. Aus der Auswertung der Daten zu den Fassadenpegeln ergibt sich, dass Überschreitungen der Richtwerte der Lärmschutz-Richtlinie-StV (nachts 60 dB(A) und tags 70 dB(A)) im Bereich der B 214 auftreten. Die Fassadenpunkte mit Überschreitungen der genannten Werte bildeten die Grundlage für die obige Darstellung von Gebäuden mit Überschrei- tungen (sh. Abbildung 6 ff.). Die Lärmsituation an der B 214 ist daher als problematisch zu bewerten.

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3 Maßnahmenplanung

3.1 Bereits vorhandene Maßnahmen zur Lärmminderung

Im Bereich der Samtgemeinde Siedenburg gibt es entlang der Bundesstraße 214 keine Maßnahme zur Lärmminderung in Form von aktivem Lärmschutz (Wälle/Wände). Der im Zuge der Erneuerung der Deckschicht erfolgte Einbau von Fahrbahnteilern auf der B 214 zwischen den beiden Ästen der K 16 (Siedenburger Straße (im Westen) und Hesterberger Straße (im Osten)) ist zwar grundsätzlich (ebenso wie die Einengung des Straßenraums durch die Anlage von beidseitigen Radwegen) eine geschwindigkeits- mindernde Maßnahme, unterstützt aber eher in diesem Bereich die Einhaltung der dort angeordneten Geschwindigkeit von 50 km/h. Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass seitens der Kommune in allen neu aufzu- stellenden Bebauungsplänen Maßnahmen zur Lärmminderung berücksichtigt werden.

3.2 Geplante Maßnahmen zur Lärmminderung für die nächsten fünf Jahre Für die B 214 bestehen grundsätzlich folgende Möglichkeiten als Maßnahmen zur Lärmminderung: - Einbau von lärmarmen Fahrbahnbelägen zur Minderung des Straßenver- kehrslärms. Die Fahrbahndecke der B 214 in der OD Borstel wurde erst vor Kurzem erneu- ert. Insofern handelt es sich um grundsätzlich eine intakte Fahrbahndecke Splittmastixasphalt (SMA 11 S). Für lärmarme Fahrbahnbeläge wie offenporige Asphalte oder auch andere lärmmindernde Fahrbahnbeläge wurde bislang un- terstellt, dass diese ihre gewünschte Wirkung erst dann entfalten, wenn die durchschnittliche gefahrene Geschwindigkeit mehr als 60 km/h beträgt. Dies führte dazu, dass insbesondere für innerörtliche Straßen der akustische Ein- fluss von Deckschichten nicht berücksichtigt wurde. Mittlerweile (in den inzwi- schen eingeführten neuen RLS-19) wurde das bisher in den RLS-90 enthaltene

System der Korrekturwerte für unterschiedliche Straßenoberflächen (DStrO- Werte) grundlegend neu geregelt. Die Korrekturwerte werden in den RLS-19 künftig mit „Straßendeckschichtkorrektur (DSD)“ bezeichnet. Wesentlich ist, dass nun für die Fahrzeuggruppen Pkw und Lkw getrennte DSD-Werte vorlie- gen werden. Des Weiteren werden künftig Straßendeckschichtkorrekturen für Geschwindigkeiten ≤ 60 km/h bereitgestellt. Ein entsprechendes Vorgehen mit fahrzeuggruppenabhängige Koeffizienten für die Straßenoberflächen ist auch in der zukünftig anzuwendenden BEB [ 14 ] enthalten.

Vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung von lärmarmen Fahrbahnbelägen und deren mittlerweile erfolgter Berücksichtigung in den entsprechenden Re- gelwerken (RLS-19/BUB) sollte mit dem Straßenbaulastträger gemeinsam ge- prüft werden, ob und wenn ja welche lärmarmen Fahrbahnbeläge bei einer an- stehenden Deckenerneuerung z.B. für den Bereich Bockhop geeignet sind.

- aktiver Schallschutz durch Schallschutzwände und/oder Wälle. Der Verlauf der B 214 innerhalb der Ortslage Borstel setzt dem Einsatz des aktiven Lärmschutzes in Form von Abschirmungen durch Lärmschutzwände

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deutliche Grenzen. Lärmschutzwälle sind im innerörtlich aufgrund des Platzbe- darfs praktisch nicht realisierbar. Zudem ist zu beachten, dass damit im Allge- meinen nur ein Schutz der ebenerdigen Außenwohnbereiche bzw. des Erdge- schosses möglich ist. Da jedoch die schutzbedürftigen Außenwohnbereiche in innerörtlichen Bereichen überwiegend nicht zur Straße, sondern im Lärmschat- ten der Gebäude selbst angeordnet sind, ist im Regelfall - neben den Proble- men bei der Realisierbarkeit (Stadtbild, Zufahrten etc.) auch ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erwarten. - der passive Schallschutz durch den Einbau von Schallschutzfenstern Der passive Lärmschutz, d. h. Schalldämmmaßnahmen an den Gebäuden durch Einbau von z. B. Schallschutzfenstern, bewirkt im Sinne der Kartierung der Lärmbelastungen keine Verringerung der Betroffenheiten, da bei der Kar- tierung nur die Außenlärmpegel an den höchstbelasteten Gebäudeseiten be- trachtet werden. Ob dadurch unverträgliche Belastungen der Bewohner verur- sacht werden, hängt jedoch davon ab, ob die Außenbauteile der Gebäude eine ausreichende Minderung des Lärms bewirken, so dass innerhalb der Gebäude verträgliche Immissionen vorliegen. Der Vorteil des passiven Lärmschutzes besteht darin, dass damit im Vergleich z. B. zu Geschwindigkeitsbeschränkungen oder lärmarmen Deckschichten deutlich höhere direkte Pegelminderungen für die Betroffenen innerhalb der Gebäude erreicht werden können. Außerdem gibt es einen Synergieeffekt be- züglich des Klimaschutzes durch verbesserte Wärmedämmung und keine Ver- lagerungen von Verkehr in andere Straßen. Als nachteilig ist insbesondere der bei passivem Lärmschutz nicht erreichbare Schutz von Außenwohnbereichen zu nennen. - Verbesserung des Verkehrsflusses, z.B. durch Umstrukturierung der Lichtsignalanlagen, der Kreuzung und der Einmündungen. Diese Maßnahme kommt in der Gemeinde Borstel aufgrund des Fehlens von Alternativen im Straßennetz nicht in Betracht. - Geschwindigkeitsbegrenzungen an Straßenabschnitten mit hohen Betrof- fenheiten Auf der B 214 beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit innerorts (Ge- meinde Borstel) 50 km/h. Im ebenfalls durch höhere Emissionen betroffenen Bereich von Bockhop gilt eine Geschwindigkeit von 70 km/h. Als potentielle Maßnahme zur Lärmminderung kommt daher eine Absenkung des Geschwindigkeitsniveaus in Frage. Dies könnte für Pkw und Lkw am Tag und in der Nacht bzw. nur für Lkw (Tag/Nacht oder nur nachts) erfolgen. Au- ßerdem wurde grundsätzlich mit der Novellierung des § 45 der StVO im Jahr 2016 der Spielraum zur Anordnung von Tempo 30 erweitert. Insbesondere wird nun auch der Schutz der Wohnbevölkerung vor Lärm und Abgasen als Grund aufgeführt. Allerdings bedarf es seitens der Kommune eines größeren Auf- wands um hier eine ermessensfehlerfreie Entscheidung herbeizuführen. Durch eine Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeit für Lkw im Nachtzeit- raum auf 30 km/h in Borstel (zwischen Mühlenweg und Poststraße) würde die Anzahl der dort Betroffenen von 33 auf 21 um ca. ein Drittel reduzieren. Im Bereich Bockhop könnte ebenfalls eine Reduzierung um etwa ein Drittel (von 45 auf 32 Betroffene) durch eine Reduzierung der Geschwindigkeit für Lkw von

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70 auf 50 km/h erreicht werden. (sh. Kap. 3.5). Es werden die benannten Maß- nahmen seitens der Samtgemeinde festgelegt und die Straßenbauverwaltung zur Umsetzung aufgefordert. - Lärmmindernde Straßenraumgestaltung Die Wirkungsweise derartiger Maßnahmen im Straßenraum ist vielfach nach- gewiesen. Insofern ist durch die erfolgte Anlage beiderseitiger Radfahrstreifen im innerörtlichen Bereich in Borstel bereits eine flankierende Maßnahme reali- siert. Die Samtgemeinde wird die Straßenbauverwaltung auffordern, im Rahmen an- stehender Baumaßnahmen an der B 214 im Bereich vorhandener Wohnbebau- ung auch zukünftig eine lärmmindernde Straßenraumgestaltung vorzunehmen.

3.3 Langfristige Strategien zum Schutz vor Umgebungslärm

Die Hauptlärmquelle des Verkehrslärms in der Gemeinde Borstel der Samtgemeinde Siedenburg ist die B 214. Diese Straße liegt allerdings nicht in der Baulast der Ge- meinde. Für den Bereich Borstel ist der Bau eine Ortsumgehung nördlich von Borstel geplant und als Maßnahme des weiteren Bedarfs im Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP 2030) enthalten. Nach Auskunft der Straßenbauverwaltung liegt der Planungs- beginn nach 2030. Da aber eine Ortsumgehung die Lärmprobleme im Bereich Bockhop nicht verändern wird, soll seitens der Samtgemeinde auch langfristig auf den zuständi- gen Straßenbaulastträger und die zuständige Verkehrsbehörde eingewirkt werden, alle möglichen Maßnahmen zur Reduzierung des Lärms der B 214 insgesamt umzusetzen.

Bzgl. der lärmtechnischen Verbesserung an der B 214 ist aufgrund der beengten Ver- hältnisse aktiver Schallschutz durch Wände/Wälle nicht möglich. Hier ist allenfalls, so- fern noch nicht erfolgt, die Überprüfung des Anspruchs auf passiven Lärmschutz im Zuge der Lärmsanierung eine Option. Dabei sind seitens der Straßenbauverwaltung für den Abschnitt B214/Borstel aber aktuell keine Lärmsanierungsmaßnahmen in Pla- nung oder Bearbeitung.

3.4 Schutz ruhiger Gebiete - Festlegung und geplante Maßnahmen, zu deren Schutz für die nächsten fünf Jahre

Nach § 47d Abs. 2 BImSchG ist es auch Ziel des Lärmaktionsplanes, „ruhige Gebiete vor einer Zunahme des Lärms zu schützen“.

Entsprechend der Begriffsdefinition des Artikels 3 der Umgebungslärmrichtlinie, gibt es keine ruhigen Gebiete per se, d.h. solche die aufgrund ihrer akustischen oder anderen Eigenschaften als ruhige Gebiete in Frage kommen. Vielmehr setzt das Vorhandensein ruhiger Gebiete voraus, dass diese zuvor von der Gemeinde festgesetzt worden sind. Die Entscheidung über „ruhige Gebiete“, die vor einer Zunahme des Lärms zu schützen sind, obliegt dabei den zuständigen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Sieden- burg.

Bei der Festlegung ruhiger Gebiete gilt, dass diese primär den Ansprüchen der Umge- bungslärmrichtlinie genügen müssen, mit den vorhandenen Daten der Samtgemeinde

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bestimmbar sind und den Ansprüchen der Erholungssuchenden entsprechen. Es kön- nen drei Definitionen für ruhige Gebiete herangezogen werden:  ruhige Gebiete im Sinne der Umgebungslärmrichtlinie mit großen, zusammen- hängenden Freiflächen, die Aufenthalt und ausgedehnte Spaziergänge ohne Durchquerung verlärmter Bereiche ermöglichen,  innerstädtische Erholungsflächen, die nicht immer geringe Lärmpegel aufwei- sen, aber eine hohe Aufenthaltsfunktion in fußläufiger Entfernung zu Wohn- standorten haben. Sie sind so groß, dass sie in ihrer Kernfläche deutlich leiser sind als an ihrer Peripherie sowie  schließlich alle weiteren vor Lärm schützenswerten Flächen.

Derzeit sind in der Samtgemeinde Siedenburg keine, über die im Baurecht ohnehin geschützten Bereiche hinaus, weiteren Flächen als "ruhige Gebiete" zu benennen.

3.5 Schätzwerte für die Reduzierung der Zahl der lärmbelasteten Personen

Da Maßnahmen zur Lärmminderung bei Überschreitung der Grenze der Gesundheits- gefahr (70/60 dB(A)) erforderlich werden, soll die Auswirkung einer Geschwindigkeits- reduzierung auf die Lärmpegel betrachtet werden. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass hierbei auf die Zahl der Betroffenen zurückgegriffen wird. Diese wird unter Verwendung eines vorläufigen standardisierten Berechnungsverfahren (VBEB, [ 4 ]) bestimmt. Be- zogen auf die Ergebnisse für Borstel (innerorts) bedeutet dies, dass es gemäß der Be- rechnung zur Lärmkartierung 33 Betroffene gibt, die Pegeln von mehr als 60 dB(A) ausgesetzt sind. Insgesamt wohnen diese 33 Betroffenen in 23 anspruchsberechtigen Gebäuden, in denen insgesamt 85 Einwohner gemeldet sind. Insofern ist Zahl von Ein- wohnern, die von einer Maßnahme profitieren immer größer.

Im Modell wird die Maßnahme der Geschwindigkeitsreduzierung durch eine Verschie- bung der Grenze um die nachfolgend aufgeführten Werte umgesetzt. Damit fallen nur die jeweiligen Fassadenpunkte und damit die diesen Fassadenpunkten entsprechend zugeordneten Betroffenen aus der Betrachtung heraus, die die entsprechend ‚verscho- benen‘ Grenz-/Richtwerte unterschreiten.

Abweichend davon sieht das Vorgehen in der praktischen Anwendung aber so aus, dass sobald im Rahmen der Lärmvorsorge bei Überschreitung der Immissionsgrenz- werte oder bei Überschreitung der Auslösewerte im Zuge der Lärmsanierung ein An- spruch an nur einer Fassade festgestellt wird, unmittelbar ein Anspruch für das ge- samte Objekt als erbracht angesehen wird und demzufolge am gesamten Objekt der erforderliche Lärmschutz unter Prognosebedingungen bezogen auf die Immissions- grenzwerte bzw. die Auslösewerte der Lärmsanierung bemessen wird.

Es ist davon auszugehen, dass in Gebäuden, für die ein ausreichender passiver Lärm- schutz besteht, alle Einwohner profitieren, auch wenn u.U. noch Betroffene (gem. VBEB) angegeben werden.

Dies vorangestellt werden die nachfolgenden Maßnahmen zur Lärmminderung vorge- schlagen und sofern möglich bzgl. Ihrer Reduzierung auf die Anzahl lärmbelasteter

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Personen untersucht. Die Umsetzung / Berücksichtigung der in diesem LAP vorge- schlagenen und von der Samtgemeinde beschlossenen Maßnahmen ist dazu durch Gespräche und Abstimmungen mit dem zuständigen Straßenbaulastträger, der Nie- dersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), Geschäftsbe- reich Nienburg voranzutreiben.

Einsatz lärmarmer Fahrbahnbeläge Prüfung der Möglichkeiten zum Einbau lärmarmer Fahrbahnbeläge bei einer anstehen- den Deckenerneuerung für den Bereich Bockhop. Da hier aktuell keine Informationen über mögliche Fahrbahnbeläge und damit einhergehende Pegelminderungen vorlie- gen, kann an dieser Stelle auch keine Ermittlung der Wirkung einer derartigen Maß- nahme auf die Anzahl der lärmbelasteten Personen vorgenommen werden.

abschnittsweise Geschwindigkeitsbeschränkung Erst bei Überschreitung der Grenze der Gesundheitsgefahr von 70 dB(A) liegt ein An- spruch auf Lärmminderungsmaßnahmen vor. Die detaillierte Auswertung hat ergeben,

dass es insgesamt in Borstel 66 und in Maasen 17 Betroffene gibt, die Pegeln LDEN von 70 dB(A) und mehr ausgesetzt sind. Aufgrund der in Niedersachsen angewandten Rundungsregel (auf volle Hunderter) und einer daraus folgenden Aufrundung, gibt es daher in der Gemeinde Borstel der Samt- gemeinde Siedenburg auch am Tag grundsätzlich Lärmprobleme, denen mit Maßnah- men zu begegnen ist. Die Begrenzung einer Geschwindigkeitsreduzierung auf den Nachtzeitraum ist daher nicht sinnvoll.

In Kapitel 3.2 wurde erläutert, dass eine Option zur Reduzierung der lärmbelasteten Personen eine Geschwindigkeitsreduzierung ist. Hierfür wurden mit den Verkehrsbe- lastungen der Lärmkartierung die Pegelminderungen für verschiedene Varianten (für den Tag- und Nachtzeitraum) untersucht. V1: Reduzierung der Pkw und Lkw Geschwindigkeiten von 50 auf 30 km/h (Tag / Nacht) V2: Reduzierung nur der Lkw-Geschwindigkeiten von 50 auf 30 km/h (Tag / Nacht) V3: Reduzierung nur der Lkw-Geschwindigkeiten von 70 auf 50 km/h (Tag / Nacht) Tabelle 6: Pegelminderungen infolge Geschwindigkeitsreduzierungen Pegelminderung Pegelminderung Tag Nacht V1 (Pkw/Lkw: 50> 30 km/h) - 2,6 dB(A) -2,7 dB(A) V2 (Pkw: 50 km/h; Lkw: 50 > 30 km/h) -2,2 dB(A) -2,4 dB(A) V3 (Pkw: 70 km/h; Lkw: 70 > 50 km/h) -1,4 dB(A) -1,6 dB(A)

Diese Pegelminderungen wurden auf die vom GAA Hildesheim ermittelten Pegel an den einzelnen Fassadenpunkten übertragen und dann die Summe der Betroffenen, die sich mit einer reduzierten Geschwindigkeit noch ergeben, ermittelt.

Eine Geschwindigkeitsreduzierung ist sinnvollerweise immer nur in Bereichen mit einer größeren zusammenhängenden Bebauung möglich. Dies sind in der Gemeinde Bors- tel:  der Innerortsbereich (zwischen Mühlenweg und Poststraße - aktuell: 50 km/h)  der gesamte Bereich Bockhop (aktuell: 70 km/h (Pkw/Lkw); Nienburger Str. 12 bis 36 bzw. 17 bis 27).

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Tabelle 7: Änderung der Belastetenzahlen (Tag/Nacht) Einwohner # Betroffene # Betroffene im Bereich (Status Quo) (mit Geschwindigkeitsreduzierung) V1 85 22 / 33 14 / 21 V2 85 22 / 33 12 / 20 V3 103 29 / 45 22 / 32 Die obige Tabelle zeigt, dass zwischen V1 und V2 kaum Unterschiede vorhanden sind. Es kommt durch die Geschwindigkeitsreduzierung zu einer Abnahme um ca. ein Drittel auf rund 20 Betroffene, wobei hier die Gesamtzahl der Einwohner in Gebäuden mit

Pegeln > 70 dB(A) (LDEN) bei 85 liegt. Ähnlich verhält es sich mit V3. Die Reduzierung der Lkw-Geschwindigkeit im Bereich Bockhop auf 50 km/h führt zu einer Abnahme um 13 auf 32 Betroffene, wobei hier die Zahl der Einwohner in Gebäuden mit Betroffenen bei 103 liegt.

Die Schätzwerte zeigen, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung angemessen er- scheint und daher umgesetzt werden sollte. Ergänzend empfiehlt sich als begleitende Maßnahme der Einsatz einer Geschwindigkeitsanzeige, die durch ein Zusatzschild „Lärmschutz“ den Grund der Geschwindigkeitsreduzierung erläutert.

Die Einwohnerzahlen umfassen alle Bewohner der Wohngebäude, an denen die o.g. Fassadenpegel auftraten. Darin inbegriffen sind auch Gebäude an denen die vorge- nannten Fassadenpegel ggf. nur an einer Hausecke erreicht werden. Mit den Angaben unter 2.1 sind diese Werte nicht vergleichbar, weil dort die ‘Vorläufige Berechnungs- methode zur Ermittlung der Belastetenzahlen durch Umgebungslärm‘ (VBEB) ange- wandt wurde.

Die positiven Auswirkungen der Lärmminderungseffekte durch die Geschwindigkeits- beschränkung in den beiden Bereichen sind die negativen Folgen dieser Maßnahme gegenüberzustellen. Diese negativen Folgen betreffen insbesondere die Verkehrsfunk- tion der B 214, die durch die resultierenden Fahrzeitverluste beeinträchtigt wird. Durch den ca. 900 m langen Teilabschnitt der Ortsdurchfahrt, für den eine Geschwindigkeits- beschränkung untersucht wurde, ergibt sich ein Fahrzeitverlust von ca. 43 Sekunden, von der alle ca. 7.100 Kfz/24h betroffen sind. Bei der ausschließlich für Lkw untersuch- ten Geschwindigkeitsreduzierung von 70 auf 50 km/h im Bereich Bockhop (ca. 1,0 km; Fahrzeitverlust: 21 Sekunden) sind nur 21,3 % der Fahrzeuge (ca. 1.500 Kfz/24h) be- troffen.

Grundsätzlich können Geschwindigkeitsbeschränkungen zu Verkehrsverlagerungsef- fekten führen. Unter Berücksichtigung der ermittelten mittleren Zeitverluste (OD Borstel (alle Fahrzeuge): 43 Sekunden, Bereich Bockhop (nur Lkw): 21 Sekunden) sind bei den untersuchten Geschwindigkeitsreduzierungen und dem Fehlen von zeitgleichen Alternativrouten keine Verdrängungseffekte zu erwarten.

Abgasemissionen verändern sich gem. einer Studie des Umweltbundesamtes [ 15 ], bei Zugrundelegung der aktuellen Fahrzeugflotte und bei üblicher Fahrweise, bei Tempo 30 gegenüber Tempo 50 nicht oder nur marginal.

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Ein wesentliches Kriterium für die Auswirkung auf die Luftschadstoffe ist die Qualität und Verstetigung des Verkehrsflusses. Eine Geschwindigkeitsreduzierung von 50 km/h auf 30 km/h kann unter bestimmten Voraussetzungen zur Verstetigung des Verkehrs- flusses beitragen. Infolge des Fehlens entsprechender Lichtsignalanlagen (es gibt nur eine Bedarfs-Fußgänger-Lichtsignalanlage) sind hier darüber hinaus auch betriebliche und wirtschaftliche Aspekte des ÖPNV zu prüfen. Innerorts befinden sich ein bzw. zwei Haltestellen der Buslinien 128, 136 + 138 (Postamt bzw. Abzw. Siedenburg), die so- wohl in Fahrtrichtung Sulingen als auch in Fahrtrichtung Nienburg/W im Zeitraum von 6-20 Uhr jeweils mindestens stündlich bedient werden. Aufgrund der An- und Abfahrten des ÖPNV an den Haltestellen ist der Zeitverlust für die Buslinien noch geringer als im motorisierten Individualverkehr. Ein negativer Einfluss (z.B. auf bestehende Umläufe) ist, auch da tlw. nicht die gesamte Strecke auf der B 214 in Borstel befahren wird, insofern nicht zu erwarten.

Insgesamt kann damit festgestellt werden, dass durch vertretbare Einschränkungen (theoretischer Fahrzeitverlust von maximal 43 Sekunden im Bereich der OD Borstel bzw. 21 Sekunden im Bereich Bockhop) die Wohnqualität für eine größere Zahl von Einwohnern verbessert und insbesondere deren Gesundheitsgefährdung infolge Lärm reduziert wird. Eine Anordnung der untersuchten ganztägigen Geschwindigkeitsbe- schränkung auf 30 km/h auf 900 m für die Ortsdurchfahrt der B 214 in Borstel und für Lkw von 50 km/h im Bereich Bockhop durch die Straßenverkehrsbehörde ist somit ge- rechtfertigt. Im Bereich der Ortsdurchfahrt erhöht die Maßnahme der Geschwindigkeits- reduzierung auf 30 km/h die Verkehrssicherheit z.B. durch eine Verkürzung der Anhal- tewege, führt zu einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie zu einer weiteren Erhöhung der Verträglichkeit zwischen Kfz- und Radverkehr (Reduzierung der Ge- schwindigkeitsdifferenz, insbesondere bei querendem Radverkehr).

Festlegung Aus Lärmschutzgründen legt die Samtgemeinde Siedenburg daher eine Geschwindig- keitsbeschränkung von 30 km/h ganztags für den Bereich der Ortsdurchfahrt Borstel (zwischen Brockhoff und dem östlichen Ortseingang) sowie von 50 km/h für Lkw zwi- schen der Nienburger Straße 12 und der Nienburger Straße 36 fest und fordert den Straßenbaulastträger als Straßenverkehrsbehörde auf, diese Entscheidung umzuset- zen. Es erfolgt eine auch aus verfahrensrechtlicher Hinsicht erforderliche Beteiligung der zuständigen Behörde (Straßenbauverwaltung als Trägerin öffentlicher Belange) am Planaufstellungsverfahren, ohne dass diese aber hierfür ihr Einvernehmen oder ihre Zustimmung geben müssen.

Sofern es im Zuge der Sanierung der Fahrbahndecke im Bereich Bockhop zum Einbau eines lärmarmen Fahrbahnbelages kommt, ist die Notwendigkeit der Geschwindig- keitsbeschränkung aus Lärmschutzgründen zu überprüfen.

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4 Mitwirkung der Öffentlichkeit bei der Erarbeitung oder Überprüfung des LAP

4.1 Bekanntmachung der Erarbeitung oder Überprüfung des LAP und der Mit- wirkung der Öffentlichkeit

Bekanntmachung: Der Entwurf des Lärmaktionsplans wird vom __.__.2020 - __.__.2020 öffentlich ausge- legt. Außerdem steht in diesem Zeitraum der Entwurf des Lärmaktionsplans im Internet unter www.siedenburg-online.de/Bauleitplanung zum Abruf für die Bürgerinnen und Bürger bereit.

4.2 Berücksichtigung der Ergebnisse der Mitwirkung der Öffentlichkeit

Die im Rahmen der Mitwirkung der Öffentlichkeit und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange eingehenden Stellungnahmen und Anregungen werden abgewogen und in einer Abwägungsunterlage zusammengefasst, die bei der Samtgemeindeverwaltung Siedenburg eingesehen werden kann.

Sofern erforderlich, werden Änderungen am Entwurf des Lärmaktionsplans aufgrund der Anregungen und Stellungnahmen vorgenommen.

5 Kosten für die Aufstellung und Umsetzung des Aktionsplans

Kosten für die Aufstellung: 4.750,00 € Kosten für die Umsetzung: keine

6 Evaluierung des LAP

Der Lärmaktionsplan wird gemäß § 47d Abs. 5 BImSchG bei bedeutsamen Entwick- lungen für die Lärmsituation, ansonsten jedoch nach 5 Jahren überprüft und erforderli- chenfalls überarbeitet. Erfahrungen und Ergebnisse des LAP werden dabei ermittelt und bewertet.

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7 Inkrafttreten des LAP

7.1 Beschluss des LAP

Die endgültige Fassung des Lärmaktionsplanes ist am xx.xx.2020 durch …[Gre- mium]… der Samtgemeinde Siedenburg beschlossen worden.

7.2 Bekanntmachung des LAP

Die Bekanntmachung erfolgte am _____.2020 durch Bekanntmachung im Amtsblatt des Landkreises Diepholz Nr. ……………..

7.3 Link zum Aktionsplan im Internet

www.Siedenburg-online.de

______gez. Rainer Ahrens (Samtgemeindebürgermeister)

Siedenburg, den xx.xx.2020

H:\SIED-SG\220393\TEXTE\erl200922_sc03.docx Anlage 1 Übersicht über Immissionsgrenz- und -richtwerte im Bereich des Lärmschutzes

Die Grenz- und Richtwerte nach deutschem Recht können für eine Bewertung der Lärmsituation zur Orientierung herangezogen werden. Sie beruhen auf anderen Ermittlungsverfahren als die strategischen Lärmkarten zur Umsetzung der Umgebungslärmrichtlinie und sind daher nicht direkt vergleichbar mit den dort als LDEN und LNight dargestellten Werten. Im Einzelfall sind daher zur Prüfung der Immissionsgrenz- und -richtwerte bzw. der Auslösewerte Berechnungen für den jeweiligen Immissionsort notwendig.

Anwendungsbereich Richtwerte, bei deren Überschrei- Auslösewerte für die Grenzwerte für den Neubau oder Richtwerte für Anlagen im Sinne tung straßenverkehrsrechtliche Lärmsanierung an Straßen in der die wesentliche Änderung von Stra- des BImSchG, deren Einhaltung si- Lärmschutzmaßnahmen in Betracht Baulast des Bundes ßen- und Schienenwegen (Lärm- chergestellt werden soll [ 12 ] kommen [ 6 ], [ 10 ] [ 6 ], [ 8 ] vorsorge) [ 11 ] Nacht in Nacht in Nacht in Nacht in Tag in dB(A) Tag in dB(A) Tag in dB(A) Tag in dB(A) Nutzung dB(A) dB(A) dB(A) dB(A) Krankenhäuser, Schulen, 70 60 64 54 57 47 45 35 Altenheime, Kurgebiete … reine Wohngebiete 70 60 64 54 59 49 50 35 allgemeine Wohngebiete 70 60 64 54 59 49 60) 45 Dorf-, Misch- und Kerngebiete 72 62 66 56 64 54 65 50 Gewerbegebiete 75 65 72 62 69 59 70 70 Industriegebiete 70 70

Für die Bewertung der Lärmsituation an Flugplätzen sind die Werte des „Gesetzes zum Schutz gegen Fluglärm“ in der Fassung vom 31.Oktober 2007 (BGBl. I S. 2550) heranzuziehen.