Prochazka, Katharina (2013). Genusdetermination bei Fußballvereinsnamen im ¨osterreichischen Deutsch. Masterarbeit, Universitat¨ Wien.

Der folgende Text ist meine 2013 an der Universitat¨ Wien, Institut fur¨ Linguistik, eingereichte Masterarbeit. In dieser Version sind einige, aber bei weitem nicht alle (Tipp-)Fehler bereinigt.

Fur¨ eine erweiterte, verbesserte Version, u.a. erganzt¨ um ein Sonderkapitel zum Sprach- gebrauch in Wien, sei auf das 2014 erschienene Buch gleichen Namens verwiesen:

Prochazka, Katharina (2014). Genusdetermination bei Fußballvereinsnamen im ¨osterreichischen Deutsch. Wien: Praesens. [ISBN 978-3-7069-0771-2]

Mehr Information: http://www.praesens.at/praesens2013/?p=4333

Zum Gl¨uckist die Rapid besser als ihr Bierzelt [Falter Nr. 47/11, S. 46] Inhaltsverzeichnis

0 Intro 7

1 Problemstellung 8

2 Eingrenzung des Themas 8 2.1 Namen8 2.2 Fanebene 11 2.3 Fußballsprache 15 2.4 Osterreichisches¨ Deutsch 15 2.5 Osterreichischer¨ Fußball 17 2.6 Genus 20 2.7 Quellen 22

3 Arbeitshypothesen 25

4 Daten 29 4.1 Sponsorennamen 30 4.2 Zahlen: der SC Ostbahn XI und die 13er 33 4.3 Mit Abkurzung:¨ der SC Lustenau 33 4.4 Abkurzung¨ und geografische Bezeichnung: der SV Stegersbach 35 4.5 Nur geografische Bezeichnung: die Mariahilf 35 4.6 Agnomen und geografische Bezeichnung: die Columbia Floridsdorf 37 4.7 Nur Agnomen: die Rapid 39 4.8 Zusammengefasst in zwei Satzen¨ 45 4.9 Zusammengefasst in einer Tabelle 46 4.10 Andere Formen der Anrede fur¨ Fußballvereine 51

5 Vereinsnamen 53 5.1 Herkunft der Agnomina (alphabetisch) 54 5.2 Herkunft der geografischen Bezeichnungen (alphabetisch) 63

6 Fruher¨ I: die , Rapid und diese Rapid 64

7 Fruher¨ II: die Cricketer, die Austriaelf und die Slavia 69

8 Heute: die sch¨onsteTochter dieser Stadt 77 8.1 Der/die Wacker 85 8.2 Geografische Bezeichnungen: die Brigittenau wird/werden 88 9 Zusammenfassung:Warum die Vienna die Vienna“ ist 90 ” 10 English summary 93

11 Quellen 96

12 Lebenslauf (CV) 102

Abbildungsverzeichnis

1 FC Wacker Innsbruck gegen SK Rapid, 18.07.20107 2 Konzeptionelle Mundlichkeit¨ und Schriftlichkeit 14 3 Derby SK Rapid gegen FK Austria Wien, 05.08.2012 80 4 Rapid Wien, die Hure Europas“ – Motiv eines Fanklubs des FK ” Austria Wien 80 5 Hure 1911“ – Hinweis auf den FK Austria Wien, gegrundet¨ 1911 82 ”

Tabellenverzeichnis

1 Das Fußballligensystem in Osterreich¨ 2012 19 2 Ubersicht¨ uber¨ Fußballvereinsnamen und Genera/Artikelverwendung 47 3 Erstmaliges Auftreten der Agnomina in Osterreich¨ als Fußballverein 74

0 Intro

Ich habe in meinem Leben gut 250 Fußballspiele besucht. Linguistisch relevant war vor allem eines: FC Wacker Innsbruck–SK Rapid 4:0 (1:0), Bundesliga 2010/11 1. Run- de, 18. 07. 2010. An diesem Tag prasentierten¨ die Innsbruck-Fans eine Choreografie mit dem Text Ganz Innsbruck ist am Toben, der Wacker ist wieder oben“. Ich ” verbrachte die gesamte Zugfahrt nach Wien damit, daruber¨ nachzudenken, warum es der Wacker“ heißt, wenn doch sonst alle mir vertrauten Fußballvereinsnamen ” den Artikel die“ trugen. So fing es an. ”

Die folgende Arbeit zeigt, wie es weitergeht: warum es die Rapid“ heißt und die ” ” Vorwarts“,¨ und vielleicht auch, warum es der Wacker“ heißt. ”

Abbildung 1: FC Wacker Innsbruck–SK Rapid, 18.07.2010 (Bildquelle: Christian Bruckner)

Ich bin froh, wahrend¨ des Schreibens die Unterstutzung¨ vieler Menschen gehabt zu haben. Fur¨ viele linguistische und sprachliche Hinweise danke ich insbesondere Dr. Hans Christian Luschutzky¨ und Dr. Manfred Glauninger sowie Dr. Wolfgang Ulrich Dressler. Außerdem danke ich (in alphabetischer Reihenfolge): Christian Bruckner (http://brucki.blogspot.com), Reinhard Mayerhofer, Michael Wolf und allen anderen, die mit mir (oder neben mir) uber¨ Fußball geredet haben.

7 1 Problemstellung

Fußballvereinsnamen werden in der osterreichischen¨ Fußball(fan-)sprache mit defi- nitem Artikel gebraucht. Wodurch ist aber bestimmt, welcher Artikel verwendet wird?

Fußballvereinsnamen bestehen ublicherweise¨ aus mehreren Bestandteilen:

(1) a. SK Sturm Graz b. First Vienna FC 1894 c. SV ASKO¨ Sittersdorf

Auch bei einer nicht-linguistischen Beschaftigung¨ mit Fußball fallt¨ schnell auf, dass Teile von Vereinsnamen (Rapid, Vienna, Hakoah, Vorw¨arts . . . ) insbesondere unter Fans ausschließlich mit die“ verwendet werden. Die große Ausnahme ist hier FC ” Wacker Innsbruck, welcher immer als der Wacker“ angesprochen wird. ” (2) Hier spielt der Wacker gegen die Austria! [Duke Bruno (2008), Tag 32 +31; Hervorhebung K. P.]

Das Ziel dieser Masterarbeit ist zum einen die systematische Bestandsaufnahme der Artikel- bzw. Genusverteilung2 bei Fußballvereinsnamen im osterreichischen¨ Deutsch/in der osterreichischen¨ Fußballsprache eingegrenzt auf die Fanebene und zum anderen der Versuch einer Erklarung¨ unter Berucksichtigung¨ von inner- und außersprachlichen Faktoren. Dabei soll der Fokus auf der Genuszuweisung der Teile des Vereinsnamens liegen, die fast immer mit die“ angesprochen werden – ” und versucht werden, zu erklaren,¨ warum das der Fall ist.

2 Eingrenzung des Themas

2.1 Namen

Diese Arbeit befasst sich mit Fußballvereinsnamen. Im Zweifelsfall gilt als Vereins- name der im Zentralen Vereinsregister (ZVR, http://zvr.bmi.gv.at) eingetragene Name. Allerdings werden die Klubs von mir immer ohne evtl. vorhandenen Spon- sorennamen genannt (Ausnahme: FC Salzburg), außer wenn es fur¨ die Argumentation relevant ist. Der Sponsorenname wird von Fans in der gespro- chenen und geschriebenen Sprache kaum verwendet, noch dazu ist er meistens temporar.¨ Siehe dazu den Abschnitt 4.1.

1Das Buch ist nicht paginiert, sondern besitzt nur Uberschriften¨ der Form Tag X“. Tag 32 +3“ ist ” ” zu lesen als: die dritte Seite nach der Seite, auf der die Uberschrift¨ Tag 32“ steht. ” 2Das Genus eines Wortes druckt¨ sich im Deutschen u. a. durch den verwendeten Artikel aus, siehe Abschnitt 2.6.

8 In der Arbeit verwende ich folgende Terminologie:

(3) SV Vorw¨arts Brigittenau Abkurzung¨ Agnomen geografische Bezeichung

Wikipedia (2013) benutzt die Bezeichnung Namensrelikt“, Stellmacher (2009: 83ff.) ” nennt den mittleren Teil Beiname“, die deutsche Seite www.vereinsnamen.de ” nennt ihn Wortname“. Ich verwende in Anlehnung an die romische¨ Namensge- ” bung den Ausdruck Agnomen“, der im antiken Rom einen optionalen Beinamen ” bezeichnete, der eine Eigenschaft der bezeichneten Person hervorhebt. Die geogra- fische Bezeichnung kann ein Ortsname ( SV Austria Salzburg“), ein Bezirksname ” ( Brigittenau“ wie oben) oder der Name eines Bezirks-/Stadtteils sein ( Oberlaa“ in ” ” FC A11-Rapid Oberlaa“). Eine deutsche geografische Bezeichnung (im Gegensatz ” zur nicht-deutschen) ist dabei ein Name, der einen Ort, eine Stadt, einen Bezirk oder einen Stadtteil bezeichnet und auch von offizieller Seite (in Publikationen, auf Ortstafeln) verwendet wird. Deutsch“ bezieht sich somit weniger auf die ” etymologische Herkunft und mehr auf den heutigen Sprachgebrauch. Historische Bezeichnungen (wie z. B. Vindobona fur¨ Wien) zahlen¨ somit als nicht-deutsche geo- grafische Bezeichnungen und als Agnomen.

Ein Agnomen definiere ich folgendermaßen: ein Teil des Fußballvereinsnamens, der

- keine Abkurzung¨ - kein Teil der ausgeschriebenen Abkurzung¨ ( Union“ aus USC“) ” ” - keine (deutsche) geografische Bezeichnung, auch nicht als Adjektiv ( Wiener“) ” - keine Zahl ist.

Bei all diesen ausgeschlossenen Namensteilen ergibt sich das Genus relativ einfach aus dem Genus, welches das Wort im Lexikon hat ( die Union“, der Sportverein“) ” ” oder als Pluralartikel bei geografischen Adjektiven allein ( die Wiener“). Ortsnamen ” allein werden in der Standardsprache nicht mit Artikel gebraucht, Bezirks- oder Stadtteilnamen manchmal schon ( die Brigittenau“). ”

Agnomina konnen¨ (in Anlehnung an Stellmacher 2009: 82ff.)

- Vereinsfarben (FC Blau-Weiß Linz) - ein Bezug zum Umfeld des Vereins (SC Ostbahn XI an der Strecke der Wiener Ostbahn) - nicht-deutsche geografische Bezeichnung (FK Austria Wien) - Wortspiele (AS Koma)3

3offizieller Vereinsname, als Anspielung auf den italienischen Klub AS Roma

9 - Ausdruck von Eigenschaften im weitesten Sinne, Kraft, Leistungsbereitschaft (SK Vorw¨artsSteyr) - Selbstbezeichnung der Spieler (ASK Blaue Elf Wels) - Name einer relevanten Person (Helfort 15) - ein Schiffsname (SC Red Penzing) - Name der Institution, deren Werksmannschaft“ der Klub ist (Post SV) ” sein. Sie konnen¨ Teil des deutschen Wortschatzes sein (Sturm), mussen¨ aber nicht. Genauere Erklarungen¨ der Herkunft der Agnomina folgen in Abschnitt 5.

Der großte¨ Teil dieser Arbeit beschaftigt¨ sich mit der Genuszuweisung bei Agno- mina, da hier das Kernproblem liegt: Warum wird diesen (fast) immer feminines Genus zugewiesen? Bei Verwendung des vollstandigen¨ Vereinsnamens (Agnomen in Kombination mit einer Abkurzung¨ und/oder geografischen Bezeichnung) ist die Genuszuweisung hingegen relativ transparent (siehe Abschnitt 4).

Fußballvereinsnamen sind Eigennamen (Nomina propria). Sturm (2005: 8) un- terscheidet zwischen Eigennamen als dem lexikalischen Kopf einer Phrase und Eigennamenphrasen (EN-Phrasen – Nominal-/NP oder Determinansphrasen/DP mit Eigennamen). Da diese Unterscheidung fur¨ diese Arbeit nicht relevant ist, verwende ich im Weiteren nur den Ausdruck Eigenname“, auch fur¨ DPs. ” (Eigen-)Namen nehmen im Wortschatz einen besonderen Stellenwert ein und bil- den einen Gegensatz zu Appellativa (Gattungsbezeichnungen) wie Tisch oder Sessel. Namen referieren (ublicherweise)¨ nur auf ein Objekt (= Monoreferenz) – die Person, den Ort oder das Ding, das sie bezeichnen. Appellativa dagegen haben (ublicherweise)¨ mehrere Referenzobjekte: das Wort Tisch“ referiert auf alle Objekte, ” die Tische sind, d. h. solche, die Tischheitseigenschaften“ besitzen. Appellativa ” konnen¨ naturlich¨ auch auf ein spezifisches Ding referieren, damit ist aber ein großerer¨ linguistischer Aufwand verbunden: eine definite Beschreibung oder Ad- jektivphrase (der gr¨uneTisch an der Wand). Namen und Appellativa unterscheiden sich auch durch verschiedene grammatische Eigenschaften: Vokabular, Graphemik, Flexion und auch Genuszuweisung (vgl. Nubling¨ 2005).

Die Grundfrage dieser Arbeit ist jene nach der Genuszuweisung bei Fußballvereins- namen, hauptsachlich¨ ausgedruckt¨ durch den Artikel – deshalb wird im Text auch Artikel“ verwendet, wenn generell das Genus gemeint ist. Eine Unterscheidung ” zwischen definitem (der, die, das) und indefinitem (ein, eine, ein) Artikel wird dabei nicht vorgenommen. Auf jeden Fall kommt der indefinite Artikel weit seltener vor und wenn, muss immer eine Adjektivphrase (AP) zwischen Artikel und Vereinsna- me stehen.

10 (4) Eine dauerhaft in den Prater umgezogene Rapid, das ware¨ nicht mehr Rapid. [http://www.prohanappi.at/pro-hanappi-wien/, 2013-03-07] 01.09.2011

Possessivpronomen sind ohne AP moglich,¨ kommen aber auch seltener als definite Artikel vor.

(5) Kurz, ein Ort wo sich keiner von uns freiwillig langer¨ als 2 Minuten aufhal- ten wurde,¨ wenn heute nicht unsere Rapid gespielt hatte.¨ [Leone verde, 1. Ausgabe (Februar 2006), S. 53] Spielbericht Geld spielt nicht Fußball!“, ” 30.07.2005

2.2 Fanebene

Diese Arbeit befasst sich primar¨ mit der Sprache der Fußballfans. Fußballfans sind in dieser Arbeit Menschen, die eine klare Praferenz¨ fur¨ einen einzelnen Fuß- ballverein haben (was Sympathie fur¨ andere Vereine nicht ausschließt) und die Geschehnisse rund um den Verein verfolgen: in Gesprachen¨ mit anderen, uber¨ das Internet und/oder Fernsehen. Dazu gehort¨ auch der Stadion-/Sportplatzbesuch (zumindest in der Vergangenheit). Organisierte Fans sind Fans, die einem Fanklub angehoren.¨

Fußballfans kommunizieren uber¨ Fußball. Das passiert im Stadion, zu Hause, am Arbeitsplatz, im Internet, in der gesprochenen und geschriebenen Kommunikation. Was aber genau Fußballfansprache ausmacht – im Gegensatz zu Fußballsprache auf der Nicht-Fanebene – ist schwer in Worte zu fassen. Ein Matchbericht in einem Internetforum unterscheidet sich intuitiv von einem Matchbericht in der Zeitung, obwohl beides Fußball zum Thema hat, von Fans (oder zumindest Fußballinter- essierten) verfasst wurde und beides ein schriftlicher Text ist. Außerdem sind die Außerungen,¨ die Fußballfans produzieren, kein homogenes Gebilde: Fußballfans finden sich in allen sozialen Schichten, Altersgruppen und Geschlechtern. Die Fan- sprache umfasst verschiedene Sprachstile, Standard- und Nonstandardsprache; sie kann mundlich¨ oder schriftlich realisiert werden. Die Sprache der Fanebene kann also nicht an einer sozialen Gruppe, einem bestimmten Medium (Zeitung, Gesprach,¨ Spruchband, . . . ) oder einer Ausdrucksform (mundlich/schriftlich)¨ festgemacht werden.

Ein theoretischer Ansatz, der sich zur Klassifizierung anbietet, ist die konzeptionel- le Mundlichkeit/Schriftlichkeit¨ von Koch und Oesterreicher (1985). Sprache kann allgemein nicht nur nach der medialen Dimension (grafischer bzw. phonischer Kode)4 unterteilt werden, sondern auch nach der mundlichen¨ ( gesprochenen“) ” oder schriftlichen ( geschriebenen“) Konzeption. Medium und Konzeption konnen¨ ” 4Gebardensprache¨ realisiert noch eine dritte mediale Dimension.

11 kombiniert werden, sodass sich etwa mundlich¨ + phonisch“ fur¨ ein vertrautes ” Gesprach¨ ergibt oder schriftlich + phonisch“ fur¨ einen Vortrag (Koch und Oester- ” reicher 1985: 17). Konzeptionelle Mundlichkeit¨ und Schriftlichkeit bilden dabei zwei Pole eines Kontinuums, denen einzelne Textsorten5 mehr oder weniger nahe stehen. Die zwei Pole werden von Koch und Oesterreicher (1985: 21) auch als Sprache ” der Nahe“¨ (konzeptionell mundlich)¨ und Sprache der Distanz“ (konzeptionell ” schriftlich) bezeichnet.

Nicht nur die Konzeption spielt bei der Klassifikation von Textsorten eine Rolle, sondern auch andere Parameter, die Koch und Oesterreicher als Kommunikati- onsbedingungen bezeichnen: soziales Verhaltnis,¨ Anzahl, raumliche¨ und zeitli- ” che Situierung der Kommunikationspartner; Sprecherwechsel; Themafixierung; Offentlichkeitsgrad;¨ Spontaneitat¨ und Beteiligung; Rolle des sprachlichen, des situa- tiven und des soziokulturellen Kontexts (geteilte Wissensbestande,¨ gemeinsame ge- sellschaftliche Werte und Normen, etc.)“ (1985: 19). Konzeptionelle Mundlich-¨ bzw. Schriftlichkeit bedingt auch unterschiedliche Versprachlichungsstrategien“ wie ” geringere oder großere¨ Informationsdichte. Insgesamt ergibt sich ein nicht-lineares Kontinuum, in dem eine Textsorte nicht nur mehr oder weniger konzeptionell mundlich¨ oder schriftlich sein kann, sondern auch mehr oder weniger grafisch oder phonisch (siehe Abbildung 2).

Der Großteil an Fansprache kann als konzeptionell mundlich¨ zusammengefasst wer- den. Die Kommunikation erfolgt entweder tatsachlich¨ mundlich¨ (Gesprache¨ uber¨ Fußball, Fangesange,¨ . . . ) oder ist so konzipiert und folgt den oben angefuhrten¨ Bedingungen (insbesondere der Emotionalitat)¨ und Versprachlichungsstrategien: Diskussionen in Fußballforen im Internet sind ublicherweise¨ sprachlich weit we- niger komplex als Berichterstattung in Zeitungen, sondern sind oft geschrieben wie man redet“. Ausrufe im Stadion sind hoch emotional und situationsbezogen. ” Spruchbander¨ des Fansektors sind dialogisch, d. h. sie erwarten eine Reaktion der gegnerischen Fans und/oder des restlichen Stadions. Da es sich bei konzeptioneller Mundlich-¨ und Schriftlichkeit aber wie gesagt um zwei Pole eines Kontinuums handelt, sind die einzelnen Außerungsformen¨ jeweils mehr oder weniger kon- zeptionell mundlich.¨ Texte in Fanzines (Fanmagazinen) sind beispielsweise dem Schriftlichkeitspol naher¨ als Beleidigungen der Spieler im Stadion.

Es bleibt als reduzierte Definition: Fansprache/Sprache auf der Fanebene ist alles, was Fußball zum Thema hat (den eigenen Verein, andere Vereine, Spielertransfers, Trainerwechsel, Fanaktivitaten,¨ . . . ) und von den Fans ohne Bezahlung (= nicht kommerziell) produziert wird. Die Sprache der Fanebene ist im Gegensatz zur Sprache der Nicht-Fanebene konzeptionell mundlich¨ bzw. zumindest der konzep-

5 Text“ bezieht sich hier und im Folgenden auf schriftliche und mundliche¨ Texte. ”

12 tionellen Mundlichkeit¨ naher¨ als der konzeptionellen Schriftlichkeit.6

Diese Arbeit befasst sich nicht primar¨ mit der Sprache, mit der uber¨ Fußball in kommerziellen Medien berichtet wird (Fernsehen, Tageszeitungen) – obwohl sie als Vergleich hinzugezogen wird. (In den unteren Ligen ist allerdings kein breiter Vergleich moglich,¨ da uber¨ die Vereine selten bis gar nicht in Zeitungen oder TV berichtet wird.)

6Warum eine Einteilung in Fanebene vs. Nicht-Fanebene im Gegensatz zu einer Einteilung der verschiedenen Gruppen (Fans vs. Journalistinnen/Nachrichtensprecher/Sonstige)? Menschen sprechen je nach Situation auf unterschiedlichen Sprachebenen – Menschen, die fur¨ Bezahlung uber¨ Fußball reden/schreiben, sind fast immer auch Fußballfans. Wenn ein Sportjournalist im Wirtshaus sitzt, wird er vielleicht die Rapid“ sagen, aber nicht, wenn er in der Tageszeitung einen Spielbericht ” schreibt. In beiden Fallen¨ ist er ein Fußballfan, aber eben immer auf einer anderen Sprachebene. Daher ware¨ eine Einteilung in Fans vs. Sonstige weder einfach noch zutreffend.

13 Kommunikationsbedingungen: Kommunikationsbedingungen:   – Dialog     – Monolog      – Vertrautheit der Partner       – Fremdheit der Partner   – Face-to-Face-Interaktion       – raumzeitliche Trennung       – freie Themenentwick-       – Themenfixierung   lung           – Offentlichkeit¨   – keine Offentlichkeit¨           – Reflektiertheit   – Spontaneitat¨       – detachment“     ”   – involvement“     ”   – Situationsentbindung   – Situationsverschrankung¨          k  – Objektivitat“¨   – Expressivitat¨  ”   –...   j  – Affektivitat¨  –... f e d

Sprache grafisch Sprache der Nahe¨ phonisch der Distanz i h g

Versprachlichungsstrategien: Versprachlichungsstrategien:   c   – Prozesshaftigkeit b – Verdinglichung“    ”       – Vorlaufigkeit¨  a  – Endgultigkeit¨           geringere:   großere:¨           – Informationsdichte   – Informationsdichte       – Kompaktheit   – Kompaktheit           – Integration   – Integration           – Komplexitat¨   – Komplexitat¨           – Elaboriertheit   – Elaboriertheit       – Planung   – Planung      –... –...

Textsorten: a vertrautes Gesprach¨ g Vorstellungsgesprach¨ b Telefonat mit einem Freund h Predigt c Interview i Vortrag d abgedrucktes Interview j FAZ-Artikel e Tagebucheintrag k Verwaltungsvorschrift f Privatbrief

Abbildung 2: Konzeptionelle Mundlichkeit¨ und Schriftlichkeit, nach Koch und Oesterreicher (1985: 23)

14 2.3 Fußballsprache

Diese Arbeit befasst sich mit Fußballsprache. Fußballsprache ist dabei einfach die Sprache, mit der uber¨ Fußball gesprochen wird – sowohl auf Fan- wie auch auf Nicht-Fanebene (vgl. Born 2009: 14f.). [D]araus folgt, dass Sportsprache kei- ” ne stratenspezifische Sprache ist, da sich Sportanhanger¨ aus allen Schichten der Bevolkerung¨ rekrutieren“ (ibid: 15). Sie ist eine eigene Fachsprache, (. . . ) eine aus ” klaren und unmissverstandlichen¨ technischen Bezeichnungen bestehende Termi- nologie“ (ibid). Fußballsprache ist aber nicht mit Sportsprache allgemein gleich- zusetzen; viele Disziplinen [besitzen] einen eigenen Jargon, der gespragt¨ ist von ” der stratentypischen Kommunikationsform der aktiven Sportler wie Zuschauer; dieser Jargon kann mit dialektalen Formen durchsetzt sein“ (ibid). Dazu gehort¨ spezielles Vokabular wie Corteo, Choreo, Mentalit`a (Begriffe auf Fanebene)7 usw., dessen Verwendung die Person gewissermaßen als Eingeweihte“ auszeichnet. Eine ” Untermenge der Fußballsprache ist die Fansprache, mit einem eigenen Wortschatz fur¨ die Verstandigung¨ uber¨ (a) typische Aktivitaten¨ der Fans im Stadion und auf ” dem Weg dorthin sowie (b) die dazu notwendigen Utensilien“ (Burkhardt 2009: 176). Weitere Bestandteile der Fußballsprache bzw. der Sportsprache allgemein sind die Fachsprache der jeweiligen Sportart, d[er] entsprechende[] Sportjargon und die ” Reportersprache, d. h. die Sprache der Sportberichterstattung“ (ibid). Vereinsnamen mit Artikel finden sich auf allen vier Ebenen der Fußballsprache, deswegen unter- scheidet diese Arbeit nur zwischen Fan- und Nicht-Fanebene.

Diese Arbeit befasst sich nicht mit den Sprachen verwandter Sportarten wie Futsal (Hallenfußball nach FIFA-Regeln).

2.4 Osterreichisches¨ Deutsch

Diese Arbeit befasst sich mit osterreichischem¨ Deutsch (OD¨ bzw. Deutsch in Osterreich/Di¨ O).¨ Osterreichisches¨ Deutsch ist eine Varietat¨ der plurizentrischen Sprache Deutsch und hat dementsprechend Eigenheiten in Satzstellung, Wortschatz (Lexik), Pragmatik, Aussprache und Tempusgebrauch (vgl. Wiesinger 2008: 10ff., Zeman 2009: 109ff.). Insbesondere das Genus ist bei vielen Wortern¨ anders als im bundesdeutschen Deutsch (Zeman 2009: 128f.):

(6) a. der Polster (O)¨ – das Polster (D) b. die Ausschank (O)¨ – der Ausschank (D)

7Corteo: der gemeinsame Fußmarsch der Fans zum Stadion, meistens von Gesang begleitet. Choreo: inszenierte Choreografie von Fans, meist zu Spielbeginn, bei der mit farbigen Elementen wie Fahnen, Folien oder Papierrollen ein optisches Bild erzeugt wird. Mentalit`a: Summe der ungeschriebenen selbstgesetzten Verhaltensregeln von Ultras.

15 Osterreichisches¨ Deutsch im Sinne dieser Arbeit umfasst dabei alle Auspragungsfor-¨ men des Deutschen in Osterreich¨ und wird nicht weiter unterteilt – was sprachwis- senschaftlich moglich¨ ware:¨ In Osterreich¨ finden sich sowohl die bairischen/bairisch- osterreichischen¨ Dialekte wie auch Alemannisch. Die bairischen Dialekte lassen sich untergliedern:8 in Nordbairisch (Oberpfalz/Bayern), Mittelbairisch (Oberbayern, Niederbayern, Unterinngebiet/Tirol, Salzburg, Oberosterreich,¨ Niederosterreich,¨ Wien, Oststeiermark und Burgenland) und Sudbairisch¨ (Tirol, Karnten,¨ Ober-/West- /Mittelsteiermark, Teile von Salzburg). In Vorarlberg wird Alemannisch gesprochen. Alemannisch unterscheidet sich sehr von den bairischen Dialekten in Aussprache und Wortschatz (vgl. Hornung und Roitinger 2000: 133ff.).

Wie an der obigen Aufzahlung¨ sichtbar, ist osterreichisches¨ Deutsch keine ho- mogene Sprachvarietat,¨ sondern kann noch unterteilt werden in Varietaten¨ mit spezifischen lautlichen, syntaktischen und lexikalischen Merkmalen. Ebenso um- fasst OD¨ mehrere Systemebenen9 und beschrankt¨ sich nicht nur auf Dialekte. Ein Standard ( osterreichisches¨ Standarddeutsch“) existiert genau wie im Bundesdeut- ” schen und ist auch im Osterreichischen¨ W¨orterbuch kodifiziert.

Ein fur¨ diese Arbeit relevantes Kennzeichen von osterreichischem¨ Deutsch ist die Verwendung von Namen (meist Personennamen) mit definitem Artikel, die z. B. in Norddeutschland nicht vorkommt (Henn-Memmesheimer 1986: 78ff.). Deshalb enthalt¨ diese Arbeit keinen Vergleich mit bundesdeutscher Ausdrucksweise bei Fußballvereinsnamen: In Deutschland gibt es zwar in Einzelfallen¨ Agnomina mit Artikel (die Hertha, die Borussia, die Eintracht), aber bei weitem nicht uberall¨ (Schal- ke, Werder, Hansa). Obwohl die Besonderheiten des OD¨ bei Genera (wie in (6)) erst im Kontrast zu anderen Varietaten¨ sichtbar werden, wird hier primar¨ eine osterreichische¨ Besonderheit beschrieben, die nur sekundar¨ mit der besonderen Genuszuweisung im osterreichischen¨ Deutsch zu tun hat. Das Phanomen¨ der Ver- wendung von Agnomina mit Artikel kommt wohl hauptsachlich¨ im osterreichischen¨ Deutsch vor und erstreckt sich nicht auf den gesamten bairischen Dialektraum – allerdings gibt es in Bayern kaum Fußballvereinsnamen mit Agnomen, sondern die Benennung folgt dem (in Osterreich¨ ebenfalls sehr gebrauchlichen)¨ Muster [Abkurzung]¨ [Ortsname]“, sodass genaue Daten fehlen. Die oben genannten Agno- ” mina allein (Schalke, Werder, Hansa) scheinen aber auch in Bayern ohne Artikel verwendet zu werden. Fur¨ den Fußballklub Bayer 04 Leverkusen aus Leverkusen (mittelfrankischer¨ Dialekt) gibt es unter Fans noch die Bezeichnung der Bayer.

8Vgl. Hornung und Roitinger 2000: 15f., Zeman 2009: 52. 9Standardvarietat,¨ Umgangssprache, Basisdialekt und weitere Unterteilungen davon – in Wahrheit sind die einzelnen Ebenen jedoch nicht streng abgegrenzt, sondern gehen kontinuierlich ineinander uber.¨

16 Wie kann sichergestellt werden, dass alle im Folgenden zitierten Menschen osterrei-¨ chisches Deutsch als Erstsprache (L1) haben? Prinzipiell gar nicht, zumindest nicht ohne genaue Befragung der einzelnen Personen. Es ist allerdings anzunehmen, dass

- osterreichischer¨ Fußball hauptsachlich¨ von Menschen mit osterreichischem¨ Deutsch als L1 verfolgt wird (da er im Gegensatz zu englischem oder spa- nischem Fußball keine große internationale Anziehung ausubt¨ und deshalb auch weniger in auslandischen¨ Zeitungen oder im TV zu finden ist) - der Großteil dieser Menschen osterreichisches¨ Deutsch spricht, vor allem bei Dorfvereinen“ in niedrigen Ligen ” - insbesondere organisierte Fans den uberlieferten¨ Sprachgebrauch weiterfuhren¨ und verbreiten, da sie sich besonders stark zum Verein und seiner (geografi- schen) Herkunft und Geschichte hingezogen fuhlen¨ ( Lokalstolz“) und das ” immer wieder als Abgrenzung zu anderen Vereinen/Fangruppen propagieren - die Minderheit der Menschen mit einer anderen L1, die osterreichischen¨ Fußball verfolgt, sich sprachlich an der Mehrheit orientiert.

Diese Arbeit befasst sich nicht mit dem Gebrauch von (osterreichischen)¨ Fußball- vereinsnamen in anderen Varietaten¨ des Deutschen oder in anderen Sprachen. Sie nimmt auch keine weitere Untergliederung des osterreichischen¨ Deutsch in Dia- lekte vor, da das relevante Phanomen¨ (definiter Artikel + Fußballvereinsname) im gesamten Landesgebiet vorkommt (wenn auch nicht auf allen Systemebenen).

2.5 Osterreichischer¨ Fußball

Diese Arbeit befasst sich mit osterreichischem¨ Mannerfußball.¨ Frauenfußball hat generell aus verschiedensten Grunden¨ einen geringeren Zulauf, liefert deshalb nicht so viel diskursives Material und wird daher nicht miteinbezogen. Zur Vereinfa- chung und Anpassung an gegebene Namenskonventionen bezieht sich Fußball“ ” immer nur auf Herrenfußball, so problematisch das auch ist: Kodierung des Frau- enfußballs als anders“, (Herren-)Fußball“ als Standard, als richtiger“ Fußball, ” ” ” wo das Herren-“ nicht mehr genannt werden muss. ”

Osterreichischer¨ Fußball umfasst dabei alle Fußballvereine, die in einem Bewerb in Osterreich¨ spielen, der entweder direkt dem Osterreichischen¨ Fußballbund (OFB¨ ) oder einem seiner Mitglieder (z. B. Salzburger Fußballverband/SFV) untersteht.

Osterreichischer¨ Fußball: Ein Crashkurs f ¨urNicht-Fans im Jahr 2012

Fußball in Osterreich¨ ist wie in anderen Landern¨ in Ligen unterteilt, die von ver- schiedenen Instanzen kontrolliert werden. Die oberste Klasse ist die Bundesliga (10 Vereine), als zweite Liga folgt danach die Erste Liga (10 Vereine). Beide werden von der Bundesliga (http://www.bundesliga.at) geregelt. In der dritten Liga kommt es

17 zu einer Aufteilung nach Bundeslandern;¨ es gibt die Ost, Regionalliga Mitte und Regionalliga West (jeweils 16 Vereine). Der Vorsitz obliegt jedes Jahr einem anderen Bundeslanderverband,¨ fur¨ die Regionalliga Ost betreut z. B. der Wiener Fußballverband (WFV) 2011/12 den Spielbetrieb.10 Als nachstniedrigere¨ Stufe folgen die einzelnen Landesligen (14 oder 16 Vereine), die den jeweiligen Bundeslanderverb¨ anden¨ unterstehen. Dementsprechend gibt es auch 9 Landesligen. Danach folgen je nach Bundesland weitere Ligen.11 In der Bundesliga und Ersten Liga spielen also Klubs aus (fast) allen Bundeslandern,¨ in den Regionalligen Klubs aus jeweils drei Bundeslandern¨ (bzw. in der Regional- 1 liga Mitte aus 3 2 – Osttiroler Vereine spielen hier) und in den Landesligen und darunter nur mehr Klubs aus einem Bundesland – siehe die Ubersicht¨ auf Seite 19.

Diese Arbeit befasst sich nicht mit internationalem Fußball, nicht mit Fußballklubna- men aus Deutschland, England oder Italien und deren Gebrauch im osterreichischen¨ Deutsch. Diese Arbeit befasst sich auch nicht mit den Bezeichnungen des osterrei-¨ chischen Nationalteams, da bei diesem eine vollig¨ andere Spiel- und Fanstruktur herrscht.

10Nachrichten des Wiener Fußball-Verbandes und seiner Fachausschusse,¨ Jahrgang 2011, Nummer 20, S. 5 (http://www.wfv.at/wfv/resources/515602238780802662 741534552030554400.pdf, 2013-03- 07). 11In Wien gibt es als Besonderheit noch neben den vom WFV kontrollierten Ligen eigene Meisterschaften von Verbanden,¨ die im WFV Mitglied sind (Reichsbund Amateurfußball – http: //www.amateurfussball.at – und Diozesan-Sportgemeinschaft¨ [DSG] – http://www.dsg-wien.at).

18 Burgenlandliga II. Liga 1. Klasse 2. Klasse 16 Vereine

Regionalliga Ost 1. NÖ-Landesliga 16 Vereine 2. Landesliga Gebietsliga 1. Klasse 2. Klasse 16 Vereine (BFV, NÖFV, WFV)

Wiener Stadtliga Oberliga 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 16 Vereine DSG-Liga, Amateursportgemeinschaft (Reichsbund)

Kärntner Liga Unterliga 1. Klasse 2. Klasse 16 Vereine Regionalliga Mitte Bundesliga Erste Liga 16 Vereine OÖ-Liga Landesliga Bezirksliga 1. Klasse 2. Klasse 10 Vereine 10 Vereine (KFV, OÖFV, STFV, 14 Vereine Osttirol) Steirische Landesliga Oberliga Unterliga Gebietsliga 1. Klasse 16 Vereine

Salzburger Liga 1. Landesliga 2. Landesliga 1. Klasse 2. Klasse 16 Vereine

Regionalliga West Tiroler Landesliga 16 Vereine Landesliga Gebietsliga Bezirksliga 1. Klasse 2. Klasse 16 Vereine (SFV, TFV, VFV)

Vorarlbergliga Landesliga 1. Landesklasse 2. LK 3. LK 4. LK 5. LK 14 Vereine

Liga 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Bundesliga Landesverbände

Tabelle 1: Das Fußballligensystem in Österreich 2012

FV = Fußballverband / B = Burgenland, NÖ = Niederösterreich, W = Wien / K = Kärnten, OÖ = Oberösterreich, ST = Steiermark / S = Salzburg, T = Tirol, V = Vorarlberg 2.6 Genus

Diese Arbeit befasst sich mit der Genuszuweisung/Genusdetermination/Genusin- tegration von Namen. Genus (Plural: Genera) ist eine Moglichkeit¨ der Einteilung (Klassifikation) von Nomen/Substantiven: Eine Klassifizierung von Substantiven ” liegt dann vor, wenn die Substantive einer Sprache in eine begrenzte Anzahl von Klassen eingeteilt sind, wobei sich die Klassenzugehorigkeit¨ zumindest in bestimm- ten Kontexten formal am Wort und/oder uber¨ das Wort hinaus auswirkt.“ (Wurzel 1986: 77)

Die meistgebrauchte Definition von Genus geht auf Hockett zuruck:¨ Genders are ” classes of nouns reflected in the behavior of associated words.“ (Hockett 1958: 231) Das Genus ist in dieser Definition also rein grammatisch bestimmt durch die Kon- gruenz von anderen Wortern¨ in der Phrase. Kongruenz ist die Ubereinstimmung¨ ” von Konstituenten derselben oder verschiedener flektierter Wortarten“ (Weber 2001: 120, nach Gluck¨ 1993: 323) Auch wenn die Existenz eines Genussystems also lin- ” guistisch an das Phanomen¨ der syntaktischen Kongruenz gebunden ist, so laßt¨ sich doch eine gewisse Uberlappung¨ der Genusklassen mit semantischen Kategorien, wie etwa dem naturlichen¨ Geschlecht der Referenten, nicht leugnen.“ (Menzel 2004: 15) So gibt es zwei konkurrierende Arten von Theorien uber¨ die Funktion des Genus im Deutschen (vgl. Fischer 2005: 51ff., Menzel 2004: 18ff., Weber 2001: 15ff.):

- Theorien nach formalen Prinzipien: Das Genus ist in diesen Theorien nach ihren Vertretern, den Rationalisten, vollig¨ frei von semantischen Einflussen¨ und dient rein der Klassifikation von Nomen und Verdeutlichung der Satz- struktur. Anaphorisches und kataphorisches Verweisen wird durch die ” Auffacherung¨ in drei Genusarten graduell eindeutiger (Werner 1975, 52ff; Herbermann 1988, 79), ebenso der direkte deiktische Bezug (Herbermann 1994, 108). Alles das erleichtert das Verstandnis.“¨ (Fischer 2005: 52) Die Ent- stehung des Genus ist dabei rein zufallig¨ wahrend¨ der Entwicklung einer Sprache geschehen (vgl. Menzel 2004: 26ff.). - Theorien nach semantischen Prinzipien: Theorien dieser Art stellen einen direkten Zusammenhang zwischen Genus (maskulin, feminin, neutrum) und naturlichem¨ Geschlecht (mannlich,¨ weiblich, keines von beiden [Corbett 1991: 10]) her. Sie greifen auf eine unbekannte und nicht mehr zugangliche¨ Ver- gangenheit zuruck,¨ deren semantische Einteilung als Rest im Genussystem erhalten ist (vgl. Fischer 2005: 54ff.). Gemaߨ der Animismustheorie von Jo- hann Gottfried Herder haben die Menschen der Urzeit in animistischer Sicht ” allen Wortern¨ mit konkreten oder abstrakten Denotaten ein naturliches¨ Ge- schlecht [zugeordnet]“ (ibid: 55). Demnach war Genus ursprunglich¨ dazu da, das naturliche¨ Geschlecht zu markieren. Die heutige Genuszuweisung ist nicht mehr durchsichtig, weil wir das Wissen uber¨ die animistische Zu-

20 weisung verloren haben. Auch die Sexustheorie (vertreten u. a. von Jacob Grimm) sieht das Genus als direkten Ausdruck des Sexus, des naturlichen¨ Geschlechts. Unbelebte Gegenstande¨ erhalten durch eine Personifizierung ebenso ein Geschlecht ( Geschlecht“ hier sowohl im ursprunglichen¨ Sinn ” von Art“ – wie es auch bei Genus gemeint ist – als auch im heutigen von ” biologischem/naturlichem¨ Geschlecht“ bei Lebewesen). Insbesondere die ” feministische Linguistik hat die Sexustheorie wieder aufgegriffen.

Beide Arten von Prinzipien konnen¨ aber wahrend¨ der Entwicklung der Katego- rie Genus eine Rolle spielen. Karl Brugmann untersuchte das Genus bei indoeu- ropaischen¨ Nomen (Fischer 2005: 53f., Menzel 2004: 27). Demnach erhielt das Suffix -¯a- die Bedeutung feminin“ durch Ubergeneralisierung¨ aus Worten fur¨ weibliche ” Personen ( Mutter“, Weib“), die eben auf -¯a- endeten. Ebenso erhielt -o- die Deu- ” ” tung mannlich“¨ aus Worten fur¨ mannliche¨ Personen. Unbelebte Nomen auf -¯a- ” oder -o- existierten ebenfalls. Weil es bei unbelebten Dingen keinen Sexusbezug gibt (Brugmann war Rationalist, nicht Animist), kam es schließlich zur Interpretation der Suffixe als rein grammatischer Ausdruck des jeweiligen Genus.

Im Deutschen gibt es drei Genera: maskulin (m.), feminin (f.), neutrum (n.). Diese konnen¨ sich am einfachsten in definiten Artikeln vor dem Nomen (der, die, das und deren flektierte Formen) ausdrucken¨ oder in Pronomen (z. B. er, sie, es und alle flektierten Formen davon), die auf das Nomen referieren.

Woher weiß man, welches Genus ein Wort hat? Nach der Nullhypothese“ der Ano- ” malisten (Fischer 2005: 30) muss das Genus fur¨ jedes Wort einzeln gelernt werden und ist gemeinsam mit diesem im mentalen Lexikon gespeichert. Dagegen spricht z. B., dass die Genuszuweisung bei Fremd- und Kunstwortern¨ relativ konsistent ist (Corbett 1991: 7). In Sprachen, wo das Genus direkt am Wort markiert ist ( offenes ” Genus“), ist die Zuweisung einfach. Im Deutschen haben wir aber das verdeckte ” Genus“, d. h. das Genus ist nur an anderen Wortern¨ als am Nomen selbst sichtbar (an Pronomen, Artikeln).

Corbett (1991, 63) zieht einen wichtigen Schluss aus seinen breit gestreu- ” ten Untersuchungen, namlich¨ dass jedes Genussystem eine semantische Komponente hat. Andererseits wird man erwarten, dass das Genus mit seiner Position zwischen Syntax und Morphologie insbesondere in der Auspragung¨ der Kongruenzerscheinungen an den assoziierten Wortern¨ formale Auffalligkeiten¨ zeigt, die auf bestimmte Genusarten hindeuten. In jedem Genusableitungssystem sind daher sowohl semantische als auch formale Prinzipien zu erwarten, von denen einige den Sprachteil- nehmern evtl. sogar bekannt sind.“ (Fischer 2005: 49; Hervorhebungen im Original)

21 Im Deutschen gibt es eine Menge der angesprochenen Prinzipien, die sich je nach Validitat¨ in Regeln (wenige Ausnahmen, hohe Validitat)¨ und Tendenzen (mehr Ausnahmen, niedrigere Validitat)¨ gliedern (vgl. Fischer 2005: 87). Diese Prinzipi- en haben einen großen Geltungsbereich und eine hohe Anwendungshaufigkeit.¨ Sie konnen¨ weiter unterteilt werden in Ruckf¨ uhrungs-¨ und Ableitungsprinzipien. Ruckf¨ uhrungsprinzipien¨ liefern eine indirekte Zuordnung ( Dem betrachteten No- ” men wird das Genus eines seiner Teile oder einer erganzten¨ Form zugeordnet.“ [ibid]), Ableitungsprinzipien eine direkte Zuordnung. Eine Auswahl an solchen Prinzipien (nach Chan 2005: 39ff., Fischer 2005: 88ff., Menzel 2004: 57ff.):

- Vollformregel (ruckf¨ uhrend):¨ Kurzformen bzw. Akronyme erhalten ein Ge- ” nus gemaߨ ihrer ausgeschriebenen Form.“ (DG 1998: 204, nach Fischer 2005: 88) Beispiel: LKW < Lastkraftwagen 7→ m. - Das nat ¨urlicheGeschlechtsprinzip (ableitend, semantisch): Das Nomen erhalt¨ basierend auf dem naturlichen¨ Geschlecht ein bestimmtes grammatisches (weiblich 7→ f., mannlich¨ 7→ m., weder noch/beides 7→ n.). - Suffixregel (ableitend, morphologisch): Das Suffix bestimmt das Genus. Beispiel: -chen 7→ n. - E-Tendenz (ableitend, phonologisch): Mehrsilbige Nomina mit Schwa als ” Auslaut erhalten das Genus f.“ (Fischer 2005: 101) - Genus ¨ubernahmetendenz (ableitend): Fremdworter¨ behalten das Genus, das sie in der ursprunglichen¨ Sprache haben.

Notation: y 7→ x“ bedeutet y ordnet das Genus x zu“. ” ”

Inwieweit diese Regeln und Tendenzen einer Ordnung (Hierarchie) unterliegen, ist noch nicht klar. Die meisten Wissenschaftler/innen pladieren¨ dafur,¨ schlagen aber je nach Untersuchung unterschiedliche Hierarchien vor (vgl. Chan 2005: 68f.):

(7) a. morphologische Regeln > semantische Regeln > phonologische Regeln (Wegener 1995: 88) b. semantische Regeln > morphologische Regeln > phonologische Regeln (Kopcke¨ 1982: 111) c. Komposition > Ableitung > Sexusmarkierung > Leitwort > Auslaut (Heringer 1995: 214)

Fischer (2005: 128ff.) lehnt dagegen alle Ordnungen von Prinzipien ab.

2.7 Quellen

Diese Arbeit nutzt viele verschiedene Quellen: Zeitungen, Bucher,¨ Fanzines (Fan- magazine), Horbelege¨ aus dem Stadion, Diskussionsforen im Internet, Fernsehre-

22 portagen und Interviews. Es handelt sich nicht um eine genaue Korpusanalyse mit detaillierter Statistik, sondern um eine Belegsammlung. Eine Belegsammlung ” versucht, in der Performanz Daten aufzufinden, die ein genau definiertes morpho- logisches, syntaktisches oder semantisches Problem betreffen.“ (Kopcke¨ 1982: 49, nach Bungarten 1979: 35)

Die Arbeit betreibt eine Gratwanderung zwischen exakter wissenschaftlicher Arbeit und Fanerleben. Sie will eine Intuition (Genuszuweisung bei Fußballvereinsnamen) beschreiben, die der Fußballfan in seiner Beschaftigung¨ mit Fußball hat, aber nicht unbedingt als besonders wahrnimmt oder genau in Zahlen und Worte fassen kann. Durch das Internet gibt es eine Menge Datenmaterial und standig¨ wird neues pro- duziert, nach jedem Testspiel, Europacupmatch und Spielertransfer. (Mit Aussagen wie findet sich eine einzige Belegstelle“ habe ich mich daher zuruckgehalten,¨ denn ” noch wahrend¨ des Schreibens kann das schon uberholt¨ sein.) Es ist unmoglich,¨ alles in einer finiten Zeitspanne zu analysieren. Ein Internetforum kann man nicht ausle- ” sen“ (im Sinne von fertig lesen“). Daher habe ich das getan, was nicht linguistisch ” interessierte Fußballfans auch tun: Ich habe mich mit Fußball beschaftigt.¨ Ich habe in Internetforen Diskussionen gelesen uber¨ relevante Themen, ich habe das Vereins- magazin gelesen, ich habe Fanzines und Fußballbucher¨ gelesen, ich bin ins Stadion gegangen. Ich habe genau das getan, was ich zuvor als Fußballfan auch getan habe. Nur, dass ich diesmal meine Forschungsfrage im Hinterkopf hatte und mir sofort aufgefallen ist, wenn z. B. Menschen vom Tormann der Rapid“ gesprochen haben. ” Zusatzlich¨ habe ich die Datenbanken der einzelnen Bundeslanderfußballverb¨ ande¨ durchsucht und alle Vereinsnamen mit Agnomina herausgeschrieben. Nach diesen habe ich dann gezielt gesucht (was wird mit/ohne Artikel verwendet bzw. mit welchem). Fur¨ die Belegstellen habe ich teilweise eine Internetsuche bemuht,¨ sofern sie mir nicht beim zufalligen¨ Lesen/Horen¨ aufgefallen sind. Ich kann also immer noch keine genauen Zahlen (Tokenfrequenzen) vorlegen, die Ergebnisse auf soziale Schichten herunterbrechen oder Adjektive wie haufig“¨ in genaue Zahlen fassen, ” aber das ist nicht unbedingt notwendig. Es genugt,¨ dass das Phanomen¨ der einseiti- gen Genusdetermination (die Vienna, die Austria, . . . ) existiert, haufig¨ belegt ist und immer wieder reproduziert wird.

Zu den zitierten Stellen selbst: Nicht relevante Satzteile wurden bei Bedarf gekurzt,¨ Originalschreibung wurde beibehalten. Bei Foreneintragen¨ steht das Datum des Postings neben der Quellenangabe. Bei dialektalen Außerungen¨ (Horbelegen)¨ wur- de der sprachliche Charakter so gut wie moglich¨ wiedergegeben (d. h. nicht ins Hochdeutsche ubersetzt“).¨ Wo fur¨ das Verstandnis¨ notig,¨ sind Aquivalente¨ angege- ” ben, die sich im Osterreichischen¨ Worterbuch¨ finden. Beispiele sind ublicherweise¨ illustrativ und zufallig¨ herausgegriffen aus einer großeren¨ Menge. Wo das nicht der Fall ist, ist es extra angegeben. Der Asterisk vor Beispielen (*das SK Rapid)

23 wird verwendet, um ungrammatische/inexistente Beispiele anzuzeigen (die aber zu Demonstrationszwecken trotzdem gebildet werden).

Zeitlich liegt der Fokus auf der synchronen Betrachtung, aber auch diachrone Recherche ist notwendig – wobei diachron hier nur die letzten 120 Jahre umfasst, da der erste offizielle Fußballklub Osterreichs,¨ der First Vienna Football Club, 1894 gegrundet¨ wurde. Die diachrone Betrachtung muss sich allerdings auf andere Quellen (Zeitungsartikel, Vereinschroniken) stutzen,¨ die sich sprachlich auf einer anderen Ebene bewegen. Eine organisierte Fankultur kam z. B. beim SK Rapid erst in den 1980er Jahren auf (Jacono 2008: 84), daher gibt es aus der Zeit davor nur wenige Primarquellen¨ von Fansprache. (Der SK Rapid hat eine besonders große Anhangerschaft,¨ daher nimmt die Arbeit viel Material von Rapidfans als Grundla- ge.)

Da der Umfang der Arbeit begrenzt ist, wurde keine eigene Befragung (Interviews, Fragebogen mit Auswahl des Genus, psycholinguistische Experimente) durch- gefuhrt.¨

Folgende Quellen wurden verwendet (Auswahl):12

Fanzines, B ¨uchervon Fans, Weblogs

Block West Echo neu. (Fanzine der Ultras Rapid) Leone verde. (Fanzine der Green Lions) Duke Bruno (2008). FC Wacker Innsbruck . . . wir werden sterben f¨ureuch! Norderstedt: Books on Demand. Fußball, Soccer, Calcio & Co. (http://brucki.blogspot.com)

Internetforen

Austrian Soccer Board/ASB. (http://www.austriansoccerboard.com) Wiener Fußballforum. (http://www.wiener-fussball.at/forum)

Nachrichtenportale, Zeitungen, Zeitschriften

Falter. (http://www.falter.at) Kleine Zeitung. (http://www.kleinezeitung.at) Kurier. (http://www.kurier.at) Rapid-Magazin. Offizielles Magazin des SK Rapid.

12Die zugehorigen¨ Internetseiten sind aufgefuhrt,¨ auch wenn nur die Printausgabe – oder beides – verwendet wurde. Bei einzelnen Belegstellen aus anderen Quellen als den hier aufgelisteten steht die Internetadresse wie sonst auch unter dem Zitat.

24 Der Standard. (http://www.derstandard.at) (Wiener) Sporttagblatt. (historisch) Arbeiter-Zeitung. (historisch) Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt. (historisch)

Medien zwischen Fansprache und Nicht-Fansprache13 ballesterer. (http://www.ballesterer.at) http://www.ostliga.at (inoffizielle Seite der Regionalliga Ost) http://www.fanreport.at (Seite uber¨ Amateurfußball in Osterreich)¨ http://www.ligaportal.at (Seite uber¨ Amateurfußball in Osterreich)¨

Sonstige diverse Weblogs von Fans verschiedener Vereine diverse offizielle Vereinswebseiten Fußballplatze¨ und -stadien: Gesprache,¨ Fangesange,¨ Sprechchore,¨ Choreografien, Spruchbander¨ (vgl. Burkhardt 2009) ORF (TV) Wikipedia (nur sofern ersichtlich, dass der/die Autor/in osterreichisches¨ Deutsch als Muttersprache hat, z. B. durch Vermerk im Profil)

3 Arbeitshypothesen

Durch Brainstorming und Literaturrecherche finden sich rasch einige Hypothesen, um die Genusverteilung zu erklaren,¨ jedenfalls das (fast) universelle Femininum ( die Vienna“). ” - formal-grammatisch a Ubernahme¨ des Artikels: grundsatzliche¨ Dynamiken bei der Artikel- zuweisung von Fremdwortern¨ im Deutschen - phonetisch/(mor-)phonologisch b Englischer Einfluss: In der Fruhzeit¨ des Fußballs in Osterreich¨ gab es einen starken Einfluss der englischen Sprache → phonetische Ahnlichkeit¨ von the“ und die“ ” ” c Vokalfinale W¨orter: Worter,¨ die auf /-a/ (z. B. Admira, Hakoah) enden, erhalten ublicherweise¨ das Genus f.

13Diese Medien sind fannah, was die behandelten Themen betrifft, aber ihre außere¨ Form orientiert sich eher an nicht-fannahen Medien wie klassischen“ Zeitungen, dementsprechend ist auch die ” Sprachebene eine andere.

25 - rhetorisch d Ellipse: die Rapid“ als Kurzform fur¨ die Rapid-Mannschaft“ ” ” e Hyperonymie: die Rapid“ mit dem Genus des Oberbegriffs die Mann- ” ” schaft“ f Allegorie: Der Fußballklub wird als Person charakterisiert, der dann be- sondere Eigenschaften zugeschrieben werden: die elegante“ Spielweise ” des FK Austria Wien, das kampferische“¨ Spiel des SK Rapid ” g Plural: die“ als Mehrzahlartikel, evtl. eine Art Synekdoche ( die ” ” Vorwarts“¨ umfasst den ganzen Verein, die Fans, die Spieler) - außersprachlich h Sexusbasierte Zuweisung: Der Fußballklub wird als weiblich gesehen und erhalt¨ eine sexusbasierte Zuweisung. i Maskulinit¨atim Fußball: Fußball ist heterosexuell gepragt,¨ (mann-¨ liche) Fans konnen¨ in diesem Rahmen nur eine Frau lieben → der Fußballklub muss weiblich werden, was durch femininen Artikel ausge- druckt¨ wird - historisch j Schiffsnamen: Fußballklubs haben Schiffsnamen ubernommen¨ (Admira, Hertha, Red Star) und diese sind (aus welchem Grund auch immer) feminin, der Artikel wurde mitubernommen¨

Bei den Agnomina handelt es sich zum Großteil um Fremdworter¨ aus verschie- denen Sprachen (u. a. Latein, Englisch, Hebraisch).¨ Die Genuszuweisung von Fremdwortern¨ – nicht nur im Deutschen – ist von mehreren Faktoren beeinflusst (Ibrahim 1973: 61f.): dem Genus in der ursprunglichen¨ Sprache [Hypothese a], phonetischer Ahnlichkeit¨ mit deutschen Wortern¨ (Homophonie) und Suffixen, die ein bestimmtes Genus zuweisen. In Sprachkontaktsituationen sind auch Interferen- zen moglich,¨ wie z. B. die Ubergeneralisierung¨ auf Feminina durch phonetische Ahnlichkeit¨ von [Di:]( the“ in betonter Position) und [di:]( die“) bei Englisch und ” ” Deutsch (belegt bei Aron 1930, Clyne 1969) [Hypothese b]. Eine Art von Sprachkon- taktsituation herrschte bei der Einfuhrung¨ des Fußballsports in Osterreich¨ Anfang des 20. Jhdts. Englische Fachausdrucke¨ wurden ubernommen¨ und spater¨ wurde wieder versucht, sie einzudeutschen“ (vgl. Marschik 1997: 25/27). ”

Im Deutschen gibt es einige Grundregeln fur¨ die Genuszuweisung, die auf (Mor-) Phonologie basieren (Hickey 2000: 650) [Hypothese c]. Auf /-a/ oder /-e/ enden- den Wortern¨ wird das Genus f. zugewiesen, solchen, die auf /-o/ enden, tenden- ziell das Genus n. Eine große Anzahl von Fußballvereinsnamen endet tatsachlich¨ auf /-a/, sodass hier morphonologischer Einfluss eine Rolle spielen konnte.¨ Eine

26 weitere rein innersprachliche Erklarung¨ ist schließlich die NP-Ellipse, d. h. die Auslassung des Determinatums/Kerns eines Kompositums der Art [Vereinsname]- ” Mannschaft“ oder [Vereinsname]-Elf“ [Hypothese d]. Ebenso konnte¨ das Genus ” einfach vom Oberbegriff (Hyperonym) die Mannschaft“ ubernommen¨ worden ” sein [Hypothese e], was in der Genuszuweisung haufiger¨ vorkommt: Semantisch zusammenhangende¨ Begriffe erhalten dasselbe Genus (vgl. Fischer 2005: 91ff.); Farben haben demnach das Genus n. (das Rot, das Blau usw.) und Baume¨ – mit Ausnahmen – das Genus f. (die Eiche, die Pappel usw.).

Wenn Sprachen aufeinander treffen, spielen nicht nur linguistische Faktoren eine Rolle, sondern auch individuelle[], psychologische[] und soziokulturelle[] Faktoren, ” die in der jeweiligen Kontaktsituation vorherrschend sind“ (Kopcke¨ 1982: 14, nach Weinreich 1968: 46). Naturlich¨ haben wir es bei Fußballvereinsnamen nicht mit einer klassischen Sprachkontaktsituation zu tun, allerdings beeinflussen eventuell doch soziokulturelle Faktoren die Genuszuweisung. Fußball ist immer noch ein Mannersport“:¨ Nur etwa ein Drittel der Stadionbesucher/innen sind Frauen (Weiss ” und Kimm 2008, Zeeh 2008). Grundsatzlich¨ war Sport schon immer mannlich¨ konstruiert (vgl. Marschik 2003: 20f.), was auch Auswirkungen auf die Sprache hat. Es kommt dadurch zu kuriosen Situationen:

(8) Mitzi Fekter, Sohn einer Hure! [gehort¨ beim Hallenturnier des Wiener Fußball-Verbandes 2009]14

Es ist somit durchaus moglich,¨ dass sich die vorherrschende Mannlichkeit¨ auch im Genusgebrauch ausdruckt¨ [Hypothesen f, h, i], zumal Fußballvereine oftmals im ubertragenen¨ Sinn vermenschlicht angesprochen werden ( die Liebe meines Lebens ” heißt Rapid“) und ihnen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden. Hier der ” proletarische Vorstadtverein, dort der burgerliche¨ Boheme-Klub,` und daraus fol- gend: hier Kampf und Durchschlagskraft, dort Kreativitat,¨ Eleganz und technische Finesse.“ (Marschik 2011: 20) In Anlehnung an die klassischen Nationalallegorien in Frauengestalt (Germania, Austria, Britannia), die zum Großteil weiblich (und damit grammatisch feminin) sind, konnte¨ hier der Artikel die“ gewahlt¨ worden sein. ”

Vielleicht ist die“ einfach der Pluralartikel [Hypothese g], der mehrere Spieler ” und die Menge der Fans umfasst. Außerdem gab und gibt es eine Menge Vereine, deren Agnomina bereits Pluralformen sind ( Celtics“, FC Vienna Celtics) oder bei ” der Verwendung immer in den Plural gesetzt wurden ( Cricketer“, Vienna Cricket ” and Football-Club).

14Gemeint ist die damalige osterreichische¨ Innenministerin Maria Fekter, die als Veranwortliche fur¨ Polizeimaßnahmen und Gesetzesverscharfungen¨ von Fans beleidigt wurde.

27 Zuletzt bleibt eine Erklarung,¨ die das Problem nicht unbedingt lost,¨ sondern nur verschiebt: Fußballvereinsnamen sind in einigen Fallen¨ die Namen von Schiffen [Hypothese j], z. B. das Schiff Admira“, auf dem einer der Grunder¨ des Sportklubs ” Admira nach Osterreich¨ gekommen war (Schidrowitz 1951: 72). Schiffsnamen sind grundsatzlich¨ immer feminin; moglicherweise¨ folgten dann andere Vereinsnamen einfach diesem Muster (Analogie). Zwei von den drei in den Daten vorkommenden Schiffsnamen (Hertha, Admira, Red Star) enden aber – wie viele andere Schiffsnamen – auf /-a/, sodass hier vermutlich primar¨ eine morphonologische Motivation vorliegt und die Schiffsnamen-Hypothese nicht haltbar ist.

3.1 Der Wacker

Nicht erfasst in den obigen Hypothesen ist der Wacker (FC Wacker Innsbruck). Meh- rere Erklarungen¨ sind moglich:¨

- rhetorisch 1 , d Ellipse: der Wacker“ als Kurzform fur¨ der Wacker-Verein“ (vgl. ” ” [d] oben) - dialektal 2 Tiroler Dialekt: Genuszuweisung, die sich vom restlichen Osterreich¨ unterscheidet - historisch 3 Konservation: Tirol hat eine alte (die ursprungliche)¨ Form der Verwen- dung bewahrt ( der“ + Agnomen), der Rest Osterreichs¨ nicht ” Die Ellipse [Hypothese 1]( der Wacker“ aus der Wacker-Verein“ bzw. der Fuß- ” ” ” ballklub Wacker“) wurde bereits oben besprochen, ist aber freilich in dieser Form etwas unbefriedigend: Warum sollte in diesem einen Fall der Verein“ als Kern des ” Kompositums gewahlt¨ worden sein und sonst die Mannschaft“? Dennoch ist dies ” naturlich¨ moglich.¨

Denkbar ist auch, dass es in Tirol lokale Besonderheiten bei der Genuszuweisung gibt [Hypothese 2]. Auch dies ist unwahrscheinlich, da keine Falle¨ von Genuszuwei- sung bekannt sind, bei denen der Tiroler Gebrauch vom restlichen osterreichischen¨ Deutsch abweicht.

[Hypothese 3] Konservation: Tirol hat eine alte (die ursprungliche)¨ Form der ” Verwendung bewahrt ( der‘ + Agnomen), der Rest Osterreichs¨ nicht“ ist nur theore- ’ tisch moglich.¨ Linguistisch gesehen ist Tirol in seinem Sprachgebrauch tatsachlich¨ konservativ: [An Besonderheiten im Wortschatz] ist ersichtlich, dass Tirol in der ” Erhaltung alten Sprachgutes weit uber¨ den anderen osterreichischen¨ Mundarten

28 steht.“ (Hornung und Roitinger 2000: 122) Das heißt, der“ + Agnomen muss als ” Grundform des Artikelgebrauchs angesetzt werden. Es ist aber hochst¨ unwahr- scheinlich, dass alle anderen Bundeslander¨ (es gibt 2011/12 keine anderen Tiroler Fußballvereine mit Agnomen) dann den Sprachgebrauch in großem Stil geandert¨ haben (noch dazu in der kurzen Zeit, in der in Osterreich¨ Fußball gespielt wird); dementsprechend kann der“ + Agnomen nicht die Grundform sein. ”

Es bleibt also nur eine einzelne plausible Hypothese zur Erklarung¨ fur¨ den Einzelfall Wacker“ mit maskulinem Genus. Auf diese Problematik wird in Abschnitt 8.1 noch ” einmal eingegangen.

4 Daten

Wie sieht nun die tatsachliche¨ Artikelverwendung bei Fußballvereinsnamen in der Fansprache aus? Wie oben erwahnt,¨ bestehen Fußballvereinsnamen aus drei Teilen:

(9) SC Austria Lustenau Abkurzung¨ Agnomen geografische Bezeichnung

Alternativ dazu kann die Reihenfolge vertauscht sein:

(10) SC Wiener Viktoria Abkurzung¨ geografisches Adjektiv Agnomen

Oder es steht eine Zahl im Namen:

(11) SC Neusiedl 1919

Fur¨ die offiziellen Vereinsnamen gilt: Das Agnomen ist optional, so fehlt es z. B. bei 7 Vereinen (von 10) der Osterreichischen¨ Bundesliga (Saison 2011/12). Die Abkurzung¨ ist optional, wenn ein Agnomen vorhanden ist, aber zwingend, wenn nicht. Auch die geografische Bezeichnung kann wegfallen, wenn Abkurzung¨ und Agnomen vorhanden sind (z. B. SK Rapid).

Die folgende Ubersicht¨ konzentriert sich eher auf die momentane kommunikati- ve Situation, ein großerer¨ historischer Exkurs erfolgt in Abschnitt 6. Historische Klubnamen (d. h. Namen von Vereinen, die nicht mehr existieren) kommen nur vereinzelt vor, wenn sie eine wichtige Rolle im osterreichischen¨ Fußball gespielt haben (SC Hakoah)15 oder sich erst vor Kurzem aufgelost¨ haben (FC Ajax, aufgelost¨ 2010). Es gibt keine Unterschiede zwischen den Bundeslandern¨ in dem Sinn, dass

15Der Verein wurde 1909 als Fußballverein gegrundet,¨ nach dem ersten Weltkrieg kamen weitere Sportsektionen hinzu. Er bestand bis zur Zerschlagung durch die Nationalsozialisten 1938. Nach der Neugrundung¨ 1945 konnte die Fußballabteilung des SC Hakoah sportlich nicht bestehen und wurde 1950 endgultig¨ aufgelost.¨ Heute besitzt der Verein keine Fußballsektion mehr.

29 die Konstruktion definiter Artikel + Fußballvereinsname (oder Teil davon)“ nur in ” einigen Bundeslandern¨ auftritt und in anderen gar nicht. Dementsprechend gibt es auch keine merklichen Unterschiede zwischen alemannischen (Vorarlberg) und bairischen (restliche Bundeslander)¨ Dialekten, es heißt in Wien wie in Bregenz die ” Viktoria“ und nicht einmal mit, einmal ohne Artikel. Die einzige Besonderheit ist Tirol, aber im zugewiesenen Genus (m./f./n.) und nicht, dass uberhaupt¨ sichtbar (durch den Artikel) ein Genus zugewiesen wird.

Alle Vereinsnamen und Ligaangaben sind aus der Saison 2011/12, wenn nicht anders angegeben (z. B. Bezugnahme auf eine fruhere¨ Inkarnation eines Klubs vor einer Fusion). Diakritika wurden hinzugefugt,¨ wenn sie auf der Seite des Fußballverbandes nicht aufscheinen (Gradiˇs´ce, nicht Gradisce), transliteriert wurde nicht (Vardar-Viena, nicht Vardar-Viena).

4.1 Sponsorennamen

Bis jetzt noch nicht erwahnt¨ worden sind Fußballvereinsnamen mit Sponsorenna- men, die an verschiedenen Stellen des Vereinsnamens stehen konnen.¨ Sie sind nicht auf eine bestimmte Liga beschrankt.¨

(12) a. SK Puntigamer Sturm (Bundesliga) b. RZ Pellets WAC/St. Andr¨a (Erste Liga) c. SV Tondach Gleinst¨atten (Regionalliga Mitte) d. Cashpoint FavAC (Wiener Stadtliga) e. SC Wiener Viktoria Sun Company (Oberliga A, Wien) f. SV Aspern Wettpunkt (Oberliga B, Wien) [Alle Beispiele aus der Saison 2011/12, Sponsorennamen hervorgehoben]

Diese Sponsorennamen werden hier an dieser Stelle besprochen und dann im Rest der Arbeit praktisch nicht mehr (was allerdings nicht fur¨ Vereine gilt, die die Werksmannschaft einer Firma sind, z. B. Post SV, und daher keine Sponsoren- namen im Sinne dieses Abschnitts). Das hat vor allem einen Grund (abgesehen von UEFA-Richtlinien, s. Fußnote 20): Sponsorennamen werden von den meisten (nicht nur organisierten) Fans radikal abgelehnt, nicht als Teil des Vereinsnamens gesehen und deshalb im Sprachgebrauch ublicherweise¨ nicht verwendet. So heißt es stets SK Sturm“ oder Sturm Graz“, aber nie Puntigamer Sturm“ oder gar SK ” ” ” ” Puntigamer“.16 Teilweise sind/waren die gesponserten Namen auch viel zu sperrig

16Auch gesponserte Stadiennamen werden ublicherweise¨ nicht so angesprochen, selten heißt es Ich ” geh jetzt in die Trenkwalder-Arena [zum FC (Trenkwalder) Admira Wacker M¨odling]“, sondern immer noch in die Sudstadt¨ [Bundesstadion Sudstadt]“.¨ In Deutschland gibt es dieselbe Tendenz bei Fans, ” Stadiennamen ohne Sponsor zu verwenden (vgl. Born 2009: 25). Im Gegensatz zu Osterreich¨ sind dort Sponsorennamen im Fußballvereinsnamen aber nicht erlaubt, vgl. die Satzung des Deutschen Fußball- bundes §15 (2) http://www.dfb.de/uploads/media/02 Satzung 01.pdf (2012-03-10): Anderungen,¨ ”

30 fur¨ den Alltagsgebrauch: SK Komm und Kauf Vorw¨artsSteyr (Saison 1999/00)17 oder FC Salesianer Miettex VOEST¨ Linz (ab Saison 1986/87 bis 1990/1991)18. Aus eben diesem Grund wird auch die Bundesliga von Fans nicht bei ihrem offiziellem Namen (2011/12) tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile“ genannt. ”

Die Bundesliga-Homepage verwendet die offiziellen Namen mit Sponsoren, doch selbst in Zeitungsberichten von mehr oder weniger fanorientierten Medien (balles- terer, Standard, Kurier) wird der Sponsorenname kaum je verwendet – und wenn, dann fur¨ Wortspiele.

Als Wacker Innsbruck 1993 das Haarwuchsmittel Capillaris in den ” Vereinsnamen aufnahm, titelte dieselbe Zeitung [Kurier, Anm. K. P.]: Sponsor Schwarzkopf – Kopfwasche¨ am Tivoli‘. Und es geht noch ’ lustiger: Neuer Sponsor: Wird sich Koppel¨ die Haare raufen?‘– wieder ’ der Kurier, diesmal auf die Glatze des damaligen Innsbruck-Coachs anspielend.“ (Nebel und Krennhuber 2009; Kursivierung im Original)

Gelegentlich sorgen die Sponsorennamen auch bei Reportern fur¨ Verwirrung, wie in einem Bericht des regionalen Fernsehsenders Innsat.TV uber¨ die SV (Josko) Ried, gesponsert vom Fensterhersteller Josko:

(13) Schneller zum Erfolg heißts fur¨ die Fußballer von SKV Fenster Ried, Josko, und (. . . ) [http://www.youtube.com/watch?v=nECQWlFTYBQ, 2013-03-07] hochgeladen am 14.02.2008

Sponsoren im Vereinsnamen gibt es in Osterreich¨ seit den 1970ern. Wenige haben dabei so viel Widerstand erfahren wie der FC Red Bull Salzburg. Im Fall des FC Red Bull Salzburg handelte es sich namlich¨ weniger um einen Sponsor im Namen als um eine komplette Neugrundung¨ des SV Austria Salzburg. 2005 kam es zu einer Ubernahme¨ durch die Red Bull GmbH. Das ursprungliche¨ Agnomen Austria“ ” wurde durch Red Bull“ ersetzt, ein komplett neues Logo wurde kreiert und die ” Vereinsfarben wurden von violett-weiß auf rot, blau und weiß geandert.¨ Vom alten Verein blieb praktisch nichts mehr uber,¨ wogegen die Fans heftig protestieren. Die Initiative Violett-Weiß (http://www.violett-weiss.at) wurde im Juli 2007 gegrundet,¨ um die Faninteressen zu vertreten. Es kam zu zahlreichen Solidaritatsbekundungen¨ aus den Fankurven anderer Vereine. Da weder der Verein noch die Fans von ihrer Position abrucken¨ wollten, verließ der Großteil der Fans den Verein und es kam schließlich zur Neugrundung¨ des SV Austria Salzburg, der (2011/12) in der Regio- nalliga West spielt. Red Bull Salzburg wird immer noch von vielen Fans abgelehnt:

Erganzungen¨ oder Neugebungen von Vereinsnamen und Vereinszeichen zum Zwecke der Werbung sind unzulassig.“¨ Ausnahmen gibt es fur¨ historische Werksvereine wie Bayer 04 Leverkusen. 17http://www.sturm12.at/2010/11/09/gegnercheck-sk-vorwarts-steyr/, 2012-02-29 18http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=FC Linz&oldid=95968461, 2012-02-29

31 ein mahnendes Beispiel, was so im Modernen Fußball“ und seiner Kommerziali- ” sierung moglich¨ ist.19

Ahnliche¨ Beispiele finden sich auch international: der FC United of Manchester, der von Fans des Manchester United FC als Reaktion auf die Ubernahme¨ von Manchester United durch den Geschaftsmann¨ Malcolm Glazer ins Leben gerufen wurde; der AFC Wimbledon, gegrundet,¨ nachdem ein Unternehmer den Wimbledon F.C. (jetzt Milton Keynes Dons FC) ins 90 Kilometer entfernte Milton Keynes ubersiedelte,¨ um im dort gebauten Stadion einen Profiverein zu etablieren. (Andere Vereine hatten das Umzugsangebot bereits abgelehnt.)

Zuruck¨ zur Sprache. Da die UEFA in internationalen Bewerben keine Sponsoren in Vereinsnamen erlaubt,20 tritt der FC Red Bull Salzburg international als FC Salzburg“ ” mit einem Logo ohne den Schriftzug Red Bull“ auf. ” Von den Fans wird der FC Red Bull Salzburg als Red Bull Salzburg“ oder Red Bull“ ” ” (ohne Artikel!) angesprochen, als Salzburger“, Bullen“ oder Dosen“. (Letzteres ” ” ” wird hauptsachlich¨ von gegnerischen Fans benutzt.) Auch in diesem Fall kommt es zu zahlreichen Wortspielen, insbesondere Dose leer“ ist sehr beliebt. Die Salzburger ” Nachrichten hatten eine Zeit lang (2006–2008) fur¨ die Spielerbewertungen nach Matches die Kategorien Super Bulle“, Starker Bulle“, Zahmer Bulle“, Lahmer ” ” ” ” Bulle“ und Dose leer“. Bullen“ hat noch dazu die praktische Zweideutigkeit ” ” Polizisten“ (die bei vielen organisierten Fußballfans nicht unbedingt ein hohes An- ” sehen genießen), sodass mit einem Fangesang wie Wir hassen alle Bullen“ gleich ” zwei Gruppen auf einmal angesprochen werden. Beim FC Red Bull Salzburg durfte¨ es sich auch um den einzigen Verein handeln, dessen Name mit Sponsornamen verwendet wird – vermutlich auf Grund seiner Geschichte, da bei der Ubernahme¨ Red Bull“ tatsachlich¨ ein Teil des Vereinsnamens wurde. In diesem Sinne ist die ” Strategie der Red Bull GmbH aufgegangen. Der Vereinsname wird wie der Name einer Werksmannschaft allein benutzt, im Gegensatz zu Werksmannschaften aber ohne Artikel.

Drei der Vereinsnamen/Agnomina, die im Weiteren vorkommen, fallen in eine Grauzone zwischen Sponsorenname und Nicht-Sponsorenname: Admira Technopool Landhaus, FC Lindenhof United und SC Wollers. Sie wurden dennoch in die Daten-

19Eine genaue Chronologie der Ereignisse findet sich auf der Seite der Initiative Violett-Weiß [http: //www.violett-weiss.at/news.php]; das Magazin ballesterer beschaftigte¨ sich im Oktober 2009/Nr. 46 in einem Schwerpunkt mit dem Einfluss der Red Bull GmbH auf den Fußball und den Auswirkungen auf die Fans. 20Auszug aus dem Reglement der Europa League: 4.05 Der Verein kann [im Bewerb] seinen ” eigenen Namen und/oder sein Logo verwenden, sofern alle der folgenden Voraussetzungen erfullt¨ sind: (. . . ) d) Weder der Name noch das Logo beziehen sich auf den Namen eines kommerziellen Partners.“ (UEFA 2011: 8) Im Reglement der Champions League findet sich derselbe Artikel.

32 sammlung aufgenommen, da sie keine Sponsoren im ublichen¨ Sinn (mehr) sind: Technopool ist ein gemeinnutziger¨ Verein, der Jugendlichen bei der Lehrstellensu- che hilft. Lindenhof (Gasthof Lindenhof) und Wollers (das Warenhaus Komet mit Inhaber G. Wollers, also Wollers Komet“) waren zunachst¨ klassische“ Sponsoren ” ” der Mannschaften (damals FC Bierli United“ und FC Lofak“), aus Dankbar- ” ” keit wurden die Vereine schließlich in FC Lindenhof United“ bzw. SC Wollers“ ” ” umbenannt.

4.2 Zahlen: der SC Ostbahn XI und die 13er

Gelegentlich haben Vereine eine Zahl im Namen, ublicherweise¨ das Grundungsjahr¨ (z. B. DSV Fortuna 05, gegrundet¨ 1905) oder die Zahl des (Wiener) Bezirks, in dem der Verein spielt (z. B. SC Ostbahn XI, 11. Wiener Gemeindebezirk). Das Jahr wird zumeist weggelassen, aber manchmal auch verwendet, genauso wie die Zahl des Bezirks:

(14)W unsch¨ der Fortuna 05 heute alles Gute, ihr seid eine Supermannschaft. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=6&t=12689&start=10#p91399, 2013-03-07] 27.09.2011 (15) Dort wird er warscheinlich mehr Geld bekommen als bei der Ostbahn XI. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=6&t=12820#p92443, 2013-03-07] 09.10.2011

Die Jahreszahl kann allein verwendet werden, auch mit Pluralsuffix -er (Beispiel FV Austria XIII, gegrundet¨ 1913):

(16) a. Ich habe die XIII jetzt zweimal gesehen: (. . . ) [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=7&t=9267#p66852, 2013- 03-07] 12.10.2010 b. also wenn die 13er ideenlos waren, wie beurteilst du dann die leistung von asv? [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=7&t=11119#p78874, 2013- 03-07] 10.04.2011

4.3 Mit Abk ¨urzung: der SC Austria Lustenau

Wird die Abkurzung¨ mitverwendet, so ergibt sich daraus auch der Artikel (Voll- formregel, Fischer 2005: 88):

(17) a. der SK Rapid (= Sportklub Rapid) b. der TSV Hartberg (= Turn- und Sportverein Hartberg) c. der FavAC (= Favoritner Athletikclub) d. der GAK (= Grazer Athletiksport-Klub) e. die WSG Radenthein (= Werkssportgemeinschaft Radenthein)

33 Dies ist nicht nur im rezenten Sprachgebrauch so, sondern auch historisch. Zwei Beispiele:

(18) (. . . ) gleich in ihrem ersten Wettspiel am vorigen Sonntag gegen den S.C. Admira unterlag. [(Wiener) Sporttagblatt 19.02.1921, S. 1] Sportclub Admira (19) Sie haben zuerst den W.A.C. bei seinem Verfolgungsversuch gestoppt (. . . ) [(Wiener) Sporttagblatt 07.03.1933, S. 3] Wiener Athletiksport Club

Bei der Artikelverwendung bei Fußballvereinsnamen mit Abkurzung¨ gibt es keine Schwankungen – mit einer Ausnahme: SV Ried. Die Abkurzung¨ steht hier fur¨ Sportvereinigung“, die korrekte Anrede ist die SV Ried“. Es kommt aber oft – vor ” ” allem im bundesdeutschen Deutsch – zu einer Art Hyperkorrektion, bedingt durch die ublichere¨ Bedeutung (der) Sportverein“ der Abkurzung¨ SV. ” (20) Zellhofer und der SV Ried gehen getrennte Wege [http://www.kleinezeitung.at/sport/fussball/1264597, 2013-03-07] 02.07.2008 (21) Der SV Ried hat das Geschehen allerdings uber¨ weite Strecken unter Kon- trolle (. . . ) [http://groundhopping.de/welsfc.htm, 2013-03-07]

Fans (auch anderer Vereine) sprechen den Verein als die SV Ried“ an. ”

SV Mattersburg ist als Sportvereinigung Mattersburg“ im Zentralen Vereinsregister ” (ZVR-Zahl 956241992) eingetragen, wird aber stets als der SVM“ angesprochen – ” auch auf der vereinseigenen Homepage (was bei der SV Ried nicht der Fall ist). Das Logo tragt¨ ebenfalls die Aufschrift Sportverein Mattersburg“. ”

Auch die Fußballsektion der Kapfenberger SV (= Kapfenberger Sportvereinigung) – 2011/12 in der Osterreichischen¨ Fußball-Bundesliga vertreten – leidet wie der/die SVM unter Identitatsschwankungen.¨ Auf der offiziellen Homepage ist unter dem Punkt Vereinsgeschichte“ die Rede vom SV Kapfenberg“ bzw. [dem] Kapfenber- ” ” ” ger SV“.

(22) Der SV Kapfenberg blickt auf eine lange Tradition zuruck.¨ Bereits 1919 wurde in Kapfenberg Fußball gespielt. Der Vorgangerklub¨ des heutigen Kapfenberger SV, der Kapfenberger SC, war eine fixe Große¨ im steirischen Fußball und konnte zahlreiche Erfolge verbuchen. [http://www.ksv-fussball.at/ksv.php?id=141, 2013-03-07]

Eingetragen im Vereinsregister ist der Verein als KSV 1919“ (ZVR-Zahl 625265340). ” Im Fußballforum Austrian Soccer Board (ASB) wird ebenfalls der KSV“ (o. A.)¨ ” verwendet, auch von KSV-Fans wie in (24). Auch in Printmedien ist der/die Kapfen- berger SV immer maskulin.

34 (23) der ksv hat doch wirklich andere probleme. [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/86697-ksv-1919-vs-wacker-innsbruc k/page st 30 p 4385918#entry4385918, 2013-03-07] 26.12.2011 (24) Ja lange ist es leider schon her, dass der KSV gegen die Wiener Austria ein Pflichtspiel austrug. [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/38658-sv-kapfenberg-fk-austria-wi en/page st 30 p 1012157#entry1012157, 2013-03-07] 03.04.2006

4.4 Abk ¨urzungund geografische Bezeichnung: der SV Stegersbach

Wenn der Vereinsname ein Agnomen enthalt,¨ ist die Verwendung ohne Agnomen nicht gebrauchlich,¨ egal mit welchem Artikel – auch nicht ohne Artikel.

(25) a. *der/*die/*das/*∅ SK Graz [SK Sturm Graz] b. *der/*die/*das/*∅ FC Innsbruck [FC Wacker Innsbruck]

Vereinsnamen ohne Agnomen erhalten ihr Genus aus der Abkurzung¨ (s. o.).

(26) a. der SC/ESV Parndorf b. der SV Schwechat

4.5 Nur geografische Bezeichnung: die Mariahilf

Die Verwendung von Orts- und Stadtenamen¨ allein ist mit Artikel nicht moglich,¨ weder bei Vereinsnamen mit Agnomen noch bei solchen ohne.21

(27) a. *der/*die/*das Wien (FK Austria Wien) b. *der/*die/*das Ritzing (SC Ritzing)

21In Wien konnen¨ im gesprochenen Dialekt (nicht in der Standardsprache) prinzipiell auch Orts- und Stadtenamen¨ mit Artikel verwendet werden: de Salzburg fur¨ Red Bull Salzburg (und auch de Basel, de Barcelona und so weiter). Es handelt sich dabei nicht um Plural, das Verb steht immer in der Einzahl:

(i) de Augsburg hat sich gerettet [in der U-Bahn nach einem Match] 21.03.2012

Da das Phanomen¨ auf die gesprochene Sprache beschrankt¨ ist, wird es in dieser Arbeit nicht weiter behandelt – eine genaue Untersuchung ohne Befragung ist nicht moglich.¨

35 Das ist nicht uberraschend,¨ da im Deutschen zumindest Orts-/Stadtenamen¨ grund- satzlich¨ nicht mit Artikel moglich¨ sind:22

(28) a. *Der/*Die/*Das Salzburg ist die Geburtsstadt von Mozart. b. Salzburg ist die Geburtsstadt von Mozart.

Wenn der Vereinsname kein Agnomen beinhaltet, kann die geografische Bezeich- nung ohne Artikel verwendet werden.

(29) Simmering–Kapfenberg, das nenn’ i Brutalitat¨ . . . [Helmut Qualtinger, Sketch Travnicek im Urlaub“]23 22.10.1958 ” (30) *∅ Wien (FK Austria Wien)

Die Namen von Bezirksteilen und Straßen werden aber (in Wien) in Fußballvereins- namen mit Artikel verwendet: Brigittenau, Kundrat[straße], Mariahilf , Mauer, Oberlaa, Simmering, Triester [Straße],24 Vorgarten[straße]. Der Artikel ist immer feminin ( die“). ” Brigittenau wird auch als Bezirksbezeichnung mit die“ verwendet, die anderen hier ” genannten nicht.

(31) ich gloaub ja ganz ehrlich dass die oberlaa da mauer 100.000 zahlt hat damit sie ein lustigen abschluss haben und fur¨ die mauer is ja um nix mehr gangen. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=7&t=11854&start=110#p85908, 2013-03-07] 28.06.2011 (32) trotzdem ist die simmering erster :D [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=7&t=3841&start=0#p26126, 2013- 03-07] 16.05.2009 (33) Weiters glaube ich auch nicht das es bei der Vorgarten jetzt noch einen Spieler gibt der was kassiert... [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=16&t=5588&start=90#p69362, 2013-03-07] 08.11.2010

22In Sonderfallen¨ aber wiederum schon, bei einschrankender¨ Intention: das Wien der Zwischen- ” kriegszeit“, wobei der geografische Raum Wien auf eine begrenzte Auspragungsform¨ (jene der Zwischenkriegszeit, eines genau definierten zeitlichen Abschnittes) reduziert wird. In generischen Kontexten sind Artikel nicht moglich,¨ vgl. (28). 23Vgl. http://www.wienerzeitung.at/meinungen/glossen/252673 Simmering-gegen-Kapfenberg ....html, 2013-03-07 24Name evtl. auch vom Triesterspital“ (Kaiser-Franz-Josef-Spital) abgeleitet, das aber wiederum ” durch seine Nahe¨ zur Triester Straße den Beinamen hat.

36 4.6 Agnomen und geografische Bezeichnung: die Columbia Floridsdorf

Agnomen und geografische Bezeichnung konnen¨ sehr oft mit Artikel verwendet werden:

(34) ....sudosttangente¨ mit lichtwerbung bestucken,¨ (z. B. 00 hier spielt die austria wien, kommen sie doch hin !00) [http://www.austriafans.at/forum/showthread.php?1828-Marketing-Austria-Wien-Eure- Vorschl%E4ge&p=35504&viewfull=1#post35504, 2013-03-07] 27.07.2008

Ublich¨ ist aber auch die Verwendung ohne Artikel, manchmal ist beides moglich,¨ wobei sich die Version mit Artikel dann fast nur in der tatsachlichen¨ Fansprache findet (nicht in Zeitungen o. A.):¨

(35) a. Austria Karnten¨ ubernahm¨ die Akademie des Fußballverbandes (. . . ) [ballesterer Nr. 67 S. 29] Nicht-Fanebene b. (. . . ) war die Austria Karnten¨ von Anfang an mehr politisches Prestige- projekt als eine professionell gefuhrte¨ Sportorganisation. [http://ballverliebt.eu/2010/02/14/das-war-die-austria-karnten-ein-vorgezogener-na chruf/, 2013-03-07] 14.02.2010 Fanebene (36) Der nachste¨ Punkt, meine Damen und Herren, betrifft die Vorwarts¨ Steyr. Die Vorwarts¨ Steyr ist so ein unvorhergesehener Fall von dem ich gerade gesprochen habe. [Burgermeister¨ Hermann Leithenmayr, Protokoll uber¨ die 7. ordentliche Sitzung des Ge- meinderates der Stadt Steyr, 18. Juni 1998, S. 13]25

(37) a. Nur eine nach beiden Seiten offene Bierausschank trennt die Fans von Hellas Kagran und Wacker Innsbruck am Hellas-Platz in Wien- Donaustadt. [ballesterer Nr. 65 S. 56] Nicht-Fanebene b. Bin wieder Top-Fit werde alles dafur¨ geben, dass der Wacker Innsbruck in der Bundesliga bleibt. [http://de-de.facebook.com/permalink.php?story fbid=197489366979249&id=153925 348002318, 2012-01-04] 07.08.2011 Fanebene

Beim SK Sturm Graz kommt es zu Genusschwankungen, wenn das Agnomen mit geografischer Bezeichnung verwendet wird, vermutlich durch das bestehende der ” Sturm (m.)“ im mentalen Lexikon. (NB: Beide Zitate auf der Nicht-Fanebene und sehr seltene Beispiele fur¨ Verwendung mit Artikel.)

(38) a. Das Spiel gegen den Sturm Graz ist ein Toto-Fanspiel. [http://www.scwn.at/animation/04 2009 2010/pdf/ins40910 home.pdf, 2012-02-15] Blau-Weiss Inside 4/2009/2010 S. 14 Genus m.

25Im Internet verfugbar:¨ http://www.steyr.at/gemeindeamt/html/GR-Protokoll19980618.pdf (2013-03-07)

37 b. In einer mehr von Kampf als von Klasse gepragten¨ Partie hatte Lavric die Sturm Graz per Elfer in Fuhrung¨ gebracht (. . . ) [http://www.vienna.at/11--rapid-rettet-einen-punkt-in-graz/news-20100320-082250 74, 2013-03-07] 20.03.2012 Genus f.

Wird die Reihenfolge vertauscht, wird die geografische Bezeichnung zum Adjektiv und ein (definiter) Artikel wird verwendet.

(39) Was haben Liga-Krosus¨ RB Salzburg und die Lustenauer Austria gemein- sam? [http://www.vol.at/ein-glueckslos-fuer-die-austria/news-20110817-12014421, 2013-03-07] 17.08.2011 (40) (. . . ) die Wiener Austria hat sich der Sache angenommen und zeigt die Erinnerungsstucke¨ ab 18. November in ihrem Museum. [ballesterer Nr. 67, S. 8]

Das ist nicht immer moglich,¨ jedenfalls nicht ohne weitere Kompositumsbildung.26

(41) a. *der/*die/*das/*∅ Innsbrucker Wacker b. (. . . ) das hatten die Innsbrucker Wacker-Kicker gegen Salzburg bewei- sen wollen (. . . ) [http://www.sportjahr.at/index.php?id=2973&tx jppageteaser pi1[backId]=2775, 2013- 03-07] August 2010

Manchmal wird eine geografische Bezeichnung hinzugefugt,¨ die im offiziellen Klub- namen gar nicht enthalten ist: (SK) Rapid Wien, (SC) Hakoah Wien. Daraus ergeben sich aber keine weiteren Auffalligkeiten,¨ der Name wird wie oben beschrieben gebraucht.

Bei allen Beispielen werden die Agnomina allein ebenfalls mit Artikel verwendet. Das zugewiesene Genus ist meist feminin, ein neutrales Genus kommt nicht vor.

26Fur¨ die Konstruktion Artikel + Innsbrucker Wacker findet sich ein einzelner Beleg in der In- ternetenzyklopadie¨ Wikipedia in einem Artikel uber¨ den osterreichischen¨ Fußballspieler Theodor Brinek sen., zunachst¨ (. . . ) sondern auch bei der Innsbrucker Wacker .“. Der Satz wurde dann von ” f. einem anderen Benutzer (mit osterreichischem¨ Deutsch als Muttersprache lt. Profilseite) auf beim ” Innsbrucker Wacker “ ausgebessert mit der Anmerkung der‘ Wacker“. Ein Vergleich der Versio- m. ”’ nen findet sich unter http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theodor Brinek senior&action= historysubmit&diff=41839474&oldid=26364633

38 4.7 Nur Agnomen: die Rapid

Die sprachliche Behandlung von Agnomina ohne weitere Zusatze¨ ist besonders interessant, da es hier im Gegensatz zu den in anderen Abschnitten betrachteten Phanomenen¨ deutliche Unterschiede zwischen Fansprache und Nicht-Fansprache gibt. Außerdem ist die einseitige Genuszuweisung noch klarer sichtbar.

In diesem Abschnitt stammen viele Beispiele von Wiener Vereinen. Das liegt an einer gewissen Asymmetrie in der Benennung von Fußballvereinen: die Bun- deslanderklubs¨ sind ublicherweise¨ nach dem Muster [Abkurzung]¨ [geografische ” Bezeichnung]“ benannt, da dies in kleineren Orten fur¨ eine eindeutige Identifika- tion genugt.¨ Als Beispiel sei der Oberosterreichische¨ Fußballverband (OOFV)¨ in der Saison 2011/12 herangezogen. Er umfasst 381 Vereine, von denen 17 Vereine ein Agnomen im Namen haben (4,5%).27 Im Gegensatz dazu steht der Wiener Fußballverband mit 278 Vereinen, von denen 187 ein Agnomen im Namen haben (67,3%).28 Da es nur einen FC Wien“ geben kann, muss die Distinktivitat¨ durch ” Agnomina gewahrleistet¨ werden.

Weiters gilt: In den hoheren¨ Ligen (Regionalliga aufwarts)¨ gibt es weniger Mann- schaften mit Agnomen, aber mehr Datenmaterial durch die großeren¨ Fanszenen. In den unteren Ligen gibt es mehr Agnomina, aber weniger organisierte Fans und eine schlechtere Infrastruktur“ an leicht verfugbarem¨ (schriftlichen) Datenmaterial ” durch niedrigere Zuschauerzahlen, Fehlen eines Internetforums bzw. mangelnde Verwendung desselben (durch die geringe Anzahl an Fans).

Bei den Agnomina gibt es zunachst¨ eine Gruppe von Namen, die mehrheitlich mit Artikel angesprochen werden, in Fankreisen und Nicht-Fankreisen gleichermaßen (alle f.): Admira, Austria, Hakoah, Maccabi, Vienna.

(42) Die Admira tatigt¨ unerlaubte Nebenabsprachen zu Spielervertragen¨ und kommt mit einer Geldstrafe davon. [ballesterer Nr. 63, S. 16] (43) Er hat die Austria wieder auf solide sportliche Beine gestellt aber ich denke das er an seine Grenzen gestoßen ist. [http://www.austriafans.at/forum/showthread.php?3349-Daxbacher-der-richtige-Trainer&p= 152500&viewfull=1#post152500, 2013-03-07] 18.12.2011

27Eigene Zahlung,¨ Stand Janner¨ 2012. In dieser Statistik sind samtliche¨ registrierten Vereine berucksichtigt,¨ also auch die Frauenfußballmannschaften, nicht aber Futsalmannschaften – das von den Landesverbanden¨ verwendete Datenbanksystem lasst¨ keine leichte Differenzierung zwi- schen Damen- und Herrenmannschaften zu, kennzeichnet aber Futsalmannschaften mit dem Zusatz (Futsal)“. ” 28Eigene Zahlung,¨ Stand Janner¨ 2012. Wie vorher sind ebenfalls Frauenfußballvereine, aber keine Futsal-Mannschaften berucksichtigt.¨

39 (44) Nachdem die judischen¨ Burger¨ in Wien zu jener Zeit eine große Gemein- schaft waren (180.000), erfreute sich die HAKOAH schnell regen Zustroms. [http://www.hakoah.at/de/textedetail.asp?Block=1&ID=99, 2013-03-07] Vereinsgeschich- te des SC Hakoah (45) Aber rein theoretisch ist die maccabi noch nicht ganz abgestiegen ... [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=16&t=3985&start=10#p29544, 2013- 03-07] 15.07.2009 (46) (Bildtext) Die Vienna – stille Revoluzzerin mit Madchenmannschaft¨ und gelebter Integration. [Falter Nr. 46/11 vom 16.11.2011, S. 47] Ressort: Stadtleben, Analyse: Johann Skocek

Weiters gibt es eine Gruppe von Namen, die fast nur auf der Fanebene mit Artikel gebraucht werden: Rapid, Sturm, Vorw¨arts, Wacker. Das Genus ist bei den ersten drei Namen feminin, bei Wacker abhangig¨ von der Mannschaft.

Der SC Wacker Wien wird mit die“ (f.) angesprochen (Beispiele (47)), FC Wacker ” Innsbruck mit der“ (m.) (Beispiele (48)). ” (47) a. Doch in Funktionaren¨ wie Neu und Wagner lebt die alte Wacker fort. [ballesterer Nr. 37, S. 41] November 2008 b. ersatzgoalie thomas hat auch noch 2-3 gefahrliche¨ schusse¨ entscharft¨ und die wacker im spiel gehalten. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=17&t=4639&start=100#p41 044, 2013-03-07] 25.10.2009

(48) a. Ein Verein wie unser Wacker darf nicht aus der Bundesliga verschwin- den (. . . ) [http://fc-wacker-innsbruck.at/news/allgemeines/232-20-interviews-qwarum-gehs t-du-gegen-altach-ins-stadionq, 2012-01-04] 23.10.2007 b. Doch Probleme hatte auch der Wacker. [Duke Bruno (2008), Tag 14 +1]

Vorw¨arts ist einheitlich feminin.29

(49) a. Fur¨ die heutige Vorstellung der Vorwarts¨ fehlen mir einfach die Worte... [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/86054-sk-vorwaerts-sturm-gr azam/page st 30 p 4288087#entry4288087, 2013-03-07] 12.09.2011 b. Schon klar sind viele unserer Kicker keine Profis und arbeiten nebenbei 40 Stunden die Woche, aber die Vorwarts¨ ist auch kein normaler Verein! [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/84422-sk-vorwaerts-steyr-voec klamarkt/page st 120 p 4107023#entry4107023, 2013-03-07] 22.08.2011

Vorw¨arts und Wacker werden dabei von Fans (und gelegentlich auch in Zeitungen) ofter¨ mit Artikel angesprochen als Sturm und Rapid.

29Zumindest heute – siehe Abschnitt 8.

40 Bei Sturm scheint die Artikelverwendung regional und auf das Mundliche¨ be- schrankt¨ zu sein. Zwei Horbelege¨ aus Wien:

(50) a. Die Sturm wird das am Samstag aber bußen!¨ [Gerhard-Hanappi-Stadion, nach Rapid–SV Ried 1:2 n.V (1:1, 1:1)] 26.10.2011 b. Mia ham ned nur de Sturm zoit sondern a die Unparteiischen Wir haben nicht nur die Sturm bezahlt, sondern auch die Unpartei- ” ischen“ [Gerhard-Hanappi-Stadion, wahrend¨ Rapid–SK Sturm 3:2 (0:0)] 29.10.2011

Fur¨ Nicht-Wiener ist das aber wohl ungewohnlich:¨

(51) mein wiener gruner¨ freund sagte mal zu mir, daß er 00die sturm00 echt gut fand. jungs, in graz heißt eure truppe rapid wien. und sie ist definitiv nicht weiblich! [http://nyx.at/bikeboard/Board/showthread.php?11618-Ich-wei%DF-es-ist-nur-Fu%DFb all&p=1776809&viewfull=1#post1776809, 2013-03-07] 29.11.2008

(52) Am schlimmsten ist aber 00Die Rapid00 das ist so urargschlimm dass ich im- mer plarren¨ konnte¨ wenn ich das von einem Mundl [Wiener, Anm. K. P.] hor.¨ [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/87542-die-vorwaerts-der-vorwaert s-oder-nur-vorwaerts/page st 15 p 4475166#entry4475166, 2013-03-07] 06.02.2012 Fan des SK Vorw¨artsSteyr

Rapid wird oft ohne Artikel verwendet und in diesem Fall als maskulin/neutrum interpretiert.

(53) a. Somit muss Rapid seine Heimspiele ab Oktober 1977 in Dornbach, auf der Hohen Warte und auch im Horr-Stadion austragen, was eine Reihe von Punkteverlusten zur Folge hat. [Rapid-Magazin Nr. 3 2009, S. 25] Rapid-Historie 1970–1989 b. Rapid unterstutzen,¨ Rapid leben, sich um Rapid sorgen, mit Rapid mitfiebern und Rapid auf seine Spiele begleiten, wenn moglich.¨ [Block West Echo (neu) Ausgabe 4 (Februar 2009), S. 4]

Vereinzelt finden sich explizit Interpretationen als Neutrum, auch historisch.

(54) a. Ein schoner¨ Tag, an dem Rapid wieder einmal bewiesen hat, dass es mit dem Publikum im Rucken¨ sensationelle Aufholjagden starten kann. [Block West Echo (neu) Ausgabe 6 (Mai 2010), S. 45] b. Rapid liegt an dritter Stelle und kann diesen Platz wohl kaum mehr verlieren. Da es nach Verlustpunkten sogar nur einen Punkt hinter Vienna zurucksteht,¨ liegt auch die Erringung des zweiten Platzes noch im Bereiche der Moglichkeit.¨ [(Wiener) Sporttagblatt 09.05.1936, S. 2]

41 Mit Artikel (ebenfalls wieder hauptsachlich¨ in Wien/Ostosterreich)¨ ist Rapid stets feminin (siehe auch Glauninger und Graf 2009: 138f. in Wien immer mit Artikel: ” die Rapid“):

(55) a. (Ernst Dokupil) Ich wurde¨ sogar sagen, da steckt noch mehr Vollgas dahinter als bei meiner Rapid damals. [Rapid-Magazin Nr. 5 2009, S. 52] Interview mit Ernst Dokupil b. Aber die Rapid hat ein gutes Auswartsspiel¨ gemacht. [http://brucki.blogspot.com/2007/09/anderlecht-rapid-11-10.html, 2013-03-07] 21.09.2007

Zuletzt gibt es eine Reihe von Vereinsnamen, die auf der Fanebene (auch) mit Arti- kel gebraucht werden und in sehr niedrigen Ligen spielen (Regionalliga abwarts).¨ Durch die geringe Prasenz¨ in den ublichen¨ Medien (Tageszeitungen, Buchern)¨ ist ohne weitergehende Untersuchung unbekannt, wie sie auf Nicht-Fanebene verwen- det werden.

Belegt sind (alle f. wenn nicht anders angegeben): Absolut, Ajaxoo, Alianza Latina, Bahnhof (m./f.), Be¸sikta¸s, Blau-Weißo, Celikˇ , Celticsoo (Pl.), Columbia, Cro-Vienna, Di- namo/Dynamo, Elektra, Elite, Flavia (Solva)o, Florio, Fortuna, Garage, Gradiˇs´ce, Helfort, Hellas, Herthao, Koma, Lindenhof (m./f.), Lok(omotive), Lottatori (Pl.), Maddogs (Pl.), Marswiese, Mautner (Markhof), Neue Heimato, Ostbahn, Polska, Post, Red Star, Royal Persia, Sans Papiers (Pl.), Schwemm, Slovan (m./f.), Sportivo, Srbija, Sublux, Suryoyo, Tornado, Torpedo, T¨urkg¨uc¨u, United Devils (Pl.), Vardar-Viena, Vedunia, Viktoria, Vindo- bona, White Staroo, Wollers (Pl.), Yellow Star. o = nicht in Wien als Agnomen vertreten oo = inzwischen aufgelost/umbenannt/fusioniert¨ mit einem anderen Verein

Einige Belegstellen zur Illustration:

(56) Die Ajax war teilweise unfahig¨ auf der anderen Seite ist der wsk tormann kein schlechter... [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?t=5761&f=7#p42298, 2013-03-07] 04.11.2009

(57) Und dass die Columbia fur¨ die FPO¨ wirbt, das passt? [http://ostliga.at/?p=4015, 2013-03-07] 18.06.2010

(58) Naturlich¨ hat die Helfort es der Union unheimlich leicht gemacht. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=7&t=8891#p64064, 2013-03-07] 13.09.2010

(59) 2012 konnte unsere Viktoria ihr 50-jahriges¨ Bestehen bestreiten (. . . ) [http://www.fcviktoriabregenz.at/index.php/verein, 2013-03-07]

42 (60) Ich hab gehort¨ die Dinamo hat einen alten bekannten als Trainer geholt ? [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=7&t=12624&start=10#p90800, 2013- 03-07] 19.09.2011 (61) dass heuer ein Traditionsverein aus der 1. Klasse B wie die BVE, die Mautner, die Wollers, die Bozok (Vindobona), die Mariahilf oder die NAFA absteigen muss. Viel besser ware¨ es fur¨ das gesamte Meisterschaftsklima, wenn Liga- neulinge wie die Schwemm in die Wertlosigkeit absteigen mussten.¨ [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=15&t=9353&start=80#p82856, 2013-03-07] 29.05.2011 Anm. K. P.: BVE = SV Vorw¨artsBrigittenau,30 NAFA = New African Football Academy

Bei einigen Vereinsnamen liegt es nahe, dass einfach der Pluralartikel die“ verwen- ” det wird, da auch das Agnomen im Plural steht oder so interpretiert werden kann ( Sans Papiers“, FC Sans Papiers – Die Bunten). Diese Vereine sind oben mit (Pl.)“ ” ” gekennzeichnet.

(62) Die Lottatori aber machten ihrem Namen alle Ehre und kampften¨ sich zwei Mal zuruck¨ ins Spiel. [http://wien.fanreport.at/index.php?option=com content&view=article&id=5301%3Ader- 9-spieltag-der-dsg-liga-im-ueberblick, 2012-02-13] 10.11.2011 (63) Interessant, das die Celtics trotz Einstellung des Spielbetriebs im Mittelfeld gehandelt werden! [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=15&t=12361&p=89636&hilit=ce ltics#p89636, 2013-03-07] 07.09.2011

Fur¨ Blau-Weiß mit Artikel gibt es nur sehr wenige Belege, aber auch hier das feminine die“: ” (64) Warum feuern die nicht die Blau-Weiß an? [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/58086-20-runde-lask-amateure-vs- fc-blau-weiss-linz/page view findpost p 1975217, 2013-03-07] 28.04.2008 Zitat aus ORF- Artikel (?)

Genusschwankungen gibt es bei drei Vereinen: FC Bahnhof Favoriten, FC Lindenhof United und SK Slovan HAC, jeweils zwischen der“ (m.) und die“ (f.). ” ”

Bahnhof wird oft ohne Artikel verwendet, aber manchmal eben auch mit die“ (hier ” flektiert als Dativ) . . .

(65) Da ich doch einige Funktionare¨ von der Bahnhof kenne, glaube ich nicht (. . . ) [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=16&t=7942&p=57746#p57785, 2013-03-07] 22.06.2010 Genus f.

30Der heutige Verein hieß eine Zeitlang FC BVE nach einer Fusion von drei Vereinen: Brigittenauer SV Vorw¨arts11 Erdberg (vgl. http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=15&t=1141 7&start=10#p81547, 2013-03-07).

43 . . . oder der“ (wobei es fur¨ beides wenige Belegstellen gibt, weil Verwendung ohne ” Artikel einfach haufiger¨ ist).

(66) Aber der Bahnhof fahrt¨ sicher nicht hin um nichts zu holen. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=16&t=6939#p50083, 2013-03-07] 18.03.2010 Genus m.

In diesem Fall gibt es also einen Konflikt zwischen dem Genus des Worts im Lexikon ( der Bahnhof“) und der sonst vorherrschenden Artikelverwendung bei Agnomina. ” Bei Lindenhof gibt es ebenfalls einen Konflikt der Genera, es gibt Belegstellen sowohl fur¨ den Lindenhof“ als auch fur¨ die Lindenhof“.31 ” ” Bei Slovan ist es etwas anders: Das Agnomen selbst nimmt das Genus m., wie die Vereinsgeschichte auf der offiziellen Homepage erklart.¨

(67) Der Slovan (so heißt es richtig)32 war neben Wienerberger der zweite tsche- chische Verein in Wien. [http://www.slovan-hac.at/index.php?module=content&aid=62, 2013-03-07] Genus m.

Fans kummert¨ das wenig, bei ihnen ist es bis auf vereinzelte Ausnahmen stets die ” Slovan“.

(68) a. Die wurden¨ mit 100% Absteigen wen Ostbahn sich nicht verstarken¨ wurde,¨ weil die Slovan Hac ist so schwach.33 [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=6&t=3201&p=21445#p2160 4, 2013-03-07] 27.03.2009 Genus f. b. die zwei haben das zeug die slovan aus dem keller zu holen [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=6&t=5023#p35324, 2013- 03-07] 02.09.2009 Genus f.

Alle anderen oben genannten Agnomina, die auch als normales“ Wort im deut- ” schen Lexikon vorkommen, haben ohnehin das Genus f. (Elite, Garage, (Neue) Heimat, Lokomotive, Ostbahn, Post). Bis auf drei; Koma, Tornado und Torpedo, die mit die“ ” angesprochen werden, wenn der entsprechende Fußballverein gemeint ist.

(69) IHR hattet kein Konzept, weil warum hat dann die Tornado gewonnen? [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=16&t=11182&start=10#p79499, 2013-03-07] 18.04.2011 (70) Im Heimspiel gegen den SV Panda fahrt¨ die Torpedo einen auch in der Hohe¨ absolut verdienten Sieg ein. [http://torpedo-lainz.com/index.php?option=com content&view=article&id=313:saison- 20112012&Itemid=108, 2013-03-07] 27.10.2011

31Im Gegensatz dazu steht der (aufgeloste)¨ SVS Antonshof Kledering, der immer als die Antonshof“ ” angesprochen wird/wurde. 32Im Tschechischen und Slowakischen tragt¨ das Wort maskulines Genus, wie alle Worter¨ auf -n. 33Dieses Zitat ist besonders bemerkenswert, da hier das feminine Genus gegen das Genus der Abkurzung¨ – HAC = H¨utteldorferAthletik-Club – gewinnt“. Ublicherweise¨ heißt es in so einem Fall ” aber der Slovan HAC“ bzw. wird kein Artikel verwendet. ”

44 Zusatzlich¨ gibt es eine Menge Agnomina, uber¨ die nichts gesagt werden kann, weil die Daten nicht ausreichen.

Wir haben also Agnomina aus allen Bereichen mit Artikel:

- Vereinsfarben: Blau-Weiß - ein Bezug zum Umfeld des Vereins: Bahnhof , Elektra, Garage, Lindenhof , Neue Heimat, Marswiese, Ostbahn, Schwemm - nicht-deutsche geografische Bezeichnung: Austria, Be¸sikta¸s, Cro-Vienna, Flavia (Solva), Gradiˇs´ce, Helfort+, Hellas, Polska, Royal Persia, Slovan, Srbija, Suryoyo, Vardar-Viena, Vedunia, Vienna, Vindobona - Wortspiele: Koma - Ausdruck von Eigenschaften im weitesten Sinne, Kraft, Leistungsbereitschaft: Ajax, Celikˇ , Dinamo/Dynamo, Elite, Fortuna, Hakoah, Lok(omotive), Rapid, Sportivo, Sturm, Tornado, Torpedo, Viktoria, Vorw¨arts, Wacker - Selbstbezeichnung der Spieler: Absolut, Alianza Latina, Celtics, Lottatori, Mad- dogs, Sans Papiers, Sublux, T¨urkg¨uc¨u, United Devils - Name einer relevanten Person: Helfort+, Maccabi, Wollers - Schiffsname: Admira, Hertha, Red Star - Name der Institution, deren Werksmannschaft“ der Klub ist: Mautner (Mark- ” hof), Post

. . . und ein paar Agnomina, bei denen nicht bekannt ist, wieso sie als Vereinsname gewahlt¨ wurden: Columbia, Florio, White Star, Yellow Star + = mehrere Erklarungen¨ moglich¨

4.8 Zusammengefasst in zwei S¨atzen

(71) Wie der LASK fielen in erster Instanz auch Wacker Innsbruck, der FC Lustenau und die Admira durch, Austria Wien erhielt die Lizenz unter Auflagen. [ballesterer Nr. 63, S. 19]

Die Abkurzung¨ bestimmt den Artikel, Agnomina allein werden mit – fast immer femininem – Artikel verwendet und Agnomina mit einer geografischen Bezeichnung eher nicht. Agnomina ohne Artikel werden meistens als maskulin interpretiert; einen ge- ” schlechtergerechten“ Sprachgebrauch bei referierenden Substantiven (*die Austria ist Meisterin) gibt es auch nur in Ausnahmefallen¨ – die feminine Genuszuweisung beschrankt¨ sich auf Artikel, Possessiv- und Personalpronomen.

45 4.9 Zusammengefasst in einer Tabelle

Die folgende Tabelle gibt eine Ubersicht¨ uber¨ die Artikel- und Genuszuweisung bei allen untersuchten Vereinsnamen. Jeder Vereinsname hat dabei eine eigene Zeile, in der der Artikelgebrauch dargestellt ist. Gleiche Agnomina sind in der letzten Spalte zusammengefasst. Die Tabelle kann auf zwei Arten gelesen werden:

- als Gesamtubersicht:¨ Die Farbkodierung (gelb = feminin, grun¨ = maskulin, blau = neutrum, rot = Plural) gibt einen Uberblick¨ uber¨ die mengenmaßigen¨ Verhaltnisse¨ der Genera. Der uberwiegende¨ Anteil an gelben Feldern/Feminina wird schnell sichtbar. - fur¨ den Gebrauch eines bestimmten Vereinsnamens: Der Artikelgebrauch ist auf mehrere Spalten (nur Agnomen, Agnomen und geografische Bezeichnung, . . . ) aufgeteilt, die einzelnen Zellen wieder in Fanebene und Nicht-Fanebene. Die Tabelle kann so Antworten auf spezifische Fragen geben (Welcher Artikel wird von Fans beim SK Rapid verwendet, wenn sie nur Rapid Wien“ sagen?). ”

46 Übersicht über Fußballvereinsnamen und Genera/Artikelverwendung (Tabelle 2)

Farbkodierung: Fanebene f. Fanebene m. Fanebene n., Fanebene Plural; feminin, maskulin, neutrum, Plural; kein Artikel +Komp nur mit weiterer Kompositumsbildung belegt („Linzer Blau-Weiß-Fans“, „Innsbrucker Wacker-Spieler“) – nein; nicht möglich z. B. durch Fehlen der geografischen Bezeichnung

leere Zellen: keine Daten/Belege

Zweigeteilte Zellen: Fanebene Nicht-Fanebene Ist das Agnomen ein Bestandteil des deutschen Wortschatzes? f. f.

beides gleich gebräuchlich auf einer Ebene Beispiel: FK Austria Wien hier: auf Fanebene f. und m. 47 Wiener Austria Austria Wien Austria Bundesland Vereinsname (Agnomen) Lexikon Inversion Agnomen + geograf. Bezeichnung nur Agnomen1 Wien FC Absolut Vienna Adj. – – f. Absolut NÖ FC Admira Wacker Mödling – f. f. f. f. Admira Wien Admira Landhaus – – – f. Wien FC Ajax – – Ajax Wien f. Ajax Wien UN Alianza Latina – – – f. Alianza Latina Wien FK Austria Wien – f. f. f. f. f. Vorarlberg SC Austria Lustenau – f. f. f. f. f. Kärnten SK Austria Klagenfurt – f. f. f. f. f. Austria Salzburg SV Austria Salzburg – f. f. f. f. f. Wien FV Austria XIII – – – f. Wien Austria XVII – – – f.

1 Alle Agnomina können prinzipiell immer ohne Artikel verwendet werden, daher ist diese Option nur dort extra angegeben, wo ein großer Teil der Sprecher/innen das Agnomen immer ohne Artikel verwendet. Farbkodierung: Fanebene f. Fanebene m. Fanebene n., Fanebene Plural; feminin, maskulin, neutrum, Plural; kein Artikel

Bundesland Vereinsname (Agnomen) Lexikon Inversion Agnomen + geograf. Bezeichnung nur Agnomen Wien FC Bahnhof Favoriten m. – Bahnhof Wien FC Beşiktaş Wien – 2 f. Beşiktaş OÖ FC Blau-Weiß Linz Adj. +Komp Blau-Weiß Wien FC Čelik Pötzleinsdorf – Čelik Wien FC Vienna Celtics Pl.3 – – Pl. Celtics Wien SC Columbia Floridsdorf – f. f. f. f. Columbia Wien SK Cro-Vienna Florio – – – f. Cro-Vienna Wien SV Dinamo Ottakring f. m. Di/ynamo Wien FC Dynamo Meidling f. f. Wien FS Elektra – – – f. Elektra Wien SC Elite f. – – f. Elite Steiermark SVL Flavia Solva – – – f. Flavia Solva

48 Wien SK Cro-Vienna Florio – – – f. Florio Wien DSV Fortuna 05 – – – f. Fortuna Wien FC Garage Vorgarten f. – – f. Garage Wien SC Gradišće – – – f. Gradišće Wien SC Hakoah – f. f. Wien Wien f. f. Hakoah Wien Helfort 15 – Wiener +Komp – f. Helfort Wien FC Hellas Kagran – f. Hellas OÖ WSC Hertha Wels – f. f. f. f. f. f. Hertha Wien AS Koma n. – – f. Koma Wien FC Lindenhof United m. – – Lindenhof Wien FC Lokomotive Landstraße f. f. f. f. Lokomotive Wien SC Lokomotive Hörndlwald f. f. f.

2 +Komp wenn nicht auf den Wiener Verein bezogen, sondern z. B. auf Wiener Fans des Istanbuler Klubs 3 mögliche Interpretation als Plural durch das wortfinale -s Farbkodierung: Fanebene f. Fanebene m. Fanebene n., Fanebene Plural; feminin, maskulin, neutrum, Plural; kein Artikel

Bundesland Vereinsname (Agnomen) Lexikon Inversion Agnomen + geograf. Bezeichnung nur Agnomen Wien AC Lottatori – – – f. Lottatori Wien SC Maccabi – – Wien f. f. Maccabi Wien Maddogs FC Pl.3 – – Pl. Maddogs Wien SZ Marswiese f. – – f. Marswiese Wien SC Mautner Markhof – – – f. Mautner Markhof OÖ ASKÖ Neue Heimat f. – – f. Neue Heimat Wien SC Ostbahn XI f. – – f. Ostbahn Wien FC Polska – – – f. Polska Wien Post SV f. – – f. Post Wien SK Rapid Adj. f. +Komp Rapid Wien SC Red Star Penzing – f. Red Star

49 Wien FC Royal Persia – – – f. Royal Persia Wien FC Sans Papiers – Die Bunten Pl.3 – – Pl. Pl. Sans Papiers Wien UFK Schwemm-De La Salle – – – f. Schwemm Wien SK Slovan HAC – – – f. Slovan Wien AC Sportivo Wien – f. Sportivo Wien SC Kaiserebersdorf-Srbija 08 – – f. Srbija Steiermark SK Sturm Graz m. +Komp Sturm Wien 1. FC Sublux f.4 – – f. Sublux Wien SKV Suryoyo – – – f. Suryoyo Wien FC Tornado 05 m. – – f. Tornado Wien FC Torpedo Lainz m. f. f. f. Torpedo Wien Union Vienna Türkgücü SKV – – – f. Türkgücü Wien FC United Devils Pl.3 – – Pl. United Devils Wien FV Vardar-Viena – – – f. Vardar-Viena

4 Subluxation f. Farbkodierung: Fanebene f. Fanebene m. Fanebene n., Fanebene Plural; feminin, maskulin, neutrum, Plural; kein Artikel

Bundesland Vereinsname (Agnomen) Lexikon Inversion Agnomen + geograf. Bezeichnung nur Agnomen Wien FC Vedunia – – – f. Vedunia Wien First Vienna FC – – – f. f. Vienna Vorarlberg FC Viktoria 62 Bregenz – f. f. f. f. f. f. Viktoria Wien SC Wiener Viktoria – f. f. 5 f. f. Wien JSC Vindobona – – – f. Vindobona OÖ SK Vorwärts Steyr +Komp f. f. Wien SV Vorwärts Brigittenau Adv. f. f. Vorwärts Wien 1. FFC Vorwärts 1906 6 – f. Tirol FC Wacker Innsbruck +Komp m. m. Adj. Wacker Wien SC Wacker Wien f. f. f. Wien SC Wollers Pl.3 – – Wollers Wien FC Yellow Star Simmering – f. Yellow Star Wien 50 FK White Star – – – White Star

Vereine mit geografischen Bezeichnungen, die mit Artikel gebraucht werden Bundesland Vereinsname (geograf. Bez.) Lexikon Inversion Agnomen + geograf. Bezeichnung nur geograf. Bezeichnung Wien SV Vorwärts Brigittenau f. – – Brigittenau Wien FFC Kundrat 02 f.7 – – Kundrat Wien FC Mariahilf – – f. Mariahilf Wien Union Mauer 8 – – f. Mauer Wien FC Austria 11-Rapid Oberlaa – – f. Oberlaa Wien 1. Simmeringer Sportclub – – Simmering Wien Union-Triester S.C. f.7 – – Triester Wien FC Garage Vorgarten f.7 – – f. Vorgarten 5 als „Viktoria Wien“ 6 „Favoritner Vorwärts“ nur als „Sportklub Favoritner Vorwärts“ bzw. „Favoritner Fußballclub Vorwärts“ (ausgeschrieben, Abkürzung FFC) 7 Straßennamen (f.): Kundratstraße, Triester Straße, Vorgartenstraße 8 lexikalische Kongruenz mit „Mauer (f.)“ 4.10 Andere Formen der Anrede f ¨urFußballvereine

Alle im Folgenden erwahnten¨ Bezeichnungen konnen¨ sich sowohl nur auf die Fans als auch auf den Verein oder die Spieler selbst beziehen. Der Artikel ist hier stets der Pluralartikel die“ (außer bei Bezug auf einen einzelnen Spieler). ”

Beliebt als Anrede ist die geografische Herkunft: die Grazer“, die Wiener“, die ” ” ” Hutteldorfer“¨ (SK Rapid), die Verteilerkreisler/VTKler“ (FK Austria Wien, nach ” dem Kreisverkehr Verteilerkreis Favoriten in der Nahe¨ des Franz-Horr-Stadions) bzw. allgemein die Bauern“ (vor allem in Wien bei Klubs aus den Bundeslandern).¨ ”

(72) Wir sind keine oaschwoamen Rieder/Wiener/. . . [Fangesang] oaschwoam = schwul/homosexuell (pej.) (73) Wir sind eure Hauptstadt, ihr Bauern! [Fangesang]

Vereinsfarben sind ebenfalls beliebt: die Grun-Schwarzen“¨ (FC Wacker Innsbruck), ” die Grun-Weißen“¨ (SK Rapid), die Veilchen/Violetten“ (FK Austria Wien), die ” ” ” Schwoazn“ ( Schwarzen“, SK Sturm Graz), die Blackies“ (SK Sturm Graz). Nicht ” ” nur bei Fans, sondern auch in Zeitungen:

(74) Sportdirektor Kreuzer verlangerte¨ bei den Blackies [http://www.kleinezeitung.at/sport/fussball/sturm/2716841, 2013-03-07] 07.04.2011

(75) a. (. . . ) den Veilchen steht allerdings das schwierige Auswartsspiel¨ gegen Meister Sturm Graz bevor. b. In diesem Zusammenhang wies der Wacker-Coach auf die zwei Auswarts-¨ Remis gegen die Grun-Weißen¨ in der Vorsaison hin. [http://derstandard.at/1323222634910, 2013-03-07] 09.12.2011

Von gegnerischen Fans werden die Farben teilweise auch beleidigt: die Grunen“¨ ” werden die Turkisen“¨ (SK Rapid), die Violetten“ werden die Lilanen“ (FK Austria ” ” ” Wien) bzw. als weitere Verscharfung¨ die Rosanen“ (FK Austria Wien). ” (76) schon geil wie die turkisen¨ wieder uberm¨ utig¨ werden nach ihren glorrei- chen 5:3 gegen kapfenberg (. . . ) [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/74625-34-runde-fk-austria-wien-sk- rapid-wien/page st 195 p 3076031#entry3076031, 2013-03-07] 02.05.2010 (77) unglaublich die lilanen haben so ein massl... erst ein freistoss in der 91. und dann ein tor der bullen zu unrecht aberkannt. [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/75185-sk-rapid-wien-sk-sturm/pag e st 135 p 3091116#entry3091116, 2013-03-07] 09.05.2010

51 (78) Wenn eine Rapiddamenelf um den Titel kickt, es vielleicht noch Spiele gegen die Rosanen gibt, dann schau ich mir das fix an. [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/83885-damenmannschaft-fur-den-sk- rapid/page st 30 p 4023207#entry4023207, 2013-03-07] 19.07.2011

Fur¨ den SK Rapid im Speziellen gibt es noch Rapdi“ (sic), mit ( die Rapdi“) und ” ” ohne Artikel. Ursprunglich¨ entstanden aus einem Tippfehler eines Rapid-Fans im Austrian Soccer Board, hat es sich als Internet-Mem34 weiterverbreitet, um den SK Rapid und insbesondere seine Fans ins Lacherliche¨ zu ziehen. Es wird wie (die) ” Rapid“ verwendet.

(79) sportklub is viel sympatischer als die rapdi [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/79917-asb-uoty-2010-viertelfinale/p age st 135 p 3549304#entry3549304, 2013-03-07] 16.12.2010

Außerdem existieren, wie schon oben (Abschnitt 4.1) besprochen, die Bezeichnun- gen die Bullen“ und die Dosen“ fur¨ den FC Red Bull Salzburg. ” ”

Immer wieder taucht die Bezeichnung die Juden“ fur¨ den FK Austria Wien auf (vor ” allem bei Rapidfans in der gesprochenen Sprache), in Zusammenhang mit dem (antisemitisch konstruierten) Image der Austria als reicher Judenverein“ und als ” Teil einer großeren¨ Anzahl von nationalsozialistisch angehauchten Beschimpfungen, die sich auch bei den Fans des FK Austria Wien selbst finden (Rosenberg 2009).

Zuletzt gibt es eine Reihe von Ausdrucken,¨ die mit den eigentlichen Vereinsna- men nichts zu tun haben: Oaschlecha“ ( Arschlocher“),¨ Hurensohne“¨ (fur¨ alle ” ” ” Fans/Klubs unabhangig¨ von Sponsorenbeteiligung), Parasiten“, Eierschadeln“.¨ ” ” (Asoziale Wiener) Proleten“ fallt¨ ebenfalls in diese Kategorie (beschrankt¨ auf die ” Fans des SK Rapid und gelegentlich auch des FK Austria Wien), ist aber inzwischen von den Rapidfans selbst wieder aufgegriffen worden, um den Beschimpfungen durch gegnerische Fans die Wirkung zu nehmen.

Als grundsatzliche¨ Anrede fur¨ gegnerische Fans (und gelegentlich auch fur¨ Spieler der eigenen oder gegnerischen Mannschaft) gibt es noch das beliebte die Woamen“ ” (mit woam = schwul/homosexuell [abwertend]).

(80) verdammt ohne dieses scheiß gegentor (danke koch) hatts¨ verlangerung¨ gebn und da hatt¨ mas so putzt die woamen... [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/61339-sk-rapid-wien-anorthosis-fa magusta-31/page st 135 p 2123219#entry2123219, 2013-03-07] 06.08.2008

34“An Internet meme is an idea that is propagated through the World Wide Web. The idea may take the form of a hyperlink, video, picture, website, hashtag, or just a word or phrase, such as intentionally misspelling the word ‘more’ as ‘moar’ or ‘the’ as ‘teh’.” (http://en.wikipedia.org/w/index.php?title= Internet meme&oldid=469806832, 2012-01-07)

52 In Zusammenhang mit dem Verkauf des Vereins- oder Stadionnamens an einen Sponsor fallt¨ oft die Huren“ bzw. die Nutten“. ” ” (81) Austria Wien, die ganze Hauptstadt weiß, ganz Europa weiß, dass du Hure bist, und der Stronach dein Zuhalter¨ ist! [Fangesang gegen FK Austria (Magna), damals gesponsert von Frank Stronach/Magna]

5 Vereinsnamen

Hier finden sich alle Namensbestandteile, die mit Artikel gebraucht werden: Agno- mina und geografische Bezeichnungen außer Ortsnamen. Diese Liste gibt an, aus welcher Sprache der Namensteil ursprunglich¨ stammt (auch historisch), welches Genus er in der Ursprungssprache hatte und welche Vereine ihn verwenden (Saison 2011/12). Vereinsnamen sind unter dem Namen einsortiert, mit dem sie angespro- chen werden – also der FC Absolut Vienna bei Absolut“ und nicht bei Vienna“, weil ” ” (die) Vienna“ auf einen bestimmten Verein (First Vienna Football Club) eingeschrankt¨ ” ist.

Die Abkurzung¨ hinter den Vereinsnamen gibt das Bundesland an: B = Burgenland, K = Karnten,¨ NO¨ = Niederosterreich,¨ OO¨ = Oberosterreich,¨ SB = Salzburg, ST = Steiermark, T = Tirol, V = Vorarlberg, W = Wien

Warum sind in der Liste keine Etymologien fur¨ deutsche Worter¨ angegeben? Weil es bei dieser Fragestellung nicht sinnvoll ist. Ist das Wort bereits im deutschen Lexikon vorhanden (auch durch Transfer aus anderen Sprachen), hat es schon ein Genus erhalten (wie auch immer) und es ist unwahrscheinlich, dass das ursprungliche¨ Fremdwort und sein Genus die Genuszuweisung des Fußballvereinsnamens noch beeinflussen. Alle hier relevanten Fremdworter¨ wurden vor Einfuhrung¨ des Fuß- ballsports in Osterreich¨ ins Deutsche ubernommen.¨

Zur Notation: a < b“ bedeutet a kann (direkt oder indirekt) auf b zuruckgef¨ uhrt¨ werden“. ” ”

53 5.1 Herkunft der Agnomina (alphabetisch)

Absolut Deutsch ∅ (Adjektiv) FC Absolut Vienna W

Admira Latein Bewundere!“ (Imperativ I von admirari, bewundern) ” alternativ von lat. mira (Adj. f.), bewundernswert (aber eher unwahrscheinlich, da das Adjektiv f. admira nicht existiert) FC Admira Wacker M¨odling NO¨, Admira Technopool Landhaus W 35 Admira Wacker nach einem Schiff benannt: Die Namenswahl findet ihre Erklarung¨ ” nicht etwa in den lateinischen Sprachkenntnissen und der Vorliebe der Ur-Admiraner fur¨ den Humanismus, sondern einfach darin, daß ein Amerikaheimkehrer in der Sitzung, in der die ersten Vereinsgrunder¨ sich den Kopf uber¨ den zu wahlenden¨ Namen zerbrachen, erzahlte,¨ daß er den Ozean auf einem Schiff Admira‘ uberquert¨ ’ hatte. Der Name imponierte so, daß er kurz entschlossen auch fur¨ den neuen Fußballklub gewahlt¨ wurde.“ (Schidrowitz 1951: 72)

Ajax latinisiert < Griechisch AÒac m. (Mannername¨ in der gr. Mythologie) FC Ajax W (aufgelost;¨ 2010 Fusion des FC Ajax mit dem SV Srbija 08) Ajax: einer der Helden im Trojanischen Krieg

Alianza Latina Spanisch Substantiv f. + Adjektiv f. latinisches [lateinamerikanisches] Bundnis“¨ ” UN Alianza Latina W This concept was born three years ago [2004], mainly between players from the ” Latin American community in Vienna.“36

Austria Mittellatein f. Osterreich“¨ ” FK Austria Wien W, SC Austria Lustenau V, SK Austria Klagenfurt K, SV Austria Salzburg SB, FV Austria XIII W, Austria XVII W

35Der Verein entstand durch die Fusion von Admira Landhaus und SC Technopool Brigittenau. Techno- pool ist ein gemeinnutziger¨ Verein, der Jugendlichen bei der Lehrstellensuche hilft, und daher kein Sponsor im eigentlichen Sinn, da der Fußballverein ein Projekt des Vereins Technopool ist. 36http://unalianzalatina.com/index.php/club, 2013-03-07

54 Bahnhof Deutsch m. FC Bahnhof Favoriten W benannt nach dem Betriebsbahnhof Favoriten (1100 Wien) der Wiener Linien

Be¸sikta¸s Turkisch¨ Be¸sikta¸s (Stadtteilname) FC Besiktas Wien W Bes¸iktas¸: Stadtteil in Istanbul, angeblich benannt nach a) be¸sta¸s funf¨ Steinen“, ” den Saulen,¨ an denen Schiffe vertaut¨ wurden b) be¸sikta¸s, dem Wiegenstein“ Jesu: ” Der beruhmte¨ turkische¨ Reisende Evliya C¸ elebi schrieb in seinem Reisebericht ” Seyahatname‘, dass auf der Stelle, auf der die Stadt gegrundet¨ wurde, einst eine ’ alte Kirche war und dass sich hier ein aus Jerusalem hergebrachter Steintrog befand, in dem angeblich Jesus als Kind gewaschen wurde. Dieser Trog sei spater¨ in die Kirche gestellt worden, wonach er den Namen Wiegenstein‘ erhielt.“37 ’ vermutlich benannt nach dem Istanbuler Klub Be¸sikta¸sJimnastik Kul¨ub¨u

Blau-Weiß Deutsch ∅ (Adjektiv) FC Blau-Weiß Linz OO¨ Vereinsfarben Blau und Weiß

Celikˇ Kroatisch m. Stahl“ ” FC Celikˇ P¨otzleinsdorf W

Celtics Englisch die Keltischen“ (Plural) ” FC Vienna Celtics W (aufgelost)¨

Columbia (Neu-)Latein f. Land des Columbus“ (Toponym aus Christoph Columbus + -ia) ” SC Columbia Floridsdorf W nicht einmal Hypothesen“ existieren uber¨ die Ursprunge¨ der Namensgebung (Mar- ” schik 2009: 40)

37http://www.trt.net.tr/trtworld/de/newsDetail.aspx?HaberKodu=f1ac2170-ad19-49b7-af53- 0e08895e483a, 2013-03-07

55 Cro-Vienna Englisch < Croatia-Vienna Kroatien-Wien“ ” SK Cro-Vienna Florio W

Dinamo/Dynamo Deutsch m. SV Dinamo Ottakring W, FC Dynamo Meidling W

Elektra Griechisch >Hlèktra f. (Name verschiedener Frauengestalten in der gr. Mythologie) FS Elektra W gegrundet¨ von Angestellten des Dampfkraftwerks Engerthstraße (Elektrizitatswerk¨ im 2. Wiener Gemeindebezirk)

Elite Deutsch f. SC Elite W

Flavia (Solva) Latein f. (Toponym) SVL Flavia Solva ST Flavia Solva: romische¨ Stadt in der Nahe¨ von Leibnitz/Steiermark auf dem Gebiet der Gemeinde Wagna, wo der Verein gegrundet¨ wurde

Florio ? (Name?) SK Cro-Vienna Florio W Namensherkunft unbekannt

Fortuna Latein f. Gluck“¨ ” DSV Fortuna 05 W

Garage Deutsch f. FC Garage Vorgarten W benannt nach der ehemaligen Betriebsgarage Vorgarten (1020 Wien) der Wiener Linien

56 Gradiˇs´ce Burgenlandkroatisch n. Burgenland“ ” SC Gradisce W

Hakoah Hebraisch¨ m. Kraft“ ” הכח! SC Hakoah W (dzt. keine Fußballsektion)

Helfort Franzosisch?¨ (Name) Helfort 15 W Die Namensgebung entspringt vermutlich einer uneinnehmbaren Festung in Frank- ” reich mit dem Namen Belfort. Warum aus dem B ein H wurde ist bis heute nicht nachvollziehbar. Sie kann aber auch von einem Grundungsmitglied¨ Alois Helfert stammen.“38

Hellas Griechisch

Hertha Germanisch/Deutsch (Name, Adjektiv, s. u.) WSC Hertha Wels OO¨ evtl. vom Wortstamm hart-, hert- → Mannschaft ist stark und kampft¨ hart (Stellma- cher 2009: 84), aber nicht primare¨ Assoziation bei Menschen ohne linguistisches Wissen Hertha als falsch gelesener Name der germanischen Gottheit Nertha/Nerthus,39 als Name ab 1900 besonders in adligen und judischen¨ Kreisen beliebt“ (Mackensen ” 1969: 262)

Koma Deutsch n. AS Koma W zuerst AS Roma, dann Namensanderung¨ auf AS Koma40

38http://www.helfort.at/chronik.asp, 2013-03-07 39Kohlheim und Kohlheim 2007: 202 40http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=15&t=11304#p80587, 2013-03-07

57 Lindenhof Deutsch m. < Hof m. FC Lindenhof United W ursprunglicher¨ Vereinsname FC Bierli United, unterstutzt¨ von den Eltern eines der Grunder,¨ die den Gasthof Lindenhof besitzen; spater¨ Umbenennung in FC Linden- hof 41

Lok(omotive) Deutsch f. FC Lokomotive Landstraße W, SC Lokomotive H¨orndlwald W

Lottatori Italienisch die Kampfer“¨ (Plural, Einzahl lottatore m.) ” AC Lottatori W

Maccabi (m. (Beiname מכבי! ¨Hebraisch SC Maccabi W Fur¨ [den Freiheitskampfer,¨ Anm. K. P.] Jehudas Beinamen Makkabi‘ gibt es zwei ” ’ Bedeutungsinterpretationen: Demnach ist Makkabi einerseits das aramaische¨ Wort fur¨ Hammer‘, andererseits ein Akronym fur¨ Mi Kemoha Adonai Be’Elim‘ (deutsch: ’ ’ Wer ist wie der Herr unter den Gottern).¨ Makkabi ist also kein Name, sondern ein ’ Ehrentitel, der dann auf alle Teilnehmer des Aufstandes ubertragen¨ worden ist‘, so Paul Haber, Prasident¨ des S.C. Hakoah Wien.“42

Maddogs Englisch die wilden/verruckten¨ Hunde“ (Plural, Einzahl mad dog) ” Maddogs FC W

Marswiese Deutsch f. < Wiese f. SZ Marswiese W nach dem Sportplatz Marswiese (17. Wiener Gemeindebezirk)

Mautner (Markhof) Deutsch (Name) SC Mautner Markhof W

41http://www.fclunited04.at/index.php?id=55, 2013-03-07 42http://dastandard.at/1310511182922/Makkabiade-Makkabi-und-Hakoah-Die-Geschichte-des- juedischen-Sports, 2013-03-07

58 Neue Heimat Deutsch Adjektiv f. + Substantiv f. ASKO¨ Neue Heimat OO¨

Ostbahn Deutsch f. < Bahn f. SC Ostbahn XI W gegrundet¨ von der Belegschaft der Ostbahn (Wien nach Ungarn)

Polska Polnisch f. Polen“ ” FC Polska W

Post Deutsch f. Post SV Wien W

Rapid Deutsch ∅ (Adjektiv) SK Rapid W SK Rapid (vorher: 1. Arbeiter FC) vermutlich benannt nach SC Rapide Wedding 1893 aus Berlin

Red Star Englisch roter Stern“ ” SC Red Star Penzing W Schiffsname: Sie debattierten uber¨ den Namen,den sie ihrem Klub geben wollten. ” Dort,wo die großen Hotels stehen,auf dem Karntner¨ Ring, machte plotzlich¨ einer halt und zeigte mit dem Finger uber¨ die Straße hinuber,¨ wo ein großer roter Stern an der hellerleuchten Auslagen scheibe einer amerikanischen Schifffahrtsgesellschaft glanzte:¨ Red Star-Line‘. . . . sollt’ma eahm nennen‘.“43 ’ ’

Royal Persia Englisch konigliches¨ Persien“ (Adjektiv + Nomen) ” FC Royal Persia W

43http://www.redstar-penzing.at/verein/rs v geschichte.htm, 2013-03-07

59 Sans Papiers Franzosisch¨ ∅ ohne Papiere“ (Praposition¨ + Nomen Plural) ” FC Sans Papiers – Die Bunten W gegrundet¨ als Verein fur¨ Menschen ohne Aufenthaltspapiere/Asylwerber

Schwemm Deutsch < Schwemme f. UFK Schwemm-De La Salle W benannt nach der Sportstatte¨ am Haspingerplatz in Jedlersdorf (Wien), wo sich fruher¨ eine Pferdeschwemme (ein begehbarer Brunnen/Fluss, wo Pferde gesaubert¨ werden konnten) befand44

Slovan Slowakisch/Tschechisch m. Slawe“ ” SK Slovan HAC W

Sportivo Italienisch m. Sportler“ (auch als Adjektiv, sportlich“) ” ” AC Sportivo Wien W

Srbija Serbisch Srbija/Srbija f. Serbien“ ” SC Kaiserebersdorf-Srbija 08 W

Sturm Deutsch m. SK Sturm Graz ST

Sublux Deutsch < Subluxation f. 1. FC Sublux W (. . . ) versammelte sich also im Landsknecht‘, wo auch die immer haufiger¨ wer- ” ’ denden Verletzungen zur Sprache kamen. Die Art der Verletzungen – Subluxation: Unvollstandige¨ Verschiebung zweier gelenkbildender Knochenenden aus ihrer funk- tionsgerechten Stellung, wobei die Gelenksflachen¨ sich noch teilweise gegenuber¨ stehen – fuhrte¨ schließlich zur Geburt des FC SUBLUX‘.“45 ’

44VCN (Vereinszeitung des UFK Schwemm) Nr. 156, 2012, S. 1 45http://sublux.at/main history.html, 2013-03-07

60 Suryoyo Syrisch ܵ ܪܵ ܼ ∅ „syrisch“ (Adjektiv) SKV Suryoyo W

Tornado Deutsch m. FC Tornado 05 W

Torpedo Deutsch m. FC Torpedo Lainz W

Türkgücü Türkisch türk gücü „türkische Macht“ Union Vienna Türkgücü SKV W

United Devils Englisch „vereinte Teufel“ (Plural, Einzahl devil) FC United Devils 05 W

Vardar-Viena Mazedonisch Вардар m. [Fluss in Mazedonien und Griechenland] Виена f. „Wien“ FV Vardar-Viena W

Vedunia latinisiertes Keltisch f. < *widu- „Holz“ FC Vedunia W „Um Christi Geburt gelangte auch das heutige Wien unter römische Herrschaft und trat so erstmals in das Licht der Schriftgeschichte. An der Stelle des heutigen Wien entstand eine keltische Siedlung mit dem Namen Vedunia (‚Waldbach‘).“46

Vienna Englisch „Wien“ First Vienna Football Club W theoretisch auch möglich: Latein f. „Wien“, aber direkte Übernahme ausgeschlos- sen durch restlichen Vereinsnamen und Gründungsgeschichte (allerdings Englisch Vienna < Latein Vienna, ae f.)

46http://www.fcvedunia.com/index.php/vedunia.html, 2013-03-07

61 Viktoria Latein f. Sieg“ ” FC Viktoria 62 Bregenz V, SC Wiener Viktoria W

Vindobona Latein f. Wien“ < Keltisch ” JSC Vindobona W

Vorw¨arts Deutsch ∅ (Adverb) SK Vorw¨artsSteyr OO¨, SV Vorw¨artsBrigittenau W, 1. FFC Vorw¨arts1906 W

Wacker Deutsch ∅ (Adjektiv) FC Wacker Innsbruck T, SC Wacker Wien W

Wollers Name (Personenname mit Possessiv-s) SC Wollers W der Verein wurde als FC Lofak gegrundet¨ und Mitte der 1970er in SC Wollers ” Komet“ umbenannt, nach dem Sponsor Warenhaus Komet (Inhaber Gottfried Wol- ler); ab 1999 Einstellung des Sponsorings und Umstellung auf Selbsterhaltung, aus Dankbarkeit Herrn Woller gegenuber¨ Umbenennung auf SC Wollers“47 ”

Yellow Star Englisch gelber Stern“ ” FC Yellow Star Simmering W

White Star Englisch weißer Stern“ ” FK White Star W (aufgelost)¨

47Auskunft Helmut Rupprecht, Obmann des SC Wollers

62 5.2 Herkunft der geografischen Bezeichnungen (alphabetisch)

Brigittenau Deutsch ∅/f. (Bezirksname) < Au f. SV Vorw¨artsBrigittenau W 20. Wiener Gemeindebezirk, benannt nach der Hl. Brigitta48

Kundrat Deutsch (Straßenname) FFC Kundrat 02 W Kundratstraße in Wien → Ellipse

Mariahilf Deutsch ∅ (Bezirksname) FC Mariahilf W 6. Wiener Gemeindebezirk

Mauer Deutsch ∅ (Ortsteilname) Union Mauer W Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks (Liesing)

Oberlaa Deutsch ∅ (Bezirksteilname) FC Austria 11–Rapid Oberlaa W Teil des 10. Wiener Gemeindebezirks (Favoriten)

Simmering Deutsch ∅ (Bezirksname) 1. Simmeringer Sportclub W 11. Wiener Gemeindebezirk

Triester Deutsch (Straßenname) Union-Triester S.C. W Triester Straße in Wien → Ellipse; evtl. auch Benennung nach dem Triesterspital“ ” (Kaiser-Franz-Josef-Spital), das wiederum den Beinamen von der nahen Triester Straße hat

48http://www.wien.gv.at/bezirke/brigittenau/geschichte-kultur/geschichte/heilige- brigitta.html, 2013-03-07

63 Vorgarten Deutsch (Straßenname) FC Garage Vorgarten W Vorgartenstraße in Wien → Ellipse benannt nach der ehemaligen Betriebsgarage Vorgartenstraße (1020 Wien) der Wiener Linien

6 Fr ¨uherI: die Vienna, Rapid und diese Rapid

Dank einer leicht zuganglichen,¨ großen Menge an Daten kann man sich recht einfach ein differenziertes Bild von der momentanen Verwendung von Fußballver- einsnamen mit Artikel (bzw. Fußballvereinsnamen und ihrem Genus) machen. Fur¨ die fruhere¨ kommunikative Situation (seit Beginn des Fußballsports in Osterreich)¨ ist das nicht so simpel. Als Quellen bleiben nur Medien der Nicht-Fanebene: Ta- geszeitungen, Bucher,¨ Vereinschroniken. Da in dieser Arbeit hauptsachlich¨ die Fanebene untersucht werden soll, ist das naturlich¨ problematisch. Ein weiteres Problem: Der osterreichische¨ Fußball (jedenfalls der medial wahrgenommene) war sehr lange de facto Wiener Fußball. Die oberste Liga (heute Bundesliga) bestand von ihrer Grundung¨ 1911 an bis 1937/38 nur aus Wiener Vereinen, erst in der Zeit des Nationalsozialismus durften auch Klubs aus den Bundeslandern¨ daran teilnehmen, waren aber erfolglos. Das wurde 1945 wieder ruckg¨ angig¨ gemacht und der Meister der Wiener Meisterschaft ( Wiener Liga“) war wieder osterreichischer¨ ” ” Meister“. In den Bundeslandern¨ wurden von den Landesverbanden¨ unterdessen eigene Meisterschaften abgehalten. Seit 1949/50 gibt es mit gewissen Abstrichen (immer wiederkehrende Ligenreformen) die osterreichweite¨ Meisterschaft wie wir sie heute kennen.

Andererseits bietet sich keine andere Moglichkeit,¨ durch eine diachrone Betrach- tung mehr uber¨ den Hintergrund der Genuszuweisung bei Fußballvereinsnamen zu erfahren. Deshalb erfolgt hier trotzdem ein Uberblick¨ uber¨ die historische Vereins- namensverwendung, hauptsachlich¨ basierend auf vier Zeitungen: Allgemeine Sport- Zeitung (ASZ, 1880–1927), Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt49 (ISB, 1911–1928), (Wiener) Sport-Tagblatt50 (WST, 1918–1938) und Arbeiter-Zeitung (AZ, 1889–1991). Diese Zeitungen wurden ausgewahlt,¨ da sie sich primar¨ mit Sport beschaftigen¨ (die ersten drei) oder taglich¨ eine Sportseite beinhalteten (AZ). Außerdem sind die an- gegebenen Jahrgange¨ uber¨ das Internet zumindest fur¨ einige Jahrzehnte vollstandig¨ zuganglich¨ (uber¨ ANNO – AustriaN Newspaper Online, http://anno.onb.ac.at bzw. http://www.arbeiter-zeitung.at).

49Bis Ende 1918 Illustriertes Osterreichisches¨ Sportblatt, danach Illustriertes Sportblatt. 50Bis Februar 1921 Wiener Sport-Tagblatt, danach Sport-Tagblatt.

64 6.1 Geschichtlicher Abriss in Originalzitaten

(alle Hervorhebungen der Agnomina K. P.) ab 1890 Beginn des Fußball- sports in Osterreich¨

1901

(82) Auf dem Praterplatze standen sich die Mannschaften der Cricketer“ und ” des Wiener Althletiksport-Club [sic] gegenuber.¨ Man war allgemein auf ein sehr heftiges Spiel gefasst, aber man gab sich auch der Erwartung hin, dass zwei so hervorragende Clubs die Grenzen des Anstandes nicht uberschreiten¨ wurden.¨ Leider aber musste man sich in dieser berechtigten Erwartung stark getauscht¨ sehen. [Allgemeine Sport-Zeitung 23.06.1901, S. 717]

1908

(83) In der zweiten Halbzeit zog die Vienna“ ihre besseren Krafte¨ aus dem ” Sturm in die Verteidigung zuruck,¨ so daß sie mit drei Verteidigungs- und vier Deckungsspielern arbeitete. [Allgemeine Sport-Zeitung 22.03.1908, S. 294]

1911

(84) Es fugte¨ sich, dass bei der Teutonia“ der bisherige Torwart, der beruhmte¨ ” Eichmann, den schweren Kampfen¨ der ersten Klasse nicht mehr gewachsen fuhlte.¨ [Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt 18.02.1911, S. 10]

1913

(85) Nach Seitenwechsel dasselbe Bild, bis doch endlich Donaustadt den dritten Treffer zustande bringt, vorher wurde noch ein Spieler des Vorw¨arts und ein Spieler der Donaustadt ausgeschlossen. [Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt 15.11.1913, S. 8] (86) Die Cracovia spielt gegen Admira und Rapid in folgender Aufstellung: (. . . ) [Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt 15.11.1913, S. 10]

1918

(87) Bei der Abwehr zeigt sich Schwarz von ruhrender¨ Hilflosigkeit, wodurch die Hertha zum fuhrenden¨ Treffer gelangt. [(Wiener) Sport-Tagblatt 23.12.1918, S. 3]

65 1919

(88) Nach Halbzeit zeigt Unitas sein Bestes und ist es Maxl, der sich in der 24. Minute bis zum gegnerischen Tore durchspielt und dann unhaltbar einsendet. [(Wiener) Sport-Tagblatt 17.06.1919, S. 4]

1921

(89) a. Der Hohepunkt¨ der Herbstsaison war das Zusammentreffen des Sport- klub Rapid mit der Hakoah. b. Diesmal durfte¨ das Interesse fur¨ das Spiel dadurch etwas abgeschwacht¨ sein, daß die Hakoah, die schon gegen Ende der vorigen Saison einen kleinen Ruckschritt¨ zu verzeichnen hatte, gleich in ihrem ersten Wett- spiel am vorigen Sonntag gegen den S.C. Admira unterlag. [(Wiener) Sport-Tagblatt 19.02.1921, S. 1]

1926

(90) Rapid hat seine Meisterschaftsspiele abgeschlossen, die ihm heuer viele Enttauschungen¨ gebracht haben. [Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt, 12.06.1926, S. 3]

1933

(91) a. Wacker bezwang die Admira b. Freilich haben sich die Meidlinger damit nicht unbedingt den Dank der Meisterschaftsfreunde erworben, da sie ja der Vienna bei der Erringung ihres Vorsprungs in weitestgehendem Maße behilflich waren. [(Wiener) Sport-Tagblatt 07.03.1933, S. 3]

1936

(92) Voraussetzung dafur¨ ist aber, daß das morgige Spiel gegen die Austria gewonnen wird. [(Wiener) Sport-Tagblatt 09.05.1936, S. 1] (93) Siegt Vienna im Cup, dann kommt der Dritte in der Meisterschaft, das ware¨ also Rapid, automatisch in den Bewerb um den Mitropa-Cup, wird aber Vienna geschlagen, so sind Admira und Vienna Mitropa-Cup-Bewerber und Rapid muss sich seine Qualifikation erst im Turnier erwerben. [(Wiener) Sport-Tagblatt 09.05.1936, S. 2]

1938

(94) Wie schon vorher ersichtlich gemacht wurde, hat Rapid nicht zu befurchten,¨ entthront zu werden, auch wenn es schief gehen sollte, aber seine Position bliebe dann keinesfalls mehr unangreifbar. [(Wiener) Sport-Tagblatt 17.02.1938, S. 2]

66 1945

(95) A u s t r i a stellt sich auf dem Helfortplatz der A d m i r a, die vor einer Woche ihren ersten Sieg errang und stark genug ist, den heutigen Gegner zur vollsten Kraftentfaltung zu zwingen. Ein Erfolg H e l f o r t s uber¨ Wacker auf eigenem Platz im Vorspiel der Ottakringer Veranstaltung liegt durchaus im Bereich des Moglichen.¨ [Arbeiter-Zeitung 07.10.1945, S. 4; Sperrung im Original]

1950

(96) Simmering hat durch diesen Sieg Blauweiß uberholt¨ und fur¨ Elektra, die ihr Spiel gegen den WAC sicher gewann, moglicherweise¨ wertvolle Schritt- macherdienste geleistet. [Arbeiter-Zeitung 07.05.1950, S. 12]

1956

(97) a. In der Fußballmeisterschaft der Staatsliga A ist Sonntag eine wichtige Vorentscheidung gefallen: die Wiener Austria verlor in Graz gegen Sturm 1:2 und schied damit aus dem Kreis der Titelanwarter¨ aus. b. Wacker besiegte Austria-Graz mit 3:0 Toren, Rapid hatte bei seinem 4:0-Sieg in Salzburg uber¨ die dortige Austria nicht viel mehr Muhe.¨ [Arbeiter-Zeitung 10.04.1956, S. 8] (98) Auf der anderen Seite war es wiederum Pelikan, bei dem sich Wacker dafur¨ zu bedanken hat, daß es nicht verlor. [Arbeiter-Zeitung 06.09.1956, S. 8]

1961

(99) Vienna spielt unter ihrer Form (. . . ) [Arbeiter-Zeitung 02.07.1961, S. 28]

1968

(100) Rapid wird am Samstag gegen Austria-Wien mit Grausam antreten konnen.¨ [Arbeiter-Zeitung 07.03.1968, S. 12]

1970

(101) Rapid, das noch nie in Innsbruck gewonnen hat, verlor die Punktepartie der osterreichischen¨ Fußball-Staatsliga bei Wacker mit 0:5 Toren [Wackerkurier Nr. 16 (Dezember 1970), S. 3]

1972

(102) Diese Rapid war großartig. Hutteldorfer¨ bewahrten Osterreichs¨ Fußball vor Blamage — So konnte¨ es aufwartsgehen¨ [Arbeiter-Zeitung 29.09.1972, S. 20]

67 1979

(103) (Reporter zu Fan) Na und wie lang feiern Sie, wenn die Rapid heite gwinnt, wia lang dauert des? [ORF-Dokumentation uber¨ Rapidfans/-randalierer, 1979 (?), Teil 2, ca. 2:00]51 (104) (Reporter zu Fan) Und gegen wen kampfen¨ Sie da, fur¨ die Rapid? [ORF-Dokumentation uber¨ Rapidfans/-randalierer, 1979 (?), Teil 3, ca. 0:14]52

1981

(105) Doch die anderen haben ihre Stadien“: Treffpunkte und Kampfstatten.¨ Die ” Austria kann mit ahnlichem¨ noch nicht aufwarten: Die Fans sind zerrissen zwischen Dornbach und der Hohen Warte. [Kazimirovic und Kazimirovic (1981: 71)]

1990

(106) Was glauben Sie, was der Happel, der ja selbst bei der großen Rapid gespielt hat, heute einer Amateurmannschaft als Trainer sagen wurde?¨ [Interview mit Karl Geyer (1899–1998), ehemaliger Spieler des FK Austria Wien, in Horak (2010: 30)]

2003

(107) Die Hakoah war ein anderer Verein als die Austria der sogar einmal osterreichicher¨ Meister war und einen grandiosen Sieg in London uber¨ Westham feierte. [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/1830-ajax-torwart-wechselt-zu-aust ria/page st 30 p 27076#entry27076, 2013-03-07] 13.03.2003

2007

(108) Aber die Rapid hat ein gutes Auswartsspiel¨ gemacht. [http://brucki.blogspot.com/2007/09/anderlecht-rapid-11-10.html, 2013-03-07] 21.09.2007

6.2 Fußballvereinsnamensverwendung fr ¨uher (109) Die Amateure schlagen die Vienna und fuhren¨ jetzt mit einem Vorsprung von zwei Punkten in der Tabelle. – Wacker spielt gegen den W.A.C. unent- schieden und Simmering schlagt¨ die Hertha. [Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt 06.02.1926, S. 2]

Genau wie die rezenten Beispiele sind auch die Beispiele oben illustrativ und zufallig¨ aus einer großeren¨ Menge an Daten ausgewahlt.¨ Man sollte aber der Versuchung widerstehen, daraus endgultige¨ Urteile uber¨ die Verwendung von Fußballvereinsnamen (insbesondere Agnomina) zu treffen – da es sich wie gesagt

51http://www.youtube.com/watch?v=C8uY93b3LX0, 2013-03-07 52http://www.youtube.com/watch?v=QjlfpJJ49o4, 2013-03-07

68 hauptsachlich¨ um Daten der Nicht-Fanebene handelt. Fur¨ diese lassen sich jedoch drei Tendenzen ableiten:

- Agnomina werden sehr oft ohne Artikel gebraucht, das Genus ist dann maskulin/neutrum ( Rapid . . . seine Qualifikation“, Wacker . . . es“). ” ” - Eine Reihe von Agnomina wird aber sehr wohl mit (femininem) Artikel gebraucht: Hertha, Teutonia, Admira, Vienna, Austria. - Geografische Bezeichnungen werden nicht mit Artikel gebraucht, das Genus ist ebenso maskulin/neutrum.

Auch Rapid finden wir schon Anfang der 1970er Jahre als diese Rapid“ (f.). Da Rapid ” auch heute noch fast nur auf der Fanebene oder in einem Graubereich zwischen Fanebene und Nicht-Fanebene (Interviews, Glossen in kommerziellen Medien) mit Artikel und femininem Genus verwendet wird, kann der Ursprung nicht genau datiert werden. Insgesamt unterscheidet sich die Artikelverwendung und Genuszuweisung der Agnomina nicht wesentlich vom heutigen Gebrauch in der Nicht-Fanebene (vgl. Tabelle 2, Seite 47).

7 Fr ¨uherII: die Cricketer, die Austriaelf und die Slavia

Nach Sichtung der Daten konnen¨ nun die Hypothesen erneut betrachtet und uberpr¨ uft¨ werden, um herauszufinden, wieso tatsachlich¨ fast alle Agnomina mit femininem Genus verwendet werden. Fangen wir mit jenen Hypothesen an, die eher unwahrscheinlich sind bzw. auf Grund der Datenlage ausscheiden:

restliche Hypothesen Englischer Einfluss Ubernahme¨ des Artikels Allegorie Worter¨ auf /-a/ Sexusbasierte Zuweisung Ellipse Maskulinitat¨ Hyperonymie Schiffsnamen Plural Der osterreichische¨ Fußball stand in seiner Anfangszeit unter starkem englischen Einfluss: Fußball wurde in Wien ab 1891 primar¨ von englischen Gartnern¨ des Baron Rothschild und Angestellten englischer Firmen in Wien betrieben (Marschik 1998: 171). In den Zeitungen finden sich Spielerbezeichnungen wie (Mittel-)Half“, ” Centre“ und Back“; hands“, foul“ und off side“ (ISB 04.11.1911, S. 4/5). Auch ” ” ” ” ” die Spieler selbst trugen oft englische Spitznamen. Anders als in Deutschland wurde nicht großflachig¨ versucht, die englischen Bezeichnungen durch deutsche zu ersetzen (vgl. Burkhardt 2008: 58f.). Englische Fußballfans verwenden ihre Vereinsnamen zumindest zeitweise ebenfalls mit Artikel, z. B. im Buchtitel The Damned Utd“ des britischen Autors David Peace ” ( Utd“ steht hier fur¨ den Leeds United FC) oder in Internet-Fußballfanforen: ”

69 (110) I was brought up in the 1940s and 1950s to believe that the Villa was still a giant in the world of football and I have heard over and over again in the past 50 years how Villa is a ‘sleeping giant’. [http://www.villatalk.com/index.php/topic/5689-the-sleeping-giant/?p=220631, 2013- 03-07] 06.12.2011 Aston Villa FC (111) there are many international supporters who follow the arsenal even more passionately than the local fans. your postcode makes no difference as long as you love the shirt. [http://www.onemoreinthetolly.com/Thread-Foreign-fans-and-Arsenal?pid=194557#pid 194557, 2013-03-07] 03.09.2012 Arsenal FC

Die phonetische Ahnlichkeit¨ zwischen the“ in betonter Position [Di:] und die“ [di:] ” ” bzw. the“ in unbetonter Position [D@] und de“ [d@] (Non-Standard) konnte¨ eine ” ” Rolle gespielt haben. Warum ist diese Hypothese trotzdem unwahrscheinlich? Zum einen war der englische Einfluss im Fußball eher auf das Spielsystem beschrankt¨ und in den Vereinsnamen weniger prasent¨ – die Vereinsnamenswahl war vor allem in der Anfangszeit des Fußballs in Osterreich¨ wie in Deutschland gepragt¨ von latei- nischen und deutschen Begriffen oder latinisierten geografischen Bezeichnungen (Admira, Libertas, Sturm, Vorw¨arts, Vindobona). Zum anderen gab es wenig groß- flachigen¨ Austausch zwischen englischen und osterreichischen¨ Fußballfans und keinen einfachen Zugang zur englischen Fansprache wie heute uber¨ das Internet – eine echte Sprachkontaktsituation gab es nicht. Da die Artikelverwendung mit Agnomina aber gerade in gesprochener Sprache auf der Fanebene vorkommt, ist dadurch ein Einfluss eher auszuschließen.

Obwohl den Fußballvereinen gewisse Spieleigenschaften zugeschrieben wurden, gibt es keinen gesicherten Hinweis, dass Vereine jemals als Allegorie dargestellt wurden oder dass die Agnomina, die auch allegorische Bezeichnungen sein konnen¨ (Columbia fur¨ die USA, Austria fur¨ Osterreich),¨ tatsachlich¨ von den Allegorien abgeleitet wurden. Die zugesprochenen Eigenschaften beschrankten¨ sich eher auf das tatsachliche¨ Spielsystem:

Noch heute verbindet man mit dem Begriff Wiener Fußball und Wie- ” ner Schule eher Austria als Rapid. Jener verschnorkelte,¨ leicht barocke Einschlag, der dem osterreichischen¨ Wesen entsprach, war immer mehr bei Austria, bei der es nicht so sehr darauf ankam, daß man ein Tor erzielte, sondern weit mehr darauf, wie es zustandekam. Die Rapidler bevorzugten da weit mehr jene Geradlinigkeit, die dem englischen Vor- bild entsprach. In Schonheit¨ gestorben‘ – das war der Titel, der damals ’ wie heute uber¨ einer Niederlage der Violetten stand.“ (Kazimirovic und Kazimirovic 1980: 14f.)

Die nachsten¨ beiden Hypothesen – Sexusbasierte Zuweisung und Maskulinit¨at im Fußball – konnen¨ zusammen betrachtet werden. Der heutige Fußball ist stark

70 von Mannern¨ gepragt¨ und ein Ort, wo Maskulinitat¨ betont und konstruiert wird, wo Frauen kaum existieren, wo Homosexualitat¨ und Weiblichkeit Beleidigungen sind. Das war in diesem Ausmaß nicht immer der Fall. Matthias Marschik schreibt, dass der Wiener Fußballsport zwar von Anfang an mit Mannlichkeit¨ konnotiert ” war, sich aber noch nicht als mannliches¨ Ritual und vorbildhaftes maskulines Normensystem etabliert hatte“ (Marschik 2003: 57). Fußball als Mannersport“¨ ist ” Teil eines großeren¨ Diskurses uber¨ Sport als Mannerdom¨ ane¨ allgemein und Teil einer langen Geschichte, in der Frauen immer wieder die biologische Eignung fur¨ korperlich¨ anstrengende Aktivitaten¨ (wie eben auch Sport) abgesprochen wird. Diese Geschichte setzt sich im Fußball fort: Vereine werden von Mannern¨ gegrundet,¨ Fußball wird von Mannern¨ gespielt und die Zuschauer sind ebenfalls Manner.¨ Die Beteiligung von Frauen wird ausgeblendet oder auf Stereotype reduziert.

Der gutburgerliche¨ Fußball um 1900 lockte noch etliche weibliche Be- ” sucherInnen an, doch mit dem Beginn der Popularisierung des Fußballs treten Frauen nur noch als Kranz schoner¨ Damenwelt‘ inmitten der ’ mannlichen¨ Besuchermassen in Erscheinung (Marschik 1997: 34) und als besorgte Mutter¨ jener Knaben, die mit aufgeschundenen Knien vom Spiel auf der Gstatten‘¨ heimkehren. Die beginnende Massenkultur des ’ Fußballs in den 1920er Jahren beschrankte¨ die Rolle der Frauen auf die der Fußballerbraut‘ oder der Schwiegermutter, die durch die verspatete¨ ’ Heimkehr des Mannes vom Spiel zur Raserei‘ getrieben wurde (ISB, ’ 1.10.1927).“ (Marschik 2003: 36)

Und so geht es weiter: Frauen kommen in der Fußballgeschichte Osterreichs¨ nicht vor oder werden karikiert – insbesondere, wenn sie selbst Fußball spielen (wollen). Ein Platz im Fußballsport wird ihnen bestenfalls am Rande zugestanden, uber¨ Gratiseintritt in Begleitung eines Mannes53 oder uber¨ die Beteiligung am Sport-Toto (Sportwetten), wo sie gewinnen, weil sie auf ihre Lieblingsfarben oder fesche ” Rechtsaußen“ tippen.54

Nach dem zweiten Weltkrieg fanden sich Frauen vereinzelt als Zu- ” schauerinnen auf den Rangen¨ oder als Madchen¨ fur¨ alles‘ in den klei- ’ nen Vereinen, im Sekretariat oder in der Kantine ein, ehe sie in den 1970ern als die Mannlichkeit¨ bedrohende Minderheit in den Fankultu- ren jugendlicher Anhanger¨ auftraten. (. . . ) Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 1980 besuchen zehn Prozent aller Osterreicherinnen¨ (im

53Vgl. Marschik (2003: 52f.). Diese Praxis wiederholte sich 2007 beim Karnter¨ Fußballverein SK Austria K¨arnten, wo Frauen (und Kinder unter 16 Jahren) ebenfalls gratis in das Stadion durften. 2009 wurde dies von der Gleichstellungskommission untersagt, vgl. http://www.kleinezeitung.a t/sport/fussball/austria/2028293/index.do, 2013-03-07. Der Verein war 2007 durch Lizenzkauf und Umbenennung entstanden und ging 2010 in Konkurs. 54Grazer Montag 12.07.1948, S. 6, zit. nach Marschik (2003: 182)

71 Vergleich zu 30 Prozent der Manner)¨ zumindest ein Fußballspiel pro Jahr und ein Prozent der Frauen sind – so wie elf Prozent der Manner¨ standige¨ Matchbesucherinnen. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1987 fand heraus, daß 24 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Manner¨ prinzipielles Interesse fur¨ Fußball zeigen.“ (Marschik 2003: 37)

Was bleibt in Bezug auf die Hypothese, dass das feminine Genus einen direkten Bezug zur Maskulinitat¨ im Fußball hat? Nicht genug. Es gibt keinen Beleg, dass sich die vorherrschende Mannlichkeit¨ tatsachlich¨ auf eine weibliche Personifikation der Fußballvereine ubertragen¨ hat (auch Vereinswappen beinhalten keine Frauen- gestalten) und so ein Zusammenhang zwischen naturlichem¨ und grammatischem Geschlecht hergestellt wurde. Das Femininum bei Agnomina war (bei bestimmten Namen) schon sehr fruh¨ verankert (auf der Nicht-Fanebene),55 vor der von Marschik angesprochenen Massenkultur des Fußball ab 1920. Daher ist auch diese Hypothese als Begrundung¨ fur¨ das vorherrschende Femininum eher abzulehnen. Sie wird aber spater¨ noch eine Rolle spielen, im heutigen Sprachgebrauch — siehe unten, Abschnitt 8.

Wie im Abschnitt 3 festgestellt, gibt es fur¨ die in den Daten vorkommenden Schiffs- namen eine andere Erklarung:¨ sie enden auf /-a/ und fallen somit unter die Hypothese der Worter¨ auf /-a/. Außerdem sind nur drei der Agnomina dezidiert von Schiffsnamen abgeleitet ( Hertha“, Admira“ und Red Star“). Dem gegenuber¨ ” ” ” stehen 58 andere Agnomina (nach Tabelle 2, Seite 47) bzw. 16 (nach Tabelle 3, Seite 74), die vor 1920 (Anfangszeit des Fußballs) gegrundet¨ wurden, heute noch existieren und ebenfalls mit femininem Genus verwendet werden (teilweise auch nur auf Fanebene). Dazu kommen noch unzahlige¨ andere Vereine, die inzwischen nicht mehr existieren (z. B. Teutonia, Cracovia in den Zitaten oben). Die beiden Schiffsnamen-Agnomina tauchen zwar schon fruh¨ das erste Mal als Fußballver- einsname auf (Hertha 1904, Admira 1905), es ist allerdings unwahrscheinlich, dass diese Einzelbeispiele einen so großen Effekt auf den generellen Sprachgebrauch hatten – noch dazu, wenn es eine andere Motivation (Endung auf /-a/) gibt, die das Femininum in diesen Fallen¨ erklaren¨ kann.

55Etwa die Wiener Viktoria‘“ (Allgemeine Sport-Zeitung 06.06.1903, S. 703) und die Slavia“ (All- ” ’ ” gemeine Sport-Zeitung 12.06.1902, S. 768) – auch wenn es sich bei letzterem um einen Prager Klub han- delte, der aber damals gegen osterreichische¨ Vereine spielte, als es noch keine gesamtosterreichische¨ Meisterschaft gab und Prag Teil der k. u. k. Doppelmonarchie Osterreich-Ungarn¨ war.

72 Nun zu den Hypothesen, die schon plausibler erscheinen:

restliche Hypothesen Ellipse Ubernahme¨ des Artikels Hyperonymie Worter¨ auf /-a/ Plural Beide Hypothesen zielen darauf ab, dass nicht das Agnomen selbst fur¨ das Genus verantwortlich ist, sondern ein anderer Begriff, entweder die Mannschaft“ oder ” die Elf“. Tatsachlich¨ finden sich sehr oft in Zeitungsberichten die Worte die ” ” Mannschaft“ – was nicht uberraschend¨ ist, wenn uber¨ eine Fußballmannschaft und deren Leistung geschrieben wird. Weit weniger haufig¨ finden sich allerdings Komposita mit Agnomina, also die Rapid-Mannschaft“ oder die Austria-Elf“. Es ” ” gibt sie naturlich:¨

(112) Dennoch weiß man, daß die Rapid-Mannschaft, vielleicht als einziges Team in Wien, wirklichen Kampfgeist besitzt, der die Mannschaft befahigt,¨ auch in schwacheren¨ Tagen ein schon verloren scheinendes Match aus dem Feuer zu reißen. [Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt 01.10.1927, S. 2] (113) Die Austriaelf trat am 1. Mai in Zurich¨ gegen das B-Team der Schweizer an. [Arbeiter-Zeitung 03.05.1946, S. 4]

Es ist auch kaum zu bestreiten, dass das feminine Genus der Worter¨ Mannschaft“ ” und Elf“ die Annahme eines femininen Genus bei den Agnomina vereinfacht hat. ” Syntagmatisch kommen Kombinationen der Art die [Agnomen/Vereinsname]- ” Mannschaft/Elf“ aus dem Paradigma der Agnomina allerdings zumindest his- torisch betrachtet auf der Nicht-Fanebene zu selten vor, um sagen zu konnen,¨ dass sie der primare¨ Grund fur¨ das feminine Genus der Agnomina waren.¨ Außer- dem bleibt naturlich¨ die Frage: Warum wurde nicht grundsatzlich¨ das Genus des naherliegenden¨ Worts Sportclub“ oder Verein“ (das sich meist sogar im offiziellen ” ” Vereinsnamen als Abkurzung¨ findet) auf das Agnomen ubertragen?¨

In der Tat finden sich Agnomina, die mit maskulinem Genus und Artikel verwendet wurden (im Gegensatz zum grundsatzlichen¨ maskulinen/neutralen Genus bei Referenz auf Agnomina ohne Artikel, siehe z. B. Beispiele (94), (100)):

(114) Die Floridsdorfer (. . . ) gewannen aber am dritten Tage der Fruhjahrsk¨ ampfe¨ noch bedeutend mehr Vorsprung, bußten¨ davon durch die Niederlage gegen den Rapid“ aber wieder ein (. . . ) ” [Zeitungsbericht 1918; zit. nach Eppel et al. (2008: 62)]

Da das feminine Genus von Mannschaft/Elf“ also nicht homogen auf alle Agnomi- ” na ubertragen¨ wurde und das maskuline Genus von Verein/Klub“ ebenfalls nicht, ” ist es unwahrscheinlich, dass die Genera der Uberbegriffe¨ ausschlaggebend waren.

73 1890 1900 1910 1920 1930 1940

1894 Vienna 1901 Hellas 1910 Helfort 1921 Elektra 1931 Ajax 1941 Fortuna 1897 Sturm 1902 Slovan 1913 Austria 1921 Ostbahn 1945 Maccabi 1897 Vindobona 1903 Red Star 1921 White Star 1946 Gradišće 1897 Vorwärts 1904 Hertha 1923 Florio 1898 Viktoria 1905 Admira 1924 Post 1899 Rapid 1906 Wacker 1926 Mautner Markhof 1908 Columbia 1909 Hakoah

1950 1960 1970 1980 1990 2000

1952 Flavia Solva 1968 Elite 1972 Schwemm 1982 Neue Heimat 1991 Bahnhof 2000 Marswiese Vedunia 2006 1973 Yellow Star 1984 Koma 1995 Lokomotive 2000 Polska Celtics 2007 1975 Wollers* 1986 Suryoyo 1995 Royal Persia 2001 Di/ynamo Lindenhof 2007 1977 Čelik 1996 Sublux 2002 Garage Lottatori 2007 1997 Blau-Weiß 2002 Sans Papiers Besiktas 2008 1998 Türkgücü 2004 Alianza Latina Sportivo 2008 2004 Torpedo Srbija 2008 2005 Tornado Absolut 2010 2005 United Devils Vardar-Viena 2010 2006 Cro-Vienna Maddogs 2011

Tabelle 3: Erstmaliges Auftreten der Agnomina (nicht der Vereinsnamen) in Tabelle 2 (Seite 47) in Österreich als Fußballverein, nach Jahreszahlen geordnet. Nicht berücksichtigt sind Agnomina, die nur mit Plural verwendet werden.

* damals als Sponsorname „Wollers Komet“ (Warenhaus Komet, Inh. Gottfried Woller) Es bleiben noch drei Hypothesen:

Ubernahme¨ des Artikels Worter¨ auf /-a/ Plural

Fangen wir mit den Hypothesen zur Ubernahme¨ des Artikels und den W¨ortern auf /-a/ an. Dazu werden die bisher gesammelten Daten ausgezahlt.¨ Die Liste der Agnomina unter Punkt 5.1 beinhaltet insgesamt 61 Agnomina, davon sind

- 6 als Plural interpretierbar/auch mit Plural verwendet - 4 Namen - 20 als Wort im deutschen Lexikon vertreten, wovon wiederum – 15 Substantive mit Genus sind (6 m., 8 f., 1 n.) - 36 kein Wort im deutschen Lexikon und kein Name, wovon wiederum – 20 ein Genus in ihrer Ursprungssprache besitzen (7 (6) m.,56 12 (13) f., 1 n.) – 5 als Plural interpretierbar sind

Bei den Agnomina der Liste, die vor 1920 das erste Mal auftauchen (siehe Tabelle 3, Seite 74),57 finden sich unter 16 Agnomina

- 4, die ein Wort des deutschen Lexikons sind, davon – 1 Substantiv mit Genus (1 m.)58 - 7, die ein Genus in ihrer Ursprungssprache besitzen (2 m., 5 f.)

In der gesamten Liste (Tabelle 2, Seite 47) sind von 61 Agnomina

- 32 (33)59 vokalfinale Worter,¨ davon – 18 (19)60 auf /-a/ – 6 auf /-o/ – 5 auf /-e/ – 2 auf /-i/ – 1 auf /-u/¨

56Je nachdem, ob Vardar-Viena als Vardar (m.)“ oder (Vardar) Viena (f.)“ gezahlt¨ wird – beides ” ” wird verwendet. 57Das Jahr 1920 als Abtrennungspunkt ist recht arbitrar¨ als Beginn des Fußballs als Massensport nach Marschik (1998: 170/175ff.) gewahlt.¨ Das Bild andert¨ sich aber im darauffolgenden Jahrzehnt nicht wesentlich: Unter den 23 Agnomina der Tabelle 3 (Seite 74) bis 1930 sind 6 ein Wort des deutschen Lexikons (3 Substantive mit Genus; 1 m., 2 f.) und 8, die ein Genus in ihrer Ursprungssprache besitzen (2 m., 6 f.). 58Das Wort mit Genus m. ist (der) Sturm“, das als Agnomen nur in Ostosterreich/Wien¨ mit Artikel ” und femininem Genus gebraucht wird. 59Siehe oben Fußnote 56. 60Siehe oben Fußnote 56.

75 Bei den 16 Agnomina vor 1920 sind61 - 8 vokalfinale Worter,¨ davon – 8 auf /-a/ Tatsachlich¨ uberlappen¨ auch die beiden Hypothesen zur Ubernahme¨ des Artikels und den vokalfinalen Wortern,¨ welche (mor-)phonologisch eine Tendenz haben, ein bestimmtes Genus zuzuweisen. Worter¨ auf /-a/ weisen im Deutschen oft das Genus f. zu, weil lateinische Worter¨ auf /-a/ feminines Genus tragen. Wie die Statistik oben zeigt, gibt/gab es im osterreichischen¨ Fußball sehr viele Fußballvereine, die als Agnomen einen Namen wahlten,¨ der lateinischen/italienischen/spanischen Ursprungs war und auf /-a/ endete – auch inzwischen nicht mehr existierenden wie Graphia, Typographia und Germania.62 Diese hatten dann eine starke Tendenz, mit femininem Genus und Artikel verwendet zu werden – wobei wie gesagt sicher auch die Assoziation die Mannschaft“ eine Rolle spielte. Wie wir in Abschnitt 6 ” gesehen haben, wird diese Art des Vereinsnamens auch auf der Nicht-Fanebene mit Artikel verwendet – was auch heute noch gilt: Admira, Austria, Columbia, Hakoah, Hertha, Vienna und Viktoria tragen (fast) immer einen Artikel, nicht nur auf der Fanebene.

Eine letzte Hypothese bleibt uber:¨ Konnte¨ der Artikel die“ nicht ein Pluralartikel ” sein? Bei den Agnomina selbst ist das durch die Verbkongruenz prinzipiell aus- geschlossen (*Diese Rapid waren großartig). In Abschnitt 4.10 ( Andere Formen der ” Anrede fur¨ Fußballvereine“) sind die Substantive durchwegs als Plural verwendet ( die Grazer“, die Bullen“, . . . ). Das ist nicht neu, insbesondere die Herkunfts- ” ” bezeichnungen finden sich schon in Berichten aus der Anfangszeit des Fußballs:

(115) a. Die Hutteldorfer¨ haben in letzter Zeit immer mit Besetzungsschwierig- keiten zu kampfen.¨ b. Die Floridsdorfer haben auch einen besseren Mittellaufer¨ im Kampf, es sollte also nicht uberraschen,¨ wenn die Krieauer auch diesmal wieder beide Punkte abgeben mußten.¨ c. Im Spiel der Dornbacher gegen Brigittenau sind die Dornbacher ent- schieden als Favorits zu bezeichnen. [Illustriertes (Osterreichisches)¨ Sportblatt 01.10.1927, S. 2]

Auch gab es Vereine, aus deren Vereinsnamen sich eine Pluralbezeichnung ableiten ließ: die Amateure“ (Wiener Amateur Sportverein), die Cricketer(s)“ (Vienna Cricket ” ” 61Vor 1930: 22 Agnomina, 10 vokalfinale Worter,¨ davon 9 auf /-a/, 1 auf /-o/. 62Mit dieser Vereinsnamenswahl ist der osterreichische¨ Fußball nicht allein, auch in Deutschland waren latinisierte geografische Bezeichnungen (Alemannia, Borussia, Britannia) oder generell lateinische oder latinisierte Namen (Concordia, Amicitia, Arminia) in der Tradition der Burschenschaften und Turnvereine sehr beliebt (vgl. Stellmacher 2009: 84f.).

76 and Football Club), Wiener Bewegungsspieler“, Pratersportfreunde“ (ISB 23.10.1914, ” ” S. 7). Davon zu unterscheiden sind wie gesagt die Agnomina, die eindeutig im Singular stehen, wenn sie mit Artikel verwendet werden (und auch wenn sie ohne Artikel verwendet werden und dann neutrales/maskulines Genus tragen). Moglicherweise¨ hat die Homonymie von Plural- und femininem definitem Artikel eine Rolle gespielt (ebenso wie das Genus von Mannschaft“ und Elf“), aber ausschlaggebend war ” ” sie nicht. Die Homonymie ist jedenfalls auch heute noch auffallig:¨

(116) Das‘ geht nicht, weil es keine Sache ist . . . bleiben noch der‘ oder die‘ . . . ’ ’ ’ eher die‘ weil das Mehrzahl impliziert und die Mannschaft und die Fans ’ verbindet [Uberlegungen¨ eines Fußballfans, welcher Artikel zu einem Agnomen gehort]¨

Nachdem nun alle Hypothesen durchbesprochen sind, drangen¨ sich zwei auf als (wahrscheinliche) Losung¨ fur¨ das Ratsel¨ der femininen Genera bei Agnomina: Ubernahme¨ des Artikels bei Wortern¨ aus einer anderen Ausgangssprache und vokalfinale Worter,¨ insbesondere solche auf /-a/. Von beidem gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts im osterreichischen¨ Fußball eine Menge, die meisten aus der lateinischen Sprache – in der Worter¨ auf /-a/ feminin sind, was sich auf den Sprachgebrauch in Osterreich¨ ubertragen¨ hat. Passenderweise tragt¨ der Uberbegriff¨ Mannschaft“ ebenfalls ein feminines Genus, was die Tendenz noch verstarkt¨ hat. ” Bei allen nicht-lateinischen und nicht-vokalfinalen Agnomina (Rapid, Vorw¨arts,...) kam es dann vermutlich einfach zu einem Gruppeneffekt, einer Ubertragung¨ des etablierten femininen Genus auf alle Agnomina – was sich hauptsachlich¨ auf der Fanebene durchgesetzt hat. Auf der Nicht-Fanebene blieben nicht-lateinische und nicht-vokalfnale Agnomina weiterhin ohne Artikel und mit neutralem/maskulinen Genus. Der entscheidende Faktor war aber wohl die Endung auf einen Vokal und nicht die Ubernahme¨ des Genus. Insgesamt scheint der Grund fur¨ die einseitige Genusverteilung also einerseits rein linguistisch bedingt gewesen zu sein, anderer- seits aber auch außersprachlich, durch die traditionelle Vereinsnamenswahl, die lateinische (oder zumindest latinisierte) Namen bzw. auf /-a/ endende bevorzugte.

8 Heute: die schonste¨ Tochter dieser Stadt

Ist jetzt alles gesagt? Nein, denn trotz starker Indizien, woher das feminine Genus bei Agnomina kommt, ist interessant, was im heutigen Gebrauch daraus geworden ist.

Auch heute sind vokalfinale Worter¨ als Agnomen sehr beliebt, insbesondere solche, die auf /-a/ enden. Dadurch wird immer neue Motivation geschaffen, das Agno- men mit femininem Genus zu benutzen. Anders als die Nicht-Fanebene, die sehr

77 resistent gegenuber¨ dem femininen Genus mit nicht-vokalfinalen Wortern¨ scheint (vgl. Tabelle 2, Seite 47 – nur Agnomina auf /-a/ werden auf der Nicht-Fanebene mit Artikel und femininem Genus gebraucht)63, hat sich auf der Fanebene das femi- nine Genus fast vollstandig¨ durchgesetzt. Schwankungen sind durch Konkurrenz mit lexikalischem Genus bedingt (der/die Bahnhof , der/die Lindenhof ) oder durch fehlendes Genus in der Ursprungssprache (s. u. Vorw¨arts). Ein finales -s wird als Plural interpretiert, was es meistens auch ist (Ausnahme: Wollers, eigentlich ein Possessiv-s, hier schwankt der Gebrauch zwischen Femininum und Plural).

Die Zuweisung des femininen Genus funktioniert inzwischen auch ohne primare¨ linguistische Motivation, z. B. bei Vorwarts“¨ (nicht vokalfinal, kein Genus in Ur- ” sprungssprache, da ein Adverb). Vorwarts“¨ (im Fußballvereinsnamen SK Vorw¨arts ” Steyr) hat allerdings eine wechselhafte Geschichte hinter sich (Zusammenfassung einer Diskussion, ob es der/die/das/∅ Vorw¨arts heißt):

Wir konnen¨ also folgendes Ergebnis festhalten (damit sich die ganze ” Herumdiskutiererei auch ausgezahlt hat): 1) Seit jeher gebrauchlich¨ und richtig ist die Bezeichnung 00der SK Vorwarts¨ 00 oder die artikellose Form 00Vorwarts¨ 00

2) Von der Grundung¨ an bis in die 70er Jahre haben Vereinsmitglieder und Medien zumindest im formellen (dh wohl meist schriftlichen) Ver- kehr zusatzlich¨ den Begriff 00der Vorwarts¨ 00 verwendet. Belegt ist dies durch Zeitungsberichte aus der Zwischenkriegszeit sowie den Vereins- festschriften von 1949 und 1969.

3) Im informellen (dh meist mundlichen)¨ Sprachgebrauch war 00der Vorwarts¨ 00 auch in dieser Zeit dennoch nicht durchgehend ublich.¨

4) Reste der geschriebenen Form 00der Vorwarts¨ 00 finden sich noch bis zum Ende der 80er Jahre. Belegt ist dies durch das Buch 00Das rot-weiße Wunder00 aus 1988.

5) Spatestens¨ seit den 70er Jahren hat im informellen (dh meist mundlichen)¨ Sprachgebrauch die Form 00die Vorwarts¨ 00 Einhalt gezogen. Eine schrift- liche Verwendung ist nur ganz vereinzelt festzustellen (einzelne Stellen im zit. Buch von 1988)

63Eine Ausnahme gibt es: die Maccabi, wobei das Agnomen auch hier zumindest auf einen Vokal endet.

78 6) Im formellen Verkehr wurde seit den 70er Jahren bis auf wenige Ausnahmen (sh. Punkt 4 und 5) weitgehend die artikellose Variante verwendet (00Vorwarts¨ 00)

7) Seit Beginn der 2000er Jahre und dem Neubeginn im Unterhaus wurde die Verwendung des Begriffs 00die Vorwarts¨ 00 auch im formellen Schriftverkehr sowie in Medienberichten ublich¨ und genießt heute allge- meine Verwendung.“ [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/87542-die-vorwaerts-der-vorw aerts-oder-nur-vorwaerts/page st 45 p 4476879#entry4476879, 2013-03-07; Hervor- hebung im Original]

Genuszuweisung bei Eigennamen ist oft semantisch gesteuert in dem Sinn, dass Mitglieder einer semantisch koharenten¨ Gruppe dasselbe Genus (Default-Genus) er- halten, z. B. bei Autonamen, die maskulines Genus erhalten: der Fiat, der Renault, der Citro¨en. Eine solche Gruppe hat sich inzwischen auch fur¨ Agnomina bei Fußballver- einsnamen etabliert, das Default-Genus ist hier feminin. Neue Fußballvereinsnamen folgen demselben Muster wie bestehende: Abkurzungen¨ tragen das Genus der Voll- form (der SC Ostbahn XI), aber Agnomina sind grundsatzlich¨ feminin, wenn sie mit Artikel gebraucht werden, sonst maskulin/neutrum. Genuskongruenz beschrankt¨ sich auf den Artikel (definit oder indefinit) und referierende Pronomen:

(117) dennoch ist die Admira ein Konkurrent und das so lange bis man einen Punkteunterschied merkt [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/86489-wintertransferfredl-2012/pag e view findpost p 4399900, 2013-03-07] 04.01.2012

Wahrend¨ sich in den historischen Belegen (der Nicht-Fanebene) kein Beleg fur¨ eine Personifikation des Fußballvereins findet, geschieht dies in der Fansprache sehr wohl (hier in Zusammenhang mit einer Volksetymologie in einer Diskussion, warum es die Vienna heißt):

(118) In unserem Fall steht das DIE auch fur¨ DIE Erstgeborene, DIE Alte Dame. [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/54633-blau-gelber-speakers-corner /page view findpost p 3286948, 2013-03-07] 14.08.2010

Personifikationen eines Fußballklubs als weibliche Person finden sich auch interna- tional: als alte Dame“ ( La vecchia Signora“, Juventus FC/ Juventus Turin“)64 oder ” ” ” alte Tante“ (Hertha BSC, wohl nach dem Frauennamen Hertha)65. ”

Der Fußballklub wird auch grafisch (auf Doppelhaltern oder Pickerln von Fanklubs) als Frau dargestellt, in Abbildung 3 von Fans des FK Austria Wien. Die grune¨ Farbe

64Ein weiterer Spitzname: La fidanzata d’Italia“ ( die Freundin von Italien“). ” ” 65Der Verein wurde nach einem Schiff Hertha benannt, das wiederum nach der Tochter des Reeders benannt wurde.

79 bezieht sich auf den SK Rapid, der die Hure“ ist, deren Sohne“¨ die Rapidfans ” ” sind.

Abbildung 3: Derby SK Rapid gegen FK Austria Wien, 05.08.2012 (Bildquelle: http://www.austria80.com/1208050053b.jpg, 2013-03-07)

Abbildung 4: Rapid Wien, die Hure Europas“ – ” Motiv eines Fanklubs des FK Austria Wien (Bildquelle: http://www.facebook.com/photo.php?fbid=283394981689612&s et=o.200504670021509&type=3&theater, 2013-03-07)

Abbildung 4 fuhrt¨ die Veranschaulichung als Hure“ fort, bezieht sich in diesem ” Beispiel aber eher auf Fanklubs (insbesondere auf die Ultras Rapid) als auf den Ver- ein als gesamtes. Die Darstellung als Frau ist hier nicht unbedingt ein Zeichen des Zusammenhangs grammatisches–naturliches¨ Geschlecht (wegen die Rapid“, die ” ” Austria“), sondern symptomatisch fur¨ das mannerdominierte¨ soziale Klima im Fuß- ball. Frauen sind auf Fußballplatzen¨ und in Stadien noch immer unterreprasentiert:¨ 2008 war nur knapp ein Drittel der Abobesitzer/innen (Jahreskartenbesitzer/innen) beim SK Rapid Frauen; beim SCR Altach (damals ebenfalls in der Bundesliga) waren es 17%. Die anderen Vereine kannten keine konkreten Zahlen (Zeeh 2008: 62). Einer ebenfalls 2008 durchgefuhrten¨ Untersuchung des Stadionpublikums beim SK Rapid und beim FK Austria Wien zufolge liegt der Frauenanteil bei den unter 16-Jahrigen¨ bei 40%, bei den 17- bis 20-Jahrigen¨ noch bei 27% (Weiss und Kimm 2008: 33f.).

80 Diese Zahlen reprasentieren¨ schon eine große Veranderung¨ zu fruheren¨ Jahrzehnten. Die einzige systematische Uberpr¨ ufung¨ der Zusammensetzung des Stadionpubli- kums (nicht nur Aboinhaber/innen) wurde 1993 von Roman Horak und Matthias Marschik durchgefuhrt¨ (Horak und Marschik 1997). Untersucht wurden u. a. vier Bundesligaspiele. Der Frauenanteil der Besucher/innen lag durchwegs bei unter 20%: Beim SC Rapid betrug der Anteil weiblicher Besucher 11,5%, bei der Wiener ” Austria 10%, beim FC Tirol/Innsbruck 12,6% und bei Casino Salzburg [Austria Salz- burg, Anm. K. P.] 17,2%.“ (Horak und Marschik 1997: 104) Dieser vergleichsweise hohe Anteil an Besucherinnen beim SV Austria Salzburg wird von den Autoren auf weibliche Teenager zuruckgef¨ uhrt,¨ die Fußballstars wie Otto Konrad im Stadion anhimmeln mochten.¨ Auch ein Frauenanteil von 18% bei unter 24-jahrigen¨ Stadion- besucher/innen in Turin ist fur¨ diese Zeit (relativ) hoch“ (ibid). ”

Nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch sprachlich sind Frauen nach Maßstaben¨ der geschlechtergerechten Sprache im Stadion und Fußballdiskurs ausgeklammert: Es wird immer von Zuschauern“ gesprochen (auch von offizieller Vereinsseite), die ” Anrede im Fanblock ist Burschen!“. Weibliche Bezeichnungen kommen bestenfalls ” als Beleidigung vor. Hure“ ist demnach klarerweise ein Schimpfwort, ebenso wie ” ein Spieler ein Woamer“ ( Warmer“, d. i. Homosexueller) sein kann. Die Hure ” ” verkauft außerdem ihren Korper¨ an (fast) jeden, der Geld dafur¨ bezahlt, was im direkten Gegensatz zur wunschenswerten¨ ewigen Vereinstreue und Ablehnung des Kommerzes im modernen Fußball steht. Abbildung 4 spielt auf die vielen Fan- freundschaften an, die die Ultras Rapid (scheinbar) pflegten, also auch auf das Sich ” verkaufen“ (wenn auch ohne Geld). Umgekehrt ist der FK Austria Wien ebenfalls eine Hure“, bedingt durch den langjahrigen¨ Sponsor Magna/Frank Stronach (vgl. ” Abbildung 5, Seite 82).

81 Abbildung 5: Hure 1911“ – Hinweis auf den FK Austria Wien, ” gegrundet¨ 1911 (Bildquelle: http://www.flickr.com/photos/44561456@N04/6263857257/siz es/l/in/photostream/, 2013-03-07)

Manchmal gibt es ganz explizit eine Verbindung zwischen grammatischem und naturlichem¨ Geschlecht, zumindest als Persiflage. Im Internet-Fußballfanforum Aus- trian Soccer Board gibt es u. a. ein beliebtes Thema (Topic), wo der User/die Userin schreiben kann, was ihm/ihr im Moment am Leben gefallt¨ ( Forza“, abgekurzt¨ F“) ” ” oder nicht ( Antiforza“, abgekurzt¨ AF“). Des ofteren¨ tauchen Referenzen auf die ” ” jeweilige Partnerin/Freundin/Liebhaberin66 auf (als eine Art Mem):

(119)F: ♥ Sie ♥ [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/28957-forzaantiforza/page st 333 75 p 1824359#entry1824359, 2013-03-07] 21.01.2008

Diese Liebe kann man naturlich¨ ausweiten – auf den Fußballverein des Herzens:

(120) Forza: ♥ Sie ♥ die Rapid [http://www.austriansoccerboard.at/index.php/topic/28957-forzaantiforza/page st 355 65 p 1948484#entry1948484, 2013-03-07] 11.04.2008

66Die Mehrzahl der User/innen des Austrian Soccer Boards ist mannlich,¨ ebenso wie die Mehrzahl der Fußballfans.

82 Und in einem Text daruber,¨ was es heißt, Ultra67 zu sein:

(121) Hier reden wir von einfachsten Sachen, wie zum Beispiel der Verteidigung der Ehre unserer Rapid innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen, egal ob in der U-Bahn-Station, am Schulhof oder in der Arbeit. (. . . ) Hiermit hatten¨ wir schon das Basisrezept unseres Daseins – wir sind hoffnungslos verliebt in die schonste¨ Tochter dieser Stadt, genauso wie unsere Vater,¨ Großvater¨ und unsere Kinder. [Block West Echo (neu) Ausgabe 3 (November 2008), S. 4]

Auch hier wieder: Alle Fußballfans, zumindest die richtigen“, die Ultras,68 sind ” Manner.¨ Zumindest am Papier als Verallgemeinerung, denn die Ultras Rapid wurden 1988 von 5 Personen gegrundet,¨ darunter auch eine Frau (Jacono 2008). Hier kommen wir zuruck¨ zur Abwesenheit von Frauen in der Fußballfansprache, welche keine der allgemein anerkannten Strategien zur Erosion des generischen Maskuli- nums nutzt (Gender Gap, Binnen-I, Doppelform, Schragstrich,¨ . . . )69.Fur¨ mannliche¨ Fußballfans bietet sich dann verbunden mit der vorherrschenden Heterosexualitat¨ geradezu an, in bestimmten Situationen den femininen Artikel tatsachlich¨ als weiblich zu interpretieren. In Diskussionen, warum es die Rapid“ usw. heißt, wird ” jedenfalls stets feminin [Genus]“ mit weiblich“ ubersetzt.¨ 70 ” ” (122) Die Rapid erreichte nach zwei unterschiedlich verlaufenden Halbzeiten einen Punkt in Salzburg. (. . . ) Ein Kreidl: Montag, 29.08.2011, 18:04 1. Frage – nicht zum Thema: Warum 00Die Rapid00 und 00mit der Rapid00 – Wieso ist 00es00 weiblich? (. . . ) Kommentar: (. . . ) 1. von weiblich kann nicht wirklich die rede sein, aber auch ich (fabian hat den bericht geschrieben) kenne diese art, uber¨ 00die00 rapid zu sprechen. keine ahnung, woher das kommt. . . (. . . ) [http://www.forza-rapid.com/news-redaktion/spielberichte/read/article/packend-aber- torlos.html, 2013-03-07] 29.08.2011

67Ultras sind besonders leidenschaftliche, emotionale, engagierte und vor allem sehr aktive Fans“ ” (Pilz und Wolki-Schumacher¨ 2010: 4). 68Ultras verstehen sich allerdings nicht als Fans, was am immer wieder verwendeten Spruch Ultras, ” no Fans“ deutlich wird. 69Respektive: Fußballzuschauer innen, FußballzuschauerInnen, Fußballzuschauerinnen und -zuschauer, Fußballzuschauer/innen, . . . 70Das kann einerseits bedingt durch die in der Schule gebrauchliche¨ Terminologie mannlich-¨ weiblich-sachlich¨ sein, aber auch durch eine tatsachliche¨ mentale Verbindung zwischen dem gramma- tischen und dem naturlichen¨ Geschlecht. Aus der in (116) zitierten Unterhaltung mit einem Fußballfan, welchen Artikel er mit Rapid“ verwenden wurde:¨ Das‘ geht nicht, weil es keine Sache ist . . .“ ” ”’

83 Was kann man nun insgesamt uber¨ den jetzigen Sprachgebrauch in Hinblick auf Agnomina und deren Genus sagen? Grundsatzlich¨ ist das Genus von Agnomi- na feminin. Historisch bildete sich durch die spezielle Vereinsnamenswahl (viele Agnomina auf /-a/) und das damit verbundene (mor-)phonologische Prinzip der Genuszuweisung eine Gruppe mit Default-Genus feminin aus. Alle neuen Namen (Agnomina), die dieser Gruppe semantisch angehoren¨ (= alle Agnomina von Fuß- ballvereinsnamen) erhalten das Default-Genus (f.). Merkmale am Wort, die ein anderes Genus zuweisen, blockieren das Default-Genus, z. B. Plural-s wie in Celtics. Im Gegensatz zur historischen Verwendung (der Nicht-Fanebene) wird gelegentlich ein Zusammenhang zwischen dem grammatischen Geschlecht und dem naturlichen¨ hergestellt (uber¨ Personifikation), vereinfacht durch den mannlich¨ gepragten¨ Fuß- balldiskurs, in dem Frauen in der Sprache hauptsachlich¨ als Beleidigungen sichtbar vorkommen. Bewusste Entscheidungen, den Fußballverein als weiblich zu sehen, scheinen dann aber doch zu unlogisch: Im Endeffekt sind es immer noch 11 Manner¨ am Feld und noch viele mehr als Trainer, Funktionare,¨ Fanbetreuer . . .

84 8.1 Der/die Wacker

Jede semantische Gruppe hat nicht nur ein Default-Genus, sondern auch Ausnah- men. Bei Baumen¨ ist das z. B. der Ahorn, bei Fußballvereinen ist es der Wacker. Das maskuline Genus des FC Wacker Innsbruck stellt insofern ein Ratsel¨ dar, als es in Wien den SC Wacker Wien gibt/gab,71 welcher die Wacker ist. Leider kann nur wenig zur Losung¨ des Ratsels¨ beigetragen werden. Die Grundung¨ des FC Wacker Innsbruck wurde 1915 zwar im Illustrierten (Osterreichischen)¨ Sportblatt bekanntgegeben:

Innsbruck. Dort hat sich ein Fußballclub gebildet, der sich den Namen ” Wacker‘ beigelegt. Die Statuten sind bereits von der k. k. Statthalterei ’ bewilligt und will der Verein auch dem Osterreichischen¨ Fußballverband beitreten.“ (ISB 05.02.1915, S. 7)

Danach wird der Verein allerdings praktisch nicht mehr erwahnt,¨ da der Krieg einen geregelten Fußballbetrieb verhinderte, der Verein seinen Namen wechselte und sich 1923 schließlich aufloste.¨ Auch nach der Neugrundung¨ im selben Jahr wird die Datenlage (linguistisch betrachtet) nicht wesentlich besser: Berichte z. B. in den Innsbrucker Nachrichten verwenden das Agnomen alleine praktisch nicht und wenn, wird darauf nicht sichtbar (d. h. mit einem Pronomen) referiert.

Nach einem großeren¨ Zeitsprung findet sich der erste Hinweis: Der Wackerkurier“, ” die offizielle Stadionzeitung des FC Wacker Innsbruck, verwendet 1968 – so Wacker“ ” mit Artikel gebraucht wird – das maskuline Genus, wenn auch nur in konzeptionell mundlichen¨ Texten.

(123) Wer erinnert sich heute noch der Reden nach unserem Aufstieg in die obers- te osterreichische¨ Spielklasse: Vielleicht kann sich der Wacker behaupten, ” dann hatten¨ wir wenigstens zwei schone¨ Fußballsaisonen in Tirol!“ [Wackerkurier Nr. 6 (Juni 1968), S. 1] (124) So erwarten wir heute ein Spiel, das all unsere Sportfreunde die Uberzeugung¨ gewinnen lasst:¨ Nun gebt dem Wacker eine Winterpause. [Wackerkurier Nr. 13 (Dezember 1968), S. 1]

71Der heute bestehende SC Wacker Wien ist eine Neugrundung;¨ der ursprungliche¨ Verein fusionierte 1971 mit dem ESV Admira (gegrundet¨ 1905 als SK Admira) und uber¨ Umwege entstand der heutige FC Admira Wacker M¨odling. Sowohl der ursprungliche¨ SC Wacker als auch der SK Admira stammten aus Wien, Admira wurde jedoch von einem Sponsor 1966 nach Maria Enzersdorf umgesiedelt. Ein neugegrundeter¨ Verein SC Wacker Wien wurde inzwischen allerdings aus finanziellen Grunden¨ an den Verein Borussia Hetzendorf ubergeben¨ und umbenannt, vgl. http://www.wiener-fussball.at/for um/viewtopic.php?f=16&t=15152&p=111666#p111674 (2013-03-07).

85 Heute ist der Wacker“ eine Selbstverstandlichkeit,¨ unter Fans und auch z. B. in der ” Tiroler Tageszeitung.

(125) Die Gruppe war meine Familie das Stadion mein Zuhause der Wacker mein Leben. [Duke Bruno (2008), Tag 33 +1] (126) Der Wacker will die Ressourcen ausreizen [http://www.tt.com/%C3%9Cberblick/Sport%C3%BCberblick/Fu%C3%9Fball/Fu%C3%9 FballBundesliga/5123937-6/der-wacker-will-die-ressourcen-ausreizen.csp, 2013-03-07] 20.07.2012

Im Gegensatz dazu gibt es noch den SC Wacker Wien (gegrundet¨ 1906), die Wacker“. ” In Zeitungsberichten tragt¨ das Agnomen Wacker“ (stets ohne Artikel) immer ” das Genus maskulin/neutrum, ebenso in einem Sportbuch (40 Jahre S.C. Wacker) anlasslich¨ des Meistertitels und Cupsieges 1947:

(127) a. Wacker hatte in den beiden ersten Jahren seines Bestandes verschiedene freie Flachen¨ als Sportplatz ausgewahlt;¨ (. . . ) [Blaha Sportbucher¨ (1947: 10)] b. Im kommenden Fruhjahr¨ wird nun Wacker sein vierzigjahriges¨ Be- standsjubilaum¨ mit einer großen Festwoche begehen. [Blaha Sportbucher¨ (1947: 68)]

Unter Fans scheint es zumindest schon in den 1970ern die Wacker“ zu sein, so in ” einem Lied des Dichters (und Wacker-Fans) Anton Krutisch:

(128) Als Buarberl¨ schon, als klana Fratz war Stammgast i am Wackerplatz, hab zittert duat und wia verruckt fur¨ die Wacker die Daumen druckt. [ Mir fehlt in Meidling die Wacker . . .“ (1978), T: Anton Krutisch, M: Walter Hojsa; zit. nach ” Eppel et al. (2008: 103)]

In einem 1990 gefuhrten¨ Interview mit dem ehemaligen Wacker-Spieler Ernst Reitermaier (1918–1993) verwendet dieser ebenso die Wacker“ (wie auch der ” Interviewer Roman Horak):

(129) a. [ER, S. 120] Bevor die Schule gemacht worden ist, hat mich die Wacker geholt und da habe ich einmal gespielt, eben auf dem Wacker-Platz. b. [ER, S. 122] Also habe ich auf jeden Fall einen Beruf lernen mussen¨ und Automechaniker ausgelernt, die Wacker hat mir geholfen. c. [RH, S. 122] Ist das uber¨ die WACKER gelaufen? [Horak (2010)]

Die Datenlage ist also relativ dunn¨ und es lasst¨ sich nicht genau feststellen, wann ein Fan das erste Mal den SC Wacker Wien als die Wacker“ und den FC Wacker ” Innsbruck als der Wacker“ angesprochen hat. Es konnen¨ demnach bestenfalls ”

86 Spekulationen angestellt werden, warum es in Wien die Wacker“ heißt und in ” Innsbruck nicht. Denkbar ist, dass das maskuline Genus in Anlehnung an den fruheren¨ Gebrauch der Rapid“ und der Vorwarts“¨ aufgekommen ist (vgl. Zitate ” ” (90), (93), (94), (85) sowie die zitierte Zusammenfassung uber¨ den/die Vorwarts“¨ ” auf Seite 78). Diese haben als Adjektiv/Adverb ohne bestimmtes Genus vermutlich das Genus der Vollform der Abkurzung¨ (SK Rapid, SK Vorw¨artsSteyr → Sportklub) ubernommen,¨ bis sich das feminine Genus der anderen Agnomina als Gruppenef- fekt durchgesetzt hatte.72 Moglicherweise¨ wurde das maskuline Genus in Innsbruck deshalb beibehalten, da es dort i) nicht so viele Vereinsnamen mit Agnomen gab ii) nicht so viele Agnomina, die auf /-a/ enden – denn deren Prasenz¨ war wohl in Wien/Ostosterreich¨ der Grund, weshalb schließlich alle Agnomina auf der Fanebe- ne feminines Genus tragen; auch solche, die das ursprunglich¨ nicht taten.

Da es in Tirol grundsatzlich¨ keine vom Rest Osterreichs¨ abweichende Genuszu- weisung gibt [Hypothese 2] (weder in der Fußball- noch in der sonstigen Spra- che), bleibt von den Arbeitshypothesen in Abschnitt 3.1 (Seite 28) als annehmbare Erklarung¨ die Ellipse [Hypothese 1] uber:¨ der Wacker“ als Kurzform fur¨ der ” ” Wacker-Verein“ oder der Fußballklub Wacker (Innsbruck)“. Nach der obigen ” Ausfuhrung¨ ( der Wacker“ als Analogie zu den fruher¨ verwendeten der Rapid“, ” ” der Vorwarts“)¨ trifft auch noch die Erhaltung einer alteren¨ Sprachverwendungs- ” form [Hypothese 3] gewissermaßen zu. Warum genau sich in Innsbruck diese alte Form mit maskulinem Genus erhalten hat und z. B. in Steyr nicht (Wechsel von der Vorwarts“¨ zu die Vorwarts“),¨ bleibt aber immer noch offen. ” ”

72Auch das Agnomen des SC Wacker Wien, heute die Wacker“, wurde in Zeitungsberichten immer ” ohne Artikel verwendet bzw. mit neutralem Genus, vgl. Zitate (91-a), (95), (97-b) und (98).

87 8.2 Geografische Bezeichnungen: die Brigittenau wird/werden

Noch nicht angesprochen wurde die kleinere Gruppe der geografischen Bezeich- nungen. Einige davon werden im heutigen Sprachgebrauch auf der Fanebene mit Artikel gebraucht, das Genus ist bei allen untersuchten Namen zumindest sekundar¨ feminin (d. h. wenn es Schwankungen zwischen zwei Genera bzw. Singular/Plural gibt, ist ein Genus immer feminin). Bis auf Simmering73 lasst¨ sich bei allen Na- men eine relativ eindeutige Motivation fur¨ das Genus f. finden (abgesehen vom Default-Genus fur¨ Agnomina):

Brigittenau . die Brigittenau“ bei Bezug auf den Bezirk ” Kundrat . Ellipse (Kundratstraße) Mariahilf . (teilweise) formale Kongruenz mit die Hilfe evtl. Ellipse (Mariahilfer Straße) Mauer . lexikalische Kongruenz die Mauer ( Wand“) ” Oberlaa . vokalfinales Wort auf /-a/ Simmering . evtl. Ahnlichkeit¨ zu Wortern¨ auf -ung (die Genus f. tragen) Triester . Ellipse (Triester Straße) Vorgarten . Ellipse (Vorgartenstraße)

Triester schwankt zwischen Genus f. und m., wohl wegen der ER-Tendenz (Worter¨ auf -er erhalten das Genus m.).

Auffallig¨ ist jedenfalls, dass die geografischen Bezeichnungen haufig¨ mit Plural verwendet werden:

(130) Doch da werden die Brigittenau etwas dagegen haben. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=15&t=12686&start=10#p92006, 2013- 03-07] 04.10.2011 (131) Bei herrlichem Fußballwetter auf der Had setzen sich die Simmering mit 3:1 durch. [http://www.sportinwien.tv/wiener-fussball/tv/2261, 2013-03-07]

Manchmal uberlappen¨ Plural und Singular f. auch:

(132) Die Simmering glaubt aber auch sie spielen in der Championsleague. [http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=6&t=10192&start=10#p72742, 2013- 03-07] 20.12.2010

Auf der Nicht-Fanebene werden diese Vereinsnamen (geografischen Bezeichnungen) nicht mit Artikel verwendet, sehr wohl aber die von Orts- und Bezirksnamen abge-

73Das onymische (namenbildende) Suffix -ing ist im Deutschen mit keinem Genus verknupft.¨

88 leiteten Nomina mit Pluralartikel: die Simmeringer, die Donaust¨adter, die Floridsdorfer usw. Bei normalen“ Agnomina gibt es diese Moglichkeit¨ nur durch Einfugung¨ ” eines zusatzlichen¨ Konsonanten mit den Suffixen -ler oder -ner: die Rapidler, die Austrianer. Außerdem sind diese Personenbezeichnungen im Gegensatz zu solchen, die von Orts- oder Bezirksnamen abgeleitet sind, auf die Fußballfansprache be- schrankt,¨ wahrend¨ die Simmeringer“ auch in anderen Kontexten benutzt werden ” kann. Eventuell liegt hier der Grund fur¨ den haufigen¨ Plural bei geografischen Bezeichnungen in Vereinsnamen.

In der Schriftsprache gibt es jedenfalls gar nicht die Moglichkeit,¨ eine geografische Bezeichnung mit Artikel zu verwenden (wie ein Agnomen mit Artikel), daher wird auf jeden Fall die Grazer“ o. A.¨ als Referenz verwendet. Es ist anzunehmen, dass ” die geografischen Bezeichnungen als Namensmotiv in Vereinsnamen fruher¨ oder spater¨ einfach das Default-Genus der semantisch verwandten Agnomina annahmen, aber im Hintergrund doch noch teilweise die Anlehnung an die abgeleiteten Perso- nenbezeichnungen beibehielten – daher die Schwankung zwischen Femininum und Plural. (Manchmal geschah das umgekehrt: aus dem Adjektiv in 1. Simmeringer ” Sportclub“ wurde die Simmering“.) ”

89 9 Zusammenfassung: Warum die Vienna die Vienna“ ist ” Die Vienna ist die Vienna, weil sie am Anfang stand und auf /-a/ endet.

Die dieser Arbeit zugrunde liegende Problemstellung ist die Genuszuweisung bei Fußballvereinsnamen (wie SC Austria Lustenau), hauptsachlich¨ ausgedruckt¨ durch den (definiten oder indefiniten) Artikel und referierende Pronomen. Bei einer naheren¨ Beschaftigung¨ mit osterreichischem¨ Fußball fallt¨ schnell auf, dass Teile von Vereinsnamen (sogenannte Agnomina, die weder eine Abkurzung¨ noch eine geogra- fische Bezeichnung sind) fast immer mit femininem Genus angesprochen werden, insbesondere von Fans: die Vienna, die Vorw¨arts, die Rapid (mit einer Ausnahme – der Wacker, s. u.). Die Frage ist naturlich,¨ warum die Genusverteilung so einseitig ist – denn sie ist tatsachlich¨ einseitig, wenn das Agnomen allein mit Artikel verwendet wird. Bei Verwendung des gesamten Vereinsnamens ergibt sich das Genus aus der Vollform der Abkurzung:¨ der SK Sturm Graz (= der Sportklub), der FC Wacker Innsbruck (= der Fußballclub), die SV Ried (= die Sportvereinigung).

Bei den Agnomina lassen sich zwei Falle¨ unterscheiden:

- Gebrauch ohne Artikel ( Rapid“) → ublicherweise¨ Genus m./n. ” - Gebrauch mit Artikel ( die Rapid“) → ublicherweise¨ Genus f. ” Basierend auf einer Analyse von Internetforen, Fanzines, Buchern¨ von Fans, Web- logs, Gesprachen,¨ Fangesangen,¨ Sprechchoren,¨ Choreografien und Spruchbander¨ in Fußballstadien und auf Fußballplatzen¨ zeigt die Arbeit zunachst,¨ dass die Ge- nusverteilung bei Agnomina in der osterreichischen¨ Fußballfansprache synchron tatsachlich¨ dem obigen Muster folgt – wenn auch nicht homogen auf das gesam- te Sprachgebiet des osterreichischen¨ Deutsch verteilt. Der Sprachgebrauch kann durch ein Kontinuum beschrieben werden, wobei in Wien sich die meisten Vereine mit Agnomen im Namen finden und auch die Verwendung der Agnomina mit femininem Genus am produktivsten ist. In den anderen Bundeslandern¨ hingegen werden Bildungen wie die Sturm“ (fur¨ den SK Sturm Graz) oft nicht akzeptiert ” (sehr wohl aber die Vorwarts“¨ in Oberosterreich)¨ und es gibt auch kaum Ver- ” einsnamen mit Agnomen, da hier die Angabe der geografischen Bezeichnung zur Differenzierung ausreicht – es kann nur einen FC Wien“ geben, aber es gibt eine ” Menge Fußballvereine in Wien (im Gegensatz zu anderen Bundeslandern,¨ wo es in kleineren Orten nur einen Verein gibt, der nach dem Schema [Abkurzung]¨ ” [Ortsname]“ benannt ist). Wenn es Agnomina gibt, konnen¨ diese aber auch mit femininem Genus verwendet werden: die Viktoria [Bregenz], die Vorw¨arts [Steyr]. Bei der Verwendung von Agnomina mit Artikel und femininem Genus scheint es sich tatsachlich¨ um ein rein osterreichisches¨ Phanomen¨ zu handeln, jedenfalls findet sich im bundesdeutschen Deutsch nichts Vergleichbares. Die Kombination Agnomen

90 + Artikel ist auf einige wenige Vereinsnamen beschrankt¨ (die Hertha [Berlin], die Borussia [Dortmund], die Alemannia [Aachen]), aber nicht großflachig¨ im gesamten Sprachgebiet verbreitet (so z. B. Werder [Bremen] immer ohne Artikel).

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der Erklarung¨ des Phanomens:¨ Wieso sind Agnomina bei Fußballvereinsnamen stets feminin? Noch dazu, wo die verschie- densten Worter¨ als Agnomina gebraucht werden – englische, lateinische, turkische,¨ Worter¨ des deutschen Lexikons, Namen, . . . Mehrere Hypothesen bieten sich an:

a Ubernahme¨ des Genus z. B. Latein fortuna f. b Englischer Einfluss phonetische Ahnlichkeit¨ the [D@] ↔ de [d@] c W¨orterauf /-a/ weisen Genus f. zu (Hickey 2000: 650) d Ellipse aus die Austria-Mannschaft e Hyperonymie Genus nach dem Uberbegriff¨ die Mannschaft f Allegorie/Personifikation als weibliche Person g Plural die Cricketer (Homonymie des Pluralartikels und definiten femininen Artikels) h Sexusbasierte Zuweisung, der Vereins wird von mannlichen¨ Fans als weibli- che Person gesehen, bedingt durch die vorherrschende Heterosexualitat¨ i Schiffsnamen die stets feminin sind: Hertha, Admira, Red Star

Um das Ratsel¨ zu losen,¨ ist es naheliegend, den Sprachgebrauch in der Vergangen- heit (= diachron) zu untersuchen, ab dem Beginn des Fußballsports in Osterreich¨ um 1900. Es bleiben aber nur Zeitungsberichte als Quellen, da es nur sehr wenige/keine Dokumente von Fans aus dieser Zeit gibt. Allgemein gilt fur¨ den damaligen Ge- brauch von Fußballvereinsnamen, dass gewisse Agnomina mit (femininem) Artikel gebraucht werden (Hertha, Teutonia, Admira, Vienna, Austria) und einige wenige im Gegensatz zu heute auch mit maskulinem Artikel ( ein Spieler des Vorwarts“,¨ ” gegen den Rapid“). Grundsatzlich¨ gibt es eine geringe Artikelverwendung bei ” Agnomina, wie dies auch heute noch in der Sprache der Nicht-Fanebene (z. B. Matchberichte in der Zeitung) der Fall ist. Die bereits damals mit Artikel und femininem Genus gebrauchten Vereinsnamen werden auch synchron auf der Nicht- Fanebene so verwendet ( die Austria“ ist auch in der Tageszeitung die Austria“). ” ”

Zwei Hypothesen haben sich im Rahmen der Forschung als uberzeugend¨ erwiesen: die Worter¨ auf /-a/, die nach einem morphonologischen Prinzip im Deutschen feminines Genus zuweisen, sowie die Ubernahme¨ des Genus bei Fremdwortern.¨ Die beiden Hypothesen hangen¨ zusammen, da Fremdworter¨ auf /-a/ sehr oft bereits in der Ursprungssprache ein feminines Genus tragen (etwa Latein, Italienisch). Wahr- scheinlich ist auch ein Einfluss des Oberbegriffs die Mannschaft“. Fur¨ die anderen ” Hypothesen gibt es keine Belege. Das feminine Genus bei Agnomina basiert also

91 auf einer zunachst¨ primar¨ linguistischen Motivation, wurde aber auch durch die Vereinsnamenswahl in Anlehnung an die Namenswahl der Burschenschaften und Turnvereine bestimmt. Agnomina auf /-a/ bzw. lateinische oder latinisierte Namen waren sehr popular¨ um 1900, dadurch kam es zur Ausbildung eines femininen Default-Genus. Fußballvereinsnamen scheinen im osterreichischen¨ Deutsch dem- nach ebenso wie andere Eigennamen (z. B. Automarken) semantisch gesteuertes Genus zu haben.

Heute funktioniert die Zuweisung des femininen Genus auch ohne primare¨ linguis- tische Motivation, z. B. bei Vorwarts“¨ (nicht vokalfinal, kein Genus in Ursprungs- ” sprache, da ein Adverb). Andererseits generiert die anhaltende Beliebtheit von Wortern¨ auf /-a/ als Agnomina immer neue Motivation fur¨ das feminine Genus. Zusatzlich¨ gibt es im heutigen mannlich¨ gepragten¨ Fandiskurs eine Personifikation des Fußballvereins als weibliche Person, wobei manchmal sogar explizit ein Zusam- menhang zwischen grammatischem (Genus) und naturlichem¨ Geschlecht (Sexus) hergestellt wird.

Es gibt eine Ausname: Der FC Wacker Innsbruck tragt¨ bei Verwendung des Agnomens allein ein maskulines Genus. In Wien gab es hingegen den SC Wacker Wien, der durchgehend als die Wacker“ angesprochen wird. Die Quellenlage ist außerst¨ ” dunn,¨ was die beiden Vereine angeht, sodass nur wenig daruber¨ gesagt werden kann, warum das Genus in Innsbruck maskulin ist und in Wien feminin. Es ist denkbar, dass zunachst¨ in Anlehnung an die fruhere¨ Verwendung der Vorwarts¨ ” (m.)“ und der Rapid (m.)“ eben der Wacker“ gebildet wurde und sich in Innsbruck ” ” erhalten hat, in Wien aber nicht, bedingt durch die große Anzahl an femininen Agnomina (wahrend¨ es in Innsbruck kaum Vereinsnamen mit Agnomen gab). Dies ist – wenngleich spekulativ – eine plausible Erklarung.¨

92 10 English summary

She, the Rapid — Football club names and their gender in Austrian German

Even as a non-linguist follower of Austrian football one might notice that especially in the language among fans, parts of football club names a) are used with the (in)definite article b) take feminine gender (die): die Vorw¨arts, die Admira, die Rapid, die Hakoah etc. Is feminine gender with football club names a general rule and if so, why? Using data from fan discourse (online fora, fanzines, blogs, conversations in the football stadium), this thesis aims at answering both questions.

Official football club names generally consist of three parts:

(133) SC Wacker Wien abbreviation agnomen geographic name

The agnomen is best defined in an exclusionary way, i. e. anything that is not an abbreviation or a geographic name. Words of any type can function as agnomina: adverbs, English words, Latin words, words of the German lexicon, proper names ... When looking at the data, a clear picture emerges: agnomina generally take fem- inine gender when used with an article (with the exception of der Wacker which takes masculine gender, see below), although there is no uniform geographic distri- bution, both in club naming practices and acceptability of feminine gender with club names. Football clubs outside of Vienna rarely have agnomina in their names as distinctivity can be achieved by geographic name alone — there can only be one “Vienna FC” in a city with over 250 football clubs, but a small village in Styria is unlikely to have more than one football club and “[abbreviation] [village name]” is sufficient for unique identification. While it is possible to use any kind of agnomen with feminine gender in Vienna, speakers in other parts of Austria do not readily accept things like “die Sturm” (for SK Sturm Graz), although one can find “die Vorwarts”¨ (SK Vorw¨artsSteyr) in Upper Austria and some names (those ending in /-a/: die Viktoria, die Austria, die Vienna) always take feminine gender, even in non-fan level discourse. Moreover, the use of (in)definite articles (and feminine gender) with agnomina seems to be a feature unique to Austrian German in that it covers the whole language area, albeit with differing intensity and there is no complete equivalent in German German – in Germany, only some football club names are used with an article and feminine gender (latinised names ending in /-a/: die Borussia [Prussia], die Alemannia [Aachen]), while others (e. g. Werder [Bremen]) never take any article.

93 The second part of the thesis tries to explain the gender assignment the data show, focussing on the agnomina. Gender determination with full names is straightfor- ward. The name gets its gender from the abbreviation: der SK Sturm Graz (= der Sportklub, “the sports club”), der FC Wacker Innsbruck (= der Fußballclub, “the football club”), die SV Ried (= die Sportvereinigung, “the sports union”). With the agnomina, the case is not so clear. There is a number of purely linguistic explanations to account for the asymmetric gender distribution including: gender determination mechanisms in loanwords (which many of the agnomina are), most notably the gender in the original language (cf. Ibrahim 1973: 61f.); NP ellipsis (die Maccabi instead of die Maccabi-Mannschaft, “the Maccabi team”); hyperonymy (from die Mannschaft, “the team”) or morphonological rules for gender determination in German where words ending in /-a/ assign feminine gender (Hickey 2000: 650). As football discourse is heavily tied to masculinity and heterosexuality, it is also possible that extralinguistic factors might have played a role: perhaps male fans view the club as female and thus assign grammatical gender based on natural gender. After all, football was and still is a male-dominated sport, with only about one third of the total attendance being women in Austria (Zeeh 2008).

To find out which explanation is the most plausible, one might look at language use in the past. Unfortunately, a diachronic analysis cannot be based on fan language alone because there do not exist any primary fan language sources dating back to the beginning of football in Austria around 1890. Instead, newspaper reports had to be used, providing information on the use of agnomina (if on a different language level). Things are further complicated by the fact that until around 1940, “Austrian football” (or at least mass-media coverage of Austrian football) was basically synonymous with “Viennese football”. Even so, some trends emerge:

- Some agnomina are used with both definite article and feminine gender (Hertha, Teutonia, Admira, Vienna, Austria). - In contrast to today’s usage, a few agnomina are used with masculine gender (“ein Spieler des Vorwarts”,¨ “gegen den Rapid”). - The usage of definite articles with agnomina is not widespread (which is still the case today in language on a non-fan level — match reports in newspapers will not use “die Rapid”).

Taking the historical findings into account, two of the hypotheses posited in the beginning provide the most likely explanation: words ending in /-a/ and/or gen- der of the loan word in the original language. These actually work together, as many words ending in /-a/ take feminine gender in their original language (e. g. words of Latin or Italian origin). The gender of the hyperonym (die Mannschaft) might also have played a role. Little to no evidence was found for the remaining hypotheses. The feminine gender of football club names in Austrian German thus

94 appears to have been influenced by purely linguistic factors (morphonological principles, gender of loanwords), but was also made possible by name choice — around 1900, Latin or latinised names ending in /-a/ were popular as football club names, alluding to the naming preferences of fraternities and gymnastic clubs. A feminine default gender was formed and the gender of football club names in Austrian German is determined by semantic grouping, much as in car names (which are all masculine in German).

Every rule has an exception and football club names are no different. FC Wacker Innsbruck takes masculine gender when the agnomen is used alone: der Wacker. Things are further complicated by the fact that the same agnomen exists in a Vien- nese club (SC Wacker Wien) where it is feminine: die Wacker. Unfortunately, little can be said about the origins of the masculine gender and divergence because few sources using the agnomen alone exist for either club. It is likely that both club names originally were of masculine gender (as in der Vorw¨arts and der Rapid, above) based on the full name der Fußball-/Sportclub Wacker and that the masculine gender was dropped due to the large number of feminine agnomina in Vienna (whereas there were almost no other agnomina in Tyrolean football club names), but this is only speculation.

While the original motivation for feminine gender with club names seems to be based on intralinguistic factors determined by the names of the first few football clubs in Austria, today gender assignment works just as well without linguistic motivation, e. g. we have die Vorw¨arts although “Vorwarts”¨ neither ends in /-a/ nor does it have a gender in the original language because it is a German adverb. Current usage also includes representation of the club as a female person, likely owing to the distinct social conditions of football. Sometimes, there is even an overt connection between grammatical and natural gender. This is reflected in texts about the love for one’s football club, fan club merchandise, gendered insults and folk etymologies.

95 11 Quellen

Quellen fur¨ die Belegstellen/zum Korpus finden sich in Abschnitt 2.7.

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Bildquellen

Abbildung 1: Christian Bruckner Abbildung 2: selbst erstellt, nach Koch und Oesterreicher (1985: 23) Abbildung 3: http://www.austria80.com/1208050053b.jpg, 2013-03-07 Abbildung 4: http://www.facebook.com/photo.php?fbid=283394981689612&set= o.200504670021509&type=3&theater, 2013-03-07 Abbildung 5: Flickr: crackrocksteady, http://www.flickr.com/photos/4456145 6@N04/6263857257/sizes/l/in/photostream/, 2013-03-07

99 Anmerkungen und Quellen zu den Tabellen

Alle Internetseiten: letzter Besuch 2013-03-07.

Tabelle 1 (Seite 19)

Quellen:

- Bundesliga (www.bundesliga.at) - Burgenlandischer¨ Fußballverband (www.bfv.at) - Niederosterreichischer¨ Fußballverband (www.noefv.at) -Karntner¨ Fußballverband (www.kfv-fussball.at) - Oberosterreichischer¨ Fußballverband (www.ofv.at) - Salzburger Fußballverband (www.sfv.at) - Steirischer Fußballverband (www.stfv.at) - Tiroler Fußballverband (www.tfv.at) - Vorarlberger Fußballverband (www.vfv.at) - http://www.fussballoesterreich.at

Tabelle 3 (Seite 74)

Generelle Quellen:

- offizielle Vereinswebseiten - http://www.dfs-wappen.de/uefa/aut.html - http://www.austriasoccer.at - http://www.wiener-fussball.at/forum - http://ostliga.at/?p=8306 - http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=5&t=4473&start= 30 - Schidrowitz (1951)

100 Anmerkungen und Quellen zu ausgewahlten¨ Grundundungsdaten:¨

Agnomen Absolut http://www.ligaportal.at/wien/2-klasse/2-klasse-b/5204-absolut- erfolgreich Admira Schidrowitz (1951: 72) Austria FK Austria Wien erst 1926 Celikˇ http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=8&t= 12658&start=0 Di/ynamo 2001 Dinamo Ottakring, 2004 Dynamo Meidling Florio http://www.sv-wienerfeld.at/joomla/index.php?option= com joomleague&func=showClubInfo&p=22&cid=4&Itemid=49 Fortuna 1905 als Sieveringer AC gegrundet,¨ zwischen 1938 und 1941 Fusionen mit anderen Vereinen und Umbenennung in Grinzinger Fortuna (http: //www.dsvfortuna05.at/page2.php) Gradiˇs´ce http://medienservicestelle.at/migration bewegt/2011/11/10/mig ranten-und-sport-18-fusball-vereine-und-zwei-skifahrer/ Hellas Schidrowitz (1951: 47) Hertha ASV Hertha Wien Lindenhof 2006 als FC Bierli United (vor Anmeldung) Maccabi J.S.K. Makkabi in Bad Ischl (John und Steinmaßl 2008: 130), Maccabi Wien 1970er (ballesterer Nr. 40: 27) Maddogs gegrundet¨ 2002 als Paddys O Brien FC http://waschbaer10.beepwor ld.de/history.htm Post urprunglich¨ 1919 als Sportverein der Post- Telegraphen- und Fern- sprechangestellten Osterreichs¨ Sportivo http://www.wiener-fussball.at/n/k/Kurz%20notiert/79/wacker- macht-weiter---sportivo-gibt-auf Sturm Schidrowitz (1951: 72) Viktoria Athletiksport Club Viktoria Wien Vindobona http://www.wiener-fussball.at/forum/viewtopic.php?f=5&t= 4473&start=30 Vorw¨arts Schidrowitz (1951: 25)

Geografische Bezeichnung als Agnomen Brigittenau http://www.austriasoccer.at/data/nat/1900 09/190405.html Mariahilf http://www.ciao.de/Alles mit M Test 8261974 Mauer http://www.union-mauer.at/wien/UnionAcMauer/83733674024 5788385 837336741319530364∼837336741587965838 8551038602243 11299,de.html

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