Der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2018 Impressum

Herausgeber Kommunale Umwelt-AktioN UAN Projekt „Wasserrahmenrichtlinien-InfoBörse“ Arnswaldtstraße 28 30159 Hannover Telefon: +49 (0) 511-302 85-60 Fax: +49 (0) 511-302 85-56 E-Mail: [email protected] www.uan.de

Redaktion Dr. Katrin Flasche Dr. Nikolai Panckow M. Sc. Nora Schmidt

Titelseite Die Fotos auf der Titelseite stammen von (von oben links nach rechts unten): 1. Walter Willemsen, 2. und 3. Maike Hoberg, 4. Walter Mielke

Bildnachweise Die verwendeten Fotos stammen, sofern keine andere Quelle benannt wurde, aus den jeweiligen Projekten bzw. von der UAN

Layout LA LOUP Medienagentur www.laloup.de

Druck Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH www.feindruckerei.de Gedruckt auf 100% Recyclingpapier

2 Träger des Wettbewerbs

in Zusammenarbeit mit:

3 Inhalt

Grußworte 6

Vorwort 8

Der Wettbewerb 8 Die Teilnehmenden 9 Übersichtskarte der Teilnehmenden 10 Der zeitliche Ablauf 12 Die Bewertungskriterien der Jury 13 Die Bereisung 14 Die Jurymitglieder 15 Die Preisträger 16

Die Preisträger 18

Renaturierung des Beckstedter Bachs 20 Seitengewässer am Mersbach 24 Strukturverbesserungsmaßnahmen in und an der Este 28 Renaturierung des Borgloher Baches 34 Ökologische Umgestaltung des Schierenbachs 38 Gewässerentwicklung und Umweltbildung am Altonaer Mühlbach 42 Lauf-Lopau-Lauf 46

Die Teilnehmenden 50

Mehr biologische Vielfalt an der Ems 51 Renaturierung des Hackenbaches 54 Naturnaher Ausbau des oberen Laher Grabens 57 Der Löninger Mühlenbach fließt in die Zukunft 60 Renaturierung der Ofener Bäke 63 Grüne Flächenbewirtschaftung in der Rhumeaue 66 Renaturierung der 69 Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Warnau 72 Herstellung eines Altarms in der Gemeinde Emsbüren 76 Wiederherstellung der Durchgängigkeit am Hakengraben 79 Kies für die Jürse 82 Beschattung des Schwarzwassers und Erhöhung der Lebensraumvielfalt 86 Renaturierungsmaßnahme an der Sule in Sulingen 89 Infoboxen

Raus ans Gewässer 18 Der eurasische Biber 27 Leitfaden Artenschutz - Gewässerunterhaltung 52 Fließgewässertypen 56 Der atlantische Lachs 58 Gewässerunterhaltung & Wasserrahmenrichtlinie 62 RL LaGe 68 Gewässerrandstreifen 71 Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Niedersachsen 75 Altgewässer (Altarme und Altwässer) 78 Beschreibung und Ermittlung des „guten ökologischen Zustandes“ 85 Feinsedimenteintrag und Kolmation 88

Anhang 95

Wettbewerbsunterlagen 2018: Auslobungstext Grußworte Hollemannn Holger Foto:

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

im Rahmen des niedersächsischen Gewässer- Die Niedersächsische Bachperle ist und bleibt wettbewerbs „Bach im Fluss“ 2018 hat sich wieder Anreiz und kleine Belohnung für diejenigen, die eindrucksvoll bestätigt, dass Umwelt- und Gewäs- am und mit dem Gewässer leben und sich dafür serschutz in Niedersachsen nicht nur auf dem Pa- einsetzen, es zu schützen und für die Nachwelt zu pier stattfindet, sondern auch im praktischen Tun erhalten. Dafür gilt allen Teilnehmerinnen und vor Ort. Und auch in diesem Jahr ist wieder deut- Teilnehmern mein aufrichtiger Dank. Zugleich lich geworden, das praktisches Arbeiten draußen möchte ich alle interessierten Akteure am Gewäs- in der Natur nicht nur sinnvoll und nötig ist, son- ser ermuntern, ihre vielen kleinen und größeren dern auch richtig Spaß machen kann und bemer- Projekte und Ideen weiterhin engagiert in die Tat kenswerte Ergebnisse hervorbringt. umzusetzen und vielleicht auch in den nächsten Die Ziele der Umweltpolitik auf europäischer Wettbewerb „Bach im Fluss“ einzubringen. und Bundesebene sind häufig recht abstrakt for- Ich wünsche allen Akteuren gutes Gelingen bei muliert. Sie sind wichtig und richtig, aber für die ihren Projekten und ein gutes Abschneiden beim Bürgerinnen und Bürger und manchmal sogar kommenden Wettbewerb in 2020. auch für die Verwaltung schwer zu verstehen und in praktisches Handeln umzusetzen. Der nun- Ihr mehr 5. und damit klar etablierte Wettbewerb ist ein wunderbarer Beleg dafür, dass wahrhaft „handfestes“ Vorgehen in Niedersachsen früher wie heute einen hohen Stellenwert hat und real gelebt wird. Gewässer haben in unserer Landschaft eine Olaf Lies ganz besondere Bedeutung. Infolge ihrer oftmals Niedersächsischer Minister für Umwelt, langstreckten und vernetzten Lage stellen sie ein Energie, Bauen und Klimaschutz unverzichtbares Verbindungselement dar. Sie sind aber nicht nur ein wichtiges Element des großräumigen Bioptopverbundes, sie sind auch Freizeit- und Erholungsraum und haben zahlrei- che weitere Nutzfunktionen für den Menschen. Gewässer sind das Rückgrat unserer Landschaft, und im wasserreichen Niedersachsen gilt dies in ganz besonderem Maße.

6 Naturnahe Gestaltung der Hausbäke in der Stadt

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Gewässerwettbewerb 2018 präsentiert wie- Ich habe die Hoffnung und den Wunsch, dass die der sehr eindrucksvoll den Beitrag, unsere nieder- guten Beiträge des Wettbewerbs als Vorbild wir- sächsischen Gewässerlandschaften ein Stück na- ken. Möge das hier präsentierte Wissen, der Ideen- turnäher, lebens- und liebenswerter zu gestalten reichtum und der Mut der Wettbewerbsteilneh- und die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zu menden zur Nachahmung anregen, um an unterstützen. Insbesondere freut mich natürlich weiteren Stellen zu unterstützen und Neues zu die Beteiligung von Städten und Gemeinden am schaffen: von Gewässerlandschaften, über Mehr- diesjährigen Wettbewerb und die gute Unterstüt- werte für Hochwasserschutz, erhöhte Biodiversi- zung der beteiligten Landkreise. Ich denke hierbei tät, Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, posi- auch an das „Mehrwertschaffende“, an die zahlrei- tives Landschaftsbild bis hin zu einem chen Synergien von Gewässerentwicklungsmaß- gemeinschaftlichen Miteinander in unserem Land. nahmen aus Sicht der Kommunen. Mein herzlicher Dank geht an alle, die durch Ihren Eine wichtige Synergie mit gemeindlichen Auf- Einsatz unsere Natur und Landschaft bereichern! gaben besteht zum Beispiel zum Hochwasser- Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, schutz. Eine Gewässeraue ist ein natürlicher Reten- nun viel Freude mit der vorliegenden Lektüre. tionsraum und bietet somit auch einen Puffer im Hochwasserfall. Viele der genannten Projekte ha- Ihr ben durch die Schaffung von Gewässerauen, dort wo es räumlich möglich war, gleichzeitig positive Auswirkungen für den Hochwasserschutz geleis- tet. Zusätzlich bereichert ein Gewässer mit einer natürlichen Gewässeraue das Landschaftsbild, weshalb wir auch von Gewässerlandschaften spre- chen. Aus vielen Aspekten ergeben sich Mehrwer- Dr. Marco Trips te für alle Beteiligten: die Landwirtschaft, Wasser- Präsident des Niedersächsischen Städte- und wirtschaft, den Naturschutz, die Gemeinde und Gemeindebundes und Sprecher der Arbeitsge- die Menschen vor Ort, insbesondere auch in Hin- meinschaft der kommunalen Spitzenverbände blick auf unsere Kinder und Kindeskinder. Mit dem Blick auf zukünftige Generationen können wir ei- nen Beitrag leisten, unsere Umwelt enkelkindtaug- lich mit gutem Gewissen zu hinterlassen, eine Ver- antwortung zu der jeder beitragen kann.

77 Vorwort

Bäche und Flüsse bieten unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten die nötigen, oft rar gewordenen Lebens-, Reproduktions- und Rückzugsräume und prägen maßgeblich die Gewässergüte der Unterlie- ger* und letztendlich der Meere unseres Landes. Hochwasserschäden können durch intakte Gewässer- landschaften reduziert werden, da diese einen natürlichen Wasserrückhalt bieten und somit den Abfluss verzögern. Aber sie ermöglichen uns noch viel mehr: Gewässer geben der Landschaft eine Ästhetik, der man sich kaum entziehen kann, deren Gegenwart an das Ursprüngliche erinnert und uns Heimat schenkt. Sie bestimmen folglich zu einem hohen Maße die regionale Identität und ermöglichen das Erlernen, Erle- ben und Begreifen einer natürlichen Umwelt, die es zu schützen und zu entwickeln gilt. Vor diesem Hin- tergrund hat „Bach im Fluss – der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2018“ zum fünften Mal die vie- len kleinen und großen Maßnahmen, Aktionen und Initiativen an unseren Gewässern in Niedersachsen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, um mit diesen guten Beispielen zur Nachahmung anzuregen. Träger des Wettbewerbs sind das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz und die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens.

Der Wettbewerb 2018

Landesweit reichten 22 ehrenamtliche und überspringen zu lassen, um mit Freude und Neu- hauptamtliche Teilnehmende ihre Beiträge zur gier neue Maßnahmen zur Gewässerentwicklung Gewässerentwicklung ein und zeigten nicht nur auf den Weg zu bringen und die Landschaft vor eindrucksvoll auf, wie vorbildliche Umsetzungen der Haustür mit Herz zu gestalten. Die Bandbreite im Sinne der Anforderungen der EG-Wasserrah- der Beiträge von ehrenamtlich initiierten und ge- menrichtlinie durchgeführt werden können, son- tragenen Maßnahmen, kreativen Projekten der dern auch, was im Sinne eines gelebten Gewäs- hauptamtlich tätigen Verbände und Kommunen serschutzes alles machbar ist und welche weiten und bürgerschaftlichen Initiativen zeigen auf, Kreise eine gute Maßnahme ziehen kann. Der welch buntes Potpourri an Möglichkeiten besteht, Wettbewerb richtete sich an Teilnehmende, die die Gewässer und ihre Landschaft zu formen. Sie ihre Projekte als Anregung „weiter in die Welt tra- stehen für das Ziel des Wettbewerbs, die Faszina- gen“ wollen, um allen an der Gewässerentwick- tion und das Verständnis für den Lebensraum lung Interessierten in Niedersachsen an ihren Er- Fließgewässer mit seinen Pflanzen und Tieren zu fahrungen, aber auch an ihrer Heimat teilhaben wecken und so diesen einzigartigen Teil unserer zu lassen, gute Ideen und innovative Lösungsan- Umwelt zu fördern und zu verbessern. sätze zu verbreiten und vielleicht den Funken In dieser Broschüre präsentieren sich öffentliche

* Wenn bei bestimmten Begriffen, die sich auf Personengruppen beziehen, in der Broschüre nur die männliche Form gewählt wurde, so ist dies nicht geschlechtsspezifisch gemeint, sondern geschah ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit.

8 Naturnahe Gestaltung der Hausbäke in der Stadt Oldenburg

Einrichtungen, Verbände und ehren- amtliche Akteure mit ihrem Einsatz für den Lebensraum Gewässer und ihren Umgang mit diesem und neh- men so auch für andere eine Vorbild- funktion ein. Von technisch hoch an- spruchsvollen Maßnahmen bis hin zu „einfachen“ Umsetzungen trägt die- ser Wettbewerb dazu bei, Synergien bei der Umsetzung von Gewässerent- wicklungsmaßnahmen zu erkennen und zu nutzen und Mehrwerte durch gelungene Kooperationen, interdiszi- plinäre, fachübergreifende Arbeits- weisen oder besonders innovative Maßnahmen hervorzuheben. Alle 20 in der Broschüre dargestellten Beiträ- ge zum Wettbewerb zeigen das krea- tive Potenzial und den engagierten Seit Bestehen des Wettbewerbes wurden 163 Maßnahmen aus ganz Nieder- und kooperativen Einsatz der Men- sachsen eingereicht. schen vor Ort für die Gewässerrena- turierung in Niedersachsen. Die Viel- zahl der teilnehmenden Institutionen zeigt überdies, wie engagiert und fachkundig die kommunalen Um- weltbehörden das europäische Um- weltrecht in Niedersachsen umzuset- zen wissen.

Teilnehmende 2018

Insgesamt haben landesweit 22 Teil- nehmende ihre Beiträge eingereicht, 20 sind in der Broschüre veröffent- licht.

Institutionen Anzahl Prozent

Fischereiverein 8 36,4

UHV 4 18,2

Naturschutzverein 4 18,2

Stadt 3 13,6

Gemeinde 2 9,1

Stiftung 1 4,5

Summe 22 100

Überblick über die Verteilung der Teilnehmenden in Hauptamt und Ehrenamt und nach Institutionen (Träger ohne Kooperations- partner). 2010 wurde noch nicht in Haupt- und Ehrenamt unterschieden.

99 Übersichtskarte der Teilnehmenden

42 34 51 54 57 60 46 63 66 69 38 72

20 76 28 79 82 24 86 89

101010 11 Zeitlicher Ablauf

Nach der Eröffnung durch eine Pressemittei- beiden Bachperlen sowie weitere Auszeichnun- lung der Träger am 26. Januar 2018 wurden die gen wurden durch den Niedersächsischen Minis- Beiträge auf der Jurysitzung am 23.05.2018 be- ter für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, wertet. Das Ergebnis der intensiven Diskussion Olaf Lies und dem Sprecher der Kommunalen der Jury war die Nominierung von 12 Projekten: 5 Spitzenverbände und Präsident des Niedersächsi- ehrenamtlichen und 7 hauptamtlichen, die in der schen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Marco Zeit vom 28. bis 30.08.2018 bereist wurden. Am Trips, feierlich überreicht. 15. Oktober fand die Preisverleihung statt und die

26.01.2018 Eröffnung durch eine Pressemitteilung der Träger

15.04.2018 Abgabetermin der Wettbewerbsbeiträge

23.05.2018 Jurysitzung

Bereisung von 12 nominierten Projekten 28. bis 30.08.2018 durch die Jury

15.10.2018 Preisverleihung

Herausgabe der Broschüre mit den 2019 Wettbewerbsbeiträgen

121212 Naturnahe Gestaltung der Hausbäke in der Stadt Oldenburg

Die Bewertungskriterien der Jury

Die Jury entscheidet auf Grundlage von Unterlagen und Bereisung der nominierten Projekte anhand der festgelegten Kriterien über die Preisträger. Sollte sich aus den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen die Notwendigkeit ergeben, können weitere Kriterien herangezogen werden. Als besonders gelungen werden Maßnahmen erachtet, die entweder im Kriterienblock A besonders gut abschneiden oder im Kriterienblock A gute Leistungen zeigen und sich zusätzlich im Kriterienblock B und/oder C besonders hervorheben. Für die Auszeichnung mit dem Sonderpreis der Bingo-Umweltstiftung ist mindestens das Alleinstellungs- merkmal hinsichtlich eines Kriteriums entscheidend.

Verbesserung der ökologischen Situation im und am Fließgewässer A bzw. in der Aue • Örtliche Eignung und fachliche Ausführung der Maßnahme • Ökologische Wirksamkeit der Maßnahme und Auswirkungen auf die strukturelle Entwicklung des Gewässers und seiner Lebensgemeinschaften • Beitrag zur Umsetzung der EG-WRRL • Berücksichtigung der Auen und Uferbereiche • Berücksichtigung weiterer Naturschutzziele (z.B. NATURA 2000, Artenschutz) • Auswirkung auf das Landschaftsbild und die sinnliche Wahrnehmung B Bewusstseinsförderung, Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung für den Lebensraum Fließgewässer/Aue • Vermittlung von Verständnis und Faszination für den Lebensraum Fließgewässer • Öffentlichkeitsarbeit: Aufbereitung von Informationen, Führungen und Beratungen für Bürgerinnen und Bürger • Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in den Prozess von der Ideen- bis zur Maßnahmenentwicklung • Berücksichtigung gewässerbezogener umweltpädagogischer Aktivitäten und außerschulischer Angebote (z.B. Naturerlebnispfade, Ökostationen, Umweltbil- dungszentren) C Weitere bewertungsrelevante Aspekte • Kooperation mit Partnern wie bspw. Verbänden, Vereinen, weiteren Initiativen, Schulen, Kommunen oder der Landwirtschaft • Beitrag der Maßnahme zum Hochwasserschutz • Fachübergreifende Zusammenarbeit, Vernetzung mit anderen Umsetzungsinstru- menten (z.B. des Naturschutzes), Integration des Vorhabens in Planungen anderer Fachdisziplinen • Innovative und kreative Finanzierung (eigener Haushalt für Gewässerentwicklungs- maßnahmen, Sponsoring, gemeinsame Finanzierung durch verschiedene Interes- sengruppen, Verknüpfung mit Kompensationsmaßnahmen/-mitteln usw.), Auswir- kungen auf laufende Kosten (Unterhaltung) • Berücksichtigung touristischer Aspekte sowie Aspekte der Freizeit- und Naherho- lungsnutzung • Berücksichtigung städtebaulicher Aspekte (Stadtbild, Infrastruktur etc.) • Berücksichtigung historischer Elemente (Mühlen, Brücken, historische Gewässer- strukturen und Gewässerverläufe etc.) • Verknüpfung mit der Siedlungsgeschichte, Einbindung des Heimatvereins • Konfliktmanagement

13 Die Bereisung

Insgesamt wurden rund 1.000 Kilometer wäh- vielen herzlichen Begegnungen und wertvollen rend der 3-tägigen Jurybereisung quer durch Nie- Eindrücke von gelungenen Gewässerrenaturie- dersachsen zurückgelegt, um die 12 nominierten rungsprojekten klangen noch lange Zeit bei der Projekte zu begutachten. Vom Morgengrauen bis Jury und der Geschäftsstelle des Wettbewerbs zur Dämmerung die Teilnehmenden je- nach. weils eine Stunde Zeit, der Jury das Projekt nach Am Ende der Bereisung musste die Jury die Ent- eigenen Vorstellungen zu präsentieren, wobei die scheidung über die Preisträger in den zwei Kate- wichtigsten Kriterien die ökologische Wirksam- gorien fällen. Bei der insgesamt hohen Qualität keit der Maßnahme und der Beitrag zur Verbesse- der Beiträge fiel die Entscheidung der Jury nicht rung der Situation am Gewässer darstellten. Die leicht, was die lange und intensive Diskussion ge- Jury war beeindruckt von der Qualität der Maß- zeigt hat. Insgesamt wurden sieben Preisträger nahmen, die mit Freude, Herzblut und berechtig- ausgewählt, jeweils drei Projekte in der Kategorie tem Stolz von den Maßnahmenträgern und Ko- Ehrenamt und in der Kategorie Hauptamt und zu- operationspartnern präsentiert wurden. Die sätzlich ein Sonderpreis.

1414 Die Jurymitglieder

v.li: Peter Sellheim, Rainer Ausborn, Matthias Dornbusch, Joachim Wöhler, Ralf Becker, Dr. Jens Salva, Reinhard Wischhusen

Die Träger des Wettbewerbs, das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klima- schutz und die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Niedersachsens, haben folgende Jury-Mitglieder benannt:

Rainer Ausborn Peter Sellheim Unterhaltungs- und Landschaftspflegeverband Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasser- Große Aue wirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), GB VII Landesweiter Naturschutz Ralf Becker Stadt Oldenburg, Fachdienst Naturschutz und Reinhard Wischhusen technischer Umweltschutz Vertreter des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes Matthias Dornbusch Landkreis , Amt für Kreisstraßen, Joachim Wöhler Wasser- und Abfallwirtschaft Nds. Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Referat 24 Dr. Jens Salva Landesfischereiverband -Ems e.V. Sportfischerverband

15 Die Preisträger Die Gewinner der „Bachperle“

In der Kategorie „Ehrenamt“ ging der 1. Preis turierung des Borgloher Bachs“ mit der „Nieder- mit der Bachperle an den Fischereiverein Colnra- sächsischen Bachperle 2018“ ausgezeichnet. Im de e.V. für die „Renaturierung des Beckstedter Zuge einer Flurbereinigung wurde ein verrohrtes Bachs“. Die Schaffung einer naturraumtypischen Gewässer naturnah und durchgängig gestaltet Bachstruktur mit vielfältigen Habitaten und einer und mit der Schaffung von Gewässerrandstreifen angebundenen Sekundäraue war Ziel dieser und begleitender Sekundäraue wieder ans Tages- Maßnahme. Die Aufwertung des Lebensraumes licht und ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Beckstedter Bach wird sich vor allem positiv auf Bürger geholt. Die starke Einbindung einer Grund- kieslaichenden Arten und die Wirbellosenfauna schule und ein liebevoll und künstlerisch gestalte- auswirken, wie erste Beprobungen bereits zeigen ter „Ruheplatz am Wasser“ runden diese Maßnah- konnten. In der Kategorie „Hauptamt“ siegte die me ab. Gemeinde Hilter a.T.W. und wurde für die „Rena-

Ehrenamt, 1. Preis Hauptamt, 1. Preis Fischereiverein Colnrade e.V. Gemeinde Hilter am Teutoburger Wald Foto: Patrice Kunte Foto: Patrice Kunte

Gruppenbild Preisträger Foto: Patrice Kunte

1616 Naturnahe Gestaltung der Hausbäke in der Stadt Oldenburg

Die Auszeichnungen

In der Kategorie Hauptamt erhielt den 2. Preis die Hase-Wasseracht für die „Ökologische Um- gestaltung des Schierenbachs“ und den 3. Preis die Hunte-Wasseracht zusammen mit dem Fisch- ereiverein e.V. für die „Gewäs- serentwicklung und Umweltbildung am Altonaer Mühlbach „Alle packen mit an““. In der Kategorie Ehrenamt ging der 2. Preis an den Sportangler- verein Haren (Ems) e.V. für das „Seitengewässer am Mersbach“ und der 3. Preis an die Fliegen- fischer- und Naturschutzgemeinschaft Nordheide e.V. für ihr Projekt „Strukturverbesserungsmaß- nahmen in und an der Este“. Der Sonderpreis der Bingo-Umweltstiftung wurde RegioKult-Regiona- le Kulturlandschaft e.V. für die Maßnahme „LAUF- LOPAU-LAUF“ zugesprochen. Das ausgelobte Alleinstellungsmerkmal war die vorbildliche Zu- sammenarbeit unterschiedlichster Akteure in ei- nem großen Verbundprojekt. Weitere Infor- mationen zum Wettbewerb und Bilder der Preisverleihung finden Sie unter www.uan.de.

17 „Raus ans Gewässer“ (Geocaching)

Fotos und Texte zu den Projekten geben dem Le- Karten. Mithilfe von GPS-Geräten oder Smart- ser die Möglichkeit, sich umfassend zu informie- phones lassen sich so die renaturierten Gewäs- ren und veranschaulichen, welche Anstrengun- serabschnitte im Gelände entdecken. Bitte ach- gen unternommen werden, um Niedersachsens ten Sie darauf ggf. örtliche Restriktionen Gewässer in einen naturnäheren Zustand zu einzuhalten und mögliche Gefahren am Gewäs- versetzen. Das eigene Erleben, mit allen Sinnen ser richtig einzuschätzen. Vor-Ort in der freien Natur, ist jedoch durch Die Koordinaten sind als Dezimalgrad (N) und Nichts zu ersetzen. Nur so kann die natürliche (E) hinterlegt und somit für die gängigen An- Dynamik der Prozesse, die die Projekte in die wendungsprogramme inkl. Google Maps geeig- Wege leiten, wirklich erfahren werden. „Raus net. Falls Sie ein anderes Koordinatensystem ans Gewässer“ ist hier also wörtlich zu nehmen! verwenden, finden Sie einen guten Koordina- Um die Projekte im Gelände aufsuchen zu kön- ten-Umrechner unter: nen, finden Sie die jeweiligen Koordinaten am www.koordinaten-umrechner.de. Ende eines jeden Artikels unterhalb der kleinen Viel Spaß beim Entdecken!

18 Die Preisträger – Kategorie Ehrenamt Foto: Walter Mielke

19 Renaturierung Kratzmann Peter Oldenburg, Landkreis Foto: des Beckstedter Bachs Gewinner der „Bachperle“

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektdauer Ehrenamt Abgeschlossen: Aug 2017 - März 2018

Wettbewerbsteilnehmer und Träger Länge der Maßnahme FV Colnrade e.V. 750 m

Kooperationspartner Projektkosten Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. ca. 50.000 € -Sportfischerverband UHV Hunte Finanzierung Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung 57,5% Bingo-Umweltstiftung, 16% Landkreis Landkreis Oldenburg Oldenburg, 5% Naturschutzstiftung Landkreis Naturschutzstiftung Landkreis Oldenburg Oldenburg, Ferdinand Quirll-Stiftung 1% Ferdinand-Quirll-Stiftung, 4% FV Colnrade, Fa. Remondis ca. 750 ehrenamtliche Arbeitsstunden Ortsansässige Landwirte Lage Gewässerbettverlegung/ Landkreis Oldenburg, Gemeinde Colnrade Laufverlängerung der Samtgemeinde WRRL-Bearbeitungsgebiet: 25 Hunte Durchgängigkeit Auenentwicklung

20 Renaturierung des Beckstedter Bachs

Projektbeschreibung

Im Rahmen des Hunteausbaus im letzten Jahr- migen Auenstrukturen. Dabei wurde das Gewäs- hundert wurde der ehemals mäandrierende Ver- serbett in Anlehnung an die ursprüngliche Mor- lauf der Hunte stark verkürzt. Vormals in den phologie muldenförmig gestaltet. Als typisches Flusslauf einmündende Nebengewässer (z.B. der Geestgewässer wurde Hartsubstrat in Form von Beckstedter Bach) flossen dann nicht mehr in die Kies in abgestufter Körnung als Sohl- und Laich- fließende Welle, sondern in einen Altarm. Da- substrat hinzugegeben. Die randlichen Gewäs- durch wurden zahlreiche Bachläufe vom Haupt- serstrukturen wurden vielseitig gestaltet und teil- gewässer entkoppelt. Rheophile Fischarten fan- weise mit Schwarzerle bepflanzt. Im Rahmen der den nicht mehr in diese Gewässer zurück, da die Bauausführung wurde darauf geachtet, dass in Strömung als orientierender Faktor fehlte. Auch Bereichen, welche später trockenfallen, die Fisch- die Bachläufe selbst wurden stark begradigt, so- fauna durch abkeschern geborgen wurde. Zahl- dass der bachtypische Charakter verloren ging. reiche Neunaugenlarven und Fische konnten so Ziel der Maßnahme war die Schaffung von natur- geborgen und umgesetzt werden. Da der raumtypischen Bachstrukturen und im vorliegen- Beckstedter Bach vor dieser Umgestaltung relativ den Fall insbesondere die direkte Wiederanbin- viel Sediment in Form von Treibsand mit sich dung des Beckstedter Baches an den Hauptlauf führte, wurde durch die Neutrassierung auch ein der Hunte. Der Beckstedter Bach erhielt auf etwa vorschneller Alterungsprozess des Huntealtarms 750 m einen komplett neuen Verlauf mit kleinräu- verhindert. Foto: FV e.V. Colnrade Foto:

Während der Baumaßnahme

21 Renaturierung des Beckstedter Bachs Foto: FV e.V. Colnrade Foto:

Ausgebauter Bachlauf: begradigt und strukturarm Foto: Landkreis Oldenburg, Peter Kratzmann Peter Oldenburg, Landkreis Foto:

Fleißige Helfer im Frühjahr 2018

22 Renaturierung des Beckstedter Bachs

Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation und Akzeptanzförderung Synergieeffekte

Die Maßnahme wurde in den regionalen Medi- Durch die gute Kooperation zwischen vielen en mehrfach vorgestellt. Überregionale Präsenz Beteiligten (Landkreis Oldenburg, Gemeinde erhielt sie durch die Auszeichnung als Projekt des Colnrade, Unterhaltungsverband Hunte und Flä- Monats (Nds. Bingo-Umweltstiftung). Zusätzlich cheneigentümern) wurde die Maßnahme erst unterstützte die mediale Darstellung im Inter- ermöglicht. Die Zusammenarbeit wurde als Chan- net und die Vorstellung im Umweltausschuss des ce gesehen, um Probleme gemeinsam zu lösen. Landkreises Oldenburg. Die Maßnahmenstrecke Auch der komplexe Flächentausch war Voraus- ist gut zu erreichen und wird als Projekt in den setzung für die Realisierung. Die Maßnahme er- folgenden Jahren für Bildungs- und Schulungs- möglichte die Herstellung einer neuen Überfahrt zwecke im Rahmen von Führungen gezeigt (Ziel- und Veränderungen in der Verkehrsführung. Der gruppen: Schulen, Wasser- und Bodenverbände, Huntealtarm wurde vor weiterer Versandung und Stiftungen, Fischereivereine etc.). Durch die Ein- schneller Alterung geschützt. bindung der regionalen Landwirte wurde auch von dieser Seite eine große Akzeptanz für die Maßnahme erreicht. Foto: Landkreis Oldenburg, Peter Kratzmann Peter Oldenburg, Landkreis Foto:

Luftaufnahme eines Teilabschnittes im neuen Verlauf bei Hochwasser

Kontakt

FV Colnrade e.V. Dieter Reineke Reepmoorsweg 46 27793 Wildeshausen [email protected] 52.83015598°, 8.48408425° www.fischereiverein-colnrade.de

23 Seitengewässer am Mersbach Sportanglerverein e.V. Foto: Haren (Ems) 2. Preis

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Abgeschlossen: Jan 2017 - Jan 2017

Wettbewerbsteilnehmer und Träger Länge der Maßnahme Sportanglerverein Haren (Ems) e.V. 1.500 m²

Kooperationspartner Projektkosten Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. 15.000 € -Sportfischerverband Kreisverband der Wasser- und Finanzierung Bodenverbände Meppen Gesamtkosten ca. 18.000 €: 8,3% Naturschutzstif- Stadt Haren tung Landkreis Emsland, 8,3% Stiftung Emsländi- sche Gewässerlandschaften, 2,8% Ferdinand Lage Quirll-Stiftung, 57,4% Bingo Umweltstiftung, 19,4% SAV Haren e.V., zusätzlich 50 ehren- Landkreis Emsland, Stadt Haren, amtliche Arbeitsstunden WRRL-Bearbeitungsgebiet: 3 Ems/Nordradde Auenentwicklung Artenschutzeffekte Schutzgebiets- entwicklung 24 Seitengewässer am Mersbach

Projektbeschreibung

Altgewässer haben für die Flora und Fauna eine Uferbereichen läuft das Gewässer flach aus, um vielfältige Bedeutung und stellen einen wichti- den an die Wasserwechselzone angepassten Tie- gen Lebensraum dar. ren und Pflanzen einen geeigneten Lebensraum lm Mündungsbereich des Mersbaches (Stadt zu bieten. lm Rahmen der Herstellung wurde ins- Haren) wurde ein naturnahes Seitengewässer er- besondere darauf geachtet, dass die Vegetation stellt. Das Seitengewässer hat eine Verbindung im Uferbereich des neuen Gewässers nicht be- zum Mersbach, sodass es die Funktion eines Alt-/ schädigt wurde, um so die Entwicklung der Auengewässers erfüllt und für aquatische Orga- Feuchtvegetation zu fördern und Baumwuchs nismen als geeigneter Lebensraum zur Verfügung (z.B. Weide) zu unterbinden. Dadurch bleibt das steht. Besonders in Hochwasserphasen sowie im Gewässer langfristig besonnt und erfüllt die Auf- zeitigen Frühjahr stellt dieses Gewässer einen gabe als Laich- und Aufwuchsgewässer für Fische wichtigen Rückzugsraum und geeignete Habitat- und Amphibien. Totholz in Form von etwa 6-8 m strukturen für die aquatische Fauna zur Verfü- hohen Erlen wurde bereits beim Bau eingebracht, gung. um das Gewässer strukturell aufzuwerten und ge- Der Anschluss an den Mersbach erfolgte über eignete Unterstände zu schaffen. eine etwa 8 m breite Verbindung, die ganzjährig Bereits im Frühjahr 2017 (kurz nach Fertigstel- eine Mindestwassertiefe von ca. 0,7 m aufweist, lung) konnte beobachtetet werden, dass die neu- um so den freien Wechsel der Organismen zu er- en Strukturen von der Fischfauna als Reprodukti- möglichen. Die Ausdehnung des Seitengewäs- onsstätte aufgesucht wurden. Auch der Biber sers ist mit etwa 1.500 m² anzusetzen. Die maxi- frequentierte den neu geschaffenen Lebensraum male Wassertiefe liegt bei etwa 1-1,5 m. Zu den bereits im ersten Sommer.

Ein naturnahes Seitengewässer wurde geschaffen

25 Seitengewässer am Mersbach

Kooperation & innovative Öffentlichkeitsarbeit & Finanzierung Bewusstseinsförderung

Da die Maßnahme im gesetzlich festgesetzten Die Maßnahme wurde in der örtlichen Presse Überschwemmungsgebiet durchgeführt wurde, dokumentiert. Eine Informationstafel informiert bedurfte es der Zusammenarbeit zwischen Land- über die Ziele und Inhalte des Projektes. Zusätz- kreis, ortsansässigen Landwirten und Projektträger, lich wurde ein Kurzfilm über das Projekt erstellt, um den Aushub zu verbringen. Die Finanzierung welcher im Netz abrufbar ist. des Gesamtprojektes erfolgte durch zahlreiche Stif- tungen. Mit der Einbindung der Stiftung „Emsländi- sche Gewässerlandschaften“ wurde erstmals auch die durch die Angelvereine in der Region getrage- ne Stiftung mit eingebunden.

Neuer Lebensraum für Flora und Fauna

26 Seitengewässer am Mersbach

Der eurasische Biber (Castor fiber)

Der eurasische Biber (Castor fiber) ist ein semiaqua- durch Bejagung (Fell, Fleisch, Bibergeil) bis auf weni- tisches Säugetier und gleichzeitig das größte Nage- ge Vorkommen zurückgedrängt. Auch wenn sich tier Europas. Je nach Habitatausstattung bean- der Bestand heutzutage durch konsequenten sprucht eine Biberfamilie 1 bis 5 km Uferlänge. Er Schutz erholt hat, gehört die in Deutschland heimi- gilt als eine Charakterart der großen Flussauen und sche Unterart des Bibers, der Elbebiber (Castor fiber Altgewässer, ist jedoch anpassungsfähig und siedelt albicus), laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ebenso gut auch an Gräben. Wo er heimisch ist, zu den „streng geschützten“ Arten und ist im An- wirkt er als aktiver Mitgestalter von Gewässerland- hang IV der Europäischen FFH-Richtlinie sowie in schaften. Seine Fraß- und Bauaktivitäten vergrö- der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchVO) ßern die Standortdynamik und schaffen in den be- aufgeführt. Bei steigender Populationsdichte besie- waldeten Auenbereichen ein Mosaik aus offenen delt der Biber auch naturferne Gewässer, die unter und waldbestandenen Bereichen. Seine Aktivität anthropogenem Einfluss stehen. Durch seine Le- hat Auswirkungen auf Wasserhaushalt, Wasser- bensweise kann es dort zu Konflikten kommen, wie rückhaltung, Fließgewässerdynamik und die Biodi- dem Aufstauen von Gräben und Bächen in drainier- versität. Er sorgt für ein strukturreiches, naturnahes ten Gebieten, Vernässung angrenzender Grundstü- Umfeld, welches Lebensraum für eine Vielzahl von cke und Überflutung von Verkehrswegen. bedrohten und geschützten Arten der Fließgewäs- Weitere Infos: DVWK-Merkblatt 247 (1997); Patt H. ser und Auen schafft. Der Biber gehört somit zu den (Hrsg.) (2016) Fließgewässer- und Auenentwicklung sogenannten „Schlüsselarten“. Ursprünglich war – Grundlagen und Erfahrungen, 2. Aufl., Springer- der Biber fast überall in Europa heimisch, wurde je- Verlag. Berlin, Heidelberg, New York. doch durch Vernichtung seines Lebensraumes und

Kontakt

Sportanglerverein Haren (Ems) e.V. Heinz-Hermann Klaas Am Donnerberg 2 49733 Haren [email protected] 52.80943448°, 7.23505056° www.savharen.de

27 Strukturverbesserungsmaßnahmen Foto: Walter Mielke in und an der Este 3. Preis

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Abgeschlossen: März 2017 - Juli 2017

Träger Länge der Maßnahme Fliegenfischer- und Naturschutzgemein- 550 m schaft Nordheide e.V. Projektkosten und Finanzierung Kooperationspartner Oberwasserbereich: 15.000 € Kleinmaßnahmen Unterhaltungs- und Landschaftspflegever- (90% NLWKN und 10% UNB Landkreis Harburg); band Este zusätzlich stellte der Landkreis Harburg rd. 5.000 € Landkreis Harburg für den weiteren Einbau zur Verfügung Niedersächsische Landesforsten Unterwasserbereich: rd. 250 ehrenamtliche Stunden diverse Anlieger der Fliegenfischergemeinschaft

Lage Landkreis Harburg, Gemeinde Langeloh Ufer- und Sohlen- WRRL-Bearbeitungsgebiet: 28 Ilmenau - Seeve - Este strukturen schonende Gewässer- unterhaltung Artenschutzeffekte 28 Strukturverbesserungsmaßnahmen in und an der Este Foto: Walter Mielke

Neue Strukturvielfalt der Este

Projektbeschreibung

Im Maßnahmenbereich Langeloh wies das Ge- nem Minibagger in das Gewässer eingebaut, da wässer eine unnatürlich versandete Sohle auf. Um die Uferbereiche nicht befahrbar waren. Die Lese- dem entgegenzuwirken und einen neuen Le- steine bilden dabei eine befestigte Sohlen- und bensraum für Fische und Makrozoobenthos zu Böschungsschüttung mit vereinzelten Buhnen schaffen, wurde im oberen Abschnitt der Einbau bzw. kleinen Strömungslenkern, jeweils 2,0-2,5 von Steinen, Kies und Totholz geplant. Um das Tonnen schwer. Anschließend ist der Kies unre- neu entstehende Habitat zukünftig vor einer Ver- gelmäßig verteilt worden, um die Eigendynamik sandung zu schützen, wurden vereinzelte Strö- zu erhöhen und Lebenshabitate neu zu schaffen. mungslenker im Niedrigwasserbereich in unter- Die Umsetzung der Maßnahme wurde bei einer schiedlichen Abständen wechselseitig eingebaut. Begehung mit der Unteren Naturschutzbehörde Dies erhöht die Fließgeschwindigkeit und damit und der Unteren Wasserbehörde des Landkreises auch die Strömungsturbulenz. Eine zu erwarten- Harburg, den Niedersächsischen Landesforsten de geringfügige Erhöhung des Niedrigwasser- sowie den Mitgliedern der Fliegenfischer- und standes führt zu einem positiven Effekt des an- Naturschutzgemeinschaft Nordheide als sehr ge- grenzenden Auewaldes, was von dem Anlieger, lungen befunden. Im unteren Bereich der Mess- den Nds. Landesforsten, befürwortet wird. stelle sind in ehrenamtlicher Arbeit Gehölze zur In der ersten Juliwoche 2017 konnte die Klein- Strukturverbesserung und Erhöhung der Strö- maßnahme im Oberwasser der Este auf einer Ge- mungsdiversität eingebaut worden. Die Totholz- samtlänge von rd. 300 Meter umgesetzt werden. buhnen wurden wechselseitig angelegt und die- Insgesamt wurden rd. 310 Tonnen Lesesteine und nen nun auch als Fischunterstände und rd. 200 Tonnen Kies über einem Dumper mit ei- Uferschutz.

29 Strukturverbesserungsmaßnahmen in und an der Este

Öffentlichkeitsarbeit, Bewusstseins- förderung & Umweltbildung

Die Umsetzung der Maßnahme wurde anhand eines Videobeitrages von Herrn Mielke (Fliegenfi- scher- und Naturschutzgemeinschaft Nordheide e.V.) seitens einer Einladung der Angelgemein- schaft den Esteanliegern vorgestellt und führte zu positiven Reaktionen der Anlieger. Kooperation, Synergieeffekte und innovative Finanzierung

Im Rahmen der Maßnahmenumsetzung erfolg- te eine Kooperation mit Anliegern, dem Unterhal- tungs- und Landschaftspflegeverband Este, der Unteren Wasser- sowie Naturschutzbehörde, dem Landkreis Harburg und den Nds. Landesforsten. Es wurde zudem ein Monitoring durch E-Befi- schung vor und nach der Maßnahmenumsetzung Foto: Walter Mielke durchgeführt. Hilfe mit dem Boot Foto: Walter Mielke

Der Dumper bringt Steine ins Gewässer

30 Strukturverbesserungsmaßnahmen in und an der Este Foto: Walter Mielke Foto: Walter Mielke

Lesesteine und Totholz Neuer Lebensraum für Fischfauna und Makrozoobenthos Foto: Walter Mielke

Totholzbuhnen befestigen das Ufer und bieten Unter- Begutachtung der Maßnahme stände für Fischfauna

Kontakt

Fliegenfischer- und Naturschutzgemeinschaft Nordheide e.V. Walter Mielke (Gewässerobmann) Suerhoper Brunnenweg 5 A 21244 Buchholz i.d.Nordheide [email protected] 53.27526031°, 9.78500306° Facebook: FUN e.V.

31 32 Die Preisträger – Kategorie Hauptamt

33 Foto: Ira Zylka Ira Foto: Renaturierung des Borgloher Baches Foto: Gemeinde Hilter a.T.W. Wir helfen dem Borgloher Bach! Gewinner der „Bachperle“

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Abgeschlossen: Sept 2016 - Dez 2016

Wettbewerbsteilnehmer und Träger Länge der Maßnahme Gemeinde Hilter a.T.W. 1.000 m

Kooperationspartner Projektkosten und Finanzierung Unterhaltungsverband Hase-Bever Baukosten 113.558 € und Grundschule Borgloh 68.400 € für Grunderwerb Verein zur Revitalisierung der Haseauen e.V. Landkreis Osnabrück

Durchgängigkeit Auenentwicklung Lage Artenschutzeffekte Landkreis Osnabrück, Gemeinde Hilter a.T.W., Ortsteil Borgloh und Uphöfen WRRL-Bearbeitungsgebiet: 2 Hase

34 Renaturierung des Borgloher Baches

Projektbeschreibung

Der Unterlauf des Borgloher Baches wurde in durchgehender Sohle und Berme den 1960er Jahren verrohrt, um dem Weidevieh 3. Einbau einer weiteren Furt im Unterlauf als Er- den Zugang zum seinerzeit schwer kontaminier- satz für eine Querungsmöglichkeit, die ent- ten Wasser zu verwehren. Diese Wasserqualitäts- fällt, wenn die Rohrleitung aufgenommen probleme sind behoben, aber die Verrohrung be- wird stand immer noch. Mit der Maßnahme hat der 4. Herrichtung von Flächen in einer Größe von Unterhaltungsverband 96 Hase-Bever nun die 22.200 m2 als Sekundäraue nötigen Arbeiten durchgeführt, um dem Tal ein 5. Anlage eines Gewässerrandstreifens vitales Fließgewässer mit naturnaher Linienfüh- 6. Gewässerbegleitende, gruppenweise, stand- rung und einem Umfeld in der Aue zurückzuge- ortgerechte Bepflanzung des Gewässers und ben. der Aue 7. Einbringen von Strukturelementen Die Maßnahme setzte sich aus mehreren Schrit- ten zusammen: Bei den Baggerarbeiten wurde auch ein alter Ei- chenstamm an das Tageslicht geholt. Er fand Ver- 1. Aufhebung einer über 700 m langen Gewäs- wendung als Totholzelement im Ufer. serverrohrung DN 300, sodass die Durchgän- gigkeit für aquatische und semiaquatische Nach Abschluss der Maßnahme wird der Bereich Lebewesen gewährleistet wird nun weitgehend der eigendynamischen Entwick- 2. Vergrößerung des Straßendurchlasses Gold- lung überlassen und nur beobachtend unterhal- breede von DN 300 auf ein Kastenprofil mit ten.

Der Borgloher Bach oberhalb des Rohrdurchlasses

35 Renaturierung des Borgloher Baches

Öffentlichkeitsarbeit & Umweltbildung

Als die Grundschule Borgloh gefragt wurde, vorher zum Glück gründlich aufgelockert! Die Kin- ob sie sich an dem Projekt beteiligen will, sagte der waren mit Begeisterung bei der Sache. Sie sie begeistert zu. Es stellte sich aber heraus, dass wurden in fünf Teilgruppen angeleitet und konn- nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern ten so richtig effektiv anpacken. auch die meisten Lehrkräfte und Bewohner Borg- Des Weiteren wurden Strömungslenker aus Tot- lohs gar nicht wussten, dass es einen Borgloher holz in das Bachbett eingebaut, um den Tieren Bach gibt. Wen wundert es, denn der Bach war möglichst viele verschiedene Lebensraumstruk- auf einem Großteil seiner Lauflänge verrohrt. Um turen anzubieten. Es ist unwahrscheinlich, dass so wichtiger, dass sie sich nun mit „ihrem“ Borglo- die hier nicht heimische Gelbbauchunke aus dem her Bach identifizieren können. Mindener Raum nach Borgloh einwandern wird, Die dritten und vierten Klassen der Grundschu- dennoch freuen sich die hiesigen Grasfrösche le Borgloh bekamen Besuch und erfuhren von der über das neu entstandene Kleingewässer sowie sagenhaften Borgloher Rohrunke, die laut „Au- die Bachufer. Und auch die Bachbewohner wie gen zwinkernder“ Aussage eines Anwohners in Bachflohkrebs und Strudelwurm profitieren von dem ehemaligen Rohr des Baches gehaust haben den Arbeiten. soll. Die Schülerinnen und Schüler malten Ihre Version der Borgloher Rohrunke. Diese wurden zu Kooperation, Synergieeffekte einem Gesamtkunstwerk als Informationstafel & Hochwasserschutz verarbeitet, welche zum einen am Borgloher Bach zum Verweilen einlädt und zum anderen in der Die lange erwogene und dringend gewünschte Pausenhalle der Grundschule hängt. Zu Nikolaus Umsetzung der Maßnahme ist durch die erfolg- ging es dann an den frisch freigelegten Borgloher reiche Flächenbereitstellung im Zuge des Flurbe- Bach. Der knackige Frost schreckte dabei nieman- reinigungsverfahrens Borgloh ermöglicht wor- den ab. Er half vielmehr, sich sicher auf dem leh- den. Die Maßnahmen wurden in enger migen und schnell sehr matschigem Boden zu Abstimmung mit der Naturschutz- und Wasserbe- bewegen. Die Kinder brachten per Eimerkette hörde des Landkreises Osnabrück, der Teilneh- Kiessubstrat in den geräumigen Kastendurchlass mergemeinschaft der Flurbereinigung Borgloh, ein, damit die Bachtiere problemlos von Stein- den Flächeneigentümern, der Gemeinde Hilter chen zu Steinchen auch unter der Straße hindurch a.T.W. und dem UHV 96 erarbeitet. Finanziell er- in den Oberlauf hochwandern können. Der Bag- möglicht wurde die Maßnahme als Kompen- ger vom UHV Hase-Bever hatte den Kieshaufen sationsflächenpool der Gemeinde Hilter.

Das Kunstwerk am Ufer lädt zum Besuch ein Infotafel mit Kinderbildern der „Borgloher Rohrunke“

36 Renaturierung des Borgloher Baches

Planungsgebiet des Borgloher Bachs

Kontakt

Gemeinde Hilter Marc Schewski (Bügermeister) Osnabrücker Straße 1 49176 Hilter a.T.W. [email protected] www.haseauenverein.de/borgloher-bach- aus-verrohrung-geholt-schueler-der-grund- 52.19512861°, 8.19978589° schule-halfen-mit/

37 Ökologische Umgestaltung des Schierenbachs 2. Preis

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Abgeschlossen: 2015 - 2018

Wettbewerbsteilnehmer Länge der Maßnahme Unterhaltungsverband 98 Hase - Wasseracht 2.800 m

Träger Projektkosten & Finanzierung Bundesrepublik Deutschland – Bundesstraßenver- Kompensationmittel Bundesrepublik Deutsch- waltung, vertreten durch die Niedersächsische land – Bundesstraßenverwaltung ca. 770.000 € Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ohne Grunderwerb (NLSBV), Geschäftsbereich Osnabrück und UHV 98 Kompensationsmittel Stadt Vechta Hase-Wasseracht (im Bereich Maßnahmen für ca. 200.000 € Dritte)

Kooperationspartner Dachverband Hase, Waldpädagogikzentrum Alhorn, Haseauenverein, Umweltlabor „Gras- hüpfer“ Gewässerbettverlegung/ Laufverlängerung Ufer- & Sohlenstrukturen Lage Auenentwicklung Landkreis Vechta/Langförden tlw. Landkreis Cloppenburg/Emstek u. Cappeln WRRL-Bearbeitungsgebiet: 2 Hase

38 Ökologische Umgestaltung des Schierenbachs

Der „neue“ Schierenbach in seinem alten Verlauf

Projektbeschreibung

Das Entwicklungsziel für den Schierenbach war Gruppen eingepflanzt, die langfristig das Ufer mit die Wiederherstellung eines natürlichen Fließge- ihren Wurzeln stabilisieren. wässers und die Rückgewinnung auentypischer Lebensräume. Auf Teilstrecken wurde der Bach Öffentlichkeitsarbeit wieder in seinen alten Verlauf zurückverlegt. Bei & Bewusstseinsförderung Hochwasserereignissen fließt das Wasser in die nunmehr hergestellten Auenbereiche, in denen Die Maßnahme wurde öffentlichkeitswirksam temporäre Kleingewässer und Amphibiengewäs- mehrmals in der Presse dargestellt, unter anderem ser mit einem eigenständigen Charakter angelegt auch zur örtlichen Akzeptanzförderung und um wurden, die aber nur bei höheren Wasserständen Werbung für die Kompensation in und an anderen mit dem Schierenbach in Verbindung stehen. Ein Fließgewässern zu betreiben. Mehrere Pflanzakti- weiterer positiver Effekt war die Schaffung von onen mit Schulklassen - betreut von Herrn Horst Retentionsräumen, um die Wassermengen bei Wieting vom Waldpädagogikzen-trum Alhorn - Hochwasser zurückzuhalten. Außerdem wurde wurden bereits durchgeführt. Der Verein zur Revi- auf ca. 1,0 ha ein Eichen-Hainbuchenwald ange- talisierung der Haseauen e.V. war mit seinem Um- pflanzt. Der Schierenbach wurde mäandrierend, weltlabor „Grashüpfer“ ebenfalls mehrmals vor teilweise in seinen ursprünglichen Verlauf zurück- Ort, um Schülerinnen und Schülern die Ökologie verlegt. Wegen der örtlichen Bodenverhältnisse eines naturnah wiederhergestellten Fließgewäs- wurden, zur vorübergehenden Böschungsfußsi- sers darzustellen. Verbandsgeschäftsführer Jür- cherung und zur besseren Querschnittsgestal- gen Herpin, (ehem.) Geschäftsführer vom Dach- tung, Faschinenwalzen aus ausschlagfreiem Nutz- verband Hase, begleitete die Maßnahme durch reisig eingebaut, die mit kiesigem Material aus aktive fachliche Betreuung und führte im Rahmen der Endmoräne hinterfüttert wurden. Oberhalb seiner Aufgabe als Gewässerkoordinator mehrere der Mittelwasserlinie wurden Erlenstubben in Exkursionen am Schierenbach durch.

39 Ökologische Umgestaltung des Schierenbachs

Synergieeffekte & innovative Finanzierung

Da nicht alle Flächen in diesen Abschnitt durch Insgesamt wurde der Schierenbach auf einer Ge- den NLSTBV erworben wurden, entschloss sich samtfläche von 85.743 m² nach fließgewässeröko- der UHV 98, die für eine linienhafte Umsetzung logischen Gesichtspunkten umgestaltet. Ein weite- erforderlichen Flächen zu kaufen. Diese Bereiche rer positiver Effekt ist die Schaffung von wurden als Ausgleich für Baugebietserweiterun- Retentionsräumen, um die Wassermengen bei gen der Stadt Vechta umgestaltet (20.792 m² Hochwasser zurückzuhalten. Acker und 2.399 m² Teichanlage).

Faschinenwalzen befestigen vorübergehend das Ufer

40 Ökologische Umgestaltung des Schierenbachs

Der geschaffene Retentionsraum trägt zum Hochwasserschutz bei

Kontakt

Unterhaltungsverband 98 Hase - Wasseracht Manfred Kramer (Geschäftsführer) Bahnhofstraße 2 49632 Essen/Oldenburg kramer@hase-wasseracht 52.78403264°, 8.20060901° www.hase-wasseracht.de/infos/projekte/

41 Gewässerentwicklung und Umweltbildung am Altonaer Mühlbach „Alle packen mit an“ 3. Preis

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Laufend: seit April 2015

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Fischereiverein Wildeshausen e.V. 3.000 m und Hunte-Wasseracht Projektkosten & Finanzierung Kooperationspartner k. A. Landkreis Oldenburg Wildeshauser Hunteschule Realschule und Hauptschule Durchgängigkeit Bachanlieger Ufer- und Sohlen- Lage strukturen schonende Gewässer- Landkreis Osnabrück, Stadt Bersenbrück, OT Ahausen, unterhaltung WRRL-Bearbeitungsgebiet 2 Hase

42 Gewässerentwicklung und Umweltbildung am Altonaer Mühlbach

Projektbeschreibung

Der Altonaer Mühlbach gilt im Raum Wildes- pier, welches versucht, naturnahe Planungsansät- hausen und Dötlingen als ein wertvolles Neben- ze möglichst eng an die sich ständig verändern- gewässer der vergleichsweise naturnahen Hunte den Rahmenbedingungen und an die auf ihrem Weg von Wildeshausen Richtung War- fortlaufenden Entwicklungsprozesse anzupassen denburg. Insbesondere Fische nutzen Nebenge- und umzusetzen. Das Konzept umfasst angepass- wässer wie den Mühlbach als Laich- und Auf- te Unterhaltungspraktiken, Struktur- und Vitalisie- wuchshabitat für ihre Nachkömmlinge, sodass rungsmaßnahmen, Pflanzarbeiten sowie Maß- ebenjene Seitensysteme für den Lebenszyklus nahmen zur Herstellung der ökologischen der Wasserbewohner unerlässlich sind. Durchgängigkeit. Das Prinzip der Entwicklungs- Die Bürgerinnen und Bürger kennen den maßnahmen besteht darin, dem Bach seine na- freundlich plätschernden Mühlbach, der zwi- türlichen Baumaterialien, wie Holz, Steine und schen Ursprung und Mündung immer wieder na- Kies zurückzugeben und so im Gewässerbett zu turbelassene Abschnitte aufweist, wo er über platzieren, dass sich der Bach durch eigene Kraft Stock und Stein rauscht und seine Ufer von Erlen aus seinem begradigten Bett heraus entwickelt gesäumt werden. Doch leider haben frühere Ge- und sich selber von den übermäßigen Sandfrach- wässerausbaumaßnahmen und intensive Unter- ten reinigt. haltungspraktiken auch am Altonaer Mühlbach Konkret wurden vielgestaltige Strömungslen- keinen Halt gemacht. Die Maßnahmen der Ver- ker aus Totholzstämmen und Wurzelstubben so- gangenheit haben einen hohen Sandtrieb in wie aus Pfahlreihen oder Steinschüttungen ange- Gang gesetzt, sodass naturnahe Strukturen zu- legt. Mithilfe der Einbauten konnten vielerorts nehmend unter einer Sandwüste begraben wer- Lunken ausgespült sowie Erlenwurzeln und na- den und ökologisch wertvolle Habitate verloren türliche Kiesbänke freigespült werden. Dort wo gehen. keine kiesigen Restvorkommen zu erwarten wa- Das hier vorgestellte Projekt versucht der nega- ren, wurden im Rahmen der Maßnahme zusätzli- tiven Entwicklung Einhalt zu gebieten und die che Kiesbänke und kiesige Rauschen hergestellt. Auswirkungen der Eingriffe wieder zu beseitigen. Relikte aus der Rieseleiwirtschaft, wie Absturz- Im Rahmen der Gewässerallianz Niedersachsen bauwerke und ihre Ufermauern, wurden aus dem wurde durch die Hunte-Wasseracht ein Hand- Gewässer entnommen, sodass etwaige Barrieren lungskonzept entwickelt, indem ein Strauß aus das Durchwandern des Baches durch Fische nicht verschiedensten Maßnahmen aufgeführt ist. Der mehr beeinträchtigen. Verband sieht das Konzept als dynamisches Pa- Foto:Ralf Siemer

Auch Schülerinnen und Schüler packen mit an

43 Gewässerentwicklung und Umweltbildung am Altonaer Mühlbach

Öffentlichkeitsarbeit, Bewusstseins- förderung und Umweltbildung

Ein Hauptaugenmerk des Projektes liegt auf den Themen Umweltbildung und Öffentlich- keitsarbeit. Schuljahr für Schuljahr hat nicht nur der Altonaer Bach ein neues Bett, sondern auch die Gemeinde und die Stadt neue interessierte Gewässerökologen, Wasserbauer, Angler und Naturliebhaber. Das Projekt setzt auf nachhalti- ge Entwicklungsmaßnahmen für den Altonaer Mühlbach und auf eine nachhaltige Bewusst- seinsförderung für Groß und Klein. Veränderung beginnt in den Köpfen und basiert auf Erlebnis- sen und Wissen. Woche für Woche begeistern Verein und Ver- band Schülerinnen und Schüler für das Schutz- Foto: Ira Zylka Ira Foto: gut Wasser und den Lebensraum Bach. Naturnahe Strukturen wurden geschaffen

Kooperation, Synergieeffekte und innovative Finanzierung

Das Projekt stellt eine Symbiose aus verschie- denen Akteuren, Helfern und Unterstützern dar, die mit Manpower, Ehrenamt, Fachkompetenz und Herzblut dem Altonaer Mühlbach neues Le- ben einhauchen und dem Gewässer einen Fein- schliff verpassen. Fischerverein und Unterhal- tungsverband arbeiten partnerschaftlich Seite an Seite und setzen mit ihren Kompetenzen dort an, wo sie gebraucht werden. Im Rahmen des Projektes werden die zur Ver- fügung stehenden Kräfte gebündelt und mög- lichst viele verschiedene Akteure einbezogen. So wurden mittlerweile drei Abschnitte im Rah- men der Schul-AG „Gewässerschutz“ renaturiert und weitere Bereiche durch einen Mitglieder- einsatz des Fischereivereins beackert. Mit finan- zieller Unterstützung des Landkreises Olden- burg wurde im vergangenen Jahr ein fast 1 km langer Teilabbschnitt durch den Regiebetrieb der Hunte-Wasseracht naturnah entwickelt. Deutlich wird auch, dass die Gesamtkosten aufgrund des hohen ehrenamtlichen Engage- ments und den Bemühungen des Unterhal-

tungsverbands, alternative Finanzierungsfor- Zylka Ira Foto: men aufzutun, weit hinter den üblichen Kosten von Renaturierungsmaßnahmen bleiben. Vielfältige Strömungslenker wurden eingebaut

44 Gewässerentwicklung und Umweltbildung am Altonaer Mühlbach Foto: Ralf Siemer Foto:

Besatzmaßnahmen

Kontakt

Fischereiverein Wildeshausen e.V. und Hunte-Wasseracht Ira Zylka (Hunte Wasseracht) Sannumer Str. 4 26197 Großenkneten [email protected] www.fischereivereinwildeshausen.de 52.91853911°, 8.44516925° www.hunte-wasseracht.de

45 Lauf-Lopau-Lauf Gewinner des BINGO-Sonderpreises

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Abgeschlossen: Nov 2016 - Nov 2017

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Regionale Kulturlandschaft Samtgemeinde 250 m Amelinghausen e.V. Projektkosten & Finanzierung Kooperationspartner 13.500 € (90%) (FGE-RL), 1500 € (10%) Landkreis Lüneburg Niedersächsische Landesforsten, Samtgemeinde Amelinghausen hinzu kommen AGH-Eigenanteile, Gemeinde Rehlingen Verzicht auf Gehaltskosten o.g. Institutionen. Landesforsten Niedersachsen SOS Kinderdorf Hof Bockum Naturcampus Bockum Unterhaltungs- und Landschafts- pflegeverband Luhe Gewässerbett- verlegung Lage Durchgängigkeit Landkreis Lüneburg, Gemeinde Rehlingen Auenentwicklung WRRL-Bearbeitungsgebiet: 28 Ilmenau- Seeve-Este

46 Lauf-Lopau-Lauf

Projektbeschreibung

Die Lopau gehört zu den wertvollsten Gewäs- ser verlängert und durch Einbringen von Hartsub- sern des Ilmenausystems. Als niedersächsisches strat wurden Laichbetten und spezielle Biotope Schwerpunktgewässer ist sie fast auf gesamter geschaffen. Strecke FFH-Gebiet und als Landschaftsschutzge- Für die Aue wurden u.a. die alten trockengefal- biet ausgewiesen. Die Lopau wurde im letzten lenen Teiche strukturell umgestaltet, das Hang- Jahrhundert vertieft und begradigt. Zudem wur- druckwasser zur Bewässerung der neuen Gewäs- de ein System von Fangegräben am Auerand her- serlandschaft genutzt und durch Anheben des gestellt, um Grünländereien zu entwickeln. Diese Grundwassers hydromorphe Böden vor Minerali- als „Suderburger Rieselwiesenkultur“ bekannte sierung geschützt. Um den bei der Baumaßnah- Bewirtschaftung galt zu ihrer Zeit als kulturelle me anfallenden Sandtrieb aufzufangen, wurde Fortschrittsleistung. Doch bald wurde die land- zuerst ein Sandfang ca. 50 m unterhalb des Kul- wirtschaftliche Nutzung aufgegeben und die Flä- turstaus eingerichtet. Um die Strukturvielfalt des chen aufgeforstet. Die begradigte Lopau leidet Geländes um die alten Fischteiche zu erhöhen, aktuell immer noch am enormen Sandtrieb und wurden aufgewachsene Erlen größtenteils ent- einzelnen Sohlabstürzen. fernt, Flachwasserzonen errichtet, Dämme abge- Am alten Kulturstau „Auf dem Brende“ wurden flacht oder entfernt und die Teiche somit verbun- mehrere Fischteiche angelegt, die frisches Lopau- den. Im Zuge dieser Umgestaltung konnten die wasser nutzten. Die Staueinrichtung zerfiel, be- Abläufe der Fischteiche in die Lopau verschlossen saß aber immer noch eine Absturzhöhe von ca. und damit der Sedimenteintrag verringert wer- 0,70 m und stellte damit ein unüberwindbares den. Die Abdämmung der Fanggräben an ver- Wanderhindernis für die Gewässerfauna dar. schiedenen Stellen schafft eine Umleitung des Für die Lopau selbst wurde im Zuge der Maß- Wassers in die Fischteiche. Diese Aufstauung in nahmen u.a. die ökologische Barriere durch ein den Gräben und in den Teichen sorgt automa- großzügiges Umgehungsgerinne aufgehoben, tisch für eine Vernässung der Bruchwälder und der Kulturstau in seiner Substanz als Zeugnis kul- eine Belebung der ehemaligen Fischteiche. turhistorischen Wirkens erhalten, das Fließgewäs- Foto: Untere Naturschutzbehörde, Landkreis Lüneburg Landkreis Naturschutzbehörde, Untere Foto:

Kies - unverzichtbar für Fisch & Co

47 Lauf-Lopau-Lauf

Öffentlichkeitsarbeit & Bewusstseinsförderung

Bei privaten wie staatlichen Flächeneigentü- von Kleinmaßnahmen waren Motor für Planungs- mern sowie in der Öffentlichkeit stieß das Projekt und Realisationsgespräche. Vorbereitung und auf breiten Konsens. Das Gesamtprojekt ist zu- Planung der Maßnahmen geschah durch den dem Kristallisationspunkt eines Projektes zur Um- Landkreis Lüneburg in Zusammenarbeit mit dem weltbildung. Die Umweltbildungseinrichtung Unterhaltungsverband (ULV Luhe), dem Gewäs- „Naturcampus Bockum“ begleitet das Projekt. serkoordinator und der Forstverwaltung. Letztere hat als Grundeigentümer die Co-Finanzierung si- Kooperation & Synergieeffekte chergestellt. Außerdem wurde die Maßnahmen- fläche nördlich der Fischteichanlage durch Kom- Durch geänderte Zieldefinitionen, wie FFH-Ma- pensationsflächen des SOS-Dorfes Bockum nagementplanung, Wasserrahmenrichtlinie oder ergänzt. Damit war sichergestellt, dass nicht nur Fortschreibung des Landschaftsrahmenplanes die Lopau selbst, sondern die gesamte 50 m brei- Lüneburg, wurden die Rahmenbedingungen po- te Lopau-Aue auf über 200 m Länge betrachtet sitiv beeinflusst. Die Flächenverfügbarkeit und und umgestaltet werden konnte. insbesondere die unkomplizierte Finanzierung Foto: Untere Naturschutzbehörde, Landkreis Lüneburg Landkreis Naturschutzbehörde, Untere Foto:

Ein Bach orientiert und sortiert sich neu

48 Lauf-Lopau-Lauf Fotos diese Seite: Untere Naturschutzbehörde, Landkreis Lüneburg Landkreis Naturschutzbehörde, Untere Seite: diese Fotos

Kulturstau auf dem Brende

Erlenbruchwald Kies im neuen Bachbett

Kontakt

RegioKult - Regionale Kulturlandschaft Samtgemeinde Amelinghausen e.V. Jürgen Vogt Rehrhof 8 21385 Rehlingen 53.1118607°, 10.22377336° [email protected]

49 Die Teilnehmenden

50 Foto: Maike Hoberg Alle Fotos S.51-53: Maike Hoberg S.51-53: Alle Fotos

Mehr biologische Vielfalt an der Ems – Anlage einer dynamischen Überflutungsfläche mit zahlreichen Teichen als Lebens- und Hochwasserretentionsraum

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Aug - Sept 2017, mit Ausblick in den nächsten Jahren weitere strukturförderende Maßnah- Wettbewerbsteilnehmer & Träger men an der Ems umzusetzen Hotspot-Projekt „Wege zur Vielfalt – Lebens- adern auf Sand“ ein Projekt der Naturschutz- Fläche der Maßnahme stiftung Landkreis Emsland 1 ha Fläche

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Oberschule Salzbergen: Projekt Greencut 195.000 €: 75% BfN, 15% Land Niedersachsen „Jugend filmt biologische Vielfalt“ (NLWKN), 10% Naturschutzstiftung Landkreis Grundschulen Salzbergen und Holsten- Emsland 2017: 65.000 € Bexten, Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Auenentwicklung Lage Artenschutzeffekte Landkreis Emsland, Gemeinde Emsbüren, Ortsteil, WRRL-Bearbeitungsgebiet: Ems Schutzgebiets- entwicklung

51 Mehr biologische Vielfalt an der Ems – Anlage einer dynamischen Überflutungsflächemit zahlreichen Teichen als Lebens- und Hochwasserretentionsraum Projektbeschreibung

Ziel der Maßnahme war es, die biologische Vielfalt des Fließgewässerökosystems der Ems zu fördern. Die Ems selbst ist in ihrer linearen Funktion ein wich- tiger Verbundkorridor für den Erhalt und den Aus- tausch von aquatischem und nicht aquatischem Le- ben. Durch die Maßnahme wurde ein Einzelbiotop geschaffen, dass dem Ökosystem der Ems zugute- kommt. Von besonderer Bedeutung dabei ist die Si- cherung des funktionalen Zusammenhangs mit den Biotopen der Ufer und der bei Hochwasser überschwemmten Aue. Mit Blick in die Zukunft stellt Während der Baumaßnahme diese Maßnahme zudem hinsichtlich eines geplan- ten Biotopverbundes einen wichtigen Trittstein dar. Erhaltungszustandes der Ems und ihrer Aue mit den Dazu gehören auch die bereits durchgeführten spezifischen Lebensraumbedingungen. Maßnahmen, wie die naturnahe Umgestaltung des Die Anlage der Überflutungsfläche ist der Start zur Fleckenbachs bei Emsbüren/Bernte 2015 und die Schaffung eines Biotopverbundsystems an der Ems Anlage eines Emsseitenarms des Fischereivereins durch verschiedene Einzelmaßnahmen im südli- Salzbergen auf Flächen der Naturschutzstiftung des chen Emsland. Landkreises Emsland in Emsbüren/Listrup 2016. Geplant sind für die Zukunft die Anlage von Ems- Die Maßnahmen sind konform mit den Zielen der seitenarmen, Blänken und die Umwandlung von Schutzgebietsausweisung des Landschaftsschutz- Ackerflächen in artenreiche Grünländer in der Em- gebietes „Natura 2000 - Emsauen von Salzbergen saue. Die Flächen, auf denen die Maßnahmen statt- bis Papenburg“. Die Erklärung zum Landschafts- finden, werden intensiv als Äcker genutzt und befin- schutzgebiet bezweckt insbesondere die Gewähr- den sich alle direkt an der Ems. leistung bzw. Wiederherstellung eines günstigen

Leitfaden Artenschutz-Gewässerunterhaltung

Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) haltung artenschutzrechtlicher Vorschriften bei werden mehrere Schutzstufen definiert: „allgemei- Maßnahmen der Gewässerunterhaltung gewähr- ner Artenschutz“ (§ 39), „besonderer Artenschutz“ leistet. Erarbeitet wurde der Leitfaden von einer Ar- und „strenger Artenschutz“ (§ 44). Nach den Schädi- beitsgruppe unter der Federführung des Nds. Lan- gungs- und Störungsverboten dürfen besonders desbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und geschützte Arten nicht verletzt oder getötet werden, Naturschutz (NLWKN). Der Leitfaden stellt eine pra- Laich und Larven dürfen nicht beschädigt oder zer- xisorientierte Arbeitshilfe für Unterhaltungspflichti- stört werden. Streng geschützte Arten dürfen darü- ge und Genehmigungsbehörden dar. Generell muss ber hinaus in empfindlichen Phasen (u. a. Überwin- sich der Unterhaltungspflichtige über nachgewiese- terung, Fortpflanzung, Wanderung) nicht erheblich ne Vorkommen der geschützten Arten informieren. gestört werden und ihre Laichgewässer und Ruhe- Dies geschieht über Verbreitungskarten, die vom stätten dürfen nicht beschädigt oder zerstört wer- NLWKN zur Verfügung gestellt werden. Bei Betrof- den. Bei Maßnahmen der Gewässerunterhaltung fenheit geschützter Arten, sind die jeweiligen Arten- können artenschutzrechtliche Zugriffsverbote ver- steckbriefe mit Hinweise zur Durchführung arten- letzt werden. Diesbezüglich wurde am 31.7.2017 schutzkonformer Unterhaltungsmethoden und vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, besondere Vermeidungs- und/oder Minimierungs- Energie, Bauen und Klimaschutz der Leitfaden „Ar- maßnahmen zu beachten und in Abstimmung mit tenschutz – Gewässerunterhaltung“ bekannt ge- der Unteren Naturschutzbehörde in den Unterhal- macht (Nds. Ministerialblatt Nr. 27/2017, S. 844-860). tungsplänen festzuhalten und umzusetzen. Demnach ist bei Beachtung des Leitfadens die Ein- Weitere Infos unter www.nlwkn.de

52 Mehr biologische Vielfalt an der Ems – Anlage einer dynamischen Überflutungsfläche mit zahlreichen Teichen als Lebens- und Hochwasserretentionsraum

Nach den Bauarbeiten Nachmessen der der Wassertiefe

Bewusstseinsförderung die Ems“. Die von Kommunen, Anwohner und & Umweltbildung anderen Nutzern bei Naturschutz- und Gewäs- serrenaturierungsprojekten häufigen Bedenken Neben Bewusstseinsförderung und Umweltbil- und Gefühle „nicht informiert zu sein, „nicht ein- dung begleitet auch eine intensive Öffentlich- gebunden zu sein“, werden hier minimiert und keitsarbeit dieses Projekt mit entsprechenden öffnen das Bewusstsein Beteiligten und der Presseberichten und Zeitungsartikeln. Die Schü- Öffentlichkeit für zukünftige Naturschutzpro- lerinnen und Schüler mit ihren Umweltbildungs- jekte. aktionen und der Film-AG dienen als Multiplikato- Synergieeffekte ergeben sich dadurch, dass ren in Bezug auf ihre Eltern, Geschwister, Freunde, die im Projekt durchgeführten Maßnahmen sich Nachbarn, andere Flächennutzer und auch auf nicht nur einseitig auf eine Tier- oder Pflanzenart die Politik in der Gemeinde und (hoffentlich) darü- oder einen Lebensraum beschränken, sondern ber hinaus. insgesamt dem Ökosystem der Ems zugutekom- men. Davon profitiert nicht nur die Ems selbst, Kooperation, Synergieeffekte sondern Fische, Wasserlebewesen, Amphibien, & Hochwasserschutz Insekten, Vögel und Säugetiere sowie heimische Pflanzenarten der Flüsse und ihrer Auen. Zudem Dadurch, dass die Maßnahmen in Kooperation entstehen durch die Ausbaggerung der Laichge- mit der Gemeinde Emsbüren und dem Projekt wässer und die naturnahe Umwandlung von Greencut „Jugend filmt biologische Vielfalt“ Ackerflächen in artenreiches Auengrünland, stattgefunden haben, entstehen natürlich ganz neue Hochwasserüberschwemmungsflächen, andere, positive Einstellungen und Beziehungen welches wiederum die Flussdynamik fördert. zu „ihrem“ Projekt: „Mehr biologische Vielfalt für

Kontakt

Naturschutzstiftung Landkreis Emsland Maike Hoberg Ordeniederung 1 49716 Meppen 52.35666719°, 7.34372834° [email protected]

5353 Renaturierung des Hackenbaches

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Abgeschlossen: Aug 2016 - Dez 2016

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Gemeinde Wulften am Harz 1.040 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung NLWKN Gesamtkosten: 338.524 € Fördermittel Fließgewässerentwicklung 278.935 € Eigenmittel Gemeinde Wulften am Harz Lage 59.589 €

Landkreis Göttingen, Gemeinde Wulften am Harz Gewässerbettver legung/ WRRL-Bearbeitungsgebiet: 19 Ruhme Laufverlängerung Durchgängigkeit Auenentwicklung

54 Renaturierung des Hackenbaches

Projektbeschreibung

Vor der Renaturierung wies der Hackenbach Synergieeffekte einen begradigten Gewässerverlauf und ein struk- turarmes Gewässerbett auf. Im homogenen Ab- Der in den 1930er-Jahren begradigte Hacken- flussprofil fehlten Niedrigwasserzonen und eine bach wurde in seinen ursprünglichen Zustand mit Habitatvernetzung war nicht vorhanden. Die Re- der Maßgabe einer nachhaltigen Fließgewäs- naturierungsmaßnahme beinhaltete u.a. die Ent- serentwicklung zurückgebaut. Neben den oben wicklung der Eigendynamik des Gewässers durch beschriebenen Zielen wird auch ein Lückenschluss Entgradigung und Mäanderbildung und die Ver- zwischen den Naturschutzgebieten „Hainholz“ nässung der ursprünglichen Aueflächen. und „Oderaue“ sowie den FFH-Gebieten „Sieber“, Es wurden Drainagen und Verrohrungen im Ge- „Oder“, „Rhume“ und dem „Gipskarstgebiet bei Os- wässerumfeld beseitigt und darauf geachtet, eine terode“ bis an die Grenzen des Nationalparkes Harz gewässertypische Uferstruktur herzustellen. Da- erreicht. durch wurden Lebensräume für gefährdete Insek- ten- und Fischarten geschaffen und die überregio- nale Wanderroute für die Fischfauna, insbesondere Groppe und Bachforelle, wiederhergestellt. Umweltbildung & Akzeptanzförderung

Neben der wasserbaulichen Maßnahme wurde ein gesonderter Wanderweg einschließlich eines Informationsschildes errichtet, um die Maßnahme der Öffentlichkeit darstellen zu können. Zudem be- findet sich in unmittelbarer Nähe ein Radweg, von dem die Maßnahme eingesehen werden kann. Blutweiderich am Gewässer

Der Hakenbach nach der Renaturierungsmaßnahme Standortgerechter Uferbewuchs am Hackenbach

55 Renaturierung des Hackenbaches Foto: Ingenieurbüro Pabsch & Partner & Pabsch Ingenieurbüro Foto:

Erlen am Gewässer

Fließgewässertypen

Fließgewässer werden durch verschiedene Einflüsse zu berücksichtigen. Insbesondere die Sohle eines individuell geformt. Sie werden entsprechend ihrer Fließgewässers ist für den guten Zustand entschei- naturräumlichen Lage, der Gefälleverhältnisse und dend und sollte typkonform, z.B. durch Förderung der naturraumtypischen Bedingungen in Fließge- des entsprechenden Sohlmaterials und der Gewäs- wässertypen unterteilt, die als Leitbilder einen anth- serbettstrukturen, aufgewertet werden. So ist bei- ropogen unbelasteten Referenzzustand beschrei- spielweise in kiesgeprägten Tieflandbächen (Typ ben. Diese Leitbilder entsprechen dem „sehr guten 16) das natürliche kiesige Sohlsubstrat zu fördern, in Zustand“ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie organisch geprägten Bächen (Typ 11) ist dagegen (WRRL). oft Totholz ein Strukturgeber. Als Lebensraum ist die Gewässerentwicklung (aber auch Gewässerunter- Sohle mit ihrem Arteninventar z.B. ein direkter Indi- haltung) kann die Leitbilder der Fließgewässerty- kator für den Zustand nach Wasserrahmenrichtlinie pen nutzen, um die richtigen typspezifischen Struk- für die biologische Qualitätskomponente „Makro- turen im und am Gewässer und den entsprechenden zoobenthos“. Weitere Infos unter: Entwicklungskorridor zu fördern bzw. die spezifi- www.umweltkarten-niedersachen.de schen Entwicklungsbestrebungen eines Gewässers www.nlwkn.de

Kontakt

Gemeinde Wulften am Harz Arnd Barke Otto-Escher-Straße 12 37197 Hattorf am Harz 51.66535412°, 10.19434424° [email protected]

56 Fotos S.57 und 59: Stadtentwässerung Hannover Stadtentwässerung S.57 und 59: Fotos

Naturnaher Ausbau des oberen Laher Grabens

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Abgeschlossen: Aug 2017 – Mai 2018

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Stadtentwässerung Hannover 617 m

Projektkosten & Finanzierung 490.000 € Eigenmittel der Stadtentwässerung

Lage Gewässerbettverlegung/ Laufverlängerung Hannover Lahe WRRL-Bearbeitungsgebiet: 16 Fuhse/Wietze Durchgängigkeit Ufer- und Sohlen- strukturen

57 Naturnaher Ausbau des oberen Laher Grabens

Projektbeschreibung

Durch den Ausbau des Oberlaufs wurde jetzt, len und das Niedrigwasser versiegt in der Breite nach gut 20 Jahren, der letzte Gewässerabschnitt des Profils. Wenn der Regen wieder fällt, stellen des insgesamt 3.380 m langen Laher Grabens, na- die Einleitungen mit den belasteten Autobahnab- turnah umgestaltet. Von technischem Verbau be- wässern den Gütezustand zusätzlich auf die Pro- freit, im Fließquerschnitt verbreitert und mit be. Nach dem Ausbau von Sohlbeton wurde dem Niedrigwasserrinnen ausgestattet, fließt der La- Gewässer eine durchgehende Kiessohle verpasst, her Graben jetzt als begrüntes, blaues Band‚ bar- Bermen angelegt und die Profile mit flachen Bö- rierefrei durch den Nordosten Hannovers und schungen versehen. Ausgebaute Wurzelstubben mündet im Stadtteil Isernhagen-Süd in die Wietze. wurden als Strukturelement eingebaut. Zudem Der Ausbau des oberen Laher Grabens beginnt verhindern schmale Niedrigwasserprofile eine an dessen Anfang, dem Zusammenfluss von Wie- Verschlammung und tragen zu einer dauerhaften tzegraben und Oberen Schiffgraben. Im weiteren Wasserführung bei. Das belastete Niederschlags- Verlauf fließt er entlang eines Abschlagbauwerks wasser der Autobahn läuft jetzt über ein Reini- unter der A37 hindurch, durch eine Grünanlage in gungsbeet in den Laher Graben. Durch die Lauf- Richtung Nordwesten. verlegung im Oberlauf wird das Mittelwasser Sowohl der gerade und breite Gewässerverlauf geschmeidig durch den Durchlass gelenkt. Die als auch die mangelnde Fließdynamik am Vertei- Profileinengungen werden auch im Durchlass lerbauwerk führten zu Verschlammungen des weitergeführt. Über die dort beidseitig eingebau- Durchlasses und des Unterlaufs. In niederschlags- ten Steinkörbe können Tiere jetzt über die Ber- armen Zeiten neigt das Gewässer zum Trockenfal- men den Durchlass durchwandern.

Der Atlantische Lachs (Salmo salar)

Er ist Fisch des Jahres 2019: Der Atlantische Lachs Behörden. Das Inkrafttreten der Wasserrahmen- (Salmo salar), ein anadromer Langdistanzwan- richtlinie (WRRL) unterstützt die Entwicklung derfisch („hinauf“- schwimmend zum Laichen), maßgeblich, sodass auch Wanderhindernisse der zwischen Süß- und Salzwasserhabitat wech- nach und nach zurückgebaut werden, um die selt. Er wird in Fließgewässern geboren und wan- Wanderung des Lachses zu ermöglichen. Er ge- dert als Jungfisch (Smolt) ins Meer. Zur Fortpflan- hört zu den FFH-Arten (Anhang II) und wird in zung und zum Laichen kehrt der Lachs im adulten Deutschland auf der Roten Liste als „vom Ausster- Alter wieder in den kiesigen Oberlauf seines Hei- ben bedroht“ eingestuft. matgewässers zurück. Der Atlantische Lachs ge- Weitere Infos: BfN – Bundesamt für Naturschutz hört zur Familie der Salmoniden (Lachsfische) (2011): Erfassung der Wanderfische im Rahmen und war im letzten Jahrhundert in Deutschen des bundesweiten FFH-Monitorings. Bonn; DAFV Fließgewässern ausgestorben. Seit den 1990er - Deutscher Angelfischerverband e.V. (2019): Fisch Jahren laufen Wiederansiedlungsprojekte, vor al- des Jahres 2019. Der Atlantische Lachs. Berlin lem durch (Angel-)Vereine und Unterstützung von

58 Naturnaher Ausbau des oberen Laher Grabens

Öffentlichkeitsarbeit & Bewusstseinsförderung

Die Umgestaltung des Laher Grabens ist Teil eines umfassenden Renaturierungsprogram- mes der Landeshauptstadt Hannover mit dem Ziel, Strukturen und Durchgängigkeit der Ge- wässer zu verbessern, Trittsteinbiotope zu bil- den und die Naherholungsqualität zu steigern. Die geplante Maßnahme wurde am Tag der of- fenen Tür der Stadtentwässerung im Jahre 2016 am Gewässerinfostand vorgestellt. Laher Graben vor der Maßnahme

Kooperation & Hochwasserschutz

Nördlich der Autobahn verbindet sich das Aus- bauprojekt des Laher Grabens mit dem Projekt „Städte wagen Wildnis“ des BfN. Für dieses Pro- jekt wurden mehrere Hektar Grünfläche ausge- zäunt, die ab Sommer 2018 durch eine extensi- ve Schafbeweidung unterhalten und entwickelt werden soll. Mitten durch diese Fläche windet sich das Gewässer und kann von den Tieren gekreuzt werden. Südlich der A37 wird eine öf- fentliche Grünverbindung an den Betriebsweg entlang des Gewässers angebunden. Die Maßnahme hat das Retentionsvolumen um ein Vielfaches vergrößert und ist somit auch ein wichtiger Bestandteil des vorbeugenden Hochwasserschutzes. Laher Graben nach der Umsetzung

Kontakt

Stadtentwässerung Hannover Karsten Weigel Sorststr. 16 30165 Hannover [email protected] 52.40943434°, 9.82781109° www.Stadtentwässerung-Hannover.de

59 Alle Fotos S.60-61: Henning Knobke Henning S.60-61: Fotos Alle Der Löninger Mühlenbach fließt in die Zukunft

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Laufend: Okt 2016 - Aug 2019 (1. Abschnitt)

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Stadt Löningen 2.000 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Planungsbüro Diekmann, Ohne Förderung, Haushalt der Stadt Löningen, Mosebach & Partner, Bindung an Festsetzungen (Kompensation) Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. - von Bebauungsplänen Sportfischerverband, Amt für regionale Landesentwicklung Gewässerbettverlegung/ Landwirtschaftskammer Weser-Ems Laufverlängerung Lage schonende Landkreis Cloppenburg, Stadt Löningen, Gewässerunterhaltung Ortsteil Duderstadt/Meerdorf WRRL-Bearbeitungsgebiet: 2 Hase Auenentwicklung

60 Der Löninger Mühlenbach fließt in die Zukunft

Projektbeschreibung

Ziel des Projektes ist das Erreichen des „guten Um ein frühzeitiges Verbuschen der Flusstalaue ökologischen Potenzials“ des Löninger Mühlen- zu verhindern, hat die Dorfjugend der Dorfge- baches. Daher wurde für gewässernahe Flächen meinschaft Lodbergen-Holthausen-Duderstadt der Bereich frühzeitig als Suchraum für Kompen- im Februar 2018 einen Termin zum „Zupfen von sationsflächen deklariert. Mittlerweile befinden Weiden“ durchgeführt. sich etwa 30 Hektar als vorhandene bzw. poten- zielle Kompensationsflächen im Besitz der Stadt Kooperation, Synergieeffekte Löningen, welche in einem direkten Verband mit & Hochwasserschutz gewässerbaulichen Maßnahmen aufgewertet werden. Ein Werkzeug zur Erreichung der Ziele Vor der Umsetzung des Projektes sind alle be- war der Einsatz des „Osnabrücker Kompensati- troffenen Institutionen und Personenkreise mit onsmodells“ mit zusätzlichen Bewertungsauf- einbezogen worden. Unter der Federführung der schlägen. Der Löninger Mühlenbach wurde zur Hase-Wasseracht wurde in Zusammenarbeit mit Erreichung der Ziele in ein neues, naturnah ver- dem NLWKN Cloppenburg, der Unteren Natur- laufendes Flussbett verlegt, mit dem Fokus der schutzbehörde und der Unteren Wasserbehörde Vernetzung des Fließgewässers mit der Umge- des Landkreises Cloppenburg, dem Planungsbüro bung als Aue und der Anlage von Retentionsflä- Diekmann, Mosebach & Partner, Rastede, erste Ide- chen. Das alte Bachbett bleibt als Altwasser be- en entwickelt. Später wurden noch Herr Dr. Jens stehen. Salva vom Landesfischereiverband Weser-Ems e.V., Herr Jürgen Herpin, (ehem.) vom Dachverband Öffentlichkeitsarbeit Hase sowie das Ingenieurbüro IDN, Oyten, mit in & Akzeptanzförderung das Projekt einbezogen. Das Kreislandvolk und das Ortslandvolk sind frühzeitig beteiligt worden. Die Über die Gestaltung der neuen Flusstalaue ent- zuständige Landwirtschaftskammer hat das Pro- lang des Löninger Mühlenbaches ist vielfach in jekt ebenfalls begleitet; sowohl was den Kontakt den Medien berichtet worden. Dadurch, dass es zu den Landwirten als auch den späteren Kultur- sich als Kompensationsfläche für z.B. festgesetzte ausbau während der Bauarbeiten anbelangte. Wohnbau- und Gewerbegebiete um einen öffent- Während der Konzepterstellung wurde das Amt lichen Belang handelt, fand dieses Projekt eine für regionale Landesentwicklung, Oldenburg, auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. dieses Projekt aufmerksam. Es wurde daher eine Aus vielen interessierten Bevölkerungsschich- „maßnahmenbezogene Flurbereinigung“ vorge- ten wurde der Wunsch geäußert, Führungen für schlagen. Durch diese Synergie wurden die Grund- das Bildungswerk, Vereine und Verbände sowie stücksaufteilungen einfacher geregelt. Das Flurbe- interessierte Institutionen (Hase-Wasseracht, Ver- reinigungsverfahren kostete den beteiligten ein zur Revitalisierung der Haseauen, Landkreis Grundstückseigentümern nichts. Die Stadt Lönin- Cloppenburg usw.) anzubieten und durchzufüh- gen als Maßnahmenträger der Kompensations- ren. maßnahmen kommt für die entstehenden Pla- nungs- und Baukosten auf.

Die neue Flusstalaue des Löninger Mühlenbaches Vernetzung des Fließgewässers mit der Aue

61 Der Löninger Mühlenbach fließt in die Zukunft

Gewässerunterhaltung & Wasserrahmenrichtlinine

Gewässerunterhaltung allgemein muss hohe An- haltung liegt dabei in der Regel in der Eigenverant- forderungen berücksichtigen, deren praktische wortung und Entscheidungsbefugnis des Unter- Umsetzung oft nicht leicht ist und die im Wider- haltungspflichtigen (z.B. von Verbänden und spruch zueinander stehen können. Die Unterhal- Kommunen). Die Rechtsaufsicht über die Unterhal- tung eines Gewässers umfasst nach § 61 Abs. 1 Nie- tung wird durch die zuständige Wasserbehörde dersächsisches Wassergesetz (NWG) u.a. die ausgeübt, welche die korrekte Umsetzung der Erhaltung eines ordnungsgemäßen Wasserabflus- Rechtsvorgaben überwacht, jedoch keine Fachauf- ses und gleichberechtigt die Pflege und Entwick- sicht über die im Rahmen der Unterhaltung zu tref- lung. Nach § 39 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz fenden Zweckmäßigkeits- und Ermessensentschei- (WHG) hat man sich bei der Unterhaltung an den dungen ausübt (Reese, 2018). Für die Behörden Zielen der §§ 27 bis 31 WHG (Umsetzung der EG- bestehen jedoch im Einzelfall besondere Anord- Wasserrahmenrichtlinie) auszurichten. Der Zweck nungsrechte z.B. nach § 42 WHG (u.a. Anordnung, eines Unterhaltungsverbandes dient sowohl dem dass Unterhaltungsmaßnahme nicht durchzufüh- öffentlichen Interesse als auch dem Nutzen seiner ren sind, soweit dies notwendig ist, um die Bewirt- Mitglieder (§ 1 Abs. 2 Wasserverbandsgesetz schaftungsziele zu erreichen) sowie auch bestimm- (WVG)), was zu einem Interessenskonflikt führen te Informations-, Zustimmungs- und Ersatzvor- kann, der teilweise zugunsten der Flächenbewirt- nahmerechte nach dem Wasserverbandsgesetz schaftung entschieden wird. Die eher abstrakten (§§ 74-76 WVG). „ökologischen“ Anforderungen können ggf. be- Weitere Infos: Reese et al. (2018): Wasserrahmen- rücksichtigt werden, indem möglichst schonend richtlinie - Wege aus der Umsetzungskrise; und naturnah unterhalten wird und vom Unterhal- DWA M-610 (2010): Neue Wege der Gewässerunter- tungspflichtigen Kompromisse austariert werden. haltung Die öffentlich-rechtliche Verpflichtung der Unter-

Kontakt

Stadt Löningen Hannah Lohe Lindenallee 1 49624 Löningen hannahlohe@loeningen 52.7351378°, 7.77414044° www.loeningen.de

62 Renaturierung der Ofener Bäke auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände Oldenburg/Wiefelstede

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Abgeschlossen: März 2014 - Juli 2014

Träger & Wettbewerbsteilnehmer Länge der Maßnahme Haaren-Wasseracht 1.050 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Gemeinde Rastede 497.092 €, 100% Kompensationsmittel Gemeinde Wiefelstede

Lage Gewässerbettverlegung/ Laufverlängerung Landkreis Ammerland, Gemeinde Wiefelstede Durchgängigkeit WRRL-Bearbeitungsgebiet: 25 Hunte Auenentwicklung

63 Renaturierung der Ofener Bäke auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände Oldenburg/Wiefelstede

Projektbeschreibung

Die Ofener Bäke ist ein kiesgeprägter Tiefland- bracht. Bei der Umsetzung der Maßnahme wurde bach und ein erheblich verändertes Gewässer. Im auf massive Ufer- und Sohlbefestigungen verzich- Rahmen der Umsetzung der Wasserrahmenricht- tet und ein Entwicklungskorridor für die Eigendy- linie ist für die Bäke aus diesem Grund das gute namik der Bäke mit den dazugehörigen Uferbe- ökologische Potenzial zu erreichen. Dazu gehört reichen geschaffen. Neben der Verrohrung wurde in erster Linie die Wiederherstellung der ökologi- eine Kaskade am Ende der Ausbaustrecke als wei- schen Durchgängigkeit. Darüber hinaus sollten teres Durchgängigkeitshindernis abgebrochen. eine Mindestwasserführung sichergestellt sowie Der Höhenunterschied der Kaskade konnte für zusätzliche Rückhalteräume geschaffen werden. die Laufverlängerung genutzt werden. Für die Der im Zuge der Maßnahme renaturierte Ab- Erstellung der großen Auebereiche wurden schnitt der Ofener Bäke liegt im Bereich des ehe- rd. 20.000 m³ Boden ausgehoben und umgela- maligen Fliegerhorstes. 1952 wurde die Bäke gert. Dabei war es möglich, den Bodenaushub vor beim Bau der Startbahn aus ihrem ursprünglichen Ort zu belassen und knapp 30.000 m² vorhande- Bett nach Westen verlegt. Sechs Jahre später ne Betonflächen, unter anderem einen Teil der (1958) wurde sie aufgrund der Startbahnverlänge- Start- und Landebahn, zu übererden. Es wurde rung auf einem rd. 880 m langen Abschnitt ver- bei der Maßnahme nur eine geringfügige Be- rohrt. An Stelle von 880 m Verrohrung im Beton- pflanzung als Initialpflanzung vorgenommen. Die rohr DN 1200 wurden nun 1.050 m offene Bermen und Auenbereiche bleiben der natürli- naturnahe Gewässerstrecke neu geschaffen. Der chen Sukzession überlassen. Inzwischen hat sich Kernbereich der Renaturierungsmaßnahme süd- bereits im Uferbereich ein ausgeprägter Erlenbe- lich der ehemaligen Startbahn besteht aus einer wuchs eingestellt. Die Ofener Bäke wird von dem bis zu 60 m breiten Aue mit einer darin natürlich Sportfischereiverein Oldenburg betreut. Es findet verlaufenden Niedrigwasserrinne zur Sicherstel- hier ein regelmäßiges Monitoring durch Elektro- lung der Mindestwasserführung. In der Rinne befischung statt. wurde an mehreren Stellen punktuell Kies einge- Foto: HartmutFoto: Lueken

Auenlandschaft der Ofener Bäke

64 Renaturierung der Ofener Bäke auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände Oldenburg/Wiefelstede

Öffentlichkeitsarbeit & Öffentlichkeitsbeteiligung

Die Umsetzung der Maßnahme wurde durch die örtliche Presse (NWZ) begleitet. Nach Fertigstellung wurden sämtliche Mitglieder (ca. 26.000) der Haaren-Wasseracht über ein Info- blatt informiert. Es werden regelmäßig Führungen über die Fläche vorgenommen. Insbesondere be- steht eine Kooperation mit der Projektgruppe Aqua-Wasser-Water, der lokalen Agenda 21 der Stadt Oldenburg, mit der gemeinsame Pflanzaktio- nen durchgeführt und regelmäßig gewässerökolo- gische Radtouren angeboten werden.

Hochwasserschutz & innovative Finanzierung

Durch die Herstellung der Aue wurde ein Reten- tionsvolumen von knapp 20.000 m³ geschaffen. Dieses kommt den Unterliegern der Ofener Bäke zugute. Die Finanzierung der Maßnahme erfolgte zu 100% über Kompensationsmittel. Es wurde hier- zu eine Kompensationsvereinbarung mit den Ge- meinden Rastede und Wiefelstede geschlossen. Die Renaturierung der Bäke gilt bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Ammerland als „Ersatzmaßnahme“ für Eingriffe in die Natur durch die Bauleitplanung der Kommunen. Kompensation am Gewässer reduziert die zu- Foto: HartmutFoto: Lueken nehmende Inanspruchnahme landwirtschaftlich genutzter Flächen, sodass es auch von dieser Seite Ofener Bäke nach Fertigstellung und temporärer Uferbe- eine große Akzeptanz für die Maßnahme gab. festigung

Kontakt

Haaren-Wasseracht Hartmut Lueken Sandweg 2 26160 Bad Zwischenahn [email protected] www.haaren-wasseracht.de/index.php/ 53.18028426°, 8.14498324° projekte/ofener-baeke-fliegerhorst

65 Grüne Flächenbewirtschaftung Bärbel S.66-67: Diebel-Geries Fotos Alle in der Rhumeaue

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Laufend: 2017 - Juni 2019

Wettbewerbsteilnehmer Länge der Maßnahme Runder Tisch Rhumeaue Projektmoderation 4.000 m Geries Ingenieure GmbH Projektkosten & Finanzierung Träger LaGe-Projekt „Grüne Flächenbewirtschaftung NLWKN- Betriebsstätte Süd in der Rhumeaue“ 100% gefördert über ELER, Folgeprojekt: „Beschleunigtes Zusammenle- Kooperationspartner gungsverfahren nach § 91 Flurbereinigungsge- Landvolk Göttingen setz (BZV)“ Verfahrenskosten ca. 20.000 € Landvolk Northeim Osterode UNB Landkreis Göttingen Lage UNB Landkreis Northeim Samtgemeinde Gieboldehausen Landkreis Northeim, Landkreis Göttingen NABU-Gillersheim WRRL-Bearbeitungsgebiet: 19 Rhume Landkreis Göttingen Naturschutzbeauftragte Landkreis Northeim weitere Kommunen Auenentwicklung Landwirtschaftskammer Niedersachsen Bezirksstelle Northeim Artenschutzeffekte Amt für regionale Landesentwicklung Braun- schweig, Geschäftsstelle Göttingen Schutzgebiets- Unterhaltungsverband Rhume entwicklung

66 Grüne Flächenbewirtschaftung in der Rhumeaue

Projektbeschreibung

Ziel der Maßnahme ist die durchgängige Schaf- diesen Bereichen eine eigendynamische Entwick- fung von Gewässerrandstreifen, die Förderung von lung möglich. Die Gewässerunterhaltung ist scho- Lebensraumtypen des FFH-Gebietes und die exten- nend und auf den Naturschutz ausgerichtet. sive Bewirtschaftung der Grünlandbereiche im Be- reich der /Rhume bei Katlenburg-Lindau. Öffentlichkeitsarbeit Um die Anbindung eines Amtarms der Rhume zu & Akzeptanzförderung ermöglichen und einen Gewässerrandstreifen zu schaffen, wurde für Einzelflächen ein freiwilliger Als zentrales Element wurde der „Runde Tisch Landtausch durchgeführt. Im Bereich Lindau konnte Rhumeaue“ auf der Auftaktveranstaltung des ein beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren Projektes im März 2017 etabliert. Zum Runden mit einem Flächenumfang von rund 50 ha initiiert Tisch gehören rund 20 Akteure aus den Bereichen werden. Nach Abschluss dieser Maßnahme wird ein Landwirtschaft, Naturschutz, Kommunen, Initiati- durchgängiger, überwiegend beidseitiger Gewäs- ven und die Projektpartner. Zusätzlich erfolgt serrandstreifen mit einer Breite von mindesten 15 m themenbezogen eine Einladung an Fachleute und einer Länge von mehr als 4.000 m entstanden und direkt betroffene Akteure. Dieses Gremium sein. Die Pufferstreifen tragen dabei zur Minimie- war über die gesamte Bearbeitungszeit einge- rung der direkten und indirekten Stoffeinträge (z.B. bunden und soll anschließend die weitere Umset- aus der Landwirtschaft, Sedimente) bei. zung von konkreten Projekten im Projektgebiet Der Bereich des Gewässerrandstreifens wird der begleiten. Das LaGe-Projekt „Grüne Flächenbe- natürlichen Sukzession überlassen. Durch die Förde- wirtschaftung in der Rhumeaue“ soll dazu beige- rung dieser Lebensräume wird die Habitatqualität tragen, gemeinsame Ziele des Naturschutzes und und damit auch die Artenzusammensetzung deut- der Landwirtschaft umzusetzen. Unter dem Titel lich verbessert. Spezialisierte und schutzwürdige „Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand“ Arten erhalten wieder erforderliche Lebensräume. wird die Flächenbewirtschaftung abgestimmt. Hier ist auch besonders auf die im im Gebiet leben- den Fischotter und Biber zu verweisen. Nach FFH- Synergieeffekte Richtlinie sind beide Arten als prioritäre Arten zu & Konfliktmanagement schützen und ihre Lebensräume sind zu entwickeln. Durch die Einrichtung der Gewässerrandstreifen Nach starken Protesten aus der Landwirtschaft und die Förderung der Gehölzstrukturen wird in wurde die Beantragung der zweiten Förderphase

Naturnaher Auenbereich südlich von Lindau Rhumeaue und beschleunigtes Zusammenlegungsver- fahren

67 Grüne Flächenbewirtschaftung in der Rhumeaue

für das Naturschutzgroßprojekt Grünes Band aus- Naturschutz profitiert, da Bewirtschaftungskon- gesetzt. Der große Widerstand der Landwirt- zepte abgestimmt werden und die Entwicklung schaft gegen dieses Schutzgebiet ist u.a. in der von artenreichem Grünland gefördert wird. Die mangelnden Einbindung der örtlichen Landwirt- Nutzung der Flächen wird über Pachtverträge ge- schaft begründet. Dies hat der NLWKN zum An- regelt und die bisher übliche Fremdnutzung wird lass genommen sehr offen mit den Beteiligten ins unterbunden. Durch die Bewirtschaftung der Flä- Gespräch zu gehen und gemeinsam mit den Pro- chen im Wechsel mit Gehölzen, Röhrichten und jektpartnern das Projekt „Grüne Flächenbewirt- Sümpfen wird das Landschaftsbild bereichert schaftung in der Rhumeaue“ zu starten. Auftre- und gewinnt dadurch an Bedeutung. Die Erstel- tende Konflikte mit dem Artenschutz durch die lung von Infomaterial fördert das Naturerleben Bewirtschaftung von Brachflächen wurden ge- und den Tourismus. Letztendlich trägt die Maß- meinsam gelöst. Von der Zusammenarbeit profi- nahme auch zum Hochwasserschutz bei, da u.a. tieren die Landwirte, da Flächen wieder in die Be- durch die Schaffung der Randstreifen die angren- wirtschaftung genommen werden. Auch der zenden Retentionsflächen optimiert werden.

RL LaGe

RL LaGe bezeichnet die „Richtlinie Landschafts- die Schaffung neuer Netzwerke, Management pflege- und Gebietsmanagement“, eine nieder- der Zusammenarbeit, Erarbeitung von regionalen sächsische Förderrichtlinie, die mit EU-Mitteln die Konzepten und Praxisleitfäden sowie Prozesse zur Zusammenarbeit verschiedener Akteure im länd- Akzeptanzförderung. Mit dieser Richtlinie können lichen Raum fördert. Zweck der Förderung ist es, auch Maßnahmen in der Programmkulisse des durch eine kooperative Zusammenarbeit zum Er- „Aktionsprogramms Niedersächsische Gewässer- halt und zur Förderung der biologischen Vielfalt landschaften“ gefördert werden (fachübergrei- in der Kulturlandschaft beizutragen, einschließ- fende, integrierte Gewässer- und Auenentwick- lich der Flächen der Agrarlandschaft mit hoher lung). Weitere Infos unter www.nlwkn.de, (Nds. Bedeutung für den Naturschutz sowie für die Ziele MBl. 2015 Nr. 48, S. 1550). von Natura 2000 (europäisches Netz zusammen- www.gewaesserlandschaften.niedersachsen.de hängender Schutzgebiete). Gefördert werden u.a.

Kontakt

Runder Tisch Rhumeaue, Projektmoderation Geries Ingenieure GmbH Bärbel Diebel-Geries Kirchberg 12 37130 Reinhausen [email protected] 51.65943429°, 10.10402275° www.rhumeaue.geries.de

68 Alle Fotos S.69-71: Frank Faber Frank S.69-71: Alle Fotos

Renaturierung der Rodenberger Aue in einem Teilbereich des ST Riepen

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Abgeschlossen: Feb 2015 - März 2015

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Stadt 350 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung NLWKN Kosten: 134.403 € Landkreis Schaumburg 90% Landesmittel zur Fließgewässerentwick- Unterhaltungsverband Nr. 53 lung, 5% Eigenanteil der Stadt Bad Nenndorf zzgl. der Mehrkosten für Grunderwerb 2,5% Drittmittel Landkreis Schaumburg Ufer- und Sohlen- 2,5% Drittmittel UHV 53 strukturen Lage schonende Gewässer- unterhaltung Landkreis Schaumburg, Bad Nenndorf/ST Riepen Auenentwicklung WRRL-Bearbeitungsgebiet: 21 Leine-

69 Renaturierung der Rodenberger Aue in einem Teilbereich des ST Riepen

Projektbeschreibung

Die Maßnahme diente/dient als weiterer Bau- stein zur Herstellung des guten ökologischen Ge- samtzustandes der Rodenberger Aue und zur Verbesserung der Gewässerstruktur in diesem Streckenabschnitt. Um diesen Streckenabschnitt über eine Länge von ca. 350 m ökologisch aufzu- werten, erfolgte die Anlage von Sekundärauen- bereichen mittels Bodenabtrag von 1,20 m bis 1,80 m unter Gelände sowie eine Umgestaltung des Fließquerschnittes durch Anlage von Bermen, Einbau von Totholz, Kies usw. Zur Förderung der eigendynamischen Entwicklung wurde die Bö- schungsfußsicherung entlang der westlichen Bö- schung entfernt. Durch diese Maßnahmen ergibt sich ein Gewässerrandstreifen/Entwicklungskorri- dor in einer Breite von 25 m, wobei ein „Sauber- keitsstreifen“ zur angrenzenden landwirtschaftli- Renaturierung an der Rodenberger Aue chen Fläche regelmäßig gemäht werden soll. Die „Gewässerunterhaltung“ beschränkt sich in Ab- Bewusstseinsförderung stimmung mit dem UHV 53 auf eine reine Beob- & Akzeptanzförderung achtung der Situation. Der hier ansässige Fische- reiverein erhielt von der Stadt Bad Nenndorf eine Die Grundlage für die Durchführung dieser Spende für die Aussetzung von Fischen zum Er- Maßnahme war die Bereitschaft eines Anliegers, halt bzw. zur Erhöhung der Population. benötigte Flächen entlang des Gewässers zum Zwecke der Gewässerentwicklung zu verkaufen. Dieser Prozess bedurfte erheblicher Überzeu- gungsarbeit. Die Gesamtmaßnahme wurde von der hiesigen Presse begleitet und so der interes- sierten Öffentlichkeit näher gebracht. Des Weite- ren wurde die Maßnahme in verschiedenen Gre- mien auch von Vertretern der UWB und des UHV 53 bei Terminen als beispielhaft vorgestellt. Synergieeffekte & Hochwasserschutz

Durch die vorgenommenen Abgrabungen in der Größenordnung von rd. 5.000 m³ (Sekun- däraue) ergeben sich Synergien in Hinblick auf den Hochwasserschutz, die jedoch aufgrund der „Kleinräumigkeit“ der Maßnahme schwer zu be- ziffern sind. Des Weiteren dient der Entwicklungs- streifen in der Breite von 25 m auch den Entwick- lungszielen des allgemeinen Naturschutzes. Die finanziellen Beteiligungen des Landkreises Schaumburg und des UHV 53 sind als positiver Ef- fekt zu benennen, der in Hinblick auf die politi- sche Diskussion, überhaupt solche freiwilligen Einbau von Totholz Maßnahmen umzusetzen, durchaus hilfreich war.

70 Renaturierung der Rodenberger Aue in einem Teilbereich des ST Riepen

Gewässerrandstreifen

Gewässerrandstreifen dienen nach § 38 Wasser- dem Land und die daran gebundenen Lebensge- haushaltsgesetz der Erhaltung und Verbesserung meinschaften. Als „Entwicklungsraum“ kann die- der ökologischen Funktionen oberirdischer Ge- ser Randbereich im Idealfall wertvolle Strukturen wässer, der Wasserspeicherung, der Sicherung des bieten. Im Gewässerrandstreifen darf u.a. Grün- Wasserabflusses sowie der Eintragsverminderung land nicht in Acker umgebrochen werden, stand- aus diffusen Quellen und sind mit entsprechen- ortgerechte Bäume dürfen nicht entfernt werden, den Nutzungseinschränkungen belegt. Aufgrund der Umgang mit wassergefährlichen Stoffen ist landesrechtlicher Ausnahmeregelung besteht reglementiert und die Ablage von Gegenständen derzeit an niedersächsischen Gewässern 3. Ord- ist geregelt. In der landesrechtlichen Ergänzung nung kein Gewässerrandstreifen (§ 58 NWG). Für nach § 58 NWG kann die Wasserbehörde anord- diese Gewässer regeln ggf. Unterhaltungsverord- nen, dass Gewässerrandstreifen mit standortge- nungen der Wasserbehörden die Nutzung am Ge- rechten Gehölzen bepflanzt werden, sofern es für wässerrand. Die im Gesetz verankerte Verbesse- die Funktion der Gewässerrandstreifen erforder- rung der ökologischen Funktionen im lich ist. Randbereich der Gewässer berücksichtigt die Weitere Infos auch unter BUND LV Niedersachsen enge Verzahnung des Lebensraumes Wasser mit (2014): Wegraine und Gewässerrandstreifen

Turbulente Ströhmung

Kontakt

Stadt Bad Nenndorf Marina Bartel Rodenberger Allee 13 31542 Bad Nenndorf 52.300523°, 9.35322076° [email protected]

71 Wiederherstellung der Durchgängigkeit Liv Launsbach S.72-74: Alle Fotos der Warnau an der alten Holzfabrik in Cordingen

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Hauptamt Abgeschlossen: Okt 2017 - Okt 2018

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Unterhaltungsverband Böhme 165 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Untere Naturschutzbehörde Heidekreis 464.841 €, 90% Fließgewässerentwicklungs- als Drittmittelgeber Richtlinie (FGE-RL), 10% Drittmittel der Unteren NLWKN als Förderstelle (FGE-Maßnahme) Naturschutzbehörde Landkreis Heidekreis

Lage

Landkreis Heidekreis, Gemeinde Bomlitz, Cordingen Gewässerbettverlegung/ WRRL-Bearbeitungsgebiet: 22 Aller/Böhme Laufverlängerung Durchgängigkeit

72 Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Warnau an der alten Holzfabrik in Cordingen

Projektbeschreibung

Trotz mäßiger bis guter Bewertung weist die gert. In den neuen Verlauf der Warnau erfolgte Warnau noch einige Wanderhindernisse auf. Zu der Einbau von 24 Steinschwellen, wodurch 23 diesen zählte auch das marode Staubauwerk an Becken entstanden sind. Somit konnte oberhalb der alten Holzfabrik in Cordingen. Mit einem Hö- des neuen Gerinnes der ursprüngliche Wasser- henunterschied von ca. 1,70 m stellte das Stau- stand gehalten werden. Entlang des Raugerinnes wehr ein unüberwindbares Hindernis für die wurde auf einer Uferseite ein Hochwasserentlas- aquatische Fauna, wie Fische und Makrozooben- ter erstellt. Dieser soll nicht nur dem Ableiten von thos, dar. Zudem war das Wehr bereits in die Jahre erhöhten Abflussmengen im Hochwasserfall die- gekommen und an mehreren Stellen wegero- nen, sondern auch für Unterhaltungsmaßnahmen diert, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass das zur Verfügung stehen. Somit wurde nicht nur die Bauwerk mit den Jahren seine Funktionalität ver- Durchgängigkeit des Gewässers an dieser Stelle liert und sich der Wasserstand oberhalb absenkt, wiederhergestellt und dadurch ein Teil zur Um- mit der Zeit immer mehr zugenommen hätte. setzung der WRRL beigetragen, sondern auch der Hierdurch wäre eine Beschickung der Teiche nicht Hochwasserschutz verbessert. mehr möglich gewesen. Darüber hinaus hätte es zu negativen Entwicklungen der im Landschafts- Öffentlichkeitsarbeit schutzgebiet befindlichen Vegetation kommen können, die sich auf den vorherrschenden Was- Um im Vorfeld der Baumaßnahme mit den An- serstand eingestellt hat. Um dem entgegenzuwir- liegern und den zuständigen Behörden sowie der ken und die Durchgängigkeit der Warnau an die- Gemeinde ins Gespräch zu kommen, wurden ne- ser Stelle wiederherzustellen, wurde das ben einem Informationstermin auch vermehrt Er- Staubauwerk entfernt. Der Höhenunterschied klärungsgespräche vor Ort geführt. Darüber wurde über ein Raugerinne mit Beckenstruktur hinaus wurde das Projekt, inkl. Exkursion, beim abgebaut. Da die Möglichkeit bestand, einen Gewässertag vorgestellt, um die Möglichkeit der Großteil der einen Teichfläche für die Gestaltung Gewässerentwicklung durch die Wiederherstel- des Raugerinnes zu nutzen, wurde die Warnau lung der Durchgängigkeit aufzuzeigen. aus ihrem vorherigen begradigten Verlauf in eine Der Gewässertag fungiert dabei als Informati- S- Kurve verlegt und somit um ca. 84 m verlän- onsveranstaltung und Diskussionsplattform und

Altes Staubauwerk vor Maßnahmenumsetzung

73 Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Warnau an der alten Holzfabrik in Cordingen

richtet sich u.a. an Vertreter der Landkreise, Was- ser- und Bodenverbände, Unterhaltungsverbän- de, Gemeinden, Städte, Naturschutzverbände und gewässerbezogene Vereine vor Ort. Synergieeffekte & Hochwasserschutz

Entlang des gesamten Bachtals der Warnau er- streckt sich das Landschaftsschutzgebiet „War- nautal“. Die Vegetation oberhalb des alten Stau- bauwerks konnte sich über Jahrzehnte auf den herrschenden Wasserstand einstellen. Durch den Rückbau des maroden Staubauwerks und die Herstellung des neuen Gewässerverlaufs als Rau- gerinne, wurde die Erhaltung dieses Wasserstand- niveaus auf lange Sicht gesichert. Somit dient die Maßnahme neben der Umsetzung der WRRL auch dem Schutzzweck des Landschaftsschutzgebiets, um den natürlichen Fließgewässercharackter der Warnau zu entwickeln und das hierdurch gepräg- te Landschaftsbild zu erhalten. Die durchgeführte Maßnahme führt darüber hinaus zu einem kon- stanten Wasserabfluss und zur Verminderung von Schwallabflüssen. Zudem soll die zusätzliche Re- tentionsfläche durch Herstellung einer Berme, die als Hochwasserentlaster fungiert, zu einer Verbes- serung des Hochwasserschutzes führen. Altes Staubauwerk vor der Maßnahmeumsetzung

Kontakt

Unterhaltungsverband Böhme Thomas Lucas Albrecht-Thaer-Str 1a 29664 Walsrode 52.90990694°, 9.62181104° [email protected]

74 Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Niedersachsen

Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde im Stufen nach dem Wiederbesiedelungspotenzial, Jahr 2000 mit dem Ziel der Schaffung eines Ord- der Zuordnung zum Fließgewässerschutzsystem nungsrahmens und dem Erreichen hoher Quali- (FGS), der Einstufung als Laich- und Aufwuchsge- tätsziele für die Gewässer bis zum Jahr 2015 ins wässer (LAG), der Zuordnung zu wasserabhängi- Leben gerufen. Der Zeitplan der Umsetzung bein- gen FFH-Gebieten und der Bedeutung als überre- haltete die Erstellung der Bewirtschaftungspläne gionale Wanderroute für die Fischfauna. Diese und Maßnahmenprogramme, welche die ange- Prioritätsgewässer (ca. 9.500 km) wurden als sog. strebte Zielerreichung für die Wasserkörper darle- Schwerpunktgewässer noch weiter verdichtet in gen. Nach weitgehender Verfehlung der Anfor- Gewässer, die sich sowohl in mindestens mäßi- derungen (in Niedersachsen befinden sich nur 2% gem Zustand befinden als auch zusätzlich die Pri- der Wasserkörper in gutem oder besseren Zu- orität 1-4 bzw. 1-3 aufweisen. Diese Abstufung er- stand) befindet sich die Umsetzung der WRRL im möglicht es, Maßnahmen gezielt dort zu verorten, nunmehr 2. Bewirtschaftungszyklus in der Frist- wo sie im Sinne der Effizienz die größtmögliche verlängerung bis 2021. Wirkung erzielen könnten. Auch wenn die Anforderungen der WRRL für alle Innerhalb dieser Kulisse der Schwerpunktgewäs- niedersächsischen Gewässer gelten (geschätzte ser wurden bei diversen Unterhaltungsverbänden 160.000 km), besteht das berichtspflichtige Ge- die sog. „Gewässerkoordinatoren“ etabliert, um wässernetz in Niedersachsen aus „nur“ ca. 18.000 km die für die verstärkte Maßnahmenumsetzung (1.562 „Fließgewässer“-Wasserkörper > 10 km²), notwendige personelle Unterstützung aufzubau- die im Sinne der Umsetzungseffizienz fokussiert en. Diese Gewässerallianz wird durch den NLWKN betrachtet werden. Landesweit erfolgte durch begleitet und finanziell durch das Land Nieder- den NLWKN eine Priorisierung der Gewässer in 6 sachsen unterstützt.

Gewässer in Niedersachsen (ca. km) 160.000 Gesamt 2.000 1. Ordnung 28.000 2. Ordnung davon 18.000 Berichtspflichtig EU davon 9.700 Prioritätsgewässer davon 3.300 Schwerpunktgewässer davon je nach Anzahl der beteiligten Partner Allianzgewässer Unterhaltungsverbände 130.000 3. Ordnung

Weitere Angaben finden sich unterwww.nlwkn.de , Gewässerallianz Niedersachen: Rahmenkonzept für die zukünftige Umsetzung der EG-WRRL im Bereich Fließgewässer

75 Herstellung eines Altarms Foto: Frederic Engels in der Gemeinde Emsbüren

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Abgeschlossen: Okt 2016 - Aug 2017

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Fläche der Maßnahme Sportfischerverein Salzbergen 1929 e.V. 300 m, 6.000 m²

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Sportanglerverein „Emsland“ Rheine e.V. ca. 70.000 €: Naturschutzstiftung Landkreis S.F.V. Flossweg Gronau e.V. Emsland 5.000 €, 15.000 € (Vereine); Fischereiverein Lingen 1888 e.V. ca. 100 ehrenamtliche Arbeitsstunden, LFV Weser-Ems e.V. Sportfischerverband 48.000 € Bingo-Umweltstiftung Landkreis Emsland Wasser- und Schifffahrtsamt Rheine Naturschutzstiftung Landkreis Emsland Bingo-Umweltstiftung Auenentwicklung Lage Artenschutzeffekte Schutzgebiets- Landkreis Emsland, Gemeinde Emsbüren WRRL-Bearbeitungsgebiet: 3 Ems-Nordradde entwicklung

76 Herstellung eines Altarms in der Gemeinde Emsbüren

Projektbeschreibung

Mit der Regulierung der Ems im letzten und vor- Rückzugsraum. Bei der Ausgestaltung des Gewäs- letzten Jahrhundert erfolgten wesentliche Verän- sers wurde im Besonderen auf eine wechselnde derungen im Gewässerverlauf und in der Steue- Ufergestaltung mit Wassertiefen zwischen 0,2 m rung des Abflussverhaltens. Die natürliche bis etwa 1 m geachtet. Die maximale Wassertiefe Fluss- und Auendynamik ging damit verloren. Die des „neuen“ Altarms ist mit etwa 2,0 m veran- Befestigung weiter Teile der Uferbereiche verhin- schlagt. Im Rahmen der Herstellung wurde die un- derte die natürliche Entstehung von Altarmen. mittelbar an den aquatischen Bereich grenzende Noch vorhandene Alt- bzw. Auengewässer gehen Vegetation erhalten, um keine Rohböden zu schaf- im Zuge der natürlichen Alterungsprozesse immer fen. Dadurch wird üppiger Baumwuchs (z.B. Wei- weiter verloren. Damit verlor die Ems wichtige Ha- de) im Anfangsstadium unterbunden, gleichzeitig bitatstrukturen, die für die Ausprägung einer ar- jedoch die Besonnung und damit die Entwicklung tenreichen Biozönose erforderlich sind. Mit der Er- submerser Makrophyten gefördert, die eine zent- stellung von „neuen“ Altarmen können die o.g. rale Bedeutung als Laichhabitat bilden. Habitatstrukturen geschaffen und so die Vielfalt im Gewässersystem erhalten werden. Die Herstellung Öffentlichkeitsarbeit derartiger Primärstadien leistet damit einen zent- & Akzeptanzförderung ralen Beitrag in der Gewässer-/Auenentwicklung. Im Bereich Emsbüren/Listrup wurde auf einer Im Vorfeld der Umsetzung waren zahlreiche Ge- Fläche des Landkreises Emsland ein etwa 6.000 m² spräche mit Landwirtschaft, Wasser- und Schiff- großes Nebengewässer mit einseitiger Anbindung fahrtsverwaltung und Genehmigungsbehörde er- an die Ems erstellt. Das Gewässer hat eine Ausdeh- forderlich, um die Akzeptanz und Durchführbarkeit nung von etwa 300 m und ist über eine etwa 8 m zu realisieren. Bereits während der Baumaßnahme breite Verbindung an die Ems angebunden, um so wurde die Öffentlichkeit durch eine Infotafel über den freien Wechsel der aquatischen Fauna zu ge- die Maßnahme informiert. Parallel wurde das Pro- währleisten. Insbesondere im Frühjahr stellt dieses jekt in den elektronischen Medien sowie in der re- Nebengewässer damit ein wichtiges Laichhabitat gionalen und überregionalen Presse vorgestellt. für Fische und Amphibien dar. Auch in Hochwas- Über das Projekt wurde ein Kurzfilm erstellt. serphasen bzw. im Winter erfüllt es die Funktion als Foto: Walter Willemsen

Altarm in Emsbüren Anbindung an die Ems

77 Herstellung eines Altarms in der Gemeinde Emsbüren

Kooperation nanzmittel zusammengetragen. Das Projekt zeigt & innovative Finanzierung auch, dass sowohl die Wasser- und Schifffahrtsver- waltung sowie der Landkreis Emsland als Geneh- Die gute Zusammenarbeit zwischen den 4 betei- migungsbehörde von Beginn an eng mit einge- ligten Fischereivereinen bildete die Grundlage für bunden waren, da sowohl das Genehmigungsver- dieses Projekt. Gezielt haben die Vereine auf dieses fahren als auch die Projektrealisierung zeitnah und Projekt hingewirkt und die nicht unerheblichen Fi- unkompliziert verliefen.

Altgewässer (Altarme und Altwässer)

Durch die Verlagerung eines Gewässerlaufes kön- Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirt- nen sich aus einem ehemaligen Mäander fluss- schaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) nennt in wassergespeiste Altarme oder abgeschnürte Alt- seinem Leitfaden „Maßnahmenplanung Oberflä- gewässer entwickeln. Dadurch entsteht eine chengewässer Teil A“ in der Maßnahmengruppe 8 natürliche „neue“ Lebensraumqualität die das für die Auenentwicklung u.a. die Reaktivierung Hauptgewässer (und die Aue) ökologisch aufwer- von Altgewässern mit positiver Wirkung auf die Fi- tet, z.B. durch wichtige Habitatstrukturen für die sche (weniger auf die Fließwasserarten des Makro- Fortpflanzung und Entwicklung von Fischen, Am- zoobenthos). Um ehemalige Altgewässer zu reak- phibien- und Libellenarten und Rückzugsmöglich- tivieren sind viele Randbedingungen zu beachten, keit bei Hochwasserphasen oder zur Winterruhe. z.B. die Sohllage und –beschaffenheit oder der Durch die Begradigung vieler Gewässer sind Altar- Wasserhaushalt. Maßnahmen zur Reaktivierung me und Altwässer heutzutage oft verloren gegan- reichen von punktueller Entschlammung bis hin gene und durch eine geringe Flussdynamik und zur Ausbaggerung mit großflächigem Oberbo- fehlende Flächenverfügbarkeit wird eine neue Ent- denabtrag, sodass sich auentypische Pionierpflan- stehung unterbunden. Altgewässer weisen ver- zen ansiedeln können. Das Altgewässer sollte un- schiedene Entwicklungsphasen bis hin zur Verlan- terschiedliche Tiefen (bis 1,5 m unter MW) und dung/Verschlammung auf. Ihre ursprünglichen Böschungsneigungen aufweisen und wird je nach Strukturen sind im Gelände oft noch zu erahnen Entwicklungskonzept seiner natürlichen Sukzessi- und lassen sich z.B. durch historische Karten, Ge- on überlassen oder gegen zu starke Beschattung ländeprofil (Nivellement) oder Bodenproben (z.B. durch Gehölze entsprechend freigehalten. durch Hartsubstratablagerungen) kenntlich ma- Weitere Infos: Merkblatt DWA-M 607 (2010): Altge- chen und können im Zuge einer Gewässerrenatu- wässer - Ökologie, Sanierung und Neuanlage. rierung möglicherweise reaktiviert werden. Der www.nlwkn.de

Kontakt

Sportfischerverein Salzbergen 1929 e.V. Walter Willemsen Hinterdingstr. 14 48499 Salzbergen [email protected] 52.38858852°, 7.34030112° www.sfv-salzbergen.de

78 Alle Fotos S.70-81: Peter Wieting Peter S.70-81: Fotos Alle

Wiederherstellung der Durchgängigkeit am Hakengraben

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Abgeschlossen: April 2016 - Juni 2016

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Angelverein Rühle 1959 e.V. 70 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. 44.500 €; 5,6% Eigenanteil Angelverein -Sportfischerverband, Rühle e.V., 62,9% Bingo-Umweltstiftung, ULV- 95 „Ems 1“ 10,1% unbare Eigenleistung AV Rühle, Naturschutzstiftung Landkreis Emsland 21,3% Naturschutzstiftung Landkreis Bingo-Umweltstiftung Emsland u. UHV 95

Lage Durchgängigkeit

Landkreis Emsland, Gemeinde Geeste WRRL-Bearbeitungsgebiet: 3 Ems-Nordradde

79 Wiederherstellung der Durchgängigkeit am Hakengraben

Projektbeschreibung

Die Herstellung der Durchgängigkeit von Fließ- misch aus Wasserbausteinen und Kiesen verwen- gewässern ist nicht erst durch die EG-WRRL eine det. Zur Fixierung der einzelnen Becken wurden - aus gewässerbiologischer Sicht - zentrale Forde- Querwände aus Lärchenholzpfählen eingebaut. rung. Die Komplexität der Fließgewässerbiozöno- Die Beckentiefe liegt bei ca. 60-80 cm. Die Durch- se mit den an durchgängige Gewässer angepass- führung der Maßnahme erfolgte im Frühjahr te Organismen verdeutlicht und unterstreicht die 2016. Die Baumaßnahme wurde dabei in einer Bedeutung vernetzter Strukturen. Im Unterlauf Gemeinschaftsaktion mit dem Unterhaltungsver- des Hakengrabens befand sich etwa 750 m vor band 95 durchgeführt. Bei der Bauausführung der Mündung in die Ems ein Sohlabsturz (Stahl- wurde insbesondere darauf geachtet, dass es zu spundwand mit Absturzhöhe von 1,85 m). Dieses keinen negativen Veränderungen in den Wasser- Wanderhindernis wurde durch die Umgestaltung spiegellagen kam. in eine Sohlgleite für aquatische Organismen pas- sierbar gemacht. Die Erstellung erfolgte in Anleh- Öffentlichkeitsarbeit & Kooperation nung an die Vorgaben im Handbuch Querbau- werke (MUNLV, 2005). Die vorhandene Die Maßnahme wurde in der örtlichen Presse Höhendifferenz von 1,85 m wurde über 23 Einzel- dokumentiert und innerhalb der Gremien des becken mit einer jeweiligen Beckenlänge von ca. ULV vorgetragen. Die Durchführung der beschrie- 3 m auf einer Länge von ca. 70 m abgebaut. Die benen Maßnahme setzte eine enge Kooperation Höhensprünge zwischen den einzelnen Becken aller Beteiligten voraus. betragen 8 cm. Als Sohlsubstrat wurde ein Ge-

Bau der Einzelbecken

80 Wiederherstellung der Durchgängigkeit am Hakengraben

Fertige Einzelbecken

Kontakt

Angelverein Rühle 1959 e.V. Peter Wieting, 2. Vorsitzender Sonnenblumenweg 19 49716 Meppen [email protected] 52.65067771°, 7.23540536° www.av-ruehle.de

81 Kies für die Jürse

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Abgeschlossen: Sommer 2015 - Herbst 2017

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme Angelsportverein Neustadt a. Rbge. e.V. 200 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Region Hannover Materialkosten und Baggerarbeiten 6.786 €, Unterhaltungsverband 54 ehrenamtliche Arbeit 75 Std a. 10,00 € = Gesamt- kosten mit ehrenamtlichen Stunden: 7.536 €

Region Hannover Förderung Kleinmaßnahmen: Lage 4.500 € (59,7%); Unterhaltungsverband 54: 500 € (6,6%); Angelsportverein Neustadt Eigenanteil Region Hannover, Neustadt a. Rbge., und ehrenamtliche Stunden: 2.536 € (33,7%) Luttmersen, Jürse zwischen Luttmersen und Helstorf WRRL-Bearbeitungsgebiet: 21 Leine-Westaue Ufer- und Sohlen- strukturen schonende Gewässer- unterhaltung Artenschutzeffekte

82 Kies für die Jürse

Projektbeschreibung

Durch Dränagen, Anspülungen von landwirt- nie ein gewisser Pflanzenbewuchs bildet. Beim schaftlichen Flächen, Regenwassereinleitungen Einbringen des Kieses wurde darauf geachtet, aus den Städten und Gemeinden, Gewässerunter- dass möglichst viele Erlenwurzelbereiche frei im haltung, Gewässerausbau und weiteres ist die Gewässer stehenbleiben und nicht mit Kies zuge- Sohle im Jürsebach, besonders im Unterlauf, ex- schüttet werden. Somit bleiben Unterstände für trem versandet. Die durchgeführte Maßnahme verschiedene Tiere und die Strukturvielfalt im Ge- hatte zum Ziel, dass weitere Sandablagerung wässer durch Gehölze erhalten. Der mäandrieren- über große Strecken im Jürsebach in Zukunft ver- de Bach passt sich durch seinen veränderten Ver- hindert werden und fördert darüber hinaus die lauf nach und nach wieder in das Landschaftsbild Dynamik und Mäandrierung des Gewässers. Im ein. Dieses wird mit zunehmenden Ufer- und Ge- ersten Teilabschnitt wurde im Winter 2016/2017 wässerbewuchs, der sich langsam einstellt, unter- Kies in unterschiedlicher Körnung in das Bachbett stützt. Eine Unterhaltung des Gewässers soll nach eingebracht. Die Verteilung der Kiesbetten er- Absprache mit dem UHV 54 in Zukunft in diesem folgte wechselseitig, sodass bei Normalwasser- Bereich nur noch auf das absolut Nötige be- stand das Gewässerprofil um 1/3 bis 2/3 einge- schränkt werden. engt ist und ein Teil des Kieses (Kiesdepot) aus dem Gewässer ragt. Die Einengung des Bachbet- Öffentlichkeitsarbeit tes führt zu einer höheren Strömungsgeschwin- & Bewusstseinsförderung digkeit. Die Ablagerung von Sand in der Sohle wird dadurch verhindert. Durch die höhere Strö- Aufgrund von Pressemitteilungen an die regio- mungsgeschwindigkeit wurde das natürliche nalen Zeitungen in Neustadt und Wedemark, Kiesbett wieder freigespült. Dieses hat dafür ge- wurde über den positiven Erfolg im ersten Ab- sorgt, dass viele Kleinfischarten wie Mühlkoppe, schnitt berichtet. Die Artikel haben dazu geführt, Neunauge, Schmerle, Stichling aber auch für die dass sich NDR 1 Radio mit uns am Jürsebach ge- jungen Salmoniden diesen Bereich als Lebens- troffen hat, um Aufnahmen für einen Bericht zu raum wieder angenommen haben. Dieses konnte machen. Zudem haben wir bei unserer Jahres- bei einer E-Befischung im Winter 2017/2018 fest- hauptversammlung und der Bezirksversamm- gestellt werden. Bei höheren Wasserständen wer- lung über die Maßnahme berichtet und darge- den die Kiesdepots überflutet und bilden so kein stellt, welchen wichtigen Beitrag Angler zum Abflusshindernis. Hierbei ist es gewünscht, dass Gewässerschutz leisten können. sich auf den Kiesdepots über der Normalwasserli- Fotos (r. u. l.): Holger Machulla u. l.): (r. Fotos

Die Jürse vor dem Kieseinbau Die Jürse im Herbst 2017

83 Kies für die Jürse

Kooperation

lm ersten Schritt wurde mit der UNB und UWB band begrüßte das Vorhaben. Die Uferbereiche der Region Hannover sowie dem Unterhaltungs- und Zuwegungen in diesen Abschnitt gehören verband Untere Leine die Machbarkeit bespro- dem Angelsportverein Neustadt und stellten so chen. Von allen drei Selten wurde das möglichst kein Konfliktpotenzial dar. Durch die Uferbeschaf- einfachste Verfahren und die Unterstützung zu- fenheit konnte man von keinerlei Beeinträchti- gesagt. Der Gewässereigentümer (Stadt Neustadt gungen bei anderen Anliegern ausgehen. a. Rbge.) vertreten durch den Unterhaltungsver- Foto: HolgerFoto: Machulla

Lachs von der E-Befischung

Kontakt

ASV Neustadt a. Rbge. e.V. Holger Machulla Theodor-Heuss-Str. 27 31535 Neustadt a. Rbgb. [email protected] 52.57936218°, 9.57734701° www.asv-neustadt-rbge.de

84 Beschreibung und Ermittlung des „guten ökologischen Zustandes“

Die Wasserrahmenrichtlinie fordert u.a. für alle Umwelteinflüsse und spiegeln in ihrer Gesamtheit Oberflächengewässer den guten ökologischen die Belastungen des Gewässers wider. So reagie- Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial (für ren Makrophyten beispielsweise auf die Pflanzen- erheblich veränderte Gewässer). Die Einstufung nährstoffe Stickstoff und Phosphor, während Fi- wird u.a. durch biologische Qualitätskomponen- sche u.a. Indikatoren für Struktur und ten definiert, die in standardisierten Verfahren be- Durchgängigkeit sind. Der Ablauf der Bewertung wertet werden. Die ursprüngliche Bewertung ei- folgt einem standardisierten Verfahren über Pro- nes Gewässers über den Saprobienindex (mit dem bestellenauswahl, Gewässertypzuweisung, Pro- Fokus auf Sauerstoffzehrung) wird damit abge- benahmeverfahren, Probensortierung, Bestim- löst durch ein komplexes, Verfahren, dass viele mung und Berechnung. Zusätzlich fließen in die Faktoren berücksichtigt, wobei der Fokus auf der Bewertung noch hydromorphologische und che- Ökologie und damit auf der Zusammensetzung mische-physikalische Parameter mit ein. Das Er- der Lebensgemeinschaft liegt, die je nach Gewäs- gebnis wird durch das schlechteste Resultat einer sertyp und Einflussfaktoren (Belastungen, Stres- Qualitätskomponente (Worst-Case-Prinzip) be- soren) variiert. Die sogenannten „biologischen stimmt. Als Ergebnis wird eine von fünf Klassen Qualitätskomponenten“ der Gewässerfauna (Fi- ausgegeben: Klasse 1 beschreibt dabei den sehr sche und benthische wirbellose Fauna) sowie der guten Zustand (anthropogen unbeeinflusster ge- Gewässerflora (Phytoplankton, Makrophyten wässertypspezifischer Referenzzustand) und Klas- und Phytobenthos) reagieren unterschiedlich auf se 5 den schlechten Zustand.

Qualitätskomponenten* Gruppe Bewertungsverfahren Fische Fauna FIBS Benthische wirbellose Fauna Fauna PERLODES Phytoplankton** Flora PhytoFluss Makrophyten/Phytobenthos Flora PHYLIB u.a.

* je nach Gewässer können zusätzliche Komponenten hinzukommen, bzw. sich die Bewertungsverfahren verändern, z.B. bei Übergangs- und Küstengewässern **nur für große Flüsse

Weitere Infos: www.gewaesser-bewertung.de, www.nlwkn.de, Oberflächengewässerverordnung (OGewV): Anlage 3

85 Beschattung des Schwarzwassers und e.V. Auf Celle 86-87): (S. Früh Fischereiverein Alle Fotos Erhöhung der Lebensraumvielfalt im Gewässer und am Ufer

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Laufend: 2009 - 2018

Träger Länge der Maßnahme Fischereiverein Früh Auf Celle e.V. 1.000 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Unterhaltungsverband Mittelaller Ca. 20.000 €: für die Heckenpflanzung in Aktion Fischotterschutz 2016/2017 erhielten wir vom NLWKN 90% Zahlreiche Landwirte als Eigentümer Zuschuss, 10% entfielen auf den Fischerei- angrenzender Flächen verein Früh Auf Celle e.V., 320 ehrenamtliche Arbeitsstunden schonende Gewässer- Lage unterhaltung Auenentwicklung Landkreis Celle, Gemeinde Wienhausen WRRL-Bearbeitungsgebiet: 17 AllerÖrtze Artenschutzeffekte

86 Beschattung des Schwarzwassers und Erhöhung der Lebensraumvielfalt im Gewässer und am Ufer

Projektbeschreibung

Das Schwarzwasser im Landkreis Celle zählte richtete über die Vorhaben. Der anfänglich vor- aufgrund von Verlegungen und Ausbaumaßnah- handene Widerstand einzelner Grundeigentümer men zu den erheblich veränderten Gewässern. konnte durch kleinschrittiges Vorgehen (es wur- Hier war in den Sommermonaten aufgrund des den immer nur Abschnitte von wenigen hundert großen und einheitlichen Ausbauprofils, des an- Metern als vertrauensbildende Maßnahme be- thropogenen Gebietswasserhaushaltes und der pflanzt) und durch die massive Unterstützung ei- Verkrautung kaum Fließgeschwindigkeit zu er- nes einzelnen Landwirts aus Oppershausen nach kennen. Die Gewässersohle wurde von instabilen und nach in große Zustimmung des Projekts ver- Feinsedimentfrachten dominiert. Um eine ökolo- ändert werden. gische Aufwertung des Gewässers zu erreichen, führte der Fischereiverein eine Gehölzpflanzung Kooperation des Südufers durch. Rund 50 Kopfweiden sowie & Konfliktmanagement zahlreiche Erlen und Eschen (2016: Pflanzung von 70 Roterlen, 25 Heckenpflanzen, wie Weißdorn, Durch die Kooperation mit den angrenzenden Pfaffenhütchen, Faulbaum, Schneeball, Roter Landwirten (Einrichtung eines Gesprächskreises Hartriegel, Schwarzer Holunder; in 2018: 145 Rot- zur gegenseitigen Information) und dem Unter- erlen, 18 Silberweiden, 50 Heckenpflanzen, wie haltungsverband Mittelaller konnten die anfäng- Weißdorn, Schneeball, Ohrweide etc.) wurden auf lichen starken Bedenken ausgeräumt werden. Die der Südseite des Schwarzwassers Höhe Schwach- erste Pflanzung auf der Fläche eines befreunde- hausen gepflanzt und führen zu einer sichtbaren ten Landwirts bei Schwachhausen zeigte den Beschattung und somit zu einer Reduzierung der Skeptikern, dass diese Pflanzungen auf der Süd- Verkrautung. Aufgrund der Erhöhung der Lebens- seite des Schwarzwassers erfolgreich waren. Eine raumvielfalt und eines Biotopverbundes zeigen Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Flä- sich nun schon deutlich erste positive Auswirkun- chen fand nicht statt und die Unterhaltung des gen. Verstärkt werden sie durch die Unterschutz- Schwarzwassers durch den Verband konnte an stellung eines großen Gebietes innerhalb der Be- diesen Stellen reduziert werden, da der Krautbe- pflanzungen durch das Land Niedersachsen. wuchs deutlich sichtbar geringer war als in den Durch das LAVES wurde 2015 eine E-Befischung Jahren zuvor. im flussaufwärts angrenzenden Gewässerab- Die fachliche Begleitung durch die Aktion Fisch- schnitt durchgeführt. otterschutz trug ebenfalls maßgeblich zum Gelin- gen der Maßnahmen bei. Bewusstseinsförderung & Akzeptanzförderung Zur Verbesserung des Bewusstseins für die bio- logische Vielfalt fanden mehrere Versammlungen vor Ort und als Abendveranstaltung statt. Die Presse wurde hierzu jeweils eingeladen und be-

Schwarzwasser Verkrautung Schwarzwasser Beflanzung

87 Feinsedimenteintrag und Kolmation

Je nach Fließgewässertyp besteht das Sohlmateri- einer gewissen Schwelle ein integraler Bestandteil. al aus Anteilen an Hartsubstrat unterschiedlicher Durch anthropogene Einwirkung kommt es je- Korngröße. Die Gewässersohle bildet in den Zwi- doch zu einem stark erhöhten Eintrag von Fein- schenräumen des Sohlmaterials ein durchström- sediment, z.B. aus (Acker-)Flächen, die direkt an tes Lückensystem aus, welches einen wichtigen den Gewässerrand reichen oder durch morpholo- Lebensraum für Makrozoobenthos wie Jungmu- gische Veränderungen am Gewässer. Um die stark scheln oder Fischlaich kieslaichender Fische dar- erhöhte Kolmation durch Feinsediment einzu- stellt. Die Durchströmung des Porenraums sorgt schränken, trägt u.a. die Strukturvielfalt eines für eine notwendige Sauerstoffzufuhr. Beeinträch- Fließgewässers bei, wie sie im Rahmen von Rena- tigt wird dieser Vorgang durch Kolmation. Unter turierungsmaßnahmen (wieder) geschaffen wird. Kolmation versteht man die Ablagerung von Fein- Auch Auewälder und Gewässerrandstreifen mit sediment auf (äußere Kolmation) oder im Poren- Gehölzen und anderem Bewuchs, wie sie an na- raum (innere Kolmation) der Gewässersohle. Die türlichen Fließgewässern vorkommen, verringern Kolmation bewirkt Verfestigung und Verdichtung den Eintrag von Feinmaterial in das Gewässer. des Sohlensubstrats sowie eine Verringerung des Porenvolumens. Durch Verminderung der Durch- Weitere Infos: BAW Bundesanstalt für Wasserbau strömung des Porenraums vermindert sich u.a. die (2018): „Kolmation als Schlüsselgröße der Wechsel- für Organismen wichtige Sauerstoffzufuhr. Alle wirkung Oberflächenwasser – Grundwasser; EA- Kolmationsprozesse an der Gewässersohle haben WAG (2002): Kolmation. Methoden zur Erkennung zudem Einfluss auf die vertikale Durchlässigkeit und Bewertung; blattfisch e.U.; Studie: Strohmeier, und damit auf den Austausch und die Wechselwir- P. (2005): Verschlammung und Versandung ober- kung mit dem Grundwasser. fränkischer Fließgewässer. Bezirks-fischereiver- Das Vorhandensein von Feinsediment (Sand, band Oberfranken e.V. (Hrsg.), Bayreuth Schluff und Ton, also Partikel mit einem Korn- Feinsedimenteinträge in die Fließgewässer Süd- durchmesser < 2 mm) in Fließgewässern beruht ostniedersachsens, Scheer, Panckow, Pinz: „Wasser grundsätzlich auch auf natürlichen Erosionspro- und Abfall (2014)“: 16,9; 46-51 zessen (Wind- und Wassererosion) und ist bis zu

Kontakt

Fischereiverein Früh Auf Celle e.V. Norbert Rode Stettiner Str. 13 29342 Wienhausen [email protected] 52.58529734°, 10.24116642° www.fruehauf-celle.de

88 Alle Fotos (S. 89-91): DULV Große Aue, Jörg Spicker DULV 89-91): (S. Alle Fotos

Renaturierungsmaßnahme an der Sule in Sulingen

Projektbeteiligte Rahmendaten Kategorie Projektzeitraum Ehrenamt Abgeschlossen: Sept 2016 - Okt 2016

Wettbewerbsteilnehmer & Träger Länge der Maßnahme NABU Sulingen 250 m

Kooperationspartner Projektkosten & Finanzierung Unterhaltungs- und Landschaftspflegever- Gesamtkosten: 14.941 €, Finanzierung band Große Aue als Kleinmaßnahme über die FGE- Richtlinie mit 90%, 10% NABU Sulingen

Lage Ufer- und Sohlen- Landkreis Diepholz, Stadt Sulingen WRRL-Bearbeitungsgebiet: 13 Große Aue strukturen Auenentwicklung Artenschutzeffekte

89 Renaturierungsmaßnahme an der Sule in Sulingen

Projektbeschreibung

Entsprechend der Ausprägung bei naturnahen Bä- Lasten der Landwirtschaft gehen müssen. chen der Region, wurden in die überwiegend sandi- Die Öffentlichkeitsarbeit wird durch die jährlich vom ge Sohle und in die Böschungsfüße, Kiesbänke aus NABU durchgeführten Fahrradtouren an die Sule- einer naturraumtypischen Kiesmischung eingebaut. Renaturierungsstrecke unterstützt. Dabei wird inter- Mit der Einbringung von Kies sollen wieder Lebens- essierten Bürgerinnen und Bürgern die Umsetzung räume für die ursprüngliche Bachfauna entstehen. und Entwicklung der Maßnahme von den Initiatoren Ergänzend wurden Totholzelemente in das Gewäs- des NABU und dem Gewässerkoordinator des ULV ser eingebracht und gegen Abtrieb in den Böschun- Große Aue erläutert. Für die öffentliche Wahrneh- gen verankert. Die Hölzer stellen Abflusshindernisse mung des Projektes ist es günstig, dass die Verände- dar, die zu einer veränderten Strömung mit unter- rungen der Gewässerstrecke von einem öffentlichen schiedlichen Wassertiefen und Abflussquerschnitten Weg aus gut verfolgt werden können. führen. Darüber hinaus bieten sie Organismen viel- gestaltige Verstecke, Laich-, Nahrungs- und Lebens- Kooperation räume. An zwei Stellen wurden Ersatzauen geschaf- & Synergieeffekte fen, indem auf jeweils rund 100 m Länge und bis zu 20 m Breite Bodenmaterial abgetragen wurde. Die Der NABU Sulingen konnte in früheren Jahren mit Sule kann so bei höheren Wasserständen wieder Unterstützung der Bingo-Umweltstiftung im Rah- ausufern und es können sich bachtypische Pflanzen men der Flurbereinigung im Suletal Grünlandflä- und Tiere ansiedeln. Da in diesem Bereich ein natür- chen erwerben und eine extensive Beweidung si- licher Wasserrückhalt stattfindet, trägt dies außer- cherstellen. Zur Förderung der lokalen dem zum Hochwasserschutz bei. Die überwiegend Amphibienpopulation und zur Verbesserung der geradlinig verlaufende Sule erhielt durch die Maß- Nahrungssituation des Sulinger Storchenpaares, nahmen abschnittsweise eine pendelnde Strömung wurden auf diesen Flächen zusätzlich mehrere Klein- mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten, wo- gewässer angelegt. Der NABU bemüht sich dabei durch sowohl das Gewässer als auch das Land- insbesondere darum, den anliegenden bzw. betrof- schaftsbild wesentlich aufgewertet wurden. Eine fenen Landwirten die Maßnahmen zuvor ausführlich Überprüfung ergab, dass der Einbau der Kiesbänke zu erläutern und möglichen Missverständnissen vor- und Tothölzer innerhalb von wenigen Monaten zu zubeugen. Begünstigend war dabei, dass auch die einem Strukturmosaik mit großer Tiefenvarianz, Aus- örtlichen Störche, als besondere Sympathieträger, kolkungen und Sedimentakkumulationen geführt von den bisherigen Maßnahmen profitierten. hat. Die Erfassung der Gewässerstrukturgüte des Die Renaturierung von Abschnitten an der Sule Maßnahmenbereichs im Frühjahr 2018 ergab eine ergänzte die vorherigen Maßnahmen zusätzlich sehr Verbesserung um 2 Stufen im Vergleich zum vorheri- positiv. Begünstigend wirkte sich seitens der Land- gen Zustand. wirtschaft auch aus, dass für die Maßnahmen keine zusätzlichen Flächen von Landwirten in Anspruch Öffentlichkeitsarbeit genommen werden mussten. & Akzeptanzförderung

Der durch seine Gremien vorwiegend landwirt- schaftlich geprägte Unterhaltungsverband unter- stützte die örtliche NABU-Naturschutzgruppe im Rahmen der Gewässerallianz Niedersachsen wesent- lich bei der Planung und Umsetzung dieser Renatu- rierungsmaßnahme an der Sule. Die Maßnahme ist ein gutes Beispiel für konstruktive Zusammenarbeit der beiden Institutionen zum Wohle des Gewässer- und Naturschutzes. Diese Kooperation wurde auch öffentlich kommuniziert und damit das gegenseitige Verständnis für Gewässerbelange gefördert. Am Bei- spiel des Renaturierungsprojektes kann anschaulich gezeigt werden, dass derartige Maßnahmen nicht zu Totholz und Kiesbank führen zur Aufwertung

90 Sekundäraue und Kiesbank an der Suhle

Kontakt

NABU Sulingen Johanna Pinkas Holunderweg 9 27232 Sulingen 52.69680807°, 8.78963686° [email protected]

91 92 Naturnahe Gestaltung der Hausbäke in der Stadt Oldenburg

93 Foto: Maike Hoberg Anhang Foto: Fischereiverein Früh Auf Celle e.V. Auf Celle Früh Fischereiverein Foto: Naturnahe Gestaltung der Hausbäke in der Stadt Oldenburg

11995 „BACH IM FLUSS“ Der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2018 „BACH IM FLUSS“

1 Vorbemerkung Größere und kleinere Bäche und selbst die unzähligen kleinen Gräben in unserer Landschaft haben vielfältige Funktionen. Sie sind nicht nur wichtig für eine ausreichende Entwässerung und für den notwendigen Hochwasserschutz, sie sind insbe- sondere ein wichtiger Bestandteil unserer Umwelt und des Landschaftsbildes. Sie sind Wanderroute für zahlreiche Fischar- ten. Sie vernetzen unseren Bach vor der Haustür mit den großen Flüssen im Land und letztlich mit dem Meer. Sie sind Ort für besondere Sinneseindrücke und kulturelle Ereignisse und ermöglichen das Erlernen, Erleben und Begreifen eines wichtigen Teils unserer Umwelt. Diese Vielfalt des Lebensraumes Fließgewässer gilt es zu schützen und zu entwickeln. Vor diesem Hin- tergrund möchte „Bach im Fluss - der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2018“ zum fünften Mal die vielen kleinen und großen Maßnahmen, die hauptamtlich und/oder ehrenamtlich an unseren Gewässern in Niedersachsen umgesetzt wurden, ins Licht der Öffentlichkeit rücken und mit diesen guten Beispielen zur Nachahmung anregen.

2 Ziel des Wettbewerbs Ziel des Wettbewerbs ist es, die Faszination und das Verständnis für den Lebensraum Fließgewässer mit seinen Pflanzen und Tieren zu wecken und so diesen einzigartigen Teil unserer Umwelt zu fördern und zu verbessern. Landesweit sollen sowohl die vielen, vom Ehrenamt initiierten und getragenen Maßnahmen und bürgerschaftlichen Initiativen als auch die kreativen Projekte der hauptamtlich tätigen Verbände und Kommunen gesammelt, besonders gelungene präsentiert und die besten Beiträge in den beiden Kategorien (Ehrenamt und Hauptamt) öffentlich prämiert werden. So können gute Ideen und innova- tive Lösungsansätze verbreitet und neue Maßnahmen zur Gewässerentwicklung initiiert werden. Öffentliche Einrichtungen, Verbände und Akteure vor Ort erhalten mit dem Wettbewerb eine Möglichkeit, ihren Einsatz für den Lebensraum Gewässer und ihren Umgang mit diesen öffentlich darzustellen. Der Wettbewerb soll Wege aufzeigen, wie Synergien bei der Umset- zung von Gewässerentwicklungsmaßnahmen genutzt werden können und Mehrwerte durch gelungene Kooperationen, interdisziplinäre, fachübergreifende Arbeitsweisen oder besonders innovative Maßnahmen hervorheben. Diese Zielsetzun- gen entsprechen auch denen des Aktionsprogramms Nds. Gewässerlandschaften sowie der EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG- WRRL), die europaweit und umfassend den Schutz und die Verbesserung des Zustands der aquatischen Umwelt vorsieht. Für Oberflächengewässer zielt die EG-WRRL auf die Erreichung eines guten ökologischen und chemischen Zustands ab. Es ist in diesem Sinne auch Ziel des Wettbewerbs, einen Beitrag zur Umsetzung der EG-WRRL und zur Einbeziehung der Öffent- lichkeit zu leisten.

3 Zielgruppen des Wettbewerbs Zielgruppen des Wettbewerbs sind einerseits ehrenamtlich Tätige wie beispielsweise Vereine und Initiativen und anderer- seits hauptberuflich Aktive aus Kommunen oder Verbänden sowie private Träger.

4 Wettbewerbsbeiträge Mögliche Wettbewerbsbeiträge sind Maßnahmen zur naturnahen Gestaltung und Entwicklung niedersächsischer Fließge- wässer mit ihren charakteristischen Lebensräumen im besiedelten und unbesiedelten Bereich, die seit dem Jahr 2008 um- gesetzt wurden oder zurzeit noch umgesetzt werden. Als Beiträge kommen sowohl Einzelmaßnahmen als auch unmittelbar räumlich-inhaltlich zusammenhängende Maßnahmenbündel in Betracht. Teilnehmer aus vorherigen Wettbewerben kön- nen wieder teilnehmen, wenn sie einen Beitrag einreichen, der nicht den gleichen Maßnahmentyp darstellt.

Mögliche Wettbewerbsbeiträge sind vor allem Umgestaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen im und am Gewässer und im Gewässerumfeld zur Verbesserung der ökologischen Situation des Lebensraums Fließgewässer, die einen geeigneten Beitrag zur Entwicklung der heimischen Gewässerlandschaften und zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie leisten.

Wettbewerbsbeiträge können darüber hinaus auch beinhalten: t .B•OBINFO EJFNJUHFSJOHFN.JUUFMFJOTBU[FJOFHSP•F8JSLVOHFSSFJDIUIBCFO t .B•OBINFOEFS(FXÊTTFSVOUFSIBMUVOH EJF[VS7FSCFTTFSVOHEFT(FXÊTTFS[VTUBOETCFJUSBHFO t .B•OBINFO[VS'ÚSEFSVOHEFSHFXÊTTFSCF[PHFOFO½òFOUMJDILFJUTBSCFJUVOE6NXFMUCJMEVOHTNB•OBINFO t .B•OBINFO EJFEJF&SMFCCBSLFJUVOE8BISOFINVOHWPO'MJF•HFXÊTTFSOVOEJISFO"VFOMBOETDIBGUFOGÚSEFSO t .B•OBINFOFJOFSOBUVSWFSUSÊHMJDIFOVOEOBDIIBMUJHFO&SIPMVOHTOVU[VOHBO'MJF•HFXÊTTFSO t Maßnahmen mit Bezug zu Fließgewässern, die sich durch besondere / innovative Kooperationen bei der Umsetzung und Finanzierung der Maßnahme auszeichnen

96 „BACH IM FLUSS“ „BACH IM FLUSS“ Der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2018

5 Auszeichnung der Wettbewerbsbeiträge

Anhand der eingereichten Wettbewerbsunterlagen werden Beiträge nominiert, die von einer landesweiten Expertengruppe bereist und öffentlichkeitswirksam vorgestellt werden. Die von dieser Jury (s. 7.1) ausgewählten Beiträge in den Kategorien „Hauptamt“ und „Ehrenamt“ werden in einer öffentlichen Veranstaltung ausgezeichnet. Zur Anerkennung werden Preisgel- der sowie die „Niedersächsische Bachperle 2018“ für die beiden Kategorien vergeben. Zusätzlich wird ein Sonderpreis von der Bingo-Umweltstiftung ausgelobt, mit dem ein Projekt, das ganz besondere Leistungen hinsichtlich eines Bewertungs- kriteriums und somit in diesem Punkt ein Alleinstellungsmerkmal aufweist, ausgezeichnet. Über die Verteilung der Preise entscheidet die Jury. Es ist vorgesehen, die Beiträge in einer Broschüre zusammenzufassen und zu veröffentlichen.

6 Ablauf des Wettbewerbs

6.1 Anforderung der Wettbewerbsunterlagen Die Beschreibung und Einreichung der Wettbewerbsbeiträge erfolgt ausschließlich in digitaler Form. Hierzu wird eine Word- Datei (Formular zum Wettbewerbsbeitrag) als E-Mail an die Teilnehmer verschickt. Sie kann bei der Geschäftsstelle per E-Mail bei [email protected] bzw. mit dem Info-Flyer per Fax oder Post angefordert werden. 6.2 Abgabe der Wettbewerbsunterlagen Die Einreichung der Unterlagen muss spätestens bis zum 15.04.2018 erfolgen. Die bei der Wettbewerbsgeschäftsstelle digital einzureichenden Unterlagen umfassen das Formular zum Wettbewerbsbeitrag mit genauer Maßnahmenbeschreibung, inkl. Fotos und ggf. weiteren Materialien. 6.3 Nominierung der besten Beiträge Die Jury (s. 7.1) trifft durch Unterlagensichtung auf Grundlage der Bewertungskriterien (s. 7.3) eine Vorauswahl besonders gelungener Beiträge. 6.4 Bereisung Die vorausgewählten Maßnahmen werden von der Jury vor Ort besichtigt. Die Bereisungen finden im Herbst 2018 statt. 6.5 Preisverleihung Die Preisverleihung findet im Herbst 2018 in einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung statt. Die Wettbewerbsträger (Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, Nds. Landkreistag, Nds. Städtetag, Nds. Städte- und Gemeinde- bund) geben die Entscheidung der Jury bekannt. 6.6 Veröffentlichung von Wettbewerbsbeiträgen Gelungene Wettbewerbsbeiträge werden in einer Broschüre zusammengestellt und veröffentlicht.

2018 ab Januar Versand der Wettbewerbsunterlagen durch die Geschäftsstelle bis 15. April Einreichung der Wettbewerbsbeiträge bei der Geschäftsstelle Sichtung der Beiträge und Auswertung durch die Jury August/September Bereisung der nominierten Projekte durch die Jury Herbst Preisverleihung Erstellung einer Broschüre mit gelungenen Wettbewerbsbeiträgen

7 Entscheidungsverfahren t .B•OBINFO EJFNJUHFSJOHFN.JUUFMFJOTBU[FJOFHSP•F8JSLVOHFSSFJDIUIBCFO t .B•OBINFOEFS(FXÊTTFSVOUFSIBMUVOH EJF[VS7FSCFTTFSVOHEFT(FXÊTTFS[VTUBOETCFJUSBHFO 7.1 Jury t .B•OBINFO[VS'ÚSEFSVOHEFSHFXÊTTFSCF[PHFOFO½òFOUMJDILFJUTBSCFJUVOE6NXFMUCJMEVOHTNB•OBINFO Die Träger des Wettbewerbs benennen sieben Fachleute aus Verbänden und Umweltverwaltungen als Jury. t .B•OBINFO EJFEJF&SMFCCBSLFJUVOE8BISOFINVOHWPO'MJF•HFXÊTTFSOVOEJISFO"VFOMBOETDIBGUFOGÚSEFSO t .B•OBINFOFJOFSOBUVSWFSUSÊHMJDIFOVOEOBDIIBMUJHFO&SIPMVOHTOVU[VOHBO'MJF•HFXÊTTFSO 7.2 Bewertungsverfahren t Die Jury entscheidet auf Grundlage des Gesamteindrucks von Unterlagen und Bereisung der nominierten Projekte anhand der festgelegten Kriterien (s. 7.3) über die Preisträger. Sollte sich aus den eingereichten Wettbewerbsbeiträgen die Notwen- digkeit ergeben, können weitere Kriterien herangezogen werden. Als besonders gelungen werden Maßnahmen erachtet, die entweder im Kriterienblock A besonders gut abschneiden oder im Kriterienblock A gute Leistungen zeigen und sich zusätzlich im Kriterienblock B und/oder C besonders hervorheben. Für die Auszeichnung mit dem Sonderpreis der Bingo- Umweltstiftung ist das Alleinstellungsmerkmal hinsichtlich eines Kriteriums entscheidend.

12197 „BACH IM FLUSS“ Der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2018

7.3 Bewertungskriterien

Die Wettbewerbsbeiträge werden anhand der unter A, B und C aufgelisteten Kriterien bewertet. Das Kriterium A stellt das Hauptkriterium dar.

A Verbesserung der ökologischen Situation im und am Fließgewässer bzw. in der Aue t Örtliche Eignung und fachliche Ausführung der Maßnahme t Ökologische Wirksamkeit der Maßnahme und Auswirkungen auf die strukturelle Entwicklung des Gewässers und seine Lebensgemeinschaften t Beitrag zur Umsetzung der EG-WRRL t Berücksichtigung der Auen und Uferbereiche t Berücksichtigung weiterer Naturschutzziele (z. B. NATURA 2000, Artenschutz) t Auswirkung auf das Landschaftsbild und die sinnliche Wahrnehmung

B Bewusstseinsförderung, Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung für den Lebensraum Fließgewässer/Aue t Vermittlung von Verständnis und Faszination für den Lebensraum Fließgewässer t Öffentlichkeitsarbeit: Aufbereitung von Informationen, Führungen und Beratungen für Bürgerinnen und Bürger t Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in den Prozess von der Ideen- bis zur Maßnahmenentwicklung t Berücksichtigung gewässerbezogener umweltpädagogischer Aktivitäten und außerschulischer Angebote (z. B. Naturerlebnispfade, Ökostationen, Umweltbildungszentren)

C Weitere bewertungsrelevante Aspekte t Kooperation mit Partnern wie bspw. Verbänden, Vereinen, weiteren Initiativen, Schulen, Kommunen oder der Landwirtschaft t Beitrag der Maßnahme zum Hochwasserschutz t Fachübergreifende Zusammenarbeit, Vernetzung mit anderen Umsetzungsinstrumenten (z. B. des Naturschutzes), Integration des Vorhabens in Planungen anderer Fachdisziplinen t Innovative und kreative Finanzierung (eigener Haushalt für Gewässerentwicklungsmaßnahmen, Sponsoring, gemeinsame Finanzierung durch verschiedene Interessengruppen, Verknüpfung mit Kompensationsmaß- nahmen/-mitteln usw.), Auswirkungen auf laufende Kosten (Unterhaltung) t Berücksichtigung touristischer Aspekte sowie Aspekte der Freizeit- und Naherholungsnutzung t Berücksichtigung städtebaulicher Aspekte (Stadtbild, Infrastruktur etc.) t Berücksichtigung historischer Elemente (Mühlen, Brücken, historische Gewässerstrukturen und Gewässerver- läufe etc.) t Verknüpfung mit der Siedlungsgeschichte, Einbindung des Heimatvereins t Konfliktmanagement

Einverständniserklärung Mit der Einreichung des Formulars zur Beschreibung des Wettbewerbsbeitrags geben die Teilnehmer an „Bach im Fluss - der Niedersächsische Gewässerwettbewerb 2018“ ihr Einverständnis für die Veröffentlichung des Wettbewerbsbeitrags inklusive des Bildmaterials mit Nennung der Organisation(en) und des Ansprechpartners (im Internet, in der geplanten Broschüre etc.).

Ein Rechtsanspruch auf die Verleihung der Preise besteht nicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Sonderpreis-Stifter: Geschäftsstelle des Wettbewerbs:

Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. ChristianeProjekt „Wasserrahmenrichtlinien-InfoBörse“ Bork-Jürging Telefon:Arnswaldtstraße 0511-302 85-6328 Fax:30159 0511-302 Hannover 85-56 E-Mail:Telefon: [email protected] 0511-302 85-60 Fax: 0511-302 85-56 E-Mail: [email protected] Weitere Informationen zum Wettbewerb unter: www.wrrl-kommunal.de.

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