Die Nemesis Am Giebel Des Römischen Hauses: Kunstpolitisches Manifest Der »Weimarer Klassik«
Originalveröffentlichung in: Rosenbaum, Alexander ; Rößler, Johannes ; Tausch, Harald (Hrsgg.): Johann Heinrich Meyer. Kunst und Wissen im klassischen Weimar. Göttingen 2013, S. 17-44 (Ästhetik um 1800 ; 9) Hendrik Ziegler Die Nemesis am Giebel des Römischen Hauses: kunstpolitisches Manifest der »Weimarer Klassik« Der WafFenstillstand von Erlangen, der am 13. August 1796 zwischen Frank- reich und dem Obersächsischen Kreis auf Vermittlung Preußens zustande kam, bedeutete für das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach den seit 1794 ersehn- ten Frieden mit der jungen, siegreichen Französischen Republik. Die Gefahr eines französischen Einfalls war für die mitteldeutschen Kleinstaaten immer größer geworden, nachdem Preußen durch den am 5. April 1795 geschlossenen Sonderfrieden von Basel vorzeitig aus dem Reichskrieg ausgeschert war: Jeder vorschnelle Sieg des Alten Reichs über das revolutionäre Frankreich war spä- testens zu diesem Zeitpunkt utopisch geworden. In dieser prekären Lage, die von der Hoffnung auf Frieden geprägt war, aber auch von der Notwendigkeit, Bündnistreue gegenüber den weiterhin kriegsführenden Reichsgliedern, vor- nehmlich Sachsen und Österreich, zu bekunden, wurde in Weimar das Pro- gramm des Giebelreliefs für den Säulenportikus des Römischen Hauses im Park an der Ilm entwickelt: Nemesis, die altgriechische Göttin des Maßhaltens und des gerechten Ausgleichs, die jede Hybris rächt, stand seit Anfang De- zember 1796 über dem Haupteingang des sechs Jahre zuvor begonnenen, in der äußeren Erscheinung in Anlehnung an einen antiken
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