Plenarprotokoll 19/66

Deutscher

Stenografischer Bericht

66. Sitzung

Berlin, Freitag, den 23. November 2018

Inhalt:

Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) Hermann Gröhe (CDU/CSU). 7536 D a) Zweite Beratung des von der Bundesre- (FDP). 7538 C gierung eingebrachten Entwurfs eines Ge- (DIE LINKE). 7539 C setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr Sven Lehmann (BÜNDNIS 90/ 2019 (Haushaltsgesetz 2019) DIE GRÜNEN). 7540 C Drucksachen 19/3400, 19/3402. 7525 A (CDU/CSU). 7541 C b) Beratung der Beschlussempfehlung des (SPD). 7542 C Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- (FDP) . 7543 A plan des Bundes 2018 bis 2022 Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU). 7544 A Drucksachen 19/3401, 19/3402, 19/4627. 7525 B I.19 Einzelplan 32 Bundesschuld I.18 Einzelplan 11 Drucksache 19/4622. 7545 A Bundesministerium für Arbeit und So- ziales Drucksachen 19/4611, 19/4624. 7525 B I.20 Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (AfD) . 7525 B Drucksache 19/4623. 7545 B , Bundesminister BMAS. 7526 C (FDP). 7528 D Namentliche Abstimmung . 7545 D Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU). 7530 A Ergebnis . 7546 C (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN). 7531 D I.21 Haushaltsgesetz 2019 Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) Drucksachen 19/4625, 19/4626...... 7549 A (CDU/CSU). 7532 A Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . 7532 B Tagesordnungspunkt II: Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ Dritte Beratung des von der Bundesregierung DIE GRÜNEN). 7533 B eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Michael Groß (SPD). 7534 C die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2019 (Haushaltsge- Ulrike Schielke-Ziesing (AfD). 7535 D setz 2019) II Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Drucksachen 19/3400, 19/3402, 19/4601, Anlage 3 19/4602, 19/4605, 19/4606, 19/4607, 19/4608, Erklärungen nach § 31 GO zu der namentli- 19/4609, 19/4611, 19/4612, 19/4613, 19/4617, chen Abstimmung über den von der Bundesre- 19/4620, 19/4621, 19/4622, 19/4623, 19/4624, gierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes 19/4625, 19/4626 . 7549 C über die Feststellung des Bundeshaushalts- (AfD). 7549 D plans für das Haushaltsjahr 2019 (Haushalts- gesetz 2019) (SPD). 7551 C (Tagesordnungspunkt II). 7580 A Dr. (FDP). 7552 C (SPD). 7580 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . 7554 A (SPD). 7580 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . 7555 C Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN). 7557 C , Bundesminister BMF. 7558 D Anlage 4 (AfD). 7560 B Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Alois Rainer (CDU/CSU). 7561 C (CDU/CSU) zu der namentli- chen Abstimmung (dritte Beratung) über den Otto Fricke (FDP). 7562 C von der Bundesregierung eingebrachten Ent- Dr. (BÜNDNIS 90/ wurf eines Gesetzes über die Feststellung des DIE GRÜNEN). 7563 C Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2019 (Haushaltsgesetz 2019) Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU/CSU). 7564 C (Tagesordnungspunkt II). 7580 D (SPD) . 7565 D (CDU/CSU). 7566 C (CDU/CSU). 7567 C Anlage 5 Namentliche Abstimmungen. 7569 B Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Bijan Djir-Sarai (FDP) zu der namentlichen Ergebnisse. 7546 C Abstimmung über den von der FDP einge- brachten Entschließungsantrag zu der dritten Nächste Sitzung . 7577 A Beratung des Gesetzentwurfs der Bundes- regierung: Entwurf eines Gesetzes über die Anlage 1 Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2019 (Haushaltsgesetz 2019), Entschuldigte Abgeordnete. 7579 A hier: Einzelplan 11 (Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales) Anlage 2 (Tagesordnungspunkt II). 7580 D Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten (DIE LINKE) zu der Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion der FDP zum Einzelplan 60 – Allgemeine Finanzver- Anlage 6 waltung (Tagesordnungspunkt I.20). 7579 D Amtliche Mitteilungen. 7581 A Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018 7525

(A) (C)

66. Sitzung

Berlin, Freitag, den 23. November 2018

Beginn: 9.00 Uhr

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Soziales, der mit 144 Milliarden Euro 40 Prozent des ge- Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Bitte samten Bundeshaushaltes ausmacht. nehmen Sie Platz. Die Sitzung ist eröffnet. Die Ausgaben für den Arbeitsmarkt sind mit insge- Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesordnungs- samt 36,7 Milliarden Euro veranschlagt. Davon entfal- punkt I – fort: len 36,1 Milliarden Euro auf die Grundsicherung für Arbeitssuchende. Das sind immerhin noch etwas mehr a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung als 10 Prozent des Bundeshaushaltes. Dazu gehören die eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Ausgaben für das eigentlichen Hartz IV in Höhe von Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das 20,2 Milliarden Euro, die Beteiligung an den Kosten Haushaltsjahr 2019 (Haushaltsgesetz 2019) für Unterkunft und Heizung mit 5,9 Milliarden Euro, Drucksachen 19/3400, 19/3402 die Leistungen zur Eingliederung oder Wiedereingliede- rung in Arbeit mit 4,9 Milliarden Euro und – man glaubt b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus- es kaum – eine horrende Verwaltungskostenerstattung (B) haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unter- (D) für die Durchführung der Grundsicherung in Höhe von richtung durch die Bundesregierung 5,1 Milliarden Euro. Finanzplan des Bundes 2018 bis 2022 Lassen Sie mich zunächst auf Hartz IV eingehen. Was Drucksachen 19/3401, 19/3402, 19/4627 ist das eigentlich? Es ist nicht nur eine staatliche Trans- Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.18 auf: ferleistung für alle Arbeitslosen, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben. Es ist nicht einmal eine hier: Einzelplan 11 Leistung für Menschen, die überhaupt irgendwann mal Bundesministerium für Arbeit und Soziales gearbeitet haben oder die arbeitssuchend und für Arbeit Drucksachen 19/4611, 19/4624 qualifiziert sind. Darum sind die Bezeichnungen Arbeits- losengeld II oder Grundsicherung für Arbeitssuchende Berichterstatter sind die Abgeordneten Ekin Deligöz, für diese Leistungen eher irreführend. Axel E. Fischer, Michael Groß, Ulrike Schielke-Ziesing, Otto Fricke und Dr. Gesine Lötzsch. Es ist eigentlich eine Grundsicherung für alle, deren Einkommen unterhalb dessen liegt, was die Regierung Zum Einzelplan 11 liegt ein Entschließungsantrag als Regelbedarf für das Existenzminimum betrachtet, der Fraktion der FDP vor, über den wir heute nach der egal ob sie arbeitslos, langzeitarbeitslos, erwerbsfähig Schlussabstimmung namentlich abstimmen werden. oder nicht erwerbsfähig sind. Konkret sind das derzeit Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für 416 Euro im Monat. Und das, liebe Kollegen, ist kein die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Sie sind damit armutsvermeidendes Existenzminimum mehr, sondern es einverstanden. Dann ist so beschlossen. ist ein Existenzminimum, das für die Leistungsbezieher ein Leben in Armut bedeutet. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem Kollegen Uwe Witt, AfD. (Beifall bei der AfD) (Beifall bei der AfD) Zumal Sie selber den Regelbedarf künstlich klein- gerechnet haben, als Sie im Jahr 2011 die untersten Uwe Witt (AfD): 15 Prozent der Einkommensbezieher als Maßstab für Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, werte die Berechnung genommen haben und nicht, wie früher, Kollegen! Guten Morgen, werte Gäste des Hohen Hau- 20 Prozent. Würde man das korrigieren, läge der Leis- ses! Wir reden heute hier über den größten Teilhaushalt tungssatz heute – das wissen Sie alle – bei 571 Euro und des Bundeshaushaltes, über den Einzelplan Arbeit und nicht bei 416 Euro. 7526 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Uwe Witt (A) Großzügigerweise haben Sie allerdings in Ihrem ren durchgeführt haben, um Langzeitarbeitslose wieder (C) Haushalt zum 1. Januar 2019 eine Anhebung um 8 Euro in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, sind geschei- beschlossen. Das hat natürlich für die Leistungsbezieher tert. keine entlastende Wirkung, sondern ist die Fortschrei- (Beifall bei der AfD – Beate Müller-Gemmeke bung einer Geschichte, für die wir uns hier schämen soll- [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was möchte ten, nämlich der Geschichte von menschenunwürdiger die AfD?) Armut mitten in Deutschland. Der Haushalt für den Einzelplan 11 stützt ein reform- (Beifall bei der AfD) bedürftiges und im Kern nach wie vor unverändertes System durch Ausgaben in Milliardenhöhe, die nicht Die Zahl der Bezieher von Hartz-IV-Leistungen liegt sinnvoll eingesetzt sind. Daher können wir Ihrem Haus- seit 2011 fast konstant in der Nähe von 6 Millionen. Da- haltsentwurf leider nicht zustimmen. von sind lediglich 1,5 Millionen Hartz-IV-Empfänger Vielen Dank. arbeitslos gemeldet. Das ist nur jeder Vierte. Die meis- ten Leistungsbezieher, nämlich 2,6 Millionen, sind nicht (Beifall bei der AfD – Peter Weiß [Emmen- arbeitslos gemeldet, aber erwerbsfähig, und unter die- dingen] [CDU/CSU]: Jetzt wollen Sie mehr sen 2,6 Millionen sind 620 000 Erwerbstätige, die ihren Milliarden! Sie haben doch gesagt, es sei zu Verdienst mit Hartz-IV-Leistungen aufstocken müssen, wenig!) also sogenannte arbeitende Arme. Weitere 658 000 sind Asylbewerber, die bisher Leistungen nach dem Asylbe- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: werberleistungsgesetz bezogen haben, nun in das Hartz- Nächster Redner ist der Bundesminister für Arbeit und IV-System gewechselt sind und dem Arbeitsmarkt erst Soziales, Hubertus Heil. einmal nur theoretisch zur Verfügung stehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Insgesamt lag die Zahl der Hartz-IV-Empfänger aus der CDU/CSU) Asylherkunftsländern Ende des ersten Quartals 2018 bei 978 000. Ich gehe einmal davon aus, dass wir die Mil- Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Sozi- lionengrenze mittlerweile deutlich überschritten haben. ales: Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund, und Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin- zwar der ersten und zweiten Generation, ist in der Grup- nen und Kollegen! Wir reden heute mit dem Bundes- pe der erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger besonders ministerium für Arbeit und Soziales nicht nur über den (B) hoch. Er lag nach einer Erhebung der Bundesagentur für größten Einzeletat des Bundes, sondern im Kern auch (D) Arbeit im Dezember 2017 bereits bei 56 Prozent. über die Zukunft der Arbeit und die Zukunft des sozi- alen Zusammenhalts in diesem Land. Im Gegensatz zu ( [CDU/CSU]: Eine wunder- dem, was wir eben gehört haben, würde ich das gerne schöne Problemanalyse! Jetzt sagen Sie mal einmal mit Blick auf die Lebensrealität vieler Menschen was zur Lösung!) in Deutschland tun

Die dritte große Gruppe der Hartz-IV-Bezieher sind (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten die 1,7 Millionen nicht erwerbsfähigen Leistungsberech- der CDU/CSU) tigten. Das sind zu 97 Prozent Kinder, die in Haushalten und Sie an der einen oder anderen Stelle mit ein paar Be- leben, in denen das Einkommen unter dem Regelsatz gegnungen konfrontieren, die ich in der letzten Woche in liegt, ein Armutszeugnis, wie wir finden, für ein Land der schönen Stadt Stuttgart hatte. wie Deutschland. Ich war in der vergangenen Woche in Stuttgart bei (Beifall bei der AfD) Beschäftigten der Bosch GmbH. Die Firma Bosch in Feuerbach ist in überwiegendem Maße ein Automobil- Minister Heil, bitte überdenken Sie auch noch einmal zulieferer. Ich habe dort mit Arbeitnehmerinnen und Ihr Projekt eines sozialen Arbeitsmarktes. Wobei sich für Arbeitnehmern gesprochen, die sich bei allem Stolz auf mich natürlich die Frage stellt: Ist der normale Arbeits- ihre Leistungen durchaus ein bisschen Sorgen machen, markt unsozial? wie es in ihrem Unternehmen weitergeht, weil sich die- ses Unternehmen als Zulieferer beispielsweise sehr stark (Zuruf der Abg. Beate Müller-Gemmeke in der Dieseltechnologie engagiert – Sie alle kennen die [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) aktuelle Debatte – und weil Digitalisierungsthemen in diesem Unternehmen eine große Rolle spielen. Die Be- Sie wollen für weitere 4 Milliarden Euro 150 000 Lang- schäftigten in diesem Unternehmen verlangen von mir zeitarbeitslose fünf Jahre beschäftigen. Der Vorsitzende keinen höheren Regelsatz, sie verlangen von mir auch des Sachverständigenrates der Wirtschaftsweisen hat kein bedingungsloses Grundeinkommen, sondern sie er- dazu gesagt, dass ein Ausbau eines sozialen Arbeitsmark- warten, dass wir sie in diesem technologischen Wandel vor Arbeitslosigkeit bewahren, bevor sie entsteht. tes für Langzeitarbeitslose nicht der richtige Weg ist, um das Ziel zu erreichen, Hartz-IV-Bezieher zu aktivieren. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der Alle, wirklich alle Programme, die Sie in den letzten Jah- FDP) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7527

Bundesminister Hubertus Heil (A) Insofern, meine Damen und Herren, haben wir in der gungen. Das sind fleißige Menschen in diesem Land, und (C) nächsten Woche mit der Verabschiedung des Qualifizie- auch in diesem Bereich machen wir etwas. rungschancengesetzes die Möglichkeit, Unternehmen und Beschäftigte, bei denen Weiterbildung und Quali- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der fizierung notwendig sind, damit die Arbeitnehmerinnen FDP) und Arbeitnehmer von heute auch die Arbeit von morgen Wir werden zum Beispiel im kommenden Jahr dafür machen können, im Strukturwandel zu unterstützen. Das sorgen, dass viele dieser Beschäftigten, die oft sach- ist eine präventive, eine vorsorgende Arbeitsmarktpoli- grundlos befristete Arbeitsverhältnisse haben, eine Per- tik, die Arbeitslosigkeit verhindert, bevor sie entsteht. spektive auf dauerhafte Beschäftigung bekommen. Ich Das ist die erste und wichtigste Botschaft. will, dass wir die willkürliche Befristung in Deutschland endlich zurückdrängen. Das wird diese Koalition im (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) nächsten Jahr auch schultern. Nach dem Besuch bei Bosch war ich am selben Tag (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten in einem Sozialkaufhaus in Stuttgart. Auch in Stuttgart, der CDU/CSU) einer prosperierenden Region, gibt es langzeitarbeitslose Warum erwähne ich diese drei Beispiele? Weil mir Menschen, die seit vielen Jahren den Zugang zum Ar- wichtig ist, an konkreten Beispielen darüber zu diskutie- beitsmarkt nicht gefunden haben. Ich habe dort mit lang- ren, was ein moderner Sozialstaat in dieser sich verän- zeitarbeitslosen Menschen mit sehr unterschiedlichen dernden Arbeitsgesellschaft zu leisten hat. Lebensbiografien und Lebensschicksalen gesprochen. Eine alleinerziehende Frau hat mir deutlich gemacht, wie Wir führen derzeit eine leidenschaftliche Debatte schwierig es in den letzten Jahren für sie war, nachdem über die Grundsicherung. Das ist auch gut so; denn es die Ehe auseinandergegangen war, wieder Zugang zur ist richtig, dass wir alle Jahre nachschauen, ob die Siche- Arbeit zu finden. Ein Mann, der irgendwann einmal ob- rungssysteme, die wir haben, zukunftsfähig und richtig dachlos war, hat sich aus der Situation herausgeholt und sind und gut funktionieren. Bei der Grundsicherung gibt arbeitet jetzt in diesem Sozialkaufhaus. Die Botschaft in es Licht und Schatten. Wir haben in den letzten Jahren dieser Phase der deutschen Politik muss sein, sich trotz Erfolge gehabt, gar keine Frage. Aber wir erleben auch, der schönen Zahlen für den Arbeitsmarkt nicht auszuru- dass viele Menschen den Sozialstaat in dieser Form als hen, sondern diese Menschen nicht zu vergessen. zu bürokratisch, manchmal auch als obrigkeitsstaatlich erleben. Ich will diese Debatte führen, aber vor allen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Dingen mit Blick auf die Lebensrealität der Menschen in der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ diesem Lande und mit Blick auf das, was in dieser Ge- (B) DIE GRÜNEN) sellschaft, in dieser sozialen Gesellschaft und an diesem (D) Arbeitsmarkt notwendig ist. Auch in diesem Bereich handeln wir als Koalition; denn wir haben in der vergangenen Woche den sozialen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Arbeitsmarkt auf den Weg gebracht. Im Gegensatz zu der CDU/CSU) meinem Vorredner sollte man sich einmal mit den Leuten Deswegen will ich Ihnen, meine Damen und Herren, unterhalten, die die Chance haben, über diese Möglich- vor dem Hintergrund des Bundeshaushaltes die Reihen- keit eine würdige Perspektive auf sozialversicherungs- folge erläutern, wie wir diese Debatte führen werden. Ich pflichtige Arbeit zu bekommen. Sie reden und quatschen habe es vorhin am Beispiel Bosch gesagt. Das Erste und darüber, aber haben keine Ahnung, was der soziale Ar- Wichtigste ist angesichts der guten Lage am Arbeitsmarkt beitsmarkt für die Menschen wirklich bedeutet. und einer sich wandelnden Arbeitsgesellschaft, in der wir gleichzeitig digitalen Wandel und Fachkräftebedarf ha- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem ben, dafür zu sorgen, dass wir in Beschäftigungsfähig- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) keiten investieren. Mit dem Qualifizierungschancenge- Ein paar Tage später, der Zufall wollte es so, war ich setz gehen wir den ersten Schritt, die Bundesagentur für wieder in Stuttgart. Arbeit zu einer Arbeitsversicherung weiterzuentwickeln, Arbeitslosigkeit zu verhindern, bevor sie entsteht, in- (Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Schöne dem wir Unternehmen und Beschäftigte bei der Quali- Stadt!) fizierung unterstützen. Wir müssen verhindern, dass das Kind in den Brunnen fällt, indem wir dafür sorgen, dass Ich war eingeladen von Betriebsräten der Deutschen Menschen in Arbeit bleiben können und sozial aufsteigen Post AG, DHL, 800 Betriebsräte aus ganz Deutschland. können in ihrer Beschäftigung. Das ist die erste Priorität. Auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eines sehr (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten erfolgreichen Unternehmens spüren, dass der Wandel der CDU/CSU) der Arbeitsgesellschaft mit dem Wandel der Arbeitsbe- dingungen einhergeht. Wir wissen, dass gerade bei Pa- Die zweite Priorität ist, darüber zu diskutieren, wie ketdiensten im Logistikbereich eine große Konkurrenz wir es schaffen angesichts des Wandels und der durch- herrscht und es zum Teil sehr schäbige Arbeitsbedingun- aus vorhandenen Abstiegsängste vieler Beschäftigter in gen gibt. Dort arbeiten Menschen sehr hart. Mein Ziel Deutschland, die notwendigen sozialen Sicherungssyste- ist, dass diese Menschen nicht nur bessere Löhne bekom- me wieder enger zu knüpfen. Da geht mein erster Blick men, sondern vor allen Dingen anständige Arbeitsbedin- nicht so sehr auf die Grundsicherung, sondern auf die 7528 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Bundesminister Hubertus Heil (A) Arbeitslosenversicherung in Deutschland. Wir werden in haus oder von den Beschäftigten der Post AG – gehört, (C) der nächsten Woche das Qualifizierungschancengesetz dass er ein bedingungsloses Grundeinkommen will. verabschieden. Hier ist auch ein Element dabei, mit dem wir dafür sorgen, dass das Sicherungssystem der Arbeits- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten losenversicherung ein Stück verlässlicher wird. der CDU/CSU und der FDP) Ich sage Ihnen: Es gibt viele Menschen in diesem (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Land, die möglicherweise die Debatte um ein bedin- Ein konkretes Beispiel sind die kurzzeitig Beschäf- gungsloses Grundeinkommen aus Idealismus führen, tigten in Deutschland. Das sind Menschen, die immer weil sie das Gefühl haben, dieser Gesellschaft geht die in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, aber deren Arbeit aus. Das ist nicht der Fall; es wird andere Arbeit Anwartschaftszeiten und Rahmenfrist nicht so zusam- sein. menpassen, dass sie je Leistungen erhalten. Dass wir die ( [FDP]: Ganz genau!) Rahmenfrist bei der Arbeitslosenversicherung für diese Beschäftigten ein bisschen enger knüpfen, ist ein Beitrag Aber vor allen Dingen unterschätzen Menschen, die das gegen Abstiegsängste in diesen Zeiten des Wandels. vertreten, die Bedeutung von ordentlicher Erwerbsar- beit für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Für die (Beifall bei der SPD) meisten Menschen ist Arbeit mehr als Broterwerb, meine Damen und Herren. Ja, und dann reden wir auch über Reformen in der Grundsicherung und die Weiterentwicklung der Grund- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der sicherung. Aber wir reden nicht nur. Wir haben bereits FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN) mit der Weiterentwicklung des sozialen Arbeitsmarktes Diese Bundesregierung nimmt die Zukunft der Arbeit und der Grundsicherung begonnen. Im Gegensatz zu und die Lebensrealität der Beschäftigten in Deutschland dem, was der Kollege vor mir gesagt hat, geht es nicht in den Blick, und wir sorgen für sozialen Zusammenhalt um irgendein Programm. Es geht beim sozialen Arbeits- und soziale Sicherheit. markt um Regelinstrumente im Sozialgesetzbuch II. Es geht um dauerhafte und strukturelle Veränderungen. Das Es gibt einige, die sagen: Der Etat ist zu hoch; wir haben wir gemeinsam beschlossen. geben zu viel für Soziales aus. – Ich gebe zu: Die Höhe eines Etats sagt noch nichts über die Qualität des Sozial- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten staats aus. der CDU/CSU) (Beifall des Abg. Stephan Thomae [FDP]) (B) Wir werden aber auch darüber reden, wie wir den So- Aber wer Investitionen in den sozialen Zusammenhalt (D) zialstaat unbürokratischer organisieren können. Ich sage als Kokolores diffamiert, der unterschätzt, dass wir eine das mit Blick darauf, was für Kinder und Jugendliche, soziale Marktwirtschaft und ein sozialer Rechtsstaat mit die im SGB-II-Bezug, in Hartz IV sind, notwendig ist. sozialen Bürgerrechten sind. Für genau den arbeitet al- Mein Ziel ist es aber nicht nur, dafür zu sorgen, dass das lerdings diese Bundesregierung, und darauf bin ich stolz, als würdiger und unterstützender empfunden wird. Wir meine Damen und Herren. werden mit Franziska Giffey, der Familienministerin, den Kinderzuschlag reformieren und beispielsweise auch (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) das Schulbedarfspaket ausbauen. Das haben wir uns in der Koalition vorgenommen. Das hilft konkret. Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Peter Jetzt hat das Wort der Kollege Michael Theurer, FDP. Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]) (Beifall bei der FDP) Mein Ziel ist es nicht, möglichst viele Menschen in der Grundsicherung zu verwalten, sondern – wo immer Michael Theurer (FDP): es geht – Menschen aus der Grundsicherung herauszuho- Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und len, meine Damen und Herren. Das ist der Unterschied in Herren! In den vergangenen Tagen habe ich viel mit Be- dieser Debatte. triebsräten, insbesondere der Automobilindustrie und der energieintensiven Industrie, gesprochen, (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP) (Dr. [CDU/CSU]: Auch in Stuttgart?) Woran bemisst sich die Qualität eines modernen Sozi- unter anderem in Bonn bei der Betriebsrätekonferenz; alstaats? In erster Linie an der Frage, wie wir es schaffen, manche Kollegen waren dabei. Herr Minister Heil, ich Menschen zu einem selbstbestimmten Leben zu befähi- kann Ihre Meinung an dieser Stelle bestätigen: Da ist die gen, und zwar durch Teilhabe an Arbeit, weil Arbeit mehr Sorge groß, weil zum Beispiel für die Chemieindustrie ist als Broterwerb. die Energiekosten der entscheidende Standortfaktor sind (Beifall bei Abgeordneten der SPD) und die Energiepolitik dieser Bundesregierung diese Fir- men eher aus dem Land treibt, als dass sie hier am Stand- Bei all diesen Debatten habe ich von keinem Men- ort gesichert werden. Wir sagen: Innovation und günstige schen – weder in Stuttgart bei Bosch noch im Sozialkauf- Rahmenbedingungen für Unternehmen, vor allen Dingen Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7529

Michael Theurer (A) auch für kleine und mittlere Unternehmen, schaffen Ar- und Unternehmen unter der bald höchsten Steuerlast; ich (C) beit, und was Arbeit schafft, ist sozial. habe es ausgeführt. Wir haben den Eindruck, dass die Bundesregierung Dann kommt Robert Habeck mit seinem Vorschlag hier an vielen Punkten die falschen Weichenstellungen zur Grundsicherung. Ich bin mal gespannt, wie die Grü- vornimmt. Wir haben eine Eintrübung der Konjunktur, nen das gegenfinanzieren wollen: 30 Milliarden Euro für und wir haben im dritten Quartal zum ersten Mal eine eine Grundsicherung, die bedingungslos sein soll, aber Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in Deutschland. doch bedarfsgeprüft? Wir haben einen internationalen Standort- und Steuer- wettbewerb. Deutschland hat die höchsten Steuern und (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜND- hat mittlerweile die höchsten Unternehmenssteuersätze. NIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sieht man, wie Andere Länder wie Frankreich und die USA senken die groß die Armut in Deutschland ist!) Steuersätze. Wir haben den Eindruck, hier muss dringend Das ist nicht der richtige Weg. Wir, die Freien Demokra- etwas gemacht werden. Denn nur wenn wir in Zukunft ten, sagen: Ja, es gibt Schwächen bei der Grundsiche- wettbewerbsfähige Arbeitsplätze haben, können auch die rung. Ja, es gibt die hohen Abzüge für diejenigen, die in Sozialleistungen finanziert werden, liebe Kolleginnen der Grundsicherung sind, aber eine Arbeit aufnehmen und Kollegen. wollen; denn von jedem hinzuverdienten Euro werden (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jürgen manchmal 100 Prozent abgezogen, manchmal 90 Pro- Braun [AfD]) zent. Das heißt, ich verdiene 1 Euro, aber es bleiben mir nicht einmal 10 Cent in der Tasche. Vor zwei Wochen hätte ich noch gesagt, das größ- te Haushaltsrisiko sind die stark ansteigenden Sozial- (Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜND- ausgabenzuschüsse, die aufgrund des demografischen NIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist der Part, um Wandels in die Rentenversicherung hineingegeben wer- den es geht!) den müssen, auch deshalb, weil Sie den Kreis der An- spruchsberechtigten erweitern und weil Sie auch die An- Das ist ein Problem, das angegangen werden muss, aber spruchsgrundlage ausweiten. Heute sage ich, das größte nicht durch ein bedingungsloses Grundeinkommen, son- Haushaltsrisiko, meine Damen und Herren, sind die un- dern durch ein liberales Bürgergeld. soliden, nicht gegenfinanzierten Vorschläge zur Grundsi- (Beifall bei der FDP) cherung von und Robert Habeck. Und ja, wir lassen mit uns auch über das Schonver- Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, lie- mögen reden. Wenn jemand über Jahrzehnte hinweg ge- be Kollegin Nahles, Sie sollten stolz darauf sein, wel- arbeitet und in die Sozialkassen einbezahlt hat, sollte er (B) che gigantischen Erfolge mit den Agenda-Reformen in (D) am Ende nicht alles verlieren müssen, also praktisch in Deutschland erreicht wurden. Die Zahl der sozialversi- die Armut gestoßen werden, bevor er die Leistung der cherungspflichtig Beschäftigten ist um mehr als 5 Milli- Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen kann. Wer ein onen Menschen gestiegen, und die Langzeitarbeitslosig- Leben lang gearbeitet hat, dem soll es auch besser gehen keit hat sich mehr als halbiert. Die Agenda-Reformen, die als demjenigen, der noch nie in die Solidargemeinschaft wir als FDP über die Länder mitgetragen haben, waren einbezahlt hat. der Startschuss für den größten Wirtschaftsaufschwung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nach (Beifall bei der FDP) dem Wirtschaftswunder. Aber hören Sie bitte auf, von einem bedingungslosen (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Thomas Grundeinkommen oder anstrengungslosem Wohlstand Heilmann [CDU/CSU]) zu träumen. Es bleibt weiter richtig, als Gesellschaft die Eigentlich müssten Sie als Arbeiterpartei, liebe Kollegin- Mitwirkungspflichten einzufordern; denn Solidarität ist nen und Kollegen von der SPD, Gerhard Schröder auf keine Einbahnstraße. Es geht nicht um anonyme Staats­ Händen tragen und für ihn ein Denkmal errichten. knete. Es geht darum, dass die Beitragszahler, die Arbeit- nehmerinnen und Arbeitnehmer, und die Steuerzahler (Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und einbezahlen, damit diejenigen, die Arbeit nicht leisten der CDU/CSU) können, und einige wenige, die nicht wollen, unterstützt Sie werden verstehen, dass ich das an dieser Stelle nicht werden. beantrage. Dazu gehört für uns auch die Frage, ob es zumutbar Schon heute geben wir ein Drittel der Wirtschaftsleis- ist, dass jemand aus einem Gebiet mit hoher Arbeitslo- tung für Sozialtransfers aus. sigkeit wie in Duisburg oder in anderen Teilen Deutsch- lands in Gebiete umzieht, in denen Vollbeschäftigung ( [Erfurt] [SPD]: Machen und Fachkräftemangel herrschen, wie zum Beispiel auf wir schon immer!) der Schwäbischen Alb. Das ist nicht nichts. Normalverdiener ächzen unter der Wir glauben, das Prinzip „Fordern und fördern“ ist zweithöchsten Steuer- und Abgabenlast aller Industrie- richtig. Es aufzugeben, täte niemandem einen Gefallen. länder Frau Nahles, Ihre Vorschläge dienen vor allem dazu, sich (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Was sind wie ein Reptil den Begriff Hartz IV durch Häutung ab- bei Ihnen Normalverdiener?) zustreifen. Das ist eine innerparteiliche Diskussion. Wir 7530 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Michael Theurer (A) plädieren für eine echte Reform der Grundsicherung, die So positiv die derzeitige Entwicklung auch ist, ver- (C) leistungsgerecht ist. Das ist das liberale Bürgergeld. schließen wir doch nicht die Augen vor deutlich sicht- baren zukünftigen Herausforderungen. Nicht nur zum (Beifall bei der FDP – Kerstin Tack [SPD]: Erhalt unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist Was heißt das denn?) angesichts der demografischen Entwicklung eine verbes- serte Ausschöpfung des Arbeitspotenzials der hier leben- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: den Menschen dringend notwendig. Genau deshalb erhö- Nächster Redner ist , CDU/CSU. hen wir, wie übrigens im Koalitionsvertrag vorgesehen, die Leistungen für die Eingliederung in Arbeit erheblich. (Beifall bei der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, das heute im Land vorhan- dene Arbeitskräftepotenzial reicht jedoch nicht aus, um Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): die Wirtschaftskraft zu erhalten, der wir unseren Wohl- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! stand heute verdanken. Wir brauchen Zuwanderung, weil Meine Damen und Herren! Der Haushalt 2019 im Be- wir in vielen Bereichen nicht genügend Arbeitskräfte ha- reich Arbeit und Soziales, den wir jetzt beraten, spiegelt ben. deutlich die gute wirtschaftliche Lage wider und ist ein (Beifall der Abg. Sonja Amalie Steffen sehr ambitionierter und zukunftsorientierter Haushalt. [SPD]) Trotz sinkender Arbeitslosigkeit mussten wir im Re- Mit einem Fachkräftezuwanderungsgesetz muss die le- gierungsentwurf geplante Ausgaben um mehr als 1 Mil- gale Zuwanderung von beruflich Qualifizierten und Aus- liarde Euro erhöhen. Dies liegt auch an den sich langsam zubildenden von außerhalb Europas in den Arbeitsmarkt eintrübenden Zukunftsaussichten für unsere wirtschaftli- erleichtert werden. Bislang kommen weniger als 10 Pro- che Entwicklung – Kollege Theurer sprach gerade schon zent unserer Zuwanderer über den offiziellen Weg als Er- davon –; denn im dritten Quartal dieses Jahres ist die werbstätige nach Deutschland. Das ist deutlich weniger wirtschaftliche Leistung im Land das erste Mal seit lan- als in klassischen Einwanderungsländern, was auch an ger Zeit wieder gesunken. Das heißt, es wurde weniger der Komplexität unseres derzeitigen beruflichen Zuwan- erwirtschaftet als vorher, nicht mehr. derungssystems liegt. Auch die demografische Entwicklung zeigt bereits Das neue Gesetz muss also die Voraussetzungen deutliche Spuren im Haushalt. So sind Mehrausgaben schaffen, gezielt Fachkräfte im außereuropäischen Aus- in Höhe von 400 Millionen Euro unter anderem für die land gewinnen zu können. Es muss darüber hinaus eine Erhöhung der Pflegebeiträge für Hartz-IV-Bezieher vor- nachhaltige Integration von Zuwanderern in den Arbeits- (B) (D) gesehen. 800 Millionen Euro Mehrausgaben waren not- markt und die Gesellschaft gewährleisten, und es muss wendig wegen der Beteiligung des Bundes an den flücht- Veränderungen am deutschen Arbeitsmarkt in beide lingsbedingten Kosten für Unterkunft und Heizung. Richtungen zeitnah Rechnung tragen. Mehr als 1 Milliarde Euro Mehrausgaben – das sind Mit Blick auf den Fachkräftemangel ist ein Vorgang, mehr als 1 000 Millionen Euro – für höhere Ausgaben für über den sich der Vorstandschef der Asklepios Kliniken Hartz IV und für Kosten für Unterkunft und Heizung. Das öffentlich beschwert hat, befremdlich. Er hat sich öffent- ist eine Zahl, die unheimlich schwer zu greifen ist. Viel- lich darüber beschwert, dass 500 vom Konzern selbst leicht wird sie etwas plausibler, wenn man sich vorstellt, ausgebildete, der deutschen Sprache mächtige Pflege- dass man mit diesem Geld den Bau von etwa 5 000 Dop- kräfte aus den Philippinen nicht einreisen dürfen, weil pelhaushälften finanzieren könnte. Das wäre ein fami- die Botschaft in Manila überlastet sei und so keine Visa liengerechtes Zuhause für rund 20 000 Menschen. Aber erteilen könne. all diese Ausgaben gehen zusätzlich in den Konsum und (Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: stehen somit nicht für notwendige und wünschenswerte Unglaublich!) Zukunftsinvestitionen zur Verfügung. Meine Damen und Herren, da sucht ein Mitglied unse- Unsere rückläufige Wirtschaftskraft hat am Arbeits- rer Bundesregierung, Minister , händeringend markt bislang noch keine Spuren hinterlassen. So ha- Pflegekräfte, die Wirtschaft bildet diese auf eigene Kos- ben wir derzeit die geringste Arbeitslosenquote und ten aus, und ein anderes Mitglied dieser Bundesregie- den höchsten Beschäftigungsstand seit der Wiederver- rung, der SPD-Bundesaußenminister, erschwert deren einigung. Im September dieses Jahres waren mit knapp Zuwanderung. 33,1 Millionen Menschen sage und schreibe 715 000 Per- sonen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und als noch im Vorjahr. Gleichzeitig ist auch die Zahl der der FDP sowie des Abg. Jürgen Braun [AfD]) Hartz-IV-Leistungsberechtigten im Oktober im Vergleich zum vergangenen Jahr um mehr als 320 000 gesunken. Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Sie sehen, meine Damen und Herren: Unser wirtschaft- Herr Kollege Fischer, die Kollegin Andreae würde licher Aufschwung ist auch bei den sozial Schwächeren gerne eine Zwischenfrage stellen. angekommen und kommt ihnen zugute. Das ist Ergebnis erfolgreicher unionsgeführter Politik. Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): (Beifall bei der CDU/CSU) Sie darf gerne nachher eine Erklärung abgeben. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7531

(A) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: zu politischer, sondern auch zu sozialer Destabilisierung (C) Na ja, das entscheidet der Präsident. und senkt die Bereitschaft der Leistungserbringer, für den Sozialstaat zu zahlen. Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): Meine Damen und Herren, die Zahlungen an die Ren- Okay. tenversicherung stellen mit rund 100 Milliarden Euro den größten Block im Bundeshaushalt 2019 dar. Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Gut Sie lassen keine Zwischenfrage zu? so!) Diese Mittel zur Sicherung und Steigerung des Lebens- Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): standards unserer Senioren Ich lasse keine Zwischenfrage zu. (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Auch (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- der Seniorinnen!) NEN]: Schade!) machen knapp 30 Prozent der Ausgaben des Bundes aus. Ich denke, meine Damen und Herren, da muss die Wenn wir diese Summe erfahrbar machen wollen und Bundesregierung eindeutig besser werden. Vielleicht einmal in Wohnraum umrechnen, dann ließen sich mit könnte eine Art zentralisierte Clearingstelle zu einer Be- diesen 100 Milliarden Euro etwa 450 000 Doppelhaus- schleunigung und Vereinfachung des Verfahrens beitra- hälften für 1,8 Millionen Menschen finanzieren. Das gen. entspräche dem Bau einer Gartenstadt mit der Einwoh- nerzahl Hamburgs, und das nicht nur einmalig, sondern Und natürlich müssen wir die heute schon hier leben- in jedem Jahr. Das macht vielleicht anschaulicher, was den Zuwanderer möglichst gut und zügig in den Arbeits- die Steuerzahler in Deutschland derzeit für das Wohl der markt integrieren. Ich begrüße daher ausdrücklich, dass älteren Generation aufbringen. wir im Bundeshaushalt die Flüchtlingsintegrationsmaß- nahmen und die berufsbezogene Deutschsprachförde- Zukünftige Herausforderungen zeichnen sich deutlich rung sachgerecht fördern. ab: Der Bundesrechnungshof verweist auf überpropor- Erhebliche Herausforderungen liegen zukünftig im tionale Ausgabensteigerungen und bestehende Tragfä- Bereich der Ausbildung der Migrationskinder. Es ist higkeitsrisiken, die mittelfristig durch Mütterrente und doch bezeichnend, wenn die UNESCO in dieser Woche, Rente mit 63 befördert werden. Langfristig, nach 2025, mehr als drei Jahre nach dem beherzten „Wir schaffen seien erhebliche Zusatzbelastungen und Risiken für den (B) das“ unserer Bundeskanzlerin , feststellt, Bundeshaushalt zu erwarten, wenn die jüngst beschlosse- (D) dass in Deutschland 42 000 Lehrer für Flüchtlingskinder ne doppelte Haltelinie über das Jahr 2025 hinaus fortge- fehlen, und fehlenden Sprachunterricht sowie damit ein- setzt würde. Gespannt erwarten wir daher die Ergebnisse hergehende Integrationsprobleme bemängelt. Hier sind der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission insbesondere die Bundesländer zu fragen, warum und in- „Verlässlicher Generationenvertrag“. wieweit sie Verpflichtungen nicht nachkommen und dies Meine Damen und Herren, abschließend bleibt mir, trotz sprudelnder Steuerquellen. Geld wäre jedenfalls, Ihnen allen sehr herzlich für eine gute Zusammenarbeit auch bei den Ländern, mehr als genug vorhanden. zu danken, besonders dem Kollegen Michael Groß von Meine Damen und Herren, wir haben zudem Maß- der SPD-Fraktion, aber auch der Hauptberichterstatterin, nahmen ergriffen, um den Betrug bei Hartz-IV-Mitteln Ekin Deligöz, allen anderen Mitberichterstattern und den einzudämmen. Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit zuständigen Arbeitsgruppen, dem Ministerium und allen entstehen durch bandenmäßigen Leistungsmissbrauch nachgeordneten Behörden. Schäden in Höhe von rund 50 Millionen Euro. Ich be- Herzlichen Dank. grüße von daher eine Initiative aus der Berliner CDU zur besseren Bekämpfung der Kleinkriminalität. Wir (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- müssen datenschutzrechtliche Regelungen im Sozialge- ordneten der SPD) setzbuch dahin gehend anpassen, dass Datenschutz nicht zum Täterschutz von Betrügern wird. Ein systematischer Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Datenabgleich durch die Sozialleistungsträger könnte da Dann hat jetzt das Wort zu einer kurzen Zwischenbe- helfen. merkung die Kollegin Kerstin Andreae. Meine Damen und Herren, es wäre fatal, wenn sich bei unseren Leistungserbringern der Eindruck festsetzte, auf Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): der Ausgabenseite würde geltendes Recht Betrügern dau- Vielen Dank, Herr Präsident, dass Sie die Kurzinter- erhaft Tür und Tor öffnen und ihr hart verdientes Steu- vention zulassen. ergeld würde verjubelt. Die gesellschaftliche Akzeptanz unseres Sozialstaates dürfen wir nicht ohne Not weiter in Herr Fischer, ich habe eine Frage. Sie haben über das Gefahr bringen. Das betrifft im Übrigen in hohem Maße Fachkräftezuwanderungsgesetz gesprochen. Erst mal bin auch die Gefährdung der Akzeptanz unseres Sozialstaa- ich froh, dass die Union mit dem Einwanderungsgesetz tes durch eine in der Bevölkerung als übermäßig empfun- da tatsächlich einen Schritt auf einem langen Weg ge- dene Zuwanderung. Diese führt bereits heute nicht nur gangen ist. 7532 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Kerstin Andreae (A) Aber dieses Fachkräftezuwanderungsgesetz soll ja zahl geben: Für die Bundeswehr geben wir nach den NA- (C) dazu dienen, dass Fachkräfte aus dem außereuropäi- TO-Kriterien 47,1 Milliarden Euro aus. Ich finde, das ist schen Ausland in die Bundesrepublik Deutschland kom- ein grobes Missverhältnis. Wir brauchen mehr Geld für men. Jetzt haben wir eine lange Erfahrung damit, dass Arbeit und Soziales und weniger Geld für Waffen und die Anerkennung der Berufsabschlüsse ein ganz großes Kriege. Problem, ein Hindernis für genau dieses Momentum ist. Warum machen Sie jetzt in diesem neuen Gesetz die (Beifall bei der LINKEN) Gleichstellung der Qualifikation zu einem, quasi, Kriteri- Wir werden in den nächsten Jahren mehr Geld für gute um für die Frage, ob jemand aus dem außereuropäischen Arbeit brauchen. Alle sprechen über Digitalisierung. Wir Ausland als Fachkraft nach Deutschland kommen kann? wissen doch, dass die Digitalisierung die Arbeitswelt Damit machen Sie genau den gleichen Fehler. Erklären revolutionieren wird; das heißt, viele Menschen werden Sie mir mal, wie jemand aus dem Senegal mit einem ihren Beruf aufgeben und neue Berufe erlernen müssen. Meisterbrief im Handwerk – und das wäre Gleichstellung Wir müssen also viel Geld in die Fortbildung der Men- der Qualifikation – in die Bundesrepublik Deutschland schen stecken. Das scheint mir wichtiger zu sein, als kommen kann? Warum legen Sie die Beantwortung der neue Waffen zu kaufen, meine Damen und Herren. Frage, ob diese Person die Tätigkeit erfüllen kann, nicht in die Hände der Arbeitgeber? Die können doch souverän (Beifall bei der LINKEN) entscheiden, ob eine Person dazu in der Lage ist. Warum Wir brauchen auch mehr Geld für Langzeitarbeitslose. soll die Ausländerbehörde das entscheiden? Sie machen Es ist gut, dass die Koalition unseren Vorschlag für einen den gleichen Fehler wieder. Erklären Sie mir das bitte! öffentlichen Beschäftigungssektor aufgegriffen hat. Sie (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) nennen es nur anders, Sie nennen es „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“. Das Problem aber ist, dass Sie für die- ses Programm viel zu wenig Geld eingestellt haben. Da Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: müsste deutlich nachgelegt werden. Herr Kollege Fischer, Sie können das erklären, wenn Sie mögen. Sie haben das Wort. (Beifall bei der LINKEN) Sie wollen 150 000 Stellen schaffen. Aber die Rahmen- Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU): bedingungen sind viel zu restriktiv. Selbst der Chef der Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich kann nur feststel- Bundesagentur für Arbeit hat große Zweifel angemeldet, len: Die Bundesregierung ist wieder deutlich schneller ob dieses Programm umsetzbar ist. Ich finde, diese Zwei- als die Grünen; denn diese Möglichkeit gibt es bereits. fel sollten Sie ernst nehmen, meine Damen und Herren. (B) (D) Herzlichen Dank. (Beifall bei der LINKEN) (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Allein die Voraussetzung, sieben Jahre arbeitslos gewe- NEN]: Sie haben es versucht! – Helin Evrim sen sein zu müssen, um an dem Programm teilnehmen zu Sommer [DIE LINKE]: Stimmt doch gar können, schränkt den Teilnehmerkreis doch arg stark ein. nicht! Was erzählen Sie denn da?) Meine Damen und Herren, die Kanzlerin hat in ihrer Rede in der sogenannten Generaldebatte sehr stolz da- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: rauf verwiesen, dass so viele Menschen in unserem Land Dann hat als nächste Rednerin das Wort Dr. Gesine beschäftigt sind. Aber sie hat nichts dazu gesagt, dass Lötzsch, Fraktion Die Linke. viele Menschen unter prekären Bedingungen arbeiten (Beifall bei der LINKEN) müssen. Sie hat die Lebenswirklichkeit in unserem Land eben nicht richtig dargestellt, Herr Heil. Ich finde, wir können nicht zulassen, dass sich Menschen mit mehreren Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE): Jobs durch den Tag schleppen müssen und trotzdem ihr Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten Leben nicht fristen können. Das muss dringend geändert Damen und Herren! Es ist ja schon wiederholt auf die werden. Größe des Haushalts für Arbeit und Soziales verwiesen worden. Ich finde es immer wichtig, dass man Zahlen ein (Beifall bei der LINKEN) bisschen auseinandernimmt: Knapp 100 Milliarden Euro aus diesem Einzelplan gehen an die gesetzliche Renten- Es ist gut, dass nach vielen Jahren endlich ein Min- versicherung. Das ist gut und richtig. Wir müssen alles destlohn in Deutschland durchgesetzt wurde. Aber dieser tun, um die gesetzliche Rente zu stärken. Die Fraktion Mindestlohn ist viel zu niedrig. Die Linke hat dafür gute Konzepte. Ich hoffe, diese kön- (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Ja!) nen wir bald gemeinsam umsetzen, meine Damen und Herren. Wir sagen, wir brauchen einen Mindestlohn von mindes- tens 12 Euro. Das muss endlich angegangen werden. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall bei der LINKEN) Wenn wir diese knapp 100 Milliarden Euro aber ein- mal außen vor lassen, dann sehen wir, wie viel Geld Ich kann Ihnen das auch vorrechnen: Mit dem jetzigen wirklich für Arbeit und Soziales übrig bleibt, nämlich Mindestlohn können viele Menschen ihre Miete nicht 47,2 Milliarden Euro. Ich möchte Ihnen eine Vergleichs- bezahlen. In Köln müsste der Mindestlohn 11,20 Euro Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7533

Dr. Gesine Lötzsch (A) betragen, damit die Menschen nicht mit Hartz IV aufsto- kann und dass zweitens das Zusammenarbeiten an der (C) cken müssen, in München sogar 12,77 Euro. Stelle sehr gut funktioniert. Danke dafür. Hinzu kommt erschwerend, dass es viele Arbeitgeber (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gibt, die beim Mindestlohn tricksen. Da wird alles Mög- sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der liche reingerechnet – Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld –, SPD und der FDP) und es werden unbezahlte Überstunden abverlangt. Mit dieser Trickserei muss endlich Schluss sein. Das Gute ist, dass Sie tatsächlich auch ein paar Ideen von uns, der Opposition, übernommen haben. Endlich (Beifall bei der LINKEN) ist mal Bewegung in die Stagnation bei den Jobcentern Dafür brauchen wir eine effektive Kontrolle des Mindest- gekommen; das ist gut. Ich will hier zwei Punkte her- lohngesetzes. Es ist wirklich schlimm, dass noch immer ausstellen: Stellen zur Kontrolle der Einhaltung des Mindestlohnes Erstens. Sie bewegen sich im Bereich des sozialen Ar- fehlen, dass noch immer Stellen nicht besetzt sind, und beitsmarkts. Das wurde von uns ja lange gefordert; wir dass dann, wenn kontrolliert wird, nicht bei denjenigen, hatten Jahr für Jahr Anträge dazu. Jetzt passiert da was; die wirklich abzocken, sondern eher bei Kleinen. Ich fin- das ist gut. Es ist ein bisschen gedämpft, weil Sie das de, hier haben wir alle eine Verantwortung, meine Da- Ganze mit einem datierten Ende versehen haben. Bes- men und Herren. ser wäre es gewesen, sich mal darauf einzulassen, um (Beifall bei der LINKEN) tatsächlich erst mal losmarschieren zu können; aber wir werden ja sehen, wie das dann am Ende aussieht. Nun haben SPD und Grüne ja erkannt, dass Hartz IV unsere Gesellschaft gespalten hat. Es gibt so viel Armut An dieser Stelle die Forderung, Herr Minister: Ma- in unserer reichen Gesellschaft. Das ist eindeutig eine chen Sie bitte alle Entwicklungsschritte transparent. Wir Folge der Agenda 2010. Ich finde, wenn man darüber werden an der einen oder anderen Stelle noch an den diskutiert, muss man das ernst nehmen. Man muss grund- Schrauben drehen und vielleicht auch Anpassungen vor- sätzliche Dinge ändern. Man darf nicht nur über Hartz IV nehmen müssen, und wir sollten die Gelegenheit haben, sprechen, sondern muss endlich auch über eine gerechte hier in diesem Bundestag tatsächlich auch darüber zu Steuerreform sprechen. diskutieren und Korrekturen vorzunehmen. Das gilt auch für den Aktiv-Passiv-Transfer. (Beifall bei der LINKEN) Alle Steuerreformen seit 1998 haben das reichste Hun- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) dertstel in unserer Gesellschaft noch reicher gemacht. (B) Zweitens. Sie gehen endlich mal die chronische Un- (D) Das ärmste Zehntel wurde durch die Steuerreformen terfinanzierung der Jobcenter an; das finde ich wichtig. nicht entlastet, sondern belastet. Diese Belastung machte Sie machen hier ein kleines bisschen. Ich habe hier ja bei den Armen 5,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes Jahr für Jahr wie eine kaputte Schallplatte immer wie- aus, während die Entlastung der Reichen bei 4,8 Prozent der gefordert, dass da was passieren muss. Jetzt passiert des Bruttoinlandsproduktes lag. da endlich mal was, und ich bin mir ganz sicher, dass Es wird in unserer Gesellschaft also nur Gerechtigkeit das richtig ist, weil der Jahresabschluss 2018 genau mei- geben, wenn wir endlich die Vermögen gerecht besteu- ne Aussage bestätigen wird: Wenn wir wollen, dass die ern. Dafür kämpfen wir. Die Linke steht für eine gerechte Jobcenter die Menschen auch fördern, müssen wir ihnen und soziale Gesellschaft. auch Luft zum Atmen geben, damit sie auf die Menschen auch eingehen können und Zeit für eine gute Beratung Vielen Dank. haben. Es gilt, nicht primär zu sanktionieren und zu for- (Beifall bei der LINKEN) dern, sondern Fördern muss im Vordergrund stehen. Des- halb brauchen wir dort diese Luft zum Atmen. Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Ekin Deligöz, Bündnis 90/Die Grünen, ist die nächste Rednerin. An dieser Stelle ein Wort zur FDP – ich kann es an dieser Stelle einfach nicht lassen –: Sie haben jetzt eine (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Mittelerhöhung für das Bildungs- und Teilhabepaket gefordert. Das finde ich super. Wir haben einen solchen Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Antrag ja auch eingebracht, und Sie legen Ihren eigenen Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Antrag nochmals vor – umso besser. Doppelt hält viel- Minister! Lassen Sie mich mit einem Dankeschön anfan- leicht besser und ist überzeugender, und dem stimmen gen. Wir reden hier über den größten Etat und die inten- wir dann auch zu usw. Bei den Eingliederungstiteln – und sivsten Berichterstattergespräche. Wir als Berichterstatter das gehört auch dazu – wollen Sie aber eigentlich eine haben zwei ganze Tage getagt, bis wir einmal durch den Kürzung. Etat durch waren. An dieser Stelle Danke schön an alle Was bedeutet das denn? Das heißt entweder, dass Sie Mitberichterstatter! Die Tatsache, dass wir als Berichter- den neuen Instrumenten einfach nicht vertrauen und von statter am Ende viele Veränderungen im Einvernehmen vornherein davon ausgehen, dass sie schiefgehen. gemeinsam beschlossen haben, ist auch ein Hinweis da- rauf, dass erstens der Haushalt eine Königsdisziplin sein (Otto Fricke [FDP]: Nein!) 7534 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Ekin Deligöz (A) Dann kann man das Geld gleich kürzen. – Aber kann Fortschritt bedeutet, die Dinge zu verändern. Haben Sie (C) man das wollen? Kann man wirklich wollen, dass eine den Mut, nicht nur über die Dinge zu reden, sondern auch Sozialmaßnahme schiefgeht? Was sagt das dann über die Dinge richtig anzupacken, und zwar so, dass davon die Gesinnung aus? – Oder das heißt für Sie, dass jedes etwas bei den Menschen ankommt. Geld, das für den Bereich Soziales ausgegeben wird, Vielen Dank. falsch ausgegebenes Geld ist; das wäre, ehrlich gesagt, noch schlimmer. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: In diesem Sinne denke ich mir manchmal: „Liberal“ Michael Groß, SPD, ist der nächste Redner. heißt auch, Chancen zu schaffen. Das muss Bestandteil eines aktivierenden Sozialstaats sein. Von daher finde ich (Beifall bei der SPD) es richtig und wichtig, dass wir jetzt manche Debatten führen, auch wenn sie uns herausfordern. Dazu gehört Michael Groß (SPD): auch, zu fragen: Wie entwickeln wir dieses System wei- Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen ter? und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Kri- (Michael Theurer [FDP]: Genau!) tik am Bundeshaushalt war im Vergleich zur Kritik am ersten Haushalt in diesem Jahr bisher relativ gering. Das Wir müssen diese Debatten führen, auch wenn sie zeigt ja, dass die Koalition auf dem Weg hierhin sehr viel schmerzhaft sind. Sie werden uns am Ende gemeinsam richtig gemacht hat. voranbringen. In diesem Sinne finde ich auch den Vor- stoß von Robert Habeck gut, endlich mal inhaltlich zu (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) diskutieren und uns nicht nur mit uns selbst zu beschäf- Ich muss Ihnen sagen: Jeder Cent der 40,8 Prozent des tigen. Bundeshaushalts, den wir in Inklusion, in Integration, in (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – soziale Teilhabe, in identitätsstiftende Arbeit stecken, ist Michael Theurer [FDP]: Haben Sie denn einen gerechtfertigt und richtig. Deswegen sind wir als Sozial- Finanzierungsvorschlag, Frau Kollegin?) demokraten und in der Koalition auf dem richtigen Weg. – Ja, genau das müssen wir ja besprechen, Herr Kolle- (Beifall bei der SPD) ge. Es ist unser Job als Abgeordnete, uns Gedanken da- Hubertus Heil hat gesagt, er komme in Deutschland rüber zu machen, wie wir alles besser machen können. viel rum. Der Minister war in Stuttgart. (B) Wir dürfen nicht stillstehen. Fortschritt heißt eben nicht (D) „Weiter so“. Zum Fortschritt gehört auch, mal Debatten (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Zwei- zu wagen und auch zu führen. Ich weiß gar nicht, warum mal!) Sie ein Problem damit haben. – Zweimal. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Michael Theurer [FDP]: Dreimal! – Britta Zum Thema Kinderarmut wird mein Kollege nachher Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: noch viel ausführen. Einmal in Stuttgart! Da ist es vermessen, zu sagen, man komme viel rum!) Ich komme zu meinem letzten Punkt, dem Renten- pakt. Sie tun so, als ob Sie die Rentenfrage mit Ihrer Müt- Er ist aber auch viel im Ruhrgebiet unterwegs. Die terrente I und II und der doppelten Haltelinie beantwortet 38 Milliarden Euro für den Arbeitsmarkt setzen wir rich- haben. Haben Sie nicht. Nein, Sie verstecken sich hinter tig ein. Insbesondere die 10 Milliarden Euro, die wir Ihrer neuen Demografiereserve. Am Ende Ihrer doppel- inzwischen für die Verwaltungskosten und für die Ein- ten Haltelinie fangen die eigentlichen Probleme doch erst gliederungstitel aufwenden, sind richtig angelegt. Wir an. Darauf haben Sie gar keine Antworten. investieren in Arbeit, oder wir investieren in Menschen, die Arbeit suchen. Insbesondere der soziale Arbeitsmarkt (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ist bei mir in der Region, in der 60 Prozent der gemel- deten Arbeitslosen Langzeitarbeitslose sind, das richtige Ich kann wieder und immer wieder fragen – irgend- Instrument. wie ist es wirklich seltsam, dass da nichts kommt –: Wann kommt endlich Ihr Vorschlag zur Grundrente? Das (Beifall bei der SPD) Kind hieß schon einmal anders. Zurzeit sind wir bei dem Namen „Grundrente“. Die einzige Kontinuität ist: Wir Ich kann Ihnen aus Treffen mit Trägern und mit dem warten, warten und warten auf Ihren Vorschlag, und es örtlichen Jobcenter berichten; dort wird gesagt: Die kommt, kommt und kommt nichts. Da kann ich nur sa- 4 Milliarden Euro und der Passiv-Aktiv-Transfer ermög- gen: Die Grünen haben da mit der Garantierente einen lichen es uns, im nächsten Jahr in einem ersten Schritt hervorragenden Vorschlag gemacht. Wir stellen ihn Ih- 700 bis 900 Menschen zusätzlich in reguläre Arbeit zu nen gern zur Verfügung. bringen; in Arbeit, die sozialversicherungspflichtig ist, in Arbeit, die nach Tariflohn bezahlt wird. Das zeigt, dass (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) wir hier Menschen in den Arbeitsmarkt integrieren, Das Wichtigste ist: Machen Sie endlich was! Fort- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten schritt bedeutet eben nicht eine Politik des Weiter-so, der CDU/CSU) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7535

Michael Groß (A) dass Menschen das Leben wieder selbst bestimmen kön- dazu beitragen, dass die Menschen ein anderes Verhältnis (C) nen, dass Kinder erleben, dass es sich lohnt, arbeiten zu zu denjenigen bekommen, die auf der anderen Seite des gehen, um am Ende des Monats wissen zu können: Ich Tisches sitzen und Arbeit vermitteln müssen und fördern kann mir etwas leisten. – Diese Kinder profitieren auch und fordern sollen. Darum ist es richtig, diese Diskussion davon, dass sie am Leben teilhaben, dass sie ins Kino ge- zu führen. hen können und dass sie Nachhilfeunterricht oder Förder­ (Beifall bei der SPD) unterricht bekommen und in Urlaub fahren können. Das ist der richtige Weg, sehr geehrte Damen und Herren. Ein letzter Punkt. Gerade war im Beitrag des Kollegen von der AfD wieder die Rede von den Menschen, die zu (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten uns kommen, weil sie aus unterschiedlichen Gründen aus der CDU/CSU) ihren Herkunftsländern flüchten müssen. Nehmen Sie Einem Punkt muss ich hier widersprechen: Die Job- doch bitte zur Kenntnis, dass inzwischen 280 000 Men- center sind mit dem Instrument sehr zufrieden, weil sie schen, die aus den Hauptherkunftsländern als Flüchtlinge vor Ort entscheiden können, was die richtigen Maßnah- kommen, bei uns sozialversicherungspflichtig beschäf- men sind. tigt sind. (Bernd Rützel [SPD]: Genau so ist es!) (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU] und des Die 4 Milliarden Euro sind zusätzlich etatisiert, um den Abg. Michael Theurer [FDP]) Spielraum zu erhöhen. Vor Ort kann entschieden werden: Was sind die richtigen Maßnahmen? Was ist das richtige Dann davon zu reden, dass sie nicht integrationsfähig Regelinstrument? Wer ist der richtige Arbeitgeber? Wie sind, ist wirklich das Letzte. kann ich unterstützen? – Damit zeigen wir doch, dass wir Herzlichen Dank. für die Menschen das Richtige tun. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Ich will noch einmal auf einen Punkt eingehen, den Ulrike Schielke-Ziesing, AfD, ist die nächste Redne- der Minister hier vorgestellt hat: Das ist das Thema Wei- rin. terbildung und Qualifizierung. Wir hatten in der letzten Woche ein Treffen der Betriebsräte im Kreis Reckling- (Beifall bei der AfD) hausen. Viele haben Angst. Sie sagen: Ich befürchte, dass (B) ich meinen Arbeitsplatz verliere. Ich weiß nicht, was auf Ulrike Schielke-Ziesing (AfD): (D) mich zukommt. – Es gibt auch viele Menschen, die sich Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr fragen: Was passiert mit der Mitbestimmung? Was pas- Präsident! Liebe Bürger! Heute besprechen wir zum siert mit meinen Daten? Deswegen ist es doch richtig, zweiten Mal den Bundeshaushalt 2019 mit dem Einzel- dass Hubertus Heil jetzt viele Dinge angepackt hat, dass plan für Arbeit und Soziales hier im Plenum. Seit der er die nationale Weiterbildungsstrategie weiterverfolgt, ersten Lesung hat sich leider nicht viel verändert, und dass wir die Denkfabrik eingerichtet haben und dass wir unsere konstruktiven Vorschläge für eine effiziente Mit- uns auf den Weg machen, genau zu betrachten, was am telverwendung wurden während der Haushaltsverhand- Arbeitsplatz eigentlich passiert, wie wir künstliche In- lungen leider nicht beachtet. telligenz und Menschen zusammenbringen und wie wir dafür sorgen, dass jemand auch übermorgen noch seinen (Kai Whittaker [CDU/CSU]: Welche Vor- Arbeitsplatz hat. Dafür wird Geld etatisiert, und das ist schläge denn? Im Ausschuss haben Sie nichts gut angelegt. gesagt!) (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Peter Stur bleibt der Minister Heil der Linie treu und bürdet der Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]) gesetzlichen Rentenversicherung weitere versicherungs- fremde Leistungen auf. Danke auch an das Ministerium, dass diese innovativen Dinge jetzt auf den Weg gebracht werden. Welche Folgen es hat, wenn die gesetzliche Renten- versicherung durch Reformen belastet wird, konnte man Ich möchte nur ganz kurz auf etwas eingehen, was Sie Anfang des Monats im SchuldnerAtlas der Creditreform auch in der Presse lesen konnten. Klar, die Hartz-IV-Dis- nachlesen. Der SchuldnerAtlas für das Jahr 2018 zeigt kussion wird bei uns geführt. Sie wird auch deshalb bei eine verheerende Entwicklung in Deutschland auf. Wäh- uns in der SPD geführt, weil auch wir inzwischen kritisch rend die Zahl jüngerer Personen mit massiven Finanzpro- mit der Hartz-IV-Agenda umgehen. blemen in den letzten zwölf Monaten erfreulicherweise deutlich gesunken ist, steigen bei den über 60-Jährigen (Kai Whittaker [CDU/CSU]: Inzwischen? die Zahlen massiv an. Ein Grund dafür ist das immer Das war schon immer so!) niedriger werdende Rentenniveau. Aber letztendlich ist das, was Andrea Nahles sagt, doch (Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: richtig. Vor 15 Jahren war es vielleicht ein richtiges In- Das kann gar nicht sein!) strument. Aber wir müssen auf der Höhe der Zeit sein und heute die richtigen Antworten finden. Das Bürger- In meinem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern geld, wie auch immer es letztendlich aussehen wird, kann sind beispielsweise bei Männern die durchschnittlichen 7536 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Ulrike Schielke-Ziesing (A) Altersrenten bei Rentenbeginn im Zeitraum von 1992 bis sprachförderung durch das BAMF an. 2017 wurden Aus- (C) 2016 von rund 1 420 auf 985 Euro gefallen. Eindeutiger gabereste angehäuft, 2018 ebenso. Der voraussichtliche kann das sozialpolitische Versagen der Sozialdemokraten Überschuss in diesen beiden Positionen wird Ende 2018 in Zahlen nicht ausgedrückt werden. rund 500 Millionen Euro betragen. Trotz dieser erwiese- nen Fehlplanung der vergangenen Jahre werden weiter- (Beifall bei der AfD) hin fast die gleich hohen Beträge für 2019 angesetzt: die Schuld sind hier vor allem die Reformen der gesetz- Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen mit rund 59 Millio- lichen Rentenversicherung im Jahr 2001, die unter der nen Euro und die berufsbezogene Deutschsprachförde- Regierung der SPD und der Grünen einen Paradigmen- rung mit 470 Millionen Euro. Nehmen Sie hier endlich wechsel bei der gesetzlichen Rentenversicherung ein- die Hinweise des Bundesrechnungshofes ernst, und pla- leiteten. Damals wurde das Rentenziel der Lebensstan- nen Sie nicht am Bedarf vorbei! dardsicherung und Armutsvermeidung dem neuen Ziel (Beifall bei der AfD) der höheren Beitragsstabilität geopfert. Die hohe Zahl an armen Rentnern hat eine weitere Ursache: die Reformen Warum horten Sie das Geld, das nicht abgerufen wird? Es am Arbeitsmarkt, die Armut begünstigen, indem sie für ist eine utopische Wunschvorstellung, dass die Flüchtlin- mehr Niedriglöhne, mehr Leiharbeit und mehr Teilzeit- ge, die seit 2015 in Deutschland sind, unsere Wirtschaft beschäftigung sorgen. Das alles zeigt sich an der Höhe mit Fachkräften und unsere Rente mit Beiträgen retten der neubewilligten Renten. werden. Ja, eine Zuwanderung von qualifizierten Men- schen ist vorteilhaft für unsere Wirtschaft und damit im Hinzu kommt noch die angespannte Mietsituation in Umkehrschluss auch für unsere Sozialsysteme. Das trifft Ballungsgebieten. Mittlerweile müssen fast 50 Prozent aber auf die große Mehrheit der bei uns teils zu Unrecht des Einkommens für Miete aufgewendet werden. Da- gebliebenen Flüchtlinge nicht zu. durch bleibt den Rentnern fast nichts zum Leben übrig. (Beifall bei der AfD) Nun reiht sich Herr Minister Heil mit seinem Renten- versicherungs-Leistungsverbesserungs- und -Stabilisie- Der Bundesrechnungshof hat in seinem Bericht auf- rungsgesetz, das er in der letzten Parlamentswoche auf gezeigt, dass lediglich 44,9 Prozent der Verpflichtungs- den Weg gebracht hat, in die Reihe erfolgloser SPD-Re- ermächtigung aus dem Einzelplan 11 im Jahr 2017 former nahtlos ein. tatsächlich abgerufen wurden. Eine genauere Veranschla- gung der Verpflichtungsermächtigung würde der Haus- (Beifall bei der AfD) haltswahrheit und der Haushaltsklarheit dienen. Wenn Mit Ihrem Gesetz lösen Sie keine Probleme, Herr Minis- wir schon bei der Wahrheit sind: Dann machen Sie die (B) ter Heil; Sie zementieren diese lediglich bis 2025. Mütterrente II auch anrechnungsfrei bei der Grundsiche- (D) rung im Alter, damit die bedürftigen Mütter auch wirk- Mit Ihren Maßnahmen im Rentenpaket belasten Sie lich etwas davon haben und die Erhöhung nicht komplett die gesetzliche Rentenversicherung, und damit verhin- mit der Grundsicherung im Alter verrechnet wird. Das dern Sie einen möglichen Anstieg des Rentenniveaus. wäre eine aufrichtige und ehrliche Unterstützung unserer Wenn die Rentenversicherung weniger Mittel zur Verfü- Rentnerinnen und nicht bloß, wie so oft bei Ihnen, ein gung hat, weil sie die neuen Maßnahmen mit Beiträgen Lippenbekenntnis. finanzieren muss, dann kann sie auch nicht mehr Mittel an die Rentner ausschütten. (Beifall bei der AfD) Im Haushaltsjahr 2019 werden wir über 145 Milliar- Herr Heil, dieser Rekordhaushalt hatte Ihnen eine den Euro für die Arbeits- und Sozialpolitik in Deutsch- Chance geboten, die verfehlte Politik der letzten Jahr- land ausgeben. Ein Umdenken bezüglich der anstehenden zehnte wieder in eine richtige Richtung zu lenken und Maßnahmen ist nötig und in dieser wirtschaftlich guten endlich wieder eine Politik für das eigene Volk zu ma- Lage auch möglich. Mit unseren Änderungsanträgen chen. Sie haben diese Chance nicht genutzt. während der Haushaltsverhandlungen haben wir ein Ein- Vielen Dank. sparpotenzial von über 5,2 Milliarden Euro aufgezeigt. Damit könnten Sie, Herr Minister Heil, zum Beispiel (Beifall bei der AfD) die Mütterrente II als versicherungsfremde Leistung aus Steuermitteln finanzieren oder den bedürftigen Rentnern Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: das verfügbare Nettorenteneinkommen erhöhen, damit Hermann Gröhe, CDU/CSU-Fraktion, ist der nächste sie nicht mehr in Mülltonnen nach Flaschen suchen und Redner. sich die Lebensmittel von den „Tafeln“ holen müssen. Die finanziellen Mittel sind da. Es fehlt Ihnen allein am (Beifall bei der CDU/CSU) Willen, den Rentnern in Deutschland zu helfen. Bei der Rentenversicherung weigern Sie sich, Herr Hermann Gröhe (CDU/CSU): Minister Heil, die neuen versicherungsfremden Leistun- Herr Präsident! Lieber Herr Bundesminister Hubertus gen aus Steuermitteln zu bezahlen. Auf der anderen Seite Heil! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Der Einzel- schütten Sie Steuermittel mit dem Füllhorn aus, obwohl plan des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist klar ist, dass diese geplanten Mittel nie in dieser Höhe mit 145,3 Milliarden Euro – das wurde schon gesagt – abfließen werden. Hier spreche ich die Flüchtlingsinte- der größte Einzeletat. Er steigt gegenüber dem laufen- grationsmaßnahmen und die berufsbezogene Deutsch- den Jahr noch einmal um 6 Milliarden Euro. Dies zeigt: Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7537

Hermann Gröhe (A) Deutschland ist ein starker, ein leistungsstarker und soli- Meine Damen, meine Herren, es geht darum, den So- (C) darischer Sozialstaat. Darauf können wir stolz sein. zialstaat gezielt und mit Augenmaß weiterzuentwickeln. Das tun wir. Ich nenne beispielsweise noch einmal das (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Rentenpaket mit den Verbesserungen bei der Erwerbs- ordneten der SPD) minderungsrente und der Mütterrente, übrigens auch mit Klar ist dabei zugleich: Dieser starke Sozialstaat lebt von der Beitragssenkung für die Bezieher mittlerer Einkom- der Wirtschaftskraft unseres Landes. Es geht also stets men – Einkommen unter 1 300 Euro brutto –, die, ohne um eine kluge Einheit aus Wirtschafts- und Sozialpolitik. dass die Rentenanwartschaften sinken, bei den Beiträgen Ein robuster, ein guter Arbeitsmarkt ist die entscheidende entlastet werden – ein richtiger Schritt. Grundlage für ein starkes soziales Sicherungsnetz. (Otto Fricke [FDP]: Das ist ein mittleres Ein- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- kommen? – Gegenruf des Abg. Matthias W. ordneten der FDP) Birkwald [DIE LINKE]: Das ist ein Niedrig- einkommen, kein mittleres Einkommen!) Ein unbezahlbares „Wünsch dir was“, das die Wirt- schaftskraft unseres Landes und den Arbeitsmarkt ab- Weil hier wieder die Schlachten der Vergangenheit ge- würgt, würde erst zum Schuldenstaat und dann zu einem schlagen worden sind: Selbstverständlich ist es so, dass immer schwächeren Sozialstaat führen. heute schon der Bundeszuschuss die Höhe der versiche- rungsfremden Leistungen übersteigt. Hören Sie also auf, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Schlachten der Vergangenheit zu schlagen. Wenn wir wollen, dass die gute wirtschaftliche Lage (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU unseres Landes – Rekordbeschäftigung, steigende Löh- sowie der Abg. Kerstin Tack [SPD]) ne und Renten sowie gut gefüllte Sozialkassen – immer mehr Menschen zugutekommt, dann muss es zunächst Diesen Weg werden wir gezielt fortsetzen, etwa wenn und zwingend darum gehen, das uns Mögliche zu tun, wir demnächst eine Altersvorsorgepflicht für Selbststän- damit diese gute wirtschaftliche Entwicklung anhält. dige angehen. Auch das ist ein wichtiger Schritt zur Ver- meidung von Altersarmut. (Beifall bei der CDU/CSU) Beim Qualifizierungschancengesetz, dem wir uns in Das hat uns bei den Koalitionsverhandlungen geleitet Kürze zuwenden werden, geht es gezielt darum, Arbeits- und – das will ich ausdrücklich sagen – auch zu guten losigkeit infolge von technologischem Strukturwandel und fairen Kompromissen geführt, die wir jetzt in einem erst gar nicht entstehen zu lassen, indem es erweiterte guten und fairen Miteinander umsetzen. Deshalb ist es Weiterbildungsförderungsmöglichkeiten gibt, die Men- (B) gut, dass wir mit einem Fachkräfteeinwanderungsge- schen Gewissheit geben, dass sie mit ihrer Qualifikation (D) setz eine richtige Antwort auf den Fachkräftemangel als auch weiterhin eine gute Arbeit finden und dass sie nicht eine entscheidende Wachstumsbremse in vielen Regio- erst in Arbeitslosigkeit fallen. Wir werden darauf achten, nen unseres Landes geben. Wir ermöglichen damit einen dass dieses Gesetz nicht zuletzt auch kleinen und mittle- besseren und unbürokratischeren Zugang der dringend ren Betrieben im Strukturwandel zugutekommt. benötigten qualifizierten Fachkräfte auch von außerhalb Europas zu unserem Arbeitsmarkt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. [SPD]) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Schließlich ist das Teilhabechancengesetz ein Anstoß, Deswegen ist es gut, dass wir, etwa mit der Absenkung jetzt die Zeit zu nutzen, uns besonders Langzeitarbeits- des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung, Spielräume losen zuzuwenden, wobei ich ausdrücklich sage: In den nutzen, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und letzten zehn Jahren ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen Wirtschaft zu entlasten. halbiert worden. Also haben auch diese Menschen ver- Deswegen ist es schließlich richtig, dass wir bei dem mehrt Chancen auf einem Arbeitsmarkt, zu dem heute Bemühen, stets eine gute Balance zu finden zwischen mit über 1,2 Millionen offenen Stellen viele unbesetzte den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeit- Arbeitsplätze gehören. nehmer nach Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Arbeit Aber es ist richtig, dass wir mit einem Kraftakt von und den entsprechenden Bedürfnissen der Wirtschaft, 4 Milliarden Euro in den nächsten Jahren, mit Lohnkos- den besonderen Belangen kleiner und mittelständischer tenzuschüssen, mit gezielter ganzheitlicher Beratung, die Betriebe Rechnung tragen, wie wir dies etwa beim Brü- auch die Familiensituation in den Blick nimmt, mit ei- ckenteilzeitgesetz getan haben. Das war eine wichtige ner besseren personellen Ausstattung der Jobcenter, noch Antwort; denn unfreiwillige Teilzeitarbeit riskiert Alters- mehr tun, damit auch diese Menschen eine bessere Chan- armut, wovon leider oft Frauen betroffen sind. ce auf Teilhabe am Arbeitsmarkt haben. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- der SPD) ordneten der SPD) Der Gedanke, gerade kleine und mittelständische Ja, meine Damen und Herren, wir entwickeln unseren Betriebe nicht zu überfordern, wird uns auch – das will Sozialstaat zielgerichtet weiter, und wir machen ihn fit ich ausdrücklich sagen – beim notwendigen Abbau von für die Zukunft. Ich möchte aber natürlich auch etwas befristeter Beschäftigung, zu dem wir uns ausdrücklich zur Debatte der letzten Tage über die grundsätzliche Aus- bekennen, leiten. richtung des Sozialstaats sagen. Ich halte es jedenfalls 7538 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Hermann Gröhe (A) für unangemessen, unseren leistungsstarken Sozialstaat das Ziel hat, Menschen in Arbeit zu führen, untergräbt (C) schlechtzureden oder gleichsam so zu tun, als müsste erst Solidarität in unserem Sozialstaat. ein verlässlicher Sozialstaat überhaupt geschaffen wer- den, so als würde das das Vertrauen in die Politik stärken. (Zuruf des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE Das stärkt übrigens auch nicht das Vertrauen in die Po- LINKE]) litik einer Partei, die seit vielen Jahren den Arbeits- und Wir wollen nicht kapitulieren, auch nicht vor Beschäf- Sozialminister stellt. Ich glaube deswegen, dass es ein tigungshemmnissen, sondern gezielt Menschen helfen: falscher Weg wäre, die erfolgreichen Arbeitsmarktrefor- Hilfe zur Selbsthilfe, zu einem selbstbestimmten Leben. men der letzten Jahre abzuwickeln. Nein, wir bekennen uns ausdrücklich zu diesen gemeinsam getragenen Ar- (Beifall bei der CDU/CSU) beitsmarktreformen. Dazu dient unsere Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, und dem dient dieser Haushalt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. [SPD]) Herzlichen Dank. Vergangenheitsbewältigung ist kein guter Kompass für (Beifall bei der CDU/CSU) die Zukunftsgestaltung. Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Wer angesichts der notwendigen Bedürftigkeitsprü- Nächster Redner ist der Kollege Otto Fricke, FDP. fung im Rahmen der Unterstützung von Langzeitar- beitslosen gleichsam den Eindruck eines Systems der (Beifall bei der FDP) Dauerdemütigung erweckt, der missachtet damit die eindrucksvolle Arbeit von 60 000 Mitarbeiterinnen und Otto Fricke (FDP): Mitarbeitern in den Jobcentern, vor die sich der Chef der Geschätzter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da- Bundesagentur für Arbeit zu Recht gestellt hat, meine men und Herren! Es waren gute und faire Verhandlun- Damen und Herren. gen, und ich kann der Hauptberichterstatterin Deligöz (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) nur zustimmen: Es haben alle Seiten in diesen Beratun- gen gelernt, weil wir in einer Umbruchphase sind, weil Wer schließlich so tut, als seien Sanktionen bei ver- sich in diesem Haushalt vieles verändert. weigerter Mitwirkung gleichsam das zentrale Element Kollegin Deligöz, das mit dem Rechnen: Ich darf Sie bei der Betreuung von Langzeitarbeitslosen, der über- noch mal darauf hinweisen: Wenn man bei einer Steige- sieht, dass 97 Prozent der Menschen davon überhaupt rung um 1,6 Milliarden Euro sagt: „Erstens fließt es nicht (B) nicht betroffen sind, (D) ab, zweitens ist es zu viel; 400 Millionen Euro davon (Sven Lehmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- kürzen wir“, dann ist das etwas, was, glaube ich, auch NEN]: Dann können Sie es auch abschaffen!) Sie bei Ihren Anträgen immer wieder gemacht haben, was ein verantwortungsvoller Haushaltspolitiker machen dass es für 97 Prozent derjenigen, die zu Recht Unter- muss. stützung erfahren, selbstverständlich ist, dass auch ihrer- Die FDP macht dann nicht den Fehler, den Sie uns seits Mitwirkungspflichten bestehen. Ich glaube, diese immer gern vorwerfen – Sie sagen, wir würden nur kür- 97 Prozent würden es einigermaßen befremdlich finden, zen –, sondern wir – Sie stimmen ja zu, weil Sie sehen, wenn dauerhafte Verweigerung jedweder Mitwirkung dass wir es richtig machen – nehmen die jungen Men- ohne jede Reaktion und gleichsam folgenlos bliebe. schen in den Blick, stellen zum Bildungs- und Teilhabe- (Beifall bei der CDU/CSU) paket Erhöhungsanträge, (Zuruf der Abg. Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/ Dies untergräbt Solidarität, meine Damen und Herren, DIE GRÜNEN]) und darum kann es aus meiner Sicht nicht gehen. die wir hier auch gleich zur namentlichen Abstimmung Es wird schließlich gesagt: Dann machen wir eben stellen, und dann kann jeder erklären, warum er an die- nicht Sanktionen, sondern es gibt eine Prämie für die, die sem Punkt nicht bereit ist, den Jungen zu helfen, die in ihren Pflichten tatsächlich nachkommen. Schule, die in Ausbildung auf gleichem Niveau zu be- handeln sind, denen wir nicht ansehen müssen, woher sie (Zuruf der Abg. Corinna Rüffer [BÜND- kommen. Das wird die Aufgabe sein. NIS 90/DIE GRÜNEN]) (Beifall bei der FDP) Überlegen Sie sich mal einen Moment, wir würden das am Arbeitsmarkt machen: Gehalt für alle und eine Prä- Ich freue mich – und das ist auch schön; das sage ich, mie für die, die tatsächlich kommen. wenn wir schon darüber reden, was gemacht wird –, und zwar: Es wurden von uns Kürzungsanträge zum Haus- Meine Damen, meine Herren, so nimmt man die Men- halt 2018 gestellt; die wurden mit Empörung von der schen nicht ernst. Jeder Weg, der auf die Mitwirkung Großen Koalition abgewiesen. Dann ging man an den verzichtet – Mitwirkung zu fordern, macht nur Sinn, Haushalt 2019. Und welcher Kürzungsantrag wird vom wenn ihre Verweigerung auch Folgen hat –, jedes bedin- Ministerium und von der Großen Koalition übernom- gungslose Grundeinkommen, das überhaupt nicht mehr men? Es sind zwar nur 60 Millionen Euro, aber dann ist Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7539

Otto Fricke (A) das auf einmal gut; dann werden FDP-Anträge übernom- gesamten Bereich der Grundsicherung, dann gilt das auch (C) men. Das ist Weisheit der Großen Koalition. Wenn die für das SGB XIII, die Kinder- und Jugendhilfe. Da sage wenigstens zu kleinen Teilen vorhanden ist, freuen wir ich ganz klar: Wenn da die Kommunen wieder anfangen, uns darüber. zu sagen: Och, ist ja schön, dass der Bund hier wieder was tut, dann können wir uns zurückziehen! – Nein! Da- (Beifall bei der FDP) rauf müssen wir ganz genau achten. Denn sonst passiert Meine Damen und Herren, der Einzelplan 11 ist auch Folgendes: Der Bund gibt an einer Stelle und nimmt an diesmal wieder der Gewinner. Ganz klar: Hubertus Heil einer anderen. holt am meisten raus. Um sich das mal bildlich vorzustel- Im Übrigen habe ich, was unseren Antrag zum Bil- len – ich mache das gern –: Stellen Sie sich vor, die flei- dungs- und Teilhabepaket angeht, das Gefühl: Wir wer- ßigen Staatssekretäre, die da in der ersten Reihe sitzen, den heute sehen, dass die Große Koalition mal wieder müssten alle zu den anderen in die hintere Reihe und nur ablehnt. Aber ich schließe mit Ihnen eine Wette ab: Beim Hubertus Heil säße in der ersten Reihe. Dieses Bild zeigt: nächsten Haushalt werden Sie dem FDP-Antrag folgen. So geht diese Bundesregierung mit der Frage um, wie zu- Wenn Sie das dann tun, ist das auch wieder eine Einsicht, sätzliche Einnahmen verteilt werden. Hubertus Heil hat dass liberale Politik, die in die Zukunft guckt, sozial ist ein einnehmendes Wesen, und zeigt: Im Endeffekt müssen wir in unserem Land (Zuruf der Abg. Katja Mast [SPD]) nach vorne schauen und nicht – wie in diesem Einzel- plan 11, den wir ablehnen werden – immer wieder zu- aber es ist die Aufgabe des Staates, insgesamt nach rück. vorn zu gucken – so wäre es eigentlich richtig – und die Schwerpunkte nicht nur bei Hubertus Heil zu setzen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der FDP) So werden wir nicht fit für die Zukunft. Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Ja, ich weiß, die übliche Ansage von links ist: Al- les, was man in den Einzelplan 11 gibt, ist schon per se Susanne Ferschl, Fraktion Die Linke, ist die nächste gut. – Wenn es nach den Grünen geht, sollten es noch mal Rednerin. 30 Milliarden mehr sein; dann wäre es noch viel besser. (Beifall bei der LINKEN) Das ist eine Mathematik! ( [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Susanne Ferschl (DIE LINKE): NEN]: Das ist eine etwas schlichte Sichtweise (B) Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kollegin- (D) auf uns!) nen und Kollegen! Herr Minister! Diesem Haushalt fehlt – Na ja, Sie finden Mathematik ja alleine schon deswe- der Mumm, um in Richtung soziale Gerechtigkeit um- gen ungerecht, wie man merkt, weil Sie sie einfach nicht zusteuern. beherrschen, und das ist doch eigentlich Ihr Problem. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall bei der FDP) Herr Heil, Sie haben vorhin vom notwendigen sozialen Meine Damen und Herren, warum ist dieser Einzel- Zusammenhalt im Hinblick auf den Wandel der Arbeits- plan 11 so wichtig? Weil er der Kern – da stimme ich welt durch die Digitalisierung gesprochen. Dafür wäre ausdrücklich den Vorrednern zu – des Versprechens un- aber Folgendes notwendig: eine stärkere Regulierung seres Staates ist, dass es Sicherheit geben muss in diesem statt immer mehr unternehmerischer Freiheit; Löhne, Land, dass die Menschen nicht oder so wenig wie mög- von denen Beschäftigte auch leben können; Sozialversi- lich von Angst getrieben sein dürfen, wenn sie ihr Leben cherungssysteme, die tatsächlich vor Krankheit, Arbeits- führen. Aber – das, finde ich, haben wir in letzter Zeit losigkeit und im Alter schützen, und: dass der Finanz- viel zu wenig beachtet –: Es ist doch die Aufgabe des sektor, die Unternehmen und die Superreichen endlich Sozialstaates, auch ein Zukunftsversprechen zu geben. wieder zur Finanzierung des Sozialstaates herangezogen werden. Deswegen darf ich noch mal darauf hinweisen, wa- rum wir mehr für das Bildungs- und Teilhabepaket tun (Beifall bei der LINKEN) wollen. Wir müssen dafür sorgen, dass junge Menschen, Kurz gesagt: Es geht um das große Ganze. Sie ver- egal wie ihr Hintergrund ist, bei alledem, was ihre Bil- bleiben aber beim Klein-Klein und begnügen sich mit dung und ihre Teilhabe an kulturellem Leben ausmacht, Minischrittchen. Ich will das an ein paar Beispielen ver- so sehr gestärkt werden, dass es nicht darum geht, wo sie deutlichen. herkommen, sondern es darum geht, wo sie hinwollen. Das ist die Aufgabe des Sozialstaates. Da erwarte ich ins- Sie stabilisieren befristet bis 2025 das Rentenniveau. besondere von den Sozialdemokraten, dass sie unserem Wir brauchen aber dauerhaft ein höheres Rentenniveau, Antrag am Ende zustimmen werden. um Altersarmut zu verhindern und um den Menschen wieder Vertrauen zu geben. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der LINKEN) Meine Damen und Herren, ich will das mit einem Hin- weis in Richtung der Kommunen verbinden. Wenn wir Stattdessen verweisen Sie nach wie vor auf die Notwen- bei Bildung und Teilhabe etwas machen, also über den digkeit, privat fürs Alter vorzusorgen. Aber ich frage Sie: 7540 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Susanne Ferschl (A) Wovon eigentlich? Bei vielen Menschen reicht der Lohn Liebe SPD, wenn Sie statt der Minischrittchen auf (C) nicht mal, um über den Monat zu kommen, geschweige dem Weg hin zu sozialer Gerechtigkeit bereit sind, große denn, mal in Urlaub fahren zu können. Schritte zu tun, dann werden wir Sie unterstützen. Wir haben inzwischen einen Mindestlohn; aber er ist Vielen Dank. viel zu niedrig. 12,63 Euro sind notwendig, damit man im Alter nicht aufs Amt muss. Das wissen Sie, Herr Heil, (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. ganz genau; denn das ist die Antwort aus Ihrem eigenen Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ministerium. NEN]) (Beifall bei der LINKEN) Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Und trotzdem erhöhen Sie den Mindestlohn nur um Jetzt hat das Wort der Kollege Sven Lehmann, Bünd- Centbeträge. Das versteht kein Mensch. nis 90/Die Grünen. (Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Das entschei- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) den die Sozialpartner!) Wenn der Lohn nicht reicht, müssen Beschäftigte aufsto- Sven Lehmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): cken. Meine Damen und Herren, diese Menschen sind Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! arm trotz Arbeit, und sie hängen im Hartz‑IV-System Unter dem Hashtag „#unten“ schildern gerade Tausende fest. Die SPD redet ja jetzt davon, Hartz IV hinter sich Menschen in den sozialen Medien ihre Erfahrungen mit zu lassen. Ich hoffe sehr, dass es nicht nur um eine Ände- Armut und Ausgrenzung. Auch ich persönlich habe diese rung der Begrifflichkeit geht. Denn ob „Hartz IV“ oder Erfahrungen gemacht: Meine Mutter war lange alleiner- „Nahles V“ – das ist völlig egal –: Wir brauchen eine ziehend und hatte nur ein sehr kleines Einkommen. Nur komplette Änderung des Systems. durch sehr viel Verzicht hat sie es geschafft, dass ich das (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN) kaum spüren musste. Im Haushalt findet sich dazu nichts. Gerade einmal Wir reden heute hier über den größten Etat in diesem 8 Euro mehr im Monat bekommen Menschen in Hartz IV. Haushalt. Da sind durchaus einige richtige Maßnahmen Kinder bekommen sogar nur 5 Euro, und die Erhöhung drin, aber es klafft eine große Leerstelle, nämlich wenn des Kindergeldes wird voll auf die Hartz‑IV-Leistungen es darum geht, zielgenau die Teilhabe und die Würde der- angerechnet. Im Klartext heißt das, dass Millionen armer jenigen zu stärken, die jetzt arm sind. Das ist verdammt (B) Kinder ihrer Zukunftsperspektive beraubt werden, wäh- traurig, liebe Kolleginnen und Kollegen. (D) rend der Nachwuchs der Reichen durch die Kinderfreibe- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) träge besonders stark profitiert. Das ist himmelschreiend ungerecht. Bleiben wir mal bei den armen Kindern und Jugend- lichen – immerhin 3 Millionen in Deutschland. Es gibt (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- jetzt eine Kindergelderhöhung; das finde ich gut. Aber neten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) davon bekommen Kinder in Hartz IV keinen einzigen Liebe SPD, ich habe freudig zur Kenntnis genommen, Cent, weil das Kindergeld angerechnet wird. Und es gibt dass Sie nach all den Jahren endlich verstanden haben, höhere Steuerfreibeträge; auch das finde ich gut. Aber dass der Mindestlohn zu niedrig ist und welche Geißel davon haben Familien nichts, die keine Steuern zahlen. Hartz IV für diese Gesellschaft ist. Was es aber nicht gibt, ist eine Erhöhung des Kinder- (Zuruf der Abg. Katja Mast [SPD]) regelsatzes. Wir Grüne haben deshalb eine sachgerech- te Erhöhung beantragt. Sie haben das abgelehnt. Somit Aber die Einsicht muss sich jetzt auch in konkreter Poli- verschärft sich mit diesem Haushalt die Schere zwischen tik wiederfinden. den Familien. Genau umgekehrt wäre es richtig: Wir müssen dafür sorgen, dass die Kinder am meisten Unter- Die Fraktion Die Linke hat dazu konkrete Vorschläge stützung bekommen, die sie am meisten brauchen, liebe unterbreitet: bei der Rente eine Erwerbstätigenversiche- Kolleginnen und Kollegen. rung, in die alle einbezahlen; (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall bei der LINKEN) sowie bei Abgeordneten der LINKEN) einen Mindestlohn von wenigstens 12 Euro. Statt Und da geht es neben Geld auch um ganz alltägliche Din- Hartz IV brauchen wir eine sanktionsfreie, armutsfeste ge wie das Recht auf ein warmes Mittagessen, auf Bus Mindestsicherung und eine eigenständige Kindergrund- und Bahn, auf Klassenfahrt; sicherung, (Zuruf des Abg. Otto Fricke [FDP]) (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord- neten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) das haben wir eben schon gehört. zur Finanzierung die Einführung einer Finanztransakti- Man muss schon sehr gute Sozialarbeiter an seiner onsteuer und eine Vermögensteuer. Seite haben, um durch den Formulardschungel durchzu- Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7541

Sven Lehmann (A) steigen, den das sogenannte Bildungs- und Teilhabepaket nicht, weil er es sich verdienen muss, sondern einfach, (C) produziert hat. weil er ein Mensch ist. (Michael Theurer [FDP]: Richtig!) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Im letzten Jahr hat nur ein Drittel der leistungsberech- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tigten Kinder diese Leistungen tatsächlich in Anspruch sowie bei Abgeordneten der LINKEN) genommen. Das Zynische ist: Mit dieser niedrigen Quote kalkuliert die Bundesregierung jetzt bei ihrem sogenann-

ten Starke-Familien-Gesetz. Richtig stark wäre es aber, Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: das Bildungs- und Teilhabepaket endlich aufzulösen und Thomas Heilmann, CDU/CSU, ist der nächste Redner. die Mittel unbürokratisch in höhere Kinderregelsätze (Beifall bei der CDU/CSU) und in kostenfreie Angebote vor Ort zu geben. Das wäre stark, und das würden die Kinder und Familien auch spü- ren, liebe Kolleginnen und Kollegen. Thomas Heilmann (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Zu- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) schauer auf der Tribüne und an den digitalen Endgeräten! Warum also erhöhen Sie die Kinderregelsätze nicht? Kern jeder Sozialpolitik ist erfolgreiche Bildung. Dieser Ich glaube, Sie trauen den Eltern nicht zu, dass sie mit Satz hatte in unserer Geschichte schon lange Gültigkeit. dem Geld schon das Richtige für ihre Kinder tun. Da- Die flächendeckende Einführung und Durchsetzung der bei hat die Bertelsmann-Stiftung erst vorgestern sehr allgemeinen Schulpflicht im Jahr 1810 war die Grundla- eindrücklich genau dieses Vorurteil widerlegt: Eltern ge für die wirtschaftlich erfolgreiche Industrialisierung sparen, wenn sie sparen müssen, zuerst bei sich und erst in Deutschland. Ausbildung wurde zu dem Schlüsselwert dann bei ihren Kindern. des 19. Jahrhunderts in einer sich verbürgerlichenden Gesellschaft. Das haben preußische Herrscher und Stein (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- und Hardenberg 1806 erkannt und eine Kampagne für NEN]: So ist es!) Bildung gemacht. Bildung bleibt auch heute überragend Aber dieses Vorurteil hält sich leider hartnäckig. wichtig. Deshalb unternimmt diese Koalition mehr als alle ihre Vorgängerregierungen zur Umsetzung dieses Dieses Menschenbild – es geht um Menschenbilder – Konzepts. Dieser Haushalt ist dafür ein guter Beleg und zeigt sich auch mal wieder in der aktuellen Debatte zu ein guter Anfang. Hartz IV. So lässt sich der FDP-Vorsitzende allen Ernstes damit zitieren, man solle Steuer- Lassen Sie mich beispielhaft sagen: Wir haben die (B) einnahmen nicht „denjenigen … geben, die nicht arbei- Grundlagen für den DigitalPakt Schule gelegt; das ge- (D) ten wollen“. Mit dem Geld werde finanziert – Zitat –, hört zwar nicht in den Einzelplan 11, aber in diesen Zusammenhang. Wir verstärken erneut die Mittel für dass vielleicht ein junger Mann ohne Schulausbil- Hochschule und Berufsausbildung. Wir haben das Quali- dung sagt, ich hab einfach keine Lust zu arbeiten. fizierungschancengesetz auf den Weg gebracht; Minister Ich bleibe zu Hause. Heil hat es gerade gesagt. Wir geben mit diesem Haushalt Zitat Ende. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie herablas- 3 Milliarden Euro Steuergelder, zusätzlich zu den Mitteln send und zynisch das ist, liebe Kolleginnen und Kollegen in der BA, für Weiterbildung aus. Und nächstes Jahr – da- von der FDP. rauf möchte ich schwerpunktmäßig eingehen – kommt die Weiterbildungsstrategie, die wir angekündigt haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten Die Tätigkeiten der Arbeitswelt ändern sich funda- der SPD – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE mental – das haben einige Vorredner schon gesagt –, üb- GRÜNEN]: Das ist fatal!) rigens in rasantem Tempo. Klar ist dabei: Die Arbeit wird uns nicht ausgehen; aber zukünftig werden Tätigkeits- 1,2 Millionen Menschen in Hartz IV arbeiten, verdie- wechsel immer häufiger notwendig werden. Sie, Herr nen aber zu wenig und müssen deswegen aufstocken. Bundesarbeitsminister, nennen das eine „anstrengende 4,6 Millionen Menschen sind dauerhaft in Minijobs be- Nachricht“. Ich bin gar nicht sicher, ob das wirklich an- schäftigt. Armut ist ein Mangel an Geld, nicht ein Man- strengend ist. Weiterbildung kann nämlich durchaus auch gel an Charakter, liebe Kolleginnen und Kollegen von Freude machen, schneller werden und mehr für alle brin- der FDP. gen; darüber möchte ich gerne berichten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wir brauchen in Deutschland für die Weiterbildung sowie bei Abgeordneten der LINKEN) eine grundlegende Überarbeitung mit bewährten, aber Wir Grüne werden weiter dafür streiten, dass wir Men- eben auch mit neuen Elementen. Genau das haben wir schen motivieren und befähigen, anstatt sie zu sanktionie- uns vorgenommen. ren. Wir werden dafür streiten, die Arbeit der Jobcenter (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und besser zu machen, auch indem wir die Mitarbeiterinnen der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE und Mitarbeiter von unsinniger Bürokratie entlasten. Wir LINKE]: Damit Sie mal Beifall kriegen!) werden dafür streiten, den Zuverdienst zu belohnen, statt ihn zu bestrafen. Und wir werden dafür streiten, jedem – Ich wundere mich, dass Sie zu der angekündigten Wei- Menschen ein Mindestmaß an Teilhabe zu garantieren, terbildungsstrategie der Bundesregierung Beifall klat- 7542 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Thomas Heilmann (Berlin) (A) schen; aber ich freue mich ja, wenn auch die Linken uns Wir wollen damit Eigenverantwortung stärken und neue (C) zustimmen. – Chancen für alle eröffnen. Das ist wirklich etwas ande- res als das bedingungslose Grundeinkommen. Wenn wir (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Wir wol- jedem eine Brücke bauen und ihm signalisieren: „Dich len, dass Ihre Fraktion aufwacht! Die schla- brauchen wir zukünftig nicht mehr, weil die Tätigkeiten fen! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE], an sich ändern; aber du kriegst ja wenigstens ein bedin- die CDU/CSU gewandt: Ganz leise! Komm, gungsloses Grundeinkommen“, dann ist das, finden wir, Paul, klatsch mal! – Heiterkeit) unsozial. Meine Fraktion hat das mit großer Einmütigkeit unter- (Beifall bei der CDU/CSU) stützt. Wir sagen: Jeder kann am Arbeitsmarkt bleiben. Je- Ich will gerne kurz auf den Zusammenhang eingehen, der hat Fähigkeiten. Wir brauchen jeden, und jeder soll warum das so wichtig ist. Wir haben heute schon 1,2 Mil- eine Chance bekommen. Meine sehr verehrten Damen lionen offene Stellen und Fachkräftemangel. Und wenn und Herren, wir dürfen die Bevölkerung nicht in Digi- sich die Tätigkeiten ändern, dann droht dieser Fachkräf- talisierungsgewinner und Digitalisierungsverlierer spal- temangel größer zu werden. Und wenn wir gleichzeitig ten – heute nicht und in Zukunft nicht. Wir in der Union Arbeitslosigkeit haben, weil die Menschen den Übergang wollen Digitalisierung für alle. Wir wollen Wohlstand für in diese neuen Jobs nicht schaffen, dann ist das sozialpo- alle. Wir wollen in diesem Sinne eine den Menschen die- litisch, aber eben auch wirtschaftspolitisch verhängnis- nende Digitalisierung. voll; denn es ist notwendig, dass wir diesen Menschen eine Chance in der neuen Arbeitswelt geben. Vielen Dank. Die Union hat für diese wichtige Weiterbildungsstra- (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. tegie einen neuen Baustein entwickelt. Wir nennen die- Katja Mast [SPD]) sen Baustein „MILLA“. MILLA steht für modulares, interaktives lebensbegleitendes Lernen für alle. MILLA Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: soll alle Menschen dazu anregen und ihnen helfen, sich Jetzt hat das Wort Kerstin Tack, SPD. in der digitalen Welt zurechtzufinden. Es ist eine digita- le Antwort auf die digitalen Herausforderungen unserer (Beifall bei der SPD) Zeit. Wir in der CDU/CSU-Fraktion freuen uns sehr über die positive Resonanz, die MILLA – obwohl erst vor we- Kerstin Tack (SPD): nigen Tagen veröffentlicht – aus allen Teilen der Bevöl- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! (B) kerung und auch aus allen Teilen des politischen Spek- Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist wie im- (D) trums – offensichtlich auch bei den Linken – erhalten hat. mer gut und richtig, dass wir heute mit dem Etat des Kurz zur Erläuterung: MILLA stellt erst einmal kos- BMAS, des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, tenlos für alle Bürgerinnen und Bürger neue und beste- den größten aller Etats zu beraten haben; denn er ent- hende Weiterbildungsangebote bereit. Dabei werden hält aus unserer Sicht die wichtigsten sozialpolitischen Offline- und Onlineangebote berücksichtigt. Wie alle Aspekte. modernen digitalen Plattformen wird dabei jedem ein- Wir leben in einer Welt, in der wir mit dem digitalen zelnen ein individuelles Angebot nach seinen Interessen und technischen Fortschritt große Veränderungen haben. und Vorerfahrungen gemacht. Das ist ein ziemlich großer Der Klimawandel verändert unsere Lebensgewohnhei- Sprung. Das müssen Sie sich so vorstellen, als würden ten, der globale Austausch unsere Einstellungen, der de- Sie direkt aus der Zeit des Schwarz-Weiß-Fernsehers in mografische Wandel unsere Bevölkerung. Das alles löst eine moderne Zeit mit einem modernen Standard, den Sie spürbar Ängste und Unsicherheit bei den Menschen aus. vielleicht von Netflix oder anderen Programmen kennen, Deshalb ist es richtig und wichtig, dass wir uns mit die- springen. sen Fragen intensiv beschäftigen und auch Antworten ge- ben, die insbesondere die Stärkung unserer Systeme und MILLA ist also individuell anpassbar, berücksichtigt des Sozialstaates zur Grundlage haben. die persönlichen Interessen und das vorhandene Fähig- keitsprofil. Es ist deutschsprachig, es ist kurzweilig, (Beifall bei der SPD) und es ist modular. Es ist damit ein modernes E-Lear- Dass dieser Etat mit den bereits erwähnten 145 Milliar- ning-Angebot, das nachhaltig Motivation und Neugier den Euro der größte und stärkste Etat ist, ist deshalb rich- auf Weiterbildung schaffen soll. Der Staat stellt dabei tig und wichtig. nur die Plattform zur Verfügung; darauf wird ein neuer Wettbewerb entstehen – um die besten Bildungsinhal- Wir freuen uns darüber, dass wir bei den Kollegin- te, die besten didaktischen Konzepte und um attraktive nen und Kollegen der FDP mit unserem Koalitionsver- Lernmethoden. trag eine gute Grundlage gelegt haben, von der aus sie Ideen für Haushaltsanträge gewinnen, indem sie unsere Ich will zum Schluss darauf eingehen, wie wichtig Vorstellungen zur Weiterentwicklung des Bildungs- und das in konzeptioneller Hinsicht aus meiner Sicht ist. Di- Teilhabepaketes abgeschrieben und in einen Haushalts- gitale Fragen brauchen digitale Antworten. MILLA wird antrag gestellt haben. durch eine neu zu schaffende digitale Einheit umzusetzen sein. Mit MILLA wollen wir also den Gedanken der so- (Otto Fricke [FDP]: Ja, dann können Sie ja zialen Marktwirtschaft ins digitale Zeitalter übertragen. zustimmen! Stimmen Sie zu!) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7543

Kerstin Tack (A) Wir freuen uns, mitteilen zu können: Wir werden im geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kol- (C) nächsten Jahr – es steht im Koalitionsvertrag – mit dem legen, ist doch unser politischer Auftrag. Familienstärkungsgesetz nicht nur das Bildungs- und Teilhabepaket erweitern, (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. [DIE LINKE]) (Otto Fricke [FDP]: Wann? Ab wann?) sondern auch die Mittel für den Kinderzuschlag um Alles andere wäre doch politische Arbeitsverweigerung. 1 Milliarde Euro erhöhen. Das ist richtig. Selbstverständlich muss man sich, wenn man vor (Beifall bei der SPD) 13 Jahren eine Reform gemacht hat, die sich mit der Teilhabe am Arbeitsleben unter den damals existierenden Dazu brauchten wir keine Unterstützung der FDP. Das Bedingungen auseinandergesetzt hat, heute Gedanken war für uns schon in den Koalitionsverhandlungen wich- darüber machen, wie man unter den heutigen Bedin- tig. gungen Teilhabe am Arbeitsleben organisiert, wie man Sozialstaatlichkeit neu diskutiert, wie man es schafft, Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: dass Zugänge vereinfacht werden, dass Existenzängste Frau Kollegin Tack, jetzt haben Sie eine Zwischenfra- genommen werden, dass existenzsichernde Leistungen ge aus der FDP provoziert. Mögen Sie sie zulassen? gewährt werden, dass wir darüber reden, wie wir uns auf Armut in Deutschland, insbesondere Kinderarmut, einstellen und mit der Kindergrundsicherung eine Ant- Kerstin Tack (SPD): wort darauf geben können, wie wir es schaffen, jedem Aber natürlich. ein Recht auf Arbeit zu organisieren, wie wir es schaffen, dass wir mit einem Sozialstaat Verlässlichkeit, Sicherheit Pascal Kober (FDP): und Zugänglichkeit für die Zukunft nicht nur weiter ga- Frau Kollegin Tack, wenn Sie es für richtig halten, rantieren, sondern auch verbessern. Das ist doch selbst- dass das Bildungs- und Teilhabepaket finanziell aufge- verständlich. Das ist unser Auftrag. Damit beschäftigen stockt wird: Welchen vernünftigen Grund kann es dann wir uns wie viele andere auch. Das ist richtig, wichtig, geben, die Kinder noch länger auf diese Chance warten notwendig und, ich glaube, auch Erwartungshaltung an zu lassen? Stimmen Sie doch einfach zu! Erhöhen Sie künftige Politik – unabhängig von der Partei, die das ge- die Mittel des Bildungs- und Teilhabepakets! Schon am rade diskutiert. 1. Februar wird die zweite Tranche des Schulstarterpa- kets ausgezahlt. Da könnten Sie schon ganz einfach eine (Beifall bei der SPD) (B) leichte Erhöhung ermöglichen. Warum machen Sie das (D) nicht? Dieser Haushalt ist ein erster und wichtiger Schritt, damit wir die Maßnahmen, die wir in den letzten Wochen (Beifall bei der FDP) schon diskutiert, behandelt und verabschiedet haben, umsetzen können. Er setzt richtige und wichtige Zeichen. Kerstin Tack (SPD): Ich freue mich, dass wir uns über das hinaus, was hier mit Ich will Ihnen sagen, dass wir mit Ihren Vorschlägen dem sozialen Arbeitsmarkt, mit dem Rentenpakt schon nicht zufrieden sind; denn wir haben weiter gehende Vor- häufig diskutiert wurde, auch einer Zielgruppe zuwen- schläge, die wir im Rahmen des Familienstärkungsgeset- den – das möchte ich noch einmal besonders erwähnen –, zes einbringen werden. die es besonders schwer hat: den Menschen mit Behin- derungen. Wir haben uns, was den Zugang zum Arbeits- (Beifall bei der SPD) markt angeht, hier richtig ins Zeug gelegt. Wir haben mit Deshalb ist unsere Antwort eine weiter gehende als Ihre dem Programm „rehapro“ dafür gesorgt, dass es einen Antwort, und sie ist eingebettet in ein Gesamtpaket eines echten, modernen und neu konzipierten Zugang geben starken Familiengesetzes. Es macht Sinn, ein Gesamtpa- kann, ket zu formulieren. (Beifall des Abg. Hermann Gröhe [CDU/ (Beifall des Abg. Hermann Gröhe [CDU/ CSU]) CSU]) dass wir Schnittstellen besser definieren. Dazu sind unsere Vorschläge besser geeignet, als Ihr An- trag es suggeriert. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Das ist wichtig. Wir haben es dank dem Kollegen der CDU/CSU) , dem Vorsitzenden des Ausschusses für Insofern werden wir mit unserem Gesetz für eine ganz- Arbeit und Soziales, geschafft, dass wir die Mittel erhö- heitlichere Antwort sorgen. hen können und jede Debatte des Deutschen Bundesta- ges in Gebärdensprache übersetzt wird, nicht nur in der Ich will etwas zu der aktuellen Debatte sagen, die wir Kernzeit. über die Frage des Sozialstaates der Zukunft führen. Ich bin etwas überrascht, dass sich die einen oder anderen (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie darüber wundern, dass es aktuell eine Diskussion um die bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE Frage des Sozialstaates der Zukunft gibt. Das, meine sehr GRÜNEN) 7544 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Kerstin Tack (A) Das ist ein richtig wichtiger Schritt für Teilhabe in Die zweite wichtige Botschaft dieses Haushalts ist: (C) Deutschland. Dass wir das jetzt organisieren, ist gut, Wir haben nicht Angst vor der Digitalisierung, nicht richtig und super. Angst vor den Veränderungen der Arbeitswelt, die auf uns zukommen, sondern wollen die Chancen, die sich Der Haushalt 2019 im Bereich Arbeitsmarkt und So- auftun für unsere Gesellschaft, für unsere Wirtschaft, ziales drückt in Zahlen aus, was wir uns politisch auf für unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, be- die Fahnen geschrieben haben: mehr soziale Sicherheit, herzt nutzen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besserer gesellschaftlicher Zusammenhalt, gegenseitige in Deutschland sollen wissen: Wir unterstützen sie aktiv Wertschätzung. All das ist in Zahlen formuliert der Haus- und mit viel Geld halt der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, gut angelegtes Geld. (Beifall des Abg. Hermann Gröhe [CDU/ CSU]) Danke schön. beim technologischen und digitalen Wandel, der auf sie (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten zukommt. der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: ordneten der SPD) Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Saal füllt sich in Zu den beiden Themen darf man sich nicht nur den Erwartung der letzten Rede in dieser Aussprache. Dazu Bundeshaushalt ansehen, sondern muss auch den vor erteile ich das Wort dem Kollegen Peter Weiß, CDU/ 14 Tagen vom Verwaltungsausschuss der Bundesagentur CSU. Ich bitte um die notwendige Aufmerksamkeit. für Arbeit verabschiedeten Haushalt berücksichtigen, wo die Beiträge aus der Arbeitslosenversicherung eingesetzt (Beifall bei der CDU/CSU) werden. Wir stocken das Personal in den Jobcentern auf, die die Langzeitarbeitslosen beraten und wieder in Arbeit Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): vermitteln. Wir erhöhen auch kräftig die Mittel, die wir Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! in die Weiterbildung in unseren Betrieben investieren. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Zum Schluss dieser Beide Haushalte, Bundeshaushalt und Haushalt der Bun- Debatte über den Haushalt Arbeit und Soziales für das desagentur für Arbeit, sind Zukunftshaushalte für unser Jahr 2019 ist es gut, einfach noch einmal zusammenzu- Land. fassen, was die Hauptbotschaften dieses Haushaltes sind. (Beifall bei der CDU/CSU) Die erste und wichtigste Botschaft ist: Wir nehmen Die dritte wichtige Botschaft ist: Mit diesem Bun- (B) richtig viel Geld in die Hand, um mehr in Arbeit zu in- (D) vestieren, damit Arbeitslosigkeit verschwindet. deshaushalt 2019 schaffen wir die Grundlagen für eine weiterhin verlässliche Alterssicherung in unserem Land. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Beiträge ordneten der SPD) des Bundes aus Steuermitteln an die Rentenversicherung steigen auf die historisch hohe Marge von über 98 Mil- Das System, das im Volksmund Hartz IV genannt wird, liarden Euro im kommenden Jahr. Das sind noch einmal aber eigentlich „Grundsicherung für Arbeitsuchende“ 4 Milliarden Euro mehr als in diesem Jahr. Das zeigt heißt – das ist der Titel des Gesetzes –, ist in einer Zeit doch deutlich: Ja, wir als Deutscher Bundestag stehen geschaffen worden, in der wir eine hohe Arbeitslosigkeit mit diesem Haushalt dafür gerade, dass unsere Alters- in Deutschland hatten. Heute haben wir Gott sei Dank sicherung in Deutschland auch in Zukunft funktioniert. eine niedrige Arbeitslosigkeit. Aber wir sehen, dass es 98 Milliarden Euro, das ist nicht nur der größte Einzel- viele Langzeitarbeitslose immer noch schwer haben, in posten im Haushalt für Arbeit und Soziales, das ist sogar Arbeit zu kommen. Meines Erachtens kann es jetzt nicht im gesamten Bundeshaushalt der größte Einzelposten. darum gehen, Debatten darüber zu führen, ob man die- sem Hilfesystem einen neuen Namen gibt. Die Hauptde- (Beifall bei der CDU/CSU) batte muss doch sein: Wie bekommen wir auch diejeni- Gleichzeitig haben wir dank der guten Konjunktur, dank gen, die in Langzeitarbeitslosigkeit verharren, wieder in der guten Lage am Arbeitsmarkt die Situation, dass wir Arbeit? Dafür stellen wir die Mittel zur Verfügung. Ende dieses Jahres eine Rücklage von über 38 Milliarden (Beifall bei der CDU/CSU) Euro in der Rentenversicherung haben werden. Nie stand die Alterssicherung in Deutschland finanziell auf stärke- Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass Kinder, die ren und festeren Füßen als heute. in Bedarfsgemeinschaften leben, die auf Grundsicherung angewiesen sind, auch Armut erfahren. Deswegen legen (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – wir mit unserem Förderinstrumentarium Wert darauf, Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Davon dass vor allem die Bedarfsgemeinschaften von unseren haben die Rentnerinnen und Rentner doch Jobcentern in den Blick genommen werden, in denen nichts!) Kinder leben, damit deren Eltern wieder in Arbeit kom- Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, ich men. Kinderarmut gehört dann der Vergangenheit an, finde, die drei Kernbotschaften des Bundeshaushal- wenn die Eltern ein anständiges Arbeitseinkommen ha- tes 2019 im Bereich Arbeit und Soziales sind Kernbot- ben, von dem sie leben können. schaften, die es jedem von uns leicht machen sollten, klar (Beifall bei der CDU/CSU) und deutlich mit Ja zu stimmen. Es ist ein Haushalt, der Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7545

Peter Weiß (Emmendingen) (A) in die Zukunft investiert und für Sicherheit in unserem che Abstimmung über einen Änderungsantrag der Frak- (C) Land sorgt. tion der FDP. Vielen Dank. Wir beginnen mit dem Änderungsantrag der Fraktion (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- der FDP auf der Drucksache 19/5900. Wer stimmt für ordneten der SPD) diesen Änderungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist der Antrag mit den Stimmen der FDP gegen die Stimmen von CDU/CSU und einzelnen Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: Stimmen der Fraktion Die Linke – – Damit schließe ich die Aussprache. (Unruhe bei der LINKEN) Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel- plan 11 – das ist der Einzelplan für das Bundesministe- – Ich wiederhole die Abstimmung. Sie haben erkennbar rium für Arbeit und Soziales – in der Ausschussfassung. anders die Hände gehoben; es tut mir leid. Wer stimmt für diesen Einzelplan? – Wer stimmt dage- gen? – Wer enthält sich? – Dann ist der Einzelplan 11 mit Ich frage noch einmal: Wer stimmt für den Änderungs- den Stimmen von CDU/CSU und SPD gegen die Stim- antrag der FDP auf der Drucksache 19/5900? – FDP und men von AfD, FDP, Fraktion Die Linke und Bündnis 90/ die Fraktion Die Linke. Wer stimmt dagegen? – CDU/ Die Grünen angenommen. CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Wer enthält sich? – AfD. Damit ist der Änderungsantrag abgelehnt. Damit rufe ich Tagesordnungspunkt I.19 auf: (Helin [DIE LINKE]: Dage- hier: Einzelplan 32 gen! Wir stimmen dagegen!) Bundesschuld – Der Fraktion Die Linke empfehle ich, ihr Abstim- Drucksache 19/4622 mungsverhalten vorher zu besprechen und einigermaßen Berichterstatter sind die Abgeordneten Eckhardt deutlich abzustimmen; es hilft alles nichts. Rehberg, Johannes Kahrs, Peter Boehringer, Otto Fricke, (Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der AfD Dr. Gesine Lötzsch und Sven-Christian Kindler. und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie Zum Einzelplan 32 liegt ein Entschließungsantrag bei Abgeordneten der CDU/CSU) der Fraktion der AfD vor, über den wir heute nach der Schlussabstimmung abstimmen werden. Das ist aber für eine Anfechtung nicht relevant, weil das Ergebnis eindeutig ist. Der Antrag ist abgelehnt.1) (B) Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kommen (D) also gleich zur Abstimmung über den Einzelplan 32 – Damit komme ich zum Antrag der Fraktion der FDP Bundesschuld – in der Ausschussfassung. Wer stimmt auf der Drucksache 19/5902. Wer stimmt für diesen Än- dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – derungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält Dann ist der Einzelplan 32 mit den Stimmen von CDU/ sich? – Dann ist der Änderungsantrag mit den Stimmen CSU und SPD gegen die Stimmen von AfD, FDP, Frakti- von FDP und AfD gegen die Stimmen der übrigen Frak- on Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen angenommen. tionen abgelehnt. Jetzt rufe ich Tagesordnungspunkt I.20 auf: Wir kommen zum Änderungsantrag der Fraktion Die Linke auf der Drucksache 19/5850. Wer stimmt für die- hier: Einzelplan 60 sen Änderungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer Allgemeine Finanzverwaltung enthält sich? – Dann ist der Änderungsantrag mit den Drucksache 19/4623 Stimmen der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen aller anderen Fraktionen abgelehnt. Berichterstatter sind die Abgeordneten Eckhardt Rehberg, , Dr. André Berghegger, Damit kommen wir zur namentlichen Abstimmung Johannes Kahrs, , Peter Boehringer, über den Änderungsantrag der Fraktion der FDP auf der Volker Münz, , Otto Fricke, Dr. Gesine Drucksache 19/5901. Ich bitte die Schriftführerinnen Lötzsch und Sven-Christian Kindler. und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze einzuneh- men. – Darf ich fragen: Sind alle Plätze an den Urnen be- Zum Einzelplan 60 liegen Änderungsanträge vor, zu setzt? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann eröffne ich denen wir gleich kommen werden. die Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion Des Weiteren wurden Entschließungsanträge von den der FDP auf der Drucksache 19/5901. Fraktionen der AfD, der Fraktion der FDP und Die Linke Liebe Kolleginnen und Kollegen, haben jetzt alle Kol- eingebracht, über die wir nach der Schlussabstimmung leginnen und Kollegen, die abstimmen wollen, die Gele- zum Haushaltsgesetz abstimmen werden. genheit gehabt, abzustimmen? – Das ist der Fall. Dann Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kommen schließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftführe- daher zur Abstimmung über den Einzelplan 60 – Allge- rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin- meine Finanzverwaltung – in der Ausschussfassung. Wir nen. stimmen zunächst über drei Änderungsanträge mittels Handzeichen ab. Daran anschließend folgt die namentli- 1) Anlage 2 7546 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Präsident Dr. Wolfgang Schäuble (A) Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift- (C) Abstimmung unterbreche ich die Sitzung. führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim- (Unterbrechung von 10.48 bis 10.55 Uhr) mung über den Änderungsantrag der FDP bekannt: ab- Präsident Dr. Wolfgang Schäuble: gegebene Stimmen 624. Mit Ja haben gestimmt 270, mit Wenn Sie bitte Platz nehmen würden. – Die unterbro- Nein haben gestimmt 353, 1 Enthaltung. Der Antrag ist chene Sitzung ist wieder eröffnet. damit abgelehnt.

Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 624; Dr. Dr. davon Norbert Kleinwächter Christian Sauter Jörn König Frank Schäffler ja: 270 Carl-Julius Cronenberg Steffen Kotré Britta Katharina Dassler Dr. nein: 353 Rüdiger Lucassen Bijan Djir-Sarai Matthias Seestern-Pauly enthalten: 1 Christian Dürr Dr. Ja Dr. Bettina Stark-Watzinger Dr. Birgit Malsack- Dr. Marie-Agnes Strack- AfD Daniel Föst Winkemann Otto Fricke Zimmermann Dr. Volker Münz Katrin Helling-Plahr Sebastian Münzenmaier Michael Theurer Peter Boehringer Stephan Thomae Jürgen Braun Jan Ralf Nolte Marcus Bühl Dr. Dr. Florian Toncar Matthias Büttner Manuel Höferlin Dr. Tobias Matthias Peterka Dr. Christoph Hoffmann Paul Viktor Podolay Johannes Vogel (Olpe) (B) (D) Dr. Jürgen Pohl Dr. Martin Erwin Renner Dr. Roman Johannes Reusch Thomas L. Kemmerich DIE LINKE Ulrike Schielke-Ziesing Dr. Götz Frömming Dr. Dr. Dr. Jörg Schneider Dr. Dietmar Bartsch Dr. Pascal Kober Lorenz Gösta Beutin Dr. Lukas Köhler Matthias W. Birkwald Kay Gottschalk Dr. René Springer Armin-Paulus Hampel Mariana Iris Harder-Kühnel Alexander Graf Lambsdorff Birke Bull-Bischoff Dr. Jörg Cezanne Dr. Dr. Christian Lindner Sevim Dağdelen Dr. (Heilbronn) Dr. Udo Theodor Hemmelgarn Dr. Christian Wirth Anke Domscheit-Berg Uwe Witt Dr. Jürgen Martens Susanne Ferschl FDP Alexander Müller Martin Hohmann Roman Müller-Böhm Dr. André Hahn Leif-Erik Holm Christine Aschenberg- Frank Müller-Rosentritt Heike Hänsel Dugnus Dr. Matthias Höhn Dr. (Lausitz) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7547

(A) Dr. Thomas Bareiß Dr. (C) Britta Haßelmann Jan Korte Dr. Bettina Hoffmann Thomas Heilmann Dr. (Börde) (Chemnitz) Dr. Kirsten Kappert-Gonther Dr. André Berghegger Dr. Gesine Lötzsch Dr. Sven-Christian Kindler Alexander Hoffmann Maria Klein-Schmeink Sylvia Kotting-Uhl Norbert Müller (Potsdam) Hans-Jürgen Irmer Zaklin Nastic Stephan Kühn (Dresden) Dr. Alexander S. Neu Christian Kühn (Tübingen) Dr. Renate Künast Michael Brand (Fulda) Markus Kurth Sören Pellmann Torbjörn Kartes Sven Lehmann Tobias Pflüger Steffi Lemke Dr. Stefan Kaufmann Dr. Tobias Lindner Dr. Dr. Michael Kießling Eva-Maria Schreiber Claudia Müller Dr. Dr. Beate Müller-Gemmeke Helin Evrim Sommer Dr. Marie-Luise Dött Hansjörg Durz Dr. Cem Özdemir Carsten Körber Hermann Färber Alexander Krauß (B) (D) Tabea Rößner Axel E. Fischer (Karlsruhe- Dr. Günter Krings (Augsburg) Land) Rüdiger Kruse Dr. Dr. Dr. Roy Kühne Corinna Rüffer Dr. Dr. h. c. Karl A. Lamers Sabine Zimmermann Hans-Joachim Fuchtel Andreas G. Lämmel (Zwickau) Dr. Ingo Gädechens Stefan Schmidt Dr. Ulrich Lange BÜNDNIS 90/ Kordula Schulz-Asche Dr. DIE GRÜNEN Dr. Wolfgang Strengmann- Kuhn Dr. Kerstin Andreae Ursula Groden-Kranich Dr. Hermann Gröhe Dr. Jürgen Trittin Klaus-Dieter Gröhler Dr. Michael Grosse-Brömer Dr. Dr. Astrid Grotelüschen Beate Walter-Rosenheimer Markus Grübel Nikolas Löbel Dr. Nein Dr. Jan-Marco Luczak Dr. Monika Grütters Ekin Deligöz CDU/CSU Fritz Güntzler Katharina Dröge Dr. Olav Gutting Dr. Thomas de Maizière Norbert Maria Altenkamp Dr. Dr. Jürgen Hardt Katrin Göring-Eckardt Hans-Georg von der Marwitz Dorothee Bär Andreas Mattfeldt 7548 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

(A) (Altötting) Dr. Matthias Bartke (C) Dr. Dr. Sören Bartol Kirsten Lühmann Bärbel Bas Dr. h. c. Björn Simon (Heidelberg) Dr. Katja Mast Jens Spahn Karsten Möring Marco Bülow Hilde Mattheis Dr. Dr. Dr. Dr. Gerd Müller Axel Müller Dr. Sepp Müller Dr. Carsten Müller Siemtje Möller (Braunschweig) (Rostock) Dr. Bettina Müller Stefan Müller (Erlangen) Detlef Müller (Chemnitz) Michelle Müntefering Dr. Dr. Rolf Mützenich Dr. Georg Nüßlein Dr. Andrea Nahles Florian Oßner Michael Stübgen Ulli Nissen Dr. Hermann-Josef Tebroke Sigmar Gabriel Hans-Jürgen Thies Mahmut Özdemir (Duisburg) Aydan Özoğuz Dr. Angelika Glöckner Dr. Christoph Ploß Dr. Volker Ullrich Michael Groß Uli Grötsch (Minden) (B) (D) (Kleinsaara) Rita Hagl-Kehl Alois Rainer Eckhardt Rehberg Sönke Rix Dennis Rohde Hubertus Heil (Peine) Dr. Johannes Röring (Hamburg) René Röspel Dr. Norbert Röttgen Dr. Dr. Peter Weiß (Emmendingen) Susann Rüthrich Erwin Rüddel Gabriele Hiller-Ohm Bernd Rützel Kai Whittaker Dr. Eva Högl Anita Schäfer (Saalstadt) Annette Widmann-Mauz Dr. Dr. Wolfgang Schäuble Bettina Margarethe Wiesmann Dr. Klaus-Peter Willsch Johannes Kahrs Tankred Schipanski Elisabeth Winkelmeier- (Aachen) Becker Dr. (Wetzlar) Christian Schmidt (Fürth) Carsten Schneider (Erfurt) Nadine Schön Dr. Matthias Zimmer Dr. Klaus-Peter Schulze Dr. Bärbel Kofler (Spandau) SPD (Weil am Andreas Schwarz Rhein) Ingrid Arndt-Brauer Rita Schwarzelühr-Sutter Christian Lange (Backnang) Dr. Dr. Svenja Stadler Martina Stamm-Fibich Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7549

(A) Sonja Amalie Steffen Markus Töns Enthalten (C) Carsten Träger Gülistan Yüksel Kerstin Tack Marja-Liisa Völlers AfD Dirk Vöpel Dr. Jens Zimmermann

Jetzt stimmen wir über den Einzelplan 60 – Allge- Damit rufe ich den Tagesordnungspunkt II auf: meine Finanzverwaltung – in der Ausschussfassung ab. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält Dritte Beratung des von der Bundesregierung sich? – Dann ist der Einzelplan 60 mit den Stimmen von eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen von AfD, FDP, Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Fraktion Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen ange- Haushaltsjahr 2019 (Haushaltsgesetz 2019) nommen. Drucksachen 19/3400, 19/3402, 19/4601, Ich rufe Tagesordnungspunkt I.21 auf: 19/4602, 19/4605, 19/4606, 19/4607, 19/4608, 19/4609, 19/4611, 19/4612, 19/4613, 19/4617, hier: Haushaltsgesetz 2019 19/4620, 19/4621, 19/4622, 19/4623, 19/4624, 19/4625, 19/4626 Drucksachen 19/4625, 19/4626 Zu dem Haushaltsgesetz 2019 und zu verschiedenen Die Berichterstatter für das Haushaltsgesetz 2019 so- Einzelplänen liegen folgende Entschließungsanträge vor, wie für den Finanzplan des Bundes 2018 bis 2022 sind über die wir nach der Schlussabstimmung abstimmen die Abgeordneten Eckhardt Rehberg, Johannes Kahrs, werden: neun Entschließungsanträge der Fraktion der Peter Boehringer, Otto Fricke, Dr Gesine Lötzsch und AfD, fünf Entschließungsanträge der Fraktion der FDP, Sven-Christian Kindler elf Entschließungsanträge der Fraktion Die Linke sowie Zu dem Haushaltsgesetz 2019 liegen zwei Änderungs- zwei Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die anträge der Fraktion Die Linke vor, über die wir gleich Grünen. abstimmen werden Über das Haushaltsgesetz sowie über einen Entschlie- Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht vor- ßungsantrag der Fraktion der FDP werden wir später na- gesehen Also kommen wir jetzt in zweiter Lesung zur mentlich abstimmen. Abstimmung über das Haushaltsgesetz 2019 in der Aus- (B) (D) schussfassung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Das ist so be- Wir stimmen zunächst über die zwei Änderungsan- schlossen. träge der Fraktion Die Linke ab, zuerst über den Ände- rungsantrag auf der Drucksache 19/5857 Wer stimmt für Dann eröffne ich die Aussprache und erteile das Wort diesen Änderungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer dem Abgeordneten Kay Gottschalk, AfD. enthält sich? – Dann ist der Antrag gegen die Stimmen (Beifall bei der AfD) der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen mit den Stimmen der übrigen Fraktionen abgelehnt Kay Gottschalk (AfD): Dann kommen wir zum Änderungsantrag auf der Drucksache 19/5858 Wer stimmt für diesen Änderungs- Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Bürger! Lassen Sie mich zunächst kurz auf einen Debat- Antrag ist mit denselben Stimmenmehrheiten – Befür- tenpunkt eingehen, der Sie hier offenbar sehr umtrieb. wortung durch Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen, Ich sage ganz klar, Frau Merkel, Herr Scholz und liebe Gegenstimmen der übrigen Fraktionen – abgelehnt Kollegen von der Koalition: Es gehört mehr Gewicht dazu, als Sie es je auf die Waage bringen können, Alice Damit stimmen wir über das Haushaltsgesetz 2019 Weidel von meiner Fraktion und der Parteibasis zu ent- in der Ausschussfassung ab Wer stimmt dafür? – Wer zweien. Wir stehen hinter Alice Weidel! Lassen Sie Ihre stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dann ist das Angriffe an dieser Stelle! Haushaltsgesetz 2019 in zweiter Beratung mit den Stim- men von CDU/CSU und SPD gegen die Stimmen der (Lachen bei der CDU/CSU, der SPD, der Oppositionsfraktionen angenommen FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Andreas Mattfeldt [CDU/ Damit kommen wir zum Finanzplan des Bundes 2018 CSU]: Keiner fragt, Herr Gottschalk antwor- bis 2022 auf den Drucksachen 19/3401, 19/3402 und tet! – Johannes Kahrs [SPD]: Sie werden mit 19/4627 Der Haushaltsausschuss empfiehlt in seiner Frau Weidel untergehen! Jeder spricht über Beschlussempfehlung auf der Drucksache 19/4627, den das, was ihm wichtig ist!) Finanzplan zur Kenntnis zu nehmen Wer stimmt für die- se Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer Ich sehe hier an dieser Stelle eine rote und eine enthält sich? – Dann ist die Beschlussempfehlung ein- schwarze Null: Herrn Scholz und Frau Merkel. Sie täu- stimmig angenommen schen und tricksen besser, als es die Bilanzbuchhalter der 7550 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Kay Gottschalk (A) Hypo Real Estate je konnten. Ihr Haushalt ist so wenig ten, dass die Italiener ihre Banken mit einer neuen Lira (C) ausgeglichen, wie sich Italien an die Defizitregeln hält. retten. Etwas anderes wird gar nicht möglich sein. (Johannes Kahrs [SPD]: Sie werden mit Frau (Beifall bei der AfD – Sven-Christian Kindler Weidel untergehen! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Salvini ist [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn doch Ihr Parteifreund!) diese Rede finanziert? – Gegenruf der Abg. Ulli Nissen [SPD]: Die Rede kann nicht viel Da Ihnen also der Euro näher ist als die Interessen gekosten haben! – Heiterkeit bei Abgeordne- der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, werden Sie ten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE den Euro retten. Italien sitzt auf einem Schuldenberg von GRÜNEN) immerhin 2,3 Billionen Euro und muss in 2019 – wie gesagt – 300 Milliarden Euro an Refinanzierung und Zin- Ihr klammheimliches Verfrühstücken der Flüchtlings- sen aufbringen. Italien muss aber zehnmal so viel Zinsen rücklage, um sich mit dieser angeblichen schwarzen Null zahlen wie Deutschland, nämlich 3,5 Prozent. schmücken zu können, sei hier nur am Rande erwähnt. (Marianne Schieder [SPD]: Daran sehen Sie, Trotz sprudelnder Steuereinnahmen, eines Haushalts wie gut es uns geht!) von 356 Milliarden Euro – ein Rekord übrigens: 60 Mal so viel wie Ihr Pleiteflughafen hier in Berlin vom Wirt- Der wesentliche Unterschied ist aber, dass die meisten schaftsweisen der SPD, Herrn Wowereit –, schafft es dieser Staatsanleihen von – hört! hört! – italienischen diese reformunfähige Regierung nicht, einen ausgegli- Banken gehalten werden. chenen Haushalt zu budgetieren. Sie berauben mit dieser Dieser Haushalt ist also ein riesiger Etikettenschwin- verantwortungslosen Politik die jungen Menschen ihrer del, der mit den ersten dunklen Wolken am Wirtschaftsho- Zukunft und die alte Generation ihrer Gegenwart. Ein rizont krachend zusammenbrechen wird. Bezüglich des kluger Kaufmann und bedachter Staatsmann würde jetzt Euros hangeln Sie sich, meine Damen und Herren von Rücklagen bilden. der Regierung, von Lüge zu Lüge. Wir von der AfD sa- (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE gen an dieser Stelle: Kein deutsches Steuergeld für itali- GRÜNEN]: Wie die AfD am Bodensee?) enische Banken! Kennen Sie überhaupt noch den Spruch „Spare in der (Beifall bei der AfD – Katharina Dröge Zeit, dann hast du in der Not“? [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nichts verstanden! – Zuruf des Abg. Klaus Meine Damen und Herren, die Not wird kommen, sie Ernst [DIE LINKE]) (B) klopft von Süden her schon erbarmungslos und ziemlich (D) laut an. Sie machen stattdessen den Bürgern undurch- Nehmen Sie es zur Kenntnis: Italien ist pleite! Herr dachte Steuergeschenke, statt sie, so wie wir es fordern, Merz würde wohl von Insolvenzverschleppung spre- wirklich zu entlasten. chen. Bildlich gesprochen liegt der italienische Patient im Koma und ist an eine Herz-Lungen-Maschine ange- (Beifall bei der AfD – Ingo Gädechens [CDU/ schlossen. CSU]: Wenigstens Applaus aus der eigenen Fraktion!) (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch mal etwas zu Keine Spur davon, sich finanziell auf den Brexit vorzu- Ihrem Verbündeten Salvini! Das ist doch Ihr bereiten. Stattdessen bauen Sie einen Schattenhaushalt Mann, der das Geld verschleudert!) nach dem nächsten auf. Betrachte ich die Aussagen des Herrn Merz zur Asylpo- (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE litik – da überholt er uns ja inzwischen rechts; meine lie- GRÜNEN]: Reden Sie mal über den Schatten- ben Kollegen von der CDU/CSU, Sie kopieren ja nur –, haushalt der AfD!) ist die Frage: Will er den Stecker der Herz-Lungen-Ma- schine ziehen, oder ist es Herr Salvini, der dann mit fri- Der Energie- und Klimafonds sei an dieser Stelle ge- schem Geld, nämlich einer neuen Lira, die italienische nannt. Mit diesem versuchen Sie, Ihre gescheiterte Ener- Wirtschaft und das Land wiederbelebt? giewende zu kaschieren. Immerhin ist es Ihnen gelungen, dass wir bei den Energiekosten nicht Spitzenreiter in Eu- Aber, meine Damen und Herren, was bleibt diese Re- ropa sind – wir sind nur an zweiter Stelle. gierung noch schuldig? Sie bekommen die aggressive Steuervermeidung seit Jahren nicht in den Griff. Im Ge- Keine Spur davon, sich auf die italienische Krise gensatz zum Europäischen Parlament können Sie ja nicht vorzubereiten. Stattdessen haben Sie, Herr Scholz, sich einmal die Schäden beziffern, die dem deutschen Steu- wahrscheinlich schon hinter verschlossenen Türen da- erzahler dadurch jährlich entstehen. Auf meine Anfrage rauf verständigt, die 300 Milliarden Euro für die Finan- hin – und die spricht Bände – antworteten Sie als Re- zierung der italienischen Staatsanleihen, die fällig wer- gierung zunächst, Sie könnten diese Mechanismen nicht den, zu überweisen. Ich prognostiziere schon heute an kennen und würden da keine Einschätzung vornehmen, dieser Stelle: Sie werden den kranken Euro retten und um auf die dritte Frage zu antworten – ich zitiere mit Er- die Interessen der Bürgerinnen und Bürger opfern. Und laubnis des Präsidenten –: tatsächlich wissen auch Sie, dass Italien das beste Druck- mittel überhaupt in Händen hält: Entweder retten Sie ita- Die Bundesregierung unterstützt von Beginn an lienische Banken mit deutschen Euros, oder Sie gestat- das von OECD und G 20 initiierte Projekt gegen Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7551

Kay Gottschalk (A) Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung ..., im Dennis Rohde (SPD): (C) Rahmen dessen im Jahr 2015 konkrete Maßnah- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! menbündel zu 15 Aktionspunkten, insbesondere zur Hinter uns liegt die Woche des Geldes. Ich glaube, es ist Vermeidung unfairen Steuerwettbewerbs, bestimm- auch gerade wieder deutlich geworden, wo die Schwer- ter Missbrauchskonstellationen ... beschlossen wur- punkte in dieser Debatte um das Geld liegen: Bei den den. einen liegen sie in der internen Debatte um Schwarzgeld Dann müsste man sie ja doch kennen. Warum antworten und bei den anderen in der Debatte über einen ausgegli- Sie dann nicht drauf? chenen Bundeshaushalt. Das waren die Schwerpunkte in dieser Woche und in dieser Debatte. Also, meine Damen und Herren, schätzen wir ein- mal – das EU-Parlament konnte das sehr gut –: Den eu- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ropäischen Mitgliedstaaten entstehen durch diese Steu- der CDU/CSU und der FDP) ervermeidung jährlich zwischen 160 und 190 Milliarden Ich möchte in dieser Schlussrunde an das anknüpfen, Euro an Schäden. Nehme ich einfach mal den deutschen was der Bundesminister der Finanzen bei der Einbrin- Anteil an der EZB von circa 27 Prozent, entsteht dem gung dieses Haushaltes am Dienstag gesagt hat. Er hat deutschen Steuerzahler unter Ihren Augen, unter Ihrer zum einen festgestellt, dass diese Regierung einen guten jämmerlichen Politik jährlich ein Schaden von 51,3 Mil- Entwurf vorgelegt hat; zum anderen hat er dem Parla- liarden Euro. Da ist der Soli spielend drin, mit dessen ment gedankt, dass es aus diesem guten Entwurf einen Wegfall Sie die Menschen hier entlasten könnten. noch besseren Bundeshaushalt gemacht hat. Herr Minis- (Beifall bei der AfD – Ingo Gädechens [CDU/ ter, der ein oder andere mag diesen Bundeshaushalt kri- CSU]: Machen Sie das Pult nicht kaputt!) tisiert haben, ich möchte Sie doppelt bekräftigen: Ja, Sie haben recht, Sie haben einen guten Regierungsentwurf Wären Sie Pinocchio, hätten wir heute eine Verbin- vorgelegt. Ich möchte Sie aber auch darin bekräftigen, dung zum Mond. Ihre Regierung hinterlässt einen haus- weiterhin zu betonen, dass Sie sich beim Parlament be- halterischen und gesellschaftlichen Scherbenhaufen. Sei- danken, dass wir aus diesem guten Entwurf einen noch en Sie froh, dass wir noch nicht regieren und umgesetzt besseren Haushalt gemacht haben; denn damit, Herr Mi- haben, was in unserem Programm steht: nister, haben Sie auch recht. (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Ich möchte betonen, dass das Ganze nicht möglich ge- SES 90/DIE GRÜNEN) wesen wäre, wenn uns nicht viele tatkräftige Unterstüt- zerinnen und Unterstützer zugearbeitet hätten, und ich dass Steuerverschwendung strafbar sein muss. Ich wüss- möchte diese Debatte nutzen, um mich zum einen bei den (B) te dann nämlich, wo Sie alle von der Regierungsbank sit- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fraktionen zu be- (D) zen würden. Sie würden die Banken tauschen und auf der danken, die genauso wie wir bis tief in die Nacht arbeiten Anklagebank sitzen – und das mit Recht. mussten, um Hunderte Änderungsanträge abzuarbeiten. (Johannes Kahrs [SPD]: Was für ein rechtsra- Ich möchte mich zum anderen aber auch ausdrücklich bei dikaler Schwätzer! – Sven-Christian Kindler den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ausschussse- [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie kretariats bedanken. Es war schon gut, zu wissen, dass mal was zum Spendenskandal, zu Alice jemand neben einem sitzt, der genau weiß, wo man ge- Weidel und den schwarzen Kassen! Gegen rade ist und was noch passiert, wenn man morgens um Frau Weidel ermittelt die Staatsanwaltschaft!) vier den Vorsitz des Ausschusses übernimmt. Von daher: Ihnen im Ausschusssekretariat herzlichen Dank! Vielen Treten Sie endlich zurück! Beim Soli haben Sie ja ge- Dank für die Unterstützung in den letzten Wochen. rade schon ein Problem, Herr Scholz; Sie widersprechen ja gerade der CDU. Oder werden Sie der totalen Stufen- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP abschaffung doch zustimmen? und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Andreas Meine Damen und Herren, diese Regierung ist ein zer- Mattfeldt [CDU/CSU]: Da könnte aber auch strittener Haufen. Machen Sie den Weg frei für Neuwah- die AfD klatschen, wenn man den Vorsitz hat!) len, und geben Sie den Menschen endlich die Chance, eine vernünftige und verantwortungsvolle Regierung zu Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte auf drei wählen! aktuelle Debatten eingehen, die sich auch in diese Haus- haltsdebatte gemischt haben: Danke schön. Ich habe auch dieser Debatte wieder entnommen, dass (Beifall bei der AfD – Andreas Mattfeldt es immer noch Kolleginnen und Kollegen gibt, die darü- [CDU/CSU]: Sie sitzen hier, aber mit Weni- ber diskutieren, dass man die Wehrpflicht wieder einfüh- gen!) ren sollte, (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: GRÜNEN]: Ja, Johannes Kahrs!) Für die SPD-Fraktion hat das Wort der Kollege Dennis Rohde. wohl wissend, Sven-Christian Kindler, dass die Struktu- ren in der Bundeswehr nicht mehr vorhanden sind, wie (Beifall bei der SPD) der Kollege Kahrs am letzten Dienstag richtigerweise 7552 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Dennis Rohde (A) festgestellt hat. Daneben gibt es andere, die darüber dis- Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wenn gerade (C) kutieren, nicht eine Wehrpflicht einzuführen, sondern ein öffentlich versucht wird, diesen Tag als einen Black Fri- Zwangsarbeitsjahr, eine Dienstpflicht für junge Leute. day dastehen zu lassen, möchte ich ausdrücklich sagen, dass es kein schwarzer Freitag für die Bundesrepublik ist. Ich finde, mit diesem Bundeshaushalt geben wir genau Es ist ein guter Tag, weil wir einen Haushalt verabschie- die richtige Antwort auf diese Debatte, indem wir näm- den, der in die Zukunft weist und den sozialen Zusam- lich sagen: Wir wollen junge Menschen nicht zwangsver- menhalt stärkt. Ich glaube, das kann man an dieser Stelle pflichten, sondern wir wollen freiwilliges Engagement noch mal hervorheben, liebe Kolleginnen und Kollegen. unterstützen. – Wir unterstützen mit diesem Bundeshaus- halt die Freiwilligendienste in großem Maße, etwa beim (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Technischen Hilfswerk, aber auch darüber hinaus. Ich der CDU/CSU) finde, das ist die richtige Antwort auf diese Debatte, liebe Ich komme zu meinem letzten Satz, Herr Präsident. – Kolleginnen und Kollegen. Auch mit Blick auf eine aktuelle Debatte möchte ich zum (Beifall bei der SPD) Abschluss nur einen einzigen Satz aus dem Koalitions- vertrag zitieren. Auf Seite 103 steht: „Wir werden das Dann führen wir in diesem Haus eine Debatte über Grundrecht auf Asyl nicht antasten.“ die Zukunft des Solidaritätszuschlages. Ich möchte für unsere Fraktion betonen, dass wir es richtig finden, in Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. dieser Legislatur 90 Prozent der arbeitenden Menschen (Beifall bei der SPD) in diesem Land zu entlasten, dass wir es richtig finden, diejenigen zu entlasten, die mit ihren Einkommen eben nicht zu den Top Ten in diesem Land gehören. Das ist So- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: lidarität. Sie ist an dieser Stelle wichtig; denn wir leben Für die FDP-Fraktion hat das Wort der Kollege nicht in einer radikalen Marktwirtschaft, sondern unserer Dr. Florian Toncar. Verfassung folgend ausdrücklich in einer sozialen Markt- (Beifall bei der FDP) wirtschaft.

(Oliver Luksic [FDP]: Eine Sonderergän- Dr. Florian Toncar (FDP): zungsabgabe lässt die Verfassung nicht zu!) Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Aufgabe einer sozialen Marktwirtschaft ist es, dafür Kollegen! Für die Freien Demokraten ist dieser Haushalt, Sorge zu tragen, dass die Schere zwischen Arm und der heute beschlossen werden soll, ein Haushalt der ver- Reich nicht weiter auseinandergeht. Das ist Rechtspre- passten Chancen. Sie verbrauchen die hohen Steuerein- (B) chung des Bundesverfassungsgerichts; das können Sie nahmen, die in den letzten Jahren durch eine einzigartige (D) nachlesen, Herr Kollege. Wirtschaftsentwicklung generiert worden sind, für einen einzigen Zweck: Sie versuchen, mit Geld zusammenzu- (Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Oliver halten, was sich anders nicht mehr zusammenhalten lässt, Luksic [FDP]) nämlich Ihre ideenlose Koalition. Deshalb haben wir hier die Chance, zu sagen: Wir (Beifall bei der FDP) wollen, dass diejenigen, die breite Schultern haben, die in diesem Land viel Geld verdienen, mehr zur Finanzierung Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Menschen des Gemeinwesens beitragen. Deshalb finde ich es nicht lassen sich nicht einfach mit Geld zu Ihnen zurückbrin- nur richtig, dass wir nur die unteren 90 Prozent entlasten; gen. Ich glaube, sie erwarten, dass man eine Idee hat, wo ich finde es auch sozialstaatlich geboten. das Land hingehen soll. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Andreas (Marianne Schieder [SPD]: Dass man Verant- Mattfeldt [CDU/CSU]) wortung übernimmt – im Gegensatz zu Ihnen!) Dann steht in diesem Koalitionsvertrag eine Rege- Gerade weil sich das wirtschaftliche Umfeld eintrübt, lung, dass wir die Ausgaben im Bereich der Verteidigung auch wenn die Sozialdemokraten mit dieser Erkenntnis und im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit bzw. offenbar ihre Probleme haben und dazwischenrufen, ist der humanitären Hilfe eins zu eins aufwachsen lassen es notwendig, dass wir überlegen: Was können wir denn wollen. Das ist eine Herausforderung. Man muss wissen, in Deutschland dafür tun, dass wir auch im Jahr 2030 dass allein 19 Milliarden Euro im Einzelplan der Bundes- noch Wohlstand haben und einen ausgeglichenen Haus- ministerin der Verteidigung Personalausgaben sind und halt mit einer erfreulichen Finanzentwicklung? Dafür sich die Kosten jeder Erhöhung durch Tarifabschlüsse in müssen heute die Grundlagen gelegt werden, liebe Kol- diesem Einzelplan sofort niederschlagen. Deshalb, finde leginnen und Kollegen. ich, muss man an dieser Stelle positiv hervorheben, dass (Beifall bei der FDP) wir der Verantwortung, die wir in dieser Welt haben, da- durch gerecht werden, dass mit Abschluss dieses Haus- Nahezu alle, die Europäische Kommission, die haltes 1 Milliarde Euro für den Bereich zusätzlich zur OECD, der Sachverständigenrat der Bundesregierung, Verfügung steht. Das ist gelebte Solidarität, aber auch in Ihr eigener Sachverständigenrat, Herr Minister Scholz – unserem eigenen Interesse. Ich finde, das sollte man hier ich sehe, Sie googeln ihn gerade noch –, noch mal betonen. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und (Beifall bei der SPD) der SPD) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7553

Dr. Florian Toncar (A) empfehlen, dass es eine Entlastung der Bezieher mittlerer Koalition bereits beschlossen hat, im Jahr 2040 finanzie- (C) Einkommen und eine Unternehmensteuerreform gibt. Ihr ren möchte? Sie haben darauf keine Antwort. Sachverständigenrat schreibt übrigens: Nachdem alle an- deren diese Reform gemacht haben, sollte auch Deutsch- (René Röspel [SPD]: Sagen Sie doch, was die land das einseitig schnell nachholen. – Das sind doch FDP machen will!) glasklare Aussagen. Ich habe es gerade in der Steuerpoli- Man kann doch keine Finanzpolitik machen, bei der tik selten gesehen, dass sich eine Regierung so systema- man zu zweistelligen Milliardenbeträgen, die da jährlich tisch über das, was Experten empfehlen, hinweggesetzt fällig werden, den Bürgern keine Antwort liefern kann. hat wie die aktuelle Bundesregierung. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der FDP) Ich kann nicht verstehen, dass ein Bundesfinanzminister Sie haben in der letzten Sitzungswoche des Bundesta- sich auf so etwas überhaupt einlässt. ges kleinere Entlastungen beschlossen, die weit überwie- gend von der Verfassung vorgegeben waren. Aber, liebe Die Alternative wäre übrigens – das schreibt der Sach- Kolleginnen und Kollegen, wenn man das mal zusam- verständigenrat auch –: Wenn Sie das nicht über die menzählt, dann bringt wahrscheinlich der heutige Black Steuern machen können oder wollen, müssten die Bürge- Friday mehr Entlastungen für die Bürger als die ganze rinnen und Bürger im Jahr 2040 für diese Rentenreform, Legislaturperiode dieser Bundesregierung. die Sie beschlossen haben, bis zu ihrem 72. Lebensjahr arbeiten. Sie könnten erst mit 72,3 Jahren in Rente gehen. (Beifall bei der FDP – Eckhardt Rehberg Haben Sie das mal zu Ende gedacht? Was sagen Sie den [CDU/CSU]: Da kann man sich auch täu- Menschen, die Sie fragen, wie diese Leistungen seriös schen! – Sven-Christian Kindler [BÜND- und ohne dass Menschen undenkbar lange arbeiten müs- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Billiger Witz!) sen, finanziert werden? Was sagen Sie denen? Ich bin gespannt, ob Sie nachher in der Debatte vielleicht etwas Sie kündigen an, den Solidaritätszuschlag ab 2021 zur dazu sagen werden. Hälfte abzuschaffen, (Beifall bei der FDP) (Zuruf von der FDP: Sehr gut!) Ich will noch auf einen letzten Punkt eingehen. Diese obwohl der Solidarpakt, für den er einst eingeführt wor- Woche sind Berichte aufgekommen, dass es ein neues den ist, bereits Ende 2019 ausläuft. Damit, Herr Minister Betrugsmodell rund um die Erstattung von Kapitalertrag- Scholz, riskieren Sie übrigens, dass wir auf Jahre neue steuern geben soll. Dieses Mal geht es um ein Modell, Haushaltsrisiken aufbauen. (B) mit dem es möglich gewesen sein soll, für Aktien, die (D) (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Nein, nein!) überhaupt nie existiert haben, eine Erstattung zu bean- tragen. Wir glauben: Wenn der Zweck einer Abgabe wegfällt wie beim Solidaritätszuschlag, dann muss man die Ab- Herr Minister, wir haben dazu einige Fragen. Ich hof- gabe abschaffen. Dann kann man sich nicht einen neuen fe, Sie können dem Bundestag dazu schon heute etwas Zweck überlegen oder ganz auf den Zweck verzichten. sagen: denn das Thema ist nicht neu, und ich hätte nach jahrelangen Diskussionen um Cum/Ex erwartet, dass das (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten seitens des Finanzministeriums abgestellt ist und dass der AfD) sämtliche Lücken, Betrugsmöglichkeiten und Anfällig- keiten des Systems bereits in den letzten Jahren überprüft Aber selbst wenn Sie das anders sehen würden: Es worden wären. gibt ganz erhebliche Zweifel daran, dass der Solidaritäts- zuschlag nach 2020 noch verfassungsmäßig ist. Eine An- (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten hörung im Finanzausschuss hat das relativ klar ergeben. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Wenn Sie ihn jetzt weiter erheben wollen, und sei es auch Abg. Dr. Thomas de Maizière [CDU/CSU]) nur zur Hälfte, dann riskieren Sie doch, dass wir irgend- Wir erwarten auch, dass Sie sich spätestens am Mitt- wann in den 2020er-Jahren ein Urteil bekommen, und woch im Finanzausschuss auf die Fragen der Abgeord- der Finanzminister, der dann amtiert, muss das über viele neten einlassen. Denn allein dass man jetzt noch prüfen Jahre gezahlte Geld zurückerstatten. Das sind Haushalts- muss, ob das möglich war und ob da etwas passiert ist, ist risiken, die Sie dadurch erzeugen, dass Sie die Fakten an doch in hohem Maße beunruhigend. Eigentlich hätte ich der Stelle ignorieren. mir erhofft, dass die Verwaltung sagen kann: Das System (Beifall bei der FDP) ist betrugsfest; wir haben es jahrelang geprüft und ver- bessert. – Dass Sie noch prüfen müssen, ist bedenklich. So könnte man im Grunde weitermachen. Zu dem Rentenpaket, das beschlossen worden ist, sagt der Sach- (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten verständigenrat: Das kostet. Wenn man den Beitrag des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) nicht auf über 20 Prozent erhöhen will, braucht man im Wir erwarten, dass Sie uns und den Steuerzahlern und Jahr 2040 annähernd den doppelten Steuerzuschuss aus Steuerzahlerinnen schnell überzeugende Antworten ge- dem Bundeshaushalt. – Für den sind Sie doch verant- ben. wortlich, Herr Minister. Was sagen Sie denn den Bürge- rinnen und Bürgern, die Sie fragen, wie man das, was die (Beifall bei der FDP) 7554 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

(A) Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Vor diesem Hintergrund haben wir den Regierungs- (C) Nächster Redner für die CDU/CSU-Fraktion: der Kol- entwurf durchgearbeitet und die Ausgaben leicht redu- lege Dr. André Berghegger. ziert. Wir haben die Investitionen auf eine Quote von 11 Prozent gesteigert. Ich möchte den Kollegen Christian (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Dürr ansprechen, um – so will ich es höflich formulie- ordneten der SPD) ren – mit einem kleinen Missverständnis aufzuräumen. Christian Dürr hatte zu Beginn dieser Woche gesagt, dass Dr. André Berghegger (CDU/CSU): die Investitionen im Vergleich zum letzten Haushalt sin- Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ken. Das ist zumindest missverständlich. Das Gegenteil Kollegen! Meine Damen und Herren! Die Schlussrunde ist der Fall. einer Haushaltswoche ist immer eine besondere Gelegen- (Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!) heit, die Woche noch einmal Revue passieren zu lassen, Eindrücke zu schildern und Besonderheiten zu beschrei- Wir sollten Äpfel mit Äpfeln und nicht Äpfel mit Birnen ben. Die Besonderheit an diesem Tag ist sicherlich die, vergleichen. Wir hatten im Haushalt 2018 einen Sonder­ dass wir zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Haushalt effekt des Digitalfonds in Höhe von 2,4 Milliarden Euro debattieren und beschließen. Einige Argumente sind si- zu verzeichnen. Wenn wir diesen herausrechnen, stellen cherlich aus den Debatten bekannt. Einige sind es sogar wir fest, dass wir mit dem diesjährigen Haushalt die In- wert, dass man darauf eingeht, andere nicht. vestitionen im Vergleich zum Vorjahr steigern. Da sind Wir als Koalition haben über 300 Änderungsanträge wir auf einem guten Weg. zum Regierungsentwurf eingebracht. Zusammen mit den (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Änderungen in der Vorlage für die Bereinigungssitzung, sehr geehrter Finanzminister Scholz, haben wir in der Tat Ein für uns naheliegendes Thema ist die innere Si- aus Ihrem guten Entwurf einen noch besseren Haushalt cherheit. Wir haben viele neue Stellen in diesem Bereich gemacht. Er ist gut und ausgewogen. Das werden wir geschaffen. Fast 4 000 Stellen werden wir Sicherheitsbe- fortsetzen. hörden im weitesten Sinne zur Verfügung stellen: Bun- despolizei, Bundeskriminalamt, Bundesamt für Sicher- Da das Bild des Black Friday häufig verwendet wur- heit in der Informationstechnik und Zoll. Aber alleine die de, will ich das ebenfalls aufnehmen. Der Black Friday Stellenbereitstellung hilft nicht. Wir müssen die Stellen ist – für mich ein nachvollziehbarer Erklärungsgrund – besetzen. Wir müssen ganzheitlich denken. Wir müssen ein umsatzstarker Tag der Händler in den USA zu Beginn die Ausbildungskapazitäten erhöhen. Hier sind wir zum des Weihnachtsgeschäftes. Man hat dann die Chance, aus Beispiel beim Zoll auf einem guten Weg. Wir werden in einem guten Geschäftsjahr ein noch besseres zu machen (B) Münster Ausbildungskapazitäten für die Laufbahn des (D) oder aus einem schlechten ein gutes. Wenn ich dieses gehobenen Dienstes bereitstellen. Wir werden in Bild aufnehme, dann stelle ich fest, dass diese Regie- Ausbildungskapazitäten für den mittleren Dienst bereit- rungskoalition seit etlichen Jahren gute Geschäfte macht. stellen. Wir haben im Haushaltsausschuss die Voraus- Wir nehmen seit 2014 keine neuen Schulden mehr auf. setzungen geschaffen, dass mehr Auszubildende über- Die schwarze Null steht. Das ist solide Haushaltspolitik. nommen werden können. Wir haben die Attraktivität der Diese werden wir in dieser Koalition fortsetzen. Laufbahn des mittleren Dienstes erhöht, indem wir die (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Besoldung des Eingangsamts angehoben haben. All das dient der Attraktivitätssteigerung. Hier sind wir auf ei- Wir müssen jedoch mehr darauf achten, dass wir auch nem guten Weg im Bereich der Sicherheitspolitik. an das Erwirtschaften denken und nicht nur an das Ver- teilen. Woher kommen die Steuereinnahmen, die uns zur Zur äußeren Sicherheit. Man hört oft die Kritik, dass Verfügung stehen? Wir müssen an die Unternehmerinnen wir den Etat des Verteidigungsministeriums zu sehr er- und Unternehmer sowie die Arbeitnehmerinnen und Ar- höhen. Ich bin ganz anderer Meinung. Man muss sich beitnehmer denken. Sie liefern die meisten Steuereinnah- die Entwicklungen im Detail anschauen. Große Beschaf- men, die uns zur Verfügung stehen. Die Wirtschaft muss fungsvorhaben müssen voll ausfinanziert werden. Wenn also arbeiten und atmen können. Wir dürfen den Gürtel wir das tun, dann ist es nur logisch, dass wir einen ent- nicht zu eng schnallen. sprechenden Ansatz im Haushalt bereitstellen und er- höhen müssen, genauso wie die Verpflichtungsermäch- Lieber Andreas Mattfeldt, ich erinnere an die gest- tigungen für die nächsten Jahre. Beschaffungsvorhaben rige Debatte über den Einzelplan 09, in der Carsten können wir nur beauftragen, wenn die entsprechende Linnemann ein gutes Bild verwendet hat. Er hat eine Summe über Jahre ausfinanziert ist. All die Beschaf- Liste mit vielen Gesetzen, die wir in diesem Hause be- fungsvorhaben, über die wir noch diskutiert haben, erhö- schlossen haben, vorgetragen, die der mittelständischen hen die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr und sichern Wirtschaft Bürokratie auferlegen. Er hat gar nicht alle und stärken das Vertrauen. Die Soldatinnen und Soldaten vorgelesen und hat sinngemäß gesagt: Über einzelne leisten hervorragende Arbeit und können von uns eine Gesetze kann man reden, aber die Summe ist das Pro- gute finanzielle Ausstattung erwarten. blem. – Wir müssen in Zukunft darauf achten, dass wir bei neuen bürokratischen Aufgaben maßhalten sowie der (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Wirtschaft das Atmen und das Handeln ermöglichen. ordneten der SPD) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Wir beschäftigen uns auch mit Zukunftsthemen in ordneten der SPD) diesem Haushalt. Ich muss Ihnen, Kollege Otto Fricke, Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7555

Dr. André Berghegger (A) hier widersprechen. Lieber Kollege, Sie haben sinnge- Höhe von 500 000 Euro. Auch hier sind die Mittel ge- (C) mäß gesagt, dass wir uns nur mit dem Hier und Jetzt be- sperrt. Es geht um Ehrenamtliche, die sich Tag für Tag schäftigen und die Zukunft missachten. Wir befassen uns für uns einsetzen, in schwierigen Situationen helfen. Es aber mit vielen Zukunftsthemen. Es gibt einen breiten gibt Situationen in gerichtlichen Prozessen, dass man Strauß an Maßnahmen. Ich möchte nur einige nennen. ohne Anwalt dasteht. Wir wollen ein Konzept erarbeiten, Wir haben die Förderung der künstlichen Intelligenz in damit man auch diese schwierigen Situationen auf Au- den Haushalt aufgenommen. genhöhe durchstehen kann. Die Ehrenamtlichen helfen uns, und deswegen müssen wir sie unterstützen. (Otto Fricke [FDP]: Erstmalig!) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Unter dem Motto „Forschung sichert die Zukunft“ wei- der SPD) sen wir Mittel für weitere DLR-Institute aus. Und – ein kleines, aber feines Thema –: Auch Einzelplan 09 zeigt, Ich komme zum Schluss. Ich denke, summa summa- dass wir den Kampf gegen den Plastikmüll in den Welt- rum haben wir einen ausgeglichenen, ausgewogenen, auf meeren beginnen. die Zukunft ausgerichteten Haushalt vorgelegt, und ich kann allen nur empfehlen, diesem zuzustimmen. (Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Ja!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Wir stellen dafür 50 Millionen Euro bereit. Das ist natür- ordneten der SPD) lich zuvörderst ein Umweltthema. Aber wir müssen auch die Chancen für die deutsche Wirtschaft sehen, Technik zu exportieren und daraus Nutzen zu ziehen. In dieser Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Gesamtheit ist das, glaube ich, wahrlich ein Zukunftsthe- Vielen Dank. – Die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch von ma, dem wir uns widmen. der Fraktion Die Linke ist die nächste Rednerin. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- (Beifall bei der LINKEN) ordneten der SPD) Wir werden auch unserer gesellschaftlichen Verant- Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE): wortung gerecht. Die Mittel für den Bundesfreiwilligen- Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten dienst erhöhen wir. Wir schaffen allein 2 000 zusätzliche Damen und Herren! Die Regierungskoalition aus Union Stellen beim THW. und SPD hat hier wirklich ein Feuerwerk der Selbstzu- friedenheit abgeliefert. Ich denke, für Selbstzufriedenheit (Johannes Kahrs [SPD]: Sehr gut!) besteht überhaupt kein Grund. Das, was Sie hier mit die- sem Haushalt geliefert haben, zeigt, dass Sie die Lage (B) Wir erhöhen die Mittel für das Programm „Sanierung (D) kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Ju- in unserem Land nicht zur Kenntnis nehmen, und die gend und Kultur“. Es wurde zigfach überzeichnet; aber Menschen regt so viel Realitätsverweigerung auf. Das all diejenigen, die einen Wahlkreis vertreten, wissen, können wir Ihnen nicht durchgehen lassen, meine Damen dass das gut angelegtes Geld ist und dass wir dort wirk- und Herren. lich auch den ländlichen Raum stärken. Deswegen ist das (Beifall bei der LINKEN – Andreas Mattfeldt eine sehr gute Entscheidung. [CDU/CSU]: Das höre ich seit neun Jahren, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und und es wird immer besser!) der SPD) Ich bin die Rede von Finanzminister Scholz von Das gilt genauso für die für die nächsten Jahre ge- Dienstag noch einmal durchgegangen, und auch als ich plante Initiative zur Umsetzung der Barrierefreiheit an noch mal nachgelesen habe, war ich wirklich erschro- 180 Bahnhöfen. Auch das wird in der Fläche wirken. Wir cken: Kein Wort über das ungerechte Steuersystem in sind angetreten, um die Schaffung gleichberechtigter, gu- unserem Land, kein Wort über die zunehmende Armut, ter Lebensbedingungen im ganzen Land zu unterstützen, kein Wort über Kinderarmut und kein Wort über die und deswegen halte ich das für ein wichtiges Thema. Geldverschwendung der Bundeswehr. Wie kann ein Fi- nanzminister so am Thema vorbeireden, meine Damen Klein, aber fein: Wir stellen 1 Million Euro für die im- und Herren! mer weniger werdenden Opfer der sogenannten Colonia (Beifall bei der LINKEN) Dignidad in Chile bereit. Meine Damen und Herren, hier wurden über Jahrzehnte schwerste Menschenrechtsver- Die Hilfsorganisation Oxfam weist auf einen aktu- letzungen durch eine von dem Deutschen Paul Schäfer ellen Bericht der Europäischen Zentralbank hin. In der gegründete Stiftung begangen. Die Mittel sind gesperrt. Euro-Zone ist das Vermögen nur noch in Litauen unglei- Bis zum nächsten Sommer soll ein Konzept entwickelt cher verteilt als in Deutschland. Ich sage Ihnen: Das ist werden. Es ist, glaube ich, eine tolle Signalwirkung, dass nicht gottgegeben; das ist Ergebnis der Steuerreformen wir uns dieser Aufgabe auch stellen. seit 1998, und das muss dringend geändert werden, mei- ne Damen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ (Beifall bei der LINKEN) DIE GRÜNEN) Ihr Steuersystem bestraft die arbeitenden Menschen, Fast zu guter Letzt: der Gerichtsfonds für ehrenamt- die Rentner und die Arbeitslosen und verschont die Ver- liche Einsatzkräfte im Zivil- und Katastrophenschutz in mögenden. Das hat zu einer enormen Reichtumskonzen­ 7556 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Dr. Gesine Lötzsch (A) tration in unserem Land geführt. Es ist doch nicht nor- chen Regionen. Die Wirtschaft in Brandenburg, Meck- (C) mal, wenn 1 Prozent der Bevölkerung über ein Drittel lenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und des gesamten Eigentums verfügt. Das kann gar nicht er- Thüringen wuchs langsamer als im Bundesdurchschnitt, arbeitet worden sein. Das ist einfach ungerecht, und das und das ist schlecht für das ganze Land. Darum muss das muss sich ändern. geändert werden, meine Damen und Herren. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall bei der LINKEN) Wer eine gerechte Gesellschaft will, muss Hartz IV Und: Mit einer desolaten Infrastruktur können wir die abschaffen und eine Steuerreform durchführen, die die digitale Zukunft nicht meistern. Doch bevor sich Stu- Vermögenden belastet und die Mittel- und die Unter- dierende mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz schicht entlastet. Dafür kämpft Die Linke. beschäftigen können, brauchen sie ein Dach über dem (Beifall bei der LINKEN) Kopf. Wir erleben im Augenblick einen beispiellosen Wohnungsnotstand, und mit dem Baukindergeld kann Auch Armut ist kein Thema für den Finanzminister. das wirklich nicht gelöst werden, das ist genau die fal- Nach einer Studie des Robert-Koch-Institutes sterben sche Antwort auf ein großes Problem. Was wir brauchen, Männer, die an der Armutsgrenze oder darunter leben, ist ein öffentliches Wohnungsbauprogramm und endlich hierzulande im Schnitt fast elf Jahre früher als Wohl- eine wirksame Begrenzung der Mietpreise, meine Da- habende. Männer, die in prekären Verhältnissen leben, men und Herren. haben demnach eine durchschnittliche Lebenserwartung von ungefähr 70 Jahren; bei Wohlhabenden beträgt sie (Beifall bei der LINKEN) 81 Jahre. „Weil du arm bist, musst du eher sterben“, das Herr Scholz, ich kann mich an keinen Finanzminister ist doch etwas, was unseres Landes unwürdig ist, meine erinnern – ich habe schon mehrere erlebt –, der so bereit- Damen und Herren. willig Geld für Waffen und Kriege ausgegeben hat. Da- (Beifall bei der LINKEN) bei scheint es Sie auch überhaupt nicht zu interessieren, ob die Steuergelder sinnvoll ausgegeben werden. Kein Der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverban- anderes Ministerium verschwendet so viel Steuergelder des, Rolf Rosenbrock, bringt es auf den Punkt. Er sagt: wie das Verteidigungsministerium. Das ist mehr als ein Einkommensschwache sterben deutlich früher, „weil Skandal. Erst in dieser Woche mussten mehrere Sonder- sich der psychische Druck durch die insgesamt beengte sitzungen stattfinden, um darüber ausführlich zu disku- Lebenssituation und meist auch schlechtere Arbeitsbe- tieren, meine Damen und Herren. So kann es doch nicht dingungen oder auch durch Arbeitslosigkeit negativ auf weitergehen. Sie können doch nicht Frau von der Leyen (B) das eigene Leben und die Möglichkeiten der Teilhabe das Geld weiter in ihr Ministerium schieben. Dafür sind (D) auswirkt“. Wir als Linke wollen, dass alle in unserem Sie doch nicht Sozialdemokrat geworden; dachte ich je- Land teilhaben können, meine Damen und Herren. denfalls. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall bei der LINKEN) Wir haben gerade über den Bereich Arbeit und Sozi- Ich will noch einige grundlegende Irrtümer anspre- ales diskutiert. Wenn man den Rentenzuschuss heraus- chen, die immer wieder kolportiert werden. Die schwarze rechnet, dann geben Sie für Arbeit und Soziales so viel Null verkauft die Koalition als ihren großen Erfolg. aus wie für todbringende Waffen und Kriegseinsätze. Wenn Sie dann noch die Forderung von Donald Trump (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ja!) erfüllen, die Rüstungsausgaben zu erhöhen, werden wir bald mehr in die Finanzierung der Bundeswehr stecken Ich sage Ihnen: Die Debatte um die schwarze Null ist als in Arbeit und Soziales. Ich finde, das ist ein krasses nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver: Ablenkung Missverhältnis. Wer in Friedenszeiten mehr Geld für davon, dass wir kein gerechtes Steuersystem haben. Wir Rüstung als für Arbeit ausgeben will, kann nicht behaup- brauchen aber endlich ein gerechtes Steuersystem, meine ten, die Interessen der Mehrheit der Menschen in unse- Damen und Herren. rem Land zu vertreten. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall bei der LINKEN) Die schwarze Null bedeutet ja nichts anderes, als dass Sie loben sich für Ihre Investitionspolitik; im Rede- man nicht mehr ausgibt, als man einnimmt. Wir könnten beitrag vor mir gerade wieder geschehen. Aber selbst der viel mehr in Kitas, Schulen, Krankenhäuser investieren, Bundesrechnungshof – das ist nun keine Vorfeldorgani- wenn wir in unserem Land endlich die Vermögen gerecht sation der Linken – ist der Auffassung, dass die Investi- besteuern würden; dann hätten wir immer noch eine tionsquote zu niedrig ist. Das Selbstlob kommt auch bei schwarze Null. Wir brauchen also Mehreinnahmen; dann den Bürgerinnen und Bürgern nicht gut an. Sie erleben können wir auch mehr ausgeben. Ich habe schon darge- doch täglich, dass Brücken nicht mehr befahrbar sind, stellt, wie ungerecht das Vermögen und das Einkommen Schulen saniert werden müssten und Krankenhäuser bei in unserem Land verteilt sind. Da ist noch eine Menge zu den Personalkosten sparen, um die dringendsten Repara- machen. Da müsste man ansetzen; man darf sich nicht turarbeiten durchführen zu können. immer nur für die schwarze Null auf die Schulter klop- fen. Wir brauchen also unbedingt mehr Zukunftsinvesti- tionen in Ostdeutschland und in anderen strukturschwa- (Beifall bei der LINKEN) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7557

Dr. Gesine Lötzsch (A) Über eine Kehrseite der schwarzen Null sprechen Sie es ist eine Lehre aus der Geschichte, und dieser Lehre (C) überhaupt nicht. Der von Ihnen erzwungene Personalab- dürfen wir uns niemals verweigern. bau in den Verwaltungen, Schulen und Krankenhäusern hat dazu geführt, dass wir 10 000 Lehrerinnen und Lehrer Vielen Dank. zu wenig haben und 100 000 Pflegerinnen und Pfleger. Das ist eine Last, eine Schuldenlast, die der kommen- (Beifall bei der LINKEN) den Generation aufgebürdet wird. Man kann nicht sagen, man würde, wenn man in Ihrem Sinne keine Schulden Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: mehr macht, der kommenden Generation nichts aufbür- den. Andersherum wird ein Schuh draus. Die Wahrheit Der Kollege Sven-Christian Kindler ist der nächste ist, dass wir mit dieser maroden Infrastruktur, die in un- Redner für Bündnis 90/Die Grünen. serem reichen Land leider an vielen Orten existiert, den kommenden Generationen viel aufbürden, und das wol- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) len wir nicht, meine Damen und Herren. Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Beifall bei der LINKEN) NEN): Ein weiterer Irrtum, der immer wieder kolportiert Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und wird, ist, dass mehr Personal für Geheimdienste und Herren! Herr Minister Scholz, der Haushalt 2019 ist Bundeswehr mehr Sicherheit bringen. Ich sage Ihnen: Ihr erster richtiger Haushalt als Finanzminister. Was hat Viele Menschen fürchten sich davor, dass sie bald ihre sich verändert? Man erkennt keine rote Linie bei diesem Miete nicht mehr bezahlen können oder im Alter das Haushalt. Einen wirklichen Stempel haben Sie diesem Geld für das Pflegeheim nicht aufbringen können. Die Haushalt nicht aufgedrückt. Im Kern bleibt in der Haus- Menschen wollen vor allem soziale Sicherheit, und dafür haltspolitik alles beim Alten. Das ist ein müdes, ein lust- sorgt dieser Haushalt nicht. Darum ist er ein schlechter loses Weiter-so, und ich sage Ihnen: Das ist zu wenig für Haushalt, meine Damen und Herren. unsere Zukunft.

(Beifall bei der LINKEN) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Heute ist Black Friday; das wurde ja bereits gesagt. Okay, zugegeben: Es ist – statt einer schwarzen Null – Ich sage Ihnen: Das ist kein Tag, an dem man besonders mit Ach und Krach eine rote Null geworden. Aber Fi- schön einkaufen geht, sondern es ist ein schwarzer Tag nanzpolitik ist mehr als eine Zahl. Die Frage ist: Wo sind (B) (D) für alle Menschen, die in diesem Land von ihrer ehrli- die Schwerpunkte in diesem Haushalt? Wo sind Ihre chen Arbeit leben müssen. Dieser Haushalt ist für die Antworten auf die Klimakrise, auf die soziale Spaltung? ehrlichen Menschen eine große Enttäuschung. Wo ist der Aufbruch für Europa? Wo sind die Initiati- ven für Abrüstung? Sie geben überall ein bisschen mehr (Beifall bei der LINKEN) Geld aus, hier und da, alles nach dem Prinzip Gießkanne; aber Schwerpunkte bilden Sie nicht. Ich sage Ihnen, Herr In den Augen der Kapitaleigner dagegen leuchten die Scholz: Die Gießkanne gehört eigentlich in den Garten. Dollarzeichen. Sie müssen nicht einmal Hinterziehungs- Sie sind nicht der oberste Bundesgärtner, Sie sind der zinsen zahlen, weil Sie lieber neue Stellen für Schlapphü- Bundesfinanzminister, und der muss Schwerpunkte und te schaffen, statt ausreichend Steuerbeamte auszubilden Prioritäten setzen. Das erwarte ich von Ihnen als Minis- und einzustellen. ter.

BlackRock, die Heuschrecke, für die (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) arbeitet, sieht die Lage in Deutschland nicht so opti- mistisch wie die Bundesregierung. Das „Handelsblatt“ Sie verlassen sich, wie auch Ihr Vorgänger, auf die schreibt, dass der US-Fondsgigant BlackRock 178 Mil- gute Konjunktur, auf niedrige Zinsen, und das, obwohl lionen Euro auf Kursverluste von deutschen Aktien ge- Ihr Haushalt und die Steuerschätzung schon jetzt gezeigt setzt hat. Was ist denn das für ein Skandal – ein Möch- haben, dass das nicht mehr geht. Ihre Koalition musste in tegernkanzler, der gegen das eigene Land wettet! Hat der Bereinigungsnacht 4 Milliarden Euro zusammenkrat- man so etwas schon einmal gesehen, meine Damen und zen für ihre Projekte. Aus den letzten Ecken haben Sie Herren! Und Herr Merz tut jetzt wirklich alles, damit das Geld zusammengekratzt, um am Ende mit Ach und deutsche Aktien sinken und der Ruf unseres Landes be- Krach die Null noch darstellen zu können. schädigt wird. In der Finanzplanung reißen Sie weitere Löcher in das (Lachen des Abg. Andreas Mattfeldt [CDU/ Fundament. Sie planen den Abbau des Solis ab 2021 – CSU]) 10 Milliarden Euro kostet das pro Jahr – ohne gerechte Gegenfinanzierung. Sie haben eine milliardenschwere Auch ich will zum Schluss sagen, dass die Diskussion Subvention für die Besserverdienenden geschaffen: das um das Asylrecht nicht nur für ihn peinlich, sondern auch Baukindergeld. Sie greifen systemfremd in die Beitrags- menschenverachtend ist. Das Asylrecht in unserer Ver- kasse für die Mütterrente II. Das hilft aber nicht gegen fassung ist sowieso schon eingeschränkt worden. Aber Altersarmut. 7558 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Sven-Christian Kindler (A) Im Kern ist Ihre Politik ungerecht, und es wird mittel- Das freut vielleicht einige Millionäre, das freut vielleicht (C) fristig richtig teuer für den Haushalt; das geht zulasten einige Finanzfirmen und ihre Aufsichtsratschefs, aber im der Zukunft in diesem Haushalt. Kern erwarte ich, dass Sie für die Interessen der Bürge- rinnen und Bürger eintreten und es endlich zur Chefsache (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN machen, dass Steuerbetrug in Deutschland hart bekämpft sowie des Abg. Otto Fricke [FDP]) wird. Herr Scholz, Sie haben einen Großteil Ihrer Rede- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zeit am Dienstag für Europa verwendet. Das ist richtig; das waren schöne Worte. Aber zu konkreten Taten war Herr Scholz, das bleibt leider ein Haushalt des da leider weniger zu hören. Sie haben dann gesagt, man schlechten Weiter-so. Aber das wäre nicht notwendig müsse sich mit 27 Ländern in Europa verständigen. Ja, gewesen. Man kann mit diesem Haushalt wirklich etwas das ist richtig. Am Ende heißt Europa auch, dass man zu verändern mit Schwerpunkten beim Klimaschutz, bei Kompromissen kommt; völlig klar. Aber ich finde, das Europa, bei Gerechtigkeit. Man kann 13 Milliarden Euro kann doch keine Ausrede dafür sein, dass Deutschland an Subventionen abbauen, die klimaschädliche Projekte nicht mutig vorangeht. Das kann keine Ausrede dafür fördern. Man kann ein hartes Controlling einführen im sein, dass im Jahr 2018 der ganze Prozess blockiert, ver- Rüstungsbereich, bei ÖPP-Projekten. Diese Vorschläge zögert, verwässert wird, dass auf der Bremse gestanden haben wir – konkret gegenfinanziert – vorgelegt. Das al- wird. Ich fordere Sie auf: Seien Sie nicht mehr länger der les hat die Koalition weggebügelt. Bremsklotz in ganz Europa! Deswegen werden wir naturgemäß diesen Haushalt (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ablehnen. Aber wir werden weiter dafür streiten, dass es einen richtigen Zukunftshaushalt gibt. Wir wollen näm- Konkret: Sie stehen auf der Bremse bei der Steuer für lich einen Aufbruch für Klimaschutz, wir wollen Zusam- digitale Konzerne. Das wollen Sie jetzt auf die OECD menhalt in Deutschland. Wir brauchen vor allen Dingen und auf Mitte 2020 verschieben; das ist wieder ein Ver- Zusammenhalt auch in unserem Europa. Packen Sie es schieben eines wichtigen Projektes. an! Ein anderes Beispiel ist das Euro-Zonen-Budget. Danke. Frankreich hat zwar eine sehr schöne Überschrift bekom- men, im Kern hat sich diese Bundesregierung aber leider (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) durchgesetzt, und das ist schlecht für dieses Euro-Zo- nen-Budget. Das Volumen ist am Ende viel zu gering. Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Um eine makroökonomische Stabilisierung zu garan- (B) Das Wort hat jetzt der Bundesminister Olaf Scholz. (D) tieren und auch in Bezug auf die Einnahmen wäre es ja Herr Minister, bitte schön. sinnvoll, dass man die Konjunktur in Krisenzeiten in Eu- ropa stabilisiert, indem man zum Beispiel die Unterneh- (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) mensteuer angleicht oder gegen Steuerbetrug vorgeht. De facto ist das, was Sie schaffen, ein Euro-Zonen-Budget Olaf Scholz, Bundesminister der Finanzen: ohne Geld; Sie schaffen eine Schimäre. Ich sage Ihnen: Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Her- Ihre Europapolitik ist kein Aufbruch für Europa! ren! Wir führen eine Diskussion über unseren Bundes- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) haushalt. Daran ist sehr viel gearbeitet worden, und das Parlament hat diesen Haushalt sehr klug und vernünftig Herr Scholz, ich frage mich: Wo ist eigentlich der weiterentwickelt. Ich glaube, das kann man hier nach den Bundesfinanzminister, wenn es um die Bekämpfung von Beratungen sagen. Steuerbetrug und Steuerdiebstahl geht? Wir haben den Cum/Ex-Skandal in Deutschland erlebt. Um 55 Milli- Allerdings ist es auch so, dass in der letzten Woche arden Euro wurden die deutschen und die europäischen viele Vorschläge das Licht der Welt erblickt haben, insbe- Steuerzahler betrogen und beraubt. De facto hat das Bun- sondere von den Oppositionsfraktionen. Ich habe mir das desfinanzministerium in all den Jahren fast nichts dage- mal angeguckt: Wenn man alles zusammennimmt, stellt gen gemacht. man fest, dass von jeder der Oppositionsfraktionen viele Milliarden Euro vorgeschlagen werden, die man zusätz- Jetzt haben wir den nächsten Skandal: Cum/Fake, lich ausgeben kann. Handel mit Phantomaktien. Wo ist und wo war hier der Bundesfinanzminister? Im Juli dieses Jahres gab es einen (Widerspruch bei der AfD und der FDP) Vergleich der Deutschen Bank mit der US-Börsenauf- Das alles wirkt ein bisschen wie ein besonderer Verkaufs­ sicht, wo es genau um diese Phantomaktien ging. Das tag, ein Black Friday, wo die Sonderangebote des politi- hätte man bei der deutschen Bankenaufsicht wissen kön- schen Shoppings ins Fenster gestellt worden sind. Mit nen, das hätte man im Bundesfinanzministerium wissen seriöser Haushaltspolitik, meine Damen und Herren, hat können. Doch im Bundesfinanzministerium agiert man das nichts zu tun. anscheinend nach der Methode der drei Affen: nichts se- hen, nichts hören, nichts sagen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass es im Bundes- Es ist deshalb sehr richtig, dass wir unverändert da- finanzministerium für Millionäre quasi jeden Tag fette rauf bestehen, einen Haushalt zu entwickeln, der ohne Schnäppchen gibt, dass quasi jeder Tag Black Friday ist. zusätzliche Schulden auskommt, weil er uns immer auch Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7559

Bundesminister Olaf Scholz (A) die Kraft gibt, dass wir in die Zukunft unseres Landes enische Regierung angesichts von 130 Prozent Schulden (C) investieren können, dass wir in den sozialen Zusammen- im Vergleich zur Wirtschaftsleistung viel vorsichtiger halt investieren können und dass wir in der Lage sind, agieren muss als jede andere Regierung, die mit einer ge- in einer Krise aktiv zu handeln. Das brauchen wir auch; ringeren Herausforderung, was die Schuldenlast betrifft, denn wir haben in der letzten großen wirtschaftlichen konfrontiert ist. Das ist auch das, was wir dazu zu sagen Krise 2008/2009/2010 gelernt, wie viele Milliarden Euro haben. Deshalb, finde ich, ist es ein gutes Zeichen, dass plötzlich zusätzlich mobilisiert werden müssen, damit Europa unaufgeregt über diese Frage diskutiert, dass sich man handeln kann. Es ist in der Tat eine ganz große euro- die Kommission unaufgeregt, aber klar zu diesem Thema päische Verantwortung, die Deutschland in einer solchen positioniert und dass wir immer sagen: Am Ende bleibt Situation hat. Denn wenn es uns mit unserer Volkswirt- es ein Thema italienischer Politik. Italien muss sicher- schaft mitten in Europa gelingt, in einer ökonomischen stellen, angesichts der Schulden die richtigen Entschei- Krise das Notwendige zu tun, um antizyklisch gegenzu- dungen für die Zukunft zu treffen. Ich bin überzeugt, dass steuern, dann leisten wir einen Beitrag nicht nur für die dieser Kurs der richtige ist. Wir sollten das Spiel der Po- Beschäftigung in diesem Lande, sondern generell. pulisten nirgendwo mitmachen, weder hierzulande noch anderswo in Europa. Ich bin davon überzeugt, dass genau dieser Kurs richtig ist, weil er uns jetzt hilft, weil er uns in die Lage (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU so- versetzt, zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen, wie bei Abgeordneten der FDP) aber auch, weil er uns befähigt, in einer wirtschaftlich schwierigen Situation zu handeln. Genauso muss man Wenn wir über die Fragen der Zukunft diskutieren, das machen. dann geht es auch um Steuergerechtigkeit; das ist ein zentrales Thema der Politik, die diese Regierung und (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) auch ich verantworte. Ich bin sehr froh darüber, dass wir Meine Damen und Herren, wenn wir über Europa in diesem Bereich sehr weit vorangekommen sind, mit diskutieren, dann gibt es viele Themen. Viele haben wir vielen Abkommen, die sich unter dem Stichwort „Base auch schon am Anfang der Debatte in dieser Woche er- Erosion and Profit Shifting“ zusammenfassen lassen. Es örtert; ich will das nicht wiederholen. Aber mir ist schon geht darum, dass wir es hinbekommen, dass Gewinne wichtig, dass wir eine Reihe von Schwierigkeiten im nicht mehr verlagert werden und die Besteuerungsgrund- Blick haben müssen. Dazu gehört die Debatte über den lagen woanders liegen, wenn wirtschaftliche Tätigkeit Brexit. Ich bin froh, dass jetzt ein sichtbares Vertrags- tatsächlich hier stattfindet. Meine feste Überzeugung ist: dokument existiert, das zeigt, dass eine einvernehmliche Wir dürfen da nicht stehen bleiben. Wir müssen es schaf- Lösung möglich wäre. Aus meiner Sicht wäre es gut, fen, dass wir international im Kampf gegen solche Strate- (B) wenn das jetzt, wenn die Staats- und Regierungschefs gien der Verlagerung von Gewinnen und der Verlagerung (D) zusammenkommen, nicht nur endgültig abgeschlossen von Besteuerung weiter vorankommen. Deshalb, finde werden kann, sondern es dafür auch eine Mehrheit im ich, muss es uns gelingen, dass wir neue Vereinbarungen britischen Parlament gibt; denn wir müssen vermeiden, über Mindestbesteuerung zustande bringen. Dass sich dass es zu einem harten Brexit kommt. Er ist schwierig die OECD das vorgenommen hat, ist, auch im Hinblick für das Vereinigte Königreich und die dortigen Bürgerin- auf die digitale Wirtschaft, ein großer Fortschritt, für den nen und Bürger, und alle in Europa werden darunter zu Deutschland gearbeitet hat. Dass es so aussieht, dass wir leiden haben. Deshalb wäre es besser, wir erreichen eine eine Verständigung hinbekommen, ist ein noch größerer einvernehmliche Lösung und müssten unsere Vorberei- Fortschritt. Wir sollten alles dafür tun, dass das gelingt. tungen auf einen harten Brexit nur hypothetisch treffen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU so- der CDU/CSU) wie bei Abgeordneten der FDP) Aus meiner Sicht bedeutet das immer auch, dass wir Aus meiner Sicht bedeutet das auch, dass wir klug dafür Sorge tragen, dass wir denjenigen, die Missbrauch mit den Herausforderungen umgehen, die wir an anderer treiben und die Gesetze umgehen, auf die Spur kommen. Stelle sehen. Das gilt für mich insbesondere bei der Fra- Das gilt für die Einhaltung unserer sozialen Standards ge, wie sich die italienische Wirtschaft weiterentwickeln und aller Vorschriften; deshalb ist der mit diesem Haus- wird und welche Haushaltspolitik des Landes sich in halt weiter unterstützte Ausbau des Zolls ein ganz wich- den nächsten Jahren zeigt. Aus meiner Sicht hat Europa tiger und bedeutender Fortschritt. klug reagiert; denn es wird in einem Europa von künf- (Beifall bei der SPD) tig 27 Mitgliedstaaten immer so sein, dass Regierungen gewählt werden, die hier und dort nicht so gut gefallen. Es wird weitere Fortschritte geben. Sie alle wissen, Das kann nicht dazu führen, dass wir jedes Mal in größte dass die Bundesregierung an einem Gesetz zur Bekämp- Schwierigkeiten kommen. Vielmehr müssen wir damit fung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung ar- vernünftig und plausibel umgehen können. beitet, mit dem wir uns institutionell stärker aufstellen werden und dafür sorgen wollen, dass noch mehr Mitar- Wir müssen in einem Europa, das so aufgestellt ist, beiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt werden, mit dem in dem es viele Regierungen mit unterschiedlichen nati- wir aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen so onalen Traditionen, aber auch unterschiedlichen Verant- verändern werden, dass das mit größerer Effizienz ge- wortlichkeiten gibt, darauf bestehen, dass es immer eine schehen kann. Eigenverantwortlichkeit gibt für das, was man tut. Aus meiner Sicht bedeutet das zum Beispiel, dass eine itali- (Beifall bei der SPD) 7560 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Bundesminister Olaf Scholz (A) Was hindert uns gegenwärtig trotz aller Fortschritte das gelingt natürlich nicht. Und so verwässert die EU mal (C) der letzten Jahre daran, in diesem Bereich so erfolgreich wieder ihre eigenen Regeln. Zwei bis neun Jahre – so zu sein, wie wir es gerne wären? Als die Kontrolltätig- lange! – sollen diese faulen Kredite in den Bilanzen ohne keit, die Bekämpfung von Schwarzarbeit, zum Zoll wan- Abschreibungen einfach stehen bleiben. In der Privat- derte, sind die Vorschriften, die bisher für die Sozialver- wirtschaft würde man so etwas als Insolvenzverschlep- sicherungsträger gegolten haben, weitgehend nur kopiert pung bezeichnen. worden. Das war im ersten Schritt wahrscheinlich richtig (Beifall bei der AfD) so. Aber das führt dazu, dass eine Behörde wie der Zoll zum Beispiel mehr Kompetenzen beim Vorgehen gegen Herr Minister, um in Ihren Worten zu bleiben: Mit seri- Schmuggler, gegen Menschen, die an den Grenzen betrü- öser Finanzpolitik hat das nichts zu tun. Das waren Ihre gen oder Umsatzsteuerbetrug oder Ähnliches begehen, Worte. hat als bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit. Wir wol- Zudem werden – ganz aktuell – ernsthaft wiederum len das ändern. Das ist, glaube ich, ein großer Fortschritt. Derivatetricks diskutiert. Völlig unsichere Steuergut- Ich hoffe, dass der Bundestag, wenn die Gesetze hier be- schriften der griechischen Banken auf mögliche Gewin- raten werden, mithelfen wird, dass wir dagegen hochef- ne der nächsten 20 Jahre sollen verbrieft und heute schon fizient vorgehen können; denn Recht und Ordnung auch zu Geld gemacht werden und damit die eigenen faulen auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen, ist von allergrößter Kredite aufgekauft werden. Auf so etwas kann wirklich Bedeutung. nur die EU kommen. Seriöse Finanzpolitik? (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der AfD) Natürlich gehört dazu, dass wir immer wieder auch Die EU war schon 2001 beim griechischen Eu- alles dagegen tun, dass Leute auf irgendeine Weise Steu- ro-Beitritt betrügerisch kreativ. Schon damals war man erbetrug oder Gestaltungsmissbrauch begehen. Deshalb von Herrn Draghi, heute EZB-Chef, beraten. Darum wird werden wir im Hinblick auf Steuergestaltungsanzeigen die EZB diesen Derivateschrott am Ende auch aufkau- etwas tun und Gesetze etablieren, die es zum Beispiel im fen. Damit ist er runter von den griechischen und italieni- Vereinigten Königreich sehr erfolgreich längst gibt. Aber schen Büchern – und faktisch auf den deutschen. wir müssen aus den Erfahrungen, die wir mit Cum/Ex und anderem gewonnen haben, lernen und immer wie- (Johannes Kahrs [SPD]: Kommen Sie mal der wachsam bleiben. Wenn wir feststellen, dass es dort zur Sachebene!) neue Entwicklungen gibt, müssen wir sofort mit Geset- Die haushälterische Abrechnung folgt dann an einem zen – wie es gerade geschieht –, aber auch mit weiteren schwarzen Freitag, noch nicht am heutigen Black Fri- Maßnahmen hinterher sein. Es darf nicht sein, dass die- day. Ist das seriöse Politik? Nein. All das ist ein einziger (B) se Dinge lässlich und dilatorisch behandelt werden. Wir (D) Skandal. Dieser Transfersozialismus ist vertrags- und werden mit aller Strenge und all unseren Möglichkeiten rechtswidrig. gegen jede neue Form des Missbrauchs oder der Illega- lität vorgehen. (Beifall bei der AfD) Schönen Dank. Wo ist der Verfassungsschutz, wenn man ihn wirklich braucht? (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) Weiterhin lernten wir in dieser Woche: Die Nationa- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: le Klimaschutzinitiative der Bundesregierung hat in den etwa zehn Jahren ihres Bestehens so viel CO eingespart, Für die Fraktion der AfD hat das Wort der Kollege 2 wie allein beim Moorbrand in Meppen im September Peter Boehringer. freigesetzt wurde. Es ist dasselbe absurde Missverhältnis (Beifall bei der AfD) von Aufwand und Wirkung wie bei den Forderungen der CO2-Klimagläubigen nach Verringerung des menschen- Peter Boehringer (AfD): gemachten deutschen CO2-Ausstoßes. Eine 0,00004-pro- zentige Verringerung des weltweiten CO -Gesamtvolu- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 2 mens soll das Weltklima retten, und die Steuerzahler Herr Minister Scholz! Schlussrunde: Was hat die Debat- sollen das glauben und mit weiteren Milliarden bezahlen. tenwoche so alles erbracht? In drei Wochen – in drei Wo- Ein Wahnsinn! Nichts ist daran seriös. chen! – soll ein neues Euro-Rettungspaket beschlossen werden. Wir fragen im Haushaltsausschuss seit Monaten (Beifall bei der AfD) an, was da in Brüssel eigentlich beschlossen werden soll. In ähnlicher Verwirrung holte die SPD gestern gleich Doch weiterhin ist intransparent, welches Paket im De- die ganz große Keule raus. „Menschenverachtend“ sei zember kommen wird. Im Raum stehen weitergehende es, wenn die AfD sagt, dass erneuerbare Energien für Rettungsbefugnisse des neuen EWF bei der Bankenret- nordafrikanische Moscheen vielleicht nicht zwingend tung, das Macron’sche Euro-Zonen-Budget sowie neue die Fluchtbewegungen nach Europa und Deutschland große Kreditprogramme für halbstabile Euro-Länder. stoppen und darum nicht mit deutschem Steuergeld ge- Besonders gravierend wird die Vergemeinschaftung fördert gehören. Frau Kollegin Steffen, wenn wir einfach der Sparguthaben. Die südeuropäischen Länder haben nur Positionen aus dem Haushalt zitieren, dann ist das bei etwa 700 Milliarden Euro gefährdete Kredite auf ihren Ihnen menschenverachtend? Nein, das Aufzählen dieser Büchern. Seit Jahren versuchen sie, die abzubauen, doch Wahrheiten ist die Aufgabe der Opposition, und wir wer- Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7561

Peter Boehringer (A) den das weiterhin tun. Wenn Sie das nicht wollen, dann des BMF, und ganz besonders – Herr Rohde hat es schon (C) ist das eher steuerzahlerverachtend. Die SPD war hier erwähnt – auch an die Kollegen des Haushaltsausschuss- eindeutig zu lange nicht mehr Opposition. Sie sollten sekretariats. Das Team ist ja heute anwesend. diese Arbeit wieder einmal üben. (Beifall bei der AfD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der AfD) der SPD, der LINKEN und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN) Darum vielleicht gleich noch weitere millionenschwe- re Weltbeglückungsmaßnahmen aus Ihrem vorliegenden Ohne Ihre eingespielte, sachkundige und auch noch in Haushalt – auch das sind Zitate; keine Menschenverach- den Nachtstunden konzentrierte Arbeit hätten wir es tung –: Förderung eines zivilgesellschaftlichen Gender- nicht schaffen können. Es war auch diesmal wieder eine netzwerks – in China; Verbesserung der sexuellen und sehr zuverlässige und wertvolle Arbeitsleistung. reproduktiven Gesundheit – in Bolivien; gendergerechte Herzlichen Dank. Förderung von Kleinbauern – in Mbulu; Förderung ei- ner argumentativ hinterlegten Debattenkultur – beim Ra- (Beifall bei der AfD) diosender Al Arabiya –, also arabische Debattenkultur, Istanbul und so; Empowerment von Jugendlichen durch Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Kooperation mit erwachsenen Künstlerinnen und Künst- Für die CDU/CSU-Fraktion hat das Wort der Kollege lern – in Sichuan. Alois Rainer. Weiterhin – auch sehr erwähnenswert – die Projekte (Beifall bei der CDU/CSU) der parteinahen Stiftungen. Auch diese Projekte werden weitgehend aus dem Staatshaushalt finanziert. Die Rosa-­ Luxemburg-Stiftung der Linken finanziert millionen- Alois Rainer (CDU/CSU): schwer einen – ich zitiere – Dialog zu sozialer Gerechtig- Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen keit, sozial-ökologischer Transformation, partizipativer und Kollegen! Der vorliegende Bundeshaushalt ist ein Politik und gerechten internationalen Beziehungen Süd- Haushalt, der auf die Heraus- und Anforderungen unse- ostasiens. res Landes ausgerichtet und vorbereitet ist. Daher ist es nur richtig, dass wir unserer Linie der letzten Jahre treu (Niema Movassat [DIE LINKE]: Klingt doch bleiben und weiterhin einen Haushalt ohne neue Schul- gut!) den planen; denn uns ist die Zukunft eben nicht egal. Wir Kein Problem, man hat es ja! – Ja, es klingt gut. – Die denken an morgen, und wir denken an unsere nachfol- Rosa-Luxemburg-Stiftung bekommt im Jahr mehr als genden Generationen. (B) 60 Millionen Euro Steuergeld. Die Konrad-Adenauer-­ Dass wir gut aufgestellt sind, machen wir deutlich, in- (D) Stiftung erhält 11 Millionen Euro. Das ist aber wohlge- dem wir bei den Investitionen eine Schippe drauflegen merkt nur der Zuschuss zu den Verwaltungskosten. Die und sie auf 39 Milliarden Euro erhöhen konnten. Hanns-Seidel-Stiftung der CSU stärkt die Zivilgesell- schaft in Ostafrika mit 4 Millionen Euro. Ist es wirklich Es ist ein Haushalt der Chancen für jedes einzelne „menschenverachtend“, wenn wir auf diese Fehlverwen- Ressort der Bundesregierung. Wir investieren in zentra- dungen im Haushalt hinweisen? le Zukunftsbereiche wie die Verkehrsinfrastruktur, die Digitalisierung, die künstliche Intelligenz, aber auch in (Beifall bei der AfD) die Sicherheit, insbesondere die innere Sicherheit unse- Die Finanzierung der sechs parteinahen Stiftungen ist res Landes. Aber auch die Städtebauförderung und der ohnehin eine skandalöse Selbstbedienung der Altpartei- soziale Wohnungsbau werden mit 1,5 Milliarden Euro en. Hier werden ohne explizites Stiftungsgesetz – immer verstetigt. Damit unterstützt der Bund die Länder und noch; unseres wurde abgelehnt – in einem haushalterisch Kommunen beim Neubau von Wohnungen bzw. beim höchst intransparenten Prozess insgesamt 600 Millionen Ausbau von Bestandswohnungen. Euro Steuergeld ausgezahlt. Wir sprechen hier von einem Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir Volumen, das das der lediglich falsch zurückgebuchten investieren nicht nur in Beton, Brücken und Teer, wir in- AfD-Spende um 200 000 Prozent übersteigt – das auch vestieren vor allem in die Menschen unseres Landes. Das in Richtung Medien – 200 000 Prozent!. ist uns besonders wichtig. (Beifall bei der AfD) (Beifall bei der CDU/CSU) Abschließend einige Worte des Dankes: Ein Haus- In den letzten Tagen habe ich in vielen Haushaltsreden haltsgesetz mit 3 000 Seiten Umfang, fast 1 600 Än- den Vorwurf gehört, dass der Bund zu wenig in Kitas, in derungsanträgen, diskutierten und abgestimmt in Schulen und in Bildung investiere. Dazu muss ich sagen: 54 Stunden Ausschusssitzung, alles noch ohne Berichter- Das ist schlichtweg falsch. Nehmen wir nur ein Beispiel statterrunden. Die Regierung hat zwar leider 80 Prozent aus dem Etat des Familienministeriums, den ich betreu- ihrer Anträge erst in der Bereinigungssitzung eingebracht en darf. Beim Abruf des Sondervermögens „Kinderbe- und sie so längeren Debatten entzogen, doch insgesamt treuungsausbau“ aus den Investitionsprogrammen des hat sich gezeigt: Man kann in den Ausschüssen ganz gut Bundes von 2017 bis 2020 haben es ganz offensichtlich und ordentlich miteinander umgehen. Dafür Dank an alle die gesamten neuen Bundesländer nicht nötig, auf diese berichterstattenden Kollegen und Referenten aller Frak- Mittel zurückzugreifen. Bis auf Sachsen mit 2,6 Prozent tionen und an alle Regierungsvertreter, besonders an die haben alle anderen neuen Bundesländer null Euro abge- 7562 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Alois Rainer (A) rufen. Es darf nicht sein, auf der einen Seite – das bezie- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: (C) he ich auf alle Bundesländer – nach mehr Geld zu rufen Der Kollege Otto Fricke ist der nächste Redner für die und auf der anderen Seite bereitstehende Gelder nicht zu FDP-Fraktion. nutzen. (Beifall bei der FDP) Blicken wir doch einmal auf unsere Bundesländer, die wir alle sehr schätzen. Die Bundesländer werden in Otto Fricke (FDP): diesem Jahr einen Überschuss von circa 20 Milliarden Geschätzter Herr Vizepräsident! Meine Kolleginnen Euro erzielen. Schon im ersten Dreivierteljahr kratzten und Kollegen! Das waren bemerkenswerte letzte Wo- die Bundesländer an dieser Marke und erwirtschafteten chen. Es waren intensive Monate, muss man sogar sagen, einen Haushaltsüberschuss von 19,6 Milliarden Euro. für den Haushaltsausschuss. Ich finde, es war eines Par- Das waren 6,9 Milliarden Euro mehr als im Vorjahres- lamentes würdig, und es war auch des Arbeitsaufwandes zeitraum. Wir als Bund werden einen Überschuss, der bei würdig. Neben allem Dank, den es gibt, und leider auch null Euro liegt, erwirtschaften. neben dem Versprechen an das Sekretariat des Haushalts- ausschusses, dass es beim nächsten Haushalt wieder sehr, Ich habe in meinen letzten Reden gesagt, der Bund sehr viele Anträge, sicherlich nicht nur von meiner Frak- unterstützt die Länder so stark wie nie zuvor. So stellt tion, geben wird – aber es ist die Mühen der Edlen wert –, der Bund den Ländern und Kommunen jedes Jahr rund möchte ich dennoch sagen – ich weiß, dass manche da 22 Milliarden Euro in Form von Entlastungen zur Verfü- immer grummeln; aber ich sage das deutlich –: Der Vor- gung, zum Beispiel: für den angesprochenen Kitaausbau, sitzende des Haushaushaltsausschusses und der stellver- tretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses haben bis für die Kitabetreuung, für die frühkindliche Bildung, für morgens um fünf in hochkonzentrierter Weise dafür ge- die Schulsanierung oder mit Sonderfonds wie zum Bei- sorgt, dass wir diese über 1 400 Anträge durchgebracht spiel das Kommunalinvestitionsförderungsgesetz. Wenn haben. Bei allem politischen Diskurs: Diese Arbeit war man dann aber von fehlenden Sanierungen in Schulen die Arbeit von zwei guten Demokraten an dieser Stelle oder Kitas spricht und gleichzeitig von dem erwirtschaf- im Ausschuss. Herzlichen Dank dafür! teten Überschuss hört, dann muss man sich doch ernst- haft hinterfragen: Ist es in dieser Form und auch in dieser (Beifall bei der FDP und der AfD sowie bei Höhe weiterhin notwendig? Hier passt meines Erachtens Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD) etwas nicht zusammen. Meine Damen und Herren, hier kann man immer sehr schön sehen, welche Unterschiede zwischen den Frak- (Beifall bei der CDU/CSU) (B) tionen deutlich werden: Wie ist die Bewertung der Ver- (D) gangenheit? Wie ist der Blick in die Zukunft des Landes? Wenn wir heute schon von Entlastungen sprechen, Welche Antworten gibt man auf die Zukunftsfragen? Das dann will ich nicht unerwähnt lassen: Der Bund entlastet Schöne beim Haushalt ist ja, dass man das dann alles die Bürgerinnen und Bürger in dieser Legislaturperiode festmachen kann, dass man alles zahlenmäßig abrechnen um insgesamt rund 60 Milliarden Euro, in der Endstu- kann und dass man sehen kann: Wie viel kommt dabei he- fe im Jahr 2021 sogar um 30 Milliarden Euro. Mit dem raus? Wer weitet das Defizit aus, wer erhöht es? Ich glau- Familienentlastungsgesetz haben wir bereits einen sehr be, das Schöne ist auch, dass die Große Koalition – das wichtigen ersten Schritt gemacht. Bis 2021 wird die hoffe ich immer noch, solange sie noch regiert – wenigs- Entlastung 23,5 Milliarden Euro betragen. Insbesonde- tens erkennt, dass die Mathematik politischen Wunsch- re werden wir damit Familien stärken und entlasten. Im vorstellungen eben Grenzen setzt und nicht einfach nur steuerlichen Familienleistungsausgleich sorgen gerade ein Wolkenkuckucksheim ist, was ich aus Richtung der Kinderfreibeträge und die Erhöhung des Kindergeldes Grünen inzwischen leider immer wieder höre. für die nötige Entlastung von Familien. Meine Damen und Herren, in der Schlussrunde geht es nicht nur um die fachlichen Detailfragen. Ich fand es Meine Damen und Herren, lassen Sie mich abschlie- bemerkenswert, dass es hier wieder das alte Spiel gab: ßend noch sagen: Mit diesem nun vorliegenden Haushalt Es wird gesagt – gerade zu meiner Fraktion –: Überall haben wir weder Black Friday noch ein wirtschaftliches kürzt ihr. – Wenn es aber am Ende darum geht, wie man Chaos, vielmehr haben wir einen in die Zukunft gerichte- einen modernen und guten Haushalt darstellt, dann wird ten Haushalt ohne Neuverschuldung. Da aber dies nicht eben vergessen, dass diese Kürzungen Teil dessen sind, ständig in Fels gemeißelt ist, bitte ich dieses Hohe Haus, was notwendig ist, um im Zweifel in einem Jahr wie die- ständig darauf aufzupassen, dass diese gute wirtschaft- sem Schulden zurückzuzahlen. Deshalb hat meine Frak- liche Entwicklung auch in den Folgejahren zu Buche tion zum ersten Mal in der Geschichte einen Titel ein- schlägt. Wenn wir mit zu viel Bürokratie, mit zu hoher gebracht, mit dem über 12 Milliarden Euro an Schulden steuerlicher Belastung ständig auf die Unternehmen ein- zurückgezahlt werden könnten, wenn wir denn wollten; schlagen, wird es am Ende der Tage nicht besser werden. aber leider will die Regierung ja nicht. Ich bitte, diesem Etat zuzustimmen. (Beifall bei der FDP) Danke schön. Meine Damen und Herren, ich habe mir überlegt, für meine christlichen Freunde mal ein bisschen auf die Bi- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) bel einzugehen. Sie alle kennen das Beispiel der sieben Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7563

Otto Fricke (A) fetten und der sieben mageren Kühe. Ich will das nicht Gefühl, das war auch nicht Black Friday, das war schon (C) ausweiten. Aber ich will auf einen Punkt eingehen, der mehr das Chaos von Black Sabbath, bei dem, was Josef dem Pharao erklärt, oft vergessen (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE wird, nämlich dass die sieben mageren Kühe nicht nur GRÜNEN]: Singen!) die sieben fetten auffressen, sondern dass sie danach noch genauso mager und genauso hässlich wie vorher jedenfalls war die Tonlage entsprechend. sind. Das ist die Warnung, die diese Regierung, glaube (Beifall bei der FDP) ich, noch nicht verstanden hat. Zum Abschluss. Was sind die Lehren aus den Haus- (Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Es geht nicht haltsberatungen? Ich komme doch wieder zum Pharao um Kühe, sondern um Jahre!) und zu Josef. Man muss ehrlicherweise sagen – Frau Sie glauben immer, wenn Sie nur heute alles gut machen, Merkel ist noch nicht da –: Herr Scholz, wenn Frau wenn Sie es bei einer roten Null belassen, wenn Sie auf Merkel Ihnen ihre Träume erzählen würde, dann würde eine Asylrücklage zurückgreifen, die nichts anderes als ich fürchten, dass Sie, anders als Josef, an dieser Stelle eine Kreditermächtigung ist, dann hätten Sie für die sie- leider nicht die richtigen Ratschläge geben würden, son- ben mageren Jahre schon vorgesorgt. dern die Ratschläge geben würden, die dazu führen, dass die Zukunft unseres Landes keinen Good Friday im Blick Vielleicht einmal als Information – das wird verges- hat, sondern leider einen Bad Friday. sen, weil man sich die Dinge ja so ungerne anguckt, liebe Große Koalition –: Habt ihr euch eigentlich mal Danke. angeguckt, dass dieser Finanzminister dem Haushalts- (Beifall bei der FDP – Marianne Schieder ausschuss diese Woche die Mitteilung überbracht hat, [SPD]: Oh mein Gott! Erbärmlich!) dass er, weil sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt, bei Hartz IV und an vielen anderen Stellen eindunkelt, eine Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: halbe Milliarde Euro – eine halbe Milliarde! – zusätzlich als überplanmäßige Ausgabe braucht? Anstatt zu sagen: Für Bündnis 90/Die Grünen hat das Wort der Kollege „Da deutet sich etwas an; wir gehen einen Schritt zu- Dr. Tobias Lindner. rück“, hören wir im Hinblick auf den Haushalt von die- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sem Minister nur: Da hätten wir noch mehr, da könnte es noch etwas sein, da noch ein Schippchen drauf. – Das ist Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): keine zukunftsgerichtete Politik. Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und (B) (Sonja Amalie Steffen [SPD]: Habe ich nicht Kollegen! Lieber Otto Fricke, ich erzähle Ihnen von mei- (D) gehört!) nem Traum, den ich heute Nacht hatte, es war nämlich ein Albtraum. Das ist im Endeffekt nur Politik für das Hier und Jetzt. Nachher stehen wir wieder vor dem Salat, und dann kön- (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: nen es andere ausbaden; das kann im Endeffekt Ihre ei- Oh!) gene Fraktion ausbaden. Das ist keine zukunftsgerichtete Als ich in den Morgenstunden so vor mich hindämmerte, Politik. (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Wieso nur in (Beifall bei der FDP) den Morgenstunden? – Eckhardt Rehberg Meine Damen und Herren, es ist immer wieder von [CDU/CSU]: Das ist doch Tageszustand!) „zukunftsgerecht“ die Rede. 4 Prozent – 4 Prozent! – der dachte ich, ich würde hier sitzen und mit einer Redezeit Mehreinnahmen stellen Sie für Bildung und Forschung von zehn Minuten angezeigt werden. zur Verfügung. Was die künstliche Intelligenz betrifft, muss ich sagen: Herr Kollege Berghegger, es ist ja schön, (Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Fünf Minu- dass ihr dieses Thema endlich entdeckt habt. Aber auch ten reichen auch, Tobias!) hier war es so: Letztes Jahr habt ihr die Anträge der FDP Ich habe dann voll Panik bekommen, weil ich mich frag- noch abgelehnt, dieses Jahr macht ihr sie. Ich wette, im te: Was willst du denn über diesen Bundeshaushalt zehn nächsten Jahr stellen wir fest: Es wird noch nicht einmal Minuten lang Vernünftiges erzählen? Und das ist genau die Hälfte davon richtig ausgegeben. das Problem, meine Damen und Herren, das Sie mit Ih- rem Haushalt haben. Meine Damen und Herren, es ärgert mich, wenn ich sehe, wie die Verhandlungen verlaufen sind. Man hat so (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN das Gefühl, das war einerseits wie auf dem Basar in Mar- und bei der FDP – Andreas Mattfeldt [CDU/ rakesch, andererseits wie beim heutigen Black Friday, CSU]: Du bist doch extra zum Friseur gegan- dass also gesagt wird: Ach, hier bestellen wir noch etwas, gen deswegen!) da gibt es noch ein Pöstchen, dort gibt es noch eine Denk- Wir haben eine Bereinigungssitzung hinter uns, die bis malförderung, da geben wir noch etwas nach Hamburg, in die Früh ging. Ich glaube schon, dass viele Kollegen und da geben wir noch etwas an alle anderen möglichen ernüchtert herausgekommen sind. Städte. Das war an vielen Stellen keine Haushaltspolitik. Das war Operation Abendsonne: Hauptsache, wir krie- Was lange währt, bleibt leider schlecht. Ihr Haushalt gen die Sachen weg. Ganz ehrlich: Ich habe bei Ihnen das ist im Wesentlichen ein Dokument des Weiter-so. Es ist 7564 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Dr. Tobias Lindner (A) ein Dokument, an dem man ablesen kann, welche Lustlo- man zu Ihrem Haushaltsplan sagen kann: Da ist Diver- (C) sigkeit diese Große Koalition prägt, welche Lustlosigkeit ses drin; aber ein Plan ist es nicht, liebe Kolleginnen und Sie am Regieren und am Gestalten haben, meine Damen Kollegen. und Herren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sowie des Abg. Karsten Klein [FDP]) Ja, Sie haben einen großen Topf. 360 Milliarden Euro Sie haben auf 3 043 Seiten ein Weiter-so aufgeschrie- sind eine Menge Geld. Sie haben dank der noch guten ben. Ein Weiter-so ist angesichts der Herausforderungen, ökonomischen Lage viele Möglichkeiten, aber Sie haben vor denen wir stehen, aber der falsche Plan, der falsche diese nicht genutzt. Ähnlich wie beim Black Friday, wo Weg für dieses Land. Es braucht einen neuen Aufbruch es jede Menge Rabatte gibt, manch sinnvolle, meist we- für sozialen Zusammenhalt, für Klimaschutz, für Investi- niger sinnvolle: Sie sind mit Ihren Anträgen hergegangen tionen. Wir Grüne haben Ihnen gezeigt, wie es geht. Sie und haben hier ein bisschen was draufgegeben, dort ein laufen in die andere Richtung. Deswegen werden wir bisschen was draufgegeben. Ich unterstelle Ihnen sogar: heute Ihren Haushaltsentwurf ablehnen. Das war an vielen Stellen gut gemeint. Aber Sie haben sich nicht gefragt: Ist es auch wirklich gut gemacht? Herzlichen Dank. (Dennis Rohde [SPD]: Natürlich!) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Und wie es halt beim Black Friday ist: Die meisten Sa- chen, die sich die Menschen kaufen, weil sie einen Ra- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: batt sehen und die Instinkte losgehen, sind am Ende doch Für die CDU/CSU-Fraktion hat das Wort der Kollege nicht die richtigen Entscheidungen. So ist es leider auch Dr. Hermann-Josef Tebroke. mit Ihren Anträgen und Ihren Schwerpunkten in diesen Haushaltsberatungen gewesen. (Beifall bei der CDU/CSU) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU/CSU): Wir Grüne haben Ihnen mit unseren Anträgen gezeigt, wie man Schwerpunkte setzen könnte, wie man in diesem Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Haushalt hätte arbeiten können: Wie man mehr tun kann Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In beispielsweise für sozialen Zusammenhalt und gegen dieser Haushaltswoche hatten wir Besuch von einer gro- Kinderarmut, wie man wirklich die Lage am Wohnungs- ßen Zahl von jungen Menschen im Alter von zehn bis zwölf Jahren, die als Miniköche bei der DEHOGA hier in (B) markt verbessern kann. Ja, Sie haben das Baukindergeld (D) ausgebracht, und ich kenne niemanden, der nicht gerne, Berlin zu Gast waren, sich aber auch für politische Fra- wenn er baut, die 12 000 Euro entgegennimmt. Das ist gen interessierten – hellwach, sehr interessiert. Auch eine auch gar nicht der Punkt. Herr Seehofer stellt sich hierher Gruppe von etwa 40 Jungen und Mädchen aus meinem und erzählt, wie hoch die Antragseingänge sind und da- rheinisch-bergischen Wahlkreis war dabei. Sie stellten von, dass die Menschen ganz wild auf das Baukindergeld Fragen wie: Wie viel Kindergeld bekommen eigentlich sind. Aber da sind wir wieder beim Punkt: Gut gemeint meine Eltern und wofür? Es hält sich das Gerücht, dass ist nicht gut gemacht. Wie viel zusätzlicher Wohnraum diese aufgeweckten jungen Menschen damit in die neu- wird dadurch denn entstehen? Wie viele Menschen, die en Taschengeldverhandlungen einsteigen wollen. Es gab sich in Städten wie Berlin keine Wohnung leisten kön- aber auch Fragen wie: Warum zahlen meine Eltern so nen, werden sich deswegen eine leisten können? – Nie- viel Steuern? Und: Wenn so viel Geld ausgegeben wird, mand! Sie verteilen einfach nur Geld, vielleicht mit guten bleibt denn dann noch was über, wenn wir mal groß und Absichten, aber die Wirkung ist schlecht, meine Damen alt sind? – Diese Frage stellt mit aller Wucht die Fra- und Herren. ge nach der Nachhaltigkeit von Haushaltsführung und Haushaltspolitik, von Politik insgesamt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Ist der Haushalt, sind die Grundlagen, die hier für Ich habe über Lustlosigkeit geredet. Für Sie ist der die zukünftige Politik gelegt werden, nachhaltig? Haus- Satz „Zurück zur Sacharbeit“ ja fast schon ein Mantra, haltspolitik ist dann nachhaltig, wenn sie erstens in den das Sie vor sich hin beten. Ich frage mich: Wenn Sie im einzelnen Jahren nicht mehr Ausgaben vorsieht als Ein- letzten Jahr wirklich Sacharbeit geleistet hätten, warum nahmen. Das ist zweifellos der Fall. Im sechsten Jahr in beten Sie dann so oft: „Zurück zur Sacharbeit, zurück zur Folge ist der Haushaltsplan ausgeglichen. Wir kommen Sacharbeit“? ohne weitere Kredite aus. Der Gesamtschuldenstand Schauen wir uns einmal an, was Sie bei den Stellen sinkt unter 60 Prozent. gemacht haben. Sie haben sich über 1 000 neue Stellen Zweitens. Auch für die Zukunft werden keine Zusagen in der Bundesverwaltung gegönnt. Es gibt Stellen im gemacht, die nicht eingehalten werden. Bereich Strategie. Ich muss sagen: Mein Gott, wenn Sie nach einem Jahr keine Strategie haben und jetzt auf die Drittens. Es werden Ausgaben nur insoweit getätigt, Idee kommen, Leute einzustellen, damit Sie eine Stra- wie sie unbedingt nötig sind, und Strukturen so ange- tegie haben, dann weiß ich auch nicht mehr, wie Ihnen passt, dass sie günstig werden. Hier besteht zweifelsohne zu helfen ist. Da ist Ihre zweite Kategorie viel ehrlicher, Handlungsbedarf; aber das ist etwas, womit sich Politik sie lautet nämlich: Diverses. Ich denke, das ist das, was über die Haushaltsplanung hinaus befassen wird. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7565

Dr. Hermann-Josef Tebroke (A) Viertens. Wir werden Risiken angemessen abbilden. werden vergiftete Geschenke vermutet: Es wird was an- (C) Es geht nicht darum, Panik zu schüren, sondern darum, gestoßen, anfinanziert, es werden Kapazitäten geschaf- Risiken zu benennen und sie anzugehen. Das gilt sowohl fen, aber die Folgekosten bleiben bei den Kommunen. für das Risiko des Zinsanstiegs, das gilt aber auch für die wirtschaftlichen Risiken, und das gilt auch für die Risi- Gegen ein Engagement des Bundes spricht aber auch, ken, die sich aus möglichen Krisen an den Finanzmärk- dass nicht nachzuvollziehen ist, dass sich die Länder ten ergeben können. Da sind wir unterwegs. In dieser hier aus einer Verantwortung herausstehlen, obwohl ihre Hinsicht muss die Bankenunion schneller vorankommen. Überschüsse in den nächsten Jahren im Vergleich zu dem, was der Bund zur Verfügung hat, steigen. Meine Damen und Herren, nachhaltige Haushalts- führung bedeutet aber fünftens auch Vorrang für Inves- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und titionen. Hierfür werden etwa 11 Prozent der Ausgaben der FDP) ausgewiesen. Unsere Miniköche werden sicherlich Aus- Die Spitzenverbände bescheinigen der aktuellen Koa- gaben für Bildung, für die Förderung von Innovationen lition, so kommunalfreundlich zu sein, wie es vorher nie und vielleicht auch Ausgaben für ihre Familien hinzuzäh- eine war. Sie teilen aber auch unsere Bedenken, wenn len. Es kommt darauf an, was aus einem ausgegebenen es darum geht, den Föderalismus dadurch aufzuweichen, Euro in Zukunft wird und was er in Zukunft nützt. Inves- dass sich der Bund dauerhaft mit vielen kleinen Paketen titionen müssen gut und sorgfältig gerechnet werden. Sie auf der kommunalen Ebene engagiert. lassen sich nicht auf einem Schnäppchenmarkt erstehen, auch nicht an einem Black Friday. Da kann man nicht Meine Damen und Herren, der Haushalt 2019 ist soli- aus der Hüfte schießen. Dafür bedarf es schon mehr. Wer de und ausgewogen. Ich danke all denjenigen, die gehol- billig kauft, zahlt zweimal. fen haben, ihn aufzustellen. Ich lade Sie ein, dem Haus- halt zuzustimmen und auch in Zukunft ganz konsequent (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) die Perspektive der Kinder und der Kommunen nicht zu Nicht zuletzt bedeutet nachhaltige Haushaltsführung vernachlässigen. auch die Unterstützung von Strukturwandel, wenn er nö- Ich danke Ihnen. tig ist, und dann so schnell wie möglich; denn frühzeitig eingeleitete Veränderungen geben auch und gerade nach- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- folgenden Generationen noch eine Chance. Deswegen ordneten der SPD) begrüße ich es außerordentlich, dass eine Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ installiert worden Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: ist, dass wir eine Kommission „Wachstum, Struktur- Das Wort hat als nächste Rednerin die Kollegin Svenja wandel und Beschäftigung“ in den Braunkohleregionen (B) Stadler, SPD-Fraktion. (D) aufgesetzt haben und dass es eine Rentenkommission gibt – vorausgesetzt, politische Aussagen setzen nicht (Beifall bei der SPD) Schranken oder Leitlinien, die eine ergebnisoffene De- batte unmöglich machen. Svenja Stadler (SPD): Meine Damen und Herren, Schulden von heute sind Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und die Steuern der jungen Leute von morgen. Versprechen Kollegen! Liebe Gäste auf den Tribünen! Wir haben es von heute sind ihre Lasten. Ungedeckte Risiken sind die fast geschafft; nach mir kommen nur noch zwei Redner. Verluste von morgen. Aber es gilt auch: Innovationen und Heute, am Black Friday, beschließen wir einen Haushalt rechtzeitige Investitionen und auch Strukturveränderun- ohne neue Schulden und mit soliden Investitionen, und gen sind zugleich die Chancen für die jungen Menschen das ist gut so. von morgen. Genau das hat eine nachhaltige Haushalts- führung im Blick, und genau das ist auf der Grundlage (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des vorliegenden Haushaltes möglich. der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, mein Kollege Rainer hat Wir investieren in Kitas und Schulen, in Straßen und gerade schon darauf hingewiesen; auch ich komme an Schienen. Wir investieren aber auch in den Umwelt- und dieser Stelle kurz zur kommunalen Perspektive. Sie ken- Klimaschutz, in den sozialen Wohnungsbau, in For- nen alle den Hinweis, wenn Menschen vor Ort sagen: schung und in vieles andere mehr. Damit kümmern wir Egal wer sich kümmert – Hauptsache, es wird sich ge- uns auch um die künftigen Generationen. kümmert: um den Ausbau der Schulen, um die Reno- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten vierung, um den Ausbau des Kitaangebotes, um saubere der CDU/CSU) Luft in den Städten. Egal wer es bezahlt – Hauptsache, es passiert. Im Übrigen ist es ein gutes Zeichen für unsere parla- mentarische Demokratie, dass wir es schaffen, innerhalb Da ist es naheliegend, dass man auch den Bund heran­ eines Jahres einen zweiten vernünftigen Haushalt auf die zieht; aber ich halte es auf Dauer für höchstgefährlich, Beine zu stellen. Diese Große Koalition arbeitet zielge- wenn sich der Bund immer häufiger und immer mehr in richtet, wohlüberlegt, ohne Schnellschüsse und mit guten unterschiedlichen Themenfeldern engagiert; denn solche Ergebnissen. Das hat auch etwas mit Souveränität zu tun. Maßnahmen – das melden die Kommunen zurück – be- deuten einen hohen administrativen Aufwand bei der (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Umsetzung. Wir sprechen hier von goldenen Zügeln. Da der CDU/CSU) 7566 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Svenja Stadler (A) Die Souveränität der Großen Koalition erträgt – mit Ver- europäischen Arbeitslosenversicherung zum Beispiel (C) laub – sogar einen Innenminister, der es uns in den letzten sind mutig – und richtig. Lassen Sie uns das doch ein- Wochen und Monaten nicht immer so leicht gemacht hat. fach einmal unaufgeregt und ohne reflexartige Abwehr diskutieren. (Beifall des Abg. Johannes Kahrs [SPD]) Gleiches gilt übrigens auch, wenn es um die Digi- Sachorientierte Politik – das ist es, was die Bürgerinnen talsteuer geht. Wir wollen die Steuervermeidung multi- und Bürger von uns erwarten, und zwar zu Recht. Die nationaler Konzerne beenden und uns als Europäer für Koalition hat das geliefert und wird es auch weiterhin eine weltweite Mindestbesteuerung von Unternehmen gemeinsam liefern. einsetzen. Es geht um eine faire Besteuerung der Inter- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten netkonzerne wie Google, Facebook und Co – und damit der CDU/CSU) übrigens auch um Gerechtigkeit. Wir haben diese Woche schon viel über den Zusam- Der Haushalt 2019 zeigt Zuversicht und investiert menhalt in unserer Gesellschaft gesprochen. Dieser konsequent in die Zukunftssicherung unseres Landes. Haushalt setzt genau da an: mehr Geld für Familien, die Wir machen konkrete Politik für die ganz konkreten Pro- Schaffung eines sozialen Arbeitsmarktes, die Rückkehr bleme der Menschen. Wir wollen das Leben derer leich- zur Parität in der Krankenversicherung, mehr Geld in ter machen, die unsere Unterstützung brauchen. Deshalb der Pflege, die Stabilisierung des Rentenniveaus, bessere bitte ich um Ihre Zustimmung für diesen großartigen Ausstattung der Sicherheitsbehörden und des Zolls, mehr Haushalt. Mittel für den dringend benötigten sozialen Wohnungs- bau – all das steckt in den über 350 Milliarden Euro des Herzlichen Dank. Haushaltes 2019. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) (Beifall des Abg. Andreas Mattfeldt [CDU/ CSU]) Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: Für die CDU/CSU-Fraktion hat das Wort der Kollege Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht bei dem ge- Tankred Schipanski. sellschaftlichen Zusammenhalt um Solidarität, um Res- pekt, um gegenseitige Unterstützung und um Chancen- (Beifall bei der CDU/CSU) gleichheit. Wir als Bundestag setzen dabei den Rahmen, mit gesetzlichen Regeln und mit finanziellen Mitteln. Wir Tankred Schipanski (CDU/CSU): wollen zum Beispiel, dass es jedes Kind packt. Deshalb Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es haben wir das Gute-Kita-Gesetz auf den Weg gebracht – ist guter Brauch in der Unionsfraktion, dass die Digitalpo- (B) 5,5 Milliarden Euro in den nächsten Jahren –, und wir (D) litiker in der Schlussrunde der Haushaltsberatungen noch arbeiten an der Reform des Kinderzuschlags. einmal zu Wort kommen. Unsere Bundeskanzlerin hat ja Für den Zusammenhalt in unserem Land ist auch das in ihrer Rede am Mittwoch die Digitalpolitik zu einem Engagement der vielen Ehrenamtlichen wichtig. Es ist – Schwerpunkt gemacht. Wir hatten in der letzten Woche wie schon so oft gesagt – der Kitt unserer Gesellschaft. die Regierungsklausur zum Thema Digitales. Wir haben Deshalb freue ich mich, dass wir die Freiwilligendienste die Digitale Agenda II auf den Weg gebracht, die Um- mit 65 Millionen Euro mehr ausstatten. setzungsstrategie inklusive KI-Strategie. Wir haben über 100 Projekte verschiedener Ministerien, die mit Digita- (Beifall bei der SPD) lisierung befasst sind, haben diese Projekte vorgestellt, Wir, die SPD, wissen um die Stärke der Zivilgesellschaft. Projekte mit einem konkreten Nutzen für die Menschen, für mehr Lebensqualität und die unseren wirtschaftlichen „Demokratie leben!“ ist das einzige Bundespro- Wohlstand sichern sollen. gramm, das Präventionsarbeit gegen alle Formen des Extremismus leistet. Und es ist – leider – auch nach wie Der Haushaltsausschuss hat bei vielen Digitalthemen vor dringend notwendig, dass das Programm weiterläuft. einen sehr großen Einfluss. Einige dieser Projekte möch- Deshalb gibt es dafür 115 Millionen Euro für 2019. te ich hier gerne aufgreifen. Ein erstes Projekt ist die IT-Konsolidierung des Bundes. Das ist ein Großprojekt, (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Andreas für das wir auch in diesem Haushalt sehr viele Mittel Mattfeldt [CDU/CSU]) zur Verfügung stellen. Die IT-Konsolidierung wird vom Ich möchte mich an dieser Stelle bei den vielen Ehren- Haushaltsausschuss entsprechend überwacht. Es kommt amtlichen bedanken, die sich in den unterschiedlichsten uns darauf an, dass sie auch wirklich gelingt. Dieses Pro- Projekten gegen rechts einsetzen. Danke für den wich- jekt ist sehr vielschichtig. Das werden wir parlamenta- tigen Beitrag für unseren gesellschaftlichen Zusammen- risch konstruktiv und kritisch begleiten. halt! Initiativen wie „Wir sind mehr“ und „#unteilbar“ (Beifall der Abg. Nadine Schön [CDU/CSU]) können sich darauf verlassen, dass die SPD-Fraktion und die SPD als Partei sie auch in Zukunft unterstützen. Ein zweites großes Projekt ist das Onlinezugangsge- setz. Es geht hier um die Bündelung von Verwaltungs- (Beifall bei der SPD) dienstleistungen in einem Portalverbund. Auch hier vie- Manchmal braucht es auch Mut, Mut, um die Zukunft len Dank an die Haushälter, die für 2019 im Bereich des zu gestalten. Und wissen Sie, was? Diesen Mut haben BMI 82 Millionen Euro für Verwaltungsmodernisierung wir. Die Vorschläge des Bundesfinanzministers zu einer bereitgestellt haben. Ich glaube, das ist ein wichtiges Zei- Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7567

Tankred Schipanski (A) chen, insbesondere auch, dass wir im BMI Personalstel- bei Softwarelösungen für andere Branchen in Deutsch- (C) len zur Verfügung stellen, dass dieses große Projekt eines land. Überall greifen wir auf Softwarelösungen zurück – Onlinezugangsgesetzes gelingt. Auch hier ein herzlicher im Bildungsbereich, in der Architektur, in der Medizin –, Dank an unsere Haushälter. die wir im Bereich der Games gefunden haben. Mit Blick auf den heutigen Black Friday hoffe ich, dass wir damit (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- erreichen, dass man in Zukunft auch Computerspiele ordneten der SPD) kaufen kann, die made in Germany sind. Ein drittes wichtiges Projekt ist die Agentur für Dis- ruptive Innovation. Aufgehängt im Einzelplan 30 des Ich danke Ihnen ganz herzlich für die Aufmerksamkeit BMBF, haben wir für 2019 darin 14 Millionen Euro plus und bitte um Zustimmung zu diesem Digitalhaushalt. weitere Verpflichtungsermächtigungen stehen. Disrupti- Danke. on bedeutet – das wissen Sie alle – Veränderung, Neuer- findung, Neuanfang. Das müssen wir dieser Agentur mit (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- auf den Weg geben. Wir müssen das bisherige Denken ordneten der SPD) auch bei der Finanzverteilung ein Stück über den Haufen werfen. Diese Agentur braucht Freiräume. Diese Agen- tur will und muss experimentieren. Wir Digitalpolitiker Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: wollen natürlich Verständnis bei den Haushältern dafür Vielen Dank. – Der letzte Redner in der Haushaltsde- wecken, ähnlich wie wir das 2012 beim Wissenschafts- batte ist der Kollege Eckhardt Rehberg, CDU/CSU-Frak- freiheitsgesetz getan haben, dass diese Agentur auch die tion. entsprechenden finanziellen Freiräume erhält. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Zu den Wissenschaftsorganisationen ist zu sagen: Auch diese sind natürlich in Deutschland die Treiber digitaler Innovationen, und uns beschwert hier natür- Eckhardt Rehberg (CDU/CSU): lich ein Stückchen die große Problematik hinsichtlich Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu- der Selbstbewirtschaftungsmittel in den Forschungsein- erst ein herzliches Dankeschön an die Mitarbeiterinnen richtungen. Wir haben das ausgiebig debattiert, auch im und Mitarbeiter des Haushaltsauschusssekretariates, an Haushaltsausschuss, auch mit dem Bundesrechnungshof. unsere eigenen Mitarbeiter, und ich möchte mich auch Ich möchte als Fachpolitiker nur ein Stück weit anmah- bei den beiden – das muss ich mittlerweile ja fast sagen – nen: Wir dürfen die Grundidee des Wissenschaftsfrei- Vorsitzenden des Haushaltsausschusses bedanken, bei heitsgesetzes in diesem Zusammenhang nicht gefährden. Ihnen, Herr Boehringer, und bei Dennis Rohde, den ich (B) Wir wollen den Unwägbarkeiten des Forschungsprozes- mal ganz konkret ansprechen möchte. Wer am 9. Novem- (D) ses auch haushaltstechnisch Rechnung tragen, und wir ber morgens um 4.30 Uhr in weniger als zehn Minuten sollten das gemeinsam – der Haushaltsausschuss und der 150 Deckblätter zum Einzelplan 60 abarbeitet, dem muss Fachausschuss – konstruktiv begleiten. ich sagen: Dennis, danke, das war Champions League. Das Thema KI-Strategie wurde angesprochen. Ich (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie denke, das war ein guter Aufschlag, auch vom Haushalt bei Abgeordneten der AfD, der FDP, der LIN- her ist das mit 50 Millionen Euro im nächsten Jahr plus KEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 450 Millio- NEN) nen Euro ein guter Aufschlag. Mit der Zusage, bis 2025 3 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, wird, denke Als Anfang September die erste Lesung des Haus- ich, auch ein richtiger Schwerpunkt gesetzt. Bezüglich haltes 2019 hier im Deutschen Bundestag stattfand und der Verteilung dieser 3 Milliarden Euro in den nächsten Johannes Kahrs und ich darüber gesprochen haben, wie Jahren kommt es mir darauf an, festzuhalten: Wir müs- wir das mit den Einzelplänen in der Bereinigungssitzung sen da viel in die Grundlagenforschung investieren. Da machen, da haben wir uns eines gesagt – wir haben un- sind wir gut, aber bevor wir Transferzentren errichten sere beiden Arbeitsgruppen mitgenommen, und zwar bis und in den Transfer gehen können, brauchen wir natür- Freitagfrüh, den 9. November, morgens um 5.09 Uhr –: lich Grundlagenforschung. Dieser Gedanke sollte uns bei Wir machen in Ruhe sachliche Arbeit und lassen uns der Verteilung der Mittel, über die wir ja in den nächsten durch die eine oder andere Aufgeregtheit in der Regie- beiden Haushaltsjahren sprechen werden, leiten. rungskoalition nicht nervös machen. Letzter Punkt ist das Thema „Games-Förderung“. Der (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Haushaltsausschuss stellt in diesem Jahr 50 Millionen Euro für den Deutschen Games-Fonds zur Verfügung. Ich glaube, liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bundes- Ich möchte hier insbesondere Rüdiger Kruse ganz herz- haushalt 2019 ist grundsolide, seriös, sachorientiert. Des- lich danken, der hier ein offenes Ohr hatte und sich mit wegen: Danke an die Mitglieder der beiden Arbeitsgrup- starker Hand dafür eingesetzt hat. pen und auch dir persönlich, Johannes, herzlichen Dank! Wir wurden ein bisschen belächelt, dass wir diese Ga- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- mes-Förderung betreiben, aber, liebe Kolleginnen und ordneten der SPD) Kollegen, durch diese Förderung entstehen digitale In- novationen, neue Arbeitsplätze, kulturelle Impulse. Die Lieber Tobias Lindner, ich schätze dich persönlich ja Games-Industrie sorgt auch für einen Innovationsschub sehr, aber uns in der Union und in der SPD und mir per- 7568 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Eckhardt Rehberg (A) sönlich vorzuwerfen, die ganze Sache mit Lustlosigkeit Frau Kollegin Lötzsch, die Krokodilstränen, dass der (C) abgearbeitet zu haben, Bund nicht genug in den neuen Bundesländern tue, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Wenn Sie ein biss- (Johannes Kahrs [SPD]: Unglaublich!) chen ehrlich gewesen wären, dann hätten Sie zugestan- den, dass beim Städtebauförderungsprogramm drei Städ- dazu sage ich dir, auch wenn ich mittlerweile gute 64 bin, te aus dem Osten dabei sind: Plauen, Erfurt und Rostock. ganz klipp und klar – ich glaube, das merkt und sieht man Wenn Sie außerdem in den Einzelplan 30 geguckt hätten, auch –: Mir macht es nach wie vor Spaß und Freude, und hätten Sie gesehen: Aufstockung der Innovationsförde- das Wort „Lustlosigkeit“ weise ich mit aller Entschieden- rung für die neuen Länder um 10 Millionen Euro. Wir heit zurück. haben uns ganz bewusst dafür entschieden, im Vorgriff (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD so- zu den Beschlüssen der Kohlekommission zu sagen: Wir wie bei Abgeordneten der FDP) schaffen die Rahmenbedingungen dafür, dass Fraunho- fer-Institute in der Lausitz und in Nordrhein-Westfalen Liebe Kolleginnen und Kollegen, hier wurde von sowie ein Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Steuergeschenken geredet. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Raumfahrt in der Lausitz eingerichtet werden können. Ja, ich stehe zu einem Steuergeschenk, und zwar zum So wollen wir den Strukturwandel bei der Braunkohle Familienlastenausgleich in Höhe von fast 24 Milliarden in Ostdeutschland begleiten. Deswegen weise ich diesen Euro: Erhöhung des Kinderfreibetrages, Erhöhung des Vorwurf massiv zurück. Dieser Haushalt ist ein Haushalt Kindergeldes usw. usf. Ich stehe auch dazu, dass wir für für die neuen Bundesländer, für die ländlichen Räume, Bezieher niedriger Einkommen den Soli abschaffen. Wer für strukturschwache Regionen. meint, das als Steuergeschenke für Familien und Bezie- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) her niedriger Einkommen bezeichnen zu müssen, dem sage ich in Gottes Namen: Dann sind das eben Geschen- Liebe Kolleginnen und Kollegen, was kam jetzt in ke. Ich finde, das ist sinnvolle Politik. dieser Woche und bei den Haushaltsberatungen von der Opposition? Die AfD, gestartet als vermeintlich politi- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) sche Saubermänner, musste diese Woche erkennen, dass Wenn hier manche meinen, hier fehlten irgendwie die sie mittlerweile zu den politischen Schmuddelkindern großen Linien: Da braucht man nur zwei Beispiele zu gehört – Stichwort Spendenaffäre. nennen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Erstens. Wir haben im letzten Jahrzehnt den Etat für LINKEN – Zurufe von Abgeordneten der (B) Bildung und Forschung verdoppelt. Der gute Zustand AfD) (D) unserer Universitäten und Hochschulen oder auch der Forschungsgemeinschaften ist unter anderem dadurch – Es ist schlichtweg so. Die Realität hat Sie eingeholt. begründet, dass wir hier so viele Mittel aufgewandt und die Länder massiv entlastet haben. Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen von FDP, Grünen und Linken, ich muss auch euch sagen: Ihr wart fleißig Zweitens. Ich verstehe gar nicht, dass hier Linke und beim Geldausgeben. – Ich kann aber nur einen Rat ge- Grüne ständig mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau ben: Man sollte nicht amerikanische Methoden wie den anmahnen. Black Friday oder eine Verschuldung von über 21 Billio- nen Dollar auf Deutschland übertragen. FDP und Grüne, (Niema Movassat [DIE LINKE]: Warum ihr seid mit einem Minus – ich gebe zu: mit über 60 Mil- nur?) liarden Euro Mehrausgaben an der Spitze ist Die Linke vorneweg – von 5 Milliarden Euro dabei. Wir stellen im Jahr 2018 1,5 Milliarden Euro, im Jahr 2019 noch mal 1,5 Milliarden Euro, in den Jah- (Alexander Graf Lambsdorff [FDP]: Das ren 2020 und 2021 je 1 Milliarde Euro bereit: 5 Milliar- stimmt doch nicht! – Zurufe des Abg. den Euro legt der Bund auf den Tisch. Wenn die Länder Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE diese Summe um ebenfalls 5 Milliarden Euro ergänzen GRÜNEN]) würden, könnten fast 150 000 Sozialwohnungen gebaut Ihr meintet, mal ganz einfach mit 70 Milliarden Euro in werden. die Neuverschuldung gehen zu müssen. Deswegen hoffe ich, dass wir eine Grundgesetzände- (Otto Fricke [FDP]: Sie verwechseln Brutto rung unter dem Gesichtspunkt der Zusätzlichkeit für den und Netto!) sozialen Wohnungsbau hinbekommen: Der Bund gibt 1 Euro, und die Länder werden verpflichtet, auch 1 Euro Lieber Sven Kindler, eure Steuermehreinnahmen be- zu geben. Dann werden wir die schwierige Situation auf deuteten insbesondere eine Steuermehrbelastung für die dem Wohnungsmarkt meistern. Bürgerinnen und Bürger. Union und SPD wollen jedoch nicht, dass wir die Bürger an dieser Stelle mehr belasten. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD so- wie bei Abgeordneten der FDP) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten der SPD – Sven-Christian Kindler Aber ohne das Zutun der Länder wird das an dieser Stelle [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch nichts, liebe Kolleginnen und Kollegen. gar nicht!) Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7569

Eckhardt Rehberg (A) Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, einen ist der Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die (C) Strich unter diese Woche ziehen zu dürfen, noch einmal Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung verbunden mit einem Dankeschön auch an die vier Op- zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen positionsfraktionen. Wir haben ein gutes Klima im Haus- später bekannt gegeben.3) haltsausschuss, das überwiegend sachorientiert ist. Des- wegen kann ich Ihnen nur raten: Stimmen Sie zu! Sie tun Ich bitte, jetzt Platz zu nehmen. Wir setzen die Ab- etwas Gutes für Deutschland. stimmungen fort und kommen zu den Entschließungsan- trägen. Es sind insgesamt 26. Ich bitte um Konzentration (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- auf diese Abstimmungen. – Liebe Kolleginnen und Kol- ordneten der SPD) legen, würden Sie bitte Platz nehmen. Wir beginnen zunächst mit neun Entschließungsanträ- Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich: gen der Fraktion der AfD. Vielen Dank, Herr Kollege Rehberg. – Ich schließe die Da ist zunächst der Entschließungsantrag auf Druck- Aussprache. sache 19/5912. Wer stimmt dafür? – Das ist die Fraktion der AfD. Wer stimmt dagegen? – Das sind die übrigen Wir kommen zur Schlussabstimmung über das Fraktionen. Keine Enthaltungen? – Der Entschließungs- Haushaltsgesetz 2019. Es liegen dazu vor: Drucksa- antrag ist abgelehnt. chen 19/3400, 19/3402, 19/4601, 19/4602, 19/4605 bis 19/4609, 19/4611 bis 19/4613, 19/4617 und 19/4620 bis Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck- 19/4626. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. sache 19/5913. Wer stimmt dafür? – Das ist wieder die AfD-Fraktion. Wer stimmt dagegen? – Das sind die üb- Ich möchte darauf hinweisen, dass mir einige Erklä- rigen Fraktionen. Enthaltungen? – Keine. Damit ist auch rungen nach § 31 unserer Geschäftsordnung vorliegen.1) dieser Entschließungsantrag abgelehnt.

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass wir nach die- Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck- ser namentlichen Abstimmung eine weitere namentliche sache 19/5914. Wer stimmt dafür? – Das ist wieder die Abstimmung über einen Entschließungsantrag sowie AfD. Gegenprobe! – Die übrigen Fraktionen. Keine Ent- 26 einfache Abstimmungen über Entschließungsanträge haltungen? – Damit ist der Entschließungsantrag abge- durchführen werden. Ich bitte Sie, daran teilzunehmen. lehnt.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, ihre Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5915. Wer (B) Plätze einzunehmen. stimmt dafür? – Die AfD. Wer stimmt dagegen? – Die (D) Linke, die SPD, die Grünen und die CDU/CSU. Wer Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte noch da- enthält sich? – Die FDP. Dieser Entschließungsantrag ist rauf hinweisen, dass jeder bitte nachschaut, ob auf seiner gegen die Stimmen der AfD bei Enthaltung der FDP mit Karte der eigene Name steht. den Stimmen der übrigen Fraktionen abgelehnt.

Hinten an der „Nein“-Tür fehlen noch Schriftführer. – Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksa- Jetzt sind die Plätze an den Urnen besetzt. Ich eröffne die che 19/5916. Wer stimmt dafür? – Gegenprobe! – Dafür- Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz 2019. gestimmt hat die AfD, dagegen die übrigen Fraktionen des Hauses, keine Enthaltungen. Damit ist auch dieser Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Entschließungsantrag abgelehnt. Stimme nicht abgegeben hat? – Ich frage noch einmal: Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5917. Wer Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine stimmt dafür? – Die AfD. Gegenprobe! – Die übrigen Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich Fraktionen. Keine Enthaltungen? – Der Entschließungs- schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin- antrag ist abgelehnt. nen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später bekannt Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5918. Wer gegeben.2) stimmt dafür? – Die AfD. Wer stimmt dagegen? – Die übrigen Fraktionen. Keine Enthaltungen? – Damit ist Wir stimmen auf Verlangen der Fraktion der FDP über dieser Entschließungsantrag ebenfalls abgelehnt. den Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5898 ab, auch wieder namentlich. Ich frage: Sind die Urnen be- Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5919. Wer setzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die zweite nament- stimmt dafür? – Die Fraktion der AfD. Gegenprobe! – liche Abstimmung über den Entschließungsantrag der Die übrigen Fraktionen. Keine Enthaltungen? – Damit ist Fraktion der FDP auf Drucksache 19/5898. auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das sei- Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5920. Wer ne Stimme nicht abgegeben hat? – Ich darf noch einmal stimmt dafür? – Das ist die Fraktion der AfD. Gegen- fragen: Hat jetzt jeder seine Stimme abgegeben? – Das probe! – Alle übrigen Fraktionen. Keine Enthaltungen? – Damit ist auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt. 1) Anlage 3 2) Ergebnis Seite 7570 D 3) Ergebnis Seite 7574 A 7570 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich (A) Es folgen jetzt vier Entschließungsanträge der Frakti- haben lediglich die Linken gestimmt, die Grünen haben (C) on der FDP. sich enthalten, alle Übrigen waren dagegen. Zunächst der Entschließungsantrag auf Drucksa- Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5848. Wer che 19/5897. Wer stimmt dafür? – Das sind die FDP, die stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – AfD und Bündnis 90/Die Grünen. Gegenprobe! – CDU/ Damit ist der Entschließungsantrag abgelehnt. Dafürge- CSU, SPD und Linke. Enthaltungen keine? – Damit ist stimmt haben die Linken, enthalten haben sich die Grü- der Entschließungsantrag mit den Stimmen von CDU/ nen, die übrigen Fraktionen haben dagegengestimmt. CSU, SPD und Linke abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5849 (neu). Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksa- Wer stimmt dafür? – Die Linke. Wer stimmt dagegen? – che 19/5899. Wer stimmt dafür? – Die FDP, die Grünen, Enthaltungen? – Bei Enthaltung der Fraktion der Grünen die Linken. Gegenprobe! – AfD, CDU/CSU und SPD. mit den Stimmen der Fraktionen von AfD, FDP, CDU/ Enthaltungen? – Keine. Damit ist dieser Entschließungs- CSU und SPD ist dieser Entschließungsantrag abgelehnt. antrag ebenfalls abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5851. Wer Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5903. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist der Entschließungsantrag bei Enthaltung der Damit ist dieser Entschließungsantrag abgelehnt. Dafür- Grünen mit den Stimmen der Linken bei Gegenstimmen gestimmt hat die Fraktion der FDP. Enthalten hat sich die der übrigen Fraktionen abgelehnt. Fraktion der AfD. Alle übrigen Fraktionen haben dage- gengestimmt. Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5852. Wer stimmt dafür? – Die Fraktionen Die Linke und Bünd- Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5904. Wer nis 90/Die Grünen. Wer stimmt dagegen? – Alle übrigen stimmt dafür? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Damit Fraktionen. Damit ist der Entschließungsantrag abge- ist auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt. Dafürge- lehnt. stimmt hat lediglich die FDP. Die AfD hat sich enthalten. Alle übrigen Fraktionen haben dagegengestimmt. Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5859. Wer stimmt dafür? – Die Linken. Wer stimmt dagegen? – Alle Wir kommen jetzt zu elf Entschließungsanträgen der übrigen Fraktionen. Damit ist auch dieser Entschlie- Fraktion Die Linke. ßungsantrag abgelehnt. Ich rufe zunächst den Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5842 auf. Wer stimmt dafür? – Wer Wir kommen nun zur Abstimmung über zwei Ent- (B) stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Dafürgestimmt ha- schließungsanträge von Bündnis 90/Die Grünen, zunächst (D) ben die Linken. Enthalten haben sich die Grünen. Alle zum Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5896. Wer Übrigen haben dagegengestimmt. Damit ist dieser Ent- stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – schließungsantrag abgelehnt. Damit ist dieser Entschließungsantrag abgelehnt. Dafür haben gestimmt die Grünen, Enthaltung von FDP und Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5843. Wer Linken, alle übrigen Fraktionen haben dagegengestimmt. stimmt dafür? – Linke, Grüne. Wer stimmt dagegen? – Alle übrigen Fraktionen. Keine Enthaltungen? – Damit Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5905. Wer ist der Entschließungsantrag abgelehnt. stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Bei Enthaltung der Linken, mit den Stimmen der Grünen Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck- und mit den Gegenstimmen der übrigen Fraktionen ist sache 19/5844. Wer stimmt dafür? – Die Fraktion der auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt. Linken. Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt. Dafür- Das von den Schriftführerinnen und Schriftführern gestimmt haben die Linken, Enthaltung der Grünen, alle ermittelte Ergebnis der beiden namentlichen Abstim- Übrigen waren dagegen. mungen liegt bereits vor; wir müssen die Sitzung nicht unterbrechen. Ein Lob für die Schriftführer – schnell ge- Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5845. Wer arbeitet! stimmt dafür? – Die Fraktion der Linken. Wer stimmt dagegen? – Alle übrigen Fraktionen. Enthaltungen? – (Beifall) Keine. Damit ist der Entschließungsantrag ebenfalls ab- gelehnt. Zunächst zur namentlichen Schlussabstimmung über den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Feststellung Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5846. Wer des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2019: stimmt dafür? – Die Fraktionen der Linken und der Grü- Abgegeben wurden 650 Stimmen. Mit Ja haben ge- nen. Wer stimmt dagegen? – Die übrigen Fraktionen. stimmt 366, mit Nein 284. Damit ist der Gesetzentwurf Keine Enthaltungen? – Damit ist auch dieser Entschlie- angenommen.1) ßungsantrag abgelehnt. Entschließungsantrag auf Drucksache 19/5847. Wer (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit ist dieser Entschließungsantrag abgelehnt. Dafür 1) Anlage 4 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7571

(A) Endgültiges Ergebnis Dr. Thomas Gebhart Katharina Landgraf Lothar Riebsamen (C) Abgegebene Stimmen: 650; Alois Gerig Ulrich Lange Josef Rief davon Eberhard Gienger Dr. Silke Launert Johannes Röring ja: 366 Eckhard Gnodtke Dr. Norbert Röttgen nein: 284 Ursula Groden-Kranich Paul Lehrieder Stefan Rouenhoff enthalten: 0 Hermann Gröhe Dr. Katja Leikert Erwin Rüddel Klaus-Dieter Gröhler Dr. Andreas Lenz Albert Rupprecht Michael Grosse-Brömer Dr. Ursula von der Leyen Stefan Sauer Ja Astrid Grotelüschen Antje Lezius Anita Schäfer (Saalstadt) CDU/CSU Markus Grübel Dr. Carsten Linnemann Dr. Wolfgang Schäuble Manfred Grund Patricia Lips Andreas Scheuer Dr. Michael von Abercron Oliver Grundmann Nikolas Löbel Jana Schimke Stephan Albani Monika Grütters Bernhard Loos Tankred Schipanski Norbert Maria Altenkamp Fritz Güntzler Dr. Jan-Marco Luczak Dr. Claudia Schmidtke Philipp Amthor Christian Haase Daniela Ludwig Christian Schmidt (Fürth) Artur Auernhammer Florian Hahn Karin Maag Patrick Schnieder Peter Aumer Dr. Stephan Harbarth Yvonne Magwas Nadine Schön Norbert Barthle Jürgen Hardt Dr. Thomas de Maizière Felix Schreiner Maik Beermann Matthias Hauer Gisela Manderla Dr. Klaus-Peter Schulze Manfred Behrens (Börde) Mark Hauptmann Dr. Astrid Mannes Uwe Schummer Veronika Bellmann Dr. Matthias Heider Matern von Marschall Armin Schuster (Weil am Sybille Benning Mechthild Heil Hans-Georg von der Marwitz Rhein) Dr. André Berghegger Thomas Heilmann Andreas Mattfeldt Torsten Schweiger Melanie Bernstein Frank Heinrich (Chemnitz) Stephan Mayer (Altötting) Detlef Seif Christoph Bernstiel Rudolf Henke Dr. Michael Meister Johannes Selle Peter Beyer Michael Hennrich Dr. Angela Merkel Reinhold Sendker Marc Biadacz Marc Henrichmann Jan Metzler Dr. Patrick Sensburg Steffen Bilger Ansgar Heveling Dr. h. c. Hans Michelbach Thomas Silberhorn (B) Peter Bleser Dr. Heribert Hirte Dr. Mathias Middelberg Björn Simon (D) Norbert Brackmann Alexander Hoffmann Dietrich Monstadt Tino Sorge Dr. Reinhard Brandl Karl Holmeier Karsten Möring Jens Spahn Michael Brand (Fulda) Erich Irlstorfer Marlene Mortler Katrin Staffler Silvia Breher Hans-Jürgen Irmer Elisabeth Motschmann Frank Steffel Sebastian Brehm Thomas Jarzombek Dr. Gerd Müller Dr. Wolfgang Stefinger Heike Brehmer Andreas Jung Axel Müller Albert Stegemann Ralph Brinkhaus Alois Karl Sepp Müller Andreas Steier Dr. Carsten Brodesser Anja Karliczek Carsten Müller Sebastian Steineke Gitta Connemann Torbjörn Kartes (Braunschweig) Johannes Steiniger Astrid Damerow Volker Kauder Stefan Müller (Erlangen) Peter Stein (Rostock) Alexander Dobrindt Dr. Stefan Kaufmann Petra Nicolaisen Christian Frhr. von Stetten Michael Donth Roderich Kiesewetter Michaela Noll Dieter Stier Marie-Luise Dött Michael Kießling Dr. Georg Nüßlein Gero Storjohann Hansjörg Durz Dr. Georg Kippels Wilfried Oellers Stephan Stracke Thomas Erndl Volkmar Klein Florian Oßner Max Straubinger Hermann Färber Axel Knoerig Josef Oster Karin Strenz Uwe Feiler Jens Koeppen Henning Otte Michael Stübgen Markus Koob Sylvia Pantel Dr. Hermann-Josef Tebroke Axel E. Fischer (Karlsruhe- Carsten Körber Martin Patzelt Hans-Jürgen Thies Land) Alexander Krauß Stephan Pilsinger Alexander Throm Dr. Maria Flachsbarth Gunther Krichbaum Dr. Christoph Ploß Dr. Dietlind Tiemann Thorsten Frei Dr. Günter Krings Eckhard Pols Antje Tillmann Dr. Hans-Peter Friedrich Rüdiger Kruse Thomas Rachel (Hof) Kerstin Radomski Dr. Volker Ullrich Dr. Roy Kühne Alexander Radwan Arnold Vaatz Hans-Joachim Fuchtel Dr. Dr. h. c. Karl A. Lamers Alois Rainer Oswin Veith Ingo Gädechens Andreas G. Lämmel Eckhardt Rehberg Kerstin Vieregge 7572 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

(A) Volkmar Vogel (Kleinsaara) Uli Grötsch Aydan Özoğuz SPD (C) Christoph de Vries Bettina Hagedorn Christian Petry Marco Bülow Kees de Vries Rita Hagl-Kehl Detlev Pilger Ursula Schulte Marco Wanderwitz Metin Hakverdi Sabine Poschmann Kai Wegner Sebastian Hartmann Florian Post AfD Marcus Weinberg (Hamburg) Dirk Heidenblut Achim Post (Minden) Dr. Bernd Baumann Dr. Anja Weisgerber Hubertus Heil (Peine) Florian Pronold Marc Bernhard Peter Weiß (Emmendingen) Gabriela Heinrich Dr. Andreas Bleck Sabine Weiss (Wesel I) Wolfgang Hellmich Martin Rabanus Peter Boehringer Ingo Wellenreuther Dr. Barbara Hendricks Andreas Rimkus Stephan Brandner Marian Wendt Gustav Herzog Sönke Rix Jürgen Braun Kai Whittaker Gabriele Hiller-Ohm Dennis Rohde Marcus Bühl Annette Widmann-Mauz Thomas Hitschler Dr. Martin Rosemann Matthias Büttner Bettina Margarethe Dr. Eva Högl René Röspel Tino Chrupalla Wiesmann Frank Junge Dr. Ernst Dieter Rossmann Joana Cotar Klaus-Peter Willsch Susann Rüthrich Dr. Gottfried Curio Elisabeth Winkelmeier- Thomas Jurk Bernd Rützel Becker Oliver Kaczmarek Sarah Ryglewski Thomas Ehrhorn Oliver Wittke Johannes Kahrs Axel Schäfer (Bochum) Berengar Elsner von Gronow Emmi Zeulner Dr. Nina Scheer Dr. Michael Espendiller Paul Ziemiak Ralf Kapschack Marianne Schieder Peter Felser Dr. Matthias Zimmer Gabriele Katzmarek Ulrich Kelber Dietmar Friedhoff Dr. Nils Schmid Cansel Kiziltepe Dr. SPD Uwe Schmidt Arno Klare Markus Frohnmaier Niels Annen Ulla Schmidt (Aachen) Lars Klingbeil Dr. Götz Frömming Ingrid Arndt-Brauer Dagmar Schmidt (Wetzlar) Dr. Bärbel Kofler Dr. Alexander Gauland Heike Baehrens Carsten Schneider (Erfurt) Daniela Kolbe Dr. Axel Gehrke Dr. Katarina Barley Johannes Schraps (B) Elvan Korkmaz Albrecht Glaser (D) Doris Barnett Martin Schulz Franziska Gminder Dr. Matthias Bartke Swen Schulz (Spandau) Christine Lambrecht Sören Bartol Stefan Schwartze Christian Lange (Backnang) Kay Gottschalk Bärbel Bas Andreas Schwarz Dr. Karl Lauterbach Armin-Paulus Hampel Lothar Binding (Heidelberg) Rita Schwarzelühr-Sutter Helge Lindh Mariana Iris Harder-Kühnel Leni Breymaier Rainer Spiering Burkhard Lischka Verena Hartmann Svenja Stadler Dr. Karl-Heinz Brunner Kirsten Lühmann Dr. Roland Hartwig Martina Stamm-Fibich Katrin Budde Heiko Maas Jochen Haug Sonja Amalie Steffen Martin Burkert Caren Marks Martin Hebner Mathias Stein Dr. Daniela De Ridder Katja Mast Udo Theodor Hemmelgarn Kerstin Tack Dr. Karamba Diaby Christoph Matschie Lars Herrmann Esther Dilcher Hilde Mattheis Martin Hess Dr. Wiebke Esdar Dr. Matthias Miersch Michael Thews Karsten Hilse Saskia Esken Klaus Mindrup Markus Töns Martin Hohmann Yasmin Fahimi Susanne Mittag Carsten Träger Leif-Erik Holm Dr. Johannes Fechner Falko Mohrs Marja-Liisa Völlers Dr. Fritz Felgentreu Claudia Moll Dirk Vöpel Fabian Jacobi Dr. Siemtje Möller Bernd Westphal Dr. Marc Jongen Ulrich Freese Bettina Müller Gülistan Yüksel Uwe Kamann Dagmar Freitag Detlef Müller (Chemnitz) Jens Kestner Sigmar Gabriel Michelle Müntefering Stefan Zierke Stefan Keuter Michael Gerdes Dr. Rolf Mützenich Dr. Jens Zimmermann Norbert Kleinwächter Martin Gerster Andrea Nahles Jörn König Angelika Glöckner Dietmar Nietan Nein Steffen Kotré Timon Gremmels Ulli Nissen Rüdiger Lucassen Kerstin Griese Josephine Ortleb CDU/CSU Frank Magnitz Michael Groß Mahmut Özdemir (Duisburg) Olav Gutting Dr. Lothar Maier Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7573

(A) Jens Maier Markus Herbrand Sandra Weeser Friedrich Straetmanns (C) Dr. Birgit Malsack- Torsten Herbst Nicole Westig Dr. Kirsten Tackmann Winkemann Katja Hessel Katharina Willkomm Jessica Tatti Corinna Miazga Dr. Gero Clemens Hocker Alexander Ulrich Volker Münz Manuel Höferlin DIE LINKE Kathrin Vogler Sebastian Münzenmaier Dr. Christoph Hoffmann Doris Achelwilm Harald Weinberg Christoph Neumann Reinhard Houben Gökay Akbulut Katrin Werner Jan Ralf Nolte Ulla Ihnen Simone Barrientos Hubertus Zdebel Olaf In der Beek Dr. Dietmar Bartsch Sabine Zimmermann Gerold Otten Gyde Jensen (Zwickau) Lorenz Gösta Beutin Frank Pasemann Dr. Christian Jung Matthias W. Birkwald Tobias Matthias Peterka Thomas L. Kemmerich BÜNDNIS 90/ Heidrun Bluhm Paul Viktor Podolay Karsten Klein DIE GRÜNEN Michel Brandt Jürgen Pohl Dr. Marcel Klinge Christine Buchholz Luise Amtsberg Stephan Protschka Daniela Kluckert Birke Bull-Bischoff Kerstin Andreae Martin Reichardt Pascal Kober Jörg Cezanne Lisa Badum Martin Erwin Renner Dr. Lukas Köhler Sevim Dağdelen Annalena Baerbock Roman Johannes Reusch Carina Konrad Fabio De Masi Margarete Bause Ulrike Schielke-Ziesing Wolfgang Kubicki Dr. Diether Dehm Dr. Danyal Bayaz Dr. Robby Schlund Konstantin Kuhle Anke Domscheit-Berg Canan Bayram Jörg Schneider Alexander Graf Lambsdorff Klaus Ernst Dr. Franziska Brantner Uwe Schulz Ulrich Lechte Susanne Ferschl Agnieszka Brugger Martin Sichert Christian Lindner Nicole Gohlke Dr. Anna Christmann Detlev Spangenberg Michael Georg Link Dr. André Hahn Ekin Deligöz Dr. Dirk Spaniel (Heilbronn) Heike Hänsel Katharina Dröge René Springer Oliver Luksic Matthias Höhn Harald Ebner Beatrix von Storch Till Mansmann Andrej Hunko Matthias Gastel Dr. Alice Weidel Dr. Jürgen Martens Kerstin Kassner Kai Gehring (B) Dr. Harald Weyel Christoph Meyer (D) Dr. Achim Kessler Stefan Gelbhaar Wolfgang Wiehle Alexander Müller Katja Kipping Katrin Göring-Eckardt Dr. Heiko Wildberg Roman Müller-Böhm Jan Korte Erhard Grundl Dr. Christian Wirth Frank Müller-Rosentritt Jutta Krellmann Anja Hajduk Uwe Witt Dr. Martin Neumann (Lausitz) Caren Lay Britta Haßelmann FDP Hagen Reinhold Sabine Leidig Dr. Bettina Hoffmann Ralph Lenkert Dr. Anton Hofreiter Grigorios Aggelidis Bernd Reuther Stefan Liebich Ottmar von Holtz Renata Alt Dr. Stefan Ruppert Dr. Gesine Lötzsch Dieter Janecek Christine Aschenberg- Christian Sauter Dr. Kirsten Kappert-Gonther Dugnus Frank Schäffler Thomas Lutze Uwe Kekeritz Nicole Bauer Dr. Wieland Schinnenburg Katja Keul Jens Beeck Matthias Seestern-Pauly Amira Mohamed Ali Nicola Beer Frank Sitta Niema Movassat Sven-Christian Kindler Dr. Judith Skudelny Norbert Müller (Potsdam) Maria Klein-Schmeink (Rhein-Neckar) Dr. Zaklin Nastic Sylvia Kotting-Uhl Dr. Marco Buschmann Bettina Stark-Watzinger Dr. Alexander S. Neu Oliver Krischer Karlheinz Busen Dr. Marie-Agnes Strack- Thomas Nord Stephan Kühn (Dresden) Carl-Julius Cronenberg Zimmermann Petra Pau Christian Kühn (Tübingen) Britta Katharina Dassler Benjamin Strasser Sören Pellmann Renate Künast Bijan Djir-Sarai Linda Teuteberg Victor Perli Markus Kurth Christian Dürr Michael Theurer Tobias Pflüger Monika Lazar Hartmut Ebbing Stephan Thomae Martina Renner Sven Lehmann Dr. Marcus Faber Manfred Todtenhausen Bernd Riexinger Steffi Lemke Daniel Föst Dr. Florian Toncar Eva-Maria Schreiber Dr. Tobias Lindner Otto Fricke Dr. Andrew Ullmann Dr. Petra Sitte Dr. Irene Mihalic Thomas Hacker Gerald Ullrich Helin Evrim Sommer Claudia Müller Katrin Helling-Plahr Johannes Vogel (Olpe) Kersten Steinke Beate Müller-Gemmeke 7574 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

(A) Ingrid Nestle Claudia Roth (Augsburg) Kordula Schulz-Asche Daniela Wagner (C) Dr. Konstantin von Notz Dr. Manuela Rottmann Dr. Wolfgang Strengmann- Beate Walter-Rosenheimer Corinna Rüffer Kuhn Friedrich Ostendorff Ulle Schauws Margit Stumpp Lisa Paus Dr. Markus Tressel Fraktionslos Filiz Polat Dr. Frithjof Schmidt Jürgen Trittin Tabea Rößner Stefan Schmidt Dr. Julia Verlinden Dr.

Die zweite namentliche Abstimmung war über den men. Mit Ja haben gestimmt 216, mit Nein haben ge- Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zum Einzel- stimmt 369, Enthaltungen 60. Damit ist dieser Entschlie- plan des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums für ßungsantrag abgelehnt.1) Arbeit und Soziales. Hier wurden abgegeben 645 Stim- 1) Anlage 5

Endgültiges Ergebnis Martin Hebner René Springer Thomas L. Kemmerich Abgegebene Stimmen: 644; Udo Theodor Hemmelgarn Beatrix von Storch Karsten Klein davon Lars Herrmann Dr. Harald Weyel Dr. Marcel Klinge ja: 215 Martin Hess Wolfgang Wiehle Daniela Kluckert nein: 369 Karsten Hilse Dr. Heiko Wildberg Pascal Kober enthalten: 60 Martin Hohmann Dr. Christian Wirth Dr. Lukas Köhler Leif-Erik Holm Uwe Witt Carina Konrad Wolfgang Kubicki Ja Johannes Huber Fabian Jacobi FDP Konstantin Kuhle Alexander Graf Lambsdorff AfD Dr. Marc Jongen Grigorios Aggelidis Ulrich Lechte Dr. Bernd Baumann Jens Kestner Renata Alt Christian Lindner Marc Bernhard Stefan Keuter Christine Aschenberg- Michael Georg Link Andreas Bleck Norbert Kleinwächter Dugnus (B) (Heilbronn) (D) Peter Boehringer Steffen Kotré Nicole Bauer Oliver Luksic Jürgen Braun Rüdiger Lucassen Jens Beeck Till Mansmann Marcus Bühl Frank Magnitz Nicola Beer Dr. Jürgen Martens Matthias Büttner Dr. Lothar Maier Dr. Jens Brandenburg Christoph Meyer Tino Chrupalla Jens Maier (Rhein-Neckar) Alexander Müller Joana Cotar Dr. Birgit Malsack- Dr. Marco Buschmann Roman Müller-Böhm Dr. Gottfried Curio Winkemann Karlheinz Busen Frank Müller-Rosentritt Volker Münz Carl-Julius Cronenberg Siegbert Droese Dr. Martin Neumann Sebastian Münzenmaier Britta Katharina Dassler Thomas Ehrhorn (Lausitz) Christoph Neumann Christian Dürr Berengar Elsner von Gronow Hagen Reinhold Jan Ralf Nolte Dr. Michael Espendiller Hartmut Ebbing Bernd Reuther Ulrich Oehme Peter Felser Dr. Marcus Faber Dr. Stefan Ruppert Gerold Otten Dietmar Friedhoff Daniel Föst Christian Sauter Frank Pasemann Dr. Anton Friesen Otto Fricke Frank Schäffler Markus Frohnmaier Tobias Matthias Peterka Thomas Hacker Dr. Wieland Schinnenburg Dr. Götz Frömming Paul Viktor Podolay Katrin Helling-Plahr Matthias Seestern-Pauly Dr. Alexander Gauland Jürgen Pohl Markus Herbrand Frank Sitta Dr. Axel Gehrke Stephan Protschka Torsten Herbst Judith Skudelny Albrecht Glaser Martin Reichardt Katja Hessel Dr. Hermann Otto Solms Franziska Gminder Martin Erwin Renner Dr. Gero Clemens Hocker Bettina Stark-Watzinger Wilhelm von Gottberg Roman Johannes Reusch Manuel Höferlin Dr. Marie-Agnes Strack- Kay Gottschalk Ulrike Schielke-Ziesing Dr. Christoph Hoffmann Zimmermann Armin-Paulus Hampel Dr. Robby Schlund Reinhard Houben Benjamin Strasser Mariana Iris Harder-Kühnel Jörg Schneider Ulla Ihnen Linda Teuteberg Verena Hartmann Uwe Schulz Olaf In der Beek Michael Theurer Dr. Roland Hartwig Martin Sichert Gyde Jensen Stephan Thomae Jochen Haug Detlev Spangenberg Dr. Christian Jung Manfred Todtenhausen Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7575

(A) Dr. Florian Toncar Friedrich Ostendorff Alexander Dobrindt Volker Kauder (C) Dr. Andrew Ullmann Lisa Paus Michael Donth Dr. Stefan Kaufmann Gerald Ullrich Filiz Polat Marie-Luise Dött Roderich Kiesewetter Johannes Vogel (Olpe) Tabea Rößner Hansjörg Durz Michael Kießling Sandra Weeser Claudia Roth (Augsburg) Thomas Erndl Dr. Georg Kippels Nicole Westig Dr. Manuela Rottmann Hermann Färber Volkmar Klein Katharina Willkomm Corinna Rüffer Uwe Feiler Axel Knoerig Ulle Schauws Enak Ferlemann Jens Koeppen BÜNDNIS 90/ Dr. Gerhard Schick Axel E. Fischer (Karlsruhe- Markus Koob DIE GRÜNEN Dr. Frithjof Schmidt Land) Carsten Körber Dr. Maria Flachsbarth Luise Amtsberg Stefan Schmidt Alexander Krauß Thorsten Frei Kerstin Andreae Kordula Schulz-Asche Gunther Krichbaum Dr. Hans-Peter Friedrich Lisa Badum Dr. Wolfgang Strengmann- Dr. Günter Krings (Hof) Rüdiger Kruse Annalena Baerbock Kuhn Michael Frieser Michael Kuffer Margarete Bause Margit Stumpp Hans-Joachim Fuchtel Dr. Roy Kühne Dr. Danyal Bayaz Markus Tressel Ingo Gädechens Dr. Dr. h. c. Karl A. Lamers Canan Bayram Jürgen Trittin Dr. Julia Verlinden Dr. Thomas Gebhart Andreas G. Lämmel Dr. Franziska Brantner Daniela Wagner Alois Gerig Katharina Landgraf Agnieszka Brugger Beate Walter-Rosenheimer Eberhard Gienger Ulrich Lange Dr. Anna Christmann Eckhard Gnodtke Dr. Silke Launert Ekin Deligöz Ursula Groden-Kranich Jens Lehmann Katharina Dröge Fraktionslos Hermann Gröhe Paul Lehrieder Harald Ebner Dr. Frauke Petry Klaus-Dieter Gröhler Dr. Andreas Lenz Matthias Gastel Michael Grosse-Brömer Dr. Ursula von der Leyen Kai Gehring Nein Astrid Grotelüschen Antje Lezius Stefan Gelbhaar Markus Grübel Dr. Carsten Linnemann Katrin Göring-Eckardt CDU/CSU Manfred Grund Patricia Lips Erhard Grundl Dr. Michael von Abercron (B) Oliver Grundmann Nikolas Löbel (D) Anja Hajduk Stephan Albani Monika Grütters Bernhard Loos Britta Haßelmann Norbert Maria Altenkamp Fritz Güntzler Dr. Jan-Marco Luczak Dr. Bettina Hoffmann Philipp Amthor Olav Gutting Daniela Ludwig Dr. Anton Hofreiter Artur Auernhammer Christian Haase Karin Maag Ottmar von Holtz Peter Aumer Florian Hahn Yvonne Magwas Dieter Janecek Norbert Barthle Dr. Stephan Harbarth Dr. Thomas de Maizière Dr. Kirsten Kappert-Gonther Maik Beermann Jürgen Hardt Gisela Manderla Uwe Kekeritz Manfred Behrens (Börde) Matthias Hauer Dr. Astrid Mannes Katja Keul Veronika Bellmann Mark Hauptmann Matern von Marschall Sven-Christian Kindler Sybille Benning Dr. Matthias Heider Hans-Georg von der Marwitz Maria Klein-Schmeink Dr. André Berghegger Mechthild Heil Andreas Mattfeldt Sylvia Kotting-Uhl Melanie Bernstein Thomas Heilmann Stephan Mayer (Altötting) Oliver Krischer Christoph Bernstiel Frank Heinrich (Chemnitz) Dr. Michael Meister Stephan Kühn (Dresden) Peter Beyer Rudolf Henke Dr. Angela Merkel Christian Kühn (Tübingen) Marc Biadacz Michael Hennrich Jan Metzler Renate Künast Steffen Bilger Marc Henrichmann Dr. h. c. Hans Michelbach Markus Kurth Peter Bleser Ansgar Heveling Dr. Mathias Middelberg Monika Lazar Norbert Brackmann Dr. Heribert Hirte Dietrich Monstadt Sven Lehmann Dr. Reinhard Brandl Alexander Hoffmann Karsten Möring Steffi Lemke Michael Brand (Fulda) Karl Holmeier Marlene Mortler Dr. Tobias Lindner Silvia Breher Erich Irlstorfer Elisabeth Motschmann Dr. Irene Mihalic Sebastian Brehm Hans-Jürgen Irmer Dr. Gerd Müller Claudia Müller Heike Brehmer Thomas Jarzombek Axel Müller Beate Müller-Gemmeke Ralph Brinkhaus Andreas Jung Sepp Müller Ingrid Nestle Dr. Carsten Brodesser Alois Karl Carsten Müller Dr. Konstantin von Notz Gitta Connemann Anja Karliczek (Braunschweig) Omid Nouripour Astrid Damerow Torbjörn Kartes Stefan Müller (Erlangen) 7576 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

(A) Petra Nicolaisen Christian Frhr. von Stetten Dr. Daniela De Ridder Katja Mast (C) Michaela Noll Dieter Stier Dr. Karamba Diaby Christoph Matschie Dr. Georg Nüßlein Gero Storjohann Esther Dilcher Hilde Mattheis Wilfried Oellers Stephan Stracke Dr. Wiebke Esdar Dr. Matthias Miersch Florian Oßner Max Straubinger Saskia Esken Klaus Mindrup Josef Oster Karin Strenz Yasmin Fahimi Susanne Mittag Henning Otte Michael Stübgen Dr. Johannes Fechner Falko Mohrs Sylvia Pantel Dr. Hermann-Josef Tebroke Dr. Fritz Felgentreu Claudia Moll Martin Patzelt Hans-Jürgen Thies Dr. Edgar Franke Siemtje Möller Stephan Pilsinger Alexander Throm Ulrich Freese Bettina Müller Dr. Christoph Ploß Dr. Dietlind Tiemann Dagmar Freitag Detlef Müller (Chemnitz) Eckhard Pols Antje Tillmann Sigmar Gabriel Michelle Müntefering Thomas Rachel Markus Uhl Michael Gerdes Dr. Rolf Mützenich Kerstin Radomski Dr. Volker Ullrich Martin Gerster Andrea Nahles Alexander Radwan Arnold Vaatz Angelika Glöckner Dietmar Nietan Alois Rainer Oswin Veith Timon Gremmels Ulli Nissen Eckhardt Rehberg Kerstin Vieregge Kerstin Griese Josephine Ortleb Lothar Riebsamen Volkmar Vogel (Kleinsaara) Michael Groß Mahmut Özdemir (Duisburg) Josef Rief Christoph de Vries Uli Grötsch Aydan Özoğuz Johannes Röring Kees de Vries Bettina Hagedorn Christian Petry Dr. Norbert Röttgen Marco Wanderwitz Rita Hagl-Kehl Detlev Pilger Metin Hakverdi Sabine Poschmann Stefan Rouenhoff Kai Wegner Sebastian Hartmann Florian Post Erwin Rüddel Marcus Weinberg (Hamburg) Dirk Heidenblut Achim Post (Minden) Albert Rupprecht Dr. Anja Weisgerber Stefan Sauer Hubertus Heil (Peine) Florian Pronold Peter Weiß (Emmendingen) Anita Schäfer (Saalstadt) Gabriela Heinrich Dr. Sascha Raabe Sabine Weiss (Wesel I) Dr. Wolfgang Schäuble Wolfgang Hellmich Martin Rabanus Ingo Wellenreuther Andreas Scheuer Dr. Barbara Hendricks Andreas Rimkus Marian Wendt (B) Jana Schimke Gustav Herzog Sönke Rix (D) Kai Whittaker Tankred Schipanski Gabriele Hiller-Ohm Dennis Rohde Annette Widmann-Mauz Dr. Claudia Schmidtke Thomas Hitschler Dr. Martin Rosemann Bettina Margarethe Dr. Eva Högl René Röspel Christian Schmidt (Fürth) Wiesmann Frank Junge Dr. Ernst Dieter Rossmann Patrick Schnieder Klaus-Peter Willsch Nadine Schön Josip Juratovic Susann Rüthrich Elisabeth Winkelmeier- Felix Schreiner Becker Thomas Jurk Bernd Rützel Dr. Klaus-Peter Schulze Oliver Wittke Oliver Kaczmarek Sarah Ryglewski Uwe Schummer Emmi Zeulner Johannes Kahrs Axel Schäfer (Bochum) Elisabeth Kaiser Dr. Nina Scheer Armin Schuster (Weil am Paul Ziemiak Rhein) Ralf Kapschack Marianne Schieder Dr. Matthias Zimmer Torsten Schweiger Gabriele Katzmarek Udo Schiefner Detlef Seif Ulrich Kelber Dr. Nils Schmid SPD Johannes Selle Cansel Kiziltepe Uwe Schmidt Reinhold Sendker Niels Annen Arno Klare Ulla Schmidt (Aachen) Dr. Patrick Sensburg Ingrid Arndt-Brauer Lars Klingbeil Dagmar Schmidt (Wetzlar) Thomas Silberhorn Heike Baehrens Dr. Bärbel Kofler Carsten Schneider (Erfurt) Björn Simon Dr. Katarina Barley Daniela Kolbe Johannes Schraps Tino Sorge Doris Barnett Elvan Korkmaz Ursula Schulte Jens Spahn Dr. Matthias Bartke Anette Kramme Martin Schulz Katrin Staffler Sören Bartol Christine Lambrecht Swen Schulz (Spandau) Frank Steffel Bärbel Bas Christian Lange (Backnang) Stefan Schwartze Dr. Wolfgang Stefinger Lothar Binding (Heidelberg) Dr. Karl Lauterbach Andreas Schwarz Albert Stegemann Leni Breymaier Helge Lindh Rita Schwarzelühr-Sutter Andreas Steier Dr. Karl-Heinz Brunner Burkhard Lischka Rainer Spiering Sebastian Steineke Katrin Budde Kirsten Lühmann Svenja Stadler Johannes Steiniger Marco Bülow Heiko Maas Martina Stamm-Fibich Peter Stein (Rostock) Martin Burkert Caren Marks Sonja Amalie Steffen Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 66. Sitzung. Berlin, Freitag, den 23. November 2018 7577

(A) Mathias Stein DIE LINKE Matthias Höhn Sören Pellmann (C) Kerstin Tack Doris Achelwilm Andrej Hunko Victor Perli Claudia Tausend Gökay Akbulut Kerstin Kassner Tobias Pflüger Michael Thews Dr. Achim Kessler Simone Barrientos Martina Renner Markus Töns Katja Kipping Dr. Dietmar Bartsch Bernd Riexinger Carsten Träger Lorenz Gösta Beutin Jan Korte Eva-Maria Schreiber Marja-Liisa Völlers Matthias W. Birkwald Jutta Krellmann Dirk Vöpel Dr. Petra Sitte Heidrun Bluhm Caren Lay Bernd Westphal Michel Brandt Sabine Leidig Helin Evrim Sommer Gülistan Yüksel Christine Buchholz Ralph Lenkert Kersten Steinke Dagmar Ziegler Birke Bull-Bischoff Stefan Liebich Friedrich Straetmanns Stefan Zierke Jörg Cezanne Dr. Gesine Lötzsch Dr. Kirsten Tackmann Dr. Jens Zimmermann Thomas Lutze Sevim Dağdelen Jessica Tatti Fabio De Masi Pascal Meiser FDP Alexander Ulrich Dr. Diether Dehm Amira Mohamed Ali Kathrin Vogler Bijan Djir-Sarai Anke Domscheit-Berg Niema Movassat Klaus Ernst Norbert Müller (Potsdam) Harald Weinberg Enthalten Susanne Ferschl Zaklin Nastic Katrin Werner Nicole Gohlke Dr. Alexander S. Neu Hubertus Zdebel AfD Dr. André Hahn Thomas Nord Sabine Zimmermann Stephan Brandner Heike Hänsel Petra Pau (Zwickau)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind am Schluss Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein unserer heutigen Tagesordnung. schönes Wochenende. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes- tages auf Mittwoch, den 28. November 2018, 13 Uhr, ein. (Schluss: 13.03 Uhr)

(B) (D)

Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018 7579

(A) Anlagen zum Stenografischen Bericht (C)

Anlage 1 Entschuldigte Abgeordnete

Abgeordnete(r) Abgeordnete(r)

Bahr, Ulrike SPD Pfeiffer, Dr. Joachim CDU/CSU

Brandenburg (Südpfalz), Mario FDP Ramsauer, Dr. Peter CDU/CSU

Bystron, Petr AfD Remmers, Ingrid DIE LINKE

Dittmar, Sabine SPD Roth (Heringen), Michael SPD

Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN DIE GRÜNEN

Freihold, Brigitte DIE LINKE Schüle, Dr. Manja SPD

Gysi, Dr. Gregor DIE LINKE Schulz, Jimmy FDP

Held, Marcus SPD Seitz, Thomas AfD

Helfrich, Mark CDU/CSU Tauber, Dr. Peter CDU/CSU

Heßenkemper, Dr. Heiko AfD Vogt, Ute SPD (B) (D) Höchst, Nicole AfD Wadephul, Dr. Johann David CDU/CSU

Hollnagel, Dr. Bruno AfD Wagenknecht, Dr. Sahra DIE LINKE

Jelpke, Ulla DIE LINKE Wagner, Andreas DIE LINKE

Jung, Ingmar CDU/CSU Weber, Gabi SPD

Kemmer, Ronja CDU/CSU Weiler, Dr. h. c. (NUACA) Albert (CDU/CSU

Komning, Enrico AfD Wiese, Dirk SPD

Kulitz, Alexander FDP Zimmermann, Pia DIE LINKE

Lange, Ulrich CDU/CSU Anlage 2 Leutert, Michael DIE LINKE Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Jan Korte (DIE LINKE) zu der Lindholz, Andrea CDU/CSU Abstimmung über den Änderungsantrag der Frak- tion der FDP zum Einzelplan 60 Lühmann, Kirsten SPD Allgemeine Finanzverwaltung (Tagesordnungspunkt I.20) Mieruch, Mario fraktionslos Bei der Abstimmung über den Änderungsantrag der Möhring, Cornelia DIE LINKE Fraktion der FDP auf Drucksache 19/5900 ist es unse- rerseits zu einem fehlerhaften Abstimmungsverhalten Mrosek, Andreas AfD gekommen. Namens meiner Fraktion erkläre ich: Das Votum der Müller, Hansjörg AfD Fraktion Die Linke lautet Ablehnung. 7580 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018

(A) Anlage 3 Friedenssicherung und friedliche Kooperation werben. (C) Diese Ziele sehe ich mit dem Verteidigungshaushalt nicht Erklärungen nach § 31 GO abgebildet. zu der namentlichen Abstimmung über den von Die Erhöhung ist auch technisch nicht zu rechtferti- der Bundesregierung eingebrachten Entwurf gen. Die Haushaltszahlen des abgelaufenen Jahres bele- eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- gen, dass das Ministerium gar nicht in der Lage ist, die deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2019 vom Bundestag bereitgestellten Gelder sinnvoll auszuge- (Haushaltsgesetz 2019) ben. Stattdessen wird der Etat umgeschichtet und vom (Tagesordnungspunkt II) Bundesfinanzminister eine Sonderfrist für die Ausgaben eingeholt. Das zusätzliche Geld, welches der Bundes- Sigmar Gabriel (SPD): Ich sehe trotz der generellen tag bereitstellen soll, soll für höhere Rüstungsprojekte Zustimmung zum Haushaltsgesetz 2019, dass das Ge- ausgegeben werden, nicht in die bessere Ausstattung der setz wesentliche Aspekte der Koalitionsvereinbarung, Bundeswehr. Angebracht wäre eine solche bessere Aus- insbesondere die Regelung zur Verwendung zusätzlicher stattung der Truppe angesichts ständiger Berichte über Haushaltspielräume in den Bereichen Verteidigung und mangelhafte Ausrüstung, Geräte, Fahr- und Flugzeuge ODA-anrechnungsfähige Mittel im Verhältnis 1 : 1, nicht etc. Es ist offensichtlich, dass das Management der Haus- erfüllt. haltsmittel durch das Bundesverteidigungsministerium unzureichend ist. Dieses Haus braucht meiner Meinung Wegen der besonderen Bedeutung dieses Aspekts nach nicht mehr Geld, sondern politische Steuerung. Die- möchte ich deshalb auf folgende Punkte hinweisen: se erfolgt derzeit nicht. Erstens. Die Koalitionsvereinbarung beschreibt un- Trotz dieser schwerwiegenden Argumente gegen den missverständlich, dass die 1 : 1-Regelung nicht in der Einzelplan 14 – Verteidigung – werde ich dem Gesamt- Finanzplanung für den Zeitraum 2018 bis 2022 umzuset- haushalt zustimmen. Es wäre nicht zu rechtfertigen, die zen ist, sondern: „Im Rahmen der jährlichen Haushalts- durch den Bundestag bereitgestellten zusätzlichen Inves- aufstellung ab 2018 bis 2021 …“ (KV 2018, Z 6833). titionsmittel in den Bereichen Soziales, Familie, Jugend, Gesundheit oder Entwicklungshilfe zu verweigern. Diese Zweitens. Der Haushalt 2019 sieht einen nominalen Investitionen sind dringend notwendig, zum Beispiel für Zuwachs des Verteidigungsetats um 6,2 Milliarden Euro den sozialen Wohnungsbau, für die Erhöhung des Kin- vor, während die ODA-anrechnungsfähigen Ressorts ku- dergeldes, Teilhabe am Arbeitsmarkt oder die vielen vom muliert 0,95 Milliarden Euro erhalten. Es ist dabei un- Bund (ko)finanzierten Projekte in der Jugend- und De- klar, inwieweit die erteilten Verpflichtungsermächtigun- gen nicht Ausdruck zusätzlich verfügbarer Mittel sind, mokratiearbeit. (B) die im Sinne des Koalitionsvertrages im Verhältnis 1 : 1 (D) prioritär für ODA-anrechnungsfähige Mittel und Vertei- digung zu verwenden wären. Anlage 4 Damit schreibt das Haushaltsgesetz die Tendenz in Erklärung nach § 31 GO Deutschland fort, internationale Sicherheit sei maßgeb- des Abgeordneten Olav Gutting (CDU/CSU) zu lich Aufgabe des Verteidigungsressorts. Die Koalitions- der namentlichen Abstimmung (dritte Beratung) vereinbarung aber wollte ausdrücklich eine Neubewer- über den von der Bundesregierung eingebrachten tung im Sinne einer umfassenden Sicherheit. Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2019 Hilde Mattheis (SPD): Rund 4,7 Milliarden Euro (Haushaltsgesetz 2019) mehr will die Bundesregierung im Haushalt 2019 für (Tagesordnungspunkt II) Rüstung ausgeben. Insgesamt beläuft sich der Verteidi- gungsetat damit auf 43,2 Milliarden Euro und ist somit Ich habe versehentlich mit Nein gestimmt, mein Vo- der zweitgrößte Posten im Haushalt des kommenden Jah- tum lautet Ja. res und macht rund ein Achtel des Gesamthaushalts aus. Diese Steigerung ist deutlich zu hoch und erfolgt zudem aus den falschen Gründen. Anlage 5 Diese Erhöhung findet im Kontext einer anhaltenden Erklärung nach § 31 GO Debatte über die Höhe der Verteidigungsausgaben inner- des Abgeordneten Bijan Djir-Sarai (FDP) zu halb der NATO und durch die aggressive Rhetorik des der namentlichen Abstimmung über den von US-amerikanischen Präsidenten, der die europäischen der FDP eingebrachten Entschließungsantrag Partner zur starken Erhöhung des Verteidigungsbudgets zu der dritten Beratung des Gesetzentwurfs der auf zwei Prozent des Haushalts auffordert, statt. Die Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes über Bundesverteidigungsministerin hatte im Sommer 2018 die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für bekräftigt, dass die Bundesrepublik voll und ganz hinter das Haushaltsjahr 2019 (Haushaltsgesetz 2019), dem Zweiprozentziel stehe. Ich lehne dieses Ziel strikt hier: Einzelplan 11 (Geschäftsbereich des Bun- ab. Die Bundesrepublik benötigt keine derartig hochge- desministeriums für Arbeit und Soziales) rüstete Armee. Dieses Wettrüsten ist generell politisch (Tagesordnungspunkt II) nicht zu rechtfertigen, da es die sicherheitspolitischen Spannungen erhöht, nicht abmildert. Aus unserer Ge- Ich habe versehentlich mit Nein gestimmt, mein Vo- schichte heraus müssten wir für eine Demilitarisierung, tum lautet Ja. Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018 Deutscher Bundestag – 19 Wahlperiode – 66 Sitzung Berlin, Freitag, den 23 November 2018 7581

(A) Anlage 6 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben (C) mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie Beratung abgesehen hat. gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 19/4344 Nr. A.29 – Unterrichtung durch die Bundesregierung KOM(2018)600 endg. Drucksache 19/4344 Nr. A.30 Bericht der Bundesregierung über die Wirkungen EP P8_TA-PROV(2018)0290 des Gesetzes zur Verkürzung des Restschuldbefrei- Drucksache 19/4344 Nr. A.31 ungsverfahrens und zur Stärkung der Gläubiger- EP P8_TA-PROV(2018)0291 rechte Drucksache 19/4344 Nr. A.32 Ratsdokument 11015/18 Drucksachen 19/4000, 19/4325 Nr. 1.16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenab- – Unterrichtung durch die Bundesregierung schätzung Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Drucksache 19/2233 Nr. A.32 Ziele des Bologna-Prozesses 2015 bis 2018 EP P8_TA-PROV(2018)0190 Drucksache 19/3112 Nr. A.58 Drucksache 19/1445 Ratsdokument 9574/18

(B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333