Die Seidenstraßen
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Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie Die Seidenstraßen © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. Schülerheft So macht man uigurisches Fladenbrot (Nang) Einleitung Straßen der Begegnung Berlin DEUTSCHLAND Peking CHINA 500 km (entlang 40° N) Über Jahrhunderte verbanden Karawanen- straßen das Abendland mit dem Orient, die unter dem Begriff Seidenstraße zusammen- gefasst wurden. Die Bezeichnung geht auf den deutschen Geographen, Kartographen und Forschungsreisenden Ferdinand Frei- herr von Richthofen (1833–1905) zurück. Zwischen 1868 und 1872 bereiste er ei- nen Großteil der chinesischen Provinzen, erforschte das Land und gab der trans- kontinentalen Verkehrsverbindung vom Mittelmeer bis ins ferne China den Namen Seidenstraße. Im Grunde ist dies eine sehr phien, Religionen und wissenschaftliche treffende, besonders eingängige Bezeich- Ideen oder sogar Kleidermoden wanderten nung. Allerdings ist sie etwas ungenau. hier von Ost nach West und umgekehrt. Denn erstens war die chinesische Seide Zweitens aber gibt es die eine Seidenstraße zwar schon in der Antike ein sicherlich gar nicht. Es handelt sich bei dieser Verbin- bedeutendes Handelsgut, das in Europa auf dung vielmehr um ein Netzwerk aus vielen dankbare (und wohlhabende) Abnehmer Handelswegen. Daher verwenden Forscher traf. Doch auch andere Waren wurden heute lieber den Plural und sprechen von zwischen Ost und West hin- und hertrans- den Seidenstraßen. Auch Seerouten gehör- portiert. Neben der Seide erreichten bei- ten dazu. Unzählige Schiffe waren auf den spielsweise auch Pelze, Porzellan, Jade oder Meeren unterwegs. Gewürze die Hafenstädte am östlichen Mittelmeer, von wo sie nach ganz Europa So weit Europa und China auch voneinan- verschickt wurden. Im Gegenzug brachten der entfernt liegen, so unterschiedlich die andere Händler etwa Gold und Glas von jeweiligen Kulturen auch wirken mögen, unserem Kontinent in die wechselnden in vielen Teilen haben die beiden Welt- Hauptstädte Chinas. Der Austausch zwi- gegenden eine gemeinsame Geschichte. Im- schen den Welten blieb aber bei Weitem mer gab es zwischen ihnen Begegnungen, nicht auf den Handel mit Alltags- oder stets gab es Austausch – auch und vor allem Luxusgütern beschränkt. Auch Philoso- dank der Seidenstraßen. © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 01 Marktszene im alten China 02 © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 03 Landrouten der Seidenstraße Grenzen Internationale Grenze Orte Stadt Keramik Manufaktur Gewässer Fluss See Kaiserkanal Istanbul Meer Höhe (in Meter) über 5000 3000 – 5000 1500 – 3000 1000 – 1500 500 – 1000 200 – 500 0 – 200 Depression Buchara Landrouten Samarkand 04 ‚ Xi an Dunhuang © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 0055 Völker heute 01 Chinesen, Usbeken und Tadschiken Abb. 1-5: Han. Abb. 6-8: Uiguren. 06 Abb. 9: Usbeken. Abb. 10: Tadschikinnen. Abb. 11: Tibeterin. Abb. 12: Kasachen. © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 07 Die Wüsten Chinas 02 Das äolische Relief Der Norden Chinas gehört zum altweltlichen dort Sand und Staub (Sedimente) auf und Trockengürtel, der sich von der Atlantik- transportiert sie soweit seine Kraft reicht. küste Nordafrikas bis zum Ostchinesischen Ablagerungsgebiete: Die schweren groben Meer erstreckt. Doch die Wüsten in Afrika Sandkörner fallen als erstes zu Boden und liegen in den Tropen und Subtropen wäh- bilden Dünen. Grober Staub lagert sich rend die Wüsten Chinas in der gemäßigten an den Luvhängen der Gebirge ab. Feiner Klimazone liegen. Das bedeutet, dass es in Staub wird über die Gebirge hinweg geweht den chinesischen Wüsten im Winter kalt und geht auf die Steppen nieder, wo sie an wird und die Dünen sogar gefrieren kön- Sträuchern und Gräsern hängenbleiben. nen. Es gibt 712.900 km2 Sandwüsten und Steppengräser wirken als Staubfallen. Der 569. 500 km2 Schotterwüsten. Das ent- Staub wird durch sie in den Oberboden in- spricht zusammengenommen der 3,6-fa- tegriert und bildet den fruchtbaren Löss- chen Fläche Deutschlands. boden. Die leichtesten Staubpartikel trägt Abb. 1: Ausblasungsgebiet. Abb. 2: Lössstaub in 10 km Höhe. Die Entstehung von Chinas Wüsten ist eng der Wind bis auf 10 km Höhe. Dort geraten mit der Herausbildung des Lössplateaus sie in den Jetstream, einen starken Höhen- verbunden. Beide Landschaften sind Pro- wind, der sie bis über den Pazifik mitnimmt, dukte desselben äolischen Formungsprozes- wo sie auf den Boden des Ozeans absinken. ses. Ausblasungsgebiet: Ursprungsgebiete Das nennt man Nassdeposition. Während von Wüstensanden und Löss sind alte, aus- des Windtransports werden die Sedimente getrocknete Seen und Schwemmfächer also nach Gewicht sortiert: Die leichtesten von Flüssen. Starker Wind wirbelt von fliegen am weitesten. Abb. 3: Sandwüste Badain Jaran. Sandwüste (Chinesisch: Shamo) Mit ca. 300.000 km2 Ausdehnung ist die Taklamakan die größte Sandwüste Chinas. Sie füllt das Tarim-Becken zwischen den Ge- birgen Kunlun (max. 7723 m ü. M.) im Süden und Tian Shan (max. 7439 m ü. M.) im Nor- den. Von den Hochgebirgsgletschern strömt Schmelzwasser in das Becken, das Verwit- terungsschutt, Kies und Sand auf weiten Schwemmfächern ablagert. Diese Abflüsse sind die wichtigsten Wasserlieferanten, denn im Zentrum des Beckens fallen im Jahr nicht einmal 50 mm Niederschlag. Men- schen können nur in den Flussoasen und Quellgebieten am Gebirgsfuß leben, wo sie Feldbau betreiben. Von dort steigen sie mit ihren Viehherden zu den Hochweiden 08 zwischen Wald- und Schneegrenze sowie zu Tarim-Fluss an der gegenüberliegenden Jagdgründen, Erz- und Minerallagerstätten Nordseite des Beckens am Fuß des Tian Shan in den Gebirgen auf. Aber seit dem Ende der erreichten. Sie versorgten große Städte letzten Eiszeit nehmen die Gletscher ab und und Felder in der zentralen Taklamakan. bilden sich nicht nach, weil auch die jährli- Vor ca. 1500 Jahren wurden die meisten von chen Niederschlagsmengen gesunken sind. ihnen aufgegeben, weil Sanddünen sie zu- Noch vor 3000 Jahren waren die Schmelz- deckten. Heute versickern die Flüsse schon wasserflüsse, die aus dem Kunlun-Gebirge im Gebirgsvorland und die Siedlungen sind in das Becken flossen, so stark, dass sie den dicht an die Gebirge herangerückt. Schotterwüste (Chinesisch: Gobi) Vor allem westlich und nördlich des Gelben Flusses liegen weite Ebenen, deren Ober- fläche mit Geröll und Schotter bedeckt sind. Diese Gesteine entstehen durch Verwitte- rung in den nahen Gebirgen und werden von Schmelz- und Regenwasser auf die Flächen transportiert. Wenn Stürme über sie hinweg- fegen schleifen sie das Gestein mit dem Sand, den sie mitführen. Sie verpassen ihnen einen gut erkennbaren Windschliff (Korrasion). Mit dem Begriff Gobi wird von manchen Au- toren aber auch die gesamte Großlandschaft bezeichnet, die alle Trockengebiete in der Republik Mongolei, im mongolischen Teil Chinas und im nördlichen Xinjiang umfasst. Abb. 4: Schotterwüste. Desertifikation Mit diesem Begriff bezeichnet man den Pappeln versucht man, die Felder zu schüt- Abb. 5: Dünenfixierung Wandel einer fruchtbaren Landschaft in zen. Zur Fixierung von Sanddünen werden mit Strohgeflechten. eine Wüste, verursacht durch Klimaände- Gitter aus Strohgeflechten aufgelegt. rungen und menschliche Aktivitäten. In Nordchina werden Steppengebiete in Felder zum Nutzpflanzenanbau umgewandelt und tragen im Winter und Frühling, also wäh- rend der Zeit der stärksten Stürme, keine Vegetationsdecke mehr. Weil der Wind in dieser Zeit des Jahres von Nordwest nach Südost weht, bläst er Sand und Lössstaub nicht nur aus den Wüsten, sondern auch von den kahlen Feldern in die großen Städte. Ein einziger Staubsturm lud am 18. April 2006 etwa 300.000 t Staub über Peking ab. Jedes Frühjahr legen Staubstürme den Verkehr lahm, gefährden Leben und Ge- sundheit von Mensch und Tier und verur- sachen enorme ökonomische Verluste. Mit Windschutzstreifen aus schnellwüchsigen © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 09 Leben und Sterben in der Wüste 03 Mumien: Konserviert durch Trockenheit Menschen zu betrachten, die vor Tausen- gebreitet, geschmückte Rinderschädel la- den von Jahren lebten, ist normalerweise gen auf dem Bauch einiger Personen und nicht möglich, weil nach dem Tod alles wei- auf den Gesichtern fanden Wissenschaftler che Gewebe unserer Körper verwest und Quark aus Kuhmilch. zum Schluss auch das Skelett zerfällt. Im al- ten Ägypten wurden verschiedene Verfah- Bekleidet waren sie alle, ob Mann oder ren angewandt, um die Körper der Pharao- Frau, mit Filzmützen, breiten Wollgürteln, nen vor Fäulnis zu bewahren und sie für ein von denen Wollschnüre herabhingen und Leben nach dem Tode haltbar zu machen. Abb. 1: Mumie eines In den Wüsten Chinas konserviert das ex- Kleinkindes aus Xiaohe, trem trockene (aride) Klima ohne Zutun des Westchina. Menschen die Körper der Verstorbenen. Körperfeuchtigkeit verdunstet so schnell, dass Mikroorganismen sich im Boden nicht entwickeln und die Körper im Grab zerset- zen können. Nicht alle, aber viele Bestattete sind in Xinjiang so gut erhalten, dass wir das Aussehen und die Lebensverhältnisse von Armen und Reichen, Frauen und Män- nern, Alten und Kindern erkennen können. Die ältesten bekannten Mumien in Xinjiang halbhohen Lederstiefeln. Mit all ihrem stammen aus der Wüste Taklamakan und Schmuck aus Wollbändern, Federn, Tieroh- sind etwa 4000 Jahre alt. In einer großen ren und Holz waren sie in große Wolldecken