Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie Die Seidenstraßen

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. Schülerheft So macht man uigurisches Fladenbrot (Nang) Einleitung Straßen der Begegnung

Berlin DEUTSCHLAND

Peking

CHINA

500 km (entlang 40° N)

Über Jahrhunderte verbanden Karawanen- straßen das Abendland mit dem Orient, die unter dem Begriff Seidenstraße zusammen- gefasst wurden. Die Bezeichnung geht auf den deutschen Geographen, Kartographen und Forschungsreisenden Ferdinand Frei- herr von Richthofen (1833–1905) zurück. Zwischen 1868 und 1872 bereiste er ei- nen Großteil der chinesischen Provinzen, erforschte das Land und gab der trans- kontinentalen Verkehrsverbindung vom Mittelmeer bis ins ferne den Namen Seidenstraße. Im Grunde ist dies eine sehr phien, Religionen und wissenschaftliche treffende, besonders eingängige Bezeich- Ideen oder sogar Kleidermoden wanderten nung. Allerdings ist sie etwas ungenau. hier von Ost nach West und umgekehrt.

Denn erstens war die chinesische Seide Zweitens aber gibt es die eine Seidenstraße zwar schon in der Antike ein sicherlich gar nicht. Es handelt sich bei dieser Verbin- bedeutendes Handelsgut, das in Europa auf dung vielmehr um ein Netzwerk aus vielen dankbare (und wohlhabende) Abnehmer Handelswegen. Daher verwenden Forscher traf. Doch auch andere Waren wurden heute lieber den Plural und sprechen von zwischen Ost und West hin- und hertrans- den Seidenstraßen. Auch Seerouten gehör- portiert. Neben der Seide erreichten bei- ten dazu. Unzählige Schiffe waren auf den spielsweise auch Pelze, Porzellan, Jade oder Meeren unterwegs. Gewürze die Hafenstädte am östlichen Mittelmeer, von wo sie nach ganz Europa So weit Europa und China auch voneinan- verschickt wurden. Im Gegenzug brachten der entfernt liegen, so unterschiedlich die andere Händler etwa Gold und Glas von jeweiligen Kulturen auch wirken mögen, unserem Kontinent in die wechselnden in vielen Teilen haben die beiden Welt- Hauptstädte Chinas. Der Austausch zwi- gegenden eine gemeinsame Geschichte. Im- schen den Welten blieb aber bei Weitem mer gab es zwischen ihnen Begegnungen, nicht auf den Handel mit Alltags- oder stets gab es Austausch – auch und vor allem Luxusgütern beschränkt. Auch Philoso- dank der Seidenstraßen.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 01 Marktszene im alten China

02 © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 03 Landrouten der Seidenstraße

Grenzen Internationale Grenze Orte Stadt Keramik Manufaktur Gewässer Fluss See Kaiserkanal Istanbul Meer Höhe (in Meter) über 5000 3000 – 5000 1500 – 3000 1000 – 1500 500 – 1000 200 – 500 0 – 200 Depression Buchara Landrouten Samarkand

04 ‚ Xi an

Dunhuang

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 0055 Völker heute 01 Chinesen, Usbeken und Tadschiken

Abb. 1-5: Han.

Abb. 6-8: Uiguren.

06 Abb. 9: Usbeken.

Abb. 10: Tadschikinnen.

Abb. 11: Tibeterin.

Abb. 12: Kasachen.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 07 Die Wüsten Chinas 02 Das äolische Relief Der Norden Chinas gehört zum altweltlichen dort Sand und Staub (Sedimente) auf und Trockengürtel, der sich von der Atlantik- transportiert sie soweit seine Kraft reicht. küste Nordafrikas bis zum Ostchinesischen Ablagerungsgebiete: Die schweren groben Meer erstreckt. Doch die Wüsten in Afrika Sandkörner fallen als erstes zu Boden und liegen in den Tropen und Subtropen wäh- bilden Dünen. Grober Staub lagert sich rend die Wüsten Chinas in der gemäßigten an den Luvhängen der Gebirge ab. Feiner Klimazone liegen. Das bedeutet, dass es in Staub wird über die Gebirge hinweg geweht den chinesischen Wüsten im Winter kalt und geht auf die Steppen nieder, wo sie an wird und die Dünen sogar gefrieren kön- Sträuchern und Gräsern hängenbleiben. nen. Es gibt 712.900 km2 Sandwüsten und Steppengräser wirken als Staubfallen. Der 569. 500 km2 Schotterwüsten. Das ent- Staub wird durch sie in den Oberboden in- spricht zusammengenommen der 3,6-fa- tegriert und bildet den fruchtbaren Löss- chen Fläche Deutschlands. boden. Die leichtesten Staubpartikel trägt

Abb. 1: Ausblasungsgebiet.

Abb. 2: Lössstaub in 10 km Höhe.

Die Entstehung von Chinas Wüsten ist eng der Wind bis auf 10 km Höhe. Dort geraten mit der Herausbildung des Lössplateaus sie in den Jetstream, einen starken Höhen- verbunden. Beide Landschaften sind Pro- wind, der sie bis über den Pazifik mitnimmt, dukte desselben äolischen Formungsprozes- wo sie auf den Boden des Ozeans absinken. ses. Ausblasungsgebiet: Ursprungsgebiete Das nennt man Nassdeposition. Während von Wüstensanden und Löss sind alte, aus- des Windtransports werden die Sedimente getrocknete Seen und Schwemmfächer also nach Gewicht sortiert: Die leichtesten von Flüssen. Starker Wind wirbelt von fliegen am weitesten.

Abb. 3: Sandwüste Badain Jaran. Sandwüste (Chinesisch: Shamo)

Mit ca. 300.000 km2 Ausdehnung ist die Taklamakan die größte Sandwüste Chinas. Sie füllt das Tarim-Becken zwischen den Ge- birgen Kunlun (max. 7723 m ü. M.) im Süden und Tian Shan (max. 7439 m ü. M.) im Nor- den. Von den Hochgebirgsgletschern strömt Schmelzwasser in das Becken, das Verwit- terungsschutt, Kies und Sand auf weiten Schwemmfächern ablagert. Diese Abflüsse sind die wichtigsten Wasserlieferanten, denn im Zentrum des Beckens fallen im Jahr nicht einmal 50 mm Niederschlag. Men- schen können nur in den Flussoasen und Quellgebieten am Gebirgsfuß leben, wo sie Feldbau betreiben. Von dort steigen sie mit ihren Viehherden zu den Hochweiden

08 zwischen Wald- und Schneegrenze sowie zu Tarim-Fluss an der gegenüberliegenden Jagdgründen, Erz- und Minerallagerstätten Nordseite des Beckens am Fuß des Tian Shan in den Gebirgen auf. Aber seit dem Ende der erreichten. Sie versorgten große Städte letzten Eiszeit nehmen die Gletscher ab und und Felder in der zentralen Taklamakan. bilden sich nicht nach, weil auch die jährli- Vor ca. 1500 Jahren wurden die meisten von chen Niederschlagsmengen gesunken sind. ihnen aufgegeben, weil Sanddünen sie zu- Noch vor 3000 Jahren waren die Schmelz- deckten. Heute versickern die Flüsse schon wasserflüsse, die aus dem Kunlun-Gebirge im Gebirgsvorland und die Siedlungen sind in das Becken flossen, so stark, dass sie den dicht an die Gebirge herangerückt.

Schotterwüste (Chinesisch: Gobi)

Vor allem westlich und nördlich des Gelben Flusses liegen weite Ebenen, deren Ober- fläche mit Geröll und Schotter bedeckt sind. Diese Gesteine entstehen durch Verwitte- rung in den nahen Gebirgen und werden von Schmelz- und Regenwasser auf die Flächen transportiert. Wenn Stürme über sie hinweg- fegen schleifen sie das Gestein mit dem Sand, den sie mitführen. Sie verpassen ihnen einen gut erkennbaren Windschliff (Korrasion). Mit dem Begriff Gobi wird von manchen Au- toren aber auch die gesamte Großlandschaft bezeichnet, die alle Trockengebiete in der Republik Mongolei, im mongolischen Teil Chinas und im nördlichen umfasst.

Abb. 4: Schotterwüste. Desertifikation

Mit diesem Begriff bezeichnet man den Pappeln versucht man, die Felder zu schüt- Abb. 5: Dünenfixierung Wandel einer fruchtbaren Landschaft in zen. Zur Fixierung von Sanddünen werden mit Strohgeflechten. eine Wüste, verursacht durch Klimaände- Gitter aus Strohgeflechten aufgelegt. rungen und menschliche Aktivitäten. In Nordchina werden Steppengebiete in Felder zum Nutzpflanzenanbau umgewandelt und tragen im Winter und Frühling, also wäh- rend der Zeit der stärksten Stürme, keine Vegetationsdecke mehr. Weil der Wind in dieser Zeit des Jahres von Nordwest nach Südost weht, bläst er Sand und Lössstaub nicht nur aus den Wüsten, sondern auch von den kahlen Feldern in die großen Städte. Ein einziger Staubsturm lud am 18. April 2006 etwa 300.000 t Staub über Peking ab. Jedes Frühjahr legen Staubstürme den Verkehr lahm, gefährden Leben und Ge- sundheit von Mensch und Tier und verur- sachen enorme ökonomische Verluste. Mit Windschutzstreifen aus schnellwüchsigen

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 09 Leben und Sterben in der Wüste 03 Mumien: Konserviert durch Trockenheit Menschen zu betrachten, die vor Tausen- gebreitet, geschmückte Rinderschädel la- den von Jahren lebten, ist normalerweise gen auf dem Bauch einiger Personen und nicht möglich, weil nach dem Tod alles wei- auf den Gesichtern fanden Wissenschaftler che Gewebe unserer Körper verwest und Quark aus Kuhmilch. zum Schluss auch das Skelett zerfällt. Im al- ten Ägypten wurden verschiedene Verfah- Bekleidet waren sie alle, ob Mann oder ren angewandt, um die Körper der Pharao- Frau, mit Filzmützen, breiten Wollgürteln, nen vor Fäulnis zu bewahren und sie für ein von denen Wollschnüre herabhingen und Leben nach dem Tode haltbar zu machen.

Abb. 1: Mumie eines In den Wüsten Chinas konserviert das ex- Kleinkindes aus Xiaohe, trem trockene (aride) Klima ohne Zutun des Westchina. Menschen die Körper der Verstorbenen. Körperfeuchtigkeit verdunstet so schnell, dass Mikroorganismen sich im Boden nicht entwickeln und die Körper im Grab zerset- zen können. Nicht alle, aber viele Bestattete sind in Xinjiang so gut erhalten, dass wir das Aussehen und die Lebensverhältnisse von Armen und Reichen, Frauen und Män- nern, Alten und Kindern erkennen können.

Die ältesten bekannten Mumien in Xinjiang halbhohen Lederstiefeln. Mit all ihrem stammen aus der Wüste Taklamakan und Schmuck aus Wollbändern, Federn, Tieroh- sind etwa 4000 Jahre alt. In einer großen ren und Holz waren sie in große Wolldecken Abb. 2: Der Friedhof Sanddüne hatte man in 330 Gräbern Ver- gewickelt. Sie hatten kleine Flechtkörbe Xiaohe mit Palisadenzaun und Bootssärgen aus Holz. storbene in Bootssärgen bestattet und an oder Lederbeutel mit Hirse und Weizen bei den Kopfenden rot und schwarz bemalte sich. Erstaunlich waren die großen Mengen Abb. 3: Mumie einer Holzpfosten aufgestellt, die weithin sicht- Ephedra-Zweige unter und auf ihren Kör- Frau aus Xiaohe mit bar waren. Rinder spielten in ihrem Leben pern. Offenbar kannten sie die Wirkung des weißer Filzmütze, roten Wollschnüren offenbar eine besondere Rolle, denn über Ephedrins zur Linderung von Husten und und Wieselfell. die Holzsärge waren frische Rinderhäute zur Leistungssteigerung.

10 Wollhosen und Lederstiefel

Die Turfan-Senke ist eine der trockens- Abb. 4: Krieger aus ten Gegenden der Welt. Trotzdem wurde Yanghai, Turfan, Westchina. Wie schick sie vor etwa 3300 Jahren die Heimat einer seine Hosen sind und wie Gemeinschaft von Weizenbauern, Schaf- sie gemacht wurden, könnt und Pferdehirten und vielen geschickten ihr auf den Seiten 22-23 sehen. Handwerkern. Ihre Wohnorte haben Ar- chäologen bis heute nicht gefunden. Aber in einem großen Friedhof am Fuß der Berge sind hunderte Bestattungen entdeckt wor- den. Dieser Mann hält noch immer in sei- ner rechten Hand die Reitpeitsche, in seiner linken Hand die Streitaxt und trägt wie alle Bogenschützen einen ledernen Armschutz. Pferdezaumzeug lag neben ihm. Offen- sichtlich war er ein Soldat oder Polizist zu Pferde. Der Mann trägt eine Hose, mit der die Entwicklung der Hosenmode auf den Seidenstraßen begann.

Mann mit Stelzbein

Die älteste bekannte funktionale Beinpro- these wurde im Grab eines Mannes neben seinem verkrüppelten Bein gefunden. Sie ist 2200–2300 Jahre alt. Als Folge einer Tuberkuloseinfektion war sein linkes Knie- gelenk verknöchert und gebeugt versteift. Er konnte es nicht mehr strecken und we- der darauf stehen noch laufen. Statt mit Krücken bewegte der Mann sich mit einem äußerlich angepassten Stelzbein. Dadurch behielt er die Hände frei. Die einfache aber stabile Konstruktion ähnelt auffallend den Prothesen, die im 19. und 20. Jahrhundert in Amerika und Europa für Kriegsinvaliden produziert wurden.

Abb. 5: Hölzernes Stelzbein aus Shengjindian, Turfan, Westchina.

Abb. 6: Rekonstruktion.

Der flache obere Teil wurde mit Lederrie- Huf eines Pferdes oder eines Esels schützte men an den Oberschenkel gebunden. Auf vor dem Einsinken in weichen Boden. Tiefe Höhe des Knies ging er direkt in die Stelze Kerben an den Durchzügen der Lederbän- über. Ihr unteres Ende steckte in einem Zie- der und Abrieb an der Kontaktfläche mit gen- oder Schafshorn, damit es sich nicht so dem Knie und Oberschenkel zeugen von schnell abnutzte. Ein darüber gezogener langem Gebrauch.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 11 Oasen 04 Karez-Oase Turfan

Abb. 1: Karez.

Wenn in Wüstengebieten an einigen Stel- „Karez“. Wann genau diese Technik erfun- len Wasser auf natürliche Weise oder durch den wurde ist nicht bekannt – möglicher- den Menschen gefördert an die Erdober- weise bereits vor 5000 Jahren. Als sicher fläche tritt und zuverlässig das ganze Jahr gilt hingegen, dass es die Perser waren, die hindurch, aber nur in einer relativ kleinen als erste diese Art des Anzapfens von Grund- Zone und eine begrenzte Menge von Pflan- wasserschichten einsetzten. Im ersten Jahr- zen, Tieren und Menschen versorgt, nennt tausend v. Chr. war das Verfahren auf jeden man dieses bewässerte Areal Oase. Fall schon bekannt. In Ägypten führten es die Perser ein, als sie das Land 525 v. Chr. Ein sehr altes Verfahren der Frischwasser- erobert hatten. Durch die Vermittlung der förderung ist das Ableiten von Grundwasser Araber gelangte diese Technik nach Indien, aus Bergregionen durch horizontale unterir- Nordafrika, Sizilien, Spanien und von dort dische Stollen. Der persische Name dafür ist nach Südamerika. Spätestens während der

Abb. 2-4: Karezmuseum, Turfan.

12 frühen Han-Zeit (206 v. Chr. – 24 n. Chr.) (3) Von der Sohle der Schächte aus wird ein war dieses Brunnensystem auch in der fast horizontaler Stollen gegraben, der mit Turfan-Senke bekannt und wird in der ca. 1–2 % Gefälle bis auf die Wirtschaftsflä- Lokalsprache Uigurisch wie im Persischen che der Senke führt. Dabei wird von benach- „Karez“ genannt. Das davon abgeleitete chi- barten Schächten aufeinander zu gegraben, nesische Wort ist ka’er jing (Kar-Brunnen). wie beim Tunnelbau üblich. Durch die Schächte wird der Abraum an die Oberflä- Die Turfan-Senke ist mit 154,50 Metern un- che transportiert. Gleichzeitig sorgen sie für ter dem Meeresspiegel nach dem Toten Meer Luftzufuhr in den Stollen. die zweittiefste Region Eurasiens. Die mitt- lere Temperatur im Januar liegt bei -9,5 °C (4) An der Oberfläche kann man den Ver- und im Juli bei 32,7 °C. In einem ganzen Jahr lauf der unterirdischen Stollen an der Ket- fallen in Turfan nur 16 Millimeter Nieder- te der Aushubkegel mit Einstiegslöchern schlag (in Deutschland sind es 700 Millime- schon von Weitem oder von oben sehr gut ter). Weil die Luft im Sommer wie Winter erkennen. Die Arbeitsschächte werden stets extrem trocken ist, evaporiert (verdunstet) offen gehalten damit man von ihnen aus den jede Feuchtigkeit sehr schnell. Leben ist in Kanal warten, etwa später herabfallendes Turfan daher nur durch Bewässerungs- Sediment entfernen und den ständigen kanäle möglich, die von Karez gespeist wer- Wasserfluss gewährleisten kann. Das dichte den. Diese sind in folgender Weise konstru- Streifenmuster dieser Hügelketten kenn- iert: zeichnet die Hangflächen des Tian Shan bei Turfan. (1) Oben am Berghang stößt ein vertikaler Schacht bis in die Grundwasser führende (5) Wo der unterirdische Kanal im Tal aus- Schicht vor. Dieser im Gelände am höchsten tritt, speist er Speicherbecken und ein weit- gelegene und am tiefsten hinunterreichen- verzweigtes System von kleinen Bewässe- de Schacht ist der „Mutterbrunnen“, an dem rungskanälen, durch die mehrmals am Tag der Grundwasserspiegel (Grundwasserlei- Wasser zur Bewässerung von Feldern und ter) angezapft wird. Gärten sowie für das Auffüllen der Trink- wasserspeicher in der Siedlung geleitet (2) Im Abstand von 5–25 m werden bis hin- wird. unter ins Tal weitere Zugangsschächte von der Hangfläche abgetieft.

Abb. 5: Einstiegsschacht.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 13 Kulturpflanzen an den Seidenstraßen 05 Weizen Gerste und Weizen wurden zuerst am „Fruchtbaren Halbmond“ an der Ostküste Abb. 3: Weizenfeld in des Mittelmeers, Hirse und Reis ursprüng- Deutschland. lich in Ostasien angebaut.

Reisende auf den Seidenstraßen trugen in ihren Provianttaschen Teigwaren aus Wei- zenmehl in verschiedener Form und Größe: Brötchen, Fladen, Kekse oder Nudeln. Wei- zen wurde so erfolgreich, weil er in allen gemäßigten Klimazonen angebaut werden kann, und weil er sehr nahrhaft ist und sich besonders gut zum Backen eignet. Getrock- net lassen sich beispielsweise Fladen überall Steppengräser waren die ersten vom Men- hin mitnehmen, lange aufbewahren und bei schen kultivierten Pflanzen. Bedarf trocken oder in Tee aufgeweicht ver- zehren. Ein Rezept für gefüllte Teigtaschen Die Kultivierung von Pflanzen erstreckte findet ihr auf den nächsten Seiten. sich über viele Generationen. Dabei ging es darum Bedingungen zu schaffen und zu Der Mensch hat erst vor rund 10.000 Jahren erhalten, die es dem Menschen erlauben begonnen, aus wilden Vorfahren des Wei- Pflanzen zu züchten, die er als wertvoll Abb. 1: Frisch gezogene zens die ersten Kulturformen Emmer und und nahrhaft erkannte. Dabei wählte er die Weizennudeln. Einkorn zu züchten. Wilde, Korn tragende Pflanzen mit den nützlichsten Eigenschaf- ten zur Aussaat. Das waren im Falle der Grä- ser jene mit besonders großen Ähren. Vor allem aber zogen die ersten Bauern zähe Ährenspindeln heran, aus denen die Kör- ner nicht so leicht ausfallen. Archäobotani- ker erkennen unter dem Mikroskop an der Form der Ährenspindel, ob es sich um wilde oder kultivierte Gräser handelt.

Von der Mittelmeerküste aus verbreitete sich Kulturweizen westwärts nach Europa, nordwärts in den Kaukasus und nach Süd- russland sowie ostwärts über das Irani- sche Plateau nach Zentral- und Südasien. Die ältesten Weizenfunde in China dürften etwa 5000 Jahre alt sein. Saatgut und Wis- sen über Anbaumethoden kamen aus Zen- tralasien über den Gansu-Korridor oder aus Abb. 2: Kekse und Jiaozi Nordasien über die mongolischen Steppen der Tang-Zeit (618-907), nach Nordchina. gefunden in Gräbern bei Turfan.

Wir nennen all die Körner, die eine i Basis unserer Ernährung bilden‚ Getreide, das heißt: „das [von der Erde] Getragene“.

14 Hirse

Mit der Kultivierung von Hirse, einer Ge- Abb. 4: Tulou, traditionelle treideart, die auf armen Böden gedeiht, Rundhäuser der Hakka, umgeben von Reisfeldern. wurde vor etwa 10.000 Jahren an wenigen Orten in Nordchina begonnen. Aber erst vor 7000 Jahren waren die beiden bekanntesten Arten, Kolbenhirse und Rispenhirse, weit- verbreitet. Sie waren nicht nur Nahrung für Menschen, sondern auch für ihre Hunde. Brot kann man aus Hirse nicht backen, weil sie glutenfrei ist (Gluten ist ein klebriges Eiweiß, das in manchen Getreidesorten vor- kommt, in anderen nicht). Vor rund 3500 Jahren wurde Rispenhirse übrigens eine der wichtigsten Getreidearten im Raum Abb. 5: Reisfelder in Berlin-Brandenburg und verlor erst im Mit- der Provinz Yunnan, Südwestchina. telalter an Bedeutung.

Reis

Vermutlich ebenfalls vor rund 10.000 Jah- ren begann das Sammeln und Aussäen von wildem Reis in Südchina. Dieses Getreide gedeiht am besten in der feuchten Wärme der Tropen und Subtropen. In Indien wird Reis seit etwa 6000 Jahren angebaut, in Korea und Japan seit 3000 Jahren und in Westasien seit 2500 Jahren. Nach Europa kam der Reis erst im 10. Jahrhundert durch die Vermittlung der Araber. Seit dem 15. Jahrhundert baut man Reis in der Po-Ebene in Italien an.

Gekochter Reis ist ein beliebtes Seidenstra- ßengericht. Japaner und Chinesen lieben ihn neutral und ungewürzt. Im persisch- zentralasiatischen Kulturraum wird er gern mit allerlei Zutaten, vor allem Gemüse und getrockneten Früchten, zubereitet und Pilaw oder Plow genannt. In Spanien wurde daraus die Paella. Abb. 6: Das Setzen von Reissetzlingen per Hand.

Abb. 7: Reiskocher, nördliche Yushan Insel Was ist ein Archäobotaniker? in der Provinz Zhejiang, i Südostchina. Das ist ein Pflanzenkundiger (Botaniker), der sich auf die Erforschung von pflanz- lichen Resten in archäologischen Aus- grabungen spezialisiert hat.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 15 Kulturpflanzen an den Seidenstraßen 06 Was sind Jiaozi? Jiaozi sind kleine gefüllte Teigtaschen. Sie Der Teig und die Füllungen werden schon gehören zu den bekanntesten Gerichten in vorher gemacht, denn die Vorbereitungen China, weil sie traditionell in jeder Fami- brauchen etwas Zeit. lie am Abend des Neujahrsfestes gegessen werden. Man isst sie nicht nur gemeinsam, Gefüllte Teigtaschen gibt es nicht nur an sondern die Familie füllt (Chinesisch: bao, den Seidenstraßen. In Russland heißen sie „packt“) sie auch gemeinsam. Alle freuen Pelmeni, in Italien Ravioli, in der Türkei sich also auf bao jiaozi am Küchentisch, bei Manti und in Schwaben Maultauschen. dem man sich Neuigkeiten erzählt.

So macht man Jiaozi:

Erstens, der Teig. ѧ *# &)- */ &*/& $)ȡ44&- 6/% 'ȡ(& ѧ/&5&%&/&*(#*4&3(-"556/%8&*$)*45c Wasser (Zimmertemperatur) unter Rüh- dann lasse ihn ruhen. ren hinzu.

Zweitens, die Füllungen. ѧ 4(*#57*&-&.ǻ(-*$)& ȡ--6/(&/6/%%*& Mischung verwenden. Fenchel, Möhren Auswahl hängt von den Vorlieben der und Kohlrabi passen gut. In China bestehen Esser, der Phantasie der Köche und den die Füllungen traditionell aus Schnittlauch verfügbaren Ressourcen ab. Man kann mit Ei oder Weißkohl mit Zwiebeln und Gemüse, Fleisch, Meeresfrüchte oder eine Schweinefleisch.

ѧ "$,& "--& !65"5&/ ("/; '&*/c .*4$)& 4*& frischem Ingwer und etwas Öl und rühre alles und würze nach Belieben mit Salz, Pfeffer, gut um.

16 Drittens, Teighüllen formen. ѧ&*-&%&/&*(*/-"/(&5ȡ$,&6/%'03.& ѧ$)/&*%& (-&*$)(30ȕ& 5ȡ$,& "#c %3ȡ$,& Rollen. sie flach und rolle sie zu gleichmäßig dünnen runden Scheiben.

Viertens, Taschen füllen. ѧ "-5& 6/% 13&44& %*& ƪ/%&3 ;64"..&/h ѧ *# &*/&/ ǻ''&- ȡ--6/( "6' %*& &*(d Wenn man sie in kleine Falten legt, halten hülle in Deiner Hand. die Ränder besser zusammen und sehen appetitlich aus.

Fünftens, kochen. ѧ&(& %*& &*(5"4$)&/ 7034*$)5*( */ ,0$)d endes Salzwasser ein, rühre langsam um, damit sie nicht am Boden ankleben. Die mit Gemüse gefüllten Taschen sollten mindestens 3-5 min, die mit Fleisch gefüllten 8-10 min kochen. Dann herausnehmen, abtropfen lassen und auf eine Platte legen.

Schließlich, genießen. ѧ";6 */ &*/& 0ȕ& "64 .*-%&.c %6/,-&. Essig, Sojasoße und (wer es mag) Chili und kleingehacktem Knoblauch tunken.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die SeidenstraßenSeidenstraßen.. 17 Tee 07 Ein weltweiter Erfolg: Tee Knospen und Blätter des Teestrauchs (Camellia sinensis) enthalten den anregen- Abb. 3: Hoch beladen den Wirkstoff Koffein (auch: Teein), der tragen Männer Teeziegel uns wach hält. Wann Menschen begannen, aus den Anbaugebieten in Yunnan bis nach Tibet. den Strauch gezielt anzupflanzen, können Archäologen nicht feststellen. Aus Texten wissen wir, dass man damit ganz sicher schon im 1. Jahrtausend v. Chr. in Südwest- china begann. Mit der Verbreitung des Bud- dhismus in China und Japan verbreiteten Mönche auch die Sitte des Tee-Trinkens. Der Trank bewahrte sie vor dem Einschla- fen während stundenlanger Rezitation und Meditation. Während der Tang-Dynastie (618–907) wurde Tee ein beliebtes Getränk der Oberschicht. Von dieser Zeit an gehörte

er auch zu den Exportgütern Chinas. Spä- testens seit dem 13. Jahrhundert wurde er in Karawansereien entlang der Handelsstra- ßen überall in Asien getrunken.

Erst 1644 brachten Schiffe der Niederländi- schen Ostindien-Kompanie zum ersten Mal chinesischen Tee nach England, den sie in Java oder Jakarta (alt: Batavia) geladen hat- ten. 1662 wurde er am englischen Königshof eingeführt und schnell so beliebt, dass die Britische Ostindien-Kompanie schon 1669 das Monopol für den Tee-Handel übernahm. An den Hof des russischen Zaren gelangte der Tee über die Mongolei auf Landwegen Abb. 1: Teeplantage schon 1618. Doch erst unter Zar Peter dem beim Drachenquell nahe Großen (1672–1725) wurde das Tee-Trinken Hangzhou. Im April werden hier die ersten eine weitverbreitete Sitte in Russland. Triebe gepflückt. Ostfriesland war das erste Gebiet Deutsch- Abb. 2: Drachenquell lands, wo man im 17. Jahrhundert unter dem (Longjing). Einfluss der Niederlande anfing Tee zu trin- ken. Mit dem Beginn des Tee-Anbaus in As- sam (Nordost-Indien) 1834 und 1860 auf Sri Lanka (alt: Ceylon) endete die Rolle Chinas als einzigem Produzenten und Exporteur von Tee. An der Schwarzmeerküste begann der Tee-Anbau Ende des 19. Jahrhunderts in Georgien und ab ca. 1920 in der Türkei.

Das Tee-Trinken hatte stets einen gesellig- keitfördernden Effekt. In Teehäusern, Tee- gärten und Teegesellschaften traf man sich zum Genuss des milden und erschwingli- chen Rauschmittels.

18 Wo Tee auf dem Seeweg hingelangte, bürgerte sich die Bezeichnung i thee (Niederländisch), tea (Englisch), thé (Französisch) oder Tee ein. So wird die Pflanze in Minnan genannt, einer chinesische Sprache, die im Süden des Landes gesprochen wird. Mit den Händlern und Seeleuten verbreitete sie sich entlang der Seerouten erst in den Häfen Südostasiens, dann in Westeuropa. Wohin der Tee auf den Landrouten gelangte hat er Namen, die von der nordchinesischen Bezeichnung cha abgeleitet sind, wie Tschai (Russisch) oder Çay (Türkisch).

Das Schriftzeichen ist für das minnanische und chinesische Wort gleich.

Abb. 4: In einer Die Tee-Pferde-Route angewärmten Metallschüssel leicht getrocknet gehört der Seit dem frühen 7. Jahrhundert verband wurden. Aus schriftlichen Aufzeichnungen Longjing-Tee zu den besten ein Netzwerk von Handelsrouten die Tee- wissen wir, dass ein Kriegspferd bis zu 60 grünen Tees. Anbaugebiete in den südchinesischen Pro- Kilogramm Tee kosten konnte. Aufgrund Abb. 5: In Ziegelform vinzen Yunnan und Sichuan mit Tibet und dieser beiden Handelsgüter wird der Tee- gepresst kann Indien: der Teeweg. Als Startpunkte gelten weg auch als „Tee-Pferde-Route“ bezeich- fermentierter Tee weit die Orte Yiwu und Pu‘er im Süden Yunnans, net. transportiert werden. wo Tee in Form von gepressten Ziegeln pro- Abb. 6: Symbol der alten duziert wird. Dieser „Ziegeltee“ ist auch Die Route führte über 2.800 Kilometer von „Tee-Pferde-Route“. heute noch in dieser Gegend weitverbreitet. Südchina bis in die tibetische Hauptstadt Lhasa. Auf ihrem Weg mussten die Kara- Transportiert wurde der Tee hauptsächlich wanen mehrere große Flüsse und oft ver- von Maultieren, aber auch Männer trugen schneite Gebirgskämme von über 4.000 bis zu 150 Kilogramm Ziegeltee auf ih- Metern Höhe überqueren. Dennoch wur- ren Rücken. Im Austausch dafür bekamen den im 11./12. Jahrhundert jährlich bis zu sie von den Tibetern Pferde, die im Süden 7.500 Tonnen Tee in die tibetische Haupt- Chinas rar waren – für den Ausbau einer stadt transportiert. starken Armee jedoch dringend gebraucht

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 19 Das Trampeltier 08 Mit Kamelen durch die Wüste Als die Kamele am ersten Tag unserer Ex- in der Wüste dokumentiert. Sie sind Spuren Abb. 1: Karawane, die Salz pedition beladen wurden und jeder von uns von Menschen, die hier schon 6000 Jahre von den Seen in der Wüste sich ein Reittier aussuchen sollte, erinner- vor uns unterwegs waren. Um arbeiten zu abholt. Das letzte Kamel ten wir uns daran, was wir in der Schule können, musste jeder sein Kamel selbst be- trägt die Glocke. Wenn der Karawanenführer vorne gelernt hatten (siehe i-Box). herrschen, denn die Karawanenführer wa- das Läuten nicht mehr ren mit den Lastkamelen beschäftigt. hört weiß er, dass sich die Kamele waren bis zum 20. Jahrhundert die Verbindungsstricke gelöst haben und die letzten Tiere biologischen Kleinlaster Zentralasiens. Weil Erste Lektion: Meide die Tiere mit steilen stehen geblieben sind. wir das Innere der Wüste Badain Jaran (auf Höckern, denn sie sind jung (4–10 Jahre alt), dem Weg von Jiayuguan nach Khara Khoto) stark und kaum zu bändigen. Bei den alten Abb. 2: Der Geologe und erforschen wollten und kein Geländefahr- und geruhsamen Kamelen sind die Höcker sein Reittier. zeug die hohen Sanddünen überwinden Abb. 3: Kamele gehen konnte, musste die ganze Expedition mit im Passgang, d.h. sie Ausrüstung auf Kamele umsteigen. Ich hat- setzen den vorderen und te noch nie zuvor auf einem Kamel geses- hinteren Fuß einer Seite gleichzeitig. Dadurch sen. In acht Monaten sind wir etwa 1000 schaukeln Reiter von einer Kilometer geritten und noch mal so viele Seite auf die andere. Wenn gelaufen. Die Geographen haben herausge- Kamele sich niedersetzen, lassen sie sich zuerst auf funden, wie die riesigen Dünen entstanden die vorderen Knie fallen sind. Kartographen haben die erste topo- – deshalb haben sie dort graphische Karte dieser Wüste gezeichnet. auch Schwielen wie an den Sohlen – und knicken dann Als Archäologin habe ich Steingeräte und die Hinterbeine ein. Keramikscherben an etwa hundert Stellen

zu einer Seite umgeknickt aber immer noch hart genug, um eine Tasche daran zu hängen. Zweite Lektion: Bei Hauskamelen ist der Fluchttrieb zwar kaum noch vorhanden, aber sie sind immer noch sehr schreck- haft. Auf lautes Klappern oder Schreien reagieren sie mit gewaltigen Sprüngen und Davonrennen. Reiter finden sich plötzlich bäuchlings oder rücklings – auf jeden Fall schmerzhaft – im Sand wieder. Dritte Lek- tion: Achte auf sicheres „Parken“ während der Nacht, sonst musst du am Morgen lan- ge nach ihnen suchen. Da meist kein Baum zum Anbinden da war, haben wir ihnen die Vorderbeine gefesselt.

Zweihöckriges Kamel (Camelus ferus f. bactrianus): gehört zu i Paarhufern (wie Schafe) und zu Schwielensohlern (einzige noch lebende); Wiederkäuer; wird seit mindestens 4000 Jahren vom Men- schen genutzt; optimal an Kältesteppen Zentralasiens angepasst mit variabler Körpertemperatur, dickem Winter- und dünnem Sommer- fell, können bei Sandsturm Nasenlöcher verschließen und Augen mit großen Lidern und langen Wimpern schützen; speichern Fett in ihren Höckern und etwa 100 Liter Wasser in ihrem Bauch; kommen tagelang ohne Nahrung aus; können bis zu 250 kg Last etwa 40 km weit pro Tag tragen; werden bis 40 Jahre alt.

20 Vierte Lektion: Freundliche Worte hören und wir mussten eine andere Herde mieten, auch Kamele gern und mit Leckerbissen um weiterziehen zu können. (Äpfel, Möhren) gewinnt man ihre Gefolg- schaft. Ob sie sich willig niedersetzten und Ihre Kraft, Ausdauer und Anspruchslosig- uns auf- und absteigen ließen, hing ganz keit waren für den Transport durch die davon ab. Fünfte Lektion: Streicheln und asiatischen Trockengebiete so wichtig, dass Fell kratzen ist gut, aber Vorsicht: an den Kamele zu den populärsten Figuren aus Ton Höckern sind sie kitzlig. Wir haben jeden und auf Wandbildern in den Grabanlagen Tag nach rund 20 Kilometer Weg unser besonders der Tang-Zeit (618–907) wurden. Nachtlager aufgeschlagen. Nach spätestens Man nahm sie mit ins Jenseits. 12 Tagen waren unsere Kamele erschöpft Abb. 4: Kamele werden mit einem Seil gelenkt, das an einem Nasenpflock angebunden ist.

Abb. 5: Die Füße besitzen nur zwei Zehen mit gebogenen Nägeln, die die Vorderkante schützen. Die Zehen ruhen auf einer breiten, elastischen Sohlenfläche.

Abb. 6: Blick in ein weites Dünental der Wüste Badain Jaran.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 21 Hosen und Griechen in Zentralasien 09 Die Erfindung der Hose Jeder von uns hat eine Hose im Kleider- sich auch die Hose nach Ostasien und Eu- schrank. Aber seit wann gibt es eigentlich ropa. Spätestens seit dem 5. Jahrhundert v. Abb. 1: Teile, aus denen die Hosen, also von der Taille bis zu den Bei- Chr. lernten Chinesen, Perser und Griechen Hose zusammengenäht nen durchgehende gegabelte Hüllen, und sie durch Kontakt mit Zentralasiaten ken- war. Sie waren nicht aus Stoffbahnen wer hat sie erfunden? Männer wie Frauen nen. Griechen und Römer fanden das neue ausgeschnitten wie man in Europa und Asien haben sich zunächst Beinkleid lange Zeit so fremd und hässlich, es heute machen würde, mit Umhängen, Kleidern, Röcken, Mänteln, dass sie Helden wie Alexander den Großen sondern in dieser Form auf einem Webstuhl gewebt. Lendentüchern und Strümpfen, Stiefeln keinesfalls damit in Standbildern zeigten. Auch an Seitenschlitze und Schuhen bedeckt. Wir haben Wollho- zum An- und Ausziehen sen aus Gräbern bei Turfan, Westchina, un- mit Bändern zum Schließen wurde gedacht. tersucht und dabei Folgendes entdeckt: Sie Die Weberin oder der wurden vor 3300 und 3000 Jahren genäht Weber kannte die Größe und sind die ältesten bekannten Hosen. Sie des zukünftigen Trägers und webte passgenau für bestehen aus drei Teilen, zwei Beinstücken ihn. und einem gestuften Zwickelteil, die sepa- rat auf einem Webstuhl in dieser Form ge- webt wurden. Dann nähte man die Stücke zusammen. Im Schritt war die Hose sehr weit, damit man bequem mit gespreizten Beinen auf einem Pferd sitzen konnte. Dass die Männer, die diese Hosen im Grab trugen, Reiter waren, zeigt das Zaumzeug, das ne- ben ihnen lag. Außerdem trugen sie Waffen.

Hosen wurden also in Zentralasien für „be- rufliches“ Reiten als Teil der Ausrüstung und Uniform für Krieger zu Pferd in Diens- ten ihrer Gemeinschaften erfunden. Mit ih- Abb. 2: Wollhose aus nen konnten Reiter lange auf dem Rücken Yanghai, Turfan, der Pferde aushalten, weite Strecken in Westchina. hoher Geschwindigkeit zurücklegen und kämpfen. Mit der Verbreitung dieser neuen Waffengattung, der Kavallerie, verbreitete

Abb. 3: Alexander kämpft gegen einen persischen Alexander der Große wurde 356 v. Chr. Soldaten. Darstellung auf i dem Alexandersarkophag in Makedonien im Norden des antiken aus Sidon, Libanon, Griechenland geboren. Im Alter von 20 Jah- 4. Jh. v. Chr. ren wurde er mit dem (gewaltsamen) Tod seines Vaters König über das makedonische Reich.

In nur elf Jahren eroberte und zerstörte er mit seiner Armee Persien, Ägypten, Teile Zentralasiens und des indischen Subkonti- nents. Ohne jemals wieder heimzukehren starb er 323 v. Chr. in Babylon. In vielen Ge- schichten wird von der taktischen Klugheit Alexanders berichtet, den der griechische Gelehrte Aristoteles in den Fächern Philo-

22 sophie, Kunst und Mathematik unterrichtet Tadschikistans, Usbekistans sowie Turkme- Abb. 4: Mehrere Flicken hatte. Viel häufiger noch erzählen die alten nistans. In Sogdien heiratete er die Prinzes- der Hose gehörten ursprünglich zu einem Berichte von Alexanders wilder Kampfeslust sin Roxane, wahrscheinlich um ihr rebel- Wandteppich mit dem in Schlachten. Auch von seiner Trunksucht lisches Volk zu beschwichtigen – vielleicht lebensgroßen Bild eines ist die Rede, aber ebenso von seinem über- aber auch aus Liebe. Am Amu Darya grün- griechischen Gardisten in zentralasiatischer ragenden politischen Geschick. Legende und dete Alexander (oder einer seiner Nachfol- Kleidung. Wahrheit haben sich längst unentwirrbar ger) eine neue Stadt, die möglicherweise das miteinander verwoben. Alexander hat etwas von Archäologen freigelegte Aï Khanoum in angestoßen, wodurch das Leben zwischen Afghanistan ist. Europa und Asien für immer verändert wur- Baktrien wurde für 150 Jahre bis ca. 140 v. de: Griechische und orientalische Kulturen Chr. zum östlichsten Königreich der grie- lernten einander kennen und begannen sich chischen Kolonisten, die mit und nach gegenseitig zu beeinflussen. Das nennt man Alexander dort gelandet waren. Während „Hellenismus“. der ganzen Zeit hielt es regen Kontakt mit Zwischen 329 und 327 v. Chr. eroberte Alex- dem griechischen Mutterland. Das wirkte ander Baktrien und Sogdien, die damals sich insbesondere auf Sprache und Schrift, Provinzen des Perserreiches waren. Heu- Münzwesen und Handel und die bildliche te umfasst das Gebiet Teile Afghanistans, Kunst Zentralasiens aus.

Das Rätsel um die Hosen aus Sampula

Chinesische Archäologen machten 1984 am eines Wandteppichs. Vermutlich schmückte Südrand der Taklamakan eine grausige Ent- dieser einst die Wand eines Palastes in einer deckung. In Sampula bei Khotan, fanden der griechischen Städte Baktriens, wo er sie in einem Massengrab die Überreste von wahrscheinlich auch hergestellt wurde. mindestens 133 Männern und Frauen, die im 1. Jahrhundert v. Chr. Opfer eines Über- Historiker entnehmen aus Schriftquellen, falls geworden waren. Die vielen erhaltenen dass Baktrien um 145 v. Chr. von einem zen- Kleidungsstücke liefern Hinweise zu ihrer tralasiatischen Volk verwüstet wurde. Den Abb. 5-6: Aus Herkunft. Teppich nahmen die Angreifer offenbar verschiedenen Flicken mit und zerschnitten ihn in kleine Stücke. zusammengesetztes rechtes und linkes Bein Eine Hose aus lauter Flicken war besonders Einige davon endeten Jahre später als einer Hose aus Sampula, aufschlussreich. Kunsthistoriker erkann- Flicken auf einer Hose in einem Grab bei Khotan, Westchina. ten auf einem Stück am linken Bein den Khotan. Kopf eines griechischen Kriegers. Dieser ist jedoch nicht in griechischer Kleidung dar- gestellt, sondern trägt einen langen Kaftan wie die Bewohner Zentralasiens. Im rechten Hosenbein war ein galoppierender Zentaur zu sehen, der auf einer Kriegstrompete bläst, einer sogenannten Salpinx. Zentau- ren – halb Mensch, halb Pferd – kennen wir aus der griechischen Mythologie, das In- strument stammt aber von den Persern. Res- tauratoren haben die Hose in ihre Einzeltei- le zerlegt und die vielen Flicken zu einem Bild zusammengepuzzelt. Dabei stellten sie fest: Der griechische Krieger war le- bensgroß dargestellt und ursprünglich Teil

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 23 Han-Zeit: China öffnet Handel mit Zentralasien 10 Niya zwischen Indien und China Als Nachbar von Khotan lag am Südrand des in Niya war, können wir von der Kleidung Tarim-Beckens in einer 30 km langen Fluss- der Verstorbenen ablesen. Ein Paar wurde oase das Reich Niya. Wer vor 2000 Jahren gemeinsam in einem Holzsarg bestattet. In auf dem Weg von China nach Westen die den Holzgefäßen am Fußende fand man ein- Route südlich der Taklamakan-Wüste nahm, getrockneten Hirsebrei, eine Lammkeule konnte dort Station machen. Für das Han- und ein kleines Eisenmesser zum Abschnei- delsnetz der Chinesen war es ein strategisch den der Happen. Eine dunkelblaue Seiden- wichtiger Ort. Aber vom 2. Jahrhundert decke bedeckt die beiden. Der Mann und die n. Chr. an gehörte Niya zum nordindischen Frau waren beide in elegante Unterwäsche Königreich der Kushan und der Buddhis- und Obergewänder gekleidet. Damit sie ihre mus erreichte die Stadt. Tempelanlagen Frisur und den Haarschmuck prüfen konn- und einen Stupa bewahrte der Wüstensand te, trug die Frau eine Kosmetikdose bei sich, bis heute. Befestigte Wege, eine Brücke über die einen Bronzespiegel und Holzkämme Bewässerungskanäle, Wohnhäuser und enthielt. Die Lackdose, der Spiegel und ei- Werkstätten erinnern an eine große Zivi- nige Seidenstoffe stammten aus China, die lisation. Sie musste im 5. Jahrhundert der Mode aber war zentralasiatisch. Wüste weichen. Wie farbenfroh das Leben

Abb. 1 und 2: Lackdoseddose und Spiegel derder Frau.

Abb. 3: Niya heute.ute. Reste von Holzbauten habenaaben sich im Wüstensand erhalten.erhalten.

Abb. 4 und 5: Jacke und DasDP Paradies diiKl im Kunlun-Gebirge G Hose des Mannes. Für Christen liegt das Paradies im Himmel. der Unsterblichkeit wachsen. Möglicher- Abb. 6: Bestattung eines Paars mit Beigaben im Für Daoisten aber liegt das im Kunlun- weise haben Nachrichten über blühende Holzsarg. Gebirge. Während der Han-Dynastie (206 Oasenreiche am Fuß des Kunlun-Gebirges v. Chr. – 220 n. Chr.) war die Vorstellung in wie Khotan und Niya zu diesem Glauben China weitverbreitet, dass im Westen ein beigetragen. Den Garten bewachte die „Kö- Paradiesgarten liege, in dem die Pfirsiche niginmutter des Westens“ (Xiwangmu).

24 Schon der Erste Kaiser von China (regierte nem Tod wurde sie von einem Maler auf die 221–206 v. Chr.) strebte nach Unsterblich- Wand einer Grabkammer gezeichnet und keit. Noch wichtiger war ewiges Leben je- noch heute erzählt man sie sich in China. doch dem berühmten Kaiser Wu der Han- Dynastie (regierte 140–86 v. Chr.). Er umgab sich mit Alchimisten und Daoisten, die ihm mit Tränken und sexuellen Techniken dazu verhelfen sollten. Sein intensives Interesse an der Erkundung Zentralasiens steht auch mit der Suche nach dem Paradiesgarten in Zusammenhang. Der Legende nach soll es ihm gelungen sein, von der Königinmut- ter des Westens einen Pfirsich zu erhalten. Was weiterlebte war die Geschichte seiner Unsterblichkeit. Tausend Jahre nach sei-

Abb. 7-8: Die Frau und freundete sich mit dem Stammes- Königinmutter des Westens reicht Kaiser führer an, der ihn schließlich weiterzie- Wu den Pfirsich der hen ließ. So erreichte er das Ferghana-Tal, Unsterblichkeit. Wandbild besuchte Baktrien (das heutige nördliche in einer Grabkammer aus dem 10. Jahrhundert, Afghanistan) und Sogdien (Usbekistan) und Baoshan, östliche Innere kehrte nach 13 Jahren an den Kaiserhof in Mongolei. Chang’an (Xi’an) zurück. Weil Abschriften seines Reiseberichts erhalten geblieben sind, Abb. 9: Zhang Qian mit seiner Gesandtschaft. wissen wir vieles über die zentralasiatischen Wandbild aus dem Reiche und Völker seiner Zeit – sowie darü- Jahr 2013 im Museum ber, wie und warum sich Handelsbeziehun- von Kangbashi, Innere Mongolei. gen mit ihnen lohnten.

Der Kaiser erkannte die Möglichkeiten, die sich ihm boten und schickte Zhang Qian im Jahr 119 v. Chr. noch einmal los. Vor al- lem anderen wollte er Pferde aus Ferghana. Diese zweite Mission gilt als Beginn der Handelsbeziehungen zwischen Persien, Gesandter und Entdecker: verschiedenen Reichen Zentralasiens und i Zhang Qian China. Zahlreiche Gesandtschaften erreich- ten daraufhin die chinesische Hauptstadt. Der chinesische Kaiser Wu schickte 138 v. Chr. Die mediterrane und ostasiatische Welt seinen Beamten Zhang Qian mit hundert wusste schon lange vor Zhang Qian von- Mann und vielen Geschenken auf Lasttieren einander. Doch erst sein Reisebericht löste Richtung Westen. Sie sollten die Bewohner in China großes Interesse an der westlichen des heutigen Tadschikistan als Verbünde- Welt aus. Die Neugier führte bald zu ersten te im Kampf gegen die Xiongnu gewinnen, unmittelbaren Kontakten: Während der die China von Norden her bedrohten. Doch Regierungszeit von Kaiser Augustus (27 v. kaum hatte die Gesandtschaft die Grenzen Chr. – 14 n. Chr.) traf eine chinesische Dele- Chinas hinter sich gelassen, wurde sie von gation nach vierjähriger Reise in Rom ein. den Xiongnu gefangen genommen. Eineinhalb Jahrhunderte später (166 n. Chr.) Zhang Qian blieb zehn Jahre lang in Ge- empfing der chinesische Kaiserhof erstmals fangenschaft. Er bekam eine Xiongnu zur Gesandte des Römischen Reichs.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 25 Fäden aus Insektenspuckep 11 Lebenszyklusyp des Seidenspinners (Bombyx mori) Ein Seidenspinner gehört zur Ordnung der Schmetterlinge. Ein ganzer Lebenszyklus dauert etwa 6 Wochen.

1. Stadium: Ei 4. Stadium: erwachsener Schmetterling

Nach der Befruchtung im Sommer legt ein Etwa 45 Tage nach dem Schlüpfen weicht der Weibchen in 3-10 Stunden ca. 400 Eier und fertige Schmetterling mit seinem Speichel stirbt eine Woche danach. In der Natur ruhen ein Loch in den Kokon und kriecht heraus. die Eier bis zum nächsten Frühling. Bei der Dabei zerstört er den langen Seidenfaden. Aufzucht durch den Menschen wird die Ruhephase verkürzt.

zzzz zzz Z

2. Stadium: Raupe (auch: Larve) Nach ca. 33 Tagen wiegt die Raupe 10.000 3. Stadium: Puppe Mal so viel wie am ersten Tag. Etwa 40 % Aus jedem befruchteten Ei schlüpft eine ihres Gewichtes machen das Seidenprotein In diesem Kokon vor Feinden geschützt Raupe. Sie beginnt sofort zu fressen, Fibroin und der Seidenleim Sericin aus. wirft die Raupe ihre letzte Haut ab. Darunter und zwar nur die Blätter des Weißen So wie man Zahnpasta aus einer Tube drückt, trägt sie schon die Puppenhaut, in der ihr Maulbeerbaumes (Morus alba). „spuckt“ die satte Raupe jetzt aus Drüsen an Körper jetzt die Gestalt eines Schmetterlings ihrem Maul dieses Fibroin-Sericin-Gemisch ausbildet. Diesen Gestaltwandel nennt man Schon nach 6 Tagen ist die Raupe so aus. Metamorphose. gewachsen, dass sie aus ihrer zu klein Im Kontakt mit Luft härtet der „Spuckefaden“ gewordenen harten Haut platzt. Weil sie aus. Er wird 800-1200 m lang. Damit spinnt immer weiter frisst, muss sie sich noch sich die Raupe einige Tage lang in einen völlig dreimal häuten. geschlossenen Kokon ein.

26 Wie man Seide gewinnt

Die aus den Eiern geschlüpften Raupen er- nähren sich ausschließlich von den Blättern des Weißen Maulbeerbaums Morus alba. Die Lebenszyklen von Baum und Schmet- terling müssen aufeinander abgestimmt werden. Das bedeutet, dass wenn die Blät- ter austreiben, gleichzeitig auch die Raupen schlüpfen müssen. Durch kühle Raumtem- peratur kann man das Schlüpfen verzögern, durch Wärme beschleunigen.

Der geschlüpfte Schmetterling auf einem Seidenkokon.

Wenn der Kokon fertig ist, greift der Mensch in den Lebenszyklus ein. Die Puppe wird in heißem Wasser getötet und man beginnt, den Faden abzuwickeln, den die Raupe um sich gesponnen hatte. Die losen Enden der Fäden (Filamente) mehrerer Kokons wer- den mit den Fingern aufgenommen und zusammengeführt. Sie verkleben durch ih- ren Leim miteinander zu einem stärkeren Die Raupen sind hoch sensibel, deshalb liegt Faden. Durch das fortlaufende Ankleben ihre Aufzucht traditionell in der Verant- immer neuer einzelner Kokonfäden kann wortung von besonders fürsorglichen Frau- ein praktisch beliebig langer Seidenfaden en, den sogenannten „Raupenmüttern“. Die erzeugt werden, der auf einer Haspel zu Raupen werden auf Bambuskörben ausge- einem Strang aufgewickelt wird. Der natur- legt und darauf mit zerkleinerten frischen weiße Faden kann jetzt gefärbt und gewebt Blättern des Maulbeerbaums gefüttert. werden.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 27 Fäden aus Insektenspucke 11 Seidenstoffe Seidenfäden werden auf Webstühlen zu Stoffen gewoben. Seide hat einen natürli- Abb. 1: Damast. chen Glanz, durch den alle Farben darauf besonders leuchten und schimmern. Die Stoffe sind dünn, weich und leicht zugleich aber sehr reiß- und zugfest. Sie isolieren gut gegen Kälte und Wärme und sind knit- terarm. Außerdem nehmen sie Feuchtigkeit gut auf, sodass der Körper beim Schwitzen trocken bleibt.

Verbreitung der Seide

Ein ca. 5600 Jahre altes Stückchen Seiden- Händler brachten im 1. Jahrhundert v. Chr. gewebe, das in der Provinz Henan in China Seide bis nach Rom, wo die reichen Damen gefunden wurde, gilt heute als die älteste Unsummen für die exotischen feinen Stoffe bekannte Seide. Aus kennen wir ausgaben. Vor allem aber kauften die Seidenfasern, die ca. 4400 Jahre alt sind. Chinesen bis zur Neuzeit für viel Seide von Südchina ist das bekannteste alte Zentrum ihren nördlichen Nachbarn in den Steppen der Seidenproduktion. Von der Han-Dynas- Pferde. tie (220 v. Chr. – 206 n. Chr.) begann China auf dem eurasischen Kontinent mit Seide Auf den Seerouten wurden über Indien statt mit Münzgeld einzukaufen. Die chine- ab dem 6. Jahrhundert Seidenfäden in die sischen Kaiser entlohnten auch jene ihrer Mittelmeerländer exportiert und dort zu Soldaten mit Seidenballen, die in den Garni- Stoffen nach eigenem Geschmack ver- sonen entlang der Handelswege stationiert woben. Berühmt wurde der in Damaskus waren. Diese bezahlten ihrerseits auf den hergestellte und nach der Stadt benannte Märkten damit und brachten so große Men- Damast, ein sehr dichtes und schimmerndes gen Seide in Umlauf. Gewebe, das heute noch für Tischdecken und Bettwäsche bevorzugt wird. Abb. 2: Kochkessel mit Den Griechen berichtete als erster ein Kokons und Haspelrad im Admiral Alexanders des Großen namens Bei der großen Nachfrage nach Seide war es Seidenmuseum Hangzhou. Nearchos von der Seide. Er hatte sie 326 nur eine Frage der Zeit, bis ihr Produktions- Abb. 3: Marktstand mit v. Chr. bei seinen Erkundungen der Indus- geheimnis gelüftet wurde. Seidenstoffen in Khotan. mündung in den Indischen Ozean gesehen.

28 Die Seidenprinzessin

Chinesen war es bei Todesstrafe verboten, Das fand auch der Kaiser vorteilhaft und das Geheimnis der Seidenproduktion au- ließ seine Tochter um das Jahr 140 v. Chr. ßer Landes zu bringen. Wie das Geheimnis mit einer Eskorte nach Khotan bringen. dennoch in den Westen gelangte, das erzählt Ihr zukünftiger Gemahl empfahl der Prin- unter anderem der buddhistische Pilger- zessin, sie solle Eier der Seidenraupe und mönch Xuanzang, der auf seiner Rückreise Samen vom Maulbeerbaum mitbringen, da- von Indien Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. mit auch in seinem Land Seide produziert die Stadt Khotan im Südwesten der heuti- werden könnte. Denn schließlich müsse ihr gen Region Xinjiang durchquerte. Bedarf an seidenen Roben gedeckt werden.

Der König von Khotan bat den chinesi- Genau das wollte der chinesische Kaiser schen Kaiser um die Hand seiner Tochter, auf gar keinen Fall, sollte doch sein Reich um so ihr politisches Bündnis zu besiegeln. allein Hersteller und Verkäufer von Sei- de bleiben. Die Prinzessin, die sich ein Le- ben in kratzigen Wollkleidern jedoch nicht Abb. 4: Hölzerne vorstellen konnte, setzte sich kurzerhand Votivplatte aus Dandan- Uilik, Khotan. Dargestellt über das Verbot ihres Vaters hinweg. Sie ist die chinesische versteckte Seidenraupeneier und Samen Prinzessin, die in ihrer des Maulbeerbaums in ihrer hohen Frisur Frisur die Eier der Seidenraupe und Samen und schmuggelte sie aus China heraus. Zu- des Maulbeerbaums sammen mit ihrem Wissen und geeigne- versteckt hat. ten Klimabedingungen in der Khotan-Oa- se hatte sie alles was nötig war. So kam es, dass die Oasenstadt der erste Ort außerhalb des klassischen Chinas war, an dem Seide produziert wurde. Einmal in Khotan ange- kommen, dauerte es nicht mehr lange, bis das Wissen erst nach Indien und von dort schließlich bis nach Europa weiterverbrei- tet wurde.

Nach Sizilien gelangte das Wissen im 12. Jahrhundert und nach Italien und Frank- reich im 13. Jahrhundert. Friedrich der Große versuchte es damit im 18. Jahrhundert in Deutschland, aber der Versuch misslang.

Abb. 5-6: Produktion von Seidengewebe auf traditionellem Webstuhl.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 29 Auf den Spuren der Sogder 12 Die Heimat der Sogder In der Vergangenheit gab es einige Völker offizielle Gesandte des chinesischen Kaisers entlang der Seidenstraßen, deren Namen Sogdien und bahnte Handelsbeziehungen an. heute kaum noch jemand kennt. Die Sogder Abb. 1: Landschafts- gehören dazu. Ihre Heimat war das Land zwi- aufnahme aus dem schen den beiden großen Flüssen Zentral- Serafschan Tal. asiens, Syr Darya und Amu Darya. Sie lebten in Stadtstaaten wie Buchara und Samar- kand, deren Herren reiche Händler und Adlige mit ausgedehnten Landgütern in den Flussoasen waren. Im 1. Jahrtausend v. Chr. war Sogdien zeitweilig eine Provinz des Perserreiches bis Alexander der Große es 327 v. Chr. mit der mediterranen Welt ver- band. Etwa 200 Jahre später erreichte der

Sogder in China

Zu Beginn waren es vor allem sogdische Wuwei nieder. Dass sie untereinander und Händler, die – angelockt vom lukrativen mit ihrer Heimat Briefkontakt hielten, da- Handel mit chinesischer Seide – immer von berichtet ein archäologischer Fund der weiter in Richtung Osten bis ins Innere besonderen Art: In einem Wachturm nahe des chinesischen Imperiums wanderten. der Oase Dunhuang wurde 1907 ein Bündel Im Tausch gegen Seide versorgten sie die mit fünf noch versiegelten Briefen entdeckt, gesellschaftlichen Eliten in China mit west- die um das Jahr 313 n. Chr. geschrieben wor- lichen Luxusgütern. Auf ihrem Weg ließen den waren. Die sogdischen Absender be- sie sich in Turfan, Loulan, Zhangye und richten aus ihrem teilweise dramatischen

Abb. 2-3: Einen Eindruck vom Wohlstand Sogdiens vermitteln uns die Wandmalereien aus Privathäusern der damaligen gesellschaftlichen Elite aus Samarkand und Panjikent.

Abb. 4: Für China waren die von Sogdern gezüchteten und trainierten Pferde für das Militär, den Postdienst und das Polo-Spiel von besonderem Wert.

Abb. 5: Patrick Wertmann vom DAI begann seine Karriere als Kunsthistoriker und Sinologe mit dem Studium der Sogder.

30 Alltag: Eine Frau fleht ihren Mann an, sie sein Zentrum in der heutigen Mongolei endlich heimzuholen; ein Händler berich- hatte, und der chinesischen Dynastien Sui tet von der Zerstörung der Hauptstadt Luo- (581–618 n. Chr.) und Tang (618–907) dien- yang. Ihre Adressaten erreichten die Briefe ten die Sogder beiden Großreichen. Vor al- nie. Offensichtlich genoss Bildung bei den lem ihre Dienste als Dolmetscher, aber auch Sogdern hohe Wertschätzung. Auch Frauen ihr Geschick als Diplomaten, Händler sowie und Kinder konnten lesen und schreiben. Pferdezüchter, Soldaten und Verwaltungs- beamte brachte sie in wichtige Positionen. Am erfolgreichsten waren die Sogder im Es dauerte nicht lange, bis sie eines der 6. und 7. Jahrhundert. Während des Ersten größten Handelsimperien Asiens zwischen Türkischen Khanats (552–630 n. Chr.), das Korea und dem Mittelmeer beherrschten.

Eine Lebensgeschichte auf dem Diwan Abb. 6-9: Auf dem Steindiwan in der Grabanlage des sogdischen Kunsthistoriker und Sinologen studieren und herrschaftlichen Gelagen begleitet von Aristokraten An Jia mit großer Begeisterung die Spuren der Wirbeltänzern und Musikanten. Kamel- (rechts mit Kappe) Sogder in archäologischen Funden und al- karawanen symbolisieren, worum es bei wurden Episoden aus seinem Leben verewigt: ten Inschriften. Im Mai 2000 entdeckten den Gesprächen ging – um Handel und diplomatische Missionen, Archäologen nördlich der Stadt Xi’an eine Geschäfte. fürstliche Jagden, Grabanlage. Bis auf das Skelett eines Man- ausschweifende Feste, Handelsexpeditionen und nes mit Gürtel neben dem Grabstein und Reisen in ferne Länder. einem reich verzierten Steindiwan war es leer. Wie die Inschrift auf dem Grabstein verriet, war es das Grab des Sogders An Jia, der 579 n. Chr. im Alter von 62 Jahren ver- starb. Seine Mutter war eine adelige Chine- sin und sein Vater einer der Zuwanderer aus Buchara, der es im frühen 6. Jahrhundert n. Chr. in China zu Wohlstand gebracht hatte.

Die Platten des Steindiwans mit farbiger Bemalung und reichen Blattgoldauflagen zeigen uns An Jia in seinem Leben. Da sieht man ihn, erkennbar an seinem Kaftan und der typischen Kappe mit Pelzbesatz, als Di- plomat in Verhandlung mit anderen rangho- hen Persönlichkeiten, bei der Begegnung mit einem türkischen Fürsten zu Pferd, bei Gesprächen im Zelt, bei fürstlichen Jagden

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 31 Das Kaiserreich Tang (618-907 n. Chr.) 13 Das Goldene Zeitalter Chinas „Unter Taizong begann eine hundertjährige pax Sinica, die zu einem einzigartigen Aufschwung des Handels und kulturellen Austauschs mit ganz Asien und sogar Europa führte. Gesandte aus Byzanz besuchten den Hof der Tang, Händler aus Persien und Assam brachten ihre Waren, Buddhisten, Manichäer und Nestorianer ihre Religionen in das Reich der Tang, das offenste, kulturell vielfältigste, das China je erlebt hat. Taizongs Reich war das Staunen der Welt.“

Aus: Kai Vogelsang: Geschichte Chinas. Reclam, Stuttgart 2013, S. 253.

Taizong bestieg 626 den Thron als Tang- Aus Vielfalt wurde nicht Chaos. Ein effekti- Kaiser. Unter seinen Vorfahren waren so- ver Verwaltungsapparat wies allem und je- wohl Chinesen als auch Särbi (Xianbei). Er dem seinen Platz im Weltreich der Tang zu. war klassisch chinesisch gebildet, als Soldat Wie schon der Erste Kaiser Qin Shi Huangdi erzogen und hatte in jungen Jahren gemein- tausend Jahre vor ihm übertrug Taizong sam mit türkischen Truppen gekämpft. Bei- die Organisation des Staatswesens profes- de Welten, die chinesische und die zentral- sionellen Beamten und arbeitete selbst un- asiatische waren ihm durch Herkunft und ermüdlich an der Spitze ihrer Hierarchie.c Lebenserfahrung vertraut. Nach seinem Sieg über die Ost-Türken in der heutigen Mongolei integrierte er sie in seinem Heer. Die türkischen Stammesführer bestätigten ihn 630 als „Himmlischen Khan“ und stie- Abb. 1, 3-5: Bilder des ßen mit ihm nach Westen bis an die Grenzen prallen Lebens wurden des Perserreiches vor. Die Oasenreiche zwi- in die Grabanlagen der Adligen und schen Jiayuguan und Samarkand wurden Handelsherren für das Knotenpunkte im Netzwerk der Tang. Im Jenseits eingebaut. Vor Süden erstreckte es sich bis über die Hafen- allem Tonfiguren mit dreifarbiger Glasur stadt Guangzhou (Kanton) hinaus. Chang’an zeigen das Panorama war sein politisches Zentrum und die größ- der Gesellschaft und den te Stadt der Welt. Etwa 600.000 Einwohner damaligen Geschmack. Ehrwürdige Beamte und Besucher, vielleicht sogar zwei Millio- erinnern an die Einhaltung nen, sollen seine Mauern beherbergt ha- der Gesetze. Dicke Damen ben. Andere Großstädte wie Yangzhou am mit roten Wangen galten als bewundernswert Kaiserkanal waren belebte Umschlagplätze schön. Musikanten aus von Waren aus den Südprovinzen und dem Zentralasien wurden Seehandel mit Südostasien und Arabien. Als Staatskult etablierte er den Daoismus, gefeiert. Marktgewimmel wie das auf Seite 02–03 förderte aber gleichzeitig konfuziani- gab es überall. sche Bildung und buddhistische Religion.

Abb. 2: Exotische Dinge wie Goldpokale und Glaskannen aus Persien waren begehrt.

32 Der Mönch Xuanzang (603–664) pilgerte In dem spielt der mutige und listige Affen- nach Indien, studierte an der Universität könig Sun Wukong eine Hauptrolle, der bis von Nalanda und kehrte nach 16 Jahren mit heute Held vieler Filme, Comics und Compu- 1300 Rollen religiöser Schriften zurück. Je- terspiele ist. Das Tang-China war ein Ma- des chinesische Kind kennt ihn, weil seine gnet. Mit Poesie, Malerei, Architektur und Reiseabenteuer dem Roman „Reise nach Seide entfaltete es eine ungeheure Strahl- Westen“ (geschrieben im 16. Jahrhundert) kraft. Es wurde zum Vorbild in Ostasien und zugrunde liegen. ist es bis heute geblieben.

Abb. 6-8: Frauen in Männerkleidern sind Symbol für starke, mitbestimmende Frauen in der Tang-Gesellschaft. Kaiserin Wu Zetian (625-705) war die prominenteste unter ihnen.

i Pferde und Polo Abb. 9: Polospieler. Pferde waren seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. das wichtigste Handelsgut, das Chinesen von Zentralasiaten kauften. Sie wurden für die Armee, den Bedarf von Palast und Regie- rung, Personen- und Warentransport und den Postverkehr gebraucht. Im 6. Jahrhun- dert waren die Türken Hauptlieferanten. Doch nach den Eroberungen der ersten Tang- Kaiser gehörten Weideland und Zentral- asiaten, die etwas von Pferdezucht verstan- den, zu ihrem Reich. Sie begannen mit dem Aufbau eigener Gestüte. Die Anzahl der in schläger in das gegnerische Tor befördern. China gezüchteten Pferde stieg von 5000 Das Spiel wurde vermutlich schon in der im Jahr 618 auf 706.000 in den Jahren um Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. in Nord- 650. Polo wurde zu einer beliebten Mann- indien oder Persien erfunden und über die schaftssportart der Adligen. Dabei müssen Seidenstraßen im 5. Jahrhundert bis nach die Reiter einen Ball mit einem langen Holz- Byzanz und Nordchina verbreitet.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 33 Karawanenreisende 14 Händler, Mönche, Künstler und Dolmetscher

Abb. 1-6: Alle diese Figuren wurden in Grabanlagen aufgestellt.

Wenn eine Karawane die chinesische Hauptstadt Chang’an Richtung Westen verließ, dann konnte sie folgende Routen einschlagen: Chang’an – Wuwei – Dunhuang – (1) nördlich oder (2) südlich um die Taklamakan – – (1) weiter Richtung Süden nach Indien oder (2) Samarkand – Teheran – Bagdad – Damaskus – Byzanz.

Oder sie bog bei Dunhuang nach Norden ab und zog über Hami und Turfan nördlich des Tian Shan entlang. Oder sie zog von Guyuan hinauf nach Tibet, über Dulan nach Lhasa.

34 Abb. 7: Karawanserei bei Aqda, Iran.

Karawansereien waren wie große buddhistische Klöster (z. B. Dunhuang) wichtige Wegstationen, Warenlager und Banken. Reisende fanden hier frische Packtiere, konnten ortskundige Führer und Dolmetscher für die nächste Wegstrecke anheuern.

Händler machten selten die ganze Reise wie es die Pilger taten. Waren wurden von einem an den nächsten Großhändler weiterverkauft.

Marco Polo Handelsstationen beschrieben, an denen i die Reisenden mit Proviant und Reittieren Marco Polo wurde vermutlich 1254 in eine versorgt wurden. Außerdem berichtete der venezianische Händlerfamilie hineingebo- Venezianer von den riesigen Städten des ren. Als er um das Jahr 1275 seinen Onkel auf chinesischen Reichs und den prunkvollen einer seiner Reisen zum Mongolenherrscher Festen am Hof des Khans. Khubilai Khan begleitete, gewann er dessen Vertrauen und wurde an den Hof aufgenom- Nach 24 Jahren erreichte Marco Polo 1295 men. schließlich wieder Venedig. Anders als auf seiner Hinreise, wählte er dieses Mal den Abb. 8: Marco Polo. Khubilai Khan, Enkel des Dschingis Khan, Seeweg. Drei Jahre nach seiner Rückkehr war zu dieser Zeit Herrscher über das größte geriet er bei einer Schlacht in genuesische zusammenhängende Reich in der Weltge- Gefangenschaft, wo er einem Mitgefangenen schichte, das sich zeitweise sogar bis nach seinen Bericht über die Reise in den Fernen Ungarn erstreckte. Seine Residenz befand Osten diktierte. Das daraus entstandene sich im heutigen Peking, das damals un- Werk wurde zu einem der erfolgreichsten ter dem Namen Khanbaliq bekannt war. Bücher der Welt. Heute zweifeln viele For- Unter seiner Regierung herrschte die „Pax scher an Marco Polos Reisebericht. Manche Mongolica“: Die Seidenstraßen waren für seiner Beschreibungen wirken übertrieben, Händler und Reisende sicherer als je zuvor. anderes scheint lediglich auf Gerüchten zu Genau zu dieser Zeit soll sich Marco Polo basieren. Zudem ist es fast unverständlich, auf der Reise zum Mongolen-Khan befun- dass in dem Buch kein einziges Wort über die den haben. In seinen späteren Reiseberich- Große Mauer fällt. Abb. 9: Eine Seite aus ten sind unter anderem das dichte Netz von Marco Polos Buch „Il Milione“.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 35 Buddhismus 15 Wer ist Buddha? „Buddha“ ist ein Wort der indischen Sprache allem durch richtiges Reden und Handeln Sanskrit und bedeutet „der Erwachte“. Es die drei sogenannten Geistesgifte zu ver- ist ein Ehrentitel für Menschen, die umfas- meiden: Gier, Hass und Verblendung. sende und tiefe Einsicht in das Wesen allen Lebens erlangt haben. Der erste, dem das Bis zum 6. Jahrhundert hatte sich die budd- gelungen sein soll, war Siddharta Gautama, histische Lehre von Indien aus über Tibet, der behütet und verwöhnt aufgewachse- Zentralasien, die Mongolei und China bis ne Sohn einer nordindischen Adelsfamilie. nach Japan verbreitet. Dabei verband sie Als junger Mann soll er bei einer Ausfahrt sich mit altem Volksglauben und bilde- zum ersten Mal menschlichem Leid begeg- te verschiedene Schulen aus. Warum die- net sein. Er sah einen Kranken, einen Greis, se Lehre bis heute auf den Seidenstraßen einen Leichnam und schließlich einen sichtbar ist, hat drei Gründe: (1) Durch die Mönch. Zutiefst betroffen verließ er den Pa- Begegnung mit griechischen Künstlern, die last seines Vaters, verzichtete auf Bequem- im Gefolge Alexanders des Großen Indien Abb. 1: Budai gilt als lichkeit und Genuss und suchte einen Weg und Zentralasien erreichten, entstanden Mensch gewordener aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt monumentale Skulpturen aus Stein, Holz „Buddha der Zukunft“ Milefo (Maitreya). Er mit immer wiederkehrendem Elend. Die Er- oder Lehm. Die Buddha-Figuren in Bamiyan wird als lachender Mönch kenntnis, also das Erwachen, erlangte er der gehörten dazu. (2) Baumeister schufen dargestellt, der selbst Legende nach im Alter von 35 Jahren durch Tempel und Pagoden, die über viele Jahr- genügsam lebt, aber aus einem prall gefüllten Sack Meditation. Danach zog er lehrend durchs hunderte von Kaisern und Gemeinden in- Gaben an Arme und Kinder Land und gründete buddhistische Gemein- stand gehalten wurden. (3) Buddhistische verteilt. Sein dicker Bauch den. Im Alter von 80 Jahren starb er. Das soll Schriften sind in viele Sprachen übersetzt ist Symbol des Reichtums, darüber zu streichen soll sich im 5./4. Jahrhundert v. Chr. zugetragen und oft vervielfältigt, buddhistische Weise Glück bringen. haben. sind an chinesische Kaiserhöfe eingeladen worden. Buddhisten glauben nicht, dass ein Welten- herrscher die Taten jedes Menschen beur- Die buddhistische Universität Nalanda in teilt, schlechte bestraft und gute belohnt, Indien war vom 5. bis 12. Jahrhundert ein sondern dass jede Handlung wie bei Na- Zentrum von Philosophie, Medizin und turgesetzen entsprechende Folgen hat. Die Mathematik. Im September 2014 wurde sie Lehre, wie man zum Verständnis aller Din- mit finanzieller Unterstützung aus China ge kommen kann, spielt eine zentrale Rolle. wiedereröffnet. Wie es dazu in den Medien Denn jeder, der sie befolgt, kann ein Buddha hieß, soll sie „Führer Asiens von morgen“ werden. Für die Gläubigen gilt es dabei vor heranbilden.

Abb. 2: Höhlentempel Bezeklik bei Turfan. Buddhistische Mönche haben hier vom 5. bis 9. Jahrhundert Kammern in den Fels geschlagen und Künstler ihre Wände und Decken mit Bildern von Buddhas, Bodhisattvas und reichen Stiftern bemalt.

36 Was ist ein Bodhisattva?

Ein Bodhisattva ist ein Wesen, das anstrebt Abb. 3: Tausende ein Buddha zu werden, aber dabei nicht nur Bilder des Buddhas Siddharta Gautama in an sich selbst denkt. Es hilft Menschen, Leid Meditationshaltung zu überwinden und ihren Weg zu finden. bedecken eine Für die vielen Probleme der Welt gibt es ver- Höhlendecke in Bezeklik. schiedene Helfer. Bodhisattva Manjushri hilft Lehrern und Schülern Unwissenheit zu besiegen. Mit einem Schwert in seiner rechten Hand durchschneidet er die Un- wissenheit und vertreibt die Dämonen der Finsternis. In der linken Hand hält er die Schriftrolle der Weisheit.

Guanyin (Sanskrit: Avalokiteshvara, Japanisch: Kannon)

Guanyin ist der Bodhisattva der Barmher- großer Verehrung, weil sie als Schutzgott- zigkeit. In Indien war der Bodhisattva ur- heit betrachtet wird. Sie „achtet“ (Bedeu- sprünglich männlich und wird in China tung des Wortes ‚guan‘) auf die „Stimmen“ etwa bis zum 12. Jahrhundert als androgyner (Bedeutung des Wortes ‚yin‘). Man braucht Typus mit Brust und Oberlippenbart darge- sie in Not nur anzurufen und sie bewirkt stellt. Durch Verschmelzung mit Gottheiten Schutz und Rettung oder erfüllt Wünsche. des alten chinesischen Volksglaubens und Für ihre Hilfe braucht sie natürlich viele des Daoismus, vor allem mit der Figur der Hände. Deshalb wird sie häufig als „tau- Königinmutter des Westens, der Herrsche- sendarmige Guanyin“ dargestellt. Damit sie rin über das Paradies mit den Pfirsichen der Not überall erkennen kann, schaut sie als Unsterblichkeit, wird der Bodhisattva in riesige Skulptur in mehrstöckigen Tempeln China schließlich weiblich. von hoch oben in alle Himmelsrichtungen. Das sanfte Lächeln ist Ausdruck von Güte Guanyin erfreut sich seit Verbreitung des und Mitgefühl für alle Bedrohten und Be- Buddhismus in China ab dem 3. Jahrhundert drängten.

Abb. 4: Bodhisattva Wenshu (Manjushri) bekämpft Unwissenheit mit dem Schwert und bringt Wissen in einer Buchrolle.

Abb. 5: Bodhisattva Guanyin (Avalokiteshvara). In ihrer linken Hand hält sie eine Flasche mit dem Elixier des Lebens.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 37 Dulan in Nordtibet 16 Grabpyramiden auf 3000 m über dem Meer Dulan ist ein Ort im nordtibetischen Hoch- ber zurückgelassen hatten. Bis heute sind land in der heutigen Provinz Qinghai. Mit mehrere prächtige Grabbauten in diesem Trockensteppen und steilen Geröllhängen Tal und seiner Umgebung untersucht wor- scheint das Gebiet nur für Hirten und Jäger den. Gold- und Silbergefäße, Brokatseiden, geeignet zu sein. Die mittleren Juli-Tempe- mehrsprachige Inschriften und Malereien raturen steigen nicht über 15 °C an und fal- auf Holzsärgen zeigen ganz deutlich: Zwi- len im Januar auf minus 10 °C. Getrockneter schen dem 5. und 9. Jahrhundert blühte ein Yak-Dung ist das Brennmaterial, mit dem weltoffenes Leben entlang der nordtibeti- dort gekocht wird. schen Seidenstraßen.

Abb. 1: Vergoldeter Beim Anblick der Kulisse aus kahlen Ber- Silberbeschlag an einem gen erstaunt der Reichtum an Bauholz in Behälter. der davorliegenden Grabanlage aus dem 8. Jahrhundert umso mehr. Gebaut wie eine Pyramide ist sie vor den Bergen kaum zu erkennen. Ganze 47 Meter ragte sie auf, als chinesische Archäologen sie Ende der 1980er Jahre entdeckten. Mehrere Kam- mern enthielten Tieropfer und Reste der einst reichen Beigaben, die frühere Grabräu-

Abb. 2: Malerei auf einem Holzsarg mit Szenen aus dem Leben der Tibeter.

Abb. 3: Grabpyramide vor Bergen in Dulan.

38 Klima und Geschichte

Bereits um 60 v. Chr. begann die Han- bis 704 alle Oasenreiche im Tarim-Becken. Dynastie die Verkehrswege entlang des Der zentralasiatische Handel zwischen Chi- Qinghai-Sees mit sogenannten Agrargar- na, Indien und Persien floss also durch das nisonen zu sichern. Soldaten wurden ent- von ihnen kontrollierte Gebiet und machte sandt, um Festungsanlagen zu bauen und sie reich. gleichzeitig das Land ringsherum urbar zu machen. Eine dauerhafte Landnahme wur- Abb. 4: Dendrochronologe de daraus aber nicht. Die einheimische Be- K.-U. Heußner vom DAI mit Stämmen von völkerung rebellierte und gleichzeitig brach Wacholder-Bäumen die längste Dürreperiode über Westchina (Sabina przewalskii). herein, die es in seiner Geschichte je erlebt hatte.

Baumstämme, die Archäologen aus den Grabanlagen geborgen hatten, wurden von Dendrochronologen untersucht. Sie „lasen“ vom Ringmuster auf den Baumscheiben ab, dass zwischen 51 und 375 n. Chr. die Nieder- schläge jahrzehntelang deutlich unter dem heutigen Mittel blieben. Die Dürre betraf sogar einen größeren Raum: Der Aral-See war zwischen 280 und 580 n. Chr. nur noch ein Sumpf. Zwischen den Jahren 2 und 140 n. Chr. flüchteten etwa 6,5 Millionen Bauern von Nordwestchina nach Süden und Osten – das entsprach 70 Prozent der Bevölkerung.

Erst ab 500 brachte der Sommermonsun wieder zuverlässig Regen. Fast gleichzeitig entstanden das Königreich Tibet (618–842) mit der Hauptstadt Lhasa, das Ost-Türki- sche Khanat (552–630) in der Mongolei sowie die Kaiserreiche Sui (581–618) und Tang (618–907) in China. Nach Dulan stie- ßen die Tibeter um 660 vor und eroberten

Abb. 5: Weidegründe im Dendrochronologie ist eine Wissen- Gebiet des Qinghai-Sees. i schaft, mit der man das Alter von Abb. 6: Scheibe von EEreignissen durch Jahrringe von Bäumen einem Wacholderstamm bebestimmen kann. In dem Wort stecken die aus Dulan mit etwa 500 grgriechischen Wörter dendron (Baum), chro- Jahrringen. nnos (Zeit) und logos (Lehre). Zugrunde liegt ihihr, dass einige Baumarten jedes Jahr um ge- nnau einen Ring wachsen und die Ringbreite vovon den Wachstumsbedingungen abhängt. GGutes Jahr = dicker Ring. Weil die natürli- chchen Bedingungen in auf einander folgenden JaJahren nie dieselben sind, variiert auch die RRingbreite von Jahr zu Jahr.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 39 Sprachen und Schriften 17 Sprachen und Schriften an der Seidenstraße An den Seidenstraßen wurden zu allen Zei- Vertreter der Religionsgemeinschaft der ten viele verschiedene Sprachen gespro- Manichäer schufen prächtige Buchrollen, chen – und mit ebenso vielen unterschied- die vielen späteren Kulturen als Vorbild lichen Schriften aufgezeichnet. Erfolgreiche dienten.

Auf Grabsteinen haben sich Inschriften erhalten, in denen Namen und Ereignisse im Leben von Verstorbenen aufgezeichnet wurden.

Das ist eine Auswahl der Sprachen und Schriften, die in alter Zeit an den Landrou- ten benutzt wurden. Sogdisch war vom 4. bis 8. Jahrhundert die Gemeinsprache zu Lande.

SPRACHEN SCHRIFTEN Arabisch Arabisch Baktrisch Brahmi Abb. 1: Manichäischer Kaufleute sprachen mehrere Sprachen oder Chinesisch Chinesisch Text, der auf Sogdisch hatten Übersetzer in ihren Diensten. Unser verfasst wurde. Griechisch Griechisch Wort „Dolmetscher“ ist eine Ableitung vom Hebräisch Hebräisch türkischen Wort „dilmaç“. Khitan Hephthalitisch Kaufverträge, Warenlisten und Briefe, Mongolisch Kharosthi vor allem aber religiöse Texte wurden Parthisch Khitan auf Papier, Tierhäuten oder Palmblättern Persisch Manichäisch festgehalten. Zur Niederschrift längerer Prakrit Mongolisch Texte benutzte man Buchrollen, zusam- Sakisch Nestorianisch mengeschnürte Blattstapel, Falthefte oder sogenannte Akkordeonbücher sowie gebun- Sanskrit Pahlavi dene Bücher, wie wir sie heute kennen. Sogdisch Phags-pa Syrisch Runen Bei der Ausstattung der heiligen Schriften Tangutisch Sogdisch von Christen, Buddhisten und Muslimen Tibetisch Tangutisch waren die Kunst des schönen Schreibens Tocharisch Tibetisch (Kalligraphie) und feine, stilvolle Illustra- tionen besonders wichtig. Besonders die Türkisch Uigurisch

Nasreddin

Die Geschichten von Hodscha Nasreddin mor, die phantasievolle Sprache und zeit- wurden überall in den Teestuben und Gar- lose Volksweisheit des Orients machten die küchen entlang der Seidenstraßen erzählt. Erzählungen unvergänglich. Die UNESCO Er war ein Volksheld der türkisch-islami- erklärte das Jahr 1996/97 zum Internatio- schen Kulturwelt des 13./14. Jahrhunderts. nalen Nasreddin-Jahr. Noch heute werden Mit Witz und Schlagfertigkeit halfen er und in jedem Juli beim Hoca-Nasreddin-Festival sein munterer grauer Esel den Ärmsten in der Türkei seine Geschichten als Theater- gegen die reichen Fürsten. Köstlicher Hu- stücke aufgeführt.

40 Nasreddin erinnert uns daran, wie wich- zeitlichen Raum überliefert wurden, stehen tig die mündliche Überlieferung und das in der Tradition des Sufismus. Dabei han- Erzählen für die Kulturgeschichte der Län- delt es sich um eine mystische und oft auch der der Seidenstraßen sind. Wie weit sei- asketische Strömung des Islam, die viele ne Geschichten über die Jahrhunderte von strenggläubige Muslime ablehnen. So sind Mund zu Mund wanderten, ist schon dar- Sufi-Bruderschaften beispielsweise in Saudi an zu erkennen, wie viele Länder und Orte Arabien streng verboten. Als im Sommer Anspruch darauf erheben, die Heimat des 2014 die islamistischen Extremisten vom so- Hodscha zu sein: etwa Akşehir in der Türkei, genannten Islamischen Staat (IS) Teile von Koy im Iran und Buchara in Usbekistan. Syrien und Irak erobert und ihre brutale Ge- Ob der Hodscha allerdings tatsächlich ge- waltherrschaft errichtet hatten, machten sie lebt hat ist nicht sicher. Seine Geschichten, sich auch umgehend daran, die Schreine und die über einen großen geographischen wie Grabmäler bekannter Sufis zu zerstören.

Bratenduft und Geldgeklimper

„Nasreddin, so heißt es, ging eines Tages in Bagdad über den Basar. Plötzlich hörte er Lärm und Geschrei aus einer Garküche. Wie ihr wisst, ist Nasreddin sehr neugierig. Er ging sogleich hinein und sah, wie der dicke, rotmäulige Wirt einen Bettler am Kragen schüttelte, weil der Bettler nicht zahlen wollte.

‚Was ist denn das hier für ein Lärm?‘ fragte un- ser Nasreddin.

‚Dieser Landstreicher‘, brüllte der Wirt, ‚dieser verfluchte Strolch, kam in meine Küche – mö- ‚Warte noch, o Meister des Wohlgeschmacks‘, gen seine Eingeweide verdorren! Er holte einen hielt ihn Nasreddin zurück. ‚Hier, horch mal!‘ Brotfladen aus der Tasche und hielt ihn so lange über einen Bratspieß, bis er nach Hammelfleisch Er schüttelte die hohle Faust vor dem Ohr roch und noch einmal so gut schmeckte. Dann des Wirtes und ließ die Münzen eine Weile aß er den Fladen auf, und nun will er nicht zah- klimpern. Dann gab er dem Bettler das Geld len. Mögen ihm die Zähne im Mund verfaulen!‘ zurück und sagte:

‚Stimmt das?‘ fragte Nasreddin den Bettler ‚Ziehe hin in Frieden, armer Mann.‘ streng, der vor lauter Angst kein Wort her- vorbrachte und nur mit dem Kopf nickte. ‚Was?‘ rief der Wirt aus. ‚Ich habe das Geld doch gar nicht bekommen!‘ ‚Das ist nicht gut‘, sagte Nasreddin. ‚Es ist un- recht, fremdes Gut ohne Bezahlung zu benutzen.‘ ‚Er hat dich bezahlt, und ihr seid quitt!‘ ant- ‚Hörst du, was dieser ehrwürdige Mann dir wortete unser Nasreddin. ‚Er roch den Duft sagt, du zerlumpter Strolch?‘ fragte der Wirt deines Bratens, und du hörtest den Klang seines erfreut. Geldes!‘ “

‚Hast du Geld?‘ fragte Nasreddin den Bettler. Aus: Dieser holte schweigend ein paar Kupfer- Leonid Solowjow: Die Schelmenstreiche des Nasreddin münzen aus der Tasche. Gleich streckte der Hodscha. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1988, Wirt seine fette Pfote aus. S. 66-67.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 41 Klimadiagramme 18 Reise-Klima Istanbul Bagdad 200 200

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-10 -10 °C J F M A M J J A S O N D mm °C J F M A M J J A S O N D mm (41°00N, 28°59O; 40 m) (33°20N, 44°25O; 40 m)

Teheran Buchara 200 200

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-10 J F M A M J J A S O N D mm °C J F M A M J J A S O N D mm (35°43N, 51°25O; 1140 m) (39°47N, 64°25O; 225 m)

Samarkand Ferghana 200 200

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-10 -10 °C J F M A M J J A S O N D mm °C J F M A M J J A S O N D mm (39°40N, 66°58O; 700 m) (40°37N, 71°79O; 580 m)

42 Khotan Turfan 200 200 Wer auf den Routen der Seidenstraßen reist, muss 100 100 sich auf ganz verschiedene Klimabedingungen vorbereiten. 40 80 40 80 Die beste Jahreszeit zum 30 60 30 60 Reisen sollte gefunden und passende Kleidung 20 40 20 40 eingepackt werden. In der Antike konnten 10 20 10 20 sich die Reisenden nur auf Beobachtungen, Erfahrungen und Berichte 0 0 0 0 verlassen. Seit dem 20. Jahrhundert werden -10 -10 Klimadaten gemessen und °C J F M A M J J A S O N D mm °C J F M A M J J A S O N D mm aufgezeichnet. (37°07N, 79°56O; 1380 m) (42°57N, 89°11O; 30 m) Auf diesen Seiten seht ihr Klimadiagramme aus 12 verschiedenen Dunhuang Dulan Städten, die an den 200 200 Seidenstraßen liegen und viele archäologische 100 100 Sehenswürdigkeiten bieten. 40 80 40 80 Die roten Punkte zeigen von Januar 30 60 30 60 bis Dezember die monatlichen Mittelwerte 40 20 20 40 der Temperaturen in °C, die blauen Balken 10 20 10 20 geben die monatliche Niederschlagsmenge in 0 0 0 0 mm an.

-10 -10 °C J F M A M J J A S O N D mm °C J F M A M J J A S O N D mm (40°08N, 94°40O; 1140 m) (36°18N, 98°05O; 3200 m)

Xi'an Hangzhou 200 200

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-10 -10 °C J F M A M J J A S O N D mm °C J F M A M J J A S O N D mm (34°16N, 108°57O; 410 m) (30°15N, 120°11O; 10 m)

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 43 44 Einleitung Die maritime Seidenstraße

Die Handelskontakte zwischen China und jüngsten Ausgrabungen sogar an der Ost- dem Rest der Welt blieben nicht auf die küste Indiens und auf Sri Lanka gefunden. Verkehrswege an Land beschränkt. Auch Das teuerste Handelsgut, das die Römer auf den Meeren entwickelte sich ein Netz- in Indien erwarben, war neben Gewürzen werk weitreichender Seehandelsverbin- wie Pfeffer die chinesische Seide. dungen zwischen dem Indischen und Pazi- fischen Ozean. Über die Ozeane wurde auch der Bud- dhismus vom 2. bis 9. Jahrhundert von Die vielen Seerouten sind längst noch Indien nach Indonesien, Südchina und nicht alle erforscht und wir skizzieren hier Japan verbreitet. Viele Schiffe transpor- nur einige von ihnen. Schon vor etwa zwei tierten Weihrauch und Pilger. Im späten 8. Jahrtausenden hatten die Kaiser der Han- und 9. Jahrhundert trieben die beiden blü- Dynastie Handelsschiffe bis in den Golf von henden Großreiche Arabien und China den Bengalen im Osten Indiens ausgeschickt. Seehandel an. Vor allem Geschirr, hart und Etwa zur selben Zeit machten sich auch glänzend wie Metall, wurde eine wichtige römische Seeleute auf, das Arabische Meer Exportware der Chinesen. Die Araber zu erkunden und Handel mit den sagen- blieben zunächst führend im Schiffbau, haften reichen Völkern Asiens zu treiben. wurden aber im 11. Jahrhundert von den Einmal im Jahr, wenn die Winde günstig Chinesen abgelöst. Den grandiosen Höhe- waren, segelten die Schiffe des Imperiums punkt der maritimen Seidenstraße stell- an die westlichen Küsten Indiens. Aus dem ten aus chinesischer Sicht sicherlich die Roten Meer kommend führte eine Route sieben Reisen der riesigen Schatzflotte zu direkt nach Südindien, eine weitere in den Beginn des 15. Jahrhunderts bis zur Ost- Nordwesten des Subkontinents. Dort la- küste Afrikas dar. Wenige Jahrzehnte gen im Indusdelta wichtige Handelshäfen, später jedoch gaben die chinesischen Kaiser in denen die europäischen Kaufleute ihre die Kontrolle über den Seehandel weitge- Frachter mit Waren beluden, die auf dem hend auf. Seitdem bestimmen europäische Landweg aus China herangebracht wor- See- und Kaufleute über die Weltmeere den waren. Römische Münzen wurden bei – und die Weltwirtschaft.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 45 Seerouten der Seidenstraße

Grenzen Internationale Grenze Orte Stadt Keramik Manufaktur Gewässer Fluss See Kaiserkanal Meer Höhe (in Meter) über 5000 3000 – 5000 1500 – 3000 1000 – 1500 500 – 1000 200 – 500 0 – 200 Depression Seerouten ~ 200 v.–600 n. Chr. ~ 600–900 n. Chr. ~ 1000–1300 n. Chr. ~ 1400–1600 n. Chr. Schiffswracks Godavaya Belitung Nanhai Nr.1 Quanzhou Nan‘ao Nr.1

46 © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 4747 Das Belitung-Wrack: Das Schiff und seine letzte Fahrt 19 Das Schiff Wenn wir uns auf der Karte S. 46–47 die Lage Abdichtung verwendete man Harz. Diese der Insel Belitung ansehen, vor deren Küste nagellose Konstruktion war elastisch und dieses Schiff in einem Herbst zwischen den konnte den Schlägen der Wellen auf hoher Jahren 826 und 850 n. Chr. gesunken ist, See besonders gut standhalten. Seine Segel dann können wir nur staunen: Was hatte an zwei Masten bestanden vermutlich aus ein arabisches Segelschiff voll beladen mit Baumwolle oder gewebten Palmfasern. Das chinesischen Schätzen zwischen Sumatra, Schiff hatte wahrscheinlich kein Deck. Es Java und Borneo zu suchen? Seine letzte wird angenommen, dass die Ladung in den Reise scheint eine Geschichte aus Tausend- offenen Rumpf gestapelt und mit Palmwe- unundeinerdeiner NNachtacht zuzu sein.sein. deln oder Bambus abgedeckt wurde. Die Seeleute und Passagiere bewegten sich und Abb. 1: Schalen aus lebten auf dieser Abdeckung. Möglicher- Changsha nach der weise gab es einen kleinen Verschlag als Restaurierung. Wetterschutz für den Kapitän, vermögen- de Reisende und den Proviant. Auch wenn noch nicht alle Einzelheiten der Konstrukti- on erforscht sind, geht man davon aus, dass das Belitung-Schiff eine Dhau ist, die im Oman oder im Jemen gebaut wurde.

In welchem Sturm in welchem Jahr die Dhau unterging, lässt sich nur annähernd durch die Art der Ladung und eine Inschrift bestimmen. Etwa 60.000 chinesische Kera- mikgefäße beförderte das Schiff. In den weichen Ton einer Schale hatte der Töpfer das Datum der Produktion eingeritzt: das Jahr 826. Früher konnte die letzte Reise also nicht begonnen haben. Später dagegen schon, wenn man bedenkt, dass die Schalen Der Rumpf des etwa 18 m langen und 6,5 m einige Zeit für ihren Weg von den Werk- breiten Schiffs war im wahrsten Sinne des stätten durch die Hände der Kaufleute auf Wortes „zusammengenäht“. Seine Hartholz- den Markt, in die Lagerhallen am Hafen Abb. 2 und 3: Wrack und Ladung des Wracks an der Planken stammen aus Ostafrika und wur- durch die Zollbehörden und von dort auf Küste der Insel Belitung. den mit Kokosfaser-Seilen verschnürt. Zur das Schiff benötigten. Kunsthistoriker ha- ben alle Frachtstücke mit anderen Objekten verglichen, deren Alter bekannt ist. Durch diesen typologischen Vergleich sind sie dar- auf gekommen, dass die Dhau spätestens im Jahr 850 ihre letzte Fracht geladen hat und in See gestochen ist.

48 Seine letzte Fahrt

Gebaut in einer Werft am Persischen Golf dern weiter nach Süden gesegelt, wo sie auf war die Dhau entweder von Basra oder Siraf Höhe von Palembang in der Gelasa-Straße zu abgereist, den beiden bedeutendsten Hä- weit nach Osten abkam und sank. Das Ufer fen dieser Zeit, die Bagdad mit Waren ver- war nur 3 km entfernt und in der Umge- sorgten. Der Legende nach stammte auch bung des Wracks wurden keine Skelettreste Sindbad der Seefahrer aus Basra. Bagdad gefunden, so dürfen wir hoffen, dass Besat- war zwischen 836 und 892 Hauptstadt des zung und Passagiere sich retten konnten. Abbasiden-Reiches und die größte Stadt außerhalb Chinas. Wie die Tang-Dynastie in Ostasien so dominierten die Abbasiden Westasien. Zwei Großmächte, die im 9. Jahr- hundert auf dem Gipfel des Luxus-Konsums standen, die jeweils die Güter des anderen begehrten. Schon der Gründer des Rei- ches und der Stadt Bagdad am Fluss Tigris, al-Mansūr soll 762 gesagt haben, „es gibt kein Hindernis zwischen China und uns, alles auf dem Meer kann zu uns gelangen“. Arabien erlebte ein „Goldenes Zeitalter“ unter Harun ar-Raschid, 786–809 Kalif Abb. 4 und 5: Schiffszimmerleute beim Nachbau der Belitung-Dhau nahe Muscat im von Bagdad, und seinem Sohn al-Ma’mun Oman 2008-2010. (regierte 813–833). Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft florierten. Um 825 wurde in Bagdad das „Haus der Weisheit“ eröffnet, ein Forschungs- und Bildungsinstitut mit der größten Buchsammlung der damaligen Zeit. Wissen Suchende aus aller Welt und al- ler Konfessionen waren willkommen, lern- ten und lehrten dort gemeinsam.

Von Bagdad nach Chang’an reiste man also über Basra, Siraf und Suhar oder Muscat. Von dort umschiffte man Indien entweder entlang der Küste und behielt das Land in Abb. 6: Eine Rekonstruktion des Schiffs segelte als „Juwel von Muscat“ vom Oman nach Sicht, oder man querte das Arabische Meer Singapur und ist jetzt dort im Maritime Experiential Museum & Aquarium zu sehen. und segelte von Sri Lanka aus auf kürzes- tem Weg nach Banda Aceh am Nordufer Sumatras. Durch die Straße von Malakka musste Malaysia umrundet werden. Erst von dort aus konnte man nach Norden ent- lang der Küste Vietnams durch das Südchi- nesische Meer bis nach Guangzhou reisen. Einiges spricht dafür, dass die Belitung- Dhau bis nach Yangzhou am Jangtsekiang gelangt ist und dort Waren aufgenommen hat. Zu ihrer Rückreise hat sie mit Sicher- heit die Anker in Guangzhou gelichtet, und zwar im Winter, weil dann die Winde aus Norden wehten. Bis nach Malaysia soll sie etwa einen Monat gebraucht haben. Aber dort ist sie zu unserer Überraschung nicht in die Straße von Malakka eingebogen, son-

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 49 Das Belitung-Wrack: Die Ladung 19 Geschirr aus Keramik Die Belitung-Dhau konnte 25 Tonnen Fracht und der Südostasiaten. Solche Schalen sind laden. Im Vergleich zu einer Kamelkarawane in Siraf ausgegraben worden, wie auch in erreichte selbst so ein kleines Schiff eine Malaysia und Indonesien. weitaus höhere Transportleistung. Schwere Güter wurden über die Meere bewegt, bei- Aber das Schiff hatte auch 300 Stück der spielsweise Geschirr. Sage und schreibe seltenen und ungeheuer teuren weißen etwa 60.000 Keramikgefäße sind aus dem Tafelware aus Xing an Bord. Die berühmten Wrack geborgen worden. Viele waren zer- Brennöfen von Xing lagen in Nordchina und brochen, aber viele waren auch so gut ver- produzierten das beste Steinzeug während packt, dass sie Transport, Untergang und der Tang-Zeit. Es war dünnwandig, sehr 1100 Jahre im Meer heil überstanden haben. hart, aus reiner weißer Tonerde (Kaolin) Als Umverpackung (Container) wurden geformt und mit einer schimmernden Glasur große Tonkrüge verwendet. Sie wurden überzogen. Gebrannt bei mindestens 1200 °C direkt in Guangzhou produziert. Bis zu 130 hatte es fast schon die Qualität von Porzel- Schalen steckten in einem einzigen Krug. lan. Schon Harun ar-Raschid erfreute sich in Insgesamt 55.000 dieser Schalen fand man. Bagdad an diesem erlesenen weißen Geschirr, Sie stammen aus Töpfereien in Changsha, das ihn noch auf dem Landweg erreichte. Das heutige Provinz Hunan, und sind an ihrem Interesse des Hofes spornte die Töpfer in Abb. 1: Sehr seltene weiß glasierte Keramik mit hellen Grund mit Bemalung in schwungvol- Basra zur Nachahmung an. Doch sie verfüg- kobaltblauer Bemalung len und scheinbar spontanen Pinselstrichen ten weder über Kaolin noch über Brennöfen, aus den Werkstätten von in grün und braun unter einer selbst nach mit denen sich der Brand bei so hohen Tem- Gongxian bei Luoyang. Chinas erstes Experiment tausend Jahren noch leuchtenden Glasur zu peraturen bewerkstelligen ließ. Ihre Gefäße mit Blau-Weiß Geschirr. erkennen. Zwar als Massenware hergestellt, blieben gelblich und dickwandiger. Diesen war Geschirr aus Changsha in Tang-China Mangel glichen sie durch drei Erfindungen Abb. 2: Weiße luxuriöse selbst jedoch nicht in Gebrauch. Farbige aus: eine lichtdurchlässige (opake) weiße Schalen, aus denen man angewärmten Wein Gefäße benutzte man bei Bestattungsfeiern Glasur, Bemalung in Kobaltblau und Lüster- trank. Hergestellt in den und gab sie den Verstorbenen mit ins Grab. glasur (Aufschmelzen von Metalloxiden in Manufakturen von Xing, Die Lebenden aber deckten ihren Tisch mit einem abschließenden Aufglasurbrand). Wir südlich von Beijing. einfarbigen weißen oder olivgrünen Gefä- verdanken es den Meistern von Basra, dass Abb. 3: Schalen verpackt in ßen. In Changsha produzierte man für den schon bald von Spanien bis Zentralasien Ge- einem Tonkrug-Container. Export, für den Geschmack der Abbasiden fäße und Kacheln glasiert und farbig bemalt

50 wurden. Nur Kobaltblau und Lüster blieben mente erhalten sind, liefern sie wichtige Infor- lange Zeit ihr Werkstattgeheimnis. mationen: In China experimentierten Töpfer schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts Die Belitung-Dhau jedoch hatte einige blau auf mit persischem Kobaltblau als Farbpigment. weißer Glasur bemalte Gefäße an Bord, die in Sie kopierten arabische Muster und die Pro- den Manufakturen von Gongxian bei Luoyang dukte wurden exportiert. Auf dem einheimi- gefertigt wurden. Auch wenn davon nur Frag- schen Markt hatten sie keinen Erfolg damit.

Schätze aus Gold und Silber

Erstaunlich sind die mehr als 30 Gefäße, Be- gabe des chinesischen Kaisers seinem König Abb. 4 und 5: Schale und hälter und Schmuckstücke aus Edelmetall. übergeben sollte? Aus Hofberichten wissen Tasse aus massivem Gold. Nicht nur der reine Materialwert ist hoch, wir, dass zwischen 813 und 839 sechs Ge- Abb. 6: Grün gefleckte auch ihre Verarbeitung ist eines Kaisers sandtschaften aus Java Sklaven, Papageien Ware aus Gongxian wurde würdig. Die Schätze waren am Boden des und sogar ein Rhinozeros nach Chang’an ge- vor allem in Samarra (Irak) Schiffsrumpfes gut versteckt. Eine achtsei- bracht hatten. Dann wäre auch klar, warum ausgegraben. Die Stadt war nach Bagdad ab 836 tige Tasse ist aus massivem Gold. Auf je- das Schiff den Kurs nach Süden beibehielt. Hauptstadt des Abbasiden- dem Bildfeld steht die Figur eines Sängers, Womöglich steuerte es auch Palembang Reiches. Das Schiff hatte Tänzers oder Musikanten mit Instrument an. Die Stadt war das Zentrum des Reiches etwa 200 Stück davon an Bord. aus Zentralasien, wie wir sie von Keramik- Srivijaya, dem heutigen Malaysia und figuren kennen. Die Profilansichten zweier Indonesien. Alle Schiffe zwischen West- Abb. 7: Diese Kanne ist eine bärtiger Männer bilden die Griffplatte des asien und China mussten es durchqueren. keramische Nachbildung Henkels. Wahrscheinlich stammt die Tas- Sie versorgten sich dort mit Wasser und westasiatischer Metallkannen. Solche se aus der Werkstatt eines Goldschmieds Proviant, heuerten Seemänner an und war- Stücke stammen aus in Yangzhou. Unserer Fantasie sind keine teten auf günstige Winde zur Weiterfahrt. nordchinesischen Grenzen gesetzt, wenn es um die Fragen Srivijaya und Sailendra auf Java beherrsch- Werkstätten und wurden bislang in China nur in geht: Wie sind die Schätze an Bord gekom- ten die wichtigste Seekreuzung im 9. Jahr- der Hafenstadt Yangzhou men und für wen waren sie bestimmt? Ge- hundert und bauten ihre zentrale Position gefunden, ansonsten vor hörten sie dem Kapitän? War ein Gesandter mit der Gründung von Temasek, dem heuti- allem in Orten in Iran und Irak. aus Java an Bord, der das Gold als Gegen- gen Singapur, im 13. Jahrhundert aus.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 51 Das Wrack Nanhai Nr. 1 – Entdeckung und Bergung 20 Was vorher geschah Erinnern wir uns: Die Kaiser der Tang- entdeckten Archäologen zwar Werftanlagen Dynastie öffneten ab dem 7. Jahrhundert aus der Epoche, auf denen sicher Schiffe für ihre Metropolen der Welt und machten sich den Fluss- und Kanalverkehr gebaut wor- selbst daran, Zentralasien zu erschließen. den waren, jedoch keine hochseetüchtigen Ausländische Händler und Handwerker Frachter. Tang-China war eine Export- strömten ins Land und ließen sich nieder. macht, aber noch keine Seemacht. In allen großen Hafenstädten wie Guangz- hou, Ningbo und Yangzhou gab es Auslän- Im Jahr 879 war der Tang-Staat nicht mehr derviertel. Malayen, Vietnamesen, Inder, stark genug, die Sicherheit der Ausländer Perser und Araber gründeten Geschäfte, in Guangzhou zu garantieren. Das Kaiser- bauten Häuser, Gebetsstätten und Friedhö- haus und die zentrale Verwaltung hatten fe. Ihre Hinterlassenschaften gehören heute in internen Machtkämpfen sich selbst und zum geschützten Kulturerbe Chinas. dadurch das ganze Land zugrunde gerich- tet. Rebellen begehrten auf, oft entlud sich Nach arabischem Vorbild wurde in ihr Zorn in Angriffen auf reiche Ausländer. Guangzhou im Jahr 763 der Posten des Plündernd und brandschatzend zogen Auf- Seehandels-Kommissars eingerichtet. Er rührer über deren Niederlassungen her. sorgte dafür, dass der Staat durch Zölle und Allein in Guangzhou sollen damals 120.000 Steuereinnahmen am Seehandel reichlich ausländische Händler getötet worden sein. verdiente. Keramikgeschirr wurde in den Fortan wickelte man internationale Ge- vielen und leistungsfähigen Manufakturen schäfte bevorzugt in Sri Lanka ab. Erst ein als Massenware für den Export produziert Jahrhundert später belebten sich die chine- und bis nach Westasien verschifft. Aller- sischen Häfen wieder. dings auf arabischen Schiffen: In Yangzhou

Entdeckung und Bergung

Vor mehr als 20 Jahren begannen chine- suchen. Im Sinn hatten sie eine Fregatte der sische Archäologen mit Sonartechnik das Niederländischen Ostindien-Kompanie aus Meer vor der Küste von Guangzhou syste- dem 18. Jahrhundert, von deren Untergang matisch nach versunkenen Schiffen abzu- alte Archive berichteten. Gefunden haben

Abb. 1: Über die Jahrhunderte unter Wasser zu einem Konglomerat verklebte Teile der Ladung.

52 die Archäologen 1987 jedoch eine chinesi- es häufig vor, dass Archäologen Artefakte sche Dschunke aus dem 12. Jahrhundert. Sie mit dem Erdreich, in dem sie stecken, als lag in 24 m Tiefe und war nahezu völlig von Block von der Fundstelle in eine Restaurie- Sediment bedeckt. Weil das 30 m lange und rungswerkstatt verfrachten und erst dort 10 m breite Wrack das erste im Südchinesi- vorsichtig ausgraben. Aber es hatte noch schen Meer (Chinesisch: Nanhai) entdeck- niemand probiert, ein Stück Meeresboden te war und viele weitere erwartet wurden, mit einem darin steckenden Schiff samt nannte man es „Nanhai Nr. 1“. Ladung in eine Kiste zu verpacken und an Land zu heben. 2007 senkte ein Schiffskran Mit ihm begann die Entwicklung der Un- einen unten und oben offenen Stahlkasten terwasser-Archäologie in China. Zuerst so auf den Seegrund ab, dass er das versun- versuchten Taucher das Wrack an Ort und kene Schiff umschloss. Mit Betongewich- Stelle zu vermessen und Teile der Ladung ten wurde der Kasten langsam und ohne zu bergen. Dabei bemerkten sie, dass der Erschütterungen in den Boden vertieft, bis Schiffsrumpf und das Frachtgut außer- er unter dem Wrack mit einer Stahlkonst- gewöhnlich gut erhalten waren. Aber sie ruktion verschlossen werden konnte. Den konnten kaum die Hand vor Augen sehen, Fundblock von etwa 5000 t brachte ein so trübe und dunkel war das Meer über dem Transportschiff in das eigens dafür gebau- Wrack. An Ausgrabungen unter Wasser te „Museum der maritimen Seidenstraße“, war nicht zu denken. Man entschloss sich wo er in einem mit Meerwasser gefüllten zu einer Blockbergung. An Land kommt Becken abgesetzt wurde.

Abb. 2: Prozess der Bergung.

Abb. 3: Weißes Steinzeug aus Dehua (Prov. Fujian), Krug und Kosmetikdose.

Abb. 4: Goldarmring.

Abb. 5: Seladon-Schale aus Longquan (Prov. Zhejiang).

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 53 Das Wrack Nanhai Nr. 1 – Museum und Funde 20 Ausgrabung im Museum Noch heute werden täglich Teile des Schiffs- vom Rand des Beckens und durch Sichtfens- rumpfs und der Ladung aus dem Meeresbo- ter unterhalb der Wasserlinie den Archäolo- den-Block im Museum ausgegraben. Ihre gen bei der Arbeit zusehen. Auch wenn das Konservierung ist das größte Problem. Die Schiff eines Tages ganz freigelegt sein wird, Holzplanken würden zerfallen, wenn sie soll es weiterhin im Meerwasserbecken prä- austrocknen. Deshalb bewahrt man sie in sentiert werden. Meerwasser auf. Museumsbesucher können

Die Dschunke

Auch wenn die Forschung noch in vollem war für Flüsse und Kanäle wichtig, für die Gange ist, weiß man heute doch schon eini- dieser Schiffstyp während der Han-Zeit ges über die Dschunke. Sie wurde aus dem (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) erfunden wurde. Holz der roten Zeder in einer chinesischen Erst im 11. Jahrhundert haben chinesische Werft gebaut. Anders als die arabische Dhau Schiffbauer Dschunken zu hochseefähigen oder spätere europäische Schiffe besaß sie Frachtern weiterentwickelt. Mit ihnen be- keinen Kiel, sondern einen flachen Boden gann auch Chinas Zeit als Seemacht. und hatte daher nur geringen Tiefgang. Dies Das Modell gibt eine Vorstellung davon, wie „Nanhai Nr. 1“ aussah. Mit dem manns- Abb. 1 und 2: Guangdong hohen Heckruder hielten die Seeleute den Maritime Kurs. Was an der Seite aussieht wie ein an- Museum. gelegter Flügel ist ein sogenanntes Seiten- schwert. Aufgeklappt und herabgelassen verhinderte es Abdrift. Zu den wichtigsten Innovationen gehörte die Takelage mit meh- reren Masten. Die Segel waren mit Bambus- latten quer verstärkt und längs der Kiellinie ausgerichtet – nicht quer wie bei der Dhau. Dadurch konnte die Dschunke nicht nur

54 vor dem Wind, sondern auch am Wind se- geln und war daher schneller und wendiger. Aus zeitgenössischen Berichten wissen wir, dass die Chinesen ab dem 11. Jahrhundert den Kompass auch bei der Seefahrt nutzten. Erfunden hatten sie ihn aber schon tausend Jahre zuvor für die Bestimmung eines geeig- neten Platzes für Wohnhöfe und Grabanla- gen (Geomantie).

Die Ladung

Die Dschunke hatte eine Ladungskapazität von rund 800 t. Bislang haben die Archäo- logen mehr als 4000 vollständige Kera- mikgefäße geborgen. Sie zeigen die volle glanz schimmernden Glasur zu erfühlen. Abb. 3: Modell einer Bandbreite an Formen und der technischen Dschunke des 11./12. Jahrhunderts. Perfektion der in Europa Seladon genann- Die vielen technischen Neuerungen sowohl ten Keramikgefäße aus den Werkstätten im Schiffbau als auch in der Töpferei sind der Südlichen Song-Dynastie im 12. Jahr- typisch für den Zeitgeist der Epoche. Ihr be- hundert. Seladon ist ein sehr hartes und vor rühmtester Philosoph hatte ihn treffend mit allem in Tönen von cremeweiß, graugrün dem Ausdruck „Untersuchung der Dinge“ bis olivgrün glasiertes Steinzeug. Mit der charakterisiert. Während der Tang-Zeit transparenten grünlichen Glasur sollten waren vom 7. bis 9. Jahrhundert in ganz die Gefäße aussehen, als wären sie aus Jade China die Samen von Handel, Entwicklung gemacht. Farbige Muster galten als vulgär. von Technik, Wirtschaft und Kunst sowie Stattdessen schnitt oder presste man Deko- lebhaftem Interesse an Nachbarregionen ge- re in den noch ungebrannten Rohling. Sie legt worden. Im 11. und 12. Jahrhundert ging waren als feines Relief unter der wie Perl- die Saat auf. Im Norden bauten die Kitan ge- meinsam mit Uiguren, Tibetern und Türken das Netzwerk in Zentralasien aus. Südlich Abb. 4: Ausgrabung des des Gelben Flusses trieb die Song-Dynastie Schiffswracks im Museum. (960–1279) die Entwicklung von Technik und Wissenschaft voran. Seidenwebereien, Bergbau und Landwirtschaft – buchstäb- lich alle Gewerke erfuhren einen enormen Innovationsschub. Medizin, Mathematik und sogar Archäologie wurden betrieben, Schießpulver und bewegliche Drucklettern erfunden, Enzyklopädien gedruckt.

Die Städte waren erstmals für alle Gesell- Abb. 5: Container schaftsschichten offen. Es gab Ladenstra- mit Sediment und Schiffswrack im Museum. ßen, Wohnviertel, Handwerkergilden, Spi- täler und Altersheime. Die Bevölkerung des Landes stieg auf 100 Millionen an. Wie schon alle Bewohner Südchinas vor ihnen entwickelten auch die Song ein ausgepräg- tes Interesse am Südpazifik. Sie gingen noch weiter und etablierten eigene Handelsver- bindungen bis nach Ostafrika.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 55 Die Reisen des Admirals Zheng He

Grenzen Internationale Grenze Orte Stadt Keramik Manufaktur Gewässer Fluss See Kaiserkanal Meer Höhe (in Meter) über 5000 3000 – 5000 1500 – 3000 1000 – 1500 500 – 1000 200 – 500 0 – 200 Depression Die Reisen des Admirals Zheng He 1. Reise (1405-1407 n. Chr.) 2. Reise (1407-1409 n. Chr.) 3. Reise (1409-1411 n. Chr.) 4. Reise (1413-1415 n. Chr.) 5. Reise (1417-1419 n. Chr.) 6. Reise (1421-1422 n. Chr.) 7. Reise (1431-1433 n. Chr.) Ende der je- weiligen Reise

56 Die Schatzschiffe der Ming-Dynastie

Ming-Kaiser sandten von 1405 tragen werden. Nebenbei knüpf- bis 1431 sieben Flotten von te man strategische Allianzen Nanjing nach Süd- und West- und sammelte Informationen. asien sowie Afrika. Bis zu 100 Im Grunde waren die kaiserli- riesige Dschunken mit rund chen Schatzschiffe bewegliche 30.000 Mann Besatzung hatten Demarkationslinien eines Im- chinesische Kostbarkeiten gela- periums. Alle Gebiete, die sie er- den, vor allem Seide und Porzel- reichten, galten automatisch als lan. Zurück brachten sie Schät- Teil des Kaiserreichs. Um Han- ze des Orients wie Weihrauch, del ging es dabei übrigens nicht, Pfeffer und sogar Giraffen. Die sondern um den Austausch von Ziele dieser Reisen von Admi- Staatsgeschenken. Schon 1435 ral Zheng He ähnelten denen legte das Kaiserreich die Schatz- der Reisen des Zhang Qian 1500 flotte wieder still. Private Händ- Jahre vor ihm (S. 25). In alle Welt ler aber nutzten die Kontakte sollte die Kunde von Pracht und und befuhren weiter die Meere. Macht des Kaisers von China ge-

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 57 Admiral Zheng He und die Schatzschiffe der Ming-Dynastie (1368-1644) 21 Admiral Zheng He Kein Seefahrer ist in China so berühmt wie kunst ausgebildete Eunuch war ein Vertrau- Zheng He. Er befehligte die größte Flot- ter des Kaisers und durch seine Herkunft te, die das chinesische Kaiserreich jemals besonders geeignet für die geplante Missi- auf die Meere hinausgeschickt hat. Sein on. Zheng He war in der Provinz Yunnan in persönliches Schicksal und die Geschichte einer muslimischen Familie aufgewachsen, seiner sogenannten Schatzschiffe sind so deren Stammbaum bis nach Buchara reich- charakteristisch für die Außenpolitik der te. Schon im Alter von 11 Jahren wurde er Ming-Dynastie wie ihre Große Mauer: rie- gefangen genommen und an den Hof der sig, pompös, letztlich aber wirkungslos. Ming gebracht. Wie alle männlichen Diener der kaiserlichen Familie wurde der Junge im Der dritte Kaiser der Ming-Dynastie, der un- Alter von 13 Jahren kastriert. Weil er intelli- ter der Devise Yongle („Ewige Freude“) von gent, willensstark und kräftig war, förder- 1403 bis 1424 regierte, ernannte unmittel- te der spätere Kaiser schon als Prinz seine bar nach seiner Thronbesteigung Zheng He Ausbildung. Die Ernennung zum Admiral zum Admiral und befahl ihm, eine Flotte krönte seine Laufbahn. aufzustellen. Der in Diplomatie und Kriegs-

Die sieben Reisen der Schatzflotte

Insgesamt sieben Mal lief die riesige Staats- noch im selben Jahr wieder los. Diesmal ging flotte Chinas aus. Im Jahre 1405 brach es darum, dem König von Kalikut bei der Zheng He mit 62 Schiffen und 27.800 Mann Sicherung seiner Herrschaft beizustehen. Abb. 1: Eine Porzellanfigur Besatzung zu seiner ersten Reise nach Zum dritten Mal lichtete die Flotte 1409 mit von Zheng He vor einem Kalikut in Indien auf, wo sie auch den Win- 48 Schiffen und 30.000 Mann die Anker und Phantasiebild seiner Flotte im Werft-Museum. ter 1406/07 verbrachten, sich die Zeit, wie segelte nach Sri Lanka. Bei ihrer Rückkehr Die Dschunken hatten es heißt, „mit Diplomatie und Landeskun- zwei Jahre darauf führten die chinesischen rote Seidensegel mit de“ vertreibend. Seide und Porzellan wur- Seeleute den König der Insel als Gefangenen Bambusversteifung, die Masten standen teilweise den gegen Pfeffer getauscht. 1407 kehrte mit, weil er sich geweigert hatte, sich dem nebeneinander. die Flotte nach Nanjing zurück, segelte aber Ming-Kaiser zu unterwerfen. Ziel der vier-

58 ten Reise 1413–1415 mit 63 Dschunken und Auf der Heimreise 1433 oder kurz danach 28.500 Leuten war die Straße von Hormus starb auch Zheng He – und mit ihm ging eine im Persischen Golf. Ein Teil der Flotte se- Ära zu Ende: Die Schatzschiffe wurden der gelte weiter bis Malindi in Ostafrika. Zu- kaiserlichen Kriegsmarine zugeordnet oder rück brachte sie arabische und afrikanische abgewrackt. Logbücher, Karten und Berichte

Abb. 2-4: Ansichten aus dem Museums- Park mit Resten der alten Holzpfosten und dem Nachbau eines Schatzschiffs.

Diplomaten, die dem chinesischen Kaiser vernichtete man. Nur das Tagebuch des im Auftrag ihrer Könige Geschenke zum Dolmetschers von Zheng He hat überlebt. Zeichen der Unterwerfung zu Füßen leg- Das chinesische Kaiserreich wandte seinen ten. Mit Gegengeschenken brachte sie die Blick nach innen und begann, sich zuneh- kaiserliche Flotte bei ihrer fünften Fahrt mend von der Außenwelt abzuschotten. Der 1417–1419 wieder nach Hause. Die sechste Admiral ist jedoch keineswegs vergessen: Reise 1421–1422 führte wieder nach Afrika, Als Gottheit im Pantheon des Daoismus ist doch 1424 starb der Kaiser. Sein Enkel er bis heute Schutzpatron der Seeleute und schickte die Schatzflotte 1431 ein letztes des häuslichen Glücks. Mal mit 100 Schiffen und 27.500 Mann aus.

Fundplatzmuseum „Schatzschiff-Werft“

Am Stadtrand von Nanjing entdeckten Ar- darauf hin, dass sie bis zu 84 m lang waren. chäologen 1957 am Drachenfluss, einem Heute liegt auf den alten Baudocks ein Mu- Seitenarm des Jangtsekiang, einen Schiff- seums-Park. Die Hauptattraktion ist die Re- bauplatz, auf dem die Schatzschiffe des konstruktion eines Schatzschiffs. In seinem Zheng He gebaut worden waren. Heckruder, Laderaum sind Modelle chinesischer Schiffe Eisenanker und Teile von Spanten deuten aus allen Zeiten ausgestellt.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 59 Was ist Unterwasser-Archäologie? 22 Kulturerbe unter Wasser Wer das Wort „Unterwasser-Archäologie“ organischen Materialien gefährlich werden hört, denkt zuerst wohl an Truhen voll Pira- kann. Wenn Sediment die Dinge zudeckt, so tengold, zwischen Korallen und Seegras von wie eine Sanddüne an Land, sind sie schwer Haien bewacht, in der Karibik oder anders- zu finden, aber gut geschützt. wo. Ja, auch solche Schätze birgt das Meer in seinen Tiefen und lockt viele Abenteu- Was die Denkmäler bewahrt, macht aber rer und Berufstaucher an. Aber nicht jeder auch ihre Erforschung so schwierig. Wer sie weiß, dass Unterwasser-Archäologen nicht untersuchen will, braucht zwei Ausbildun- nur Gold und Edelsteine suchen und auch gen: als Archäologe und als Forschungstau- nicht nur im Meer tauchen. cher. Mit dem Forschungstaucher-Schein

Abb. 1: Vermessung eines Ankers.

Schiffsarchäologie ist der spektakulärste ist es wie mit dem Piloten-Schein. Es reicht Zweig der Unterwasser-Archäologie. Aber nicht ihn zu erwerben. Wenn man ihn be- auch Dörfer, Städte, Hafenanlagen, Brücken halten will, muss man in jedem Jahr eine und Bohlenwege liegen vor den Meeres- bestimmte Anzahl Stunden als Taucher küsten oder in Seen. Sie stammen aus ver- in einem Team arbeiten. Das schaffen nur schiedenen Perioden von der Steinzeit bis wenige. Deshalb ist die Gilde der Unter- zur Neuzeit. Als nach der letzten Eiszeit vor wasser-Archäologen weltweit recht klein. etwa 11.000 Jahren durch das Schmelzen Wegen der vielen Spezialausrüstung, die der Gletscher der Meeresspiegel anstieg, man dafür braucht – für die Taucher, für die gerieten Küstensiedlungen unter Wasser. In Arbeit unter Wasser und den Transport auf Süddeutschland und der Schweiz haben die dem Wasser – ist dieser Zweig der Archäo- Menschen zwischen 4.000 und 800 v. Chr. logie besonders teuer. Die Ergebnisse sind ihre Häuser auf Pfählen direkt ins Wasser jedoch in den meisten Fällen für ein breites an Seeufern gebaut. Publikum so faszinierend, dass die Aus- gaben mehr als gerechtfertigt sind. Dinge, die ins Wasser fallen und Bauwer- ke, die von Wasser überflutet sind, werden Die Ziele der Archäologie unter Wasser sind von Mikroorganismen oder dem Schiffs- dieselben wie an Land: Die Denkmäler wer- bohrwurm zersetzt, von Strömungen zer- den so genau wie möglich untersucht, also brochen oder von Korallen und Algen be- vermessen, fotografiert, gezeichnet und – wachsen. Es sei denn, das Wasser ist arm an wenn das sinnvoll und technisch möglich ist Sauerstoff. Dann gibt es nur wenig Leben, – ausgegraben. Das heißt in diesem Fall, Ob- das Holz, Kleidung, Speisen und anderen jekte aus ihrer nassen Umwelt ans trockene

60 Land zu bringen. Vielen Materialien, insbe- Konservierung beherrschen und sich leis- sondere Holz, bekommt das nicht gut. Wenn ten können. Sonst ist es besser, das Wrack es austrocknet, reist es und zerfällt. Vor je- zu lassen, wo es ist. Schutz der Denkmäler der Bergung steht also eine detaillierte Pla- unter Wasser kann auch bedeuten, nach nung und Vorbereitung der Konservierung, abgeschlossener Untersuchung Seegras auf mit der sofort begonnen werden muss. ihnen anzupflanzen. Dass unser Kulturer- Wenn man einen Schiffsrumpf aus dem be unter Wasser erforscht, geschützt und Wasser heben und an Land untersuchen und öffentlich bekannt gemacht werden muss, in einem Museum aufstellen will, muss man haben die meisten Länder erkannt. den schwierigen Vorgang der Nassholz-

Abb. 2: Ortsbestimmung eines Blei-Barrens mit GPS.

Abb. 3: Dendrochronologen entnehmen Holzproben von einem Schiffswrack.

Unterwasser-Archäologie in China

Das Flaggschiff der archäologischen Flotte neue „Nationale Zentrum für Unterwas- Chinas trägt den Namen „Chinesische Ar- ser-Kulturerbe“ mit Sitz in Peking und chäologie Nr. 1“. Es brach am 4. September mehreren Stationen an der Küste, fördert Abb. 4: Ausgrabung unter 2014 von der Hafenstadt Qingdao (Provinz internationale Kooperationen und Ausbil- Wasser mit einem Sauger. Shandong) zu seiner Jungfernfahrt auf. Das dungsprogramme. Dominic Hosner vom Abb. 5: Ladung des Wracks etwa 60 m lange und 10 m breite Forschungs- DAI nahm als erster deutscher Unterwasser- ‚ Nan ao Nr. 1 (15./16. schiff wurde auf einer chinesischen Werft Archäologe 2014 an der Untersuchung ei- Jahrhundert) wird unter für ca. 8 Millionen Euro gebaut und für den nes gesunken Frachters vor Ningbo teil. Wasser gezeichnet.

Bedarf von Archäologen, Tauchern und Re- Zu einem anderen chinesischen Team gehör- Abb. 6: Der Unterwasser- stauratoren ausgerüstet. Es kann fünf Mo- ten Forschungstaucher aus Malindi (Kenia), Archäologe Dominic Hosner vom DAI mit einem nate ununterbrochen auf See unterwegs also der Hafenstadt, die schon Admiral Kollegen aus Ningbo. sein. Wenn es in einem Hafen anlegt, bietet Zheng He mit seinen Schatzschiffen im 15. ein kleines Museum an Bord Informatio- Jahrhundert erreicht hatte. Die Landrouten nen über die neuesten Entdeckungen. Vor der Seidenstraßen und der Kaiserkanal sind der etwa 18.000 km langen Küste Chinas bereits offiziell UNESCO Weltkulturerbe. Die wurden schon mehr als zweihundert Meeresstraßen könnten es werden. Schätze archäologische Fundplätze entdeckt. Das des Wissens gibt es noch viele zu heben.

© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 61 Literatur | Bildnachweis Das ist die Literatur, die wir verwendet haben und die wir zum Nachlesen empfehlen:

Literaturnachweis

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Abbildungsnachweis

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© DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. 63 Reise – Landschaften

Wenn man von März bis Ende April von Istanbul am Mittelmeer bis Hangzhou am Ostchinesischen Meer reist kann man extreme Sommerhitze und Wintereiseskälte in ZentralasienZentralasien vermeidenvermeiden undund solchesolche LandschaftenLandschaften sehen.sehen.

Istanbul

TurkmenistanTurk Salz-Ton-EbeneSalz Ton Ebene

Chilpik bei Nukus

Aral-See Jiaohe Oase bei Turfan

Khiva Panjkent

Panjkent 64 Bergpass Pamir-Gebirge

Upal bei Kashgar

Jiaohe Ruinenstadt

Tian Shan bei Turfan

Dunhuang

Nanjing

Suzhou HangzhouH © DAI 2014 Unterrichtsmaterialien zur Ostasiatischen Archäologie: Die Seidenstraßen. Geleitwort der Herausgeber und Autoren Schülerheft „DIE SEIDENSTRASSEN“

Dieses Unterrichtsmaterial zur Ostasiati- In diesem Heft erzählen wir von Erfindun- schen Archäologie ist ein Angebot für Leh- gen und Schätzen, die über Land und Meere rer und Schüler zur Ergänzung des Unter- zwischen dem Mittelmeer im Westen und richts in Fächern wie Deutsch, Geographie, dem Pazifischen Ozean im Osten verbreitet Geschichte oder Kunst. Es kann als gesam- wurden. Im Mittelpunkt steht das Land der ter Themenkomplex für eine Projektwoche Seide. Es geht um Handel, Transport und oder zur Förderung einzelner interessier- Leibgerichte genauso wie um Religionen, ter Schülerinnen und Schüler verwendet Sprachen und Schiffe – kurz, um vieles was werden. Arbeitsblätter als Kopiervorlagen, Archäologen über die uralten Wurzeln ge- Lösungen und Zusatzinformationen enthält meinsamer europäisch-asiatischer Tradi- das Lehrerheft. tionen herausfinden können.

Herausgeber: Pädagogische Beratung: Deutsches Archäologisches Institut Iris und Uwe Habel Außenstelle Peking der Eurasien-Abteilung Gestaltung und Produktion: Adresse in Berlin: ö_konzept Im Dol 2 – 6 Haus II Agentur für integrierte Kommunikation 14195 Berlin GmbH & Co. KG Tel.: +49 [0] 30-187711 312 Mühlweg 42 06114 Halle (Saale), Sachsen-Anhalt Adresse in Peking: Tel.: +49 [0] 345-532 0003 Unit 2105, Landmark Tower 2, Fax: +49 [0] 345-532 0004 No. 8 North Dongsanhuan Road E-Mail: [email protected] Chaoyang District Homepage: www.oe-konzept.de 100004 Beijing Tel.: +86 [0] 10-6590 7071 Satz und Illustration: E-Mail: [email protected] Christian Reichardt, Dominic Hosner, Claus Fritzenkötter In Zusammenarbeit mit: Deutsche Botschaftsschule Peking Druckversionen von Schüler- und Lehrer- Schulbüro heft können gegen Erstattung der Versand- Liangmaqiao Lu 49 A kosten zugesandt werden auf Anfrage an: Chaoyang Bezirk [email protected] 100125 Peking Volksrepublik China Digitalversionen können heruntergeladen Tel.: +86 [0] 10-6532 2535 werden von: Fax: +86 [0] 10-6532 7031 www.bridging-eurasia.org/de/node/307 E-Mail: [email protected] Homepage: www.dspeking.net.cn

Konzept und Gesamtredaktion: Mayke Wagner DAI Gefördert und produziert: „Im Rahmen der Förderung der deutschen Texte und Redaktion: Sprache im Ausland“ © DAI 2014 Mayke Wagner, Hakan Baykal, Patrick Wertmann, Dominic Hosner, Pavel Tarasov, Astrid Klein, Richard Lange

Karten: Christian Leipe, Pavel Tarasov