Natur Erleben
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Natur erleben im Landkreis Greiz Teil II wenn die erhobenen finger der grashalme sich flüsternd guten morgen wünschen erwacht der schmetterling auf meiner stirn und weckt mich mit einem Traum Günter Ullmann † Natur erleben im Landkreis Greiz II. Teil Liebe Leserin, lieber Leser, nachdem im Jahre 1996 erstmals die Broschüre „Natur erleben im Landkreis Greiz“ erschien und sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Besuchern großen An- klang fand, wurde bereits ein Jahr später ein zweiter Teil unter dem gleichnamigen Titel herausgegeben, zumal wir diesbezüglich noch einiges Erlebenswertes auf Lager hatten. Die hohe Nachfrage der Broschüren führte dazu, dass Nachauflagen erforder- lich wurden. Für die längst überfällige Nachauflage des zweiten Teils konnten wir das Regionalmanagement Ostthüringen gewinnen, das dankenswerterweise für finanzielle Unterstützung sorgte. Bei der Überarbeitung haben wir die Grundzüge der inhaltlichen Strukturierung im We- sentlichen beibehalten; gleichwohl einiges zu aktualisieren und zu ergänzen war. Vor allem in der Wismutregion sind ja seit den 1990ern ganze Landschaften neu entstan- den, die es zu beschreiben galt. Oder durch ein neues gigantisches Brückenbauwerk musste die Wanderroute im Brahmetal völlig umgestellt werden. Die kleinen Wander- skizzen wurden durch professionellere Karten ersetzt und die meisten Fotos gemäß dem Zeitalter der digitalen Fotografie qualitativ verbessert. Ein Novum ist die Aufnah- me von Hinweisen zum Geocaching – ein Wanderhobby auf der Suche nach verborge- nen „Schätzen“, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Die räumliche Nähe zur Stadt Gera sowie zum benachbarten Freistaat Sachsen wur- de ebenfalls bei den Wandertouren gebührend berücksichtigt. Natur kennt eben keine Grenzen. Insgesamt sind 8 Ausflugsziele beschrieben, so dass zusammen mit dem ersten Teil nunmehr 17 Naturerlebnisgebiete zur Auswahl stehen. Ihre grobe Lage ist in der Übersichtskarte der Heftmitte dargestellt. An manchen Textstellen werden auch kritische Töne laut, sollen sie doch den Leser auf die Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft und auf die damit verbundenen Prob- leme des Natur- und Artenschutzes aufmerksam machen. Wir wollen Sie aber auch ermutigen, sich selbst für die Erhaltung einer intakten Natur- und Kulturlandschaft ein- zusetzen. Und wir hoffen natürlich, dass wir Ihnen auch mit der überarbeiteten Auflage des zweiten Teils viele Anregungen für Naturerlebnisse in unserem Landkreis geben konnten und wünschen Ihnen auf Ihren Erlebnistouren viel Erfolg. 4 Inhaltsverzeichnis 10. Brahmetal . 6 11. Wismutregion bei Ronneburg . 12 12. Hegebachtal und Umgebung . 20 13. Mittleres Aumatal zwischen Auma und Wiebelsdorf . 27 14. Oberland bei Hohndorf . 35 15. Oberes Weidatal . 42 16. Oberland zwischen Bernsgrün und Syrau . 50 17. Steinicht . 56 Für die fachlichen Hinweise möchten wir uns herzlich bedanken bei Herrn Ulli Bütt- ner (Theuma). Weiterhin bedanken wir uns für die gute Zusammenarbeit mit TISCHENDORF :: DIE MEDIENPARTNER (Greiz) sowie bei Herrn Reiner Kunze (Er- lau) und dem Fischerverlag (Frankfurt/Main) – Reiner Kunze, Meditieren. Aus ders., Gespräch mit der Amsel, CS. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1984 Impressum 2012 Herausgeber: Landratsamt Greiz, Amt für Umwelt, Untere Naturschutzbehörde Redaktionskollegium: Dr. Karli Coburger, Dr. Hartmut Sänger, Andreas Martius, Manfred Kolbe, Frank Leo, André Oehler Das Korrekturlesen übernahm dankenswerterweise Frau Bettina Fritsch. Fotos: Seite 4: André Oehler Seiten 14–15: Wismut GmbH Chemnitz Seite 15 unten: Dr. Sänger alle übrigen Fotos www.fokus-natur.de (Frank Leo und Torsten Pröhl) Karten: GeoBasisDE/TLVermGeo 02/2012 Satz & Druck: TISCHENDORF :: DIE MEDIENPARTNER, Greiz 2. überarbeitete und aktualisierte Auflage 5 10. Brahmetal Naturrelikt inmitten der Agrarlandschaft Das Gebiet kennenlernen Das gesamte Brahmetal ist eine vielfäl- Die „Brahme“ ist ein kleiner östlicher tig strukturierte Landschaft mit über- Nebenfluss der Weißen Elster, der in Be- wiegend landwirtschaftlicher Nutzung, thenhausen seine Haupt- und bei Caa- da die Böden sehr fruchtbar sind. Das sen eine Nebenquelle hat, durch Brahme- Altenburger Lößgebiet erreicht hier sei- nau und Zschippach fließt und schließ- ne westliche Grenze. Getreide-, Raps- lich nördlich von Gera-Tinz in die Weiße und zunehmend mehr Maisfelder sowie Elster mündet. Das eigentliche Brahmetal Wiesen reichen vor allem zwischen der ist relativ schmal in eine wellige Hochebe- Türkenmühle (östlich von Dorna) und ne eingetieft. Hinsichtlich Geologie und Zschippach bis an die Brahme. Stellen- Oberflächengestalt bildet das Brahmege- weise zeugen noch alte Kopfweiden- biet den Übergang zwischen der Saale- bestände vom einstigen Aussehen der Sandstein-Platte und dem ostthüringisch- Brahmeaue, die heute jedoch zumeist vogtländischen Schiefergebirge. durch Eschen verdrängt werden – ein Der Name leitete sich mundartlich von Zeichen aufgelassener historischer Nut- „Brohme“, der alten Bezeichnung für die zung. Wo die Feld- und Wiesennut- Brombeere, ab und wurde im Laufe der zung nicht bis an das Ufer heranreicht, Jahrhunderte zur „Brahme“ gewandelt. ist stellenweise ein bis zu 10 m breiter Alte Aufzeichnungen aus der Mitte des Gehölz- und Hochstaudengürtel ausge- 19. Jahrhunderts berichten von ausge- bildet. Dieses auffallende „grüne Band“ dehnten Brom- und Himbeerbeständen ist von einigen Aussichtspunkten links entlang des Flüsschens. Der Ortsname und rechts des Tals gut zu überschauen. „Brahmenau“ hingegen ist eine Namens- Auch entlang der Zuflüsse zur Brahme neuschöpfung infolge einer Zusammen- und der im Gebiet vorhandenen Seiten- legung der Dörfer Culm, Groitschen täler stocken Laubgehölze in gemisch- (früher „Groitzschen“) und Waaswitz zu ter Artenzusammensetzung. Ein größe- einem Ort. res zusammenhängendes Laubwaldareal 6 (vor allem Eichen) findet sich aber nur sind von hohem ökologischen und land- im sogenannten Negistal zwischen den schaftsästhetischen Wert. Meist han- Ortschaften Negis, Cretzschwitz, Wüs- delt es sich um Silber- und Korbweiden, tenhain und Dorna, also schon im Grenz- die durch regelmäßiges Schneiteln in gebiet zwischen dem Landkreis Greiz etwa 2 m Höhe ihre typische kopfartige und der Stadt Gera. Form erhalten. Bei älteren Exemplaren bilden sich großvolumige, teilweise mit Erlebnis Natur Mulm gefüllte Hohlräume, weshalb dick- Wir wollen uns in diesem Gebiet vor al- stämmige Kopfweiden zu den insekten- lem den Besonderheiten der Agrarland- reichsten Pflanzen zählen. Über 100 Kä- schaft zuwenden. In diesem Lebens- ferarten sind auf Weiden angewiesen wie raumsystem haben sich, bedingt durch z. B. Weber- und Moschusbock sowie die jahrhundertelange, traditionelle land- der Eremit. Die Hohlräume sind auch ein wirtschaftliche Nutzung, ganz bestimmte bedeutender Brutplatz für höhlenbrüten- Kulturlandschaftselemente und Biotop- de Vögel, Wendehals, Gartenrotschwanz typen herausgebildet. Daher kommen und Grauschnäpper seien beispielhaft hier andere Tier- und Pflanzenarten vor genannt. als beispielsweise im Ökosystem Wald. Das Brahmetal und die nordöstlich gele- Charakteristische Offenlandbiotope sind genen obstbaumreichen Dörfer gehören z. B. Hecken, kleine Feldgehölze, Streu- zu den letzten (!) Brutgebieten des Stein- obstwiesen, Hohlwege, Feld- und Wie- kauzes in Thüringen. Dem Aussterben senraine, Grünland- und Ackerbrachen dieser früher vielerorts häufigen Klein- sowie Einzelbäume und Baumgruppen. eulenart kann nur durch die Erhaltung Die einst zahlreich vorhandenen Weiher höhlenreicher Streuobstwiesen und al- und kleinen Teiche wurden zumeist nach ter Kopfweiden bei Erhaltung von ex- der Nutzungsaufgabe verfüllt, so dass tensiv genutztem Grünland entgegenge- dieses landschaftstypische Element heu- wirkt werden. Seit 2007 wird durch den te weitestgehend fehlt. Die im Brahmetal Naturschutzbund Deutschland (NABU) recht häufig anzutreffenden Kopfbäume ein spezielles Artenschutzprogramm für Dohle 7 Aronstab Frühblüher den Steinkauz umgesetzt, welches u. a. Geophyten in dem Waldgebiet zwischen in Brahmenau-Groitschen einen Schwer- Zschippach und Schwaara (siehe Wan- punkt hat. derungsbeschreibung) zu erkunden. Das südlich von Zschippach gelege- Es handelt sich hier um einen auwald- ne Flächennaturdenkmal (FND) „Kalk- ähnlichen Laubmischwald mit einer gut bruch Zschippach – Plantage“ mit alten entwickelten Bodenflora. Hier liegt auch Streuobstbeständen führt uns einen Le- ein weiteres FND, der „Zechsteinauf- bensraum vor Augen, der beispielswei- schluß Lutschetal“. Die Zechsteinklippen se für den Steinkauz geeignet wäre. Der bei Schwaara besitzen naturgeschicht- besondere Wert des Gebietes liegt je- lich eine herausragende Bedeutung. Im doch in seiner artenreichen Bodenflora Zuge des Trassenbaus der ehemaligen mit Hoher und Echter Schlüsselblume, Kleinbahn wurde hier eine bedeutende Maiglöckchen, Lungenkraut, Großem Brachiopoden-Fundstätte (Brachiopo- Zweiblatt und Braunroter Sitter (beides den: Armfüßer) der Zechsteinzeit (vor Orchideen), Karthäuser-Nelke sowie an etwa 250 Mio. Jahren) aufgeschlossen. trockenen Standorten die Knäul-Glo- Zahlreiche Erstbeschreibungen von welt- ckenblume. In unmittelbarer Nachbar- weiter Beachtung der Fossilien dieses schaft liegt ein weiteres FND, der „Büh- Abschnitts der Erdgeschichte (Perm) regrund“. Auch hier ist die Bodenflora basieren auf Funden aus Schwaara und reich an Frühjahrsgeophyten (Pflanzen Trebnitz. Geologisch interessierten Na- mit unterirdischen Speicherorganen turfreunden empfehlen wir einen zwei- für den Neuaustrieb im Frühling).