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Quo vadis Fußball? Fußball als Problemfall zwischen Sport und Wirtschaftszweig

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Arts

an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von

Michael KOGLER, BA Matr.Nr.: 0810675

am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre Betreuer: Univ.-Prof. Mag. Dr.theol. Leopold Neuhold B 066 248 Masterstudium Angewandte Ethik Sommersemester 2021

Graz, März 2021

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Inhalt

1. Einleitung ...... 6

2. Ausgewählte Meilensteine im Fußball ...... 9

2.1 Die frühe Geschichte des Ballsports mit dem Fuß ...... 9

2.2 Die Entwicklung des modernen Fußballs ...... 12

2.3 Transfers ab 1995 – die Änderungen nach dem Bosman-Urteil ...... 15

3. Ethik und Werte im Fußball ...... 20

3.1 Begriffsklärung „Wert/Werte“ ...... 22

3.2 Ethik, Werte, Maximen und deren Verletzung im Sport und im Fußball ...... 24

3.3 Werte der Wirtschaft vs. Werte im Fußball ...... 41

3.4 Fußballer als Helden, Idole und „Ware“ ...... 47

4. und der Einfluss von Wirtschaft, Medien und Politik auf den Fußball ...... 55

4.1 Wirtschaftliche Begriffe und Motive mit Einfluss auf den Fußballsport ...... 57

4.1.1 Transfererlöse, Gehälter, Beraterhonorare und Steuerhinterziehung ...... 58

4.1.1.1 Transfererlöse ...... 58

4.1.1.2 Spieler- und Trainergehälter ...... 60

4.1.1.3 Steuerhinterziehung ...... 61

4.1.1.4 Vermittler ...... 62

4.1.2 Sponsoren, Politik & Medien ...... 63

4.1.2.1 Sponsoring ...... 63

4.1.2.2 Politik ...... 64

4.1.2.3 Medien ...... 66

4.1.3 Markenrechte, Marketing & Merchandising ...... 69

4.1.4 Glücksspielindustrie und Wettgeschäft ...... 71

4.2 Was ist Football Leaks? Wer steckt dahinter? ...... 72

4.3 Abriss über die geleakten Fakten im Fußball ...... 75

4.3.1 Das System der Spielervermittler und Vermittlungsagenturen ...... 76

4.3.2 Steuerhinterziehung und Steueroasen – wo das Geld versickert ...... 77 2

4.3.3 Der Einfluss von Sponsoren im Fußball ...... 79

4.3.4 Fernsehgelder und Medien – ein tödlicher Einfluss auf den Fußball? ...... 80

4.3.5 Die Ohnmacht der Politik im Angesicht von Großveranstaltungen ...... 81

4.3.6 Wettmanipulation als neues Big Business ...... 82

4.4 Die Auswirkungen der Football Leaks ...... 84

5. FIFA & UEFA – die Verbände im Zentrum der Korruption ...... 86

5.1 Die Funktionen und Aufgabengebiete der Verbände und wichtigsten Gremien .... 87

5.1.1 Der Weltfußballverband FIFA ...... 87

5.1.2 Die kontinentalen Verbände ...... 91

5.1.3 Das International Football Association Board (IFAB) und die Bewahrung des Fußballsports ...... 92

5.2 Korruption in den Verbänden ...... 95

5.2.1 Korruption als Nebenerscheinung von Macht und Einfluss – FIFA als Sinnbild für die Korruption im Fußball ...... 97

5.2.2 Von Havelange über Blatter bis Infantino – wenn das System von oben herab krankt 102

5.2.3 Financial Fairplay (FFP) & FIFA IntegritätsInitiative (FII): nur ethische Ladenhüter? ...... 113

5.3 Die Ethikkommission der FIFA und ihre Auswirkungen ...... 116

5.3.1 Die Ethikkommission der FIFA: Konstitution, Aufgaben und Ziele ...... 116

5.3.2 Ergebnisse und Sanktionen der Ethikkommission ...... 117

5.3.3 Dubiose Mitglieder, Einschränkungen und Konstitutionsänderungen der Ethikkommission ...... 118

6. Conclusio und mögliche Schritte für das Zurückdrängen von Korruption und Manipulation ...... 121

Literaturverzeichnis ...... 130

3

Abkürzungsverzeichnis

A

AFC ...... Asian Football Confederation

B

BAK ...... Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung in Österreich

C

CAF ...... Confédération Africaine de Football CBD ...... Federação Brasileira de Desportos CFB ...... Confederação Brasileira de Futebol CONCACAF ...... Confederation of North, Central America and Caribbean CONMEBOL ...... Confederación Sudamericana

D

DBG ...... Bundesgesetz über die direkte Bundessteuer DFB ...... Deutscher Fußball-Bund

E

EBU ...... European Broadcasting Union EIC ...... European Investigative Collaborations EM ...... Europameisterschaft

F

FA ...... Football Association FFF ...... Fédération Française de Football FFP ...... Financial Fairplay FIFA ...... Fédération Internationale de Football Association FII ...... FIFA IntegritätsInitiative

I

IAAF ...... International Association of Athletics Federations IFAB ...... International Football Association Board IKRK ...... Internationale Komitee vom Roten Kreuz IOC ...... International Olympic Committee ISL ...... International Sport and Leisure

O

ÖFB ...... Österreichischer Fußballbund OFC ...... Oceania Football Confederation

4

ÖOC ...... Österreichischen Olympischen Comités

Q

QSI ...... Qatar Sports Investments

T

TI ...... Transparency International TPO ...... Third-Party-Ownership

U

UEFA ...... Union of European Football Associations

W

WM...... Weltmeisterschaft

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1. Einleitung

Ivica Vastić, Hannes Reinmayr, Mario Haas, Markus Schopp, Günther Neukirchner – das waren die Helden meiner Kindheit; allesamt Fußballer, die meinen Lieblingsverein Sturm Graz um die Jahrtausendwende nicht nur mehrmals zum österreichischen Ligameister, sondern den Verein auch im europäischen Klubfußball bekannt gemacht haben. Daneben gab es noch die legendären Athleten bei Manchester United, beim FC Barcelona und vielen anderen Top-Klubs in Europa, die beim täglichen Fußballspielen mit Freunden zu imitieren versucht wurden. 1990 geboren, spiele ich seit dem Alter von drei Jahren selbst Fußball, sehe mir regelmäßig Spiele im Stadion und wöchentlich im Fernsehen an, bin seit damals Fan des Sportklubs Sturm Graz geblieben. Es ist die Leidenschaft für den Sport Fußball, die einmal von mir Besitz ergriffen und mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. Doch es ist mehr als nur Ekstase, es ist wie eine jahrzehntelange Partnerschaft mit inniger Zuneigung, heftiger Abneigung, Gleichgültigkeit, romantisch verklärten Erinnerungen und voll schöner Momente. Während der letzten Jahre regt sich allerdings etwas in mir, das ich lange nicht ganz in Einklang mit dieser liebgewonnen Gewohnheit, mit dieser so wunderbaren Sportart bringen konnte oder wollte: Unmut kam in mir auf. Denn während ich als Kind und Jugendlicher vorwiegend damit beschäftigt war, selbst diese Sportart auszuüben oder meine Idole mittels Fußball-Computerspiel zu virtuellen Erfolgen zu führen, nahm ich als junger Erwachsener immer mehr das Umfeld wahr, das den Fußball umgibt. Vereine, Spieler und Trainer, aber auch Funktionäre, Sponsoren und Investoren. Medien, Werbung, Merchandising und andere wirtschaftliche Aspekte traten nicht nur immer mehr in den Vordergrund meiner, sondern auch der öffentlichen Wahrnehmung. Und viele dieser neuen Erkenntnisse, die ich gewann, ließen mich nicht nur den Sport in einem anderen Licht sehen, sondern vor allem die handelnden Personen dahinter. Die Zeit der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hat es wieder einmal ganz deutlich gezeigt: Der Sport ist ein zu großer Wirtschaftsfaktor geworden, als dass er lange stillstehen könnte. Die Bekämpfung einer Pandemie, wie sie die Welt seit der Spanischen Grippe zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht gesehen hat, steht zwar im Vordergrund, gleich dahinter ist es aber ein wichtiges Anliegen der Politik, die Weltwirtschaft nicht zum Erliegen zu bringen. Ein wichtiger Teil dieser Wirtschaft ist der Sport und hier vor allem auch der Fußball. In verschiedensten Sportarten, von Tennis, über den Motorsport und die Wintersportarten bis hin zum Fußball wurden Blasen – sogenannte „Bubbles“ – errichtet, um die Durchführung diverser Wettkämpfe unter Ausschluss der Öffentlichkeit und im Rahmen strikter Sicherheitskonzepte zu ermöglichen. Was früher undenkbar war, ist also in diesem Jahr wahr geworden, und 6

Sportveranstaltungen werden seit Monaten ohne Zuseher vor Ort abgehalten. Diese Maßnahmen wurden nicht ergriffen, weil die Übertragung von sportlichen Wettkämpfen unabdingbar für die Menschen zu Hause vor den Fernsehgeräten wäre; vielmehr geht es darum, den Menschen weiterhin die so wichtige Ablenkung vom Alltag zu ermöglichen, ihre Leidenschaft wenigstens von zu Hause aus ausleben zu können und natürlich auch darum, den Sport als mittlerweile enormen Wirtschaftsfaktor weiter zu erhalten und zu stärken. Die gebündelte wirtschaftliche Kraft, die dem Sport innewohnt, fußt auf zigtausenden Arbeitsplätzen und auf den riesigen Geldsummen, die seitens Sponsoren, Investoren, Medien und öffentlichen Institutionen in ihn eingebracht werden. Diese betragen mehrere Milliarden Euro pro Jahr und steigern sich unaufhaltsam. Der noch junge Sport Fußball setzte seinen Siegeszug seit seiner Entstehung in den 1860er- Jahren unbeirrt fort und wurde in dieser Zeit zur beliebtesten Sportart rund um den Globus. Damit einher gehen naturgemäß größeres öffentliches Interesse, Markenstärke und -präsenz und der Nährboden für wirtschaftliches Wachstum und die damit verbundenen finanziellen Chancen. Genau diese Verbindung zwischen Sport und Wirtschaft möchte ich in der folgenden Arbeit näher behandeln, Schnittstellen herausarbeiten und die Vor- und Nachteile dieser Verbindung kritisch hinterfragen.

Zu Anfang steht die Geschichte des Fußballs im Fokus: Wie wurde aus einem klassischen Arbeitersport, der erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde, der populärste Sport der Welt? Welche Faktoren haben zu dieser Entwicklung beigetragen, und was war die Basis? Im Anschluss daran versuche ich Werte zu definieren, die den Sport, und den Fußball im Besonderen, ausmachen, die aber auch Nährboden für Korruption und Manipulation sein können. Welche Werte können wir in dieser Sportart finden? Wie unterscheiden sich ethische Werte von wirtschaftlichen? Wie können diese miteinander vereinbart und angewendet werden? Welche Faktoren begünstigen Korruption und Manipulation im Fußball? Aufgrund welcher Entwicklungen haben sich diese Kräfte derart entfalten können? Wie treten Korruption und Manipulation im Fußball zu Tage bzw. welche Folgen haben Sie für die Beteiligten, die Beschuldigten und den Sport Fußball als solchen? Gibt es im Fußball und im Sport noch Werte wie Fair Play und Sportsgeist, die diesen Namen verdienen? Was bedeuten gegenwärtige Strukturen und Wertfelder für Fans und Zuseher? Einen großen Teil der Arbeit machen schließlich auch die Verfehlungen aus, die von unzähligen Akteuren im professionellen Fußballsport begangen werden; jene Verbrechen, die bereits aufgedeckt wurden, wie auch jene, die mutmaßlich vorgekommen sind, aber vertuscht wurden.

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Ebenso werde ich die Strukturen, die eine korrupte Funktionärslandschaft im Fußball ermöglichen, analysieren und aufzeigen, wie die höchsten Hüter des Fußballs, die Herrscher des Fußballweltverbandes FIFA, zu einem schlimmen Feind der Sportart geworden sind, die sie eigentlich schützen sollten. Zum Abschluss der Arbeit: Welche Schritte sind notwendig/möglich, um Korruption und Manipulation im Fußball wieder zurückzudrängen? Nicht behandeln werde ich dagegen ethische Fragestellungen, die auch Auswirkungen auf wirtschaftliche Aspekte haben könnten, wie Doping oder die Ethik am Spielfeld zwischen einzelnen Spielern, zwischen Athleten, Trainern und Schiedsrichtern oder Interaktionen mit den Zusehern; all das würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, die in erster Linie verfasst wurde, um Missstände im modernen Fußball aus ethischer Sicht zu behandeln, Verfehlungen aufzuzeigen, Werte der Sportart herauszuarbeiten und mögliche Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Der Fußball steht wie so oft erneut vor großen Veränderungen. Diese können nur bewältigt werden, wenn auch der Fußball seine Strukturen verändert.

Erlauben Sie mir zum Abschluss dieser Einleitung noch eine humoristische Note: Wenn von der schönsten Nebensache der Welt gesprochen wird, ist für viele Menschen klar, dass es um Sex gehen muss. Ein Fußballfan weiß jedoch, dass damit nur der geliebte Sport mit dem Ball gemeint sein kann, der so viele Emotionen in uns weckt, der Dramen und ausgelassene Freude in uns erschafft, der uns seit über einem Jahrhundert fesselt. Für manche hat er gar einen noch größeren Stellenwert, wie für den ehemaligen Fußballspieler und -trainer Bill Shankly:

"Einige Leute halten Fußball für eine Frage von Leben und Tod. Ich bin von dieser Einstellung sehr enttäuscht. Ich versichere Ihnen, dass es viel viel wichtiger als das ist.“1

1 Fédération Internationale de Football Association: Shanklys beste Sprüche, 2010. 8

2. Ausgewählte Meilensteine im Fußball

Um die Vorgänge im modernen Fußball besser nachvollziehen und einer kritischen Analyse unterziehen zu können, kann die Betrachtung der Geschichte dieses Sportes und einiger seiner markanten Meilensteine hilfreich sein. Deshalb will ich hier eine möglichst prägnante Zusammenfassung von den ersten urkundlichen Erwähnungen des Ballsportes mit dem Fuß, über das Verfassen eines ersten Regelwerks und die Gründung der ersten Dachverbände, bis hin zu einer der prägendsten Regeländerungen, dem Bosman-Urteil, geben. Vor allem das Bosman-Urteil wird bei der weiteren Betrachtung der Entwicklung von Korruption im Fußball eine wichtige Rolle spielen, da mit diesem Urteil der Weg für eine neue Ära der Wirtschaftlichkeit im Fußball bereitet wurde, die bis zum heutigen Tag nachwirkt.

2.1 Die frühe Geschichte des Ballsports mit dem Fuß

Gemeinhin gilt die Annahme, dass das Fußballspiel, wie wir es heute kennen, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien aus einem Spiel heraus entstand, bei dem zwei Ortschaften versuchten einen Ball durch das Stadttor des gegnerischen Ortes zu schießen. Dieses Spiel bildet auch tatsächlich die Ausgangssituation für die Entwicklung des modernen Fußballs. Ballsportarten, die (auch) mit dem Fuß gespielt wurden, gibt es aber schon sehr viel länger.

In China soll es bereits im zweiten Jahrtausend v. Chr. ein Spiel namens „Tsʼuh-küh“ (tsʼuh = „mit dem Fuß stoßen“, küh = „Ball“) gegeben haben. Als Erfinder und Lehrmeister werden immer wieder die Hunnen genannt, über die Regeln des Spiels ist nichts überliefert. Man weiß jedoch, dass die Ausübung dieses Sportes vor allem durch Soldaten zur körperlichen Ertüchtigung eingesetzt wurde. Neben dem körperlichen Training dürften also Reaktionsschnelligkeit, taktisches Verhalten, Disziplin und Teamgeist geschult worden sein. Zwischen dem 11. Jahrhundert bis 249 v. Chr. breitete sich das Fußballspiel vermehrt im Volk aus, weshalb es notwendig wurde, die Regeln strenger zu gestalten. Gleichzeitig wurde das Spiel professioneller, und siegreiche Mannschaften erhielten Preise, während die Verlierer verhöhnt oder sogar verprügelt wurden. Zwischen den Jahren 221 v. Chr. bis 618 n. Chr. erreichte das Spiel in China seinen Höhepunkt. Gespielt wurde ursprünglich auf einem eigens präparierten Feld mit einem Lederball, der mit Federn und Tierhaaren gefüllt wurde. Schließlich wurde der mit Luft gefüllte Ball erfunden und die ersten Regeln in einem Handbuch des 9

Fußballspiels festgehalten; dieses umfasste 25 Kapitel und beschrieb neben anderen Details, dass es Tore, einen Torwart pro Mannschaft, einen Spielführer, sowie ein eigens festgelegtes Trainingsprogramm gab. Zu dieser Zeit sollen auch Frauen das Fußballspiel betrieben haben.2 Obwohl das Spiel mit Fuß und Faust zur damaligen Zeit durchaus beliebt, aber auch umstritten war, verschwand es um 900 n. Chr. und geriet in Vergessenheit. Weiß und Norden begründen dies mit dem zunehmenden Einfluss von Lehrmeinungen wie Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus. Der Taoismus lehrte beispielsweise, dass der Mensch sich nur durch absolute Ruhe innerlich verbessern und läutern könne, der Buddhismus war in seinem Streben nach einer Existenz im Anschluss an die Wiedergeburt der Auffassung, dass der Körper ohnehin nur ein Gefängnis der Seele darstelle.3 Im 8. Jahrhundert n. Chr. kam in ein „Kemari“ genanntes Spiel auf, das mit dem Fuß betrieben wurde. Dabei ging es aber nicht um sportliche Ertüchtigung oder Wettkampf, es war viel mehr eine rituelle Zeremonie, die dem Hochadel vorbehalten war und bei der die Götter gnädig gestimmt werden sollten. Dabei spielten sich vier bis sechs, in prächtige Kimonos gewandete Teilnehmer den Ball im Kreis zu und versuchten ihn mit viel Würde und Geschicklichkeit in der Luft zu halten. Noch heute vollführen zwei Kemari-Clubs in Kyoto diese Tradition.4

Auch in der hochentwickelten Körperkultur der Griechen und Römer fanden sich Vorformen des heutigen Fußballspiels, welche Episkyros (griech.) und Harpastum (röm.) genannt wurden und wahrscheinlich ein und dasselbe Spiel darstellten.5 Dem Episkyros wurde vor allem in der spartanischen Erziehung eine wichtige Rolle bei der Mannwerdung junger Spartaner zugeschrieben. Platon benannte diese körperliche Ertüchtigung als „sphairoma chia“, was so viel bedeutet wie „Ballschlacht“. Es ist also weniger verwunderlich, dass die Teilnehmer dabei auch Helm und Harnisch getragen haben dürften und das Spielfeld unter freiem Himmel auf einer Rennbahn angesiedelt war. Diese Mannbarkeitsprobe musste noch vor dem dreißigsten Lebensjahr bestanden werden, wobei man feste Regeln einzuhalten hatte. Bei Verletzungen der Regeln drohte das sofortige Auspeitschen, immerhin stand das Spiel unter dem Patronat des Herakles, dem man vor dem Spiel ein Opfer darbrachte.6

2 Vgl. Umminger: Fußball in drei Jahrtausenden, S. 22–24. 3 Vgl. Norden/Weiß: Zur Entstehungsgeschichte des Fußballs, S. 136. 4 Vgl. Umminger: Fußball in drei Jahrtausenden, S. 24. 5 Vgl. Norden/Weiß: Zur Entstehungsgeschichte des Fußballs, S. 137. 6 Vgl. Umminger: Fußball in drei Jahrtausenden, S. 24–26. 10

Das Spiel Harpastum dürfte bei den Römern nicht den gleichen rituellen Stellenwert gehabt haben wie bei den Griechen, wurde aber wahrscheinlich in ähnlicher Weise gespielt. Römische Legionäre verbreiteten es in weiten Teilen Europas und könnten dafür gesorgt haben, dass dieses Spiel als ein Vorläufer der Ballspiele Europas im Mittelalter und der Neuzeit angesehen werden kann.7 Fußballspiele wurden aber auch in anderen Gebieten der Erde, nämlich von Grönland über Alaska, bis hinunter nach Feuerland, praktiziert. So versuchten die Eskimos mittels zweier gegnerischer Teams, unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Einwohner, einen Ball aus Robben- oder Rentierleder über die gegnerische Linie zu befördern. In ehemaligen Siedlungsgebieten der Mayas und Azteken fand man bei Ausgrabungen zahlreiche kultische Ballspielplätze und von den nordamerikanischen Ureinwohnern ist bekannt, dass sie viele Spiele kannten, die nur mit dem Fuß gespielt werden durften.8 Über Ballsportarten im europäischen Raum während des Mittelalters und der Neuzeit sind nur vereinzelte Informationen vorhanden. So gab es in Frankreich im 12. Jahrhundert ein raues Spiel namens „houle“, das später „soule“ genannt wurde und vor allem von der Landbevölkerung in der Picardie, Bretagne und Auvergne gespielt wurde.9 Müller beschreibt „soule“ als aggressives, oft zügelloses Raufspiel, das vor allem den niederen Schichten als Gaudium diente. Verletzungen waren allgegenwärtig, Totschlag keine Seltenheit. Obwohl derartige Freizeitvergnügungen auch vom französischen Königshof veranstaltet wurden, stellte „soule“ für den französischen Adel vor allem eine Störung der öffentlichen Ordnung dar.10 Diese Form des Ballspiels mit dem Fuß war auch in Deutschland bekannt und dürfte für derartige Tumulte gesorgt haben, dass das Spielfeld vor die Tore der Stadt verlegt werden musste. Ein Schicksal, das von der italienischen Variante, dem „giuoco del calcio“, nicht geteilt wurde, da diese Wettkämpfe im Zentrum der Stadt ausgetragen wurden. Vor allem das „calcio fiorentino“ erlangte hohe Beliebtheit und wurde über Jahrhunderte hinweg an der Piazza Santa Croce in Florenz, im Rahmen jedes festlichen Ereignisses, gespielt. Dies ist wahrscheinlich dem Umstand zu verdanken, dass sich der herrschende Adel des Sports annahm und diesen förderte.11 In Florenz wird eine Variante des Calcio bis heute jedes Jahr am selben Platz gespielt.12

7 Vgl. Norden/Weiß: Zur Entstehungsgeschichte des Fußballs, S. 137. 8 Vgl. Umminger: Fußball in drei Jahrtausenden, S. 26–27. 9 Vgl. Umminger: Fußball in drei Jahrtausenden, S. 26–27. 10 Vgl. Müller: Fußballspiel in der Frühen Neuzeit, S. 61. 11 Vgl. Umminger: Fußball in drei Jahrtausenden, S. 27–28. 12 Vgl. Aumüller: Fußball mit Faustwatschen: Calcio Storico in Florenz, 2018. 11

Im sogenannten Mutterland des Fußballs schließlich, in Großbritannien, wurde das Fußballspiel erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich belegt. Es dürfte dabei auch eher rau zugegangen sein, wenn die Jungen auf den freien Flächen vor der Stadt das Ballspiel ausübten. Dieses Spiel hatte vermutlich eine ähnliche Spielart wie die griechischen und römischen Ableger und wurde über die Jahrhunderte des Öfteren verboten. Während die verwandten Ballsportarten „American Football“ und „Rugby“ dieser härteren Gangart treu geblieben sind, war die Entstehung des heutigen Fußballsportes quasi eine Neuschöpfung. Für diese gebührt den Engländern der Ruhm, die damit den Weg für den modernen Fußball bereiteten.13

2.2 Die Entwicklung des modernen Fußballs

Während im vorigen Kapitel die historische Entwicklung aller Ballsportarten mit dem Fuß noch ein wenig verwoben und verworren war, wird in diesem Abschnitt die Entstehung jenes neuzeitlichen Fußballsports beschrieben, den wir auch heute noch kennen. Dazu bedarf es einer genaueren Betrachtung der gesellschaftlichen und sportlichen Evolution in England an der Wende zum 19. Jahrhundert. Norden und Weiß beschreiben die Entstehung dieses modernen Fußballs als perfektes Beispiel sowohl für den Ausdruck von gesellschaftlichen Bedingungen und Beziehungen der Menschen und Klassen zueinander als auch deren Auswirkungen auf den Sport. Der Wandel von einer schroffen Volks-Kampfsportart hin zu einem Sportspiel wurde durch eine Reihe sozialer Prozesse initiiert, die vor allem durch die industrielle Revolution und die steigenden Spannungen zwischen Adel und aufkommendem Bürgertum entstanden.14 Vor 1800 war das Spiel noch äußerst rau und keinen konkreten Regeln unterworfen. Gessmann sieht die Faszination am damaligen Volkssport vor allem in einem gesellschaftlichen Ausnahmezustand begründet, in welchem „die übliche Forderung nach Disziplin, nach Gewaltverzicht, das Verbot von Rache sowie deren moralische oder polizeiliche Verfolgung für einmal ausgesetzt waren.“15 Dunning beschreibt, dass die damit einhergehenden Exzesse und die Grundstruktur dieser Sportart ab einem gewissen industriellen und urbanen Fortschritt nicht mehr mit dem alltäglichen Leben vereinbar waren, da der öffentliche Raum immer strengeren Regularien und

13 Vgl. Umminger: Fußball in drei Jahrtausenden, S. 30. 14 Vgl. Norden/Weiß: Zur Entstehungsgeschichte des Fußballs, S. 140. 15 Gessmann: Philosophie des Fußballs, 2011, S. 41. 12

Auflagen unterworfen wurde. Deshalb kommt bei der weiteren Entwicklung des Fußballs den „Public Schools“ eine große Bedeutung zu, da hier die Ausübung des Sports keine Bedrohung für Besitz und öffentliche Ordnung darstellte. Die Spiele wurden von den Schülern selbstverwaltend organsiert, wobei die Herrschaft der Älteren und Stärkeren über die Jüngeren die Basis bildet („Primaner-Fuchs-System“). Aufgrund dieser Strukturen war das Spiel noch immer sehr rau und vor allem für die jüngeren Teilnehmer, die „Füchse“ genannt wurden, oftmals keine freudige Freizeitbeschäftigung. Man stellt sie ins Tor, rempelte sie nieder, oder setzte sich auch auf die am Boden liegenden Jungen drauf, um den Ball zu erobern. 16 Mit dem Erstarken des Bürgertums verschob sich auch die gesellschaftliche Balance zu dessen Gunsten. Dadurch mussten in vielen Bereichen und Institutionen immer wieder Kompromisse zwischen der herrschenden Klasse und dem neuen Mittelstand geschlossen werden. Trotzdem war der Adel bestrebt, diese „Verbürgerlichung“ nicht überall und unter allen Umständen geschehen zu lassen, was letztlich zur Entstehung des modernen Fußballs beitrug. So verfasste Thomas Arnold als Direktor der „Rugby Public School“ ein Regelwerk für das Fußballspiel, um seine Schule zu einer Ausbildungsstätte für „christliche Gentlemen“ zu machen. Da diese Schule für die Aufstiegsbestrebungen der Mittelklasse stand, brachte die renommierte Public School aus Eton 1849 ein eigenes Regelwerk heraus, das jenem aus Rugby diametral gegenüberstehen sollte. Am bedeutsamsten war dabei das erstmals erwähnte, absolute Verbot des Handspiels.17 Damit war die Trennung zwischen den Sportarten Rugby und Fußball vollzogen, obwohl es zur damaligen Zeit noch kaum jemandem bewusst war. Während man beim Rugby nach wie vor auch die Hände nutzen und auch weiterhin der rauen Spielart frönen darf, ist mit dem heute geläufigen Begriff Fußball damals eine gänzlich andere Sportart entstanden.

In den darauffolgenden Jahrzehnten fanden weitere Normen den Weg in das Regelwerk, und viele weitere Meilensteine trugen zur Entwicklung des Fußballs bei. Um dem Leser vor Augen zu führen, wie lange es gedauert hat, bis der Fußball jene Form annehmen konnte, die wir heute kennen und wie sich auch das finanzielle Gebaren der Vereine änderte, sollen diese nachfolgend in einem kurzen und prägnanten Überblick angeführt werden:18 • 1857: Der erste Fußball-Club wird in Sheffield gegründet.

16 Vgl. Dunning: Die Entstehung des Fußballsports, S. 42–45. 17 Vgl. ebd. S. 52 18 Vgl. Umminger: Meilensteine der Fußball-Geschichte, S. 32–44. 13

• 1863: Die Football Association (FA) wird gegründet. Damit ist der endgültige Schnitt mit dem Rugbysport besiegelt. • 1866: Eckball und Freistoß werden eingeführt. • 1870: Die Zahl der Spieler einer Mannschaft wird von der FA auf elf limitiert. • 1871: Die FA ruft den ersten Pokalwettbewerb ins Leben, welcher bis heute besteht. • 1877: Der Feldverweis wird eingeführt. • 1885: Die Bezahlung von Spielern wird erstmals erlaubt. • 1889: Schiedsrichter erhalten alleinige Entscheidungsbefugnis. Ihnen werden zwei Linienrichter zur Seite gestellt. • 1891: Der Strafstoß wird eingeführt. • 1892: Wetten zwischen Spielern, Funktionären und Zuschauern werden verboten. • 1899: England führt die Transfer-Summe ein und beschränkt den Betrag auf 10 Pfund Sterling. • 1903: Dem Torwart wird das Handspiel im eigenen Strafraum gestattet (Bis hierhin nur Fuß erlaubt!). • 1904: In Paris konstituiert sich der Fußball-Weltverband FIFA. • 1906: England wird Mitglied der FIFA, die englischen Regeln werden international verbindlich. • 1928: Erstmals werden für einen Spieler 10.000 englische Pfund bezahlt. • 1954: Gründung des europäischen Verbandes UEFA. • 1958: Der britische Transferrekord erreicht 45.000 Pfund. • 1962: Neuer britischer Transferrekord: 116.000 Pfund. • 1973: Transfer-Weltrekord: der FC Barcelona zahlt für Johan Cruyff 6,6 Millionen deutsche Mark an Ajax Amsterdam. • 1978: Paolo Rossi (ITA) ist mit 12 Millionen DM der wertvollste Spieler der Welt. Der italienische Verbandspräsident tritt angesichts dieser „Wahnsinnssumme“ zurück. • 1982: Neuer Transfer-Weltrekord: der FC Barcelona zahlt 20 Millionen DM für . • 1995: das Bosman-Urteil wird gefällt.

Die Grundstruktur des Fußballspiels hat sich in den letzten sieben Jahrzehnten wenig verändert. Bedingt durch die gesellschaftlichen, technologischen und finanziellen Möglichkeiten wurden aber vor allem die wirtschaftlichen Aspekte im Bereich des Sports immer mehr erweitert. Ein

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solcher prägnanter Einschnitt durch wirtschaftliche Betrachtungspunkte in den Sport stellt das Bosman-Urteil dar, welches ich im folgenden Kapitel näher behandeln möchte.

2.3 Transfers ab 1995 – die Änderungen nach dem Bosman-Urteil

Bis hierher sollten in diesem Kapitel vor allem das Entstehen des modernen Fußballs und einige seiner markanten Meilensteine skizziert werden, um die Geschichte der Sportart Fußball und deren rasante Entwicklung in den letzten 150-200 Jahren aufzuzeigen. Den folgenden Abschnitt widme ich nun einem entscheidenden Wendepunkt im Fußball am Ende des 20. Jahrhunderts, dem Bosman-Urteil. Dieses Urteil des Europäischen Gerichtshofes führte zu einer rigorosen Neuausrichtung der Transferpolitik im Fußball weltweit und trägt somit maßgeblichen Anteil daran, dass Transfererlöse als wirtschaftlicher Faktor, sowie die damit einhergehenden Manipulationen, einer näheren Betrachtung bedürfen. Auf jene Manipulationen im Umgang mit Spielertransfers werde ich im Kapitel vier näher eingehen, in dem es um die Enthüllungen der Plattform „Football Leaks“ zu den illegalen Aktivitäten im Weltfußball gehen wird.

Um das Anstellungsverhältnis von professionellen Fußballspielern bei Vereinen, sowie die Zugehörigkeit zu Verbänden besser verständlich zu machen, werde ich als Einleitung kurz hierauf eingehen. Als professioneller Fußballspieler gehört man immer einem bestimmten nationalen Verband an, meistens jenem, dessen Staatsangehörigkeit man auch besitzt. Eine mehrfache Verbandszugehörigkeit ist nicht möglich, ebenso wenig wie ein Wechsel zu einem anderen Verband ab dem ersten Pflichtspiel für die Nationalmannschaft des Verbandes. Diese nationalen Verbände sind Mitglieder der Fédération Internationale de Football Association (FIFA), des Fußball-Weltverbandes, der den Fußball als Sportart weltweit organisiert. Zusätzlich gehören die einzelnen nationalen Verbände auch noch ihren kontinentalen Föderationen an, in Europa z.B. der Union of European Football Associations (UEFA). Dies betrifft jedoch nur nationale Verbände. Den Hauptverdienst erhält man als Spieler jedoch vom Verein, bei dem man beschäftigt und für den man in bestimmten Bewerben, z.B. in nationalen Ligen und Pokalbewerben, auch spielberechtigt ist. Nationale Zugehörigkeit, Zugehörigkeit zum Verein und Spielberechtigung müssen dabei aber getrennt voneinander betrachtet werden. Das Bosman-Urteil schließlich erging im Anschluss an einen Rechtstreit, bei dem der belgische Profifußballer Jean-Marc Bosman seinen ehemaligen Arbeitgeber, den Fußballclub RFC Lüttich, auf Schadenersatz klagte. Bis zum Bosman-Urteil galten folgende Bestimmungen für 15

Spielertransfers: Der aktuelle Club des Athleten musste dem Spieler bis spätestens 26. April seines letzten Vertragsjahres einen neuen Vertrag anbieten. Dieses letzte Jahr mit laufendem Vertrag endete immer am 30. Juni. Lehnte der Spieler den neuen Vertrag ab, konnte er auch nach Ablauf seines Vertrages nur dann dauerhaft den Verein wechseln, wenn sich der neue und der alte Verein auf eine Ablösesumme als Ausbildungsentschädigung verständigen konnten. Sollte der Transfer nicht zustande kommen, musste der aktuelle Verein des Sportlers ihm erneut einen Vertrag anbieten, der die gleichen Konditionen wie jene des Angebotes vor dem 26. April enthielt. Lehnte der Spieler auch diesen Vertrag ab, stand es dem Verein zu, den Spieler bis zum 1. August des Jahres für die nachfolgende Saison zu sperren. Erst zwei Jahre darauf, hätte der Sportler ohne Zustimmung des Vereins zu einem anderen Club wechseln können.19 Zusätzlich zu dieser Regelung waren die Clubs auch noch an „Ausländerregelungen“ gebunden, die besagten, dass pro Verein nur eine gewisse Anzahl ausländischer Spieler spielberechtigt waren. Als Jean-Marc Bosmans Vertrag beim RFC Lüttich am 30. Juni 1990 auszulaufen drohte, bot ihm der Verein am 21. April des gleichen Jahres einen neuen Vertrag mit deutlich schlechteren Konditionen an. Diesen lehnte Bosman ab und kam dadurch auf die Liste der zu transferierenden Spieler. Der französische Zweitliga-Club US Dünkirchen war an einer Verpflichtung interessiert, und so einigte man sich auf einen zeitweiligen Transfer für ein Jahr inkl. der dafür fälligen Gebühren sowie der Option, den Spieler dauerhaft erwerben zu können. Lüttich hatte jedoch Bedenken hinsichtlich der Zahlungsfähigkeit von Dünkirchen und unterließ es, die Freigabe an den französischen Fußballverband (FFF) zu übermitteln. Daraufhin wurde Bosman gesperrt und ihm so die Möglichkeit genommen, während der gesamten nächsten Saison auf professionellem Level Fußball zu spielen. Bosman klagte auf Schadenersatz und forderte zusätzlich eine Änderung der Transfer- und Ausländerregelungen, da diese nicht mit dem 48. Artikel des Vertrages zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft übereinstimmten.20 Artikel 48 des Vertrages beschreibt u.a. die Freizügigkeit für Arbeitnehmer, sowie den freien Dienstleistungsverkehr. Arbeitnehmer von Mitgliedsstaaten dürfen aufgrund dieses Artikels in Bezug auf Beschäftigung und Entlohnung nicht unterschiedlich behandelt werden und haben das Recht, sich in anderen Mitgliedsstaaten für Jobs zu bewerben und diesen auch nachzugehen.21

19 Vgl. Europäischer Gerichtshof: Bosman-Urteil, 1995, Entscheidungsgründe, Punkte 1-13. 20 Vgl. Europäischer Gerichtshof: Bosman-Urteil, 1995, Entscheidungsgründe, Punkte 28-41. 21 Vgl. Europäische Wirtschaftsgemeinschaft: Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, 1957, Artikel 48. 16

Auf Grundlage dieses Artikels der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft kam der Europäische Gerichtshof schließlich zu dem Ergebnis, dass die Bindung eines Spielers an einen Verein auch nach dem Auslaufen seines Vertrages, sowie die begrenzte Anzahl von angestellten Berufsspielern, die eine Staatsangehörigkeit anderer Mitgliedsstaaten besitzen, nicht zulässig sei.22

Die Auswirkungen des Bosman-Urteils haben bis zur Gegenwart vorwiegend auf drei Aspekte des Profifußballs großen Einfluss, nämlich auf Transfers, auf das Verhältnis zu ausländischen Spielern und auch auf die Nachwuchsarbeit der Vereine. Vor eine große Herausforderung wurden die Fußballverbände durch die Tatsache gestellt, dass durch diesen Entscheid zentrale Regelungen des Berufsfußballs, die auch in Regelwerken von FIFA und UEFA verankert waren, mit sofortiger Wirkung als nicht anwendbar bezeichnet wurden. Kritisiert wurden am Urteil vor allem der mögliche Verlust der nationalen Identität (Beispiel: Deutscher Meister könnte eine Mannschaft werden, die kaum oder keine deutschen Spieler einsetzt), das Wegfallen von Transfersummen als wichtige Einnahmequelle, sowie das Verdrängen eigener Nachwuchsspieler durch billigere ausländische Talente.23 Durch das Wegfallen der Ausländerbeschränkungen können Vereine also nun unbegrenzt ausländische Spieler einkaufen und schließlich in Wettkämpfen einsetzen. Dies führte beispielsweise in Deutschland zu einem Anstieg der Sportler mit anderer Staatsangehörigkeit auf etwa 40%. Hervorgerufen wurde die steigende Nachfrage nach ausländischen Spielern durch das ebenfalls gestiegene Niveau des Fußballs und den damit verbundenen Erfolgsdruck.24 Man befürchtete zudem, dass durch den globaler ausgerichteten Spielermarkt auch die Gehälter sinken und die fehlenden Einnahmen durch Transfers den Vereinen schaden würden. Dass dem nicht so war, war dem gestiegenen Leistungsniveau zu verdanken. Dadurch konnten begehrte Spieler ihren eigenen Preis in die Höhe schrauben, und auch Vereine schreckten nicht davor zurück, erwünschte Spieler mittels hoher Summen aus bestehenden Verträgen herauszukaufen. Ein Risikofaktor, der dadurch forciert wird, ist die Möglichkeit, sich aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit und zugunsten des Erfolgs zu verschulden und damit eventuell in ein Konkursverfahren zu schlittern.25 Ausländeranteil und Transfersummen haben direkten Einfluss auf die eigene Nachwuchsarbeit. Während früher Talente innerhalb des Vereins bis zur Kampfmannschaft hochgezogen und

22 Vgl. Europäischer Gerichtshof: Bosman-Urteil, 1995, Tenor, Punkte 1-3. 23 Vgl. Riedl/Cachay: Bosman-Urteil und Nachwuchsförderung, 2002, S. 13–15. 24 Vgl. ebd., S. 94-112. 25 Vgl. Riedl/Cachay: Bosman-Urteil und Nachwuchsförderung, 2002, S. 115–133. 17

ausgebildet wurden, müssen sich diese nun mit einer Vielzahl an internationalen Konkurrenten messen. Auf der anderen Seite haben aber auch jene jungen Spieler die Möglichkeit, sich in frühen Jahren einem anderen Verein anzuschließen, um vermehrt Spielpraxis zu sammeln und so den Durchbruch als Fußballprofi zu schaffen. Der Untersuchung von Riedl und Cachay nach zu urteilen, ist das für junge Fußballspieler auch unbedingt notwendig, denn die Einsatzzeiten junger Spieler auf höchstem Niveau fallen meistens eher kurz aus.26 Dass aber durchaus auch talentierte Nachwuchsspieler am Markt sehr begehrt sein können, beweist aktuell, dass immer wieder Clubs mit Strafen belegt werden, da sie im Bereich der Jugendarbeit unerlaubte Transfers und Transferabsprachen getätigt haben. Viele kleinere Vereine setzen mittlerweile auch erfolgreich auf das Modell des „Ausbildungsvereins“: Da diese Mannschaften wirtschaftlich nicht mit anderen Clubs und Ligen auf Topniveau konkurrieren können, investieren sie vermehrt in die Nachwuchsarbeit. Die klubeigenen Talente werden entweder direkt aus den jeweiligen Jugendabteilungen an andere Vereine transferiert oder nachdem sie sich in der ersten Mannschaft ihres Ausbildungsvereines durchsetzen konnten. Die so generierten Transfereinnahmen werden wiederum in die Nachwuchsarbeit reinvestiert und sollen dem Verein auf längere Sicht eine stabile wirtschaftliche Basis gewährleisten.

Durch das Bosman-Urteil musste also der gesamte wirtschaftliche Bereich des Fußballs neu gedacht und verwirklicht werden. Spielern und Trainern ist es seit damals möglich, sich bereits sechs Monate vor dem tatsächlichen Ende des Vertrages mit einem anderen Verein auf eine zukünftige Zusammenarbeit zu einigen. Meistens werden Entscheidungen begleitet von einem sogenannten Handgeld, einer einmaligen Zahlung, die dem Spieler zusätzlich zu seinem Einkommen den Wechsel schmackhaft machen soll. Vertragsverhandlungen, Transfererlöse und Handgelder gab es ebenfalls schon vor dem Bosman-Entscheid, genauso wie Beratergehälter. Neu ist seit dem Urteil aber vor allem, dass sich Vereine mit immensen Handgeldern und Prämienzahlungen für die Berater die Dienste der Athleten vorab sichern wollen. Dies geht sogar so weit, dass Sportler sich aus ihren Vereinen „herauszustreiken“ drohen, sollte Ihnen ein lukratives Angebot eines anderen Vereines vorliegen und sie seitens des aktuellen Clubs keine Freigabe für einen Wechsel erteilt bekommen. Diese globalen Änderungen tragen mit Sicherheit dazu bei, dass kleinere Vereine aufgrund fehlender finanzieller Mittel einen Wettbewerbsnachteil haben. Denn während früher die bessere

26 Vgl. ebd., S. 135-164. 18

Nachwuchsarbeit zum Erfolg beitragen konnte, wie Ajax Amsterdam mit den vielen europäischen Erfolgen am Anfang der 90er-Jahre bewiesen hat, bedarf es heutzutage beträchtlicher Ausgaben, um die besten Spieler verpflichten und um Titel mitspielen zu können. Zwar wird versucht die Nachwuchsarbeit zu fördern und z.B. mittels „Österreicher-Topf“ den kleineren Vereinen einen Anreiz zu bieten, sollten sie vermehrt auf (junge) inländische Spieler setzen, die dadurch lukrierten Mittel können aber nicht mit den finanziellen Möglichkeiten der Großclubs verglichen werden. Es bleibt hier noch einiges an Handlungen zu setzen, um fairere Bedingungen zu schaffen, dies würde jedoch am Thema der Arbeit vorbeigehen, weshalb ich damit an dieser Stelle abschließen werde. Auf die wirtschaftlichen Begriffe mit Einfluss auf den Fußball werde ich dann noch im 5. Kapitel näher eingehen, diese detailliert beschreiben und kritisch hinterfragen.

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3. Ethik und Werte im Fußball

Wenn ich dieses Kapitel vor ein paar Jahren zu schreiben begonnen hätte, hätten jene Passagen, die auf Nachrichten von verletzten Werten im Profifußball oder auf in Frage zu stellende ethische Entscheidungen verwiesen hätten, vermutlich Begriffe enthalten, wie „monatlich“ oder „wöchentlich“. Aktuell, also im Jahr 2020, kann man derlei Meldungen schon fast täglich erwarten. Korruption, Manipulation, illegale Absprachen, Steuerhinterziehung und Spielerstreiks stehen auf der Tagesordnung im professionellen Fußball. Diese Themen betreffen nicht nur Funktionäre und Manager, die meistens eher im Hintergrund agieren, sondern auch die Sportler selbst. Da Athleten und Athletinnen aus den unterschiedlichsten Sportarten einen großen Einfluss auf Ihre Fans haben, sogar als Idole und Helden verehrt werden, haben ihre Handlungen eine noch größere Wirkung auf eine breite Masse. Gerade auch beim Fußball, wahrscheinlich der Weltsportart schlechthin, übt man als beliebter Sportler über die Fülle an erreichbaren Personen enormen Einfluss aus. Hierbei werden nicht nur mündige Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche adressiert, weshalb sämtliche Handlungen nicht nur einer kritischen öffentlichen Betrachtung unterzogen, sondern auch immer persönlich reflektiert werden sollen. FußballerInnen mit Millionen von Fans auf Social-Media-Kanälen, die mittels

Streiks bessere Kontrakte zu erhalten versuchen, oder mit der Zurschaustellung eines ganz besonders luxuriösen Lebensstils glänzen, geben immerhin jungen Menschen einen Einblick in das Leben als Sportler und was es heißen könnte, als professioneller Fußballer erfolgreich zu sein. Trainer, Manager, Funktionäre und andere AmtsträgerInnen werden selten als Idole verehrt, zumindest nicht im gleichen Ausmaß wie die Athleten selbst – außer sie waren zuvor selber Spieler-Stars. Nichtsdestotrotz haben sie einen großen Einfluss auf die Wirkung des Fußballsports nach außen. Das beginnt bereits in frühen Jahren, wenn in den Kinder- und Jugendmannschaften vermittelt wird, wofür der Fußball steht und wie dieser gespielt wird. Dieses „wie“ soll dabei nicht nur die Facetten und Regeln des Ballspiels auf dem Platz näher beschreiben, sondern auch die Werte, die im Fußball gelebt werden. Tugenden wie Fairness/Fair Play, Respekt, Disziplin und Integrität sollen die Basis jeder Sportart und jedes sportlichen Wettkampfes darstellen, so auch des Fußballsports. Doch wie sollen diese Werte glaubhaft vermittelt werden, wenn man den Medien laufend entnehmen kann, dass im Fußball tätige Amtsträger und SportlerInnen in Wettskandale und Manipulationen verstrickt sind? Wie kann plausibel am Fair Play Gedanken festgehalten werden, wenn höchste Funktionäre des Fußballweltverbandes sich nicht „fair“ verhalten? Medienberichte zu diesen Themen sind 20

allgegenwärtig und beschädigen nicht nur die Integrität jener Personen mit Funktionärstätigkeiten, sondern auch das Bild des Fußballs an sich. Ich will hier nicht die Behauptung aufstellen, dass alle Profifußballer oder Funktionäre ein negatives öffentliches Bild vermitteln oder keinen Werten folgen würden. Wir sprechen hier von bekanntgewordenen Einzelfällen oder Verstrickungen von miteinander verbundenen Personengruppen, denen eindeutig falsches Verhalten nachgewiesen werden konnte. Müsste man davon ausgehen, dass rund um den Globus das gleiche, an Korruption erkrankte System im Fußball vorherrschend ist, wäre der gesamte Sport aus ethischer Sicht untragbar. Allein schon der Versuch, in Erfahrung zu bringen, wer sich korrumpieren lässt oder selber manipulierend in den Sport Fußball eingreift, würde es notwendig machen, weltweit Millionen von Menschen einer Integritätsprüfung zu unterziehen. Der Kategorische Imperativ von Kant, infolgedessen man nur nach derjenigen Maxime handeln soll, von der man auch wollen kann, dass sie ein allgemeines Gesetz werde, spiegelt sich allem Anschein nach vor allem in Wehklagen benachteiligter Personen wider. Denn möchte man aus marktwirtschaftlicher Sicht eine Gewinnmaximierung erreichen, ohne dabei ethische Grundwerte zu berücksichtigen, wäre das durchaus eine Maxime, von der anscheinend viele Akteure wollen, dass sie als Gesetz gelte. Oder tut sie das ohnehin bereits? Die rasante Entwicklung der Medienlandschaft rund um diverse Social-Media-Kanäle und die rasche Verbreitung von Nachrichten mittels Internet haben mit Sicherheit zur Informationsflut beigetragen, die uns vermehrt mit diesen Themen konfrontiert. Natürlich muss man hier auch die Medienlandschaft in die Verantwortung nehmen, was die Prüfung und Verbreitung von Informationen sowie deren ethische Relevanz und Tragweite betrifft. Die Veröffentlichungen der letzten Jahre haben uns aber gezeigt, dass der Fußball zu einem großen Wirtschaftsfaktor geworden ist, der Gefahr läuft, seine ethische Integrität und seine ihn auszeichnenden sportlichen Tugenden endgültig zu verlieren.

Doch welche Werte können wir im Fußball gegenwärtig noch finden? Welche können als erstrebenswert für den Fußball und den Sport im Allgemeinen angesehen werden? Inwiefern werden Werte von wirtschaftlichen Faktoren torpediert, wie werden Tugenden zum Wohle ökonomischer Aspekte auch bewusst hintangestellt? Welche Rolle spielen die Sportler als Idole und Helden dabei und wie groß ist der Einfluss, den sie dadurch auch nehmen können? Diesen Fragen werde ich mich im gesamten folgenden Kapitel widmen, wobei mein Fokus ganz klar auf den ethischen Aspekten der Betrachtung von Werten und Ethik im Sport, im Speziellen im Fußball, liegen wird. Ich werde an dieser Stelle ethisch fragwürdige Entscheidungen und

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Vorkommnisse in Bezug auf Doping, Rassismus und Sexismus im Sport ebenso ausklammern wie andere problematische Themenbereiche aus den Bereichen Breiten-, Gesundheits-, Freizeit- und Seniorensport. Es werden folglich jene Werte und Begriffe im Vordergrund stehen, die im Fußball als verankert gelten und als solche für die gesamte Sportart als wünschenswert erachtet werden sollten. Diese Tugenden werde ich nicht nur aus ethischer Sicht und im ökonomischen Kontext näher analysieren, sondern auch wirtschaftlichen Werten gegenüberstellen. Dabei soll aufgezeigt werden, wie die grundlegenden Werte des Sports Fußball durch die verstärke Kommerzialisierung und Globalisierung immer wieder mit Werten der Ökonomie kollidieren, und wie sich das Zusammenprallen dieser beiden Bereiche auf die Sportart, ihr gesamtes Umfeld sowie auf ihre Vertreter auswirken kann.

3.1 Begriffsklärung „Wert/Werte“

Werte, Tugenden, Ideale: Große Begriffe, die uns in pathetisch anmutenden Situationen nur allzu leicht über die Lippen kommen und unsere hehren Absichten untermauern sollen. Wir alle gehen davon aus, Wertvorstellungen zu haben und unser Leben sowie den Umgang mit unseren Mitmenschen nach ihnen auszurichten. Dabei empfinden wir gewisse Werte erstrebenswerter als andere, wir entscheiden also subjektiv, welchen Tugenden wir den Vorrang geben und welche wir auch ablehnen. Die Fülle an Werten, die Tag für Tag über unser soziales Umfeld und die Medien an uns herangetragen werden, ist nicht nur enorm, sondern auch in einem ständigen Wandel begriffen. Viele sogenannte „Werte“ werden oftmals im Sprachgebrauch mit Sicherheit auch nur als Floskel bedient, ohne dass die jeweilige Person auch wirklich weiß, wovon sie gerade spricht. Davon geht auch Sommer aus, wenn er davon spricht, wie viel Gewicht Werte in unserem Leben nur durch den exzessiven Sprachgebrauch erhalten - sofern dieser denn überhaupt als Maßstab für eine Gewichtung herangezogen werden kann.27 Individuen, Personengruppen, Interessensgemeinschaften, Institutionen, Betriebe, Vereine, Parteien uvm. haben alle Werte, denen sie sich gemäß ihrer Außendarstellung verschrieben haben. Viele dieser Ideale werden von der Öffentlichkeit nicht in einen positiven Konnex mit jener Instanz gesetzt, die für bestimmte Ideale einzutreten versucht, da diese nicht glaubwürdig gelebt werden. Sind diese Tugenden, sofern sie nicht auch authentisch transportiert werden

27 Vgl. Sommer: Werte, 2016, S. 13. 22

können, letztlich „wertlos“? Was bedeuten diese Ausdrücke „Werte“, „Tugenden“ und „Ideale“ letztlich und welche Entität verbirgt sich dahinter?

„Leben heißt bewerten – heißt, das eine dem anderen vorzuziehen. Wir bewerten Situationen, Angebote, Menschen, Empfindungen. Diese Bewertungen sind Ausdruck von Präferenzen [...] Diese Bewertungen bestimmen ihr Leben.“28

Vom Umstand, dass wir unablässig Bewertungen unseres Umfeldes durchführen, lässt sich laut Sommer aber nicht ableiten, dass es abstrakte Wortgebilde wie Werte oder Tugenden gibt und was diese im Kern ihres Wesens ausmacht.29 In diesem Kontext könnten wir ja auch noch andere artverwandte Termini wie Motive, Ziele, oder auch Bedürfnisse verwenden, ohne eine konkrete Sinndeutung des Ausdrucks Wert zu erhalten. Für die Definition des Begriffs „Wert“ im Laufe dieser Arbeit ist daher die Auslegung von Neuhold bestens geeignet, welcher Werte versteht als: − „allgemeine, − relativ dauerhafte, − gesellschaftliche überformte, − in einer sozialen Einheit (z.B. Gruppe, Sozialgebilde, Gesellschaft) zumindest teilweise geltende, d.h. mit einem Anspruch auf Berücksichtigung an den Menschen herantretende, − von Mitgliedern der sozialen Einheit ganz oder wenigstens teilweise internalisierte, d.h. ins Persönlichkeitssystem eingefügte, oder zumindest internalisierbare, − Maßstäbe − für seinsollende Gegenstände, Zustände oder Handlungen, − die zumindest über den Einfluß (sic!) auf die konkrete Ausgestaltung der geltenden Vorschriften für das Handeln (= Normen) das Handeln der Mitglieder einer sozialen Einheit mitbestimmen und − das Handeln der einzelnen im gemeinschaftlichen oder gesellschaftlichen Verband aufeinander abstimmen, so soziales Handeln ermöglichen und zur Verwirklichung sozialer Einheit beitragen. − Diese Maßstäbe werden besonders in Wahlsituationen dadurch wirksam, daß (sic!) sie die Auswahl aus den gegebenen Möglichkeiten steuern.“30

28 Sommer: Werte, 2016, S. 13–14. 29 Vgl. Sommer: Werte, 2016, S. 15. 30 Neuhold: Wertwandel und Christentum, 1988, S. 16–17. 23

Die in dieser Definition angesprochenen Adressaten und Wahlmöglichkeiten bei der Durchführung von gewissen Handlungen finden wir auch im Sport und im Fußball wieder. Sie ist für die nachfolgende Analyse der Thematik praktikabel, wenn analysiert werden soll, nach welchen Werten sich die Beteiligten im Sport sowie im Fußballsport richten (sollen) und wie diese auch gelebt werden.

3.2 Ethik, Werte, Maximen und deren Verletzung im Sport und im Fußball

Für die Betrachtung von Ethik und Werten im Sport ist auch die Entstehung des Sports an sich interessant, denn dieser entwickelte sich auch im Kontext von Krieg und Konkurrenz. Neuhold beschreibt in diesem Zusammenhang, dass Turniere nicht nur als körperliche Ertüchtigung und Vorbereitung im Vorfeld des Krieges genutzt wurden, sondern in weiterer Folge immer öfter als Kräftemessen an die Stelle von kriegerischen Auseinandersetzungen traten, der Kampf wurde also mit anderen Mitteln geführt. Und obwohl es teilweise auch im Sport noch immer sehr rau zuging, wurde die Gewalt bei Wettbewerben durch die Ausbildung von Regelsystemen eingedämmt. Das können wir auch im Fußball beobachten, wo es im 18. Jahrhundert beim Fußballspiel in England zwischen zwei Ortschaften aufgrund von Gewaltausbrüchen immer wieder auch zu Todesopfern kam. Durch die fortschreitende Reglementierung wurden schließlich aus Feinden Gegner, die ein gemeinsames Interesse an Körperertüchtigung und Kräftemessen hatten. Ein weiterer Aspekt der Humanisierung ist laut Neuhold auch, dass Kämpfe immer wieder bei „Null zu Null“ beginnen. Es ging also fortan vielmehr um die eigene Positionierung und den Rang als um das physische Ende des Gegners.31 Gerade, wenn es um die Betrachtung von Werten und Regeln im Angesicht der Konkurrenz geht, kommt laut Neuhold auch der Ethik eine entscheidende Rolle zu:

„Dort aber, wo die Konkurrenz nicht mehr von den Regeln des Sports „gehalten“ ist, insofern durch die Regeln ein gemeinsamer Zielpunkt definiert wird, wo gemeinsame, übergeordnete Werte die Konkurrenz nicht humanisieren, besteht die Gefahr, dass Sport zum relevanten Krieg wird, auch wenn es nur ein Ersatzkrieg sein sollte. […] Ethik muss immer auf diese Ambivalenz aufmerksam machen, in

31 Vgl. Neuhold: Aspekte der Sportethik, S. 47–50. 24

Regeln, Riten und Wertordnungen ‚Begehungsmöglichkeiten‘ für den Grenzbereich schaffen, die den Kontext des Humanen bewahren.“32

Im Endeffekt sollen uns Ethik und Moral also leiten, uns einen Rahmen für die Ausübung des Sports ermöglichen und Perspektiven offenhalten.33 Dabei darf laut Neuhold aber nicht darauf vergessen werden, dass Sportarten wie der Fußball auch zwei andere wichtige Komponenten unseres tägliches Lebens beinhalten, nämlich das Ausleben und Abbauen von Emotionen sowie die vorübergehende Loslösung von unserem Alltagsleben.34 Diese Aspekte sollten daher nicht allzu sehr durch moralische Normen beschränkt werden, da ansonsten ein wichtiger individueller und gesellschaftlicher Katalysator verloren gehen würde. Sie sollen aber eine Orientierung liefern. Weiß führt aus, dass Sport als sozialkulturelles Gebilde in hohem Maße auch von den Wertvorstellungen dieser Gesellschaft beeinflusst wird und sich kooperativ mit dieser weiterentwickelt. So unterscheiden sich sportliche Werte von Sportart zu Sportart, von Kultur zu Kultur, in gewisser Form sogar von Land zu Land, auch, wenn diese Nationen einem gleichen Kulturkreis angehören.35 Sliwka nennt diese Herrschaftsräume gewisser Werte „Wertfelder“. Laut ihm sollten wir versuchen ein globales Wertfeld zu entwickeln, das für alle Kulturen und Gesellschaften auf der ganzen Welt vertretbar wäre, in dem nach wie vor Egoismen gelebt werden und Präferenzen verfolgt werden können, das aber gleichzeitig Unheil zu verhindern vermag. Er sieht im Fußball ein solches globales Wertesystem verwirklicht.36 Ich kann Sliwka hier durchaus zustimmen, wenn man bedenkt, dass sich rund um den Globus offiziell 211 Mitgliedsverbände den Spielregeln der FIFA verschrieben haben. Was bei einer Anzahl von 194 souveränen Staaten der Erde auf den ersten Blick unglaubwürdig anmutet, ergibt sich aber aus einer historischen Entwicklung heraus, da beispielsweise das Vereinigte Königreich Großbritannien in vier nationale Verbände unterteilt wird: England, Nordirland, Schottland und Wales. Weiß definiert den Nutzen von Werten im Sport aber nicht nur aufgrund des gesellschaftlichen Handlungspotentials, dem sie entsprechen, sondern auch durch die hohe Sichtbar- und Erlebbarkeit. Kulturelle Werte wie Chancengleichheit, Fairness etc. können laut ihm durch Sport leicht vermittelt werden, wodurch demonstriert wird, dass deren Anwendung zum Erfolg

32 Neuhold: Aspekte der Sportethik, S. 49–50. 33 Vgl. Neuhold: Schlaglichter zum Thema Fußball und Ethik, S. 316. 34 Vgl. Neuhold: Schlaglichter zum Thema Fußball und Ethik, S. 306. 35 Vgl. Weiß: Werte im Sport, S. 85–87. 36 Vgl. Sliwka: Wie Egoismen gezügelt werden können - Warum wir globale Spielregeln brauchen, S. 21–28. 25

führt. Es wird also eine utopische Umgebung erschaffen, bei der Bedingungen und Prozesse einer modernen Gesellschaft vorgelebt und umzusetzen versucht werden.37 Genau darin sieht Bockrath die Schwierigkeit einer Etablierung von ethischen Maßstäben im Sport, da soziale Interaktionen seiner Meinung nach nicht mittels moralischer Vorgaben von außen gesteuert werden können. Alternativ wäre es laut ihm möglich, gesellschaftliche Funktionsveränderungen der Moral möglichst differenziert zu beschreiben und damit einen Ansatz der deskriptiven Ethik zu verfolgen. So wären in der Sportwissenschaft bereits verwertbare deskriptive Forschungsergebnisse zu den Zusammenhängen von Sportaktivitäten und moralrelevanten Zuständen vorhanden, welche weitere Verbesserungsmöglichkeiten sportbezogener Praktiken durch moralische Forderungen und ethische Prinzipien ermöglichen könnte, die bis dato aber leider ignoriert wurden.38 Trotz alledem soll im weiteren Verlauf der Versuch gewagt werden, fundamentale Werte und ethische Grundhaltungen im Sport, sowie im Fußball zu identifizieren und hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Akteure des Sports näher zu analysieren.

In Bezug auf den Sport bedeutet das für mich, dass vier Eckpfeiler das Gerüst an unterschiedlichen, in ihnen enthaltenen Tugenden stützen, welche von jedweder Gesellschaftsform – egal wie sportliche Wettkämpfe in dieser kulturell verankert sind – gelebt werden kann: • Fairness/Fair Play • Respekt • Disziplin • Integrität Diese Leitwerte stehen hier nicht allein für sich, sondern schließen auch weitere Ideale mit ein. Gerade in Hinblick auf Respekt könnte man behaupten, dass dieser Wert bei fairem Verhalten den Konkurrenten, Schiedsrichtern und Teammitgliedern gegenüber bereits inhärent im Terminus Fairness berücksichtigt wurde. Meiner Meinung nach beinhaltet Respekt aber auch die Werte Akzeptanz, Demut und Höflichkeit. Mit Disziplin ist nicht nur die Einhaltung gewisser Regeln oder das Befolgen von Anweisungen der Trainer und Schiedsrichter gemeint, sondern auch die Selbstdisziplin während und außerhalb des Wettkampfes sowie das Zurückstellen des eigenen Egos und das Pflegen des Teamgeistes. Ein Wert, dessen regelmäßige Verletzung auch das Verfassen dieser Arbeit herbeigeführt hat, der aber ein

37 Vgl. Weiß: Werte im Sport, S. 96–98. 38 Vgl. Bockrath: Moral der Gesellschaft - Moral des Sports?, S. 171–175. 26

essentieller Bestandteil der gesamten sportlichen Welt ist, ist die Integrität. In ihr finden sich viele wichtige Ideale wieder, die vor allem auf Seite der Funktionäre im modernen Sport nicht immer jene Bedeutung erhalten, die sie verdienen, nämlich Seriosität, Unbestechlichkeit, Aufrichtigkeit, Professionalität und Zuverlässigkeit. Schließt man in den „reinen“ Prozess sportlicher Wettkämpfe auch noch weitere Faktoren, wie Wettkampfbedingungen, Medien und finanzielle Aspekte mit ein, muss als zusätzlicher Leitwert auch noch die Transparenz hinzukommen. Hier bewegen wir uns aber bereits im Spannungsfeld, das Sport und die modernen Möglichkeiten der Vermarktung, Finanzierung und Berichterstattung umfasst und nicht mehr ausschließlich auf den Sport als solchen abzielt. Dennoch gibt es Auswirkungen auf den Sport. Stimmen wir Weiß bei der Bildung einer gewissen utopischen Umgebung zur Vermittlung kultureller Werte zu, so bilden diese Werte das Fundament, das nicht nur für Sportler, sondern auch für Trainer, Funktionäre, Sponsoren, Zuschauer und Medienvertreter gelten soll.

Da ich finde, dass Fairness und Fair Play eine besondere Rolle im Sport und im Fußball einnehmen und es rund um diese Begriffe immer wieder verschiedenste Definitionsversuche und kritische Auseinandersetzungen gibt, möchte ich noch kurz näher auf diese Termini eingehen. Bei erweiterter Beschäftigung mit Werten im Sport kommt man an Fairness und Fair Play nicht vorbei. Ebenfalls nicht umgehen kann man dabei die vielfältigen Diskussionen rund um mögliche Auslegungsvarianten dieser Begriffe. Angefangen bei der Frage, was diese von anderen Werten abgrenzt, die eigentlich als Bestandteil von Fairness zu sehen sind, über den Bedarf an fairem Verhalten angesichts von bestehenden Regeln, bis hin zu möglichen Sanktionen bei unfairen Handlungen, werden in weiterer Folge ein paar Versuche einer möglichen Begriffsbestimmung angeführt. Eine historische Herleitung der Begriffe fair sowie Fair Play liefert uns Gillmeister: Das altenglische Wort fæger bedeutete ursprünglich „schön“, im Laufe der Jahre kamen dann auch noch „frei von Makel“ und „günstig“ hinzu. Erst im 19. Jahrhundert tritt fair schließlich als Wort im englischen Sport in Erscheinung. Play leitet sich vom altenglischen Verb plegian ab, welches „spielen“ bedeutet. Eine weitere Sinndeutung, auch im deutschen Sprachgebrauch, war „Einsatz mit Risiko“.39 Letzteres würde man heutzutage eher der Glücksspielbranche und Begriffen wie „zocken“ zuordnen, während man bei spielen viel mehr an eine unbeschwerte,

39 Vgl. Gillmeister: Not Cricket und Fair play., S. 128–129. 27

fantasievolle Komponente bei der Ausübung von sportlichen Aktivitäten, beim Lernen, oder im Bereich der Unterhaltung denkt. In die gleiche Kerbe schlägt auch Gerhardt, der davon überzeugt ist, dass Sport erst durch die Regeln und durch den Ernst zum Sport wird und damit die Überlegenheit gegenüber dem „simplen Spiel“ postuliert. Fairness dient dabei der Regelsicherung durch das selbstständige Subjekt, der Sportler handelt von sich aus fair, weshalb es sich laut Gerhardt um eine Tugend und kein Recht handelt.40 Lenk geht noch einen Schritt weiter und unterteilt Fairness und Fair Play in zwei verschiedene Kategorien: a) die formelle Fairness, welche eine Normforderung darstellt, die geltenden Regeln einzuhalten und b) das informelle Fair Play, welches ungezwungen ist und einem „ritterlichen Geiste“ der Beteiligten unterliegt.41 Seine Minimaldefinition umfasst fünf Bedingungen für Fairness42: 1. Konstitutive Spielregeln müssen eingehalten und dürfen nicht verletzt werden. Beispiel: Wer Fußball mit der Hand oder einem Schläger spielen würde, spielt nicht Fußball. 2. Auch regulative Spielregeln müssen beachtet werden. So spielt jemand, der am Fußballplatz jemanden boxt, noch immer Fußball und übt nicht den Boxsport aus. Zumindest solange das nicht dauerhaft der Fall ist, weshalb laut Lenk die Übergänge auch fließend sein können. 3. Dem Schiedsrichterurteil ist striktest Beachtung zu schenken. 4. Regeln sollen Chancengleichheit und formale Gerechtigkeit ermöglichen. 5. Den Gegner als einen Spielpartner zu (be)achten wird ebenfalls gefordert. Annemarie Pieper hingegen unterteilt die Fairness nicht in verschiedene Bedeutungsszenarien, sie ordnet der Fairness stattdessen die Begrifflichkeiten der Solidarität und Toleranz hinzu. Ihrer Meinung nach bedeutet Fairness, freiwillig mehr zu leisten als erforderlich ist, durch Solidarität soll aber darüber hinaus eine gewisse Nähe zu den Mitmenschen hergestellt werden. Schließlich soll mittels Toleranz sichergestellt sein, dass gewisse individuelle Besonderheiten überbrückt werden. Dadurch wird laut Pieper eine Vertrauensbasis geschaffen, die eine mögliche Übervorteilung der handelnden Akteure unterbindet.43 Der Theorie von Pieper kann Heringer nicht zustimmen. Er ist der Überzeugung, dass Fairness keine Taktik, keine Regel, kein Gebot und keine Verknüpfung mit anderen sozialen Normen ist. Für ihn ist sie schlicht ein innerlicher Beurteilungsmaßstab sportlicher Handlungen, der sich

40 Vgl. Gerhardt: Fairneß - Die Tugend des Sports, S. 6–24. 41 Vgl. Lenk: Fairneß und Fair play, S. 27. 42 Vgl. Lenk: Fairneß und Fair play, S. 29–30. 43 Vgl. Pieper: Fairneß als ethisches Prinzip, S. 47–48. 28

im fairen Verhalten des Sportlers zeigt.44 Den Begriff fair würde er auf dem Hintergrund von Unfairness definieren:

„1. Fair ist alles, was nicht unfair ist. 2. Unfair ist alles, was den Witz des Spiels zerstört. 3. Der Witz des Spiels ist das gemeinsame Ziel der Spieler. 4. Das gemeinsame Ziel ist: Spielen und durch Spielen gewinnen.“45

Man kann an diesen Definitionsversuchen sehr gut erkennen, dass es hier keine leichte Aufgabe ist, Fairness als Begriff einzugrenzen und klar zu definieren. Wenn ich aus meiner eigenen Erfahrung an Situationen in Spiel und Sport denke, in denen ich mich unfair behandelt gefühlt habe, kann ich mich am ehesten mit Heringers Ansicht identifizieren. Das Fehlen von Fairness und Fair Play war in all diesen Situationen zerstörerisch für den Spaß am Spiel, mit einem Wort witzlos. Allen Definitionsversuchen gemeinsam ist jedoch, dass faires Verhalten eine subjektive Entscheidung jedes Individuums ist, das sich am Spiel beteiligt, und keine auferlegte Norm oder Regel sein kann, nach der sich jeder Teilnehmer zu richten hat. Überdies darf man gemäß dieser Voraussetzungen nicht erwarten, dass alle Spielteilnehmer sich gleichermaßen fair verhalten oder dass Fairness nicht ebenso von jedem Individuum different ausgelegt werden kann.

Ein Begriff, der gerade im Hinblick auf den sportlichen Wettkampf nicht unerwähnt gelassen werden kann, ist jener der Ehre. Sie und weitere artverwandte Termini, wie der Ehrgeiz, werden genauso oft wie die anderen, vorab genannten Tugenden ins Feld geführt, wenn es um Sport, Spiel und Wettkampf geht. Ähnlich wie bei der Fairness ist es jedoch in gleichem Maße schwierig, Ehre zu definieren. Welchen Stellenwert hat ehrenhaftes Verhalten im modernen Fußball? Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Ehre und Fairness? Für Ott steht auch der Begriff der Ehre auf jener Liste der Tugenden, die man in verschiedenen Begriffen im Fußballsport immer wieder finden kann. So spricht man oft von Ehrentreffern, Ehrenspielführern, Ehrentribünen und Ehrenpräsidenten; Begriffe also, die man sowohl beim Betreiben des Spiels als auch im Umfeld der Sportart einordnen kann.46 Die Ehre wird demnach gerne mit anderen Begriffen kombiniert. Wie bei allen Idealen, die ich bis hierhin angeführt

44 Vgl. Heringer: Fairneß und Moral, S. 56. 45 Heringer: Fairneß und Moral, S. 58. 46 Vgl. Ott: Ehrentreffer, S. 89. 29

habe, ist aber auch die Definition der Ehre nicht immer ganz leicht. Drei Möglichkeiten von Ehre führt Ott an und benennt dabei unter anderem

„den einer Person durch den Stand oder Amt zukommenden Wert (die ‚adlige‘ oder ‚bürgerliche‘ oder ‚Amtsehre‘); […] Ehre, die erwiesen wird – z.B. Würdenträgern […]; ihr subjektives Empfinden (‚innere Ehre‘, ‚Ehrgefühl‘); aber auch überpersonale Werte (z.B. ‚nationale Ehre‘).“47

Vor allem ab dem 19. Jahrhundert zeichnet sich laut Ott ab, dass Ehre in erster Linie ein wechselseitiges Anerkennungsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft darstellt und damit auch die Funktion eines normativen Kitts innerhalb sozialer Gruppen einnimmt. Die Ehrennormen innerhalb einer sozialen Einheit werden ausschließlich von ihr selber erzeugt und gelebt.48 Denken wir an dieser Stelle zurück an die Fairness: Dass die Ehre ein von innen, aus dem Subjekt heraus gelebter Wert zu sein scheint, dürfte die Ehre als artverwandt mit der Fairness kennzeichnen. Man sollte sich aber davor hüten, die beiden Begriffe miteinander gleichzusetzen, denn ehrenhaft zu handeln heißt nicht automatisch fair zu handeln. So kann es beispielsweise von den Fans als ehrenhaft empfunden werden, wenn ein Spieler ihrer Mannschaft seinen Kampfgeist für den Club durch besonders harte, kämpferische und zum Teil auch irreguläre Spielweise ausdrückt. Sobald er dabei jedoch den Gegner negativ beeinflusst und sogar Fouls begeht, kann man nicht mehr von einer fairen Spielart sprechen. Dennoch spiegelt genau dieses Hervortreten der Ehre aus dem Inneren der sozialen Gruppe die Verbindung zum Fußball wider: Fußballvereine sind, vom kleinsten Dorfverein bis hinauf zum großen Vertreter in der höchsten Spielklasse, kleine soziale Gruppen mit bestimmten Traditionen, auf die Wert gelegt wird. Dabei können auch Mitglieder außerhalb der Gruppe eingegliedert werden, ja sogar aus anderen Nationen und Kulturen, die dann über alle Differenzen und Generationen hinweg eine gemeinsame Identität stiften und Unterschiede nahezu vergessen lassen. Symbole, Erinnerungen und Trophäen erinnern laufend an gemeinsame Werte, die auf dem Platz gelebt werden, und zwar völlig unabhängig davon, wie groß der Club selbst oder die Masse an Zusehern ist. Darin liegt für Ott die größte Leistung des Fußballs, welche ihre stärkste Ausprägung schließlich bei Spielen der eigenen Nationalmannschaft erhält, wenn aus Gegnern unterschiedlicher Clubs und aus verschiedenen Fanlagern eine gemeinsame Basis wird, die in diesem kurzen Zeitraum der nationalen Ehre

47 Ott: Ehrentreffer, S. 89. 48 Vgl. Ott: Ehrentreffer, S. 90–91. 30

frönen kann.49 Soweit können wir also von einem durchaus brauchbaren Begriff ausgehen, der sich nahtlos an jene Werte anzuschließen scheint, die wir uns für den Fußballsport wünschen. Problematisch wird es laut Ott aber vor allem dann, wenn die Ehre auf das Geld trifft.50 Man hat in der Praxis den Eindruck, dass während sich der Großteil der Anhänger und Zuseher an der romantischen Vorherrschaft der Ehre orientieren möchte, vor allem für Funktionäre und Vermarkter des Sports die wirtschaftlichen Gesichtspunkte beinahe einen höheren Stellenwert im modernen Fußball haben. Desgleichen betrachten auch Mitglieder des Organisierten Verbrechens ihre illegalen Handlungen teilweise als nicht unehrenhaft. Sie hätten Handschlagqualität bewiesen und sich ehrenvoll an Abmachungen gehalten, denn sie haben Gewinne aus Manipulationen und korrumpierten Verhalten an den Vertragspartner ausgezahlt, Bestechungen durchgeführt oder durch andere unlautere Mittel Geschäfte gemacht, wie vereinbart. Diese individuelle Auslegung des Ehrgefühls bezeichnet Roth als „Ganovenehre“.51 Einen Lösungsansatz für die offenbar vorliegende Divergenz zwischen Ehre und finanziellen Aspekten wartet Ott durch die Anwendung von Hypothesen des französischen Kultursoziologen Pierre Bourdieu auf: Der Ehrgeiz im Fußball gilt primär dem symbolischen und nicht dem materiellen Erfolg. Dennoch lässt sich dieser symbolische Triumph auch immer in einen materiellen konvertieren, sei es durch Prämien, neue lukrative Verträge oder den Wechsel zu einem noch größeren Verein. Die dadurch entstehenden Tauschprozesse beinhalten sowohl die Übertragung zwischen symbolischen und materiellen Verdiensten als auch das Zu- und Erweisen von Ehre, Fairness oder Disziplin. Hinzu müssen nach Ott auch immer eine gewisse Portion Glück oder Zufall kommen, in welche Richtung sich die Entwicklung fortsetzt. Obwohl man die materiellen Nebenerscheinungen nur zu gerne ausblenden möchte, sind sie gemeinsam mit den sozialen Tauschprozessen doch elementar für die Ökonomie des professionellen Fußballs. So über den Fußballsport zu sprechen, bedeutet laut Ott also nicht, dass man entweder der symbolischen oder der materiellen Ökonomie den Vorzug gibt oder die Kommerzialisierung kritisiert, sondern zu bemerken, dass hier offensichtlich symbolischer und materieller Erfolg zusammenwirken und diese Struktur vielleicht genau deshalb bewahrt werden sollte, um sie in ihrer Funktionstüchtigkeit zu schützen;52 eine funktionierende, vermischte Ökonomie also, welcher Begriffe wie Ehre, Fairness, Disziplin und Glück zugrunde liegen und die letztendlich anstelle von Differenzen eher für eine Angleichung zwischen den

49 Vgl. Ott: Ehrentreffer, S. 90–92. 50 Vgl. Ott: Ehrentreffer, S. 93. 51 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 47. 52 Vgl. Ott: Ehrentreffer, S. 94–101. 31

Akteuren führt – sei es den sozialen Status, die Herkunft oder die Vereinszugehörigkeit betreffend. Derart wird es vom „Beruf“ des Fußballers auch gefordert. Die Ehre, oder vielmehr sich ehrenhaft zu verhalten, ist eine wünschenswerte Triebkraft für das Verhalten im Fußballsport. Dennoch sehe ich die Ehre aus zweierlei Gründen nicht als einen Leitwert für den Fußball an: Erstens kann sich ehrenhaftes Tun auch im Rahmen von Fairness, als integre Entscheidung oder als Respekt äußern, gleichzeitig habe ich aber bereits vorab festgestellt, dass es Ungleichheiten zwischen ehrenhaftem und fairem Verhalten geben kann. Zweitens ist die Ehre ein so subjektiver Begriff, dass er nicht als verbindlicher Wert eingefordert werden kann. Jeder Akteur kann die Bedeutung ehrenhaften Gebarens auf unterschiedliche Weise empfinden, der Ehre einen anderen Stellenwert zuweisen und auch unmoralische Vorgänge als ehrenhaft absegnen. Dadurch taugt die Ehre nicht zu einem Leitwert, der im Fußballsport als Basis dienen könnte. Vielmehr soll Ehre dazu beitragen, dass, auf der Basis eines ehrenhaften Verhaltens, die anderen Werte im modernen Fußball eingehalten und im besten Sinne gelebt werden.

Doch inwiefern wird dadurch der moderne Fußballsport beeinflusst, welche Werte kann man in dieser Sportart identifizieren und wer gibt diese vor (oder versucht das zumindest)? Erinnern wir uns an die Darstellung von Bockrath, wonach moralische Wertvorstellungen zwar in der Umgebung eines Sportes verankert werden, die Handlungen der Akteure selber jedoch nicht unmittelbar dadurch beeinflusst werden. Bedeutet das für den Fußball konsequentermaßen, dass die Herausgabe eines Fair Play Kodex nur eine Maßnahme ist, die als Augenauswischerei im Zusammenhang mit öffentlichkeitswirksamer Kommunikation zu sehen ist? Marek et al. haben in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) sowie dem Bundesministerium für Sport einen Leitfaden ausgearbeitet, der FunktionärInnen dazu dienen soll, sich im Umgang mit ethischen Grauzonen und mit schwierig einzuschätzenden Situationen richtig zu verhalten. Dieses, laut dem ÖOC-Vorsitzenden Karl Stoss „leicht lesbare Nachschlagewerk für Sportfunktionäre“, soll die Möglichkeit bieten, bei Geschenkannahmen, Auffälligkeiten oder Bestechungsversuchen die passenden Entscheidungen zu treffen.53 Steiner nennt in diesem Zusammenhang ein Berufsethos für Fußballer als Möglichkeit, eine bestimmte ethische Gesamthaltung in Hinblick auf Handlungen rund um den Fußballsport als erwünscht zu deklarieren. Dabei seien vor allem die Fair Play Richtlinien sowie der

53 Vgl. Marek/Jerabek/Marek: Korruption hat im Sport keinen Platz!, 2014, S. 5. 32

Verhaltenskodex der FIFA für ihn von Bedeutung.54 Das jährlich erscheinende Ethikreglement der FIFA soll einen Verhaltensleitfaden für alle Akteure des professionell organisierten Fußballsports bilden und ist verbindlich für all diese Personen. Diese Publikation ethischer Normen wird jedes Jahr vom Weltverband FIFA adaptiert und in der aktuell gültigen Version über dessen Homepage herausgegeben. Darin finden sich neben Beschreibungen möglicher Rechtswege und Verfahren im Hinblick auf Verfehlungen sowie verschiedene Zuständigkeiten, u.a. der Ethikkommission, auch einige wichtige Passagen mit Verhaltensregeln für all jene, die beruflich – egal ob als SportlerIn, TrainerIn, Angestellter eines Verbandes oder Vereines oder als Funktionär – im Fußballsport engagiert sind. Bereits in der Präambel sollen die Prinzipien und ethischen Verhaltensnormen dieses Reglements hervorgehoben und kurz definiert werden:

„Die FIFA trifft eine besondere Verantwortung, die Integrität und das Ansehen des Fussballs weltweit zu wahren. Sie ist unablässig bestrebt, den Ruf des Fussballs und insbesondere der FIFA vor illegalen, unmoralischen oder unethischen Machenschaften und Praktiken zu schützen. Das vorliegende Reglement widerspiegelt die Prinzipien des FIFA-Verhaltenskodex, der die wichtigsten Grundsätze für das Verhalten und den Umgang innerhalb der FIFA und mit externen Parteien definiert. Diesem Reglement unterstellte Personen [...] setzen sich bei ihrer Tätigkeit in jeder Hinsicht für Fairness ein und übernehmen soziale und ökologische Verantwortung.“55

Diese Definition gibt uns also bereits einen Überblick über den Zweck der FIFA- Ethikrichtlinien. Direkt davon betroffene Personen sind vor allem folgende: • Offizielle: alle Vorstandsmitglieder (inkl. Ratsmitglieder), Kommissionsmitglieder, Schiedsrichter und -assistenten, Trainer, Betreuer, sowie die technischen, medizinischen oder administrativen Verantwortlichen der FIFA, einer Konföderation, eines Mitgliedsverbands, einer Liga oder eines Klubs sowie alle weiteren Personen, die zur Einhaltung der FIFA-Statuten verpflichtet sind (Spieler und Vermittler ausgenommen, da diese direkt angeführt werden) • Spielvermittler: eine natürliche oder juristische Person, welche von der FIFA eine Lizenz zur Organisation von Spielen erhalten hat

54 Vgl. Steiner: Die "Zehn Gebote" für den Fußball, S. 195–196. 55 Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2019, S. 6. 33

• Vermittler: eine natürliche oder juristische Person, die Spieler und/oder Klubs bei Vertragsverhandlungen oder im Hinblick auf den Abschluss einer Transfervereinbarung vertritt • Spieler: ein von einem Verband lizenzierter Fußballspieler • Nahestehende Partei: Parteien, die mit dem Ethikreglement unterstellten Personen durch mindestens eines der folgenden Merkmale verbunden sind: a) Vertreter und Angestellte b) Ehepartner und Konkubinatspartner c) Mitbewohner, ungeachtet der persönlichen Beziehung d) andere Familienangehörige bis zum dritten Grad, zu denen sie ein enges Verhältnis haben e) juristische Personen, Partnerschaften und andere Treuhandgesellschaften, sofern die diesem Reglement unterstellte Person oder die Person, die einen ungerechtfertigten Vorteil erhält, alternativ i. bei dieser juristischen Person, Partnerschaft und anderen Treuhandgesellschaft eine Führungsfunktion hat, ii. die juristische Person, Partnerschaft oder Treuhandgesellschaft direkt oder indirekt kontrolliert, iii. von der juristischen Person, der Partnerschaft oder Treuhandgesellschaft begünstigt wird, iv. im Auftrag dieser juristischen Person, Partnerschaft oder Treuhandgesellschaft Dienstleistungen erbringt, unabhängig davon, ob ein formeller Vertrag vorliegt.56 Diese Regeln können auch auf Vergehen Anwendung finden, welche sich bereits vor dem Inkrafttreten des Reglements ereignet haben; Verfehlungen dieser Art werden von der Ethikkommission der FIFA geahndet. Mögliche Sanktionen, die diese Kommission aussprechen kann, umfassen Ermahnungen, Verweise, die verpflichtende Teilnahme an einer Compliance-Schulung, die Rückgabe von Preisen, Geldstrafen, gemeinnützige Arbeit, Spielsperren, das Verbot, die Umkleideräume zu betreten und/oder auf der Ersatzbank Platz zu nehmen, ein Stadionverbot oder auch die Sperre für jegliche Tätigkeit im professionellem Fußball.57 Letzteres stellt die härteste Form der Strafe dar und wird nur bei äußerst schwerwiegenden Delikten und daher auch dementsprechend selten von der Ethikkommission

56 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2019, S. 7–8. 57 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2019, S. 11. 34

der FIFA ausgesprochen. Der ehemalige FIFA-Präsident Josef Blatter sowie der UEFA- Präsident Michel Platini fassten eine solche Strafe aus, wenn auch befristet. Auf die Zusammenstellung, die Funktion und Aufgaben der Ethikkommission, aber auch auf Prozesse, die sie bisher beschäftigt haben, werde ich in einem späteren Kapitel noch näher eingehen, wenn ich die einzelnen Gremien des Fußballweltverbandes näher beleuchten werde. Zusätzlich zu den oben genannten Strafen können auch noch Geldstrafen eingehoben werden, welche mindestens 10.000 CHF für die Verletzung der Allgemeinen Pflichten und dem damit verbundenen Schaden für das Ansehen des Fußballs, bis hin zu mindestens 100.000 CHF für Vergehen wie Manipulation, Korruption und Veruntreuung betragen.58

Während ich bei dem Begriff der Neutralität noch von keinem fundamentalen Wert, sondern eher einer Richtlinie für Funktionäre sprechen würde, ist die Loyalität bereits eine Tugend, die ich näher betrachten möchte. Diese besagt, dass man sich neben der FIFA, den Konföderationen, dem Verband, auch dem eigenen Klub gegenüber loyal verhalten soll.59 Doch wie bemisst man diese Loyalität in Hinsicht auf den eigenen Verein? In erster Linie, indem man dem Ansehen des Klubs durch seine Handlungen auf dem und abseits des Fußballplatzes keinen Schaden zufügt und auch das vereinbarte Arbeitsverhältnis einhält, i.e. man sich den wöchentlichen Trainingseinheiten widmet, die Spiele in verschiedenen Bewerben für den Verein und vereinbarte Sponsoren- und Medientermine absolviert. Die Loyalität scheint aber auch ihre Grenzen zu haben, vor allem dann, wenn Spieler mit ihrer sportlichen oder finanziellen Situation unzufrieden sind. Sportlich könnte es nicht zufriedenstellend sein, wenn man nicht zur Startformation einer Mannschaft gehört und öfter auf der Ersatzbank oder der Tribüne Platz nehmen muss. Finanzielle Anreize könnten mögliche Angebote anderer Vereine sein, die das loyale Gefühl dem aktuellen Arbeitgeber gegenüber schnell kleiner werden lassen. Sollten sich aktueller Klub und Athlet nicht über die weitere Vorgehensweise einigen können, sehen wir im modernen Fußball mittlerweile öfters ein Phänomen, das in meinen Augen eine klare Verletzung aller vier Grundprinzipien Fairness, Respekt, Disziplin und Integrität darstellt, sofern der Verein sich nach wie vor treu dem Spieler gegenüber verhält: den Spielerstreik. Dabei versuchen Fußballer, den Wechsel zu einem anderen Verein zu erzwingen, da dieser ihnen offenbar ein besseres Angebot vorgelegt hat als der aktuelle. Nun hat der Spieler ja bereits ein bestehendes Arbeitspapier bei seinem derzeitigen Verein, und ohne dessen Zustimmung oder die Übereinkunft hinsichtlich einer Ablösesumme kann kein Wechsel realisiert werden.

58 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2019, S. 14–25. 59 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2019, S. 15. 35

Dadurch, dass sich der Athlet aber weigert, weiterhin am Training oder an Spielen teilzunehmen und oftmals einfach nicht wieder aus dem Urlaub zurückkehrt, soll ein solcher Wechsel forciert werden. Der hierbei entstehende gegenseitige Groll kann letztendlich nur zur Trennung oder Suspendierung des Spielers führen, wobei der erste Lösungsweg für alle Beteiligten vermutlich die beste Option darstellt, wie auch der Manager des deutschen Bundesligaclubs Werder Bremen, Frank Baumann, attestiert und trotzdem dabei festhält:

„Sané (Anm. der Spieler Lamine Sané) ist unzufrieden mit seiner Situation, das ist verständlich. Trotzdem hat man Pflichten als Spieler und Arbeitnehmer. Diese hat er nicht erfüllt und eine deutliche Grenze überschritten. Er hat gezeigt, dass er seine eigenen Interessen über die der Mannschaft stellt.“60

Hier kann man also klar von einem Vertragsbruch ausgehen und Verletzungen jener Pflichten feststellen, die sich aus einem gültigen Arbeitspapier ergeben. Während ein derartiges Vorgehen auch in anderen Branchen der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Sektor der Fall sein kann, muss man im professionellen Fußball zwei Aspekte beachten: Je nachdem, wann der Spieler seinen Wechsel innerhalb des vorgegebenen Transferfensters vorantreibt, hat der Verein gegebenenfalls nicht mehr die Möglichkeit, einen adäquaten Ersatz für diesen Spieler zu verpflichten. Zusätzlich hat der Verein Geld in diesen Spieler investiert und muss nun unter Umständen Einbußen bei Transfererlösen hinnehmen, die im Rahmen eines normalen Spielertransfers wohl nicht aufgetreten wären. Interessant dabei ist auch die Tatsache, dass die Klubs diesem Verhalten oftmals schutzlos gegenüberstehen; auf der einen Seite, weil sie den Spieler nicht zwingen können zu spielen, und auf der anderen Seite, weil man aus wirtschaftlicher Sicht auch auf die Ablösesummen angewiesen ist. Hans-Joachim Watzke hat in diesem Zusammenhang angeführt, dass sein Klub nicht auf Transfererlöse für zwei streikende Spieler im Wert von über 200 Millionen Euro verzichten wollte. Zukünftigen Streikenden wird aber nicht mehr erlaubt, den Verein auf diese Weise zu verlassen. Damit signalisiert man den Sportlern, nicht erpressbar zu sein, obwohl man zeitgleich auf viel Geld verzichten muss.61 Ich kann an dieser Stelle nur vermuten, dass eine Strafe von 10.000 CHF durch ein zu erwartendes verbessertes Gehalt beim neuen Verein, je nach Größe des Vereins und der Liga, in der dieser partizipiert, eventuell bereits nach einem Monat abbezahlt ist und daher kein allzu großes Risiko für den Spieler darstellt – falls die Strafe nicht ohnehin vom neuen Verein

60 Die Welt: Aubameyang, Sané & Co., 2018. 61 Vgl. Duda: Summen im Fußball „Wahnsinn“, 2019. 36

beglichen wird. Durch eine deutliche Anhebung dieser Strafsumme könnte man also derlei Streiks insofern einen Riegel vorschieben, als sich Spieler und Vereine mit Sicherheit genau überlegen, ob es das wert sein kann. Ein möglicher Nachteil der Erhöhung dieser Strafe könnte sein, dass sich Spieler dann nur mehr für ein, maximal zwei, Jahre an einen Verein binden möchten, was die Planung für die Klubs naturgemäß erschwert. Natürlich fordert das FIFA-Ethikreglement von allen Adressaten auch Vertraulichkeit und, im Falle von bekannten Vergehen, eine Anzeige- und Mitwirkungspflicht bei der Aufklärung, sowie das Vermeiden von Interessenskonflikten ein. Vor diesem Hintergrund wurden beispielsweise die beiden ehemaligen Präsidenten des Deutschen Fußall-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach und Franz Beckenbauer, von der Ethikkommission der FIFA abgestraft. Niersbach soll von Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gewusst, diese aber nicht gemeldet haben62, während Beckenbauer nicht ausreichend bei der Aufklärung mitgeholfen haben soll63. Das Verfahren gegen Beckenbauer ist mittlerweile sogar verjährt.64

In Kapitel vier dieser Arbeit werde ich noch genau auf die Hintergründe gewisser aufgedeckter Verfehlungen gegen den Ethikkodex eingehen, hier an dieser Stelle kommen wir nun aber zu jenen ethischen Problemthemen, auf denen diese Arbeit fußt und welche die Werte des Fußballsports in höchstem Ausmaß bedrohen: Geschenkannahmen und Vorteilserlangung, Machtmissbrauch, Korruption und Manipulation. Ebendiese Begriffe werden auf sieben Seiten im FIFA-Ethikreglement genau geregelt, eine Zuwiderhandlung gegen die in diesen Punkten erwähnten Anforderungen stellt meiner Meinung nach einen klaren Verstoß gegen alle vier fundamentalen Werte des Sports dar. Wie in modernen Compliance-Regularien üblich, wird der Wert möglicher Geschenkannahmen im Ethikkodex des Fußballweltverbandes als niedrig oder symbolisch definiert.65 Im Leitfaden für österreichische Sportfunktionäre werden Vorteile, wie das Annehmen von Präsenten, in diesem Zusammenhang als nicht ungebührlich angesehen, wenn sie orts- oder landesübliche Aufmerksamkeiten geringen Wertes sind und 100€ nicht übersteigen.66 Entscheidend ist aber die orts- und landesübliche Wertigkeit derlei Gaben.

62 Vgl. Der Tagesspiegel: Affäre um WM 2006, 2016. 63 Vgl. Frankfurter Allgemeine: FIFA-Erklärung, 2016. 64 Vgl. Aumüller: Beckenbauer behält sein Geheimnis, 2020. 65 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2019, S. 19. 66 Vgl. Marek/Jerabek/Marek: Korruption hat im Sport keinen Platz!, 2014, S. 23. 37

In großzügiger Art und Weise setzte sich der brasilianische Fußballverband (CFB) über diese Norm hinweg und beschenkte anlässlich seines 100-jährigen Bestehens etwa 60 hochrangige Funktionäre des Weltfußballverbandes im Rahmen des FIFA-Kongresses 2014 – und somit unmittelbar vor Beginn der dort ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft – mit Uhren eines Partners des Weltverbandes. Doch damit nicht genug, boten der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter sowie dessen Generalsekretär Jérôme Valcke den Mitgliedern der Ethikkommission ebenfalls diese offiziellen WM-Uhren an.67 Diese Schmuckstücke hatten einen Verkaufspreis zwischen 20.000 bis 25.000€ pro Stück68 und konnten somit unmöglich in die Definition einer niedrigen oder symbolischen Geste fallen. Zum Schutz der Werte, welche im Ethikkodex niedergeschrieben sind, wurden sogleich Ermittlungen seitens der Ethikkommission unter deren damaligen Vorsitzenden Michael Garcia aufgenommen und jene Funktionäre, welche die Uhren nicht bereits abgelehnt oder zurückgegeben hatten, aufgefordert, diese zu retournieren, da ansonsten Ermittlungen gegen sie eingeleitet werden würden.69 An dieser Stelle möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass der brasilianische Fußballverband CFB die im FIFA-Ethikkodex niedergeschriebenen ethischen Maximen im Allgemeinen als nicht verpflichtend anzusehen scheint. Diese Tatsache untermauern Postenbesetzungen und Verfehlungen der letzten Jahre. So steht dem CFB derzeit mit Rogerio Caboclo ein Präsident vor, dessen Vorgänger größtenteils wegen Verbrechen wie Geldwäsche, Schmiergeldannahme und Korruption gesperrt sind, oder bereits in Haft sitzen. Caboclo ist ein Günstling dieses Personenkreises.70 Zu Bestechung, Korruption und Manipulation findet man im FIFA-Ethikkodex klare Richtlinien, die beispielsweise auch nur die Beteiligung an Sportwetten für Personen untersagen, die diesem Kodex unterstellt sind. Während für Spiel- und Wettbewerbsmanipulationen allein die FIFA-Disziplinarkommission zuständig ist, sind die festgeschriebenen Sanktionen, die auf die Durchführung von Bestechungs- und Korruptionsversuchen Anwendung finden, positiv zu erwähnen: Es wird eine angemessene Strafzahlung in Höhe von 100.000 CHF, sowie ein Berufsverbot im Umfeld des professionellen Fußballs für mindestens fünf Jahre ausgesprochen. Dieses Berufsverbot orientiert sich zusätzlich an der Höhe der Stellung der angeklagten Person und an der Bedeutung sowie dem Betrag des erhaltenen Vorteils.71 Vergleicht man diese Sanktionen mit älteren Ethikkodizes, in

67 Vgl. Der Standard: Fifa-Sittenbild mit Luxusuhr, 2014. 68 Vgl. Röhn: Geschenkte Luxusuhren – Ermittlungen gegen Fifa-Bosse, 2014. 69 Vgl. Der Spiegel: Fifa-Funktionäre müssen Uhren zurückgeben, 2014. 70 Vgl. ran.de: Brasilianischer Fußballverband wählt neuen Präsidenten, 2018. 71 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2019, S. 22–25. 38

diesem Fall aus dem Jahr 2012, wird sofort sichtbar, dass damals noch keine konkreten Sanktionen im Text der Regularien festgehalten, sondern durch die Ethikkommission festgelegt wurden.72 Diese harten Sanktionen bekamen auch der ehemalige FIFA-Präsident Blatter sowie der ehemalige Präsident der UEFA Michel Platini zu spüren73. Blatter wurde gar für acht Jahre gesperrt, worauf ich aber später noch eingehen werde. Ferner muss ich an dieser Stelle auch positiv hervorheben, dass man hinsichtlich möglicher Spiel- und Wettmanipulationen versucht, einen einfachen Leitfaden für betroffene Akteure zur Verfügung zu stellen, welcher nicht nur beschreibt, in welcher Form Manipulation auftreten und wie man sie vermeiden kann, sondern auch, wie man Manipulationsversuche schnellstmöglich melden kann. Und das alles kompakt auf zwei Seiten unter dem Titel „Schutz der Integrität des Fußballs“74. Ein gutes und positives Zeichen im Kampf gegen illegale Beeinflussungsversuche im Fußball, auch wenn ich mir wünschen würde, dass zuallererst jene hochrangigen Funktionäre ebenso gemäß den im Ethikkodex festgehaltenen Regularien zur Verantwortung gezogen werden, allen voran der amtierende FIFA-Präsident Giovanni Infantino. Und so gut die im Ethikreglement angeführten finanziellen Sanktionen auch sind: In Anbetracht möglicher Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe, welche häufig nicht aufgedeckt oder nachgewiesen werden können, sind diese Beträge nur ein Tropfen auf den heißen Stein und vermögen einen hochrangigen Funktionär eventuell – und auch nachweislich – nicht von illegalen Handlungen abzuhalten. Dabei repräsentiert für mich gerade die Einhaltung der im FIFA-Ethikkodex genannten Pflichtgebote die inhaltlichen Aspekte des Wertes Integrität. Integres Handeln sollte meiner Meinung nach nicht nur in jedem beruflichen Umfeld ein Gebot darstellen, sondern auch Voraussetzung für mögliche Ämter und Funktionen sein, die eine Person bekleiden kann. Ich finde, dass Funktionären, die gegen Grundsätze des integren Agierens verstoßen haben, keine Möglichkeit mehr geboten werden sollte, eine machtvolle Position innerhalb einer mit dem Fußball verbundenen Organisation und anderen artverwandten Institutionen zu ergattern. Da bei der Erstellung und Erweiterung dieses Kodex offensichtlich darauf geachtet wurde, jedwede Form der beruflichen Betätigung im professionellen Fußball einzubeziehen und besagtem Regelwerk moralisch zu unterwerfen, um letztendlich schädlichem Verhalten im Fußball vorzubeugen und es zu unterbinden, könnte an dieser Stelle die Frage aufkommen, ob bei diversen ethischen Verfehlungen, von denen wir später noch genauer hören werden,

72 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Ethikreglement, 2012. 73 Vgl. Mandl: FIFA-Ethikkommission sperrt Blatter und Platini für acht Jahre, 2015. 74 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Schutz der Integrität des Fußballs, 2020. 39

Schlupflöcher in diesen Vereinbarungen gefunden wurden. Tatsächlich aber wurden hier weder bei der Definition des Geltungsbereichs noch bei den unerwünschten Handlungen Personenkreise oder Handlungsweisen vergessen, welche die erfolgten Verstöße in gewisser Weise rechtfertigen könnten. Natürlich wurde auch das Ethikreglement der FIFA jährlich aktualisiert, angepasst und wahrscheinlich sogar bei einigen Verstößen erst in Nachgang inhaltlich durch eine Anpassung reagiert. Allein die Natur eines Gesetzes bedingt, dass immer jemand versuchen wird herauszufinden, ob man dieses nicht umgehen oder anders interpretieren kann. Bei einigen der durch Football Leaks aufgedeckten Handlungen werden wir allerdings feststellen, dass diese nicht im Entferntesten den spitzbübischen Versuch darstellen, eine Lücke im System zu finden. Diese Vergehen wurden im vollen Bewusstsein der Verletzung sämtlicher Ethikregeln und auch diverser Gesetze begangen, um entweder für sich selbst oder für Dritte einen Vorteil zu erhalten. Offenbar sind die Strafen und der Status des Ethikkodex also nicht abschreckend genug, um drastischen Verfehlungen vorzubeugen. Wahrscheinlich genau deshalb zeichnet Jürgen Roth am Ende seines Werkes „Unfair Play“ ein düsteres Bild über Ethik und Werte im Fußball, da diverse Tugenden wie Integrität, Transparenz, Fair Play und Glaubwürdigkeit aus seiner Sicht nicht ausreichend eingehalten und gelebt werden. Die Handlungen und Reaktionen von Ethikkommissionen und Repräsentanten verschiedenster Sportinstitutionen im Angesicht so mancher Regelübertretungen und moralischer Ausschweifungen stellen laut ihm lediglich Augenauswischerei dar, da diese Werte im selben Atemzug durch fragwürdige Entscheidungen, undurchsichtige Personalpolitik und auch umstrittene Ehrungen untergraben werden. Doch trotz des enormen Aufwandes, den das Einfordern von ethischen Grundregeln im Sport mit sich bringt, lohnt sich dieser zähe Kampf, damit Grundwerte des Sports nicht für immer eine Illusion bleiben.75 Sport ohne ethische Grundsätze ist für mich nicht denkbar und dürfte alleine aus der Einbettung von Sport in ein gewisses kulturelles Schema nicht möglich sein. Allerdings werden diese gesellschaftlich wünschenswerten Ideale im professionellen Fußballsport beständig von anderen Aspekten beeinflusst und torpediert. Es wird also in weiterer Folge notwendig sein, jene Werte näher zu analysieren, welche auf ethische Grundwerte des Sports einwirken und diese auch übervorteilen.

75 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 284–289. 40

3.3 Werte der Wirtschaft vs. Werte im Fußball

Die Globalisierung hat auch vor dem Fußball nicht Halt gemacht und diesem vermutlich eine der größten Entwicklungen im internationalen Sport ermöglicht, wie auch dieser selbst zur Globalisierung beigetragen hat. Konnte man früher vereinzelte Spiele auch in anderen Ländern verfolgen oder im Nachhinein in ausländischen Zeitungen davon lesen, bekommt man heutzutage die meisten Informationen live. Vorbei sind die Tage, in denen man sich selbst in Italien eine österreichische Zeitung kaufen musste oder versuchte das wackelige ORF-Bild im Hotelzimmer über die Sportsendung um 20 Uhr zu interpretieren, damit man wusste, wie die Spiele der heimischen Bundesliga ausgegangen sind. Mittlerweile kann man Spiele live über den Fernseher oder diverse (legale) Streaming-Anbieter verfolgen, die Highlights jederzeit nachträglich ansehen oder sich über diverse Social-Media-Kanäle am Laufenden halten. Diese Möglichkeiten erlauben dem Fußball auch noch im letzten Winkel der Erde bekannt zu werden und die Massen zu begeistern. Interessant finde ich dabei, dass hiervon vor allem der europäische Spitzenfußball profitiert, dessen Spiele in alle Welt übertragen werden, während beispielsweise aus Lateinamerika gerade einmal das Finale der dortigen kontinentalen Klubmeisterschaft (legal) gestreamt werden kann. Das bietet europäischen Mannschaften die Möglichkeit, Interesse von Investoren und jungen Fußballtalenten aus der ganzen Welt zu wecken, denen eine Zusammenarbeit mit diesen Vereinen als das Mekka der Fußballwelt erscheinen dürfte. Nachdem die europäischen Ligen die finanzstärksten der Welt sind – neben der chinesischen Liga, die aber ein finanzieller Emporkömmling ist, der sich erst beweisen muss –, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Diese Finanzstärke ergibt sich eben auch durch diverse Fernsehverträge und Sponsoren, die den Wert dieser Entwicklung erkennen. Hier prallen also verschiedene Werte aus Sport und Wirtschaft aufeinander, die unterschiedlich gewichtet sein und durchaus auch Nachteile mit sich bringen können, wie in weiterer Folge klar wird.

Geboren im England des 19. Jahrhunderts war der Fußball keineswegs von Anfang an der sogenannte „Arbeitersport“, als der er später einmal tituliert werden sollte. Vielmehr wurde er zu Beginn vor allem an höher bildenden Schulen praktiziert und sollte erst nach und nach auch in die Schicht des Bürgertums und der Arbeiterklasse Einzug halten. Zuerst noch ausschließlich amateurhaft ausgetragen, stellte sich bald die Frage nach einer möglichen Professionalisierung. Vorwiegend für die unteren Schichten barg die Entwicklung des Berufsspielers im Fußball eine weitere Möglichkeit, im Rahmen sportlicher Tätigkeit Verdienste zu generieren. Diese 41

voranschreitende Professionalisierung war für Mozetic und Löffler zusammen mit dem Bosman-Urteil ein wichtiger Einschnitt, der den Fußball in Hinblick auf finanzielle und marktwirtschaftliche Aspekte neu ausrichtete sowie an die Vorgänge des Arbeitsmarktes anzugleichen schien.76 König nennt als zentrale Elemente einer jedweden Professionalisierung die Rationalität des Handelns, die Transparenz ökonomischer Vorgänge, das Vorhandensein von ökonomischem Kapital, die Etablierung diverser Netzwerke und im Fußball auch noch zusätzlich die Verkörperung des Fußballspiels durch ehemalige Spitzensportler, die eine gewisse Seriosität signalisieren.77 Durch die zunehmende Kommerzialisierung muss sich nach Heinemann auch der Sport zunehmend den Erfordernissen und Gesetzen des Marktes beugen. Vermehrt sehen sich Entscheidungsträger gedrängt, nicht nur ethische Grundsätze aus dem sportlichen Bereich einzuhalten, sondern gleichzeitig kommerziellen Erfolg sicherzustellen.78 Wie sehr dies vor allem im modernen Fußball der Fall ist, kann einfach an hunderten Beispielen aufgezeigt werden. Eines möchte ich jedoch an dieser Stelle besonders hervorheben, da es sehr gut aufzeigt, wie sich ethische und traditionelle Werte hin zu wirtschaftlichen Idealen verschieben können: 111 Jahre, bis 2010, prangte auf dem Trikot des FC Barcelona keine Werbung eines zahlenden Sponsors. Und das in Zeiten, in denen es für weitaus kleinere Vereine bereits gang und gäbe war, man denke hier nur an den SK Puntigamer Sturm Graz, welcher den jahrelangen Hauptsponsor nicht nur auf der Brust, sondern auch bereits im Namen trug. Im Gegenteil: Der FC Barcelona unterstützte das Kinderhilfswerk Unicef, indem es auf der Front des Trikots abgebildet wurde, und spendete noch dazu jährlich 1,5 Millionen Euro für Hilfsprojekte. 2010 war damit Schluss, und man einigte sich mit der Qatar Foundation auf eine stolze Summe von 165 Millionen Euro für eine Zusammenarbeit bis zum Saisonende 2016. Diese gemeinnützige Stiftung wurde vom Emir Katars gegründet und kümmert sich um Bildungsprojekte im Mittleren Osten.79 Ein Schelm, wer hier denkt, dass damit die Fußballweltmeisterschaft in Katar 2022 beworben werden soll, oder sich ferner die Frage stellt, wie eine gemeinnützige Organisation derart hohe Summen für Sponsorentätigkeiten aufbringen kann. Für Unicef war der Verlust der Werbung auf der Brust der Spieler zwar einschneidend, man hatte diesen Platz jedoch jahrelang gratis bekommen und auch nach 2010 wurde das Logo weiterhin auf dem Rücken der Trikots abgedruckt. Von der Tradition eines bewussten Verzichts

76 Vgl. Mozetic/Löffler: Kein Spiel nur über 90 Minuten: Über Fußballmärkte in Zeiten der Globalisierung, S. 43–45. 77 Vgl. König: Akteure der "Professionalisierung": Manager, Präsidenten, Oligarchen und die Ökonomie des Fußballs, S. 181. 78 Vgl. Heinemann: Ethik des Sports unter den Grenzen des Marktes, S. 178. 79 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Tabubruch für 165 Millionen, 2010. 42

über die kostenlose Unterstützung einer gemeinnützigen Organisation bis hin zum lukrativsten Trikotsponsorendeal der damaligen Zeit kann man sehr gut nachvollziehen, wie wirtschaftliche Aspekte ethische Werte verdrängen können. Wie also kann man in einer unternehmerischen Landschaft trotzdem ethisch handeln? Ethisch verantwortungsvoll handeln kann laut Heinemann nur, wer a) Entscheidungs- und Handlungsfreiheit besitzt, b) die Folgen seines Handelns kennt und c) auch die Macht besitzt, die ethisch vertretbaren Entscheidungen durchzusetzen. Er stellt diese Voraussetzungen einer Ethik der Marktwirtschaft gegenüber, um zu überprüfen, inwiefern sie noch vom Individuum in einer Führungsposition erfüllt werden können. Diese Ethik der Marktwirtschaft skizziert sich wie folgt: • Die ethische Rechtfertigung des Leistungswettbewerbs sieht er darin begründet, dass die marktwirtschaftliche Wettbewerbsordnung trotz des Egoismus der Akteure am effizientesten ist und für alle den größten Wohlstand ermöglicht. • Sowohl seitens der Unternehmer, welche überwiegend auf ihren Gewinn fokussiert sind, als auch seitens der Konsumenten, die ihren Nutzen maximieren wollen, herrscht aufgrund dessen ethische Blindheit. Gerade dadurch wird die Wirtschaft aber so leistungsfähig. • Das marktwirtschaftliche System basiert auf individueller Freiheit und bietet daher allen Individuen die Möglichkeit der Teilnahme am Markt. Es ist also für Chancengleichheit, jedoch nicht automatisch für Chancengerechtigkeit gesorgt. • Die Schöpferische Zerstörung, also die Verdrängung von Konkurrenten mittels legaler Mittel, ist Teil des Marktes und passiert fortwährend aufgrund verbesserter Leistungsfähigkeit. In diesen Punkten sieht Heinemann auch eine Verbindung zu Sport und Wettkampf, zumindest formal und nicht inhaltlich. Dass die Voraussetzungen ethischen Handelns letztlich mit diesen Merkmalen der Marktwirtschaft nicht übereinstimmen können, führt er auf jene Kosten zurück, die für die Erfüllung ethischer Interessen, sowie die zur Entscheidungsfreiheit beitragende, notwendige Bildung verbunden sind, welche sich gleichzeitig aber gegen das maximale Gewinnstreben richten. Zusätzlich dazu werden gewisse Richtungen und Entwicklungen vom Markt vorgegeben und können daher gar nicht durch Personen der Unternehmensführung beeinflusst werden.80

80 Vgl. Heinemann: Ethik des Sports unter den Grenzen des Marktes, S. 179–185. 43

Felber drückt es noch drastischer aus und stellt Verhaltensweisen, die uns erst „menschlich“ machen – wie Mitgefühl, Vertrauen oder Empathie – wirtschaftlichen Interessen gegenüber und tituliert diese in Bezug auf die Marktwirtschaft als Versagen. Dort ist kein Platz für derlei Nettigkeiten, denn hat man Mitleid mit einem Konkurrenten, kann man diesen nicht aus dem Markt verdrängen und fällt mit viel Pech auch noch selber diesem „weichen“ Verhalten zum Opfer. Genau in dieser Methode sieht er jedoch eine Verletzung der Menschenwürde. Die Maxime des Eigeninteresses von Adam Smith konterkariert somit den Kategorischen Imperativ Kants, indem sie es begünstigt, Menschen als Mittel für die Zwecke anderer Menschen einzusetzen. Dieses Verhalten würde Vertrauen zerstören oder gar nicht erst ermöglichen. Felber benennt allerdings genau dieses Vertrauen als vielleicht höchstes soziales und kulturelles Gut. Ohne Vertrauen keine Freiheit, ohne Freiheit kein wirklich freier Tausch abseits von Drucksituationen. Daher plädiert er auch für eine Umbenennung der „freien“ Marktwirtschaft hin zu einer „brutalen“, „inhumanen“ oder „illiberalen“.81 Folgen wir diesen beiden Argumentationen, kann nicht bestritten werden, dass wirtschaftliche und sportliche Werte nicht miteinander vereinbar sind. Wie also könnte man in Zeiten der Globalisierung und Kommerzialisierung sicherstellen, dass marktwirtschaftliche und ethische Grundsätze im Sport gemeinsam umgesetzt werden und sich die ethischen Leitfäden des Sports gegen die ökonomischen auch durchsetzen können? Nach Heinemann entkommt man dieser Dilemmasituation nur auf dreierlei Art: a) mittels gesetzlicher Reglementierung und Überwachung durch den Staat, b) mithilfe von Selbstbindungsmaßnahmen aller Akteure, wodurch eine Kostenteilung für „ethische Mehrkosten“ gewährleistet werden könnte und c) durch den Versuch, ein eigenes Druckmittel aufzubauen, um sich gegen die Wirtschaftsinteressen durchzusetzen. Denn letztlich will jeder mitreden, der zahlt, und es stellt sich die Frage, wie Vereine zu finanziellen Zuwendungen auch „Nein“ sagen und unabhängig bleiben können.82 Felber setzt anstelle des Konkurrenzdenkens am Markt die Kooperation als Lösungsmethode in Aussicht, da diese laut Studien auch zu größerem wirtschaftlichem Erfolg geführt habe, als eine Konkurrenzsituation – von den positiveren Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen ganz zu schweigen.83

Konträr zu diesen marktwirtschaftlichen Aspekten steht für Neuhold fest, dass jeder, der am Spiel Fußball partizipiert, spielt, um zu gewinnen. Die Teilnehmer wollen auch nicht aus

81 Vgl. Felber: Neue Werte für die Wirtschaft, S. 175–177. 82 Vgl. Heinemann: Ethik des Sports unter den Grenzen des Marktes, S. 188–190. 83 Vgl. Felber: Neue Werte für die Wirtschaft, S. 179–180. 44

irgendeinem Grund obsiegen, wie einem möglichen materiellen Gewinn, sondern aufgrund der dem Spiel innewohnenden Spannung. Denn sollte der Fußball nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichtet sein, ergeben sich schwerwiegende Folgen für das Spiel selbst: • Wer fürchten muss, dass Fehler auch anderweitige Folgen für Verein und Mitspieler haben, wird sich davor hüten im Spiel Risiko zu nehmen. Gerade das Risiko, gepaart mit einem gewissen Spielwitz, lässt eine Aktion oftmals zu einem spannungsgeladenen Augenschmaus werden. • Sollte wirtschaftlichen Idealen der höchste Wert beigemessen werden, fällt es unter Umständen leichter, die körperliche und geistige Integrität des Gegners zu missachten, um den eigenen Arbeitsplatz zu sichern. • Unter dem Deckmantel der Gewinnmaximierung wird auch die Medienpräsenz für Vereine und deren Sponsoren immer wichtiger, in manchen Fällen sogar essentiell. Mediale Präsenz beeinflusst aber nicht nur Geldgeber und damit Vereine, sondern hat beispielsweise auch Denkanstöße zur Folge, welche damit liebäugeln, die Spielzeit nicht in zwei Hälften aufzuteilen, sondern in drei Drittel, um schließlich mehr Lücken für Werbepausen zu schaffen. • Erhebt man ökonomische Werte zu den höchsten, wächst damit zeitgleich auch die Bereitschaft, wirtschaftlichen Illusionen zu erliegen. Man plant dann womöglich mit zu erwartenden Einnahmen durch Wettbewerbe, deren Teilnahme noch nicht einmal fixiert ist und unternimmt Schritte, die man bei seriöser Geschäftstüchtigkeit ansonsten nie tätigen würde. • Dass unter diesen finanziellen Aspekten die Schere zwischen Arm und Reich womöglich größer wird, könnte es den reicheren Clubs beispielsweise ermöglichen, Spieler zu erwerben, nur um Sie den anderen Teams vorzuenthalten. • Offen bleibt die Frage, inwiefern die Umwandlung mancher Vereine in Aktiengesellschaften und das Fortbestehen anderer als Verein auch zu einer Spaltung hinsichtlich des zur Verfügung stehenden Vermögens führt.84 Immerhin können börsennotierte Vereine für potentielle Sponsoren interessanter sein als Klubs, welche sich nach wie vor als Vereine organisieren, da man bei Ersteren von einer professionelleren wirtschaftlichen Führung und profunden Kontrollen der Finanzen ausgehen kann.

84 Vgl. Neuhold: Schlaglichter zum Thema Fußball und Ethik, S. 311–313. 45

Den gleichen Verdacht äußerte auch der junge Fußballtrainer Julian Nagelsmann im Jahr 2017: Videobeweis, Zeitstrafen und andere Regeländerungen könnten uns bevorstehen, bei denen Geld eine Rolle spielen wird und beispielsweise weitere Werbeminuten lukriert werden können85; ein Umstand, der für König nicht mit dem eigentlichen Ziel des Fußballweltverbandes vereinbar ist. Denn während die einzelnen Vereine wie Unternehmen agieren (sollten) und auf ökonomischen Profit ausgerichtet sind, hat es sich die FIFA zum Ziel gesetzt, durch den Fußball eine globale und bessere Verständigung unter den Völkern und Kulturen zu ermöglichen.86 Diese Darstellung von König zeigt auch gleich, was Fischer hinsichtlich professionellem Fußball und Hobbyfußball noch zu differenzieren mag, denn er sieht den Profifußball von äußeren Zwecken derart dominiert, dass dieser im Gegensatz zum Amateurfußball nicht mehr nur um des Spiels willen gespielt wird. Er unterscheidet folglich Fußball als Spiel und Fußball als Business.87

Im Anschluss an diese Gegenüberstellungen können wir also einen klaren Unterschied zwischen dem Spiel Fußball und dem Wirtschaftszweig Fußball erkennen. Heinemann und Felber legen die ethischen Grundsätze der Marktwirtschaft vor allem auf den Sport als Gesamtes aus und zeigen damit auf, dass auch moderne Fußballvereine und -verbände als Unternehmen eigentlich nicht ethisch handeln dürften, sofern sie gut wirtschaften wollen. Dem steht aber nicht nur die Ansicht gegenüber, dass Verbände und Vereine letztlich nicht Teil einer solchen Kommerzialisierung sein sollten, um den Wettbewerb nicht aufgrund marktwirtschaftlicher Vorteile zu beherrschen, sondern auch die Annahme Neuholds, dass Spiel bleiben sollte und man daher auch im Falle des Fußballsports durchaus ethischen Leitlinien den Vorzug vor marktwirtschaftlichen Grundsätzen geben oder diese zumindest unter diesen Gesichtspunkten kritisch betrachten oder diese „zusammendenken“ sollte. Dass dies im modernen Fußball nur allzu gern vergessen wird und oftmals auch Spieler letztlich nur wie eine Ware behandelt werden, zeigen Mozetic und Löffler als perfekte Überleitung zum nächsten Kapitel auf:

„Das wichtigste Kapitel der Vereine waren, sind und bleiben ihre Spieler. Sie liefern die Performance, an der so viele mitverdienen und für die sie selbst meist fürstlich belohnt werden. […] denn der Wert eines Spielers bemisst sich ja nicht

85 Vgl. Müller: Die heimlichen Hüter der Regeln. 86 Vgl. König: Akteure der "Professionalisierung": Manager, Präsidenten, Oligarchen und die Ökonomie des Fußballs, S. 186–188. 87 Vgl. Fischer: Moral im Profifußball, S. 109. 46

ausschließlich an seiner fußballerischen Leistung, sondern an seinem Vermarktungswert für den Verein.“88

Verfolgt man die Berichterstattung über Ablösesummen und Gehälter im modernen Fußballsport, wird man sofort gewahr, dass sich diese nicht nur an sportlichen Leistungen, sondern auch an den Möglichkeiten der Vermarktung über Merchandising, Sponsorendeals, TV-Minuten und Social-Media-Plattformen orientieren. Spieler sind somit neben ihrer wichtigen Rolle als Identifikationsfigur und Vorbild vor allem auch ein Wirtschaftsfaktor.

3.4 Fußballer als Helden, Idole und „Ware“

In erster Linie sollten die Werte Fairness, Disziplin und Respekt durch die SportlerInnen selber hochgehalten werden. Diese sollen der breiten Masse und vor allem den jungen Menschen der Gesellschaft vorleben, dass dieselben Ideale nicht nur den (Fußball)Sport ausmachen, sondern uns Menschen in Summe einen Leitfaden für das Miteinander bieten sollten. Ersichtlich sollen diese Werte nicht nur am Platz sein, wenn man sich beispielsweise als fairer Sportsmann erweist, sondern auch abseits davon. Doch warum ist das so? Wodurch bekommen sie diese machtvolle Wirkung auf andere? Und wie gehen Spieler mit dem dadurch entstehenden Druck, den Erwartungen und der Verantwortung um? Warum werden sie angefeindet wie der Teufel persönlich oder gottgleich verehrt? Werden dadurch dementsprechend hohe Gehälter und Ablösesummen legitimiert?

Vorwiegend bekommen Athletinnen und Athleten von anderen Mitgliedern der Gesellschaft Bewunderung, da sie mit einer Mischung aus Talent, Training und einem besonderen Gespür für Körper und Sport das Maximum an Leistungsfähigkeit aus sich herausholen. Die Leistungswerte von ProfisportlerInnen sind für Hobbysportler und Laien meist im Traum nicht erreichbar, da sie weder die Zeit für intensiveres Training haben noch die Voraussetzungen und das Talent mitbringen. Daher können wir gar nicht anders, als solchen Leistungen Bewunderung und Respekt entgegenzubringen. Da, wo die Bewunderung sich nicht auf die sportlichen Großtaten beschränkt, sondern man den Sportler an sich auch noch sympathisch findet, bringen wir diesem automatisch eine Art Zuneigung entgegen. Der auf den Akteuren

88 Mozetic/Löffler: Kein Spiel nur über 90 Minuten: Über Fußballmärkte in Zeiten der Globalisierung, S. 47–48. 47

lastende Druck ist jedoch enorm, sollen diese doch nach Mozetic und Löffler im besten Fall alle der folgenden Eigenschaften mitbringen:

„Ehrgeiz, Anpassungsfähigkeit, Durchsetzungswille, Teamgeist, Disziplin, Flexibilität, Standhaftigkeit, Spielintelligenz, Spielwitz, gesellschaftliche Gewandtheit, Kommunikationsfähigkeit, Freundlichkeit, Aggressivität, Umgänglichkeit, Individualität, Eloquenz, Einsatzwille, Opferbereitschaft, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Selbstkontrolle, Spontaneität, Grazie, Fehlerlosigkeit.“89

Unmöglich kann jeder Sportler diese Charakterzüge ausnahmslos abdecken. Es mag jene geben, die alle in sich vereinen können, diese Spieler kann man im Lauf der Jahrzehnte aber an zwei Händen abzählen. Deckt man mehrere dieser Eigenschaften nicht ab, kann dies bereits zu Anfeindungen führen, oder man verschwindet in der namenlosen Masse der Durchschnittsfußballer. Schafft es ein Spieler dennoch, sehr viele der genannten Charaktereigenschaften zu repräsentieren, wird er unter Anhängern, Medien und Experten gleichermaßen verehrt. Gottgleiche Verehrung kommt Fußballspielern durch Fans aber vor allem deshalb zu, da sich Anhänger zuvorderst mit dem Lieblingsverein derart stark identifizieren und daher jenen Spielern, die sich um besagten Verein verdient gemacht haben und zum Erfolg beitragen, dementsprechende Hochachtung entgegenbringen. Diese Vergötterung von Spielern und Clubs kann zu einer Abhängigkeit des Fans führen, bei der sein Glück direkt an das Glück des Vereins geknüpft ist und sich vor dem Hintergrund dieser Abhängigkeit und dem Freiheitsverlust ethisch problematische Taten leichter rechtfertigen lassen. Daher plädiert Neuhold für ein Eingreifen und Warnen durch die Ethik, wenn Fußballer und Fußball eine quasi religiöse Verehrung genießen.90 Das ist vor allem insofern ein wichtiger Ansatz, wenn man sich vor Augen führt, wie enorm die Ikonographie der Sportler ausfallen kann, welche auch von den Medien verbreitet wird:

„Diese zeigt Personen, die scheinbar auf natürliche Weise mit Anatomie ausgestattet und ihre Selbstbestimmung, Freiheit und Macht durch alle Kämpfe hindurch erhalten […] Sie werden dargestellt als Bewohner eines mythischen

89 Mozetic/Löffler: Kein Spiel nur über 90 Minuten: Über Fußballmärkte in Zeiten der Globalisierung, S. 54. 90 Vgl. Neuhold: Schlaglichter zum Thema Fußball und Ethik, S. 309–310. 48

Überraums […] Keine Enthüllung, kein Skandal, kein Fehltritt kann sie in dieser Sphäre beschädigen.“91

Die AthletInnen werden also überhöht und als „Übermenschen“, als Menschen einer höheren Qualitätsstufe dargestellt. Diese Darstellung soll den Sportfan dazu anhalten, durch die beworbenen Bilder an der weiteren Überhöhung der Stars, des Vereins und des Konstrukts dahinter mitzuwirken. Erreicht werden soll dies auf Basis einer noch engeren Identifizierung sowie durch gesteigertes Konsumverhalten. Im Endeffekt erschafft also der Zuseher erst durch sein Mitwirken diesen „Überraum“, diese Wirklichkeit, welche sich aus den gemeinsamen Handlungen, Wünschen und aus dem Glauben einer Gemeinschaft entwickelt.92

Wir alle leben nach individuellen oder durch unsere soziale Gruppe sowie durch unsere Kultur bestimmten, ethischen Wertvorstellungen. Dadurch kommt den Athleten nicht nur eine hohe Verantwortung zu, sondern auch Macht und weitreichende Möglichkeiten: Sie haben Einfluss auf ganze Generationen. Dieser Verantwortung gerecht zu werden, ist mit Sicherheit nicht immer einfach. Madlmayr zählt zu den Einflusskriterien, die den Fußballer bei Entscheidungen auf dem Spielfeld beeinflussen, neben möglichen inneren, vor allem äußere Einflüsse wie Medien, Marktwirtschaft, rechtliche Aspekte, den Verein, den Spielerberater, den Schiedsrichter, die Zuseher und auch die Dynamik der Gruppe auf dem Feld.93 Meiner Meinung nach vernachlässigt Madlmayr das persönliche Umfeld des Spielers und beschränkt sich zu sehr auf die ethischen Entscheidungen inmitten eines Fußballspiels. Während die meisten Menschen ihr gesamtes alltägliches Leben zumeist unbewusst nach solchen Idealen ausrichten, muss man als Spieler nicht nur auf dem Feld – oftmals unter großem Druck und vor vielen Augenpaaren – die richtige Entscheidung treffen, sondern obendrein, wenn man als Privatperson beim Ausgehen von Fotografen verfolgt, von gegnerischen Fans verhöhnt und von stürmischen Fans für Autogramme und Selfies bedrängt wird. Leider wird der Mensch hinter dem Sportler viel zu oft vergessen; ein Familienvater, ein Freund, ein Eisliebhaber, ein Autonarr, ein Fan von Fantasyfilmen, ein Bastler, jemand, der gerne mit seinen Liebsten Zeit in der Natur verbringt oder sich manchmal einen Scherz mit seinen Freunden erlaubt, mit anderen Worten: ein Mensch wie jeder andere, der ein Recht auf seine Intimsphäre hat. Dass in solch stressigen Momenten auch der gelassensten Person unter den Augen der Öffentlichkeit der Geduldsfaden reißen könnte, man kein ideales Verhalten an den Tag legt oder über Social-Media-Kanäle ein

91 Gebauer: Fernseh- und Stadionfußball als religiöses Phänomen, S. 308. 92 Vgl. Gebauer: Fernseh- und Stadionfußball als religiöses Phänomen, S. 308–309. 93 Vgl. Madlmayr: Die Ethik des Spielers, S. 162–163. 49

unüberlegtes Posting absetzt, ist absolut verständlich. Leider werden Verfehlungen häufiger durch Medien transportiert als die Einhaltung, ja sogar die Verbreitung gewünschter Werte. Aus diesem Grund sollte man als Sportler und damit als Person der Öffentlichkeit immer wieder das eigene Verhalten reflektieren und bei einer Reaktion, egal ob auf dem Feld oder abseits davon, sowie auch bei der Außendarstellung in diversen Medien noch einmal öfter überlegen, welche Auswirkungen derlei Taten auf andere, vor allem auf jüngere Menschen haben. Die Reichweite dieser Veröffentlichungen und damit auch eines gewissen Benehmens, eines Lebensstils und auch von Werten geht weit über den Standard hinaus, wenn man bedenkt, dass Christiano Ronaldos Instagram-Account mehr als 260 Millionen Menschen folgen (Stand Februar 2021). Die Frage sollte lauten: Was nimmt ein junger Mensch, der kurz vor dem Berufseintritt steht, für sich mit, wenn Spieler sich aus vorhandenen Verträgen streiken oder der Spielmanipulation überführt und Funktionäre wegen Bestechung, Manipulation und Korruption verurteilt werden? Ein wichtiger Aspekt, den Madlmayr anführt und den ich hier am Ende der Reflexion über ethisches Verhalten der Spieler und deren Reichweite nicht missen möchte, ist jener, dass auch Zuseher und Fans Macht über einen Sportler haben; sei es durch die Anerkennung, den persönlichen Kontakt – der, wie oben bereits beschrieben, auch negativ verlaufen kann – durch Umfragen, die den Spieler beeinflussen könnten, durch Bewertungen der Leistung und anderes.94 Die Liste an Möglichkeiten könnte noch bis ins kleinste Detail verfolgt werden, aber das ist nicht nötig, um klarzustellen, dass es nicht immer nur die Spieler sind, die in einer machtvollen Position über Ihre Handlungen reflektieren sollten. Neuhold fordert, dass man darüber hinaus auch nicht vergessen darf, dass Sport eine wichtige Rolle für das Abbauen von Emotionen spielt und man daher nicht immer nur Contenance einfordern kann. Sehr wohl muss aber die Menschenwürde der beteiligten Personen geachtet und die Ausdrucksweise dementsprechend angepasst werden.95 Beachtet werden sollte dabei aber nicht nur das, was wir SportlerInnen an Geboten auch an ethischen Verhaltensweisen vorgeben wollen, sondern auch die Frage, warum sich gewisse Sportler so verhalten, wie sie sich verhalten. Warum versucht jemand mit unfairen Mitteln zum Erfolg zu kommen oder sich zu bereichern? Warum sollte sich ein Athlet an ethische Grundsätze halten, wenn er davon ausgehen muss, dass er dadurch einen Nachteil erleidet? Laut Gebauer scheint die einzige Option derzeit das Drohen mit Sanktionen zu sein. Er plädiert jedoch für ein neues ethisches Modell, das die AthletInnen aufgrund eines intrinsischen

94 Vgl. Madlmayr: Die Ethik des Spielers, S. 171. 95 Vgl. Neuhold: Schlaglichter zum Thema Fußball und Ethik, S. 306. 50

Antriebs zu einem ethischen Handeln anregen soll, da es auch über den Leistungssport hinaus als sinnvoll erachtet wird. Gebauer sieht das Problem hierbei vor allem darin, dass unser gesamtes Leben immer zu stark auf Verpflichtungen aus der Vergangenheit und Versprechungen und Wünsche in der Zukunft ausgerichtet ist. Das trifft auch auf Sportler zu. Daher sollte auch die Gegenwart, das Genießen des aktuellen Momentes in den Mittelpunkt rutschen. In diesem Fall kann ein Sportler darüber reflektieren, ob sein Verhalten in diesem Augenblick gut ist oder war oder sein wird und zu einem glücklichen Leben beiträgt. Denn geht es nach Gebauer, würde das Erfüllen eines schönen Lebens und die Projizierung dieser immer wiederkehrenden schönen Jetzt-Momente auf unser gesamtes Leben dazu beitragen, dass man sich in gewissen Situationen eher dazu entscheiden würde, eine ethisch gute und nicht eine von augenblicklich individuellen Vorteilen geprägte Handlung zu vollziehen.96

Macht kann jedoch auch noch von anderer Seite im Fußball ausgeübt werden, nämlich durch ein System, das den Fußballspieler als Ware missbraucht und ihn zum Opfer des Kapitalsystems macht. Wie bereits ausgeführt, argumentiert Weiß, dass der Sport eine utopische Wirklichkeit für uns heraufzubeschwören mag, von welcher wir annehmen, dass gewisse Werte wie Chancengleichheit, Fairness und Sportsgeist Bestand haben.97 Roth spricht in diesem Zusammenhang von unserem naiven Glauben an geschützte Zonen in unserer Gesellschaft, welche nicht von Machtmissbrauch, Korruption und Manipulation erfüllt sind. Eine solche Schutzzone ordnen wir nach ihm auch dem Sport zu, da er nach wie vor als Schule des Lebens dient und viele junge Menschen in Sportlern ihre Vorbilder sehen. Sportler müssen als Leitbilder, Idole und Helden eine Vorstellung davon vermitteln, was einen echten Athleten und sportliche Werte ausmachen. Leider werden sie aber immer öfter auch wie eine „Ware“ be- und gehandelt, müssen ihre Strahlkraft, oftmals auch unfreiwillig, für ein politisches System einsetzen oder werden durch das organisierte Verbrechen in Manipulationen und betrügerische Handlungen verwickelt.98 Große Auswirkungen auf die Handlungen der Sportler haben auch deren Verdienstmöglichkeiten. Diese sind vor allem in Europa im Schnitt höher als in anderen Ländern, und auch die Aussicht auf internationale Aufmerksamkeit und Ruhm sind hier größer. Daraus können billigere Einkaufsgelegenheiten für die Clubs resultieren, da die Spieler außerhalb Europas den Blick bereits auf die europäische Fußballbühne und deren Finanzkraft

96 Vgl. Gebauer: Für eine neue Ethik im Sport, S. 76–90. 97 Vgl. Kapitel 3.2 „Ethik, Werte, Maximen und deren Verletzung im Sport und im Fußball“, S. 6 98 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 7. 51

insgesamt richten und sich dadurch anfangs mit billigeren Gehältern gewissermaßen ködern lassen. Doch nicht nur die Vereine sind auf der Suche nach günstigen Talenten, auch die Spieler selbst, sowie deren Manager, drängen vermehrt in den Markt. Nicht immer kann man dem Sportler unmoralisches Verhalten aufgrund eines zusätzlichen Verdienstes oder einer Anstellung bei einem Verein mit undurchsichtigem Hintergrund ankreiden. So funktioniert die Marktwirtschaft ganz einfach auch. Und leider werden diese guten Verdienstaussichten und ein Leben im strahlenden Scheinwerferlicht der Stadien und Medien oftmals von negativen Aspekten begleitet. Fußballer werden häufig durch Dritte für deren Zwecke vereinnahmt und als reine „Ware“ behandelt, welche man wie auf einem Basar feilbieten kann.99 So gibt es im modernen Spitzenfußball so gut wie keine AthletInnen oder TrainerInnen mehr, die nicht von einem Manager betreut und vermittelt werden. Diese Berufsgruppe wird auch in Kapitel vier noch weiter behandelt, sie ist jedoch ein perfektes Beispiel dafür, wie wirtschaftliche Werte ethisches Verhalten untergraben können. Denn auch die Spielervermittler wollen natürlich in erster Linie nicht dem Spieler helfen, sondern den größtmöglichen Gewinn für sich selber erwirtschaften. Passiert dies auch noch mit unlauteren Mitteln, werden die Spieler systematisch in einen Kreislauf aus Erpressung, Manipulationen und Geldwäsche verwickelt, werden also selber Opfer illegaler Machenschaften. Nach Erkenntnis vieler Autoren und Journalisten sind vor allem die Balkanstaaten nach wie vor starke Drehpunkte für Manipulation und Korruption im europäischen Fußball. Roth liefert in diesem Kontext eine unglaublich erscheinende Geschichte rund um das Management des ehemaligen kroatischen Fußballers Ivica Olić, das veranschaulichen soll, wie Spieler zur Ware werden und wie hoch das Gewaltpotential durch finanzielle Aspekte im Sport ausfallen kann. Olić` Manager Dragan Maric wusste um die Begabung seines Schützlings und war seines Zeichens selber Präsident des Vereins NK Marsonia, bei dem Olić unter Vertrag stand. Maric hatte einzig und allein den Wunsch, Olić an einen potenten europäischen Club zu transferieren und so selber gutes Geld zu verdienen. Er investierte in den jungen Olić und häufte dabei selber immer höhere Schulden an. Durch Transfererlöse hoffte er diese wieder tilgen zu können. Als Olić Wechsel zu FK Hajduk Split bereits kurz vor dem Abschluss stand, wurde Dragan Maric von einem Schuldeneintreiber aufgesucht, der die Interessen anderer Schuldner vertrat und Maric zwang, seinen Spieler zu Dinamo Zagreb zu transferieren. Dieser Transfer wurde durch eine Fahrt in einem Autokofferraum sowie durch einen Pistolenlauf im Mund erzwungen. Olić wechselte im Lauf seiner Karriere noch nach Russland, zum Hamburger SV

99 Vgl. Mozetic/Löffler: Kein Spiel nur über 90 Minuten: Über Fußballmärkte in Zeiten der Globalisierung, S. 48–49. 52

sowie zum FC Bayern München, was seinem Management mit Sicherheit auch immer gutes Geld einbrachte.100 So entwickelt sich in den Fußballvereinen der Welt parallel zum Schauspiel auf dem grünen Rasen ein beachtlicher Wirtschaftszweig, in dem die Athleten oftmals die eigene Entscheidungsgewalt verlieren und Getriebene einer Verwertungsstrategie werden, welche teilweise gesetzeswidrig erwirtschaftetes Kapital umzusetzen und gleichzeitig eine erfolgreiche Scheinwelt zu vermitteln versucht.101 Natürlich spielen vor allem die finanziellen Aspekte für die Spieler eine Rolle, da man nie einschätzen kann, wie sich eine Karriere entwickelt und wie viel Geld man im Rahmen dieser verdienen und für ein Leben danach erwirtschaften kann. Diesen moralischen Fallstrick beschreibt der ehemalige Fußballprofi Thomas Hitzelsberger mit dem Vergleich, dass man entweder ignoriert, wer Vereinsbesitzer ist und wie dieser Jemand sein Geld verdient, erfolgreich in einer oberen Liga spielt und dabei Geld verdient, oder man in einer niedrigen Liga Fußball spielt, nichts verdient und sich nicht verkauft.102 Neben der Frage inwiefern hier die einzigen Auswahlmöglichkeiten dargestellt werden, wird diese These durch die Tatsache brisant, dass Hitzelsberger gegenwärtig Sportvorstand beim VfB Stuttgart in der zweiten deutschen Bundesliga ist. Hier stelle ich mir die Frage, wie ein ehemaliger Spieler, der gewisse Vorgänge hinter den Kulissen offensichtlich ignoriert hat, nun als Funktionär seine Arbeit unter einem moralischen Gesichtspunkt verrichtet. Ein Zugang, der durchaus unterstreicht, dass Sportler oftmals als das gesehen werden, was sie im kapitalistischen System streng genommen auch sind: gut bezahlte Angestellte, die einen Job verrichten wie jeder andere auch. Die Verrichtung dieses Jobs soll dabei, wie in der Wirtschaft üblich, möglichst erfolgreich ausfallen und zusätzlich das Konsumverhalten der Hobbysportler und Laien anregen.103 Solange allerdings die Rahmenbedingungen nicht geschaffen werden, um den Sport und seine Akteure vom Druck marktwirtschaftlicher Einwirkung teilweise abzuschirmen, wird sich keine Änderung im Verhaltensmuster der beteiligten Personen einstellen. Denn dann droht automatisch ein Wettbewerbsnachteil, den in unserer modernen, kapitalistisch orientierten Gesellschaft niemand hinnehmen möchte. Werte zu transportieren und nach diesen zu leben, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich möglichst diesen Idealen gemäß seinen Mitmenschen gegenüber zu verhalten, können wir als rational denkende Individuen voneinander einfordern. Was wir allerdings nicht übersehen dürfen, sind jene Einflüsse, welche

100 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 235–238. 101 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 23. 102 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 45. 103 Vgl. Neuhold: Aspekte der Sportethik, S. 51. 53

uns von außen dermaßen unter Druck setzen, dass sie unsere Entscheidungen beeinflussen oder diese sogar determinieren. Mein Wunsch wäre es demnach, dem Sport einen Rahmen oder Raum zu geben, der es ihm ermöglichen könnte, wirtschaftlich gesund und trotzdem ethisch vertretbar zu agieren. Ob und wie sich dieser Wunsch auch erfüllen lässt, wird sich weisen. Immerhin geben die aktuellen Entwicklungen nicht gerade Hoffnung, dennoch regt sich etwas im Inneren der Menschen, welche diese Kommerzialisierung und Ökonomisierung des Sports nicht mittragen möchten.

Werte spielen im Sport eine große Rolle. Der Sport trägt wesentlich dazu bei, kulturelle und gesellschaftliche Wertvorstellungen zu transportieren und das erwünschte Verhaltensmuster einer Gemeinschaft zu schärfen. Doch sollen diese Verhaltensweisen soziale Gruppen nicht voneinander unterscheiden, vielmehr sollen sportliche Wettkämpfe dazu beitragen, kultur- und grenzübergreifend jedwede Form der Diskriminierung zu überwinden und ein Miteinander von Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsformen und Regionen dieser Welt zu ermöglichen. Was wir im modernen Sportgebaren nicht immer nachvollziehen können, ist, welche Werte in einer bestimmten Sportart vorherrschend sind. Wünschenswert wäre natürlich, dass Ideale wie Fairness, Respekt, Disziplin und Integrität an erster Stelle stehen. Gerade durch den starken Einfluss der Wirtschaft, durch eine erhöhte Professionalisierung, durch marktwirtschaftliche Aspekte und natürlich durch die damit verbundenen lukrativen Aussichten auf Gewinn, kämpfen Sportarten wie der Fußball vermehrt mit Einflüssen von außen, welche die Rahmenbedingungen auch für die Ausübung der Sportart selber beeinflussen. Die hässlichen Auswirkungen, die sich aus der Verletzung der dem Sport ureigenen Werte und dem undifferenzierten Folgen marktwirtschaftlicher Werte ergeben, werde ich in den folgenden beiden Kapiteln erläutern. Die dort behandelten Entitäten charakterisieren die illegalen Auswüchse als Folgen des Strebens nach wirtschaftlichen (Un-)Tugenden, während die beteiligten Charaktere vor allem einen grundlegenden Wert vermissen lassen, nämlich Integrität. Ziel der Definition von erwünschten Werten sowie solchen mit negativem Einfluss in Kombination mit der Analyse einiger Verfehlungen, sollte vor allem sein, Möglichkeiten zu entwickeln, die Unsitten im Fußball zu verringern und das Transportieren und Befolgen wünschenswerter Tugenden zu fördern.

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4. Football Leaks und der Einfluss von Wirtschaft, Medien und Politik auf den Fußball

Wenn Menschen auf kriminelle Handlungen stoßen und diese auch den zuständigen Behörden melden wollen, sollte das Vorgehen grundsätzlich ganz einfach sein: Man geht zur Polizei und zeigt das Fehlverhalten an. Dabei spielt es wenig Rolle, ob die Straftat gerade eben passiert ist, in Zukunft passieren wird oder bereits in der Vergangenheit liegt. Um weiterem Fehlverhalten zuvorzukommen, muss man so schnell wie möglich jene Personen einweihen, die die Möglichkeiten haben, dagegen vorzugehen. So weit so gut. Was kann man aber tun, wenn man im Besitz von Informationen ist, die man eigentlich nicht haben dürfte, da der Zugang nur wenigen Personen gestattet ist und die Daten streng vertraulich sind? Was, wenn die Veröffentlichung dieser Daten eine Verletzung der Privatsphäre der betroffenen Person und dennoch von öffentlichem Interesse ist? In diesem Fall versucht man vermutlich auf anonymen Weg in Kontakt mit den Behörden zu treten und diesen zu offenbaren, dass man im Besitz von Beweisen für illegale Aktivitäten ist. Erachten die Institutionen diese Informationen als nicht wichtig, werden diese in den meisten Fällen ignoriert. Oder noch schlimmer: Sollten sie das Vorgehen als unrechtmäßige Tat des Informanten ansehen, kann dieser selbst zum Angeklagten werden. Wissen sich jene Akteure, die im Besitz brisanter Hinweise sind, nicht mehr anders zu helfen, oder wollen sie die größtmögliche Öffentlichkeit erreichen, leaken sie die Informationen. Das bedeutet, sie veröffentlichen diese oder geben die Daten zur Publikation weiter und nehmen dadurch in Kauf, selbst aufgrund der nicht autorisierten Veröffentlichung von sensiblen Daten in das Visier von Ermittlern, Behörden, Beschuldigten oder sogar ganzer Staaten zu geraten. Durch dieses Vorgehen werden sie zu jemandem, der Missstände aufzeigt, zu sogenannten Whistleblowern. Bekannte Whistleblower sind beispielsweise Daniel Ellsberg, Antoine Deltour, Chelsea (ehemals Bradley) Manning und Edward Snowden104. Die Publikation über die Website Football Leaks105 reiht sich nahtlos in die Vorgehensweise dieser Personen ein und soll Missstände im modernen Fußball aufzeigen, die durch wirtschaftliche Einflüsse auf diesen entstehen. Natürlich gab es auch bereits vor den Veröffentlichungen von Football Leaks Autoren, die sich kritisch mit dem modernen Fußball, dem Einfluss der Wirtschaft, den Konföderationen und vor allem auch mit dem Weltverband FIFA auseinandersetzten. Zu ihnen zählen unter anderem

104 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Whistleblower, 2017. 105 Vgl. Football Leaks: Football Leaks Website. 55

Thomas Kistner, Jens Weinreich, Jürgen Roth und Rafael Buschmann, die auch in dieser Arbeit erwähnt werden. Deren Veröffentlichungen geschahen jedoch zum einen rund um die Jahrtausendwende und konnten daher einem breiteren Publikum nicht so effektiv wie gegenwärtig bekannt gemacht werden. Denn Journalismus und wissenschaftliche Beiträge dieser Art erscheinen größtenteils als Zeitungsartikel oder in Buchform und schaffen es in den seltensten Fällen in das Mainstream-Fernsehen oder in das Hauptabendprogramm. Auch das Internet war zu dieser Zeit noch nicht der Ort für Informationsaustausch, der es später einmal werden sollte. Und jene jungen Menschen, die im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends mit den ersten Social Media Plattformen in Kontakt kamen, nutzten diese vorwiegend um miteinander zu kommunizieren, grenzübergreifend in Kontakt und vernetzt zu bleiben. Das Lesen und Verfolgen von Nachrichten aus aller Welt kam erst viel später als Anwendungsfall hinzu, nachdem man erkannte, dass auch über diese Kanäle Leser, Kunden und Konsumenten erreicht werden können. Zum anderen folgte Football Leaks bereits zuvor publik gemachten Fällen von nicht autorisierten Veröffentlichungen sensibler Daten durch Dritte. Die berühmtesten Veröffentlichungen der Gegenwart dürften von der Plattform WikiLeaks zwischen 2006 bis 2016 getätigt worden sein, wofür diverse Whistleblower von den USA mit Anklagen bedacht wurden und quer über den Erdball verteilt im Exil leben oder auf ihren Prozess warten. Doch genau diese Veröffentlichungswelle über Missstände im internationalen Finanzwesen, über die Zustände im US-Gefangenenlager Guantanamo Bay, sowie über Verbrechen im Afghanistankrieg hatte einen Großteil der Bevölkerung wachgerüttelt und für derlei Nachrichten sensibilisiert. Als großer Bonus für die Verbreitung von Nachrichten dieser Plattformen dienen mittlerweile neben den klassischen Nachrichtenformaten auch die großen Möglichkeiten der Globalisierung und des Internets. Doch welche Umstände machen derlei Veröffentlichungen überhaupt notwendig? Im Falle von Football Leaks ein völlig entfesselter Fußballmarkt, der von wirtschaftlichen Aspekten wie nie zuvor dominiert wird und dessen illegale Auswüchse mittlerweile Dimensionen erreicht haben, die schadhaft sind für beteiligte Organisationen, Verbände, Vereine, ja sogar für ganze Staaten und den gesamten Fußballsport an sich. Aus diesem Grund werden im folgenden Kapitel zuerst Termini wie Transfersummen und Steueroasen, die Glücksspiel- und Wettindustrie beschrieben, sowie die Rolle von Sponsoren, Medien und Politik analysiert, bevor ich schließlich durch die Veröffentlichungen von Football Leaks belegen werde, welche schädlichen Auswirkungen diese marktwirtschaftlichen – und teils auch staatlichen – Entitäten auf den modernen Fußballsport haben können. Und wie die Bekanntmachung solcher

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Missstände nicht zum Nachteil der Beschuldigten, sondern zu dem der Whistleblower geraten kann.

4.1 Wirtschaftliche Begriffe und Motive mit Einfluss auf den Fußballsport

Der Einfluss der Wirtschaft auf den Fußball ist nicht zu leugnen. Mittlerweile stellt sich sogar die Frage, ob man beim professionellen Fußball überhaupt noch von einer Sportart sprechen kann, oder ob es sich hierbei bereits um einen eigenen Wirtschaftszweig handelt. Ein weltweit großer Wirtschaftsfaktor ist der Fußballsport allemal, führt man sich nur die Zahlen des Fußballweltverbandes FIFA vor Augen: Dieser erzielte in der vierjährigen Berechnungsperiode 2015-2018 einen Ertrag von über 6,42 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung im Vergleich zur Vorperiode von 888 Millionen USD entspricht.106 Während Fußballvereine früher zum überwiegenden Teil tatsächlich noch als Vereine geführt wurden, sind diese mittlerweile fast allesamt als Kapitalgesellschaften am Markt vertreten oder haben die Sparte Profifußball ausgelagert. Ein Blick auf die Firmenstruktur meines Herzensvereins, den Sportklub Sturm Graz, reicht aus, um zu verstehen, wie moderne Fußballclubs aufgebaut sind. Denn während der Betrieb des Jugendbereichs sowie der Damenmannschaften nach wie vor über den „Sportklub Puntigamer Sturm Graz“ abgewickelt wird, wurde der Profibetrieb des SK Sturm 2012 auf die „SK Sturm Sportbetriebe GmbH“ übertragen. Hinzu kommen die „SK Sturm Wirtschaftsbetriebe GmbH“ für das Führen der Fan-Shops, Kantinen und des Eventmanagements sowie die „.SK Sturm sales & communication GmbH“, die sich um Sportmarketing und -veranstaltungen kümmert;107 ein Firmengeflecht, das im modernen Fußball nicht unüblich ist und bei manchen größeren Vereinen nur durch die Gründung einer börsennotierten Kapitalgesellschaft überboten wird. Mit dieser wirtschaftlichen Professionalisierung geht der immer größere Bedarf an Managern einher, welche den Verein gewinnorientiert und unternehmerisch zu führen wissen und sich dadurch von ehrenamtlichen Vereinsstrukturen deutlich abheben. Hinzu kommen die strengeren Rechnungslegungs- und Publizitätsanforderungen, sowie die Überwachung des Vorstandes und der Geschäftsführung durch einen Aufsichtsrat, welche laut Lehmann/Weigand als positive Effekte hervorgehoben werden sollten.108

106 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Finanzbericht 2018, 2018, S. 16. 107 Vgl. FirmenABC: Sportklub Puntigamer Sturm Graz (SK Puntigamer Sturm Graz), 2020. 108 Vgl. Lehmann/Weigand: Sportlich Profis - wirtschaftlich Amateure?, S. 106–107. 57

Um nun zu verstehen, wie sich wirtschaftliche Begriffe auf Werte des Fußballs auswirken und wie ökonomische Entitäten konkret Einfluss auf den Sport nehmen können, ist es wichtig, die Begrifflichkeiten auch zu kennen. Ich werde in diesem Kapitel vorwiegend marktwirtschaftlich relevante Themen aufgreifen, welche nicht nur die Vereine und Akteure selbst, sondern auch die Rolle von Dritten näher beleuchten sollen. Dementsprechend werden in den nächsten Unterkapiteln wichtige Faktoren definiert und analysiert, die von außen auf den Fußballsport einwirken, wie Transfererlöse, Honorare und Gehälter, der Einfluss von Politik, Medien und Sponsoren, Werbung und Merchandising, sowie die Glücksspiel- und Wettindustrie. Sofern die Beeinflussung durch die genannten Kräfte einen immer größer werdenden Druck erzeugt, wird eine Abwärtsspirale aus illegalen Tätigkeiten und unethischem Verhalten ausgelöst, die sich nur schwer wieder umkehren lässt und negativ konnotierte Termini wie Manipulation und Korruption nach sich zieht. Verfehlungen exakt dieser Art wurden letztlich durch die Enthüllungsplattform Football Leaks publik gemacht und werden am Ende dieses Kapitels näher beleuchtet.

4.1.1 Transfererlöse, Gehälter, Beraterhonorare und Steuerhinterziehung

In diesem Unterkapitel werden vorwiegend jene Termini aufgeführt, die in direktem Zusammenhang mit den Athleten selbst stehen. Es soll eine Definition dieser Begriffe geliefert und aufgezeigt werden, wie diese mit den Individuen des Sports in Verbindung stehen. In weiterer Folge werde ich skizzieren, wie diese von diversen Einzelpersonen, Agenturen und Vereinen verletzt werden.

4.1.1.1 Transfererlöse

Transfers, also die Wechsel der Spieler für eine festgeschriebene Ablösesumme von einem Verein zum nächsten109, sind im Fußball enorm wichtig; sowohl für die direkten Ein- und Ausgaben eines Klubs wie auch für den Fanzuspruch und das Merchandising, wie wir später noch sehen werden. Denn neue, spielerisch attraktive Spieler ziehen nicht nur die Fans in das Stadion, um die Neuzugänge zu bewundern, sie fördern natürlich auch das direkte Kaufverhalten diverser Fanartikel, die in Zusammenhang mit den neuen Spielern stehen.

109 Vgl. Rohr/Simon: Fußball-Lexikon, 2004, S. 411–412. 58

Grundsätzlich sind die Möglichkeiten bei Transfers durch offizielle Vorgaben des „Reglements bezüglich Status und Transfers von Spielern“110 vordefiniert. Diese Regularien mussten im Laufe der Jahre immer wieder den Gegebenheiten der Marktwirtschaft, der Globalisierung und auch der zunehmenden Kommerzialisierung angepasst werden. Wie im Kapitel zur historischen Entwicklung des Fußballsports bereits beschrieben, hatte beispielsweise das Bosman-Urteil enorme Auswirkungen auf den modernen Fußball und vor allem auf die Transfers von Spielern. Dass die Sportler nun schon sechs Monate vor dem eigentlichen Vertragsende von anderen Vereinen verpflichtet werden können, ohne, dass der alte Verein hierfür eine finanzielle Entschädigung erhalten muss, ließ die Möglichkeiten für die Athleten natürlich steigen. Denn diese konnten ab sofort gegen Ende eines Vertrags flexibler agieren und Verhandlungen mit anderen Klubs auch als Druckmittel für Vertragsverlängerungen mit den aktuellen Arbeitgebern einsetzen. Für die Vereine hatte dieses Urteil natürlich auch Schattenseiten. Denn während man nun Spieler ablösefrei verpflichten kann, ist die Gefahr, selbst Spieler auf diese Weise zu verlieren, stets präsent. Da Transfers in den meisten Ligen regulär nur im Jänner und während des Sommertransferfensters möglich sind, besteht in diesen Zeiten zudem akuter Handlungsdruck, der sich bei spät vollzogenen Transfers noch zusätzlich erhöht. Mit überteuerten Ablöseforderungen kann also seitens des Klubs eine Abschreckungstaktik einhergehen, die Transfers zu verhindern vermag.111 Während es Ablösesummen in der Wirtschaft bei weitem nicht in diesem Ausmaß gibt, sind diese im Fußball ein Basiselement finanzieller Transaktionen zwischen Vereinen. Interessante Auswirkungen können auch die nationalen Arbeitsrechte auf die Gestaltung der Transfers haben. So muss es laut spanischem Arbeitsrecht für jeden Arbeitnehmer mit befristetem Dienstverhältnis die Möglichkeit geben, dieses auch unter bestimmten Umständen aufzulösen. Aus diesem Grund haben alle professionellen Spieler im spanischen Fußball eine Ausstiegsklausel mit festgeschriebener Ablösesumme. Dass diese mittlerweile astronomisch hoch angesetzt sind, in manchen Fällen sogar eine Milliarde ausmachen würden, ist einfach dem Umstand geschuldet, dass man diese Spieler nicht verlieren möchte und somit genau der vorhin erwähnte Moment der Abschreckung erwirkt wird. Dass sich Spieler oftmals selber aus diesen Verträgen herauskaufen und die Ablösesummen für den neuen Arbeitgeber vorstrecken, ist eine Gelegenheit, das Financial Fair Play der FIFA zu umgehen.112 Das Financial Fair Play ist eine Richtlinie der FIFA, um bei Transfers die Ausgewogenheit zwischen Einnahmen und

110 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern, 2019. 111 Vgl. Rohr/Simon: Fußball-Lexikon, 2004, S. 36. 112 Vgl. Hau: Mega-Wechsel von Neymar: Wie funktionieren Ausstiegsklauseln?, 2017. 59

Ausgaben der Vereine in der Waage zu halten. Wie diese Vorschrift konkret aussieht und ob sie wirkt, werde ich in Kapitel fünf noch analysieren.

4.1.1.2 Spieler- und Trainergehälter

Hand in Hand mit Transfersummen und Vereinswechseln gehen natürlich auch die Gehälter der Spieler und Trainer sowie deren Vertragslaufzeiten einher. Wie bereits im vorigen Abschnitt dieser Arbeit erwähnt, war es in den letzten Jahren von Seiten der Spieler immer wieder einmal in Mode, sich aus bestehenden Verträgen „heraus zu streiken“ oder anderweitig zu provozieren, um lukrativere Arbeitspapiere bei anderen Vereinen unterzeichnen zu können113. Meistens rechtfertigen Spieler diese Streiks durch die ansonsten unmögliche Realisierung dieses Transfers und damit ihres Traums114, da die Klubs natürlich Sportler eines gewissen Kalibers nur ungern ziehen lassen. Hier gilt es meiner Meinung nach zwei Aspekte zu berücksichtigen: Auf der einen Seite stehen die SportlerInnen in einem aufrechten Vertragsverhältnis mit einem Arbeitsgeber. Das Nichterscheinen zum Training ist nichts anderes als Arbeitsverweigerung und würde in der Privatwirtschaft mit einem Rauswurf ohne Empfehlungsschreiben und, je nach Höhe der Stellung im Unternehmen, eventuell auch mit einem Gerichtsverfahren enden. Die Alternative könnte sein, beide Vereine mediatorisch von einem Wechsel zu überzeugen, was sehr schwierig bis unmöglich sein kann, oder den laufenden Vertrag einfach auszusitzen, wie es Gareth Bale bei Real Madrid vorhatte.115 Das ist aber häufig weder im Interesse der Spieler noch des Vereins. Auf der anderen Seite finde ich es bedenkenswert, dass Vereine Spieler nicht ziehen lassen wollen, da sie zu wertvoll und zu gut sind und daher den Spieler durch überhöhte Transferforderungen und durch das Ablehnen von Verhandlungen fast schon in Geiselhaft nehmen. Auch das wäre in der Privatwirtschaft undenkbar. Dort gibt es zwar immer wieder in den Dienstverträgen verankerte Konkurrenzklauseln – die so im Sport sicher nicht umsetzbar sind – und der Arbeitgeber kann versuchen, den Arbeitnehmer durch ein höheres Gehalt, oder anderweitige Bonusleistungen, vom Verbleib zu überzeugen. Das Verweigern der Beendigung eines Dienstverhältnisses, um die Möglichkeit zu unterbinden, dass der Angestellte bei einem anderen Unternehmen tätig wird, ist jedoch ausgeschlossen. Dennoch kann man bei diesem Vorgehen die Klubs nicht an den Pranger stellen, da diese meist sehr viel Geld in die Ausbildung der AthletInnen gesteckt haben oder gar zuvor selber mehrere

113 Vgl. RTL interactive GmbH: So streiken sich Ousmane Dembélé & Co. aus ihren Verträgen, 2019. 114 Vgl. Sport1 GmbH: FC Barcelona: Ousmane Dembele erklärt Streik bei Borussia Dortmund, 2018. 115 Vgl. Krapf: Gareth Bale verdient viel – das schreckt Interessenten ab, 2019. 60

Millionen investiert hatten, um den Spieler von einem anderen Verein zu verpflichten. Aus marktwirtschaftlicher Sicht kann sich der Verein also gar nicht anders entscheiden, als dem Spieler den Wechsel vorzuenthalten, solange nicht eine zufriedenstellende Ablösesumme verhandelt wurde. Im Endeffekt befindet sich also nicht der Spieler in der Geiselhaft des Vereines, sondern beide in jener der Marktwirtschaft. Interessanterweise scheint dieses Wechselverbot vorwiegend für Spieler und nicht für Trainer zu gelten, sollten diese ihre Zusammenarbeit mit dem Verein beenden und zu einem anderen Klub wechseln wollen. Die selten fälligen Ablösesummen für Trainer sind eher in die Kategorie „symbolische Geste“ einzuordnen, vergleicht man sie mit den Transfersummen für Spieler. Natürlich werden nicht nur die Sportler mit enormen Gagen überschüttet, auch die Trainer lassen sich ihre Tätigkeiten im modernen Fußball zum Teil fürstlich entlohnen. Häufig bauen diese genauso unglaubliche Klauseln in ihre Verträge ein und versuchen desgleichen ihr Nettoeinkommen durch verwinkelte Firmenkonstruktionen aufzubessern.

4.1.1.3 Steuerhinterziehung

Die hohen Gehälter, sowie die Einwirkung diverser Personen von außen, verleiten Spieler und Trainer immer wieder zu illegalen Aktivitäten im Umgang mit Steuergeldern. Die Liste der Steuersünder im professionellen Fußball ist lang: Von Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß über Jose Mourinho bis hin zu Christiano Ronaldo und , sie alle wurden der Hinterziehung von Steuergeldern für schuldig befunden und zu hohen Geldstrafen verurteilt. Uli Hoeneß musste gar für 21 Monate ins Gefängnis. Des Öfteren kann man in den Interviews oder Berichten lesen, dass sich die Spieler selbst auf den Fußball konzentriert hätten, ihre Finanzen aber durch ihre Manager und Berater verwaltet werden116. Dass die Athleten durchaus mehr wissen, als sie oftmals zugeben, urteilte nicht nur die Richterin im Prozess um Lionel Messi, sondern wird auch am Beispiel N'Golo Kante sichtbar: Dieser verzichtete bewusst auf „steuersparende“ Maßnahmen, welche ihm von seinem neuen Arbeitgeber FC Chelsea 2016 angeboten wurden117. Dies deutet also darauf hin, dass die Klubs mit derlei Möglichkeiten aktiv auf die Spieler zugehen und daher solch Vermeidungstaktiken zur Steuerabgabe im professionellen Fußball alltäglich sind. Später in diesem Kapitel werden wir noch sehen, wie normal Steuersünden im modernen Fußball mittlerweile zu sein scheinen und diese nahezu bei allen Transfers und Werbevereinbarungen

116 Vgl. Die Presse: Haftstrafe für Weltfußballer Messi, 2016. 117 Vgl. Kleine Zeitung: N´Golo Kante | Fußball-Weltmeister lehnt Steuertricks ab, 2019. 61

angewendet werden. Oftmals auch begünstigt oder vorangetrieben durch jenen Personenkreis, der nicht nur in den Veröffentlichungen von Football Leaks eine große Rolle spielt, sondern auch gezielt Steueroasen für den eigenen Vorteil und den seiner Klienten nutzt: die Spielervermittler.

4.1.1.4 Vermittler

Im FIFA-Reglement zur Arbeit mit Vermittlern, sind Spielervermittler klar definiert als Personen, die regelmäßig und gegen Entgelt Spieler zur Begründung eines neuen Arbeitsverhältnisses an einen Verein, oder bei einem Spielertransfer zwischen zwei Klubs, vermitteln. Angeführt sind dort neben Geboten auch die Möglichkeiten eines Managers im Umgang mit AthletInnen und Vereinen.118 Gestrichen wurden in der Neufassung dieses 2015 in Kraft getretenen Reglements unter anderem die bis dato zwingende Lizenzierung von Spielerberatern über den Landesverband, welche durch eine bloße Registrierung ersetzt wurde. Ferner können Vermittler, die sowohl die Interessen eines Spielers als auch eines Vereines bei einem Transfer vertreten, nun auch von beiden Parteien eine Gage erhalten, solange sie von beiden an den zuständigen Landesverband gemeldet wurden. Im Endeffekt kann also ein Verein einen Vermittler, der seinerseits einen bestehenden Vertrag mit dem Spieler von Interesse hat, für eine gewisse zeitliche Dauer engagieren, um dann besagten Spieler davon überzeugen zu können, sich dem Verein anzuschließen oder bei diesem zu verbleiben. Somit erhalten die Berater viel Geld dafür, dass sie Spieler nicht nach bestmöglichen sportlichen Kriterien, sondern nach finanziellen Vorteilen für diesen, und bestmögliche Verdienstchancen für sich selbst, beraten.119 Das klassische Vermittlergeschäft sollte normalerweise mit einer prozentuellen Beteiligung am Gehalt der Spieler vergütet werden. In den FIFA-Regularien zur Arbeit mit Vermittlern wird in diesem Zusammenhang eine Obergrenze von 3% des Bruttogehaltes des Spielers empfohlen120. Die meisten Spielervermittler, respektive deren Agenturen, haben zahlreiche Fußballer unter Vertrag und lassen sich im Zuge von Transfers mit horrenden Handgeldern seitens der Vereine überzeugen. Hierfür wird, wie vorhin bereits erwähnt, ein Vertrag mit beiden Parteien abgeschlossen. Der Kontrakt zwischen Berater und Verein besitzt meist nur für die Dauer des konkreten Transfers Gültigkeit; er erlischt also, wenn der Übergang stattgefunden hat. Wie

118 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Reglement zur Arbeit mit Vermittlern, 2014. 119 Vgl. Matzinger/EIC Network: Die lachenden Dritten, 2016. 120 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Reglement zur Arbeit mit Vermittlern, 2014, S. 11. 62

enorm die dabei entstehenden Gagen ausfallen können, werde ich später noch am Beispiel Mino Raiola, seines Zeichens einer der bestverdienenden Spielervermittler der Welt, aufzeigen. Raiola und seine Kollegen aus dem Vermittlergeschäft werden durch die Publikationen von Football Leaks in das Blickfeld der Öffentlichkeit und der Finanzbehörden geraten, welches sie lieber gemieden hätten.

4.1.2 Sponsoren, Politik & Medien

Nicht nur die direkt beteiligten Akteure des Fußballspiels haben einen Einfluss auf selbiges. Auch von außen wirken Dritte in verschiedenster Art auf den Sport ein; sei es durch potente Geldgeber, die Vereine und Wettkämpfe in Form von Sponsoringmaßnahmen unterstützen und dadurch ihre Marke in der Öffentlichkeit positionieren wollen; sei es durch die Politik, die die Nähe zu den schillernden Idolen des Sportes sucht, oder durch Reglementierungen und Normen Einfluss auf diesen ausüben kann. Oder seien es die Medien, welche nicht nur die Bilder der Sportveranstaltungen und der Helden in unsere Wohnzimmer liefern, sondern auch über Fernsehgelder und Werbemöglichkeiten in hohem Maße dazu beitragen, welche Vereine, Ligen und Wettbewerbe für Spieler, Trainer und deren Vermittler interessant sind.

4.1.2.1 Sponsoring

Grundsätzlich sind moderne Sportwettkämpfe, Teams, Nationalmannschaften, Einzelathleten und ganze Verbände auf Unterstützung von außen angewiesen, um die Kosten für eine bestmögliche Abwicklung von Veranstaltungen, professionelle Trainingsmöglichkeiten, sowie das Verpflichten und Betreuen der AthletInnen gewährleisten zu können. Dies geschieht durch Sponsoringverträge mit Firmen, die sich über eine Sportart und deren Athleten eine möglichst große Breitenwirkung erhoffen und hierzu unter definierten Bedingungen finanzielle oder materielle Mittel zu Verfügung stellen. Zusätzlich dazu nimmt der Betrieb seine soziale Verantwortung wahr, indem man der Gesellschaft etwas von seinen Gewinnen durch Investitionen in den Sport zurückgibt. Die beste Konstellation für den Geldgeber besteht aus einer möglichst potenten finanziellen Situation und der für ihn attraktivsten Möglichkeit, seine Marke, seine Produkte, seinen Betrieb öffentlich zu positionieren. Aufgrund der Verflechtung mit dem Sport erhofft sich der Unternehmer eine positive Beurteilung durch Zuseher und potentielle KonsumentInnen herbeizuführen. Soll heißen: Der Investor mit den größten Mitteln wird auch in eine Sparte investieren, die für ihn selbst den besten Output bringt. Egal ob im

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Motosport, im Tennis, in den Wintersportarten oder im Fußball, als Sponsor will man die Besten der Besten unterstützen und von deren Siegen profitieren. Die Möglichkeiten des Sportsponsorings, wie wir sie heute kennen, existieren seit etwa einem halben Jahrhundert. Während Schleichwerbungen im Fernsehen, sowie Trikot- und Bandensponsoren in den 1960er- und 1970er-Jahren, das erste Mal aufkommen, wurde das Sportsponsoring spätestens Mitte der 1990er-Jahre zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskommunikation und Budgeterstellung. Nicht nur der Fußballsport wurde immer professioneller, auch das Sponsoring. Parallel zur Professionalisierung stiegen auch die Ausgaben der Sponsoren: Zwischen 2006 und 2015 wuchsen die weltweiten Sponsoringausgaben um 70,6% auf 57,5 Milliarden USD an. Zur Veranschaulichung des Anstieges im Fußball dient das Beispiel des Klubs Manchester United, welcher seine Umsätze aus Sponsoringverträgen zwischen 2010 und 2015 von 40,9 Millionen Britische Pfund (GBP) auf 154,8 Millionen GBP fast vervierfachen konnte.121 Dass die Vereine sich mittlerweile nicht mehr nur auf dem Fußballfeld, sondern laufend auch bei Transfererlösen und Sponsorendeals überbieten wollen, zeigt der Vertrag zwischen dem FC Barcelona und Rakuten. Diese Vereinbarung bringt den Katalanen für vier Saisonen bis 2021 die stolze Summe von 220 Millionen Euro ein.122 Dagegen sehen selbst die Einnahmen der vergangenen fünf Jahre von Manchester United blass aus. Leider bleibt es nicht immer bei der Trikot-, Banden- oder Kopfwerbung alleine. Vielfach kommt es im Rahmen von Sponsoring auch zu Korruption, Bestechung und unerlaubter Machtausübung. Wie weit die Verflechtungen von Sponsoren – und damit ihr Einfluss auf den modernen Fußball – reichen kann, wird ebenfalls am Ende des Kapitels, in den durch Football Leaks veröffentlichten Berichten, sichtbar.

4.1.2.2 Politik

Laut der ehemaligen Sportministerin Österreichs, Susanne Riess-Passer, gibt es drei politische Ziele, für die der Sport verwendet wird: • Bei der politischen Sozialisation wird der Sport benützt, um ein gesellschaftliches Persönlichkeitsideal zu erschaffen, wie es sowohl bei sozialistischen Ostblockstaaten als auch im nationalsozialistischen Deutschland der Fall war.

121 Vgl. Walzel/Schubert: Sportsponsoring, 2018, S. 2–8. 122 Vgl. Der Spiegel: FC Barcelona schließt Rekord-Deal mit neuem Sponsor ab, 2016. 64

• Staaten nutzen Sport und Sportereignisse auch, um die soziale Integration sowie die Einheit innerhalb einer Nation durch gezielte Sportpolitik voranzutreiben. • Zusätzlich zur inneren Einheit ist die Stärkung des Ansehens im Ausland ein wichtiges Interesse, das die Politik durch den Sport verfolgt. Die Außenwirkung kann nicht nur durch Leistungen von AthletInnen und Vereinen des Landes, sondern auch durch die Abhaltung perfekt organisierter Großveranstaltungen gesteigert werden.123 Die durch den Fußball erfolgte Stärkung der nationalen Einheit und des Ansehens Deutschlands in der Welt, versuchte auch Gerhard Schröder im Laufe der Bundestagswahlen 2002 und 2005 für sich zu nutzen. Er musste allerdings auch feststellen, dass sein aktiver Einsatz, die Fußballweltmeisterschaft 2006 ins eigene Land zu holen, alleine noch keine Wahl gewinnen kann.124 Fragwürdig wird das Verhältnis zwischen Sport und Politik dann, wenn einzelne Akteure – vorwiegend Funktionäre und Besitzer der Fußballklubs, aber auch PolitikerInnen – die vorhandene Bühne für eigene Zwecke vereinnahmen und daraus Vorteile ziehen wollen. Die kleinste Form der Eigenwerbung, aber auch um die Stimmung unter den WählerInnen einzufangen, besteht im direkten Stadionbesuch, wie es Riess-Passer zu tun pflegte.125 Dabei können sich Amtsträger auf der einen Seite besonders volksnah und derselben Leidenschaft zugetan zeigen, der auch der einfache Bürger frönt, auf der anderen Seite können in den VIP- Clubs weitere Kontakte zu anderen Staatsmännern und Personen der Wirtschaft gepflegt werden. Politische Ambitionen können über den Fußball aber auch noch dreister erreicht werden. Kaum einer wusste die Verknüpfung von Fußball, Medien und Politik besser zu nutzen, um seine eigene Außenwirkung zu verbessern und sich zu inszenieren, als der ehemalige Ministerpräsident Italiens und vormalige Besitzer des AC Mailands Silvio Berlusconi. Dieser hatte ein erstes Vermögen im Baugeschäft angehäuft, es dann in verschiedenste Zeitungsverlage und Fernsehsender investiert und es so zu größerer Bekanntheit gebracht. Seine guten Beziehungen zu den höchsten Kreisen der italienischen Politik und seine neu gewonnene Popularität nutzte er, um 1986 den Fußballclub AC Mailand zu übernehmen. Damit waren alle Mosaiksteine gelegt, um eine große Anzahl Menschen zu erreichen und für seine politischen Vorhaben zu begeistern.126 Berlusconi sollte schließlich zu einer der prägendsten Figuren

123 Vgl. Riess-Passer: Spannungsfeld Fußball und Politik, S. 62. 124 Vgl. Holtz-Bacha: Fußball - Fernsehen - Politik, S. 7–15. 125 Vgl. Pinter/Spitaler: Politik und Antipolitik - Anmerkungen zum Verhältnis von politischem Feld, Männlichkeit und Fußball, S. 163–164. 126 Vgl. Irnberger: Die Mannschaft ohne Eigenschaften, 2005, S. 83–84. 65

Italiens der nächsten 30 Jahre werden, in denen er mit Unterbrechungen vier Mal zum Ministerpräsidenten seines Landes gewählt wurde. Doch auch der Fußball kann Auswirkungen auf die nationale Politik und die Öffentlichkeit der Gastgeberländer bei Großereignissen haben, wie die Football Leaks später aufzeigen werden. So sichert sich die FIFA im Zuge von Welt- oder Kontinentalmeisterschaften Hoheitsrechte innerhalb eines Landes, indem mit dem Versprechen der Modernisierung von Infrastruktur und Wirtschaft, sowie einer perfekten Außendarstellung gelockt wird. Dabei wird die nationale Gesetzgebung in gewissen Bereichen und für einen bestimmten Zeitraum faktisch außer Kraft gesetzt. Nicht nur der Sport hat Auswirkungen auf die Politik, auch vice versa. Neben den einzuhaltenden Gesetzen, die beispielsweise beim Arbeitsrecht zur Anwendung kommen, sowie den Verpflichtungen gegenüber Steuerbehörden und Finanzämtern, denen jedes Unternehmen nachkommen muss, kann die Politik auch direkt Einfluss auf den Fußball und dessen Wettbewerbe nehmen. Grundsätzlich sollten der Sport und die Wettkämpfe ohne die Einmischung der Politik stattfinden. Sinnvoll kann der Eingriff aber sein, wenn es um allgemeine Interessen der Bevölkerung geht. So geschehen in Deutschland zu Beginn des neuen Jahrtausends, als sich in Deutschland die Vorläufer der aktuellen Pay-TV Sender die Rechte für die Übertragung der Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006 sicherten. Daraufhin wurde von der Politik neues Recht geschaffen, das Ereignisse von allgemeinem Interesse und die dazugehörende Kurzberichterstattung den frei empfangbaren Fernsehsendern vorbehält. Notwendig wurden die durch europäische und nationale Rechtsschreibung getätigten Eingriffe, aufgrund der neuen internationalen Wettbewerbssituation in Bezug auf Medienrechte und Vermarktungsrechten von Großereignissen und Fußballspielen.127 Diese Entwicklung zeigt die Verbindung von Sport, Politik und Medien auf, die sich vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten rasant entwickelt hat.

4.1.2.3 Medien

Einen wesentlichen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung und zur globalen Verbreitung des Fußballs liefern die Medien. Neben den klassischen Formaten Printmedien, Radio und Fernsehen, werden gegenwärtig immer mehr Inhalte auch mittels Internet verbreitet und damit einem noch breiteren Publikum zur Verfügung gestellt. Doch dieser Beitrag geht einher mit

127 Vgl. Holtz-Bacha: Auf Umwegen., S. 71–73. 66

Einfluss und Macht. Das mit Abstand größte Gewicht haben dabei Fernsehübertragungen, ist der Fußball doch mittlerweile zum wahrscheinlich wertvollsten Fernseh- und Werbegut aufgestiegen, das in der Statistik die ersten 10 Plätze der zuschauerreichsten Übertragungen im deutschen Fernsehen für sich verbuchen kann128. Aufgrund der Nutzung technischer Möglichkeiten und dem Umstand, dass die meisten Menschen Zugang zum Fußball vorwiegend über das Fernsehen haben, ist für Mikos eine eigene Fernsehwirklichkeit dieses Sports entstanden, die parallel zur sozialen Wirklichkeit des Fußballs in den Stadien existiert129. Die großen Spektakel, zu denen selbst simple Ligaspiele hochstilisiert werden, wie Bruno Labbadia einst sagte130, führen dazu, dass der Anreiz steigt, ein solches Spiel nicht mehr nur im Fernsehen, sondern aus nächster Nähe im Stadion genießen zu können. Im Zuge dessen erhöht sich auch die Nachfrage, weshalb Ticketpreise immer wieder nach oben geschraubt werden können. Dadurch werden die klassischen Fußballfans, die Woche für Woche in die Stadien pilgerten und ihr Herzblut einem Verein opfern, immer mehr aus den Stadien gedrängt und durch Familien, Touristen und zahlungskräftige Investoren ersetzt, die diese Events zumindest einmal vor Ort erleben möchten. Aber nicht des Fußballs wegen! Es geht um die Stars, um die Show, das Netzwerken und um Unterhaltung. Übertragen werden glückliche Gesichter, frenetische Jubel, wohlwollend klatschende Politiker und VIPs. Alles, was nicht in das Bild passt, das man transportieren möchte, wird im Fernsehen auch nicht gezeigt. Seien es politische Plakate, bengalische Feuer oder die Sympathiebekundungen der Fans im Anschluss an die Verhaftung des Whistleblowers Rui Pinto. Keines der dafür eingesetzten Spruchbänder wurde in den Fernsehübertragungen gezeigt; jene, die nicht im Stadion waren, konnte sich nur aufgrund von Fotos davon überzeugen, dass die organisierte Fan-Kultur sich gegen die Verbände und an Pintos Seite stellte. Letztlich entscheiden also FIFA oder UEFA auch bei Live-Übertragungen, was dem Fernsehzuseher gezeigt wird. So geschehen auch bei der EM 2016, wo Ausschreitungen auf den Zuschauerrängen nicht vom Fernsehbild übertragen, sehr wohl aber vom Kommentator des Spiels beschrieben wurden, wie Martin Schneider in einem Artikel des Süddeutschen Zeitung festhält. 131 Zwar ist auch der Autor des Artikels gegen die Glorifizierung von Gewalt und gegen das Erschaffen einer Bühne für derlei Akte. Dennoch besteht ein Unterschied zwischen einer verherrlichenden, einer verzerrten, einer objektiven und gar keiner Darstellung.

128 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 24–25. 129 Vgl. Mikos: Fußball im Sport/Medien-Komplex, S. 33. 130 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 24–25. 131 Vgl. Schneider: Die Uefa sendet nur, was der Uefa gefällt, 2016. 67

Ist aber nicht genau diese Zensur auch ein Einschnitt in die Medienfreiheit? Wird dadurch nicht eine ehrliche und faire Berichterstattung torpediert? Immerhin sollte faire Medienarbeit laut Scheu immer drei journalistischen Grundprinzipien folgen: Wahrheit, Gerechtigkeit und Transparenz132. Ist somit der Fernsehjournalismus nicht mehr diesen Tugenden verpflichtet? Gibt es neue Ideale, denen er folgt, etwa Breitenwirksamkeit, Vermarktungsmöglichkeiten und Realitätsverzerrung? Da die Massenmedien das tägliche Leben der Menschen, die relevanten Themen des Tages und die Agenda in höchstem Maße mitbestimmen, eröffnen sich für Digel auch diverse Fragen in Zusammenhang mit der Verantwortung dieser:

„Sind sie sich ihrer Verantwortung bewusst, kommen sie der gesellschaftlichen Verantwortung nach, die ihnen übertragen wurde? Gibt es die Möglichkeit der gesellschaftlichen Kontrolle? Wer übt diese aus? Was geschieht, wenn die Medien ihre Macht missbrauchen?133

Gerade der vorhin erwähnte Fall bei der EM 2016 zeigt deutlich auf, dass man in diesem Zusammenhang nicht nur die Medien allein in die Verantwortung nehmen kann. Vielmehr müssen laut Digel auch die Verbände und Vereine ihre Verantwortung wahrnehmen, wenn es um die massenmediale Veröffentlichung von Information geht134. Leider kann ich nicht erkennen, dass FIFA oder UEFA in naher Zukunft Interesse daran zeigen werden, Informationen gemäß den journalistischen Grundtugenden im Fernsehen zu veröffentlichen. Vielmehr wird die Berichterstattung noch weiter in eine Richtung gedrängt werden, die gerade in Zeiten, in denen die Verbände aufgrund vielfältiger Verfehlungen internationaler Kritik ausgesetzt sind, ein heiles und perfektes Bild des Fußballsports erzeugt.

Doch nicht nur die Übertragungen sorgen für eine Beeinflussung des Sports, vor allem die in den Fußball gepumpten Fernsehgelder sind mittlerweile für viele Anhänger ein großes Übel geworden. Diese sorgen nicht nur für eine Verschiebung der Wettbewerbsvorteile zugunsten großer Clubs und Ligen, die Fernsehanstalten begünstigen zusätzlich, dass der Sport immer mehr zu einer Event- und Unterhaltungsszene wird. Verstärkt wird diese Entwicklung durch das Aufkommen von Privatsendern und Pay-TV Anbietern um die Jahrtausendwende, da mit

132 Vgl. Scheu: Fair Play - Von der Verantwortung der Medien, S. 159. 133 Digel: Zur Verantwortung des Sports und der Berichterstattung in der massenmedialen Kommunikation, S. 194. 134 Vgl. Digel: Zur Verantwortung des Sports und der Berichterstattung in der massenmedialen Kommunikation, S. 213–214. 68

diesen nur mehr ein ausgewählter Kreis an Abonnenten Zugriff auf die Übertragungen hat. Die enorme Steigerung der möglichen Einnahmen durch Fernsehgelder kann man durch die Vermarktung von Großereignissen nachvollziehen. Bekam die FIFA für die Fußballweltmeisterschaft 1990 noch umgerechnet 62,6 Millionen Euro, erhielt sie für die WM 2014 bereits 2,4 Milliarden Euro an Fernsehgeldern. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF mussten in den letzten 20 Jahren ihre Ausgaben für die Übertragungsrechte um das Zwanzigfache nach oben schrauben.135 Und auch die Einnahmen der nationalen Ligen durch das Geld der Fernsehrechte können sich sehen lassen. Gleichzeitig zeigen diese Statistiken einen signifikanten Vorteil für die Vereine der englischen : Während in den obersten Ligen Frankreichs, Italiens, Spaniens und Deutschlands bis 2019 knapp über eine Milliarde Euro durch Fernsehgelder in die Kassen der Klubs gespült wurde, waren es im gleichen Zeitraum 2,3 Milliarden Euro in der obersten englischen Liga.136 Dies bedingt, dass diese Vereine wirtschaftlich noch potenter agieren können, vor allem am Transfermarkt. Ferner können selbst mittelmäßige Vereine in Englands erster Liga finanziell mit den Topvereinen anderer Ligen mithalten. Damit diese Klubs aus anderen Ligen nach wie vor um die besten Spieler mitbieten können, müssen sie die Preise mitgehen und sogar überbieten, die ihnen die englischen Ligateilnehmer vorgeben. Dies führt zu einer unendlichen Finanzspirale und zur inflationären Flutung des Fußballs mit Fernsehgeldern, wie auch in den Football Leaks ersichtlich werden wird.

4.1.3 Markenrechte, Marketing & Merchandising

Hand in Hand mit den Bildern, die uns diverse Medien tagtäglich liefern, geht die Werbung, die über jene Kanäle geschalten wird. Diese spiegelt sich dann direkt im Kaufgebaren von Merchandisingartikeln der Adressaten wider, hinter denen Marketingstrategien und das Verwalten und Vermarkten von Markenrechten steckt. Dies ist nicht nur im Handel gängige Praxis, sondern mittlerweile auch im Fußball ein starker wirtschaftlicher Zweig. Grundsätzlich wurde das Geschäft mit Sportrechten erst relativ spät, Mitte der 1980er, etabliert. Durch das Aufkommen der privaten Sender entstand eine Konkurrenzsituation mit den öffentlich-rechtlichen Sendern, bei der beide Seiten versuchten, ihr Programm möglichst publikumswirksam zu gestalten. Aufgrund dessen stieg die Nachfrage nach passenden, die Masse ansprechenden, Sendeformaten. Ein Umstand, der den Sport rasch in das Blickfeld der

135 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 118. 136 Vgl. ran.de: TV-Gelder: So viel Geld kassieren die Top-Ligen, 2018. 69

Rundfunkanbieter geraten ließ und den Verbänden neue Möglichkeiten bei der Vermarktung ihrer Übertragungsrechte für Wettkämpfe ermöglichte. Die Rechte für regelmäßige Wettkämpfe wurden von unregelmäßig stattfindenden unterschieden, die Rechte für das Pay TV unterscheiden sich vom Free TV, ebenso die Live-Berichterstattung von der zusammenfassenden. 137 Das konnte man als Fußballfan auch in Österreich in den letzten Jahren sehr gut sehen, als der ORF zuerst die Live-Berichterstattung aller Bundesligaspiele – bis auf ein Spiel pro Woche – an einen Pay TV Sender verlor und zuletzt lediglich die Zusammenfassungen am Ende der Woche senden darf. Alsbald wurden die Rechte auch nicht mehr direkt von den Sendern erworben, sondern von Agenturen, die den Verbänden und TV-Anstalten zwischengeschaltet waren. Diese Agenturen sind mittlerweile weltweit tätig und bieten den Vereinen und Verbänden vielfältige Marketingleistungen an, nicht nur rein das Vermarkten der Fernsehrechte.138 Die Markenstärke des Fußballsports steigt nicht nur stetig, sie ist auch eine der wirksamsten im gesamten Sport, wie Gerhard festhält:

„Keine andere Sportart beweist über so lange Zeit eine derart hohe Markenstärke im Fernsehen wie der Fußball. Diese Markenstärke zeigt sich immer wieder in hohen Akzeptanzzahlen. […] Eine Marke zeichnet sich in der Regel durch ein Produktversprechen aus, das heißt, der Zuschauer fragt ein erwartbares Produkt nach. Fußball scheint diese Produkterwartung in hohem Maße zu erfüllen.“139

Es ist also nur natürlich, dass Vereine, aber auch Sponsoren, ein Produkt mit derart hohen Akzeptanzwerten mittels Werbung weiter nutzen möchten. Die Intention der Sponsoren wurde bereits behandelt. Aber auch für die Fernsehanstalten birgt Werbung, die mit dem Fußball in Zusammenhang steht, enormes wirtschaftliches Potential: Für einen Dreißigsekundenspot während der WM 2014 musste man bei der ARD 294.000 Euro, in den USA bis zu einer halben Million Dollar zahlen140. Diese Summen sind auch seitens der Rundfunkanbieter unabdingbar geworden, damit sie die notwendigen Gelder für das Erwerben der Ausstrahlungsrechte diverser Spiele finanzieren können. Hinter der Werbung der Vereine und Verbände stecken detaillierte Marketingstrategien, die darauf abzielen, den Konsumenten vom Produkt Fußball und allen seinen Konsumgütern zu begeistern. Neben den Fernsehrechten, dem Sponsoring und den Einnahmen aus dem

137 Vgl. Holtz-Bacha: Wer soll das bezahlen?, S. 114–118. 138 Vgl. Holtz-Bacha: Wer soll das bezahlen?, S. 135–136. 139 Gerhard: Fußball im Fernsehen., S. 50–51. 140 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 119. 70

Ticketverkauf, ist das Merchandising ein wichtiger Bestandteil der Einkünfte eines Vereines oder Verbandes. Neben den vielfältigen Möglichkeiten des Merchandisings, ist vor allem der Verkauf von Fanartikeln in den letzten Jahrzehnten in die Höhe geschossen. In Deutschland stiegen beispielsweise die Merchandising-Einnahmen der Bundesligisten zwischen 1990 bis 1999 von 3,2 auf 97 Millionen Euro141. Mittlerweile ist das die Summe, die Real Madrid alleine pro Jahr von seinem Ausrüster Adidas, und durch die über den Ausrüster verkauften Ausrüstungsgegenstände, erhält.142 Darin sind aber noch keine Fanschals, keine Trikots der Lieblingsspieler und keine Kaffeetassen inkludiert, die der Klub in den eigenen Fanshops verkauft. Das Merchandising, die Markenentwicklung und die Erschließung neuer Märkte haben zuweilen auch Einfluss auf Spielerverpflichtungen. So erhoffte man sich bei Red Bull Salzburg durch die Verpflichtung des beliebten japanischen Nationalspielers Tsuneyasu Miyamoto, die Marke Red Bull auf dem asiatischen Markt besser platzieren zu können.143 Obwohl sich die Möglichkeiten dieser Sparte im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte enorm steigerten, befürchten die Vereine, dass irgendwann eine Obergrenze für Merchandising- Artikel erreicht sein wird, da der „einfache“ Fußballfan nicht immer und immer mehr investieren wird wollen. Aus diesem Grund werden immer wieder kreative Wege gesucht, um Geld zu lukrieren. Die erhöhten Fernseheinnahmen sind aktuell der letzte Schrei, aber sicher nicht der letzte Laut, den wir in dieser Hinsicht vernehmen werden.

4.1.4 Glücksspielindustrie und Wettgeschäft

Kaum ein anderer Wirtschaftszweig genießt im Sport einen so schlechten Ruf wie die Glücksspiel- und Wettindustrie. Spielmanipulationen dürften zwar schon immer Teil des Fußballsports gewesen sein, spätestens seit den Wettskandalen der letzten Jahre wurde aber auch der breiten Öffentlichkeit bewusst, welche enormen Ausmaße die Einflussnahme durch die Wettmafia auf den Fußball hat. Der Sportwettenmarkt erfreut sich nach wie vor steigender Zuwachsraten, vor allem in Asien. Der Gesamtumsatz dieser Branche wurde 2013 mit 600-1.000 Milliarden USD beziffert und bietet daher nicht nur hohe Gewinnsummen und eine Vielzahl an Wettenden weltweit, sondern wird auch für Gruppierungen der organisierten Kriminalität interessant. Der Fußball nimmt in

141 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 31. 142 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 134. 143 Vgl. Mandl: Von Super-Tchoyi bis zum gestrandeten Marketing-Japaner – das wurde aus Salzburgs Starlegionären, 2011. 71

dieser Industrie rund 70% aller Wettangebote ein, was auf seine globale Verbreitung und enorme Beliebtheit zurückgeführt werden kann. Als Hauptakteure fungieren meistens Mitglieder mafiöser Strukturen, die auf ein breites Netzwerk an korrumpierten (ehemaligen) Spielern und Schiedsrichtern zurückgreifen. Manipuliert werden dabei nicht nur hochklassige Spiele, sondern auch Spiele aus niedrigeren Ligen, da die Aufmerksamkeit für diese weitaus geringer ist, und das Ganze quer um den Globus.144 Auch in Österreich wurden Spieler aufgrund der erwiesenen Manipulation von Spielen zu Haftstrafen verurteilt. Die Auswirkungen auf den Fußball können verheerend sein, da sowohl Fans als auch Investoren die Lust am Fußball durch diese Manipulationen verlieren könnten. Die FIFA reagiert deshalb und startete die FIFA IntegritätsInitiative (FII), welche von der Prävention bis hin zu Sanktionen verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung der Wettmanipulationen beinhaltet145. Unter anderem wurde vom Weltverband auch der bereits zuvor erwähnte Infofolder „Schutz der Integrität des Fußballs“ herausgegeben, um Betroffenen mögliche Präventionsmaßnahmen und Lösungen beim Verdacht der Beeinflussung zu ermöglichen146. Wie offensichtlich manche Spielmanipulationen stattfinden und wie dagegen vorgegangen wird, werde ich später anhand der Football Leaks aufzeigen.

Alle in diesem Kapitel bis hierhin vorgestellten Begriffe haben einen großen Einfluss auf den Fußballsport. Sie lassen die Grenze zwischen Sport und Wirtschaftszweig verschwimmen. Würden diese Bereiche einer klaren und einheitlichen gesetzlichen Regelung unterzogen werden, und würde auch gegen Verstöße konkret vorgegangen und würden die Akteure hart bestraft werden, könnte der Sport um einiges sauberer sein. Dass er es nicht ist, und welche Abgründe sich im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Aspekten im Fußball auftun, werden uns die Football Leaks im nächsten Kapitel schonungslos aufzeigen.

4.2 Was ist Football Leaks? Wer steckt dahinter?

„Der Profifußball war schon immer eine undurchsichtige Branche […] Man ahnte, dass Vereinspräsidenten sich bereichern. Man ahnte, dass Spielerberater sich die Taschen vollstopfen. Man ahnte, dass Ablösesummen in Steueroasen landen […]

144 Vgl. Mutschke: Integrität im Fußball, S. 42–43. 145 Vgl. Mutschke: Integrität im Fußball, S. 44–48. 146 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Schutz der Integrität des Fußballs, 2020. 72

Die Enthüllungen durch Football Leaks sind deshalb so bedrohlich für das Business, weil sie den Unterschied zwischen Ahnung und Gewissheit bedeuten. Denn Football Leaks argumentiert mit Fakten aus originalen Dokumenten.“147

Im September 2015 tauchten die ersten vertraulichen Dokumente zu Verträgen von Fußballspielern auf, welche auf einer Website publiziert wurden, die sich „Football Leaks“ nennt. Der Inhalt war sehr brisant, da diese Vereinbarungen mit Sicherheit niemals von irgendeinem der Beteiligten veröffentlicht worden wären. Die Dokumente enthielten Informationen, wie der Fußballclub Twente Enschede Transferrechte an Spielern an eine Agentur weiterverkaufte. Hintergrund war das schnelle Lukrieren von Geld durch den Investor, der bei einem möglichen Verkauf der Spieler daran beteiligt werden sollte. Dieses Third-Party- Ownership, kurz TPO, wurde von der FIFA 2015 verboten, galt aber nicht für Verträge, die vor 2015 abgeschlossen wurden. Das Bedeutende an dieser Übereinkunft waren vor allem die Knebelverträge, denen sich der Klub aussetzte und bei der die Agentur nur gewinnen konnte. Denn bot ein anderer Verein die Transfersumme X für einen Spieler, musste der Verein laut Vertrag verkaufen, ob er wollte oder nicht. Zusätzlich dazu sollte der Investor auch entlohnt werden, wenn der Spieler zum Sportinvaliden werden sollte, oder der Verein einen Wechsel verweigert. Twente Enschede lieferte sich also selbst aus und begab sich für eine schnelle Investition in Geiselhaft eines Investors, nämlich Doyen Sports.148 Die Enthüllungsplattform Football Leaks stellte daraufhin in regelmäßigen Abständen originale Kontrakte von Spielern, Nachweise für TPO in verschiedenen Vereinen, sowie Hinweise auf Modelle zur Steuerhinterziehung von Fußballern und Trainern, online. Reporter des deutschen Nachrichtenportals „Der Spiegel“ schafften es, mit den Hintermännern der Plattform in Kontakt zu treten und lernten schließlich den Whistleblower „John“ kennen. Als einer der Betreiber der Website übergab er dem Spiegel nach und nach Originaldokumente wie Verträge, Emails, Rechnungen, sogar Kontoauszüge. Da die Menge von 18,6 Millionen Dokumenten schließlich für die Mitarbeiter des Spiegels allein nicht mehr zu bewältigen war, teilten diese ihre Informationen mit ihren Partnern des Recherchenetzwerks European Investigative Collaborations (EIC) und ermöglichten so eine europaweite Zusammenarbeit von über 60 Reportern verschiedenster Medienhäuser.149 Mittlerweile kann dieses Netzwerk auf eine

147 Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 13. 148 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 21–24. 149 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 8. 73

Datenmenge von über 3,4 Terrabyte und damit mehr als 70 Millionen Dokumente zugreifen.150 Diese Veröffentlichungen verursachten im Fußball ein Erdbeben, das bis heute nachwirkt. Aus der ganzen Sammlung an Dokumenten resultierten auch zwei Bücher, in denen die – nach Ansicht der Spiegel-Reporter und Autoren Rafael Buschmann und Michael Wulzinger – wichtigsten Leaks noch einmal aufgeführt sind. Im zweiten Band wird dabei auch die Rolle des Whistleblowers John näher beleuchtet. Mehrere Jahre lang suchten privat beauftragte Detektive und staatliche Institutionen aus ganz Europa nach dem mysteriösen Whistleblower, der die Fußballbranche in ihren Grundfesten erschütterte. Dessen Identität wurde durch ermittelnde Behörden als jene von Rui Pinto festgestellt, woraufhin dieser im Jänner 2019 in Budapest verhaftet wurde151. Er wurde anschließend in sein Heimatland Portugal überstellt und saß dort ein Jahr lang in Untersuchungshaft, da die örtlichen Behörden wegen versuchter Erpressung und dem Hacken von Fußballvereinen ermittelten. Beide Tatgegenstände werden von ihm bestritten. Im Jänner 2020 bekannte sich Pinto auch zu den „Luanda Leaks“ genannten Datenlecks, die Korruption, Machtmissbrauch und Veruntreuung von Geldern durch Mitglieder der früheren angolanischen Präsidentenfamilie öffentlich gemacht haben.152

Pinto, alias John, bestritt immer wieder, dass er ein Hacker ist. Er sieht sich als Whistleblower, der der Öffentlichkeit wichtige Informationen weitergab und handelte, ohne sich durch diese Publikationen bereichern zu wollen. Dass er durch seine Veröffentlichungen auch seinen Lieblingsspieler Christiano Ronaldo in die Bredouille brachte, zeigt, dass die Football Leaks alle Missstände im Fußball aufdecken sollen, egal wen sie betreffen. Zusätzlich dazu geht es ihm offenbar nicht um einen organisierten Feldzug, der den Fußball schädigen soll, da er mit dem Datenleck der Luanda Leaks auch andere Themengebiete aufbringt, die für die Öffentlichkeit von wichtigem Interesse sind. Rui Pinto weigert sich, seine Quellen preiszugeben, und da er ferner auch kein Mitarbeiter eines der geleakten Unternehmen ist, wird gegen ihn wegen des Verdachts der Cyberkriminalität, der Erpressung, der widerrechtlichen Aneignung von Daten Dritter und des Geheimnisverrates ermittelt. Er wurde von der zuständigen Richterin in Portugal als Hacker eingestuft und erwartet seiner Ansicht nach kein faires Verfahren, da er die Justiz in Portugal von verschiedenen Mächten – auch aus dem Fußball – unterwandert sieht.153

150 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 8. 151 Vgl. Cáceres: Football-Leaks: Lange ersehnter Zugriff auf einen Hack, 2020. 152 Vgl. Richter/Zick: Was sind die Luanda Leaks?, 2020. 153 Vgl. Buschmann/Winterbach: Rui Pinto und Football Leaks: "Die gleiche Scheiße", 2019. 74

Die Einstufung als Hacker resultiert vor allem aus Vergehen, die ihm vor den Veröffentlichungen von Football Leaks zugeordnet werden. So soll er sich in das System der Caldonian Bank gehackt und Geld auf sein Privatkonto transferiert haben. Ebenso wird ihm ein Erpressungsversuch der Agentur Doyen Sports zur Last gelegt. Pinto argumentiert, dass weder Geld der Bank an ihn geflossen sei noch, dass er dafür strafrechtlich belangt wurde. Was Doyen Sports betrifft, wollte er diese nicht erpressen, sondern lediglich feststellen, wie viel seine Informationen Wert wären, die er schließlich als erste der Football Leaks veröffentlichte.154 Da der Schutz von Whistleblowern im Allgemeinen, und auch in der Europäischen Union, bisher dürftig und nicht einheitlich war (lediglich zehn Staaten hatten hierfür Regelungen), zog der Rat der EU nach und beschloss ab 2021 neue Gesetzesvorschriften zum Schutz der Whistleblower. Demnach müssen in öffentlichen und privaten Organisationen, sowie in Behörden, sichere Kanäle für die Meldung von Missständen eingerichtet werden. Die Hinweisgeber selbst sollen sich dementsprechend über interne und – falls von dort keine ausreichende Rückmeldung erfolgt oder sich der Hinweisgeber nicht sicher genug fühlt – über externe Kanäle an die zuständigen Institutionen wenden können. Die Tippgeber werden dann auch gesetzlich vor weiteren Repressalien der Arbeitgeber geschützt, öffentliche Institutionen müssen im Falle von Missständen die BürgerInnen darüber unterrichten. Hintergrund sind auch geschätzte Ertragsausfälle von etwa 5,8 bis 9,6 Milliarden Euro, die durch nicht gemeldete Ungerechtigkeiten und den damit verbundenen unzureichenden Schutz entstanden sind.155 Nicht behandelt wurde in dieser Richtlinie die gesetzliche Lage bei Whistleblowing, das durch Hinweisgeber außerhalb eines Unternehmens entsteht. Ein Problem, das auch den Whistleblower-Status von Rui Pinto vor den portugiesischen Gerichten beeinflussen dürfte. Dieser wurde inzwischen nach einjähriger Untersuchungshaft in Portugal in den Hausarrest entlassen und erwartet dort den Prozessbeginn.156

4.3 Abriss über die geleakten Fakten im Fußball

Die Ausmaße der Football Leaks sind enorm. Stehen dem Spiegel und dem Netzwerk EIC 3,4 Terabyte an Daten zur Verfügung, so sprach der Whistleblower Rui Pinto, alias John, von einem noch viel größeren Datenberg, den er zusammengetragen hat. Obwohl es mir ein Anliegen wäre,

154 Vgl. Cáceres: Neue Zweifel am Whistleblower, 2019. 155 Vgl. Europäischer Rat: Mehr Schutz für Hinweisgeber: neue EU-Vorschriften ab 2021, 2019. 156 Vgl. Der Spiegel: Football Leaks: Rui Pinto aus Untersuchungshaft entlassen, 2020. 75

alle Leaks hier anzuführen, werde ich in diesem Kapitel vorwiegend jene Veröffentlichungen behandeln, die mit den zuvor genannten wirtschaftlichen Aspekten in Verbindung gebracht werden können. Dadurch soll der Einfluss marktwirtschaftlicher Entitäten auf den Fußball illustriert werden.

4.3.1 Das System der Spielervermittler und Vermittlungsagenturen

Bereits die ersten Veröffentlichungen von Football Leaks hatten es in sich. Im Herbst 2015 wurden Verträge über die Plattform publik gemacht, die den niederländischen Erstligaklub Twente Enschede und den Sportvermarkter Doyen Sports betreffen. Doyen Sports tritt nicht nur als Vermarkter, sondern auch als Spielervermittleragentur in Erscheinung und hat ein äußerst dubioses Firmengeflecht mit Postkastenfirmen in Malta und Verbindungen zur kasachischen Mafia. Das schreckte Twente allerdings nicht ab, hatte sich der Klub doch aufgrund schlechter wirtschaftlicher Entscheidungen des Managements in eine prekäre finanzielle Lage gebracht. Hoch verschuldet muss man als Fußballverein meistens zwischen zwei Wegen wählen: Entweder teure Kaderspieler verkaufen und auf junge Spieler aus dem Eigenbau setzen oder sich um externe finanzielle Zuwendungen kümmern. Bankenkredite oder neue Sponsoren waren in diesem Fall unrealistisch, da die Lage von Twente nicht attraktiv war. Nun sollte man meinen, dass das gleiche auch auf potentielle Investoren zutreffen würde. Nicht so beim Third-Party-Ownership. Dabei erwirbt ein Investor für einen bestimmten Geldbetrag Prozente an den Transferrechten eines Spielers. Wird dieser Spieler später einmal verkauft, wird auch der Investor an den Transfererlösen beteiligt. Dadurch entsteht allerdings ein System, das die Spieler zu Wettobjekten von Beratern, Investoren und Agenturen macht. Denn diese „wetten“, dass ein aufstrebender Spieler ihnen später einmal satte Gewinne abwerfen wird, weshalb sie in ihn investieren. Der Verein hat im Gegenzug den Vorteil des schnellen, unbürokratischen Cashflows. Doch die Football Leaks zeigen deutlich, dass diese Verträge meistens Knebelverträge sind, die den Verein am Ende zwingen, die besten Spieler zu verkaufen, sollte der Investor dies wollen.157 Betroffen von der Taktik der Doyen Sports und anderen Agenturen auf diesem Gebiet waren aber nicht nur kleine Klubs, sondern auch große wie Atlético Madrid.158 TPO wurde im Mai 2015 offiziell von der FIFA verboten, alle bis dahin abgeschlossenen Verträge sollten aber ihre Gültigkeit behalten.

157 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 21–24. 158 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 152–153. 76

Doch auch bei absolut legal abgehandelten Transfers rücken in letzter Zeit vermehrt jene Akteure ins Blickfeld, die früher eher hinter den Kulissen agiert hatten: die Spielervermittler. Wie bereits im Kapitel zu Spielervermittlern erwähnt, sollten diese mit maximal drei Prozent am Bruttogehalt eines Spielers beteiligt werden. Nicht so Mino Raiola. Er führte für seinen Klienten Paul Pogba die Verhandlungen über eine Rückkehr von Juventus Turin zu seinem Ausbildungsverein Manchester United. Nach erfolgreicher Vermittlung des Spielers und nach Abschluss des Wechsels für 105 Millionen Euro, erhielt Raiola eine Vergütung von drei Parteien: 27 Millionen von Juventus Turin, 19,4 Millionen von Manchester United und noch einmal 2,6 Millionen Euro von Pogba selbst – und damit sein eigentlich vorgesehenes Honorar.159 Man kann sich ausrechnen, wie lange ein normaler Angestellter in Österreich arbeiten müsste, um solche Zahlen zu verdienen. Raiola verdiente sie mit nur einem Transfer eines seiner zahlreichen Klienten. Kreativ werden Spielervermittler auch dann, wenn es darum geht, ihren Klienten mehr Netto vom Brutto zu sichern, wie im nächsten Kapitel ersichtlich werden wird.

4.3.2 Steuerhinterziehung und Steueroasen – wo das Geld versickert

SportlerInnen können nur in einem kurzen Zeitfenster von 10 bis 15 Jahren ihr Geld im professionellen Sport verdienen. In diesem Zeitraum muss man das Bestmögliche herausholen. Derlei Aussagen der Spieler selbst, oder ihrer Berater, hört oder liest man immer wieder. Doch sind Sportler, die in einem Monat so viel Gehalt kassieren, wie ein Lehrer in seinem ganzen Leben verdient, tatsächlich auch noch auf Steuertricks und -hinterziehung angewiesen? Folgt man den Football Leaks, scheint es jedenfalls im Fußball eine gelebte Praxis zu sein, Gehälter steuersparend über Offshore-Firmenkonstruktionen in Niedrigsteuerländern versickern zu lassen. Traurig genug, dass Spieler mit korrekt versteuertem Gehalt, wie N'Golo Kante, aus der Masse herausgehoben werden müssen, dürften auch die beiden aktuellen Superstars der Szene, Lionel Messi und Christiano Ronaldo, die Steuergesetze Spaniens nicht so genau nehmen. Christiano Ronaldo erwirtschaftet pro Jahr allein etwa 40 Millionen Euro an Gehalt, 2016 kamen noch einmal geschätzte 32 Millionen an Werbeeinnahmen hinzu. Sein Privatvermögen betrug 2015 227 Millionen Euro. Man möchte meinen, dass es so jemand nicht nötig hätte, Steuern am Staat, und damit auch an der Gesellschaft, vorbei zu schleusen, zumal er von großen Teilen dieser als Held und Idol verehrt wird. Das hindert Ronaldo aber nicht daran, über seinen

159 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 199. 77

Spielervermittler und dessen Agentur Gestifute ein ganzes Firmenkonglomerat aufzubauen, das über mehrere Kontinente verteilt ist und wie folgt funktioniert: In Irland wurde eine Firma gegründet, an die die Vermarktungsrechte Ronaldos abgetreten wurden. Irland deshalb, weil es EU-Gebiet ist und auch wenn die Steuersätze sehr niedrig sind, ist dieses Land weit unauffälliger als die anderen bekannten Steuerparadiese. Prekär ist allerdings, dass bereits Jahre zuvor von Ronaldos Mutter in eine Stiftung gegründet wurde, die wiederum seine Vermarktungsrechte an eine Briefkastenfirma auf den British Virgin Islands weiterreichte, die ihrerseits alles an die Firma in Irland übergab.160 Würde also eine Zahlung in Irland eintreffen, könnte das Geld über verschiedene Kanäle und Firmen weitergeleitet und aufgeteilt werden, bis dem Geldfluss niemand mehr zu folgen vermag. Das alles wäre auch noch nicht illegal, sofern diese Einnahmen und Geldflüsse bei Steuererklärungen ausgewiesen werden. Ronaldo tat dies nicht, wurde letztlich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und musste knapp 19 Millionen Euro an den spanischen Fiskus überweisen.161 Lionel Messi wurde wegen eines ähnlichen Vergehens ebenfalls der Steuerhinterziehung überführt, geriet aber zusammen mit seinem Vater erneut in das Visier der Ermittler. Sein Verein FC Barcelona überwies monatlich Geld an Messis Stiftung in Spanien. Einerseits mutet dies komisch an, da der Klub selbst eine Stiftung für wohltätige Zwecke besitzt, zum anderen musste Messis Stiftung in Spanien als solche eingetragen sein, damit die Zahlungen vom Klub auch steuerlich abgesetzt werden konnten. Das war sie jedoch bis 2013 nicht, was bedeutet, dass bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht 70% der Einnahmen für wohltätige Zwecke ausgegeben werden mussten. Dass die Stiftung in Spanien auch ein Pendant in Argentinien hatte, hinter dem Firmen aus Uruguay und England stehen, lässt den gesamten Aufbau in einem ziemlich schäbigen Licht erscheinen.162 Äußerst interessant ist auch der Fakt, dass bei der gesamten Situation rund um Messis steuerliche Probleme mit dessen Stiftung auch der FC Barcelona tatkräftig mithalf, um die Wogen zu glätten. Als dann die klubeigene Compliance-Beauftragte intern nachfragte, ob dies alles wirklich im Einklang mit den Compliance-Regeln geschehe, wurde sie zurückgewiesen, da es sich bei Lionel Messi um den bedeutendsten Vermögenswert des Vereines handle.163 So schnell ist man also bereit, sich für Vermögenswerte, nicht Menschen, wohlgemerkt, in eine Grauzone aus Recht und Unrecht zu bewegen. Alles, um die „Aktie“ Messi weiterhin beim Verein und auch bei Laune zu halten.

160 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, 53-54, 61-63. 161 Vgl. Cáceres: Ronaldo wegen Steuerhinterziehung verurteilt, 2019. 162 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 278–284. 163 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 258–259. 78

4.3.3 Der Einfluss von Sponsoren im Fußball

Wie zuvor bereits dargelegt, beteiligen sich Firmen vor allem deshalb finanziell an Vereinen und an Wettkämpfen, um ihre Marke positiv zu positionieren und dementsprechend die eigenen Produkte und Leistungen gezielt einem großen Pool an Konsumenten näherzubringen. Ideal wäre der Verlauf eines solchen Sponsorings dann, wenn der Geldgeber sich mit den Werten eines Sportes, eines Vereines oder mit einem Athleten identifiziert und finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, um konkurrenzfähig und erfolgreich zu sein. Keinesfalls wünschenswert ist die Verflechtung von Sponsoren in Sportbereiche oder Teams, sodass diese am Ende Personal- oder Managemententscheidungen zu beeinflussen versuchen, oder dass Gönner gewisse Großclubs durch enorme Geldsummen noch weiter von den anderen Klubs entfernen. Die steigende Geldspirale wird vor allem von den zwei größten Sportartikelherstellern der Welt verursacht, Adidas und Nike. 10-Jahres-Verträge mit einer garantierten Summe von 750 Millionen Euro und zusätzlich eine prozentuelle Beteiligung am Gewinn, der mit vom Verein gebrandeten Sportartikeln erwirtschaftet wird, sind mittlerweile Standard für die Top Ten Vereine im europäischen Fußball. Wie groß diese Kluft ist, zeigt die Tatsache, dass Borussia Dortmund von seinem Ausrüster Puma nur acht Millionen Euro für die Saison 2015/16 erhalten hat. Doch damit nicht genug, wissen auch diese Sponsoren über die steuersparenden Taktiken der Vereine und Athleten Bescheid, sie schließen sich diesen auch an. Sie gründen eigene Ableger in Ländern mit weniger hohen Körperschaftssteuern als in Deutschland oder Österreich üblich, beispielsweise in den Niederlanden. Als Adidas 2009 schließlich versuchte, alle laufenden Werbeverträge auf das deutsche Unternehmen zu übertragen, liefen Spieler und Vereine dagegen an.164 Denn damit verbundene höhere Steuern und weniger Netto vom Brutto sind anscheinend inakzeptabel, wenn es um Werbeverträge im Fußball geht. Die Compliance-Regeln der großen Ausrüster werden durch den Fakt torpediert, dass diese die vereinbarten Zahlungen für Werbung mit den Spielern zum Teil an ihre Postkastenfirmen in Niedrigsteuerländern überweisen, wie Football Leaks an den Beispielen Christiano Ronaldo, Mesut Özil oder Stefan Jovetic aufzeigt. Auf Nachfragen des Spiegels zu etwaigen Zahlungen an die Briefkastenfirmen der Spieler für Werbeverträge äußerten sich sowohl Nike und Adidas ähnlich: Bei Nike verweist man beispielsweise auf die hohen ethischen Standards des Konzerns

164 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 132–140. 79

und auf die in den Vereinbarungen angeführte Standardklausel, dass einzig und allein die Empfänger der Zahlungen für deren korrekte Versteuerung verantwortlich seien.165 Meiner Meinung nach sollten aber auch die großen Konzerne genau prüfen, an welche Firmen sie das Geld für Werbeverträge überweisen und wo dieses hinfließen soll. Immerhin würde das nicht nur den „eigenen, hohen Compliance-Regularien“ entsprechen, es würde weiter dazu beitragen, dass die Außenwirkung des Sponsors durch die Verknüpfung zu Athleten, die ihr Geld in Steueroasen parken, nicht verschlechtert wird. Die Aussage, dass lediglich die Empfänger für eine korrekte Versteuerung verantwortlich sind, wäscht auch die großen Sponsoren nicht von der Verantwortung rein, durch diese Handhabung zu illegalen Strukturen im Fußball beizutragen.

4.3.4 Fernsehgelder und Medien – ein tödlicher Einfluss auf den Fußball?

Die Entwicklung der Fernsehgelder in den letzten Jahren hat uns vor Augen geführt, dass diese nicht nur ständig gestiegen sind, sie sind explodiert. Warum ist dieser Umstand für den Fußballsport gefährlich? Zum einen verändern die riesigen Geldmengen einfach alles im modernen Fußball: die Gehaltsgefüge, sowie -gefälle von Teams und Ligen, die Wettbewerbsfähigkeit dieser und auch die Preise für die KonsumentInnen. Zum anderen kommt es zu einer Verbindung von Faktoren, die sehr schnell zwei menschliche Schwächen hervorbringen können, nämlich die Bereitschaft zur Bestechung und zur Bestechlichkeit. Diese Faktoren bewirken die Attraktivität des Fußballs für Fernsehmogule, Investoren und Zwischenhändler auf der einen und die Verbandsfürsten von FIFA oder UEFA, die die Preise für die Fernsehrechte festlegen, auf der anderen Seite. Wie der Handel mit Fernsehrechten zwischen ethisch und rechtlich flexiblen Personen zu einer weiteren Abwärtsspirale ethisch vertretbarer Handlungen im Fußball führen kann, zeigen die Football Leaks sehr deutlich. 2008 kaufte der Sportvermarkter Kentaro die Fernsehrechte für alle Heimspiele der kasachischen Nationalmannschaft bis 2010, später wurde die Zusammenarbeit bis 2014 erweitert. Dies sollte dem kasachischen Verband rund 8 Millionen Euro einbringen. Warum aber sollte ein schweizerischer Sportvermarkter sich die Fernsehrechte für eine derart uninteressante Nationalmannschaft wie Kasachstan sichern? Ganz einfach: Es ist im Prinzip eine Wette, die Kentaro hier einging. Denn sollte die kasachische Nationalelf in einem künftigen Wettbewerbsspiel auf einen großen und interessanten Gegner stoßen, könnten die Rechte um

165 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 213–215. 80

ein Vielfaches an die TV-Anstalten des Gegners weiterverkauft werden. Für Kentaro ging die Wette auf, wurde Kasachstan doch sowohl für die EM 2012 als auch für die WM 2014 mit Deutschland in eine Gruppe gelost. Danach waren die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland bereit, rund 4 Millionen Euro für die Auswärtsspiele der deutschen Nationalelf an Kentaro zu bezahlen.166 Diese Wertsteigerung kann sich sehen lassen, und bis hierhin gab es auch noch keine illegalen Praktiken zu beklagen. Denn für ein gutes wirtschaftliches Handeln und die Risikobereitschaft, die Kentaro eingegangen ist, kann man die Agentur nicht belangen. Brisant wird es erst, wenn man sich die Verrechnung der Fernsehgelder genauer ansieht. Denn die Abrechnung verlief über einen Strohmann und eine Briefkastenfirma im US-Bundesstaat Delaware, eine Steueroase mit noch nicht ganz so schlechtem Ruf wie andere. Zwischen dieser Firma und Kentaro wurden Gelder für Beratungstätigkeiten im Zusammenhang mit dem kasachischen Fernsehdeal verschoben. Doch die Gelder blieben nicht dort. Sie wurden an eine Briefkastenfirma in Florida weitergeleitet, die der Frau des Generalsekretärs des Fußballverbandes Kasachstan gehörte. Er hatte auch die Verträge zu den Fernsehrechten unterzeichnet und den Deal mit Kentaro besiegelt. Die Zahlungen für die Vermarktung der Rechte wurde letztlich von der Kentaro, über die Briefkastenfirma und den Strohmann in Delaware direkt auf das Konto der Firma überwiesen, die diesen Deal laut Vereinbarung für den kasachischen Verband ausgehandelt habe, nämlich die in Florida ansässige Firma der Frau des Generalsekretärs.167 Im Endeffekt bereicherte sich also der kasachische Generalsekretär selbst an den Fernsehgeldern, der Verband sah von diesem Geld nichts. Da Kentaro bis zu seiner Insolvenz 2015 eine der umtriebigsten Vermarktungsagenturen in Europa war, kann man sich zusammenreimen, dass derartige Verträge, steuersparende Maßnahmen und Schmiergelder möglicherweise auch mit anderen Verbänden so gehandhabt wurden.

4.3.5 Die Ohnmacht der Politik im Angesicht von Großveranstaltungen

Doch nicht nur die Fernsehgelder steigern Einfluss und Möglichkeiten der Herrscher im Fußball. Auch die Großveranstaltungen, für die die Gastgeberstaaten nicht nur einiges an Aufwand, sondern auch enorme finanzielle Mittel aufbringen, stärken die Börse und Macht des Fußballweltverbandes. Die FIFA und die kontinentalen Verbände lassen sich bei Welt- oder Kontinentalmeisterschaften regelmäßig Herrschaftsgebiete einrichten, in denen ihr Recht, und damit auch das Recht der Partner und Sponsoren, zählt. Hierbei wird eine sogenannte

166 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 176–180. 167 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 181–184. 81

„Bannmeile“ rund um die Stadien der Austragungsorte eingerichtet, innerhalb derer nur die Produkte exklusiver FIFA-Partner wie Coca-Cola, Adidas, Budweiser oder McDonald’s vertrieben werden dürfen. Betreiber ortsüblicher Imbissstände, Verkäufer landesüblicher Speisen und Fanartikel, die nicht von einem der Sponsoren gehandelt werden, werden ausnahmslos aus diesem Gebiet verwiesen. Davon betroffen sind nicht nur die Bereiche rund um die Stadien, sondern auch die vielen Fanzonen und Orte, an denen das Public Viewing stattfindet. Doch die FIFA geht noch viel weiter: Sie fordert von den Staaten eigene Gesetze für die Dauer der Weltmeisterschaft, lässt geltendes Arbeitsrecht außer Kraft setzen, handelt sich Steuerfreiheit für sich und alle ihre Partner heraus und erwirkt freies Ein- und Ausreiserecht für Personen, die auf einer Liste der FIFA stehen.168 Warum aber lassen sich die Staaten ihre Hoheitsgebiete und viele Millionen an Steuergeldern einfach so entgehen? Wie bereits zuvor erwähnt, werden ihnen vom Fußballweltverband eine Modernisierung von Infrastruktur und Wirtschaft sowie eine perfekte Außendarstellung des ganzen Landes versprochen, die im Anschluss an die Großveranstaltungen folgen sollen. Die Meisterschaften dienen in erster Linie als Zugpferd, der wahre Wert wird sich in den Jahren danach ergeben. Die Wahrheit sieht jedoch anders aus, denn in der Realität explodieren die Kosten der Gastgeber für Stadionbauten, der wirtschaftliche Aufschwung findet nicht statt, und die neuen Arenen verkommen zu Ruinen, da sie nicht ausreichend genutzt oder finanziert werden können. Dass die FIFA während der WM 2014 in Brasilien etwa 3,3 Milliarden Euro Umsatz – davon 1,6 Milliarden Gewinn – erwirtschaften wird und Brasilien Steuereinnahmen von rund 330 Millionen Euro entgehen werden169, wird hinterher niemand bei der FIFA erwähnen. Immerhin hat Brasilien die Garantien und Forderungen gekannt und die dementsprechenden Verträge unterzeichnet.

4.3.6 Wettmanipulation als neues Big Business

Früher war der internationale Wettbetrug meist ein Auswuchs noch relativ unstrukturierter Gruppierungen, die vereinzelte Personen, wie den Schiedsrichter Robert Hoyzer, vereinnahmten und vereinzelte Spiele manipulieren ließen. Mittlerweile sind die Wettbetrüger jedoch weitaus professioneller aufgestellt, handeln meistens über enorm verschachtelte Firmenkonstruktionen und von Asien aus.

168 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 52–58. 169 Vgl. Lichterbeck: Nach WM 2014: Fifa mit Rekordgewinn, Brasilien geht leer aus, 2014. 82

Einer der berüchtigtsten Wettpaten Mao Xiaodong verfolgt dabei eine ganz bestimmte und äußerst perfide Taktik. Er steigt bei Vereinen als Investor ein, verpflichtet dann Spieler und Trainer seines Vertrauens und sorgt dafür, dass diese Akteure zuvor bereits von seinen Leuten instruiert werden. Dann wettet er auf die Spiele der Mannschaft, und sowohl der Trainer als auch die eingeweihten Fußballer müssen so handeln, dass die Wetten aufgehen. 2017 stieg beispielsweise eine portugiesische Firma als Investor beim irischen Zweitligaverein Athlone Town FC ein. Da viele Fußballvereine sich nach schnellem Geld und Cashflow verzehren, macht sie zu leichten Opfern von Investoren dieses Kalibers. Ermittler vermuteten hinter diesem Geldgeber aus Portugal Mao Xiaodong. Schließlich wurden noch zwei Spieler und ein Trainer engagiert, die zuvor bereits bei Vereinen unter Vertrag standen, die Mao zugeordnet werden. Diese Vereine landeten sportlich nie in den vorderen Rängen der Ligen, sondern hatten horrende Gegentorstatistiken aufzuweisen, kämpften gegen den Abstieg und standen unter Verdacht, an Spielmanipulationen beteiligt zu sein. Zu den Spielern, die bei ein paar dieser Vereine spielten, zählen Dragos Sfrijan, Igors Labus, José Viegas und Dery Hernandez. Diese Spieler sagen keinem Fußballfan etwas, in den Ermittlerkreisen gegen Wettmanipulation zählen sie aber zu den bekanntesten Namen. Fans des Vereins Athlone Town FC, immerhin der älteste Profiverein des Landes, stellten nach Maos Einstieg auf eigene Faust Nachforschungen an und kamen zu dem Ergebnis, dass oftmals nicht nur die gleichen Akteure handelten, sondern sich auch die Handlungen auf dem Fußballfeld, die zu Gegentoren und Niederlagen führten, die gleichen waren, die auch bei anderen Klubs aus Maos Dunstkreis angewandt wurden. Nachdem nicht nur die UEFA, sondern auch Ermittler tätig wurden, kam es zu Sperren für einige Spieler. Die wahren Hintermänner und fragwürdigen Investoren verließen die jeweiligen Klubs allerdings ohne weitere Sanktionen und unbehelligt – mit Sicherheit aber um einiges reicher.170 Solang es Vereine gibt, die wirtschaftlich sehr schwach aufgestellt sind, die auf der Suche nach Investoren blindlings nach Geld haschen und es keine strikteren Regelungen für Übernahmen oder Investitionen seitens der Verbände gibt, so lange wird Wettpaten wie Mao Xiaodong Tür und Tor zur Fußballwelt geöffnet: eine Welt, die sie ausnehmen und bluten lassen, und die ihnen, im Gegensatz zu wahren Fußballfans, nichts bedeutet.

170 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 152–158. 83

4.4 Die Auswirkungen der Football Leaks

Die direkten und konkreten Auswirkungen von Football Leaks in ihrer Gesamtheit zu erfassen, ist ein unmögliches Unterfangen. Zu groß ist das Datenleck, zu viele Beiträge entstanden dazu in den verschiedensten Medien und zu weit verzweigt sind die aufgezeigten Missstände im Fußball. Doch hierin liegt bereits der größte Wert, den dieses Datenleck für die Allgemeinheit geschaffen hat: Informationen im Überfluss an die Oberfläche zu befördern, welche ansonsten möglicherweise niemals publik geworden wären. Dabei wurde der Öffentlichkeit nicht nur Einsicht in die enormen Geldsummen, die im Fußball bewegt werden, gewährt, sondern auch in die illegalen und ethisch verwerflichen Handlungen von Athleten, Trainern, Vereinen, Klubbesitzern, Investoren, Vermittlern, Agenturen, Sponsoren und Funktionären. Die Firmen- und Vertragsstrukturen zur Vermeidung von Steuerzahlungen der Stars wurden ebenso beleuchtet wie das Geschäft der Spielervermittler und der Vermittlungsagenturen. Der Einfluss von Sponsoren und marktwirtschaftlichen Faktoren wurde genauso schonungslos beleuchtet, wie die inflationäre Geldpumpe der Fernsehgelder, die aktuell den Fußballsport fluten. Innerhalb der Fußballbranche lösten die Veröffentlichungen ein Beben aus. Plötzlich wurden vertrauliche Verträge und Geschäfte publik, veröffentlicht von einem gesichts- und namenlosen Netzwerk hinter einer Website. Diese publik gemachten, zum Teil auch illegalen Aktivitäten der Klubs veranlassten sie, mittels Privatdetektiven nach dem Leck zu suchen, und die Tatsache, dass das Aufspüren des Datenlecks oberste Priorität für die Bosse der größten Klubs hatte171, zeigt deutlich, wie nervös alle Akteure waren. Die Verbände wie FIFA und UEFA schienen in einer Schockstarre, während die ersten Ermittler ihre Arbeit aufnahmen. Der neu ernannte FIFA-Präsident Gianni Infantino gab dem Spiegel exklusiv ein Interview zum Thema, wo er mehr Transparenz bei Transfers einforderte, die begrenzten Mittel des Weltverbandes beklagte und sich insgesamt sehr vage verhielt172. Nichts in diesem Interview ließ einen konkreten Willen zur Veränderung erkennen, auf Maßnahmen zur Eindämmung der aufgezeigten Schwachstellen im Fußball wartete der Leser vergeblich. Wie sehr Infantino das vorhandene System stützt und sich der korrupten Arbeitsweise seiner Vorgänger angenähert hat, werde ich im nächsten Kapitel detaillierter darlegen. Vielen, auch dem Whistleblower Rui Pinto selbst, waren der Aufschrei und die öffentlichen Reaktionen auf die Leaks nicht empört und weitreichend genug. Es gab seiner Ansicht nach zu wenige Ermittlungen, zu wenige Verhaftungen. Johannes Heil, ein Experte für

171 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 273–274. 172 Vgl. Spiegel Online: Fifa-Präsident Infantino zu Football Leaks: "Wir stoßen an unsere Grenzen", 2016. 84

Sportkommunikation und Professor an der Macromedia-Hochschule in Stuttgart, erklärt das Phänomen des ausbleibenden öffentlichen Aufschreis damit, dass das Spektakel auf dem Spielfeld als losgelöst von den Handlungen und Entwicklungen im Hintergrund betrachtet wird; erst wenn der Sport auf dem Fußballfeld langweilig zu werden droht, würden sich die Fans von diesem abwenden, nicht aber aufgrund seiner Skandale173. Das kann ich so nicht unterstreichen, da neben den kritischen Sportjournalisten auch Fangruppierungen und individuelle Fußballfans immer wieder ihren Unmut über das System äußern. Heutzutage viel mehr als noch vor ein paar Jahren. Die Unzufriedenheit über erhöhte Ticketpreise, Pay-TV und teure Merchandisingartikel wächst, die Stadien werden in keiner Liga dauerhaft befüllt, und das alles, während man wöchentlich die Summen vor Augen geführt bekommt, die Spieler, Trainer, Vermittler und Funktionäre verdienen. Ähnlich argumentiert auch Michael Wulzinger, für den es nun um die Frage entgeht, „ob der Kommerz am Ende das Spiel zerstören könnte. Also den Fußball, so wie die Fans ihn lieben.“174 – eine Frage, deren Antwort wir nie oder aber bereits in den nächsten Jahren erfahren werden. Dennoch muss man auch jene Auswirkungen berücksichtigen, die durch die Leaks ganz konkret in Bewegung gesetzt wurden. So wurden etliche Akteure der Steuerhinterziehung angeklagt und für schuldig befunden, unter ihnen die Spieler Christiano Ronaldo und Radamel Falcao sowie der Trainer Jose Mourinho. Ebenfalls in das Visier von Finanzbehörden und Ermittlern geraten immer mehr Berater, die Firmenkonstruktionen zur Steuerminimierung für ihre Klienten entwerfen, wie der Ronaldo-Berater Jorge Mendes. Durch die Daten, an denen Vertreter aus über zehn Ländern der EU Interesse bekundet hatten175, und durch die darauffolgenden Ermittlungen konnten sich die Staaten nachträglich etliche Millionen an Rückzahlungen von diversen Steuersündern sichern. Doch auch Vergehen innerhalb der Verbände, fragwürdige Personalrochaden, Verflechtungen und Absprachen mit den großen Vereinen wurden publik. Ein paar der Leaks wurden an dieser Stelle bereits enthüllt, weitere werde ich im anschließenden Kapitel behandeln, wenn es um die Rolle der höchsten Instanzen im Fußball geht: um die korrupten Systeme der kontinentalen Verbände, allen voran um den Weltverband FIFA. Dort werde ich aufzeigen, dass das Sprichwort „Der Fisch fängt immer vom Kopf her zu stinken an“ durchaus seine Berechtigung hat.

173 Vgl. Schumacher: Football Leaks: Der Aufschrei als Geschäftsmodell, 2018. 174 Vgl. Armbrecht: Football Leaks und die Folgen: "An die Fans haben die Topklubs zuletzt gedacht", 2018. 175 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 522. 85

5. FIFA & UEFA – die Verbände im Zentrum der Korruption

Die FIFA hat sich im Laufe der Jahre von einem einfachen Verbund nationaler Fußballverbände zu einem Weltkonzern mit Milliardenumsätzen gewandelt. Die Strukturen des Verbandes blieben jedoch über die Jahre hinweg ident, operiert dieser doch nach wie vor auf Basis eines Vereines nach Schweizer Recht, der von wenigen Personen geleitet und überwacht wird. Ein System, das der Korruption, dem Postenschacher und der Vetternwirtschaft Tür und Angel öffnet. Ein System, für das die FIFA öffentlich immer wieder kritisiert wird, das den Reformwillen der Führungsetage jedoch hemmt und diesen Unwillen beständig von einem Präsidenten zum nächsten weitervererbt. Mittlerweile ist der Ruf des Präsidentenamtes der FIFA genauso in ein schlechtes Bild gerückt wie der Verband selbst. Wesentlich dazu beigetragen haben Machtmenschen, wie die langjährigen Präsidenten Joao Havelange und Joseph Blatter, sowie deren Kronprinzen, von denen man sich Besserung erhofft hat: Michel Platini und Gianni Infantino. Die Strukturen des Weltverbandes, seine politischen Amtsträger, die Aufgaben diverser Gremien und Kommissionen, Programme zur Gewährleistung ethischer und juristischer Normen sowie eine Vielzahl an Vergehen und Skandalen – all diese Themen werden im nachfolgenden Kapitel ebenso behandelt wie dubiose Personalentscheidungen, nebulöse Verstrickungen in Rechtevergaben und heimliche Deals. Denn all das steht innerhalb des Fußballweltverbandes an der Tagesordnung, weshalb diese Themen zusammen mit der Geschichte dieses großen Verbandes, seinen Strukturen sowie den möglichen Verbesserungen durch Initiativen, Kommissionen und die Öffentlichkeit näher analysiert werden müssen. Als wichtigen Aspekt, durch den dieses Gebilde erst möglich gemacht wurde – und nach wie vor wird –, ist es mir ein Anliegen, auch jene Personen näher zu beleuchten, die hinter der FIFA stehen, sie führen und in den letzten Jahrzehnten massiv zur Entwicklung des Verbandes beigetragen haben. Leider lassen diese Personen, die als Vorbilder und Führer einer ganzen Sportart integer vorangehen sollten, selbst Werte wie Integrität, Unbestechlichkeit und Transparenz missen. Dadurch ergibt sich ein trauriges Kapitel in der Geschichte des Fußballs und auch in dieser Arbeit, jedoch ein notwendiges, um die Übel im modernen Fußball noch plakativer aufzuzeigen und darzustellen, warum das Problem der FIFA in ihrer Führungsetage zu finden ist.

86

5.1 Die Funktionen und Aufgabengebiete der Verbände und wichtigsten Gremien

Die Organisation des professionellen Fußballsports ist untrennbar mit dem Weltverband des Fußballs, der FIFA, verbunden. Neben diesem stellen auch sechs kontinentale und derzeit 211 der FIFA zugehörige nationale Verbände die Organisation des Fußballs rund um die Welt sicher. Hauptziel der Verbände ist es, die Statuten, Ziele und Ideale des Weltfußballs zu respektieren, den Sport zu fördern und zu verwalten. Hierfür obliegen ihnen nicht nur die Organisation von Wettbewerben, die einzelnen Verbände müssen immer auch individuelle Maßnahmen umsetzen, die der Förderung und positiven Entwicklung des Fußballs im jeweiligen Land dienen sollen.176 In diesem Abschnitt der Arbeit möchte ich vorwiegend die Funktionen und Aufgabengebiete der FIFA und der kontinentalen Verbände näher beleuchten sowie das Zusammenwirken von FIFA und IFAB, dem International Football Association Board. Letztgenanntes ist der Hüter von Regeln und Normen, die im Fußball zur Anwendung kommen und damit maßgeblich für die Änderungen, die den Fußballsport direkt am Spielfeld betreffen. Doch auch die Fülle an Selbstbestimmung, die den nationalen Verbänden oder der FIFA durch das IFAB bei der Anwendung der Regeln eingeräumt werden, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entwicklung des Fußballsports und möglichen wirtschaftlichen Einflüssen auf diesen.

5.1.1 Der Weltfußballverband FIFA

Während der englische Verband „The Football Association (FA)“ bereits 1863 gegründet wurde, kam es erst mehr als 40 Jahre später zur Gründung eines Weltverbandes für den Fußballsport. Die Fédération Internationale de Football Association, kurz FIFA, wurde am 21. Mai 1904 in Paris von den Gründungsmitgliedern Frankreich, Belgien, Dänemark, Niederlande, Spanien (Madrid Football Club), Schweden und Schweiz gegründet. Kurioserweise zeigte der englische Verband FA vorerst kein Interesse an einer Mitgliedschaft bei der FIFA, obwohl sich der Weltverband an den Regeln der FA orientierte, und schloss sich dieser erst 1905 an. In den folgenden Jahren wurden zwar immer mehr nationale Verbände Mitglieder der FIFA, durch die

176 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Verbände der FIFA. 87

beiden Weltkriege und der damit verbundenen politischen Lage kam es aber immer wieder zu Aus- und Wiedereintritten der verschiedenen Mitgliedsstaaten.177 Trotz aller Kriegswirren und des Abbruchs diverser diplomatischer Beziehungen konnte der Weltverband im Hintergrund von ein paar unermüdlich arbeitenden Personen – allen voran Carl Anton Wilhelm Hirschmann und Jules Rimet – über mehr als 30 Jahre hinweg am Leben gehalten werden. So wurde 1930 die erste Fußballweltmeisterschaft in Uruguay ausgetragen, und nach Kriegsende traten aufgrund des diplomatischen Geschicks von Rimet wieder unzählige Verbände in die FIFA ein, was den Aufschwung beginnen ließ.178 Mit Stand Juni 2020 umfasst die FIFA sechs kontinentale und 211 nationale Verbände.179

Die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) ist gemäß Art. 1 ihrer Statuten ein im Handelsregister eingetragener Verein nach Art. 60 ff. Schweizerischen Zivilgesetzbuches, mit Sitz in Zürich. Der Zweck der FIFA besteht laut FIFA-Statuten vor allem darin, − den Fußball laufend zu verbessern und weltweit unter Berücksichtigung seines völkerverbindenden, erzieherischen, kulturellen und humanitären Stellenwertes zu verbreiten; − internationale Fußballwettbewerbe zu organisieren; − die Regeln und Bestimmungen des Fußballs festzulegen, sowie deren Durchsetzung sicherzustellen; − den Assoziationsfußball (Anm.: das Fußballspiel nach den Regeln der Football Association, dem englischen Fußballverband) zu kontrollieren und Verletzungen der Statuten und Regeln zu verhindern; − zu verhindern, dass Methoden und Praktiken im Zusammenhang mit dem Fußballspiel vorkommen, die die Integrität der Spiele oder Wettbewerbe gefährden oder zu Missbräuchen des Assoziationsfußballs führen könnten. Zusätzlich zu diesen Grundzwecken hat sich die FIFA selbst, sowie allen ihren Mitgliedern, ein absolutes Diskriminierungsverbot auferlegt und die Förderung des Fair Plays zu einem weiteren Ziel erklärt.180 Vor allem der letzte oben erwähnte Zweck der FIFA ist im Verlauf dieser Arbeit immer wieder von Interesse, da ich ja bereits aufgezeigt habe, welche Manipulationen und Korruptionsfälle

177 Vgl. Wöhrer: Zur Geschichte der FIFA, S. 39–40. 178 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Geschichte der FIFA. 179 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Verbände der FIFA. 180 Vgl. Vollmüller: Weltverband - FIFA, S. 425–426. 88

im Zuge von Football Leaks bereits zu Tage getreten sind, und wie auch gegenwärtig noch hochrangige FIFA-Funktionäre durch ihr Handeln die Integrität dieses Sportes weiter untergraben.

Neben vielen anderen Voraussetzung für die Mitgliedschaft bei der FIFA ist für die nationalen Verbände unerlässlich, dass diese nicht-wirtschaftlichen Zwecken dienen, um auch der Ausrichtung der FIFA als gemeinnützigem Verein nach Schweizer Recht nachzukommen.181 Hieraus ergibt sich, dass auch viele Nationalverbände als Vereine organisiert sind wie auch der österreichische Fußballbund (ÖFB). Dennoch besteht für den ÖFB die Möglichkeit, gewisse Bereiche aus dem Verein herauszulösen und diese einer GmbH zu übertragen – im konkreten Fall der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, dessen hundertprozentiger Gesellschafter der ÖFB ist und welche sich um die marktorientierte Führung des Österreichischen Fußballbundes samt Führung des Teilbetriebs Profisport, die Werbeplanung, die Koordination und Kommunikation, sowie um den Handel mit Fanartikeln kümmert.182 Mit diesen Einnahmen und den erwirtschafteten Geldern soll der Fußballsport in Österreich gefördert werden, so wie das auch der Zweck der FIFA vorsieht. Die Stärke dieser Bindung des Weltverbandes des Fußballs selbst an die Gemeinnützigkeit und nicht-gewinnorientierte Ausrichtung werde ich später noch näher beleuchten.

Die Struktur der FIFA als Verein bringt auch die Notwendigkeit mit sich, dass sich diverse Organe um die Erfüllung der Aufgabenbereiche des Weltverbandes kümmern. Die wichtigsten Kabinette und ihre Funktionen, welche in Artikel 21 der FIFA-Statuten definiert sind, werde ich in weiterer Folge kurz erklären:

a) FIFA-Präsident: Der Präsident des Fußballverbandes wird auf dem FIFA-Kongress von den Mitgliedsverbänden für eine Amtszeit von jeweils vier Jahren, durch Erringung einer absoluten Mehrheit, gewählt. Intern führt er den Vorsitz beim FIFA-Kongress sowie bei allen Sitzungen des FIFA-Exekutiv- und Dringlichkeitskomitees, als auch bei allen anderen Kommissionen der FIFA. Er ist zwar nicht offiziell persönlich für die Administration des Weltverbandes verantwortlich, durch das Recht, die Ein- oder Absetzung des Generalsekretärs gegenüber dem Exekutivkomitees vorzuschlagen und dessen Arbeit fortlaufend zu kontrollieren, erhält der Präsident aber einen großen

181 Vgl. Vollmüller: Weltverband - FIFA, S. 427–428. 182 Vgl. FirmenABC: ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, 2020. 89

Einfluss auf die Verwaltung. Nach außen vertritt der Präsident die Mitglieder und Konföderationen gegenüber politischen Institutionen und internationalen Organisationen. Gemäß dem Schweizerischen Vereinsrecht ist er somit auch mit der Position eines Vorsitzenden des Vereinsvorstandes gleichzusetzen.

b) FIFA-Generalsekretär: Im Gegensatz zu anderen Funktionären wird der Generalsekretär nicht von einem Gremium als Organ der FIFA gewählt, sondern agiert als Geschäftsführer aufgrund eines dem Privatrecht unterliegenden Vertrages zwischen ihm und dem Verband. Er leitet das Generalsekretariat und damit die Administration des Weltverbandes und schlägt dem Präsidenten die FIFA-Direktoren als leitende Angestellte vor.

c) FIFA-Kongress: Der FIFA-Kongress ist die Versammlung aller FIFA-Mitglieder und stellt das oberste und gesetzgebende Organ dar. Dieser tagt zumindest einmal ordentlich pro Jahr, kann aber auch außerordentlich einberufen werden. In beiden Fällen dient das Exekutivkomitee der FIFA für die formelle Einberufung der Versammlung. Jeder Mitgliedsverband kann bei Abstimmungen votieren, die sechs Konföderationen haben kein Stimmrecht und dürfen lediglich als Beobachter teilnehmen. Alle vier Jahre und immer im Jahr anschließend an eine Fußballweltmeisterschaft wählt der Kongress den FIFA-Präsidenten.

d) FIFA-Exekutivkomitee: Wie der Name schon besagt, ist das Exekutivkomitee das ausführende Organ des Weltverbandes und tagt, auf Einberufung des Präsidenten hin, mindestens zwei Mal pro Jahr. Es umfasst 24 ständige Mitglieder, welche – bis auf den Präsidenten und den von den vier britischen Verbänden bestimmten Vizepräsidenten – von den sechs Kontinentalverbänden entsandt werden. Zu den wichtigsten Aufgaben des Komitees zählen u.a. die Ernennung der Vorsitzenden und Mitglieder sämtlicher Kommissionen, der Rechtsorgane der FIFA, sowie die Benennung der Delegierten für das International Football Association Board. Einen großen Einfluss hat das Exekutivkomitee auch, da die Weltmeisterschaften durch dieses an die Austragungsorte vergeben werden und es das Dringlichkeitskomitee beinhaltet, welches sich um Geschäfte kümmern muss, die einer unverzüglichen Erledigung bedürfen.183

183 Vgl. Vollmüller: Weltverband - FIFA, S. 438–447. 90

Blickt man auf diese Strukturen, darf man sich nicht davon täuschen lassen, dass diese den Anschein eines demokratischen Systems vermitteln. Denn im Endeffekt entscheidet der FIFA- Präsident über einen Großteil der Postenbesetzungen in diesen Gremien. Er schlägt nicht nur einen Generalsekretär vor, sondern kann durch seine Unterstützung bei kontinentalen Wahlkämpfen auch jenen Personen zum Sieg verhelfen, die ihm gewogen sind, und die er in weiterer Folge auch in das Exekutivkomitee berufen wird. Dieser Umstand wird bestens sichtbar, wenn wir uns in weiterer Folge die Entwicklung der FIFA in den letzten 45 Jahren ansehen werden. Bei einem so großen Verband wie der FIFA gibt es naturgemäß noch einige weitere Kommissionen, welche aber an dieser Stelle nicht von Relevanz sind. Lediglich die Ethikkommission wird in einem gesonderten Kapitel näher behandelt werden, da sie einen elementaren Teil zum Thema dieser Arbeit beitragen wird.

5.1.2 Die kontinentalen Verbände

Weltweit gibt es sechs kontinentale Verbände: Die AFC in Asien, die CAF in Afrika, die CONCACAF in Nord-, Mittelamerika und der Karibik, die CONMEBOL in Südamerika, die UEFA in Europa und die OFC in Ozeanien.184 Diese haben ihre Hauptsitze auf den jeweiligen Kontinenten, die UEFA – ebenso wie die FIFA ein Verein nach schweizerischem Recht – hat ihren Sitz in Nyon. Die Kontinentalverbände entsenden die Vizepräsidenten und Mitglieder des Exekutivkomitees sowie die Mitglieder der Kommissionen der FIFA und haben damit Einfluss auf die Arbeit im Weltverband. Alle nationalen Verbände der FIFA müssen gleichzeitig auch immer Mitglied eines kontinentalen Verbandes sein, wobei die Zuordnung – bis auf wenige Ausnahmen – nach geografischen Gesichtspunkten entschieden wird. Die Kontinentalverbände sind selbst keine Mitglieder der Weltverbandes, es besteht auch kein explizites Reglement zum Rechtsverhältnis zwischen diesen.185 Stehen die Wahlen zur Präsidentschaft an, wählen nicht die großen Kontinentalverbände oder deren Vertreter. Jedes Mitgliedsland der FIFA hat eine eigene Stimme. Ein Faktor, den es später zu berücksichtigen gilt, da enormes Potential in diesem Wahlsystem liegt, bringt man die Kleinststaaten hinter sich. Nicht die großen Kontinentalverbände oder Nationen gewinnen also

184 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Verbände der FIFA. 185 Vgl. Vollmüller: Weltverband - FIFA, S. 427–433. 91

die Wahlen für die Bewerber. Vielmehr ist es die Fülle an Kleinststaaten, die eine hohe Gewichtung erzielen kann. Noch basisdemokratischer kann es eigentlich gar nicht mehr zugehen, wie Kistner und Weinreich ironisch anmerken, wenn Länder ohne eigenen Liga- und Spielbetrieb auf einer Ebene mit Fußballnationen wie England, Deutschland oder Brasilien stehen.186 Die kontinentalen Verbände schaffen es immer wieder auch, von der FIFA als Konkurrenz wahrgenommen zu werden. Das passiert vor allem dann, wenn diese neue Wettbewerbe, Projekte oder Produkte etablieren, welche weitere Einnahmen in ihre Verbandskassen spülen. Ein erfolgreicher Kontinentalverband wie die UEFA wird dann oftmals eher als Bedrohung, denn als potenter Partner betrachtet. In diesem Kontext wird die Entstehung der UEFA Champions League als Nachfolger des Pokals der Landesmeister noch eine Rolle spielen. Einflussreiche Entscheidungsträger und Mandatare, denen Manipulationen und Begünstigung von Korruption vorgeworfen wird, konnten auch in den Kontinentalverbänden der FIFA ihre Macht festigen und ausüben. Zusätzlich dazu werden gerade in den europäischen und südamerikanischen Verbänden immer wieder Rufe in Hinblick auf Unredlichkeit und Bestechung laut, wie später noch gezeigt werden wird.

5.1.3 Das International Football Association Board (IFAB) und die Bewahrung des Fußballsports

Das International Football Association Board, kurz IFAB, ist der oberste Regelhüter im Weltfußball. Alle neuen Regeln und Normen, die das Fußballspiel als Sport direkt betreffen, werden im IFAB beschlossen, es können keine grundlegenden Normen ohne die Genehmigung durch dieses verändert werden.187 Das betrifft vor allem jenes Regelwerk, das sich direkt auf das Spiel sowie auf die Möglichkeiten und Einschränkungen für alle Beteiligten auf dem Spielfeld bezieht. In erster Linie sind also Spieler, Trainer und Schiedsrichter die Adressaten der Regeln, die durch das IFAB aufgestellt und abgeändert werden. Wie zuvor auch schon FIFA und UEFA ist das IFAB als Verein organisiert und hat seinen Sitz ebenfalls in der Schweiz, genauer gesagt in Zürich. Es ist ein Gremium bestehend aus den vier britischen Verbänden England, Wales, Schottland und Nordirland sowie vier Vertretern der

186 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 20–21. 187 Vgl. Stopper: "Fußball-Rechte", S. 67. 92

FIFA, das 1886 das erste Mal zusammentrat188. Die höchste und damit auch gesetzgebende Instanz ist die Generalversammlung, welche für gewöhnlich einmal pro Jahr zusammentritt und auf der die Mitglieder über diverse Regeländerungen abstimmen. Die britischen Fußballverbände haben dabei jeweils eine, die FIFA in Summe vier Stimmen, welche im Falle der FIFA jedoch immer en bloc, also geschlossen für oder gegen einen Antrag abgegeben werden müssen. Für einen positiven Ausgang wird zumindest eine Dreiviertelmehrheit benötigt. Die zu diskutierenden Anfragen, die Themen der Generalversammlung sowie alle Anträge, die zur Abstimmung kommen sollen, werden im „Board of Directors“ und weiteren Subkomitees der IFAB vorbereitet.189 Die IFAB gibt die grundlegenden Spielregeln vor, alle kontinentalen und nationalen Verbände haben sich daran zu halten. Bei gewissen anderen Regelungen werden allerdings keine konkreten Normen an die Verbände übermittelt. So kann jede Konföderation, und auch jeder nationale Verband, nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen treffen, Regeln aufstellen und diese abändern, um den Fußballsport im vorhandenen Einflussgebiet bestmöglich zu fördern. Diese Freiheit wird vom IFAB dezidiert in der Auflistung der Regeln und Regeländerungen für das Spieljahr 2017/18 erwähnt.190 Das bedeutet, dass Maßnahmen wie der „Österreicher-Topf“, der eine Zahlung von Extraprämien für den Einsatz möglichst vieler Österreicher in einer Mannschaft vorsieht, rein nationale Lösungen sind, um den Fußball bestmöglich im jeweiligen Land zu entwickeln. Diese Vorgaben fußen jedoch nicht auf vordefinierten Regelungen des IFAB. Sowohl die Veränderung bestehender als auch die Einführung neuer Regeln ist ein langwieriger Prozess, der bei einem Milliardengeschäft wie dem Fußball nicht leichtsinnig vorangetrieben werden darf, wie Müller ausführt. Regeländerungen können direkten Einfluss auf die Strahlkraft und die Attraktivität eines Sportes haben und damit auch seine wirtschaftliche Position auf dem Markt beeinflussen. Darum werden neue Regularien vorab im Jugendbereich oder in einer Liga eines Staates getestet, analysiert und dann entsprechend der festgestellten Tauglichkeit in das Regelwerk aufgenommen oder aber wieder verworfen. Das IFAB jedoch darf nicht als Vorantreiber von Innovation im Fußball gesehen werden, es versteht sich viel mehr als Bewahrer und Verteidiger des Fußballsportes.191

188 Vgl. Wöhrer: Zur Geschichte der FIFA, S. 40. 189 Vgl. International Football Association Board: Statutes of The International Football Association Board (The IFAB), 2017. 190 Vgl. International Football Association Board: Spielregeln 2017/18, 2017, S. 15. 191 Vgl. Müller: Die heimlichen Hüter der Regeln. 93

Diese langwierigen Prozesse mögen das eine oder andere Mal auch durchaus ermüdend sein und dringend notwendige Anpassungen verzögern, grundsätzlich ist eine durchdachte und vorsichtige Vorgangsweise aber zu begrüßen. Sollte der Fußball allzu kurzfristigen Regel- und damit auch Meinungsschwankungen unterworfen sein, könnte die Attraktivität für Fans und Zuseher verloren gehen. Wichtig für das Interesse der Sportbegeisterten sind nach dem IFAB auch das Verständnis und die leichte Nachvollziehbarkeit der Regeln sowie die Notwendigkeit von Fairness, Integrität, Respekt, Sicherheit und die Freude der Teilnehmer.192 Doch kann dieses, für den Fußball so entscheidende Gremium, beeinflusst oder korrumpiert werden? Besteht die Möglichkeit der Einflussnahme von außen, um Regeln nach eigenen Wünschen abändern zu lassen? Müller sieht die Gefahr vor allem in der Struktur des IFAB begründet: Einige wenige Menschen entscheiden über massive Änderungen an einer Sportart, die auf Milliarden Menschen weltweit Einfluss hat und enorme Geldsummen bewegt. Von allen nationalen Verbänden weltweit sind nur die vier aus England, Wales, Schottland und Nordirland im Gremium permanent vertreten, alle anderen müssen sich damit begnügen, durch die vier Delegierten der FIFA ausreichend vertreten zu sein. Während beispielsweise die Manipulation bei Turniervorgaben einen relativ kurzen und überschaubaren Effekt haben würde, sind die Folgen bei Beeinflussungen von grundlegenden Fußballregeln nur schwer abschätzbar.193 Nimmt man das strategische Papier „Play Fair!“, welches das IFAB veröffentlicht hat, näher unter die Lupe, kann man zwei Dinge erkennen: Zum einen wirbt das Gremium darin für mehr Fairness und mehr Gerechtigkeit sowie Benehmen im Fußball – beispielsweise dem Schiedsrichter-Team gegenüber – , zum anderen soll aber auch die Attraktivität des Sports gesteigert werden.194 Die Steigerung der Attraktivität ist ein oftmals benutzter Terminus, um wirtschaftliche Aspekte stärker in den Sport einfließen zu lassen. So könnte die Erhöhung der effektiven Spielzeit mittels abgestoppter Zeit durch die Schiedsrichter dazu führen, diese kurzen Unterbrechungen tatsächlich für Werbespots zu nützen. Aus Fernsehübertragungen von Spielen aus dem American Football kennt man diese Pausen, die mit Werbeeinschaltungen gefüllt werden, schon. Eine Anwendung auf den Fußball zur Steigerung der finanziellen Mittel wäre im Bereich des Möglichen. Dieser Aspekt scheint auch seitens der FIFA-Verantwortlichen gewünscht zu sein, um die Position am Markt weiter zu stärken. Und das, obwohl derlei

192 Vgl. International Football Association Board: Spielregeln 2018/19, 2018, S. 12–13. 193 Vgl. Müller: Die heimlichen Hüter der Regeln. 194 Vgl. International Football Association Board: Play Fair!, 2017. 94

Änderungen laut FIFA-Vertreter für technische Entwicklungen, Marco van Basten, nicht in naher Zukunft in den Sport einziehen werden195. Die Befürchtung, dass solche Anpassungen zugunsten wirtschaftlicher Faktoren vonstattengehen könnten, äußert auch der Trainer Julian Nagelsmann, wie Müller erwähnt. Da auch die Finanzierung der Arbeit des IFAB nicht transparent geregelt ist und ein Naheverhältnis zur FIFA befürchtet werden kann, führt Müller in diesem Zusammenhang an, dass eine komplette Unabhängigkeit der obersten Regelhüter und eine Zusammensetzung aus Experten die beste Variante wäre.196 Grundsätzlich wäre ein Gefüge aus einer größeren Anzahl von Personen und ausgewiesenen Fachleuten zwar begrüßenswert, dennoch ist auch diese Maßnahme keine Basis für eine nicht korrumpierbare Arbeit des Gremiums. Wer würde die zuständigen Personen vorschlagen oder in ihre Ämter wählen? Müssen mögliche Kandidaten dann auf Stimmenfang gehen und bereits vorab Zusagen zu gewissen Regeländerungen geben? Dann wäre das neue Gremium zwar voller demokratisch gewählter Experten, aber ist beispielsweise nicht auch der FIFA-Präsident ein demokratisch gewähltes Oberhaupt, das keinerlei Einflussnahme ausgesetzt sein sollte? Und nimmt er nicht, entgegen aller Vorgaben, maßgeblich Einfluss auf Entscheidungen und Prozesse? Ich denke, dass die Unabhängig- und Unbestechlichkeit eines Konsortiums nicht so sehr davon abhängt, wie dieses aufgebaut ist, es kommt vielmehr auf die handelnden Akteure und deren Integrität an. Insofern ist die momentane, äußerst konservative Zusammensetzung des IFAB keine schlechte Lösung, zumal es auch an Alternativen mangelt. Die gegenwärtige Struktur sollte insofern genügen, da sich die aktuellen Regelhüter rund um die britischen Nationalverbände als Hüter jenes Sportes sehen, als dessen Mutterland sie bezeichnet werden und dessen Verbreitung in der ganzen Welt sie nach wie vor mit Stolz erfüllen sollte.

5.2 Korruption in den Verbänden

Korruption, undurchsichtige Personalrochaden, dubiose TV-Rechtevergaben, der Schutz von angeklagten FIFA-Funktionären und die damit einhergehende Verschleierung von Straftaten bestimmen seit Jahrzehnten die Arbeit der Führungsriege innerhalb der FIFA. Ein weltweit agierender Verband mit Milliardeneinkünften, der als Verein nach Schweizer Recht geführt wird und sich dadurch weder lästigen Finanzprüfungen unterziehen noch angemessene

195 Vgl. OÖ Nachrichten: Sieht so der Fußball der Zukunft aus?, 2017. 196 Vgl. Müller: Die heimlichen Hüter der Regeln. 95

Steuerleistungen erbringen muss. Ein autoritär herrschender Präsident mit dem Recht als Alleinunterzeichner Geldflüsse zu veranlassen, ohne Begrenzung von Legislaturperioden und mit einer ganzen Maschinerie an Systemerhaltern im Hintergrund: Kann diese Art der Geschäftsgebarung dem Zweck einer gemeinnützigen Organisation, welche sich die Förderung des Fußballsports rund um den Planeten, und die dadurch entstehenden Bande der Liebe und Freundschaft zwischen den Völkern, auf die Fahnen geschrieben hat, gerecht werden? Wie bereits in Kapitel vier ausgeführt, schaffte es die FIFA in der vierjährigen Berechnungsperiode 2015-2018, einen Ertrag von über 6,42 Milliarden USD, und damit eine Steigerung im Vergleich zur Vorperiode von 888 Millionen USD, zu erzielen.197 Gemäß den Zwecken der FIFA sollten diese Gelder wieder in den Fußball reinvestiert werden. Der ehemalige Schweizer Parlamentarier Hans-Jürg Fehr hat bereits 2011 eine parlamentarische Anfrage im Schweizer Nationalrat eingebracht, wonach die FIFA nicht weiter als gemeinnütziger Verein angesehen werden kann und man über deren Steuerbefreiung debattieren sollte. Die Fragen, die er dabei formuliert hat, sind durchaus pikant, u.a. „Hält der Bundesrat eine Organisation für gemeinnützig im Sinne von Artikel 56 Buchstabe g DBG, die ihren Führungsleuten innert zweier Jahre 50 Millionen Franken an Boni ausgeschüttet hat?“198. Sieht man sich diese Interpellation näher an, wird schnell ersichtlich, dass sich Fehr genau jenen Einwänden anschließt, die Journalisten und Kritiker bereits seit Jahren gegen die FIFA vorbringen: unangemessen hohe Boni, Spenden an Strafverfolgungsbehörden wie Interpol und die rechtlichen Forderungen gegenüber Veranstalterstaaten bei Großereignissen. Die Stellungnahme des Bundesrates ist eine Absage an weitere Aufklärungsmaßnahmen und nähere Untersuchungen der Sachlage. Eine Antwort offenbart auch die Undurchsichtigkeit der Aufstellung in den führenden Positionen der FIFA:

„Dass die Fifa innert zweier Jahre ihren Führungskräften 50 Millionen Franken an Boni, wie der Interpellant ausführt, ausgerichtet hat, ist dem Bundesrat nur aus der Presse bekannt, weshalb er sich dazu nicht äussern (sic!) kann. Nicht bekannt ist im Übrigen, an wie viele Personen die angeblichen Boni-Zahlungen ausgerichtet wurden.“199

Wer hier also von Bonuszahlungen profitieren konnte, ist nicht einmal dem Schweizer Bundesrat bekannt. Die Summen beschäftigen aber auch politische Institutionen auf

197 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: FIFA Finanzbericht 2018, 2018, S. 16. 198 Fehr: Interpellation: Die Fifa ist keine gemeinnützige Organisation, 2013, S. 1. 199 Fehr: Interpellation: Die Fifa ist keine gemeinnützige Organisation, 2013, S. 2. 96

europäischer Ebene. So wundern sich die Politiker des Europarates, weshalb die Lohnkosten des europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte 2010 für 47 Richter und 629 Mitarbeiter bei 55 Millionen Euro lagen, während die FIFA im selben Jahr für 24 Exekutivmitglieder und 387 Angestellte 102 Millionen Euro ausgab200. Das alles sind Gründe genug, einen Blick auf jene fragwürdigen Strukturen und Verbandelungen zu werfen, die in der FIFA über Jahre entstehen konnten, und die dem Weltverband den Ruf einer mafiösen Organisation einbrachten.

5.2.1 Korruption als Nebenerscheinung von Macht und Einfluss – FIFA als Sinnbild für die Korruption im Fußball

Die Aufgaben der Exekutivorgane der kontinentalen Verbände, insbesondere der FIFA sowie deren Präsidenten, wurden bereits erwähnt. Kistner und Weinreich zählen aber eine weitere Aufgabe hinzu:

„Es gibt aber einen schwierigen Auftrag, den die Führer dieses Weltsports zu erfüllen haben […]: Schaden abzuwenden. Sie müssen den Sport schützen vor allem, was ihn für andere Zwecke mißbrauchen (sic!), vergewaltigen, korrumpieren will. Vor dem Ansturm der Industriesponsoren und der Fernsehkonzerne […] Des Schutzes bedarf es auch vor Korruption, Ämtermißbrauch (sic!) und der Gefahr, daß (sic!) der Sport seine Massenattraktivität verliert. […] Das alles setzt interne Wertungen und Gewichtungen voraus. Und natürlich klarsichtige, unabhängige Instanzen, die sich der anrollenden Kommerzmaschine wirkungsvoll entgegenstellen können.“201

Nicht nur die Autoren dieser Zeilen stellen sich zurecht die Frage, ob es derlei unabhängige Instanzen im Weltfußball gibt. Sieht man sich die Machtspiele, Posten- und Rechteschacher der letzten 45 Jahre an, besteht kein Zweifel, dass die Führungspersönlichkeiten der FIFA den oben genannten Auftrag nicht in ihre Vierjahrespläne einbezogen haben. Zahlreiche Vergehen, Vorwürfe und undurchsichtige Aktionen begleiten den Fußballweltverband seit einigen Jahren. Doch wie konnte die FIFA zu einem Sinnbild für Korruption im Fußball und über die Grenzen

200 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 403. 201 Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 16. 97

dieses Sportes hinaus werden? Welche Strukturen und Personenkreise begünstigen derlei Entwicklungen?

Grundsätzlich sind sowohl der Präsidentenposten als auch seine Vizepräsidenten und die Exekutivkommission Ehrenämter, die administrative und wirtschaftliche Führung sollte de facto beim Generalsekretär und seiner Administration liegen. Da dieser jedoch auf Rat des Präsidenten bestellt wird, kann sich der Präsident nicht nur jemanden aussuchen, der ihm gewogen ist, sondern zusätzlich auch noch von ihm beeinflusst werden kann. Dadurch erhält der Vorsitzende des Vereins FIFA also großen Einfluss auf sämtliche Belange des Tagesgeschäfts, auf die Geldflüsse, das Marketing, diverse Förderprojekte und die Vermarktung der Markenrechte. Begonnen mit Joao Havelange, der 1974 zum FIFA- Präsidenten gekürt wurde, zogen in den folgenden Jahrzehnten massenhaft Funktionäre in die Führungspositionen des Weltverbandes und der kontinentalen Verbände ein, die diese Machtfülle für sich zu nutzen wussten. Kistner liefert dazu auch eine Analyse, die die Lücken des Schweizer Vereinsrechtes offenbart, welche die großen Sportverbände gnadenlos ausnützen:

„Das Schweizer Vereinsrecht ist eine Traumvorlage für Sportverbände, die ja faktisch Millionen- oder Milliardenbetrieb sind. […] es existiert keine Registerpflicht, schon gar keine Verpflichtung zu Buchprüfung oder für externe Kontrollen. Ein Verein zahlt ungefähr halb so viel Steuern auf den Jahresgewinn wie eine Firma. Pralle Kassenschränke stehen Leuten offen, die zwar im Ehrenamt stehen, per Daumenzeichen aber über gigantische Millionendeals entscheiden.“202

Selbst der langjährige Berater von Joseph Blatter, Jérôme Champagne, sieht in der fehlenden Trennung zwischen Politik und Geld eine große Gefahr. Er moniert, dass der Fußball mittlerweile nicht mehr mit den originalen Strukturen von 1904 geführt werden kann.203 Werden also derart große Summen, wie bei der FIFA, bewegt, kann und muss die Struktur der einzelnen Positionen, Gremien, Machtbefugnisse und Möglichkeiten klar geregelt und im Fall eines Vergehens auch hart sanktioniert werden. Immerhin beträgt die Entlohnung der höchsten Funktionäre 100.000 USD pro Jahr, als Aufwandsentschädigung. Hotels, Flüge und

202 Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 273. 203 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 273. 98

Restaurantbesuche übernimmt die FIFA, Taggelder in Höhe von 500 USD werden ebenso gezahlt wie WM-Tickets und Pensionsgelder204. Umso interessanter ist der Fakt, dass die höchsten Funktionäre im Fußballweltverband die Leitlinien ihres Handelns oftmals selbstständig und flexibel festlegen. Schließlich kann der Präsident sogar Förder- oder Bauprojekte eigenhändig vergeben und muss sich die Zustimmung des Exekutivkomitees erst hinterher einholen. Der damalige UEFA-Präsident Michel Platini bestätigt dies, Blatter sieht darin seine Handlungsmöglichkeiten als Präsident gewahrt und kann keinen Verstoß gegen irgendwelche Richtlinien erkennen.205 Diese Herangehensweise erinnert an einen Dorfverein, der die spontane Anschaffung eines neuen Kühlschranks und die damit verbundenen Ausgaben im Nachhinein auf der Jahreshauptversammlung rechtfertigen muss. Bei den Millionendeals der FIFA bedarf es allerdings mehr als nur einer freundschaftlichen Rüge durch einen Funktionärsfreund.

Doch große und teils schwer nachvollziehbare Geldmengen werden nicht nur innerhalb der FIFA und der Kontinentalverbände bewegt, sondern auch zwischen ihnen und anderen Institutionen. In diesem Kontext muten auch die Verbindungen zwischen FIFA und Interpol sehr seltsam an. Zu dieser Beziehung kam es unter anderem, indem die FIFA das Ziel verfolgte, einen eigenen Sicherheitsapparat auszubauen und so die vielbesungene „Familie“ des Weltverbandes zu schützen. So wurde der ehemalige Interpol-Direktor Chris Eaton zum Sicherheitschef der FIFA, was nicht unproblematisch ist, immerhin ist Interpol eine internationale Organisation zur besseren Vernetzung nationaler Polizeibehörden, und alte Verbindungen mit ehemaligen Kollegen reißen vermutlich auch nicht von heute auf morgen ab206. Kann man so einen Sicherheitschef als vollkommen neutral und objektiv ansehen, oder dient er vielmehr als Bindeglied zwischen einem Sportverband und einer kriminalpolizeilichen Organisation? Jeder darf sich an dieser Stelle seinen Teil denken, derlei Postenbesetzungen können jedoch nie ohne fahlen Beigeschmack realisiert werden. Die FIFA-Interpol Verquickung gipfelt schließlich kurz vor den Präsidentschaftswahlen 2011 in einer Spende von 20 Millionen Euro, die der Fußballweltverband der Behörde zur Bekämpfung von Spielmanipulationen zukommen lässt. Ausgerechnet jene kriminalpolizeilichen Behörden könnten doch auch grenzübergreifend belastbares Material gegen das Gebaren des Verbandes suchen und vorlegen. Der Journalist Thomas Kistner fragt

204 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 206. 205 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 357. 206 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 14–15. 99

sich nicht zu Unrecht, ob die FIFA sich Interpol mit dieser Spende „gekauft“ hat, wieso diese Kooperation ausgerechnet ein paar Wochen vor der Präsidentenwahl in einer Nacht-und-Nebel- Aktion aus der Taufe gehoben wird und ob sich Interpol im Klaren über die Reputation seines neuen Sponsors ist.207 Ein transnationaler Sportverband, der selbst in der Kritik steht, von einem System aus Korruption durchdrungen zu sein, finanziert eine international tätige kriminalpolizeiliche Organisation mit einer Millionenspende – obwohl bereits Behörden wie das FBI gegen zahlreiche Funktionäre und die Verbandsspitze ermitteln: Geschichten wie diese schreibt in den letzten Jahrzehnten nur der Fußball.

Nicht nur die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen oder die Bauwerke innerhalb des Gebildes FIFA werfen Fragen auf. Im Sog diverser Spitzenfunktionäre, oder bereits als deren Förderer, bahnen sich auch Personen ihren Weg in die Spitzen des Sports, die gänzlich anderen Interessen folgen, als diesen zu fördern. Vielmehr geht es um wirtschaftliche Interessen von Sponsoren, Agenturen, Rechtevermarktern und ganzen Staaten. Kaum jemand war darin so gut, seine Schützlinge für die Top Jobs im Sport in Stellung zu bringen, als der Adidas-Spross Horst Dassler. Horst Dassler war das älteste Kind des legendären Adidas-Gründers Adolf Dassler und maßgeblich am Aufstieg des Unternehmens zur Weltmarke beteiligt. Parallel zu seinen Tätigkeiten beim Sportartikelhersteller versuchte Dassler jedoch nicht nur namhafte Athleten von den Adidas-Produkten zu begeistern. Durch gezielte Korruption baute er sich ein einmaliges Geflecht an manipulierbaren Funktionären auf – auch innerhalb der FIFA. Seine Ziele hierfür waren auf der einen Seite der Zugriff auf nationale Verbände, um deren Sportler mit seinen Produkten ausstatten zu können, und auf der anderen Seite lockte ihn das sportpolitische Machtpotential der internationalen Verbände. Während er selbst seine Bedenken hinsichtlich der Verknüpfung von Wirtschaft und Sport immer äußerst redlich äußerte, zeigten seine Handlungen ein gänzlich anderes Gesicht, legte er doch unter anderem eine veritable Anzahl an Geheimakten zu sämtlichen Sportfunktionären, deren Vorlieben und Möglichkeiten an208. Bei all seinen Winkelzügen agierte Dassler aber in keiner Weise dumm oder voreilig, vielmehr plante er sein Vorgehen sorgfältig. Das zeigt auch der Umstand, dass er zusammen mit seinem damaligen Partner Patrick Nally den international anerkannten Großkonzern Coca-Cola als Sponsor für die FIFA gewinnen konnte. Das Kalkül dahinter offenbarte Nally nach deren Entzweiung: Durch diesen Deal war die FIFA über jeden Zweifel

207 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 345–348. 208 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 37. 100

erhaben und niemand überprüfte deren Finanzgebaren, niemand forschte nach, wohin die Gelder flossen.209 Über sein Firmengeflecht, das teilweise nur mehr er selbst und sein getreuer Mitarbeiter Jean- Marie Weber, der für Dassler Hunderte von Sportfunktionären und einflussreiche Personen mit Schmiergeldern versorgte, überblickten, sicherte sich Dassler Einfluss auf Verbände, Funktionäre und Marketingverträge. Die ehemalige IOC-Direktorin Monique Berlioux beschrieb Dassler als eigentlichen Boss des gesamten Sports, der nicht nur seine Marke stärken, sondern der Größte im Sport sein will. Dass dies auch dazu führte, dass Adidas aktuellen Trends nicht folgen konnte und so in weiterer Folge vom US-Hersteller Nike überflügelt wurde, liegt in Dasslers Schuld.210 Die Laufbahn seiner FIFA-Günstlinge Havelange und Blatter werde ich im nächsten Kapitel noch näher beleuchten, über diese erhielt Dassler aber auch Zugriff auf das Internationale Olympische Komitee (IOC), an dessen Spitze er 1980 Juan Antonio Samaranch installierte. Dort wirkt sein Handeln bis heute nach, ist doch sein ehemaliger Adidas-Mitarbeiter und Schützling Thomas Bach gegenwärtiger IOC-Präsident.211

Alle diese Verstrickungen und Schmiergeldaffären waren vorwiegend durch die gewachsenen Strukturen in den Verbänden und durch die rechtliche Lage in der Schweiz möglich. Immerhin konnten Privatpersonen, als solche gelten auch die ehrenamtlichen Funktionäre der FIFA, früher behördlich nicht in Zusammenhang von Bestechung und Korruption angeklagt werden, außer es wurde ein Antrag gestellt. Das änderte sich mit der Anpassung des Strafgesetzbuches in Hinblick auf das Korruptionsstrafgesetz212. Diese Gesetzesänderung wurde zwar nicht nur im Hinblick auf die Vorgänge im Weltfußballverband angestrebt, sondern sollte auch die anderen in der Schweiz ansässigen Sportverbände miteinschließen, dennoch wurde das Gesuch in den Medien wenig schmeichelhaft als „Lex FIFA“ tituliert. Ein Imageschaden, der dem Fußballverband so mit Sicherheit nicht schmeckte, bedeutete er doch die Schmach der öffentlichen Anklage an den Zuständen in der FIFA. Die Gesetzesänderung, die ab sofort auch Privatpersonen in dieses Gesetz einschließt, wurde letztlich im September 2015 von der Bundesversammlung der Schweizer Eidgenossenschaft beschlossen, was eine Verfolgung von Bestochenen und bestechenden Personen durch die Behörden ermöglicht213.

209 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 44–47. 210 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 85–89. 211 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 32. 212 Vgl. Bundesrat der Schweizerisches Eidgenossenschaft: 14.035 - Botschaft über die Änderung des Strafgesetzbuchs (Korruptionsstrafrecht), 2014. 213 Vgl. Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft: Schweizerisches Strafgesetzbuch (Korruptionsstrafrecht), 2015. 101

Hätte Horst Dassler zu diesem Zeitpunkt noch gelebt, wäre er vermutlich früher oder später auf einer Anklagebank gelandet, um sich für die Bestechung hunderter Amtsinhaber zu verantworten. Vor Gericht müssten eigentlich auch ein paar andere Funktionäre gestellt werden, die im Laufe der Jahre dem Weltfußballverband jegliche Integrität und Transparenz geraubt haben.

5.2.2 Von Havelange über Blatter bis Infantino – wenn das System von oben herab krankt

Maßgeblichen Einfluss auf das Gebaren des Weltverbandes hat naturgemäß dessen Präsident, der als oberster Repräsentant die Außenwirkung des gesamten Sportes, sowohl direkt als auch indirekt, mitgestaltet. Wie bereits zuvor erwähnt, eigentlich als Ehrenamt ausgelegt, kann er aufgrund diverser Freiheiten und Postenbesetzungen dennoch massiven Einfluss auf den Verband ausüben. Bis in die 1970er-Jahre hinein beschieden sich die Präsidenten damit, dieses honorige Amt würdevoll und zur besten Entwicklung des Fußballs auszuüben. Meist aus den englischen, zumindest aber aus den europäischen Verbänden kommend, waren diese Personen mit dem Fußball durch Karrieren als Athleten, Schiedsrichter oder Funktionäre verbunden214. Die Jahre ihrer Präsidentschaft waren meist geprägt von Nachkriegswirren und dem Versuch, den Fußball wieder auf die Beine zu bringen, die Verbände zu rehabilitieren, Wettbewerbe und Großveranstaltungen zu organisieren und die Ausbreitung des Sportes über den gesamten Erdball bestmöglich zu fördern. Eine große Neuheit war die erstmalige Übertragung der Weltmeisterschaft 1970 in Mexico mittels Farbfernsehen unter dem Präsidenten Sir Stanley Rous215. Ansonsten war die FIFA eher konservativ geführt worden, mögliche große Einkünfte aus Sponsorendeals und der Vermarktung von Fernsehrechten wurden skeptisch gesehen. All dies änderte sich mit der Präsidentschaftskandidatur von Joao Havelange, der riesiges Potential in den Vermarktungsmöglichkeiten des Fußballs erkannte. Havelange versprach den Ländern der Dritten Welt im Falle seiner Wahl die Aufstockung der Weltmeisterschaften von 16 auf 24 Teams, die Einführung einer Jugend-WM, Hilfe bei Stadionbauten, sowie bei der Ausbildung von Trainern, Funktionären, Ärzten und Schiedsrichtern.216 Was heutzutage als klassische Wahlversprechen im Vorfeld einer jedweden Wahl kaum noch wegzudenken ist, waren damals einschneidende Versprechen. Gerade die WM

214 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Der Präsident. 215 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Sir Stanley Rous. 216 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 25. 102

war traditionell von europäischen und südamerikanischen Ländern dominiert, die Vergrößerung sollte nun aber verstärkt Staaten aus dem afrikanischen, karibischen und asiatischen Raum die Teilnahme ermöglichen. Fast wäre es jedoch nicht so weit gekommen, dass Havelange die FIFA anführen sollte, da ihm in seiner Heimat Brasilien – trotz ausgezeichneter Beziehungen zu dort regierenden Militär-Junta – der Prozess drohte. Der Sohn eines belgischen Waffenhändlers und ehemalige Olympionike im Schwimmen und Wasserball stand vor seiner Wahl zum FIFA-Präsidenten 1974 dem brasilianischen Fußballverband CBF und der nationalen Sportorganisation CBD vor. Dort wurde sein Hang zur flexiblen Buchführung bekannt, da regelmäßig Millionensummen in den Kassen der Verbände fehlten. Rückwirkend wurde bekannt, dass Havelange dem CBD zwischen 1958 bis 1974 einen Schuldenstand von rund 20 Millionen Dollar beschert hatte. Dies ließ sogar die militärische Führung darüber nachdenken, ihn nicht nur aus seinem Posten zu entfernen, sondern ihm zusätzlich noch den Prozess zu machen. Man verfolgte das in Brasilien letztlich nicht weiter, da man den drohenden Imageschaden für das Regime vermeiden wollte, der entstanden wäre, wenn öffentlich bekannt geworden wäre, dass ein Verbrecher die FIFA-Präsidentschaft innehat.217 Havelange hatte den Absprung Richtung Schweiz also gerade noch rechtzeitig geschafft – Schwein gehabt. Im Laufe der Jahre rankten sich immer wieder dubiose Geschichten um Havelanges Geschäftsgebaren. Als er die WM 1978 in Argentinien unbedingt im Farbfernsehen ausstrahlen lassen wollte, starb ausgerechnet der Vorsitzende des Organisationskomitees, der lieber auf Bilder in schwarz-weiß gesetzt hätte, bei einem Mordanschlag. Außerdem wurden ihm bereits zu jener Zeit Verwicklungen in Kreise des illegalen Glücksspiels, sowie damit einhergehende Bestechungswilligkeit nachgesagt.218 Dieser Hang zu illegalen Aktivitäten zeichnete auch seine Präsidentschaft an der FIFA-Spitze aus, wo er ein System von gegenseitigen Abhängigkeiten, Schmiergeldzahlungen, gekauften Stimmen, beeinflussten Wahlen und Vetternwirtschaft etablierte, das „Nahrungskette“ genannt wurde219. Zwei von Havelange besonders gern gesehene Vertreter dieses Systems waren ein gewisser Joseph Blatter sowie Havelanges Schwiegersohn, Ricardo Teixeira. Teixeira wurde 1989 von Havelange auf den Posten des CBF-Chefs gehievt und führte fortan den Verband, wie sein Schwiegervater einst. Ein Parlamentsbericht aus dem Jahr 2001 bezeichnete die CBF gar als kriminellen Ort, wo Chaos, Inkompetenz und Verlogenheit herrschen. Teixeira, der Wahlkämpfe diverser Politiker sponserte, Richtern samt deren

217 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 30–31. 218 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 32–34. 219 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 35. 103

Ehefrauen Reisen zu Weltmeisterschaften spendierte und Schmiergelder bunkerte, brachte dies allerdings erst 2012 zu Sturz. Neben seinem Nachfolger José Maria Marin ereilte das gleiche Schicksal inklusive Ermittlungen wegen Korruption auch noch den langjährigen CONMEBOL- Präsidenten und FIFA-Exekutivmitglied Nicoláz Leoz aus Paraguay, dessen Nachfolger Eugenio Figueredo, sowie den Sohn des spanischen Verbandspräsidenten, Gorka Villar, der seinerseits Generalsekretär der CONMEBOL war.220 Sie alle waren Günstlinge und Nachfolger der Strukturen Havelanges und hatten als langjährige Exekutivmitglieder oder Verbandsfürsten die Vermarktungsmöglichkeiten des Fußballs zu ihrem eigenen Vorteil ausgenutzt. Letztlich mussten sie alle mit Anklagen, Haftstrafen oder Hausarrest rechnen.

Kein Zögling Havelanges verstand sein Handwerk jedoch so gut wie Joseph Blatter. Der vormalige Direktor für PR und Sport der Swiss Timing-Longines wurde als Marketingexperte und technischer Direktor von Havelange und Dassler abgeworben, und sollte alsbald ein wichtiges Zahnrad im Getriebe ihres Systems werden. Blatter fand sein Büro allerdings vorerst nicht direkt in der FIFA Zentrale, sondern in Dasslers französischem Adidas-Ableger. Sogar sein Gehalt wurde damals nicht von der notorisch klammen FIFA, sondern von Adidas bezahlt, wie der spätere Vorstandschef Robert-Louis Dreyfus herausfand.221 Auch hier zeigte Dassler wieder unglaubliches Gespür, denn indem er mit Blatter den nächsten Spitzenfunktionär aufbaute und auch noch sein Salär beglich, hatte er einen weiteren Top Mann neben Havelange, der ihm dabei helfen würde, seine Visionen für den Fußball umzusetzen. Ein Mann musste nun allerdings noch aus dem Weg geräumt werden, damit man Blatter dort installieren konnte, wo er Dassler und Havelange den meisten Nutzen bringen würde, nämlich als Generalsekretär der FIFA. Diesen Posten hatte bis dahin der integre und statutentreue Helmut Käser inne, der den autoritären Führungsstils Havelanges sowie dessen direkten Eingriff in die Buchhaltung des Verbandes kritisierte und verdeckte Schmiergeldzahlungen aufdeckte. Letztlich schoss er sich beim Versuch, diese zu unterbinden und zu veröffentlichen, selbst ins Abseits und wurde demontiert.222 Denn ein Generalsekretär, der bei einem System der Selbstbereicherung und Gelddruckmaschinerie nicht voll mitzieht, wird nicht gebraucht. So wurde nach einer unschönen Schmutzkübelkampagne und der damit einhergehenden Demontage Käsers schließlich Joseph Blatter 1981 zum Generalsekretär des Weltfußballverbandes bestimmt und

220 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 69–71. 221 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 47. 222 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 50–51. 104

zwar ganz im Havelange-Stil: Obwohl diese Besetzung vom Exekutivkomitee bei der nächsten Sitzung Anfang 1982 getroffen werden sollte, kam der Präsident diesem zuvor und begnügte sich damit, die anderen Mitglieder brieflich über seine Entscheidung zu informieren223. Tres faciunt collegium – damit saßen nun endlich alle drei Herrschaften der Vermarktungsmaschinerie FIFA an den Hebeln des Weltfußballs und genierten sich auch nicht, einige dubiose Deals gemeinsam zu realisieren. Dieses Verhalten rief mit der Zeit aber vor allem die europäischen Verbände auf den Plan. In der UEFA führte seit 1990 der Schwede Lennart Johansson das Zepter als Präsident, der 1992 mit der Umwandlung des Europapokals der Landesmeister in die neue Champions League einen wahren Coup landete. Denn dieser Wettbewerb, bei dem die Meister und jene Mannschaften, die in den nationalen Ligen auf den ersten Plätzen landeten, gegeneinander antreten, kann als Musterbeispiel für professionelle Vermarktung und integre Verbandsführung betrachtet werden. Der Sponsorenkreis der Champions League wurde bewusst klein und exklusiv gehalten, die Erlöse wurden nicht mafiös aufgeteilt oder gebunkert, sondern kamen direkt den Vereinen, den nationalen Verbänden sowie Aufbauhilfen in ärmeren europäischen Regionen zugute. Das Ganze konnte transparent dargestellt und nachverfolgt werden. Die Europameisterschaften wurden unter Johansson von acht auf 16 Mannschaften aufgestockt und die Fernsehrechte gut vermarktet – besser als die FIFA es mit den Fernsehgeldern der Weltmeisterschaften gemacht hatte.224 Johansson selbst war kein machtgieriger Karrieremensch, der sich durch derlei Erfolge als Alleinherrscher etablieren und den FIFA-Thron an sich reißen wollte. Vielmehr kristallisierte er sich als logischer Gegenkandidat zu Havelange heraus. Er stellte seine Visionen für die zukünftige Gestaltung des Fußballs vor, die zuvorderst den Ausbau der Demokratie, der Solidarität sowie der Transparenz in der FIFA fördern sollten und er wollte aufgrund der vermehrten Enthüllungen zur Korruption im Weltfußballverband einen verbindlichen Ethik- Code für alle am Fußball beteiligten Personen einführen225. Sein Zukunftsprogramm war letztlich eine Absage an die bisherige Verbandsführung sowie deren korrupte Strukturen der Alleinherrschaft und zeigte schonungslos die damaligen Missstände auf:

- „Sicherung eines gerechten Anteils an der Führung der FIFA. Die Amtsdauer des Präsidenten ist in den Statuten zu begrenzen.

223 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 70–71. 224 Vgl .Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 99–101. 225 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 158. 105

- Die Mitglieder des Exekutivkomitees sollen ihren spezifischen Fähigkeiten entsprechend den Vorsitz einer Kommission der FIFA übernehmen. - Alle Nominierungen von Kommissionsmitgliedern sind vom Exekutivkomitee zu billigen. - Das Exekutivkomitee entwickelt die Grundsätze des Finanzplans sowie der Marketingstrategie der FIFA. - Auch die Generalsekretäre der Konföderationen sollen wieder in die Sitzungen der Exekutive eingebunden werden.“226

Alle diese Punkte klingen, als sollten sie in einem Weltverband des Sports ohnehin bereits auf diese Art umgesetzt werden. Umso trauriger fällt retrospektiv die Bewertung der FIFA aus, wenn diese Maßstäbe erst in einem Wahlprogramm als konkrete Verbesserungsvorschläge des Herausforderers definiert werden.

Und so kam es, dass durch die vielen Skandale, sowie die teils undurchsichtigen Rechtevergaben bei den Weltmeisterschaften der letzten Jahre eine Wiederwahl des alten Havelanges 1998 nicht mehr machbar gewesen wäre. 1994 hatte er die Wiederwahl noch einmal geschafft, auch wenn Blatter bereits damals an seinem Stuhl sägte. Stattdessen sollte Havelanges aufgebauter Erbe, Fast-Konkurrent und langjähriger Generalsekretär Blatter in den Ring gegen Johansson steigen. Praktisch in letzter Sekunde verkündet der FIFA- Generalsekretär seine Kandidatur, um diese Machtposition nicht bereits vorzeitig verlassen zu müssen. Zusätzliche Werbung für Blatter machte der Organisationschef der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich und sein späterer Kronprinz, Michel Platini. Doch nicht Johansson fuhr den beinahe sicher geglaubten Sieg ein. Blatter hatte es mit diesem Wahlsystem, das jedem nationalen Verband eine Stimme garantierte, geschafft, mehr Verbände auf seine Seite zu ziehen. Und das anscheinend mit unlauteren Mitteln, wechselten doch in der Nacht vor der Abstimmung etliche prall gefüllte Kuverts mit Bargeld den Besitzer. Sie wurden angeblich von Blatter-Getreuen unter den Türen im Hotel der afrikanischen Abgesandten durchgesteckt, ein Funktionär vergaß dieses im Anschluss doch glatt in seinem Zimmer. Der Chef der afrikanischen Konföderation Issa Hayatou und einige andere Verbandspräsidenten entschuldigten sich nach dieser Farce persönlich bei Lennart Johansson für die beschämende Käuflichkeit ihrer Kollegen.227 17 Jahre als Generalsekretär und insgesamt bereits 23 Jahre als

226 Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 176–177. 227 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 92–93. 106

hoher Angestellter der FIFA gipfeln mit der Erlangung der Präsidentenwürde, die Blatter weitere 17 Jahre lang erhalten bleiben sollte. Blatter ist endlich dort angekommen, wo er selbst schalten und walten kann, ohne auf Havelange oder den bereits verstorbenen Horst Dassler Rücksicht nehmen zu müssen. Letztlich gab es einige dubiose Machenschaften in der Präsidentschaft des Joseph Blatters. Viele davon wurden nie bewiesen, Untersuchungen durch ihn verhindert oder hatten keine nennenswerten Auswirkungen. Letztlich sollte Blatter aber vor allem über seine undurchsichtigen Vergaben von Fernsehrechten und eine zu überbordende Liebe zu seinen „Brüdern“ innerhalb der FIFA-Familie stolpern. Eine große Rolle dabei spielte seine Lieblings- Vermarktungsagentur: die von Horst Dassler gegründete International Sport and Leisure (ISL), welche bis zu ihrem Konkurs im Jahr 2001 die weltgrößte Sportrechteagentur war und Kunden wie die FIFA, das IOC oder den Internationalen Leichtathletikverband (IAAF) bediente228. Doch die ISL bediente diese Verbände nicht nur im Hinblick auf Marketing und Medienrechtehandel, sie machte sich die Funktionäre durch Schmiergeldzahlungen gewogen. Allein zwischen 1989 bis 2001 wurden von der Agentur rund 156 Millionen Schweizer Franken an wichtige Personen in den internationalen Sportverbänden überwiesen229. Die gesamte FIFA- Führung beteuerte immer wieder, nichts von diesen Aktivitäten gewusst zu haben. Spannend, immerhin hielt man nicht nur sehr lange an der ISL fest, sondern vergab auch Rechte trotz besserer Angebote an sie. So passiert in den Jahren 1995 bis 1997, als die US-Sportrechteagentur IMG eine Milliarde Dollar für die Vermarktungsrechte an der Weltmeisterschaft 2002 zahlen wollte. Der damalige Europa-Präsident von IMG, Eric Drossart, schickte dieses Angebot noch vor der offiziellen Ausschreibung nicht nur an den Generalsekretär Blatter, sondern an alle Exekutivmitglieder der FIFA, da er Blatter nicht traute. Dieser reagierte höchstwahrscheinlich deshalb etwas befremdet auf die Vorgehensweise, da nun keine Mauscheleien mehr möglich sein konnten und die Summe allen Exekutivmitglieder bekannt war. Blatter erklärte Drossart jedoch zuerst, dass die ISL eine Option auf den exklusiven Erwerb der globalen Rechte besitzt. Diese Aussage ließ Drossart stutzig werden, immerhin hatte die ISL bis dahin nur die TV- und Marketingrechte für die USA erworben, in Europa wurden diese von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) vermarktet. Als die Option schließlich ungenutzt verstrichen war, wähnten sich die Mitbewerber in einer guten Position. Doch plötzlich sollten die Rechte auch über 2002 hinaus in einer Ausschreibung vergeben werden, vorerst auch nur für TV. Drossart monierte, dass er

228 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 57. 229 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 77–78. 107

das Gefühl habe, die FIFA versucht keinen objektiven Wettbewerb zu ermöglichen. Er sollte Recht behalten: Die Rechte wurden 1997 erneut an die ISL vergeben, andere Angebote wurden praktisch ignoriert. Blatters Stellvertreter Michel Zen-Ruffinen hält damals in Notizen den Schaden fest, der durch diesen Posten entstanden ist und beziffert ihn auf 160 Millionen Schweizer Franken.230 Man stelle sich diese Vorgehensweise in einem seriös geführten Unternehmen mit Controlling-, Finanzabteilung und anderen Gremien vor. Hundertsechzig Millionen Schweizer Franken werden im Zuge einer einzigen Ausschreibung in den Sand gesetzt und niemand wird dafür (vorerst) belangt. Das geht wahrscheinlich nur innerhalb der FIFA. Die FIFA-Führung rund um Blatter und Havelange hat ihr Fehlverhalten im Zusammenhang mit der ISL immer bestritten und betont, dass man zur Aufklärung beigetragen, mit den Behörden kooperiert habe und nicht für schuldig befunden wurde. Ganz im Gegenteil urteilen die Richter im größten Korruptionsprozess der Sporthistorie. Denn das Verfahren gegen hochrangige Funktionäre des Fußballverbandes wurde nach Artikel 53 des Schweizer Strafgesetzbuches, und gegen Zahlung von 5,5 Millionen CHF, eingestellt. Das bedeutet, dass ein Tatbestand als erwiesen angesehen werden kann und die Beschuldigten diesen zur Wahrung ihrer Anonymität zugegeben haben.231 Der schwer zu fassende FIFA-Präsident schafft es noch jahrelang die Details dieses Urteils und die Beschuldigten unter Verschluss zu halten. Warum? Das fragen sich viele. Offensichtlich mussten aber hochrangige Vertreter des Verbandes – und eventuell auch er selbst – vor der Veröffentlichung solcher Daten geschützt werden. Ansonsten hätte es womöglich noch zur Absetzung dieser Personen von ihren Ämtern führen können, und wenn uns die letzten Jahrzehnte in der FIFA eines gelehrt haben, dann, dass man ungern Familienmitglieder der ordentlichen, staatlichen Gerichtsbarkeit zuführt. All dies rief naturgemäß auch die anderen Vorstände auf den Plan, die durch Blatters korrumpiertes Verhalten und seine Vetternwirtschaft rund 800 Millionen Franken Verlust bei diversen Rechtevergaben bilanzierten232. Für Klarheit sollte ein außerordentlicher FIFA- Kongress am Tag vor der Präsidentenwahl 2002 sorgen. Dort wollte ein von Blatter suspendiertes Vorstandsmitglied, der Schotte David Will, das Prüfergebnis unabhängiger Finanzexperten besprechen, welche der FIFA-Führung ein schlechtes Zeugnis bei ihrem Finanzgebaren ausstellen würde. Doch letztlich wurde die Veranstaltung eine Farce. Blatter pries zunächst die finanzielle Gesundheit der FIFA und ließ anschließend nur jene Teilnehmer

230 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 80–83. 231 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 175–178. 232 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 142. 108

ans Rednerpult treten, die sich in Lobgesänge über den amtierenden Präsidenten hineinsteigerten. Der ehemalige FIFA-Vizepräsident Will befand sich bereits am Podium, als er von Blatter unter dem Verweis auf seine Rednerliste beiseitegedrängt wird. Gleich darauf beendet der Präsident den Kongress pünktlich um 15 Uhr.233 Eine unfaire Vorgehensweise, aber so kann man auch verhindern, dass man sich für unangenehme Wahrheiten vor sämtlichen FIFA-Delegierten verantworten muss. Blatters Vergehen, sowie jene seiner getreuen Mitstreiter im FIFA-Exekutivkomitee Jack Warner, Issa Hayatou, Chuck Blazer und zahlreicher anderer, wurden letztlich durch die Ethikkommission der FIFA behandelt und sanktioniert, was in Kapitel 5.3.2 noch näher beleuchtet werden wird. Zwei Personen sollen hier aber noch einmal extra behandelt werden: Der eine ist der Kronprinz Blatters und sein erkorener Erbe auf dem FIFA-Thron, Michel Platini, der andere Gianni Infantino, der vormalige UEFA-Generalsekretär.

Der ehemalige französische Weltklassefußballer Platini begann nach Ende seiner aktiven Karriere eine Funktionärslaufbahn und war 1998 Turnierdirektor der Weltmeisterschaft in Frankreich. Ein einflussreicher und öffentlichkeitswirksamer Posten, der ihn zu einem der wichtigsten Wahlhelfer Blatters machte. Der damalige Generalsekretär wollte den Franzosen nach gewonnener Wahl auch als eine Art Superdirektor innerhalb der FIFA installieren, was vor allem die UEFA-Führung um Johansson zu vereiteln wusste. Letztlich wurde Platini lediglich Berater Blatters mit einem Büro in Paris und einem eigenen Team, welches das Ziel verfolgen sollte, die Spitze der europäischen Konföderation zu erobern. Ganz im Stil seiner großen Gönner Havelange und Blatter scharte Platini die Kleinstverbände der UEFA um sich und stürzte 2007 den langjährigen europäischen Präsidenten Johansson. Platini vereinte nun eine treue Equipe hinter sich, zu der auch Gianni Infantino gehörte. 234 Viel zu spät merken die europäischen Verbandschefs, dass sich diese Führungsriege nicht mit den Vorgängern unter dem integren Schweden Johansson vergleichen lässt. Erste Risse in der Fassade tun sich bereits 2009 auf, als der zypriotische Verbandsvorstand Spyros Marangos vertraulich an Platini herantritt, um ihm von bestochenen Exekutivmitgliedern bei der Vergabe der Europameisterschaft 2012 an Polen und die Ukraine zu berichten. Nach etlichen Monaten erst wird die UEFA in Person des Generalsekretärs Infantino tätig, pfeift den UEFA-Disziplinarchef, der zur Klärung des Sachverhaltes bereits nach Zypern reisen wollte, allerdings vorerst zurück und stellt Marangos stattdessen ein 48-

233 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 154–157. 234 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 286–290. 109

Stunden-Ultimatum, seine Beweise abzuliefern. Der europäische Verband wird auch juristisch gegen ihn tätig, nach offiziellen Angaben, um die Belege sicherzustellen: für die Beobachter von Transparency International eine erschreckende Vorgehensweise. Anstelle den Disziplinarchef nach Zypern reisen zu lassen – welchem Marangos die Dokumente zeigen wollte – oder einen unabhängigen Experten einzusetzen, verklagt die europäische Konföderation einen Whistleblower, der Beweise zu Korruption bei der Vergabe von Großveranstaltungen vorlegen wollte und seinerseits bereit war, auf eigene Kosten in die Schweiz zu reisen. 2011 werden die Ermittlungen seitens der zypriotischen Staatsanwaltschaft für abgeschlossen erklärt, nicht weil jemand für schuldig befunden wurde, sondern weil sich die Zeugen zurückgezogen hatten.235 Von der UEFA wurden die Beweise und Dokumente Marangos bis heute ebenso wenig eingesehen, wie von anderen Institutionen. Problematisch muten auch die guten Beziehungen Platinis zu Katar an, die es dem Wüstenstaat erlauben, massiven Einfluss auf die Politik des UEFA-Chefs zu nehmen. Dieser wählte den Ölstaat bei der Vergabe der WM 2022 laut eigener Aussage, weil er die Fußballweltmeisterschaft in eine Region vergeben wollte, die diese noch nie hatte. Und das trotz der dort fehlenden Spielkultur und Infrastruktur. Obwohl man dort im Sommer bei bis zu 50° Celsius weder spielen noch ordentlich trainieren könnte, und daher in den Winter ausweichen müsste – was sich mit den meisten Spielplänen der Ligen nur schwer vereinen lässt. Letztlich spielten aber mit Sicherheit auch andere Faktoren eine Rolle. Ein Gönner Platinis war der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy, der die WM-Vergabe an das Emirat befürwortete, da Katar ein wichtiger Wirtschaftspartner Frankreichs ist.236 Komplettiert wird die Nähe zu Katar 2012 durch den Einstieg Platinis Sohn Laurent bei der Qatar Sports Investments (QSI), welche kurz zuvor den Klub Paris St. Germain gekauft hatte und als einer jener Investoren gilt, die Platini mit seinem Financial Fair Play Programm eigentlich aus dem Fußball fernhalten will237. Ob sich die Platinis also voneinander entfremdet haben und unterschiedliche Wege in ihrem Leben beschreiten? Wohl kaum, aber durch die Saubermannrolle des Vaters und die guten Kontakte des Sohnes lässt sich ein wunderbares Konstrukt der öffentlichkeitswirksamen Darstellung entwerfen. Auch über das Financial Fair Play, die Rolle Katars und den Einfluss von Verbänden wird im nächsten Kapitel noch näher eingegangen werden.

235 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 291–297. 236 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 284–285. 237 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 302–303. 110

Letztlich sollten sich die Skandale und die Vetternwirtschaft der FIFA und UEFA als Boomerang erweisen, der Blatter und Platini 2015 k.o. gehen ließ und ihnen auf Jahre, möglicherweise für immer, die Spitzenämter im Fußball versagen sollte. Die Vorgehensweise und Sanktionen der Ethikkommission werden in Kapitel 5.3 näher beschrieben, weshalb wir uns an dieser Stelle mit dem Wissen begnügen müssen, dass beide nach der Absetzung Blatters 2015 nicht für das Präsidentenamt kandidieren konnten. Und so scharten fünf andere Kandidaten in den Startlöchern, allen voran Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa238. Die Wahl fiel beim außerordentlichen Kongress 2016 letztlich überraschend auf den Europäer Giovanni „Gianni“ Infantino, den vormaligen UEFA-Generalsekretär unter Michel Platini. Nach den vielen Skandalen um seine Vorgänger erhoffte sich die Öffentlichkeit nun endlich ein Ende der desaströsen Zustände im Weltfußballverband, vor allem im Umgang mit der grassierenden Korruption. Die angestrebten Reformen der FIFA im Jahr 2016 ließen einige Hoffnungen aufkeimen, dass sowohl das System und die Rolle des Präsidenten als auch die Aufarbeitung der Vergangenheit endlich in geordneten, modernen Bahnen verlaufen würden. Eine neue Ära wurde proklamiert und Infantino gab seine Marschrichtung aus:

„Wir werden das Image des Fußballs verändern. Jeder wird uns in der Welt dabei zusehen und jeder wird uns dafür loben […] Der Fußball und die Fifa sind durch traurige Zeiten gegangen. Aber die sind nun vorbei. Wir müssen nach vorn schauen und uns den Respekt der Leute durch harte Arbeit wieder erarbeiten.“239

Bei Infantino stellt man sich rückwirkend aufgrund dieser Ansage die Frage, ob er schlicht gelogen hat, was seine Reformvorhaben betrifft oder ob seine ehrlichen Absichten womöglich durch die Nähe zu seinen Vorgängern und zur Macht korrumpiert wurden. Denn die Hoffnungen, er werde das Image des Fußballs wieder derart verbessern, dass die Menschen der FIFA zujubeln würden, sind mittlerweile der Ernüchterung gewichen. Nicht nur, dass sich Infantino entgegen seinen Äußerungen, immer in der Economy Klasse zu fliegen, und völlig entgegen den Richtlinien zur Geschenkannahme mit Charterflügen sponsern lässt240, unterhält er auch dubiose Beziehungen zur Schweizer Justiz. Ein ehemaliger Schulfreund von Infantino und mittlerweile Oberstaatsanwalt in der Schweiz, Rinaldo Arnold, soll bereits kurz nach der Wahl Infantinos Treffen mit dem Bundesstaatsanwalt Lauber eingefädelt haben. Inhalt sollen die vielen offenen Korruptionsermittlungen gegen die

238 Vgl. Die Welt: Diese fünf Kandidaten wollen Fifa-Präsident werden, 2016. 239 Vgl. Wintner: Fifa: Aufbruch in eine neue Ära, 2016. 240 Vgl. Kurier.at: FIFA-Präsident Infantino droht Ärger, 2016. 111

FIFA gewesen sein, denen die Behörde bis heute nachgeht. Arnold bat zusätzlich auch noch den Informationschef der Behörde um eine öffentliche Stellungnahme, dass nicht gegen Infantino ermittelt werde, was dieser ablehnte. Für seine Dienste bekam Arnold kostenlose Tickets und Logie für das Champions League Finale, die Weltmeisterschaft 2018 in Russland und noch ein paar weitere kleine Einladungen.241 Alter Schulfreund oder nicht, sollten die Einladungen und Tickets tatsächlich eine Gegenleistung für die Treffen mit Lauber sowie Arnolds Hilfe innerhalb der Schweizer Justiz gewesen sein, sind sowohl Infantino als Präsident wie auch Arnold als Staatsanwalt nicht tragbar. Blatter wurde aufgrund des Verdachts der Korruption von der Ethikkommission gesperrt. Wird Infantino das gleiche Schicksal ereilen? Zumindest ist Einsicht nicht gerade die Stärke des Gianni Infantino und auch nicht jene des Fußballweltverbandes. Denn nachdem nun die Generalbundesanwaltschaft Bern von der Schweizer Bundesversammlung die Einsetzung eines außerordentlichen Bundesstaatsanwaltes fordert, reagiert die FIFA empört. Der Präsident habe bei seinen Treffen mit Lauber weder gegen ethische noch gegen rechtliche Normen verstoßen, sondern vielmehr seinen vollen Willen zur Kooperation geäußert. Letztlich könnten die Zusammenkünfte Infantino und Lauber ihre Stellen kosten, liegen doch bereits drei Anzeigen gegen die beiden wegen Amtsmissbrauch, Begünstigung und Anstiftung vor.242 Mit Sicherheit kann dann selbst eine von Infantino gesteuerte Ethikkommission nicht mehr umhin, als den Präsidenten vorübergehend zu suspendieren und möglicherweise auch für einige Jahre zu sperren, wie es bei Blatter und Platini der Fall war. Die jüngste Vergangenheit hat wieder einmal gezeigt, dass Machtmissbrauch und Korruption in der FIFA nicht so leicht aus dem Filz zu lösen sind, in dem sie seit Jahrzehnten festhängen. Infantino hat nicht nur seine Versprechen gebrochen, vielmehr sorgte er mit seinen Handlungen dafür, dass das alte System weiter besteht. Er behinderte die Ethikkommission in ihren Tätigkeiten und pflegte nebulöse Beziehungen zur Schweizer Justiz. Zusätzlich nahm er auch maßgeblich Einfluss auf die Untersuchungen zum Financial Fair Play verschiedener Vereine.

241 Vgl. Catuogno/Kistner: Ein Fall, der das Amt des Fifa-Präsidenten bedroht, 2019. 242 Vgl. Gyr: Die Fifa reagiert scharf auf die Vorwürfe zu den Treffen von Gianni Infantino mit Bundesanwalt Michael Lauber, 2020. 112

5.2.3 Financial Fairplay (FFP) & FIFA IntegritätsInitiative (FII): nur ethische Ladenhüter?

Mit gut durchdachten und bestens positionierten Projekten kann man sein Image und die öffentliche Meinung zuweilen positiv beeinflussen. Die Gewogenheit der Funktionäre sichert man sich am besten mittels Fördergelder und gut dotierten Fernsehrechte, für die Klubs und Ligen taugen teuer vermarktbare Wettbewerbe mit allen Medienrechten und den daraus resultierenden Einnahmen. Um die öffentliche Meinung und die mediale Berichterstattung aufzubessern, erstellt man sich hingegen besser Konzepte aus dem Bereich Wohltätigkeit, Ethik und Compliance. In erster Linie sollten Projekte, die Verhaltenskodizes und Leitlinien herausbringen, natürlich vor allem dazu dienen, dass sie die betroffenen Personen anleiten, diese zu befolgen. Sie können aber natürlich auch Schulungsmaterialen, Handlungspläne und Präventionsmaßnahmen enthalten. Wirksam können solche Initiativen allerdings nur dann sein, wenn sie auch konsequent gefördert, gelebt und bei Nichteinhaltung auch sanktioniert werden. Ansonsten verkommen sie zu ethischen Ladenhütern, die nur ein Beiwerk für den Versuch einer verbesserten Außenwirkung darstellen. Daher möchte ich zwei solcher Konzepte näher beleuchten: das Financial Fairplay (FFP) und die FIFA IntegritätsInitiative (FII). Während das Ethikreglement der FIFA sowohl als Basis für ethische Entscheidungsfindungen als auch mögliche Sanktionen bei Fehlverhalten und damit der Ethikkommission als Grundlage ihrer Entscheidungen dient, zielt die FIFA IntegritätsInitiative speziell darauf ab, Spiel- und Wettmanipulationen im Fußball präventiv zu verhindern und einzudämmen. Neben kurzen Informationsfoldern und Postern, die Akteure ermutigen sollen, Manipulationen nicht erst entstehen zu lassen oder zu melden, gibt es auch ein 62 Seiten fassendes Handbuch.243 Nicht gemeint ist damit die Integrität der Funktionäre bei der Gesamtheit ihrer Handlungen. Wenn wir uns die bereits erwähnten Summen vor Augen führen, die bei Wettmanipulationen im Fußball im Spiel sind, wird die Notwendigkeit solcher Maßnahmen sofort klar. Wenn dann allerdings hochrangigen Funktionären wie Chuck Blazer nebulöse Beziehungen zur internationalen Glücksspielszene nachgesagt werden244, oder die UEFA von Ministern eines Landes aufgefordert wird, Schritte gegen den Verbandspräsidenten des nationalen Fußballverbandes wegen Spielmanipulationen einzuleiten, die UEFA dann aber nichts

243 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Integrität FIFA. 244 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 323–324. 113

unternimmt245, sind solche Initiativen nicht einmal das Papier wert, auf das sie geschrieben werden.

Nutzt allerdings der höchste Funktionär einer Sportart seine Position aus, um ungestraft die eigenen Regelhüter von der Sanktionierung diverser Vergehen abzuhalten, sind nicht nur die Regeln umsonst, auch die Integrität und Würde des Amtes sollten dann nicht mit dieser Person vereinbar sein. Wer gehofft hatte, dass nach Blatter und Platini mit Infantino nun jemand Integrer die Zügel im Fußball in der Hand hält, wurde spätestens seit seiner Einmischung bei Vergehen gegen das Financial Fair Play eines Besseren belehrt. Das Financial Fair Play ist eine seit der Saison 2013/2014 sanktionierbare Regelung, welche verhindern soll, dass Klubs von reichen Investoren gekauft und mit Geld geflutet werden und dadurch der Wettbewerb verfälscht wird. Außerdem werden die Vereine hierdurch dazu angehalten, finanziell gesund zu wirtschaften und keine Schulden anzuhäufen, wodurch auf langfristige Sicht die Tragfähigkeit des europäischen Klubfußballs gewährleistet werden soll.246 Interessanterweise fällt die Einführung dieses Reglements in die Ära des damaligen UEFA Präsidenten Platini, der sich aber grundsätzlich sehr wohl in der Umgebung potenter Investoren, wie dem Wüstenstaat Katar, fühlt. Dessen langjähriger Generalsekretär und nunmehriger FIFA Präsident kam den beiden Klubs Paris St. Germain (PSG) und Manchester City (Man City) bei Problemen mit dem FFP zu Hilfe und untergrub damit die Arbeit seiner Rechtsabteilungen. PSG und Man City sind beides Klubs, welche von ausländischen Investoren übernommen wurden. Bei PSG steht das Emirat Katar im Hintergrund, bei Man City sind es Scheichs aus Abu Dhabi. Diese müssen sich in ihren Heimatländern nicht mit Widerspruch oder lästigen Untersuchungen auseinandersetzen, was sie mitunter aggressiv auftreten lässt, wenn sie in das Visier der UEFA gelangen247. Während Vereine wie Ajax Amsterdam mit einer Transferpolitik, die auf den Verkauf von Talenten aus dem eigenen Nachwuchs abzielt, eine ausgewogene Transferbilanz aufweisen, ist man eher geneigt, diesen Glauben zu schenken als jenen Klubs, die von reichen Mäzenen übernommen wurden und einen Star nach dem anderen verpflichten. Dass hier unweigerlich ein Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben entsteht, liegt auf der Hand. Das hält die Klubführung dieser Vereine allerdings nicht davon ab, sich auch mit unlauteren Mitteln den Sanktionen zu entziehen, etwa indem man Finanzlücken durch zusätzliche – als

245 Vgl. Roth: Unfair Play, 2011, S. 162. 246 Vgl. Holzhäuser: Das Lizenzierungsverfahren des Ligaverbandes, S. 789. 247 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 167. 114

Sponsorengelder getarnte – und rückdatierte Einnahmen aus den Golfstaaten deckt248. Oder indem Teile des Vereines in externe Firmen ausgelagert werden, etwa die Vermarktung der Spieler249. Dass Scheich Mansour innerhalb von 10 Jahren rund zwei Milliarden Euro in den Verein investierte und sich sein Marktwert in dieser Zeit verzehnfachte, erklärt der Vorstandsvorsitzende Al-Mubarak damit, dass der Scheich ein scharfsinniger Geschäftsmann sei, der aus dem Fußball einen bisher unerreichten Wert zu schöpfen versucht250. Das Ansinnen des Investors scheint damit geklärt zu sein: Es geht nicht um den Sport oder darum, einem Verein, dessen Fan man ist, unter die Arme zu greifen – es geht auch in diesem Fall um Geld. Als nun Manchester City und PSG in das Visier der UEFA gerieten, holten sich diese Hilfe von ganz oben: Gianni Infantino traf sich während der Verfahren zum FFP mehrmals geheim mit Vertretern beider Klubs, versuchte zu vermitteln und übten in der UEFA intern Druck aus. Trotz einer akuten Verfehlung der FFP-Richtlinien um fast 200 Millionen Euro, gelang es beiden Klubs, sich härtere Strafen, wie den Ausschluss aus der Champions League, vorerst zu ersparen. Beide Vereine mussten 20 Millionen Euro Strafe zahlen – eine lachhafte Summe ob der Vergehen und der Finanzkraft dieser Vereine.251 Wir haben es hier also mit einem Mann an der Spitze des Weltverbandes zu tun, welcher nicht nur in dieser Funktion das Personal und die Regeln so zurechtlegt, wie es für ihn am förderlichsten ist, sondern der auch schon in der Vergangenheit Druck auf seinen Verband ausgeübt und die Arbeit der Regelhüter untergraben hat. Für Fußballnostalgiker und mit Sicherheit auch für den Whistleblower Rui Pinto – der die Machenschaften zwischen Infantino, Man City und PSG über Football Leaks veröffentlichte – ist es umso schöner, dass letztlich doch auch mit Verspätung Gerechtigkeit im europäischen Klubfußball Einzug zu halten scheint: Die UEFA hat Manchester City im Frühjahr 2020 aufgrund Vergehen gegen das Financial Fair Play für zwei Jahre aus der Champions League ausgeschlossen. Wenn die Regelhüter konsequent vorgehen, müssten sie das Finanzgebaren von PSG nicht nur ins Visier nehmen, sondern diesen Verein ebenfalls sperren. Leider ist der Fall allerdings noch nicht abgeschlossen, da die Vertreter von Man City bereits angekündigt haben, mit aller Härte juristisch gegen das Urteil vorzugehen.252 Und wer das Auftreten der Besitzer bei Bedrohungen kennt, weiß, dass diese nicht mit Geld geizen werden, um dieses Urteil zu Fall zu bringen.

248 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 421–422. 249 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 428. 250 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 442. 251 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks 2, 2019, S. 444–454. 252 Vgl. Aumüller/Schneider: Sperre gegen ManCity: Bleibt das Urteil bestehen?, 2020. 115

Dass sich der Name Infantino ausgerechnet mit einer solchen Geschichte in Verbindung bringen lässt, ist an und für sich schon eine ausreichende Bewertung seiner Integrität. Einfluss nahm der amtierende FIFA-Präsident aber nicht nur auf Verfahren des Financial Fair Plays, sondern auch auf Personalien – und damit indirekt auf Entscheidungen – der Ethikkommission. Dies geschah auf wesentlich subtilere Weise, nichtsdestotrotz stellen diese Eingriffe aber eine massive Verletzung der ethischen Verhaltensregeln dar, die auch für den Präsidenten des Weltverbandes zu gelten haben, nicht nur für seine Funktionäre und Untergebenen.

5.3 Die Ethikkommission der FIFA und ihre Auswirkungen

Mit der Ethikkommission der FIFA verhält es sich ähnlich wie mit den beiden zuvor genannten Initiativen: Im Grunde ein wichtiges Gremium, zahnlos und der Unbedeutsamkeit geweiht, sollte die Arbeit der Kommission korrumpiert werden. Die Geschichte dieser Kommission ist bis dato eine zwiespältige. Zwar suspendierte sie bis heute fast 100 Fußballfunktionäre und deckte deren Vergehen auf, sie bleibt aber dennoch auf die Gunst der höchsten Funktionärsriege angewiesen, um nicht abbestellt oder in ihren Tätigkeiten behindert zu werden. Dass dies oftmals auch zu nicht-nachvollziehbaren Entscheidungen führen kann, stößt Fußballfans und Journalisten auf der ganzen Welt sauer auf. Nicht umsonst wählten die Schweizer „FIFA- Ethikkommission“ als Unwort des Jahres 2010253. Im Folgenden werden die Konstitution, die Arbeit und plakative Sanktionen dieses Gremiums ebenfalls dargestellt wie Eingriffe bei dessen Vorgehen und schwer nachvollziehbare Personalentscheidungen.

5.3.1 Die Ethikkommission der FIFA: Konstitution, Aufgaben und Ziele

Im Zuge der Korruption- und Bestechungsaffäre rund um den Rechtevermarkter ISL wird der Druck auf den Präsidenten und seine Führungsriege so groß, dass 2006 die Einberufung einer Ethikkommission und die damit versprochene erhöhte Transparenz im Fußballweltverband unausweichlich geworden sind254.

253 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 13. 254 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 197. 116

Grundsätzlich gibt es innerhalb der FIFA neun ständige Kommissionen, die den FIFA-Rat unterstützen und beraten und unter anderem die Schiedsrichter-, die Entwicklungs- oder die Finanzkommission enthalten. Zusätzlich zu diesen neun Gremien unterhält der Weltverband auch noch eine Audit- und Compliance-Kommission sowie drei juristische Organe. So ist die unabhängige Ethikkommission, neben der Disziplinar- und Berufungskommission, ein Rechtsorgan der FIFA und soll vor allem auf Basis des Ethikreglements tätig werden, Fälle untersuchen und Sanktionen aussprechen können. Aufgrund dringend notwendiger und überfälliger Reformen255 wurde die Kommission 2012 in zwei Kammern unterteilt: eine Untersuchungskammer und eine rechtsprechende Kammer. Die beiden derzeitigen Vorsitzenden der Kammern sind der Grieche Vassilios Skouris sowie die Kolumbianerin Maria Claudia Rojas, hinzu kommen 14 weitere Mitglieder in beiden Kammern.256 Seit dieser Reform wird das Gremium nicht mehr nur auf Zuruf des Präsidenten tätig, sondern wann immer ein bestimmtes Verhalten den Eindruck erweckt, dass ethische Standards dabei verletzt worden sind. Ziel der Kommission soll sein, Handlungen aller dem Ethikreglement unterworfenen Personen auf ihre ethische Korrektheit zu prüfen und für mehr Integrität und Transparenz bei Vorgängen innerhalb der FIFA zu sorgen.

5.3.2 Ergebnisse und Sanktionen der Ethikkommission

Die errungenen Meilensteine im Kampf gegen Korruption, die von der Ethikkommission fortan in regelmäßigen Abständen publik gemacht werden, zeigen deutlich jene Fälle, in denen die Kommission tätig werden und auch Sanktionen oder Präventivmaßnahmen ergreifen musste. Ab dem Jahr 2012 wurden zahlreiche hochrangige Funktionäre und ehemalige Würdenträger wie Mohammed bin Hamamm, Franz Beckenbauer und Chuck Blazer suspendiert und Ermittlungen gegen diese aufgenommen. Die mit Abstand größten öffentlichen Reaktionen lösten aber die Verurteilungen von Joseph Blatter und Michel Platini hervor. Blatter gewann die Wahl 2015 zwar gegen seinen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien und wähnte sich als Sieger, musste aber nur wenige Tage danach dem internationalen Druck rund um die Korruptionsskandale nachgeben und von seinem Amt zurücktreten. Offenbar geschah dies nicht nur aufgrund des Drängens der Öffentlichkeit, sondern auch durch international

255 Vgl. Der Spiegel: Ethikkommission: Fifa beschließt überfällige Reform, 2012. 256 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Unabhängige Ethikkommission. 117

ermittelnde Behörden und den Großteil der exklusiven FIFA-Sponsoren257. Präsident Blatter wollte sein Amt bis zur Neuwahl im Februar 2016 weiter ausführen, aber dem kam nun auch die Ethikkommission zuvor. Diese sperrte Blatter und Platini im Oktober 2015 vorsorglich für 90 Tage258. Doch was war geschehen, dass ausgerechnet der 40 Jahre lang unantastbare Blatter und sein Kronprinz Platini gesperrt wurden und sich damit jegliche Chance auf das höchste Funktionärsamt im Weltfußball verbauten? Die Anstellung des ehemaligen Wahlhelfers Platini als Sportberater in einem Pariser Büro, nach Blatters erster Wahl zum Präsidenten, wurde bereits erwähnt. Ausgerechnet diese Konstellation nutzten beide, um eine Zahlung in Höhe von zwei Millionen Franken, die Blatter von der FIFA 2011 direkt an Platini überweisen ließ, zu rechtfertigen. Es sollte sich um Gehaltsnachzahlungen aus den Jahren 1999-2002 handeln, welche die beiden Herrschaften mit einem mündlichen Gentlemen Agreement festgehalten haben wollen. Das Geld fordert die FIFA mittlerweile seit Jahren erfolglos zurück, die Involvierung Infantinos als möglichen Tippgebers ist in dieser Geschichte ebenso zwielichtig wie unklar.259 Spannend wird in den kommenden Monaten, vielleicht Jahren, sein, welche weiteren Details die Anklage ans Licht bringen wird und inwiefern der aktuelle FIFA-Präsident Infantino in diese verwickelt sein wird. Hoffentlich erleben wir auch dann eine Ethikkommission, die ihrer Rolle gerecht werden und unabhängige Urteile fällen kann. Denn es ist nicht auszuschließen, dass erneute Personalrochaden und Eingriffe in die Arbeit des Gremiums unter Gianni Infantino erneut vorkommen können – die Vergangenheit zeigt auch hier, dass er nur dann an Transparenz und Aufklärung interessiert ist, solange diese seiner Person nicht schaden.

5.3.3 Dubiose Mitglieder, Einschränkungen und Konstitutionsänderungen der Ethikkommission

Bereits kurz nach ihrer Gründung konnte die Ethikkommission nicht so agieren, wie sich das unabhängige Beobachter und reformwillige Funktionäre gewünscht hätten. Denn zu Beginn durfte das Gremium nur dann tätig werden, wenn sie vom Präsidenten oder Generalsekretär dafür gerufen wurden. Und so wurden die Mitglieder entweder zu kleinen Vergehen entsandt

257 Vgl. Der Spiegel: Blatter-Dämmerung, 2015. 258 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Meilensteine der Ethikkommission (2012–2018), 2018, S. 12. 259 Vgl. Kistner: Fifa klagt gegen Blatter und Platini, 2019. 118

oder kümmerten sich auch um Blatters Kritiker, die Aufarbeitung der Vergangenheit war aber ebenso verpönt wie ein Blick hinter die Kulissen bei aktuellen Arbeitsweisen. Blatter lässt die Ermittlungen bei gewissen Sachverhalten einfach nicht zu, was schließlich auch dazu führt, dass Günter Hirsch, Mitglieder der Kommission und ehemaliger Präsident am deutschen Bundesgerichtshof, freiwillig aus dem Gremium ausscheidet und der FIFA öffentlich unterstellt, kein Interesse an der Aufklärung tatsächlicher Strafverhalte ihrer Spitzenfunktionäre zu haben.260 Die öffentliche Äußerung eines derart angesehenen Funktionärs zeigt deutlich, dass selbst die Mitglieder keinen Zugriff auf die Mauscheleien in der FIFA erhalten und letztlich frustriert zusehen müssen, wie sie zu einer Sondereinheit verkommen, die nur auf Zuruf der Führung tätig werden darf. 2012 ändert sich dies durch die neue Struktur der Kommission und deren Vorsitzende, den ehemaligen FBI-Direktor und US-Staatsanwalt Michael J. Garcia als Ermittler, sowie den ehemaligen Richter der Wirtschaftsstrafkammer München, Hans-Joachim Eckert, der die rechtsprechende Kammer von da an leitet. Die Meilensteine der Ethikkommission vermitteln einen guten Eindruck der Arbeit der Kommission. 2014 tritt Garcia nach Meinungsverschiedenheiten mit Eckert zurück und sein stellvertretender Vorsitzender Cornel Borbély übernimmt dessen Posten.261 Von nun an ging es auch Blatter und Platini an den Kragen, wie bereits zuvor beschrieben. Dass Gianni Infantino auch gerne die Zügel in der Hand behält, wissen wir seit dem vorigen Kapitel. Nichts dem Zufall überlassen will er allerdings auch hinsichtlich der Ethikkommission, wie 2017 ersichtlich wird. Bis dahin hatten die Mitglieder der Ethikkommission rund 70 Funktionäre wegen Verstößen gegen das Ethikreglement der FIFA verurteilt, hunderte weitere Verfahren waren noch offen – unter anderem auch gegen Infantino. Doch die beiden Vorsitzenden wurden vor dem Kongress 2017 nicht mehr für die Wiederwahl vorgeschlagen, was sie nicht einmal persönlich erfuhren, sondern über die Medien und per SMS. Borbély und Eckert halten diese Absetzung für politisch motiviert, da sie Handlungen Infantinos untersuchten, und sehen Rückschritte beim Vorgehen der FIFA, die das Ethikreglement zu einem wertlosen Stück Papier verkommen lassen.262 Eingriffe in Kommissionen und Fachausschüsse zählten bereits unter Havelange zum Tagesgeschäft263 - anscheinend eifert Infantino seinem langjährigen Vorgänger bereits nach.

260 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 198–202. 261 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Meilensteine der Ethikkommission (2012–2018), 2018. 262 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Absetzung der Fifa-Ethikkommission: "Fifa wird leiden", 2017. 263 Vgl. Kistner/Weinreich: Das Milliardenspiel, 1998, S. 109. 119

Im Laufe der Zeit wurde die Integrität der Ethikkommission durch diverse Veröffentlichungen untergraben, nicht nur durch die Entlassung ihrer effektivsten Vorsitzenden 2017 oder durch Nachrichten über Untersuchungen gegen eines ihrer Mitglieder aufgrund des Verdachts der Korruption im Jahr 2018264. Auch die aktuelle Vorsitzende Maria Claudia Rojas und andere Mitglieder aus Südamerika, die in die Kommission entsandt wurden, haben fragwürdige Beziehungen zu ehemaligen Militärdiktaturen. Rojas wurde vom Europarat gar als für die Funktion ungeeignet bezeichnet. Auch aus der Governance-Kommission traten Mitglieder zurück, da sie den Willen seitens der FIFA nicht sahen, auf Basis von Gesetzen und Ethikregularien zu agieren.265 Brisanz enthält in diesem Zusammenhang auch der Fakt, dass der FIFA-Präsident Infantino in die Erstellung der Regularien eingebunden war und Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge an Skouris schickte, wie dieser es erbeten hatte. Eine Veränderung von Infantino enthält den Passus, dass Voruntersuchungen gegen mutmaßlich korrupte Funktionäre nur dann eingeleitet werden dürfen, wenn die vorsitzende Ermittlerin Rojas ihre Zustimmung erteilt hat. Diese gilt nicht gerade als ermittlungsfreudig, was der ehemalige Vorsitzende Eckert als Beweis für die fehlende Unabhängigkeit der neuen Kommission ansieht.266 Unter dem Strich wird man das Gefühl nicht los, dass die Verbandsführung auch in den jüngsten Jahren nicht an einer lückenlosen Aufarbeitung und Transparenz im Weltverband des Fußballs interessiert ist. Die Arbeit dieses Gremiums sollte jedoch bestmöglich unterstützt und ihre Befugnisse ausgeweitet werden, immerhin können nur durch unabhängige Untersuchung und Sanktionierung Korruption und Bestechung im Weltfußball eingedämmt werden. Wird man diese notwendigen Befugnisse und Möglichkeiten nicht an ein wirklich unabhängiges Gremium abgeben, werden echte Änderungen der Machtstrukturen im Fußballsport nicht möglich sein. Denn zusätzlich zur Vorbildfunktion, die Athleten und Vertreter des Sports einnehmen, ist eine integre Arbeitsweise Basis jedweder Tätigkeit in einem Bereich, der Millionen Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst.

264 Vgl. Fédération Internationale de Football Association: Mitteilung der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission, 2018. 265 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 72–74. 266 Vgl. Der Spiegel: Fifa-Präsident Infantino torpedierte Arbeit der eigenen Regelhüter. 120

6. Conclusio und mögliche Schritte für das Zurückdrängen von Korruption und Manipulation

Quo vadis Fußball? Wie soll die Zukunft der Weltsportart schlechthin aussehen? Kehrt der Fußball seinem spielerischen Naturell den Rücken und unterwirft er sich dem Druck der Unterhaltungsindustrie, deren Gelder dafür sorgten, dass aus einem Spiel ein rentabler Wirtschaftsfaktor geworden ist? Ein ganzer Wirtschaftszweig, dessen Potential Athleten, Zuseher, Investoren und Funktionäre gleichermaßen fasziniert. Diese Faszination kommt nicht von irgendwo, liegen ihr doch enorme Möglichkeiten der sportlichen, finanziellen und sportpolitischen Entfaltung zugrunde. Machtmenschen drängen ebenso in den Sport wie dubiose Geschäftsmänner und Politiker. Der Filz und die Korruption lasten den Verbänden und ihren Amtsträgern an, Werte werden nicht gelebt, Regularien missachtet, wöchentlich werden neue Skandale publik gemacht und über die Medien lanciert. Ein Sport, der Menschen aufgrund seiner selbst begeistern sollte, wird nicht ebendarum von der Mehrheit verfolgt und wahrgenommen. Fußball ist nicht mehr nur ein Spiel, das kraft seines Zaubers auf dem Spielfeld und der athletischen Idole, die diese Sportart beherrschen, verehrt wird. Die Taktikvorgaben der Trainer und deren Winkelzüge, kreative Einzelleistungen, der Zufall – den manche als Wirken des Fußballgottes höchstselbst erkannt haben wollen – sowie hundert andere Faktoren, wie das Schiedsrichterteam, die Fans im Stadion, das Wetter oder die Beschaffenheit des Rasens machen den Fußball nach wie vor in seinem Kern aus. Sie bestimmen aber nicht den Wert, den diese Sportart mittlerweile rund um den Globus hat. Diese Wertigkeit liegt viel eher im öffentlichkeitswirksamen Vermarktungs- und Verbreitungspotential des Sports. Fußball ist ein mediales Massenphänomen, welches Unterhaltung, Macht, Geld und athletische Leistung vereint. Dadurch wird diese Sportart so interessant für Menschen auf der ganzen Welt und auch für verschiedene Interessensgruppen, die aber nicht zwingend die Begeisterung für den Fußball an sich teilen. Vielmehr ist es das Potential dahinter, was Geld, Einfluss und aussichtsreiche Ämter betrifft, das Personen anlockt, die dieses für sich und ihre Zwecke nutzen möchten – oder vielmehr missbrauchen. Anders lassen sich diverse Handlungen einiger Akteure im Dunstkreis des professionellen Fußballs nicht erklären, ganz zu schweigen vom Vorgehen langjähriger Spitzenfunktionäre und Präsidenten der FIFA. Von den Vorwürfen der Bestechung und Bestechlichkeit, der Steuerhinterziehung, der Korruption, des Postenschachers und der Vetternwirtschaft können sich einige aktuelle und ehemalige Repräsentanten niemals wieder reinwaschen. Sichtbar wird dies anhand der Verurteilungen oder durch die bloße

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Undurchsichtigkeit ihrer Handlungen, welche in einer Grauzone der ethischen und rechtlichen Normen vollzogen werden, der sich diese Machtmenschen nicht verpflichtet fühlen. Doch nicht nur der Einfluss wirtschaftlicher Faktoren auf den Fußballsport und die dabei entstehenden Nebenwirkungen sollen im Zentrum dieser Arbeit stehen, sondern auch der Versuch, Möglichkeiten zu kreieren, die es erlauben Korruption, Bestechung, Bestechlichkeit und unredliches Verhalten im Sport zurückzudrängen. Stattdessen sollen Integrität, Transparenz und Disziplin die Basis jedweden Wirkens ausmachen, das Fair Play sollte auch in der Sportpolitik und im Hinblick auf wirtschaftliche Interessen hochgehalten werden. Letztlich ist eine weitere Intention hinter dieser Arbeit jene Problemfelder aufzuzeigen, die aus der Vermengung von Sport und wirtschaftlichen Einflüssen entsteht. Werden diese Felder nun aufgrund der bloßen Verkettung finanzieller und sportlicher Interessen geschaffen, oder bedarf es vielmehr der Menschen, die eine Veranlagung dafür mitbringen, die Vorhaben zum Vorteil einiger weniger und zum noch größeren Nachteil vieler auszuleben? Eine derartige Untersuchung würde vermutlich psychologisch geschulteres Wissen und Vorgehen verlangen, womit ich nicht dienen kann. Was ich aber liefern kann, sind Fakten.

Koch hält fest, dass sich Korruption und Manipulation im Sport auf zwei Ebenen entwickelt haben, nämlich Betrug bei sportlichen Wettkämpfen und Bestechung und Bestechlichkeit auf Vereins- und Verbandsebene267. Betrachten wir zuerst den Bereich der Korruption in Klubs und Föderationen. Dabei befindet Koch vor allem die Ideen zu Good Governance und Compliance, die den handelnden Institutionen einen selbst auferlegten ethischen Rahmen vorgeben sollen, als beste Präventionsmaßnahme gegen Korruption. Hierfür braucht es mehr Transparenz, klare Strukturen, Zuständigkeiten, Verfahrensvorgänge und Risikoanalysen auf allen Ebenen. Daraus ergeben sich für Koch fünf elementare Punkte der Prävention: 1. Nulltoleranz: Eine unabhängige Ethikkommission sanktioniert die Vergehen objektiv und gemäß dem Regelwerk. 2. Ethik-Kodex: Jede Institution benötigt ein ethisches Regelwerk, in dem Werte wie Transparenz, Fair Play, Integrität und noch viele mehr ebenso beschrieben werden sollen wie die möglichen Sanktionen bei Nichteinhaltung. 3. Interessenkonflikte: Mögliche Handlungsweisen sollen vom Verein oder Verband vorab festgelegt werden, sollte es zu solchen Konflikten kommen.

267 Vgl. Koch: Prävention von Korruption und Manipulation im Sport, S. 167. 122

4. Information: Wissen ist nach wie vor eine sehr starke Waffe, weshalb Mitarbeiter und beteiligte Personen über die Vorschriften, Möglichkeiten und Sanktionen informiert und im Umgang mit diesen geschult werden müssen. 5. Meldestelle: Allen Personen müssen unabhängige Meldestellen offenstehen, um entdecktes Fehlverhalten ohne Angst vor persönlichen Konsequenzen melden zu können.268 Offiziell haben Verbände wie die FIFA und ihre Konföderationen alle diese fünf Punkte bereits implementiert und leben danach. Inoffiziell stehen Korruption, Schutz von Funktionären bei Vergehen und auch Steuerbetrügereien nach wie vor an der Tagesordnung. Es ist zwar lobenswert, wenn beispielsweise UEFA-Präsident Ceferin anführt, dass staatlich geprüfte Steuerberater Vereine und Spieler sowie deren Verträge prüfen sollten, um den steuersparenden Maßnahmen einen Riegel vorzuschieben269, jegliche Versuche, Gesetze, ethische Regularien und Kodizes zu etablieren sind aber nur so stark, wie die Integrität ihrer Konstrukteure und die Sanktionen bei Nichteinhaltung. Betrachtet man in diesem Kontext beispielsweise die Herangehensweise der FIFA-Präsidenten der letzten 45 Jahre kann man weder den Willen für tiefergreifende Reformen noch für lückenlose Aufklärung und Transparenz, die grassierende Korruption in der FIFA betreffend, erkennen. Joao Havelange unterdrückte diese jahrzehntelang mit seinem autoritären Führungsstil. Sein Nachfolger Joseph Blatter baut sich hingegen eine undurchdringliche Bastion rund um sein Präsidialamt auf, das ihn ebenso über Jahrzehnte hinweg unantastbar machte. Wer sich schließlich Hoffnungen machte, dies alles würde sich unter Gianni Infantino bessern, wurde bitter enttäuscht: Infantino mischte sich in Vorgänge der Ethikkommission und anderer Regelhüter seines Verbandes ein. Was es also in der FIFA braucht, ist eine unabhängige Kontrollinstanz, die ohne Auftrag strittige Handlungen untersuchen und auch führende Funktionäre ihres Amtes entheben kann, sollte es zu Verfehlungen kommen. Man – und vor allem jeder bei der FIFA – könnte an dieser Stelle anmerken, dass die Ethikkommission eine solche Instanz darstellt und bereits die ranghöchsten Verbandsvertreter suspendiert, sowie deren Vergehen sanktioniert hat. Letztlich hat aber die Abbestellung der Schlüsselpersonen dieses Gremiums 2017 gezeigt, dass der FIFA- Präsident nach wie vor zu viel Einfluss auf die Kommissionen und Gremien hat.

Wodurch also könnte eine höhere Unabhängigkeit dieser Institutionen erreicht werden? Die Mitglieder dürfen nicht mehr nur auf Vorschlag einiger weniger Personen, die womöglich auch

268 Vgl. Koch: Prävention von Korruption und Manipulation im Sport, S. 170–173. 269 Vgl. Buschmann/Wulzinger: Football Leaks, 2018, S. 292. 123

noch dem Präsidenten nahestehen, bestimmt werden. Vielmehr sollten diese Posten an anerkannte Experten vergeben werden, die auch außerhalb der Verbände in NGOs, als Richter und Staatsanwälte, sowie als hohe Beamte internationaler Ermittlungsbehörden auf dem Gebiet der Wirtschaftskriminalität tätig waren. Leider kann auch die Integrität dieser Personen aufgrund undurchsichtiger Handlungen beschädigt werden, wie am Beispiel des ehemaligen Interpol-Direktors Chris Eaton sichtbar wird. Dennoch besitzen diese Personen Amt und Würde in den meisten Fällen aufgrund der Tatsache, dass sie sich im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität und Korruption bereits auszeichnen konnten, und nicht, da sie durch besagte Postenschacher in diese Positionen gekommen sind. Für die Vergabe der Ämter muss ein Gremium verantwortlich zeichnen, das sich aus Vertretern des IFAB – als Vertreter der ursprünglichen Fußballregeln –, Mitgliedern der Kontinentalverbände sowie der FIFA zusammensetzt. Die Entsandten der Verbände sollten nie einer ethischen Verfehlung beschuldigt worden sein und weder einer anderen Kommission angehören noch dem Führungszirkel aus Exekutivkomitee und Präsidium nahestehen. Im besten Fall werden Ausschreibungen und Einladungen zu Hearings für die Besetzung des Gremiums durchgeführt, die von einer unabhängigen Institution wie dem Basel Institute on Governance begleitet werden. Diese Nonprofit-Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, mit öffentlichen und privaten Partnern weltweit zusammenzuarbeiten, um präventiv und aktiv gegen Korruption vorzugehen und diese bestmöglich zurückzudrängen. Dessen Gründer Mark Pieth war vorübergehend auch der Vorsitzende der Compliance-Kommission und kritisierte die FIFA scharf, indem er sie strukturell mit einem Verein zur Hühnerzucht verglich270. Derlei hämische Gegenüberstellungen mit amateurhaft betriebenen Hobbyvereinen kann man immer wieder bei Autoren lesen, die sich intensiver mit dem Gefüge der FIFA auseinandersetzen. So manche Kritik öffentlicher Institutionen bekräftigt diese Einschätzung noch zusätzlich: Transparency International (TI), ein als NGO betriebener internationaler Verein zur Korruptionsbekämpfung, hat in seinem „Global Corruption Report: Sport 2016“ festgehalten, dass Reformen in der FIFA deshalb so schwierig durchzuführen seien, weil dieselben Personen sowohl für das Management des Verbandes als auch für dessen Kontrolle zuständig sind271. Auf dem Feld der Korruptionsbekämpfung gibt es auch andere Institutionen, die man beratend in diesen Prozess einbeziehen könnte, wie die „Partnering Against Corruption Initiative“ des Weltwirtschaftsforums in Davos oder auch gewisse Unterabteilungen nationaler Behörden, wie das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) in Österreich.

270 Vgl. Augsburger Allgemeine: Pieth über Struktur der FIFA: "Hühnerlizüchterverein", 2015. 271 Vgl. Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 76. 124

Problematisch dabei sind zwei Faktoren: Auf der einen Seite ist es schwer feststellbar, wie unabhängig solche Nonprofit-Organisationen wirklich sind, da sie auch auf Geld angewiesen sind, um den Betrieb zu gewährleisten; auf der anderen Seite kann das Einbeziehen nationaler Behörden bei einem internationalen Verband wie der FIFA fehl am Platz sein, da die FIFA als Verein nach Schweizer Recht auch den Gesetzen der Schweiz unterstellt ist. Und diese ist bekanntermaßen nicht unbedingt für die größte Motivation beim Aufklären und Bekämpfen von Korruption bekannt. Dennoch wurde der Versuch unternommen, gegen die Möglichkeiten der Korruption in den internationalen Sportverbänden auf Basis einer Änderung des Schweizer Strafgesetzbuches vorzugehen: Die bereits erwähnte Anpassung sollte insofern Verbesserungen herbeiführen, als nun auch Ermittlungen gegen die handelnden Personen vonseiten der Schweizer Strafverfolgung aufgenommen werden können272, was bis dato ja nicht möglich war273. Diese Gesetzesänderung bekam auch der aktuelle FIFA-Patron Infantino zu spüren, gegen den aufgrund seiner dubiosen und viel zu engen Beziehungen zur Schweizer Justiz ein Strafverfahren eingeleitet wurde274. Würde sich die FIFA an ihre aktuellen Ethikregularien halten, müsste Infantino allein aufgrund des Verdachtes der Korruption für 90 Tage gesperrt werden. Der Vorteil seiner 2017 durchgeführten Personalrochade in der Ethikkommission, bei der er die wirksamen Regelhüter durch ihm nahestehende Personen ersetzte, wird spätestens nun sichtbar: Mit Februar 2021 sind mehrere Monate vergangen, seit die Strafanzeige eröffnet wurde, und von der Kommission wurden weder Schritte eingeleitet noch Stellungnahmen verlautbart, warum diese bis dato ausgeblieben sind. Der akute Bedarf an unabhängigen Gremien und Personalentscheidungen wird in dieser Posse erneut transparent aufgezeigt – und zwar von der FIFA höchstselbst, die sich wieder einmal in die Bredouille bringt.

Die besprochene Untätigkeit und der Schutz der eigenen Funktionäre gegen weltliche Gerichte führen mich direkt zur Verwendung der Einnahmen der FIFA. Bei Verfehlungen der Spitzenfunktionäre kann die FIFA nicht Unsummen in Anwälte investieren, um die Funktionäre vor Strafen zu schützen. Das Kapital der FIFA, welches aus den Einnahmen der Weltmeisterschaften und deren Vermarktung stammt, sollte immerhin der Entwicklung des Fußballs dienen und nicht der Errichtung eines Schutzwalls rund um die Führungsriege. Des Weiteren ist es inakzeptabel, dass der Weltverband Millionengewinne erwirtschaftet, ohne in den Gastgeberstaaten Steuern abzuführen. Diese sollten ebenso verpflichtend sein, wie ein

272 Vgl. Bundesrat der Schweizerisches Eidgenossenschaft: 14.035 - Botschaft über die Änderung des Strafgesetzbuchs (Korruptionsstrafrecht), 2014. 273 Vgl. Kistner: FIFA-Mafia, 2012, S. 166–167. 274 Vgl. Die Presse: Strafverfahren gegen Fifa-Präsident Infantino, 2020. 125

Konzept zur nachhaltigen Nutzung und Bewirtschaftung der Stadionbauten im Anschluss an ein Großereignis. Damit kann verhindert werden, dass diese zu Sportruinen verkommen. Dieses Konzept muss auch einen Passus beinhalten, der dem Weltverband Verantwortung überträgt, sollte die Infrastruktur im Anschluss an die internationalen Wettkämpfe nicht wirtschaftlich geführt werden können und dem ehemaligen Gastgeber lediglich hohe Kosten bescheren. Anhand dieser Verpflichtung könnte gewährleistet werden, dass die Großereignisse an Länder vergeben werden, die eine gesunde, stabile und nachhaltige Wertschöpfung aus den Wettkämpfen generieren können und auch infrastrukturell darauf vorbereitet sind, solche Wettkämpfe durchzuführen, ohne die Staatsschulden in die Höhe zu treiben. Dieser Meinung ist auch Transparency International und fordert neben einer

„klaren Trennung zwischen Administration und Kommerz, eine wirklich unabhängige Ethikkommission, Integritätschecks unter externer Aufsicht, in jedem Gremium zumindest ein unabhängiges Mitglied, zudem die Mitarbeit von Fangruppen. Für Großevents müssten die Bewerbungsdokumente, also auch die Verträge mit den jeweiligen Ausrichterländern, offengelegt werden; bei Verstößen gegen die Menschenrechte sollte die Veranstaltung den Gastgebern entzogen werden. Man könnte hinzufügen: Es ist höchste Zeit, dass IOC, Fifa & Co. dort, wo sie ihre Wettkämpfe ausrichten, endlich Steuern zahlen, anstatt ihre Gemeinnützigkeit nur vor dem Schweizer Parlament unter Beweis zu stellen.“275

Verständlicherweise würden sich dann jene Länder benachteiligt fühlen, die nicht zu den Industrienationen der Ersten Welt gehören, da ihre Chancen auf die Ausrichtung solcher Turniere dadurch sinken würden. Meiner Meinung nach kann man diesen Ländern allerdings besser helfen als durch die Vergabe von Großereignissen, die nachweislich zu Mehrkosten und auch Schulden in Millionenhöhe führen. Indem man beispielsweise die Einnahmen der FIFA zum Ausbau der sportlichen Infrastruktur in den Mitgliedsstaaten, vorrangig in Schwellenländern und Nationen der Dritten Welt, einsetzt; und indem der Fußballsport in diesen Ländern dann durch Investitionen in Sportstätten, Equipment und Bildung von Kindern, Trainern und Funktionären die Chancen der Menschen und Staaten erhöht, über den sportlichen Wettkampf und sportliche Ausbildungen einen Prozess der Weiterentwicklung anzustoßen. Eine Angleichung an das Niveau der Industrienationen und deren Möglichkeiten zur Sportförderung zu erwarten, wäre illusorisch. Aber zumindest können über den Sport Möglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Trainer entstehen, die zu einer besseren Bildung,

275 Gmünder/Zeyringer/Trojanow: Das wunde Leder, 2018, S. 76–77. 126

besserem Verdienst und damit auch zu weiteren Chancen für das Land und die Bevölkerung insgesamt führen können. Das kann allerdings nur dann sichergestellt werden, wenn immer wieder reinvestiert wird und neue Projekte in diesen Staaten durchgeführt werden, die Arbeitsplätze, Bildungschancen und infrastrukturelle Verbesserungen mit sich bringen. Wenn große Teile der Bevölkerung unter Hunger und Krieg leiden, werden Investitionen in den Sport mit Sicherheit nicht zur Besserung der Lage beitragen. Daher können nur jene Staaten in einen solchen Prozess integriert werden, die bis zu einem gewissen Grad stabile Verhältnisse aufweisen können. Es ist mir vollkommen bewusst, dass dieser Vorschlag viel tiefergreifende Probleme behandelt als nur jene des Sports und auch, dass weitere Faktoren berücksichtigt werden müssen, wie die Führung und Regierung, die politische Stabilität, das wirtschaftliche Leistungspotential und auch die Kultur eines Landes. Nichtsdestotrotz sehe ich Investitionen in sportliche Anlagen und den Fußballsport in Ländern rund um den Globus als Kernaufgabe einer Institution, welche sich neben der Förderung des Fußballsports auch noch die friedliche Vereinigung der Völker und deren dauerhafte Weiterentwicklung auf die Fahnen zu heften versucht. Diese Maßnahmen würden aber noch nicht die möglichen Bestechungen bei der Vergabe von internationalen Wettkämpfen eindämmen, da das System hierfür einfach viel zu anfällig ist. Sich profilierende Politiker und Funktionäre, massive Geldflüsse und die damit verbundenen Bestechungen können nur dann eingedämmt werden, wenn sich die Struktur der Sportverbände ändert, wie Pieth festhält. Er plädiert dafür, diese in internationale Organisationen i. e. S. umzuwandeln, wie beispielsweise das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), und dann mit ihnen rechtlich gleichzustellen276. Das wäre grundsätzlich wünschenswert, könnte aber ein Tropfen auf den heißen Stein sein, da die Sportverbände ihre Hauptsitze jederzeit in andere Länder mit weniger strikten Gesetzesvorgaben verlegen könnten. Damit wäre die Schweiz ein Stück weit von ihrem schlechten Ruf bei der Korruptionsbekämpfung befreit, womöglich aber auch von der Werbung und den Investitionen, die diese Verbände alle in der Schweiz einbringen. Obwohl: Steuern scheinen von diesen Leistungen nach wie vor ausgenommen zu sein.

An dieser Stelle müssen wir auch noch einmal das Thema Manipulation näher beleuchten. Ganz allgemein sollte man als verantwortlicher Funktionär sehr gut hinterfragen, woher das Geld von potenziellen Investoren kommt, welche Intention hinter ihren Investments steckt, wie das Geld

276 Vgl. Pieth: Bestechung und Bestechlichkeit bei der Vergabe von Sportgrossanlässen, S. 33–34. 127

verwendet und ob es auch legal versteuert wird. Natürlich ist das nicht immer alles offensichtlich, allerdings kann bereits ein Hintergrundcheck mit ein wenig Aufwand dazu beitragen, dass für den Verein schädliche Investments bereits vorab verhindert werden können. Was die Manipulationen durch Wettbetrüger betrifft, so ist man durch diverse Praktiken zum Aufspüren von Manipulationen bereits auf einem guten Weg. Allerdings fällt die Bestrafung jener Akteure, die bereits in mehreren Ländern und bei verschiedenen Vereinen im Verdacht gestanden haben, Spiele zu manipulieren, zu schwach aus oder findet gar nicht statt. Auch in solchen Fällen müsste die Ethikkommission der FIFA ansetzen und Spieler, Trainer sowie Funktionäre sperren und bei den Strafvollzugsbehörden des jeweiligen Landes anzeigen. Denn klar ist, dass man gegenwärtig den Betrug primär dort bekämpfen muss, wo er stattfindet und wenn dann noch möglich auch dort, wo er organisiert wird. Die Mittel der Strafverfolgungsbehörden weltweit reichen nicht aus, um diesen Sumpf schnell und effektiv trocken zu legen, was bedeutet, dass der Wettmafia einen Kopf abzuschlagen, nur dafür sorgt, dass zwei weitere nachwachsen. Gezielte Ermittlungen gegen die Hintermänner, die Überwachung von Ligen unterhalb der obersten Spielklasse und konsequente Suspendierung von aktiv handelnden Akteuren könnten aber zu einer Besserung der Problematik beitragen. Neben dem Einsatz von Normen und Sanktionen bildet aber vor allem die Aufklärung einen großen Eckpfeiler für Koch, um Manipulationen präventiv einzudämmen. Die Aufklärungsmaßnahmen sollen dabei bereits im Kindesalter beginnen und sich konsequent durch die gesamte Laufbahn als AthletIn oder FunktionärIn ziehen. Dabei soll aufgezeigt werden, wie schnell man in eine Abwärtsspirale aus Abhängigkeiten geraten kann und welche Konsequenzen daraus entstehen.277

Alle diese erwähnten Maßnahmen sind aber unwirksam, wenn nicht die Führungsriege des Fußballweltverbandes und seine Konföderationen, Vereine und Akteure beginnen, die aufgestellten Regeln zu ehren oder aber zu sanktionieren. Die Integrität der handelnden Individuen muss im Einklang stehen mit Maßnahmen, welche präventiv gut oder als Sanktion abschreckend genug sind, dass die grassierende Korruption im Fußball zurückgedrängt werden kann. Das Gebaren bei Wahlen, Vergaben, bei Großereignissen und Vergehen soll dabei ebenso im Zentrum der Beobachtung stehen, wie das Verhalten von Vereinen, Funktionären und AthletInnen im Umgang mit Steuergeldern, Investoren und anderen Vertragspartnern. Denn letztendlich erwachsen die Probleme des Fußballs aus seiner Gratwanderung zwischen Sport

277 Vgl. Koch: Prävention von Korruption und Manipulation im Sport, S. 168–169. 128

und Wirtschaftszweig. Der Druck der Kommerzialisierung und Globalisierung, der sich auf den Fußball entlädt, führt letztlich zur Entfremdung der Sportart mit seinen Fans und von seinen Wurzeln. Denn wir alle, die wir den Fußball lieben, lieben ihn nicht wegen des finanziellen und sportpolitischen Machtpotentials. Wir lieben den Fußball, weil er uns aus dem Alltag reißt, weil er in uns die schönsten und schlimmsten Emotionen weckt, weil die Sportler den Ballsport scheinbar spielerisch beherrschen und uns damit verzücken und weil uns das Spiel hinter allem Medienrummel und Funktionärs-Filz mitreißt. Daher sollten meiner Meinung nach bei der Betrachtung des Fußballs stets die Worte von Professor Leopold Neuhold berücksichtigt werden: Spiel soll immer auch Spiel bleiben.

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