Das weithin bekann- Knittlingen te Faust-Museum beeindruckt mit sei- Die Fauststadt Knittlingen liegt im Naherholungs- und nen außergewöhnli- Wandergebiet Stromberg, unweit der Melanchthonstadt chen Exponaten, die und der Klosterstadt . im Zusammenhang Bereits im Jahre 843 wurde der Ort „Cnudelingen“ im mit Knittlinger und Lorscher Codex erwähnt. Das heutige Knittlingen ist seit Faust-Themen ste- 1504 württembergisch. hen. Als des Landes Württembergs Vormauer und Grenz- Es ist seit 1980 im alten Rathaus, einem Fachwerkgebäu- feste gegen die Pfalz wurde Knittlingen im 17. Jh. de aus dem 18. Jahrhundert, untergebracht. durch kriege- rische Ereignisse mehrfach zerstört. Die chronologische Darstellung der Faust-Tradition zeigt Zeugnisse um die Person des historischen Johann Georg Faust, geboren um 1480 in Knittlingen. Im Muse- um werden historische Volksbücher und Puppenspiele bis hin zu den verschiedenen literarischen Stadt Knittlingen Interpretationen von Goethe bis ins 21. Marktstraße 19 . 75438 Knittlingen Jahrhundert gezeigt. Telefon: 07043 373-0 . Fax: 07043 373-90 Weitere Bereiche der Faust-Interpretatio- [email protected] nen wie Musik, Theater oder Film sind in Vor allem während des 30-jährigen der ständigen Ausstellung vertreten. www.knittlingen.de Krieges, 1632 und 1692 im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Trotzdem ist ein sehens- Direkt neben dem Faust-Geburtshaus befindet sich seit Faust-Museum werter Ortskern mit zahlreichen Fach- 2002 das Faust-Archiv in der ehemaligen Lateinschule, werkgebäuden erhalten geblieben. eine der ältesten erhaltenen Lateinschulen der Region. Kirchplatz 2 . 75438 Knittlingen Die Stadt unterstand zunächst dem Kloster, dann dem Die Räume werden heute für Konzerte, Literaturabende, Telefon: 07043 9506922 Oberamt Maulbronn. 1840 erhielt Knittlingen das Symposien, und Ausstellungen genutzt. [email protected] Stadtrecht. Überregional bekannt ist die Öffnungszeiten: Von 1938 bis 1972 war Knittlingen Teil des württember- Stadt auch als Mundharmonika- Dienstag bis Freitag 9.30 bis 12.00, 13.30 bis 17.00 Uhr gischen Landkreises Vaihingen, seit dessen Auflösung Hochburg. Ignaz Hotz hat das Samstag, Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr gehört Knittlingen zum . Instrument mit erfunden und lange Zeit war Knittlingen Montags geschlossen Historischer Ortskern Sitz einer Mundharmonika-Fabrik. Von 1495 bis 1812 war Knittlingen Halt der Thurn- und Rundgang Taxisschen Postkutschenlinie auf der Route von Italien Knittlingen hat eine lange Fauststadt Knittlingen nach und über die Geislinger Steige, Cann- Weintradition. Schon Papst statt, Knittlingen, , Worms in die Nie- Alexander IV. hat 1259 die derlande. köstlichen Gewächse gelobt. Im Frühjahr 1945 brannte die Thurn- und Ta- An der historischen Straße xissche Poststation als eines der traditions- nach Bretten befindet sich reichsten Gebäude in Knittlingen nieder. der „Schillerblick“. Da Her- Am 21. Mai 1954 wurde das Neue Rathaus der Stadt Knitt- zog Karl Eugen 1782 Friedrich Schiller mit einem Veröf- Der historische Ortskern-Rundgang ist fentlichungsverbot seiner Werke belegte, Fauststadt Knittlingen lingen an diesem eine Initiative des FORUM BAU+KULTUR Platz eingeweiht. entschloss Schiller sich zur Flucht nach KNITTLINGEN e.V. und dem Mannheim. Faust-Museum/Archiv Knittlingen Vor dem Rathaus Am 23. September 1782 gelangte er befindet sich das zusammen mit dem Musiker Andreas Faust-Denkmal der Streicher zur Knittlinger Höhe und sag- Der historische Ortskern-Rundgang Stuttgarter Künstle- te seiner geliebten württembergischen der Stadt Knittlingen wird von rin Hanne Schorp- Heimat „Lebewohl“. Dürrwächter + Friedrich gefördert. Pflumm. 1 Thurn- und Taxissches Postanwesen und 5 St. Leonhardskirche Das im Jahre 1587 beschriebene gewesene Spital, Neues Rathaus Die St. Leonhardskirche, heute eine evangelische jetziges Diaconats- und Schulhaus, altes Pfarrhaus Von 1495 bis 1812 war Knittlingen Halt der Thurn- Kirche, war ursprünglich eine katholische Kirche und am Schulbergle, stand außerhalb des Pfleghofs, und Taxisschen Postkutschenlinie von Italien nach wurde auch als Liebfrauenkapelle bezeichnet. Erste angebaut an der Mauer des unteren Zwingels. Holland. Der Bau des Posthofes am Oberen Tor Erwähnung um 1200 als „Kapelle uff dem Berge“, Nach dem Brand von 1692 wurde es 1702 wieder wurde 1556 begonnen. Im 17. Jh. durch kriegerische dann „Kapelle zu unserer lieben Frau“. Der Turm, ein aufgebaut. Der Dekan zog später in den Pfleghof, Ereignisse zerstört, wurde das Thurn- und Taxissche alter Wehrturm, der Bergfried der einstigen Herren 11 das Dekanatshaus wurde zur Lehrerwohnung. Postgebäude 1708 wieder errichtet. Die ehemalige von Knittlingen und das Schiff stammen aus dem Inschrift: Im Jahre 1632 ist Knittlingen ganz Turn- und Taxissche Station befand sich bis 1928 in 13. Jh.. Der gotische Chor wurde 1469 angebaut. Das 1 verbrannt worden, hatte 280 Burger 1500 Seelen. Privatbesitz. 1928 erfolgte der Verkauf des Wappen am südlichen Strebepfeiler weist auf das 12 6 7 10 9 Im Jahr 1662 ist’s wieder halb verbrannt. 8 Anwesens an die Stadtverwaltung. Im Gebäude Kloster Maulbronn hin. 12 Seestraße, „Rotes Meer“ (Pfleggartensee) befanden sich die Sparkasse, ein Ladengeschäft Die Skulptur, Maria mit Jesus-kind, aus Schilfsand- 5 Der See war ein Wasserring zum Schutz des Orts- und im oberen Stock Wohnungen. Am Morgen des stein, ist wahrscheinlich in der Ulmer Werkstatt 3 2 4 kerns, der durch die Zusammenlegung der Weissach 7. April 1945 brannte es aus ungeklärter entstanden. Das Original befindet sich im Chor der und des Esselbachs vielleicht bereits in römischer Ursache nieder. Später wurde an dieser Stelle das Kirche. Die „Rose“ an einem Zeit entstanden war. Das Maulbronner Kloster neue Rathaus errichtet und am 21. Mai 1954 ein- Strebepfeiler ist das Wappen der Ebersteiner oder der nutzte den See zur Fischzucht. Nach den zahlrei- geweiht. Vor dem Rathaus befindet sich die Faust- Roßwager Herren, der eingemeißelte Name Silbery- chen Zerstörungen Knittlingens im 16. und 17. Figur der Stuttgarter Bildhauerin Hanne Schorp- sin bezeichnet vielleicht den Baumeister. Nach den 13 Jahrhundert wurden Teile des Sees mit Bauschutt Pflumm und der Faust-Brunnen. kriegerischen Ereignissen im 17. Jahrhundert zerstört, aufgefüllt und Gärten angelegt. 1828 wurde der See Im neuen Rathaus befand sich bis 1979 das Faust- erfolgte der Wiederaufbau. 14 von der Gemeinde angekauft. Auf Grund der zu- Museum, das von dem Heimatforscher Karl Weisert 6 Alte Lateinschule / Faust-Archiv nehmend schlechten hygienische Zustände erfolgte (1896-1982) und dem bedeutenden Faust-Sammler Dieses Gebäude wird im Jahre 1542 in einem Kaufver- 9 Pfleghofareal mit Orientierungsplan von 1843 an bis 1957 das Auffüllen des Sees. Die Karl Theens (1904-1998) aus gegründet trag als Haus „neben dem Haus, allwo Fausten born“ Es ist nicht bekannt, wann Knittlingen zur Festung gewonnenen Flächen wurden bebaut. wurde. erstmals urkundlich erwähnt. Es ist eine der ältesten ausgebaut wurde. Der älteste befestigte Teil ist der 13 Torstraße / Spital 2 Marktstraße erhaltenen Lateinschulen in der Region in barocker Pfleghof, ein Herrenhof der Herren von Knittlingen. Das Untere Tor befand sich bei dem Gasthaus Die ältesten Märkte in Knittlingen waren mit kirch- Formensprache. Justinus Kerner (1786-1862) besuchte Erst nach Einnahme und Zerstörung der Stadt, 1632, „Zum Ritter“ und hatte einen starken Torturm mit lichen Festtagen verbunden. Es gab zwei Jahrmärk- 1796 diese Lateinschule und schilderte diese Zeit in beklagte der Herzog, Administrator von Württem- Aufzugsbrücke, die über die „Breche“, einen tiefen te, den Cantate- und Simonis-Judea-Jahrmarkt. seinem „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ (1849). berg, das Schicksal von Knittlingen. Wassergraben, führte. Es gab ein doppeltes Tor für Des weiteren gab es einen Krämermarkt mit Ross-, Seit 2001 befindet sich hier das Faust-Archiv. Der Im Jahr 1683 wird berichtet, dass Knittlingen als Fuhrwerke und daneben ein kleines für Passanten. Vieh- und Schweinemarkt. Die „Hafenmärkte“ für eindrucksvolle barocke Schulsaal wird für Konzerte, „Gränzort“ zur „Churpfalz“ mit Gräben, Mauern und Der Abbruch der Tore erfolgte 1808. Das „Haus vor Tonwaren fanden vor dem Oberen Tor, neben dem Literaturabende, Vorträge und Symposien genutzt. Toren zu versehen ist. Ursprünglich gehörte der dem Unteren Tor“ (heute Gasthaus Ritter) war nach Posthaus und in der Geißbergstrasse statt. Im 1. Stock steht den Faust-Interessierten eine um- Pfleghof zum Maulbronner Klosterbesitz. Es handelt 1500 belegt als Spital (Seelhaus, später Armenhaus), 3 Eichamt / Wappen Herzog von Württemberg fangreiche Bibliothek zur Verfügung. In der Galerie sich hierbei um einen großen Komplex mit Armen- eine Art Herberge, als Altersruhesitz für die Ein- Im Untergeschoss der Kelter war das Herzogliche im 2. Stock finden neben Faust-Sonderausstellungen und Gehenktenhäuschen, Heuhaus, unterkellerter wohner und für kranke Durchreisende. Der Besitz Eichamt untergebracht. auch Kunstausstellungen statt. Zehntscheuer, Gefängnis für das Rug- und Malefiz- umfasste Scheune, Kornhaus und Wohnung des 7 Faust-Geburtshaus gericht. Neben einer großen Kelter gab es auch Spitalpflegers, der auch für die Almosen- und 4 Altes Rathaus / Faust-Museum Der historische Faust, Georg Johann Faust, wurde weitere kleine , daneben ein Fruchtkasten und Armenpflege zuständig war. Zunächst kirchliche Wie viele andere Gebäude im Ortskern litt auch hier um 1480 geboren und starb unter mysteriösen eine Zehntscheuer. Zuständigkeit, ging dieses Amt an die weltliche Ge- das Alte Rathaus unter den Zerstörungen im 17. Umständen um 1540 in Staufen im Breisgau. Inspiriert 10 Steinhaus im Pfleghofbereich meinde über. Das Spitalvermögen war beträchtlich Jahrhundert. Der Wiederaufbau erfolgte Anfang vom Alchemisten, Astrologen, Magier und Heilkundi- Das Steinhaus ist das auffälligste Profangebäude und von Steuern und Lasten befreit. 1771 ging die- des 18. Jahrhundert unter dem Stuttgarter Archi- gen verfasste Goethe 1808 sein Drama Faust I. des Ortes aus dem 12./13. Jahrhundert. Gebaut aus ses Gebäude in Privatbesitz über. Das sogenannte tekten Heimb. Über der Eingangstür des Gebäudes staufischen Quadersteinen war es Unterkunft für Armenhaus wurde in einem anderen Haus vor dem befindet sich das Knittlinger Wappen: In der Mitte 8 Kelter Die Kelter war ein wichtiges Wirtschaftsgebäude Bautrupps, Soldaten, Nahrungs- und Futterdepot, Unteren Tor neben dem Wassergraben eingerichtet. der Abtstab als Zeichen der Zugehörigkeit zum Waffenlager, Stallung und Munitionslager. Kloster Maulbronn, links- und rechtsgekreuzt zwei im Pfleghof, erbaut im 12./13. Jahrhundert. Neben 14 Grabenstraße / Brechgraben Knüppel, die auch Knittel genannt werden. Davon der Großen Kelter, gab es die Kelter in der Mang, die 11 Dekanatshaus und Inschriftentafel Eine Ringmauer mit einem Wassergraben schützte abgeleitet wurde die Ortsbezeichnung Knittlingen. Trottenkelter, und die Kelterstube. Die Große Kelter Ursprünglich Wohnhaus des Pfarrers und Spital. Knittlingen vor Überraschungsangriffen. Davon sind hatte vier Kelterbäume. Mit Ochsenkarren wurden die Dieses Gebäude war ab 1547 Sitz des evangelischen nur die Straßennamen Grabenstraße und Brech- Seit 1980 befindet sich hier das Faust-Museum. Trauben in die Kelter transportiert. Dekanats für den Bezirk Maulbronn mit Derdingen. graben geblieben.