VS V Karl-Richter-Edition im KonzentrationslagerSachsenhausen Die Falschgeldaktion»OperationBernhard« »Blüten« ausdemKZ Florian Osuch . Band 3

Florian Osuch »Blüten« aus dem KZ Die NS-Fälscheraktion »« im Konzentrationslager Sachsenhausen

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind1 1 11.11.2009 11:11:59 Florian Osuch ist Diplom-Ingenieur der Drucktechnik, lebt und arbeitet in Berlin und war Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung.

Karl-Richter-Edition, Band 3 Der Karl-Richter-Verein zur Erforschung der Geschichte und der kulturellen Tra- ditionen der Buchdrucker e.V. veröffentlicht in unregelmäßiger Abfolge Arbeiten zu historischen und kulturellen Ereignissen sowie bedeutenden Persönlichkeiten der deutschen und internationalen Druckergewerkschaften.

Anschrift: Karl-Richter-Verein Berlin Dudenstraße 10 D-10965 Berlin Tel.: 030/81 49 46 03 E-Mail: [email protected]

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind2 2 11.11.2009 11:12:01 Florian Osuch »Blüten« aus dem KZ Die NS-Fälscheraktion »Operation Bernhard« im Konzentrationslager Sachsenhausen

Karl-Richter-Edition im VSA: Verlag Hamburg

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind3 3 11.11.2009 11:12:01 www.vsa-verlag.de www.karl-richter-verein.de

Die Herausgabe dieses Buches wurde gefördert von DRUCK+PAPIER – die ver.di-Branchenzeitung Herbert-Wehner-Stipendium Horst-Görtz-Stiftung Karl-Richter-Verein KZ-Gedenkstätte Mauthausen ver.di-Bereich Verlage, Druck und Papier ver.di Berlin/Brandenburg

Lektorat: Henrik Müller, Dr. Susanne Stracke-Neumann

Fotonachweis: Stefanie Herbst (S. 11); die Abbildungen auf den Seiten 37 und 75 stammen aus Hans-Ludwig Grabowski »Das Geld des Terrors« (Regenstauf 2008); das Foto auf S. 125 stammt von Viktor Reim; alle anderen Abbildungen wurden freundlicherweise von zur Verfügung gestellt und stammen aus sei- nem Buch »Des Teufels Werkstatt« (München 2007).

Titelillustration: Bert Weigel (DRUCK + PAPIER)

© VSA: Verlag 2009, St. Georgs Kirchhof 6, 20099 Hamburg Alle Rechte vorbehalten Druck und Buchbindearbeiten: Idee, Satz & Druck, Hamburg ISBN 978-3-89965-389-2

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind4 4 11.11.2009 11:12:01 Inhalt

Vorwort von Prof. Dr. Anne König ...... 11

Einführung ...... 13

1. Geld und Geldfälschungen in der Geschichte ...... 19

Definition von Fälschungen ...... 20 Geschichte von Fälschungen ...... 22 Antike und Mittelalter ...... 22 Neuzeit ...... 23 Nach Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung Euro ...... 26

2. Entwicklung der »Operation Bernhard« ...... 27

Vorgeschichte und Testphase der Geheimoperation ...... 27 Das »Unternehmen Andreas« ...... 28 Qualitätsprüfung durch den (SD) ...... 29 Transformation der »Operation Andreas« in das KZ Sachsenhausen ... 30 Ziele der »Operation Bernhard« ...... 31 Devisengewinnung für die Kriegsproduktion ...... 31 Dokumente, Devisen und Pässe für die SS ...... 32 Destabilisierung ausländischer Ökonomien ...... 32 Propagandazwecke und Unterstützung von Fluchtplänen ...... 33

3. Standort und Personal der Druckwerkstatt ...... 35

Das KZ Sachsenhausen ...... 35 Entstehung des KZ Sachsenhausen ...... 35 Lageralltag und Zwangsarbeit ...... 37

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind5 5 11.11.2009 11:12:01 Terror der SS sowie Tod und Vernichtung ...... 39 Befreiung 1945 und Errichtung der Mahn- und Gedenkstätte ...... 40 Die Blöcke 18 und 19 im KZ Sachsenhausen ...... 41 Bau der Druckwerkstatt ...... 41 SS-Angehörige und zivile Kräfte der Fälscherwerkstatt ...... 44 Angehörige des Falschgeldkommandos ...... 44 Verschleppung von KZ-Häftlingen nach Sachsenhausen ...... 45 Berufsgruppen ...... 46 Vergünstigungen gegenüber anderen Häftlingen ...... 47

4. Techniken der Falschgeldwerkstatt ...... 49

Druckprozess und Organisation ...... 49 Druckformbearbeitung, Kupferstich und Galvanisierung ...... 50 Druckerei ...... 51 Nummerierung und Reißerei ...... 51 Kontrollabteilung, Prüfung, Sortiererei ...... 52 »Altmacherei« und Lager ...... 53 Ausrüstung und Maschinen ...... 54 Hochdruck: Tiegeldruckmaschinen ...... 54 Hochdruck: Flachformschnellpresse ...... 56 Offsetdruck ...... 57 Lichtdruck ...... 57 Materialien, Werkzeuge und Kleinteile ...... 58 Druckerzeugnisse der Fälscherwerkstatt ...... 59 Pfund-Noten ...... 59 Banknoten aus Jugoslawien ...... 60 Briefmarken – Das »Unternehmen Wasserwelle« ...... 61 US-Dollar ...... 64 Sowjetische Ausweise und sonstige Drucksachen ...... 65

5. Externe Logistik ...... 67

Farbe ...... 67 Papier ...... 68 Papiermühle Spechthausen ...... 69 Papierfabrik Hahnemühle ...... 70 Herausforderung Wasserzeichen ...... 72 Druckformherstellung ...... 74

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind6 6 11.11.2009 11:12:01 Vorlagen für die Falschgeldproduktion ...... 75 Sicherheitsmerkmale des Pfunds ...... 77

6. Organisation und Vertrieb ...... 79

Verantwortlichkeiten im NS-Staat ...... 79 Die SS – Eliteorden der Nationalsozialisten ...... 79 Reichssicherheitshauptamt und Sicherheitsdienst (SD) ...... 81 Das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) ...... 82 Wege der Verbreitung ...... 84 »Erfolg/Misserfolg« für das NS-Regime ...... 86

7. Sabotage und Verweigerung in der Fälscherwerkstatt ...... 87

Widerstand durch das Illegale Lagerkomitee (ILK) ...... 87 Sabotage der Druckproduktion ...... 88 Sabotage in der Sortiererei und illegale Dokumentation ...... 89

8. Das Ende der Fälscherwerkstatt und die Befreiung der Häftlinge ... 91

Demontage der Werkstatt im KZ Sachsenhausen ...... 91 Verlegung in das KZ Mauthausen und das Außenlager Redl-Zipf ...... 91 Die Befreiung im KZ Ebensee ...... 92 Versenkung der Pfund-Noten und Maschinen im Toplitzsee ...... 93

9. Die Aufarbeitung der »Operation Bernhard« ...... 95

Bergung von Drucksachen im Toplitzsee ...... 95 Erste Bergung 1959 (Magazin Der Stern) ...... 95 Zweite Bergung 1963 (Österreichisches Innenministerium) ...... 98 Dritte Bergung 2000 (TV-Sender CBS) ...... 98 Zum Problem der juristischen Aufarbeitung ...... 98 Literarische und filmische Aufarbeitung ...... 102 Literarische Aufarbeitung ...... 103 Cineastische Aufarbeitung durch den Film »Die Fälscher« (2006) ...... 104

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind7 7 11.11.2009 11:12:01 10. Folgen und Auswirkungen der »Operation Bernhard« ...... 107

Rückruf von Pfund-Noten ...... 107 Technologische Entwicklungen im Sicherheitsdruck ...... 108 Papier ...... 109 Farbe ...... 109 Druckverfahren ...... 110

11. Fazit ...... 111

Literaturverzeichnis ...... 115 Quellen ...... 115 Dokumente ...... 115 Autobiografien und Erlebnisberichte ...... 115 Zeitzeugengespräche ...... 115 Sekundärliteratur ...... 116 Periodika ...... 120 Aus dem Internet ...... 122 Film und Filmmaterial ...... 122

Anhang ...... 123

»Wer zu den Neonazis geht, endet als Mörder« ...... 125 Meldung aus dem KZ Buchenwald von selektierten Häftlingen ...... 127 Organigramm der »Operation Bernhard« ...... 128 Berufe und Staatsangehörigkeit der Häftlinge des Fälscherkommandos ...... 129 Erklärung von Peter Edel während der Nürnberger Prozesse 1948 ... 130 Eidesstattliche Erklärung von Bernhard Krüger von 1956 ...... 132 Angehörige aus Reihen des NS-Staates an der »Operation Bernhard« ...... 133

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind8 8 11.11.2009 11:12:01 In stillem Gedenken gewidmet den von der SS während der »Operation Bernhard« ermordeten Kollegen: Hermann Gütig, staatenlos Abraham Fingerhut, staatenlos Georg Jilovsky, Tschechoslowakei Abraham Kleinfeld, Österreich Ernst Stiasny, Tschechoslowakei Isaak Sukiennik, Sowjetunion Karl Sussmann, Österreich

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind9 9 11.11.2009 11:12:01 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind10 10 11.11.2009 11:12:01 Vorwort

Das Verfassen der wissenschaftlichen Abschluss- arbeit ist die Krönung eines Studiums, und die freie Themenwahl als ein wesentliches Element wird nur dahin gehend eingeschränkt, dass das Thema zum Studienfach passen muss. Florian Osuch diplomierte mit der hier vor- liegenden – für die Veröffentlichung leicht über- arbeiteten – Arbeit mit »sehr gut« zum Diplom- ingenieur für Druck- und Medientechnik an der Technischen Fachhochschule Berlin (heute Beuth Hochschule für Technik Berlin). Sein Interesse an Politik, verbunden mit seinem ingenieurwissen- schaftlichen Studienfach, führte zu einem außer- gewöhnlichen und interdisziplinären Thema, dessen Betreuung mir sehr viel Freude bereitet hat. Wir haben uns beide bemüht, die Arbeit schwerpunkt- mäßig unter dem Gesichtspunkt der organisatorischen Beschaffungspro- zesse und der technischen Möglichkeiten und Restriktionen der damaligen Zeit zu betrachten. Ein Unterfangen, das angesichts der menschlichen Tra- gik vermessen erscheint – doch es ist gelungen. Neben dem Kapitel »Techniken der Fälscherwerkstatt«, das die dama- ligen Produktionsmöglichkeiten für Geld- und Dokumentenfälschungen untersucht, sind für mich als Ingenieurin und Betriebswirtin die Kapitel »externe Logistik« und »Sabotage« besonders wichtig. Florian Osuch zeigt auf, welche vor- und nachgelagerten Prozesse außerhalb des Konzentra- tionslagers notwendig – und erfolgreich – waren, um die Fälschungen zu ermöglichen. Im Kapitel zu Sabotage und Verweigerung im KZ Sachsen- hausen wird dokumentiert, dass die technischen und logistischen Rah- menbedingungen für eine große Produktionsmenge zwar vorhanden wa- ren, durch die von der Außenwelt isolierten Zwangsarbeiter aber – trotz täglicher Todesbedrohung – in großem Umfang sabotiert wurden. Es wur- den ca. neun Millionen Geldscheine (britische Pfund) gedruckt, aber nur 670.000 Scheine an das Reichssicherheitshauptamt ausgeliefert, eine Ma- kulaturquote von 92% – nicht, weil die Facharbeiter es nicht konnten, sondern weil sie nicht wollten. Auch bei dem Versuch der Fälschung von

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind11 11 11.11.2009 11:12:01 Dollar-Noten zeigte sich: Die Intelligenz der Facharbeiter des grafischen Gewerbes ging letztlich nicht in die angeordnete Produktion und die an- geordneten Erfindungen ein, sondern in die Sabotage eines menschenver- achtenden Auftrags. Der vorliegenden Veröffentlichung wünsche ich einen großen Leser- kreis, und ich wünsche angehenden Akademikerinnen und Akademikern den Mut, sich ungewöhnlichen Fragen zu stellen.

Prof. Dr. Anne König, Betriebswirtschaftslehre für die Druck- und Medienindustrie, Beuth Hochschule für Technik Berlin

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind12 12 11.11.2009 11:12:01 Einführung

In der Geschichte von Dokument- und Geldfälschungen nimmt die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland einen besonderen Platz ein. Im Auf- trag der Nazi-Führung mussten Häftlinge aus Konzentrationslagern, die zuvor mehrheitlich in Betrieben des grafischen Gewerbes gearbeitet hat- ten, Falschgeld und Dokumente in großen Mengen produzieren. Ziel die- ser als »Operation Bernhard« bezeichneten Geheimaktion war die Versor- gung von international agierenden Nazi-Agenten mit Dokumenten und Devisen sowie die Destabilisierung der britischen sowie der US-amerika- nischen Ökonomien als wirtschaftliches Kriegsziel. Zu diesem Zweck hatte der nationalsozialistische Eliteorden Schutzstaf- fel (SS), der in den Nürnberger Prozessen als »verbrecherische Organisa- tion« eingestuft wurde, im KZ Sachsenhausen bei Berlin eine hoch profes- sionelle Druckerei eingerichtet. Dort wurden zwischen 1942 und 1945 bis zu 142 Drucker, Graveure, Zeichner, Schriftsetzer, Papiermacher und bei Banken Beschäftigte aus nahezu ganz Europa zur Sklavenarbeit gezwun- gen. Sie waren allesamt jüdischer Herkunft, und ihre Ermordung innerhalb des nationalsozialistischen KZ-Systems war daher nur eine Frage der Zeit. Somit ist diese Fälschungsaktion nur im Zusammenhang mit dem Verbre- chen des Holocaust zu verstehen. Vor diesem Hintergrund zeichnete sich die »Operation Bernhard« durch folgende Besonderheiten aus: ■ Zum einen ging es um einen in der Geschichte von Geldfälschungen bei- spiellosen Umfang an qualitativ hochwertigen Druckerzeugnissen. Die Häftlinge im KZ Sachsenhausen produzierten in einem Zeitraum von zwei Jahren auf industriellem Niveau hauptsächlich britische Bankno- ten, insgesamt knapp neun Millionen Stück in einem Gesamtwert von rund 130 Millionen Pfund Sterling (im Folgenden der Kürze wegen nur mit »Pfund« bezeichnet). ■ Zum anderen waren es die Umstände, unter denen die Drucker und an- deren Arbeiter zu ihrer Tätigkeit gezwungen wurden. Die Fälscherwerk- statt war Teil des in der Weltgeschichte singulären nationalsozialistischen KZ-Systems, einem an Menschenverachtung nicht zu übertreffenden Verbrechen. ■ Darüber hinaus war es das politische Ausmaß dieser Fälschungsak- tion. Mit der »Operation Bernhard« unterlief das NS-Regime elemen-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind13 13 11.11.2009 11:12:02 tare Grundlagen wirtschaftlicher Beziehungen sowie den kontrollierten Waren- und Geldverkehr als zentralen Bestandteil zwischenstaatlicher Kontakte. So räumte die Bank von England später ein, dass das »Unter- nehmen Bernhard« die Stabilität des Pfunds Sterling in der Kriegszeit ernsthaft bedroht hatte. Dass dieser Umstand jedoch erst 60 Jahre nach den damaligen Ereignissen – im Jahr 2003 – von der englischen Staats- bank publik gemacht wurde, zeigt zugleich, wie brisant und folgenreich diese Fälschungsaktion für die Stabilität des internationalen Finanzsys- tems war. Schließlich trug auch diese Geheimhaltung sogar durch den am meisten geschädigten Staat wesentlich dazu bei, dass die »Operation Bernhard« Jahrzehnte lang nahezu in Vergessenheit geriet. Trotz zahlreicher Veröffentlichungen blieb die Fälschergeschichte jahr- zehntelang weitgehend unbeachtet. Bereits in den ersten Jahren nach dem Zusammenbruch des NS-Staates publizierten ehemalige Häftlinge ihre Er- lebnisberichte, unter ihnen Adolf Burger, der erstmals 1945 Erinnerungen in tschechischer Sprache veröffentlichte, Peter Edel (1947) oder der Nor- weger Moritz Nachtstern (2008).1 Es ist davon auszugehen, dass darüber hinaus zahlreiche weitere Männer des Fälscherkommandos ihre Erlebnisse der KZ-Haft niedergeschrieben, jedoch nie veröffentlicht haben. So erschie- nen etwa Aufzeichnungen des Buchbinders Kurt Lewinski erstmals 2007, neun Jahre nach seinem Tod. Angehörige der »Operation Bernhard« auf Seiten der Täter, insbesondere aus Reihen der SS, ließen einige Jahre verstreichen, bis sie in den 1950er Jah- ren ihre Sichtweise niederschrieben, wie etwa Wilhelm Höttl (1955)2 oder Walter Schellenberg (1956), letzter Chef des Auslandsgeheimdienstes der SS. Zur gleichen Zeit gab es bereits erste journalistische Veröffentlichungen wie etwa einen Beitrag in Das Beste aus Readers’s Digest (1952). Es folgte 1959 eine 15-teilige Serie des Magazins Der Stern (1959), das die Bergung von gefälschten Pfund-Noten aus dem österreichischen Toplitzsee organi- siert hatte. Dort waren Druckerzeugnisse und Unterlagen der »Operation Bernhard« kurz vor Kriegsende von der SS versenkt worden. In der DDR befassten sich Mitte der 1960er Jahre Autoren mit der Auf- arbeitung der »Operation Bernhard« und der ökonomischen Hintergründe der NS-Verbrechen (Kraus/Kulka 1963). Ein erstes wissenschaftliches Werk zum Thema publizierte der Schriftsteller und Geheimdienstexperte Dr. Ju- lius Mader 1973 ebenfalls in der DDR (Mader 1973a). Seiner Veröffentli-

1 Das Werk erschien erstmals 1949 als Falskmynter i Sachsenhausen in norwegischer Spra- che, die erste englische Fassung wurde 2008 publiziert. 2 Das Buch erschien unter dem Pseudonym Walter Hagen und ist kritisch zu betrach- ten. Teilweise verharmloste Höttl das menschenverachtende NS-System und die Schuld hö- herer SS-Führer.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind14 14 11.11.2009 11:12:02 chung folgten weitere Beiträge von ehemaligen Häftlingen, darunter eine neunteilige Serie von Adolf Burger in der Zeitschrift Horizont (Burger 1979). In der Bundesrepublik fanden die Veröffentlichungen jedoch auf- grund der politischen Vorbehalte gegenüber der DDR-Literatur wenig Beachtung. Wenig später rückte Mader die Fälschungsaktion der Nazis in Zusammenhang mit ähnlichen Aktivitäten des US-Geheimdienstes CIA gegen die demokratische Regierung Salvador Allendes in Chile.3 In West- deutschland sorgte 1980 ein Buch über den Wiederaufstieg der SS für Auf- sehen, ein Kapitel beschäftigte sich umfassend mit der NS-Falschgeldak- tion (Pomorin 1980). Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass sich Autoren ganz anderer Dis- ziplinen – insbesondere in der DDR – mit der »Operation Bernhard« be- schäftigten: die Numismatik (Maur 1970) und die Philatelie (Wagner 1982), die Sammlerinnen und Sammler von Münzen und Geldscheinen und die von Briefmarken. Aufgrund der Abgeschlossenheit dieser Hobbygebiete fanden ihre Beiträge in Zeitschriften und Magazinen nur einen geringen Zugang zu einem breiten Publikum. Ebenso erging es Fachartikeln, die von Exper- ten des Sicherheitsdruckwesens verfasst wurden (Holderbaum 1967). Eine der neuesten Veröffentlichungen zum Thema findet sich in dem umfang- reichen Band zu Geld und Geldersatz in deutschen Konzentrationslagern und Gettos zwischen 1933 und 1945 (Grabowski 2008). Ende der 1990er Jahre setzte ein vermehrtes Interesse an der Aufar- beitung der Fälschergeschichte ein. Seitdem gibt es erste Versuche einer systematischen Aufarbeitung dieses geheimnisumwobenen und perfiden NS-Sonderkommandos. 2006 erschien in den USA eine quellenreiche Dar- stellung, die im Jahr 2008 ins Deutsche übersetzt wurde. Autor ist der ehe- malige Chefkorrespondent der International Herald Tribune, Lawrence Malkin (2008), der sich unter anderem auf die bislang einzige Master-Ar- beit zu diesem Thema aus dem Jahr 2002 stützte (Delgado 2002). Trotzdem blieb die Thematik noch immer weitgehend Insider-Wissen und erreichte erst durch den Film Die Fälscher im Rahmen des Filmfestivals Berlinale 2007 breitere Aufmerksamkeit. Ein Jahr später wurde der Film mit einem Oscar prämiert. Der deutsche Faschismus wurde in seinen verschiedenen Facetten mitt- lerweile relativ umfassend erforscht, insbesondere auch die Geschichte der SS, die für diese Fälschungsaktion verantwortlich zeichnete. Teile dieser

3 In der Dokumentation »Geldscheine als papierene Waffe« (1981) beschreibt Julius Mader, dass zivile und militärische Geheimdienste der USA seit 1948 in Europa, Asien und Latein- amerika mindestens zehn Mal mit gefälschten Banknoten operiert haben, um politische Geg- ner zu schädigen. Die Aktionen richteten sich zumeist gegen sozialistische Staaten, darunter die DDR, die Tschechoslowakei, Vietnam, Kuba, Chile, sowie gegen die Sowjetunion.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind15 15 11.11.2009 11:12:02 Forschungen widmen sich auch dem Thema »Geldgeschäfte der SS« (Koch 2000), aber hier spielt die »Operation Bernhard« zumeist nur eine marginale Rolle. Keine Erwähnung findet die Falschgeldaktion in zwei wissenschaft- lichen Veröffentlichungen zur Wirtschaft und Verwaltung der SS (Naasner 1998 und Schulte 2001), obwohl das zuständige »Wirtschafts- und Verwal- tungshauptamt« die Versorgung des Fälschungsbetriebes mit geeigneten Ar- beitskräften organisierte. In dem umfangreichen Werk zum KZ Sachsenhau- sen »Der Ort des Terrors« (Kaienburg 2006b) wird die Fälscherwerkstatt nur beiläufig erwähnt, ebenso in der Studienausgabe zum Führungskorps des Reichssicherheitshauptamts (Wildt 2003), das die Falschgeldaktion ope- rativ umsetzte. Ebenso ist die Geldgeschichte Deutschlands im 20. Jahr- hundert umfangreich bearbeitet, jedoch ohne nähere Beachtung der »Ope- ration Bernhard«.4 Eine systematische wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas fehlt bisher. Die besondere Schwierigkeit einer wissenschaftlichen Aufarbei- tung besteht in der Verwobenheit von historisch-politischen, volkswirt- schaftlichen, finanzpolitischen, betriebswirtschaftlich-logistischen und drucktechnischen Aspekten. Das vorliegende Buch konzentriert sich auf die historisch-politischen und die drucktechnischen Fakten, da sie die bei- den zentralen Elemente der Aktion waren: Die im Rahmen der »Opera- tion Bernhard« drucktechnisch nahezu perfekt ausgeführten Fälschungen dienten außenpolitischen Zielen des NS-Regimes. Die Schwierigkeiten resultieren auch aus der Quellenlage. Zum einen wurden zahlreiche Dokumente durch das NS-Regime selbst vernichtet. Zum anderen wurden die erhaltenen Dokumente in Folge der Nachkriegs- wirren an viele Orte der Welt verstreut – in Staatsarchive der USA und der ehemaligen Sowjetunion, verschlossene Archive der nationalen Banken, Archive ehemaliger Konzentrationslager in Deutschland und Österreich (insbesondere in den Gedenkstätten Sachsenhausen und Mauthausen), in Archive der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklä- rung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg5 sowie Archive der beiden deutschen Staaten. Vor allem letztere sind im Blick auf die vor-

4 Selbst im umfassenden Werk »Deutsche Geldgeschichte seit 1914« erwähnt der Autor die »Operation Bernhard« nur beiläufig (Rittmann 1986). 5 Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg wurde 1958 von den Justizministern und -senatoren der west- deutschen Bundesländer gegründet. Sie sollte Vorermittlungen gegen mutmaßliche NS-Ver- brecher zusammentragen und Verfahren bündeln. Insgesamt wurde in der BRD gegen 106.496 Personen ermittelt. Nur 6.495 Angeklagte (6% der Fälle) wurden rechtskräftig verurteilt. Vgl. Behördenleiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen Oberstaatsanwalt Kurt Schrimm (Hrsg.), Gründung und Aufgaben: www.zentralestelle.de.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind16 16 11.11.2009 11:12:02 liegende Thematik auch fast 20 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereini- gung nur sehr unzureichend systematisch erfasst, wie Recherchen im Bun- desarchiv in Berlin ergaben. Schließlich muss erwähnt werden, dass fast alle der 142 KZ-Häftlinge die Zeit in Gefangenschaft überlebten und befreit werden konnten. Mehr als 60 Jahre danach gibt es aber nur noch wenige Überlebende. Dem Autor ist es gelungen, mit zwei ehemaligen Häftlingen der Fälscherwerkstatt des KZ Sachsenhausen ausführliche Gespräche zu führen. Es handelt sich um Isaak Plapla (Gespräch 2008) aus Berlin und den ehemaligen Buchdrucker Adolf Burger (Interview 2007) aus Prag. Nachdem im Dezember 2008 die ver.di-Branchenzeitung Druck+Papier über die Thematik und die Diplom- arbeit berichtet hatte, meldete sich ein weiterer Zeitzeuge beim Autor der vorliegenden Studie. Hans Hoffinger (Schriftliche Erklärung 2009) arbei- tete in der Papierfabrik Hahnemühle, wo unter Aufsicht der SS das Papier für die »Blüten« aus dem KZ produziert wurde. Die Studie über die KZ-Fälscherwerkstatt ist wie folgt gegliedert: Nach einem geschichtlichen Teil zu Geldfälschungen wird der historisch-poli- tische Kontext der »Operation Bernhard« beschrieben. Im Hauptteil wer- den die drucktechnischen und logistischen Details dargestellt und analysiert. In diesem Zusammenhang erscheint es wichtig, auch den antifaschistischen Widerstand der Drucker und Graveure unter den Bedingungen der KZ- Haft zu thematisieren. Im letzten Teil wird die Entwicklung des Sicher- heitsdrucks beschrieben. Im ausführlichen Anhang sind neben dem Literaturverzeichnis persön- liche Erklärungen von Opfern und auch von Tätern dokumentiert. Der Band enthält außerdem zahlreiche Abbildungen, die dem Autor freundli- cherweise von Adolf Burger zur Verfügung gestellt wurden.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind17 17 11.11.2009 11:12:02 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind18 18 11.11.2009 11:12:02 1. Geld und Geldfälschungen in der Geschichte

Geld ist seit etwas über 2.000 Jahren Zahlungsmittel unter den Menschen. Davor tauschten sie ihre Waren mit geldähnlichen Sachen wie Perlen, Fe- dern oder Muscheln. In der Geldhistorie folgten diesen Tauschmitteln zu- nächst einfache Metallplättchen. Vom 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrech- nung an wurden die ersten Münzen im Königreich Lydien – etwa auf dem Gebiet der heutigen Türkei – hergestellt (vgl. Cribb 1992: 12-18). Erstes Papiergeld wurde vor etwa 1.000 Jahren in China zur Finanzie- rung eines Krieges herausgegeben. In Europa gab es Papiergeld erst 600 Jahre später. Nach einigen regionalen Papierwertscheinen führte Schwe- den zur Mitte des 17. Jahrhunderts eine erste offizielle Banknote ein. Die Industrialisierung sorgte im 19. Jahrhundert in Europa dafür, dass erst- mals weite Teile der Bevölkerung über Privatvermögen und Geld verfü- gen konnten.6 Geld steht heute im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens. Alle wirtschaft- lichen Leistungen – Arbeit, Dienstleistungen, Warentausch, Kreditvergabe – werden mit Geld abgegolten. Der gegenständliche Eigentumswechsel des Geldes von Person A an Person B ist nicht mehr zwingend notwendig, da viele wirtschaftliche Leistungen bargeldlos etwa durch Bankeinzug, Über- weisung oder Kreditkarte abgerechnet werden. Die meisten Nationalstaa- ten oder auch Zusammenschlüsse von Nationalstaaten wie die Europäische Union verfügen über eigene Geldwährungen. Die Literatur unterscheidet folgende Geldfunktionen: ■ Geld als Tauschmittel: Sowohl freie Marktwirtschaften als auch sozi- alistische Planwirtschaften sind Tauschwirtschaften, in denen alle teil- nehmenden Wirtschaftssubjekte – Individuen, Organisationen, Staaten sowie Firmen und internationale Konzerne – Tauschbeziehungen auf- bauen. Das gilt für Arbeits- und Dienstleistungen, für Löhne und Ge- hälter sowie für den nationalen und internationalen Handel. Das Me- dium dieser Tauschvorgänge ist Geld.

6 Banknotes.com (Hrsg.), History of Paper Money: www.banknotes.com/intro. htm#history.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind19 19 11.11.2009 11:12:02 ■ Geld als Recheneinheit und Wertmaßstab: Geld macht alle Güter und Dienstleistungen in einem einheitlichen Wertmaßstab vergleichbar und berechenbar. Auch Währungen lassen sich über diesen Wertmaßstab ver- gleichen, der allerdings nahezu täglichen Schwankungen unterliegt. ■ Geld als Wertaufbewahrungsmittel: Mit Geld ist es möglich, einen in der Gesellschaft anerkannten materiellen Wert aufzubewahren. Als Tausch- mittel steht es in dieser Zeit nicht zur Verfügung, es sei denn, das Geld wird bei einer Bank aufbewahrt, die es nutzen kann. Im zentraleuropäischen Wirtschaftsraum wurde mit Inkrafttreten des Maa- strichter Abkommens über die Errichtung einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion am 1. November 1993 der Grundstein für die heute gebräuchliche Gemeinschaftswährung Euro gelegt. Diese löste in Deutsch- land und anderen europäischen Staaten am 1. Januar 2002 die nationalen Zahlungsmittel wie die Deutsche Mark ab.7

Definition von Fälschungen

In der Literatur wird allgemein als Fälschung bezeichnet, wenn jemand ei- nen unechten Gegenstand herstellt oder einen echten Gegenstand verän- dert mit dem Ziel, den Rechtsverkehr zu täuschen. Eine allgemeine wis- senschaftliche Definition von Fälschungen fehlt. Autorinnen und Autoren nehmen jedoch folgende Einteilung vor: ■ Eindruckfälschungen sind Fälschungen, die nur den äußerlichen Ein- druck der Echtheit vortäuschen. Bei diesen Fälschungen werden die Originaltechniken (Stichtiefdruck oder Buchdruck), Originalmateria- lien (Papier mit Wasserzeichen und Sicherheitsfaden) sowie Spezialfarbe durch einfache Techniken ersetzt. In der Regel sind diese Fälschungen leicht vom Original zu unterscheiden, weil die Sicherheitsmerkmale mit anderen Techniken nur in minderer Qualität reproduzierbar sind. Ein- druckfälschungen machen das Gros der Fälschungen aus. ■ Als Verfälschung wird die Veränderung von Originaldokumenten be- zeichnet. Diese Art findet insbesondere bei Pass-, Ausweis- und sons- tigen Dokumentfälschungen Anwendung, wenn beispielsweise ein Bild im Reisepass ausgetauscht wird. Bei Banknoten ist die US-amerikanische Währung Dollar von Verfälschungen betroffen, da Scheine unterschied- licher Wertstufen die gleiche Größe aufweisen. Mittels Bleichen kann die Druckfarbe einer Ein-Dollar-Note abgelöst und der Aufdruck einer hö- herwertigen Dollar-Note aufgebracht werden.

7 Mehr zum Thema Geld in der heutigen Zeit siehe Tolksdorf 1995.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind20 20 11.11.2009 11:12:02 ■ Bei Echtheitsfälschungen werden zum Beispiel Banknoten oder Aus- weispapiere unter weitgehender Verwendung der Originalmaterialien und -verfahren gefertigt. Diese Fälschungen sind in der Regel nur mit großem technischen Aufwand möglich und nur von Experten zu enttar- nen. Unter die Kategorie der Echtheitsfälschungen fallen auch die po- litischen Fälschungen, bei denen Urheber der Aktion ein Staat, dessen Regierung oder Beauftragte sind. Eine politische Fälschung hat weniger das Ziel der persönlichen Bereicherung, sondern – in der Regel in Kri- sen- oder Kriegszeiten – die wirtschaftliche bzw. politische Schädigung eines Kontrahenten oder die Schaffung von eigenen Vorteilen, etwa durch Waffenkäufe mittels Falschgeld. In der Regel soll die Wirtschaft des an- deren Staates durch eine künstliche Inflation geschwächt werden. Im Strafgesetzbuch (StGB) der Bundesrepublik Deutschland ist in § 146 (8. Abschnitt – Geld- und Wertzeichenfälschung) festgelegt, dass mit Frei- heitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft wird, wer »Geld in der Absicht nachmacht, dass es als echt in Verkehr gebracht [wird] (…), oder Geld in dieser Absicht so verfälscht, dass der Anschein eines höheren Wertes her- vorgerufen wird«.8 Die in der vorliegenden Arbeit untersuchte Fälschung ist in erster Linie eine politische Fälschung, denn die »Operation Bernhard« hatte das Ziel, Interessen der nationalsozialistischen Regierung des Deutschen Reiches im Ausland zu unterstützen, darunter die Destabilisierung der britischen und der US-amerikanischen Wirtschaft. Die Aktion wurde von einem klei- nen Kreis von Funktionären der SS initiiert und trug zugleich zur Finan- zierung ihrer Organisation auf illegale Weise bei. Überdies diente das ge- druckte Falschgeld beim Zusammenbruch des NS-Regimes auch dazu, untergetauchten Nazi-Funktionären die Flucht etwa nach Südamerika zu ermöglichen bzw. ihnen eine neue Identität zu verschaffen. Neben dem Chef des Falschgeldvertriebes der »Operation Bernhard«, Fritz Schwend, setzten sich auch andere NS-Größen nach Südamerika ab, unter ihnen Adolf Eichmann, der Auschwitz-Arzt Josef Mengele, der Kommandant der Ver- nichtungslager Sobibor und Treblinka, Franz Stangl, sowie sein Stellver- treter Gustav Wagner (siehe Klee 1992: 25). Damit erhielt die »Operation Bernhard« nach der oben genannten Definition auch den Charakter pri- vater Fälschungen. Das gesamte Projekt diente den politischen Zielen des NS-Regimes. Die Aktion war jedoch außenpolitisch so heikel, dass sie absolut geheim bleiben musste und in keinem Fall mit staatlichen Stellen in Verbindung gebracht

8 Bundesministerium der Justiz (Hrsg.), Strafgesetzbuch (StGB): www.bundesrecht.ju- ris.de/stgb/__146.html.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind21 21 11.11.2009 11:12:02 werden durfte. Denn auch Nazi-Deutschland war trotz seiner Autarkiebe- strebungen durch die Ausbeutung der besetzten Länder auf Handelsbe- ziehungen mit anderen Staaten angewiesen. Diesem Zweck kam die nicht- staatlich organisierte SS-Ordensstruktur entgegen. Zugleich war es jedoch nicht völlig vermeidbar, dass auch staatliche Stellen als Mitwisser und Zu- träger fungierten.

Geschichte von Fälschungen

Antike und Mittelalter Bereits in der Antike wurden Münzen gefälscht. Belege reichen bis in die Zeit des Achäischen Bundes – eines Teils des heutigen Griechenlands – im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurück. Archäologen fanden eine Marmorplatte mit einem eingravierten Todesurteil gegen sechs Fäl- scher, die »sich an heiligem Gut vergangen und Kupfergeld geprägt« hat- ten (siehe Wermusch 1998: 12). Erste Fälschungen, die einen politischen Beweggrund hatten, gab es ebenso bereits in der Antike. Im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung ließ der Herrscher Polykrates auf der griechischen Insel Samos im Ägä- ischen Meer Münzen fälschen. Münzen aus einfachen Metallen wurden mit einer hauchdünnen Goldschicht überzogen, und Polykrates konnte sich mit dem so vermehrten Geld seine Herrschaft sichern (siehe Walz 1999: 7). Die Geldwirtschaft im Römischen Reich setzte etwa um 290 vor un- serer Zeitrechnung ein. Erste Münzen trugen die Bezeichnung »As«. Ei- gene Goldmünzen wurden in Rom erstmals zwischen den Jahren 222 und 205 vor unserer Zeitrechnung in den Werten von 20, 40 und 60 As geprägt. Nach dem 2. Punischen Krieg im Jahr 218 bis 201 vor unserer Zeitrech- nung beschloss der römische Senat eine ähnliche Vorgehensweise wie ei- nige hundert Jahre zuvor Polykrates. Sie ließen den Münzfuß des As ver- ringern, in dem sie den Goldgehalt einer As-Münze um ein Drittel senkten. Unter Münzfuß versteht man den festgelegten Metallgehalt oder auch das Gewicht einer Münze, die einen bestimmten Wert repräsentiert. So konn- ten sie mit der gleichen Menge Edelmetall eine größere Zahl Gold- und Sil- bermünzen prägen. An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass zwischen Falschmünzerei und Münzfälschung unterschieden wird: Falschmünzerei bezeichnet einen tech- nischen Vorgang, bei dem Münzen aus Edelmetallen wie Gold oder Silber eingeschmolzen und mit anderen Metallen gestreckt werden. Dies wird als Verringerung des Münzfußes bezeichnet: Es kann aus der gleichen Menge Gold oder Silber eine höhere Anzahl Münzen geprägt werden. Eine Vari-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind22 22 11.11.2009 11:12:02 ante ist das Prägen einer Münze aus einem einfachen Metall oder einer Le- gierung, die anschließend mit einer dünnen Schicht Gold oder Silber über- zogen wird. Münzfälschung bezeichnet das Kopieren bzw. Nachprägen einer in der Regel antiken Münze, um sie Sammlern zu verkaufen. Das Sammeln alter Münzen verschiedener Epochen geht bis in die Zeit des Römischen Reiches zurück (siehe ebd.: 112). Frühzeitig wurde hart gegen Fälscher vorgegangen. Bereits Ludwig I., auch bekannt als Ludwig der Fromme, ließ im 9. Jahrhundert ertappten oder vermeintlichen Münzfälschern als Strafe die Hand abhacken. Im Mittelal- ter wurden die Strafen teilweise noch weitaus brutaler, und wer der Münz- fälschung bezichtigt war, wurde zum Beispiel in heißem Öl oder Wasser zu Tode gequält. Im England des 12. Jahrhunderts oblag das Münzrecht dem König so- wie Grafen und Baronen, die ähnlich wie seinerzeit Griechen und Römer den Feingehalt der Münzen manipulierten. Weil das brutal bestraft wurde, prägten die jeweiligen Münzstätten das Signet eines anderen englischen Ter- ritorialherrschers, um diesen und nicht den eigenen Hof in den Verdacht der Falschmünzerei zu bringen (siehe Wermusch 1988: 64). Im 13. Jahrhundert ließ Philipp IV. – König von Frankreich – mehr- fach Gold- und Silbermünzen einziehen und gegen selbst produzierte min- derwertige Münzen eintauschen. Da er immer mehr Münzen in Umlauf brachte, konnte er damit Kriege gegen England finanzieren. Im 15. Jahr- hundert ließ Herzog Galeazzo Maria Sforza von Mailand venezianisches Geld fälschen, um den Ruf der Lagunenstadt zu schädigen (siehe Walz 1999: 8).

Neuzeit In deutschen Fürstentümern bedienten sich im 17. Jahrhundert Münzherren ähnlicher Techniken. Um ihre Gewinne zu steigern, ließen sie hochwertige Silbertaler in größerer Stückzahl zu immer minderwertigeren Münzen um- schmelzen. Dieser Vorgang wurde als »Kippen und Wippen« bezeichnet. Dabei wurden Münzen einer bestimmten Sorte auf eine speziell gefertigte Waage gelegt. Wenn das Geldstück vollwertig war, schlug die Wippe um, und das Geld wurde abgekippt, während eine manipulierte Münze liegen blieb. Das abgekippte Geld wurde dann eingeschmolzen und neue, min- derwertige Münzen geprägt (siehe Wermusch 1988: 81-82). Die Geldwirtschaft war bis ins 19. Jahrhundert von Münzen geprägt, weshalb das Fälschen von Münzgeld eine zentrale Bedeutung in der Ge- schichte von Fälschungen hatte. Geldscheine gewannen erst mit Beginn der Industrialisierung an Bedeutung. Im Zuge des Unabhängigkeitskrieges

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind23 23 11.11.2009 11:12:02 zwischen den USA und der englischen Kolonialmacht fälschten die Verei- nigten Staaten im Jahr 1776 britisches Geld, um die gegnerische Währung zu erschüttern. Im Jahr 1789 fälschte England wiederum Geld aus Frank- reich, um die dort tobende Revolution zu schwächen. Anfang des 19. Jahr- hunderts erteilte dann Napoleon den Auftrag, Geld aus Russland und Ös- terreich fälschen zu lassen, um dem eigenen Krieg gegen diese Länder zu mehr Erfolg zu verhelfen.9 Mit Einzug der Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts begann in Europa das Fälschen von Banknoten. Im Buchdruckverfahren konn- ten Sicherheitsdrucksachen aller Art gefälscht werden. Größte Hürde für eine hochwertige Fälschung war meist nur das Spezialpapier mit Wasser- zeichen. Die Fälscher waren in der Regel Einzelpersonen oder kleine Per- sonengruppen, die sich privat bereichern wollten. Doch es kam auch bald zu politischen Fälschungen von Banknoten. Während der Erste Weltkrieg tobte, fälschten britische Stellen Scheine der Deutsch-Ostafrikanischen Bank von 1915. Ein Jahr später tauchten im Deutschen Reich perfekt gefälschte 20-Mark-Scheine auf, deren Urheber- schaft bis heute nicht abschließend geklärt ist. Obwohl es keine Beweise gibt, werden teilweise britische Geheimdienste dafür verantwortlich ge- macht (siehe Schöne 2008: 137-138). Von 1925 an ließ der Geheimdienst der Deutschen Reichswehr unter Mitwisserschaft von Regierungsstellen Geld aus Frankreich und der Sowjetunion fälschen. Unterstützt wurde der deutsche General Max Hoffmann von einzelnen Helfern aus der unga- rischen Politik und dem Militär. Konkret wurden in der Münchner Drucke- rei Schneider 15.000 Ein-, Zwei- und Zehn-Tscherwonez-Noten gedruckt. Diese frühere Währung der Sowjetunion sollte die Volkswirtschaft unter der Herrschaft Josef Stalins schädigen (siehe Koch 1997: 197). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts organisierten Behörden der USA, insbesondere die CIA und die Streitkräfte, zahlreiche Geldfälschungs- aktionen in der gesamten Welt. Zwischen 1950 und 1952 ließ die US-Army verschiedene Serien von 100-Won-Noten der kurz zuvor gegründeten so- zialistischen Koreanischen Volksdemokratischen Republik drucken. Auf die Rückseite der Propagandascheine waren Passierscheine für Überläufer aus Reihen der gegnerischen Armee abgebildet. In Grenzregionen zwischen Bundesrepublik und DDR sowie in West- Berlin initiierte in den 1950er Jahren ein US-Geheimdienst das Abwerfen

9 In mehreren Falschgelddruckereien in Wien, Warschau und Moskau ließ Napoleon Scheine im Nennwert von 25- und 50-Rubel drucken. Insgesamt 70 Millionen falsche Ru- bel sollen im Umlauf gewesen sein, als die russische Regierung später alle 25- und 50-Rubel- scheine einziehen ließ (siehe Walz 1999: 9).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind24 24 11.11.2009 11:12:02 gefälschter DDR-Banknoten. Die Scheine, auf deren Rückseite antikom- munistische Parolen gedruckt waren, wurden mittels gasgefüllter Ballons oder mit Abwurfvorrichtungen über DDR-Territorium verstreut. In den USA fälschte 1959 eine rechte Organisation kubanische Pesos, nachdem kurz zuvor Fidel Castros Revolution gesiegt hatte. Die in Florida ansässige Organisation soll ebenfalls von der CIA gesteuert gewesen sein. Ein weiteres Opfer US-amerikanischer Falschgeldaktivitäten wurde die sozialistische Demokratische Republik Vietnam während des Vietnam- krieges.10 Unter Präsident Richard Nixon druckte die »7. Psy-War-Uni« der US-Armee zwei Varianten von Banknoten im Wert von 1, 2 und 5 Dong. Eine Variante war eine klassische Fälschung mit dem Ziel, die Wirtschaft zu untergraben, die andere Version war mit Propagandalosungen versehen, um die Moral der vietnamesischen Bevölkerung und der Armee zu zermür- ben. Die Falsifikate wurden aus USA-Transport- und Bombenflugzeugen tonnenweise in verschiedenen Regionen Vietnams abgeworfen.11 Anfang der 1970er Jahre veranlasste die CIA, chilenische Escudo zu fäl- schen. Mit der Aktion sollte die Wirtschaft der demokratischen Regierung Chiles unter dem Präsidenten Salvador Allende geschwächt werden. In einem Gespräch mit dem Magazin Spiegel äußerte Hortensia Bussi de Al- lende, die Witwe des chilenischen Präsidenten: »So wurden zum Beispiel in den USA chilenische Banknoten gefälscht und in Chile in Umlauf ge- setzt. Unser Land wurde buchstäblich damit überschwemmt. Das sollte die Inflation anheizen«.12 Ziel war, ähnlich wie 30 Jahre zuvor bei den Nazis, den Geldumlauf künstlich aufzublähen und die Kaufkraft des Escudo zu entwerten. Mit dem gefälschten Bargeld konnte die CIA regierungsfeind- liche und teilweise faschistische Organisationen wie »Patria y Libertad« in

10 Der Vietnamkrieg tobte zwischen 1964 und 1975. Ihm ging ein Unabhängigkeitskrieg unter der Führung des Revolutionärs Ho Chi Minh gegen die französische Kolonialmacht vor- aus. Die USA wollten eine Verbreitung sozialistischer Ideale verhindern und zogen das Land in einen brutalen Krieg. Die kommunistische Guerilla FNL (Front National de Libération) leistete erbitterten Widerstand und konnte den Rückzug des US-Militärs erzwingen. Die Fol- gen der Flächenbombardements, von Napalm sowie die chemischen Rückstände großflächi- ger Entlaubungseinseinsätze sind bis heute spürbar. Weite Teile des Landes gelten weiterhin als vergiftet, die USA verweigert bis heute Entschädigungen für die Zivilbevölkerung. 11 Noch während des Vietnamkrieges wurden die Fälschungen aus US-Druckhäusern be- kannt. Auf der 3. Tagung der Internationalen Kommission zur Untersuchung der US-Verbre- chen in Indochina wurden die Fälschungen nachgewiesen. Regierungsstellen hatten millio- nenfach gegen das von den USA im Jahr 1929 signierte Genfer Abkommen zur Bekämpfung der Falschmünzerei verstoßen. Weitere Beispiele politischer Fälschungen im 20. Jahrhundert hat Julius Mader zusammengestellt (1981: 3-20). 12 Zit. nach Mader, Instruction 37/57 (1974b: 59) in: Zeitschrift Stern, 40/1973, S. 214. Ne- ben dem Stern griff wenig später auch die Frankfurter Rundschau die Enthüllungen des DDR- Autors Mader auf: vgl. DDR will von Falschgeldkrieg gegen Chile wissen (FR, 28.1.1974).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind25 25 11.11.2009 11:12:02 beliebigem Umfang unterstützen und eigene, in Chile tätige Agenten be- zahlen. Julius Mader berichtete, dass sich der US-Geheimdienst dabei »alt- bewährter Handlanger«13 aus Reihen der SS bediente, die bereits an der »Operation Bernhard« beteiligt waren.14 In den 1980er Jahren wurde ein neuer Fall politischer Falschgeldproduk- tion bekannt: Der Geheimdienstexperte Mader berichtete von gefälschten 100-Kwanza-Banknoten gegen die afrikanische Volksrepublik Angola. In einem Kooperationsprojekt mit dem rassistischen Apartheidregime in Süd- afrika hätten US-Geheimdienste regierungsfeindliche Gruppierungen un- terstützt (siehe Mader 1982: 21).

Nach Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung Euro Seit Januar 2002 ist der Euro gemeinsame Währung der meisten Staaten der Europäischen Union (EU). Der Währungsraum verbindet 300 Mil- lionen Einwohnerinnen und Einwohner mit dem gleichen Zahlungsmit- tel und löste die nationalen Währungen wie die spanische Peseta oder den französischen Franc ab. Der Euro ist dadurch neben dem US-Dollar das zweite anerkannte globale Zahlungsmittel. Die Einführung des Euro ge- schah parallel zur Entwicklung neuer und preiswerter technischer Geräte wie hochleistungsfähiger Computersysteme, Drucker, Scanner und Ko- piergeräte. Einfache Kopien von Banknoten sind dadurch für fast jeder- mann ohne aufwendige Spezialgerätschaften möglich (siehe Bartholomäus/ Liedgens 2005: 7). Die internationale Ausrichtung und die Stabilität des Euro sowie der zeitgleich einsetzende Preissturz für die aufgeführten Geräte sorgten dafür, dass kurz nach der Euro-Einführung Fälschungen in großem Umfang den Markt überschwemmten. Die Deutsche Bundesbank registrierte seit 2002 einen erheblichen Anstieg von falschen Euro-Banknoten. Im Jahr 2003 wur- den 50.000, im Jahr darauf bereits 80.000 falsche Geldscheine registriert. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen (siehe ebd.: 6). Bei diesem historischen Überblick wird deutlich, dass Geldfälschungen keineswegs nur privat motiviert waren bzw. der persönlichen Bereicherung dienten. Vielmehr dienten sie in hohem Maße auch politischen Zwecken.

13 Ausführlich sind die Aktivitäten der US-Geheimdienste zum Sturz der Regierung Al- lendes sowie die Verstrickung ehemaliger Angehörige der SS beschrieben in: Mader, Instruc- tion 37/57 (1974). 14 Mehr zu NS-Kriegsverbrechern im Dienst der USA: Simpson (1988).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind26 26 11.11.2009 11:12:03 2. Entwicklung der »Operation Bernhard«

Vorgeschichte und Testphase der Geheimoperation

Im Jahr 1939 gab es eine erste geheime Zusammenkunft zum Thema Fäl- schungen als politischem Mittel für das NS-Regime, an der auch – Leiter des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) – und der spä- tere Leiter der Falschgeldproduktion im KZ Sachsenhausen, Bernhard Krü- ger, teilnahmen. Die Verantwortung für die erste Falschgeldproduktion wurde dem SS-Sturmbannführer Alfred Naujocks übertragen. SS-Sturm- bannführer Krüger wurde mit technischen Zuarbeiten beauftragt. Heydrich lieferte kurze Zeit später dem »Führer« und Reichskanzler einen Bericht ab und bat ihn, den Auftrag zum Start der Fälschungsaktion zu erteilen. Hitler willigte ein, befahl jedoch, nur Pfund-, aber keine Dol- lar-Noten zu drucken, um die damals noch neutralen USA nicht gegen das Deutsche Reich aufzubringen (siehe Stern – Magazin 1959, Folge 2: 18). Die Fälschungen im KZ Sachsenhausen, an denen sich zahlreiche hoch- rangige Funktionäre des NS-Regimes sowie Mitarbeiter aus Verwaltung und Behörden beteiligten, verstießen natürlich gegen geltendes Recht des Deutschen Reiches, wie folgender Auszug aus dem Gesetz gegen Herstel- lung und Vertrieb von Falschgeld aus dem Jahr 1940 zeigt: »Derjenige, der Geld des Landes oder einer Fremdwährung – sei es in Metall oder Papier – herstellt und dieses Falschgeld in Umlauf bringt, wird mit Gefängnis oder bis zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt.«15 Der Anweisung Hitlers entsprechend wurde zunächst nur der Plan ge- fasst, Pfund-Noten zu fälschen. Die Schwierigkeit bestand darin, keine ein- fachen Kopien der umlaufenden Scheine herzustellen, sondern Geldnoten, die sogar von internationalen Organisationen, Banken und Konzernen für »echt« befunden würden. Ein zweites Problem war das unbemerkte Ver- teilen des Falschgeldes. Die hohen Anforderungen an die technische Realisierung des Vorhabens lassen sich grob in vier Bereiche fassen: ■ Das verwendete Papier der Pfund-Noten musste originalgetreu gefer- tigt werden. Es musste dem Banknotenpapier in Grammatur (Flächen-

15 Deutsches Strafgesetzbuch (1940), Artikel 146 und 147, zit. in Burger 2007: 127.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind27 27 11.11.2009 11:12:03 gewicht), Stoffzusammensetzung (Aschegehalt, Leim etc.), Oberflächen- beschaffenheit, Lichtundurchlässigkeit und Wasserzeichen entsprechen und weder eine zu niedrige noch eine höhere Qualitätsstufe aufweisen. ■ Die Sicherheitsmerkmale im Druck sowie kleinste Druckfehler muss- ten exakt wiedergegeben werden. Die hatte das britische Bankwesen zur Identifizierung ihrer Scheine in die Druckvorlagen eingebracht. ■ Das höchst komplizierte Nummernsystem der Pfundscheine musste entschlüsselt werden. Die NS-Führung wollte sicherstellen, dass jedem falschen Geldschein ein echter Geldschein gegenüberstand, ohne dass dieser der NS-Führung im Original vorliegen musste. Sonst hätten Kre- ditinstitute allein anhand einer nicht existierenden Seriennummer die Fäl- schung als solche erkennen können. ■ Eine Vertriebsorganisation musste gebildet werden, die die großen Men- gen Falschgeld diskret in befreundeten, verfeindeten oder neutralen Staa- ten aller Kontinente verteilen konnte, ohne das Geheimprojekt aufflie- gen zu lassen.

Das »Unternehmen Andreas« Im September 1939 richtete Alfred Naujocks in den Räumen des SS-eige- nen Auslandsgeheimdienstes SD (Sicherheitsdienst) in der Berliner Del- brückstraße 6a im Stadtteil Grunewald eine Fälscherwerkstatt ein, in der SS- Männer und zivile Beschäftigte arbeiteten. Aus dem gesamten Reichsgebiet hatte er staatstreue Spezialisten angeworben, unter ihnen Graveure, Typo- grafen, Papiermacher, Chemie-Professoren und Lithografen. Die Techni- ker fälschten zahlreiche Unterlagen und Dokumente für die verdeckt ope- rierenden Agenten des SD, darunter ausländische Pässe, Führerscheine, Geburtsurkunden zahlreicher Länder, Promotionsurkunden und verschie- dene Stempel und Siegel.16 Sie arbeiteten zudem an ersten Druckmatrizen zur Fälschung englischer Pfund-Noten. Mathematik-Professoren tüftelten an der Entschlüsselung des komplizierten Nummerierungssystems des Pfunds. Diese erste Fäl- schungsaktion leitete Alfred Naujocks für das Referat F 4 des SD. Es ge- hörte zur Gruppe F (»Technische Hilfsmittel«), die von dem SS-Sturmbann- führer Hermann Dörner geführt wurde (siehe Mader 1973: 57). In der Berliner Druckerei war Bernhard Krüger tätig, der später die Falschgeldproduktion im KZ Sachsenhausen leitete. Krüger war Leiter der Abteilung Passfälschung in der »Gruppe Technik« des SD. Die ersten Fäl-

16 Zuvor hatte sich der damalige Wirtschaftsminister und Präsident der Wal- ther Funk geweigert, die Benutzung der Labore der Zentralbankdruckerei zu genehmigen (vgl. Malkin 2008: 12f.).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind28 28 11.11.2009 11:12:03 SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger (links) und sein Vorgänger Alfred Naujocks

schungen wurden unter der Bezeichnung »Operation Andreas« realisiert, ihre Druckproduktion als »Serie A« betitelt (siehe Horbach, Folge 2: 19).

Qualitätsprüfung durch den Sicherheitsdienst (SD) Um erste gefälschte Pässe aus dem »Unternehmen Andreas« auf ihre Qua- lität zu prüfen, schickte der zum Leiter des Ressorts Falschgeldvertrieb be- stimmte SS-Sturmbannführer Fritz Schwend einen Mitarbeiter zum Praxis- test in die Schweiz. Schwends Assistent Rudolf Blaschke reiste mit einem Pass, der nicht auf seinen Namen ausgestellt war. Blaschke war jedoch nicht darüber informiert, dass das gesamte Dokument nicht aus einem schwei- zerischen Druckhaus, sondern aus der eigenen Fälscherwerkstatt des SD stammte. Kurz nach Abreise Blaschkes informierte die SS die schweize- rischen Behörden, dass jemand mit einem vermutlich falschen Pass in ihr Land einzureisen versuche. Sie gaben der schweizerischen Polizei eine Per- sonenbeschreibung, woraufhin Blaschke festgenommen wurde. Nach drei Tagen Haft wurde er jedoch wieder entlassen, da seine Dokumente von den schweizerischen Behörden als echt eingestuft wurden. Zur gleichen Zeit wurde in der Berliner Fälscherwerkstatt daran gear- beitet, Papier und Wasserzeichen der britischen Pfund-Noten zu kopie- ren. Beides wurde im Jahr 1940 erreicht, und erste Druckversuche bri- tischer Pfund-Noten begannen (siehe Wermusch 1988: 195). Im September

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind29 29 11.11.2009 11:12:03 1940 erhielt der österreichische SS-Sturmbannführer Wilhelm Höttl einen persönlichen Spezialauftrag. RSHA-Führer Reinhard Heydrich erteilte ihm die Anweisung, alle wichtigen Falschgeldentdeckungen der letzten Jahre wissenschaftlich zu untersuchen. Die SS-Führung in Berlin interes- sierte besonders, wie falsches Geld am besten, also am unauffälligsten ver- teilt werden könne. Auch interessierte sie, wie das falsche Geld ohne Ri- siken und unabhängig vom NS-Staat auf seine Qualität hin getestet werden könnte. Außerdem sollten zu vermeidende Fehlerquellen aufgedeckt wer- den. Der Beauftragte Höttl war zu dieser Zeit hauptberuflich im Büro der SD-Leitstelle in Wien tätig und wurde für den Auftrag unter besonderen Eid genommen. Im Jahr 1941 hatte Höttl seine Arbeit abgeschlossen. Seine Ergebnisse flossen in die Produktion und den logistischen Aufbau der Fäl- schergruppe in Berlin ein. Als die Drucker der SS-Führung die ersten gefälschten Pfund-Noten übergaben, wurden sie in einem ähnlichen Verfahren wie zuvor die Pässe in der Schweiz auf ihre Qualität getestet. Ein Agent des SD, der bei schwei- zerischen Bankhäusern hohe Vermögen besaß, wurde beauftragt, mit ge- fälschtem Geld ein weiteres Nummernkonto zu eröffnen. Die Auftraggeber aus Berlin hatten den Agenten zudem mit einem Schreiben der Deutschen Reichsbank ausgestattet, in dem es hieß, die Banknoten seien möglicher- weise gefälscht. Eine Überprüfung der schweizerischen Bank stellte die Echtheit der Banknoten fest. Das war dem SD noch nicht genug, worauf sich der Agent mit Unterstützung der schweizerischen Bank an die Bank von England mit der Bitte wandte, die aufgedruckte Seriennummer und die Ausgabedaten zu überprüfen. Auch die britische Staatsbank teilte mit, dass die vorgelegten Banknoten echt seien. Das war der Beweis, dass Ban- ken die falschen Pfund-Noten, wie zuvor die Pässe, als echt anerkennen würden (siehe Pomorin 1980: 35).

Transformation der »Operation Andreas« in das KZ Sachsenhausen

Bis 1942 sollen die drucktechnischen Prozesse in der Berliner Fälscher- werkstatt nicht über einfache handwerkliche Verfahren hinausgekommen sein, sodass Pfund-Noten noch nicht in Massen hergestellt werden konn- ten und der SD das »Unternehmen Andreas« stoppte. Die Nazi-Führung war zu dieser Zeit mit der Vorbereitung des Überfalls auf die Sowjetunion beschäftigt. Dafür wurden zahlreiche Kräfte aus dem SD abgestellt (siehe Mader 1973a: 58). Kurze Zeit später wurde SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger zum neuen Leiter der Operation ernannt, der die Aktion seinem Vornamen ent-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind30 30 11.11.2009 11:12:03 sprechend in »Operation Bernhard« umbenannte.17 Er wollte an die Unter- suchungen seines Vorgängers Naujocks anknüpfen. Da dessen Unterlagen innerhalb der NS-Behörden jedoch als unauffindbar galten, musste Krü- ger neue Recherchen anstellen. Doch er stufte die Sicherheitsrisiken in der Delbrückstraße als zu groß ein: Die Gefahr bestand, dass Angehörige der Fälscherwerkstatt in Berlin ihr Wissen preisgeben oder Geld aus der Pro- duktion stehlen könnten. Produktion von Falschgeld war – wie erwähnt – nach internationalem Recht streng verboten und wurde hart verfolgt. Der Reichsführer der SS, , gab den Befehl, die Fälscherwerk- statt in der Delbrückstraße aufzugeben und die Produktion in das Kon- zentrationslager Sachsenhausen nahe Berlin zu verlegen, um die Geheim- haltung zu gewährleisten und die Qualität zu steigern. Im KZ Sachsenhausen wurde 1942 ein Block als Druckerei eingerichtet. Maschinen wurden aufgebaut und die ersten rund 25 Häftlinge zur Arbeit an dem SS-Projekt gezwungen. Sie wurden in die Tätigkeit eingewiesen und begannen zunächst mit Probedrucken. Im Juni 1943 begann schließlich in Sachsenhausen die Produktion der »Serie B« (Grabowski 2008: 292).

Ziele der »Operation Bernhard«

Übergeordnetes Ziel der »Operation Bernhard« war es, zugunsten des NS- Regimes den Kriegsverlauf zu beeinflussen. Daraus resultierend gab es ver- schiedene konkrete Wege zum Erreichen dieses Ziels.

Devisengewinnung für die Kriegsproduktion Das NS-Regime stand durch seine kriegerische Außenpolitik unter hohem internationalem Druck. Zahlreiche Länder verweigerten wirtschaftliche Be- ziehungen zum NS-Staat, der auf den Import verschiedener Rohstoffe und rüstungswichtiger Güter angewiesen war. Diese Waren konnte das NS-Re- gime nur in neutralen Staaten wie Portugal, Schweden oder der Schweiz und aus Übersee beziehen. Dazu benötigte es Gold oder stabile Währungen wie das englische Pfund oder US-amerikanische Dollars. Also entwickelte man die Strategie, das notwendige Geld selber zu drucken, um den Devi- senbedarf für die rasant steigende Kriegsproduktion zu decken. Die eng- lische Währung galt als stabil und sicher (siehe Pomorin 1980: 31).

17 In der Literatur wird eine Begebenheit erwähnt, dass der damalige Verantwortliche Nau- jocks mit SS-Führer Heydrich wegen der fälschlichen Bespitzelung ausländischer Diploma- ten in Berlin in Streit geraten und anschließend in Ungnade gefallen sei und versetzt wurde (siehe Walz 1999: 92).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind31 31 11.11.2009 11:12:03 Gleichzeitig betrieb das NS-Regime eine inflationäre Geldpolitik. Ein re- formiertes Reichsbankgesetz ermöglichte es von 1939 an, ohne Ausgleichs- reserven Geld herstellen zu lassen. Das ließ den Gesamtbargeldumlauf in die Höhe schnellen: Von 10,4 Milliarden Reichsmark (1938) auf 22,3 Milli- arden (1941) und bis März 1945 auf knapp 60 Milliarden Reichsmark (Ritt- mann 1984: 243).

Dokumente, Devisen und Pässe für die SS Der Devisenmangel im NS-Staat beeinträchtigte auch die SS, die ihr mör- derisches Handwerk zwar größtenteils außerhalb der staatlichen Adminis- tration verrichtete, jedoch als Eliteorden der NS-Führung eine halbstaatli- che Parallelstruktur innerhalb des Deutschen Reiches aufgebaut hatte. Dazu gehörte unter anderem der eigene Auslandsgeheimdienst SD, der ein inter- nationales Netz von Agenten und Spitzeln etablierte und auf eine stabile Währung zur Bezahlung von Spionen angewiesen war. Die international operierenden Geheimdienstler mussten zudem mit Dokumenten, Urkun- den, Pässen und Geld ausgestattet werden (siehe Malkin 2008: 91f.).

Destabilisierung ausländischer Ökonomien Weiteres Ziel der »Operation Bernhard« war die Destabilisierung der bri- tischen und US-amerikanischen Wirtschaft durch die Verbreitung selbst ge- druckter Pfund- und Dollar-Noten. Beide Länder nahmen aktiv am Zwei- ten Weltkrieg teil und waren industriell hoch entwickelt. Dem NS-Staat gelang es nicht, diese Länder zu besetzen. Ihre Währungen waren interna- tional als stabiles Zahlungsmittel anerkannt. Eine unkontrollierte Verbrei- tung hätte eine Wertminderung des Geldes zur Folge gehabt und die natio- nalen Ökonomien einbrechen lassen und die Anerkennung der Währungen als internationale Zahlungsmittel untergraben können. Hohe SS-Führer heckten den Plan aus, gefälschte Pfund-Noten von Flugzeugen über Eng- land abzuwerfen. Dieser Plan wurde jedoch nie umgesetzt. Noch bevor die Massenproduktion gefälschter Pfund-Noten begann, verlor das Deutsche Reich die Lufthoheit über Großbritannien, sodass Flugzeuge meist nicht mehr in den britischen Luftraum eindringen konnten. Ein Ausweichplan, der vorsah, das Geld in einer fingierten Luftschlacht über England abzu- werfen, musste wegen Treibstoffknappheit ebenso abgesagt werden. In- nerhalb der NS-Führung gab es zudem Stimmen, dass eine schleichende Unterwanderung der britischen Währung eher eine Destabilisierung zur Folge habe (Walz 1999: 95).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind32 32 11.11.2009 11:12:03 Propagandazwecke und Unterstützung von Fluchtplänen Andere Druckerzeugnisse der Fälscherwerkstatt hatten ausschließlich pro- pagandistische Ziele. Auf Befehl Himmlers wurden im KZ Sachsenhausen englische Briefmarken gedruckt und im neutralen Ausland vertrieben. Die Motive zeigten unter anderem den britischen König neben einem Porträt Josef Stalins (siehe hierzu die Ausführungen und Illustrationen in Kapi- tel 4). Diese Fälschungen sollten die abgebildeten Persönlichkeiten diffa- mieren und die britische Politik und Bevölkerung verunsichern (Kretsch- mann 2001: 119). Ein Ziel, das in der Planungsphase der »Operation Bernhard« noch keine Rolle gespielt haben dürfte, weil man sich sicher war, im »Tausendjährigen Reich« zu leben, war die Unterstützung der Fluchtpläne von hochrangigen NS-Funktionären und Vertretern der Industrie bei einem möglichen Ende des Regimes. Um das zu koordinieren, trafen sich am 10. August 1944 Ver- treter der deutschen Wirtschaft, des Rüstungsministeriums und der NSDAP in Straßburg. Um das Überleben der nationalsozialistischen Bewegung ir- gendwie zu sichern und das Untertauchen von NS-Funktionären aus Po- litik, Militär, Industrie und Verwaltung vorzubereiten, benötigte der Teil- nehmerkreis neben Pässen noch mehr international anerkannte Devisen, sodass der Entschluss zum Fälschen des US-Dollars gefasst wurde (Wer- musch 1988: 201). Die Verantwortlichen für den Falschgeldvertrieb aus Reihen der SS er- wirtschafteten planmäßig persönliche Gewinne, die es ihnen ermöglichten, sich im Frühjahr 1945 ins Ausland abzusetzen und sich der internationa- len Gerichtsbarkeit zu entziehen. Der für den Falschgeldvertrieb zuständige SS-Sturmbannführer und Kri- minalrat der Gestapo, Fritz Schwend, soll sich für sein Untertauchen falsche Pässe im KZ Sachsenhausen haben drucken lassen. Nach der Aushändigung persönlich angehäufter Gewinne aus der Falschgeldaktion, die Schwend vor Kriegsende im Kaunertal in Tirol versteckt hatte, konnte er sich zu- dem nach wenigen Wochen im Gefängnis München-Stadelheim nach Peru absetzen (Pomorin 1980: 50f.).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind33 33 11.11.2009 11:12:03 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind34 34 11.11.2009 11:12:04 3. Standort und Personal der Druckwerkstatt

Nun war also die Fälscherwerkstatt im Konzentrationslager Sachsenhau- sen eingerichtet, wo die Arbeit der jüdischen Fachkräfte des grafischen Ge- werbes von totaler Überwachung durch die SS, allgegenwärtiger tödlicher Bedrohung für die Häftlinge und den Forderungen nach drucktechnischer Perfektion geprägt war.

Das KZ Sachsenhausen

Das Konzentrationslager Sachsenhausen befand sich nahe der Stadt Oranien- burg, etwa 35 Kilometer nördlich von Berlin. Von der Errichtung 1936 bis zur Befreiung des KZ am 22. April 1945 waren dort insgesamt etwa 200.000 Menschen aus 47 Nationen inhaftiert. Davon fanden nach älteren Schätzungen »über 100.000 Menschen auf verschiedenste Art und Weise den Tod« (Komitee o.J.: 24). Exakte Zahlen sind schwer zu rekonstruie- ren, weil die Lagerführung im März 1945 mit der Auslagerung und Ver- nichtung von Akten begann. In neueren Forschungen wurden die ersten Schätzungen zur Zahl der Todesopfer auf 35-40.000 konkretisiert (Benz/ Königseder 2006: 65). Der Hauptzweck des KZ Sachsenhausen – wie aller Konzentrationslager – war die »Ausschaltung jedes wirklichen oder vermuteten Gegners der na- tionalsozialistischen Herrschaft« (Kogon 1995: 55). Die KZ-Struktur war der »schrecklichste und grausamste Ausdruck der faschistischen Diktatur« (Komitee o.J.: 26). Darüber hinaus erfüllten die Konzentrationslager im Zuge des Zweiten Weltkrieges einen ökonomischen Zweck: »die Sammlung und Verwendung SS-eigener Arbeitssklaven« (Kogon 1995: 57). In diesem Zusammenhang muss auch die Falschgeldwerkstatt gesehen werden.

Entstehung des KZ Sachsenhausen Die Führung der SS ließ 1936 kleinere Lager auflösen und die Häftlinge in zunächst drei größeren Lagern zusammenfassen: im Norden von Berlin im KZ Sachsenhausen, in Thüringen im KZ Buchenwald bei Weimar und im Süden im KZ Dachau bei München. Seit Anfang 1933 hatte es bereits in der Nähe des späteren KZ Sachsenhausen das vergleichsweise kleine KZ

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind35 35 11.11.2009 11:12:04 Der Eingang des KZ Sachsenhausen

Oranienburg gegeben, das jedoch 1934 wieder geschlossen worden war. Das KZ Sachsenhausen wurde im Gegensatz dazu am Reißbrett als Mus- ter- und Vorzeigelager entworfen. Die als idealtypisch angesehene Anlage sollte die Häftlinge der absoluten Kontrolle der SS unterwerfen. Sie ge- währleistete nach außen die Abschottung gegen Einblicke und nach innen die Systematisierung der Gewalt. Der Leiter der Inspektion aller Konzent- rationslager, Theodor Eicke, kümmerte sich persönlich darum, dass Ora- nienburg als Standort in der Nähe der Reichshauptstadt gewählt wurde. Offensichtlich konnte dort ein Kompromiss geschlossen werden zwischen einer verkehrsgünstigen Anbindung an Berlin und einem möglichst hohen Grad an Abgeschiedenheit.18 Am 12. Juli 1936 wurde auf einer Waldfläche bei Oranienburg eine erste Baracke errichtet. Dort waren zunächst 50 Häftlinge des KZ Esterwegen/ Emsland untergebracht. In einem ersten Bauabschnitt wurde ein Gelände mit der Größe von 31 Hektar mit Stacheldraht umzäunt. Dort befanden sich Gefangenenlager, Lagerkommandantur und Werkstätten. Bis zur Be- freiung des KZ im Frühjahr 1945 vergrößerte man das Gelände auf insge- samt 388 Hektar. Hinzu kamen u.a. SS-Siedlungen, Kasernen, Verwaltung, Industrieanlagen, Gaskammer und Krematorium. Innerhalb dieser Anlage

18 Mehr zum KZ Sachsenhausen sowie dem weitgefächerten Netz von Nebenlagern in: Benz 2006, Band 3, sowie Morsch 1998.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind36 36 11.11.2009 11:12:04 Gebäude für SS-Wachmanschaften und Wirtschaftsgebäude

war auch die Verwaltung aller deutschen Konzentrationslager in Europa angesiedelt, die im Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) zu- sammengefasst war. Die Inspektion der Konzentrationslager koordinierte alle Konzentrations- und Vernichtungslager samt Wachpersonal, steuerte zentral den Einsatz von Zwangsarbeitern und verteilte zum Beispiel die Chemikalie Zyklon-B für den jeweiligen Einsatz in den Gaskammern der Lager.19 Aufgrund seiner Nähe zu Berlin bot sich gerade das KZ Sachsen- hausen als Experimentierfeld der SS und als idealer Ort für die Herstellung falscher Banknoten an.20

Lageralltag und Zwangsarbeit Um einen halbkreisförmigen Appellplatz staffelten sich fächerförmig 50 Wohnbaracken und 28 weitere Schuppen, darunter Werkstätten, Küche, Krankenbau, Wäscherei. Die Wohnbaracken waren 60 Meter lang und zwölf Meter breit. Sie waren ursprünglich für jeweils 148 Menschen konzipiert. Spätestens von Juni 1938 an reichten nach einer Masseneinweisung von 6.000 Häftlingen die vorhandenen Unterkünfte nicht mehr aus, und die SS ließ weitere Baracken im so genannten Kleinen Lager errichten. Später

19 Mehr zum Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) im Kapitel 6 dieser Ver- öffentlichung. 20 Mehr zum Thema u.a. in: Sofsky 1997 sowie Tuchel 1994.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind37 37 11.11.2009 11:12:04 wurden mit rund 200 Häftlingen pro Baracke weitaus mehr als die vorge- sehenen 148 Menschen untergebracht. Ende 1944 registrierte die Lagerver- waltung sogar knapp 48.000 Häftlinge in Sachsenhausen und dessen Außen- lagern. Im Stammlager stieg die Belegung bis Kriegsende auf bis zu 20.000 Personen, sodass sich durchschnittlich mehrere hundert Häftlinge in einer Baracke drängten. Die Überbelegung sorgte für eine enorme Verschlechte- rung der Lebensbedingungen der Inhaftierten (siehe Komitee o.J.: 8). Der Lagerbetrieb im KZ Sachsenhausen war nach dem »Dachauer Mo- dell« standardisiert, das vier Komponenten umfasste: Die Klassifikation der Gefangenen; Zwangsarbeit als Mittel des von Terror geprägten Haft- vollzugs; ein abgestuftes Strafsystem sowie das Standrecht für angeblich schwerwiegende Vergehen (Sofsky 1997: 45). Die KZ-Gefangenen wurden aus den unterschiedlichsten Gründen nach Sachsenhausen verschleppt, vor allem aus »rassischen«, weltanschaulichen und politischen. Zur Identifizierung mussten sie eine Kennzeichnung auf Jacke und Hose tragen. Die bestand aus der Häftlingsnummer und einem farbigen Dreieck für jüdische Gefangene (gelb), politische Gefangene (rot), Bibelforscher (violett), homosexuelle Männer (rosa). Ausländische Gefan- gene mussten zudem den Anfangsbuchstaben ihres Herkunftslandes tragen (zum Beispiel F für Frankreich, P für Polen oder N für Norwegen). Die Gefangenen des KZ Sachsenhausen mussten innerhalb wie außer- halb des Lagers Zwangsarbeit leisten. Sie wurden als billige Arbeitskräfte gegen Entgelt an Industriewerke verliehen.21 Aber auch im SS-eigenen Be- trieb Deutsche Ausrüstungswerke (DAW) waren allein 1.660 Häftlinge eingesetzt. Die DAW musste täglich für jeden Facharbeiter fünf Reichs- mark (RM) und für jeden Hilfsarbeiter 2,50 RM an die Lagerleitung des KZ Sachsenhausen abführen. Konzerne, die nicht mit der SS verbunden waren, zahlten für jeden Facharbeiter sechs RM und für einen Hilfsarbeiter drei RM.22 Eine weitere Zwangsmaßnahme war der Aufbau des »größten Klin- kerwerkes der Welt in unmittelbarer Nähe des KZ« (Mielke 2002: 13). Innerhalb des KZ gab es eine Schuhläuferstrecke, auf der Häftlinge unter Anleitung des Reichswirtschaftsministeriums Wehrmachtsstiefel testeten.

21 In diesem Zusammenhang sei auf den 2007 vom NDR produzierten Dokumentarfilm Das Schweigen der Quandts hingewiesen, in dem aufgedeckt wurde, dass die Unternehmer- familie einen Teil ihres Vermögens mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern erwirtschaftet hat. Mitglieder der Familie Quandt sind heute an zahlreichen Konzernen der Automobil-, Ma- schinenbau- und Rüstungsindustrie beteiligt, darunter an BMW. 22 In Berlin und Umgebung waren Häftlinge des KZ Sachsenhausen bei zahlreichen deut- schen Industriebetrieben im Einsatz, darunter bei Siemens 2.100 Personen, AEG 700 Per- sonen, Daimler Benz 1.100 Personen oder der IG-Farben-Zellulosefabrik 300 Personen. Baubrigaden des KZ Sachsenhausen waren überregional im Einsatz (siehe Lagerarbeitsge- meinschaft 1981: 77).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind38 38 11.11.2009 11:12:04 Grundriss des KZ Sachsenhausen 1944

Abbildung nach: Burger 2007: 117.

Die Gefangenen mussten zum Teil mehrere Tage durchgehend marschieren und dabei verschiedene Bodenbeläge ausprobieren. Bei allen Formen der Häftlingsarbeit versuchte die SS, die Terrorfunktion des Lagers mit wirt- schaftlicher Nutznießung zu verbinden, auch bei der Geldfälschungsak- tion, der »Operation Bernhard«.23

Terror der SS sowie Tod und Vernichtung Die Gefangenen waren täglich Entwürdigung und Schlägen der KZ-Auf- seher ausgesetzt. Kleinste Vergehen – etwa das Räuspern während des morgendlichen Zählappells – wurden hart bestraft. Standrechtliche Er- schießungen für größere Vergehen wie Widerstand oder Fluchtversuch ver- schleierten oft Handlungen, die in Wirklichkeit schlicht Morde waren. Es kam zu Massenfolterungen mit ganztätigem Strafstehen von 5 Uhr morgens bis 23 Uhr, egal ob bei Hitze, Regen oder Frost. Am 19. Januar 1940 starben bei einem zehnstündigen Strafstehen 430 Häftlinge (Komitee o.J.: 48).

23 Mehr zu diesem Thema u.a. in Kraus (1963) sowie Schulte (2001).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind39 39 11.11.2009 11:12:04 Die Häftlinge kamen durch Folter, Schläge, Erschöpfung, Hunger oder Erfrieren zu Tode und durch systematisches Morden in der Genickschuss- anlage und der Gaskammer. Beide befanden sich in der »Station Z« des Lagers. Zuvor waren Gefangene hauptsächlich in einer eigens errichteten Holzbaracke exekutiert worden. Allein zwischen September und Novem- ber 1941 wurden dort mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene erschos- sen. Im KZ Sachsenhausen fanden bedeutend mehr Häftlinge den Tod in der Genickschussanlage als in der Gaskammer. Die Gefangenen wurden in einen als Behandlungszimmer getarnten Raum gebracht und vor eine Mess- latte gestellt.24 Die Gaskammer wurde im März 1943 errichtet und wurde in Betrieb gesetzt, wenn größere Menschengruppen liquidiert wurden. Die Leichen oder in Einzelfällen noch lebende Menschen wurden im Kremato- rium verbrannt (siehe Lagerarbeitsgemeinschaft 1981: 64).

Befreiung 1945 und Errichtung der Mahn- und Gedenkstätte Im Winter 1944/45 trafen Gefangenentransporte aus den östlichen Kon- zentrations- und Vernichtungslagern im KZ Sachsenhausen ein. Am 20./21. April 1945 trieb die SS 45.000 Häftlinge, auch aus den Nebenlagern, auf ei- nen Evakuierungsmarsch Richtung Norden. Der Todesmarsch durch Bran- denburg und Mecklenburg hatte die Ostsee als Ziel, wo die Gefangenen auf Schiffe gebracht und im Meer versenkt werden sollten (ebd.: 135). Am 22. April 1945 befreite die sowjetische Armee das Lager und traf auf etwa 4.400 verbliebene Gefangene. Am 1. Mai 1945 wurden die Häft- linge auf dem Todesmarsch wenige Kilometer vor Schwerin von der Ro- ten Armee befreit. Am 23. April 1961 wurde auf dem Gelände des ehemaligen KZ die Na- tionale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen eröffnet. Sie war Teil einer umfangreichen Gedenkstättenkultur der ehemaligen DDR. Ein Teil davon war das Internationale Museum des antifaschistischen Widerstandskampfes. Darin gestalteten Opferverbände oder staatliche Stellen eigenständig das Gedenken an die Ermordeten aus ihren Ländern. Die Gedenkstätte um- fasste nur etwa 5% der Fläche des ehemaligen KZ. Die Geschichtswissen- schaft nahm sich damals kaum des Themas Falschgeldwerkstatt an, sodass lediglich der Erlebnisbericht von Adolf Burger präsentiert wurde.25

24 Wenn sich das Opfer vor die Messlatte stellte, wurde es durch Genickschuss getötet. Ein Sonderkommando aus Gefangenen wurde gezwungen, die Leichen zu entfernen. Ein als Arzt verkleideter SS-Mann konnte per Hebel den Betonfußboden des Raumes unter Wasser setzen und so die Spuren des Mordens verwischen. 25 Aus folgenden Ländern gab es Beiträge zur Ausstellung: Belgien, Bulgarien, Dänemark, ehemalige Tschechoslowakei, ehemalige DDR, BRD, Frankreich, Griechenland, Niederlande,

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind40 40 11.11.2009 11:12:05 Die Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen wurde nach der Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik nahezu voll- ständig umgestaltet. Zwischen 1997 und 2001 gab es Sanierungsarbeiten an der in ihrer Substanz bedrohten Anlage und es wurden verschiedene Dau- erausstellungen errichtet. Heute betreut eine vom Land Brandenburg und der Bundesrepublik Deutschland gegründete Stiftung das ehemalige KZ Sachsenhausen.26 Die Reste der Originalgebäude gelten als »Garant der Erinnerung«. Auf der neu gestalteten Internet-Seite der Gedenkstätte Sachsenhau- sen gibt es seit dem Frühjahr 2008 eine Online-Ausstellung zur »Opera- tion Bernhard«. Die Geschichte der Falschgeldwerkstatt soll künftig wei- ter erforscht werden.27

Die Blöcke 18 und 19 im KZ Sachsenhausen

Die Angehörigen des Falschgeldkommandos waren zunächst in einem und später in zwei isolierten Blöcken innerhalb des KZ-Komplexes unterge- bracht. Die Blöcke 18 und 19 und der Hof dazwischen waren umzäunt. Selbst über dem Hof hatte das Sonderkommando der SS Zaun und Sta- cheldraht gespannt. Den Häftlingen war es streng verboten, diesen Be- reich zu verlassen.

Bau der Druckwerkstatt Im Jahr 1942 hatte die KZ-Kommandantur in den zwei genannten Blöcken Arbeitsbaracken eingerichtet. Zunächst mussten alte und schwache Häft- linge Schrauben und Nieten sortieren, bis nach kurzer Zeit die Baracken geräumt wurden. Der Überlebende Harry Naujoks, ehemaliger Lageräl- tester im KZ Sachsenhausen, beschrieb das in seinen Aufzeichnungen: »Als die Baracken im Frühjahr 1942 (…) wieder geräumt werden mussten, gab es Unruhe (…) unter den Häftlingen. Der Fußboden wurde herausgerissen und ein ungewöhnlich starkes Fundament verlegt. Dann erfolgte die Anlie- ferung von Maschinen, die aber so verpackt waren, daß man nicht erkennen konnte, um was für welche es sich handelte.« (Naujoks 1989: 315)

Italien, ehemaliges Jugoslawien, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, ehe- malige Sowjetunion, Spanien und Ungarn. 26 Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten betreut weitere Stätten des ehemaligen NS-Regimes wie das Museum des Todesmarsches Below nahe Wittstock und das ehemalige Frauen-KZ Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel. 27 Vgl. Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen – Stiftung Brandenburgische Gedenk- stätten, Die Fälscherwerkstatt: www.stiftung-bg.de.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind41 41 11.11.2009 11:12:05 Fälscherblock 18 (links) und 19 (rechts)

Im September 1942 wurde in Block 19 eine komplette Druckerei er- richtet, und die ersten 27 Häftlinge der Fälscherwerkstatt trafen aus an- deren Konzentrations- und Vernichtungslagern ein. Im Sommer 1944 war das Fälscherkommando auf 142 Personen angewachsen. Das Areal wurde um Block 18 und den Hof dazwischen erweitert. Die Fenster waren mit weißer Farbe gestrichen, sodass die Häftlinge des Sonderkommandos un- beobachtet ihre Tätigkeit verrichteten. Die Druckerei verfügte über einen eigenen Dieselgenerator, der die Maschinen auch bei Stromausfall mit elek- trischem Strom versorgen konnte. Die beiden Blöcke wurden zu einem aut- arken Raum, in dem die Häftlinge schliefen, arbeiteten und ihre übrige Zeit verbrachten (siehe Walz 1999: 93-97). Nachdem die Druckerei installiert war, begann dort im Januar 1943 die Herstellung von Pfund-Noten mit den Nennwerten fünf, zehn, 20 und 50 Pfund. Diese Produktion wurde als »Serie B« oder »Produktion B« be- zeichnet.28

28 In Abgrenzung zur Bezeichnung »Serie A« für Fälschungen des Vorläuferprojekts »Un- ternehmen Andreas«.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind42 42 11.11.2009 11:12:05 Chemiegrafie 12

Sortiererei

10 9 11 Schlafsaal 6

Kontor

Aufenthaltsraum

»Bank von England« Waschraum Hof 7 WC WC

15 14 5 13

6 5

Dollardruckerei 4

1 4

1 2 3 Retusche

6 Setzerei

Dunkelkammer Vorraum

Wachstube

Block 18 und 19 des KZ Sachsenhausen (1 = Nummerierungsmaschine; 2 = Kopiermaschine; 3 = SS-Blockführerstube; 4 = Trockenstativ; 5 = Druckmaschine für englische Pfundnoten; 6 = Ofen; 7 = Dynamo; 8 = Regal für Lagerung von gedrucktem Falschgeld; 9 = Vorarbei- tertisch; 10 = Sortierplätze; 11 = Arbeitstische; 12 = Graviermaschine; 13 = Glaslabortisch; 14 = Zentrifuge; 15 = Spülbecken)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind43 43 11.11.2009 11:12:05 SS-Angehörige und zivile Kräfte der Fälscherwerkstatt Der Verantwortliche der Fälscheraktion, Bernhard Krüger, besuchte re- gelmäßig das KZ Sachsenhausen, um sich über den Verlauf und die Quali- tät der Fälschungen zu informieren. In seinem Verantwortungsbereich lag zudem die Rekrutierung geeigneter SS-Männer für das Bewachungskom- mando im Lager. Die Druckerei wurde von SS-Hauptscharführer Kurt Werner geleitet. Der Wachdienst umfasste 16 SS-Männer. Der zivile Druckmeister August Petrick hatte die Aufsicht und wies die Häftlinge an den Maschinen ein. Die beiden ersten Aufseher waren SS-Scharführer Herbert Marock und SS- Oberscharführer Heinz Weber.29 Weitere SS-Wachen sind namentlich be- kannt und in der Liste der Teilnehmer aus Reihen der SS und der NS-Ver- waltung im Anhang aufgeführt. Die »Operation Bernhard« wurde von der SS-Führung in Berlin als so geheim eingestuft, dass selbst Teile des Leitungspersonals im KZ nicht wuss- ten, welche Arbeiten in den Blöcken 18 und 19 verrichtet wurden. Das lag daran, dass die Fälscherwerkstatt dem Sicherheitsdienst (SD) und nicht, wie sonst üblich, allein der KZ-Kommandantur unterstellt war. Auch nachts blieben die SS-Wachen in eigenen Stuben innerhalb der abgetrennten Blö- cke und zogen sich nicht in die großen Komplexe der SS-Unterkünfte au- ßerhalb des Lagers zurück (siehe Lewinski 2007: 103).

Angehörige des Falschgeldkommandos

Die Verschleppung der Drucker, Graveure und Schriftsetzer ins KZ Sach- senhausen erfolgte zwischen Sommer 1942 und Sommer 1944. Insgesamt wurden 142 Männer aus zahlreichen europäischen Ländern zur Zwangs- arbeit in die Fälscherwerkstatt verschleppt. Eine Vielzahl kam aus Polen (55 Männer), dem Deutschen Reich (20), Ungarn (15) und der Tschecho- slowakei (10).30 In verschiedenen Veröffentlichungen wird die Gesamtzahl der Gefange- nen entweder nur mit 140 (Finger 2007: 26) oder aber auf 144 (Clary 2006) beziffert. Ein Grund für diese unterschiedlichen Angaben könnte sein, dass

29 Beide wurden jedoch aus dem Wachdienst entfernt, nachdem sie unter Alkoholein- fluss über die Arbeiten in den Blöcken berichtet hatten. Marock wurde wegen Verrats mili- tärischer Geheimnisse hingerichtet und Weber zu 18 Jahren Zuchthaus verurteilt (siehe Walz 1999: 97). 30 Eine detaillierte Aufstellung der Angehörigen der Fälscherwerkstatt findet sich im An- hang.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind44 44 11.11.2009 11:12:05 sieben erkrankte Häftlinge des Kommandos von der SS erschossen wurden und zwei Gefangene kurz vor ihrer Befreiung fliehen konnten.

Verschleppung von KZ-Häftlingen nach Sachsenhausen SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger, der im Sommer 1942 die Leitung der Gruppe 4 der Abteilung VI (SD) des RSHA von Alfred Naujocks über- nommen hatte, ließ die Verlegung der Falschgeldproduktion ins KZ Sach- senhausen vorbereiten. Auf seine Anweisung erließ das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA), die zentrale Verwaltung der Konzentrati- onslager, am 20. Juli 1942 den Befehl an die Kommandanten der Lager, sie hätten alle jüdischen Häftlinge zu melden, die vor ihrer Deportation in gra- fischen Berufen tätig waren. Das WVHA verwaltete die SS-eigenen Kon- zerne und Betriebe sowie die gesamten Konzentrationslager. Gerhard Mau- rer, SS-Standartenführer und Chef der Amtsgruppe D II des WVHA, erließ den Suchbefehl für den Arbeitseinsatz der KZ-Häftlinge für die »Operation Bernhard«: »An die Kommandanten der KL Buchenwald, Ravensbrück u. Sachsenhausen. Es sind mir umgehend die im dortigen Lager befindlichen jüdischen Häftlinge zu melden, die aus dem graphischen Gewerbe stammen, Papierfachleute oder sonstige geschickte Handarbeiter (z.B. Frisöre) sind. Diese jüdischen Häftlinge können fremder Nationalität sein, müssen jedoch deutsche Sprachkenntnisse besitzen. Bei Abgabe der Meldung ist Nationa- lität bekannt zugeben. Termin: 3. August 1942.« (Burger 2007: 143) Bernhard Krüger bereiste verschiedene Konzentrations- und Vernich- tungslager, um Häftlinge auszuwählen. So berichtete der spätere Journalist und Schriftsteller Peter Edel, dass er 1944 im KZ Auschwitz von Krüger persönlich nach Berlin befohlen wurde. Nach der Selektion für das Son- derkommando wurde er unter Aufsicht von SS-Männern in einem D-Zug aus Auschwitz über Berlin nach Oranienburg gebracht. Das ist insofern erwähnenswert, da er nach seiner Verhaftung in einem Viehwaggon nach Auschwitz deportiert worden war, also so, wie mit fast allen KZ-Häftlingen verfahren wurde. Warum er nun auf einmal in den Genuss dieses außerge- wöhnlichen »Reisekomforts« kam, sollte sich bald herausstellen.31 Isaak Plapla, deutscher Jude aus Kassel, berichtete, dass er aus dem KZ Buchenwald ins KZ Sachsenhausen beordert wurde. Er hatte von dem SS- Gesuch nach Arbeitern des grafischen Gewerbes gehört und sich freiwillig

31 Der damals 21-jährige Edel war seit mehreren Jahren im KZ Auschwitz inhaftiert. Er war deutscher Jude und antifaschistischer Widerstandskämpfer. Vor den Nürnberger Prozes- sen gab er eine Erklärung zu der »Operation Bernhard« ab, die im Anhang dokumentiert ist (siehe Edel 1979, Teil 2: 7-11).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind45 45 11.11.2009 11:12:05 gemeldet.32 Kurt Lewinski, deutscher Schriftsetzer jüdischen Glaubens, ge- hörte zu den ersten Häftlingen des Falschgeldkommandos und schilderte seine Selektion wie folgt: »An einem schwülen Augustmorgen des Jah- res 1942 brüllte es durch den Lautsprecher in den Blocks des KZ Buchen- wald: ›Alle Juden aus dem graphischen Gewerbe haben sich sofort in der Schreibstube zu melden!‹ Nach einigen Tagen ging’s auf den Transport (…) Nach den üblichen Formalitäten brachte uns die SS in den Block 19, am äußersten Ende des KZ. (…) Hier eröffnete uns eines Tages ein SS-Sturm- bannführer Krüger, dass wir ›auserlesen‹ seien, ein Fälscherkommando zu bilden. (…) Er kündigte uns alle Foltern der Hölle an, wenn wir es wagen sollten, durch ein Wort, eine Geste, einen Zettel oder sonst wie dieses Ge- heimnis nach außen dringen zu lassen.« (Lewinski 1979, zitiert nach Wer- musch 1988: 198) Bernhard Krüger richtete persönlich das Wort an neu eingetroffene Häft- linge. Der bereits erwähnte Peter Edel schilderte das wie folgt: »›Mal herhö- ren, Leute! Um gleich zur Sache zu kommen: Sie sind ab sofort Geheimnis- träger! Sie unterstehen hier voll und ganz dem Reichssicherheitshauptamt!‹ Was waren wir? Geheimnisträger? (…) ›Die Aufgabe‹, erklärte er leichthin, ›unsere gemeinsame Aufgabe muß nun auch zu Ihrer vornehmsten werden. Sie besteht kurz gesagt darin, daß wir hier Pfundnoten drucken. Englische Pfundnoten verschiedener Werte, Banknoten von äußerster Echtheit! Des weiteren: Herstellung von Dokumenten jeder Art, Pässen, Marken, et ce- tera. Der Betrieb ist eingefahren, und außerdem sind ja die meisten von Ih- nen aus dem graphischen Gewerbe; können mal zeigen, was Sie auf’m Kas- ten haben.‹« (Edel 1979, Teil 2: 57f.) Krüger äußerte, dass die Häftlinge am Leben bleiben würden, so lange sie gute Druckerzeugnisse lieferten, nicht erkrankten und ihren Bewa- chern keine Gefahr von den heranrückenden Fronten drohte (Wermusch 1988: 199).

Berufsgruppen Ausgehend von den Meldebefehlen der SS waren vor allem hoch speziali- sierte Fachkräfte des grafischen Gewerbes an der Fälscheraktion beteiligt. Die Berufe der Angehörigen des Kommandos lassen sich in drei Grup- pen einteilen:

32 In einem Gespräch äußerte Plapla, dass er zu dieser Zeit bereits mehrere Jahre in ver- schiedenen deutschen Konzentrationslagern verbracht hatte und dabei unter anderem zuse- hen musste, wie SS-Leute seinen Vater töteten. In Buchenwald hatte er Zwangsarbeit in einem Steinbruch zu leisten und erhoffte sich durch die Verlegung in ein anderes KZ eine Verbesse- rung seiner Situation (siehe Plapla, Gespräch mit dem Autor 2008).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind46 46 11.11.2009 11:12:06 ■ eine Vielzahl Drucker, Schriftsetzer, Buchbinder und Graveure. Zudem Berufe wie Zeichner, Fotografen, Restaurateure, Chemie- und Papier- ingenieure, ■ Berufe aus der Bank- und Finanzwirtschaft wie Buchhalter, Kaufleute und Bankangestellte/-beamte. ■ sonstige Berufe für die Aufrechterhaltung des Lageralltags wie Schlosser, Maurer, Tischler, Schneider, Elektromonteure, Optiker und ein Zahn- arzt.

Vergünstigungen gegenüber anderen Häftlingen Die Häftlinge des Falschgeldkommandos hatten Vergünstigungen gegen- über anderen Häftlingen. Zu Beginn mussten sie »nur« von Montag bis Samstag jeweils acht Stunden Zwangsarbeit leisten. Später wurde ein Drei- Schicht-Betrieb zu je acht Stunden eingeführt, sodass die Maschinen rund um die Uhr in Betrieb waren. Für Häftlinge anderer Konzentrationsla- ger waren bis zu zwölf Stunden Zwangsarbeit pro Tag üblich. Als die Pro- duktion auf Befehl der SS gesteigert wurde, mussten die Angehörigen des Falschgeldkommandos täglich zehn Stunden und länger arbeiten. Die Häft- linge der »Operation Bernhard« schliefen in Mehrstockbetten, nicht auf den üblichen KZ-Pritschen aus Holz, wo sich teilweise bis zu vier Men- schen drängten. Sie durften zivile Kleidung anstelle der gestreiften Häftlings- uniform tragen. Sie mussten jedoch zur Erkennung als politische Häftlinge rote Stoffmarkierungen tragen. Der Blockälteste der Häftlinge trug zusätz- lich eine Armbinde mit der Aufschrift »Sonderkommando RSHA«. Im Gegensatz zu anderen jüdischen Häftlingen durften die Arbeiter der Fäl- scherwerkstatt Pakete von ihren nicht-jüdischen Verwandten oder Frauen empfangen (siehe Malkin 2008: 116-124). Da die Angehörigen des Fälscherkommandos in ihren abgetrennten Blö- cken vom Lageralltag völlig isoliert waren, mussten sie nicht an den mehr- mals täglich stattfindenden Lagerappellen oder an kollektiven Strafmaß- nahmen teilnehmen. Wenn sie unter strenger Bewachung aus den Blöcken 18 und 19 geführt wurden – etwa zum Duschen – wurden die mehreren zehntausend anderen Häftlinge des Lagers in ihre Baracken gesperrt. Zu- dem erhielten sie bessere Verpflegung als die übrigen Häftlinge und eine eigene Krankenbetreuung. Unter den Häftlingen des Fälscherkomman- dos befand sich ein Arzt, der erkrankte Mithäftlinge betreute, jedoch nur in leichten Fällen. Schwer erkrankte Gefangene durften als »Geheimnis- träger« nicht in den Krankenbau. Wie skrupellos die SS zur Sicherung der Geheimhaltung ihrer Fälscherwerkstatt vorging, wird daran deutlich, dass sieben erkrankte Häftlinge auf Befehl Bernhard Krügers erschossen wur- den, damit keine Gefahr der Ansteckung bestand und weil die Fachkräfte

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind47 47 11.11.2009 11:12:06 im Gegensatz zu anderen Zwangsarbeitern der Konzentrationslager nicht ohne Weiteres ausgetauscht werden konnten. Die sieben von SS-Haupt- scharführer Edwin Heizmann ermordeten Häftlinge des Sonderkomman- dos waren Georg Jilovsky und Ernst Stiasny aus der Tschechoslowakei, die Österreicher Abraham Kleinfeld und Karl Sussmann, Isaak Sukiennik aus der Sowjetunion sowie die beiden Staatenlosen Hermann Gütig und Ab- raham Fingerhut (Naujoks 1989: 315).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind48 48 11.11.2009 11:12:06 4. Techniken der Falschgeldwerkstatt

Die Produktion britischer Banknoten war in Umfang und Aufwand das größte Projekt der Falschgeldwerkstatt. Insgesamt wurden fast neun Mil- lionen Scheine hergestellt. Die Druckerei war vollständig auf die Massen- produktion des Pfunds ausgerichtet. Andere Druckerzeugnisse wie Pässe, Briefmarken, Urkunden oder Führerscheine wurden nur nach spezieller Order des RSHA gefertigt. Die Koordinatoren der »Operation Bernhard« hatten einen strikten Prozess von Zulieferern, technischer Vorbereitung, Logistik, Druck und Weiterverarbeitung sowie ein umfassendes Vertriebs- netz installiert. Das Zentrum bildete die Druckwerkstatt im KZ Sachsen- hausen.

Der technische Prozess der Falschgeldaktion »Operation Bernhard«

SS-LOGISTIK KZ SACHSENHAUSEN SS-LOGISTIK

Druckform- Lager und Ausweise, Druckstöcke bearbeitung Verpackung Dokumente und Geld für SS-Agenten

Druckfarben Devisengewinn Druckerei Altmacherei für die SS Papier Über Botschaften

Nummerierung Sortierung Dechiffrierung des Über Agentennetz Sicherheitscodes

Suchbefehl für +++ NUR PLANUNG +++ Reißerei Prüfung Abwurf von Pfund- neue Häftlinge Noten über England

Druckprozess und Organisation

Die Druckwerkstatt glich in Größe, Druckleistung und Personal einem mit- telständischen Unternehmen. Die Produktionsabläufe waren streng orga- nisiert und perfektioniert. Für die einzelnen Arbeitsschritte wurden Ab- teilungen eingerichtet und Abteilungsleiter aus den Reihen der Häftlinge ernannt. Diese als Vorarbeiter bezeichneten Männer waren Experten auf ihrem Fachgebiet, und ihnen oblag die Verantwortung für einen reibungs-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind49 49 11.11.2009 11:12:06 losen Ablauf. Dem Status nach waren sie Häftlinge wie alle anderen Ge- fangenen des KZ. SS-Personal wies die Vorarbeiter und sonstigen Häftlinge in die Arbeiten ein und kontrollierte sie. Die Männer der SS-Wachmann- schaften kannten sich in der Regel mit Druckverfahren nicht aus und be- schränkten sich in ihrer Tätigkeit auf die Einhaltung der Ordnung.

Druckformbearbeitung, Kupferstich und Galvanisierung Die Druckstöcke für die Pfund-Noten-Produktion wurden in der Werk- statt des SD in Friedenthal gefertigt, etwa drei Kilometer von Oranien- burg entfernt. Sie wurden mit einem fotomechanischen Verfahren herge- stellt und in der Kupferstichwerkstatt im KZ Sachsenhausen nachbearbeitet. Sechs Kupferstecher arbeiteten in einem eigenen Raum daran, mit Spezial- werkzeugen Linien und Punkte der in Friedenthal gefertigten Vorlagen auf einer Galvanoplastik nachzustechen. Dieses Verfahren zur Nachfor- mung einer Hochdruckplatte basierte auf Galvanotechnik und war sehr aufwendig. Die Technik diente dem Zweck, die eigentliche Druckform zu schützen und eine originalgetreue Kopie (Faksimile) der Form herzustel- len. Heute wird dieses Verfahren für Tiefdruckzylinder zum Verchromen, Vernickeln oder Verkupfern eingesetzt. Für den Hochdruck ist es inzwi- schen bedeutungslos. Beim Prozess der Galvanisierung wurde eine Druckform auf elektromag- netischem Weg mit einer dünnen Kupferschicht überzogen. Dazu wurde von der Hochdruckvorlage ein Wachsabdruck hergestellt und zusammen mit einer Kupferplatte in ein mit Kupfersalzlösung gefülltes Bad gehängt. Der Abdruck wurde vorsichtig mit feinstem Grafit eingebürstet. Das Bad wurde anschließend unter Strom gesetzt, und als Kupferniederschlag be- zeichnete Kupferpartikel wanderten zur Wachsmatrize. Mit kochendem Wasser wurde das Wachs vorsichtig ausgewaschen, eine feine Kupferhaut blieb übrig, in die Zinnfolie eingeschmolzen wurde. Diese verzinkte Kup- ferform wurde an den Rändern etwas hochgebogen und unter Druck mit Weichblei gefüllt. Ergebnis war eine Druckform mit der Bezeichnung Gal- vanoplastik oder Galvano, die für besondere Qualitätsanforderungen und hohe Auflagen geeignet war (siehe Kirchner 1970 und Teschner 1989: 275). Diese Arbeiten wurden von Laib Zyberski aus der damaligen Sowjetunion und den polnischen Staatsbürgern Severin Tiefenbach, Leib Fried, David Bialer, Leib Italiener Felix Citryn, dem Leiter der Graveure, erledigt (Mal- kin 2006: 241).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind50 50 11.11.2009 11:12:07 Druckerei Die Druckerei der Fälscherwerkstatt war eine größere Abteilung mit ver- schiedenen Maschinen. Nachdem die Pfund-Noten der »Serie A« aus dem »Unternehmen Andreas« mehrheitlich auf einer Buchdruckmaschine vom Typ Victoria-Tiegel gefertigt worden waren (Walz 1999: 93), brauchte man für die Massenproduktion der »Serie B« im Rahmen der »Operation Bern- hard« Maschinen mit einer größeren Druckleistung, um den steigenden Be- darf an Pfund-Noten zu decken. Dazu wurden vier moderne Flachform- schnellpressen aufgestellt. Sie wurden elektrisch betrieben und entsprachen dem neuesten Stand der Technik. Vorarbeiter war dort der Häftling Leo Krebs, Buchdrucker aus Deutschland. Eingewiesen wurden die Angehöri- gen des Fälscherkommandos von dem der SS verpflichteten Druckermeis- ter August Petrick aus Berlin (Burger 2007: 150).

Nummerierung und Reißerei Teile der Druckerzeugnisse, zum Beispiel alle britischen Pfund-Noten, wur- den mit fortlaufenden Seriennummern versehen, die der Bank von England als Sicherheitsmerkmal gegen Fälschungen dienten. Das Entschlüsseln des Nummerncodes war neben der Papierherstellung eine zweite große Hürde für die SS. Die Nummern für die verschiedenen Produktionsserien wur- den nach dem Druck des Banknotenbildes im Hochdruckverfahren auf die Scheine aufgebracht. Für die Nummerierung bediente man sich einer Maschine mit Buchstaben und Zahlen, die an drehbaren Ringen befestigt waren. Der Schriftcharakter der eingeprägten Nummern entsprach denen der echten Noten. Die aufgedruckte Nummerierung ging konform mit Nummern, die im Papier in Form eines Wasserzeichens verwendet wur- den (Walz 1999: 94). Die Papierbogen wurden in der Papierfabrik Hahnemühle mit acht Nut- zen im Handschöpfverfahren hergestellt und in einer Größe von 60 x 50 cm geliefert. Da die Scheine zu je vier Nutzen gedruckt wurden, mussten die Häftlinge die Bogen zunächst halbieren. Dazu verfügten die Bogen über eine im Papier eingelassene Verformung, was das Reißen erleichterte. Nach dem Druck, dem Aufbringen der Nummerierung und der bis zu sechs Tage dauernden Trockenphase wurden die Bogen in der Reißerei gefalzt und getrennt. Die Pfund-Noten verfügten über für Büttenpapier typische zerfledderte Ränder, sodass die Arbeiter in der Reißerei entgegen den üb- lichen Reiß- und Schneidtechniken mit speziell gefertigten Werkzeugen tä- tig waren. Dazu wurden Lineale oder nicht zu scharfe Messer verwendet. Eine maschinelle Trennung war nicht möglich. Anschließend wurden die Scheine zu Paketen von je 1.000 Stück zusammengetragen. Die Stapel wur- den gepresst, und Häftlinge bearbeiteten die Scheinränder vorsichtig mit ei-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind51 51 11.11.2009 11:12:07 ner Raspel, damit sie am Rand eine ausgefranste Form erhielten, wie sie für handgeschöpftes Büttenpapier kennzeichnend war. Vorarbeiter der Reißerei war der tschechoslowakische Arzt Dr. Jaroslav Kaufmann (ebd.: 94f.).

Kontrollabteilung, Prüfung, Sortiererei Im gleichen Raum wie die Reißerei war die Sortiererei untergebracht. Die Kontrolle der einzelnen Geldscheine nahm viel Zeit in Anspruch, die Ta- gesleistung eines Kontrolleurs lag bei nur etwa 300 Banknoten. Die Scheine wurden auf von hinten beleuchtete Milchglasscheiben gelegt und auf Fehler jeglicher Art untersucht. Eine erste Gruppe von Häftlingen kontrollierte einzig das Wasserzeichen, eine zweite ausschließlich den Druck und den Farbauftrag und eine dritte Gruppe das Zusammenwirken von Wasserzei- chen und Druck. Andere Häftlinge prüften die Scheine auf Fehler aus der Reißerei, Übereinstimmung des Nummernsystems und die Einhaltung der zahlreichen Sicherheitsmerkmale der Pfund-Noten. In dieser Abteilung ar- beiteten Häftlinge, die zuvor im Bankwesen tätig gewesen waren. Vorar- beiter der Sortiererei war Oskar Skála, Papiermacher aus dem tschechoslo- wakischen Tábor (Stern – Magazin 1959, Folge 10: 55). Die Scheine wurden je nach Qualität in vier Qualitätsstufen I-IV einge- teilt: Banknoten ohne Fehler oder mit Makeln, die von den Kontrolleuren als äußerst gering eingestuft wurden, galten als Kategorie I (sehr gut). Sie waren für Diplomaten bestimmt, die im neutralen Ausland oder in »verfein- deten« Staaten kriegswichtige Rohstoffe erwarben und Devisengeschäfte tätigten. Geldscheine der Stufe II (gut) zeigten kleinste Fehler und waren für Geheimagenten des NS-Regimes und im Ausland aktive Saboteure be- stimmt. Banknoten der Stufe III wurden Abwurf genannt, da sie kleine Druckfehler aufwiesen. Sie sollten per Flugzeug über Großbritannien ab- geworfen werden, um das Zahlungssystem zu destabilisieren.33 Die in Sach- senhausen produzierten Banknoten gelten bis heute als »Glanzstück der Fälscherkunst«. Geldscheine der Kategorie IV wiesen allerdings erhebliche Mängel auf und wurden vernichtet. Der Zusammenhang zwischen Qualitätsstufen der Scheine und dem Sys- tem der Verbreitung war eine besonders geheime Angelegenheit für das RSHA. Selbst dem Leiter der Fälscheraktion, Bernhard Krüger, war das Ver- teilsystem nicht bekannt. Die SS-Führer im Hintergrund legten wert dar- auf, dass Produktion und Vertrieb streng getrennt blieben. Es gab während

33 Der Plan wurde jedoch nie umgesetzt, da sich das Deutsche Reich mit der Kriegsent- wicklung verschätzt hatte und den Luftraum über Großbritannien nicht halten konnte.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind52 52 11.11.2009 11:12:07 der NS-Zeit zahlreiche Befehle von Adolf Hitler an die Dienststellen von Wehrmacht, NSDAP und SS, dass niemand über eine Aktion mehr wissen durfte, als es für seine Tätigkeit unbedingt notwendig war.

»Altmacherei« und Lager In der Sachsenhausener Altmacherei wurden die gedruckten Scheine so nachbehandelt, dass sie wie gebraucht aussahen. Dazu wurden sie zerknit- tert, beschmutzt, beschrieben oder mit ebenfalls gefälschten Stempeln be- druckt, wie sie von Bankkassierern in Großbritannien verwendet wurden. Zum Beschriften und für die Stempel wurde echte englische Tinte verwen- det, die als Kriegsbeute in die Hände des NS-Regimes gefallen war. Jeder Schein musste so manipuliert werden, dass er den Anschein erweckte, be- reits als Zahlungsmittel eingesetzt worden zu sein. Das erforderte viel Zeit. Bei großen und eiligen Auflagen war die Unterstützung von Druckern und Graveuren nötig, die dafür ihre Arbeit ruhen lassen mussten. Die Scheine wurden in den Händen der Häftlinge gerieben, geknetet, gefalzt, in Hosen- taschen gesteckt, Schweiß und Schmutz gingen auf die Scheine über (Stern – Magazin 1959, Folge 10: 56). Zudem wurde ein von englischen Bankangestellten verwendetes Zei- chen zur schnellen Banknotenidentifizierung in die Scheine eingebracht. Je nach Notenwert fügten die Kontrolleure in der rechten Notenseite ei- nen kleinen Ausriss ein, eine so genannte Tellers notch. Die Bankbeamten konnten so beim Zählen eines Banknotenstapels sofort erkennen, ob sich Scheine anderer Wertstufen in dem Bündel befanden. Das schnelle Zäh- len ohne »Tellers notch« erforderte höchste Konzentration, da die von ih- rem Wert her unterschiedlichen Banknoten in einem einheitlichen Papier- format mit einem sehr ähnlichen Druckbild hergestellt waren. Im Verlauf der Falschgeldproduktion wurde das Anbringen des signifikanten Aus- risses eingestellt, da die Scheine zum überwiegenden Teil nicht in Groß- britannien, sondern auf dem europäischen Kontinent vertrieben wurden, wo die Blüten teilweise aufgrund ihrer absichtlichen zugefügten typisch britischen Beschädigung – nicht etwa wegen der Druckfälschung – abge- lehnt wurden (Walz 1999: 96). Die Häftlinge der Altmacherei hatten auch die Aufgabe, kleine Bündel Scheine mit einer Nadel zu durchstechen, da im Vereinigten Königreich viele Bürger ihre Pfund-Noten mit einer Nadel gesichert in ihrer Jacke trugen. Hierbei bedienten sich die KZ-Häftlinge – offenkundig in Sabota- geabsicht – eines Tricks, der es noch Jahrzehnte nach Beendigung des »Un- ternehmens Bernhard« ermöglichte, die im KZ Sachsenhausen gedruckten Pfund-Noten zu identifizieren: Sie stachen bewusst durch das Medaillon innerhalb der oben links abgebildeten »Britannia«. Im britischen Alltag

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind53 53 11.11.2009 11:12:07 wurden die Scheine üblicherweise im unteren Bereich oder in der Mitte durchstochen (ebd.: 97). Im Lager wurden die gefälschten Pfund-Noten registriert und jeweils Wert, Seriennummer und Ausgabedatum erfasst. Die Abteilung war ange- gliedert an die Geldscheinkontrolle und wurde ebenfalls von Oskar Skála geleitet. Die Scheine wurden zu je 1.000 Stück mit einem Etikett versehen, auf dem die registrierten Daten notiert waren. Einmal wöchentlich wur- den die Scheine von Bernhard Krüger abgeholt und an das RSHA in Berlin weitergegeben. Oskar Skála führte im KZ eine illegale Dokumentation der gefertigten und abgelieferten Pfund-Noten (Burger 2007: 150).

Ausrüstung und Maschinen

Der gesamte Umfang des Maschinenparks in der Fälscherwerkstatt ist nicht mehr kom- Druckverfahren plett zu rekonstruieren, da die Unterlagen darüber kurz vor Kriegsende von der SS ver- Hochdruck nichtet wurden oder in Archiven in Deutsch- land, Österreich, den USA und der ehemaligen

Sowjetunion verstreut sind. Bekannt ist, dass Tiefdruck Druckmaschinen mit den Bezeichnungen Poly, Victoria-Tiegel, Elka sowie Monopol im Ein- satz waren. Die Maschinen kamen unter ande- rem von der Firma Rudolf Stenz und vom da- Flachdruck / Offset maligen Ullstein-Verlag.34

Hochdruck: Tiegeldruckmaschinen Druckform / Druckplatte Hochdruck wird wegen der frühesten Dru- Druckfarbe ckerzeugnisse, der Bücher, auch als Buchdruck bezeichnet und ist das älteste Druckverfahren. Die zu druckenden Stellen sind erhaben wie bei einem Stempel. Hochdruck ist ein direktes Druckverfahren: Die eingefärbte Form reproduziert das Druckbild direkt auf den Bedruckstoff. Der Druck kann in allen Druck- prinzipien Fläche gegen Fläche, Fläche gegen Zylinder oder Zylinder ge- gen Zylinder erfolgen (Teschner 2003, Kapitel 10: 8).

34 Der Ullstein-Verlag wurde 1877 in Berlin gegründet und verlegte zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften, darunter die Berliner Morgenpost und die B.Z. am Mittag (BZ). Als Un- ternehmen mit jüdischen Inhabern wurde es 1934 von der NS-Verwaltung enteignet (»ari- siert«) und 1937 dem Zentralverlag der NSDAP zugewiesen.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind54 54 11.11.2009 11:12:07 Druckprinzipien

Fläche gegen Fläche

Zylinder gegen Fläche

Zylinder gegen Zylinder

Druckform Bedruckstoff Bedruckkörper

Victoria-Tiegel geschlossen (oben) und offen (unten)

Dieses Verfahren wurde erstmals im 15. Jahrhundert von Johannes Gu- tenberg entwickelt. Tiegeldruckmaschinen arbeiten im Druckprinzip Fläche gegen Fläche. Es ist ein hoher Anpressdruck nötig, da das gesamte Druck- bild gleichzeitig auf den Bedruckstoff übertragen wird. Diese meist sehr al- ten Maschinen werden heute nur noch selten, nämlich für Spezialarbeiten wie Stanzen, Nummerieren oder Prägen genutzt. Im KZ Sachsenhausen kamen Tiegeldruckmaschinen zum Einsatz. Sie arbeiteten als so genannter Klapptiegel mit einem festen Fundament und einem beweglichen Tiegel nach dem Gally-System.35 Bei dieser Technik

35 Zuvor waren Tiegeldruckpressen so ausgestattet, dass Fundament und Tiegel beweg- lich waren und bei jedem Druckvorgang aufeinander zu klappten. Das waren Tiegelmaschi- nen des Systems »Gordon« und »Liberty«.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind55 55 11.11.2009 11:12:07 stand das Druckfundament senkrecht und ein beweglicher Tiegel wurde an das Fundament geklappt. Der Tiegel wurde dabei genau planparallel auf die Form gesetzt. Angetrieben wurden die Maschinen über ein großes Schwungrad (Gerhardt 1975: 94). Victoria-Tiegel wurden von 1888 an im sächsischen Heidenau von der Firma Rockstroh-Werke AG (vormals Ma- schinenfabrik Rockstroh & Schneider Nachfahren) produziert.36

Hochdruck: Flachformschnellpresse Bei neueren Maschinen erfolgte die Schriftbildübertragung im Prinzip Flä- che gegen Zylinder wie bei Flachform-Zylinder-Druckmaschinen, die frü- her auch als »Schnellpressen« bezeichnet wurden. Bei diesen Maschinen war das Druckbild auf einem flachen Fundament befestigt, das beim Drucken unter dem Druckzylinder hin und her fuhr. Diese Maschinen sind inzwi- schen verfahrenstechnisch veraltet. Aber sie erreichten mit 2.500 Drucken pro Stunde eine höhere Druckleistung als Tiegeldruckmaschinen (Tesch- ner 2003, Kapitel 10: 13). Die Bezeichnung Flachformpressen kann missverstanden werden. In diesem Fall beschreibt flach nicht das Druckverfahren, sondern eine Vari- ante des Hochdrucks mit einer flachen Druckform auf einem beweglichen Druckformfundament. Dagegen beschreibt die Bezeichnung flach im Be- zug auf das Druckverfahren die Beschaffenheit einer flachen Druckform, in der druckende und nicht druckende Stellen auf gleicher Höhe liegen. Diese Technik kommt beim Steindruck (Lithografie), Offsetdruck oder auch beim Lichtdruck zum Einsatz (Kipphan 2000: 150). Die Technik der Flachformschnellpresse wurde erstmals 1811 in einem Patent von Friedrich Koenig dargelegt und galt zur Zeit der Fälscherwerk- statt als technisch hoch modern. Für die Flachformschnellpresse Poly ist der spezielle Antrieb mit der Bezeichnung Malteserkreuzgetriebe kenn- zeichnend. Dieses Getriebe wandelt eine gleichförmige Drehbewegung in eine Stoppbewegung um. Ein Räderwerk bewirkt, dass der Druckzylinder für jeden Hin- und Herweg des Druckfundaments eine Umdrehung von einem Drittel macht. Das Malteserkreuzgetriebe treibt mit seiner Stopptech- nik den Druckzylinder intervallweise an. Aufgrund dieser Stoppbewegung nach jedem Vor- und Zurückfahren des Druckfundaments im Verhältnis zum Druckzylinder wird die Poly als Stoppzylindermaschine bezeichnet. Andere Maschinen sind als Zweitouren- oder Schwingzylindermaschinen zu unterscheiden (Gerhardt 1975: 107).

36 Später gehörte das Werk zum »VEB Polygraph Druckmaschinenwerk Victoria« und dann zum DDR-Druckmaschinenhersteller Planeta und wurde Anfang der 1990er Jahre von der Koenig und Bauer AG übernommen.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind56 56 11.11.2009 11:12:08 Offsetdruck Die Briefmarken in der Fälscherwerkstatt wurden im Flachdruckverfah- ren Offsetdruck hergestellt. Es ist ein indirektes Druckverfahren, bei dem druckende und nicht druckende Stellen flach nebeneinander liegen. Über ein Gummituch als Zwischenträger wird das Druckbild auf den Bedruck- stoff gebracht. Grundlage der Offsettechnik ist der physikalische Grund- satz »Fett und Wasser stoßen einander ab«. Teile der Druckplatte nehmen fetthaltige Druckfarbe an oder stoßen sie ab: ■ Druckende Teile der Druckplatte sind lipophil (fettfreundlich), ziehen die auf Öl basierende Farbe an und stoßen Wasser ab (hydrophob). ■ Nichtdruckende Teile der Druckplatte sind hydrophil (wasseranzie- hend). Beim Feuchten der Druckform nehmen diese Stellen Feuchtmit- tel an, jedoch keine Farbe (Teschner 2003, Kapitel 10: 61). Diese Technik war erstmals von Alois Senefelder (1771-1834) in München unter der Bezeichnung Lithografie angewendet worden (aus dem Grie- chischen: lithos, also Stein, und graphein, also schreiben). Das Verfahren wurde wegen der Druckform auch als Steindruck bezeichnet.37

Lichtdruck In der Fälscherwerkstatt wurden US-Dollar mittels der Technik des Licht- drucks gefälscht. Lichtdruck ist ein Flachdruckverfahren und basiert ähn- lich wie der heute weit verbreitete Offsetdruck auf dem Verhältnis von sich abstoßender fetthaltiger Farbe und Wasser. Lichtdruck ist ein direktes Druckverfahren: Die Übertragung des Druckbildes findet direkt von der Druckform auf den Bedruckstoff statt. Lichtdruck ermöglichte es, qualita- tiv hochwertige Geldscheine zu drucken und die Technik des Tiefdrucks zu imitieren, in der der US-Dollar gefertigt wurde. Für die Produktion eige- ner Tiefdruckvorlagen fehlte der NS-Führung die Zeit, weshalb Bernhard Krüger auf den Lichtdruck drängte. Der Vorschlag, die auch als Guillo- chen bezeichneten feinen Linien- und Wellenmuster in diesem Druckver- fahren zu imitieren, kam von dem Häftling Abraham Jacobsen, Vorarbei- ter der Lichtdruckabteilung (Walz 1999: 105). Lichtdruck ist ein Verfahren, in dem mit echten Halbtönen gedruckt wird. Durch die fotografische Technik sind Drucke mit der höchsten Qua- lität aller Druckverfahren möglich. Das Verfahren ist äußerst kompliziert, zeitaufwendig und ähnelt dem des Steindrucks. Eine Massenproduktion

37 Als Druckform diente ein flacher Stein, auf dem das zu druckende Bild mit Spezialfarbe nachgezeichnet wurde. Der Stein wurde befeuchtet, was dazu führte, dass die bildfreien Stel- len der Steinoberfläche keine Farbe annahmen. Senefelder ordnete diese Technik fälschlicher- weise chemischen Verfahren zu. Später stellten Wissenschaftler fest, dass es sich um physika- lische Vorgänge handelt (siehe Kipphan 2000: 53f.).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind57 57 11.11.2009 11:12:08 ist nicht möglich – üblicherweise werden nur Einzelexemplare aus dem Kunstdruckbereich oder kleine Auflagen hergestellt. Auf eine vorgrun- dierte Glasplatte wird eine Schicht aus Lichtdruckgelatine aufgetragen und mit der Chemikalie Ammoniumbichromat lichtempfindlich gemacht. Die Platte wird bei 50 Grad Celsius getrocknet, und die Oberfläche der Platte zeigt ein gleichmäßiges, für den Lichtdruck typisches »Runzelkorn«. Ko- piert wird mit zerstreutem Tageslicht über Negativfilme. Nach der Auf- belichtung des Negativs muss es retuschiert werden, um die Konturen im Druck originalgetreu und scharf hervortreten zu lassen. Anschließend wird die Platte einige Stunden gewässert nachbehandelt, und es entsteht ein Re- lief auf der Oberfläche. Die unbelichteten Bildstellen quellen auf und ent- halten Feuchtigkeit, die Druckfarbe abstößt. Dagegen sind die vom Licht getroffenen Bildteile unlöslich geworden und entsprechen den Tonwerten des Originals. Diese Bildstellen können je nach Tonwert mehr oder weni- ger Farbe aufnehmen und auf das Papier übertragen (Krüger 1949: 85). Der hier beschriebene Vorgang der Druckformherstellung umfasst eine große Anzahl weiterer Schritte und ist auf seine Grundfunktionen be- schränkt dargestellt. Der Druck erfolgt über Lichtdruckpressen. Die Ma- schine besitzt kein Feuchtwerk, dafür aber zwei Farbwerke mit Walzen, die jeweils mit Leder oder Gelatine überzogen sind. Es wird in der Regel mit zwei verwandten Farbtönen gearbeitet, wobei die Lederwalze die Tiefen einfärbt und die Gelatinewalze die Lichter mit Farbe versieht. Ein großer Nachteil dieses Druckverfahrens ist die hohe Empfindlichkeit der Druck- form gegenüber Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit. Außer- dem können mit einer Platte nur maximal eintausend Drucke gefertigt wer- den. Die Umstände der Druckerei im KZ Sachsenhausen brachten es jedoch mit sich, dass die Häftlinge zur Herstellung einer großen Anzahl Druck- platten gezwungen wurden (ebd.: 86).

Materialien, Werkzeuge und Kleinteile Die Häftlinge hatten Werkzeuge zum Bearbeiten der Druckvorlagen. Vor allem die Graveure verfügten über eine ganze Reihe von Retuschiernadeln, Sticheln, Messern und anderen Werkzeugen zum Bearbeiten der Druck- form. Beim Druck des US-Dollars wurden die Druckvorlagen im KZ Sach- senhausen selbst gefertigt und umfangreiche Retuschierarbeiten vorgenom- men. Dazu benötigten die Häftlinge einfache Aquarellpinsel und spezielle chinesische Pinsel aus Bambusholz. Als die Dollarproduktion durch Sabo- tage verzögert wurde, ließ der SS-Leiter Bernhard Krüger die privaten Mal- sachen des Berliner Häftlings Peter Edel in das KZ Sachsenhausen bringen, darunter Ölfarben, Graphosfedern sowie Farbpaletten, Mischnäpfe und ei- nen Spritzapparat mit Düse und Zubehör (siehe Burger 2007: 167ff.).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind58 58 11.11.2009 11:12:08 Gefälschte Fünf-Pfund-Note mit Datum und Unterschrift von Adolf Burger

Druckerzeugnisse der Fälscherwerkstatt

Die Männer des Falschgeldkommandos fertigten eine Vielzahl von Druck- erzeugnissen. Insbesondere Dokumente, Ausweise und Urkunden sowie Banknoten dienten zur Ausstattung von Agenten des Sicherheitsdienstes bzw. der SS. Der Druck britischer Pfund-Noten war mit Abstand das größte Projekt der Drucker und Grafiker.

Pfund-Noten Die Pfund-Noten waren flächenmäßig größer als Scheine aus dem dama- ligen Deutschen Reich, nur einseitig bedruckt und hatten allgemein ein we- niger komplexes Druckbild, dafür aber ein mehrstufiges Wasserzeichen. Im Rahmen der Fälschungsaktion wurden Noten der Wertstufen fünf, zehn, 20 und 50 Pfund gedruckt. Auf die 100-Pfund-Wertstufe wurde verzich- tet, da sie nur unter erhöhtem Risiko illegal hätten verbreitet werden kön- nen. Im »Unternehmen Andreas« war an Fälschungen von zunächst Ein- Pfund-Noten gearbeitet worden. Erste Banknoten mit einem Nennwert von einem Pfund wurden im Sommer 1940 fertig gestellt. Der Druck der Fünf-Pfund-Noten erfolgte in zwei Durchgängen. Der Wertblock »Five« in der linken unteren Ecke war in einer vom übrigen Druckbild abweichenden Schwarztönung aufgetragen, die mit einer spezi- ellen Farbe gedruckt wurde. Anschließend lief ein Bogen mit vier Nutzen

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind59 59 11.11.2009 11:12:08 zur Nummerierung ein drittes Mal durch die Druckmaschine. Zur Kon- trolle wurden alle Drucke erfasst und unter ständiger Bewachung durch SS- Leute in Listen eingetragen. Die Produktion war sehr zeitaufwendig, da die Herstellung nach jeweils einhundert Drucken gestoppt und die Druckvor- lagen auf Beschädigungen kontrolliert wurden. Die anschließende Trock- nung der Drucke nahm zwischen vier und sechs Tage in Anspruch (Walz 1999: 96).

Banknoten aus Jugoslawien Anfang 1943 erhielt das Fälscherkommando den Auftrag, neben britischen Pfund-Noten jugoslawisches Geld zu fälschen. Das geschah vor dem Hin- tergrund, dass in Jugoslawien starke Partisanenverbände tätig waren, die Teile des Landes von der faschistischen Besatzung befreien konnten. 1942 war der Antifaschistische Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens ge- gründet worden, dem die Regierungsgewalt für die befreiten Gebiete ob- lag. Im Januar 1943 legte der Rat eine allgemeine Volksanleihe auf, deren Wert 500 Millionen Dinar betrug (Wermusch 1988: 200). Die Mehrheit der jugoslawischen Bevölkerung tauschte verschiedene Währungen gegen die Volksanleihe, darunter Dinare, Reichsmark und Kre- ditscheine der Besatzung. So wurden die Partisanenbewegung und der An- tifaschistische Rat unterstützt, und der zahlte es über eingerichtete Volks- ausschüsse den Einwohnern zurück. Ziel des deutschen SD war, die ohnehin geschwächte Wirtschaft der befreiten jugoslawischen Gebiete mit einer In- flation zu schädigen und den Wert der »Volksanleihe« zu untergraben.

Gefälschtes Partisanen-Geld aus Jugoslawien

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind60 60 11.11.2009 11:12:08 Dazu wurden in Sachsenhausen dreifarbige »Tito-Banknoten« im Buch- druck (Hochdruck) hergestellt. Das Fälschen dieser Scheine soll eine »re- lativ einfache Arbeit« gewesen sein (Burger 2007: 153). Alle Bestandteile der Scheine, darunter Papier, Druck und Sicherheitsmerkmale, wurden ori- ginalgetreu gefertigt. So war es kaum möglich, die Originale von den Fäl- schungen zu unterscheiden. Das Druckbild der Scheine setzte sich aus einer Kombination von Ziffern, Abbildung und einem Linien- und Wellenmus- ter zusammen und enthielt auch ein Nummerierungssystem. Im Jahr 1944 wurde über die Filiale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in der kroa- tischen Hauptstadt Agram (Zagreb) das Geld verteilt.

Briefmarken – Das »Unternehmen Wasserwelle« Im Jahr 1943 befahl der SS-Führer Heinrich Himmler unter der Bezeich- nung »Unternehmen Wasserwelle« das Fälschen von britischen Briefmar- ken für Propagandazwecke. Die britische Regierung und der gesamte Staat sollten verhöhnt werden. Zuvor hatten britische Flugzeuge große Mengen gefälschter Lebensmittelkarten und Behelfszahlungsmittel über dem Gebiet des Deutschen Reiches abgeworfen, um damit Verwirrung und Unfrieden unter der Bevölkerung zu schüren. Das dabei verwendete Wasserzeichen bestand aus Wellenlinien, was Himmler zum Anlass nahm, eine Wortkom- bination zu bilden und die folgende Briefmarkenfälschung als »Operation Wasserwelle« zu bezeichnen.38 Für den Druck der Briefmarken gab es von der SS-Führung konkrete Richtlinien: ■ Die grundlegende Form gültiger britischer Postwertzeichen war beizu- behalten. ■ Die Wiedergabe der Abbildung und der Farbe war originalgetreu zu ge- stalten. ■ Ein angeblicher sowjetischer Einfluss auf England war zum Ausdruck zu bringen.39 ■ Gesichtspunkte des Krieges sollten in Form von Überdrucken gefertigt werden. ■ Für Entwürfe gab es eine Frist von acht bis 14 Tagen. ■ Die Drucke mussten binnen sechs bis acht Wochen gefertigt werden (Burger 2007: 195).

38 Ausführlich mit diesem Thema hat sich Wolfgang Prätzsch in »Unternehmen Wasser- welle« (1987) beschäftigt. 39 Das NS-Regime war davon überzeugt, dass die damalige Sowjetunion eine Vielzahl der europäischen Staaten, darunter Großbritannien, beeinflusste und zu einem sozialistischen Systemwandel trieb.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind61 61 11.11.2009 11:12:09 Die britische Jubiläumsmarke und ihre Fälschung.

Auf Grundlage dieser Arbeitsanweisung wurden im KZ Sachsenhausen Marken gedruckt, die im eigentlichen Sinne keine Fälschungen waren, son- dern eigene Motive, die den echten Marken zwar sehr ähnelten, sich jedoch deutlich von den Motiven der echten Marken unterscheiden sollten. Die Marken wurden im einfachen Offsetdruck, in Bogenform mit ge- stanzten Lochprägungen in verschiedenen Auflagen hergestellt. Aufgrund zu erwartender Witterungsumstände mit Regen oder zumindest Feuch- tigkeit beim Abwurf der Briefmarken über England wurde auf die Gum- mierung verzichtet. Das nötige Papier bezog die SS aus bereits vorhande- nen Beständen. In der Fälscherwerkstatt wurden die Marken zunächst fotografiert, auf ein vielfaches vergrößert und dann im großen Format nachgezeichnet. Die Änderungen wurden so eingefügt, dass die Marken klar als Fälschung er- kennbar waren. In einem ersten Projekt mit einem auffälligeren Druck wurde 1944 eine querformatige dunkelgrüne Sondermarke gefälscht. Das Original war aus Anlass des »silbernen« Regierungsjubiläums König Ge- orgs V. 1935 in England erschienen. Obwohl fast alle Elemente der Marke ausgetauscht wurden, war sie bei einem kurzen Blick nicht als Fälschung zu erkennen, weil Farbigkeit, Typo- grafie und die Abbildungen dem Original sehr ähnelten. Die ausgetausch- ten Elemente waren folgende: ■ Die Abbildung Georgs V. wurde durch ein Porträt von Josef Stalin er- setzt. ■ Im linken Drittel wurde der Königskrone ein Davidstern aufgesetzt. ■ Im rechten Drittel entfernten die Fälscher einen Kranz und platzierten dort stattdessen die Sowjetzeichen Hammer, Sichel und Stern. ■ Der Satz »Silver jubilee halfpenny« wurde durch »This war is a jewsh war« ersetzt, zusätzlich wurden zwei Davidsterne sowie Hammer und Sichel in das Motiv integriert. ■ Das Regierungsjubiläum »1910-1935« wurde durch »1939-1944« ersetzt (Burger 2007: 196).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind62 62 11.11.2009 11:12:09 Die Englische Krönungsmarke und ihre Fälschung.

In einem anderen Projekt wurde eine Sondermarke zur Krönung Georgs VI. in ähnlicher Weise gefälscht. Der Gesamteindruck entsprach durch Far- bigkeit und Typografie dem Original. Die bedeutenden Änderungen der Briefmarke waren folgende: ■ Die Fälschung zeigte Josef Stalin neben König Georg VI. und nicht wie im Original die Königin Elizabeth Bowes-Lyon. ■ Die Kopfzeile »Postage revenue« wurde durch »SSSR Britannia« ersetzt, die statt von zwei Kreuzen von zwei Davidsternen eingefasst war. ■ Das Datum der Krönung »12 May 1937« wurde in »Teheran·28.11.1943« geändert, was dem Datum der Konferenz von Teheran entsprach.40 ■ In die Königskrone wurden Hammer, Sichel und ein Stern montiert. In einer weiteren Aktion wurden kleine Marken aus einer Dauerserie des britischen Königs mit Propagandaaufdrucken versehen. Die Marken wur- den mit quer über die Abbildung des Königs gedruckten Schlagworten und Zeichen versehen, darunter: ■ »World-capitalism«, flankiert von zwei Davidsternen, ■ »World-judaism«, ebenfalls flankiert von zwei Davidsternen, ■ »World-slavery«, flankiert von Hammer und Sichel sowie einem Stern, ■ »World-bolshevism«, flankiert von Hammer und Sichel sowie einem Stern ■ »Murder ruin – Schaffhausen (Switzerland)« mit zwei Bomben und ■ »Murder ruin – Monte Cassino« mit zwei Bomben (mehr dazu bei Prätzsch 1987: 22-28) Es gab weitere Serien mit den verschiedensten Aufdrucken und Stempeln in englischer Sprache, darunter Parolen wie »England Bleeds on the Order of Moscow«, »On Order of Stalin!« oder »England Has Lost the war«. In einer besonders umfangreichen Serie wurden gar 14 Aufdrucke mit den Worten »Liquidation of the Empire« (»Auflösung des Reiches«) durch-

40 In Teheran trafen sich erstmalig die Regierungschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion, um das gemeinsame Vorgehen im Zweiten Weltkrieg zu erörtern.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind63 63 11.11.2009 11:12:09 Die »MURDER RUIN«-Serie

geführt. Unter den Kurzsatz wurden jeweils die Namen britischer Kolo- nien, darunter »Grenada«, »Hong Kong«, »Borneo«, »Bermudas«, »Ja- maica«, »Trinidad« oder »Singapore« gedruckt. Verbreitet wurden die Briefmarken über das vom SD eingerichtete Agen- tennetz vor allem in den damals neutralen Staaten Schweden, Türkei und der Schweiz, aber auch in Großbritannien und Frankreich. Die Marken wur- den von den SD-Agenten auf übliche Briefe geklebt und verschickt. Ent- weder bemerkten bereits die Postvertriebsstellen oder erst die Empfänger die Fälschungen. Dort, wo die Marken erkannt und gemeldet wurden, er- regten sie Aufsehen in Politik und in Medien. Es erschienen Beiträge über die falschen Postwertzeichen in Zeitschriften in der ehemaligen Tschecho- slowakei, Belgien und Schweden (siehe ebd.: 200-213).

US-Dollar Der Befehl zum Drucken von Dollar-Noten soll erst Ende 1944 an die Fäl- scher im KZ Sachsenhausen gegangen sein. Zu Beginn der Falschgeldpro- duktion hatte es Hitler persönlich abgelehnt, US-Dollar zu fälschen, weil sich das Deutsche Reich noch nicht im Krieg mit den USA befand. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges war der Untergang des »Tausendjährigen Reiches« auch für die Funktionäre von NSDAP, Wehrmacht, SS und deren angeschlossenen Organen absehbar. Sie entwickelten Pläne zum weiteren Bestehen der nationalsozialistischen Bewegung. Dollars sollten dieses Vor- haben und das Untertauchen der betroffenen Personen unterstützen. Technisch war eine originalgetreue Fälschung des US-Dollars wesentlich komplizierter als die anderen Projekte des »Unternehmens Bernhard«. Im Gegensatz zum Pfund war der Dollar-Schein beidseitig bedruckt und die Zeichnung äußert kompliziert. Die Scheine waren kleiner und das Bild eine komplexe Zusammenstellung aus Zeichen, Grafiken, geschwungenen Orna- menten, Verläufen und feinsten Grauabstufungen. Der Aufdruck, der bri- tische Pfund-Noten schmückte, bestand einzig aus geschwungenen Wörtern sowie der komplizierten Abbildung der »Britannia« (Malkin 2008: 177).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind64 64 11.11.2009 11:12:09 Häftlinge verschiedener Abteilungen des KZ Sachsenhausen wurden zu einer »Dollar-Gruppe« zusammengefasst.41 Sie arbeiteten aufgrund der fortschreitenden Verluste der Wehrmacht und des immer näher rücken- den Frontverlaufs unter erhöhtem Druck. Der »Dollar-Gruppe« wurden eigene Räume zugewiesen, ein Professor aus Berlin führte die Häftlinge in die Technik des Lichtdrucks ein. Die Gruppe begann mit Probedrucken, darunter Spiel- und Ansichtskarten, bis sie langsam zu ersten Versuchen mit dem US-Dollar überging. In einem Album sammelte sie von Beginn an alle Drucke, um die Arbeiten vergleichen zu können. Der Lichtdruck ist ein Verfahren des Flachdrucks und ermöglichte es, die im an und für sich im Tiefdruckverfahren gefertigten Dollarnoten mit annähernd glei- cher Qualität zu fälschen. In dieser Phase der Probedrucke mit der aufwändigen Lichtdrucktechnik sabotierten Häftlinge die Druckformherstellung. Die Vorgesetzten Bern- hard Krügers forderten die Aufnahme der Dollar-Produktion. Heinrich Himmler verkündete, dass die Häftlinge der »Dollar-Gruppe« zu erschie- ßen seien, falls innerhalb von vier Wochen keine Banknote vorliegen sollte. Die Drucker benötigten schließlich 250 Versuche, bis sie Anfang Januar 1945 die ersten gefälschten Dollar-Noten präsentieren konnten. Sie waren von höchster Qualität, sodass selbst Bernhard Krüger sie nicht von den Originalen unterscheiden konnte (Walz 1999: 105f.). Heinrich Himmler sowie Walter Schellenberg, Chef des SD-Auslandsge- heimdienstes und direkter Vorgesetzter Krügers, forderten die Produktion von einer Million Dollar, die in zwei Schichten von jeweils zehn Stunden pro Tag hätten gedruckt werden sollen. Es wurden jedoch nur etwa 5.000 bis 6.000 Dollar-Noten hergestellt. Noch bevor Dollarscheine in Massen- produktion gefertigt werden konnten, wurde die Falschgeldwerkstatt im Frühjahr 1945 demontiert und über das KZ Mauthausen in das Lager Redl- Zipf in Österreich verlegt (Wermusch 1988: 201).

Sowjetische Ausweise und sonstige Drucksachen Im Jahr 1944 erhielt die Fälscherwerkstatt den Auftrag zum Druck von 300 sowjetischen Ausweisen, die für Agenten der SS bestimmt waren und daher absolut originalgetreu gefertigt werden mussten. Der innere Teil des Dokuments bestand aus grünem Papier und der Einband aus roter Lein- wand mit goldenem Aufdruck. Während der Innenteil für die Häftlinge

41 Die Angehörigen der »Dollar-Gruppe« waren der Niederländer Abraham Jacobsen (Leiter der Kopierabteilung), Roger Weill (Retuscheur aus Frankreich), Salamon Smolianoff (Künstler und Fälschungsexperte aus der Sowjetunion), Norbert Leonard Levy (Chef der Fo- toabteilung aus Deutschland), Adolf Burger (Buchdrucker aus der Slowakei) sowie der Retu- scheur Leonard Weill (Burger 2007: 163).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind65 65 11.11.2009 11:12:10 einfach zu fälschen war, gelang es nicht, der glatten Leinwand die Origi- nalstruktur zu geben. Daraufhin stellte Bernhard Krüger ein 24-Stunden- Ultimatum mit der Drohung, vier Häftlinge exekutieren zu lassen, falls die Einbände nicht in gewünschter Qualität vorliegen würden. Unter dieser Todesdrohung schlug der polnische Graveur Felix Cytrin vor, das Mus- ter des vorliegenden Ausweises in eine Messingplatte zu gravieren und da- mit die Leinwand zu prägen. Er montierte die fertige Platte in eine Hand- presse, doch die Leinwand verbrannte, als man Strom in die Platte leitete und es zum Kontakt zwischen Platte und Leinwand kam. Da kam die Idee auf, die Platte vor dem Prägen mit Wachs zu bestreichen, sodass die Lein- wand beim Prägen nicht verbrennt, sondern nur die Wachsschicht schmilzt. Den Häftlingen gelang es, innerhalb der Frist eine vom Original kaum zu unterscheidende Kopie zu fertigen und so das Leben von vier Kollegen zu retten (Walz 1999: 98f.). Neben den genannten Druckerzeugnissen wurde im KZ Sachsenhausen eine ganze Reihe weiterer Produkte hergestellt, die in der Literatur nicht näher beschrieben wurden. Das liegt daran, dass das Wissen über diese Druckerzeugnisse einzig aus Aufzeichnungen der SS stammt und nicht von Untersuchungen der Druckerzeugnisse selbst. Daher folgt hier nur eine stichwortartige Nennung dieser Fälschungen: ■ Ungarische Soldbücher, Pässe lateinamerikanischer Staaten wie Vene- zuela, Brasilien und Argentinien sowie Ausweise der russischen Spio- nageabwehr (Löhde 1959: 2). ■ Drucke mit dem Wasserzeichen des US-amerikanischen State Depart- ment (ebd.). ■ US-amerikanische Soldbücher und niederländische Taufurkunden (Walz 1999: 98). ■ Anleitungen zur Sabotage feindlicher Schiffe und Flugplätze in ver- schiedenen Sprachen, darunter Holländisch, Norwegisch, Englisch und Deutsch (Burger 2007: 252).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind66 66 11.11.2009 11:12:10 5. Externe Logistik

Der von der NS-Führung betriebene Aufwand für die Falschgeldproduk- tion war immens. Logistisch war es sehr aufwändig, da Papierproduktion, Druckformherstellung sowie Druck und Nummerierung an drei Orten vonstatten gingen und von drei abgeschirmten Personengruppen betrie- ben wurden, die sich weder kannten noch miteinander kommunizierten. Kontrolle und Kommunikation oblag den zuständigen SD-Stellen. Sie be- wachten besonders den Druck, da dort alle drei Komponenten Papier, Druckform und Nummerierung zusammenliefen und abgestimmt werden mussten (Burger 2007: 150).

Farbe

Für die zahlreichen Fälschungen waren spezielle Druckfarben nötig, die die SS nicht direkt bei den Farbenproduzenten bestellte, sondern über die Reichsbank bezog. Da wichtige Dokumente über die logistischen Abläufe innerhalb der Falschgeldproduktion von der SS vernichtet wurden, gibt es keine Primärdokumente zu den Vertriebswegen der verwendeten Druck- farbe. Im KZ Sachsenhausen benötigten die Fälscher unterschiedliche Schwarz- töne. Nach Anlieferung wurde die Druckfarbe mit Chemikalien versetzt, damit sie schnell wegschlug. Mit »Wegschlagen« bezeichnen Drucker das Eindringen der Farbe in das Papier. In besonders saugfähigem Papier wie zum Beispiel Löschpapier dringt die Farbe vergleichsweise schneller ein als in ein oberflächenbehan- deltes gestrichenes Papier. Die zugesetzten Chemikalien hatten zur Folge, dass das Druckbild etwas zerlaufener aussah, was zum einen ein Merkmal der britischen Banknoten war und darüber hinaus den Scheinen eine et- was ältere Anmutung gab. Es ist belegt, dass die im KZ Sachsenhausen verwandten Druckfarben von den Firmen Gebrüder Schmidt aus Frankfurt/Main sowie Kast und Ehinger aus Berlin stammten. Jedoch trat keine offizielle Stelle des NS-Re- gimes direkt an die Firmen heran (ebd.: 142). Im KZ Sachsenhausen wurde unter anderem eine Spezialfarbe mit dem Namen »Frankfurter Schwarz«

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind67 67 11.11.2009 11:12:10 der Firma Gebrüder Schmidt verwendet. Die Firma kann auf fast 120 Jahre Firmengeschichte zurückblicken.42 Die Direktion von Kast und Ehinger gab 1963 an, sie sei nach dem Krieg darüber informiert worden, dass sich Farbetiketten der Firma »an den Or- ten gefunden haben sollen, an denen die fraglichen Druckarbeiten durchge- führt worden sein sollen« (zitiert nach einem Brief der Direktion an Julius Mader vom 2.10.1963, Mader 1973: 59). Die Direktion konnte nicht erklä- ren, wie der SD in Besitz der Druckfarben gekommen war, da »zweifellos niemals die SS als Käufer von Druckfarben uns gegenüber in Erscheinung getreten ist«. (ebd.) Kast und Ehinger spekulierte über eine Weitergabe der Druckfarbe durch die von der Reichsbank beauftragte Banknotendrucke- rei: »Wir können lediglich annehmen, dass diejenigen Stellen, die bei uns üblicherweise die zum Banknotendruck benötigen Druckfarben eingekauft haben, aus ihren Käufen die entsprechende Qualität für den sie interes- sierenden Zweck abgezweigt haben.« (ebd.) Dieser Verdacht liegt nahe, da Kast und Ehinger, heute zu BASF gehörend, in der betreffenden Zeit ein- zig der Reichsbank zur Herstellung deutscher Sicherheitsdrucksachen ihre Spezialfarbe geliefert hatte.43 Die Firma war 1868 aus der Vereinigung von zwei Einzelunternehmungen in Bad Cannstatt hervorgegangen.44

Papier

Eine der größten Schwierigkeiten hatten die Verantwortlichen der SS mit der Herstellung des Pfund-Papiers und dem entsprechenden Wasserzei- chen. Original Pfund-Noten wurden von der englischen Firma Portal aus Hampshire in einem mechanischen Schöpfverfahren produziert. Dieses als Büttenpapier bezeichnete Papier hielt den besonderen Anforderungen an

42 Gebrüder Schmidt wurde 1878 gegründet und entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahr- hunderts zu einem international tätigen Konzern mit Niederlassungen unter anderem in Ita- lien, Rumänien, Schweden, Ungarn, Polen, der Schweiz, Türkei, und Bulgarien. Nach Kriegs- schäden und Enteignung des Stammhauses in Berlin-Hellersdorf in den Jahren 1943 bis 1945 wurde der Betrieb in Frankfurt/Main wieder gegründet. Anfang der 1980er Jahre in Druck- farbenfabrik Gebr. Schmidt GmbH umfirmiert, verfügt die Firma heute über Tochterunter- nehmen wie Schmidt Printing Inks of Canada in Montreal (Wolf 1992: 698). 43 Der Wirtschaftsminister und Präsident der Reichsbank, , war wichtigster Verbindungsmann des NS-Regimes zur Industrie. Vor der Machtübertragung war er Hitlers persönlicher Wirtschaftsberater. Vgl. Malkin 2008: 12. 44 Von 1873 an gab es eine Partnerschaft mit dem Konzern BASF und es gelang, interna- tionale Vertretungen in der ehemaligen Tschechoslowakei, Polen, Bulgarien, Rumänien sowie in Argentinien und zeitweise in den USA zu errichten. Die Firma wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. Es kamen Niederlassungen in Südafrika, Italien, Frankreich, den Nieder- landen und in Tunesien hinzu, bis zur Übernahme durch BASF.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind68 68 11.11.2009 11:12:10 Aufnahme aus der Papierfabrik Spechthausen bei Eberswalde von 1932

Banknotenpapier wie Reißfestigkeit, Wasserbeständigkeit und größtmög- liche Flexibilität stand. Das RSHA benötigte einen Papierlieferanten, der ideologisch dem NS-Regime treu zur Seite stand und in der Lage war, die benötigten Rohstoffe selbst aufzuschließen und weiter zu veredeln. Das Papier für das »Unternehmen Andreas« wurde von der Papierfabrik Spechthausen bei Eberswalde nördlich von Berlin gefertigt. Das Papier für die Massenproduktion des »Unternehmens Bernhard« im KZ Sachsenhau- sen wurde vom weitaus größeren Papierhersteller Hahnemühle GmbH bei Einbeck in Niedersachsen geliefert (Walz 1999: 93).

Papiermühle Spechthausen Das Papier der Original-Pfund-Note wurde als Büttenpapier bezeichnet und verfügte über das typische Merkmal der ausgefransten Ränder. In La- boren verschiedener Hochschulen wurde das Papier auf seine Zusammen- setzung untersucht, und es wurde zunächst festgestellt, dass das englische Büttenpapier aus Baumwolle bestand und den Zusatzstoff Leinen-Hadern enthielt. Dieses spezielle Leinen konnte nur aus der Türkei bezogen werden, und der für die erste Serie der Pfund-Noten zuständige SS-Sturmbannfüh- rer Alfred Naujocks ließ den Zusatzstoff von der Abteilung II des SD (Ver- waltung und Wirtschaft) bestellen. Zuvor hatten die Papiermacher vermu- tet, dass dem Papierstoff ein seltenes Schilf beigemengt worden war (Stern – Magazin 1959, Folge 2: 19), das nur in asiatischen Ländern wuchs.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind69 69 11.11.2009 11:12:10 Anschließend fanden in einem abgetrennten Gebäude der Papierfabrik Spechthausen die ersten Versuche der Papierhandschöpfung statt, die je- doch nicht die hohe Qualität des Pfund-Noten-Papiers erreichten. Unter UV-Licht waren die Unterschiede deutlich erkennbar, da die besonders intensive Fluoreszenz der Pfund-Noten nicht erreicht wurde. Die Origi- nalnoten zeigten einen glänzend violetten Ton, während die Fälschungen stumpf-matt blieben. In weiteren Versuchen stellten die Papiermacher fest, dass die verwendeten Leinenhadern keine neuen, sondern gebrauchte Ha- dern waren, die auch als Lumpen bezeichnet wurden. Dementsprechend wurde der Leinen zerschnitten und an Handwerks- und Industriebetriebe geliefert, die damit ihre Maschinen reinigten und nach Gebrauch wieder zu- rückgaben. Die Lumpen wurden aufgelöst, und daraus wurde im Handver- fahren Büttenpapier geschöpft (ebd.). Die Papierfabrik Spechthausen war 1781 als »Papier Manufaktur nach holländischer und französischer Art« vom preußischen König Friedrich II. gegründet worden.45

Papierfabrik Hahnemühle Im Zuge der personellen Neustrukturierung der Fälscherwerkstatt und der Verlagerung der Druckproduktion aus der vergleichsweise kleinen SD-Dru- ckerei ins KZ Sachsenhausen und der damit beginnenden Massenproduk- tion wurde die Papierfabrik Hahnemühle mit der Herstellung des Papiers beauftragt. Erste Kontakte zwischen dem RSHA und dem Direktor der Papierfabrik, Richard Schüll, hatte es bereits seit September 1939 gegeben. Dem RSHA war bekannt, dass die Papierfabrik große Erfahrungen mit der Produktion von Papier mit Spezialwasserzeichen hatte, das in zahlreichen Ländern als Papier für Schecks und Wechselformulare verwendet wurde. Zudem war der Papierhersteller mit einem großen Maschinenpark, darun- ter Hadernschneider, Kugelkocher, Waschholländer, Halbzeugholländer und Bleichholländer, ausgestattet und betrieb eigene Forschungen zur Zu- sammensetzung von Papier. Die Papiermacher von Hahnemühle knüpften an die Erkenntnisse der Papierfabrik Spechthausen an und konnten in eigenen Rohstoffanalysen feststellen, dass für die Herstellung des Banknotenpapiers dem Halbstoff

45 Die Papierfabrik Spechthausen stellte vor allem teure Spezialpapiere her. Im Jahr 1841 wurde eine erste Papiermaschine installiert. Nach verschiedenen Umfirmierungen wurde aus der Papierfabrik 1923 eine Aktiengesellschaft. Zu dieser Zeit arbeitete sie bereits lange im Dien- ste von Behörden und Ämtern des Deutschen Reiches und produzierte zahlreiche Sicherheits- drucksachen wie zum Beispiel Reichskassenscheine, Banknoten sowie Aktien, Schecks und andere Wertpapiere. Kurz nach dem Ende der NS-Diktatur wurde die Papierfabrik enteignet und 1956 stillgelegt. Mehr zur Geschichte der Papierfabrik Spechthausen bei Friese 1996.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind70 70 11.11.2009 11:12:10 Tabelle 1: Anzahl der geschöpften Papierbogen der Firma Hahnemühle Anzahl der gefertigten Papierbogen nach Nennwert 5 Pfund 731.000 10 Pfund 380.000 20 Pfund 225.000 50 Pfund 125.000 Quelle: Burger 2007: 139

zusätzlich dünne Ramie-Fasern beigemengt wurden. Dieser Zusatzstoff wurde, wie bereits die türkischen Hadern, vom RSHA bestellt.46 Der technische und logistische Aufwand im Zuge einer industriellen Massenproduktion war sehr groß, da pro Papierbogen nur acht Nutzen der Pfund-Noten enthalten waren. Nach Angaben des späteren Betriebslei- ters von Hahnemühle wurden in der Papierfabrik zwischen 1943 und 1945 knapp 1,5 Millionen Druckbogen im Handschöpfverfahren hergestellt. Sie verteilten sich auf die Wertstufen von 5 bis 50 Pfund. Technisch war der 1943 beginnende Fertigungsprozess äußerst kom- pliziert. Das Flächengewicht der Papierscheine betrug nur 40 Gramm pro Quadratmeter, und der Ganzstoff, so wird die Papiermasse genannt, wies einen sehr feinen Mahlgrad auf. Nach dem Gautschvorgang musste jeder handgeschöpfte Bogen in Filzstapeln – dem so genannten Pautsch – mit rund 110 Bogen gelegt werden, damit er anschließend in einer hydrau- lischen Presse entwässert werden konnte. Es folgte das Zusammentragen der Papierbogen zu einem Ries mit circa 500 Bogen sowie das Stapeln der Riese, wobei zwischen jede Lage Bleche gelegt wurden. Zur Verfeinerung der Oberfläche wurden die Papierriese in einer Handpresse nachbehandelt. In einem nächsten Schritt wurden die noch immer nass-feuchten Riese um- gestapelt und zu neuen Riesen zusammengetragen. Erst dann erfolgte die mechanische Trocknung über Trockenzylinder. Nach einem ersten Trocknungsvorgang wurden die Bogen in Kisten ge- legt und eingelagert und einer speziellen Oberflächenleimung im Tauch- verfahren mit anschließender Pressung zum Abstreifen des überschüssigen Leims unterzogen. Es folgte eine Woche Trocken- und Ruhezeit für die Papierbogen und eine erneute mechanische Trocknung über Zylinder, bis die Bogen in einer mehrwöchigen Reifephase zum zweiten Mal eingela- gert wurden. Zum Schluss der Veredelung wurde durch Bogenglättung die Oberflächenstruktur dem Vorlagemuster angepasst. Es folgte die Sor-

46 Die Faser wurde aus Ramie Chinagras hergestellt, einer Nesselpflanze, die in bis zu zwei Meter hohen Stauden in Ägypten, Algerien, Ostasien und Indien wächst und als seidig glänzend, weiß und fest gilt.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind71 71 11.11.2009 11:12:10 tiererei bzw. das Aussortieren nicht brauchbarer Bogen und das Abtren- nen der um das Nutzenformat angelegten Reißränder. Das RSHA hatte die Qualitätsgarantie an die Firma Hahnemühle übertragen, die sicherstellen musste, dass nur Bogen bester Qualität an die Abnehmer des RSHA gelie- fert wurden. Dazu wurde jeder Bogen auf von hinten beleuchtete Kästen gelegt und streng kontrolliert (Burger 2007: 134f.). Logistisch war die Papierproduktion äußerst aufwändig, weil eine hohe Anzahl von Druckbogen in einem handwerklichen Verfahren mit Trock- nungszeiträumen von mehreren Wochen und unter erhöhten Sicherheits- vorkehrungen hergestellt wurde. Um ständig die Kontrolle über die pro- duzierten Bogen zu haben, erfolgte der innerbetriebliche Transport in verschlossenen Spezialkisten mit einem genauen Protokoll. Alle Flächen, die für die Herstellung, Veredelung und Lagerung des Papiers benötigt wurden, waren von anderen Räumen getrennt und verschlossen. Die bei Hahnemühle beschäftigten Personen hatten nur dort Zutrittsberechtigung, wo sie direkt in den Fertigungsprozess einbezogen waren. Das Personal wurde über eine Dienststelle der Gestapo in Hildesheim von Berlin aus überwacht. Auf Anweisung Bernhard Krügers wurde die Pa- pierfabrik Hahnemühle zum kriegswirtschaftlich wichtigen Betrieb erklärt und die Belegschaft unter Eid genommen (siehe Burger 2007: 135ff. und Mader 1973a: 59). Hans Hoffinger, ehemaliger Mitarbeiter der Papierfabrik Hahnemühle, berichtet, dass er bis zu deren Schließung im Herbst 1944 eine Handelsschule besuchte. »In der nahegelegenen Büttenpapierfabrik Hahne- mühle […] wurde ich als Schüler zum Kriegseinsatz verpflichtet«, da jede Arbeitskraft für den »Endsieg« gebraucht wurde (Hoffinger o.J.).

Herausforderung Wasserzeichen Das komplizierte Wasserzeichen der Pfund-Noten bestand aus parallel ver- laufenden Linien, die sich fast über die gesamte Breite der Pfund-Scheine zogen und an drei Stellen durch Nummern und Buchstaben unterbrochen wurden. Der spätere Betriebsleiter der Papierfabrik Hahnemühle beschrieb in einem Bericht aus dem Jahr 1983 die Herstellung des Wasserzeichens wie folgt: »Es handelte sich nicht um die Anfertigung eines einfachen Velin-Sieb mit eingeprägten Dunkel-Wasserzeichen oder kombinierten Hell-Dunkel- Wasserzeichen, vielmehr in unserem Falle um ein schwer imitierbares, sehr feines Rippgewebe mit unterschiedlicher Drahtstärke und gegenläufigem Rippungsverlauf bei wellenförmiger Ausführung!« (Burger 2007: 133) Das Wasserzeichen bestand aus folgenden Komponenten: ■ Ein wellenförmiges Grundmuster mit unterschiedlichen Abständen. ■ In diese Linien war jeweils am Rand »« eingearbeitet. ■ Mittig befand sich ein Wasserzeichen des jeweiligen Nennwerts.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind72 72 11.11.2009 11:12:10 Wasserzeichen einer Zehn-Pfund-Note

■ Auf gleicher Höhe am rechten und linken Rand enthielt das Wasserzei- chen den Nennwert der Note, jedoch in Ziffern jedes Nennwerts (5, 10, 20, 50 Pfund). ■ In der linken oberen Ecke sparte ein Oval innerhalb des Wellenmusters das Wasserzeichen aus. In das Oval wurde später die Abbildung der »Bri- tannia« gedruckt, die selbst ein Linienmuster als Hintergrund aufwies. ■ Im unteren Drittel über der Schrift »Bank of England« war im Wasser- zeichen eine vierstellige Zahl eingebracht, die die Herstellungszeit nannte (ebd.: 146). Das Wasserzeichen erhielt zudem eine Buchstaben-/Nummernkombination sowie Angaben zur Produktionsreihe der Papierherstellung. Beides musste mit den später aufgedruckten Seriennummern übereinstimmen. Der Draht 1 des Siebes war nur ein /50 Millimeter dick. Anschließend wurde an einer sicheren Reproduzierbarkeit und Schöpf- formen für die Wertstufen 5 bis 50 Pfund gearbeitet. Von 1943 an wurde bei Hahnemühle eine volle Produktion gefahren, nachdem das RSHA dafür gesorgt hatte, dass in den Kriegsdienst versetzte Angestellte von Hahne- mühle wieder an ihren zivilen Arbeitsplatz zurückkehrten. Die Papierpro- duktion muss zeitweise ins Stocken gekommen sein, da in später gefun- denen Tagesberichten ein Maschinenstillstand verzeichnet ist. Qualitativ waren die gefertigten Bogen zum Teil sogar besser als das Originalpapier der Firma Portals. Das wurde sogar von der Bank von England bestätigt (Löhde 1959: 2 sowie Walz 1999: 100).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind73 73 11.11.2009 11:12:10 Die Papierproduktion wurde im Frühjahr 1945 beendet. Der ehemalige Betriebsleiter von Hahnemühle, Robert Bartsch, beschrieb die letzten Wo- chen wie folgt: »Etwa ab Ende Februar 1945 wurde die Handschöpfung in Hahnemühle eingestellt. Alle noch am Lager befindlichen Papiere wur- den (…) ab Karfreitag 1945 entweder verkollert oder im Kesselhaus ver- brannt. Vernichten mussten wir auch einige Schöpfformen sowie alle in meinem Besitz befindlichen Akten, auch einige englische Original-Pfund- Noten sowie die bedruckten Vergleichsmuster aus der Hahnemühlepro- duktion.« (Burger 2007: 138)

Druckformherstellung

Im KZ-Außenlager Friedenthal bei Oranienburg betrieb der Sicherheits- dienst eine Chemiegrafische Anstalt. Sie war Teil einer Anlage unter der Tarnbezeichnung »Sonderlehrgang Oranienburg«. Dort befand sich der Sitz des Führungsstabes der SS-Jagdverbände, die von dem SS-Obersturmbann- führer geleitet wurden. Agenten des SD-Ausland wurden dort ausgebildet. Um den SS-Offizier Skorzeny ranken sich Mythen, da er während der NS-Zeit an einer ganzen Reihe geheimnisumwobener Einsätze beteiligt gewesen ist. Berühmt wurde er als »Befreier von Mussolini«, als er den gefangen genommenen italienischen Faschistenführer in einer Geheim- und Propagandaaktion der Nazis entführt bzw. befreit hatte.47 Kern der Anlage in Friedenthal waren ein Schloss sowie Unterkünfte für SS-Männer und KZ-Insassen. Zeitweise leisteten mehrere hundert Häftlinge Zwangsarbeit auf dem Areal. Unter anderem mussten sie das Gelände her- metisch abriegeln, eine vier Meter hohe Mauer bauen und Alarmanlagen in- stallieren. In einem Gebäude befand sich das Material- und Gerätelager der »Operation Bernhard«. Es soll die technische Zentrale der Falschgeldak- tion mit einer Forschungsabteilung und einem Entwicklungs- und Foto- labor gewesen sein. Darüber hinaus lagerte dort eine Vielzahl von auslän- dischen Stempeln für Reisepässe, amtliche Urkunden und rund 1.700 Siegel von Konsulaten und Botschaften fremder Staaten. Zudem hatten SS-Leute eine umfassende Musterkollektion verschiedener Währungen sowie Mate- rialproben zum Abgleich von Banknotenpapier zusammengetragen (Kraus/ Kulka 1963: 311). In Friedenthal entschlüsselten SS-Leute die Sicherheits-

47 Ein Buch mit dem Titel »Kommando Sonderauftrag« beschäftigt sich ausschließlich mit den Einsätzen Skorzenys während des Zweiten Weltkrieges. Der SS-Mann höchst persönlich verfasste sogar ein Vorwort zu der Veröffentlichung. Die abenteuerliche Darstellung dieser SS-Kommandoaktionen verklärt allerdings den verbrecherischen Charakter der SS und der Nazi-Herrschaft (vgl. Forley o.J.).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind74 74 11.11.2009 11:12:11 merkmale der Pfund-Noten und fertigten die Druckformen, so genannte Druckstöcke für die Produktion im KZ.

Vorlagen für die Falschgeldproduktion Für den Buchdruck wurden erhabene Formen aus einer Kupferplatte auf fotomechanische Weise hergestellt und zur Nachbearbeitung ins KZ Sach- senhausen gebracht. Die Chemiegrafische Anstalt war unter anderem mit einer Anlage zum Erstellen von Galvanoplastiken ausgestattet. Da die von der Bank von England verwendete Schrift vom SD nicht zu finden war, mussten die Lettern einzeln nachgegossen werden (Stern – Magazin 1959, Folge 2: 18). Bei der Herstellung geeigneter Druckvorlagen erwies sich die Abbildung der »Britannia« als besonders kompliziert. Das Bild zeigte eine in ein Ge- wand gehüllte Person vor einem linierten Hintergrund, der von einem ver- zierten Oval umrandet wurde. Obwohl die Häftlinge in drei Schichten an der Kopie dieser Abbildung arbeiteten, gelang es ihnen nicht, eine unver- wechselbare Kopie zu erstellen. Im gefälschten Druck erschienen die Per- son, der Umhang und der Hintergrund verschwommen und weniger plas- tisch als im Original (Burger 2007: 146).

»Britannia«, links Original, rechts Fälschung

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind75 75 11.11.2009 11:12:11 Druckstock einer 20-Pfund-Note mit den austauschbaren Elementen

Die Druckstöcke der Pfund-Noten bestanden aus drei Elementen, die je nach Druckform verschieden zusammengestellt werden konnten: ■ Dem Hauptschriftbild über der gesamten Größe mit den Nennwerten (»Five«, »Ten«) sowie Aufdrucken wie »Bank of England« und der »Bri- tannia«. ■ Einer mittig verlaufenden langen Datumsangabe der Ausgabe (z.B. »1935 Jan 17 London 17 Jan 1935«), die mit dem Nummerierungssystem har- monierte. ■ Einer Unterschrift des »Chief Cashier« in der unteren rechten Ecke. Während das Hauptschriftbild je nach Nennwert immer gleich blieb, än- derten sich die Leiste mit dem Ausgabedatum und die dazu gehörige Un- terschrift des »Chief Cashier«. Die SS-Angestellten in Friedenthal mussten daher je einen Druckstock pro Nennwert mit jeweils passenden austausch- baren Teilformen erstellen. Bei der Produktion im KZ Sachsenhausen musste anschließend darauf geachtet werden, dass die jeweilige Druckform mit dem passenden Papier übereinstimmte und anschließend mit der richtigen Nummerierung – die ebenfalls das Ausgabedatum in verschlüsselter Form enthielt – versehen wurde. Dabei kam es zu Fehlern, sodass Banknoten gedruckt wurden, auf denen Ausgabedatum und ausgebender Chief Cashier nicht harmonierten. Ein Ausgabedatum aus dem Jahr 1930 wurde mit der Unterschrift des Chief Cashiers Peppiatt gedruckt; der trat jedoch erst 1934 seinen Dienst an, und

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind76 76 11.11.2009 11:12:11 die richtige Unterschrift hätte die von Basil Gage Catterns sein müssen (Grabowski 2008: 310).

Sicherheitsmerkmale des Pfunds Die Bank von England verwendete in der Pfund-Serie verschiedene druck- technische Merkmale zur Echtheitserkennung, die zunächst wie Druckfeh- ler aussahen. Insgesamt entdeckten die Spezialisten je Banknote zwischen 70 und 160 Merkmale. Zwei der entschlüsselten Echtheitserkennungsmerk- male waren folgende: ■ Beim »i« der Wertbezeichnung »Five« war ein kleiner Fleck angebracht, der zunächst wie ein Druckfehler oder eine Beschädigung der Druck- platte aussah. ■ Ebenfalls bei der Fünf-Pfund-Note verfügte der Buchstabe »f« innerhalb des Satzes »…Bank of England« über eine winzige Einkerbung (Walz 1999: 94f.). Die Verantwortlichen der SS brachten darüber hinaus eigene Sicherheits- merkmale in den Pfund-Noten ein, damit sie sie bei einem Rücklauf nach Deutschland als selbst produzierte Scheine erkennen konnten. So wollten sie vermeiden, Opfer ihrer eigenen Fälschungen zu werden. Nachdem der britische Geheimdienst und Angestellte der Bank von England von der Massenfälschung erfahren hatten, bemerkten auch sie diese »Fehler«, die keine eigenen Sicherheitsmerkmale waren.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind77 77 11.11.2009 11:12:12 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind78 78 11.11.2009 11:12:12 6. Organisation und Vertrieb

Wie beschrieben, lag die Verantwortung der »Operation Bernhard« bei der SS, einem paramilitärischen Eliteorden der NSDAP. Die SS war somit keine staatliche Behörde, sondern eine Parteiorganisation, die mit der Entwick- lung des NS-Regimes jedoch halb-staatliche Autorität erlangen konnte.48

Verantwortlichkeiten im NS-Staat

Die SS – Eliteorden der Nationalsozialisten Die SS war ein 1925 als »Hitlers schwarze Leibgarde« gegründeter Elite- orden, der von 1929 an von Heinrich Himmler geführt wurde. Himmler kam es auf die Einbindung der SS in die gesellschaftlichen Eliten aus Po- litik, Wirtschaft, Militär und Verwaltung an. Zu Beginn der NS-Diktatur beschrieb er auf einem Empfang für die gesellschaftliche Oberschicht des Deutschen Reiches die Funktion der SS: »[Die SS soll] die Tradition ech- ten Soldatentums, die vornehme Gesinnung, Haltung und Wohlerzogen- heit des deutschen Adels und die schöpferische Tatkraft des Industriellen auf dem Boden rassistischer Auslese [verbinden].« (Höhne 2002: 125) Die SS gilt »unzweifelhaft [als das] prägende und wirkungsvollste Terror- und Vernichtungsinstrument des nationalsozialistischen Staates«. (Naasner 1998: 3) Ihr Gesamtpersonalbestand erhöhte sich bis Juni 1944 auf nahezu 800.000 Personen (ebd.: 4). Zahlreiche SS-Angehörige bekleideten gleich- zeitig Staats- und Regierungsämter oder waren im Verwaltungsdienst tätig. SS-Reichsführer Himmler war seit 1936 gleichzeitig Reichsminister des In- neren und Chef der Polizei. Die SS verfügte über eigene Wirtschaftsbetriebe, Polizeiverbände (Gestapo), Geheimdienste und militärische Verbände, die als SS-Division an der Seite der Wehrmacht an Kampfhandlungen und vie- lerorts an Kriegsverbrechen beteiligt waren. SS-Totenkopfverbände, aus der allgemeinen SS herausgezogene und kasernierte Spezialkommandos, über-

48 Staatliche Organisationen des NS-Regimes waren zum Beispiel die allgemeine Polizei, die Wehrmacht, Behörden und Ämter wie etwa die Reichsbank oder das Reichspostamt so- wie die Regierung und deren Minister. Bei diesen gab es jedoch zahlreiche persönliche Über- schneidungen mit Ämtern des SS-Apparates.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind79 79 11.11.2009 11:12:12 nahmen die Bewachung der Konzentrationslager. Per »Geheimer Kom- mandosache« vom August 1938 verfügte Hitler persönlich, dass die SS- Totenkopfverbände weder Teil der Wehrmacht noch Polizei waren. Diese Truppe war für die Lösung polizeilicher Sonderaufgaben bestimmt, deren Einsatz sich Hitler »von Fall zu Fall« vorbehielt (Hofer 1985: 111). Der SS oblag die alleinige Kontrolle der Konzentrationslager und somit die Ver- fügungsgewalt über ein schier endloses Arbeitskräftepotenzial, das sie ge- gen Geld an deutsche Firmen und Konzerne »entlieh«.49 Zwischen 1945 und 1949 wurde in insgesamt 13 Kriegsverbrecherpro- zessen, unter anderem als Nürnberger Prozesse bekannt, Anklage gegen NS-Führer aus Militär, SS, Wirtschaft und Wehrmacht erhoben.50 Im Pro- zess gegen die SS, Gestapo und SD wegen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit kamen die alli- ierten Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion zu folgendem Urteil: »Die SS wurde zu Zwecken verwandt, die nach dem Sta- tut verbrecherisch waren. Sie bestanden in der Verfolgung und Ausrottung der Juden, Brutalitäten und Tötungen in den Konzentrationslagern, (…) der Durchführung des Zwangsarbeiterprogramms und der Misshandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen. (…) Die SS-Zentralorganisation (…) war für Sonderunternehmungen, wie die Experimente an Menschen und die ›Endlösung der Judenfrage‹, verantwortlich. (…) Es ist unmöglich, auch nur einen Teil der SS auszusondern, der nicht an diesen verbreche- rischen Handlungen teilnahm.«51

49 Mehr zum Komplex der SS u.a. in Komitee (1967), Buchheim (1982) sowie Kogon (1995). 50 Mehr zu diesen Prozessen u.a. Ueberschär (1999). 51 Aus dem Urteil gegen SS, Gestapo und SD, zit. nach Komitee (1967: 27f.). Besonders ein- drucksvoll wurde die SS von Dr. Heinrich Toeplitz beschrieben. Toeplitz musste Zwangsarbeit in Frankreich und den Niederlanden verrichten und war später Volkskammerabgeordneter in der DDR und Mitglied im Generalrat der Internationalen Föderation der Widerstandskämp- fer – Fédération Internationale des Résistants (FIR): »Ungezählt sind die Menschen, die der SS, der stets willfährigen Verbrechergarde der Hitlerfaschisten, zum Opfer fielen. Zunächst richtete sich ihr Terror gegen deutsche Antifaschisten, die als ›erste Kriegsgefangene Hitlers‹ zu Hunderttausenden verhaftet, misshandelt und eingekerkert wurden. Sie füllten die von der SS bewachten Konzentrationslager, die sich später zu Hunderten über das gesamte besetzte Europa erstreckten. Die SS führte die Vernichtungsaktionen gegen die jüdische Bevölkerung Deutschlands und der besetzten Länder durch, bei denen sechs Millionen Menschen den Tod fanden. Den Okkupationsarmeen Hitlers folgten stets SS-Verbände und richteten in allen be- setzten Ländern ein Regime des Terrors und des Grauens auf. (…) Überall da, wo die Hitler- faschisten mit besonderer Barbarei gegen unschuldige Menschen vorgingen, wurde in erster Linie die SS eingesetzt. Gestapo und SD, Totenkopfverbände und Waffen-SS wurden in ganz Europa zum Inbegriff von Terror und Mord.« (Komitee 1967: 5).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind80 80 11.11.2009 11:12:12 Reichssicherheitshauptamt und Sicherheitsdienst (SD) Die Organisation der SS gliederte sich in ein Dutzend Stabsstellen, darunter das Reichssicherheitshauptamt (RSHA), das die Geheim-, Polizei- und Si- cherheitsdienste der SS zusammenfasste. Zum RSHA gehörten sieben Ab- teilungen, die zum »machtpolitischen Rückgrat des Nazi-Reiches« (Pomo- rin 1980: 26) wurden. Dazu gehörten der Inlandsgeheimdienst SD-Inland (Abteilung III), die Geheime Staatspolizei Gestapo (Abteilung IV) und der Auslandsgeheimdienst SD-Ausland (Abteilung VI). Dem RSHA unterstand ein weitverzweigtes Netz an Dienststellen, darunter im Jahr 1943 allein 70 Staatspolizei- und 60 Kriminalpolizeistellen. Innerhalb der SS-Struktur galt Heydrichs RSHA als das »wichtigste Organ nationalsozia listischer Unter- drückungs- und Terrorherrschaft« (Ahrenhövel 1993: 70; ausführlicher zum RSHA: Wildt 2003; ausführlich zur Gestapo Dams/Stolle 2008)). Der Sicherheitsdienst war der Nachrichtendienst der NSDAP und wurde aus den zuverlässigsten SS-Angehörigen gebildet. SD-Angehörige drangen in Kultur- und Presseeinrichtungen ein und bekleideten Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Verwaltung. Insbesondere durch »Meldungen aus dem Reich« fanden die nachrichtendienstliche Beobachtung und das Einfangen von Stimmen aus der Bevölkerung statt. Darüber hinaus war der SD im Ausland tätig, etwa beim fingierten Angriff auf den Sender Gleiwitz, mit dem das NS-Regime den Überfall auf das Nachbarland Polen rechtfertigte und Europa in den Zweiten Weltkrieg stürzte. Führende Angehörige des Sicherheitsdienstes waren später maßgeblich an der Ermordung Zehntau- sender Jüdinnen und Juden im Zuge der »Endlösung der Judenfrage« be- teiligt. Der SS-Obergruppenführer und Chef des SD, Reinhard Heydrich, beschrieb 1941 die Angehörigen des SD im NS-Organ »Völkischer Beobach- ter«: »In einer Mischung von Furcht und Gruseln sagt man den Männern (…) im Ausland gern Brutalität, ans Sadistische grenzende Unmenschlich- keit und Herzlosigkeit nach.« (zitiert nach Burger 2007: 142) Heydrich starb 1942 nach einem Anschlag tschechoslowakischer Wi- derstandskämpfer und wurde in seinem Amt durch den SS-Obergruppen- führer Dr. jur. abgelöst. Die Abteilung VI des SD (Ausland) war eine der größten Abteilungen des RSHA und bildete das politische Zentrum für Spionage, Sabotage, Unterwanderung und öko- nomische Plünderung der vom Deutschen Reich besetzten Staaten. Unter Führung Kaltenbrunners war SS-Sturmbannführer Hermann Dörner tä- tig, Chef der Gruppe F (»Technische Hilfsmittel«). Er befehligte SS-Sturm- bannführer Bernhard Krüger und sein Referat F 4. Auf gleicher Ebene wie Dörner war SS-Obersturmbannführer Diplom-Ingenieur Otto Skor- zeny tätig, der die Gruppe S (Sabotage) führte. Diese Spezialabteilung der SS hatte den »schnellstmöglichen Aufbau eines total wirkenden Geheim-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind81 81 11.11.2009 11:12:12 RSHA der SS Reichssicherheitshauptamt SS-Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner

7 Abteilungen

I III V Abt. VI – SD VII Sicherheitsdienst Ausland II Abt. IV SS-Gruppenführer Gestapo Walter Schellenberg

versch. Gruppen Dienststellen für den Falschgeld- vertrieb vor Ort Gruppe F Gruppe S Referat WI Technische Sabotage Wirtschaft Hilfsmittel SS-Oberst.- SS-Standar- SS-Sturmb.f. bannführer tenführer Herrmann Otto Robert Dörner Skorzeny Schmied VI A … VI B Frankreich Vertrieb Referat F 4 VI C UdSSR "Operation Bernhard" Chemiegraphische VI D GB, USA SS-Sturmbannf. Anstalt des SD Bernhard VI E Süd/Südost Krüger

Fälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen Legende Bewachungs- Leitung / Befehl kommando des mit 142 Häftlingen SD im KZ Betreuung Bestellung / Lieferung

Auszug aus dem Organigramm zur »Operation Bernhard« (vgl. dazu die komplexe Organi- sationsstruktur im Anhang)

dienstes und seinen globalen Einsatz« zum Auftrag. Skorzenys Spionage- netz schloss Mord, Bombenattentate, Sabotage, Giftanschläge und Men- schenraub ein (Mader 1962: 12).

Das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) Eine weitere SS-Stabsstelle war an der Realisierung der »Operation Bern- hard« beteiligt: Dem Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) unter SS-Gruppenführer Oswald Pohl kam dabei eine besondere Bedeu- tung zu, da seine Mitarbeiter alle Konzentrations- und Vernichtungslager logistisch koordinierten. Das WVHA entstand im Februar 1942 mit der

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind82 82 11.11.2009 11:12:12 Bündelung verschiedener SS-Ämter und blieb bis zum Ende des Krieges »die zentrale Lenkungsbehörde der SS-Wirtschaft und der SS-Verwaltung« (Naasner 1998: 7). Das WVHA gliederte sich in fünf Amtsgruppen: Trup- penverwaltung (A), Truppenwirtschaft (B), Bauwesen (C), Konzentrati- onslager (D) und Wirtschaftliche Unternehmungen (W). Die Inspektion der Konzentrationslager (Amtsgruppe D) unter Leitung von SS-Obergruppenführer Richard Glücks verantwortete den Betrieb von 15 großen Konzentrations- und 500 Außenlagern mit rund 750.000 Häft- lingen und etwa 40.000 SS-Wachen. Vier Ämter besaßen Lenkungs- und Leitungsfunktion und regelten alle administrativen Angelegenheiten der Konzentrationslager wie zum Beispiel den zentralen Arbeitseinsatz der Häftlinge, die hygienische Versorgung und die Bereitstellung von Wach- mannschaften für die Vernichtungs- und Konzentrationslager. Von dort aus wurde beispielsweise das Gift Zyklon-B für den Einsatz in den Gas- kammern zentral verteilt. Das Amt D II plante den gesamten Einsatz der Zwangsarbeiter und ließ auch die Männer der »Operation Bernhard« nach Sachsenhausen verschleppen.52 Der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Wi- derstand in Berlin, Johannes Tuchel, weist darauf hin, dass »die Distanz zwischen Täter und Tatort sowie die Arbeitsteilung zwischen Inspektion und den Lagern den systematischen Terror in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern [ermöglichte]« (Tuchel 1994: 18). Es muss darauf hingewiesen werden, dass die SS-Führung im Jahr 1942 einen Wandel im Lagersystem und der Behandlung der Häftlinge befahl. Die kriegsgeschwächte deutsche Wirtschaft war auf die Arbeitskraft der KZ- Insassen angewiesen. Oswald Pohl fasste mit Schreiben vom 30. April 1942 die Funktion der Konzentrationslager wie folgt zusammen: »Der Kriegsein- satz hat eine sichtbare Strukturänderung der Konzentrationslager gebracht (…). Die Verwahrung von Häftlingen nur aus Sicherheits-, erzieherischen oder vorbeugenden Gründen allein steht nicht mehr im Vordergrund. Das Schwergewicht hat sich nach der wirtschaftlichen Seite hin verlagert. Die Mobilisierung aller Häftlingskräfte (…) für Kriegsaufgaben (…) schiebt sich immer mehr in den Vordergrund.« (zitiert nach Kühnl 2000: 362) Um die Arbeitskraft der Häftlinge weiter zu steigern, erließ Pohl rund ein Jahr später, am 15. Mai 1943, eine Anweisung für die Gewährung von Vergünstigungen an Häftlinge. Die »bedeutungsvolle Arbeit am Sieg des Großdeutschen Reiches (…) erfordert höchste Leistungen eines jeden Häft- lings«.53 Auf drei Seiten schlüsselte er detailliert auf, wie diese Vergünstigun-

52 Mehr zum WVHA bei Naasner (1998) sowie Kaienburg (2006a). 53 Vgl. »Dienstvorschrift für die Gewährung von Vergünstigungen an Häftlingen« zitiert nach Pick (1993).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind83 83 11.11.2009 11:12:13 gen, darunter Hafterleichterung, Verpflegungszulagen (»Die den Häftlin- gen zu gewährende Verpflegung muss so gehalten sein, dass die Arbeits- kraft erhalten bleibt«) sowie Geldprämien und Tabakwarenbezug zu regeln seien. Häftlingen »mit wirklich hervorragenden Leistungen« sei zudem der Besuch des Lagerbordells gegen Entgelt zu gestatten.54

Wege der Verbreitung

Für die Verbreitung der Druckerzeugnisse waren Funktionäre des SD zu- ständig. Verantwortlich war der SS-Standartenführer Professor Dr. Ro- bert Schmied, Leiter des Sonderreferats Wirtschaft »Abteilung VI – WI« des SD. Mit der Verbreitung der Pfund-Noten beauftragte Schmied den SS-Sturmbannführer Fritz Schwend, der als Kaufmann über internatio- nale Verbindungen verfügte. Das Falschgeld wurde wöchentlich von Bern- hard Krüger aus dem KZ abgeholt und an dessen Chef Walter Schellen- berg übergeben, der es per Kurier an Fritz Schwend weiterleitete. Bernhard Krüger und der Falschgeldvertreiber Schwend sollen nie im direkten Kon- takt gestanden haben. Schwend baute eine reibungslos funktionierende Vertriebsstruktur mit Agenten und Unteragenten in Europa, Asien, Südamerika und Nordafrika auf. Er ernannte Generalbevollmächtigte, die Stützpunkte in allen wichtigen Metropolen Europas errichteten, unter anderem in Madrid, Stockholm, Bu- dapest, Rom, Paris, Amsterdam, Belgrad und Kopenhagen. Insgesamt um- fasste das Agentennetz Schwends mehr als 50 Spione. Fünf Hauptagenten saßen in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland und Jugoslawien. Dies wi- dersprach der Forderung des Präsidenten der Reichsbank und Reichswirt- schaftsministers Walther Funk, gefälschte Pfund-Noten nicht in den von Deutschland besetzten Staaten einzusetzen.55 Innerhalb des SD gab es Referate, die für einzelne Länder und Regionen zuständig waren. So wurden die Pfund-Noten und die Briefmarken direkt an die zuständigen SS-Agenten vor Ort geschickt. Die Verbreitung inner- halb der Staaten oblag den lokalen Dienststellen des SD, wobei es in der Literatur verschiedene Angaben über die Länderzuordnung für die jewei-

54 Es scheint überflüssig zu erwähnen, dass die Frauen ebenfalls KZ-Insassinnen waren und viele aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück auf die anderen Lager verteilt wurden (siehe Sommer 2009). 55 Funk befürchtete, ein Einsickern der falschen Banknoten in diese Staaten würde die von ihm eingesetzten Besatzungswährungen destabilisieren. Die Länder waren durch die Res- sourcenausbeutung für die deutsche Kriegsproduktion ohnehin wirtschaftlich geschwächt (siehe Malkin 2008: 13).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind84 84 11.11.2009 11:12:13 ligen Ressorts des SD gibt. Nach einer Anweisung von Walter Schellen- berg wurden 1942 grob folgende Referate eingerichtet: Referat VI B (Bel- gien, Holland, Frankreich, Schweiz, Portugal und Spanien), Referat VI C (Sowjetunion, Naher und ferner Osten, Japan und Türkei) und Referat VI D (Großbritannien, USA, Skandinavien) (siehe Wildt 2003: 401-404). Die Agenten – Bankiers, Hoteliers sowie Kunst- und Antiquitätenhänd- ler – wurden mit einer Provision am Umsatz der Geschäfte beteiligt. Auf- grund des hohen Wechselkurses des Pfunds gegenüber der Reichsmark blieb Fritz Schwend ein jährlicher Gewinn von etwa einer Million Reichsmark.56 Schwend operierte vom Schloss Labers in Meran (Südtirol) aus. Um den eigentlichen Zweck seiner Tätigkeit zu verschleiern, trug das Schloss La- bers die Bezeichnung Sonderstab Generalkommando III – Germanisches Panzerkorps. Ausgestattet mit zahlreichen falschen Pässen konnte Schwend sich in Europa trotz der Kriegsereignisse frei bewegen, unbemerkt ein Ab- satznetz aufbauen und große Summen echter Devisen für das NS-Regime erwirtschaften. Die Agenten handelten mit Diamanten, Gold, wertvollen Gemälden oder Antiquitäten. Im Folgenden wird ein typischer Weg der Verbreitung des Falschgeldes nachgezeichnet: ■ In einem mit dem NS-Staat befreundeten Land wie Italien tauscht ein Agent gefälschte Banknoten in die Landeswährung und kauft Gold oder Schmuck. ■ Diese Kostbarkeiten schmuggelt er in einen neutralen Staat wie die Schweiz und tauscht sie gegen die Landeswährung oder die Währungen eines verfeindeten Landes (US-Dollar, schwedische Kronen …). ■ Dieses Geld wird wieder nach Deutschland zum RSHA transferiert, und das NS-Regime kann mit harten Devisen kriegswichtige Güter und Roh- stoffe kaufen. Diese Geldwäschetätigkeiten waren nach internationalem, aber auch nach deutschem Recht illegal. Daran wird deutlich, dass das NS-Regime auch auf diesem Gebiet seine eigenen Regeln aufstellte und sich dabei über das formale Rechtssystem hinwegsetzte. Hinzu kam die private Bereicherung von Schwend, seinen Agenten sowie zahlreichen NS-Größen aus Politik, Militär und Wirtschaft (Walz 1999: 103).

56 Das RSHA übertrug Schwend ein Drittel des Nennwerts aller Banknoten, die über sein Agentennetz verteilt wurden. Er übernahm dafür Ausfälle aus Beschlagnahmungen oder Diebstählen und gewährte den Agenten eine Provision in Höhe von 25%. Schwend blieb so noch immer die Differenz in Höhe von 8,3% der Gesamtsumme, die er verteilen ließ (Mal- kin 2008: 151).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind85 85 11.11.2009 11:12:13 »Erfolg/Misserfolg« für das NS-Regime

Der Erfolg der »Operation Bernhard« für die NS-Führung ist differen- ziert zu beurteilen. Zum einen konnte die Fälschungsaktion trotz enor- mer Druckauflagen den Zusammenbruch des NS-Regimes und die bedin- gungslose Kapitulation am 8. Mai 1945 in Berlin nicht aufhalten. Jedoch kann der Erfolg der Aktion nicht ausschließlich am Bestehen oder am Nie- dergang des NS-Regimes gemessen werden. Zum anderen ist davon auszugehen, dass die »Operation Bernhard« mit den an die SS geflossenen 10,3 Millionen britischen Pfund insgesamt gesehen eine erhebliche wirtschaftliche Unterstützung für den kriegsgeschwächten NS-Staat bedeutete. Zweifelsfrei kann davon ausgegangen werden, dass die SS ohne die wertvollen Devisen und ohne die im KZ Sachsenhausen gefer- tigten Ausweise kein europa- und weltumspannendes Agentennetz hätte aufbauen und vor allem finanzieren können. Ebenso kann bestätigt werden, dass die volkswirtschaftliche und geldpo- litische Zielsetzung der »Operation Bernhard« Erfolg hatte. Zwar konnte das NS-Regime nicht, wie zunächst geplant, Millionen gefälschter Pfund- Noten von Flugzeugen aus über England abwerfen und so eine massive Geldentwertung nach Großbritannien tragen. Trotzdem ist die Stabilität der britischen Währung durch die Geheimaktion der SS empfindlich gestört worden. Bereits im Frühjahr 1945 hat die Bank von England alle 50-Pfund- Noten zurückrufen müssen. Die englische Staatsbank bestätigte 2007, die »Operation Bernhard« sei im Bezug auf die Stabilität des Pfunds »the most dangerous ever seen« gewesen (The Governor... 2007: 5). Die Produktion des US-Dollars hatte keine dokumentierten Auswir- kungen auf das Finanzsystem der USA, da wegen der Kapitulation des NS-Regimes nur wenige amerikanische Banknoten in perfekter Qualität gedruckt wurden. Die Häftlinge der Fälscherwerkstatt konnten die Mas- senproduktion des Dollars mehrere Monate durch Sabotage aufhalten. Die in der Sachsenhausener Falschgeldwerkstatt produzierten Briefmar- ken verunglimpften die politische Führung Großbritanniens, weil sie Kö- nig George VI als Partner Stalins darstellten. Sie waren jedoch von jeder- mann als propagandistische Fälschungen zu erkennen, und aufgrund der Kriegssituation wurde das Deutsche Reich zweifelsfrei als Urheber iden- tifiziert. Politische Aktivitäten der englischen Regierung als Reaktion auf diese Drucke sind nicht bekannt.57

57 Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich einzelne Bürgerinnen und Bürger von den hauptsächlich gegen Juden und Kommunisten gerichteten Aufdrucken in ihrer antisemitischen und antikommunistischen Einstellung bestätigt sahen (siehe Burger 2007: 200).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind86 86 11.11.2009 11:12:14 7. Sabotage und Verweigerung in der Fälscherwerkstatt

Innerhalb der Falschgeldwerkstatt im KZ Sachsenhausen waren sich die Häftlinge bewusst, dass sie kriegswichtige Tätigkeiten verrichteten. Ein Teil der Häftlinge war vor ihrer Deportation in die Konzentrationslager im antifaschistischen Widerstand aktiv gewesen. Das versuchten sie auch un- ter den entmenschlichten Bedingungen im KZ fortzuführen – etwa durch Sabotage an den Maschinen und in den Fertigungsprozessen oder durch Hinauszögern der Falschgeldproduktion – auch wenn bei Entdeckung die sofortige Exekution drohte.

Widerstand durch das Illegale Lagerkomitee (ILK)

Bereits kurz nach der Einrichtung der Druckerei im KZ Sachsenhausen er- kannten einige Häftlinge die wichtige Funktion, die sie für das NS-Regime hatten. Anfang 1943 konnte Kurt Lewinski, Kommunist und Buchbinder aus Berlin, mit einem Kollegen zwei Pfund-Noten an den Wachen vorbei aus dem Block 19 herausschmuggeln. Ein Erinnerungsbericht Lewinskis wurde erst 2007 – nach seinem Tod – veröffentlicht: »Seit Monaten schon hatten wir zwei gefälschte Noten in einer Ritze am Fenster versteckt. Ich nahm sie an mich, dann schlichen wir aus der Baracke. (…) Wir mussten etwa 200 Meter durchs Lager. In der Baracke gleich neben der Wäscherei wusste ich einen, den ich schon von früher her gut kannte. (…) Wir kro- chen über den schwarzen Schotter am Rand des Appellplatzes. Wir fan- den die Baracke und auch den Mann. Ich gab ihm die gefälschten Pfund- Noten und erzählte ihm in aller Eile alles, was er wissen musste. Er war sicher, es über einen Dritten nach draußen schaffen zu können« (Lewin- ski 2007: 105) Lewinski sprach damals mit dem 1942 verhafteten Werkzeugmacher Robert Uhrig aus Berlin, damit das »illegale Lagerkomitee erfuhr, was das für ein Geheimnis war, das den Block 19 umwob« (Edel 1979, Teil 2: 82). Das Illegale Lagerkomitee (ILK) war das konspirative Zentrum des poli- tischen Widerstandes innerhalb des KZ. Es versuchte, unter den Bedin- gungen der KZ-Haft Widerstand zu organisieren und Informationen über

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind87 87 11.11.2009 11:12:14 das KZ an Widerstandsgruppen außerhalb des Lagers zu übermitteln (Po- morin 1980: 37). Der kommunistische Widerstandskämpfer Robert Uhrig wurde ein Jahr nach der nächtlichen Begegnung mit Lewinski im Zucht- haus Brandenburg ermordet.

Sabotage der Druckproduktion

Aufgrund ihrer Fachkenntnisse konnten die Angehörigen des Fälscherkom- mandos den Produktionsablauf nachhaltig stören, wie der ehemalige Häft- ling Peter Edel beschrieb: »Wo immer es ging, setzten Maschinen plötzlich aus, war ein Zubehörteil nicht mehr aufzufinden, gab es plötzlich einen De- fekt oder ein Material, das nicht mehr aufzufinden war, aber unbedingt be- nötigt wurde.« (Edel 1979, Teil 2: 112) Ein anderer Häftling, der wegen antifaschistischer Aktivitäten verhaf- tete Grafiker Leo Hass, wurde zu Retuschierarbeiten an Druckvorlagen gezwungen. Durch Tricks konnte er die Produktion monatelang verzö- gern. Im Druckbetrieb brachten andere Häftlinge absichtlich kleine Plat- tenbeschädigungen in die Druckformen ein mit der Folge, dass die Druck- produktion für einen halben oder ganzen Tag ausgesetzt werden musste (Walz 1999: 97). Als 1944 die Falschherstellung des Dollars beginnen sollte, bot sich den Häftlingen eine neue Chance, die Produktion von Beginn an zu sabotie- ren. Peter Edel beschrieb das in seinen Erinnerungen mit folgenden Wor- ten: »Bei den Dollars muß es möglich sein, die sind erst im Anfangssta- dium. Die vorläufigen Resultate müssen um Krügers und vor allem unseres Nochweiterlebens willen erfolgsversprechend ausschauen, dürfen indessen auch wieder nicht produktionsreif ausfallen, damit immer mehr und mehr Experimente gerechtfertigt erscheinen, wobei ja Pannen und mannigfache Defekte nicht auszuschließen sind.« (Edel 1979, Teil 2: 134) Die Dollars wurden – wie beschrieben – im Lichtdruckverfahren produ- ziert, obwohl das nicht dem Originaldruckverfahren der Dollar-Produktion entsprach. In der Lichtdruckabteilung war der ehemalige Fabrikant Abra- ham Jacobson aus Amsterdam Vorarbeiter. Er konnte die Produktion der Lichtdruckvorlagen hinauszögern, sodass erste Dollars erst 1945 produk- tionsreif waren – zu einem Zeitpunkt also, zu dem das Ende des NS-Re- gimes absehbar war. Der Fälschungsexperte Salamon Smolianoff war mit Retuschearbeiten des Negativfilms beschäftigt. Schnell konnte er einwand- freie Negative präsentieren, aber die Druckexperten um Jacobson manipu- lierten die Gelatine und verhinderten hochwertige Druckformen. Sie lie- ßen dafür fotografische Filme über- oder unterbelichten und Gelatine für

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind88 88 11.11.2009 11:12:14 das Lichtdruckverfahren verderben. Bei Probedrucken konnte kein brauch- bares Druckbild gefertigt werden, und den Farben fehlten die Brillanz und die Intensität. Zudem war das Negativ zu unscharf, und die feinen Orna- mente konnten nicht zufriedenstellend reproduziert werden. Diese Art der Manipulation fiel zunächst nicht auf, da der Lichtdruck schon damals ein außergewöhnliches Verfahren war und niemand die Technik vollkommen beherrschte. Zudem war der Original-Dollar in einem anderen Druckver- fahren, dem Stichtiefdruck, gefertigt, sodass die SS-Leitung die Sabotage nicht entdecken und/oder beweisen konnte (Burger 2007: 165f.). Jacobson bediente sich auch kleiner Tricks, um die Produktion des Dol- lars hinauszuzögern. Da die Häftlinge mit der Druckformherstellung nicht weiterkamen und experimentieren mussten, fiel es den SS-Verantwortlichen nicht auf, als er ein Hygrometer bestellte, selbstverständlich in dem Wis- sen, dass er dieses Messgerät für die Dollarproduktion nicht brauchte, da- mit aber Zeit schinden konnte.58

Sabotage in der Sortiererei und illegale Dokumentation

Die gedruckten Pfund-Scheine wurden in der Sortiererei streng auf Fehler kontrolliert und in Qualitätsklassen eingeteilt.59 Angehörige des Sonder- kommandos sortierten bewusst Scheine mit kleinen oder größeren Fehlern in die Klasse I (»beste Qualität«) – in der Hoffnung, der jeweilige SS-Mann oder Agent würde beim Eintauschen der gefälschten Pfund-Noten gefasst und die »Operation Bernhard« auffliegen. Umgekehrt wurden Scheine »bester Qualität« aussortiert, sodass sie nicht in Umlauf kamen und da- mit die Summe der »gut« gefälschten Pfund-Noten verringert wurde (Po- morin 1980: 37). Die Pfund-Noten-Produktion im KZ Sachsenhausen erreichte dennoch eine hohe Effizienz. Innerhalb von zwei Jahren – also vom Zeitpunkt der ersten Fälschung Anfang 1943 bis zur Demontage und Verlegung der Fäl- scherwerkstatt ins KZ Mauthausen (Österreich) Anfang 1945 – wurden nach geheimen Aufzeichnungen der Häftlinge 8,9 Millionen Geldscheine gedruckt. Wie beschrieben führte ein Häftling eine illegale Dokumentation über die Pfund-Notenproduktion, sodass genaue Zahlen über die im KZ gedruckten Serien und den Umfang der Falschgeldproduktion vorliegen. Diese Dokumentation legte der Chef der Sortiererei, der tschechoslowa-

58 Mit diesem Messinstrument kann man die Luftfeuchtigkeit und den Wasserdampfge- halt der Luft bestimmen. 59 Siehe den Punkt »Lager« im Kapitel 4.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind89 89 11.11.2009 11:12:14 kische Papieringenieur Oskar Skála an, der seine Aufzeichnungen später der Anti-Hitler-Koalition übergab. Es gelang Skála, diese Dokumentation über Jahre zu führen, zu verstecken und aus dem KZ zu schmuggeln.

Tabelle 2: Anzahl der gedruckten Pfund-Noten im KZ Sachsenhausen Werte Anzahl der Scheine Gesamtwerte

5 Pfund 3.945.866 Stück 19.729.330 Pfund 10 Pfund 2.398.980 Stück 23.989.800 Pfund 20 Pfund 1.337.334 Stück 26.746.680 Pfund 50 Pfund 1.282.900 Stück 64.145.000 Pfund Gesamt 8.965.080 Stück 134.610.810 Pfund Quelle: Burger 2007: 152

Multipliziert mit den Nennwerten der Geldscheine ergibt sich eine Ge- samtsumme von 134,6 Millionen gefälschten Pfund. Dem gegenüber stan- den Goldvorräte der Bank von England in Höhe von 137 Millionen Pfund. Die Differenz von 2,7 Millionen Pfund war gering. Der gefälschte Devi- senschatz des NS-Regimes war vergleichsweise groß, da durch den Kriegs- verlauf die Reichsmark stark an Wert verloren hatte. Bei Kriegsausbruch 1939 belief sich bei den Banken der Kurs der Reichsmark im Verhältnis zum Pfund auf 20 zu 1. Später wurde für ein Pfund fast doppelt so viel, also bis zu 40 Reichsmark gezahlt (Pomorin 1980: 38f.). Allerdings entsprach die überwiegende Mehrheit der gedruckten Bank- noten nicht den strengen Qualitätsanforderungen der SS. Nur Scheine der Qualitätsstufen I und II (sehr gut und gut) wurden ja an das RSHA in Ber- lin geliefert. Über den Ausgang dieser Scheine führte der Häftling Skála ebenfalls eine illegale Dokumentation:

Tabelle 3: Anzahl der an das RSHA gelieferten Pfund-Noten Werte Anzahl der Scheine Gesamtwerte

5 Pfund 264.862 Stück 1.324.310 Pfund 10 Pfund 176.560 Stück 1.765.600 Pfund 20 Pfund 141.046 Stück 2.820.920 Pfund 50 Pfund 89.152 Stück 4.457.600 Pfund Gesamt 671.620 Stück 10.368.430 Pfund Quelle: Burger 2007: 156 Nach diesen Angaben wurden nur 7,5% der hergestellten Pfund-No- ten an die SS-Führung geliefert, was einem Anteil von 7,7% des Wertes der Pfund-Produktion entsprach.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind90 90 11.11.2009 11:12:14 8. Das Ende der Fälscherwerkstatt und die Befreiung der Häftlinge

Der Kriegsverlauf und das Heranrücken der Roten Armee aus Richtung Osten ließen die SS-Führung zu dem Schluss kommen, dass die Fälscher- werkstatt zu demontieren und in sichere Gebiete zu verlegen sei. Schließ- lich wollten die Verantwortlichen keine Spuren der konspirativen Geldfäl- schungsaktion hinterlassen.

Demontage der Werkstatt im KZ Sachsenhausen

Ende Februar 1945 erteilte die SS-Führung den Befehl zur Einstellung der Arbeiten und forderte die Demontage der Maschinen. Binnen 36 Stunden mussten die Häftlinge den gesamten Maschinenpark zerlegen, kennzeich- nen und verpacken und das gedruckte Geld in wasserdichte Kisten ver- stauen. Der Sonderzug umfasste zwölf Waggons mit den Maschinen und einen mit einem Teil des Falschgeldes. Über den konkreten Zeitpunkt der Abreise finden sich in den Quellen unterschiedliche Angaben: zwischen dem 24. Februar 1945 (Walz 1999: 106) und dem 16. März 1945 (Burger 2007: 215). Einer der Überlebenden des Fälscherkommandos, Adolf Burger aus der Slowakei, schilderte die Um- stände des Aufbruchs so: »Nicht ein einziger von uns machte sich große Hoffnungen, noch einmal lebend nach Hause zu kommen. Der einzige Un- terschied lag nur darin, dass wir statt in Sachsenhausen nun irgendwo an- ders sterben sollten.« (ebd.)

Verlegung in das KZ Mauthausen und das Außenlager Redl-Zipf

Mit dem Sonderzug wurde die Fälscherwerkstatt über Prag ins KZ Maut- hausen nach Österreich gebracht. Dort wurden die Männer administrativ erfasst und erhielten neue Häftlingsnummern. Die Maschinen, das Mate- rial und große Mengen an Falschgeld wurden ins Außenlager Redl-Zipf in Oberösterreich verlegt. Dort blieben die Häftlinge bis zum 1. Mai 1945 (Köberl 1993: 94).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind91 91 11.11.2009 11:12:14 Im KZ Redl-Zipf, das die Tarnbezeichnung »Schlier« trug, leisteten Häft- linge Zwangsarbeit beim Ausbau unterirdischer Räume für die Errichtung von Raketen- und Brennkammerprüfständen (Benz/Königseder 2006, Band 4: 416). In diesen Stollen wurden die Pfund-Noten eingelagert. In zwei Ba- racken wurden Maschinen und Geräte zur Falschgeldproduktion wieder aufgebaut, bis Bernhard Krüger das Ende des Sonderkommandos verkün- dete. Er befahl, alle noch vorhandenen Druckunterlagen und die falschen Banknoten zu vernichten, Druckplatten und Druckstöcke im nahen Top- litzsee zu versenken und die Häftlinge in das KZ Ebensee zu überführen und dort zu ermorden. Die Druckmaschinen wurden Ende April 1945 un- brauchbar gemacht. Unbedrucktes Banknotenpapier und Banknoten min- derer Qualität wurden verbrannt (Köberl 1993: 94).

Die Befreiung im KZ Ebensee

Angesichts der unklaren Verhältnisse der letzten Kriegstage und der nahen- den Kapitulation Deutschlands ist es zu der angeordneten Ermordung der Häftlinge durch SS-Leute allerdings nicht mehr gekommen. Der Komman- doführer im KZ Redl-Zipf, SS-Hauptsturmführer Alfons Bentele, ließ das Lager nach Ebensee evakuieren. Angehörige der SS-Wachmannschaften in vergleichsweise unteren Rängen flohen, um sich ihrer Festnahme und

Das Fälscherkommando nach seiner Befreiung, ganz rechts Adolf Burger.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind92 92 11.11.2009 11:12:14 der internationalen Gerichtsbarkeit zu entziehen. Die Angehörigen des Falschgeldkommandos trafen am 3. Mai 1945 im Außenlager Ebensee ein, in dem ihre Schicksalsgenossen bereits die Kontrolle übernommen hatten (Finger 2007: 267). Von den 142 von den Nazis zur Falschgeldproduktion gezwungenen und dem Tod geweihten jüdischen Facharbeitern des gra- fischen Gewerbes aus ganz Europa hatten 135 wie durch ein Wunder, je- denfalls durch glückliche Umstände, etwa das laut Häftling Peter Edel »un- erwartet schnelle Eingreifen der amerikanischen Truppe am 5. Mai 1945«, die Hölle von Sachsenhausen überlebt, nachdem sieben ihrer Mithäftlinge umgebracht worden waren. Im KZ Ebensee hatten die dort eingekerkerten Häftlinge Zwangsarbeit in zwei Stollenanlagen leisten müssen, die für Ra- ketenprüfzwecke bestimmt waren. Unter anderem sollte dort die »V2-Ra- kete« ausprobiert werden. Bis zum April 1945 stieg die Zahl der Gefange- nen auf 18.500 an, wobei deutsche und österreichische Häftlinge eine kleine Minderheit darstellten, während der größte Teil der KZ-Insassen aus Po- len stammte (Benz/Königseder 2006, Band 4: 354f.).

Versenkung der Pfund-Noten und Maschinen im Toplitzsee

Dem Befehl Bernhard Krügers folgend, war aus dem Außenlager Redl-Zipf eine Gruppe SS-Männer zur Versenkung des Materials und der verbliebe- nen Pfund-Noten in Richtung Toplitzsee aufgebrochen. Der Toplitzsee ist ein abgelegenes Gebirgsgewässer in der Steiermark rund zwölf Kilometer vom Touristenort Bad Aussee entfernt. Der See ist 450 Meter breit, zwei Kilometer lang und war zum Zeitpunkt der Versenkung auf 106 Meter Tiefe ausgelotet. Die SS-Leute versenkten mehrere Kisten mit Pfund-No- ten und Druckvorlagen, zahlreiche Dokumente und weitere interne Un- terlagen aus der Fälscherwerkstatt. Die Kisten sollen in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 versenkt worden sein, wobei über den genauen Verlauf des Transports, die beteilig- ten SS-Männer und den Umfang der versenkten Materialien wenig bekannt ist. Die Zeugenaussagen sind sehr widersprüchlich. Zum Umfang der Ver- senkungsaktion geben frühere Quellen »ein oder zwei« (ZEIT – Gresmann 1959: 2) Kisten an, während Anwohner von »Hunderten von Kisten« (Wer- musch 1988: 209) sprachen. Es ist wohl letztlich nicht mehr zu ermitteln, wie es sich genau zugetragen hat. Adolf Burger schildert den Aufbruch sehr konkret: »Am Abend des 28. April wurden vierzig wasserdichte Kis- ten mit fertigen Pfund-Noten und das geheime Archiv des Referats VI F4 im RSHA auf zwei LKW verladen, und Sturmbannführer Hansch fuhr mit ihnen davon.« (Burger 2007: 225)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind93 93 11.11.2009 11:12:14 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind94 94 11.11.2009 11:12:14 9. Die Aufarbeitung der »Operation Bernhard«

Kurz nach dem Ende der Falschgeldaktion und der Befreiung der Häftlinge im KZ Ebensee nahmen Verfolgungs- und Geheimdienstbehörden der Sie- germächte USA, Frankreich, Großbritannien und Sowjetunion die Spuren der »Operation Bernhard« und des versenkten Materials im Toplitzsee auf. In verschiedenen Aktionen, privat oder von österreichischen Behörden or- ganisiert, wurden Pfund-Noten, Druckvorlagen und Dokumente der SS aus dem Geheimunternehmen vom Grund des Sees geborgen. Indes blieben die Verantwortlichen aus Reihen des RSHA, der Wach- mannschaften im KZ Sachsenhausen und zivile Angestellte der SS weitge- hend unbehelligt. Nur einzelne Personen aus dem Täterkreis mussten sich vor Gerichten verantworten; allerdings meist wegen anderer Vergehen.

Bergung von Drucksachen im Toplitzsee

Die Versenkung von Material aus dem Bestand der SS im Toplitzsee blieb den Alliierten und der gesamten Region nicht verborgen. Dem Geheim- dienst der US-Streitkräfte, Counter Intelligence Corps (CIC), wurde bei Redl-Zipf ein Lastwagen übergeben, der mit 23 Kisten Falschgeld im Ge- samtwert von 21 Millionen Pfund beladen war. Bereits unmittelbar nach Kriegsende suchten Militärtaucher aus Reihen des britischen Scotland Yard und des CIC gemeinsam nach den Überresten im Toplitzsee. Das Taucher- team unterschätzte jedoch die Tiefe des Sees. Es war sogar ein Todesopfer zu beklagen, und nicht eine einzige Kiste konnte geborgen werden. Auch Privattaucher suchten in der Hoffnung, auf dem Grund des Sees versenkte Goldschätze der Nazis zu finden. Mehrere Menschen starben bei Tauch- versuchen (Burger 2007: 250).

Erste Bergung 1959 (Magazin Der Stern) Für den Zeitraum zwischen dem 25. Juli und 31. August 1959 erhielt eine Projektgruppe, die im Auftrag des Hamburger Magazins Stern tätig war, eine behördliche Tauch- und Bergegenehmigung für den Toplitzsee für »Gegenstände jeder Art mit Ausnahme von Munition« (Köberl 1993: 141).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind95 95 11.11.2009 11:12:14 Leiter dieser Bergungsaktion war der Journalist Wolfgang Löhde, der zu- vor mehrere Jahre lang zum Komplex »Unternehmen Bernhard« geforscht und zahlreiche Gespräche mit ehemaligen Häftlingen wie auch mit Ange- hörigen der SS und des RSHA geführt hatte. Löhde traf seine Interview- partner nach eigenen Angaben in Südamerika, Spanien, Italien, Österreich und der Schweiz und konnte Material im Umfang von rund 3.600 Seiten sammeln. Zunächst wurde der See exakt vermessen und in Quadranten geteilt. Dann wurde systematisch die Tiefe mit einem Echolot erfasst. Eine Suche mit Tauchern wurde als zu gefährlich eingeschätzt, sodass schwere Gerät- schaften, darunter ein Unterwasserroboter mit Scheinwerfer, Kamera und Greifarm, zum Einsatz kamen. Die suchten den Grund des Bodens ab und konnten aus bis zu 82 Metern Tiefe zahlreiche Kisten mit Material aus dem »Unternehmen Bernhard« orten (ZEIT – Gresmann 1959: 2). Das Bergen der Kisten erwies sich als schwierig, zahlreiche Behälter zer- brachen während der Bergung. Zu den geborgenen Dingen gehörten aller- dings umfangreiche Dokumente aus der Fälscherwerkstatt, darunter: ■ Aufzeichnungen über die Tagesproduktion von Falschgeld, Tagesbelege von eingesetzten Druckmaschinen, Karteikarten über die Herstellung sämtlicher Falschgeldnoten in Werten, Seriennummern und Anzahl. ■ Formulare zur Materialanforderung von Notenpapier und Akten zu Herstellern, Lieferanten und Verteilern des Falschgeldes. ■ Druckplatten und eine Vielzahl gefälschter Pfund-Noten. ■ Sonstige Druckerzeugnisse aus dem KZ Sachsenhausen, darunter Son- derausweise, Einsatzpläne für SS-Agenten in holländischer, norwegischer und englischer Sprache sowie Anweisungen für Sabotageakte.60 In einem Übergabeprotokoll vom 11. August 1959 wurde der Bestand von insgesamt 37 geborgenen Kisten konkretisiert. Danach wurden circa 22.000 Pfund-Noten mit den Nennwerten von 5 bis 50 Pfund geborgen. Zwei Wo- chen vor Ablauf der gesetzten Frist wurde die Aktion abgebrochen, obwohl 15 bis 20 weitere Fundorte bereits geortet waren. Die wenigen geretteten und die vermuteten Unterlagen aus dem Toplitzsee wurden damals als hoch- brisant eingestuft, da sie Beweise für die Kollaboration zahlreicher Bürger der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland mit dem NS-Regime würden liefern können. Die Redaktion des Stern soll damals Drohungen erhalten haben, vermutlich von ehemaligen SS-Angehörigen, die fürchte- ten, ihre Nazi-Vergangenheit könne auffliegen (Burger 2007: 252f.).

60 Neben den Unterlagen aus dem Fälscherkommando fand das Team des Stern auch Teile der ehemaligen Raketenversuchsanstalt, darunter Zündkabel, Munition sowie Raketen (Kö- berl 1993: 147).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind96 96 11.11.2009 11:12:15 Bergung im Auftrag des Magazins Stern im Jahr 1959

Wie hoch die Qualität der Arbeit der KZ-Häftlinge in der Fälscherwerk- statt war, konnte noch nachträglich belegt werden. Ein Journalist der Wo- chenzeitung DIE ZEIT war bei der Bergung zugegen, nahm einige zerris- sene Pfund-Noten an sich und ließ deren Echtheit prüfen. Das schilderte er wie folgt: »Da die einzelnen Scheine so eingerissen sind, dass keine Bank der Welt sie mehr aufnehmen wird, hat der Kriminalkommissar aus Graz (…) nichts dagegen, dass ich die Noten mitnehme. Ich trockne sie und schicke eine von ihnen in Hamburg einem Bankfachmann zur Begutachtung. Sein Urteil: Die Note stammt höchstwahrscheinlich aus Himmlers Druckerei. Sie könnte aber auch echt sein.« (ZEIT – Gresmann 1959: 2)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind97 97 11.11.2009 11:12:15 Zweite Bergung 1963 (Österreichisches Innenministerium) Eine zweite offizielle Bergung in weitaus größerem Umfang fand zwischen dem 23. Oktober und 7. Dezember 1963 statt.61 Die Taucher im Auftrag österreichischer Behörden bargen weitere 38 Kisten. Inhalt: Gefälschte Pfund-Noten in verschiedenen Nennwerten und weiteres Material aus der Fälscherwerkstatt, darunter Druckstöcke für Banknoten im Nennwert von 5 bis 50 Pfund, Nummernstempel sowie gefälschte Ausweise in deutscher, englischer, italienischer und russischer Sprache. Der anbrechende Winter sorgte dafür, dass die Bergung am 6. Dezember 1963 abgebrochen wurde. Aufgrund der hohen Kosten entschloss sich das österreichische Innenmi- nisterium, die Suche im Frühjahr 1964 nicht fortzusetzen, obwohl zu die- sem Zeitpunkt nur etwa 16% der Fläche des Sees untersucht worden wa- ren (Köberl 1993: 157-160).

Dritte Bergung 2000 (TV-Sender CBS) Die vorerst letzte offizielle Bergung führte im Jahr 2000 ein Team im Auf- trag des US-amerikanischen TV-Senders Columbia Broadcasting System (CBS) für die Sendung 60 Minutes II durch. Finanziert wurde das Pro- jekt zum größten Teil vom Jüdischen Weltkongress. Am 5. Juli 2000 or- tete ein Spezialtaucher in 65 Meter Tiefe weitere Kisten und barg zu je 500 Stück gebündelte Pfund-Noten. Der Sender CBS hatte den damals 83-jäh- rigen Adolf Burger eingeladen, der die Situation der Bergung wie folgt be- schrieb: »Für mich bedeutete dieser Tag auf dem Toplitz-See eine Reise in die schmerzliche und qualvolle Vergangenheit. (…) Ich weiß, dass dort in der schlammigen Tiefe (…) geborstene wasserdichte Kisten lagen, die ich im Februar 1945, als Materialien des Geheimarchivs des Reichssicherheits- hauptamts, verpackt hatte« (Burger 2007: 262-264).

Zum Problem der juristischen Aufarbeitung

Eine juristische Aufarbeitung der »Operation Bernhard« hat nicht stattge- funden. Zwar wurde die SS als verantwortliche Organisation in ihrer Ge- samtheit vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg als verbre- cherisch eingestuft. Um die Falschgeldaktion ging es dabei jedoch überhaupt nicht, obwohl ehemalige KZ-Häftlinge wie etwa Peter Edel als Zeugen auf- traten.62 Das lag wahrscheinlich daran, dass die Aktion als Kriegslist einge-

61 Zwischenzeitlich versuchten weitere Taucher bzw. Tauchergruppen, versenkte Sachen illegal vom Grund des Toplitzsee zu bergen; dabei ertrank ein 19-jähriger Sporttaucher. 62 Siehe dazu die Erklärung Edels im Anhang dieser Veröffentlichung.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind98 98 11.11.2009 11:12:15 stuft wurde, demnach nicht als Kriegsverbrechen galt und in die Zustän- digkeit der alliierten Gerichtsbarkeit fiel. Darüber hinaus gab es unzählige weitaus grausamere Verbrechen der SS, die vorrangig verhandelt wurden, darunter die Verschleppung mehrerer Millionen Menschen zur Zwangsar- beit, die Ausrottung der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten, mobile Gaswagen und Gaskammern in den Kon- zentrationslagern zur Massenliquidierung von Häftlingen, das Euthana- sieprogramm mit seinen rund 100.000 Opfern und die vorgeblich medizi- nischen Experimente an Menschen.63 Zudem muss berücksichtigt werden, dass zahlreiche Unterlagen über die »Operation Bernhard« von den Nazis vernichtet bzw. erst nach Been- digung der Prozesse in Nürnberg sichergestellt wurden. Nach bisherigem Erkenntnisstand musste sich niemand wegen der Falschgeldproduktion, wegen der Verschleppung der Drucker, Graveure und Schriftsetzer zur Zwangsarbeit oder wegen der Ermordung der kran- ken Häftlinge des Fälscherkommandos vor Gericht verantworten. Nur ein- zelne höhere Funktionäre der SS wurden vor Gericht gebracht, jedoch we- gen anderer Delikte. Die meisten Urteile fielen vergleichsweise milde aus, und eine Vielzahl der Täter wurde trotz zum Teil lebenslanger Haftstrafen nach wenigen Jahren bereits wieder entlassen.64

63 Die alliierten Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion ver- suchten, diese Verbrechen zumindest teilweise juristisch aufzuklären und Verantwortliche zu verurteilen. Nach dem Hauptkriegsverbrecherprozess (bekannt als Nürnberger Prozesse) strengte die US-Regierung noch bis kurz vor Gründung der BRD im April 1949 zwölf wei- tere Nachfolgeprozesse gegen NS-Eliten aus Justiz, Verwaltung, Wirtschaft und Ärzteschaft an, in denen fast 200 Personen angeklagt wurden. Zu ähnlichen Verfahren kam es in Belgien, Dänemark, Griechenland, Jugoslawien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Polen, der Tschechoslowakei sowie in der britischen, der US-amerikanischen, der französischen und der sowjetischen Besatzungszone. 64 In diesem Zusammenhang sei beispielhaft auf den Prozess gegen Oswald Pohl und seine Mitarbeiter des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes (WVHA) hingewiesen. Gegen ins- gesamt 18 Personen wurde vor dem zweiten Militärgerichtshof in Nürnberg zwischen dem 13. Januar und 3. November 1947 wegen unmenschlicher Bedingungen und der Massenmorde in den deutschen Konzentrationslagern prozessiert. Während der Verhandlung – die Anklage umfasste nahezu alle Tatbestände, um die es auch im großen Nürnberger Kriegsverbrecher- prozess ging – wurde der doppelte Charakter des WVHA deutlich: Im Verantwortungsbe- reich Oswald Pohls und seiner Mitarbeiter lag nicht nur die Ausbeutung der Häftlinge durch Zwangsarbeit, sondern darüber hinaus auch das Vernichtungslager Auschwitz, das mörde- rischste Instrument der NS-Rassenpolitik. Zwar fielen die Urteile hart aus, darunter vier Mal die Todesstrafe, einmal lebenslänglich sowie mehrere Haftstrafen zwischen zehn und 25 Jah- ren Haft. Die Strafen wurden jedoch nicht vollstreckt. Alle verurteilten SS-Leute waren bis Mai 1954 wieder auf freiem Fuß, selbst solche, gegen die eine lebenslange Freiheitsstrafe oder das Todesurteil verhängt worden waren. Einzig WVHA-Chef Oswald Pohl wurde im Juni 1951 hingerichtet (vgl. Tuchel 1999: 110-120).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind99 99 11.11.2009 11:12:15 Wie aus der Zusammenstellung über Teilnehmer aus Reihen der NS- Verwaltung, der SS und ziviler Zuträger hervorgeht (vgl. Anhang), sind na- mentlich rund 60 Personen bekannt, die direkt oder indirekt an der »Ope- ration Bernhard« auf der Täterseite mitgewirkt haben. Nachfolgend wird beispielhaft beschrieben, wie der Lebensweg einzelner hochrangiger NS- Funktionäre nach der Befreiung Deutschlands vom Faschismus weiterging. Der Lebensweg Bernhard Krügers zeigt, wie sich der Kopf der »Operation Bernhard« einer juristischen Aufarbeitung entziehen und ungestört in der Bundesrepublik leben und arbeiten konnte. ■ SS-Brigadeführer Heinz Jost war bis 1942 Chef des SD (Abteilung VI) und wurde am 10. April 1948 im so genannten Einsatzgruppen-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach drei Jahren Haft wurde er entlas- sen und arbeitete später als Immobilienmakler (Klee 2003: 290). ■ Auf Jost folgte SS-Brigadeführer Walter Schellenberg, der die Abteilung VI des SD leitete und am 11. April 1949 im so genannten Minister-Prozess zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. 1950 wurde er wieder entlassen, an- schließend arbeitete er als Berater für den britischen Geheimdienst. Seine 1956 veröffentlichten Memoiren ergaben einen umfassenden Einblick in den Wirkungsbereich des Geheimdienstleiters der SS (ebd.: 529). ■ SS-Sturmbannführer Wilhelm Höttl war ebenfalls in der Abteilung VI (SD) des RSHA tätig und an der früheren Falschgeldaktion »Opera- tion Andreas« beteiligt. Er wurde 1945 festgenommen und wenig später wieder entlassen, obwohl er von der ungarischen Regierung wegen Ju- denverfolgung in Budapest gesucht wurde. Höttl lebte anschließend in Österreich und arbeitete dort für US-amerikanische und deutsche Ge- heimdienste (ebd.: 264). ■ SS-Obersturmbannführer und Dipl.-Ingenieur Otto Skorzeny war der von Ernst Kaltenbrunner ernannte letzte Chef des militärischen Ge- heimdienstes der SS. Er leitete die Gruppe S (Sabotage) des SD und ko- ordinierte Geheimoperationen hinter feindlichen Linien. Er befehligte die Chemiegrafische Anstalt in Friedenthal, wo Druckstöcke zur Pro- duktion von falschen Pfund-Noten gefertigt wurden. Mitte Mai 1945 stellte er sich US-amerikanischen Truppen, wurde inhaftiert und vor ein US-Gericht gestellt. US-amerikanische Geheimdienste heuerten Skor- zeny an und stellten ihn unter dem Decknamen »Abel« in den Dienst der »Historical Division«, eines streng vertraulichen Geheimdienstpro- jekts zur Auswertung der deutschen Kriegserfahrungen – insbesondere gegen die Sowjetunion.65 Noch im Internierungslager war Skorzeny am

65 Es wird vermutet, dass Skorzeny bereitwillig mit den US-Geheimdiensten kooperierte, um einer Verurteilung in Nürnberg zu entgehen (vgl. Giefer 1995: 127-135).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind100 100 11.11.2009 11:12:15 Aufbau der Organisation Odessa beteiligt, der größten und wichtigs- ten Nazi-Fluchtorganisation. Obwohl im so genannten Malmedy-Pro- zess66 nachgewiesen wurde, dass Skorzeny Kriegsgefangene töten ließ, verbrachte er nur wenige Jahre in Haft. 1948 floh er aus alliierter Haft und ließ sich, geschützt vom spanischen Faschismus, in Madrid nieder, wo er bis zu seinem Tod 1975 als Kaufmann tätig war. Zwischenzeitlich bereiste er als Ing. Rolf Steinbauer ganz Europa und auch die Bundes- republik Deutschland. Die Illustrierte Quick veröffentlichte 1950 seine Memoiren unter dem Titel »Der gefährlichste Mann der Welt«. Skor- zeny arbeitete für US-amerikanische Geheimdienste und für die Orga- nisation Gehlen, ein 1946 von US-amerikanischen Besatzungsbehörden gebildeter Geheimdienst. Aus dieser nach dem Wehrmachtsgeneral Rein- hard Gehlen benannten Organisation bildete sich später der Bundes- nachrichtendienst BND. In dessen Auftrag soll Skorzeny als Ausbilder von ägyptischen Sicherheitskräften tätig gewesen sein und später sogar im Dienst israelischer Geheimdienste gestanden haben.67 ■ Der SS-Sturmbannführer Fritz Schwend war zuständig für den Falsch- geldvertrieb. Er verbrachte einen Tag in Haft und konnte sich dann nach Peru absetzen. Später wurde er in Abwesenheit von einem italienischen Gericht wegen Mordes zu 21 Jahren Haft verurteilt. 1979 verurteilte ihn ein bundesdeutsches Gericht zu zwei Jahren Haft. Beide Strafen musste er nie antreten (Kretschmann 2001: 117). ■ Walther Funk, Reichswirtschaftsminister im NS-Kabinett und Präsident der Reichsbank, war von Beginn an in die Planungen der Falschgeldpro- duktion eingeweiht. Seit 1931 war Funk Mitglied der NSDAP und per- sönlicher Wirtschaftsberater von Adolf Hitler. Seine Behörde ließ die Druckfarben für die Geheimaktion beschaffen. Funk wurde 1946 als Hauptkriegsverbrecher in den Nürnberger Prozessen zu lebenslänglicher Haft verurteilt, jedoch schon 1957 entlassen (Klee 2003: 172). ■ Einzig der Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), SS-Ober- gruppenführer Dr. jur. Ernst Kaltenbrunner, wurde im Nürnberger Pro- zess gegen die Hauptkriegsverbrecher angeklagt. Er behauptete, vom Mas-

66 Der »Malmedy-Prozess« war ein Verfahren gegen 73 Angehörige der Waffen-SS, die im Jahr 1944 mutmaßlich für ein Massaker an Kriegsgefangenen nahe der belgischen Stadt Malmedy verantwortlich waren. Der Prozess fand statt vom Mai bis Juli 1946 und war Teil der so genannten Dachauer Prozesse gegen deutsche Kriegsverbrecher. Alle wegen des Mal- medy-Massakers Angeklagten wurden für schuldig befunden und zu Gefängnisstrafen zwi- schen zehn und 20 Jahren sowie zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Gegen 43 Angehörige der Waffen-SS wurde die Todesstrafe verhängt. Die Todesurteile wurden später in Haftstra- fen umgewandelt und die Verurteilten vorzeitig entlassen. Als letzter verließ im Dezember 1956 Joachim Peiper das Gefängnis. 67 Mehr zu Skorzeny in Giefer (1995) sowie in der frühen Schrift: Mader (1962).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind101 101 11.11.2009 11:12:15 senmord an den Juden nichts gewusst zu haben, wurde zum Tode verur- teilt und am 16. Oktober 1946 hingerichtet (ebd.: 297). Der Hauptverantwortliche und Namensgeber der Falschgeldoperation, SS- Sturmbannführer Bernhard Krüger, musste sich nie juristisch verantwor- ten. Er wurde von und vom britischen Scotland Yard gesucht und verbrachte vier Jahre in alliierter Haft. Im Mai 1949 wurde er entlassen und arbeitete später bei der Papierfabrik Hahnemühle, die das Papier für die »Operation Bernhard« hergestellt hatte. Krügers Familie war bereits wäh- rend der letzten Kriegsjahre nach Dassel in Südniedersachsen gezogen. Rund zehn Jahre später wurde Krüger von dem ehemaligen KZ-Häftling Hans Kurzweil aus Österreich zu einer Eidesstattlichen Erklärung hinsicht- lich seiner Verantwortung für die Fälscheraktion gedrängt. Kurzweil hatte Klage gegen den SS-Sturmbannführer Wilhelm Höttl erheben lassen, weil der in seinen Memoiren die Häftlinge des Fälscherkommandos als »Krimi- nelle« bezeichnet hatte. Kurzweil gewann die Klage. Bernhard Krüger wusste, dass seine Falschgeldtätigkeit nach zehn Jah- ren verjährt war, und gab seine Erklärung im August 1956 ab. Er bezeich- nete sich darin als »technischer Referent« des SD und bestätigte, dass es sich bei den »Häftlingen, von einer Ausnahme abgesehen, um keine kriminellen Elemente bzw. berufsmäßige Fälscher und Zuchthäusler, gehandelt« habe (siehe vollständige Erklärung Krügers im Anhang) (Burger 2007: 240). Im Jahre 1957 bewarb sich Krüger frech beim Bundeskriminalamt (BKA) als Falschgeldexperte, wurde jedoch abgelehnt. Die Regierung der ehema- ligen DDR strengte ein Ermittlungsverfahren gegen Krüger wegen Mordes an vier kranken KZ-Häftlingen an. Sie musste das Verfahren jedoch in der Bundesrepublik einreichen, wo es von den Behörden eingestellt wurde. Krüger starb 1989 unbehelligt im Alter von 83 Jahren (Malkin 2008: 228).

Literarische und filmische Aufarbeitung

Das »Unternehmen Bernhard« ist in verschiedenen Büchern, Berichten ehe- maliger Teilnehmer auf Seiten der Häftlinge ebenso wie auf Seiten der SS, in Aufsätzen und in Zeitungen und Zeitschriften behandelt worden. Eine um- fassende Aufarbeitung liegt bisher nicht vor und erscheint auch schwierig, weil die NS-Führung im Frühjahr 1945 anordnete, sämtliche Dokumente aus Geheimoperationen zu vernichten. Dazu gehörten auch Unterlagen der Fälscheraktion im KZ Sachsenhausen (Wals 1999: 106). Wie erwähnt sind darüber hinaus noch immer nicht alle Quellen zugänglich und die vorhan- denen Bestände über zahlreiche Staaten verstreut. Allein in Deutschland sind Archivare weiterhin damit beschäftigt, Dokumente der beiden deut-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind102 102 11.11.2009 11:12:15 schen Nachkriegsstaaten und der ehemaligen Besatzungsmächte zusam- menzutragen. Weitere Unterlagen finden sich teilweise in geschlossenen Militärdepots und in Archiven der ehemaligen Sowjetunion, der USA, Ös- terreichs oder in Israel. Das logistische Netz zum Falschgeldvertrieb überzog zahlreiche euro- päische Staaten, dort ansässige Bankhäuser, (Tarn-)Firmen und deutsche Botschaften. Daher wäre eine Sichtung von Firmenarchiven für eine um- fassende Aufarbeitung vermutlich notwendig. Doch gerade Privatbanken der Schweiz, über die ein Großteil der gefälschten Pfund-Noten vertrie- ben wurde, legen großen Wert auf Diskretion und gewähren nur in Aus- nahmefällen Einblick in ihre Archive.68

Literarische Aufarbeitung Die wahrscheinlich erste Veröffentlichung wurde bereits im August 1945 von Adolf Burger in tschechischer Sprache unter dem Titel Nummer 64401 erzählt verfasst. Kurz darauf begann Burger Des Teufels Werkstatt zu schrei- ben, das der Autor in den Folgejahren durch Rechercheergebnisse, Bilder und Dokumente ergänzte und das als Buch im Jahr 1992 in einer ersten Auflage erschien. Das Werk nimmt innerhalb der literarischen Aufarbei- tung der »Operation Bernhard« eine herausragende Stellung ein. Es ist zwar keine historisch-wissenschaftliche Veröffentlichung, aber durch den illu- sionslosen Realismus eines ehemaligen Teilnehmers an der Fälscheraktion ein beeindruckendes Buch. Burger ergänzt den Bericht mit persönlichen Eindrücken von seiner Verschleppung in fünf Konzentrationslager.69 Kom- plettiert wird das Werk durch eine Vielzahl von Abbildungen gefälschter Banknoten und Briefmarken aus der Fälscherwerkstatt und detaillierte An- gaben über die Angehörigen des Sonderkommandos – Häftlinge wie SS- Personal – sowie Informationen über die Hintermänner der geheimen Ver- triebsstruktur der gefälschten Dokumente. Der SS-Offizier Wilhelm Höttl schilderte 1955 umfassend seine Sicht- weise auf die Bernhard-Operation. Die Veröffentlichung Unternehmen Bernhard ist jedoch kritisch zu betrachten, da Höttl als Agent für den

68 Mehr zum Falschgeldvertrieb in der Schweiz unter anderem in Elam (2000). 69 Adolf Burger wurde 1943 aus der Slowakei ins KZ Auschwitz deportiert und 1943 ins KZ Birkenau zu einer Sonderabteilung auf der Selektionsrampe verlegt. Es folgte die Teil- nahme an der »Operation Bernhard« im KZ Sachsenhausen, die Verlegung in das KZ Maut- hausen und in das KZ Ebensee. Adolf Burger lebt in Prag und ist einer der letzten Überle- bendes des Fälscherkommandos. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Internationalen Sachsenhausen-Komitees und seit 30 Jahren Referent auf Zeitzeugenveranstaltungen. Regel- mäßig berichtet er im Ausland, darunter in Israel, Japan, Kanada und den USA (siehe Schmet- kamp 2007: o.S.).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind103 103 11.11.2009 11:12:16 Falschgeldvertrieb bemüht ist, seine Rolle innerhalb der SS-Operation ge- schönt darzustellen. Im Jahr 1959 folgte eine umfangreiche Serie des Reporters Wolfgang Löhde über die »Operation Bernhard« in der Zeitschrift Stern. Die Repor- tage war das Ergebnis längerer Recherchen und der ersten größeren Ber- gung von versenktem Material und gefälschten Pfund-Noten aus der Fäl- scherwerkstatt im österreichischen Toplitzsee. Ein erstes umfassend recherchiertes und mit zahlreichen Quellen verse- henes Werk ist einzig Der Banditenschatz von Julius Mader aus dem Jahr 1973. Die überwiegende Mehrheit späterer Veröffentlichungen zum Thema stützt sich im Wesentlichen auf den regelmäßig überarbeiteten Bericht Bur- gers und auf den Geheimdienstspezialisten Mader. Ein neueres Werk hat der US-amerikanische Autor Lawrence Malkin 2006 unter dem Titel Hitlers Fälscher veröffentlicht, das jedoch erst im Jahr 2008 in deutscher Sprache erschienen ist. Darin hat der Autor die »Opera- tion Bernhard« mit dem Schwerpunkt auf den Vertriebswegen der SS auf wissenschaftliche Weise aufgearbeitet. Zahlreiche Angaben basieren auf dem Buch von Adolf Burger. Der in New York lebende Journalist durch- forstete französische, israelische, US-amerikanische und britische Archive und schloss damit Lücken zu Burgers Des Teufels Werkstatt und Maders Banditenschatz. Mit der vorliegenden Veröffentlichung werden erstmals drucktechnische Aspekte detailliert untersucht und bewertet. Trotz ihrer spektakulären Di- mension ist die »Operation Bernhard« und speziell dieser Aspekt in Veröf- fentlichungen zur Wirtschaft und Verwaltung der SS, des RSHA oder des WVHA in der Regel nur beiläufig erwähnt.

Cineastische Aufarbeitung durch den Film »Die Fälscher« (2006) Unter dem Titel Die Fälscher ist die »Operation Bernhard« 2006 von dem österreichischen Regisseur verfilmt worden. Der Strei- fen wurde in den Filmstudios in Potsdam-Babelsberg realisiert und erst- mals beim internationalen Filmfestival Berlinale im Frühjahr 2007 aufge- führt. Als »bester fremdsprachiger Film« gewann Die Fälscher im Frühjahr 2008 einen begehrten Oscar. Der Film erzählt das moralische Dilemma der Angehörigen des Fälscher- kommandos, die sich bewusst waren, dass sie mit ihrer Tätigkeit den NS- Staat unterstützten und zur Verlängerung des Krieges beitrugen, während Millionen andere Häftlinge getötet wurden. Der Film beschreibt auch, dass es den Fälschern im Vergleich zu den anderen KZ-Häftlingen verhältnis- mäßig gutging. So lange sie professionelle Fälschungen lieferten, glaubten sie, ihrem absehbaren Tod entrinnen zu können. Der Film beruht in sei-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind104 104 11.11.2009 11:12:16 nen Grundzügen auf den Angaben im Buch Adolf Burgers, weicht jedoch in zahlreichen Details von der Geschichte ab.70 Nach Meinung von Kritikern sind jedoch deutsche Konzentrationslager kein Ort, um Fakten und Fiktion miteinander zu verweben. Die Museums- leitung der Gedenkstätte in Sachsenhausen hält an einem Beschluss fest, das Gelände des ehemaligen KZ nur für Dreharbeiten zu Dokumentarfilmen zur Verfügung zu stellen. Für Adolf Burger war die Zustimmung zu dem Film eine Selbstverständlichkeit, obwohl er mehrfach das Drehbuch ändern ließ, um den »gröbsten Unfug zu verhindern« (Kreitling 2007: o.S.).

70 Technische Erkenntnisse aus der Vorläuferaktion »Operation Andreas« wurden mit de- nen der »Operation Bernhard« vermischt, und historische Fakten wie etwa die Verlegung der Werkstatt und der Häftlinge nach Österreich sind vernachlässigt worden. Der Film endet da- mit, dass sich andere Häftlinge des KZ Sachsenhausen bewaffnen und die Kontrolle über das Lager übernehmen. Das traf historisch nicht auf das KZ Sachsenhausen, sondern auf das KZ Buchenwald zu, wo sich die Häftlinge noch vor Eintreffen der amerikanischen Armee selbst befreien konnten. Allerdings war auch das KZ Ebensee, in dem die Angehörigen des Falsch- geldkommandos am 3. Mai 1945 einrafen, zu diesem Zeitpunkt bereits von den ehemaligen Häftlingen unter Kontrolle genommen worden.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind105 105 11.11.2009 11:12:16 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind106 106 11.11.2009 11:12:16 10. Folgen und Auswirkungen der »Operation Bernhard«

Bereits Ende 1943 fiel der britischen Staatsbank auf, dass in allen Teilen der Welt neben schlechten Fälschungen auch exzellente Nachdrucke ihrer Pfund-Banknoten auftauchten. Für die Experten der Bank von England lag der Schluss nahe, dass nur ausgewiesene Experten mit hohem technischen und logistischen Aufwand die Fälschungen produziert haben konnten. Eng- land verdächtigte das NS-Regime als Urheber der Nachdrucke, konnte je- doch erst später zurückverfolgen, dass in einigen Fällen die Falsifikate aus deutschen Vertretungen und von Diplomaten kamen. Über Professionali- tät und Umfang der Falschgeldproduktion lagen jedoch keine Erkenntnisse vor. Auch der britische Geheimdienst konnte keine detaillierten Informa- tionen liefern. Zu Beginn der 1940er Jahre war das britische Pfund welt- weit die zentrale Währung für Geldtransaktionen. Die Staatsbank wollte diese Position nicht gefährden und die Öffentlichkeit nicht beunruhigen. Daher verzichtete die Bank von England auf offene Aktivitäten zur Ver- teidigung der Leitwährung und löste zähneknirschend alle als falsch er- kannten Scheine trotz eines Millionenverlustes gegen echte Banknoten ein. Die Notenbank verzichtete zudem auf die Publikation eingesammelter Fäl- schungen im Organ »Erkennungszeichen« der internationalen Polizei In- terpol, in der aufgetauchte Fälschungen aller Währungen aufgelistet und beschrieben werden (Walz 1999: 100f.).

Rückruf von Pfund-Noten

Noch während täglich tausende falsche Pfund-Noten druckfrisch im KZ Sachsenhausen produziert wurden, arbeitete die Bank von England an Plä- nen zur Verteidigung ihrer Währung. Zunächst ließ sie von September 1944 an eine neue Serie Fünf-Pfund-Noten auflegen – die alten Scheine wurden am 25. Januar 1946 ungültig. Um die Fälschungssicherheit der Banknoten zu erhöhen, wechselten die Druckingenieure von der Technik des Buch- drucks auf das qualitativ hochwertigere Lithografieverfahren. In einem zweiten Schritt ließ die englische Staatsbank am 16. März 1945, noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, alle Scheine ab 10 Pfund einziehen.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind107 107 11.11.2009 11:12:16 Diese Scheine waren nur noch in einer Übergangsfrist bis zum 30. April 1945 gültig und wurden anschließend nur nach genauer Prüfung einge- löst (Grabowski 2008: 309-313). Die Spitze der englischen Staatsbank er- kannte wahrscheinlich erst im Laufe der Zeit den tatsächlichen Umfang der Fälschungsaktion. Zumindest vergingen zwölf Jahre, bevor sie 1957 erstmals eine völlig neu konzipierte Fünf-Pfund-Note präsentierte, die im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin beidseitig farbig bedruckt und mit einem komplizierten Wellenmuster versehen war.71 Fünf-Pfund-Scheine aus der Sachsenhausen-Produktion zirkulierten noch bis Mitte der 1950er Jahre (Malkin 2008: 238).

Technologische Entwicklungen im Sicherheitsdruck

Wie ausführlich dargelegt trugen die historisch einmaligen Umstände des nationalsozialistischen KZ-Systems mit der Häftlingsarbeit maßgeblich dazu bei, dass die »Operation Bernhard« in der geschilderten Weise gelin- gen konnte. Es muss jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass die da- mals im KZ Sachsenhausen gefertigten Banknoten, insbesondere das bri- tische Pfund, verhältnismäßig einfach zu fälschen waren. Nachdem die Nazis den komplexen mathematischen Code geknackt und die Papierzu- sammensetzung ermittelt hatten, lag es an dem Geschick der Graveure und Drucker, die gewünschten »Blüten« im Buchdruck herzustellen – im einsei- tigen Druck ohne Spezialfarben. Zwar brachte die Bank von England be- reits von 1940 an einen Sicherheitsfaden aus Metall in Pfund-Scheine ein, jedoch nur in der Wertstufe von einem Pfund, die in Sachsenhausen nicht gedruckt wurden. Inzwischen sind Geldscheine komplexe drucktechnische Erzeugnisse mit zahlreichen Sicherheitsmerkmalen. Dabei wird das perfekt aufeinan- der ausgerichtete Zusammenspiel von Papier, Farbe und Druckverfahren von Experten als »Magisches Dreieck« bezeichnet. Nur wer alle drei Kom- ponenten beherrscht, könne heute einen hohen Grad an Fälschungssicher- heit erzielen. Aufgrund der gebotenen Geheimhaltung gibt es jedoch nur bedingt Einblick in die modernen Verfahren der Spezialdruckereien. Geld- scheine und andere Sicherheitsdrucksachen werden heute nicht mehr nur in Staatsdruckereien wie der Bundesdruckerei in Berlin produziert, son- dern ebenso in lizenzierten Druckereien wie etwa Giesecke & Devrient

71 Die Geschichte des englischen Zahlungsmittels ist anschaulich und ausführlich darge- legt in: The Governor and Company of the Bank of England (2007).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind108 108 11.11.2009 11:12:16 GmbH mit Druckstandorten in München und Leipzig sowie in Kanada und Malaysia.

Papier Das Papier für Banknoten besteht hauptsächlich aus kurzfaseriger Baum- wolle mit speziellen Anforderungen an Reiß- und Zugfestigkeit. Bereits während der Papierproduktion werden Zusatzstoffe eingebracht. Der Pa- piermasse werden fluoreszierende Partikel beigemengt, dafür wird auf Auf- heller – so genannte Weißmacher – verzichtet. Das hat zur Folge, dass – un- ter UV-Licht betrachtet – kleine Schnipsel auf dem Schein reflektieren. Das Wasserzeichen gehört zu den ältesten Sicherheitsmerkmalen. Es wird un- terschieden in echte und unechte Wasserzeichen. Bei echten Wasserzeichen entsteht durch Erhöhung und Vertiefung im Papiersieb ein entsprechender Hell-Dunkel-Effekt. Das Papier ist an den erhöhten Stellen dünner und an den vertieften Stellen dicker. Wird in die noch feuchte Papiermasse ledig- lich ein Muster geprägt und die Papierfasern so nur gepresst, spricht man von einem künstlichen Wasserzeichen.72 Fälscher imitieren Wasserzeichen in der Regel durch Aufdrucke. Ein Sicherheitsfaden wird ebenfalls bereits bei der Papierherstellung in die Papiermasse eingebracht. Bei der Euro- Währung ist das ein metallbeschichteter Plastikfaden, auf dem der Nenn- wert und die Währungsbezeichnung der Note durch Aussparung der Me- tallbeschichtung dargestellt sind. Fälscher können diesen Faden meist nur drucktechnisch nachbilden.73

Farbe Im Sicherheitsdruck kommen Spezialfarben zum Einsatz, darunter Op- tically Variable Ink (OVI), optisch variable Farbe. Diese hat unter ande- rem die Eigenschaft, dass sie je nach Betrachtungs- und Lichteinfallswin- kel einen unterschiedlichen Farbeffekt hat. Eine andere Technik ist der Siebdruck ebenfalls mit OVI, wobei nach einer Trockenphase mit Heiß- luft und UV-Licht schattierte Farbverläufe entstehen. Da solche Farbe sehr teuer ist, werden OVI etwa in der Euro-Serie nur in den Nennwerten 50 bis 500 Euro gedruckt. Bei den Scheinen von 5 bis 20 Euro ist dafür ein Perl- glanzstreifen aufgebracht, der einem Lackaufdruck ähnelt. Er glänzt beim leichten Kippen der Note von hellgelb bis goldgelb und zeigt das Euro- Symbol und die Wertbezeichnung. Der Einsatz von Spezialfarbe ist für den Sicherheitsdruck von besonderer Bedeutung, da sie von handelsüb- lichen Geräten wie Scannern oder Farbdruckern nicht reproduziert wer-

72 Mehr zu Wasserzeichen im Sicherheitsdruck in Holderbaum 1967: 27-31. 73 Mehr zur Papierherstellung in: Deutsche Bundesbank 1995.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind109 109 11.11.2009 11:12:16 den kann. Die Farbräume der Spezialfarben liegen teilweise außerhalb des Farbraumes RGB (Rot-Grün-Blau), der von Scannern und Digitalkameras bedient wird, und außerhalb der durch die Druckfarben CMYK (Cyan – Magenta – Yellow – Black) darstellbaren Farben, die etwa im Offsetdruck oder von handelsüblichen Tintenstrahldruckern verwendet werden. Kon- kret bedeutet das, dass die Reproduktion mittels Digitalkamera oder RGB- Scanner nicht das gesamte Farbspektrum einer Banknote wiederspiegeln kann. Wird eine solche farbumfangreduzierte Vorlage auf einem Endgerät ausgegeben, wird das Ergebnis wahrscheinlich mit bloßem Auge als Fäl- schung zu erkennen sein.

Druckverfahren Ein besonderes Merkmal moderner Sicherheitsdrucksachen ist der Ver- bund verschiedener Druckverfahren in einem Produkt. So kann es sein, dass beispielsweise Banknoten, Briefmarken oder Wertpapiere zunächst eine einfache Offsetdruckmaschine durchlaufen und anschließend eine Tief- druck-, Letterset oder Spezialanlage. In der Literatur zum Thema Wertpa- pierdruck wird die Technik des Tiefdrucks (englisch Intaglio-Druck) häu- fig als Stahlstichdruck bezeichnet. Die zu druckenden Stellen sind vertieft meist in einem Zylinder eingebracht. Der Farbauftrag findet unter sehr ho- hen Druckkräften und dem Einsatz von viel Farbe statt, sodass eine Art Relief aus erhabenen Farbpartien entsteht. Geübte Fachleute können die- sen mitunter als »Farbgebirge« bezeichneten Aufdruck ertasten und so Fälschungen vom Original unterscheiden. Die Originale für diese Druck- zylinder werden teilweise von Hand gefertigt, was die Sicherheit erhöhen soll.74 Ebenso kommen Simultandruckmaschinen zum Einsatz, die gleich- zeitig Vorder- und Rückseite deckungsgleich bedrucken. Durch die sehr hohe Registergenauigkeit können optische Durchscheineffekte als Kon- trollmerkmal entstehen. Abschließend werden Banknoten und in jüngster Zeit häufig auch Fahr- karten oder Eintrittskarten mit einem Prägefoliendruck bearbeitet. Diese Hologrammstreifen sind meist mit Stahlstichüberdruck zur Erhöhung der Fälschungssicherheit versehen und haben einen dreidimensionalen Effekt bzw. reflektieren einfallendes Licht. Bei Fälschungen werden Hologramme entweder mit Silberfarbe nachgedruckt, oder es werden Hologramme aus verfallenen Eintrittskarten oder Fahrscheinen aufgebracht.75

74 Mehr dazu in: Kipphan 2000: 436-439. 75 Ausführlich mit dem Thema der drucktechnischen Details der Geldscheinproduktion hat sich Willibald Kranister beschäftigt. Er war Mitglied des Direktoriums der Österreichi- schen Nationalbank und Vorsitzender der Direktion der Druckerei für Wertpapiere in Öster- reich (siehe Kranister 1989).

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind110 110 11.11.2009 11:12:16 11. Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die »Operation Bernhard« ein in der Geschichte von Geldfälschungen einzigartiges und herausragendes Unterfangen war. Prägend für die Aktion waren der enorme Umfang an hergestellten Druckerzeugnissen, insbesondere von Pfund-Noten, und der gesellschaftliche Kontext des Nationalsozialismus, in dem kriminelle Or- ganisationen wie die SS mit staatlich-administrativer Unterstützung Fach- kräfte zur Sklavenarbeit zwingen konnten. Die im vorliegenden Buch ana- lysierten Aspekte können wie folgt zusammengefasst werden: ■ Zum einen fiel die Fälschungsaktion in eine technisch-historische Phase, in der manuelle Prozesse immer mehr durch moderne und erstmals auch durch elektronisch gesteuerte Verfahren abgelöst wurden. So auch in der Drucktechnik. An diesem Schwellenpunkt war es mit einem sehr hohen logistischen und technischen Aufwand möglich, mit handwerklichen Maschinen eine so große Zahl Pfund-Noten in bester Qualität zu fäl- schen. ■ Zum anderen sticht der politisch-gesellschaftliche Rahmen hervor: Da die Versuche gescheitert waren, in nazitreuen Facharbeiterkreisen die geeigneten Arbeitskräfte für die »Operation Bernhard« zu gewinnen, ließen die Verantwortlichen aus dem RSHA eine Druckerei in eigenen Räumen schließen. Anschließend griff die SS auf die schier unbegrenzte Auswahl der besonders qualifizierten Häftlinge der deutschen Konzent- rations- und Vernichtungslager zurück und ließ die Fälscherwerkstatt in ein KZ verlegen. Es ist zu vermuten, dass es nur in dieser völligen Aus- nahmesituation mit einem bespiellosen Druck auf die Häftlinge und all- täglicher Todesdrohung gelang, die hohe Qualität der Druckerzeugnisse sicherzustellen und für die nötige Geheimhaltung zu sorgen. ■ Ebenso war der weltweite Vertrieb der gefälschten Banknoten nur durch ein hoch kriminelles System und mit Unterstützung staatlicher Stellen möglich. In der »Operation Bernhard« kooperierten Mitarbeiter von Botschaften mit verbrecherischen Vereinigungen wie der SS und wur- den dabei von geheimdienstlichen halbstaatlichen Behörden wie dem Si- cherheitsdienst (SD) unterstützt und geleitet. ■ Im Umgang mit Banknoten waren einfache und sichere Prüfgeräte noch wenig verbreitet, sodass die nahezu perfekt getätigten Fälschungen nur

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind111 111 11.11.2009 11:12:16 von Experten erkannt werden konnten. Heute ist es auch Laien etwa mit einem UV-Lichtkontrollgerät in wenigen Sekunden möglich, die Echt- heit einer Banknote festzustellen. ■ Zu berücksichtigen ist auch, dass Bargeld in früheren Zeiten im Zah- lungsverkehr eine wesentlich größere Rolle gespielt hat als heute. Es gab zu dieser Zeit zwar bereits Schecks, die allerdings erst kurz zuvor (1933) eingeführt worden waren. Die elektronische Euroscheck-Karte gibt es erst seit 1969. ■ In der Zeit der Fälschungsaktion der Nazis gab es zwar schon eine Ver- netzung von internationalen Verfolgungs- und Sicherheitsbehörden auch im Bezug auf Falschgelderkennung. Diese Behörden arbeiteten jedoch noch ohne computergestützte Warn- und Kommunikationssysteme, so- dass Informationen über das Auftauchen von Fälschungen erst zeitlich verzögert die betreffenden Stellen erreichten. ■ Schließlich war das »Unternehmen Bernhard« auch aus Sicht globaler Finanzpolitik und unter dem Aspekt internationaler Beziehungen zwi- schen Staaten eine herausragende Besonderheit. Vor dem Hintergrund des nationalsozialistischen Vernichtungswahns und der Verbrechen des Zweiten Weltkrieges scheint es jedoch nur folgerichtig, dass sich das NS- Regime auch in diesem Fall in einer äußerst skrupellosen Form sowohl über geltendes Recht des Deutschen Reiches als auch über internatio- nale Abkommen hinwegsetzte. Aus heutiger Sicht scheint eine Wiederholung einer »Operation Bernhard« aus den genannten Gründen daher schwer möglich zu sein. Es fehlt vor allem das Zusammentreffen der verschiedenen Komponenten. In heutigen Geldscheinen werden modernste Techniken und Materialien vereint. We- gen der Spezialverfahren des auf Baumwolle basierenden Papiers und der Sonderfarben wären Fälschungen in höchster Qualität mit einem sehr ho- hen Aufwand verbunden. Ebenso ist der Vertrieb von Falschgeld schwieriger, weil der tägliche Umgang mit echtem Geld dazu führt, dass kleinste Abweichungen etwa beim Papier oder hinsichtlich der Haptik oder fehlende Sicherheitsmerk- male wie das Hologramm selbst Laien auffallen. Prüfgeräte sind preiswert erhältlich und einfach zu bedienen. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gefahren von organisierten Falschgeldaktionen oder politischen Fälschungen keineswegs ausgeräumt sind. Durch technische Entwicklungen und die Verlagerung auf den elektronischen Zahlungsverkehr wie Überweisungen, durch IBAN auch international einfach möglich, EC-Karte, Kredit-Karte, Online-Ban- king oder elektronische Bezahlsysteme hat sich die Gefahr lediglich ver- schoben. In diesen Bereichen ist der Aufwand für Fälscher sogar geringer

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind112 112 11.11.2009 11:12:16 geworden. Das Ausspähen (»Phishing«) von Passwörtern, PIN- und TAN- Nummern und das Plündern fremder Bankkonten sind ohne großen Ma- terial- und Logistikaufwand sowie Maschinen- und Personaleinsatz vom Personalcomputer aus möglich. Der Aspekt, durch Geldfälschung einen anderen Staat und dessen Volks- wirtschaft durch eine von außen hineingetragene Inflation zu schädigen, scheint durch andere Verfahren und Möglichkeiten ersetzbar geworden zu sein. Durch die wirtschaftliche Globalisierung und die zentrale Rolle von internationalen Rohstoff- und Finanzmärkten sind nationale Ökonomien auf anderen Gebieten viel eher angreifbar als durch das Fälschen von Bar- geld. So kann zum Beispiel der Stopp von Öl- oder Gaslieferungen eine Volkswirtschaft schnell an den Rand eines Ruins treiben. Im Bereich der Verletzung internationaler Marken- und Patentrechte durch organisierte In- dustriespionage bleibt zu klären, ob diese Fälle – falls sie staatlich geduldet und/oder gefördert werden – als politische Fälschung zu behandeln sind. Neben diesen Aspekten ist schließlich hervorzuheben, dass internatio nale Kontrollorganisationen und -mechanismen wie in der UNO und ihren Un- terorganisationen erst infolge des Holocaust bzw. des Zweiten Weltkrieges entstanden sind. Es bleibt zu hoffen, dass nicht zuletzt diese internationa- len Strukturen dafür sorgen, in Zukunft menschenverachtende Umstände, unter denen die »Operation Bernhard« politisch und organisatorisch erst möglich war, zu verhindern.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind113 113 11.11.2009 11:12:16 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind114 114 11.11.2009 11:12:16 Literaturverzeichnis

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind120 120 11.11.2009 11:12:17 Das Blütenkommando, Elisalex Clary, DIE WELT, Axel Springer AG, Hamburg, 3. Mai 2006. Es gibt kein richtiges Leben im Falschen, Holger Kreitling, DIE WELT, Axel Sprin- ger AG, Hamburg, 22. März 2007. DIE ZEIT – Wochenzeitung Löhde, Wolfgang (1959): Der letzte Fund im Toplitz-See, DIE ZEIT, Zeitverlag Gerd Bucerius, Hamburg, 38/1959. Gresmann, Hans (1959): Der Schatz im Toplitiz-See, DIE ZEIT, Zeitverlag Gerd Bucerius, Hamburg, 33/1959. Finger, Evelyn (2007): Geld oder Leben, DIE ZEIT, Zeitverlag Gerd Bucerius, Hamburg, 07/2007. Schmetkamp, Susanne (2007): Relativer Luxus, DIE ZEIT, Zeitverlag Gerd Buce- rius, Hamburg, 12/2007. Schmetkamp, Susanne (2007): Überlebende im goldenen KZ-Käfig, DIE ZEIT, Zeit- verlag Gerd Bucerius, Hamburg, 13/2007. Frankfurter Rundschau – Tageszeitung DDR will von Falschgeldkrieg gegen Chile wissen, ohne Autor, Frankfurter Rund- schau, Druck- und Verlagshaus Frankfurt, Frankfurt am Main, 28.1.1974. junge Welt – Tageszeitung Die Oscars sind verteilt, ohne Autor, junge Welt, Verlag 8. Mai, Berlin, 26.2.2008. Münzen & Sammeln Geld oder Leben – Fälscherdrama aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen mit dem »Oscar« ausgezeichnet, Helmut Caspar. Mit einer Anmerkung der Redak- tion von Hans L. Grabowski, Münzen & Sammeln, 4/2008, Zeitschrift für Mün- zen, Papiergeld, Orden & Medaillen, Gietl-Verlag, Regenstauf 2008. Britische Fälschungen von Kaiserreich-Banknoten, Michael H. Schöne, Münzen & Sammeln, 9/2008, Zeitschrift für Münzen, Papiergeld, Orden & Medaillen, Gietl-Verlag, Regenstauf 2008. Münzen & Papiergeld Blüten für Hitlers Krieg, Helmut Caspar, Münzen und Papiergeld, 7+8/2006, Gietl- Verlag, Regenstauf 2006. NZZ Häftling Nr. 138409. Adolf Burger – zum Fälschen begnadigt, Gerald Sammet, NZZ Folio 10/93. Stern – Magazin Geld wie Heu, 15teilige Serie, Michael Horbach, Magazin Stern, Ausgaben 30-44 (Jahrgang 1959), Verlag Henri Nannen, Hamburg 1959. Süddeutsche Zeitung – Tageszeitung Die Leere der Geschichte, Wolfgang Luef, Süddeutsche Zeitung-Verlag, 13.5.2009. Der Tagesspiegel Krieg der Scheine, Andreas Austilat, Der Tagesspiegel, 5.2.2007.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind121 121 11.11.2009 11:12:17 Aus dem Internet

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Film und Filmmaterial

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind122 122 11.11.2009 11:12:17 Anhang

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind123 123 11.11.2009 11:12:17 Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind124 124 11.11.2009 11:12:17 »Wer zu den Neonazis geht, endet als Mörder« Interview mit dem ehemaligen KZ-Häftling Adolf Burger (erstmalig veröffentlicht in junge Welt vom 27.12.2007)

Adolf Burger mit tätowierter Häftlingsnummer (im Dezember 2007 während eines Vortrages am Siemens-Gymnasium in Berlin-Marzahn).

Sie halten als Zeitzeuge und Überlebender des Faschismus viele Vorträge vor Schulklassen. Zuletzt vergangene Woche in Berlin. Dabei waren er- neut auch Schüler, die mit der rechten Szene sympathisieren. Wie verhal- ten Sie sich? Meistens merke ich schnell, wenn unter den Zuhörern Schüler mit einer rechten Gesinnung sitzen. Das stört mich wenig, weil sie meistens schnell ruhig sind und bleich im Gesicht werden. Für diese Jugendlichen (…) ist es oft das erste Mal, dass sie einen Überlebenden von Auschwitz und Sach- senhausen vor sich haben. Ich (…) zeige ihnen meine tätowierte Häftlings- nummer, sodass niemand sagen kann, die KZ habe es nicht gegeben.

Gibt es etwas, was Sie den Jugendlichen mit einer rechten Gesinnung be- sonders ans Herz legen? Nein. Ich möchte alle Schüler gleich behandeln und erzähle jedem, wie meine gesamte Familie – darunter auch meine damals 22-jährige Frau Gi- sela – vergast wurde. Es gibt ja nicht mehr viele Überlebende, die zu den Vorträgen fähig sind. Eine Sache sage ich jedoch mit Hinblick auf die Rech-

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind125 125 11.11.2009 11:12:17 ten – das sage ich jedoch auch zu allen: Wer zu den Neonazis geht, endet als Mörder und Verbrecher wie einst die SS.

Sie begannen erst in den 1970er Jahren mit der Aufarbeitung der Geschichte der Fälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen. Nach der Befreiung aus dem KZ Ebensee lebte ich in Prag und hatte bereits im Herbst 1945 ein Buch veröffentlicht. Das Werk trug den Titel »Häftling 64401 spricht« und enthielt auch zahlreiche Fotos, die ich mit einer Kamera im KZ Ebensee aufgenommen hatte. Damit schien für mich das Thema beendet, da ich erneut als Buchdrucker arbeitete und ich nicht von Alpträumen gequält wurde. Erst als mir ein Freund 1973 eine neona- zistische Flugschrift zukommen ließ, wurde ich erneut aktiv. (…) Ich war fassungslos, begann zu recherchieren und mit dem Zusammentragen von Dokumenten. Daraus entstanden eine Ausstellung, mein Buch »Des Teu- fels Werkstatt« sowie ein Dokumentarfilm in Dresden.

Ihre Geschichte wurde 2006 unter dem Titel »Die Fälscher« verfilmt und bei der Berlinale gezeigt. Zeigt der Film, wie es wirklich war? Grundlage für den Film ist mein Buch, aber es ist alles anders. Man darf nicht vergessen, dass es ein Spielfilm ist. Ich hielt vor vier Jahren ei- nen Vortrag vor Unteroffizieren der Bundeswehr in Hamburg, als ich von einem kleinen Filmteam angesprochen wurde. Ohne Vertrag und Honorar stimmte ich zu. Meine einzige Bedingung war, dass ich das Drehbuch ab- zeichnen wollte. Es kam aber nur zu kleinen Änderungen, trotzdem sind viele Szenen anders. Kürzlich habe ich übrigens erfahren, dass der Film für einen Oscar nominiert wurde.

Sie kommen ursprünglich aus der Slowakei, wo Sie 1942 als politischer Ak- tivist festgenommen und nach Auschwitz verschleppt wurden. 1938 bildete Josef Tiso eine autonome slowakische Regierung und gründete wenig spä- ter die Slowakei als faschistischen Marionettenstaat. Die Kommunistische Partei wurde aufgelöst und in die Illegalität gedrängt. Ich war seit 1939 Angehöriger einer fünfköpfigen kommunistischen Zelle und arbeitete als Drucker in . Dort fälschte ich Taufscheine und andere Dokumente, die vielen Juden das Leben retten konnten. Nach Ende des Faschismus lebte ich zunächst in Prag und fuhr auch in meine Heimat zurück. Doch ich blieb nicht lange, als ich erfuhr, dass meine ge- samte Familie von den Nazis vernichtet wurde. (…) In Prag traf ich mich einmal im Jahr mit den anderen tschechischen Mithäftlingen, bis alle nach- einander gestorben sind. Auch von meinen österreichischen Kameraden lebt heute keiner mehr.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind126 126 11.11.2009 11:12:17 Meldung aus dem KZ Buchenwald von selektierten Häftlingen

Mit Schreiben vom 3.8.1942 wurden dem SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (WVHA) – Amtsgruppe D – Amt II in Oranienburg 27 Häftlinge, darunter elf Friseure, 13 Grafiker sowie drei Papierfachkräfte gemeldet. Unterzeichnet von einem SS-Obersturmbannfüh- rer und Arbeitseinsatzführer im Auftrag des Lagerkommandanten des KZ Buchenwald SS- Obersturmführer Hermann Pister.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind127 127 11.11.2009 11:12:18 Organigramm der »Operation Bernhard«

Reichskanzler, Reichsführer SS Regierungschef, Heinrich Himmler Staatsoberheupt Adolf Hitler

12 SS-Hauptämter

… … WVHA … … … RSHA Wirtschafts- u. Verw.hauptamt … … Reichssicherheitshauptamt SS-Obergruppenführer … … … SS-Obergruppenführer Oswald Pohl Ernst Kaltenbrunner

7 Abteilungen 5 Amtsgruppen

I III V Abteilung VI – SD VII A C W Sicherheitsdienst Ausland Abt. II Abt. IV B Amtsgruppe D SS-Gruppenführer Inspektion der Verwaltung Gestapo Walter Schellenberg Konzentrationslager SS-Obergruppenführer Richard Glücks

Gruppen / Referate Dienststellen für den Falschgeld- SS-Standar- Amt D II tenführer vertrieb vor Ort SS-Standartenführer Gruppe F Gruppe S Referat WI Emil Meyer Gerhard Maurer Technische Sabotage Wirtschaft Hilfsmittel SS-Oberst.- SS-Standar- SS-Sturmb.f. bannführer tenführer Herrmann Otto Robert Dörner Skorzeny Schmied VI A - Dechiffrierung Arbeitseinsatz VI B Frankreich Sicherheitscode der Häftlinge Vertrieb VI C UdSSR Referat F 4 Chemiegraphische VI D GB, USA »Operation Bernhard« Anstalt des SD VI E Süd/Südost SS-Sturmbannf. Bernhard Krüger

Reichsbankpräsident Papier Druckstöcke Druckfarben u. Wirtschaftsminister Walther Funk

Externe Zulieferer

Papier Druckma- Farbe schinen Papierfabrik Kast-Ehninger Hahnemühle enteigneter Berlin Ullstein-Verlag Papiermühle Berlin Geb. Schmidt Spechthausen Frankfrut/Main Bewachungs- kommando des SD im KZ Legende Fälscherwerkstatt im Leitung / Betreuung KZ Sachsenhausen Bereitstellung mit 142 Häftlingen Bestellung / Lieferung

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind128 128 11.11.2009 11:12:18 Berufe und Staatsangehörigkeit der Häftlinge des Fälscherkommandos

Beruf Anzahl Beruf Anzahl Arbeiter 3 Ohne Beruf 22 Bankbeamte 2 Dekorateur, Elektromechaniker, Je 1 Beamte/Angestellte 4 Fabrikant, Filmvorführer, Fotograf, Frisör, Kaufmann, Holzfachmann, Kraft- Buchbinder 8 fahrer, Lehrer, Lichtdrucker, Lithograph, Buchdrucker 28 Maschinensetzer, Maschinenmeister, Buchhalter 4 Maschineningenieur, Maschinenbau- techniker, Modellzeichner, Ofensetzer, Chemie-Ingenieure 2 Optiker, Reproduktionsfotograf, Schlos- Graveure 5 ser, Schreiner, Schriftsteller, Stereoty- Maler 9 pist, Stoffdrucker, Tapezierer, Techniker, Schneider 2 Tiefbauingenieur, Uhrmacher, Verkäufer, Weber, Werkarbeiter, Werkzeugmacher, Schriftsetzer 6 Zeichner, Zahnarzt, Zahntechniker Steindrucker 4 Tischler 5 Gesamt 142

Quelle: Burger 2007: 274

Staatsangehörigkeit der Angehörigen des Fälscherkommandos Anzahl Deutsches Reich 20 Frankreich 4 Niederlande 5 Österreich 7 Polen 55 Tschechoslowakei 13 Sowjetunion 9 Ungarn 15 Staatenlos 10 Belgien, Dänemark, Jugoslawien, Norwegen (je 1) 4 Gesamt 142

Quelle: Burger 2007: 275

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind129 129 11.11.2009 11:12:19 Erklärung von Peter Edel während der Nürnberger Prozesse 1948

»DOCUMENT No. NG-5508 OFFICE OF CHIEF OF COUNSIL FOR WAR CRIMES ERKLAERUNG Ich, Peter Edel-Hirschweh, Berlin W 35, Kurfuerstenstrasse 50, schwoere, sage aus und erklaere: »Am 27. 1. 1944 wurde ich in dem Konzentrationslager Auschwitz von dem SS-Sturmbannführer Krüger für eine Arbeit verpflichtet, von deren Charakter ich damals keine Ahnung hatte. Anfang Februar 1944 wurde ich mit mehreren anderen Lagerinsassen nach dem Konzentrationslager Sach- senhausen abtransportiert. Nach vierwöchiger Quarantäne wurden wir in den Block 19 überstellt, wo Sturmbannführer Krüger uns eröffnete, daß in diesem Block Falschgeld hergestellt würde. Er teilte uns mit, daß es bei Todesstrafe verboten sei, etwas über die Tätigkeit im Block 19 zu verraten, worunter auch Mitteilungen an Konzentrationslagerinsassen außerhalb des Blocks 19 zu verstehen waren. Der Block 19 diente, wie ich nach meiner Ankunft erfuhr, nicht nur der Herstellung von Falschgeld, sondern auch der Herstellung von Dokumen- ten, Pässen und Ausweiskarten vieler Nationen. Das ganze Unternehmen in Block 19 war ein Unternehmen des Reichssicherheitshauptamts. Dies war für alle Insassen des Blocks klar ersichtlich, weil der Blockälteste Ar- thur Lewin eine Armbinde trug mit dem Aufdruck ›Sonderkommando RSHA‹. Der Blockälteste Lewin sagte mir, daß das Unternehmen zu Amt VI, Abteilung F 4, gehöre. Er wußte das, weil er die Kontrollbücher über die Nummern der falschen Scheine in Empfang nahm, die zu diesem Amt gehörten und von ihm geliefert worden waren. Daß dieses Sonderkommando ein Todeskommando war, in der KZ-Spra- che ›Himmelskommando‹ genannt, war allen Insassen des Block 19 von An- fang an aus Folgendem klar: Die Insassen waren ausnahmslos Juden oder Mischlinge. Wir waren ›Geheimnisträger‹. Wenn diese beiden Qualifikati- onen an sich nicht schon ausreichend gewesen wären, uns zum Todeskom- mando zu stempeln, so erhielten wir die zusätzliche Bestätigung und Be- weis durch folgende Vorfälle: Bei leichter Erkrankung, wie Fingerverletzungen usw., wurden die Häft- linge unter strenger Bewachung zur ambulanten Behandlung zum Arzt geführt, der kein Wort mit ihnen sprechen durfte. Schwerkranke durften, selbst wenn Heilungsmöglichkeit bestand, nicht in den Krankenbau ge- bracht werden. Sie wurden im Waschraum isoliert gehalten und, wenn das nicht half, liquidiert, das heißt umgebracht.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind130 130 11.11.2009 11:12:19 Nur dem unerwartet schnellen Eingreifen der amerikanischen Truppe am 5. Mai 1945 haben es die Angehörigen des Sonderkommandos, die zu dieser Zeit nach dem Lager Ebensee – Stammlager Mauthausen – in Ös- terreich verlegt worden waren, zu verdanken, daß der SD seine Absicht nicht ausführen konnte. Diese Aussage habe ich freiwillig gemacht, ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung, und ich war keinerlei Zwang oder Drohung ausgesetzt. Ich habe die zwei Seiten dieser Erklärung sorgfältig durchgelesen und ei- genhändig gegengezeichnet und erkläre hiermit unter Eid, daß alle die von mir in dieser Erklärung angegebenen Tatsachen nach meinem besten Wis- sen und Gewissen der reinen Wahrheit entsprechen.« Nuernberg, den 24. Januar 1948. (Unterschrift:) Peter Edel-Hirschweh« (nach Mader 1973a: 167)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind131 131 11.11.2009 11:12:20 Eidesstattliche Erklärung von Bernhard Krüger von 1956

»Bernhard Krüger, Dassel Kr. Einbeck, Haschweg 369, den 23. August 1956 Ich, Bernhard Krüger, wohnhaft in Dassel Krs. Einbeck, Bundesrepub- lik Deutschland, erkläre mich bereit, nachstehende eidesstattliche Erklä- rung für Herrn Hans Kurzweil, wohnhaft in Wien, Burggasse 60, hinsicht- lich seiner Beleidigungsklage gegen Hagen, abzugeben. Ich erkläre außerdem, dass ich mir der Bedeutung der Abgabe einer der- artigen Erklärung vollkommen bewusst bin. Eidesstattliche Erklärung In der Eigenschaft als techn. Referent und Leiter eines technischen Re- ferates innerhalb des Amtes VI, Auslandsnachrichtendienst, führte ich auf Befehl des Reichsführers SS, H. Himmler, die Falschgeldproduktion mit der Decknamenbezeichnung ›Unternehmen Bernhard‹, die sich als wirt- schaftsstrategische Maßnahme gegen England richtete, durch. Entsprechend dem Befehl hatte ich die Aufgabe, mit Häftlingen jüdischer Abstammung die Geldfälscheraktion durchzuführen. Aus diesem Grunde suchte ich zunächst 39 Häftlinge aus, die dem KL Sachsenhausen zugehö- rig. Weitere, über 100 Häftlinge, übernahm ich vom KL Auschwitz. Ich betone ausdrücklich, dass es sich bei diesen Häftlingen, von einer Ausnahme abgesehen, um keine kriminellen Elemente, bzw. berufsmäßige Fälscher oder Zuchthäusler, gehandelt hat. Zutreffend ist, dass sämtliche Häftlinge wegen ihrer rassemäßigen Zu- gehörigkeit in das Konzentrationslager verbracht worden waren und als politische Gefangene klassifiziert worden sind. Diese Tatsache wird da- durch noch bekräftigt, weil alle diese Häftlinge das rote Stoffkennzeichen an ihrer Gefangenenkleidung trugen, welches nach außen hin den Haft- grund anzeigte. Mit der Herstellung der Druckstöcke hatten die Häftlinge nichts zu tun. Die Druckstöcke wurden in Friedenthal, ca. 2 bis 3 km von Sachsenhausen gelegen, durch SS-Leute bzw. Vertragsangestellte hergestellt. Bernhard Krüger« (nach Burger 2007: 241)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind132 132 11.11.2009 11:12:20 Angehörige aus Reihen des NS-Staates an der »Operation Bernhard«

Diese Übersicht ist eine Zusammenstellung derjenigen Personen, die wis- sentlich an der Falschgeldproduktion bzw. dem Vertrieb der Pfund-No- ten oder anderer Druckerzeugnisse beteiligt waren.76 Die Personen lassen sich in vier Gruppen klassifizieren: ■ höhere SS-Funktionäre aus Dienststellen des RSHA bzw. des SD, ■ Angehörige der SS-Wachmannschaften aus unteren Diensträngen, ■ im Ausland tätige Agenten und Falschgeldverteiler aus Reihen des SD, ■ sonstige Fachleute und Helfer sowie zivile Angestellte der SS.

Name Vorname SS/Polizei-Rang Funktion/Bemerkung Apfelbaum SS-Oberscharführer Falschgeldkurier aus dem KZ (Malkin 2006: 125) Beckmann Helmut SS-Hauptscharführer Bewachungskommando im KZ (Köberl 1993: 139) Bernhard Polizei: Oberstleutnant Fachmann für Fälschungen (Burger 2007: 276) Blaschke Oskar Falschgeldverkäufer für den SD (Köberl 1993: 139) und »Chefeinkäufer« Schwends (Elam 2000: 21) Blaschke Rudolf SD-Falschgeldverkäufer (Köberl 1993: 139) und »Chefeinkäufer« Schwends (Elam 2000: 21) Bobeth Heinz SS-Hauptscharführer Mitarbeiter Stab von Heydrich (BArch, R58/927) Bohle Ernst SS-Obergruppenführer Falschgeldverteiler an Botschaften; Staatsse- kretär; Gauleiter aller NSDAP-Auslandsgrup- pen (Pomorin 1980: 45) Buckelmann Heinz SS-Oberscharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: (Burger 2007: 276) 122) Dammeier Hans Berater des WVHA; Aufsichtsrat der Papier- fabrik Spechthausen (Koch 2000: 175) Dörner Hermann SS-Sturmbannführer Chef der Gruppe F im SD; Leiter Produktion »Serie A«, Pers. Stab Reichsführer SS (Burger 2007: 142; Köberl 1993: 139; BArch R58/927) Fuhrmann SS-Obersturmbann- Vertreter von Rauff in der Leitung der Gruppe F führer (Abt. VI des SD) (Rürup 1993: 80) Funk Walther Wirtschaftsminister und Präsident der Reichs- bank; über ihn wurden die Druckfarben bestellt (Malkin 2008: 12f., 89, 121)

76 Die Zusammenstellung basiert auf zahlreichen Primärquellen und Dokumenten sowie auf Zeitzeugenberichten. Es ist davon auszugehen, dass sie nicht vollständig ist, da SD-Agen- ten meist verdeckt mit dem Falschgeldvertrieb betraut waren und Verwaltungsangehörige der SS im Hintergrund tätig waren.

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind133 133 11.11.2009 11:12:20 Name Vorname SS/Polizei-Rang Funktion/Bemerkung Gebhard Heinz SS-Scharführer Beteiligt »Serie A« (Burger 2007: 276); tä- tig in der SS-Werkstatt in Friedenthal (Burger 2007: 146) Groebel Dr. Arno SS-Untersturmführer Amt VI des RSHA und SD-Falschgeldchefver- käufer (Köberl 1993: 139) Gröbl Willy SD-Agent, Kontaktmann zwischen Höttl und Schwend für den Falschgeldvertrieb (Elam 2000: 17) Haas SS-Standartenführer Amt VI des RSHA (Köberl 1993: 276) Hansch SS-Sturmbannführer Stellvertreter von Krüger (Köberl 1993: 122) Heider Fritz SS-Unterscharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: 276) Heizmann Edwin SS-Hauptscharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: 276); tötete kranke »Fälscher« (ebd.: 275) Heydrich Reinhard SS-Obergruppenführer Leiter des RSHA bis 1942 (Burger 2007: 128) (abgelöst durch Kaltenbrunner) Hoffmann Robert SS-Oberscharführer Abt. VI »Gruppe F« des RSHA (BArch R58/927) Hohberg Hans Wirtschaftsprüfer von Pohl; Nummerierungssystem (Koch: 2000: 177) Hoffmann SS-Hauptscharführer Mitarbeiter im Stab von Reinhard Heydrich (Chef des RSHA) (Burger 2007: 276) Höttl Dr. Wilhelm SS-Sturmbannführer Amt VI des SD; bereits beteiligt am »Unterneh- alias Walter men Andreas« (Köberl 1993: 139) Hagen Hübbe Hermann Falschgeld-Verteiler (Hübbe war Bankier [u.a. Victor Dresdner-Bank-Tochter], saß im Aufsichtsrat bei Albingia und war Mitglied der Handels- kammer [Koch 2000: 181-182]); Verbindungs- agent der SS, Referat VI-Wirtschaft des SD; nach 1945 Vorstandsmitglied einer Bank (Ma- der 1965: 19) Huber SS-Oberscharführer Magazinverwalter im KZ Sachsenhausen (Kö- berl 1993: 144) Jagwitz Eberhard von Falschgeldverteiler: Stellv. Bohles; Unter- staatssekretär Außenministerium; Gauamtslei- ter NSDAP-AO (Auslandsorganisation; Pomo- rin 1980: 45) Jansen SS-Oberscharführer (Burger 2007: 276) Jost Heinz SS-Brigadeführer Leiter des SD (Abteilung VI) bis 1942; Vorgän- ger von Schellenberg (Koch 2000: 173) Kaltenbrunner Dr. jur. Ernst SS-Obergruppenführer Chef des RSHA ab 1943, Chef der Sicherheits- SS-Nummer: 13 039 polizei und des SD (Burger 2007: 128 und Klee 2003: 297)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind134 134 11.11.2009 11:12:20 Name Vorname SS/Polizei-Rang Funktion/Bemerkung Karnatz Friedrich SS-Hauptsturmführer Falschgeldverteiler; Abt. VI des SD (Referat (Frederico Wirtschaft). Fälschte später Geld in Chile H.C.) (Pomorin 1980: 48 und Frankfurter Rundschau 1974). Kramer Alfred SS-Unterscharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: 122) Krüger Bernhard SS-Sturmbannführer Leiter der »Operation Bernhard«, Referat F 4 SS-Nummer: 15 249 der Abt. VI (SD) (Burger 2007: 276) Landau Dr. Alfred Dechiffrierfachmann; technischer Berater Abt. VI (SD) »Serie A« (Mader 1973a: 57) Lassing SS-Standartenführer Beamter im RSHA (Burger 2007: 276) Lovioz Arthur Agent von Schwend (Elam 2000: 21) Lovioz Carlo Agent von Schwend (Elam 2000: 21) Manser Franz »Ferry« SS-Agent für Falschgeldvertrieb in der Schweiz (Köberl 1993: 139) Manser Alfred »Chefeinkäufer« von Schwend (Elam 2000: 21) Marock Herbert SS-Scharführer Bewachungskommando im KZ (Köberl 1993: 139) Maurer Gerhard SS-Standartenführer Chef der Amtsgruppe D II (WVHA); verantwort- lich für den Arbeitseinsatz von Häftlingen (Bur- ger 2007: 276 und Klee 2003: 396) Meyer Prof. Dr. SS-Standartenführer Beteiligt an der Entschlüsselung des Numme- Emil Heinrich (Koch 1997: 198) rierungssystems des Pfunds; Vorstandsmitglied Dresdner Bank (Koch 2000: 176) Naujocks Alfred SS-Sturmbannführer Leiter des Referat F 4 der Abt. VI (SD) (Walz 1999: 89); Chef »Unternehmen Andreas«; Abgelöst durch Krüger (Burger 2007: 130) Neuhold Dr. Gianni SS-Falschgeldvertriebsagent (Köberl 1993: 139) Paul Herbert Angestellter des SD (Abt. VI, Gruppe F) (BArch R58/927); Zeichner und Typograf in Friedenthal (Burger 2007: 276) Petrick August Technischer Berater des SD; Inhaber der Druckerei August Petrick (Burger 2007: 276 und Walz 1999: 94) Piester Hermann SS-Obersturmführer Kommandant des KZ Buchenwald. Er ließ 27 Häftlinge in die Fälscherwerkstatt überstellen (siehe Meldung an das WVHA im Anhang) Pohl Oswald SS-Obergruppenführer Leiter des WVHA. Er organisierte die Ent- u. Waffen-SS-General schlüsselung des Pfund-Nummerierungssys- tems (Koch 2000: 177) Psoch Bruno SS-Unterscharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: 122) Rau Artur Abt. VI; Zeichner in Friedenthal (Barch, R58/927)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind135 135 11.11.2009 11:12:20 Name Vorname SS/Polizei-Rang Funktion/Bemerkung Rauff SS-Obersturmbann- Leiter der Gruppe F der Abt. VI (Rürup 1993: 80) führer Scheidler Arthur SS-Obersturmführer Adjutant von Kaltenbrunner (Koch 1997: 189) Schellenberg Walter SS-Gruppenführer Ab 1942 Leiter des SD (Abt. VI) (Klee 2003: 529) Schmied Professor Dr. SS-Standartenführer Chef des Referats Wirtschaft der Abt. VI des rer. pol. Ro- SD (Koch 2000: 195); verantwortlich für Pfund- bert Vertrieb (Mader 1973a: 113) Schmitt Willi SS-Oberscharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: 276) Schwend Ingenieur SS-Sturmbannführer, Leiter des Falschgeldvertriebs der Abt. VI im Friedrich Gestapo-Kriminalrat RSHA (Wermusch 1988: 195); setzte sich spä- (auch Fritz (Pomorin 1980: 50) ter nach Peru ab (Köberl 1993: 138 und BArch, und Frederico) OPG I96 [2457]) alias Dr. Wen- ding Schwend Hedda geb. Sekretärin des SD für den SS-Sturmbannführer Neuhold Schwend (Köberl 1993: 139) Skorzeny Diplom-Inge- SS-Obersturmbann- Chef der Chemiegrafischen Anstalt des SD in nieur Otto führer Friedenthal (Burger 2007: 142) SS-Nummer: 29 579 Spencer Spitz Georg SS-Falschgeldchefverkäufer Köberl 1993: 139) für Holland, Belgien, Frankreich (Pomo- rin 1980: 44) Thiele SS-Untersturmführer Beamter im RSHA (Burger 2007: 276) Träger SS-Scharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: 276) Weber Heinz M.E. SS-Oberscharführer Bewachungskommando im KZ (Köberl 1993: 140) Werner Günther Fritz SS-Hauptscharführer Bewachungskommando im KZ (Köberl 1993: 140) Werner Kurt SS-Hauptscharführer Leiter der Fälscherwerkstatt (Burger 2007: 122) Wildfang Willi SS-Oberscharführer Bewachungskommando im KZ (Burger 2007: 122) Zeitek Sekretärin von Krüger (Burger 2007: 276)

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Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind140 140 11.11.2009 11:12:20 Notizen

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind141 141 11.11.2009 11:12:20 Karl-Richter-Verein e.V.

Die Zielsetzung des Vereins wird bereits mit seinem vollständigen Namen umschrieben: »Karl-Richter-Verein zur Förderung der Erfor- schung der Geschichte und Traditionen der Buchdrucker e.V.« Wenige Berufe, wenige Branchen haben eine so lange und immer sorgsam ge- wahrte Tradition vorzuweisen wie die »Schwarze Kunst«, wie alle die- jenigen, die klassischerweise unter dem Namen ›Drucker‹ zusammen- gefasst werden. Die Erfindung der beweglichen Lettern und damit des Buchdrucks standen am Beginn der Neuzeit. Der Begründer unseres Gewerbes, Johannes Gutenberg, wurde nicht umsonst von seinen Jün- gern Jahrhunderte als ›Urvater‹ verehrt und ist mit dem Beginn des Jah- res 2000 zum Mann des Jahrtausends ernannt worden. Die digitale Revolution bringt einschneidende technische, und daraus folgend soziale und gesellschafts-politische Umbrüche mit sich. Auch angesichts dieser Entwicklung setzt sich der Verein die Aufgabe, durch die Erforschung der Geschichte des eigenen Gewerbes Verbindungsli- nien vom Vergangenen in die heutige Zeit und in die Zukunft zu zeigen. Damit soll insbesondere einer neuen Generation der Schwarzen Kunst der Zugang zum Wissen um die eigene Geschichte erleichtert werden. Nach wie vor schafft Wissen Macht und gibt Bewusstsein Kraft, die al- ten und neuen Herausforderungen zu bestehen.

Die Bibliothek Eine wesentliche Aufgabe des Vereins und seiner Mitglieder besteht in der Zusammenstellung, Erfassung, Ergänzung und dem Erhalt der im Haus der Buchdrucker bereits bestehenden historischen Bibliothek, an- gefangen vom Verband der Buchdrucker und weitergeführt von allen Nachfolge-Gewerkschaften. Sie soll als Präsenzbibliothek einer inter- essierten Öffentlichkeit und damit auch für mögliche Forschungsvor- haben zugänglich gemacht werden. Mit der Eröffnung der Bibliothek trägt der Karl-Richter-Verein e.V. neben den gewerkschaftlichen Gliederungen von ver.di mit dazu bei, das Haus der Buchdrucker offen und lebendig zu halten. Ein Beitrag, der Karl Richters Wirken auch in dieser Hinsicht fortsetzt. Denn nicht zuletzt seinem Einsatz nach 1945 ist es zu danken, dass das Gebäude, das die Nazis wie die anderen Gewerkschaftshäuser ab 1933 besetzt und enteignet hatten, wieder zurück in den Besitz der Druckergewerk- schaft kam.

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind142 142 11.11.2009 11:12:20 VSA: Karl-Richter-Edition

GERTA STECHER Susanne Stracke-Neumann Karl Richter Kurt Müller

Ein langes Leben für die »Schwarze Kunst« und ihre Gewerkschaften Ein kritischer Kämpfer für eine gerechtere Welt V V VS Karl-Richter-Edition . Band 1 VS Karl-Richter-Edition . Band 2

GERTA STECHER Susanne Stracke-Neumann Karl Richter Kurt Müller Ein Leben für die »Schwarze Kunst« und Ein kritischer Kämpfer für eine gerechte ihre Gewerkschaften Welt Karl-Richter-Edition Band 1 Karl-Richter-Edition Band 2 112 Seiten; € 12.00 48 Seiten; € 5.00 ISBN 978-3-89965-303-8 ISBN 978-3-89965-302-1 Gerta Stecher zeichnet Leben und Wir- Susanne Stracke-Neumann würdigt an- ken des Namensgebers der Edition, des lässlich seines zehnten Todestages den langjährigen Vorsitzenden der IG Druck ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden der und Papier in Berlin Karl Richter, nach. Bremer Tageszeitungen AG, Kurt Müller (1948–1998), der für eine gerechtere Welt, für mehr Mitbestimmung in den Prospekte anfordern! Betrieben, für eine soziale Republik und für die Ziele der deutschen und interna- VSA-Verlag tionalen Arbeiterbewegung kämpfte. St. Georgs Kirchhof 6 V 20099 Hamburg Tel. 040/28 09 52 77-10 Fax 040/28 09 52 77-50

VS mail: [email protected] www.vsa-verlag.de

Osuch_Blueten_aus_dem_KZ_Neu.ind143 143 11.11.2009 11:12:20 VSA: Aus der Geschichte lernen

Karin Guth Bernd Steger/Peter Wald Hinter der grünen Pappe Der Sinto Walter Winter Orli Wald im Schatten von Auschwitz – überlebt den Holocaust Leben und Erinnerungen V V VS VS

228 Seiten; Fotos und Karten; € 18.80 256 Seiten; Fotos; € 16.80 ISBN 978-3-89965-337-3 ISBN 978-3-89965-322-9 Fanny Englard Gerhard Stuby Vom Waisenhaus zum Jungfernhof Vom »Kronjuristen« Deportiert von Hamburg nach Riga: zum »Kronzeugen« Bericht einer Überlebenden Friedrich Wilhelm Gaus: Herausgegeben von Gine Elsner ein Leben im Auswärtigen Amt der 96 Seiten; Hardcover Halbleinen; Wilhelmstraße Fotos; € 9.80 538 Seiten; Hardcover; mit einem ISBN 978-3-89965-388-5 Bildteil; € 39.80 ISBN 978-3-89965-284-0 Im Wirken des langjährigen Leiters der Prospekte anfordern! Rechtsabteilung des Auswärtigen Amtes, Friedrich Wilhelm Gaus, wird die Konti- VSA-Verlag nuität deutscher Diplomatiegeschichte St. Georgs Kirchhof 6 unter Rathenau, Stresemann und Hitler V 20099 Hamburg nachgezeichnet. Tel. 040/28 09 52 77-10 Fax 040/28 09 52 77-50

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