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MITTWOCH, 17. APRIL 2013 50 JAHRE 13

1978/1979 GROSSE SPIELE

1. Bor. Dortmund 1 Zaubermaus und Horrorparty Bay. München 0 Serie (16) – 1978/79: Beim HSV wird gejubelt, beim FC Bayern geputscht 12. August 1978: Der 17-jähri- ge Debütant , als 2. Vertreter des verletzten Bert- ram überraschend im BVB- Tor, rettet nach dem Tor von Manfred Burgsmüller den Sieg – „Immel für Maier!“, singen die Fans. 3. Arm. Bielefeld 3 FC Schalke 04 2

20. August 1978: Auf der Alm 4. fließt das Bier, die Kasse ist voll – 35 000 sorgen für eine Einnahme von knapp 400 000 DM – und die Punkte bleiben auch da. Günther Köstner dirigiert, Helmut Schröder reißt die Lücken, 5. Werner Moors trifft per Frei- stoß zum 3:2 und sagt: „Wir steigen sicher nicht ab …“

VfL Bochum 4 Bor. Dortmund 1 6. 2. September 1978: Bochum träumt im neuen Ruhrstadi- on von „sieben fetten Jahren, die sieben mageren liegen 7. hinter uns“, wie Präsident Ot- tokar Wüst nach der Gala ge- gen den Nachbarn und dem Endlich wieder Meister: HSV-Trainer mit und bei der Feier auf Zaun zerschnitten: So drangen Fans in den Sprung auf Platz zwei sagt. dem Rathausbalkon. Fotos: Imago Innenraum des Volksparkstadions ein. Kaiserslautern 2 8. Von Harald Pistorius Meter groß – wirbelte im Mit- hen die Spieler in die Kabi- Mao und Karl Valentin“ skiz- offenbar gleich schlimm war. telfeld, ein torgefährlicher nen, die Meisterzeremonie zierte, stürzten sie einen ver- Maier wurde live ins heute- Bay. München 1 19 Jahre zuvor hatte Uwe Tempodribbler, der dazu ein wurde abgebrochen. hassten Trainer, verhinder- journal geschaltet, der „Ki- Seeler zum letzten Mal die Meister des Kombinations- Im wüsten Gedränge und ten die Verpflichtung eines cker“ ahnte Böses: „In der 18. November 1978: Auch Meisterschale nach Ham- fußballs war; an ihm wuchs bei der Schlacht um Tornetze verhassten Trainers und trie- Bundesliga rührt sich der De- das 14. Spiel übersteht der burg gebracht. Jetzt stand die ganze Mannschaft. und -gestänge wurden über ben den mächtigsten Liga- mokratie-Bazillus.“ FCK unbesiegt, die Elf von 9. „Uns Uwe“ in der HSV-Kabi- Offensivverteidiger Man- 70 Menschen zum Teil Präsidenten in den Rücktritt. Am Montag, dem 19. März, Trainer „Kalli“ Feldkamp ne auf der Bielefelder Alm fred Kaltz, Dauerrenner Cas- schwer verletzt, vier schweb- Die Rebellion gegen den kam nicht Merkel, sondern („Mister 100 000 Volt“) spielt und schüttelte dem Trainer par Memering, Spielmacher ten in Lebensgefahr. Am sel- Choleriker Gyula Lorant gip- Neudecker um kurz nach wie aufgeladen. Bayern- die Hand, der den hanseati- , Mittelstürmer ben Tag überschatteten Aus- felte in einer 1:7-Niederlage neun in die Bayern-Kabine Coach Gyula Lorant, Chef- schen Fußball-Stolz endlich , Elfmeterkil- schreitungen auch das Sai- in Düsseldorf, die den Tatbe- an der Säbener Straße und Choleriker der Liga, beleidigt wieder zum Champion ge- ler und Enter- sonfinale in Braunschweig stand der Arbeitsverweige- verkündete das Ende seiner den Spitzenreiter als „unfaire 10. macht hatte: „Danke, Bran- tainer Jimmy Hartwig – der und Darmstadt. Anschlie- rung erfüllte. Lorant meldete 17-jährigen Präsidentschaft Masselmannschaft“. ko – das ist dein Werk!“ HSV hatte ein exzellentes ßend wurde über Maßnah- sich krank, kehrte nicht zu- mit den Worten: „Mit einem Team, das gerade erst auf- men diskutiert: mehr und rück und wurde wegen „ver- solchen Kapitän und dieser Trainer Branko Zebec hat- brach in eine große Ära. höhere Zäune in den Stadien, einsschädigenden Verhal- Mannschaft kann ich nicht Bay. München 0 te schon in München, Stutt- Die Meisterfeier allerdings Alkoholverbot und größere tens“ gefeuert; sein Assistent weiter zusammenarbeiten. Arm. Bielefeld 4 gart und Braunschweig be- wurde zur Horrorparty. Trotz Polizeipräsenz. Von Hooli- Pal Csernai übernahm. Ich wünsche Ihnen und Ih- 11. wiesen, dass er mit Disziplin der allgemein zunehmenden gans sprach noch keiner. Nach der 0:4-Blamage ge- ren Familien alles Gute, auf 10. März 1979: „Das waren und Wissen eine Mannschaft Fangewalt kam der Ausbruch Aber sie waren schon da. gen Bielefeld nahm Bayern- Wiedersehen.“ Fußballgrüße aus Biele- formen konnte. Bevor sich am 9. Juni 1979 überra- Beim HSV wurde trium- Präsident Wilhelm Neude- Das sportliche Sagen hatte feld!“, jubelte Trainer Otto HSV-Manager Günter Netzer schend. „Eine Orgie phiert, beim FC Bayern ge- cker Kontakt zu nun , dem der Rehhagel nach der Gala ge- für den früheren jugoslawi- schlimmster Gewalt“, titelte putscht. Im Jahr zwei nach auf. Die Mannschaft oppo- handzahme Csernai assis- gen die angeschlagenen Bay- schen Weltklassestopper ent- der „Kicker“. Tausende holten nierte gegen den Peitschen- tierte; in die Geschäftsstelle ern. „So sieht kein Absteiger 12. schied, holte er sich einen stürmten nach dem Spiel ge- die Münchener zwar erneut schwinger und erreichte an- zog als Manager Uli Hoeneß aus“, urteilt der „Kicker“ – Korb von – Max Merkel… gen den FC Bayern den Platz, nichts Zählbares, doch sie geblich die Zusicherung, dass ein, dessen Einstellung noch am Ende erwischt es die Ar- Also kam Zebec, und das Zäune wurden eingedrückt schafften Erstaunliches. An- die Verpflichtung Merkels Neudecker vorbereitet hatte. minia doch. war das Glück von Kevin Kee- und mit Zangen durchtrennt. geführt von Paul Breitner bei drei Punkten aus den Es war der Beginn einer neu- gan. Ein Jahr zuvor für 2,3 Vor dem Sog der enthemm- und , die der nächsten beiden Spielen aus- en Ära, aber das konnte wirk- Millionen DM aus Liverpool ten, betrunkenen Massen flo- „Spiegel“ als „Koalition aus gesetzt werde. Als der Bay- lich niemand ahnen. Obwohl Hamburger SV 3 13. geholt, wollte der erste Bun- ern-Boss nach einem armse- die Bayern am Wochenende Kaiserslautern 0 desliga-Engländer 1978 nur ligen 0:0 in Braunschweig nach dem Putsch beim 7:1 am noch weg: „Ich fühle mich Merkels Kommen ankündig- Bökelberg eine sensationelle 4. April 1979: Im ausverkauf- beim HSV wie ein Transplan- te, warfen die Profis ihm Antwort auf die Kritiken ga- ten Volkspark macht der tat, das vom Körper nicht an- Wortbruch vor und drohten ben. „Wir können auch ohne HSV die Liga spannend, genommen wird.“ Eines Ta- mit Streik, angeblich nach ei- Präsidenten gewinnen“, rückt auf einen Punkt an den 14. ges, nach einer frustrieren- ner 16:0-Abstimmung auf grinst der Maier-Sepp. FCK heran. Der hadert mit den ersten Saison stand der dem Frankfurter Flughafen. Fernab in New York fragte Libero Günter Neues, der Sohn eines Minenarbeiters „Wenn Merkel am Montag jemand Franz Beckenbauer, nach einer Viertelstunde we- an Netzers Schreibtisch und beim Training ist, gehen wir ob er nicht Präsident des FC gen Meckerns rausfliegt. sagte den berühmten Satz: nicht raus“, drohte Maier, den Bayern werden wolle. Der „Use me or sell me.“ Neudecker wahlweise als „An- lachte und fragte zurück: „Ja, 15. Der HSV verkaufte Keegan archist“ oder „Gewerkschafts- seh ich denn so dumm aus?“ Hamburger SV 6 nicht, sondern nutzte seine boss“ beschimpfte – was für 1. FC Köln 0 Weltklasse-Fähigkeiten. Die den Selfmade-Bauunterneh- Nächste Folge: Betrunken „Mighty Mouse“ – nur 1,69 Rädelsführer bei der Spielerrevolte: Sepp Maier. mer mit CSU-Mitgliedschaft auf der Trainerbank 8. Mai 1979: Es ist eins von 46 Nachholspielen, zu denen der Rekordwinter die Liga 16. KÖPFE DES JAHRES zwingt; erst vor dem zweit- letzten Spieltag ist die Tabel- Am 30. De- Seine letzte Eiertanz ums Ein Sensati- Es ist die ge- le begradigt. Der HSV zeigt

➡ zember 1978 Saison be- TV-Urteil: Am onstransfer: mein Demüti- gegen den amtierenden legt er ein ginnt für Berti 4. Februar Der HSV leiht gung des größ- Meister seine ganze Klasse,

➡ starkes Debüt Vogts mit ei- 1979 fliegt der Uli Hoeneß ten deutschen die Kölner suspendieren die hin; für Darm- nem Schien- Gladbacher vom FC Bay- Torjägers: Der Rotsünder Herbert Neu- 17. stadt 98, denn beinbruch Christian Ku- ern aus, am Trainer-Nobo- mann und , ver- kein Topklub nach einer lik nach einem 20. September dy Pal Csernai hängen Geldstrafen. wollte den von Grätsche des Tritt gegen Fe- 1978 trainiert wechselt am 3. ➡ einer Agentur Wuppertalers lix Magath der Weltmeis- Februar 1979 aus Vaduz vermittelten Stür- Erich Miss im Pokalspiel. Vie- vom Platz, die vorausgegan- ter erstmals in Ochsenzoll. in Frankfurt Bayern-Stürmer Arm. Bielefeld 0 ➡ mer Bum-Kun Cha haben. le schreiben den zähen gene Ohrfeige des HSVers Und letztmals, denn als ein Gerd Müller aus. Der hat ge- Hamburger SV 0 700 Koreaner aus ganz Kämpfer ab, aber er kommt übersieht Schiedsrichter HSV-Arzt das operierte Knie nug („Csernai will mich fer- 18. Deutschland kommen zum Mitte April 1979 zurück: Sei- Heinz Quindeau. Das Sport- arthroskopisch untersuchen tigmachen“), bestreitet ge- 2. Juni 1979: Jubel und Trau- Böllenfalltor, um den popu- ne Borussia steckt im Ab- gericht sperrt Magath wegen will, weigert sich Hoeneß, gen sein er beieinander: Weil Verfol-

➡ lärsten Fußballer Asiens zu stiegskampf, doch mit Vogts der TV-Bilder für sechs Spie- der Wechsel platzt. Im Sport- 427. und letztes Spiel, ehe er ger Stuttgart (1:4 gegen Köln) sehen. Als er kurz danach in gibt es sieben Spiele ohne le, das Bundesgericht hebt studio packt er ein Arthros- im April zu Elizabeth Robbie eine Woche nach Kaiserslau- die Heimat fliegt, wird er Niederlage – gerettet! Zwi- das Urteil auf, schließt aber kopie-Besteck aus: „Damit flieht. Der exzentrischen al- tern (1:3 gegen Gladbach) aus ➡ zum Militärdienst eingezo- schendurch führt er das Team Fernsehaufnahmen als Be- wollte man in mein Knie!“ In ten Dame gehört das Fuß- dem Rennen ist, ist der HSV gen. Erst im Sommer darf er als Kapitän zum Gewinn des weismittel ausdrücklich der Rückrunde wechselt er ballteam Fort Lauderdale am vorletzten Spieltag Meis- ➡ ➡ nach Deutschland und lan- UEFA-Cups, danach geht’ s nicht aus – allerdings nur bei nach Nürnberg und beendet Strikers in Florida – ein Tor- ter – während auf der Alm det bei . als Trainer zum DFB. schweren Fällen. seine Karriere als Absteiger. jäger im Vorruhestand. der Abstieg besiegelt ist.

DIE ELF DER SAISON 1978/1979 Sammelbilder (Bergmann-Verlag) aus dem Archiv Raimund Simmet (www.stickerfreak.de)

Tor Abwehr Abwehr Abwehr Abwehr Mittelfeld Mittelfeld Mittelfeld Mittelfeld Angriff Angriff