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FRM100-TR PAUL GILBERT FIREMAN Paul Gilbert’s Fireman schmückte 2009 den Frankfurter Messestand und zog damals nicht nur meine Blicke auf sich, obwohl der USA Custom Shop die bis auf einen Bubinga-Halsstreifen komplett aus Korina gefertigte Gitarre einfach nur naturfarben lackiert und poliert hatte. Bei der in limitierter Stückzahl von 45 Exemplaren aufgelegten PGM-FRM1 begrenzte sich die Zahl liquider Interessenten schon aufgrund des Preises von € 7850. Mit der FRM100 legt Ibanez nun ein Serienmodell für den schlanken Geldbeutel nach, dessen Mahagoni standesgemäß in transparentem Rot lackiert wurde. TEXT MICHAEL DOMMERS | FOTOS DIETER STORK

Bereits 2007 hatte sich Paul Gilbert mit Hilfe Pickups als auch die Elektrik. Innen hat man selbstschmierender Black-Tusq-Sattel führt eines Grafikprogramms ans Design seines die Fräsungen mehr schlecht als recht mit die Saiten über die Truss-Rod-Abdeckung Signature-Modells gemacht. Er spiegelte Abschirmlack überzogen, stellenweise hinweg zu den präzise arbeitenden Mini- einfach einen Iceman-Body und schnitt scheint der rote Lack durch. Am Ende bleibt Tunern. In Höhe des Sattels stabilisiert ein ein Stück für das untere Cutaway aus. dies jedoch ohne Folgen. Allerdings greifen Kragen den Übergang zur überdimensiona- Mitunter ist die simpelste Lösung wirklich einige der zwölf Pickguard-Schrauben nicht len Kopfplatte. Korpusseitig ist die Fireman die beste. richtig ins Holz. Ein ovales Zargenblech hält mit einer Ibanez Tight-Tune-Bridge und die Klinkenbuchse, große Knöpfe sichern gleichnamigem Tailpiece ausgestattet, den Gurt. Während bei den Tonabnehmern beide knapp in die Decke eingelassen. Die konstruktion nicht gespart wurde, finden Budget-Potis sechs Bridges bieten Justierbereiche von Wie beim Korina-Modell, besitzt der Body und -Schalter Verwendung. 7,6 mm, sowohl die Höhen- als auch eine Stärke von 42 mm, wurde allerdings Mit leichter Neigung ist der aus zwei Maha- Oktaveinstellungen lassen sich arretieren. aus drei Mahagoni-Stücken zusammenge- goni- und einem Ahornstreifen gesperrte Beim Tailpiece werden die Saiten einfach fügt, eines davon stellenweise geflammt. Hals in den Korpus eingeleimt, der Über- von oben eingehängt. Kleine Stahlfedern Bis auf die traditionelle Bauchstütze, eine gang handlich verrundet. Das Palisander- verhindern, dass die Ringe beim Saiten- kleine Armauflage und eine Facette im un- griffbrett, auf dem Kunststoffpunkte und wechsel herausrutschen. teren Cutaway, weist der Korpus keine wei- Side Dots die Orientierung erleichtern, trägt Drei DiMarzio Singlecoil Pickups überneh- teren Shapings auf. Die große Schlagplatte 22 tadellos bearbeitete, recht hohe Me- men die Wandlung der Saitenschwingun- im roten Tortoise-Design trägt sowohl die dium-Bünde. Ein sorgfältig abgerichteter, gen. Verwaltet werden sie per Fünfweg-

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Übersicht Halsprofil der original Korina PGM-FRM1 dem Sustain und exzellenter Dynamik wollte Ibanez den Interessenten allerdings unterstützt wird. Fabrikat: Ibanez nicht zumuten, und so hat man die Dicke War die Korina Fireman noch mit drei Di- Modell: FRM100-TR Paul Gilbert am 1. Bund um gut 1,5 mm und am 12. Marzio Area 67 Singlecoils ausgestattet, hat Fireman Bund um rund 2,5 mm abgespeckt. Das Er- Paul Gilbert für die Hals- und Stegpositio- Typ: Solidbody E-Gitarre gebnis füllt die Hand immer noch gut aus, nen der FRM100 Injectors auserkoren, Herkunftsland: China Mechaniken: Typ Mini, gekapselt, 15:1 bleibt aber höchst komfortabel. In Kombi- deren Stegversion zu den heißesten Hals: Mahagoni/Ahorn, 3-fach nation mit den perfekt bearbeiteten Bund- Brumm-unterdrückenden DiMarzio-Einspu- gesperrt, eingeleimt kanten, dem verrundeten Halsübergang lern zählt. Wer nun angesichts der Pickup- Sattel: Black Tusq XL und dem großzügig geschnittenen Cuta- Ausstattung traditionelle Strat-Sounds er- Griffbrett: Palisander, nicht way lässt es sich bis in die höchsten Lagen wartet, ist auf dem falschen Dampfer, eingefasst, Kunststoff-Dot-Inlays, stressfrei und flüssig spielen. Dass ein üppi- wenngleich sich eine gewisse Verwandt- Side Dots Radius: 12" ges Halsprofil in Verbindung mit der großen schaft nicht leugnen lässt. Schließlich neh- Halsform: U Kopfplatte für das Klang- und Resonanzver- men auch Holz, Konstruktion, Steg und Sai- Halsbreite: Sattel 43,32 mm; XII. halten einer Gitarre förderlich ist, dürfte tenhalter nicht unerheblichen Einfluss auf 55,91 mm sich inzwischen herumgesprochen haben. den elektrischen Klang. Der tönt insgesamt Halsdicke: I. 21,70 mm; V. 23,02 mm; So dringt dann auch ein kraftvolles, straffes, holziger und mittiger aber dennoch kontu- XII. 24,86 mm ausgewogenes und dank reichen Oberton- riert und lebendig und liefert ein straffes Bünde: 22, Medium (2,30 ¥ 1,32 mm) gehalts wunderbar lebendiges Klangbild Fundament. Der Halseinspuler zeigt nicht Mensur: 648 mm Korpus: Mahagoni, dreiteilig ans Gehör, das von stabilem, lang anhalten- ganz den Tiefgang des Strat-Pendants, Oberflächen: Transparent Red, hochglanzpoliert Schlagbrett: Tortoise rot, dreischichtig (Tortoise/Weiß/Schwarz) Tonabnehmer: 3¥ DiMarzio Hum- Canceling Singlecoil (alle Alnico 2): Injector S (Hals 8,26 kOhm), Area67 (Mitte 5,71 kOhm), Injector S (Steg 10,88 kOhm) Bedienfeld: 1¥ Master-Volume, 1¥ Master-Tone, 1¥ Fünfweg-Pickup- of Disturbed. When Schalter Steg: Ibanez Tight-Tune-Bridge und - Dan Donegan unleashes his powrful Tailpiece guitar „Chaos“ on the world, he does it Hardware: verchromt TonePros equipped. And that’s why his Saitenlage: E-1st 1,60 mm; E-6th guitar has patented TonePros Locking 1,85 mm Bridge System as standard equipment. Gewicht: 3,53 kg „Platinum“ artists like Dan depend on Lefthand-Option: nein TonePros performance and quality, on stage Vertrieb: Musik Meinl, D-91468 Gutenstetten and in the studio-anything less just won’t www.meinldistribution.com do. When your guitar is your future, don’t let www.ibanez.de average „loose-o-matic“ parts hold you back. Zubehör: Gigbag, Nylongurt, Kabel, 3 Find out why the world’s best guitars, played Justierschlüssel, Manual by the world’s top artists are „TonePros Preis: ca. € 985 Equipped“, ask your music professional today or visit: www.tonepros.com

schalter, Master-Volume und Master-Tone in konventioneller Strat-Verschaltung. Um Höhenverluste beim Herunterregeln zu mi- nimieren, hat Ibanez dem Volume-Poti, wel- ches übrigens auf Paul Gilbert’s Wunsch hinter dem Tone-Poti platziert wurde, einen Kondensator spendiert.

praxis Das ausladende Korpus-Design lässt natür- lich Balanceprobleme am Gurt und auf dem Bein befürchten. Hier kann ich getrost Ent- warnung geben, denn die FRM100 zeigt in jeder Situation Ausgewogenheit. Allerdings ist es ein wenig tricky, aufgrund der engen Zargenrundung das Gurtende über den un- teren Knopf zu ziehen. Das üppige XXL- &AMILY/WNEDs3OLAR0OWEREDs3USTAINABLY-ANUFACTUREDINA'REEN%NVIRONMENT $ISTRIBUTION 7ARWICK'MB(#O-USIC%QUIPMENT+'s'EWERBEPARKs-ARKNEUKIRCHEN'ERMANY 0HONE   s&AX   s% -AILINFO WARWICKDE gitarre & bass 05.12 "RANCHES 3(!.'(!)02#HINAs$Ä"%.$/2&3WITZERLANDs02!(!#ZECH3LOVAKIA2EPUBLICs7!23!70OLANDs(!),3(!-'REAT"RITAINs.%79/2+53!

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den Amp erhalten und verleiht dem Ton eine gewisse Samtigkeit, wenn crunchende Me- lodielinien oder Akkorde anschmelzen. Die beachtlichen Dynamikqualitäten der FRM100 kommen ausdrucksstarkem, facet- tenreichem Spiel entgegen. Sensibel und schnell reagiert sie auf variablen Plektrum- oder Fingeranschlag und lässt sich vorzüg- lich mit den gleichförmig wenn auch etwas zäh rotierenden Potis kontrollieren, deren umgekehrte Anordnung allerdings gewöh- nungsbedürftig ist.

resümee Mit der FRM100 bringt Ibanez eine wesent- Teilweise geflammtes lich erschwinglichere Variante des 2009 er- Mahagoni schienenen, limitierten Korina-Modells an den Start. In welchem Maße oder ob über- haupt die stabile Mahagoni-Konstruktion dringt aber dennoch kraftvoll und vollmun- qualitativ und/oder klanglich hinter der Vor- dig ans Ohr und zeigt angenehme Präsenz in gängerin herhinkt, kann nur ein direkter Ver- den Höhen sowie ein breites Obertonspek- gleich zeigen. Im Test jedenfalls präsentiert trum. Überspringen wir erst mal den Mittel- druckvoll und saftig stürmer und wechseln direkt zum Steg- schmatzend kommt der Pickup, der mit knackigen festen Bässen, Hals-Pickup aus den Startlö- runden Mitten und klarem aber keineswegs chern. Der im Clean-Betrieb aufdringlichem Höhenbiss Vitalität, Durch- leicht schwächelnde Tief- setzungsvermögen und Substanz zeigt. Pe- gang lässt jetzt die Bässe gelmäßig perfekt auf die Kollegen abge- straff, konkret aber gehalt- stimmt, bringt der Area 67 mit etwas glocki- voll punchen und vermeidet gem Charakter eine gewisse Leichtigkeit fürs damit undifferenziertes cleane Arpeggio- und Rhythmusspiel ins Ge- Wummern bei tieffrequen- schehen, kann aber bei beherzterem An- ten Riffs, Powerchords und schlag auch mit rundem, kraftvollem Klang Akkorden. Klasse! Auch der punkten. Die Pickup-Kombinationen in den Steg-Injector beeindruckt Schalterstellungen 2 und 4 fügen sich per- mit sattem Punch und fekt in den Gesamtcharakter der FRM100, kommt jetzt deutlich bissi- tönen ausgewogen, voll, knackig und ober- ger und bei entsprechender tonreich, wenn auch nicht ganz so nasal wie Attack auch aggressiver. man das gemeinhin von einer Strat kennt. Selbst bei High-Gain-Set- Dass diese DiMarzios gegen Einstreuungen tings klingen Akkorde le- und damit Brummen gefeit sind, wird natür- bendig, akzentuiert, trans- lich primär im Zerrbetrieb deutlich, auch parent aber dennoch ho- wenn bei High Gain immer noch minimales mogen. Solo-Lines lassen Zirpen festzustellen ist. Der Area 67 gibt sich sich mit dem Anschlag for- Alles arretierbar: Ibanez Tight-Tune-Bridge und -Tailpiece dabei noch ein wenig zurückhaltender, men, werden vom standfes- wovon auch die Zwischenpositionen profi- ten Sustain förmlich getragen und kippen sich die neue Fireman in Topform, überzeugt tieren. So richtig deutlich werden die Vor- leicht aber kontrollierbar in ihre Obertöne. mit exzellentem Schwingverhalten, erst- züge des Area-67- und der Injector-Pickups Wie schon im zerrfreien Umfeld, so stellt der klassigen, nahezu brummfreien Sounds und erst, wenn der Verstärker gekitzelt wird. Fett, Mittel-Pickup auch hier seine klanglichen Fä- insgesamt tadelloser Verarbeitung und lässt higkeiten unter Beweis sich trotz fetten Halses komfortabel spielen. und punktet mit perliger Well done, Ibanez! n Transparenz, schmatzen-

dem Attack, hohem Durch- Plus setzungsvermögen und Plus ausdrucksstarkem, charak- tervollem Ton. Auch die • Sounds Pickup-Kombinationen • Resonanzverhalten & der Fireman sollte man Sustain • Pickups & Hardware keinesfalls unterschätzen, • solide Konstruktion denn das subtil Nasale • Spielbarkeit bleibt auch am schwitzen- • Verarbeitung • Preis/Leistung Solide Konstruktion

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