Information. Wissenschaft & Praxis 2018; 69(1): 69–72

Personalie Dr. Ingetraut Dahlberg †

https://doi.org/10.1515/iwp-2018-0003 Ingetraut wechselte zeitweise zum Studium der Biologie. Reinhard sollte später für sein Konzept zur Technik der Solar-Wasserstoff-Umwandlung berühmt werden. Die Eheleute gingen aber wieder auseinander, nicht zuletzt weil die Eltern gegen diese Heirat waren, und Ingetraut zog nach zurück. 1959 fand Ingetraut eine Stelle am Gmelin-Institut (Di- rektor: Erich Pietsch) für Anorganische Chemie in Frank- furt, wo sie Bibliographien für die Atomkernenergie-Doku- mentation (AED) zusammenstellte und damit ihre Karriere in der wissenschaftlichen Literaturdokumentation und In- Dr. Ingetraut Dahlberg, 23. Mai 2014 in Krakau auf der 13. interna- formationswissenschaft begann. 1961 wechselte sie zum tionalen ISKO Konferenz (Foto: Renate Ohly) Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft (RKW). In den Jahren 1962/63 nahm sie an einer Ausbil- Im Alter von 90 Jahren, acht Monate nach ihrem Geburts- dung zur wissenschaftlichen Dokumentarin teil. Danach tag, verstarb Ingetraut Dahlberg am 24. Oktober 2017 in arbeitete sie bei der Deutschen Gesellschaft für Dokumen- Bad König. Für die ISKO war sie die zentrale Gründerin und tation (DGD) an der Erfassung der bibliothekarischen Be- wegweisende Persönlichkeit. Anlässlich ihres 80. Geburts- stände sowie der Dokumentation der Literatur zum Thema tages stellte ich fest: alleine in Google wurde sie auf über Dokumentation, wozu ein Thesaurus entwickelt wurde. 900 Internetseiten nachgewiesen, zehn Jahre später, Ende 1964/65 ging sie für ein Jahr zum Groth Institute for Cry- Oktober 2017, sind es bei Google sogar 13.300 Treffer, in stallographic Data Documentation an der Florida Atlantic der Wikipedia wird auf 300 Veröffentlichungen verwiesen University in Boca Raton, später an deren Universitäts- und schon 2014 listet eine Personen-Dokumentation der bibliothek. Zusammen mit Jean Perreault arbeitete sie dort ASIS 337 Veröffentlichungen auf – zweifellos ein großes an Problemen der Begriffsrelationen und ihrer Darstellung. Lebenswerk. Nach ihrer Rückkehr aus den USA wurde sie Leiterin Sie wurde als Ingetraut Gessler am 20. Februar 1927 in der DGD-Bibliothek und Dokumentationsstelle. Mit Unter- Köln (Rheinland), dem Heimatort der Mutter Luzie, gebo- stützung von Helmut Arntz (Vorsitzender der DGD 1962 bis ren. Es war die Zeit als es nach dem ersten Weltkrieg in 1972 und Vorsitzender des UDC-Revisionskomitees FID/C3 Deutschland wirtschaftlich wieder bergauf ging. Zwei Jah- ab 1969) und Martin Scheele (Vorsitzender) gründete sie re später sollte allerdings der internationale Bankencrash (als Sekretärin) das Komitee Thesaurusforschung und Klas- kommen. Der Vater Theodor, der aus Wesel (nördliches sifikation, woraus ein Sammelband und später Dagobert Rheinland) stammte und in Köln Wirtschaftswissenschaf- Soergels Buch Indexing languages and thesauri: Constructi- ten studiert hatte, arbeitete erst in Düsseldorf, dann in on and maintenance entstanden. In dieser Zeit entwickelte Frankfurt am Main, wo auch Ingetraut mit ihrem Bruder sie ein Deskriptorensystem für die Informationswissen- und ihrer Schwester aufwuchs. Als sie im Alter von zehn schaften. Zusammen mit S. D. Boon, Eindhoven, erhielt sie Jahren eine Kamera geschenkt bekam, begann sie alles zu 1965 den Preis der International Association of Documenta- dokumentieren, was ihr wichtig erschien. Nach dem Be- lists and Information Officers (A.I.D.). such der Diesterwegschule in Frankfurt studierte Ingetraut Weiter wurde sie 1967 bis 1969 bei der Fédération Philosophie, Katholische Theologie und Anglistik in Internationale de Documentation (FID) Vorsitzende des Re- Frankfurt und Würzburg. Nach einem Studienjahr in den visionskomitees für die Universelle Dezimalklassifikation USA (Mary Manse College in Toledo, Ohio) lernte sie 1949 UDC-03/04 (Common auxiliaries of materials und Common ihren späteren Mann Reinhard Dahlberg kennen, der aus auxiliaries of relations, processes and operations). Daraus Oppeln (Schlesien) stammte und ebenfalls in Frankfurt entstanden 1968 die Klassifikation der Dokumentenarten studierte (Physik). Sie heirateten 1955 und zogen nach und ihrer speziellen Aspektbegriffe mit weit über 1000 Karlsruhe, die Geburt des Sohnes Wolfgang folgte und Begriffen und ein Vorschlag zur Revision der UDC, welche 70 Dr. Ingetraut Dahlberg † von der DGD anscheinend nur in wenigen Kopien gedruckt nen als Systeme, die aus der Natur der Dinge selbst heraus- und vom FID Central Classification Committee nicht ver- gelöst werden könnten. Sie misstraute Systemen, die mit abschiedet wurde. verschwommenen Begriffen und Ad-hoc-Beziehungen ar- 1967 bis 1974 leitete sie im DIN-Normenausschuss Ter- beiteten. In Verbindung mit einem Lehrauftrag an der Uni- minologie die Revision von DIN 2330 Begriffe und Benen- versität Mainz arbeitete sie 1976 bis 1979 am DFG-Projekt nungen; Allgemeine Grundsätze und DIN 2331 Begriffssyste- Logstruktur, das inhaltliche, von der Bezeichnung un- me und ihre Darstellung. Später arbeitete sie auch bei DIN abhängige Beziehungen zwischen Wissensgebieten auf- 32705 Klassifikationssysteme; Erstellung und Weiterentwick- decken sollte. Es führte zu einer Reduktion der Anzahl der lung von Klassifikationssystemen und bei der International untersuchten Gebiete. 1977 stellte sie das facettierte uni- Organization for Standardization an der ISO/TC 37 Termino- versale Klassifikationssystem der Wissensgebiete mit ca. logy and other language and content resources und ISO/TC 6.500 Begriffen unter dem Namen Information Coding Clas- 46 Information and documentation mit. 1970 arbeitete In- sification (ICC) fertig. In Seminarveranstaltungen am Docu- getraut Dahlberg in der Working Group on Indexing and mentation and Training Centre (DRTC) in Banga- Classification im Rahmen des UNISIST-Programms (Unesco lore wurde es dann näher vorgestellt. Diese Klassifikation Intergovernmental Programme for Co-operation in the Field (bis auf die dritte Ebene) wurde später auch auf die Inter- of Scientific and Technical Information; gegründet von der national Classification and Indexing Bibliography (ICIB) UNESCO, damals als World Science Information System be- und die Bibliographie in der Zeitschrift KO angewendet kannt und unter dem Vorsitz von Douglas John Foskett). (seit 2009 ist eine überarbeitete Form online verfügbar 1971 schied sie bei der DGD aus und begann ein Promotions- unter http://www.isko.org/lit.html). studium in Philosophie bei Alwin Diemer in Düsseldorf mit Auf Anregung der britischen Classification Society den Nebenfächern Allgemeine Linguistik und Geschichte wurde 1977 von ihr zusammen mit Robert Fugmann, Mar- der Naturwissenschaften. Im selben Jahr wurde sie in das tin Scheele, Hanns-Hermann Bock u. a. die Gesellschaft für Beratungsgremium Datenbanksystem für die Bundesrepu- Klassifikation (zunächst als GFK, ab 1979 als GfKl abge- blik Deutschland des Innenministeriums der Bundesregie- kürzt) gegründet. Sie führte ihre erste Tagung 1977 in rung berufen (https://de.wikipedia.org/wiki/Ingetraut_Da Münster durch. Im Auftrag der Deutschen Bibliothek führ- hlberg – cite_note-20). 1972 bis 1973 erhielt sie von der DGD te sie 1978 bis 1979 die Pilotstudie DB-Thesaurus durch, um einen Projektauftrag zur Sammlung der Benennungen von deren Schlagwörter auf Thesaurusfähigkeit zu unter- Wissensgebieten. 1972 bis 1974 arbeitete sie im Gremium suchen. Ab 1979 arbeitete sie im Committee on Conceptual Subject-Field Reference Code der Gruppe FID/CR (Classifi- and Terminological Analysis der International Political Sci- cation Research) bei der Erstellung des im UNISIST-Pro- ence Association und der International Sociological Asso- gramm vorgeschlagenen Broad System of Ordering (BSO) ciation mit (COCTA, gegründet u. a. von Fred W. Riggs, mit. Univ. Hawaii und Giovanni Sartori, Univ. Florenz) und

1973 (also im Alter von 46 Jahren) wurde sie mit dem organisierte u. a. die COCTA-Konferenz in Bielefeld 1981. Thema Das Universale Klassifikationssystem des Wissens, 1979 gründete Ingetraut Dahlberg zusammen mit ih- seine ontologischen, wissenschaftstheoretischen und infor- rem Sohn Wolfgang das Unternehmen INDEKS zur Erstel- mationstheoretischen Grundlagen promoviert, das 1974 im lung von Registern und Klassifikationssystemen. Später Verlag Dokumentation Saur als Grundlagen universaler wurde daraus der INDEKS Verlag. 1981 bis 1987 hatte In- Wissensordnung veröffentlicht wurde. Hierin wurden die getraut Dahlberg den Vorsitz des FID–Committee on Classi- Klassifikationskonzepte und Probleme von Universal- fication Research (FID/CR) inne. 1983 stellte sie für die FID Klassifikationssystemen untersucht und Vorschläge für die Expertendokumentation Who Is Who in Classification ein neues Universal-Klassifikationssystem gemacht. In- and Indexing zusammen. Lehraufträge hatte sie 1984/85 an getraut Dahlberg behandelte in weiteren Veröffentlichun- der Universität Saarbrücken, 1985 bis 1987 an der FH Han- gen bestimmte Anwendungsgebiete von Klassifikationen nover und 1988/89 an der FH . und Thesauri und die Idee der Facetten-artigen Untertei- Als die Numerische Taxonomie und Datenanalyse in lung der UDC mit speziellen Hilfszahlen. 1974 brachte In- der GfKl überhandnahm, gab 1989 Ingetraut Dahlberg die getraut Dahlberg mit den Ko-Herausgebern Alwin Diemer, Geschäftsstelle dieser Gesellschaft auf und gründete, u. a. Jean .M. Perreault, Arashanipalai Neelameghan und Eu- zusammen mit Robert Fugmann, Padmini Raj und Rudolf gen Wuester die Zeitchrift International Classification IC Ungvary, die International Society for Knowledge Organiza- heraus (1993 in Knowledge Organization KO umbenannt). tion (ISKO) mit stärker begrifflicher Ausrichtung, deren In der ersten Ausgabe der IC erschien Ingetraut Dahlbergs Publikationsorgan die Zeitschrift International Classificati- Artikel Zur Theorie des Begriffs. Sie verstand Klassifikatio- on IC, bzw. später Knowledge Organization KO wurde. Die Dr. Ingetraut Dahlberg † 71

erste Tagung fand 1990 in Darmstadt statt. Um die univer- das Emblem der GfKl ein Geschenk von ihm zum 50. Ge- selle Teilnahme zu fördern, erließ sie in den Anfangsjah- burtstag von Ingetraut Dahlberg. Später ging er seinen ren Mitgliedern aus weniger entwickelten Ländern die eigenen Weg und machte sich publizistisch einen Namen

Mitgliedsbeiträge. 1996 erhielt Ingetraut Dahlberg den In- u. a. mit mehr als 40 Buchveröffentlichungen. ternational Ranganathan Award für ihre grundlegenden In 2013 hielt Ingetraut Dahlberg auf der Deutschen Arbeiten in der Klassifikationsforschung. ISKO-Tagung einen eingeladenen Vortrag zu Was ist Wis- Nach Ableben der Eltern sowie des einstigen Eheman- sensorganisation?, der dann auch auf Englisch als Brief nes und nach einer Krebsdiagnose für sie (die Schwester communication: What is knowledge organization? in KO- starb hieran 1998), gab Ingetraut Dahlberg 1997 im Alter 2014-1 erschien. Dieser Vortrag, der zum Thema ihres Inter- von 70 Jahren ihre offiziellen Ämter auf und zog 1998 von views in KO 2008-2/3 zurückkehrte, regte sie dazu an, ihr Frankfurt am Main nach Bad König im . Gesund- reiches Wissen umfassend 2014 durch ein Buch „Wissens- heitlich gab es immer wieder Rückschläge und neue Beein- organisation: Entwicklung, Aufgabe, Anwendung, Zukunft“ trächtigungen, die sie aber durch natürliche Heilverfahren zu resümieren. Diese Monographie entstand innerhalb von (Hildegard von Bingen) und Spiritualität ausgleichen wenigen Wochen und wurde von der Deutschen ISKO im konnte. Nicht zuletzt gab ihr tiefes Interesse an der anhal- Ergon-Verlag herausgegeben. tenden Debatte über dokumentarische Ansätze neue Kraft. Im Verständnis von Ingetraut Dahlberg ist „Wissens- Ihr INDEKS-Verlag ging an den Ergon-Verlag über. organisation“ eine eigenständige Wissenschaft, zumindest Neue Chefredakteure der Zeitschrift Knowledge Organizati- aber ein Teil der Wissenschaftswissenschaft, eine Behand- on wurden aus dem Kreis der ISKO bestellt (nachfolgend lung als Hilfswissenschaft oder als Teil einer technischen ab 1998-3: Charles Gilreath, The Texas A&M University Sys- oder ökonomischen Betrachtungsweise von Information tem). Neue Präsidentin der ISKO wurde Hanne Albrecht- lehnte sie immer ab. Entsprechend galt ihr letzter Einsatz sen, Royal School of Librarianship, Kopenhagen (https://d der Verwirklichung der Institutionalisierung der Wissens- e.wikipedia.org/wiki/Ingetraut_Dahlberg – cite_note-37). organisation. Mit der Übergabe ihrer Bibliothek an Ernesto Ihre umfangreiche Bibliothek zu Klassifikation, Termino- de Luca, Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für inter- logie und den Informationswissenschaften ging an das nationale Schulbuchforschung, Braunschweig, könnte (Eric) McLuhan Institute (MMI), European Cen- sich dies nun verwirklichen. Die Zuständigkeit für die Pfle- tre for Digital Culture, Knowledge Organisation and Lear- ge und Weiterentwicklung der ICC wurde von ihr in die ning Technology (Direktor: Kim Veltman), diese musste Hände der Deutschen Sektion der Internationalen Gesell- aber 2004 von ihr wieder zurückgenommen werden. 2006 schaft für Wissensorganisation (ISKO) gelegt. erhielt sie den Eugen-Wüster-Sonderpreis des Internatio- Ihre jüngsten Veröffentlichungen sollten eine Brücke nalen Informationszentrums für Terminologie (Infoterm, zwischen ihrem Ansatz und der semantischen Vernetzung Wien). Auf der Deutschen ISKO-Tagung 2009 trug Inge- im Internet schlagen. So arbeitete sie an einer Bespre- traut Dahlberg die „Desiderate für die Wissensorganisa- chung des Handbook on Metadata, Semantics and Ontolo- tion“ vor, welche dann auch in der KO-Zeitschrift 2011-1 gies 2014 von Miguel-Angel Sicilia (ein Buch mit 570 Sei- veröffentlicht wurden („How to improve ISKO’s standing: ten!). Mit Ernesto de Luca veröffentlichte sie 2014, aber ten desiderata for knowledge organization“). In Koopera- auch noch 2017 (zusammen mit Lena-Luise Stahn) zu Lexi- tion mit Walter Koch, TU Graz, wurde 2010 ein überarbeite- cal Linked Data. ter Teil der ICC digitalisiert. Hermann Bense, textOmatic Am Ernst-Schröder-Zentrum für Begriffliche Wissens- AG entwickelte mit ihr zusammen 2013 eine graphische verarbeitung, Darmstadt, trug sie 2015 sowie nochmals Darstellung der Wissensgebiete mit ihren Untergliederun- beim Workshop Buchprojekt „Corporate Semantic Web“ in gen bis zur zweiten Stufe um Möglichkeiten der Strukturie- Dagstuhl 2016 Warum Universalklassifikation? vor und in rung des Semantic Web auszuloten. Die folgenden Jahre Information – Wissenschaft und Praxis 2016-4 publizierte waren mehr der Erläuterung der ICC im Kontext von Kon- sie schließlich ihre frühere Arbeit bei der DGD zu UDC- kordanzen und Internetanwendungen sowie Rückblicken Ergänzungszahlen. und allgemeineren Betrachtungen gewidmet. Ich möchte nun Otto Sechser, ein früher Begleiter und 2012 starb ihr Sohn Wolfgang unter nicht ganz geklär- Mitglied der ISKO von Anfang an, von dem ich am 30. Ok- ten Umständen in seiner Wahlheimat auf Santorin. Er tober 2017 eine E-Mail erhielt, zitieren: „Dr. Inge Dahlberg hatte das Studium der Physik, Geschichte der Naturwis- was and is going to remain one of great personalities of senschaften, Philosophie und Linguistik mit einer Disser- Classification, Documentation, and Knowledge Organiza- tation abgeschlossen und zunächst die Geschäftsstelle der tion. Her interests, achievements, and worldwide contacts GfKl und den INDEKS Verlag tatkräftig unterstützt. So war will be the theme of dissertations. 72 Dr. Ingetraut Dahlberg †

Here I want to write about Dr. Dahlberg as a good- auf dem Gebiet der Wissensorganisation und Konzeptbil- hearted, modest, hard-working, high-principled woman, dung wirkte. Es sollte mich nicht wundern, wenn auch always ready to help, with enormous social intelligence. I Andere in- und außerhalb der ISKO sie im Rückblick so met her first in 1969 as a Czechoslovak specialist visiting sehen würden. Ich bewunderte, wie sie nicht zögerte, mit West European documentation centers. Since that time our der Zeit zu gehen und sich den neuen technischen Heraus- correspondence contact was never interrupted. When I forderungen zu stellen: seien es E-Mail, Smartphone oder emigrated with my family to Switzerland in 1975 her advice soziale Netze gewesen. Ihre Lebensansprüche waren be- helped me to establish contacts to my western colleagues. scheiden, vorausgesetzt, dass ihre inhaltlichen Ziele er- As member of Gesellschaft für Klassifikation and later of reicht wurden. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten ver- ISKO I had the opportunity to participate in many confe- suchte sie fast immer, andere zu verstehen, wie in der rences organized by her, always with success. I know that I christlichen Nächstenliebe, und diese in ihrem Weg len- am by far not the only one from the „East Block“ who has kend zu unterstützen. Ihre Worte zu mir im letzten Ge- reason to be thankful to her. She will be missed in ISKO.“ spräch waren: „Wir sehen uns wieder im Himmel“, sie Auch ich durfte sie bereits um 1970 durch Mitarbeit in wusste dass sie nicht mehr lange leben würde, aber dass den DIN-Normenausschüssen kennenlernen, da ich an der einige ihrer Ziele von anderen weitergetragen werden wür- Klassifikation der Sozialwissenschaftlichen Methoden in den. der UDC (FID/C 303) arbeitete. Ihre Dissertation 1973 zur H. Peter Ohly, Int. ISKO-President 2010–2014 Wissensordnung war für mich als Soziologen eine konzen- trierte Einführung in die Welt der bibliothekarischen Klas- sifikation. Leider konnte ich damals ihrem Wunsch zur Verweise (Auswahl) Mitarbeit bei der Bibliographie aus Zeitgründen nicht nach- kommen. Das habe ich dann hoffentlich bei ihrer letzten ASIS&T (2012): Ingetraut Dahlberg – 53 years driving innovation in Buchveröffentlichung 2014 wieder gutgemacht, indem ich the science of documentation and knowledge. Dr. Ingetraut – diese Korrektur las. Noch lebendig in Erinnerung für mich Dahlberg Oral information. (Interview von Gerhard Romen). http://youtu.be/NtT5V9e4AsY. sind viele ereignisreiche Tagungen, zu denen sie mich ein- ASIS&T (2014): Leaders of and Technology World- geladen hatte: z. B. die erste GfKl-Tagung in Münster 1977 wide: Ingetraut Dahlberg-CV. https://web.archive.org/web/ mit den wissenschaftsübergreifenden Einführungen in die 20160305153452/, http://infoscileaders.libsci.sc.edu/asis/ Klassifikation, die COCTA-Tagung in Bielefeld, die mich wp-content/uploads/2014/04/Dahlberg- CV.pdf. veranlasste die Wechselwirkung zwischen Wissenschaften Dahlberg, Ingetraut (1998): A Brief Self Report. (Portraits in Catalo- erstmals bibliometrisch zu betrachten, die erste deutsche ging and Classification: Theorists, Educators, and Practitioners of the Late Twentieth Century). Cataloguing & classification und internationale ISKO-Tagung in Darmstadt 1989, wo ich quarterly 25, 151–155. in einer Vorkonferenz über sozialwissenschaftliche Kon- Dahlberg, Ingetraut (2008): Feature Interview with Ingetraut Dahl- zepte vertreten war. Anfang der 1980er Jahre bewegte sie berg, December 2007. Knowledge Organization 35, 82–85. mich anlässlich eines Aufenthaltes in der DDR, einen aus- Dahlberg, Wolfgang (1997): Contributions by Ingetraut Dahlberg to reisewilligen Clusteranalyse-Spezialisten zu besuchen – the Field of Knowledge Organization. Knowledge Organization 24, 35–40. für ihn sicher eine moralische Unterstützung, wogegen ich Wikipedia (1. November 2017): Ingetraut Dahlberg. (maßgeblich fortan ins Visier der Stasi gelangte. Da Ingetraut Dahlberg zusammengestellt von Matthias Rewald, Ernst-Schröder- mir immer wieder wichtige Anregungen und Impulse gab, Zentrum für Begriffliche Wissensverarbeitung in Darmstadt). kann ich durchaus sagen, dass sie für mich wie ein Mentor https://de.wikipedia.org/wiki/Ingetraut_Dahlberg