26. Jahrgang Mai 2011

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26. Jahrgang Mai 2011 Aus dem Inhalt: Frohbotinnen in Istanbul Seite 2 Internat und Schule Seite 10 Sozialarbeit im Wandel Seite 12 Gemeinde und Ökumene Seite 17 Christl.-Muslim. Forum Seite 20 Vinzentinische Familie Seite 22 Osterbasar 2011 Seite 24 St. Georgs-Gemeinde Seite 29 26. Jahrgang Mai 2011 50 Jahre Frohbotinnen in Istanbul Kapelle im Haus der Frohbotschaft in Batschuns / Vorarlberg (Detail) Mai 2011 Gedanken St. Georgs-Blatt 2 50 Jahre Frohbotinnen in Istanbul Oft erzählt der damalige geistliche Assistent des Kopf, Herz und Seele des Osterbasars, den sie von Werkes der Frohbotschaft Batschuns Msgr. Ferdi- Irmgard Staudacher übernommen hatte. nand Pfefferkorn, wie es zum Einsatz der Froh- 1995 kam ich, Elisabeth Dörler, offiziell als christ - botinnen in Istanbul gekommen ist: Superior liche Religionslehrerin nach Istanbul, mit der Ernest Raidl CM bat den damals für Auslands- gleichzeitigen Aufgabenstellung der Gemeinde- einsätze zuständigen Bischof Paulus Rusch um arbeit. Nach dem ersten Jahr übernahm ich auch Schwestern für die Mitarbeit am österreichischen die Gemeinde leitung, damit hatte sich eine Auf- St. Georgs-Kolleg in Istanbul. Rusch hatte schon gabenverschiebung der Frohbotinnen in der Ge- bei seiner Beerdigungsansprache für den Gründer meindearbeit ergeben. der Gemeinschaft Msgr. Dr. Edwin Fasching 1957 davon gesprochen, wie dieser über das Land Da ich dank der Unterstützung von Franz Kangler Vorarlberg hinaus seinen Dienst getan habe und meine Dissertation zum christlich-islamischen von "anderen Diensten, die ihnen noch folgen sol - Dialog schreiben konnte, wurde ab 2003 der Auf- len, vielleicht in der Schweiz, vielleicht in bau des Christlich-Muslimischen Forums zu mei - Konstantinopel". So war es für Bischof Rusch fol - ner Hauptaufgabe in St. Georg. Nicht vorstellbar gerichtig unsere damals noch junge Gemeinschaft im Vergleich zu den ersten Jahren der Frohbotin- (gegründet 1947) anzufragen. Pfarrer Pfefferkorn nen in Istanbul pendelte ich in dieser Zeit zwischen ging an Pfingsten 1960 auf Erkundungsreise und Batschuns und Istanbul. traf in Ernest Raidl einen alten Kriegskameraden. Nach meiner endgültigen Rückkehr nach Batschuns Mit der ersten Leiterin der Gemeinschaft, Hilde durch meine Wahl zur Leiterin der Gemeinschaft Schmidt, wurde dieser Einsatz besprochen und 2007 gab es zwei Jahre lang keine Frohbotin mehr dann vorbereitet. in Istanbul. Im Herbst 2009 kam mit Gerda Willam wieder eine Theologin für die Gemeindearbeit Toni Boch, die damals als Gemeindeschwester in nach Istanbul. Hamburg arbeitete, und Elisabeth Greber, die im gemeinschaftseigenen "Austrian Catholic Girls' So haben Frohbotinnen in Istanbul in diesen fünf - Centre" in London war, waren die beiden ersten, zig Jahren mit ihren jeweiligen Charismen den die am 11. Oktober 1961 nach Istanbul kamen. Auftrag der Gemeinschaft umgesetzt: Toni Boch war der Gemeindearbeit zugeordnet, "Wir wollen den Menschen aufmerksam zuhören, Elisabeth Greber, später auch Irmgard Staudacher ihre andere Lebenswelt und ihre Lebensumstände und Erni Janisch, sollten für die Internatsschüler kennenlernen und zu verstehen suchen. Reich Got- die mütterliche Rolle in der Erziehung einnehmen. tes wächst auch in dem Maß, als es uns möglich Für heute ist es kaum vorstellbar, wie lange die ist, auf Menschen zuzugehen und ihnen zu zeigen, Bahnreise nach Istanbul dauerte und dass es nur dass wir sie ernst nehmen und schätzen, ja dass alle zwei Jahre einen Heimaturlaub gab. 1975 wir sie lieben. Wir möchten ihre Nöte und Sehn- wurde das Internat aufgelassen und damit war der süchte erspüren und uns mit ihrem Milieu, mit den erste große Einsatz der Frohbotinnen in Istanbul Strukturen, in denen sie leben, auseinandersetzen." als Mitarbeiterinnen im Internat abgeschlossen. (Regel des Werkes der Frohbotschaft Batschuns, Dasein mit den Menschen und für die Menschen, Seite 61) Als Elisabeth Greber nach ihrer Pensionierung 1984 zunächst nach Mersin zog und dann von dort Viele Impulse aus der Arbeit in Istanbul bzw. aus nach Österreich zurückkehrte, war Gertrud Rüf der Zusammenarbeit mit den Lazaristen wirken einige Jahre allein als Frohbotin in Istanbul. Den auch in anderen Tätigkeitsbereichen unserer Ge- zweiten Schwerpunkt der Frohbotinnen in Istan- meinschaft weiter. bul, die Caritas- bzw. Gemeindearbeit führte sie weiter; viele Ausgaben des St. Georgs-Blattes hat Wir freuen uns über diese Erfahrung der fünfzig sie unter der Redaktion von Herrn Raidl betreut gemeinsamen Jahre und sind für das geschwisterli - bzw. umgesetzt. 25 Jahre lang war Gertrud Rüf che Miteinander dankbar. Dr. Elisabeth Dörler, Leiterin 3 St. Georgs-Blatt Frohbotinnen in Istanbul Mai 2011 Lazaristen und Werk der Frohbotschaft Batschuns: Ein Säkularinstitut verändert eine alte Gemeinschaft Wer St. Georg näher kennt, dem sind in den letzten zu überwinden und zu einer offenen geistlichen 50 Jahren auch die Mitglieder des Werkes der Familie zu werden, die ganz wesentlich auch vom Frohbotschaft Batschuns ein Begriff geworden. Lebensstil der Frohbotinnen mitgeprägt ist. Die Form ihrer Mitarbeit hat sich allerdings im Ich persönlich kann mir ohne das Zusammenleben Lauf dieser Zeit doch stark geändert. mit Frohbotinnen meine gegenwärtige priesterli - Als ich selbst vor 34 Jahren nach Istanbul kam, che Existenz kaum vorstellen und möchte das des - war sehr vieles in der Lazaristengemeinschaft von halb einfach so auch sagen. Istanbul traditionell-klösterlich geprägt. Ich erin - nere mich an die feierliche Honoratiorenrunde von 24 Herren, die den Georgstag mit einem von dienstbaren Schwestern liebevoll zubereiteten Festmahl begingen. Die Schwestern durften am Ende des Festes mit einem Applaus den Dank aller Teilnehmer entgegennehmen. Zu anderen Zeiten war man sogar noch offener: Am Sonntag durften die Schwestern (zwei Barmherzige Schwestern, zwei Frohbotinnen) Kaffee und Kuchen im Speisesaal der "Herren" gemeinsam mit diesen zu sich nehmen. Ich schreibe das nicht ironisch oder abwertend über eine frühere Zeit, ich tue es sehr bewusst des - Neujahr 1982 halb, um aufzuzeigen, welchen Wandel die Froh- Weil diese Frauen aus Vorarlberg auch eine so botinnen in St. Georg mitgegangen und, so meine gro ße Liebe zur Türkei entwickelt haben, sind ich, auch wesentlich mitgeprägt haben. "Batschunserinnen" trotz mancher Personaleng- pässe ihrer Gemeinschaft in Österreich auch wei - Diese ursprünglich als Helferinnen für pastorale terhin in Istanbul tätig geblieben und zu einer tra - und soziale Tätigkeiten angeforderten Frauen ha- genden Kraft des St. Georgs-Werkes - gemeinsam ben diese Tätigkeiten so verantwortlich und eigen - mit La zaristen und Barmherzigen Schwestern - ständig umgesetzt, dass sie für viele Menschen im geworden. wahrsten Sinn des Wortes auch Seelsorgerinnen wurden. Und sie haben den Lazaristen in St. Georg Anlässlich des heurigen St. Georgsfestes möchten geholfen, manche für eine vinzentinische Gemein- wir dafür öffentlich "Danke" sagen. schaft untypische Zerrform des 19. Jahrhunderts Franz Kangler CM Kapelle im Haus der Frohbotschaft Zum Titelbild: Ostern Unerwarteter Perspektivenwechsel, über ihnen eröffnet sich .... die Wirklichkeit der Auferstehung (Kurt Zisler) Frauen tragen die Botschaft der Auferstehung in die Welt hinaus. Kurt Zisler: Eine Kapelle singt das Magnificat ausgeführt 1987, erneuert 2009 Mai 2011 Frohbotinnen in Istanbul St. Georgs-Blatt 4 Frohbotinnen in Istanbul im Laufe der Zeit Toni Boch geboren: 04.02.1923 Irmgard in Bregenz, Staudacher Vorarlberg geboren: 01.09.1937 Sie war vom 11.10. Villach, Kärnten 1961 bis 30.09.1972 Vom 01.09.1969 bis im sozialen Bereich 08.12.1975 war sie der Gemeinde tätig. in der Gemeinde von Vom Einsatz als Gemeinde-Krankenschwester St. Georg für Soziales zuständig und baute den kam sie von Hamburg nach Istanbul. Osterbasar auf. Nach ihrer Rückkehr galt ihre Zuwendung als Nach ihrem Istanbuleinsatz kam sie an das ge- Sozialarbeiterin bei einer Textilfirma in Vorarlberg meinschaftseigene Frauenbildungszentrum Granja besonders den türkischen "Gastarbeitern", von Hogar (Schule und Internat) in San Ignatio, denen manche dankbar waren, dass sich jemand Bolivien und übernahm später die Verantwortung mit Türkischkenntnissen ihrer Anliegen annahm. dafür. Heute wohnt sie in Bregenz und ist noch immer Heute lebt sie gemeinsam mit zwei bolivianischen mit dem Georgswerk verbunden. Studentinnen in Santa Cruz. Es ist ein Haus der Gemeinschaft als Stützpunkt für Mitarbeiterinnen der Granja, die in der sieben Autostunden entfern - ten Hauptstadt Behördengänge u. a. zu erledigen Elisabeth Greber: haben. Irmgard besucht regelmäßig ausländische geboren: 13.08.1923 Häftlinge im Gefängnis vor Ort. in Andelsbuch, Vorarlberg Als “Mutterersatz” arbeitete sie vom 11.10.1961 bis 05.12.1968 v.a. im Erna Janisch: Internat. geboren 08.04.1944 Ihr zweiter Aufenthalt vom 27.09.1973 bis in Breitenbach, 01.03.1984 war durch den Religionsunterricht und Steiermark die Gefangenenseelsorge geprägt. Die gelernte He- bamme war zuvor in Hamburg und London tätig. Erna Janisch half für Nach ihrer Pensionierung 1984 zog sie zunächst ein Schuljahr (01.10. nach Mersin und kehrte von dort nach Österreich 1972 - 30.07.1973) zurück. Für mehrere Monate arbeitete sie danach im Internat mit. in Jerusalem bei den Schwestern des Hl. Karl Danach war sie bis zur Pensionierung im gemein - Borromäus. schaftseigenen Verlag “Die Quelle” tätig. Heute Heute lebt sie im Haus der Frohbotschaft in lebt sie in Feldkirch und kümmert sich vor allem Batschuns und pflegt gute Kontakte zu ihren türki - um die älteren Mitglieder der Gemeinschaft.
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